The Red Bulletin INNOVATOR AT 2018 - #3

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THE RED BULLETIN INNOVATOR 03/2018

EIN ENGEL AUF ERDEN

BLOCKCHAIN FÜR DUMMIES

FLUGTAXI, BITTE!

Business Angel Hansi Hansmann im Interview: So geht Start-up.

Die Technologie hinter Bitcoin und Co – endlich verständlich erklärt.

Wie der Volocopter funktioniert. Und wann wir einsteigen.

INNOVATION UNLOCKED

AUSGABE ÖSTERREICH

ZOCK MIT MIR

DIESE NEUEN GAMES MACHEN DICH SCHLAUER, FITTER UND ERFOLGREICHER.

2,50 03/18 EURO

ÖSTERREICHISCHE STAR-GAMERIN MARLIES MAESTRA BRUNNHOFER


OLYMP.COM

Männer im OLYMP


EDITORIAL

I N N O V AT O R

Das Leben ist ein Spiel CONTRIBUTORS

Lisa-Marie Fassl Managing Director der Austrian Angel Investors Association, Mitgründerin der Female Founders, Moderatorin, Speakerin: Wer in Österreich gründen will, kommt an der gebürtigen Burgenländerin nicht vorbei. Ihre Tipps für den perfekten Investoren-Pitch: SEITE 66

Reiner Kapeller

KLAUS PICHLER (COVER)

Seit ihm sein Bruder einen alten PC schenkte, interessiert sich der Vorarlberger Journalist für Computerspiele. Seine Zocker-Erfahrung aus mittlerweile 25 Jahren hat Kapeller in unsere Coverstory gepackt: wie Gaming unser Leben verbessert, ab S EIT E 52

Computerspiele sind ein sinnloser Zeitvertreib für Vierzehnjährige? Wer das noch immer glaubt, sollte rasch auf Seite 52 vorblättern. In unserer Coverstory erkunden wir, wie dich Games nicht nur schlauer und fitter machen, sondern sogar helfen können, Leben zu retten. Außerdem: Cover-Heldin und eSport-Profi Marlies Brunnhofer über ihre Kämpfe in der virtuellen Welt von „League of Legends“ und für die Chancengleichheit weiblicher Gamer. Einen ganz anderen Kampf, nämlich um das ­Kapital von Investoren, müssen Start-ups führen. Worauf es beim Pitchen einer Idee ankommt, liest du ab Seite 66. Und wie du überhaupt ein kompetentes Team formst, das deine Idee umsetzt, verrät Hansi Hansmann, Österreichs ­erfolgreichster Business Angel, ab Seite 38. Einen spannenden Blick in die nahe Zukunft werfen wir auf Seite 22. Die Firma Volocopter will Verkehrsstaus aus unserem Alltag ver­ bannen – mit fliegenden Taxis, die du per App zu dir bestellen kannst. Viel Spaß beim Lesen! Die Redaktion

INNOVATOR

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INHALT Lift ohne Grenzen

Augen aus dem All

Senkrecht, waagrecht, kein Problem: So fährt der Aufzug von morgen.

Diese Satelliten helfen uns, Probleme auf der Erde zu verstehen.

Das größte Flugzeug der Welt

Ein Riesenrochen gegen Plastikmüll

Mit 117 Meter Spann­ weite auf ins Weltall

Wie eine junge Architektin den Ozean säubern will

Meditation to go

Wenn Hände sprechen können

Diese App schärft deine Wahrnehmung.

Kleines Haus und großes Herz Wie zwei Wiener FHStudenten mit wenig Wohnfläche Gutes tun

GUIDE 88 90 94 4

WETTBEWERB

Visionen für 2030 Bei Red Bull Futur/io gestaltest du die Zukunft. S AV E T H E DAT E

Innovative Events Diese Konferenzen und Start-up-Festivals solltest du nicht verpassen. T V- G U I D E

Dokus on demand Ausgesuchte Highlights auf Red Bull TV

Diese App macht Ge­ bärdensprache hörbar.

Robo-Retter Der Held aus Titan für Katastrophen-Einsätze.

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„Smarte Sklaven“

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Das Mondlabor

KO L U M N E

Innovations-Experte Andi Gall über Steck­ dosen und SmartHomes T EC H - H I G H L I G H T

Der nächste Schritt zu Leben im Weltraum

22 REPORTAGE

Hier fliegt dein Taxi Der Volocopter wird den Personentransport verändern. Wir erklären dir, wie – und vor allem, wann du einsteigst.

INNOVATOR

2017 THE FOREIGN OFFICE COLLECTIVE

BULLEVARD 14 8 16 10 18 12 13 20


I N N O V AT O R

FEATURES

32 38 46 52 64 66 72 80 INNOVATOR

PI C TO RI A L

Mode aus dem 3D-Drucker Julia Körner entwirft Kleider, die bislang als unproduzierbar galten.

H A N SI H A N S M A N N

Crashkurs für Start-ups Von null auf Erfolg in fünf Lektionen: Österreichs erfolgreichster Business Angel im Interview

P RO D U K T T I P P S

Utopisch gutes Gear Vom digitalen Skilehrer bis zum Laufroboter: Unsere Sport-Gadgets heben dein Training auf ein neues Level.

C OV ERS TO RY

Zockst du genug? Schlauer, fitter, motivierter: Diese neuen Games helfen dir, die Herausforderungen des Alltags zu stemmen.

M EI N S TA R T- U P- M O M EN T

Der Digital-Rebell Wie Jürgen Pansy mit sms.at Mobilfunk-Anbieter nervös und tausende Verliebte glücklich gemacht hat.

S ERV I C E

Der perfekte Pitch 12,5 schlaue Tipps, um Investoren von deiner Idee zu überzeugen

S TA R T- U P-S EC T I O N

Zukunft aus Österreich 10 heimische Jungunternehmen, die  deinen Alltag verändern werden

EI N FAC H V ERS TÄ N D LI C H

So geht Blockchain Jeder spricht von ihr, kaum einer versteht sie. Unsere Expertin klärt auf.

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Ford Outdoor-Wochen

0 % Top-Zins sichern. 1

Jetzt können Sie was erleben! Der neue Ford KA+ Active, der neue Ford Fiesta Active, der Ford EcoSport und der Ford Kuga. Wie gemacht für einen aktiven Lifestyle.

+ 5 Jahre Garantie kostenlos 2

Abbildungen zeigen Wunschausstattung gegen Mehrpreis. Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach § 2 Nrn. 5, 6, 6a Pkw-EnVKV in der jeweils geltenden Fassung): Ford EcoSport: 6,4 (innerorts), 5,0 (außerorts), 5,5 (kombiniert). CO2-Emissionen: 125 g/km (kombiniert) 1 Ford Auswahl-Finanzierung, Angebot der Ford Bank GmbH, Josef-Lammerting-Allee 24–34, 50933 Köln. Gültig bei verbindlichen Kundenbestellungen und Darlehensverträgen. Das Angebot stellt das repräsentative Beispiel nach § 6a Preisangabenverordnung dar. Ist der Darlehensnehmer Verbraucher, besteht ein Widerrufsrecht nach § 495 BGB. Gültig für Privatkunden beim Kauf eines noch nicht zugelassenen Ford KA+ Active, Ford Fiesta Active, Ford EcoSport oder Ford Kuga Neufahrzeugs. Details bei allen teilnehmenden Ford Partnern. Zum Beispiel der Ford EcoSport Trend, 5-türig, 1,0-l-EcoBoost-Benzinmotor, 74 kW (100 PS), 6-Gang-Schaltgetriebe, Start-Stopp-System, auf Basis einer unverbindlichen Aktionspreisempfehlung der Ford-Werke GmbH bei allen teilnehmenden Ford Partnern von € 14.990,- zzgl. Zulassungs- und Überführungskosten, Laufzeit 48 Monate, Gesamtlaufleistung 40.000 km, Anzahlung € 0,-, Nettodarlehensbetrag € 14.990,-, Sollzinssatz (fest) p. a. 0,00 %, effektiver Jahreszins 0,00 %, Gesamtdarlehensbetrag € 14.990,-, 47 monatliche Raten je € 149,-, Restrate € 7.987,-. ² Zwei Jahre Neuwagengarantie des Herstellers sowie Ford Protect Garantie-Schutzbrief (Neuwagenanschlussgarantie) inkl. Ford Assistance Mobilitätsgarantie für das 3.–5. Jahr, bis max. 50.000 km Gesamtlaufleistung (Garantiegeber: Ford-Werke GmbH), kostenlos. Gültig für Privatkunden beim Kauf eines noch nicht zugelassenen Ford KA+ Active, Ford Fiesta Active, Ford EcoSport oder Ford Kuga Neufahrzeugs nach Eingabe der Fahrgestellnummer in der FordPass App und Auswahl des bevorzugten Ford Partners. Sofern vorhanden, Aktivierung von FordPass Connect. Die Eingabe/Hinterlegung bzw. ggf. Aktivierung muss spätestens zwei Wochen nach Zulassung erfolgen. Es gelten die jeweils gültigen Garantiebedingungen.


I N N O V AT O R

JOHANNES LANG

IDEEN FÜR EINE BESSERE WELT INNOVATOR

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B U L L E VA R D

TRANSPORT

BITTE ALLE AUFSTEIGEN

Schritt eins wurde bereits vor 160 Jahren gesetzt: Man be­ gann Kabinen in riesigen Schächten an Seilen auf- und abzuziehen. Seither ist das Aufzugsprinzip unverändert. Aber ist es noch zeitgemäß? Allein 2010 verbrachten New Yorks Büromenschen 16,6 Jah­ re Wartezeit vor Aufzügen (um damit dann 5,6 Jahre zu 8

INNOVATOR

JOHANNES KORNACHER

Die Zukunft der Städte, ebenso bekannt wie ­logisch, liegt im Himmel. Der Platz auf dem Boden ist ­limitiert, intelligente Orga­ nisation nach oben öffnet ­jedoch neue Räume – und ­beinahe unbegrenzte urbane ­Lebensmöglichkeiten. Voraus­ setzung dafür sind flexible Transportsysteme.

THYSSENKRUPP ELEVATOR

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JOHANNES LANG

U-Bahn in 3D: Der Aufzug von morgen fährt senkrecht und waagrecht. Vernetzt Gebäude und Menschen. Spart Platz und Zeit.


I N N O V AT O R

fahren). Schritt zwei der Er­ oberung der dritten städti­ schen Dimension soll jetzt ­folgen: Der „Multi“ verbindet Vertikale und Horizontale, fährt hoch wie ein Aufzug, vernetzt aber auch benach­ barte Gebäude miteinander. Die 8-Personen-Kabinen des „Multi“ (laut „Time“-Magazin eine der 25 besten Ideen des Jahres 2017) verkehren in ­einer Endlosschleife seillos auf Magnetfeldern wie eine dreidimensionale U-Bahn. „Wir reduzieren Wartezeiten erheblich, weil wir viele ­Kabinen zirkulieren lassen“, sagt Thyssenkrupp-Projekt­

„Multi“ in Aktion: keine Seile oder Gegengewichte, dafür Carbonwerkstoffe und Linearmotoren.

Gar nicht mal so ferne Zukunftsstudie: Der „Multi“ soll schon ab 2020 unser urbanes Leben revolutionieren.

INNOVATOR

manager Benjamin Brandes. „Passagiere können alle 15 bis 30 Sekunden einsteigen.“ Die Förderleistung des Auf­ zugs der Zukunft soll um rund 50 Prozent höher liegen als die seines amtierenden ein­ dimensionalen Vorgängers. Carbonwerkstoffe, der Wegfall von Seilen und Gegengewich­ ten sowie reduzierter Platz­ bedarf geben dem Projekt öko­ logisch und ökonomisch Sinn. Der erste kommerzielle „Multi“ im Berliner East Side Tower soll schon 2020 fertig sein. multi.thyssenkruppelevator.com  9


B U L L E VA R D

L U F T FA H R T

WELTRAUMTAXI

Der Traum des Software-Milliardärs: Das weltgrößte Flugzeug bringt Erde und Weltall um die entscheidenden elf Kilometer näher zusammen.

Allen widmete sich fortan den schönen Dingen des Lebens – in unternehmerischer Hinsicht. Er tätigte Milliarden-­ Investments, leistete sich je ein Profiteam in Fuß-, Footund Basketball sowie Yachten, 10

DIE „STRATO­ LAUNCH“ ÜBERRAGT DEN AIRBUS A380 UM 37 METER.

Unterseeboote, Kunstgegenstände und Immobilien in der ganzen Welt – und das Flying Heritage & Combat Armor Museum in Everett, Washington. Dort versammelte der Milliardär seltenes Fluggerät wie die legendäre sowjetische MiG-29 aus den 1980ern. Und verfolgte sein ehrgeizigstes Luftprojekt: die „Stratolaunch“, das größte Flugzeug

INNOVATOR

STRATOLAUNCH JOHANNES LANG

Er war eine der reichsten und einflussreichsten Personen der Welt – und doch war sein Name nicht jedermann geläufig: Paul G. Allen, kein Geringerer als der Mitbegründer des Konzerns Micro­soft, den er seit 1975 gemeinsam mit Highschool-Freund Bill Gates leitete. Nur acht Jahre später jedoch schied er aus dem operativen Bereich des Unternehmens wieder aus, weil er an Krebs erkrankt war. Da war er gerade mal dreißig. Und hatte 21 Milliarden Dollar am Konto.

JOHANNES KORNACHER

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I N N O V AT O R

der Welt – mit 117 Metern ­Flügelspannweite ist es um 12 Meter breiter, als das Fuß­ ballfeld in der Allianz Arena lang ist, und überragt den ­A irbus A380, das größte Ver­ kehrsflugzeug, um 37 Meter. Allen starb 2018. Doch seine Vision wird von seinen Mit­ arbeitern weiterverfolgt: Die Stratolaunch soll Satelliten, INNOVATOR

Nutzfracht und Menschen ins All transportieren. Der Vorteil des Konzepts: Der von sechs Pratt-&-Whitney-Triebwerken der Boeing 747 angetriebene Megaflieger soll wie einst das Space Shuttle Raketen auf­ nehmen und sie jene ersten elf Kilometer Richtung All transportieren, die bei her­ kömmlichen Starts besonders gefährlich und teuer sind.

Dort angelangt, klinken sich die Raketen aus, zünden ihre Triebwerke und fliegen den Rest ihrer Mission selbst. ­Raketenstarts werden ein­ facher und vor allem günstiger. Statt derzeit 50 Millionen Dol­ lar sollen sie dann nur noch rund die Hälfte kosten. Der erste Flug des Weltraumtaxis ist für Anfang 2019 angesetzt. stratolaunch.com

Die „Stratolaunch“ auf ihrer Basis in der kalifornischen Mojave-Wüste. Die Raketen werden unter dem Doppelrumpf angebracht.

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B U L L E VA R D Megan Jones Bell: In ihrer Jugend selbst ­depressiv, heute trägt sie zum Wohlbefinden von Menschen auf der ganzen Welt bei.

LEBEN

28 Millionen Downloads: Da scheint jemand etwas nicht ganz falsch gemacht zu haben. Das britisch-amerika­ nische Unternehmen Head­ space bringt den globalen Meditations­trend als App aufs Handy und macht es damit zu einem digitalen Fitnessstudio für den Geist. Die Klinische Psychologin Megan Jones Bell ist Chief ­Science Officer von Head­ space, sie untersucht die ­Wirkung von Achtsamkeits­ meditation. Und die ist ver­ blüffend: Bereits zehn täg­ liche Minuten konzentriertes

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Verspieltes Design, Gamification-Ansatz, für iOS und Android optimiert. Ausprobie­ ren kostet nichts, das „Headspace“-­ Monatsabo gibt’s um 9,99 Euro.

INNOVATOR

STEPHANIE FUCHS

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Gefühlsmanagement reichen, um Stress, Aggression oder Selbstzweifel in den Griff zu bekommen und die körper­ liche und geistige Gesundheit zu stärken – und dabei ist die Meditation mittels App ebenso wirkungsvoll wie jene unter persönlicher Anleitung. Dabei liegt das Ziel der drei- bis sechzigminütigen Headspace-Meditationen gar nicht darin, einfach nur den Kopf frei zu bekommen. „Es geht vielmehr darum, die ­eigene Wahrnehmung zu schärfen“, sagt Jones Bell. In den geführten Sessions lernen die User, Emotionen zur Kenntnis zu nehmen, ohne sie zu bewerten. „Wer zulässt, dass sich Gefühle wie auf einer weißen Lein­ wand vor einem ausbreiten, verändert auf lange Sicht seine Beziehung zu ihnen und kann sich von ihnen ­befreien.“ headspace.com

DAVID VISNJIC

Das Unternehmen Head­ space macht Meditation zu einem massentaug­ lichen Ritual – und die Welt damit gesünder: Wie? Mit einer App, die uns beibringt, auf­ merksamer zu leben.

JOHANNES LANG

ZEN TO GO


I N N O V AT O R Hausherren: Philipp Hüttl (li.) und Markus Hörmans­eder auf dem „Liberty.Home“ am Rathausplatz in Ried im Innkreis

Das Liberty.Home im Grundriss: Man betritt das Haus durch die Dusche (li.); der Wohnschlafraum – mit Bett, Tisch und Herd – ist 2,7 Meter hoch.

Entwurf gibt es kein Hochbett mehr. Der Grund: Bei Gesprä­ chen in der Wiener „Gruft“, in der Obdachlose versorgt werden, „haben wir erfahren, dass es viele gar nicht über eine Leiter nach oben schaffen könnten“, sagt Hörmanseder. Gemeinsam mit Philipp Hüttl, mit dem er an der Fachhoch­ schule Wien Bauingenieur­ wesen und Baumanagement studiert, hat er das Liberty. Home entwickelt – als Bache­ lorarbeit mit echtem Mehr­ wert. „Im Vordergrund steht der Grundgedanke, ein gerech­ tes Maß an Lebensqualität für jeden einzelnen Menschen zum Standard werden zu lassen.“

WOHNEN

WOLFGANG WIESER

JOHANNES LANG

NEUE HEIMAT

STEFANIE SPIESBERGER

Zwei Studenten des FH Campus Wien haben ein smartes Minihaus entwickelt. Mit ihrem Geschäftsmodell tun sie nebenbei noch Gutes.

INNOVATOR

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Das Haus hat alles, was der Mensch zum Leben braucht: Bett und Herd, Tisch und Sessel, Dusche und WC. Dafür reicht eine Grundfläche von 3,5 mal 2,5 Meter, ergibt 8,75 Quadratmeter, netto 6,4 Quadratmeter Wohnfläche. Wer das Liberty.Home (sprich: Libertydothome) betritt, steht direkt in der Dusche. „Sie funktioniert wie eine Schleu­ se“, erklärt Markus Hörmans­ eder, einer der beiden Ent­ wickler. Ein Schritt weiter – und man befindet sich im Wohnschlafraum. Die Möbel sind hell und freundlich, ein Infrarotpaneel sorgt für Wär­ me, die Anschlüsse für Wasser und Strom sind im Haus inte­ griert. Anders als im ersten

Trotz des wichtigen sozialen Aspekts sehen sich die mit dem Social Impact Award 2018 prämierten Hörmanseder und Hüttl als ganz normale Unter­ nehmer. Ihr Minihaus, das im Wesentlichen wie ein Fertig­ teilhaus aufgebaut ist und ein­ fach auf jedem Grund platziert werden kann, soll auch im Tourismus- bzw. Eventbereich zum Erfolg werden. Die Kosten eines Liberty.Home liegen ­ak­tuell bei 25.000 Euro. Für jeweils sieben verkaufte ­Häuser gibt es eines – gratis – für einen Obdachlosen. libertydothome.at Unterstützt werden die beiden FHStudenten von Red Bull Amaphiko, der Plattform für Entrepreneure mit sozialem Engagement. Sie sind Teil des Fellowship-Programms 2018, das ihnen Zugang zu Workshops und dem Red Bull Amaphiko-­ Netzwerk bietet. redbull.com/amaphiko

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B U L L E VA R D

3 Analyse: Öster­ reichische Firmen wie GeoVille aus Innsbruck verarbeiten die Daten des Copernicus-Programms.

DATENMESSUNG

HIER GIBT’S FOTOS FÜR UNS ALLE

Das Erdbeobachtungsprogramm Copernicus macht nicht nur unser Leben sicherer. Es liefert auch nutzbare Daten für Start-ups.

