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www.redbulletin.com

Ein fast unabh채ngiges Monatsmagazin / April 2009

Der Schnellste der Besten

Hannes Arch: Ein Portr채t des Weltmeisters zum Start der Red Bull Air Race World Championship 2009


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Bullhorn

Hinter den Kulissen Manchmal ist spannender Journalismus ganz einfach: Man lädt drei interessante Leute an einen inspirierenden Ort, lässt sie miteinander plaudern … und schreibt einfach mit. So geschah das an einem sonnigen Vorfrühlingstag in Salzburg, im Hangar-7. Mario Gomez, Marc Janko und Vedad Ibiševic´ lieferten beim Red Bulletin-Gespräch zwei Stunden lang den Beweis, dass moderne Stürmer ihren Kopf nicht nur verwenden, um damit Tore zu erzielen: Die drei diskutierten ebenso offen wie witzig miteinander. Und erzählten durchaus Erstaunliches. Wussten Sie zum Beispiel, dass Mario Gomez erst ein einziges Mal in seinem Leben einen anderen Fußballer um ein Autogramm bat … vor gerade einmal zwei Jahren? Gomez zeigte sich von der Unterhaltung mit seinen Amtskollegen übrigens sichtbar beflügelt: Der aufsehenerregende Torjubel des Stuttgarters am darauffolgenden Bundesliga-Spieltag ist Ihnen vielleicht noch in Erinnerung (Seite 34). Manchmal ist spannender Journalismus, sagen wir so: nicht ganz so einfach. Als Matt Youson den Weltmeister der Red Bull Air Race World Championship, Hannes Arch, in dessen Wintertrainingslager in Südafrika besuchte, traf unser Autor den Champion in etwas gespannter Stimmung an. Der Grund war in einem örtlichen Hangar zu finden, fein verschnürt und säuberlich verpackt: Dem für die Titelverteidigung nötigen Flugzeug fehlten einige nicht ganz unwesentliche Teile. Kein Schaden ohne Nutzen: Hannes konnte sich umso mehr Zeit für Matt nehmen, der nützte diese für das höchst tiefgründige Porträt jenes Mannes, der von sich selbst meint, als Pilot noch lange nicht gut genug zu sein (Seite 60).

COVERBILD: JULIAN BROAD; BILD: BERNHARD SPÖTTEL

Welcher Mann, meinen Sie, kommt im Red Bulletin am häufigsten vor? Falsch. Nicht Gregor Schlierenzauer, Felix Baumgartner, Sebastian Vettel oder Sébastien Loeb – es ist Dietmar Kainrath. Der Tiroler zeichnet nicht nur für die überaus hintergründigen Karikaturen im Heft verantwortlich (Seite 7, zum Beispiel), sondern führt Sie auch im Leitsystem durchs Heft. Herbert Völker hat Kainrath in Innsbruck besucht und ein sehr hübsches Porträt gezeichnet, von der Geometrie des Absurden, Seite 40.

Fünfzig Millionen Euro an einem Tisch: die Stürmer-Asse Marc Janko, Vedad Ibiševic´ und Mario Gomez (von links) beim Interview im Salzburger Hangar-7.

Eins, zwei, drei: die aktuellen Cover der Red Bulletin-Ausgaben in Deutschland/ Österreich, England/Nordirland und Irland.

Abschließend noch ein Hinweis in eigener Sache: Das Red Bulletin gibt’s ab der vorliegenden Ausgabe auch in Irland und Nordirland (in Kooperation mit „Irish Independent“ und „Belfast Telegraph“) – macht mit Österreich, Deutschland und England eine Gesamtauflage von rund 2,1 Millionen Exemplaren. Wenn Sie uns auf unserer kleinen Expansionsreise begleiten möchten: Alle aktuellen Ausgaben des Red Bulletin liegen zum Download auf www.redbulletin.com bereit. Viel Spaß dabei! Die Redaktion PS: Red Bulletin-Tag ist der erste Dienstag des Monats. Die nächste Ausgabe erscheint somit am 5. Mai.

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i n h a lt

Willkommen in der Welt von red Bull Am Boden und in der Luft, rasant und ruhig.

Bullevard 08 fotos des monats

14 das zweite Leben Gearoid Towey: Ruderer im ernsten Fach. 15, 17 zum staunen 16 P-38 Lightning Erster Touchdown in Salzburg. 18 PaPer wings Die Red Bull Air Race-Piloten im Wettstreit. 20 einst & Jetzt Das Skateboard im Wandel der Zeit. 22 meine weLt Schauspieler und Kampfsportler Jason Statham.

60

24 formeLsammLung Die Chancen des Tormanns beim Elfmeter. 26 mein KörPer & ich Angela Eiter, Weltklassekletterin. 27 Pinnwand Kurz & dennoch einzigartig. 28 gLücKszahLen World Rally Championship.

Heroes

32 esteLLe swaray waray Die Grammy-Gewinnerin kommt von ganz unten. Und schreibt Songs nur über sich selbst. ´ und JanKo 34 gomez, ibiŠevic sind gemeinsam 50 Millionen wert. Die Stürmer trafen einander in Salzburgs Hangar-7.

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ainrath 40 dietmar Kainrath war einst im Zirkus gelandet. Heute ist der Tiroler ein fixer Bestandteil des Red Bulletin. 44 max nagL ist nicht sonderlich talentiert. Sagt Max Nagl. Genau deshalb zählt er zum Favoritenkreis in der Königsklasse der Motocross-WM. 48 waLter schmidJeLL JeLL ist Arzt, Pilot, Lauf-Organisator, und vor allem kümmert er sich um die medizinische Versorgung von Menschen in Ostafrika. 50 babe zaharias Leicht war Baseballerin, Basketballerin, Leichtathletik-Olympiasiegerin und Golferin. 4

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i n h a lt

Action

54 daheim bei den athertons Rachel, Gee und Dan sind die erfolgreichsten Geschwister im Mountainbike-Downhill. Das sieht man ihrem Garten auch an. 60 training mit hannes arch „Das Flugzeug muss sich anfühlen wie ein Körperteil“, sagt der Weltmeister im Red Bull Air Race.

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44 76

BiLDER: ThOMAS BUTLER, ThEO COOK, FiLMMAGiC/JEFF EFF KRAViTz, hELGE KiRChBERGER, KiRC JüRGEN SKARWAN, BERNhARD SPöTTEL, iMAGO SPORTFOTODiENST (2)

70 Wir fahren dtm 400 PS, Carbonbremsen, Riesenspoiler: Unser Mann dilettiert im siegreichen Audi.

More Body & Mind

76 dinner mit ... Giniel de Villiers, Dakar-Sieger 2009. 78 red bull space The place to be … zwar nur im US-Städtchen New York, aber immerhin. 80 dtm-Vorschau Alle Rennen, alle Strecken. Plus: Tipps von Doppel-Champion Mattias Ekström. 81 red bull paper Wings Bauanleitung für den ganz persönlichen Rekordflieger. 82 freeriden Das richtige Equipment am Bike fürs harte Gelände, Atherton-approved. 84 hot spots Was rund um die Welt los ist. 88 die macht der nacht Ordentlich was los: Ladyhawke in Paris, London Fashion Week, das Etoiles in Abu Dhabi, Flying Lotus in L. A. 94 satire Ganz im Stil des Simplicissimus. 96 read bull Diesmal: Erfolgsautor Oliver Uschmann. 98 geist mit Körper Christian Ankowitschs Kolumne belebt. red bulletin täglich neu: WWW.redbulletin.com 5


leserbriefe

briefe an die redaktion hinunter. Dies alles ist auf ­einem Fuji-Super-8-Film fest­ gehalten. Jetzt will ich dieses Abenteuer auf DVD umspielen lassen, und wer sonst als das Red Bulletin könnte bei dieser technischen Herausforderung helfen? Peter Zoller, per E-Mail Als begeisterter Landarzt in Tirol und begeisterter Bulle­ tin-Leser habe ich heute ver­ zweifelt versucht, über Red Bull Crashed Ice in Lausanne Informationen zu bekommen. Der Hauptgrund für mein ­Interesse: Im Winter 1969/70 hatte ich als Medizinstudent und Ex-Eiskunstläufer (da­ mals für Tiroler eher eine exotische Sportart) in Virginia (USA) als „Skating Instructor“ einen tollen Winterjob. In den USA produzierte man damals bereits Kunstschnee, auch bei Plusgraden. Wenn dann doch ein Kälteeinbruch dazukam, glich die Schneepiste einem spiegelglatten Eisfeld. Aus Haftungsgründen ließ man keine Skifahrer auf Schlepp­ lift und Piste. Doch ich schlich mich mit meinen Eiskunst­ laufschuhen an und lief zuerst wunderbar hinauf und dann

Da müssen leider auch wir ­passen, aber vielleicht hat einer unserer Leser eine Idee? Ich bin zwar nicht Sir Jackie Stewart, möchte Euch aber trotzdem zu Eurem Heft ­gratulieren. Habe es heute als Beilage der „tz“ (München) bekommen und mit großem Interesse gelesen. Leider habt Ihr kein Gewinnspiel, wo man tolle Red Bull-Sachen gewin­ nen kann (vielleicht siegt ja meine Dreistigkeit). Torsten Paffrath, per E-Mail Ich bin Baujahr 1961 und da­ mit sicher nicht der prototypi­ sche Leser Ihres Blattes! Ich muss aber schon sagen bzw. schreiben: Ich gehöre zu Ih­ ren Stammlesern! Für mich gibt es kein besseres Magazin, Ihre Blattlinie spiegelt den Geist unserer Zeit! Und das Ganze noch zum Nulltarif!

Wo gibt es denn so was noch? Red Bull macht viel möglich! Andy Wopfner, per E-Mail Ich bekomme jeden Monat das Red Bulletin zugeschickt und stürze mich jedes Mal drauf – echt super Inhalte … Die UK-Version lade ich mir immer herunter, da sie teil­ weise andere Inhalte hat. Ist es möglich, sie auch per Post zugeschickt zu bekommen? Thomas Grünwald, per E-Mail ... schon unterwegs. Schon lange möchte ich Sie wissen lassen, dass Ihr Red Bulletin ein ausgezeichnetes Magazin ist. Wir bekommen es über das Abo der „Tiroler Ta­ geszeitung“. Sie porträtieren so herausragende Solisten des Lebens aus allen kühnen Sport­ arten. Sie informieren über all­ gemeine und besondere Sport­ aktivitäten und halten die riskantesten Unternehmungen in spannenden Fotos fest. Es ist eine ganz neue Welt, die Sie uns aufzeigen und kennenler­ nen lassen. Auch Architektur und Lebensgestaltung kommen nicht zu kurz. Wie aufregend! Ernie M. Dierich, per E-Mail

Las soeben das den „Salzbur­ ger Nachrichten“ beigelegte Magazin Ihres Hauses. Wie­ der sehr gut gelungen; nur riecht es nach Farbe/Lösungs­ mitteln, und ich musste es, um nicht Kopfschmerzen zu riskieren, vom Frühstücks­ tisch verbannen! Hier ist Ihr Drucker in die Mangel zu nehmen: Dies dürfte heut­ zutage nicht mehr passieren! Wilhelm Richter, per E-Mail Wir bitten um Vergebung für das verminderte Frühstücks­ vergnügen. Unser Drucker be­ teuert, dass es sich um einen Einzelfall gehandelt haben muss. Leserbriefe an The Red Bulletin richten Sie bitte per Fax an die Nummer +43 (0)1 90221-28809, per E-Mail an leserbriefe@at.redbulletin.com oder an die Postadresse Heinrich-Collin-Straße 1, 1140 Wien. Leserreaktionen werden nur veröffentlicht, wenn sie Name, Adresse und Telefonnummer bzw. E-Mail-Adresse enthalten. Die Redak­tion behält sich Kürzungen vor, wenn es Länge und ­Klarheit erfordern.

l e s e r f r a g e n , w e lt m e i s t e r a n t w o r t e n

Wir fragen einen, der es immerhin wissen könnte: Marc Coma, 32, ist als dop­ pelter Rallye-Dakar-Sieger gewohnt, gleichzeitig zu fahren und zu navigieren. Auf jede Frage antwortet der passende Weltmeister: E-Mails an weltmeisterantworten@at.redbulletin.com

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Schwierige Frage. Ich verirre mich im Alltag schon auch hie und da, zumal ich keiner bin, der abseits der Rallyes dau­ ernd sein GPS mitschleppt. Muss ich mich in einer unbekannten Gegend zu­ rechtfinden, orientiere ich mich nach der Sonne und frage eher früher als später nach dem Weg. Der Trick mit der Sonne gibt dir zumindest eine grobe Ahnung, wohin du musst. Das funktioniert auch in Städten. Bei uns in Katalonien ist es ja überhaupt einfach: Im Norden sind die Berge, im Süden ist das Meer. Berge rechts heißt also, dass du nach Westen

fährst, Berge links bedeutet Osten. Ich weiß nicht, ob ich von Natur aus einen besonders guten Orientierungssinn habe. Im Endeffekt entscheidet wahrscheinlich die Erfahrung, wie oft man sich verfährt. Und man darf nie die Nerven wegschmei­ ßen, das gilt für die Orientierung im ­täglichen Leben ebenso wie bei Wüsten­ rallyes. Im Zweifelsfall sage ich mir vor, dass ich noch immer alles gefunden habe, was ich finden wollte – früher oder später zumindest. Mehr Weltmeister-Tipps: redbulletin.com/deinefrage/de

Bilder: Red Bull Photofiles (2)

Wie orientiert man sich in der Fremde?


k a i n r at h s k a l e n d e r b l at t

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Bullevard

Bild: Kirstin Scholtz/ASP/Getty Images

Befl端geltes in kleinen Dosen.

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g o l d coa st, Au st r a l i e n

dicker fisch Die Community ist sich einig: Der Südafrikaner Jordy Smith ist der kommende Weltstar im Surfen. Nicht nur, dass er für einen 21-Jährigen schon enorm austrainiert ist, er bringt auch seinen eigenen Stil mit. „New School“, raunt man sich auf der ASP World Tour zu, wenn Jordy loslegt. Hier surft er beim Red Bull Rising mit zehn Youngsters an der australischen Gold Coast. Nach dem Camp konnte Jordy gleich in der Region bleiben – und startete stilvoll mit einem Top-10-Platz in die World Tour. Das Video aus dem Paradies: redbulletin.com/jordy/de Foto downloaden: redbulletin.com/bildschirmschoner/de

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Heroes

H u n l e n Fa l l s, K a n a da

gadd to the top Er entspringt am Williams Lake in British Columbia, fällt 300 Meter ins Nichts und gilt als der mächtigste Wasserfall überhaupt, der noch durchfrieren kann. Oder, um mit Will Gadd zu sprechen: „Es ist einer der schönsten Plätze der Welt.“ Trotz bibberkalter minus 25 Grad war der gewaltige Wasserfall nicht ganz gefroren, und der 42-jährige Kanadier fühlte sich buchstäblich wie in einem Wettlauf gegen die ­Klimaerwärmung: „Wer weiß, ob die Hunlen Falls während meiner Zeit auf der Erde noch einmal kletterbar sein werden.“ Die Erfüllung eines Lebenstraums dauerte für Gadd und seinen Seilpartner E. J. Plimley acht Stunden. Die Erinnerung währt ewig. Das Video von der Wasserfall-Besteigung: redbulletin.com/gadd/de Foto downloaden: redbulletin.com/bildschirmschoner/de

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bild: Christian Pondella/Red Bull Photofiles

Heroes

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Bild: Naim Chidiac

Heroes

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H e r o, Dubai es jumeirah beach

boarda morgana Da haben die Dubaier ordentlich gestaunt: Am Nachmittag eines Freitags (des Dreizehnten) lag plötzlich Schnee am Strand, und junge Menschen mit Snowbaords und noch nie gesehener Mode zeichneten fette Airs in den Himmel am Persischen Golf. Keine defekte K ­ limaanlage mit persönlicher Fata Morgana, sondern, viel besser: Red Bull Urban Ride. Zwei Tonnen Schnee aus der ­nahen Skihalle geborgt, fetten Kicker geschaufelt, DJ in Gang gesetzt, los ging’s. Die lokale UrbanFreestyle-Szene nahm die Challenge dankbar an. Wenn die Jungs vom Golf in ein paar Jahren Weltspitze sind: Sie allein, liebe Leserin, ­lieber Leser, werden wissen, wie alles begann. Mehr Fotos vom Event: redbulletin.com/dubai/de

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b u l l e va r d

was wurde aus

Gearoid Towey?

Der Ex-Weltmeister und dreifache Olympiateilnehmer im Rudern (Zweier ohne) wechselte Mitte 2008 nach dem Ende seiner Karriere auf die Bühne. Zuletzt spielte der 32-jährige Ire am Londoner Cockpit Theatre im „Wintermärchen“ von William Shakespeare den König Polixenes.

Schwimm-Olympiasieger ­Johnny Weissmüller war später Tarzan, aber hat es je ein Sportler auf die Bühne geschafft? Der legendäre Wasserspringer Greg Louganis hatte eine Schau­ spielausbildung und arbeitete vorrangig auf der Bühne. Du suchst den Applaus? In gewisser Weise war Rudern auch eine Aufführung vor Publi­ kum, jetzt ist es intimer. Es ist eine gute Motivation, wenn man sagt: Ich liebe dieses Gefühl, also muss ich schauspielern. Aber wie bei ­allem übersieht man oft den Weg zu diesem Ziel. Erst wenn man ­zurückschaut, wenn man etwas ­erreicht hat, erkennt man: Dieser Weg enthält alle Lektionen und ­Erinnerungen, die uns dann später durchs ganze Leben begleiten. Hast du schon als Kind Theater gespielt? In der Schule. Da habe ich auch ein bisschen Sprech- und Schau­ spielunterricht bekommen. Was ist das Schwierigste auf der Bühne: sich den Text zu merken? Das ist nicht schwierig, wenn du es dauernd machst. Irgendwann saugt man die Worte einfach auf. Eine größere Herausforderung ist,

einem Shakespeare-Text vor ei­ nem modernen Publikum gerecht zu werden. Was willst du als Schauspieler erreichen? Ich möchte davon leben können. Deine Traumrolle? Etwas, was die Menschen trifft, emotional berührt – und woran sie sich einmal erinnern. Egal, ob in einem Film, im Fernsehen oder auf der Bühne. Der Olympiasieg für Film­ schauspieler ist der Oscar. Und für Bühnenschauspieler? Ein gut bezahlter Job! Noch bin ich in Ausbildung, am The Bridge Theatre in Camden, London. Haben Schauspielern und Rudern was gemeinsam? Das Hören auf einen Trainer, den Regisseur? Die enge Zusammenarbeit mit Partnern? Körperliche Fitness, um den Stress zu ertragen? Alles das. Rudern im Zweier ist ein Teamsport – hat einer einen schlechten Tag, hat auch der an­ dere einen. Ich kann viel von dem, was ich als Sportler gelernt habe, in die Bühnenarbeit einbringen. Großartig am Schauspielern: Du kannst endlos kreativ sein, bei den Proben deine Grenzen nach oben verschieben. Der größte Unter­

schied: Theater spielen ist subjek­ tiv. Beim Rudern bist du langsam oder schnell. Ist der König Polixenes im „Wintermärchen“ eine schöne Rolle? Eine gute für einen Neuling wie mich. Und eine Schlüsselfigur, die von jedem Charakter etwas hat. Ich würde Polixenes wahrschein­ lich nicht mögen, wenn ich ihm auf der Straße begegnete, aber das ist das Schöne am Schauspielern. Bevorzugst du eher Komödie oder Tragödie? Egal. Jedes Stück, jede Szene ist ein neues Abenteuer. 2005 wolltest du mit deinem Landsmann Ciaran Lewis über den Atlantik rudern: rückblickend Komödie oder Tragödie? Eine aufregende Erfahrung – ich kann sie jedermann empfehlen! Nach vierzig Tagen hat eine Welle das Boot in Stücke geschlagen: Angst vor dem Tod gehabt? Ohne Boot mitten im stürmischen Atlantik? Schlechter kann’s nicht werden. Zu diesem Zeitpunkt ha­ ben wir beide akzeptiert, dass wir wahrscheinlich sterben werden. Das haben wir uns aber erst nach der Rettung gestanden. Heroes und ihr zweites Leben: redbulletin.com/secondlife/de

Bilder des monats aus dem abenteuerlichen Alltag unserer Leser. Einfach hochladen auf: www.redbulletin.com Jedes veröffentlichte Foto wird mit einem 30-Euro-Gutschein für den Red Bull OnlineShop belohnt! www.redbullshop.com

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Hamburg Wow! Die Stand-up-Komödiantin hebt ab – am 14./15. April in München und am 17. und 19. April in Wien. Julia Haider, www.pamann.com, März 2009

Werfenweng

Braune Kuh trifft Roten Bullen in idyllischer Umgebung und zeigt großes Interesse. Wolfgang Luisser, September 2008


b u l l e va r d

lass uns feiern! Skurrile Wahrheit oder glatte Lüge: eine Vorstellung erstaunlicher Gedenktage zum Mitraten.

14.03. pi-Tag, Von Freunden der Zahl 3,1415926... initiiert. An diesem Tag ist auch Albert Einstein geboren.

06.03.

Kauf-ein-Red-Bull-Tag. Angeregt vom Bürgermeister von Québec, um sich damit für Red Bull Crashed Ice auszusprechen. Nachdem acht der 500.000 Einwohner gegen den Event protestiert hatten.

25.05. Internationaler

Handtuch-Tag zum Gedenken an den Autor Douglas Adams (GBR). Seine Fans tragen an diesem Tag ein Handtuch mit sich, das nützlichste aller Dinge (laut Adams).

Internationaler 06.05. Anti-Diät-Tag für alle, die genug haben von Schlankheitsidealen.

Albstadt

Es ist erstaunlich, wie viel Witz sich in einem Mistcontainer-Rennbob verbergen kann. Michael Schröder, Blue Tupper Race, Feb. 2009

19.09. Der Sprich-wie-einPirat-Tag als Erinnerung an goldene Zeiten der freibeuterei. Statt mit Hallo grüßt man sich mit Ahoi. Nein, sorry: Alle fünf Tage gibt’s wirklich.

bilder: Maurits Sillem

„Herr Ober, noch eine Portion, bitte!“

Rom Verkleidung im Fasching ist die eine Sache, genügend Zedras Energie haben eine andere. Ergebnis: eine Zeitreise per Dose. Alessandra Marinacci, Carnevale di Roma, Februar 2009

Ein tückischer Slalom zwischen Dosen hindurch – wer da nicht einfädelt, ist wirklich ein Ass. Stefan Cox, Februar 2009

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welcome to szg Die P-38 Lightning, das neue Schmuckstück der Flugzeugsammlung der Flying Bulls, ist hörbar in Salzburg gelandet.

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ie Überstellung aus den USA, wo die P-38 restauriert worden war, nach Europa bewältigte das Flugzeug per Schiff. Flying Bulls-Chef­ pilot Sigi Angerer: „Wegen kleinerer Probleme mit dem Propeller und dem Generator, die auf einem Langstreckenflug schnell zu größeren werden können, schipperten wir die P-38 mit dem Schiff von Pensacola in Florida nach Hamburg. Schade: Ich hatte schon ein Schlauchboot – für eine mögliche Notlandung im Eismeer – und ein Gewehr – gegen die Eisbären – in die Maschine gepackt.“ Geflogen hatte Angerer die P-38 aber in den Staaten einige Male: bei einer Air Show in Las

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Vegas etwa und von Breckenridge, Texas, nach Florida, von wo aus sie den Seeweg antrat. Während des gesamten Transfers wurde sie von Flying Bulls-Techniker Hubert Rödlach begleitet. Dieser musste immer wieder die Befestigungsgurte im Laderaum des Schiffs nachziehen, um das Flugzeug in seiner Position zu halten. Von Hamburg aus flog Angerer dann Richtung Österreich. Er kam aber wegen des schlechten Winterwetters nur bis ins bayerische Oberpfaffenhofen in der Nähe von München. Von dort aus gelangte die P-38 zwei Tage später end­ gültig nach Salzburg. Dort fand am 9. März um 17.30 Uhr eine fünfjährige Odyssee ihr glück­ liches Ende – und sofort nach der Landung

wurde das Flugzeug im Hangar-7 der Öffentlichkeit präsentiert. Die P-38 Lightning ist der Stolz der Sammlung der Flying Bulls: Von 10.036 gebauten ­Fliegern gibt es heute weltweit nur mehr fünf flugtaugliche Maschinen dieses Typs. Die P-38 der Flying Bulls ist die einzige in Europa. Die künftigen Piloten bei Airshows werden ­Daniel Angerer und Raimund Riedmann sein. Und sicher auch Sigi Angerer, dem speziell das hinreißende Motorengeräusch der P-38 ans Herz gewachsen ist: „Es klingt wie zwei Ferraris auf einmal.“ Der Sound der P-38, der Welcome-Blog von Sigi Angerer: redbulletin.com/p-38/de


b u l l e va r d

Bilder: Alex Papis, jürgen skarwan, Kevin Wenztke (2)

Ästhetisch unterwegs Natürlich war das Wängl Tängl im Tiroler Mayrhofen vor allem ein Snowboard-Festival. Im Vans Penken Park ging es für sechzig Boarder um Platz eins im Team-Battle: Wer die Red Bull Endsection am spektakulärsten bezwang, wurde mit einer Suzuki-MX-Maschine belohnt. Und beim Mini­ramp-Contest gab sich Europas Skateboard-Elite ein Stelldichein. Neben Armen und Beinen wurden auch die Ohren gefordert: US-Rap-Legende Masta Ace und die schwedischen Punker Millencolin heizten ordentlich ein. Und auch bei der Carhartt Rugged Party oder zu den Klängen von Shakewell Sound wurde bis in den Morgen gefeiert. Es gab aber auch Futter fürs Hirn – in Gestalt von Streetart unter der Leitung der Permanent Unit und bei Poetry Slams mit Mietze Medusa, Godmother im lyrischen Wettstreit.

Tom „Beckna“ Eberharter, der heimliche König des Zillertals, Backside-Air.

Videos und Blogs, die besten Bilder vom Event: redbulletin.com/waengltaengl/de

DJ Phekt (li.) und DJ Dan (Texta) bilden gemeinsam Shakewell Sound. Kevin Wenzke mit einer Kostprobe aus seinem mächtigen Trick-Repertoire.

Die Permanent Crew gab dem Wängl Tängl sein grafisches Erscheinungsbild. Hier zwei Jungs beim „Powart“-Projekt.

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Flugzettel

Wo und wann: Hangar-7, Salzburg, irgendwann zu geheimer Stunde. Mission: Red Bull Air Race Paper Wings World Championship. Kreativität statt Kraft, Fingerfertigkeit statt Benzin: die Helden des Red Bull Air Race einmal bodennah unterwegs. Es gilt, ein Blatt Papier in ein Flugobjekt zu verwandeln – und die RBARPWWC zu gewinnen.

Barcelona Sébastien Buemi bereitete sich Nowosibirsk So springt man elegant – freibeinig! – in Spanien auf seine erste Formel-1-Saison für Toro mit einem Snowmobile. (Vorm Nachmachen wird gewarnt.) Rosso vor. Peter Fox, Circuit de Catalunya, März ’09 Denis Klero, Red Bull Revolution on Machines, Feb. ’09 18

Hockenheim Brendon Hartley, neuer RBR- und Toro Rosso-Testfahrer, hob bereits im Vorjahr richtig ab. Dietmar Reker, Formel-3-Grand-Prix, Oktober 2008


BildER: mARKus KuCERA

b u l l e va r d

Das Video zum Wettfliegen: redbulletin.com/flugzettel/de

Winterberg Nach 35 Surf-WM-Titeln ist Bjørn Dunkerbeck auch winterlicher 4er-Wok-Weltmeister. Willi Weber, Wok-WM, März 2009

Mailand Formel-1-Pilot Sebastian Vettel stand zuerst Studenten Rede und Antwort, dann den Fotografen Modell. Damiano Levati, Politecnico di Milano, März 2009

Salzburg Das Wings for Life-Trikot beflügelte Marc Janko gegen Sturm Graz. Die Folge: Tor Nr. 32. Felix Roittner, Red Bull Arena, März 2009 19


Einst & JEtzt

Ollie OOp!

Alle Mann an Deck: Verfolgen wir den Weg, den das Skateboard genommen hat – von der eher bescheidenen ersten Blüte zum Träger moderner Technologie.

Das erste Brett des Raumfahrt­ ingenieurs George Powell, der sein Hobby Skateboarding zum Beruf gemacht hat, ist eine Sand­ wich­Konstruktion mit Ahornkern und Aluhaut. Powell ließ sich da­ 20

bei von Snowboard­Pionier Tom Sims beraten. Das Board ist die 90­Kilo­Version: Es gab auch Vari­ anten für leichtere Skateboarder (50/70 kg). Die Urethanrollen (Powell Bones Parkrider) erhiel­

ten ihren Namen wegen ihrer knochenhellen Farbe. Die Gull­ wing­Split­Achsen nennen Ken­ ner den Rolls­Royce auf diesem Gebiet. Powell tat sich später mit Board­Legende Stacey Peralta

zusammen: Powell­Peralta ist nun eine der führenden Marken weltweit. 1977 war dieses Brett das beste, das man kaufen konn­ te, und es kostete nach heutigem Geld ungefähr 190 Euro.

