The Red Bulletin Mai 2014 - CH

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Mai 2014  CHF 3,80

Abseits des Alltäglichen

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So wirst du ein besserer

3,80 CHF

Mountain­ biker 10 verblüffend

„ichJa,

simple Profi-Tipps

würde töten.“ Wann Christian Bale privat zum Killer wird

N e w G e n e r at i o n

Su p er s ta r Pharrell Williams über die neuen Regeln d e s E r f o l gs

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Mai 2014


Testen Sie den neuen GLA. An den GLA Exhibitions in einer Stadt in Ihrer N채he.

Eine Marke der Daimler AG

Der neue GLA nimmt Sie mit auf eine unvergessliche Reise. An den GLA Exhibitions erleben Sie den Kompakt-SUV des Jahres und tauchen ein in eine andere Welt. Testen Sie den neuen GLA bei einer erlebnisreichen Probefahrt und lassen Sie sich von den Werken des Fotografen Florian Kalotay inspirieren. Jetzt anmelden und Ihren Platz am Steuer sichern. www.mercedes-benz.ch/gla-exhibitions



Die Welt von Red Bull

66 Brettspiele

Wer sind die Männer, die hochhausgroße Wellen reiten? Ein Blick in die unfassbare Welt der Big-Wave-Surfer.

Willkommen!

Pharrell Williams gibt keine Interviews. Pharrell, das erlebte unser US-Autor Andreas Tzortzis beim exklusiven Red Bulletin-Termin in Downtown Los Angeles, führt sie. Im Sinne von: Interessante Frage, die du da stellst, aber hast du schon mal über dies oder jenes nachgedacht? Tzortzis verwarf also seinen Fragenkatalog und ließ sich auf das Spiel der Assozia­ tionen mit dem „Happy“-Superstar ein. Ergebnis? Ein funkelndes, geist­ reiches, erstaunliches Gespräch über Musik, Demut, BMX-Biken und die Künstler der Zukunft. „Hör mal zu, ich werde dir erklären, was Erfolg ist“, ab Seite 42.

„ Ich suche immer nach Kontrasten.“ Pharrell Williams, SEITE 42

Viel Vergnügen mit dieser Ausgabe! 4

the red bulletin


mai 2014

Auf einen Blick Bullevard 08 musik-special Von Soul-Diven, Reimemonstern und Stromgitarren aus Schusswaffen.

24

Features 24 Das Atherton-Workout Die völlig neue Saisonvorbereitung der Downhill-Profis Rachel und Gee.

Das eine Extra-Prozent

34 Christian Bale

So werden Sie ein besserer Biker: zehn simple & wirksame Tipps der Profis Gee und Rachel Atherton.

Hollywoods kompromissloser Charakterkopf über Liebe, Kunst und Tod.

38 Ian Ruhter

finlay mackay (cover), Andrew Chisholm, Mattias Fredriksson, Maltese/Contour/Getty Images, getty images, lukas maeder, christoph meissner

08

Unterwegs durch das Yosemite Valley in einem Fotolabor auf Rädern.

42 Pharrell Williams

Der König Midas der Pop-Welt verrät, wer ihn zu seiner Musik inspiriert.

54 Fit für die Wildnis

Equipment für draußen: vom Outdoor-Handy bis zur Prallschutzweste.

34 Der Grenzgänger

Er spielte Jesus, liebt Motorräder und würde dich im Notfall töten. Christian Bale im großen Red Bulletin-Interview.

66 In der Riesenwelle Die Welt der Big-Wave-Surfer

Die Musik der Zukunft

Die wichtigsten Pop-Newcomer, Obamas Lieblingssänger und das ­Heavy‑Metal-Buch für Katzenfreunde.

76 Trommelfeuer

Martin Grubingers Extrem-Konzerte

80 Read Bulletin

Die Shortstory des Monats

Action!

85 Fit wie ein Ruder-Ass

Mario Gyr und Simon Schürch, Vizeweltmeister 2013, über Kraftaufbau mittels maximal schwieriger Kniebeugen. the red bulletin

76 Donner im Konzertsaal

600.000 Noten an einem Abend: Der Schlagzeuger Martin Grubinger ist der Extremsportler der klassischen Musik.

84 85 86 88 89 90 92 94 96 97 98

Reisen  Im Truck durch Colorado training  Muskelkraft fürs Ruderboot pro tools  Stand-up-Paddling Club  Das Yaki-Da in Göteborg city-Guide  Best of Bern wings for life  Tipps zum World Run Musik  Was Foster the People hören save the date  Events zum Merken gaming  Futter für die Konsole TV-Highlights  Red Bulls TV-Fenster Magic Moment