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zehn Metern. Doch es geht noch genauer: Copernicus er­ gänzt Daten der Sentinels mit jenen von kleineren Satelliten sowie von Luft- und Boden­ messstationen und ermöglicht so viele neue Fragestellungen. Und was passiert mit den In­ formationen? Sie werden auf der Website allen frei zugäng­ lich gemacht. Versicherungen nutzen die Daten für die Be­ rechnung der Wahrscheinlich­ keit von Naturkatastrophen,

Bauern für die Optimierung der Landbestellung und Städte und Länder für ihre Umweltoder Sicherheitspolitik. „Die Möglichkeiten sind enorm“, er­ klärt Dr. Thomas Geist von der Österreichischen Forschungs­ förderungsgesellschaft, „und bieten gerade für Start-ups umfassende Geschäftsfelder.“ Denn: Auch die präzisesten Daten brauchen Menschen, die sie interpretieren. Der Welt-Blick: copernicus.eu

INNOVATOR

REINER KAPELLER

Sieben Sentinel-Satelliten um­ kreisen aktuell im Rahmen des EU-Copernicus-Programms die Erde in knapp 800 Kilometer Höhe. Das Satellitenpaar Sen­ tinel-2, seit 2017 im All, scannt die gesamte Erdoberfläche dank einer Abtastbreite von 290 Kilometern in nur fünf ­Tagen – und liefert Bilder mit einer Auflösung von zehn mal

AIRBUS

Verschwörungstheoretiker sollten jetzt besser auf­ hören zu lesen. Weil es stimmt: Wir werden beobachtet. Wird irgendwo auf der Welt ein Wald abgeholzt, eine Wiese ­gemäht oder auch nur der Kurs eines Schiffes ge­ändert, schaut jemand zu. Sein Name: Coper­ nicus. Sein Auftraggeber: die EU. Seine Mission: möglichst präzise Daten für die All­ gemeinheit zu sammeln.

JOHANNES LANG

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I N N O V AT O R

2 Umlaufbahn: Für eine Erdumrundung braucht der Satellit Sentinel-2 nur 90 Minuten. Dabei macht er Fotos und Infrarotaufnahmen.

1 Dauerbrenner: ­Sentinel-Satelliten kreisen knapp 800 Kilometer über der Erde. Sentinel-1, der Pionier, ist seit 2014 im All.

INNOVATOR

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B U L L E VA R D

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Weltproblem Plastikmüll: Eine deutsche Architektin hat einen neuen Ansatz zur Lösung entwickelt. Ehrenamtlich.

Marcella Hansch, 32, Architektin aus Aachen, arbeitet für die Rettung der Meere.

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Auch zur Beantwortung der Frage, was mit dem aus dem Meerwasser gefilterten Müll geschehen soll, gibt es bereits eine erste Idee: Die Teilchen könnten mittels ­eines chemischen Vorgangs

namens Pyrolyse in Wasserstoff und Kohlendioxid umgewandelt werden. An deren Umsetzbarkeit arbeitet ein 34-köpfiges internationales Team von Ehrenamtlichen – wie Hansch selbst. Sie investiert neben ihrem Vollzeitjob als Architektin jede freie ­Minute in ihre Erfindung. ­Aktuelles Projekt: ein Prototyp, der Kunststoff schon an Flussmündungen abfängt, bevor er ins Meer gelangt. In fünf Jahren soll er fertig sein. pacific-garbage-screening.de

INNOVATOR

SASKIA JUNGNIKL

FILTERN WIR DIE MEERE!

Marcella Hansch, 32, ist hauptberuflich Architektin. Doch ihre Berufung fand die Aachenerin im Kampf gegen den Kunststoff. „In meiner Umgebung traut sich niemand mehr, Einweg-Trink­halme zu verwenden.“ Ihr Schlüssel­ moment: „Als ich beim Tauchen vor den Kanaren mehr Plastiktüten als Fische sah – da wusste ich, ich muss etwas unternehmen.“ Hansch ent­ wickelte „Pacific Garbage Screening“, eine schwimmende Plattform, die direkt in einem Strudel treibenden Mülls verankert wird. Sie ­beruhigt den Strudel und ­ermöglicht es so, dass die leichten Mikropartikel im Wasser aufsteigen. An der Oberfläche können sie ab­ geschöpft und entfernt werden. Da die Maschine ohne Netze und Filter auskommt, können Fische unbehelligt durchschwimmen.

PACIFIC GARBAGE SCREENING E.V. JOHANNES LANG

UMWELT

Das Problem wird sich erstens nicht von selbst lösen: 450 Jahre dauert es durchschnittlich, bis sich Plastik­müll im Meer zersetzt. Zweitens wiegt es immer schwerer: 13 Millionen Tonnen davon geraten Jahr für Jahr in die Meere. Drittens wird es immer größer, je ­kleiner die Müllteile werden: Denn Plastik wird zu Mikroplastik, sinkt bis zu 50 Meter in die Tiefe und wird von ­Fischen und anderen Meerestieren gefressen – bevor es beim Menschen auf dem ­Teller landet.


I N N O V AT O R Das 400 mal 400 Meter große PGS sieht aus wie ein ­Rochen. Innen ist es mit Räumen für Maschinen, Crew und Material ­ausgestattet, Draht­ seile verankern es am Meeresboden.

QUERSCHNITT

Plastik ist leichter als Wasser – diese Erkenntnis macht sich das PGS zu­ nutze. Die unter dem Wasser liegenden Kämme beruhigen die Meeresströmung punktuell so, dass Plastikteilchen an die Oberfläche steigen und abgeschöpft werden können.

INNOVATOR

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I N N O V AT O R

B U L L E VA R D

200 Gebärdensprachen gibt es weltweit (Bild: ein „M“). Schon bald können wir sie auch hören.

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Es gibt weltweit etwa siebzig Millionen gehör­ lose Menschen, und sie leben in einer kommunikativen ­Einbahnstraße: Während sie über das Ablesen von Lippenbewegungen einem Gespräch folgen können, werden sie umgekehrt meist nicht verstanden. Denn nur rund zehn Prozent der Weltbevölkerung beherrschen eine Gebärden-

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Grundlage dafür ist Elektromyographie (EMG), die etwa bei der Steuerung von Pro­ thesen zum Einsatz kommt. Pezzuoli und Corona ent­ wickelten das Prinzip für ihr Produkt weiter. Das war ein langer Weg, aber „hat man ­seine Idee gefunden, lassen sich alle ­Probleme mit harter Arbeit ­lösen“, sagen die beiden Entwickler, denn: „Großartige Ideen haben viele. Aber nur wenige haben den Mut und

SASKIA JUNGNIKL

Ein italienisches Start-up erfand einen Übersetzer der revolutionären Art: ­Limix verwandelt Gesten in gesprochene Sprache.

sprache. Das italienische Start-up Limix hat nun eine revolutionäre Idee, um dieses Problem zu lösen: Die beiden Gründer Francesco Pezzuoli und Dario Corona entwickelten mit „Talking Hands“ ein Gerät, das Ge­bärdensprache hörbar macht: Der Benutzer streift den Handschuh über, macht eine Geste, die dazu­ gehörige App verwandelt ­diese über ein Smartphone in akustische Signale.

die Entschlossenheit, sie zu verwirklichen.“ Den ersten funktionalen Proto­typ stellten die beiden aus Gartenhandschuhen her. 2016 gewannen sie den Rome Prize der Maker Faire, Europas größter Innova­ tions- und Technologiemesse – und damit 100.000 Euro Entwicklungskapital. Seit Juni 2018 werden Modelle an ­Kunden getestet. Kommendes Jahr soll das Produkt auf den Markt kommen. Demo-Videos gibt’s auf: limix.it

„Talking Hands“: Der Handschuh übermittelt die Geste, die App übersetzt sie, das Smartphone liest sie vor.

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GETTY IMAGES, 2018 LIMIX SRL, ALL RIGHTS RESERVED

DIESE APP MACHT STUMME HÖRBAR

JOHANNES LANG

K O M M U N I K AT I O N


prm ins 18 621

www.joanneum.at


B U L L E VA R D

I N N O V AT O R

ERSTE HILFE

ROBORETTER

Dieser Roboter geht für dich durchs Feuer – als Helfer bei Bränden und Erdbeben. Seinen ersten Härtetest? Hat er bereits bestanden.

Titan-Feuerwehrmann: Der „Walk Man“ sieht aus wie ein Terminator, ­unterstützt aber die Rettungskräfte.

Gesteuert wird der Walk-Man von einem Operator, Kameras und Sensoren liefern perma­ nent Informationen. Dank ­einer neuen 1-kWh-Batterie reicht seine Kraft mittlerweile für zwei Stunden.  www.iit.it

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INNOVATOR

IIT-ISTITUTO ITALIANO DI TECNOLOGIA

1,85 Meter groß, 62 Zenti­ meter breite Schultern, 102 Kilo schwer – das ist „Walk-Man“, der FeuerwehrRoboter, der Rettungskräfte im Einsatz unterstützt. Sein Körper besteht zu 60 Prozent aus Ergal, einer Aluminium­ legierung, speziellen Magne­ siumlegierungen, Titan und Eisen. Erschaffen wurde er am Istituto Italiano di Tecnologia in Genua. Wenn Menschen am Einsatzort auf­geben müssen, dringt der Walk-Man weiter vor. Eine erste Mission absol­ vierte er nach dem Erdbeben in Amatrice, Italien, er ist aber auch für Nuklear- und Chemieunfälle gewappnet.

WOLFGANG WIESER

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MARCEL HIRSCHER


TEXT: ALEX LISETZ

TAXI 2028

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UBER DER WOLKEN

TFO

Der Volocopter ist ein Flugtaxi für den ­innerstädtischen Nahverkehr. Schneller als Bus und Bahn, leiser als  jeder PKW – und vollelektrisch.


Tschüss, Stau! In Zukunft bringen uns Flugtaxis vom Airport ins Hotel und vom Büro ins Fitnesscenter. Science-Fiction? Nein, schon heute möglich, sagt Volocopter-Mastermind Alex Zosel. Und verspricht: In wenigen Jahren sind Flugtaxis Realität.


NEW YORK , 226 3: Taxilenker Korben Dallas (Bruce Willis) rettet die Außerirdische Leeloo (Milla ­Jovovich) im fliegenden Yellow Cab vor grimmigen Bösewichten. Die Verfolgungsjagd im kultigen Flugtaxi ist einer der ­Höhepunkte im Science-Fiction-Klassiker „Das fünfte Element“ – und Auftakt zum ultimativen Showdown zwischen Gut und Böse. BRUCHSAL , 201 8: Volocopter-Mitgründer Alex Zosel ist nicht Bruce Willis. Doch er hat dem wortkargen Helden der Zukunft etwas voraus: Sein Flugtaxi ist bereits jetzt startklar, 245 Jahre vor dem fliegenden Yellow Cab aus dem „Fünften Element“. Wir wissen noch nicht, ob seine Variante des Flugtaxis jemals zur Weltrettung beitragen wird. Aber eines ist bereits gewiss: Es wird die Welt maßgeblich verändern. „Unser Volocopter“, sagt Alex Zosel, „entlastet die Metropolen der Zukunft, weil er die Verkehrsfläche um die dritte Dimension erweitert. Gleichzeitig ist er leiser, schneller und sicherer als herkömmliche Verkehrsmittel.“ SEIT 201 1 IN DER LUF T Das Fluggerät des Start-ups aus BadenWürttemberg ist ein vollelektrischer Multi­ kopter, der senkrecht startet und landet, 290 Kilo leicht und 100 km/h schnell. 18 Propeller regulieren durch ihre Drehzahl Tempo und Flughöhe, jeder einzelne verfügt über einen eigenen Motor. Steuern lässt sich der Volocopter kinderleicht per 24

VON HUB ZU HUB In Alex Zosels Vision der Zukunft sind Volocopter-Lufttaxis die Lösung unserer innerstädtischen Nahverkehrsprobleme. Sie starten und landen auf multifunktionalen Plattformen, die an hohen Gebäuden angebracht sind – sogenannten Hubs –, und werden automatisch an die Ein- und Aussteigestelle im Inneren des Gebäudes befördert. Gleichzeitig werden auto­ matisch die Akkus gewechselt, sodass der Volocopter schon am Ausgang des Hubs die nächsten Passagiere aufnehmen kann. So wie ein Sessellift in den Tiroler Bergen. „Mit der entsprechenden Infrastruktur könnte eine Volocopter-Flotte pro Stunde 10.000 Passagiere vom Flughafen Newark nach Manhattan transportieren“, rechnet Alex Zosel als Beispiel vor. FlughafenTransits wären aber nur der erste Schritt. Wenn das System floriert, könnten an ­jedem Verkehrsknotenpunkt Volo-Hubs und Volo-Ports errichtet werden: in Büro­ gebäuden und Bahnstationen, in Kranken­ häusern und Shoppingcentern. Ein Flug­ taxi wäre dann nicht mehr teurer als ein normales am Boden. Und es könnte jederzeit bequem per App angefordert werden. „Wir haben schon jetzt die technischen Möglichkeiten, all diese Ideen umzusetzen“, sagt Zosel, „der Volocopter ist nicht bloß eine Idee, er existiert und funktioniert. Was fehlt, sind die behördlichen

INNOVATOR

NIKOLAY KAZAKOV/VOLOCOPTER, PICTUREDESK. COM

N

Joystick. Wie einfach das ist, bewies einer seiner drei Erfinder schon vor sieben Jahren beim 90 Sekunden langen Jungfernflug des Basismodells VC1 in Karlsruhe. Das Experiment gelang, der fliegende Stadtflitzer hatte seine Feuertaufe bestanden. Doch dem Gründer-Trio Stephan Wolf, Alexander Zosel und Thomas Senkel (der das Unternehmen inzwischen verlassen hat) war schnell eines klar: Ein wirklich sicheres und effizientes Verkehrsmittel darf sich nicht auf den fehleranfälligen Bauteil Mensch verlassen. Das ließ für die drei nur einen Schluss zu: Der Volocopter kann seine Stärken am besten als autonomes Lufttaxi ausspielen, der Mensch sollte darin lediglich Fahrgast sein. Ein­ gebunden in ein digitales Netzwerk, das den Verkehr zwischen definierten Landestationen automatisch sekundengenau taktet. Hoch über dem qualmenden Gewühl der Blechlawinen, die sich unten am Boden von Kreuzung zu Kreuzung stauen.


2 SITZPLÄTZE

Im ruhigen, vibrationsgeschützten Cockpit ist etwa so viel Platz wie in einem Kleinauto (3,2 × 1,2 × 1,2 Meter). ­Unterschied: Der Pilot ist bereits eingebaut.

18 ROTOREN

18 Elektroantriebe versorgen ebenso viele Propeller. Die Energie stammt von neun Hochleistungs-Lithium-Akkus (Reichweite: 27 km).

100 PROZESSOREN

Modernste Assistenzsysteme steuern und stabilisieren den Flug. Alle Kommunikationsnetzwerke sind über Lichtwellenleiter mit­ einander verbunden.

„Unsere ersten Taxis werden in fünf Jahren fliegen: auf Muster-Kurzstrecken in ausgewählten Städten.“

ALEXANDER ZOSEL

Co-Founder & Chief Innovation Advisor bei Volocopter, über Zukunftsaussichten und Machbarkeit

INNOVATOR

Zulassungen für seinen Betrieb im großen Stil – weil es die entsprechenden Gesetze noch nicht gibt.“ Darum hat der Volocopter VC200 zwar seit März 2016 eine vorläufige Verkehrszulassung als Ultraleicht-Luftfahrtgerät, als erster elektrischer Multikopter der Welt. Auf ein Netzwerk tausender selbstfliegender Flugtaxis sind unsere Gesetz­ geber aber schlicht noch nicht vorbereitet. Alex Zosel will seine Ideen trotzdem so schnell wie möglich umsetzen. Auch, wenn er dafür am Anfang noch Kompromisse eingehen muss. „Unsere ersten Taxis werden in drei bis fünf Jahren fliegen“, verspricht er, „zwar nicht flächendeckend, aber auf MusterKurzstrecken in ausgewählten Städten. Und aus rechtlichen Gründen vorerst mit einem Piloten. Ein Flug würde dann un­ gefähr so viel kosten wie ein gehobenes Limousinenservice.“ Zosel ist jetzt 53, er will seine fliegende Taxiflotte bis zum Pensionsalter auf allen Kontinenten etablieren. Das hieße,  25


L AN D E ZO N E

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L AD E S TATIO N U N D AKKUTAUSCH

VOLOCOP TER-AUFZÜ GE

DAS VOLO - HUB

Volocopter benötigen keinen zusätzlichen Platz für ihre Infrastruktur. Volo-Hubs – das sind Ein- und Aussteigplätze, an denen die Flugtaxis automatisch gewartet und mit neuen Akkus versorgt werden – könnten etwa am Dach von Hoch­ häusern entstehen.

PAS SAGIER AU F ZÜ GE

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U NTERGE SCH OS S: INS TAN D HALTU N GSZO N E

das schon in zwölf Jahren in New York und Singapur, in London, Sydney und Kapstadt täglich Tausende autonom zur Arbeit, zum Bahnhof, zu Omas Sonntagskuchen fliegen würden. Ein ambitioniertes Ziel. Was tun Sie, wenn all das nicht so schnell gelingt, wie Sie sich das vorstellen, Herr Zosel? „Dann muss ich“, sagt Alex Zosel, „wohl bis 68 arbeiten.“ HALFPIPE , DISCO, TECH-LABOR Alex Zosel war seiner Umgebung schon immer ein paar Jahre voraus. Als in Deutschland noch keiner wusste, was ein Skateboard ist, baute er mit befreundeten US-Soldaten eine Halfpipe im elterlichen Garten. (Die dabei erworbene Expertise brachte ihn später bis in den Snowboard-

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Weltcup.) Als Student des Bauingenieur­ wesens entwickelte er ein Computer­ programm, das Materialprüfungen grafisch darstellte. Und später, während seiner Karriere als DJ und Disco-Besitzer, entstanden eine später patentierte Nebel­ verteilungsmaschine und ein neuartiger MP3-Player mit Touchscreen. Parallel dazu begann ihn die Fliegerei zu interessieren. „Mit dem Schnupperkurs im Gleitschirmfliegen wollte ich eigentlich nur meine Höhenangst kurieren. Aber dann packte mich der Ehrgeiz, und ich machte eine Trainerausbildung.“ Er domptierte seine Phobien, indem er alles über das fragile System lernte, das ein Fluggerät in der Luft hält. „Ich entwickelte auch bei meinen Schülern einen siebenten Sinn für riskante Situationen, für mögliche Fehler.“

INNOVATOR


ABFLU GZO N E

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LADESTATION

Jeder ankommende Volocopter erhält automatisch neue Akkus und ist sofort wieder betriebsbereit. Die entnommenen Batterien werden aufgeladen (Ladezeit: 120 Minuten; Schnellladezeit: 40 ­Minuten).

Zosels Start-up knackte den Crowdfunding-Rekord in Europa. Nach nur zweieinhalb Stunden kamen 500.000 Euro herein, nach drei Tagen 1,2 Millionen.

BOARDIN G ZO N E

VOLOCOPTER

2011 bekam er ein E-Mail, das ihn neugierig machte. Ein alter Kumpel von der Skateboardbahn, Stephan Wolf, der mittler­weile Software-Entwickler mit Schwer­punkt Netzwerk-Technologie geworden war, wollte sich mit ihm treffen. Er habe da eine Idee, „irgendwas mit Fliegen“. ­Zosel war sofort Feuer und Flamme. Und ein paar Monate später hob der VC1 ab. SENKRECHTSTART ZUM ERFOLG Parallel zu den ersten Prototypen hob auch das junge Unternehmen ab. 2013 knackte das Start-up den CrowdfundingRekord in Europa. Binnen zweieinhalb Stunden kamen die ersten 500.000 Euro herein, nach drei Tagen waren es 1,2 Mil­ lionen. Dann stiegen die Big Player ein: INNOVATOR

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WARTUNG

In der Park- und ­Instandhaltungszone werden die Fluggeräte überprüft und zwischengelagert. Die einfache Mechanik vermindert die Fehleranfälligkeit und senkt die Kosten.

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SERIENREIF

Der Volocopter VC200 hat seit März 2016 eine vorläufige Verkehrszulassung als UltraleichtLuftfahrtgerät – als erster elektrischer Multikopter der Welt.

