The Red Bulletin 04/19 DE

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DEUTSCHLAND APRIL 2019, € 2,50

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DIE KRAFT DES TANZES WIE DIE FLYING STEPS GEMÄLDE ZUM LEBEN ERWECKEN

DIE RENNMASCHINE

DAS IST IRONMAN-WELTMEISTER SEBASTIAN KIENLE Er nutzt Technologie, wo er nur kann. Um besser zu werden. Und manchmal auch, um zu überleben.






E DI TO R I A L

WILLKOMMEN

GANZ WEIT VORN

In der Luft schwebend, wie eingefroren – so wollte der niederländische Fotograf drei Tänzer der Flying Steps in Berlin ablichten. Eine Frage von Teamwork und präzisem Timing. Auf den gemein­samen Countdown hin sprang das Trio – und Baan drückte den Auslöser. Seine besten Treffer ab Seite 64.

ERPROBT IM EIS THOMAS ULRICH

Weder Kälte noch Höhenangst (siehe unten) ­können dem erfahrenen Schweizer Outdoor-Fotografen etwas anhaben. Beste Voraussetzungen also, um Extremkletterer Stefan Glowacz auf ­dessen nachhaltige Grönland-­Expedition per Segelboot und Snow-Kite zu begleiten, ab Seite 22.

„ Achtmal ver­ suchten sie, mich wiederzu­ beleben. Beim neunten Mal sprang ich zum Glück wieder an.“ Einst dem Exzess zugetan, heute Lehrmeister einer ­neuen Musiker-Generation: Disco-Ikone Nile Rodgers im Talk ab Seite 56.

Viel Spaß mit der neuen Ausgabe von The Red Bulletin! Die Redaktion

SOFORT IM EINSATZ GREG FUNNELL

Frisch auf Fuerteventura gelandet, setzte der Londoner Fotograf (li.) unser Cover-Thema „Sport und Technik“ auf vorbildliche Weise um – und sprang samt Kamera zu Triathlon-Weltmeister Sebas­tian Kienle in den Pool. Ganz nah dran an der Weltspitze, ab Seite 44.

STARK IM SERVICE ORIHIME-D

Was dich hier anstarrt, ist ein japanischer Roboter-Kellner. Wie er behinderten Menschen die Rückkehr ins Berufsleben ermöglicht, liest du ab Seite 74. 6

THE RED BULLETIN

GREG FUNNELL (COVER), ORYLAB INC

GUT IN DER ZEIT RUUD BAAN

Wenn deine Uhr weiß, wie oft dein Herz pro ­Minute schlägt, wie viele Schritte du heute schon gelaufen bist und ob du tatsächlich gut geschlafen hast – was fängst du mit diesem Wissen an? Wie jeder Träger eines Fitnesstrackers steht auch Ironman-Weltmeister Sebastian Kienle Tag für Tag vor dieser Frage. Wie kaum ein anderer Athlet setzt der Triathlet auf Technik, um das Best­mögliche aus seinem Körper herauszuholen. Im Cover-­Interview ab Seite 44 verrät Kienle, welchen Gadgets er vertraut, wie sie funktionieren und wie du deine Daten so nutzt, dass sie dir optimal helfen (anstatt dich nur zu stressen).

SATZ DES MONATS


Wer bremst, gewinnt. Die alltagstaugliche Reichweite des rein elektrischen Audi e-tron wird dank teilweiser RĂźckgewinnung von Bremsenergie gesteigert. Welche Features des Audi e-tron Sie auĂ&#x;erdem zum Gewinner machen, erfahren Sie jetzt bei Ihrem Audi Partner. audi.de/e-tron Audi Vorsprung durch Technik


I N H A LT The Red Bulletin April 2019

COVERSTORY

44 ALLES AUF TECHNIK

Triathlon-Weltmeister Sebastian Kienle erklärt, wie er Hightech einsetzt, um wirklich sein ganzes Potential auszuschöpfen.

FILMTIPPS

42 „ LASS ALLES LIEGEN UND SCHAU DIR DAS AN“

Arthouse-Queen Charlotte Gainsbourg zeigt uns vier Filme, die ihr Leben geprägt haben.

MUSIK

56 ZWISCHEN DISCO-HITS UND DROGENEXZESS ABENTEUER

22 E R SUCHT DAS WEITE

Quer durch Grönland nur mit der Kraft der Natur: Stefan Glowaczs inspirierende Reise.

HOLLYWOOD

36 D IE SUPERHELDIN

Brie Larson ist „Captain Marvel“. Hier erklärt sie, wie auch du Heldentaten vollbringen kannst.

NETFLIX-SERIE

40 C HARLIE HUNNAMS KAMPF MIT DRACHEN

Der britische Schauspieler stellt sich erfolgreich seinen Ängsten, indem er sie visualisiert. 10 GALLERY 16 ZAHLEN, BITTE! 18 KOLUMNE

8

19 FUNDSTÜCK 20 LIFE HACKS 74 I NNOVATOR

Chic-Frontmann Nile Rodgers wurde bereits für tot erklärt. Heute belebt er junge Künstler.

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SOMMER MIT VIEL EIS Stefan Glowacz berichtet von der längsten Expedition seines Lebens.

TAG-UND-NACHT-LEBEN

60 D IE PERFEKTE PARTY

Wie ein Unternehmer auf Ibiza die Club-Szene revolutioniert.

GREG FUNNELL, MIELE PASSMORE, RUUD BAAN, THOMAS ULRICH

DANCE

64 SO MACHT TANZEN STARK Drei Stars der Flying Steps zeigen ihre neuen Moves.

VORBILDER

76 D IE CODING-PIONIERIN Wie Stephanie Shirley, 85, eine der reichsten Frauen Englands wurde und was sie dabei lernte. 96 IMPRESSUM 98 PERFEKTER ABGANG

44 SEBASTIAN KIENLE zeigt uns, welche Hightech-Gadgets er im Training nutzt.

THE RED BULLETIN


„ Bei Herausforderungen muss sich dein Gehirn neu organisieren.“ BRIE LARSON über den Kampf mit ihren Ängsten. Seite 36

guide

DEIN PROGRAMM

84 REISEN Sightseeing extrem: der Marathon auf der Chinesischen Mauer 88 ENTERTAINMENT Red Bull TV-Highlights, live und on demand 89 EVENTS Sport, Musik, Party: Pflichttermine für die kommenden Wochen 90 GAMING Schrecklich gut: warum „Resident Evil 2“ dein Leben retten könnte

76 STEPHANIE SHIRLEY erzählt, was sie als Programmier-Pionierin fürs Leben gelernt hat. THE RED BULLETIN

64

92 E-BIKES Wie die neuen Modelle 2019 ihre Disziplinen aufmischen wollen

DIE FLYING STEPS geben einen Vorgeschmack auf ihre neue Show „Flying Pictures“.  9


GA L L E RY

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Rallye Dakar, Peru FREDERIC LE FLOCH/DPPI/RED BULL CONTENT POOL

SAND IM GETRIEBE

Ein Mini John Cooper Works Buggy rast durch die Wüste – am Steuer der 13fache Dakar-Sieger Stéphane Peterhansel. Sein ärgster Gegner auf der 511 Kilometer langen vierten Etappe: superfeiner „Fesh-Fesh“Sand: „Er ist wie Puder, kriecht in jede Ritze, nimmt dir die Sicht.“ An diesem Tag geht ­alles gut, Platz zwei. Auf der neunten Etappe kommt das Ende: Stephane landet in einer Düne – der Sand hat gesiegt.  dakar.com

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VLADIMIR LORINC/RED BULL CONTENT POOL

GA L L E RY

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Tricklandia, Slowakei

TÄUSCHUNGSMANÖVER

Wozu fette Budgets in die Produktion spek‑ takulärer Visuals stecken, wenn man auch direkt reinspazieren kann? Dachte sich US‑Tanzkünstlerin Angyil und begab sich für den Dreh ihres neuesten Videos mit den Kol‑ leginnen Kyoka und Dassy ins slowakische Städtchen Starý Smokovec. Denn dort öffnet sich in „Tricklandia“ eine Welt, in der man seinen Sinnen besser nicht trauen s­ ollte. YouTube: win.gs/Tricklandia_Dance

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GA L L E RY

DeLand, Florida

ZIELSPRINGEN

KRYSTLE WRIGHT/RED BULL CONTENT POOL

Sechs Frauen stürzen sich in die Tiefe. Dabei verfolgen die Fly Girls zwei Ziele. Erstens: festen Boden (eh klar), zweitens: ein höheres, nämlich Frauen fürs Fallschirmspringen zu begeistern (weil’s kaum welche ausüben). Welt­rekordlerin Amy Chmelecki: „Für Ihren ersten Sprung müssen Sie sich derzeit buchstäblich an einen Mann binden. Wir wollen das ändern.“  Twitter: #redbullflygirls

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ZAHL E N, B I TT E !

World Sleep Day

TRÄUM WEITER! Am 15. März wird in 55 Ländern zum elften Mal der Weltschlaftag gefeiert. Warum der Koala ungeschlagener Champion im Schlummern ist und wie man sich nach 81 Stunden Laufen ohne Rast fühlt, erfährst du hier.

Stunden schläft der Koala täglich, mehr als jedes andere Tier. Der Grund: Die Eukalyptusblätter, von denen er sich hauptsächlich ernährt, sind sehr energiearm.

Kilokalorien pro Tag isst du im Schnitt mehr, wenn du unausgeschlafen bist.

41

40

Prozent der Menschen schlafen in Embryonalstellung.

575

Prozent der Männer schnarchen, bei Frauen sind’s nur 24 Prozent.

10

Stunden Schlaf verlieren Eltern durchschnittlich im ersten Lebensjahr ihres Babys.

Minuten nach dem Aufwachen hast du 90 Prozent deiner Träume wieder vergessen, weil dein Gehirn sie als unterdrückte Gedanken identifiziert und unverzüglich verdrängt.

12

2

Kilometer lief Ultra-Marathon­ läufer Dean Karnazes 2005 in knapp unter 81 Stunden – ohne Rast. Sein Kommentar: „Ich fühle mich, als wäre ich von einem Zug überrollt worden.“

aller Ehepaare im deutschen Sprachraum schlafen in getrennten Betten.

16

1804

Schlafschichten waren im Mittel­ alter üblich. Die Menschen waren nachts zwei bis drei Stunden wach, um Feuerholz nachzulegen oder zu beten. Der Acht-Stunden-Schlaf ist ein Phänomen der Moderne.

CLAUDIA MEITERT

Prozent der Menschen träumen ausschließlich in Schwarzweiß.

563

¹⁄10

300

GETTY IMAGES

20

449

Stunden blieb die Britin und SchlafentzugRekordhalterin Maureen Weston im Jahr 1977 wach – und zwar im Rahmen eines Schaukelstuhl-Marathons.

isolierte ein Apothekergehilfe in Paderborn einen alkalischen Stoff aus Opium. Weil dieser die Versuchstiere einschläferte, taufte jener ihn Morphium (nach Morpheus, dem griechischen Gott der Träume). THE RED BULLETIN


Elegance is an attitude Mikaela Shiffrin

Conquest V.H.P.


KO LUM NE

Thilo Mischke

BEGEGNUNGEN

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THILO MISCHKE

Ich will von ihm wissen, warum. Warum der Schmerz, die Entbehrung, warum er trotzdem immer fröhlich ist, warum er keine Xbox und keine Universität will, warum er keinen klassischen Lebenstraum lebt. Da wird er kurz ruhig, faltet die Hände hinter dem Kopf. „Wir alle haben dieselben Ängste“, sagt er. „Ob arm oder reich, wir wissen doch überhaupt nicht mehr, was wir wollen. Hier, auf dem Zug, ist das anders.“ Er erzählt von seiner Kindheit, er komme aus gutem Hause, aus Kalifornien. Die Eltern gaben ihm Ritalin, damit er ruhiger „Nimm einen Schluck“, sagt TooTall. wird. „Als ich es abgesetzt habe“, erklärt er, „habe ich verstanden, dass So heißt mein Begleiter, ein großer ich losmuss. Meinen Weg finden.“ Junge, gerade 20 Jahre alt. Viel zu Die Stahlschienen im Boden groß, deswegen der Spitzname. Von geben ihm die Richtung vor, keine außen, da ist er ein schlaksiger Obdachloser, aber wer mit ihm spricht, Abzweigungen, das gibt Sicherheit. wer sich nicht vor seiner abgewetzten Die Bedürfnisse hier sind kleiner. Erscheinung fürchtet, der erkennt, Viel kleiner. Essen, schlafen, musidass Armut nicht Verzicht ­bedeuten Er will die Freiheit spüren, zieren, auf den Zug springen – und nicht herunterfallen. Die Träume muss. Dass ein fehlender Lebensplan die seinen Vorfahren in sind nicht so komplex, so aufwendig. nicht heißt, unfähig zum Träumen zu sein. diesem Land versprochen Wer von Chicago nach Dallas will, der braucht keinen Beruf, sondern TooTall ist ein Trainkid, er gehört wurde und die der Glück. Und das steht allen Menschen einer Gruppe von Menschen an, die heutigen Generation fehlt. zu. „Egal welche Hautfarbe, egal ob ausgestiegen sind aus dem Alltag der schwul, hetero, egal ob Amerikaner, USA. Er will die Freiheit spüren, die Mexikaner oder, so wie du, Deutscher. Als Trainkid gelten seinen Vorfahren in diesem Land versprochen wurde und für alle dieselben Regeln“, erklärt er mir. die der jetzigen Generation fehlt. Er will den „American Dream“ träumen, aber ohne Auto, ohne Eigenheim, ohne „Noch fünf Stunden, dann müssen wir runter“, sagt Too100.000-Dollar-Job. Für ihn und immer mehr Jugendliche Tall. Ein Rangierbahnhof ist die Endstation. „Was willst findet der amerikanische Traum auf den Schienen statt. du mal werden, wenn du zu alt hierfür bist?“, will ich „Im Sommer in den Norden, im Winter in den Süden“, von ihm wissen, als wir langsam unsere Taschen packen. erklärt er mir sein Jahr und eigentlich sein Leben. Wie „Hollywoodstar“, sagt er, und ich lache, so dass er verein Zugvogel streift er durch dieses Land, lässt die kalten Jahreszeiten hinter sich. steht, dass ich es ihm nicht glaube. „Doch“, sagt er und meint es völlig ernst. „Wenn du nichts hattest – im Leben Die Lok steht. TooTall springt ins Kiesbett, es knirscht und auch hier, auf diesem Zug, habe ich nichts, außer ­gefährlich. „Morgenwäsche“, ruft er und lacht. James, mich selbst: Dann kannst du danach alles sein.“ wie er wirklich heißt, pinkelt, putzt sich die Zähne und Ich lache nicht mehr, sondern glaube es ihm.

BLAGOVESTA BAKARDJIEVA

P

lötzlich ist da kein Lärm mehr. Ein Schlafsack hat mich vor der Kälte geschützt, als ich auf dem nackten Boden gelegen bin. Ich habe gefroren und geflucht. Habe, versteckt vor Sicherheitskräften, vor der US-amerikanischen Polizei auf einem fahrenden ­Güterwaggon geschlafen. Der Waggon steht jetzt mitten in ­einer sumpfigen Landschaft im Südwesten der USA. Schwalbenschwärme fliegen am Zug vorbei, ich weiß nicht, in welchem Bundesstaat ich bin, ich weiß nur, die Fahrt dauerte 13 Stunden. Meine Hände sind voller Öl, mein Gesicht brennt vom Ruß der Diesellok.

sprüht Pfirsich-Deo in seine Achseln. Wer ein Trainkid ist, der stinkt, erklärt er mir später. Körperpflege lohne sich nicht. „Du wirst auf dem Zug sofort wieder schmutzig.“ Der Zug ruckt, es geht weiter. Langsam, so dass wir uns unterhalten können, aber die Landschaft trotzdem im Augenwinkel verschmiert. Ich bin mit ihm seit 24 Stunden unterwegs. Betteln, musizieren, nachts im toten Winkel der Infrarotkameras im Staub kauern und auf langsam fahrende Züge springen. Wir lehnen uns aneinander, weil Stahl niemals bequem sein kann. Wir beide sind aus unterschiedlichen Welten. Aber nicht hier, nicht auf diesem Zug.

MARTIN GASCH

Er ist 200 Tage im Jahr unterwegs, Jetlag ist bei Korrespondent und Reisereporter Thilo Mischke (TVDokureihe „Uncovered“) ein Dauerzustand. Auf seinen Expedi­tionen trifft der 38-jährige Berliner immer wieder Menschen, die ihn faszi­ nieren. Dieses Mal: TooTall, einen jungen Mann, der auf Güterzügen lebt und von Hollywood träumt.


FB U NL DL ES VT AÜ RC DK

Die „Titanic“: Auf ihrer Jungfernfahrt rammte sie einen Eisberg. Sie sank am 15. April 1912.

Ein Löffel von der „Titanic“

AUFGETAUCHT

HENRY LEUTWYLER, SSPL VIA GETTY IMAGES

Ein schlichter Löffel, rostzerfressen vom salzigen Wasser des Atlantiks. Einzige Auffälligkeit: ein er­ habener fünfzackiger Stern. Und trotzdem etwas ­Besonderes. Er war an Bord der RMS „Titanic“, wurde aus 3800 Meter Tiefe geborgen (sowie die vergilbte Hälfte eines Gepäcksanhängers). Wer ihn betrachtet, denkt vermutlich an den jungen Leonardo DiCaprio, der dieser Katastrophe in der epischen Verfilmung der Tragödie ein Gesicht gegeben hat (1997). Du siehst, wie er sich zitternd an eine Planke klammert – bis er im Dunkel versinkt. Als eines von 1503 Opfern.

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L IF E HACKS

Science-Bastler

SO WIRD DEIN SMARTPHONE SCHLAUER Tricks und Hacks für den Alltag, Volume 7: Smartphone-Equipment muss nicht teuer sein. So verstärkst, stabilisierst und schützt du dein Handy mit Alltagsgegenständen.

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2× 1

1

Schneide in der Mitte der Klo­ papierrolle längs einen Schlitz, in den dein Handy passt.

2 Stell das Handy auf die Bügel, lehn es an die Gläser und drück Play.

2

Leg die Brille auf den Kopf und klapp die Bügel nach innen.

Nimm die Plastikbecher und schneide in beide mittig ein Loch, das denselben Durch­ messer wie die Rolle hat.

ZU FRAGIL?

Rettungsballon Der schnellste und billigste Weg zur schützenden Handy-Hülle.

3

Ballon aufblasen, Handy auf die Ober­ fläche drücken und Luft ablassen. Der Ballongummi legt sich um das Smartphone.