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Contributors Mit an Bord im Mai

THE RED BULLETIN Schweiz, ISSN 2308-5886 Herausgeber und Verleger Red Bull Media House GmbH General Manager Wolfgang Winter Verlagsleitung Franz Renkin Chefredaktion Alexander Macheck, Robert Sperl Editor-at-large Boro Petric Creative Director Erik Turek Art Director Kasimir Reimann Fotodirektion Fritz Schuster

Mattias Fredriksson

Finlay MacKay Nachdem er das derzeit so erfolgreiche Basketball-Team der India­na Pacers fotografiert hatte, flog der Schotte (Kunden u. a.: „New York Times Magazine“, „GQ“) nach Los Angeles, um Pharrell Williams für unsere Coverstory abzulichten. Als größte Herausforderung erwies sich dabei nicht das USMultitalent („Pharrell war super entspannt“), sondern die kalifornische Hitze. „Die Sonne hat mich fertiggemacht“, erzählt MacKay, der tapfer weiterknipste. Das Ergebnis sehen Sie ab Seite 42.

„Ich wuchs in Schweden auf, und die Berge lagen direkt vor meiner Haustür“, erklärt Fredriksson seine Faszination für Mountainbike- und Ski-Fotografie. Für seinen Beruf müsse er genauso fit sein wie seine Models: „Ich komme im Jahr auf hundert SkiTage und ebenso viele Tage auf dem Bike.“ Beim Shooting mit Gee und Rachel Atherton (ab Seite 24) profitierte Fredriksson von seiner Ausdauer: „Ich musste ihnen über die Hügel Fuerteventuras nach­ laufen. Abgesehen davon war der Termin ein Riesenspaß.“

Seit er 17 war, wollte er vom Schreiben leben. Das tat Martin Suter zuerst als Werbetexter, später als Kolumnist (lesen Sie ein Beispiel ab Seite 80). Die Krimis um Dandy-Ermittler J. F. v. Allmen machten Suter am Ende als humorvollen Romancier bekannt. Für den Bestseller „Der Koch“ wollte er sich mit einem Rotationsverdampfer belohnen, erzählte er einst im Interview. Auch über penibles Faktenstudium machte er sich lustig: Das meiste, was er für seine Bücher recherchieren muss, finde er im Internet.

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Managing Editor Daniel Kudernatsch Redaktion Werner Jessner (Leitender Redakteur), Lisa Blazek, Ulrich Corazza, Florian Obkircher, Arek Piatek, Andreas Rottenschlager Mitarbeit Stefan Wagner Bullevard Georg Eckelsberger, Sophie Haslinger, Holger Potye, Clemens Stachel, Manon Steiner und das Konsorten-Kollektiv (Raffael Fritz, Marianne Minar, M ­ artina Powell, Mara Simperler, Lukas Wagner) Lektorat Hans Fleißner Grafik Miles English (Ltg.), Martina de Carvalho-Hutter, S ­ ilvia Druml, Kevin Goll, Carita Najewitz, Esther Straganz

Fotoredaktion Susie Forman (Creative Photo Director), Rudi Übelhör (Deputy Photo Director), Marion Batty, Eva Kerschbaum Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Karsten Lehmann, Josef Mühlbacher Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher (Ltg.), Walter O. Sádaba; Matthias Zimmermann (App) Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Finanzen Siegmar Hofstetter, Simone Mihalits Marketing & Country Management Stefan Ebner (Ltg.), Elisabeth Salcher, Lukas Scharmbacher, Sara Varming Country Management Schweiz Antonio Gasser, Melissa Burkart Marketing-Grafik Julia Schweikhardt, Peter Knehtl

Shaun Roberts Martin Suter

Chefin vom Dienst Marion Wildmann

Während Roberts seinen Foto­ grafen-Kollegen Ian Ruhter und dessen fahrendes Labor durch das kalifornische Yosemite Valley begleitete, fühlte er sich, als folge er einem Rockstar auf Tournee: „Überall, wo Ian mit seinem FotoLaster Halt machte, zückten die Leute ihre Smartphones und schossen Bilder. Irgendwie verständlich: Der Typ fährt in einer Riesenkamera zur Arbeit.“ Die Story über den Foto-Visionär Ian Ruhter lesen Sie ab Seite 38.