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GETTY IMAGES

Seit dem Erstflug 2011 wurde der Volocopter laufend optimiert. 2017 holten die Gründer Daimler und Intel ins Boot. Das strategische Ziel: große Stückzahlen und der Aufbau leistungsfähiger digitaler Infrastrukturen.


STARTKLAR

Ginge es nach seinen Erfindern, könnte der Volocopter (hier in der Firmenzentrale in Bruchsal, Deutschland) seinen Dienst als Flugtaxi schon morgen auf­nehmen. Nur die Behörden müssen noch mitspielen.

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AUF LEISEN SCHWINGEN Doch warum sollte gerade der Volocopter das Rennen um dieses Milliardengeschäft machen, Herr Zosel? Warum nicht eines der hundert anderen Projekte, die von Flugtaxis träumen – warum nicht Airbus, warum nicht die Chinesen oder ein gut vernetztes Start-up aus Silicon Valley? „Erstens, weil wir ein paar Jahre Vorsprung haben“, sagt Alex Zosel. „Der Volo­copter existiert ja, seit er technisch möglich ist. Nur ein Jahr vorher wären

„Der Volocopter ist weder das schnellste noch das stärkste Fluggerät. Aber es ist radikal für den öffentlichen Nahverkehr optimiert.“

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DREI KONKURRENTEN MIT STARKEN KONZEPTEN Flugtaxis, Lieferdrohnen und fliegende PKWs: Diese Mitbewerber fighten um die Pole-Position im Zukunftsmarkt.

die Akkus, wären die Prozessoren noch gar nicht so weit gewesen, so etwas umzusetzen. Darum hatten wir jetzt sieben Jahre Zeit, ihn weiterzuentwickeln und zu optimieren.“ Und zweitens? „Zweitens“, sagt Zosel, „ist er nicht der schnellste, nicht der stärkste und nicht der mit der längsten Akkulaufzeit …“ Kunstpause. „… nein, er ist radikal für den öffentlichen Nahverkehr optimiert. Und da macht ihm kein Mitbewerber etwas vor.“ Bei der Entwicklung waren Sicherheit und Alltagstauglichkeit die höchsten Prioritäten. Die einfache Konstruktion garantiert eine unkomplizierte Wartung. Mehrere unabhängige und sich gegenseitig überwachende Systeme können im Fall einer Panne die Arbeit der jeweils anderen übernehmen. Der Volocopter will aber nicht nur die Nerven seiner Fahrgäste schonen, sondern auch die der Anrainer: Darum wird er innerstädtisch nicht schneller als ein PKW unterwegs sein und dabei weder Abgase noch Lärm produzieren. „Aber das Beste ist, dass wir unsere Stadt aus einer völlig neuen Perspektive­ ­erleben werden“, erklärt Alex Zosel. „Wir werden unsere Handys wieder aus der Hand legen. Denn jeder Flughafen­ transfer, jede Alltags-Taxifahrt wird auf einmal wieder eine höchst spannende Angelegenheit werden.“ Es muss ja nicht gleich eine Außer­ irdische auf der Flucht vor dem ultimativ Bösen durchs Taxidach krachen.

LILIUM, WORKHORSE GROUP, INC., PAL V

der Berliner Technologie-Investor Lukasz Gadowski, Intel, Daimler. „Mit diesen strategischen Partnern können wir die ­digitalen Ökosysteme und die großen Stückzahlen liefern, die wir schon bald benötigen werden“, sagt Alex Zosel. Der Schub brachte auch im Unternehmen spürbare Veränderungen: Vor einem Dreivierteljahr arbeiteten bei Volocopter noch 15 Leute, jetzt sind es über 100. Das Management ging an Profis von außen, Zosel und Wolf treiben die Entwicklung voran. „Wir verhandeln intensiv mit Architekten und Stadtplanern, mit Behörden und Stadtverwaltungen“, sagt Zosel. Konkrete Städtenamen lässt er sich noch keine entlocken, offiziell bestätigt man nur die Zusammenarbeit mit Dubai: In der Hauptstadt des gleichnamigen Emirats fand vor einem Jahr der erste öffentliche Flug eines autonom fliegenden Lufttaxis im urbanen Raum statt. Acht Minuten lang, in einer Maximalhöhe von 60 Metern. Und in enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Luftfahrtbehörden, für die das Pilotprojekt große Bedeutung hatte. Dubai will nämlich die „smarteste Stadt der Welt“ werden und bis 2030 ein Viertel des öffentlichen Nahverkehrs autonom abwickeln.


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WAS ES IST Senkrecht startendes Propellerflugzeug

Senkrecht startender Hybrid-Helikopter

Dreirädriges Flugauto mit Benzinmotor, das am Boden und in der Luft bewegt werden kann

TECHNISCHE DATEN PASSAGIERE bis zu 5 SPANNWEITE 10 Meter NUTZLAST 200 kg MAXIMALE 300 km/h GESCHWINDIGKEIT MOTOREN 36 Elektromotoren MOTORLEISTUNG 320 kW REICHWEITE 300 km

PASSAGIERE LEERMASSE MAXIMALE GESCHWINDIGKEIT MOTOREN

2 499 kg

113 km/h 1 Benzinmotor 8 Elektromotoren

MOTORLEISTUNG REICHWEITE

150 kW 1 Stunde

PASSAGIERE 1 ABMESSUNGEN 4 × 2 × 1,6 Meter LEERMASSE 665 kg MAXIMALE 180 km/h* GESCHWINDIGKEIT MOTOREN 1 Benzinmotor MOTORLEISTUNG 150 kW REICHWEITE 1200 km (Boden)

350–400 km (Luft) * am Boden und in der Luft

E NTWICKLUNGSSTAND Lilium wurde 2015 gegründet, im selben Jahr gelangen die ersten Flugversuche mit einem Prototyp im Maßstab 1:2. Ein Jahr später hob der erste Prototyp in Originalgröße ab, der erste bemannte Flug soll 2019 stattfinden. Bis 2025 sollen Lilium-Jets per App als Lufttaxi gebucht und benutzt werden können.

Der zehnsekündige Jungfernflug erfolgte 2018, die Markt­reife soll 2020 erreicht werden – und in einer Version als autonom fliegende ­Lieferdrohne beziehungsweise als Fluggerät für Pendler und Rettungskräfte zur Verfügung stehen. ­Kostenpunkt: etwa 200.000 Euro.

Das Unternehmen arbeitet seit 2001 am Projekt, der erste funktionierende Prototyp startete 2012. Ab 2019 ­sollen die ersten Modelle auf den Markt kommen (Stückpreis: rund 500.000 Euro), die Fahrer benötigen einen Führer- und Pilotenschein. Die niederländische Polizei soll bereits an einem Kauf interessiert sein.

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JULIA KÖRNER

DIESE JACKE KOMMT AUS DEM 3D-DRUCKER TEXT: SONJA FINK

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ALGEN, die Julia Körner am Strand von Malibu fand, ­i nspirierten sie zum „Kelp Jacket“. Kelp sind Braunalgen, die es seit über fünf Millionen Jahren gibt.

Eine junge Salzburgerin entwickelt Designs, die sie mit modernen 3D-Druckmethoden professionell drucken lässt. Damit schaffte sie es bis nach Hollywood – und vielleicht auch in die Garderobe unserer Zukunft, in der klassische Kleidergrößen keine Rolle mehr spielen.


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JULIA KÖRNER, PIA CLODI

Das Kleid „Bio Piracy Dress“ designte Julia Körner 2014 gemeinsam mit Iris van Herpen. Gedruckt wurde es vom belgischen Unternehmen Materialise.

D IE N AT U R ALS VORBILD

MIT DER PC-MAUS drapiert Julia Körner ihre Entwürfe auf ­e inem digitalen Körper: „Wie ein Künstler, der die Realität mit ­P lastilin modelliert.“


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Als Kind bastelte sie im Griechenland-Urlaub aus Schwemmholz, Plastik­ resten und dem Fuß einer Barbiepuppe eine Uhr. Nach zwei Master-Degrees in Architektur (Wien und

London) pendelt Julia ­K örner heute zwischen ­i hrer Heimatstadt Salzburg und Los Angeles. Sie gilt als absolute Spezialistin für digitalen 3D-Druck. Selbstbewusst bezeichnet

sie sich als „Vorreiterin“. Aus den Kindertagen ist ihr die Liebe zum Meer ­g eblieben – zu den erstaunlichen Fundstücken und deren gelungener Transformation.

ES BEGANN AUF EINEM STRAND IN GRIECHENLAND


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JULIA KÖRNER/SOPHIE KIRCHNER, JULIA KÖRNER/SOPHIE KIRCHNER, MARVEL DISNEY, JULIA KÖRNER, LES TURBULENCES-FRAC CENTRE/FLORIAN KLEINEFENN

Mit dem digitalen 3D-Druck lässt sich „eine ganz neue Ästhetik schaffen“, sagt Julia Körner. „Du schaffst dreidimensionale Struk­ turen, die du mit keiner ­a nderen Technologie realisieren kannst.“ Der größte Vorteil liegt aber in der praktischen Anwendung. „In Zukunft kannst du jedes ­K leidungsstück individuell anpassen.“ Klassische ­K leidergrößen werden dann ihre Bedeutung verlieren.

MODE

„KELP JACKET“ Die Jacke von der ersten Doppelseite – getragen an der Platform Fashion Show in Düsseldorf 2017.

„Ich sehe mich als Designerin, die sich auf 3D-Druck spezialisiert hat“, erklärt Julia Körner. „Es kann sein, dass ich am Vormittag an einem Gebäudeentwurf arbeite und am Nachmittag an einem Hutdesign oder an einem Filmkostüm.“

D I E W E LT E N D E R J U L I A KÖ R N E R

„KELP MASK“ Ähnlich wie das Jacket von den am Strand entdeckten Algen und ihren Sym­ metrien inspiriert.


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BAU-WERK „Super Human Enticement 2009“ (o.), „Speciation 2008“. Entwürfe für Gebäude, die Körner an der Wiener Universität für angewandte Kunst entwickelte.

Eines der Kleider, das Julia Körner mit Iris van Herpen gestaltet hat, hat es bis ins Museum geschafft – hier sehen wir es im Val de Loire in ­O rléans. Für manche Designs braucht Julia Körner bis zu zwei Monate. Diese Zeit ist notwendig, um ein druck­f ähiges 3D-File zu ent­w ickeln. Der Print selbst schließlich kann mehrere Tage dauern.

„Mich faszinieren Gebäude, die anders sind als traditionelle Bauwerke. Bauten, die eine spezielle Fremdsprache annehmen – für deren ­U msetzung man neueste Technologien anwendet, damit diese Gebäude auch möglich werden, und somit ­e twas schafft, was anders aussieht als alles bisher

Dagewesene.“

AUSSTELLUNG

ARCHITEKTUR

Wie es zur Arbeit für „Black Panther“ kam? „Im 3DDruck bin ich weltweit einer­ der wenigen Menschen, die so ein Projekt umsetzen können. Anfangs wusste ich nicht einmal, dass es sich bei dieser Sache um ‚Black Panther‘ handelt. Nur, dass ich für die Königin Krone und Schulterteil designen soll.“

FILM

KUNST-WERK Das 3D-gedruckte Kleid debütierte 2012 auf Iris van Herpens Show während der Pariser Haute Couture Modewoche.

„BLACK PANTHER“ Angela Bassett als Königin Ramonda. Ihre Krone und ihren Schulterumhang ­g estaltete Körner in Ko­ operation mit Kostüm­ designerin Ruth Carter.


Dr. Johann „Hansi“ Hansmann, 67, ist Österreichs erfolgreichster Business Angel. Die Puls-4Show „2 Minuten 2 Millionen“ machte ihn auch außerhalb der Szene bekannt.


CRASHKURS FÜR GRÜNDER VON NULL AUF ERFOLG IN FÜNF LEKTIONEN: HANSI HANSMANN, DER BUSINESS ANGEL HINTER RUNTASTIC, SHPOCK, MYSUGR UND 50 WEITEREN START-UPS, REDET KLARTEXT. ÜBER EGO UND ERFOLG, ÜBER­ ZEUGENDE IDEEN, INSPIRIERENDE PITCHES – UND WARUM GRÜNDER AUCH MAL PARTY FEIERN DÜRFEN. T E X T: A L E X L I S E T Z FOTOS: LUKAS ILGNER

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ber Hansi Hansmann, Österreichs erfolgreichsten Business Angel, kursiert ein hartnäckiges Gerücht: Böse Zungen behaupten, er sei 67. Das kann nur üble Nachrede sein. Am Mountainbike traut man dem Hobbysportler 30 Jahre zu, vielleicht 35. Aber am Verhandlungstisch, vorm Flipchart, über der Excel-Tabelle: Da wirkt er, als wäre er keinen Tag älter als 25. Da brennt er trotz erreichten Pensionsalters mit der Begeisterung eines Uni-Abgängers, der die Welt aus den Angeln will. „Ich bin Business Angel, weil man dabei lebt“, sagt Hansmann. „Diese ganzen klugen, jungen Leute, die alles für ihre Leidenschaft geben, halten mich selber jung. Ich kann etwas von ihnen lernen, und sie können etwas von mir lernen. Ein besseres Geschäft kann man nicht machen.“ Hansmann finanziert und inspiriert Start-ups, seit er vor fünfzehn Jahren seine Anteile an einem spanischen Pharma­ unternehmen verkauft hat. Statt als CEO 800 Untergebene zu ­dirigieren, ermöglicht er seitdem Erfolgsstorys wie jene des OnlineMarktplatzes shpock oder der Fitness-App Runtastic, die vor drei Jahren für 220 Millionen von adidas übernommen wurde. Das Geld, sagt er, ist ein angenehmes Nebengeräusch. „Es zeigt dir, dass du das Spiel gut gespielt hast. Aber es darf nicht deine Hauptmotivation sein – nicht als Business Angel und nicht als Gründer.“ Viel wichtiger sei der Wunsch, die Welt zu verändern; das Ziel, ein reales Problem zu lösen – und für dieses Ziel alle Hürden zu überwinden, die sich jedem noch so erfolgreichen Startup in der schwierigen Anfangszeit in den Weg stellen. Doch worauf kommt es beim Gründen wirklich an? Welche Regeln musst du befolgen (oder brechen?), damit dein Start-up eines jener statistisch drei oder vier von hundert ist, die den

Durchbruch schaffen? Wir baten Hansi Hansmann um einen Crashkurs für Gründer – und erhielten Ant­worten auf alle Fragen, die du ihm schon immer stellen wolltest.

1 WIE FINDE ICH EINE GENIALE IDEE, DIE DIE WELT VERÄNDERT? the red bulletin innovator: Ich habe eine App erfunden, die mich am Versenden von Textnachrichten hindert, wenn ich betrunken bin. Bekomme ich von Ihnen Geld fürs Entwickeln? hansi hansmann: Steckt in dieser Idee ein Geschäftsmodell? Sind Sie wirklich der Erste, der diese Idee hatte? Und wenn nein, was ist Ihr neuer, innovativer Zugang? Ich fürchte, darauf hätten Sie keine guten Antworten.

„DAS GELD? IST NUR EIN ANGENEHMES NEBEN­G ERÄUSCH.“

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1951

HANSMANN IM ZEITRAFFER

Johann Hansmann wird in Wien ge­boren.  Mit seinem Vater, Abtei­lungs­leiter einer Gleisbaumaschinenfirma, matcht er sich permanent beim (Denk-)Sport und lernt von ihm D ­ iskutieren und Verhandeln.

1977

1994

Nach einigen Jahren als ­Finanzchef einer ShellTochter wechselt Hansmann zum britischen PharmaUnternehmen Wellcome und zieht nach Spanien. Als Glaxo Wellcome übernimmt, soll ein Produktionswerk mit 300 Mitarbeitern geschlossen werden. Hansmann  kauft das Werk um   einen symbolischen Euro   und ist erstmals selbst   Unternehmer.

2010

Hansmann investiert in  sein   erstes Start-up, das Sprach-   portal busuu.  Die österreichischen Gründer hat er zufällig in Spanien kennengelernt. Bis zum heutigen Tag folgen 50 weitere – darunter Run­ tastic, shpock, mySugr, Any­ line, whatchado und tractive.

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Nachdem er  das Studium   der Handelswissenschaften   mit dem Doktorat abge-   schlossen  hat, schaltet er ein Kleinin­serat in einer Tageszeitung: „Junger dynamischer Managertyp sucht Herausforderung.“ 200 potenzielle Arbeit­geber antworten. Er entscheidet sich für ein Vorarlberger Unternehmen für elektronische Prozesssteuerungen.

2003

Hansmann hat aus dem Werk ein  eigenes Pharma-   Unternehmen mit 800   Mitarbeitern  aufgebaut. In ­diesem Jahr verkauft er die Mehrheit seiner Anteile und beginnt, in zahlreiche kleinere Unternehmen zu investieren.

2018

Mit Anteilen an 50 Startups gilt Hansmann als erfolgreichster Business Angel Österreichs.  Seine   Erfolgsstory erscheint   als Buch  (Lisa Ittner, Florian Novak: „Business Angel Hansi Hansmann“, Springer Verlag).

Was unterscheidet eine gute Start-up-Idee von einer ­schlechten? Viele gute Ideen entstehen aus persönlicher Betroffenheit. Die Gründer von mySugr sind zum Beispiel selbst Diabetiker. Eine gute Start-up-Idee macht unser Leben einfacher, effizienter, ­an­genehmer. Sie löst ein Problem, das viele Menschen haben – ein Problem, das groß genug ist, dass diese Menschen für die Lösung des Problems Geld bezahlen würden. Aber wo finde ich diese geniale Idee? Überall. Während wir reden, sehe ich aus dem Fenster auf eine Baustelle mit Kränen, Lkws und unkoordinierten Arbeitern. Jedes Start-up könnte sich hier tausend Optimierungsprozesse ausdenken. Aber es kommt gar nicht auf die geniale Idee an. Nicht? Von 100 Start-ups haben 50, 60 tolle Ideen. Trotzdem geben 97 in den ersten drei Jahren auf, weil die gute Idee allein nicht reicht. Es braucht eine klare Strategie, einen stabilen Businessplan und vor allem ein kompetentes Team, das exekutieren kann. Lieber gute Ideen kopieren als schlechte selbst erfinden? Man fängt niemals bei null an. Aber man kann bestehende Ideen um einen neuen, innovativen Zugang ergänzen – oder eine Idee aus einem fremden Markt für das eigene Land adaptieren. Wo entstehen aktuell die besten Start-up-Ideen? Israel ist ein spannendes Pflaster, Afrika stark im Kommen. In Spanien begünstigte die Krise von 2008 bis 2013 die Start-up-Szene: Die Jugendarbeitslosigkeit war so hoch, dass viele junge Leute ihre eigenen Jobs erfinden mussten.

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2 WIE STELLE ICH EIN TEAM ZUSAMMEN, DAS MITEINAN­D ER DURCHS FEUER GEHT? the red bulletin innovator: Was haben erfolgreiche Gründer­teams gemeinsam? hansi hansmann: Sie brennen für ihr Projekt. Sie möchten damit wirklich die Welt verändern. Und: Jeder im Team hat die gleiche Vision davon, wie Erfolg aussieht. Es macht einen großen Unter­ schied, ob der eine von einer ­Lebensaufgabe und der andere vom lukrativsten Exit träumt. Die ideale Größe eines Gründer­ teams? Minimum zwei bis Maximum vier. Und schon da wird es schwierig, weil jeder von 25 Prozent leben muss. Welche Rollen müssen vergeben werden? Es braucht einen Techniker, einen Zahlenmenschen und einen Visio­ när, der die Richtung vorgibt. Er muss die Idee repräsentieren, nach innen wie nach außen. Und wenn du ihn nachts um drei auf­ weckst, hat er seinen Pitch parat – wahlweise in einer Minute und in drei Minuten Länge. Sind meine besten Freunde auch meine besten Business­ partner? Nicht zwangsläufig. Aber die Wellenlänge muss stimmen. Denn Sie werden mit ihnen auf Jahre hinaus jede wache Minute ver­ bringen. Wie merke ich, wer zu mir passt? Sie und Ihre potenziellen Part­ ner sollten die gleiche Lebens­ einstellung haben, die gleichen Werte, vielleicht sogar die gleiche politische Einstellung. Und Sie müssen ehrlich miteinander streiten können, ohne dass Groll zurückbleibt. 42

„DIE IDEALE GRÖSSE EINES GRÜNDERTEAMS: MINIMUM ZWEI, MAXIMUM VIER.“ 3 Ein typischer Konfliktpunkt im Team – und seine Lösung? Jeder Protagonist entwickelt sich unterschiedlich. Es kann sein, dass man sich von Teammitgliedern trennen, Arbeitsfelder tauschen oder Aufgaben an neue Mitarbei­ ter abgeben muss. Ein Business Angel kann da als Mediator gute Dienste leisten. Wenn sich alle nur noch an­ schreien … … ist es schon zu spät. Man muss schon vorher offen diskutieren und darf kein Problem unter den Tisch kehren.

