The Red Bulletin März 2015 - AT

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ÖSTERREICH

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

SPEED SPECIAL

SO SCHNELL:

DIPLO Die wahrscheinlich

rappt Eminem 1560 Wörter schießt Messi 75 Tore verdient Bill Gates 150.000 Euro

längste Party der Welt

28 OUTDOOR-

TOOLS FÜR INSIDER

€ 2,50 MÄRZ 2015

THE ITALIAN JOB For mel -1-S t a r Da n iel R icciar do im V in t age - Racer a u f Sizilien FOTOGRAFIERT VON JIM KRANTZ


Ausgezeichnetes Design. zieht Blicke An. Seine markante Linienführung und die raffinierten Details machen den neuen Mazda2 zu einem echten Blickfang. Sein Innenraum definiert neu, was ein Auto seiner Klasse bieten kann.

effizienz. Ohne kOmprOmisse. Mit durchschnittlich 3,4 l/100 km und CO2-Emissionen von 89 g/km (SKYACTIV-D) sind die SKYACTIV Motoren im neuen Mazda2 die sparsamsten aller Zeiten. StartStopp-Automatik serienmäßig.

mehr Assistenten. für mehr sicherheit. Mit i-ACTIVSENSE bietet der neue Mazda2 radar- und sensorbasierte Assistenzsysteme, die in dieser Klasse ein Novum sind. Neu ist auch seine Auspark-Hilfe, die ums Eck schaut.

Jetzt vereint. fAhrer unD fAhrzeug. MZD Connect garantiert dank der Bedienung über den MultiCommander, den Touchscreen, die Multifunktionstasten am Lenkrad und per Sprachsteuerung ein Minimum an Ablenkung.


Die zukunft sAh nOch nie sO gut Aus.

Der neue mAzDA2 kOmmt.

Verbrauchswerte: 3,4 – 4,9 l/100 km, CO2-Emissionen: 89 – 115 g/km. Symbolfoto.

mEhr auf mazda.at


Der Neue AdAm Rocks

Alles Ausser lieb. Höher, stärker, wilder: Der Cityflitzer mit Crossover-Charakter. opel.at Verbrauch gesamt in l / 100 km: 4,5 – 5,5; CO2-emission in g / km: 105 – 129


DIE WELT VON RED BULL

26

DANIEL RICCIARDO

Sizilien, ein über 40-jähriger und ein 25-jähriger Racer, Saharastaub auf den Straßen: Daniel, Alfa, Targa, fantastico.

JIM KRANTZ (COVER), WARNER MUSIC

WILLKOMMEN! Daniel Ricciardo wurde 1989 in Perth geboren, als Kind einer Einwandererfamilie. Nun kehrte der Formel-1-Star mit spezieller Mission in seine Heimat Sizilien zurück: Ricciardo verbrachte ­einen Tag im Alfa Romeo T33 (Baujahr 1972, 700 kg, 400 PS) auf der Strecke der Targa ­Florio. Deren legendären Reiz kann man im Wesentlichen so zusammenfassen: 300 km/h, öffentliche Straßen zweifelhaften Zustands, ­jederzeit die Chance auf Begegnungen mit ­Lokalkolorit (Eselskarren o. Ä.). Ricciardo verliebte sich an diesem Tag. „Ich will jetzt auch ein historisches Rennauto“, verriet er unserem Autor Werner Jessner beim Heimflug. Viel Vergnügen mit diesem Heft! Die Redaktion THE RED BULLETIN

„Britney Spears machte mich zur Musikerin.“ CHARLI XCX, SEITE 77

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MÄRZ 2015

AUF EINEN BLICK GALLERY 10 AUGENBLICKE  des Monats

BULLEVARD

46

16 SPEED  Schnell erfahren, wie man schneller wird.

FEATURES

THE WANTON BISHOPS

26 Daniel Ricciardo

Die Reise zweier libanesischer Blues-Jünger zu den Wurzeln der Musik, die sie lieben.

Der Formel-1-Star und seine 400 PS starke Zeitreise nach Sizilien.

40 Anna Gasser

40

42 Mimu Merz

missbraucht ihr Publikum als Chor.

44 Jerzy Skarżyński

Der Lauf-Guru hat ein Rezept gegen dumme Gedanken bei langen Läufen.

46 The Wanton Bishops

54 ANNA GASSER

Vor fünf Jahren mit dem Boarden begonnen, heute Weltklasse: der unglaub­ liche Aufstieg der Slopestyle-Beauty.

70

DIPLO

Fotograf Shane McCauley begleitet den DJ-Superstar auf dessen Reisen. Uns zeigt er seine zehn besten Diplo-Bilder. 6

reisen zu den Wurzeln des Blues.

54 Cyclocross

Radfahren ist ein sauberer Sport? Hier nicht. Ein Querfeldein-Tag.

CYCLOCROSS

Der weltweite Boom der Querfeldein­ rennen geht von den USA aus. Wir verbrachten einen Tag in Schlamm und Eis.

64

HANNES ARCH

Die Trainings-Tipps des Red Bull Air Race-Stars. Und wieso Paul Kalkbrenner bei jedem Rennen dabei sein muss.

ACTION! 64 65 66 67 68 70 76 77 81 83 90 93 96 98

TRAINING  mit Hannes Arch CITY-GUIDE Brisbane PRO TOOLS  Martin Söderströms Bike TRAVEL  Höhlentauchen in Mexiko WATCHES  Die Welt am Handgelenk NIGHTLIFE  Auf Welttour mit Diplo CLUB  „Zukunft“, Zürich MUSIK  Das hört Charli XCX GAMING  „The Order: 1886“ ACTIVE STUFF  Trends, Innovationen SAVE THE DATE  Was so ansteht READ BULL  von Joey Goebel IMPRESSUM MAGIC MOMENT

THE RED BULLETIN

BALAZS GARDI/RED BULL CONTENT POOL, MIRJA GEH, JULIE GLASSBERG, SHANE MCCAULY, JOERG MITTER/RED BULL CONTENT POOL

fühlt sich in der Luft am wohlsten.


Unser Bester:

Frisch

im Kühlregal!

RAUCH – Qualität aus Österreich.


CONTRIBUTORS MIT AN BORD IM MÄRZ „Ornery schlug ihn direkt aufs Auge. Es war ein richtiger Schlag, einer, den man gern öfter ge­ sehen hätte.“ Autor Joey Goebel taucht in die Welt des Profi-Wrestlings ein, Seite 93.

SHANE McCAULEY

NOAH DAVIS

JOEY GOEBEL

Seit elf Jahren begleitet der Fotograf aus Los Angeles den DJ-Weltstar Diplo (Jahres‑ gage: zehn Millionen Dollar) bei dessen Live-Konzerten rund um den Globus. Das Ergebnis: ein bildgewaltiger Einblick in die Musik- und Partykultur von Melbourne bis Buenos Aires. Für uns hat McCauley, dessen Reportagen in „Vanity Fair“ und „Rolling Stone“ erscheinen, ein Best-of aus 600.000 Bildern zusam‑ mengestellt: die zehn legen‑ därsten Nächte mit Diplo – eine Party-Weltreise. „Corps DiploMatique“, ab Seite 70.

Der „New Yorker“ schätzt seine Analysen zur wirt‑ schaftlichen Entwicklung des US‑Fußballs. Wir schickten den Autor aus Brooklyn lieber in den Schlamm. Für seine Reportage über Cyclocross, den Hardcore-Radsport Quer‑ feldeinrennen, rückte Davis an einem frostigen Sonntag‑ nachmittag aus. Und zitterte so heftig, dass US-Champion Tim Johnson während des Interviews Kaffee brühen musste. Davis’ Resümee: „Ein toller Sport. Ich würde gnadenlos scheitern.“ „Die Einzelkämpfer“, Seite 54.

In der Satire, treffsicher und unverblümt, fühlt sich der US-Autor zu Hause. Darin kriegt man auch Übung, wenn man aus Kentucky stammt und jahrelang als Punk-Sänger den spießigen Joe Average geärgert hat. Als Musiker ist Goebel bis heute aktiv: Nach mehrjährigem Sammeln hat er 2014 ein Album unter dem Pseudonym Dr. Lawyer veröffentlicht. Anspieltipp: „Death Walks in the Waffle House“. Bei uns beschreibt der Autor Goebel die Rache eines betrogenen Ex-Wrestlers (Seite 93).

Rasant: Krantz (re.) und Ricciardo im 1972er-Alfa-Romeo

THE RED BULLETIN WELTWEIT

The Red Bulletin erscheint aktuell in elf Ländern. Auf dem US-­Cover: Skistar Ted Ligety

BACKSTAGE

Covershoot des Monats

mit Jim Krantz

Das Video zum Shooting: www.redbulletin.com/ricciardo

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Für die Coverstory begleitete der Reportage-Großmeister aus Chicago (Krantz fotografiert für „New York Times“ und „GQ“) Formel-1-Star Daniel Ricciardo auf der Strecke des historischen Targa-Florio-Rennens auf Sizilien. Sein Highlight: „Vom Beifahrersitz knipsen, während Daniel dem Alfa die Sporen gab.“

THE RED BULLETIN


ROCKSHELL CHRONO

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KILIMANDSCHARO, TAN SANIA

EISMANN Hundert Meter vom Gipfel entfernt kämpft sich Will Gadd, kanadische Eiskletter-Legende, durch eine Gletscherwand am Kilimandscharo: „Die Höhenlage setzte mir am meisten zu. Auf 6000 Metern über dem Meeresspiegel kannst du ja nicht mehr richtig gehen. Pull-ups im Eis sind da eine physische Grenzerfahrung“, so Gadd, der als erster Mensch die eisigen Überhänge am Kilimandscharo bezwang. Eine Erstbesteigung mit gemischten Gefühlen. Klimaforscher sagen voraus, dass die abgebildete Wand innerhalb der nächsten fünf Jahren schmelzen wird. www.twitter.com/gilwad Bild: Christian Pondella/Red Bull Content Pool

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K AP STADT, S Ü DAFRI K A

LEHRLAUF Südafrikas nationaler MX2-Meister Anthony ­Raynard ­fürchtet die Herausforderung durch Nachwuchsfahrer nicht. Er fördert sie. Für „Red Bull My Track“ öffnete er seine private Rennstrecke in Kapstadt. Und unterrichtete talentierte ­Motocrosser unter fünfzehn. Auf dem Lehrplan standen Starttraining, Sprünge über Whoops (kleine Kicker) und das Radienziehen. Und natürlich Anschauungsunterricht durch den Lehrer. www.anthonyraynard.com Bild: Tyrone Bradley/Red Bull Content Pool

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B ERLI N , D EUT S C H L AN D

SHOWTIME Bei Red Bull Flying Illusion trifft Top-Akrobatik auf Weltklasse-Illusionskunst. Seit März 2014 füllen die Berliner Breakdance-Weltmeister Flying Steps mit ihrer Tanzshow Hallen in Deutschland und der Schweiz. 2015 kommt die Show nach Österreich. ­Gezeigt wird ein Kampf Gut gegen Böse, ausgetragen mit Headspins, Locks und Phantasie. Ergebnis: ein Abend jenseits der Vorstellungs- und Schwerkraft. Red Bull Flying Illusion 2015: 11. – 13. 12., Wiener Stadthalle; Tickets: flyingillusion.redbull.com Bild: Ruud Baan/Red Bull Content Pool


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TH EM A D ES M O N ATS: S P EED – S C H N ELLER S EI N

SPEED

F L O Y D M AY W E AT H E R J R .

DIE SCHNELLSTE FAUST DER WELT Dieser Boxer ist nicht nur der schnellste, sondern auch der bestverdienende Sportler der Welt. Bescheidenheit hat dieser Mann nicht nötig: Er hat noch nie einen Kampf verloren und verdiente allein 2014 mit nur zwei Kämpfen über 100 Millio­ nen Dollar. Nicht umsonst ist sein Spitzname „Money“. „Rocket“ wäre aber auch passend: Seine Schläge kommen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 48 km/h daher – das ist gut fünfmal so schnell, wie eine Klapper­ schlange (9 km/h) zubeißen kann.

REUTERS, RAFAELA PRÖLL FÜR WIENER, RED BULL CONTENT POOL, GETTY IMAGES(2), YUSUKE KASHIWAZAKI/RED BULL CONTENT POOL ANNA HAZOD

SCHNELLER LESEN. SCHNELLER DENKEN. SCHNELLER SEIN.


Oh Susie

4 SPEED SONGS Was bringt Formel-1-­ Heroes auf Touren? Uns haben sie es verraten.

THE MORNING The Weeknd „Das ist ein Song, zu dem ich Rennen gewonnen habe. Ich höre ihn also sehr oft.“ Lewis Hamilton Mercedes

FOUR KICKS Kings of Leon „Ein cooler Song fürs Warm-up. Genauso wie ‚Molly’s Chambers‘.“ Jenson Button McLaren

BULLEVARD  S P E E D

DER ERSTE EINDRUCK

0,1 SEKUNDEN DAUERT DEINE CHANCE So nutzt du sie. Ja, es ist unfair: Unbewusst scannt dich das Gehirn deines Gegenübers binnen eines ­Augenblicks. Bestehst du diesen Sympathie-Test nicht, kannst du dich danach noch so sehr bemühen, es nutzt wenig. Gibst du dich später aber als Idiot zu erkennen, zählt auch der beste erste Eindruck nichts.

LÄCHELN Aber richtig! Die Mundwinkel nach oben und nicht zur Seite. Das wirkt sonst zu gestellt.

ROT TRAGEN Die Signalfarbe lässt dich attrak­ tive­r wirken. Sowohl auf Frauen als auch auf Männer.

? ROMANCE IS DEAD Parkway Drive „Ein bisschen Geschrei putscht mich auf.“ Daniel Ricciardo Infiniti Red Bull Racing

„… UND DU SO?“ Dein Gegenüber finde­t dich sym­ pathischer, wenn du ihn/sie zuerst ­erzählen lässt.

?

RICHTIG RIECHEN Der e­ igene Geruch wirkt aufs Gegenüber besser als ­jedes Parfüm. Oder eben leider nicht.

DIE TEST-PILOTIN Schon als Achtjährige hat sie bei Kartrennen den späteren Formel-1-Weltmeister Kimi Räikkönen überholt. Jetzt testet Susie Wolff bei Williams als erste Frau seit über zwanzig Jahren F1-Boliden. Wolff will kein Role ­Model sein, sie will einfach nur richtig schnell fahren. Und wir garantieren: Diese Frau steigt schneller aufs Gas, als irgendein Mann in diesen roten High Heels laufen kann.

GET LUCKY Daft Punk „Egal wie talentiert du bist und wie hart du ­arbeitest, es braucht immer etwas Glück.“ Pastor Maldonado Lotus

„Wenn du glaubst, alles unter Kon­ trolle zu haben, fährst du nicht schnell genug.“ MARIO ANDRETTI, F1-CHAMPION

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BULLEVARD   S P E E D

M A R AT H O N -„ R A P GO D “

Here’s a Maxi-Pad Kneel before General Zod this planet’s It’s actually disastrously bad Krypton, no Asgard, Asgard For the wack while I’m masterfully So you’ll be Thor and I’ll be Odin constructing this masterpiece yeah You rodent, I’m omnipotent ’Cause I’m beginning to feel like a Let off then I’m reloading Rap God, Rap God 3:00 Immediately with these bombs I’m totin’ And I should not be woken All my people from the front to the back nod, back nod I’m the walking dead Now who thinks their arms are long But I’m just a talking head, a zombie floating 1:30 enough to slap box, slap box? Let me show you maintaining this shit But I got your mom deep throating ain’t that hard, that hard I’m out my Ramen Noodle Everybody want the key and the secret We have nothing in common, poodle to rap I’m a Doberman, pinch yourself Immortality like I have got In the arm and pay homage, pupil Well, to be truthful the blueprint’s It’s me Simply rage and youthful exuberance My honesty’s brutal Everybody loves to root for a nuisance But it’s honestly futile if I don’t utilize Look, I was gonna go easy on you not Hit the earth like an asteroid What I do though for good to hurt your feelings and did nothing but shoot for the moon At least once in a while so I wanna make But I’m only going to get this one chance since (PPEEYOOM) sure (Six minutes, six minutes) MC’s get taken to school with this music Somewhere in this chicken scratch Something’s wrong, I can feel it ’Cause I use it as a vehicle to ‘bus the I scribble and doodle (Six minutes, six minutes, Slim Shady, rhyme’ Enough rhymes to you’re on) Now I lead a New School full of students Maybe try to help get some people Just a feeling I’ve got Me? Me, I’m a product of Rakim through tough times Like something’s about to happen Lakim Shabazz, 2Pac, N.W.A, Cube, hey, But I gotta keep a few punchlines But I don’t know what Doc, Ren If that means, what I think it means, 3:30 Just in case‚ cause even you unsigned Yella, Eazy, thank you, they got Slim Rappers are hungry looking at me we’re in trouble Inspired enough to one day grow up like ­it’s lunchtime Big trouble. And if he is as bananas Blow up and being in a position I know there was a time where once I as you say Was king of the underground I’m not taking any chances 2:00 To meet Run-D.M.C. and induct them Into the motherfuckin’ Rock n’ But I still rap like I’m on my Pharoahe You were just what the doctor ordered Roll Hall of Fame even though I walk Monch grind I’m beginning to feel like a Rap God, in the church So I crunch rhymes Rap God But sometimes when you combine And burst in a ball of flames 0:30 All my people from the front to the back Appeal with the skin color of mine Only Hall of Fame I’ll be inducted in is nod, back nod You get too big and here they come the alcohol of fame Now who thinks their arms are long trying to On the wall of shame enough to slap box, slap box? Censor you like that one line I said You fags think it’s all a game They said I rap like a robot, so call me On “I’m Back” from the Mathers LP ’Til I walk a flock of flames rap-bot One when I tried to say “I’ll take seven Off a plank and But for me to rap like a computer must kids from Columbine Tell me what in the fuck are you be in my genes Put ’em all in a line thinking? I got a laptop in my back pocket Add an AK-47, a revolver and a nine” Little gay looking boy My pen’ll go off when I half-cock it See if I get away with it now So gay I can barely say it with a ‘straight’ Got a fat knot from that rap profit That I ain’t as big as I was, but I’m face looking boy Made a living and a killing off it Morphin’ into an immortal coming You’re witnessing a mass-occur like Ever since Bill Clinton was still in office through the portal you’re watching a church gathering With Monica Lewinsky feeling on his And take place looking boy nutsack 4:00 You’re stuck in a time warp from two thousand four though Oy vey, that boy’s gay I’m an MC still as honest That’s all they say looking boy And I don’t know what the fuck that you But as rude and as indecent as all hell You get a thumbs up, pat on the back rhyme for Syllables, skill-a-holic (Kill ’em all with) And a “way to go” from your label every You’re pointless as Rapunzel This flippity, dippity-hippity hip-hop day looking boy With fucking cornrows You don’t really wanna get into a pissing You write normal, fuck being normal match 2:30 Hey, looking boy, what d’you say looking boy? And I just bought a new ray gun from With this rappity-rap I get a “hell yeah” from Dre looking boy the future Packing a mack in the back of the Ac I’mma work for everything I have Just to come and shoot ya 1:00 backpack rap, crap, yap-yap, Never asked nobody for shit Like when Fabulous made Ray J mad yackety-yack Git out my face looking boy ’Cause Fab said he looked like a fag and at the exact same time Basically boy you’re never gonna be At Mayweather’s pad singin’ to a man I attempt these lyrical acrobat stunts capable While he play piano while I’m practicing that of keeping up with the same pace looking Man, oh man, that was the 24/7 special I’ll still be able to break a motherfuckin’ boy, ’cause On the cable channel table I’m beginning to feel like a Rap God, So Ray J went straight to radio station Over the back of a couple of faggots and Rap God the very next day crack it in half All my people from the front to the back “Hey, Fab, I’mma kill you” Only realized it was ironic nod, back nod Lyrics coming at you at supersonic I was signed to Aftermath after the fact The way I’m racing around the track, speed, (JJ Fad) How could I not blow? All I do is drop call me Nascar, Nascar Uh, summa lumma dooma lumma you “F” bombs assuming I’m a human Dale Earnhardt of the trailer park, Feel my wrath of attack What I gotta do to get it through to you the White Trash God Rappers are having a rough time period I’m superhuman Innovative and I’m made of rubber, so 4:30 that anything you say is Ricochet in off a me and it’ll glue to you And I’m devastating more than ever demonstrating How to give a motherfuckin’ audience a feeling like it’s levitating Never fading, and I know that haters are forever waiting REBEL XD, SCHNELLSTER SPRINT-RAPPER DER WELT For the day that they can say I fell off, In einer Sekunde rappt er 18 Silben. Try this at home! they’ll be celebrating

1560 WÖRTER

„I’m coming to rock and I’m taking a rapper and I’m breaking ’em up“

’Cause I know the way to get ’em motivated I make elevating music You make elevator music “Oh, he’s too mainstream.” Well, that’s what they do When they get jealous, they confuse it “It’s not hip hop, it’s pop.” ’Cause I found a hella way to fuse it With rock, shock rap with Doc Throw on “Lose Yourself” and make ’em lose it I don’t know how to make songs like that I don’t know what words to use Let me know when it occurs to you While I’m ripping any one of these verses that versus you It’s curtains, I’m inadvertently hurtin’ you 5:00 How many verses I gotta murder to Prove that if you were half as nice, your songs you could sacrifice virgins to Unghh, school flunky, pill junky But look at the accolades these skills brung me Full of myself, but still hungry I bully myself ’cause I make me do what I put my mind to When I’m a million leagues above you Ill when I speak in tongues But it’s still tongue-and-cheek, fuck you I’m drunk so Satan take the fucking wheel I’m asleep in the front seat Bumping Heavy D & the Boyz Still “Chunky, But Funky” But in my head there’s something I can feel tugging and struggling 5:30 Angels fight with devils and Here’s what they want from me They’re asking me to eliminate some of the women hate But if you take into consideration the bitter hatred I had Then you may be a little patient and more sympathetic to the situation And understand the discrimination But fuck it Life’s handing you lemons Make lemonade then But if I can’t batter the women How the fuck am I supposed to bake them a cake then? Don’t mistake him for Satan It’s a fatal mistake if you think I need to be overseas And take a vacation to trip a broad And make her fall on her face and Don’t be a retard, be a king? Think not 6:00 Why be a king when you can be a God?