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SASCHA BIERL

2

FLORIAN OBKIRCHER

1 Verbinde die Rolle und die Becher (Öffnungen nach vorn), steck dein Handy in die Papp­ rolle – und dreh die Musik auf.

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Photo by Keno Derleyn

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EISKALT DURCHGEZOGEN Von Bayern nach Grönland und wieder zurück, nur mit der Kraft der Natur. Extremkletterer STEFAN GLOWACZ hat 100 Tage pures Abenteuer hinter sich – und unterwegs ein paar wichtige Lektionen fürs Leben gelernt. Text NINA HIMMER  Fotos THOMAS ULRICH


Tausend Kilometer von Westen nach Osten. Dazwischen nichts als Eis, Schnee und unsichtbare Höhen­ meter, die am Schlitten zerren.

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EINMAL GRÖNLAND UND ZURÜCK Elektroautos Segelschiff Gehen, Kiten oder Klettern

Grönland

Island

Färöer

Lektion 1:

Mensch, ärgere dich nicht Die ersten Tage auf dem Eis kommen Stefan Glowacz und seine Begleiter kaum voran. Das GPS-Gerät zeigt abends selten mehr als zehn Kilometer an. Der Grund: unzählige Rinnen mit Schmelzwasser, die das Eis zerfurchen und lange Umwege erzwingen. „Geduld ist nicht meine Stärke, da rebelliere ich innerlich“, sagt Glowacz. Und doch muss er einsehen: Ärger ändert nichts. „Man muss den Ist-Zustand akzeptieren – selbst wenn das bedeutet, stundenlang in die falsche Richtung zu marschieren.“

Schottland

England Deutschland München Bern Frankreich

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Lektion 2:

Die Natur bestimmt das Tempo

Bei Grönland zwingen Gletscherbrocken die „Santa Maria“ zum Schneckentempo, auf dem Eis bläst der Wind aus der falschen Richtung. Statt mit Snowkites zu brettern, heißt es für Stefan Glowacz, Philipp Hans und Fotograf Thomas Ulrich: latschen, schleppen, frieren, fluchen.


„Man kann auch bei minus 40 Grad ordentlich ins Schwitzen kommen. Aber wehe, man bleibt stehen.“ Jeden Tag ist die Gruppe neun Stunden unterwegs – ohne größere Pausen. Dafür ist es schlicht zu kalt.

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„Wir wollten unbedingt auf diesen Berg rauf – aber der Berg wollte uns nicht rauflassen.“

Lektion 3:

Man kann nichts erzwingen „Manchmal muss man etwas tun, obwohl man schon vorher weiß, dass es sinnlos ist“, sagt Glowacz. Das gilt auch für diesen Auf­ stieg zur Grundtvigskirken. Den mächtigen Gipfel haben Glowacz und sein Seilpartner Philipp Hans vom Boot aus entdeckt. Er ist ihre letzte Chance auf eine Erstbegehung. Doch als die beiden und der Fotograf ­Thomas Ulrich am Fuß des Berges an­ kommen, bestätigen sich ihre Befürch­ tungen: alles vereist, klettern unmöglich. Damit ist ein Teil der Expedition ge­ scheitert, aber nur aufgeschoben.   29


Lektion 4:

Überlasse nichts dem Zufall Daheim in der Garage sortieren Stefan ­Glowacz und Philipp Hans vor der Expedition ihre Ausrüstung. „Wenn man ein solches Abenteuer wagt, ist Vorbereitung alles“, sagt Glowacz. Sie entscheidet über Erfolg oder Niederlage, im Extremfall über Leben und Tod. Haken, Karabiner, Kletterseile, ­Leinen, Fixseile, Schwimmweste, Snow­ kites: „Wir haben vorab jeden Gegenstand einzeln in die Hand genommen und mit der Sorgfalt eines Buchhalters überprüft.“ 30




„Nach so langer Zeit auf endlosen Ebenen fühlt man sich in der Wand wie ein Fremdkörper.“

Lektion 5:

„I’ll be back“ Dieses Bild zeigt keine Erstbegehung. Trotzdem hält es für Glowacz einen der größten Glücksmomente der Expedition fest: zum ersten Mal nach Monaten wieder Fels unter den Fingern zu spüren. In diesem Fall bei ­einem Zwischenstopp auf den Färöer-Inseln während der Heimreise. Die Euphorie festigt eine Erkenntnis: „Klettern ist und bleibt meine größte Leidenschaft.“ Trotz schmerzender Unterarme schrumpft das Gefühl des Scheiterns mit jedem Zug nach oben und macht etwas anderem Platz: der Lust auf eine Rückkehr nach Grönland, um sich den Gipfel doch noch zu holen.   33


Hier zerrt das Glück am Schirm. Nach zähen Wandertagen auf dem Eis klart der Himmel zum ersten Mal auf, und der Wind weht aus der richtigen Richtung. Endlich schmelzen beim Kiten die Kilometer.

Auch abenteuerlich: die Anreise von München nach Mallaig in Schottland. Dabei war weniger die Reich­ weite der E-Autos das Problem als vielmehr die überschaubare Anzahl der Ladesäulen auf der Strecke.

Um in Stimmung für die große Expedition in der freien Wildbahn zu kommen, wurde wild gezeltet, nur im Schlafsack, direkt neben dem BMW i3.

D

as mit den Abenteuern ist so eine Sache. Wo soll man sie suchen in einer Welt, in der jeder Berg bereits bestiegen und jede Wüste durchquert ist? „Im eigenen Kopf“, schlägt Stefan Glowacz vor. Man kombiniere ­persönliche Herausforderungen mit einer un­gewöhnlichen Idee – und fertig ist die ­Expedition. Bei „Coast to Coast“ bestand der Reiz darin, eigenständige Zielsetzungen zu einer großen Unternehmung zusammenzufassen: Von Schottland aus mit dem Segelschiff nach Grönland, dort das Inlandeis zu Fuß, auf Skiern und mit Snowkites überqueren, am anderen Ende eine Big Wall erklimmen und mit dem Schiff wieder zurück. Mehr als 5000 Kilo­ 34

meter an Land, über 3000 Seemeilen im Wasser – und das Ganze bitte klima­ neutral. Das war allen Beteiligten verrückt genug, um mitzumachen. Für ein solches Abenteuer muss man erst einmal Mit­ streiter finden. Am Ende waren der Nachwuchskletterer Philipp Hans, der Fotograf Thomas Ulrich und der Skipper Wolf Kloss verrückt genug, um zuzusagen – ohne auch nur einen Moment zu zögern. the red bulletin: Herr Glowacz, wie fühlen sich Frostbeulen an? stefan glowacz: Man spürt sie überhaupt nicht. Das ist das Tückische daran, denn solche Durchblutungsstörungen können sich von der Oberfläche in tiefere

Hautschichten ausbreiten und die Nerven schädigen. Das ist mir zum Glück erspart geblieben, obwohl ich zeitweise aussah wie ein Blumenkohl. Was treibt einen Kletterer dazu, bei ­minus 40 Grad durchs Eis zu stapfen? Ich habe die riesigen Eismassen Grönlands vor drei Jahren von einem Flugzeug aus gesehen. Seitdem hat mich der Gedanke nicht mehr losgelassen. Ich wollte wissen, wie es sich anfühlt, dort zu stehen. Und? Brutal. Die Zeit auf dem Eis war eine wahnsinnige Schinderei. Diese Umgebung ist körperlich und emotional eine absolute Grenzerfahrung. Nicht nur wegen der ­extremen Kälte. Auch wegen der Gleichförmigkeit, der Weite und des Fehlens eines sichtbaren Ziels vor Augen. Wir hatten oft Whiteouts, also eine Wetterlage, bei der Schnee und Himmel eins werden. Da läuft man durch ein großes, weißes Nichts. Aber das hat keinerlei spirituelle Komponente, es ist einfach nur zermürbend. Dazu kommt der Druck, keine Fehler machen zu dürfen. Weil die Umgebung sie nicht verzeiht? Genau. Schon die kleinste Unachtsamkeit kann fatale Folgen haben: ein verlorener Handschuh, ein Loch im Zelt, ein verstauchter Knöchel, zu wenig geschmolzenes Wasser. Jeder Handgriff muss sitzen, Disziplin ist überlebenswichtig. Das habe ich von Thomas Ulrich gelernt, der schon Erfahrung mit Arktis-Expeditionen hatte. Anfangs hielt ich seine akribische Vorbereitung für kleinlich, aber ich musste schnell einsehen: Ohne Sorgfalt bis ins letzte Detail ist man geliefert. Eigentlich wolltet ihr weite Teile kiten. Das war der Plan. Aber zunächst ging es nur zäh voran. Entweder war es windstill, oder die Böen kamen aus der falschen Richtung, also sind wir anfangs auf Steigeisen gelaufen und dann auf Skier um­ gestiegen. Da ackerst du den ganzen Tag, machst aber kaum Strecke. Wenn du noch 1000 Kilometer vor dir hast, die Nahrung auf 40 Tage rationiert ist und dir 130 Kilo Gepäck im Kreuz hängen, kann das schon auf die Laune schlagen. Wie habt ihr es geschafft, rechtzeitig an der Ostküste anzukommen? Wir haben nur einen Tag pausiert. Irgendwann kam der Wind. Auf einmal sind wir in der Sonne auf dem Pulverschnee dahingerast, inmitten dieser abstrakten Kulisse. Ein irres Glücksgefühl. So haben wir bis zu 120 Kilometer am Tag gemacht. THE RED BULLETIN


Suchte bei der Expedition die Weite – statt wie sonst die Höhe: Extrem­kletterer Stefan Glowacz, 53

Kälte, Wind, Wellen: Die Expedition war ein Spiel mit den Naturgewalten. Ein einseitiges Spiel, bei dem immer die Natur die Oberhand hatte. Sie diktiert den Weg, die Stimmung und das Tempo. Wir mussten Zwangspausen einlegen wegen Eisschollen, Sturm oder Wellen, dann wieder war der Wind zu stark oder zu schwach. Am meisten hat mir zugesetzt, dass ich viele Situationen nicht einschät­ zen konnte. Auf dem Meer oder auf dem Eis kannst du als Kletterer nicht auf deine Erfahrungen und Instinkte vertrauen. Du musst dich auf andere verlassen. Wie gefährlich ein Sturm ist, verrät dir im Zweifel nur das Gesicht des Skippers. Es heißt, Sie waren seekrank. Wir waren kaum ausgelaufen, da ging es los – ein furchtbares Gefühl. Man ist ­immer müde. Nichts in Kopf und Körper ist mehr, wo es sein soll, und ständig hängt man kotzend über der Reling. Seefahrer werde ich in diesem Leben nicht mehr. Es ging um die emissionsfreie Fort­ bewegung. Wie kam es dazu? Ich handle schon lange nach dem Credo „by fair means“. Das bedeutet, sich vom THE RED BULLETIN

letztmöglichen Zivilisationspunkt aus nur mit eigener Kraft zu seinem Ziel zu bewegen. Diesen Gedanken haben wir bei dieser Expedition auf die Spitze ge­ trieben, indem wir sie klimaneutral durch­ geführt haben. Gestartet sind wir vor meiner Haustür in Bayern mit BMW i3-­ E‑Autos, danach ging es mit Segelyacht, Skiern und Kites voran. Ich finde den An­ satz zeitgeistig. Und außerdem maximiert es die Herausforderung, die Anreise in das Abenteuer zu integrieren. Mit welchem Gefühl kommt man nach dreieinhalb Monaten wieder heim? Schwer zu sagen. Erschöpfung, Dankbar­ keit, Glück? Die Strapazen verblassen schnell. Was dir bleibt, sind intensive

„Auf dem Meer oder Eis helfen dir deine Kletterfähigkeiten gar nichts.“

Er­inne­rungen, darunter viele kleine ­Glücks­momente: das Stück Schokolade abends im Zelt, das Auftauchen von Felsformationen am Horizont, nachdem man wochenlang nur Eis gesehen hat, das ­Segeln unter Nordlichtern oder das Gefühl, zum ersten Mal nach langer Zeit wieder zu klettern. Die geplante Erstbegehung mussten Sie auslassen. Wie tief sitzt das? Wir waren zu spät dran, die Wände an der Ostküste waren bei unserer Ankunft be­ reits komplett vereist. Das war zuerst ein­ mal eine große Enttäuschung. Aber man muss auch ehrlich zugeben: Wir ­wären nach der Zeit auf dem Eis körperlich nicht mehr in der Lage gewesen, vom B ­ oden abzuheben. Wir saßen vor dem Berg und waren platt. Aber die Lust war da. Für mich ein untrügliches Zeichen, dass ich mein Leben genau richtig lebe. Der Bildband „Grönland Coast to Coast“ (Verlag Delius Klasing, € 49,90) gibt spektakuläre Ein­ blicke in die gesamte Expedition.

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HE RO ES

Brie Larson

„  FINDE DEINE PERSÖNLICHE REVOLUTION“

Genau. Aber man muss auch dazu stehen. Nur dann wird der Rest der Welt einem auch folgen.

„Erst wenn du herausgefordert wirst, muss sich dein Gehirn neu organisieren.“

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the red bulletin: In ­„Captain Marvel“ verkörpern Sie eine der mächtigsten Superheldinnen des MarvelUniversums. Schon einmal nachgedacht, wie wir in unserem eigenen Leben zu Helden werden könnten? brie larson: Ja. Die Antwort lautet meiner Meinung nach: indem wir uns nicht verbiegen.­ In den vergangenen Jahren habe ich einen großen „inneren Wachstumsschub“ erfahren und begonnen, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Der Wunsch, etwas zu ver­ ändern, wurde immer stärker. Eine Freundin, die Vollzeit­ aktivistin ist, riet mir, darüber nachzudenken: „Was ist es, was nur du machen kannst? Was ist deine Spezialität? Wenn du die Antwort darauf findest, dann weißt du: Das wird deine persönliche Revolution sein. Darin kannst du aktiv werden.“ Aber das ist ­natürlich für jeden anders.

Und was, wenn man nicht so eine Mutter hat? Wie kann man sich dennoch ­dahingehend entwickeln? Ein wichtiger Punkt ist, dass du auch einmal schwierige Zeiten durchmachst. Wenn du immer nur das tust, was funktioniert, dann denkt dein Gehirn gar nicht mehr darüber nach, sondern sagt sich: „Wunderbar, ich m ­ ache einfach so weiter.“ Wenn du aber mit etwas konfrontiert wirst, was dich herausfordert, dir Angst macht und dich vielleicht sogar am Boden zerstört, erst dann muss sich dein Gehirn neu organisieren. Nur so finden wir zu uns selbst. Gibt es etwas, was Ihnen Angst macht? Ja, das Unbekannte, wie jedem anderen Menschen auch. Ich weiß zum Beispiel nicht, was passieren wird, wenn d ­ ieser Film in die Kinos kommt.

RÜDIGER STURM/JULIA ZIMANOFSKY

B

is vor drei Jahren war der Name Brie Larson nur ausgewiesenen Insidern ein Begriff – doch seit ihrem Oscar für „Raum“ zählt die 29-Jährige, die gern zwischen Blockbustern wie „Kong: Skull Island“ und Independent-Dramen wechselt, zu Hollywoods heißesten Aktien. Noch in diesem Jahr wird die Amerikanerin in neue Stratosphären durchstarten – in „Captain Marvel“ und „Avengers: Endgame“ tritt sie als Superheldin dazu an, das Universum zu retten. In unserem Interview gibt Brie Larson dann auch zu Protokoll, wie wir uns selbst retten können. Nur so viel vorab: Es hat mit Mut, Neugier und einer warmen Decke zu tun.

ZOEY GROSSMAN

Als „Captain Marvel“ versucht Hollywood­ schauspielerin Brie Larson, die Welt zu retten. Abseits der Leinwand hat sie ebenfalls eine Mission. Sie kämpft engagiert gegen Sexismus, Trumps Politik – und ihre eigenen Ängste.

Können Sie das jetzt ein biss­chen konkreter defi­ nieren? Man muss sich völlig im Klaren darüber sein, wer man ist und was man kann. Das muss man dann auch leben, und man darf sich von niemandem vorschreiben lassen, dass man anders sein sollte. Das habe ich schon früh erkannt – auch dank meiner Mutter, die mich immer voll unterstützt hat.

Sie behaupten, man muss sich also selbst erkennen, um eine Revolution in Gang zu setzen? THE RED BULLETIN


Superheldin mit vielen Talenten: ­Oscarpreisträgerin Brie Larson, 29, kann auch singen.


HE RO ES

zusprechen – das Ganze ging über einen Zeitraum von 15 Jahren. Und bei fast allen diesen Terminen wurde ich ab­gelehnt. Trotzdem blieb ich am Ball und gab nicht auf – wahrscheinlich, weil ich wusste, dass ich nicht mehr ohne diesen Job leben wollte.

Bei Ihnen klingt das, als wäre die Konfrontation mit den eigenen Ängsten ein Klacks. So ist es nicht, ganz im Gegen­ teil. Wenn ich Angst habe, ist es, als hätte ich Fieber. Es überwältigt und lähmt mich. Aber wie jedes Fieber erreicht auch dieses seinen Höhe­ punkt, dann geht es zurück – und zu guter Letzt gehst du gestärkt daraus hervor. Ich will also diese Konfrontation bewusst erleben. Denn so sehe ich klarer, wie dieser Prozess abläuft, und werde nicht von ihm kontrolliert.

Die Frustration muss enorm gewesen sein. Natürlich, aber sie hat auch mein mentales Rückgrat gebildet. Ich weiß, dass zum Leben ­alles dazugehört. Du kannst nicht stets sagen: Das will ich – das nicht. Das Leben ist unangenehm, aber es ist auch wunderbar, herrlich, magisch und bringt dich an Orte, die du dir nie ­erträumt hättest. Sosehr ich mich nach Strukturen und Kontrolle sehne – wenn ich wählen müsste zwischen ­allem oder nichts, würde ich ­alles nehmen.

Hatten Sie diese Einstellung immer schon? Irgendwie ja. Ich habe mit sie­ ben Jahren angefangen, prak­ tisch jeden Tag für Rollen vor­

Haben Sie Techniken, die Ihnen bei diesem Prozess helfen? Lesen hilft. Bücher waren für mich immer ein Quell der In­

Mit den Waffen einer Frau: Brie Larson ist die erste Titelheldin im Marvel-Kino-Universum.

