The Red Bulletin Februar 2015 - DE

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DEUTSCHLAND

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

SO WI RST DU EIN ...

• 100-Kilometer-Läufer • YouTube-Millionär • Wingsuit-Pilot

FEBRUAR 2015

€ 2,50

MEIN AUTO FÄHRT

1.609 KM/H Commander Andy Green auf dem Weg zum Weltrekord


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DIE WELT VON RED BULL

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DIE UNBEFAHRBAREN

Die Geschichte eines im Wortsinn abgefahrenen Ski- und Paragleit-Abenteuers im äußersten Alaska.

SHAMIL TANNA (COVER), SCOTT SERFAS

WILLKOMMEN! Dieser Rekordversuch wird eine Menge ­potentiell tödlicher Risiken mit sich bringen. Zum Beispiel denkt man besser nicht dran, was passiert, wenn man mit 1000 Meilen pro Stunde einem aufgewirbelten Kieselstein oder einem verirrten Vogel begegnet. Einer Gefahr allerdings ist Commander Andy Green nicht ausgesetzt: Er wird so schnell unterwegs sein, dass er, immerhin, im Fall des Falles einer Pistolenkugel davonfahren könnte. Tatsächlich: davonfahren, nicht ­davonfliegen. Mit 1609 km/h. Green fährt bereits in diesem Jahr erste Tests, wir haben ihn und seinen Bloodhound SSC besucht. Viel Vergnügen mit diesem Heft! Die Redaktion THE RED BULLETIN

„Warum sollte ich mir Sorgen machen?“ ANDY GREEN, SEITE 26

5


FEBRUAR 2015

AUF EINEN BLICK GALLERY 10 GALLERY  Augenblicke des Monats

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BULLEVARD 16 YOUTUBE  Das Special zum zehnten Geburtstag.

FEATURES

DC MEETS GT

David Coulthard, der 510 PS starke Mercedes AMG GT und der Red Bull Ring in Spielberg.

26 Andy Green

1000 Meilen pro Stunde? In einem Landfahrzeug? Geht. Sagt er. Die sechs besten Holzfäller der Welt.

40 Unrideables

Alaska von seiner schroffsten Seite.

52 Michael Dupouy

Der Pariser Street-Style-Papst.

54 Lemawork Ketema

Der Mann, der beim Wings for Life World Run den Hunderter attackiert.

56 David Coulthard …

… und sein High-Speed-Rendezvous.

FEINE KLINGE

Sechs der besten Holzfäller der Welt. Ihre Storys, ihre Erfolgsrezepte. Und warum sie auf einen Sport scharf sind, der sie zwingt, Socken aus Stahl zu tragen.

68

HIMMELSTÜRMER

Einen halben Tag Zeit und ein wenig Fallschirm-Erfahrung vorausgesetzt, wird jeder zum Wingsuit-Piloten. 6

72

SCHLAFEN IST WAS FÜR LOSER

Red Bull Music Academy: 14 Tage jeweils 24 Stunden Programm und jede Menge Entdeckungen in Tokios Nächten.

ACTION! 64 66 68 70 72 78 79 80 83 8 8 90 93 96 98

TRAINING  Surf-Star Mick Fanning CITY-GUIDE  Bad Gastein TRAVEL  Wingsuit-Pilot werden WATCHES  Die Welt am Handgelenk NIGHTLIFE  RBMA in Tokio CLUB  Batschkapp, Frankfurt MUSIK  TV on the Radio GAMING  „Dying Light“ BIKES 2015  Von 15 bis 310 PS SAVE THE DATE  Was so ansteht TV-HIGHLIGHTS  Red Bulls TV-Fenster READ BULL  von Axel Hacke IMPRESSUM MAGIC MOMENT

THE RED BULLETIN

BERNHARD SPÖTTEL, OLIVER JISZDA, STEPHEN BOXALL/ZERO-G EXPERIENCE®, SUGURU SAITO/RED BULL CONTENT POOL

32

32 Lumberjacks


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CONTRIBUTORS MIT AN BORD IM FEBRUAR „Wenn einer da hinfliegt und mit der Rübe auf das harte Zeug knallt: ob ein Helm da noch hilft?“ Axel Hackes nicht eben ermutigende Skilift-Story lesen Sie ab Seite 93.

BERNHARD SPÖTTEL

AXEL HACKE

SCOTT SERFAS

Der deutsche Fotograf hatte den schottischen Rennfahrer David Coulthard erstmals vor zehn Jahren bei einem Formel-1-Showrun in Istanbul getroffen. Für diese Ausgabe begleitete er Coulthards Testfahrt im Mercedes AMG GT (ab Seite 56). Am Schotten schätzt Spöttel „seinen Humor und markanten Ausdruck“; am AMG das Cockpit, in dem Spöttel minutenlang ganz ohne Kamera Platz nahm. Als Alltagsauto kommt das Coupé allerdings nicht in Frage: Spöttel reist stets mit mehreren hundert Kilo Equipment.

Oft schlüpfen Gedanken, die aus dem Alltag von Autoren stammen, eins zu eins in ihre Storys. Etwa bei Hacke, einem Verfasser eleganter Reportagen und Buchautor mit skurrilen Ideen (ein Held in „Nächte mit Bosch“ ist beispielsweise ein Kühlschrank). Hackes Herz schlägt für Fußball, aber: „Für meine Frau gibt es kein Leben ohne Skifahren, also fahre ich auch, so gut es geht.“ Ab Seite 93 lesen Sie Hackes Shortstory über einen nicht so guten Skiläufer, der mit den Guten mithalten muss – überall.

Die Ski- und Snowboard­ bilder des kanadischen Fotografen sind richtungweisend. Knapp hundert Cover produzierte Serfas bisher für führende Fachmagazine aus aller Welt. Seine Bildreportage über Speed-Rider, das sind Skifahrer mit Gleitschirmen, stellte den Foto-Veteranen dennoch auf die Probe: „Skifahrer auf Pisten sind leicht auszurechnen. Speed-Rider hingegen kommen aus der Luft herangeschossen. Du hast nur den Bruchteil einer Sekunde, um abzudrücken.“ Fliegen Sie mit, ab Seite 40.

THE RED BULLETIN WELTWEIT

The Red Bulletin erscheint in elf Ländern. Am Frankreich-­ Cover: DJ-Newcomer Brodinski

BACKSTAGE

Covershoot des Monats

mit Shamil Tanna Obwohl er bereits Pelé und Lady Gaga inszeniert hatte, war der preisgekrönte Londo­ ner Fotograf vor dem Termin mit Ex-Kampfpilot Andy Green angespannt. Ohne Grund, denn der Raketenauto-Rekord­jäger erwies sich als Perfektionist. Tanna: „Seine Posen hatte Commander Green bereits geübt.“

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Stilsicher auch im ­Raketenauto: CoverHeld Andy Green

Für unser Februar-Cover fotografierte Shamil Tanna Bloodhound-SSC-Pilot Andy Green an dessen Stützpunkt in Bristol.

THE RED BULLETIN


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ATL ANTI S C H ER OZ E AN

SPRITZTOUR Das Volvo Ocean Race ist die härteste Segelregatta der Welt. Die Route: von Alicante einmal um den Globus – über Südafrika und Neuseeland in den Hafen von Stockholm. Knapp neun Monate brauchen die sieben Crews für 70.000 Kilometer. An Bord der 66-Fuß-Yachten (20,1 Meter): nur erfahrene Segler wie Justin Slattery vom Abu Dhabi Racing Team (Bild). Der Ire fährt die Tour zum fünften Mal. www.volvooceanrace.com Bild: Matt Knighton/Abu Dhabi Ocean Racing

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BAD GA STEI N , Ö STERREI C H

URBAN STYLE Das Konzept von Red Bull PlayStreets ist simpel: ­ eltklasse-Freeskier zeigen Tricks im kaiserlichen W Kurort. Die Strecke? Startet auf einem Hausdach und führt über Kicker, Road Gap und Roof Box ins Ziel. Das brisante Duell 2015: Titelverteidiger Charles Gagnier (CAN) trifft auf den Schweizer Elias Ambühl (Bild), dem er 2013 bei der letzten Austragung den PlayStreets-Titel abluchsen konnte. Red Bull PlayStreets: 14. Februar 2015, Bad Gastein; Infos: www.redbullplaystreets.com Bild: Erwin Polanc/Red Bull Content Pool

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B OVEC , S LOWEN I EN

FLUGGAST „Mid-Air Touchdown“ nennen Drachenflieger Matjaž Klemencˇicˇ (li.) und Pilot Nejc Faganelj ihren Stunt über dem Socˇa-Tal in Slowenien, bei dem der Drachenflieger auf dem Segelflugzeug aufsetzt. Die besondere Schwierigkeit? „Den Speed zu dosieren“ (Klemencˇicˇ). „Den Segelflieger stillzuhalten“ (Faganelj). Wie es sich anfühlt, auf dem Flügel eines dahinschwebenden Flugzeugs zu stehen? „Intensiv“, sagt Klemencˇicˇ, „ich schaffte gerade drei Sekunden, aber die waren das Risiko wert.“ www.redbull.com/adventure Bild: Samo Vidic/Red Bull Content Pool

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10 JAHRE YOUTUBE

20 0 5 RUAR DASS B E F .  , T 15 SEIT S DIE WEL GIBT. WEIS UCH DICH DAY, ES A PY BIRTH HAP OUTUBE! Y

LET’S PLAY!

Der Gigant PewDiePie will doch nur spielen. Und bricht damit alle YouTube-Rekorde. Ein wahr gewordener Bubentraum: Felix Kjellberg lebt vom Computerspielen. Genauer gesagt: davon, dass die Welt ihm dabei zusieht. Über 32 Millionen Abonnenten – der Top-Wert auf YouTube – kriege­n nicht genug von den Videos des 25-jährigen Schweden. Und wer PewDiePies Channel und seine clipgewordenen Energieschübe kennt, der fragt sich jetzt: Wie habt ihr ihn so ruhig auf das Foto gekriegt?

„YouTuber sind einfach nur schräge Leute, die was zum Abnerden gefunden haben.“ PewDiePie


YouTube: 10 Jahre hier

Sie gibt keine Schminktipps!

BEST OF YOUTUBE

Weißt du noch? Von Schmerzen im Finger zu Schmerzen in den Ohren: acht Videos, die YouTube-Geschichte geschrieben haben.

2005

JORGE SOLORZANO/MAKER STUDIOS, GYSLAIN YARHI/CAMERA PRESS/PICTUREDESK.COM, YOUTUBE.COM(4), GETTY IMAGES, CORBIS(2), RED BULL STRATOS/RED BULL CONTENT POOL, UNIVERSAL MUSIC(2)

Me at the zoo Die ersten 18 Sekunden auf YouTube: Jawed Karim, einer der YouTube-Gründer, bestaunt Elefanten.

2006 Touch of Gold Werbung wird viral: Ronaldinho knackt mit diesem getricksten Nike-Spot die 1-Millionen-Views-Marke.

2007 Charlie bit my finger Autsch! Der berühmteste Bruderzwist der Welt (sorry, Kain und Abel) wurde 800 Millionen Mal angesehen.

2009 Fred Figglehorn Seine Chipmunk-Stimme beschert ihm als erstem YouTube-User über eine Million Abonnenten.

2010 Baby Justin Biebers Hit bleibt zwei Jahre lang meistgesehenes Video – und bis heute das mit den meisten Dislikes. 1:13 / 4:50

2012 SELBSTGEMACHTE KÖNIGIN

Spielen wir mein Video? Lana Del Rey hat die Musikindustrie mittels YouTube auf den Kopf gestellt. Bis heute reicht kein selbstproduzierter Clip an ihr „Video Games“ heran: ein gravitätischer, lasziver Zauber. Play! Red Bulletin abonnieren!

72.500.000 ••• Mehr

2.800.000

Top-Kommentar Lana Might Say „Hätte ich geahnt, dass so viele Menschen das Video anschauen, hätte ich mehr Arbeit hineingesteckt.“

THE RED BULLETIN

1

Gangnam Style Mit über 2 Milliarden Views immer noch an der Spitze. Und: 8 Millionen sehen Red Bull Stratos live. Rekord!

2013 Harlem Shake Plötzlich drehen alle durch: Norwegens Armee und ­sogar YouTube. Ja, so geht das mit der Vermehrung!

2014 Happy Pharrell Williams bringt die ganze Welt zum Tanzen. 24  Stunden lang!

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IM YOUTUBE-SERVERRAUM

Hier liegt deine Katze So sieht sie aus, die dröhnende grüne Wolke, auf der du deine Zeit verbringst. Ein Blick in einen Lüftungsschacht des Google-Datenzentrums im Mayes County, Oklahoma. Hier ­liegen sie also, unsere geliebten ­GoPro-Clips, Fail-Compilations und Katzenvideos. Google hat YouTube im Jahr 2006 für 1,3 Milliarden Euro aufgekauft. Und muss seither gigantische Datenmengen ver­ walten: Pro Tag laden User mehrere hunderttausend Stunden Videos hoch – in ständig steigender Bild­ qualität. Was du auf dem Foto nicht wahrnimmst: den allgegenwärtigen Lärm der abertausend Ventilatoren. Sie halten die Serverlämpchen „on“ und die Lichtstimmung grün.

Neueste zuerst Adjustin Bieber Ich les eure NervKommentare nicht! Warum? Darum: Hide YouTube Comments (Chrome), No YouTubeComment­s (Firefox), A Cleaner YouTube (Safari).

„Zweierlei eignet sich als Zuflucht vor den Widrigkeiten des Lebens: Musik und Katzen.“ Albert Schweitzer (Universalgenie)

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CONNIE ZHOU/GOOGLE/ZUMAPRESS.COM/PICTUREDESK.COM, UNIVERSAL MUSIC


10 Jahre YouTube: Am erfolgreichsten sind … Fail Compilations.

DEIN WEG ZUM STAR

Wie du YouTubeMillionär wirst

Sei nicht langweilig! Ein Video muss etwas auslösen, um geteilt zu werden. „How to piss off every New Yorker in 36 seconds.“ Genau so!

Halte Augenkontakt! Schau direkt in die Kamer­a. Das Objektiv ist dein bester Freund. Wer nicht hypnotisiert, wird weggeklickt.

Populäre YouTuber erreichen mehr Zuseher als so mancher TV‑Sender. Wie machen die das?

Sei eine Nervensäge! Bring deine Seher dazu, deinen Kanal zu abonnieren und deine Videos zu liken (selbst wenn sie es nicht tun).

Sei ehrlich! Die Viewer spüren, wenn deine Leiden­ schaft echt ist. Fingierte Emotion gibt es im Fernsehen genug.

Finde deine Linie! Berichte regelmäßig, im selben Format und aus ähnlicher Per­ spektive. Wiederhol­e, was gut ankommt.

Öffne dich! Opfere deine Privat­ sphäre! Sie ist das ­Interessanteste an dir. Selbst wenn du sie langweilig findest.

Teile deine Fans! Und teile mit deinen Fans. Biete deinen Fans Zugang zu anderen coolen Videos. Das stärkt ihre Treue.

Wer mit seinem Kanal genug Fans begeistert, kann YouTube-Partner werden. Bringt: Geld aus Werbung und Abos sowie Extra-Know-how dank exklusiver Seminare.

Bring’s auf den Punkt! Wähle die richtigen Tags, mit denen du ­einfach gefunden und ebenso weiteremp­ fohlen werden kannst.

Video-Evolution

Halte durch! Die ersten Videos pro­ duzierst du nur für dich. Und hast du Fans, produzierst du nur, um sie nicht zu verlieren.

Bleib dir treu! Ziel nicht auf die Masse, ziel auf deine Crowd. Warum sonst hätte SkyDoesMinecraft zehn Millionen Abonnenten?

KAINRATHS KLEINES 2 × 1

Du kannst alles zeigen. Leider!

Walkthrough Ein User zeigt, wie sich ein Videospiel auf dem schnellsten Weg durchspielen lässt. Achtung: Kann deine Selbstachtung als Gamer zerstören.

20

Unboxing Gibt’s was Schöneres, als ein frisch gekauf­ tes Produkt auszu­ packen? Ja! Es vor tausenden Menschen zu tun, die demselben Fetisch anhängen.

Machinima Fans greifen auf die Engine eines Com­ puterspiels zu und programmieren es in einen Kurzfilm um. Manchmal betörend, oft verstörend.

Die Zukunft des Fernsehens

Das Ende des Fernsehens

THE RED BULLETIN

DIETMAR KAINRATH

Bei einer Milliarde Usern entstehen viele verrückte Filmideen.


10 Jahre YouTube: Musik / Tipp: „OK Go – This Too Shall Pass“

FAST VERGESSENE YOUTUBE-PHÄNOMENE

Was wurde aus …? Dieser Spruch mit den 15 Minuten Ruhm: Auf YouTube kannst du ihn ­wörtlich nehmen.

Antoine ­Dodson

Rebecca Black

„Schlechtester Song a­ ller Zeiten“ war noch eine der netteren Beurteilungen ihres „Friday“Liedchens. Trotzdem haben’s alle gehört. Und Rebecca Black lacht ­zuletzt: Ihr YouTubeKanal hat über eine ­Million Abonnenten.

„Hide yo kids, hide yo wife!“ Der Star aus dem „Bed Intruder Song“ hat jetzt ­selber Frau und Kind – nachdem er 2013 verkündete, er sei doch nicht schwul.

YOUTUBE IN ZAHLEN

QuotenKaiser Von solchen Werten können Fernsehsender nur träumen.

1

Milliarde Menschen verwenden YouTube pro Monat

50 % aller Zugriffe kommen von mobilen Geräten.

400 Jahre Videomaterial werden täglich auf Urheberrechts­ verletzungen gescannt.

> 1

Million Menschen verdienen Geld mit dem Partnerprogramm von YouTube.

Musik-Kanal

World Wide Wurlitzer

CORBIS, PICTUREDESK.COM, CHARLIE SCHMID, GETTY IMAGES

YouTube verändert, wie wir Musik hören und machen. Was wir daran cool finden – und was uns nervt.

Playing by Viewing: Mit dem richtigen Tutorial wird jeder zum Musiker.

Filmen während des Konzerts, nur um der Erste auf YouTube zu sein.

Bands müssen keine Unsummen mehr bezahlen, damit ihr Video läuft.

Partys, auf denen der DJ nur YouTube auflegt und die Gäste sich mit Videos batteln.