WIE ÜBERZEUGE ICH EINEN MENTOR, IN MICH GELD UND VERTRAUEN ZU INVESTIEREN? the red bulletin innovator: Meine Eltern sind Hausmeister. Ich war auf keiner Privatschule. Und reiche Leute kenne ich nur aus dem Fernsehen. Wie lerne ich trotzdem jemanden kennen, der mir beim Gründen hilft? hansi hansmann: Der Förder­ landschaft ist egal, ob Sie reiche Eltern haben. Sie müssen netz­ werken – in den Szenen in Wien, Linz und Graz, bei der Austrian Angels Investors Association, bei startup300. Aber vorher müssen Sie sich selbst committen. Ein

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„EIN GRÜNDER MUSS MIT ­R EISSEND, ÜBERZEUGEND P­ ITCHEN KÖNNEN. JEDERZEIT.“ Business Angel wird Sie nur unter­ stützen, wenn er sieht, dass Sie selbst all Ihr Herzblut und privates Geld in Ihr Projekt stecken. Was wollen Business Angels von mir hören? Sie wollen Ihre Leidenschaft ­spüren, Ihr Team kennenlernen. Und sie erwarten, dass Sie schnell zum Punkt kommen. Ich bin kein Showman. Wie präsentiere ich trotzdem über­ zeugend? Sie müssen es lernen. Ein Gründer muss mitreißend, überzeugend pitchen können. Und zwar jeder­ zeit und spontan. Denn man weiß nie, wann man einen möglichen Investor oder Kunden trifft.

Mit einer Mischung aus Bauchgefühl und Zahlenverständnis entscheidet Hansmann schon während eines Pitchs, ob er zuschlägt. Bevor er seine Entscheidung bekannt gibt, schläft er noch eine Nacht darüber. Beim ­folgenden Treffen gibt es einen fertigen Vertrag, nachverhandelt wird nicht.

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Ein No-go? Seine Zahlen nicht zu kennen. Oder etwas zu behaupten, was das Gegenüber mit drei Klicks auf Google widerlegen kann. Mit welchem Einstiegssatz bricht man das Eis? Mit jedem, der überrascht und neugierig macht. Noch besser ist es, wenn man einen privaten Bezugspunkt hat oder ein Hobby teilt. Das erzeugt gleich einen Sympathiebonus. Habe ich eigentlich erwähnt, dass ich schon zwei TransalpÜberquerungen mit dem Moun­ tainbike …? Geben Sie sich keine Mühe. Ich übernehme seit 2017 keine neuen Investments mehr, damit ich nicht die Übersicht verliere.

4 WIE WIRD DEIN PROJEKT ZUM ERFOLG (UND WAS BEDEUTET ERFOLG EIGENTLICH)? the red bulletin innovator: Welche Zahl ist bei einer Grün­ dung die wichtigste? Das Grund­ kapital? Der IQ der Gründer? Die Arbeitsstunden pro Woche? hansi hansmann: Die Markt­ größe. Wenn der Markt nicht groß genug ist, gibt’s auch mit der bes­ ten Lösung kein funktionierendes Geschäftsmodell. Was ist das Beste, was einem Start-up passieren kann? Eine Disruption – wenn man mit seinem Produkt oder seiner Idee den Markt komplett auf den Kopf stellt, weil es so innovativ ist. Persönlicher Erfolg ist … … wenn nicht nur der Return on Investment stimmt, sondern auch der Fun on Investment. Ist Florian Gschwandtners Start-up Runtastic, das für 220 Millionen an adidas ging, ein Best-Practice-Beispiel? Wenn man sein Unternehmen um ein Mehrfaches dessen verkauft, was man bestenfalls als Ertrag er­ warten konnte, hat man das Spiel definitiv gewonnen. Im Fall von Runtastic klappte das, weil sich adidas nicht nur für das Produkt an sich interessierte, sondern auch für den Zugang zu Millionen registrierten Hobbysportlern. Sich für eine Idee zu begeistern ist einfach. Aber was, wenn die  ersten Schwierigkeiten auf­ tauchen? Akzeptieren, dass das dazugehört. Jedes noch so gute Team steht am Anfang zwei, drei Jahre lang täglich vorm Nervenzusammen­ bruch. Jede noch so gute Idee muss dutzende Male adaptiert werden, bis sie genau den Bedürf­ nissen des Marktes entspricht.

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Wie können Sie als Business ­Angel den Erfolg fördern? Mit meiner Erfahrung. Mit dem nüchternen Blick von außen. Mit Kontakten. Als Vermittler bei Konflikten. Und natürlich mit frischem Geld: Ein Start-up braucht nach dem Anfangs-Investment weitere Geldspritzen, wenn es nicht gut läuft. Und erst recht, wenn es gut läuft. Wie erkennt man, wann man weiterkämpfen soll und wann man aufgeben muss? Ein Venture-Capital-Fond legt Geld an, und er zieht sich zurück, wenn das Konzept nicht gleich aufgeht. Ich glaube an das Projekt, solange die Gründer selbst daran glauben.

„EIN, ZWEI DRAMEN UND EINE EXIT-VERHANDLUNG –   D AS BRINGT DEN KREISLAUF IN SCHWUNG.“ Wie lerne ich Gründer kennen, die zu mir passen? Zum Beispiel über die AAIA, die Austrian Angels Investors Association. Hier sind auch Virgin Angels, also neue Investoren, herzlich willkommen.

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Brauche ich Backgroundwissen über die Branche, in der ich mich engagiere? Nicht unbedingt – solange Sie in Ihrem Netzwerk Experten haben, die Ihnen Hintergrundfragen beantworten können.

WIE KANN ICH SELBST BUSINESS ANGEL WERDEN? UND WARUM SOLLTE ICH DAS ÜBERHAUPT WOLLEN?

Ich würde ja gern Business ­Angel werden. Aber muss ich dann wirklich mein Geld ­Zwanzigjährigen mit über­ bordendem Selbstbewusstsein in den Rachen werfen, die sich ständig nur selbst feiern?

the red bulletin innovator: Was macht einen Investor zum Business Angel? hansi hansmann: Für einen Business Angel ist Geld nicht die Hauptmotivation. Er möchte ein Projekt mittragen, das ihn begeistert. Und er möchte seine Erfahrung mit jungen Menschen teilen, die er sympathisch findet. Und sollte er das investierte Geld im schlimmsten Fall verlieren, darf ihm das nicht allzu weh tun. Was muss ich mitbringen, um Gründer zu fördern? Ein starkes Netzwerk, ein gutes Zahlenverständnis und aus­ reichend viel Hausverstand. Man sollte selbst schon genug Fehler gemacht und aus ihnen gelernt haben.

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Gefahrenzone: Wer diesen Blick sieht, sollte schnell zum Punkt kommen und seine Zahlen parat haben.

Seien Sie nicht so streng. Erstens braucht ein Gründer ein gesundes Ego. Zweitens stammt Ihr Vor­ urteil über Gründer von Partys oder Preisverleihungen. In den Wochen dazwischen haben diese Leute bis zum Umfallen gearbeitet. Da sollte man ihnen das Recht zugestehen, sich zwischendurch einmal selber feiern zu dürfen. Stattgegeben. Aber wie komme ich zu meinem eigenen Fun on Investment? Ich kann nur von mir selbst sprechen: Ich habe sogar an Krisen Spaß. Gut, ich brauche nicht in zehn Firmen gleichzeitig eine ­Katastrophe. Aber parallel zwei, drei Dramen und zeitgleich eine neue Finanzierungsrunde oder eine Exit-Verhandlung – das bringt den Kreislauf in Schwung.


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PHOTOVOLTAIK MYTHOS & REALITÄT Rund um das Thema Photovoltaik halten sich hartnäckige Mythen. Sie sei zu teuer, rechne sich nicht und funktioniere nur bei Sonnenschein … Alles Fakten oder Märchen? VERBUND klärt auf:

MYTHOS 1 „Die Montage einer PhotovoltaikAnlage am Dach ist aufwendig.“

MYTHOS 2 „Photovoltaik ist zu teuer.“ FAKT Eine Photovoltaik-­Anlage für ein Einfamilienhaus mit einem durch­schnitt­ lichen Stromverbrauch kostet derzeit rund 8.500 Euro. Ein Betrag, der für viele durchaus leistbar ist – vor allem auch im Hinblick dar­ auf, dass das Geld sinnvoll und nach­ haltig angelegt ist.

SHUTTERSTOCK

FAKT Noch nie war die Montage einer Photovoltaik-Anlage so einfach wie jetzt. In nur wenigen Stunden installiert ein Montage­ team die PV-Anlage betriebsfertig – und zwar egal auf welchem Dach.

MYTHOS 3 „PV-Anlagen produzieren nur bei Sonnenschein Strom.“

MYTHOS 4 „Photovoltaik-Anlagen rechnen sich nicht.“

FAKT Photovoltaik-Module haben einen sehr hohen techno­ logischen Standard erreicht. Selbst bei infolge Nebel oder Bewölkung dämmrigem Licht produzieren Solar­ zellen Strom. Die Ausbeute an trüben Tagen ist zwar nicht so hoch wie an strahlend hellen Sonnentagen, aber Photovoltaik-Anlagen produzieren, sobald es Tag wird.

FAKT Zu Beginn steht eine Erstinvestition. Ab dem ersten Tag der Inbetriebnahme der PV-Anlage spart man dafür monatlich Energiekosten. Die Amortisations­ zeit ist abhängig vom Verbrauch und liegt bei durch­ schnittlich zehn Jahren. Je höher der Eigenverbrauch, umso eher rechnet sich die Investition.

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N E U N N E U E S P O R T F R E U N D E E i n R o b o t e r, d e r d i c h b e i m J o g g e n b e g l e i t e t . Der elektronische Skilehrer im Ohr: Klingt wie Science-Fiction. Doch diese Gadgets sind real.

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TEXT: REINER KAPELLER

FOTOS: KLAUS PICHLER

HAIR & MAKE-UP: JULIA HRDINA

ZO C KST DU GENUG? 52

INNOVATOR

BODY: WOLFORD

Du glaubst, digitale Spiele sind ein sinnloser Zeitvertreib für 14-Jährige? Dann vergiss alles, was du über Games gehört hast. Mit dem definierenden Medium des 21. Jahrhunderts kannst du Pilot werden, eine Firma führen und den inneren Schweinehund besiegen. Und wenn du willst, verändern deine Klicks sogar die Welt: Hier sind fünf ­K ategorien an Games, die dich im Leben voranbringen.


Zocken für Gleich­ berechtigung: Marlies „Maestra“ Brunnhofer spielt professionell „League of Legends“ und motiviert so Frauen zur eSport-Karriere.


INT RO

E

Es ist 22.17 Uhr in der Notaufnahme: Jungmedizinerin Andrea H. bereitet sich im Zuge des klinischpraktischen Jahres auf ihre Visite vor. Plötzlich entsteht im Nachtdienst binnen Sekunden eine Stresssituation, als drei Patienten in die Notaufnahme kommen: ein stark betrunkener Partygast mit Platzwunde, ein 65-jähriger Pensionist, der über heftige Brustschmerzen klagt, eine junge Frau, die dunkles Blut erbricht. Andrea kümmert sich um die verängstigte Frau, bittet die anderen Patienten, Platz zu nehmen. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: Ihre Fehleinschätzung wird wenige Stunden später einem Patienten das Leben kosten.

nicht echt. Sie sind nur ein Beispiel aus der virtuellen 3D-Simulation „EMERGE“, die angehende Mediziner auf den hektischen ­Alltag in der Notaufnahme vor­ bereitet. Das Spiel mit 50 realen medizinischen Fällen wurde von Tobias Raupach (Universitäts­ medizin Göttingen) und Kollegen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf konzipiert und von P ­ atientZero Games ent­ wickelt. Es trainiert Medizin­ studenten, hilft beim Diagnosenstellen und Prioritätensetzen. Gaming macht nicht nur unsere Ärzte besser. Digitale Spiele ­haben das Zeug dazu, sämtliche Berufsbereiche und den kompletten Alltag zu verändern. Du willst ­Pilot werden, eine Firma führen, dich mehr bewegen? Spiel einfach. Denn Games können Dinge, die kein Lehrer kann: Sie werten nicht, haben keinen schlechten Tag oder geben ein Minus in Betragen, weil man mit dem Banknachbar schwätzt. Sie machen

GA ME S L A DEN EIN, DINGE SPIELERIS CH ZU PROB IEREN, SIE L AS SEN D ICH IM GES CHÜT ZTEN R A HMEN S CHEITERN . B IS DEIN PROBLEM GELÖST IST.

keine Witze über falsch aus­ gesprochene Englisch-Vokabeln. Sie würden nie sagen, dass aus dir nichts wird. Stattdessen ­mo­tivieren sie. Sie laden dazu ein, Dinge spielerisch noch einmal zu probieren, sie lassen dich im geschützten Rahmen scheitern. So lange, bis du dein Problem ­gelöst hast. Und dann belohnen sie dich mit Punkten, einem Level­ aufstieg, einem „Gut gemacht!“.

Obwohl Andrea falsch gehandelt hat, wird sie heute Nacht gut schlafen können. Der Pensionist und seine unentdeckte, letztlich tödliche Aortendissektion waren

Das Spiel „League of Legends“ wurde 2009 veröffentlicht. 2016 spielten es rund 100 Millionen Menschen – monatlich. Bild: die Spielfigur Illaoi

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INNOVATOR


GAMES DOMINIEREN DIE UNTERHALTUNGS­­INDUSTRIE Das sind die globalen Zahlen aus dem Jahr 2017. Das wirtschaft­ liche Potenzial der Games ist noch lange nicht ausgeschöpft: 2022 wird der Branchenleader laut Experten 200 Milliarden Euro ­Umsatz generieren.

NETFLIX 3,3 Mrd. Euro

MUSIK

RIOT GAMES

Der durchschnittliche Spieler ist nicht 14, und er hat in seinen Nächten besseres zu tun, als vor dem Monitor zu sitzen. Er ist Mitte 30, zu 53 Prozent männlich und zockt gut zehn Stunden pro Woche, am liebsten am Smartphone. Er ist einer von weltweit 2,3 Milliarden Menschen, die spielen, und damit Teil einer 121 Milliarden Dollar schweren Videospielindustrie. Zum Vergleich: 2017 erwirtschaftete das Kino weltweit 40 Milliarden, die Musikindustrie 17,3 Milliarden, der Streaming-Riese Netflix vergleichsweise mickrige 3,3 Milliarden. Die Zahlen sind umso beeindruckender, als das recht junge Medium (der erste kommerzielle Erfolg war das Tischtennis-Game „Pong“ 1972) erst ansatzweise zeigt, wozu es imstande ist. Die ­finanzielle Vorherrschaft in der Entertainment-Industrie hat G ­ aming bereits heute inne, im nächsten Schritt folgt die kulturelle.

INNOVATOR

Der Game-Historiker und Filmwissenschaftler Selim Krichane, 32, von der Universität Lausanne sagt: „Games sind die bestim­ mende Kulturform des 21. Jahrhunderts.“ Ihre Interaktivität macht sie zum idealen Medium, um die digitale Welt um uns herum zu ­reflektieren. 2006 hat Frankreich Games als Kunstform anerkannt, 2012 nahm das Museum of ­Modern Art in New York 14 Video­ spiel-Klassiker in seine Sammlung auf, und 2013 wurde mit dem ­Adventure „Journey“ erstmalig in der Geschichte ein Spiel für den Grammy nominiert. Auf die Frage, wie lange es noch dauern wird, bis wir eSportler, Streamer und Game-Designer so verehren wie Film- und Popstars, muss Selim Krichane lächeln und antwortet mit einem Vergleich: „Neue Me­ dien werden immer unterschätzt. Bis in die 1940er bezeichneten viele angesehene Menschen das Kino als Zeitvertreib für Idioten.“ Das sagen auch heute noch immer viele Leute über Gaming. Aber sie werden ihre Meinung schon bald überdenken müssen.

17,3 Mrd. Euro

KINO

40 Mrd. Euro

GAMES

121 Mrd. Euro

2017, Hamburg, Barclaycard Arena: 10.000 Fans feuern beim Finale der „League of Legends“Meisterschaft Europas Top-Gamer an.

D IGITA LE S PIE LE H A BE N DAS Z E U G DAZ U, SÄ MT ­L I CHE BE RU FS BE RE ICH E U N D D E N KO MPLE TT E N A LLTAG Z U V E RÄ N D E RN .

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Nº Pyke, grimmiger Rächer bei „League of ­Legends“

LEAGUE O F   ­L E G E N D S #ESPORT

D IE S E GA MES M ACHEN DI C H S C HL AU Gaming als Leistungssport trainiert blitzschnelle Reaktionen, genauso wie strategisches und taktisches Verständnis. Der hohe Wettbewerb im eSport fördert auch laterales Denken, also die Fähigkeit, immer wieder überraschende und unkonventionelle Lösungen zu entwickeln. Ange­n ehmer Benefit: Richtig gute eSportler können mit Gaming auch reich werden, denn mittlerweile werden bis zu 100 Millionen Dollar an Preisgeldern aufgestellt. 56

STRATEGIE-PLATZHIRSCH Der eSport-Klassiker ist ein MOBA (Multiplayer Online Battle Arena, Anm.) mit zwei Teams à fünf Spielern. „LoL“ verbessert neben Fingerfertigkeit und Koordination vor allem die Kommunikation und Entscheidungsfindung in kleinen Gruppen. Denn nur wer zusammenarbeitet, hat in diesem Strategiespiel eine Chance.  leagueoflegends.com

FIFA

DIE SPORT-REFERENZ Die meistverkaufte SportspielSerie aller Zeiten (Fußball; über 260 Millionen Exemplare) verbessert analytische Fähigkeiten, indem Spielzüge und Zusammenhänge erkannt werden. Und sie hilft, die Nervenstärke zu trainieren, denn die Pässe und Laufwege von ner­vösen Spielern lassen sich leicht vorhersehen. easports.com

OVERWATCH

DER TAKTIK-SHOOTER In diesem Team-Shooter treten zwei Teams zu je sechs Spielern gegeneinander an. „Overwatch“ schult nicht nur die Hand-Augen-Koordination, sondern auch die Reaktionsgeschwindigkeit der Spieler. Zusätzlich verbessern die verwinkelten 3D-Welten das räum­ liche Vorstellungsvermögen und generell die Orientierung.  playoverwatch.com

A1 ESPORTS LEAGUE

DAS ESPORT-ELDORADO 32.000 Euro Preispool, mehr als 1000 Teilnehmer, drei Games: Die zweite Auflage von Österreichs größtem eSport-Event sorgte mit dem Offline-Finale in der Wiener Game City für Gänsehaut-Momente. Season drei steht bereits in den Startlöchern.

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Ordentlich: Laut Website „Wasted on LoL“ hat Brunnhofer in den vergangenen sechs Jahren 3116 Stunden gespielt.

INTERVIEW

GA MING STE HT FÜR CHANCE NGLEI CHHE IT Marlies „Maestra“ Brunnhofer, 22, ist Captain des eSports-Frauenteams

RIOT GAMES, GEPA PICTURES

„Zombie Unicorns“. Die PsychologieStudentin tötet im Strategiespiel „League of Legends“ nicht nur professionell Monster. Mit jeder Stunde, die sie spielt, setzt sie sich auch dafür ein, dass mehr Frauen ihren Weg in den eSport finden.

