The Red Bulletin INNOVATOR DE 2018 - #1

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GUTE GRÜNDER

DIGITALE GIGANTEN

HYPERLOOP & CO

TECH-EVENTS

FÜNF START-UPS FÜR DEN SOZIALEN WANDEL

DER OMR FESTIVAL-CHEF ÜBER GOOGLE UND AMAZON

WASSER, LAND, LUFT, VAKUUM: SO REISEN WIR IN ZUKUNFT

DIE WICHTIGSTEN SUMMITS 2018

AUSGABE DEUTSCHLAND

PHILIP

WALDEMAR

AU F D I E S E J U N G S H Ö R E N D E U TS C H L A N D S TO P- M A N AG E R PHILIP SIEFER und WALDEMAR ZEILER inspirierten 100 Unternehmer, soziale Start-ups aufzubauen. Ihre Strategie: Tu Gutes, hab Spaß und rette die Welt.

01/18 EURO 2,50


AUS MEINEM MUT WERDEN LEGENDEN GEMACHT

toyota.de/MobilityForAll


Moritz MĂźller, Verteidiger




EDITORIAL

I N N O V AT O R

ALLES WIRD GUT C O N T R I B U TO R S

Menschen, die für innovative Ideen brennen, strahlen oft eine besondere Energie aus. Das haben wir bei der Produktion dieser Ausgabe einmal mehr gelernt. Nehmen wir etwa unsere Titelhelden: Die Berliner Gründer Philip Siefer und Waldemar Zeiler brachten 100 erfolgreiche Unternehmer dazu, soziale Start-ups aufzubauen – mit Empathie, Humor und „gewaltfreier Kommunikation“. Ab Seite 26 verraten uns die beiden Rockstars der deutschen Gründerszene, wie jeder diese Energie nutzen kann, um die Welt ein Stückchen besser zu machen. Spoiler: Es muss dabei nicht immer bierernst zugehen.

DELIA BAUM

DANIEL SCHIEFERDECKER Eigentlich wollte der Berliner Autor von unseren Titelhelden Philip Siefer und Waldemar Zeiler wissen, wie sie Menschen von ihren Ideen überzeugen. Doch die beiden Gründer verrieten ihm noch viel mehr. Eine denkwürdige Coverstory, ab SEITE 26.

6

Wie man gute Ideen in erfolgreiche Projekte übersetzt, zeigen fünf soziale Start-ups aus Deutschland ab Seite 34. Mit dabei: eine Suchmaschine, die Bäume pflanzt, und ein Rennrad, das im Wald wächst. Apropos Rennrad: Um die Zukunft der Mobilität geht es ab Seite 58. Wir haben einen Ausblick gewagt, wie wir uns in den kommenden Jahren fortbewegen werden – und ob wir dazu überhaupt noch Straßen brauchen. Viel Spaß beim Lesen! Die Redaktion

STUDIO WUNSCH (COVER)

Die Berliner Fotografin („Stern“, „Elle“, „F.A.Z.“ u. a.) ist Spezialistin für intime Porträts von Popstars und Menschen aus dem Alltag. Wir schickten sie zu den Gründerinnen der Initiative „EduHeroes“, die von Berlin-Kreuzberg aus ein ehrgeiziges Ziel verfolgen: die Revolution des Lernens.

INNOVATOR


BEST CONFERENCE EVENTS CATEGORIES 2017

Get your ticket: pioneers.io/pioneers18


INHALT

BULLEVARD

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Weltraum­Trip zur Rettung der Erde Die Wetterprognose der Zukunft So baust du dir einen Roboter Der elektrisierende Trainingsanzug Eine App zur Depressionserkennung

16 B U L L E VA R D

ROBO-HAND FÜR DEN ALLTAG Ein 123 Gramm leichter Roboterhandschuh gibt Menschen mit Rückenmarksverletzun­ gen ihre Beweglichkeit zurück.

18 B U L L E VA R D

HELFER AM HIMMEL

Die Rettungsdrohne des britischen Herstel­ lers Windhorse Aerospace ist mehrfach ge­ nial: Sie liefert Hilfsgüter zielgenau ab, dient als Unterschlupf – und man kann sie essen.

58 F E AT U R E

MOBILITÄT FÜR MORGEN

2030 soll das Raumschiff Orion Menschen zum Mars befördern. Die Zukunft bringt uns auch autonome Schiffe und unterirdische Züge.

SERVICE

90 92 96 97 98

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Red Bull TV: unbedingt ansehen! Innovative Events in Deutschland Kolumne: Nikolas Woischnik Impressum Tech­Highlight Tech INNOVATOR


I N N O V AT O R

FEATURES

46 58 68 70 72 78

Wie man professionell scheitert Die Zukunft der Mobilität CEBIT 2018: So rockst du dein Büro Philipp Westermeyer über Google & Co Die angesagteste Dating-App der Welt Wie die Formel E den Rennsport prägt

26 F E AT U R E

COVER: DIE CHEF-FLÜSTERER Philip Seifer und Waldemar Zeiler wollen eine soziale Bewegung starten. 100 Gründer machen mit. Eine Erfolgsstory in 9 Schritten.

34 F E AT U R E

5 IDEEN FÜR EINE BESSERE WELT Bildung, Handel, Internet, Transport: Diese sozialen Unternehmen aus Deutschland verändern nachhaltig unseren Alltag.

42 F E AT U R E

DIE BILDUNGSHELDINNEN

Zwei junge Berlinerinnen lehren Kinder, ihre verborgenen Talente zu entdecken. Die Initiative Red Bull Amaphiko hilft ihnen dabei.

52 F E AT U R E NASA

ERFOLGSFAKTOR RESPEKT

Eine Hamburger Forschergruppe untersucht die Auswirkung von Respekt am Arbeitsplatz. Ihre Ergebnisse sind verblüffend. INNOVATOR

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FLU¨U¨U¨GEL FU¨R JEDEN GESCHMACK.

IESEN NUR D MER SOM


BULLEVARD

I N N O V AT O R

MANKIND WEATHER ROBOTICS DRONES TOYS SPORTS HEALTH So buchst du deine Reise ins Weltall

Tornado-Forschung in den Superzellen

Der Handschuh, der dich zupacken l채sst

Die essbare Drohne f체r Kriseneins채tze

Diesen Roboter baust du dir selbst

Ja, die Welt ver채ndert sich radikal. Warum das gut ist, zeigen wir hier.

Pimp dein Training mit Elektrohelfern

Die App, mit der man Depression erkennt

INNOVATOR

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I N N O V AT O R

B U L L E VA R D

FUTURE OF MANKIND ›› RETTUNG AUS DEM ALL

Wer die Erde vom Welt­ raum aus bewundert hat, wird alles tun, um sie zu retten, ist Dylan Taylor überzeugt. Deshalb will er 10.000 Menschen ins All schicken.

Seine Idee ist einfach, aber keineswegs nahe­ liegend. Dylan Taylor, Grün­ der von Space for Humanity, ist sicher, dass ein neuer Blick Blick­ winkel auf Mutter Erde den Zustand unseres Planeten ent­ scheidend verbessern wird: „Unser erklärtes Ziel ist es des­ halb, in den nächsten zehn Jahren 10.000 Menschen in den Weltraum zu schicken.“ Und zwar ganz normale Menschen. Die neue Perspek­ tive soll ihr Bewusstsein ent­ scheidend verändern. Zurück Zurück­ gekehrt, werden sie als Bot­ schafter aus dem All ihre Erfahrungen mit der Mensch­ heit teilen „und so der Welt helfen, ihre größten Probleme zu lösen“, ist Dylan Taylor

überzeugt. Nachsatz: „Und sie werden unsere Spezies in eine bessere Zukunft führen.“ Die erste Mission soll noch in diesem Jahr starten. Vorerst geht es in die Strato­ sphäre, ein Ausflug in min­ destens 17 Kilometer Höhe wird garantiert. Lassen es Wetterlage und Temperatur zu, kommen noch einige Kilometer obendrauf. Dylan Taylor schwärmt: „Aus dieser Entfernung ist die Erdkrüm­ mung deutlich auszumachen, die Erdatmosphäre als blauer Schleier erkennbar. Über Ihnen funkeln in einem pech­ schwarzen, endlosen Himmel die Sterne.“ Gereist wird mit dem „World View Vehicle“. Das ist eine leuchtend rote Kapsel, die mit einem riesigen Ballon in die Stratosphäre bugsiert wird. Aktuell wird im US­ Bundesstaat Arizona getestet, wie sie wieder sicher zur Erde zurückkehren kann. Die Stratosphäre ist nicht das endgültige Ziel. Bereits 2027 ist eine Mission zum Mond geplant, 2030 auch darüber hinaus. Bewerbungen für Alltouristen mit Welt­ rettungsambitionen sind be­ reits möglich. Die Kosten trägt Space for Humanity. Die ge­ meinnützige Organisation finanziert sich über Spenden und Patenschaften. spaceforhumanity.org

IMPACT

Das „World View Vehicle“. Aus den riesigen, an eine Blüte erinnernden Fenstern der Kapsel ist die Aussicht allumfassend. Per riesigen Ballon wird die Kapsel in die Stratosphäre gebracht. Der Fallschirm zwischen Kapsel und Ballon soll die Landung erleichtern.

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SPACE FOR HUMANITY

Weltrettung per All­ trip: eine herrliche Idee. Schönheit siegt über schlichten Wissensdurst. Selten war Raum­ fahrt hippiesker – Love & Peace!


RED BULL FLUGTAG BREMEN. ÜBERFLIEGER GESUCHT.

BEWERBUNGSSCHLUSS 30. APRIL 2018 DIES IST EIN AUFRUF AN ALLE HELDEN DER LÜFTE UND IHRE KREATIVEN CREWS. BEWERBT EUCH FÜR DAS EVENT IM EUROPAHAFEN BREMEN AM 1. JULI 2018:

redbullflugtag.de


B U L L E VA R D

FUTURE OF WEATHER DEN TORNADO IM AUGE

››

„Der Tornado“, sagt Man­ fred Spatzierer, „ist ein zentrales Element unserer Arbeit.“ Der Meteorologe ist Gründer und Geschäftsführer von Ubimet. Das Unternehmen aus Wien mit Außenstellen in Melbourne, New York, Mün­ chen und Karlsruhe gilt als Frontrunner der hochpräzisen Wettervorhersage. Und in der sind Tornados geradezu exemplarisch. Denn diese Wirbelstürme entstehen nur in Superzellen, hochkom­ plexen Extremgewittern. Wer es schafft, diese detailliert zu analysieren, weiß auch alles andere: Er weiß, wo Blitze einschlagen, ob Hagel droht oder sintflutartige Regenfälle zu erwarten sind. Den Tornado im Auge zu haben heißt also, die Zukunft des Wetters zu kennen. Aber wie geht das? Not­ wendig sind topausgebildete Experten. „Das Meteorologie­ studium ist eine harte Schule“, sagt Manfred Spatzierer, „mit einer Menge höherer Mathematik und ganz schön viel Physik.“ Dazu kommen gigantische Datenmengen.

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Ubimet verarbeitet in Echtzeit täglich 70 Terabyte – so viele Daten, wie auf rund 15.000 DVDs Platz haben. Und diese Daten werden sehr schnell verarbeitet: Wird ein Blitz registriert, ist er 35 Sekunden später im System zu sehen. Ab diesem Zeitpunkt stützt er als winziges Teilchen die Analyse für die kommenden Tage: „Die Art und Weise, wie wir unsere Modelle mit Beobachtungsdaten füttern, ist etwas Besonderes.“ An steter Verbesserung wird ge­ arbeitet: Ubimet investiert 25 Prozent seines Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Dazu kommt ein Algorithmus, der die Datenmenge filtert und steuert, was der Kom­ plexität eines Tornados durch­ aus ebenbürtig ist. uwz.at, ubimet.com

IMPACT Noch bevor der erste Donner grollt, wissen wir dank Wetterwarnung mit Sicherheit, ob wir vom Winde verweht werden oder uns nur ein laues Lüftchen streift. Gut für den Flugverkehr, die Landwirtschaft und jeden Einzelnen.

GETTY IMAGES

Wer weiß, wo ein Tornado wüten wird, kennt die Wetterzukunft. Was es dazu braucht? Experten, die Superzellen durchschauen, gigantische Datenmengen und einen ganz besonderen Algorithmus.

INNOVATOR


I N N O V AT O R

Wolken wie dunkler Rauch – der Tornado hat hier bereits den Boden erreicht und wirbelt ßber das Ackerland. INNOVATOR


I N N O V AT O R

B U L L E VA R D Ein Handschuh, der beim Zupacken hilft. Der strahlend weiße Rapael ermöglicht Menschen, ihr Leben wieder selbst zu meistern.

FUTURE OF ROBOTICS ALLES IM GRIFF

Wie ein Handschuh schmiegt sich dieser Roboter um jeden einzelnen Finger – und verleiht seinem Träger neue alte Beweglichkeit.

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Zähne putzen. Ein Glas Wasser trinken. Die Seiten eines Buches umblättern. Für Menschen, die durch Ver Verletzungen des Rückenmarks die Beweglichkeit in ihren Händen verloren haben, war das bisher unmöglich. Jetzt wird die Zukunft wieder greif greifbar. Die alte Beweglichkeit kehrt zurück – dank eines 132 Gramm leichten Roboter Roboterhandschuhs. Entwickelt wurde der smarte Handschuh „Rapael“ vom kalifornischen Start-up Neofect (hat auch Ableger in Südkorea und München). Mitte des Jahres soll er als „NeoMano“ auf Kickstarter vorgestellt werden. Mit dem Handschuh schaf schaffen Menschen es wieder, ihre ganz alltäglichen Aufgaben zu erledigen. Scott Kim, Mitbegründer und CEO von Neofect, sagt: „Rapael reduziert die Abhängigkeit von Pflegepersonen und gibt Patienten wieder Hoffnung und Vertrauen, Motivation und Unabhängigkeit.“ Gemacht ist der Roboter Roboterhandschuh aus Elastomer,

IMPACT Den Alltag genießen, die kleinen Dinge des Lebens meistern: ist mit dem Roboterhandschuh von Neofect wieder problemlos möglich.

Training per Tablet: Geübt wird mit Spielen – die Fortschritte können sofort aus­ gewertet werden.

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››

einem Kunststoff, der sich bei Belastungen verformt, danach aber wieder in seine ursprüngliche Form zurück zurückfindet. Gesteuert wird er von einem Sensor, der aus jeweils drei Beschleunigungskanälen, drei Winkelgeschwindigkeitskanälen und drei Magnetfeldkanälen besteht. neofect.com


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I N N O V AT O R

B U L L E VA R D Rettungsdrohne der Firma Windhorse Aerospace: Die Außenschale besteht zum Teil aus Bienenwaben.

Revolution auf dem Sektor der humanitären Hilfe: Diese Rettungsdrohne kann man essen.

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Windhorse Aerospace hat die Idee des unmanned air vehicle (UAV) im Kriegs­ einsatz umgekehrt und stellt mit dem Modell „Pouncer“ ein absolutes Novum vor: eine Drohne mit drei Meter Flügel­ spannweite, die 50 Kilo Lebens­ mittel, Wasser und Arzneien in schwer zugängliche Krisen­ gebiete fliegen kann. Was macht den Flitzer praktischer als Paketabwürfe per Fallschirm? Der Pouncer ist aufgrund geringer Größe und einem Maximalspeed von 120 Knoten (222 km/h) kaum sichtbar und landet mit einer Abweichung von höchstens sieben Metern an der vor­ berechneten Stelle. Zudem ist er nicht auf Landebahnen und intakte Infrastrukturen ange­ wiesen. Verfeindete Gruppen überfliegt das stylische Flug­ gerät mit seinen 35 Kilometern Reichweite einfach. Einmal gelandet und entladen, dienen die Flügel der Drohne fünf bis sechs Personen als Biwak in

kalten Nächten. Der Rahmen ist aus Leichtholz, mit dem man auch in baumlosen Gegenden ein Feuer nähren kann. Das Beste zum Schluss: Die Außenschale der nur 500 Euro teuren Drohne soll demnächst aus dehydriertem Gemüse, Kohlehydraten und Bienenwaben gefertigt wer wer­ den. Somit wird sie fast voll­ ständig essbar sein und, glaubt man ihrem Erfinder Nigel Gifford, leicht nach Cornflakes schmecken. www.windhorse.aero

IMPACT So verabscheuungs­ würdig kriegerische Auseinandersetzungen sind – für alle, die Hilfe brauchen, ist die durch und durch verwertbare Drohne möglicher­ weise lebensrettend.

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FUTURE OF DRONES ›› HIMMLISCHER HELFER


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B U L L E VA R D

››

„Think Box“ sind es die Bauteile für das Gehirn. Damit können Informationen empfangen und gesendet werden – auch an die Lernplattform CastleRock. Dort wird erklärt, wie der Roboter programmiert, also zum Leben erweckt werden kann. Wie der Roboter aussieht, bleibt ganz der Kreativität seiner Konstrukteure über überlassen. Manche scheinen zu zwinkern, wie ein menschlicher Best Buddy, manche winken, und ja, manche erinnern auch an Katzen. roboloco.com

Neu im Kinderzimmer: der perfekte Bausatz für den ganz persönlichen Roboter. Inklusive einer Bauanleitung, um ihn zum Leben zu erwecken.

IMPACT Ohne technisches Verständnis scheint unsere Welt nicht mehr richtig zu funktionieren. Wer einem Roboter Leben eingehaucht hat, weiß, dass er sicher im 21. Jahrhundert angekommen ist.

ROBOLOCO

Es ist eine chinesisch-kalifornische Freundschaft, die den Roboter für alle greif greifbar macht. RoboLoco mit Sitz in Santa Clara vertreibt den Bausatz, der sämtliche Komponenten enthält, „die für den Aufbau von aufregenden Robotern benötigt werden“, wie CEO Newton Paskin sagt. Doch es geht um mehr als neue Abenteuer im Kinder Kinderzimmer. Spielerisch sollen Kinder und Jugendliche bei der Konstruktion ihres kleinen Gefährten jene Fähigkeiten erwerben, die zumindest nach Paskins Ansicht notwendig sind, um im hochtechnisierten 21. Jahrhundert erfolgreich zu sein. Paskins Motto: „Einfach für den Lehrer, unter unterhaltsam für die Kinder und er erschwinglich für die Schulen.“ Tatsächlich gibt es den Bausatz bereits um 249 Dollar (rund 200 Euro). Das Kit besteht aus fünf unterschiedlich gefärbten Boxen. In jeder Schachtel befindet sich ein wesentlicher Teil des Roboters. In der

FUTURE OF TOYS BAU DEINEN EIGENEN ROBOTER

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INNOVATOR


I N N O V AT O R

Ein Roboter kann alles sein – auch ein Ding, das aussieht wie ein Hybrid aus Wachturm und Schlitten. INNOVATOR

Die Box, aus der ein Roboter wächst. Jede Schachtel hat einen bestimmten Inhalt. Ganz oben ist das Gehirn verborgen.


B U L L E VA R D

FUTURE OF SPORTS STROMSTÄRKE Sieht aus wie ein Shirt, sieht aus wie eine Short, birgt aber ein Geheimnis: Der ANTELOPE.SUIT gibt Muskeln neue Energie.

Das Geheimnis des ungewöhnlichen Trainingsoutfits? Insgesamt 16 Elek Elektroden – 10 im Shirt (Bauch, Brust, Nacken, Rücken, cken, Ober Oberarme), 6 in der Short (Beinbizeps, Quadrizeps, Gesäß). Sie geben den Muskeln Power. Der Fachbegriff dafür ist Elektromyostimulation (EMS). Der Anzug imitiert dabei gewissermaßen unser Gehirn. Denn Muskelkontraktionen werden normalerweise durch die vom Oberstübchen gesendeten elektrischen Impulse ausgelöst. Im ANTELOPE. SUIT übernehmen diese Auf Aufgabe die von einem Booster gesteuerten Elektroden. Der Vorteil: Mehrere Muskelgruppen können gleichzeitig aktiviert werden. Die Leistungsfähigkeit im AusAus

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dauersport wächst rapid, das Workout im Studio zeigt schneller Wirkung. Das passende Trainingsprogramm (Aufwärmen, Ausdauer, Kraft) wird über eine App gesteuert; eine Wohlfühl-Funktion inklusive Massage gibt es auch. Entwickelt wurde der Anzug vom Start-up Wearable Life Science, seit März ist er im Handel. Der Preis: 1399 Euro. antelope.club

IMPACT Schneller fit dank Energiezufuhr aus dem Trainingsoutfit. Das perfekte An­ gebot fürs Frühjahr – damit wir im Sommer bei jeder Gelegenheit gute Figur machen.