Bild: Theo Cook

Die iDee Des pioniers SIMS Powell QuIkSIlver, 1977


B u l l e va r d

KlassiKer Der moDerne ryan Sheckler Plan B Fader Pro, 2009 Ein Board von Plan B, dem Aus­ rüster von Ryan Sheckler. Ge­ leimt aus sieben Schichten kanadischen Ahorns, mit hoch­ gezogenem Vorder­ und Hinter­ teil sowie Grip Tape (rutschfeste

Standfläche): Letzteres tauchte bereits 1975 auf, setzte sich aber erst später durch. Namens­ geber Sheckler ist einer der welt­ besten Skater. Der Kalifornier erlernte Skaten als Knirps. Mit

dreizehn wurde er Pro, im selben Jahr gewann er seine erste Gol­ dene bei den Summer X Games. Die Rollen auf diesem Brett sind Sheckler Urethane, ebenfalls von Plan B, die Achsen stellt Sil­

ver Trucks. Das Brett kostet 60 Euro, ein Drittel dessen, was ins Heute umgerechnet das Sims­ Quiksilver­Modell gekostet hat. Video-Workshop mit Ryan Sheckler: redbulletin.com/sheckler/de

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b u l l e va r d

meine welt

JASON STATHAM

Kampfsportler, Straßenhändler, Filmstar – der britische Action-Held hat viele Talente. Nur sein Erfolg bei Frauen war nicht immer ein lang anhaltender. ilie Action-Fam ige im hr -Jä 36 r hat de

Action des Wortes wahrsten Sinne r war Boxer te Va im Blut. Sein Bruder liebte und Turner. Sein und benutzte t or den Kampfsp hingball. Und Jason als Punc lernte er von en hr in jungen Ja s Schnellseiner Familie da nhändler. ße ra St s sprechen al

Schlagkräftig

Als Kampfsport-Experte – mit Guy Ritchie trainierte er Jiu -Jitsu – macht Statham alle Stu nts selbst, von der Verfolgung sjagd bis zum Sporttauchen. Zum Leidwesen seiner Stuntpartner. Bei den Dreharbeiten zu „Crank “ landete ein Gegner nach einer Kampfszene mit einer leic hten Gehirnerschütterung im Spi tal.

Sein Sprung zum Erfolg

Mit dreizehn erschien er erstmals in der Wasserspringerszene: inspiriert von Tauchern, die er im Urlaub beobachtet hatte, sowie einem Bond-artigen Milchmann aus der TV-Werbung. Ein Jahr später war er im britischen Team, für das er zwölf Jahre lang antrat. Nicht übel: Bei den Weltmeisterschaften 1992 erreichte er Platz 12.

Blöd gelauf

GröSSenordnung

Demnächst wird Statham im Sylvester-Stallone-Film „The Expendables“ zum dritten Mal neben dem kleinen Kung-Fu-Star Jet Li zu sehen sein. Mit seinen 1,78 Metern überragt Statham zwar Li (1,69 m) und Stallone (1,75 m), ist aber kleiner als seine Partner Mickey Rourke (1,80 m) und Dolph Lundgren (1,96 m).

en Seinen ersten Filmk uss absolvierte Statham im Sci-Fi-H orror „Ghosts of Mars“ – mit Ex-Mod el Natasha Henst­ ridge. Leider war er Mist (der Film, nicht der Kuss). De shalb bekam Statham keine Rolle im ausgezeichneten Werwolf-Schock er „Dog Soldiers“. Henstridge allerding s auch nicht. Perfekt lanciert

Die Actionfilm-Trilogie „The Transporter“ machte ihn zum Hollywoodstar. „Wenn man sich den Film mit dem Wissen ansieht, dass der Charakter schwul ist, macht es noch mehr Spaß“, enthüllte „Transporter 2“-Regisseur Louis Leterrier später etwas überraschend. Für „Transporter 3“ war Leterrier dann nicht mehr ­verantwortlich, und Statham durfte seinen weiblichen Co-Star küssen.

Verleiht Flügel

Ab 16. April wird man ihn in „Crank 2“ im Kino sehen. Im Film muss er seinen Adrenalinpegel permanent hoch halten, um nicht zu sterben. Wie das ging? „Mit Red Bull“, lacht Statham. „Ich trank wirklich jede Menge davon!“

SüSSe Rache

t gelernt ihn Gelernt is lde, lud Ritchie

Jugend im Bi Über Stathams echtermin: Für hnlichen Vorspr wö ge un em ein zu ändlers sollte galen Straßenh die Rolle eines ille ihm falsche n, ge r dazu brin er den Regisseu inuten später ufen. Ein paar M ­Juwelen abzuka ker, Statham un Kl nen billigen besaß Ritchie ei h, das Geld und weigerte sic hatte die Rolle – n. zurückzugebe

Abgefa

hren Statham steht au f Audi. Nicht nu r, dass er privat zwei davo n in seiner Gara ge stehen hat, fährt er auch in den „Transpo rter“ Filmen einen. Fü r seine Rolle in „T ­Italian Job“ ließ he er sich von Ex-F ormel-1Champion Dam on Hill trainieren . Trotzdem attestierte er Co-Star Char lize Theron den bess eren Fahrstil.

Der Trailer zu „Crank 2“ auf: redbulletin.com/statham/de

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illustration: lie-ins and tigers

Modellkörper

In einem Fitnessclub wurde er von einem Trendscout als Model für French Connection entdeckt. Mit weitreichenden Folgen: Das Modelabel war Hauptsponsor der britischen Kriminalkomödie „Bube, Dame, König, grAs“ des Regie-Newcomers Guy Ritchie.

Sieben Jahre war er mit Model und Schauspielerin Kelly Brook liiert – bis diese bei Dreharbeiten auf Glatzkopf Billy Zane traf. Der Verlassene tröstete sich im Gegenzug mit der australischen Schauspielerin Sophie Monk.


Bilder: Red Bull Photofiles, Red Bull Soccer Academy

Da schau her! (Teil I)

Da schau her!

Das ist nicht die Neuinterpretation des Vogerltanzes durch Andreas Goldberger, sondern das Aufwärmen vor dem Finale des nach dem Skisprung-Ass benannten Goldi Talente Cups. Das klare Ziel dahinter: Österreich sollen die Schlieris und Morgis nur ja nicht ausgehen. 125 Kids im Alter von sechs bis zehn hatten sich über fünf Ausscheidungsbewerbe für das F­ inale in Bischofshofen – einem Schauplatz der Vierschanzentournee – qualifiziert, darunter acht Mädchen. Die Besten wurden mit einer kompletten Ausrüstung belohnt, dazu gab es Urkunden. Wem in Bischofshofen trotz strahlenden Sonnenscheins kalt wurde: Im Juni folgt für die Teilnehmer eine sommer­liche Variante des Talente Cups.

„Wer kann das auch?“ Der technische Direktor von Real M ­ adrid, Miguel Ángel Portugal, versuchte in der Red Bull Fußballakademie im ghanaischen Sogakope Eindruck zu schinden. Portugal war mit Red Bull ­Salzburg-Sportdirektor Heinz Hochhauser in Ghana und hatte einen ­interessanten Begleiter mit dabei: Arkaitz Mota, den Scout des Weißen Balletts. Klar, dass Akademie-Manager Siegfried Bahner sofort zwei prestigeträchtige Wettkämpfe organisierte: Am Akademie-Platz schlug das Senior-Team Ghanas Erstdivisionär Tudu Mighty Jets mit 2:1. Und am nächsten Tag gewann die U13 der Akademie das Vorspiel eines nationalen Cup-Matchs im großen Ohene-Djan-Stadion der Hauptstadt Accra 2:0. Motas Notizbuch war hinterher um einige leere Seiten ärmer.

Täglich frische Adler-Blogs: redbulletin.com/superadler/de

Täglich frische Fußball-Blogs: redbulletin.com/fussball/de

(Teil II)

BMW Motorrad

BMW F 800 R

Freude am Fahren

F800R 0950 9

Good looking. Easy driving. Die neue BMW F 800 R: Sieht verdammt gut aus und fährt sich auch so. Erste Talentproben zeigte sie als Style-Ikone bei Playboy-Fotografin Irene Schaur und als Indoor Stuntriding Weltmeister 2009 mit Chris Pfeiffer. Jetzt bist du dran: Die neue BMW F 800 R ist ab 09.5.09 live bei allen BMW Motorrad Partnern. Have a look, have a ride: www.bmw-motorrad.de


EddiE Gustafsson, 32 und seit Jahresbeginn trotz Rückennummer 31 die Nummer 1 im Tor des FC Red Bull Salzburg, bei seiner Lieblingsbeschäftigung. Mit einer Quote von fast 40 Prozent – statistisch gesehen hält der Schwede zwei von fünf Strafstößen – ist Gustafsson einer der effizientesten Elfmeter-Killer der Welt.


b u l l e va r d

formelsammlung

einer wird gewinnen

BiLD: HELGE KiRcHBERGER; iLLUSTRATioN: MANDy FiScHER

Die besseren Chancen beim Elfmeter hat der Schütze, zumindest aus Sicht der Physik*. Dem Tormann bleiben nur etwas mehr als drei Zehntel einer Sekunde, um den Strafstoß unschädlich zu machen.

Beim Elfmeter will der Spieler den Ball mit möglichst hoher Geschwindigkeit schießen, da er damit die Zeit verkürzt, die der Tormann hat, um zu reagieren und den Ball zu erreichen. Die Geschwindigkeit des Balles lässt sich aus dem Drehimpulserhaltungssatz berechnen. Die Änderung des Drehimpulses von Bein und Fuß ist gleich dem Drehimpuls des Balles unmittelbar nach dem Schuss. Da die Masse des Beins und des Fußes um ein Vielfaches größer ist als die des Balles m, verlässt der Ball den Fuß mit einer Geschwindigkeit, die höher ist als die des Fußes. Bei der einer Ballgeschwindigkeit von vball = 36 m/s ist die Geschwindigkeit des Fußes vor dem Kontakt v1 = 27 m/s. v2 ist die Geschwindigkeit des Fußes nach dem Kontakt, J ist das Trägheitsmoment von Bein und Fuß um die Hüfte, und l ist die Länge des Beines. Die Flugzeit des Balles berechnet sich aus der Distanz zum Tor, dividiert durch die Ballgeschwindigkeit. Die Flugzeit von 0,32 s entspricht ungefähr der Reaktionszeit des Tormanns, die er benötigt, die Situation einzuschätzen. Daher muss sich der Tormann bereits zum Zeitpunkt des Kontakts zwischen Fuß und Ball für eine Richtung entscheiden und kann dann die 0,32 s nutzen, durch die Luft zu fliegen. Um den Ball abzuwehren, muss der Tormann mit einer mittleren Geschwindigkeit von 8 m/s in Richtung des Balles springen. Der Tormann weiß jedoch nicht, ob der Spieler den Ball nach links oder rechts kickt. Ebenso wenig weiß der Spieler, ob der Tormann nach links oder rechts springt. Die beiden spielen ein Nullsummenspiel. Der Tormann wird die Wahrscheinlichkeit, mit der er nach links springt, jL , so wählen, dass die Wahrscheinlichkeit des Spielers, den Elfer zu verwerten, unabhängig von dessen Wahl, den Ball nach links oder rechts zu schießen, ist. Mit dieser Strategie maximiert der Tormann seine Gewinnchance. Durch Gleichsetzen der beiden Erfolgsraten, pkL = pkR , lässt sich aus den Trefferwahrscheinlichkeiten die optimale Häufigkeit für die Sprungrichtung berechnen. Zum Beispiel ist pLR die Trefferwahrscheinlichkeit für einen Schuss nach links und einen Sprung des Tormanns nach rechts. Professionelle Spieler und Tormänner folgen der optimalen Strategie der Spieltheorie. Sie mixen links und rechts so, dass ihre Entscheidung unvorhersehbar ist. Dabei favorisieren sie die „gute“ Seite des Spielers, ohne ein Muster erkennen zu lassen. Die Auswertung vieler Elfmeter hat gezeigt, dass die Erfolgswahrscheinlichkeit des Tormanns 20 Prozent ist. * Universitätsprofessor Dr. Thomas Schrefl, zuletzt an der Universität Sheffield, Großbritannien, forscht und unterrichtet nun an der Fachhochschule St. Pölten.

Österreichische Fußball-Bundesliga: FC Red Bull Salzburg – SV Mattersburg, 18. April 2009, Red Bull Arena, Salzburg; www.redbulls.com Alle Formeln auf: redbulletin.com/formel/de

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b u l l e va r d

Mein Körper und ich

AngelA eiter

Die 23-jährige Tirolerin hat beim Klettern gerne alles unter Kontrolle. Das heißt: Die dreimalige Weltcupsiegerin und zweifache Weltmeisterin passt nicht nur auf Füße und Hände, sondern auch auf ihren Kopf auf. M ei n Ko pF Ich liebe meinen Sp ort, weil er auch mental eine Herau sforderung ist. Alle Routen sind ve rschieden, man muss sich jede gena u ansehen, um den richtigen Weg zu finden. Dazu braucht es strategis ches Denken und Flexibilität. Wie bei einem Puzzle muss man die pa ssenden Teile zusammensetzen. Ich denke viel darüber nach, wie ich eine Route gewissermaßen „e robern“ kann. Das ist mit ein Grun d, warum ich beim Klettern recht langsam bin.

ng r n ä h ru anzen M e in e e G d n u en ich im Groß rzem ku t Ich habe m ei S . rt nd ernäh f, dass au immer gesu ar rd er noch meh achte ich ab ichtigen Nährstoffe zu w ich auch alle ine strenge Ich halte ke e. m mir neh Richtlinien er ein paar ab t t. ib g es Diät, nd was nich mir guttut u e as w ch , u as ra d b l r fü eispie lade zum B arf d a D . n Bei Schoko ge ge zu überle ich nicht lan eil ich sonst ja haupt,w en if ich zugre en esse. sunde Sach ge h lic ch sä

Me in tr ai ni ng Mein Trainer hat ein spe zielles Programm für mich aus gearbeitet. Wir überlegen dabei gem einsam Wege zur Minimierung meiner Schwächen. Außerdem habe ich einen Physiotherapeuten , der mein Ausdauertraining entwic kelt. Dazu gehe ich fünfmal wöche ntlich klettern, bis zu fünfmal die Woche Rad fahren oder laufen und mache mentales Training. Das hilft mir, Kletterrouten besser zu erkenn en und zu verstehen. Und es macht mir den Kopf frei, damit ich im We ttkampf besser die Nerven behalte n kann. 26

Mei ne FüS Se n In ihnen liegt meine ganze Power. Sie helfe spazu tien elpar Musk ren ande in Kraft mir, ren, weil ich gelernt habe, mit ihnen die kleinsten Felsvorsprünge zu nutzen. Wir , Kletterer tragen spezielle Gummischuhe und ssen anpa n Bode die sich dem steinigen auf Felsen haften. Sie sind zwei Nummern ng zu klein, damit hat man ein besseres Feeli , okay t Spor beim ist Das . für die Steinwand nur bekommen wir Hühneraugen davon. aDas schmerzt, wenn man länger in norm man muss n dara aber , steht len Schuhen in sich halt gewöhnen. Schmerzfrei gehen . nicht erer Klett für Schuhen gibt’s Damen: IFSC Climbing Worldcup Herren und reich 1. und 2. Mai 2009, Hall in Tirol, Öster r/de Angy bloggt auf: redbulletin.com/eite

bild: Agustin Munoz

Meine Schultern Für Kletterer sind Schulterverletzungen sehr schlimm. Mir passierte eine im Vorjahr in Zürich, als ich von einem Fuß auf den anderen wechseln wollte und plötzlich mit beiden Füßen den Halt verlor. Dabei verzog sich mein Schultergelenk – und schon war eine Sehne gerissen. Ich spürte einen Schmerz, nahm ihn aber in diesem Moment nicht ernst. Als ich zum nächsten Halt springen wollte, reagierten meine Muskeln nicht mehr. Es tat dann immer mehr weh und zehn Tage später wurde operiert. Der Weg zurück war nicht einfach. Ich musste drei Wochen einen Schulterpanzer tragen, was mich viel Kraft gekostet hat. Erst mit Physiotherapie lernte ich wieder, mich richtig zu bewegen. Nach zwei Monaten begann ich mit leichtem Gewicht zu trainieren – zuerst mit Red Bull-Dosen, alles andere war zu schwer –, nach dreieinhalb Monaten durfte ich erstmals wieder klettern. Im Gegensatz zu früher bin ich jetzt noch vorsichtiger und langsamer.


b u l l e va r d

kurz & dennoch einzigartig bilder: iMAgo sportfotodienst (2), reuters, bernhArd spoettel; illustrAtion: dietMAr kAinrAth

Einmal siegt man allein, ein anderes Mal als Teil einer Mannschaft. Manchmal gewinnt auch jemand, von dem man meint, er habe sich in der Disziplin geirrt. Österreich mit (v. li.) Thomas Morgenstern, Martin Koch, Gre­ gor Schlierenzauer – mit Punkte­ rekord Weltcupsieger! – und Wolfgang Loitzl holte sich bei der nordischen WM den Titel im Mannschaftsspringen.

WM­Titel Nummer 3 im Indoor Stuntriding für Chris Pfeiffer (GER) und seine BMW F 800 R in Zürich – trotz Grippebehinde­ rung und Sturz im Semifinale. Aber eine Tafel Schwyzer Schoggi und ein wenig Wut im Bauch waren die perfekte Motivation.

Lindsey Van (USA) ist die erste Ski­ sprungweltmeisterin. Und um unsere Ver Ver­ wirrung noch zu vergrößern: Ja, die beiden Lindseys kennen sich und trainieren in Utah öfter im selben Fitnessstudio.

ter Winter Lindsey Vonn (USA) räumte in diesem Ski­Win t alles ab: Zwei WM­Titel (Abfahrt, Super­G), Gesamt­ p Weltcuup weltcup plus Sieg im Abfahrts­ und Super­G­Weltc – das ergibt eine Menge Gold und Kristall.

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b u l l e va r d

Zahlen des Monats

rallyE-WEltMEistErschaft

Ein Fahrer, ein Helm, ein Copilot, noch ein Helm, zwei Gurte, drumherum ein ziemlich entschlossener Wagen: Das sind die Basics der Rallye-WM. Hier die Zahlen dazu.

8000

3520

Ford hat letztes Jahr während der WM exakt 3520 Hotelzimmer für seine CrewMitglieder gebucht. Multiplizieren wir diese Zahl mit den vier Major Teams der laufenden Meisterschaft, errechnen wir einen Jahresbedarf von 14.080 Zimmern. Die beiden weltgrößten Hotels – das First World im malaysischen Genting und das Venetian Resort in Las Vegas – verfügen gemeinsam über schlappe 13.246.

Mit fünf Titeln ist Red Bull-Superstar Sébastien Loeb WRC-Weltrekordhalter. Er eröffnete seine Sammlung S ammlung 2004 und ist seither ungeschlagen – sogar 2006 auf einem Kunden-Citroën, als sich das Werk vorübergehend aus der WRC zurückgezogen hatte. Nach seinen Auftaktsiegen in Irland und Norwegen sowie dem Jubiläumssieg Nummer 50 auf Zypern steuert er schnurstracks Richtung Titel Nummer sechs. Experten halten sogar für möglich, dass er heuer alle WM-Läufe für sich entscheidet.

0,03

Ein Schaltvorgang in einem modernen World Rally Car ist nichts, womit man sich allzu lange aufhalten möchte: Die auch in der F1 verwendeten Schaltwippen ermöglichen Gangwechsel in zügigen 0,03 Sekunden.

130.646

Mehr Kilometer als mit dem Auto werden im Laufe einer Saison per Flugzeug bewältigt: Im Vorjahr sammelte jedes Mitglied eines WM-Teams durchschnittlich 130.646 Flugkilometer. Durch Reduzierung auf zwölf Rennen wird diese Zahl heuer sinken, dank der Wiederaufnahme eines australischen WM-Laufs in den Kalender allerdings nicht dramatisch.

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4

3,9 Ein E in WRC-Auto benötigt gerade 3,9 Sekunden, um von 0 auf 100 km/h zu beschleunigen. Das mag im Vergleich zu den 2,9 Sekunden eines Bugatti Veyron nicht spektakulär wirken, aber: Der Bugatti verhält sich in der Kurve ein bisschen schwerfälliger, hat 1000 PS und kostet eine Million Euro. Ein World Rally Car bringt’s auf schmale 300 PS und ist auch ein wenig güns günstiger in der Anschaffung: Auf www.rallysale.com war kürzlich ein 2002erFord-Focus-WRC von Carlos Sainz um 248.000 zu haben. Ein Schnäppchen!

Gerade einmal vier (von insgesamt zwölf) Rallyes im WM-Kalender 2009 werden nicht ausschließlich auf Schotter ausgetragen, drei davon standen am Beginn der Saison: In Irland wurde auf Asphalt gefahren, der sich allerdings für die Piloten regenbedingt eher wie Schnee anfühlte, den sie danach in Norwegen als Untergrund serviert bekamen. Auf Zypern wartete ein Asphalt-Schotter-Mix auf den WM-Tross. Asphalt-Spezialisten freuen sich auf den vorletzten Saisonlauf, die Rally de España. News und Blogs: redbulletin.com/rallye/de

Bild: Citroën Sport

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Unglaubliche 8000 einzelne Messdaten werden pro Sekunde aus Chassis und Motor eines World Rally Car gesaugt – Rallye und Formel 1 sind einander doch ähnlicher, als man glauben möchte. Für Sammlung und Auswertung der Daten (was mit ihnen ganz genau geschieht, weiß freilich niemand) sind Ingenieure von Pi Research verantwortlich, einem Unternehmen, das neben dem Motorsport auch in der Luftfahrt und dem avancierten Wassersport tätig ist, etwa für Syndikate des America’s Cup.


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Das ist Max Nagl. Experten trauen ihm zu, nach Ăźber 40Â Jahren Pause der erste deutsche Motocross-Weltmeister zu werden.


Heroes SEITE 32 Estelle / 34 Ibiťević, Janko, Gomez / 40 Dietmar Kainrath 44 Max Nagl / 48 Walter Schmidjell / 50 Babe Zaharias

bild: thomas butler

Helden und ihre Taten: Wer uns diesen Monat bewegt.


Heroes

ESTELLE Swaray

hat einen Lacher wie ein Reibeisen und eine Stimme wie Milch und Honig. Seit Februar hat sie auch einen Grammy und keine Lust, sich für irgendetwas zu entschuldigen. Text: Alex Lisetz Bild: David Ellis

Name Fanta Estelle Swaray Künstlername Estelle Geburtsdatum/-ort 18. Januar 1980, Hammersmith, London Lebt in New York Arbeitet als Sängerin, Komponistin, Produzentin Arbeitete mit Sean Paul, Kanye West, John Legend, Karl Hinds Alben „The 18th Day“ (2004), „Shine“ (2008) Auszeichnungen World Music Award 2008, Grammy 2009 Web www.estellemusic.com

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„Eigentlich“, sagt Estelle, „hat alles mit einem meiner blonden Momente begonnen.“ Und schickt einen jener kehligen, raumfüllenden Lacher nach, die die physische Präsenz der 29-jährigen Britin einiger­ maßen konterkarieren: Die R ’n’ B- und HipHop-Diva reicht dem durchschnittlichen Rap-Konsumenten nämlich nur bis zum unteren Ende der Goldkette. Der besagte Moment fand vor sieben Jahren in Kanye Wests Tonstudio statt, wo Estelle die R ’n’ BInstanz John Legend zu treffen erhoffte. In der Wartezeit verplauderte sie sich mit einem zufällig herumlungernden Typen. „Irgendwann fragte ich Kanye, wo John steckt. Er sagte: Ihr redet doch schon zwanzig Minuten miteinander.“ Der peinliche Moment war der Grundstein zu einer höchst fruchtbaren Zusammenarbeit von Estelle, Legend und West: „American Boy“, Estelles Duett mit Kanye West, wurde heuer mit einem Grammy, einem MOBO Award und einem MTV Music Video Award ausgezeichnet; „Shine“, Estelles zweites Album, wurde von John Legends ­Label HomeSchool Records veröffentlicht, erreichte in Großbritannien Goldstatus und in zahlreichen Ländern Top-5-Platzierungen. „Und das, ohne dass ich je mit einem meiner Mentoren geschlafen hätte“, sagt sie. Und lacht wieder, dass die Wände zittern. 2005, ein Jahr nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums „The 18th Day“, war Fanta Estelle Swaray nicht zum Lachen zumute. Aus der Single „1980“ war zwar ein veritabler Hit geworden, aus dem Verhältnis zu ihrem Label V2 jedoch nicht. „Die wollten aus mir jemand machen, der ich nicht bin“, sagt sie, „ich sollte fremdes Material singen und mit Indie-Bands wie Bloc Party aufnehmen.“ Estelle ­verlor ihren Plattenvertrag, aber nicht den Glauben an ihr Talent. Gewöhnt daran, dass einem im Leben nichts geschenkt wird – Estelle war als eines von acht Geschwistern in einer aus Senegal, Ghana, ­Sierra Leone und Grenada stammenden Familie aufgewachsen, ihren Vater hat sie erst als Erwachsene kennengelernt –, setzte sie alles auf eine Karte und zog 2007 von London nach New York. Ihr Ziel: mit

John Legend ihre Vorstellungen vom Musikmachen umzusetzen, „statt im Röckchen herumzuhüpfen und ,Baby, baby, baby‘ zu singen“. Übertriebene Diplomatie ist Estelle fremd. Ihre Meinung zu einstelligen Vormittags-Uhrzeiten („Vor zehn bin ich ein Ekel“), der englischen Musikszene („Selbstverliebt und oberflächlich“) und Dates mit US-Männern („Quasseln dich nieder und können nicht zuhören“) vermag sie pointiert auszudrücken. Mit zickiger Divenhaftigkeit hat das nichts zu tun: Die ehemalige Mitarbeiterin einer Videoproduktionsfirma gilt als besonders bodenständig und erzählt in Interviews uneitel von Hautproblemen oder ihrem Lieblingssport als Kind, dem Kirschkernweitspucken. Das gefällt vielen, nicht allen: Ihre Einschätzung, die mit Preisen überhäuften Kolleginnen Duffy und ­Adele seien „reine Marketingprodukte, die nichts mit echtem Soul zu tun haben“, sorgte sogar für ein Skandälchen in der Musikpresse, obwohl sie „auf menschlicher Ebene nichts gegen die beiden hat“. Weit leidenschaftlicher als ihre Abneigungen lebt Estelle ihre Begeisterung für all jene, die sie zu musikalischen Seelenverwandten zählt: Mary J. Blige, die vom unerreichbaren Idol zur Freundin wurde; Stevie Wonder, dessen „Superstition“ sie für das „War Child“-Benefizalbum gecovert hat; oder Will.I.Am, ein, so Estelle, „verrücktes Genie, das im Studio herumhüpft wie ein Kobold und die Musik immer bis zum Anschlag aufdreht“. Ihre Songs schreibt Estelle grundsätzlich selbst und über sich selbst. „Ich fände es unehrlich, Songs über das Leid anderer Leute zu schreiben. Ich kann nur über die Dinge singen, die mir selber passiert sind, über Liebeskummer zum Beispiel, aber nicht über Hungersnöte oder wie es ist, missbraucht worden zu sein.“ So viel künstlerische Integrität könnte ihr früher oder später zum Verhängnis werden, so Estelle, todernst. Und mit einem Lacher: „Früher oder später wird mich ein Exfreund verklagen.“ Videos und Soundproben von Estelle auf: redbulletin.com/estelle/de


Was der Sängerin Estelle wichtig ist: „Ich bin nicht auf der Welt, um den Erwartungen von irgend­jemandem zu entsprechen. Wer mich nicht mag, hat eben Pech gehabt.“


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Bild: Bernhard Spรถttel


Heroes

Drei der smartesten Stürmer der Welt reden über Spaß und Geld, Lust und Instinkt, Ruhm und Träume. Und was einem sonst im Hangar-7 noch in den Sinn kommt. Interview: Jan Cremer, Robert Sperl

IbiŠeviĆ Janko Gomez


Heroes

Name

Mario Gomez Geburtsdatum/-ort

10. Juli 1985, Ried­ lingen, Deutschland Größe, Gewicht

1,89 m, 85 kg Familie

Vater Spanier, Mut­ ter Deutsche, eine Schwester; deutsche und spanische Staatsbürgerschaft

Hangar-7, Salzburg. In elegant knarzenden Lederses­ seln haben jene drei Fußballer Platz genommen, die in Deutschland und Österreich für die meisten Tore und die meisten Schlagzeilen sorgen: Vedad Ibiševic´ von der TSG Hoffenheim, Mario Gomez vom VfB Stuttgart und Marc Janko, Red Bull Salzburg. Anpfiff. red bulletin: An diesem Tisch sitzen fünfzig Mil­ lionen Euro … mark janko: Ich hab gehört, dass allein Mario fünf­ zig Millionen wert ist. mario gomez: Ganz ehrlich: Mich interessiert nicht, wie viel ich wert bin. … und wirklich ehrlich? gomez: Wenn mich eine große Mannschaft will, macht mich das stolz. Nicht wegen der Kohle. Son­ dern als Bestätigung dafür, dass ich nicht ganz so schlecht gespielt habe. Am Freitag ist man zehn Millionen wert, am Samstag schießt man drei Tore, und am Sonntag sind es dann zwanzig Millionen. Da geht einem nichts durch den Kopf? vedad ibisˇevic´: Darüber darf man als Spieler nicht nachdenken. Du musst das Spiel lieben und Erfolg 36

Vereine

SSV Ulm, VfB Stutt­ gart (seit 2001) Tore/Bundesligaspiel*

0,47 (53/113) Erfolge

Nationalspieler; 2007 Deutscher Meister und DFBPokalfinalist, 2008 mit Deutschland Vize-Europameister *Stand: 23. 3. 2009

haben wollen. Dass Fußball ein Geschäft ist, damit müssen sich andere beschäftigen. janko: Ich sehe das ganz nüchtern: Fußball ist Sport und Business. Und die Spieler sind die Hauptakteure. So gesehen sind diese Summen auch verhältnis­ mäßig. Habt ihr Spaß beim Kicken? janko: Ja. gomez: Ja! ibisˇevic´: … jetzt, wo ich verletzt bin, merke ich das umso mehr. Ich wünsche mir oft, einfach nur Fuß­ ball zu spielen, das müsste gar nicht in der Bundes­ liga oder für die Nationalmannschaft sein, einfach nur so. Wo hört der Spaß im Job auf, wo beginnt die Arbeit? gomez: Das kann man nicht trennen. Letztlich macht man alles gern, was einen zu einem besseren Spieler macht. janko: Begeisterung ist eine Voraussetzung für Er­ folg. Denn ohne Begeisterung kann man niemals das Letzte aus sich rauskitzeln. Vedad, wo ist der Spaß bei täglich sechs Stunden Physiotherapie nach einem Kreuzbandriss?

