The Red Bulletin AT 13/24

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Lucas Braathen

Mikaela Shiffrin

Daniel Tschofenig

Anna Gandler

Mach dir Freude.

Weihnachten in der A1

Family – mit deinem neuen Top-Smartphone.

Anne Waak

geboren in Dresden, lebt in Berlin und arbeitet als Autorin für Titel wie „Welt am Sonntag“, „Monopol“ und „GQ“. Für uns hat sie mit Ski Aggu über den Red Bull Soundclash gesprochen, den ihr am 13. Dezember live streamen könnt. Ab Seite 50

Eliška Sky

ist eine tschechische Fotografin mit Sitz in London und arbeitete bereits für die tschechischslowakische „Vogue“.

Für The Red Bulletin hat sie Künstlerin Mercedes Helnwein im Castle Gurteen de la Poer in Irland fotografiert. Ab Seite 68

Auf ganzen 116 Seiten haben wir für euch in dieser Winterausgabe das Who’s who aus Sport und Culture zusammengetrommelt. Den Beginn machen die Ski-Stars Marcel Hirscher, Lucas Pinheiro Braathen und Mikaela Shiffrin, die ab Seite 38 (und in unseren Podcasts mit Moderatorin Alina Marzi) verraten, wie sich der Wintersport gerade neu erfindet. Nur so viel: Er wird bunter und diverser.

Das dürfte auch Creator und Autor

Michael Buchinger gefallen, der auf Seite 20 erzählt, wie sein Alter Ego ihm in nervenaufreibenden Situationen hilft. Wie er das macht? Mit einer gewaltigen Portion Frechheit.

Nervenkitzel ist auch das Metier von Fotograf Charly López, der den Speed und die Schönheit der Rallye Dakar abbildete: Zu seinen Shots liefert er ab Seite 24 Backstage-Storys.

Viel Freude mit dieser Ausgabe, die Redaktion Benedikt Frank ist in München aufgewachsen und arbeitete als Fensterdekorateur oder Maler auf Baustellen. Jetzt ist seine Homebase London und seine Passion die Fotografie. Er lichtete Moonchild Sanelly ab. Ab Seite 60

Mercedes Helnwein fühlt sich in der Kunst so richtig frei. In Wien gibt’s jetzt ihre Solo-Ausstellung.

Alles nur Exzess oder doch Rap mit Botschaft? Ski Aggu und seine Megahits.

Musik

Mondlandung

Die Musikerin Moonchild Sanelly wusste schon immer, dass sie ein Star ist.

Kunst

Die Kunst

der Freiheit

Für Mercedes Helnwein sind Kunst und Literatur Überlebensstrategien. Hier erzählt sie, warum.

E-Sport

Fesselnde 24

Leere

Faker ist der weltbeste „League of Legends“-Spieler. Das ist seine Story. Portfolio

Der Fotograf Charly López hat eine große Liebe: die Rallye Dakar. Wir zeigen seine besten Bilder.

Die Legende 76 der Legenden

Die Superstars Hirscher, Braathen und Shiffrin über die Zukunft ihres Sports.

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Paris, Frankreich

Flower-Power

Sie kickflippte bereits über das Skelett eines Dinosauriers im Naturkundemuseum in London oder rutschte auf der Achse ihres Boards aus der Ladefläche eines Transportflugzeugs: Manchmal geht es Skateboard-Superstar Letícia Bufoni aber auch etwas gemütlicher an. Als sich Paris im Sommer kurzzeitig leerte, wurde die Olympiastadt zu Letícias Skatepark. Für Red Bull Stealth Mode rippte die Brasilianerin vor den dortigen Sehenswürdigkeiten – wenn sie nicht gerade eine Runde über einen der Pariser Blumenmärkte drehte. @leticiabufoni, redbull.com

Beech Mountain, North Carolina, USA

Ende Gelände

Schnee gab es letzten Winter in North Carolina kaum – also musste sich Sportfotograf Jake Snider für diesen Red Bull Illume-Shot etwas einfallen lassen. Mit seinem Fischaugenobjektiv postierte er sich so am Ende eines Geländers, dass sein Snowboard-Buddy direkt auf ihn zusliden konnte. Wie aber wurde eine Kollision verhindert? „Ich musste verdammt schnell sein“, lacht Snider. Glücklicherweise war er’s dann auch. @jakesnide, redbullillume.com

Zeltweg, Österreich

Steile Sache

Ein wahres Gipfeltreffen gab es bei der heurigen AIRPOWER-Flugshow: Noch nie hatten die beiden „Aces of Aerobatics“ Dario Costa (re.) und Luke Czepiela ein gemeinsames Display gezeigt. Der eine: eine Legende, der als Erster und bisher Einziger durch einen Tunnel flog. Der andere: ein Meisterpilot, der bereits ein Flugzeug auf dem Jumeirah Burj Al Arab in Dubai landete. Wie das Gipfeltreffen war? Sagen wir so: Es ging verdammt steil nach unten. @costadario, redbull.com

Lac d’Émosson, Schweiz Wasser in Sicht

Er paragleitet, seit er elf ist, mit dem Freeriden begann er dann mit siebzehn: Kein Wunder, dass Valentin Delluc (re.) zur Speerspitze der internationalen Speedriding­Szene gehört. Mit Gleitschirm und angeschnallten Skiern fliegt er selbst Lawinen davon. In Thierry Donards neuer Extremsport­Doku „Human X – Teil 2“ wurde der erst teilweise aufgetaute Lac d’Émosson für den Franzosen und seinen Kumpel Ugo Gerola (li.) zur Wasserrutsche. Spoiler: Sie blieben trocken. @valentindelluc

Vier Schanzen, vier Chancen

Wusstest du, welcher Rekord bei der Vierschanzentournee erst im vergangenen Jahr aufgestellt wurde? Hier sind neun Fakten zum Wintersport-Kult-Event.

1952

(am 14. Dezember) wurde die Veranstaltungsserie unter dem Namen Deutsch-Österreichische Springertournee im Posthotel in Partenkirchen offiziell gegründet.

72

Mal wurde die Vierschanzentournee bisher ausgetragen: Je sechzehnmal ging der Sieg an Österreicher, Finnen und Deutsche (davon elfmal an Athleten aus der damaligen DDR).

145

Meter weit sprang der Pole Dawid Kubacki 2019 in Bischofshofen – Tourneerekord! Er überholte damit den Deutschen Andreas Wellinger, der dort 2017 bei 144,5 Metern gelandet war. 0

92,5

km/h beträgt die höchste jemals erreichte Absprunggeschwindigkeit – erreicht von Andreas Wellinger 2023 in Oberstdorf.

Tagessiege und trotzdem Gesamtsieger? Dieses Kunststück gelang bereits neunmal, zuletzt dem Japaner Ryōyū Kobayashi 2023/24.

28

Mal nahm der Japaner Noriaki Kasai an der Vierschanzentournee teil. Er gewann drei Einzelspringen und wurde zweimal Gesamtzweiter, 2019 landete er auf Rang 42.

8659,5

Meter weit ist Daniel Tschofenig im vergangenen Weltcup-Winter insgesamt gesprungen – 1019,5 davon im Rahmen der Vierschanzentournee. Das ist weiter, als der K2, der zweithöchste Berg der Welt, hoch ist.

142

Meter beträgt die Hillsize (also die maximale Weite für eine sichere Landung) in Garmisch-Partenkirchen und Bischofshofen. In Oberstdorf liegt sie bei 137, in Innsbruck bei 128 Metern.

Die 73. Vierschanzentournee geht vom 29. Dezember (Oberstdorf) bis 6. Jänner (Bischofshofen).

14.890.000

Zuschauer saßen 2002 in Deutschland vor dem Fernseher, als Sven Hannawald bei der 50. Vierschanzentournee erstmals vier Siege gelangen.

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KI: Das versprechen die Moonwalkers Aero.

TikTok ist verzückt, Tech-Checker Kirafn nimmt Fahrt auf.

Das Teil

Kirafin heißt bürgerlich Jonas Willbold, ist 30 und unterhält seine 1,3 Millionen Follower auf TikTok mit Comedy-Formaten. Nebenbei folgt er seiner Faszination für Tech-Produkte und -Trends. Für uns nimmt er aktuelle Hypes unter die Lupe.

Einfach an die Schuhe schnallen, schon verdoppeln die Moonwalkers dein Tempo von 5 auf 12 km/h – ganz ohne extra Kraftaufwand. KI übersetzt deine Gehbewegung ins Rollen. Funktionieren auch auf Schotter, der Akku hält 12 Kilometer. Die Aero­Version ist leichter, schlanker und leiser. Bisher nur in den USA erhältlich.

Der Hype

Auf TikTok jagt ein Viral das nächste. Das erfolgreichste Video mit 5,4 Millionen Likes kommt vom Hersteller Shift Robotics selbst. YouTubeGigant Casey Neistat hat sie auch schon getestet.

Der Check

Unser Gehtempo erhöhen wollten schon einige – hier scheint es tatsächlich ohne Kraftaufwand zu gelingen. Die Moonwalkers erinnern an die Sandalen von deinem Dad, und mit 1200 Dollar kosten sie mehr als mancher Sneaker Drop. Innovativ: ja; massentauglich: nein.

MUST-HAVE-FAKTOR

Perfekt für …

… Menschen mit langen Gehstrecken, wenig Zeit –und einer Vorliebe für Michael Jacksons Tanzstil.

Ungeeignet für …

… alle, die in Sachen Style und Fortbewegung eher auf Understatement setzen.

Emma Myers

spielt in Serienhits wie „Wednesday“ gern den Nerd. Dass die Schauspielerin früher selbst einer war, sieht sie als Vorteil. Weil es abhärtet – und Spaß machen kann.

Realität oder Fantasie? „Mein Kopf ist voller Raumschife“, sagt Emma Myers. „Aber für einen Trip nach Mittelerde bin ich auch immer zu haben.“ Keine Frage: Science-Fiction und Fantasy sind die Welten, in denen sich die amerikanische Schauspielerin schon immer am wohlsten fühlte. „Ich liebe es, ein Nerd zu sein“, sagt sie, „es ist großartig!“ Ein Umstand, der das Leben der 22-Jährigen nicht immer ganz einfach machte.

Emma Myers gehört zu den gefragtesten jungen Schauspielerinnen Hollywoods. Kein Wunder, hat man ihre Wandlungsfähigkeit erlebt. In Kombination mit ihrer Vorliebe für fantastische Paralleluniversen hebt sie das unter vielen Schauspielerinnen und Schauspielern hervor. Dabei geht es ihr nicht allein um die Karriere: „Du hast das bessere Erlebnis mit einer ausgefippten Rolle“, sagt sie.

Sonnige Werwölfin

Auf der Leinwand spielt Myers oft Außenseiterinnen. Sie kann sich gut in sie hineinversetzen, einfach weil sie selbst eine war. Richtig bekannt wurde sie als sonnige Werwölfn in der von Tim Burton produzierten Serie „Wednesday“. Das Spin-of der „Addams Family“ ist eine der weltweit erfolgreichsten Netfix-Produktionen überhaupt. Sie spielte darin Enid Sinclair, die bunte Haare und schrille Outfts liebt und auch sonst ganz anders ist als die schüchterne Myers. „Ich bin ziemlich introvertiert“, sagt sie, „aber gib mir ein Schwert, stell mir eine Aufgabe, und ich bin dabei.“

Unter Gleichaltrigen kam das nicht immer gut an. Unterrichtet wurden Myers und ihre drei Schwestern zu Hause, eine Schule hat sie nie besucht. Statt sich mit Freundinnen zu trefen, vertiefte sie sich in Film- und Fantasywelten. Zum Glück

On point

Kommt aus Orlando, Florida; Alter 22; Status vom Werwolf zur Krimiheldin; aktuelle Serie „A Good Girl’s Guide to Murder“; Markenzeichen liebt Fantasy und Science-Fiction; Lieblingsgefährten Alpakas

verstand ihr Vater ihre Passion: „Er war Fan aller Arten von Fantasiewelten. So habe ich früh ‚Star Wars‘ und ‚Der Herr der Ringe‘ gesehen.“ Sie reiste sogar zu den Drehorten: „Ich bin auf den Berg gestiegen, wo man die Szenen auf dem Schicksalsberg in Mordor gedreht hat. Es dauerte acht Stunden und war ein Riesenspaß.“

Eine Außenseiterin zu sein, hat Myers nicht gebrochen, sondern stärker gemacht und mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein ausgestattet. Dass sie oft das Gefühl hatte, sie sei „aus der Reihe gefallen“, beschäftigt sie bis heute: „Wenn Leute fnden, dass Nerds uncool sind, ist das einfach dumm. Jeder hat das Recht, zu mögen, was er mag, und zu tun, was er tun will. Was andere dazu sagen, ist gleichgültig, solange du selbst Spaß hast und dir dabei nicht wehtust.“

Nächste Station: „Minecraft“ Im Frühjahr wird Myers in der Videospielverflmung „Minecraft“ im Kino zu sehen sein. Aktuell ermittelt sie als Schülerin im Sechsteiler „A Good Girl’s Guide to Murder“ (ZDFmediathek) auf eigene Faust in einem Mordfall, den die Polizei abgeschlossen hat. Mit ihrer Krimiheldin verbindet sie der Antrieb: „Wir wissen, was richtig ist und was wir tun wollen.“

Sosehr sich die Schauspielerin in virtuellen Welten verlieren kann, so neugierig ist sie auf reale Erfahrungen. „Ich bin immer für ein Abenteuer zu haben“, sagt sie, vor allem wenn dabei eine gute

Geschichte herausspringt. Etwa als sie mit ihrer älteren Schwester im Zug in Italien unterwegs war und jemand Pfeferspray durch die Lüftung sprühte: „Das waren Taschendiebe, die meinten, wir würden davonlaufen, und sie könnten unsere Sachen klauen.“ Womit die Diebe nicht gerechnet hatten: Emmas Schwester hat einen braunen Gürtel in Karate.

„An solchen Erfahrungen wächst du als Mensch“, sagt Myers. „Wenn ich mal Enkel habe, sollen die sagen: Oma ist die Coolste.“ Bis dahin ist es noch etwas hin, auch wenn Myers schon einige Stationen auf dem Karriereweg hinter sich hat. Bereits als Achtjährige absolviert sie Filmcastings, erste Komparsenrollen folgen, mit dem Umzug nach Los Angeles kommen große Angebote, unter anderem spielt sie 2021 im Film „Girl in the Basement“, der auf dem Kriminalfall rund um Josef Fritzl basiert, der seine Tochter in einem Keller gefangen hielt. Der Durchbruch kommt mit „Wednesday“: Als die Serie im November 2022 anläuft, ist die Schauspielerin plötzlich in aller Munde.

Zukunft mit Pinguinen?

Noch heute weiß Myers manchmal nicht, wie sie am besten mit der Aufmerksamkeit umgehen soll, vor allem wenn dabei Grenzen überschritten werden: „Als jemand zum ersten Mal herausfand, in welchem Hotel ich übernachte, fand ich das beängstigend. Oder wenn Leute dafür zahlen, meine Flugverbindung zu erfahren.“ Selbst für solche Fälle hat die Schauspielerin allerdings ein gewisses Verständnis: „Als ich ganz jung war, war ich selbst ein Fan-Girl. So gesehen kann ich die Kids begreifen. Es ist ja auch ein Kompliment, wenn so viele Leute zu mir aufschauen.“

Aus Myers, der Außenseiterin, ist Myers, das Vorbild für viele junge Menschen geworden. Als Nerd hat Myers gelernt, konsequent ihren Weg zu gehen –und kann sich deswegen auch ein Leben jenseits der Schauspielerei vorstellen: „Ich liebe Reisen, und ich liebe Tiere. Ich könnte mir vorstellen, eine Sendung zu moderieren, die beides verbindet: Ich neben Pinguinen, das wäre doch was.“

Instagram: @ememyers

„Ich bin introvertiert, aber gib mir ein Schwert, eine Aufgabe, und ich bin dabei.“
Emma Myers empfindet Games und Fantasywelten als Mutmacher.

Michael Buchinger

bespielt mit viel Erfolg Bühnen wie Bestsellerlisten. Warum Humor für den Creator die wichtigste Waffe ist –und er sich ein Alter Ego zugelegt hat.

Michael Buchinger, 32, war ein schüchternes Kind und in der Schule ein Außenseiter, bis er das Internet für sich entdeckte. Der Kabarettist machte sich mit Videos auf YouTube und später auf Instagram einen Namen. Im Sommer veröfentlichte der Bestsellerautor ein eigenes Kochbuch. Warum er auf YouTube witzige Hass-Listen erstellte und sich ein Alter Ego geschafen hat? Wir haben darüber gesprochen.

the red bulletin: Bist du eher Menschenfeind oder Menschenfreund?

michael buchinger: Auf der Bühne wirke ich oft wie ein Menschenfeind, in meinem Privatleben bin ich es nicht. Ich glaube, die Leute mögen das so. Menschen regen sich gerne auf. Also geh ich in die Richtung, die Menschen ansprechend fnden. Wenn man eine starke Meinung hat, kommt das gut an. Ich habe früher auf YouTube sogenannte Hass-Listen gemacht, ein Comedy-Format, und da ging es jeden Monat um das, was ich hasse. Aber ich reg mich auch gern auf. (Lacht.)

Du hast zwei Bücher darüber geschrieben.

Stimmt, insgesamt schon fünf. Meine ersten beiden sind Anekdotensammlungen, zwei Bücher sind über Dinge, die ich hasse – und jetzt kam das Kochbuch. Das nächste Buch wird ein Krimi.

Woher nimmst du die Selbstsicherheit, dass du etwas kannst, was du noch nie gemacht hast?

Gute Frage. Ich bin eine Art Bridget Jones: Ich probiere gern etwas aus, und wenn ich scheitere, war es zumindest eine gute

On point

Kommt aus Müllendorf im Burgenland; liebt Käsefondue, gute Bücher, gemütliche Cafés; hasst rücksichtslose Menschen; kocht gerne ganz genau nach Rezept; Lieblingspodcast aktuell „Hotel Matze“, aber das ändert sich nahezu wöchentlich

Geschichte. So wie bei „Dancing Stars“. Da dachte ich, vielleicht tanze ich gut, aber so war es nicht. Das ist okay. Mein Motto ist: Wenn ich etwas mache und es klappt, ist es super, und wenn es nicht klappt, nehme ich wenigstens eine gute Geschichte mit.

Die meisten Menschen haben Angst vor dem Scheitern. Du nicht?

Ich hab das Gefühl, zu meiner Marke gehört Scheitern dazu. Ich bin mir nicht zu schade, etwas einzustampfen, wenn es nicht funktioniert. Und ich probiere gerne Neues aus.

Du strahlst Vertrauen in dich selber aus. Ist das so?

Das ist vielleicht ein Bühnending. Ich fake das. Ich habe nicht das größte Selbstwertgefühl. In der Schule hab ich mich selbst nicht mögen, ich war vor Referaten nervös. Vor Menschen zu stehen und angeschaut zu werden, fand ich sehr schlimm.

Warum bist du doch auf die Bühne gegangen?

Wenn du in Österreich sagst, du bist Infuencer, zählt das nichts. Man kann jahrelang witzige Videos machen, die hunderttausend Menschen erreichen, und die Leute sagen, ja, das ist eben das Internet,

das kann jeder. Ich wollte ernst genommen werden. Wenn ich auf die Bühne gehe und einen Saal fülle, nehmen die Leute das ernst.

Wie hast du dich an die Bühne gewöhnt?

Mein erster Auftritt war im Kabarett Niedermair, im März 2018, vor 80 Leuten. Auf der Bühne war es dunkel, ich hab also niemanden gesehen. Bis heute stressen mich Auftritte, wo ich das Publikum tatsächlich sehe. Ich versuch, niemanden direkt anzuschauen, weil wenn der nicht lacht – das ist sehr schlecht für meine Stimmung. Und ich hab mir ein Alter Ego geschafen: Es ist bissiger, aufgedrehter, viel zugespitzter, als ich es bin. Ich bin im Privaten viel ruhiger und versuche, klar zwischen öfentlicher und privater Figur zu trennen. Am schlimmsten ist es, wenn ich in der Nacht aufs Klo gehe, und da liegt ein Mikrofon in der Wohnung herum. Das erinnert mich an meine Arbeit, und dann kann ich nicht mehr schlafen.

Du warst in der Schule ein Außenseiter? Ja, und der Humor war mir eine Hilfe. Dass ich am Rand stand, hat meinen Witz geprägt, hin zum Sarkastischen. Wenn ich gesehen habe – das sind die fünf beliebtesten Kids, dann hab ich mich über sie lustig gemacht. Das war meine Wafe. Es war früh für mich klar, das bin ich – und das sind die anderen. Das ist bis heute so.

