MeinPferd Leseprobe 07/14

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Feuer und Flamme: Ritterpferde in Aktion Das Magazin für aktive Reiter

12 Seiten

Mein

Entspannt im Hänger So geht’s 7 • Juli 2014 • www.mein-pferd.de

Tränken Diese Gefahren lauern im Wasser

Faszination Wanderreiten

Wie der Einstieg spielerisch gelingt

Kenzie Dysli auf Attila

Ihr Pferd hat Trennungsangst?  So gewöhnen Sie ihm das Kleben ab

Wir fühlen uns

frei!

Ein Traum wird möglich: Schritt für Schritt zum Reiten ohne Sattel und Trense. So werden Sie und Ihr Pferd selbstbewusst wie nie MP0714_U1_Cover-gp.indd 1

Deutschland 3,80 € Österreich 4,30 € Schweiz 6,50 sfr Belgien 4,40 € Luxemburg 4,40 € Italien 5,00 € Spanien 5,00 €

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titelthema Das Reiten mit Halsring vermittelt dem Reiter ein Gef端hl von Freiheit und absoluter Einheit mit dem Partner Pferd

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Reiten – so frei wie möglich

Der Traum von

Freiheit Einfach mal Zaumzeug und Sattel in der Sattelkammer lassen und das Pferd frei reiten – wer hat nicht schon einmal davon geträumt? Ausbilderin Saskia Klemencic zeigt die einzelnen Schritte: von der Zäumung über das Halsringreiten bis zum freien Reiten Text: Inga Dora Meyer

„Er entwickelt einen unabhängigen, ausbalancierten Sitz, gibt sanfte Hilfen und bekommt ein Gefühl für das richtige Timing. Die Beziehung zum Pferd verbessert sich.“

Sind Sie ein Pferdemensch? Beim freien Reiten ist Ihre Körpersprache das A und O. Sie verständigen sich so mit dem Pferd, wie es das mit seinen Artgenossen tut. Sie sprechen die Sprache der

UNSEre EXPERTin Saskia Klemencic ist Pferdeergonomin nach „Saddlefit 4 Life“ und bildet als mobile Trainerin sowohl Reiter als auch Pferde im In- und Ausland aus. Ihre Reitphilosophie ist u. a. von den Lehren Tom Dor­ran­ces, Ray Hunts, Tomek Twar­dows­kis und Frederic Pignons beeinflusst. Dabei verbindet sie die klassische Reitweise mit der iberischen/altkalifornischen, der Freiheitsreiterei und der -dressur. Mehr Infos über das Freiheitsreiten gibt es auf ihrer DVD „Liberty Riding“. www.begegnungmenschpferd.de www.freiheits-reiten.de

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Fotos: picture alliance/Karl-Josef Hildenbrand

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it kaum sichtbaren Hilfen lenkt Saskia Klemencic ihre Araberstute Amira über die Wiese. Sie wendet nach links und nach rechts ab, stoppt, wechselt die Gangarten – als wäre alles nur ein Spiel. Und das Ganze ohne Zaumzeug und Sattel, nur am Halsring. Das freie Reiten scheint Pferd und Reiter sichtlich Spaß zu machen. Man spürt förmlich die Freude und Verbundenheit der beiden. „Es ist ein Gefühl des Fliegens und der absoluten Einheit zugleich“, sagt die Ausbilderin und Pferdeergonomin aus Biessenhofen im Allgäu. Amira lenkt sie fast nur über Gewichts- und Schenkelhilfen, der Halsring ist nur ein kleines Hilfsmittel. Saskia Klemencic schwärmt vom freien Reiten: „Damit bringen Sie, egal welche Reitweise Sie bevorzugen, Abwechslung in den Alltag mit dem Pferd. Ihr Vierbeiner wird motivierter, entspannter, selbstbewusster und aufmerksamer werden. Er wird lernen, mitzudenken und dadurch Ihre Hilfen leichter anzunehmen.“ Doch auch der Reiter kann beim Freiheitsreiten viel lernen:

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Besser Reiten

Serie Basics leicht gemacht

Kleber kurieren

„Hey, Kumpel, wo bist du?“

Pferde mit stark ausgeprägtem Herdentrieb sind für den Reiter sehr unangenehm: Viele sind kaum vom Hof wegzureiten. Manche rasten sogar völlig aus, wenn sie von ihren Artgenossen getrennt werden. Aber mit der richtigen Strategie wird aus einem Kleber ein cooler Einzelgänger Text und Fotos: Ilja van de Kasteele

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ie stark der Herdentrieb sein kann, versteht jeder Reiter, der schon einmal auf einem Kleber gesessen hat. Lautstarkes Wiehern ist da noch die harmlose Variante. Viele Pferde reagieren nur zögerlich auf die Hilfen des Reiters, manche ignorieren sie völlig, werden unkontrollierbar und steigen sogar, weil sie zurück zu ihren Artgenossen möchten. Wie bei Jutta Meyer (Name geändert), die sich schließlich gar nicht mehr mit ihrer Warmblutstute vom Hof traute. „Selbst in der Halle oder auf dem Platz hatte ich Angst, alleine zu reiten“, gesteht sie. „Und wenn wir zu mehreren ritten, waren meine Antennen auf permanenten Empfang geschaltet. Ich musste doch rechtzeitig merken, wenn die anderen Reiter absteigen und die Halle verlassen wollten.“ Einmal war sie zu spät dran und merkte nicht, wie die letzte Reiterin abstieg und zum Ausgang ging. Ihre Stute bekam Panik und schoss ohne Vorankündigung vom anderen Hallenende zum Ausgang. „Ich konnte nur mit Mühe im Sattel bleiben“, erinnert sie sich. Da wurde ihr klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Wie Jutta geht es vielen Reitern. Dabei kann man mit dem richtigen Programm und ausreichend Zeit aus jedem Kleber einen coolen Einzelgänger machen.

Warum kleben Pferde? Zuerst muss der Reiter die Ursache für dieses Verhalten verstehen. Pferde sind Fluchttiere und leben seit Millionen von Jahren in der Herde. Nur gemeinsam mit seinen Artgenossen kann das individuelle Pferd überleben.

Um ein Pferd, das an seinen Artgenossen klebt, auf die Trennung vorzubereiten, eignen sich Weggabelungen sehr gut. Hier hat der Kleber seine Herde noch im Blickfeld, wird aber räumlich von den anderen Mitgliedern getrennt. Wie zu sehen ist, laufen beide Wege nachher wieder zusammen.

Araber-Wallach Amicelli bleibt völlig gelassen, als sein Kumpel verschwindet

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DrauSSen Unterwegs

Fotos: IMAGO, Ilja van de Kasteele, Privat

Das Böse lauert überall – zumindest für das Fluchttier Pferd

Sicher ausreiten

Gefahrenkatalog fürs Gelände

Im Galopp über Stock und Stein, lässige Sprünge über Baumstämme und Waten durch Bäche – diese Bilder lösen bei fast allen Freizeitreitern Glücksgefühle aus. Trotzdem bleibt ein Ausritt bis zu einem gewissen Grad auch unberechenbar. Unsere Experten verraten, wie er nicht zum Spießrutenlauf wird Text: Julia Schay-Beneke

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ertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ lautet ein altmodisches Zitat, das Lenin zugeschrieben wird. Damit wird infrage gestellt, was Beziehungen seit jeher ausmacht: Vertrauen. Das gilt zum einen für zwischenmenschliche Beziehungen, zum anderen für die Beziehung

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zwischen Mensch und Pferd. Ausritte ins Gelände lassen sich zum Beispiel nie hundertprozentig planen, die Reaktionen von Pferd und Reiter nie hundertprozentig einschätzen, geschweige denn kontrollieren. „Vertrauen in den Reiter und Gehorsam gegenüber seinen Hilfen sind die besten Grundlagen, um vor den Situationen – aber auch Gefahren – im

Gelände gefeit zu sein“, betont der Pferdewirtschaftsmeister Johannes Beck-Broichsitter, der von Johann Riegler und Philippe Karl ausgebildet wurde. „So wissen in der Notsituation Pferd und Reiter sofort, was Sache ist und wer wie zu reagieren hat: der Reiter ruhig und besonnen, Vertrauen gebend. Das Pferd gehorsam vertrauend.“