Bild: GEPA pictures

Mario, bistar? t du ein Welt sessi ist Nein. Lionel M st du nach einer. Da kannnoder sonst Afrika, Asie , den kennt wo hingehen s ist ein jeder. Da ganze Spieler, der disietert, Welt bege das ist ein Weltstar.


Vedad, h a st d u S p a ß auf dem Pla Ja – jetzt, wo tz? verletzt bin, m ich das noch deutl erke ich würde jetzt ge icher. Ich nur Fußball sprne einfach es müsste garielen, und nicht in der Bundeslig a sein.

Name

Vedad Ibiševic´ Geburtsdatum/-ort

6. August 1984, Vla­ senica, Jugoslawien (heute in Bosnien und Herzegowina) Größe, Gewicht

1,88 m, 80 kg Familie

Eltern und Schwester leben in den USA; bosnische und ame­ rikanische Staats­ bürgerschaft Vereine

St. Louis University (USA), Paris SaintGermain, Dijon FCO, Alemannia Aachen, TSG Hoffenheim (seit 2007) Tore/Bundesligaspiel*

1,06 (18/17) Erfolge

Nationalspieler; 2008 Fußballer des Jahres in Bosnien und Herzegowina, einziger Bundesliga­ stürmer mit Prädi­ kat „Weltklasse“ (laut Fach­magazin ­„Kicker“)

Bild: Picturedesk

*Stand: 23. 3. 2009

ibisˇevic´: Puh … sagen wir so: In solchen Zeiten musst du investieren, damit du wieder Spaß haben kannst. janko: Als ich verletzt war, habe ich gespürt, was es für ein Privileg ist, als Profisportler sein Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Man ist nachher irgendwie dankbarer. gomez: Bei mir war es ähnlich wie bei Vedad, vor zwei Jahren, nur hatte ich vorher nicht so einen Lauf gehabt, und die Verletzung war nicht so schwer ­(Seitenband statt Kreuzband, Anm. d. Red.). Die Pau­ se hat „nur“ acht Wochen gedauert, aber die ersten Tage war ich richtig down. Dann habe ich mir ge­ sagt: Okay, was bringt es, jetzt mies drauf zu sein? Ich glaube, es wird schneller wieder gut, wenn ich mich auf jeden Tag freue, an dem ich mich wieder zurückkämpfen kann. Bei dir, Mario, war es überhaupt die erste Verletzung … gomez: … mit einundzwanzig. Das Schlimmste bis ­dahin war ein eingewachsener Zehennagel. Und dann tust du dir ausgerechnet in der Phase weh, wo du auf die Meisterschaft losgehst mit dem VfB. Unvorstellbar. Sind Stürmer verletzungsanfälliger?

janko: Wir leben gefährlicher. Wenn du den Gegner im Rücken hast, kannst du dich nicht wehren. Euer Verhältnis zu Verteidigern? gomez: Letztendlich will jeder auf dem Platz das Beste für sein Team machen. Ich bin ja auch froh, wenn unsere Verteidiger aggressiv sind und ran­ gehen. So muss man das auch bei den Gegenspielern sehen. Lúcio von Bayern München, zum Beispiel, ist wahnsinnig hitzköpfig, gibt nie auf, beißt und kratzt, aber nach dem Spiel gibt man sich die Hand. Ist das Schlimmste, wenn man verletzt ist, der eige­ nen Mannschaft beim Spielen zusehen zu müssen? janko: Ich weiß seit meiner Verletzung, dass ich nie Trainer werden könnte. Zuschauen ist für mich das Schlimmste. ibisˇevic´: Es tut weh, die Spiele anzusehen, man wird halb verrückt. Das letzte Spiel habe ich mir nicht an­ geschaut, da habe ich was anderes gemacht. Ich war mit meiner Freundin einkaufen. Und? Hat die Ablenkung funktioniert? ibisˇevic´: Ich habe mir den Spielstand aufs Handy schicken lassen. gomez: Ich hatte während meiner Verletzungspause wenigstens das Glück, dass wir erfolgreich waren. 37


Heroes

Aber tut’s nicht doppelt weh, wenn es die Jungs auch ohne einen schaffen? gomez: Im Gegenteil. Wir waren damals nahe dran am Gewinn der Meisterschaft, und ich wusste ja, dass ich, wenn ich wieder gesund bin, noch ein paar Spiele bekomme. Auf die habe ich mich umso mehr gefreut. janko: Umso vorsichtiger muss man aber sein. Wenn man so lange verletzt war, ist Ungeduld der größte Fehler, dann passiert wieder was, und du bist noch länger außer Gefecht. Der Geist darf nicht über den Körper entscheiden. Der Körper muss das letzte Wort haben. Schaut man auf YouTube nach unter euren Na­ men in Verbindung mit dem Wort „Tor“, findet man 45 Einträge von Gomez, neun von Ibiševic´, zwei von Janko. Was sagt uns das? janko: Dass unsere Liga nicht mit der deutschen vergleichbar ist. In Österreich ein Tor zu schießen ist wie in Deutschland einmal aufs Feld rennen. Kann es den Begriff „Weltklassefußballer“ über­ haupt geben für einen Spieler aus Österreich? janko: Nein, das kann es nur in Deutschland, ­England, Italien, Spanien geben. Mario und Vedad haben bewiesen, dass sie zur Weltklasse gehören. gomez (schüttelt den Kopf): Ich mache halt Tore, aber ich bin niemand, der von der Mittellinie los­ läuft und sechs Spieler austrickst. Für mich ist Messi ein Weltstar. Da kannst du nach Afrika, Asien oder was weiß ich wo hingehen und fragen: Messi? Den kennt jeder! Ein Spieler, der die ganze Welt begeis­ tert – das ist für mich ein Weltstar. ibisˇevic´: Weltstars sind für mich Spieler, die über Jahre auf einem konstant hohen Niveau spielen. ­Dahin muss man erst kommen. Ihr seid Stürmer einer neuen Generation, hohe Spielintelligenz, sehr mannschafts­ dienlich … gomez: Ach, das geht ja gar nicht mehr anders. Es gibt wenige Trainer, die einen Spieler in der Mannschaft akzeptieren, der die ganze Zeit nur vor­ ne steht und nichts für das Team macht. Inzaghi in Mailand vielleicht noch … aber sonst? janko: Der Fußball hat sich so entwickelt, dass der Fußballer eine Kombination sein muss: aus Tor­ riecher, Athletik, Dynamik, Körpergröße. Früher musstest du eine Stärke haben, jetzt darfst du dir keine Schwäche erlauben. Wie groß ist der Anteil des Trainers am Erfolg? ibisˇevic´: Sehr groß! Er bestimmt die Formation, in der man spielt. Wir bei Hoffenheim haben häufig mit drei Spitzen gespielt, das hat mir sehr gefallen. Da hat man den Ball sehr oft in der gegnerischen Hälfte und viele Möglichkeiten, zu kombinieren. gomez: Es gibt leider viele Trainer, die 4-3-3 spielen lassen, aber in Wirklichkeit ist der Mittelstürmer vorne allein. Was Hoffenheim in der Hinrunde im Herbst gemacht hat, war toll, schöner Fußball und schöne Tore. Das verdient Respekt. Über dich, Vedad, hat der ehemalige deutsche Teamchef (und jetzige Sportdirektor von Bayer ­Leverkusen, Anm. d. Red.) Rudi Völler gesagt: 38

„Er macht seine Tore aus dem Nichts.“ Wie geht das? ibisˇevic´: Die Leute reden immer von fünfzigprozen­ tigen, achtzigprozentigen, hundertprozentigen Chan­ cen. Ich rechne nicht herum, sondern versuche, das Tor zu machen. Das ist wohl, was man Killerinstinkt nennt. ibisˇevic´: Keine Ahnung, wie man das nennen soll. Zwischen Anpfiff und Abpfiff habe ich den Job, Tore zu machen. Marc, du scheinst zurzeit überhaupt instinktiv zu funktionieren. Es scheint so, dass der Ball ins Tor geht, egal was du machst … janko: Instinkt heißt, dass du Dinge spürst, statt nachzudenken. Sogar wenn man nur kurz überlegt, ist es schon zu spät. Kann man Instinkt erlernen? janko: Nein. Es gibt Situationen, da hast du eine unbestimmte Ahnung – dann kommt der Ball genau zu dir, und es kracht. Erklären könntest du solche Tore nachher nicht. gomez: Die Leute sagen dann: Dem ist der Ball vor die Füße gefallen, wie kann man so viel Glück ha­ ben?! Aber: Der Stürmer ist da gestanden, das ist das Wichtigste. Und es gibt halt Spieler, die stehen nicht da, und Spieler, die stehen da. Und schon fallen spezielle Tore wie deines, Mario, im November 2007 gegen Bayern München, mit dem Unterbauch. „Geni(t)al!“ titelten damals die Zeitungen (10. 11. 2007, VfB Stuttgart siegte mit 3:1; Anm.). gomez: Der Ball hatte eine total komische Flugbahn. Bis drei Meter vor mir kam er noch auf Kopfhöhe daher, dann hat er sich total gesenkt. Das bleibt ­sicher in Erinnerung, auch weil’s weh getan hat. Schon einmal das perfekte Tor geschossen? ibisˇevic´: Für mich ist jedes Tor perfekt. Hauptsache, der Ball ist drin. gomez: Die perfekten Tore sind sowieso die, bei ­denen der Ball sechsmal abgefälscht wird und trotz­ dem reingeht. Wie heißen die Idole eurer Kindheit? ibisˇevic´: Ich war ein großer Fan von Ajax, als der Klub sehr gut gespielt hat. Mein Zimmer war voller Poster. Kluivert war mein Liebling. janko: Natürlich, Ajax – das war altersbedingt die Phase, wo man beginnt, sich mit Fußball zu identi­ fizieren. Dann Barcelona mit Romário, ein unglaub­ licher Stürmertyp. gomez: Ich habe schon als kleines Kind wahnsinnig gern Fußball gespielt, aber Fußball im Fernsehen hab ich als total langweilig empfunden. Mit neun Jahren war ich im Urlaub in Italien, 1994, als das WM-Finale Italien – Brasilien aus den USA übertra­ gen wurde. Ich kannte keinen der Spieler, aber da war Romário, der hat viele Tore gemacht. Hey, habe ich mir da gedacht, ich bin wie der. Hast du jemals einen Fußballer um ein Auto­ gramm gebeten? gomez: Einen, ja, Rivaldo. Rivaldo …? War der nicht später? gomez: Das war auch erst vor zwei Jahren, als ich mit Stuttgart im Trainingslager gegen seinen Klub


M a rc warum, gla, u du, kommt dbst ie öster­reichis c h kaum vor im e Liga nationalen F inter­ ßball? In Österreich u e in Tor zu erzielen ist w ie so, wie in Deu in etwa ts einmal aufs Fcehland ld rennen.

Name

Marc Janko Geburtsdatum/-ort

25. Juni 1983, Wien

Größe, Gewicht

1,96 m, 83 kg Familie

Vater Herbert (ExHochsprungmeister) und Mutter Eva (1968 Olympiadritte im Speerwurf), zwei Geschwister (Schwester, Bruder) Vereine

Admira Wacker Möd­ ling, Red Bull Salz­ burg (seit 2005) Tore/Bundesligaspiel*

0,67 (53/79) Erfolge

Nationalspieler; 2007 Österreichi­ scher Meister, 2008 APA-Fußballer des Jahres

Bild: Red Bull Photofiles

*Stand: 23. 3. 2009

Olympiakos Piräus gespielt habe. Seitdem ich Kind war, bin ich Barcelona-Fan, und Rivaldo war zu der Zeit, als ich alle Spiele im Fernsehen geschaut habe, der Star von Barcelona. Ich habe mir ein Foto und ein Autogramm geholt. Wo hängt dieses Foto? gomez: Nirgends. Ich habe es immer bei mir, auf dem PC. ibisˇevic´: Ich liebe es, guten Stürmern zuzuschauen, Messi, Ibrahimovic´. Da gibt es immer etwas zu klauen. Zum Beispiel? ibisˇevic´: Laufwege, Dribbling, Schusstechnik, lauter Kleinigkeiten, die man dann im Training probieren kann. Meine Übersteiger zum Beispiel habe ich aus dem Fernsehen. Könntet ihr drei in einer Mannschaft spielen? janko: Ich glaube nicht. Mario und ich würden uns auf den Füßen stehen, weil wir zu ähnlich spielen. Ist Fußball ein Thema in euren Familien? ibisˇevic´: Meine Eltern wohnen in Amerika, sie sehen sich die Spiele im Fernsehen an. Wenn sie hier zu Besuch sind, kommen sie ins Stadion.

janko: Mein Vater ist oft im Stadion, auch mein Bruder, die Schwester, die Neffen. Die Mutter ist da eher abergläubisch, sie denkt, es bringt Unglück, wenn sie zuschaut. gomez: Mein Vater ist sehr kritisch, immer offen und ehrlich. Ich habe überhaupt meinen Kreis, des­ sen Meinung mir wichtig ist. Mir ist egal, was die Experten oder die Zeitungen sagen, ich höre da eher auf meine Familie und mein näheres Umfeld. Von Mario wissen wir, dass im Heimtort seiner Familie, in Albuñán in der Provinz Granada, eine Straße nach ihm benannt werden soll. Wann ist es so weit? gomez: Sobald ich die Zeit habe, hinzufahren, dann wird das offiziell gefeiert. Auch wenn es nur ein Dorf ist mit vierhundert Einwohnern, macht einen so was stolz: Meine Großeltern werden bald in der Mario-Gomez-Straße wohnen – Wahnsinn, oder? Das exklusive Video vom Stürmer-Gipfeltreffen im Hangar-7: redbulletin.com/gipfel/de

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Heroes

dietmar kainrath Seine Raketen vom Katapult der strengen Striche befeuern ein Universum von Bullen, Dosen und Liebhabern. Text: Herbert Völker, Bilder: Jürgen Skarwan

Name Dietmar Kainrath Geburtsdatum/-ort 8. September 1942 in Innsbruck, Tirol Wohnort Innsbruck, mit Blick auf den Patscher Kofel Beruf Grafiker, seit 1979 freischaffender Karikaturist Erfolge Ausstellungen in Öster­ reich, Deutschland und den USA; seine Karikaturen erschienen in Büchern und internationalen Publikationen; bevorzugter Karikaturist des Red Bulletin

Der kurze Weg zum Kainrath, wie wir ihn kennen: Da war ein hochgeschätzter Cartoonist mit unverkennbar schrägem Strich, als eines Tages die DOSE in sein Leben rumpelte, man muss es so pathetisch sagen. Die Coolness der harschen Linie vermählte sich mit der Mütterlichkeit des Zylindrischen, und geboren ward eine neue Geometrie des Absurden, wie sie uns so wunderbar erfrischt. Dietmar Kainrath ist Innsbrucker, als Zeichner somit im Hoheitsrevier des Paul Flora, Herrschers der Berge und der Lüfte (Raben!!!) und des extra vergine kaltgepressten Tirolers. Wie nähert man sich dem Übervater? Kainrath hat Flora vor Jahren aufgesucht und ihm ein paar Arbeiten gezeigt. Was er sah, fand das Lob des Patriarchen, bloß ein paar Anklänge ans ­regionale Wesen haben ihm nicht so getaugt im Kainrath’schen Œuvre: „Die Tiroler magscht bleiben lassen. Die ghörn mir.“ Kainrath hat damals gut zugehört und ist nie wieder ans Älplerische angestreift. Das fiel ihm nicht schwer, da er im Tirolersein nie eine grundsätzliche Bestimmung gesehen hat. Den freien Blick von seiner Zeichenstube auf den Patscher Kofel weiß er allemal zu schätzen, ebenso ein paar nachtaktive Biotope zwischen der Ottoburg und Schwaz, aber nie lässt er den Tiroler so richtig raushängen. Selbst seine Sprache wird verstanden, wo immer man Deutsch spricht, das sanft gutturale Knödelige würde allenfalls dem Linguisten auf die Sprünge helfen. Und dass ein kluger Mann gesagt hat: „Du bist der Flora für die armen Leit’“, reicht dem Künstler zur zufriedenstellenden Abrundung seiner Heimatbilanz. Ein talentierter Tierpfleger. Der ganz junge Dietmar Kainrath hat erst einmal sein Talent verludern lassen, hat so richtig gar nix getan, ist herumgetrampt und bald einmal beim ­Zirkus gelandet, immerhin beim berühmten „Hagenbeck“ in Deutschland. Dort haben sie ihn als Eis- und Schokoladeverkäufer mit Bauchladen einschulen

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wollen, seine Schüchternheit stand dagegen. So kam er in den Stall zu den Exoten, das waren zwei Kamele, ein Elefant, ein Zebu, ein Wasserbüffel und ein Zebra. Die hatte er zu pflegen, zu den Auftritten zu führen und abzuholen. Sein Lieblingstier war die Kameldame Leila, die allerdings eines Tages ausriss und Richtung Stadtzentrum Nürnberg jappelte, sonderbarerweise an Kreuzungen aufs Grünzeichen wartend. So konnte der talentierte Tierpfleger sie einholen und zur Rückkehr bewegen, einer seiner frühesten Erfolge im Leben, denn, wie gesagt, ursprünglich war nicht so viel Staat mit ihm zu machen. Die Lust an der Sucht. Die Dinge änderten sich, als er sich vor vierzig Jahren in Verena verliebte und unversehens eine Familie gründete. Die Verbürgerlichung zum (glücklichen) Familienvater mag auch als lebensverlängernde Maßnahme gelten, jedenfalls wurde aus dem Irrläufer ein gezähmter Bohemien mit der Lizenz zum Ausbrechen. Handwerklich und künstlerisch spielte ­dieser doppelte Kainrath sein Register zwischen ­Gebrauchsgrafik und leichtfüßiger Kunst, wobei es ihm immer an Bösartigkeit mangelte, die hat er nie so richtig erlernt, daher auch nie ausgedrückt. Als Säulenheilige seines Künstlertums verehrte er keine Geringeren als Saul Steinberg und Tomi Ungerer, und natürlich ließ er auch Paul Flora den gebührenden Respekt zukommen. Gefahren einer Annäherung sah er nie: „Flora schafft Stimmungen, ich mach Karikaturen.“ Flora hat allerdings auch ­Karikaturen gezeichnet, war aber der Meinung, die könne man nicht lang machen, weil irgendwann die Ideen ausgingen. Kainrath ist da völlig unbesorgt, nein, die zündenden Funken werden ihm nicht ausgehen, bloß dass er manchmal nicht so schnell zeichnen kann, wie ihm die Ideen ins Kraut schießen. Seine alte Neigung zur Boheme führt Kainrath auch zu Bukowski-Themen mit der vertrackten Lust an der Sucht. Aufregend wird es in der Umsetzung mit Musikern, wenn Jazz, Literatur und Grafik ein-


Tierliebend. Der gez채hmte Bohemien mit der Lizenz zum Ausbrechen.


Heroes

Optische Umsetzung einer kreativen Pipeline, und wenn der Künstler dorthin blickt, wohin er eben ­blickt, sieht er außerdem den Patscher Kofel.

ander den Rahmen geben, aus dem sie dann fallen können. Der sensationelle Trompeter Franz Hackl (von Schwaz nach Amerika) wurde in diesem ­Zusammenhang ein enger Freund des Zeichners und kompetenter Führer durch die Wasserlöcher New Yorks. Seine eigene Kunst, sagt Kainrath, liege in der Idee. Die dennoch nicht minder hinreißende Aus­ führung ist ihm längst selbstverständlich geworden, die Schwünge mit den Tuschfedern, manchmal auch

Geometrie des Absurden. Universum der strengen Linien und mütterlichen Zylinder, dem auch mal ein Bulle die Hörner aufsetzt. 42

mit dünnem Pinsel, der sparsame Gebrauch der Wasserfarben. Zinnoberrot und Ultramarin als Leitfarben bringen uns wieder zum ganz speziellen Talent des Dietmar Kainrath im Umgang mit Tieren und Dosen. Der Bulle, sagt der Künstler, sei ein dankbares Viech, was die Möglichkeiten der Darstellung betrifft (und so galaktisch weit weg von den Raben des Paul ­Flora, darf man bei einer Tiroler Homestory ein­ werfen), und die Dose sei ja sowieso ein Glücksfall für die Kainrath’sche Weltgeometrie. Das Katapult der strengen Striche hat seine sinnliche Rakete gefunden, in der schieren Grafik, in spontanen oder vertrackten Assoziationen, in einem Universum der kurz angetragenen Witzigkeiten. Von ansatzloser Blödelei bis zur Skizze eines sehr entspannten Existenzialismus, von Barfly-Kümmernis bis Grand-Prix-Folklore hat da alles Platz. Uns vergnügten Betrachtern bleibt die Souveränität der Deutungshoheit, so gütig ist der Kainrath allemal. Die besten Zeichnungen des Meisters: redbulletin.com/kainrath/de


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Heroes

Max Nagl

hält sich für nicht sonderlich begabt. Dennoch könnte der Einundzwanzigjährige der erste deutsche Motocross-Weltmeister seit 1968 werden. Vielleicht genau deshalb. Text: Werner Jessner, Bilder: Thomas Butler

Name Maximilian Nagl Geburtsdatum/-ort 7. August 1987, Weilheim, Deutschland Wohnort Lommel, Belgien Beruf MX-Profi: „Es gab nie einen Plan B.“ Team Red Bull KTM Factory Racing Erfolge 2008 Platz 6 in der MX1-WM 2007 Sieger Starcross (Mantua) 2006 Champion MX‑Masters Deutscher Serienmeister Web www.maxnagl.de

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Was macht ein Bub aus Bayern, der es ganz ernst meint? Er packt seine sieben Zwetschken und zieht samt Freundin nach Belgien. Lommel heißt die Traumdestination, hier ist das Zentrum des Motocross, drum muss ich hier sein. Natürlich sind manche Dinge in Belgien schwieriger zu organisieren oder zu finden als in Deutschland. Dafür sind die Menschen sehr freundlich. In dem Dorf, in dem ich wohne, kennen mich die Leute, sie wissen, dass ich MX fahre und wie es am ­Wochenende gelaufen ist. In Deutschland ist das bei weitem nicht so. Nach einem Grand-Prix-Sieg haben meine belgischen Nachbarn unser Haus geschmückt, die sind mit Herzblut dabei. Das vermisse ich an Deutschland. Was ich an Belgien vermisse, sind die ­Berge. Da ist alles flach. Max Nagl, geboren in Weilheim bei München, Berge rundherum, nur eine Motocross-Strecke in der Nähe, saß zum ersten Mal mit fünf Jahren auf einer Kindercross-Maschine. Seit er acht ist, fährt er Rennen. Die treibende Kraft dahinter war sein Vater, ­daraus macht er kein Hehl. Ich verdanke Papa sehr viel. Er war es, der mich in den Regen hinausgeschickt hat, um zu trainieren, wenn die anderen im Wohn­ mobil vor dem Fernseher gehockt sind. Sollten je die Sachen durchs Zelt fliegen, verkauft er alles, hat er ­gesagt. Ich hätte es mich aber eh nie getraut. Vater Nagl sitzt seit einem Motorradunfall im Rollstuhl, da war ich noch im Bauch von der Mama. Auch wenn sich Max durch seinen Umzug 800 Kilometer vom Vater entfernt hat und der Kontakt durch den logischen Abnabelungsprozess ein wenig loser geworden ist, rufe ich Papa noch immer oft an und frage ihn um Rat, wenn es um geschäftliche Dinge geht oder um das ganz normale Leben. Max’ Teamchef Pit Beirer, selber Rollifahrer, hält große Stücke auf Nagl und umgekehrt, heuer will ich dort hin, wo der Pit vor seinem Unfall war: Ich will aus eigener Kraft regelmäßig unter die ersten drei ­fahren. Die beiden kennen einander seit vielen Jahren: Bernd Eckenbach und Pit Beirer waren meine Trainer, als ich zwischen zehn und fünfzehn Jahre alt

war, ich hab sie angehimmelt. Wenn sie mich eine Stunde l­aufen geschickt haben, bin ich gelaufen. Wenn sie mir gesagt haben, du musst das oder das essen, habe ich es gegessen. Ich habe alles gemacht, was sie gesagt haben. Show ohne Training funktioniert nicht. Wenn ich mich heute umschaue, habe ich manchmal das Gefühl, dass die Show überhandgenommen hat. Die nötige Konsequenz hat man, meint Max – oder man hat sie eben nicht. Wenn du nach der ­Schule entscheidest, Profi zu werden, bist du in der ­Sekunde selbständig. Du bestimmst, ob du bis zehn Uhr im Bett bleibst oder um sieben aufstehst und laufen gehst. Daran sind viele gescheitert. Der Talentierte wird leichter nach oben kommen, aber der Fleißige wird mehr Erfolg haben. Alles andere wäre auch ungerecht. Nicht nur wegen seines Bisses und des Willens zum hundertprozentigen Einsatz findet Pit Beirer, dass Max Nagl „ein genialer Sportler zum Zusammen­ arbeiten ist. Eher muss man ihn sogar bremsen, weil er so ehrgeizig ist und immer mehr machen will als die anderen.“ Hie und da stolpert er über diesen Ehrgeiz. Ein gebrochenes Schlüsselbein ließ er nicht ordentlich ausheilen, prompt stürzte er wieder, großer Knochensalat, das hat mich fast eine ganze Saison gekostet. Wahrscheinlich war ich wirklich eine Zeitlang zu ehrgeizig. Ich habe zu viel trainiert. Jetzt habe ich eine gute Mischung gefunden. Ehrgeiz ist wichtig. Dass beim Training Qualität vor Quantität kommt, hat mir Stefan Everts beigebracht. Ich muss nicht mehr so viel trainieren, das dafür aber g’scheit. Statt fünf Tagen pro Woche sitzt Nagl heute nur mehr an zwei ­wöchentlich am Motorrad, das erhält Biss und Freude, außerdem ist das Verletzungsrisiko geringer. Stefan Everts. Der Belgier ist eine Legende des Motocross, nein, er ist DIE Legende. Als zehnfachem Weltmeister wurde ihm die Titelverteidigung fad, fahrerisch hätte er es locker noch draufgehabt. Heinz Kinigadner holte das Yamaha-Urgestein nach dessen Rücktritt handstreich­


„Der Talentierte kommt leichter nach oben, aber der Fleißige wird mehr Erfolg haben.“