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spiration. Zum Beispiel könnte ich jetzt lange über den „Zau­ berberg“ sprechen, mein Lieb­ lingsbuch. Und ich mag es, konstant dazuzulernen. Wenn ich einen Film wie „Captain Marvel“ drehe, möchte ich auch möglichst viel über den Prozess des Filmemachens

„Was ich an meinem Job liebe? Dass ich reihenweise Fehler machen kann.“ mitbekommen und ihn aus ­allen möglichen Perspektiven studieren – nicht nur aus der einer Schauspielerin. Wie sieht es mit körper­ lichen Aktivitäten aus? Als ich mich auf „Captain Marvel“ vorbereitete, habe ich Judo für mich entdeckt. Das mache ich allerdings nicht bloß, um meinen Pulsschlag zu erhöhen, mir geht es um die mentale Erfahrung. Apropos mentale Erfahrung: Momentan reiten Sie auf ­einer Erfolgswelle, eines Tages aber werden Sie viel­ leicht auch einmal scheitern. Wie werden Sie damit klar­ kommen? Dazu muss man zuerst einmal wissen: In meinem Job gibt es eine hohe Fehlerquote. Das meiste, was ich drehe, landet gar nicht im fertigen Film. Aber ich liebe es, dass ich ­reihenweise Fehler machen kann, um zum Endresultat zu kommen. Ansonsten braucht es l­ ediglich Zeit, um mit Ent­ täuschungen fertig zu werden. Bis dahin verkrieche ich mich unter einer warmen Decke, lese ein gutes Buch, höre ­Musik oder meditiere. Aber das Wichtigste ist die Gewiss­ heit: Alles geht wieder vorbei. „Captain Marvel“ startet am 7. März; marvel.com/movies THE RED BULLETIN

FILM FRAME©MARVEL STUDIOS 2019

Ist bei derartigen Comics der Erfolg nicht ohnehin programmiert? Nicht unbedingt. Wobei ich zugeben muss: Ich habe heute­ sicher weniger Angst als ­früher. Ich bin immer schon sehr neugierig gewesen, des­ halb faszinieren mich Dinge, die unbekannt, gefährlich oder mysteriös erscheinen.


Foto: F. Lackner

Als echter Abenteurer erkundest du Gegenden, die kaum ein Mensch vor dir je gesehen hat. Die KTM 790 ADVENTURE ist genau dafür gemacht. Sie bietet dir hervorragende Reisetauglichkeit und die unerreichte Offroad-Performance, die du brauchst, um ausgetretene Pfade zu verlassen und dein eigenes Abenteuer zu erleben.

Gezeigte Fahrszenen bitte nicht nachahmen, Schutzkleidung tragen und die anwendbaren Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung beachten! Die abgebildeten Fahrzeuge können in einzelnen Details vom Serienmodell abweichen und zeigen teilweise Sonderausstattung gegen Mehrpreis.

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HE RO ES

Mit der Biker-Serie „Sons of Anarchy“ schaffte Charlie Hunnam den Durchbruch. Doch dann kam ein Flop. Und mit ihm die Angst vor dem Scheitern.

T

he red bulletin: In dem Actionthriller „Triple Frontier“ spielen Sie das Mitglied einer Veteranentruppe, die ein Drogenkartell berauben will. Lernt man aus solchen Rollen eigentlich auch etwas fürs Leben? charlie hunnam: Durchaus. In dem Fall vor allem, wie wichtig das Gefühl von Brüder­ lichkeit ist. Ich habe in der Vorbereitung das Buch „Tribe“ von Sebastian Junger gelesen, das auf seinen Erfahrungen als „Embedded Journalist“ beruht. Er zeigt darin sehr eindringlich die Bedeutung von Gemeinschaftssinn auf – und was unsere Gesellschaft in dieser Hinsicht von alten Stammeskulturen, aber auch von Soldaten lernen kann. Und das wäre? Die wahre Essenz unseres Lebens liegt in unseren Be­ ziehungen, dem Vertrauen zu ­unseren Eltern, Geschwistern, Freunden und natürlich ­unseren Partnern. Dement­

„Ich habe meiner eigenen Dunkelheit ins Antlitz geblickt.“ 40

sprechend viel Zeit und Energie müssen wir diesen Beziehungen widmen. Das ist existenziell, denn wir alle ­befinden uns im ständigen Kampf mit dem Drachen … Dem Drachen …? Einem Monster mit zwei ­Köpfen. Das Bild mag sehr dramatisch anmuten, aber es hilft mir, meine inneren Kon­ flikte zu visualisieren. Der erste Kopf des Drachen, das sind die negativen Erfahrungen unseres Lebens, die Enttäu­ schungen, der Liebeskummer und die Schande. Der zweite Kopf ist die pure menschliche Existenzangst. Beiden müssen wir uns immer wieder stellen. Ein Beispiel? 2017 kamen zwei für mich sehr wichtige Filme heraus: „King Arthur“ und „Die ver­ sunkene Stadt Z“, beide waren auf ihre Weise Misserfolge, und das war hart. Im ersten Kopf des Drachen nistete sich darum der Gedanke ein, dass es nur noch einen einzigen Flop braucht und ich nie wie­ der einen Film-Job bekomme.

Welche Rolle spielen dabei die eingangs erwähnten ­Beziehungen? Die Hauptrolle, denn sie geben dir das Vertrauen. Im Kampf gegen deine Ängste ist die Zeit, die du mit Menschen ver­ bringst, die du liebst, deine wichtigste Handhabe. Gemein­ sam mit der Natur, denn die ist der beste Heiler. Jedes Mal, wenn ich mich so richtig be­ schissen fühle, ziehe ich mich am schönsten Ort, zu dem ich ­gerade Zugang habe, für eine Weile ganz allein zurück. Das wirkt Wunder. Und wie begegnen Sie dem zweiten Drachenkopf, der puren Existenzangst? Dafür habe ich Kundalini ge­ funden, eine Yoga- und Medi­ tationstechnik, die mein Leben grundlegend verändert hat. Das Prinzip dabei ist, dass du in dich hineinschaust und dich mit deiner eigenen Dunkelheit konfrontierst. Das ist so, als wärst du nachts im Wald. Zu­ erst kannst du nichts sehen, und jeder Laut wirkt bedroh­ lich. Aber nach einiger Zeit ­gewöhnst du dich daran und begreifst: Diese knarzenden Laute kommen nur von den Zweigen einer Eiche, die sich im Wind wiegen. Letztlich läuft es auf eine Erkenntnis hin­ aus, die Franklin D. Roosevelt formulierte: „Das Einzige, wo­ vor wir Angst haben müssen, ist die Angst selbst.“ „Triple Frontier“ startet am 15. März, netflix.com

Und wie besiegt man diese Angst vor dem Scheitern? Ich konzentriere mich auf den wesentlichen Arbeitsprozess, auf meine wahren Ziele. Ich THE RED BULLETIN

RÜDIGER STURM

STELL DICH DEM DRACHEN!

MAARTEN DE BOER/CONTOUR

Charlie Hunnam

stehe jeden Tag auf und ver­ suche einfach, die beste Ver­ sion meiner selbst zu sein und den bestmöglichen Job zu machen. Damals zum Bei­ spiel setzte ich mich hin und schrieb ein Drehbuch – was eine großartige Erfahrung war. Ängste und Enttäuschun­ gen lassen sich am besten ­ausblenden, indem man neue, positive Ziele einblendet.


Charlie Hunnam, 38, hat eine „fabelhafte“ Methode entwickelt, seine inneren Ängste zu besiegen.


HE RO ES

Charlotte Gainsbourg

A

ls Tochter des fran­ zösischen Songwriters Serge Gainsbourg und der briti­ schen Schauspielerin Jane ­Birkin wurde Charlotte Gains­ bourg die Kunst quasi in die Wiege gelegt. Ihrem Gesangs­ debüt mit zwölf – dem skandal­ umwitterten Vater-Tochter-­ Duett „Lemon Incest“ (1984) – folgten Schauspieltriumphe, etwa in Lars von Triers „Anti­ christ“ (2009) und „Melan­ cholia“ (2011). Zur Ikone wurde die heute 47-Jährige auch durch Alben wie „Stage Whisper“ (2011) und „Rest“ (2017). Hier nennt sie vier ­Filme, die sie geprägt haben. charlottegainsbourg.com

„JEUX INTERDITS“ – RENÉ CLÉMENT (1952) „‚‚Verbotene Spiele‘ war eine meiner frühesten starken emotionalen Erfahrungen. Es geht darum, wie unschuldig und spielerisch diese Kinder den Zweiten Weltkrieg erlebt und verarbeitet haben. Ich kann noch jede Zeile auswendig. Dieser Film hat mich zur Schauspielerin gemacht.“ 42

„Ich war 18, als ich ‚Je t’aime‘ zum ersten Mal sah. Der Film handelt ganz klar von der ­Beziehung meiner Eltern, und die Sexszenen fand ich eher lustig als schockierend. Für mich sind meine Eltern die perfekten Menschen – wegen, nicht trotz ihrer Fehler.“

„A NOS AMOURS“ – MAURICE PIALAT (1983) „Ich liebe Maurice Pialats gnadenlosen Realismus, besonders in ‚Auf das, was wir lieben‘. Wegen Pialat arbeite ich lieber mit Leuten wie Lars von Trier als mit diesen Hollywood-Heinis: Ich will raus aus der Komfortzone, Grenzen überschreiten, ­Extreme ausloten!“

„LES QUATRE CENTS COUPS“ – FRANÇOIS TRUFFAUT (1959) „‚Sie küssten und sie schlu­ gen ihn‘ macht richtig Spass. Alles wirkt spontan, als hätte Truffaut nur die Kamera draufgehalten – eine Meisterleistung! Du hast den Film noch nicht gesehen? Dann lass alles liegen und ­stehen, sieh ihn dir sofort an!“ THE RED BULLETIN

MARCEL ANDERS

Die französische ­Musikerin und Arthouse-Queen verrät ihre Lieblingsfilme.

„JE T’AIME MOI NON PLUS“ – SERGE ­GAINSBOURG (1976)

AMY TROOST

EXTREME AUSLOTEN!


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C O W B O Y S

R I D E

I T

H A R D


„ICH BIN’S,

DER SPORTROBOTER“ SEBASTIAN KIENLE

Sebastian Kienle, Ironman-Hawaii-Sieger 2014 und einer der besten Triathleten der Welt, nutzt modernste Technologie, wo er nur kann. Um besser, präziser und effizienter zu werden – und manchmal auch, um sich selbst zu überlisten. Ein Gespräch von Fuß bis Kopf. Text DOMINIK SCHÜTTE  Fotos GREG FUNNELL 44


Kienle nutzt eine mobile Atem­maske von Cortex zur Ausdauerdiagnostik. Nebeneffekt: sieht richtig badass aus.


Kienle beim Radtraining auf Fuerteventura: „Was ich an meinem Sport am meisten liebe, ist die Freiheit.“


the red bulletin: Sebastian, hast du „Rocky IV“ gesehen? sebastian kienle: Klar, ich liebe „Rocky“. Wir wollen mit dir nämlich über die technologischen Aspekte deines Trainings sprechen. Ihr wollt wissen, ob ich wie Ivan Drago im Labor trainiert werde … … während Rocky Holz hackt und durch den Tiefschnee joggt. Ich stelle eine These auf: Wenn ich einen eineiigen Zwilling hätte und der würde seine Karriere ohne Technologie und Datenanalyse bestreiten – er hätte keine Chance gegen mich.

480 WATT

Was du wirklich leistest

In der Bike-Kurbel misst ein Powermeter die auf­ gewendete Drehkraft – also deine wahre Leistung, un­ abhängig von Faktoren wie Wind oder Steigungen. Quarq DZero Carbon, ca. 700 Euro, via bike-components.de

Das klingt sehr bestimmt. Der technische Fortschritt hat viele ­positive Aspekte. Auch ganz praktische: Dadurch, dass ich mein Fahrrad in ein Ergometer spannen und zu Hause virtuelle Rennen fahren kann, wird Indoor-Training viel spannender. Andererseits fühle ich mich manchmal auch ein wenig fern­ gesteuert. Sebastian, der Sportroboter. Um das Maximum rauszuholen, muss ich sehr spezifische Vorgaben in einem extrem engen Rahmen erfüllen. Das schränkt mich ein, denn was ich an meinem Sport eigentlich am meisten schätzte, ist die Freiheit. Ich liebe es, bei tollem Wetter einfach eine super Runde auf dem Rad hinzulegen. Es gibt nichts Schöneres. Wie schränkt dich Technologie ein? Ich trage Wearables, die ständig Daten liefern. Wenn die Werte nach der super Runde bei tollem Wetter verraten, dass ich mit acht Watt zu wenig Leistung unterwegs war, ist es plötzlich ein Scheißtag gewesen. Das kann deprimierend sein. Gehen wir mal deine Ausrüstung durch. Also: What’s in your tech-bag? Definitionsfrage: Begreifen wir Techno­ logie als Gesamtheit aller Hilfsmittel, also beispielsweise auch den Schwimmanzug? Ja, lass es uns so definieren. Gut, dann ist es keine Tech-Bag, sondern eher ein prall gefüllter Tech-Koffer. Gehen wir von unten nach oben. Dem Schuh als Kontaktpunkt zum Boden fällt eine entscheidende Rolle zu. Zur Optimierung nutze ich Sensorik, Runscribe heißt das System. Kleine Pods, die an den Schnürsenkeln befestigt werden und Werte wie Beschleunigung und Aufprallkräfte messen. Das ist für mich aktuell echt wichtig.

Rennmaschine: Kienle auf seinem Scott Foil

„MEINE AUSRÜSTUNG IST ETWAS GANZ BESONDERES, ALSO MUSS ICH ES AUCH SEIN.“ Beim Ironman 2018 zwang dich deine Achillesferse zum Aufgeben. Genau, und bei dieser Verletzung hilft Technologie sehr konkret. Die Daten werden an meinen Ausrüster geschickt, der Parameter wie Fußstellung und Dämpfung optimiert, um ein Gleichgewicht aus Beund Entlastung zu erreichen. Deine Füße werden exakt vermessen: vor und nach 20 Kilometern. Wenn man es so weit gebracht hat, dass jemand von New Balance aus Boston anreist und einem die Füße scannt – ist schon auch ein bisschen geil, oder? Natürlich! Wenn Details der Ausrüstung extra für einen angefertigt werden, hilft das auch dem Kopf. Ein Placeboeffekt: Meine Ausrüstung ist etwas ganz Be­ sonderes – also muss ich es auch sein! Können auch Hobbysportler von diesem Effekt profitieren? In zunehmendem Maße, ja. Die Hersteller investieren das viele Geld ja nicht aus Jux und Tollerei. Sie wollen, dass solche Produkte den Weg zum Endkunden finden. Bald wird man etwa derartige Scans mit dem Smartphone durchführen können. Dann kommen passgenaue Einlegesohlen aus dem 3D-Drucker ins Haus geflattert.   47


Gutes altes Training: „Technologie hilft im Wasser wenig, hier kommt es auf die richtige Technik an.“

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152 BPM

(HERZFREQUENZ)

So hoch ist deine Belastung

Optische Messung ermöglicht Puls-Auswertung ohne Brustgurt. Dank ausgefeilter Sensorik erkennt die Polar Vantage V Veränderungen der Blutgefäße am Hand­ gelenk und ermittelt so die exakte Herzfrequenz. 499 Euro, polar.com


So was von vernetzt

Daten allein sagen erst mal wenig, auf ihre Auswertung kommt es an: Dafür lädt Kienle die ­seinen auf Plattformen wie Polar Flow, wo eine Software bei der Analyse hilft. Auch sein Coach hat Zugriff auf die Daten und kann ihm so von überall auf der Welt Trainingstipps geben.

Klingt teuer. Es heißt, in kaum eine Sportart kann man so viel Geld ver­ senken wie in Triathlon. Das stimmt. Unser Sport wird aber auch größten­teils von Menschen betrieben, die sich gute Ausrüstung leisten können und entsprechend bereit sind, zu investieren – für manchmal minimale Vorteile. Mit anderen Worten: Zum Triathlon fühlen sich zähe, erfolgreiche Leute hin­ gezogen, die in allen Lebensbereichen an ihre Grenze gehen möchten? Beim Marathon gibt es Untersuchungen, die eine Korrelation zwischen Einkommen und Zeit zeigen. Beim Triathlon ist es sicher ähnlich. Man möchte diszipliniert Höchstleistung bringen und einer Elite angehören. Vielen gefällt es auch, objektiv gemessen zu werden. Anders als im Job gibt’s eine Ergebnisliste. Da steht knallhart drauf, wie gut man ist.

„TECHNIK SAGT DIR, WO DEINE WAHREN TALENTE LIEGEN.“

Kommen wir aus diesen Sphären bitte zurück zu ­deiner Ausrüstung. Auch an der Fahrradkurbel benutze ich Sensorik, ein System namens Quarq. Das ist vielleicht der größte Sprung der vergangenen Jahre. Die Geschwindigkeit konnte man immer schon messen, aber sie sagt kaum etwas über die Leistung aus. Leistung ist ja Arbeit durch Zeit. Bei starkem Wind beispielsweise fährt man mit extrem hoher Leistung, jedoch recht niedriger Geschwindigkeit. Dadurch wird das Bild völlig verzerrt – diese Sensoren rücken es aber wieder zurecht. Was stellst du mit all diesen Daten­ mengen an? Diese Leistungswerte werden, wie die meisten anderen Daten, auf meine Uhr übertragen, eine Polar Vantage V, die sich wiederum mit dem iPhone und iPad synchronisiert. Einerseits analysiert mein Trainer die Daten, andererseits – und das ist der nächste große Fortschritt – bettet Software alles in einen Kontext ein. Das macht eine bessere Interpretation möglich. Das Verhältnis von Herzfrequenz zur Leistung beispielsweise konnte man noch nie so einfach messen wie heute. Oder wenn man in Übertraining gerät, sieht man das an der Schlafqualität, die sich dank einer Uhr ebenfalls so einfach ­messen lässt wie nie zuvor. Arbeiten wir uns nach oben: Sind deine Schenkel technologiefrei?

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17,43 G

(AUFPRALLSTÄRKE)

Wie es bei dir läuft

Wie stark ist dein Fuß­ aufprall? Wie lange die ­Kontaktzeit zum Boden? Wo belastest du deinen Fuß am meisten? Auf solche Fragen gibt ein neunachsiger Sensor im Pad von Runscribe präzise Antwort. 399 Dollar (etwa 350 Euro), runscribe.com


Kienle weiß sehr genau, woran er hart arbeiten muss. „Auch mir ist nicht alles in die Wiege gelegt.“

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(SAUERSTOFFAUFNAHME)

Was du leisten könntest

Wie viel Sauerstoff dein ­ örper aufnimmt, sagt viel K über sein Ausdauerpotenzial und geeignete Trainingszonen aus. Das System Cortex ­MetaMax 3B wertet die Gase deines Atems aus und gibt ent­sprechende Empfehlungen. Früher war so eine Spirometrie nur im Labor möglich, dank geringem Gewicht ­eignet sich dieses Modell für den Einsatz unter freiem Himmel und sogar im Wasser. Preis auf Anfrage, cortex-medical.de


INSPECTOR

GADGET

Kaum ein Sport ist so technologiegetrieben wie Triathlon. Eine kleine Auswahl von Sebastian Kienles Tools.