Perfekte Ergänzung Calf Guards steuern gezielt die Wadenmuskulatur an und verbessern Sprungkraft, ebenso wie Schnelligkeit.

ANTELOPE

››

INNOVATOR


I N N O V AT O R

›› FUTURE OF HEALTH GLÜCKSBRINGER Moodpath überprüft, ob Sie an Depressionen leiden – und liefert Therapeuten Gesprächsstoff für Ihr neues Wohlfühl-Leben.

1.

Laufen mit unsicht­ barer Unterstützung: 16 versteckte Elektroden geben Power – den Anzug gibt es für sie und ihn.

„Fällt es Dir gerade schwer, Entscheidungen zu treffen?“ Wer 14 Tage lang Fragen wie diese am Smartphone beantwortet, weiß, ob er depressiv oder nur schlecht gelaunt ist. Die Diagnose er erstellt eine mobile App. „Moodpath“ kann aber mehr: „Falls Hinweise auf eine behandlungsbedürftige Depression vorliegen, empfiehlt die App das Aufsuchen eines Arztes oder Psychotherapeuten“, sagt Psychologe Mark Goering. Er hat „Moodpath“ mit seinem Partner Felix Frauendorf entwickelt. Die App liefert auch den ersten Gesprächsstoff. Die Daten des 14-tägigen Screenings können ausgedruckt oder per E-Mail versandt werden. Um die Wartezeit auf einen ExpertenTermin zu überbrücken, gibt’s Übungen aus der Verhaltenstherapie. Außerdem lässt sich ein Gespräch mit einem „Moodpath“-Psychologen buchen. Eine App als Glücksbringer – das erste Produkt des von Goering und Frauendorf gegründeten Berliner Start-ups „Aurora Health“. Für iOS und Android. moodpath.de

IMPACT

2.

320 Millionen Menschen leiden weltweit an Depressionen. Wenn per Smartphone ein Weg zu neuem Wohlbefinden entdeckt werden kann, ist das der einfachste Schritt zu neuem Glück.

1. Mit Fragen wie dieser überprüft die App das persönliche Wohlbefinden. 2. Die App klärt auf und informiert über mögliche Behandlungsschritte. INNOVATOR


Sie si Helde SEITE 26 ZWEI EINHÖRNER INSPIRIEREN UNTERNEHMEN, GUTES ZU TUN

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SEITE 34 FÜNF START-UPS PACKEN GLOBALE PROBLEME AN

SEITE 42 ZWEI BILDUNGSREBELLINNEN HELFEN KINDERN, IHRE SUPERKRÄFTE ZU ENTDECKEN INNOVATOR


nd n

Ein Spezial über Gründer, die die Welt bewegen

INNOVATOR

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Gute Gründer: Philip (li.) und Waldemar inspirierten bisher 100 Firmen, sich ihrer sozialen Initiative, dem „Entrepreneur’s Pledge“,


DIESE JUNGS WOLLEN DIE WELT RETTEN

INNOVATOR

Schrill, schlau, provokant: Die Berliner Gründer Philip Siefer und Waldemar Zeiler bringen TopUnternehmer dazu, soziale Start-ups zu gründen. 100 machen bereits mit. Warum es Spaß macht, Gutes zu tun, und wie man dabei erfolgreich wird – eine Anleitung in neun Schritten. Text: Daniel Schieferdecker Fotos: Studio Wunsch

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„Sei ein Leuchtturm. Wenn du ein positives Beispiel abgibst, kann das eine Be­wegung auslösen.“ – Philip

Hier geht’s lang: Philip kümmert sich um das Marketing von Einhorn.


etwas aufbauen. Etwas Großes. Wenn ich in zehn Jahren nur reich wäre, wäre ich enttäuscht. Das wäre einfach zu langweilig.

berzeugen? Nein, überzeugen wollen Philip Siefer, 35, und Waldemar Zeiler, 36, niemanden. Wer den beiden Berliner Gründern des Startups Einhorn – bekannt für seine nachhaltig produzierten Kondome – begegnet, muss auf alles gefasst sein. In Crowdfunding-Videos tragen sie Einhornkostüme, ihre Mitarbeiter fragen sie schon mal, zu wie viel Prozent sie im Job eigentlich sie selbst sind, in Business-Vorträgen blasen sie Kondome auf. Und auf die Frage, wie sie Menschen von ihren Ideen über überzeugen, antworten sie, dass sie wirk wirklich vieles wollen, aber ganz bestimmt niemanden überzeugen. Dabei drängt sich der Verdacht auf, dass sie genau das ziemlich gut können: Knapp 2000 Menschen, die ihr EinhornCrowdfunding-Video gesehen hatten, überwiesen ihnen anschließend Geld – in Summe über 100.000 Euro. Vor allem aber bringen Siefer und Zeiler andere Unternehmer dazu, sich sozial zu engagieren. Gründer, die sich ihrer Initiative „Entrepreneur’s Pledge“ anschließen, verpflichten sich, ein soziales Start-up aufzubauen. Über 100 sind bereits an Bord (siehe Kasten: Seite 32). Im Gespräch verraten Siefer und Zeiler, wie jeder die Wirtschaft und vielleicht sogar die Welt ein bisschen besser machen kann – garantiert ohne Überzeugungsarbeit.

philip siefer: Wir waren schon auf zig Business-Kasper-Konferenzen, wo sich alle gegenseitig erzählen, wie gut es bei ihnen läuft. Aber entweder sind die Speaker so langweilig, dass man nach zwei Minuten einschläft, oder so professionell, dass es unecht wirkt. waldemar: Wir versuchen immer authentisch zu bleiben – manchmal auch aus der Not heraus. Im ersten Jahr wurden wir zum Beispiel von einem Mitbewerber mit verschiedenen Klagen überzogen, hatten aber keine Kohle, um uns vor Gericht zu wehren. Was haben wir stattdessen gemacht? Eine Orgasmus-Demo vor dem Brandenburger Tor organisiert. Das Ergebnis: Der Wettbewerber hat uns nie wieder verklagt, wahrscheinlich, weil wir eine PR-Welle losgetreten haben, die uns in alle Medien gebracht hat. philip: Je authentischer du bist, desto besser kommst du an. waldemar: Ich habe meine private Seite lange versteckt, weil ich ein „seriöser“ Gründer sein wollte. Erst durch Einhorn habe ich gelernt, das Kind in mir wieder rauszulassen. Je länger du gebrainwasht wurdest, desto schwieriger wird es, sich das zurück zurückzuerkämpfen. Die meisten Gründer sind nicht mal zehn Prozent sie selbst. Wir wollen aber ein Umfeld schaffen, in dem sich jeder frei entfalten kann.

1. Geld ist der falsche Antrieb waldemar zeiler: Lange war mein Ziel: Mit dreißig Millionär sein. Das entsprach in etwa dem Ideal, das ich mit Anfang zwanzig auf der Business School in Maastricht gelernt hatte. Zu mir hat das aber eigentlich nie gepasst. Heute weiß ich: Geld ist der falsche Antrieb. Viel erfüllender ist es, einen Impact zu haben. Ich will nicht nur Geldvermehrer sein, sondern INNOVATOR

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2. Entwickle neue Routinen (und brich sie wieder) waldemar: Wir suchen nach einem Weg, den Kapitalismus umzudrehen, damit wir nicht weiterhin Menschen und die Natur ausbeuten. Die Lösung haben wir noch nicht, aber wir wer werden sie finden, indem wir Dinge ausprobieren, Routinen entwickeln – und sie brechen. Es passiert nichts Neues, wenn du jeden Tag dasselbe tust. philip: Unser ganzes Leben ist auf Routinen ausgerichtet: Kinder Kindergarten, Schule, Ausbildung, Studium, Arbeit – alles! Diese Routinen werden nicht hinterfragt, nach dem Motto: Das war schon immer so. Aber das ist kein Grund. Das muss raus aus den Köpfen. Bei Einhorn gibt es zum Beispiel keine festgelegte Anzahl von Urlaubstagen. Jeder Mitarbeiter kann so viel Urlaub nehmen, wie er möchte – natürlich in Absprache mit seinem Team.

3. Im Zweifel: Mach dich zum Affen waldemar: Für unser CrowdfundingVideo habe ich ein Einhornkostüm angezogen und vorher lange darüber nachgedacht, ob ich das wirklich tun soll – denn das Video bleibt schließlich für immer im Netz. Was, wenn es nicht funktioniert hätte und ich doch wieder was Seriöses hätte machen wollen? Aber inzwischen ist das ein No-Brainer. Ich mach so was einfach. philip: Wenn wir uns fragen, ob wir das machen können, ist es genau das, was wir machen müssen!

„Jede Regel hindert dich daran, etwas Sinnvolles zu tun, weil du stattdessen auf das Einhalten der Regel achtest.“ – Waldemar


5. Lerne „gewaltfreie Kommunikation“ 4. Geh mit deinem Kollegen zur Paartherapie philip: Die meiste Zeit, den größten Arbeitsaufwand stecken wir in unsere Beziehung. Denn die ist die Basis von allem. Waldemar und ich sind sehr verschieden, ich bin eher der extrovertierte Kreative, und Waldemar ist eher analytisch veranlagt. Damit wir uns nicht die Köpfe einschlagen, haben wir spezielle Kommunikations­ techniken entwickelt. Vor einem Ge­ spräch sagen wir uns stets, wie es uns geht. Schlecht geschlafen? Stress mit der Freundin? waldemar: Das sorgt für Offenheit und Verständnis. Dann definieren wir ein Gesprächsziel. Bringt schließlich nichts, wenn der eine Jahrespläne machen und der andere über Produkt­ designs sprechen will. Das haben wir in unserer Paartherapie gelernt … philip: … auf die hat Waldemar bestanden, noch bevor wir uns zu­ sammengetan haben. Wir wollten wissen, ob das mit uns überhaupt funktionieren kann, eben weil wir so verschieden sind. Das Ergebnis war: Ja, aber nur wenn wir viel mitein­ ander kommunizieren. waldemar: Am Montag, wenn ich aus dem Wochenende komme, nervt mich Philip zum Beispiel meistens. Deshalb gehen wir dann häufig in die Sauna. Da sind wir an einem Happy Place und müssen während der Saunagänge immer mal die Fresse halten, sodass wir alles Gesagte über über­ denken können. Wenn wir am Ende des Tages dann noch eine Stunde Business reden, geht alles ganz flott.

Männer mit Message: Waldemar (li.) und Philip spenden die Hälfte ihres Gewinns

INNOVATOR

philip: Der New­Work­ Work Berater Work­ Georg Tarne hat uns in die gewalt­ freie Kommunikation eingeführt – ein Handlungskonzept, nach dem der Kommunikationsfluss zu mehr Ver Ver­ trauen und Freude am Leben führt. Da lernt man, jemandem drei Minuten lang wirklich konzentriert zuzuhören und nicht darauf zu reagieren: nichts zu sagen, nicht zu nicken, einfach zuzuhören. Das ist brutal schwer, weil man das nicht gewohnt ist. Bringt aber wahnsinnig viel!

6. Ignoriere alle Vorgaben waldemar: Unberechenbarkeit ist extrem wichtig. Wenn man uns bucht, muss man mit Überraschungen rechnen. Ich war mal bei einer Xing­ Konferenz eingeladen. Die meinten im Vorfeld: „Du kannst alles machen, aber bitte blas auf der Bühne keine Kondome auf und trink kein Bier“ – beides habe ich gemacht. Ein paar Leute sind rausgegangen. philip: Aber – die haben uns trotz­ dem noch mal eingeladen. Mehr Bestätigung geht nicht.

7. Stell philosophische Fragen waldemar: Ich hasse Smalltalk und versuche immer, aus den Leuten ein bisschen was rauszukitzeln. Des­ wegen stelle ich Mitarbeitern, aber auch potentiellen Geschäftspartnern gern Fragen, auf die sie nicht sofort eine Antwort haben, damit sie über sich und ihre Situation nachdenken müssen. Also nicht: „Wie geht es dir?“ Sondern: „Hast du mal darüber nach­ gedacht zu kündigen? Macht dich dein Job glücklich?“ Das sind Fragen, auf die Leute keine vorgefertigten Antworten haben, die sie fordern. Aber das wird viel zu selten gemacht. Denn mal ehrlich: Wer fordert uns schon mal in unseren Grundwerten heraus?

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8. Behandle jeden gleich (auch die Firmenbosse) waldemar: Uns ist egal, wer uns gegenübersitzt. Wir begegnen jedem auf Augenhöhe. Vor kurzem saßen wir mit den Verantwortlichen des Traditionsunternehmens Wepa zu­ sammen, das eine Milliarde Jahres­ umsatz mit Klopapier macht. Der Chef dachte vermutlich, wir kämen angekrochen und würden mit ihm über Preise verhandeln. Haben wir aber nicht, sondern Fragen gestellt wie zum Beispiel: „Du machst zwar ’ne Milliarde Umsatz, aber hast du das Gefühl, noch Lenker deines Unternehmens zu sein?“ Das sind die geilen Momente, in denen man sich wirklich auf Augenhöhe begegnet.

9. Überzeuge nicht, inspiriere philip: Jemandem etwas zu ver­ kaufen, was er nicht haben will, bringt gar nichts. Der Funke muss bereits da sein, den können wir nicht entfachen. Wir wollen die Leute auch nicht vom Entrepreneur’s Pledge überzeugen, wir wollen, dass die Leute überzeugt sind. Wir wollen inspirieren. Es geht darum, in den Köpfen der Leute einen kleinen Knopf zu drücken. Zu sagen: Du bist eh Unternehmer, hast etwas Geiles gemacht, und nun fordern wir dich auf, in der Zukunft etwas Geiles zu machen, das auch noch fair und nachhaltig ist. Wir stellen aber keine Regeln auf, sondern vertrauen dar­ auf, dass die Leute den nächsten Schritt machen wollen. waldemar: Jede Regel hindert dich daran, etwas Sinnvolles zu tun, weil du stattdessen auf das Einhalten der Regeln achtest. Die meisten Leute sind Unternehmer geworden, um frei zu sein. Sie in ein Korsett zu zwängen ergibt keinen Sinn. philip: Wenn du ein Leuchtturm bist, ein positives Beispiel abgibst, dann kann das eine Bewegung auslösen. Ich meine: Es gibt erfolgreichere Unternehmer als uns. Aber wir zwei Idioten sind jetzt auf dem Cover eures Magazins. Und warum? Weil wir das Richtige tun! styling: Chantal Drywa­Wunsch schuhe: Premiata

VERSPROCHEN IST VERSPROCHEN „Entrepeneur’s Pledge“, die Initiative von Philip Siefer und Waldemar Zeiler, bezeichnet ein Abkommen, das vom „Giving Pledge“ von Bill Gates und Warren Buffett inspiriert ist. Doch während beim Giving Pledge wohlhabende Menschen dazu animiert werden sollen, einen (Groß)teil ihres Reichtums zu spenden, sollen die Unterzeichner des Entrepeneur’s Pledge im Laufe ihres Lebens ein soziales Start-up gründen, das dabei hilft, aktuelle Probleme der Umwelt oder der Gesellschaft zu lösen. Die Hälfte der Profite dieses Start-ups soll wiederum in die Lösung des jeweiligen Problems investiert werden. Der Nachhaltigkeitsgedanke soll dadurch sukzessive in die UnternehmerDNA eingebaut werden. Der Entrepeneur’s Pledge ist eine Vereinbarung auf Vertrauensbasis – keine vertragliche, sondern eine moralische Verpflichtung. Derzeit haben schon über hundert Leute unterzeichnet, darunter erfolgreiche Gründer wie Lea-Sophie Cramer von Amorelie, Hubertus Bessau von MyMuesli und Rolf SchrömSchröm gens von Trivago. Infos: entrepreneurspledge.org

Traum-Chefs: Bei Philip (li.) und Waldemar können Mitarbeiter ihr Gehalt selbst vorschlagen.


„Die meiste Zeit, den größten Arbeitsaufwand stecken wir in unsere Beziehung. Denn die ist die Basis von allem.“ – Philip

INNOVATOR

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Teure Bildung, sterbende Wälder, dreckige Ozeane? Diese Gründer lösen Probleme, statt über sie zu jammern – The Red Bulletin Innovator präsentiert:

MY BOO

Jonas Stolzke & Maximilian Schay

TIMBERCOAST

Cornelius Bockermann & Ben Decosse

ECOSIA

Christian Knoll

KIRON

Markus Kreßler & Vincent Zimmer

WIR PROJECT

Boris Kilvinger, Patrick Rist & Andreas Jügelt

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INNOVATOR


IDEEN, DIE UNSEREN ALLTAG SOZIAL UND NACHHALTIG VERÄNDERN INNOVATOR

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Eins

DAS RAD, DAS IM WALD WÄCHST Noch umweltschonender als bisher ins Büro radeln? Kein Problem, wenn du auf einem Bambus-Fahrrad sitzt.

D as deutsch-ghanaische Startup My Boo verbindet ein originelles Produkt mit konkretem sozialem Engagement: Seit 2014 lässt My Boo seine Fahr Fahrradrahmen aus Bambus in liebevoller Handarbeit und bei fairer Bezahlung von mittler mittlerweile 40 Jugendlichen im Distrikt Mampong in Ghana herstellen. Außerdem vergibt das Unternehmen Mikrokredite an junge Frauen und Schulstipendien an Kinder vor Ort. Der Vorteil des Werkstoffs: Bambus gehört zu den am schnellsten nachwachsenden Rohstoffen und bindet extrem viel CO². Gleichzeitig sind Bambusrohre aufgrund ihrer internen Kammern und der harten Außenwand leicht und extrem stabil. Für den Bau von Fahrradrahmen ist das Holz

aus der Familie der Süßgräser daher perfekt geeignet, die Konstruktion eines Rahmens dauert etwa 80 Stunden. Jeder fertige My-BooRahmen wird in Deutschland lackiert, nach strengen Normen geprüft und mit anderen hochwertigen Einzelteilen (Gangschaltung und Bremsen von Shimano, Sattel von Brooks etc.) weiterverarbeitet. My Boo gibt es in unterschiedlichsten Modellen, als individuelle Custom-Konfiguration, als E-Bike, City Cruiser und – unsere Lieblingsvariante – als schnittiges Rennrad. Losradeln: my-boo.com

DAS TEAM

MY BOO, KAY MICHALAK, DANIELA BUCHHOLZ, PAUL BENTZEN (2)

Die Kieler Jonas Stolzke (o.) und Maximilian Schay hatten 2012 den Wunsch, ebenso innovative wie schicke Bikes zu bauen, die noch dazu Entwicklungshilfe leisten.

ALLES IM RAHMEN

Das Bambus-Bike für Rennfahrer: My Boo-Modell „My Densu“, mit Cambium-C15-Sattel von Brooks

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INNOVATOR


DAS TEAM

Kapitän Cornelius Bockermann (o.) und Business Developer Ben Decosse wollen Handelsschi≠fahrt und Umweltschutz in Einklang bringen – mit einem Zweimaster aus dem Jahr 1920.

Wie retten wir die Weltmeere, wenn der größte Teil unserer Waren mit ölu n d m a s c h i n e nbetriebenen Cargo-Schiffen geliefert wird? Die Antwort heißt Frachtsegeln.

Zwei

DER WIND BRINGT DIE WARE INNOVATOR

Z usammengerechnet stoßen alle Cargo-Schiffe pro Jahr mehr CO² aus als ganz Deutschland. Empört über Zahlen wie diese, gründeten Cornelius Bockermann und Ben Decosse Timbercoast, eine Schiffsspedition mit Sitz an der norddeutschen Weser. Aber keine gewöhnliche: Timbercoast steht für saubere, emissionsfreie Warenbeförderung. Mit ihrem ersten und bislang einzigen Segelschiff „Avontuur“, einem modifizier modifizierten zweimastigen Gaffelschoner, Baujahr 1920, befördert Timbercoast ausgesuchte FairTrade-Produkte (Honig, Schokolade, Flor de Sel und Rum) zwischen Europa und den übrigen Erdteilen. So entsteht eine klimafreundliche Verbindung zwischen nachhaltigen Produzenten und verantwor verantwortungsvollen Abnehmern. Timbercoast setzt dabei nicht nur Segel, sondern auch ein Zeichen. Ben Decosse, Sprecher und Mitentwickler des Projekts: „Der Energieverbrauch und die Verschmutzung der Weltmeere durch etwa 51.000 Hochseefrachter, die 90 Prozent unserer Waren transportieren, sind immens.“ Sein Fazit: „Wäre die CargoIndustrie ein Staat, stünde er an sechster Stelle im NationenRanking der Umweltsünder.“ Dass Umweltkatastrophe jederzeit drohen, zeigte der Untergang des iranischen Öltankers „Sanchi“ vor Chinas Küste Anfang des Jahres. Umdenken ist also angesagt. Timbercoast zeigt, wie es gehen könnte. Anheuern: timbercoast.com

SAUBERSEGLER

Mit dem Schoner „Avontuur“ (o.) verschifft das Timbercoast-Team Fair-Trade-Produkte.

