Organics. The Lifetime Magazine AT 01/20

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KONSTANTIN FILIPPOU, SIENNA MILLER, LEON LÖWENTRAUT, REBEKKA REINHARD, DOMINIC THIEM, VIRGIL ABLOH, LISA PAC PLUS: ROADTRIP IN HOLLYWOOD, LEBENSFREUDE IN PARIS, SEGELN VOR ANTIGUA, DIE ARCHITEKTUR DER SCHWEIZ

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EDITORIAL

WILLKOMMEN AN BORD!

Liebe Leserin, lieber Leser! Wir glauben fest daran, dass in jedem von uns Talente stecken. Und dass unsere Talente so unterschiedlich und mannigfaltig sind wie die Menschen selbst. Wir glauben, dass man Talente spektakulär vor der ganzen Welt entfalten kann. Oder zu Hause, nur für sich, in den eigenen vier Wänden. Jeder von uns wird mit Talenten geboren. Manche entdecken sie sehr früh, manche etwas später. Aber sicher ist: Sie bereichern unser Leben.

EDITORIAL

„Organics. The Lifetime Magazine“ stellt Talente und die dazugehörigen Menschen in den Vordergrund, die uns von ihren „Lifetime Moments“ erzählen. Das können große, singuläre Momente sein, die unser Leben verändern. Oder unscheinbare, ganz alltägliche, die unser Leben ein Stück schöner machen. Die junge Sängerin Lisa Pac lässt uns zum Beispiel wissen, wie sie mit kleinen Tricks ihre Kreativität ankurbelt. Der Skipper Gerald Rainer, wie er in ganz ­besonderen Momenten am Steuer den Geist seiner 94 Jahre alten Segelyacht spürt. Wir lernen den Maler Leon Löwentraut kennen, der seine Talente nicht nur für Ausstellungen, sondern auch für die UNESCO einsetzt. Oder die Stuntwoman Sera Trimble, deren Hollywood-Karriere in einem denkbar alltäglichen Moment begann — auf einem Parkplatz in Seattle.

ABSTRACT AERIAL ART (COVER), DAVID JAFFE

Zwei Talente, die sich gefunden haben: Skipper Gerald Rainer (li.), verfolgt von Fotograf Anders Overgaard vor der Karibikinsel Antigua

Wir wünschen viel Spaß mit der ersten Ausgabe von „Organics. The Lifetime Magazine“! Die Redaktion

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INHALT ADVENTURE+MOTION

RECREATION+ENJOYMENT Der Geist der „Mary Rose“ Skipper Gerald Rainer nimmt uns mit auf sein Vintage-Segelboot 10 Entspannt kreativ Wo sich Sängerin Lisa Pac neue Ideen holt 24 Must-haves Accessoires für genussvolle Momente 28

INHALT

Cocktail „Free Gin Tonic“ von Gin-Experte Christopher Wendler 29

ARTS+PHILOSOPHY König der Farben Wie der Maler Leon Löwentraut die Kunstwelt erobert 32 Mein gutes Leben Die Philosophin Rebekka Reinhard über Lebensglück und Supermärkte 42 Must-haves Sammlerstücke für Kunstfreunde 46 Cocktail „Whiskey Ginger Lime“ von Cocktail-Staatsmeister Dominik Wolf 47

PARTY+EVENTS Pariser Lebensfreude Die aufregende Schwarzweißwelt des Szene-Fotografen Keffer 66 Image-Wandel Wie Sienna Miller um ihre wahre Begabung kämpfte 78 Fashion meets Club Warum sich Mode-Genie Virgil Abloh als DJ austobt 82 Must-haves Elegante Party-Begleiter 88 Cocktail „Limoncello Spritz“ von Cocktail-Profi Filip Kadlec 89

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LIFESTYLE+TRENDS Einfach köstlich Ein kulinarischer Besuch bei Sternekoch Konstantin Filippou 92 Qualität ist Trumpf Der Architektur-Guide zu den spannendsten Bauten der Schweiz 102 Must-haves Retro-Klassiker 108 Cocktail „Easy Viva Mate“ von Cocktail World Champion Mario Hofferer 109

Traumziel Hollywood Wie Stuntfrau Sera Trimble ihr Talent entdeckte 50 Dominic Thiem privat Der Tennis-Held beantwortet 28 persönliche Fragen 58 Must-haves Mit dieser Ausrüstung bestehen wir Abenteuer stilvoll 62 Cocktail „Popcorn Cubata“ von Bar-Chef Philipp Hainke 63

Cover-Artwork Die Drohnen-Kunst der Andrews-Brüder 6 Contributors Die Talente dieser Ausgabe 7 Short Story Lifetime Moment: Autorin Michèle Roten über die Geburt ihres Sohnes 111 Impressum 120 Lifetime Story Paul Newmans legendäre Uhr 122

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CONTRIBUTORS

Unser Cover: Boote am Lac de Saint-Cassien in Frankreich, JP (li.) und Mike Andrews, eine Häuserschlucht aus Drohnen-Perspektive

Cover-Artwork: Ein neuer Blick auf unsere Welt von oben MIT AN BORD

Auf der Front Page jeder Ausgabe feiern wir die Arbeit eines Künstlers. Dieses Mal: die „Abstract Aerial Art“ der Drohnen-Fotografen JP und Mike Andrews. „Gleich beim ersten Mal, als unsere Drohne Bilder zur Erde schickte, waren wir fasziniert von den ästhetischen Möglichkeiten dieser Perspektive“, sagen Mike, 32, und JP Andrews, 34, die Fotografen unseres Coverbildes, über den Beginn ihrer Künstlerkarriere vor drei Jahren. Die Brüder aus England tüfteln seither oft monate­ lang an einer Einstellung, ehe ein ganz ­besonderes Bild entsteht. Für

unser Coverfoto reisten JP und Mike acht Monate lang immer wieder an den Lac de Saint-Cassien westlich von Cannes, ehe sie die perfekte Ausrichtung der Boote einfingen. Ihr Traummotiv für die Zukunft? „Lava“, sagen beide. „Wir wollen unsere Drohne irgend­ wann über einen Vulkan steuern. Das wird schwierig. Deswegen finden wir es interessant.“ abstractaerialart.com

JP und Mike mit einer ihrer beiden Drohnen. Für ihre Shoots nutzen sie wahlweise eine Phantom 4 Pro oder eine Mavic 2 Pro, beide von DJI.

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CONTRIBUTORS

MIT AN BORD

TALENTE DIESER AUSGABE Pablo Amargo Die Illustrationen des vielfach preisgekrönten Spaniers erscheinen u. a. im „New Yorker“ und in der „New York Times“. In dieser Ausgabe zeichnete er die Vignetten unserer Short Story. — Seite 111

Anders Overgaard Der New Yorker fotografierte unsere Segelgeschichte auf Antigua und verfiel dabei komplett dem Charme der historischen Segelyacht „Mary Rose“. — Seite 10

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ABSTRACT AERIAL ART, GETTY IMAGES, PETE THOMPSON, TOM HALLER, MARIO SMOLKA

„Factor 50“ zeigt Strandschirme und deren perfekte Ausrichtung von oben.

MIT AN BORD

PABLO AMARGO

„Skyline“ betiteln JP und Mike dieses Bild, nach der Schattenform des Containerschiffs.

Michèle Roten Die Verfasserin unserer Short Story zählt seit ihrer „Miss Universum“-­Kolumne im Magazin des „Tages-­A nzeigers“ zu den bekanntesten Au­torin­nen der Schweiz. Mittlerweile hat sie mehrere Bücher zum Thema Frausein v ­ erfasst. — Seite 111

Olga Rubio Dalmau Die Fotografin aus Barcelona begann ihre Karriere als Fashion-Model. Heute erscheinen ihre Bilder u. a. in „L’Officiel“ und in der „Cosmopolitan“. Für uns fotografierte sie Sängerin Lisa Pac in Wien. — Seite 24 Peter Lindbergh Der deutsche Fotograf (1944—2019) prägte die Supermodel-Ära der 1990er und machte u. a. die „Vogue“ zum Leitmedium der Modefotografie. Ein Beispiel für seine eindrucks­ vollen Bilder ist das Porträt der ­Philosophin Rebekka Reinhard in dieser Ausgabe. — Seite 42

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RECREATION+ENJOYMENT

ALAMY

Die Insel Antigua, knapp 500 Kilometer südöstlich von ­Puerto Rico, gilt als Perle der Karibik. Hier verfeinert der Österreicher Gerald Rainer sein besonderes Talent. Auf den nächsten Seiten begleiten wir ihn dabei.

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SEGELN VOR ANTIGUA

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DIE MAGIE der Befreiung Sie ist die Stradivari der klassischen Segelyachten. Er ist ein Tsunami-Über­lebender. Gemeinsam kreuzen sie durch die Wellen der Karibik, und dann erzählt sie ihm Geheimnisse aus einer Zeit, in der man Schiffe noch baute, um ihnen ihren Lauf zu lassen. Von Alexander Macheck (Text) und Anders Overgaard (Fotos)

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KRAFT UND ELEGANZ: EIN BILD VON EINEM SCHIFF Die „Mary Rose“, der letzte Schoner des legendären Yachtkonstrukteurs Nathanael G. Herreshoff, pflügt seit 94 Jahren mit ungebrochener Kraft durch die Wellen des Atlantiks.


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s gibt Fragen, die beantworten sich von selbst — etwa die nach der Wahl von Gerald Rainers Segelstammrevier an diesem Sonntag im Februar: Ein strahlend blauer Himmel spannt sich über tief türkis­ farbenes Wasser, das zum offenen Meer hin in ein sattes Blau ausläuft. Die Luft hat 30 Grad Celsius und wird moderat durchweht vom Pas­ sat, der mit 26 Stundenkilometern aus Ostsüd­ ost über die Segel der „Mary Rose“ streicht und den 29 Tonnen schweren Zweimaster mühelos durch die Wellen vor der Südspitze Antiguas in der Karibik zieht. Die Karibik ist ein Paradies für Segler. Und Antigua ist ihre Perle. Gerald Rainer steht rechts hinter dem Steuerrad und meditiert, so wie das Seeleute seit Jahrhunderten tun: Sein Blick wandert im Kreis — von den Segeln über das Meer, den Windanzeiger, den Geschwindigkeitsmesser, den Kompass, die Tiefenanzeige und wieder zurück und weiter im Kreis. Seit Stunden geht das so, im stetigen Rhythmus der atlantischen

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Welle, die das Schiff und den Segler langsam hebt und senkt und hebt und senkt, bis der Mann und das Boot eins sind mit der Natur. Ab und zu korrigiert der Österreicher den Kurs, mit zwei Fingern nur, ohne Druck auf das Steuerrad, es wirkt eher wie ein Angebot oder eine höfliche Frage an das Boot, denn die „Mary Rose“ ist ein Schoner aus dem Jahr 1926 — einer Zeit, in der man Segelyachten nicht ­baute, um ihnen einen menschlichen Willen aufzuzwingen, sondern um sie freizulassen. „‚Mary Rose‘ hat Charakter“, unterbricht Gerald Rainer sein Schweigen am Ruder. „Sie ist gerad­ linig, zielstrebig und lässt sich nicht manipu­ lieren.“ Sein Blick geht nach vorn. Neben dem Bug bricht eine Welle mit karibischer Non­ chalance. „Dafür verzeiht ‚Mary Rose‘ die ­meisten Fehler und korrigiert sie großzügig.“

Auf einmal galoppiert sie davon Gerald Rainer brauchte Jahre, um dieses Schiff zu Siegen bei Regatten zu führen. Fünfzehn Jahre segelt er nun schon mit der „Mary Rose“, „oder sie mit mir, wer weiß?“. Fünfzehn Jahre ORGANICS 01.20

DAVID JAFFE (DROHNENFOTOS)

Heimathafen in der Karibik: die „Mary Rose“ nach dem Auslaufen vor Antigua


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EIN MANN, SEIN SCHIFF UND DIE GRENZENLOSIGKEIT DES MEERES Gerald Rainer, 68, und „Mary Rose“, 94, ein Dreamteam in der Karibik: „Ich segle mit ihr seit fünfzehn Jahren – oder sie mit mir, wer weiß?“ Fünfzehn Jahre des gegenseitigen Erforschens, gekrönt von Momenten magischen Gelingens.

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UND PLÖTZLICH PASSIERT ETWAS AN BORD, was noch nie geschehen ist.

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des Erforschens, des Scheiterns und des oft überraschenden Gelingens in Momenten, in denen plötzlich etwas passiert, was bis dahin noch nie geschehen ist. Diese Augenblicke sind magisch. In ihnen zeigt sich jedes Mal eine wohl­kal­kulierte Absicht des legendären Schiffs­ent­wer­fers und -bauers Nathanael Greene Herreshoff — eine von vielen Eigenheiten, die vor Generationen in Vergessenheit gerieten und nun von Gerald Rainer wiederentdeckt werden. So wie die, dass die „Mary Rose“ am schnellsten ist, wenn Gerald Rainer das Steuerruder nicht exakt auf Kurs ausrichtet, sondern ganz leicht angewinkelt. „Du musst das Steuerrad sozusagen auf fünf nach zwölf Uhr drehen“, sagt er, „da entsteht ein Wirbel hinten am Schiff, und ‚Mary Rose‘ galoppiert davon wie ein Araberhengst.“ Oder das Boot so schräg in die Wellen zu segeln, dass das Wasser seitlich über die Deckskante zu fließen beginnt. Auf anderen Schiffen würde das Panik auslösen. Doch auf der „Mary Rose“ stellt sich etwas völlig Unerwartetes ein: Die Seitenkante schneidet wie eine scharfe Klinge in die Wellen und hält das Boot mit ungeahnter Stabilität und Geschwindigkeit auf ­Linie. Mehr noch: Die „Mary Rose“ lässt sich auf diese Weise auch wesentlich steiler gegen den Wind segeln. Bei Regatten ist das ein beträcht­ licher Vorteil.

Pfeifen ist verboten auf dem Boot So gewinnt Gerald Rainer nicht nur Rennen, sondern zum Beispiel auch Stabilität, wo In­ stabilität zu befürchten war. So verwandelt sich die Angst vor dem Kentern plötzlich in ein Gefühl tiefer Sicherheit. Verborgene Eigenschaften wie diese fand und findet der Skipper viele auf seinem Boot, weil er bereit ist, „darauf zu hören, was ‚Mary Rose‘ sagt“. Von Anfang an sei das so gewesen, erinnert sich Gerald Rainer. „Schon bei der ersten Ausfahrt entstand ein innerer Dialog mit diesem Schiff. Ich hoffe, das klingt nicht zu esoterisch.“

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SAILOR’S PARADISE Die Luft hat 30 Grad Celsius und wird moderat durchweht vom Passat, der mit 26 Stunden­kilo­ metern aus Ostsüdost über die Segel der „Mary Rose“ streicht.

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Nun, richtige Seeleute sind abergläubisch, pfeifen nicht an Bord (bringt Sturm), kratzen nicht am Mast (lockt den Klabautermann an), schütten den ersten Schluck aus der Pulle stets über Bord (besänftigt Neptun) und wissen, dass Schiffe eine Seele haben, die mit den Jahren immer lauter spricht. So begab es sich etwa im November 2010 – die „Mary Rose“ hatte damals schon 84 Jahre in den Spanten und lag damals noch vor Bristol, Rhode Island –, dass sie bei üblem Wetter von ihrem Liegeplatz ausbrach und führerlos durch die Bucht auf das felsige Ufer zutrieb, als sie plötzlich ohne jedes menschliche Zutun eine elegante 90-Grad-Wende fuhr, um exakt in der Mitte zwischen zwei scharfkantigen Felsen hindurchzuschippern und ganz sanft auf der einzigen Sandbank weit und breit zu stranden. Dort lag sie dann, ebenso sicher wie gänzlich unbeschädigt — und starrte mit dem Bug auf wessen Haus? Auf das des verstorbenen Nathanael Greene Herreshoff, ihres Schöpfers. Genau auf jenes Gebäude, in dem sie erdacht, geplant und zusammengebaut worden war. An Land mag man über solche Geschichten milde lächeln. Auf See hingegen gilt so etwas als Beleg sagenhafter Qualitäten — wie auch die Umstände, die dazu führten, dass Gerald Rainer und „Mary Rose“ zusammenfanden.

„BITTE NICHT AM MAST KRATZEN. Sonst kommt der Klabautermann!“ Bruno Kreisky war beeindruckt Gerald Rainer wuchs am Traunsee im ober­ österreichischen Salzkammergut auf und hatte schon in seiner Kindheit zum Segeln gefunden. Zunächst heimlich, gegen das Verbot der El­tern, die sich sorgten, dass dem Buben etwas zustoßen könnte. „Offiziell war ich bei einem Freund lernen“, erzählt er, „in Wahrheit war ich jede freie Minute auf dem Wasser.“ Lachend fügt er hinzu: „Sie können sich vorstellen, wie meine schulischen Leistungen ausgesehen haben.“ Aber am Ende ist doch etwas geworden aus ihm. Rainer studierte Jus, absolvierte eine diplomatische Ausbildung, erdachte ein Kon-

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zept zum Thema Ökologie und Ökonomie, das dem damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky so imponierte, dass er ihn beauftragte, den ersten Ökofonds der Republik unter der Patronanz des Umweltministeriums zu gründen und zu managen, später wechselte Gerald Rainer in die Finanzwirtschaft. Er arbeitet bis heute als Berater überdurchschnittlich vermögender Menschen. Ein solcher, wenn auch kein Kunde Gerald Rainers war der Vorbesitzer der „Mary Rose“ — ein New Yorker Anwalt. Er hatte sich gleich zwei klassische Segelyachten gekauft und mit deren Restaurierung die finanzielle Leidens­ fähigkeit seiner Familie ein wenig überspannt. Da die Ehefrau des Anwalts, eine leidenschaft­ liche Bridge-Spielerin, auf eine entsprechende Anzahl von Spieltischen und die damit ver­bun­ denen Ausmaße des Salons ­bestand, trennte sich der Advokat von der kleineren der beiden Yachten. So kam es, dass der „nur“ 26 Meter lange Zweimaster „Mary Rose“ im Schaufenster eines Yachtbrokers in Maine aufkreuzte. Preis, wie üblich, „auf Anfrage“.

„Mister America’s Cup“ vermittelt „Die wär doch was für dich“, meinte Dennis Conner. Conner ist als vierfacher Gewinner des America’s Cup, des nach einhelliger Meinung bedeutendsten Segelwettbewerbs, nicht nur ein Schiffsexperte, sondern wusste auch um die Liebe seines Freundes Gerald Rainer für historische Yachten. „Mary Rose“, der letzte Schoner aus der Feder von Nathanael Greene Herreshoff. Kein Mensch hat so viele America’s-­ Cup-Siegeryachten entworfen wie dieser Mann. Nathanael Greene Herreshoff ist eine ­Legende. Und die „Mary Rose“ sein Vermächtnis. „Die ‚Mary Rose‘ ist die Stradivari der ­k lassischen Segelyachten“, sagt Gerald Rainer. 24 unterschiedliche Holzsorten sind in ihr ­verbaut, wegen ihrer unterschiedlichen Eigenschaften an ganz bestimmten Stellen eingesetzt. Allein die beiden Masten — der hintere, höhere misst 27 Meter — sind Beispiele hoher Schiffsbaukunst. Zu Beginn mit versetzten Holzlatten zu einem langen Quader verleimt, werden ihre Ecken der Länge nach so oft beschnitten, dass nach und nach aus den 4 Kanten 8, dann 16, 32 und 64 Ecken werden, bis am Ende die Anzahl der Ecken so hoch ist, dass der Mast perfekt rund geschliffen werden kann. ORGANICS 01.20


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„DIE STRADIVARI DER MEERE. 24 Holzsorten sind in der ‚Mary Rose‘ verbaut.“

PLAYMATE 1957 In den 1950er-Jahren war „Playboy“-­ Herausgeber Hugh Hefner Eigner der „Mary Rose“. 1957 diente das Schiff als Kulisse für ein Fotoshooting und zierte das Cover der Juli-Ausgabe.

MIT MUSEUM, MASSACHUSETTS

Die „Mary Rose“ auf Siegeskurs bei der Annual Regatta des New York Yacht Club 1927.

Eine originale 1-Dollar-Münze aus dem Jahr 1926 ist bis zum heutigen Tag im Fuß des hinteren Masts der „Mary Rose“ eingelassen. Das besänftigt den Gott der Meere.

EIN STÜCK GESCHICHTE Diese Plakette zeigt: Die „Mary Rose“ stammt aus der Feder des legendären „America’s Cup“-Designers Nathanael Greene Herreshoff. Am 5. August 1925 wurde ihr Bau beauftragt. Anfang 1926 wurde sie in Bristol zu Wasser gelassen.