KEVIN MAZUR/GETTY IMAGES COPYRIGHT: SHROOM SHADY MUSIC, SONY/ATV RHYTHM, SONGS OF UNIVERSAL INC., COMEBACK KID PUBLISHING, HEBREW HUSTLE MUSIC, RUTHLESS ATTACK MUZICK, BIZA PUBLISHING INC., PINK PASSION MUZICK, BUGHOUSE, TWO BADD MUSIC

Jetzt hält Eminem auch  noch einen Weltrekord – ganz offiziell: die meisten  Wörter in einem Hitsong.  Topspeed: 6,5 Wörter pro Sekund­e. Trotzdem: Ein anderer ist noch schneller.


/redbulletin

Visual Storytelling Abseits des Alltäglichen

JULY 2014 R30

BEYOND THE ORDINARY

7

ADRENALIN PLAYGROUNDS

M AKING CH ANGE PAY

THE CAPTAIN OF ADVENTURE

TO BLOW YOUR MIND

So u th Afri ca’s b ri g htest so c i a l e ntre p re n e u rs

ALL-ROUND ACTION HERO WILL GADD IS A LIVING LEGEND IN THE TRUEST SENSE.

LI NKIN PARK On th e i r n ew album and Tw itte r ma d n ess NEYMAR JUNIOR, Brazilian Football Star

NEYMAR!

UK EDITION

BEYOND THE ORDINARY

19 WORLD

AWESOME

SHOT!

Action photo special

CA N T H E B OY GE NIUS WIN TH E WOR L D CUP FO R B R A Z IL?

CLASS WATCHES

UNDEAD FUNNY

QUEEN OF THE BEACH

2014’s most hilarious movie

Dave Grohl

PEAK FREEFALL

Adventure’s toughest task

EXCLUSIVE: the legend reaches into your mind and music’s future

PRINT

|

WEB

|

APP

|

SOCIAL

redbulletin.com


BULLEVARD   S P E E D

AUF DIE PL ÄTZE

JEDER GEGEN JEDEN Mensch gegen Maschine, Tier gegen Tornado, Rakete gegen Raketenauto, Berg gegen Bolt: vier Kategorien, vier Wettrennen, vier Überraschungssieger. 1

2

3

Im All Danke, luftleerer Raum: Die zwei Helios-Sonden flogen in den 1970er Jahren schneller als der schnellste Planet unseres Sonnensystems.

Helios-Sonde: schnellstes Merkur: Topspeed beim Ding der Menschheit Umrunden der Sonne

HELIOS 1 UND 2

1 2

MERKUR

3

APOLLO 10

Apollo 10: schnellste aller bemannten Maschinen

252.792 km/h

172.800 km/h

39.897 km/h 1

2

3

4

In der Luft North American X-15: 1967 Felix Baumgartner: Keiner knallte es den Rekord hin. fiel 2012 schneller als er.

NORTH AMERICAN X-15

1 2

FELIX BAUMGARTNER

3

OKLAHOMA TORNADO OUTBREAK

4

WANDERFALKE

390 km/h

Auch Berge bewegen sich. Die jährlichen fünf Millimeter Wachstum des Nanga Parbat werden aber durch Erosion wieder ausgeglichen.

ThrustSSC: Andy Green stieg 1997 aufs Gas.

2

3

Gepard: Sprintet schneller als alle anderen Landtiere.

USAIN BOLT  NANGA PARBAT

4

0,00000000057 km/h 1

2

Der Marlin ist Schnellster: kein Wunder mit der Nase

2

K-162  FLORENT MANAUDOU

K-162: sowjetisch, schnell und supergeheim

SCHWARZER MARLIN

1

1227,985 km/h

110 km/h

Das schnellste U-Boot bleibt eine Schätzung: Aus Sicherheitsgründen verrät keine Regierung der Welt, wie schnell die Dinger wirklich sind.

20

Nanga Parbat: Zeit ist relativ. Geschwindigkeit auch.

44,72 km/h

Im Wasser

3

4

Usain Bolts Rekord: 9,58 Sekunden über 100 Meter

THRUST SSC

1

3

7274 km/h

1357,6 km/h

1

GEPARD

Wanderfalke: im senkrechten Sturzflug unschlagbar

509 km/h

An Land

2

1999 wütete der schnellste Tornado durch Oklahoma.

3

Florent Manaudou: Welt­ bester über 50 Meter Freistil

130 km/h

82 km/h

8,88 km/h THE RED BULLETIN

MAX PLANK INSTITUT, NASA(2), WIKIPEDIA(2), JAY NEMETH/RED BULL CONTENT POOL, FOTOLIA(3), PICTUREDESK.COM(2), GETTY IMAGES(3)

Diesen Sieger kennt sogar noch dein Opa: Das schnellste bemannte Flugzeug ist schon ­beinahe 50 Jahre alt.


Stoppt den Plastikmüll! Jetzt Petition unterzeichnen: Zehn Millionen Tonnen Müll landen jährlich in unseren Meeren, der Großteil davon ist Plastik. Helfen Sie uns, die Verschmutzung unserer Umwelt zu stoppen: Unterzeichnen Sie jetzt die Petition gegen unnötiges Wegwerf-Plastik.

PL ASTIK

SMS mit „PLASTIK” an

0664 - 660 30 30*

* SMS-Preis laut Tarif, keine Zusatzkosten. Mit dem Absenden der SMS unterschreiben Sie die Petition gegen Wegwerf-Plastik und stimmen zu, dass Greenpeace Sie kontaktieren darf. Greenpeace dankt dem Red Bull Media House für die Unterstützung durch die Schaltung dieses Gratisinserats.

© www.jenseide.com

Ihr nächster Traumurlaub?


BULLEVARD   S P E E D

S T I L L H A LT E N!

SO SEHEN 632 TAGE AUS Michael Wesely belichtet seine Fotos gern jahrelang. Was währenddessen so geschieht:

2003

2. MAI 2003 Michael Wesely schaltet die Kamera aus.

4. APRIL 2003 Voodoo wird in Haiti o∞ziell als Religion anerkannt.

20. MÄRZ 2003 Die USA marschieren in den Irak ein, der ­Irakkrieg beginnt.

23. JULI 2002 Der Dow Jones fällt elf Tage in Folge und sinkt unter 8000 Punkte. Rekordtief.

30. MÄRZ 2002 Queen Elizabeth The Queen Mother (und Witwe von George VI.) stirbt mit 101 Jahren.

2002

1. JÄNNER 2002 Der Euro ersetzt in zwölf EU-Staaten die alte Landes­währung.

23. OKTOBER 2001 Der iPod von Apple kommt auf den Markt.

2001

11. SEPTEMBER 2001 Terroranschläge auf das World Trade Center und das Pentagon in den USA.

9. AUGUST 2001 Michael Wesely drückt auf den Auslöser.

MICHAEL WESELY, THE MUSEUM OF MODERN ART, NEW YORK (8.9.2001-5.2.2003) © BILDRECHT, WIEN 2014

26. JÄNNER 2003 Die Tampa Bay Buccaneers aus Florida holen Super Bowl XXXVII.


THE MUSEUM OF MODERN ART, NEW YORK (9. 8. 2001 – 2. 5. 2003) Weselys Langzeitbelichtung stellt den Prozess des Fotografierens in den Mittelpunkt. Die Renovierungsarbeiten am MoMA in New York werden eingefangen, nicht aber das fertige Gebäude. Wesely will damit neue Denkanstöße zu Erinnerung, Zeit, Bildern und Vorstellungskraft liefern.


BULLEVARD   S P E E D

An diesen Menschen solltest du dich nur messen, wenn du ein Riesen-Ego hast. Oder genauso schnell erfolgreich sein willst wie sie.

27 75 Tore

LIONEL MESSI erzielte mit neunzehn einen Hattrick gegen Real Madrid. Er war Weltfußballer der Jahre 2009 bis 2012 und hält den Torrekord in der UEFA Champions League.

18 2 Grammys

LORDE Die Jüngste auf der Liste ist auch schon längst ein alter Hase: Den ersten Plattenvertrag bei Universal bekam sie mit zwölf.

ALLES

WIEDER GUT Die Zeit heilt alle Wunden, heißt es. Manche brauchen etwas länger.

TATTOO Nach zehn Laser­ behandlungen ist das Tribal weg. ­Wegen der nötigen Pausen dauert das Ganze aber 14 Monate.

24

1,5 Mrd. US-$ EVAN SPIEGEL Der Snapchat-Erfinder mag Milliardär sein, zog aber erst letztes Jahr von zu Hause aus. Dafür kostete das neue Heim drei Millionen Dollar.

Kainraths 1×1

22

KNOCHENBRUCH Acht Wochen nach dem idiotischen Snowboard-Crash ist dein Unterschenkel wieder heil.

ALKOHOLEINFLUSS Wirkt länger, als man denkt: Der in 0,5 Li­ ter Bier enthaltene Alkohol wird in drei Stunden abgebaut.

2 Mrd. US-$

PALMER LUCKEY Hat die Virtual-RealityBrille Oculus Rift erfunden. Warum will ­jemand, der im echten Leben so erfolgreich ist, in eine andere Welt abtauchen?

Geschwindigkeit ist (richtiger) Weg durch Zeit.

SUPER-GAU Das Umland von Tschernobyl wird in 25.000 Jahren wie­ der von Menschen bewohnbar sein. Yay!

DIETMAR KAINRATH

FÜHLST DU DICH ALT?

GETTY IMAGES, JAMES KLOWE, AP PHOTO, PICTUREDESK.COM

KARRIERESTRESS


BULLEVARD  S P E E D

LIFE HACKS

DAS GEHT SCHNELLER! Im Laufe unseres Lebens verbringen wir über 100 Tage allein mit Zähneputzen. – Ein paar Tricks, damit mehr Zeit für wirklich wichtige Dinge bleibt. KNOBLAUCH SCHÄLEN Ganze Knoblauchzehen in einen festen Behälter geben und kräftig schütteln. Die Schale löst sich von allein. Wir haben’s probiert!

T-SHIRT FALTEN Leg das T-Shirt auf einen flachen Untergrund und ziehe in Gedanken zwei Linien (siehe unten, Bild 1).

1

CASH AB! Während du diese acht Seiten gelesen hast, haben andere Menschen so viel Geld verdient:

148.356  €

2

BILL GATES Warum arbeitet der Mann überhaupt noch?

256 € BIER KÜHLEN Bier in eine Schüssel mit kaltem Wasser, Eiswürfeln und Salz geben. Zwei Minuten später ist es perfekt kühl.

CRISTIANO RONALDO Gegen Floyd Mayweather Jr. beinahe ein armer Schlucker. Fasse das T-Shirt oben mit rechts, in der Mitte mit links.

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Falte von oben nach unten. Die linke Hand bleibt fix.

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ANGELA MERKEL Wir haben es gewusst: Mit Politik wirst du nicht reich.

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EIN EI KOCHEN Ein Ei in eine Tasse geben, eine mikrowellenbeständige Folie darüber und für 40 Sekunden ab in die Mikrowelle. Ziehe nun das T-Shirt mit der linken Hand hervor

Noch einmal beim Ärmel umfalten. Fertig!

Hört doch endlich auf! Hallo? Ihr da! Hey!

REUTERS

DIETMAR KAINRATH

Es gibt sehr nette Dinge, die, wenn sie andauern, ihren Reiz verlieren. Im Extremfall verwandeln sie sich in das: Weltrekorde, die keiner braucht. LÄNGSTER KUSS 58:35:58 Stunden Ekkachai und Laksana Tiranarat aus Thailand pressten 2013 länger als zwei Tage ihre Lippe­n aufeinander. Unser Rat: Lasst euch doch scheiden, wenn ihr einander nichts mehr zu sagen habt! THE RED BULLETIN

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LÄNGSTER LÄNGSTE KARAOKE-MARATHON TÄTOWIER-SESSION 101:59:15 Stunden 50:10 Stunden

John Isner und Nicolas Mahut mussten 2010 ihr Match in Wimbledon zweimal wegen der ein­ setzenden Dämmerung ­unterbrechen. Isner gewann. Und schied in der nächsten Runde aus.

Der Italiener Leonardo Polverelli trällerte 2011 insgesamt 1295 Lieder in die Karaoke-Anlage – vier Tage und vier Nächte lang! Das Publikum musste gnädigerweise nicht so lange bleiben.

DIE AUTOREN DIESER SEITEN Hat irgendwer Bill Gates’ Nummer?

DIALOG DER DOSEN Ja, gut, die Antwort ist falsch, aber ich wusste sie als ERSTER nicht!

2011 tätowierte Dave Fleet einem Kunden Szenen aus dem Leben Jesu Christi auf den Leib. Zwei Tage lang. So lebensnah wurde die Kreuzigung noch nie wiedergegeben.

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Sportwagen, wie sie auch bei der Targa Florio an den Start gingen, waren regle­ mentbedingt als Zwei­ sitzer ausgelegt – zu­ mindest am Papier –, um sich von den Mono­ postos der Formel 1 zu unterscheiden. ­Mitgefahren ist aller­ dings nie wer.

IM NAMEN DER TARGA Eine Reise in die Vergangenheit: mit F1-Star DANIEL RICCIARDO im 1972er-Alfa-Romeo T33 der Motorsport-Legende HELMUT MARKO auf den Spuren der Targa Florio. Text: Werner Jessner Bilder: Jim Krantz

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D

er Flieger senkt sich auf Palermo. Was ­erwartest du vom morgigen Tag, Daniel ­Ricciardo? Pause. „Dass ich lerne, einen 300 km/h schnellen Rennwagen auf öffent­ lichen ­Straßen zwischen Eseln zu bewegen.“ Es gibt ja eine schöne Geschichte über das älteste Straßenrennen der Welt, gegründet 1906 vom Industriellensohn Vincenzo Florio, in der genau so ein Tier anekdotisch vor­ kommt, nachzusehen in der famosen Doku­ mentation „The Speed Merchants“ über das Rennfahrerleben Anfang der 1970er Jahre. Trotz Stationen in Le Mans, Sebring und am Nürburgring schlägt das Herz des Streifens in Sizilien; Filmtipp! Daniel Ricciardos Familienwurzeln liegen in Ficarra, einem kleinen Dorf im Nordosten der Insel. Als sein Vater sechs Jahre alt war, wanderte die Familie nach Australien aus. Warum Perth und nicht New York, Kanada oder Wolfsburg? „Ehrlich gesagt habe ich nie danach gefragt.“ Daniel verbindet wenig mit Sizilien, bloß einmal sei er hier gewesen, fällt ihm ein, in der Kindheit, auf Familienbesuch oder 28

so. Sein Leben war australisch, da haben andere Dinge eine Rolle gespielt, zum Beispiel der Wunsch, Rennfahrer zu werden. Dank seiner zwei Jahre bei Toro Rosso hat er immerhin ein wenig Italie­ nisch gelernt („An manchen Tagen habe ich den Mechanikern italienisch geantwortet, wenn sie mich englisch angeredet haben“), aber grundsätzlich sei das Italienischste an ihm seine Liebe zu gutem Essen: „Hohe Qualität, liebevolle Zubereitung. Mit einer guten Pasta kann man mich jederzeit ködern.“ Waren die Helden der Targa daheim ein Thema? „Nein, Papa hat eher von der Formel 1 und Mario Andretti geschwärmt.“ Da waren die großen Jahre der Targa – italienisch für „Schild“ – längst vorbei. Was einst völlig harmlos, nämlich mit einem Dreikampf zwischen einem Reiter, einem Radfahrer und dem ersten Auto, das es auf Sizilien gab, begonnen hatte (es gehörte selbstverständlich Signor Florio), war Anfang der 1970er Jahre zu einem nicht mehr beherrschbaren Monstrum geworden. Auch wenn im Lauf der Jahre die Strecke mehrfach wechselte, galt es doch im Wesentlichen einen Rundkurs von etwa 72 Kilometern elfmal zu bewältigen. Man fuhr auf ganz normalen Straßen mit ihren Mauern, Abgründen und Löchern, durch Dörfer und Städte. In den Tagen vor dem Rennen schickte die Verwaltung Boten los, THE RED BULLETIN


„WA S ICH M IR VOM MORG IG EN TAG ERWA R T E ? DASS I C H LER N E, EI N EN 300 KM/H SC H N ELLEN R EN NWAG EN ZWISC H EN ESELN ZU B EWEG EN.“   D a n i e l R i c c i a r d o

„Ist mein Kopf damals eigentlich auch so weit aus dem Cockpit geragt?“, fragte Helmut Marko, als er Daniel im Alfa sah. Die Antwort: schon auch, aber vielleicht nicht ganz so arg. Der Sitz ist nämlich nicht mehr original – im Unterschied zum restlichen Auto.


Die Strecke führte einst durch Dörfer und Städtchen. Selbst wer es nicht live erlebt hat, vermeint das Lied des V8 zu hören, wie er durch die Gassen hetzt.

welche die Anrainer dazu aufforderten, „Kinder und Tiere ein­ zusperren“. Nicht alle hielten sich daran, im Gegenteil: Hundert­ tausende säumten die Straßen, das Menschenmeer öffnete sich vor den Rennautos und schloss sich hinter ihnen wieder. Die ­Sizilianer wollten die Autos nicht nur sehen, sondern berühren, am liebsten in voller Fahrt. (Was die Tiere geritten haben mag, weiß man nicht.) Da das Rennen zur Sportwagen-WM zählte, eskalierte zwangs­ läufig die Performance der Autos. Die großen Hersteller jener Tage stellten Werksteams, allen voran natürlich Porsche, Ferrari und der damalige Staatskonzern Alfa, der die Renn-Aktivitäten dem legendären Carlo Chiti und dessen Firma Autodelta über­ tragen hatte. Im Jahr 1972, aus dem der Typ T33 stammt, in dem sich Daniel gerade festschnallt, lautete das Match um den Sieg Ferrari (ein Auto mit den Fahrern Arturo Merzario und Sandro Munari) gegen nicht weniger als vier Alfa. In den frühen 1970er Jahren begann sich die Bedeutung von Sportwagenrennen und Formel 1 erst langsam in Richtung Monopostos zu verschieben. 30

Alle guten Rennfahrer (mit der bemerkenswerten Ausnahme von Jackie Stewart) fuhren in beiden Kategorien. Bei der 72er-Targa waren etwa Nino Vaccarella, Rolf Stommelen, Vic Elford und ­natürlich Helmut Marko am Start. Die Fahrer waren speed ­merchants, fahrende Händler, die ihren lauten Gasfuß ver­ kauften, daher auch besagter Filmtitel. Marko deutete während der Trainingsfahrten 1972 an, nicht gerade der größte Fan des Rennens zu sein: „Die ersten Runden waren ein Schock. Toine Hezemans hatte im Training einen Auf­ fahrunfall mit einem Esel, Reiter inklusive. Er wurde über den Heckspoiler katapultiert. Nino Vaccarella ist mit seinem Auto ­unter einem LKW verschwunden. Die Einheimischen haben als Sicherheitsmaßnahme Türen und Fenster vernagelt. Oben in den Bergen ist einst ein Auto verlorengegangen. Es hat einen halben Tag gedauert, um es überhaupt zu finden. Leitschienen gab es nicht, bloß hie und da überdimensionierte Heuballen.“ Wie überwindet man sich als vernunftbegabter Mensch, unter diesen Bedingungen Vollgas zu geben? „Als Rennfahrer vergisst THE RED BULLETIN


du alles, wenn du die Chance auf den Sieg hast. Das hat sich bis heute nicht geändert. Unsere Formel-1-Fahrer sind in Briefings die vernünftigsten Wesen der Welt, aber wehe, sie klappen das Visier runter.“ Damals mieteten sich die Teams in den Dörfern entlang der Strecke in Werkstätten ein, idealerweise mit einem Wirtshaus in der Nähe. Wurde eine schnelle Zeit eines Gegners gestoppt, setzten sich die Fahrer wieder in die Autos. Gute Rundenzeiten resultierten auch aus Streckenkenntnis: „Wir mussten nicht nur die Kurven auf den 72 Kilometern auswendig lernen, auch die wechselnden Straßenbeläge und Kuppen, auf denen du Bodenhaftung verloren hast.“ Trainiert wurde im öffentlichen Verkehr: anfangs mit schnellen Straßen-PKW, dann mit dem Rennauto. „Manchmal haben dich Carabinieri gestoppt und dir einen fertig ausgefüllten Strafzettel ins Cockpit gereicht. Die haben wir in der Box abgegeben. Es müssen hunderte gewesen sein.“ Was ist mit ihnen geschehen? „Weggeworfen, schätze ich.“ Im Rennen selbst teilte sich Marko das Auto mit dem Italiener THE RED BULLETIN

„OB EN IN DEN B ERGEN IS T EINS T EIN AU TO V ER LOR ENGEG A NGEN. ES HAT EI N EN HALB EN TAG G EDAU ERT, U M ES Ü B ER HAU PT ZU FI N D EN.“  H e l m u t M a r ko 31


„U N SER E F OR M EL-1- FA H R ER SIN D IN B R IEF ING S DIE V ER N Ü N F T IGS T EN W ESEN DER W ELT, AB ER WEH E, SI E KLAPPEN DAS VISI ER RU NTER.“   H e l m u t M a r ko 32


Aerodynamik, Sitzposition, Ergonomie? Nicht jammern, fahren. Es waren die 足Helden unter den Helden, die Autos wie dieses am 足Limit bewegen konnten.