Filme gegen Schmerzen

Für VR-Brillen wie Oculus Rift gibt es Programme mit auto­ genem Training – zum Beispiel in der Therapie von Schmerzen. Rund 400 Euro, via amazon.de

Upgrade für den Körper

Kienles Schwimmanzug holt das Beste aus seinem Körper heraus. Die Spezialanferti­ gung des Orca Predator hebt die Hüfte an und positioniert den Körper somit für opti­ male Hydrodynamik. 799 Euro, orca-team.de

Top-Form für den Kopf

Der Helm Scott Cadence Plus steht für eine ausgewogene Balance zwischen Aero­ dynamik und Belüftung – Kienle hat sie im Windkanal weiter optimiert. Ab 249 Euro, scott-sports.com

Höchste Präzision fürs Herz So exakt wie ein EKG: Der Brustgurt H10 von Polar funktioniert dank inte­ griertem Speicher auch un­ abhängig von Uhr und Smart­ phone und liefert sehr genaue Ergebnisse bei ­hohem Tragekomfort. 89,95 Euro, polar.de

Sensoren für die optimale Haltung

Per Gyroskop und Be­ schleunigungssensor wertet der Leomo Type-R deine ­Körperhaltung aus – und hilft so zum Beispiel, auf dem Rad den bestmöglichen Winkel zwischen Oberschenkel und Hüfte zu finden. 799 Euro, leomo.io

Sohlen für den perfekten Schritt Kienle lässt sich seine New Balance 1500T2 vom Aus­ rüster exakt anpassen, für die Zwischensohle aus ­extrem leichtem Schaum werden mehrere Messungen vorgenommen. Ergebnis: perfekte Mischung aus Dämpfung und Stabilität. 130 Euro, newbalance.de

Ernährungscoach zum Draufstehen

Die Waage Polar Balance ver­ gleicht Kienles Gewicht mit seinen sonstigen Körper­ daten und gibt ihm passende Ernährungstipps. 99 Euro, polar.de


Auch nicht. Ich habe immer ein System namens Normatec dabei. Das sind Bein­ stulpen, die ein Kompressor aufpumpt. Dadurch wird die Schenkelmuskulatur nach dem Training besser durchblutet, die Erholungszeit verkürzt sich deutlich. Sieht aber etwas ulkig aus. Mir ist ein echter Physiotherapeut auch lieber. Aber pack den mal in den Koffer. Prozentrechnung mit Sebastian Kienle, Teil 1: Du hast einmal gesagt, beim ­Tri­athlon seien 60 Prozent Talent, 30 Prozent Arbeit und 10 Prozent der Rest. Ändert sich diese Verteilung durch Hightech? Den Einfluss von Technologie muss man übergeordnet betrachten. Sie hilft zum Beispiel, Talent überhaupt zu erkennen. Eine hohe Sauerstoffaufnahme ist bei­ spielsweise ein Talentfaktor. Aber bis zum Messzeitpunkt hat man keine Ahnung da­ von. Konkret: Meine Sauerstoffaufnahme ist sehr gut, im Zellstoffwechsel hingegen habe ich noch viel Potenzial. Ich weiß also genau, woran ich besonders hart arbeiten muss, weil das entsprechende Talent nicht in meiner Genetik verankert ist. Kleiner Exkurs: Du arbeitest, so hört man, auch mit einem Thermometer, das man schlucken muss. Handelt es sich hierbei um ein Einmalprodukt? Nee, das wäre zu teuer, das holt man wieder raus. Ich habe das allerdings nur ein einziges Mal im Einsatz gehabt. Wir wollten genaue Daten haben, was bei Höchstbelastung und Hitze mit meiner Körpertemperatur geschieht. Das geht in einen Bereich jenseits der 40 Grad, was extrem hohem Fieber entspricht.

„MAN MUSS SEIN KÖRPERGEFÜHL EICHEN. WIE EIN MUSIKER, DER IM TAKT SPIELT.“ Beim Fahrradtraining bist du ganz anderen „Gegnern“ als im Rennen ausgeliefert: Autos und Lkw. Hier helfen auch keine Gadgets, oder? Bin ich allein unterwegs, lasse ich mein Smartphone ständig die Position senden. Falls man im Straßengraben endet, ist es entscheidend, schnell gefunden zu werden. Smartphones im Allgemeinen gefährden mich allerdings eher. Weil Autofahrer daran rumfummeln. Hier könnte übrigens Technologie helfen: Smartphones „be­ merken“ ja, wenn man fährt, und schalten auf Wunsch ab. Ich bin dafür, diese Funk­ tion verpflichtend zu machen. Prozentrechnung, Teil 2: Du sagst, du willst vor dem Rennen körperlich bei 95 Prozent sein, mental bei 110. Wie misst du denn das, bitte? Gar nicht, dieses Körpergefühl ist Er­ fahrungssache. Ich möchte vermeiden, übertrainiert ins Rennen zu gehen. Ich merke das beispielsweise an meiner

Stimmung vor dem Start: Fühle ich mich müde – oder bin ich heiß und aggressiv. Wir sind am Oberkörper angelangt. Früher hast du wahrscheinlich oft so ausgesehen, als hätte dich ein Krake umarmt. Ja, dieses ganze Verkabeln gehört aber dank Wearables zum Glück der Vergan­ genheit an. Und wenn’s mal ganz genau sein muss, für ein EKG etwa, reicht heute ein Brustgurt. Keine Krakenabdrücke mehr. Das ist auch toll für Hobbysportler. Die können heute exakter trainieren als viele Profis noch vor ein paar Jahren. Prozentrechnung, Teil 3: Wie sollte der angesprochene Freizeit-Triathlet seine Investitionen auf die drei Teil­ disziplinen verteilen? 20 Prozent Laufen, die Schuhe sind dabei das A und O. 40 Prozent Schwimmen. Hier sollte man in einen Trainer investieren, denn im Wasser hilft Technologie wenig. Hier braucht man Technik – und die muss einem jemand beibringen. Zuletzt: 40 Pro­ zent Fahrrad: Hier ist man mit 2000 Euro für eine gute Ausrüstung dabei. Und: bitte nicht beim Helm sparen! Womit wir am Kopf wären. In meinen Helm ist eine Menge Entwick­ lungsarbeit geflossen. Ich war viel im Windkanal, um einen optimalen Kom­

Moment bitte: Was heißt, das Thermometer holt man wieder raus? Hängt ­einem ein Rückholfaden aus dem Mund? Nein, das Gerät sucht sich andere Wege. Womit wir bei der Körpermitte wären. Für meine Arbeit auf dem Rad nutze ich Leomo Type-R Sensoren an Schuh, Ober­ schenkel und Hüfte. Neben Geschwindig­ keit und Beschleunigung analysiert das System auch die Position. So kann man etwa live den Winkel zwischen Hüfte und Oberschenkel messen und die Rücken­ haltung optimieren. Für perfekte Aero­ dynamik muss man sein Körpergefühl eichen, um immer in richtiger Position zu sein. Irgendwann kann man das dann auch ohne Sensor. Wie ein Musiker, der so lange mit Metronom übt, bis er nicht anders kann, als im Takt zu bleiben. THE RED BULLETIN

Mobiler Physiotherapeut

Nach dem Training ist vor dem Training. Dazwischen optimiert Kienle auch die Erholungsphase. Immer dabei: Normatec, ein System von Beinstulpen, die sich aufpumpen lassen und die Muskel­ regeneration beschleunigen. Ab 1495 Dollar (etwas über 1300 Euro), normatec.com

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promiss aus Aerodynamik und Belüftung zu erreichen. Die beiden Faktoren widersprechen sich, denn in Öffnungen bilden sich unweigerlich Luftwirbel. Es ist bei Hitze aber wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren. Im wahrsten Sinne. Mehr cool als kühl: deine Maske. Du siehst damit echt hart aus. Nicht wahr? Das Gerät kommt bei vier, fünf Tests im Jahr zum Einsatz. Die Maske verringert den Atemwiderstand nicht, sondern misst nur die Atemgase. Das lässt viele Aussagen über den Stoffwechsel zu. Sehr wichtig, wenn man zum Beispiel die Fettverbrennung optimieren will. Früher gingen solche Spirometrie-Tests nur im Labor, dank neuen mobilen Modellen können wir sie unter echten Bedingungen einsetzen – etwa bei Hitze oder in der Höhe – und so unser Training noch genauer steuern.

VORSPRUNG DURCH TECHNIK

Kaum eine Entwicklung macht das Training effektiver als die Vernetzung der Geräte mit dem Smartphone. Wir zeigen zehn Tools, die so smart sind, dass sie dich spielend in Form bringen – im Training und im Alltag. THE MIRROR HOME GYM

Dieser Spiegel macht dich zum Schönsten im ganzen Land In ausgeschaltetem Zustand ist „The Mirror“ einfach nur – ein Spiegel. Tatsächlich verbergen sich in dem Gerät aber ein Monitor, Lautsprecher und smarte Technik. So kann man mit einem Trainer und anderen Benutzern gemeinsam Sport treiben und muss dafür nicht mal die Wohnung verlassen. Momentan leider nur in den USA erhältlich, bitte schnell nach Europa bringen! Ab 1500 Dollar (gut 1300 Euro), mirror.co

„AUCH HOBBY­ SPORTLER KÖNNEN PRÄZISER TRAINIEREN ALS JE ZUVOR.“ Steigst du wie Per Mertesacker früher auch mal in die gute alte Eistonne? Nein. Der Körper reagiert auf Überforderung damit, dass er neue Ressourcen anlegt. Wenn man ihn sofort runterkühlt, geht dieser Trainingseffekt verloren. Setzt du für die Kopfarbeit auch mentale Techniken ein? Manchmal lasse ich all den Technik­ krempel bewusst weg und gehe wandern. Gerade in Ruhephasen. Ohne Kopfhörer, ohne Uhr, ohne Smartphone. Ich nutze auch autogenes Training, um mit einer Verletzung klarzukommen. Dafür benutze ich auch gerne immersive VR-Brillen. Wenn man einen chronischen Schmerz hat, muss man das Gehirn sozusagen neu programmieren. Das ist er wieder, Sebastian … … der Sportroboter.

TANGRAM FACTORY SMART ROPE

Dieses Springseil ist ein Motivations­­ künstler PLANKPAD

Dieses Brett schult das Gleichgewicht TV-Junkies kennen das Plankpad vielleicht aus „Die Höhle der ­Löwen“. Die Idee: ein Balanceboard, das dem Nutzer auf dem ­integrierbaren Smartphone Workouts und Spiele anzeigt. 89 Euro, plankpad.de

Das gute alte Springseil – was lässt sich daran bitte verbessern? Tangram hatte eine wirklich schlaue Idee: 23 LEDs im Seil zeigen die Zahl der Umdrehungen vor dem Auge des Benutzers an, klar lesbar bis 9999. In der Smart Gym-App kann man außerdem seine Trainingsergebnisse speichern. Ab 89 Euro, tangramfactory.com

Im Ozean, auf dem Renner, beim Laufen – auf Instagram gibt Kienle Trainings-Einblicke: @sebastiankienle

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SPECIALIZED AMBUSH ANGi

Dieser Helm ruft Hilfe herbei

Wenn man im Straßengraben ­landet oder im Wald stürzt, kann es bei der Rettung auf Minuten an­ kommen. Specialized hat mit ANGi ein System entwickelt, das den Helm in einen Crash-Detektor und Notfallsender verwandelt. Nach ­einem Sturz wird automatisch die Position an einen Notfallkontakt gesendet. Ab 199 Euro, specialized.com

TRX HOME 2

Dieses System lässt dich hängen Schlingentrainer sind quasi ­Fitnessstudios zum Mitnehmen, gerade mal 650 Gramm wiegt die gesamte Ausstattung. Vor allem Menschen mit Rücken- oder Knie­ problemen kann die dazugehörige App helfen, eine gesundes Eigen­ gewichttraining durchzuführen. Ab 199 Euro, trx-training.de

UPRIGHT GO OZMO ACTIVE SMART CUP

Diese Flasche drängt dich zum Trinken Dehydrierung ist der größte Feind beim Workout. Wer regelmäßig vergisst, genug Wasser zu trinken, kriegt nun Hilfe von dieser Flasche. Per LED und Vibration auf dem Smartphone erinnert sie den Be­ sitzer daran, mindestens 1,5 Liter zu sich zu nehmen. Ab 69 Euro, ozmo.io

GARMIN VARIA RTL511

Dieses Rücklicht warnt vor Gefahr

Radsportler umgibt keine Knautschzone – im Gegensatz zu unaufmerksamen Auto­ fahrern. Nähert sich ein Fahr­ zeug von hinten, sendet die­ ses Rücklicht eine Warnung auf die Uhr oder die optio­ nale Displayeinheit. Gerade an engen Streckenstellen kann man so brenzlige ­Situationen vermeiden – und rechts ranfahren. Ab 199 Euro, garmin.com

THE RED BULLETIN

Dieses Gerät beweist Haltung Wie ist gerade deine Sitzposition, während du das hier liest? Krumm und schief – oder gerade? Upright Go, ein kleiner Beacon, den man am Rücken trägt, warnt den Be­ nutzer mit leichtem Vibrieren, wenn er zu ungesund lümmelt. Die App zeigt die Fortschritte in Sachen Haltung mit leicht verständlichen Diagrammen an. Ab 89 Euro, uprightgo.de

UNDER ARMOUR TRUE WIRELESS FLASH

Diese Kopfhörer lassen einen schnacken

Workout-Kopfhörer müssen fest sitzen und schweißresistent sein – klar. Under Armours In-Ears mit JBL-Technik können aber mehr: Dank der Funktion Ambient Aware bekommt man von der Außenwelt noch etwas mit, und Talkthru senkt automatisch die Musiklautstärke, wenn man sich mit dem Sport­ partner unterhalten möchte. Ab 179 Euro, jbl.com

SUUNTO 9

Diese Uhr hält länger durch als ihr Träger GPS frisst Akkulaufzeit, deswegen hat Suunto mit FusedTrack einen Algorithmus entwickelt, der Be­ wegungssensor-Daten mit ein­ bezieht. Dadurch kann die Multi­ sport-Uhr bis zu 120 Stunden Trainingsdaten aufzeichnen. Wir wollen niemanden unterschätzen – aber das sollte doch reichen. Ab 599 Euro, suunto.com

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Als Songschreiber, Produzent und Bandleader hat Nile Rodgers mehr als 500 Millionen Alben verkauft.


„Glaube nie, was du in einem Magazin liest“ Wie er von den Toten auferstand. Wie er Madonna zum Erfolg führte. Wie er sich seit fast 50 Jahren am Pop-Thron hält. Chic-Bandleader NILE RODGERS im Interview über seine Karriere zwischen Disco-Sound und Drogenexzess. Text MARCEL ANDERS  Fotos HELENE PAMBRUN/PARIS MATCH/CONTOUR

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it seiner Gruppe Chic hat er in den 1970er-Jahren Disco miterfunden und Hip-Hop auf den Weg gebracht, in den 1980er-Jahren Nummer‑­ 1-Alben von Ikonen wie David Bowie und Madonna produziert. Was Nile Rodgers von Musiklegenden seiner Generation ­unterscheidet: Anstatt sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, arbeitet er stets mit den angesagtesten Jungstars. Aktu­ elles Beispiel: Am neuen Chic-Album – dem ersten seit 26 Jahren – kollaboriert er mit Lady Gaga und Stefflon Don, die als nächste Rap-Durchstarterin gilt. ­Warum? Weil der Musiker, der in seiner Karriere 500 Millionen Platten verkauft hat, weiß, dass er von diesen Künstlern, die bio­ logisch gesehen seine Enkelkinder sein könnten, eine Menge lernen kann. Mehr darüber und wie er dank Keith Richards von den Drogen loskam, erzählt der Sechsundsechzigjährige im Interview. the red bulletin: Mit „Le Freak“ schrieben Sie die inoffizielle Hymne des wohl legendärsten Nachtclubs, den es je gab. Und das, obwohl der Türsteher 1977 Ihren ersten Besuch des Studio 54 mit rüden Worten ver­ hinderte. Eine Ironie des Schicksals? nile rodgers: Eher meine Revanche (lacht). Zuerst hieß es im Refrain nicht „freak out“, sondern „fuck off“ – in Richtung Studio 54. So sauer war ich. Zum Glück korrigierte ich die Zeile aber noch: Der Song wurde zum Hit und ich zum Stammgast. Glaubt man Ihrer Autobiografie, haben Sie es später in dem Laden ordentlich krachen lassen … Die Toiletten wurden dort ausschließlich zum Nasepudern verwendet. Jeder wusste das, es war quasi Teil der Party. Stimmt es, dass man Sie nach einer die­ ser wilden Nächte mit Mickey ­Rourke in der Notaufnahme für klinisch tot erklärte? Mein Totenschein war schon ausgestellt – nach acht erfolglosen Versuchen, mich 58

wiederzubeleben. Beim neunten Mal bin ich zum Glück wieder angesprungen. Hat Sie das Erlebnis zum Umdenken bewegt? Nein. Das kam erst nach dem SchwertVorfall in Madonnas Haus. Wie bitte? Es war um 1995. Ich war auf einer Party in Madonnas Haus und hatte mir zu viel Zeug reingepfiffen. Ich hörte Stimmen. Diese redeten mir ein, die Mafia hätte eine Prämie auf meinen Kopf ausgesetzt. Ähm … Ich war in dieser Nacht mit der Freundin eines Auftragskillers unterwegs. Volle ­Paranoia! Also bestellte ich per Telefon ein Samurai-Schwert von einem Laden für fernöstliche Waffen. Das wurde prompt geliefert – und ich versteckte mich damit im Wandschrank zwischen Madonnas Kleidern. Danach war Schluss mit den Drogen? Ja. Ich las zu der Zeit in einem Magazin, dass Keith Richards aufgehört hatte, und dachte mir, das schaff ich auch. Kurz nach meiner Entziehungskur bekomme ich einen Anruf von Keith: „Kannst du mich mit Koks versorgen?“ Merke: Glaube nie, was du in einem Magazin liest. Zurück zu Madonna. In Szenekreisen hat sie den Ruf einer Egomanin. Wie sind Sie als Produzent mit ihr klar­ gekommen? Ich überzeugte sie davon, ihre Songs auf „Like a Virgin“ mit Chic einzuspielen, anstatt ihre Demos zu verwenden. „Mit dem elektronischen Sound klingst du wie zig andere Künstler“, sagte ich ihr klipp und klar. „Mit Band eingespielt, klingen die Songs eigenständig und originell.“ Hat sie eingesehen. Aber gut, sie stand damals noch am Anfang ihrer Karriere. Mit jungen Popstars zu arbeiten ist Ihre Spezialität: damals Madonna, heute Pharrell Williams und Lady Gaga. ­Worin liegt der Reiz für Sie?