Musiknerds finden im offenen Archiv fast alles.

Die Audioqualität ging noch ein Stück weiter flöten.

DJs haben mit „YourTubeMix“ den Crossfader für einen smoothen Übergang.

Coversong-Wahnsinn. Bitte, nicht jeder muss singen!

Es werden die parodiert, die es auch verdient haben.

THE RED BULLETIN

YouTubes neuer Musik-Streaming-Dienst verunsichert Indie-Labels.

Keyboard Cat

2007 wurde der musizierende Kater Fatso zum Internet-Promi. Doch den Ruhm erlebte er nicht mehr: Das Video war bereits 1984 entstanden – und Fatso 1987 gestorben.

Top-Kommentar

Bars Ulrich Streamt meine Musik, wenn ihr sie schon nicht kauft! Wollt ihr zu meinem  Drum­ solo bei 2:40? Fügt einfach am Ende des Links #t=2m40 ein.

300

Stunden Video werden Minute für Minute auf YouTube hochgeladen.

90

Millionen Views pro Tag kommen aus Saudi-Arabien – in keinem Land ist ­YouTube beliebter.

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10 Jahre YouTube: Verbotene Liebe

ZENSUR

Die Videos, die verschwinden sollen

YouTube ist die zweitgrößte Suchmaschine der Welt. Doch staatliche Zensur und nationales Urheberrecht verstopfen ihre Leitungen.

Dominic Gagnon. Der kanadische Medienkünstler speichert jene Videos, die YouTube entfernt.

Yes, we ban!

Dieses Video wirst du auf YouTube vergeb­ lich suchen: „Pieces and Love All to Hell“ zeigt Clips, die You­ Tube zu heiß waren – auch ganz ohne Pornografie. Apokalyptische Brandreden gegen die Männer­ herrschaft etwa. Oder krude Über­ lebenstipps von Frauen, die in ­einem Arm ihr Baby, im anderen ein Gewehr halten. Dominic Gagnon spürte Videos auf, die von Nutzern gemeldet und daraufhin entfernt worden waren. Seine unbeantwor­ teten Fragen an YouTube: Was wird gelöscht? Warum? Und vor allem – wer bestimmt, was geht und was nicht? Gagnons Video, das du auf arte.tv sehen kannst, ist düster, ­beklemmend, im besten Fall kurios – und zeigt ganz klar: Von wegen großer, ja ewiger Datenspeicher – auch das Internet hat ein Gedächt­ nis wie ein Sieb.

Dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar. Das tut uns leid.

derzeit gesperrt in der Vergangenheit gesperrt

TÜRKEI Präsident Erdog ˘ an mag keine Erdog ˘ an-kritischen Clips. Also ließ er YouTube 2014 sperren. Erst das Verfassungsgericht brachte es wieder online.

DEUTSCHLAND

NORDKOREA

Weil Google und die Urheberrechts-Behörde GEMA streiten, müssen die Deutschen leiden. Am besten wird halt geschützt, was erst gar nicht zu sehen ist.

Zu sehen gibt es nur den staatlichen Kanal Uriminzokkiri: Kim Jong-un, Kriegspropaganda und Kochsendungen. Genossenherz, was begehrst du mehr?

IRAN Seit 2012 ist YouTube o≠line. Trends wie „Happy“ gelangen dennoch ins Land – iranische YouTube-Tänzer kassierten allerding­s harte Strafen.

BRASILIEN Ronaldos Ex-Freundin erwirkte 2007 eine temporäre YouTubeTotalsperre, nachdem ein Sexvideo von ihr dort gelandet war. Ronaldo, warst du’s?

Quellen: Google Transparency Report, Wikipedia – Censorship of YouTube; Stand: 11/2014

Top-Kommentar

DIALOG DER DOSEN

Kim Dot-un WTF?! Wen kümmern Staatsgrenzen? Sper­ ren lassen sich um­ gehen! Schon mal was von Proxyservern oder VPN gehört? Google it! Oder DuckDuckGo it, wie auch immer. Mega-easy!

YouTube-Alternativen

Ferner liefen Du findest auf YouTube nicht immer, was du suchst? Probier mal: Wimp Hier werden die Videos handverlesen: Jugendfreie Inhalte ohne Sensationalismus. Vimeo Die Streaming-Plattform für künstlerisch Wertvolles (z. B. Musikclips mit zu viel Erotik).

Du hilft nur noch ein Katzenvideo.

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Dieser Mann glaubt, nur noch Frauen könnten die Welt retten. So was löscht YouTube.

Dailymotion YouTubes französischer Cousin – gleichzeitig gegründet, noch immer nicht ganz abgehängt.

THE RED BULLETIN

VITHEQUE.COM, GETTY IMAGES, YOUTUBE.COM

CHINA YouTube lässt sich in China ­genauso weni­g aufrufen wie Google. Dafür spielt das chinesische Youku alle Stücke: von „Breaking Bad“ bis „Homeland“.


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PIC MARKUS FISCHER

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10 Jahre YouTube: What Does the Fox Say? – Suche die Antwort!

TV-GUIDE

Was läuft?

Fred Bull Zwei Tipps zum Preis von keinem: Alle ­Videos auf dieser Seite kannst du auf redbulletin.com ansehen. Und alle zukünftigen am besten, indem du uns abonnierst.

Wir ordnen für dich das Chaos der Kanäle. Check das Erstaunlichste und Kurioseste, was YouTube zu bieten hat. Und halte dich streng an den Zeitplan.

DOKU / NEWS

SPORT / GAMES

TRASH

HOCHKULTUR

06:00  – 12:00

Es muss nicht immer T-Shirt sein Es heißt „Four in hand“, obwohl die Krawatte nur zwei Enden hat. Ein Knoten-Crashkurs für Männer.   How to tie a tie – Quick and Easy

Warten aufs … ja, Einkaufen! iJustine ist ein YouTube-Star, weil sie nicht übers Schlangestehen schimpft, sondern berichtet.   First in line for iPhone 6 – The Story

Die Katze, die Hunde fürchten Kleiner Junge fährt Rad, böser Hund kommt. Aber zum Glück gibt es ja noch Tara …   Hero Cat Saves Boy From Dog Attack

Was ist wirklich echt? Die Macht der Bilder: Sie bereiten dir Höhenangst, selbst wenn du mit beide­n Beinen auf ihnen stehst.   Best of 3D Street Art Illusion

12:00  – 15:00

Das beste Programm

Was sagt Malala? Die jüngste Friedensnobelpreis­ trägerin erhält ihren Scheck. Das ist ihre Antwort!   Entire Nobel Prize Speech

Woww, was wir alles können! Wahnsinn ist relativ. In diesem Fall löst Wahnsinn nur Bewunderung aus für die menschliche Spezies.   People Are Awesome 2014

Versteckte Kamera Der Hotel-Lift des norwegische­n Comedy-Duos Ylvis spricht zu dir. Please, select language!   The Intelevator Episode 1

Steve Jobs gegen Bill Gates Romeo und Julia gegen Bonnie und Clyde. Rasputin gegen Stalin. Die größten Duelle der Geschichte.   Epic Rap Battles of History

Wie macht Arbeit glücklich? 71 Prozent frustriert ihr Job. ­Dieses Comic könnte das ändern.   Re-Imagining Work

Super Mario lebt Mario im wahren Leben? Toll! Aber er macht nicht mehr, was ich will.   Super Mario Bros. Parkour

Ein Brautkleid ist kein Baum Und Menschen können weiter fliege­n, als sie geglaubt hätten.   The Ultimate Fails Compilation

Pop-Art Blockbuster Dänische Videos werden für ihren Handlungsreichtum gefeiert.   Warhol Eating a Hamburger (1981)

Darfst du deinen Staat verraten? Harvard-Professor meets NSA-Whistleblower.   Lawrence Lessig Interviews Edward Snowden

Grenzen? Das war einmal. Auf dem Skateboard über die Chinesische Mauer.   Danny Way Jumps the Great Wall

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TIPP

!

Es ist okay, smart zu sein Unser Planet ist eben doch mehr als eine Zwiebel voller Magma.   The Structure of Earth

Werde Teil deiner Spielzeugwelt Folge Danny, wie er auf dem TrialBike durch seine Kindheit springt.   Danny MacAskill’s Imaginate

FIFA vs. Fußball Geniale Satire über die vielleicht mächtigste Organisation der Welt.   Last Week Tonight with John Oliver: FIFA and the World Cup

Keiner spielt mit Männern … … weil sie zwar stark sind, aber langsam wie Sch****.   If Gamer Girls Acted Like Gamer Guys

Lesben oder flotter Dreier? Du wolltest schon immer wissen, was dein­e Liebste wirklich will. Okay, du schaffst es in die Top 3.   Top 10 Porn Searches for Women

!

Die Hand ist das Instrument Gerry Phillips furzt Schlager mit der Hand. Um das so hinzukriegen, bedarf es gut 40-jähriger Übung.   Manualist Plays Tijuana Brass “Spanish Flea” on His Hand!

Better Call Saul „Ich kenne jemanden, der jemanden kennt …“   Best lines from Breaking Bad

The Beautiful Game 1840 Nackte im Fußballstadion. Wer schaut da noch aufs Spielfeld?   Spencer Tunick Vienna

Videos, die süchtig machen Das mit der Rentier-Pisse auf den Pilzen hätten wir nie probiert. Nie!   10 Dumbest Ways People Have Tried to Get High

Bevor Batman Begins Der erste Horrorfilm der Welt! 119 Jahre alt. Von Special-EffectsPionier Georges Méliès.   The Haunted Castle (1896)

THE RED BULLETIN

YOUTUBE.COM(8)

00:00 – 06:00

20:00  – 00:00

18:00  – 20:00

15:00  – 18:00

TIPP


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DER 1609 KM/H MANN 1997 durchbrach Andy Green die Schallmauer. Nicht fliegend. Sondern fahrend. Auf dem Land. Der Rekord reicht ihm nicht. Jetzt will er die 1000 Meilen pro Stunde. Text: Anth o ny Row l i n so n  

B i l d e r: S h a m i l Ta n n a

27


A

ufrechter Gang, großgewachsene, schlanke Figur, Kurzhaarschnitt, stramme Haltung, zielstrebiger Schritt, eisblaue Augen: Andy Green, Oberstleutnant der Royal Air Force, 52 Jahre alt, ist der schnellste Mann auf Erden. Und genau so sieht er aus. 1997 brach er auf dem ausgetrockneten Salzsee in der Black Rock Desert in Nevada mit dem Thrust SuperSonic Car (SSC) den Landgeschwindigkeitsrekord, als er die zweistrahlige Maschine durch die Schallmauer und deutlich darüber hinaus trieb.

Am Ende zeigten die Messinstrumente eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 763,035 Meilen pro Stunde über die eine Meile lange Messstrecke (mit fliegendem Start). Das sind 1227,986 km/h. Jetzt verfolgt Andy Green ein noch ehrgeizigeres Ziel: Er will mit einem Fahrzeug 1000 Meilen pro Stunde erreichen, während alle Räder vollen Kontakt zum Untergrund haben. Das sind rund 1609 km/h. Das strahl- und raketengetriebene Fahrzeug, das er pilotieren wird, trägt den Namen Bloodhound SSC. Das Projekt hat ein Volumen von rund 51 Millionen Euro, mit an Bord sind Partner wie Rolex, RollsRoyce oder Castrol. Erste Tests sind für 2015 angesetzt. Die 1000er-Marke soll 2016 in Angriff genommen werden.


Bei m Rekord wi rd Blood hou n d so sch nel l sei n, d ass er ei ner Pistolen ku gel d avonfa h ren kön nte. Ein Düsenjäger … nur ohne Flügel: Bloodhound SSC heißt das Geschoss, das 2016 in Südafrika mehr als 1000 Meilen pro Stunde schnell fahren soll.

Berechnungen zufolge wird die beim Rekordversuch erreichte Höchstgeschwindigkeit bei rund 1050 Meilen pro Stunde liegen, knapp 1690 km/h. Bloodhound wird so schnell sein, dass er einer Pistolenkugel davonfahren könnte.

G STEFAN MARJORAM

reen steht in einer Tradition großer Abenteurer der Geschwindigkeit. ­Eines „Chuck“ Yeager etwa, der 1947 mit seinem kleinen, orangefarbenen Raketenflugzeug Bell X-1 als erster Mensch die Schallmauer durchbrach und in feinster West-Virginia-Manier an seine Bodencrew funkte: „Macht bitte ’ne Notiz. Irgendwas stimmt nicht mit dem ollen Machmeter. Es spielt total verrückt.“ (Ein Machmeter gibt das Verhältnis von wahrer

Flug- zur Schallgeschwindigkeit an.) Oder eines Richard Noble, der 1983 mit dem turbinengetriebenen Thrust 2 den seinerzeitigen Landgeschwindigkeitsrekord von 633 Meilen pro Stunde aufstellte. Sein Motto damals: „For England and for the hell of it.“ (Für England und einfach so.) Noble ist jetzt der Leiter von Andy Greens Bloodhound-Projekt. Dennoch sieht sich Green selbst in einem wesent­lichen Punkt nicht in dieser Tradition. Der OxfordAbsolvent in Mathematik und kampf­ erprobte Royal-Air-Force-Pilot hält einen Landgeschwindigkeitsrekordversuch heutzutage nicht mehr für das Ergebnis von Wagemut und Abenteuerlust risiko­ freudiger Haudegen. Sondern für das ­Produkt von Wissenschaft und Technik, 29


Als Ka m pfp i lot wu rd e An dy Green a b geschossen . „ Kei ne g roße Sache. Die wa ren ei nfach besser a usgerüstet.“

Erste Tests vor Ort sind schon für 2015 vorgesehen. Andy Green wird bei der Geschwindigkeitsjagd durch ein Hightech-Cockpit geschützt: Jeder auf­ gewirbelte Kieselstein wird bei diesem Speed zur tödlichen Bedrohung.


Schon bisher hat das in Bristol ansässige Team der Ingenieure mehr als 10.000 Arbeitsstunden in das Projekt investiert. Die Gesamtkosten werden mit (umgerechnet) rund 51 Millionen Euro veranschlagt.

von kühler, datenbasierter Rationalität. Hirn, nicht Herz werde seine Maschine antreiben, sagt er. „Der Rekord ist eine technische Angelegenheit, keine emotionale. Ich bin Teil eines Test-Teams für Technik und Entwicklung. Ich bin kein Rennfahrer, sondern ein Testpilot.“ Freilich ist sich Andy Green der ­Gefahren bewusst. Computermodelle können zwar vorhersagen, wie sich Bloodhound bei 900 Meilen pro Stunde verhalten wird. Doch nur er wird das Gefühl erleben und spüren, wie sich die Maschine an ihren Grenzen verhält. Und nur er wird in der Lage sein zu reagieren, wenn irgendetwas schiefläuft.

W

ie er von einer feindlichen Rakete abgeschossen wurde, als er vor zwanzig Jahren im Südirak als RAF-Commander diente, erzählt er mit erstaunlicher Gelassenheit. „Die hatten einfach die besseren Waffen­ systeme. Es war also keine große Sache.“

STEFAN MARJORAM (2)

Bild unten: eines der beiden Haupttriebwerke des Bloodhound. Es trägt den Namen Eurojet EJ200 und beschleunigt üblicherweise den ­allseits bekannten Eurofighter „Typhoon“.

Green kann auch bestechend rational über Emotionen sprechen: „Wenn man zu emotional ist, wird man als Kampfjetpilot höchstwahrscheinlich keine große Zukunft haben. Völlige Emotionslosigkeit wäre aber auch nicht das Richtige. Man benötigt Emotionen. Aber man muss sie kontrollieren können. Emotionale ­Aspekte dürfen niemals mehr ­Gewicht inEntscheidungen haben als rationale.“ Er wird all seine Kaltblütigkeit brauchen, wenn er und sein Team – größtenteils in Afghanistan stationierte Mit­glieder des britischen Militärs, die für das Projekt abgestellt wurden – nächstes Jahr in die südafrikanische Provinz Nordkap reisen, wo in der Hakskeen Pan im Dreiländereck Südafrika-Botswana-Namibia eine Route ausgewählt und vorbereitet wurde. Der Austragungsort wurde von Dr. Adrian Luckman von der britischen Swansea University nach umfangreichen Recherchen ausfindig gemacht, nachdem weltrekordbewährte Austragungsorte wie die Black Rock Desert in Nevada oder die Große Salzwüste nahe Bonneville in Utah als Kandidaten ausgefallen waren: zu klein, zu uneben. Bei Greens erster Ausfahrt in dem 7,8 Tonnen schweren Fahrzeug, das aus-

sieht wie ein Militärjet, der seine Flügel verloren hat, wird der 19 Kilometer lange und 500 Meter breite Streifen in Süd­ afrika ziemlich sicher das weltweit flachste und sauberste Stückchen Erde sein: Es wird von einer Armee Frei­ williger, einige hundert Mann stark und aus örtlichen Gemeinden rekrutiert, händisch von hunderttausenden kleiner Steinchen befreit worden sein. Die Hakskeen Pan, ein ausgetrock­ neter See, hat eine Menge Vor­teile, aber auch den einen oder anderen Nachteil, aus naheliegenden Gründen: Die nötige natürliche Härte kann ein ­Untergrund nur dort erreichen, wo kein Regen fällt. Der Bloodhound-Crew war also ziemlich schnell klar, dass es für sie vor Ort nicht genügend Wasser geben würde. Die Lösung? Der Bau einer neuen Pipeline, mit Unterstützung der regio­ nalen Regierung. Mit dem Nebeneffekt, dass örtliche Bauern künftig von einer für ihre Verhältnisse paradiesischen Wasserversorgung profitieren werden.