Schuss: Straßenszene aus Cerda – fast wie damals, wenn man die in der Nebenstraße geparkten Fiat Punto und den Panda durch ­zeitgenössische 500er oder 124er ersetzt.

„M A NCH M A L H A B EN DIR DIE CA R A B IN IER I EIN EN S T R A FZE T T EL IN S COCK P I T GER EICH T. D I E HAB EN WI R I N D ER BOX ABG EG EB EN.“   H e l m u t M a r ko


Nanni Galli, der, so hörte man später, wegen eines Todesfalls in der Familie ein wenig unkonzentriert gewesen sein soll. Beim letzten Fahrerwechsel verpasste er den Bremspunkt, rodelte ­geradeaus in die Mauer und musste auf Wagenhebern wieder ­zurückgezogen werden. Nun lag es an Marko, die Kastanien aus dem Feuer zu holen: Marko auf Alfa oder Merzario auf Ferrari, kein anderer kam noch für den Sieg in Frage, und Marko hatte über zwei Minuten Rückstand. Was folgte, war das Rennen seines Lebens, ein Rausch, in dem er sich mit dem unterlegenen Alfa buchstäblich bis ans Getriebe des Ferrari heranarbeitete. Doch auf der langen Gerade im letzten Streckenabschnitt spielte Merzario den Leistungsüberschuss seines Zwölfzylinder-Ferrari im Vergleich zum Achtzylinder-Alfa aus und rettete 16 Sekunden Vorsprung ins Ziel. Für Helmut Marko steht seither die schnellste jemals bei der Targa Florio gefahrene Rennrunde zu Buche: 33 Minuten und 41 Sekunden, was einen Schnitt von 128,253 km/h ergibt. Selbst ein Profi wie Daniel Ricciardo staunt über die rustikale Konstruktion des T33, der die Chassisnummer 11572-002 trägt und dessen korrekte Bezeichnung wegen diverser Evolutions­

Gegenschuss, Cerda heute: Wo die Tifosi einst Fäuste gereckt und Fahnen geschwenkt haben, knipsen sie heute kollektiv mit i­ hren Smartphones.

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stufen eigentlich T33/TT/3 lautet. Das Auto fuhr noch bis 1975 die großen Rennen seiner Tage und wurde im Anschluss nach Griechenland verkauft, um letztlich über den Umweg Schottland im Jahr 2012 an die heutigen Besitzer zu gelangen. Fest steht: Der Preis des Geräts ist mit jedem Inhaberwechsel gestiegen.  Die Sicherheit des Fahrers hingegen wird unverändert geringgeschätzt, ist er doch links und rechts von zwei 60-Liter-Benzintanks umgeben, während die vordere Crash-Struktur im Wesentlichen aus einem grob aus Alu geschnittenen Alfa-Romeo-Logo und den Fahrerschienbeinen besteht. Auch die Sitzposition ­spottet jeder Beschreibung: Der Gasfuß wird von einem Teil des Rahmens in seiner Arbeit behindert, während großgewachsene Fahrer dar­ auf achten müssen, mit dem linken Knie nicht irrtümlich den Schalter für eine der Benzinpumpen zu betätigen. Die Kupplung ist eine streng eingestellte Beinpresse, das Lenkrad winzig klein und steht so flach wie bei einem Autoscooter. Geschaltet wird ganz normal mit Kupplung und einer H-Kulisse. „Nur in der ­Formel Ford bin ich einst so ein Schaltschema gefahren“, erzählt Ricciardo, „und ich war damit nicht besonders gut.“ Das stimmt womöglich auch hier, doch weil es nicht um Zehntel- und Hundertstelsekunden geht, kann er das genießen:

„Reine Handarbeit. Anstrengend, aber lustig.“ Hehrste Aufgabe der Fahrerfrauen der Generation Marko war es, ihren Helden die Hände mit Mullbinden zu verarzten, so schlimm waren die Vibra­tionen der bis zu 300 km/h schnellen Autos auf den schlechten Straßen. Marko: „Nach einem Sportwagenrennen warst du am ganzen Körper zerschunden. Diese Autos zu fahren bedeutete höchste körperliche Anstrengung.“ Dass der Alfa T33 richtig abgehen würde, hatte Daniel geahnt: ­Weniger als 700 Kilo treffen auf – je nach Drehzahllimit – über 400 PS, dazu ein Fahrwerk auf der Höhe der damaligen Kunst: „Er macht, was man von ihm erwartet. Ein richtiges Rennauto!“ Bei jedem Stopp, in jedem Dorf wird Ricciardo erkannt und steht innert Minuten inmitten von Tifosi. „Du bist einer von uns“, bedeuten sie ihm, „magst du etwas essen, und wann fährst du für Ferrari?“ Daniel sagt dann immer „Jaja“ und „Gut“ und „Schauen wir mal“. Die Liebe der Italiener zum Motorsport ist riesig und kann manchmal richtiggehend erdrückend sein. Aber zum Glück gibt es ja den Rennwagen als Rückzugsgebiet und weitere Meter geschichtsträchtiger Strecke. Eine komplette Targa-Florio-Runde im historischen Gefährt ist heute unmöglich. Die Straßen sind in einem fürchterlichen

Während des Rennens säumten damals hunderttausende Zuschauer die sonst verschlafenen Hügel, Täler und Haine Siziliens.

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Such den Grip: Wüstenstaub aus der Sahara trifft auf wechselnden Straßenbelag.

K AUM 700 K ILO T R EF F EN AUF ÜB ER 400 P S, DAZU EI N FAH RWER K AU F D ER H Ö H E D ER DAMALI G EN KU NST.

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Zustand, sogar für Leihwagen bedrohlich, ganz zu schweigen von einem mehr als vierzig Jahre alten Sportgerät, das mit seinen winzigen 13-Zoll-Vorderrädern dazu konstruiert wurde, maximal tief am Boden zu kauern. Theoretisch könnte man die Straßen natürlich sanieren, aber in der Praxis scheitert das bekanntlich an sizilianischer Politik und unklaren Zuständigkeiten. Höchstens wenn eine Fahrbahnseite um ein paar Meter abgesackt ist, erbarmt sich jemand und markiert die Stelle mit Pylonen. Das alles hat freilich auch etwas Gutes: Daniel kriegt die Filetstücke der Runde serviert, mit gutem Asphalt und schönen Kurven. Er lässt den Alfa durchaus fliegen, wenngleich mit Respekt vor dem rutschigen Straßenbelag, auf dem ständig ein Hauch SaharaSand liegt. Es brüllt der Achtzylindermotor, es schwänzelt das Heck, es grinst Daniel unter dem offenen Helm, dass man es fast bis nach Neapel rüber sehen kann. Abends im Flugzeug nach Hause wirkt er nachdenklich. Was hat dieser Tag mit dir gemacht? „Ich muss Vater endlich fragen, warum die Großeltern damals nach Australien gegangen sind.“ Pause. „Vielleicht verstehe ich jetzt besser, was Helmut meint, wenn er von früher erzählt, auch wenn ich es nie ganz verstehen werde. ­Dabei war noch nicht einmal ein Esel auf der Strecke.“ Pause. „Aber eins weiß ich: Ich will jetzt auch ein historisches Rennauto.“ www.redbullracing.com

ES B RÜL LT DER ACH TZ Y L IN DER M OTOR , ES SCH WÄ N ZELT DAS H ECK , ES G R I NST DAN I EL .


Keine Statisten: Aus allen Häusern strömten Zuseher, um zu staunen.

TARGA FLORIO

GETTY IMAGES(3)

Eines der großen Langstreckenrennen, vielleicht das ärgste. Seine Geschichte. Anno 1900 ließ sich der Unternehmersohn Vincenzo Florio, der auf Reisen durch Europa das Automobil entdeckt hatte, aus Paris ein De-Dion-BoutonMotordreirad kommen. Da allein fahren wenig Spaß macht, organisierte er eine Wettfahrt zwischen Dreirad, Pferd und Radfahrer. Der Velozipedist kollabierte in den Bergen, beim Gefährt überhitzte der Kühler. Dennoch gilt das Ross nicht als erster Targa-Sieger. Die o∞zielle Geschichtsschreibung des Rennens beginnt 1906. Florio hatte dem Drängen von Henri Desgrange nachgegeben, der sich ein ­Autorennen auf Sizilien wünschte. Desgrange, Herausgeber von „l’Auto“ in Frankreich, hatte soeben die Tour de France erfunden, um das Sommerloch seiner Zeitung zu stopfen. Ein Autorennen auf Sizilien war die perfekte Portfolio-Erweiterung. Zehn Autos gingen bei der

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Premiere an den Start, der Sieger, Alessandro Cagno, brauchte für die 148 Kilometer neuneinhalb Stunden. Über die Jahre verkürzte man die Runde bis auf 72 Kilometer und erhöhte die Runden­ anzahl auf maximal elf. Mit elf Siegen erfolgreichste Marke auf der Targa Florio ist Porsche. Die Typbezeichnung „targa“ für Modelle mit herausnehm­ barem Dach geht auf dieses Rennen zurück. Alfa kommt auf zehn Siege, hält allerdings die Bestmarke schnellster Runden (10). 1973 zählte die Targa letztmals zur Sportwagen-WM. Eine Vielzahl von Unfällen, ­darunter zwei tödliche, ließen die Behörden handeln, doch die Italiener machten auf ­eigene Faust bis 1977 weiter. Heute werden unter dem alten Namen ein Oldtimer-Bewerb und eine Rallye ausgetragen.

Messina

Palermo

SICILIA Siracusa

Esel, Strohballen, Haus­mauern, freilaufende ­Zuschauer: Ende der 1970er Jahre war die Targa endgültig zu gefährlich geworden.

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„Sind Sie verrückt, Frau Gasser?“

Österreichs 23-jährige Slopestyle-Hoffnung begann erst vor fünf Jahren mit dem Snowboarden. Im Vorjahr sprang sie in die Weltklasse. Ihr Erfolgsrezept? Sportakrobatik und nächtliche Männer-Videos.

The Red Bulletin: Das Titelbild Ihres Facebook-Accounts zeigt Sie am Kopf auf einer Slackline zwischen Haus­ dächern balancierend … Anna Gasser: … na ja, nicht ganz (schmunzelt). Es ist ein Rückwärtssalto mit offenen Beinen auf dem Trampolin. Zufällig war beim Foto im Hintergrund eine Stromleitung. Jetzt wirkt das wie ein Kopfstand auf einer Leine. Dennoch … schöne Körperspannung. Ein Souvenir meiner ersten sportlichen Karriere, da war ich sechsmal Staats­ meisterin in Sportakrobatik. Dass Sie jetzt in Slopestyle mit Ihren Sprüngen Maßstäbe setzen, ist wohl ­Ihrer Zeit als Turnerin zu verdanken? Ja, ich denke schon. Und außerdem bin ich Airtime einfach gewohnt, von klein auf. Ich war immer schon das kleine Mädel, das in die Luft geschleudert wurde und Saltos gemacht hat. Beim Snowboarden hilft mir das wirklich. Ich kann mich in der Luft retten, auch wenn beim Absprung was schiefgeht. Irgendwie schaffe ich es immer, auf den Füßen zu landen. Haben Sie tatsächlich erst mit 18 Jahren mit dem Snowboarden begonnen? Als Kind habe ich es einmal probiert und mich wirklich gelangweilt dabei. Vor fünf Jahren, im November 2009, hat mich mein Großcousin mitgenommen, und da hat es mich auf Anhieb begeistert. Vor ­allem das Springen. Ich bin gesprungen, bevor ich richtig snowboarden konnte. Ihr erster Flip? Fünf Monate später bin ich meinen ersten Backflip gestanden. Kein üblicher Anfänger-Sprung … Er war aber für mich irgendwie natürlicher als zum Beispiel 360-Grad-Drehungen, auch wenn die einfacher sind. Im Februar 2014 gewannen Sie die Olympia-Qualifikation in Sotschi und waren plötzlich Medaillen-Anwärterin. 40

Wie schafft man es so schnell in die Weltspitze? 2009/10 war mein letztes Schuljahr, und da war ich im Winter so gut wie jeden Tag snowboarden. Da hat mich auch der Ehr­ geiz richtig gepackt. Im Frühjahr hab ich gesagt, jetzt probiere ich alles, um besser zu werden. Und habe nach der Matura ein Jahr Auszeit genommen. Nur fürs Snowboarden. Zuerst im Sommer daheim am Gletscher, im Winter bin ich dann für ein halbes Jahr in die USA gegangen. Was haben denn Ihre Familie und Ihre Freunde zu dieser doch ziemlich radikalen Entscheidung gesagt? Die haben mich für verrückt gehalten. Es ist aber alles dann irgendwie selbst­

„Ich konnte mit dem Board springen, bevor ich fahren konnte.“ verständlich weitergegangen. Ich war ein­ fach boarden, ohne Trainer, ohne Con­ tests, aber in Amerika habe ich gesehen, dass ich mit Mädels mithalten kann, die an Contests teilnehmen. Mein erster Wett­ bewerb war 2010 der „Pop ’n’ Drop“ in Flachauwinkl, bei dem ich Fünfte wurde. Wie entsteht ein neuer Trick? Die Ideen hole ich mir aus Videos von Snowboard-Jungs. Ich schaue wirklich extrem viele Videos, manchmal auch stundenlang, mitten in der Nacht. Meine Freunde denken schon, ich lebe in einer Snowboard-Welt. Und wie setzen Sie die Ideen dann um? Ich muss mir den Trick zuerst ganz genau vorstellen können … wie er aussieht und

sich anfühlt. Den Cab Double Cork 900 (doppelter Rückwärtssalto mit halber Drehung, den Anna Gasser 2013 im Training in Neuseeland als erste Frau stand; Anm.) hatte ich ein Dreivierteljahr im Kopf. ­Zuerst bin ich den einfachen gesprungen, immer wieder, hunderte Male – bis ich den im Schlaf konnte, auf jedem Kicker, jeder Größe. Danach habe ich einfach versucht, jedes Mal noch ein bisschen schneller zu drehen. Vor welchen Bedingungen fürchtet sich eine Slopestylerin? Angst habe ich vor Wind, vor allem wenn er von vorn kommt. Männer können da­ mit ja besser umgehen. Aber mit meinen 50 Kilo … wenn da die Böe reinfährt, ­verbläst es mich einfach. Keine Chance. Dann wird der Sprung zu kurz, und man landet im Flachen statt im steilen Hang – dann wird’s gefährlich für einen Slope­ styler. Beim Landen im Flachen passieren die meisten Verletzungen, hauptsächlich in den Knien. Was bei den Herren vor zehn Jahren ein Double Cork 1080 war, ist heute ein Triple 1440. Gibt es überhaupt ­physikalische Grenzen in eurem Sport? Bei den Männern haben wir sie erreicht, glaube ich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen Vierfachsprung geben wird. Die Kicker müssten riesengroß werden, damit er sich ausgeht. Und da wäre das Risiko einfach zu hoch. Ich hoffe auch, dass sich durch den Olympiasieg von Sage Kotsenburg etwas ändert … der setzt auf Stil und Kreativität statt auf immer höhere Schwierigkeitsgrade. Wie sieht es bei den Damen aus? Da gibt’s schon noch Potential. Ich glaube, wir sind bald so weit, dass wir regelmäßig Doubles und 1080s in den Contests haben werden. YouTube-Video von Gassers Signature Jump: Suchbegri≠ „Anna Gasser Cab Double“ THE RED BULLETIN

MIRJA GEH

Text: Ulrich Corazza


Name Anna Gasser Geburtsdatum/-ort 16. August 1991, Villach Erfolge Sieg beim O’Neill Pleasure Jam 2014 Sieg bei der OlympiaQualifikation 2014 Slopestyle-Silbermedaille bei der Snowboard-WM 2015 Hobbys Sportakrobatik, Musik, Lesen


MIMU MERZ

„Ich missbrauche das Publikum als Chor“ Sie dreht die deutsche Sprache durch den Fleischwolf und lässt ihr Konzertpublikum Zeitungsartikel brüllen. Die steirische Musikerin macht Kunst, die eines nicht will: bloß unterhalten.

Mimu Merz verlangt von ihrem Konzert­ publikum mehr als nur Aufmerksamkeit: nämlich Zeitungen zu zerreißen, aus voller Kehle zu brüllen und sich gegenseitig ­anzurufen. Um die Besucher aus ihrer ­Lethargie zu reißen – und sie als Chor zu missbrauchen, sagt sie. Ziel der dreißig­ jährigen Künstlerin ist, zu überraschen. Und das tut sie mit Erfolg: Ihr Debütalbum „Elegies in Thoughtful Neon“ (2013) wur­ de vom deutschen Feuilleton für seine elektronischen Chansons und Kunstwörter wie Würstelblower und Geistesgegenwehr gefeiert. Für ihr Radio-Drama „Häcking“ verlieh Ö1 ihr den Kurzhörspielpreis 2014. Und im letzten Herbst wurde Merz unter 6000 internationalen Bewerbern als eine von 60 Jungmusikern für die Red Bull ­Music Academy in Tokio ausgewählt. the red bulletin: Bei Ihren Konzerten lassen Sie das Publikum Tageszeitungen zerfetzen. Warum eigentlich? mimu merz: Jeder Besucher reißt sich ­einen Schnipsel heraus. Das kann der Bildtext vom Seite-3-Busenmädchen sein oder eine Autoanzeige. Dann lasse ich die Leute ihre Textabschnitte vorlesen. Zuerst leise, dann in Gesprächslautstärke. Und am Ende müssen sie ihren Text brüllen. Drei Minuten lang. Und ich singe darüber. Interessante Strategie … Ich missbrauche das Publikum als Chor. Außerdem hole ich die Besucher so aus ihrer passiven Konzert-Lethargie. Wie bringt man Leute zum Brüllen? Es braucht kaum Überredungskunst, fast immer machen alle mit. Und das ist auch wichtig. Denn wenn der ganze Raum teil­ nimmt, dann entwickelt dieser Chor eine extreme Kraft. Die Leute brüllen, sie lassen 42

alles raus. Aber am ärgsten ist die Stille danach. Es ist wie ein Aufwachen; jeder ist voll da. Ein intensiver Moment. Zeitunglesen als Therapieform? Es müssen keine Zeitungen sein. Ich ver­ wende für meine Interaktionen Dinge, die billig sind oder die jeder hat. Wie Handys. Wie lassen sich Handys missbrauchen? Meine Anweisung: Dreht die Lautstärke voll auf, ruft euch gegenseitig an und ­haltet die Handys zusammen. So entsteht eine Lärmwolke aus Rückkopplungen. Die bildet dann die Basis für meine Songs.

„Am Ende müssen die Besucher ihren Textabschnitt brüllen. Drei ­Minuten lang. Und ich singe drüber.“ Die Berliner „taz“ feierte Sie in einem Artikel zu Ihrer Debütplatte als mani­ sche Wortverdreherin. Woher rührt die Lust am Spielen mit der Sprache? Die erwachte, als ich einige Jahre in Frankreich lebte. Durch die Distanz zum Deutschen. Wenn du stundenlang ein­ gezwängt in der Pariser U-Bahn sitzt, hast du viel Zeit, Wörter zu zerlegen. So kamen Sie auf Dinge wie Siezfleisch? Genau. Oder Hufberichterstattung. Das fiel mir zur Zeit des Pferdefleisch-LasagneSkandals ein. Damals wurde viel huf­ berichterstattet.

