The Red Bulletin AT 02/20

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ÖSTERREICH FEBRUAR 2020, € 3,50

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

ZIEMLICH BESTE FREUNDE PIZZERA & JAUS

Österreichs stärkstes Musiker-Duo über Ehrlichkeit, falschen Stolz und die Partnersuche im Internet


Unser Siegerfoto des Jahres. Internationaler Transporter des Jahres 2020 und Internationaler Pick-up des Jahres – Auszeichnungen, auf die wir wirklich stolz sind.

Ford Ranger: CO2 kombiniert: 178 – 233 g / km | Verbrauch: 6,9 – 8,9 l (NEFZ) | Ford Transit Custom PHEV: CO2 kombiniert: 60 g / km | Verbrauch: 2,7 l (NEFZ) Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen neuer Personenkraftwagen können dem Leitfaden über den Kraftstoffverbrauch, die CO2-Emissionen und den Stromverbrauch neuer Personenkraftwagen entnommen werden, der bei allen Ford Vertragspartnern unentgeltlich erhältlich ist und unter http://www.autoverbrauch.at/ heruntergeladen werden kann.


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INTERNATIONAL PICK-UP AWARD 2020

Ford Transit Custom Plug-in Hybrid Ford Transit Custom EcoBlue Hybrid Ford Ranger


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EDITORIAL

WILLKOMMEN

BÜHNENREIFER ILLUSTRATOR

Für das „Burgtheater‑ Magazin“ zeichnete Vinz Schwarzbauer „Bestien“, für unsere Lesestoff‑Seite wurde er noch wilder. Seite 78

Paul Pizzera und Otto Jaus waren jeder für sich schon gestandene Musik-Kabarettisten. Doch seit es zwischen den beiden während einer Rauchpause „gefunkt“ hat, stehen sie gemeinsam auf der Bühne und sind als Pizzera & Jaus zum erfolgreichsten Musiker-Duo Österreichs aufgestiegen: vier Amadeus Awards, ausverkaufte Hallen, Nummer-1-Hits. Ihr Geheimnis: Sie pflegen eine „Zusammenfreundschaft“, wie sie es nennen – eine Beziehung weit über den Beruf hinaus mit Regeln, Ritualen und Rotwein. Was es mit Letztgenanntem auf sich hat und wie du vielleicht selbst den perfekten Partner findest, verraten sie ab Seite 46. Madison Stewart sucht die Nähe von Fischen, vor denen sich die meisten von uns fürchten: Sie taucht mit Haien. Dabei sind eigentlich sie es, die vor dem Menschen Angst haben müssten. Die Australierin ver versucht ihnen zu helfen, indem sie ehemalige Haifischer zu Touristenguides macht. Die ganze Story: ab Seite 52.

„Ich bin eine Künstlerin, die ihre Linien unter extremen Bedingungen zieht.“

Viel Spaß mit der neuen Ausgabe von The Red Bulletin! Die Redaktion

Paul Pizzera und Otto Jaus sind, man sieht es auf diesem Foto mit Redakteur Christian Eberle‑ Abasolo, nicht nur Musik‑Größen. Das Interview: ab Seite 46

Géraldine Fasnacht, 39, Wing‑ suit‑Fliegerin. Was sie meint, verstehst du ab Seite 62.

MUSKULÖSE MUSIKER

HÜLLENLOSER FILMSTAR

Wer immer schon wissen wollte, was C‑3PO aus „Star Wars“ unter seiner Metall‑ Metall haut trägt: Seite 22 6

THE RED BULLETIN

MANFRED KLIMEK (COVER), GETTY IMAGES

HITS UND HAIFISCHE


Das SEAT & More Upgrade. Du bist hier nicht bei „Wünsch dir was“!

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I N H A LT

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The Red Bulletin im Februar 2020

TAUCHEN

52 FÜR EINE HAI LE WELT 46 DIE BEZIEHUNGSPROFIS

Freundschaft, Freiheit und Friedhofsbesuche: Österreichs aktuell erfolgreichstes MusikerDuo Pizzera & Jaus im Talk.

INNOVATOR

60 DER BUS DER ZUKUNFT

Ein Italiener hat öffentlichen Verkehr neu gedacht. Plus: das Gadget für Musikmacher.

FOTOGRAFIE

26 STERNSTUNDEN DES SKIFAHRENS

Spektakuläre Aufnahmen von Pisten bei Sonnenfinsternis, Sternnebel und Nordlicht.

MOUNTAINBIKE

38 DER LANGE KAMPF ZURÜCK INS LEBEN

Seit seinem Sturz vor vier Jahren muss Profi-Biker Paul Basagoitia mit einer Rückenmarksverletzung leben lernen.

FILM

42 DER KREATIV-STAPLER

Am Snowboard ist Géraldine Fasnacht eine Legende, in der Luft wurde sie zur Pionierin.

guide

DEIN PROGRAMM

72 REISEN. Von Kairo nach Kapstadt mit dem Rad: eine Tour voll Sand, Strapazen & Sehenswürdigkeiten 76 UHREN. Die Armbanduhr, die einem Bergsteiger das Leben rettete 78 LESESTOFF. Die besten Bücher für Fans von „Game of Thrones“

MUSIK

82 EVENTS. Wichtige Termine für die kommenden Wochen

10 GALLERY 16 ZAHLEN, BITTE! 18 PLAYLIST

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WINGSUIT-FLIEGEN

80 GAMING. Warum „Mario Kart“ dich unbeschwerter leben lässt

Wie die Drum’n’Bass-Könige Camo & Krooked ihre digitale Welt mit klassischen Instrumenten zusammenführen.

KREATIVER KOPF. Joseph Gordon-Levitt über Filme, Fokus und seine eigene Firma

62 FREIHEIT ALS ANTRIEB

Hollywood-Star Joseph Gordon-Levitt im Interview über das Zusammenspiel von Konzentration und Kreativität.

44 DRUM ’N’ BASSGEIGE

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Madison Stewart kämpft gegen die Ausrottung der Haie. Dafür hat sie deren Jäger als Unterstützer gewonnen.

GRANDIOSES GEFÜHL. Wie Snowboarderin Géraldine Fasnacht Freiheit beim Fliegen fand

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84 ENTERTAINMENT. Red Bull TVHighlights, live & on demand 86 AUTO-SPECIAL. Elektro, Hybrid oder doch konventioneller Antrieb: 19 angesagte Modelle

20 CLUB DER TOTEN DENKER 22 FUNDSTÜCK 24 LIFE HACKS

94 READ BULL 96 IMPRESSUM 98 CARTOON

STRAHLENDER SCHNEE. Fotograf Reuben Krabbe rückt Skifahren in ein anderes Licht.

THE RED BULLETIN

PERRIN JAMES, CARA ROBBINS/CONTOUR BY GETTY IMAGES, BERTRAND DELAPIERRE,REUBEN KRABBE

COVERSTORY


52 FURCHTLOSE FRAU Madison Stewart nimmt es mit Haien auf. Und mit den Fischern, um sie zu retten.

THE RED BULLETIN

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MAKATEA, FRANZÖSISCHPOLYNESIEN

Makatea ist winzig: 7,5 Kilometer lang,­ ­­7 Kilometer breit und Heimat von rund 60 Menschen. Von 1917 bis 1964 wurde hier Phosphat abgebaut – was die Land­schaft radikal veränderte. Doch Kletterer wie die sechsfache französische Weltmeisterin Charlotte Durif (Bild) haben das bizarre Atoll als gerade­zu einzigartigen Platz entdeckt und bescheren dem Pazifik-Inselchen neues Leben – und Respekt. chadurif.fr 10

JEREMY BERNARD

Sozialer Aufstieg



ZAKOPANE, POLEN

Vor dem Sturm Dehnen, strecken, beugen: Hier wärmen sich die Teilnehmer des Red Bull 400 in Zakopane auf. Gleich werden sie versuchen, eine 89,11 Meter hohe Sprungschanze mit bis zu 35 Grad Steigung von unten nach oben zu bezwingen. Viele Athleten formen mit ihren Beinen ein V wie Victory – ja, die schaffen das. redbull.com/400


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DAMIAN KRAMSKI/RED BULL CONTENT POOL


LINCOLN, NEBRASKA

Erhöhter Aufwand

JAMES MARCUS HANEY

Die Füße im Bild gehören dem Fotografen James Marcus Haney, 31. Er hat sich den Platz hoch über der Büh­ne der Pinewood Bowl aus­ge­sucht, um ungewöhnliche Bilder vom Auftritt der britischen Band Mumford & Sons zu machen. Der Amerikaner begann seine Karriere, indem er sich mit ­gefälschten Armbändern Zugang zu Musik­festivals erschlich. Er ist stolz darauf, bei Konzerten bis heute noch nie Eintritt bezahlt zu haben. jamesmarcushaney.com

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ZAHLEN, BITTE!

JUBILÄUM

Rasta, Raucher, Rebell Am 6. Februar wäre Bob Marley 75 geworden. Hier ein Blick auf sein Leben: Welche Platte machte ihn zum King of Reggae? Wer versuchte, ihn umzubringen? Und wie viele Insekten lebten in seinen Dreadlocks?

Kinder hatte Marley offiziell, von bis zu 46 wird gemunkelt.

Testamente hinterließ der Rastafari seiner unüberunüber schaubaren Großfamilie. Die Anwälte freuten sich.

Jahre alt war Marleys Mutter, eine Sängerin, bei seiner Geburt – sein Vater, ein Hauptmann der britischen Armee, war 60.

7

5.

Jahre alt war Marley, als er beschloss, sein in der Nachbarschaft gefeiertes Talent als Handleser aufzugeben, um Musiker zu werden.

Platz auf der „Forbes“-Liste der bestverdienenden toten Celebritys: 2019 verdiente seine Familie mit Streams und Marley-Hi-FiMarleyProdukten 20 Millionen Dollar.

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130.00 000.000 Dollar ist heute sein geschätzter Marktwert.

Pfund zahlte ein Bieter 2003 bei einer Versteigerung für ein 10,2 Zentimeter langes DreadDread lock-Stück des Reggae-Stars samt Autogrammkarte.

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72

1977

104 10 4:14

28.000.000

wurde Hautkrebs auf einer seiner großen Zehen entdeckt. Wegen seiner Rastafari-Religion lehnte er eine Amputation ab. Marley starb vier Jahre später.

Mal wurde seine posthum veröffentlichte Best-of-Compilation „Legend“ verkauft. Es ist damit das meistverkaufte Reggae-Album aller Zeiten. 16

THE RED BULLETIN

CLAUDIA MEITERT

Hope Road war die Adresse in Kingston, wo er 1976 ein SchussSchuss attentat überlebte. Es heißt, die CIA sei daran beteiligt gewesen.

verschiedene Insekten wurden nach Marleys Tod angeblich in seinen Dreadlocks gefunden.

war jener Bibel-Psalm, auf den sich Bob berief, wenn es um seinen Cannabis-Konsum ging. Auch in seinen Sarg wurde Marihuana gelegt.

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GETTY IMAGES (5)

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...aber noch mehr, ihn zu fahren.

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PLAYLIST

MATTN

Beats für die PowderParty Après-Ski mit Style: Die belgische DJ präsentiert vier animierende Songs zum Abfeiern im Schnee. Die belgische DJ Mattn, mit bürger bürgerlichem Namen Anouk Matton, jettet zwischen Tomorrowland, dem weltweit größten Festival für elektronische Tanzmusik in Belgien, und Auftritten auf der ganzen Welt hin und her. Das britische „DJ Mag“ listet sie aktuell auf Rang 51 der DJ-Top-100. Anfang April führt Mattns Weg auch zum Electric Mountain Festival nach Sölden in Tirol. „Es ist nicht mein erstes Winterfestival“, sagt Mattn. Bei Festivals im Schnee herrsche jedes Mal eine besondere Stimmung. „Die Menschen trinken viel, es ist kalt, alle wollen sich bewegen und sind extrem aufgeregt. Und wenn du dann den richtigen Song anspielst, explodiert alles.“ Uns hat die 27-Jährige vier Beispiele für jene „richtigen“ Songs verraten. Mattn live: 2. 4., Electric Mountain Festival, Sölden; electric-mountain-festival.com

Timmy Trumpet, Mattn & Wolfpack

Dimitri Vegas & Like Mike u. a.

Eurythmics

Icona Pop

Instagram, 2019

Sweet Dreams (Mattn Remix), 2016

„Bei diesem Song war ich an der Produktion beteiligt. Ich finde, er ist der perfekte Start in eine Party, weil er das Energielevel hebt. Die Trompete ist wunderbar eingängig und sorgt jedes Mal dafür, dass alle ausflippen. Diese Nummer unter freiem Himmel zu hören, vor einer Bergkulisse im Schnee – das muss das Größte sein. Ich freu mich schon drauf!“

„Auch bei diesem Song bin ich ein wenig befangen, Dimitri ist schließlich mein Ehemann. Aber ich liebe diese Nummer! Sie eignet sich extrem gut zum Mitsingen und hat einen starken Latin-Vibe. Das mag ich. In letzter Zeit verbinden immer mehr Produzenten Latin- und EDMSounds. Beide Musikrichtungen sind zum Tanzen gemacht. Das passt einfach, das ist großartig.“

„Diese Nummer ist etwas klischeehaft und auch schon älter, ich hab sie 2016 gemacht. Aber sie verschwindet nie aus meinen Sets und nutzt sich auch nie ab, weil die Menschen sie lieben. Die Leute tanzen einfach immer – immer, immer! –, wenn ich sie spiele. Gerade in der Kälte draußen will niemand still stehen, und das kann man bei der Musik auch gar nicht.“

„Das ist der perfekte Après-SkiSong: Jeder kennt die Orginalversion und beginnt sofort zu schreien, sobald man den Song anspielt: ‚Oh mein Gott, ich liebe die Nummer!‘ Man sieht die Augen der Menschen glänzen, wenn sie den Song erkennen. Auf einem Winterfestival würde ich nie eine unbekannte Trance-Nummer spielen – obwohl ich die auch mag.“

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THE RED BULLETIN

JONAS VOGT

I Love It (Sick Individuals Remix), 2012

IAN HERMANS

Carnival, 2019



DER CLUB DER TOTEN DENKER

FRIEDRICH SCHILLER

Macht Gaming mich zu einem besseren Menschen? Die größten Denker aller Zeiten beantworten Fragen unserer Gegenwart, übermittelt durch den Philosophen Christoph Quarch. Diesmal: Friedrich Schiller verrät, wie wir spielend menschlicher werden.

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ch, das Spielen – wie habe ich es doch geliebt! Als junger Mann spielte ich nächtelang Karten, und so manchen Einfall zu einem Gedicht habe ich auf einer Spielkarte notiert. Später dann, als ich bei Caroline und Charlotte – meiner späteren Frau und ihrer Schwester – ein und aus ging, da liebten wir es, zu dritt Blinde Kuh zu spielen. Oh, das hatte einen leicht frivolen Reiz, den ich nicht leugnen kann und auch nicht leugnen möchte. Doch zu meiner Zeit, im späten 18. Jahrhundert, spielten alle. Und die anzüglichen Spiele schätzten wir am meisten.

Vielleicht fragt ihr nun: Was meint der Schiller, wenn er sagt, nur Schönheit sei ein würdiger Gegenstand des Spielens? Nun, ich meine nicht etwas, das hübsch anzusehen wäre. Sondern dasjenige, was den Eindruck erweckt, ganz in sich zu ruhen. Etwas, was um keines äußeren Nutzens willen da ist, sondern sich selbst genügt. Denkt dabei an eine schöne Musik. Sie folgt keinen äußeren Zwängen und Gesetzen. Sie ist einfach nur sie selbst. Und ebendeshalb ist sie schön. Und bedenkt: Wir sagen nicht zufällig, Musik werde gespielt. Spiele sind also gerade dann sinnvoll, wenn sie für das Alltagsleben vollkommen nutzlos sind. Bei solchen Spielen kann man sich selbst vergessen – und sich genau deshalb frei und wirklich menschlich fühlen. Bei Glücksspielen ist das anders. Da spielt man nicht um des Spielens willen, sondern weil man sich das schnelle Geld erhofft. Ähnlich ist es bei dem, was man bei euch „Gamification“ nennt. Da wird etwas als Spiel verpackt, um etwas zu erreichen, was nichts mit dem Spiel zu tun hat. Dabei werden Spiele instrumentalisiert, und das nimmt ihnen die Schönheit. Manchmal ist das vielleicht gerechtfertigt, etwa bei Lernspielen für Kinder, manchmal aber geht es nur darum, den Spielern still und heimlich bestimmte Verhaltensweisen anzutrainieren. Solche Spiele nehmen euch die Freiheit, statt sie euch zu schenken.

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FRIEDRICH SCHILLER (1759–1805) ist den meisten als Dichter und Dramatiker bekannt. Tatsächlich aber sind seiner Feder eine Reihe bedeutender Schriften zur Theorie von Kunst und Schönheit zu verdanken. Mit ihnen wurde er zum Wegbereiter der Romantik, deren Vordenker sich vor allem von Schillers in den Briefen „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ vorgetragenen Gedanken über die Bedeutung des Spielens inspirieren ließen. Mit seiner These, der Mensch sei nur da ganz Mensch, wo er spielt, wurde Schiller zudem zu einem Pionier der Lebenskunst-Philosophie des 20. Jahrhunderts.

THE RED BULLETIN

CHRISTOPH QUARCH

Denn es gibt viele verschiedene Spiele, darunter auch solche, von denen ich nicht behaupten möchte, sie zu spielen bedeute, wahrhaft Mensch zu sein. An welche Spiele ich dabei denke, steht in einem meiner Briefe „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“: Der Mensch soll nur mit der Schönheit spielen. Davon kann ich bei einigen der bei euch gängigen Spiele nichts entdecken. Vor allem dann nicht, wenn es dar darum geht, Geld zu gewinnen. Wettspiele zum Beispiel, oder Glücksspiele am Automaten.

Ich weiß, dass Blinde Kuh heute nicht mehr so hoch im Kurs steht und jedermann mit seinem Computer spielt. Ich will das auch niemandem ausreden, aber ihr solltet achtgeben, dass diese Spiele euch nicht mehr fesseln als beleben; dass sie euch nicht süchtig machen, sondern euch die Chance geben, für eine Weile in eine gänzlich zweckfreie, fantasievolle Zauberwelt einzutauchen.