Ist es für dich ein Triumph, dass du es vom Außenseiter zu einer beliebten öfentlichen Figur geschaft hast? Während eines Marathons bin ich an einem Werbeplakat mit mir selbst vorbeigelaufen, und nachdem ich in der Schule weder sportlich noch beliebt war, spürte ich eine Art Triumph. Ich kenn aber die andere Seite, also denk ich: Freu dich nicht zu früh, es kann jederzeit anders sein. Der realistische Teil meines Hirns sagt mir, es wird nicht alles verschwinden. Der emotionale sagt, genieß es lieber, bevor es wieder vorbei ist.

Instagram: @michibuchinger

Out now: „Buchingers Kochbuch: Ich koche nicht gerne, aber kann es sehr gut“.

„Ich bin eine Art
Bridget Jones: Scheitern gehört dazu.“

Hauptsache eine gute Story: Creator Michi Buchinger sieht auch weniger erfolgreiche Auftritte gelassen.

Anna Gandler

zählt

zu Österreichs

großen Hoffnungen im Biathlon. Neben Ausdauer und Zielsicherheit setzt die Tirolerin auf eine weitere Stärke: ihren Sturschädel.

Wer sich für den Profsport entscheidet, sollte naturgemäß einige Eigenschaften mitbringen: Fitness, klar, aber auch eine hohe Frust- und Schmerztoleranz, Durchhaltevermögen und ganz viel Motivation. Biathletin Anna Gandler weist zwar all diese Fähigkeiten auf; wenn man die 23-Jährige fragt, was sie von der harten Konkurrenz abhebt, nennt sie aber, laut lachend, eine ganz andere Eigenart: „Ich glaube, meine gesamte Karriere basiert auf purer Sturheit.“

Im Alter von zwei Jahren stand die Tirolerin bereits auf Skiern, mit sieben sammelte sie erste Biathlon-Erfahrungen, und genauso früh zeigten sich schon ihr Talent und ihr starker Wille – auch abseits der Loipe. „Wenn ich mir eingebildet habe, ich kann im Garten ein Zirkuszelt bauen, dann konnte ich das auch“, erzählt sie. Also baute sie sich unter dem Klettergerüst ihre Manege, und Anna wurde zur Kleintier-Dompteurin. „Am Ende konnten die Hasen sogar Tricks!“, erzählt sie.

In ihrer eigenen Spur Als Teenagerin sichert sich Anna einen Platz im Skigymnasium Stams, entscheidet sich aber mit achtzehn gegen die renommierte Ausbildungsstätte. „Ich hatte immer mit Heimweh zu kämpfen und habe mich dort nie richtig wohlgefühlt. Jede Woche war ich krank, das zog sich durch den ganzen Winter, und da wusste ich, da passt etwas überhaupt nicht.“ Gerade das Umfeld macht für Anna nämlich den entscheidenden Unterschied: „Es liegt gar nicht so sehr am Material, da kann immer mal was schieflaufen. Aber Probleme in der Gruppe oder mit Trainern muss ich sofort angehen, sonst beschäftigt mich das sehr und raubt mir viel zu viel Energie.“

Obwohl sie in Sachen Trainingspläne und Coaches also ihre eigene Linie fährt,

On point

Lebt in Innsbruck; Alter 23; hört vor dem Start Songs von Nina Chuba; ist Fan von Krimiserien wie „Monk“ und der italienischen Biathletin Dorothea Wierer (@dorothea_wierer)

eine Konstante im Beraterstab ist ihr von Beginn an geblieben: ihr Vater Markus Gandler, der selbst eine österreichische Langlauf-Legende ist. Und das liege nicht nur am Verwandtschaftsgrad, wie Anna betont: „Er hat viel Erfahrung, aber auch ein extrem gutes Gespür. Wenn mal ein Rennen nicht läuft, sagt er nicht: ‚Das war scheiße, das müssen wir ändern‘, sondern schaft es, mich zu beruhigen und neu zu motivieren.“

Große Ziele, viel dahinter Nach ihrem erfolgreichen Abendschulabschluss hat sich Anna eine Pause gegönnt, was aber eigentlich bedeutete: voller Fokus auf den Sport. Dieser Einsatz zahlt sich aus – 2017 gewinnt sie bei ihrem ersten internationalen Rennen im slowakischen Brezno-Osrblie die Silbermedaille im Sprint, 2022 feiert sie ihr Weltcupdebüt beim Heimrennen in Hochflzen. „Da war ich richtig nervös! Ich sehe mich aber noch als eine der jüngeren Athletinnen und versuche, alles zu genießen und erst mal die Ziele zu erreichen, die ich mir gesetzt habe.“ Die da unter anderem wären: Top Ten zu Beginn der Saison. Direkte Qualifkation für einen Massenstart statt Lucky-Loser-Position. Und natürlich, irgendwann, ein Platz auf dem Podium. „Als Kind habe ich in jedes Freundschaftsbuch geschrieben: ‚Ich möchte Olympiasiegerin und Weltmeisterin werden.‘ Genau das will ich auch heute noch.“

Aus dem Leben einer Athletin Wer wissen will, wie hart Anna dafür arbeitet, muss sich nur ihren InstagramKanal anschauen. Krafttraining im Fitnessstudio hier, Ausdauereinheiten auf Skirollern dort und viele humoristische Einblicke in den Alltag einer Sportlerin unter dem Motto „Life of an athlete“ –inszeniert mit der Unterstützung ihrer Mutter, die als Kamerafrau und bei der Ideenfndung mithilft. „Ich glaube, viele Leute unterschätzen, dass unser Training nicht nur ein bisschen Sport machen bedeutet. Drei bis vier Stunden täglich zu trainieren, das kann schon zäh werden. Diesen Sommer mussten wir ungefähr fünfzig Einheiten im Regen machen, das ist nicht immer lustig.“

Ab und zu gönnt sich Anna aber doch mal eine Auszeit vom Sport – wenn auch schwer vorstellbar, denn selbst ihr Freund Émilien Claude ist professioneller Biathlet. „Bei ihm zu Hause in Frankreich fahren wir gerne mit dem Boot raus aufs Meer. Dort können wir richtig abschalten.“ Besser so, denn in den seltenen Fällen, in denen sich das Paar streitet, gehe es tatsächlich eher um sportliche Themen: „Bei Ernährung oder Gesundheit haben wir oft unterschiedliche Meinungen. Krank ist man bei ihm, wenn man Fieber hat. Da macht man drei Tage Pause und läuft dann eben mit Schnupfen oder Halsweh ein Rennen. Mittlerweile konnte ich ihn überzeugen, dass das keine gute Idee ist“, weiß Anna aus eigener Erfahrung.

„Fit bleiben ist das Wichtigste, das ist immer wieder meine Challenge. Bisher hatte ich noch keinen Winter, in dem ich konstant gesund geblieben bin“, sagt sie. Zu akzeptieren, dass der Körper die Ruhe braucht, sei dann immer wieder schwer, speziell für den Kopf. Doch auch da ist auf Papa Markus Verlass: „Er schaft es, dass ich damit aufhöre, mich selbst zu bemitleiden, und mal einfach eine Serie schaue und mich auskuriere.“ Denn einer Sache ist sich Anna sicher, Sturschädel hin oder her: „Wenn es mit der Gesundheit passt, ist alles möglich.“

Instagram: @anna_gandler

Das Heimrennen in Hochfilzen findet heuer von 13. bis 15. Dezember statt.

„Pause gibt’s nicht: Allein diesen Sommer trainierten wir fünfzig Mal im Regen.“
Anna Gandler über die Jahresbelastung einer Biathletin

Mensch, so klein

Dieses Bild entstand auf Charlys erster Rallye Dakar 2019 in Peru, ein Jahr bevor das Rennen nach Saudi-Arabien verlegt wurde. „Ich mag die Lichtstimmung, den Wechsel von Licht und Wolken am späten Morgen. Wir landeten mit dem Heli auf einer Düne, weil ein Fahrer gestürzt war. Während er versorgt wurde, stieg ich aus und hatte zehn Minuten, um die dramatische Stimmung einzufangen. Ein Luxus.“

Fesselnde Leere

Der spanische Fotograf Charly López hat eine große Liebe: die Rallye Dakar. Sein Job: das komplette Rennen abzubilden. Sein Problem: Es gibt viel zu viel zu erzählen im großen Nichts.

Text Werner Jessner Fotos Charly López

Regen in der Wüste Gelegentlich begleitet Charly die Rallye Dakar vom Auto aus, was neue Perspektiven eröffnet: „An diesen Tagen suche ich Action-Shots. Dieses Bild entstand 2023 in Hail, Saudi-Arabien. Tags davor hatte es geregnet, was dort extrem selten ist. Mit meinem Weitwinkel ließ ich mich von Pedro Rinaldi in seinem Can-Am aus nächster Nähe vollspritzen. Mein Equipment leidet sehr auf der Dakar.“

In Saudi-Arabiens Rub al-Chali, dem „Leeren Viertel“, Austragungsort der Rallye Dakar, sieht das Auge über hunderte Kilo meter nur Sand. Das Nichts ist erdrückend – genau wie die Stille. Der nächste Mensch ist unendlich weit entfernt. Und doch ist dieses Nichts so faszinierend, weil es ganz anders ist, so jenseits von allem, was unser Auge gewohnt ist. Und dann gibt es wieder spektakuläre Highlights wie Küstenlinien, Felsformationen oder gigantische Dünen, die den Blick fesseln. Jeder Tag ist anders.

Farbkomposition

Solche epischen Bilder entstehen nicht zufällig. Ausnahmsweise hatte Charly hier in Yanbu, Saudi-Arabien, Zeit, den Heli präzise zu dirigieren –genau zwei Autos oder drei Minuten lang. „Auf diesem Bild geht es um die Linien, wie das Braun mit dem Türkis spielt.“ Glücksfall: Die Lackierung des Mini von Fahrer Orlando Terranova nimmt die Farbe des Meeres auf – und er befindet sich im perfekten Drift.

Mehr als ein Witz Ja, klar ist es lustig, wenn Nasser Al-Attiyah am Start zur Etappe in Hofuf 2024 am „Slow“-Schild scheinbar vorbeibrettert. „Nach der Verbindungsetappe geht das Rennen mit einem stehenden Start los. Hier, mitten im Leeren Viertel, stand dieses Schild. Mir ging es mehr um die Komposition, den Schatten, die Textur als um den Witz.“ Eingefangen hat Charly das Bild mit einer langen Verschlusszeit von 1/50 Sekunde.

Charly, Jahrgang 1993, zu Hause in Asturien im Norden Spaniens, liebt Motorsport, seit er als kleiner Junge die Rallye Dakar mit seinem Vater zum ersten Mal im Fernsehen gesehen hat. 2019 schaffte er es mit der Kamera dorthin. Eigentlich hätte er die Arbeit im Biwak dokumentieren sollen. Als jedoch ein Kollege ausfiel, wurde er ins kalte Wasser geworfen, und seither fotografiert er die Rallye vom Heli aus, in dem auch der Renndirektor und der Notarzt sitzen.

„Die Dakar wartet auf niemanden“, sagt López. „Ich sehe aus dem Augenwinkel täglich mehr, als ich fotografieren kann. Nur in Ausnahmefällen bleiben mir zwei, drei Minuten, um ein Bild tatsächlich zu komponieren.“ Seine Helden sind dabei nicht vorrangig die Stars, sondern die Amateure, die im hinteren Feld leiden und sich den Strapazen von 8000 Kilometern durch die Wüste aussetzen. „Ihnen gehört meine besondere Sympathie.“

Der Fotograf Charly López, 31, fotografiert neben der Rallye Dakar unter anderem auch die World Rally Championship (WRC), die Tour de France, Konzerte und sogar Tennis.

Ziel-Blick

„Hie und da habe ich die Gelegenheit, im Etappenziel auf die Fahrer zu warten“, berichtet López. „Vor allem die Gesichter der Motorradfahrer erzählen Geschichten. Nicht nur, dass KTM-Werksfahrer Kevin Benavides völlig verschwitzt ist: Sein Blick spiegelt die Anstrengungen der letzten Stunden – das Risiko, das Adrenalin –und die Eindrücke der Etappe wider.“ Hail, 2024.

„Auf der Rallye Dakar passiert so viel. Ich habe jeden Tag das Gefühl, einen besseren Shot zu verpassen.“

Morgenstund’

Der Tag von Teilnehmern wie Fotografen beginnt in der Dunkelheit, bevor bei Tagesanbruch die gewertete Etappe startet, oft weit weg vom Biwak, wie hier auf der 11. Etappe 2022. „Ich liebe dieses Foto. Licht und Atmosphäre vor dem Start sind immer besonders. Man kann die Konzentration förmlich spüren. Jeder hat da seine ganz eigene Routine. Hier wärmt sich Matthias Walkner auf, weit weg von allen anderen, ganz bei sich.“

OCEAN

„Die Athleten sind manchmal so konzentriert, dass sie gar nicht mitbekommen, wenn ich sie aus nächster Nähe fotografiere.“

Kopfsache

Manchmal ist Geschwindigkeit auch für Fotografen alles. Einen Moment später hatte der Russe Eduard Nikolaev beim Tankstopp auf der zweiten Etappe 2022 in SaudiArabien seinen Kopf nämlich wieder aus dem gigantischen Radhaus seines KamazTrucks gezogen. Was er dort gesucht hat? „Keine Ahnung. Vielleicht gab es ein Fahrwerksproblem“, sagt Charly López lachend.

Der Bretter-Retter Tag 11 der Rallye Dakar 2023 im Leeren Viertel war besonders hart. Temperaturen jenseits der 40 Grad, der Sand superweich. Stundenlang ackerten die Autos durch die Dünen, blieben immer wieder stecken. Der Heli landete, Charly dokumentierte den Kampf hautnah. Hier sprintet Beifahrer Maurizio Gerini mit Sandleitern zurück zum Auto seiner Pilotin Laia Sanz – zum vielleicht zehnten Mal.

Superschnell. Supersmart.

SC H NEE VO N

MORGEN

Globaler, individueller, getrieben von Hightech und hautnah erlebt auf Social Media: Fünf Thesen, wie sich der Skisport gerade neu erfindet. In den Hauptrollen: Marcel Hirscher, Mikaela Shiffrin und Lucas Pinheiro Braathen.

Text Werner Jessner

Lucas Braathen ist nach einem Jahr Auszeit wieder zurück im Skizirkus – und startet als Lucas Pinheiro Braathen für das Land seiner Mutter: Brasilien.

Marcel Hirscher gibt mit 35 Jahren ein Comeback mit eigenem Team und startet für das Land seiner Mutter: die Niederlande.

Der Skisport braucht moderne Helden, Storys jenseits von Sieg und Niederlage. Zum Beispiel über den Kampf zwischen Jung und Alt, wie er von Hirscher und Braathen ausgetragen wird. Aber vielleicht ist der Skisport generell an einem Scheideweg: Wie wird er zugänglicher? Wie positioniert er sich in einer globalen Welt? Und natürlich: Wie gehen die Sportler mit ihren Fans um?

01 NEUE LÄNDER

ENTDECKEN DEN SKISPORT und machen ihn wirklich global

Holland gegen Brasilien: Was klingt wie ein Fußballspiel, könnte schon bald Fans einer ganz anderen Sportart begeistern. Wenn Marcel Hirscher für die Niederlande startet und Lucas Pinheiro Braathen für Brasilien, dann hat das KultPotenzial unter Ski-Fans. Dazu muss man sich bloß die Wucht von Max Verstappens „Orange Army“ auf der einen Seite und die Begeisterung der brasilianischen Fans auf der anderen vorstellen. Dass zwei der besten Skisportler nun just für zwei Länder mit der vielleicht größten Sportbegeisterung starten, ist ein Glücksfall für den alpinen Skisport. Lucas Pinheiro Braathen: „Es ist ein spannendes Jahr mit Marcels und meinem Comeback und zwei neuen Nationen im Sport. Eine coole Möglichkeit und eine größere Bühne für den Sport.“

Marcel Hirscher: „Niederländer verbringen schon jetzt 6,7 Millionen Nächte in Österreichs Skiorten. Wenn ich mithelfen kann, dass aus der Skibegeisterung noch mehr wird, würde es mich freuen. Bezüglich Fankultur sind die Niederländer Wahnsinn, quer durch alle Sportarten. Sölden hat das gleich super übersetzt: Sie haben mit Porträtbildern holländischer Fans oberhalb des Zielgeländes aus riesigen Pappkameraden eine Orange Army gebastelt. Mega Idee! Prinzipiell passt das durchgehend positive Echo auf mein Projekt und auf das von Lucas für Brasilien mit meiner Wahrnehmung zusammen: Irgendwie scheinen die meisten gut zu fnden, dass das gerade passiert.“

Ursprünglich hat die sportliche Laufbahn des Halbbrasilianers Braathen gar nicht mit Skifahren begonnen, sondern wie die von Aber tausenden seiner insgesamt 200 Millionen Landsleute mit Fußball. „Meine Liebe zum Sport hat in São Paulo begonnen. Jetzt schließt sich der Kreis, wenn ich unter der brasilianischen Flagge im Skizirkus starte.“ Und Braathen wäre nicht Braathen, würde er nicht weiterdenken, außerhalb seines eigenen Kosmos: „Ich hofe, dass ich eine

Inspiration sein kann für Menschen, eigene Wege für ihre Erfolge zu suchen. Mit dem brasilianischen Ski-Verband habe ich bereits über Camps für Nachwuchsfahrer gesprochen. Mein persönliches Ziel ist, die brasilianische Flagge auf ein Ski-Podium zu tragen und bei der WM in Saalbach-Hinterglemm Edelmetall für Brasilien zu holen.“

Bei Medienterminen erklärt Braathen nun nicht mehr technische Details, sondern zeichnet das große Bild: „Brasilianische Journalisten fragen mich, ob es beim Skifahren nicht kalt wird. Horizonte zu erweitern –das fnde ich cool!“ Seine brasilianische Oma verstünde erstmals, was er genau macht, seit sie seine Pressekonferenz im brasilianischen Fernsehen verfolgt habe, schmunzelt Lucas. Einen Fan hat Braathen jedenfalls schon gewonnen: Kein Geringerer als FußballSuperstar Neymar Jr. gratulierte ihm höchstpersönlich zum Comeback. Marcel Hirscher: „Seien wir ehrlich: Dem Skisport kann mehr Internationalität und Aufmerksamkeit wirklich nicht schaden.“

02

ATHLETEN WERDEN

SELBSTÄNDIG und zeichnen ihr eigenes Bild

Lucas Braathens Rückzug aus dem Sport war ein Signal: Einer der vielversprechendsten Athleten verkündete, als seine Karriere so richtig in Schwung kam, den Rücktritt – ohne Sicherheitsnetz, ohne weichen Boden, auf den er fallen konnte: „Es war beängstigend, so ganz ohne Universitätsabschluss, ohne Plan B. Aber es war die richtige Entscheidung. Dieses eine Jahr war kompliziert, es war auch cool und spannend. Mein Herz war aber noch immer im Skisport.“ Heute steht ein anderer, reiferer Braathen am Start. Einer, der sich selbst besser kennt, der genau weiß, was er will. „Ein Produkt dieser neuen Erfahrungen“, wie er selbst sagt.

„Brasilianische Journalisten fragen mich, ob es beim Skifahren nicht kalt wird.“
Lucas Pinheiro Braathen erweitert gern den Horizont seiner Landsleute.
„Ich bin froh, in einer Zeit zu leben, in der ich direkt mit meinen Fans kommunizieren kann.“

Mikaela Shiffrin nutzt Social Media offensiv für ihre Anliegen und lässt die Öffentlichkeit nah an sich ran.

Mikaela Shiffrin geht in ihre 14. Weltcup-Saison. Ihre 98 Siege (Stand: 18.November) sind Rekord.

Es gibt Athleten, die ticken anders als der Mainstream. Der Finne Kalle Rovanperä zum Beispiel legte als Rallye-Weltmeister ein Sabbatical ein, weil er sich dem Druck einer kompletten WM-Saison nicht länger aussetzen wollte. Lucas Braathen sieht das ähnlich, quasi von Skandinavier zu Skandinavier: „Mein Ziel war es nie, möglichst viele Rennen zu gewinnen. Ich wollte eine andere Geschichte erzählen.“ Nämlich eine Geschichte der Veränderung – und zwar des gesamten Systems. Er will Strukturen aufbrechen. Dass er dabei in keine Kategorisierung passt, ist ihm nur recht: „Ich passe nirgendwo rein. In Norwegen bin ich der Brasilianer, in Brasilien der Gringo“, sagt er lachend.

Mikaela Shifrin, die erfolgreichste Skifahrerin, die es je gab, macht kein Geheimnis daraus, dass ihre dunkelsten Tage Ende Jänner kommen, „wenn ich das Gefühl habe, schon so lange von zu Hause weg zu sein und noch so viel Saison vor mir zu haben“. Das ofen zu thematisieren, anstatt die Unverwundbare zu spielen: noch vor wenigen Jahren undenkbar. Oder in Videos auf Social Media zu sagen, dass man den Geruch von Champagner nicht ausstehen kann. Shifrin lebt unverblümte

Ehrlichkeit in ihrem Auftritt auf Social Media, bis hin zum Thematisieren des weiblichen Zyklus: „Ich musste in diese Rolle hineinwachsen. Und ich bin froh, in einer Zeit zu leben, in der ich direkt mit meinen Fans kommunizieren kann.“ Dass Shifrin ihre Fans ungefltert an ihrer Lebensrealität teilhaben lässt: was für ein wohltuender Gegensatz zu den weichgespülten Stehsätzen, die viele ihrer Vorgängerinnen und Vorgänger abzuspulen gelernt haben!