„ Pharrell war super. Doch Kaliforniens Sonne hat mich fertiggemacht.“ finlay mackay

Abo und Vertrieb The Red Bulletin Leseservice, Luzern Hotline: 041 329 22 00 Abopreis 39 CHF, 12 Ausgaben/Jahr, www.getredbulletin.com, abo@ch.redbulletin.com Anzeigenverkauf Mediabox AG, Zürich Zentrale, 044 205 50 20 contact@mediabox.ch Anzeigendisposition Sabrina Schneider O∞ce Management Kristina Krizmanic IT Michael Thaler Firmensitz Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Sitz der Redaktion Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com Web www.redbulletin.com Erscheinungsweise The Red Bulletin erscheint monatlich in folgenden Ländern: in Brasilien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Kuwait, Mexiko, Neuseeland, Österreich, der Schweiz, Südafrika und den USA. Leserbriefe bitte an leserbriefe@at.redbulletin.com

the red bulletin


LIMITED EDITION RANGE ROVER EVOQUE POWER MIT DEM GEWISSEN EXTRA. Im limitierten Sondermodell Range Rover Evoque P212 steckt jetzt noch mehr drin: eine Extraportion Power. Natürlich überzeugt er mit der bewährten Dynamik aus dem leistungsstarken 2.2-Liter-SD4-Dieselmotor, der neuen 9-Stufen-Automatik sowie dem gewohnt stilvollen Interieur. Doch darüber hinaus begeistert er mit atemberaubenden 212 PS, exklusivem Technik-Paket mit Premium-Navigationssystem, elektronischer Heckklappe, Park Distance Control vorne sowie sportlichem Black DesignPaket mit 20-Zoll-Leichtmetallfelgen und weiteren Akzenten im Black Design Finish. Entdecken Sie die Extraportion Power des Range Rover Evoque jetzt bei Ihrem Land Rover-Fachmann. landrover.ch

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Let’s Twist and shout

K a n y e, ! go h o m e C h a n c e t h e r a p p e r

Das neue ReimeMonster

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jess baumung

Chancellor Bennett ist jung (grad 21), voller Soul und rappt von Kokosbusserln so glühend wie von Zigaretten. Seine Mission: Hip-Hop auf den Kopf zu stellen. Sollte er fortsetzen, was er auf seinem grandiosen Mixtape „Acid Rap“ begonnen hat, tanzt ein ganzes Genre bald nur noch Headspins. Chance hat Köpfchen, eine wandel­ bare Stimme, feinsinnigen Humor und kann sich alles erlauben – außer zu schnell erwachsen zu werden.

johannes lang

Mit „Acid Rap“ hat es Chance vom Geheimtipp zur großen Nachwuchshoffnung des Hip-Hops geschafft.


q u i z

Wer hat das gesagt? Große Stars, große Worte. Diese Zeilen sind für die Ewigkeit. Bloß von wem?

– Lip p e n n , rote e k c o L . ch b lon d e auch no Au ge n , it a O r a R n D un kle n a ge n k un d sin

Die neue Rihanna. Rita Ora, 23, hat vor, die Queen of Pop vom Thron zu stoßen. Das findet Rihanna gar nicht cool und meidet Rita jetzt auf Partys. Wir würden beiden nicht aus dem Weg gehen.

Warum Musik, Und wie? Ondrea Barbe/Corbis Outline

In „What Difference Does It Make?“ stellen sich PopPionier­e den großen Fragen des Musik-Business. Was treibt Klangvisionär Brian Eno an? Wie führt James Murphy sein Dance-Punk-­ Label DFA? Was tut Disco-­ Legende Giorgio Moroder ­gegen Rampenfieber? Fragen, die in der 96-minütigen Doku „What Difference Does It Make?“ von den Musikern höchstpersönlich beantwortet werden. Filmemacher Ralf Schmerberg war im Mai 2013

mit seiner Kamera dabei, als die Red Bull Music Academy für vier Wochen in New York gastierte und dabei Jung­ musiker und Szenegrößen zusammenbrachte. Um ­gemeinsam an Ideen zu ­arbeiten und über ihre große Leidenschaft zu philoso­ phieren: Musik. Den Film gibt es in voller Länge zu sehen: www.rbma15.com

„I’ve always been famous, it’s just no one knew it yet.“

lady gaga

Rihanna

Beyoncé Knowles

2 „I am a god. Now what?“

Kanye West

Robin Thicke

David Guetta

3 „I believe in free love and that’s just how I feel.“

LANA Del REY

Miley Cyrus

Grimes

AUFLÖSUNG: 1. Lady Gaga; 2. Kanye West; 3. Lana Del Rey

! a t i r y l e v o l , Oh

corbis, getty images(2), Universal Music, Steven Taylor, Alix Malek, Nicole Nodland, sony music, Chad Wadsworth/Red Bull Content Pool(2)

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Global happy. Die Doku feiert das 15-Jahr-Jubiläum der Red Bull Music Academy und hatt­e zeitgleich Premier­e in über 60 Kinos weltweit.