W

arum wagt ein derart rationaler Mensch wie Andy green ein Abenteuer, das viele für schlicht verrückt halten würden? Die Antwort liegt für Green in wissenschaftlichem Ehrgeiz und leidenschaft­ lichem Glauben an die Notwendigkeit, ein Zeichen außergewöhnlicher Leistung zu setzen, das eine ganze Generation junger Köpfe inspirieren könnte, ihre ­eigenen Träume zu verfolgen. (Die Mission ist in Großbritannien verknüpft mit einer Vielzahl schulischer Initiativen.) Gar kein bisschen Angst, jetzt, wo es losgeht? „Schnelle Düsenflugzeuge zu fliegen hat mich nie nervös gemacht. Einsätze zu fliegen hat mich nie nervös gemacht“, sagt er. „Und das Gleiche gilt für Bloodhound. Ich verstehe jeden Aspekt seines Designs und die Sicherheitsstandards, nach denen er gefertigt wird. Also warum sollte ich mir Sorgen machen? Werden wir am Ende des Ganzen alle eine Auszeit nötig haben? Das ja, zur Hölle“, fährt er fort. „Und ich habe das riesige Glück, eine absolut phantastische Frau zu haben, die beinahe so gerne ­segelt wie ich. Es gibt nichts Tolleres, als mit fünf Knoten dahinzugleiten, das Hirn ein, zwei Gänge runterzuschalten und dann in einem kleinen Hafen einen ­Happen zu essen, während das Boot ­direkt vor dem Pub ‚geparkt‘ ist.“ Er schließt mit: „Und ganz genauso stelle ich mir mein Leben vor. Heute in drei Jahren.“ www.bloodhoundssc.com

31


BLUT, SCHWEISS UND SPÄNE: DIE SECHS BESTEN HOLZFÄLLER T E X T: A N D R E A S R OT T E N S C H L AGE R   B I L D E R : O L I V E R J I S Z DA

FEINE


DER WELT ÜBER EINEN SPORT, DER SOCKEN AUS STAHL TRÄGT.

KLINGE 33


DISZIPLIN STANDING BLOCK CHOP SO GEWINNT MAN „NUTZE DIE PHYSIK: VIER 45-GRADSCHLÄGE VON OBEN, VIER VON UNTEN. ­S EITE WECHSELN. WIEDERHOLEN.“

„DIE

NARBE MOTIVIERT MICH.“

STIRLING HART (25), Kanada   „Ich war 21, als mir meine Axt bei einem Wettkampf die rechte Wange aufschlitzte. Überall klebte Blut. Ich musste mit 88 Stichen genäht werden. Nach der Operation erkannte ich mein Gesicht kaum wieder – ein scheiß Gefühl. Erst der nächste Barbesuch heiterte mich auf: Jeder wollte die Axt-Geschichte hören. Vor ­allem die Frauen. Seither ist die Narbe mein bester Kumpel. Und sie motiviert mich: 2014 gewann ich meinen ersten Staatsmeistertitel.“

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DIRK BRAUN (44), Deutschland

„ICH SÄGE AUCH

NACHTS.“ DISZIPLIN HOT SAW (FRISIERTE MOTORSÄGE) SO GEWINNT MAN „WICHTIG IST DAS VERHÄLTNIS VON GEWICHT UND LEISTUNG: MEINE SÄGE WIEGT 28 KILO UND LÄUFT MIT EINEM 72-PS-KART-MOTOR. DER KNATTERT LAUTER ALS EIN KAMPFJET.“

„Als 2003 die nordrheinwestfälische Landesmeisterschaft in Winterberg stattfand, suchten die Veranstalter einen Local Hero. Natürlich fragten sie mich. Ich arbeitete als Forstwirt und war Wettkampf-Bodybuilder. Ich ­erreichte auf Anhieb Platz sechs. Das motivierte mich. Mein Training seither – 5 Uhr: Gewichte stemmen, 7 Uhr: Forstarbeit, 17 Uhr: Timbersports-Training. Ich habe mir Scheinwerfer gekauft, um meinen Garten nachts aus­ zuleuchten. Meiner Frau ­gefällt das weniger.“


„MEIN TIPP: YOGA.“

DISZIPLIN STOCK SAW (HANDELSÜBLICHE SÄGE) SO GEWINNT MAN „JEDER CUT IST EINE GANZKÖRPER­ BEWEGUNG. DARUM HABE ICH YOGAÜBUNGEN FÜR HOLZ­ FÄLLER ENTWICKELT. DIE HALTEN HÜFTE UND SCHULTERN BEWEGLICH.“

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ARDEN COGAR (44), USA   „Die meisten Leute halten mich für einen Vollzeit-Holzfäller, dabei bin ich im Zivilberuf Anwalt. Ich habe in Jura promoviert. Mein Spezial­ gebiet sind Arbeitsunfälle. Gerichtsverfahren und Sportholzfäller-Wettkämpfe haben viel gemeinsam: Du bereitest dich monatelang vor, um punktgenau abzuliefern. Als Anwalt mit Experten und Papieren, als Holzfäller mit Axt und Säge. In beiden Fällen gilt: Vorbereitung plus Schweiß ist gleich Erfolg.“


DISZIPLIN SPRINGBOARD (HOLZFÄLLEN PLUS KLETTERN) SCHLAGHÖHE 2,50 METER SO GEWINNT MAN „BALANCE HALTEN. BEIM SCHLAG KOMMT DIE KRAFT AUS BEINEN, BAUCH UND SCHULTERN.“

MARTIN KOMÁREK (38), Tschechien

„ICH HABE

ALLES RISKIERT.“

„Ich bin in einer ­Kleinstadt aufgewachsen. Sportholzfällen sah ich zum ersten Mal als Teen­ ager im Fernsehen. Ich dachte: ‚Wow! Richtige Männer.‘ Mit 21 kündigte ich meinen Job als Sani­ täter. Ich investierte mein Jahresgehalt in neusee­ ländische Wettkampfäxte, Meine Eltern fragten mich, ob ich spinne. Heute bin ich fünffacher Europa­ meister. Mein Fazit: Baum­ stämme hacken setzt ­Endorphine frei. Timber­ sports macht glücklich.“


JASON WYNYARD (41), Neuseeland   „Ich bin im Kaingaroa Forest aufgewachsen – der größten forstlichen Anpflanzung der südlichen Hemisphäre. Dort wachsen 2900 Quadratkilometer Monterey-­ Kiefern – ich musste mir den Weg aus dem Wald freihacken. Heute bin ich sechsfacher Weltmeister. Die schlechte Nachricht: Jeder ­Bewerb birgt Potential für Fehler. Sportholzfällen ist eine konstante Suche nach Perfektion.“

„SEI NIE ZUFRIEDEN.“ DISZIPLIN SINGLE BUCK (EIN-MANN-ZUGSÄGE) SO GEWINNT MAN „DIE SÄGE BRAUCHT EINEN ‚HUNGRIGEN‘ SCHLIFF: DER KOSTET KRAFT, NIMMT ABER PRO ZUG MEHR HOLZ AUS DEM STAMM.“

38


BRAD DELOSA (37), Australien   „Australier sind stark in den Axt-Disziplinen, weil es bei uns seit mehr als hundert Jahren Wettkämpfe gibt. Mit 16 bestritt ich meinen ersten, 2013 war ich Weltmeister. Dass Timbersports immer ­populärer wird, hat mit dem Anstieg der Schreibtischjobs zu tun. Die Leute sehen gern zu, wenn große Kerle Holz­ blöcke durchhauen. Ich habe mir eine aggressive Schlagtechnik antrainiert, die beim Publikum gut ankommt.“

„DIE APP IST

PERFEKT DAFÜR.“

DISZIPLIN UNDERHAND CHOP SO GEWINNT MAN „MIT ZIELGENAUEN AXTHIEBEN. DIE KANN MAN ÜBEN WIE GOLFSCHWÜNGE. ­P ERFEKT DAFÜR IST COACH’S EYE – EINE VIDEO-APP FÜRS iPHONE.“ SO BLEIBT DER FUSS HEIL „WIR TRAGEN EISEN­ SOCKEN UNTER DEN SCHUHEN – FALLS MAL EIN SCHLAG DANEBENGEHT.“

www.stihl-timbersports.com


GANZ HINTEN IN ALASKA GIBT ES HÄNGE, DIE NOCH NIE EIN MENSCH AUF SKIERN BEFAHREN HAT. WEIL SIE MIT SKIERN NICHT ZU BEFAHREN SIND. DACHTE MAN. DOCH DANN KAMEN JON DeVORE UND SEINE FREUNDE GEFLOGEN.

D IE

UNBEFAH 40


RBAREN

TEXT: ANDREAS TZORTZIS  BILDER: SCOTT SERFAS


J

on DeVore stand im Licht des frühen Morgens auf dem Gipfel und achtete auf den Lufthauch in seinem Gesicht. Für sein Vorhaben war Wind nötig – genug Wind, um den acht Quadratmeter großen Schirm auf seinem Rücken auszulösen. Vor sich – vielmehr unter sich – sah er eine Abfahrt, die keine Abfahrt war, sondern ein zerfurchter, zerklüfteter Abhang. Niemand hatte bisher auch nur die Idee gehabt, ihn auf

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ER WARTETE AUF DEN NÄCHSTEN WINDSTOSS, WIE EIN SURFER AUF DIE PERFEKTE WELLE WARTET.

Über eine Woche lang erkundeten die drei Rider die Routen, Erkundungsflüge natürlich inbegriffen.


SPEED RIDING HAT NATURGEMÄSS NICHT DAS ZEUG ZUM BREITENSPORT.

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Jon DeVore, links unten im Porträt, auf dieser Seite in Aktion, wuchs in Alaska auf. Man sieht: Er weiß mit Heimvorteil umzugehen.

Skiern zu befahren. Zwei gigantische Felsspalten zogen sich quer durch den Hang, je 30 Meter breit, die man würde überspringen müssen, um ­danach eine präzise Landung auf ­einen schmalen Vorsprung zu setzen und schließlich eine enge Klamm zwischen meterhohen Eiswänden zu durchfahren. DeVore und seine Kumpels, der Amerikaner Andy Farrington und der Italiener Filippo „Ippo“ Fabbi, hatten den Hang während der letzten Tage studiert. Wind kam auf. Nur ein Lüftchen, vielleicht 10 km/h, dann war es ­wieder windstill. DeVore wartete auf den nächsten Luftstoß, wie ein Surfer die perfekte Welle abwartet. Dann ­wieder ein wenig Wind, DeVore zog seinen Schirm auf und kippte die Spitzen seiner Skier in die Tiefe.


„Wie durch eine Häuserschlucht in New York“: So beschreibt Jon DeVore über seinen 80-km/h-Flug durch die Eisklamm.

46


„WIR WOLLTEN DINGE TUN, DIE VOR UNS NOCH KEINER GETAN HAT.“


Im Uhrzeigersinn von links oben: DeVore bei einer riesigen Fassrolle; Fabbi im Geschwindigkeitsrausch; DeVore rast auf Fotograf Serfas zu.

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„DIE MOMENTE, IN DENEN DEIN SCHIRM SICH ÜBER DIR BAUSCHT, ENTSCHÄDIGEN FÜR ALLES.“


The Rowel – so heißt der rund 2800 Meter hohe Berg mit der atemberaubenden Route – war die Krönung eines zweiwöchigen Trips der drei Athleten an den südlichen Rand der Alaska-Kette, währenddessen sie nicht nur unberührte Hänge befahren, sondern vor allem neue Maßstäbe im Speed Riding setzen wollten. „Wir wollten Dinge tun, die noch keiner vor uns getan hat“, erzählt DeVore. „Und keiner hat zuvor derartige 4-Minuten-Abfahrten von solchen Bergen gewagt.“ Speed Riding wurde vor rund zehn Jahren in Chamonix, dem französischen Wintersportort schlechthin, ­erfunden. Ein Sport, der Paragliding und Skifahren miteinander verbindet, hat naturgemäß nicht das Zeug zum Massensport. Aber erfahrenen Sky­ divern und Wingsuit-Piloten wie ­DeVore, Farrington und Fabbi öffnet er faszinierende neue Möglichkeiten. Die eineinhalb Wochen vor der Abfahrt von The Rowel verbrachten die drei nicht nur mit Kartenstudium und Erkundungen via Flugzeug, sondern auch mit dem, was sie „kleinere Abfahrten“ nannten, „was nichts anderes bedeutete als Lines, die jeder andere schlicht als unfahrbar bezeichnet hätte“, erzählt Scott Serfas, der den Trip als Fotograf begleitete. „Sie sagten einfach: Hey, lasst uns das zum Aufwärmen mitnehmen.“ „Uns war natürlich klar, dass wir uns hier keinen Fehler erlauben ­dürfen“, sagt Jon DeVore, „und wir verhielten uns entsprechend.“ Er ­hatte nur eine brenzlige Situation zu überstehen, als sein Gleitschirm ausgerechnet über einer Spalte zusammenfiel. „Das war knapp, ja. Aber die Momente, in denen dein Schirm sich über dir bauscht, entschädigen für alles. Du machst Dinge, die ­eigentlich gar nicht möglich sind“, schwärmt DeVore, „und fühlst die ­absolute Freiheit auf dem Berg.“ Die Dokumentation „The Unrideables“ ist ab Februar via iTunes erhältlich. Alle Infos: www.theunrideables.com

Der Italiener Filippo Fabbi war einer der drei Athleten auf dem zweiwöchigen Alaska-Trip.

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„DU FÜHLST DIE ABSOLUTE FREIHEIT AUF DEM BERG.“


MICHAEL DUPOUY

„… etwas, das Spuren hinterlässt“ Der Pariser Kreative ist der Mann hinter „All Gone“, dem Standardwerk für globale Street Culture. Text: Pierre-Henri Camy, Bild: Dimitri Coste

Michael Dupouy verdient sein Geld als Chef von La MJC, einer auf urbane Kultur und Modetrends spezialisierten Kommunikationsagentur, und mit dem Textil­label Club 75, das er gemeinsam mit dem Künstler So Me und mit Pedro Winter gründete, dem obersten Botschafter ­elektronischer Musik fabriqué en France. Dupouy zählt zu den weltweit bestvernetzten Leuten im Bereich Street Culture. Sein seit Anfang 2007 erscheinendes „All Gone“ ist eine Art Jahrbuch der globalen Street Culture, die 2014er-Ausgabe erscheint im J­ anuar. (Und ist erfahrungsgemäß nur unwesentlich später ausverkauft.)

tisch. Für die Ausgabe 2014 haben wir mit James Jebbia gesprochen (Gründer der Streetwear-Marke Supreme; Anm.), mit KAWS (ursprünglich in der GraffitiSzene beheimatet, gehört er heute zu den angesehensten zeitgenössischen Künstlern; Anm.), mit Nike, adidas und den anderen Big Players. Wir bemühen uns, echte journalistische Arbeit zu leisten, um zu jedem Stück auch das entsprechende Hintergrundwissen zu liefern. „All Gone. The Finest of the Street ­Culture“ erschien erstmals über das Jahr 2006. Was sind die Klassiker, die seine Geschichte geprägt haben?

the red bulletin: Was ist Ihr Anspruch an „All Gone“? michael dupouy: Wir verstehen es ein wenig als Enzyklopädie der Sammler­ stücke. Als eine Coffeetable-Galerie der Highlights der globalen Street Culture im abgelaufenen Jahr. … mit Sneakers im Zentrum, natur­ gemäß. Aber auch Skateboards sind dabei, T-Shirts, Skulpturen, verschiedenste Stücke. Nach welchen Kriterien wählen Sie aus? Etwas, das auf Dauer Spuren hinterlässt, hinterlässt sie auch schon kurzfristig. Stärkstes Indiz dafür, dass ein Produkt wert ist, aufgenommen zu werden, ist also seine spontane Auswirkung auf den Markt, in dem es erscheint. Wenn es ­einen Nerv trifft, wenn die Leute sofort verrückt danach werden. Und natürlich ist entscheidend, wie die bedeutenden Künstler, die Meinungsbildner darauf reagieren. Und die finale Auswahl …? Wir arbeiten da auch ziemlich journalis-

„Digital hat seine Grenzen, sie heißen Eigentum und Gedächtnis.“

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Die meisten der Figuren von KAWS (wie die auf dem Bild rechts mit Dupouy gezeigten; Anm.), Skateboards der US-Marke Supreme, Produkte der japanischen ­Marke Bape und die Nike-Sneakers des ­japanischen Streetwear-Pioniers Hiroshi Fujiwara. Die fallen mir spontan ein. Weil Sie die Zusammenarbeit von Fujiwara mit Nike angesprochen haben: Warum üben gerade Produkte, die in Partnerschaften entstehen, einen so besonderen Reiz aus ? Weil es Synergien sind, Einheit A und Einheit B, und beide brauchen einander. Denken Sie nur an die große Frage zum

Jahresende: Wie wird die Zusammen­ arbeit zwischen Kanye West und adidas aussehen? Natürlich, Kanye braucht niemanden, er ist der Beeinflusser Nummer eins, aber doch braucht er adidas, weil er möchte, dass seine Produkte auf der ­ganzen Welt getragen werden – von Südafrika über Frankreich und die USA bis nach Japan. Es wird eine gute Zusammenarbeit sein, und das gemeinsame Produkt wird einen unfassbaren Hype auslösen – egal was die Leute darüber sagen. Vor ­allem innerhalb der jüngeren Generation, die sich nur über das Internet informiert, die niemals in ihrem Leben ein Magazin gekauft hat. Das ist keine Street-CultureGeneration mehr, sondern eine ScreenCulture-Generation. Je häufiger sie das Teil auf Instagram sehen, desto cooler ­finden sie es. In elf Jahren wird, wenn alles nach Plan läuft, die 20. Ausgabe von „All Gone“ erscheinen. Wird es dann immer noch ein Buch sein? Ich hoffe doch. Das war eine der ganz großen Herausforderungen dieses Projekts. Als ich das Buch zum ersten Mal ­herausgebracht habe, sagten alle, dass das Papier dem Internet zum Opfer fallen würde. Aber digital hat seine Grenzen, sie heißen Eigentum und Gedächtnis. Das Angebot ist seit der ersten Ausgabe derart rasant gewachsen, dass es viel schwieriger ist, sich zu erinnern, als zu konsumieren. Zu wissen, was 2006 cool war, was man 2007 gemacht hat und was 2010 toll war, ist mittlerweile schwieriger, als den ab­ gefahrensten Sneaker von März 2015 zu kennen. „All Gone“ ist da, um mit den Jahren an Bedeutung zu gewinnen. allgonebook.com THE RED BULLETIN


Zur Person Michael Dupouy, 37 Jahre, Paris: Chef der Agentur La MJC, Autor von „All Gone“. Street-Culture-Bibel In „All Gone“ werden jedes Jahr die besten Produkt-­ Releases (Sneaker, Kleidung, Kunstwerke etc.), die ein Jahr Street Culture geprägt haben, von Michael Dupouy zusammengestellt und von ihren Schöpfern oder anderen renommierten Akteuren der Szene kom­ petent kommentiert. „All Gone“ auf Tour Dupouy ist von Mitte ­Januar bis Ende März in etwa zwanzig Städten (Paris, Kopenhagen, L. A., Mexiko, Schanghai, Seoul, Moskau etc.) unterwegs und signiert sein Werk.