Eine Ausnahme war von Anfang an Marcel Hirscher: „Individualität und Gestaltungsfreiheit sind hohe Werte für mich. Der Skirennläufer sein zu dürfen, der ich immer sein wollte, frei, im eigenen Team, mit eigenem Gewand und eigenem Skimaterial – das war längste Zeit eine Utopie. Jetzt ist sie tatsächlich Wirklichkeit geworden.“

SKI HARD!

Kraft, Kontrolle, Komfort – was ein perfekter Schuh braucht, um Rennfahrer und Ski zu einer Einheit zu verbinden. Der Tech-Check.

Schnell

Temperatur- und Formstabilität sorgen für reaktionsschnelle Übertragung der Kräfte auf den Ski und einen dynamischen Schub nach vorne.

Schwungvoll

Das Canting (Neigungswinkel zwischen Schale und Beinteil des Schuhs) und der Flex (Steifigkeit des Materials) unterstützen die Schwungkontrolle.

Toni Giger: der HightechSchuster

Sicher

Der Innenschuh trägt wesentlich zur Funktionalität bei: Kontrolle, Sicherheit und Tempo.

Spitze

Der Freiraum im Zehenbereich (Toe Box) bei vergleichsweise kurzer Sohlenlänge fördert die Bewegungsentfaltung und damit die Performance des Fahrers.

Toni Giger, 61, ist Mathematiker und Sportdirektor bei VAN DEER-Red Bull Sports.

„Der Skischuh“, sagt VAN DEERs Sportdirektor Toni Giger, „ist quasi Lenkrad und Stoßdämpfer in einem. Er überträgt die Kraft des Sportlers auf den Ski. Er nimmt aber auch jene Kräfte auf, die etwa durch Bodenunebenheiten entstehen.“ Je besser sich die Kräfte kontrollieren lassen, umso besser wird die Performance, gleichzeitig sinkt das Verletzungsrisiko: „Wir forschen mit innovativen Techniken. Am Anfang steht aber immer der Input unserer Aktiven, allen voran der von Marcel Hirscher.“

Der Skischuh lässt die Kraft seines Trägers in den Ski einfließen.

03 DAS MATERIAL

WIRD NOCH MAL BESSER und wir alle profitieren davon

Es begann mit dem taillierten CarvingSki, einer Entwicklung, die vom Snowboard kam: Plötzlich waren ganz andere Kurvenradien möglich. Dazu kam die geringere Länge, was den Kraftaufwand in Kombination mit der Taillierung drastisch reduzierte. Plötzlich machte Skifahren auch ohne Hermann­Maier­Schenkel Spaß!

Ein anderer limitierender Faktor war die Schräglagenfreiheit: Der Schuh streifte im Schnee. Lösung: Bindungsplatten, die einerseits für Freiheit in den Kurven sorgten und andererseits den Druck ideal verteilten.

Nun steht die nächste Revolution vor der Tür. In den Labors wird am dritten Bauteil getüftelt: dem Skischuh, dem noch immer ungeliebtesten Teil jedes Skiurlaubs. Klobig, selten bequem, irgendwie ein bisschen so wie immer.

Marcel Hirscher, der mit VAN DEERRed Bull Sports gerade an einem Skischuh nach eigenen Vorstellungen feilt, der schon 2025 auf den Markt kommt, geht ins Detail: „Zu den allgemein bekannten Kategorien –Passt er? Drückt er? Krieg ich ihn zu? Frier ich mir die Zehen ab? Gefällt er mir? – kommt eine enorme Komplexität. Ich versuche, es halbwegs einfach auf den Punkt zu bringen: Im Idealfall ist der Schuh die Synchronisation aus Biomechanik, Fahrstil, Bindung, Platte und Ski, im übertragenen Sinn der Serverraum, in dem alle ‚Datenleitungen‘ zusammenkommen. Auf den ersten Blick sind es nur ein paar Einzelteile – Schale, Manschette, Schnallen, Innenschuh, Powerstrip (das Bandl oben; Anm.). Auf den zweiten Blick eröfnen sich daraus Hunderte von Konfgurationsmöglichkeiten. Unterschiedliche Plastikmischungen für die Härte, Formstabilität, Absorbtionsverhalten, verschiedene Sprengungen, Cantings, Höhenregulierungen. In vielen Arbeitsgängen wird der Kunststofschuh zu einer millimetergetreuen Außenhülle für den Fuß, die schützt, steuert und hilft, zu beschleunigen. Ein intelligenter Skischuh managt Schockabsorption, Schwung­

Premium für alle: Marcel Hirscher präsentiert die Kollektion von VAN DEER-Red Bull Sports.

ansteuerung, Beschleunigung, Körperposition.“ Generell wird bei VAN DEER Qualität radikal demokratisiert, sagt er: „Bei uns gibt’s von vornherein nur High End für alle. Ist ein bissl teurer, macht aber am Ende länger Freude. Deshalb wenden wir dieses Prinzip auch auf unsere Kinderski an. Gerade Kids sollen positive Referenzerfahrungen sammeln.“

04 KARRIEREN DAUERN KÜNFTIG LÄNGER und Rekorde werden pulverisiert

Die Einführung der Wild­Card­Regel ermöglicht es verdienten Rennfahrern, ohne den Umweg über kleinere Rennen in den Weltcup zurückzukehren. Oberfächlich betrachtet: eine Regel, maßgeschneidert für Marcel Hirscher. Aber beim Blick über den Tellerrand erkennt man, dass der Trend zu längeren Karrieren – mit oder ohne Unterbrechung – aufgrund besserer Vorbereitung, höherer Fitness und größerer Professionalität sportartenübergreifend zu beobachten ist. Fernando Alonso zog sich ein paar Jahre aus der Formel 1 zurück, startete

„Ans Siegen kann man sich nicht gewöhnen. Ich bin heute so motiviert wie mit 16 Jahren.“

bei der Rallye Dakar und in Le Mans, um mit 43 Jahren seinen 400sten Formel-1-GrandPrix zu bestreiten; Ende: nicht in Sicht. Der Russe Alexander Owetschkin jagt in der NHL mit seinen 39 Jahren den Allzeit-Torrekord von Wayne Gretzky im Eishockey. Basketballer LeBron James stand in der NBA kurz vor seinem vierzigsten Geburtstag jüngst mit seinem Sohn Bronny gemeinsam am Court – und holte deutlich mehr Punkte als dieser. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.

Was ist unerlässlich für eine erfolgreiche, nachhaltige Karriere jenseits der 35, Marcel Hirscher? „Reife hilft! Bei mir gab’s früher nur Push-Push-Push. Das ist eh lang gegangen, aber ein nachhaltiges Modell ist es nicht. Je älter ich geworden bin, desto wichtiger ist mir meine ganzheitliche Gesundheit geworden – Schlaf, Ernährung, Stressregulation, Regeneration, kardiovaskuläre Fitness. Ein Organismus braucht ein gutes Umfeld, um leistungsfähig zu sein, sonst performt man auf Kredit. Ich mache mittlerweile ziemlich viele Dinge anders als in der wilden Zeit. Mit 35 Jahren muss ich es insgesamt smarter angehen als vor 10, 15 Jahren.“

Wo liegt das Limit der Siege? Rekordhalterin Shifrin: „Ans Siegen kann man sich nicht gewöhnen. Das Thema ist einfach noch nicht erledigt für mich. Ich bin heute so motiviert wie mit 16 Jahren. Für mich ist Skifahren die Möglichkeit, den lautesten Platz der Welt in einen ruhigen zu verwandeln. Alles ist hektisch wie auf einem Bahnhof, aber in dir ist absolute Ruhe.“ Braathen: „Der Moment des Sieges unten im Ziel mit den Fans ist so speziell. Das kriegst du sonst nicht im Leben. Das war es, was mir in diesem Jahr ohne Rennen gefehlt hat.“

Bei den letzten sechs Weltmeisterschaften hat Mikaela Shifrin jeweils Gold gewonnen. Was würde ihr eine siebte Medaille in Saalbach 2025 bedeuten? „Ich sehe die sechs Goldenen als Erfolg, als abgeschlossenes Kapitel. Klar wäre es cool, die Serie zu verlängern. Aber noch fühle ich den Druck nicht.“

Das ganze Gespräch von Mikaela Shiffrin (li.) mit Sport-Journalistin Alina Marzi hörst du, wenn du diesen QR-Code scannst. Dort findest du auch weitere Interviews zu den Ski-Weltmeisterschaften in Saalbach im Februar 2025.

Mikaela Shiffrin denkt gar nicht daran, es in der Saison 2024/25 leiser anzugehen.

05 SKIFAHREN WIRD BUNTER und die Stars werden zugänglicher

Für Lucas Pinheiro Braathen ist Skifahren der kompletteste Sport der Welt: „Technik, Strategie, Ausdauer, Kraft, Koordination, Akrobatik: Skifahren ist alles.“ Jetzt geht es darum, diese Besonderheiten abseits des Zielraums zu kommunizieren. Eine bunte Persönlichkeit wie Braathen, mit seinen lackierten Fingernägeln, seinen SambaTänzchen und seiner Ofenheit, Themen geradeaus anzusprechen, passt in eine moderne, diverse Welt. Die Botschaft, dass es okay ist, anders zu sein, wurde im konservativen Skisport oft nicht gern gehört. Doch die Zeit ist reif für Stimmen wie jene Braathens, der als zwei seiner sportlichen Vorbilder die bunten Vögel Alberto Tomba (Ski) und Dennis Rodman (Basketball) nennt, außerdem AppleGründer Steve Jobs mit dessen Mantra „Think diferent“.

Das bedeutet, dass sich erfolgreiche Athleten künftig abheben müssen von den drögen Interviews mit den immer gleichen Antworten auf die immer gleichen Fragen. Gefragt ist der aufgeweckte, kluge Sportler, der zu seinem Standpunkt steht und ihn mit seinen Fans teilt. Man mag von Social Media halten, was man will, aber wenn ein Athlet, eine

Athletin eine Botschaft unters Volk bringen will, hat er oder sie heute – im Unterschied zu früheren Jahren – die Chance dazu.

Und es bedeutet, sich abseits des Rennzirkus für andere Aktivitäten zu öfnen. Die Renn­Ambitionen von Marcel Hirscher auf zwei und vier Rädern sind bestens dokumentiert. Lindsey Vonn scheute weder zu ihrer aktiven Zeit noch heute vor Interaktion mit anderen Celebritys und Promis zurück. Und Mikaela Shifrin nutzte den letzten Sommer, um die Olympischen Spiele in Paris, die Tennis­US­Open oder die Fashion Week zu besuchen und dort Designer zu trefen: „Ich musste lernen, dass es okay ist, sich für mehr als nur meinen Sport zu interessieren – selbst wenn Skifahren natürlich mein Lebensmittelpunkt ist.“ Und sie macht das mit Absicht: „Die Entwicklung eines Sportlers ist nie linear. Einfüsse von außen können dir eines Tages helfen, mit neuen Situationen umzugehen.“

Auch der Skisport braucht Helden, Erzählstränge. Der Kampf Alt gegen Jung ist so einer, der weit über die Kernklientel hinausgeht. Dass es zu einem sportlichen Aufeinandertrefen zwischen Braathen und seinem Idol Hirscher kommt, ist für den Neo­Brasilianer „ein Traum, der in Erfüllung geht“. Hirscher hingegen stapelt tief: „Lucas setzt seine Karriere nach einem Jahr Pause mit neuem Esprit fort – meine Karriere war schon. Ich hab ein Herzensprojekt am Start, fahre noch Rennen, solange es mich freut und es für mich Sinn ergibt. Das hat eine unterschiedliche Widmung. Aber natürlich versuchen wir beide, so schnell wie möglich den Hügel runterzukommen –und ob das noch mal wirklich ein Duell wird, wird sich zeigen.“

Mikaela Shifrin sieht den Skisport seit ein paar Saisonen generell an einem Scheideweg: „Wie positionieren wir uns in einer globalen Welt? Wie wollen wir mit unseren Fans umgehen? Gerade in Amerika ist die Verbindung nicht so stark, wie ich sie gerne sehen würde. Meine Vision ist, Schneesport – nicht nur den alpinen Rennsport – zugänglicher zu machen, interessanter für mehr Menschen.“ Und dann, nachdenklich: „Außerdem ist die große Frage, wie wir Skifahren nachhaltiger gestalten können. Wir leben von der Umwelt, vom Schnee. Alle sehen, dass die Winter kürzer werden. Wie können wir Umwelt und Sport unter einen Hut bringen? Wir kennen die Antwort noch nicht, aber die Frage liegt auf dem Tisch.“

Moderne Athleten stellen sich nicht nur der Gegenwart, sondern auch der Zukunft. Auch das lernt der Skisport gerade.

Große Bühne: Mikaela Shiffrin zu Gast in der „Tonight Show“ mit US-Talkmaster Jimmy Fallon

PARTY, ABER CLEVER

Da darf man sich schon mal ausruhen: Ski Aggu stand in Deutschland beinahe ein Jahr auf Platz eins der Charts, in Österreich länger als ein halbes.

Verspiegelte Skibrille, blonder Vokuhila, Otto Waalkes als Duettpartner: Rapper Ski Aggu feiert mit Songs übers Partymachen einen Hit nach dem anderen. Dabei steckt hinter dem Exzess ein Typ mit guter Botschaft.

Text Anne Waak Fotos Felix Krüger

Der Track ballert ab Sekunde

eins los. Ein Highspeed-Beat, dazu eine hochgepitchte Stimme. Das

sind die ersten paar Takte von „Friesenjung“.

DSein Gesicht? Privatsache!

Die Skibrille er möglicht es Ski Aggu, abseits der Bühne ein entspanntes Leben zu führen.

er Song erschien im Mai 2023 und ist der bislang größte Hit von Ski Aggu. „Friesenjung“, die Neuauflage eines 30 Jahre alten Liedes des Komikers Otto Waalkes, das seinerseits eine Parodie von Stings Überhit „Englishman in New York“ von 1987 war, führte wochenlang die Charts an. In Deutschland stand der HappyTechno-Track ganze 48 Wochen auf Platz 1, in Österreich 31 Wochen, auch in der Schweiz schafte er es auf Platz 7. Seither hat Ski Aggu eine bemerkenswerte Karriere hingelegt, längst gilt er als einer der wichtigsten Deutschrapper überhaupt. Seine Markenzeichen sind die verspiegelte Skibrille, die er in der Öfentlichkeit stets trägt, und seine blond gefärbte Vokuhila-Frisur. Wer ist dieser Mann, und warum ist er so erfolgreich?

Auch wenn er anfangs hier und da behauptet hat, erst 18 Jahre alt zu sein, gilt inzwischen als gesichert, dass August Jean Diederich (so der Name, der in seinem Personalausweis steht) im Jahr 1997 geboren wurde. Er stammt aus dem bürgerlichen Berliner Stadtteil Wilmersdorf, als Jugendlicher hing er bevorzugt auf dem Spielplatz im dortigen Volkspark ab. Bis heute verabredet er sich gern für Interviews an dieser Stelle. Sein Vater ist Gitarrenlehrer, die Mutter Regisseurin beim öfentlich-rechtlichen Radio.

„Party Sahne“ im Fokus „Aggu“, so steht zu vermuten, ist die vernuschelte Version seines ersten Vornamens August. Das „Ski“ stammt von dem Accessoire, ohne das ihn kaum jemand außerhalb seines engeren Kreises jemals gesehen hat: die verspiegelte Skibrille. Über die sagt er selbst in der ihm eigenen Ironie, dass nicht einmal seine eigene Mutter ihn ohne kenne. Die Skibrille ist dabei gleich in zweifacher Hinsicht ein schlauer Schachzug, vereint sie doch zwei an sich unvereinbar scheinende Vorteile: Wiedererkennbarkeit und Anonymität. Während sie Ski Aggu seinen einprägsamen Look verleiht, garantiert sie ihm gleichzeitig ein gewisses Maß an Anonymität. Ohne seine Maske ist Ski Aggu einfach August

MASKENPARADE

Ski Aggu ist nicht der erste Musiker, der seine

Anonymität

schützt, indem er sein Gesicht bedeckt. Ein Überblick:

Sido

Als die Karriere des Ghetto-Rappers Sido, bürgerlicher Name: Paul Würdig, im Jahr 2003 Fahrt aufnahm, trug er bei Konzerten und öffentlichen Auftritten eine verchromte Totenkopfmaske. Sogar sein erstes Soloalbum mit dem Hit „Mein Block“ trug den Titel „Maske“. Aber schon 2005 zeigte er das erste Mal öffentlich sein Gesicht, sein achtes Album von 2019 hieß dann auch „Ich und keine Maske“.

Cro

Der Deutschrapper Carlo Waibel alias Cro ist seit Beginn seiner Karriere 2011 darauf bedacht, die Aufmerksamkeit von sich als Person weg auf seine Musik zu lenken. Trug er bei Auftritten anfangs eine Pandamaske aus Kunststoff, kam später alternativ ein gestricktes Modell zum Einsatz. 2017 dann entwarf Cro eine schlichte weiße Version seiner Maske. Bis heute weiß kaum jemand, wer das Gesicht dahinter ist.

Antifuchs

Die Rapperin, die 1989 als Emilia Reichert im heutigen Kasachstan geboren wurde und in Flensburg aufwuchs, verbirgt ihr Gesicht hinter einer schwarzen Fuchsmaske. Als sie Anfang der Zehnerjahre anfing aufzutreten, diente ihr die Maske dazu, Hatern weniger Angriffsfläche zu bieten. Statt um weibliche Attribute sollte es um Qualität gehen. Absetzen würde sie die Maske erst, sagt Antifuchs, wenn sie eines Tages ganz oben in den Charts stünde.

Daft Punk

Das von 1993 bis 2021 aktive French-House-Duo, also Thomas Bangalter und Guy-Manuel de Homem-Christo, trat seit 1999 mit extra angefertigten Roboterhelmen auf. Die charakteristischen Kopfbedeckungen stehen unter dem Copyright der beiden Musiker; bis heute kennt kaum jemand die Gesichter hinter Hits wie „One More Time“ oder „Around the World“.

Marshmello

Ein weißer Zylinder, darauf zwei schwarze Kreuze als Augen und ein Strichmund: Unter dieser Maskierung hält der US-amerikanische DJ und Produzent Marshmello seit Beginn seiner Karriere im Jahr 2015 seine Identität geheim. Obwohl inzwischen als ausgemacht gilt, dass sich unter dem Smiley-Helm der 1992 geborene Christopher Comstock versteckt, hüllt der Musiker sich weiter bedeckt in Schweigen.

und kann unbehelligt in den Supermarkt oder zum Bierkaufen in den Späti (ein kleiner Laden, der außerhalb der Ladenöfnungszeiten aufhat; Anm.) gehen.

Seinen Durchbruch hatte Ski Aggu im Herbst 2022 mit „Party Sahne“, und schon dieser Track gibt die Stoßrichtung seines gesamten musikalischen Schafens vor: Es geht ums Feiern in den Clubs, auf Hauspartys oder auf der Straße. Es geht darum, was passiert, wenn Aggu mit seinen Atzen loszieht („Atzen“ sind im Berliner Volksmund und eben auch bei Aggu schlicht Freunde), auf der Suche nach dem Maximum an Ausschweifung.

Was das heißt, verdeutlicht ein Blick auf die (längst nicht vollständige) Liste der Genuss­ und Rauschmittel, die Ski Aggu in seinen Songs besingt: Weißwein, Rosé, Sekt („Fürst Metternich“, wahlweise der „von Aldi“, bei uns: Hofer), Secco, Prosecco, Aperol, Zigaretten, Joints, Pfeferminzlikör, Bier der Marken Heineken und Berliner Kindl, Radler der Marke Gösser, Vodka Jelzin, Lachgas. Und das sind nur die legalen Substanzen. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ verpasste Ski Aggu den Beinamen „Prophet der Ekstase“.

Die Stoßrichtung? Ein Maximum an Ausschweifung. Aber der „Prophet der Ekstase“ verpackt Partylaune in schlaue Reime.

Erst mal die Jacke runter! Im Oktober brachte Ski Aggu seinen Westberliner Vibe in den Wiener Gasometer.