Diese Wortschöpfungen bildeten auch die Grundlage für Ihr Hörspiel „Häcking“. Worum geht es darin? Es ist eine Geschichte ohne lineare Narra­ tion. Ein innerer Monolog aus seltsamen Wortkreationen, Nachrichtenfetzen und unnützen Wikipedia-Fakten. Aus Fakten wie: „Dichtet man Brief­ tauben das rechte Nasenloch ab, brau­ chen sie deutlich länger nach Hause, als wenn man ihnen das linke zuklebt.“ Das stimmt tatsächlich! Zumindest habe ich es im Internet gelesen. Es ist ein Bei­ spiel für tausende unnütze Informationen, die wir täglich aufschnappen. Kennen Sie das YouTube-Video mit dem Ziegelstein in der Waschmaschine? Nein. Was passiert darin? Sie beginnt zu schleudern, dann zerreißt es sie Stück für Stück. Eine schöne Ana­ logie für den Info-Overkill unserer Zeit. Letzten November nahmen Sie an der Red Bull Music Academy in Tokio teil. Was war Ihr Eindruck? Es war das beste Feriencamp, das ich als Kind nie hatte: Musiker aus aller Welt ­arbeiten zwei Wochen lang zusammen. Der perfekte Ort, um Kontakte zu knüpfen und über den Tellerrand zu schauen. Bis 4. März läuft die Bewerbungsphase für die nächste Ausgabe der Red Bull Music Academy, diesmal in Paris. Haben Sie Tipps für interessierte Musiker? Das Wichtigste bei der Bewerbung ist, sich nicht zu verstellen. Sich nicht zu über­ legen, was gut ankommen könnte. Un­ bedingt auch schrägere Songs einschicken. Am meisten zählen bei der Academy ­Persönlichkeit und Individualität. Details zur Bewerbung gibt’s auf: www.redbullmusicacademy.com THE RED BULLETIN

LUPISPUMA

Text: Florian Obkircher


Name Miriam Moné Geburtsdatum/-ort 7. August 1984, ­Judenburg, Steiermark Erster Karrierezweig Bevor sie Musik machte, gestaltete sie Visuals für Electro-Künstler wie Ellen Allien und Modeselektor. Hauptinstrument Der Laptop. Damit komponiert sie ihre Songs, die zum Teil auf Geräuschen von Hundekämpfen und Autounfällen basieren. Hörproben www.liska-records.com


„Wie bewältigt man einen Marathon im Kopf, Jerzy Skarżyński?“ Der polnische Ausnahmeathlet, Trainer und Bestsellerautor hat dutzende Marathons bestritten, etliche davon gewonnen – und sich vor jedem einzelnen gefürchtet.

the red bulletin: Es heißt, Sie hätten vor der Marathondistanz Angst. jerzy skarżyński: Stimmt. Und diese Angst ist gut. Du darfst Angst haben, du sollst Angst haben – und du sollst sie ­besiegen, jedes Mal aufs Neue. Dazu muss man … … hingehen und antreten, korrekt. Man kneift nicht. Niemals. Warum waren die ominösen 42,195 Kilo­ meter eine solche Barriere für Sie? Ich tastete mich über Fußball und die 400 Meter an die 10.000 und später 15.000 Meter heran. Einen Marathon zu beenden war anfangs unvorstellbar für mich. Wie haben Sie sich mental vorbereitet? Ich wollte gewinnen, schon als Kind. Ich habe gedacht: Was ist der Preis? Wie gern würde ich gewinnen? Ich habe mir die Gegner vorgestellt, wie sie laufen, wann ich sie überholen werde. Ich habe die Fans gesehen, an denen ich vorbeilaufen würde. Allein diese Gedanken haben mein Gehirn mit Adrenalin geflutet. Wie macht das ein Hobbysportler? Mit einem klaren Ziel und Vernunft. Die Vernunft sagt: „Jedes Training bringt mich meinem Ziel näher.“ Solange du gesund bist, sollst du laufen. Wenn dein Körper trotzdem nicht will, bist du nur faul. Trai­ niere konstant, selbst wenn du glaubst, es wäre zu wenig. Übereifer ist schädlich für deinen Körper. Und taste dich an größere Distanzen behutsam heran: Kannst du zehn Kilometer laufen, versuche es beim nächsten Mal mit elf und schau, was dein Körper sagt. Bei Kilometer 25 kommt die mentale Komponente ins Spiel … Wie ist das zu verstehen? Spätestens nach 25 Kilometern kommen dumme Gedanken: „Es ist noch viel zu weit“ oder „Das schaffe ich nicht“. Das 44

zieht einen runter. Und du musst dem entgegenwirken, Grenzen im Kopf ver­ schieben, deine Psyche kontrollieren. Wie geht das, bitte? Versuche lange Läufe als Abenteuer oder Ausflug zu sehen. Du wirst lange und langsam laufen müssen. Lauf dir geistig also nicht davon. Mach dir vor dem Start klar, dass es dauern wird. Die Einstellung vor dem Lauf macht sehr viel aus. Machen das Spitzenläufer auch so?

„Solange du ­gesund bist – lauf! Will dein Körper trotzdem nicht, bist du nur faul.“ Die müssen ständig GPS und Puls kon­ trollieren und haben keine Zeit, dumme Gedanken zu entwickeln. Kann man Marathons überhaupt lieben? Ja. Es ist wunderbar, wenn man weiß, was man tut, und gut und langfristig Form aufbaut. Vor dreißig Jahren bin ich mit 2:11 Stunden meine Marathon-Bestzeit gelaufen. Jetzt bereite ich mich wieder auf ­einen vor – und ja, ich freue mich drauf! Sie nehmen am Wings for Life World Run teil. Ihre Ziele? 2015 will ich den 42,195 Kilometern so nahe wie möglich kommen. 2016 ist das Ziel eine Ultra-Marathon-Distanz, also ­alles jenseits dieser Distanz. Was zeigt der persönliche Lauf-Tacho? In den letzten 43 Jahren waren das in

Summe 170.000. Man hat mir Abnützun­ gen prophezeit und Schmerzen im Alter. Aber mir geht’s prima, nichts tut weh. Man muss halt auf den Körper hören. Wie waren die Trainingsbedingungen hinter dem Eisernen Vorhang? Ungefähr so wie das Essen. Ich erinnere mich an ein Trainingslager, in dem es zwei Monate lang nur Fisch gab. Zwei Monate! Meine Trainingsanzüge musste mir ein Bekannter nähen, Schuhe ließ ich mir aus dem Westen schicken, es gab kein ver­ nünftiges Höhentraining. Ich schau nicht gern zurück. Am meisten geschmerzt hat, dass wir als enorm starkes Team 1984 nicht zu den Olympischen Spielen nach L. A. reisen durften. Dennoch hatte ich als Profi wahrscheinlich ein besseres Leben als so manch anderer in diesem Land. Erfreulichste Karriere-Erinnerung? Neuseeland. Ich habe mich dort zwei ­Wochen auf einen Lauf vorbereitet, dann weitere zwei auf den nächsten. Es gab Bier, Eis und alles zu essen, was ich wollte … die schönste Zeit meines Lebens. Eine Erinnerung zur Motivation? Der Wien-Marathon 1984. Die Äthiopier, von vielen favorisiert, sind am Start ein zu hohes Tempo gegangen, und wir fingen sie nach 30 Kilometern der Reihe nach ab. Unsere Fans sangen polnische Lieder und jubelten uns zu. Mein Teamkollege Antonin Niemczak hat gewonnen, ich wurde hinter ihm Zweiter. Am 3. Mai 2015 erfolgt an 35 ­Orten in 33 Ländern auf der ganzen Welt zeitgleich der Start­ schuss zum Wings for Life World Run 2015. Wer schafft es, dem Catcher Car am längsten zu ent­ kommen? Alle Infos zum World Run und Anmeldung: www.wingsforlifeworldrun.com THE RED BULLETIN

MICHAL JEDRZEJEWSKI/RED BULL CONTENT POOL

Interview: Werner Jessner & Arek Piatek


Name Jerzy Skarz˙yn ´ ski geboren am 13. Jänner 1956 Größe/Gewicht 177 cm, Wettkampfgewicht: 60 bis 63 kg, aktuell: 68 kg Erfolge Marathon-Siege in Warschau und Leipzig. Persönliche Bestzeit: 2:11:42 Stunden, aufgestellt im April 1986 in De˛bno (Polen)


AUF DEN SPUREN DES

BLUES Die Geschichte einer libanesischen Blues-Band und ihrer Reise ins Mutterland der Musik, die sie lieben. Text: Andreas Tzortzis Bilder: Balazs Gardi


Nader Mansour (stehend) und Eddy Ghossein. ­ emeinsam sind sie G The Wanton Bishops.

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D

ie Frenchmen Street ist ein bisschen so ­etwas wie eine musikalische Schlagader von New Orleans. Nicht einmal der ­Umstand, dass das in so gut wie allen ­Reiseführern erwähnt wird, kann daran wirklich was ändern, abgesehen von Schönheitsfehlern freilich, wie jene Gruppe ­betrunkener Touristen, traurige Überbleibsel eines Ferienwochenendes, die an diesem Montagabend auf dem Bürgersteig vor den Eingängen zu den BluesClubs herumgrölen und nicht nur wegen ihrer unfreiwillig komischen Hüte die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sie torkeln auch an einem bärtigen, ­tätowierten Kerl vorbei, der vor dem Eingang eines Clubs steht, rote Marlboro raucht und mit ein paar anderen Kerlen auf Arabisch und Englisch herumwitzelt. Es ist Nader Mansour, studierter Betriebswirt aus Beirut, Frontmann der Wanton Bishops, einer libanesischen Blues-Band. Daneben sein Bandkollege Eddy Ghossein, der mit Mod-Frisur und Nehru-Jacke wirkt wie einem Sechziger-Jahre-Plattencover entsprungen. Man sieht es ihnen nicht an, aber die Wanton Bishops haben in den letzten ­Tagen ordentlich Hiebe bezogen. Es ist eine Sache, die Nummer eins in Sachen Indie-Rock und Blues in Beirut zu sein, wo die Musikszene von Elektronik und kitschigem Pop bestimmt wird. Es ist eine völlig andere Sache, im Mutterland des Blues zu bestehen. „Wir sind jetzt ein paar Tage hier“, sagt Mansour. „Haben uns vieles angehört, haben ein bisschen rumprobiert. Und weißt du, was? Die letzten Tage waren ein einziger riesiger Tritt in den Arsch. Musikalisch spielen hier alle auf so unglaublich hohem Niveau, unsere Ärsche sind richtig blau.“ Aber genau deswegen sind sie her­ gekommen. Vier Jahre gibt es die Wanton 48

Im Uhrzeigersinn von oben: auf dem Weg nach Jackson; Treffen mit Glen David Andrews in New Orleans; Eindrücke aus Mississippi; beim SXSW Festival in Austin, Texas

Bishops nun, und seit ihrer Gründung ­haben sie von dieser Reise geträumt. Einer Entdeckungsreise in das Mutterland ihres geliebten Blues, von Austin nach New ­Orleans, den Blues-Korridor hinauf, vorbei an Jackson und Clarksdale, bis zu ihrem Ziel, einem Aufnahmestudio in Memphis. Sie sind hier, um die Musik zu ver­ stehen, die sie seit Jahren spielen. „Wir haben den Blues studiert. Gewissenhaft. Aber eben nur in Form von Platten und Büchern“, sagt Eddy. „Wir wussten: Wirklich spüren, wirklich verstehen würden wir den Blues erst, nachdem wir hier waren.“ Nun sitzen die zwei auf einer alten Kirchenbank in einem Seitenraum des d.b.a. Clubs in der Frenchmen Street. Auf der Bühne verwandelt Glen David Andrews, Spross einer namhaften New Orleanser Musikerdynastie, gerade aktuelle Hits in groovende Funk-Lines, mit dröhnendem Bariton und blechernen Posaunen-Solos. Wenige Minuten vor dem ersten ­offiziellen Auftritt der Wanton Bishops in New Orleans stimmt Mansour seine drei Mundharmonikas. Ghossein geht unruhig in dem kleinen Raum auf und ab, dann kommt auch schon Andrews, um sie auf die Bühne zu holen.


„ES GEHT HIER NICHT UM

MATHEMATIK. WENN DU DEIN HIRN EINSCHALTEST, MACHST DU WAS FALSCH.“


Von oben: in einer Kirche in New Orleans; Jam mit Locals aus der Bayou-Region; in einem Hinterhof mit Vasti Jackson, einer BluesLegende und Lehrer in fünfter Generation in Jackson, Mississippi

„Macht euch nicht in die Hose“, sagt er, als er ihre nervösen Gesichter sieht. „Funk ist die Sprache der Welt. Versteht jeder!“ Der Beginn ihres Auftritts ist nicht ­gerade das, was man überragend nennen würde. Denn gleich der erste Song muss ohne das geplante Mundharmonika-Solo auskommen: Mansour hat sich in der Tonart vergriffen. Erst als Ghossein sein Gitarrensolo bringt, entspannen sich die Jungs aus ­Beirut etwas. Mansours knurrende Vocals des 1960er-Standards von Junior Wells, ­„Messin’ with the Kid“, erntet freundliche Zurufe aus dem Publikum. Andrews hält sich im Hintergrund, einmal wirft er ­seinem Saxophonspieler sogar einen 50

l­ ächelnden Blick zu, fast so als wollte er sagen: „Hey, das scheint zu funktionieren.“ Und das tut es. Schon beim zweiten Song geht das Publikum mit, ein wunderbares Funk-Blues-Gospel-Chaos, laute Rufe aus dem Publikum, und als die Nummer zu Ende geht, schreit Andrews: „Ladies and Gentlemen … THE B ­ ISHOPS WONN-TONN!“ Das ist zwar nicht im engeren Sinn der korrekte Name der Band, aber den beiden ist das im Moment egal. Nach all den ­Jahren, in denen sie von einem Auftritt in New Orleans träumten, genießen sie es, auf dieser Bühne zu stehen. „Halt einfach die Schnauze, mach die Augen zu und spiel“, murmelt Mansour

„WIR VERSUCHEN EIN EHRLICHES

DING DURCH­ ZUZIEHEN. UND WIR VERSUCHEN JEDEN TAG BESSER ZU WERDEN.“

THE RED BULLETIN


„Der Blues ist eine Musik des Triumphs: dem Elend ins Auge zu blicken und sich darüber zu erheben. Er hat der Notwendig­ keit des Lebens, mit Unter­ drückung umzugehen, eine Kunstform gegeben.“

nach dem Auftritt in der Garderobe leise vor sich hin. „Es geht hier nicht um Mathematik. Wenn du dein Hirn einschaltest, machst du was falsch.“ Blickt auf, nickt und sagt zu Ghossein: „Das hat Andrews gemeint. Genau das. Und wie verdammt recht er hat.“

D

ie Interstate 55 zieht am sumpfigen Lake Pontchartrain im Mündungsgebiet des Mississippi vorbei, bevor er auf dem Weg nach Jackson in hügelige Waldlandschaft übergeht. Die Straße ist gesäumt von schäbigen Motels und LKWRastplätzen, dazwischen die sterilen Fassaden von Kirchen der Pfingstkirchler THE RED BULLETIN

und der Adventisten, dann wieder leer­ stehende oder aus­gebrannte Häuser. Mansour und Ghossein treffen in ­Jackson, der Hauptstadt des Bundesstaats Mississippi, auf Vasti Jackson, einen ­erfahrenen Musiker und Blues-Experten in Theorie und Praxis. Sie unterhalten sich mit ihm über die Spielarten des Blues, vom rhythmischen, Drum-gesteuerten im Süden in New Orleans über den langsameren, Gospel-ähnlichen Sound in der Mitte des Deltas bis hin zu Chicagos elek­ trisierender Interpretation. „Der Blues ist eine Musik des Triumphs“, doziert Vasti Jackson. „Dem Elend ins Auge sehen und sich darüber ­erheben. Er hat der Notwendigkeit des

­ ebens, mit Unterdrückung umzugehen, L eine Kunstform gegeben.“ Jackson fordert Ghossein auf, die ­Melodie eines traditionellen Lieds aus dem Nahen Osten zu spielen, mit den eindringlichen Moll-Akkorden. Ghossein beginnt, und schon nach wenigen Takten nimmt Jackson die Melodie auf und macht sie zu seiner eigenen, indem er die Halbtöne des arabischen Lieds in ganze überträgt; verwandelt die Musik eines weit entfernten Ortes in einen Blues-Track. Man könnte sein virtuoses Spiel auch als Anregung für die Wanton Bishops verstehen, ihren eigenen Zugang zum Blues zu finden. „Glen David Andrews, Vasti Jackson … puh“, sagt Mansour später. „Du siehst 51


„Blues ist bescheidene Musik, mit eindeutigen Grenzen. Aber innerhalb dieser Grenzen kann man ungeheuer viel ausdrücken.“


­ iese Jungs, und dir wird klar, dass du d als Musiker noch nicht so weit bist. Aber wir versuchen ein ehrliches Ding durchzuziehen, und wir versuchen jeden Tag besser zu werden.“ Um zu verstehen, was Mansour und Ghossein auf sich genommen haben, um Blues-Musiker zu werden, muss man ­ihren Hintergrund verstehen. Nach den zermürbenden Jahrzehnten des Bürgerkriegs sehnen sich die Menschen in Beirut nach nichts mehr als nach Sicherheit. Mittel- und Oberschicht lassen ihre Söhne und Töchter Jus, Medizin und Wirtschaft studieren. Sobald sie ein Visum ergattern können, zieht es sie nach Europa oder in die USA. Obwohl nicht mehr als ein Stück Papier, ist Mansour davon überzeugt, dass sein französischer Abschluss in Wirtschaft seiner Mutter ein Gefühl von Sicherheit gibt. „Seine Mutter denkt genau wie meine Mutter oder jede andere Mutter im Libanon, die den Krieg erlebt hat“, erzählt Ghossein, der heute dreißig ist. „Sie haben gesehen, wie schnell Menschen auf der Straße landen. Wenn man da eine gute Ausbildung hat, ist das wie ein Pass.“ „Die Mütter des Libanon sind keine Freunde der Ungewissheit“, ergänzt Mansour, 31 Jahre alt. „Und das Leben ­eines Künstlers ist, nun ja, ziemlich voll von Ungewissheiten.“ Trotz allem haben sie sich für dieses Leben entschieden. Ghossein schon sehr früh, als er einen Blues-Musiker spielen sah. „Er hatte die Augen geschlossen und warf den Kopf beim Spielen in den Nacken. Das imponierte mir. Das wollte ich auch können“, sagt er. Mansour kam in Paris auf den Geschmack, während des Studiums. Nachdem er „Roadhouse Blues“ von den Doors gehört hatte, nahm er zum ersten Mal die Mundharmonika in die Hand. Zurück in Beirut, veranstaltete er Jam Sessions in der mittlerweile stillgelegten Bar Louie. Hier traf er Ghossein, und hier wurden sie ein Team, nachdem er Ghossein und dessen Bruder aus einer Rauferei mit Betrunkenen geholfen hatte. Vier Jahre später und knapp 11.000 Kilometer von ihrer Heimat entfernt, ­sitzen die beiden nun in Jacksons bestem Soul-Food-Restaurant und sprechen über den Blues. „Blues ist bescheidene Musik“, fasst Ghossein zusammen. „Musikalisch gibt es zwar klare Grenzen, aber innerhalb dieser Grenzen kann man ungeheuer viel ausdrücken.“ Nach dem Essen lehnt er sich zurück. „Es fühlt sich unglaublich gut an, über den Blues zu diskutieren“, sagt er. „Zu Hause kann ich nicht in eine Bar gehen und über Blues reden.“ THE RED BULLETIN

Mansour: „Die Mütter des Libanon sind keine Freunde der Ungewissheit. Und das Leben eines Künstlers ist, nun ja, ziemlich voll von Ungewissheiten.“

„ER HATTE DIE AUGEN GESCHLOSSEN

UND WARF DEN KOPF BEIM SPIELEN IN DEN NACKEN.“

I

n dieser Nacht spielen sie einen Gig in der CrossRoads Bar & Lounge. Eine Stunde vor dem Set geht Mansour nervös auf und ab, ziemlich verärgert, dass nur eine Handvoll Leute den Weg in die Bar geschafft haben. Sogar an seinem Geburtsort wurde der Blues offenbar vom Hip-Hop verdrängt. Als Ghossein, Mansour und ihre zwei Begleitmusiker dann auf der Bühne zu ­einer Blues-typischen zwölftaktigen ­Harmoniefolge ansetzen, ernten sie sofort anerkennendes Nicken und Lächeln. Takt für Takt, Song für Song bauen sie den Sound auf, bis Mansour eine Reihe von Gitarrensoli loslässt und ans Mikro geht. „Wir sind die Wanton Bishops aus ­Beirut. Wir hoffen, es gefällt euch. Wenn nicht … nun, dann haben wir immer noch Vasti Jackson, der legt richtig los.“ Und dann kommt Jackson tatsächlich. Im Hintergrund des Clubs auftauchend, spielt er sich seinen Weg nach vorn auf die Bühne, durch das Publikum, in voller Pracht, besticktes Shirt, roter Filzhut. Wie ein Pfau stolziert er von Tisch zu Tisch und spielt minutenlange Soli. Besonders davon

angetan scheint eine Gruppe Weißer an einem kleinen Tisch zu sein, unter denen sich auch der ehemalige Drummer der Band Chicago und ein offensichtlich ziemlich betrunkener Senator des Bundesstaats Mississippi befinden. Die Wanton Bishops können mit Vasti Jackson mithalten. Vor allem Mansours Harmonika klingt ziemlich inspiriert. Auch Ghossein, der Soli eigentlich hasst, nimmt ein paar von Jacksons musikalischen Herausforderungen an. Der erhoffte Besucherstrom mag ausgeblieben sein, doch das ist im Moment egal. „Mir wäre nicht aufgefallen, dass ­irgendetwas gefehlt hat“, attestiert der örtliche Musikpromoter James Dixon ­später. „Der Mundharmonika-Spieler ist großartig. Er spielt sie genauso gut wie Vasti die Gitarre. Das hat mich ehrlich überrascht.“ Als Mansour von den Komplimenten hört, macht er große Augen: „Wirklich?“ Am nächsten Tag müssen die Wanton Bishops weiter, durch die alten Baumwollfelder von Mississippi bis Clarksdale, wo einst John Lee Hooker und Muddy Waters ihr Handwerk lernten. Der Van bahnt sich seinen Weg durch die tiefen Spuren einer unbefestigten, schlammigen Straße. Mansour redet davon, wie dieser Trip sie verändert hat. „Wenn ich jetzt einen Song darüber schreibe, wie ich von New Orleans nach Mississippi fahre“, sagt er, „dann weiß ich, wovon ich rede. Ich bin nicht mehr irgendein Typ aus dem Libanon, der mit einem Song Eindruck zu machen versucht, verstehst du? Ich habe es wirklich gemacht. Ich habe alles erlebt.“ www.redbull.com/thewantonbishops

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DIE EINZELKÄMPFER SCHLAMM, SCHNEE, EISREGEN: AUCH EINE ART, WIE SPASS AUSSEHEN KANN. QUERFELDEINRADRENNEN RUNDEN SICH, VON DEN USA KOMMEND, WIEDER ZURÜCK. TEXT: NOAH DAVIS BILDER: JULIE GLASSBERG

STOCK UND STEIN. Straßenradrenn­ fahren, Mountain­ biking, Hindernis- und Geländelauf: alles auf einmal im Goddard Memorial State Park in Warwick im nord­ östlichen US-Bundes­ staat Rhode Island.