BENE ROHLMANN

„Schön ist das Spiel, weil es für das Alltagsleben nutzlos ist; und weil du als Spieler frei bist, dich selbst im Spielen vergisst.“

Ist also etwas dagegen einzuwenden, dass erwachsene Menschen spielen? Gewiss nicht, kann ich nur sagen, denn – wenn’s erlaubt ist, dass ich mich an dieser Stelle selbst zitiere – der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt. Womit auch die Antwort auf die mir gestellte Frage ausgesprochen wäre. Doch ganz so leicht will ich es mir nicht machen. Schon als ich im Jahre 1792 diese Worte schrieb, haben sie nur wenige verstanden. Deshalb scheint es mir geboten, in groben Strichen darzulegen, von welcher Art des Spiels ich denke, dass es unbedingt zu einem guten Menschenleben nötig ist.


FRIEDRICH SCHILLER (1759–1805)

Dichter, Philosoph, Ur-Gamer: „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ THE RED BULLETIN

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F U ND ST Ü CK

C-3PO

Metal Guru Stabpuppe eines humanoiden Roboters für „Star Wars“, 1999, Industrial Light & Magic (ILM), Los Angeles, Kalifornien

DAN WINTERS

In „Episode I: Die dunkle Bedrohung“ baut Anakin Skywalker aus Altmetallteilen den Roboter C-3PO: ein Fall für die von Regisseur George Lucas gegründete Spezialeffektefirma ILM. Insgesamt ist die Traumfabrik-Fabrik in 45 Jahren mit 15 Oscars ausgezeichnet worden.

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THE RED BULLETIN


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L IF E HACKS

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Tricks für dein Badezimmer Pfiffige Lösungen für alltägliche Probleme, Volume 17: wie du dein Badezimmer mit Essig und Rasierschaum im Handumdrehen auf Vordermann bringst – und beim Duschen voll informiert bleibst.

DUSCHKOPF

Saubere Lösung

Der Duschkopf ist voller Kalk? Kein Problem, mit diesem Trick reinigt er sich fast von selbst!

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iPAD

Morning Show unter der Dusche Wer beim Haarewaschen nicht auf News verzichten möchte, braucht Saugnäpfe.

iPad in Plastikbeutel mit drei Saugnapf-Hängern an die Wand heften.

Drück den Plastikbeutel in die Tasse. Öffne ihn und füll die Tasse halb voll mit Essig.

ZAHNBÜRSTE

2 Zieh den Gummi-

ring über den Griff, stülp den Beutel über den Duschkopf und befestige ihn mit dem Gummi.

Kur mit heißem Wasser Die Borsten stehen wild vom Bürstenkopf ab? Nach einem heißen Bad sieht die Zahnbürste wie neu aus.

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1 mind. 70 °C

ca. 1 Min.

Rühre die Zahnbürste in heißem Wasser, danach sieht sie wie neu aus.

SPIEGEL

Rasierschaum verhindert, dass der Spiegel nach dem Duschen beschlägt. CLEMENS MAKANAKY

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Voller Durchblick

Lass den Beutel rund eine Stunde lang hängen und reinige die Ritzen danach mit einer alten Zahnbürste …

30–60 Min.

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Rasierschaum auftragen, kurz einwirken lassen, mit Mikrofasertuch abwischen.

SASCHA BIERL

… während das Wasser läuft. Und voilà – die Kalkrückstände sind verschwunden!

THE RED BULLETIN


FOTO: GRANT GUNDERSON

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GRÜN WIE DER NORDEN Ein Skifahrer staubt im Tombstone Territorial Park, Kanada, einen steil abfallenden Hang talwärts. Es ist 2.03 Uhr früh, und das Nordlicht scheint grün, als Reuben auf den Auslöser drückt.


LICHTBILDER Der kanadische Fotograf REUBEN KRABBE, 29, hat ein Ziel: unsere Wahrnehmung des Actionsports zu verändern. Sieben Bilder eröffnen dir völlig neue Perspektiven. Text WOLFGANG WIESER

Fotos REUBEN KRABBE

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RĂ„TSELHAFT Kontrolliert oder doch schon ein Sturz? Tag oder Nacht? Wir erkennen einen Skifahrer bei einem Sprung Ăźber eine Spalte. Reuben gelang dieser Schuss in Whistler, Kanada.

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DIE MITTE DER NACHT 31. Dezember, kurz vor Mitternacht. Reuben sitzt mit seiner Kamera in einem Baum und wartet, bis der Skifahrer mit seiner Stirnlampe die Nacht erhellt. Als er den AuslĂśser drĂźckt, beginnt ein neues Jahr.


MITTAGSFINSTERNIS Langsam schiebt sich der Mond vor das leuchtende Orange der Sonne in Spitzbergen. Es ist 11.46 Uhr. Reuben zückt seine Kamera und hält einen Augenblick fest, in dem sich Sport und Sonnenfinsternis vereinen.

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STRAHLWÄRTS Die Sonne steht tief an diesem Nachmittag in Whistler, Kanada: Nicht mehr lange, und die Nacht bricht herein über diese Szene, in der ein Skifahrer auf einem ­letzten Strahl ins Tal reitet.

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BLENDENDES WEISS Strahlender Schnee, gleißende Sonne: ein Bild, das Reuben lächeln lässt. „Bei Tag zu fotografieren ist einfacher. Gleichzeitig liebe ich die Herausforderung der Nacht. Sie erlaubt dir, mit dem Licht zu spielen.“

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WIE IM HIMMEL Zehn Monate vorbereiten, sechs Stunden warten, 20 Sekunden belichten – ein Bild, das die Ewigkeit spürbar macht. Als einer der Skifahrer (per Doppelbelichtung im Bild) das Foto sieht, sagt er: „Skifahren wie im Himmel.“ Die Doku „Nebula“ zur Entstehung dieses spektakulären Fotos findest du auf: nebula‑film.com

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Paul Basagoitia

„Bin ich das jetzt mein ganzes Leben lang?“ Ein Sturz veränderte das Leben von Profi-Biker Paul Basagoitia radikal: Er musste lernen, mit einer Rückenmarksverletzung zurechtzukommen. Was das heißt, hat er für eine Doku festgehalten. Text NEAL ROGERS

Fotos DEWEY NICKS

Als Sportler war Paul Basagoitia, 33, es gewohnt, Grenzen zu verschieben. Nach seinem Unfall musste er das wieder tun.

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Ein Mountainbiker fährt, eine kleine Staubwolke hinter sich herziehend, einen schmalen Trail in den Bergen nahe Reno im Bundesstaat Nevada entlang. Manchmal springt er elegant über Bodenwellen. Ein flüchtiger Beobachter würde meinen: Nichts Besonderes – ein Freizeitsportler genießt einen Tag in der Natur. Und doch ist es ein Wunder: Der Mann auf dem Bike leidet nämlich an einer Querschnittslähmung. Vor seinem folgenschweren Unfall zeichnete sich Paul Basagoitia, 33, vor allem durch eines aus: Er konnte Grenzen verschieben, das anscheinend Unmögliche möglich machen. Wie es aussieht, ist es das Einzige in seinem Leben, was sich seit damals nicht geändert hat. Rückblende. 16. Oktober 2015, letzter Tag beim Red Bull Rampage in den Canyons bei Virgin, Utah. Der Wettbewerb ist für Biker das, was die 1000-Meter-Granitwand El Capitan im Yosemite-Nationalpark für Kletterer oder die Streif in Kitzbühel für Skifahrer ist: die ultimative Herausforderung für Weltklasseathleten, für alle anderen nicht zu empfehlen. Paul Basagoitia ist ein großer Name in der Szene, wenngleich er nicht mehr ganz vorn mitmischt. Doch einmal will er hier unbedingt noch auf das Siegerstockerl der ersten drei, bevor er den Spitzensport auf aufgibt. Er hat die erste Hälfte des Par Parcours bereits bravourös hinter sich

gebracht, eben einen perfekten Salto rückwärts über einen Canyon hingelegt. Doch bei der folgenden Steilstufe passiert es: Er springt eine Spur zu weit, bleibt mit dem rechten Pedal an den Zweigen eines Strauchs hängen und wird über einen drei Meter hohen Felsvorsprung geschleudert. Paul landet auf dem Rücken. Sein erster Gedanke: „Verdammt, ich hätte gewinnen können!“ Erst dann bemerkt er, dass er seine Beine nicht bewegen kann. Später, im Spital, nach zehnstündiger OP, die niederschmetternde Diagnose: inkomplette Querschnittslähmung. Das heißt: Der 12. Wirbel hat bei dem Sturz das Rückenmark beschädigt, wenn auch nicht ganz abgetrennt. Im Gegensatz zu einer kompletten Querschnittslähmung können dabei zumindest Restfunktionen von Bewegung und Sinneswahrnehmung erhalten bleiben. Trotzdem sagen die Ärzte, dass Paul wohl den Rest seines Lebens im Rollstuhl verbringen werde. „Die ersten zwei Wochen mit einer Rückenmarksverletzung“, erinnert er sich, „sind buchstäblich die schlimmsten Wochen deines Lebens.“ Um nicht völlig durchzudrehen, sucht Paul Basagoitia Halt in einem Projekt: Er beschließt, den Weg seiner Reha minutiös mit der Kamera festzuhalten. Damit hat er erstens ein Ziel. Und er würde allen Menschen mit dem gleichen Schicksal zeigen, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind. Ein Jahr nach den ersten Aufnahmen steigt das Red Bull Media House in die Produktion der Doku ein. Im Oktober 2019, fast auf den Tag genau vier Jahre nach dem Unfall, feiert der berührende Film „Any One of Us“ Premiere. „Paul führte zwei Parallelexistenzen“, erzählt Regisseur Fer Fernando Villena. „In der einen lernte er mühsam, mit seiner Verletzung umzugehen. Und in der anderen hatte er ständig eine Filmcrew um sich.“ Die Einnahmen der Doku, die Paul Basagoitia inzwischen zu einem leuchtenden Vorbild der Community gemacht

THE RED BULLETIN


„Die ersten zwei Wochen mit einer Rückenmarksverletzung sind die schlimmsten deines Lebens.“ Paul Basagoitia lässt in der Doku „Any One of Us“ tief blicken: auf die Narben seiner zehnstündigen OP und in seine Gefühlswelt.

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Paul Basagoitia

… bis hin zum (vorläufigen) Höhepunkt: der erfolgreichen Rückkehr aufs Bike.

Für Hunderttausende Querschnittsverletzte ist eine Regeneration wie bei Paul derzeit unmöglich. Das zu ändern ist Ziel des Wings for Life World Run.

Beim Wings for Life World Run gehen Menschen weltweit gleich‑ zeitig an den Start, um auf Quer‑ schnittslähmung aufmerksam zu machen. 100 % der Start‑ gelder fließen in die Rücken‑ marksforschung und sollen helfen, eine Heilung zu finden. Infos zu den bisherigen Erfolgen unter: wingsforlife.com DIE WICHTIGSTEN FAKTEN ZUM WINGS FOR LIFE WORLD RUN SO LÄUFT’S:

Start der 13 Flagship‑Runs und für alle App‑Runner ist am 3. Mai um 13 Uhr. 30 Minuten später fährt das Catcher Car los. Sobald es den letzten Läufer überholt hat, ist das Rennen beendet. SO LÄUFST DU PER APP MIT:

1. Du lädst die Wings for Life World Run App herunter. 2. Du schließt dich einem organi‑ sierten App Run an oder startest von einem Ort deiner Wahl aus. 3. Am 3. Mai lässt du dich vom virtuellen Catcher Car jagen. ALLE INFOS UND ANMELDUNG: WINGSFORLIFEWORLDRUN.COM/ APPRUN

„Any One of Us“ gibt es auf iTunes und Amazon Prime zu kaufen bzw. zu leihen.

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PHILIP PLATZER FOR WINGS FOR LIFE WORLD RUN

Die Doku begleitet Paul im Alltag: vom Leiden am WC über harte Workouts ...

hat, kommen vollständig der „Wings for Life“-Stiftung zugute, deren Ziel es ist, Querschnittslähmung eines Tages heilbar zu machen. Paul Basagoitia sagt, dass es keine kleine Herausforderung ist, mit dem, was er seinen „neuen Körper“ nennt, leben zu lernen. Es ist ein harter Weg durch ein Tal der Tränen und der Schmerzen und für jemanden, der nicht direkt davon betroffen ist, nicht wirklich im Bereich des Vorstellbaren. Eine Szene aus dem Film, die schon beim Zuschauen wehtut: Paul stellt fest, dass er nicht so ohne weiteres seine Blase entleeren kann. Er muss dazu einen 36 Zentimeter langen Katheter durch die Harnröhre einführen. „Als ich das zum ersten Mal tun musste, habe ich nur geschrien“, erzählt er. „Das hat mich echt auf dem falschen Fuß erwischt.“ Paul trainiert jeden Tag in der Früh 90 Minuten intensiv, um winzige Fortschritte zu erzielen. Er hat sich mittlerweile mit der Tatsache abgefunden, dass er unterhalb der Knie wohl nie wieder etwas spüren wird und seine Gesäßmuskeln nie richtig funktionieren werden. Es sei denn, die Rückenmarksforschung schafft Abhilfe. (Du kannst dazu beitragen – siehe rechts.) Aber Paul kann immer immerhin wieder seine Oberschenkelmuskulatur kontrollieren, was ihm den Weg zurück in den Sattel ebnete und eine eingeschränkte Form des Gehens mithilfe eines Stocks zulässt. Natürlich hat Paul zwischendurch auch dunkle Momente zu überstehen. „Da denke ich mir: Scheiße, bin ich das jetzt wirklich das ganze Leben lang?“ Doch dann ruft er sich wieder ins Bewusstsein, „wie weit ich schon gekommen bin: Du sitzt wieder auf dem Rad, bist komplett unabhängig von der Hilfe anderer. Sei doch froh!“ Im Übrigen habe ihm der Rat eines Freundes auf dem mühseligen Weg in sein neues Leben sehr geholfen: „Er sagte: ‚Du kannst nicht immer zurückschauen im Leben. Das Einzige, was dir das bringt, ist ein wundes Genick.‘ Und das ist ver verdammt wahr.“

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„Kreativität entsteht durch Konzentration. Und umgekehrt.“ Joseph Gordon-Levitt, Schauspieler und Unternehmer

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Joseph Gordon-Levitt

Kreativ-Stapler Hollywoodstar Joseph Gordon-Levitt, 38, wechselt gerne zwischen US-Blockbustern und IndependentKino. Zum Ausschöpfen seines vollen kreativen Potenzials hat er aber einen eigenen Weg gefunden. Interview RÜDIGER STURM

CARA ROBBINS/CONTOUR BY GETTY IMAGES, LUNA FILMVERLEIH

the red bulletin: Du bist ein echtes Kind Hollywoods. Deine Filmkarriere begann, als du gerade einmal sechs Jahre alt warst. Trotzdem hast du dir mit der Firma hitRECord ein zweites berufliches Standbein geschaffen. Warum? joseph gordon-levitt: Weil’s mir wahnsinnig viel Freude macht. Klar, Schauspielerei ist die Kunstform, die ich gelernt habe, die ich am besten beherrsche – aber im Grunde genommen geht es mir immer um Kreativität. Mit hitRECord.org, einer Online-Produktionsfirma, kann ich mich in den unterschiedlichsten Bereichen austoben – Videos, Songs, Storys. Das ist also nicht bloß eine hobbymäßige Ablenkung, sondern

Vienna goes Hollywood „7500“ ist der Notfall-Code für eine Flugzeugentführung und Titel des Thrillers mit GordonLevitt in der Hauptrolle. Das Besondere: Die Handlung spielt ausschließlich im Cockpit. „7500“ (bereits im Kino) ist das Langfilmdebüt des deutschen Regie-Talents Patrick Vollrath, eines Absolventen der Wiener Filmakademie. THE RED BULLETIN

fordert mich kreativ. Deshalb hat es einen echten Wert für mein Leben. hitRECord ist eine offene OnlinePlattform, auf der sich Kreative aus verschiedensten Betätigungsfeldern treffen. Ja, es ist eine interaktive Plattform für Zusammenarbeit. Ich bin absolut davon überzeugt, dass wirklich spannende kreative Prozesse vor allem dann stattfinden, wenn Menschen mit ganz unterschiedlichen Perspek Perspektiven sich gemeinsam auf eine Sache konzentrieren. Konzentration schafft Kreativität? Ich würde eher sagen: Kreativität schafft Konzentration. Der kreative Prozess hilft dir, konzentriert zu bleiben? Wenn ich auf mich allein gestellt bin, fällt es mir schwer, den Fokus zu bewahren. Für mich ist es immer hilfreich, mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten. Dabei ist es egal, ob wir im selben Zimmer sitzen oder quer über den Planeten verstreut zusammen ein Projekt stemmen. Wenn ich weiß, dass wir gemeinsam etwas schaffen und dass die anderen auf mich zählen, macht das einen ganz großen Unterschied. Man könnte auch sagen, Konzentration und Kreativität – also Fokussierung und Offenheit – stehen einander diametral gegenüber … Das glaube ich nicht. Ich gebe dir ein Beispiel: In meinem aktuellen Film

„7500“ spiele ich einen Co-Piloten, der plötzlich mit einer Flugzeugentführung konfrontiert ist. Regisseur Patrick Vollrath hat das Ganze als eine Art Kammerspiel inszeniert, wobei die Kammer in diesem Fall das Cockpit ist. Der Raum ist also klein und konzentriert. Aber gleichzeitig öffnete Patrick mir einen gewaltigen Raum für Kreativität. Da gab es Einstellungen, die 45 Minuten lang dauerten und bei denen ich mich völlig natürlich bewegen durfte, anstatt auf irgendwelche Markierungen achten zu müssen. Das war fast wie in der Realität. Apropos Realität: In der SocialMedia-Welt ist Konzentration bekanntlich keine sehr ausgeprägte Tugend. Wie gehst du damit um? Entspannt. Aus meiner Erfahrung ist die permanente Ablenkung nicht mehr so schlimm wie früher. Vor ein paar Jahren noch hatten Leute kaum Hemmungen, während einer Unter Unterhaltung ihr Smartphone zu zücken. Mittlerweile ist das anders, die Etikette bildet sich nun langsam heraus – was verständlich ist. Immerhin sind wir die erste Generation, die damit umgehen und dafür Verhaltensregeln entwickeln muss. Dennoch: Siehst du die sozialen Netzwerke eher als Segen oder als Fluch? Schwierige Frage. Jede Technologie hat ihre guten und ihre schlechten Seiten. Zweifelsohne gibt es in der Internetkultur verdammt viele Fallstricke. Sie kann geisttötend sein, du kannst nach ihr süchtig werden. Aber sie hilft uns auch, Beziehungen zueinander aufzubauen und zusammen ganz neue Dinge zu schaffen. Der langen Rede kurzer Sinn: Ich verkenne nicht die Probleme, bleibe aber vorsichtig optimistisch.