GUANTANAMO | + | METALLICA Heavy Metal in Handschellen: US-Behörden folterten Insassen des Gefangenenlagers in Guantánamo systematisch durch Beschallung mit Metallica-Songs.

Supermarkt | + | 50 cent Musik regt den Konsum an, einzig von Hip-Hop sei laut Shopbetreibern abzuraten. Dessen Gangsterimage würde abfärben und die Zahl der Diebstähle steigen.

Editor

onders ige b e s in e r ie g. .H emdun ammer c ke n t f r Folte rk e ie w d Z r in e r ch n c eflo o u sikalis Vom Da Fälle m e ll o v z r schme

Photographer

s h c u a r b s s i m

Illustratorgetty images(4), picturedesk.com(2), shutterstock(2), Corbis(2) flickr.com

an a t n Gua era mom


BULLEVARD

Photographer

Editor

Illustrator

r e f p o Burger | + | Pavarotti Ein Burgerladen in Aus­ tralien vertreibt herum­ lungernde Teenager mit klassischer Musik. Die Strategie geht auf, doch leider poltern auch die Nachbarn.

the red bulletin

Kim Jong-Un | + | Modern Talking Diktator Kim Jong-un soll während seiner Schulzeit das deutsche Synthie-Pop-Duo Mo­ dern Talking verehrt haben. Sein Lieblings­ song: „Brother Louie“.

Dick-, DiktatDick-, or

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BULLEVARD

Z e i t re i s e

Best of eines Lebens

Was wir 1989 legendär fanden. Wofür wir uns 1999 nicht geniert haben. Und was uns 2009 die Zukunft wies.

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25 J a h re

J a h re

Depeche Mode – Personal Jesus. Wer von Johnny Cash ge­ covert wird, kann nicht falschliegen. Nirvana – Bleach. Das erste A ­ lbum der Grunger wurde von Kriti­ kern gelobt, fand allerdings erst nach dem zweiten Album „Never­ mind“ seinen Weg in die Charts. Miles Davis – Aura. Die wenigs­ ten Töne, für die je ein Grammy ­vergeben wurde. Musik für den Kopf, nicht für den Popo.

Eiffel 65 – Blue. Wenigstens gibt die Band zu, dass die Farbe Blau g­ enauso willkürlich gewählt wurde wie der Rest des Textes. Lou Bega – Mambo no. 5. Wie konnte Lou Bega mit diesem Klatsch-Rhythmus bloß Monica, Eric­a, Rita et al. rumkriegen? Christina aguilera – genie in a bottle. Hätten wir wirklich etwas verpasst, wenn wir nicht an der Wunderlampe gerieben hätten?

Lady gaga – just dance. Schon gaga, aber noch harmlos. Die Lady reitet auf Gummiwalen, bald folgen Fleischkleider. Susan Boyle – I Dreamed a Dream. Eine neue Erfolgsformel für Normalsterbliche: Understate­ ment + Castingshow + YouTube. Singen kann die Dame aber auch. Kraftwerk – der katalog. Als Elektro noch Arbeit war, oder: Früher war doch alles besser.

15 J a h re

KO M A*

Lucky DJ Unser Künstler Kainrath ehrt Daft Punk und Avicii.

* KOMA: Kainrath’s Œuvres of modern art

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the red bulletin


Team gr체nden und den ultimativen Kick erleben. Jetzt Euro Millions im Team spielen und gemeinsam abr채umen.

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B U L L E V A RD

PoPo P Music op

Bereits mit 14 wollte Solange es ihrer älteren Schwester gleichtun, doch ihr Debüt­album floppte, und mit 18 wur­ de sie Mutter. 2012 trat sie endlich ins Rampen­ licht und gilt heute als Stil­ikone. In puncto Coolness kann sich Beyoncé einiges von der um knapp fünf Jahre Jüngeren abschauen.

will olan ge e s te r S w lt . h o c h S r in e übe ih re kle b e reit s h c le o y t D S . en tar in S ach groß e S in d e s t cé der n m o u y z e B B n t N o ch is at Quee n und h e h ie z h nac

getty images, picturedesk.com

i d u d t B is

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BULLEVARD

S o n g t e x t e

Ich versteh dich nicht

getty images(2), Corbis, klar archiv

david kellner

Was Musiker sagen und was wir hören, passt nicht immer zusammen. Vier große Irrtümer.