„Es ist auf jeden Fall nicht mehr cool, auf misogynen Player zu machen und mit einem teuren Auto zu protzen.“

Clevere Reime, fetter Filmriss Nun ist das Bedürfnis danach, auszugehen und heftig zu feiern, in der Altersklasse zwischen, sagen wir: 16 und 26 keine Erfndung der Gegenwart, sondern seit Jahrzehnten so etwas wie ein Standard. Aber nach den entbehrungsreichen Jahren der Pandemie, in der eine ganze Generation Heranwachsender und volljährig Gewordener um ihre kaum gewonnene Freiheit und Autonomie gebracht und zum Social Distancing gezwungen wurde, ist das Bedürfnis nach Hedonismus und Enthemmung umso größer. Ski Aggu, der seit 2018 Musik macht und in der Pandemie damit begann, das Ganze ein wenig professioneller anzugehen, hat das genauso erkannt wie Teuterekordz, eine Hip-Hop-Crew, die vom anderen Ende Berlins aus, dem ehemaligen Ostberliner Stadtteil Prenzlauer Berg, die gleichen Themen behandelt. Teuterekordz’ Tracks heißen „Vodka Apfelsaft“, „Sauf Sauf“ und, folgerichtig, „Filmriss“. Verbunden mit den scheppernden Sounds könnten Ski Aggus besungene Eskapaden manche eventuell dezent ermüden, wären da nicht seine cleveren Reime. In „schachBRETT“ etwa heißt es: „Bin ein Fiesling, klaue mir ein’ Riesling bei Nahkauf / Die Brüder alle nett, doch alle hart drauf.“ An einer anderen Stelle kommt sein Hang zu Doppeldeutigkeiten zum Tragen, wenn er in der Zeile „Und Dam’n werden verrückt wie aufm Schach-

brett“ seinen Erfolg bei Frauen mit strategischen Spielzügen von Schachfguren verschaltet. „Ich kann nicht singen“, sagt er dazu, „also muss ich mich mit coolen Punchlines abheben.“

Aber noch ein anderer Faktor macht Ski Aggu zu einer singulären und für viele sympathischen Figur im zeitgenössischen deutschsprachigen Rap: Er ist, bei aller Feiersucht, ein guter Typ. Bei Konzerten erinnert er sein Publikum daran, dass er nicht will, dass sich auch nur eines der anwesenden Girls „unwohl fühlt, wenn es von einem Typen angemacht wird“. In „Maximum Rizz“ bringt er auf den Punkt, was im amourösen Miteinander mit „Consent“ gemeint ist: „Flirten ist so geil, doch ist nur geil, wenn’s geil für alle ist / Isso, ah, Case closed wie bei AirPods.“

Hol das Stöckchen!

Als er im Oktober von den Moderatoren Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt in deren Pro7-Show „Das Duell um die Welt“ auf das japanische „Naked Men“-Festival geschickt wurde, um dort, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, unter 9000 ebenso fast nackten Japanern auf engstem Raum ein in die Menge geworfenes Stöckchen zu fangen (das soll laut örtlichem Volksglauben Glück bringen), sagte er: „Nichts gegen Kuscheln mit nackten Männern. Ich fnde Kuscheln mit nackten Männern unnormal geil“,

Stolze Brust, smarte Zeilen, ausgefeilte Technik plus Social Skills –so mischt Ski Aggu die DeutschrapSzene kräftig auf.

Haare

Aline

Outfit

Shirt und Hose: Raf

Simons

„Backstage

aber das ganze Vorhaben klinge doch ein wenig gefährlich. Merke: Mit hypermännlichem Mackertum, Frauenverachtung und Homophobie hat Aggu nichts am Hut. Als „weißer deutscher Hetero“ mit grünen Augen und blonden Haaren sei er, heißt es in „Partyticker“, privilegiert, weil sich die Polizei für einen wie ihn nicht interessiere.

Auf Instagram positioniert er sich gelegentlich gegen Rechtsradikalismus oder bittet um Spenden für die Obdachlosenhilfe. „Es ist auf jeden Fall nicht mehr cool, auf misogynen Player zu machen und mit einem teuren Auto zu fexen“, also zu protzen, sagte Ski Aggu einmal in einem Interview. „Lieber gibt man damit an, ein hedonistischer Atze zu sein, der seine Mitmenschen respektiert.“

Ein anderer, nicht zu unterschätzender Faktor seines Erfolgs sind seine Kooperationen mit bekannten, schon ergrauten Figuren der Entertainment­Welt – und zwar solchen, die auch die beiden Generationen vor seiner, die Boomer und die Millennials, noch kennen. Da wäre der bereits erwähnte Komiker Otto, dem Ski Aggu mit der Neuauflage von „Friesenjung“ den ersten Nummer­eins­Hit seiner Karriere verschafte; auf Instagram und bei Auftritten zeigt sich Aggu mit dem Sänger von Scooter, H. P. Baxxter, oder den Moderatoren Stefan Raab und Kai Pfaume. Deren Ruhm und Bekanntheit stammt aus einer Zeit vor dem Internet, als sämtliche relevante Popkultur noch über das Medium Fernsehen vermittelt wurde. Sie verschafen ihm eine Reichweite, die weit über die feierwütige GenZ hinausgeht.

„Skibrille auf, vor der Menge, krieg’ Applaus / Corona over, ich will ausrasten wie’n Superstar“, rappt Ski Aggu in „schachBRETT“ und zeichnet damit ein kurzes, aber ziemlich akkurates Selbstporträt. Und das mit dem Status als Superstar ist vielleicht nur eine Frage der Zeit.

Instagram: @wer.ist.aggu

Styling Daisy Dee Rollocks, Kymani Jade Rollocks, Jonathan Kolberg
& Make-up
Jakoby, Christina Moissl
& Our Legacy, Jacke Vintage: Vanucci

SKI AGGU BEIM RED BULL SOUNDCLASH

Zwei Sounds, zwei Vibes, zwei Styles:

Beim Red Bull Soundclash tritt Ski Aggu mit der Band 01099 gegen die Rapper KC Rebell und Summer Cem an. Hier spricht er über Idole, Lampenfieber und sein Musiker-Workout.

the red bulletin: Welches war das erste Konzert, das nachhaltig Eindruck auf dich gemacht hat?

ski aggu: Das war Seeed in der Berliner Wuhlheide, das muss 2008 gewesen sein. Ich war neun Jahre alt, konnte alles auswendig mitsingen, und die haben eine verdammt gute

Show gemacht. Ich denke bis heute daran zurück, wie geil das war.

Hast du musikalische Vorbilder?

Tatsächlich Summer Cem. Den gibt es, seit ich Rap höre. Wichtig ist, dass ein Funke überspringt. Ich will keine Show abliefern, bei der die Leute das Gefühl haben, man hat sie nur so runtergespielt.

Welches deiner eigenen Konzerte wird dir in Erinnerung bleiben?

Die letzte Show meiner Tour im vergangenen Jahr in der Columbia­Halle in Berlin war ganz besonders. Alles saß, es war ein krönender Abschluss.

Was hält dich auf Tour ft, und was muss backstage für dich bereitstehen?

Immun­Kuren für die Fitness, backstage brauche ich sechs Bananen und zwei Flaschen Mineralwasser. Für den Auftritt ein Unterhemd in Größe M.

Was darf dann kurz vor Stage Time nicht mehr passieren? Stress, der nichts mit der Show zu tun hat!

Was hilft gegen Lampenfeber? Nichts. Da muss man durch.

Wie hast du vor, gemeinsam mit 01099 das Team KC Rebell und Summer Cem zu schlagen? Ich glaube, sowohl 01099 als auch ich sind gut darin, eine kranke Stimmung zu erzeugen. (Lacht.)

Den Red Bull Soundclash in Düsseldorf –Summer Cem & KC Rebell vs. Ski Aggu & 01099 – kannst du am 13. Dezember ab 20:30 Uhr live auf dem YouTube-Channel von Red Bull Rap 100 verfolgen.

Am 13. Dezember ready to clash: Summer Cem & KC Rebell (1. &. 2. v. li.) versus Ski Aggu & 01099 (die anderen 3)

Mond Landung

Die südafrikanische Musikerin Moonchild Sanelly hat schon immer gewusst, dass sie ein Weltstar ist. Jetzt holt auch der Rest der Welt auf.

Text Lou Boyd Fotos Benedikt Frank

Moonchild Sanelly, geboren als Sanelisiwe Twisha, war eine außerhalb von Durbans Open-Mic-Szene völlig unbekannte Modestudentin, Poetin, Tänzerin und Musikerin in ihren Zwanzigern, als sie ihre Frisur urheberrechtlich schützen ließ. Ihre saphirblauen Wollzöpfe als „Moon Mop“ zu bezeichnen und sich die Trademark dafür zu sichern, betrachtet sie als logischen Schritt.

„Die Leute dachten, ich sei verrückt“, erzählt sie. „Aber ich wusste, was in mir steckt. Ich wusste einfach, dass ich einmal berühmt sein würde. Und ich wusste, dass mir jemand mein Ding wegnehmen würde, bevor ich im Rampenlicht angekommen bin. Nein, danke, darauf hatte ich keine Lust.“ Moonchild Sanelly sollte recht behalten. Nicht nur ihre knalligen Zöpfe sind rund ein Jahrzehnt nach diesem selbstbewussten Akt weltweit bekannt, auch ihre Musik ist es. Ihr „Future Ghetto-Funk“ (Eigendefnition) verbindet Einfüsse aus ihrer Heimat wie Amapiano – eine Fusion aus Deep-House-Grooves, Jazz und traditionellen südafrikanischen Rhythmen – und das House-Subgenre Gqom mit Electronica, Afro-Punk, Pop und Hip-Hop. Abgemischt wird der wilde Mix mit Sanellys charakteristischem sexpositivem Flair und einer Prise ihrer Muttersprache Xhosa. „Ich lasse mich nicht in eine Schublade stecken“, erklärt sie. „Meine Story passt in jedes Genre. Was auch immer das Genre ist, sag es mir, und ich liefere dir eine Geschichte.“

„Die Leute haben gelacht, als ich sagte, dass ich mit Beyoncé arbeiten möchte.
Wer lacht jetzt?“

Ihr im März 2015 veröfentlichtes Debütalbum „Rabulapha!“ schlug ein. Die zwölf chaotischexperimentellen Tracks brachten Sanelly bei den 22. South African Music Awards eine Nominierung für das beste alternative Album des Jahres ein und machten sie mit einem Schlag zum großen GqomStar in ihrer Heimat. Eine Reihe von Singles – „Buthi Madlisa“ (mit dem südafrikanischen Hip-Hop-Künstler Jay Cubed) und „Guestlist“ im Jahr 2016 – sowie Gastauftritte auf Tracks anderer Musiker befeuerten Sanellys weiteren Aufstieg. 2019 dann der Anruf ihres Lebens: Beyoncé meldete sich und fragte Sanelly, ob sie bei ihrem Song „My Power“ auf dem SoundtrackAlbum „The Lion King: The Gift“ mitschreiben und mitsingen wolle. „Ich wollte“, sagt sie. „Und wie ich wollte!“

Mit ihrer nächsten EP („Nüdes“, 2020) und einem weiteren Studioalbum („Phases“, 2022) erregte Sanelly die Aufmerksamkeit weiterer Big Shots der Musikindustrie – die Folge waren Kollaborationen mit Diplo, Wizkid, Ghetts und Steve Aoki. „Moonchild ist ein globaler Superstar, der nur darauf wartet, entdeckt zu werden“, sagte Gorillaz-Gründer und BlurFrontmann Damon Albarn, bevor er sie einlud, an der Gorillaz-Welttournee im Jahr 2022 teilzunehmen.

Wann, mit wem und bei welchem Projekt Sanelly kooperierte, entschied sie sorgfältig und durchaus auch strategisch. „Kollaborationen sind ein perfektes Mittel, wenn es darum geht, dich an verschiedenen Orten der Welt und in verschiedenen Szenen bekannt zu machen“, sagt sie mit einem breiten Grinsen. „Es geht dabei natürlich um künstlerische Inspiration. Aber es geht auch darum, das Beste aus jeder Gelegenheit zu machen, die sich einem bietet.“

Im Juni dieses Jahres tat sie sich mit einer weiteren Künstlerin voller Inspiration zusammen: Rebecca Lucy Taylor, besser bekannt als Self Esteem. Ergebnis der Zusammenarbeit ist „Big Man“, ein lauter, trotziger Popsong und eine Ode an alle Typen, die ihre Freundinnen auf ganz selbstverständliche Weise

London

Ihre saphirblauen Wollzöpfe sind ihre Trademark ­ und mittler weile weltberühmt: Moonchild Sanelly, fotografiert für The Red Bulletin

Happy Place: Beim Fotoshoot lässt Moonchild
Sanelly ihrer Kreativität freien Lauf.

respektvoll behandeln – ohne eine Medaille dafür zu verlangen. Der Erfolg des Songs sowie Sanellys triumphales Wochenende beim diesjährigen Glastonbury Festival – neun Auftritte auf sieben Bühnen (einschließlich eines besonderen Auftritts im Park Studio der BBC) –, ihre im Mai veröfentlichte Single „Scrambled Eggs“ und ein Spot auf dem ColorsxStudio­Kanal auf YouTube im Juli katapultierten sie ins Mainstream­Rampenlicht.

Der plötzliche Erfolg wäre für andere Künstler vielleicht eine Überraschung gewesen, aber nicht für Sanelly. „Das ist genau das, wo ich hingehöre“, sagt sie. „Die Weltherrschaft steht auf meiner Liste. Ich bin ein Weltstar, geboren in Südafrika.“

Am Morgen ihres Red Bulletin­Shootings in London tanzt Sanelly mit ihrem Manager, BackgroundTänzer und Freund Ashwin Abioye Bosman ausgelassen durchs Studio, sie trägt ein langes, durchsichtiges goldfarbenes Kleid, darunter schwarze Unterwäsche. Ihre charakteristischen blauen Zöpfe fiegen durch die Luft, als sie durch das Studio springt.

In den kommenden Stunden pickt sich Sanelly für die Aufnahmen wieder und wieder die unglaublichsten Outfts raus, und es scheint, als würde ihr jedes der Outfts noch mehr Energie geben. „Das hier ist dein Happy Place!“, ruft ihr ein Mitglied ihres Teams zu, während sich Sanelly wie auf einer Showbühne dreht, tanzt, hüpft und ausgiebig mit der Kamera firtet. Nur ab und zu hält sie inne, um sich über den Monitor zu beugen und die soeben entstandenen Fotos zu begutachten.

Bruch vor dem Durchbruch

Anfang 2025 erscheint Sanellys drittes Studioalbum „Full Moon“, produziert von Johan Hugo (Mumford & Sons, Kano). Neben den energiegeladenen, tanzbaren Beats, mit denen sie sich einen Namen gemacht hat, und ihren typisch selbstbewussten, frechen Texten zeigt das Album mit einfühlsamen, nachdenklichen Tracks eine neue Seite der Künstlerin.

„Dieses Album hat mir Angst gemacht“, gibt Sanelly zu, „ich ließ meinen Gefühlen freien Lauf und musste die richtigen Worte für all die schwierigen Momente in meinem Leben fnden. Ich wusste, ich musste mich dem stellen. Als ich es dann tat, fand ich sofort die richtigen Sätze, ganz frei von Angst.“

Sanelly wuchs in Port Elizabeth – die Stadt heißt seit 2021 ofziell Gqeberha – in der südafrikanischen Ostkap­Provinz bei ihrer Mutter auf, einer Jazzsängerin. „Meine Mutter hat mir vor allem eines beigebracht: immer zu glänzen, immer Stärke zu zeigen“, sagt sie. „Sie sprach ununterbrochen davon. Meine

Fünf der besten MoonchildSanelly-Kollaborationen

DJ MAPHORISA & SHIMZA

feat. Moonchild Sanelly Makhe

Diese 2018 veröffentlichte Gqom-Hymne festigte Sanellys Platz in Südafrikas HouseMusikszene. Lass dich von dem Synthie-Beat und dem Dancefloor-basierten Musikvideo nicht täuschen – in diesem Track geht es um eine starke Botschaft: um sexuelle Übergriffe und eine frauenfeindliche Kultur.

BEYONCÉ

feat. Moonchild Sanelly, Yemi Alade, Nija Charles, Tierra Whack, Busiswa Gqulu und DJ Lag My Power

Beyoncé rekrutierte fünf starke schwarze Frauen (plus Gqom-Produzent DJ Lag) für diesen Track auf dem Album „The Lion King: The Gift“. Mit seinem mitreißenden Beat und den Lyrics über soziales Bewusstsein, Empowerment und Solidarität feiert der Song die Power schwarzer Frauen und macht gleichzeitig auf die Systeme aufmerksam, die diese untergraben.

„Was die Leute so fertigmacht, ist, dass ich mit meinem Hintern wackle, zu meinem Körper stehe.“

MAJOR LAZER

feat. Moonchild Sanelly und Morena Leraba Hands Up „Hands Up“ erschien auf der Reloaded-Ausgabe von Major Lazers Album „Music Is the Weapon“ aus dem Jahr 2020. Der Track ist eine Club-Hymne, die Sanellys unverwechselbare Vocals mit denen des Rappers Leraba aus Lesotho und einer soliden Produktion von Diplo kombiniert.

GORILLAZ

feat. Moonchild Sanelly With Love to an Ex

Eine Ode an Selbstermächtigung und Unabhängigkeit als perfekte Kombination der Klangwelten Sanellys und der Gorillaz. Sanellys Lyrics erzählen von einem Ex, der die Beziehung wieder aufnehmen möchte, und handeln von Selbständigkeit und dem Loslassen früherer, erdrückender, einengender Beziehungen.

MOONCHILD SANELLY feat. Ghetts Strip Club

Dieser Track wurde 2022 veröffentlicht und war Sanellys zweite Zusammenarbeit mit dem Rapper Ghetts. Das erste Mal hatten sie bei Ghetts’ „Mozambique“ kollaboriert, das im Jahr zuvor erschienen war. Dieser dröhnende Track feiert die Stripperinnen und Twerkerinnen, die um ihr Überleben kämpfen.

Sanelly beschreibt ihre Musik als „Future Ghetto-Funk“.

Dafür, für ihren auffälligen Stil und ihre Sex Positivity wird sie respektiert und geliebt.

Mutter kannte und liebte viele verschiedene Menschen, denn sie hatte einen Jazzclub, in dem sich alle trafen. Ich bin mit allen möglichen Leuten aufgewachsen, den Kriminellen, die mit Polizisten verheiratet waren, den Lehrern, die sich nicht outen konnten … ich kannte sie alle.“

Sanelly war die Jüngste in einer Familie, deren Alltag von Kunst und Kreativität geprägt war – und in der es alles andere als unüblich war, einen künstlerischen Beruf zu ergreifen. Ihre Geschwister und Cousins waren als Kwaito­Tänzer und Hip­Hop­Produzenten erfolgreich. „Meine Mutter hat Kreativität immer gefördert, vor allem hat sie Träume immer ernst genommen“, sagt Sanelly. „Erst in den letzten Jahren wurde mir klar, wie privilegiert ich war: umgeben von künstlerischen Menschen aufzuwachsen, von denen man früh lernen konnte, auf die eigene Kreativität zu vertrauen. Wann immer mich meine Mutter hinter einer Gruppe von Freunden herlaufen sah, sagte sie mir: ‚Nein! Du solltest bei allem, was du tust, vorangehen! Immer!‘ Meine Mutter war eine Macherin.“

Sanelly war siebzehn Jahre alt, als sich plötzlich alles änderte. Ihre Mutter starb, und die Unterstützung durch die Familie ließ zunehmend nach –

schließlich beschloss Sanelly, für eine Mode­Ausbildung allein nach Durban zu ziehen. „Mit neunzehn bin ich von zu Hause weggelaufen und nie wieder zurückgekehrt. Ich werde mich nie beschweren, dass mich meine Familie nach dem Tod meiner Mutter nicht mehr unterstützt hat. Aber sie werden mich nie scheitern sehen. Ich weiß, dass sie beobachten, was ich mache“, sagt sie. Das will sie auch so.

Während ihres Modedesign­Studiums an Durbans Linea Academy lebte Sanelly allein in der Küstenstadt. Sie trat bei Poetry Slams in der Hip­Hop­Szene auf und hielt sich mit dem Verkauf von selbst entworfener und geschneiderter Kleidung über Wasser. Sie stand kurz vor dem Umzug nach Johannesburg und hatte gerade mal 25 Pfund in der Tasche, als sie erfuhr, dass sie schwanger war. Sie entschied sich dafür, ihre Tochter zur Welt zu bringen und für sie zu sorgen –als alleinerziehende Mutter, aber ohne ihre künstlerischen Ambitionen aufzugeben.