„Schaffen Sie dieses Jahr 100 Kilometer, Lemawork Ketema?“ Der 29-jährige Äthiopier ist Titelverteidiger beim Wings for Life World Run. Seine Voraussetzungen sind alles andere als ideal. Aber zumindest mehr als 78 ½ Kilometer sollten es diesmal dann doch werden, meint er.

the red bulletin: Also: Sind hundert Kilometer realistisch? lemawork ketema: Realistisch schon, aber ob sie möglich sind, hängt auch von Faktoren ab, die man nicht beeinflussen kann, dem Wetter etwa. Ich tue jedenfalls alles, um im Mai 2015 in noch besserer Form zu sein als beim letzten Mal. Sie gehen wieder in Österreich an den Start. Warum? Ich bin Asylwerber und darf das Land nicht verlassen. Es gab Angebote, große Marathons zu laufen, aber das darf ich derzeit nicht. Die Asylverhandlung fand bereits statt, aber noch warten wir auf das Urteil. (Der erfreuliche Bescheid ist in der Zwischenzeit ergangen: positiv; Anm.) Wo leben Sie? In einem Heim für Asylsuchende in Greifenstein an der Donau. Wir sind zu viert im Zimmer, was nicht immer ganz einfach ist, vor allem was die Erholung betrifft. Aber ich nehme das nicht als Problem wahr. Alles, was zählt, ist das Laufen. Sind Sie der Star im Heim? Manche bewundern mich, andere sind neidisch auf meine Schuhe, meine Kleidung. Es sind eher die Einheimischen, die mich grüßen und bei den Trainingsläufen anfeuern. An der Donau gibt es einen ­Fischer, bei dem muss ich immer stoppen. Wenn ich stehen bleibe, beißt ein Fisch, sagt er. Manchmal schenkt er mir einen. Geben Sie Hobbyläufern Tipps? Freilich! Besonders gerne arbeite ich mit Jugendlichen. Laufen ist so leicht, wenn man es richtig macht. Wie sieht Ihr Tagesablauf aus? Ich stehe um sechs Uhr auf und mache meine erste Trainingseinheit: 25, manchmal auch 30 Kilometer. Danach geht es nach Wien zum Deutschkurs, am Abend 54

folgt die zweite Trainingseinheit. Dann Massage oder, noch besser, Physiotherapie, falls es möglich ist. Lernen Sie während des Laufens? Manchmal schreibe ich mir Vokabeln auf die Handflächen, ja. Freizeit? Wenig. Ich arbeite gerne. Was bedeutet Ihr Vorname Lemawork? „Lema“ heißt grün, aber auch schön. Und „work“ heißt Arbeit wie im Englischen. Schöne Arbeit im Grünen. Wie passend. In Greifenstein stimmt es ja wirklich. Das

„Laufen ist so leicht, wenn man es richtig macht.“ denk ich mir jeden Tag beim Training, wenn ich aus der Tür trete und loslaufe. Möchten Sie hier bleiben? Unbedingt. Wie sah Ihr Leben in Äthiopien aus? Von daheim waren es sieben Kilometer zur Schule, ich bin die Strecke immer ­gelaufen. Meine Mutter hat in ­einem Krankenhaus gearbeitet, sie war Masseurin. Wir telefonieren ein-, zweimal pro Woche. Meine Mutter ist mir sehr wichtig. Ich habe ebenfalls massieren gelernt und mit Läufern gearbeitet, deren Marathon-Bestzeiten in der Gegend von 2:04 Stunden lagen. Ich kannte ihre Körper, ihre Pro­ bleme und wusste, wie sie Rennen an­ legen. Davon profitiere ich noch heute. Ihre Marathon-Bestzeit? Nichts Besonderes: 2:14, allerdings schon

vor Jahren und in großer Höhe aufgestellt. Wie sehen Marathon-Läufer den Wings for Life World Run? Unterschiedlich. Manche vergleichen nur die Kilometerzeiten und halten uns für Bummler. Anderen wären 78 Kilometer und mehr dann doch zu weit. Die größte Schwierigkeit für reine Marathonläufer ist allerdings die fehlende Renn-Einteilung, weil’s eine Ziellinie in dem Sinn nicht gibt. Der Zweitplatzierte aus dem Vorjahr, der Peruaner Remigio Quispe, startet dieses Mal ebenfalls in Österreich. Ein Vor- oder ein Nachteil? Ein riesiger Vorteil! Gemeinsam kann man sich viel stärker pushen. Der größte Nachteil in Österreich sind die fehlenden Trainingsgruppen. Entweder laufe ich allein, oder jemand begleitet mich auf dem Fahrrad. Aber so ist das eben. Ich ­beklage mich nicht. Ihre Tipps für Hobbyläufer, die diesmal weiter kommen wollen als 2014? Tägliches Training! Einmal pro Woche laufen zu gehen macht dich nicht besser. Das ist wie bei mir im Deutschkurs: Besser zu werden ist harte Arbeit. Wie ist es Ihnen am Tag nach dem Wings for Life World Run gegangen? Ich bin mit einem Lächeln im Gesicht aufgewacht. Es war wunderschön. Ich hatte mein Ziel erreicht. Und körperlich? Es war nicht schlimm. Echt nicht. Am 3. Mai 2015 erfolgt an 35 ­Orten in 33 Ländern auf der ganzen Welt zeitgleich der Startschuss zum Wings for Life World Run 2015. Wer schafft es, dem Catcher Car am längsten zu entkommen? Alle Infos zum World Run und Anmeldung: www.wingsforlifeworldrun.com THE RED BULLETIN

PHILIP PLATZER/RED BULL CONTENT POOL

Interview: Werner Jessner


Name Lemawork Ketema Stammt aus Äthiopien Geboren am 22. 10. 1985 Erfolge Sieg beim Wings for Life World Run 2014 mit 78,57 Kilometern (in St. ­Pölten gestartet), Sieg beim Graz-Marathon 2014


DC MEETS

GT

Ein Benz wie kein Benz: Man nennt ihn korrekt AMG GT. Der Stern bleibt trotzdem.


510 PS, ein 13-maliger Grand-Prix-Sieger, 4318 Meter feinste Rennstrecke, 4 Stunden Freeplay: David Coulthard gibt dem AMG GT auf dem Red Bull Ring in Spielberg die Sporen. Aber wie! Text: Werner Jessner Bilder: Bernhard Spรถttel

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„MIT 16 JAHREN DARFST DU SCHROTT PRODUZIEREN. MIT 43 JAHREN HAST DU KEINE AUSREDEN MEHR.“

The face of a fighter: David Coulthard, noch immer schnell auf jeglichem Gerät


Perfekte Ergonomie, das Sportlenkrad ist auf der Unterseite abgeflacht. Dahinter: die Schaltpaddel. In der Mittelkonsole: massiv Frischluft

avid, was fährst du eigentlich privat? „Mein letztes selbst­ gekauftes Auto ist ein Smart in der sportlichen Brabus-Version. Praktisch, gut einzuparken, per­ fekt, um meinen sechsjährigen Sohn zur Schule zu bringen. ­Außerdem besitze ich noch den hellblauen Mercedes SL 280, den ich mir einst als junger Rennfahrer geleistet habe.“ Man staunt ob solcher Bescheidenheit, doch es geht noch weiter: „In meinem Ferienhaus in der Schweiz steht eine Mercedes M-Klasse. Acht Jahre ist die mittler­ weile alt, und ich sehe keinen Grund, sie zu tauschen. Funktioniert ja noch alles.“ David Coulthard, sparsam DC genannt, erweist sich als Schotte durch und durch. Für morgen aber wartet ein 310 km/h schneller, perlmuttweißer AMG

GT auf ihn, ein Auto, das es zu diesem Zeitpunkt ­offiziell noch gar nicht gibt. Hoffentlich ist das Wetter schön, meint er nur. In der Nacht hat es geregnet, das Asphaltband des Red Bull Ring trocknet nur langsam auf. Bloß keine Hektik jetzt, die Form in der steirischen Sonne wirken lassen. „Dieses Auto wird viele Menschen, die bislang Porsche 911 gefahren sind, zum Nachdenken bringen. BMW, Audi, Porsche oder Mercedes AMG zeichnet aus, dass sie Autos bauen, die auf der Rennstrecke funktionieren und trotzdem alltagstauglich sind. Das ist eigentlich der härteste Job.“ Der Leser erkennt die erwachsene Aussage eines Mannes, dessen pragmatischer Privat-Fuhrpark ­keinen Platz für Spaß-Autos hat. Verblüffend logische Erklärung: „Ich war einer der wenigen Menschen, die das Privileg hatten, Formel 1 fahren zu dürfen. F1 ist die Premier League. Darum macht mir Schnellfahren auf der Straße keinen Spaß. Für ein Auto wie den AMG GT müsste ich eine private Rennstrecke hinter dem Haus haben. Ich lebe aber in Monaco. Darum fahre ich Smart.“ Langsam trocknet der Red Bull Ring auf, David wirft sich in Schale. Kurze Orientierung. Dann Sitz justieren, das rau­ lederbezogene, unten abgeflachte Lenkrad bis zum Maximum herausfahren, um perfekte Kon­trolle zu haben: Möchtegerne erkennt man an den gestreckten 59


Armen am Cockpit. Das ist schlimmer noch als das Smartphone unterm Ohr. Endlich weckt ein Druck auf den Startknopf in der breiten, gepfeilten Mittelkonsole den V8-Motor auf. Dumpf brummt er, gehorsam gezügelt, unterdrückte Gewalt. Ein Mann, ein Motor: Jede Antriebseinheit bei AMG wird von Anfang bis Ende von einem Menschen assembliert. In unserem Fall heißt er Jens Müller, mit Sicherheit ein Genie. Tatbestand: S-Version. 510 PS statt 462 wie normal. Sollte etwas schiefgehen, der Kunde würde sich dann melden, nur so als Info, bevor Sie dann die Carbon-­ Abdeckung Ihres Motors signieren, Herr Müller.

E

in Drehschalter neben dem rechten Knie erlaubt die Wahl vier verschiedener Settings: Komfort, Normal, Sport oder Sport Plus. David entscheidet sich angesichts der nassen Bedingungen für Sport, da sind die Kennlinien von Motor und Getriebe nicht so aggressiv wie in Sport Plus, das Fahrwerk nicht ganz so direkt. Der Red Bull Ring ist berüchtigt dafür, sich seine Opfer auch unter den Besten zu ­suchen. Und ein nagelneues Auto, das es eigentlich noch nicht gibt und das einen sechsstelligen Betrag kosten wird, kommt nicht einmal im Ansatz in Frage: „Wenn du mit sechzehn Schrott produzierst, heißt es: Na gut, der kann es halt noch nicht besser. Mit dreiundvierzig hast du keine Ausreden mehr.“ 60

Als David Coulthard aus der Boxengasse fährt, steht er gleich einmal ordentlich quer und muss die 1570 Kilo Lebendgewicht mit einem blitzartigen Lenkradschlag einfangen. „Sag ich ja: verdammt rutschig.“

M

assiv baut sich die lange Motorhaube vor dem Cockpit auf, aus Innensicht vielleicht der größte Unterschied zu einem Porsche 911. Der AMG GT wirft sich bergauf zur RemusKurve, Ziehen am rechten Schaltpaddel hinter dem Lenkrad schaufelt Gänge nach: „Nicht so schnell wie in der Formel 1, aber um Welten besser und schneller als jedes manuelle Getriebe. Man kann sich voll auf die Linie konzentrieren.“ Die allerdings ist komisch. David fährt ebendort, wo man als Laie nicht fahren würde. „Das ist die ­Regenlinie. Der Gummiabrieb macht die Ideallinie unter verschärften Bedingungen nahezu unfahrbar.“ DC illustriert, was er damit meint: Auf der Schönberg-Geraden setzt er den AMG GT dorthin, wo Wolfgang Normalpilot auch fahren würde. Ein Blick auf den Tacho zeigt 240 km/h, es geht bergab auf die Schlossgold-Kurve zu, da sagt David völlig cool: „Wenn du hier beim Bremsen den Grip an der Vorderachse verlierst, findest du ihn erst im Kiesbett wieder.“ Genau das passiert leider jetzt. Weil das aber Absicht

Rennfahrer und wie sie die Welt sehen: „Pure Rennwagen zu bauen ist einfach. Da geht es einzig um Performance. Ihnen allerdings auch noch Alltagskomfort ange­ deihen zu lassen ist die weitaus schwie­ rigere Übung.“

THE RED BULLETIN


Obacht, wenn dieses Tier in Ihrem Rückspiegel auftaucht!

war, bremsen wir uns – scheinbar außer Kontrolle – von der rutschigen Ideallinie weg. Am unberührten Asphalt fängt sich das Coupé. Das reicht dem Profi, um dem Auto eine kurze Richtungsänderung zu ­geben, wir kreuzen abermals die Ideallinie, finden wieder Grip ganz außen kurz vor den Curbs, und jetzt lenkt das Auto endgültig ein. Der Amateur denkt sich: so viel zum Thema ­„Eigentlich will ich gar nicht schnell fahren“. Der Profi sagt: „Korrekt wäre es umgekehrt gewesen: Speed im Kurveneingang opfern, dafür früher aufs Gas und besser rausbeschleunigen. Das hat sicher

„DER GUMMI-ABRIEB MACHT DIE IDEALLINIE HEUTE NAHEZU UNFAHRBAR.“

5 bis 10 km/h gekostet.“ Für den Laien war es bloß: „Wow.“ Der Profi sagt: „Lässig, wie gut das Auto aus­ balanciert ist.“ Auch der AMG GT verfügt über ESP, das Elektroni­ sche Stabilitätsprogramm. Man kann es nicht völlig wegschalten. Sich wegzuwerfen geht natürlich trotz­ dem, wenn man sich blöd genug anstellt, und das ist bei 510 PS nicht schwer. Rennfahrer hingegen kommunizieren im Regelbereich der Elektronik mit dem Auto: „Ich benutze die Motorbremse, um das Auto hinten zu entlasten und die Hinterachse mit meinen Möglichkeiten – Bremsdruck, Lenkrad – zu stabilisieren, so wie man einen Bleistift auf der Finger­ kuppe balanciert. Das ESP dient mir nur als Orien­ tierungshilfe, wo sich das Heck befindet.“ Übersetzung: Wo der Grobmotoriker gerade ein­ mal merkt, dass er einen Fauxpas begangen hat, schämt sich der Profi dafür, sich ins Tischtuch ge­ schnäuzt zu haben.

O

bwohl die Strecke mit ihren nassen Flecken das Spiel am Limit eigentlich untersagt, lässt DC den Wagen in den nächsten Runden fliegen, und man wüsste nicht, wo noch viel Zeit zu ­holen wäre. Oben am Spielberg rückt die Kirchturm­ uhr gen Mittag. Es wird warm im Innenraum, beim Reinfahren in die Box hört man, wie die Ventilatoren dem Vierlitermotor mütterlich Luft zufächeln. „Und das Erstaunlichste: Die Bremsen waren von Anfang bis Ende konstant. Das kenne ich auch anders.“ Zu Mittag taucht Davids hinreißende Frau Karen auf, um ihren Mann abzuholen. „Sieht gut aus“, sagt sie, meint damit aber den AMG GT. „Darf ich mich reinsetzen?“ Verdächtig lang justiert die langbeinige Langhaarige elektrisch ihre Position im Cockpit, lässt sich schließlich sogar den Kofferraum öffnen. Das ist weit mehr als höflich simuliertes Interesse. „Würdest du die Kids damit tatsächlich zur Schule bringen, Baby?“, fragt der freundliche Gatte zweifelnd, und die Angesprochene lässt kurz durchblicken, dass sie durchaus nicht in ­allen Dingen so pragmatisch ­denken würde wie er. www.mercedes-amg.com

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/redbulletin

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Sieht nicht so aus. Ist aber ein ziemlich intelligenter Lautsprecher. Seite 79

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AC T I O N !

RYAN MILLER/RED BULL CONTENT POOL

R E I S E N   /   C I T Y G U I D E   /   W O R K O U T   /   U H R E N  /   P A R T Y /   C L U B   /   M U S I K   /   G A M I N G   /   E V E N T S

Auf der Welle DAS IST MICK FANNING, DREIFACHER WELT­ MEISTER DER PROFI-SURFER. ER VERRÄT UNS, WIESO EIN ABGERISSENER OBERSCHENKEL­ MUSKEL AUCH VORTEILE HAT. Workout, Seite 64

THE RED BULLETIN

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ACTION!

WORKOUT

Mick Fanning stellt sich den Wellen in Haleiwa an der Nordküste der ­Hawaii-Insel Oahu.

Bretthart  SURFEN  SURF-SUPERSTAR MICK FANNING VERDANKT SEINE FITNESS EINEM SCHWEREN UNFALL.

Der Australier Mick Fanning, 33, ist dreifacher Champion der ASP World Tour.

mickfanning.com.au

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DER SURF-CHAMP SCHWÖRT AUF YOGA UND DIE RICHTIGE ATEMTECHNIK.

„Auf meinem Trainingsplan stehen täglich Stretching und Yoga. Gut geeignete ­Balanceübungen sind zum Beispiel die Yoga-Klassiker ‚Der Baum‘ oder ‚Das Boot‘. Was mich im Surfen entscheidend voranbrachte, sind verschiedene Atemtechnik-Übungen. Wenn es dir während des Trainings oder im Wettkampf gelingt, richtig zu atmen, hat das äußerst positive Effekte darauf, wie gut du deinen Körper und deinen Geist kontrollieren kannst.“

Ideal gerade für Surfer: Die dynamische Übung simuliert intensive Turns und kräftigt Rumpf und Beine. Am besten: 3-mal 25 Wiederholungen.