Motor Einzylinder-Viertakter, wassergekühlt. 449 ccm, vier Ventile, Akrapovic-Titanauspuff, Leistung: über 50 PS Getriebe 4-Gang Rahmen Chrom-Molybdän-Stahl mit Titan-Subframe Fahrwerk WP-Upside-Down­Gabel, direkt ange­ lenkter WP-Dämpfer (PDS-System) Reifen Pirelli Scorpion Gewicht 100 kg Web www.ktm.com

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artig zu KTM, die Japaner hatten den Wert des vermeintlichen Nur-Racers nach dessen aktiver Karriere nicht erkannt. Ein genialer Schachzug: Die Elite­ einheit des KTM Red Bull Factory Racing Teams ­trainiert seitdem mit dem größten Crosser aller ­Zeiten. Er ist bei allen Rennen mit dabei. Seine ­Erfahrung hilft mir extrem. Der Stefan hat in seiner Karriere echt schon alles erlebt. Seit ich mit ihm zusammenarbeite, haben sich meine Leistungen enorm verbessert. Wenn wir gemeinsam trainieren waren, war er im letzten Jahr meistens noch schneller, ­inzwischen ist das in der Regel nicht mehr so. Heinz Kinigadner: „Den Everts als Trainer musst du erst einmal verkraften. Ein Grobmotoriker wird an ihm verzweifeln, weil bei ihm alles so selbstverständlich und flüssig aussieht. Am Motorradl war der Everts immer genau das Gegenteil von mir.“ Max Nagl hingegen kam gar nie in Versuchung, sich den Holzhackerstil der Tiroler Schule anzugewöhnen, Probleme mit Kraft und Brutalität zu lösen. Der heute 21-Jährige, bis vor zwei Jahren noch verniedlichend „Maxi“ gerufen, ist gerade einmal 1,72 Meter groß und 69 Kilo schwer, und man hat den Verdacht, dass da auch nimmer viel kommen wird: Von meiner Statur her bin ich sicher eher ein MX2als ein MX1-Pilot, aber mich haben die großen Motorräder immer mehr gereizt. Ich will immer den stärksten Motor haben, auch wenn der für andere Fahrer schon nimmer fahrbar ist. Mit einem MX1-Bike aggressiv zu

fahren hätte bei meinen körperlichen Voraussetzungen nicht lang funktioniert. So habe ich mir meinen ­runden Fahrstil angewöhnt. Der außerdem sehr materialschonend ist, wie die KTM-Techniker bestätigen. Wo Teamkollege ­Jonathan Barragan bei jedem Rennen eine neue Kupplung brauchte, hielt die von Max Nagl drei oder gar vier Rennen lang. Und Bremsbeläge brauche ich auch am wenigsten. Darauf ist Nagl sichtbar stolz. Mein Stil hat nur Vorteile. Er ist kraftsparender, und das Ausfallsrisiko ist geringer. Teamchef Beirer: „Er hat die Herzen der Teammitglieder gewonnen, weil er schätzt, was andere für ihn tun. Die Mechaniker erledigen gern Nachtschichten für ihn.“ Auch mit den Teamkollegen (im Red Bull KTM Factory Racing Team fahren neben Max in der MX1 noch der Südafrikaner Tyla Rattray, Tommy Searle aus Großbritannien und der Portugiese Rui Gonçalves in der kleineren MX2) komme er gut klar, es gibt Teams, da reden die Fahrer kein Wort miteinander. Trotzdem: Eigentlich bin ich ein Einzelgänger. Probleme umkehren. An Schwächen wird so lang gnadenlos gearbeitet, bis sie sich in Stärken verwandeln. Auf Sandstrecken sind gebürtige Mitteleuropäer, die daheim auf festem Boden trainieren, normalerweise gegen Belgier und Holländer, die auf dem weichen Zeug groß werden, chancenlos. Sand erfordert eine andere Fahr-

bild: ktm

Bike KTM 45O SX-F


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Königsklasse MX1: Von der Statur bin ich für das große Bike überhaupt nicht geeignet.

technik, viel runder, immer die weite Linie, ist außer­ dem kraftraubender, weil achtzig Prozent der Zeit im Stehen gefahren wird. In seinem ersten Jahr in Belgien trainierte Nagl ausschließlich im verhassten Sand, auf grauslichsten Strecken, bei jedem Wetter, es war eine Schweinearbeit. Heute ist er auch im Gatsch einer der Schnellsten, obwohl ihm die langen Haxen der Schlamm­spezialisten fehlen. Noch drastischer: Bis in die MX2 hatte Nagl eine Startschwäche, eine regelrechte Startphobie. Am Streckenrand kann man das gut nachvollziehen. Vierzig Fahrer stehen in der Startmaschine, in der ersten Kurve ist aber nur Platz für einen einzigen. Ich habe alle Starts verhaut, auch aus Angst vor einem Crash. Ich musste meinen Kopf in Ordnung kriegen. Ich habe mich intensiv mit dem Starten beschäftigt – wie komme ich am schnellsten aus dem Stand nach B? – und bin zu einer Therapeutin gegangen. Wenn man im Kopf ein Problem hat, wird man nie ein Rennen gewinnen. Es gibt viele Sportler, die psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Aber nicht viele geben es zu. Mir war das in keiner Sekunde peinlich. Ich wollte das so. Heute ist Max der beste Starter im Feld und kann seine Rennen danach ausrichten: Wenn du den Holeshot schaffst und vorn bist, ist alles viel einfacher. Deine Brille bleibt sauber, und du kannst dich auf dich selber konzentrieren. Die ersten zehn, fünfzehn Minuten wird Quali-Tempo gefahren, danach kann man es ruhiger angehen lassen.

Das Team rund um Pit Beirer macht Max Nagl keinen Druck: „Seine besten Jahre kommen erst. Laut Plan sollte er heuer in die ersten drei der WM fahren.“ Natürlich soll der Titel irgendwann kommen, aber wenn alles passt, wenn er regelmäßig am Stockerl ist und die lange Saison von März bis September fit und ohne gröbere Hänger oder Verletzungen übersteht, kommt derlei ohnehin von selbst. Kini: „Irgendwann in der Saison kommt bei jedem der Durchhänger. Das ganze Jahr über scharf zu sein ist unmöglich.“ Darum hat Max das Training umgestellt, mehr Ausdauer, wenig Kraft, ein Trainings­ modell wie Triathleten. Der Körperfettanteil ist seit Herbst um 1,5 Prozent gesunken, heute hat er um drei Kilo mehr Muskelmasse als bei seinem GP-Sieg in Faenza am Ende der letzten Saison. Der letzte MX-Weltmeister aus Deutschland hieß Paul Friedrichs, geboren 1940. Der DDR-Sportler vom MC Dynamo Erfurt war von 1966 bis 1968 auf einer tschechischen CZ Weltmeister der Königsklasse. Die Titel von Heinz Kinigadner 1984 und ’85 auf KTM sind auch schon wieder eine Generation her. Max Nagl weiß nicht, ob er der nächste in der kurzen Liste deutschsprachiger Champions sein wird. Ich weiß nur, ich will mir nicht den Vorwurf machen müssen, nicht alles dafür unternommen zu haben.

Meet and greet Nützet den Mai: MaxNagl-Fans haben die einmalige Chance auf einen Insider-Treff mit Deutschlands MXSuperstar beim GP von Deutschland in Teutschenthal (19. bis 21. Juni): Paddock-Tickets, Welcome-BBQ, Meet the Team, Truck-Führung, technischer Workshop an Max’ Bike, natürlich Max selber – näher kann man an die Motocross-Weltspitze nicht ran. Die kreativsten dreißig Fan-Utensilien, eingesandt von 1. bis 31. Mai, gewinnen. Alle Details auf www.maxnagl.de

Motocross-Weltmeisterschaft, Großer Preis der Türkei: 12. April 2009, Istanbul; www.motocrossmx1.com redbulletin.com/motocross/de

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Walter Schmidjell kümmert sich seit Jahren als Arzt um die Gesundheit der Menschen in Subsahara-Afrika. Für uns klingt das nach Abenteuer, für ihn ist es Glück. Text: Uschi Korda, Bild: Alexander Schuchnig

Name Walter Schmidjell Geburtsdatum/-ort 17. August 1950, Salzburg Beruf Praktischer Arzt, Tropen- und Reisemediziner, Flugarzt, Psychiater und Arbeitsmediziner Gründete 1992 das AMREF-Büro Österreich in Salzburg. Die internationale NonProfit-Organisation AMREF (African Medical and Research Foundation) mit Sitz in Nairobi (Kenia) hat National Offices u. a. auch in Deutschland, England, Schweden und den USA Spendenkonto Volksbank Salzburg, Kto.-Nr. 111211 Web www.amref.at

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„Ich, ein Abenteurer? Was ist das überhaupt?“ Dr. Walter Schmidjell blinzelt angestrengt durchs Fenster hinaus auf den Salzburger Mirabellplatz. Unscheinbar sitzt er da, im grauen Pullover, das Haar ebenfalls in dezentem Grau, und zieht an seiner Zigarette. Obwohl ihn die Frage überrumpelt hat, ­bemüht er sich ernsthaft um eine Selbsteinschätzung. Nein, es ist nicht Bestimmung, er habe halt einfach Glück gehabt, so schließlich sein Resümee. Das passt, den Draufgänger würde man ihm sowieso nicht abnehmen. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort und mit dem nötigen Helfersyndrom ausgestattet, das war eher der Weg des Salzburger Doktors, der sich seit über dreißig Jahren für die medizinische Versorgung in Afrika einsetzt. Angetrieben von seiner Bewunderung für Albert Schweitzer, beschloss Schmidjell bereits mit neun Jahren, Arzt zu werden. Gegen den Willen seiner Eltern, einer Kaufmannsfamilie, die Medizin immerhin besser fand als sein Musikstudium. Noch während der Turnusausbildung setzte sich Schmidjell das erste Mal in einen Flieger nach Afrika. Das war 1976, und sein Sitznachbar war Michael Wood, der Gründer von AMREF, einer internationalen Non-ProfitOrganisation zur Verbesserung des Gesundheitszustandes der afrikanischen Bevölkerung. Man kam ins Gespräch, und ehe sich’s Schmidjell versah, stand er im Operationssaal eines kenianischen Buschspitals. Eine Bruchbude und mittendrin ein Novize, der nach Jahren der Theorie das erste Mal mit lebenden Patienten zu tun hatte. „Das war die Initialzündung. Seit damals habe ich das sogenannte Afrika-Virus.“ Zunächst baute Schmidjell selbständig die Hauskrankenpflege in Ostafrika auf, die er später an die Regierung übergab. 1980 machte er den Flugschein, anders waren die großen Entfernungen nicht zu ­bewältigen. Und obwohl noch heute Landeplätze manchmal nur mit Fackeln ausgeleuchtet werden, ist er in all den Jahren nie in eine brenzlige Situation geraten. „Am sichersten sind Hochdecker, damit man nicht mit den Büschen kollidiert.“ Zu Beginn

seines AMREF-Engagements stand eine einzige 150er-Cessna zur Verfügung, heute betreuen fünf Maschinen 220 Buschspitäler zwischen dem Süd­ sudan und Ruanda. Besonders stolz sind die fliegenden Ärzte auf eine einmotorige Cessna Caravan, in der zur Not noch vier Tragbahren Platz finden. 1992 gründete Schmidjell das AMREF-ÖsterreichBüro, als dessen Botschafter er Hilfsprojekte von der Wasser- und Hygieneversorgung über Seuchenbekämpfung bis zu Ausbildungsprogrammen auf den Weg bringt. Und zwar in Afrika von Afrikanern für Afrikaner. 700 Mitarbeiter hat AMREF derzeit vor Ort, davon sind 98 Prozent Afrikaner. „Wir entwickeln die Projekte im Land, betreuen sie drei Jahre und übergeben sie an die Einheimischen.“ Momentan werden in Nairobi 22.000 Krankenschwestern via E‑Learning ausgebildet, zur Hälfte von der österreichischen Regierung kofinanziert, der Rest kommt von privaten Sponsoren, wie etwa Red Bull. „Spendengeld aufzutreiben ist nicht mein Ding.“ Man glaubt’s dem Doktor. Aber er tut’s und hat bekannte Namen für die gute Sache gewonnen. Von Harald Krassnitzer über Wolfgang Ambros bis zu Hubert von Goisern stellten sich österreichische Stars schon unentgeltlich als Testimonials für AMREF zur Verfügung. Das Interesse am Schwarzen Kontinent sei hier­ zulande dennoch gering, darum sei er auf die Idee einer Art positiver Werbung gekommen. Unter dem Motto „Afrikaner laufen für Afrika“ initiierte Schmidjell vor sechs Jahren einen Halbmarathon, für den er unbekannte afrikanische Läufer nach Salzburg brachte. „Die hatten zum Teil nicht einmal eigene Schuhe. Aber der Sieger wurde in Kenia wie ein Held gefeiert.“ Inzwischen geht das Lauf-Ereignis jährlich über die volle Distanz, mit 4000 Teilnehmern aus 32 Nationen. Heuer läuft auch der Kenianer ­Samuel Wanjiru mit, Marathon-Olympiasieger von 2008. Das steigert das Interesse an den Anliegen des Doktors mit dem großen Herzen für Afrika. 6. Salzburg AMREF Marathon: 3. Mai 2009 Infos unter www.salzburg-marathon.at


Der afrikanische Busch ist normalerweise das Flugterrain von Dr. Walter Schmidjell. Bruchlandung hat er noch keine hingelegt. Gott sei Dank, denn reparieren kÜnnte er den Flieger nicht, nur mit alten Land­ rovern kennt er sich aus.


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Pionier

Babe Zaharias gewann Olympiagold in der Leichtathletik, Turniere im Golf, spielte auf höchstem Niveau Basketball und Baseball. Einmal besiegte sie sogar den Tod.

Name Mildred Ella Didrikson Zaharias Spitzname Babe (nach dem Baseballspieler „Babe“ Ruth) Geburtsdatum/-ort 26. Juni 1911, Port Arthur, Texas Gestorben am 27. September 1956 Erfolge Olympiasiegerin 1932 (Speerwurf, 80 Meter Hürden), Silbermedaille 1932 (Hochsprung) Zehnfache MajorSiegerin im Golf (davon dreimal US Open), insgesamt 82 ­Turniersiege, davon 17 bei 18 Amateurturnieren 1947 und 41 als Professional Mitglied der BasketballAll-Ameri­can-Auswahl Basketball-Champion der Amateur Athletic Union (AAU) 1931 1950 Mitbegründerin der Ladies Professional Golf Association (LPGA) und Siegerin in allen drei Majors dieses Jahres

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Das erste Mal verblüffte Mildred Ella Didrikson die Sportwelt 1932 bei den AAU Championships, der Leichtathletik-Ausscheidung für die Olympischen Sommerspiele in Los Angeles im selben Jahr. Sie trat in acht Kategorien an und gewann fünf, darunter Weitsprung und Kugelstoßen. Damit holte sie sich die Teamwertung, obwohl sie die einzige Starterin ihrer Clubs war. Bei den Spielen siegte Didrikson im Speerwurf und über 80 Meter Hürden. Im Hochsprung wurde sie von der Jury, die ihren Sprungstil – Kopf voran über die Latte – plötzlich bedenklich fand, bei gleicher erreichter Höhe wie Siegerin Jean Shiley (USA) auf Platz zwei verbannt. (Was taten Jean und Mildred da­r­aufhin? Sie zerbrachen ihre Medaillen ­jeweils in zwei Hälften und teilten.) Damals durften die Frauen ­übrigens nur in maximal drei Disziplinen ­antreten: ein schmerzlicher Nachteil für Didrikson. Didriksons sportliches Ausnahmetalent hatte sich von Jugend her abgezeichnet. Ihre Eltern, Einwanderer aus Norwegen, waren famose Sportsleute ­gewesen: Mutter Hannah als Skifahrerin und Eisläuferin, Vater Ole als Fitnessfreak, der seinen sieben Kindern Hanteln bastelte. Mildred hatte in jeder Sportdisziplin Erfolg, in der sie sich versuchte, ob Leichtathletik oder Wasserspringen. Am liebsten spielte sie mit ihren Brüdern und deren Freunden und später in verschiedenen Mannschaften Baseball. Weil sie dabei ebenso erfolgreich Homeruns schlug wie die damalige Baseball-Ikone George H. „Babe“ Ruth, wurde dessen Spitzname auch der ihre. Bereits mit fünfzehn war Babe die beste Basketballerin ihrer Schule. Den ersten Job als Sekretärin bekam sie, um sich dem Basketball-Firmenteam widmen zu können: Trotz dreier US-Amateurtitel mit den Golden Cyclones schwenkte Babe um auf Leichtathletik, mit den erwähnten olympischen Erfolgen. Mit Golf begann Babe relativ spät, wohl erst 1934. Dank ihrer Athletik hatte sie das Spiel schnell im Griff, als Amateur und später als Professional. Dem US-Amateurtitel 1946 folgten 1947 das British Amateur (als erste Amerikanerin), drei US-Open- und sie-

ben weitere Major-Turniere. Beeindruckend: 1947 trat sie als Amateurin bei 18 Turnieren an, wovon sie 17 gewann, was selbst ein Tiger Woods nicht schaffte. So gut wird nur, wer sein Ego pflegt. Wenn Didrikson in die Umkleidekabine trat, bekamen ihre Gegnerinnen deshalb zu hören: „Babe ist da. Wer wird Zweite?“ Dieses an Arroganz grenzende Selbstvertrauen und ihr Ehrgeiz machten Didrikson nicht gerade beliebt, hatten ihr jedoch schon vorher geholfen, in einer Zeit der eingeschränkten Möglichkeiten als Sportlerin Geld zu verdienen. Es gab Auftritte mit diversen Baseball- und Basketballteams, mit Filmstars wie Spencer Tracy und bei Showturnieren: Bei einem lernte sie ihren späteren Mann kennen, den griechischstämmigen George Zaharias, der als Profiringer mit dem kuriosen Kampfnamen „The Crying Greek from Cripple Creek“ sein Geld verdiente. Doch sportliche Erfolge hin oder her: Die oberen Zehntausend ächteten Babe Didrikson Zaharias lange als frechen Emporkömmling aus der Lower Class. Sie gab sich j­edoch als aufmüpfiger Freigeist, was mit zu einer Liberalisierung des Frauensports in den USA führte. Auch das kaum dementierbare Faktum, dass sie neben ihrer Ehe eine Beziehung mit einer Golferin lebte, steckte sie weg. Die Golffans liebten sie dennoch, und sie verehrten sie noch mehr, als Babe Zaharias 1953 lebensgefährlich an Darmkrebs erkrankte. Sie überstand schwierige Operationen, kehrte zurück auf den Golfplatz und gewann 1954 das wohl emotionalste Turnier ihres Lebens, die US Open dieses Jahres, mit zwölf Schlägen Vorsprung. 1955 brach der Krebs erneut aus, 1956 starb Babe daran. Doch zu diesem Zeitpunkt war aus der starrköpfigen Egoistin längst eine Persönlichkeit und eine Lady geworden. Eine Lady übrigens, die zeit­ lebens ihre Kleider selbst entwarf: Denn neben all ihren sportlichen Erfolgen hatte Zaharias bereits als Sechzehnjährige auf der Texas State Fair einen Preis für ein selbstgeschneidertes Kleid eingeheimst. US Masters mit Camilo Villegas: 6. bis 12. April 2009, Augusta National Golf Club, Georgia, USA

Bild: AP Photo/Ed Maloney

Text: Robert Sperl


„Noch bevor ich ein Teenager war, wusste ich genau, was ich werden wollte: die beste Sportlerin, die je gelebt hat.“ Iscil ut nibh eugait eugait il ea facip elit ipsumsa ndigna faccum autem do dolore dolore modolore min velent alit lum ip eu feu feu feu facipsu sciduisis do er iurem et nit, commolor susting elit lummy nibh er secte do


So gewann Hannes Arch die Red Bull Air Race World Championship 2008. Wie er sich auf die Titelverteidigung vorbereitet und was das mit Anti足 lopen zu tun hat: ab Seite 60.


Action Ganz schön was los: Was uns diesen Monat bewegt.

SEITE 54 Die Athertons / 60 Porträt Hannes Arch 68 Alle Facts zur Red bull air race world championship 2009 / 70 DTM hautnah

Action_01 seite 28 Action_02 seite 32 Action_03 seite 34 Action_04 seite 36

bild: jörg mitter

Magna con heniam, sim vullam, quatum del dolore ea feum ipis incidunt nullaore te molorem cincipis acilit utat.


Action

RaCHEl

DaN

we are family Sie sind die erfolgreichsten Geschwister der Sportwelt und wohnen zusammen hinter den sieben Bergen: ein Besuch bei Rachel, Dan und Gee Atherton. Text: Huw Williams 54


BilDER: RED Bull PHoToFilES/JoHN GiBSoN (3)

GEE

Weit hinten im walisischen Hinterland, zwischen Hängen aus lilafarbenem Schotter und umgeben von brusthohem Farn, duckt sich ein Steinhaus am Ende eines engen Wegs an einen Abhang. Aus dem Rauchfang kräuselt sich eine dünne Rauchfahne in den Himmel und weist ankommenden Gästen den Weg. Das alte Häuschen sieht malerisch aus, wie ausgeborgt aus einem Gedicht von Dylan Thomas, der Garten drum­ herum ist es nicht. Präzise gesagt ist der Garten als solcher nicht erkennbar. Er ist frisch umgegraben und ähnelt einer Kraterlandschaft, gebildet aus manns­ hohen Erdhügeln, offensichtlich auf­ geworfen von riesigen außerirdischen Maulwürfen, Dirt­Jumps, so weit das Grundstück reicht.

Betritt man das Haus durch die Hin­ tertür, steht man unvermittelt in einem bis zur Decke mit verschlammten Jacken, schmutzigen Schuhen, abgeschabten Knie­ und Ellbogenschützern vollgestopf­ ten Raum. Wo noch Platz ist, hängen Motocrossbrillen und Sturzhelme in allen Größen und Farben. Nur neben der Tür, die weiter ins Haus hineinführt, steht etwas, das nicht wirklich hierher passt: ein Paar ziem­ lich stylischer, ziemlich flaschengrüner Highheels. Diese modische Extravaganz in der Mountainbike­Waffenkammer gehört Rachel Atherton, einer langhaarigen Blondine, die in der Hütte mit ihren bei­ den älteren Brüdern lebt, Dan und Gee. Ein Drittel all dieser Schützer, Jacken

und Helme gehört ihr, ebenso wie fünf der plus/minus 15 Bikes in der Garage. Für alle, deren Wissen über Mountain­ bikes an der ersten Almhütte am Weg­ rand endet: Dan, Gee und Rachel sind die erfolgreichsten Geschwister der Sport­ welt. Jeder der drei Athertons hat in der letzten Saison zumindest ein Weltcupren­ nen gewonnen. Historischerweise sogar am selben Wochenende (31. Mai/1. Juni 2008, Andorra). Zwei (Rachel und Gee) sind regierende Downhill­Weltmeister (2008), im selben Jahr hat Rachel den Downhill­Worldcup gewonnen, Gee wur­ de Zweiter (Downhill) und Dan Dritter (im Four­Cross). Nach allen Regeln sportlicher Fairness sollten die Atherton­Geschwister demnach gefeierte Stars sein, Gäste in großen Sams­ 55


tagabend-Shows, übersetzt in alle leben­ den Fremdsprachen. Doch die Athertons verbringen ihre Samstagabende an Orten, wo Simultanübersetzer nicht vonnöten sind, zum Beispiel in Fahrradgaragen. Ihr Sport findet zudem vor einer Hand­ voll eingeschworener Fans statt (bei den australischen Weltcuprennen umspannte die Hand immerhin 25.000 Zuschauer, das Heimrennen der Athertons im schot­ tischen Fort William sahen vor Ort 20.000 Menschen), und die herkömmlich orien­ tierte Sportberichterstattung nimmt ­wenig Notiz von ihnen. Wäre Downhill olympisch, ja dann würde man die Ather­ tons wahrscheinlich als Helden feiern, nicht nur in ihrer britischen Heimat. Man stelle sich vor: Drei Geschwister mit dreimal Gold bei ein und denselben Spielen. Olympische Spiele würden vor allem Mama Atherton etwas bedeuten. „Letztes Jahr ist sie vor dem Fernseher sehr trau­ rig geworden, als sie gesehen hat, wie viel Aufmerksamkeit diese Sportler im Vergleich zu uns bekommen. Sie findet das unfair.“ Sagt Rachel, unerschrocken, feminin und mit 21 Jahren die jüngste der Athertons. Dan, 27, ist der Älteste, blitzgescheit und mit einem Talent zum Sarkasmus, ernsthaft und trotzdem mit einem schmutzigen Jungengrinsen geseg­ net. In der Mitte Gee, 24, auf den ersten Blick ein großgewachsener Mix aus Ac­ tion Hero und Playboy, auf den zweiten sensibel und intelligent. Dans Spezialität ist Four-Cross, in der Szene „4X“ genannt. 4X ist ein Vollkon­ taktsport und ein Rennen, in dem vier ­Biker gleichzeitig einen für diese Anzahl nahezu obszön ungeeigneten Track run­ terjagen. Der Kurs ist mit Steilkurven, Wellen und unterschiedlichsten Jumps in einer Weise verschärft, die diese Disziplin zu einem extremen Test für Fitness, Re­ aktionsschnelligkeit, Mut, Nerven, tech­ nisches und taktisches Geschick macht. Man kann sich die Sache gut als hang­ wärts geneigte BMX-Bahn vorstellen, und die drei Kerle rund um dich wollen genau dort hin, wo du schon bist (oder umgekehrt). Dan beendete die Saison 2008 als Dritter der Weltrangliste. Wenn ihm zwi­ schendurch nach ein wenig Entspannung ist, fährt Dan auch Downhill. (Auch dort gehört er zur erweiterten Weltspitze.) Aber das ist eigentlich das Metier seiner beiden Geschwister Rachel und Gee. Downhill-Weltcups finden in Gegenden statt, die Menschen, die die Topografie britischer Inseln gewöhnt sind, angst­ einflößend gebirgig und schroff erschei­ nen mögen (nahe Maribor zum Beispiel, 56

in Slowenien, oder in Schladming, in der Steiermark). Ein Track, der etwas auf sich hält, ist von einem durchschnittlichen Pas­ siv-Sportler zu Fuß bergauf nur mit Mühe bewältigbar, geschweige denn bergab und mit einem Ding zwischen den Bei­ nen, das aussieht wie ein Motorrad, dem man den Motor ausgebaut hat. Manchmal sind die Strecken rutschig vom Schlamm, dann wieder staubtrocken und betonhart, dann wieder lose wie ein Geröllhang. Garniert werden sie von Fels­nasen oder Baumwurzeln, und die Bremswellen ­lassen Erinnerungen an die letzte Moto­ cross-Übertragung aufkommen. Im Downhill, dieser Mischung aus World Rally Championship und Ski-­ Abfahrtslauf, sind Rachel und Gee die Besten der Welt. Doch am Anfang ihres Wegs an die Spitze stand Dan.