Auf ihrem neuen Album verarbeitet sie die Erfahrungen dieser harten Zeit. „Falling“, ein untypisch sanfter und kontemplativer Track, öfnet dem Publikum einen seltenen Einblick in Sanellys Verletzlichkeit und Unsicherheit. „I’m scared of falling, scared of losing Bitch, I know my family looking“, singt sie. „It’s not my baby, that’s what he said. Kicked me out without a test. Had to fnd a house for kids, now I’m in it.“ (In etwa: „Ich habe Angst vor dem Scheitern, Angst vor dem Verlieren Scheiße, ich weiß, dass mich meine Familie beobachtet. Es ist nicht mein Kind, das hat er gesagt. Hat mich ohne Vaterschaftstest rausgeworfen. Musste ein Haus für Kinder fnden, jetzt bin ich drin.“)

Spitze Zunge, schnelle Finger

Sanelly ist stolz auf diesen Song. „Das Schreiben von ‚Falling‘ fühlte sich wie ein Teil eines Vergebungsprozesses an“, sagt sie. „Aber ich spürte, dass es da noch etwas gab, ich musste loslassen, meine Vergangenheit endgültig hinter mir lassen.“

War es schwierig, so persönliche Songs zu schreiben? Sanelly lacht und schüttelt den Kopf. „Ich bin eine der schnellsten Songwriterinnen, die es gibt. Ich fnde immer einen Weg, den Song fertigzustellen. Ich glaube, das liegt daran, dass ich viel Bullshit rede, in meinem Kopf läuft immer ein Film, eine Geschichte ab. Meine Gedanken rasen, ich muss sie nur niederschreiben.“

Ein herausragender Track auf dem neuen Album ist „To Kill a Single Girl (Tequila)“, ein Song, der weitere wichtige Facetten von Sanelly zeigt: dass es ihr wichtig ist, eine öfentliche Person zu sein, und ihr Eintreten für Sex Positivity. Der Track erzählt von einer neuen Beziehung, durch die sie gelernt hat, eingeübte Muster zu überwinden: „I am so much more than sex“, singt sie, „and he sees it.“ (Auf Deutsch: „Ich bin so viel mehr als nur Sex, und er sieht das.“)

Sanelly ist während unseres Interviews völlig entspannt und ofenherzig, was umso beeindruckender ist, als sie von den Medien in der Vergangenheit gerade wegen ihrer sexuellen Ofenheit und ihres Eintretens für sexuelle Befreiung oft falsch zitiert wurde – und unter den Folgen zu leiden hatte. In einem

Interview hatte sie 2018 über die Notwendigkeit von Safer-Sex-Partys gesprochen. Veröfentlicht wurde etwas ganz anderes. Sie plane die Eröfnung eines Bordells in Südafrika, wurde geschrieben, mit der Folge, dass sie in ihrem Heimatland ein Jahr lang keine Kredite aufnehmen oder Immobilien mieten konnte. „Das kam alles aus Ahnungslosigkeit“, sagt sie. „Der Journalist, der die Story schrieb, wusste einfach nicht, was Sexpartys überhaupt sind.“

„Mein Hauptanliegen in dem Interview war es eigentlich, Sexpartys auch für People of Color zu öfnen“, erklärt sie. „Sie zu einem Ort zu machen, an dem dich niemand wegen deines Körpers oder deiner Art verurteilt, an dem du dich frei bewegen kannst, ohne Angst haben zu müssen, dass dich jemand ohne deinen Willen anfasst. Ein Ort, an dem jeder respekt-

„Ich bin genau da, wo ich hingehöre. Ich bin ein globaler Superstar –aus Südafrika.“

Worauf Sanelly am meisten stolz ist? „Dass ich die Lektion meiner Mutter befolgt habe: immer zu glänzen.“

voll mit dem anderen umgeht. Im Gegensatz zu den von der Gesellschaft akzeptierten Orten, den Mainstream-Clubs, an denen dir irgendein Typ irgendwas in deinen Drink kippt. So viele Menschen wissen gar nichts von diesen anderen Orten, in denen man als eine Person mit einer Vagina sicher ist und einen niemand stört.“

Während besagtes Interview in ihrer Heimat für Aufsehen sorgte, war Sanelly für die Aufnahme ihres neuen Albums in Schweden. „Ich war gar nicht zu Hause in Südafrika, aber die Leute beschimpften mich als Hure, als was auch immer“, sagt sie und rollt mit den Augen. „Es ist verrückt. Nur weil ich ofen queer lebe (Sanelly hatte in der Vergangenheit Beziehungen mit Männern und mit Frauen; Anm.), tun die Leute so, als bräuchte ich Sex, egal mit wem, um überhaupt atmen zu können“, sagt sie unverblümt.

„Was die Leute so fertigmacht, ist, dass ich mit meinem Hintern wackle, dass ich zu meinem Körper stehe“, sagt sie. „Würde ich das alles mit südafrikanischer Folklore verbinden, wären die Reaktionen ganz andere. Es gibt Leute, die in Südafrika mit dem Hintern wackeln, aber weil sie es zu traditioneller Musik tun, ist es erlaubt. Und dann komme ich mit meinem Körper, meiner Musik, meinem Style, und sie ertragen es nicht.“

Ehrgeizige Ziele

Sanelly hat Enormes erreicht. Aus einer einsamen Neuzehnjährigen ohne Geld, aus einer jungen Mutter in einer verzweifelten Situation wurde ein 39-jähriger globaler Popstar mit drei Töchtern im Teenageralter, einer langen Liste von Erfolgen und einer noch längeren Liste von Zielen, die sie noch erreichen will. Zum Abschluss von „Full Moon“ meditiert Sanelly über ihre bisherige Reise. „I was so young, in love, from home I ran, you took me in, for that I’m glad, so thanks“, singt sie. „I put my hands in the sky, ’cause I’m proud of the girl that I’ve become.“ Übersetzt: „Ich war so jung, verliebt, bin von zu Hause weggelaufen, du hast mich aufgenommen, darüber bin ich froh, also: danke. Ich strecke meine Hände in den Himmel, weil ich stolz auf das Mädchen bin, das ich geworden bin.“

Auf welchen ihrer Erfolge ist sie am meisten stolz? Sanelly antwortet schnell. „Dass ich die Lektion meiner Mutter befolgt habe: immer zu glänzen, immer Stärke zu zeigen. Nicht nur für mich selbst, sondern auch für meine drei Töchter. Würde ich heute sterben, hätte ich ihnen diese Lektion durch meine Art zu leben weitergegeben. Sie haben gelernt, dass ihre Träume etwas Echtes sind, keine Hirngespinste, dass sie ihre Träume ernst nehmen sollen.“

Sanelly möchte, dass es ihre Töchter einfacher haben als sie selbst: „Als ich nach Jo’burg ging, sagte ich: ‚Ich werde meinen Kindern nicht nur beibringen, wie man überlebt. Ich werde ihnen zeigen, wie man erfolgreich ist.‘ Ich will, dass sie wissen, dass alles möglich ist, wenn man seine Träume lebt. Ich bin der beste Beweis dafür. Niemand wird sie je vom Gegenteil überzeugen. Ihre Träume sind keine Träume. Sie sind das wahre Leben.“

Instagram: @moonchildsanellywww

Die Kunst der Freiheit

Was hilft bei einem schlechten Tag? Kunst, Literatur, Musik, sagt Mercedes Helnwein. Die österreichische Künstlerin und Autorin mit Wohnsitz in L. A. ist auf zwei Schlössern aufgewachsen. Allüren? Fehlanzeige.

Bodenständig –aber mit Glitzer: Mercedes Helnwein malt vorzugsweise Frauen, samt verstörenden Details.

Interview Waltraud Hable
Fotos Eliška Sky

Mercedes vor Castle Gurteen: Der Familiensitz in der irischen Grafschaft Tipperary, den die Helnweins Ende der 1990er­Jahre gekauft haben, hat eine über 150­jährige Geschichte. Er inspiriert aber auch zu Geschichten.

Gespräche mit Künstlern können eine Herausforderung sein. Manche sind so in ihre eigene Welt vertieft, dass man ihnen kaum folgen kann. Als Interviewer rauft man sich die Haare und denkt: Wie hält man die Themen nahbar? Nicht so bei Mercedes Helnwein.

the red bulletin: Du hältst dich gerade im Helnwein-Familiensitz, einem neogotischen Schloss im Süden Irlands, auf. In welchem der Zimmer treffen wir dich an?

Bei ihr sind derartige Überlegungen fehl am Platz, denn die Frau ist erfrischend klar und direkt. So, als würde jemand die Fenster aufreißen und frische Luft hereinlassen. Die 45-jährige Österreicherin hat sich gleich in zwei Disziplinen etabliert: als Schriftstellerin und visuelle Künstlerin mit internationalen Ausstellungen. 2010 kaufte der britische Kreativstar Damien Hirst ihre komplette Show „Whistling Past the Graveyard“ – ohne sie überhaupt zu kennen. Nebenbei führt sie ein Leben, das sich nicht nur auf dem Papier ziemlich cool liest: Aufgewachsen in zwei Schlössern, teilt sie ihre Zeit zwischen Los Angeles und Irland auf und gehört zu einem Familienclan, den die „New York Times“ einmal als „echte Addams Family“ tituliert hat.

Der Vater ist niemand Geringerer als Gottfried Helnwein, 76, der mit seinen düsteren MickeyMouse-Bildern sowie Sonnenbrille und Bandana weltberühmt wurde und vermutlich mehr PromiFreunde als so mancher Hollywood-Agent hat. Und auch ihre Brüder – Cyril, 47, Ali, 42, und Wolfgang Amadeus, 37 – sind kreativ umtriebig. Cyril ist künstlerischer Fotograf und assistiert nebenbei im Atelier des Vaters. Ali komponiert Filmmusik, unter anderem für Netflix. Wolfgang Amadeus hat als Journalist und Prosaschreiber gewirkt und ist jetzt an der Uni Cork im IT-Bereich tätig.

Alles klar, könnte man in Hinblick auf die Familie schlussfolgern, der Vaterbonus halt – und damit ziemlich danebenliegen. Denn trifft man Mercedes Helnwein – schwarzes Shirt, die kupferroten Haare zu einem Dutt hochgewurschtelt – wird klar: Ihr Erfolg basiert wenig auf dem bekannten Namen. Er hat vielmehr mit Disziplin seit Kindertagen an, mit Neugier fürs Unkonventionelle und einem unerschütterlichen Vertrauen in die eigene innere Stimme zu tun. Dazu kommt ein unkomplizierter Zugang zu Kreativität, von dem wir uns einiges abschauen können.

mercedes helnwein: In dem mit dem besten WLAN. (Lacht.) Das Schloss hat dicke Wände – wie man es sich vorstellt –, und es hat ewig gedauert, bis wir halbwegs stabiles Internet hatten. Aber ich mag diesen alten Bau sehr. Früher hatte ich ein Atelier im Turm, ganz abgeschieden, und konnte stundenlang arbeiten.

Du bist mit siebzehn mit deinen Eltern und deinen drei Brüdern hierhergezogen. In Kilsheelan, der nächsten Ortschaft, leben gerade mal 500 Einwohner. Außer Schafen und Natur gibt’s nicht viel. Andere Teenager hätten rebelliert … Ich schätze, ich war seltsam für mein Alter: introvertiert, immer am Zeichnen oder am Schreiben. Ich habe Charles Dickens gelesen, Blues gehört … Ich hatte nicht das Bedürfnis, in Clubs zu gehen oder das zu tun, was andere Jugendliche taten. Ich konnte stundenlang mit einer Tasse Tee sitzen und schreiben oder zeichnen. Das war herrlich.

Man kennt dich als Malerin – aber du hast auch Comics und zwei Romane veröffentlicht, in denen leicht skurrile Heldinnen ihren Weg fnden. Hattest du je das Gefühl, dich auf nur eine Sache konzentrieren zu müssen?

Nein. Und kamen Wortmeldungen in diese Richtung, dann habe ich das immer ignoriert. Für mich war es ganz natürlich, immer beides zu machen – ich habe gezeichnet, bevor ich überhaupt schreiben konnte. Später wollte ich mich dann mal kurz nur der Schriftstellerei widmen, aber dafür braucht man Verlagshäuser, Lektoren, und ich wusste damals nicht, wie ich das angehen sollte. Das Malen schien einfacher: Wenn jemandem das Werk gefällt, kauft er es –fertig! So kam es, dass ich anfangs mehr gemalt habe, und das Schreiben lief nebenher.

Nicht viele können von sich behaupten, eine der ersten Ausstellungen an Damien Hirst verkauft zu haben. Ja, das war bizarr – und cool. Ich meine: Damien Hirst?! Ich kannte ihn nicht und wusste auch nicht, dass er privat Kunst sammelt. Das kam sehr unerwartet. Aber ich schätze, er mochte einfach meine Bilder. (Lacht.)

Trotz deines Erfolgs als Malerin kehrst du immer wieder zur Literatur zurück.

Weil es echte Vorteile hat, in zwei Disziplinen zu arbeiten: Schreiben bedeutet grübeln, an Sätzen feilen, Handlungsstränge entwickeln. Malen ist visueller und intuitiver. Es spricht ganz andere Teile des Gehirns an. Wäre ich nur Schriftstellerin und hätte plötzlich eine Schreibblockade, müsste ich zwangsweise pausieren. So aber kann ich nahtlos zur Malerei wechseln und habe die Freiheit, immer etwas zu produzieren, ohne festzustecken oder mich ausgebrannt zu fühlen.

Du hast weder für das eine noch für das andere eine Ausbildung gemacht. Warum?

Auf Kunstunis oder in Schreibschulen kann man sicher viele hilfreiche Techniken lernen. Aber für mich war das Ganze nie eine Option. Denn am Ende läuft’s, denke ich, immer auf dasselbe hinaus: Wenn man in etwas richtig gut werden will, muss man es einfach tun. Nicht lange nachdenken – einfach machen. So lernt man am besten. Für mich wäre es zum Beispiel ein echter Albtraum, in einem Schreibkurs vor 15 Leuten meinen Text vorzutragen. Wenn alle ihren Senf zu deiner Arbeit abgeben, dann sagen sie damit nur, was sie tun würden, aber nicht, was du tun solltest. Feedback ist wertvoll. Aber es kann auch gefährlich sein, weil es vielleicht die eigene Kreativität im Keim erstickt. Was zählt, ist, was du selbst über deine Arbeit denkst.

Dieses Selbstvertrauen haben nicht viele.

Meine Eltern haben sich nie eingemischt. Mein Vater hat mir nie gezeigt, wie ich etwas zeichnen oder malen soll. Er meinte nur: „Du entscheidest. Du weißt am besten, was du mit deiner Kunst ausdrücken willst.“ Von ihm habe ich gelernt, dass man sich selbst mehr vertrauen muss als anderen.

Hattest du je einen Plan B?

Nein. (Lacht.) Auch wenn ich mir heute manchmal denke: Was habe ich mir dabei bloß gedacht, keinen

„Meine Eltern haben sich nie in meine Kunst eingemischt. Ich entscheide!“

zu haben? Aber selbst wenn ich heute einen „normalen“ Beruf hätte, würde ich immer nebenher schreiben oder zeichnen. Es ist das, was das Leben für mich wertvoll macht. Sogar im Urlaub schreibe ich oder mache Skizzen.

Denkst du, jeder Mensch hat das Potenzial, kreativ zu sein?

Ja, absolut. Kreativität ist auch eine Frage der Übung. Wenn du 100 Tage hintereinander dieselbe Tasse zeichnest, wirst du am Ende eine richtig gute Tasse hinkriegen. Und ich weiß, viele sagen vielleicht: „Ach, in eurer Familie wird das Talent zum Malen einfach vererbt.“ Aber da entgegne ich: Mein jüngerer Bruder Ali ist Komponist geworden, und keiner von uns macht wirklich Musik. Er hat in der Schule Geige gelernt, aber er war ein ganz normaler Teenager: Er hörte Rage Against the Machine, war Skateboarder. Und dann plötzlich, mit zwanzig, brachte er sich selbst das Komponieren bei. Er tauchte völlig in die klassische Musik ein. Es ist sein Ausdrucksmittel. Jeder kann so etwas fnden.

Apropos Brüder: Ihr standet als Kinder oft für die Gemälde eures Vaters Modell. War das Verkleiden wie Dauerfasching?

Für uns war das normal. Aber mir war das Posieren immer zu langweilig. Ali war der Geduldigste und kommt deshalb in mehr Werken vor.

Wann geht bei dir in Sachen Kreativität nichts?

Ich denke, in belastenden Situationen wird’s schwierig, Kunst zu schaffen, weil man nicht die geistigen Kapazitäten dafür hat. Aber andererseits können die schwierigen Zeiten später auch eine wichtige Inspirationsquelle sein. Ich habe die Erfahrung gemacht: Kunst kommt manchmal aus tiefstem Schmerz. Aber genauso gut kann sie aus Momenten der Ruhe oder Freude entstehen.

Ist Kunst für dich eine Flucht aus dem Alltag –oder ein Weg, noch tiefer ins Leben einzutauchen?

Viele versuchen, Kunst als Luxus abzutun. Das sehe ich anders. Für mich ist sie eine absolute Notwendigkeit, weil sie uns durch harte Zeiten hilft. Ich kenne niemanden, bei dem immer alles glatt läuft. Ich will mir gar nicht ausmalen, ohne Musik leben zu müssen. Ein guter Song hilft durch so vieles – durch Langeweile, Liebeskummer oder einen schweren Tag. Musik oder Kunst kann die ganze Gefühlswelt und Perspektive verändern.

Praktisch, dass du einen Musiker geheiratet hast. (Gitarrist Chris Watson spielte unter anderem in der Band von Juliette Lewis, Anm.)

Ja. Aber geplant war das nicht. Wobei ein Steuerberater wahrscheinlich ein ungewöhnliches Match in meinem Fall gewesen wäre.

Schreiben bedeutet grübeln, Kunst ist intuitiver: Mercedes Helnwein arbeitet in zwei Disziplinen.

Mercedes Helnwein bringt Vintage-Vibes in die Gegenwart, nicht nur im Schlossgarten, sondern auch in ihren Werken.

Ihr beide lebt in L. A., aber du bist auch regelmäßig in Irland.

Die Großstadt und die Natur – beide Welten sind wichtig für mich. Obwohl ich mit L. A. anfangs wenig anfangen konnte, weil ich zu sehr Einsiedlerin bin. Aber es gibt nirgendwo sonst so viele kreative Menschen auf einem Platz, die bereit sind, auch bei den verrücktesten Projekten mitzumachen. Du kannst in L.A. sagen: „Ich brauche morgen fünf Leute, die sich so und so anziehen und um 13 Uhr auftauchen“, und das klappt. Das war für mich das Beste an der Stadt – die Möglichkeit, mit anderen zusammenzuarbeiten und kreativ zu sein.

Deine Werke zeigen oft alltägliche Szenen, die bei genauerem Hinsehen verstörende Details haben, wie etwa eine Braut mit roten Fingern … und man fragt sich: Hat sie jemanden ermordet? Ist es Menstruationsblut? Oder steckt eine kom­

„Frauen waren für mich immer spannender als Männer. Sie waren hübscher – und cooler.“

Mercedes Helnwein in Österreich

Von 29. November bis 28. Dezember präsentiert die Wiener Galerie Kovacek & Zetter am neuen Standort in der Plankengasse die erste Soloschau von Mercedes Helnwein in Österreich. Unter dem Titel „Sometimes“ werden 40 Werke gezeigt – Pastelle und Ölbilder –, die geheimnisvolle Frauenfiguren, den typischen amerikanischen Lifestyle und die Traditionen des Southern Gothic in den Mittelpunkt stellen. Helnwein lädt Betrachter dazu ein, im Alltäglichen das Seltsame zu entdecken. Mehr Info: kovacek-zetter.at

plett andere Geschichte dahinter? Man weiß es nicht. (Lacht.) Dieses Spannungsfeld mag ich, es beschreibt für mich auch das Magische an der Kunst. Das, was ich mir beim Malen gedacht habe, wird mit jedem Betrachter zu etwas anderem.

Warum sind hauptsächlich Frauen in deiner Kunst zu sehen – und meist im Vintage­Look?

Die Retro­Optik hat nicht zwangsweise mit Nostalgie zu tun. Manche Jahrzehnte finde ich ästhetisch einfach interessanter. Als kleines Mädchen wollte ich zum Beispiel unbedingt eine Prinzessin sein, ich war richtiggehend verliebt in den viktorianischen Stil. Und später entsprach mein persönlicher Kleidungsstil lange dem eines College­Girls aus den Sixities. Auch wie sich die amerikanische Jugendkultur entwickelt hat, hat mich immer schon fasziniert. Die Highschool­Abschlussbälle. Die Cheerleader. Die Brautjungfern. Dieser amerikanische Lifestyle – das war alles neu und spannend für mich. Ich habe auf Flohmärkten oft nach Jahrbüchern aus den 1960erund 1970er­Jahren gestöbert. Die Klamotten und Frisuren fügten den kleinen und großen Dramen, die ich mir hinter den Fotos vorstellte, noch mal eine ganze neue Ebene hinzu.

Und warum hauptsächlich Frauen?

Frauen sind, wenn ich ehrlich bin, für mich als Menschen immer schon spannender gewesen. Schon als Kind habe ich mit den Nagellackfläschchen meiner Mutter gespielt und mir damit Heldinnenabenteuer ausgedacht. Das geht tiefer als feministische Überzeugungen – Frauen und Mädchen sahen hübscher aus, sie trugen coolere Kleider.