„Achtmal ver­ suchten sie, mich wiederzu­ beleben. Beim neunten Mal sprang ich zum Glück wieder an.“ Ganz einfach: Ich liebe es, mit Leuten zu musizieren, die frische Ideen haben. Wie alt sie sind, ist mir egal. Wichtig ist: nie stehen bleiben und sich stets neuen Herausforderungen stellen. Egal in welchem Beruf. Ich finde es spannend, was diese jungen Produzenten machen, ich mag EDM (Electronic Dance Music; Anm.). Das ist die Disco-Musik der Kids heutzutage. Was können Sie als Musik-Ikone im Tonstudio von jemandem lernen, der theoretisch Ihr Enkelkind sein könnte? Eine ganze Menge! Ich bin ein Dino­ saurier, bin mit analoger Technik und handgemachter Musik groß geworden. Mit der Vorstellung, dass man eine Band braucht, um einen Hit aufzunehmen. Die Kids heute schaffen das allein am Heimcomputer – und das ist toll. Sie machen sich die Technik zunutze. Und ich schaue mir gerne Kniffe und Tricks ab. Für einen Popstar ist das erfrischend uneitel. Da bin ich kein Snob wie viele meiner ­alten Kollegen. Man sollte nie meinen, dass man allein aufgrund seines Alters über den Dingen steht, sondern immer ­offen sein. Das gilt für alles im Leben: Wer offen ist, kommt definitiv weiter. Check it out, man! „It’s About Time“ von Chic ist im Herbst 2018 erschienen; nilerodgers.com THE RED BULLETIN


Madonna bezeichnet ihn als Genie, für Bono Vox ist er das größte Idol: Seit Rodgers 1970 die Band Chic gründete, steht er für Innovation im Popgeschäft.


DER

PARTY PERFEKTIONIST

Partypeople sind nachtaktiv. Das war auch auf Ibiza so. Bis YANN PISSENEM die spanische Szene-Insel kaperte und die Nacht zum Tag machte. Hier verrät der amtierende Club-König der Isla Blanca sein Erfolgsrezept: Überlass nichts dem Zufall! Text PIERS MARTIN

F 60

ROBERTO CASTANO

alls du zu den drei Millionen Touristen gehörst, die vergangenen Sommer ihren Urlaub auf Ibiza verbracht haben, hast du höchstwahrscheinlich einem der Clubs von Yann Pissenem einen Besuch abgestattet. Im Laufe der letzten zehn Jahre hat der heute 44-jährige Unternehmer der Partyszene auf der Insel neues Leben ein­ gehaucht, besser gesagt: eingehämmert – mit tags­über stattfindenden Open-Air-Events, die einen globalen Trend ausgelöst haben, von London bis Berlin. THE RED BULLETIN


“I try to be myself… I don‘t want to hide what I think and feel“ „Wir haben das Gesicht von Ibiza verändert, indem wir zwei Generationen von Party­gängern zusammen­ geführt haben.“ Yann Pissenem (links) und die Bühne des Ushuaïa Ibiza Beach Hotel (rechts) – der Ort für die ultimative Tag-und-Nacht-Party

THE RED BULLETIN

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the red bulletin: Wie bist du auf die Playa d’en Bossa auf Ibiza gekommen? yann pissenem: Das erste Mal bin ich 1994 nach ­Ibiza gekommen. Eigentlich wollte ich nur die Insel kennenlernen, habe dann ab er auch das Space besucht, wo ich richtig großartige Feiern erlebt habe. 2008 bin ich mit meinem Bruder zurückgekommen, und wir haben festgestellt, dass alles anders war. ­Keine After-Partys mehr unter freiem Himmel, niemand tanzte mehr im S ­ onnen- oder Mondschein. Wir haben mehrere Clubs besucht, die eher wie Lager­ hallen wirkten: groß, dunkel, aber ohne Spirit. Mir war sofort klar, dass es hier eine Marktlücke gab. 62

Hï Ibiza, Pissenems strahlender Superclub, entstand 2017 an Ort und Stelle des legendären Space.

Und du hattest eine Idee, diese zu schließen … Ja, meine Idee war, etwas für unter­tags zu entwickeln, den Nachmittag zu nutzen. So haben wir das Gesicht von Ibiza verändert, indem wir zwei Generationen von Partygängern zusammengeführt haben. Die Jungen bekamen die Gelegenheit, in der Sonne zu feiern, und die älteren Gäste brauchten nicht mehr bis fünf Uhr früh zu warten, bis der Star auflegt.

ROBERTO CASTANO

2008 richtete der Franzose den Ushuaïa Ibiza Beach Club auf der Playa d’en Bossa ein – mit dem gewagten Konzept, bereits am Nachmittag Vollgas zu geben. Zwei Jahre später feierten auf der Abschlussparty nicht weniger als 14.000 Gäste. 2011 eröffnete er dann das Ushuaïa Ibiza Beach Hotel mit einer ­Kapazität von 7000 Gästen, das er als „Vergnügungspark für Erwachsene“ bezeichnet. Untertags läuft hier die Party zwischen Pools, Restaurants und Club ab, während die abendlichen, privaten Sausen in den Hotelzimmern stattfinden können. 2017 nahm dasselbe Team Hï Ibiza in Betrieb, eine aufwendige Erneuerung eines der legendärsten Clubs der Insel, dem Space. Seit seinem ersten Job in einer McDonald’s-Filiale im Nordosten Frankreichs hat Pissenem einen langen Weg zurückgelegt. „Ich habe eine Menge Burger ­zubereitet und mir sehr oft die Hände verbrannt“, ­erzählt er in seinem Büro auf Ibiza, wo er dem Programm der kommenden Saison den letzten Schliff verpasst – wobei „Programm“ in seinem Fall Booking im internationalen Feinkostladen bedeutet. Letztes Jahr waren unter den DJs Namen wie David Guetta, Martin Garrix und Kygo. Grundlegend für seinen Erfolg war sein starker Sinn für Kontrolle, sagt Pissenem. Er überprüft jeden Aspekt der über 250 Shows, die seine Dachgesellschaft The Night League an verschiedenen Locations produziert und die in den nächsten fünf Monaten von 1,5 Millionen Menschen besucht werden. „Wenn ich die genauen Details nicht kenne, werde ich nervös“, sagt Pissenem, der studierter Jurist ist und im Gastgewerbe des Barcelona der mittleren 1990er-Jahre, nach dem Olympia-Boom, groß wurde. Pissenem ist ein eingefleischter Techno-Fan. „Wir sind damals nach Belgien zu Raves mitten im Wald gefahren“, erinnert er sich an seine jugendlichen Abenteuer. „Klar hörte ich auch Nirvana und U2, aber elektronische Musik war schon immer mein Leben.“ Diese Leidenschaft hat Pissenem zu einer professionellen Meisterschaft kultiviert – und er hat keineswegs vor, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen.

THE RED BULLETIN


Aber du kannst doch unmöglich alle Aspekte der über 250 Shows kontrollieren, die du jedes Jahr organisierst? Ich habe das Glück, ein großartiges Team zu haben, das mich unterstützt. Einer von ihnen ist mein Bruder, der ein Produktionsgenie ist. Er ist der Mensch, der mir in meinem Leben am nächsten steht, und viel­ leicht kann er genau deswegen meine Ideen so per­ fekt verwirklichen. Wir diskutieren Konzepte durch, und er kommt dann mit fertigen 3D-Plänen und ­Szenografien für unsere Shows zurück.

Welche Lektion hat dir den Weg zum Erfolg geebnet? Keine Lektion, sondern meine ­gesamte Erziehung. Meine Eltern nahmen mich einmal in der Woche ins Theater mit und einmal im ­Monat in die Oper. Sie haben mich in dem Bewusstsein erzogen, dass das Verständnis von Kultur und ständiges Lernen das Wichtigste im ­Leben sind.

Es heißt, dass du 2008, nach der ersten Saison des Ushuaïa Ibiza Beach Club, immer in der Bar übernachtet hast, gemeinsam mit deinem Hund. Stimmt. Ich war über den Sommer auf die Insel ge­ kommen und hatte kein Winterhaus. Und da ich mein gesamtes Equipment im Beach Club hatte, beschloss ich, mit meinem Hund einfach dazubleiben, ohne Licht und ohne Strom. Ich habe vier Monate lang auf dem Boden geschlafen. Viele Unternehmer versuchen ihr Glück auf Ibiza. Die meisten scheitern. Was ist dein Geheimnis? Man muss sämtliche Aspekte des Prozesses kon­ trollieren und voll dabei sei, vom ersten Entwurf ­einer Idee bis zu jenem Zeitpunkt, wenn die Kunden die Location verlassen und in ein Taxi steigen. Jedes kleinste Detail kann das Gesamterlebnis zerstören. Und das betrifft wirklich sämtliche Bereiche: von ­Gestaltung und Entwicklung über Marketing bis hin zur Durchführung. THE RED BULLETIN

Und was musst du noch lernen? Entscheidend ist, dass ich nicht aufhöre zu lernen. In meinem Business muss ich immer am Laufenden bleiben, was den Geschmack der jüngeren Genera­ tion betrifft. Ich folge den neuen Talenten und ver­ suche herauszufinden, wer aktuell die Grenzen der Dance Music neu auslotet. Abschließend: Wie sieht während der Partysaison ein typischer Tag für dich aus? Ich stehe gegen Mittag auf, lese und beantworte alle Nachrichten auf meinem Handy, dann laufe ich eine Runde, dusche und gehe zum Ushuaïa. Dort rede ich mit dem Team und starte das Event im Ushuaïa gegen fünf Uhr, das geht dann bis Mitter­ nacht. Anschließend gehe ich über die Straße zum Hï Ibiza, wo ich bis sieben oder acht Uhr morgens bleibe. Um 8.30 Uhr komme ich nach Hause, gebe meinen Hunden zu fressen und entspanne mich 20 Minuten lang, weil ich nicht gleich schlafen kann. Und ich sehe meine Frau und mein Baby. Das geht 120 Tage lang so weiter … Die Eröffnung der Clubs Ushuaïa und Hï Ibiza findet am Samstag, dem 18. Mai statt. Weitere Infos auf: ushuaiaexperience.com

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Stillleben: Afina im Spagat, Osman kopfüber und obenauf Benny im Freeze

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DARAUF KANNST DU BAUEN

Urban Dance trifft Hochkultur: In ihrer neuen Show „Flying Pictures“ erwecken die FLYING STEPS Gemälde zum Leben. Hier liefern drei Star-Tänzer einen Vorgeschmack auf ihre Performance – und veranschaulichen, wie Tanzen dich stark macht.

STYLING: MASCHA SCHUBERT/FLYING STEPS

Interview OLIVER USCHMANN  Fotos RUUD BAAN


DER FREIGEIST Eigentlich folgt Osman schon immer seiner Sehnsucht: Geboren am Bodensee, eifert der Deutsche mit eritreisch-sudanesischen Wurzeln früh seinem Bruder im Breakdance nach. Dann zieht es ihn nach Berlin, wo er sich auf den Tanzstil Popping spezialisiert (Stichwort: Roboter-Moves), die Streetdance-Meisterschaft gewinnt und sich den Flying Steps anschließt.

Fliegende Illusion: Osman scheint Afina und Benny durch die Luft zu schieben.


„TANZEN BEDEUTET FÜR MICH

FREI SEIN MIT MIR SELBST.“ Wenn die Musik läuft, geht Osmans Körper ganz im Sound auf. Verrenkungen, wie sie hier zu sehen sind, sind typisch für seinen Dance-Stil Popping.

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„JE HÖHER ICH SPRINGE,

DESTO MEHR ENERGIE SAMMELT SICH IN MEINEM KÖRPER.“ Was Benny am Tanzen besonders liebt? Das Fliegen!

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DER MACHER Benny ist eine der einflussreichsten Figuren im Breakdance. Er hat viele innovative Moves entwickelt (u. a. „Continue Air Flare“), die heute weltweit zum Repertoire der Szene zählen. Im PlayStation-Spiel „B-Boy“ wurde er mit einem Charakter verewigt. Er ist einer der Köpfe der Flying Steps und Choreograph von Shows wie „Red Bull Flying Illusion“. Dazu castet er die Tänzer und produziert Musik.


Kopfarbeit: Hier greifen drei Tanzstile direkt ineinander.

DIE KÄMPFERIN Ob mit fünfzehn als einziges Mädchen einer Breakdance-Gang in ihrer Heimat Kasachstan oder heute zusammen mit den Flying Steps in Berlin: Afina Feodossiadi lebt fürs Tanzen. Mit siebzehn zog sie nach Schwaben und absolvierte eine Ausbildung zur Tanzpädagogin, bevor sie 2015 bei der TV‑Show „Got to Dance“ entdeckt wurde.


„WER TANZT,

BRAUCHT NICHT ZU REDEN.“ Afina will mit ihrem Körper Geschichten erzählen, ihr Tanzstil ist extrem ausdrucksstark.

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„ DIE KRAFT DES TANZENS IST UNGLAUBLICH“ Flying-Steps-Gründer VARTAN BASSIL erzählt, warum Breakdance ihn fürs Leben rüstete und wie er Stars aus der Kunstszene für seine Shows gewinnt.

Was genau fasziniert dich persönlich am Tanzen? Schau, ich bin ja in den 80er-Jahren als Kind mit meiner Familie aus dem Libanon nach Berlin geflohen. Ich habe mich willkommen gefühlt, aber die Sprachbarriere war riesig. Da können es alle gut mir dir meinen – wenn du dich nicht verständigen kannst, stehst du abseits. Deswegen waren für mich von Anfang an die körperlichen und emotionalen Ausdrucksformen so wichtig. Die Musik, der Sport, die Kunst … … und als Fusion von allen dreien das Tanzen. Genau! Die Kraft des Tanzens ist unglaublich. Ich erinnere mich an einen Auftritt der City Rockers, bei dem ich das erste Mal eine Windmill live erlebt habe, dieses rotierende Wirbeln über die Schulter. Ich dachte: Das ist wie im Film, das muss ein Special ­Effect sein! Da war klar: Ich will Breakdancer werden. Die meisten bleiben im Wollen kleben. Was braucht es zum Handeln? Beständigkeit. Von diesem ersten Funken an haben meine Jungs und ich täglich trainiert. Gab es mal keinen Raum, sind wir eben auf die Straße. 72

Kreativer Kopf: Vartan entwickelt Tanz-Shows.

Daraus sind dann irgendwann die ­Flying Steps geworden.

„BREAKDANCE ALS KUNST ERNST GENOMMEN HAT ANFANGS NUR MEINE SCHWIEGERMUTTER.“ Hattest du einen Mentor? An mein Können haben alle geglaubt, aber Breakdance als Kunstform ernst genommen hat anfangs nur meine Schwiegermutter. Eine Weile durfte­ ich mit Frau und Tochter bei ihr ­wohnen, was mir Luft verschafft hat. Sie nahm mich mit in klassische Konzerte und brachte mir die Hochkultur nahe. Es hat mich lange geärgert, dass dieses Milieu uns nur als Sportler und nicht als Künstler sah. Dann hast du für die Erfolgs-Show „Red Bull Flying Bach“ Breakdance mit klassischer Musik verknüpft. Für eure neue Show „Flying Pictures“ (siehe Kasten) arbeitest du mit dem legendären brasilianischen Künstlerduo Os Gêmeos und dem Berliner Kurator Udo Kittelmann zusammen. Wie konntest du diese Instanzen aus der Kunstwelt gewinnen?

Tanzen verbindet eben, wie jede Kunst. Wenn ich für eine Choreographie, eine Idee brenne, steckt das an. Ob nun im Anzug mit Lackschuh oder in Sneakers – Menschen spüren sofort, wenn die Liebe zur Sache stimmt. Mehr Infos unter: flyingsteps.com

Ein B-BoyGigant wirbt für die neue Show der Flying Steps.

HEADSPIN IM MUSEUM

Die Show „Flying Pictures“ macht einem Klassiker Beine. Eine Bühne mitten in einem Museum, eine spekta­ kuläre Kulisse des brasilianischen Künstler-Duos Os Gêmeos und mittendrin die Tänzer der Flying Steps: Für seine neue Show „Flying Pictures“ verwandelt Vartan das Werk „Bilder einer Ausstellung“ von Kom­ ponist Modest Mussorgski in ein Spektakel, für das Kurator Udo Kittelmann die Tore des renommierten Museums Hamburger Bahnhof in Berlin öffnet. Start: 3. April, Infos und Tickets: flyingsteps.com

THE RED BULLETIN

KOONE

the red bulletin: Wenn man sich diese irren Moves eurer Tänzer ansieht, fragt man sich: Ist das noch Tanz oder schon Leistungssport? vartan bassil: Beides! Wenn du zu den Besten der Welt gehören willst, musst du unglaublich fit sein. Wir können uns aber auch so präzise zur Musik bewegen wie Balletttänzer. Nur machen wir die Pirouetten eben nicht mit unseren Füßen, sondern auf dem Arm oder gleich auf dem Kopf, wie beim Headspin.


ALPHATAURI.COM


INNOVATOR Soziale Informatik

Avatar in echt Ein Kellner-Roboter leiht behinderten Menschen seinen Körper. Und verschafft ihnen so einen Job.

B

licken Pessimisten in die Zukunft, sehen sie plündernde Roboter, die die Kontrolle über die Gesellschaft übernehmen, unsere Jobs stehlen und uns Menschen irgendwann überflüssig machen. Optimisten schauen nach Tokio, Japan, wo im Minato-ku-Bezirk eine Flotte von freundlichen Avataren behinderten Menschen hilft, von zu Hause aus zu arbeiten – als Kellner in einem Café. Wie das möglich ist? Mithilfe von OriHime-D, einem Serviceroboter, der vom Startup Ory Laboratory entwickelt wurde. Er ist 1,2 Meter groß und wird ferngesteuert. Wobei: Aktuell ist „er“, wie unschwer erkennbar ist, zumindest optisch eine Sie. Tatsächlich spielt das Aus­sehen keine Rolle. Entscheidend sind die eingebauten ­Kameras und Lautsprecher, dank denen der Mensch da­heim hören, sehen und steuern kann, was sein Avatar leistet. Die Anweisungen erhält der Robo-Helfer über einen Bildschirm, der mit Augenbewegungen bedient wird. So kann der Operator mit Kunden interagieren und ­Bestellungen annehmen. Der Stundenlohn für diese völlig neue Form der Heimarbeit: 1 000 Yen (ca. 8 Euro).

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DER MENSCH steuert über einen Bild­ schirm mittels Augen­ bewegungen ­seinen Avatar. DER ROBOTER führt ferngesteuert aus, was ihm der Mensch vom Bett aus aufträgt.