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DER GRÜNDER

Drei

PER MAUSKLICK EINEN WALD PFLANZEN

Der Wittenberger Christian Knoll findet, dass es im Leben nicht nur ums Geldverdienen gehen soll. Nach einer Weltreise, auf der ihm die Bedeutung von Bäumen klar wurde, gründete er 2009 Ecosia.

Ecosia ist eine Suchmaschine, die 80 Prozent ihrer Einnahmen für die globale Aufforstung spendet.

E ine Wüste begrünen, nur indem man eine Websuche durchführt? Das ist die Idee hinter der Suchmaschine Ecosia. Christian Knolls Kon­ zept, das 2009 in Berlin unter­ nehmerische Wurzeln schlug, ist so einfach wie einzigartig: Ecosia funktioniert wie jede andere Suchmaschine. Neben der Suchleiste erscheinen Werbungen, durch die Ecosia seine Einnahmen generiert. Jeder Klick auf der Seite lässt sich umrechnen in einen halben Euro­Cent. Bei mittler­ weile mehr als sieben Millionen Benutzern bedeutet dies, dass dank Ecosia alle 1,7 Sekunden ein Baum gepflanzt wird. Mit seinen Einnahmen unterstützt das kleine Unter Unter­ nehmen die weltweite Auf Auf­ forstung – was einen der wichtigsten Schritte zur Rettung des Klimas darstellt: Wälder absorbieren CO² und bilden Wolken, die für Ab­ kühlung in der Luft sorgen. Zudem sind sie Lebensraum für unzählige Spezies aus Fauna und Flora. Die Aufforstungsgebiete von Ecosia liegen in Afrika, Madagaskar, Indonesien, Mittelamerika und Peru. Wie es Ecosia mit nur 25 Mit­ arbeitern schafft, derart viele Bäume zu pflanzen? Jacey Bingler, Ecosia­Kommunika­ torin: „Bei der Aufforstung arbeiten wir mit lokalen Organisationen zusammen, in Indonesien etwa mit der Gunung Saran Lester Foun­ dation, die elf verschiedene 38

tropische, ökologisch nach­ haltige Baumarten in unserem Auftrag pflanzt. In Peru heißt unser Partner PUR, ein Pro­ Pro jekt, das sich auf regenerative Ökosysteme spezialisiert.“ Seine Server betreibt das Unternehmen mit erneuer­ barem Ökostrom von Green­ Green peace, Suchanzeigen und Ergebnisse werden von Bing geliefert. Insgesamt haben Ecosia­User User bereits an die 20 Millionen Bäume gepflanzt – eine grünere Welt ist also nur einen Klick entfernt. Mitpflanzen: ecosia.org

GRÜNE REVOLUTION

Globaler Output: Die Anpflanzgebiete von Ecosia liegen u. a. in Afrika, MadaMada gaskar, Indonesien und Peru.

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DAS TEAM N

Kiron ermöglicht bislang 3000 Geflüchteten eine kostenlose Hochschulbildung auf digitalen Wegen. Das BerBer liner Start-up mit Standorten in Deutschland und Jordanien arbeitet mittlerweile mit 55 internationalen Hochschulen zusammen.

Vier

ehmen Sie zum Beispiel Nyima: Die schwarze Muslima aus dem Volk der Mandinka in Gambia musste ihren Job als Kolumnistin für Frauenthemen aufgeben, weil sie begann, über Schlepperbanden und das Schicksal von Familien auf der Flucht zu recherchieren. Nach der Entlassung bei ihrer Zeitung und anonymen Drohungen verließ die Journalistin Westafrika und lebt seither im schwäbischen Lörrach. Mit Hilfe von Kiron studiert sie nun Politikwissenschaften, lernt Deutsch und gestaltet Beiträge für das Radio-Projekt „Listen“. Für Menschen wie Nyima ist Kiron eine maßgeschneiderte Institution: Die Organisation bietet, gemeinsam mit 55 Hochschulen und hunderten Partnern, OnlineStudiengänge und Sprachkurse und vermittelt externe

ECOSIA, KIRON OPEN HIGHER EDUCATION

GRATIS STUDIEREN OHNE HÜRDEN H

Stratege Markus Kreßler (o.) und Developer Vincent Zimmer (u.) sehen Kiron als notwendige Einrichtung in einer sich rasch wandelnden Welt. Gemeinsam mit dem Techniker Christoph Staudt (nicht im Bild) entwickelten sie Kiron 2014.

bürokratische Unterstützung an Menschen auf der Flucht, die oft nicht einmal über gültige Dokumente für eine Einschreibung verfügen. Kiron versteht sich als Vorbereiter und Mentor beim Überwinden von Hürden auf dem Weg zu einem regulären „Offline“-Studienabschluss. Unterstützung erfährt die 2015 gegründete gemeinnützige Organisation unter anderem von Stiftungen und Unternehmen, etwa von Volkswagen, der Schöpflin Stiftung und vom Ministerium für Bildung und Forschung. Für Nyima ist Kiron ein wahr gewordener Traum: „Kiron ist für mich und viele andere der einzige verlässliche Weg zu akademischem Erfolg.“ Einschreiben: kiron.ngo

GEMEINSAM STÄRKER

Das Projekt Kiron bietet Online-Kurse für geflüchtete Menschen. 54 Partner-Universitäten machen bereits mit. INNOVATOR

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Fünf

HIER WIRD HELFERN GEHOLFEN WIR ist ein Online-Rabattmarkensystem, system, das ehrenehren amtliche Arbeit belohnt. Das Netzwerk verändert langsam und im Stillen unsere herkömmliche Anerkennungskultur.

DAS TEAM

twas für andere zu tun, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, ist ein nicht ganz typisches Verhalten in einer marktwirtschaftlich geregelten Gesellschaft. Dennoch steigt europaweit die Anzahl jener Menschen, die sich ehren­ amtlich engagieren. Woran das liegt? Der Dalai Lama er er­ klärt unser soziales Naturell so: „Gutes zu tun ist nicht nur hilfreich, es fühlt sich auch besser für uns selbst an. Da wir soziale Wesen sind, macht es uns glücklich, anderen zu hel­ fen – sowohl aus egoistischen als auch aus altruistischen Motiven.“ WIR ist ein Projekt aus Deutschland, das sich an dieser pragmatisch­humanisti­ schen Richtlinie orientiert. Die Plattform vernetzt und fördert Freiwillige aus unter unter­ schiedlichen Bereichen: Sport­ trainer, Erzieher, Betreuer, Feuerwehrleute, Altenpfleger und Flüchtlingshelfer. Mit einem Zugangscode zu einem Rabattsystem können Frei­ willige um bis zu 50 Prozent

günstiger bei über 50 Firmen wie Ravensburger, Sennheiser, Sigikid oder Kappa einkaufen und auf diese Weise einen kleinen Teil ihres Einsatzes für die Gemeinschaft entgolten bekommen. „Diese Zuwendung soll nicht als materielle ‚Ent­ lohnung‘ verstanden werden, was den Gedanken der Frei­ willigkeit sabotieren würde“, sagt Co­Initiator Patrick Rist, „sondern als eine Art Motiva­ tion und Service für die Mit­ glieder von WIR.“ Schließlich bilden Ehrenamtliche jene „Zivilgesellschaft“, die dafür sorgt, dass es auf der Erde ein bisschen sozialer zugeht. Konkret melden sich erst die Vereine und Verbände auf der Plattform an und können dann die Ehrenamtscodes an ihre Freiwilligen verteilen. Mitmachen: wir-project.com

SOZIALER BONUS

Über das WIR-Portal (u.) können Freiwillige bei Partnerfirmen billiger einkaufen.

BORIS KILVINGER

Die Gründer Boris Kilvinger (o.) und Andreas Jügelt (u.) starteten gemeinsam mit Informatiker Peter Schaab die Onlineplattform WIR. Seit September 2017 werden sie von Patrick Rist (Mi.) unterstützt.

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DER EINZIGE LAUF, BEI DEM DICH DAS ZIEL EINHOLT SEI DABEI!

IN MÜNCHEN ODER ÜBERALL MIT DER APP

6. MAI 2018, 13:00 UHR

100% DER STARTGELDER FLIESSEN IN DIE RÜCKENMARKSFORSCHUNG

WINGSFORLIFEWORLDRUN.COM


Text: David Mayer Fotos: Delia Baum

EINFACH

MACHEN! Starthilfe mit Herz und Hirn: Red Bull Amaphiko unterstützt Gründer, die sich für eine gute Sache einsetzen – wie zwei Berlinerinnen, die mit ihrem Projekt „EduHeroes“ das Lernen revolutionieren wollen.

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Bildungsheldinnen: Gosia Moszyk (li.) und Annemieke Frank fÜrdern die Talente von Kindern – mit Methoden aus dem Silicon Valley.

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N

ichts bringt Menschen mehr zum Strahlen als eine Idee, von der sie überzeugt sind. Das gilt auch für Annemieke Frank und Gosia Moszyk. Wenn die beiden dreißigjährigen Berlinerinnen über ihre Initiative „EduHeroes“ sprechen, beginnen ihre Augen zu funkeln. Und wer ihnen zuhört, gewinnt den Eindruck, dass sie tatsächlich schaffen könnten, was sie sich vorgenommen haben. „Wir wollen das Lernen revolutionieren“, sagt Annemieke. Beide Frauen verbindet eine Über Überzeugung: Unsere Schulen bereiten Kinder kaum auf die Anforderungen der modernen Welt vor. Deshalb beschlossen sie, es besser zu machen, und fingen 2017 vor der eigenen Haustür an. In Bezirken wie BerlinKreuzberg vermitteln sie heute Kindern in Workshops Kompetenzen wie Erfindergeist oder kritisches Denken. „Wir helfen ihnen, ihre Superkräfte zu entdecken“, sagt Gosia. DIE CHALLENGE

In anderen Bereichen sind es Annemieke und Gosia, die dazulernen müssen – etwa wenn es um Finanzen und Organisation für ihr junges Projekt geht. Hier setzen sie auf Förderer, konkret auf Red Bull Amaphiko. Wie verwirkliche ich meine Idee so, dass ich am Ende mehr Geld einnehme als ausgebe? Wie gestalte ich meine Website, damit jeder Besucher findet, was er sucht? Und wie kann ich Menschen auf mein Projekt auf aufmerksam machen? Auf solche Fragen gibt Red Bull Amaphiko den Social Entrepreneurs Antworten – also Gründern wie Annemieke und Gosia,

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die sich mit ihrem Start-up für eine gute Sache einsetzen. Das Ziel ist, Menschen, die konkrete Probleme in ihrer Umgebung lösen wollen, eine Anschubhilfe zu geben – mit Wissen, Training und Kontakten. DIE AKADEMIE

Mit ihrem Projekt „EduHeroes“ wollen Annemieke Frank (li.) und Gosia Moszyk Kinder für die Welt von morgen wappnen. Red Bull Amaphiko hilft ihnen dabei.

Bestes Beispiel: die Red Bull Amaphiko Academy. Zehn Tage lang machen Fachleute ausgewählte Social Entrepreneurs aus einer Region fit für die ersten Schritte als Unternehmer. Im Anschluss erarbeiten Mentoren mit den Gründern Businesspläne und begleiten sie 18 Monate auf deren Weg. 2014 fand die erste Red Bull Amaphiko Academy in Südafrika statt, es folgten Veranstaltungen in Brasilien und den USA. Daneben bietet die Initiative aber auch kompaktere For Formate. In Berlin lud Red Bull Amaphiko im vergangenen Herbst gemeinsam mit der Initiative Social Impact Lab zu einem Storytelling-Workshop. Unter den Teilnehmern waren auch Annemieke und Gosia. DAS KNOW-HOW

„Besonders spannend fand ich, wie man durch geschickte PR-Aktionen ohne hohen finanziellen Einsatz Auf Aufmerksamkeit erzeugt“, sagt Gosia. In der frühen Gründungsphase ihrer Initiative setzten die beiden auf außer außergewöhnliche Aktionen – und hielten Workshops in einem Pop-up-Klassenraum. Auf dem Lehrplan standen Kompetenzen, die in den Unterrichtsplänen oft zu kurz kommen, etwa das Querdenken und in das eigene Können zu vertrauen. Um solche Fähigkeiten zu stärken, leiten Annemieke und Gosia in ihren Workshops Kinder im Grundschulalter dazu an, Lösungen für konkrete Probleme aus ihrem Leben zu suchen. Angelehnt an moderne Methoden wie Design Thinking, nach denen zum Beispiel Start-ups im Silicon Valley Innovationen entwickeln, überlegen sich die Kinder Ideen und basteln Prototypen von ihren besten Einfällen – etwa eine Popcorntüte mit Smartphonehalter oder einen Hut mit integriertem Regenschirm. Und weil die Kinder im Workshop nicht nur basteln, sondern auch am Computer altersgerecht programmieren oder ihre Ideen vor der Gruppe vorstellen, entdecken sie womöglich Stärken, die sie vorher gar nicht kannten.

Angelehnt an moderne Methoden wie Design Thinking, nach denen auch auch Start-ups im Silicon Valley Innovationen entwickeln, überlegen sich die Kinder Ideen und basteln Prototypen.

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Quis aut rest anti ditioria debit pedictemquo et aut eum quiam fugitas quas eat est et

GUT UNTERWEGS

Mehr als 350 sozialen Projekten hat Red Bull Amaphiko bereits Rückenwind gegeben – zum Beispiel diesen drei:

Wo immer die beiden Frauen auch von ihrer Initiative erzählen, reagieren die Menschen begeistert, und sehr oft fragen sie: „Wie kann ich helfen?“ Neben finanzieller Unterstützung und Know-how in Gründungsfragen müssen die beiden vor allem ihre Bekanntheit steigern. Auch deswegen haben sich Annemieke und Gosia auf der Online-Plattform von Red Bull Amaphiko registriert. DAS NETZWERK

Ziel der Plattform ist es, Social Entrepreneurs aus der ganzen Welt zu ver vernetzen – ob es sich um Gründer, Unter Unterstützer oder mögliche Partner handelt. Zu diesem Zweck können sich alle Gründer auf einer eigenen Seite vor vorstellen und angeben, was sie gerade benötigen. Die Förderer wiederum können über ein detailliertes Suchprogramm ebenjene Projekte suchen, die zu ihnen passen, oder gezielt nach Initiativen in ihrer Region forschen.

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ZEIT FÜR HELDEN

Du engagierst dich für eine gute Sache, hast vielleicht schon ein soziales Start-up gegründet oder denkst darüber nach? Dann registriere dich auf www.redbull amaphiko.com und vernetze dich mit Gleichgesinnten. 2018 plant Red Bull Amaphiko mindestens drei Workshops in Deutschland, in denen Profis jungen Gründern Tipps geben.

ASPHALTENGEL Die Smartphone-App BikerSOS erkennt, wenn ihr Nutzer einen Unfall mit dem Motorrad hat, und alarmiert sofort den Rettungsdienst und zuvor festgelegte Notfallkontakte wie Partner oder Eltern. FASHIONFISCHER Das Label Margaret and Hermione produziert Bikinis und Badeanzüge aus recycelten Fischernetzen. FREIHEITSKÄMPFER Das Projekt Lady Liberty verschafft Frauen aus südafrikanischen Armutsvierteln, die unter Misshandlung leiden, Rechtshilfe.

DIE ERFOLGSSTORY

Wie die Red Bull Amaphiko Academy will auch die digitale Plattform jungen Weltverbesserern eine Starthilfe geben – und damit Erfolgsgeschichten wie die von Thato Kgatlhanye ermöglichen, die 2014 in Südafrika an der ersten Red Bull Amaphiko Academy teilnahm. Weil die Kinder in ihrer Nachbar Nachbarschaft mangels Elektrizität kein Licht hatten, um nach Sonnenuntergang ihre Hausaufgaben zu erledigen, entwickelte Thato einen Rucksack mit integriertem Solarpanel und Lampe. Auf dem Schulweg sammelt das Panel Sonnenenergie, die abends die Lampe mit Strom versorgt und den Kindern auf diese Weise das Lernen ermöglicht. Mit ihrer Idee – so schlicht wie genial – begeisterte Thato Unterstützer aus der ganzen Welt und produziert mit ihrem Unternehmen Rethaka bald 10.000 Rucksäcke pro Jahr. DIE CHANCE

Im Gegensatz dazu stehen Annemieke und Gosia noch ganz am Anfang. 2018 wollen sie feste Räume für ihr Projekt finden und ein Finanzierungsmodell aufstellen. Im Mai planen sie eine weitere Pop-up-Aktion in Berlin. Bis zu einer Erfolgsgeschichte wie der von Rethaka ist es noch ein weiter Weg. Aber vielleicht hilft es, ab und zu daran zu denken, dass auch Thato noch vor vier Jahren eine junge Frau war, die einen Unterschied machen wollte und nicht viel mehr hatte als eine Idee. Und die dann Menschen traf, die ihr helfen wollten.

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Experte für offen­ sives Scheitern: Dr. Samuel West in seinem Museum in Helsingborg

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Fortschritt ohne Irrtum ist möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich, sagt Samuel West, Psychologe und Gründer des „Museums des Scheiterns“. Und motiviert damit auf charmante Art.

„S C H EI T ER N I ST K EI N E S C H WÄC H E, S O N DER N DIE CHANCE F ÜR EI N EN ER FO LGR EI CH EN N EUA N FA N G “ Interview: Robert Sperl Fotos: Ulf Svane INNOVATOR

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Samuel West sammelt Produkte, die auf dem Markt spektakulär gescheitert sind. Und er erklärt, was wir aus ihren Misserfolgen lernen können. the red bulletin innovator: Herr West, ein berühmter Skirenn­ läufer sagte einmal: „Der Könner stürzt immer nach vorn.“ Gilt das Gleiche fürs Scheitern? samuel west: Diese Failing-ForwardMentalität ist wunderbar, im Silicon Valley vielleicht ein bisschen über überstrapaziert. Man darf sie auch nicht glorifizieren, sonst wird daraus: Es ist in Ordnung, ein schlampiger Dummkopf zu sein, und wenn du pleitegehst – egal. Offensiv zu scheitern bedeutet für mich: Ich probiere etwas Großes, nahezu Unmögliches, Risiko inklusive. Aber ich tue mein Bestes; und wenn ich scheitere, bemühe ich mich, daraus zu lernen. Ich akzeptiere das Scheitern und rede mich nicht heraus. Ich steh auf und versuch es noch einmal.

Steigert Scheitern unsere Leistung? Ja, wenn man daraus lernt. Wie groß ist die Gefahr, dass sich dabei auch die Qualität der Aus­ reden steigert? Ich als Person entscheide: Lebe ich – was gar nicht so selten ist – in einem Netz aus Lügen und Ausflüchten, oder führe ich ein ehrliches Leben? Im letzteren Fall bedeutet dies: Misslingt mir etwas und ich scheitere, weil ich bewusst etwas falsch gemacht habe oder aus Versehen oder weil ich Neues ausprobiert habe – dann muss ich dazu stehen und daraus lernen. Wer Entschuldigungen sucht, lernt nicht aus seinen Fehlern, da ist immer jemand anderes schuld – vielleicht sogar Gott. Es ist schwierig zu lernen, wenn dann Gott schuld am Scheitern ist.

Komische Bedienung, fürchterliche Optik: drei Beispiele aus Samuel Wests Sammlung der gescheiterten Geräte.