Born in the Usa – Leider

Fight for your right, Idiot

Big In Japan, Geisha

Nikita, Mein Lover-Boy

Bruce Springsteen Die ino∞zielle US-Hymne schlechthin. Aber schon mal auf den Text zwischen den Refrains gehört? „Born in the USA“ erzählt die Geschichte eines Veteranen aus dem Vietnamkrieg, der keinen Job mehr findet. Klingt schon deutlich ­weniger patriotisch.

Beastie Boys Mit ihrem Song „(You ­Gotta) Fight for Your Right (to Party!)“ wollten sich die Beastie Boys über ­Partyhymnen wie „I Wanna Rock“ von Twisted Sister lustig mache­n – und schrieben ungewollt die Mutter aller Partysongs. Dumm gelaufen.

Alphaville Der Titel ist keine Lobeshymne auf den Erfolg der deutschen Synthie-PopBand in Japan, sondern handelt von einem verzweifelten Liebespaar. Der Tiefpunkt: Ein Partner schlägt vor, das nötige Geld für Drogen im „ältesten ­Gewerbe“ zu besorgen.

Elton John Wer bei dem Lied an die mörderische blonde Schönheit aus der gleichnamigen Fernsehserie denkt, dürfte ein wenig enttäuscht sein. Denn Nikita ist ein russischer Männername und ­Elton John, wie wir seit spätestens 1988 wissen, schwul.

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it whatmeans now?

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BULLEVARD

P o l i t p o p

Die Musik der Macht

Was hören Menschen, bevor sie Armeen in Bewegung setzen? Was, während sie Steuern erhöhe­n oder senken? Was, nachdem sie Gesetze unterschrieben haben? Hey! Ba-Ba-Re-Bop! Work it harder, make it better. Do it faster, makes us stronger. Yes, you can try it.

She is standing right in front of me. Speaking words of wisdom. Let it be me! Oh Nikita Chruschtschow, I don’t love you so!

Angela Merkel verehrt die Beatles

Wladimir Putin liebt Elton John

Barack Obama hört Kanye West

Beim Kochen hört die deutsche Kanzlerin Klassik. „La Traviata“ mit Anna Netrebko zum Beispiel. Doch in ihren wilden Jahren war Merke­l ein Beatles-Fan, ihre erste Platte der Fab Four kaufte sie in Moskau. Was sie heute noch mit der Band verbindet? Ihre Frisur.

Russlands Präsident gab sich vor Olympia musikalisch betont weltoffen: „Elton John ist eine herausragende Persönlichkeit und ein hervorragender Musiker. Millionen von uns lieben ihn, ungeachtet seiner, ähm, sexuellen Orientierung.“

2009 hieß der US-Präsident den Rapper einen Deppen, weil er die MTV-Preisvergabe an Taylor Swift rüpelhaft unterbrochen hatte. Letzten Dezember dann die Aussöhnung: „Kanyes Musik ist herausragend“, pries Obama, „ich hab viel Zeug von ihm auf dem iPad.“

15.000.000 Sekunden Ruhm 1. Fünf Kanadier, eine Gitarre. Sie covern „Somebody That I Used to Know“ von Gotye (156 Millionen Klicks). 2. Der Michael Jackson unter den YouTube-Stars: ein fünfjähriger japanischer Bub, der holprig „I’m Yours“ von Jason Mraz auf der Ukulele spielt (63 Mio.). 3. Es geht auch ohne Gesangskünste. Das zeigt eine frustrierte Videocutterin aus Taiwan. Sie tanzt nachts zu Kanye Wests „I’m Gone“ ihre Kündigung (17 Mio.).

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the red bulletin

Getty Images(3)

YouTube ist längst die größte Casting-Show der Welt. Hier die Top 3 der Klick-Millionäre. Webcam ab!


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AIRE DE BARDENAS - SPAIN


BULLEVARD

E u r o v i s i o n S o n g C o n t e s t

Grusel-Pop

Der einstige „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ bringt jedes Jahr neue Musiktalente auf die Bühne. Manche von ihnen bleiben unvergesslich. Nicht nur wegen der Musik.

super apps Vom edlen Musikgame bis zum DJ-Pult am Handy. Die fünf besten Musik-Apps für dein Smartphone.

12 F INN L

P UN K

AND

TE

Scratchen am Touchscreen. Mit Djay 2 wirst du zum echten DJ, anstatt schon wieder deine alte Playlist aufzulegen.

100.000 Radiosender, zwei Millionen Podcasts. Tune-In Radio bringt Abwechslung in deine MP3-Sammlung.

Spannendes Gameplay, toller Sound: Das innovative Musikspiel Musyc erhielt unter anderem den Apple Design Award.