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Camo & Krooked

„Wir wussten, unser Leben steht nun drei Monate still.“ Die Perfektionisten Camo & Krooked vor ihrem ersten Analogkonzert

Drum ’n’ Bassgeige Camo & Krooked sind die Könige des Drum ’n’ Bass. Jetzt wagen sie sich an klassische Musik. Diese Welt ist für sie neu, ihr Weg jedoch derselbe: mitten durch die Mauer. Text STEFAN NIEDERWIESER

Foto ANDREA BLESÁKOVÁ

Elektronische Musik braucht Bass. Bevor sie dir in die Beine fährt, tritt sie dir in den Magen. Wenn’s in den Eingeweiden nicht mächtig scheppert, bleibt der Dancefloor leer. So einfach ist das, so funktioniert Drum ’n’ Bass. Das österreichische DJ-Duo Camo & Krooked hat dieses Bauchgefühl perfektioniert, seit zwölf Jahren feilen der Salzburger Reinhard „Camo“ Rietsch, 36, und der Niederösterreicher Markus „Krooked“ Wagner, 30, an Tunes, die in dem schnelllebigen Genre eine bemerkenswerte Konstante bilden: Sie bleiben international an der Spitze. Die Magie von Camo & Krooked liegt in ihrer Akribie: „Für ein Stück brauchten wir neulich einen Finger Fingersnap, also haben wir ihn rein syn44

thetisch nachgebaut. Das hat zwei Wochen gedauert.“ Kann es jemand hören? „Nein.“ Verrückt? „Ja, aber irgendwer muss es machen.“ Wenn es darum geht, neue Klangräume zu betreten, nehmen die beiden nie den Weg durch die Tür, sondern stets den durch die Mauer. „Du kannst neunmal gegen die Wand rennen. Beim zehnten Mal bricht sie durch. Aber du nimmst alles mit, was du bei den vorigen neun Mal gelernt hast – hof hoffentlich keine Gehirnerschütterung.“ Bei ihrem neuesten Projekt stehen Camo & Krooked nicht nur vor einer Mauer, sondern auch vor einem Graben. Einem Orchestergraben, um genau zu sein. Bei Red Bull Symphonic interpretieren sie ihre besten Tracks mit einem Orchester –

eine Idee, mit der sie schon länger schwanger gingen. Als Hebamme für das opulente Werk fungiert niemand Geringerer als Christian Kolonovits, 67, Altmeister des Austropop, Komponist und generell Mensch vieler Talente. Schon bei den Proben wurde klar: Klassische Musik und Drum ’n’ Bass klingen nicht nur unterschiedlich, Arbeitsweise, Energie und Fachbegriffe sind es ebenfalls. Camo & Krooked und Christian Kolonovits mussten erst eine gemeinsame Sprache finden, die Essenz der Tunes, Grooves und Klangfarben her herausarbeiten. Töne, die am Computer synthetisch erschaffen wurden, für ein siebzigköpfiges Orchester über übersetzen. Harte Arbeit, hart am Burnout, aber erneut hat sich die Akribie in Magie verwandelt. „Wir wussten, unser normales Leben steht nun drei Monate still. Aber dafür ist das Ergebnis am Ende einzigartig.“ Red Bull Symphonic – Camo & Krooked, Christian Kolonovits, Max Steiner Orchestra, 1. und 2. Februar 2020, Wiener Konzerthaus; die Doku über die Zusammenarbeit wird ab Februar auf Red Bull TV ausgestrahlt.

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Erfolg mit Emotionen: die Musik-Kabarettisten Otto Jaus, 36 (links), und Paul Pizzera, 31

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Freunde mit gewissen Vorzügen PIZZERA & JAUS sind Österreichs aktuell erfolgreichstes Musikerduo. Viel mehr zählt jedoch, dass Paul Pizzera und Otto Jaus beste Freunde sind. Ein Interview mit der Qualität eines Beziehungs­ratgebers: über viel Rotwein, falschen Stolz und die Partnersuche im Internet.  Text CHRISTIAN EBERLE-ABASOLO  Fotos MANFRED KLIMEK


Seit vier Jahren Seite an Seite: Otto Jaus und Paul Pizzera machten aus zwei Egos ein Erfolgsprojekt.


A

m Anfang war eine Zigarette. Bei einer gemeinsamen Rauchpause während der Tour der Langen Nacht des Kabaretts 2015 haben sich Paul Pizzera und Otto Jaus, heute 31 und 36, kennengelernt. Jaus, ausgebildeter Musicalsänger mit Vergangenheit bei den Wiener Sänger Sängerknaben, zeigte sich beeindruckt von Pizzeras Sprachgewalt im steirischen Dialekt. Der Grazer wiederum war von Jaus’ „Wahnsinnsstimme, seinem unglaublichen Klavierspiel und seiner Körperlichkeit“ begeistert. Es folgte der Entschluss, gemeinsame Sache zu machen. Die „gegenseitige künstlerische Befruchtung“ seither führte zu zwei Nummer-einsAlben, ausverkauften Hallen in Öster Österreich und Deutschland, millionenfachen Klicks ihrer Videos auf YouTube und vier Amadeus Awards in den Jahren 2017, 2018 und 2019. Dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr. Er ist eine Kombination aus Sympathie, System und Synergien, wie die zwei im Interview verraten.

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the red bulletin:: War euer Auf Aufeinandertreffen so etwas wie Liebe auf den ersten Blick? otto jaus: Eher Liebe auf den ersten Tschick. Wir sind ja beim Rauchen ins Plaudern gekommen. Aber ja: Es kommt nicht oft vor, dass du jemanden kennenlernst, der dir von Beginn an so sympathisch ist. paul pizzera: Also haben Ottl und ich kurz darauf den Test gemacht. Den Test? jaus: Wir sind für zehn Tage auf Urlaub gefahren, in die Toskana. Da war nichts außer uns, den Gitarren, einem Schachbrett … und viel Rotwein. Die ganzen Tage über gab es keinen Moment, wo einer Zeit für sich gebraucht hätte, es war eine stete gegenseitige Befruchtung. Wir haben Spaß gehabt und so viele Texte geschrieben, obwohl wir das gar nicht vorhatten. Wir wollten uns ja eigentlich nur kennenlernen. Da wussten wir: Es passt. Und ohne es zu wollen, haben wir da bereits die Regeln für eine Zusammenarbeit aufgestellt. Zum Beispiel: Wenn jemanden etwas stört, redet man sofort darüber. pizzera: Nix runterschlucken. Denn das multipliziert sich mit der Zeit. jaus: Deshalb haben wir bis jetzt noch nie richtig gestritten, auch wenn uns das nicht viele glauben. THE RED BULLETIN

Der gemeinsame Urlaub war also eine Art Teambuilding-Maßnahme. pizzera: Wir wussten früh um unsere Möglichkeiten, wenn wir zusammenarbeiten. Wissen, was wir können und was wir erreichen wollen. Also wollten wir uns das nicht mit Streitigkeiten ver verhauen. Wir verbringen so viel Zeit miteinander wie mit unseren Partnerinnen, leben auf engstem Raum miteinander. Und das heißt auch, zwischenmenschliche Spielregeln festzulegen. jaus: Seitdem fahren wir jedes Jahr einmal in den Urlaub. Wir nehmen uns ein paar Tage frei und schauen uns zum Beispiel eine Stadt an. Damit wir unsere Beziehung nicht nur als Arbeitsbeziehung wahrnehmen, denn das ist sie nicht. Wenn man sich bei der „Langen Nacht des Kabaretts“ trifft, hat man automatisch Gemeinsamkeiten, auf denen man aufbauen kann. Wäre es zwischen euch genauso gelaufen, wenn ihr euch in einer Bar kennengelernt hättet? pizzera: Dort hätten wir nicht gleich gesehen, was der andere alles kann. jaus: … aber es wäre aufs selbe hinausgelaufen. Egal wie wir uns kennengelernt hätten, es wäre diese Freundschaft daraus entstanden. Was wir immer sagen: Der Job verbindet uns. Aber selbst wenn er nicht da wäre, wäre der Paul einer meiner besten Haberer. Wir erhalten unsere Freundschaft nicht des Berufs wegen. Das ist sehr wichtig, weil du dann zum Gegenüber immer ehrlich bist. pizzera: Es ist keine Zweckbeziehung.

Nicht gleich groß, aber immer auf Augenhöhe: das Grundprinzip von Pizzera & Jaus für ihre Shows – und ihre Freundschaft

„Es war Liebe auf den ersten Tschick.“ OTTO JAUS

Ihr sprecht auch nicht von einer Zusammenarbeit, sondern von einer Zusammenfreundschaft. Was ist der Unterschied? jaus: Es kommt darauf an, wie jemand Arbeit definiert. Ist Arbeit schwierig, arg und mühsam, ist es Zusammenarbeit. Wenn es das ist, was du machen willst, und jemanden an der Seite hast, mit dem das noch besser wird, dann ist Zusammenarbeit und Freundschaft dasselbe. Was ist es genau, was besser wird? pizzera: Ich habe viel gelernt – über die Kunstform und mich selbst. Wir waren beide die kompletten Ego-Säue. Zu zweit musst du auch einmal zurückstecken und nachgeben können, damit das gemeinsame Werkl rennt. Das war Neuland, aber irrsinnig fruchtbares Neuland. jaus: Du wächst auf diese Art viel mehr. Du musst mehr an dir arbeiten. Allein kannst du sagen: Das bin ich, das mache ich. Da lasse ich mir nicht dreinreden. Zu zweit geht das nicht. Du musst Wege finden, dass es funktioniert. Das klingt nach Kompromissen. Wie viel Kompromiss ist Pizzera & Jaus? jaus: Die Kompromisse, die es bei uns gibt, bereden wir nicht. Die entstehen automatisch. Wenn es einen Kompromiss gibt, fühlt es sich nie wie einer an. Ich glaube, es ist nicht richtig, arge Kompromisse einzugehen. Das zahlt sich nicht aus, funktioniert auf Dauer nicht und würde mir auf den Arsch gehen. Das heißt: Wenn du merkst, dass der andere einen Kompromiss eingeht, den er nicht eingehen will, sollst du ihn nicht von ihm verlangen. pizzera: Ein Kompromiss ist dann gut, wenn dein Stolz gerade nicht so wichtig ist wie die Liebe zum anderen. Dein Stolz darf nicht verletzt werden, aber wenn er gerade kleiner ist als das Ziel, das Zusammensein, ist es ein guter Kompromiss. Sich also immer vor Augen führen, dass das Ziel es wert ist. jaus: Genau. Du musst wissen: Ist es mein Ego? Oder bin ich es selbst? Ist es das Ego, dann halt die Pappn. Bist du es selbst und haderst wirklich damit, dann nicht. 49


Ist das Ego der Hauptgrund für das Scheitern von Beziehungen? jaus: Das Ego ist oft ein Faktor. Eifer Eifersucht und Neid entspringen oft aus dem Ego. Das Ego ist oft unsicher, es befürchtet, dass du kleiner wirst, wenn du dem anderen was gönnst. Aber ich freue mich über jedes Projekt, das der Pauli alleine macht. Wenn er sagen würde: Ich will Pizzera & Jaus nicht mehr, dann wäre das kein Anlass für mich, mit ihm zu brechen. Sondern ich würde es verstehen und die Entscheidung respektieren. pizzera: In jeder Beziehung musst du einerseits Wurzeln haben, andererseits „Flügel geben“ – der Partner muss ja auch einmal allein fortgehen dürfen. (Lacht.) jaus: Wer bin ich, dass ich ihm sage, was er machen darf und was nicht? Das wäre keine Zusammenarbeit und ganz falsch. Apropos Ego: Wieso eigentlich Pizzera & Jaus und nicht Jaus & Pizzera? jaus: Nach unserem ersten Video zu „Wir gewinnt“ sind wir vom Grazer Schlossberg spaziert und haben genau darüber gesprochen. Pizzera & Jaus klingt einfach besser. Tatatata-tam. Der längere Name zuerst. Das ist eigentlich immer so. Roy und Siegfried? Das hört sich doch scheiße an! (Lacht.)

pizzera: Ab dem Moment, wo eine Hier Hierarchie hinzukommt, wird es schwierig. Wir sind beide CEOs, beide auf Augenhöhe. Ab dem Moment, wo jemand unter dir ist, geht das nicht mehr. Unser Geheimnis ist die fehlende Hierarchie … … die es aber in vielen anderen Künstlerformationen gibt. jaus: Es funktioniert, wenn jeder in seiner Position zufrieden ist und nicht nach mehr, nach etwas anderem strebt. Dann ist es perfekt. pizzera: Wir sind eben beide Frontmänner und Backgroundtänzer in Personalunion. Gibt es bei euch eine Trennung von Beruflichem und Privatem? Themen, die tabu sind? pizzera: Wir wissen alles voneinander. jaus: Was wir gegenüber der Öffentlichkeit preisgeben, ist was anderes. Aber zwischen uns gibt es kein Thema, das man nicht anschneiden, nicht bereden darf. Oft gibt es in Beziehungen ein heikles Thema, das man sich nicht anzusprechen traut. Aber genau das musst du besprechen, um die Beziehung aufzubauen – auch wenn es den anderen nervt und er zunächst nicht darüber reden will.

Sind Zusammenfreundschaften, wie ihr es nennt, im Berufsleben generell anzustreben? pizzera: Wenn du eine Firma leitest und mit jedem befreundet bist, ist es schwierig. Allein wegen des Themas Kündigungen. jaus: Du brauchst sehr viel soziale Intelligenz. Selbst wenn der Chef dein Freund ist, musst du wissen, er ist trotzdem dein Chef. Diese Grenzen nicht zu tolerieren kann ganz böse enden. Dasselbe gilt für Liebesbeziehungen am Arbeitsplatz.

Wie findet man heraus, wer unter vielen Anwärtern am besten zu einem passt? Auf welche Parameter kommt es an? pizzera: In erster Linie auf den Humor. Dann darauf, ob du vom anderen was lernen kannst. jaus: Der Mensch muss dich begeistern. pizzera: … du wirst von ihm aber nicht verbogen. Er beeindruckt dich, lässt dich aber leben. Und du spürst Anerkennung, Respekt und Loyalität. Das sind wichtige Pfeiler, um sich auf eine Beziehung – welcher Art auch immer – einzulassen.

„Wir sind Frontmänner und Hintergrundtänzer in einem.“

Was funktioniert besser, um eine gute Beziehung zu finden: eine Bar, Tinder oder eine Partner-Plattform? pizzera: Das ist lustig: Ich war nie auf Tinder, aber ich wollte unbedingt einmal Parship oder so was ausprobieren. Weil es mich interessiert hat, wer mir vor vorgeschlagen wird, wie die Algorithmen funktionieren.

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So habe ich das meiner Frau auch einmal erklärt. Hat aber nicht geklappt. pizzera: (Lacht.) Nein, wirklich! PartnerPlattformen sind ja aufwendig program-

„Wenn dein Ego spricht, halt besser die Pappn!“ OTTO JAUS

miert. Die haben ja einen – zumindest marginalen – wissenschaftlichen Anspruch. Wie es zu einem Match kommt, hätte mich interessiert. Aber du hast es dann nie gemacht. pizzera: Nein, aber ich habe das ParshipProfil meiner Mutter eingerichtet. Immer Immerhin. Und? pizzera: Sie hat jemanden gefunden und ist jetzt glücklich. jaus: Ich glaube, es ist scheißegal, wo man sich kennenlernst – ob im Internet oder in einer Bar. Das Wichtigste ist, nicht zu versuchen, sich neu zu erfinden. Das funktioniert nicht. Du musst von Anfang an zeigen, wer du wirklich bist, was du willst und was du nicht willst. Nicht, dass es nach einem Jahr das böse Erwachen gibt. Viel besser ist es, zu sagen: Das bin ich, komm damit klar. Und zeig mir auch, wenn du damit nicht klarkommst, dann können wir uns viel Zeit und Schmerz ersparen. pizzera: Eine lustige Anekdote dazu. Mein Großonkel ist 88, seit über zwanzig Jahren Witwer. Bei seinem wöchentlichen Jour fixe – Schnapsen jeden Donnerstag beim Kirchenwirt – hat er neulich gesagt, er wäre wieder bereit für eine Beziehung. Mit 88! jaus: (Lacht.) pizzera: Warte, die Pointe kommt noch. Da sagt der Wirt zu ihm: „Na dann, ab auf den Friedhof mit dir.“ „Wieso auf den Friedhof?“, fragt er. „Na, du hast keine, und eine, die du dort triffst, hat auch keinen.“ jaus: (Lacht lauthals auf.) pizzera: Ja, der Friedhof ist das analoge Witwer-Tinder. Aber warte: Er ist wirklich hingegangen – zu einer Frau, die dort gestanden ist. Dann hat er so was gesagt wie „Na, auch keinen mehr?“. Und dann hat sie ihm ihre Festnetznummer gegeben. Er hat sich zwei Tage Zeit gelassen, angerufen und sie dann auf einen Kaffee eingeladen. Dann hat sie ihn angeschrien: „Zwei Tage lässt du dir Zeit! Weißt du, was das in unserem Alter heißt?“ Das finde ich wunderschön. Pizzera & Jaus touren mit „Wer nicht fühlen will, muss hören“ durchs Land. Infos: paulpizzera.at THE RED BULLETIN


Jaus, der kleine Gefühlige, und Pizzera, der große Starke – gespielt ist das nicht, „nur überzeichnet“.


Mit dem nötigen Biss Als MADISON STEWART Teenager war, begannen ihre Lieblingstiere aus dem Meer zu verschwinden. Heute bringt sie Haifischer dazu, sie zu schützen. Text LOU BOYD


PERRIN JAMES

Bestell nicht die Haifischflossensuppe: Die australische Naturschützerin Madison Stewart hat Haifischer zu Reiseleitern gemacht, die ihren Kampf gegen das Aussterben der Tiere unterstützen.