1 Ball über dem rechten Knie halten, Gewicht am rechten Bein, dann Hüfte rotieren und Gewicht nach links verlagern

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Mit gestreckten Armen den Ball gegen die Wand werfen, den abprallenden Ball auffangen und in Startposition zurückkehren

THE RED BULLETIN

HERI IRAWAN

IM GLEICH­ GEWICHT

DER „WOOD CHOP“

RYAN MILLER/RED BULL CONTENT POOL, DAMIEN BREDBERG/RED BULL CONTENT POOL, FOTOLIA

„Ein lauter Schnalzer, gefolgt von höllischen Schmerzen. 2004 war meine Surfkarriere eigentlich ­vorbei“, sagt Mick Fanning. Beim freien Surfen in Indonesien riss es dem heute 33-jährigen Australier den Oberschenkelmuskel komplett vom Knochen. „Die ersten fünf, sechs Wochen nach der OP konnte ich nicht einmal sitzen. Doch die Reha, die knapp sechs Monate dauerte, war aus heutiger Sicht enorm wichtig für meine Karriere. Ich lernte in dieser Zeit sehr, sehr viel über meinen Körper – etwa welche Muskeln ich wie trainieren muss, um meine Surf-Performance zu verbessern. Seither achte ich besonders darauf, dass meine Rumpfmuskulatur ausreichend stark ist, ­meine Beine genügend Kraft, ­Flexibilität und Ausdauer haben. Mein Trainingsplan muss flexibel sein. Denn er hängt von der Quali­tät der Wellen ab – es gibt kein besseres Training als Surfen. Sind die Wellen zu klein, halte ich mich im Fitnessstudio mit drei bis vier Einheiten pro Woche fit.“



ACTION!

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BAD GASTEIN Böckstein

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Auch Bene Mayr, 25, kommt am 14. Februar nach Bad Gastein. KA

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„Ziemlich crazy“ 2

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BAD GASTEIN  DER SALZBURGER KURORT MIT KAISERLICHEM FLAIR UND SKANDINAVISCHER PARTYZONE IST AUSTRAGUNGSORT DES CITY-SLOPESTYLE-BEWERBS RED BULL PLAYSTREETS.

KAIS

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„Zu Bad Gastein habe ich eine spezielle Beziehung“, sagt der Münchner Freeskier Bene Mayr. „Bis zu meinem siebten, achten Lebensjahr verbrachte ­meine Familie den jährlichen Skiurlaub hier. Im Ort selber findet man zahlreiche denkmalgeschützte Villen und Kurhäuser aus der Kaiserzeit. In den letzten Jahren haben vor allem Schweden in Bad Gastein investiert – bestes Beispiel: das Hæggbloms … in der Bar geht es ab, die ist ziemlich crazy.“ Vorfreude herrscht beim 25-Jährigen auch auf das Red Bull PlayStreets am 14. Februar. „Das ist eines meiner Lieblings-Events. Es ist richtig lässig, an tausenden Fans vorbei durch den City-Kurs zu fahren.“

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BENE MAYRS LIEBLINGSTRICKS

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DOUBLE CORK 1080 SAFETY GRAB

„Drei Rotationen und zwei Flips in einem Sprung mit SafetyGrab. Der Trick ist anspruchsvoll, gehört aber zum heutigen Standardrepertoire.“

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STYLE GUIDE

2 HOFKELLER IM HOTEL SALZBURGER HOF Grillparzerstraße 1 „Zentral gelegen und perfekt, um sich für einen AusgehAbend im dazugehörigen Silver Bullet zu stärken. In uriger ­Atmosphäre gibt’s dort das beste Fondue und Raclette.“

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1 JÄGERHÄUSL Kaiser-Franz-Josef-Straße 9 „Das Red Bull PlayStreetsZiel liegt vor dem Jägerhäusl, das letzte Obstacle führt sogar über dessen Dach. Es gibt regionale Köstlichkeiten in netter Atmosphäre. Zu empfehlen: das Jägerhäuslpfandl.“

KOGELST

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TOP FIVE BENES CITY-HIGHLIGHTS

3 HÆGGBLOMS Kaiser-Franz-Josef-Str. 40 „Die schwedische Bar in Bad Gastein mit einer Mischung einheimischer und skandinavischer Gäste. Dort herrscht zur Après-Ski-Zeit, aber auch zu späterer Stunde aus­ gelassene Partystimmung.“

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4 FELSENTHERME Bahnhofplatz 5 „Durchs Gasteiner Thermal­ wasser werden richtig müde Muskeln wieder munter und fit für den nächsten fordernden Powdertag. Meine Favoriten: Graukogelsauna, Dampfbad und Whirlpool.“

SWITCH CORK 540 JAPAN

„Rückwärts angefahren, aus der Achse gedrehte 540-GradRotation mit einem Japan Grab. Macht auf großen und kleinen Kickern Spaß.“

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5 NORDABFAHRT Sportgastein

„Eine der besten FreerideRouten im Gasteiner Tal – einfach zu erreichen und traumhaft lange Abfahrt vom 2650 Meter hohen Kreuzkogel mit Blick übers Tal. Besser geht’s fast nicht!“

FLATSPIN 720 BLUNT

„Vorwärts angefahren, nach vorne über die Schulter gedrehte 720-Grad-Rotation. Schwierig: Man sieht die Freestyler ­Landung sehr spät.“ Bene Mayr

THE RED BULLETIN

BRIAN NEVINS/RED BULL CONTENT POOL, GASTEINERTAL TOURISMUSGMBH(2), PALLY LEARMOND/RED BULL CONTENT POOL

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POSE


ES WIRD ZEIT GENAUSO GUT AUSZUSEHEN WIE DIE FOTOS DIE DU SCHIESST! DESIGN KAMERAGURTE VON

KLICKKLICKZOOM.COM


ACTION!

TRAVEL

FLORI DA PLUS DER WINGSUIT IST NUR DER ANFANG.

RENNFAHREN High Speed auch auf dem Boden erleben: als Beifahrer eines Stock-CarProfessionals auf dem Walt Disney World Speedway in ­Orlando auf bis zu 230 km/h ­ eschleunigen. b drivepetty.com

W INGSUIT  SUPERHELD SEIN? GEHT. MIT FALLSCHIRMERFAHRUNG UND EINEM HALBEN TAG ZEIT. Einfach so zu fliegen, ohne technische Hilfsmittel, war viel zu lange Zeit Superhelden vorbehalten. Nun ist das zum Glück anders: Wingsuits ermöglichen ­jedermann, mit bis zu 360 km/h die Welt ein bisschen besser zu machen, zumindest für einen selbst. Ein Wingsuit ist nichts anderes als ein Springer­ anzug mit Flächen aus Spezialgewebe zwischen den Beinen und unter den Armen. Die sorgen für aus­ reichend Auftrieb, um aus einem vertikalen Fall ein (gefühlt) horizontales Flugerlebnis machen. Die Skydive City in Zephyrhills, Florida, bietet ­erstaunlich niederschwellige Kurse für angehende Supermänner an. Einzige Voraussetzung: mindestens 200 Fallschirmsprünge Erfahrung. Schon nach drei Übungsstunden am Boden geht’s an Bord einer DHC-6 Twin Otter hinauf auf 12.000 Fuß (3660 Meter) – und nicht mehr an Bord der Otter wieder hinunter. „Vor dem Flug üben wir vor allem die richtige ­Position in der Luft, aber natürlich auch, wie man mit dem Wingsuit und dem Fallschirm umgeht“, sagt Aus­ bildner Travis Mickle. „Sobald diese Basics klappen, geht’s nur noch um den Spaß in der Luft.“ Schon der dritte ist ein Soloflug. „Wingsuit-Fliegen ist viel schneller als Fallschirmspringen“, sagt Jonathan Francis, ein 25-jähriger Londoner Werber, der 2010 mit dem Fliegen begann. „Eine Kopfdrehung genügt für eine scharfe Kurve. Das Gefühl ist unglaublich!“ Kopfdrehungen ab 100 US-Dollar: skydivecity.com

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TIPP VOM PROFI GANZ LOCKER BLEIBEN „Wenn es dir gelingt, die richtige Körperposition zu ­halten, ist das Fliegen nicht mal besonders anstrengend“, sagt Wingsuit-Ikone Tony Uragallo, der seine Anzüge in Florida testet. „Typische Anfängerprobleme sind Hektik, Stress und Angst. Wenn du es schaffst, locker zu ­bleiben, gibt es kaum ein tolleres Erlebnis.“

SCHWEBEN In einer speziell umgerüsteten ­Boeing 727 die Schwerkraft hinter sich lassen. Pro Trip gibt’s 15 Sturzflüge mit je 20 bis 30 Sekunden Schwerelosigkeit. gozerog.com

HAITAUCHEN Florida von oben

Wolke sieben

„Am meisten Spaß macht es, mit dem Wingsuit um Wolkenfelder herumzufliegen“, sagt Uragallo. „Wie Slalom. Zwei oder manchmal sogar mehr Minuten, in denen man sich ­richtig austoben kann, immer mit dem Ziel, keine der Wolken zu berühren.“

Im Florida Aquarium in Tampa auf Tauchfahrt gehen und Haien tief in die Augen sehen. Wem das nicht reicht, der verlässt den Käfig und taucht in ProfiBegleitung zu den gefürchteten ­Ozean-Jägern. flaquarium.org

THE RED BULLETIN

STEPHEN BOXALL/ZERO-G EXPERIENCE®, FOTOLIA

Himmelstürmer

Dieser Mann befindet sich auf einer Mission gegen erdgebundene Langeweile.


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ACTION!

STARKE UHREN

FEINER U N T E RSC H I E D

Montblanc „Heritage Spirit Orbis Terrarum“ Anzeigemöglichkeit der Zonen­zeiten in allen 24 Zeitzonen. Der­ jenige Teil der Erde – mit dem Nordpol im Zentrum –, in dem gerade Nacht ist, wird mittels einer Scheibe abgedunkelt.

ZEITZONE IST NICHT GLEICH ­ZONENZEIT. EINE KLEINE BEGRIFFS­ (ER)KLÄRUNG:

SIE WAR DIE ERSTE Die erste „Heure Universelle“, die Patek Philippe 542 HU aus dem Jahre 1937, war ein Mei­ lenstein.

Weltzeit am Handgelenk

UHRENWISSEN ZUM ANGEBEN

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ie Idee, die Erde in 24 verschiebt. Selbstverständlich Zeitzonen einzuteilen, werden natürliche und geogra­ stammt vom kanadi­ phische Grenzen berücksichtigt, schen Eisenbahn­ damit keine willkürlichen ingenieur Sandford Fle­ Zeitgrenzen entstehen. ming (1827 – 1915). Flemings System wur­ Ausgehend vom de 1883 zuerst von Nullmeridian in Kanada und dann in den USA einge­ Greenwich im Süd­ führt. Im Jahr 1893 osten Londons, teilte schloss sich in Euro­ er 1879 die 360 Län­ gengrade der Erde in pa Deutschland an. 24 Zeitzonen. Dividiert Patek Philippe prä­ man 360 durch 24, sentierte mit dem Ent­ NOMOS ­ergibt das 15 und wurf der „Heure Uni­ „ZÜRICH WELTZEIT“ ­damit jene Anzahl an verselle“ (HU) vom Auf Reisen ist die lokale Längengraden, nach 16. Oktober 1937, die Zonenzeit per simplen der sich die Zeit jeweils Knopfdruck in 1-Stunden- auf einer Entwicklung Schritten anpassbar. des Genfer Uhrmachers um eine volle Stunde 70

Louis Cottier beruhte, die erste Armbanduhr mit einer Anzeige der Zonenzeit an maßgeblichen Orten aller Zeitzonen. Auf der Dreh­ lünette der Patek Philippe Referenz 542 HU sind insgesamt 30 Namen von Großstädten, aber auch solche wie Klondike oder Samoa ein­ graviert. Mit dieser Lünette kann primär die Differenz zur GMT kompensiert werden. Ein vom Uhr­ werk angetriebener 24-StundenRing zeigt an, wie spät es an den jeweiligen Orten ist. Die Lokalzeit lässt sich über den 24-StundenRing und den Minutenzeiger ab­ lesen. Ab 1939 übernehmen suk­ zessive auch andere Hersteller das „Heure Universelle“-System.

Eine Uhr mit einer „zweiten Zeitzone“ gibt es nicht! Die Begriffe „Zeitzone“ und „Zonenzeit“ werden ständig verwechselt. In ­einer Zeitzone gilt eine bestimmte Zonenzeit. Eine Uhr kann nur eine Zo­ nenzeit anzeigen, nie eine Zeitzone.

HEURE UNIVERSELLE GMT/UTC Eine Uhr mit Heure Universelle zeigt simultan die Zo­ nenzeit in 23 Zeit­ zonen und die Lo­ kalzeit, eine GMT/ UTC-Uhr kann „nur“ eine zweite, frei wählbare ­Zonenzeit anzeigen (vgl. die drei Uhren ganz rechts).

THE RED BULLETIN

ALEXANDER LINZ

HEURE UNIVERSELLE  SURFEN WIR AM HANDGELENK DURCH DIE ­Z ONENZEITEN DER ZEITZONEN ­D IESER WELT.


HISTORISCHES

Seine ­Majestät, N. G. Hayek JOE THOMPSON SCHILDERT, WIE DER SWATCH-GRÜNDER DIE SCHWEIZER UHRENINDUSTRIE RETTETE.

Joe Thompson ist Chefredakteur des amerikanischen „WatchTime“-­ Magazins.

Schweizer Uhren sind begehrt: ­Marken wie Rolex, Patek Philippe und Omega gelten auf der ganzen Welt als Statussymbole; im abgelau­ fenen Jahr 2014 fuhr die Schweizer Uhrenindustrie zum dritten Mal in Folge Rekordumsätze ein. Doch vor nicht allzu langer Zeit galt dieselbe Industrie als globaler Verlierer, gar als nationale Schande. Seit den 1970ern waren neue, ultra­ dünne und ebenso präzise Quarz­ uhren von Seiko, Citizen und anderen Produzenten aus Fernost die Sensa­ tion der Uhrenwelt. Die Schweizer Hersteller hinkten mit ihren als ver­ altet angesehenen mechanischen

Nicolas G(eorge) Hayek sen.: 1928 im Libanon geboren, franzö­ sisch erzogen und durch Heirat Schweizer Staatsbürger. Sein Leben und die Schweizer Uhrenindustrie veränderten sich dramatisch, als ihn die Großbanken um Hilfe baten. Mit der Fusion zweier angeschlagener Konzerne (aus der die heutige Swatch Group resultierte, die 2013 Umsätze von 7,33 Milliarden Euro verbuchte) läutete Hayek die Wende ein. Er hielt die Produktion im eige­ nen Land, brachte die Swatch-Uhren auf den Markt und hauchte ange­ schlagenen Marken wie Omega, Longines und Breguet wieder Leben ein. Hayek leitete die Gruppe als Präsident des Verwaltungsrats von seiner Gründung 1985 bis zu seinem Tod 2010 im Alter von 82 Jahren. (Heute führen Tochter Nayla und Sohn Nick das Unternehmen.) Über 25 Jahre war Hayek die ­dominante Figur in der Schweizer Uhrenindustrie: einflussreich, direkt, kontroversiell, extravagant (er trug stets zwei bis vier Uhren gleichzeitig an jedem Handgelenk) und witzig: Augenzwinkernd meinte er, die ­Initialen SMH Ltd. – der ursprüng­ liche Name der Swatch Group – stünden schlicht für „Seine Majestät Hayek“.

AUF DER WUNSCHLISTE

Zonenzeiten DIE ZWEITE ZONENZEIT AUF EINEN BLICK: DREI GMT/UTC-SPORTUHREN AM PULS DER ZEIT. Rolex GMT-Master II 1955 war die „GMT-Master“ der erste Zeitmesser, der auf einfache Art und Weise eine zweite Zonenzeit ­anzeigte. Ein zweiter, unabhängig einstellbarer 24-Stunden-Zeiger und eine 24-Stunden-Skalierung auf der ­Lünette machten dies möglich. Kein Wunder, dass die Rolex „GMT-Master“ und, seit 2005, die „GMTMaster II“ zu den Erfolgreichsten und Beliebtesten ihrer Gattung zählen. rolex.com

Panerai Luminor 1950 3 Days GMT 24H Eine „Luminor“ mit ­echtem Zusatznutzen, wenn man viel unterwegs ist. Der unab­ hängig von der Lokalzeit einstellbare 24-StundenZeiger ermöglicht die Anzeige einer zweiten ­Zonenzeit mit Hilfe der 24-Stunden-­ Skalierung am Réhaut (Zifferblattrand). panerai.com

Alpina Alpiner 4 GMT

Zeitmessern hinterher, bedroht vom Konkurs und abhängig von den Rettungsplänen der Schweizer Banken. In einer der dunkelsten Stunden der 450-jährigen Geschichte wandten sich die Kreditinstitute in ihrer Verzweiflung an einen be­ rühmten Berater, um die Industrie zu retten … was diesem gelang. THE RED BULLETIN

Oben links: Nicolas G. Hayek bei der Vorstellung der 333-millionsten Swatch im Jahre 2006 in Lugano. Oben: Der Visionär und Vordenker trug stets mehr als nur eine Uhr. Zeitweise ­waren es bis zu sechs Stück.

Auch die Alpiner verfügt über eine unabhängig einstellbare ­Zonenzeit in Form des 24-StundenZeigers samt roter Spitze. Abgelesen wird die Zeit auf der 24-Stunden-Skala am Réhaut. Die Ein­ teilung auf der Lünette hat damit nichts zu tun, das ist eine Kompassrose. alpina-watches.com

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RED BULL MUSIC ACADEMY IN TOKIO: DREISSIG JUNGE MUSIKER AUS ALLER WELT TREFFEN AUF LEIBHAFTIGE COMPUTERSPIELHELDEN, ENTDECKEN DEN BLUES IM LÄRM, UND DAFT PUNKS COUSINS ATTACKIEREN EINEN PANDABÄREN. TEXT: FLORIAN OBKIRCHER

schlafen

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YUSAKU AOKI/RED BULL MUSIC ACADEMY, (3) DAN WILTON/RED BULL CONTENT POOL (3), YASUHARU SASAKI/RED BULL MUSIC ACADEMY


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Willkommen bei der Red Bull Music Academy. Nirgendwo sonst in der ­Musikwelt kommen junge Musiker ­ihren Helden näher als hier. Seit 1998 lädt das Musikcamp alljährlich zwei Gruppen von dreißig talentierten Jung­ musikern aus aller Herren Ländern für jeweils zwei Wochen an einen Ort, etwa New York, London, São Paulo. Der Ablauf ist immer derselbe: In den Städten wird ein altes Gebäude im Stadtzentrum renoviert, werden Ton­ studios und eine Lecture Hall ein­ gerichtet. Untertags gibt’s Vorträge von Musiklegenden, nachts machen die Profis mit den Teilnehmern in den Studios Musik und treten mit ihnen in den besten Clubs der Stadt auf.