UNSERe EXPERTen Johannes Beck-Broichsitter übernahm 1993 den Johannen­ hof in Heist, den seine Eltern 20 Jahre vorher gegründet hatten. Er orientiert sich bei der Aus­ bildung u.a. an Johann Riegler. www.johannenhof.de Piet Rott gründete 1997 in der Eifel seinen Wanderreit­ betrieb „Piet’s Adventure Trails“ und ist seit 2002 Wan­ derrittführer DWA. Er bietet verschiedene Touren an. www.piets-adventure-trail.de

Ein Ansatz, den auch Wanderreitführer Piet Rott verfolgt. „Wir trainieren unsere Pferde schon im Vorfeld dahin, dass sie Vertrauen haben, rittig sind und an den Hilfen stehen“, erklärt er. „Das ist der Grundsatz, bevor ich überhaupt ins Gelände gehe!“ Auch das Training an der Hand über die Bodenarbeit oder als Handpferd wirke sich positiv aus. „Dabei kann ich gezielt an eventuellen Hindernissen und Gefahren arbeiten, die unterwegs auftreten können.“ Am eigenen Hof in der Eifel arbeitet er z.B. mit Traktoren, flatternden Planen und anderen Tieren: „Wir lassen unsere Pferde auch gerne an laufenden Motoren vorbeigehen oder konfrontieren sie mit Bohrmaschinen oder Hammern.“ All diese Maßnahmen sind vertrauensfördernd, schulen die Gelassenheit und erhöhen die Sicherheit im Gelände. Mein Pferd hat einige konkrete Situationen zusammengestellt, die unterwegs auftreten können – unsere Experten verraten, wie sich Reiter und Pferd optimal vorbereiten oder im Ernstfall verhalten können.

1. Das Pferd ist im Galopp kaum zu bremsen oder geht durch Johannes Beck-Broichsitter: Wenn Sie

im Gelände überhaupt alleine galoppieren, dann nur kurze Strecken! Und die auch nur dort, wo das Pferd immer nur

ein kurzes Stück dieser Strecke einsehen kann, also auf den Reiter achten muss. Am besten ist es jedoch, in der Gruppe das geregelte Galoppieren zu üben. Mal nebeneinander, mal hintereinander oder auch aneinander vorbei.

Scheuen oder sogar Steigen kann für alle Beteiligten mit Verletzungen enden

Piet Rott: Dabei handelt es sich um ein ge-

nerelles Rittigkeitsproblem, was nicht alleine im Gelände trainiert werden sollte. Wenn doch, dann immer abseits von gefährlichen Strecken! Wie bei allen heiklen Situationen gilt auch hier: Das Wichtigste überhaupt ist, selbst Ruhe zu bewahren. Ein ängstlicher, panischer Reiter auf dem Rücken des Pferdes ist eine doppelte Gefahr!

Mein Pferd-Tipp: Trainieren Sie in der

Bahn. Jedes Mal, wenn das Pferd losprescht: abwenden, durchparieren zum Trab und wieder kontrolliert angaloppieren. Im Gelände nicht immer auf den gleichen Strecken galoppieren, damit das Pferd dort nicht automatisch Gas gibt. Es kann auch helfen, das Pferd bereits vor dem Ausritt in der Bahn oder Halle galoppieren zu lassen, um seine Energie ein wenig zu dämpfen. Sollte das Pferd doch durchgehen, den Kopf des Pferdes zur Seite nehmen, bis er Richtung Schulter kommt, und versuchen, immer kleinere Volten zu reiten.

Mein Pferd-Tipp: Es kann helfen, sich kritischen Objekten seitwärts zu nähern. So spürt das Pferd, dass es die Möglichkeit hat, die Flucht nach vorn anzutreten. Das Tempo dabei reduzieren, so bleibt es ruhiger.