Das Mastermind hinter dieser Innovation ist der CEO von Ory Laboratory, Kentaro Yoshifuji. Inspiriert haben ihn persönliche Erfahrungen. Nach einer stressbedingten Krankheit in seiner Kindheit musste er

START- U PS PIONIER , UND GEN E IALE IDEEN


Der Plastikersatz Scoby kann für essbare Ver­ packungen, biologisch abbaubare Schüsseln oder Einkaufstaschen ver­wendet werden.

IN ALLER KÜRZE WER UNS MORGEN BEWEGT Einblick in die Coverstory der neuen Ausgabe unseres Magazins INNOVATOR. EINMAL „WIR“ TANKEN, BITTE!

„Warum nur einen Körper haben, wenn auch zwei möglich sind?“ mit einem Leben in sozialer Isolation zurechtkommen. „Ich möchte eine Welt schaf­ fen, in der auch Menschen arbeiten können, die ihren Körper nicht bewegen kön­ nen“, sagt er. Nachsatz: „Warum nur einen Körper haben, wenn auch zwei möglich sind?“ Mit Unter­ stützung der Non-­ProfitStiftung Nippon Foundation und Japans größter Flug­gesellschaft ANA gründete er ein Café, in dem ausschließlich von Menschen gesteuerte Avatare arbeiten. Das Start-up soll die Chancen einer Zusam­ menarbeit von Menschen und Robotern zeigen. Bis zu den Paralympics im Sommer 2020 wird es seinen permanenten Betrieb aufnehmen. Sieht so aus, als würden die Optimis­ ten recht behalten. orylab.com

THE RED BULLETIN

Sie glauben nicht mehr an den Pkw, deswegen erfinden sie ihn neu: Drei junge Münchner haben das Solar-­ Elektroauto Sion ent­ wickelt. Im Gespräch verraten sie, warum sie die Zukunft der Mobilität als Gesellschafts­ projekt anpacken.

Spezial-Wrap

Diese Verpackung kannst du essen Sie wächst aus Abfällen, ist genießbar und könnte helfen, die Welt zu retten – Scoby, die umweltfreundliche Alternative zu Plastik.

S

FLUGZEUG ZUM FALTEN Dazu stellt die Story weitere innovative Mobilitätsdenker und ihre Strategien vor: etwa den zweisitzigen Senkrechtstarter X-1 mit klappbaren Flügeln – weil praktisch beim Parken vor der Haustür.

Mehr Inspiration für ­ ukunftsmacher gibt es Z im aktuellen INNOVATOR. Infos und Abo unter: ­redbulletininnovator.com

ORYLAB INC, SONO MOTORS, FLÜGELAERONAUTICS, MARIUSZ RUTKOWSKI

DER GRÜNDER Die eigene Krankheit hat Kentaro Yoshifuji dazu ­in­spiriert, die Helfer-­ Avatare zu entwickeln.

tell dir vor, du könn­ test die Verpackungen der Lebensmittel, die du kaufst, bedenkenlos auf­ essen. Die polnische Indus­ trial-Designerin Rosa Janusz macht das möglich – mit Scoby, einer umweltfreund­ lichen Alternative zu Plastik. Scoby steht für „symbio­ tic culture of bacteria and yeast“, also für eine Kultur aus Bakterien und Hefe. ­Dieses dynamische Duo ist in einer zuckerhaltigen Flüssigkeit enthalten, zu der ­ organische Abfälle gemischt und fermentiert werden. In zwei Wochen wächst daraus eine dünne Haut, die zu ess­ barer Verpackung geformt werden kann. Scoby ist fast durchsichtig und hält seinen Inhalt bis zu sechs Monate frisch. Eigengeschmack? Ja, leicht säuerlich. Das hängt aber auch von den Zutaten, also den beigefügten Ab­ fällen, ab: „In Polen werden

Rosa Janusz entwickelte Scoby für ihre Abschluss­ arbeit an der Uni Posen.

es Reste von Kartoffel- und ­Apfelbetrieben sein, in Indo­ nesien vielleicht Stoffe von Kokosnussproduzenten.“ Und die Designerin spinnt ihre Idee weiter: „Wir müs­ sen größer und verrückter denken, wenn wir etwas ­bewirken wollen.“ Das gilt nicht nur für Verpackungen: „Vielleicht werden wir eines Tages mehr Produkte züch­ ten und dann sagen: ‚Ent­ schuldigen Sie, meine Lampe ist noch nicht reif.‘“ makegrowlab.com

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MILLION DOLLAR L A DY Sie schrieb schon Software, als Bill Gates gerade mal ein­geschult wurde: STEPHANIE ­SHIRLEY gründete 1962 eine P ­ rogrammierfirma, die nur Frauen beschäftigte, und wurde damit eine der reichsten Engländerinnen. Heute ist sie 85. Ihre Businessweisheiten sind aktueller denn je.

Text WALTRAUD HABLE  Fotos MIELE PASSMORE/MY NEW HEROINE PROJECT

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STEPHANIE SHIRLEY kennt alle Tricks: Sie nannte sich Steve, um im Geschäftsleben ernst genommen zu werden.


W

ache Augen. Der Verstand: scharf wie eine Rasierklinge. Stephanie Shirley mag laut Geburtsurkunde 85 Jahre alt sein – geboren im September 1933 in Dortmund, als zweite Tochter e­ ines deutsch-jüdischen Richters und einer Wiener Mutter. Im Kopf ist sie definitiv ein paar Dekaden jünger. „Nennen Sie mich Steve“, sagt sie zu Beginn des Gesprächs. „So ruft mich auch heute noch jeder.“ Den Namen hat sich die Mathematikerin mit 29 Jahren selbst gegeben, um über das ­„Manko“ hinwegzutäuschen, eine Frau zu sein. Und der Trick funktionierte. Kaum stand „Steve Shirley“ auf dem Brief­ papier ihrer Firma Freelance Programmers, ließen auch die ersten Aufträge nicht lange auf sich warten. Bei Shirley weiß man nicht, wo man mit dem Erzählen anfangen soll: so viele Superlative, so viele Lebensstationen. Mit fünf Jahren von den ­Eltern während des Nazi-Regimes schweren Herzens via Kindertransport von Wien nach England geschickt. Bei Pflegeeltern aufgewachsen. Hochbegabung in Mathematik. An die ­gläserne Decke stieß sie immer wieder, auch bei ihrem ersten Job im ­Zukunftslabor der britischen Post, wo sie erstmals mit Computern zu tun hatte. Dann, mit 29, der Entschluss: „Ich mache mich selbständig.“ Das war 1962. In einer Zeit, in der Shirley – rein rechtlich – ohne Zustimmung ihres Ehemanns Derek nicht einmal ein Bankkonto eröffnen durfte.

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Sie wurde belächelt. Doch Stephanie Shirley legte nicht nur den Grundstein für eine millionenschwere Software-Schmiede, die binnen zwanzig Jahren auf über tausend Mitarbeiter wuchs. Sie etablierte obendrein das Konzept der Heimarbeit und beschäftigte fast ausschließlich Frauen. Ihre Mit­arbeiterinnen programmierten zum Beispiel die Black Box der Concorde – wenn die Kinder in der Schule oder abends im Bett waren. Diese frauenfreundliche Einstellungspolitik war bahnbrechend – aber mit Inkrafttreten des britischen Gleichstellungsgesetzes 1975 plötzlich gesetzeswidrig. Shirley musste vermehrt Männer einstellen und lacht noch heute über die Ironie der Geschichte. Nebenbei zog sie einen autistischen Sohn groß und boxte die Gewinn­ beteiligung für Angestellte durch – siebzig ihrer Mitarbeiter wurden zu Millionären. Freelance Programmers (später „F International“) hat Shirley zu einer der reichsten Frauen Groß­ britanniens gemacht. 2000 stand sie auf Platz 11, drei Plätze hinter der Queen. Rund 70 Millionen Pfund hat Shirley, die in den britischen Adelsstand ­er­hoben wurde und sich „Dame“ n ­ ennen darf, für wohltätige Zwecke und die Erforschung von Autismus gespendet. „Geld … das sind doch nur bedeutungslose Zahlen. Ich habe e­ inmal 70 Millionen Pfund auf einen Schlag verloren und es kaum bemerkt. Mir ging es immer um den ­sozialen Aspekt, ich wollte Frauen­ arbeit ­fördern.“ Heute könnte sie auf einer Yacht dem Sonnenuntergang entgegenschippern. Stattdessen lebt sie mit ihrem Mann in einer Wohnung in Henleyon‑Thames, eine Stunde westlich von London, und gibt Interviews. Weil das, was sie zu sagen hat, weiter gilt.

the red bulletin: Aus Stephanie wurde Steve. Muss man sich als Frau in der Geschäftswelt auch heute noch umbenennen, um ernst genommen zu werden? steve shirley: Es kann helfen. Nicht umsonst haben viele erfolgreiche Frauen in der heutigen Businesswelt geschlechtsneutral klingende Namen wie Charlie oder Joe. Ich würde mich heute nur nicht mehr ganz so bieder kleiden wie damals – ich war eine graue Maus. Heutzutage wäre ich da deutlich selbstbewusster. Sie haben Ihr Imperium mit sechs Pfund Startkapital gegründet, was heute rund 150 Euro entspricht. Ein ­Küchentisch, ein Telefon und Sie. Waren Sie furchtlos oder naiv? Beides. Wir lebten vom Gehalt meines Mannes. Ich hatte keine Kunden, ­geschweige denn Erfahrung, wie man eine Firma aufbaut. Genau genommen hatte ich auch keinen Grund, anzunehmen, dass jemand mein P ­ rodukt kaufen würde. Software gab es in den 1960ern kostenlos zu den Computern dazu. Aber ich war fasziniert von Computern, ich liebte Mathematik, ich war mehrfach an die gläserne ­Decke gestoßen und hatte dieses ­untrügliche Gespür, dass der Softwarebedarf kommen wird. Wäre ich zehn Jahre früher mit der Idee ge­ startet, wäre ich gescheitert. Zehn Jahre später ebenso. Ein Start-up ohne Startkapital. Geht das überhaupt noch? Ideal ist es nicht. Aber ich glaube, es geht, sofern man eine Serviceleistung bietet, die auf der eigenen Arbeitskraft basiert. Durch meine Flüchtlingsvergangenheit schreckte mich die Aussicht auf Armut nicht ab. Und kein Fremdkapital zu haben bedeutet auch THE RED BULLETIN


STEPHANIE SHIRLEY EIN LEBEN IN ZAHLEN

6

BRITISCHE PFUND

Start­kapital – was heute un­ gefähr 150 Euro entsprechen mag – stan­den Stephanie Shirley 1962 bei der Gründung ihrer Software-Schmiede „Freelance Programmers“ zur Ver­fügung.

300

PROGRAMMIERERINNEN – und drei Programmierer – be­ schäftige sie Mitte der 1970er‑ Jahre in Heimarbeit.

1975

wurde diese Art der Frauen­ förderung durch das G L E I C H -

STELLUNGSGESETZ

(Sex Discrimination Act) in Groß­ britannien für illegal erklärt.

1000

M I TA R B E I T E R I N N E N U N D M I TA R B E I T E R

hatte Freelance Programmers im Jahr 1985.

70

I H R E R M I TA R B E I T E R

wurden dank innerbetrieblicher Gewinn­beteiligung zu Millionären.

140

MILLIONEN PFUND

betrug Steve Shirleys Vermögen Schätzungen zufolge im Jahr 2000.

67

MILLIONEN PFUND

hat sie ­davon bisher für wohltätige Zwecke gespendet.

Unabhängigkeit, man ist niemandem Rechenschaft schuldig. Obwohl mir bewusst ist, dass man heute frühzeitig ­Allianzen mit großen Playern – mit Google, mit Facebook – anstreben muss, wenn man wachsen will. Was sollte man dabei beachten? Man sollte sich als Gründer fragen: Wie kann eine gesunde BusinessPartnerschaft aussehen, damit beide Seiten etwas davon haben – und man nicht einfach nur aufgekauft wird? Ich selbst habe wunderbar mit dem British Council zusammengearbeitet, einer Organisation mit über fünfzig Zweigstellen weltweit. Es ging nicht um Mergers & Acquisitions, es war ein Austausch zwischen Menschen. Als meine Ansprechpersonen nicht mehr vor Ort waren, war auch die BusinessPartnerschaft Geschichte. Wie erfinderisch macht es eigentlich, kein Geld in der Firmenkasse zu haben? Sehr erfinderisch. Ich hatte keine ­Ahnung, wie man eine Firma führt, THE RED BULLETIN

und auch kein Geld, mir Berater zu leisten. Also bot ich einem Wirt­ schaftslektor am lokalen College an, mein Unternehmen als Fallstudie zu verwenden. Ich argumentierte, er könne am lebenden Objekt über­ prüfen, was er in der Theorie lehrt. Was haben Sie von diesem GratisBerater gelernt? Wie man verkauft. Er begleitete mich zu Kundenterminen und hat mich ­danach in der Luft zerrissen. „Du hast nur geprahlt, wie clever du bist ist“, meinte er. Und: „Du musst zuhören. Es geht nicht darum, was du glaubst, liefern zu können. Du musst erken­ nen, was der Kunde von deiner Firma will.“ Das war eine harte Lektion. Aber danach habe ich nie mehr vor­ gegeben, alles zu wissen. Prinzipiell bin ich sicher sehr amateurhaft an die Sache herangegangen, ich habe viele Fehler gemacht – aber nie denselben zweimal. Im Business geht es viel um Hausverstand. Inwiefern?

Wir haben zum Beispiel alle Job­ anfragen, die wir nicht annehmen konnten, dokumentiert und konnten so neue Märkte erschließen. Ich schlussfolgerte: Wenn jemand einen Service bei uns anfragt, scheint es ­offenbar Bedarf dafür zu geben, und wir sollten diesen auch erfüllen. Kreativ war auch Ihre Herangehensweise, Freelance Programmers nach außen größer wirken zu ­lassen. Sie haben bei Telefonaten Kassetten mit Bürogeräuschen abgespielt, um das Babygeschrei daheim zu übertünchen. Richtig. Fragte mich jemand im ersten Jahr, wie viele Mitarbeiter ich habe, sagte ich nur kryptisch: „One and a bit.“ Das stimmte auch – ich war ­damals mit meinem Sohn schwanger. Später hockten wir dann oft zu dritt in meiner Küche, die Heimarbeiterinnen hatten ihre Kinder am Schoß, der Ko­ pierer stand aus Platzgründen im Bad. Wir bliesen die Fakten immer ein we­ nig auf, um zu verbergen, wie verletz­ lich wir eigentlich waren. Sprach ich über Mitarbeiterzahlen, „vergaß“ ich zu erwähnen, dass die meisten nur projektweise arbeiteten. Ich experi­ mentierte auch mit der Anschrift. Moss Cottage klang nicht sehr geschäftsmä­ ßig. Also schickte ich mir selbst leere Briefkuverts mit Adress­variationen, um zu sehen, welche die Post noch zustellte und welche nicht mehr. Sie haben die Heimarbeit quasi ­etabliert und gut ausgebildete ­Frauen beschäftigt, die ihrer Kinder­ wegen keinen 9-to-5-Bürojob annehmen konnten. Ein glücklicher Zufall oder ein kluger Schachzug? Das Wichtigste im Geschäftsleben ist: Richte dich nicht daran aus, wo die Gesellschaft steht, sondern daran, wohin sie möchte. Ich erkannte, dass viele qualifizierte Frauen aufgrund der Gesellschaftsstrukturen der 1960er vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen ­waren. Ich wollte das nutzen – die Frauen aber auch absichern. Ich teilte meine Mitarbeiterinnen in Kategorien ein: Frauen, die eine Familie ernähren mussten, Frauen mit Behinderung … Das war für meine Erfolgsbilanz wich­ tiger als der Umsatz.   79


Würde das heute auch noch ­funktionieren? Mich kontaktieren weiterhin Leute, die ihre Firma nach meinem Modell aufbauen wollen. Frauen wollen Flexi­ bilität bei der Zeiteinteilung und ein familienfreundliches Arbeitsumfeld. Das wird vielerorts nicht geboten. ­Insofern scheint ein Bedarf da zu sein. Vor dem Zweiten Weltkrieg war Programmieren ein Frauenjob. Heute sind bei den großen Playern Frauen nur zu zirka 30 Prozent ­vertreten. Was ist passiert? Die Männer haben offenbar irgend­ wann begriffen, dass Programmieren nicht nur einfache Schreibarbeit, son­ dern ein echter Beruf ist, der noch dazu gut bezahlt wird. Ich kann mich an Situationen erinnern, in denen bestens qualifizierte Frauen Männern beigebracht haben, wie man pro­ grammiert – und diese Männer wur­ den dann ihre Chefs. Warum ließen sich die Frauen ­rausdrängen? Das kann ich leider nicht beant­ wor­ten. Ich weiß nur: Heute gilt Programmieren als etwas für Nerds, als etwas rein Technisches. Vielleicht muss man es den Frauen anders ver­kaufen. Wir sollten nicht davon reden, dass man eine Rakete auf den Mond schießt. Für viele ist das etwas Abstraktes. Frauen lockt man eher, indem man ihnen sagt: Ihr könnt mit dem Programmieren zum Beispiel dazu beitragen, dass ein Krankenhaus gebaut wird. Man sollte vielleicht mehr auf die sozialen Aspekte des Jobs setzen, um sie zu motivieren. Soziale Ziele sind oft eine gute Moti­ vation für Frauen. Wie sähe die Welt Ihrer Meinung nach aus, würden mehr Frauen in IT und Technik arbeiten? Definitiv anders. Ich sehe bei Erfindun­ gen sofort: Das stammt von einem Mann – weil viele die weibliche Ana­ tomie komplett ignorieren. Man neh­ me als Beispiel die Röntgenapparate für Mammografie. Wie kann man nur ­etwas entwerfen, was so lieblos mit dem weiblichen Körper umgeht? ­Denken wir mehr an die Menschen, 80

also die Endverbraucher, weniger an Effizienz und Effektivität. Braucht es eine Frauenquote? Ich wollte immer wegen meiner Fähig­keiten und nicht wegen meines Geschlechts akzeptiert werden. Aber wenn man sich anschaut, wie wenige weibliche Seilschaften es gibt, dann braucht es vielleicht wirklich eine Art Quote. Es sollte aber ein Bottom-upProzess sein: von der Supervisorin

bis zur Managerin bis zur Vorstands­ vorsitzenden. Und: Frauen brauchen Role Models. Darum gebe ich Inter­ views wie dieses. Ich selbst habe ­weibliche Vorbilder schmerzlich ­vermisst. Ihre drei Ratschläge für IT-Gründerinnen und -Gründer? Erstens: Starte etwas, was dir Freude macht, und nicht das, was den meis­ ten Gewinn verspricht. Zweitens: Du THE RED BULLETIN


„ICH SEHE BEI VIELEN ERFINDUNGEN SOFORT: DAS STAMMT VON EINEM MANN. WARUM? WEIL VIELE GERÄTE DIE WEIBLICHE ANATOMIE KOMPLETT IGNORIEREN.“

musst nicht alles können. Such dir Leute für die Bereiche, in denen dir Wissen fehlt. Drittens: Wenn dir Scheitern Angst macht, lass es. Dann ist das Unternehmertum nichts für dich. Als Mathematikerin gehe ich an das Scheitern wissenschaftlich heran: Wenn etwas nicht funktioniert, mache ich etwas anderes. Was funktioniert, verfolge ich weiter. Sie hatten hunderte Mitarbeiterinnen, und viele davon haben Sie infolge der Heimarbeit nie zu Gesicht bekommen. Wie rekrutiert man die richtigen Leute, wie findet man das ­richtige Maß an Kontrolle? Wenn wir für Kundentermine ein­ mal alle in einem Raum versammelt waren, haben wir Anstecker getragen, damit wir wussten, wer wer war. Wir kannten ja oft nur die Telefon­ stimmen. Die wichtigste Regel war: Wir haben ausschließlich mit Leuten gearbeitet, die vier Jahre Arbeits­ erfahrung im IT-Sektor hatten. Heim­ arbeit braucht Profis, man muss sich auf die Leute verlassen können. Und ich habe viel Privates mit meinen ­Mitarbeiterinnen geteilt. Ich wusste, wessen Kind die Masern hatte, wer in einer Ehekrise steckte.