In unserer linken Hirnhälfte ent­ stehen die Zweifel – und die sind offensichtlich Teil des Scheiterns. Hilft es, die linke Hirnhälfte irgend­ wie auszuschalten? Nein. Die einzige Möglichkeit, sich vor dem Scheitern zu schützen, ist, sich die Realität schönzureden – wie es Donald Trump tut. Er stolpert von Misserfolg zu Misserfolg, gleichzeitig negiert er die Realität, was dazu führt, dass er in einem Universum lebt, in dem er perfekt ist. Im Rest der Welt leben normale Menschen: Wir bauen Mist und müssen damit klarkommen. Ist Scheitern aktiv zu verhindern? Es ist einfach, ganz ohne Scheitern durchs Leben zu kommen: indem du einfach nichts tust. Aber wenn du etwas tust und damit dich, deine Firma, deine Organisation oder dein Team herausforderst, wirst du irgendwann scheitern. Was passiert physiologisch, wenn wir scheitern? Spüren, schmecken, riechen wir das? Du spürst es im Bauch. Tests haben zwar gezeigt, dass wir auf die Ängste anderer über unser Unterbewusstsein reagieren – aber es ist pure Spekulation, dass wir das Scheitern riechen können. Wissenschaftlich bewegen wir uns da auf sehr dünnem Eis. (Lacht.)

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WIE P RO D U K T E ST E R B E N

Zu fortschrittlich

Kodak DC40 Digitalkamera Gutes Produkt zur falschen Zeit: „Die DC40 war 1995 eine der ersten Kameras ihrer Art“, erklärt Samuel West. Doch der Fotopapier­ hersteller schätzte das Potenzial von Digitalfotografie falsch ein, ging 2012 pleite und stellte die Pro­ duktion von Digitalkameras ein.

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Wie wichtig sind beim Scheitern die Faktoren Zufall, Vorbestimmung und Glück? Enorm wichtig. Gute Antwort. Ernsthaft: Schauen Sie sich die Ausstellungsstücke in meinem Museum an. Ein Gutteil von ihnen hat genau aus diesen Gründen Schiffbruch erlitten, aus diesen Unwägbarkeiten. Geben Sie uns ein Beispiel? Der MiniDisc-Player von Sony. Wirk Wirklich großartig – kleine Scheiben, die aufnehmen können, winzige Geräte. Der MP3-Player ist aber viel besser: Sony hatte ein schlechtes Timing.

Zu seltsam

Nokia N-Gage Die Mischung aus Mobiltelefon und Gaming­Konsole kam 2003 auf den Markt und floppte dank mächtiger Gegner (Game Boy Advance) und schräger Optik: Nutzer mussten beim Telefonieren die schmale Seite des Handys an ihr Ohr halten – und das sah einfach albern aus.

Der Fortschritt war schneller … … was Sony nicht vorhersehen konnte, genau. In unserem täglichen Leben ist es ebenso: Man macht offensichtlich alles richtig, und trotzdem gehen Dinge schief. Ist das Scheitern eher weiblich oder männlich? Das Problem mit Männern: Sie nehmen ihre Grenzen anders wahr, als Frauen das tun. Männer gehen viel öfter zerstörerische Risiken ein, sie haben zu wenig Verständnis für ihre Limits – oder sie zeigen öfter die Bereitschaft, diese zu ignorieren. Die letzte Bankenkrise … Lassen Sie mich raten! … war komplett männlich. Wären damals Frauen verantwortlich gewesen, nichts wäre passiert. Allerdings: Auch Elon Musk ist ein Mann, es ist verrückt. Viele Dinge, die in Sachen Fortschritt spektakulär sind, kommen also exakt aus diesen Risiken. Welcher Teil einer Firma sollte männlich sein und welcher weiblich, um diese – nennen wir sie – Missverständnisse zu vermeiden? In einem Innovationsteam sind idealer idealerweise beide Geschlechter vertreten. Ich erzähle Ihnen eine Geschichte: Die

Zu unheimlich

Rejuvenique Facial Mask Straffes Gesicht dank Elektro­ stimulation? Das Konzept der Reju­ venique­Maske aus dem Jahr 1999 setzte sich (Gott sei Dank) nie durch. „Sie sieht furchtbar aus“, sagt West. „Zudem müsste man sie drei Monate lang täglich nutzen, ehe kleinste Effekte erzielbar sind.“ INNOVATOR

französische Firma BIC, der weltgrößte Hersteller von Kugelschreibern, lancierte 2011 den „BIC for Her“. Die Reaktion des Markts war ver vernichtend. Ein Kugelschreiber, speziell für Frauenhände entworfen, mit Glitzerstaub drauf, in femininen Farben – und zu einem höheren Preis. Die Kunden, speziell die Frauen, reagier reagierten empört, in der Art von „Seid ihr bei BIC jetzt verrückt geworden?!“. Es hätte wohl geholfen, eine Frau in diesen Produkt- und Designprozess zu involvieren? Wir brauchen nicht zu spekulieren, aber ziemlich sicher waren keine Frauen im Forschungs- und Versuchsteam. Das ist ein extremes Beispiel dafür, warum wir echte Vielfalt benötigen – eine, die sich auf Perspek Perspektive gründet und die Art, wie man denkt. Vielleicht gab es im BIC-Team sogar zwei, drei Frauen, aber der mächtige Teamleader, vielleicht der CEO, war ein Mann, und deshalb hat jeder bloß „Jawohl!“ gesagt – und sich nicht weiter um das Resultat gekümmert. Fazit: Ein Team braucht nicht nur Diversität, sondern muss sich als Team sicher fühlen können. Ich darf sagen, was ich mir denke und worauf ich vertraue – ohne dass ich gleich eins auf die Finger kriege. Es gibt endlos viele gute Zitate über das Scheitern. Henry Ford meinte etwa: „Ich werde niemals das eine vollkommene Ding finden, solange ich nicht auch all die unvollkommenen gefunden habe.“ (Lacht.) Ich liebe es! Ich liebe auch den Spruch von Elon Musk, der ungefähr so lautet: „Wenn du nicht scheiterst, hast du es nicht ernsthaft genug versucht.“ Und dann natürlich das berühmte Zitat von Thomas Alva Edison, der tausendmal gescheitert ist bei der Erfindung der Glühbirne. Die Leute haben gespottet: Was bist du doch für ein Versager! Aber er hat einfach geantwortet: „Nein, ich habe bloß 999 Möglichkeiten gefunden, warum es nicht funktioniert.“ Scheitern ist also der Ausgangspunkt für etwas Intelligenteres. Was raten Sie uns? 49


Der erste Schritt ist der schwierigste, weil er nicht rational-logisch ist, sondern emotional: Du musst dir den Fehler eingestehen, ihn zugeben. 99 Prozent der Menschen scheitern bereits hier – sie sind nicht bereit, den ersten Schritt zu gehen. Aber wir dürfen Probleme nicht mit Zuckerguss genießbarer machen. Zweiter Schritt: Aus Niederlagen zu lernen ist kom kompliziert. Sie kennen sicher das Sprichwort: „Wenn du in der Nacht deine Schlüssel suchst, schau nicht nur dort, wo es hell ist.“ Sei bereit, Mühe zu investieren, und erforsche Wege, an die du am Beginn der Reise eigentlich nicht gedacht hast. Schritt drei: Akzeptiere nie die erstbeste Erklärung. Können Sie Punkt drei präzisieren? Firmen und Organisationen lernen schlecht aus Niederlagen – mit einer Ausnahme: der Luftfahrtindustrie. Stürzt ein Flugzeug ab, heißt es zunächst: Warum? Dann findet sich eine Erklärung: Das Wetter war schuld. In vielen Organisationen würde es jetzt heißen: Die Ursache war Schlechtwetter, das schreiben wir jetzt in den Unfallbericht – und nun lasst uns auf ein Bier gehen. In der Luftfahrtindustrie heißt es hingegen: Okay, es gab schlechtes Wetter, aber jetzt folgen Teil zwei und drei der Analyse. Warum ist der Pilot dennoch geflogen? Ist es bei dieser Airline vielleicht üblich, die Piloten aus Profitgründen zu zwingen, trotzdem zu fliegen? Oder gibt es da einen Macho-Zugang, dass die Piloten immer starten, egal wie das Wetter ist? Das kann jede Organisation von der Luftfahrtindustrie lernen: Gib dich nicht mit der erstbesten Erklärung zufrieden. Ihre Theorie: Erfolgreiche Er­ findungen gleichen sich – aber jeder Misserfolg erzählt seine eigene Geschichte. Das habe ich von Tolstoi gestohlen. Klingt schlau. Nun, Leo Tolstoi war ein guter Autor, und ich bin ein guter Dieb. (Lacht.) Im Ernst: Erfolgsgeschichten ähneln sich erwiesenermaßen – egal ob es um neue Produkte geht oder neue Geschäftsmodelle oder soziale Er Errungenschaften: „Ich habe hart gearbeitet, ich hatte einen guten Lehr Lehrmeister, ich habe mir mit 32 ein Bein gebrochen und habe diesen Rück Rück50

schlag überwunden, und jetzt ist alles besser als zuvor.“ Wir haben das schon so oft gehört, dass es langweilig ist – mein Hirn schaltet einfach weg. Hingegen das Scheitern: Es gibt unzählig viele Möglichkeiten, wie Menschen, Produkte, Firmen scheitern können – und das ist faszinierend für mich. Wir müssen das Scheitern zu unserem Lehrer machen? Bist du erfolgreich – egal worin –, hörst du zu zweifeln auf. Du gehst auch keines jener bedeutsamen Risiken ein, von denen ich gesprochen habe. Aber wenn du dir nicht sicher bist und dich abmühst, bleibst du hungrig – und genau dann passiert Veränderung.

„Das Scheitern im Zuge der Finanzkrise war komplett männlich. Wären damals Frauen verantwortlich gewesen, nichts wäre passiert.“

Forscher West: „Es gibt unzählige Wege, wie Firmen oder Menschen scheitern. Das fasziniert mich.“ INNOVATOR


Wie wichtig sind in dieser Rechnung die Faktoren Zeit und Ausdauer? Zum einen heißt es, du musst Aus­ dauer haben, Hartnäckigkeit, Stur Stur­ heit. Wir bewundern den Geschäfts­ mann, der sich zehn, fünfzehn Jahre lang abmüht und dann endlich den Durchbruch schafft. Den Künstler, der einen Haufen schlechter Konzerte abliefert und dann die Kritiker über über­ zeugt. Oder einen Sportler, dito. Die Chinesen sagen: „Nur dumme Bienen versuchen, aus trockenen Blüten Nektar zu saugen.“ Einige der Aus­ stellungsstücke in meinem Museum sind gute Beispiele dafür, dass jemand eine Menge Ausdauer, Geld und Ener Ener­ gie in eine trockene Blüte investiert hat. Mein Ratschlag: Lasst uns Fehlern unvoreingenommener begegnen, dann können wir Projekte und Bestre­ bungen, die sich einfach nie lohnen werden, schneller über Bord werfen. Scheitern komplexe Systeme, weil eine Person scheitert, oder eher an kollektiver Unwissenheit? Möglichkeit zwei. Aber wir lieben ein­ fache Erklärungen, deshalb sagen wir: Das war sein Fehler. Damit wird es einfacher verständlich, und wir sind aus dem Schneider. Es gibt so viele Bücher über Schwarmintelligenz und Weisheit der Masse, aber eine Gruppe ist genauso schlau wie dumm – das ist ein zweischneidiges Schwert. Je größer eine Organisation wird, desto träger ist sie. Bin ich clever, aber in diesem Honigtopf gefangen: Wie kriege ich meine Ideen an die Oberfläche? Kämpfe dafür! Große Systeme wer wer­ den schnell ungeduldig – je größer, desto mehr Kontrolle, Organisation, Struktur und Resistenz braucht es, um das Gesicht zu wahren. Im Gegen­ satz dazu ändern junge, schlanke Strukturen schneller die Richtung, oder sie passen sich an. Die Riesen – egal ob Google, Apple oder Microsoft – versuchen deshalb, diese Start­up­ Kultur in ihren Hierarchien zu inte­ grieren.

„Bist du erfolgreich, hörst du auf zu zweifeln. Du gehst keine Risiken mehr ein. Wer aber unsicher bleibt, bleibt hungrig. Und genau dann passiert Veränderung.“

Das große System spaltet sich dafür auf in viele kleine Einheiten? Genau. Ich weiß nicht, wie relevant das aktuell ist, aber vor einiger Zeit erkannte Microsoft, dass man unfähig war, innovative Gedanken zu fassen. Also nahm man Budgets und Möglich­ keiten und reichte sie weiter an ver ver­ schiedene Start­ups. Ein evolutionärer Ansatz: Schmeiß ihnen das Geld nach, lass sie auch scheitern – aber such dir dann die zwei, drei heraus, die erfolgreich sind, und kaufe sie zu Marktpreisen. Hat das funktioniert? Microsoft hat eine Menge Geld ver ver­ geudet, aber am Ende kamen die Innovationen billiger, als wenn man es innerhalb der Firma versucht hätte. Die indirekte Antwort auf die Frage zuvor ist also: Erscheint dir der Kampf sinnlos, dann kündige und heuere bei einer kleinen Firma an. Einer Ihrer kreativen Lösungsansätze war: Sie haben als Berater versucht, einen Hauch Verspieltheit in Firmen hineinzubingen … Verspieltheit muss von Systemen als etwas akzeptiert werden, was sie for for­ cieren können oder zumindest tole­ rieren. Es muss ein Teil der Firmen­ DNA werden. Verspielt sein heißt: Du erforschst etwas, du experimentierst, ohne andauernd auf das Endergebnis zu schielen. Wir wissen nicht, ob wir damit Geld verdienen werden – aber wir haben Spaß beim Probieren.

mich sechs Jahre gekostet, und ich war überzeugt, dass Organisationen genau das brauchen. Ich habe Vor­ träge gehalten, Workshops organi­ siert, darüber Artikel geschrieben – das Ding hat nicht abgehoben. Es ist einfach schwierig, in Firmen zu gehen und zu sagen: „Hey, lass uns Zeit und Geld in etwas investieren, das nicht unbedingt Gewinn macht.“ Das funktionierende Gegenbeispiel ist Jeff Bezos: Er nennt seine Firma Amazon den besten Platz auf der Welt, um zu scheitern. Ja, das steht sogar in ihren Share­ holder Reports und den offiziellen Aussendungen. Eines ihrer Erfolgs­ geheimnisse ist: Sie haben keine Angst, auch viel zu riskieren. Was macht Amazon gerade? Es fordert Netflix heraus. Netflix ist riesig und hat Geld und investiert es in originäre Inhalte. Und was tut Amazon? Sie machen das Gleiche. Sie produzieren so viele Inhalte für ihren Prime­Video ­ ­Video ­ Service, dass man den Kopf schüttelt angesichts dieser Menge an Risiko. Es ist schwierig, gegen jemanden anzutreten, der keine Angst vor dem Verlieren hat … Genau. Amazon fürchtet sich nicht vor Netflix. Wenn Amazon in einigen Jahren zurückschaut und sagt: „Jetzt haben wir“ – ich sage einmal Haus­ nummern – „zehn oder hundert Milli­ arden Dollar in schlechte TV TV­Shows gesteckt“, dann wird Jeff Bezos sagen: „Okay, aber dafür gehören die jetzt uns.“ So in der Art: Ja, wir haben was riskiert – es hat halt nicht geklappt. Geben Sie uns zum Abschied eine „Wir haben keine Angst!“-Regel? Fürchte dich weniger vor dem Schei­ tern. Was kann schon passieren? Niemand tut sich weh, niemand stirbt, du verlierst höchstens ein wenig Geld – oder: Es gelingt dir etwas.

Waren Sie erfolgreich? Das war eine meiner Niederlagen: Nein, ich habe es jahrelang vergeb­ lich versucht. Ich habe darüber meine Doktorarbeit geschrieben, die hat INNOVATOR

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ZEIGEN SIE IHREM CHEF DIESEN ARTIKEL. TEXT: STEFAN WAGNER

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DESIGN: ADELE STERNBERG

INNOVATOR


ER WIRD SIE DAFÜR LIEBEN

Er ist geachtet und ge­ fürchtet, knallhart, Experte und Profi zugleich. Verteilt seine Aufträge präzise, erwartet Ergebnisse um jeden Preis, setzt sich durch, duldet keinen Widerspruch. Eine absolute Autorität, entscheidungsfreudig. Wer seine Ziele erreicht, bekommt einen fetten Bonus. Wer sie verfehlt, eine Abreibung. Ist das der perfekte Vor­ gesetzte? Nein. Der Kerl macht sogar ziemlich alles verkehrt. Sagt wer? Sagt die Wissenschaft. INNOVATOR

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Wir

beginnen den Aus­ flug in die Zukunft unseres Ar­ beitslebens mit einem Spoiler: Menschlichkeit, Empathie und Wohlwollen eines Vorgesetzten sind offenbar geheime unter­ nehmerische Superwaffen. Ein netter Chef macht Mitarbeiter kreativer, konstruktiver und loyaler – und das Unternehmen erfolgreicher. Herausgefunden hat das die mit der Hamburger Universität assoziierte RespectResearch­ Group (RRG), 2003 vom Uni­ versitätsprofessor und früheren Unternehmensberater Niels Van Quaquebeke gegründet. Ihr Ziel: die Auswirkungen von

respektvollem Umgang auf den Erfolg von Unternehmen, Organisationen und Einrich­ tungen zu erforschen. Derzeit besteht die RRG aus etwa zehn Mitgliedern der verschiedens­ ten Disziplinen, von Psycho­ logie bis Amerikanistik. Sie ist die weltweit einzige Ein­ richtung ihrer Art, man könnte sagen: eine Art Weltzentrum des Wissens um den Wert von Soft Skills. Erster Schritt ins Verständnis der Arbeit der RRG ist eine Splittung des Begriffs „Respekt“ in zwei Bereiche: vertikal und horizontal. Vertikalen Respekt kennen wir: eine anerkennende Reaktion auf eine gute Leis­ tung, Lob und Anerkennung für einen Erfolg. Vertikaler Respekt fällt uns relativ leicht und ist in den meisten Unter­ nehmen Alltag.

Viel wichtiger für den Erfolg eines Unternehmens ist aber das, was die Hamburger Wissenschaftler „horizontalen Respekt“ nennen. Vereinfacht gesagt: Freundlichkeit, Offenheit, Empathie, Wohlwollen, Wertschätzung – und das alles auf den Menschen bezogen, nicht auf eine Leistung. Also auch dann, wenn etwas nicht geklappt hat. Auch dann, wenn es Konflikte gibt, wenn etwas schiefläuft.

Diesen „horizontalen Respekt“ in den Alltag von Unternehmen einzubauen ist knifflig, aber es lohnt sich. Wie sehr, zeigt der folgende Auszug der Erkennt­ nisse aus fünfzehn Jahren

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Arbeit der RRG, für uns aus­ gewählt und erläutert von der aktuellen und der früheren Leiterin der RRG, den Psycho­ loginnen Jennifer Ulrich und Catharina Vogt.

Die Wissenschaft sagt nämlich: Der ideale Vorgesetzte begegnet seinen Leuten auf Augenhöhe. Er ist loyal, freundlich und wohlwollend. Er trifft Entscheidungen in Absprache mit seinen Mitarbeitern (nicht zuletzt, weil sie vieles besser wissen als er). Niemand muss Angst haben, wenn Fehler passieren. So ein Vorgesetzter, sagt die Wissenschaft, ist nicht bloß ein angenehmer Zeitgenosse. Er ist auch ziemlich schlau. Denn er …

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… ist mehr wert als mehr Geld. Jeder halbwegs funktionierende Vor­ gesetzte versucht, die Motivation seiner Leute hochzuhalten. Weil jeder halbwegs funktionierende Vorgesetzte weiß: Nichts ist so wertvoll wie motivierte Mitarbeiter. Übliche Instrumente zur Motivations­ förderung: Beförderung, Gehaltserhöhung, Dienstwagen. Dabei belegen Studien, dass stattliche Gehälter, fette Dienstwagen oder protzige Visitenkarten als Motivations­ faktor nichts taugen. Spitzenreiter im Motivationsranking sind respektvolle Behandlung durch den Vor­ gesetzten (liegt auf Platz zwei des Rankings) und, auf Platz eins, „eine interessante Aufgabe haben“. Wer also seine Leute motivieren möchte, langweilt sie nicht und behandelt sie korrekt. Dann kann sogar die nächste Gehaltserhöhung warten.

… muss nicht einmal ein Experte seiner Branche sein. Gute Chefs sind tatsächlich in erster Linie nett zu ihren Leuten. Erst in zweiter Linie kennen sie sich in ihrer Branche aus – denn der nette Inkompetente schlägt den kompetenten Tyrannen um Längen. Und niemand braucht Angst zu haben, sich eine Blöße zu geben. Es motiviert Mit­ arbeiter sogar, wenn sie vom Chef um ihren fachlichen Rat gefragt werden.

… ist das beste Mitarbeiter­ bindungsprogramm. Jedes Unternehmen versucht, kompetente, motivierte Mitarbeiter langfristig zu binden. Wichtigster Faktor dafür: der horizontale Re­ spekt des Vorgesetzten für den Mitarbeiter.