2. Das Pferd scheut vor Tieren, Radfahrern, Regenschirmen etc.

3. Ich muss mit dem Pferd mehrere Straßen überqueren

Johannes Beck-Broichsitter: Hilfreich sind hier die Gelassenheitsprüfung (GHP), das Programm Parelli Natural Horsemanship (PNH) oder die Bodenarbeit nach der FN. Das Pferd lernt damit, mehr Vertrauen zum Reiter als Angst vor solchen Dingen zu haben.

Johannes Beck-Broichsitter: Nett läch­eln. Unter Umständen halten. Meist fahren die Autofahrer dann schon langsamer. Man sollte bedenken, dass immer mehr Menschen immer weniger Ahnung vom Verhalten des Pferdes bzw. von Tieren generell haben, und entsprechend vorsichtig an die Straßen heranreiten.

Piet Rott: Man sollte immer wieder Trai-

ningseinheiten zur Desensibilisierung einbauen, so wie wir das bei uns am Hof tun. So kann man die Pferde kontinuierlich mit neuen Reizen konfrontieren und ihnen die Angst davor nehmen.

Piet Rott: Beim Überqueren von Straßen oder unübersichtlichen Stellen muss ich die größtmögliche Einsicht bekommen. Eventuell den Autofahrern mit Hand-

Das erfahrenere Pferd geht stets dem Verkehr zugewandt

Ein Trecker wirkt weniger gefährlich, wenn das Pferd ihn beschnuppern darf 07/2014 www.mein-pferd.de

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thema des monats

Wo geht‘s heute hin? Lässt sich ein Pferd problemlos verladen, freuen sich alle mehr auf den Ausflug

Heinz Welz ist Gründer und Leiter der Akademie für Mensch-PferdeKommunikation in Windeck. Seit 1997 führt er Menschen in das „Geheimnis der Pferdeflüsterer“ ein und gibt europaweit Seminare. Der studierte Kommunikationswissenschaftler arbeitet als Beobachter, Liebhaber, Partner, Erzieher und Trainer von Pferden. www.heinzwelz.de

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Foto: Holger Schupp

UNSERE EXPERTEn


Verladen

Hereinspaziert! Mit dem Pferd unterwegs zu schönen Orten – was für eine tolle Vorstellung. Doch möchte das gute Tier nicht in den Anhänger, zerplatzt der Traum bereits auf dem heimatlichem Hof. Wir erklären, wie Sie Verladeprobleme pferdegerecht lösen Text: Wiebke Ramisch | Fotos: Ilja van de Kasteele

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ein, da ist kein Raubtier drin. Du wirst auch nicht zum Schlachter gebracht. Ja, du kommst wieder zurück zu deinen Freunden, versprochen.“ Wie schön wäre es, wenn unsere Pferde diese Sätze verständen! Dann würden sie vermutlich einmal erleichtert abschnauben und ganz brav die Rampe hinauf in den Hänger trappeln. Pech gehabt. So müssen wir uns etwas anderes überlegen, um unsere Vierbeiner von der Harmlosigkeit des großen Ungetüms zu überzeugen. „Das Pferd sieht den Pferdeanhänger als eine Höhle“, sagt Horseman Heinz Welz. „Hier hat es als Fluchttier keine Chance, vor einer möglichen Gefahr davonzurennen.“ Der Anhänger ist eine der widernatürlichsten Umgebungen, in die wir unser Pferd stecken wollen. Es kann viele Gründe haben, warum unser Pferd nicht in den Hänger gehen möchte. „Das Pferd kann eine angeborene

Platzangst haben, in der Ausbildung wurde vielleicht geschlampt, eventuell hatte es ein traumatisches Erlebnis oder es ist einfach nur unerzogen oder ungeübt“, zählt Heinz Welz auf. „Es kann aber auch sein, dass das Pferd gar kein Problem hat, sondern der Mensch seine eigene Angst vor der Aufgabe auf sein Tier überträgt.“ Der Pferdetrainer hat für uns die häufigsten Verladeprobleme analysiert und erklärt, wie mögliche Lösungsansätze aussehen können. In jedem der vorgestellten Fälle geht es zunächst darum herauszufinden, wo genau das Problem des Pferdes liegt. Liegt es an der Optik oder Akustik? Oder an Berührungsempfindungen? Stört es der unbekannte Geruch? Finden Sie sich und Ihr Pferd in einem der folgenden Problemfälle wieder, haben Sie diese Kategorisierung stets im Hinterkopf. Wenn Sie den Kernpunkt des Problems analysieren können, fällt die gezielte Ausrichtung des Trainings leichter.