54



Ü

blicherweise ist der Goddard Memorial State Park in Warwick im nordöstlichen Kleinst-US-Bundesstaat Rhode Island ein Vergnügungspark, und übliche Sonntagnachmittage bestehen hier aus Golf, Schwimmen, Kanufahren und Picknicks. Aber an diesem Sonntagnachmittag ist das ziemlich anders. Der Park ist beinahe menschenleer, wenn man von ein paar Dutzend auffällig farbenfroh gekleideter Menschen und ihren Rennrädern absieht. Die Wintersonne steht blass und tief am Himmel. Scharfer, eisiger Nordwind fegt über das blaugraue Wasser der nahen Greenwich Bay und hält die Temperaturen zuverlässig nahe dem Gefrierpunkt. Curtis White bahnt sich zappelnd, mit hochgezogenen Schultern und vor der Brust verschränkten Armen seinen Weg in ein Gebäude, in dem früher ein Karussell stand. An diesem Sonntag dient es als ­improvisierte Rennzentrale. Zwei Dinge warten im Inneren auf White. Erstens das Podest, auf dem der neunzehnjährige ­Student in einer halben Stunde stehen und als Sieger des soeben zu Ende gegange56

nen Rad­rennens eine Medaille entgegen­ nehmen wird. Zweitens, und das ist ihm im Moment deutlich wichtiger, zwei tapfer vor sich hin glühende mobile Heizstrahler. Erst vor wenigen Minuten ist White mit drei Sekunden Vorsprung auf seinen härtesten Rivalen Kerry Werner ins Ziel gespurtet, nach einem 63 Minuten langen Kampf gegen die anderen Rennfahrer, aber noch mehr gegen den 3,5 Kilometer langen Rundkurs, schlammig, matschig, mit gefrorenen Passagen und gezählten sechzig Kurven. Curtis White ist ein aufstrebender Star in einem aufstrebenden Sport. Cyclocross – früher sagte man Querfeldein dazu – ­erlebt weltweit einen Boom, der von den USA seinen Ausgang nahm. Der Reiz an dem Sport ist der Mix der Ansprüche. Gefordert sind Fähigkeiten im Straßenradrennfahren, Mountainbiking, Hindernis- und Geländelauf – und Unempfindlichkeit gegen Regen, Schlamm, Eis und Wind. Gefahren wird auf Rundkursen, zwischen zwei und vier Kilometer lang, durch Wälder, über Wiesen, Hindernisse wie Stiegen oder Baumstämme, die den Fahrer zwingen, abzusteigen und, das Rad geschultert, weiterzulaufen. Erfunden wurde der Sport in der ­ersten Dekade des 20. Jahrhunderts in Frankreich. Jahrzehntelang galt er als

endgültiger Härtetest für Radfahrer. Mit dem Aufkommen der Mountainbikes verlor Cyclocross aber ziemlich schnell an Popularität und, sagen wir mal so, auch ein wenig an Frische. Bis sich in den USA vor einigen Jahren eine neue Szene junger Rennfahrer zu bilden begann, die seither ebenso stetig wie zügig wächst: Im Jahr 2005 fanden in den Vereinigten Staaten 237 Cross-Rennen statt, 2013 waren es bereits 526. Die Zahl der Teilnehmer vervierfachte sich im selben Zeitraum sogar. Der Kurs im Goddard Park startet auf einer Wiese in Gestalt von sieben mit ­weißer Kreide auf den Boden gemalten Bahnen, die nach einigen Metern enden: Ab hier gilt uneingeschränkt das Recht des Stärkeren. Die Startpassage geht berg­ ab, was der ersten, ebenso scharfen wie engen Kurve einiges an Brisanz verleiht. Unmittelbar darauf folgt eine zweite Kurve in den Wald hinein, wo die Strecke im Wesentlichen aus Wurzeln und Schlamm

VOR EIN PAAR ­JAHREN ENTSTAND EINE NEUE, JUNGE RENN-SZENE. SEITHER BOOMT CYCLOCROSS. THE RED BULLETIN


A DAY AT THE RACES. Renntage im Cyclocross dauern lange, denn es sind eine ziem­ liche Menge Rennen zu fahren. Amateure messen sich in ver­ schiedensten Klassen, ehe die Profis an den Start gehen, ­Damen (unten im Bild) ebenso wie Herren. Bilder oben: Jung­ star Curtis White, CannondaleTeam, Nummer 3.


„DER WIND TRITT UNS HEUTE GANZ SCHÖN IN DEN ARSCH.“

besteht. Nahe dem Atlantik-Strand führt sie wieder aus dem Wald heraus, hier müssen 70 Meter mit geschultertem oder unter dem Arm geklemmtem Rad gelaufen werden. Dann wieder aufsitzen, eine gepflasterte Strecke entlang und einen steilen Hügel hinauf, nur um gleich darauf einen sandigen Abschnitt bergab zu jagen. Die nächste Steigung ist kürzer, nur knapp zehn Meter lang, dafür fast vertikal. Nach einem weiteren wilden Ritt bergab über Wurzelgeflecht und Pflastersteine steigen die Fahrer wieder ab, rennen ein Dutzend Granittstufen hinauf, sitzen ­wieder auf. Scharfe Kurven rund um einen verwaisten Picknickplatz voll kleiner ­Tische, ehe sie sich wieder vom Rad schwingen und über zwei riesige Baum58

Tim Johnson, mittlerweile 37, ist eine der großen Legenden des Sports. Und hält immer noch mit, auch wenn der Rücken nicht mehr so recht will.


stämme springen. Es folgen noch mehr Wald, eine weitere Kurve, bergab auf ­rutschigem Asphalt, durch den nächsten Wald, bergauf rund ums Karussellgebäude, über zwei künstlich angelegte KunststoffHindernisse, an einem Essenswagen vor­ bei, der Tacos verkauft. „Das Härteste heute ist das Wetter“, sagt Organisator Matt Bodziony am Rand der Strecke und rennt los, um ein flattern­ des Stück Polizeiband, das als Strecken­ markierung dient, vor dem Abflug ins Landesinnere zu bewahren. „Der Wind tritt uns ganz schön in den Arsch.“

C DU HAST DA WAS AM BEIN. Die Rennen dauern rund eine Stunde. Die Farbe der Trikots ist am Ende kaum mehr auszumachen.

yclocross-Rennen sind ­anders als normale Rad­ rennen, „man könnte sagen: individueller“, meint Curtis White. „Normale Rennen sind sehr taktisch. Da fährst du im Team. Im Cross gibt es kein Verstecken. Da fährt jeder gegen jeden.“ Justin Lindine, dessen Interessen laut Facebook „Überfahrene Tiere essen. Feinde vernichten. Meiner Katze beim Rumsitzen zusehen. Ganz normales Zeug halt“ sind, fing mit Mountainbiken an. Während sei­ nes ersten Semesters am College packte ihn die Lust am Cross. „Es ist verdichtetes Rennen“, sagt der dreißigjährige CrossProfi im Karussellgebäude etwa drei Stun­ den vor dem Startschuss. Er trägt seinen Radhelm auf dem Kopf, ein verschmitztes Grinsen im Gesicht und Bartstoppeln an den Wangen. „Dauernd passiert irgend­ was, und du hast keine Zeit, darüber nachzudenken, was du tust. Du musst nach Instinkt handeln.“ Ein weiterer Unterschied zwischen Cross und anderen Radrennsportarten: die Community. Beim Cross ist jedermann

jederzeit willkommen, und das ist nicht nur so dahingesagt. Profis und Hobbyfahrer sprechen auf Augenhöhe miteinander. ­Offenbar schweißt die Gnadenlosigkeit der Bedingungen die Fahrer zusammen. In Warwick starten an diesem Tag ­neben den Profis rund 200 Freizeitfahrer in verschiedenen Klassen und verschie­ denen Abstufungen der Ernsthaftigkeit, wie ihre Ausrüstung verrät: Neueste High­ tech-Carbonräder gibt es im Hobby-Feld ebenso wie klapprige, alte Mountainbikes.

E

ine halbe Stunde vor dem Rennen der Amateur-Kate­ gorie 3 sitzt Cory LaFleur hinter dem Lenkrad des ge­ parkten VW Kombi, den er sich mit seiner Frau Melissa teilt. Der Wagen ist vollgestopft mit Rad­ bekleidung in allen Verschmutzungs­ graden, Ersatzlaufrädern, Pumpen und Energieriegeln. LaFleur trägt einen Helm – Cross-Fahrer scheinen immer einen Helm aufzuhaben, als müssten sie permanent bereit sein, in jedem Moment auf ihr Rad springen zu können – und erzählt, wie er zu dem Sport kam. „Ich habe zehn Jahre lang Rugby gespielt“, sagt der Achtund­ dreißigjährige, der ein wenig wie der Grinch aussieht. „In meinen Zwanzigern hab ich Autos verkauft, Jobs gekündigt und Freundinnen verlassen, um in Schott­ land Rugby spielen zu können.“ Doch dann kamen eine Knieverletzung und eine neue Liebe, und alles wurde ­anders. „Nun ja, ich traf Melissa. Und man kann nicht gleichzeitig Rugby spielen und eine gute Ehe führen. Also ließ ich das mit Rugby sein. Melissa fuhr Cross-Rennen, ich begleitete sie drei Saisonen, dann legte ich mir selbst ein Rad zu.“ 2014 ist Corys zweite Saison, der Assis­ tenzlehrer an einer Schule für autistische Kinder mischt bei den Hobbyfahrern schon ganz ordentlich mit. Mit seiner Frau kann er dennoch nicht mithalten: Sie misst sich mit den Profis der Kategorie 2. Die Liebe der LaFleurs zum Sport geht so weit, dass sie sich eine eigene Cross-Strecke in der Nähe ihres Hauses anlegten, in einem überwachsenen Flussbett. LaFleur ist blutiger Amateur, aber er ist nervös und konzentriert, als ginge es an diesem Sonntag um die Weltmeister­ schaft. Er inhaliert die Reste eines riesigen Dunkin’-Donuts-Eiskaffees, schält sich aus dem Auto, setzt sich auf sein schwarzes Bike und radelt zum Start. Jemand wünscht ihm Glück. „Danke, das werd ich brauchen. Es ist saukalt.“ Cory LaFleur wird das Rennen in 40 Minuten und 26 Sekunden beenden, das bedeutet den 26. Rang im Gesamt­ 59


GEDULD IST GEFRAGT. Nur Steigungen, heißt es, trennen die Spreu vom Weizen.

klassement und immerhin Platz eins in der Division der Teilnehmer aus Rhode ­Island. Dafür überreicht man ihm eine golden schimmernde Medaille, die ohne jeden Zweifel einen Ehrenplatz in seinem VW bekommen wird, irgendwo neben ­einem schmutzigen Trikot.

W

ährend LaFleur das Rennen bestreitet, eines der vielen Amateurrennen vor dem Start der Profis, sitzen Curtis White und Tim Johnson noch im überheizten Wohnwagen ihres Profiteams, zwischen Tellern mit angebissenen Pecannuss-Kürbis-Kuchenstücken, Kaffee­ maschine und Propangastanks. Überall Radersatzteile, mindestens ein Dutzend Ersatzlaufräder hängen an der Wand. Johnson ist seit 2001 Profi, er gewann sechs nationale Cyclocross-Meisterschaften und ist einer von zwei männlichen Ame­ rikanern, die es in der Geschichte ihres Sports bei Cyclocross-Weltmeisterschaften auf das Podest schafften. Mit siebenund­ dreißig nähert er sich dem Ende seiner Karriere, auch wenn sein Fahrstil nicht darauf schließen lassen würde, elegant,

CURTIS WHITE GILT ALS AUSNAHME­ TALENT. MANCHE MEINEN, ER HABE ­SOGAR DAS ZEUG FÜR DIE TOUR DE FRANCE. 60

Das ist Justin Lindine. Als Hobby gibt er „überfahrene Tiere essen“ an.

scheinbar mühelos, trotz seines von den vielen Jahren im Sattel ziemlich in Mit­ leidenschaft gezogenen Rückens. „Aber das wird schon wieder mit dem Rücken“, sagt er. Dass er es schon seit Jahren sagt, tut seinem Optimismus und seiner Freude am Cross keinen Abbruch. TJ, wie ihn jedermann hier nennt, ist die große Respektsperson des Sports in den USA. Er lacht oft und gern und hat für jüngere Fahrer jederzeit Tipps – „das war immer schon so“, sagt White, „ich verdanke Tim eine Menge.“ Das Eliterennen der Männer ist der letzte Bewerb des Tages und beginnt kurz nach halb drei. Die meisten Zuschauer, beinahe durch die Bank Amateurfahrer oder halb erfrorene Freundinnen der ­Profis, haben sich in das Karussellgebäude zurückgezogen. Dort verfolgen sie das Geschehen über einen Livestream auf ­einem Fernseher. Drei Fahrer setzen sich rasch vom Feld ab: White, Lindine und Routinier Kerry Werner, eigentlich ein Mountainbike-­ Spezialist, der sich am Sonntag davor bei

einem anderen Rennen auf der Zielgerade knapp gegen White durchgesetzt und damit seinen ersten Sieg gefeiert hat. Obwohl das Rennen nach wilder ­Tempobolzerei aussieht, erfordert ein Sieg beim Cyclocross Geduld, erklärt LaFleur am Streckenrand. „Vor allem auf schnellen Strecken wie hier, mit geringen Höhen­ unterschieden“, sagt er, „na ja, relativ ­geringen. Es ist hier viel schwieriger als auf anderen Strecken, sich früh von den Gegnern abzusetzen. Nur Steigungen trennen die Spreu vom Weizen.“ Das Trio vergrößert den Abstand zu den Verfolgern dennoch Runde für Runde, während die Strecke immer schwieriger zu befahren ist. Tausende grobstollige Profilreifen haben tiefe Furchen in den Boden gegraben, die Fahrer rumpeln durch die Kurven. Nach 45 Minuten des für eine Stunde angesetzten Rennens kann Lindine das Tempo nicht mehr halten, White und Werner setzen sich ab. Jungspund White versucht seinen älteren Verfolger abzuschütteln, aber ohne Erfolg. Werner hält sich nur Sekundenbruchteile hinter White in dessen Windschatten, die beiden jagen durch Schlammpfützen, über die Wurzeln, durch die Kurven. Verbissen versucht White das Tempo weiter und weiter zu steigern, aber Werner lässt sich nicht abschütteln. So bleibt das bis zur finalen Runde – auf der plötzlich Werner in Führung geht. Ausgerechnet jetzt scheint White müde zu werden, so knapp vor der Ziellinie. Doch das war nur eine Finte. In der letzten Kurve sticht der Jungstar am Routinier vorbei und rettet drei Sekunden Vorsprung ins Ziel.

D

ieses eisige Wochenende im Goddard Memorial State Park in Warwick, Rhode Island, gehört Curtis White. Nach der Siegerehrung erzählt er von seinen Plänen, von dem Trainingsaufenthalt in Europa als Teil des nationalen Cycling’s Development Program. White gilt als Ausnahmetalent, manche meinen sogar, er solle es doch auf der Straße versuchen, er habe das Zeug, sich in ein paar Jahren auch bei den ganz großen Rundfahrten durchzusetzen, der Tour de France, dem Giro d’Italia. Gerade sein Potential macht der Cyclocross-Familie Sorgen. Nach der Sieger­ ehrung fragt ihn jemand, ob er den CrossRennen wirklich treu bleiben wird. White blickt ungläubig in die Runde, als könnte er das Gehörte nicht ganz fassen. „Das ist doch überhaupt keine Frage“, sagt er. „Hier gehöre ich einfach dazu.“ THE RED BULLETIN



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Hannes Arch, 47, ist Sieger von neun Red Bull Air Race-Bewerben.

Wie im Flug

Start der Red Bull Air Race World Championship 2015: am 13./14. Februar in Abu Dhabi (VAE); Tour-Stopp in Spielberg: am 5./6. September www.hannesarch.com, www.redbullairrace.com

IN BALANCE „Unsere Flugzeuge rotieren bis zu 600 Grad in der Sekunde … da verschwimmt der Horizont“, so Arch. „Diese Übung simuliert die Rotationsbeschleunigung und trainiert das Gleichgewicht.“

I M FOKUS HANNES ARCHS FLUGVORBEREITUNG „Musik und Bilder sind wichtiger Teil meiner Vorbereitung. Die Kopfhörer meines Sponsors AKG benütze ich vor jedem Rennen. Der Track ‚Sagte der Bär‘ von Paul Kalkbrenner bringt mich in die perfekte Stimmung, um mich auf den rund eine Minute langen Lauf konzentrieren zu können.“

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„Ich betrachte ein Bild vor mir, springe hoch und rotiere so schnell wie möglich einmal um die eigene Achse. Nach dem abrupten Stopp versuche ich sofort wieder das Bild zu fixieren.“

THE RED BULLETIN

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„Die unmittelbare Vorbereitungszeit für ein Red Bull Air Race ist äußerst beschränkt“, sagt der österreichische Pilot Hannes Arch. „Denn Training mit Pylonen gibt es nur an den Tagen vor dem Rennen, und zwar zweimal jeweils fünf Minuten pro Pilot. Die beste Trainingsalternative: die Teilnahme an Airshows. Nur beim Fliegen bekommst du die Präzision, die du auch für die Rennmanöver brauchst. Daher absolviere ich drei- bis viermal im Jahr ein reines Kunstflug-Trainingslager.“ Punkto Krafttraining beschränkt sich der Weltmeister 2008 und WM-Zweite von 2009, 2010 und 2014 auf Bouldern und Klettern. „Die g-Belastung kannst du nur beim Fliegen trainieren. Viel wichtiger für Piloten ist Ausdauer. Beim Mountainbiken, Rennradfahren, Paragleiten und Ski­ tourengehen in der Natur krieg ich herrlich den Kopf frei für die schnellen Steuer­ manöver im Cockpit. Und es hält mich fit.“

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TOP FIVE Pete Kilroy, 24, Sänger der Band Hey Geronimo aus Brisbane

Wo Australien Urlaub macht

BRYCE JARRETT, FOTOLIA(3)

BRISBANE  FREILUFT-BOWLING, SKYLINE-STRÄNDE UND LIEGESTUHL-SONNTAGE – WILLKOMMEN IN DER OSTAUSTRALISCHEN SONNEN-METROPOLE. „Brisbane ist eine Millionen-Metropole, und dennoch nennen wir sie ‚die größte Provinzstadt Australiens‘“, sagt Pete Kilroy, Brisbaner und Sänger von Hey Gero­ nimo, Australiens wohl innovativster Indie-Band. „Und das ist positiv gemeint. Denn Brisbane ist weniger dicht besiedelt, naturbelassener und ruhiger als etwa ­Sydney oder Melbourne – und lockt genau deshalb immer mehr Australier an, hier Urlaub zu machen oder gar für immer zu bleiben … Was den Aussies konkret an Brisbane gefällt? Das subtropische Klima mit 300 Sonnentagen im Jahr, der Stadtstrand mit herrlichem Skyline-Blick, Live-Music-Pubs an jeder Ecke, unzählige Kunstgalerien und all die Leute, die nichts aus der Ruhe bringt. Und deren Lebensgefühl ansteckend ist. In diesem Sinne: ‚No worries, mate!‘“ www.heygeronimo.com

THE RED BULLETIN

BEST OF BRISBANE

Schon mal davon geträumt, selbst einen Helikopter zu fliegen? Nach dem Blitzkurs steuerst du den Blechvogel. redballoon.com.au

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gibt’s den „Deckchair Sunday“: Das Spielfeld wird Bühne für ­talentierte lokale Musiker, denen Fans entspannt in ihren Liegestühlen lauschen. Herrlich!

FELSKLETTERN

1 BLACK BEAR LODGE

322 Brunswick Street Brisbane, so sagt man, hat die beste Musikszene des Landes. Und dieses kleine Seitengassenlokal ist ein Geheimtipp. Denn hier spielen gern Acts, die knapp vor dem Durchbruch stehen.

HELI-TRAINING

4 BURGER URGE

Sieben Filialen in Brisbane Warum ich die Burgerkette empfehle? Wegen ihres kontroversen, aber genialen Marketings. Denn Burger Urge sorgt mit Kondomen oder Wladimir Putin auf den Plakaten stets für Wirbel. Und die Burger sind spitze!

Auf verwitterten, 20 Meter hohen Felswänden rund um Brisbane klettern – in allen Schwierigkeitsgraden und, wer will, auch bei Nacht. riverlife.com.au

DRAGSTER-­ RACING

2 BRISBANE POWERHOUSE

119 Lamington Street Ein altes Kraftwerk als KulturHotspot: mit ständig neuen Foto­ shows, Kunstausstellungen oderJazz-Sessions. Die meisten sogar bei freiem Eintritt. 3 WESTERN MAGPIES CLUB

41 Chelmer Street Traditionsklub des Australian Football. Nach jedem Match

5 MERTHYR BOWLS CLUB 60 Oxlade Drive Drinks in der Sonne schlürfen lieben die Brisbaner. Meine Tipp: der Outdoor Bowling Club ohne Clubzwang. Ordert ein kühles XXXX Gold und schiebt einige Kugeln am top gepflegten Rasen.

Von 0 auf 100 km/h binnen zwei Sekunden – nach einer Fahrt in dem 850-PS-Boliden weißt du, wie sich Dragster-Piloten fühlen. adrenalin.com.au

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ACTION!