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GLÜCKSBRINGER


SEGELN VOR ANTIGUA STEUERN WIE EIN GENTLEMAN Gerald Rainer lenkt das Boot ohne Druck, seine Handgriffe haben den Charakter eines Angebots.

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„‚MARY ROSE‘ HAT CHARAKTER. Sie ist geradlinig, zielstrebig und lässt sich nicht manipulieren.“ ORGANICS 01.20

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MINDESTENS FÃœNF SEGLER braucht das Schiff zum Cruisen. Bei einer Regatta arbeiten 24 Mann an Bord.


EINE LEGENDE UNTER SEGELN Die „Mary Rose“ ist 26 Meter lang, knapp viereinhalb Meter breit und hat unter Vollzeug 237 Quadratmeter Segelfläche. Von der Minimalbesatzung (fünf Segler) versteckt sich hier im Bild einer hinter dem vorderen Mast.

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Mit müheloser Eleganz zieht der Wind das 29 Tonnen schwere Schiff durch das tiefe Blau der See.

Alle Hände an Deck. Das Boot hat seine Arbeit getan. Die Segel werden aufgetucht.

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ER ÜBERLEBTE DIE KATASTROPHE — an den Stamm einer Palme geklammert.

Eine Nacht veränderte sein Leben Was der Verkäufer zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Der Österreicher wusste nicht einmal etwas von der Existenz von Gegenangeboten, sein Anwalt hatte vergeblich versucht, ihn tele­ fonisch zu erreichen. Gerald Rainer war näm­ lich in jenen Tsunami geraten, der in der Nacht zum 26. Dezember 2004 nicht nur über die Küste Thailands hereinbrach, sondern auch die Malediven überflutete. Rainer überlebte die Katastrophe als einer von ganz wenigen Menschen — an den Stamm einer Palme ge­ klammert, ohne Handy, ohne Dokumente, mit nichts außer den Kleidern, die er am Leib trug. So kamen Gerald Rainer und die „Mary Rose“ zusammen. Der Kaufpreis? Darüber will der Segler ­„lieber nicht“ reden. Auch die Bezeichnung „Besitzer“ lehnt er ab. „Die ‚Mary Rose‘ hatte schon viele Eigner und wird nach mir hoffent­ ORGANICS 01.20

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„Ehrlich gesagt“, erzählt Gerald Rainer, „hatte ich meine Zweifel, dass ich mir das Schiff leisten kann.“ Aber, so erinnert sich der leiden­ schaftliche Segler an seine Kindheit, „meine Mutter hat immer zu mir ­gesagt, wenn du dir etwas wirklich vorstellen kannst, dann kannst du es auch erreichen“. Also ließ er dem Besitzer der „Mary Rose“ über seinen Anwalt ein „aus meiner Sicht in seiner Höhe vermutlich lächer­ liches Kaufangebot“ ­zukommen und verab­ schiedete sich zu einem Tauchurlaub auf die Malediven. Als die Verhandlungen in die heiße Phase kamen, musste der New Yorker Anwalt ver­ blüfft zur Kenntnis nehmen, dass er es offen­ bar mit einem außerordentlich kaltblütigen Gegenüber zu tun hatte. Über Gerald Rainers Anwalt machte er ihm eine Menge Gegen­ angebote, aber der Interessent reagierte auf absolut keines von ihnen. Weil die Zeit — auch aus steuerlichen Gründen — drängte, wechselte die „Mary Rose“ ihren Besitzer schließlich zu den Konditionen, die Gerald Rainer ursprüng­ lich vorgeschlagen hatte.

Der Abend senkt sich über die Insel – Zeit für das Captain’s Dinner.

lich noch viele haben“, sagt er. „Sie ist ein Stück Seefahrtsgeschichte. Und ich habe die Ehre, sie eine Zeitlang zu begleiten und dafür zu sorgen, dass es ihr gut geht.“ „Caretaker“ nennt man das. Und diese Pflicht hat es bei einer klassischen Holzyacht in sich. Rainer beschäftigt einen Kapitän und dessen Frau, die sein Boot permanent in Schuss halten und die Reparaturen koordinieren. Alle Arbeiten werden gemäß den originalen Kons­truktionsvorgaben von 1926 erledigt. ­A llein in der jüngsten Restaurierung stecken nicht weniger als 10.000 Arbeitsstunden. Was man davon hat? Antworten über sich, das Meer, die Natur und die Welt. Denn es gibt Fragen, die be­ antworten sich nicht von selbst und schon gar nicht bei der ersten Begegnung. Für die brauchst du Zeit und auch das Talent, den Dingen ihren Lauf zu lassen, damit sie in jener Schönheit erblühen, von der du nicht wusstest, dass sie genau hier für dich bereits existiert. Das Logbuch der „Mary Rose“ (deutsch und englisch): mary-rose.us

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„ Mein Tipp: Tu dir keinen Zwang an“

Wer kreativ sein will, muss lockerlassen können. Das weiß auch Sängerin Lisa Pac, die ganz entspannt damit umgeht, wenn ihr einmal nichts einfällt. Denn: Sie hat ein paar Tricks parat, die ihre Gedanken wieder in Schwung bringen. Von Sabrina Luttenberger (Text) und Olga Rubio Dalmau (Fotos)

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LISA PAC

isa Pac ist selbst eine echte Inspiration. Sie war fünf Jahre alt, als sie Klavier zu spielen begann. Mit dreizehn konnte sie schon ein Lied davon singen. Also ein eigenes. Und mit achtzehn wollte sie es dann wirklich wissen: nämlich wie das mit dem Musikmachen genau funktioniert. Sie ist ins Popmusikmekka London gezogen, um am Institute of Contemporary Music Performance Songwriting zu studieren. Seit ein paar Jahren lebt Lisa wieder in Wien, wo man sie wahrscheinlich bei ihr zu Hause im Studio findet. Und sonst eben in den österreichischen Charts. Mit „Helium“, das wochenlang auf Platz eins war, und „Cool“ hat sie in letzter Zeit gleich zwei Singles herausgebracht, die ganz schön viele Verehrer haben. Wenn’s läuft, dann läuft’s. Lisa kennt aber auch das Gegenteil: wenn die Musik woanders spielt. Und man sich fühlt, als hätte man nichts mehr zu sagen oder zu schreiben. Von wegen einfallsreich, arm dran ist man dann als Kreativer ohne Ideen. Das ist ja das Blöde an den Geistesblitzen: dass sie sich nicht planen lassen. Der 27-jährigen Sängerin geht es da nicht anders. „Wenn ich mir vornehme, kreativ zu sein, bin ich ganz sicher

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am wenigsten kreativ“, sagt sie. Als Künstlerin hat sie allerdings ein paar Kunstgriffe parat und einen todsicheren Tipp in petto: nicht verkrampft an die Sache rangehen, einfach entspannt bleiben. Und so klappt es dann mit der Kreativität auf Knopfdruck.

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Hör auf die Pioniere

„Was mir immer hilft: ganz viel Musik hören! Vor allem Musik, die jetzt gerade vielleicht neu klingt und noch nicht so kommerziell ist, weil sie ihrer Zeit voraus ist. Sei offen für neue Sounds, damit sich das Ohr an andere Melodien gewöhnt. Vor ein paar Jahren hab ich den US-Sänger Cautious Clay g­ ehört und mir gedacht: Boah, das ist so weird, ein ­völlig neuer Sound (Clay vereint etwa Hip-Hop und Flöten-Soli; Anm.), und jetzt ist es irgendwie ganz normal. Ich liebe auch die erste EP von Raye (R&B- und Pop-Sängerin aus England; Anm.). Der Song ‚Distraction‘ motiviert mich immer. Eigentlich ist es eine Story darüber, wie sie über einen Typen hinwegkommt. Aber ich find das voll cool, wie sie das in eine Geschich­te verpackt, die auch erzählt, wie sie aufgewachsen ist. Also: Musik hören, wenn das Song­ writing- und Kreativ-Level mal low ist.“ ORGANICS 01.20


Lisa Pac, 27, Wiener Sängerin mit SongwritingAusbildung in London: „Die beste Inspiration ist ein erfülltes Leben.“


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„Wie Édith Piaf ihre Liebe in Metaphern verpackt hat, inspiriert mich bis heute.“

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Denk an die „Drake“-Situation

„Wenn ich absolut keine Inspiration hab, versuch ich wirklich, mich trotzdem hinzusetzen, weil ich fest davon überzeugt bin, dass Songwriting ein Job ist. Also stell dir vor, du sitzt mit einem Superstar wie Drake im Studio und sagst: ‚Heute fühle ich mich nicht so gut.‘ Das geht einfach nicht. Darum versuch ich schon, mich auch mal zu zwingen. Nach dem Motto: ‚So, du hast jetzt drei Stunden Zeit, schreib was!‘“

LISA PAC

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Verändere die Perspektive

„Wenn ich länger im Studio sitze, muss ich mich auch dran erinnern, dass ich rausgehe — und die Geschichten lebe, über die ich schreiben möchte. Die beste Inspiration kommt von den eigenen Erfahrungen. Wenn ich meine eigenen Lyrics anschaue, ist das wie Tagebuchlesen. Ich hab auch gemerkt, in der Zeit, in der ich viel gereist bin oder auch in London war, sind vom Stil her ganz andere Songs entstanden als in den letzten paar Jahren, wo ich auf dem gleichen Fleck war. Darum würd ich irrsinnig gern mehr reisen, mehr erleben, mehr sehen, neue Kulturen kennenlernen. Weil sich einfach auch dein Style ­verändert und der Perspektivenwechsel dir einen Grund gibt, zu schreiben. Also viel, viel reisen ist eine gute Idee, wenn du mal ein bisschen einfallslos bist.“

„Es gibt Düfte, die Kreativität anregen. Bei mir riecht es nach Rosmarin oder Limette.“ 26

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Lies nach bei Édith Piaf

„Marcel Cerdan und Édith Piaf (er ein französischer Boxweltmeister, sie eine der berühmtesten französischen Sängerinnen; Anm.) waren ja ein Paar. Und die haben sich irrsinnig viele Liebesbriefe hinund hergeschrieben. Aber das waren keine ‚Hey Schatz, was machst Du? Ich bin in Paris, ich liebe Dich, ich vermisse Dich‘-Briefe, sondern das war Poesie. Wunderbar! Ich hab mir das Buch gekauft, als ich zwanzig war, und das war für mich jahrelang — und ist es auch jetzt noch, wenn mir Inspiration fehlt — so unglaublich zu lesen, in welcher Art das geschrieben wurde. Wie sie ­einfach die Liebe zu- und Lust aufeinander in Metaphern verpackt haben, das ist beeindruckend. Das ist so schön, um einfach kurz einmal abzudriften. Es ist eine heile, perfekte, schöne Welt — obwohl Cerdan eine Frau in Amerika hatte.“


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STYLING : ALI RABBANI, COIFFURE/MAQUILLAGE : SANDRA LANDWERTH PONCHO : COS, SWEAT À CAPUCHE : ESPRIT, CHAUSSURES : CONVERSE VIA HUMANIC

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Nutze die Ruhe der Nacht

„Es gibt nichts Schlimmeres als ein Studio, das dieses ganz grelle Parkhauslicht hat. Deswegen ist bei mir im Studio alles ganz warm. Die Wände hab ich mit Absorbern verdunkelt, ich brauch unbedingt warmes, also gelbes und oranges Licht, kein blaues oder rotes. Bitte einfach nur schönes Licht, das ist sehr wichtig. Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber mit grellem Licht kann ich einfach keinen Song schreiben. Licht ist so wichtig, weil ich mich erst so ab 16 Uhr kreativ fühle und zu 100 Prozent da bin. Ich glaub, der kreativste Zeitpunkt für jeden Künstler ist in der Nacht. Ich weiß nicht, warum. Vielleicht, weil dann alles ein bisschen ruhiger wird.“

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„Bei mir im Studio gibt’s eine sehr bequeme Couch, einen warmen Teppich und den Tisch beim Fenster, der ganz wichtig ist zum Lyrics-Schreiben, weil ich dabei rausschauen und Leute beobachten kann. Es ist eigentlich sehr gemütlich eingerichtet, und ich zünde mir dann sehr viele Kerzen an. Es muss einfach immer gut riechen, nach Rosmarin, Limette und Lemongrass. Das sind nämlich die drei Düfte, die die Kreativität anregen. Ja, wirklich, ich hab das im Internet recherchiert. Mein Studio ist ehrlich gesagt das besser eingerichtete Wohnzimmer. Also mein Wohnzimmer zu Hause schaut richtig grauslich aus. Im Sommer pack ich übrigens mein ganzes Studio-Equipment ein und fahr zu meinen Eltern aufs Land. Dort nehm ich mir dann vor, zwei, drei Wochen kreativ zu sein, da bin ich auch nicht abgelenkt. Und genau das ist der Zeitpunkt, wo einfach nichts passiert. Also wirklich gar nichts. Ich möchte kreativ sein, und dann entsteht vielleicht ein Song. ­Unglaublich frustrierend! Kaum fahr ich dann zurück nach Wien in die Wohnung, wo es heiß und ungemütlich ist, geht’s wieder. Vielleicht ist es daheim doch zu sehr Urlaub im Hotel Mama.“

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Ziele fest im Blick: Pac komponierte ihre ersten Songs als Teenager und toppte mit „Helium“ die Charts.

Schaff dir eine Kreativ-Oase

Lisa Pac live erleben: facebook.com/lisapacmusic

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RECREATION+ENJOYMENT

Retro-Mixtape. Per Knopfdruck zur eigenen Scheibe: Der „Home Vinyl Recorder“ von Phonocut produziert (Qualitäts-)Schallplatten ganz easy daheim. Ab Dezember um € 1999,— via phonocut.com

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Logo? Logo! Kuschelig weich und sommerlich leicht: Das Modal-Tuch „Anza“ mit Logoprint von AlphaTauri ist der perfekte Begleiter für jede Gelegenheit. Um € 69,90. alphatauri.com

AUSZEIT, BITTE

Entspannte Momente verlangen höchste Qualität.

Reise im Kopf. Frische, florale Noten verbindet „Fleur de Portofino“ EdP mit spritzigem Zitrusduft, kalabrischer Bergamotte und Akazienhonig. Von Tom Ford. Um € 208,—, etwa über douglas.at

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Think inside the box. Louis Vuitton hat die weltweit wohl exklusivste Sneaker-Box auf den Markt gebracht: aus Leder mit Monogram-Eclipse-Muster und — falls man mehr als eine „Schuhschachtel“ besitzt — stapelbar. Preis auf Anfrage. louisvuitton.com

Bitte zu Tisch. Tiffany & Co. macht aus Alltagsgegenständen Luxusgüter, wie bei seinen Tischtennischlägern: der Belag aus Leder, das Holz von der amerikanischen Walnuss und die Plakette aus Sterlingsilber. Im Set mit drei Bällen. Um € 860,—. tiffany.at

Eine für alle. Die erste Gender-FluidKollektion von Equipment ist nicht nur urban, luxuriös und lässig, sondern auch für sie, ihn und everything in between. Baumwollhose um € 335,—. equipmentfr.com

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COCKTAIL

BAZOOKA CREATIVE X STUDIO

MARIELLA REITHOFFER

CLAUDIA MEITERT

WERBUNG

G & T MIT FRISCHEM TWIST

Christopher Wendler serviert uns seine Version des klassischen Gin Tonic — ganz ohne Alkohol. ORGANICS 01.20

Der steirische Gin-Experte mit jahrelanger Gastro(zuletzt „el Gaucho“) und Bar-Erfahrung greift mit seinem „Free Gin Tonic“ den Trend des Sober Curious auf — also des alkoholfreien Genießens von Longdrinks —, der vor allem bei den Twens immer beliebter wird.

FREE GIN TONIC ZUTATEN Eiswürfel 4 cl Rick Gin Free (alkoholfreier Gin) ORGANICS by Red Bull Tonic Water Limette oder Zitrone

ZUBEREITUNG Würfeleis in ein High-Tumbler-Glas geben, den Gin einfüllen und mit ORGANICS by Red Bull Tonic Water auffüllen. Je nach Geschmack mit ­Zitronen- oder ­Limettenscheibe verfeinern.

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ARTS+PHILOSOPHY

Meister der Gelassenheit

ERICH LESSING/PICTUREDESK.COM

Epikur (geboren um 341 v. Chr. auf Samos) gilt als „Philosoph der Freude“. Warum sein Denken heute wichtiger ist denn je, erfahren wir ab Seite 42.

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LEON LÖWENTRAUT

Leon KING

STYLING: MARCEL GRAUL, HAIR/MAKE UP: SANDRA BRAMMER, POST PRODUCTION: PRETTYONPOINT.DE

Der 22-jährige Maler Leon Löwentraut liebt Picasso, malt für die UNESCO und gilt als Shootingstar der deutschen Kunst. Was steckt hinter seinem Erfolg? Ein Atelierbesuch. Von Louise Hennings (Text) und Michael Gueth (Fotos)

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DIE KUNSTWELT IM BLICK Leon Löwentraut malt ­ erzeit am liebsten mit d „explosiven, grellen und leuchtenden Farben“.


LEON LÖWENTRAUT

ARTS+PHILOSOPHY

MIT STEFAN RAAB MALTE LÖWENTRAUT IM FERNSEHEN. Was folgte, kann man getrost als Hype bezeichnen. 34

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ADRIAN BEDOY

Früh berühmt: der junge Löwentraut bei einem Fotoshooting im Jahr 2016


ARTS+PHILOSOPHY

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Mit 12 verkaufte er erste Bilder Leon Löwentraut ist ein Phänomen: Seit er sieben Jahre alt ist, malt er. Nicht wie andere Kinder auf Papier, diese gekritzelten Werke, die die ­stolzen Eltern dann am heimischen Kühlschrank ausstellen. Löwentraut malt seit mittlerweile zehn Jahren auf Leinwänden. „Mit jeder ZeichORGANICS 01.20

Farb- und ausdrucksstark: „Beauty Mark“ (142 × 173 cm) ist ein typischer Löwentraut. Auf der nächsten Doppelseite betrachten wir das Gemälde im Detail.

nung und mit jedem Bild, das ich ­gemacht habe, merkte ich, dass in Kunst so viel mehr drinsteckt.“ Beim ersten verkauften Bild — genau genommen waren es sieben Bilder — war er zwölf Jahre alt, Käufer war, für 150 Euro, der Besitzer einer ört­ lichen Pizzeria. Bald folgten die ersten Ausstellungen, er trat in der Fernsehshow von Stefan Raab auf ProSieben auf und malte mit dem Moderator ein Bild. Was folgte, kann man getrost als Hype bezeichnen. Immer mehr Medien ­berichteten über ihn, das „Wunderkind“, die Leute begannen, sich um seine Gemälde mit Titeln wie „Here I Am“ und „Welcome to Ibiza“ zu ­reißen. Sie erinnern oft an die Arbeiten von Jean-Michel Basquiat, den ersten afroamerikanischen Künstler, der sich in der bis dahin von Weißen ­dominierten Kunstwelt durchgesetzt hat und zu einem echten Star wurde.

Er starb 1988, zehn Jahre bevor Leon Löwentraut geboren wurde. Am Ende der elften Klasse verließ Löwentraut die Schule, um sich ganz auf die Malerei zu konzentrieren. ­Seine Eltern unterstützten ihn dabei stets, wie er versichert. Allein im Jahr 2019 fanden Ausstellungen seiner ­Arbeiten unter anderem im Puschkin-­ Museum Sankt Petersburg, in Düsseldorf, Kopenhagen und auf Ibiza statt. Außerdem präsentierte der Palazzo Medici Riccardi in Florenz seinen ­Gemäldezyklus „#Art4GlobalGoals“. ­Löwentraut, damals 21, war damit der jüngste Künstler, den der Palazzo — Baubeginn 1444 — je ausstellte, der Bilderzyklus sticht zudem aufgrund seiner politischen Aussage aus Löwentrauts Gesamtwerk hervor. Aber dazu später mehr. Wer wissen will, wie Löwentraut lebt, kann dem Künstler jederzeit auf Instagram folgen. Sein Feed ist

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LEON LÖWENTRAUT

eon Löwentraut ist nicht schüchtern. Mit fester, lauter Stimme führt der 22-Jährige — hellblonde Haare, schwarze Kapuzenjacke, Skinny Jeans, pastellfarbene Nike-Sneakers — durch sein Atelier. Löwentrauts lichtdurchfluteter ­A rbeitsraum misst 350 Quadrat­ meter und steht auf dem Grundstück, das er zusammen mit seinen Eltern ­bewohnt. Hier, rund 15 Minuten ­außerhalb von Mönchengladbach, ent­stehen seine Werke — fast immer nachts, wenn er bei lauter Hip-Hop-, Klassik- oder Soulmusik bis in die frühen Morgenstunden malt. Auf dem grauen, mit Farbspritzern gesprenkelten Teppichboden stehen zahlreiche großformatige Werke in unterschiedlichen Stadien der Vollendung. Vor kurzem hat er die Rakeltechnik für sich entdeckt, bei der die Farbe mit einem Abstreifholz in breiten Strichen auf der Leinwand aufgetragen wird. Seine Motive sind meist Masken und Gesichter, Kreise und Bögen in kräftigen, oft ­direkt aus der Tube aufgetragenen Acrylfarben: Grasgrün, Rot, Weiß, Pink und Gold. „Derzeit vermähle ich gerne explosive, grelle und leuchtende Farben“, sagt Löwentraut.