„Hard rock Hallelujah“

Lordi (Sieger von Athen, 2006) Mit Kostümen im Ork-Stil und Plateauschuhen hardrocken sich Lordi auf Platz eins. Zweiter wird Russland mit „Never Let You Go“. Leider!

Céline Dion

„Ne partez pas sans moi“ (Dublin, 1988) Céline Dion fegte schon 1988 alle vom Sessel. Wenn nicht mit ihrer Stimme, dann mit ihrer Frisur.  SChweden: 4 Punkte

Ukraine: 10 Punkte

„Waterloo“ (sieger von Brighton, 1974) Napoleon am Dirigentenpult und „Waterloo“ im Ohr. Für ABBA keine Niederlage, sondern der Start einer Weltkarriere.

„Dancing Lasha Tumbai“ (Helsinki, 2007) Ein avantgardistisches Gesamtkunstwerk. Andrij Danylko spielt Verka Serduchka, eine ältere Dame, und hüpft sich in seinem futuristischen Astro­ nauten-Outfit in die Herzen der Europäer. „Sieben, sieben, ai lju-lju … sieben, sieben, ein, zwei … ­tanzen!“ Und dafür gab’s nur Platz zwei? Skandal!

Abba

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Verka Serduchka

Du wartest auf die U‑Bahn und hast eine Song-Idee? Mit Figure kannst du binnen Minuten ganze Tracks kreieren.

the red bulletin

picturedesk.com(3), interTOPICS

Nie wieder ein Konzert verpassen! Songkick hält dich über die Tourpläne deiner Lieblingsbands am Laufenden.

Schweiz: 8 Punkte


B U L L E V ARD

Make music, not war Dem Mexikaner Pedro Reyes fielen tausende Waffen in die Hände, er schweißte die Schießeisen zu Instrumenten zusammen und ging damit auf Tour. „Disarm“ heißt seine Komposition gegen Waffengewalt. Na bumm!

s d n u o S y z a r C

pedro reyes, Courtesy Lisson Gallery, London(4), Alexander Koller, Anna Stoecher(2)

sp ie le n ilig! Wir e w g n a ?L Ra s se l. K lavie r u c chiniZ d n u D rum s? re n - Git ar Pis tole

Gemüseorchester Musiker aus der Musikmetropole Wien schnitzen sich Instrumente aus Gemüse. Der Nachteil: Die Instrumente verfaulen, sie müssen für jeden Auftritt frisch angefertigt werden. ­Dafür gibt es nach dem Konzert Suppe.

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B U LLE V A R D

D e r g r o S S e P e r s Ăś n l i c h k e i t s t e s t

Welcher Star bist du?

Kein Musiker ohne Mission, kein Star ohne Statement. Finde deinen Platz unter den Popstars.

Magst du

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Magst du Frieden?

Magst du

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Schwule?

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Diktatoren?

J

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Magst du Drogen?

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Magst du k Kid Roc

Eminem

Magst du Jesus?

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Manson

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J

Magst du

Marilyn

Fa c e b o o k ?

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Magst du GemĂźse?

est Kanye W

Tiere? J

J

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Nein the red bulletin

Universal Music(3), warner music, corbis, getty images(2), Tom Munro, A-way

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BULLEVARD

FROM THE MAN WHO BROUGHT YOU SUCH SONGS AS

“WHO” — “WHAT” — “WHEN” — “WHERE”

Dow loadn-

“WHY”

Fleischli & Turbin Inc.

NOW COMES

new York &

Corbis

Los AngeLes

MacH du die Musik! „Song Reade­r“ heißt das ungewöhnlichste Album von Beck: ein Albu­m mit Note­n und Text, aber ohne einen Ton. Spielen und singen müssen die Fans selbst. songreader.net the red bulletin

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B U L L E V ARD

N e x t S u p e r s ta r

HOLOPHONor

Fast berühmt

visionär Eine Kombination aus Oboe und Hologrammprojektor: Leider wird das Holophonor erst im 31. Jahrhundert erfunden – zumindest wenn es nach den „Futurama“-Autoren geht.

Von diesen drei Talenten werden wir noch hören. Sie kämpfen 2014 um ihren Durchbruch und einen Platz im Popzirkus.

Mø Ein Mix aus Electro, Indi­e-Pop, Soul und Street Vibes? Zwei Buchstaben reichen: Mø. Das Markenzeichen der Dänin: ihr geflochtener Zopf, den sie wie einen Propeller durch die Luft schwingt. Wir finden: zum Abheben.

Royal Blood Rockmusik ist out? Nicht, wenn man Benji Talent und Mike Kerr hört. Gesang, Bass und Schlagzeug – einfach, aber wirksam. Das ­fanden auch die Arctic Monkeys, die das Duo prompt als Vorband engagierten.