Bei euch daheim gingen viele prominente Persönlichkeiten ein und aus: Andy Warhol, Marilyn Manson, Muhammad Ali … Hat eine dieser Begegnungen deine Sicht auf die Welt verändert? Nicht wirklich. Ich meine, natürlich haben mich Künstler generell inspiriert. Und ich habe viele Biografien gelesen, von Rock­’n’­Roll­Musikern wie Jimi Hendrix oder Janis Joplin, weil ich verstehen wollte: Was hat sie erfolgreich gemacht? Wo haben sie sich vielleicht selbst verraten? Aber ich habe nie mein Leben danach ausgerichtet. Dafür hatte ich immer zu sehr meinen eigenen Kopf.

In der Kunst will man sich nicht wiederholen. Trotzdem: Wenn du einen Tag deines Lebens noch mal erleben könntest, welcher wäre das? Hmm. Ich würde wahrscheinlich gleich eine ganze Lebensphase auswählen, nämlich die Teenagerzeit. Die würde ich gerne noch mal erleben – mit dem Wissen, das ich heute habe. Damals war ich oft zurückhaltend und habe Gelegenheiten verpasst, Spaß zu haben. Heute würde ich es mehr genießen.

Instagram: @mercedeshelnwein

Sie nennen ihn den „Michael Jordan des E-Sports“. Oder auch den „unsterblichen Dämonenkönig“: Faker ist der beste „League of Legends“-Spieler aller Zeiten. Dabei musste der südkoreanische Nationalstar und fünffache Weltmeister einige Rückschläge einstecken. Hier ist die Comeback-Story eines stillen Mannes, zu dem 160 Millionen Spieler aufblicken.

Die Legende der Legenden

Er braucht nicht viele Worte: „League of Legends“ ist das meistgespielte Game der Welt, und der 28-jährige Koreaner Lee Sang-hyeok, besser bekannt als Faker, ist dessen GOAT (Greatest of All Time).

Die Geschichte des größten E-Sportlers unserer Zeit beginnt 2013.

Die Geschichte seines Games noch etwas früher. Veröfentlicht wurde „League of Legends“ im Jahr 2009, und bereits 2011 fand die erste Weltmeisterschaft statt. Die Zahl der Leute, die „League of Legends“ –kurz: „LoL“ – spielten, wuchs dramatisch schnell (aktuell: rund 160 Millionen; Anm.). Erste Stars kristallisierten sich heraus, aber ihren Hero hatte die Szene noch nicht gefunden. Das änderte sich am 6. April 2013 bei einem Turnier in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul.

Favorit auf den Sieg des Champions Spring Tournament war „CJ Blaze“, ein beliebtes lokales Team, dessen bester Spieler war der 20­jährige Kang „Ambition“ Chan­yong.

In „LoL“ kann jeder Gamer aus mehr als 160 SpielCharakteren, den sogenannten Champions, wählen. Bei einem „LoL“­Match kämpfen zwei Fünferteams um die Kontrolle über ein imaginäres Schlachtfeld, dessen Hälften durch drei Wege, die Top­, Middle­ und Bottom­Lane, verbunden sind. Ziel ist es, den „Nexus“ (das Hauptgebäude) des gegnerischen Teams zu zerstören. Der Spieler in der mittleren Lane, der „MidLaner“, ist dabei immer einer der Besten seines Teams – und Ambition galt als Koreas stärkster Mid­Laner. Gegen Ambitions Truppe CJ Blaze trat an diesem Tag ein neues Team an, „SK Telecom T1 #2“. Ihr MidLaner gab dabei sein Prof­Debüt, wenngleich er alles andere als ein No­Name war: Monatelang hatte er unter dem Spielernamen GoJeonPa Ranglisten angeführt. Wer sich hinter dem Namen verbarg, wusste niemand, in den Foren wurde lebhaft spekuliert. Die Aufregung war groß, als sich herausstellte, dass hinter dem Namen ein unscheinbarer Sechzehnjähriger namens Lee Sang­hyeok steckte. Er ging in sein erstes Prof­Match mit einem neuen Namen: Faker.

Früher Ruhm: Faker (Mitte) als E-SportNachwuchstalent bei einem Turnier 2013

Es dauerte gerade einmal sechs Minuten bis zu dem Moment, der in die „LoL“­Annalen eingehen sollte. Ambition hielt kurz inne, um seinen wichtigsten Champion weiterzuentwickeln (die „LoL“-Spielcharaktere erreichen während einer Partie immer höhere Levels und neue Fähigkeiten; Anm.). „Während dieser Evolution gibt es eine kleine Pause“, erklärt einer der Kommentatoren des legendären Abends. „Die Pause ist zu kurz, als dass man sie als Gegner nutzen könnte. Dachte man. Bis es eben Faker an diesem Tag als Erster tat.“ Im Bruchteil dieser einen Sekunde verwandelte Faker seinen eigenen Champion weiter –und konnte Ambition dadurch leicht eliminieren.

Ein Genie­Blitz.

Anschließend schaltete Faker zwei der verbleibenden vier gegnerischen Spieler in weniger als 30 Sekunden aus. Sein Team SKT T1 siegte 2:0 gegen CJ Blaze. „Ich war zornig – und zugleich beeindruckt“, erinnert sich Fakers Gegner Ambition heute. „Fakers 3000ster Kill, sein 4000ster, sein 5000ster … niemand wird sich an sie erinnern. Aber den ersten? Den vergessen die Leute nicht. Danke, dass du mich als Ersten umgebracht hast, Faker!“

Weniger als sechs Monate später gewann SKT T1 das größte aller Turniere, die League of Legends Worlds, die Weltmeisterschaft. Im Staples Center in Los Angeles, vor den Augen von Millionen von Online­Zuschauern. „In diesen Monaten des Jahres 2013 legte Faker den Grundstein für sein Vermächt­

Triumph vor 17.000 Fans in Berlin: Faker (groß am Screen) und sein Team SKT T1 nach dem Gewinn der „League of Legends“WM im Jahr 2015

nis“, sagt Eefje „Sjokz“ Depoortere, die Moderatorin der Worlds 2013. Sie erzählt darüber im Film „T1 Rose Together“, der dieses Jahr anlässlich der Aufnahme von Faker in die Hall of Legends veröfentlicht wurde, das „LoL“-Pendant zur Rock & Roll Hall of Fame.

Fakers Einfuss auf „LoL“ und den gesamten E-Sport ist schwer in Worte zu fassen – schlicht aufgrund der Menge und der Dimension seiner Erfolge. Nach den Worlds 2013 gewann er mit SKT T1 auch 2015 und 2016. Sie sind damit das bisher einzige Team in der Geschichte des Games mit drei Titeln. Faker holte Gold bei den Asienspielen 2022 und gewann den E-Sports World Cup 2024. Er ist der erste Spieler mit 1000, 2000 und 3000 Kills in der LCK (der koreanischen Profliga), und er hält den Rekord für die meisten Kills in WM-Spielen. 2017 wurde Faker bei den Game Awards zum besten E-Sport-Athleten gekürt; 2019 reihte ihn „Forbes“ unter die „30 under 30 Asia“. Aber es sind die Titel, die ihm seine Rivalen, Fans und die Medien verliehen haben, die am meisten Eindruck machen: „Michael Jordan des E-Sports“ nennen sie ihn, den „unsterblichen Dämonenkönig“, sogar „Gott“.

Im Jahr 2020 twitterte ESPN-E-Sport-Autor Tyler Erzberger ein Bild: Oscar-Preisträger Bong Joon-ho, Premier-League-Stürmer Son Heung-min, die K-Pop-

Während eines Spiels führt ein
Spieler

vielleicht 100

Aktionen pro Minute ausFaker 500.

Gruppe BTS und Faker. Bildunterschrift: „The Elite 4 of South Korea“. „Die anderen Leute in diesem Tweet sind internationale Superstars“, sagte Faker. „Es ist ein gutes Gefühl, in einem Atemzug mit ihnen erwähnt zu werden. Ich bin auch in Übersee ein bisschen berühmt.“

Was Faker so besonders macht, ist seine Fähigkeit, nicht nur zu erkennen, was andere schlicht übersehen, sondern es auch eiskalt und blitzschnell auszunutzen. Im E-Sport gibt es den Begrif „Meta“, most efective tactics available, die efektivste verfügbare Taktik. Die besten „LoL“-Spieler sind Genies im Einsatz dieser Strategien. Aber derjenige zu sein, der sie entdeckt, das erfordert ganz besondere Fähigkeiten.

In „LoL“ gibt es mehr als 160 spielbare Charaktere: Magier, Auftragsmörder, Kämpfer, die in der Nähe oder auf Distanz gefährlich sind, solche, die brutal austeilen, solche, die massiv einstecken können. Jeder hat seine eigenen, einzigartigen Fähigkeiten, Spielstile, Stärken und Schwächen, und alles wird noch komplexer, wenn der eigene Champion gegen verschiedene gegnerische antritt. „Faker hat 83 einzigartige Champions gespielt – deutlich mehr als jeder andere Mid-Laner“, sagt David „Phreak“ Turley, Lead Gameplay Designer von „LoL“. „Dieser Mann spielt praktisch alles. Und oft auch noch als Erster.“

Um Fakers Talent für „LoL“ zu verstehen, hilft es, sich anzusehen, wo er herkommt. Lee Sang-hyeok wurde 1996 geboren und wuchs in Seouls Gangseo-Distrikt auf, wo er nach der Scheidung seiner Eltern von seinem Vater Lee Kyung-joon und seinen Großeltern großgezogen wurde. Sein Vater beschreibt ihn als introvertiertes Kind. Er lernte schnell, brachte sich selbst Fremdsprachen bei, löste Rubik’s Cube, liebte Videospiele. „Mein Einstieg war der gleiche wie bei allen anderen Kindern: PlayStation und andere Konsolen“, erinnert er sich in einem selbst verfassten Artikel für „The Players’ Tribune“ aus dem Jahr 2016. „Ich wäre nie auf die Idee gekommen, wettbewerbsmäßig zu spielen.“ 2004, er war damals acht Jahre alt, kaufte ihm sein Vater einen PC, und er wurde ein Fan von „StarCraft“, dem damals populärsten E-Sport-Game in Korea.

2011 entdeckte Faker „LoL“, „das hat mich auf den Weg zum wettbewerbsmäßigen Spielen gebracht“. Er spielte das Game im Format Solo-Queue, bei dem ein einzelner Spieler auf Gegner trift, die nach dem Zufallsprinzip ausgewählt werden. Das zwang ihn dazu, sich an immer wieder neue Herausforderungen anzupassen und unterschiedliche Champions in den verschiedenen Konstellationen zu meistern. „Ich wurde immer besser und besser – und plötzlich hatte ich Matches gegen Koreas beste Spieler“, sagt er.

Professionelle

„League

of Legends“-Spieler

hören im Schnitt mit 23 auf. Faker ist 28.

Linke Seite: in Action – SKT T1 während der Gruppenphase des „League of Legends“ Mid-Season Invitational in Busan, Südkorea, im Mai 2022; Bild oben: Team-Posing zwischen den Matches; Bild rechts: eine Drohnenshow über Busans Gwangalli Beach als Tribut an den Superstar

Ende 2016 war Faker die Nummer eins der Welt. Zwei Jahre zuvor hatte ihn ein chinesisches Team abwerben wollen, der Vertrag war mit einer Million USDollar dotiert. Er lehnte ab. „Ich möchte in Korea bleiben und wieder die Weltmeisterschaft gewinnen“, sagte er. Jedes Jahr wurden die Angebote größer: Im Jahr 2020 boten ihm die USA zehn Millionen Dollar; 2022 lockte China mit zwanzig Millionen Dollar. Er lehnte ab.

Fakers Aufstieg verlief nicht so geradlinig, wie man das vermuten könnte. Beim Finale der Weltmeisterschaft 2017 traf SKT T1 auf Samsung Galaxy, das Team, das sie im Finale 2016 besiegt hatten, und Ambition – Fakers berühmter Debüt-Kill – war ihr Anführer. Mit drei Siegen in Folge gelang Ambition die Revanche. Es war Fakers erste Niederlage in einem WM-Finale, und zum ersten Mal sahen die Fans, dass auch der vermeintlich unsterbliche Dämonenkönig verwundbar ist.

„Ich stand direkt neben ihm“, erinnert sich Teamkollege Bae „Bang“ Jun-sik. „Er hat nicht nur geweint, er hat geschluchzt, er war am Boden zerstört. Es tat weh, einen Teamkollegen so zu sehen.“

Es war der Beginn einer schwierigen Phase für den Spieler, der eigentlich als unantastbar galt. Nach durchwachsenen Leistungen in den Playofs im Frühjahr 2018 wurde Faker im Sommer auf die Ersatzbank gesetzt. SKT T1 schied bei den LCK-Finals aus und schafte es nicht einmal, sich für die Weltmeisterschaft zu qualifzieren. In den folgenden beiden Sommern wurde Faker erneut zugunsten jüngerer Spieler ausgewechselt. Im Jahr 2020 konnte sich das Team, das mittlerweile nur noch T1 hieß, erneut nicht für die Weltmeisterschaft qualifzieren. Faker war damals 24 Jahre alt.

Faker und seine Jungs waren die haushohen Favoriten bei den Worlds 2022 in San Francisco. Was folgte, war eine Lektion in Demut.

Dieses Bild ging in die E-Sport-Geschichte ein: Fakers fassungsloser Blick auf seinen schluchzenden Teamkollegen Keria nach ihrer Niederlage bei den Worlds 2022

Faker ist überall

Keine Weltmeisterschaft ohne offizielle Hymne: In diesen vier dazugehörenden Musikvideos war Faker als Comic-Figur dabei.

„Ignite“, ft. Zedd (2016) Faker ist zu sehen, wie er rohen Brokkoli isst –eine Anspielung auf die Worlds 2015, als ein Fan sagte, sein Haar sehe aus wie das Gemüse. Und darauf, dass er versprach, einen Stängel davon zu essen, würde er gewinnen. Er tat beides.

„Gods“, ft. NewJeans (2023) Ein eingängiger Song der K-Pop-Gruppe, der auf dem legendären Zusammentreffen der alten Schulfreunde Deft und Faker im Jahr 2022 basiert. Faker verliert – wie im echten Leben.

„Heavy Is the Crown“, ft. Linkin Park (2024) Fakers Team gewann 2023 den Titel. Im Video der Worlds 2024 traten alle fünf Spieler auf, als Endgegner in einem epischen Kampf, der in der „LoL“-Welt spielt.

„Rise“, ft. The Glitch Mob, Mako and The Word Alive (2018) Ambition, Fakers legendärer Gegner, kämpft um den Sieg bei den Worlds 2017. Wer erwartet ihn am Ende? Natürlich der unsterbliche Dämonenkönig, Faker himself.

Fans supporten Fakers Team T1 während der Worlds in Seoul 2023. 6,4 Millionen sahen online zu. Ein Jahr später waren es noch ein paar mehr.

Die Lebenserwartung einer professionellen „LoL“Karriere ist überraschend kurz: Das Durchschnittsalter beim Karriereende ist 23 Jahre. Dafür gibt es mehrere Gründe. Der wichtigste ist die enorme Geschwindigkeit, mit der sich das Game entwickelt: Riot Games aktualisiert etwa alle zwei Wochen den Spielcode, fügt neue Charaktere hinzu und ändert die Attribute der bereits existierenden. Das zwingt die Spieler zum rasend schnellen Lernen immer neuer Metas.

Burnout ist Teil der „LoL“-Realität. Während herkömmliche Athleten täglich bis zu acht Stunden trainieren, ergab eine Analyse von Fakers Tagesablauf im Jahr 2019 ein Ausmaß von 13 Stunden – eine Mischung aus Scrims (Trainingsspielen), Solo-QueueSessions und persönlichem Training. Der Rest des Tages? Essen, schlafen und nur eine einzige Stunde Freizeit. „Er sprach auch beim Essen über das Spiel“, sagt ein ehemaliger Teamkollege. „Sogar im Urlaub hat er gespielt, anstatt einfach abzuhängen.“

Und dann ist da noch der körperliche Aspekt. E-Sport mag nicht so fordernd erscheinen wie Fußball, Tennis oder Formel 1 – alles Sportarten, bei denen Athleten weit über dreißig in der Weltklasse mithalten können –, aber die Belastungen sind weit größer, als der Laie vermuten würde. Die Hände und

Es gab keine eindeutige Diagnose. Niemand wusste, ob Faker je wieder spielen kann.

Handgelenke von „LoL“-Spielern werden durch eine Vielzahl von Mikrobewegungen belastet. Während eines Spiels führt ein normaler Spieler vielleicht 100 Aktionen pro Minute (APM) aus; Fakers APM wurde mit fast 500 gemessen, da er die Maus und die Hotkeys nicht nur benutzt, um seinen Charakter zu bewegen, sondern auch, um mit der Kamera im Spiel herumzuspringen, seine Mitspieler abzuchecken und alles aufzunehmen, was ihm einen Vorteil verschafen könnte. Viele Spieler scheiden wegen chronischer Beschwerden aus – Nacken- und Rückenschmerzen, Probleme mit Sehnen, chronisches Kribbeln oder Taubheit in Gelenken oder Funktionsstörungen von Muskeln, hervorgerufen durch die Kompression von Nerven. Wohl auch aus diesem Grund gibt es keine aktiven „LoL“-Profs, die älter sind als dreißig.

Zu Beginn der Saison 2021 beschloss Faker, sich drei Wochen lang auf die Bank zu setzen – einfach weil er eine Pause brauchte. Er wollte refektieren, zur Ruhe kommen, ein wenig Abstand gewinnen, auch von sich selbst. „Ich hatte ein starkes Ego“, erinnert er sich. „Jetzt bin ich objektiver, fexibler und reifer geworden.“ In diesem Jahr verlor T1 erneut bei den Weltmeisterschaften. Faker war da, aber der weinende Junge von 2017, der war nicht mehr da.

Es gibt ein ikonisches Bild vom Finale der Worlds 2022. Es ist so eindrucksvoll, dass es bei den E-Sports Awards als Foto des Jahres ausgezeichnet wurde. Auf der Bühne des Chase Center in San Francisco starrt Faker nach einer Niederlage auf seinen Teamkollegen Ryu „Keria“ Minseok, der vor seinem Computer sitzt. Keria, den Kopf in beide Hände gestützt, ist untröstlich.

Dabei war 2022 ein Jubiläumsjahr für Faker: Sein Einstieg in den Prof-E-Sport lag genau ein Jahrzehnt zurück. Zu Beginn der Saison erreichte Faker als erster Spieler in der LCK 2500 Kills, er wurde der zweite in der „LoL“-Geschichte mit mehr als 1000 Profspielen. Um ihn hatte sich ein fester Stamm von Spielern etabliert: Choi „Zeus“ Woo-je, Moon „Oner“ Hyeon-jun, Lee „Gumayusi“ Min-hyeong, Keria. Aus den Initialen der fünf, angeordnet in ihrer Reihenfolge auf der Map, bauten die Fans einen eigenen Namen: ZOFGK, mit dem F für Faker im Mittelpunkt.

Fünf Mal Weltmeisterdas gab’s noch nie: T1 (in der Mitte Faker, links Zeus und rechts Keria) schlugen im Finale der Worlds 2024 Bilibili Gaming aus China. Und das, obwohl T1 die ganze Saison über geschwächelt hatte.

„Menschliche Gehirne faszinieren mich. Vielleicht werde ich nach meiner Karriere Forscher.“

Die Frühjahrssaison beendeten ZOFGK ungeschlagen: 18:0 Punkte. Vor dem Worlds-Finale erwarteten 76 Prozent der Fans einen Sieg von T1. Gegner war ein koreanisches Außenseiterteam namens DRX. „Wir waren überheblich“, erinnert sich Oner. Was folgte, war eine Lektion in Demut. Als die Niederlage feststand, lehnte sich Faker in seinem Stuhl zurück. Die 14.000 Zuschauer vor Ort und die Millionen an den Streams sahen kurz Ärger in seinem Gesicht auffackern, der aber schnell von Gelassenheit abgelöst wurde. „Pech gehabt, Jungs, wir haben es gut gemacht“, sagte Faker in sein Mikrofon. Dann blickte er zu seinem Team. Mit 26 Jahren war er der Älteste –Zeus und Oner waren noch Teenager, Gumayusi und Keria waren gerade 20 Jahre alt. Als Keria in Tränen ausbrach, wurden auch Fakers Augen feucht – in diesem Moment entstand das ikonische Foto.

„Meine Mannschaftskameraden waren untröstlich“, erinnert sich Faker. „Ich habe versucht, den Blick auf die nächste Saison zu richten und mich auf die Betreuung unserer Spieler zu konzentrieren.“

Sieben Monate später verschoben sich die Prioritäten. „Es begann im Frühsommer. Ich spürte plötzlich ein Taubheitsgefühl und Kribbeln in meinem Arm und in den Fingern, zuerst nur ein paar Minuten, aber dann immer länger und länger, bald hielten die Taubheit und das Kribbeln den ganzen Tag an.“

Faker unterzog sich einer MRT-Untersuchung seiner Hand. „Es gab keine eindeutige Diagnose“, sagt er. „Also konnte es auch keine zielgerichtete Behandlung geben.“ Faker nahm sich eine Auszeit, um sich zu erholen. Niemand war sich sicher, ob er überhaupt jemals wieder professionell spielen würde.