Shirley mit einer alten Druckmaschine zur Codierung: Sie programmierte noch mit Lochkarten.

Dabei heißt es immer, im Top-­ Management sei Privates von Beruf­ lichem zu trennen. Davon halte ich nichts. Ich bin Huma­ nistin. Wir sind alle Menschen: Uns zeichnet nicht nur unser Intellekt aus, wir haben auch Familienprobleme und ein Sexualleben. Das darf ruhig ins Businessumfeld einfließen. Ich habe immer darauf geachtet, mit Leu­ ten zu arbeiten, die ich respektiere und die mir am Herzen liegen. Wie würden Sie rückblickend Ihren Führungsstil beschreiben? Manche Leute nennen ihn abschätzig

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„matriarchalisch“, ich hätte meine Mitarbeiter bemuttert, wäre zu sehr in ihre Angelegenheiten involviert ­gewesen. „Befehl und Kontrolle“ war nie mein Ding. Das fast freundschaft­ liche Miteinander hat uns zusammen­ gehalten und auch schnell merken lassen, wenn jemand überlastet war. Was hat Ihnen im IT-Business geholfen? Dass ich mit Veränderung umgehen kann. Mehr noch: Ich heiße Ver­ änderung regelrecht willkommen. Das ist sicher meiner Flüchtlings­ vergangenheit geschuldet. Zweitens: Es gab eine Zeit, da hielt ich viele ­Bälle in der Luft. Ich war noch aktiv in der Firma, suchte aber schon ­Nachfolger und kämpfte gleichzeitig dafür, die Gewinnbeteiligung von Mitarbeitern rechtlich auf sichere ­Beine zu stellen. Ohne Multitasking wäre mir das nie gelungen. Aber wenn man Kind und Karriere unter ­einen Hut bringen muss, dann ent­ wickelt man diese automatisch. Die IT hatte in den 1970ern eine ­Rezession, im Jahr 2000 platzte die Dotcom-Blase. Sie haben beides miterlebt. Wie behielten Sie die Nerven? Gerate ich in Panik, werden auch ­meine Mitarbeiter panisch. Das hilft keinem. Man muss die Fassade auf­ recht erhalten. Wer seine Ängste und Sorgen kontrolliert, wird automatisch ­innerlich ruhiger. Aufgeben war nie eine Option, denn das hätte bedeutet, alles, wofür ich gekämpft hatte – die Etablierung der Heimarbeit, die Ge­ winnbeteiligung für Mitarbeiter –, im Stich zu lassen. Sie sind 85 Jahre alt. Wie fit sind Sie noch im Programmieren? Ich könnte Wikipedia umschreiben. Ich fürchte, für mehr reicht es nicht mehr. Ich habe ein iPhone, und ich könnte mein Leben nicht ohne mein iPad managen. Ich sehe nach wie vor viele Geschäftsideen, habe aber nicht immer die Energie, alle umzusetzen. Würden Sie alles noch einmal so machen? Oh ja.   81


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COMPUTERSPIEL FÜR MEHR GLÜCK

NEUE E-BIKES FÜR BERG UND TAL

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Hyrox-Finale in Oberhausen oder Robyn auf Tour: Du hast die Wahl.

Furchtbar gut: warum „Resident Evil 2“ dein Leben retten könnte.

Specialized, Radon, Trek: die heißesten Modelle für 2019.

ADVENTURE MARATHONS

POWER AUF DER GROSSEN MAUER

Begleite MarathonVeteran Brian Metzler auf Chinas härtesten 42,195 Kilometern. REISEN, SEITE 84

THE RED BULLETIN

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Reisen

Der Great Wall Marathon ist eine der härtesten Marathon-Erfahrungen, die du machen kannst.

MARATHON SÜSS-SAUER

GRENZERFAHRUNG IN LAUFSCHUHEN Mit dem Kopf durch die Wand, buchstäblich: Marathon-­ Veteran Brian Metzler über seine 42,195 Kilometer lange Erkundung der Chinesischen Mauer im Laufschritt.

D

er Great Wall Marathon in China braucht gerade mal 30 Minuten, um mich ans Ende meiner Kräfte zu bringen. Fürs Protokoll: Ich habe schon ein paar Dutzend Marathons hinter mir. Aber so geschafft war ich bei der Sechs-Kilometer-Marke noch

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nie. Mein Atem rast, als würde mir gleich das Herz aus der Brust ­hüpfen. Mir wird schwarz vor den Augen, als ich oben auf dem Anstieg ankomme. Endlich wieder bergab laufen! Doch die Stufen sind tückisch, vor Jahrhunderten händisch aus

Da kann er noch lachen: Metzler vor dem nächsten Anstieg

THE RED BULLETIN


guide

REISE-TIPPS

CHINA FÜR ANFÄNGER Wie Skorpione gegen den kleinen Hunger helfen und welche No-Gos beim Essen mit Stäbchen gelten: ein kleiner Insider-Guide für deine Reise in den Fernen Osten.

HuangyaguanPass

Manche Abschnitte sind so steil, dass man die Hände zu Hilfe nehmen muss.

Peking

China

Der Marathon führt 120 Kilometer östlich von Peking über den Huangyaguan-Abschnitt der Großen Mauer.

GO LIKE A PRO 6 DOS & DON’TS FÜR DEN CHINESISCHEN ALLTAG

ADVENTURE MARATHONS, GETTY IMAGES

Gegenseitiges Bestaunen: Einheimische neben der Marathonstrecke

groben Granitblöcken gehauen. Nach gerade einmal zwanzig Schritten ­verknöchle ich und knalle heftig gegen die rund einen Meter hohe steinerne Einfriedung oben auf der Mauer. Ich habe Glück, dass ich mir dabei nur Knie, Rippen und Unterarm aufschürfe. Hätte ich mich nicht geistesgegenwärtig an der Kante abgefangen, läge ich jetzt nämlich ungesunde zehn Meter tiefer unten im Wald. Ich bin schon etliche der großen City-Marathons gelaufen. Aber lieber waren mir immer die Läufe in tollen Naturlandschaften: felsige Wege in den französischen Alpen, gottvergessene Trails in Chiles Torres-del-Paine-National­

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„So fertig wie hier war ich nach sechs Kilometern noch nie.“ park oder die dünne Luft hoch oben in den Rocky Mountains von Colo­rado. Der Marathon, den ich heute laufe, s­ chlängelt sich durch den Huangyaguan-­Abschnitt der Chinesischen Mauer rund 120 Kilometer östlich von Peking. Die Große Mauer wollte ich mir schon immer mal ansehen. Warum also nicht bei einem einwöchigen China-Urlaub diesen

1. Lern Geschichte. Besuch den Tian’anmen-Platz und erweise dem Studentenaufstand von 1989 die Ehre, indem du dir heimlich mit Ohrstöpseln Beet­ hovens Neunte anhörst. 2. Iss wie die Locals. Gönn dir die berühmte PekingEnte. Aber nimm dir auch Zeit für den Wangfujing Food Court und probier dort Skorpion am Spieß. 3. Block den Smog. Luftverschmutzung ist in ­Chinas Städten – vor allem Peking – ein Riesenproblem. Die Locals schützen sich mit Feinstaubmasken.

4. Sei zum Reis respektvoll. Stäbchen werden niemals senkrecht in den Reis gesteckt (auf ähnliche ­Weise erweist man nämlich Verstorbenen die Ehre). 5. Drängle dich vor. Sich vorzudrängen gilt in China nicht als unhöflich. Wirf dich ins Getümmel, oder du verpasst den Bus! 6. Lass dich knipsen. Jeder in China hat ein Smartphone, und Touristen sind ein beliebtes Fotomotiv. Um Erlaubnis gefragt wird nicht – selbst der Kellner im Restaurant freut sich über ein Erinnerungsfoto.

GREAT WALL MARATHON: FAKTEN 2500 Maximale Teilnehmeranzahl. 2018 waren die Startplätze komplett ausverkauft. 3:09:18 Die Bestzeit teilen sich drei Läufer, die 2013 gemeinsam ins Ziel liefen: Jorge Maravilla (USA), Jonathan Wyatt (Neuseeland) und Dimitris Theodorakakos (Griechenland). 19 Der Däne Henrik Brandt ist der Einzige, der seit 1999 bei allen 19 Great Wall Marathons das Ziel erreichte.

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Reisen

guide

GET READY

5164 SCHRITTE ZUM ERFOLG

So kommst du in Top-Form an den Start – und ein paar unvergesslich schöne, grausame Stunden später glücklich ins Ziel.

VORBEREITUNG TRAININGSPLAN Bereite dich mit einem 16- bis 20-wöchigen Aufbauplan vor. Im Fokus: Ausdauer und aerobes Krafttraining. BERGINTERVALLE Baue Kraft- und Bergeinheiten ein. Du bist bereit, wenn du alle Stufen eines Wolkenkratzers schaffst.

DAS RENNEN AUFWÄRMEN Gestretcht wird zu Songs wie „Party Till We Die“, die in voller Lautstärke aus den Lautsprechern dröhnen. Die Race MCs wollen dich tanzen sehen! KLETTER-ABSCHNITTE Du läufst nicht nur mit den Füßen: Manche Teile des Kurses sind so steil, dass man beide Hände zu Hilfe nehmen muss, um die ­Balance zu halten. POWER-SNACK Die Locals schwören vor dem Start auf hart ­ge­kochte Eier und dünne, ­geröstete Seetang-Blätter.

DAUER Addiere als Richtzeit etwa 30–40 Prozent auf deine normale Marathon-Zeit. ENERGIE Locals holen sich Extra­ power mit „Golden Rabbit Candy“, milchigen Süßigkeiten, die in essbares Reispapier gehüllt sind. LAND & LEUTE Die Strecke führt durch viele kleine traditionelle Dörfer. Gut möglich, dass du einem Einheimischen beim Vorbereiten des Mittagessens zusehen kannst. Im Klartext: wie er einer Ente den Hals umdreht.

Geschafft: An der Ziellinie fallen sich die Teilnehmer erschöpft, aber überglücklich in die Arme.

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Da fänden mehrere Marathons Platz: Die Mauer ist 21.196 Kilometer lang.

einmaligen (und einmalig harten) Marathon mitnehmen? Anfangs überwältigt mich die Traumkulisse, die Magie uralter Geschichte. Aber bald habe ich keine Augen mehr dafür, weil das Laufen selbst so verdammt anstrengend ist. Auf der 42,195 Kilometer langen Strecke erwarten mich 900 Höhenmeter sowie 5164 Steinstufen, die Bauern, ­Soldaten und Gefangene vor rund 1500 Jahren während der Nörd­lichen Qi-Dynastie auf­ geschlichtet haben. Alle paar Kilometer passiere ich Wachtürme aus Ziegelsteinen, die in die Mauer eingebaut wurden. Von hier aus signalisierten die Wachposten einst mit Feuer und Rauch das Heranrücken feindlicher Truppen. Heute stellen sie sich mir mit labyrinthartigen Treppenhäusern und steilen Stiegen in den Weg. Nur einer dieser Türme lässt mich durchatmen. Er entpuppt sich als Labestation mit Wasser­ flaschen, Gebäck, Bananen und – Überraschung! – süßen Kirsch­ tomaten. Frisch gestärkt kann ich mich wieder besser auf die Strecke konzentrieren. Und mir wird bewusst: Bei diesem Marathon ist kein Ab-

schnitt – nein, eigentlich kein einziger Schritt – wie der andere. Die grob bearbeiteten, kreuz und quer verlegten Steine lassen so etwas wie Laufrhythmus einfach nicht zu. In manchen Passagen tripple ich wie auf heißen Kohlen. Auf den absurd steilen Treppen muss ich die Hände zu Hilfe nehmen, um nicht die Balance zu verlieren. Immer wieder lenken mich die spektakuläre Bergkulisse und das babylonische Sprachengewirr der anderen Läufer ab. Pure Reizüberflutung – dabei sollte ich mich doch aufs Vorwärtskommen konzentrieren! Ich laufe zeitgleich mit einem Chinesen ins Ziel, der eine Schirmmütze von den New York Yankees trägt. Wir verstehen nichts von dem, was der jeweils andere sagt, doch an der Ziellinie umarmen wir einander. Wir teilen diesen Moment ohne Worte. Den Stolz auf unseren Kampfgeist. Und die Genugtuung, mit dem Great Wall Marathon ein un­ver­ gleichliches Abenteuer erlebt zu haben, das uns bis über die Grenzen gefordert, aber auch mit unvergesslichen Erfahrungen ­beschenkt hat. Lust gekriegt? Am 18. Mai geht’s wieder los. Infos: albatros-adventure.com

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ADVENTURE MARATHONS

CORE-TRAINING Trainiere deine Stützmuskulatur! Du musst mit Stufen und unebenem Terrain fertig werden – dafür brauchst du mehr als nur starke Beine und Lungen.


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OUTDOORAKTIVITÄTEN ERLEBEN Wandern, Biken, Klettern, Canyoning, Rafting und vieles mehr

OUTDOORREGION ENTDECKEN

Die Chiemgauer Alpen von ihrer schönsten Seite


Entertainment

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B-Girl Sayora aus Kasachstan beim BC One Camp in Zürich 2018

Basiswissen für Break­ dance-Fans, Faszination Freeride und dein Guide zu ungewöhnlichen Plätzen weltweit – die Highlights des Monats auf Red Bull TV.

12

April   ON DEMAND

ABC OF . .. RED BULL BC ONE

Wenn du Breakdance-Bewerbe nicht nur bewundern, sondern auch verstehen willst, bist du hier richtig. Lern die Geschichte, die Moves, die Top-B-Boys und -Girls rund um den Red Bull BC One Event kennen.

bis 31. März   LIVE

FREERIDE WORLD TOUR VERBIER

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Die weltbesten Freerider und Snow­ boarder stellen sich dem ultimativen Test beim Finale der Freeride-Tour am legendären Hang des Bec des Rosses.

23

März   ON

13 März  ON AIR

23 SO SIEHST DU RED BULL TV ÜBERALL

THE FEDERATION SOUND

DEMAND

HUBERTUSJAGD

Olympia-Teilnehmer im Slalom für Me­ xiko, Popstar, Kunst-Fotograf – und dein kundiger Städteführer: Hubertus von Hohenlohe zeigt uns weltweit Plätze, die wir ohne ihn nicht gefunden hätten.

Der New Yorker Max Glazer hat als Tour-DJ von Rihanna die Welt bereist und schon mit Szenegrößen wie Sean Paul oder Vybz Kartel zusammen­ gearbeitet. Bei seiner wöchentlichen Show auf Red Bull Radio (immer mittwochs um 22 Uhr) präsentiert der Reggae- und Dancehall-Hero sein Arsenal an Platten und Remixes. Dazu gibt es tiefgründige Interviews mit Stars wie Chronixx oder Jillionaire von Major Laser.

AUFDREHEN: REDBULLRADIO.COM

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LITTLE SHAO/RED BULL CONTENT POOL, NICOLE FARA SILVER/RED BULL CONTENT POOL, SERVUS TV/GEORG KUKUVEC, FWT

NEUE BLICK­ WINKEL

Ausgewählte Musik und ­inspi­rierende ­Interviews. Unsere aktuelle Empfehlung:


Events

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April Power & Ausdauer: Wer ist der Beste? Acht Kilometer Laufen, acht harte Workouts (z. B. Sled Push, Sandbag Lunges, Wall Balls) – das ist Hyrox. Als erste Sportart verbindet diese Fitness-Competition Kraft- und Intervalltraining mit klassischen Ausdauerübungen. Wer am schnellsten ist, gewinnt. Höhepunkt jeder Saison ist die Weltmeisterschaft, die am 6. April zum ersten Mal im The Mirai in Oberhausen stattfindet. The Mirai, Oberhausen; hyrox.com

4 6 bis 7. April Gipfel der Fitness-Gurus

April Jubiläum eines Techno-Klassikers

Mehr als 1 100 Aussteller und knapp 150.000 Besucher kamen 2018 zur FIBO, der weltgrößten Messe für Fitness, Wellness und Gesundheit. Heuer startet die FIBO mit dem European Health & Fitness Forum, zu dem 400 europäische FitnessExperten anreisen. Außerdem wird das beste Start-up der Branche gekürt. Messegelände, Köln; fibo.com

Atemberaubende Lichtshows, aus­ gelassene Crowds und ein hand­ verlesenes Line-up: Seit 25 Jahren steht das Techno-Festival „Time Warp“ für Sound-Spektakel der Superlative. Zur Jubiläumsausgabe wartet das Event mit Stars wie der Russin Nina Kraviz oder Detroit-Legende Seth ­Troxler auf. Dazu erleben die 18.000 Feiernden wie immer auch Talente, die kurz vor dem Durchbruch stehen. Maimarkthalle, Mannheim; time-warp.de

UPSOLUT SPORTS/CUROX SECOND IMAGES, ADRIAN PEHRSON/RED BULL CONTENT POOL

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Mai Wings for Life: Die Welt läuft Wenn um 13 Uhr in München der Startschuss fällt, beginnt ein Lauf, an dem weltweit und zeitgleich tausende Menschen teilnehmen (z. B. in Rio, Zadar oder Pretoria). Du kannst aber auch individuell per App mit­ machen (Infos online). Mit dem Startgeld wird die Forschung zur Heilung von Rückenmarksverletzungen unterstützt. Olympiapark, München; wingsforlifeworldrun.com

April

ROBYNS RÜCKKEHR

„Dancing On My Own“, „With Every Heartbeat“ oder „Do You Know What It Takes“: Ihre Hits stürmten die internationalen Charts und verzauberten uns stets auch mit einem Hauch ­Melancholie. Mit ihrem neuen ­Album „Honey“ feiert die schwedische Pop-Querdenkerin Robyn ein bittersüßes Comeback, inklusive Livetour. Am 8. 4. in Hamburg, davor in München (3. 4.), Köln (5. 4.) und Berlin (6. 4.). Mehr! Theater am Großmarkt, Hamburg; robyn.com

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Gaming

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WISSENSCHAFT

HORROR-­ SPIELE SIND GUT FÜR DICH Wie „Resident Evil 2“ dich das Fürchten lehrt – und dir damit einen Gefallen tut.