ZOOM INS KUNSTWERK Löwentrauts Lieblingsbild „Beauty Mark“ in ­der Nahaufnahme

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PINSEL STATT KRALLEN Künstler Löwentraut in der Pose des Marvel-Comic-Helden Wolverine

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Löwentraut-Gemälde „L & L“ (li.) und „Häuptling“: Für neue Arbeiten des 22-Jährigen existiert mittlerweile eine lange Warteliste.

Karriere als Charakterschule War es anfangs vor allem Löwentrauts Alter, das Aufsehen erregte, sind es mittlerweile seine internationalen Ausstellungen, Kooperationen oder die Sammler aus aller Welt. ­Mitte Februar nahm Löwentraut zum dritten Mal mit einer One-ArtistShow an der Kunstmesse Art Karlsruhe teil, wo alle mitgebrachten ­A rbeiten bereits am Preview-Tag ­verkauft waren. Löwentrauts Bilder kosten heute fünfstellige Summen, daneben gibt es immer wieder auch Editionen, also kleine gedruckte Auflagen seiner Arbeiten. Betreut wird Löwentraut in Deutschland vom Düsseldorfer Galeristen Dirk Geuer, der auch mit Künstlern wie David LaChapelle, ­Julian Schnabel oder Hermann Nitsch arbeitet. Aus dem einstigen Nachwuchstalent ist ein global tätiger ORGANICS 01.20

Künstler geworden, der bei seiner Karriereplanung auf seinen engsten Freundeskreis und seine Familie ­vertraut, wie er im Gespräch verrät. Das Amt des Managers hat sein Vater Jörg inne, ein Geschäftsmann. Er serviert beim I­ nterview Kaffee und Sandwiches. Mutter Heike, ­ursprünglich Kranken­schwester, kümmert sich um die Buchhaltung.

AUS DEM TALENT ist

ein global tätiger Künstler geworden. Als Leon Löwentraut vierzehn Jahre alt war, geriet die Familie in finan­zi­ elle Schwierigkeiten und verlor das Haus. Damals nahm sich Löwentraut vor, nie wieder in so eine hilflose ­Situation zu geraten. Von Meerbusch in Nordrhein-Westfalen, wo sie früher ein Haus bewohnten, in dessen Souterrain sich auch Leons 50-Quadratmeter-Atelier befand, sind die Löwen-

trauts vor gut anderthalb Jahren in das neue, größere ­A nwesen gezogen. Das ausgedehnte Atelier sei eine ­Investition in die Z ­ ukunft, sagt Leon Löwentraut. Löwentrauts Kunst kreiert fast ­immer starke Emotionen. Seine Fans und Liebhaber reißen ihm jede Leinwand aus den Händen. In einem 2018 im „Spiegel“ erschienenen Porträt heißt es, die „Kunstwelt belächelt ihn, die Feuilletons ignorieren ihn weit­ gehend“. Die Kunstakademie Düsseldorf, an der sich Löwentraut 2015 für ein Studium bewarb, lehnte ihn ab. Die Kunstsammlung Nordrhein-­ Westfalen hat gerade eine Arbeit von ihm gekauft, und für neue Werke existiert eine lange Warteliste, auf der sich namhafte Sammler tummeln. Wie geht ein junger Mensch mit solchen Reaktionen um? Was be­ deuten sie für seinen Charakter und ­seine Karriere? Er sei schon verletzt gewesen über die Ablehnung der Akademie, sagt Löwentraut rückblickend. Andererseits hätte er auf diesem Weg nicht die Entwicklung gemacht, die er ­seitdem hingelegt hat. „Meine Kunst po­larisiert. Aber jeder Künstler hat

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LEON LÖWENTRAUT

Ausstellungsfläche neuer Werke und erlaubt Einblicke in sein Privatleben. Neuerdings zeigt sich Löwentraut auf Instagram mit seiner Freundin. Sie ist Modejournalismus-Studentin und Model. Mehr als 60.500 Fans ­gefällt das.


ARTS+PHILOSOPHY

LEON LÖWENTRAUT

„Quality Education“ aus dem Jahr 2017 zählt zu Löwentrauts Bilderzyklus „#Art4GlobalGoals“, mit dem er die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen bekannter machen soll.

­ olarisiert, ob es Dalí war oder Pi­ p casso.“ Stichwort Picasso. Der ist sein großes Vorbild. „Er hat so gelebt, wie er es für richtig empfunden hat, er war frei im Kopf“, sagt Löwentraut. „Das bedeutet Erfolg für mich.“

New York als großes Ziel Der Gipfel des Erfolgs wäre es in sei­ nen Augen, eines Tages im Museum of Modern Art in New York zu hän­ gen. Mit dreißig will er dieses Ziel er­ reicht haben. Bis ins Arbeitszimmer des deutschen Wirtschaftsministers Peter Altmaier und in den nordrhein-­ westfälischen Landtag haben es seine Bilder schon geschafft. In der Wandel­ halle des Parlamentsgebäudes hängt seit Jahresanfang ein Löwentraut zwischen Werken der Maler­g rößen Günther Uecker und Jörg Immen­ dorff. „Together for the Future“ zeigt zwei Köpfe auf grün-pink-orangem Grund; es soll die Diskussionen zwi­ schen den verschiedenen politischen Lagern symbolisieren. „Mein Ziel ist es, viele unterschied­ liche Leute miteinander in Kontakt zu bringen“, sagt Löwentraut bei ­unserem Besuch über seine künst­ lerische Mission.

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Leute zusammenbringen, über eine positive Zukunft nachdenken — all diese Werte kumulierten im Okto­ ber 2019 in besagter Ausstellung im ­Medici-Palast. Wo einst Kunstmäzen ­Lorenzo de’ Medici Michelangelo und Sandro Botticelli förderte, prä­ sentierte Leon Löwentraut seinen ­„#Art4GlobalGoals“-Zyklus. Löwen­ traut interpretiert dabei die 17 Ziele

„MEINE KUNST POLARISIERT.

Aber jeder Künstler hat polarisiert, egal ob es Dalí war oder Picasso.“ für nachhaltige Entwicklung der Ver­ einten Nationen: den Kampf gegen Hunger oder für hochwertige Bildung (siehe Bild oben). Die UNESCO, die ­selbständige Sonderorganisation der Vereinten Nationen, beauftragte ­Löwentraut, bis 2030 siebzehn Uni­ kate zu malen, die auf die 17 Ziele aufmerksam machen sollen. Das ­Ergebnis ist Kunst, die nicht nur

in Museen hängt, sondern auch den Menschen im wirklichen Leben hilft. Mit dem Erlös der limitierten hand­ übermalten Grafik-Editionen seiner Werke unterstützen Löwentraut und seine Galerie das Slumgebiet Baraka in ­Dakar im Senegal. Dort wurde ­bereits eine Schule von den Geldern gebaut; Löwentraut war bei der Ein­ weihung vor Ort dabei. Zurück in Deutschland, in Löwen­ trauts Atelier: Wie sieht der 22-Jährige seine Zukunft? In diesem Jahr finden noch eine Exposition in der Gerhardt Braun Gallery in Palma de Mallorca, eine Schau in der Kunsthalle Mess­ mer in Riegel am Kaiserstuhl sowie ein weiteres großes Projekt statt. „Wenn das passiert, ist das fast wie das MoMA“, sagt er, und es fällt ihm sichtbar schwer, nichts zu verraten. Man darf gespannt sein, wie weit Leon Löwentraut es noch bringt. Er ist immerhin erst 22 Jahre alt. Der Aufdruck auf dem T-Shirt, das er an diesem Tag unter seiner Kapuzen­ jacke trägt, wirkt dabei fast schon wie ein Lebensmotto. Darauf steht: „Live fast“. Leons neue Werke auf Instagram: @leonloewentraut

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WELCHE FLÜÜÜGEL DÜRFEN’S SEIN?


Die Münchner Philosophin Rebekka Reinhard, 47, berät Firmen und schreibt Bestseller: „Frag dich, was ist gut, schlecht und gleichgültig für dich?“


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„ Sobald ich Gutes tue, bin ich glücklich“

Von Raffael Fritz (Interview) und Peter Lindbergh (Foto)

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ebekka Reinhard, 47, setzt Philosophie dort ein, wo sie ihrer Meinung nach hingehört: im richtigen Leben. Die Münch­nerin promovierte an der FU Berlin summa cum laude über französische Gegenwartsphilosophie, schreibt Bestseller wie „Die Sinn-Diät“ (2009) oder „Kleine Philosophie der Macht (nur für Frauen)“ (2015) und widmet sich als stellvertretende Chefredakteurin des Philosophiemagazins „Hohe Luft“ den Problemen unserer Zeit. Zum Beispiel einer modernen Definition von Glück. ORGANICS. THE LIFETIME MAGAZINE: Frau Reinhard, wir alle sehnen uns nach ­Erlebnissen und Momenten, die uns für immer in Erinnerung bleiben, im InstagramZeitalter vielleicht sogar noch mehr als früher. Warum ist es oft so schwierig, diese „Lifetime Moments“ zu erwischen?

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REBEKKA REINHARD: Vielleicht wollen wir zu viel. Seit mindestens 20 Jahren gehört es zum Zeitgeist, dass unser Leben aus einer Kette von Höhepunkten bestehen müsse. Und die kann ich nur erreichen, wenn ich jedes Detail meines Lebens optimiere. Das betrifft sogar den Bereich des Genusses. Je mehr ich versuche, dem Glücksmoment nachzujagen, desto mehr entzieht er sich. Philosophen sprechen da vom Glücksparadox: Manche Leute kriegen richtig Glücksstress.

REBEKKA REINHARD

Die Philosophin Rebekka Reinhard kennt die Glücks­ rezepte großer Denker. Ein Gespräch über Achtsamkeit in der Antike, Verwirrung im Supermarkt und ein ­Leben ohne Geld und Möbel.

Sie sind Expertin für Philosophiegeschichte. Welche großen Denker hatten die beste Vorstellung von Glück? Die altgriechischen Lebenskunst-Philosophen bieten eine gute Orientierung, vor allem die Stoiker und die Epikureer. Epikur nennt man auch den „Philosophen der Freude“, seine Schüler sind wortwörtlich „Hedonisten“. Also jene Leute, oft und ausgelassen feiern. Das ist genau das Gegenteil dessen, was Epikur gemeint hat. Hēdonē ist das griechische Wort für Freude oder Lust, und die besteht für ­Epikur in maßvollem, sinnlichem Genuss. Er unterscheidet zwischen den natürlichen und notwendigen und den weder natürlichen noch notwendigen Freuden. Das unbegrenzte Streben nach Genuss ist eine unnatürliche Freude. Wenn ich aber Hunger habe und ich esse ein Stück Brot, dann ist der Hunger gestillt, und ich empfinde im selben Moment eine Lust, die Epikur gleichsetzt mit maximaler Glückserfüllung. Es sind also kleine Dinge, die uns größtes Glück bescheren können?

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„Das ist ein Problem unserer Zeit: Man hätte ständig so viele Möglichkeiten.“ Durchaus. Epikur sagt: „Gebt mir ein Stück Käse, damit ich ein Festmahl veranstalten kann!“ Denn diese kleine Freude ermöglicht es mir, im Hier und Jetzt zu sein und mich im Augenblick des Käseverzehrs lebendig zu fühlen.

REBEKKA REINHARD

Wenn ich heute im Supermarkt vor dem Regal stehe, kann ich aber zwischen 20 Käsesorten wählen. Da bin ich vermutlich schon wieder überfordert. Das ist ein zentrales Problem unserer Zeit: die Multi-Optionalität. Man hätte ständig so viele Möglichkeiten, könnte so viele Dinge tun und genießen, und diese Wahlfreiheit empfinden gerade Jüngere als absolute Last. Freiheit ist aber eine Voraussetzung von Genuss.

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Ganz genau. Zenon etwa, der Begründer der Stoa, fragte seine Schüler: „Was ist gut? Was ist schlecht? Und was ist gleichgültig?“ Diese Dreiteilung gibt einen Orientierungsrahmen, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Modern interpretiert: auf den wahren, guten Genuss. Können Sie das etwas genauer erklären? Die Stoiker sagen, gut ist einzig und allein, was ich an ethisch Gutem in die Welt trage. Sobald ich Gutes tue, bin ich glücklich. Schlecht ist alles, was ich Lasterhaftes in die Welt trage, das ist unvernünftig und treibt mich ins Unglück. Gleichgültig — und das ist der wichtigste Punkt — ist alles andere. Also alles, was aus der Welt auf mich zukommt, egal ob gut oder schlecht. Das kann der Traumpartner sein oder das Coronavirus, die Gehaltserhöhung oder ein ­absurder Schicksalsschlag. Das ist alles gleichgültig.

Viele von uns flüchten sich deshalb in die künstliche Verknappung: Wir leben minimalistisch, ziehen zu Schweigeseminaren ins Kloster oder fasten. Hilft das? Es gibt auch Leute, die schmeißen ihre ganzen Möbel raus oder versuchen, ohne Geld zu leben. Kann man machen. Aber für mich als Philosophin stellt sich die Frage: Mit welcher Haltung tue ich das? Denn auch Verzicht kann eine Form extremen Genussstrebens sein.

Wie können solche prägenden Dinge und ­Begegnungen gleichgültig sein? Weil wir ohnehin jetzt nichts daran ändern können. Deshalb sollen wir uns nur auf das konzentrieren, was wir selbst tun können. Ich glaube, diese Übung kann als mentales Training wirklich helfen, einen Schritt zurückzutreten, wenn ich mich vor lauter Genussoptionen nicht entscheiden kann. Am Ende frage ich mich vielleicht: Brauche ich das wirklich? Muss ich diese Sneakers wirklich haben? Oder dieses Auto? Oder habe ich vielleicht schon alles, was ich brauche?

Wie meinen Sie das? Fasten beispielsweise verschafft vielen einen hormonellen Kick. Anstatt zu versuchen, im Äußeren an Dingen zu drehen und künstlich die Optionen zu reduzieren, sollten wir mehr an unserer inneren Einstellung, unserem Ethos arbeiten. Für die antiken Stoiker ist das Prinzip der Askesis ganz wichtig. Das hat nichts mit christlicher Askese zu tun, sondern bedeutet einfach Übung im Sinne eines sorgfältig ausgeübten regelmäßigen Trainings.

Womit wir wieder bei Epikur wären und seiner Freude an den einfachen Dingen. Ja, er sagt: „Wem wenig nicht genügt, dem genügt nichts.“ Das Wenige, was wir brauchen, ist genau dieser Moment. Darum ist Genuss auch keine Frage der richtigen Zeiteinteilung. Zum Genießen genügt oft ein einziger Moment. Und in diesem Moment kann ich eine Unendlichkeit gewinnen. Denn für die griechischen Philosophen war Weisesein gleichbedeutend mit Gegenwärtigsein.

Sie meinen also, es gab bereits in der Antike eine Art Achtsamkeitstraining?

Rebekka Reinhard live – alle Termine und Workshops: rebekkareinhard.de

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New York in den Neunzigern. Seine Freunde waren Models, Skater und Szene-People. Der auf 1.000 Stück limitierte Bildband „Davide Sorrenti ArgueSKE 1994—1997“ ist eine Retrospek­ tive des Fotografen, der 1997, erst zwanzigjährig, starb. ­Erschienen bei Idea. € 85,—. ideanow.online/store

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„Mein Leben ist eine verrückte Geschichte der Art ‚Träume werden wahr‘.“ Die Stuntfrau Sera Trimble erzählt uns ihre Lifetime-Story. Bitte umblättern.

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Entspannter Roadtrip in der filmfreien Zeit: Stuntfrau Sera Trimble vor der groĂ&#x;­artigen Kulisse des Hinterlands von Hollywood

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StuntWOMAN

Sera Trimble hat ein ungewรถhnliches Talent: Sie gehรถrt zur Elite der Stuntpiloten Hollywoods. Ungewรถhnlicher ist nur noch der Ort, an dem sie entdeckt wurde: auf einem Hotel-Parkplatz in Seattle. Von Peter Flax (Text) und Peter Bender & Patrik Giardino (Fotos)

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ADVENTURE+MOTION

SERA TRIMBLE

Trimble in ihrem privaten 1986er-Porsche-911 Carrera: einer knallroten, luftgekühlten­Schönheit, der man auf subtile Weise ansieht, dass sie nicht nur in der Garage verzärtelt wird

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era Trimble sitzt am Steuer. Um genauer zu sein: Sie ist hineingegossen in das Cockpit ihres 1986er-Porsche-911 Carrera, einer knallroten, luftgekühlten Schönheit, der man auf subtile Weise ansieht, dass sie nicht nur in der Garage verzärtelt wird. Und der Motor lässt das kehlige Knurren eines Extrovertierten hören, der es liebt, wenn man ihm zuhört. Trimble, Mitte 30, ist Stuntpilotin von Beruf, sie hat sich selbst in die Elite dieser schillernden Branche Hollywoods gefahren, und jetzt erklärt sie uns in allen Einzelheiten, wie man das notorisch störrische Getriebe des 911ers bändigt, während ihre Hände so lässig am Lederlenkrad ruhen, als wären sie da zu Hause. Und genau genommen sind sie das ja.

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Auch wenn Ihnen Name und Gesicht nicht gleich etwas sagen: Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie die athletische Brünette schon einmal im Kino oder in einer TV-Serie durchs Bild haben rauschen sehen, ist relativ hoch — vor allem, wenn Sie Verfolgungsjagden mögen. Der Name Sera Trimble steht in einer Menge Abspännen von Hollywoodfilmen, etwa in der „Transformers“-Reihe oder in „Wolverine“. Dazu kommen Stunts in TV-Serien wie „Hawaii Five-O“ oder „Navy CIS“ sowie die Produktion von über 100 Werbespots für Autos. Welcher Stunt war bis jetzt der ärgste?, frage ich sie. Sera lacht und erzählt von einem Werbespot für die japanische Automarke Infiniti. Es ging dabei um einen Teenager, der zur Führerscheinprüfung antritt. Stuntmäßig gefragt waren ein Hochgeschwindigkeits-U-Turn, ein

gepflegter Drift im Rückwärtsgang rund um einen Kreisverkehr und dann ein präziser Stopp vor einer Gruppe vollkommen entgeisterter Schauspieler. „Im Grunde war das ein technisches Problem“, meint Sera Trimble sachlich. Die Ansage, wann genau sie das Manöver starten solle, sei über einen Knopf im Ohr gekommen. „Die Gewichtsverhältnisse des Autos sind nur den Bruchteil einer Sekunde so, dass man die Aktion beginnen kann.“

Der unvorhersehbare Glücksfall Ohne jede Überheblichkeit erinnert sich Sera daran, dass sie dieses Kunststück gleich ein paarmal ausführte, und kein einziges Mal misslang die Übung. „Nach jedem Einsatz dachte ich: Wow, das war super, das mache ich nie wieder!“, sagt sie lachend. „Das Beste an solchen Stunts ist der Moment, an dem sie ORGANICS 01.20


SERA PACKTE IHRE SACHEN UND FUHR NACH L. A.: „Ich wollte einfach sehen, wie gut ich wirklich bin.“ ORGANICS 01.20

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vorbei sind. Die Präzision, mit der man hier fahren muss, ist meistens echt erfüllend, andererseits aber auch total anstrengend.“ Während viele ihrer schwierigs­ ten Stunts nur Sekunden dauern, war Sera Trimbles Weg nach Holly­ wood lang. Unterwegs halfen ihr Glück und Talent, am meisten aber eiserne Disziplin. Sera Trimble ist in Seattle an der amerikanischen Westküste ge­ boren und aufgewachsen. Sie war (und ist noch immer) leidenschaft­ liche Fotografin, in ihrer Jugend hielt sie sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Vor ungefähr 15 Jahren dann der erste, nicht vorhersehbare Glücksfall: Sera hatte ein Kunst­ studium begonnen, aber ständiger Geldmangel zwang sie, einen Job

SERA TRIMBLE

„Das Beste an solchen Stunts ist der MOMENT, AN DEM SIE VORBEI SIND.“

im Autopark-Service in einem Hotel in Seattle anzunehmen. Eine Zeitlang stieg eine Filmcrew in dem Hotel ab. Von seinem Zimmer aus beobachtete der Regisseur Sera bei ihrer Rangier­ arbeit auf dem Parkplatz. Offensichtlich hatte ihn beein­ druckt, wie souverän Sera mit den fremden Autos umging. „Er fragte mich, ob ich schon darüber nach­ gedacht hätte, meinen Lebensunter­ halt mit Autofahren zu verdienen“, erinnert sie sich. Und sie erinnert sich auch noch genau, wie sie darauf reagiert hatte: mit einer ausladenden Handbewegung über den Parkplatz. „Schauen Sie sich einmal um!“, sagte sie. „Ich verdiene meinen Lebens­ unterhalt bereits mit Autofahren!“ Diese Schlagfertigkeit war für einen Lacher gut. Aber auch für eine Ein­ ladung nach Los Angeles. „Mein Leben ist so eine Art von verrückter ‚Träume werden wahr‘-Geschichte“, gibt sie heute zu, „so eine Story à la ‚Ich ziehe nach Hollywood und werde berühmt‘.“

Unterwegs nach Hollywood

Kaliforniens Kurven im Abendlicht: Auf ihren privaten Roadtrips findet Trimble Erholung von der Arbeit am Filmset.