… macht ruppige Kunden oder unfreundliche Kollegen wett. Wer gern zur Arbeit geht, verrichtet sie besser – logisch. Und wie gern wir zur Arbeit gehen, hängt wesentlich von den Leuten ab, mit denen wir dort zu tun haben, also Kollegen, Kunden, Vorgesetzten. Allerdings nicht in dieser Reihenfolge. Denn die RRG hat herausgefunden: Nicht unser Verhältnis zu Kollegen oder Kunden entscheidet darüber, wie wohl wir uns am Arbeitsplatz fühlen, sondern unser Ver­ hältnis zum Vorgesetzten. Ein netter Chef macht sogar die Motivationskiller lästige Kunden und fiese Kollegen wett. (Freilich gilt auch der Umkehrschluss: Wen der Chef anödet, den ödet auch der Job an – selbst wenn er Kunden und Mitarbeiter mag.)

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Interessantes Detail der entsprechenden Studien: Hat der Mitarbeiter vor dem Chef zusätzlich vertikalen Respekt (hält er ihn also nicht nur menschlich, sondern auch fachlich für kompetent), fühlt er sich selbst noch wohler im Unternehmen.

… ist unschlagbar, wenn er Respekt mit Respekt kombiniert. Die Königsklasse hört auf den Fachbegriff Motivation 3.0, kombiniert horizontalen mit vertikalem Respekt und erfüllt damit drei Grundbedürfnisse des Menschen auf einen Schlag: nach Selbständigkeit, Zugehörig­ keit und Effektivität. Vorgesetzte, die beide Arten von Respekt kombinieren, erreichen Traumwerte in Engagement und Leistung der Mitarbeiter.

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Die Checklist für Führungskräfte:

SO WERDEN SIE ZUM SUPERBOSS Sie müssen nicht der Beste in Ihrem Team sein. Es geht um Ihre Men­ schenkenntnis, Ihre Empathie, Ihr Verständnis für Prozesse und Projekte. Nicht darum, dass Sie der eigentlich beste Mit­ arbeiter Ihres Teams sind. Wie gut Sie als Vorgesetz­ ter sind, entscheidet Ihre menschliche Kompetenz viel mehr als Ihre fach­ liche Kompetenz .

Seien Sie ehrlich. Zu den anderen und zu sich selbst. Menschen sind sehr gut darin, zu erkennen, ob etwas authentisch ist oder nur gespielt. Also: Seien Sie nicht nur menschlich, sondern auch Mensch. Mit Fehlern, Ecken und Kanten. Aber haben Sie die Größe, dazu zu stehen. Und sprechen Sie mit Mitarbeitern niemals schlecht über andere Mitarbeiter. Ganz schwerer Fehler. Zerstört jedes Vertrauen.

Vergessen Sie Boni. Bonuszahlungen, die sich nach individueller Leistung orientieren, wirken erwiesenermaßen negativ. Warum? Mit­ arbeiter werden dadurch wettbewerbsorientierter – aber falsch. Sie achten nur darauf, wie sie selbst abschneiden, stellen den eigenen Erfolg über den des Teams und sogar über den des Kunden (und konsequente Orientierung am Wohl des Kunden ist für den Unternehmens­ erfolg ebenso wichtig wie respektvoller Umgang).

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Lassen Sie sich beurteilen. Bei Google lässt man die Führungskräfte regelmäßig durch ihre Mitarbeiter bewerten. Das ist ziemlich schlau, denn ob respektvolles Verhalten auch respekt­ voll ist, bestimmt nicht der Absender, sondern das Empfinden des Empfängers. Die Sache ist ebenso einfach wie kni≠lig: Etwas kann vom Vorgesetzten noch so gut gemeint sein, wenn’s beim Mitarbeiter nicht so ankommt, gilt es nicht.

Fragen Sie sich: Bin ich überhaupt gern Chef? Die in den allermeisten Unternehmen übliche Methode, den besten Mitarbeiter eines Teams zum Vorgesetzten zu befördern, ist Quatsch. Sogar wissenschaftlich erwiesener Quatsch, inklusive Terminus tech­ nicus: Peter­Prinzip. Nach diesem Prinzip klettert man auf der Karriereleiter höher und höher … bis zu der Sprosse, auf der man scheitert. Dort bleibt man dann. Und macht sich und andere unglücklich. Wenn der beste Ingenieur zum Leiter des Ingenieur­ teams befördert wird, arbeitet er nicht mehr als das, was er extrem gut kann (nämlich Ingenieur sein). Ein Karriereschritt als Rückschritt. Wahre Größe zeigen übrigens die, die erkennen, dass sie auf dieser ersten Sprosse des Scheiterns sitzen. Und einen Schritt zurück machen.

… ist ein Turbo für Kreativität und Effizienz. Respektierte Mitarbeiter fühlen sich dem Unternehmen nicht nur ver­ bundener, sie wollen auch länger im Unternehmen bleiben und später in Rente gehen, sie trauen sich mehr zu und trauen sich mehr. Ergebnis: mehr Eigeninitiative, mehr Eigen­ verantwortung, mehr Kreativität.

… ist sogar wichtiger als das Unternehmen. Tatsächlich sprechen alle Unter­ suchungen dafür, dass die Beziehung zum persönlichen Vorgesetzten wich­ tiger ist als Branche, Kultur, Atmo­ sphäre des Unternehmens. Zugespitzt formuliert: Ist mein direkter Vor­ gesetzter okay, arbeite ich sogar für ein schreckliches Unternehmen gern.

… ist aber kein Kuscheltier. Damit es nicht zu Missverständnissen kommt: Wir sprechen hier nicht von einem Wellness­Animateur, sondern von einer zeitgemäßen Führungs­ persönlichkeit. Das heißt, Konflikte und Probleme werden angesprochen, Fehler werden kritisiert. Aber eben – und das ist der entscheidende Unter­ schied –: Der Fehler wird kritisiert, nicht die Person. Aus „Herr Huber, immer reden Sie den Kunden falsch an!“ wird nun: „Herr Huber, bitte sprechen Sie doch den Kunden am Telefon mit seinem Namen an, er fühlt sich dann wohler.“ Unverändert gilt freilich: Herr Huber tut gut daran, das zu tun, was der Vorgesetzte von ihm verlangt. Denn dauerhaftes Fehlverhalten eines Mitarbeiters zu akzeptieren ist nicht respektvoll, sondern schwach.

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MOBILITÄT FÜR

Wie wir in n ah e r Zukunf t unte r wegs O de r im luf tle e ren Raum .

ROLLS-ROYCE PLC

Was fehlt denn da? Natürlich – der Mensch! Autonom fahrende Schiffe (hier eine Studie von Rolls‑Royce) transportieren ­Lasten passgenau.


MORGEN

sein werden – im Wasser, an L an d , in de r Luf t . T E X T: W E R N E R J E S S N E R

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Stirbt der Seebär aus? Wenn autonomes Fahren auf Landstraßen, Autobahnen und bald auch in Städten funktioniert, ist es nur logisch, das Prinzip auch auf die Weiten der Weltmeere und die – vor allem – Containerschi≠fahrt auszuweiten. Führerlose Schiffe, die über Funkanlagen von Land aus gesteuert werden und den eingeschlagenen Kurs mittels Laser und Radar selbständig überprüfen? In Norwegen wird gerade Re-Volt erprobt, ein führerloses Schiff, das bis zu hundert Container fasst und sparsamer sein soll als konventionelle Schiffe. In den USA sind autonome Segelschiffe des kleinen Herstellers Saildrone bereits als schwimmende Labors unterwegs, die den Zustand der Meere erheben. Nun will auch Rolls-Royce, einer der größten Hersteller von Schi≠smotoren, in die

Idee Weg mit Kajüte, Messe und Mensch, dafür totale Effizienz.

Vorteile Der Schiffsrumpf wird präzise auf den Norm­ container ausgelegt – Lego am Meer.

Realisierung Was im Kleinen be­ reits funktioniert, wird schrittweise auch im Großen kommen.

Entwicklung autonomer Meeresriesen einsteigen. Gemeinsam mit einem finnischen Konsortium entwickelt man autonome Frachter. Hauptvorteil: Durch den Verzicht auf menschbedingte Komplikationen wie Brücke, Kajüten etc. kann man die Schiffe e∞zienter konstruieren und so bei gleicher Größe mehr Fracht laden.

ROLLS­ROYCE PLC, ITALDESIGN

DAS SCHIFF OHNE CREW

Idee Dem Stau bei Bedarf einfach davonfliegen.

Vorteile Kombiniert selbstän­ dig unterschiedliche Fortbewegungsarten.

Realisierung Zukunftsmusik – so­ wohl auf technischer als auch auf gesetz­ licher Ebene müssen noch etliche Probleme gelöst werden.

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Die bequeme Kapsel ist eher mobile Lounge als Kommando­ zentrale: Ein konventionelles Cockpit gibt es nicht.

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Auch eine Idee: Öl von Bohrinseln durch autonom fahrende Schiffe abholen lassen

DER PENDLER AM HIMMEL Je nach Verkehrs­ lage dockt sich die Passagier­ kabine an ein Luft­, Straßen­ oder Schienen­ modul an.

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Was wäre, wenn man dem Stau einfach davonfliegen könnte? Luftfahrtgigant Airbus und Autoentwickler Italdesign (unter anderem die Designer der ersten Generation des VW Golf) haben sich gemeinsam Gedanken über ein Pendlerfahrzeug gemacht

und im Frühjahr 2017 „Pop.Up“ vorgestellt, eine Vision für dreidimensionale Mobilität im urbanen Raum. Herzstück ist eine 2,6 Meter lange, 1,4 Meter hohe und 1,5 Meter breite Carbon-Kapsel für die Passagiere. An die werden je nach Bedarf und Verkehrslage unterschiedliche elektrisch betriebene Module angedockt: ein Bodenmodul für den Transport auf Straße bzw. Schiene oder aber ein

Luftmodul mit acht gegenläufigen Rotoren, 4,4 Meter im Quadrat. Entscheidend: Die Passagiere müssen zu keinem Zeitpunkt die Kapsel verlassen, auch nicht beim Wechsel des Antriebs. Alles passiert autonom und automatisch: Über eine App gibt man seine gewünschte Ankunftszeit ein, das System entscheidet sich für die e∞zienteste oder günstigste Transportmöglichkeit. 61


Orion auf dem Weg zum Mars (hier in einer Grafik der NASA). 2019 soll das Raumschiff zunächst in einem Probeflug den Mond umkreisen.

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Idee

Vorteile

Realisierung

Der große Traum der Menschheit von Kolonien auf anderen Planeten.

Wenn wir die Erde endgültig kaputtgemacht haben, kriegen wir anderswo eine zweite Chance, es besser zu machen.

Selbst wenn die Zeitpläne in den letzten Jahren immer wieder korrigiert wurden: Wir werden das noch erleben.


DAS MARS-TAXI Ähnlich wie das „Space Race“ die 1960er-Jahre inspiriert hat, wird das die Mars-Mission der NASA in Zukunft tun: Die Reise, die in den frühen 2030er-Jahren den ersten Menschen zum Roten Planeten bringen soll, hat bereits begonnen. Schritt für Schritt sammelt die NASA jetzt das Wissen, das es braucht, um dermaßen tief ins Weltall einzudringen – und vor allem Menschen danach wieder heil zur Erde zurückzubringen. Das Transportmittel steht bereits fest: Orion ist der Name des Raumschiffs, das bis zu vier Astronauten fassen und von der weltweit größten Trägerrakete SLS mit bis zu 32.000 km/h ins All geschossen werden wird. Den ersten unbemannten Testflug hat Orion bereits absolviert. Im Jahr 2019 soll Orion den Mond umkreisen und danach 435.000 Kilometer weit ins All fliegen – weiter als Menschen jemals gekommen sind –, um nach 25 Tagen sicher wieder heimzukehren. Die nächste Destination: der Mars.

Ein Dreirad, das in die Luft geht: nicht ohne Pilotenschein!

Idee Kleinwagen und Kleinflugzeug in einem.

Vorteile Kombiniert das Beste aus zwei Welten – und macht auch noch Spaß.

Realisierung Kann man bereits bestellen. Kosten: ca. 300.000 Euro.

NASA, PAL V

EIN FLIEGENDES DREIRAD Verstopfte Straßen, auf der Autobahn kein Weiterkommen. Und dann: Ein Knopfdruck, und die Rotoren – eben noch zusammengeklappt am Dach – fahren aus. Man ist nach nur 180 Metern in der Luft und fliegt den Kolonnen davon.

Keine Science-Fiction, sondern Realität – zumindest technisch. Das erste serienmäßige Flugauto heißt Pal-V Liberty und ist ein Gyrokopter, bei dem sich die Rotoren durch den Fahrtwind drehen und nicht von Motoren angetrieben werden. Das ist sicherer und einfacher kontrollierbar als ein Helikopter (für den Vortrieb sorgt ein Triebwerk im Heck). Am Boden ist der Pal-V ein bis zu 160 km/h schnelles Dreirad, das dank seiner aerodynamischen Form mit einer Tankfüllung über 1300 Kilometer weit kommen soll. Der massenhaften Verbreitung stehen aktuell zwei Argumente entgegen: Man darf nur auf Flugplätzen, nicht jedoch auf Straßen starten und landen. Und man braucht zusätzlich zum Führer- auch einen Pilotenschein. 63


LOCKHEED MARTIN, HTT/JUMP START FUND/FREDERICO JANNI

Luftschiffe bringen schwere Lasten und Passagiere auch in entlegenste Regionen, weil sie völlig ohne Infrastruktur wie Flughäfen auskommen.

DIE VAKUUMRAKETE Der Luftwiderstand ist das größte Hemmnis für hohe Geschwindigkeiten: Er steigt exponenziell an, je schneller man sich bewegt. Das heißt auch, dass man ungleich mehr Energie benötigt, wenn man schneller von A nach B will. Was aber, wenn man den Luftwiderstand einfach aus­ schalten könnte? Das ist die Idee hinter Hyperloop One. Hier sollen Kapseln durch eine 64

Vakuumröhre fetzen – und zwar rechnerisch mit bis zu 1200 km/h. Immerhin: Bei ersten Tests im Jahr 2017 konnten fast 400 km/h er­ reicht werden. Aktuell befassen sich gleich drei unterschiedliche Firmen mit dieser Idee, zehn Strecken auf dem amerikanischen Kontinent, in Indien und Groß­ britannien sollen im ersten Schritt gebaut werden. Die Strecke Miami–Orlando, mit dem Auto in dreieinhalb Stun­ den zu bewältigen, wäre im Hyperloop bloß so kurz wie eine Fahrt mit der U­Bahn.

Idee Eiltransport in der Vakuumröhre.

Vorteil Geschwindigkeiten, die wir aus der Luft kennen, werden erstmals auf den Boden gebracht.

Realisierung Neben der Technologie selbst muss man auch die Finanzierung in den Griff bekommen.


Idee Luftfahrt, ohne auf Flughäfen an­ gewiesen zu sein.

Vorteile Leiser, bequemer, größer und un­ abhängiger als Flugzeuge.

Realisierung Hybrid Enterprises sagt, sie können in 30 Monaten ab Bestellung liefern.

DAS HIGHTECHLUFTSCHIFF

Schneller als die schnellsten Züge: Hyperloop würde Shinkansen, TGV etc. beinah zu Bummel­ bahnen degradieren.

Schwebende Giganten mit riesiger Ladekapazität, die mehrere Tage lang in der Luft bleiben können, nicht auf Flughäfen angewiesen sind und weniger Lärm und Dreck machen als Flugzeuge: Der USRüstungskonzern Lockheed Martin nimmt sich der alten Idee der Zeppeline an und kombiniert dazu zwei Technologien. Ein Teil des Auftriebs verdankt sich – wie wir es von den Zeppelinen des frühen 20. Jahrhunderts kennen – der Füllung mit dem leichten Edelgas Helium, der Großteil aber entsteht durch die aeroaero dynamische Form. Um das Luftschiff auch wirtschaftlich in die Höhe zu bekommen, hat Lockheed Martin ein TochterunterTochterunter nehmen gegründet: Hybrid Enterprises akquiriert bereits aktiv Kunden und sieht potenpoten zielle Einsatzbereiche in der Erschließung abgelegener Regionen, aber auch bei RetRet tungsmissionen etwa nach Erdbeben oder Erdrutschen, wenn Landstriche striche von der Umgebung abgeschnitten und auf dem Landweg oder per Flugzeug nicht erreichbar sind.

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ÜBERSCHALL FÜR ALLE Fliegen ist vom Luxus zur Qual geworden, zum Äquivalent einer Fahrt in überfüllten Bussen: unmenschlicher Sitz­ abstand, kein Service, Kultur­ verfall. Jede Minute, die ein Flug kürzer dauert, ist eine gewonnene Minute. Warum also nicht zurück zum Überschallflug, wie es die 2003 eingestellte Concorde konnte? Nicht zuletzt, weil der Überschallknall eine derartige akustische Zumutung für die Menschen auf dem Boden war, dass zum Beispiel die USA Überschallflüge über ihrem Land untersagten. Die NASA und der Rüstungs­ konzern Lockheed Martin haben jetzt herausgefunden, wie man den Knall nahezu eliminieren kann: Man braucht dazu ein Flugzeug mit extrem langer Nase, nach oben ge­ pfeilten Tragflächen und so­ genannten „canards“, kleinen Flügeln vor den eigentlichen Tragflächen, die den Schall brechen. Bei ersten Tests im Windkanal durchbrach QueSST („Quiet Supersonic Technology“) die Schallmauer mit nur 60 Dezibel – das ist in etwa Zimmerlautstärke.

Idee Das Ende des Individualverkehrs, wie wir ihn kennen.

Vorteile Einsteigen, zum Ziel bringen lassen, aussteigen.

Realisierung Machbarkeitsstu­ dien starten Anfang der 2020er­Jahre in den USA und Japan.


LOCKHEED MARTIN, TOYOTA

Studie des NASA X-Plane: Die Flügelchen vor dem Cockpit sollen das Durchbrechen der Schallmauer leiser machen.

Idee

Vorteile

Realisierung

Mit neuer Aero­ dynamik Überschall­ flugzeugen zum Comeback verhelfen.

Dramatische Ver­ kürzung der Reise­ flugdauer ohne zusätz­ liche Belästigung der Bevölkerung auf Grund.

Wenn der Leidens­ druck der Passagiere durch aktuelle Jets hoch genug ist.

DER MODULARE ALLESKÖNNER

Eine Verkehrsszene aus der nahen Zukunft? Die e-Palette(n) im Einsatz

Autonom, elektrisch, flexibel und dank offener Programmierschnittstelle in unterschiedliche Richtungen entwickelbar: Toyota hat auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas sein Transportsystem e-Palette vorgestellt, ein Gemeinschaftsprojekt mit Big Playern wie Amazon, Pizza Hut, Uber oder Mazda. Basis ist eine elektrisch betriebene selbstfahrende Plattform, auf die modular verschiedenste Aufbauten gesetzt werden können. Lieferwagen, Bus, Lounge,

rollender Supermarkt? Bei Fahrzeuglängen von vier bis sieben Metern kein Problem. Ein Einsatz als Zubringer im ländlichen Raum ist da genauso drin wie der fahrende Pizzaladen oder ein rollendes Konferenzzentrum. Interessant für MobilitätsProvider, die e-Palette für sich weiterzuentwickeln: Sämtliche Daten werden von einem Kommunikationsmodul gesammelt und im Toyota Big Data Center (TBDC) zusammengeführt, wodurch automatisch Wartungsintervalle erkannt, maßgeschneiderte Finanzierungsoptionen errechnet und Updates automatisch installiert werden können.

Premiere: Toyotas e-Palette wurde in Las Vegas erstmals dem Fachpublikum vorgestellt.

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NEXT

CODES KNACKEN Für Maschinen mögen IBANs praktisch sein, für Menschen sind sie eher ein Graus. Hier kommt die Lösung.

LEVEL

BÜROBEDARF

Die Buchhalterin, die 22­stellige IBANs von einer Rechnung ab­ tippt, der Krankenpfleger, der die Pharmazentralnummer eines Me­ dikaments notieren muss. Das Köl­ ner Unternehmen pixolus will den Geplagten nun helfen: „Apps mit

unserer Bilderkennung erfassen solche Codes aus Buchstaben und Ziffern sofort“, erklärt Dr. Stefan Krausz, Co­Gründer von pixolus – selbst wenn sie in verschiedenen Farben, Größen und Umgebungen daherkommen. Vom Start­up teils selbst entwickelte Energie­Apps können den Stromzähler ablesen und dem Nutzer so einen Über­ blick über seinen Stromverbrauch verschaffen. www.pixolus.de

Auf dem CEBIT-Festival dreht sich 2018 alles um die Zukunft der Arbeit. Hier sind sechs Produkte, die unser Job-Leben bereits jetzt aufs Boss-Level upgraden.