E

s zielt nur auf eines ab – nämlich dir eine Scheißangst einzujagen. Als „Resident Evil 2“ im Jahr 1998 erstmals auf den Markt kam, ­wurde es schnell zum Vorreiter für das Game-Genre „Survival-Horror“. Heute, 21 Jahre später, hat das ­Remake noch eins draufgelegt – mit kinoreifen Sound- und Bildeffekten sowie einer SchulterblickKamera, die den Spieler-Albtraum noch realer wirken lässt. Warum man sich das freiwillig antut? Verhaltens­forscher Mathias Clasen erklärt, mit ­welchen Angsttricks bei „Resident Evil 2“ gearbeitet wird – und w ­ ieso sich diese letztlich positiv auf deine ­Gesundheit und dein Wohlbefinden auswirken.

TRICK 2: ES ÄHNELT DIR GANZ SCHRECKLICH Es sieht aus wie du, es hat vertraute Züge, aber irgendetwas ist auf un­ erklärliche Weise anders – und das versetzt dich in Panik. „In Testreihen wurden Makaken Zombie-Fotos von ihren Artgenossen gezeigt – und ihre Reaktionen darauf waren heftig. Das legt den Schluss nahe, dass ­diese Angst evolutionär bedingt ist“, erläutert Clasen. DAS BRINGT’S: Die psychologische Abwehrreaktion auf das leicht Veränderte ist laut Clasen tief in uns verankert – „wahrscheinlich, um uns vor Infektionen zu schützen“. Regelmäßiges Spielen von Horror-Games kann diesen Warnreflex schärfen. TRICK 3: DU WEISST NICHT, WO DU ZUERST HINSCHAUEN SOLLST Die häufigen Perspektivenwechsel bei „Resident Evil 2“ sind psycho­ logisches Kalkül. „Wird zum Beispiel etwas aus einer hohen Perspektive gezeigt, deutet das an, dass Spieler oder Mitspieler Schrecklichem ausgeliefert sind“, so Clasen. Überlebt der Spieler die Schreckenspassage, stellt sich Erleichterung ein. Obendrein dienen die Perspektivenwechsel der besseren Identifikation mit dem Spieler-Charakter. Und je stärker die Identifikation, desto mehr lässt man den Horror an sich heran. DAS BRINGT’S: „Durch die ständige Anspannung beim Gaming lernen wir, mit Furcht und negativen Emo­ tionen umzugehen“, sagt Clasen. ­Außerdem erhöht das Spiel mit der Angst die Herzschlagrate, im Schnitt um rund 14 Schläge pro Minute. Das entspricht ungefähr dem Wert eines Aerobic-Aufwärmtrainings. Des Weiteren wird die Produktion der weißen Blutkörperchen angekurbelt, die ­unter anderem dafür zuständig sind, Infektionen im Körper abzuwehren.

Vertraute Monster TRICK 4: DIE MUSIK MACHT DICH FERTIG Was der Mensch nicht kennt, macht ihm erst mal Angst. Und: Je unangenehmer der Ton, desto stärker die körperlichen Reaktionen. Bei der Akustik wird tief in die Trickkiste ­gegriffen – und das nicht nur mit knarzenden Treppen, undefinierbaren Stimmen oder Zombie-Geschrei. Gezielt kommen dissonante Har­monien, schrille Tonfolgen und ­überraschende Tempowechsel zum Einsatz. DAS BRINGT’S: „Das akustische Grauen schult deine Aufmerksamkeit. Es signalisiert: Pass auf. Da passiert etwas, was nicht gut für dich ist“, sagt Clasen. „Es gibt aber Menschen, die von Natur aus keine Angst verspüren. Sie haben diese Fähigkeit nicht. Das ist aber nicht unbedingt ein Vorteil, denn diese Menschen werden selten alt.“

DER EXPERTE

MATHIAS CLASEN Horror-Forscher

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Clasen ist Professor für Verhaltensforschung und kognitive Psycho­ logie an der dänischen Aarhus-Universität. Das Horror-Genre – und wie es mit unseren Ängsten spielt – ist Teil seines Spezialgebiets. Er hat nicht nur seine Doktor­arbeit, sondern auch mehrere Bücher zum Thema geschrieben, darunter das Werk „Why Horror Seduces“.

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EDDY LAWRENCE

„Resident Evil 2“: Ein Zombie hat Hunger …

CAPCOM

TRICK 1: ATTACKE AUS DEM NICHTS Du läufst einen dunklen Gang entlang, und – wumm! – springen dich plötzlich quasi aus dem Nichts ­Zombies an. Ein billiger Trick, aber Horror-Forscher Clasen weiß, warum er funktioniert: „Die unvermeidbare Schreckreaktion setzt instinktiv ­deinen Überlebensmechanismus in Gang. Die Amygdala – das Angst­ zentrum im Hirn – setzt Adrenalin frei, und das wiederum pumpt mehr Blut in die Muskeln.“ DAS BRINGT’S: Dein ganzer Körper spannt sich an, der Blutfluss wird aktiviert, das Hirn ist schlagartig wach.

GETTY IMAGES

„Resident Evil 2“ ist erhältlich für PS4, Xbox One und PC.


EMIL SOLLIE / RED BULL CONTENT POOL

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

JAHRESABO

DAS ACTIVE-LIFESTYLE-MAGAZIN Erhältlich am Kiosk, im Abo, als E-Paper, auf theredbulletin.com oder als Beilage in einer Teilauflage von:

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E wie

EXTREM Lange als Rentner-Gefährte belächelt, gelten E-Bikes 2019 als die jungen Wilden. Hier kommen drei Disziplinen, die sie gerade auf den Kopf stellen – samt Empfehlungen, wo du aufsteigen solltest.

TREK POWERFLY FS 7 WOMEN’S DIESES BIKE WILL FETTE ACTION Wer sollte es haben? Frauen, die im Gelände keine Lust auf Kompromisse haben. Warum? Die 27,5-Plus-Bereifung sorgt für satten Grip auf den Trails, der Bosch Performance CX-Motor ist enorm zugkräftig, und der 500-Wattstunden-Akku lässt dich nie im Stich. Bonus: Der Akku ist elegant im Unterrohr versenkt und super einfach seitlich zu entnehmen. 4 799 Euro; trekbikes.com

Text SISSI PÄRSCH

RADON JEALOUS HYBRID 8.0 DIESES BIKE LIEBT SPEED

1/ EXTREM SPASSIG AM BERG

Höher, schneller, weiter – und leichter als je zuvor. Die motorisierten Mountainbikes ziehen dich Berge hoch wie nichts, so sparst du Körner für den spaßigen Teil des Ausflugs: bergab.

Wer sollte es haben? Alle, die nur ein Gas kennen. Warum? Weil das flinke Carbon-Hardtail (hat keine hintere ­Federung) mit Renn-Genen gesegnet ist: Pfeilschnell im Antritt, lässt es sich dank steifem Rahmen präzise steuern und kommt mit erstklassiger Ausstattung: Bosch Performance CX-Motor, Shimano XT-Schaltwerk mit 11 Gängen und XT-Scheibenbremsen. Bonus: Das Radon bringt nur 18,9 Kilo auf die Waage. 3 299 Euro; radon-bikes.de

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Wer sollte es haben? Bikepark-Shredder, denen es nicht ruppig, steil und schnell genug sein kann. Warum? Satte 200 Millimeter Federweg schlucken alles, was im Weg liegt. Und der leichte SHIMANO STEPS E8000-Mittelmotor zieht bergan wie nichts. Bonus: Eine SkidPlate am Motor und die widerstandsfähige Pulverlackierung rüsten das Bike perfekt gegen Schläge auf den Trails. 7 999 Euro; husqvarna-bicycles.com

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Wer muss es haben? Jeder, der das Maximale aus den Trails heraus­ holen will. Warum? Bahnbrechendes Design + wegweisende Innova­ tionen = stärkste Trail-Performance. Ein 700 Wattstunden starker Akku im Unterrohr, das Bedienelement im Oberrohr, tiefer Schwerpunkt, Brose Drive SMag-Antrieb. Bonus: Eine Mission Control App regelt den Antrieb so, dass der Akku immer reicht. 5 799 Euro; specialized.com

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2/ EXTREM CHIC IN DER STADT

Kraftvoll gleich klobig und klotzig? Keineswegs! Mittlerweile cruisen selbst Hipster auf dem E-Bike zum veganen Lunch – sei es im minimalistischen Fixie-Style oder im eleganten Retro-Look.

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Wer muss es haben? Stilbewusste Urbanisten mit Hang zum cleanen Minimalismus. Warum? Berliner Tüftler haben ein E-Bike geschaffen, dem man die Unterstützung nicht ansieht: Der Akku ist in zwei Einheiten aufgeteilt und im Stahlrahmen integriert. Der leise Motor liegt in der Hinterradnabe. Anstelle eines Displays gibt es einen Schalter am Lenker. Bonus: Geht auch ohne E-Unterstützung. 4 800 Euro; geos.de

RIESE & MÜLLER CRUISER URBAN DIESES BIKE KRIEGT ALLES AUF DIE KETTE

Wer muss es haben? Alle, die Hightech wollen – ohne Hightech-Look. Warum? Die Vintage-Optik sollte nicht über die aufwendigen Details und Technik-Features hinwegtäuschen: Griffe aus Leder, Hydraulikbremsen von Magura, ein wartungsarmer Carbon-Riemenantrieb statt Kette. ­Bonus: Der Akku findet edlen Unterschlupf in der wetterfesten Rahmentasche. 3 448,90 Euro inkl. Rahmentasche; r-m.de

WAYSCRAL E-BIKE FLEXY215 DIESES BIKE KLAPPT ­ZUSAMMEN

Wer sollte es haben? Pendler, Camper und Städter, denen es auf die Größe an­kommt. Warum? Auf den 20-ZollReifen flitzt man durch die Gassen. Danach kannst du es zusammenfalten und in den Bus oder die Bahn mitnehmen. Dort gilt das Faltrad als Gepäckstück, kein Extra-Ticket nötig. Bonus: Mit der Shimano-Nabenschaltung kann man die Gänge auch im Stehen wechseln. 799,90 Euro; wayscral.com

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3/ EXTREM STARK ALS LASTENESEL Aber wie soll ich meine Getränkekisten transportieren? Dieses Argument für das eigene Auto in der Stadt gilt nicht mehr. Mit Lasten-E-Bikes kannst du sogar Kühlschränke bewegen.

MULI-CYCLES E-MULI DIESES BIKE KANN DEN BAUCH ­EINZIEHEN

Wer muss es haben? Nutzer, die zwei Räder in einem haben möchten. Warum? Es hat einen Lastenkorb, der entweder 100 Liter Lade­volumen oder Platz für zwei Kinder bietet – oder sich einklappen lässt und damit den E-Pack­ esel so breit und lang wie ein herkömm­ liches Fahrrad macht. ­Bonus: Von der Rahmenfertigung bis zur Endmontage wird in Deutschland produziert. 4 185 Euro; muli-cycles.de

TERN GSD DIESES BIKE HAT UNGEAHNTE KRÄFTE

Wer sollte es haben? Jeder, der maximale Lasten auf minimalem Platz transportieren will. Warum? Zwei Kinder und die Einkäufe des Tages kann man locker mit dem wendigen GSD transportieren. Es ist keine 180 Zentimeter lang, trägt dafür aber 200 Kilo Gesamtgewicht. 80 Zenti­ meter misst der Gepäckträger mit Platz für Kindersitze und Taschen. Bonus: Das GSD lässt sich einfach falten. 4 099 Euro; ternbicycles.com

CHIKE E-CARGO DIESES BIKE VERNEIGT SICH

Wer sollte es haben? Alle, die trotz viel Gepäck flink auf engen Straßen unterwegs sein wollen. Warum? Mit seinen drei Rädern ist das E ­ -Cargo super stabil, und dank gefedertem Neigefahrwerk legt es sich in die Kurve. Die wandelbare Plattform kannst du mit Aufbauten aufrüsten. Bonus: Das Chike kommt mit seiner Breite von 73 Zentimetern trotz der drei Räder sogar noch durch Türen. 5 195 Euro; chike.de

Designed für alle, die viel unterwegs sind

Thule Revolve-Kollektion. Reisen Sie unkompliziert und kommen Sie stilvoll an Ihrem nächsten Ziel an. Die Thule Revolve-Kollektion ist ein zuverlässiger, einfach zu handhabender Reisebegleiter mit unerreichter Haltbarkeit.


IMPRESSUM

THE RED BULLETIN WELTWEIT

Aktuell ­erscheint The Red Bulletin in sieben Ländern. In der Titelgeschichte unserer ÖsterreichAusgabe erläutert ­Basketball-Profi ­Jakob Pöltl, wie er sich als erster Österreicher Tag für Tag in der NBA durchsetzt. Mehr Storys abseits des Alltäglichen gibt’s auf: redbulletin.com

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Chefredakteur Alexander Macheck Stv. Chefredakteure Waltraud Hable, Andreas Rottenschlager Creative Director Erik Turek Art Directors Kasimir Reimann (Stv. CD), Miles English, Tara Thompson Head of Photography Fritz Schuster Deputy Head of Photography Marion Batty Photo Director Rudi Übelhör Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Freie Mitarbeiter Jakob Hübner, Werner Jessner, Alex Lisetz, Stefan Wagner Grafik Marion Bernert-Thomann, Martina de Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz Fotoredaktion Susie Forman, Ellen Haas, Eva Kerschbaum, Tahira Mirza Global Head of Media Sales Gerhard Riedler Head of Media Sales International Peter Strutz Head of Commercial & Publishing Management Stefan Ebner Publishing Management Sara Varming (Ltg.), Magdalena Bonecker, Manuela Gesslbauer, Melissa Stutz, Mia Wienerberger Communication Christoph Rietner Head of Creative Markus Kietreiber Creative Solutions Eva Locker (Ltg.), Verena Schörkhuber, Edith Zöchling-Marchart Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.), Sasha Bunch, Simone Fischer, Martina Maier Anzeigendisposition Manuela Brandstätter, Monika Spitaler Herstellung Veronika Felder Produktion Wolfgang Stecher (Ltg.), Friedrich Indich, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad Isailović, Maximilian Kment, Josef Mühlbacher Office Management Yvonne Tremmel (Ltg.), Alexander Peham MIT-Experte Michael Thaler Abo und Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Klaus ­Pleninger (Vertrieb), Nicole Glaser (Vertrieb), ­Victoria Schwärler, Yoldaş Yarar (Abo) Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 General Manager & Publisher Andreas Kornhofer Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Gerrit Meier, Dietmar Otti, Christopher Reindl

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P RO M OT I O N

must-haves

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1 SEVEN-24 WATCH

LIMITED EDITION – sowohl durch das skelettierte Zifferblatt als auch durch den Glasboden kann man das hochqualitative Automatik-Werk der SEVEN-24 Watch beobachten. Erhältlich in 10 coolen Varianten mit robustem Edelstahlgehäuse (jedes Modell ist auf 255 Stück limitiert), dekoriertem Aufzugsrotor und Mesh-, Kautschuk- oder Lederband, ist die SEVEN-24 ein Must-have für echte Männer. seven-24.watch

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2 BIKE FÜR ALLE FÄLLE

Von der sportlichen Einheit auf der Straße über Gelände-Action in den Bergen bis zum Familienausflug im Umland: Für jede Gelegenheit gibt es ein passendes Bike, und viele Sportler besitzen jede Variante. Für alle von ­ihnen, die Platz (und Geld) sparen wollen, gibt es jetzt das convert FF1, ein Fahrrad, das sich in nur fünf Mi­ nuten zum Rennrad, Mountainbike oder Trekking-Modell umbauen lässt. convert.bike

3 BOARD FÜR JEDES LEVEL

Das Gute am Kite-Surfen: Anfänger lernen den Sport im Handumdrehen. Das Schlechte am Kite-Surfen: Mit jeder Könnerstufe brauchen sie ein neues Board, das ihrem aktuellen Leistungsstand entspricht. Die Lösung: das modulare Kiteboard Inobo. Auf dem Carbon-Exo-Skelett sitzt eine austauschbare Deckplatte mit Varianten für jedes Level – vom Einsteiger bis zum Profi. inobo-kiteboarding.com

4 VON DER ROLLE

Gewichte stemmen kann beglücken, Gewichte schleppen (etwa auf Reisen) weniger. Dafür gibt es jetzt den Yo­ Roller, eine Hightech-Station zum Krafttraining mit der Energie einer Schwung­rolle – hocheffektiv, leicht und ausgezeichnet mit dem ISPO Brandnew Award 2019. Dessen Jury kürt Innovationen, die Sportler wirklich voranbringen, und dient Handel und Konsumenten als Trendbarometer. yoroller.com

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Rauchmelder Man nehme einen sternenlosen Himmel, zwei Baumstämme, reichlich Kunstnebel, einen Scheinwerfer und Chiles Motocross-Star Benjamín Herrera, 24, in Top-Form und addiere einen Fotografen mit präzisem Timing des Zeigefingers: Fertig ist die ­farbenfrohe Flugaufnahme. Mehr Action gibt’s auf Instagram: @benja_herrera8

Die nächste Ausgabe des RED BULLETIN erscheint am 9. April 2019 98

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JEAN LOUIS DE HEECKEREN/RED BULL CONTENT POOL

Perfekter Abgang


NATÜRLICH ERFRISCHEND – KEINE ENERGY DR I N K S


Der neue Ford Edge

AndersStatement.

Seine Technologien: auffallend innovativ. Sein Design: auffällig anders. Der neue Ford Edge überzeugt nicht nur mit neuester Technik. Dank seiner eindrucksvollen Präsenz sorgt er auch für einen unverwechselbaren Auftritt.

Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis. Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach § 2 Nrn. 5, 6, 6a Pkw-EnVKV in der jeweils geltenden Fassung): 7,2–6,0 (kombiniert). CO2-Emissionen: 187–156 g/km (kombiniert).


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