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„Ich sah eine Hai -Art, mit der ich immer schon schwimmen wollte, zum ersten Mal in echt. Das Tier lag tot auf dem Markt. Das war hart.“

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eder hat einen Wohlfühl­ ort. Für die einen ist es ein Haus, für andere eine bestimmte Stadt oder ein Land. Der Wohlfühlort der australischen Umwelt­ schützerin Madison Ste­ wart liegt unter Wasser – in der Gesell­ schaft von Haien. „Keine Ahnung, wann ich mich in den Ozean verliebt habe“, sagt Stewart. „Ich genieße einfach die Freiheit, mit diesen faszinierenden Tieren zusammen zu schwimmen.“ Stewarts Eltern ermutigten sie von klein auf, die Natur zu erkunden. „Dass ich so früh mit dem Tauchen begann, liegt an meinem Vater. Er nahm mich von der Schule und ließ mich daheim unterrichten, damit wir öfter tauchen gehen konnten.“ Eines Tages – Stewart war gerade vierzehn – wollten sie bei einem Tauchgang am Great Barrier Reef eine große Gruppe Grauer Riffhaie be­ obachten, so wie sie es schon oft getan hatten. Von der Gruppe fehlte jede Spur. Jahre später sagt Stewart: „Meine Liebe zu den Haien begann, als sie lang­ sam aus den Meeren verschwanden.“ Die Haifischerei hat in den letzten Jahrzehnten massiv zugenommen. Sollte sich nichts daran ändern, wird sie nach der Einschätzung von Meeresschützern in dreißig Jahren zum unwiderruflichen Verlust vieler Spezies führen. Laut World Wide Fund for Nature sind derzeit fast 40 Hai­Arten Arten durch Überfischung gefähr gefähr­ det, jede vierte davon ist vom Aussterben bedroht. In den Medien allerdings sind Haie noch immer nicht gefährdete, son­

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dern ihrerseits lebensbedrohliche Meeres­ bewohner. Dabei werden jährlich bis zu 100 Millionen Haie von Menschenhand getötet – entweder als Beifang (so be­ zeichnet man Fische und andere Meeres­ tiere, die beim Fang einer bestimmten Art unbeabsichtigt im Netz landen) oder indem man ihnen illegal die Flossen ab­ schneidet, bevor sie zum Sterben zurück ins Wasser geworfen werden. Obwohl einige Länder, darunter auch mehrere US­Staaten, den Besitz oder Verkauf von Haien verbieten, servieren Restaurants und Märkte in China und Vietnam nach wie vor Haifischflossen­ suppe und Haifischfleisch. Geht es nach Stewart, muss sich das ändern. Mit 26 Jahren hat sie schon genug tote Haie gesehen. „Egal wie grauenhaft die Bilder sind, irgendwann stumpft man ab. Bei den ersten paar toten Haien weinte ich, jetzt ist da nur noch ein Gefühl von Taub­ heit. Meistens zumindest. Vor kurzem sah ich eine Hai­Art, mit der ich immer schon schwimmen wollte, zum ersten Mal in echt – das Tier lag tot auf dem Markt. Das war hart.“

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ach Jahren des Aktivismus – Stewart wurde von der Australian Geographic Society als „Young Conservationist of the Year“ aus­ gezeichnet – musste sie einsehen, wie aussichtslos der Kampf war. Nicht nur sie selbst, die ganze Welt war des Anblicks toter Haie müde. Es brauchte neue Wege, um den Wahnsinn zu stoppen. Ihr vor drei Jahren gegründetes Unternehmen „Project Hiu“ („Hiu“ ist das indonesische Wort für THE RED BULLETIN


KARINA HOLDEN

Ganz in ihrem Element: Bei Tauchgängen an der Seite von beeindruckenden Haien fühlt sich Madison Stewart, 26, besonders wohl.

Die Hai-Trägodie liegt Madison Stewart buchstäblich zu Füßen, als sie ein Dorf auf der indonesischen Insel Lombok besucht, wo massenhaft Tiere getötet werden. THE RED BULLETIN

„Haifisch“) bekämpft den Haihandel an der Wurzel. Mit einer ungewöhnlichen und ungewöhnlich erfolgreichen Methode. Denn anstatt die Fischer eines kleinen Dorfes vor der Küste der indonesischen Insel Lombok zu verdammen, ladet Project Hiu sie zur freundschaftlichen Mitarbeit ein. „Naturschützer kennen diese Insel nur zu gut, sie hassen sie. Man stolpert hier quasi an jeder Ecke über tote Haie“, erklärt sie. „Irgendwann hatte ich genug davon, Fotos zu machen und wieder zu verschwinden. Also beschloss ich, einen ganz neuen Weg zu gehen.“ Den ersten Schritt machte Stewart, als sie mit Freunden ins Dorf zurückkehrte und den Haifischer Odi traf. „Am nächsten Tag ging er mit uns schnorcheln, und wir merkten, wie schön die Gegend ist“, 55


sagt sie. „Odi erzählte uns vom Fischen: wie wenig es ihm einbringt, dass er tagelang von seiner Familie weg ist und mit einem Fang zurückkommt, der nur fürs Nötigste reicht. Ich dachte mir: Was wäre, wenn wir den Fischern eine Alternative zum Haifischen bieten? – Das war der Grundgedanke von Project Hiu.“ Eine verrückte Idee, wenn man bedenkt: Die Haifischerei-Industrie versorgt indonesische Familien seit Generationen, viele Menschen auf Lombok sind komplett auf dieses Einkommen angewiesen. Wer möchte schon arbeitslos werden, nur weil ein australisches Mädchen sagt, dass es nicht okay ist, Haie zu töten? Stewart wusste, dass das Project Hiu nur funk funktionieren kann, wenn es eine reizvolle Alternative zum Töten bietet – etwas, was den Handel ersetzt, anstatt ihn zu beenden; etwas, was den Arbeitern einen Lebensunterhalt bietet. Stewart dachte an ihre Ankunft auf Lombok und fand die Antwort im Tourismus. „Wir möchten nicht nur Fischer, sondern auch Naturschützer zu einem Umdenken bewegen“, sagt Stewart. „Wir zeigen, wie wichtig es ist, den anderen zu verstehen. Wir zeigen, dass Menschen Haie nicht aus Hass, sondern aus Mangel an Alternativen töten.“

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as Projekt richtet sich an Touristengruppen von maximal zehn Personen, die, von Einheimischen geführt, in drei, vier Haifischerbooten den Lebensraum der Haie erkunden. „Indem wir Haifischer zu TouriGuides machen, verhindern wir, dass diese Boote zum Fischen rausfahren – und schützen damit die Haie“, erklärt Stewart. „Project Hiu ist davon überzeugt, dass nur die Männer Haie retten können, die dazu erzogen wurden, sie zu töten.“ Noch sind die Wellen, die Project Hiu schlägt, klein. Und manchmal fühlt sich Stewart allein auf weiter Flur. Aber sie weiß, dass ihre Idee Menschen weltweit zum Umdenken bewegen kann. „Ich arbeite mit der Gemeinde zusammen und möchte mehr Geld (von Lombok-Besuchern; Anm.) in das Schulsystem investieren“, erklärt sie. „Der größte Erfolg der letzten Jahre war für mich, dass so viele Menschen sich für die Reisen angemeldet haben und wie sie von den Einheimischen willkommen geheißen wurden. Sie sehen die toten Haie und steigen am nächsten Tag auf ein Boot – im Wissen, dass sie Haie retten. Jeder Teilnehmer möchte etwas verändern.“ 56

„Wir machen Haifischer zu Touri-Guides, verhindern, dass Boote zum Fischen rausfahren, und schützen so Haie.“


PERRIN JAMES

Cool bleiben: Du wirst viel eher durch einen Blitzschlag getötet als von einem Hai gebissen.


Stewart agiert vor und hinter der Kamera, um auf das Hai-Drama aufmerksam zu machen. Die Filme „Blue“ und „Sharkwater Extinction“ sind auf DVD und digital erhältlich.

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„Der einzige Fehler, den man machen kann, ist, nichts zu tun.”

leberöl in Make-up-Produkten, und Haifischflossensuppe wird noch immer in Chinatowns weltweit verkauft. Was ich damit sagen will: Man kann den Haihandel bekämpfen, indem man als Konsument Dinge infrage stellt und nichts kauft, was sich negativ auf den Ozean auswirkt.“

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ie Mission, den Ozean und seine Bewohner zu retten, wirkt oft wie ein endloses und unmögliches Unterfangen. Können wir das Blatt noch wenden? „Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht“, sagt Stewart. „Als ich jünger war, wusste ich, dass ich die Haifischerei nicht stoppen können würde, aber ich kämpfte trotzdem weiter – aus Prinzip. Heute sehe ich, wie Menschen auf Lombok einen neuen Sinn in ihrem Leben finden, wie sie mehr Zeit mit ihren Familien verbringen und wie die Haie langsam wieder zurückkommen. Der einzige Fehler, den man machen kann, ist, nichts zu tun. Denn das würde bedeuten, schon längst aufgegeben zu haben.“

projecthiu.com THE RED BULLETIN

PERRIN JAMES, KARINA HOLDEN

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on intimen Tauchreisen mit ihrem Vater rund um das Great Barrier Reef bis zur Leitung einer medienwirksamen Aktivistenorganisation – Stewart hat in den letzten neun Jahren einen weiten Weg zurückgelegt und dabei auf vieles verzichtet: „Ginge es nach mir, hätte ich meine Unterwasserwelt geheim gehalten“, sagt sie. „Aber Industrie und Regierungen haben ein Vakuum zwischen Ozean und Mensch geschaffen, und sie nutzen diesen Raum. Sie nehmen sich, was sie wollen. Ich muss etwas tun.“ Wer das auch so sieht und Meeresbewohner schützen möchte, muss laut Stewart nicht an die Küsten dieser Welt reisen: „Leute schauen manchmal auf meinen Instagram-Feed und denken sich: ‚Ich muss mit Haien schwimmen, um sie zu retten‘“, sagt Stewart. „Aber der Ozean wird von uns allen beeinflusst, ob in Küstennähe oder nicht.“ „Es gibt Haifischleberöl in Nahrungsergänzungsmitteln, und man kann Haiknochen kaufen. Es stecken Haie in Leckerlis für Haustiere, es gibt Haifisch-


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Mobilität

Eine ganz heiße Kiste Das italienische Start-up „Next Future Transportation“ hat Öffis neu gedacht: Herausgekommen ist dabei ein modulares System selbstfahrender Kisten.

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m Anfang stand eine alltägliche ganz Beobachtung: Tommaso Gecchelin sah einen öffentlichen Bus mit zwei Passagieren durch die Gegend fahren. Das muss doch effizienter gehen, dachte der gelernte Physiker und Designer. Jetzt arbeitet er als Cheftechniker seit fast vier Jahren daran, ein besseres System zu entwickeln. Das Start-up „Next Future Transportation“, beheimatet in Padua westlich von Venedig, hat sich nichts

STARTPIONIEREUPS, U GENIA ND ERFINDU LE NGEN

Geringeres vorgenommen, als die Vorzüge eines Taxis mit jenen des öffentlichen Verkehrs zu vereinen.

Die Pods können zu Zügen gekoppelt werden, in denen man sich zwischen den Waggons frei bewegen kann.

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TOP-TERMINE 2020 MACH DICH FIT FÜR DIE ZUKUNFT

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März bis 3. April 4GAMECHANGERS FESTIVAL Erstmals viertägig, gewohnt hochkarätig: Künstler, Politiker, CEOs und Gründer auf der Bühne. Motto 2020: „The power of cooperation“. Marx Halle, Wien

Wenn eine ganze Band in eine Hand passt: Der Orba ist Synthesizer, MIDI Controller, Looper und mehr.

Musik

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Kleines Klangwunder

bis 17. Mai

Artiphon Orba: Wie ein Gerät von der Größe eines Eishockey-Pucks deine Vorstellung von einem Musikinstrument auf den Kopf stellt.

VIENNA UP’ 20 Tagsüber Events zu Themen wie Smart City oder AI in vier Start‑up‑ Zentren (u. a. weXelerate, Talent Garden), abends Unterhaltungsprogramm. Verschiedene Orte, Wien Agil: Der „Pod“ fährt auf vier kleinen Rädern und kann so am Stand wenden.

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und 5. Juni FIFTEEN SECONDS FESTIVAL

Kern der Idee ist ein selbst­ fahrender, schräg nach hinten geneigter Würfel mit Türen an drei Seiten für sechs Passagie­ re. Dieser batteriebetriebene „Pod“ kann sich während der Fahrt selbständig mit anderen Pods zu längeren Zügen ver­ binden. Die Fahrgäste navi­ gieren mithilfe einer App bis zu ihrem Ziel. Schon heuer soll die erste Testphase in Dubai starten – allerdings noch mit Fahrern aus Fleisch und Blut am Steuer. next-future-mobility.com

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Mehr Inspiration für Zukunftsmacher gibt es im aktuellen INNOVATOR. Infos und Abo unter: redbulletininnovator.com

NEXT FURURE TRANSPORTATION, ARTIPHON/ORBA

Die Neugier von 6000 Be‑ suchern trifft auf den Wunsch namhafter Spea‑ ker von Google oder Giphy, ihre neuen Ideen zu teilen. Stadthalle, Graz

itarre plus Gitarren­ Möglich macht dies die koffer? Keyboard ausgefeilte Technik im Inne­ ren des Orba: Bewegungs­ und Ständer? Misch­ pult inklusive Laptop? und Berührungssensoren Wer Musik macht, ist einen nehmen alle Interaktionen, gewissen Platzbedarf für Drehungen und Neigungen wahr und verwandeln diese sein Equipment gewohnt. in Sounds. Der Beat wird Aber das war einmal, denn etwa durch simples Antippen das Instrument der Zukunft erzeugt, ein Effekt durch passt in eine Hand. So sieht Swipen hinzugefügt, es zumindest das und Schütteln US­Unternehmen Unternehmen macht den Artiphon, das Orba zur Ras Ras­ mit dem Orba sel – dank ein Klang­ wunder in integrierter der Größe Lautspre­ Lautspre cher sowie eines Eis­ Kopfhörer­ Kopfhörer hockey­Pucks Pucks Anschlüsse für erschaffen alle oder nur für hat. Das Gadget dich. Und natür­ vereint dabei Bedienfläche des Orba: lich lässt sich die Fähigkeiten Tasten und Touchpad deine Kreation von Synthesizer, mittels App auch speichern, Looper und MIDI­Controller bearbeiten oder versenden. in sich. Sprich: Es kann Nach einer (äußerst Klänge von Instrumenten erfolgreichen) Kickstarter Kickstarter­ künstlich erzeugen, diese Kampagne soll Orba noch in Schleife abspielen und vor dem Sommer auf den obendrein als Eingabegerät Markt kommen. Preis: für dein Musikprogramm ca. 90 Euro. artiphon.com dienen.

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Eins mit den Bergen: GĂŠraldine Fasnacht bei ihrem Wingsuit-Flug von der Aiguille du Midi auf 3842 Metern

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CHRIS SCHMID PHOTOGRAPHY

Die Vogelfrau Auf dem Snowboard ist sie eine Legende, in der Luft eine Pionierin. Mit einem maßgeschneiderten Wingsuit erkundet die Westschweizerin GÉRALDINE FASNACHT hochalpine Gebiete. Risiko und Nervenkitzel sind ihre ständigen Flugbegleiter, doch ihr Antrieb ist die Freiheit. Text OLIVIER JOLIAT


er Steinadler ist ausgeflogen. Sein „Schloss“ zu Verbier überlässt der majestätische Vogel in dieser Sommersaison einer anderen Königin der Lüfte: Géraldine Fasnacht. Die Schweizer Flugpionierin nutzt die „Le Château“ getaufte Felskuppe gerne als Startplatz für ihren Morgensprung im Wingsuit. „So bequem, ohne Seil oder Steigeisen, kommt man selten zu so schönen Absprungplätzen“, schwärmt Géraldine. Vor knapp einer Stunde ist sie vor ihrer Haustür im Dorf losmarschiert, den Wanderweg entlang,

Das Ultraleicht-Flugzeug erweitert den Radius von Géraldines Spielplatz und ermöglicht ihr bei optimalen Bedingungen sogar Gletscherlandungen.

Spuren im Schnee: In ihrer FreerideKarriere errang Géraldine bei internationalen Wettbewerben 23 Podiumsplätze, davon 11 Siege.

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„In der Luft fühle ich mich privilegiert, frei wie ein Vogel und akzeptiert von den Bergen.“ Spielplatzes maßgeblich erweitert. Die Vogelfrau geht auf Pirsch. „So kann ich von der Gebirgspiste in Verbier hinüber zum Gletscher am Grand Combin fliegen und unterwegs neue Snowboardrouten oder Absprungplätze entdecken.“ Aber wie kommt man vom Snowboard zum Wingsuit? „Mit Leidenschaft“, sagt Géraldine. „Für mich ist alles wie Fliegen. Ein Spiel mit dem Licht, den Formen des Berges und der Landschaft, die ich mit Snowboard oder Flügeln nachzeichne.“ Weiche Linien, feminine Linien, wie sie betont. Darum stört sie auch, wenn man sie als Extremsportlerin betitelt, die der Natur trotzt, sie gar bezwingt. „Ganz im Gegenteil: Ich lebe meine Passion in Harmonie mit der Natur. Ich betrachte mich vielmehr als Künstlerin, die ihre Linien zieht – wenngleich auch unter teils extremen Bedingungen.“

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b Sport oder Kunst: Géraldine Fasnacht ist jedenfalls eine Meisterin ihres Metiers. Den ersten Höhepunkt ihrer Karriere feierte sie mit 21 Jahren. Gleich bei ihrer ersten Einladung zum Xtreme Verbier gewann sie als jüngste Fahrerin diesen weltweit renommiertesten Freeride-Event. Weitere Erfolge und Titel folgten. 2001 begann die heute 39-Jährige mit dem BASE-Jumping, wenig später flog sie auch im Wingsuit durch die Luft. „Ich brauchte eine Motivation, um mich zwischen den SnowboardSaisonen in den Bergen fit zu halten. Und dieser Sport vereint viele alpine Disziplinen und fordert physische, mentale sowie technische Höchstleistungen.“ Ihre sonnengebleichten Haare hat Géraldine mittlerweile unter ihrem pink pinkfarbenen Helm gebändigt. Nun steckt sie Sonnenbrille, Mütze und Portemonnaie in die Innentaschen des alpinen Wingsuits: „Als ich bei meinem Suit-Schneider solche Taschen forderte, lachte er und fragte: ‚Für dein Make-up?‘“ Eher fürs THE RED BULLETIN

DAVID CARLIER, RAPHAEL SURMONT, SEBASTIEN BARITUSSIO

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von dem sie kurz vor ihrem Ziel querfeldein ausbricht, über ein paar gefallene Föhren steigt, Stolperzweige aus dem Weg räumt und das kleine Felsplateau mit steil abfallender Kante erreicht – direkt neben dem Ausguck Ausguck-Ast, von dem sonst der mächtigste Raubvogel der Alpen sein Revier überblickt. Heute ist es ihr Revier. Das Walliser Alpenpanorama glitzert in der Morgensonne. Links am Horizont – Géraldine macht eine Geste, als würde sie auf eine Sitzecke in ihrem Wohnzimmer hinweisen – liegt ihr Lieblingsberg, der Pleureur: „Der ist wohl nach meinen Freudentränen benannt, die ich auf den Flügen vom Gipfel schon vergossen habe.“ Vis-à-vis strahlen der Petit Combin, die Aiguille d’Argentière, die Dents du Midi. Géraldine hat zu allen eine ganz persönliche Geschichte. Denn das hier ist ihr Spielplatz. Schon als junges Mädchen besteigt sie die Gipfel und Grate, um die Steilwände und Couloirs mit dem Snowboard zu erkunden. Wenig später erobert sie die Drei- und Viertausender, um sich im Wingsuit tausende Höhenmeter ins Tal zu stürzen. Ihre neueste Leidenschaft ist aber ein Ultraleichtflugzeug, mit dem sie den Radius ihres


Mit Leidenschaft und Bedacht: GÊraldine Fasnacht bereitet ihre Wingsuit-Abenteuer akribisch vor und lässt bei Zweifel davon ab.