ALEXA ASSISTIERT AUCH IM BÜRO „Alexa, sag den Termin mit dem Chef ab!“ Zu Hause erfüllt Amazons Sprachassistentin schon länger die Wünsche ihrer Nutzer. Jetzt kommt sie mit ins Büro. Im Modus „Alexa for Business“ reserviert die Technologie zum Beispiel auf Zuruf Meetingräume, organisiert Telefonkonferenzen oder ruft die IT, wenn das Mail­ programm mal wieder hakt. Wie zu Hause hört Alexa auch im Büro aus Amazons­Echo­Lautsprechern mit. Deren neueste Variante kommt mit zusätzlichem Bild­ schirm, auf dem auf Zuruf das Bild der Eingangskamera oder Kalen­ dereinträge gezeigt werden.

STRESSTEST FÜRS OHR

Dafür messen sie neben dem Puls auch Sauerstoffsättigung, Ver­ änderung des Herzrhythmus und Körpertemperatur. „Wenn das Herz über längere Zeit in einem ähnlichen Takt schlägt und die Körpertemperatur steigt, weist das auf hohe mentale Belastung 68

www.amazon.com

hin“, sagt Johannes Kreuzer, Co­Gründer des Münchener Start­ ups Cosinuss. Zeigen die Sensoren über eine App entsprechende Werte an, kann der Träger früh­ zeitig kürzertreten. In Berufen, in denen durch Stress ausgelöste Fehler drastische Folgen haben, kommen die Sensoren schon heute zum Einsatz, etwa bei Starkstrom­ technikern oder Zugführern.

RAINER JENSEN/CEBIT

Wo hört positive Anspannung auf, und wo fängt der Stress an? Genau das finden die In-EarSensoren „Cosinuss One“ heraus.

www.cosinuss.com INNOVATOR


ÖFFNER FÜR ALLES Schlüssel, Passwort oder PIN: Mit dem Hideez Key 2 öffnen sich alle Barrieren wie von Zauberhand.

BUSINESS FÜR ALLE Relaunch für den Klassiker: Ab 2018 präsentiert sich die CEBIT in Hannover (11. – 15. Juni) als Europas BusinessFestival für Innovation und Digitalisierung. Auf diese Weise wollen die Niedersachsen Spaß und Geschäft, Emotion und Technologie vereinen. Es geht um alles, was die Welt verändert: Künstliche Intelligenz, humanoide Roboter, Blockchain oder das Internet der Dinge. Abends steigen auf dem d!campus Konzerte und Partys. www.cebit.com

Per RFID-Technologie, die elektromagnetische Wellen zur Identifizierung nutzt, öffnet das MiniGadget morgens die Bürotür, die verschlüsselte Bluetooth-Verbindung entsperrt den Computer. Dank einer eigenen App muss der Nutzer keine Passwörter mehr eingeben, um in seinen Mailordner zu kommen. Kurz: Das Gadget ist ein Schlüssel für alles. Dank NFCTechnologie kann der Hideez Key 2 als mobiles Zahlungsmittel dienen. Tragen kann man ihn am Armband oder wie früher am Schlüsselbund. www.hideez.com/de

SERVUS, CEBIT! ASS AM ÄRMEL Für Fahrradpendler haben Levi’s und Google eine Jeansjacke entwickelt, über deren Ärmel man das Handy während der Fahrt steuern kann. Ein in ein Etikett eingebauter Sender verbindet sich mit dem Gerät und signalisiert Anrufe per Licht und Vibration, die der Träger per Freisprech-Kopfhörer entgegennehmen kann. Dank berührungs-

empfindlicher Fäden reicht ein Wischen auf dem Stoff, und aus den Kopfhörern schallt das nächste Lied oder die Navi-Ansage. Der Akku der Jacke hält etwa zwei Wochen. Beinahe so lange dauert es, ihren offiziellen Namen auszusprechen: Levi’s Commuter Trucker Jacket with Jacquard by Google. www.levi.com

Muss ich morgen noch zur Arbeit oder kann das schon ein Roboter übernehmen? Fragen wie diese klärt ein TV-Team im „Servus Spezial von der CEBIT 2018“. Reporter suchen die spannendsten Innovationen der Messe, sprechen mit Zukunftsexperten und testen das neue FestivalGelände. Ausstrahlung: Donnerstag, 14. 6., 19.40 Uhr auf Servus TV 69


Amazon, Apple, Facebook und Google beherrschen die digitale Welt – aber ist das eigentlich ein Problem? Philipp Westermeyer, Co-Gründer des OMR Festivals, über die Macht der Internetgiganten und das erstaunliche Comeback einer Geschäftsidee. I n te r v i e w : D av i d M aye r

the red bulletin innovator: Wenn ich meine Kreditkarten­ rechnung anschaue, fällt mir auf, dass quasi nur noch Unter­ nehmen Geld von meinem Konto abheben, deren Name mit A anfängt – Amazon und Apple. Muss ich mir Sorgen machen? philipp westermeyer: PerPer sönlich sicher nicht, die Nutzung dieser Angebote ist ja sehr angenehm. Sie bieten fast jedes Produkt, vom Musikstreaming-Abo bis zur Waschmaschine, und dazu genialen Service. Aber? Wer so viel wirtschaftliche Macht hat, trägt auch eine besondere gesellschaftliche Verantwortung. In diesem Zusammenhang stehen die Unternehmen ja auch in der Kritik. Zum Beispiel, weil sie dank komplexer Steuermodelle in vielen Ländern kaum Abgaben zahlen. Alles legal, verteidigen sich die Unternehmen. Ich finde auch nicht, dass wir sie an den Pranger stellen sollten. Die machen aus ihrer Perspektive nichts falsch. Nur haben Staaten bisher nicht vorgesehen, dass einzelne Firmen so mächtig werden. Vielleicht müssen wir einfach über neue gesetzliche Rahmenbedingungen nachdenken. Die „großen Vier“ sind aus dem Leben der meisten Menschen nicht mehr wegzudenken. Wann kommst du das erste Mal am Tag mit ihnen in Kontakt? 70

Meistens direkt nach dem Auf Aufwachen. Viele kennen das: Der Wecker klingelt, und der erste Griff geht direkt zum iPhone. Man könnte also sagen, an diesen Tagen komme ich zuerst mit Apple und erst dann mit meiner Frau und meinen Kindern in Kontakt. Wie führst du deine Kinder an die digitale Welt heran? Vergleichsweise entspannt, glaube ich. Zumindest spricht mein Vierjähriger schon von UnboxingVier Videos. Es gibt auch viele Vorteile: Wenn mein Sohn dabei Videos schauen darf, putzt er sehr gerne Zähne. Unterm Strich profitieren meine Kinder, glaube ich, mehr von der Technik, als sie ihnen schadet. Aber natürlich müssen sie auch den bewussten Umgang mit den Technologien lernen. Genauso wie wir. Wie viel Zeit verbringst du täglich auf den Seiten der großen Vier? Ganz schön viel. Allein um in Sachen Online-Marketing auf dem Laufenden zu bleiben, nutze ich Facebook und Google und checke, welche neuen Tools sie anbieten. Dazu verwende ich MessengerDienste wie den von Facebook – auch für meine berufliche Kommunikation. Warum überhaupt Facebook? Theoretisch könntest du Kurz­ nachrichten auch über Treema schreiben oder statt Google mit DuckDuckGo suchen: Warum hat bisher kein Herausforderer

Was bedeutet der Erfolg der großen Vier für Werbetreibende? Zunächst mal tolle Chancen. Nirgendwo können Unternehmen Menschen so zielgenau und wirk wirksam erreichen wie auf Facebook, Google oder Amazon. Langfristig kann die Konzentration aber auch hier Nachteile haben. Viele Plattformen vergeben etwa Anzeigenplätze per Auktion, und da immer mehr Teilnehmer mitbieten, steigen die Preise für manche Branchen schon jetzt stark. Wo siehst du die Chancen? Es mag komisch klingen, aber: Die Tupperparty kommt zurück – zumindest das Prinzip. Über Plattformen wie Facebook lassen

P O D CAS T-TI PPS : D RE I M A L AU F D I E O H RE N Als Moderator des OMR Podcasts ist Westermeyer Spezialist für das Format. Hier seine Empfehlungen: 1 . F U S S BA L L M M L Die Journalisten Maik Nöcker und Lucas Vogelsang sprechen mit Autor Micky Beisenherz über die Bundesliga – fachlich top und verdammt witzig (und von OMR produziert). 2 . RECODE MEDIA Moderator Peter Kafka stellt seinen Gästen genau die richtigen Fragen zur Zukunft der Medien – nicht nur für Medienleute spannend. OLAF BALLNUS

„DIE TUPPERPARTY KOMMT ZURÜCK“

der großen Vier den Durch­ bruch geschafft? Weil die Großen einfach zu gut sind, was wiederum an ihrer Größe liegt. Beispiel Google: Auf je mehr Daten eine Suchmaschine zugreifen kann, desto bessere Ergebnisse liefert sie. Und weil große Teile der Menschheit Google nutzen und dort Daten hinter hinterlassen, funktioniert die Suche dort immer besser. Dank solcher Netzwerkeffekte sind die großen Plattformen beinahe unschlagbar.

3 . E X P O N E N T P O D CA S T Tiefgründige Gespräche über Technologie und Gesellschaft – man sieht die Welt nach jeder Folge mit neuen Augen.

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Philipp Westermeyer, 38, zählte 2010 zum Gründer­ team des OMR Festivals. Was als Projekt für Freunde begann, ist heute eine der größten Platt­ formen der deutschen Digital­ wirtschaft. Neben einer Konferenz bietet OMR unter anderem eine eigene Fachmesse, Seminare und Podcasts.

sich solche Veranstaltungen super organisieren. Vorwerk macht es mit seinen Thermomix-Partys bereits länger vor, für die Menschen Freunde zu sich nach Hause einladen und das Produkt vorstellen. Mit dem OMR Festival 2018 wollt ihr der deutschen Digital­ wirtschaft Impulse geben. Wo hakt es bei den Firmen? Gerade beim Marketing können wir noch immer viel von den AmeAme rikanern lernen. Wenn Elon Musk ein Video mit einem Elektro-Lkw ins Netz stellt, feiern ihn Millionen Nutzer. Gleichzeitig betreibt die Deutsche Post seit 2017 eine Flotte mit E-Lkws, und viele Menschen wissen nichts davon. In der heuheu tigen Welt wird eine gewisse „Rampensauigkeit“ belohnt. Da müssen wir in Deutschland noch unseren eigenen Weg finden. Ihr ladet oft unbekannte Speaker ein, die kurze Zeit später Stars werden – wie den Marketing­ forscher Scott Galloway. Wie findet ihr diese Leute? Durch Teamarbeit. Wir verfolgen unsere Branche sehr aufmerksam, stellen Listen auf. Mittlerweile bekommen wir auch Hinweise von Freunden der Konferenz. Es ist wie bei den großen Vier: Je größer wir werden, desto mehr profitieren wir von unserem Netzwerk. OMR Festival 2018: 22. und 23. März in Hamburg; Programm und Infos: omr.com INNOVATOR

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Whitney Wolfe hat gut lachen: Bumble wird täglich mehr wert.


FUTURE OF SEX

DIE NEUE MACHT DER FRAUEN TEXT: WOLFGANG WIESER FOTOS: KRISTEN KILPATRICK

Ein Drama mit Happy End: Nach ihrem Ausstieg bei Tinder wurde Whitney Wolfe, 29, mit Hass und Häme überschüttet. Bis sie Bumble erfand. Jetzt stellt sie als „Bienenkönigin“ unser Dating-Leben auf den Kopf. INNOVATOR

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„Bienenkönigin“ Whitney Wolfe im Herz ihrer Company. Alles gelb und fröhlich – gute Laune ist hier Konzept.

ch bin eine starke, unabhängige Frau. Ich kann tun, was ich will. Essen, was ich will. Ins Fitnessstudio gehen, wann ich will. Aber wann immer es einen Kerl gibt, den ich mag, muss ich darauf warten, dass er auf mich zukommt. Obwohl ich in jedem anderen Bereich meines Lebens eine Draufgängerin bin. Das ist entsetzlich altmodisch“, sagt Whitney Wolfe. Nachsatz: „Ich habe keine Lust zu warten.“ Auf Bumble übersetzt heißt das: „Das Leben ist kurz. Mach den ersten Schritt.“

Die Dating-App ist die digitale Inter Interpretation des fröhlichen Bienchensumm-herum-Spiels. Herumbumbeln dürfen allerdings ausschließlich die Damen, die Herren geben die Blumen. Das heißt: Prächtige Präsentation männlicherseits ist nicht nur erlaubt, sondern geradezu erwünscht (nackte Oberkörper sind allerdings verboten), über Landebereitschaft und späteres Tête-à-Tête entscheidet freilich Biene ganz allein. 74

INNOVATOR


BUMBLE

Dass bei Bumble – anders als bei anderen Dating-Apps – nur Frauen den ersten Schritt setzen können, hat vielen Männern eine schwere Last von den Schultern genommen, ist man in der Bumble-Welt überzeugt. So mancher würde die erzwungene Passivität mit Erleichterung danken – endlich, endlich müsse er sich nicht mehr als ewiger Eroberer präsentieren. „Männer lieben Bumble, weil sie zum ersten Mal gejagt werden und nicht umgekehrt“, sagt Wolfe, „und Frauen, weil sie nicht mit Nachrichten bombardiert werden.“

GUTE LAUNE WIRD BEI BUMBLE ZELEBRIERT

Erdacht wurde dieses Szenario von Whitney Wolfe, weshalb die 29-jährige US-Entrepreneurin gerne als „Bienenkönigin“ bezeichnet wird. Was nicht nur auf das fröhliche Gesumme zurückzuführen ist, sondern auf das gesamte Bumble’sche Erscheinungsbild – inklusive Wabe im Logo und hingebungsvoller Leidenschaft für die Farbe Honiggelb, die den Look der digitalen Emanzipationsbestrebungen bestimmt. Die zelebrierte gute Laune (Bumble-Leitbegriff: Freundlichkeit) symbolisiert das glückliche Ende eines knallharten Konflikts in der realen Welt von Wolfe. Einer vorerst heilen Welt. Whitney Wolfe wächst in Salt Lake City auf, der knapp 200.000 Einwohner zählenden Hauptstadt des US-Bundesstaates Utah. Vater Michael macht in Immobilien. Mutter Kelly führt den Haushalt und kümmert sich um Whitney und deren jüngere Schwester Danielle. Mit neunzehn startet Whitney ihr erstes Geschäft. Nach einer Ölpest im Golf von Mexiko verkauft sie Bambustaschen. Ein Teil des Erlöses geht an die Ocean Futures Society. Schauspielerinnen wie Denise Richards und Kate Bosworth promoten die Taschen in ihren sozialen Netzwerken.

IN ZAHLEN

1,5

MILLIARDEN Dollar, also mehr als 1,2 Milliarden Euro, ist Bumble nach aktuellen Angaben wert. Beachtlich für ein Unternehmen, das erst vor drei Jahren gegründet wurde.

26

MILLIONEN User sind derzeit weltweit auf Bumble registriert. Sie verbrin­ gen durchschnittlich 90 Minuten täglich auf der Dating­Plattform.

75.000 VERLOBUNGEN UND HOCHZEITEN sind Bumble angeblich zu verdanken. Und 10.000 Babys, deren Eltern sich über Bum­ ble kennenlernten.

10

MILLIARDEN Swipes werden jeden Monat registriert. Damit signalisieren Männer und Frauen Interesse an ihrem Visavis. Eine Million Frauen machen täglich den ersten Schritt.

An der Southern Methodist Univer University in Dallas will die geschäftstüchtige junge Frau Marketing studieren, wird aber abgelehnt – sie entscheidet sich für International Studies. Nach ihrem Abschluss zieht sie nach Los Angeles, heuert dort mit 22 in den Hatch Labs, einem Start-up-Inkubator, an. Sie lernt erst Sean Rad, später auch Chris Gulczynski und Justin Mateen kennen. Gemeinsam mit diesem Trio startet Whitney Wolfe 2012 Tinder, die legendäre, aber keineswegs jugendfreie Dating-App. Als sie irgendwann 2013 mit Mateen eine Beziehung eingeht, ist das der Anfang vom Ende. Beruflich ist er als Chief Marketing Officer ihr Vorgesetzter. Privat nennt er sie eine „Schlampe“. Sie steigt aus. Es bleiben Erinnerungen an eine „schreckliche Zeit“.

HASS & HÄME VERFOLGEN SIE BIS IN IHRE TRÄUME

Doch bald gibt es wieder einen Lichtblick. Sie lernt ihren späteren Mann Michael Herd kennen – „IRL“, wie es im Digitalsprech heißt, „in real life“. Sie erinnert sich an einen gemeinsam Tag in Aspen, an einen Nachmittag beim Skifahren. Sie werden sich aber erst am Valentinstag des Jahres 2014 wiedersehen. Es ist das Jahr, in dem Wolfe Tinder verlässt. „Es war schrecklich. In den sozialen Netzwerken gab es so viele verletzende Kommentare. Dieser Hass und die Verachtung verfolgten mich bis in meine Träume.“ Sie wehrt sich. Verklagt Tinder wegen sexueller Belästigung. Zu einem Prozess kommt es aber nicht. Es heißt, Wolfe habe im Zuge einer außer außergerichtlichen Einigung eine Million Dollar (rund 800.000 Euro) erhalten. Darüber spricht sie nicht. Sehr wohl aber darüber, was diese Erfahrungen bewirkt haben. „Ich werde ehrlich sein“, sagt sie. „Bis ich mit der Arbeit an Bumble angefangen habe, hat mich das F-Wort erschreckt.“ Nein, nicht das Wort. Das Wort Feminismus.

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„Wann ist ein Kompliment ein Kompliment? Die Ant wor t ist ganz einfach:

Ja, jetzt. Jetzt erst. „Ich träumte davon, das Internet zu einem Ort zu machen, an dem die Menschen respektvoll miteinander umgehen.“

WENN DU ES ZU EINEM MANN NICHT SAGEN WÜRDEST, IST ES UNANGEMESSEN.“

DIE IDEE, DIE BUMBLE ERFOLGREICH MACHTE

In diesem Gefühlschaos erreicht sie eine E-Mail. Sie kommt von Andrey Andreev, heute 44. Der gebürtige Moskauer, der längst in London lebt, hat Whitney Wolfe 2013 bei einem Abendessen kennengelernt. Er betreibt Badoo, das mit 350 Millionen Usern erfolgreichste Dating-Netzwerk der Welt: „Um ehrlich zu sein, habe ich mich sofort in Whitneys Leidenschaft und Energie verliebt.“ Sie reagiert nicht. Erst als er ihr alles Gute im Streit mit Tinder wünscht, trifft sie ihn in London. Er bietet ihr einen Job an. Sie lacht – und sagt nein. Doch die beiden bleiben in Kontakt. Spazieren gemeinsam durch die britische Hauptstadt, tauschen Ideen aus. Er wird ihr größter Mentor, steigt später mit zehn Millionen US-Dollar (acht Millionen Euro) bei Bumble ein. Dafür erhält er 79 Prozent des Unter Unternehmens (20 Prozent hält Whitney Wolfe, ein Prozent teilen sich zwei Mitarbeiterinnen). Wolfe und Andreev haben zu diesem Zeitpunkt bereits eine Ahnung, wohin sie ihre gemeinsame Reise führen könnte, die entscheidende Idee fehlt aber noch. Bis zu jenem Abend, als Wolfe mit Andreev zusammensitzt (ja, es sind ein paar Cocktails getrunken worden). „Ich wollte immer ein Szenario haben, in dem der Typ meine Nummer nicht hat, ich aber seine“, erinnert sie sich an das Gespräch diesen Abend. „Was wäre, wenn Frauen den ersten Schritt machen, die erste Nachricht senden? Weil nur sie es können? Und wenn sie es nicht tun, ist der ganze Zauber nach 24 Stunden vorbei? – Ähnlich wie in Aschenputtel?“ Bumble ist geboren. Im Dezember 2014 erfolgt der Start. Es ist das Happy End eines Desaster-Jahres.