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Nach ein bisschen Bedenkzeit packte Sera Trimble ihr Zeug zusammen und fuhr hinunter nach L. A., um dort zuerst einmal eine Stunt-Fahr­ schule zu besuchen. „Ich wollte einfach sehen, wie gut ich wirklich bin“, erklärt sie, „weil ich nicht mein ganzes Leben auf den Kopf stellen wollte, um dann herauszufinden, dass es doch nicht reicht. Aber die Instruktoren sagten, dass ich meine Sache großartig mache.“ Die nächsten Jahre arbeitete Sera als Produktionsassistentin in Holly­ wood und steckte fast ihre gesamte Zeit und viel Geld in weiteres Fahr­ training. „Ich fuhr Formel- und Rallye-Autos, ich trainierte auf Eis, lernte Lkws offroad zu beherrschen und probierte Rennwagen mit den unterschiedlichsten Schaltungen“, erzählt sie. „Ich wollte nicht auf ein Set kommen und mit einem Auto ORGANICS 01.20


Multitalent: Trimble fährt Formel- und Rallye-Autos, brillierte auf eisigen Straßen und steuerte Lkws auf Offroad-Pisten.

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Boxenstopp: Trimble in der DVMechanics­- Garage des ­Porsche-Gurus ­Dorian Venezuela (re.) in L. A.

„IN HOLLYWOOD KANN MAN JEDEN TAG jemanden treffen, der einen ganz nach oben bringt.“ 56

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konfrontiert werden, das ich nicht richtig bewegen kann.“ Viele, die es in Hollywood geschafft haben, hatten einmal richtig Glück. Sera Trimble ereilte das Glück gleich zweimal. Das zweite Mal kam in Gestalt von Brent Fletcher, einem Stuntman und Hollywood-Veteranen. Trimble beeindruckte Fletcher mit ihrer Leidenschaft und ihrem absoluten Willen zu harter Arbeit, schließlich wurde er ihr Mentor. „Hollywood ist ein unglaublicher Ort“, schwärmt Sera. „Hier kann man jeden Tag jemanden treffen, der einen ganz nach oben bringt, und an einem anderen Tag auf jemand anderen, der einen bis ganz nach unten zieht. Allerdings weißt du nie, auf wen von beiden du treffen wirst.“ Trotz ihrer eindrucksvollen Referenzen — so ist sie etwa Mitglied von „Drivers Inc.“, einer kleinen, sehr elitären Vereinigung von Stuntpiloten — ist sie bescheiden bis zur ORGANICS 01.20

Selbstbeschädigung. „Ich würde mich noch immer nicht als gute Fahrerin bezeichnen“, sagt sie etwa. Nachsatz: „Ich misstraue jedem, der das macht.“

Die Liebe zum Neunelfer Nachdem man einige Zeit mit Sera Trimble verbracht hat, wird auch ihre spezielle Beziehung zu dem Vintage-Porsche klarer. Früher, erzählt sie, habe sie einen nagelneuen 911er besessen, aber das war nicht das Richtige für sie. „Ich wollte nicht, dass die Leute denken, dass ich irgendwas beweisen oder sexy aussehen will“, sagt sie. Also hat sie sich den alten Carrera angelacht und ihn rallye­ mäßig frisiert. „Das Auto sieht robust aus, es macht eine Menge Lärm, und manche Leute sagen, es stinkt, aber ich liebe den Geruch! Der Wagen erregt auf eine unkomplizierte Art ­Aufmerksamkeit.“

Selbst für einen zufälligen Beobachter ist leicht zu begreifen, war­ um sich Sera Trimble mit diesem Auto identifiziert. Trotz seiner Schön­ heit ist es vor allem seine Leistung, die für Aufmerksamkeit sorgt. Dieser Porsche bettelt geradezu darum, im Grenzbereich bewegt zu werden. Das wirkt auf eine Art authentisch, die man nicht vortäuschen kann. Das letzte Mal sehe ich Sera am Steuer ihres 911ers, der wie eine Bes­ tie durch einen schäbigen Vorort von L. A. röhrt. Sie ist unterwegs Rich­ tung Hollywood Hills und dar­über hinaus, hinauf in die kurvigen Bergstraßen — ideal für eine gute Fahre­ rin mit ei­nem echten Sportwagen. Dann wird die Ampel grün, und da ist der Sound des Getriebes, der Reifen und der Pferdestärken. Und Sera Trimble ist auf und davon. Sera Trimbles Stunts auf Instagram: @trims440

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SERA TRIMBLE

Immer in Bewegung: Trimble ist Mitglied von „Drivers Inc.“, einer elitären Vereinigung von Stuntpiloten in Hollywood. Ihr Name steht mittlerweile in Abspännen von Blockbustern wie „Wolverine“ oder „Transformers“.


ADVENTURE+MOTION

„ Wen bewundern Sie, Herr Thiem?“

DOMINIC THIEM

Von Andreas Rottenschlager (Fragebogen)

Mit welchem Adjektiv würden Sie Ihr Führerscheinfoto ­beschreiben? Jung.

Ihr schlimmstes modisches Stil-Verbrechen? Meine komplett blond gefärbten Haare im Jahr 2015.

Eine App auf Ihrem Handy, die man dort nicht vermuten würde? „Monopoly“.

Dominic Thiem als Partytiger: Wann haben Sie zuletzt bis zum Morgengrauen durchgefeiert? Noch nie. Wirklich! Vielleicht einmal nach der Karriere.

Welche Kunstform, außer exzellentes Tennis, bewundern Sie? Menschen, die ihr Handwerk verstehen und perfektioniert haben. Zum Beispiel großartige Köche, Chirurgen, ­Profifußballer und andere ­Ausnahmekönner. Über welchen Komiker können Sie lachen? Über Peter Moizi von den Comedy Hirten. Wenn Sie eine prägende Person der Menschheitsgeschichte – lebendig oder tot – treffen könnten: Wer wäre es? Leonardo DiCaprio.

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Welchen Luxus gönnen Sie sich als Belohnung für harte Arbeit? Ein schönes Abendessen mit Familie und Freunden in einem guten Restaurant. Was an Ihnen ist typisch österreichisch? Die Liebe zum Winter. Wenn Sie auf einer Ihrer vielen Reisen zwei Stunden Zeit totschlagen müssen, was tun Sie? Kindle, Buch, Handy, Musik, Podcasts, Kartenspielen? Bitte geben Sie uns drei Empfehlungen. Wenn ich allein bin, lese ich

meistens ein Buch oder lerne eine Sprache. Wenn mein Team oder meine Familie dabei sind, vertreiben wir uns die Zeit mit einem Brettspiel oder Würfelpoker. Meine Empfehlungen: die Robbie-Williams-Biografie, „Monopoly“ am iPad, die Sprachlern-App „Babbel“. Welcher Schauspieler sollte Dominic Thiem in einer Dominic-Thiem-­ Filmbiografie spielen? Natürlich Leonardo DiCaprio. Worin wären Sie gern noch talentierter? Beim Kochen. Die Anzahl der Tennisschläger, die Sie in Ihrer Karriere zerstört haben? Aus Wut wohlgemerkt, nicht aus Versehen. Drei vor laufenden Kameras. Und zwei Rackets, von denen niemand weiß. Bitte beschreiben Sie uns den idealen Ablauf eines Tages, an dem Sie sich entspannen können, an dem Sie keine Termine haben, sondern einfach einen Tag für sich. Wie sieht diese „Quality Time“ in Ihrem Leben aus? ORGANICS 01.20

JÜRGEN SKARWAN/RED BULL CONTENT POOL

Die ganze Welt kennt Tennis-Ass Dominic Thiem. Aber worüber lacht er? Kann er tanzen? Und hat er schon mal wild gefeiert? Hier sind 28 Antworten:


Dominic Thiem, 26, stand bisher dreimal in einem Tennis- ­Grand-SlamFinale. Auf seinem Smartphone bevorzugt er das Spiel „Monopoly“.


ADVENTURE+MOTION

„Könnten Sie eine Frau mit Ihrem Tanzstil beeindrucken?“ „Ich würde definitiv auf mich ­aufmerksam machen.“

DOMINIC THIEM

Ohne Wecker aufstehen. Danach ein gutes, frisches Frühstück mit der Familie. Vormittags eine Bootstour am Neusiedler See oder ein Buch lesen. Mittags in ein Restaurant. Am Nachmittag geht’s ab auf die Couch, um die Deutsche Bundesliga oder Premier League zu schauen. Zum Abschluss einen Grillabend mit Freunden und Familie. Vor dem Schlafengehen im Whirlpool entspannen. Wie würden Sie Ihren Fahrstil beschreiben? Als sehr sicher. Die höchste Geschwindigkeit, die Sie je am Steuer eines Autos erreicht haben? 280 km/h — auf der PlayStation. Welcher „Lifetime Moment“, also ein prägender, schöner Moment, hat Ihr sportliches Leben verändert? Der Moment, als ich zum ersten Mal in die Top Ten der Weltrangliste eingezogen bin. ­(Anmerkung der Redaktion: Während wir dieses Interview redigieren, ist Thiem erstmals Dritter der Weltrangliste.) Ihr Urlaubsziel, wenn Sie relaxen wollen? Island. Beim Tennis stehen Sie allein auf dem Platz. Wenn Sie

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Fehler machen, hilft Ihnen kein Kollege wie beim Fußball, kein Trainer spendet in der Halbzeit Trost. Andre Agassi hat dieses „Ausgeliefert-Sein“ im Tennis in seiner Autobiografie „Open“ mit einem Boxer verglichen, der ebenfalls allein im Ring steht. Wie entwickelt man die Nervenstärke und das ­Selbstbewusstsein, um in solchen Momenten allein zu bestehen? Da man diese Erfahrungen bereits in jungen Jahren macht, entwickelt man automatisch diese Fähigkeiten. Mit der Erfahrung werden die Fähigkeiten verbessert.

Der nächste Punkt ist immer der wichtigste. Welche Netflix-Serie empfehlen Sie? „Élite“. Ihr Liegestützrekord? Die Zahl wurde noch nicht erfunden. Sie gelten als Tierfreund und Umweltschützer. Was kann jeder von uns im Alltag tun, um der Natur zu helfen? Seine Gewohnheiten überdenken. Man muss nicht täglich zwei- oder dreimal Fleisch essen. Es reicht, wenn man zweimal die Woche Fleisch isst, und dabei sollte man auf die Herkunft, Regionalität, Haltung und Qualität achten. Auch bei der Wahl unserer Kleidung kann jeder einen positiven Beitrag zum Umweltund Tierschutz leisten.

Welche Fitnessübung, die Sie lange für Blödsinn ­gehalten haben, funktioniert erstaunlich gut? Schnurspringen.

Welchen sportlichen Vorteil bringt das Stöhnen beim Tennis? Überschüssige Luft wird ausgestoßen.

Könnten Sie eine Frau in einem Club allein mit Ihrem Tanzstil beeindrucken? Ich würde definitiv auf mich ­aufmerksam machen. Allerdings nicht im positiven Sinne. Tanzen ist nicht meine Stärke.

Ihr Spezial-Frühstück am Morgen eines Grand-­ Slam-Finales? Dasselbe wie immer: Eier, Brot und frische Früchte.

Mit welchem Gedanken beruhigen Sie sich in der Sekunde nach einem schweren Fehler in einem wichtigen Spiel, um sofort wieder cool und konzentriert zu sein?

Ein guter Ratschlag Ihrer Mutter, den Sie immer noch beherzigen? Einmal pro Stunde im ­Flugzeug den Nasenspray ­verwenden. Noch mehr Fragen an Dominic: organicsbyredbull.com/thiem

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Rick_Gin

www.rick-gin.at

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ADVENTURE+MOTION

Fesche Gretl. 90er-Jahre-Reminiszenz trifft auf Avantgarde: Die Shield-Brille „Gretl“ des österreichischen Labels Andy Wolf Eyewear glänzt mit getönten Brillengläsern, die auf der Acetatfassung aufliegen. € 299,—. Über andy-wolf.com

MUST-HAVES

Abenteuerlustig. Die wasserfeste Gürtel­ tasche „Athal“ von Alpha­Tauri kann entweder cross body oder um die Hüfte getragen werden. € 89,90. alphatauri.com

DAS LEBEN WARTET DRAUSSEN!

Mit diesen Elementarteilen bestehen wir jedes Abenteuer mit Stil.

Schöne Zeit. Das Weißgoldgehäuse des Herrenmodells „Aquanaut 5168G“ von Patek Philippe ist bis 120 Meter wasserdicht. Mit praktischem KautschukArmband. € 36.000,—. Über heldwein.at

Clever und smart. Die 23 LEDs im „Smart Rope“ von Tangram Factory projizieren Fitnessdaten während des Springens in die Luft. Die Auswertung erfolgt per App. € 89,95. tangramfactory.com

Neue Legende. Der Kultsneaker präsentiert sich nun mit doppelter Höhe. Dank Schaumstoff-­ Mittelsohle ist der „Air Force 1 Shadow“ von Nike dennoch federleicht. € 109,99. Über peek-cloppenburg.at

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Siegerkränzchen. Royales Blau, ikonischer Lorbeerkranz und Old-School-Look: Die Trainingsjacke von Fred Perry hat sogar die Zielgerade ganz plakativ eingebaut. € 119,99. Über peek-cloppenburg.at

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COCKTAIL

BAZOOKA CREATIVE X STUDIO

MARIELLA REITHOFFER

CLAUDIA MEITERT

WERBUNG

POPCORN CUBATA

ENDLICH FEIER­ ABEND

Philipp Hainke sorgt in der Kölner Rosebud Bar für exquisite Drinks. Oft mit raffinierten Extras. ORGANICS 01.20

Die grün-violett leuchtende Neon-Rose ist ihr Symbol, „So jung kommen wir nicht mehr zusammen“ lautet ihr feierfreudiges Motto: Die Rosebud Bar in der Kölner Heinsbergstraße 20 ist seit jeher Heimat aufregender Cocktails — wie des folgenden. rosebudbar.de

ZUTATEN 4 cl Cinecane Popcorn Rum Würfeleis ORGANICS by Red Bull Simply Cola Popcorn Zitrone Minze

ZUBEREITUNG Cinecane Popcorn Rum auf reichlich Eis in einem HighTumbler-Glas mit ORGANICS by Red Bull Simply Cola auffüllen und mit frischem Popcorn und einer Zitronen­ zeste garnieren. Ein paar Blätter Minze geben dem Drink einen extrafrischen Kick.

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PARTIES+EVENTS

Virgils Playlist Virgil Abloh kreiert Mode für Louis Vuitton und verwandelt Sneaker in Kultobjekte. Die Inspiration dafür holt sich der Designer bei seinen Auftritten als „DJ Flat White“.

Boys Noize & Virgil Abloh: „Orvnge“ Kanye West: „Famous“ Travis Scott feat. Future & 2 Chainz: „3500“ Das sind drei Lieblingssongs seiner DJ-Sets. Unser Virgil-Abloh-Porträt beginnt auf Seite 82.

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PARTY+EVENTS

PARIS BY NIGHT

Selbstporträt des Fotografen dieser Story: Keffer, übrigens auch DJ, Musik­produzent und Organisator angesagter Partys, gelingen Einblicke in das Nacht­leben von Paris, wie sie sonst kaum zu sehen sind. Sein Geheimnis: Diskretion.

Meine Nächte IN PARIS Chic, artsy, wild: Das Nightlife der Seine-Metropole ist legendär. Szene-Fotograf Keffer weiß, wo — und wie man Zutritt bekommt. Wir begleiten ihn zu den Party-Hotspots seiner Heimatstadt. Von Pierre-Henri Camy (Text) und Keffer (Fotos)

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Ein ganz typisches ­Keffer-Foto: eine junge Frau in ­einem Nachtclub um sechs Uhr früh in der Stadt an der Seine. Zeit zum Schlafengehen? Nicht doch! Jetzt geht es weiter zur nächsten Party.


PARTY+EVENTS

PARIS BY NIGHT

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Oben: „Folies Pigalle“-Neonreklame im Stadtteil Pigalle, in dem sich die ­harte Version des Pariser Nachtlebens abspielt. „Alle sprechen über diesen After-Party-­Club, die wenigsten waren jemals drin“, sagt Keffer. Darunter: „Show Time“ im „Manko“, einem ehemaligen Cabaret, das für seine ­ausschweifenden Feiern berühmt war.

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elcome and ­bienvenue auf einem Streifzug durch Paris mit Frankreichs ­angesagtestem Nightlife-Fotografen Keffer. Wir treffen die hippsten Nachtschwärmer, weltoffene Trendsetter und erfrischende Menschen, die der Meister seit zehn Jahren dokumentiert, immer gemäß seinem Fotoblog-Konzept „The Night Day“. „Bilder vom Pariser Nachtleben zu schießen war ursprünglich nicht als Projekt gedacht“, erklärt Keffer, wie ­alles begann. „Es passierte zufällig. Ich war Creative Director und Fotograf. ­Eines Abends nahm ich meine Kamera mit, eine kleine, diskrete Digitalkamera. Ich drückte den Auslöser, ganz instinktiv, ohne überhaupt durch den Sucher zu schauen.“ „Ich mag offene Abende, die frei und etwas verrückt sind, mit unterschiedlichsten Menschen, die der guten Musik wegen kommen und Spaß haben. In Paris folge ich zum Beispiel jungen ­Leuten, denen ich in schwulen oder ­lesbischen Kollektiven begegne. Sie nehmen mich mit zu Partys, auf denen die Gäste ziemlich aus­geflippte Looks haben.“ Keffer dokumentiert seine Abende immer mit Musik im Kopf. „Ich gehe nie mit der Absicht aus, Fotos zu machen. Ich gehe in erster Linie aus, weil ich elektronische Musik liebe. Wegen der Atmosphäre, des ganz besonderen Flairs.“ Die Location ist ihm nicht so wichtig. „Egal ob du nun in der Grande Halle von La Villette bist oder irgendwo im Untergrund, in der Nacht ist es immer dunkel. Und das ist der beste Hintergrund für Begegnungen der ­speziellen Art.“ Keffers Nacht-Reisen: thenightday.com

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Peggy Gou, koreanische Bloggerin und Star-DJane. „Hier sehen wir sie beim Pitchfork ­Music Festival in der Grande Halle von La Villette mit dem deutschen DJ Koze an den Turntables. Ein ultraprofessionelles, pointiertes und hippes Treffen.“


PARTY+EVENTS

PARIS BY NIGHT

Im Backstage-Bereich des „Parking“, des Parkplatzes eines Hotels, auf dem Keffer selbst Partys organisiert. „In dieser Ecke findest du alles, Freundinnen kommen vorbei, und ich fotografiere sie vor einer Betonmauer. An diesem Abend war Anna hier, in dieser rohen Location, in der man Spaß hat und sich austobt.“

„WIESO ICH SCHWARZWEISSFOTOS MACHE? So sehe ich meine Nächte: ­ent­sättigt, rau und roh.“

Noch ein Shot aus dem „Parking“, Keffers höchsteigenem Szene-­ Hotspot: „Das ist Marion während unserer Moonshine-Party.“

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Eine hundsmäßig tolle Frau. Model Clara Berry mit ­Nenem. „Die Marke Tod’s hatte mich für einen Abend im Palais de Tokyo engagiert. Ein Mix aus Petits Fours, Pariserinnen und haarigen Tieren.“


PARIS BY NIGHT

PARTY+EVENTS

Im Rouge, einem kleinen Club in der Nähe des Folies Pigalle. „Hier bist du in einer Welt zwischen Cabaret und Club. Sie laden Künstler, Transvestiten und Dragqueens für kleine Shows als Warm-up vor den Partys ein. Der mit dem Schnurrbart auf dem Foto ist Musiker Igor Dewe, und die Schönheit mit dem Hut, das ist Model Sam Quealy.“

„ICH MAG OFFENE ABENDE, DIE FREI UND VERRÜCKT SIND, mit unterschiedlichsten Menschen, die der guten Musik wegen kommen und Spaß haben.“ 72

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PARTY+EVENTS

PARIS BY NIGHT

Willkommen im Rathaus von Paris! „Zu diesem Charity-Abend am Valentinstag habe ich mich reinschleichen müssen, weil ich meine Freunde im Inneren nicht erreichen konnte … und bin in einem Gay-und-Dragqueen-Zirkus in den ­großen Salons des Rathauses gelandet. Links sitzt ein Transvestit, rechts Miss France 2018: Maëva Coucke.“

Im VIP-Bereich des Festivals We Love Green. „Es ist Sommer, es ist heiß im Bois de Vincennes während dieses angesagten Festivals. Die Superstars des amerikanischen Rap, das Trio Migos, warten auf grünes Licht, um in ihren Shuttle zu steigen.“

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Hasenohren und Sonnenschirm: Alles läuft bestens beim Musikfestival We Love Green. „Es ist etwas nach zwei Uhr früh, die russische DJane und Produzentin Nina Kraviz legt für das finale Set auf. Eine letzte Trance zum Abschluss.“

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PARIS BY NIGHT

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Besucherin in einem Nightclub im 18. Arrondissement von Paris. Der Club ist in einem aufgelassenen Bahnhof ­ ntergebracht und lässt sich auf mehrere Weisen nutzen. Findet gerade kein Konzert oder DJ-Set statt, u stellen hier Künstler ihre Werke aus.