Wie ein Vogel durch die Luft Ein Wingsuit ist ein Ganzkörperanzug, bei dem zwischen Armen und Beinen ein luftmatratzenartiger Stoff ge‑ spannt wird. Durch kleine Lufteinlässe bläht sich der Anzug nach einem Sprung aus einem Flugzeug oder von einem festen Objekt aus (BASE‑Jump) auf und wandelt den freien Fall zum Teil in eine Flugbewegung um. Bei einer Gleitzahl von 1:3 kommen drei Meter Horizontalflug auf einen Meter Sinkflug; je nach Thermik kann zwischendurch sogar an Höhe gewonnen werden. Die Vorwärtsgeschwindigkeit beträgt zwischen 160 und 180 km/h, durch natürliche Bewegungen bestimmt der Pilot Flugrichtung und Sinkrate. In Österreich werden vor dem ersten Wingsuit‑Flug mindestens 200 Fall‑ schirmsprünge und die Unterweisung durch einen Profi vorausgesetzt. 66

PHILIPPE PETIT/PARIS MATCH/CONTOUR BY GETTY IMAGES, TAMARA BERGER

So funktioniert Wingsuit-Fliegen.


„Die Berge und die Startplätze waren schon lange vor mir da und bleiben ewig, egal ob ich ihnen einen Namen gebe.“ Den Überblick über die von ihr entdeckten Startplätze hat Géraldine längst verloren.


Bilderbuch-Sprung: 2014 schaffte GÊraldine Fasnacht als erste Wingsuit-Pilotin der Welt einen Flug von der legendären Matterhornspitze.


Auf einen Meter Sinkflug kommen über drei Meter Horizontalflug. Géraldines Fallgeschwindigkeit beträgt deshalb weniger als 60 km/h.

BERTRAND DELAPIERRE, GERALDINE FASNACHT

„Ich bin eine Künstlerin, die ihre Linien unter extremen Bedingungen zieht.“ Set-up, denn Géraldine benötigte die Taschen, um Steigeisen, Stöcke und Seil zu verstauen. Sie hatte ein Ziel vor Augen: das alpine Bergsteigen mit BASE-Jumps im Wingsuit zu verbinden. Die Vision reifte über Jahre. Sie suchte in den Alpen nach geeigneten Gipfeln und packte bei ihren Erkundungstouren auch einen Laser ein, um das Gelände akribisch zu vermessen. „Doch die Berechnungen gingen erst auf, als 2012 eine neue Generation von Wingsuits einen flacheren Flugwinkel ermöglichte.“ Im selben Jahr sprang Géraldine nach stundenlanger Kletterei von den Aiguilles du Dru. „In dem Moment spürte ich nur Freiheit. Im Augenblick des Sprungs waren all die Anstrengungen am Berg und in der Vorbereitung einfach weg, der Kopf glückstrunken und doch zu 100 Prozent klar. Der Zustand hat etwas sehr Meditatives, Entspannendes – selbst wenn alle Sinne hoch konzentriert sind. In der Luft fühle ich mich privilegiert, frei wie ein Vogel und akzeptiert von den Bergen.“

B

ereits damals hatte die Pionierin bei ihren Expeditionen von der Arktis bis in die Antarktis viele neue Sprunggebiete eröffnet. Doch mit ihren alpinen Flügen startete Géraldine eine komplett neue WingsuitÄra, die eine ganze Generation von Athleten inspirierte. Den Überblick über die zahlreichen von ihr entdeckten Start-

plätze rund um den Globus hat sie längst verloren – wohl auch, weil es ihr nicht besonders wichtig erscheint. „Die Berge und Startplätze waren schon lange vor mir da und bleiben ewig, ob ich ihnen nun einen Namen gebe oder nicht.“ Verglichen mit ihren hochalpinen Startplätzen, fällt die heutige „Guten Morgen!“Wand nur 800 Meter ab. „Sag niemandem außerhalb der Schweiz ‚nur‘ 800 Meter“, lacht Géraldine. „Wenn ich anderswo von der Auswahl hier vor meiner Haustür erzähle, kommen den BASE-Jumpern die Tränen.“ Dann zurrt sie die letzten Riemen ihres Wingsuits fest, checkt noch einmal alles durch, spricht einen kurzen Countdown und springt hinunter ins „Dreieck der Freundschaft“, wo die Täler aus Aosta, Chamonix und Verbier zusammentreffen. Heute zieht sie allerdings nicht nach rechts – wo sie abends gerne vor dem Haus ihres Sprungkollegen Yves landet –, zum Teil, weil die Bedingungen morgens besser sind, links um den Felsen zu ziehen, vor allem aber will sie uns auf dem Flughafen von Bex noch ihre neueste Flugliebe präsentieren: Romeo. Noch steht der knallorange Ultraleichtflieger im Hangar. „Papierkram!“, zeigt sich Géraldine leicht genervt. Doch sobald der erledigt ist, will sie mit Romeo um den Globus fliegen und Freunde besuchen, deren Natur- und Tierschutzprojekte sie auf ihrem Lebensweg inspiriert haben. „Was ich bisher erreicht habe, gelang nur dank der Hilfe von einem Team aus Freunden. Nun will ich etwas zurückgeben und Aufmerksamkeit für ihre Initiativen und Ideen gewinnen.“ Mehr Infos unter: geraldinefasnacht.com

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must-haves

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1 IM NETZ DER DATEN

Ob Kalorien- oder Schrittzahl, Blutoder Stimmungswerte: Immer mehr Geräte und entsprechende Apps messen unser tägliches Verhalten – unser digitaler Fußabdruck verrät mehr, als man ahnt. Die junge Wissenschaftlerin Vivien Suchert zeigt in ihrem Buch „Das vermessene Ich“ fundiert und unterhaltsam, was die permanente Vermessung unseres Körpers und Lebens mit uns macht. ecowin.at

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Egal ob bei sonnigem oder wolkenverhangenem Wetter – die Count 360° HD von Atomic ist die richtige Wahl. Atomic vereint dabei die hauseigene HD-Scheibentechnologie mit der Fusion Double Lens-Technologie. Dadurch liefert die Skibrille kristallklare Sicht ohne Reflexionen und Brechungen. Durch den extrem dünnen Live Fit-Rahmen entsteht zudem ein besonders weites Sichtfeld. atomic.com

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guide Dein Programm

LESESTOFF

Die besten Bücher für Fans von „Game of Thrones“ SEITE 78

GAMING

Studien beweisen: „Mario Kart“ lässt dich unbeschwerter leben. SEITE 80

AUTO-SPECIAL

Elektro, Hybrid oder doch konventionell: 19 angesagte Modelle SEITE 86

TDA GLOBAL CYCLING

REISEN

Von Kairo nach Kapstadt mit dem Rad: eine Tour voller Sand, Strapazen und Sehenswürdigkeiten SEITE 72

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Reisen

Die Tour d’Afrique ist kein Radrennen. Der Kampf gegen Hitze und Staub ist Herausforderung genug.

TOUR D’AFRIQUE

GRENZERFAHRUNG AUF ZWEI RÄDERN 11.000 Kilometer auf dem Fahrrad durch ganz Afrika sind eine Tour mit Schmerzgarantie. Das Gute: Man lernt sich dabei völlig neu kennen. Jérôme Blais hat es ausprobiert.

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ein Kopf ist kurz vorm Explodieren. Zu viel Sonne, zu wenig Flüssigkeit. Über Überall Staub, Hitze, Schweiß und Er Erschöpfung. Dieser Tag war brutal – nicht nur für mich: Im Camp sieht’s aus wie im Lazarett. Ich blicke in ausgelaugte Gesichter,

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der Arzt rennt von einem Zelt ins andere, die einigermaßen fitten Fahrer sitzen im Schatten, andere liegen mit Infusionen im Arm in der Horizontalen. Dabei sind wir hier doch „nur“ auf einer Fahrradtour. Allerdings geht die durch ganz Afrika, von Kairo bis nach

Tour-Teilnehmer Jérôme ist hauptberuflich Lehrer in Kanada.

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guide

REISE-TIPPS

AFRIKA VON OBEN BIS UNTEN

Was du wissen musst, bevor du das Abenteuer deines Lebens startest – und was es auf dem Weg zu sehen gibt. Kairo, Ägypten

Afrika

Ein Höhepunkt der Tour: Devil’s Swimming Pool am Rand der Victoriafälle in Sambia

Kapstadt, Südafrika

DETAILS OFFIZIELLE DISTANZ 11.025 Kilometer

MWANGI KIRUBI, LAUNDON PEACOCK, TDA GLOBAL CYCLING, ALAMY

FLORIAN STURM

SEIT 2003. Die Tour‑Premiere brachte einen Eintrag ins Guinness‑Buch der Rekorde für die schnellste Durchquerung Afrikas allein mit Muskelkraft. Team-Spirit: Bei einer Panne packen die Kollegen sofort mit an.

Kapstadt. Durch zehn Länder, mehrere Klimazonen und über den Äquator. Und wir sind gerade einmal im Sudan, haben also erst ein Fünftel der Strecke hinter uns. Warum ich mir das antue? Ich war noch nie in Afrika und wollte diesen riesigen Kontinent unbedingt auf dem Fahrrad ent­ decken. Diese Tour war die ulti­ mative Herausforderung. Zwar hatte ich bereits etliche mehr­ monatige Solo­Radtouren durch Nordamerika hinter mir, doch auf diese Challenge kannst du dich nicht vorbereiten. Das Prozedere ist eigentlich ganz simpel: Du kannst die gesamte Strecke radeln – knapp 11.000 Kilometer in vier Monaten – oder für kürzere Etap­

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„Auch wenn es verdammt hart war, ans Aufgeben habe ich keinen einzigen Gedanken verschwendet.“ pen hinzustoßen. Ein Lkw trans­ portiert Ausrüstung, Zelte, Ersatz­ teile und Nahrungsmittel, und wir sitzen pro Tag für 80 bis 200 Kilo­ meter auf vorgegebenen Routen im Sattel. Ausgedacht hat sich dies das Team von TDA Global Cycling. Es ging im Jänner los, unser Organismus war auf Winter ein­

LÄNDER Ägypten, Sudan, Äthio‑ pien, Kenia, Tansania, Malawi, Sambia, Bots‑ wana, Namibia, Südafrika

REGIONEN Nilufer, Äthiopisches Hochland, Malawisee, Victoriafälle, Kalahari‑ Wüste KLIMAZONEN Tropen, Subtropen, gemäßigte Zone DAUER 115 Tage (86 auf dem Rad, 25 Pausentage, 4 Reisetage) KOSTEN ca. 16.000 Euro

HIGHLIGHTS DER REISE Stehen bleiben und staunen: KAIRO/ÄGYPTEN: DIE STADT DER TOTEN Etwa eine halbe Million Menschen leben hier in Familienmausoleen, Gräbern und aufwendig dekorierten Bestattungsanlagen. LIVINGSTONE/SAMBIA: DEVIL’S SWIMMING POOL Natürlicher Pool mit teuflisch gutem Ausblick – direkt am Rand der Victoriafälle, der größten Wasserfälle der Welt. MODJADJISKLOOF/SÜDAFRIKA: BIG BAOBAB Eine Bar in einem lebenden Baum? Oh ja! Inklusive Zapfanlage und Weinkeller. Gott sei Dank ist dieser Affenbrotbaum gigantisch groß und innen hohl. Prösterchen!

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Reisen

guide

TRANS-AFRIKAEXPRESS

Im 19. Jahrhundert träumten britische Unternehmer von einer Zugverbindung zwischen Ägypten und Südafrika. Gebaut wurde sie nie. Dafür gilt die Radtour von Kairo nach Kapstadt heute unter Abenteuer‑ Radlern als ultimative Herausforderung.

HILFE ZUR SELBSTHILFE Du hast einen Platten im Hochland von Äthiopien und kein Werkzeug dabei? Kein Problem. Ein Schuhband und eine Wiese reichen aus:

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Entferne zuerst Reifen und Schlauch von der Felge.

Binde ein Schuhband, so fest du kannst, über die Stelle mit dem Loch. Spare dabei nicht mit Knoten.

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Fülle an der lädierten Stelle möglichst viel Gras oder Blätter in den Reifen, dann leg den Schlauch wieder ein.

Aufpumpen und vorsichtig bis zum Kollegen mit dem Profi‑Werkzeug weiterfahren.

NICHT VERGESSEN! AUF DIESE AUSRÜSTUNG WÜRDE JÉRÔME KEINESFALLS VERZICHTEN: 1. FEUCHTTÜCHER: Bei der Kombination aus Schweiß, Sonnencreme, Mücken‑ spray und dem Fehlen einer Dusche für mehrere Tagen werden sie zur Basis für eine gute Katzenwäsche. 2. CAMPINGBETT: Lass Isomatte oder Luftmatratze daheim – denn die sind irgendwann durchlöchert oder überflutet, wenn der Sturz‑ regen kommt. 3. KLEIDERBÜRSTE: Wer mit wenig Gepäck reist, ist froh, seine Kleidung ab und zu ordentlich durchbürsten zu können.

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gestellt. Stattdessen quälten uns Temperaturen von 35 Grad „im Schatten“ – bloß gab es diesen nicht. Und dann fährst du auch noch mitten in einem Militär­ konvoi. Als Radfahrer bist du auf Ägyptens Straßen ein Exot. Des­ halb wurden wir von Trucks und bewaffneten Soldaten begleitet – beklemmend und sicher zugleich. Wir sahen die Sphinx von Gizeh, radelten den Nil entlang nach Luxor, Assuan und Abu Simbel. Weiter ging’s ins äthiopische Hochland, durch einsame Wüsten in Kenia und Namibia, Safari­Sta­ tionen in Tansania und Botswana bis zum Tafelberg in Kapstadt. Auf dem Fahrrad bist du viel lang­ samer unterwegs als sonst, du er er­ arbeitest dir diese Orte regelrecht – und erlebst sie viel intensiver. Gequält wurden nicht nur wir, sondern auch die Ausrüstung: Sand, Staub, Dreck, ewig lange Schotterpisten. Das macht kein Fahrrad lange mit. Bis Malawi, also über 7000 Kilometer, hatte ich keinen Platten. Doch dann … bei zwölf platten Reifen hab ich aufgehört zu zählen. Die meisten Probleme gab es in Namibia, wo weniger als zehn Prozent des Verkehrsnetzes as­ phaltiert sind.

Der Teamgeist, der sich auf so einer Tour entwickelt, ist fantas­ tisch. Auf dem Fahrrad kämpfst du zwar für dich allein – gegen die Hitze, die Schlaglöcher, die An­ stiege und den Gegenwind. Doch sobald die anderen merken, dass du Schwierigkeiten hast, vielleicht sogar die Etappe abbrechen willst, machen sie dir Mut und lassen nicht locker, bist du wieder in die Pedale trittst. Abends, am Lagerfeuer, wur wur­ den aus manchen Teamgefährten echte Freunde, mit denen ich noch heute in Kontakt bin. Ich hatte mit Erschöpfung, Hitz­ schlag, Durchfall und Motivati­ onslöchern zu kämpfen. Doch auch wenn die Tour mir alles ab­ verlangte – ans Aufhören dachte ich nicht eine Sekunde. Und ich würde morgen wieder losfahren. Auf dieser Tour lernst du dich erst richtig kennen. Seit dem Ende dieses Abenteuers gehe ich viel entspannter und offener durchs Leben. Ich habe erkannt, wie gut es mir geht und dass viele unserer Probleme kein wirkliches Problem sind. Schon faszinierend, was so eine Radtour durch Afrika mit dir machen kann! Hier kannst du den Trip buchen: tdaglobalcycling.com

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TDV GLOBAL CYCLING

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SASCHA BIERL

Von wegen staubtrocken: Starkregen machte die Straße zu einer Schlammpiste.


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Uhren

DAS ORIGINAL

FAVRE-LEUBA RAIDER BIVOUAC 9000

MECHANISCHES HÖHENFIEBER

Die 1962 lancierte Bivouac gilt als die erste mechanische Armbanduhr mit Aneroidbarometer.

Die Schweizer Traditionsmarke Favre-Leuba verbindet seit fast 60 Jahren mechanische Uhrwerke mit erstaunlich praktischen Höhenund Tiefenmessern.