PROFI-GEAR

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SPECIALIZED P3

Rahmen­ bedingung MTB DIRTJUMP  JUNGER SCHWEDE – MÄCHTIGE SPRÜNGE. MARTIN SÖDERSTRÖMS TRICKMASCHINE.

„Oft werde ich gefragt, warum ich so ein kleines Bike verwende“, erzählt Martin Söderström, Zweiter der Freeride MTB World Tour 2013. „Doch das wirkt nur so. Ich bin fast zwei Meter groß, und mein Dirtjump-Bike hat einen Standardrahmen, den jeder im Shop kaufen kann. Sieht vielleicht nicht so aus, aber mir passt er perfekt. Dazu kommt, dass mein Bike mit 10,5 Kilo extrem leicht ist. Manche Experten sind überzeugt, es wäre ein Nachteil bei großen Sprüngen. Ich liebe aber einfach, wie leicht sich das Bike in der Luft manövrieren lässt.“ www.martin-soderstrom.com

TRIPLE JUMP MARTIN SÖDERSTRÖMS KLEINE HELFER, BESCHÜTZER UND STILSICHERE REISEBEGLEITER

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TENNISBÄLLE „Mit den Bällen hat man seinen eigenen Physiotherapeuten stets dabei. Ein Beispiel: zwei Bälle unter den ­Rücken legen und langsam mit dem Körper vor- und zurückgleiten … ­Eine Wohltat für die Wirbelsäule.“

POC CRANE

ZARTES BIKE FÜR GROSSE SCHWEDEN 1 BELASTET Die Hohlkammer­ felgen sind aus hoch belastbarem Alumi­ nium. Die robusten Speichen wiegen nur 14 Gramm pro Stück. 2 UNKAPUTTBAR Der Rahmen aus ­Premium Aluminium ist leicht und höchst stabil – bislang zer­ störte ich keinen. 3 GEFEDERT Ich verwende eine 120-mm-Federgabel (Standard auf dem Bike: 100 mm). Un­ gewöhnlich, aber da

PURE-HELM

„Stürze passieren unweigerlich. Mein Signature-Helm hat mir beim Freestyle-Mountainbiken mehrfach das Leben gerettet. Das Helm-Design stammt von mir: Darauf zu sehen ist mein mittlerweile 17-jähriger Dackel.“

ich 1,95 Meter groß bin, brauche ich ein etwas höheres Bike. 4 ÜBERSETZT Ein einziger Gang ist alles, was ein Free­ style-Bike braucht … solange es der mit der optimalen Über­ setzung ist. 5 KURZ GEHALTEN Die Kettenstreben sind mit 385 Milli­ metern extrem kurz und haben einen nied­ rigen Schwerpunkt. Das erleichtert die Kontrolle in der Luft.

SKINNY STRETCH-JEANS „Vielleicht das Beste seit der Er­ findung des Rads. Immer stilsicher unterwegs, strapazierfähig und vielseitig einsetzbar – egal ob beim Freestyle-Mountainbiken, wenn ich reise oder auf Partys.“

THE RED BULLETIN

MASON MASHON/RED BULL CONTENT POOL, FOTOLIA(2)

Martin Söderström, 24, nimmt am 11./12. April am Vienna Air King teil.


ACTION!

TRAVEL

M AYAS W E LT TIPPS FÜR ADRENALIN-SHOTS AUF, NEBEN UND UNTER YUCATÁN

DÜSEN Das Flyboard schwebt – angetrieben von einem Wasserstrahl – bis zu neun Meter über dem Wasser. flyboard mexico.com.mx

Höhlenmenschen

GETTY IMAGES, JEFF LINDSAY, FOTOLIA(2)

HÖHLENTAUCHEN  GARANTIERT TIEFE EINDRÜCKE HINTERLÄSST DER AUSFLUG IN DIE HÖHLENSYSTEME DER RIVIERA MAYA AUF YUCATÁN IN MEXIKO. Kalt, dunkel, gefährlich: Wer unfreundlichere Plätze als Unterwasserhöhlen finden möchte, hat gut zu tun. Dennoch (oder deshalb) sind nur wenige Plätze faszi­ nierender zu erforschen. Ein in seiner Unwirtlichkeit besonders großartiges Exemplar liegt in – oder besser: unter – dem küstennahen Dschungel von Mexikos Halbinsel Yucatán: die unterirdischen Wasserstraßen der Riviera Maya, mit dem 250 Kilometer umfassen­ den Sistema Ox Bel Ha, einem der längsten unter­ irdischen Fluss-Systeme der Welt. „Beim Höhlen­ tauchen weißt du: Du bist an einem Ort, an dem kaum jemand vor dir gewesen ist“, sagt Natalie Gibb, Aus­ bildnerin bei Diablo Divers, einer Tauchschule an der Riviera Maya. „Das ist die große Faszination, aber auch ein Teil der Gefahr.“ Risiken bleiben selbst mit einem erfahrenen Begleiter: Hypothermie (Unterkühlung des Körpers), die Gefahr, seinen Tauchpartner zu ver­ lieren, Ausfall des Tauchgeräts oder der Unterwasser­ lampe. „Es ist ein Extremsport mit entsprechenden Risiken“, sagt Gibb. „Aber wer gut trainiert ist und das Tauch-Protokoll einhält, sollte sie ganz gut im Griff haben.“ Für den Briten Jeremy Bruns, einen von Gibbs Tauchschülern, lässt sich Höhlentauchen „mit gewöhnlichem Tauchen überhaupt nicht vergleichen. Es ist neu, mitreißend, Geführte Höhlentouren Glücksgefühl pur. Du erlebst ab 110 US-Dollar. Vorausdich in dieser seltsamen und setzung: PADI-Openunwirklichen Umgebung Water-Diver-Kurs oder neu. Du hast das Gefühl, vergleichbare Ausbildung. diablodivers.com wirklich am Leben zu sein.“ THE RED BULLETIN

Abtauchen: Unter der Halbinsel Yucatán versteckt sich eine faszinierende Welt.

INSIDER-TIPP EINE FRAGE DES WILLENS „Höhlentauchen ist zu 90 Prozent eine Sache des Kopfes“, sagt Instruktorin Natalie Gibb. „Gefährlich wird es nur dann, wenn man die Konzentration verliert. Am wich­ tigsten ist ordentliche Vorbereitung, noch mal die Route im Kopf durchgehen, noch mal das Equipment checken. Wer sich nicht wohlfühlt, bricht den Tauchgang am ­besten ab – oder beginnt ihn erst gar nicht.“

CRUISEN … mit Sportwagen wie Ferrari F430, Porsche 911 oder Lamborghini Gallardo die Küste entlang nach P ­ laya del Carmen. exoticrides cancun.com

Die Höhlen reichen bis zu 40 Meter tief unter die Erde.

Ordentlich reinhauen

„Höhlentauchen verbraucht enorm viel ­Energie, weil Körper und Geist gleicher­ maßen gefordert sind“, sagt Natalie Gibb. ­„ Besonders wichtig daher: vor dem Tauch­ gang ordentlich frühstücken.“

SURFEN Konstant guter Wind und kristallklares Meer: Tulum an der Riviera Maya ist der Traum aller Kitesurfer. oceanprokite.com

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ACTION!

STARKE UHREN

EWIG G E N AU

IWC Scha≠hausen „Portugieser Jahreskalender“ Das in den drei kleinen Fenstern am Zifferblatt zwischen 11 und 13 Uhr angezeigte Datum ist ab 1. März ein Jahr lang kor­ rekt. Nur einmal jährlich, am Ende des Februars, muss das Datum per Hand ein­gestellt werden.

DAS BEHERRSCHEN DES DATUMS IST HÖCHSTE UHR­ MACHERKUNST.

PATEK PHILIPPE REFERENZ 5035 Die U(h)rmutter aller Jahreskalen­ der: Die Referenz 5035 wurde von Patek Philippe 1996 vorgestellt.

SmartMech

UHRENWISSEN ZUM ANGEBEN

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ie Jahreskalender­ Komplikation“). Armbanduhren mechanik einer Uhr mit diesem Feature haben einen kann Monate mit 30 hohen Alltagsnutzen, ohne dass und 31 Tagen sie extrem teuer sind. Der Jahreskalender unterscheiden und zeigt per se wurde 1996 so stets das richtige von Patek Philippe ­Datum an – mit ei­ ner Ausnahme: Je­ erfunden. Seither weils am 1. März griffen zahlreiche muss von Hand kor­ Hersteller diese rigiert werden. In ­clevere Idee auf und der Uhrenwelt zählt brachten ihre Inter­ pretationen davon auf der Jahreskalender zu den Markt. Nachdem den so bezeichneten CARTIER der anfängliche Boom „kleinen Komplikatio­ ROTONDE DE CARTIER der kleinen Komplika­ nen“ oder Gebrauchs­ ANNUAL CALENDAR komplikationen (der Verteilt über das Zifferblatt, tion zuletzt etwas ab­ geebbt war, scheint ewige Kalender da­ zeigt der Jahreskalender gegen ist eine „große Datum, Wochentag, Monat. 2015 nun wieder ihr 68

Jahr zu werden! Très chic und ganz neu ist etwa der „Portugieser Jahreskalender“ von IWC, der vor wenigen Tagen am Salon Inter­ national de la Haute Horlogerie (SIHH) in Genf seine Weltpremiere feierte. Motor der Portugieser ist ein bei IWC in Schaffhausen ent­ wickeltes und gefertigtes Auto­ matikkaliber mit sieben Tagen Gangreserve. Ganz in der Tradition der Portugieser-Familie, wurde es in einem 44,2-Millimeter-Gehäuse präsentiert: Bei derartigen Durch­ messern von Gehäuse und Uhr­ werk fallen die entsprechenden Fensteranzeigen für Monat, Datum und Wochentag groß aus; die Ab­ lesbarkeit ist damit vorzüglich.

MONTBLANC EWIGER KALENDER Das Zifferblatt ei­ nes ewigen Kalen­ ders, inklusive der Schaltjahresanzei­ ge bei 12 Uhr.

THE RED BULLETIN

ALEXANDER LINZ

D ER JAHRESKALENDER  SEIN MECHANISCHES GEDÄCHTNIS HAT BEINAHE EIN GANZES JAHR LANG DAS DATUM IM KOPF.

Der ewige Kalender gilt bei Uhren als „große Komplika­ tion“. Er macht manuelle Korrek­ turen überflüssig. Alle 100 Jahre (2100, 2200 usw.) fällt jedoch im Fe­ bruar ein an sich fälliger Schalttag aus; das muss hän­ disch an der Arm­ banduhr korrigiert werden.


CARTIER UND CAROLE

Die Königin der Kom­ plikation

HINTER DER BRILLANTEN MECHANIK DES SCHWEIZER LUXUS-LABELS STECKT DAS GENIE EINER FRAU. Mit neun reparierte Thomas Wanka, heute „UHREN-MA­ GAZIN“-Chefredakteur, seine erste Uhr – mit einer Gabel.

Ihre freudige Unruhe ist ansteckend, sitzt man mit Uhrenspezialistin ­Carole Forestier-Kasapi zusammen. „Königin der Komplikationen“ wird die Französin anerkennend genannt, und ihre Augen blitzen erwartungsvoll, stellt man ihr Fragen. Man spürt förmlich, dass es sie selbst beim Erzählen immerzu zurück in ihr Konstruktionsbüro im Schweizer Jura zieht. Genauer nach La Chauxde-Fonds, einem der Uhrenzentren, zu Cartier. Alles in Frage stellen, aber nichts auslassen, das sei ein Geheimnis ­ihres Erfolgs, sagt Carole ForestierKasapi. In Frage gestellt hat sie die mysteriösen Uhren, welche in der Geschichte von Cartier eine große Rolle spielen. Deren Geheimnis besteht in schwebenden Zeigern, die scheinbar antriebslos über gläsernen Zifferblättern schweben. Von historischen Tischuhren aus­ gehend, gelang Carole ForestierKasapi der Transfer zur Armbanduhr. In Frage gestellt hat sie Komplikationen wie den ewigen Kalender in der „Rotonde de Cartier – Astrocalendaire“. Statt mit unzähligen Hebeln und Federchen zu arTHE RED BULLETIN

beiten, konstruierte sie eine amphitheaterartige Anzeige auf drei Ebenen rund um eine Art mechanisches Gehirn, welches ausschließlich über Zahnräder die Funktion eines ewigen Kalenders erfüllt. Dieser kennt nicht nur den kurzen Februar, sondern weiß auch in einem Schaltjahr das Datum korrekt zu setzen. Nichts ausgelassen wird bei den Details der Konstruktion. Über dreißig Ingenieure und Uhrmacher sind in Forestier-Kasapis Team seit der Gründung der Cartier Fine Watchmaking Division für rund dreißig neue Kaliber verantwortlich. Der Konstruktionszeitraum beträgt fünf Jahre, bereits jetzt steht also die Planung bis 2018. Carole und Cartier, das ist eine Geschichte, die man aus zwei Per­ spektiven betrachten muss, um sie ganz zu verstehen. Seitdem Carole Forestier-Kasapi bei Cartier die ­Uhrenkonstruktion leitet (seit 2005), hat sich das Haus aus der Außen­ seiterposition eines Schmuckuhren­ herstellers zur hoch angesehenen und vom Mitbewerber respektierten Uhrenmanufaktur gewandelt. Zahlreiche Auszeichnungen dokumentieren das. Und Carole bringt als Spross einer Pariser Uhrmacher­ familie viel vom nötigen Hintergrundwissen mit.

AUF DER WUNSCHLISTE

Smart-Tech OB LUFT-/RAUMFAHRT ODER OUTDOOR, ­D IESE DREI SMARTEN KÖNNEN (FAST) ALLES. Breitling Chronospace Military Das thermokompensierte SuperQuartz-Kaliber erreicht eine Genauigkeit von plus/minus zwei Sekunden im Monat. Es zeigt die Zeit analog und digital an, ebenso eine zweite Zonenzeit und die UTC-Zeit. Weitere Features: Stoppuhr mit Zwischenzeit (Genauigkeit: 1/100-Sekunde), mehrere einstellbare Weckzeiten, Datumsanzeige und Countdownfunktion. www.breitling.com

Omega Skywalker X-33 In der von der European Space Agency (ESA) für Raumflüge zerti­ fizierten X-33 sitzt ebenfalls ein SuperQuartz-Kaliber. Es zeigt Stunden, Minuten und Sekunden analog an, während der Chronograph und der Countdown, bis zu drei unterschiedliche Zonenzeiten, drei Alarme sowie der ewige Kalender mit Tag, Datum, Monat, Woche und Jahr digital angezeigt werden. www.omegawatches.com

Tissot T-Touch Expert Solar

Uhrenkonstrukteurin Carole ForestierKasapi, Modell „Rotonde de Cartier – ­Astrocalendaire“: Wochentag, Datum und Monat werden dreidimensional und in konzentrischer Anordnung dargestellt.

Bereits 1999 fertigte ­Tissot mit der ersten „T‑Touch“ eine SmartWatch, die durch die Berührung des Uhrglases gesteuert wird. In der aktuellen Version sorgt ein Solarmodul am Zifferblatt dafür, dass der „T-Touch“ mit all ihren Features (inklusive Kompass) nie der Strom ausgeht. www.tissot.ch

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N I G H T L I F E

Corps DiploMatique Text und Bilder: Shane McCauley

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THE RED BULLETIN


Vom Live-Set in Rom bis zur Strandparty auf Jamaika: Shane McCauley zeigt die zehn besten Shots seiner Reisen mit DJ-Hero Diplo. Wesley Pentz alias DIPLO wurde 2008 mit „Paper Planes“ zum Weltstar. Der Song, produziert für die britische Sängerin M.I.A., gewann VierfachPlatin in den USA und lief im Oscar-prämierten Drama „Slumdog ­Millionaire“. Seither veredelt der ehemalige Nachhilfelehrer aus Philadelphia die Songs von Snoop Lion, Beyoncé, Chris Brown und Madonna. ­Jahresgage 2014: zehn Millionen Dollar. SHANE McCAULEY traf Diplo zum ersten Mal 2003 auf einer Block-Party in Philadelphia. Seither begleitet der Fotograf und Filmemacher den Sound-Tüftler zu Shows auf allen Kontinenten.

30.11. 2011 / Buenos Aires, Argentinien

Diplo um 3 Uhr früh beim Spontan-Set im Szeneviertel Monserrat. Sein Gig hat gerade begonnen, was für Buenos Aires völlig normal ist. Die Leute feiern dort auch werktags ganze Nächte durch.

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N I G H T L I F E

21.01.2014 / Melbourne, Australien

Major Lazer ist Diplos elektronisches Dancehall-Projekt. Beim Gig im Palace Theatre zücken 1500 ­Zuseher auf sein Kommando ihre Smartphones. Das gemeinsame Lichtermeer ist fixer Bestandteil der Show – und für mich der beste Moment zum Abdrücken.

19.02.2012 / ­K ingston, Jamaika Ein Paar tanzt zum Diplo-Set am Sugarman Beach. Diplo liebt die Dancehall-Musik der Insel. Der Tanz dazu heißt „Daggering“ und sieht aus, als hätte man bekleidet Sex.

05.08.2012 / Brooklyn, New York City, USA

Spontane Fete: Eigentlich sollten Major Lazer an diesem Abend open air spielen. Dann zwang uns ein Gewitter in die Music Hall of Williamsburg. MC Walshy Fire ließ sich trotzdem feiern.

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THE RED BULLETIN


01. 05. 2012 / Manhattan, New York City, USA

Die „Vogue Knight“-Dienstage von DJ MikeQ sind legendäre Dance-Partys im Escuelita Club in Hell’s Kitchen. Diplo ist dort Stammgast. Das Bild entstand am frühen Morgen während des 30-minütigen „Dance O≠“, bei dem Juroren die besten Moves prämieren.

„STRANDPARTY AUF JAMAIKA: DER TANZSTIL SIEHT AUS, ALS HÄTTE MAN BEKLEIDET SEX.“ 24.02.2011 / Port of Spain, Trinidad

Diplo mit Major-LazerMC Jillionaire auf dem Weg zur Aftershow. Als Einheimischer kennt Jillionaire die besten Partys der Insel. Wir nennen ihn „Präsident von Trinidad“.

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N I G H T L I F E

20.01.2013 / ­P hiladelphia, USA

Bei seinem „Trap Hawk Down“-Konzert spielte Diplo in einer Nacht vier Sets in vier Städten. Nach Baltimore und Philadelphia ging’s per Helikopter nach Atlantic City und New York.

20.04.2011 / Madrid, Spanien

Die Zombie Kids (li.) sind Spaniens Nightlife-Könige. Ihr „Zombie Club“ stieg jeden Mittwoch in der Sala Heineken. Warum Diplo auf dem DJ-Deck hockt? Ganz einfach: Er ist ein Showman.

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THE RED BULLETIN


03.06.2009 / Rom, Italien

Diplo während seiner Italien-Tour mit dem DJ-Duo Crookers. Das Bild stammt vom Set im Club Atlantico im Süden der Stadt. Rom war eine der wenigen Städte, die sich Diplo auch bei Tag ansah. Normalerweise sitzt er vor seinem Laptop und bastelt neue Tracks.

„So feiern, als wärst du morgen tot.“

04.08.2012 / Philadelphia, USA

Diplos wilde Block-Party-Sets sind berühmt: 8000 Leute, Open Air, Volksfeststimmung. Hier holt ein Ordner gerade zwei Fans von der Fahnenstange.

the red bulletin: Herr McCauley, wie wird man Fotograf eines DJ-Weltstars? shane mccauley: Ich traf Wesley zum ersten Mal vor elf Jahren. Ein New Yorker Musik-Magazin hatte mich beauftragt, seine Block-Party in Philadelphia zu fotografieren. Wes trug damals noch BaggyPants und hatte einen Pferdeschwanz (lacht). Wir verstanden uns auf Anhieb, weil er wie ich verrückt nach Musik ist. Wie äußert sich diese Verrücktheit? Wes interessiert sich für jede Art lokaler Musikkultur. Gibt er Konzerte in Indien, sucht er stundenlang am Flohmarkt nach Bollywood-Platten. Es könnte ja ein interessanter Beat dabei sein. Mittlerweile reisen Sie seit elf Jahren mit Diplo um die Welt. Welche NightlifeSzene hat Sie besonders überrascht? In Tel Aviv geht richtig die Post ab. Die politische Lage dort ist angespannt. Die jungen Leute leben mit der Haltung, dass sie morgen tot sein könnten. Darum wird umso wilder gefeiert. Auch Kenia war irre: Diplo spielte in einer Halle mit Palmengras-Dach und einem Dancefloor aus Holz. Die Kids tanzten so wild, dass der Boden einbrach. Security-Leute mussten einen Schutzring um das Loch bilden, damit niemand hineinfiel. In welchen Städten ist Nightlife-­ Fotografie ­gefährlich? Kingston kann rau sein, da solltest du ohne Local Guide nachts nicht rausgehen. Auf den Philippinen wunderten wir uns über die Sprengstoffhunde im Hotel. Später er­ fuhren wir, dass dort eine Woche zuvor ein Anschlag verhindert worden war. Das Geheimnis spannender Fotos? Man kann Musik nicht auf Bilder bannen. Deshalb versuche ich, die Energie der Konzertbesucher zu dokumentieren. Shane McCauley, 38, lebt in Los Angeles und New York City. Seine Bilder: www.shanemccauley.com

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ACTION!