„ICH GEHE NIE AUS, UM FOTOS ZU SCHIESSEN, ich gehe aus, weil ich elektronische Musik liebe.“ 76

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PARTY+EVENTS

„EGAL WO DU BIST – IN DER NACHT IST ES DUNKEL. Das ist der beste Hintergrund für Begegnungen der speziellen Art …“

PARIS BY NIGHT

Von links oben im Uhrzeigersinn: Wer in Paris ausgehen will, muss beweglich sein. Ruhe in der Hektik: ein Model im Standby-Modus während der Show im Hause Balmain. Die wunderbare Simone: erst Model und nun Tattoo-­Artist (und selbst mannigfaltig verziert). Sommerliche Atmosphäre: also richtig heiß bei den Nuits Fauves

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„Folge deiner Leidenschaft“ ist Sienna Millers Motto. Zuletzt spielte die 38-Jährige im Thriller „21 Bridges“ eine knallharte New ­Yorker Polizistin.


PARTY+EVENTS

„ Ich möchte wissen, ­welchen Sinn unser Leben hat“ ORGANICS. THE LIFETIME MAGAZINE: Frau Miller, noch bevor Sie in Ihrer ersten großen Filmproduktion mitspielten, hatte Sie die englische Presse meist als Partygirl abgestempelt. Hat Sie der Begriff gestört? SIENNA MILLER: Ach, wir feiern doch alle gern! Ich war eben bereits sehr früh eine öffentliche Person. Aber wissen Sie was? Ich hätte mir kein anderes Leben gewünscht.

Von Rüdiger Sturm (Interview)

Weil Ihnen Ihr Image egal war? Weil ich wusste, wer ich wirklich bin. Und welche Power in mir steckte.

GETTY IMAGES

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it Anfang zwanzig war sie der erklärte Liebling der britischen Paparazzi. Logisch: Sienna Miller war fotogen, sie arbeitete als Model für Luxusmode, hatte mit Schauspieler Jude Law einen berühmten Freund und war auch sonst kein Kind von Traurigkeit. Die gebürtige New Yorkerin war das „It-Girl“ des jungen Jahrtausends. Von ihrem Schauspieltalent war damals keine Rede. Egal. Hauptsache, sie selbst wusste um ihre Fähigkeiten. Sie ließ ihr Ziel auch nie aus den Augen. Heute, mit 38, kann sie auf Rollen in oscarnominierten Dramen wie „Foxcatcher“ und „American Sniper“ zurückblicken, seit 2017 ist Sienna Miller Mitglied der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die alljährlich in Los Angeles die Oscars vergibt.

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SIENNA MILLER

Sienna Miller war als Partygirl derart berühmt, dass ihr Talent als Schau­ spielerin beinahe über­ sehen worden wäre. Dann nahm sie ihr Schicksal selbst in die Hand.

Die wenigsten Zeitungsleser wussten aber, dass Sie bereits als Achtzehnjährige am New Yorker Lee Strasberg Institute studiert hatten. Wie haben Sie es geschafft, das ­Partygirl-Image abzulegen? Indem ich meiner Leidenschaft gefolgt bin. Und das war nun mal die Schauspielerei. Außerdem bin ich rechtlich gegen Boulevardmedien vorgegangen . . . . . .  die gerade in England als besonders rücksichtslos gelten . . . Es war eine Schlacht! Aber ich ließ mich nicht besiegen. (Miller klagte 2011 erfolgreich die Zeitung „News of the World“, die Telefongespräche zwischen ihr und ihrem damaligen Lebensgefährten Jude Law abgehört hatte, Anm.). Wie haben Sie die Welt dann von Ihren Fähigkeiten als Schauspielerin überzeugt? Mit meiner Wandlungsfähigkeit. Ich habe mich bemüht, nicht auf einen Rollentyp ­festgelegt zu werden. Ich wollte jeden neuen Film in einem anderen Look spielen.

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„Die Welt ändert sich gerade. Und wir Frauen stehen dabei im Zentrum.“

SIENNA MILLER

Was ist schlecht daran, einen Charakter wirklich gut zu spielen? Nichts, aber ich will den Horizont der Leute ­erweitern. Die maßgeblichen Leute in Hollywood ­haben oft eine begrenzte Fantasie. Spielst du in einem Historienfilm mit, wollen sie dich immer in historischen Rollen besetzen. Verkörperst du einmal eine Braunhaarige, lässt man dich nur noch Braunhaarige spielen. Aufgrund dieser Denkweise bekam ich damals das Angebot für „Foxcatcher“. In dem Fall brachte mir diese Engstirnigkeit aber sogar Glück. Denn wie sich zeigte, war „Foxcatcher“ ein toller Film. Welche Rolle spielt Glück in Ihrer Karriere? Es gehört dazu. Aber ich habe auch für meine Rollen gekämpft. Ich habe meine Eitelkeit abgelegt, bin ohne Make-up aufgetreten oder ließ mich von Maskenbildnern künstlich altern. Mit der Zeit bekommst du außerdem einen schärferen Fokus für deine Karriere: Ich wusste irgendwann genau, dass ich nur noch mit sehr guten Filmemachern arbeiten wollte. Aber auch die müssen Ihr Talent erst einmal erkennen. Deshalb solltest du dich immer weiterbilden. Der Tag, an dem du damit aufhörst, ist der Tag, an dem du dich aufgibst. Ich weiß inzwischen, was mir im Leben wirklich wichtig ist: Freunde, Familie, Literatur. Ich liebe Bücher! „Moby-Dick“, „Ulysses“, „Krieg und Frieden“ . . . Offensichtlich machen Sie auch bei der Qualität Ihrer Lektüre keine Kompromisse. Mich faszinieren die großen, die philosophischen Themen. Ich möchte wissen, welchen Sinn unser Leben hat. Haben Sie schon eine Antwort gefunden? Ich halte es mit den Existenzialisten: Jeder muss den Sinn für sich selbst definieren.

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Sie treten seit einigen Jahren immer öfter öffentlich für die Gleichberechtigung der Frau ein. 2015 haben Sie eine Broadway-Rolle abgelehnt, weil man Ihnen weniger zahlen wollte als Ihrem männlichen Partner. Vielleicht haben die Leute, die damals involviert waren, mittlerweile ein schlechtes Gewissen — was ich nur fair fände. Die ­Entscheidung habe ich jedenfalls nie bereut. Wie erleben Sie die Situation heute, fünf Jahre später? Gleichberechtigung gibt es auf der ganzen Welt noch nicht. Aber überall ergreift man nun Schritte, um die Situation zu verbessern. Auch Filmemacher beginnen, das Thema ­Diversität ernst zu nehmen. Wenn ich heute Drehbücher lese, spielen Frauen darin eine wichtige Rolle. Die Welt verändert sich, und Frauen stehen dabei im Zentrum. Sie sagten kürzlich in einem Interview, dass das Patriarchat schwächer werde. Woran zeigt sich das konkret? Wenn ich auf einem Filmset bin, sehe ich heute viel mehr Frauen im Team als in der Vergangenheit. Ich unterstütze die „Time’s Up“-Bewegung, die mit ihrem Fonds Frauen hilft, die für ihre Rechte und ­gegen sexuelle Belästigung kämpfen. All das führt dazu, dass gewisse Verhaltensweisen, die vor kurzem noch als normal angesehen wurden, nicht mehr toleriert werden. Wenn man heute auf Ihr Leben blickt, vereinen Sie mehrere Talente: Sie sind Schauspielerin, Besitzerin einer Produktionsfirma und Mutter einer siebenjährigen Tochter. Es ist ein ständiger Kampf, deine kreativen Bedürfnisse und die Aufgaben einer Mutter in Einklang zu bringen. Auf einmal gibt es jemanden, der unendlich wichtiger ist als du selbst. Aber am Ende profitierst du selbst von dieser Erkenntnis enorm. Wofür Sienna Miller kämpft: timesupnow.com

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BREAKING RULES DIE NEUE ABARTH RANGE

Neuer 595 Pista

Neuer 695 70˚ Anniversario

Neuer 595 esseesse

Für alle, die gerne Grenzen ausloten: Das exklusive Abarth Telemetry System des Abarth 595 Pista kann Rundenzeiten und individuelle Routen speichern. Die neuen Sportsitze und zahlreiche sportliche Details garantieren Fahrspaß pur.

1966 hatte er bei Abarth Premiere: Der Heckspoiler, mit dem die Aerodynamik optimiert werden konnte. Der neue Spoiler ad Assetto Variabile, der sich von 0 bis 60 Grad einstellen lässt, ist eine Hommage an diesen Innovationsgeist.

Symbol der Leistung des Skorpions: Mit dem 180 PS T-Jet Motor, Koni Stoßdämpfern vorne und hinten, roten Brembo Bremssätteln und der Akrapovič Auspuffanlage ist er der Inbegriff von Adrenalin pur.

Neue Sabelt Sitze & grüne Details

Spoiler ad Assetto Variabile

Die Legende lebt

Als Meilenstein im Motorsport und eine Ikone „Made in Italy“ hat sich Abarth von 1949 bis heute weiterent w ickelt , d a s Ziel ist jedoch gleich geblieben: Modelle zu bauen für alle, die Grenzen austesten und auch darüber hinausgehen wollen. Heute wird die Legende vom 695 70° Anniversario, dem 595 Pista und dem 595 esseesse fortgeschrieben.

Nach über 70 Jahren ist Abarth stärker als je zuvor. Als Inbegriff von Tempo, Mut, Performance und Stil steht der Mythos Abarth für eine glanzvolle Geschichte technischer Innovation. 10 Weltrekorde, 133 internationale Rekorde und mehr als 10.000 Rennsiege machten Abarth rasch zum fixen Bestandteil der internationalen Rennszene.

Mit ihnen bleibt der u nver wechselbare Spirit des Skorpions lebendig – Fahrvergnügen auf höchste Niveau – gewidmet allen, die den Mythos weitertragen.

KEEP STAYING OVER THE LINE

Kraftstoffverbrauch 7,3 – 7,8 l/100 km, CO 2 -Emissionen 163 – 171 g/km (WLTP kombiniert). Symbolfotos. Details auf www.abarth.at. Stand 04/2020.


PARTY+EVENTS

VIRGIL ABLOH

Virgils WELT

Wenn es um den Faktor „Coolness“ geht, rufen Louis Vuitton, Ikea und Nike einen Mann an, der wie kein anderer weiß, was das „Next Big Thing“ ist: Virgil Abloh, 39, Desi­g ner, Unternehmer, Künstler. Seine Inspiration? Findet er als DJ Flat White an den Turntables. Von Wolfgang Wieser


DEAN CHALKLEY/EYEVINE/PICTUREDESK.COM

Charakterkopf voller Ideen: Virgil Abloh steuert sein weltweites Fashion-Imperium per iPhone.

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PARTY+EVENTS

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Dass sein 2013 gegründetes ­ abel „Off-White“ heißt, ist Ausdruck L dieser Philosophie: Es ist nicht schwarz, nicht weiß, weder Streetwear noch Luxus, es ist irgendwas dazwischen (oder alles zugleich). ­Jedem Versuch einer Klassifizierung versucht sich Abloh mit Vehemenz zu entziehen: „Ich bin heute das, morgen das.“

Gipfelsieg mit Kanye West

„ICH BIN FASHION UND NON-FASHION. Ich bin Kunst und Nicht-Kunst. Ich bin beides.“ Abloh über die Anziehungskraft von Gegensätzen (im Bild mit Kanye West und Serena Williams)

das „Next Big Thing“. Für das, was er macht, gibt es bereits eigene Begriffe: „Virgilization“ bzw. „to virgilize“. Die Virgilisierung der Welt ist ein steter Grenzgang, der früh beginnt. Als Bub hört er Hip-Hop und Guns N’ Roses. „Eine ziemlich gewagte ­Mischung“, sagt er. „Menschen sind entweder so oder so. Ich bin beides.“ Und er erkennt, dass scheinbare Gegensätze besondere Anziehungskraft entwickeln. Die Formel lautet: „Ich bin Fashion und Non-Fashion, ich bin Kunst und Nicht-Kunst.“

Kurze Rückblende. Abloh, Jahrgang 1980, wächst in Rockford, Illinois, als Sohn von Einwanderern aus ­Ghana auf. Er erwirbt ein Diplom als Bau­ingenieur, macht am Illinois ­Institute of Technology seinen Master in Architektur. Schon während des Studiums gestaltet er T-Shirts, schreibt über Mode — und lernt Mitte der N ­ ullerjahre Rapper Kanye West ­kennen. Gemeinsam wollen sie das ­Mode-Biz, diesen „Mount Everest“, wie Abloh sagt, bezwingen. 2009 ­absolvieren beide ein Praktikum bei Fendi in Rom. Sie wollen ein Masterstudium am Central Saint Martins College in London machen, werden aber abgelehnt. Das Geschäft kommt trotzdem ins Rollen. Abloh veredelt Basic-Modeteile um 40 Dollar von Ralph Lauren mit eigenen Prints und verkauft sie um mehr als 550 Dollar. Das funktioniert, weil die RapperCommunity Gefallen daran findet. Schließlich wird er (inzwischen mit seiner Highschool-Liebe Shannon Sundberg verheiratet, zwei Kinder, null Skandale) Kreativ-Direktor bei Kanye Wests Produktionsfirma ­Donda — und für die Gestaltung des Albums „Watch the Throne“ von ­Kanye West und Jay-Z gleich einmal für einen Grammy nominiert („Best Recording Package“). ORGANICS 01.20

GETTY IMAGES, NIKE

VIRGIL ABLOH

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i Virgil, zwei schnelle Fragen“, sagt der junge Mann in ein Mikro. Er steht mitten im Piper Auditorium der Harvard-Universität in Boston. Der Student trägt Jeanshemd, eine dunkle Hose, weiße Sneakers. Wäre da nicht die orange Mütze, er ginge an diesem Nachmittag an der Harvard Graduate School of Design glatt als Ablohs Spiegelbild durch. Abloh greift in die linke Innen­ tasche seiner Jeansjacke, zieht sein iPhone hervor, wirft einen Blick auf den Bildschirm. „Yeah?“, sagt er und klingt dabei ein wenig abwesend. Der Student: „Erste Frage – ja oder nein: Würdest du meine Schuhe ­signieren? Zweite Frage …“ „Wenn du das willst“, unterbricht ihn Abloh und lässt Frage zwei damit für alle Zeiten unausgesprochen. „Ich muss in zehn Minuten weg, aber ich tu’s.“ — „Jetzt sofort?“ Der junge Mann kann es kaum fassen. „Du musst sie werfen“, sagt Abloh, „und ich muss sie fangen …“ Kaum hat er diesen Satz beendet, fliegt der erste Sneaker aufs Podium. Innerhalb weniger Sekunden kämpft Abloh mit einem prasselnden Turnschuh-Bombardement. Er greift nach links, nach rechts, versucht, sie mit dem Fuß zu kicken. Keine Chance. Die Studenten springen auf, laufen zum Podium, umringen ihn. „Das sollte jemand filmen“, sagt er. Virgil Abloh, 39, versteht es, die Menschen zu bewegen. Tatsächlich — so wie bei seinem Vortrag in Harvard oder wenn er als DJ auflegt, umringt von jungen Menschen, die mit ihm singen, tanzen und schwitzen. Und in übertragenem Sinn — als Kreativer mit einem untrüglichen Gefühl für


OFF-WHITE Mit seinem eigenen Label Off-White startete Abloh 2013 durch. Das markante Logo mit den zwei gekreuzten Pfeilen prägte sich den Menschen in absolutem Blitztempo ein.

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ABLOH  LOUIS VUITTON Als Chefdesigner der Männerlinie von Louis Vuitton lässt Abloh Models auf Wolken schweben, inklusive Cloud im Gesicht.

WINTER-FRISCH Virgil Abloh bei der Präsentation der aktuellen Off-White-Winterkollektion mit den Supermodels Gigi und Bella Hadid und Karlie Kloss in Paris

ABLOH  NIKE Serena Williams im schwarzen Tennis-Tutu, das Abloh in Zusammenarbeit mit Nike entwarf, sorgt bei den US Open im Jahr 2018 für enorme Aufregung. Oben: Schuhe aus der aktuellen „Athlete in Progress“-Kollektion

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Star-Designer im entspannten Holzfällerlook: Geht gut, wenn man über genug Selbstbewusstsein verfügt.


PARTY+EVENTS

Virgil Abloh als DJ: Mittlerweile legt er bis zu 200-mal im Jahr auf. Er inspiriert – und beobachtet, was die Tänzer tragen.

DEAN CHALKLEY/EYEVINE/PICTUREDESK.COM, GETTY IMAGES

350 Tage im Jahr auf Reisen Wenige Jahre später wird das Museum of Contemporary Art in Chicago Ablohs Werk würdigen, Louis Vuitton ihn als ersten Afroamerikaner zum Designer seiner Männerlinie ­ernennen, er wird für Ikea und Vitra arbeiten, mit seinem Nike-Projekt die Sneaker-Welt revolutionieren und von Rihanna auf Instagram gepriesen werden — als „GOAT“, also als „Greatest Of All Time“. An manchen Tagen wechselt ­Virgil Abloh seine Identität mit jedem ORGANICS 01.20

„DER CLUB IST MEINE INSPIRATION. Alles, was Spaß macht, findet am Abend statt.“ Abloh liebt es, als DJ Flat White die Menschen zu bewegen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Instagram-Post. Er ist Designer, Künstler, Architekt, Lehrer und DJ (und alles Mögliche andere auch noch): „Ich bin der Meinung, dass Kreativität nicht in einer einzigen Disziplin verharren sollte.“ 350 Tage im Jahr ist er unterwegs. Sein Büro? Egal wo, Haupt­ sache, das iPhone ist zu mehr als acht Prozent geladen. Seine Arbeitsweise? Manche meinen, wie ein Kurator, der mit seinen Arbeiten ein „Best-of“ formt; Abloh selbst schwärmt vom französischen Konzeptkünstler ­Marcel Duchamp (1887—1968) — „von der Idee, dass ein Künstler das Spiel durchschaut“, wie er in Harvard sagt.

Und seine eigenen Gesetze macht, wie Ablohs berühmte Drei-ProzentRegel: „Nimm etwas, was man kennt, und verändere drei Prozent — sodass etwas Neues entsteht“. Der Mann sampelt. Bricht Altes auf. Setzt es zu Neuem zusammen. Das kennt er, das kann er. Als DJ Flat White legt er bis zu 200-mal im Jahr auf. „Der Club ist meine Inspiration. Alles, was Spaß macht, findet am Abend statt. Außerdem ist es toll, als DJ und Designer zu arbeiten. Ich kann die Leute in der Nacht auf der Tanzfläche beobachten und schauen, was sie anhaben.“ Sein liebster Floor-Filler: Kanye Wests „The Life of Pablo“. Schlaf? Überbewertet. Vier Stunden täglich müssen reichen: „Ich kann müde und gleichzeitig wach sein.“ Die Sehnsucht nach den Zwischenwelten ist also geblieben, sein größtes Glück noch immer: die Virgilisierung der Welt. Dafür lässt er sich auch gern zwischendurch einmal mit Turn­ schuhen bewerfen. Mobile Kreativ-Zentrale: Abloh auf Instagram: @virgilabloh

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VIRGIL ABLOH

Virgil Abloh weiß, wie wichtig die Verpackung ist und wie mächtig Bilder sind — als Inspiration, als Botschaft. Ob neu oder alt, spielt keine Rolle. Der Zürcher Maler Pascal Möhlmann, 50, hat für Ablohs ak­tuelle Off-White-Kollektion ein Bild gemalt, das als Print einen Hoodie ziert; ­Abloh selbst verwendete für sein erstes Fashion-Projekt „Pyrex“ im Jahr 2012 die „Grablegung Christi“ — ein Gemälde, das Caravaggio (1571 — 1610) mehr als vier Jahrhunderte zuvor ­geschaffen hat.