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THE RED BULLETIN INNOVATOR: Mit Verlaub, was hat ein FantasyStrategiespiel wie „League of ­Legends“ mit Chancengleichheit zu tun? MARLIES BRUNNHOFER: Eine Menge. Ich bin Teil der ersten Generation weiblicher eSport-Spieler. Ich möchte ein Vorbild für andere Gamerinnen sein und sie ermutigen, es auch zu versuchen. Fast die ­Hälfte der Gamer ist weiblich, aber nur drei Prozent der eSportler sind Frauen. Wir möchten dieses Ungleichgewicht ändern, indem wir andere Spielerinnen motivieren. Und wie wollt ihr das anstellen? Indem wir zeigen, dass wir die Skills haben, die es im eSport braucht. Wir sind seit drei Jahren im Ge-

schäft, werden von Movistar Riders (einem der führenden spanischen eSport-Clubs; Anm.) gesponsert und haben 2018 in Portugal und Schweden die beiden größten ­europäischen Female-Turniere gewonnen. Wir trainieren dreimal die ­Woche je vier Stunden und spielen jedes Wochenende Online-Turniere. Mit jedem Spiel sagen wir den ­Mädels da draußen: Lasst euch von niemandem einschüchtern. Spielt online, holt euch die Sicherheit und findet euren Platz bei Frauen- oder Mixed-Turnieren. Rein durchs Spielen setzen wir den Grundstein für zukünftige Generationen. Und vielleicht werden Männer wie Frauen in zehn Jahren auf uns zurückblicken und sehen, wie alles begann. Aber das muss doch richtig hart sein, wenn man um sich nur ­Männer hat, die ständig blöde Kommentare schieben? Bei Offline-Turnieren ist das kein Thema, da sind alle supernett. Wenn die Leute mitbekommen, dass wir zwei Wochen im Bootcamp acht Stunden pro Tag trainieren, dass wir uns auf Fernsehern Replays ansehen, mit dem Coach Strategien entwickeln und auf einer „LoL“-Map (Karte; Anm.) Spielzüge wie beim Football einzeichnen, dann gibt’s dafür Respekt von allen Seiten. Die „LoL“-Online-Commu­ nity ist da anders, da werden Topleistungen oft nicht anerkannt oder ernst genommen, und manchmal wird’s auch richtig tief. Was denkst du dir dann? Ich versuche das nicht an mich rankommen zu lassen. Durch Gaming habe ich gelernt, mit Frustrationen umzugehen, mich besser zu konzentrieren und mich nur auf wirklich wichtige Dinge zu fokussieren. Wir arbeiten im Team mit einem Sportpsychologen zusammen, meditieren vor Turnieren und Übungsblöcken im Kreis oder über Headset. Mir hilft das im Leben genauso wie im Spiel, wenn mein Held gestorben ist. Drei Sekunden Augen schließen, kurz durchatmen, mich neu fokussieren und wieder von vorn beginnen. Marlies auf Twitter: @maaarlys  57


#GAMIFICATION

D IE S E GA MES M OT I V I E REN DI C H IM A LLTAG

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FOREST

WACHSENDE AUFMERKSAMKEIT Probleme beim Konzentrieren? In „Forest“ wird mittels Timer ein virtueller (und gegen Geld ­sogar ein echter) Baum gepflanzt. Dieser wächst, ­solange man das Handy in Ruhe lässt. Wer dennoch soziale Netzwerke checkt, tötet das zarte Bäumchen. Wer widersteht, hat bald einen schönen Wald. forestapp.cc

ZOMBIES, RUN!

SPANNENDE LAUFEINHEITEN Wer nach Abwechslung beim ­Joggen sucht, findet in „Zombies, Run!“ ein gefundenes Fressen. Die Lauf-App ist ein interaktives Hörbuch, das den Spieler in eine post­ apokalyptische Zombie-Umgebung versetzt. Lebend entkommt nur, wer regelmäßig zum Sprint- und ­Intervalltraining ansetzt.  zombiesrungame.com

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WWW.FORESTAPP.CC

Von Gamification spricht man immer dann, wenn es für reale Aufgaben eine virtuelle Belohnung gibt. Was genau die Belohnung ist, definiert die App oder das Spiel, und das kann von einem neuen Highscore über einen Level­ aufstieg bis hin zu einer virtuellen Auszeichnung reichen. Gamification fördert die Moti­v ation, erhöht den Lernerfolg, steigert die Produktivität und kann in Unternehmen sogar bessere Brainstorming-Ideen hervorbringen.


HABITICA

MOTIVIERENDE AUFGABEN Wer seine Aufgaben in diese To-do-App einträgt und sie erfolgreich abhakt, bekommt für seinen Avatar digitale Rüstungen, Waffen oder Zaubersprüche. Und wer möchte, kann Aufgaben im Team erledigen und sich zusammen mit seinen Freunden (positiver Gruppendruck) immer wieder aufs Neue motivieren. habitica.com

SP IEL E KÖ N N T EN U N SE R SC H U LSYST EM RE VO LU T IO N IEREN Konstantin Mitgutsch, 38, österreichischer Medienpäd­ agoge und CEO von Playful Solutions, sieht unser Schul­ system auf dem Stand von vor 100 Jahren. Das klingt erst mal erschreckend, ist aber kein großes Drama. Denn wir können der Schule ein Update verpassen: indem wir spielen. THE RED BULLETIN INNOVATOR: Lesen, Schreiben, Rechnen – PISA bereitet Schülern, Eltern und Lehrern gleichermaßen Kopfzerbrechen: Warum sollten wir ausgerechnet durch Spielen unsere Schulen in den Griff ­bekommen? KONSTANTIN MITGUTSCH: Weil wir spielerisch am besten lernen, ganz egal was wir lernen. Wir rufen Top-Leistungen immer dann ab, wenn wir das Gefühl haben, dass uns etwas leicht von der Hand geht. Sobald es richtig ernst wird, sobald der Druck steigt, machen die Leute eher zu.

SIXTOSTART, HABITICA, VICTORIA KOLLER

Aber ein bisschen Druck hat ­bekanntlich noch niemanden ­geschadet  … Wollen wir wirklich, dass Kinder so lernen? Es stimmt, manche können mit Druck umgehen. Aber das sind meistens die, die ohnehin gut drauf sind. Es wäre zur Abwechslung gut, wenn wir Kinder zum Spielen motivieren, anstatt sie mit einem „Nicht genügend“ zu frustrieren.

Ich sage, dass jeder Lehrer im 21. Jahrhundert Games in seiner pädagogischen Trickkiste haben muss. Aktuell sind sie noch nicht einmal Teil der Lehrerausbildung. Da wächst eine neue Generation von Schülern heran, die mit Games aufgewachsen ist, und was machen wir? Wir stehen daneben, rümpfen die Nase und tun so, als ob uns das nichts anginge. Und wie stellen Sie sich den ­Unterricht dann vor? Mathe, Deutsch, Zocken, Biologie? Warum nicht? Es gibt in Amerika mittlerweile eSport-Teams an Schulen, etwa im Football. Die Kids wollen da unbedingt dabei sein. Das geht aber nur, wenn sie einen Notenschnitt von zwei oder besser haben. Plötzlich geben die Schüler ordentlich Gas. Besonders die, die sich bisher schwer getan haben. Ich finde das großartig. Konstantin auf Twitter: @MitgutschK

Konsequent weitergedacht ­bedeutet das: Lehrer müssten Games im Unterricht einsetzen können. Sollte jeder Lehrer ein ausgebildeter Gamer sein? INNOVATOR

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Online reales Gemüse anbauen – und sich liefern lassen: „myAcker“ macht es möglich.

MYACKER

NACHHALTIG LEBEN Wer in seinem virtuellen Garten von „myAcker“ online Gemüse an­ pflanzt und gießt, tut dies auch auf echtem Acker in Kärnten – dank Mitarbeitern des Start-ups. Die versenden die Ernte dann auf Online-Befehl CO²-neutral nach Hause. Man zahlt Ackermiete und Versand.  myacker.com

QUANTUM MOVES

TECHNOLOGIE VORANTREIBEN Mit „Quantum“ unterstützt man ­dänische Forscher beim Bau eines Quantencomputers. Wer spielt, nimmt den For­ schern komplizierte Rechenaufgaben ab, die nicht einmal komplexe Computeralgorithmen auf die Reihe kriegen.  scienceathome.org

D IE S E GA MES V E RÄ N DE RN D IE W E LT Eine neue Generation von Games ermöglicht den Eingriff ins reale Leben. Mit weitreichenden Folgen für einen selbst, aber auch für Menschen weltweit. Die Auswirkungen dieser Spiele reichen von Veränderungen im Konsumverhalten bis hin zur Beschleunigung der Forschung mittels Big-DataAnalysen. Sie alle haben gemein: Egal wie klein der individuelle Einfluss ist, in der Masse leisten sie einen spürbaren Beitrag zu einer lebenswerteren Welt. 60

STALL CATCHERS

ALZHEIMER BESIEGEN Wer in den Gehirnscans von „Stall Catchers“ verstopfte Blut­ gefäße aufspürt, sammelt Punkte und ­zusätzlich auch Daten für die AlzheimerForschung. Mit diesen Daten können Forscher ­sagen, wie es zu Gefäßblockaden und damit zu reduzierter Hirndurchblutung (vermuteter Aus­ löser von Alzheimer) kommt.  stallcatchers.com

EYEWIRE

FORSCHUNG BESCHLEUNIGEN Bei diesem Puzzle verknüpft man Nervenzellen in der Netzhaut. Was an drei­ dimensionales Malen erinnert, motiviert durch Highscore-Ranglisten und hilft der Wissen­ schaft: Denn mit einer 3D-Karte aller Nerven­ zellen verstehen Forscher besser, wie die Netz­ haut Bewegungen erfasst.  eyewire.org

Zockend forschen: Bei „EyeWire“ wird spielend der Verlauf Nervenzellen kartiert.

GERRY FRANK, EYEWIRE

#REALCHANGE


#EXERGAMING

D I E SE GA MES M AC H E N DI C H FI T Die meisten kennen die ­K ategorie der Fitnessspiele noch von der Nintendo Wii, bei der sich der Controller je nach Spiel in einen virtuellen Schläger, Boxhandschuh oder eine Bowlingkugel verwan­ delte. Heutige Exer­g ames (von „Exercise“ für Übung) ver­b inden Fitnessgeräte mit VR‑ oder AR-Technologie und sind damit auch für Leistungs­ sportler interessant. Wie gut die Bewegung vor dem Bild­ schirm tut, haben Studien an übergewichtigen Kindern und Menschen mit neurologischen Beschwerden gezeigt.

Klettern auf der Augmented Videowall: AR-Elemente erhöhen Spaß – und Leistung.

VALO CLIMB

DYNAMISCHER KLETTERN Auf dieser Boulderwand werden Kletterer mittels Tiefensensor und Videokamera getrackt. Das ermög­ licht interaktive Kletter-Aufgaben unter Zeit­ druck, die vor allem Schnellkraft und Dy­namik trainieren. Fünf Games stehen zur Auswahl, etwa sich ständig ändernde Routen oder ein Pong-Klon für zwei Spieler.  valomotion.com

VIR ZOOM

LÄNGER RADELN „VIRZoom“ macht einen gewöhn­ lichen Hometrainer zum Home­ trainer der Zukunft, auf dem man nicht nur mit Freunden in einer VR-Umgebung um die Wette radelt, sondern auch als fliegendes Pferd Pegasus oder im Kajak auf Reisen geht. Das wirkt so echt, dass sich laut Hersteller die Workout-Dauer verdoppelt.  virzoom.com

VALOMOTION

INNOVATOR

BEAT SABER

SCHNELLER REAGIEREN Wer „Beat Saber“ ausprobiert, muss unweigerlich an Luke Sky­ walker im Club denken. Bei dem Virtual-Reality-Rhythmusspiel zerschneidet man mit zwei Lichtschwertern Blöcke, die ­musikalische Beats darstellen. Die hohe Spiel­ geschwindigkeit macht das körperlich und ko­ ordinativ richtig anspruchsvoll.  beatsaber.com

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Bringt der Spieler seine Gruppe heil nach Hause? Bei „Pacific“ sind Leadership-Skills gefragt.

PACIFIC

FIRMEN FÜHREN Das Serious Game zum Thema Leadership setzt den Spieler und sein Team nach einem Flugzeugabsturz auf ­einer einsamen Insel aus. Wer mit dem selbst gebauten Heißluftballon in die Zivilisation zurück möchte, muss Konflikte lösen, Stärken und Schwächen seines Teams analysieren – und lernen, wie man eine Firma führt.  game-learn.com

D IE S E GA MES S IN D SU PER L E H RE R Serious Games vermitteln Informationen auf kurzweilige Art. Das Genre umfasst sowohl niederschwellige Lernspiele als auch beinharte Simulationen, die hohes Grundwissen und eine gewisse Einarbeitungszeit voraussetzen. Damit stehen Serious Games in einer Kategorie ernstzunehmender Spiele, die erfolgreich die Lücke zwischen Bildung und der Anwendung von Wissen schließen und in der Ausbildung gerne ein­ gesetzt werden. 62

VRMOTION

FLUGGERÄTE FLIEGEN Die Kombination aus VR-Brille und Bewegungsplattform macht den Flugsimulator aus Schaffhausen zum realistischsten digitalen Flugerlebnis auf dem Markt. Wirklich beeindruckend: Die Plattform erzeugt jene Kräfte, die der Körper er­ wartet, und verhindert so die bei VR typische Motion Sickness (Übelkeit, Anm.).  vrmotion.ch

EMERGE

MENSCHEN RETTEN Junge Ärzte sind nach dem ­Studium im medizinischen Alltag oftmals überfordert. Mit der N ­ otaufnahmeSimulation „EMERGE“ können Akut­situationen am Laptop trainiert und stress­bedingte Fehler im Alltag reduziert werden. Das klappt so gut, dass „EMERGE“ bereits an der Universitäts­ medizin Göttingen eingesetzt wird. emerge-game.com

GAME-LEARN, EMERGE

#SERIOUSGAMES



JĂźrgen Pansy, 44, Mastermind hinter sms.at. Heute ist er Chefstratege von Up to Eleven, einem Unternehmen zur Entwicklung digitaler Start-ups und Produkte.

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INNOVATOR


M E I N S TA R T - U P - M O M E N T

WIR LEGTEN DEN MOBILFUNK LAHM Jürgen Pansy leitete mit sms.at Österreichs größte Online-Community und entwickelte ­einen WhatsApp-Service, als es WhatsApp noch gar nicht gab. Ein Gespräch über verrückte Zahlungen, geile Hilfe und die Kunst, zur r­ ichtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

the red bulletin innovator: Vor 20 Jahren hast du dein Studium geschmissen und dich sms.at gewidmet. Zu einer Zeit, als Handys so groß wie Ziegelsteine waren und man sich ins Internet via Modem einwählte. jürgen pansy: Es waren andere Zeiten. Aber die Reaktionen auf ein Start-up waren die gleichen wie heute: „Bist du deppert?!“ Warst du’s? Ich habe die Medienzukunft ge­ sehen. Dann war die Frage: Springe ich auf den Zug auf oder nicht? Ich bin gesprungen. Ich hatte nicht viel zu verlieren. Studieren konnte ich später ja auch noch.

STEFAN WARMUTH/RAWPIX.AT

Gute Wahl: Im ersten Monat hatte sms.at eine Million Zugriffe. Ein Jahr später waren es dann 120 Millionen. Pro Monat. Eine Wahnsinnszeit: 1999, Boom der Dotcom-Blase, jeder kauft Internet-Standleitungen und Handys. Dazwischen haben wir uns positio­ niert und erstmals zwei Medien miteinander verbunden – GratisSMS vom PC mit richtiger Tastatur. Das Resultat: Zu Weihnachten haben wir die Infrastruktur aller Mobilfunkanbieter lahmgelegt.

INNOVATOR

Wieso hat sms.at überlebt, als die Dotcom-Blase geplatzt ist? Weil wir nie aufgehört haben, uns weiterzuentwickeln und auf Herausforderungen gute Antworten gefunden haben. Ein Beispiel bitte! Nach dem Rückgang der OnlineWerbung haben wir als eine der Ersten weltweit für einen Service im Internet Geld verlangt. Der Aufschrei war groß, aber es hat geklappt. Wenn auch mit Schwierigkeiten. Bezahlen im Internet war noch kaum möglich. Also sind Leute teilweise zu uns ins Büro gekommen und haben als Jahres­ beitrag einen 20-Euro-Schein auf den Tisch gelegt. Absolut verrückt! Als sms.at 2008 vom italienischen Medienmulti Buongiorno übernommen wurde, hast du die Geschäftsführung abge­ geben und bist ins Headquarter nach Italien gegangen. Warum? Ich wollte sehen, wie es in einem großen Konzern zugeht. Was hast du erfahren? In börsennotierten Firmen gerät langfristiges Denken in den Hinter­ grund. Es geht nur um Zahlen, Quartalsziele, den aktuellen Kurs. Bestes Beispiel: unsere Innovation „bing“. Das war ein Messenger-

Dienst via App – also praktisch WhatsApp, lange bevor es den App Store und iPhones gab. Der wurde­ wegen der Kosten eingestellt. Ob­ wohl wir etwa in Indonesien in nur zwei Tagen 100.000 neue User gewonnen haben. Dieses Potenzial wurde nicht erkannt? Es war richtig frustrierend. Wir haben gelernt: eine gute Idee, ja sogar ein gutes Produkt allein ist zu wenig. Du musst zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Bei bing waren wir das nicht. Unser Eigentümer hat das Projekt ab­ gewürgt. Diese Erfahrung war ein Mitgrund, Dinge in Zukunft selbst in die Hand zu nehmen … … mit der Gründung von Up to Eleven. Gemeinsam mit deinem Bruder entwickelst du digitale Start-ups. Wie viel sms.at steckt in diesem Company Builder? All das Know-how, das wir uns über die letzten Jahre angeeignet haben, setzen wir bei unseren jetzigen Start-ups Nuki, Instahelp und Logoshuffle eins zu eins um: Aufbau, Investoren-Beteiligung, Expansion, Verkauf. Dabei folgen wir immer noch demselben Grundgedanken von sms.at. Der lautet? Etwas weiterbringen. Den Usern oder Kunden helfen. Ihnen Freude bereiten. Wenn du dich darauf besinnst, hilft es auch dir. Wie meinst du das? Denk nicht daran, wie du Gewinne­ maximierst, sondern wie du Menschen helfen kannst. Das ist es, was motiviert. Du kannst dich an dem Gedanken geradezu auf­ geilen. Bei sms.at haben wir wahrscheinlich Tausenden ermöglicht, „Ich liebe Dich“ zu schreiben. Gibt es etwas Schöneres? Jürgen Pansy gründete 2012 mit seinem Bruder Martin Pansy Up to ­Eleven. Im selben Jahr kauften sie sms.at zurück und verkauften es 2015 gewinnbringend.  ut11.net

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PITCH HOW TO

EINE ANLEITUNG IN

12,5 SCHRITTEN Du hast eine Idee, die die Welt verbessern wird. Was du nicht hast, ist Geld. Hol es dir mit einem Pitch vor Investoren. Wie du dein Leben in 90 Sekunden verändern kannst, verrät dir Pitch-Expertin Lisa-Marie Fassl.

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INNOVATOR


01. DIE AUTORIN :

LISA-MARIE

FA S S L

erlebt seit sieben ­J ahren die Start-upSzene aus verschiedensten Perspek­ tiven. Sie hat selbst gepitcht und mehr als 1000 Pitches gesehen. Aktuell arbeitet sie für die „Austrian Angel Investors Asso­ ciation“ und widmet sich ihrem eigenen Start-up, den „Female Founders“, einer Plattform, die Gründerin­ nen unterstützt. Die 27-jährige Burgenländerin hat an der Karl-Franzens-Universität Graz BWL mit den Schwerpunkten Wirtschaftsinformatik & Unternehmens­ führung studiert.

PIA CLODI

AAIA.AT FEMALEFOUNDERS.GLOBAL

INNOVATOR

DU HAST NUR 90 SEKUNDEN ZEIT, ALSO WECKE BEGEISTERUNG FÜR DEINE IDEE Bei einem Pitch geht es darum, Investoren binnen 90 Sekunden (bis maximal fünf Minuten) von deiner Idee zu überzeugen. Das heißt, es ist Präzision gefragt. Und dafür braucht es Vorbereitung. Zwei Faktoren sind von grund­ legender Bedeutung: Du musst wissen, wer im Publikum sitzt – und was du von deinen Zuhörern willst. „Du musst sie begeistern“, sagt Lisa-Marie Fassl.

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BEGEISTERUNG WECKT, WER BERÜHRT

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PITCHEN IST CEO-BUSINESS

„Was bei Zuhörern und Zuschauern immer gut ankommt, ist eine Geschichte.“ Eine Geschichte, die fesselt und berührt. „Man merkt sich Geschichten einfach besser als Daten und Fakten“, weiß Fassl aus eigener Erfahrung.