Die Situation wurde noch schwieriger, weil die überraschende Niederlage gegen DRX innerhalb von T1 nachwirkte. „Wir zweifelten sehr an uns“, berichtet Faker. „Es war kein Vertrauen mehr im Team, keine Kommunikation.“ Als Ersatz für den verletzten Faker wurde ein blutjunger Neuling geholt, Yoon „Poby“ Sung-won. „Poby war erst 17 Jahre alt und besetzte nicht irgendeinen Platz, sondern einen heiligen Gral“, sagt ein Reporter. „Die Mitte von T1 – er saß auf der Position von Faker.“

Poby hatte ofensichtlich mit den enormen Erwartungen zu kämpfen. T1 verlor in der Sommerwertung Platz um Platz, lag auf Rang fünf – hinter Platz sechs zurückzufallen, würde die Höchststrafe bedeuten, das Verpassen der Qualifkation für die Worlds. Die

Stimmung innerhalb des Teams war so angespannt, dass Gumayusi sogar therapeutische Unterstützung in Anspruch nehmen musste. Einunddreißig Tage nach seinem Rückzug kehrte Faker zurück in die Mitte von ZOFGK. Er nahm den Kampf um die Qualifkation für die WM auf – nicht, ohne Poby zu erwähnen, seinen jungen Ersatzmann. „Er wurde in eine extrem schwierige Lage gebracht“, sagte er. „Poby hat alles gegeben. Ich bin ihm sehr dankbar.“

Keine der Worlds seit 2011 wurde mit solcher Bedeutung aufgeladen und mit so viel Spannung erwartet wie die Worlds 2023. Sie fanden in Südkorea statt, der Heimat der besten „LoL“-Spieler. Sieben Mal hatte ein koreanisches Team den Summoner’s Cup gewonnen, China folgte mit drei Titeln. 2014 und 2018 hatten die Worlds in Südkorea stattgefunden, und beide Male hatte sich Faker nicht qualifziert.

Nun war er dabei, nun kämpfte er um den Titel. Im Halbfnale war T1 das einzige koreanische Team unter chinesischen Herausforderern. Am 19. November 2023, im Gocheok Sky Dome in Seoul, vor den Augen von mehr als 6,4 Millionen Fans, cruiste ZOFGK im großen Finale zum Sieg.

Ein Jahrzehnt nach seinem ersten Triumph machte sich Faker zum einzigen Spieler, der den Summoner’s Cup zum vierten Mal in die Höhe stemmen konnte. Im Moment des Triumphs sagte er nur fünf Worte: „Unser Team ist so gut.“

Vier Wochen später trat T1 zum nächsten Contest an, diesmal ging es spielerisch zu. Im Berliner Velodrom fand zu Ehren der Weltmeister eine Exhibition statt, Red Bull League of Its Own. Einige der besten Profmannschaften Europas waren gekommen, um T1 ihren Respekt zu erweisen und gegen sie anzutreten (einem Team gelang es tatsächlich, die Weltmeister zu schlagen).

In einer Pressekonferenz unmittelbar nach den Worlds 2023 hatte Faker schon die Frage beantwortet, die alle interessierte. „Ich habe nicht vor, mich zurückzuziehen. Ich werde weiterhin für T1 spielen“, sagte er. „Meine Karriere ist ein großes Privileg. Sie hat mir die Gelegenheit gegeben, zu lernen und mich als Persönlichkeit weiterzuentwickeln.“

Dieses Durchhaltevermögen machte sich bezahlt: Am 2. November 2024 holten sich Faker und T1 im O₂ Stadion in London gegen jede Wahrscheinlichkeit den fünften Worlds-Titel – und das nach einer mehr als schwierigen Saison und vor der größten Zuschauerzahl der Gaming-Ära: 6,94 Millionen.

Faker ist mittlerweile 28 Jahre alt – doch er prägt den Sport nach wie vor. Was Faker nach seiner aktiven Karriere tun möchte, darüber hat er schon 2017 einmal gesprochen. „Ich werde defnitiv auch danach mit dem E-Sport verbunden bleiben“, sagte er. „Abgesehen davon möchte ich in einem Bereich arbeiten, der mit Wissenschaft und mit Menschen zu tun hat –am liebsten mit den Gehirnen von Menschen. Sie faszinieren mich.“

Scanne den QR-Code, um „T1 Rose Together“ zu sehen, den Film über das Jahr 2023 des Teams; redbull.tv. Red Bull League of Its Own findet am 15. Dezember in der Accor Arena in Paris statt.

MUST-HAVES

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1 (B)ASS AM OHR

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Reise / Musik / Geschenke / Streetwear / Events

LUFT ANHALTEN UND STAUNEN

Mit Rekordtaucher

Christian Redl auf den Malediven

REISE/

TIEFENRAUSCH IM ATOLL

Luft anhalten, bis einem schwindlig wird, oder mit Haien um die Wette tauchen? Wer mit Christian Redl auf den Malediven Urlaub macht, darf sich genau darauf freuen. Mit etwas Glück verrät einem der zwölffache Weltrekordhalter im Freitauchen auch sein Erfolgsrezept.

ATEMTRAINING Christian Redl und ich üben für den Tauchgang.

Ein letzter Atemzug, Kopf unter Wasser und 100 Meter in die Tiefe gleiten. Das schafft Unterwasser-Stuntman und Freitauchtrainer Christian Redl und will mir im The Westin Maldives Miriandhoo Resort Ansätze davon ebenfalls beibringen. Normalerweise findet man Redl in Extremsituationen wie zum Beispiel auf einer Tauchexpedition am Nordpol bei minus 40 Grad. Dieses Mal wird es für den kältescheuen 48-Jährigen ebenfalls extrem – und zwar extrem gemütlich auf den Malediven. Im 26 Grad warmen Westin-Pool beginnt unsere erste Übung: So lange wie möglich unter Wasser die Luft anhalten. Beim Selbstversuch in der Badewanne zu Hause zeigte die Stoppuhr eine Minute und elf Sekunden an. Nach Redls Anweisungen kann ich meine persönliche Bestmarke auf sagenhafte 1:26 Minuten erhöhen. „Diese Zeit verdoppeln wir in 40 Minuten“, erklärt der Niederösterreicher. Niemals – prophezeit mein leicht benebeltes Gehirn. Als Sportjournalistin widme ich mich normalerweise dem Kampfsport. Zu Land. Aber: Redl brachte bereits mehr als 10.000 Menschen das Freitauchen bei. Laut ihm ist es eine der sichersten Sportarten der Welt. Schlimmstenfalls wird man ohnmächtig. Eine Erfahrung, die er selbst schon mehrmals machte.

Von der Bank ins Becken

Vor knapp 25 Jahren begann auch Redl bei null. Motiviert durch Filme wie „Top Gun“, wollte er etwas Außergewöhnliches in seinem Leben schaffen. „Jeder glaubte, dass ich verrückt sei, meinen Job als Banker für diesen Traum aufzugeben“, sagt Redl, der als Kind aufgrund einer Fußfehlstellung vom Turnsport befreit wurde. Extremsportler zu werden, schien ausgeschlossen. Doch nicht für Redl. Er behauptet von sich selbst, für jedes Problem eine Lösung zu finden. Ein Weltrekord folgte dem nächsten, und bald war der Name Redl untrennbar mit dem Freitauchen verbunden. In Nepal im höchsten See auf 5.160 Metern zu tauchen, galt als lebensgefährlich – aber Christian Redl machte es. Was er tat? Durch seine Angst hindurchtauchen und atmen. Das lerne auch ich von Christian

BOAAAH! The Westin Maldives Miriandhoo Resort inmitten des Baa-Atolls
„Durch die richtige Atemtechnik kann ich beim Luftanhalten meine persönliche Bestmarke von eineinhalb Minuten auf über drei Minuten erhöhen.“
„Freitauchen ist eine extreme Erfahrung.“

Reiseautorin und Podcast-Host

ATEMBERAUBEND Bei den ersten Tauchversuchen im Meer lernen wir von Christian Redl (oben, rechts), einen kühlen Kopf zu bewahren und durch die Angst hindurchzutauchen. Check!

und der Yogatrainerin des Resorts. In den Bauch atmen, doppelt so lange ausatmen wie einatmen. Wir halten dabei je einen Nasenflügel zu. Nach 40 Minuten ist der Kopf leer, der Körper entspannt, und wir sind bereit für unseren nächsten Versuch. Und tatsächlich: Ich schaffe drei Minuten und acht Sekunden! Damit bestätigt Redl seine Aussage. Der Profi hält sogar sieben Minuten lang die Luft an. Aber weiter im Training! Wir lernen noch

Silvana Strieder war reif für die Insel.
„Ich höre nur das Knistern der Korallenriffe und meinen Herzschlag. Und meine Gedanken, die plötzlich sehr laut werden.“

WEG MIT DEM DRECK

Christian Redl sammelt auf der Insel

Maalhos mit Schulkindern Plastikmüll und informiert sie über Umweltschutz.

BUNTE VIELFALT

Auf dem Baa-Atoll gibt es mehr als 1.200 Fisch- und 250 Korallenarten zu entdecken.

die richtige Tauchtechnik, samt Flossen und Beinschlag im Pool. Am Nachmittag geht es erstmals ins Meer. An der Riffkante tauchen wir ins blaue Nichts des Indischen Ozeans ab. Bei fünf Metern ist erst einmal Schluss, denn das linke Ohr will beim Druckausgleich nicht mitmachen. Schuld ist wohl eine leichte Verkühlung. Die zwei Riffhaie, die plötzlich vorbeischwimmen, beschleunigen das Auftauchen noch um ein Vielfaches. Das Baa­Atoll eignet sich perfekt zum Freitauchen und ist zudem das erste UNESCO ­Biosphärenreservat der Malediven. Eine Stunde vom Westin Resort

Travel-Tipp

Exklusiver Einblick

Die sogenannten „Bonvoy Moments“ der Marriott-Gruppe sind Erlebnisse, die man nicht mit Geld kaufen kann. Mitglieder können Punkte für ihre Aufenthalte in Partnerhotels sammeln und für außergewöhnliche Events wie Freitauchen mit Christian Redl einlösen.

The Westin Maldives

Das Resort ist bekannt für seine vielfältige Unterwasserwelt und den Fokus auf Gesundheit. Die Highlights: ein luxuriöses zweistöckiges Fitnessstudio, ein Spa und drei Gourmetrestaurants.

entfernt wird eine Seilstation zum Tauchen vorbereitet. Dort lasse ich mich „meerab“ in die Tiefe ziehen. Es ist schwierig, den Druckausgleich zum richtigen Zeitpunkt zu meistern. Wenn man unter Wasser nur den Herzschlag hört, können die Gedanken im Kopf sehr laut werden. Manchmal versetzen sie mich tatsächlich in Panik und zwingen mich zum Auftauchen. Das war an diesem Tag bei der Acht­Meter­Marke der Fall.

Plastikfreie Meere

Die Zusammenarbeit von Redl mit dem Westin Maldives Miriandhoo Resort und dem Marriott „Bonvoy Moment“ ist kein Zufall. „Wir begeistern uns fürs Tauchen, aber auch für den Schutz der Meere“, erklärt er, der auf der Insel Maalhos mit Schulkindern Plastikmüll sammelte und über Umweltschutz informierte. „Die meisten glauben, wenn sie eine Plastikflasche ins Meer werfen, verschwindet sie mit der nächsten Welle. Aber: In den Meeren schwimmt bereits eine Müllfläche, die dreimal so groß wie Frankreich ist. Genauso viel Müll liegt unwiederbringlich auf dem Meeresboden“, sagt Redl. In 30 Minuten sammelte er mit den Schülern 211 Kilogramm Plastikmüll. Für mehr Aufklärung und Unterstützung arbeitet das Westin Resort nun eng mit Einheimischen zusammen, um gemeinsam das Taucherparadies im Baa­Atoll für kommende Generationen zu erhalten.

Mehr Infos: westin-maldives.com

Österreichs Motorrad- und Rollermesse

7.- 9. Feb. 25

MUSIK/ PROFIS MIT PUNKTLANDUNG

Was hören Kruder & Dorfmeister?

Das legendäre österreichische DJ‑Duo über derzeitige Lieblings‑ songs und All‑Time Favourites.

Ihre Remixes für Künstler wie Depeche Mode und Madonna sind legendär. Nun haben Kruder & Dorfmeister ihren musikalischen Meilenstein, die 1998 erschienenen „K&D Sessions“, re-releast. Dafür nachträglich etwas zu ändern, war für die beiden Großmeister von Downtempo, Dub und Electro keine Option: „Die ‚K&D Sessions‘ sind vor 25 Jahren in einer bestimmten Ära und in einem bestimmten kreativen Umfeld entstanden, was deren eigenen Charme ausmacht. Die Musik spricht für sich – so wie sie damals war, so sollte sie auch bleiben.“ Kruder veröffentlichte anschließend unter dem Namen Peace Orchestra das gefeierte Album „Peace Orchestra“ (1999). Richard Dorfmeister setzte seine Karriere mit Tosca fort. Ihr Label G-Stone Recordings wurde zu einer wichtigen Plattform für elektronische Musik. Mit wem die beiden österreichischen Musiker heute gerne arbeiten würden? Das Duo winkt lächelnd ab: „Wir remixen uns heutzutage nur noch gegenseitig!“

Am 19. Juni 2025 stellen K&D das Album im Wiener Konzerthaus live vor. Weitere Europa-Termine findet ihr unter: kruderdorfmeister.com

Lola Young

Conceited (2024)

„Nach längerem endlich wieder eine Stimme, die authentisch über ihr Leben spricht, ohne Schönfärberei und Pathos. Das ganze Album ‚This Wasn’t Meant for You Anyway‘ ist die Momentaufnahme eines jungen Menschen in unserer verwirrenden Zeit. Die Musik ist ungeschliffen und direkt, aber immer am Punkt und keine Sekunde langweilig.“

MEISTERHAFT. Die DJs und Electro-Pioniere Kruder & Dorfmeister (re.) releasten eine 6-LP- und 3-CD-Box. Sie enthält sechs rare Tracks, die nicht auf dem Original-Mix waren.

Glass Beams

Mahal (2024)

„Eine Reise in den Orient gefällig? Dann bist du mit Glass Beams, dem australischen Trio aus Melbourne, gleich bequem in der Business Class und in Sekundenschnelle mitten im Geschehen. Fantastische Melodien, die verzaubern und einem das Fremde auf elegante Weise näherbringen. Beide EPs, ‚Mirage‘ und ‚Mahal‘, sind sehr, sehr hörenswert.“

Pink Floyd Wish You Were Here (1975)

„Für uns der Blueprint eines großartigen Albums, das bis zur letzten Sekunde perfekt ist. Keine Note zu viel, kein Sound nicht genau an der richtigen Stelle. Die Themen Verlust und die Auseinandersetzung mit der Musikindustrie verlieren nie an Bedeutung und können an die jeweilige Zeit angepasst werden.“

Antonio Carlos Jobim Stone Flower (1970)

„Einer der größten Einflüsse auf das K&D-Universum ist Jobim. Niemand transportiert Melancholie so gut. Die leichtfüßigen Arrangements öffnen eine Tür zu einer tiefer gehenden Stimmung, die einen in Bann hält. Kein Wunder, dass es Millionen von Coverversionen von Jobims Songs gibt. Sein ganzes Werk ist voller Juwelen, ein großer Meister.“

KITZBÜHEL . AUSTRIA

SKI-EVENT/

EINER FÜR ALLE

Alle Bewerbe auf einem Berg: Damit punkten die FIS Alpinen Skiweltmeisterschaften im Februar 2025 in Saalbach. Der Großevent setzt auf kurze Wege und Nähe zu den Stars.

Ein Berg, elf Rennen, ein Ziel: Mit dem Konzept, alle Bewerbe auf dem 1984 Meter hohen Zwölferkogel auszutragen, setzt Saalbach neue Maßstäbe. Das Großevent der kurzen Wege verspricht – wie schon die Weltmeisterschaften 1991, die wegen des perfekten Wetters als „Sonnen-WM“ in die Geschichte eingingen – ein Ski-Fest für mehr als 150.000 Fans zu werden.

Hightech am Schnee

Dass die WM-Rennen zwischen 4. und 16. Februar 2025 auch per Ski oder Snowboard aus allen Orten des Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn erreichbar sind, wird nicht zuletzt der durchgängig hervorragenden Schneeunterlage zu verdanken sein. Denn beim Pistenpräparieren setzt Saalbach auf modernste Technik, sagt Markus Schlosser, Betriebsleiter der 12er-KOGEL-Bahn: „Das gesamte Glemmtal wird jeden Sommer per Satellit vermessen. Wir haben exakte Daten von jedem Hang und kennen sogar jeden Maulwurfshügel. Unsere Pistenbullys sind mit GPS-Antennen und Sensoren am Schild und am Unterboden versehen. So erkennt der Fahrer in Echtzeit auf einem Monitor, wie hoch die Schneeauflage ist.“

Und das ermöglicht einen efzienten Einsatz der Schneekanonen, die rund 250.000 Kubikmeter Schnee allein auf den WM-Hang mit seiner Ulli-Maier-Piste und seiner Schneekristallpiste blasen: „Wir wissen auf den Zentimeter genau, wo wir wie viel Schnee aufbringen müssen. Wir arbeiten also energieefzient und schonen gleichzeitig Ressourcen und damit auch die Umwelt.“

Von dieser innovativen Technik proftieren auch die regulären Gäste in Saalbach: Mit Ausnahme des Rennhangs sind – selbst am Zwölferkogel – während der

CHALLENGE ACCEPTED

Der 1984 Meter hohe Zwölferkogel –73 Prozent Gefälle müssen die Abfahrer an der steilsten Stelle, dem Osthang, bezwingen.

STARTPOSITION

Marco Odermatt beim Weltcup-Finale im März in Saalbach (Bild oben)

ZIELBEREICH

150.000 Fans werden im Februar bei der WM in Saalbach erwartet – hier feiern Ski-Freunde ebendort im März 2024.

WM alle Pisten für die Öfentlichkeit geöfnet. Und mit ein bisschen Glück sitzt man in der Gondel neben Mikaela Shifrin, Marcel Hirscher oder Lucas Pinheiro Braathen.

Entspannter Titelverteidiger

Marco Odermatt blickt der WM mit großer Zuversicht entgegen. Der 27-jährige Schweizer startet in Saalbach als Titelverteidiger in der Abfahrt und im Riesenslalom: „Natürlich will man als Sportler

„Der Ort ist absolut WM-würdig. Man merkt, wie groß die Faszination für den Skisport hier ist.“
Marco Odermatt

solche Erfolge gern wiederholen. Aber meine Goldmedaillen kann mir niemand mehr nehmen. Deshalb werde ich entspannter ins Rennen gehen.“

2021 durfte sich Marco Odermatt im Weltcup-Super-G bereits einmal in Saalbach als Sieger feiern lassen; vergangene Saison konnte er sich erneut ein Bild vom Zwölferkogel machen: „Die Abfahrts- und Super-G-Piste ist speziell im oberen Teil technisch anspruchsvoll und insgesamt sehr cool. Der Riesenslalomhang ist relativ fach – aber sehr, sehr lang und deshalb ziemlich schwierig zu fahren.“

Beim Weltcupfnale im März 2024 wohnten Marco Odermatt und das gesamte Schweizer Team im Glemmtalerhof, wenige Gehminuten von der Talstation der 12er-KOGEL-Bahn entfernt. Am Weg von und zur Gondel nahmen sich die Stars immer wieder Zeit für Autogramme und Selfes mit Fans: „Der Ort ist absolut WM-würdig. Man merkt bei jedem Schritt, wie groß die Faszination für den Skisport hier ist.“

ELF RENNEN AM ZWÖLFERKOGEL

Was du über die FIS Alpine Skiweltmeisterschaften 2025 wissen musst

Bei der 48. Ski-WM, der zweiten in Saalbach (nach 1991), werden zwischen 4. und 16. Februar Medaillen in jeweils fünf Damenund Herren-Disziplinen und in einem Mannschaftsbewerb vergeben. Alle Rennen finden am Zwölferkogel im Ortsteil Hinterglemm statt. Das Zielstadion bietet Platz für 15.000 Fans; die günstigsten Tickets gibt es um 25 Euro, der WM-Vorteilspass mit bester Sicht bei zehn Events kostet 1260 Euro. Siegesfeiern und Live-Konzerte finden auf der neu errichteten Medal Plaza im Ortszentrum statt. saalbach.com

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Redaktion

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Mitarbeit

Petra Sturma Fotos

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Set-Design & Styling

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STREETSTYLE ON DEMAND

„Cultural Ties“ liefert Outfits aus europäischen Trendstädten, wie hier aus Antwerpen.

STREETWEAR/ STARK IM KOMMEN

Was trägt man in den neuen Modemetropolen Europas? Auf der Plattform „Cultural Ties“ erfährst du’s.