PARTY+EVENTS

Grünes Licht. Ohrstecker aus 18 Karat Gold, die auf beiden Seiten aus Malachit gefertigt wurden. Von Bottega Veneta um € 250,—. bottegaveneta.com

MUST-HAVES

Blender. Neongelber Rahmen + sport­ liche Silhouette = Stilbruch zum glamourösen Partylook. Sonnenbrille von Prada Linea Rossa. Um € 189,95 über zalando.de

ELEGANT IN GRÜN

Edle Accessoires, um das Leben jeden Tag zu feiern.

Working Girl. Eine Büroklammer hat Ausgang: Mini-Ledertasche „Alix“ mit abnehmbarem Schultergurt und seriöser Metallschließe von 3.1 Phillip Lim. Um € 734,95 über zalando.at

Süßholz raspeln. Weiche Lakritze „Crispy Caramel“, mit feinen Meer­ salzflocken und zarter Dulce-Schokolade überzogen, in praktischer Snack-Eiform. Von Lakrids by Bülow um € 16,—. lakridsbybulow.de

Dschungel-Fieber. Jennifer Lopez trug im Jahr 2000 bei den Grammys ein Versace-Kleid, das Google veranlasste, die Bild­ suchfunktion einzuführen (weil so oft danach gesucht wurde). Nun legt Donatella den Dschungel-Print neu auf: Body aus Krepp-Jersey von Versace. Um € 590,— über matchesfashion.com

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Beste Kreise. Vergangene Saison erlebte der Haarreif seine Re­nais­ sance. Besonders im XLFormat steigt sein Kurs nach wie vor. Handbesticktes Modell von Ganni. Um € 192,— über matchesfashion.com

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COCKTAIL

BAZOOKA CREATIVE X STUDIO

MARIELLA REITHOFFER

CLAUDIA MEITERT

WERBUNG

LIMONCELLO SPRITZ

GUT, BESSER, BITTER

Filip Kadlec, Chef der Ksar Bar in München, mixt uns einen Drink, um auf kleine und große Momente anzustoßen. ORGANICS 01.20

Wer seinen Lieblingsdrink für den Sommer 2020 noch nicht gefunden hat, sollte sich an Barchef Filip Kadlec halten: Sein heißer Anwärter ist in wenigen Schritten unkompliziert zuzubereiten, leicht nach­zumachen und einfach herrlich erfrischend.

ZUTATEN Würfeleis 2 cl Limoncello 5 cl Prosecco ORGANICS by Red Bull Bitter Lemon Minze Zitrone Limette ZUBEREITUNG Ein großes Weinglas mit reichlich Eis befüllen,

Limoncello und Prosecco darin ver­mengen. Mit ORGANICS by Red Bull Bitter Lemon auffüllen. Eine Minzkrone sowie frische Zitronen- und Limettenscheiben verleihen dieser Spritz-Variation eine fruchtig-­ sommerliche Geschmacksnote.

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ORGANICS 01.20 MANFRED KLIMEK

Antwort: Aal in einer schaumigen Suppe von schwarzem Miso und ein wenig Leber. Ein Treffen mit Spitzenkoch Konstantin Filippou. Bitte umblättern.

Welches Gericht sehen wir hier?

Ein Rätsel LIFESTYLE+TRENDS


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LIFESTYLE+TRENDS

KONSTANTIN FILIPPOU

DENKER am Herd Konstantin Filippou darf sich bereits zwei Michelin-Sterne auf die schwarze Kochuniform heften und ist seriöser Anwärter auf einen dritten. Seine Philosophie klingt simpel, ist aber schwer hinzukriegen: Nimm nur die besten Produkte und mach das Beste draus. Eine kulinarische Begegnung.

Von Manfred Klimek (Text) und Per-Anders Jörgensen (Fotos)

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ORGANICS 01.20


CHARAKTERKOPF Konstantin Filippou, 39, Sohn eines Griechen und einer Steirerin, kocht seit Mitte der Nullerjahre in Wien.


LIFESTYLE+TRENDS

BEI FILIPPOU ESSEN heißt, Teil einer kulinarischen Moderne zu sein. Die Erfolgsformel: perfekt kombinieren, grandios würzen und genial abschmecken

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liberalen der Generation X in Sachen Konsum suchen. Bei Filippou zu ­essen ist nicht nur ein sinnenfrohes ­Vergnügen, sondern auch Symbol dafür, Teil einer kulinarischen Mo­ derne zu sein. Und Filippou löst den Anspruch dieser kulinarischen Mo­ derne ein wie selten sonst ein Koch im deutschsprachigen Raum. Zudem kann er, was viele heutige Köche nicht können: Er kann Grundproduk­ te perfekt kombinieren, kann grandi­ os würzen und genial abschmecken. Das hat auch der französische „Guide Michelin“ erkannt und ihm vor drei Jahren den zweiten Stern ans Revers seiner schwarzen Kochuni­ form geheftet. Viele sehen Filippou als baldigen Anwärter für den dritten Stern, die höchste seriöse Bewertung, die ein Koch im Leben holen kann.

Liberales Bürgertum Filippou, 39 Jahre alt und gerade erstmals Vater geworden, ist Wiens hipster Koch; ein Hipsterkoch, der für ein gesellschaftlich aufgeklärtes, wohllebiges, liberales, und inzwi­ schen internationales Bürgertum kocht. Dass eine solche Klientel hier aus und ein geht, hat mit Filippou selbst zu tun, der das Role-Model der späteren Generation X ist, jener Generation, die in der Zeit, als der Kommunismus zusammenbrach, die Volksschule verließ und in den Neun­ zigerjahren mit dem endgültigen Sieg des Kapitalismus konfrontiert wurde. Das war auch die Zeit, in der Begriffe wie Nachhaltigkeit und Poli­ tical Correctness ins Leben gerufen wurden, um nach dem Verlust der ­alten Weltordnung ein neues ethi­ sches Regelwerk einzurichten. Filippou entspricht voll und ganz den Kriterien und Idealen, die die Aufgeklärten und Gesellschafts­

Minimalistische Köstlichkeit, deren Finessen sich beim Kosten erschließen: gesalzener Karpfen, iranischer Kaviar

„Was ist das jetzt?“ „Das ist gesalzener Karpfen mit Kaviar.“ „Ich sehe eine graue Creme am Teller. Wo ist da der Karpfen?“ „Den habe ich nach Art des portugiesischen Stockfischs eine Woche eingesalzen, das aber eher sanft. Dann wässere ich den Karpfen zwei Tage und befreie ihn so vom Salz. Danach koche ich ihn mit Noilly Prat, Thymian, ORGANICS 01.20

MANFRED KLIMEK

KONSTANTIN FILIPPOU

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in Ruck geht durch den Mann. Und das sekünd­ lich. Konstantin ­Filippou kennt kein Stillhalten, kein Stillsitzen, ­seine Hände greifen die beiden Sessel­ lehnen, als würde er sie erwürgen wollen, seine Augen gehen zur Decke und dann wieder zurück zum Gegen­ über. Dann kommt ein Satz, den man erst entschlüsseln muss, denn Filippous Hirn ist seinem Mund meist weit voraus. Ein Gespräch mit Konstantin ­Filippou ist eine Konzentrations­ übung. Der 1980 geborene Sterne­ koch denkt viel, denkt weit, überholt sich beim Denken selbst und ist den­ noch immer ganz bei sich. Man muss nur bei ihm ankommen. Dann läuft die Sache rund.


FANGFRISCH Foto aus dem episch bebilderten Kochbuch „Konstantin Filippou“, das wie sein Namens­ geber komplett in Schwarz gehalten ist


Zitrone, Kartoffeln und Fischfond ein. Wenn das getan ist, trenne ich Karpfen und Kartoffeln mit einem Sieb vom Sud, zerpflücke das Karpfenfleisch, presse die Kartoffeln, gebe Olivenöl dazu, schmecke ab und stopfe das Ganze in einen Easy-Whip, der dann die Creme macht, die du da vor dir am Teller liegen hast. Dazu einen kleinen Löffel iranischen Kaviar, und das Ganze ist perfekt.“

restaurant, das die frischesten Fische feilbot. Genau hier ankert Filippous kulinarisches Verständnis: Lass dich nur mit den besten Produkten ein, und sei derjenige, der aus den besten Produkten das Beste macht.

KONSTANTIN FILIPPOU

Eis im Kofferraum Konstantin Filippou dekonstruiert und fügt neu zusammen, was zu­ sammengehört, was aber vor ihm keiner als zusammengehörig ver­ mutet hat. Weil das enorm vieler Versuche bedarf, wechselt Filippou (in der Tradition aller französischen Drei-Sterne-Köche) nur viermal im Jahr die Karte, die er nach saisonalen Produkten ausrichtet. Lokalen Zu­ taten ist der Vorzug zu geben, Pflicht sind diese — siehe iranischer Kaviar — aber nicht. Lokale Küche: Zu der ge­ hören für Filippou auch fangfrische Langusten aus Kroatien, die ihm ein Fischer auf Eis gelegt nach Wien heraufbringt. „Die leben noch, wenn er den Kofferraum aufmacht.“ Konstantin Filippou, leicht stäm­ mig und sehr schwarzhaarig, ist der Sohn eines Griechen und einer Stei­ rerin, die beide nichts mit Gastro­ nomie zu tun haben. Was den Eltern aber stets wichtig war und immer noch ist: jene Restaurants zu besu­ chen, wo der Koch aus einem klassi­ schen Gericht das beste seiner Art macht. So fuhr man mit Klein Kons­ tantin und seiner Schwester sonntags oft mehr als eine Stunde „zum besten Backhendl“ oder „zum besten Tafel­ spitz“ von Graz und Umgebung. Und wenn die Familie in Griechenland Urlaub machte und die Verwandten des Vaters besuchte, dann karrte der die ganze Truppe schon einmal ei­ nen Vormittag lang zu jenem Küsten­

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Filippou-Kunstwerk: Aal in einer schaumigen Suppe von schwarzem Miso und ein wenig Leber

„Oh, das schaut gut aus. Was ist das?“ „Das ist Aal in einer schaumigen Suppe von schwarzem Miso und ein wenig Leber. In der Suppe schwimmt ein kleines Stück geräucherter Aal, auf das ich winzig kleine gepuffte, knusprige Croûtons vom Speck des Mangalizaschweins gestreut habe. In die Suppe selbst habe ich dann neben ein paar klein gehackten Stücken Aal auch ein paar klein gehackte Stücke vom Kalbskopf reingetan. Die Räuchernoten und die leichte Süße — das alles harmoniert großartig.“

Die Küchenregeln Im Gegensatz zu den meisten seiner Gäste ist Konstantin Filippou kein Akademiker. Er hat Koch gelernt, wie man Koch eben lernt, wenn man nicht neuer Autodidakt ist: in einer Lehre, die drei Jahre dauert. Filippou lernte in einem Hotelbetrieb in Filz­ moos, der keine Auszeichnungen hatte. Aber so erfuhr er die Basis des Handwerks — nicht zuletzt mit jenem Stress umzugehen, der genau dann

eintritt, wenn sechzig Gäste zugleich im Restaurant Platz nehmen. Filippous Restaurant, zwischen Schwedenplatz und Urania in einer kulinarisch sonst kaum bespielten Randlage der Wiener Innenstadt ge­ legen, kann mittags und abends je­ weils rund 45 Gäste aufnehmen; sein vor drei Jahren gegründetes Bistro „O boufés“, das gleich daneben mit weniger dekonstruierten Gerichten einen guten Einstieg in seine kulina­ rische Welt bietet, fasst noch einmal 25 bis 30 Gäste. Das alles bewältigt Filippou mit einem Küchenteam von nur neun Köchen, auffallend wenig Leute, die aber auch nur rund 15 bis 17 Gerichte beherrschen müssen. Nach der Lehre ging Filippou nicht nach Graz zurück, sondern suchte seine Komplettierung bei inter­ national bekannten Spitzenbetrieben in Frankreich und London. Eine ­harte Schule, denn in den meisten Tophäusern bist du als Anfänger ein Nichts, das man nach Belieben schin­ den kann. Filippou setzt bei seinen Leuten jedoch auf das Gegenteil, lässt ihnen zu Beginn Zeit, sich zu ent­ wickeln, Potenzial zu zeigen. Aber: „Nach drei Monaten müssen sie ­liefern“, sagt er. Oder gehen. Gehen müssen auch Köche, die mit den Nah­ rungsmitteln nicht ethikgerecht um­ gehen, die wegwerfen, was irgendwo noch Verwendung finden könnte. Mitte der Nullerjahre schließlich kam Filippou nach Wien und über­ nahm die Küche eines Edelitalieners, womit er sehr bald seinen ersten Stern abholte. Wien war damals noch nicht sehr reich an Restaurants mit Michelin-Sternen und Filippou der jüngste Sternekoch der Stadt. So ­etwas sichert das Interesse auch aus­ ländischer Medien, Filippou wurde ein Star, bekam eine Fernsehshow und dann eine zweite. Auf der Straße grüßten ihn Unbekannte, denn seine Küche hatte jetzt sein Gesicht. ORGANICS 01.20

MANFRED KLIMEK, PHILIPP HORAK

LIFESTYLE+TRENDS


SONNTAGS FUHREN DIE ELTERN MIT KLEIN KONSTANTIN oft mehr als eine Stunde lang zum „besten Backhendl“. Filippous kulinarische Sozialisation begann im Kindesalter. Schon damals zählte höchste Qualität.


KONSTANTIN FILIPPOU

FILIPPOU-KREATIONEN Links: „Makrele, Kren, Apfel“; rechts: „Klachelsuppe, Schweinefuß, Périgord-Trüffel“

DEN CHEF IM BLICK Filippou in der Souterrain-Küche seines Bistros „O boufés“ in der Wiener Innenstadt, in dem 25 bis 30 Gäste Platz finden

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LIFESTYLE+TRENDS

Liebe zum Detail: schottischer Lachs aus ausgewählter Zucht in Safran-­ Fischsuppe mit Kohlrabi, Forellenkaviar und Shiso-Öl

GERHARD WASSERBAUER, MANFRED KLIMEK

Der unwahrscheinliche Start Während unseres Gesprächs läuft Konstantin Filippou immer wieder einmal raus, um zu telefonieren oder in der Küche die Vorbereitungen zu überwachen. Filippou sagt von sich selbst, nie mit den Dingen ­richtig fertig zu werden, nie fertig werden zu können und zu wollen. So auch nicht mit seinem Restaurant, das er während der Jahre immer ­w ieder ein bisschen umgebaut hat und weiter umbaut. Alles muss einen gewissen Grad von Perfektion haben, auch die Bilder an der Wand, die Kunst, die er als regelmäßiger GaleORGANICS 01.20

ALS DIE BANK NICHT AN IHN GLAUBTE, sprang die Familie für ihn ein.

KONSTANTIN FILIPPOU

„Oh, ein Lachs. Also gar nichts Lokales.“ „Aber nicht irgendein Lachs, ­sondern ein schottischer Lachs von Loch Duart, einem kleinen, unabhängigen Züchter in komplett unberührter Natur. Der Lachs schwimmt in ­einer Safran-Fischsuppe mit sauer mariniertem Kohlrabi, Forellenkaviar und Shiso-Öl.“ „Schizo-Öl?“ „Schizo sind vielleicht du und ich — das hier ist Öl der Shiso-Kerne, eine Kresse, die bei uns als Perilla bekannt ist. Da ist grad ein Hype drum, aber die Japaner verwenden das ganz ohne Hype schon seit Jahrhunderten in ­ihrer Küche.“

rien- und Museumsbesucher in sein Restaurant hängt. Das mit dem eigenen Restaurant hätte beinahe nicht geklappt, als die Bank nach Beginn des Einrichtens dann doch den Kredit zurückzog. „Die haben sich damals, vor sieben Jahren, nicht vorstellen können, dass ein Restaurant nur ein Menü mit zehn bis zwölf Speisen serviert“, erzählt Filippou. „Der Risk-Manager hat interveniert und die Gelder ­gestoppt.“ Konstantin Filippou stand vor dem Eröffnen also auf ­einem Ground Zero, dem manch ­andere wohl nicht hätten entsteigen können. Doch seine Lieferanten ­stellten k ­ einen Konkursantrag, und der ­heutige Sterne- und Starkoch konnte die Schulden aus dem Cashflow be­zahlen. Dass das Restaurant eröff­nete, ist zum Gutteil auch der Familie zu verdanken, die sich damals des Lokals annahm. „Meine Mutter hat die Radiatoren lackiert“, lacht Filippou, „andere haben alte, renovier­f ähige Möbel beigesteuert. Nur so war es möglich, überhaupt aufzusperren.“ Mit den Dingen nie fertig? Auf­ gekratzt wischt Konstantin Filippou übers Leder seines Sessels. „Was ich gern noch machen würde, wäre ein original griechisches Lokal, wo man die traditionelle Küche auch traditionell interpretiert auf hohem Niveau hingestellt bekommt.“ Und wo soll das Lokal sein? „Mir schwebt da London vor“, antwortet Filippou. Und seine Augen gehen zur Decke.

Beinahe hätte ein Risk-Manager ­Filippous Restaurant-Eröffnung verhindert. Es kam anders.

Das monumentale Kochbuch „Konstantin Filippou“ beinhaltet auf 352 Seiten über 80 Rezepte. Zu beziehen über den Christian Seiler Verlag (csv.at)

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Ent decken Sie beflügelnd e Orte Es gibt diese Orte, die einen ganz besonderen Zauber ausstrahlen und auf ihre Art und Weise einzigartig sind. Hier kommt man an und möchte bleiben – und kann das auch: Entdecken und genießen Sie fünfzehn solche außergewöhnlichen Orte in Salzburg, dem Salzkammergut und dem Murtal, die sich durch herzliche Gastfreundschaft, gelebte Tradition in harmonischer Verbindung mit Kultur und Natur, ihre unvergleichliche Lage und das Angebot kulinarischer Köstlichkeiten auszeichnen. Dadurch werden sie dem Anspruch gerecht „beflügelnde Orte“ zu sein und dürfen das Qualitätssiegel Tauroa tragen. Alle beflügelnden Orte und ihre zauberhaften Einzigartigkeiten finden Sie unter www.tauroa.at

REGION SALZBURG 1 Bulls’ Corner | www.bullscorner.at 2 Hangar-7 | www.hangar-7.com 3 Afro Cafe | www.afrocafe.at 4 Winterstellgut | www.winterstellgut.at SALZKAMMERGUT 5 Landhaus zu Appesbach | www.appesbach.com 6 Seewiese Altaussee | www.seewiesealtaussee.at 7 Seehotel Grundlsee | www.seehotelgrundlsee.at 8 Gasthaus, Gästehäuser, Greißlerei Krenn | www.gasthauskrenn-puergg.at

MURTAL 9 Schloss Gabelhofen | www.gabelhofen.at 10 Steirerschlössl | www.hotel-steirerschloessl.at 11 Bull’s Lane | www.bulls-lane.at 12 Landhotel Schönberghof | www.landhotel-schoenberghof.at 13 Wasserturm | www.cafe-wasserturm.at 14 G’Schlössl Murtal | www.gschloessl-murtal.at 15 Hofwirt | www. hotel-hofwirt.at

Linz

Wien

Salzburg Graz

Innsbruck

Klagenfurt


LIFESTYLE+TRENDS

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1. KUNSTMUSEUM APPENZELL 2

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Schweizer ARCHITEKTOUR 5

ARCHITEKTUR

3

Fünf Bauwerke mit Wow-Effekt. Der Direktor des Schweizerischen ­Architekturmuseums, Andreas Ruby, über höchste Qualität im Zeichen der Vielfalt.  Von Wolfgang Wieser

2. THERME VALS

4. ROLEX LEARNING CENTER, LAUSANNE

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URS BAUMANN/HEINRICH GEBERT KULTURSTIFTUNG APPENZELL, GLOBAL IMAGE CREATION/ 7132 HOTEL VALS, EPFL/JAMANI CAILLET, MEG/B. GLAUSER, PICTUREDESK

ARCHITEKTUR

5. MUSÉE DE L’ETHNOGRAPHIE, GENF

ORGANICS 01.20 3. MONTE-ROSA-HÜTTE, ZERMATT

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LIFESTYLE+TRENDS

ARCHITEKTUR

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ie Schweizer ­A rchitektur in einem Satz ­beschreiben? Geht nicht, sagt Andreas Ruby, gibt es nicht. Was der Direktor des Schweizer ­A rchitekturmuseums (S AM) mit Sitz in Basel für die Nachbarn problemlos und pointiert schafft, scheint ihm für die Eidgenossenschaft unmöglich. Die Franzosen? „Sind bestrebt, wirklich elegante Architektur zu machen, die mit ihrer Mode und ihrem Essen Schritt halten kann.“ Die Deutschen? „Für die ist es dieses Form-follows-­ function-Ding, aber in einem etwas bürokratischeren Sinn.“ Und die ­Österreicher? „Hegen und pflegen ihr Verständnis vom skulpturellen Charakter der Architektur.“

Zu viel für einen einzigen Satz Was aber lässt sich über die Schweizer Architektur sagen? Viel — und vor allem zu viel Unterschiedliches, als dass es in einen Satz passte. Dass die gesamte Szene nicht national, sondern regional aufgestellt sei: „In ­Zürich ist der Wohnungsbau das A und O. In Basel gibt es eine ­g roße Bedeutung philanthropischen ­Kapitals. Genf ist geprägt von seiner Internationalität, Lausanne vom Uni-Campus“, sagt Andreas Ruby. Er stammt aus Dresden, ist Jahrgang 1966, hat Kunstgeschichte in Köln, Paris und New York studiert, in B ­ erlin den Architekturverlag Ruby Press ­gegründet und parallel Architektur­ theorie in Graz, Paris und New York unterrichtet. Seit 2016 ist er Direktor des Architekturmuseums.