Die ersten Smart Watches

Bei der 1737 von Abraham Favre in Le Locle gegründeten und heute als Favre-Leuba bekannten Uhrenmarke findet man gleich zwei Beispiele, die seit fast 60 Jahren zu den Multifunktionsuhren gezählt werden können: 1968 stellte Favre-Leuba mit der Bathy (bathу´s [altgriechisch] = tief) die erste Taucheruhr mit integriertem Tiefenmesser vor, wodurch zwei der fürs Tauchen wichtigsten Informationen – Zeit und Tiefe – am Handgelenk abgelesen werden

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konnten. Sie folgte der 1962 lancierten Bivouac (franz. für Biwak), der ersten Armbanduhr mit Aneroidbarometer, womit die Uhr am Handgelenk auch zur Höhenmessung ver verwendet werden konnte.

Die Armbanduhr als Lebensretter

Im Jahr 1964 war der Italiener Walter Bonatti (1930 – 2011), einer der erfolgreichsten Bergsteiger in der Geschichte des Alpinismus, mit seinem Bergführer in den Grandes Jorasses im Mont-Blanc-Massiv in den Alpen unterwegs. Als ein Sturm aufkam, verließ er sich unter anderem auch auf seine Bivouac und wartete den Sturm in einem sicheren Unterstand ab – eine Entscheidung, die den beiden womöglich das Leben gerettet hat: Anhand der Angaben des Höhenmessers konnte er abschätzen, dass der angepeilte Gipfel auf 4184 Metern unter den schwierigen Wetter Wetterbedingungen nicht mehr zu erreichen war.

Walter Bonatti mit seiner Bivouac (li.), die ihm dank ihrem integrierten Höhenmesser im Jahr 1964 am Mont Blanc (re.) wohl das Leben rettete

Das Comeback

Als eine der ältesten Schweizer Uhrenmarken kehrte FavreLeuba nach kurzer Unter Unterbrechung im Jahr 2017 unter neuen Besitzern zurück und mit ihr auch die modernen Nachfolger der Bathy und der Bivouac: Die neu als Raider Bivouac 9000 bezeichnete Uhr wurde 2018 offiziell in Basel vorgestellt und misst nebst der Zeit auch die Höhe bis 9000 Meter – höher als der Mount Everest, mit 8848 Metern höchster Punkt der Erde. Und genau dort hat sie sich auch bereits beweisen können: Als der US-amerikanische Bergsteiger Adrian Ballinger im Jahr 2018 den Sagarmatha, wie der Gipfel auf Nepalesisch heißt, bestieg, trug er eine

„Auf 8800 Metern. Meine Bivouac funktioniert einwandfrei.“ US-Bergsteiger Adrian Ballingers Nachricht vom Dach der Welt

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ROGER RÜEGGER

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ie Uhrenindustrie beschränkt sich ja gerne darauf, die Uhr als Zeitmessgerät zu perfektionieren, verfolgt aber vergleichsweise selten die „artfremde“ Entwicklung mechanischer Zusatzfunktionen wie Schrittzähler, Thermometer, Kompass und dergleichen mehr. Dabei wäre eine Kombination von relevanter Mechanik und Storytelling eigentlich gar nicht so abwegig.


guide

Drehring

GangreserveAnzeige

Der äußere Drehring dient in Kombination mit dem roten Zeiger aus der Mitte zur präzisen Anzeige der aktuellen Höhe in 100-MeterMeter MeterSchritten. Er ist beidseitig rastend für manuelle Anpassungen ausgeführt.

Das Handaufzugswerk hat eine maximale Gangreserve von ungefähr 65 Stunden, die Anzeige bei 12 Uhr veranschaulicht dem Träger, ob das Werk erneut aufgezogen werden sollte.

Kleine Sekunde Das Hilfszifferblatt bei 9 Uhr zeigt die Sekunde an und dient gleichzeitig der schnellen Funktionskontrolle, ob die Uhr läuft.

Hilfszifferblatt Synchron zum zentralen roten Zeiger übernimmt das Hilfszifferblatt bei 3 Uhr die Anzeige der Höhe in Tausenderschritten (von 0 bis 9000 Meter). Das heißt, die obere Hälfte des kleinen Zeigers läuft von 0 bis 9000 Meter mit, das Gegenstück zeigt auf der Skala den barometrischen Luftdruck in Hektopascal an.

Zentraler Höhenmesser Der rote Zeiger aus der Mitte zeigt auf der äußeren Lünette permanent die aktuelle Höhe an; er deckt den Bereich von 0 bis 9000 Meter ab, dreht sich also maximal dreimal ums ganze Zifferblatt.

Datumsfenster Das Datumsfenster bei 6 Uhr zeigt den aktuellen Tag an (von 1 bis 31) und muss bei Monaten mit weniger als 31 Tagen manuell angepasst werden.

DIE NEUAUFLAGE

Favre-Leuba Raider Bivouac 9000

Recco-Band

Das Titangehäuse misst 48 Millimeter und schützt ein Handaufzugswerk bis 30 Meter Wassertiefe.

Das Recco-Band Recco verfügt über einen integrierten Sender (einen sogenannten Reflektor), dank dem Rettungsteams ein Lawinenopfer rascher lokalisieren können.

Der Preis liegt bei CHF 7500,– (€ 7900,–)

Bivouac 9000 – die damit zur ersten mechanischen Höhenmesser-Armbanduhr wurde, die bis auf 8848 Meter die Höhe korrekt angegeben hat. Ballingers Nachricht an FavreLeuba lautete dann auch lapidar: „Auf 8800 Metern – meine Bivouac 9000 hat einwandfrei funktioniert, bis auf den Gipfel des Mount Everest hinauf.“

Höher, größer, leichter

Adrian Ballinger nahm eine Raider Bivouac 9000 mit auf den Gipfel des Mount Everest, den höchsten Punkt der Erde.

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Besitzer einer Bivouac bewegen sich in Deutschland, Österreich und der Schweiz unweigerlich zwischen minus 3,54 Meter (Neuendorf bei Wilster, Schleswig-Holstein) und 4634 Metern ü. M. (Dufourspitze), was dem Höhenmesser automatisch mehr

Relevanz verleiht: So kann laufend beobachtet werden, wie der rote Zeiger aus der Mitte die aktuelle Höhe anzeigt (was bei der Bathy zwangsläufig nur mit einem Tauchgang und mit kleinerem Spektrum zu erleben ist). Dazu kommen Hobbypiloten, Segel- und Gleitschirmflieger, die von dieser bei mechanischen Uhren viel zu seltenen Zusatzfunktion als Back-up profitieren können (derzeit wäre nur die Oris Big Crown ProPilot Altimeter als Alternative zu erwähnen). Kurz gesagt: Mit ihrem 48-Millimeter-Titangehäuse ist die Bivouac von Favre-Leuba eine smarte Option für MechanikFans, die hoch hinauswollen. favre-leuba.com

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Lesestoff

Mit seinem Kult-Zyklus „Das Lied von Eis und Feuer“ („Game of Thrones“) hat US-Autor George R. R. Martin ein völlig neues Kapitel der FantasyLiteratur aufgeschlagen. Aber wer setzt dieses als würdiger Thronerbe fort? Wir sagen: JOE ABERCROMBIE.

„F

ür alle Fans von ‚Game of Thrones‘!“ Die Cover-Buttons, mit denen Buchverlage seit nunmehr über zehn Jahren versuchen, ihre Fantasy-Neuerscheinungen im lukrativen Kielwasser von George R. R. Martins Kult-Zyklus zu positionieren, haben sich zur wahren Epidemie entwickelt. In

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den meisten Fällen gilt hier aller allerdings die alte Weisheit: Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Um diesen literarischen Erbfolgekrieg ein wenig zu lichten, muss man sich zunächst vor Augen führen, was denn „Das Lied von Eis und Feuer“ (so der Titel der zehnteiligen Buch-

vorlage zur HBO-Erfolgsserie „Game of Thrones“) tatsächlich auf den Fantasy-Thron gehoben hat. Und dabei zeigt sich, nicht ohne Ironie: in erster Linie der äußerst sparsame Einsatz aller klassischen Versatzstücke der Fantasy-Literatur. Martin, der selbst einst sehr elastisch als „der amerikanische J.R.R. Tolkien“ vermarktet wurde, lässt weder gleißende Schwertkämpfer noch androgyne Elfen, grindige Orks oder knorrige Zwer Zwerge und auch keine Zauberer mit albernen Hüten aufmarschieren. Stattdessen bringt er eine fulminant ziselierte Truppe von Charakteren in Stellung, die – sofern sie nicht völlig unerwartet eines scharfkantigen Todes sterben – mit jeder Seite mehr an Tiefen-

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VINZ SCHWARZBAUER

BLUTIGER ERBFOLGEKRIEG

JAKOB HÜBNER

FANTASY-BOOM


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GENRE-TIPPS DER ERSTE ABSATZ Logan hechtete zwischen den Bäumen hindurch; seine nackten Füße rutschten auf dem nassen Boden, dem Schlamm und den glitschigen Kiefernnadeln immer wieder aus. Pfeifend schoss der Atem aus seinem Mund, und das Blut dröhnte in seinem Kopf. Er stolperte und prallte hart auf der Seite auf, wobei er sich fast die eigene Axt in die Brust bohrte. Dann lag er keuchend da und spähte angestrengt in den dämmerigen Wald.

schärfe gewinnen und diese rund 5000 Seiten starke Sex-andCrime-Orgie locker schultern. Magisches Material setzt Martin nur ein, um die Fugen seines martialischen Intrigantenstadls zu kitten. Und: Fast alle Figuren agieren jenseits von Gut und Böse. Die Moral von der Geschicht’, die gibt es schlichtweg nicht. Womit der „Für alle Fans von ‚Game of Thrones‘!“-Kandidatenkreis bereits deutlich an Radius verliert. Genre-Durchstarter wie Scott Lynch, Jay Kristoff oder Michael J. Sullivan (siehe Tipps) liefern zwar erstklassigen GenreLesestoff ab – was die opulente Niedertracht betrifft, befinden sie sich aber nicht ganz auf Augenhöhe mit Mr. Martin. Und hier kommt Joe Aber Abercrombie ins Spiel. Der britische Autor, Jahrgang 1974, hat genau jenen Mix aus brachialer Action und intelligenter Personalpolitik im Programm, der das Zeug dazu hat, darbende „GoT“-Fans aus dem kalten Entzug zu reißen. Sein grandioser „The First Law“-Zyklus (dt. „Klingen“-Serie) wurde von Kritikern vom Stand weg in den Himmel gejauchzt, für das ganz große nächste Ding reichte es dann aber trotzdem nicht – was ein echter Jammer ist.

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Im Mittelpunkt der Serie („Kriegsklingen“, „Feuerklingen“, „Königsklingen“), die Abercrombie mit vier Add-ons („Racheklingen“, „Heldenklingen“, „Blutklingen“, „Schattenklingen“) nachfettete, stehen drei Figuren: ein legendärer Barbar mit ausgeprägtem Hang zum Blutrausch, ein undurchsichtiger Magier, der keinen nennenswerten Unterschied zwischen Menschen und Marionetten macht, und ein verkrüppelter Inquisitor, in dessen Adern unverdünnter Zynismus zirkuliert. Um diese drei faszinierenden Protagonisten gruppiert Abercrombie – nebenbei diplomierter Psychologe – mit einem geradezu beängstigenden Gespür für Sidekicks weitere kongeniale Handlungsträger, die es ihm ermöglichen, seine kriegerische Abenteuerschwarte in einem von mehreren Feuern erhitzten, wunderbar würzigen Sud schmoren zu lassen. Aber Achtung: Auch wenn Abercrombie die Streitaxt mitunter mit der stilistischen Eleganz eines Floretts führt, ist das hier immer noch derbe Ware. Hart, räudig und sehr brutal. Mit der lang ersehnten Fortsetzung „Zauberklingen“, dem ersten Teil des neuen Zyklus „The Age of Madness“, kehrt Aber Abercrombie nun ins „The First Law“Universum zurück. Und am Cover wird – Überraschung! – ein gewisser George R. R. Martin zitiert: „Ein Rache-Epos, das mich von der ersten Seite an gepackt hat.“ Womit sich der literarische Kreis ganz fantastisch schließt.

JOE ABERCROMBIE: DIE KLINGEN-SAGA Bislang sind sieben Bände erschienen, der achte, „Zauberklingen“ (Deutsch von Kirsten Borchardt; Heyne Verlag), ist ab 10. Februar 2020 erhältlich.

VORSICHT: SUCHTGEFAHR!

Erlesene Erfolgsserien: aktuelle Fantasy‑ Zyklen, die Lust auf mehr machen

JAY KRISTOFF: „NEVERNIGHT“ In seiner Heimat Australien hat Kristoff so ziemlich alle Preise abgeräumt, die das Genre hergibt. Sein virtuoser „Nevernight“‑ Zyklus rund um die junge Assassinin Mia Corvere ist stilistisch brillant, definitiv nicht jugendfrei und sehr, sehr böse. 2 Bände; Fischer/Tor

SCOTT LYNCH: „GENTLEMAN BASTARDS“ Mit dem genialen Meister‑ dieb Locke Lamora hat Scott Lynch einen Helden erschaffen, der sich den Titel „Schlafräuber“ wahr‑ lich verdient hat. Spannung, Humor und Action in per‑ fekter Balance – praller kann man Unterhaltungs‑ literatur kaum gestalten. 3 Bände; Heyne

JOHN GWYNNE: „BLUT UND KNOCHEN“ John Gwynnes neuer Zyklus schließt nahtlos an seine preisgekrönte High‑Fantasy‑ Saga „Die Getreuen und die Gefallenen“ (vier Bände) an und ist ein gefundenes Fressen für alle Freunde reichlich garnierter Schlachtplatten mit Hang zur blutigen Rohkost. 1 Band; Blanvalet

ANTHONY RYAN: „DRACONIS MEMORIA“ Fantasy‑Drachensteigen für Erwachsene: Nach seiner faszinierend düsteren „Rabenschatten“‑Trilogie heizt der Schotte dem Genre mit einem gewagten Mix aus blutrünstigem Abenteuer, stampfendem Steampunk und subtiler Politparabel ein. 3 Bände; Klett-Cotta

MICHAEL J. SULLIVAN: „THE FIRST EMPIRE“ In der sechsteiligen „Riyria“‑Serie hat Sullivan das vermutlich charman‑ teste Buddy‑Duo der Fantasy‑Literatur kreiert. Sein aktueller „Empire“‑ Zyklus ist etwas epischer angelegt, punktet aber ebenso mit höchsten Sympathiewerten. 3 Bände; Knaur

MARK LAWRENCE: „DAS BUCH DER AHNEN“ Coming of Age auf die harte Tour: Mark Lawrence hat schon mehrfach bewiesen, dass er sich auf der dunklen Seite der Macht pudelwohl fühlt – sehr zum Leidwesen der kleinen Nona, die sich hier durch ein sub‑ versiv choreografiertes Rache‑Epos kämpft. 2 Bände; Fischer/Tor

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Gaming

guide

„Mario Kart“-Figuren: Was sagt deren Auswahl über den Spieler aus?

WIE IM ECHTEN LEBEN Haben auch die Power‑ups tiefere Be‑ deutung, symbolisieren sie womöglich das Auf und Ab des Lebens? Die roten Koopa‑Panzer könnten für Heimtücke stehen, die Bananenschale für Pech, ein Pilz, der schneller macht, für Energie und ein unbesiegbar machender Stern für Selbstvertrauen. Nur der blaue Panzer scheint nicht ganz dazuzupassen – der ist nämlich nur für den Führenden gefährlich. „Das Leben ist manchmal nicht fair“, sagt Kosuke Yabuki, Game‑ Designer von „Mario Kart 8“. „Wir wollten den blauen Panzer weglassen, aber ohne ihn hätte einfach etwas gefehlt.“

Wissenschaftlich bewiesen: Das Rennspiel „Mario Kart“ lässt dich besser Auto fahren – und unbeschwerter leben.

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enn sich Nintendo-Entwickler Shigeru Miyamoto ein Spiel ausdenkt, wendet er „kyokan“ an. Für die alten Philosophen hieß „kyokan“ so viel wie „sich in den anderen einfühlen“. Für den Schöpfer von „Mario“ und „The Legend of Zelda“ beschreibt es das Ver Verhältnis zwischen Programmierer und Spieler. „Nur was mir Spaß macht, kann auch anderen Spaß machen“, so Miyamoto. Als er 1992 „Super Mario Kart“ für das Super Nintendo Entertainment System erfand, war „kyokan“ bereits Teil der Game-DNA. Und des Erfolgsgeheimnisses, mit dem er das Genre Kart-Racing völlig neu er erfand. 27 Jahre und etliche erfolglose Kopierversuche später (siehe „Garfield Kart“) zählt „Mario Kart“ zu den beliebtesten Spielen überhaupt – auch in der neuesten Mobilversion „Mario Kart Tour“. Doch was fasziniert die Gamer so daran? Hier die Thesen des Spielpsychologen Jamie Madigan und seiner Kollegen:

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EXPERTENPROFIL

JAMIE MADIGAN

NIEMAND IST PERFEKT Was deine „Mario Kart“‑Lieblingsfigur über dich aussagt, analysierte die Psy‑ chologie‑Professorin Dr. Karen Chenier in der US‑Wochenzeitung „Willamette Week“. Laut ihrer These wählen Gamer Avatare aus, die ihnen charakterlich ähneln: zum Beispiel den neurotischen Luigi, den clownhaften Saurier Yoshi oder den narzisstischen Bowser. Für Miyamoto ist Mario ein „Held der einfachen Leute“. Doch Madigan schränkt ein: „Viele wählen auch einfach nur jene Figur, die ihnen am besten gefällt oder deren Skills ihnen am meisten Spaß machen.“

SPIEL-PSYCHOLOGE Der Autor von „Getting Gamers: The Psychology of Video Games and Their Impact on the People Who Play Them“ betreibt auf psychologyofgames.com auch eine Podcast-Serie und einen Blog, in denen er die Beweggründe von Gamern und die Hintergründe von Games beleuchtet.