H i g h -T e c h - S o u n d

Zukunftsmusik

BUm – Bum – bum – bum – bum – bum – BUm – Bum – bum – bum – BUm – Bum – bum – bum – bum – bum – BUm – Bum – bum – bum – bum – bum – BUm – tschack

SEABOARD

Roli (Grossbritannien) Auf der sensiblen Klaviatur des Seaboards lassen sich Töne verbiegen und ver­ zerren wie auf einer Gitarre. Mit einem Fingerwisch übers Brett surfst du durch die Oktaven. Edles Hightech, für das du vielleicht auch noch morgen zahlen wirst. Preis: 8300 Euro.

Tenori-On

Toshio Iwai (japan) Das Tenori-on ist ein hap­ tischer, LED-betriebener Synthesizer, mit dem durch Zeichnen kunstvoll Töne entstehen. Medienkünstler Toshio Iwai, der eigentlich Videospiele entwickelt, hat das Zauberbrett bereits 2007 gebaut. Der LEDSpaß kostet 1200 Euro.

Eigenharp

Eigenlabs (Gbr.) Die Eigenharp vereint Musik­instrument und Software-Controller in einem Gerät. Das Science-FictionFagott wird per Knopfdruck und über das Mundstück gesteuert. Vielfältige Ton­ kreationen sollen dadurch möglich sein. Preis, je nach Modell: 400 bis 4500 Euro.

dietmar kainrath, sascha bierl

Wie klingt die Musik von morgen? Hängt davon ab, worauf sie gespielt wird. Ein Blick in die Laboratorien des Instrumentenbaus.

James Marcus Haney

FKA Twigs Mit 17 zog die Eng­ länderin nach London, um Tänzerin zu werden. Doch stattdessen überzeugte sie als Sängerin: mit zarter Stimme, Trip-Hop-Beats und surrealen Videos. Nun will sie nichts anderes mehr machen. Gut so.


From Metal Cats by Alexandra Crockett, published by powerHouse Books

„Met al von A Cats“. Da s lexan dra C neue Foto Heav ro ybu weich Metal-Mu ckett zeig ch sik t e bei po n Seite. Er er von ihr s e werH ouse cheint im r Book Mai s.

n e z e i M l a t e M Heavy

l s bruta se Jung ie d . h a f ic s o f dem S e ge b e n chen au er Bühn z t d ä f K u A n . ih re ern hige r K sie mit sch e ln , flau sc u le k a t h a c riv H a r te S , doch p gre s siv und ag

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Downhill perfekt Die Geschwister Rachel und Gee Atherton beim DownhillTraining auf Fuerteventura. Jeder Ride ist eine Suche nach dem Limit.


a r t x E ozent e n i e Das

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erden? w u z r h besse erwandeln c o n m u v aleur e, t e r At h e r t o n lk anhügeln. d e P e s e lt k l a s d e n G e s c h w i s h u f t e n a u f V u e r e s B i k e n . W n u t Was i n b i k e n d G r a f i k e n . s c i pp s f ü r b e s s a t n u o D i e M a b e l l e n u n h e i m To n e G n h e T s i c h i n e n u n s i h r e Mza t t i a s F r e d r i k s s n : Und nen Morgan, Bilder uth T e x t: R

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Fa mil ienba nde „Meine Brüder Gee und Dan gingen zum Biken, ich wollte nicht allein daheim rumsitzen“, erzählt Rachel Atherton. „Auch heute noch riden wir gemeinsam, sooft es geht.“

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che a S e i D „ ach: f n i e t is raft K r h e M auer sd u A und n im e t u e d be mehr n e n n Re ber Ü . d e e Sp e l ä nger n.“ e Streck


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Auf neuen Wegen

„Mein Training hat sich im Lauf der Zeit stark verändert“, sagt Gee Atherton. „Jedes Jahr bringt Verbesserungen. Ich probiere gern Neues aus, so wird das alles nicht zur Routine.“