FEIERABEND Die Zukunft ­beginnt um ­Mitternacht: in Zürichs gleich­ namigem Club

K ATZ E N JAMMER DREI RECHT SELT­ SAME ANTI-KATERREZEPTE UNSERER VORFAHREN:

HASENTEE Ein gängiger Kater­ killer im Wilden Westen war aus Hasenkot gebrau­ ter Tee. Aus medi­ zinischer Sicht un­ erklärlich: Kalium mag helfen, doch die enthaltene ­Dosis ist kleiner als die einer Banane.

Kleine Nachtmusik   Z ÜRICH  WAS DEN KELLERCLUB „ZUKUNFT“ ZUM BESTEN PARTY-SPOT DER STADT MACHT.

CLUB ZUKUNFT Dienerstrasse 33, Kreis 4, Zürich Do bis Sa: Mitternacht bis 8 Uhr früh www.zukunft.cl

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VOGELBRATEN

INSIDER-INFO ALEX DALLAS FÜHRT DIE „ZUKUNFT“, IST DJ UND LEITET DAS LABEL DRUMPOET COMMUNITY.

DAS BESTE LOKAL, UM IN DIE NACHT ZU STARTEN … … ist die Bar 3000, direkt über uns. Tolle Weine und bequeme Ledercouches. ­Außerdem legen DJs auf. DER PERFEKTE PARTY-COCKTAIL ... ... ist für mich im Moment der „Basil Smash“ – ein l­ eckerer Rum-Cocktail mit Basilikum. EINE LOKALE BAND, DIE IHR EUCH UNBEDINGT A ­ NHÖREN SOLLTET  … … ist The Legendary Lightness (Daniel Hobi, Dominik Huber, Dominic Oppliger, ­Daniel Nievergelt) – wunderschöner, melancholischer ­Indie-Sound.

Plinius der Ältere empfahl kater­ geplagten Zeitge­ nossen im antiken Rom, einen gebra­ tenen Kanarien­ vogel zu verspeisen und sich Fuchs­ genitalien auf die Stirn zu binden.

SCHAFLUNGE Im antiken Hellas schwor man nach langen Nächten auf Schaflunge mit ­Euleneiern. Der Arzt Galenus von Pergamon empfahl zudem, sich den Kopf mit Kohlblät­ tern einzuwickeln.

THE RED BULLETIN

CLUB ZUKUNFT(4), FOTOLIA(3)

Es passiert nicht alle Tage, dass Stars wie US-Techno-Pionier Theo Parrish oder die englische Electro-Legende Matthew Herbert in kleinen Kellerclubs auflegen. Alex Dallas, Betreiber der „Zukunft“ (Besucherkapazität: nur 200 Personen), hatte beide Größen schon zu Gast. „Wir haben uns dank vieler ausländischer Gäste internatio­ nal einen guten Ruf erarbeitet. Und können so große Namen buchen“, so Dallas, nebenbei DJ und Mastermind des Independent-Labels Drumpoet Community. Alex hatte bei der Club-Gründung einen Startvorteil: Kurz vor der Eröffnung der Zukunft 2006 musste die „Dachkantine“ in der ehemaligen Toni-Molkerei schließen. „Die Location war sehr beliebt und das Partyvolk froh, dass hier was Neues entsteht. Bei der Eröffnung waren wir ­rappelvoll“, erzählt Dallas, der musikalisch auf ein genreübergreifendes DJ-Line-up von Techno über Hip-Hop bis Rock setzt. „Bei uns brauchst du kein Musik-Nerd zu sein, um Spaß zu haben. Wir spielen alles, außer irgendwelche Ibiza-Partyhits.“


ACTION!

LADEN & LAUSCHEN

M U S I KB LI C K Die Karriere von Charli XCX begann vor zwei Jahren: Die damals Zwanzigjährige schrieb dem schwedischen Duo Icona Pop den Mega-Hit „I Love It“ auf den Leib und veröffentlichte ihr Debütalbum „True Romance“. Im Sommer 2014 stürmte sie selbst die Charts: mit ihrem Ohrwurm „Boom Clap“, der ­allein in den USA eine Million Stück verkaufte. Charlis ­Hitformel: elektronische Songs zwischen Punk und Pop, Texte, die vor jugendlichem Übermut strotzen. Ein Mix, der selbst DiscoPionier Giorgio Moroder begeistert: Der Südtiroler engagierte Charli als Sängerin für seine Comeback-Platte. Dieser Tage ­erscheint außerdem ihr eigenes neues Album. Welche Songs sie dazu inspirierten, verrät sie hier.

Charlotte Aitchison alias Charli XCX, 22, Popstar und Hitschreiberin aus ­England

„ Popmusik vom Mars“  PLAYLIST  ROCKENDE ROBOTER, PLAYBOY-POP UND ANONYME BEAT-BASTLER: DIE FÜNF LIEBLINGSSONGS DER NEUEN POP-PRINZESSIN CHARLI XCX.

1 Britney Spears

2 Weezer

3 The Flying Lizards

Ich war sieben, als ich dieses Musikvideo zum ersten Mal sah. Und es war eine Offenbarung. Britneys Gesang, ihr Outfit, der Song selbst – ich wusste sofort, ich will sein wie sie. Es war der Moment, an dem ich beschloss, Musikerin zu werden. Als ich wenig später dann noch die Spice Girls entdeckte, war die Sache für mich endgültig beschlossen.

Bei dem Stück stimmt einfach alles: die krachigen Gitarren, das KopfnickerTempo, der feuchtfröh­ liche Text im Rap-Stil und das Video, gedreht in der Playboy-Mansion. Weil ich etwas von dieser Lässigkeit für mein Album wollte, holte ich mir Weezer-Sänger Rivers ­Cuomo ins Studio. Auf unseren Song „Hanging Around“ bin ich sehr stolz.

Der Song ist seit Jahren Teil meines LiveRepertoires. Im Original ist „Money“ ein alter BluesSong. 1979 wurde er von der Kunst-Band The Flying Lizards auf elektronisch getrimmt – und klingt, als würden Roboter versuchen, Rock ’n’ Roll zu spielen. Das Stück klingt alt und futuristisch zugleich. Genau diesen Sound wollte ich auch für meine Platte.

4 Sophie

5 Dizzee Rascal

„... Baby One More Time“

„Hard“

WARNER MUSIC, UNIVERSAL MUSIC, FABIEN, SONY MUSIC

www.charlixcxmusic.com

Sophie ist der spannendste Produzent der Gegenwart. Seine Tracks, allen voran ­dieser, klingen visionär, wie Popmusik vom Mars. Der Witz dabei: Kaum jemand weiß, wer sich hinter dem Pseudonym Sophie versteckt. Er lässt sich nicht ­fotografieren, er gibt keine Interviews. Ein spannendes Konzept! Ich würde ­liebend gern mit ihm arbeiten.

THE RED BULLETIN

„Beverly Hills“

„I Luv U“

Der britische Rap-Klassiker erschien vor zwölf Jahren – und klingt heute noch so frisch wie am ersten Tag. Ich war 2003 ein großer Fan von Dizzee Rascals erstem Album „Boy in da Corner“, vergaß es dann aber ganz. Bis es kürzlich im Tourbus jemand auflegte und ich wieder total darauf reinkippte. Dizzees Rap-Stil ist genial: räudig, schnell, schlau.

VOM GRUNGE-GOTT ZUR GRANDE DAME DES JAZZ: HIER DIE DREI BESTEN MUSIK-DOKUS DES FRÜHJAHRS.

MONTAGE OF HECK Die erste von Kurt Cobains Familie ­autorisierte Doku über den 1994 verstorbenen NirvanaSänger. Mit Privataufnahmen und bisher verschollenem Live-Material.

„Money“

FRESH DRESSED Der Film von RapStar Nas befasst sich humorvoll mit Hip-Hop-Modetrends der letzten 30 Jahre: von Adidas-Sneakern über Goldketten bis zu Kanye Wests LederJogginghosen.

FI LM A B ! GADGET DES MONATS

GOPRO HERO4 BLACK/MUSIC Nach der Sportwelt will GoPro nun auch den Musikmarkt erobern: Ausgestattet mit neuen Digitalwandlern für besten Klang, Instrumenthalterungen und Nachtsicht-Modi, ist die Hero4 ­Music Edition das perfekte Tool für Musiker und Konzertfilmer. www.gopro.com

WHAT HAPPENED, MISS SIMONE? Die Oscar-nominierte Regisseurin Liz Garbus auf den Spuren von Nina Simone. Deren Tochter öffnet für Garbus erstmals das Privatarchiv der Jazz-Sängerin.

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THE RED BULLETIN PROMOTION

ALLES ANDERE ALS GEWÖHNLICH

Fotos: Mazda

C lever a usg e s t a t te t , m i t s e l b s t b ew us s ter O p t i k u n d n e u e r Tec h n i k ü b e r t r i f f t d er M a zd a 2 d i e S t a n d a r d s i n d e r K le i n wa g e n k la s s e.

Der neue Mazda2 vereint die Vorzüge eines kompakten Kleinwagens mit dem Komfort eines geräumigen, bediener­ freundlichen Innenraums.

Auf der Vienna Autoshow feierte er Premiere, nun ist er für alle zu haben: der neue Mazda2. Wer bloß ein Facelift erwartete, irrte gewaltig, denn präsentiert wurde ein komplett neues Auto. Wie schon der Mazda CX-5, der Mazda6 und der Mazda3 zeigt sich nun auch der Mazda2 mit der emo­ tionalen Ausdruckskraft der Designsprache KODO – Soul of Motion und wirkt wie ein wendiges, zum Sprung bereites Tier. Das aus der Masse der Kleinwagen herausragende Design trifft auf die innovative SKYACTIV-

Technologie, die Kraftstoffeffizienz, geringe CO²-Emissionen und puren Fahrspaß vereint. So werkt im neuen Mazda2 ein völlig neuer, 105 PS starker 1,5-Liter-Dieselmotor mit ­einem Spritverbrauch von durchschnittlich 3,4 l/100 km. Die StartStopp-Automatik ist bei sämtlichen Motoren serienmäßig. Für Sicherheit auf höchstem Niveau sorgen die ­kamera-, sensor- und radarbasierten i-ACTIVSENSE-Assistenzsysteme. All das und mehr macht den neuen Mazda2 leidenschaftlich anders.

STYLISH, INTUITIV, INNOVATIV Neben hochwertigen und stylischen ­Materialien im Innenraum sorgen das MZD-Connect-Bedienkonzept, das Kommunikation, Unterhaltung und ­Navigation verbindet, sowie das in ­seiner Klasse einzigartige Head-upDisplay für Aufsehen.


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FAHRSPASS UND EFFIZIENZ Voll-LED-Scheinwerfer, KODO-Design und innovative SKYACTIV-Technologie – der neue Mazda2 verkörpert eine ­völlig neue Fahrzeuggeneration, die Fahrspaß und E∞zienz garantiert.

Inspiriert von der Kraft und Schönheit der Natur: Das KODO-Design macht den ­neuen Mazda2 zum Blickfang.


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D i e Zu k u n f t s a h n oc h n i e s o g u t a us – d e r n e u e M a zd a 2.

SKYACTIV-TECHNOLOGIE – LEICHT UND EFFIZIENT Die SKYACTIV-Technologie ist das vielfach gelobte Markenzeichen aller ­neuen Mazda Modelle. Sie sorgt für höchste E∞zienz und Fahrspaß zugleich. Der neue Mazda2 bringt diese Eigenschaften nun auch in die Kleinwagen­ klasse. Sein komplettes Motorenprogramm aus SKYACTIV-Benzin- und -Diesel­ motoren bietet gegenüber dem bisherigen Mazda2 deutliche Verbrauchs­ vorteile bei nochmals verbesserten Leistungs- und Fahreigenschaften.

KODO-DESIGN – SOUL OF MOTION Der völlig neue Mazda2 ist das vierte im vielfach preisgekrönten KODO-­ Design gestaltete Fahrzeug. Und das lässt ihn aus der Masse der Kleinwagen hervorstechen: Kraftvolle Karosserielinien und das markante, stark herausgearbeitete Familiengesicht machen ihn unverwechselbar. Durch eine ­zurückversetzte A-Säule und die nach vorn gewanderte Vorderachse mutet der neue Mazda2 wie ein Sprinter an, der auf den Startschuss wartet.

i-ACTIVSENSE – PROAKTIVE SICHERHEIT Mit einer Vielzahl an kamera-, sensor- und radarbasierten Assistenzsystemen bietet der neue Mazda2 ein in dieser Klasse außergewöhnlich hohes Sicherheitsniveau. Die schon aus dem Mazda3 und Mazda6 bekannten Systeme ­tragen dazu bei, dass man die Fahrt unfallfrei und entspannt genießen kann. Maßstäbe setzt der Mazda2 zudem mit Voll-LED-Scheinwerfern – einer Technologie, die meist nur in deutlich teureren Fahrzeugen erhältlich ist.

MZD CONNECT – VERNETZT UND INTERAKTIV Über das Konnektivitätssystem MZD Connect haben Fahrer und Passagiere nun erstmals auch im B-Segment sicheren und einfachen Zugriff auf das ­Internet und soziale Netzwerke. Via USB- und Bluetooth®-Schnittstelle lässt sich das Smartphone bequem verbinden. Die Bedienung der neuen Funktionen über Multi Commander, Touchscreen, Lenkrad oder Sprachsteuerung ist intuitiv und garantiert ein Minimum an Ablenkung.

Den neuen Mazda2 entdecken:

www.mazda.at


ACTION!

GAMES

B L O C KBUSTER 2015 WARTEN WIR BESONDERS GESPANNT AUF …

„BATMAN: ARKHAM KNIGHT“ Im vierten Teil der Arkham-Serie bekommt es die Fledermaus aus Gotham mit Scarecrow und einer Riege Bösewichter zu tun. Ab Juni.

Im Bild: eine gesellschaftlich noch nicht vollständig etablierte Art, Museumsbesuche kurzweilig zu gestalten.

Die Stadt ächzt

I M WA N D EL D ER ZEITEN GESCHICHTSUNTERRICHT IN DREI SPIELEN

T HE ORDER: 1886  LONDON STECKT VOLLER REBELLEN UND ERBARMUNGSLOSER MONSTER. DOCH ZUM GLÜCK NAHEN DER RETTER, SEIN THERMIT-WERFER UND SEIN ELEKTRO-GEWEHR. Wenn wir „The Order: 1886“ ungefähr einordnen wollen: ein „Assassin’s Creed“-artiges Action-Adventure im fiktiven London des 19. Jahrhunderts, dargebracht im Setting der (übrigens wirklich tollen) TV-Serie „Penny Dreadful“. Held ist Galahad, Mitglied eines uralten Ritterordens, und sein ­Leben wird ihm gleich an zwei Fronten schwergemacht: von Londoner Rebellen, die unter dem unerbittlichen Durch­ greifen der Ordnungsbehörden von The Order ächzen, und von Half Breeds, das sind auffallend hässliche MenschKreatur-Hybride mit einer unerfreulichen Vorliebe für den Genuss von Menschenfleisch. Zur Sache geht’s in einem düsteren London voll Nebel und Retro-Futurismus: ächzende, dampfende, stampfende Kolben, Bolzen und Zahnräder treffen da auf Laser und digitale Sehverstärker. Die Technik ist ihrer Zeit weit voraus, der Dreck der industriellen Revolution ist aber geblieben und verleiht dem Game seinen tatsächlich betörenden SteampunkCharme. Viele der Entwickler von „The Order: 1886“ kennen wir bereits aus der „God of War“-Serie. Sie haben sich offenbar von ausführlichem Geschichtsunterricht inspirieren lassen, so entstanden tolle Ideen wie eine viktorianische Version des Awtomat Kalaschnikowa, obrazca 47, kurz AK-47. Erhältlich exklusiv auf PlayStation 4

THE RED BULLETIN

theordergame.com

„LEGEND OF ZELDA“

„Homefront: The Revolution“ „Homefront: The Revolution“ US-Widerstand gegen die Besatzung der „Vereinten Koreanischen Armee“. Ego-Shooter für Mac, Windows, Linux und Konsolen. Erscheint dieses Jahr.

„Bladestorm“ „Bladestorm: The Hundred Years’ War“ Ab März geht es auf PS4 und Xbox One in den ­hundertjährigen Echtzeit-Strategie-Krieg zwischen den Königreichen England und Frankreich. „The Last Express“ Point-and-Click-Adventure: An Bord des Orient ­Express von Paris nach Istanbul gibt es einen Mord zu klären, allerdings in Echtzeit. Für iOS und Android.

Protagonist Link bekommt sein ­erstes hochauf­ lösendes OpenWorld-Adventure. Das sehnlich e­ rwartete Zugpferd für die Wii U erscheint im Lauf des Jahres.

„RISE OF THE TOMB RAIDER“ Der Nachfolger des 2013er-Neustarts der „Tomb Raider“-Serie. ­Ende 2015 geht es für eine verjüngte Lara Croft auf Action-Schatz­ suche.

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HEADIÇÃO – BALLS FOR BRASIL ISPO BRANDNEW WINNER* SOCIAL AWARENESS WARUM DAS LÄSSIG IST  Das Sozialprojekt bringt benach­ teiligte brasilianische Kinder und ein neues Spiel zueinander. WO ES HINGEHÖRT  In brasilianische Waisenhäuser. WIE ES GEHT  Headis spielt sich wie Tischtennis, allerdings mit dem Kopf und einem 100 Gramm schweren und knapp 18 cm großen Gummiball. Das Headição-Projekt hat 2014 im Land der Fußball-WM Kindern Zugang zu Sport und Kreativität ermöglicht, ­indem man im ganzen Land Headis-Platten aus Holz und Wassertonnen aufgestellt hat. Auch ohne ­massiven ­finanziellen Einsatz kann man viel Gutes bewirken. Respekt!

SALOMON SK Y 30 Einer für alles: 30 Liter Tragekomfort für alle Aufgaben zwischen Skitour, Tageswanderung und Nacht-Exkursion.

TENTSILE TREE TENT ISPO BRANDNEW WINNER* HARDWARE SUMMER WARUM DAS LÄSSIG IST  Weil es ein Baumhaus zum Mit­ nehmen für Outdoor-Sportler ist. WO ES HINGEHÖRT  Entweder ganz normal auf den Boden oder wie eine Hängematte aufgehängt zwischen zwei Bäume. WER ES BRAUCHT  Abenteurer, die auch auf unebenem Grund, bei Hochwasser oder wuselndem Geziefer gut schlafen wollen.

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EVENTS

In Hinterstoder und Kitzbühel hat Hannes Reichelt schon gewonnen. Folgt in Saalbach der nächste Heimsieg?

21./22. 2., Saalbach/Hinterglemm

FIS Ski-­ Weltcup Das Warten hat ein Ende! Nach zwölf Jahren Pause kehrt der alpine Ski-Weltcup nach Saalbach/Hinterglemm zurück. Im Gegensatz zur Saison 2001/02 allerdings nicht mit Damenrennen, sondern mit Abfahrt und Super-G der Herren. Die heimischen Hoffnungen ruhen dabei besonders auf Abfahrts-Olympiasieger Matthias Mayer und Hannes Reichelt (Bild). Das Rahmenprogramm für die ersten beiden Skirennen nach der Weltmeisterschaft in Beaver Creek (USA): Ö3-PistenBully mit Public Viewing auf der Mittelstation Zwölferkogel, Acro-ParaglidingShow und Ö3-Weltcup-Party am Samstagabend. skiweltcup.saalbach.com

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9. 3., PPC, Graz

Metronomy In der schillernden Klangwelt von ­Metronomy gibt es keine Stilgrenzen. Seit 15 Jahren vereint das britische Quartett leichtfüßig Genres, die ­eigentlich unvereinbar scheinen: ­Kitschiger Sixties-Pop trifft auf ­knackigen Indie-Rock, entspannter Bossa Nova auf schräge SynthesizerIntermezzi. Eine Mixtur, die so spannend wie erfolgreich ist: Mit ihrem ­aktuellen Meisterwerk „Love Letters“ landete die Band 2014 auf Platz ­sieben der englischen Charts. www.metronomy.co.uk

THE RED BULLETIN


SAVE THE D ATE

5. 3., Arena, Wien

Blumentopf & Texta

WEITERE PFLICHTTERMINE IN DEN NÄCHSTEN WOCHEN

Die zwei dienstältesten Hip-Hop-Combos im deutschen Sprachraum schließen sich für ein Projekt zusammen: Als TNT veröffentlichen Blumentopf aus München und Texta aus Linz am 20. Februar ihr Kollabo-Album namens „HMLR“ und gehen zum ersten Mal seit 1997 gemeinsam auf Tour.

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www.blumentopf.com

FEBRUAR

ALT-J 21./22. 2., TipsArena, Linz

Leichtathletik HallenStaatsmeisterschaften

Neun HipHopper, ein Team: TNT

Die heimischen Leichtathleten küren auf der Linzer Gugl ihre Hallenstaatsmeister. Gespannt darf man sein, ob Österreichs Aushängeschilder Andreas Vojta (1500 Meter) und Beate Schrott (Bild, 60 Meter Hürden) ihre Titel aus dem Vorjahr verteidigen werden. Die Olympia-Finalistin wechselte ihr Betreuerteam und bereitete sich in den USA auf die Saison vor.  www.oelv.at

Die Indie-Band macht Rockmusik für Kunststudenten: Ihre Songs sind verspielt und verhalten, zugleich aber so hymnisch, dass sie von Stars wie Mumford & Sons gecovert werden. 16. 2., Wien

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MÄRZ

20. 2., Kino, Ebensee

KITTY, DAISY & LEWIS

NICK DIDLICK/EPA/PICTUREDESK.COM, GEPA PICTURES(2), ZOE-FOTOGRAFIE.COM, FLO SENEKOWITSCH,WOLFGANG SEEHOFER

Wanda

Anzüge, Petticoats, Pomade: Das junge Geschwister-Trio aus London nimmt sein Publikum auf eine Reise in die 1950er Jahre mit. Im Gepäck: die räudigen R&B- und Swing-Songs des neuen Albums „The Third“.