„Ein Held der einfachen Leute“: Kultfigur Mario auf einem seiner Karts

SICHERER AM STEUER 2016 untersuchten Forscher an den Uni‑ versitäten von Schanghai und Hongkong die Auswirkung von „Mario Kart“ und „RollerCoaster Tycoon“ (bei dem man Vergnügungsparks bauen muss) auf die analogen Fähigkeiten der Spieler. Sie wiesen nach, dass Gamen die „visuo‑ motorischen Fähigkeiten der Versuchs‑ personen verbessert“ – die Auge‑Hand‑ Koordination funktioniert also schneller und zielgerichteter. Madigan ist vor‑ sichtig optimistisch: „Dass dich ‚Mario Kart‘ beim Fahrsimulationstraining besser macht, ist nun bewiesen.“ SPASS HABEN ENTSPANNT „Forscher der Uni Queensland stellten Probanden so lange immer schwerere Mathematikaufgaben, bis sie keiner mehr lösen konnte. Wer danach zwei Runden „Mario Kart“ spielte, wies ge‑ ringere Stresslevels und mehr Glücks‑ hormone auf. „Alles, was uns Spaß macht, kann Stress reduzieren“, sagt Madigan. „Aber Games sind darin be‑ sonders gut: Sie geben uns das Gefühl, Dinge unter Kontrolle zu haben. Das bringt uns tiefere Befriedigung als fast alles andere, was wir im Alltag erleben.“

THE RED BULLETIN

TOM GUISE

MARIO SMART

OPTIMISMUS-BOOST Ein gutes Game lässt dir in jeder Situa‑ tion eine Chance – und motiviert dich so permanent zum Weiterspielen. Bei „Mario Kart“ nennt man das Belohnungs‑ system „Gummiband‑Effekt“. Je nach Rennposition bekommt jeder Spieler unterschiedliche Power‑ups: Für Nach‑ zügler gibt es Geschwindigkeits‑Boosts und für das Mittelfeld Waffen, während auf den Führenden nur eine popelige Bananenschale wartet. „Spiele wie ‚Mario Kart‘ geben dir das Gefühl, die Dinge im Griff zu haben“, sagt Madigan.

NINTENDO

GAME-ANALYSE


Sei dabei! bei der beliebtesten eisshow der Welt

29. Jan. – 09. Feb. 2020 Wiener stadthalle


Events

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Klingt nach einem grandiosen Abenteuer: quer durch Europa – ohne einen Cent in der Tasche! Die Herausforderung bei „Red Bull Can You Make It?“ (21.– 28. April) besteht darin, ohne Geld, Kreditkarten und Handy nach Berlin zu kommen. Einziges Zahlungsmittel: 24 Dosen Red Bull. Wer teilnehmen will, sollte bis 17. Februar ein möglichst originelles einminütiges Video hochladen. Die 200 Teams werden dann via Publikumsvoting ermittelt. Anmeldung bis 17. Februar; canyoumakeit.redbull.com

Jänner Porträt eines Widerständigen Terrence Malick gilt dank Kultfilmen wie „Badlands“ und „The Thin Red Line“ als einer der bedeutendsten US-Regisseure der Gegenwart. Sein neues, beim Festival von Cannes ausgezeichnetes Drama „Ein verborgenes Leben“ widmet er einem österreichischen Helden: dem Bauer Franz Jägerstätter (gespielt von August Diehl), der aus Gewissensgründen den Kriegsdienst bei der Wehrmacht verweigerte. Votivkino, Wien; filmladen.at

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Februar Schock-Rocker Sie waren die Schocker beim Eurovision Song Contest 2019: Hatari. Das isländische Trio trat in Sadomaso-Kostümen auf und spielte einen Song namens „Hatrið mun sigra“ („Hass wird siegen“). Beim ESC reichte es zwar nur für Platz 10, mit ihrem wilden Mix aus Techno und Punk gewann die Kunst-Truppe aber so viele neue Fans, dass sie nun erstmals auf große Europa-Tour geht. Grelle Forelle, Wien; hatari.is

bis

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Februar So süß klingt Death Metal Japanische Schulmädchen machen Death Metal. Klingt nach einer Reißbrett-Idee? Ist es auch: 2010 wurde Babymetal von einer Agentur gecastet. Doch mit seinem kühnen Mix aus harten Gitarren und klebrigen J-Pop-Melodien zählt das Trio sogar Kollegen wie Slayer und Metallica zu seinen Fans. Gasometer, Wien; babymetal.com

BLICKE 9 NEUE AUF DIE WELT Februar

60 atemberaubende Fotos sind noch bis 9. Februar im Hangar-7 zu sehen: die besten Bilder der Red Bull Illume Quest 2019, des weltweit größten Bewerbs für Adventure- und Action-Fotografie. Dem Besucher eröffnen sie neue Blickwinkel auf die Welt – so wie das Siegerbild von Ben Thouard (links): Der Franzose fotografierte den australischen Surfer Adrian „Ace“ Buchan in Teahupo’o auf Tahiti aus einer Unterwasser-Perspektive. Hangar-7, Salzburg; redbullillume.com

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THE RED BULLETIN

NIKA KRAMER/RED BULL CONTENT POOL, RED BULL ILLUME, PICTUREDESK.COM, BRIAN ZUNIGA

17

Februar Berlin ruft!


guide

28

Jänner Im Hexenkessel von Schladming Ende Jänner jagt ein Ski‑Ereignis das nächste: Unmittelbar nach den Hahnenkammrennen von Kitzbühel gehen die Slalom‑Asse beim spekta‑ kulären Nightrace in Schladming an den Start. Die 582 Meter lange Strecke (mit bis zu 52 Prozent Gefälle) gilt als besondere Herausforderung – und als lautstarker Hexenkessel: Für den erwähnten Sound sorgen die bis zu 50.000 Zuseher entlang der Piste und am Zielhang. Planai, Schladming; thenightrace.at

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Jänner Pop im Puppenhaus Ihre Debüt-Single „Dollhouse“ (eine Million Downloads in den USA) machte Melanie Martinez 2014 zum Popstar, dank ihrer schrägen Outfits wurde sie auch zur Stilikone. Nun setzt die 24-jährige Amerikanerin sogar ein politisches Zeichen: Bei der Tour zu ihrem neuen Album „K-12“, das in den US-Charts bis auf Platz 3 kletterte, geht ein Euro pro Eintrittskarte an Organisationen, die sich für Gleichberechtigung und Humanität einsetzen. Gasometer, Wien; melaniemartinezmusic.com

THE RED BULLETIN

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Entertainment

Red Bull TV bietet dir in diesem Monat wieder exklusive Eintrittskarten in die größten Arenen des Actionsports – von Estland bis an die Côte d’Azur.

Krönender Abschluss: die Finals in der Halfpipe

17

und 18. Jänner

LIVE

LAAX OPEN

Für eine Woche verwandelt sich die beschauliche Schweizer Berggemeinde Laax in eine Art Woodstock für Snowboarder. Open-Air-Konzerte, DJ-Sets, Partys bis zum Morgengrauen und freies Powdern sorgen für Hochstimmung ohne Ende. Bei den sportlichen Höhepunkten kannst du mit Red Bull TV live dabei sein: Am Freitag, dem 17. Jänner, finden die Finalläufe des Weltcup-Bewerbs im Slopestyle statt, und am Tag danach wird der Champion in der Halfpipe gekrönt.

8

und 9. Februar

LIVE

SIMPLE SESSION

SO SIEHST DU RED BULL TV ÜBERALL

Red Bull TV ist deine globale digitale Destination für Entertainment abseits des Alltäglichen, empfangbar rund um die Uhr an jedem Ort der Welt. Geh auf redbull.tv, hol dir die App oder connecte dich via Smart-TV. Alle Infos: redbull.tv

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BMX-Fahrer und Skateboarder aus aller Welt (im Bild Jaime Mateu) treffen sich in Tallinn, um auf dem brandneuen Kurs die Besten ihrer Zunft zu ermitteln – und dann gebührend zu feiern. Denn der Contest begeht 2020 sein 20-Jahr-Jubiläum.

24

bis 27. Jänner

LIVE

WRC MONTE CARLO

Der Startschuss zur Rallye-WM fällt traditionell in Monaco. Und so klar der Auftaktort ist, so unklar sind die Bedingungen: Das unberechenbare Wetter auf den Alpenstraßen macht die Rallye zum wilden Ritt für Fahrer und zum Spektakel für Zuseher.

THE RED BULLETIN

LAAX OPEN/JOSHUA LAEMMERHIRT, TEDDY MORELLEC/RED BULL CONTENT POOL, JAANUS REE/RED BULL CONTENT POOL

ZEIT ZUM ABHEBEN

guide


Die Schönheit der Natur entdecken

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PORSCHE TAYCAN TURBO S KRAFTSTROM

elektrisch

WARUM GERADE DU? Weil ich mit 761 PS und einer Beschleunigung von 0 auf 100 in 2,8 Sekunden neue Performance‑Maßstäbe unter Elektroautos setze. WAS MACHEN WIR GEMEINSAM? Noch den stärksten Autos mit konventionellem Antrieb davonfahren – und keiner kann blöd reden. WAS WÜRDE GRETA SAGEN? „Heißt zwar Turbo, hat aber keinen: Finde ich gut!“

„Porsche Taycan: Er heißt zwar Turbo, hat aber keinen.“

Taycan: erster Elektro‑Porsche seit dem Rad‑ nabenauto aus dem Jahr 1899


LAND AM STROME 2020 setzt sich bei uns E-Mobilität auf breiter Front durch. Doch es gibt auch Szenarien, in denen Hybridantrieb oder konventionelle Verbrenner die klügere Wahl sind. Und über allem schwebt die Frage: „Was würde Greta sagen?“ Hier sind die spannendsten Autos des neuen Jahres. Text WERNER JESSNER

elektrisch

konventionell

hybrid

OPEL CORSA-E ENDLICH RUHE

elektrisch

WARUM GERADE DU? Weil ich als erster Opel unter dem Dach von PSA (Peugeot/Citroën/DS) entwickelt wurde, rein elektrisch fahre und sicheres Matrix‑LED‑Licht habe. Doppelte Premiere: erster elektrischer und erster franzö‑ sischer Opel

THE RED BULLETIN

WAS MACHEN WIR GEMEINSAM? Mit einer Reichweite von 330 Kilometern locker von Wien nach Salzburg fahren – und dort in einer halben Stunde wieder auf 80 Prozent laden. WAS WÜRDE GRETA SAGEN? „So leise! Darf ich auf den Rücksitzen schlafen?“

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FORD MUSTANG MACH-E ELEKTROPFERD

elektrisch

WARUM GERADE DU? Weil ich mit E‑Antrieb, Aufsperren per Smartphone und fast 40 Zentimeter großem Info‑ Display der Mustang der Zukunft bin. WAS MACHEN WIR GEMEINSAM? Überleg dir was! Wir kommen 600 Kilometer weit. Nach nur zehnminütigem Laden haben wir bereits wieder 98 Kilometer Reichweite.

„Großer Name, neuer Zugang: Der Mustang wird jetzt elektrisch geritten.“

WAS WÜRDE GRETA SAGEN? „Einen Ford Mustang hatte ich anders in Erinnerung.“

Zeichen der Zeit: Mustang, einst ein Sportwagen, wird 2020 zum Elektro‑SUV.

AUDI E-TRON SPORTBACK GANZ NORMALE ZUKUNFT

elektrisch

BMW 330E PLUG-IN CHEFDYNAMIKER

hybrid

WARUM GERADE DU? Weil das Schrägheck meine üppigen Proportionen perfekt kaschiert – und ich trotzdem bis zu 1655 Liter Laderaum habe.

WARUM GERADE DU? Weil ein BMW 3er seit Jahrzehnten eine sichere Bank für Sport, Qualität und Image ist: Mehr Auto braucht eigentlich niemand.

WAS MACHEN WIR GEMEINSAM? Mit 408 PS, gewohnter Beschleunigung, 200 km/h Spitze und einer Reichweite von 446 Kilometern machen wir alles so wie mit jedem Audi‑SUV.

WAS MACHEN WIR GEMEINSAM? Dank Plug‑in‑Hybrid‑ technik bis 60 Kilometer rein elektrisch fahren – oder die zusätzliche E‑Power für eine Leistung von 292 PS nutzen.

WAS WÜRDE GRETA SAGEN? „Was, dieser SUV fährt rein elektrisch?“

WAS WÜRDE GRETA SAGEN? „Nur 39 Gramm CO² auf 100 Kilometer – damit kann ich leben.“

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SUZUKI VITARA ALLGRIP KRAXELKOMPETENZ

hybrid

WARUM GERADE DU? Weil ich mit einem ausgeklügelten Allgrip‑Allradsystem selbst dann noch weiterkomme, wenn andere Kompakt‑SUVs längst feststecken.

ŠKODA SUPERB HYBRID LANGSTRECKENWUNDER

hybrid

WARUM GERADE DU? Weil ich viel Auto und kluge Details um überschaubares Geld biete.

WAS MACHEN WIR GEMEINSAM? Beim Soft‑Hybridsystem wirkt der Startergenerator als unterstützender E‑Motor – so sind wir effizient und spurtstark unterwegs.

WAS MACHEN WIR GEMEINSAM? Im Stadtgebiet über 50 Kilometer rein elektrisch fahren, auf der Autobahn dank Kombination aus Benzin‑ und E‑Motor ohne nachzutanken über 900 Kilometer weit kommen.

WAS WÜRDE GRETA SAGEN? „Soft‑Hybrid? Soft klingt jedenfalls vielversprechend!“

WAS WÜRDE GRETA SAGEN? „360‑Grad‑Rundumkamera? Das ist sicher sicher in der Stadt!“

„Mächtiges Auto, mächtige Reichweite: Mercedes geht das Elektrothema vom oberen Ende der Skala an.“

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MERCEDES EQC LEITSTERN

elektrisch

WARUM GERADE DU? Weil ich der erste elektrische Mer‑ cedes der Geschichte bin – lässt man frühe Prototypen für das Swatch‑Auto beiseite, aus dem später der Smart wurde. WAS MACHEN WIR GEMEINSAM? In nahezu vollständig gewohnter Mercedes‑Umgebung bis zu 471 Kilometer weit fahren, ohne nachzuladen. WAS WÜRDE GRETA SAGEN? „Mit 408 PS vielleicht ein wenig stark, aber immerhin bei 180 km/h abgeregelt!“

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TOYOTA CH-R HYBRID ZUKUNFT HEUTE

hybrid

LAND ROVER DEFENDER VERTEIDIGER ALTER WERTE

konventionell

WARUM GERADE DU? Weil kein Hersteller so viel Erfahrung mit Hybridtechnologie hat wie meiner. So verspricht er zehn Jahre Vorsorge auf meine Batterie.

WARUM GERADE DU? Weil ich selbst als brandneues Modell mit 2‑Liter‑Diesel‑ oder 3‑Liter‑Benzinmotor nichts von meinen erdumrundenden Qualitäten eingebüßt habe.

WAS MACHEN WIR GEMEINSAM? Alles. Ich sehe pfiffig aus, bin innen praktisch und vernetzt und fahre so knackig, wie man es von einem SUV‑Coupé erwarten darf.

WAS MACHEN WIR GEMEINSAM? Wie immer: die Welt erobern, Anhänger ziehen, auf den Moment warten, in dem wir meine weitreichenden Talente brauchen.

WAS WÜRDE GRETA SAGEN? „Wo finde ich bitte die hinteren Türschnallen?“

WAS WÜRDE GRETA SAGEN? „Langlebige Autos sind umweltfreundlich.“

NISSAN E-NV EVALIA ALLE EINSTEIGEN!

elektrisch

WARUM GERADE DU? Weil ich der einzige elektrische Siebensitzer am gesamten Automarkt bin.

„Keine Eitelkeiten: Die Abenteuer warten am Ziel, nicht auf dem Weg dorthin.“

WAS MACHEN WIR GEMEINSAM? Die Großfamilie einladen und in der Stadt bis zu 301 Kilometer weit fahren. Oder die sperrigen Sportgeräte reinwerfen und über Land bis zu 200 Kilometer schaffen. WAS WÜRDE GRETA SAGEN? „Darf ich mitfahren?“

Marktlücken‑ füller: Ideal für Gretas Familie – oder Sportler mit Platzbedarf.

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„Retro-Anleihen im Design, aber fünf Monitore innen: Honda E, Wanderer zwischen Welten.“

HONDA E ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

elektrisch

WARUM GERADE DU? Wegen meiner einzigartigen Optik! Außerdem kannst du mich mit einem Pedal fahren: Wenn du vom „Gas“ gehst, bremse ich. WAS MACHEN WIR GEMEINSAM? Wir bleiben, dem winzigen Wendekreis sei Dank, hauptsächlich in der Stadt. Wenn wir sie verlassen, planen wir Ladezeiten per App. WAS WÜRDE GRETA SAGEN? „136 PS, 145 km/h Spitze, 200 Kilometer Reichweite: sehr vernünftig!“

Kameras statt Außenspiegel: Auch deren Bild findet sich auf den Screens innen.

JEEP RENEGADE HYBRID STRASSEN SIND ÜBERSCHÄTZT

hybrid

SEAT MII ELECTRIC CITY LIGHT

elektrisch

WARUM GERADE DU? Weil ich der erste Jeep mit Plug‑in‑ Antrieb bin und rein elektrisch bis zu 130 km/h schnell fahren kann.

WARUM GERADE DU? Weil ich ein selbsterklärender Stadt‑ wagen bin und dir in kürzester Zeit nicht mehr auffallen wird, dass ich elektrisch betrieben werde.

WAS MACHEN WIR GEMEINSAM? Wie bei einem Jeep üblich im Gelände weiter kommen als andere: Der Verbrennungs‑ motor treibt die Vorder‑, der E‑Motor die Hinterachse an.

WAS MACHEN WIR GEMEINSAM? Parkplätze finden und in nur einer Stunde zu 80 Prozent wieder aufladen, wenn wir die 260 Kilometer Reichweite einmal erschöpft haben.

WAS WÜRDE GRETA SAGEN? „Ein 240 PS starker Gelände‑ wagen wäre vor ein paar Jahren noch durstiger gewesen!“

WAS WÜRDE GRETA SAGEN? „Okay, bin dabei!“

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MAZDA MX-30 GROSSE KLAPPE

Praktisch, speziell überzeugend: das Türkonzept des Mazda MX‑30

elektrisch

WARUM GERADE DU? Wegen meiner spektakulär gegen‑ läufigen Türen. Und weil ich der erste vollelektrische Mazda bin – mit 200 Kilometern Reichweite. WAS MACHEN WIR GEMEINSAM? Geld sparen! Ich bin vorsteuerabzugsfähig, und wenn du mich als Firmenwagen nutzt, entfällt der Sachbezug. WAS WÜRDE GRETA SAGEN? „Wie komme ich bloß nach Japan?“

FIAT 500X SPORT FRÖHLICHER RABAUKE

konventionell

„E-Autos dürfen endlich auch pfiffig sein und Mut zum Design zeigen – siehe Mazda MX-30.“

VW ID.3 MAINSTREAM VON MORGEN

elektrisch

WARUM GERADE DU? Weil sich hinter meiner gedrungenen SUV‑Optik sportliche Gene, entsprechender Sound und eine präzise Straßenlage verbergen.