Vergangenen Herbst richtete die Red Bull Music Academy ihr Hauptquartier in Tokio ein. 28 Tage und 28 Nächte. 28 Lectures, 25 Konzerte, Partys.

Raus aus der Komfortzone

Chelsea Jade, 25 Jahre, schmales, ­feines Gesicht, langes blondes Haar, lud vor drei Jahren einen Demo-Song auf ihre Website. Einfach so. Ein Jahr da­ nach gewann sie damit den wichtigsten

„DIE LÄRMIGE MUSIK DER BOREDOMS IST UNSER BLUES.“ THE RED BULLETIN

SUGURU SAITO/RED BULL CONTENT POOL, DAN WILTON/RED BULL CONTENT POOL (2), SO HASEGAWA/RED BULL MUSIC ACADEMY (2), YUSAKU AOKI/RED BULL MUSIC ACADEMY

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or drei Jahren, da war er 18, fällte King Bruce eine Entscheidung: gegen eine Karriere als Fußball­ profi, für eine Karriere als Musiker. Er wollte Tracks produ­ zieren wie sein Vorbild Carl Craig, die ­Legende aus Detroit, die den Techno in die Welt getragen und 1993 mit „Bug in the Bass Bin“ den Grundstein für das Genre Drum ’n’ Bass gelegt hatte. Jetzt sitzt King Bruce neben Carl Craig. In einem zehn Quadratmeter großen Tonstudio im Tokioter Bezirk Shibuya. Es ist zwei Uhr morgens, die vergangenen sechs Stunden haben die beiden damit verbracht, einen Track aufzunehmen. „Fertig, oder?“, sagt Craig dann, schwarzes T-Shirt, schwarze Leder­ hose, schwarze Sneakers, schwarze Sonnenbrille. „Lass uns mal hören.“ Ein Mausklick von Bruce, die Bass Drum schießt aus den Boxen, Hi-Hats, dann lässt ein wuchtiger Synthesizer die Membran der Lautsprecher flattern. Craig nickt. Ein paar Minuten später, King Bruce macht eine Pause, nimmt eine Wasser­ flasche aus dem Kühlschrank im Flur vor dem Studio. „Wenn mir jemand vor einem Jahr gesagt hätte, dass ich eine Nacht lang mit Carl Craig im Studio arbeiten würde, hätte ich ihn für ver­ rückt erklärt“, sagt der 21-jährige ­Südafrikaner. „Es war total entspannt. Wie mit einem Freund abhängen. Und zugleich habe ich wahrscheinlich nie zuvor so viel über Musik gelernt wie in dieser Nacht.“


Bei der Konzertnacht „Chaos Conductor“ dirigiert Yaman­taka Eye, japanischer LärmMeister, ein Laptop-­ Orchester (oben), bestehend aus Red Bull Music Academy-Teilnehmern wie Chelsea Jade (Mitte links, grauer Mantel). In der Nacht darauf spielt der 56-jährige ­Videogame-Komponist Hirokazu Tanaka im Club Womb ein Live-Set (Mitte rechts). Im ­Repertoire: seine weltbekannten Computerspiel-Melodien wie ­„Tetris“ und „Super ­Mario Land“. Unten: die tanzenden Metall­ giganten im Roboter Restaurant.

Musikpreis ihrer Heimat Neuseeland. Seither wird sie in der heimischen Szene als the next big thing gehandelt – als Nachfolgerin von Lorde, mit der sie bereits gearbeitet hat. Jetzt sitzt sie auf einem grauen ­Futon in der Academy Lounge, starrt auf einen Zettel, bedruckt mit Handzeichen, die aussehen wie das FingerABC. „Die Bedienungsanleitung für die Show heute Nacht“, sagt sie. Heute Nacht wird Yamantaka Eye ein Konzert leiten – der Kopf der japanischen Band Boredoms, in Japan ein Star. Seit dreißig Jahren macht der Fünfzigjährige Musik, die klingt wie Teufelsaustreibung mit E-Gitarren. Vor sieben Jahren gab er ein Konzert mit 77 Schlagzeugern. Bei der Red Bull Music Academy soll er ein Konzert für dreißig Laptops dirigieren. An den Tastaturen: die Academy-Teilnehmer. Um seine Anweisungen zu verdeutlichen, hat Eye ein dreißigteiliges Zeichen­ system aus Gesten entwickelt. „Macht Eye das Peace-Zeichen, ­drehen wir den Oszillator nach oben“, erklärt Chelsea. Mit Synthesizern zu arbeiten ist sie gewohnt. Ein impro­ visiertes Konzert am Laptop aber ist Neuland für sie. „Doch genau diesen Aspekt finde ich spannend an der Academy“, sagt sie. „Dass du aus deiner Komfortzone herausgerissen wirst.“ Vier Stunden später beginnt das Konzert in einem fünfzig Jahre alten Ballsaal, Holzboden, dunkelrote Wände, Kellnerinnen in blauen Kleidern mit Schmetterlingsmasken. Die Bühne steht mitten im Raum, um sie herum

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schart sich das bunt gemischte Publikum. Etwa 500 Leute, Hipster, Anzugträger, betagte Damen. In Japan wird Eyes Musik nicht als Lärm gehört, erzählt einer der Gäste. „Lärm ist in Tokio allgegenwärtig. Die Musik der Boredoms ist unser Blues.“ Eye betritt die Bühne, gefolgt von den Teilnehmern. Der Dirigent nimmt auf einem Sessel in der Mitte Platz, die Jungmusiker sitzen im Kreis um ihn, die Laptops auf dem Schoß. Alle Augen auf Eye. Wie ein Puppenspieler hebt er die linke Hand. Rooooaaaar! Ein Basswummern erfüllt den Raum. Eye reißt die Arme nach oben, schrille Sinuswellen schießen aus den Boxen. Eine körperliche Extremerfahrung: Das hohe Fiepsen bohrt sich ins Hirn, die tiefen Frequenzen massieren den Magen. Nach 30 Minuten lässt Eye den Oberkörper theatralisch nach unten klappen. Der Lärm verklingt. Frenetischer Applaus.

Die Nächte bei der ­ cademy dauern lang: A Im Bild oben spielt der südafrikanische Teil­ nehmer King Bruce (rechts) mit seinem ­japanischen Kollegen Albino Sound Com­ puterspiele im Club Womb, unten arbeitet er im Tonstudio mit Techno-Legende Carl Craig (links) und dem pakistanischen Musiker Tollcrane (rechts).

Heilige Scheiße

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Gaga. Zwei Power-Rangers mit Fäustlingen liefern sich einen Boxkampf. Roboter, die aussehen wie Daft Punks Cousins, attackieren einen Panda­ bären, der auf einer riesigen Kuh über den Laufsteg reitet. Ein bunt blinkender Panzer fährt auf die Bühne, auf dem zehn Tänzerinnen in Bikinis Samba tanzen. Das Spektakel dauert 30 Minuten. „Heilige Scheiße“, sagt Willis mit fassungslosem Blick. „Was war das?!“ Auf dem Rückweg zur Academy sind die drei Teilnehmer immer noch benommen. Kichern, irres Lächeln. „Wie ein Computerspiel in echt“, sagt Valesuchi. „Die Show hat mir ein paar Synapsen durchgebrannt.“

Gotham City ohne Batman

Die acht Tonstudios im vierten Stock des Hauptquartiers der Red Bull Music Academy sind winzig, jedoch mit ­modernstem Equipment ausgestattet. Abends, nach den tagsüber gehaltenen Lectures, erwachen sie zum Leben. Die ganze Etage wird zu einer Art Ameisenhaufen der Kreativität. Produzenten laufen mit Drum-Computer und Kopfhörer unterm Arm von einem Studio zum anderen, DJs zeigen einander rare Platten, die sie am Flohmarkt erstanden haben, in der kleinen Studioküche stehen zwei Sänger, die über Zettel gebeugt Liedzeilen summen, Wörter durchstreichen, neue Texte dazukritzeln.

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SUGURU SAITO/RED BULL CONTENT POOL, SO HASEGAWA/RED BULL MUSIC ACADEMY (2), DAN WILTON/RED BULL CONTENT POOL

Nächster Tag, nächster Abend, der drittletzte der Academy. Der Brite Joe Willis und die Chilenin Valesuchi besprechen beim Abendessen, was sie bislang von Tokio gesehen haben, und sind sich einig: zu wenig. Außer den Clubs, in denen Academy-Events stattfanden, eigentlich nur den Weg zwischen Hotel und Academy. „Höchste Zeit, das zu ändern“, sagt Willis. Er fragt seinen japanischen ­Kollegen Albino Sound nach einer Empfehlung. Der meint: „Wenn ihr ­etwas Abartiges erleben wollt, lasst uns ins Roboter-Restaurant gehen.“ Eine halbe Stunde später stehen Willis und Valesuchi in einer Bar, die aussieht wie eine von Swarovski aus­ gestattete Kubrick-Kulisse. Alles glitzert, von den Schneckenhaus-Sesseln bis zum kurzen Kleid der Bar-Sängerin, die eine japanische Version von „My Heart Will Go On“ haucht. In gebrochenem Englisch ver­ kündet eine Stimme über den Lautsprecher: „Die Show beginnt!“ Das Licht geht aus. Ein Kampfschrei: Wuuuahhh! In einem Gewitter aus Laserblitzen tanzen Roboterkrieger mit japanischen Drachen. Ein zwei Meter großes glitzerndes Pferd wird auf die Bühne gefahren. Im Sattel räkelt sich eine junge Frau und singt einen Song von Lady


STUDIO-SPERRSTUNDEN GIBT ES NICHT – WAS AUF KOSTEN DES SCHLAFPENSUMS GEHT.

Die Red Bull Music ­Academy animiert auch Tokios Bevölkerung zum Musikmachen: mit einem 2 ½ Meter hohen Synthesizer am Gehsteig mitten im Szeneviertel Shibuya (links). Die Passanten drehen neugierig an den handflächengroßen Drehknöpfen und entlocken dem schwarzen Schrank spacige Sounds.

In Studio 4 sitzt Tollcrane, ein Teil­ nehmer aus Pakistan, und feilt an ­einem krachigen Techno-Stück. Für den schlaksigen Schnurrbartträger ist die Academy eine aufregende Ansamm­ lung an ersten Malen: Zum ersten Mal ist er in einem anderen Land. Vor vier Tagen war er zum ersten Mal in einem Nachtclub, wo er sich mit seinem ­Helden die Plattenspieler teilte: BBCRadio-DJ Benji B. Und am wichtigsten: Es ist das erste Mal, dass der 28-Jährige mit Gleichgesinnten Musik machen kann. „Meine Heimatstadt Karatschi ist wie Gotham City“, sagt er. „Nur ohne Batman.“ Schließlich lebt er in einem Land, wo die Regierung Websites wie YouTube sperrt. Wo man am Heimweg von der Arbeit jedes Mal aufpassen muss, nicht in eine Straßenschlacht zu geraten. „Sich zwei Wochen nur der Musik hingeben zu können ist der größte Luxus, den ich mir vorstellen kann“, sagt er. Tollcrane hat in fünf Studionächten drei Tracks produziert und bei etlichen anderen mitgeholfen. Er hat für die ­österreichische Teilnehmerin Mimu Merz Gesang aufgenommen und für King Bruce eine Bassline eingespielt. „Wenn ich bei einem eigenen Track nicht weiterkomme, schaue bei den anderen im Studio vorbei und arbeite mit, ganz spontan.“ So etwas wie ein vorgegebenes Pensum an Tracks, das die Teilnehmer erfüllen müssen, gibt es nicht. Auch keine Studio-Sperrstunden – was frei­ lich auf Kosten des Schlafpensums geht. Vergangene Nacht hat Tollcrane das Studio um sieben Uhr früh verlassen, um nach nur vier Stunden Schlaf recht­ zeitig zur Lecture von Techno-Legende Robert Hood wieder zurück zu sein. Aber das ist ein Umstand, auf den Academy-Chef Torsten Schmidt schon in seiner Begrüßungsrede hingewiesen hat, erinnert Tollcrane. „Er sagte da: ‚Versucht nicht, die Academy zu ver­ stehen. Holt das Maximum für euch heraus. Und schlaft nicht zu viel. Denn Schlafen ist was für Loser.‘“ www.redbullmusicacademy.com

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ACTION!

FEIERABEND

RUNTERKOMMEN NOCH AUF­ GEKRATZT VOM TANZEN? DIESE TRACKS HELFEN BEIM EINSCHLAFEN.

BRIAN ENO

Im neuen Batsch­ kapp ist Platz für 1500 Leute.

Wo Rock lebt

1/1 1978 komponierte Eno das Stück als Reaktion auf die fade Geräusch­ kulisse am Bonner Flughafen: ­anspruchsvolle Hintergrundmusik, die Stress auflöst.

B ATSCHKAPP  FRANKFURTS ERSTE ADRESSE FÜR STROMGITARREN UND MOSHPITS HAT EINE NEUE ADRESSE. UND BALD DIE TOTEN HOSEN AUF DER BÜHNE.

BATSCHKAPP Gwinnerstraße 5 60388 Frankfurt batschkapp.tickets.de

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MARCONI UNION

INSIDER-INFO JULIAN SMITH, RADIO­ MODERATOR UND DJ, ­BETREIBT DIE CLUB-BAR „CHINASKI“ IN FRANKFURT.

Weightless Mit Hilfe von Schlafforschern schrieb die Band 2011 den ultima­ tiven Relax-Track. Wissenschaftler raten davon ab, ihn beim Auto­ fahren zu hören.

BESTER SOUND FÜR EINE LANGE PARTYNACHT? Deep House, also langsame und melodische House-Mucke. Geiler als der E-DanceBlödsinn mit drei Akkorden. DER BESTE LADEN, UM DEN ABEND ZU STARTEN? „Walon & Rosetti“, ein Italiener im Bahnhofsviertel – dort gibt’s tolle Drinks, vor allem Weine, in entspannter Atmosphäre. ANGESAGTESTER NEW­ COMER DER STADT? Chima. Brachte vor kurzem das Urban-Pop-Album „Von Steinen und Elefanten“ heraus. Hört mal in „100 Elefanten“ rein – irrer Track!

ADELE

Skyfall Alle zwei Jahre fragt die Hotel­ kette Travelodge 2000 ihrer Gäste nach deren liebs­ ter Einschlaf­ musik. Aktuelle Schnarchkönigin: Adele mit ihrem Hit „Skyfall“.

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BATSCHKAPP(4)

Klein, versifft, laut: 37 Jahre lang war die alte „Batsche“ im Stadtteil Eschersheim der Inbegriff für Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll. 2013 übersiedelte der Club in eine Indus­ triehalle in Seckbach. „Das alte Batsch­ kapp war Kult, aber nicht zeitgemäß. Im Backstage-Bereich gab’s nur eine Dusche, und die meist mit kaltem Wasser. Bei Bands mit 20 Crew-Mitgliedern hört sich da der Spaß auf“, erzählt Booking Manager Matthias Brunner. Solche Probleme sind Vergangenheit: Über 2,5 Millionen Euro wurden in Räumlichkeiten und Parkplätze investiert. Statt 400 können nun 1500 Leute auf 650 Quadratmetern feiern. „Jetzt können wir internationale Top-Acts buchen, ohne auf andere Locations aus­ weichen zu müssen – und noch geilere Konzertabende mit alten Bekannten wie den Ärzten, Beatsteaks oder den Toten Hosen schmeißen.“ Kommende Highlights: die Deutschrock-Legenden Ton Steine Scherben (19. Januar) und das britische Indie-Quartett The Kooks (2. Februar).


ACTION!

LADEN & LAUSCHEN

AN D ERS G EH Ö RT Mit seinem Debütalbum „Desperate Youth, Blood Thirsty Babes“ versetzte das New Yorker Quartett die Musikwelt 2004 in Staunen. Geschmackssicher mixte die Band Stile, die bis dahin als unvereinbar galten: souligen Gospel-Gesang, lärmige Punk-­ Gitarren, Funk-Bassläufe und Electro-Drums. David Bowie war so angetan, dass er beim zweiten Album der Band mitsingen wollte. Andere Fans wie Liam Gallagher und Scarlett Johansson ließen ihre Platten gar von Bandoberhaupt ­David Sitek produzieren. Dieser übernahm auch die Aufnahmen des fünften Albums „Seeds“, des bislang poppigsten von TV on the Radio. Welche Songs die Band dazu inspirierten, schildert Drummer Jaleel Bunton hier.

Jaleel Bunton, 39, Schlagzeuger der Indie-Rock-Stars TV on the Radio

„ Der Song ist der Star“  PLAYLIST  BESTES GITARRENSOLO, SCHÖNSTE COVERVERSION, PEINLICHSTES LIEBLINGSLIED: JALEEL BUNTON ÜBER FÜNF SONGS SEINES LEBENS.

1 Nina Simone

2 Jimi Hendrix

3 Lianne La Havas

Einer dieser seltenen Fälle, in denen die Coverversion das Original übertrifft. Erst mit Simones Gesang kommt Leonard ­Cohens Text richtig gut zur Geltung. In einer Live-Version des Songs pfeift sie ihre Band zu Beginn zurück. Sie sagt: „Wartet, spielt keinen Ton mehr als notwendig.“ Ein guter Rat für jeden Musiker: Der Song ist der Star, nicht du.

Als HendrixFan fällt es mir schwer, einen einzigen Song auszuwählen. „One Rainy Wish“, weil das Stück zwischen seinen Hits oft übersehen wird. Was Hendrix hier in drei Minuten packt, ist unglaublich. Vom verspielten Intro über den ­aggressiven Refrain bis zum psychedelischen Ende. Andere würden mit dieser Menge an Ideen ein halbes Album füllen.

Der größte Fan dieser jungen Britin ist Prince, er spielte letztes Jahr ein Konzert in ihrem Wohnzimmer. Hinter Prince komme gleich ich. Dieses Stück ist ein Meisterwerk. Weil es sich anfangs als klassischer Popsong tarnt, dann im ­Refrain aber richtig düster wird. Wenn es einen Club gäbe, in dem solche Pop­ musik läuft: ich wäre dort Stammgast.