Natürlich sind Fakten beim Vortrag wichtig. Aber nur die wichtigsten. Zu viele langweilen. Und wer mehr wissen will, wird dich ohnehin gleich fragen. Und zwar nur dich: Denn du bist als CEO deines Start-ups immer die Hauptansprechperson für alle. Und der Einzige, der pitchen sollte. Weil du derjenige bist, der den größten Überblick hat und – das ist besonders wichtig – entscheidungsbefugt bist.

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SEI EINE FRAU! Tatsache ist, dass es in der Start-up-Szene sehr wenige Frauen gibt. „Wes­ halb es gut ist, wenn eine Frau pitcht“, sagt Fassl. Es ist eine willkommene Abwechslung. „Außerdem sind Frauen in der Regel besonders gut vorbereitet.“ Und jetzt noch eine Ant­ wort auf die so oft gestellte Frage „Sind High Heels auf der Bühne okay?“: „Klar, aber nur dann, wenn du dich darin wohlfühlst.“

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BLEIB AUTHENTISCH (DEINEN AUF TRIT T SOLLTEST DU ABER TROTZDEM ÜBEN) Du selbst zu sein ist wichtig. Nur wer authentisch ist, fühlt sich wohl. Das heißt aber nicht, dass du vor einem Pitch nicht nervös sein darfst. Darfst du. Üben solltest du deinen Auftritt trotzdem. „Am besten nicht vor der Mama, sondern vor jemandem, der ein ehrliches Feedback gibt“, so Fassl, „auf jeden Fall vor dem eigenen Team und am besten vor externen Personen, die keinen Bezug zu dem Produkt haben und das zum ersten Mal hören.“ Dreh­ buch brauchst du keines, schließlich willst du nicht Showman, sondern Unternehmer sein – also bewahre dir Authentizität. „Geldgeber investieren nicht allein in das Produkt, sondern ins Team. Und sie müssen das Gefühl haben, dass das klasse Menschen sind, mit denen sie Zeit verbringen wollen.“

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GESTALTE DEINE UNTERL AGEN MIT AKRIBIE Ein paar technische Details: Nimm deine Präsentationsunterlagen immer als PDF-Datei(en) mit. „Ein klassischer Fehler ist, dass Präsentation als Power­ Point-Dokumente oder auf Macs vor­ bereitet und auf einem USB-Stick mit­ gebracht werden. Im schlimmsten Fall haut es dir auf einem fremden Compu­ ter Schriften und Layout zusammen. Und das ist peinlich.“ Mit PDF-Dateien verhinderst du das. Außerdem sollten die Folien (genauso wie deine Visiten­ karten) wirklich ansprechend gestaltet sein. Auch als Zeichen dafür, dass du dich intensiv damit beschäftigt hast.

LÜGE NIEMALS Eine Selbstverständlichkeit, sollte man meinen. Konkret heißt das, dass du keinesfalls der Verlockung nachgeben solltest, Zahlen zu präsentie­ ren, die, sagen wir’s vorsich­ tig, nicht ganz den Tatsachen entsprechen. „Es ist wichtig, die Wahrheit zu sagen, denn früher oder später kommt sie sowieso ans Licht. Also immer realistisch bleiben.“

NEIN, DU BETTELST NICHT UM GELD Sei dir bewusst, dass du kein Bittsteller bist. Bei einem Pitch geht es nicht dar­ um, um Geld zu betteln. Schließlich hast du deinem Publikum etwas zu ­bieten. Du bist es, der ein großartiges Angebot macht und den Investoren ­damit Chancen eröffnet. „Verhandelt wird auf Augenhöhe“, sagt die Expertin.

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3 BÜCHER, DIE DICH BESSER MACHEN

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Folgende Lektüre macht dich zum High-Performer in Sachen Selbst vermarktung.

SUSANNE HAKE: SELBSTMARKETING FÜR SCHÜCHTERNE

INGO VOGEL: SO VERKAUFEN SIE SICH RICHTIG GUT

Nicht jeder steht von ­Natur aus gern im ­Rampenlicht. Mit einem 5-Schritte-Programm hilft das Buch, innere Blockaden abzubauen und eigene Stärken überzeugend zu vermitteln. Preis: 17,50 Euro

Ob Pitch, Bewerbung oder Flirt: Was zählt, ist, andere von sich zu begeistern. Mit Selbsttests und praktischen Beispielen hilft dir dieser Ratgeber, dich unwiderstehlich zu machen. Preis: 9,20 Euro

FLORIAN GSCHWANDTNER: SO LÄUFT START-UP

Vom Bauernbub zum Gründer, Speaker, Motivator. In seiner Biografie spricht „Mr. Runtastic“ nicht nur über die Faktoren des Erfolgs, sondern verrät auch, wie Push-ups beim Pitchen helfen können. Preis: 18 Euro

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DU BIST HIER, WEIL DU DIE WELT VERÄNDERN WILLST, ALSO ZEIGE DAS AUCH Wer nicht groß denkt und nicht daran glaubt, die Welt verändern zu können, wird es grundsätzlich schwer haben, etwas Bahnbrechendes auf die Beine zu stellen. Dein Unternehmen wird sich möglicherweise nicht so entwickeln, wie du es dir in deinem Pitch erträumst. Aber: „Je höher du dir deine Ziele steckst, desto besser wird die Realität.“ Und deshalb darfst du durchaus den Eindruck vermitteln, dass du gerade ­dabei bist, die Welt neu zu erfinden. PS: Die Erwartungshaltung von Frauen gilt als realistischer und bodenständiger, weshalb Investoren gerne auf sie hören (siehe Schritt 3 1/2).

AUF DIESE FRAGEN MUSST DU ANTWORTEN HABEN Ist die Präsentation geschafft, geht es in die nächste Runde, und zwar in die Q&A-Session, oder: das FrageAntwort-Spiel. Mit mindestens acht ­Investoren-Fragen musst du rechnen. Du solltest auf all das Antworten haben: 1. Was macht ihr mit dem Geld (vor­ ausgesetzt, ihr bekommt welches von mir)? 2. Wie lange kommt ihr damit aus? 3. Wie habt ihr euer Start-up bisher finanziert? 4. Wie sieht euer Geschäftsmodell aus? 5. Ist euer Knowhow (in irgendeiner Form) abgesichert? 6. Wer sind die Player in eurem Team? 7. Warum seid ihr besser als die Kon­ kurrenz? 8. (Und das ist die alles entscheidende Frage:) Wie viel Geld lässt sich mit ­eurer Idee verdienen?

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SEI KEIN TROTZKOPF Wie reagieren, wenn das Feedback nicht ausfällt wie erwartet, wenn die Investoren deine Euphorie nicht teilen? „Aus negativem Feedback lässt sich mehr lernen als aus positivem.“ Denn: Wenn du bei deinem Pitch auch nur einen halbwegs authentischen und sympathischen Auftritt hingelegt hast, wird niemand negatives Feedback geben, um sich zu profilieren. „Investoren meinen es in der Regel gut und wollen auch, dass sich die Start-ups gut fühlen.“ Deshalb: Niemals präpotent reagieren, sondern im persönlichen Gespräch nachhaken. Selbst aus solchen Situationen haben Start-ups schon Kapital geschlagen (und das im wahrsten Sinne des Wortes).

PODCASTS, APPS & TIPPS FÜR DEIN EGO Wie entdecke ich meine wahren Stärken? Wie überzeuge ich? Drei Online-Empfehlungen.

MICHAEL EHLERS: RHETORIK (HÖRBUCH)

TED RADIO HOUR (PODCAST)

Wie beeindrucke ich Menschen mit Worten? Sehr kurzweilige RedeTipps vom deutschen Rhetorik-Trainer und Bestsellerautor Michael Ehlers. Download: 35,99 Euro

Von den Besten aus der Praxis lernen: Hier gibt es die fesselndsten Vorträge von der Innovationskonferenz TED zum Nachhören. ted.com/read/ted-pod casts/ted-radio-hour

SHINE (APP)

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Die App fürs Selbstvertrauen: Täglich berieselt sie dich mit positiven Messages, Artikeln und „To-do“-Vorschlägen. User-Zufriedenheitsquote: 93 Prozent. App-Version „Daily Shine“: gratis

NACH DEM PITCH IST VOR DEM PITCH Der Pitch ist gelaufen. Was jetzt? Am Tag danach schickst du allen Inves­ toren, von denen du eine Visitenkarte ­bekommen hast, dein Pitch-Deck. Das entspricht im Aufbau zwar dem Deck, mit dem du präsentiert hast, geht aber inhaltlich tiefer: „Es muss selbst­ erklärend und darf voll mit Fakten sein.“ Und: Du bereitest deinen nächsten Pitch vor. Zur Übung und um dein Netzwerk zu erweitern. Wie schon zuvor, erkundigst du dich, wer zum Pitch lädt und wer im Publikum sitzen wird: „Scheue dich nicht, nachzufragen, welche Erfahrungen andere Start-ups mit den jeweiligen Pitch-Organisatoren gemacht haben.“ Jede Teilnahme lohnt sich: um neue Kontakte zu knüpfen, (mediale) Aufmerksamkeit zu erlangen oder Preise zu gewinnen (ja, die gibt es immer öfter).

12.

RECHNE NICHT DAMIT, DASS DU MIT DEINEM START-UP BLITZSCHNELL REICH WIRST (ABER LEBE DEINEN TRAUM) Ein Start-up zu gründen heißt: wenig Geld für viel Arbeit zu bekommen, hohes Risiko einzugehen. „Ein Start-up mit der Intention zu gründen, schnell reich zu werden, ist der falsche Zugang“, sagt Lisa-Marie Fassl, „das schaffen die wenigsten.“ Entscheidend ist etwas ganz anderes, nämlich, dass du dir deinen Idealismus bewahrst, von der Groß­ artigkeit deiner Idee überzeugt bleibst. Und deine Leidenschaft beibehältst.

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MARCEL HIRSCHER


Sieht wie eine futuristische Pyramide aus, analysiert aber dein Arbeitszeit-Chaos: das Bluetooth-Gadget „Zeiº“ von Timeular

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TIMEULAR

ÖSTERREICH AN IDEEN


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1 Z Ä H N E P U T Z E N B I N N E N­ ZEHN SEKUNDEN, EIN KAUGUMMI, DER IM WA L D WÄ C H S T, O D E R E I N E P A R K P L AT Z - A P P, DIE NICHT NUR DEINE N E R V E N S C H O N T: HIER SIND ZEHN JUNG­ UNTERNEHMEN AUS ­Ö S T E R R E I C H , D I E M I T IHREN­PROJEKTEN DEN MARKT AUFMISCHEN WOLLEN. T E X T: C L E M E N S M A R S C H A L L

TIMEULAR

ZEITM A N AGEMENT IM H A NDUMDREHEN Manuel Bruschi und Manuel­ Zoderer sitzen an einem Freitagnachmittag vor ihrem Computer. Wie für die meisten Freelancer üblich, haben sie die ganze Woche gleichzeitig an mehreren Projekten für verschiedene Kunden gearbeitet. Bezahlt werden sie jeweils pro Stunde, ihre Arbeitszeit müssen sie penibel dokumentieren. Doch das gelingt im Nachhinein nur lückenhaft – und kostet zudem Zeit, oder anders gesagt: wertvolle Arbeitsstunden. Für alle, denen dieses Problem bekannt vorkommt, haben die beiden Manuels aus Graz „Zeiº“ entwickelt. Das hand­ liche Zeitmessungsgadget hat die Form eines Oktaeders – also zweier Pyramiden, deren Grundflächen verschmolzen sind – und funktioniert so: Alle acht ­Oktaederflächen ­lassen sich beschriften oder mit Symbolen bekleben, um sie verschiedenen Tätigkeiten

zuzuordnen, wie Meeting, Telefonieren, Kaffeepause, ­Arbeit an Projekt A oder ­Social Media.­Die Tätigkeit jener Seite, die nach oben zeigt, wird via Bluetooth von der App am Smartphone oder Computer getrackt. Dort kann man die markierten Seiten noch genauer beschreiben (z. B. „Facebook-Recherche für Projekt A“) – und fertig ist die automatisierte Zeit­ erfassung. Beginnt man eine neue Tätigkeit, dreht man den Oktaeder einfach weiter.­Die Dauer der einzelnen Aufgaben

MANUEL BRUSCHI CEO und Co-Founder (li.) MANUEL ZODERER Co-Founder und CTO (re.)

lässt sich nach Datum oder Produktivitäts­level sortieren. So erhält jeder Nutzer einen Überblick über seine Zeit­ gestaltung und kann sich dann die entscheiden­den F ­ ragen zur Optimierung ­stellen: War ich echt so lange auf Facebook? Oder: Verliere ich wirklich dreizehn Stunden pro Woche durch Meetings? timeular.com

Stabile Seitenlage: Die Tätigkeit auf ­jener Fläche des ­Gadgets, die nach oben zeigt, wird in Statistiken erfasst.

Einfach variabel: Mit Stickern und Stiften kannst du den allen Oktaederflächen ­Tätigkeiten zuweisen – und wieder ändern.

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Die Köpfe hinter dem Maturameister: Konstantin Klingler, 18, und Antonia Hotter, 16, ­haben Mathe-Nach­ hilfe modernisiert.

M AT U R A M E I S T E R

P ER CH AT B OT ZUR  REIFEPRÜFUNG „Ich war nicht der Allerbeste in Mathematik, deshalb hatte ich Angst.“ Das war die Aus­ gangslage, mit der Konstantin Klingler in der achten Klasse auf die Matura zusteuerte. Doch aus seiner Angst und jener vieler Schüler zog der ­junge Wiener Inspiration für eine Entwicklung, die ihn nicht nur erfolgreich maturie­ ren, sondern auch zum Unter­ nehmer werden ließ: den Maturameister. Einen Chatbot im Facebook Messenger, der Usern Aufgaben – vorwiegend von vergangenen Maturaarbeiten – zuschickt. „Schüler­ können so auf ihrem Smart­ phone lernen, wann und wo sie möchten“, so Co-Founderin Antonia Hutter. Der Chatbot liefert klare Erklärungen zu den Aufgaben und behält fal­ sche Antworten für sich. Plus: Jeder Schüler hat die ideale Ausrede, wenn er während der Lernzeit wieder mal am Smartphone erwischt wird. maturameister.at

Der Maturameister-Chatbot liefert seinen Usern Übungsbeispiele, z. B. für Funktionsberechnungen.

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Diese schwimmende Videowall (hier beim Lyoness Open in ­Atzenbrugg) misst 6,4 mal 3,5 Meter.

LED AIR MOTION

DIE V IDEOWA LL FÜR ÜBER A LL

Eine gigantische Videowall, die auf einem See treibt? Die Gründer von LED Air Motion forschen seit 2015 in einer kniffligen Produktsparte: LED-Videowalls für den Einsatz in schwierigem Gelände. Ihre Lösung: aufblasbare Projektionswände, die ohne ­Stahlkonstruktionen oder LED-Trucks auskommen. 2016 brachte das Wiener Start-up die weltweit erste schwimmende LED-Wall auf den Markt: „Quasi der Ferrari in unserem Portfolio“, sagen die Geschäftsführer Robert Steininger und Philipp von Horn. Aber auch im Hochgebirge können ihre LED-Walls in kürzester Zeit auf- und abgebaut werden, wie etwa beim Hah-

4 MYCLUBS

FIT OHNE V ERTR AG ROBERT STEININGER Geschäf t sführer (links) PHILIPP VON HORN Geschäf t sführer

MATURAMEISTER, CHRISTIAN LENDL, MY CLUBS

nenkammrennen in Kitzbühel. Zu den schwierigsten Projekten der Firmengeschichte gehörte die Live-Projektion beim Red Bull Cliff Diving in Dubai, erinnert sich Steininger: „Bei Temperaturen von mehr als 40 Grad wurde die schwarze, pneumatische Trägerwand so heiß, dass sich die Klebestellen fast gelöst hätten. Das konnten wir dank spezieller Kleberproduzenten aber rasch verbessern.“ Das Prinzip des Patentträgers LED Air Motion: Erst durch Herausforderungen kann man wachsen. ledairwall.com

Jeden Winter nahmen sich ­Tobias Hombergers Freunde vor, ins Fitnessstudio zu ­gehen, jeden Winter klagten sie über hohe Einschreib­ gebühren und die zwölfmona­ tige Bindungsdauer. Für den gelernten Unternehmens­ berater war dies der Beweis, dass der Fitnessstudiomarkt einem veralteten Konzept aus

400 verschiedenen Sport­ stätten in Österreich reicht eine einzige Mitgliedschaft mit monatlichem Fixpreis ohne Knebelvertrag. Angeboten werden sämtliche Sportarten von Yoga über Tennis bis zu Klettern und Wakeboarden – und alle können individuell kombiniert werden. Zudem übernimmt MyClubs das ­digitale Marketing für seine Kooperationspartner. So können sich Pilates- und Boxtrainer getrost auf ihr Kerngeschäft konzentrieren – dich zum Schwitzen zu bringen. myclubs.com Yoga, Klettern, Beachtennis, Functional Fitness: MyClubs ist wie ein Fitnessstudio, das alle Sportarten im Programm hat.

TOBIAS HOMBERGER Gründer von MyClubs

den 1990er-Jahren folgt und einer allgemeinen Flexibilisierung bedarf – und die bringt nun sein Start-up MyClubs. Für 4000 Kurse an mehr als  75


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Sieht aus wie eine Trinkflasche, ist aber ein Hochleistungs­ akku: Ihr Schraub­ verschluss reguliert die Leistungsstufe.

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DIE HOCHS CHULE IN DER HOSENTAS CHE

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Ein Studium verlangt ein hohes Maß an Selbstorgani­ sation. Ein hohes Maß an Selbstorganisation verlangt aber das richtige Werkzeug. Das hat Julian Seitz an der TU Graz entwickelt. Bereits

ADD-E

DER B AUS AT Z FÜR  DEIN E-BIKE mehr als 100.000 Studierende verwenden Seitz’ App Studo, die ihren Studienalltag viel geschmeidiger macht. Über das Smartphone werden Lehr­ veranstaltungsinfos genauso abgerufen wie Stundenpläne, Raumsuche, Prüfungsergeb­ nisse, Mensa-Menüs oder Studentenjobs. Besonderes Detail: Studenten bewerten ihre Lehrveranstaltungen und vermerken den nötigen Zeitaufwand. Nur lernen muss man halt immer noch selbst. studo.co

Der Stundenplan von Studo verrät, wann man am Vor­ abend länger feiern kann.

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Elektroräder boomen. Doch wie folgt man dem Trend, wenn das eigene, nichtmotori­ sierte Fahrrad über die Jahre zum besten Freund geworden ist? add-e ist ein dreiteiliger Nachrüstungssatz, der genau dieses Problem löst und jedes Fahrrad zum E-Bike upgradet. Für Fabian Gutbrod hatte die Entwicklung ganz praktische

THOMAS PUCHER Chef-Ent wickler (links) TIHANA PINTARIC Marketingleiterin (Mit te) FABIAN GUTBROD Gründer und CEO (recht s)

Gründe: Während seiner ­Studienzeit wollte er mit weniger Anstrengung, aber dennoch schneller zur FH kommen. Dieses scheinbare Paradoxon bekämpfte er mit zahlreichen Experimenten – der Rest ist Innovations­ geschichte. Der Akku (1,2 kg) hat die Form einer Trink­flasche und wird einfach in den Flaschenhalter gesteckt. Der 7 × 8 × 8 Zentimeter große E‑Motor (800 g) wird unter

dem Tretlager montiert und bewegt eine Rolle fünfstufig mit bis zu 600 Watt. Wie lange, hängt vom Unterstützungs­ grad ab, der mittels Schraub­ verschluss gewählt wird. S ­ ollte der Akku leer werden, wird der Motor selbständig dank einer speziellen M ­ echanik vom Rad entkoppelt. So geht die Reise ohne Komplikationen weiter – mit guter alter Muskelkraft. Add-e gewann 2016 die E‑Mobility Challenge start:e des Verkehrsministeriums. add-e.at

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STUDO, MARTIN HOFMANN

JULIAN SEIT Z Gründer von Studo


Der Motor wird unter dem Tretlager montiert. Ist add-e eingeschaltet, klappt eine Rolle aus und unterstützt das Hinterrad.