WARUM GERADE DU? Weil ich als erster rein elektrischer Volkswagen so was wie der Käfer der Neuzeit sein werde – mit mehr Komfort und Platz als der Golf.

WAS MACHEN WIR GEMEINSAM? Schöner wohnen: Alcantara‑Sitze, 7‑Zoll‑Infotainment‑System und Titan‑ Optik im Innenraum machen Langstrecken zum Vergnügen.

WAS MACHEN WIR GEMEINSAM? Erst einmal warten. Die First‑Sonderedition ist in Österreich schon vor dem Marktstart ausverkauft. Im Sommer geht’s dann los.

WAS WÜRDE GRETA SAGEN? „Mit dem sparsamsten Motor emittiert er nur 116 Gramm CO² pro Kilometer.“

WAS WÜRDE GRETA SAGEN? „Na endlich!“

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RENAULT ZOE MEIN ERSTES AUTO

elektrisch

WARUM GERADE DU? Weil ich dir 1500 Euro vom Kauf‑ preis nachlasse, wenn du deinen Führerschein in den ver‑ gangenen sechs Monaten gemacht hast. WAS MACHEN WIR GEMEINSAM? Was man als junger Mensch in seinem ersten Auto eben macht: Freunde be‑ suchen, rumfahren, Musik hören … Überlegen wir uns was! WAS WÜRDE GRETA SAGEN? „Soll ich den Führerschein machen?“

ALFA GIULIA STIL KANN MAN KAUFEN

konventionell

WARUM GERADE DU? Weil ich – die einzige Premium‑ Limousine mit Heckantrieb, die nicht aus Deutschland kommt – im Innenraum wunderschön überarbeitet wurde. Schau selbst! WAS MACHEN WIR GEMEINSAM? Elegant verreisen, sportlich cruisen, die Blicke der anderen genießen. WAS WÜRDE GRETA SAGEN? „Klingt besser als ich unter der Dusche.“

ILLUSTRATION: ANTON HALLMANN / SEPIA

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terramaterwald.com


Read Bull Hier schreiben Literatinnen und Literaten jeden Monat über ein Thema, das sie bewegt.

„V

Gerhard Roth, 77

Er studierte zunächst Medizin und arbeitete als Organisationsleiter am Rechenzentrum Graz, bevor 1972 sein erstes literarisches Werk erschien. Roth bezeichnet sich selbst als „einen vom Schreiben im besten Sinne Besessenen“. Seine Bücher wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Peter-RoseggerPreis, einer Romy und dem Großen Österreichischen Staatspreis. Roths aktuelles Buch „Die Hölle ist leer, die Teufel sind alle hier“ (S. Fischer) spielt übrigens in Venedig.

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enedig kann sehr kalt sein“ heißt ein Kriminalroman von Patricia Highsmith, aber wenn es kalt ist in der Stadt, ist Venedig am schönsten. Dann bleiben die Touristen, die nur einmal da gewesen sein wollen, aus, und die Reisenden sind unter sich. Der Tourismus ist bekanntlich zu einer Seuche geworden und das Selfie zum Erkennungszeichen aller, denen es darum geht, möglichst viele Orte aufge­ sucht zu haben, ohne sich Gedanken dar dar­ über zu machen, was diesen Punkt auf dem Globus so einzigartig macht. Wenn ich es mir einmal vorgenommen habe, fahre ich selbst bei Acqua alta nach Venedig. Schon am Bahnhof stehen Straßenverkäufer und bieten vorwiegend gelbe Plastikstiefel – zwei Nylonsäcke mit festen Kunststoffsohlen – an, die bis zu den Knien reichen. Man stapft speziell am Markusplatz und in seiner Umgebung durch das Wasser oder geht über die auf auf­ gestellten Holzstege. Bei Dunkelheit und Acqua alta spielen die Musikkapellen vor den Caffès Florian und Quadri abwech­ selnd weiter. Sie versuchen sogar, sich ge­ genseitig zu übertreffen, und man denkt an den Untergang der „Titanic“. Die Buchhandlung „Acqua alta“ in der Calle Lunga Santa Maria Formosa hat etwas Jahrmarkthaftes mit ihrer Gondel in der Mitte des Raumes und einer Bücher Bücher­ wand und Bücherstiegen an der Ziegel­ mauer zum Kanal hinauf. Die meisten Besucher interessieren sich nicht für die

B

esonders wenn es schneit, ist Vene­ dig zauberhaft. Man spürt, dass sich die Stadt in einem Ausnahme­ zustand befindet. Einmal schneite es nach meiner Ankunft zwei Tage und zwei Nächte lang durch. Ein weißer Konfetti­ regen fiel aus dem nebeligen Himmel. Die Stadt machte den Eindruck, als trüge sie weiße Karnevalsmasken und als wollte sie sich verstecken. Nirgendwo ist es dann schöner, als wenn man von der Rialtobrücke auf die Palazzi und den Canal Grande schaut. Die breiten Steingeländer sind mit Buch­ staben oder Zahlen versehen, wie Täto­ wierungen, die ihnen von Touristen ein­ geritzt wurden. Die Vogelperspektive auf den Canal Grande und die Gondeln mit japanischen und chinesischen Touristen, die ihre Schirme aufspannen und dar­ unter „hervorgucken“, macht süchtig. Als die Nacht hereinbrach, schwebten die Vaporetti, die „Wasserbusse“, langsam auf dem Canal heran, wie beleuchtete Christbäume, die sich auf der Oberfläche spiegeln. Und es schneite. Wenn ich in der Nähe der Rialtobrücke wohnte, besuchte ich täglich den Fisch­ markt. Die toten Tiere sehen aus, als wür wür­ den sie Masken tragen. Man findet die merkwürdigsten Fischköpfe, schrecken­ erregend, herausfordernd, wie im Kampf gefallen, aber auch einfach, schlicht und friedlich. Oft liegen sie in Massen auf einem Haufen, als seien sie keine Einzel­

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GERHARD ROTH

EIN SPIEGELBILD DER MENSCHHEIT

PICTUREDESK.COM

VENEDIG

Publikationen selbst, sondern fotogra­ fieren sich beim Hinauf Hinauf­ oder Hinunter Hinunter­ steigen der Treppen aus vielen einzelnen Exemplaren. In den vier oder fünf zusätz­ lichen Räumen sieht es aus, als befände man sich in einem Bücherirrenhaus, als seien die Werke paranoid geworden und flüchteten in Regale und sogar in das alte Rettungsboot, das als Behälter dient. Beim letzten Mal habe ich eine auf­ geschlagene, reich und bunt illustrierte italienische Ausgabe von Dantes „Gött­ licher Komödie“ auf einem Tisch liegend gefunden. Es handelte sich um den ersten Band, wie ich feststellte, mit dem Inferno. Inzwischen habe ich ihn mit Lavendel­ parfum duftend gemacht und sorgfältig an der Luft getrocknet.


Gerhard Roth

wesen, sondern Abfall. Ununterbrochen wird entschuppt und zerlegt, und ununterbrochen werden Eingeweide entnommen und Köpfe abgehackt. Das geschieht automatisch. Fischverkäufer wie Kunden sehen die Meerestiere nur noch als Nahrungsmittel.

D

er Mensch ist der größte Parasit und das größte Raubtier auf Erden. In den Fleischerläden ringsum kann man Leberkäse von Pferden kaufen, Koteletts von Schweinen, Salami von Eseln, Innereien von Hühnern, Steaks von Rindern. Auf den Tischen der Gemüsestände stapeln sich Karotten, Avocados, Radieschen, Salate … Aber auch Obst und Blumen werden angeboten. Gegenüber dem Fischmarkt in der Nähe der Rialtobrücke befindet sich das gotische Ca’ d’Oro (Goldenes Haus). Es hat seinen Namen wegen der ursprünglich ultramarinen Bemalung und der ver vergoldeten Steinmetzarbeiten an der Fassade zum Canal Grande hin. Man sollte das Gebäude bei Sonnenschein besichtigen, denn die Schattenbilder im Inneren des Palastes sind beeindruckend. Die Kunstwerke in den Räumen sprechen für sich, doch die Formen der Schatten sind wie neue Buchstaben in einem Alphabet: Vor allem die Bögen zwischen den Säulen des Balkons werfen große und dennoch zarte dunkle Bilder auf den Boden und auf die Wände der Innenräume. Vielleicht gibt es so etwas wie ein Schattengebäude, das über dem Ca’ d’Oro steht, in dem jeder selbst zum schwerelosen Schattenwesen wird und durch die Räume schweben kann. Venedig ist ein Rätsel, das zu lösen der Reisende immer wieder versucht, bis er begreift, dass die Stadt ein Denk Denkmal für das Denken der Menschheit ist. Es erinnert in allen Facetten an die Macht, die Grausamkeit und die Kriegslust, aber auch an das Verlangen nach Schönheit und Frieden. Es zeigt Lügen, Niedertracht und Hass, lässt aber auch die Suche nach Liebe, Sexualität und Freundschaft sichtbar werden, stellt Glaube, Kirche und den Einfluss der christlichen Religion dar, aber zugleich auch die Ausweg- und Aussichtslosigkeit der Armen. Die widersprüchlichsten Eigenschaften, die in den Köpfen der Menschheit vorhanden und vereint sind, kommen hier stumm und wie nebenbei

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zum Vorschein, sodass man sie leicht übersehen kann. Der Dogenpalast ist ein Beispiel dafür. Auf der Vorderseite, zur Lagune hin, ist er „Himmel“, auf der Rückseite, an den Markusdom grenzend, „Hölle“. Vorn residierte der Doge gottgleich, hinten arbeitete Tag und Nacht die herrschende Justiz mit Folterkammer, Gerichten und Gefängnissen. An den Wänden in den Gängen des Dogenpalastes waren und sind Monstergesichter aus Stein mit aufgerissenen Mäulern zu sehen – Briefkästen der Obrigkeit, die anonymen Anzeigen dienten. Auf diese Weise konnte jeder auch seinen Feinden Schaden zufügen fügen oder sie sogar ver vernichten, denn es genügte, dass man verdächtigt wurde.

Venedig war das Paradies der Mächtigen und die Hölle für ihre Gegner und Opfer. Selbstverständlich spielte die Kirche mit. Jede spöttische Äußerung gegen die sogenannte genannte Obrigkeit konnte die Straf Strafmaschinerie in Gang setzen. Die Gefängnisse waren mit sadistischer Akribie angelegt. Unter dem mit Blei gedeckten Dach befanden sich die „Piombi“, die „Bleikammern“. Je nach Witterung und Jahreszeiten setzten Hitze und Kälte den Gefangenen zu, von denen es nur Giacomo Casanova mit einem Gefährten auf abenteuerliche Weise gelang, auszubrechen. In Erdhöhe gab es die „Brunnen“, die „Pozzi“, in die durch die vergitterten Fenster das Acqua alta eindrang. Viele Jahrhunderte war Venedig das Paradies der Mächtigen und die Hölle für ihre Gegner und Opfer. Im April 1355 traf es sogar den herrschenden Dogen, den damals 81-jährigen Marino Faliero. Man warf ihm vor, einen Staatsstreich zu planen, der ihn selbst zum Fürsten erheben sollte, tatsächlich handelte es sich um

eine Intrige, denn weshalb hätte der Greis den wahnwitzigen Akt unternehmen sollen, wo er doch keinen Sohn hatte, der ihm hätte nachfolgen können. Man ver vermutet heute eine Eifersuchtsgeschichte und Intrige eines Kontrahenten wegen Falieros um einiges jüngerer Frau. Im Zuge der „Damnatio memoriae“ wurden später alle Gerichtsakten vernichtet. Die „Damnatio memoriae“, die „Ver „Verdammung des Andenkens“, sollte jede Er Erinnerung der Nachwelt an den Hingerichteten verhindern. Falieros Bildnis wurde deshalb in der Galerie der Dogenporträts – die man heute noch in der Sala del Gran Consiglio sehen kann – mit einem schwar schwarzen Vorhang übermalt, nachdem er selbst (ausnahmsweise) auf der Scala Foscara – einer Steinstiege im Innenhof des Dogenpalastes – enthauptet worden war. Die übrigen elf Angeklagten hängte man vor dem Dogenpalast auf. Das Todesurteil wurde der Bevölkerung, wie üblich, im ersten Stock des Gebäudes zwischen zwei rötlich gefärbten Säulen verkündet. Erst dann wurde es, der Tradition gemäß, auf der Piazzetta, der Verlängerung des Mar Markusplatzes, zwischen den beiden Säulen mit dem Markuslöwen und dem heiligen Theodor mit Krokodil vollzogen. Die Einwohner von Venedig betreten den Durchgang wegen der an dieser Stelle häufigen Enthauptungen, Häutungen und anderen Formen der Folter bis heute nicht gern.

V

om Dogenpalast bis zur Accademia oder dem Guggenheim-Museum für moderne Kunst, von den Palazzi und den zahllosen Kirchen bis zu Gebäuden wie dem Bovolo, dem „Schneckenturm“, oder dem Irrgarten für den argentinischen Dichter Borges – in Venedig künden viele Details von der Suche nach Schönheit. Die leidenschaftliche Suche nach Schönheit war auch eine Folge der Flucht vor der strengen Zensur des Geistes, des Denkens und des Handelns. Die Venezianer dehnten im Lauf der Zeit sogar den Karneval nahezu über das gesamte Jahr aus und durften als Maskierte sodann sündigen, wie sie es sich erträumt hatten, weil sie nicht mehr er erkannt werden konnten. Sie machten die Wirklichkeit zum Traum. Erst Napoleon verbot der Bevölkerung – um Aufständen keinen Vorschub zu leisten – diese Lebensweise.

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IMPRESSUM

THE RED BULLETIN WELTWEIT

Aktuell erscheint The Red Bulletin in sechs Ländern. Am Cover unserer britischen Ausgabe balanciert BikeIkone Danny MacAskill, der uns auf eine Runde ins Fitness-Studio mitnimmt – ohne dabei vom Rad abzusteigen, versteht sich. Mehr Storys abseits des Alltäglichen gibt’s auf: redbulletin.com

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Chefredakteur Alexander Macheck Stv. Chefredakteure Andreas Rottenschlager, Nina Treml Creative Director Erik Turek Art Directors Kasimir Reimann (stv. CD), Miles English, Tara Thompson Head of Photography Eva Kerschbaum Deputy Head of Photography Marion Batty Photo Director Rudi Übelhör Textchef Andreas Wollinger Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Freie Mitarbeiter Jakob Hübner, Werner Jessner, Alex Lisetz, Stefan Wagner Grafik Marion Bernert-Thomann, Martina de Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz Fotoredaktion Susie Forman, Ellen Haas, Tahira Mirza Head of Commercial & Publishing Management Stefan Ebner Publishing Management Sara Varming (Ltg.), Ivona Glibusic, Bernhard Schmied, Melissa Stutz, Mia Wienerberger B2B-Marketing & -Kommunikation Katrin Sigl (Ltg.), Agnes Hager, Teresa Kronreif, Stefan Portenkirchner Executive Creative Director Markus Kietreiber Co-Publishing Susanne Degn-Pfleger (Ltg.), Elisabeth Staber (Ltg.), Mathias Blaha, Raffael Fritz, Marlene Hinterleitner, Valentina Pierer, Mariella Reithoffer, Verena Schörkhuber, Sara Wonka, Julia Bianca Zmek, Edith Zöchling-Marchart Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.), Sasha Bunch, Simone Fischer, Martina Maier, Florian Solly Anzeigenservice Manuela Brandstätter, Monika Spitaler Herstellung Veronika Felder Produktion Friedrich Indich, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Sandra Maiko Krutz, Nenad Isailović, Josef Mühlbacher MIT Christoph Kocsisek, Michael Thaler Operations Alexander Peham, Yvonne Tremmel Assistant to General Management Patricia Höreth Abo & Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Klaus Pleninger (Vertrieb), Nicole Glaser (Vertrieb), Victoria Schwärzler, Yoldaş Yarar (Abo) Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 General Manager & Publisher Andreas Kornhofer Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Gerrit Meier, Dietmar Otti, Christopher Reindl

THE RED BULLETIN Österreich, ISSN 1995-8838 Länderredaktion Christian Eberle-Abasolo Lektorat Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert, Monika Hasleder, Billy KirnbauerWalek, Belinda Mautner, Klaus Peham, Vera Pink Publishing Management Bernhard Schmied Sales Management The Red Bulletin Alfred Vrej Minassian (Ltg.), Thomas Hutterer, Stefanie Krallinger Media Sales Franz Fellner, Christopher Miesbauer, Nicole Okasek-Lang, Britta Pucher, Jennifer Sabejew, Johannes Wahrmann-Schär; Kristina Krizmanic (Team Assistant) anzeigen@at.redbulletin.com Sales Operations & Development Stefanie Boruta (Ltg.), Anna Schönauer Abo Abopreis: 25,90 EUR, 12 Ausgaben/ Jahr, getredbulletin.com, abo@redbulletin.at Druck Prinovis GmbH & Co. KG, Betrieb Nürnberg, D-90471 Nürnberg Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz Informationen zum Medieninhaber sind ständig und unmittelbar unter folgender Web-Adresse auffindbar: redbull.com/im/de_AT Redaktionsadresse Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com

THE RED BULLETIN Deutschland, ISSN 2079-4258 Länderredaktion David Mayer Lektorat siehe entsprechenden Eintrag bei Österreich Country Project Management Natascha Djodat Media Sales Matej Anusic, matej.anusic@redbull.com Thomas Keihl, thomas.keihl@redbull.com

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NIC OL AS MAHL ERS SPI T ZF EDERL ICHES CHAR A K T ER-K ABINE T T

Die nächste Ausgabe des RED BULLETIN erscheint am 11. Februar 2020. 98

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Verbrauch: 4,2 – 5,9 l/100 km. CO2-Emission: 109 – 128 g/km. Symbolfoto. Stand 12/2019. Die angegebenen Werte wurden nach den vorgeschriebenen Messverfahren VO (EG) 715/2007 (in der jeweils gültigen Fassung) im Rahmen der Typengenehmigung des Fahrzeugs auf Basis des neuen WLTP-Prüfverfahrens ermittelt.

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