Die Anfänge: „Vollgas, Crash, Vollgas, Crash. Wir hatten keine Ahnung, dass es so was wie Strategie gibt.“

„Wir sind in einem Dorf aufgewach­ sen, vierzig Kilometer von der nächsten Stadt entfernt, und es gab einfach nichts anderes zu tun, als BMX zu fahren“, erin­ nert sich Dan am schweren Holztisch in der Küche. „Nur Gee wollte nicht mit­ machen. Er tobte lieber mit seinen Freun­ den durch den Wald. Bis ich ihm sein erstes BMX-Bike gekauft habe: Ab dann hat es ihm auch gefallen.“ Dasselbe passierte beim Umstieg von BMX aufs Mountainbike: Dan begann, Gee machte mit. Und wo war Rachel? Dan: „Sie wollte schon als Kind überall dabei sein. Als wir mit den Rennen ­begannen, wollte sie ihre großen Brüder um jeden Preis abhängen.“ Dan war sechzehn und Gee dreizehn, als die beiden ihr erstes MountainbikeRennen bestritten. In einem eigenen, äh, Rhythmus. Dan: „Vollgas, Crash, Vollgas,

Crash. Wir hatten keine Ahnung, dass es so was wie Strategie gibt. Aber die Zu­ schauer waren von Anfang an ziemlich beeindruckt: In manchen Passagen waren wir die Schnells­ten im gesamten Feld.“ Gee hebt seinen Blick nur kurz von ­einer soliden Portion Bohnen auf Toast: „Wir waren, man kann das wörtlich neh­ men, blutige Anfänger. Aber in dem Mo­ ment, als wir die anderen gesehen ha­ ben, war uns klar: Das können wir auch. Und wir können es besser.“ Rachel war damals elf. Wie kommt man als Elfjährige zu MountainbikeDownhill-Rennen? „Indem es keinen Weg daran vorbei gab“, sagt Rachel. ­„Jeder, den ich gekannt habe, hatte mit Bikes zu tun, meine Brüder, all ihre Freunde, alle Bekannten.“ Aber hätte man nicht mit anderen Mädchen zum Beispiel … shoppen gehen können? „Das hab ich einmal probiert. Aber das macht doch keinen Spaß.“ Und was ist der Spaß am Mountainbiken? „Um genau zu sein: Das Training mit dem Bike hat mir eigentlich keinen be­ sonderen Spaß gemacht. Was ich wirk­ lich gern gemocht habe, von Anfang an, war das Rennfahren.“ Gee reißt sich wieder von seinem Lunch los und setzt ein Großer-BruderGrinsen auf: „Typisch Rachel … Training ist schließlich harte Arbeit. Man muss sein Downhill-Bike den ganzen Berg hin­ auf schieben und wird dreckig dabei. Da hat es doch viel mehr Glamour, einfach ein Rennen zu gewinnen und auf dem Podium gefeiert zu werden.“ Dan mischt sich von der Ecke der ­Küche aus ein: „Rachel ist die beste ­Racerin, die du dir vorstellen kannst. Manchmal hat sie im Training an einer Stelle Probleme, ich meine wirkliche ­Probleme, über die du am Abend disku­ tierst. Aber dann kommt das Rennen, und sie passiert diese Stelle, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Das ist vielleicht ihre größte Stärke: Sie ist dann am besten, wenn es darauf ankommt.“ Und Gee? „Gee“, sagt Dan, „ist viel ausgeglichener, konzentriert, er zieht sei­ ne Sachen durch, wie das ein professio­ neller Athlet tun muss. Ein gewisser Ego­ ismus gehört dazu. Wenn du der Beste in der Welt sein willst, darfst du dich nicht nach anderen richten.“ Und was sagt Gee über seinen großen Bruder? „Dan ist sehr entschlossen, schon immer. Er scheut keine Mühe, um Ziele zu erreichen, die er sich gesteckt hat. Ich glaube, er wird es im Leben weit bringen, in jeder Hinsicht.“ Rachel ergänzt: „Hat sich Dan eine Sache in

bild: Maurits Sillem

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Zwei (weltmeisterliche) Regenbogen足 trikots, drei Geschwister (Dan in der Mitte arbeitet noch an seinem): Kommt nur in den besten Familien vor.

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den Kopf gesetzt, ist er mit 110 Prozent dahinter.“ Auch wenn die Athertons in der Szene inzwischen bekannt sind: Sie bleiben Stars zum Anfassen. Regelmäßig besuchen sie Bike-Parks oder Dirt-Spots und riden mit jedem, der da ist. Außerhalb der Renn­ saison betreiben sie eine Downhill-Schule, in der Anna und Otto Normalbremser Techniken und Trail-Skills lernen kön­ nen. Sie sind auch problemlos für die Presse verfügbar und freuen sich ehrlich darüber, wenn man sich für sie inter­ essiert – und noch mehr, wenn man sich für ihren Sport interessiert. Sie sind felsenfest überzeugt, dass man etwas verpasst, geht man ohne Mountain­ biking durchs Leben. Gee: „Die Techno­

„Wir machen diesen Sport nicht, weil wir berühmt werden wollten. Wir machen ihn, weil wir ihn lieben.“

logie, die Athletik, die Emotionen und die Präzision, mit der ein Fahrer zwischen Felsen und Bäumen durch einen Wald fetzt und mit dem Bike oft zwanzig Me­ ter weit springt: Es ist ein phantastischer Sport. Man muss ihn nur richtig rüber­ bringen.“ Dan: „Oder denk an Events wie Red Bull Rampage: Selbst jemand, der noch nie zuvor ein Mountainbike gesehen hat, wird verstehen, was es bedeutet, da­ mit 18 Meter in die Tiefe zu droppen.“ Langsam zeigt die Mission der Ather­ tons, ihren Sport auch einer breiteren Öf­ fentlichkeit zugänglich zu machen, Wir­ kung. Der Welt-Radsportverband UCI hat kürzlich angekündigt, dass 2009 alle Events auf Eurosport 2 live übertragen werden, zusätzlich zur Live-Berichterstat­ tung mehrerer nationaler Fernsehsender und dem superlustig kommentierten Live-Stream auf www.freecaster.tv. Was werden die Athertons tun, wenn sie eines Tages richtig berühmt sind? ­Rachel: „Wir haben uns diesem Sport nicht verschrieben, um berühmt zu wer­ den. Wir lieben ihn. Mum ist frus­triert, dass wir noch nicht so bekannt sind, wenn sie die ganze Berichterstattung und die Aufmerksamkeit sieht, die andere Sportarten kriegen. Sie findet, dass uns das auch gebührt. Aber du kannst einfach nur tun, was in deiner Macht steht, um dieser Sportart dabei zu helfen, weiterzu­ kommen, Aufmerksamkeit zu erlangen, sie aufzubauen; und in der Zwischenzeit solltest du sie einfach genießen.“ Mittlerweile ist es dunkel geworden. Das Licht fällt durch das Küchenfenster in den Dirt-Park draußen im Garten. In­ terview und Fotoshooting haben fast den ganzen Tag gedauert. Viele Sportstars hätten bereits vor Stunden damit ange­ fangen, auf die Uhr zu schauen, um zu signalisieren, dass sie ihre Ruhe vor den Eindringlingen haben möchten. Nicht so die Athertons. Sie machen sich eher ernsthaft darüber Gedanken, dass der Heimweg von ihrem abgelegenen Zuhau­ se ziemlich lang werden wird. Nachdem sich alle verabschiedet haben, streckt uns Rachel noch eine Dose entgegen. „Noch ein Red Bull für die Fahrt?“

Gemeinsames Training macht sie stark. Momentan müssen Gee und Dan auf Rachels Begleitung leider verzichten: Sie hat sich in der Hochrisiko-Sportart Rennradfahren an der Schulter verletzt.

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Bild: maurits Sillem

News und Videos über die MountainbikeGeschwister: redbulletin.com/athertons/de



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Der FLiEGER Die Saisonvorschau des Welt­ meisters der Red Bull Air Race World Championship: unterwegs mit Hannes Arch zwischen Antilopen, g­Kräften und der Entdeckung dessen, was wir das Budapester Selbstvertrauen nennen wollen. Text: Matt Youson, Bilder: Julian Broad

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Hannes Arch, 2008 Weltmeister der Red Bull Air Race World Championship


annes Arch hat sich über den Winter in Südafrika einquartiert, in der Kikuyu Game Lodge in der Pro­ vinz Gauteng, östlich von Pretoria. Das sorgt zu­ nächst einmal für Bewegung in der ortsansässigen Fauna. Der regierende Red Bull Air Race World Champion hat nämlich die Angewohnheit, alle paar Minuten von seinem Sessel auf der Veranda aufzu­ springen, im Garten auf und ab zu laufen und in das Handy zu schreien, das er zwischen Schulter und Ohr ­geklemmt hat. Die Antilopen und Strauße in der grünen Wiese beobachten ihn misstrauisch – hier im Hochland hat man gelernt, auf der Hut zu sein. Hannes Arch ist in Gauteng, um seine Titel­ verteidigung in der Königsklasse des Flugsports vor­ zubereiten – einer Art beflügeltem Gegenstück zur Formel 1. Das Red Bull Air Race hat freilich weniger Parallelen zur aktuellen Formel 1 als zu jener der 1960er Jahre – hemdsärmeliges Racing at its best, frei von den profes­sionell zurechtgeschliffenen Teamstrukturen der M ­ oderne. Arch ist in seinem Team das, was in einem For­ mel-1-Team ungefähr ein bis zwei Dutzend Leute ­beschäftigt: zum Beispiel Teamchef, Sponsoren­ betreuer, Pressesprecher, Logistiker und Personal­ chef. Anrufe und E-Mails zu beantworten ist sein Hauptberuf; das Flugzeug zu fliegen – er sagt es mit einem leicht ironischen Unterton – ist sein Hobby.

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Im Moment muss Arch auf sein Hobby verzich­ ten. Denn sein Spezialflugzeug liegt und steht im Hangar des örtlichen Flugplatzes, zerlegt in seine Einzelteile. Unter der Aufsicht von Archs Schweizer Renntechniker Vito Wyprächtiger wird hier der Kohle­faserrumpf für die neue Saison modifiziert: ein Hauch mehr Stromlinie hier, ein Gramm Ge­ wichtseinsparung dort. Die Arbeit dauert länger als erwartet. Zeit, die Arch eigentlich in der Luft verbringen wollte, ver­ bringt er nun auf der Veranda seiner Lodge – respek­ tive im Garten – und auf dem Flughafen. Er verfasst Blogs für www.hannesarch.com oder verschleißt sich in Telefonkonferenzen mit technischen Partnern oder Lieferanten, die nicht immer ganz mit dem Tempo Schritt halten, das Arch vorgibt. Für Arch, 41, geboren in Leoben in der Steier­ mark, ist das Leben als Pilot in der spektakulärsten Motorsportklasse ein absoluter Kontrast zu allem, was er davor getan hat. Mit neunzehn war er Öster­ reichs jüngster Bergführer. Im Lauf der Jahre ent­ deckte er Drachenfliegen, Paragleiten und BASEJumpen für sich (und sprang, zum Beispiel, als Erster von der Eiger-Nordwand). Nun ist er die Nummer eins in einer Sportart, die bei jedem Ren­ nen hunderttausende Fans anzieht und weltweit live im TV übertragen wird. Außerdem ist es eine neue

Bild: Red Bull Air Race/Miguel Vidal

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Edge 540: das Rennflugzeug von Hannes Arch


DAS FLUGZEUG SOLL SICH ANFÜHLEN WIE ZWEI FLÜGEL, WIE EINE FORT­ SETZUNG MEINES KÖRPERS.

Trainingscamp in Südafrika, 2009

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MEHR ALS 12G TUN NUR NOCH WEH. WIR HABEN UNSERE GRENZEN UND DIE FLUG足 ZEUGE AUCH.

Kikuyu Game Lodge, 2009


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Herausforderung, in einer südafrikanischen Lodge zu sitzen und Aeronautik-Ersatzteilen nachzujagen, per Mobiltelefon. Unterwegs hat er eine gewisse Gelassenheit ge­ lernt und einen sehr disziplinierten Zugang zum Thema positives Denken. Nach einem weiteren eher anstrengenden Telefonat richtet Arch bloß seinen Blick zum Himmel, atmet tief durch und vertieft sich in sich selbst, auf der Suche nach einem Lächeln. Tatsächlich hat er recht bald eines gefunden. „Wir müssen mit solchen Dingen leben“, sagt er. „Das Flugzeug ordentlich herzurichten hat oberste Priorität. Vermutlich werde ich hier nicht so viel Flug­ training bekommen, wie ich wollte, aber was soll’s … Der Zeitplan, den wir uns vorgenommen ­haben, um das Flugzeug fertig zu kriegen, war doch ziemlich ehrgeizig. Aber zusätzliches Flugtraining würde mir ohnehin nur einen Vorteil für das erste Rennen brin­ gen. Ein besseres Flugzeug wird ein Vorteil für die ­gesamte Saison sein, also hat das einfach Vorrang.“

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rch arbeitet mit seinem Team an einem Flugzeug, das schneller sein soll als jenes, das ihn zum Welt­ meister gemacht hat, aber auch mehr Power hat und eine spezielle Art von Komfort: „Es soll sich anfühlen wie zwei Flügel, wie eine Fortsetzung meines Kör­ pers. Die Passform des Fliegers ist sogar wichtiger als der Highspeed, der sich ergibt.“ Beim Red Bull Air Race, sagt Arch, ist es wie beim Abfahrtslauf im Skisport: Am wichtigsten ist es, die ideale Linie zu finden, auf den Zentimeter ­genau ausbalanciert zwischen Geschmeidigkeit und Aggressivität. Wenn sich diese Linie finden lässt, wirkt das Red Bull Air Race verführerisch wie ­Ballett. Die On-Board-Kameras im Cockpit freilich liefern ein anderes Bild: Was von außen elegant und schwerelos wirkt, ist in Wahrheit ein brutaler Angriff auf den Körper. Es sind nicht so sehr die Geschwin­ digkeiten von bis zu 370 km/h (sie machen das Red Bull Air Race zu einer der schnellsten Sport­ arten, die es gibt), die die Piloten an ihre körper­ lichen Grenzen bringen. Was wirklich zählt, sind die g-Kräfte. Eine Überarbeitung der Regeln hat ein Limit von 12 g eingezogen – Übertretungen werden mit sofor­ tiger Disqualifikation geahndet. (12 g bedeutet, dass ein 80 Kilo schwerer Pilot plötzlich das Zwölffache wiegt, also beinahe eine Tonne. Untrainierte fangen übrigens bei 5 bis 6 g an, das Bewusstsein zu verlie­ ren.) Einige Kommentatoren äußerten die Ansicht, das Sicherheitslimit würde dem Geist dieser wohl extremsten aller Motorsportarten widersprechen.

Die Piloten sind da anderer Meinung. „Mehr als 12 g tun einfach nur noch weh. Und es wird gefähr­ lich: Wir haben unsere Grenzen, und die Flugzeuge haben sie auch“, sagt Arch. „Das 12 g-Limit ist außer­ dem gut für den Sport. Es fügt dem Wettbewerb ein weiteres Element hinzu: Wir müssen so nahe wie möglich ans Limit, ohne darüber hinauszugehen. Wir bewegen uns in einem Bereich, in dem es wirk­ lich schon schwierig wird, präzise Entscheidungen zu treffen.“ Indirekt haben die g-Kräfte Arch 2008 den WMTitel eingebracht: Der Brite Paul Bonhomme, sein schärfster Konkurrent in der Gesamtwertung, über­ schritt das Limit im vorletzten Rennen und wurde disqualifiziert, Arch ging mit einem entscheidend großen Vorsprung ins Saisonfinale im australischen Perth und ließ sich den Titel nicht mehr nehmen. Archs Titelgewinn in seinem erst zweiten Jahr überraschte alle – auch wenn er kein Neuling war in der Red Bull Air Race World Championship. Den Start der Rennserie 2005 begleitete er als Renn­ direktor. 2007 schaffte er den Wechsel auf die ande­ re Seite, aber der Rookie-Pilot brachte etablierte ­Piloten wie den Briten Paul Bonhomme, den Ungarn Péter Besenyei oder die Amerikaner Kirby Chambliss und Mike Mangold kaum in Verlegenheit. Die ernüchternde erste Saison, meint Arch rück­ blickend, war der entscheidende Faktor seiner der­ zeitigen Vormachtstellung. „Red Bull Air Race ist nicht wie Autorennsport. Im ersten Jahr geht’s in Wahrheit um gar nichts – außer ums Lernen, Ler­ nen, Lernen. Am Anfang weißt du nichts, du weißt nicht einmal, dass du nichts weißt. Selbst wenn du glaubst, du bist dabei, bist du in Wahrheit nirgends. Ich war in meinem Rookie-Jahr immerhin KunstflugEuropameister und habe mir wirklich Hoffnungen gemacht. Dann konnte ich beim ersten Rennen nicht einmal in einer Linie von Tor zu Tor fliegen. Das war ein Schock. Ich habe daraufhin mein gesamtes Den­ ken, meine gesamte Einstellung geändert, um 180 Grad. Ich habe aufgehört, über Zeiten, Plätze, WMPunkte nachzudenken. Ich habe einfach nur beob­ achtet, i­mmer, alle, alles. Ich habe es in mich aufge­ sogen: mit welcher Taktik meine Gegner ins Rennen gehen, wie sie an ihren Maschinen arbeiten, sogar wie sie ihre Techniker behandeln.“ Hannes Arch entdeckte sich in gewisser Weise neu. „Bis zum Red Bull Air Race habe ich nicht ge­ wusst, ob ich ein Wettkämpfer bin. Ich habe nicht gewusst, ob ich im Wettstreit mit anderen bestehen kann – zuvor war ja nur die Natur die Herausforde­ rung gewesen. Es war nie: ich gegen den anderen Sportler. Es war immer: ich mit einem anderen Sportler. Oder überhaupt nur: ich. Beim Klettern, zum Beispiel: Wenn ein anderer Hilfe braucht, hilfst du. Und wenn er glaubt, er muss der Erste am Gipfel sein, lässt du ihn Erster sein. Der Wettbewerb im ­Extremsport ist normalerweise, etwas zu schaffen, was vorher kein anderer geschafft hat; etwas zu er­ reichen, woran andere gescheitert sind. Das Red Bull Air Race ist völlig anders. Es ist wie ein 100-Meter65


Lauf: Du stehst mit den anderen Athleten in einer Reihe und musst schneller sein als sie – ich hatte keine Ahnung, ob die Fähigkeit, mich hier durchzu­ setzen, überhaupt in mir steckt.“ Auch das fand Arch in seinem Rookie­Jahr 2007 heraus. „Ich habe gelernt, mich im direkten Wett­ bewerb zu messen. Am Ende des Jahres war ich dann fähig, das und alles andere, was ich gelernt hatte, in einen Topf zu werfen.“ Pause. „Und dann habe ich noch ein paar eigene Zutaten hinzugefügt.“

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inige der wesentlichsten „eigenen Zutaten“ fanden sich im mentalen Bereich. „Die Enttäuschung von 2007 war ideal. Die anderen Burschen bereiten sich vor, indem sie sich sagen: ‚Ich bin ein guter Pilot.‘ Meine Einstellung hingegen ist, immer zu denken: ‚Ich bin nicht gut – ich muss mich verbessern.‘ Das treibt mich an, das hält mich wach. Ich habe die Zeit zwischen den Saisonen 2007 und 2008 genützt, um mich sowohl mental als auch körperlich und tech­ nisch so intensiv wie möglich vorzubereiten. Ich musste mir auch das richtige Umfeld schaffen. Das hat kleine Dinge betroffen wie die Teamkleidung, die sich gut anfühlt, und große Dinge wie das Ein­ stellen eines tollen jungen Technikers, der an das Flugzeug ganz neu herangegangen ist, mit vielen neuen Ideen und unheimlichem Enthusiasmus, und dem ich bedingungslos vertrauen kann. Alle mentale Stärke ist dahin, wenn du beim Rennen nicht das Gefühl hast, im perfekten Flugzeug zu sitzen. Für dieses Gefühl ist der Techniker verantwortlich: Bei einem Rennen kümmere ich mich nicht um die Maschine, das ist seine Verantwortung. Die hat er perfekt wahrgenommen. Daher war die Zusammen­ arbeit mit ihm ein entscheidender Teil des Erfolges im vergangenen Jahr.“ „Ich bin mittlerweile ziemlich gut darin, Hannes’ Stimmung einzuschätzen“, sagt Vito Wyprächtiger, Hannes Archs Techniker. „Ich weiß, wann ich mit ihm reden kann und wann nicht. Gott sei Dank ver­ traut mir Hannes beim Umgang mit dem Flugzeug. Ich glaube, es hilft dabei sehr, dass ich selbst Kunst­ flug betreibe. Ich weiß, was im Cockpit los ist, und ein wenig, was in Hannes’ Kopf; und er weiß, dass ich das weiß. Unterm Strich bedeutet das: Wenn sich Hannes auf ein Rennen vorbereitet, braucht er sich keine Gedanken um das Flugzeug zu machen.“ Obwohl Paul Bonhomme mehr Rennen gewon­ nen hat, holte Arch also 2008 den Gesamtsieg, ein bisschen in Hase­und­Igel­Manier: Die Konstanz ent­ 66

schied. Arch hat in jedem Rennen mindestens das Semifinale erreicht, gegen Ende der Saison in Buda­ pest und Porto zwei Siege draufgesetzt. „Hannes wurde konstant besser“, erzählt Wyprächtiger. „Im ersten Halbjahr musste er sich an das neue Flugzeug gewöhnen. Und obwohl er schon im ersten Rennen einen zweiten Platz holte, war er am Ende des Jah­ res viel konstanter, in jeder Hinsicht besser.“ Arch sieht das ein bisschen anders: „Am Anfang des Jahres war ich noch nicht bereit zu gewinnen. Ich wollte einfach einmal Fuß fassen – ein solider Platz im Mittelfeld war zu Saisonbeginn mein Traum. Die Spitze war unendlich weit weg. Ich war im Kopf noch nicht so weit, für Siege. Ich habe in den End­ runden zu viel riskiert, weil ich nicht so diszipliniert war, wie man es sein muss, um gut zu fliegen.“ Der Erfolg kam im August in Budapest: Arch schlug den Briten Steve Jones im Duell über der Donau, vor über einer Million Fans. „Als ich nach Budapest kam, hatte ich das Gefühl, das könnte mein Rennen sein. Zuerst habe ich nicht gewusst, wie ich mit dieser neuen Art von Selbstvertrauen umgehen soll. Ich habe eher gefürchtet, dass ich mich auf die falsche Sache konzentriere – aufs Gewinnen statt aufs Flie­ gen. Im Nachhinein sehe ich das anders: als Beweis dafür, dass der Unterschied zwischen Sieg und Nie­ derlage nur in meinem Kopf war.“ Einer der Tricks, die Arch den Sprung vom Ver­ folger zum Sieger ermöglichten, war eine Umstel­ lung in seinem Denken: „Ich fliege gegen die Uhr, nicht gegen die anderen Piloten. Wenn du versuchst, den Menschen zu besiegen statt die Zeit, spielen auf einmal Dinge wie Stolz oder Prestige eine Rolle. Und die sperren dich ein, verhindern, dass du offen genug bist, um zu lernen. Wenn du besser werden willst, musst du dich umschauen und die Qualitäten der anderen rund um dich erkennen. Ich sehe rund um mich keine Feinde. Ich sehe Piloten, zu denen ich aufsehen kann, die Fähigkeiten und Erfahrungen haben, von denen ich lernen kann. Ich weiß, ich bin nicht der begnadetste Pilot im Feld.“ Bescheidenheit als Zier – auch für einen Welt­ meister? „Ehrlich, es geht nicht nur ums Fliegen. Da gibt’s noch Taktik, Vorbereitung, Einstellung, Team­ work. Ich glaube, ich habe letztes Jahr gewonnen, weil ich meine Hausübungen besser gemacht habe als alle anderen. Mein Vorteil war, dass ich ein Workaholic bin. Ich war letztes Jahr nicht der beste Pilot – aber der schnellste.“ Arch sagt es, und ein kurzes Raubtiergrinsen huscht über sein Gesicht. Noch wenige Wochen bis zum Beginn der neuen Saison des Red Bull Air Race … nicht nur die Antilopen sollten auf der Hut sein. Red Bull Air Race World Championship 2009: 17./18. April: Abu Dhabi (UAE) 9./10. Mai: San Diego (USA) 13./14. Juni: Windsor/Ontario (CAN) 19./20. August: Budapest (HUN) 12./13. September: Porto (POR) 3./4. Oktober: Barcelona (ESP) www.redbullairrace.com Das private Foto-Tagebuch von Hannes: redbulletin.com/arch/de

BILD: RED BULL AIR RACE/ANDREAS SCHAAD

Action


in MEinEM ERStEn REnnEn KonntE icH nicHt EinMAL in EinER LiniE Von toR ZU toR FLiEGEn.

Hannes Arch 端ber Abu Dhabi, 2008


der Guide

Wir lernen fliegen: die 2009 Red Bull Air Race World Championship auf einen Blick.

hannes arch Nationalität: Austria Geboren: 22. 9. 1967 Flugzeug: Edge 540 Startnummer: 28 Beste Gesamtplatzierung: Weltmeister 2008

Peter besenYei Nationalität: Ungarn Geboren: 8. 6. 1956 Flugzeug: MXS-R Startnummer: 5 Beste Gesamtplatzierung: Platz zwei 2005, 2006

Paul bonhoMMe Nationalität: Großbritannien Geboren: 22. 9. 1964 Flugzeug: Edge 540 Startnummer: 55 Beste Gesamtplatzierung: Platz zwei 2007, 2008

kirbY chaMbliss Nationalität: USA Geboren: 18. 10. 1959 Flugzeug: Edge 540 Startnummer: 4 Beste Gesamtplatzierung: Weltmeister 2006

Glen Dell Nationalität: Südafrika Geboren: 9. 4. 1962 Flugzeug: Edge 540 Startnummer: 45 Beste Gesamtplatzierung: Platz zwölf 2008

Matthias DolDerer Nationalität: Deutschland Geboren: 15. 9. 1970 Flugzeug: Edge 540 Startnummer: 21 Neu in der Red Bull Air Race World Championship

Michael Goulian Nationalität: USA Geboren: 4. 9. 1968 Flugzeug: Edge 540 Startnummer: 99 Beste Gesamtplatzierung: Platz fünf 2006

Matt hall Nationalität: Australien Geboren: 16. 9. 1971 Flugzeug: MXS-R Startnummer: 95 Neu in der Red Bull Air Race World Championship

nicolas ivanoff Nationalität: Frankreich Geboren: 4. 7. 1967 Flugzeug: Edge 540 Startnummer: 27 Beste Gesamtplatzierung: Platz sieben 2005, 2007

niGel laMb Nationalität: Großbritannien Geboren: 17. 8. 1956 Flugzeug: MXS-R Startnummer: 9 Beste Gesamtplatzierung: Platz sieben 2008

alejanDro Maclean Nationalität: Spanien Geboren: 6. 8. 1969 Flugzeug: MXS-R Startnummer: 36 Beste Gesamtplatzierung: Platz sechs 2007

Mike ManGolD Nationalität: USA Geboren: 10. 10. 1955 Flugzeug: Edge 540 Startnummer: 11 Beste Gesamtplatzierung: Weltmeister 2005, 2007

Pete McleoD Nationalität: Kanada Geboren: 23. 2. 1984 Flugzeug: Edge 540 Startnummer: 84 Neu in der Red Bull Air Race World Championship

YoshihiDe MuroYa Nationalität: Japan Geboren: 27. 1. 1973 Flugzeug: Edge 540 Startnummer: 31 Neu in der Red Bull Air Race World Championship

serGeY rakhManin Nationalität: Russland Geboren: 18. 10. 1961 Flugzeug: MXS-R Startnummer: 18 Beste Gesamtplatzierung: Platz elf 2008

IllustratIonEn: rEd Bull aIr racE (15), sEso MEdIa (6); BIldEr: danIEl Grund (15)

das starterfeld: 15 piloten, 12 nationen


die falschen ManöveR

die Richtigen ManöveR

richtig & falsch level flying

knife-edge

QuadRo

schikane

Das Start-/Zieltor sowie alle blau markierten Tore müssen horizontal passiert werden.

Alle rot markierten Tore müssen vertikal passiert werden.

Der Quadro (gebildet aus vier Pylonen) muss vertikal passiert werden.

Die Schikane (drei Einzel-Pylonen) muss im Slalom passiert werden.

gefähRliches fliegen

BeRühRen des Pylonen

fliegen in falscheR eBene

zu hohes fliegen

Zu tiefes bzw. schnelles Fliegen, Überschreiten des g-Limits, Überfliegen der Sicherheitslinie zu den Zuschauern: Disqualifikation.

Der Pilot berührt einen Pylonen mit dem Flügel oder dem Propeller: sechs Sekunden Strafzeit.

Der Pilot weicht um zehn und mehr Grad von der vorgegebenen Flugebene ab: zwei Sekunden Strafzeit.

Der Pilot passiert ein Tor bzw. die Schikane zu hoch: zwei Sekunden Strafzeit.

Neu für die saisoN 2009: Das neue Format Der reD Bull air race WorlD championship Bringt noch mehr spannung in Das rennWochenenDe. Qualifikation/tag eins Die 15 Piloten versuchen sich über ihre erreichte Zeit für die ersten zehn Plätze zu qualifizieren. Damit erreichen sie direkt die „Top 12 Session“ am Finaltag. Der Schnellste der Qualifikation bekommt einen WM-Punkt. Rennen/tag zwei Beginnt mit einer „Wild Card Session“: Die fünf Langsamsten der Qualifikation bekommen eine weitere Chance, sich für das Rennen zu qualifizieren – sie matchen sich um zwei Startplätze. Weiter geht es in die „Top 12 Session“: Die schnellsten acht der Top 12 erreichen die Runde der „Super 8“. In der folgenden Runde kommen die schnellsten vier in die „Final 4“. Hier geht es dann um den Sieg: Der schnellste Pilot der letzten Runde gewinnt. PunkteweRtung Sieger: 12 Punkte Platz zwei: 10 Punkte Platz drei: 9 Punkte Platz vier: 8 Punkte … … und so weiter bis zum elften Platz (1 Punkt).

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*bezogen auf Deutschland, Quelle: AGOF internet facts 2008-IV

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Action

Bild: Gilbert/xpb.cc

Eine typische Szene aus dem Vorjahr: Timo Scheider ganz innen im Infight am Norisring. Zu Saisonende war der schwarz-silberne Audi A4 DTM Meister. Dann kamen wir.