„EIN AKKU, IN DER TRINKFLASCHE VERSTECKT  – JAMES BOND LÄSST GRÜSSEN.“ REAKTION DER JURY AUF DEN PITCH VON ADD-E BEI DER P U L S - 4 - S TA R T- U P - S H O W „ 2 MINUTEN, 2 MILLIONEN“

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„JEDER MENSCH VERBRINGT IM S C H N I T T 1 0 8 TA G E SEINES LEBENS MIT ZÄHNEPUTZEN. DIESE ZEIT KANN

PA R KB O B

MAN DOCH BESSER

ENDL ICH S T RE S S FREI PA RKEN

CHRISTIAN ADELSBERGER Gründer von Parkbob

kombiniert das von Christian­ Adelsberger gegründete ­Start-up Echtzeitdaten aus hunderten Quellen wie Stadtgemeinden oder Satelliten­ bildern mit künstlicher Intelli­genz. Mit Förderung des Austria Wirtschaftsservice will der Wiener in bis zu 200 Städte weltweit expandieren. parkbob.com

Parkbob bietet Nutzern Infos und Stellplätze zum Parken – von Graz (Bild) bis New York.

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MARVIN MUSIALEK, CEO & FOUNDER AMABRUSH

ALPENGUMMI

DIE SER K AUGUMMI WÄCHS T IM WA L D Ob Kaugummiliebhaber wissen, dass sie grad auf erdölbasierte, synthetische Substanzen und künstliche Süßstoffe beißen? Zwei Studentinnen der Universität für Bodenkultur Wien, Claudia Bergero und Sandra Falkner, bieten allen, denen bei diesem Gedanken graust, eine Alternative ohne Erdöl und andere potenziell schädliche Additive. Ihre Alpengummi-Rezeptur beruht auf vier Zutaten aus der Natur: Die Kaumasse besteht aus

SANDR A FALKNER Co-Founder (links) CL AUDIA BERGERO Co-Founder

Baumharz und Bienenwachs, für den Geschmack werden natürliche Aromen und Birken­ zucker hinzugefügt. So wird auch das jahrhunderte­alte, vom Aussterben bedrohte ­Pecherhandwerk wiederbelebt: Die letzten Pechereien Nieder­ österreichs liefern ihnen nun das nötige Harz. Ergebnis: Man schmeckt, dass der ­Alpengummi direkt aus dem Wald kommt, so Falkner. alpengummi.at

Zum Strahlemann in nur zehn Sekunden: Marvin Musialek mit seiner vollautomatisierten Zahnbürste.

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ANNA IAROTSK A CEO und Co-Founder YURI LE VIN Co-Founder und Head of Design

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PARKBOB APP, IGNACIO RODRIGUEZ, ALPENGUMMI, LUKAS ILGNER, ROBO WUNDERKIND

Nach Parkplätzen suchen nervt: egal ob in der eigenen Stadt, wo man die tückischen Straßen bereits kennt, oder in einer fremden, wo die Parkvorschriften unklar sind. Dieser Quälerei bietet die Parkbob-App Paroli. Sie zeigt in 45 Städten über 20 Millio­ nen potenzielle Parkplätze sowie Parkregeln und Zahlungsmodalitäten an. Um den perfekten Stellplatz zu finden,

NUTZEN.“


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Z Ä HNEP UT ZEN IN REKORDZEIT Den Prototyp seiner voll­ automatisierten Zahnbürste bastelte Software-Entwickler Marvin Musialek noch zu Hause aus dem Motor eines ­Vibrators, falschen Wimpern und dem Zahnschutz eines ­Boxers. Mittlerweile residiert der Wiener in San Francisco, und seine Amabrush ist ein ausgefeiltes Hightechprodukt mit Zahnpasta-Einspritzung. Das flexible Mundstück passt jedem Erwachsenen, die an­ gebrachten Borsten vibrieren mit 40.000 Schwingungen pro Minute. Alle Zähne wer­ den gleichzeitig und gründ­ lich geputzt – und das in zehn Sekunden! Welche Zeiterspar­ nis dabei herauskommt (im Schnitt 108 Tage), kann jeder auf der Website berechnen. amabrush.at

ROBO WUNDERKIND

B AU DIR EINEN KLUGEN ROB OTER

Die farbenfrohe Reaktion auf den Programmierer-Mangel am Arbeitsmarkt: Kinder bauen innerhalb kürzester Zeit einen Roboter und lernen dabei spielerisch die Anwen­ dungen moderner Technik. „Programmieren soll für die junge Generation zu einer Grundkompetenz wie Lesen oder Schreiben werden“, so die Erfinder von Robo Wun­ derkind. Die Marke stößt sowohl in Kinder- als auch in Klassenzimmern auf Begeiste­ INNOVATOR

rung. Technische Berührungs­ ängste würden überwunden, kreatives Denken werde gefördert, versprechen die Hersteller. „Der Arbeitsmarkt verändert sich permanent, wir wollen die Kinder von heute auf die Welt von mor­ gen vorbereiten.“ Ist der Robo­ ter zusammengebaut, werden in der Robo-Code-App seine Fähigkeiten programmiert, etwa Musikabspielen, Be­ wegungsabläufe oder das Er­ kennen von Hindernissen. Die Bauvariationen sind extrem vielfältig; mit einem Adapter lassen sich auch Lego-Teile in die Sets integrieren. robowunderkind.com

Bunte Lernfreunde: Aus Robo-Wunderkind-Bausätzen ­entstehen Roboter wie dieser Kollege.

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2 .   DI E FR EIGAB E Ein Netzwerk aus Rechnern – „Nodes“ genannt – prüft die Transaktion und gibt sie frei (vgl. ­S. 83).

1 . D ER STA R T

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Auf seinem Rechner startet der Nutzer eine Transaktion, das kann eine Überweisung sein, ein Vertragsabschluss oder eine Nachricht.

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3 .  D ER BLO CK Die Transaktion wird mit weiteren Transaktionen in einem digitalen Block gebündelt (S. 84).

4 .  DI E CH AI N Der Block wird mit ­bereits vorhandenen Blöcken verknüpft und ist nun Teil der Blockchain (S. 84).

5. FER TI G ! Das Geld fließt, der Vertrag gilt, die Nachricht wird übermittelt. Vom Prozess dazwischen hat der Nutzer nichts mitbekommen.

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Alle reden davon, kaum einer versteht sie: Deshalb haben wir uns die Blockchain-Techno­ logie von Deutschlands führender Expertin ­e rklären lassen. Spoiler: Es geht um Geld- und Weltpolitik. Und um die ­N achrichten in deiner WhatsApp-Gruppe. T E X T: M I C H A E L M O O R S T E D T

BOCK AUF BLOCK  81


Wer sich eine etwas ­k ompetentere Einführung in das Thema wünscht, ist bei Jutta Steiner ­r ichtig. Die promovierte deutsche Mathematikerin ist Chief ­O perating Officer des Londoner Blockchain-Entwicklers Parity ­Technologies und kennt Antworten auf die spannendsten Blockchain-Fragen: Schafft die Technologie ein neues Währungs­ system? Kann sie den Hunger auf der Welt bekämpfen? Und wer bestimmt in Zukunft über meine Daten?

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the red bulletin innovator: Frau Steiner, wie erkläre ich einem Freund, der sich nicht auskennt, das Prinzip Blockchain? jutta steiner: Blockchain ist ein Proto­ koll, um Dienstleistungen im Internet transparenter ablaufen zu lassen. Wir ver­ lassen uns zwar darauf, dass die Anbieter verantwortungsvoll mit unseren Daten umgehen, überprüfen können wir das allerdings nicht. Blockchain gibt den Nut­ zern mehr Kontrolle. Technisch ge­sehen wird dabei jeder Datenaustausch in einem „Block“ registriert. Wenn ein Block „voll“ ist, kommen die folgenden Trans­aktionen in den nächsten Block. Und j­ eder Block verweist auf den vorherigen. Gut. Aber was ist der praktische Nutzen? Die bekannteste Anwendung der Block­ chain-Technologie sind Bitcoins – eine Plattform, auf der Geld hin und her geschickt wird. Dabei kann jeder über­ prüfen, ob das Geld auch ankommt. Nach dem Motto „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“. Wer hat Blockchain erfunden? Ursprung der Idee ist ein Code, der 2008 unter dem Pseudonym „Satoshi Naka­ moto“ veröffentlicht wurde, aber welche Person oder Gruppe dahintersteckt, weiß niemand. Dabei handelt es sich um Konzepte, die bis dahin unabhängig von­ einander benutzt worden sind, zum Bei­ spiel Kryptografie und Spieltheorie. Die Erfindung bedingungslos transparenter Geldflüsse, wie die Blockchain sie er­ möglicht, war auch eine Reaktion auf den ­Vertrauensbruch, den die Menschen in der Finanzkrise 2008 verspürt haben.

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Die bisher kürzeste Erklärung der Block­ chain-Technologie ­l ieferte der britische Komiker John Oliver in seiner Show „Last Week Tonight“ auf dem US-Bezahlsender HBO. Blockchain, so Oliver, sei „alles, was Sie an Computern nicht ver­ stehen, kombiniert mit allem, was Sie an Geld nicht verstehen“.


DAS RECH N EN

D IE EN ERG IE

Nach der Freigabe durch die Nodes (S. 80) prüfen Prozessoren („Miner“) die Trans­ aktionen und bündeln sie zu Blöcken. Dazu lösen sie eine Rechenaufgabe, die sich aus den Daten der Transaktionen generiert. Der am schnellsten lösende Miner streicht eine Belohnung (z. B. Bitcoins) ein. Diese spornt zum Mitmachen an – je mehr Teil­ nehmer, desto stabiler das Netzwerk.

Je größer die Rechenleistung der Miner, desto schneller lösen sie die Aufgabe. Vor diesem Hintergrund sind rund um den ­Globus gigantische Serverfarmen ent­ standen. Kombiniert verbraucht allein das Bitcoin-System mehr Strom als die gesamte Schweizer Volkswirtschaft. Mit anderen Worten: Die Blockchain verschärft das ­globale Energieproblem.

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D ER C O D E Beim Hash (s. Kasten links) handelt es sich um eine 64-stellige Abfolge von Zahlen und Buchstaben.

DER S CH UT Z Dass sich Kriminelle an der Blockchain die Zähne ausbeißen, liegt vor allem an der Verknüpfung der Blöcke. Und die funktio­ niert so: Auf Basis der in einem Block verpackten Transaktionen wird der Code – genannt: Hash – errechnet (rechts), auf den der nächste Block automatisch verweist. Wer einen Block manipu­ liert, müsste die Hashs sämtlicher folgender Blöcke neu generieren. Das würde im Fall von Bitcoins pro Block rund zehn Minuten dauern – zu aufwendig für effek­ tiven Betrug.

D IE V ERKN Ü PFU N G Sollte jemand eine abgespei­ cherte Transaktion manipulieren und zum Beispiel die Summe einer Überweisung ändern, würden sich sofort die Hashs der Folgeblocks ändern – und so auf den Betrug hinweisen.

Twitter-Chef Jack Dorsey sagte kürzlich, Bitcoin werde in zehn ­Jahren Weltwährung sein. Haben

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Kryptowährungen tatsächlich das Potenzial, den Euro oder den Dollar abzulösen? Ich weiß nicht, ob der Bitcoin die zentrale Währung werden kann. Es gibt aber be­ reits Projekte, die mithilfe der Blockchain „programmierbare Währungen“ ent­ werfen – also Geld, das bestimmte Eigen­ schaften besitzt, zum Beispiel eine starke Preisstabilität. Das würde die Finanzpolitik transparenter machen. Momentan spielen die Währungshüter mit Parametern wie Zinserhöhungen. Dabei ist niemand klar, ob das wirklich Wirkung zeigt. Was außer Währungen könnte noch über Blockchain angeboten werden? Wir arbeiten zum Beispiel an einer Tech­ nologie namens Secret Store, mit der sich Daten dezentraler verwalten und

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Ich kann fast überall mit PayPal oder Kreditkarte zahlen. Warum sollten mich Bitcoin und andere Kryptowährungen überhaupt ­in­teressieren? Weil sie das Modell aufbrechen, dass man einer einzigen Entität – etwa einer Bank – vertrauen muss. Statt­ dessen wird das Vertrauen auf ein Netzwerk verteilt, nämlich auf die Computer vieler Nutzer. Das System wird so widerstandsfähiger, etwa ge­ gen Hackerangriffe oder technische Fehler. Denn wenn ein Knotenpunkt ausfällt, gibt es genügend andere, die ihn ersetzen.


verarbeiten lassen. Die Blockchain hilft zu bestimmen, wer Zugang erhält. Man könnte ein dezentrales soziales Netzwerk bauen, schließlich gibt es keinen Grund, weshalb Facebook unsere Nachrichten sehen muss. In unserer Vision sind Blockchains Grundlage für ein komplett dezentrales Web. Damit dezentrale ­Anwendungen wie soziale Netzwerke oder Währungen miteinander kommunizieren können, müssen wir verschiedene Blockchain-Plattformen miteinander ­verbinden. Mit Polkadot arbeiten wir an einem Multi-Chain-Protokoll, das es Blockchains ermöglicht, als einziges ­großes Netzwerk zu interagieren. Stimmt es, dass die Blockchain-­Techno­ logie die Existenz ganzer B ­ ranchen bedrohen könnte? Es geht um die gesamte Art und Weise, wie Menschen global zusammenarbeiten. Ein großes Problem ist, dass man sich einigen muss, wer die Server betreibt. Wenn etwa eine amerikanische und eine chinesische Tech-Firma kooperieren, will keiner von beiden, dass der andere Herr über alle Daten und Geschäftsgeheimnisse ist. Eine geteilte Plattform, auf der man Transaktionen durchführen kann, wäre da nützlich und sinnvoll.

PARITY TECHNOLOGIES

Ein Eintrag auf Ihrem Unternehmensblog trägt den Titel „Den Welthunger­ mit der Blockchain bekämpfen“. Wie soll das gehen? Wir arbeiten mit dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen zusammen und nutzen unsere Technologie, um Hilfe an Flüchtlinge effizienter zu verteilen. In den Flüchtlingslagern bekommen die Menschen ja nicht nur einen Sack Reis, sondern auch Geld oder Gutscheine, mit denen sie Essen kaufen oder Unterricht für ihre Kinder bezahlen. Das Problem: Zu viele Leute mischen mit. Viel Geld geht verloren oder versickert einfach. Durch ein gemeinsames Protokoll ließen sich alle Geld- und Waren­flüsse nachvollziehen. Ihr Unternehmen Parity Technologies arbeitet auch an einem dezentralen Web auf Basis der Blockchain-Technologie – warum brauchen wir das? Das zentralisierte Web hat ein Vertrauens­ problem. Wir müssen uns darauf ver­ lassen, dass Service-Provider mit unseren Daten, Kontoinformationen oder Chatnachrichten verantwortungsvoll um­ gehen. Wie die Erfahrung zeigt, hat das

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bisher nicht gut geklappt. Ein anderes Beispiel: Wir verlassen uns darauf, dass diese Services 24 Stunden pro Tag zur Verfügung stehen. Sie sind integraler Bestandteil unserer Wirtschaft. Aber was passiert, wenn eine Institution pleitegeht? Mit dezentraler Architektur wären Systeme widerstandsfähiger. Google hat das vorgemacht mit dezentraler Speicherung von Daten. Wir dezentralisieren nun die Software selbst. Wenn wir unseren Job gut machen, merken die Nutzer gar nicht, dass die Arbeit im Hintergrund dezentral abläuft. Sie hätten immer noch dieselben glitzernden Apps auf ihrem Smartphone – nur wären ihre Daten sicher. Kein System hat ausschließlich Stärken. Wo liegen die Schwächen der Blockchain-Technologie? Diese Technologie ist noch sehr jung. Ein Problem ist, dass es momentan sehr viel Energie kostet, das System am Laufen zu halten. Das globale BitcoinSystem v­ erbraucht Schätzungen zufolge momen­tan so viel Energie wie die ge­ samte Schweiz in einem Jahr. Ein anderer ­Aspekt ist die Frage, wer in dezentralen Systemen das Sagen hat. Die Programmierer? Oder die Nutzer? Das ist eine große Herausforderung. Die meisten großen Internetfirmen sitzen in den USA. Europa hat den Zug verpasst, mit dem Internet viel Geld zu verdienen. Gilt das Gleiche auch für die Blockchain? Verschläft Europa jetzt den nächsten großen Trend? Eigentlich ist es eher umgekehrt. Das Problembewusstsein rund um Datenschutz und Machtzentralisierung ist in Europa viel größer als in den USA. Gerade in Berlin gibt es enorm viele Teams auch aus dem Ausland, die hierherkommen und Bitcoin-Handelsplattformen aufbauen.

MS.  B LOCKCH A IN Jutta Steiners Karriere begann nicht eben originell: Nach dem Studium der Mathematik schloss sie sich zunächst dem Beraterheer von McKinsey an. 2014 stieß sie bei ­einer Recherche auf das Blockchain-System ­Ethereum mit der Krypto­ währung Ether und war sofort von der Idee begeistert. Sie schloss sich der Ethereum Foundation an und beschäftigte sich mit Sicherheitsfragen der Technologie. Heute arbeitet sie als Co-Gründerin von Parity Technologies mit über 40 Mitarbeitern daran, die Blockchain zur alltagstauglichen Grund­ lage unseres Daten­ verkehrs zu machen. Ihre langfristige Vision: eine Welt digitaler, ortsungebundener Regionen, die von Landesgrenzen unabhängig miteinander kollaborieren. parity.io

Welche gesellschaftlichen Probleme könnte die Blockchain in den kommenden fünf bis zehn Jahren lösen? Ich hoffe, dass wir bald nicht mehr nahezu täglich lesen müssen, dass E-Mail-Dienste oder soziale Netzwerke gehackt wurden. Und dass wir den Traum verwirklichen, der früher einmal das Internet war: eine offene Plattform, die den Menschen die Freiheit gibt, ihre Ideen umzusetzen.

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BEFLÜÜÜGELT DURCH DEN WINTER. MIT RUMTOPF*-GESCHMACK.

BELEBT GEIST UND KÖRPER®. *ALKOHOLFREI


GUIDE

I N N O V AT O R

BRAIN TRAINING

PREDRAG VUCKOVIC/RED BULL CONTENT POOL

MEHR FARBE FÜR DIE GRAUEN ZELLEN

Die kommenden Monate machen dich intelligenter, schneller, sozial kompetenter. Welche Events und TV-Produktionen (im Bild: Red Bull Mind Gamers) dafür sorgen, erfährst du auf den folgenden Seiten.

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DO IT

FUTUR/IO DIE JURY

DAS SIND DIE EXPERTEN FÜR DEINE VISIONEN

Fortbewegung im Jahr 2030? Was du dir vorstellst, lässt sich vielleicht realisieren.

Diese Spezialisten des ­futur/io-Instituts bewerten die Ideen in deinem Video.

MARTIN WEZOWSKI Chief Designer und Futurist bei SAP. Experte für die ­Zukunft der Arbeit

Wie sieht deiner Meinung nach die Welt 2030 aus? Mach deine Vision wahr – mit Red Bull Futur/io.

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aschinen übernehmen die Macht über uns. Künstliche Intelligenz wird unkontrollierbar. Das sind nicht nur Inhalte von erfolgreichen Science-Fiction-Filmen. Es sind zugleich zwei der größten Ängste der Menschen, wenn sie an die Zukunft denken. Diesen und anderen Ängsten entgegenzuwirken ist die Aufgabe von Red Bull Futur/io – und damit von dir. Die neue Plattform für Visionäre hat zu einem Wett-

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ELENA MALAKHATKA Filmemacherin und Festival­ gründerin, Spezialität: Virtual und Augmented Reality

Bewirb dich mit einem Video

Gestalte deine Version einer „Desirable Future“ in Form eines 60-sekündigen Videos. Ob du ­allein oder im Team arbeitest, Animationen, Bilder oder Texte verwendest oder deine Vision nur erklärst, bleibt dir überlassen. Entscheidend ist die Idee und ihr potenzieller Einfluss auf die Gesellschaft. Eine Jury des futur/io-Instituts, des European Institute of Exponential Technologies & Desirable Futures, bewertet die Ideen und wählt die zwanzig besten aus. Vielleicht bist du da dabei und ­arbeitest von 20. bis 24. März 2019 bei der Future Academy in Lissabon gemeinsam mit inter­ nationalen Experten an der ­Realisierung deiner Ideen. Alle Infos unter: redbullfutur.io

HARALD NEIDHARDT CEO von futur/io, dem Lehrund Forschungsinstitut mit Zukunftstechnologien-Fokus

DIE AUFGABE

FÜR 60 SEKUNDEN INS JAHR 2030 Gestalte ein einminütiges Video deiner Vision einer wünschenswerten Zukunft und lade es bis 10. Februar auf redbullfutur.io hoch.