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1

KUNSTMUSEUM APPENZELL

Schindeln aus Chromstahl Die zwölf Räume, dem Werk der Maler Carl August Liner und Carl Walter Liner (Vater und Sohn) verpflichtet. Die Zürcher Architekten Annette Gigon und Mike Guyer haben das Gebäude mit Chromstahlblechen verkleidet, die an traditionelle Schindeln erinnern sollen.

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LIFESTYLE+TRENDS

URS BAUMANN/HEINRICH GEBERT KULTURSTIFTUNG APPENZELL(2), PHILIPP MÜRDTER, GLOBAL IMAGE CREATION/7132 HOTEL VALS (2)

ARCHITEKTUR

2 THERME VALS

Meisterwerk Wenn man einen gemeinsamen Nenner für Schweizer Architektur finden will, dann am ehesten hier, meint Andreas Ruby: Peter Zumthors Therme aus heimischem Quarzit.

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LIFESTYLE+TRENDS

ARCHITEKTUR

„DIE ARCHITEKTUR DER SCHWEIZ IST KALEIDOSKOPISCH. Ein Bild, das aus vielen Bildern besteht.“ 3

MONTE-ROSA-HÜTTE, ZERMATT

Andreas Ruby, Direktor des Schweizerischen Architekturmuseums

Hightech hochalpin Studierende der ETH Zürich haben diese futuristische Hütte geplant. Sieht aber nicht nur modern aus, hat auch Zukunft inside: Photovoltaik, Wärmerückgewinnung, ­interner Wasserkreislauf. Wermutstropfen: Der Aufstieg hat es in sich – die SAC-Hütte liegt auf 2883 Metern.

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ROLEX LEARNING CENTER, LAUSANNE

Der Emmentaler ist gelandet Zugegeben, dieses Bauwerk haben nicht Schweizer, sondern Japaner geplant (offenbar mit Vergnügen und ausgeprägtem Hang zur Selbstironie): Das Center sieht aus, als wäre ein Emmentaler-UFO gelandet.

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ORGANICS 01.20


LIFESTYLE+TRENDS

PICTUREDESK (2), EPFL/JAMANI CAILLET, NICOLE ZERMATTEN/VILLE DE GENÈVE(2), MEG/B. GLAUSER, GRABER PULVER ARCHITEKTEN

Eine Therme, die viele eint

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MUSÉE DE L’ETHNOGRAPHIE, GENF

Teppich aus Metall

Diese Fassade ist nicht zu übersehen. Die Idee der Architekten Marco Graber und Thomas Pulver: Die metallene Dachhaut sollte sich wie ein Teppich über das Gebäude schmiegen. Schön, dass unter diesem besonderen Teppich das Licht die Räume durchflutet.

Ob es trotz aller Unterschiedlichkeit ein für die Schweizer Architektur ­repräsentatives Gebäude gebe? Andreas Ruby denkt keine Se­ kunde nach, sofort kommt ihm eines in den Sinn. „Vals“, sagt er und meint die von Peter Zumthor entworfene Therme Vals. „Damit werden sich die meisten identifizieren“, sagt der Direktor des Architekturmuseums. Warum? „Weil es ein Schweizer ­Thema ist — ein Haus aus dem Felsen zu bauen, halb in die Erde hinein, dazu das Wasser, die wichtigste natür­ liche Ressource in diesem Land.“ Und dann fällt Andreas Ruby doch noch ein Satz ein, mit dem sich die Architektur der Eidgenossen­ schaft beschreiben lässt (und der trotzdem deren Vielfalt umarmt): „Die Schweizer Architektur ist kaleido­skopisch“, sagt er, „ein Bild, das aus mehreren Bildern besteht.“ Alle Ausstellungen im Schweizerischen Architekturmuseum: sam-basel.org

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ARCHITEKTUR

Allgemein müsse über die Schweiz gesagt werden, dass es hier „unglaublich hohe Erwartungen an die bauhandwerkliche Qualität gibt. Die Handwerker haben einen sehr, sehr hohen Ehrbegriff. Ungenügende Arbeit würde sie schlecht schlafen lassen“, sagt Andreas Ruby. Ein feines Beispiel für diese ­Fertigungsqualität ist die mit sand­ gestrahlten Chromstahlblechen ver­ kleidete Fassade des Kunstmuseums Appenzell. Sie soll an die ergrauten Schindelfassaden der traditionellen Appenzeller Bauweise erinnern und sich mit den unterschiedlich ge­ neigten Dachflächen (ebenfalls mit Chromstahlblechen versehen) zu ­einem „Volumengebirge“ verbinden, wie die Zürcher Architekten Annette Gigon und Mike Guyer festhalten. „Ein wichtiges Bauwerk“, sagt Andreas Ruby. „Es hat eine Zeichensprache, die eine archaische Ebene bedient.“


LIFESTYLE+TRENDS

Gute Grundlage. Schuhjackpot, weil schön und bequem: Plateau-Sandalen (mit geformtem Fußbett) aus Twill und Mesh mit funkelnden Kristallen. Von See by Chloé. Um € 324,95 über zalando.at

Zu Diensten. Coole Workwear, französisches Design: Bestes Beispiel der fünften A.P.C. × Carhartt WIP­­Kollabo ist wohl die Jacke „Mishiguene“. Um € 290,— über endclothing.com

MUST-HAVES

ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT Diese Klassiker sind die Must-haves von morgen.

Bitte nicht stören. Die „Noise Cancelling Headphones 700“ von Bose bestechen nicht nur durch kristallklaren Klang, sondern auch durch zukunftsweisende mobile Kommunikation. € 399,95. bose.at

Lieben Sie Klassik? Die ikonische „Trunk“Bag von Marni mit Akkordeonfalten an der Seite besticht durch klare Linien und unzählige Farbkombinationen. Um € 1590,— über matchesfashion.com

Entdecke die Möglichkeiten. Die Lidschatten-Palette „Sumptuous Extreme“ enthält sechs cremig-zarte Nude-Schattierungen für endlose Varianten. Für größere Augen mit einer mittleren Nuance auf dem gesamten Augenlid beginnen und anschließend eine dunklere in der Lidfalte verblenden. Von Estée Lauder um € 54,95 über zalando.at

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Pure Nostalgie. Wenn aktuelle Technologie auf vergangene trifft, sieht das aus wie die Silikonhülle „AW6“ von Elago: im Look eines iPods, aber fürs AirPod-Lade-Case. Um € 12,—. elago.com

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COCKTAIL

BAZOOKA CREATIVE X STUDIO

MARIELLA REITHOFFER

CLAUDIA MEITERT

WERBUNG

EASY VIVA MATE

NEUE SOMMER­ FRISCHE

Der Klagenfurter Mario Hofferer ist Cocktail-Weltmeister und Chef der „MH CocktailEntertainment“-Agentur. ORGANICS 01.20

Mit seinem weltweit tätigen Cocktail-Unternehmen kreiert Hofferer exquisite Drinks. Besucher seines mobilen „Liquid Kitchen Lab“ tüfteln selbst an neuen Rezepten. Der kreative Perfektionist ist doppelter Cocktail World Champion. mario-hofferer.com

ZUTATEN Eiswürfel 4 cl ZitronenWodka 2 cl frischer Zitronensaft ORGANICS by Red Bull Viva Mate Zitrone Minze

ZUBEREITUNG Ein High-Tumbler-­ Glas mit Würfeleis füllen. Zitronen-­ Wodka und Zitronensaft im Glas mischen und mit ORGANICS by Red Bull Viva Mate auffrischen. Eine Zitronen­ scheibe und frische Minze runden den Drink ab.

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3 TIPPS VON JEDEM GAST FÜR DEINEN ALLTAG

Pioniere unserer Zeit sprechen über die innovativen Rezepte hinter ihrem Erfolg. Jeden Montag – überall, wo es Podcasts gibt. Jetzt abonnieren und keine Session verpassen!

Die Welt von INNOVATOR by The Red Bulletin täglich erleben: innovatorbytheredbulletin

innovatorbytheredbulletin      redbulletininnovator

redbulletininnovator.com


SHORT STORY

„Ich weiß sehr wenig über die Geburt meines Sohnes“ Wir baten die Schweizer Autorin Michèle Roten um eine Short Story zum Thema „Lifetime Moment“. Das Ergebnis raubte uns den Atem: eine Geschichte über Geburt, Hypnose und die Kraft unserer Erinnerung. Von Michèle Roten (Text) und Pablo Amargo (Illustrationen)

ORGANICS 01.20

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SHORT STORY

I

ch weiß sehr wenig über die Geburt

die meinen Sohn auf den Tag genau zehn Monate

meines Sohnes.

am Leben erhalten hatte, gekappt wurde. Und

Vielleicht müssen wir zuerst

schlecht als recht: Am Tag zuvor hatte sich bei

tu ich primär (in vollem Wissen,

der Ultraschalluntersuchung herausgestellt,

dass das täuschen kann), woran ich

dass meine Plazenta schon seit mindestens zwei

mich erinnere — und das ist leider

Wochen nicht mehr richtig funktioniert und

sehr wenig. Aber wissen tue ich

mein Sohn an Gewicht verloren hatte, außer­

auch, was ich in meinen Patientenakten lese —

dem war kaum mehr Fruchtwasser vorhanden.

auch wenn ich keinerlei Erinnerung daran habe.

Also musste umgehend die Geburt eingeleitet

Eine Mischform dieser beiden Informations­

werden — ich fuhr mit dem Moped nach Hause,

arten bildet das extrem lückenhafte Gewebe,

packte meine Sachen, aß Spaghetti mit dem

aus dem meine Erinnerung an die Geburt meines

­Vater meines Sohnes, und dann rückten wir

(einzigen) Kindes besteht. Es reicht nicht, um

um 20.30 Uhr im Krankenhaus ein. Eine relativ

ein so bedeutsames Erlebnis in meinem Leben

unfreundliche Hebamme verabreichte mir

angemessen zu bekleiden.

25 Milligramm Misoprostol, ein Medikament,

Hypnose kann helfen, habe ich gelesen, und

MICHÈLE ROTEN

auch das (das Am-Leben-Erhalten) mehr

den Begriff „Wissen“ klären. „Wissen“

das gleichermaßen zur Abtreibung wie auch zur

das sagt auch Frau B. Sie zeichnet mir auf, was

Geburtseinleitung verwendet wird — es fördert

wir machen werden, es geht um Alpha-, Beta-,

die Uteruskontraktionen und führt zu einer

Theta- und noch welche Wellen, um den Eisberg

­Zervixreifung. Eingeleitete Geburten sind

(über der Wasseroberfläche ist das Bewusstsein,

schlimmer, habe ich ein paarmal gehört, aber

darunter das Unterbewusstsein). An der Wand

das beunruhigte mich nicht. Ich würde auch

hängen viele Zertifikate, die mir zusätzlich zu

die suboptimale Variante überstehen. Für das

ihrem Auftreten (sie hat etwas entschieden

Ausfüllen irgendwelcher Formulare bestand

­Mütterliches) und dem langen, einfühlsamen

die Hebamme darauf, dass wir ihr den Namen

Gespräch ein sehr gutes Gefühl geben. Ich bin

des ungeborenen Kindes nennen. Das wollten

ein bisschen aufgeregt: Weil ich vielleicht end­

wir nicht. Wir wollten das tun, was urbane

lich ein paar Sachen mehr wissen werde. Weil

New‑Age-Hippies halt so tun: erst mal das Kind

ich Angst davor habe, etwas falsch zu machen,

anschauen und dann erfühlen, welcher Name

unhypnotisierbar zu sein und es nicht klappen

passt. Oder so. Sie musste aber wirklich un­

könnte. Wir sind im Therapieraum im Erd­

bedingt einen Namen eintragen. Aber man kann

geschoss ihres Wohnhauses, ich stelle mir

doch bis zu zwei Wochen nach der Geburt erst

­meinen Sessel auf diese wahnsinnig bequeme

den Namen angeben? Nein, nein, nein, das geht

halb liegende, halb sitzende Stellung, in meinem

nicht. Sie brauchte wirklich einen Namen. Also

Rücken heizt eine kuschelige Wärmedecke.

gaben wir ihr einen Namen an: Eduard.

Die Mutter mit den Fragen begibt sich selber ­zurück in den Mutterleib.

Eduard lag zu diesem Zeitpunkt noch gemütlich — oder so gemütlich es halt geht, wenn man halb

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Was ich weiß: Am 2. April 2011 um 11.37 Uhr

verhungert ist — in meinem Bauch und ahnte

­w urde mein Sohn geboren. Allerdings nicht von

nichts davon, dass er schon bald rausgeschmissen

mir. Ich war ein schlapper Klumpen Menschen­

würde. Während bei spontanen Entbindungen

fleisch auf einem Operationstisch mit einem

zu einem Großteil Hormone, die das Kind ab­

­aufgeschnittenen Bauch. Komplett nutzlos, aller­

gibt, die Geburt einleiten, hatte mein Sohn keine

spätestens ab dem Moment, wo die Nabelschnur,

Chance dazu. Wir gingen auf mein Zimmer, ORGANICS 01.20


SHORT STORY

­legten uns hin, und um 3.15 Uhr wurde ich mit

Was ich nicht weiß: was zwischen exakt

unregelmäßigen Kontraktionen im Schwestern­

7 Uhr und 11.37 Uhr des 2. April 2011 passierte.

zimmer vorstellig. Ich bekam „Buscopan, Tramal

Meine Erinnerungen an den Prozess der Geburt

Supp (je 1)“ und legte mich wieder schlafen.

meines Sohnes bestehen aus wenigen und

Um exakt 7 Uhr morgens dann: „Pat. kommt

­kurzen Ausschnitten, Bilder, die ich nicht recht

mit zunehmenden Wehen, CTG“. Ab diesem

einordnen kann, ohne Gefühle, Geräusche,

­Moment ging die Geburt los, und sie endete vier­

­Ge­rüche. Kurze Klarheit, gedankliche Notizen

einhalb Stunden später damit, dass ein Ärzte­

eher. Dieser Moment meines Lebens, einmalig,

duo namens „Zakharova, Schmid“ mein Kind

denn ich werde wohl kaum noch einmal ein

auf die Welt brachte.

Kind bekommen, wichtig, entscheidend, lebens­

Was ich über diesen Moment weiß: Plötz­

verändernd, unendlich interessant, ist für mich

lich macht ein Baby ein jämmerliches, dünnes,

verloren. Als mein Sohn zur Welt kam, aus

trauriges Geräusch im Operationssaal, und ich

­meinem Körper heraus auf diese Welt kam, war

wundere mich eine Hundertstelsekunde, dass

ich zwar anwesend, aber abwesend. Von diesem

es ein Baby in einem Operationssaal hat, wie

­Erlebnis bleibt mir nichts außer meinem Sohn

­unprofessionell und unpassend. Dann wird mir

und einer Narbe knapp über den Schamhaaren.

­bewusst, dass das mein Baby ist. Eduard. Ein Ich hatte mich wirklich auf die Geburt gefreut.

das Gesicht: Verkehrt herum, ich erkenne nichts,

Nicht so sehr aus dem Grund, dass ich da mein

er hat P ­ ickelchen auf der Nase, ich will ihn an­

Kind gebären würde, sondern mehr auf die

fassen, der Kopf ist so klein, ich habe Schläuche

­körperliche Erfahrung. Ich möchte alles erleben,

in den Armen und Angst, sie rauszureißen,

was man mit einem funktionalen und funktio­

ich berühre seinen Kopf, dann ist er weg.

nierenden Körper erleben kann, und habe kaum

Ich beginne zu weinen, ich weiß nicht, warum,

Ängste, was Schmerzen betrifft. Mein Vertrauen

dann schlafe ich ein.

in meinen Körper und in die Evolution — und die

MICHÈLE ROTEN

paar Augenblicke später halten sie ihn mir vor

Menschheit, die Medizin — ist groß; ich fürchte kaum etwas außer psychischer Not. Einen ­lebenden Körper in meinem eigenen Körper ­heranzuzüchten gehörte zum Aufregendsten, was ich in meinem Leben machen durfte; die Geburt, also einen Menschen aus mir herauszu­ pressen, verstand ich als feierlichen Höhepunkt dieses Abenteuers. Ich wusste schon, dass mein Körper zu Erstaunlichem fähig ist. Ich weiß es noch viel genauer, seit ich diesen Sohn habe. Wenn er in der Boulderhalle auf fünf Metern Höhe panisch festhängt, findet mein Körper die Kraft, blitzschnell da hochzuklettern und ihn den ganzen Weg nach unten zu tragen. Wenn er nachts aus dem Bett fällt, braucht mein Körper nur Sekunden, um aus dem Tiefschlaf aufzu­ tauchen, vor sein Bett zu rennen und ihn zu trösten. Ich hatte keinerlei Zweifel daran, dass ich eine Geburt irgendwie hinkriegen würde. ORGANICS 01.20

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SHORT STORY

Bis ich es nicht hinkriegte. Gleich nach der Geburt war ich total d’accord mit meiner Ge­ burtserfahrung. Sprich „irgendwas, irgendwas, Alarm, Kaiserschnitt“. Bin ich, was den Kaiser­ schnitt angeht, immer noch — ich finde es schwer vorstellbar, in so einer Situation mit ­medizinischem Fachpersonal darüber zu disku­ tieren, ob ihre dringende Handlungsempfehlung zum Wohle des Kindes sinnvoll ist oder nicht.

MICHÈLE ROTEN

Etwas später allerdings, vielleicht nachdem die erste, intensive Zeit mit dem Baby vorbei war,

losigkeit meines Unterbewusstseins. Wir pro­

begann es mich zu stören, dass ich die Geburt

bieren die nächste Tür: auch wieder ein Zonk.

verpasst hatte. „Es macht Sie traurig, dass Sie

Sie bittet mich, mir vorzustellen, dass auf den

sich nicht erinnern?“, fragt Frau B. Ich zögere.

Türen Jahreszahlen stehen, die zurückgehen bis

Nein, eher wütend. Es nervt mich. Mir wird

zum Jahr 2011. Ich weiß, dass es mein Bewusst­

­bewusst, dass Frau B. mir lieber helfen würde,

sein ist, das mir jetzt Bilder liefert, es ist ein

wenn meine Motivation zur Hypnose eine Emo­

­rationaler Prozess. Bin ich in Hypnose? Dann

tion wie Trauer wäre und nicht eine wütende

sind wir beim Jahr 2011, ich bin zu Hause, bevor

Neugier. Es regt mich auf, dass ich nicht auf

ich ins Krankenhaus muss. „Wie fühlt es sich an?

­diese Erinnerungen zugreifen kann. Denn sie

Wie fühlt sich die Vorfreude an, bald ein Baby

sind ja da, ich war ja da. Ich war dabei. Mein

zu bekommen?“ Ich fühle zwar eine Vorfreude,

Hirn, mein Körper, alles war da. Das ist es, was

aber die hat nichts mit dem Baby zu tun. Ich

mich so fertigmacht: Ich war da, weiß aber

weiß nicht, wie es ist, ein Baby zu haben, ich

nichts mehr. Trauer ist ein Wort, das ich damit

habe auch keine Vorstellung davon, wie es ist,

nicht in Verbindung bringe. Es ist traurig, ja,

ein Baby zu haben, ich erhoffe mir nichts, das

aber ich bin nicht traurig. Glaube ich zumindest.