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Mitten drin Tausche Fernseher gegen Lenkrad: Audi bat das Red Bulletin ins Cockpit des A4Â DTM. Eine Erfahrung im Grenzbereich, ohne den Grenzbereich auch nur betreten zu haben. Text: Werner Jessner


Direkt neben dem Fahrer der Tank, griffgünstiger Schalthebel mit integriertem Startknopf, extrem nach hinten verlegte Lüftungsdüsen. (Das Gitter durfte original bleiben.).

Auf eigene Verantwortung. DTM-Fahren ist körperliche Arbeit. Es gibt keine wie immer gearteten Hilfssysteme, die Fahrfehler kaschieren oder gar ausbessern könnten. Die Hinterachse überbremst? Dein Pech. Schau, 72

Das sagt der Champ

Mattias Ekström

Was hat sich 2009 im Vergleich zum Vorjahr geändert? Das Reglement ist gleich, allerdings haben die Teams natürlich technische Verbesserungen im Detail gefunden: bei der Aerodynamik, beim Motor, ein wenig auch beim Fahrwerk. Ich glaube schon, dass die 09er-Autos schneller werden als die Gebrauchtwagen, aber wahrscheinlich nicht dramatisch. Ich schätze, es wird enger als im Vorjahr. Wird man heuer mit einem Gebrauchtwagen also in die Punkte fahren können? Das ist ja etwas, das die Organisatoren anstreben. Punkte sind mit Sicherheit drin, ich würde sogar sagen, dass zumindest zu Saisonbeginn sogar Stockerl­

plätze mit den Vorjahresautos drin sind. Wenn im Laufe der Saison Evolutionen der 09er-Autos kommen, wird es vermutlich härter werden. Wer wird um den Titel kämpfen? Meine Audi-Teamkollegen sind durch die Bank stark, bei Mercedes schätze ich Paffett, di Resta und Spengler stärker ein als Ralf Schumacher, der heuer auch erstmals einen ­Neuwagen gekriegt hat. Wie hast du dich auf die neue Saison vorbereitet? Einerseits habe ich mein körper­ liches Training umgestellt, andererseits hatte ich mehr Zeit für mich selber. Weil ich im Vorjahr ja nur Dritter in der Meisterschaft wurde, sind viele Sponsor- und Repräsen­ tationstermine weggefallen. Es ist zwar schön, wenn man gefragt ist, es macht aber auch müde. Die Lust aufs Rennfahren ist heuer noch ­früher als sonst zurückgekommen. Welches Rennen sollte man sich als Zuschauer nicht entgehen lassen? Den Norisring. Da sieht man am meisten, und die Stimmung ist ­immer super.

bilder: GEPA pictures, jiri krenek

K

eine Ahnung, wo das Auto vorn aufhört. Keine Ahnung, wie viel Platz links und rechts ist. Keine Ahnung, wie man damit im Pulk fahren können soll, womöglich noch auf den Zentimeter genau. Der Fahrer sitzt fast zentral im Auto, ungewohnt weit hinten und mittig. Außerdem hat man ihn aus Schwerpunktgründen so tief gepackt, wie es geht, was dazu führt, dass man sich vorkommt wie ein Zehnjähriger, der das Auto vom Papa ausgeborgt hat. Warum die Fahrer auf den On-board-­ Videos in den Kurven so lange Hälse kriegen, erklärt sich aus der Innenperspektive von selber. Ein Mechaniker schließt die Tür, sie verwindet sich in seinen Händen, so leicht ist sie. Er deutet: Es kann losgehen. Der Startknopf befindet sich mitten im Schaltknauf, es dauert ein paar Umdrehungen des Starters, bis der Achtzylindermotor des Audi A4 DTM munter wird. Er beutelt sich zurecht und fällt in einen rasselnden Leerlauf. Es riecht intensiv nach Benzin; der Fahrer sitzt direkt neben dem Tank. Kupplung, ein Zug am Schalthebel des sequenziellen Getriebes legt den ersten Gang ein, Kupplung kommen lassen, los. Easy. Es wird laut. Es gibt keine Dämmung, eher im Gegenteil: Das Auto bemüht sich, ­einen möglichst guten Resonanzraum für den Motor abzugeben. Die Sidepipes des Auspuffs enden auf Fahrerhöhe. Ein DTM-­ Audi ist im Inneren so laut, dass der, der seine Ohrstöpsel vergessen hat, gern in die Box zurückkommen wird. Das alles darf man erwarten, man muss es erwarten. Immerhin haben wir es hier mit der Königsklasse europäischer Tourenwagen zu tun.


bilder: audi/hoch zwei/michael kunkel, jiri krenek

wie du die Kiste einfängst. Zu früh am Gas? Da wirst du wohl gegenlenken müssen, aber etwas plötzlich, wenn’s leicht geht, danke schön. Zu spitz ins Eck rein, und jetzt plagt dich massives Untersteuern? Tja. Schätze, du hast ein Problem. Einen Curb ­erwischt? Das hättest du vorher bedenken müssen. Lebende Elche am Griller. Kein Zweifel: DTM-Autos sind echte Rennwagen. Haben Leistung galore, kommunizieren das auch: Zwar gibt es kein Loch im Drehzahlband, aber so richtig wohl zu fühlen beginnt sich der Motor erst bei hohen Drehzahlen. Schluss ist bei 8000 Umdrehungen pro Minute. Da fühlst du dich automatisch schnell, und es klingt wie ein lebender Elch am Griller. Das Reglement schreibt präzisest vor, was geht und was nicht. Kosten sparen, am besten dort, wo es der Zuschauer nicht merkt. Den Tausenden auf den Tribünen ist’s egal, ob die Rahmendaten des Motors bis auf Winkel, Bohrung und Stichmaß genau vor­gegeben sind, solang nur die Show stimmt. Und das tut sie. Die großen deutschen Rennstrecken Hockenheim- und Nürburgring auszuverkaufen ist nicht nichts. Ganz zu schweigen von der Volksfeststimmung in Nürnberg, wenn am Norisring gefahren wird. Und auch die Auswärtsspiele in Barcelona, Zandvoort oder Brands Hatch kommen gut an, weil eben das Gesamtpaket passt: breites Fahrerfeld mit großen ­Namen, die verzweifelt gegen die echten Stars anrennen. Es zählt a priori wenig, wenn du Lauda oder Schumacher mit Nachnamen heißt oder den großen deutschen Rennfahrer­ namen Winkelhock trägst und es in zweiter Generation in die ­Formel 1 geschafft hast. Wie sagt der Rennfahrer: Entscheidend is’ im Auto. Die Stars der Szene heißen Timo Scheider oder Mattias ­Ek­ström (siehe Interview links), sie sind das Maß der Dinge. Clevere, fitte, überaus smarte Kerle, die DTM mit höchster Professionalität betreiben und sich auf die Eigenheiten ihrer Autos eingestellt haben. Man glaubt ihnen gern, wenn sie nach den Rennen von nervösen, rutschenden Geräten erzählen. Nicht, dass es den Technikern der beteiligten Konzerne Audi und ­Mercedes nicht möglich wäre, satt liegende Tourenwagen zu bauen: Es ist abermals das Reglement, das den A4 DTM und die C-Klasse so sein lässt, wie sie sind. Die Autos sollen schwierig zu fahren sein, die Fahrer sollen Fehler machen und Überholmanöver probieren. Nur so werden Rennen gut. Wie es nicht geht, hat ja die Formel 1 jahrelang vorgezeigt, als eine Sonntagsprozession auf die nächste folgte. Jetzt rudert auch sie zurück und macht die Aerodynamik ineffizienter. Genau, wie es die DTM von Anfang an vorgezeigt hat. Das heißt aber nicht, dass DTM-Autos unpräzise zu fahren wären. Genau das Gegenteil ist der Fall. Anfangs irritiert dich, wie feinfühlig die Lenkung arbeitet, wie wenig Input sie braucht und wie ansatzlos das Auto auf Fahrerbefehle reagiert. Gemeinsam mit seinem riesigen Talent erklärt das auch, wie Ex-Champ Ekström bei seinen Gastauftritten scheinbar so easy in der Rallye-Weltspitze mitfahren kann: Der Mann ist es einfach gewohnt, die Position seines Fahrzeugs am Untergrund permanent zu ­justieren und dem stabilen Zustand zu misstrauen. Gespür für Glatteis: Genau das brauchst du in der DTM. Toll, wie liebevoll die Details der Autos ausgeführt sind. ­Damit die Carbonbremsen bei der Fahrt an die Box nicht abbrennen, weil die Kühlung des Fahrtwindes wegfällt, kann man sie mit Wasser aus einem eigenen Tank kühlen. Der Sturz, ­effektives Mittel, das Fahrverhalten zu ändern, lässt sich durch Lösen von nur zwei Schrauben und Einlegen von unterschiedlich dicken Plättchen minutenschnell einstellen. Nicht unwesentlich, wo Nuancen entscheiden und Trainingszeit limitiert

Info-Overflow (oben). Aero-Superflow (unten). Der Audi A4 DTM, der State of the Art des Tourenwagens.

ist. Das S ­ icherheitskonzept mit Carbonzelle, in der der Fahrer sitzt, in Verbindung mit einem Stahlrohrchassis ist vorbildlich; sollte e­ inem Fahrer dennoch was passieren und man ihn bergen müssen, haben die Autos eine Öffnung im Dach, durch die der Kopf stabilisiert werden kann. Bis dorthin, wo die Serienkarosserie erhalten bleiben muss, tut sie das auch. Ab dem Millimeter aber, wo sie frei ist, wird entwickelt, und wenn es bedeutet, den Griff der hinteren (funktionslosen) Türen diagonal durchzusägen. Von unten betrachtet, hat der Audi A4 DTM die Form eines Bootes. Einen Kaufpreis zu berechnen ist seriös nicht möglich: Was rechnet man alles rein? Von den drei Motoren, die sich je zwei Fahrer eine Saison lang teilen müssen, zählen da alle drei? Rechnet man die Entwicklung ein? Und wie fließen Gebrauchtwagen in die Rechnung ein? Einsteiger kriegen nämlich erst einmal Autos aus den letzten beiden Saisonen, bis sie sich ­danach eventuell für einen Neuwagen qualifizieren. Ein Ralf Schumacher klaubte in seiner ersten Saison gerade einmal drei Pünktchen zusammen. Um das in Relation zu setzen: Timo Scheider brauchte deren 75, um Meister zu werden. Respekt, meine Damen und Herren! Was uns das als Rookies sagt? Die Arbeit der Jungs an der Spitze ist gar nicht hoch genug zu bewerten. Schon nach ein paar ­wenigen Runden in einem DTM-Audi allein auf der Rennstrecke bist du müde von der Hitze, dem Lärm, dem Gestank und der Wachsamkeit. Dass du auch noch langsam warst, weißt du von selber. Jeder Einzelne aus dem DTM-Kader hätte dich auch im ältesten Gebrauchtwagen noch in der ersten Runde betoniert, Meisterauto hin oder her. Wie würde der ehrliche Skifahrer ­sagen: Am Material lag es nicht. DTM-Präsentation: 19. April 2009, Königsallee, Düsseldorf, Deutschland Die Technik des Siegerautos: redbulletin.com/dtm/de

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Besonderer Service f端r unsere weiblichen Kunden: Dieses Auto w端rgt sich an der Ampel selber ab. (BMW 1er mit umweltfreundlicher Auto Start Stop Funktion unter sixt.de)


More Body&Mind Belebendes für Körper und Geist.

bild: James Pearson-Howes

seite 76 Dinner with Giniel De Villiers / 78 reD Bull space new York 80 DtM-strecken 2009 / 81 reD Bull paper winGs / 82 MountainBike-MoDe 84 taG & nacht / 94 reD Bull DoG / 96 reaD Bull / 98 koluMne

Frische Melodien. Unschuldig klingender Gesang. Insgesamt Musik, die sich anhört wie eine Handvoll Bonbons: Die Neuseeländerin Phillipa „Pip“ Brown vulgo Ladyhawke bringt’s.


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Dinner with …

Giniel de Villiers Er war der erste Afrikaner, der die Rallye Dakar gewinnen konnte – ausgerechnet in dem Jahr, als sie erstmals nicht in Afrika stattfand. Was für ihn in jeder Hinsicht ein Gewinn war – auch in kulinarischer. Das Red Bulletin traf den Mann aus Südafrika in Salzburgs Hangar-7.

An guten Tagen sieht Giniel de Villiers aus wie Robbie Williams. Der Südafrikaner, der noch dazu im Weinort Stellenbosch lebt, entspricht äußerlich nur bedingt dem Bild des asketischen Beißers, der sich zwei Wochen lang bei grausamen Temperaturen in lauten Rennautos über turmhohe Dünenkämme und durch mannshohe Vegetation kämpft. Doch man soll sich vom äußeren Eindruck nicht täuschen lassen: De Villiers ist ein Fighter durch und durch, ein echter Steher. Dass er bei all den Entbehrungen seines Berufs auf die schönen Seiten des Lebens nicht vergisst, zeigte er bei seinem Besuch im Hangar-7. red bulletin: Was isst man eigentlich während einer Dakar-Etappe? giniel de villiers: Die Etappen dauern oft sechs, sieben Stunden, da kommst du mit normalem Essen nicht weit. Das Tückische an der Dakar ist, dass du fehlerlos bleiben musst vom ersten bis zum letzten Tag. Jede Kleinigkeit wird sofort bestraft, jeder noch so kleine Fehler kann dich aus dem Rennen werfen. Im Auto essen wir Powerbars, das geht unproblematisch und gibt lange Zeit Energie. Ist dir je schlecht geworden im Auto? Könnte mich nicht erinnern. Viele Fahrer nehmen sich Delikatessen von daheim mit, um sich im Etappenziel selber zu belohnen. Du auch? Absolut. Diese kleinen Geschenke an sich selbst sind wichtig für die Psyche. Ich habe immer Biltong mit, getrocknete Rindfleischstreifen, sehr salzig. Schmeckt herrlich, und nach einem Tag im RennTouareg brauchst du abends ohnehin Salz. Was trinkt man? Isotonische Getränke, und zwar bis zu sechs Liter pro Etappe. Die Temperatur im Auto erreicht zwischen 60 und 70 76

Grad, die Gefahr des Dehydrierens ist allgegenwärtig. Die Getränke werden gekühlt, damit sie nicht gar so grauslich schmecken. Die romantische Vorstellung, dass wir uns Camelbaks an die Sitze hängen und losdüsen, ist überholt – zumindest bei den Profis. Iso-Drinks sind ja nicht gerade berühmt für ihren Geschmack … … darum wechseln wir auch öfter die Ge-

Multitalent Giniel, für Freunde „Ginny“, ist ein Spätstarter auf der Langstrecke.

Groß geworden ist Giniel (sprich „Scheníl“) de Villiers, 37, auf der Rundstrecke; im ersten Leben war er fünf­ facher südafrikanischer Tourenwagen-Champion. 2000 wechselte er zum Rallye-Raid, auf einem privaten Nis­ san zeigte er dermaßen auf, dass er den Sprung ins VWWerksteam schaffte. 2006 wurde er Zweiter, heuer biss er erstmals in den begehrten Tuareg-Pokal der Dakar.

schmacksrichtung. Isostar Orange ist mir noch am liebsten. Im Etappenziel steht für uns Fahrer dann immer mit Wasser verdünntes Red Bull bereit. Und das erste Bier nach zwei Wochen Sand … … ist das beste, das man je hatte. Falsch: Eigentlich ist das zweite das beste, vor allem als Sieger. Das erste zischst du gegen den Staub, das zweite für den Genuss. Und allgemein: Bier oder Wein? Je nachdem. Ein eiskaltes Bier hat schon was. Detto ein kühler Weißwein an heißen Tagen. Oder ein Glas schönen Rotweins. Alles zu seiner Zeit. Du kommst ja aus einem der bekanntesten Weinanbaugebiete, vom südafrikanischen Kap. Deine Favoriten? Cabernet und Shiraz. Merlot eigentlich weniger. Wie erklärst du dir den Boom südafrikanischer Weine? Ist es nur gutes Marketing, dass man die in Europa plötzlich an jeder Ecke kriegt? Nein, es liegt mit Sicherheit daran, dass Südafrika ein phantastisches Anbau­ gebiet ist und phänomenale Winzer hat. Das liegt schon in der Geschichte. Meine Vorfahren zum Beispiel sind vor drei Jahrhunderten aus Frankreich nach Südafrika gekommen und haben ihre Kultur mitgebracht. Nur mit gutem Marketing allein wäre der südafrikanische Wein nie so groß geworden. Hast du Weinbau selber probiert? Nein, ich bin lieber mit Autos auf der Weinfarm rumgekurvt. Dein liebster Platz für ein schönes Abendessen? Es gibt bei uns in Südafrika überall Weinfarmen, auf denen auch gekocht wird. Es ist so friedlich dort, dazu die wunderschöne Landschaft und nette Gesellschaft – perfekt. Was kommt da auf den Tisch?

bild: getty images

Text: Werner Jessner, Bilder: Helge Kirchberger


Ein Weltreisender zu Gast bei der österreichischen Küche: Im Rahmen des Besuchs der Desert Bulls im Hangar-7 erwischten wir ­ iniel de Villiers mit dem Dessert – klassischem Kaiserschmarrn mit Zwetschkenröster. Auch der steirische Weißwein mundete. G

Fleisch, und zwar ohne viel Tamtam. Fleisch allein kann so gut schmecken, da brauch ich nicht viel dazu. Ich mag kein kompliziertes Essen. Welches Fleisch? Ein schönes Steak, argentinisches Rind zum Beispiel ist phänomenal. Davor war ich in Brasilien, auch dort können sie mit Fleisch umgehen. Aus kulinarischer Sicht hat’s die Verlegung der Dakar nach Südamerika echt gebracht. Gutes Rind ist mir genauso recht wie Wild. Südafrikanischer Springbock zum Beispiel ist eine echte Delikatesse. Ich hab aber auch schon

­ lligator gegessen, das schmeckt wie A Kaninchen. Wie steht’s mit Süßem? Eigentlich nicht so sehr. Was ist das hier, was wir essen? Kaiserschmarrn. Was ist da drin? Eier, Mehl, Zucker, ein wenig Milch … Schmeckt gut. Und das fruchtige Zeug? Zwetschkenröster. Zbetsch-gen-roster. Schwierig auszu­ sprechen. Kochst du selber? Selten. Ich lade mir höchstens Freunde

ein, die kochen. Sonst bin ich ein Auswärts-Esser. Was müsste passieren, dass du deinem Co Dirk von Zitzewitz was kochst? Kann ich mir nicht vorstellen, dass der Fall je eintritt. Eher würd ich ihm sagen, er soll ein Restaurant finden, und ich lade ihn ein. Wozu hab ich schließlich ­einen Navigator im Auto? Das Gastkoch-Konzept im Hangar-7, Salzburg: Im April kocht Pongtawat Chalermkittichai (THA). Alle Köche im Jahr 2009: www.hangar-7.com Das Action-Video mit den Wüsten-Bullen: redbulletin.com/dakar/de

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Trouble aka Trevor Andrews brachte den Space zum Vibrieren.

Zu Halloween legte die DJ Management Company DGI die Masken an.

Ganz viel Spielraum Von Partys mit hohem Star-Faktor über Fashion-Shows bis hin zu Kunst­ installationen – der Red Bull Space New York hat sich zum coolen Trendspot für Events aller Art entwickelt. 78

Kreativität ist hier immer gefragt, drum darf statt getanzt auch gezeichnet werden.

Freeski-Champ Tanner Hall (Mi.) weiß sich auch auf dem urbanen Party-Parkett zu bewegen.


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Lindsey Guerrera (vorne) und Laura Dawson besprechen die letzten Details für die Show.

Tänzer und Models nach der Fashion-Show.

bilder: Andrew Anderson, Kashish Shrestha (7)

Models, Mode und eine geodätische Kuppel (o.): Bei der New York Fashion Week 2009 wurde der Space zum vielbeachteten Catwalk.

Kennen Sie einen Platz, wo die folgenden drei Dinge stattgefunden haben könnten? Tony Hawk und die Elite der Skateboarder machen mit auserwählten Gästen Party. (Wer nicht auf der Liste steht, muss draußen bleiben.) HipHop-Aufsteiger Kid Cudi lässt mit Kanye West die Korken knallen. Eine junge Mode­ designerin wird nach ihrer Show von Experten und Journalisten gleichermaßen für ihre Krea­tionen und die spektakuläre Inszenierung gefeiert. Keine Idee? Also gut, es war im Red Bull Space New York, mitten in trendy SoHo. „Das Schöne am Space ist“, so Lindsey Guerrera, die Eventmanagerin des knapp 300 Quadratmeter großen Lofts, „dass man ihn in alles verwandeln kann, was man will. Sogar in ein ­Segel.“ In den dezenten Farbmix – Weiß, Grau und Chrom – fügen sich perfekt weiße ­Leder-Ottomanen, ein riesiges Fenster reicht vom Boden bis zur Decke. Industriedesign trifft City-Chic, was den Platz mit Hilfe von Guerrera zur ersten Wahl für private Events in Manhattan machte. Fünf Tage die Woche, von zehn Uhr morgens bis neun Uhr abends, wieselt die quir­ lige blonde Lady in beängstigend hohen Plateauschuhen zwischen Kundenterminen, Möbeltransporten und BlackBerry-Konversationen durch den Raum, kümmert sich energiegeladen und persönlich um jeden einzelnen Event. „Wir sind keine typische Event-Location“, sagt sie bestimmt. „Es sind alles einzig­artige Produk­ tionen, zu denen jeder seinen Input liefert.“ Gerade erst hat Guerrera mit der aufstrebenden Desi­­ gnerin Laura Dawson bei der New York Fashion Week ­re­üssiert. Dawson war der Konventionen der Modebühnen in Bryant Park überdrüssig, wollte einfach genau so eine Show auf die Füße stellen, von der sie immer schon geträumt hatte. Mit Guerreras Hilfe und jener des Buckminster Fuller Institute wurde eine

riesige geodätische Kuppel im Raum errichtet, aus der die Models auftauchten, um dann über einen Laufsteg zu schreiten. Eine ideale Synergie zwischen Innenraum­gestaltung, Mode und Design. Sechs Monate lang wurde die Dawson-Show vorbereitet, andere Events lassen sich in wenigen Wochen abwickeln. Miete verlangt Red Bull Space keine, die Veranstalter bezahlen nur die Produk­tionskosten und den Sicherheitsdienst. Das Herz der Location bildet eine üppige Audio-­VideoAus­stattung, mit der man den Raum stimmungsmäßig jedem Event anpassen kann. Der HipHopper Izza Kizza zum Beispiel wollte für eine ReleaseParty ein bisschen WeltraumAtmosphäre – kein Pro­blem, sie wurde mit glitzernden ­Stickern und über­irdischen Projektionen erzeugt. Für die „NBA 2K9“-Party wiederum wurde ein Live-Spiel in den Raum projiziert, in das der ­anwesende Star der Boston Celtics, Kevin Garnett, direkt einsteigen konnte. „Wir lieben verrückte Ideen und versuchen immer, sie umzusetzen“, sagt Guerrera. „Seit ich hier arbeite, mussten wir noch nie ‚Das geht nicht!‘ ­sagen.“ Vor eineinhalb Jahren noch war das Loft – früher eine Brauerei, später ein unglückseliger Hotspot namens Chaos – nahezu unbenutzt. Ende 2008 konnte der Red Bull Space bereits 70 Events verbuchen, heuer ist man schon auf dem besten Weg, das zu toppen. Seit Laura Dawsons Modespektakel laufen jedenfalls die Telefone heiß, vor allem die Modebranche ist äußerst inter­ essiert. So etwas Geniales wie die geodätische Kuppel wird sich wohl kaum noch einmal wiederholen. „Wir ­haben sie trotzdem aufgehoben“, so Guerrera. „Es gibt immer wieder etwas Neues, für das sich unsere Sachen nochmals verwenden lassen.“ Red Bull Space: 40 Thompson Street, Ecke Watts Street, New York City Alle Infos auf: redbullspace.com

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DTM 2009: alle Rennen , alle Strecken Mattias Ekström, Schwede, 30 Jahre alt, zweifacher DTM-Gesamtsieger (2004, 2007). Seiner persönlichen Vorschau auf die neue Saison des Deutschen Touren­ wagen-Masters dürfen wir somit blind vertrauen.

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Hockenheim

Brands Hatch/GBR

17. Mai 2009/25. Oktober 2009 Streckenlänge: 4,574 km Vorjahressieger: Mattias Ekström (Audi), Timo Scheider (Audi) Strecke: DTM-Klassiker zu Beginn und Ende. Gänsehaut im Motodrom!

Zandvoort/NED

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19. Juli 2009

6. September 2009

Streckenlänge: 1,929 km Vorjahressieger: Timo Scheider (Audi) Strecke: Die „Indy“-Variante ist kurz und knackig. Eine echte Bereicherung.

Streckenlänge: 4,307 km Vorjahressieger: Mattias Ekström (Audi) Strecke: pittoresk an der Nordsee gelegen. Liegt mir.

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EuroSpeedway Lausitz

Oschersleben

31. Mai 2009

2. August 2009

Streckenlänge: 3,478 km Vorjahressieger: Paul di Resta (Mercedes) Strecke: variantenreich;

Streckenlänge: 3,696 km Vorjahressieger: Timo Scheider (Audi) Strecke: anspruchsvoll und äußerst

Barcelona/ESP 20. September 2009

Streckenlänge: 2,977 km Vorjahressieger: Paul di Resta (Mercedes) Strecke: bekannt aus der Formel 1. Hat von allem etwas.

zuschauerfreundlich.

6

3

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Norisring

Nürburgring

Dijon-Prenois/FRA

Streckenlänge: 2,300 km Vorjahressieger: Jamie Green (Mercedes) Strecke: Klassiker rund um die Nürnberger Stein­

Streckenlänge: 3,629 km Vorjahressieger: Bernd Schneider (Mercedes) Strecke: Wir fahren eine kürzere Variante als

Streckenlänge: 3,801 km Vorjahressieger: neu im Kalender. Strecke: neu im Kalender.

tribüne. Hart für Motor und Bremsen.

die Formel 1 (5,148 km).

Klingt vielversprechend!

28. Juni 2009

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16. August 2009

11. Oktober 2009

Bild: Hoch zwei; illustrationen: dtm.de

Start-/Zielgerade im Tri-Oval.

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DTM on TV

Am 1. und 2. Mai heben die Papierflieger zu den Red Bull Paper Wings World Finals im Salzbur­ ger Hangar-7 ab (www. redbullpaperwings.com). Mit dabei sind Papierpi­ loten aus 85 Ländern. Sie müssen sich fürs Fi­ nale zuerst bei den Quali­ flyers behaupten. Die Ti­ telverteidiger 2009: Diniz Nunes (BRA, Flugzeit), Jovica Kozlica (CRO, Dis­ tanz) und Sagi Volniansky (ISR, Kunstflug). Wer es als Teilnehmer nicht ge­ schafft hat, ist als Zuse­ her herzlich willkommen.

Mattias’ zehn Tipps für größt­möglichen Spaß beim DTM-Schauen. 1. Übersicht bewahren. Zwei Boxenstopps pro Auto machen den Rennverlauf noch interessanter – und verlangen Konzentration vom Zuschauer.

2. Nichts verpassen. Die DTM wird in über fünfzig Länder live übertragen. In Deutschland sendet die ARD; mehr Filme, Streaming und LiveTiming gibt’s auf www.dtm.tv.

3. Ohren machen. Unser Audi A4 DTM klingt dermaßen geil, dass man eigentlich gar nichts sehen müsste, um zu einem absoluten DTM-Fan zu werden.

4. Einen Favoriten suchen. DTM ist Emotion. Wer mit „seinem“ Fah­ rer mitfiebert, hat mehr vom Rennen als ein neutraler Zuschauer.

5. Bescheid wissen. Neues Auto, altes Auto, Frauen, Männer, Stars, Newcomer? Die Matches in der DTM bieten so gut wie alle Facetten des Motorsports.

6. Blech vergessen. Im Tourenwagensport wird gerempelt und gedrängelt, das gehört einfach dazu. Wer zerkratzte Autos und fehlende Rückspiegel nicht ertragen kann, ist in der DTM falsch.