4 Tears for Fears

5 The Deftones

Vermutlich blamiere ich meine Band mit dieser Wahl, aber ich halte den Song für einen zeitlosen Klas­ siker. Klar wurde er auf 1980er-Jahre-Revival-­ Partys zu Tode gespielt. Trotzdem ist das Gitarrensolo eines der besten der Pop-Geschichte. Weil es sich nicht in den Vordergrund drängt, sondern ­perfekt auf das Stück abgestimmt ist.

Dieser Song fällt in die Sparte peinlichstes Lieblingslied. Ich bin kein NuMetal-Fan, aber mit diesem Song ist den Deftones etwas Großes gelungen. Harte Gitarren und ein brüllender Sänger, der wie ein böser Kriegsherr in einem Fantasy-Film klingt. Etwas lächerlich, aber im Fitnesscenter gibt es keinen ­anderen Song, der mich derart antreibt.

„Suzanne“

„Everybody Wants to Rule the World“

VICTORIA WILL

www.tvontheradioband.com

THE RED BULLETIN

„One Rainy Wish“

„My Own Summer (Shove It)“

JEDES KIND KENNT DIE BEATLES-HITS. DABEI SIND DIE STORYS DAHINTER NICHT IMMER JUGENDFREI. DREI BEISPIELE:

TICKET TO RIDE Der Titel bezieht sich auf den Gesundheitsausweis, den Hamburger Prostituierte in den 1960er Jahren mit sich führen mussten. „Ride“ war ein Slang-­ Ausdruck für Geschlechtsverkehr.

„Forget“

TOMORROW NEVER KNOWS Lennon war auf LSD, als er den Song schrieb. TextInspiration holte er sich bei Timothy Learys Drogenbibel „Psychedelische Erfahrungen“.

S C H LAU ER S PEA KER GADGET DES MONATS

PRIZM Der Pyramiden-Lautsprecher findet die passende Musik für jede Situation: Mittels Bluetooth verbindet er sich mit den Smartphones aller anwesenden Personen im Raum. Anhand deren Zahl und Musikgeschmäckern spielt Prizm eine individuell generierte SpotifyPlaylist ab. Perfekt für jede Party. www.meet prizm.com

I AM THE WALRUS Lennon bezieht sich in dem Song auf ein Sex-Abenteuer seines Kollegen Eric „Eggman“ Burdon: Eine Frau schlug ein Ei über ihm auf und leckte den Dotter aus seinem Nabel.

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ACTION!

GAMES

Nach Sonnen­ untergang verlieren diese Herrschaften deutlich an Anmut.

FUN AM TA B L E T IM iPAD SIND EIN PAAR SCHÄTZE ZU BERGEN.

„THE SILENT AGE: EPISODE 2“ Adventure-Game, das seine zeit­ reisenden Helden in den 1970ern und heute Rätsel lösen lässt. (Es bietet sich an, mit Episo­ de 1 zu beginnen.) thesilentage.com

Licht aus!

TH EY ’ R E A LIVE! VIER WEITERE ZOMBIE-GAMES FÜR 2015

D YING LIGHT  ALLE WEIHNACHTS-GAMES DURCHGEZOCKT? DIESES ZOMBIE-EPOS SORGT FÜR FRISCHES BLUT. Es gibt da eine Theorie, der zufolge die tragende Rolle der ­Gattung der Zombies in ihrer aktuellen Ausprägung der Pop­ kultur „Resident Evil“ zu verdanken ist. Und zwar deswegen, weil eine ganze Generation in jungen Jahren von dieser legen­ dären Serie geprägt wurde. Und weil ebendiese Prägung, als die Leute ins entsprechende Alter kamen, ihren Niederschlag in Büchern, Comics, Filmen fand – oder eben in aktuellen ZombieGames. Der Kreis des Lebens also, sozusagen, wenn auch in ­seiner untoten Ausprägung. „Dying Light“ verweist im Titel auf eine genrebestimmende Idee: Das Gameplay ändert sich nämlich schlagartig mit Ein­ bruch der Nacht. Solange die Sonne scheint, befindet man sich im Kreis der Überlebenden einer Seuche auf der Suche nach Waffen und Vorräten, die im nächtlichen Zusammentreffen mit infizierten Kreaturen über Tod oder Leben entscheiden. Eines der reizvollen innovativen Ele­ mente des Spiels ist der „Be the Zombie“Modus. Denn online lässt sich der Spieß umdrehen: Die Beute wird zum Jäger und befreit die Stadt von lästigen Menschen. Zusätzlich wartet online ein Coop-Modus für vier Spieler. Es gibt also einiges ­zwischen die Zähne. „Dying Light“ wird ab dem 27. Januar via Xbox One, PlayStation 4 und PC auf „Dying Light“ verändert die Welt losgelassen. ab 27. Januar die Welt.

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dyinglightgame.com

„QUETZAL­ COATL“

„Resident Evil“ „Resident Evil: Revelations 2“ Comeback des Urvaters, zunächst mit vier wöchent­ lichen Episoden zwischen „RE5“ und „RE6“.

Teuflisches, weil süchtig machen­ des Puzzle-Game mit 180 verblüf­ fenden Aufgaben. Simple Grafik, aber anspruchs­ volle Rätsel. 1button.co

„Dead Island 2“ Actionlastiges Adventure im Quarantäne-Kalifor­ nien der Zukunft, 8-Spieler-Coop inklusive.

„SPACE AGE“

„State of Decay“ „State of Decay: Year One Survival Edition“ Xbox-One-Neuauflage des taktischen ApokalypseAdventures, mehr Survival- als Action-Fokus. „Human Element“ Zwei-Ebenen-Zombie-Game: Hauptspiel auf PC und Konsolen; mobile Nebenmissionen.

Old-School-Sci-Fi, bei dem es gilt, ein Team von Plane­ tenentdeckern zu führen. Textlastig und voller Humor: ein Game, wie es nur noch selten gemacht wird. spaceageapp.com

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Kompressor, 310 PS. Stärkstes Serienbike ever. Noch Fragen?

Als echtes Kunstwerk eigentlich ins geschmackvolle Wohnzimmer.

Wenn es fährt: hoffentlich ­jemand, der weiß, was er tut.

Vierzylinder, 998 ccm, 310 PS, 216 kg

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VOR DIR KURVEN, HINTER DIR WEIT UND BREIT KEINER MEHR: WENN DU AUF DIESEN BIKES DEN GASHAHN ÖFFNEST, ÖFFNET SICH DEINE EIGENE WELT. FESTHALTEN!

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Ikone der Racetracks, stärker und schneller denn je.

Wie das R im Namen schon andeutet: auf die Rennstrecke.

RundenzeitOptimierer. Die wirklich Flotten unter der Sonne.

Vierzylinder, 599 ccm, 124 PS, 189 kg

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Respekt kann man sich erarbeiten – oder kaufen. Das Replikat jenes Helms, mit dem MotoGP-Genie Marc Márquez bereits zwei Mal Weltmeister geworden ist, macht jeden Biker schon am Stand schnell. Beste Passform, über­ ragende Qualität, fünf Jahre Garantie.

S U Z U K I G SX-S 1000/ 750 WA R U M DAS LÄSSIG IST

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Sieht aus wie ein Naked Bike, hat aber die Gene des Supersportlers.

Unter den Hintern eines erfahrenen, ausgeschlafenen Reiters.

All jene, die gern als Erste auf der Passhöhe ankommen.

Vierzylinder, 999 oder 749 ccm, 213 kg

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BIKESTYLE

STADT KEIN PARKPLATZ ZU FINDEN, KEINE ZEIT ZU VERLIEREN: MIT DIESEN UNSCHLAGBAREN GERÄTEN SIND SIE IN DER STADT TEIL DER LÖSUNG, NICHT DES PROBLEMS. SPASSGARANTIE!

P I AG G I O BV 35 0 WA R U M DAS LÄSSIG IST

WO ES HINGEHÖRT

WER E S FÄ H R T

Großer, schneller Komfortroller, der auch noch gut aussieht.

Auf die Autobahn zwischen Groß­ stadt und Haus auf dem Land.

Anzugträger, die keine Zeit zu verlieren haben – Parkplatzsuche!

Einzylinder, 330 ccm, 33 PS, 177 kg

V E S PA- R A D I OW EC K E R

K T M F R E E R I D E E-S M

Da fängt der Tag gleich gut an: erstens, weil man als Vespafahrer um zehn Minuten ­länger schlafen kann als Autofahrer; zwei­ tens, weil der Radio­ wecker im Design des Kultrollers nicht nur Auge, sondern auch Ohr erfreut. AM-/ FM-Empfang, hinter­ leuchtetes Display.

TIPP

H O N DA F O R Z A 125

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WWOO EESSHHI INNGGEEHHÖÖRRTT

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WA R U M DAS LÄSSIG IST

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WER E S FÄ H R T

Die schärfste, schlankste und ­radikalste Waffe im Stadtdschungel.

Wegen des Elektromotors in die Nähe einer Steckdose.

Early adopters, Ampelfrühstarter, Kolonnenspringer, Umweltfreunde.

Ist wuselig wie ein Moped, bietet aber zwei Menschen mit Gepäck Platz.

Zwischen Auto­ kolonnen, vor jede Haustür. Park­ platzsuche, ade!

Autofahrer, die sich und ihrer Umgebung etwas Gutes tun wollen.

elektrischer Permanentmagnet-Synchronmotor, 22 PS, 108 kg

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Einzylinder, 125 ccm, 14 PS, 162 kg

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BIKESTYLE

WA R U M DAS LÄSSIG IST

WO ES HINGEHÖRT

WER E S FÄ H R T

Italienisches Design, Schmalz und SchlechtwegTauglichkeit.

Auf endlose Alpenpässe mit ihren Kurven und Frostaufbrüchen.

Gestandene Biker, die Bequemlichkeit und Leistung lieben.

DU CAT I M U LT I S T R A DA 1200

Zweizylinder, 1198 ccm, 160 PS, 232 kg

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GRENZEN SIND NUR IM KOPF: DAS ZIEL IST DIE NÄCHSTE SANDDÜNE, GRENZSTATION, TANKSTELLE. (IM NOTFALL STEUERN WIR AUCH DAS NÄCHSTE WIRTSHAUS AN.)

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Weil Freiheit manchmal auch auf vier Rädern möglich ist.

In die Dünen, auf die Ranch. Generell überall dorthin, wo viel Platz ist.

Naturfreunde, Adrenalin-Junkies, Outdoor-Helden, Dauer-Drifter.

Zweizylinder, 1000 ccm, 110 PS, 625 kg

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Du fährst mit deiner Reise-Enduro über­ wiegend auf der Straße und machst Abstecher auf unbefestigte Pisten: Mit dem neuen TKC 70 verbindet Continental die Vorteile eines laufruhigen Asphaltreifens mit dem GeländeGrip eines offenen Profils. Außerdem: exzellente Regen-Eigenschaften!

B M W S 1000 X R WA R U M DAS LÄSSIG IST

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WER E S FÄ H R T

Vereint die ­Talente von Naked Bike, Enduro und Reisemotorrad.

Auf die lange Urlaubsfahrt, mit Zubehör gerne auch zu zweit.

Technikaffine Vielfahrer, denen Genuss über alles geht.

Vierzylinder, 999 ccm, 160 PS, 228 kg

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ACTION!

EVENTS

Highlights der Sonder­ ausstellung: Felix Baum­ gartners Raumanzug und die Red Bull Stratos-Kapsel

bis 8. 2., Technik Museum Speyer; Ausstellung:

Red Bull Stratos Einmal Weltall und zurück: Der österreichische Extremsportler Felix Baumgartner schrieb im ­Oktober 2012 mit seinem Sprung aus der Stratosphäre Geschichte. Die Ausstellung in Speyer ­widmet sich dem spektakulären Projekt, das weltweit rund 200 TV-Stationen und Online-Netzwerke live übertrugen. Zu sehen: die Hightech-Kapsel und der Druckanzug, mit denen Baumgartner seinen zweiten Testsprung aus einer Höhe von 30.000 Metern absolvierte. Weitere Highlights der größten Raumfahrtausstellung Europas: die russische ­Buran-Raumfähre und eine Sojus-Landekapsel. Eintrittspreis: 14 Euro (Erwachsene), gratis Eintritt für Kinder unter fünf Jahren. technik-museum.de

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11. 2., Hyde Park, Osnabrück; Tourstart

Kool Savas Der Battlerap-King geht auf Tour. An­ lass: seine aktuelle Platte „Märtyrer“, die im Herbst gleich an die Spitze der deutschen Album-Charts stürmte, ein würdiger Nachfolger des 2011 er­ schienenen, 100.000fach verkauften Albums „Aura“. Markenzeichen von Kool Savas: technisch makelloser Rap, schwindelerregender Flow und messerscharfe Texte, mit denen er so manchen Hip-Hop-Kollegen verbal ausknockte. Legendäres Beispiel: „Das Urteil“ (2005). Die Verbal-­ Attacke auf Rapper Eko Fresh gilt als bester deutscher Diss-Track, seit es solche gibt. kool-savas.tickets.de

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SAVE THE D ATE

5. – 15. 2, Berlin

Berlinale

15. 2., Garmisch-Partenkirchen

Größtes Publikums-Film­ festival der Welt: 400 Filme werden gezeigt, zahlreiche Hollywoodstars präsentieren ihre neuen Werke. Prominente Gäste der letzten Jahre: Matt Damon, Hugh Jackman oder Meryl Streep. Höhepunkt der Festspiele ist natürlich die Vergabe des Goldenen Bären für den besten Film. Jury-Präsident 2014: Star-Regisseur Darren Aronofsky (u. a. „Black Swan“, „The Wrestler“).

RED BULL STRATOS/RED BULL CONTENT POOL, KATJA KUHL, STEPHAN WAGNER/RED BULL CONTENT POOL, ISPO, BERLINALE, SIXDAYSBERLIN.DE, GEPA PICTURES

Red Bull Bob Heroes 20 Teams, selbst designte Rennschlitten, Dresscode: Nostalgie! Schauplatz des Mitmach-Events für kreative Bastler ist die älteste Bobbahn der Welt: Zwischen 1910 und 1966 wurden am Riessersee Wettkämpfe ausgetragen, unter anderem bei den Olympischen Spielen 1936. Streckenlänge: 880 Meter, Durchschnittsgefälle: 8,5 Prozent. redbull.com/bobheroes

WEITERE PFLICHTTERMINE IN DEN NÄCHSTEN WOCHEN

14 FEBRUAR

ISTAF

5. – 8. 2., Messegelände München

ISPO Von Atomic bis Zimtstern: Über 2000 internationale Sportartikelhersteller präsentieren auf 180.000 Qua­ dratmetern Ausstellungsfläche ihre allerneuesten Produkte. Bei den Besuchern besonders beliebt: das „ISPO Brandnew Village“, wo 50 ausgewählte Start-ups ihr Unternehmen zum ersten Mal vor großem Publikum vorstellen. Öffnungszeiten: täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr, Tagestickets sind ab 21 Euro erhältlich. ispo.com

Beim internationalen Hallen­ meeting messen sich über 50 Athleten vor 10.000 Fans in sieben Leicht­athletikDisziplinen. Tickets: ab 12 Euro. O² World Berlin; istaf.de

18 JANUAR

22. – 27. 1., Velodrom Berlin

BIATHLON

Sechstage­ rennen Berlin

15 Kilometer Massenstart der Herren mit Vor­ jahressieger ­Martin Fourcade (Frankreich) sowie dem MassenstartOlympiasieger Emil Hegle Svendsen (Norwegen).

Bahnrad-Action mit Starbesetzung. Am Start: Teams wie die deutschen OlympiaBronzemedaillengewinner 2012 im Sprint, Robert Förstemann und Maximilian Levy. Auf der 250-Meter-Radrennbahn im Velodrom (Rundenrekord: 12,702 Sekunden) werden in Disziplinen wie Wertungssprint oder Ausscheidungsrennen Punkte gesammelt. Das beste Zweierteam wird am Finaltag zum Sieger gekürt.

Ruhpolding; biathlonruhpolding.de

29

sechstagerennen-berlin.de

JANUAR

19. 1., Palladium, Köln

6. 2., Erzgebirgsstadion, Aue

19. – 25. 1., Saarbrücken

Die Antwoord live

Erzgebirge Aue – RB Leipzig

Max-OphülsPreis

Die drei Südafrikaner erfanden das Genre Zef-Rap – einen Mix aus Hip-Hop, Techno, Drum ’n’ Bass und Autotune – und kreieren zu ihren Songs verstörende Musikvideos. Der Lohn des schrägen Kreativkonzepts: YouTube-Klicks in dreistelliger Millionenhöhe und ausverkaufte Konzerte rund um den Globus.

Ende der Winterpause in der 2. Bundesliga: Die Roten ­Bullen reisen als Favoriten nach Aue, das nach schwacher Herbstsaison um den Klassen­ erhalt kämpft. Im Oktober ­lieferten sich die zwei Teams im DFB-Pokal einen packenden Schlagabtausch: Leipzig siegte mit 3:1 nach Verlängerung.  dierotenbullen.com

Gesucht werden Deutschlands talentierteste Filmschaffende. Der Hauptpreis für den besten Film ist mit 36.000 Euro ­dotiert, auch herausragende Jungschauspieler und Drehbuchautoren werden geehrt. Den Max-Ophüls-Preis 2014 („bester Film“) erhielt Regisseur Jakob Lass für die Tragikomödie „Love Steaks“.

THE RED BULLETIN

„BIRDMAN“ Schwarze Komödie über e­ inen alternden Schauspieler, der am Broadway sein Comeback geben will. Dem Film mit Michael Keaton werden sehr gute Chancen bei den diesjährigen Oscars attestiert. Kinostart: 29. 1.; birdmanthemovie.com

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ACTION!

TV-HIGHLIGHTS

M UST SEE

Volles Programm

HELDEN AUF IHREM BILDSCHIRM

DAS RED BULL TV-FENSTER BEI SERVUS-TV

2015 beginnen die weltbesten Ice Cross Downhiller die neue Saison in Saint Paul im US-­ Bundesstaat Minnesota.