­alles ist völlig offen, in der Zukunft, deshalb

„Haben Sie ein schlechtes Gewissen?“ Habe ich

kann ich mich auch nicht darauf freuen. Aber

mir noch nie überlegt. Nein, habe ich nicht.

ich freue mich, dass etwas passiert. Dass es

Glaube ich zumindest.

­etwas zu erleben gibt. Ich soll den Weg ins Krankenhaus noch mal

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Frau B. versetzt mich in Hypnose: Atemübungen,

durchmachen, das Einchecken, die Geburts­

Visualisierungen, immer weiter runter, immer

einleitung und dann zum nächsten Bild, das

tiefer, immer entspannter. Wir steigen Treppen

mir klar vor Augen tritt. Während ich mich von

runter, und einmal nehme ich sogar den Lift.

Erinnerung zu Erinnerung hangle, klopft mir

Ich kann nicht anders, als mich immer wieder

Frau B. immer wieder auf die Stirn und bittet

zu fragen, ob ich jetzt in Hypnose bin oder nicht.

mein Unterbewusstsein, diese Erinnerungen

Frau B. hat mir vorher gesagt, dass das okay ist,

zu verbinden, zu verknüpfen, aufzufüllen. Das

dass ich nichts falsch machen kann. Dann bittet

erste Bild: Ich liege auf der Seite auf dem Bett

sie mich, mir einen langen Flur vorzustellen

im Gebärsaal und habe Wehen. Das äußert sich

mit Türen auf beiden Seiten. Ich solle irgend­

allerdings nicht wie im Film mit Schreien und

eine Tür, die mich anspricht, aufmachen und

Fluchen, sondern in einem seltsamen, leisen,

ihr sagen, was dahinter ist. Mich spricht keine

kraftlosen Stöhnen. Ich bin schlapp wie noch

Tür an. Ich mache trotzdem eine auf. Dahinter

nie in meinem Leben, schlapp, schwer, ohne

ist: nichts. Ich bin enttäuscht über die Phantasie­

­einen Funken Energie. ORGANICS 01.20


SHORT STORY

Was ich nicht weiß: Wie ich in den Gebärsaal

Meine Entspannung hat eine Tiefe erreicht,

gekommen bin. Wie mir um 7.45 Uhr 1000 Milli­

die sich in seltsamen körperlichen Empfindungen

liter Ringer-Laktat intravenös verabreicht wur­

äußert: Ich kann nicht mehr sagen, in welcher

den. Wie ich um 8 Uhr aufs WC ging. Wie mir

Lage ich mich im Raum befinde. Liege ich? Sitze

um 8.05 Uhr 2 Milliliter Gynipral-Bolus intra­

ich? Schwebe ich? Es schaukelt. Mein Kopf fühlt

venös gegeben wurden. Gynipral, sagt das Com­

sich riesengroß an, alles darunter verkürzt,

pendium, ist ein Wehenhemmer, der während

kaum vorhanden. Frau B. gibt mir einen Auftrag,

der Geburt in akuten Notfallsituationen „wie z. B.

ich höre nicht zu, weil ich so mit diesem Erlebnis

bei akuter intrauteriner Asphyxie (fetal distress),

beschäftigt bin. Ich muss nachfragen wie ein

Nabelschnurprolaps oder dystoker Wehentätig­

Kind in der Schule. Entschuldigung, was soll ich

keit, als Ruhigstellung des Uterus vor Sectio

noch mal machen? Noch weiter die Treppe run­

­caesarea oder vor Wendung von Querlagen“

ter. Fünf Tritte. Fünf, vier, drei, zwei, einer, ich

­eingesetzt wird.

bin in den Tiefen meines Unterbewusstseins. Das nächste Bild: Ich sitze auf dem Rand des Bettes, der Anästhesist desinfiziert den Einstich­

habe variable Dezelerationen, also ein unregel­

ort. Ich frage, was passiert, wenn ich mich wäh­

mäßiges Absinken der Herztätigkeit. Es sei einen

rend einer Wehe bewege, während er gerade in

Versuch wert, zu schauen, ob eine PDA die Situa­

der Nähe meines Rückenmarks herumstochert.

tion (mein Becken) entspanne. Ich stimme zu.

Ich weiß nicht mehr, was er antwortet. Ich er­

Ich mache mir keine Sorgen um Eduard oder

innere mich nicht an das Gefühl des Einstichs.

mich. Das alles scheint wie ein Theater, bei dem

Tat es weh? Hatte ich Angst? Dann liege ich auf

alle den Text kennen, nur ich muss improvi­

dem Bett, und mein rechtes Bein fällt ständig

sieren. Sie werden mir schon helfen, meine Rolle

­hinunter. Auf der linken Seite spüre ich noch

richtig zu spielen.

­alles. Gemäß Verlaufsbericht ist es 9 Uhr.

Was ich nicht weiß: Wie ich um 8.30 Uhr

Was ich nicht weiß: Um 9.45 Uhr habe ich

aufs WC gehe. Wie festgestellt wird, dass der

„schleimig-blutigen“ Abgang. Ein „DK“, Dauer­

Muttermund drei Zentimeter geöffnet ist.

katheter, wird gelegt. Um 10.05 Uhr: „Stütz­

MICHÈLE ROTEN

Es kommt ein Bild: Die Hebamme sagt, der Kleine

strümpfe. Mittelschwere Dezelerationen bei ­jeder Wehe, Wehen alle 2 Minuten. O2 -Gabe. Info AA + OA. Muttermund: 5 Zentimeter.“ Ein weiteres Bild: Plötzlich sind sehr viele Leute da, mindestens vier Hebammen und Kranken­ schwestern plus Ärzte, die ich bisher noch nicht gesehen habe (AA = Assistenzärztin und OA = Oberärztin). Ich werde darüber aufgeklärt, dass es meinem Kind nicht gut geht und es mög­ licherweise auf einen Kaiserschnitt hinausläuft, wenn sich seine Werte nicht verbessern. Finde ich total okay. Erstaunt mich nicht. Fühlt sich an, wie wenn das sowieso schon immer der Plan ­gewesen wäre, von dem ich halt noch nichts wusste. So wird diese ganze Sache also ablaufen. Soso. If you didn’t know, now you know. ORGANICS 01.20

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SHORT STORY

„10.34: Patientin wird nochmals über SectioMöglichkeit aufgeklärt.“ „10.40: Patientin möchte Sectio.“ „10.50: Anästhesist da.“ „11.00: Ad Ops.“ Ich kann mich nicht daran erinnern, wie ich in den Operationssaal gebracht wurde. Nur, wie ich da liege, eine grüne Wand aus Stoff vor dem Gesicht. Ein Gefühl formt sich undeutlich: Irgendwas ist lustig. Ich muss lachen, worüber, weiß ich nicht. Dann wundere ich mich darüber, wie grob so eine Operation abläuft: Es rüttelt und schüttelt. Dann schreit Eduard, er wird mir

MICHÈLE ROTEN

gezeigt, er ist weg, ich weine und erwache erst gegen 21 Uhr so richtig. Im Schwesternbericht

­zunehmend frustriert: Da kommt gar nichts

steht: „Ist bis um 21 Uhr wahnsinnig müde,

Neues in dieser Hypnose. War ja klar, dass das

fast ein bisschen verladen, dann erwacht sie

bei mir nicht funktioniert. Ich sitze einfach da

langsam.“

mit geschlossenen Augen und mache mit, so gut es geht. Die Antworten, die Bilder, die Vor­

Frau B. schlägt vor, dass ich jetzt die Geburt um-

stellungen, all das bin einfach ich, mein funktio-

schreibe. Dass ich mir einfach vorstelle, wie die-

nales, altbewährtes Alltags-Ich, keine Instanz,

ser Prozess hätte ablaufen können, dass ich mir

zu der ich erst jetzt Kontakt habe.

auch aus Erzählungen von Freundinnen Stücke

Dann merke ich, wie mir die Tränen runter-

borge und ein neues Erlebnis entwerfe. Ich ver-

laufen über meinen riesengroßen, hypnoti­

suche es, aber es geht nicht. Ich merke auch,

sierten Kopf. Ich habe schon sehr, sehr lange

dass ich das nicht will: Ich will wissen, was war.

nicht mehr geweint. Weinen ist etwas, was mir

Ich will meine eigene Geschichte wissen. Ich will

im E ­ rwachsenenleben abhandengekommen ist.

die Wahrheit, ich will mich erinnern können.

Aber jetzt heule ich, geräuschlos, aus einer

Dann schlafe ich ein. Glaube ich zumindest,

­tiefen Trauer heraus. Ich habe meinen Sohn

Frau B. sagt, sie könne an äußerlichen Kriterien

nie willkommen geheißen. Er war plötzlich da.

ablesen, ob jemand einschlafe oder nicht. Was

Dann ging unser gemeinsames Leben los. Wir

bei mir nicht der Fall gewesen sei. Jedenfalls

lernten uns kennen, und es stellte sich heraus,

folgt eine Phase, an die ich mich nicht erinnere.

dass er genau das Kind ist, das zu mir passt. Dass

Scheint ein Thema zu sein in meinem Leben.

wir zusammenpassen. Dass das Leben schöner ist mit ihm. All das weiß ich heute, aber ich

Frau B. bittet mich, zurückzugehen in den OP,

wusste es damals nicht.

zu diesem Gefühl, meinen Sohn das erste Mal

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zu sehen, zu halten und ihn willkommen zu

Mir wurde am 2. April 2011 um 11.37 Uhr einfach

­heißen. Ihn zu riechen. Ich habe keinen Geruch.

ein verkehrtes Baby gezeigt, das ich kurz am

Und kein Gefühl. Es fühlt sich nach nichts an,

Kopf berührte, und nach einem hundertjährigen

ich kann ihn nicht halten, ich sehe ihn nicht

Schlaf erwachte ich, und da war wieder dieses

richtig. Ich kenne ihn nicht. Ich weiß nicht, wer

Baby. Es war winzig, ein Junge mit „Unter­

das ist. Dann ist er weg. Und ich auch. Ich bin

gewicht, Kleinwuchs und Mikrocephalie“. ORGANICS 01.20


D I E N E U E G E N E R AT I O N 7 0 0 0

PERFEKTION NEU DEFINIERT W W W. M I E L E . AT / G E N E R AT I O N 7 0 0 0 #LifeBeyondOrdinary


SHORT STORY

Als ich ihn das erste Mal wickelte, erschrak ich

Stunden später, so fühlt es sich zumindest

über seine Hüften, die etwa den Umfang meines

an, holt mich Frau B. zurück. Sie hat dieses

Fußgelenks hatten. Alle Spitalsachen, die sie

­Gefühl am Schluss, das so überraschend und

ihm a­ ngezogen hatten, waren viel zu groß — erst

­intensiv und kathartisch war, bei mir verankert:

am zweiten Tag kam jemand auf die Idee, auf

Wenn ich den Daumen meiner linken Hand ein­

der Abteilung für Frühgeborene Kleider zu ho­

klappe und drücke, kann ich es wieder abrufen.

len, die ihm passten. Man war beunruhigt über

Funktioniert leider nicht. Macht aber nichts.

­seine Kleinheit — es wurde ein Hirnultraschall

Ich verlasse Frau B. ziemlich durchgenudelt.

gemacht, eine Urinprobe genommen — und

Sie sagt, ich solle nicht enttäuscht sein, wenn

kam dann irgendwann zum Schluss, dass er

ich heute ohne neue Erkenntnisse nach Hause

halt einfach winzig geraten war. Eigentlich

fahre, die Erinnerungen könnten jederzeit

kaum verwunderlich, wenn man bedenkt, dass

­kommen, vielleicht morgen, vielleicht erst

die Plazenta gegen Ende nicht mehr richtig ge­

in einem Monat.

arbeitet hatte. Ach ja, was da los gewesen war mit der Plazenta? Keine Ahnung, sie wurde aus

Es ist mir erstaunlich egal. Ich weiß nicht mehr, aber irgendwas ist besser.

Versehen weggeworfen nach dem Kaiserschnitt. Noch ein Stück Nicht-Wissen.

MICHÈLE ROTEN

Ich merke, wie meine Arme und Beine ­zucken, diese unkontrollierbaren Spasmen, wie sie kurz vor dem Einschlafen auftreten. Frau B. ändert ihre Tonlage. Nicht mehr in einem ent­ spannenden Singsang, sondern mit einem sehr aktivierenden Ausdruck sagt sie: „Jetzt werden wir diese Erinnerung ändern. Sie dürfen Edi jetzt genau so in Empfang nehmen, wie Sie sich das wünschen. Er kommt aus dem Bauch, er schreit, dann wird er zu Ihnen gebracht. Was möchten Sie tun?“ Ich flehe mein Unterbewusst­ sein an, jetzt doch mal mitzuspielen. Mir etwas zu liefern, sich mal zu Wort zu melden. Und tat­ sächlich wird etwas ganz deutlich: Ich möchte ihn vor allem richtig ansehen. Richtig herum richtig anschauen. Nicht liegend, sondern in einer kann ich ihn auch halten. Ich halte ihn, es fühlt sich so gut an, ich handle, ich bin nicht passiv. Er ist da, ich bin da. Und ich möchte mich um ihn h ­ erumwickeln. Ich möchte nichts mehr, als mein Gesicht in die Kuhle seines Halses zu pressen, wie ich es heute so gern tue. Ich ver­ grabe mich vorsichtig in diesem kleinen, warmen Ort und begrüße ihn mit all den Gefühlen, die ich ihm gegenüber heute habe. Und heule, bis ich nicht mehr heulen kann.

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MICHÈLE ROTEN, geboren 1979 in Tann im Kanton Zürich, ist ­Autorin und Inhaberin eines Secondhand-­ Kleiderladens in Zürich. In „Wie Frau sein“ (2011) und „Wie Mutter sein“ (2013) ging sie, ohne sich selbst zu schonen, mit verkrus­teten Rollen­ bildern ins Gericht. Ihr neues Buch erscheint im Herbst 2020. echtzeit.ch

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TOM HALLER

halb sitzenden Stellung. Also mache ich das. So


Neu


IMPRESSUM IDEE & ENTWICKLUNG Robert Hohensinn

HERAUSGEBER & GESCHÄFTSFÜHRER Andreas Kornhofer

CHEFREDAKTEUR Andreas Rottenschlager

MANAGING DIRECTOR Stefan Ebner

CHEFREDAKTEUR THE RED BULLETIN Alexander Macheck

PUBLISHING MANAGEMENT Sara Varming (Ltg.), Ivona Glibusic, Bernhard Schmied, Melissa Stutz

CREATIVE DIRECTOR Erik Turek ART DIRECTORIN Marion Bernert-Thomann HEAD OF PHOTOGRAPHY Eva Kerschbaum DEPUTY HEAD OF PHOTOGRAPHY Marion Batty PHOTO DIRECTOR Rudi Übelhör TEXTCHEF Andreas Wollinger CHEFIN VOM DIENST Marion Lukas-Wildmann MANAGING EDITOR Ulrich Corazza

IMPRESSUM

REDAKTION Pierre-Henri Camy, Peter Flax, Christine Vitel, Wolfgang Wieser GRAFIK Martina de ­Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz AUTOREN DIESER AUSGABE Raffael Fritz, Louise Hennings, Manfred Klimek, Sabrina Luttenberger, Mariella Reithoffer, ­Michèle Roten, Rüdiger Sturm LEKTORAT Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert, Monika Hasleder, Billy Kirnbauer-Walek, Belinda Mautner, Klaus Peham, Vera Pink EXECUTIVE CREATIVE DIRECTOR Markus Kietreiber COMMERCIAL DESIGN Peter Knehtl (Ltg.), Sasha Bunch, Simone Fischer, Martina Maier, Julia Schinzel, Florian Solly CO-PUBLISHING Susanne Degn-Pfleger (Ltg.), Elisabeth Staber (Ltg.), Mathias Blaha, Raffael Fritz, Thomas ­Hammerschmied, Marlene Hinterleitner, Valentina Pierer, Mariella Reithoffer, Verena Schörkhuber, Sara Wonka, Julia Bianca Zmek, Edith Zöchling-Marchart HEAD OF MEDIA SALES & PARTNERSHIPS Lukas Scharmbacher SALES MANAGEMENT Alfred Vrej Minassian (Ltg.), Thomas Hutterer, Stefanie Krallinger MEDIA SALES Franz Fellner, Christopher Miesbauer, Nicole Okasek-Lang, Britta Pucher, Jennifer Sabejew, Johannes Wahrmann-Schär, Ellen Wittmann-Sochor, Sabine Zölß; Kristina Krizmanic (Team Assistant) anzeigen@at.redbulletin.com ANZEIGENSERVICE Manuela Brandstätter, Monika Spitaler

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B2B-MARKETING & KOMMUNIKATION Katrin Sigl (Ltg.), Alexandra Ita, Teresa Kronreif, Stefan Portenkirchner HERSTELLUNG Veronika Felder PRODUKTION Friedrich Indich, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig LITHOGRAFIE Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Sandra Maiko Krutz, Nenad Isailovic, Josef Mühlbacher OPERATIONS Alexander Peham, Yvonne Tremmel MIT Christoph Kocsisek, Michael Thaler ASSISTANT TO GENERAL MANAGEMENT Patricia Höreth FINANZEN Julian Bartik, Johannes Hadler, Klaus Pleninger ABO UND VERTRIEB Peter Schiffer (Ltg.), Nicole Glaser (Vertrieb), Victoria Schwärzler, Yoldaş Yarar (Abo) REDAKTIONSANSCHRIFT Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon: +43 1 90221-28800 Fax: +43 1 90221-28809 redaktion@at.redbulletin.com www.redbulletin.com MEDIENINHABER, VERLAG UND HERAUSGEBER Red Bull Media House GmbH Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15 A-5071 Wals bei Salzburg FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 GESCHÄFTSFÜHRER Dkfm. Dietrich Mateschitz, Dietmar Otti, Christopher Reindl, Marcus Weber DRUCK Druckerei Berger Ferdinand Berger & Söhne GmbH Wiener Straße 80, A-3580 Horn OFFENLEGUNG GEMÄSS § 25 MEDIENGESETZ Informationen zum Medieninhaber sind ständig und unmittelbar unter folgender Web-Adresse auffindbar: www.redbulletin.at/impressum

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PAUL NEWMAN

Rolex Cosmograph Daytona Paul Newman, 1968, Wert: 17,8 Millionen US-Dollar

Der Eilige Gral Hollywood-Ikone. Doch auf Entworfen für den Renn­ einmal war es weg. sport, zur Legende erhoben Mehr als dreißig Jahre und über Jahrzehnte ver­ suchten Sammler nach der schollen: 1968 ließ Joanne ­legendären Uhr. Vergeblich. Woodward Drive Carefully Plötzlich tauchte sie wieder auf die Rückseite einer auf: 2017, bei einer Auktion ­Rolex Cosmograph Day­tona in New York City. Wie sich gravieren, signierte mit Me herausstellte, hatte Paul und gab sie ihrem Ehe­ Newman seine Day­tona mann, dem Filmstar Paul im Jahr 1984 James Cox Newman, auch als mah­ Paul Newman mit seiner Rolex am 26. April 1981 ­geschenkt, dem Freund nenden Talisman mit auf beim L. A. Times / Toyota Grand Prix auf dem ­seiner Tochter Nell. Nach die berühmtesten Auto­ Riverside International Raceway in Kalifornien all den Jahren entschloss rennstrecken der Welt. sich Cox, das b ­ egehrte Die speziell designte Edi­ Stück versteigern zu lassen. Binnen zwölf Minuten tion mit drei kleinen Hilfszifferblättern in Schwarz fand die Uhr einen neuen, anonymen Besitzer — erlangte dank ihres charismatischen Trägers Kult­ für s­ agenhafte 17,8 Millionen US-Dollar, von denen status und wurde in der Community schließlich ein Teilerlös wiederum an die Stiftung von sogar nach ihm benannt. Bis in die 1980er-Jahre Newmans Tochter Nell floss. sah man das begehrte Stück am Handgelenk der

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HENRY LEUTWYLER, GETTY IMAGES

Paul Newmans Uhr: Rückkehr einer verschollenen Legende.


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ENERGIE TA N K E N Stromverbrauch kombiniert in kWh/100 km: 22,0 – 23,7 (WLTP); CO₂-Emissionen kombiniert in g/km: 0. Angaben zu Kraftstoffverbrauch und CO₂-Emissionen bei Spannbreiten in Abhängigkeit von der gewählten Ausstattung des Fahrzeugs. Symbolfoto. Stand 04/2020.


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