Da lauert ein Raubtier ▶ Der Fall: Mein Pferd möchte bereits beim Anblick des Anhängers flüchten oder nicht weitergehen.

▶ Die Tipps: Heinz Welz mobilisiert das

Pferd zunächst völlig unabhängig vom Pferdeanhänger, indem er vom Boden aus Vor- und Hinterhand bewegt: „Die Vorhand trägt die Verantwortung dafür, dass die Richtung der gewünschten Vorwärtsbewegung blockiert ist. Die Hinterhand dafür, dass der Antrieb der Vorwärtsbewegung blockiert ist.“ Manche Trainer lassen das Pferd im Wechsel rückwärts und vorwärts treten und nähern sich so schrittweise dem Hänger. Die Idee dahinter nennt man „Reverse psy-

chology“. Heinz Welz erklärt: „Das Pferd ist im Widerstand und wir drehen diesen Widerstand um. Es möchte nicht vorwärts gehen, als Folge fragen wir die unangenehmere Rückwärtsbewegung ab.“ Nach der Theorie aktiviert man dadurch im Pferd wiederum einen Widerstand gegen die Rückwärtsbewegung – und so geht das Tier im Endeffekt vorwärts. Eine andere Möglichkeit ist, das Pferd beständig und schnell zu unterschiedlichen und gegensätzlichen Bewegungen aufzufordern. So werden eingefahrene Verhaltensmuster im Pferdegehirn desorganisiert. „Menschlich gesprochen: Das Pferd weiß nicht mehr genau, wogegen es denn sein soll“, sagt der Pferdetrai-

Manche Pferde werden schon beim Anblick des Hängers panisch

ner. Mit diesen Übungen tritt das Pferd mit Sicherheit noch nicht sofort auf den Hänger. Aber die Distanz zum „Ungetüm“ wird Schritt für Schritt verringert.

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Special

Anhänger

Gesucht: Traummodell Welches Material sollte der Boden haben? Was muss ich bei Brust- und Heckstangen beachten? Wie sollte eine Rampe beschaffen sein? Wie zirkuliert die Luft am besten? Die Suche nach dem perfekten Pferdeanhänger ist Schwerstarbeit. Wir erklären, worauf es wirklich ankommt Text: Anna Snehotta

„Fenster dienen in erster Linie der Belüftung, in zweiter Linie auch der Helligkeit des Transportraums“, so unsere Expertin Doris Jessen. In den meisten Anhängern sind links und rechts schräg vorne in der Dachhaube zwei Fenster, die sich in verschiedenen Positionen öffnen lassen. Kann man die Fenster nicht aufmachen oder sind sie an Positionen, die eine zugfreie Frischluftzufuhr nicht ermöglichen, empfiehlt die Expertin eine zusätzliche Belüftungsmöglichkeit (beispielsweise im Bug oder im Dach).

Rampe (2)

Eine Rampe muss vor allem stabil sein, damit sie das Gewicht der Pferde aushält und bei schweren Pferden nicht bricht. Zudem sollte sie nicht klappern, da vor allem verladeunerfahrene Tiere erschrecken könnten. Der Winkel der aufliegenden Rampe ist laut Doris Jessen vernachlässigbar, da Pferde auch steile Rampen leicht bewältigen können. Bei Pferden, die ungern rückwärts aussteigen, eignet sich eine Frontrampe. Hier können Sie Ihr Pferd vorwärts über die Heckklappe rein- und ebenfalls vorwärts über die Frontrampe rausführen. Unsere Expertin rät zu einem rutschfesten Belag aus kräftigem Gummi mit integrierten Querstreben, um dem Pferd Halt zu geben und die Verletzungsgefahr möglichst gering zu halten.