Mit seinem Debütalbum „Amore“ trat das Wiener Rock-Quintett im Oktober eine mächtige Hype-Lawine los: Die Platte wurde vom deutschen Musikmagazin ­„Intro“ zur monatsbesten gewählt, FM4 kürte die Single „Bologna“ zum Song des Jahres. Was Wanda auszeichnet? Vor allem die abgründigen Texte im Wiener Dialekt, in denen Marco Michael Wanda mit krat­ zigem Timbre humorvoll Themen wie ­Inzest („Bologna“) und Alkohol („Ich will Schnaps“) wälzt – und damit dem Genre Austropop eine Frischzellenkur verpasst.

1. 3., Flex, Wien

www.facebook.com/wandamusik

6 MÄRZ

Soriano trifft auf und hoffentlich gegen seine spanischen Landsleute.

THE RED BULLETIN

26. 2., Salzburg

14. 2., Rottenmann

28. 2., Grelle Forelle, Wien

FC Salzburg – FC Villarreal

Goldi Talente Cup: Finale

RBMA Session: Egyptian Lover

Eine Woche nach dem Hinspiel in Villarreal empfangen die Roten Bullen im Sechzehntelfinale der Europa League den Klub aus der spanischen Primera División. Mit guten Erinnerungen. In der Saison 2009/10 gewann Salzburg beide EL-Gruppenspiele gegen das „Gelbe U‑Boot“.  www.redbulls.com

Zum bereits achten Mal veranstaltet Andi Goldberger seine Skispringer-Talent­ suche. Beim Finale im steirischen Rottenmann stehen die 125 besten Buben und Mädchen (Jahrgänge 2004 bis 2008) der fünf österreichweiten Tourstopps unter genauester Beobachtung. www.goldi-cup.at

1983 erfand Egyptian Lover das Genre Electro mit, das damals klang wie ein Mix aus Hip-Hop, Funk und VocoderGesang. Bevor er nachts die Drum-Maschinen anwirft, erzählt er im Rahmen einer Red Bull Music Academy Lecture über die Anfänge von Electro. Infos zur Lecture gibt’s auf: www.redbull.at/rbma

SHRED DOWN AUSTRIAN MASTERS Die besten nationalen SnowboardSlopestyler kämpfen im Boarders Playground im ­Tiroler Westendorf um die österreichischen Staats­ meistertitel. 6. – 8. 3., Westendorf

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R E A D BULL

The Night the Wrestling Was Real Von Joey Goebel Aus dem Amerikanischen von Hans M. Herzog

REGINE MOSIMANN/DIOGENES VERLAG

Adam Joseph „Joey“ Goebel III. Geboren 1980 in Kentucky/USA, wo er bis heute lebt. ­Bekanntheit erlangte Goebel durch seine Romane „The ­Anomalies“ (2003), „Torture the Artist“ (2004), „Commonwealth“ (2008) und den nur auf Deutsch erschienenen „Ich gegen Osborne“ (2013), in denen er auf satirisch-zynische Weise die Mittelmäßigkeiten seiner Kleinstadtumgebung ­seziert. Bevor Goebel als Schriftsteller bekannt wurde, tourte er als Frontmann, Gitarrist und Liederschreiber der Punkband The Mullets durch den Mittleren Westen der USA – weshalb ­Goebel auch noch immer lieber in Punkrockclubs liest statt in Gemeindesälen. Auch aktuell verbindet Goebel, der in den USA bereits Kultstatus erreicht hat, Musik und Schreiben: Als Dr. Lawyer spielte er das Album „Come Fail with Me“ ein, bei dem auch seine Ex-Frau Micah als Backgroundsängerin dabei ist. THE RED BULLETIN

W

enn die Wrestler in unsere Stadt kamen, begab ich mich jedes Mal in der Hoffnung, dem einen oder anderen zu begegnen, in das Hotel, wo die meisten von ihnen abstiegen. Schon als Kind hatte mich Profi-Wrestling begeistert, mich faszinierte die Vorstellung, dass zwei Männer scheinbar versuchten, einander umzubringen, nur um sich anschließend im Umkleideraum darüber zu amüsieren. Manchmal beobachtete ich im Ambassador Inn sogar, wie zwei Erzfeinde zusammen ein Bier tranken – ein wunderbares Bild, wie ich fand. Doch meine interessanteste Begegnung in diesem Hotel war die mit einem Ringrichter. Er trank allein in der Hotelbar ein Bier, und auch wenn er statt des üblichen schwarz-weiß gestreiften Shirts ein Flanellhemd trug, erkannte ich sein hartes, vom Touren müdes Gesicht. „Verzeihung, aber sind Sie nicht Lyle Krebner, der Ringrichter?“ – „Und ob.“ – „Ich bin ein großer Wrestlingfan. Darf ich Ihnen den nächsten Drink ausgeben?“ – Er nickte Richtung Barhocker, auf dem sitzend ich an diesem Abend viele Miller Lite vom Fass mit ihm trinken sollte. Meine Fragen störten ihn kein bisschen. Er war in den besten Jahren, doch wegen seiner Müdigkeit wirkte er älter, und anscheinend bewirkte diese Müdigkeit, dass er so offen über den ungewöhnlichen Beruf sprach, für den er sich entschieden hatte. Er war wohl so müde, dass es ihm nichts ausmachte, welche Geheimnisse er verriet. Und so bekam ich wegen seiner Müdigkeit, meiner Neugier (und der Biere) die beste Wrestling-Geschichte erzählt, die ich je gehört hatte. „Vor vielleicht 15 Jahren hatten wir einen Wrestler – du ­erinnerst sich bestimmt an ihn –, der Ornery Olsen hieß.“ „Na klar! Er war aber nicht lange dabei. Ich hab mich immer gefragt, was aus dem wohl geworden ist.“ „Nun, das werd ich dir verraten. Eines Abends verlor Ornery alles. An einem einzigen beschissenen Abend. Und das Traurige ist, in den Wochen vor diesem Abend hatten die Fans allmählich angefangen, ihn zu mögen, was überhaupt nicht vorgesehen war. Sein Gimmick war der, dass er der gemeinste, fieseste, abstoßendste Widerling auf Erden sein sollte. Für diesen Kerl gab es keine Tabus. Du erinnerst dich doch. Man platzierte einen Fan in der ersten Reihe, und den spuckte er an. Im Ring konzen­ trierte er sich darauf, den Pimmel und die Eier seiner Gegner zu attackieren. Wenn er einen Kampf gewonnen hatte, tat er jedes Mal so, als wolle er auf den Verlierer scheißen, was die Ring­ richter stets im letzten Moment verhinderten. Ornery selbst ­hasste diesen Gimmick. Im wirklichen Leben war er der liebste, sanfteste Mensch, den man sich nur denken konnte. Er war ein Familienmensch. Total ruhig und höflich. Doch er verkaufte seine Nummer gut, und natürlich mochten ihn die Fans umso ­lieber, je fieser er wurde. Er war der Bösewicht. Eigentlich sollten sie ihn hassen, aber, nun ja, so sind die Leute nun mal. Und so beschloss der für den Ablauf der Shows zuständige Booker, den Leuten das zu geben, was sie haben wollten. Ornery sollte von einem ‚Heel‘, einem Bösen, zu einem ‚Babyface‘, einem Guten, werden, und von da an stand ihm die Wrestlingwelt offen – alles war möglich. Doch dazu kam es nie, wegen dieses einen Abends. Der nicht mal im Fernsehen übertragen wurde. Es war eine kleine Veranstaltung in Evansville, Indiana. Ein Kampf gegen Andy Armstrong.“ „Den Typ hab ich nie gemocht.“ „Keiner kann ihn leiden. Der Typ hat sich vom ersten Tag an aufgeführt, als gehörte ihm der Laden. Zu seiner Verteidigung muss man anmerken, dass die Booker und das Management sein Ego aufbauten, weil sie ihn von Anfang an gepusht haben.“ – „Du meinst seine Siegesserie.“ – „Genau. Ich fand diese Sieges­ 93


R E A D BULL

serie von vornherein schwach. Seine Figur baute nur auf dieser Serie auf. Weil er so ein riesiger, muskulöser junger Bursche ist, der am Mikrofon nichts bringt, sagten die Schreiber, machen wir ihn halt einfach unschlagbar. Vor diesem Abend in Evansville führte man ihn mit 150 Siegen und null Niederlagen – die Zahl war natürlich erfunden –, und man verbreitete die Behauptung, er sei absolut unschlagbar. Aber weißt du, was? An diesem Abend beschloss Ornery Olsen, dass Armstrong durchaus schlagbar war. Und ich möchte die Aufmerksamkeit der Arschlöcher, die alles, was wir machen, ‚abgesprochen‘ nennen, auf diesen einen Abend richten. Olsen gegen Armstrong. Der Kampf fing an wie jeder andere auch. Sie gingen in den Clinch, doch Ornery drückte seine Stirn ein wenig länger als nötig gegen die von Armstrong. Der Grund war, dass Ornery mit ihm sprach – so leise, dass das Publikum es nicht hörte. Er sagte: ‚Ich hab gehört, du hast über meine Frau geredet.‘ Armstrong verneinte, das habe er nicht getan. Ornery sagte: ‚Ich glaub dir kein Wort‘, und schlug ihn direkt aufs Auge. Es war ein richtiger Schlag, einer, den man gern öfter gesehen hätte. Wrestler sollen übrigens die Fäuste locker ballen und zur Unter­ malung auf den Boden stampfen. Bestimmt stampfte Ornery aus Gewohnheit auf, hatte aber die Faust felsenfest geballt, Knochen prallte auf Fleisch, und Armstrong lag da. Das kam für Armstrong unerwartet, doch er schüttelte den Schock ab und sagte: ‚Na schön, zugegeben. Ich hab deine Frau gevögelt. Was willst du deswegen unternehmen?‘

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nd dann ging’s los. Alles, was sie darüber gelernt hatten, wie man sich im Ring schützt, war plötzlich vergessen. Die vielen Moves, die schmerzhaft aussehen sollen, aber harmlos sind – diese Moves wurden auf einmal schmerzhaft. Normalerweise lassen Wrestler die Arme und Beine locker, doch jetzt waren sie starr und steif. Bei etwas so Harmlosem wie einer Clothesline rissen sie sich beinahe gegenseitig die Köpfe ab. Sogar bei den Bodyslams – es war, als würden sie versuchen, einander glatt durch die Matte zu werfen. Und bei den schwieri­ geren Sachen wie German Suplexes und komplizierten Leglocks – endlich erkannte ich, wie brutal die Angelegenheit werden konnte, wenn man dem sports entertainment den Unterhaltungs­ aspekt nahm. Und dann – oh, da kommt ja das Arschloch.“ Andy Armstrong, der aktuelle Champion, betrat mit zwei großmäuligen Schlampen die Hotelbar. Mittlerweile war es ein Uhr morgens vorbei, daher stürmten keine Fans auf ihn ein. Da mir Lyle mittlerweile auch wie ein alter Freund vorkam, schaute ich den Champ kaum an, als er sich in einer Ecknische nieder­ ließ. Und Lyle würdigte ihn keines Blickes. „Irgendwann merkte Ornery, dass all diese Wrestlinggriffe dem Publikum zwar eine gute Show boten, aber eigentlich ein guter, altmodischer Niederschlag angesagt war. Daher setzte er sich schließlich auf Armstrongs Bauch und fing einfach an, auf den Schädel des Mistkerls einzuschlagen, bis Armstrong endlich zugab, dass die angebliche Affäre mit Ornerys Frau erstunken und erlogen war. Wie sich herausstellte, war er auf Ornerys Popularität neidisch. Er wollte einfach nur für Unruhe sorgen. Egal, als Ornery mit ihm fertig war, war Armstrong bewusstlos. Während Armstrong also platt auf dem Rücken dalag, blieb nur noch eins übrig. Ihn auszuzählen. Was den Ringrichter natürlich in eine missliche Lage brachte, weil es gegen das Dreh­ buch war, gegen die Storyline, die man mit dieser schon ein Jahr dauernden Siegesserie aufgebaut hatte. Der Ringrichter flüsterte: ‚Du sollst ihn doch nicht besiegen!‘ Ornery erwiderte: ‚Dafür ist es zu spät. Zähl bis drei, Blödmann.‘ Und weil dem Ringrichter nichts anderes einfiel, schlug er mit 94

Ornery setzte sich auf Armstrongs Bauch und schlug auf den Schädel des Mistkerls ein. der Hand dreimal auf die Matte, und einfach so war Armstrongs Serie beendet. Als Ornery klar wurde, dass er große Schwierig­ keiten mit dem Management bekommen würde, dachte er, nun könne er genauso gut noch weiter vom Skript abweichen. Er nahm seine Maske ab. Dann versuchte er, auf Armstrong zu kacken, doch dieser Teil der Show verzögerte sich. Einige andere Ringrichter schritten ein, und die Ordnung wurde wieder her­ gestellt. Eine Woche später war Ornerys Karriere beendet.“ „Soll das etwa heißen, dass Armstrongs angeblich drei Jahre dauernde Siegesserie in Wirklichkeit – wie viel? – zwei Jahre ­früher endete, als man uns weismachen wollte?“ „Genau. Das wurde sozusagen aus den Akten gestrichen. Das Traurigste daran ist, dass Ornery, sobald er nicht mehr Wrestler sein durfte, wirklich fast genauso gemein und fies wurde wie seine Kunstfigur. Am Schluss trennten sich er und seine Frau. Natür­ lich weißt du, wie’s mit Armstrong weiterging. Tja, Scheiße, da sitzt er ja.“ Lyle drehte sich um und zeigte auf ihn. „Weltmeister.“

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ls Armstrong sah, dass Lyle von ihm sprach, erhob er sich. Er stolzierte in seinem seidenen Hemd zu unseren Barhockern und sagte: „Erzählst du wieder Lügen über mich, Krebner?“ – „Nein. Ich sag nur die Wahrheit.“ Normalerweise würde ich einen fast 140 Kilo schweren Hünen nicht provozieren, doch der viele Alkohol riss mich zu dem Satz hin: „He, Andy, alle Achtung, dass du deine Siegesserie so lange am Laufen gehalten hast, wo sie doch eigentlich schon in Indiana gerissen ist.“ Der wütende Champ wandte sich an Lyle: „Ich hab dich von der Wrestlerliste streichen lassen. Jetzt werd ich dafür sorgen, dass du nicht mal mehr ein beschissener Ringrichter bist. Du bist ein geborener Verlierer, Ornery.“ „Was?!“, rief ich. – „Armstrong, du blöder Mistkerl“, sagte Lyle. „Ich hab ihm nie verraten, dass ich derjenige war.“ Von da an steigerten sich die Beleidigungen zu einem Brüll­ duell, das ich mir stumm und betroffen ansah. Als er Lyles Frau erwähnte, wurde Armstrong plötzlich bespuckt, dann mit einer Bierflasche auf den Kopf geschlagen. Das restliche Bier goss Lyle auf Andy, der inzwischen bewusstlos dalag. „Jetzt fehlt nur noch eins“, sagte ich. Lyle las meine Gedanken. Er zog sich die Hose runter, und diesmal würden keine lästigen Ringrichter zugunsten des Champions eingreifen.

READ BULL Lesevergnügen im Red Bulletin: Jeden Monat widmet ein namhafter Autor unseren Lesern eine Kurzgeschichte. Diesmal ist es der US-amerikanische Schriftsteller und Sänger Joey Goebel: Das Thema Wrestling spielte bereits in seinem Roman „Commonwealth“ (dt. „Heartland“) eine Hauptrolle. Goebels vorerst letztes Buch „Ich gegen Osborne“ (Diogenes Verlag) erschien im März 2013.

THE RED BULLETIN


„ Für mich ist das Leben kein Spiel. Es ist mir zu ernst, zu wichtig, zu wertvoll, als dass ich es als Spiel abtun wollte. Ich schreibe in diesem Buch über das Leben, über Hochs und Tiefs, Ängste und Zuversicht, Freud und Leid, Motivation und Resignation. Es geht in meinem Buch aber auch um die Frage, wie jeder einzelne von uns es schaffen kann, Grenzen zu überwinden.“

ISBN: 978-3-7110-0069-9 Preis: 19,95 €/28,50 SFr Auch als Hörbuch (14,99 €/22,90 SFr) und E-Book (14,99 €/ 22,00 SFr) erhältlich.


Editorial Director Robert Sperl Chefredakteur Alexander Macheck Editor-at-large Boro Petric Creative Director Erik Turek Art Directors Kasimir Reimann (Stv. CD), Miles English Photo Director Fritz Schuster Chefin vom Dienst Marion Wildmann Managing Editor Daniel Kudernatsch Redaktion Stefan Wagner (Textchef), Lisa Blazek, Ulrich Corazza, Arek Piatek, Andreas Rottenschlager Freie Mitarbeiter: Muhamed Beganovic, Georg Eckelsberger, Raffael Fritz, Sophie Haslinger, Werner Jessner, Marianne Minar, Holger Potye, Martina Powell, Mara Simperler, Clemens Stachel, Manon Steiner, Lukas Wagner, Florian Wörgötter Web Kurt Vierthaler (Senior Web Editor), Andrew Swann Grafik Martina de Carvalho-Hutter, Silvia Druml, Kevin Goll Fotoredaktion Susie Forman (Creative Photo Director), Rudi Übelhör (Deputy Photo Director), Marion Batty, Eva Kerschbaum Illustrator Dietmar Kainrath Verlagsleitung Franz Renkin Internationaler Anzeigenverkauf Patrick Stepanian Anzeigendisposition Sabrina Schneider Marketing & Country Management Stefan Ebner (Ltg.), Manuel Otto, Elisabeth Salcher, Lukas Scharmbacher, Sara Varming Marketing Design Peter Knehtl (Ltg.), Karoline Anna Eisl, Simone Fischer, Julia Schweikhardt Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher (Ltg.), Walter O. Sádaba, Matthias Zimmermann (App) Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Karsten Lehmann, Josef Mühlbacher Abo und Vertrieb Klaus Pleninger (Vertrieb), Peter Schiffer (Abo) General Manager und Publisher Wolfgang Winter Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Web www.redbulletin.com Medieninhaber, Verlag und Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Geschäftsführer Christopher Reindl, Andreas Gall

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THE RED BULLETIN Österreich, ISSN 1995-8838 Länderredaktion Ulrich Corazza Lektorat Hans Fleißner Country Project Management Lukas Scharmbacher Anzeigenverkauf Alfred Vrej Minassian (Ltg.), Thomas Hutterer anzeigen@at.redbulletin.com Abo Abopreis: 25,90 EUR, 12 Ausgaben/Jahr, www.getredbulletin.com, abo@redbulletin.at Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz Informationen zum Medieninhaber sind ständig und unmittelbar unter folgender Web-Adresse auffindbar: www.redbulletin.at/impressum Redaktionsadresse Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com Leserbriefe leserbriefe@at.redbulletin.com

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ESPRESSO – NEUE N ENTKOFFEINIERTE GRANDS CRUS

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Mit dem Wort „Love“ aus funkelnden ­Zirkonia-Schmucksteinen auf Sterling­ silber wird die romantische Stimmung des Valentinstages aufgegriffen. Luxus pur ist der zeitlose Herzen-Ring aus 14-karätigem Gold, der alle Augen er­ strahlen lässt. Und der moderne XOXORing aus Sterlingsilber mit ZirkoniaSchmucksteinen huldigt der Liebe. www.pandora.net 3

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Der Scout ist der ultimative Komfort-Schuh und mit der eigens entwickelten STI Foam Lite-Sohle superleicht und bequem. Erhält­ lich in vielen Farben und verschiedenen Materialien wie Mesh, Textil oder Leder, ist er der perfekte Begleiter. Außerdem ist er Teil von etnies’ „Buy a Shoe, Plant a Tree“-Programm, bei welchem für jedes gekaufte Paar Schuhe ein Baum im Regen­ wald gepflanzt wird.

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Im neuen, leicht umbaubaren BMW Helm GS steckt jede Menge Know-how aus vie­ len Jahren Entwicklungsarbeit. Er besteht zu 100 % aus Carbonfasern (CFK). Das sorgt für geringes Gewicht, gute Schlag­ dämpfungswerte und optimale Sicherheits­ performance. Er ist effektiv belüftet und aerodynamisch optimiert. Das Doppel­ scheibenvisier ist beschlaghemmend, kratzfest und leicht zu demontieren. Erhält­ lich in fünf Farben und sechs Größen. www.bmw-motorrad.at/fahrerausstattung


Badami (Karnataka), Indien, 1. Februar 2014 Im Wettkampf-Bouldern war Kilian Fischhuber, 31, der Beste der Welt. Seit seinem Karriere-Ende im Dezember erobert er Felsrouten. Erstes Projekt: die Rückkehr zur Sandstein-Südwand von Badami, an der er 2014 wegen einer Virusinfektion noch scheiterte. „Eine vor Hitze glühende Wand, schlechte Griffe. Das macht Felsklettern spannend.“ kilian-fischhuber.at

„ Wettkampf ist klar reglementiert. Doch im Fels gibt es nur dich und die Natur.“ Boulder-Champion Kilian Fischhuber sucht eine Route durch indischen Sandstein.

DIE NÄCHSTE AUSGABE DES RED BULLETIN ERSCHEINT AM 10. MÄRZ 2015. 98

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