INNOVATOR

GETTY IMAGES, DAN TAYLOR

ERSCHAFFE EINE SCHÖNE ZUKUNFT

bewerb aufgerufen, bei dem du ein anderes Zukunftsszenario ­präsentieren kannst: positiv und wünschenswert. Wie siehst du die Welt im Jahr 2030 und darüber hinaus? Wie werden wir wohnen, uns fortbewegen, miteinander kommunizieren?


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INNOVATION UNLOCKED

theredbulletininnovator.com


DO IT

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bis 18. November Startup Playground Mit Verstärkung an deiner Idee schrauben oder bei anderen ­Projekten mitarbeiten, BusinessWorkshops besuchen oder vor Vertretern von Speedinvest und Deloitte pitchen, Mentoren finden oder etwas Mario Kart zocken – du entscheidest, wie du dich am „Spielplatz“ vergnügst. SpaceLend, Graz; startupplayground.at

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November Growth Hacking Beginner’s Guide Christof Hinterplattner hat als Founder von bikemap ein Netzwerk von Millionen Fahrradrouten mithilfe von Usern zusammen­ gestellt. In diesem Workshop teilt er seine Erfahrungen und erklärt, wie auch du organisches Wachstum generierst und nutzt. Factory300, Linz; events.factory300.at

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und 5. Dezember WeAreDevelopers AI Congress Wie weit kann man Computern vertrauen? Wie sieht in Zukunft das Zusammenleben von Mensch und Maschine aus? Experten aus den Bereichen Software Engineering, Deep Learning oder Cyber Security gehen den faszinierendsten Fragen zum Thema künstliche Intelligenz drei Tage lang auf den Grund. Hofburg, Wien; wearedevelopers.com

16 bis 23. November Vienna Fintech Week 2018

Wien; wirtschaftsagentur.at

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11. bis 1. 12. European Youth Award Festival „Party with digital heroes!“, lautet das Motto dieses Events. Doch gefeiert wird im Dom im Berg erst am Freitag. Davor im Programm: Podiumsdiskussionen (Tipp: „What’s fake, what’s news?“), Workshops und Präsentationen der European-Youth Award-Gewinner für soziale Innovation. Graz; eu-youthaward.org

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INNOVATOR

MATTHIAS RAUCH, FINTECHLADIES, MIHAI STETCU/RED BULL CONTENT POOL, PREDRAG VUCKOVIC/RED BULL CONTENT POOL CHRISTIAN EBERLE-ABASOLO

Ein Hackathon, der Statusbericht zu Blockchain, ein Panel zu Gefahren der Digitalisierung und vieles mehr. Bankenverband, Fintech Ladies (im Bild: ­Gründerin Christine Kiefer) und andere Big Player des Finanzwesens machen Wien eine Woche lang zum Zentrum der Diskus­sion über die Zukunft des Geldes.


S A V E T H E D AT E

Mind Gamers März 2019 Red Bull Escape Room World Championship Kreativität, Vorstellungskraft, Musikalität, Erinnerungs­ vermögen, strategisches und logisches Denken: Wer diese Fähigkeiten zur Problemlösung besitzt, ist bei Red Bull Mindgamers richtig. Der Weg zum Escape-Room-Weltfinale im März führt über Online-Minigames und die Qualifi­kation bei Offline-Events. (Viererteams können dafür auch außer­ halb Österreichs ihr Glück versuchen.) Empfehlungen für alle, die ihre grauen Zellen ohne Wettbewerb anstrengen wollen: die frei zugänglichen Minigames der Website bzw. Highlight- und Hintergrundvideos auf Red Bull TV. mindgamers.redbull.com

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Wien Neubaugasse - Donauzentrum - Shopping City Süd Linz PlusCity - Innsbruck Kaufhaus Tyrol


THE RED BULLETIN INNOVATOR PROMOTION

WE HAVE THE RIGHT TO BE KING. SO BE. G-Star RAWs Leidenschaft gilt seit jeher der Konstruktion von innovativen und neuen Denims. Wie kein anderer Stoff steht Denim für die Freiheit des Denkens.

E

s ist dieses Gefühl von Freiheit und Selbstentfaltung, tief verwurzelt in jedem von uns, welches Jeans wie kein anderes Kleidungsstück nach außen tragen können. Die aktuelle G-Star Kollektion ist eine Ode an die Freiheit. Sie geht mit ihren Kompositionen auf die ­charakteristischen Haltungen und Fähigkeiten ­eines jeden Talents ein. Durch authentische, von Workwear inspirierte Styles rückt G-Star allen voran den Stil dieser starken und furchtlosen Protagonisten in den Mittelpunkt:

FREE CLIMBER – Jonathan Haze Der urbane „Free Climber“ erklettert die höchsten Gebäude, um die reinste Form der Freiheit zu spüren.

THE HIPLETS – Nia Parker, Meghan Chiu, Alexandria Franklin Als urbaner Mix aus Hip-Hop und Ballett weichen die Hiplets von der Norm ab und kreieren so eine neue Bewegung, die die Menschen mitreißt.

THE WHEELIE QUEEN – Lakeyria Doughty Lakeyria ist die „Wheelie Queen“ der US-Ostküste und offiziell die einzige weibliche Dirt-Bikerin in Baltimore. Sie hat ihre Freiheit beim Fahren von knatternden Dirt-Bikes gefunden.

G-STAR RAW C.V.

BMX RIDER – Emilio Rodriguez, BMX Emilio Rodriguez, BMX-Fahrer und Gitarrist, fühlt sich komplett frei, wenn er seine zwei großen Stärken kombiniert: Gitarre spielen, während er mit seinem BMX fährt.

FLETCHER STREET CREW – Tymeir, Taheed und Caleb Der Fletcher Street Urban Riding Club galoppiert durch Philadelphias Straßen.

Finde die komplette G-Star RAW Kollektion in den G-Star Stores Austria: WIEN NEUBAUGASSE – DONAUZENTRUM – SHOPPING CITY SÜD – LINZ PLUSCITY – INNSBRUCK KAUFHAUS TYROL


SEE IT

Kreativ, entschlossen, mit Pioniergeist: Diese Doku-Serien auf Red Bull TV folgen Menschen, deren ­Projekte ganze ­Szenen inspirieren.

On Demand  DOKU

Social FABRIC: WORLD OF STREETWEAR

Warum tragen wir Camouflage-Muster im Alltag? Sind teure Jeans ein Statussymbol? US-Modedesigner Kyle Ng (li.) reist zu jenen Orten, an denen aus Alltagskleidung Modetrends wurden. Das Thema seiner Gespräche mit Sammlern, Künstlern und Unternehmern ist dabei ­keineswegs nur Mode. In zwölf Folgen geht es zudem um Kreativität, ­Inspiration und Ideen, die unsere Gesellschaft aufwühlen. On Demand

DOKU

BREAKING THE DAY SO SIEHST DU RED BULL TV ÜBERALL

Red Bull TV ist deine g ­ lobale digitale Destination für Entertainment abseits des Alltäglichen, empfangbar rund um die Uhr an jedem Ort der Welt. Geh auf redbull.tv, hol dir die App oder connecte dich via Smart-TV.

Acht Folgen, acht Persönlichkeiten und ­jeweils ein Tag, der ihr Leben verändert hat: von Fahrradkurier Nico Deportago-Cabrera bis zu Elliot Seguin (Bild), Testpilot selbst entwickelter Flugzeuge in der Mojave-Wüste.

On Demand

RIPPLE EFFECT

DOKU

Firmen können ganze Jugendkulturen prägen. Welche Eigenschaften es zum Gamechanger braucht, verraten Menschen hinter Branchengrößen wie Atari (li.: Brent Bushnell, Sohn von Gründer Nolan Bushnell), Vans oder GoPro.

ALLE INFOS: REDBULL.TV

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INNOVATOR

DAVID CLANCY/RED BULL CONTENT POOL, NICK Z. MILLER/RED BULL CONTENT POOL, PETER HAMBLIN/RED BULL CONTENT POOL

REBELLEN IM FOKUS

RED BULL TV


THE RED BULLETIN INNOVATOR PROMOTION

Enzyme sind als Biokatalysatoren in unserem Körper bekannt. Sie sind für einen Großteil der biochemischen Prozesse verantwortlich und sichern unser Überleben. Essenziell sind sie aber auch in industriellen Prozessen.

(ÜBER) LEBENSKÜNSTLER Enzym

Fotos: Austrian Centre of Industrial Biotechnology

in der lebenden Zelle gebildete organische Verbindung, die den Stoffwechsel des Organismus steuert.

Ohne Enzyme wird das nichts mit der Herstellung von Pharmazeutika, Krebsmedikamenten, Biotreib­ stoffen, dem Bierbrauen oder der Herstellung von Lebensmitteln und Tierfutter. Damit die natürlichen ­Enzyme in eher unnatürlicher Indus­ trieumgebung mit hohem Druck und hohen Temperaturen „arbeiten“ können, müssen diese an die neuen Umgebungen angepasst werden. Nur ganz bestimmte En­zyme eignen sich für ganz bestimmte Anwen­ dungen – ähnlich e ­ inem SchlüsselSchloss-Prinzip – und müssen zum einen aus tausenden Enzymen aus­ gewählt, auf ihre Eigenschaften ­getestet und zum anderen für eine jeweilige Anwendung optimiert bzw. feingetunt werden, um als Werkzeug für die Industrie anwend­

bar zu sein. Genau damit be­ schäftigt sich das EU-Projekt ­ROBOX. F ­ orscherInnen u. a. des Austrian Centre of Industrial Bio­ technology (acib) konzentrieren sich dort hauptsächlich auf Oxy­ genasen. Sie verwenden mole­ kularen Sauerstoff, den sie auf Zielmoleküle übertragen können. Ihr Vorteil: Sie sind regioselektiv, also ortsspezifisch, und können Moleküle gezielt an einer be­ stimmten S ­ telle verändern. Zeit­ intensive, teure Reinigungspro­ zesse entfallen somit, die Natur wird geschont. Mithilfe dieser molekularen Werkzeuge können ver­besserte Medikamente, ab­ baubares Plastik oder hoch­ wertigere Nahrungsergänzungs­ mittel hergestellt werden.

Das Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) ist eine ­internationale Spitzenforschungs­ einrichtung im Bereich der ­industriellen Biotechnologie. Seit seiner Gründung im Jahr 2010 spezialisiert sich das Exzellenz­ zentrum auf die Entwicklung neuer umweltfreundlicherer und öko­ nomischerer Prozesse für die ­Industrie (Biotech, Chemie, Pharma) und verwendet dafür die Methoden und Werkzeuge der Natur. Die Non-Profit-Organisation hat ihren Hauptsitz in Graz.

Weitere Infos auf acib.at


READ IT

Was ein Streit um eine Steckdose über unser TechnologieVerhalten aussagt.

I

ch habe unlängst bei einem ­Meeting das Verhalten diverser Kollegen beobachtet – in Bezug auf ihren Umgang mit Technologien. Seither weiß ich: Ein Smartphone ist ein Gerät, das sich einen Menschen hält, der dem Telefon um jeden Preis den Zugang zu wertvoller Energie sicherzustellen hat. Zumindest habe ich keine andere Erklärung, warum sich vier erwachsene Menschen um drei Steckdosen zanken mussten.

Andreas Gall 54, spürt als Chief Innovation Officer im Red Bull Media House neue Dinge auf, die die Zukunft der Medien und der Consumer ­Technology gestalten.

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Diese absurde Episode veranschaulicht, dass es beim „Ökosystem Smartphone“ eine Schwachstelle gibt – den Akku. Dieser Engpass wird uns noch einige Jahre begleiten, und er offenbart eine größere Wahrheit: Jede komplexe Innovation ist nur so gut wie ihr schwächstes Glied. Und jede smarte Technologie lagert ihre Schwächen dorthin aus, wo sie am besten gelöst oder umgangen werden: beim ­Nutzer. Der Nutzer ist nun entweder smart, indem er die Technologie nicht dauerhaft annimmt; oder er ist weniger smart, dann streitet er sich eben um Steckdosen für sein Smartphone.

Smarte Nutzer waren es, die 3D-­ Fernsehen bisher scheitern ließen. Gut gemachtes 3D-Programm ist atem­ beraubend, gänsehautverursachend – und nach wie vor furchtbar umständlich zu konsumieren. Auch wir Medienleute hatten uns vom vorerst letzten 3D-Hype anstecken lassen in der Annahme, dass sich hier eine mediale Revolution anbahnt. Das Fazit: Die heutigen Smart-TVs bieten eine Unzahl von Funktionen, oft einschließlich 3D, die den Konsumenten weder begeistern noch seine Medien­ nutzung irgendwie smarter machen.

Gefangen im SmartHome

Wir lernen: Ein smartes TV-Gerät schafft es, dass sich sein Käufer ihm anpasst, und nicht umgekehrt. So werden wir zu smarten Sklaven oder mitunter ­sogar zu Gefangenen unserer smarten ­Geräte – wie es mir unlängst passiert ist: weil mein privater Internetanschluss ein technisches Problem hatte, gingen die SmartHome-gesteuerten Jalousien nicht mehr hoch, die Haustür konnte nur noch mit einem mechanischen Notschlüssel ­geöffnet werden, und meine Alarmanlage rief mehrfach die Polizei an, weil sie „glaubte“, dass ein Einbrecher mein SmartHome gehackt habe. Das smarte Haus hatte eigentlich alles richtig gemacht – Ärger und Arbeit hatte nur ich damit. Was habe ich daraus gelernt? Die eingesetzten neuen Technologien und Funktionen wurden nur halbherzig zu Ende gedacht. Jeder Fehler, jede Schwäche muss letztendlich der Mensch ausbaden. Bemerkenswert sind auch die Antworten,

INNOVATOR

MICHAEL PRESCHL

SMARTE SKLAVEN


KOLUMNE

„WIR MÜSSEN NICHT IN JEDES KASTL EINEN CHIP INTEGRIEREN, NUR WEIL ES MÖGLICH IST. TECHNOLOGIE MUSS MICH UNTERSTÜTZEN, NICHT UMGEKEHRT.“

IMPRESSUM

Chefredakteur Alexander Macheck Stv. Chefredakteur Arek Piatek Art Director Kasimir Reimann Photo Director Eva Kerschbaum Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Redakteure Alexander Lisetz, Waltraud Hable, Holger Potye, Andreas Rottenschlager, Simon Schreyer, Wolfgang Wieser Grafik Martina de Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz, Michael Nolan, Ute Schindler, Esther Straganz, Antonia Uhlig Illustrationen Johannes Lang

Country Project Management Magdalena Bonecker, Manuela Gesslbauer Sales Director Alfred Vrej Minassian Sales Project Management Stefanie Krallinger Digital Sales Bernhard Schmied

Publishing Management Sara Varming (Ltg.), Magdalena Bonecker, Manuela Gesslbauer, Stephanie Winkler

Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg

Head of Creative Markus Kietreiber

Creative Solutions Eva Locker (Ltg.), Verena Schörkhuber, Edith Zöchling-Marchart

Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz Informationen zum Medieninhaber sind ständig und unmittelbar unter folgender Web-Adresse auffindbar: www.redbulletin.at/impressum

Anzeigendisposition Manuela Brandstätter, Monika Spitaler, Andrea Tamás-Loprais

Redaktionsadresse Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien

Produktion Wolfgang Stecher (Ltg.), Walter O. Sádaba, Friedrich Indich

Telefon +43 1 90221-28800  Fax +43 1 90221-28809

Lektorat Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert, Monika Hasleder, Billy Kirnbauer-Wyalek

Kontakt redaktion@at.redbulletin.com

Head of Media Sales International Peter Strutz

Die Technologie hat es teilweise ge­ schafft, uns vor den Karren zu spannen. Auch wenn die derzeitigen Beispiele banal sind – wir müssen den Fokus wieder zu­ rechtrücken und alles tun, um der Kapitän an Deck des Technologieschiffs zu bleiben. Wir steuern das Schiff, und wir sagen, wo es hingehen muss. Ich liebe Techno­logie und Innovation, aber sie muss mich unter­ stützen – nicht umgekehrt. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass Technologien und Innovationen dort eingesetzt werden, wo sie uns in letzter Konsequenz einen Nutzen bringen und zu Ende gedacht sind. Wir müssen nicht in jedes Kastl einen Chip integrieren, nur weil es möglich ist. Die Balance zwischen „smart“ und real-analog muss unter unserer Kontrolle sein. Lasst uns zu „Smart Humans“ werden, die ge­ nau wissen, wo Technologie eine Rolle spielen darf und wo wir ganz bewusst ­darauf verzichten wollen – und die das der Industrie auch kommunizieren.

Länderredaktion Christian Eberle-Abasolo

Head of Publishing Development und Product Management Stefan Ebner

Global Head of Media Sales Gerhard Riedler

Kapitän am Technologieschiff

THE RED BULLETIN INNOVATOR Österreich, ISSN 1995-8838

Media Sales Gerald Daum, Vanessa Elwitschger, Franz Fellner, Mario Filipovic, Thomas Hutterer, Franz Kaiser, Alexander Kopellos, Christopher Miesbauer, Nicole Okasek-Lang, Elisabeth Staber, Johannes Wahrmann-Schär anzeigen@at.redbulletin.com

Fotoredaktion Marion Batty, Ellen Haas Global Project Management Melissa Stutz

die ich von den Herstellern bekomme, wenn ich sie mit unsmarten Erfahrungen konfrontiere. „Wir Menschen sind noch nicht bereit für diese smarten Techno­lo­ gien!“ – es sei also unsere Schuld, wenn es technologisch zu Hause noch nicht so smart abläuft.

Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.), Sasha Bunch, Simone Fischer, Martina Maier

Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad Isailovic, Maximilian Kment, Josef Mühlbacher Herstellung Veronika Felder Office Management Yvonne Tremmel

THE RED BULLETIN INNOVATOR Deutschland, ISSN 2079-4258

IT Systems Engineer Michael Thaler

Länderredaktion David Mayer

Abo und Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Klaus Pleninger (Vertrieb), Nicole Glaser ­( Vertrieb), Yoldaş Yarar (Abo)

Country Project Management Natascha Djodat

General Manager und Publisher Andreas Kornhofer

Anzeigenverkauf Martin Olesch, martin.olesch@redbulletin.com

Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Web www.redbulletin.com

THE RED BULLETIN INNOVATOR Schweiz, ISSN 2308-5886

Medieninhaber, Verlag und Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700

Länderredaktion Arek Piatek

Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Gerrit Meier,Dietmar Otti, Christopher Reindl

Anzeigenverkauf Marcel Bannwart, marcel.bannwart@redbull.com

Country Project Management Melissa Stutz

Die Inhalte der Seiten 14–15 und 76–78 (Nr. 6, 7) ­ent­standen mit finanzieller Unterstützung des Bundes­ministeriums für Verkehr, Innovation und Techno­logie, in redaktioneller Unabhängigkeit. INNOVATOR

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TECH-HIGHLIGHT

Mondwirtschaft: Im „Moon Palace“ werden Pflanzen wie auf der Erde gezüchtet (und nahr­hafte Insekten dazu).

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AREK PIATEK

Ein hermetisch abgeriegeltes Labor. Darin: Menschen, die völlig autark leben, Gemüse anbauen, Wasser recyceln und von Pflanzen produzierten Sauerstoff atmen. Ziel des Experiments: ein Leben auf dem Mond zu simulieren. Yuegong-1 oder Moon Palace heißt Chinas Forschungs­ stätte zur Entwicklung einer bemannten Mondbasis. In ihr versorgten sich 2014 Dong Chen, Xie Beizhen und Wang Minjuan 105 Tage lang völlig selbst (zur Nahrung zählten auch gezüchtete Insekten). Nach dem Erfolg des Experiments gab China kürzlich Pläne für eine eigene bemannte Mondbasis bekannt. Experten meinen: Schon 2030 könnten die ersten Menschen den Mond dauerhaft bevölkern.

JU HUANZONG XINHUA/EYEVINE/PICTUREDESK.COM

WARUM WIR SCHON 2030 AUF DEM MOND LEBEN KÖNNTEN

Überlebensbasis




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