DIE APP SO FUNKTIONIERT’S DER START Mit einem Swipe, also einem Wisch nach rechts, wird Inter­ esse signalisiert. Das können Frauen und Männer. Tun’s beide, haben sie ein Match. EIN TAG ZEIT Gefällt Frau, was sie sieht, kann sie den ersten Schritt ma­ chen. Geschieht das nicht innerhalb von 24 Stunden, ist das Match Geschichte. LETZTE CHANCE Will Mann die Hoff­ nung nicht aufgeben, kann er einmal um 24 Stunden verlängern.

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Whitney Wolfe hat es geschafft. Privat und beruflich. Michael Herd macht ihr einen Antrag. Ganz IRL, ganz real. Auf seiner Ranch in Texas überredet er sie zu einem Ausritt. Als die Sonne untergeht, springen sie von den Pfer Pferden. Michael geht auf die Knie. Zieht einen Ring aus der Tasche. „Da waren nur wir beide, an einem perfekten Ort, und niemand in unserer Nähe. Es war absolut magisch! Wir weinten und lachten den ganzen Weg zurück.“ Geheiratet wurde im Vorjahr in Positano an der Amalfiküste.

MIT JEDEM TAG WIRD BUMBLE MEHR WERT

Bumble beginnt im August 2016 mit der Monetarisierung über In-AppKäufe. 2017 wird ein Umsatz von 100 Millionen Dollar verbucht. Für 2018 wird eine Verdoppelung erwar erwartet. Auch erste Kaufangebote gibt es. Eines davon stammt von der Match Group, der Tinder-Mutter. Es beträgt 450 Millionen Dollar (367 Mio. Euro), noch im selben Jahr ist von einer Milliarde die Rede. Nach bisher letzten Meldungen sind es 1,5 Milliarden Dollar, mehr als 1,2 Milliarden Euro. Frauen, die über ihr (Liebes-) Leben selbst entscheiden, sind ein Gewinn. In jeder Hinsicht. Es summt also. Es summt ganz gewaltig.


Die Bumble-Grßnderin in ihrem Bienenkorb: alles eindeutig, alles klar definiert – bis zum Honiggelb ihres Shirts

INNOVATOR

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Muss man sich dazu vorstellen: den verbrennerlosen Sound. Ein Zischen und Surren, über­ lagert vom Pfeifen der Luft

DIE STROMSCH SPANNEND, SPEKTAKULÄR, EGALITÄR: WARUM DIE FORMULA E DIE ZUKUNFT DES MOTORSPORTS IST.


CLEMENT MARIN/DPPI

NELLEN

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ENGE ACTION Dafür, dass bis zur letzten Runde Rad an Rad gekämpft wird, sorgt schon die Energiemenge. Selbst die, die vorn liegen, stürmen nicht auf und davon. Das Risiko, ohne Power auszurollen, wäre zu groß.

DAS ANFÄNGLICHE NASERÜMPFEN ÜBER DIE FORMULA E KONNTE MAN VON DEN FAHRERLAGERN DIESER WELT BIS HOCH IN DIE VORSTANDSETAGEN WAHRNEHMEN. Strombetriebene, flüsternd leise Rennautos, die sich optisch allein durch die Lackierung unterscheiden und in Städten im Kreis fahren, das passte nicht in eine im Grunde stockkonservative MotorsportWelt, deren DNA auf wohlhabende Abenteurer ohne Furcht und Tadel zurückgeht. Und dann kommt einer daher, nämlich der spanische Unternehmer und frühere Politiker Alejandro Agag, und beschließt alles anders zu machen. Nachhaltig. Ökonomisch. Spektakulär. Ohne Rück Rücksicht auf Traditionen. Nahe am Fan, direkt in Großstädten statt auf abgelegenen Rennstrecken mit riesigen Auslaufzonen. Mit innovativer, nahezu revolutionärer Vermarktung. Mit einer Saison, die im Herbst beginnt und im Sommer endet. Mit kleinen Budgets, überschaubar dimensionierten Teams und rigider Kontrolle von technischer Entwicklung. Aerodynamik, Chassis, Reifen: für alle gleich. Entwickeln darf man dort, wo es für die Serie relevant ist, nämlich beim Antriebsstrang: Wie komme ich mit einer fix vorgegebenen Menge an Energie, die in einheitlichen Akkus gespeichert wird, möglichst schnell von A nach B? Das ist die Frage, die jeden Renntag ebenso unberechenbar wie spek spektakulär geklärt wird. 2017/18 ist die vierte Saison der ABB FIA Formula E Championship, wie die Serie nun offiziell heißt, seit man den schwedisch-schweizerischen Mischkonzern als Titelsponsor gewonnen hat, und viele Nasenrümpfer von gestern drücken sich heute die Nasen an den Scheiben platt und wollen auch mitspielen bei dieser

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neuen Art des Motorsports. Nachhaltigkeit, Umweltfreundlichkeit, unvorhersehbare Rennen mit einem Bruchteil jener Budgets, die es in klassischen MotorsportSpielarten braucht – das sind Argumente, die auch in Vorstandsetagen überzeugen. Alejandro Agags Vision erwies sich als tatsächlich visionär.


FORMULA E: EIN MUSS FÜR AUTOHERSTELLER

ES GIBT DERZEIT KEINE RENN SERIE AUF DER WELT, DIE MEHR WERKE ANZIEHT ALS DIE FORMUL A E .

Renault hat das als Erstes erkannt und stellt folgerichtig das historisch erfolgreichste Team. Der französische PSA-Konzern nutzt die Formula E, um die Marke DS interinter national bekannt zu machen. Jaguar stellt erstmals seit dem ver verunglückten Formel-1-Projekt wieder ein Werksteam. Der indische Mahindra-Konzern ist ein Big Player am Subkontinent und Gründungsmitglied der Formula E. Audi bekennt sich in dieser Saison offiziell zum Abt-Team, das man auch vorher schon unterstützt hatte. BMW kommt nächste Saison, genau wie Nissan. Mercedes-Benz und Porsche schließen sich ein Jahr später an. Besonders bemer bemerkenswert: Mercedes hat sein traditionsreiches DTM-Tourenwagen-Programm beendet, um in die Formula E zu wechseln, Porsche sein höchst erfolgreiches Le-Mans-Projekt.

CLEMENT LUCK/DPPI, JAGUAR

SPIELWIESE DER TECHNIKER Das Getriebe ist zur Entwicklung freigegeben. Manche Teams fahren ohne Gang, andere mit bis zu fünf. Es ist eine Philosophiefrage, die auch die Ausrichtung des Motors beeinflusst.

Was all diese Big Player vereint, ist der Wunsch, sich Elektro-Kompetenz erstens zu erarbeiten und zweitens auch zu zeigen. Vor allem die deutschen Premium-Her Premium-Hersteller brauchen eine Plattform, um ihre Strom-Brands ins Licht zu rücken: Mer Mercedes die kommende EQ-Serie, Porsche das rein elektrische E-Supercar, BMW die i-Modelle und die elektrogetriebenen Ableger ihrer künftigen Serienfahrzeuge. Für die Motorsport-Community hat diese Entwicklung eine durchaus dramatische Symbolik: Audi und Porsche haben in der Vergangenheit hunderte Millionen in die Hybrid-Technik für Le Mans investiert, während man für die technische Entwicklung eines Formula-E-Boliden mit etwas über zehn Millionen Euro über die Runden kommt. Die Botschaft: E-Mobility ist günstiger und einfacher als Hybrid, mithin die Zukunft. Die überschaubaren Kosten geben aber auch Privatteams wie Andretti oder Penske die Chance, auf einem fairen Niveau mitzuspielen. Technologiekonzerne, die wir aus der Formel 1 kennen, sind nur zu gern


mit der Entwicklung von Komponenten involviert: Williams stellt die Akkus, McLaren E-Motoren. Umso schöner auch, dass kaum ein E-Rennstall trotz sehr eng gefasster technischer Rahmenbedingungen zu gleichen Lösungen kommt. Vereinfacht gesagt: Aerodynamik und alles vor der Batterie (die hinter dem Fahrers liegt) ist tabu. Ob du aber mit einem großen oder zwei kleinen E-Motoren fährst, wie du sie einbaust oder wie viele Gänge dein Getriebe hat, ist der Kreativität überlassen. Kurioses Detail: In der Geschichte der Formula E konnte man mit fünf, vier, drei, zwei oder nur einem einzigen Gang gewinnen.

FORMULA E IST NAHE AM FAN

EINER DER ERFOLGSFAKTOREN DER FORMUL A E WAR VON ANFANG AN DIE BETONTE ORIENTIERUNG HIN ZUM PUBLIKUM.

Was nützt die schönste Spielwiese für Ingenieure, wenn die Rennen langweilig sind? Teilweise erinnern E-Prix, wie die Rennen heißen, mit ihren Remplern und Schubsern an Tourenwagen-Rennen. Die engen Stadtkurse mit ihren nichts verzeihenden Mauern tun ein Übriges, genau wie die nur eine Stunde kurzen Rennen, zu deren Mitte nicht die Reifen, sondern spektakulär gleich das ganze Auto gewechselt wird (was den Akkus der aktuellen Generation geschuldet ist; ab nächster Saison, wenn neue Autos mit stärkeren Akkus eingesetzt werden, fällt der Autotausch weg). Kurz ist auch das Renn-„Wochenende“: Es ist nämlich nur ein einziger Tag, der am Morgen mit dem ersten Training beginnt und um 17 Uhr mit der Siegerehrung endet. Kinder bis 15 Jahren kommen gratis rein, die teuersten Tickets kosten kaum mehr als 50 Euro und bringen dich direkt an Fahrer und Boliden heran. Es gibt kein Verstecken, keine abgeschotteten TeamZonen, keine als Business getarnte Arroganz. Du willst ein Buemi-Autogramm, ein Prost-Selfie? Du kriegst dein BuemiAutogramm, dein Prost-Selfie. Außerdem ist die Formula E die einzige Rennserie der Welt, in der Fans auf legalem Weg direkten Einfluss auf das Renngeschehen nehmen können. Das Tool nennt sich FanBoost und war von Anfang an integraler Bestandteil des Konzepts. 82

TOTALE TRANSPARENZ: JEDER WEISS, WER DIE DREI PILOTEN MIT FANBOOST SIND.

Auch wenn sich die Regeln im Detail immer wieder einmal geändert haben, ist das Prinzip ebenso genial wie effizient: Jenen Fahrern, die während einer bestimmten Zeitspanne die meisten Stimmen auf sozialen Netzwerken bekommen, wird während des Rennens ein genau definiertes Quantum an Extraenergie freigeschaltet, das sie zum Überholen nutzen können. Auch hier totale Transparenz: Jeder an der Strecke, aber auch im Cock Cockpit weiß, wer die drei Piloten mit FanBoost sind, ob sie ihn bereits verbraucht haben oder noch ein Ass im Talon haben. Und überholt wird genug.

FORMULA E ERÖFFNET NEUE MÖGLICHKEITEN

WENN L ÄNDER IHRE GESETZE ÄNDERN, UM DER FORMUL A E IHRE TORE ZU ÖFFNEN, DANN HAST DU ET WAS RICHTIG GEMACHT.

Sollte jemand noch weitere Beweise gebraucht haben, dass die Formula E erstens kein kurzfristiges Phänomen ist und zweitens ein echter Gamechanger, dann möge er für den 10. Juni 2018 einen Trip nach Zürich buchen: Da findet zum ersten Mal seit 63 Jahren wieder ein Rundstreckenrennen auf Schweizer Boden statt. Nach einem schweren Unglück in Le Mans im Jahr 1955 waren solche Veranstaltungen im ganzen Land verboten worden. Für die Formula E hat der Bundesrat eigens die Gesetze geändert – ein ganz erstaunlicher Schritt. Ist die Formula E also die ultimative Konkurrenz zur Formel 1? Im Gegenteil, die ultimative Ergänzung. Formel-1Eigner Liberty Media ist mittlerweile auch größter Shareholder der Formula E. Die Motorsport-Profis wollen in beiden Welten gut aufgestellt sein. Eine Gegnerschaft zwischen elektrischem und konventionellem Motorsport gibt es nur noch in den Köpfen konser konservativer Geister.


FETTE WERTE

NIEMALS OHNE GUMMI! Weil die Antriebs­ einheit permanent unter Strom steht, müssen die Mecha­ niker bei der Arbeit isolierende Gummi­ handschuhe tragen. Bisher ist auch noch nichts passiert.

AUDI

Die maximale Batte­ riespannung eines Formula-E-Autos liegt bei 1000 Volt. Bis zu 200 Kilowatt dürfen abgegeben werden. Der Akku wird mit 40 kW ge­ laden und ist in 45 Minuten wieder einsatzbereit.

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DIE FORMULA E VERSTECKT NICHTS

DAS TECHNISCHE REGLEMENT IST FÜR JEDEN EINSEHBAR, VIELE KOMPONENTEN SIND GLEICH. SPART GELD, BRINGT FAIRNESS.

Antriebswellen Übertragen Kraft in beide Richtungen: Beim Beschleunigen Motorkraft, beim Rollen und Bremsen wird Energie rekuperiert.

Alternator Wandelt den Gleichstrom der Akkus in Wechselstrom um.

Batterie Wiegt inklusive CarbonSicherheitszelle 320 Kilo. Der Lithium-Ionen-Akku allein ist 200 Kilo schwer.

Lenkung Kommt ohne ServoUnterstützung aus.

Unterboden Die Nase ist aus aerodynamischen Gründen hochgezogen, im Heck streckt ein integrierter Diffusor.

Aerodynamik Für alle gleich. Aus Kostengründen darf hier auch nicht entwickelt werden.

Ein Formula-E-Auto muss zu jedem Zeitpunkt mindestens 880 Kilo wiegen.

Crash-Sicherheit Es gelten die höchsten FIAStandards – wie in der F1.

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JAGUAR, GETTY IMAGES

Mindestgewicht


Heckspoiler Einheitsteil. Kann in beschränktem Maß auf die jeweilige Strecke eingestellt werden.

Getriebe Baut jeder Hersteller selbst. Die Anzahl der Gänge ist frei – manche Teams verzichten über­ haupt darauf.

FORMULA E AUS FAHRERSICHT

DER SCHWEIZER SÉBASTIEN BUEMI, 29, HAT 55 F1-RENNEN BESTRITTEN, STAND IN LE MANS ZWEIMAL AM PODEST UND FÄHRT SEIT 2014/1 5 FORMUL A E . ER ERKL ÄRT UNS, WORAUF ES ANKOMMT.

Motor Darf jeder selbst ent­ wickeln. Hier werden wir in den nächsten Jahren die größten Fortschritte sehen.

Schaltpaddles Wer Gänge hat, sortiert sie vom Lenkrad aus.

Chassis Stammt vom italienischen Spezialisten Dallara und wird aus Carbon gefertigt. Länge 5 m, Breite 1,8 m.

Dämpfer Sowohl vorne als auch hinten vierfach verstellbar.

Bremsen Die Carbon­Scheiben erreichen auf den Stadt­ kursen Temperaturen von bis zu 1000 Grad Celsius.

Reifen Profilierte Einheits­ entwicklung von Michelin, die im Trockenen wie im Regen gefahren wird. Einzige Modifizier­Spiel­ wiese: der Luftdruck.

Felgen Bestehen aus Magnesium und sind 18 Zoll groß. Das Design muss die Abwärme der Bremsen ableiten.

the red bulletin innovator: Was braucht es, um in der Formula E zu gewinnen, Herr Buemi? sébastien buemi: Du musst flink im Kopf sein, denn du hast nur sehr wenig Zeit, dich auf die Strecke einzustellen. Ein E-Prix ist ein Ein-Tages-Event: Du kommst am Morgen an, und am Nachmittag fährst du schon dein Rennen. Wie unterscheidet sich die Formula E fahrerisch von anderen Serien? Du musst komplett umlernen. Als Rennfahrer willst du immer so schnell sein wie irgend möglich. In der Formula E musst du aber zwei Ziele gleichzeitig verfolgen: schneller sein als die anderen, dabei aber mit der verfügbaren Energie haushalten. Und wie macht man das? Das ist im Cockpit komplexer, als es aussieht. Du willst nur dann Energie ver verbrauchen, wenn es der Rundenzeit dient oder du überholt werden kannst – also vor allem auf den Geraden. Darum gehst du noch vor dem Bremspunkt vom Gas, damit das Auto Energie rekuperieren kann, bevor du bremst. Jetzt kommt der kritische Teil: Weil du das Auto so abgestimmt hast, dass es an der Hinterachse möglichst wenig Grip aufbaut, segelst du möglichst lang im instabilen Zustand durch die Kurve. Und das alles nur, um möglichst spät wieder aufs Gas zu müssen. 85


IN DER FORMULA E SCHNELL ZU SEIN IST FÜR DEN FAHRER KOMPLEXER, ALS ES VON AUSSEN AUSSIEHT. Und das können alle Fahrer? Wenn du in dieser Serie erfolgreich sein willst, musst du es lernen. Energie ist Rundenzeit. Wer entscheidet, wann du den FanBoost nutzt? Na ich mache das. Je nachdem, ob ich meine Position verteidigen muss oder überholen will. Dabei gilt es zusätzlich, die Batterie-Temperatur im Auge zu behalten: Ist sie zu hoch, verpufft der FanBoost wirkungslos. Wie wirkt sich der Autotausch während des Rennens auf die Taktik aus? Da ist immer ein wenig Poker dabei: Wenn du vorn bist, versuchst du, aus dem ersten Auto alles rauszuholen, mit Vor Vorsprung früh ins zweite Auto zu wechseln und dann zu Ende zu cruisen. Aber Unfälle mit Safety-Car-Phasen sind bei uns die Regel und machen oft die schönste Taktik zunichte.

DIE STRECKEN

12 STOPPS IN 10 L ÄNDERN: DAS IST DIE SAISON 2017/18

Marrakesch Eine Mischung aus permanenter Rennstrecke und Straßenkurs.

der. Sehr anspruchsvolle Strecke mit 21 Kurven.

Paris Die kürzeste Strecke des Jahres führt um den Invalidendom und die Esplanade des Invalides.

Santiago Durch die Altstadt über einen Fluss in den Park und wieder retour.

Berlin Am Flughafen

Mexico City Eine

Zürich Premiere im Quartier Enge, gelegen direkt am Zürisee.

verkürzte Version jener Rennstrecke, auf der auch die Formel 1 fährt.

Punta del Este Ultraschnelle, lange Strecke an der Playa Brava in Uruguay. Fahrer-Favorit.

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Rom Neu im Kalen-

Tempelhof wird eigens eine Strecke aus dem Boden gestampft.

New York City Zum Finale gibt’s zwei Rennen vor der Skyline von Manhattan.

fiaformulae.com

CLEMENT LUCK/DPPI

Hongkong Zwei Rennen entlang der Central Harbourfront als spektakulärer Kulisse.


KOMMT ZU DEN MENSCHEN Alle Rennen finden in Großstädten statt, nicht auf anonymen Tracks im Nirgendwo.

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DIE ZUKUNFT: GEN2 AB KOMMENDER SAISON

1. VERKLEIDETE VORDERRÄDER Augenscheinlichster Unterschied: Die Vorderräder sind durch einen CarbonVerbau geschützt, der in die Karosserie übergeht. Die Idee dahinter: höhere Sicherheit bei Kontakt mit Gegnern.

3. KEIN HECKSPOILER Stattdessen zwei kleine Flügel über den Hinterrädern. Downforce erfolgt durch einen gewaltigen Diffusor im Unterboden.

2. HALO Den „Heiligenschein“ oberhalb des Cockpits, den wir in der Formel 1 ebenfalls sehen wer werden, gibt es auch im GEN2. Die Idee dahinter ist einmal mehr die Sicherheit der Fahrer.

4. MEHR REICHWEITE Die Kapazität der Batterie wurde verdoppelt. Dadurch entfällt der Autotausch zur Mitte des Rennens.

5. MEHR LEISTUNG Statt 200 kW leistet das neue Auto 250, man darf auch deutlich mehr Energie rekuperieren.

Sébastien Buemi

Lucas di Grassi

Sam Bird

Nationalität: SUI Team: Renault e.dams Siege: 12 Startnummer: 9 Stärke: Riesige Erfahrung, kämpft in jeder Saison um den Titel. Kann sich als WEC-Champion und ehemaliger F1-Fahrer perfekt auf unterschiedliche Gegebenheiten einstellen.

Nationalität: BRA Team: Audi Sport ABT Schaeffler Siege: 6 Startnummer: 1 Stärke: Amtierender Champion und FormulaE-Urgestein, das jede Saison in den Top 3 beendet hat. Bester Feind von Sébastien Buemi.