UNSERe EXPERTin Doris Jessen Die Journalistin ist seit 1994 im ­Pferdesport ­tätig, seit 2010 ist sie ­außerdem Herausgeberin des Informationsportals www. mit-pferden-reisen.de, das sich mit den Themen Pferde­ transport, Ausreiten und Reiterreisen beschäftigt.

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Innenbeleuchtung (3)

Position der Pferde (6)

Boden (4)

Brust- und Heckstangen (7)

Ein heller Innenraum wirkt auf das Pferd einladend und gestaltet das Verladen für Mensch und Tier stressfreier. Achten Sie deshalb unabhängig von der Anzahl und Anordnung der Fenster darauf, dass eine Lampe installiert ist. Diese sollte „stark genug sein, um den Innenraum auch bei Dunkelheit ausreichend auszuleuchten und dem Pferd das Einsteigen sowie dem Menschen den Umgang mit den Tieren zu erleichtern“, so die Expertin.

Doris Jessen rät, dass beim Kauf eines Pferdeanhängers, ob neu oder aus zweiter Hand, in erster Linie auf Sicherheit und Stabilität geachtet werden sollte. Informieren Sie sich auch immer über das Material und die Qualität des Bodens. Unsere Expertin empfiehlt „eine Aluminium-Kunststoff-Kombination oder einen Aluminiumboden, der mit einer mindestens sechs bis acht Millimeter dicken Gummimatte fest verklebt und an den Rändern versiegelt sein sollte“. Vor allem bei älteren Modellen mit Holzboden sollten Sie regelmäßig prüfen, ob dieser Schwachstellen oder Schäden aufweist.

Heckplane (5)

Die Heckplane sollte eine zugfreie Belüftung ermöglichen, dabei Regenwasser abweisen und sich möglichst geräuscharm aufrollen lassen. Doris Jessen rät zu einer „Kombination aus engmaschigem Windschott und Plane, so dass ein Teil unabhängig vom anderen geöffnet oder geschlossen werden kann“. Durch eine sinnvolle Anordnung der Fenster, weitere Entlüftungstechniken und die Heckplane wird so eine kontinuierliche ­Luftzirkulation ermöglicht.

Es gibt unterschiedliche Ansichten darüber, ob es die eine richtige, pferdegerechte Fahrposition gibt. Möglich ist die klassische gerade Position und die diagonale mit dem Kopf schräg in oder entgegen der Fahrtrichtung. Wenn Sie Ponys transportieren, können Sie diese in speziellen Anhängern quer zur Fahrtrichtung stellen. Man kann wohl davon ausgehen, dass die Pferde Vorlieben haben und die bevorzugte Position so individuell unterschiedlich ist.

„Die Stabilität spielt eine sehr große Rolle, da vor allem die Bruststangen bei Bremsmanövern das Gewicht der Pferde abfangen müssen“, erklärt die Expertin. Außerdem sollten die Stangen „leicht einzuhängen und zu lösen und für den Transport unterschiedlich großer Pferde höhen- und längenverstellbar“ sein. Unverzichtbar ist eine Panikentriegelung, so dass Sie Ihr Pferd im Notfall möglichst schnell befreien können. Diese kann man entweder manuell von außen lösen, oder sie öffnet sich bei starkem Druck von oben automatisch.

Mitteltrennwand (8)

Die mittig angeordnete Trennwand sollte so stabil und gepolstert sein, dass die Pferde sich während des Transports anlehnen können. Zudem sollten Sie auf runde Kanten achten, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Frau Jessen weist darauf hin, dass die Trennwand so verankert sein sollte, dass sie auch bei geöffneten Heckstangen stabil bleibt.