Fashion entstand jahrzehntelang vordergründig auf den Laufstegen von Paris, Mailand, London oder New York. Heute wird Mode ungleich mehr von Creators und Kreativen auf der Straße etabliert. Streetwear ist schon lange

Tamalie Jonsson (li.) und Gloria Karikari sind die StockholmTrendscouts der Modeplattform.

nicht mehr das, was vom Laufsteg auf die Straße schwappt. Die Herausforderung besteht darin, Trends wie Classics mit dem eigenen Stil zu verbinden und daraus einen einzigartigen Look zu schaffen. Auf der Plattform „Cultural Ties“ von Zalando finden Streetwear-Interessierte mithilfe einer interaktiven Karte Looks der Streetwear-Communitys von Amsterdam, Antwerpen, Berlin, Paris, Stockholm und Warschau. Den Launch des Trendspotter-Tools begleitet eine Kollektion mit adidas Originals, die ab Dezember erhältlich ist und schon mal die Richtung vorgibt.

Minimalismus war mal

Eine der sechs Fokusstädte, Stockholm, hatte lange den Ruf, minimalistisch zu sein; bei Kunst, Design, Architektur und Streetwear. Doch nun erfindet eine frische Generation die Regeln neu.

Plötzlich wird der HTS74, ein Premium-Sneaker aus den 1980ern, Kult, mit einem 1.200%igen Anstieg in jüngsten Suchanfragen. Die jungen Kreativen bürsten Modeklischees gegen den Strich und kreieren damit ganz neue Streetwear-Trends. In angesagten Stockholmer Spots wie der Savant Bar, der Music Lounge Hosoi oder in der Vinbar Alba Nytorget hängt auch das Kreativduo „Let’s Create“ gern ab. Tamalie Jonsson und Gloria Karikari sind fashionmäßig Early Adopters, wurden 2022 mit einem Podcast bekannt, richten Partys und Launch-Events aus und geben für die Plattform „Cultural Ties“ Einblick in ihr Stockholm. Ebenfalls Trendscout: Fashionista Daniela Klaeser, Team Lead Streetwear bei Zalando. Sie weiß, was die GenZ dort trägt: „Mit Sneakers liegst du immer richtig, dazu einen Oversize Coat oder ein Puffer Jacket und ganz viel Denim: Baggy Pants, eher washed out oder dirty washed.“ Empfehlung angekommen. In den 1990ern ebenfalls.

Sneaker Stories

Buyerin Daniela Klaesers liebstes Schuhwerk, alles auf zalando.at zu finden.

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SEI DABEI

4. MAI 2025

EVENTS/ FROST-FIESTA

Schnee, Action und Nervenkitzel – erlebe die spektakulärsten Events der Wintersaison!

13.

bis 15. Dezember

Biathlon Weltcup Hochfilzen

Eines der größten Sportevents im Pillerseetal: der alljährlich stattfindende Biathlon Weltcup in Hochfilzen. Am Freitag gibt’s den Sprint, am Samstag die Verfolgung, am Sonntag die Staffelwettbewerbe. Feuere deine Heldinnen (am Foto: Anna Gandler) und Helden an – die detaillierten Streckenpläne und Wettkampfmodalitäten findest du unter: biathlon-hochfilzen.at

4.

und 5. Jänner

Big Air Klagenfurt

Im Wörtherseestadion geht es heiß her, wenn die besten Freeskier und Snowboarder (mit Anna Gasser, Bild re.) zeigen, was sie können. Gestartet wird am Samstag auf Skiern, es folgt eine AftershowParty mit Finch und Gabry Ponte. Am Sonntag treten die Snowboarder an, in den Konzerten danach Bonez MC und Culcha Candela. Tickets unter: bigairklagenfurt.at

12.

bis 26. Jänner

Australian Open

Im Jänner findet wie immer das erste Grand-Slam-Tennisturnier des Jahres in Melbourne statt. Aktuelle Titelträger sind Jannik Sinner (Italien) und, wie schon im Jahr davor, Aryna Sabalenka (Weißrussland). ServusTV und ServusTV On übertragen das tägliche Top-Spiel sowie Halbfinale und Finale.

11. Jänner

Formel E

Mexico City

Mit dem zweiten Saisonrennen startet der Formel-E-Zirkus in Mexiko ins neue Jahr. Der 2,6 Kilometer lange Kurs nutzt Teile der Formel-1Strecke im Autódromo Hermano Rodríguez. Kann Vorjahressieger und -weltmeister Pascal Wehrlein seinen Triumph wiederholen? ServusTV und ServusTV On zeigen die Qualifikationen und Rennen live.

26.

Jänner bis 2. Februar

Upper Austria Ladies Linz

Der Sieg beim Tennisturnier der Frauen bringt 500 Weltranglistenpunkte. Im Design Center Linz wird nicht nur Tennis gespielt, sondern der Rahmen wird auch genutzt, um das Thema Gendergerechtigkeit bei unterschiedlichen Side-Events und Aktionen zu vermitteln. Am Mittwoch, dem 29. Jänner, findet die ganz tägige FE&MALE Sports Conference „Advantage Ladies“ statt. Am Sonntag beginnt um 14 Uhr das Einzelfinale und im Anschluss das Doppelfinale, bei denen sich zeigen wird, wer dieses Mal gewinnt. Zuletzt hat die Lettin Jeļena Ostapenko den prächtigen Swarovski-Pokal geholt.

17.

und 18. Jänner

Laax Open

Das Schweizer Freestyle-Event begeistert bereits zum 10. Mal in Folge. Rund 300 Athleten behaupten sich beim FIS-Weltcup. Das FreeskiSlopestyle-Finale am Freitag und die Snowboard-Finale in Slopestyle und Halfpipe werden live auf Red Bull TV übertragen. Vor Ort sorgen DJ-Sets und Konzerte sowie Happenings auf der Piste für Stimmung. Die Leuchtstrahler sind auf das SnowboardNight-Finale in der Superpipe, den Höhepunkt am Sonntag, gerichtet.

bis 26. Jänner

85. Hahnenkammrennen

Kitzbühel

Das Highlight des österreichischen Winters – eines der prestigeträchtigsten und zugleich spektakulärsten Skirennen der Welt – erlebt seine 85. Austragung. Im Mittelpunkt steht wie immer die berüchtigte Abfahrt auf der „Streif“, die am Samstag, dem 25. Jänner, ausgetragen wird. Die Fahrer werden dort über 140 km/h schnell. Bereits in den Tagen davor wird in Kitzbühel während der Trainingsläufe mit zahlreichen Side-Events einiges geboten. Am Freitag wird es beim Super-G ernst, am Samstag folgt die Abfahrt, und am Sonntag findet der Slalom-Wettbewerb statt – wie immer am legendären Ganslernhang.

bis 16. Februar

FIS Alpine Ski WM

Mit mehr als 150.000 Zusehern vor Ort und über 600 Athleten an Bord steigt die Alpine Ski WM in Saalbach. In der ersten Woche starten die Wettläufe mit dem Teambewerb. Danach wird es mit dem Riesentorlauf wild, bis der Slalombewerb das Grande Finale einläutet. Sei dabei und sicher dir Tickets unter: saalbach2025.at

11.

Jänner bis 2. Februar

Goldi

Talente Cup

Skisprung-Legende Andreas Goldberger macht sich wieder auf die Suche nach „Adlern“ von morgen. An fünf Orten können Mädchen und Burschen von fünf bis zehn Jahren erstmals von einer Schanze springen und Höhenluft schnuppern.

Red Bull Racing

Ben Hunt beleuchtet 20 Jahre Red Bull Racing in der F1. Er beschreibt die Persönlichkeiten, Rivalitäten und Kontroversen, die das Team geprägt haben – von den turbulenten Anfängen bis zu den bahnbrechenden Siegen der Weltmeister Sebastian Vettel und Max Verstappen. Mehr als eine Chronik, ist es ein Zeugnis unkonventionellen Erfolgstrebens. 4.

13.

Dezember

Freeride World Tour Fieberbrunn

Bekannt für seine anspruchsvollen Bedingungen und intensiven Wettkämpfe, ist dieser Stopp ein Highlight der Saison. Athleten stehen unter enormem Druck, wenn sie schwierige Schneelagen und komplexes Gelände meistern müssen. Die vorletzte der sechs Stationen verspricht wichtige Punkte für die Rider. Mit 583 Meter Höhenunterschied und 48 Grad Gefälle wird jede Abfahrt zum Highlight. Pro Rider gibt es zwei Runs, nur der bessere zählt. Adrenalin und Spannung sind garantiert!

und 15. Jänner

Die Snowboard-Szene matcht sich in zwei Einzel- und einem MixedTeambewerb. Besonderes Augenmerk wird dem Niederösterreicher Benjamin Karl zuteil werden. Mit 34 Grad durchschnittlicher Neigung ist die Bucheben eine der steilsten Strecken im Weltcup. Der Kurs ist bei 84 Meter Höhenunterschied 262 Meter lang. Dank 100 Flutlichtmasten wird das Nachtfinale taghell.

19.

bis 21. Dezember Nordische Kombi Weltcup Ramsau & Seefeld

In der Steiermark wird es heiß, trotz winterlicher Kälte. Auf der herausfordernden Loipe in der Ramsau stehen vier Weltcupbewerbe an: zwei für Herren, zwei für Damen. Seit ihrer Weltcup-Premiere vor zwei Jahren sorgen auch die Frauen für packende Läufe – bei freiem Eintritt! Danach gastiert die Nordische Kombination im deutschen Schonach (17.–19. Jänner) und von 31. Jänner bis 2. Februar in Seefeld in Tirol.

1. und 2. März MotoGP WM-Auftakt

Die MotoGP-Saison startet in Thailand, am Chang International Circuit von Buriram – erstmals seit 25 Jahren erfolgt der WM-Auftakt in Südostasien. 22 Rennen, 18 Länder, 5 Kontinente – das sind die Eckdaten des WM-Kalenders. ServusTV zeigt jeweils am Samstag und Sonntag alle Sessions und alle Rennen live.

12. bis 16. März

Diamond Beats

DJ Sound & Live Vocals im Skigebiet: Die Crew des legendären Nassau Beach Club Ibiza kehrt der Insel für eine Woche den Rücken und macht sich mit Sack und Pack auf, um Gurgl einen Party-Besuch abzustatten. Mit im Gepäck sind Top-DJs. Fünf Tage lang werden unterschiedliche Locations im Skigebiet von ObergurglHochgurgl bespielt und damit IbizaFeeling auf die Pisten gezaubert.

15.

März

X Over Ride

Kitzsteinhorn

Das Freeride-Event kehrt zum zweiten Mal als Freeride World Tour Challenger zurück. 70 Freerider starten von der Lakarschneid auf 2652 Metern, um sich zur Häuslalm auf 1970 Meter durchzukämpfen. Die FWT Challenger ist eine Plattform, die neue Talente etablieren soll. Gesamt finden neun Wettkämpfe in der Tour statt. Die Challenger-Ranglisten entscheiden über die Qualifikationsplätze für die nächste Saison der FWT Pro.

22.

und 23. Februar 2025

HYROX Open European Championships

Wien wird zum Hotspot für Fitnessbegeisterte aus ganz Europa. Männer und Frauen messen sich in verschiedenen Kategorien (Open, Pro und Doubles). Zu jeder der acht Workout-Stationen müssen 1000 Meter gelaufen werden. Laufen, schwitzen, durchbeißen. Bei HYROX werden Ausdauer und Kraft kombiniert, getestet werden sie in einem standardisierten Format.

Buchtipp Niki – Stories

vom Champion

Herbert Völker bietet in seinem Buch (ecoWing) faszinierende Einblicke in das Leben von Niki Lauda. Die jahrzehntelange Freundschaft der beiden bildet die Grundlage für Geschichten über Laudas Weg in die Formel 1 sowie seine Triumphe und Rückschläge. Authentische Schilderungen und persönliche Anekdoten machen diese Biografie zu einem fesselnden Werk. Ein Muss, nicht nur für Motorsportfans!

Herausgeber

Andreas Kornhofer

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Branden Peters

TV­Star, Politik­Erklärer, Sport­Insider:

Professor Peter Filzmaier analysiert die Welt der Athleten und Rekorde.

Filzmaiers Antithese:

„Skispringen ist jene Wintersportart, die wir am meisten bewundern sollten.“
Hier sind zehn Menschen und Momente, weshalb mir die Sportart so ans Herz gewachsen ist.

2

PETER FILZMAIER

Politikwissenschaftler an den Universitäten

Graz und Krems

– aber auch fachkundiger Sportfan. Kürzlich erschien sein

Buch „Olympia: Die Spiele als Bühne für Sport und Politik“.

Skispringer von Andreas Goldberger bis Stefan Kraft sind extrem populär. Warum nur, warum? Ja eh. Beide sind gnadenlos sympathisch. Trotzdem betreiben sie eine Sportart, die weniger als 0,01 Prozent der Österreicher jemals in ihrem Leben ausüben. Aber genau das führt zu ihrer großen Beliebtheit. Wenn Hobbyskifahrer die Kitzbüheler Streif „bezwingen“, schafen sie das in der Mausefalle nur auf dem Hosenboden. Doch sie überleben. Wer aber auf dem Innsbrucker Bergisel steht und auf die Stadt blickt – prominent zu sehen ist der städtische Friedhof –, fragt sich, wie zum Teufel hier jemand auf Skiern unversehrt hinunterspringen kann. Von der Bad Mitterndorfer Skifugschanze am Kulm mit ihrem 244-Meter-Schanzenrekord gar nicht zu reden. Nicht nur deshalb ist Skispringern der allergrößte Respekt auszusprechen.

1

Allzu lange standen die Springer im Schatten der alpinen Rennläufer. Doch als ich ein Kind war – lange vor dem Internetzeitalter –, gab es zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag einen einzigen Sporthöhepunkt: die deutsch-österreichische Vierschanzentournee. Alle vier Bewerbe wurden live im Fernsehen übertragen. Auf unseren Familienskiurlauben stellte sich die Frage, ob man auf die Piste ging oder sich das anschaute.

Dabei wurde sogar das neutrale Österreich Teil des Kalten Krieges gegen Sportler aus dem Ostblock. Mitte der Siebzigerjahre duellierten sich Willi Pürstl, Karl Schnabl und ein gewisser Anton Innauer nämlich mit den Stars der DDR: Hans-Georg Aschenbach, Jochen Danneberg und Henry Glaß. Dabei wurde der langhaarige und altersbedingt leicht picklige Vorarlberger Innauer zum ersten Liebling der Massen: der „Toni“.

3

Als knapp Achtzehnjähriger war Innauer vor den olympischen Heimspielen 1976 in Innsbruck einem unglaublichen Druck ausgesetzt. Statt mit zwei Goldmedaillen heimzukommen, blieb ihm einmal Silber. War das enttäuschend? Innauers Größe zeigte sich, als er drei Wochen später beim Skifiegen im deutschen Oberstdorf als erster Springer fünfmal die Traumnote 20 erhielt. Und 1980 in Lake Placid holte Innauer auf der Normalschanze seinen Olympiasieg nach. Obwohl er nach Verletzungen nicht mehr zu favorisieren war. Das war sein Landsmann Hubert Neuper.

4

Es ist ein Teil der Faszination Skisprung, dass ab und zu jemand aus dem Niemandsland ins pure Glück hüpft. Der Finne Jouko Törmänen wurde 1980 auf der Großschanze vor Neuper Olympiasieger (und damit auch Weltmeister, was damals noch Usus war), obwohl er in 14 Karrierejahren nur zwei Springen gewann. Für eins davon gab es eine Goldmedaille. Oder wer kennt Rok Benkovič und Rune Velta? Keiner. Beide wurden Skisprungweltmeister, ohne je in einem Weltcupspringen den ersten Platz belegt zu haben.

5

Zurück zu Innauer. Er begeisterte genauso als Trainer und Sportfunktionär. Anfang der Neunzigerjahre erfolgte im Skispringen die Umstellung auf den V-Stil. Damit konnte man viel weiter springen, wie der zuvor unbekannte Schwede Jan Boklöv mit dem Weltcupgesamtsieg 1988/89 bewiesen hatte. Den Österreichern verpasste Innauer eine Stilumstellung. Plötzlich waren „wir“ in breiter Front ganz vorne.

6

Andreas Felder gewann als Innauers Schützling 25 Weltcupspringen, was vor Gregor Schlierenzauers 53 Siegen österreichischer Rekord war. Die Innovationskraft Innauers zeigte sich freilich, als Felder einmal mit dem V-Stil in der Nordischen Kombination Weltcuppunkte holte: weil er nach dem Springen so weit vorne war, dass ihm seine bescheidene Langlaufkraft genügte. Schlierenzauer wiederum hätte den studierten Psychologen Innauer brauchen können, als er seelisch zu kämpfen hatte.

7

Die Meisterleistung Innauers war sowohl sportlich als auch gesundheitlich eine Großtat. Denn man glaubte an eine Physik des Skispringens, dass schneller herunterfällt, wer schwerer ist. Das führte zum Wetthungern. Sven Hannawald etwa gewann alle vier Bewerbe der Vierschanzentournee – und war magersüchtig. Innauer erkannte diese gefährliche Fehlentwicklung. Seinem Engagement ist die Einführung eines Body-Mass-Index für Skispringer zu verdanken. Hungern zahlt sich seitdem weniger aus.

8

Everybody’s Darling unter Österreichs Skispringern war und ist übrigens der „Andi“. Der „Goldi“. Seinem Charme konnte man kaum widerstehen. Goldberger war 1994 der erste, der auf Skiern über 200 Meter fog. Dummerweise befand sich im Auslauf in Planica eine Art Schlagloch, sodass er in den Schnee greifen musste. Zu Goldbergers Pech sprang der Finne Toni Nieminen kurz darauf 203 Meter – und blieb stehen.

9

Stefan Kraft hat 2017 mit 253,5 Metern den aktuellen Skifugweltrekord aufgestellt. Nach Thomas Morgenstern, dem Doppelolympiasieger von 2006 in Turin, ist inzwischen Kraft das Maß aller Skisprungdinge. Er gewinnt seit zehn Jahren konstant im Weltcup. Spätestens als er in Lahti Doppelweltmeister wurde, hat er sich unter die ganz Großen eingereiht.

10

Österreichs Frauen sind über Jahre gerechnet die erfolgreichste Mannschaft der Welt. Was umso mehr zu bewundern ist, weil schneeweiße alte Männer das vermeintlich schwache Geschlecht lange nicht hatten springen lassen wollen. Die heutige Sportwissenschaftlerin Eva Ganster und Daniela Iraschko-Stolz wurden zu Pionierinnen. Heute sind Eva Pinkelnig, Sara Marita Kramer & Co Weltklasse.

Hier geht’s zu „Sport am Wort“, dem VideoPodcast mit Peter Filzmaier und Alina Marzi. Einfach QR-Code scannen.

9 Fragen an

Dominic Thiem

Der ehemalige Tennis-Prof erreichte in der Weltrangliste Platz 3. Hier sein Aufschlag im nächsten Level.

Dein absurdester Traum?

Die Betonung liegt auf absurd: dass mein Lieblingsverein Ecoballers irgendwann in der Champions League spielt.

NEXT STEPS. Der 31-Jährige widmet sich nun seiner Thiem Academy und dem Nachhaltigkeitsprojekt Thiem Energy, einer Erneuerbare-Energie-Plattform.

Deine bisher größte Leistung?

Die US Open. Einen Grand Slam zu gewinnen, war immer mein größter Traum, deshalb bin ich unheimlich stolz, dieses Ziel erreicht zu haben.

Welche deiner Angewohnheiten ist dir peinlich?

Dass meine Hotelzimmer nicht zu den ordentlichsten zählten obwohl sich das in den letzten Jahren gebessert hat.

Eine schöne Kindheitserinnerung?

Unsere gemeinsamen Familienurlaube, speziell im Winter beim Skifahren.

Dein schönster Matchball?

Gegen Sascha (Alexander Zverev; Anm.) bei den US Open 2020, da ist auf einmal extrem viel Last abgefallen.

Einer der schönsten Songs?

„Sarà perché ti amo“ von Ricchi e Poveri – ein Klassiker! Den habe ich oft im Auto mit meinem Team gehört. Hat immer gute Laune gemacht!

Wie sieht dein Leben 2043 aus?

Hoffentlich gesund und glücklich –das ist das Wichtigste. Ich hoffe, dass ich mit meinem Nachhaltigkeitsprojekt „Thiem Energy“ bis vielen Leuten geholfen habe.

Was lernst du von deiner Freundin Lili Paul-Roncalli?

Gelassenheit und trotzdem Zielstrebigkeit. Was ich noch lernen will: so beweglich zu sein wie sie, aber das geht sich in diesem Leben nicht mehr aus.

Dein Guilty Pleasure?

Immer wieder einen lustigen Streich zu spielen, für den dann jemand anderer beschuldigt wird.

Die nächste Ausgabe von THE RED BULLETIN erscheint am 11. März 2025.

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