Nationalität: GBR Team: DS Virgin Racing Siege: 6 Startnummer: 2 Stärke: Hat als einziger Fahrer neben Buemi und di Grassi in jeder Saison zumindest ein Rennen gewonnen und war in allen Nachwuchsserien einer der Stärksten im Feld.

FORMULA E: DIE FAVORITEN

8 FAHRER, DENEN WIR IN DER SAISON 2017/18 DEN TITEL ZUTRAUEN. (ABER ES WIRD KNAPP!)

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INNOVATOR

MEDIA.FIAFORMULAE.COM, LUKAS MAEDER/RED BULL CONTENT POOL, GETTY IMAGES (4), DAVID ROBINSON/RED BULL CONTENT POOL, JAGUAR

SPEKTAKUL ÄR, FUTURISTISCH, ANDERS: AB HERBST 2018 IST DIE NÄCHSTE GENERATION UNTERWEGS


DARAN KANN MAN SICH GEWÖHNEN Eigenständige Optik, die sich auf den ersten Blick von konventionellen Autos unterscheidet

Felix Rosenqvist

Jean-Éric Vergne

André Lotterer

Nelson Piquet jr.

Nico Prost

Nationalität: SWE Team: Mahindra Racing Siege: 3 Startnummer: 19 Stärke: Vor allem auf en‑ gen Stadtkursen brilliert der Schwede – und die Formula E bewegt sich fast ausschließlich auf solchen. Viel Erfahrung mit unterschiedlichsten Autos.

Nationalität: FRA Team: Techeetah Siege: 1 Startnummer: 25 Stärke: Der ehemalige Toro‑Rosso‑Pilot fährt bereits für das dritte Formula‑E‑Team. Mehr Erfahrung als der in Dubai lebende Franzose hat diesbezüglich keiner.

Nationalität: GER Team: Techeetah Siege: 0 Startnummer: 18 Stärke: Der dreifache Le‑Mans‑Sieger (mit Audi und Porsche) ist der inter‑ essanteste Neueinsteiger. Gilt als Fixkandidat für das Porsche‑Cockpit bei deren Werkseinstieg.

Nationalität: BRA Team: Panasonic Jaguar Racing Siege: 2 Startnummer: 3 Stärke: Aus der Formel 1 schoss er sich durch einen absichtlich herbei‑ geführten Unfall selbst raus („Crashgate“), in der Formula E ist seine harte Fahrweise genau richtig.

Nationalität: FRA Team: Renault e.dams Siege: 3 Startnummer: 8 Stärke: Sein Vater Alain galt auf der Strecke als „Professor“, ist tief in die Entwicklung der Formula E eingebunden und gleichzeitig Team‑ chef des schnellen Nico.

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Verblüffende Erfindungen, inspirierende Geschichten. Ein Rapper, der dich in die Zukunft führt, und ein „Zauberer“, der die Gegenwart verändert. Das sind die Highlights auf Red Bull TV.

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LEMAWORK KETEMA: KEEP ON RUNNING

Die inspirierende Geschichte des Ausnahmeläufers: wie Ketema als Flüchtling in Österreich eine neue Heimat fand und dann zweimal den globalen Wings for Life World Run gewann. Ein Lehrstück in Sachen Zielstrebigkeit.

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Wie beeinflusst Virtual Reality unser Leben? Können Exoskelette unsere Leistungsfähigkeit steigern? Wie und wo bewegen wir uns in Zukunft fort? Diesen und weiteren Fragen geht HipHop-Pionier und Wu-Tang-ClanGründer GZA nach. Besuche mit ihm Erfinder, Wissenschaftler und Game Changer aus aller Welt (die Bilder zeigen GZA auf der Mars Desert Research Station in Utah, wo Leben auf dem Mars simuliert wird), und lass dir komplexe Sachverhalte auf brillant einfache Art erklären.

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FATE DOESN’T ASK

Das Ziel lautet: Querschnittslähmung heilbar machen. Erste Teilstücke des Weges sind zurückgelegt, doch wo steht die moderne Medizin wirklich? Blicke mit Experten und Betroffenen hinter die Kulissen von Wings for Life, der Stiftung zur Förderung der Rückenmarksforschung.

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THE WIZARD OF NAIROBI

Dominic Wanjihia baut Dunstkühler aus Wellblech, von Motorrädern betriebene Generatoren und simple Privat-Biogasanlagen. Die Einwohner Kenias verehren ihn deswegen als „Zauberer“. Doch der Tüftler beweist damit nur: Probleme bedürfen nicht teurer Investitionen, sondern kreativer Lösungen.

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DO IT

Das Festival, das im Jahr 2010 als Projekt unter Freunden gestartet wurde, gilt in Sachen OnlineMarketing mittlerweile als führend in Europa. Neben Stars wie US-Datenexperte Nate Silver oder Metallica-Drummer Lars Ulrich kommen 2018 auch wieder Geheimtipps wie US-Blogger Tim Urban. Außerdem gibt’s Masterclasses und eine eigene Messe. Hamburg Messe, www.omr.de

JULIAN HUKE PHOTOGRAPHY, CHRISTIAN A. WERNER/TOA

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bis 23. März OMR Festival 2018

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INNOVATOR


S A V E T H E D AT E

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Mai European Change­ maker Summit Berlin Europas führende soziale Start-ups treffen auf Entscheider aus Wirtschaft und Politik. Dahinter steckt Veranstalter Ashoka, eine Initiative, die seit 35 Jahren Social Entrepreneurs fördert. In Berlin stellen 30 der innovativsten Gründer ihre Arbeit vor und diskutieren über Trends rund um Social Entrepreneurship. Zugang gibt es nur auf Einladung für maximal 200 Teilnehmer. www.ashoka.org

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Juli DLD Campus Normalerweise kommen die Innovationen zur Tech-Konferenz, hier verhält es sich andersherum: Zum zweiten Mal veranstaltet Hubert Burda Media mit seinem Format Digital Lifestyle Design (DLD) eine Konferenz an der Uni Bayreuth in der Region Oberfranken. Aus diesem Teil Bayerns kommen doppelt so viele Patentanmeldungen wie im Bundesdurchschnitt. An der Universität will die Reihe Studierende und Forscher mit Digital-Vordenkern vernetzen. dld-conference.com

20 April NKF Summit Düsseldorf

Groß trifft Klein: Darum geht es den Gründern des NKF Summit. Auf der EinTages-Konferenz tauschen sich Startups und bereits erfolgreiche Unternehmen aus. Vorträge, Messestände und Speed-Networking-Aktionen bieten die ersten Anknüpfungspunkte. Junge Start-ups, die nach 2013 gegründet wurden, konnten sich um 50 kostenlose Tickets bewerben – inklusive eines eigenen Expo-Stands. nkf-summit.com

19 bis 22. Juni Tech Open Air

Zum siebten Mal kommt die nationale und inter­ nationale Start­up­ und Tech­Welt nach Berlin. Das Festival knüpft ein Band zwischen Technologie, Mu­ sik, Kunst und Wissenschaft. Auf dem Programm: 200 Speaker und 200 Satellite­Events mit Themen wie Blockchain, Machine Learning oder Food­Tech. Programm: toa.berlin

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DO IT

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bis 7. Juni Axel Springer NOAH-Konferenz Champions League der Macher und Ideen in Berlin. Die Veranstalter wollen Europas erfolgreichste Unternehmen und Gründer mit über 70 vielversprechenden Start-ups vernetzen. Vor 4000 Gästen präsentieren sich Entrepreneurs und Experten bei Vorträgen und in Workshops, während die Start-ups auf einer eigenen Bühne einen Wettbewerb austragen. 2018 soll eine neue App die Kontaktanbahnung zwischen Investoren und Start-ups erleichtern. noah-conference.com

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Juni FitTech Conference Der FitTech Summit in München ist Europas erster Kongress, der sich ganz der Zukunft des Sports widmet. Wie können wir Daten für unser Training einsetzen? Welche Rolle wird Virtual Reality dabei spielen? Und wie sieht das Personal-Training von übermorgen aus? Die Fragen beantworten über 25 Speaker auf drei Bühnen. Dazu stellen 20 BranchenStart-ups ihre Innovationen vor. Wer will, kann die Gadgets vor Ort ausprobieren. burdabootcamp.de/fittech-new

21 bis 22. April Entrepreneur University

Die Digitalkonferenz in Darmstadt, bei der sich Unternehmertum und Personalentwicklung treffen. Als Speaker sind dabei: Matthew Mockridge, Coach und Gründer der Partyserie Neonsplash, oder der Verhandlungsexperte Jack Nasher. Angelehnt an die TV-Show „Höhle der Löwen“ gibt es außerdem eine „Pitch Arena“, in der Start-ups ihre Ideen vor Publikum Investoren vorstellen können.

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FELIX MAYR, JONAS KINSKI, RAINER JENSEN

entrepreneur-university.de

bis 5. Juli Pirate Summit Köln Burning-Man-Atmosphäre trifft auf Start-up-Festival: Auf Deutschlands verrücktestem Summit treffen 2500 Teilnehmer auf mehr als 250 Investoren. Besonderheiten: Es gibt keine VIP-Karten, Veranstaltungsort ist das riesige Outdoor-Areal „Odonien“, und bei der Pitch-Competition schreiten die Gründer wie auf einem richtigen Piratenschiff über eine Holzplanke. piratesummit.com INNOVATOR


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bis 15. Juni CEBIT Hannover Die Mutter aller deutschen Zukunfts-Events erfindet sich neu. 2018 zeigen Weltmarktführer und Start-ups ab 11. Juni Innovationen zu Themen wie künstliche Intelligenz und Big Data. Dazu ergänzt die CEBIT ihr Programm um eine Konferenz (11. 6.) mit Top-Speakern wie Virtual-RealityExperte Jaron Lanier und über 2000 Keynotes und Workshops. Stargast im Abendprogramm: Soulrakete Jan Delay. Messegelände Hannover, cebit.de

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Bitcoin-Millionär zu werden scheint nicht schwer. Aber kaum jemand versteht, wie Kryptowährungen und vor allem die Blockchains dahinter funktionieren. Tech-Open-Air-Gründer Nikolas Woischnik macht für uns den Kassensturz in vier Schritten.

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lare Sache, Blockchains sind die Technologie der Zukunft – darin sind sich die Experten einig. Wie diese Ketten genau funktio­ nieren, können aber nur wenige verständlich erklären. Deshalb frage ich meine Gäste im Blockchain­ Podcast TOA.Life ICO:

1. Wie würdest du „Blockchain“ deiner Mutter erklären? Der anschaulichste Ver Ver­

Nikolas Woischnik Der Wahl-Berliner gründete 2012 mit dem „Tech Open Air“ (TOA) Europas erstes interdisziplinäres Technologie-Festival sowie – gemeinsam mit Kerstin Bock und Carolin Lessoued – „Openers“, einen Allround-Dienstleister für internationale Start-ups.

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gleich stammt von Bruce Pon, Gründer des Berliner Start­ups Bigchain DB: „Ein weltweites Excel­Sheet, das für alle zu­ gänglich ist, das aber niemand kontrol­ liert.“ Im Grunde bildet die Blockchain eine digitale Datenbank, die jede Aktion der Nutzer dokumentiert – fälschungs­ sicher, für jeden einsehbar und in einem dezentralen Netzwerk aus sehr vielen Computern. Beispiel Bitcoins: Hier doku­ mentiert jeder „Block“ dieser „Kette“ eine Transaktion, ähnlich wie ein Kassenbuch. Ich selbst verdanke meinen ersten Kon­ takt mit Bitcoins einem Abendessen. Es war Anfang 2014, ich hatte die Rechnung übernommen, und ein Freund zahlte seine Schulden in der Kryptowährung zurück. Das 30­Euro­Dinner hat sich für ihn mitt­ lerweile zu einem über 500 Euro teuren Abendessen entwickelt. Auch beim TOA haben wir uns recht früh mit Kryptowährungen beschäftigt, vor allem weil uns eben die Blockchain­ Technologie dahinter fasziniert. Währun­ gen sind übrigens nur eine Möglichkeit

für die Verwendung der Technologie. Außerdem streiten Experten, ob Bitcoins den Status einer Währung verdienen oder eher einen „Store of Value“ darstellen, wie etwa Gold. Die Vorteile liegen auf der Hand: Eine digitale Einheit ist mobiler und lässt sich in Sekunden transferieren. Allerdings ist das Wachstum von Bitcoins begrenzt und deren Nutzung energie­ intensiv. Was spricht trotzdem gerade jetzt für Bitcoins? Erstens suchen Menschen aufgrund vergangener Wirtschaftskrisen nach neuen Finanzmodellen. Zweitens leben wir seit tausenden Jahren in Netz­ werken und verdanken ihnen unseren Fortschritt – vom Höhlenmenschen zum modernen Individuum. Nur wurden diese Netzwerke, sei es in Politik oder Wirt­ schaft, immer von Autoritäten kontrolliert – ob in Monarchien, dem Kommunismus oder einer Demokratie. Nun ermöglicht die Blockchain­Technologie ­­Technologie die ersten Netzwerke, die eigenständig und ohne zentrale Autorität funktionieren.

2. Warum springen vor allem Start-ups auf die Blockchain auf? Es ist kein Zufall,

dass Blockchain das Hauptthema unserer letzten beiden Konferenzen war. Dass sich unsere Community extrem für diese Technologie interessiert, liegt an der Historie Berlins. In den neunziger und nuller Jahren zog die Berliner Cyberpunk Cyberpunk­ Bewegung mit Hacker Hacker­Communitys wie dem Chaos Computer Club Gleichgesinnte an und machte die Stadt zu einem der weltweit führenden Zentren für digitale Technologien wie der Blockchain. Start­ups adaptieren die Technologie besonders schnell. Erste Gründer setzen Blockchain für Fundraising ein und er er­ möglichen Investoren und Crowdfundern, über eine Blockchain­Plattform Anteile an ihrem Unternehmen zu kaufen – bequem und zu minimalen Transaktionskosten. Allerdings: Abgesehen von Bitcoin exis­ tiert noch keine breit genutzte Blockchain­ Applikation. Die Technologie steckt in den Kinderschuhen. Es wird Jahre dauern, bis sie unseren Alltag begleiten wird.

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JULIA ZIERER

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KOLUMNE

„MIT DER BLOCKCHAIN-TECHNOLOGIE WERDEN NEUE WETTBEWERBER DEN ALTEN HASEN AN DER WALL STREET EINHEIZEN.“ 3. Wo kommt die Blockchain als Nächstes zum Einsatz? Mittelfristig wird die

Finanzindustrie am meisten von der Tech­ nologie profitieren und sich durch sie wandeln. Blockchain ermöglicht Trans­ parenz und einen einfachen Zugang, was eine Chance für neue Marktteilnehmer be­ deutet. Kurz gesagt: Neue Wettbewerber werden den „alten Hasen“ an der Wall Street ordentlich einheizen. Weil die Blockchain Prozesse komplett transparent und fälschungssicher darstellt, müssen auch zentrale Autoritäten wie Notare um ihre Jobs fürchten. Ihre vertrauens­ bildende Funktion wird überflüssig. Im Internet der Dinge, also überall, wo Maschinen mit Maschinen digital kommunizieren, ist die Technologie ohne­ hin die Zukunft. So registriert unser Auto vielleicht irgendwann, wenn wir einem anderen Auto die Vorfahrt überlassen – und belohnt uns automatisch mit einer Überweisung in einer Kryptowährung.

4. Wie kann die Technologie Events verändern? Dank Blockchain können Inves­

toren in Zukunft möglicherweise eine Art Beteiligung am Tech Open Air erhalten. Konkret testen wir ein Verfahren, das sich Equity Token Offering nennt und dem Crowdinvesting ähnelt, zusätzlich aber auch den Handel von Anteilen ermöglicht. Etwas weiter gedacht könnten solche Tokens als Instrument dienen, um Be­ sucher, Volunteers und Speaker zu mehr Partizipation anzuregen. So könnten einem Speaker Tokens gutgeschrieben werden, sobald drei Besucher ein Foto seines Vor Vor­ trags auf der Bühne bei Instagram mit entsprechendem Hashtag posten. Events könnten so „gamifiziert“ werden.

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IMPRESSUM

Chefredakteur Alexander Macheck Stv. Chefredakteur Andreas Rottenschlager

THE RED BULLETIN Deutschland, ISSN 2079-4258

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Redaktion Stefan Wagner, Arek Piatek, Andreas Rottenschlager, David Mayer, Christian Eberle-Abasolo Freie Mitarbeiter: Werner Jessner, Wolfgang Wieser, Simon Schreyer, Daniel Schieferdecker, Robert Sperl Grafik Carita Najewitz, Marco Arcangeli, Marion Bernert-Thomann, Martina de CarvalhoHutter, Kevin Goll Fotoredaktion Marion Batty, Ellen Haas, Eva Kerschbaum, Tahira Mirza Commercial Director Franz Renkin Anzeigendisposition Andrea Tamás-Loprais Creative Solutions Eva Locker (Ltg.), Martina Maier, Verena Schörkhuber, Edith Zöchling-Marchart Country Management und Marketing Sara Varming (Ltg.), Magdalena Bonecker, Kristina Hummel Marketing Design Simone Fischer, Alexandra Hundsdorfer Produktion Wolfgang Stecher (Ltg.), Walter O. Sádaba, Friedrich Indich, Michael Menitz (Digital) Lektorat Hans Fleißner, Josef Weilguni Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Maximilian Kment, Karsten Lehmann Office Management Kristina Krizmanic, Yvonne Tremmel IT Systems Engineer Michael Thaler

THE RED BULLETIN INNOVATOR Österreich, ISSN 1995-8838 Länderredaktion Christian Eberle-Abasolo Country Project Management Kristina Hummel Anzeigenverkauf Alfred Vrej Minassian (Ltg.), Thomas Hutterer, Cara Schlesinger, Bernhard Schmied, anzeigen@at.redbulletin.com Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz Informationen zum Medieninhaber sind ständig und unmittelbar unter folgender Web-Adresse auffindbar: www.redbulletin.at/impressum Redaktionsadresse Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com

Abo und Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Klaus Pleninger (Vertrieb), Nicole Glaser (Vertrieb), Yoldas¸ Yarar (Abo) General Manager und Publisher Andreas Kornhofer Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Web www.redbulletin.com Medieninhaber, Verlag und Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700

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Geschäftsführer Dietmar Otti

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TECH-HIGHLIGHT

Die Erde, eine faszinierende Schönheit: Space VR will allen Menschen eine Astronauten-Perspektive eröffnen.

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Unseren Planeten von oben bewundern – ohne Training, ohne Risiko, als Überflieger auf Ihrer Wohnzimmercouch: Ryan Holmes offenbart uns die Schönheit des Weltalls. Der Gründer von Space VR schickt Satel­ liten ins All, die mit hochauflösenden Kameras jeden Winkel der Erde erfassen. „Overview 1“ heißt der erste Satellit, der so ausgestattet in den Orbit geschossen wurde. Was er aufgenommen hat, kann auf jedem bildgebenden Gerät angezeigt werden, vom Smartphone über Oculus Rift bis hin zu Geräten mit extrem hoher Auflösung wie dem StarVR. Um 35 Dollar (rund 28 Euro) im Jahr fliegen Sie mit. spacevr.co INNOVATOR

SPACE VR, GETTY IMAGES

WENN DAS SOFA ZUR RAKETE WIRD: GANZ GEMÜTLICH INS ALL

Start für CouchAstronauten


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„Die Partnerschaft mit Citrix macht unser Team flexibler und lässt unsere Ingenieure effektiver arbeiten – wo auch immer auf der Welt sie gerade sind.“ Christian Horner Teamchef von Red Bull Racing

Gemeinsam nicht zu stoppen Red Bull Racing schließt Innovationspartnerschaft mit Citrix Daten und IT-Anwendungen sind heute für die Formel 1 mindestens genauso wichtig wie die richtige Benzinmischung. Ohne Echtzeit-Telemetrie und komplexe Daten-Analysen lassen sich keine Grand Prix-Siege einfahren. Red Bull Racing setzt auf IT-Lösungen von Citrix, um sich einen Innovationsvorsprung im Wettbewerb zu sichern. Leistungsfähige Virtualisierungstechnologien helfen dem Team, sofort auf neue Anforderungen zu reagieren – sei es im Werk oder auf der Rennstrecke. Mehr Tempo, schnellere Entwicklungen, bessere Ergebnisse: Mit Citrix ist Red Bull Racing in der Lage, modernste Fahrzeuge auf die Strecke zu bringen und die bestmögliche Rennstrategie umzusetzen.

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