7. Informiert bleiben. Die vorbildliche und superaktuelle Website dtm.com ist Pflicht für jeden Interessierten.

Wie man ein Flugzeug baut … zumindest eines für das eigene Wohnzimmer. Die Anleitung für einen Red Bull Paper Wings-kompatiblen Flieger. Bevor es an die Falterei geht, ein paar Tricks aus der physikalischen Erfahrungsschatzkiste. • Der Papierflieger fliegt in die Richtung, die ihm sein Schwerpunkt befiehlt. Will man weit fliegen, sollte Letzterer vorne sein. Also: einfach die Spitze etwas dicker falten. • Die Logik verrät: je dünner und glatter die Flügel, desto besser. • Durch das Knicken an den Flügelenden wird die Flugrichtung beeinflusst. • Für die Stabilität des Flugzeugs sorgt ein Y: Die Flügelstellung sollte, von vorne be-

trachtet, die Form eines Y haben (oder ­eines V). Hat sie das nicht, beginnt sich der Papier­flieger mit Sicherheit um die Längsachse zu drehen und stürzt ab. Und los! Ein Standard-A4-Format-Blatt (80 g/m²) nehmen. Dünner oder leichter sollte das Papier auf keinen Fall sein. Nun genau die Bauanleitung befolgen. Schritt für Schritt, von 1 bis 11. Und schon ist man Flugzeugbesitzer! Videos, Interviews, Fotos von den Vorausscheidungen: redbulletin.com/redbullpaperwings/de

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8. Auf die Mädels achten. Katherine Legge und Susie Stoddart wissen, was sie tun. Katherine fährt ­heuer übrigens als meine Teamkollegin im Audi Sport Team Abt Sportsline.

9. Auf Ralf schauen. Der jüngere Schumacher sitzt heuer in einem Siegerauto. Jetzt muss er be­ weisen, was er kann.

10. Hinkommen.

Bild: markus kucera

Eigentlich sollte man DTM zumindest einmal live gesehen haben. DTM-Termine 2009: 17. 5. Hockenheim 31. 5. Euro­Speedway Lausitz 28. 6. Norisring 19. 7. Zandvoort 2. 8. Oschersleben 16. 8. Nürburgring 6. 9. Brands Hatch 20. 9. Barcelona 11. 10. Dijon-Prenois 25. 10. Hockenheim

Das Ganze auf der linken Seite wiederholen.

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Flügel nach hinten wegklappen, bis der Steg in der Mitte heraussteht.

Fertig! Dieses Modell ist theoretisch stark genug für die drei Red Bull Paper Wings-Kategorien: Kunstflug, längste Flugzeit (Weltrekord: 27,6 Sekunden) und längste Distanz (Welt­ rekord: 63,19 Meter).

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Rauf fürs Runter!

Feine Ware Von oben: Brille Mx, € 65 (www.oakley. com); Helm Specialized Deviant, ca. € 110 (www.specialized.com); rucksack Deuter Attack, € 100 (www.deuter. com); Pannenhilfe Specialized Airtool CprO2, € 13 (www.spezialized.com); Schuhe SixSixOne Filter, € 76 (www. sixsixone.com); Werkzeug Crank Bro­ thers (19­teilig), € 24 (www.2pure.co. uk); Licht Exposure MaXx D/Joystick MaXx 2, € 352/€ 173 (www.exposure­ lights.com); Handschuhe Royal Pro, € 35 (www.royalracing.com).

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Bilder: Simon Vinall (8)

Was auf Kopf, Körper und Mountainbike gehört, damit eine Ausfahrt nicht mit unliebsamen Überraschungen endet.


kunde MOTOGP: 230 PS

AUF DER RENNSTRECKE SIND WIR ZUHAUSE. D I E N E U E M OTO R S P O RT-Z E I T S C H R I F T. J E D E N D I E N STAG N E U ! Rennberichte, Interviews und Hintergrundstorys aus der ganzen Welt des Motorsports. Mit SPEEDWEEK sind Sie hautnah dabei. News aus Formel 1, DTM, WRC, MotoGP, Superbike-WM, Motocross, Red Bull Air Race u.v.a. bringen das Oktan im Blut zum Brodeln.

W W W. S P E E DW E E K M AG A Z I N .C O M


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hot SPotS Die besten Events des Monats rund um die Welt.

uS golF mASteRS 9. – 12. 4. 2009 Im Vorjahr sicherte sich der Südafrikaner Trevor Immelman das begehrte grüne Jackett. Der kolumbianische Jungstar Camillo Villegas will heuer mehr als nur den Cut schaffen. Augusta National Golf Club, Georgia, USA

Red Bull locAl heRo touR 10. – 17. 4. 2009

Bilder: GePA Pictures, imAGo sPortfotodienst, lonGBoArd clAssic, red Bull Photofiles

Die lokale Skateboardszene bekommt in vier großen Städten die Gelegenheit, sich hautnah die besten Tricks von den Profis Madars Apse und Boaz „Arrow“ Aquino abzuschauen. Bukarest, Bras¸ov, Sibiu, Constant¸a, Rumänien

iFSc climBing WoRldcuP 11./12. 4. 2009 Der erste Boulder-Bewerb der neuen Saison für Damen und Herren. Im Vorjahr gewann Kilian Fischhuber den DisziplinenWeltcup vor David Lama. Kazo, Japan

QuikSilveR PRo WQS 11. – 20. 4. 2009 Ein 6-Star-Event als Teil der internationalen Qualifikationsserie zu den Profi-Tours ASP und WT u. a. mit den Lokalmatadoren Royden Bryson, Rudy Palmboom und Warwick Wright. New Pier, Durban, Südafrika

Fim mx WoRld chAmPionShiP iStAnBul 12. 4. 2009 Neu im Rennkalender ist heuer die Türkei. Ausgetragen werden die Klassen MX1 und MX2. Istanbul, Türkei

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o’neill highlAnd oPen 23. – 30. 4. 2009 Neopren statt Badeshorts: Bei 4 Grad Wassertemperatur und hohem Seegang wird u. a. Sam Lamiroy auf den Wellen reiten. Thurso, Schottland, UK

Red Bull eye in the Sky 12. 4. 2009 Die Fixed-Gear-Biker müssen sich durch Auckland schlagen, um bei sechs Checkpoints Aufgaben zu lösen. Dann erfahren sie das nächste Ziel. Als Gewinn winkt ein Trip zu den Courier Race World Championships. Auckland, Neuseeland

Red Bull AiR RAce 17./18. 4. 2009 Nach seinem WM-Titel will Hannes Arch genauso wie Vizeweltmeister Paul Bonhomme wieder ganz vorne mitmischen. Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate

Red Bull elite Jugend cuP 18./19. 4. 2009 Über 250 Youngsters zwischen sieben und neunzehn Jahren dürfen auf Englands besten Motocross-Tracks beweisen, was sie draufhaben. Landrake, England

BeRck kite FeStivAl 18. – 26. 4. 2009 Europas größtes Kitefestival lockt Enthusiasten aus China, Neuseeland, den USA und Europa an. Auch das Red Bull Kiteforce Team wird zeigen, wie man es richtig macht. Berck-sur-Mer, Frankreich

FoRmel-1-gRAnd-PRix von chinA 19. 4. 2009 Der GP von China rutschte im Terminkalender von Oktober auf April. Red Bull und Toro Rosso haben noch eine Rechnung mit der Strecke offen, gingen sie doch beide im Vorjahr leer aus. Shanghai, China

FivB WoRld touR 20. – 25. 4. 2009 Saisonauftakt für Beachvolleyballer Clemens Doppler (o.) und seinen neuen Partner Matthias Mellitzer. Ihr großes Ziel heißt Olympia 2012 in London. Brasília, Brasilien


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Red Bull BReAk dA RuleS 24. 4. 2009 Bonn mARAthon 19. 4. 2009 Tausende Laufbegeisterte stellen sich der Herausforderung von 42,195 km. Mit am Start: Deutschlands beste Läuferin Sabrina Mockenhaupt. Bonn, Deutschland

Steht heuer im Zeichen von zwei Disziplinen: Breakdance und Graffiti. Kuwait City, Kuwait

WRc RAlly ARgentinA 24. – 26. 4. 2009 Der fünffache Rallye-Weltmeister Sébastien Loeb fühlt sich auf jeder Rallye-Strecke wohl. Argentinien dürfte dem Franzosen aber besonders liegen – hier gewinnt er seit 2005 en suite. Villa Carlos Paz, Provinz Córdoba, Argentinien

Red Bull FReedom 25./26. 4. 2009 Der südafrikanische FMX-Champion „Sick“ Nick De Wit wird mit seinem Bike versuchen, einen Backflip über die Länge der Nelson Mandela Bridge zu springen. Die Einnahmen aus der Auktion der Schwarzweißbilder gehen an Mandelas „Children’s Fund“. Nelson Mandela Bridge, Newtown, Johannesburg, Südafrika

diRt dAyS PenzBeRg 25./26. 4. 2009 Zum sechsten Mal werden bei diesem Enduro-Motocross-Rennen Mensch und Maschine aufs Äußerste gefordert. Die zehn besten Fahrer jeder Altersklasse matchen sich zum Abschluss im K.-o.-System um den Titel. Penzberg, Deutschland

uci mountAinBike WeltcuP 25./26. 4. 2009 Die Mountainbike-Elite macht Halt auf europäischem Boden. Ausgetragen werden je ein Cross Country Marathon sowie ein Cross Country Olympic Format für Damen und Herren. Offenburg, Deutschland

neW yoRk Red BullS – d. c. united 26. 4. 2009 longBoARd clASSic 18. 4. 2009 Aus Anlass des zehnjährigen Jubiläums zeigen die Legenden Chuck Barfoot, Terry Kidwell und Shawn Farmer, was sie noch draufhaben. Stuben am Arlberg, Österreich

Die New York Red Bulls empfangen Erzrivale D. C. United. Dabei geht es auch um den vom Management beider Klubs eingeführten Atlantic Cup. Es gewinnt, wer mehr Punkte aus den direkten Duellen holt. Giants Stadium, New York, USA

FoRmel-1-gRAnd-PRix von BAhRAin 26. 4. 2009 Sandverwehungen könnten für schwierige Streckenbedingungen sorgen. Im Vorjahr gewann Felipe Masse vor Kimi Räikkönen und Robert Kubica. Bahrain International Circuit, Sakhir

nAScAR AARon’S 499 26. 4. 2009 Mit 4,28 km ist Talladega die längste Oval-Strecke in der Sprint-Cup-Serie. Insgesamt werden 188 Runden und somit 500,8 Meilen gefahren. Talladega Superspeedway, Alabama, USA

BRitiSh 2 StRoke chAmPionShiP 26. 4. 2009 Dritter Stopp der achtteiligen britischen Motocross-Rennserie. Rund 200 Fahrer werden in vier verschiedenen Klassen an den Start gehen. Thorsway, Lincolnshire, Großbritannien

the Jd ShoW 27. – 29. 4. 2009 Der französische Trial-Biker Julien Dupont wird durch die Innenstadt von Budapest fahren und dabei alle Hindernisse meistern, die ihm in die Quere kommen. Budapest, Ungarn

SuRF WoRld cuP PodeRSdoRF 30. 4. – 10. 5. 2009 Die Windsurf-Elite wird am Meer der Wiener ordentlich Gas geben. Mit dabei: Windsurf-Großmeister Bjørn Dunkerbeck. Südstrand Neusiedlersee, Österreich

Red Bull PAPeR WingS WeltFinAle 1./2. 5. 2009 Fasten your seatbelts! Ein internationales Pilotenfeld aus 85 Ländern wird Papierflugzeuge bauen und mit diesen um die Weltmeistertitel in den Disziplinen Longest Airtime, Longest Distance und Aerobatics wettfliegen. Hangar-7, Salzburg, Österreich Mehr Hot-Spots auf: www.redbulletin.com

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die Macht der nacht Mehr als einmal um die Welt für alle, die nie müde werden.

Mad Professor 7. 4. 2009 Sein Instrument ist das Mischpult, sein Werkzeug der Hall: Wenn Mad Professor seine Finger auf die Regler legt, wird jeder Reggae­Track zur „Space Odyssey“. So hat der Dub­ König bereits Acts wie Massive Attack in den Astronautenanzug geholfen. Jazz Cafe, San José, Costa Rica

Bilder: Naim ChidiaC, James PearsoN-howes, red Bull Photofiles, shot2Bits.Net/stuart GreeN

eLectron festivaL 9. – 12. 4. 2009 Populäres Festival mit den besten Electro­ und Techno­Sounds aus aller Welten. Als Höhepunkt auf der Red Bull Music Academy­Bühne werden die beiden Kitsune­DJs Mehdi und A­Trak alle Genres von House bis Elektro beackern, die ihnen in die Quere kommen. Ein bunter Mix, der Spaß macht und durch die Sponta­ neität höchst inspirierend wirkt. Genf, Schweiz

fLying Lotus 17. 4. 2009 Pop goes NYC­Hochkultur: Flying Lotus spielt seinen Future­Hip­ Hop im Museum. Auf S. 93 zeigt er uns seine Heimatstadt L. A. American Museum of Natural History, New York, USA

MuLatu astatke & the heLiocentrics 9. 4. 2009 Mit der Verwendung von Astatkes Musik für den Film „Broken Flowers“ verhalf Jim Jarmusch dem „Vater des Ethio­Jazz“ zu neuer Bekanntheit, jetzt geht der 65­Jährige wieder auf Konzertreise. Mit im Tourbus: die exzellente britische Jazz­Band The Heliocentrics. Circolo degli Artisti, Rom, Italien

radiosLave 11. 4. 2009 Matt Edwards alias Radioslave ist der Mann der Stunde. Sein Tech­ House­Label Rekids genießt höchste Szene­Reputation, seine Remix­ dienste werden von Trentemøller bis Kylie Minogue beansprucht, seine Tracks haben einen Stammplatz in DJ­Charts rund um den Globus. Hyperspace, Budapest, Ungarn

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Ladyhawke 2. 5. 2009

Die neuseeländische New­ comerin zog bei ihrem Pariser Konzert alle in den Bann (mehr auf S. 88). Beim SOS 4.8 Festival gibt sie Spanien die Ehre. Murcia, Spanien


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dJ MuJava 11. 4. 2009

etoiLes Trendy Abu Dhabians feiern mehr als tausendundeine Nacht im coolen Club inmitten eines Palasthotels ab (S. 92). Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate

Sein Track „Township Funk“ war der Überhit des letzten Jahres: schep­ pernder Bleep­Techno, gepaart mit Kwaito­Elementen und einer Melodie, die für Freudentränen am Dance­ floor sorgte. Jetzt entert der junge Südafrikaner die europäischen Clubs höchstpersönlich. Club Bonsoir, Bern, Schweiz

wurMfestivaL 11. /12. 4. 2009 Zehn Headliner und zehn Newcomer lassen am Ostersamstag die Rock­ Ära neu aufleben. Mit von der Partie sind Attwenger, Russkaja, Iriepathie, Texta, Großstadtgeflüster, Manuel Normal und die Superjazzbatterie sowie Deutschlands beste AC/DC­ Tribute­Band Gimme A Bullet. Am Os­ tersonntag geben sich dann bekann­ te Größen aus der Electro­, Minimal­, House­ oder Drum ’n’ Bass­Szene die Ehre. Unter anderen garantieren John Acquaviva, Felix Kröcher, Tube Tech, The Zoo Project Ibiza, Federico Graz­ zini oder Ali Andress einen Abend voller Partylaune Alte Lederfabrik, Neumarkt im Hausruckkreis, Österreich

sinden, fake BLood & trenteMøLLer 12. 4. 2009 Ein Trio mit vier Fäusten: Während Sinden und Fake Blood die britische Rave­Tradition mit dicken Beats und Bässen ins neue Jahrtausend geboxt haben, geht’s der Electronica­ Superstar Trentemøller ruhiger an. Eine Nacht zwischen Anarchie und Ambient. The Metro Theatre, Sydney, Australien

derrick May 14. 4. 2009 Auch fast 25 Jahre nachdem er mit seinen Detroiter Kollegen Juan Atkins und Kevin Saunderson Techno erfun­ den hat, ist Derrick May weltweit auf Mission, um den Sound der Motor City unters Tanzvolk zu bringen. Barzilay Club, Tel Aviv, Israel

roBert owens 17. 4. 2009 MotogP-grand-Prix von Qatar 12. 4. 2009 Das erste Saisonrennen findet bei Nacht statt. Andrea Dovizioso (ITA) startet mit Nummer 4. Losail Circuit, Qatar

Er gilt seit den frühen Achtzigern als die Stimme der House­Bewegung: Robert Owens schmachtete schon über Drum­Maschinen, da tanzte man andernorts noch Boogie. In Paris steht die Chicago­Legende hinter den Plattenspielern. La Grange Baule, Paris, Frankreich

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Star wider Willen „Paris Is Burning“ heißt ihr Hit. Und wirklich, die neuseeländische Sängerin Ladyhawke hat Paris bei ihrem Konzert im Nouveau Casino in Schutt und Asche gelegt. Sie trägt ein schmuddeliges Nirvana­Shirt, das ihr fast bis zu den Knien reicht. Dazu eine wuchtige Militärjacke und ein Hippie­Stirn­ band, das ihr die zerzausten blonden Sträh­ nen aus dem Gesicht hält. Suchend blickt sich die junge Frau im Backstage­Raum des Pariser Clubs Nouveau Casino um und stol­ pert beinahe über ihren eigenen Koffer. Be­ obachtet man Phillipa „Pip“ Brown vor ihrer Show, man würde kaum glauben, dass es sich bei der 27­Jährigen um einen aufgehenden Stern am Hipster­Pophimmel handelt. Wenn sie die Bühne mit Mikrofon und Gitarre entert, nennt sie sich Ladyhawke. Im

vergangenen Winter hat ihr Debüt hohe Wel­ len geschlagen und die Neuseeländerin plötz­ lich auch auf dieser Seite des Globus bekannt gemacht. Gerade in Europa gilt Ladyhawkes Sound zwischen quirligen Madonna­Referen­ zen, melancholischen Stevie­Nicks­Zitaten und süßen Synthie­Melodien als heißes Ding. Das ist aber mehr als ein salopper Flirt mit den achtziger Jahren – die Musikerin arbeitet an der perfekten Pop­Hymne, und das auch mit den Mitteln des Föhnwellen­Jahrzehnts. „Es ist die Art, wie Songs in den Achtzigern geschrieben wurden, die mich fasziniert. Beschwingte Melodien trafen auf melan­ cholische Refrains. Es ist diese emotionale Mixtur, die mich beeinflusst.“ Ein Mix, der ihr unlängst eine Award­Nominierung der briti­ schen Musikinstanz „NME“ eingebracht hat. Und obendrein das Gerücht, dass Christina Aguilera gern ihre Songs covern würde. „Das höre ich in letzter Zeit ständig, aber keine Ahnung, woher das kommt. Bei mir hat sie sich jedenfalls noch nicht gemeldet“, sagt Ladyhawke. „Natürlich fühle ich mich geehrt. Allerdings frage ich mich, wie Christina Aguilera meine Songs ummodeln würde. Da bin ich sehr gespannt!“ Sie blickt aus dem Fenster. Vor dem Club stehen die Fans Schlange, und das, obwohl die Show schon seit Wochen ausverkauft ist. Ladyhawke freut sich sichtlich. „Obwohl es daheim so viele talentierte Leute gibt, ist für neuseeländische Musiker sehr schwierig, auch im Rest der Welt wahr­ genommen zu werden. Das Land ist so abge­ schottet“, sagt sie. Das erklärt wohl, warum Ladyhawke 2005 nach London übersiedelt ist. Doch bereits davor war die Kiwi­Queen

LAdyHAWKe PARIS

musikalisch tätig: Erst hat sie mit der Hard­ rock­Gruppe Two Lane Blacktop die Bühnen unsicher gemacht und sogar einmal im legen­ dären New Yorker Punk­Schuppen CBGB’s das Mikrofon geschwungen. Danach folgte ein kurzes Intermezzo beim Dance­Duo Teen­ ager, allerdings ohne nennenswerten Erfolg. Der stellt sich erst jetzt ein, seit sie den Namen Ladyhawke angenommen hat. Und das gleich ziemlich massiv. Ihre drei Bandkollegen sind jetzt essen – ohne Frontfrau. Denn Ladyhawke bringt vor Konzerten nichts runter. Auch wenn Sound­ check und sonstige Vorbereitungen erfolg­ reich bewältigt sind, ist die Zeit vor der Show für die Musikerin immer eine nervenaufrei­ bende Angelegenheit. „Manchmal geh ich zwar noch kurz ins Hotel, um etwas Musik zu hören und mich frisch zu machen, aber essen vor dem Konzert, nein, das kann ich nicht.“ Auch später während ihrer Performance ist eine leichte Anspannung zu bemerken. Bei jedem beherzten Applaus ihrer Fans scheint es, als könnte die Neuseeländerin ihr Glück noch gar nicht fassen. Dabei wird der Jubel immer lauter, und nach dem Hit „Paris Is Burning“ ist die Stimmung am Kochen. Klar, dass der Track hier in der französischen Hauptstadt gut ankommt. „Ich bin ein obses­ siver Mensch. Ich mag es, Dinge zu besitzen“, sagte sie vor dem Konzert. Spätestens jetzt ist es so weit: Ladyhawke hat ihr Publikum voll in der Hand, hat ihre Scheu abgelegt. Sie tanzt, sie faucht, sie zieht alle in ihren Bann. Noch bevor der letzte Akkord der Zugabe verklungen ist, reihen sich die Besucher vor der Bühne auf, um sich Platten, Poster und andere Gegenstände signieren zu lassen. Obsession ist das Element, das aus Mu­ sikern Popstars macht. Ladyhawke hat sie definitiv. Selbst wenn sie sich noch hinter ausgeleierten Band­Shirts versteckt, kann sie ihre Besessenheit spätestens on stage nicht verbergen. Und das ist gut so: Die Welt braucht neue Popstars wie Ladyhawke! Ladyhawke tritt am 2. Mai beim SOS 4.8 Festival in Spanien und im Juli in der Red Bull Music Aca­ demy Arena beim Oxegen Festival in Irland auf. Infos: redbulletin.com/ladyhawke/de

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Bild: James PearsoN-howes

The Green Room


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Bild: james pearson-howes


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Nightcrawler

night of the JuMPs 17. – 25. 4. 2009 Die Freestyle­MotoX­Profis geben Graz und Basel die Ehre und bieten atemberaubende Action auf ihren Zweirädern. Es geht wieder in den Disziplinen Hochsprung, Whipcontest und Freestyle um Punkte und den Sieg. Vor der Veranstaltung besteht die Möglichkeit, das Fahrerlager zu besichtigen, ehe die Strecke mit Pyrotechnik und Cheerleadern rich­ tig in Szene gesetzt wird. 17./18. 4. 2009, SFZ, Graz, Österreich 24./25. 4. 2009, St. Jakobshalle, Basel, Schweiz

coacheLLa festivaL estivaL 17. – 19. 4. 2009 Seit 1999 strömen alljährlich über 100.000 Fans zum Coachella, dem vielleicht besten interdisziplinären Pop­Festival Festival der Westküste. Neben großen Musik­Acts Acts wie Morrissey, Franz Ferdinand oder Peanut Butter Wolf treten dort auch bildende Künstler vor den Vorhang. Indio, Kalifornien, USA

tiga 18. 4. 2009 Im Jahr 2001 hat Tiga die achtziger Jahre mit seinem Überhit „Sun­ glasses at Night“ musikalisch reha­ bilitiert, und auch heute noch flirten die Electro­Tracks Tracks des kanadischen DJs mit Neon­Glamour Glamour und Synthie­ Schmuck. Passion, Malaga, Spanien

whitest Boy aLive ive 21. 4. 2009 Früher hat Erlend Øye mit seinen Kings of Convenience zartes Song­ writing zelebriert, heute holt der Nor­ weger den Rock auf den Dancefloor. Mit seiner Band Whitest Boy Alive tourt der schlaksige Brillenträger derzeit durch Europa, um sein neues Album „Rules“ unters Indie­ Volk zu bringen. Astra, Berlin, Deutschland

four tet 23. 4. 2009 Experimentelle Electronica steht auf dem Feld, das der britische Sample­ Artist Four Tet kunstvoll beackert. Aus Jazz, HipHop und Folk schöpft er seine Sounds und veredelt sie zu frickeligen Klangskulpturen. Wrongbar, Toronto, Kanada

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Londons coolster Laufsteg Nicht immer geht es hinter den Kulissen der London Fashion Week chaotisch zu. Wir folgten dem DesignerDuo PPQ vom Catwalk bis in ein gigantisches Doppelbett.


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Bilder: mads PerCh (7), Pa (2)

PPQ LONDON FASHION WEEK

Es ist Sonntagnacht, es London Fashion Week, aber alle zieht es in die Shops. Genauer ge­ sagt folgen Fashionistas, Journalisten und Co dem Ruf von PPQ in die Burlington Arcade in Mayfair, wo die Designer ihre Models auf den Catwalk schicken werden. Hier hat das Mode­ label gerade seinen aktuellen Guerilla­Shop, darum beschlossen die beiden PPQ­Master­ minds Percy Parker und Amy Molyneaux, auch hier ihre neue Kollektion zu präsentieren. Es sind nur noch zwei Stunden bis zur Show, von Nervosität ist aber nichts zu spü­ ren. „Percy schlottert vermutlich innerlich“, konstatiert Molyneaux. Ihre Blicke kreuzen sich, und Parker verkneift sich eine Antwort. Unter den dreißig Models für den heutigen Abend finden sich klingende Namen wie Dai­ sy Lowe, Pixie Geldorf, Alice Dellal und Portia Freeman. Erstaunlicherweise sind die Mäd­ chen und ihre Model­Freundinnen backstage viel leiser, als man vermuten würde. Zwischen sanftem Gemurmel hört man lediglich das Summen der Haarföhns, nur ab und zu unter­ brochen von zwitschernden Schmeicheleien. Einmal fällt ein Glas zu Boden und zerbricht, was ein Mädchen trocken mit „Da ist schon jemand betrunken“ quittiert und dafür ein paar Lacher erntet. Je näher die Show rückt, umso ernsthafter wird die Stimmung. Moly­ neaux rückt Hüte zurecht; Parker starrt auf einen Monitor und gibt letzte Anweisungen über seine Handy­Kopfhörer. Endlich! Mit lauter Musik wird die Show er­ öffnet, und das Ergebnis monatelanger Arbeit schwebt in vollendeter Eleganz ganze neun Minuten lang über den Catwalk. Die kühnen Farben, Streifen und Karos der neuen Kol­ lektion ernten wohlwollende Anerkennung. Eine rasche Verbeugung, dann ziehen sich die beiden Designer auf einen Drink samt kurzer Nachbesprechung zurück. „Die Menschen erinnern sich nur, wenn etwas schiefläuft. Aber alles ging glatt“, lächelt Parker seine Partnerin an. Neunzig Minuten später winkt er mit einer roten Kordel die Menschenmenge vor dem Café de Paris am Leicester Square in den Club hinein. „Ich will, dass alle reinkommen“, sagt er, schließlich ist es ja seine Party. Drin­ nen herrscht dann heftiger Rummel um das PPQ­Duo. Es wird gratuliert, es wird fotogra­ fiert, und alle wollen das begehrte Bändchen, mit dem sich die VIP VIP­Area öffnet. Dort treffen wir noch später Molyneaux, die auf der Kante eines riesigen Doppelbetts kauert. Der Rest der Matratze ist von der Party Party­Meute besetzt, die sich kaum noch aus der Horizontalen in die Vertikale bewegen kann. „Es war groß­ artig“, bringt es Molyneaux auf den Punkt und legt ihre Beine hoch. Und das hat heute niemand mehr verdient als sie. Die Kollektion von PPQ ist zu sehen auf: redbulletin.com/ppq/de

red BuLL soundcLash 24. 4. 2009 Zwei Kiwi­Bands treten im musikali­ schen Duell gegeneinander an. Den Sieger kürt das Publikum. The Powerstation, Auckland, Neuseeland

hanniBaL 24. 4. 2009 Auf mehr als 3000 Meter Seehöhe inszeniert Hubert Lepka Hannibals über 2200 Jahre zurückliegende Alpenüberquerung neu. Doch statt Kriegern auf Elefanten und tausenden Pferden beinhaltet das Heer der mo­ dernen Zeit PS­starke Pistenraupen, Ski­Doos, Hubschrauber, Kletterer und Skifahrer. Rettenbachgletscher, Sölden, Österreich

Bang face weekender 2 24. – 26. 4. 2009 Das Klassentreffen der britischen Rave­Gemeinde: ein Wochenende Tanzvergnügen unter der Schirm­ herrschaft des Smileys. Zwischen Techno und Jungle finden auch Dub­ step­Wunderkind Skream, Electro­ Veteran i­F und HipHop­Visionär Flying Lotus Platz. Camber Sands, East Sussex, Großbritannien

david guetta & friends 25. 4. 2009 Von der Loveparade bis zur „F*** Me I’m Famous“­Fete: Es gibt kaum eine Großparty auf diesem Planeten, bei der der französische Superstar nicht bereits seine House­Scheiben hätte kreisen lassen. Das britische „DJmag“ hält ihn gar für einen der besten zehn DJs der Welt. Pyramide, Vösendorf, Österreich

toM MiddLeton 25. 4. 2009 Als Entdecker von Aphex Twin, kon­ genialer Partner von Mark Pritchard und Ambient­Erneuerer hat sich Tom Middleton schon jetzt in die Annalen der Dancemusic eingeschrieben. Außerdem ist der Brite ein gern gebuchter House­DJ. Sullivan Room, New York, USA