MARCUS DU SAUTOY, Mathematiker, ­erzählt die Geschichte von Licht, Wärme und E ­ lektrizität. 25. 1., 21.15 Uhr

Sonntag, 25. 1., 16.25 Uhr

Red Bull Crashed Ice – USA „Home, sweet home“, heißt es von 22. bis 24. 1. für die US-amerikanischen Teilnehmer des Red Bull Crashed Ice, wenn im wintersportverrückten Minnesota die neue Saison beginnt. Hier wollen die Local Heroes rund um Cameron Naasz den Grundstein dafür legen, den Titel zurück in die Staaten zu holen. Saint Paul ist in der Saison 2015 der erste von insgesamt vier Stopps. Die weiteren Rennen finden in Helsinki (5. – 7. 2.) und Belfast (19. – 21. 2.) statt, und das Finale geht im kanadischen Edmonton (12. – 14. 3.) über die Bühne.

LINDSEY VONN Mittwoch, 14. 1., 21.15 Uhr

Höllentour auf dem Eis

Donnerstg., 15. 1., 21.15 Uhr

Montag, 19. 1., 22.50 Uhr

Donnerstg., 29. 1., 21.15 Uhr

Schlachtfeld Internet

Streif Inside

Die Seele der Sieger

Das Internet bietet schier unbegrenzten Zugang zu Wissen und Informationen. Aber was passiert, wenn das Internet zur Waffe wird?

ServusTV lässt Sie hinter die Kulissen der Dokumentation „Streif – One Hell of a Ride“ blicken, die ab 25. 12. im Kino zu sehen ist.

Was ist es, das Marcel Hirscher und Anna Fenninger so erfolgreich macht? Wir suchten für Sie nach Antworten auf diese Frage.

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Kaum hat der amerikanische ­Forscher Stephen Copeland Nordund Südpol erreicht, macht er sich schon auf den Weg in ein neues Abenteuer. Gemeinsam mit seinem Kollegen, dem Kanadier Eric McNair-Landry, reist er nach Grönland, wo sie eine 2300 Kilometer lange Strecke über Eis vor sich haben. Man bewegt sich auf dieser Expedition aber nicht nur zu Fuß fort, sondern auch auf Skiern und mit einem großen Kite.

kämpfte sich nach einer schweren Verletzung zurück an die Weltspitze. Red Bull TV begleitete sie dabei. 2. 2., 21.50 Uhr Sie finden ServusTV mit dem Red Bull TV-Fenster nicht auf Ihrem Fernsehgerät? Rat und Hilfe zum Nulltarif unter

0800 100 30 70 THE RED BULLETIN

SEBASTIAN MARKO/RED BULL CONTENT POOL, SEBASTIAN COPELAND, JOHANNES STELZL, GEPA PICTURES/RED BULL CONTENT POOL, BBC, MARCUS DU SAUTOY, ERICH SPIESS/ASP/RED BULL

BRIAN COX nimmt Sie mit an den Ursprung des Universums und erklärt wissenschaftlich, wie wir Menschen ent­ stehen konnten. 18. 1., 20.15 Uhr


PROMOTION

1

Musthaves! 1

SP GADGETS POV LIGHT

SP-Gadgets präsentiert die vielseitigste ­wasserdichte LED-Videoleuchte mit ein­ gebautem GoPro-Befestigungssystem. Egal ob unter Wasser, an Land oder in einem schlecht beleuchteten Raum: Das POV Light wird deine Umgebung immer aufhellen. Befestige es an jeder GoPro Hero oder SP Gadget-Zubehör, und du bist bereit, Aufnahmen bei allen Lichtverhältnissen zu machen. www.sp-gadgets.com 2

2

J OY – HEADS NEUE ­DAMEN-SKI-KOLLEKTION

Graphene (dt.: Graphen) – hart wie Diamant, 300-mal so stark wie Stahl, so dünn wie ein Atom: Dies brachte den Entdeckern den Nobelpreis für Physik. Für den Skibau bedeutet das: außerordentliche Leichtigkeit, neuartige Möglichkeiten der Balance­ verteilung & perfekte Kontrolle beim Fahren. Dafür gab es den ISPO Award 2014. www.head.com 3

T YROLIA AAAMBITION TOURENBINDUNG

Diese Tourenbindung glänzt durch individuelle Einstellungsmöglichkeiten und hervorragende Sicherheits- und High-EndPerformance, wie sie von einer TYROLIA Bindung erwartet werden. Ihre solide Leicht­bau­kon­struktion bietet größtmögliche Funktionalität, mittels Teleskoprohr ist sie an Skischuh­längen von 260 bis 350 Millimeter anpassbar. Für erfahrene Tourengeher und Touring-Newcomer. Access All Areas! www.tyrolia.com www.aaa-series.com

3

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BESTE SICHT IM SCHNEE

Oakley revolutioniert das Sehen im Schnee: PRIZM ist eine neue ­Scheibentechnologie, die bei einer großen Bandbreite von Lichtverhältnissen Kontraste und Klarsicht extrem erhöht. PRIZM hilft dem Auge, Details im Schnee schärfer wahrzunehmen, und verbessert die Sicht, sodass man mit mehr Sicherheit und Spaß fährt. Das Modell Flight Deck mit seinem enormen Sichtfeld ist die perfekte Ergänzung. www.oakley.com 5

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RIGINAL BOOMBALL PRO O MINI-LAUTSPRECHER

Endlich gibt es den mehrfach preisgekrönten BoomBall PRO Mini-Lautsprecher auch mit Bluetooth! Damit ist es möglich, Sound von mobilen Geräten wie Smartphone, MP3Player, Tablet-PC etc. drahtlos zu genießen. Exklusiv für RED BULLETIN-Leser gibt es den BoomBall PRO Bluetooth in Schwarz jetzt mit 50 % Rabatt für nur 29,95 Euro auf Amazon! Der Gutschein-Code lautet: ­BBPRB50. Hier geht’s direkt zum Produkt: Amzn.to/1uCNw0i 6

ENCH – SCHUTZ VOR B DEN ELEMENTEN

Bei der Frauenkollektion steht die Cacoons Jacke im Fokus rund ums Bench Design­thema „Insulation“. Sie wurde so entwickelt, dass die Körpertemperatur trotz klirrender Kälte konstant bleibt, und garantiert so perfekten Schutz. Die Männerjacke Mighty Tim C sticht besonders durch ihre Vielseitigkeit aus der Bench Kollektion hervor – dank Layerings für verschiedene Wetterbedingungen, schützenden und wärmenden Materialien wie Fleece und beschichteten Oberstoffen. www.bench.de


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R E A D BULL

Die Freuden des Winters Von Axel Hacke

THOMAS DASHUBER

Axel Hacke Geboren 1956 in Braunschweig, lebt in München und im Chiemgau. Für seinen Lebenslauf bietet Hacke vier Varianten an, wir wählten die mitleiderregende (obwohl es auch eine nach Thomas Bernhard gibt): Hacke war ein fettes Kind, ­gehänselt von den Mitschülern. Ein guter Schüler, aber un­ glücklich in allem. Einsamer Student in einer für ihn riesigen Stadt (München), zu schüchtern für Frauen, deswegen trat er sehr schnell seinen ersten Job an: Hacke war von 1981 bis 2000 Redaktionsmitglied der „Süddeutschen Zeitung“, seither arbeitet er als Schriftsteller und Kolumnist. Mit so einem Curri­ culum vitae muss man letztlich Erfolg haben: Von „Nächte mit Bosch“ über „Hackes Tierleben“ und „Der weiße Neger Wumbaba“ bis „Oberst von Huhn bittet zu Tisch“ seziert Hacke seine ­Umwelt erbarmungslos und stets zur Freude seiner Leser. THE RED BULLETIN

A

ch, es gibt doch nichts Schöneres als einen Skitag bei Sonnenschein und Pulverschnee, wenn man unter dem blauen Azur mit Freunden, Frau und Kindern zu Tale saust, heiter über die Piste oder durch den Tiefschnee schwingend, den Frieden der Natur genießend, während einem der Fahrtwind um die Ohren pfeift, die Sonne den Scheitel wärmt und der Schnee im hellen Winterlicht glitzert. Und unten am Ende der Fahrt, gleich am Lift, da wartet schon Bruno, der Freund, und gemeinsam mit ihm wirst du nun im Lift sitzen, die Landschaft genießen, ein wenig reden. Dann wird es wieder zu Tal gehen. Wir setzen uns in die Sessel, Bruno rechts, ich links. „Ist es nicht herrlich?!“, sage ich. „Hast du übrigens neue ­Skistöcke?“ „Ja“, sagt Bruno. „Letzten Sonntag haben wir uns im Lift am Silberkogel zu dritt so verquatscht, dass wir vergessen haben, den Bügel zu öffnen, und als wir ihn dann aufmachten, etwas zu spät, hatte ich meine Stöcke senkrecht, sie blieben im Boden neben dem Liftwärterhäuschen hängen, wir drückten den Bügel hektisch nach oben, und dabei wurden die Dinger komplett ­verbogen.“ „Na, dafür hast du ja jetzt schöne neue.“ „Schon, aber der Liftwärter hat geschlafen. Eigentlich hätte er den Lift stoppen müssen. Hast du die Geschichte von dem Kind gehört, das aus dem Lift gefallen ist?“ „Nein.“ „Ein Mädchen ist schlampig eingestiegen, in einen von diesen ganz alten Sesselliften mit Drehbügel, weißt du, drüben am Hornkopf gibt es noch einen“, sagt Bruno. „Es ist dann unter dem Bügel durchgerutscht. Der Mann neben ihr konnte es am Arm festhalten. Aber der Lift war schon über einem Abgrund. Der Mann musste das Kind halten und halten, es muss entsetzlich gewesen sein. Dauerte ewig lange, bis der Lift endlich zurückfuhr.“ „Fürchterlich, was passieren kann.“ Ich denke an den Winter vor zwei Jahren, als meine linke Hüfte wochenlang schwarzblau verfärbt war, die Beule dort hatte die Größe eines halben Handballs. Ich war mit den Skiern auf einer Eisplatte weggerutscht und drei Meter tief in einen Bach geflogen, dann hart auf einem Felsen gelandet. Ich trug Helm und Rückenprotektor, aber der Arzt röntgte mein Becken und sagte: „Oh!“ „Um Himmels willen!“, antwortete ich. „So reden Sie doch!“ „Das Becken ist in Ordnung, aber da ist etwas an der ­Wirbelsäule. Es hat mit dem Sturz vielleicht gar nichts zu tun. Wir müssen eine Computertomographie machen.“ „Kann es etwas Schlimmes sein? Die Krankheit mit K?“ „Ich weiß nicht, ich weiß nicht … Das kann man auf einem Röntgenbild nicht sehen. Eine unbefriedigende Auskunft, ja, ich weiß. Aber was soll ich Ihnen sagen?“ Ich wartete vier Tage auf die Tomographie. Vier Tage lebte ich mit dem Gedanken, ich sei der Mann, dessen Knochenkrebs bei einem Skiunfall entdeckt wurde. Dann stellte sich heraus, dass es sich um die harmlose Verschiebung eines Knöchelchens am Rückgrat handelte. Angeboren. Derweil sagt Bruno: „Kannst du dich erinnern, wie damals der Sohn von Hinterbergers aus dem Schlepplift gefallen ist? Er lag dann im Schnee in der Liftspur, der hinter ihm konnte nicht mehr ausweichen und ist mit den Kanten über seine Stirn …“ „Oh Gott, ja, fällt mir jetzt auch wieder ein …“ „Das war vor zehn Jahren. Damals landete der Hubschrauber mitten auf der Hirschbergabfahrt wegen dieser Sache.“ 93


R E A D BULL

Ich erinnere mich und schweige. Bruno sagt: „Erwin Steidler ist jetzt raus aus dem Krankenhaus …“ „Ich wusste nicht, dass er drin war“, sage ich. „Jemand hatte ihn zusammengefahren. Dabei war die Piste ganz leer. Erwin war quer unterhalb einer Kante da hinten am Hanglstein gefahren, und dann kam ein anderer im Schuss über die Kante und ist voll in ihn rein.“ „Und?“ „Drei Rippen gebrochen.“ „Haben sie den anderen gekriegt?“ „Nein, der war weg. Es war auch kaum jemand auf der Piste, so früh am Tage. Erwin ist noch allein ins Tal, stell dir vor, das ist gefährlich, da kann sich eine Rippe in die Lunge bohren, und es ist aus.“ „Huuh!“ Mein rechter Ellenbogen schmerzt. Drei Wochenenden zuvor hatte ich mittags eine Hütte aufgesucht und in der Hütte die ­Toilette. Wer je eine Skihüttentoilette gesehen hat, weiß, dass diese Räume mit superglatten Kacheln gefliest sind. Wahrscheinlich werden sie den Hüttenwirten vom örtlichen Chirurgenklub kostenlos zur Verfügung gestellt. Man sieht dort Männer mit Helmen und Rückenprotektoren bekleidet umständlich-vorsichtig zum Pissoir stelzen, bisweilen auf der Suche nach Halt dem Nachbarn plötzlich um den Hals fallend, als befänden sie sich auf dünnstem, extra für diesen Anlass poliertem Eis, eine Art Ballett zum Gesang von Hansi Hinterseer, der aus dem ToilettenLautsprecher dringt.

I

ch aber war einen Moment lang nicht umsichtig genug, glitt aus und landete auf dem Ellenbogen. Er blutete. Und schmerzt jetzt nach drei Wochen immer noch. Ich bin der Mann, der beim Skifahren auf einem zweitausend Meter hoch gelegenen Klo beim Pinkeln verunglückte. Zum Arzt bin ich vorsichtshalber nicht gegangen. Bruno scheucht mich aus meinen Gedanken auf. „Im Jahr davor hat Erwin sich ja das Schlüsselbein gebrochen, erinnerst du dich? Er stand am Pistenrand, und einer fuhr ihn um. Ein Holländer. Einer von denen, die sich schon im Stehen kaum auf Skiern halten können. War total betrunken.“ „Dass der Erwin überhaupt noch Ski fährt …“ „Das ist einer von diesen Kernigen, Unverwüstlichen. Kennst ihn doch. Für den gibt’s kein Leben ohne Ski. Ich weiß übrigens nicht, was ich beim Skifahren mehr verabscheue, Russen oder Holländer.“ „Engländer nicht vergessen!“, sage ich. Am Abend zuvor habe ich, fällt mir ein, im Internet Fotos eines Mannes gesehen, der großes Pech in einem Skilift in Vail, Colorado, gehabt hatte. Dieser Mensch wollte sich in einen Liftsessel setzen, dessen Sitzfläche jedoch hochgeklappt war, so dass der Mann durch ein Loch plumpste und mit den Skiern in dieser Lücke hängen blieb. Seine Bindung öffnete sich nicht, doch blieb seine Hose am Sitz hängen und wurde ihm vom Leib gerissen, so dass der Mann kopfüber hängend mit nacktem Unterleib abtransportiert wurde, dies bei nicht unerheblicher Kälte, was wohl der Grund war, dass das Geschlechtsteil des Unbekannten wie ein kleiner waagerechter Eiszapfen vom Körper wegstand. Schlimmer kann es kaum noch kommen. Man geht zum Skifahren, wird urplötzlich wie ein frisch geschlachtetes Schwein den Hang hinaufgeschickt, dabei fotografiert – und eine halbe Stunde später lacht die Welt über diese Bilder. Ehrlich, manchmal weiß ich wirklich nicht, warum ich noch zum Skifahren gehe. Ich bin im Flachland geboren und auf­ 94

Für meine Frau gibt es kein Leben ohne Ski­ fahren und für mich kein Leben ohne sie, also fahre ich auch, so gut es geht. gewachsen. Das Skifahren habe ich erst spät gelernt, als ich meine Frau kennenlernte, die in München geboren und auf­ gewachsen ist. Für sie gibt es kein Leben ohne Skifahren und für mich kein Leben ohne sie, also lernte ich Skifahren und fahre nun Ski. So gut es eben geht. Und es geht nicht sehr gut, wenn man das alles erst mit vierzig gelernt hat.

U

nd dies sind ja Zeiten, in denen man sich einen Helm aufsetzt und einen Brustpanzer umschnallt, wenn man bloß mal auf die Straße geht, um nachzusehen, ob es die Bankfiliale an der Ecke noch gibt. Da setzt man sich freiwillig in einen Skilift und hört in seiner Freizeit dem Nachbarn zu, wie er über Michael Schumachers Unfall räsoniert oder die aktuellen Katastrophen im jeweiligen Skigebiet referiert!? Jaja, man liest auch Zeitungsartikel über unzureichend versicherte Skiläufer, die mit einem einzigen Unfall ihr Leben ruinierten. Und fragt sich, warum wir nicht in einem einzigen Riesenkonjunktur­ programm die Alpen abtragen und mit dem Schutt Deiche gegen die schwellenden Meere errichten. „Wahnsinn!“, ruft Bruno im Lift neben mir. „Einer hat neulich die Tochter von Stockmüllers erwischt, unten am Lift. Sie flog ein paar Meter durch die Luft, und alle dachten … Aber ihr ist nichts passiert. Das war ein Engländer. Vater Stockmüller hätte ihm beinahe die Ski über den Schädel gezogen, aber der Eng­ länder lag selbst am Boden und wimmerte in einem fort: ‚Sorry, I’m so sorry …‘“ „Aber heute ist es mal wieder herrlich, was?“, flüstere ich leise. „Ja. Könnte mehr Schnee haben. An einigen Stellen kommt Eis durch. Wenn einer da hinfliegt und mit der Rübe auf das harte Zeug knallt. Ob ein Helm da noch hilft? Denk an Schumacher! Da hat mir übrigens gestern einer erzählt, wie sein bester Freund vor einigen Jahren von der Pistenraupe …“ Wir sind an der Bergstation, schwingen uns aus dem Lift und machen uns fertig zur Abfahrt. Ich sause unter dem blauen Azur zu Tal, heiter über die Piste schwingend, den Frieden der Natur genießend … Unten am Lift wartet dann wieder Bruno auf mich.

READ BULL Lesevergnügen im Red Bulletin: Jeden Monat widmet ein namhafter Autor unseren Lesern eine Kurzgeschichte. Diesmal ist es der deutsche Schriftsteller und Kolumnist Axel Hacke, der übers Skifahren schreibt. Sein aktuelles Buch „Fußballgefühle“ (Verlag Kunstmann) handelt hingegen von einem vornehmlich männlichen Zeitvertreib, der längst mehr ist als ein Spiel (und als ein Zeitvertreib sowieso).

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