Foto: Privat; Illustration: Dirk Rauchfuß

Fenster (1)


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Pferdemenschen Sebastian Geiger und Sina Kaletka haben sich 2011 als Trainer und Ausbilder selbstständig gemacht

Das Hobby zum Beruf gemacht

„Wir sind (fast) wunschlos

glücklich“ 74

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Träumen Sie nicht auch davon, mit Pferden Ihr Geld zu verdienen? Sina Kaletka und Sebastian Geiger hatten den Mut dazu. Mit Anfang 20 haben sich die beiden als Pferdetrainer selbstständig gemacht und einen eigenen Hof gepachtet. Wir zeigen Ihnen, wie sie es in die Selbstständigkeit geschafft haben, wie sie ihren Alltag meistern und welche Visionen sie bewegen. Text: Anna Klocke | Fotos: Ilja van de Kasteele

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räume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum“, steht in fast jedem Poesiealbum. Doch was wird daraus im alltäglichen Leben? Eine kleine bis große Herausforderung. Wenn Sie davon träumen, ein eigenes Pferd zu besitzen, brauchen Sie nur genügend Geld und Zeit, um sich Ihren Traum zu erfüllen. Wenn Sie jedoch davon träumen, Ihren Lebensunterhalt mit Pferden zu verdienen, brauchen Sie noch einiges mehr. Natürlich können Sie einfach eine Ausbildung zum Pferdewirt machen und in einem Pferdebetrieb als Angestellter arbeiten. Doch meistens geht es um mehr – es geht um Selbstverwirklichung. Dafür brauchen Sie weniger Zeit und Geld, sondern vor allem Mut und Vertrauen in sich selbst. Sina Kaletka hatte das nicht von Anfang an. „Ich bin zwar in einer Pferdefamilie aufgewachsen, habe aber als Jugendliche nicht daran gedacht, einmal beruflich etwas mit Pferden zu machen. Mir hat der Mut gefehlt, und ich dachte, ich werde dafür nie genug Geld haben“, erzählt die 23-Jährige. Ganz anders war es bei ihrem Lebensgefährten Sebastian Geiger. „Seit meinem elften Lebensjahr wusste ich, dass ich beruflich einmal was mit Pferden machen werde“, sagt der 25-Jährige. Als er acht Jahre alt war, kaufte sich sein Vater, der damals mit Pferden nicht viel Erfahrung hatte, ein Fohlen. Mit elf durfte Sebastian es anreiten. „Da ich nicht wusste, wie Gemeinsame Ausritte sind eher selten – die beiden arbeiten häufig bis 22 Uhr

ich dieses Pferd ausbilden sollte, bin ich zu dem Pferdetrainer Bernd Hackl gegangen. Das war meine Welt. Durch die Pferdearbeit habe ich unglaublich viel Selbstvertrauen gewonnen. Nach ein paar Wochen bei Bernd Hackl stand für mich fest: Ich will nie mehr etwas anderes machen.“ Auf Wunsch seiner Eltern machte Sebastian Geiger nach seinem Schulabschluss trotzdem eine Lehre als Tischler. In dem Beruf hat er jedoch niemals gearbeitet. Nach der Tischlerlehre war er mehrere Jahre lang als Co-Trainer bei Bernd Hackl und bei Uwe Röschmann in Texas (USA) tätig. Dort lernte er Sina Kaletka kennen. „Nach dem Abitur habe ich für drei Monate ein Praktikum auf der Ranch gemacht“, erklärt sie. In dieser Zeit wurden die beiden ein Paar. „In Texas kam ich in eine für mich völlig neue Lebenssituation, die meine persönliche und berufliche Zukunft stark beeinflusste.“ Zurück in Deutschland ließ Sina Kaletka der Gedanke an Sebastian und daran, beruflich etwas mit Pferden zu machen, nicht los. Sie reiste noch einmal für drei Monate nach Texas. Dort wurde der lose Gedanke zu einer fixen Idee: Die beiden würden sich gemeinsam als Pferdetrainer selbstständig machen. Für dieses Vorhaben zog der damals 23-jährige Sebastian Geiger aus seinem Heimatort in Bayern zu Sina Kaletka ins Ruhrgebiet. „Durch meine Eltern und meine Turniererfolge im Westernsport war ich dort schon bekannt. Ich hatte bereits einige Reitschüler und Pferde, die ich gegen Bezahlung geritten habe“, erzählt Sina Kaletka. Ende 2011 Mit elf Jahren entdeckte Sebastian die Liebe zum Westernreiten

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t l l 채 f e g n e Ihn die Leseprobe? Mein

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