Big BaMBoo fest 23. 4. 2009 Die beliebte Partylocation am Mond­ see feiert heuer mit vielen Events und Partys ihr zwanzigjähriges Jubiläum. Zur Eröffnung sorgt DJ MKS für pri­ ckelnde Partylaune. Mondsee, Österreich

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art of cart 25./26. 4. 2009 Bei der achten Auflage wartet das Art of Cart mit einer neuen Strecken­ führung mitten durch das größte Einkaufszentrum Oberösterreichs auf. Beim Charity Race wird die Promidichte an Sportlern, Künstlern und Medienvertretern wie jedes Jahr sicher wieder äußerst hoch sein. PlusCity Pasching, Linz, Österreich

eToiLes ABU DHABI

ritorneLL 28. 4. 2009 Zwischen Electronica und Jazz Noir, zwischen experimentellen Sound­Drones und Schneebesen­ Schlagzeug oszilliert das großartige Debüt „Golden Solitude“ des Linzer Duos Ritornell. Kapu, Linz, Österreich

kontraPunkt 30. 4./1. 5. 2009 Die legendäre Clubnacht, bei der schon viele Jungtalente entdeckt wurden, feiert ihren zehnten Ge­ burtstag im Aquarius. Und das mit großen Namen wie Gilles Peterson, Cro­Magnon, Theo Parrish, Phlash & Friends und Dorian Concept. Dazu gibt es Red Bull Music Academy­ Workshops. Aquarius, Zagreb, Kroatien

Das SOS 4.8 eröffnet die spanische Festivalsaison. Und legt mit einem Line­up los, das einen die Sommer­ monate kaum erwarten lässt. So reisen etwa The Matthew Herbert Big Band, Ladyhawke, Spiritualized und Babyshambles an Spaniens Ostküste. Murcia, Spanien

Break on stage 2. 5. 2009 Breakdance, Beats, BMX und Board­ Action. Das Break­On­Stage­Festival stellt die spanische Street­Culture­ Szene in all ihren Facetten ins Rampenlicht. La Casilla, Spanien

groovin’ the Moo festivaL 2. 5. 2009 Ein grünes Outdoor­Spektakel in Down Under, das Stress genauso wenig kennt wie Genregrenzen. Von HipHop (De La Soul) über Indie­Pop (Architecture in Helsinki) bis Dance­ Punk (Van She) – beim Groovin’ The Moo fühlen sich alle wohl. Lou Lister Park, Townsville, Australien Mehr Nacht-Events auf: www.redbulletin.com

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World’s Top Club

Arabische Nächte

Für den Club „Etoiles“ inmitten eines märchenhaften Palasthotels reichen die Superlative kaum aus. Er ist ganz einfach der beste Party-Platz der Vereinigten Arabischen Emirate. Gäbe es eine Steigerung des Wortes „Luxus“, das Emirates Palace Hotel in Abu Dhabi hätte das locker verdient. Ursprünglich war das Gebäude mit einem Umfang von 2,5 Kilome­ tern und den 115 Kuppeln als Palast für den Scheich konzipiert. Noch vor der Eröffnung 2005 entschloss man sich, ein Hotel daraus zu machen. Und weil noch jede Menge Platz zur Verfügung stand, befindet sich dort jetzt mit dem „Etoiles“ einer der hippsten Clubs der Vereinigten Arabischen Emirate. Hier fun­ keln opulente Kronleuchter mit den Sternen um die Wette, die sich im Persischen Golf spiegeln, und versprühen den Charme von Tausendundeiner Nacht. Als Kontrast geben ein dunkelgrauer Plafond und zart schim­ mernde Säulen dem Raum die nötige coole und gestylte Ästhetik. Das Etoiles ist nicht nur ein Club, sondern auch eine Bar, eine Lounge und ein Restau­ rant. In Letzterem hat Sterne­Koch Dean

Bouvet, der unter anderem schon in London mit Marco Pierre White in der Küche stand, das Kommando. Im Club selbst stehen die besten DJs der Welt an den Turntables. Wann immer „große Party“ in Abu Dhabi angesagt ist, findet sie hier statt. Wie zum Beispiel nach einer Sportgala im Januar, an der neben anderen die Fußballstars Gennaro Gattuso und Michael Essien und Kicker i. R. Marcel Desailly teilnahmen. Auch die Tennis­ Champs Roger Federer, Rafael Nadal und Andy Murray wissen jetzt, wo die trendy Elite von Abu Dhabi abfeiert. Denn die trifft sich am liebsten hier auf der riesigen Tanzfläche, um, mit Blick aufs Meer, in schickem Ambien­ te und bei fetzigem Sound die Nacht zum Tag zu machen. Was sich auch 2008 bei der Red Bull Air Race­After­Party gezeigt hat. www.emiratespalace.com; die besten Clubs der Welt: redbulletin.com/clubs/de

Bild: Naim ChidiaC

sos 4.8 festivaL 1. – 3. 5. 2009


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Resident Artist

Bilder: Corbis, shot2bits.net/Stuart Green, Anna Simonse; Illustration: Mandy Fischer

Die Stadt der Engel hatte den Ruf kultureller Ödnis. Das habe sich geändert, sagt der experimentelle HipHop-Produzent Flying Lotus. Und tritt gleich den Beweis dafür an.

„Es hängt natürlich davon ab, wie man drauf ist, aber hier ist wirklich ein guter Platz für Musik. L. A. ist eine der wenigen Städte der Welt, in der man jede Musikrichtung hören kann, weil alle hier auftreten wollen. Vor allem im HipHop-/Electronic-Sektor gibt es ein breites Spektrum, da die Community sehr offen ist und man sich gegenseitig unterstützt. Darum fühlen sich auch die, die von außerhalb kommen, sehr wohl und inspiriert. Mein Lieblings-Club ist das Airliner (1), mit seiner ‚Low End Theory‘ jeden Mittwoch. Da wird die aktuellste, progressivste Musik gespielt – von durchgeknalltem Dubstep über HipHop bis zu Glitch, Rock und Electro­ nic. Bekannt ist der Club auch für sein ‚Beat Invitational‘, bei dem Produzenten jeweils fünf Minuten lang Musik machen können. Bei so einem Jam hatte ich eine meiner besten Sessions überhaupt. Ich war gerade

Ventura Fwy Ho

Hollywood Hills

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FLYING LOTUS L. A.

Harbor Fwy

Die LotusPosition

ein bisschen über Mundpropaganda bekannt geworden und bastelte aus meinen besten Tunes ein fünfminütiges Workout. Die Leute waren so begeistert, dass ich noch heute darauf angesprochen werde. Vor einer Show esse ich manchmal im kubanischen Restaurant ‚Baracoa‘ (2), wo man ausgezeichnetes Rindergeschnetzeltes serviert. Es ist nur Fleisch mit Reis, aber phantastisch. Und dann gibt es noch das coole ‚Bossa Nova‘ (3) in Hollywood mit brasilianischer Küche – viel Fleisch und exzellentes Huhn. Vor meinen Auftritten bin ich ziemlich nervös, da brauche ich Alkohol. Ich schaue immer, dass ich rechtzeitig vor Ort bin,

damit ich noch etwas trinken kann. Ein paar Wodka-Orange, nichts Heftiges, nur für einen kleinen Schwips. Zumeist gebe ich ja LiveKonzerte. Die ändern sich ständig, ich mache nichts ein zweites Mal. Ab und zu mache ich auch den DJ, wobei ich versuche, unbekann­ tes Zeug zu spielen, um es unter die Leute zu bringen. Meine richtigen Favoriten wiederum überlasse ich lieber anderen DJs. Was ich auf jeden Fall nach einer Show brauche, ist ein frisches, trockenes T-Shirt, weil meines dann jedes Mal völlig durchge­ schwitzt ist. Das ist mir unangenehm, wenn mich jemand umarmt oder mir gratuliert. Dann hänge ich noch eine Zeitlang im Lokal herum und tratsche mit Fans und den ande­ ren Musikern.“ Am 17. 4. tritt Flying Lotus mit Code 9 im Museum of Natural History in New York auf. Mehr über den Kult-DJ: redbulletin.com/flying-lotus/de

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RB_SC_BULL_176x126,5_AD1

02.02.2009

9:32 Uhr

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DAS COLAVON RED BULL.

STRONG & NATURAL.

Viechereien

Wenn sich streunende Katzen langweilen, kommen sie ­bisweilen auf recht einfältige Gedanken.

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Illustrationen: www.cartoonstock.com, Kainrath

Wer auf vier Beinen unterwegs ist, sieht die Welt mit ganz a ­ nderen Augen. Fein: Manchmal kann es ganz wichtig sein, zu wissen, ob wir mehr sind als Frauchen und Herrchen.


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„Du hast mich schon richtig verstanden: Ich bin ein ­Solar-Bär.“

… den Wissenschaftlern war bereits nach den ersten missglückten Praxisversuchen klar, dass Katzen die Funktion von Blindenhunden nie würden adäquat übernehmen können. RB_SC_BULL_176x126,5_AD2 02.02.2009

9:34 Uhr

Das Schwimmreifenmodell „Blonder Tourist“ war bei jungen Seepferdchen außerordentlich beliebt, auch wegen des großen Auftriebs.

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Der neue Mitschüler hatte es am Anfang nicht ganz leicht, doch ­irgendwann wurde er schließlich in der Klasse akzeptiert.

Illustrationen: www.cartoonstock.com (4)

STRONG & NATURAL. Cocablatt

Kolanuss

Zitrone/Limette

Nelke

Zimt

Kardamom

Pinie

Ackerminze

Galgant

Vanilleschoten

Ingwer

Muskatblüte

Kakao

Süßholz

Orange

Senfsamen

Das Cola von Red Bull ist eine einzigartige Komposition an Inhaltsstoffen, allesamt

Kolanuss als auch das Cocablatt verwendet. Sein natürlicher, nicht zu

Darüber hinaus enthält das Cola von Red Bull keine Phosphorsäure, keine Konser-

100 % natürlicher Herkunft.

süßer Cola-Geschmack kommt

vierungsstoffe sowie keine

Außerdem ist es das einzige

durch die Verwendung der rich-

künstlichen Farbstoffe und

Cola, das sowohl die Original-

tigen Pflanzenextrakte zustande.

Aromen.

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Read bull

Von Oliver Uschmann Der Schnee taut dieses Jahr langsam. Wie wir. Man kann kaum sagen, ob er sich schmutzig-graue Lumpen über seinen weißen Körper gezogen hat oder ob der Dreck in seinem Magen schwimmt und durch die dünn gewordene Haut nach außen durchschimmert. Beides träfe ­jedenfalls auch auf uns zu. Auf Hartmut, der so schlaff auf der Couch liegt, als

habe man ihn wie ein Handtuch darübergefaltet. Auf mich, der auf dem Flokati vor dem Sessel hockt und so lustlos PlayStation spielt, als sei es seine minimale Pflicht nach dem Atmen. Nur unser Kater Yannick ist lebendig und streift schnurrend um uns herum. Es ist kein Zufriedenheitsschnurren, sondern ein Schnurren, das uns aufwecken soll. Aufwecken aus der Starre, in die wir seit dem Jah-

„Wir müssen das Jahr anfangen“, sage ich. „Wir sind krank“, sagt Hartmut.

illustration: Adam Pointer

Der Aufschub

reswechsel gefallen sind und die uns nicht mehr loslässt. Noch in der Silvesternacht war alles wie immer gewesen. Glitzernde Sterne, Feuerwerk, Aussichten auf eine lange restliche Feier, einen im Bademantel ­verbrachten Neujahrstag und einen Neubeginn spätestens am Fünften, aber allerspätestens! Nun schreiben wir den 21., und es ist kein Anfang in Sicht. „Wer hat denn den Kaffee aufgebraucht?“, fragt Susanne mit kratziger Stimme nebenan in der Küche. Sie ist die Einzige, die sich zurzeit überhaupt noch bewegt. Hartmut und ich versuchen es immerfort, finden aber augenblicklich Gründe, schnell wieder damit aufzuhören. Der Kaffee ist alle. Er wirkte nicht. Auf der Fensterbank steht eine Reihe ­leerer, silberblau glänzender Red Bull-Dosen, 21 an der Zahl. Nach jeder Dose sind wir aufgestanden und wollten nun endlich das Jahr beginnen. Jedes Mal kehrten wir nach spätestens zwei Stunden in ­unsere Ausgangsposition zurück. „Is’ alle“, ruft Hartmut müde in die Küche, und Susanne schlurft zu uns ins Wohnzimmer und wirft sich in den Schwungsessel, der als Halbkugel an einem schweren Stahlständer aufgehängt ist. Beiläufig schaut sie auf den Bildschirm, auf dem „Civilization 2“ in der Konsolenfassung läuft. Ich weiß nicht, warum ich diese Lebenssimulation spiele statt irgendein mittelmäßiges Ballerspiel, wie es zu diesen Tagen besser passen würde. Womöglich will ich uns auf dem Bildschirm vorführen, was wir im wirklichen Leben anrichten. Meine Zivilisation fällt schließlich gerade auseinander. Ich treffe keine Entscheidungen, ich lasse es schleifen. Yannick läuft mir über die Beine, den Schwanz hoch aufgerichtet. „Wir müssen das Jahr anfangen“, sage ich. „Wir sind krank“, sagt Hartmut. Eine Fliege sitzt in seiner Kotelette und putzt sich die Füße. Susanne schaut sich im Hängesessel um, findet einen Keks zwischen den Kissen, hält ihn sich vor die Augen und beißt hinein. Die Krankheit, von der Hartmut spricht, ist ein Vorwand. Sicher, wir sind alle drei ein wenig erkältet, das muss man sagen. Man muss aber auch sagen,


Read bull

dass Hartmut am siebten Tag des Jahres, als die Erkältung zurückging und die ­Arbeitsfähigkeit sich vollständig wiederherzustellen drohte, panisch aus dem Haus stürmte und begann, so lange unter irgendeinem Vorwand bei den Nachbarhäusern zu klingeln, bis jemand mit ­Grippe und geschwollenen Augen in der Tür erschien. In diesem Moment atmete er tief und kräftig ein, hielt die Luft an, stürmte ins Haus zurück, schloss die Tür und atmete in jedem Raum einmal feucht aus. So war unsere Erkältung aufgefrischt, und wir hatten weitere Tage gewonnen. Am zehnten Tag endete mein Urlaub, und UPS erwartete mich zurück am Band. Es kostete mich drei Stunden, bis ich unten an der Prinz-Regent-Straße eine Pfütze fand, die noch gefroren genug war, um darauf auszurutschen und sich den Steiß zu prellen. „Was ist bloß los mit uns?“, frage ich, während Susanne leise quietschend schaukelt und Hartmuts Augen auf den Fernseher stieren, als klebten sie in einem Sofaüberwurf aus dem Scherzartikel­ laden. Ein Überwurf mit Augen. „Sinnkrise“, sagt der Überwurf. „Irgendwie haben wir begriffen, dass doch alles immer nur von vorne losgeht. Habe ich einem Kunden geantwortet, kommen beim Abschicken direkt drei neue Mails. Hast du ein Motorrad repariert, Susanne, stehen zwei Nachbarskinder mit ihren Mopeds vor der Tür …“ „Und der Paketstrom auf dem Fließband versiegt nie …“, seufze ich. „Genau“, sagt Hartmut. „Wir haben das immer noch nicht akzeptiert. Wir spülen unentwegt in der Hoffnung, es könnte das letzte Mal sein und das Geschirr sei nun für immer sauber.“ „Es ist schrecklich“, sage ich. „Ja“, sagt Susanne und kaut den wochenalten Ritzenkeks zu Ende. Yannick springt auf die Fensterbank, tapst neben den leeren Red Bull-Dosen umher und wirft eine davon herunter. „Er will, dass wir es wenigstens ver­ suchen“, sage ich. „Der tägliche Versuch“, sagt Susanne. „Ich mach schon“, sagt Hartmut. Er faltet sich aus der Couch. Der Überwurfkörper nimmt langsam wieder Volumen an. Hartmut geht in die Küche, zieht eine neue Dose aus dem Kühlschrank, öffnet sie knackend und trinkt in so kräftigen Schlucken, als wäre ein Jahresbeginn nun tatsächlich möglich. Susanne und ich hören ihn in die Hände klatschen. „So, es kann losgehen. Ich glaube, mit der Wäsche fange ich an.“ Seine Schritte entfernen sich Richtung Badezimmer. Kaum hat er die Schwelle

übertreten, werden sie lautlos, da es im Badezimmer vor lauter dreckiger Wäsche keinen Boden mehr gibt. Wir hören, wie er die Stücke umschichtet und sortiert. Nach zwanzig Minuten ist endlich die erste Maschine gefüllt. Er kehrt ins Wohnzimmer zurück. Er sagt: „Man sieht es nicht. Man kann es überhaupt nicht sehen. Eine ganze Maschine ist eingeräumt, und man sieht es dem Raum nicht an.“ Diese Tatsache schafft ihn. Seine Augen flehen nach Erlösung, doch der Energy Drink wirkt noch. „Ich schaue jetzt nach der Post“, sagt er. Susanne sieht mich an. Sie will sagen: Geh du mit ihm, ich kann mich jetzt nicht aus diesem Sessel wuchten. Ich lege das Joypad ab, lasse meine ohnehin verwahrloste Zivilisation alleine und folge Hartmut durch den Hausflur zum Eingang. Er hat die Haustür geöffnet und steckt den Schlüssel in den Briefkasten, aus dem es bereits oben rausquillt. „Warte!“, sage ich, doch es ist zu spät. Die zur Dichte eines schwarzen Lochs ­gepresste Post expandiert innerhalb einer Millisekunde auf ihr altes Volumen und wirft Hartmut mit ihrem Strom aus Papier über das Treppengeländer auf den verwitterten Boden. Er fällt übel auf den Rücken. „Au!“, stöhnt er. Die letzten Briefe flattern in den Kies. Alles Rechnungen. So stehe ich auf der Treppe, und er liegt davor, niedergestreckt vom eigenen postalischen Aufschub. Ein Nachbar kommt vorbei. Sein Hund grüßt uns. Hartmut arbeitet sich aus dem Papier. „Gib mir mal dein Telefon“, sagt er. Ich reiche ihm das Handy aus meiner ­Hosentasche. Er hustet. Yannick steht in der Tür, aufgeregt. Er wedelt mit dem Schwanz wie des Nachbarn Hund. Gegenüber in der Pommesbude bimmeln die Eingangsglöckchen. Hartmut wählt eine Nummer, wartet ein paar Sekunden, bis jemand rangeht, und sagt: „Ja, hallo, Mama! Pass auf, das kommt dir jetzt ­vielleicht komisch vor, aber der Manfred aus Merseburg, der ist doch mein – was noch mal?“ Hartmuts Mama antwortet am anderen Ende der Leitung. „Großcousin zweiten Grades? Ja, so dachte ich mir. Und war da nicht neulich was mit dessen Großvater?“ Eine Antwort. „Tatsächlich?“ Hartmut macht ein undefinierbares Gesicht. Die Mutter bestätigt seine Nachfrage. „Gut, Mama, danke. Wollte ich nur … ja, sonst ist alles klar. Ja, mach ich. Gut, Mama. Ja. Tschüss.“ Er legt auf, gibt mir das Telefon, rafft ein Drittel der Briefe zusammen und geht

ins Haus. Ich nehme mir ein anderes Drittel und folge ihm. Yannick saust vor in die Wohnung und rennt zu seinem Napf. Der ist zwar noch voll, aber er hat sich angewöhnt, grundsätzlich die Essens­ ausgabeposition einzunehmen, sobald ­jemand die Wohnung betritt. Er hat eine kritisch zu bewertende Versorgungsmentalität. Hartmut sagt: „Schöne Grüße von meiner Mutter.“ Er ignoriert den Kater. Im Wohnzimmer sitzt Susanne weiterhin im Sessel, hat aber anscheinend die Kraft gefunden, das Spiel in der Konsole auszutauschen. Sie steuert jetzt Bruce Willis durch die Apokalypse und schießt bei­ läufig auf alles, was sich bewegt. „Und?“, sagt sie. Hartmut geht zur Couch, stellt sich rücklings davor, wirft einen Blick über die Schulter auf seinen Popo, als müsse er zielen, und faltet sich wieder flach als Überwurf zusammen, als sei er niemals aufgestanden. Ich hocke mich vor den Sessel. Hartmut sagt: „Es gab einen Todesfall in der Familie. Niemand kann verlangen, dass ich jetzt arbeite.“ Susanne macht große Augen und beugt sich ein Stück vor. Ich forme mit den Lippen die Worte „Des Merseburger Großcousins Großvater“, was gar nicht so leicht ist. Susanne lehnt sich zurück. „Nein“, sagt sie, „das kann niemand erwarten.“ „Ach ja“, sage ich und sinke tiefer in den Teppich. Yannick miaut kläglich, obwohl sein Napf voll ist. Wir sollten das Jahr beginnen. Aber wir haben noch Zeit.

Leser machen Programm Schicken Sie Ihren Text bitte an: readbull@redbulletin.at Das Thema ist frei, doch irgendwo kann eine Dose versteckt sein. Die besten Texte (4000 bis 5000 Anschläge) werden ­abwechselnd mit den Storys professioneller Autoren veröffentlicht.

Oliver Uschmann,

Jahrgang 1977, erobert seit 2005 mit seiner Romanreihe „Hartmut und ich“ das Publikum. Der aktuelle Roman des deutschen Autors (Kennzeichen: subversive Komik) heißt „Murp!“. 97


Ankowitschs Kolumne belebt Körper und Geist

War das nicht ein … … Gorilla? Die Frage ist aber eher: Können seriöse Wissen­ schaftler von Magiern lernen? Bis vor kurzem hielt ich Zauberkünstler für liebenswürdig-verschrobene Menschen, die nicht erwachsen werden wollen. Wie sollte ich mir sonst erklären, dass sie Spaß daran haben, Häschen ­verschwinden zu lassen oder Menschen zu zersägen? Damit lag ich aber ziemlich falsch! In jüngster Vergangenheit haben sich nämlich immer mehr seriöse Hirnforscher auf den Weg gemacht und Magier um ihren Rat gefragt. Um ihren Rat? Ja, so ist es! Ich weiß nicht, wem es als Erstem auf­ gefallen ist, aber Zauberer haben ja nur zwei Chancen, erfolgreich zu sein. Entweder können sie wirklich zaubern. Oder sie sind Meister darin, die menschliche Wahrnehmung zu ihrem Vorteil auszunutzen. Genau darin besteht der Berührungspunkt der beiden Gruppen: Während die Zauberer wissen müssen, wie sie unser Gehirn austricksen, wollen die Forscher dahinterkommen, wie es funktioniert. Deshalb sind Zauberbücher und -shows für Hirnforscher wahre Fund­ gruben, bieten sie ihnen doch reiches Anschauungs- und Forschungsmaterial. Seitdem stecken die Magier und die Wissenschaftler immer öfter ihre Köpfe zusammen. Und wenn sie besonders gut gelaunt sind, dürfen auch noch ein paar Taschendiebe dazukommen, denn auch die sind wahre Meister im Umgang mit

Wir haben ein ziemlich eingeschränktes Bild der Welt: Zauberer und Taschendiebe machen sich das zunutze. unserer Wahrnehmung (wenn auch zu einem illegalen Zweck). Und, welche Erkenntnisse haben die Fachleute vertieft? Beispielsweise die, dass wir ein ziemlich eingeschränktes Bild von der Welt haben. Denn um deren Komplexität verarbeiten zu können, müssen wir uns aufs Wesentliche konzentrieren und den Rest vergessen. Zauberer und Taschendiebe machen sich genau diese Eigenart zunutze: Sie murmeln ­eigenartige Sprüche, vollführen schnelle Handbewegungen, rollen heftig mit den Augen, um damit unsere Aufmerksamkeit an einem Punkt zu binden – und uns an einem anderen Ort ungestört die Armbanduhr abzunehmen oder eine Münze verschwinden zu lassen.

Wie blind wir für das Offensichtlichste sind, wenn man uns nur abzulenken weiß, zeigt ein berühmter Versuch aus dem Jahr 2000: Da forderte man Testpersonen auf, sich ein Video anzusehen, auf dem sechs Leute einander zwei Basketbälle zuwarfen, und dabei mitzuzählen, wie oft. Das Ergebnis: Die Hälfte der Zuseher bekam nicht mit, dass ein Schauspieler durch die Szene marschierte, der ein Gorillakostüm trug und sich auf die Brust trommelte. Auch Illusionen werden von professionellen Zauberkünstlern perfekt hervor­ gerufen. So gelingt es ihnen mühelos, uns davon zu überzeugen, sie könnten Gegenstände verschwinden lassen. Sie bedienen sich dabei der Eigenart unseres Gehirns, sich Kommendes und Fehlendes zurechtzuinterpretieren. Wenn wir also jemandem dabei zusehen, wie er ausholt, um einen Ball in die Höhe zu werfen, ­sehen wir diesen Ball gleichsam schon fliegen; taucht er dann nicht auf, lässt ihn das Gehirn scheinbar vor unseren ­Augen verschwinden (weil er ja eigentlich da sein müsste!). In Wirklichkeit hat der Zauberer den Ball bloß unbemerkt in seinen Schoß fallen lassen und so getan, als würfe er ihn hoch. Und das Überraschendste daran: Selbst wenn wir diese Tricks kennen, fällt unser Gehirn immer wieder von neuem drauf rein. Aus alledem können wir eine Menge lernen: Wir sollten sehr genau darauf ­achten, was wir uns so über die Welt ­zusammenreimen; wir sollten uns nicht sofort umdrehen, wenn uns jemand in der U-Bahn in den Rücken boxt (vielleicht will er unseren iPod stehlen), und Lehrer sowie Eltern, deren Kinder immer auf die falschen Dinge achten, sollten besser zaubern lernen! War das nicht eben ein – Gorilla? Christian Ankowitsch, 49, ist ein öster­rei­chischer Journalist und Schriftsteller. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.

Herausgeber und Verleger Red Bulletin GmbH Chefredaktion Robert Sperl, Stefan Wagner (Stv.) Creative Director Erik Turek Art Director Markus Kietreiber Fotodirektion Fritz Schuster Chefin vom Dienst Marion Wildmann Leitende Redakteure Werner Jessner, Uschi Korda, Andreas Kornhofer, Alexander Macheck Redaktion Ulrich Corazza, Felix Fuchs, Peter Hofer, Daniel Kudernatsch, Florian Obkircher, Lucas Perterer, Christoph Rietner, Simon Schreyer, Clemens Stachel, Nadja Žele Grafik Claudia Drechsler, Dominik Uhl Fotoredaktion Markus Kucˇera, Valerie Rosenburg Senior Illustrator Dietmar Kainrath Autoren Christian Ankowitsch, Christian Seiler Mitarbei­ter Alex Lisetz, Herbert Völker, Huw Williams, Matt Youson Illustratoren Mandy Fischer, Andreas Leitner, Adam Pointer, Lie-Ins and Tigers Lektorat Hans Fleißner Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Christian GrafSimpson, Nenad Isailovic Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Geschäftsführung Karl Abentheuer, Rudolf Theierl Projektleitung Bernd Fisa Sonderprojekte Boro Petric Finanzen Siegmar Hofstetter Verlagsleitung Joachim Zieger Marketing Barbara Kaiser (Ltg.), Regina Köstler Projektmanagement Jan Cremer, Jürgen Eckstein, Dagmar Kiefer, Sandra Sieder, Sara Varming Anzeigenverkauf Bull Verlags GmbH, Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien; anzeigen@at.redbulletin.com IT-Support Martin Ribitsch Office Management Martina Bozecsky, Claudia Felicetti Firmensitz Red Bulletin GmbH, Am Brunnen 1, A-5330 Fuschl am See, FN 287869 m, ATU 63087028 Sitz der Redaktion Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 9022128800 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com Redaktionsbüro London 14 Soho Square, W1D 3QG, UK Telefon +44 20 7434-8600 Fax +44 20 7434-8650 Web www.redbulletin.com Erscheinungsweise Das Red Bulletin erscheint jeweils am ersten Dienstag des Monats als Eigenbeilage von und in Kooperation mit folgenden Partnerzeitungen – in Österreich: Kleine Zeitung, Oberöster­ reichische Nachrichten, Die Presse, Salzburger Nachrichten, Tiroler Tageszeitung, Vorarlberger Nachrichten; Burgenländische Volkszeitung, Niederösterreichische Nachrichten. In Deutschland: Münchner Merkur, tz. In Großbritannien: The Independent. In Irland: Irish Independent. In Nordirland: Belfast Telegraph. Gesamtauflage 2,1 Millionen Leserbriefe bitte an leserbriefe@at.redbulletin.com

DAS RED BULLETIN ERSCHEINT JEDEN ERSTEN DIENSTAG IM MONAT. DIE NÄCHSTE AUSGABE GIBT ES AM 5. MAI 2009.

Illustration: Andreas Leitner

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