s ist ein Donnerstagmorgen im Januar, in einem engen, bescheiden geheizten Raum in einem G ­ ebäude der Universität Manchester. Leuchtstoffröhren an der Decke, ein künstliches Skelett in der Ecke, ein Whiteboard mit halb weggewischten ­mathematischen Formeln an der Wand. In der Mitte des Raums steht ein Ergometer, darauf Rachel Atherton, die mit ­aller Kraft pedaliert. Sie atmet in lauten, rhythmischen Stößen. Rachel, eine der besten Mountainbike-Downhillerinnen der Welt, hat ihr blondes Haar zum Zopf gebunden, rote Wangen, das langärmelige Top hat sie trotz der Kälte in dem Raum längst abgelegt. Rachels Fitnesstrainer und zwei ­Physiologen beobachten in routinierter Gelassenheit, wie sich die Plackerei der Sechsundzwanzigjährigen in ein Wirrwarr aus Linien und Zacken auf einem Monitor übersetzt. Die rote Linie zeigt ­ihren schneller werdenden Herzschlag, Blau steht für die Trittfrequenz, Grün für die Wattanzahl. Alle drei Minuten erhöht sich automatisch der Trittwiderstand, eine grafische Treppe auf dem Monitor. Einer der Physiologen entnimmt Rachels rechtem Zeigefinger in regelmäßigen ­Abständen Blutproben und protokolliert ihren Milchsäurewert in einer Tabelle. So sieht also Mountainbike-Training im Jahr 2014 aus. Rachel und ihr Bruder Gee, 29, Weltcup-Sieger 2010, sind Stars im Mountainbike-Downhill. Dennoch – oder gerade deshalb – arbeiten sie akribisch daran, sich zu verbessern, und suchen nach immer neuen Wegen zum Erfolg, nun sogar auf konsequent wissenschaftlicher Ebene: ­Alles, was sie als Biker ausmacht, alle Stärken und Schwächen, werden ausformuliert in Grafiken, Tabellen, Statistiken. Gemeinsam mit ihrem älteren Bruder Dan, 32, vor Jahren ins Enduro-Lager gewechselt, sind Rachel und Gee in den ver-

gangenen 18 Monaten immer wieder von ihrer nordwalisischen Heimat nach Manchester gekommen, um mit ihrem neuen Fitnesstrainer zu arbeiten: Alan Milway, Sportwissenschaftler, früher selbst Downhill-Rider, ehemaliger Coach des britischen Motocross-Teams. Alan ist der Typ Mensch, der Zahlen mehr vertraut als Gefühlen. Der Dreiunddreißigjährige besitzt die Fähigkeit, ein Blatt mit Zahlenkolonnen als Porträt eines Athleten zu sehen. „Ich sehe mir Sportler anders an als die meisten anderen Menschen“, sagt er. „Für mich sind Zahlen die Basis. Viele Coaches arbeiten nicht konsequent genug auf der Grund­ lage von Fakten. Sie glauben, du brauchst einen Sportler nur ranzunehmen, bis er auf dem Zahnfleisch kriecht. Mein Ansatz ist, sagen wir, ein wenig rationaler.“ Milway entwickelte als einer der ­Ersten wissenschaftlich fundierte, maß­ geschneiderte Trainingsprogramme für professionelle Mountainbiker. Für Enduro, wo es auf schmalen Pfaden über große Dis­ tanzen manchmal stundenlang steil bergauf und atemberaubend bergab geht. Und für Downhill, diese Extremdisziplin, bei der die Rider mit bis zu 80 Stundenkilometern steile, technisch schwierige Kurse auf Zeit bewältigen, gespickt mit Hindernissen wie Baumwurzeln oder Felsbrocken. „Downhill ist ein Sport, in dem es sehr auf das Gefühl des Riders ankommt“, sagt Milway. „Aber nicht alles, was er fühlt, ist auch ganz exakt. Wir zeichnen daher bei den Rennen auf, mit welcher Kraft, welcher Frequenz und wie lange Rachel oder Gee in die Pedale treten. Auch beim Downhill gibt es eine optimale Trittfrequenz. Wenn


du einmal weißt, was sie auf dem Bike tun, kannst du die Übersetzungen auf der Basis dieser Daten anpassen. Noch nicht viele Leute arbeiten so.“ Gee las von Milways Erfolgen, unter anderem mit Danny Hart, dem DownhillWeltmeister von 2011, und schlug ihm Ende 2012 eine Zusammenarbeit vor. ­Milway sagte sofort zu. „Ich sah die Test­ aufzeichnungen der Athertons und sagte zu ihrem Manager nur: ‚Gib mir einen Winter!‘“, erinnert sich Milway. „Ihre ­Resultate waren gut, aber weit von ihrem Potential entfernt. Mir war sofort klar, wir könnten gemeinsam etwas Außerordent­ liches auf die Beine stellen.“ Alan lag richtig. Obwohl von leichten Verletzungen geplagt, führte Gee letztes Jahr den Weltcup bis zum Finale an, wo er schließlich auf Platz zwei landete. ­Rachel hatte ihre bislang beste Saison, ­gewann die nationale Meisterschaft, die Weltmeisterschaft und den Weltcup. Beim ersten Weltcuprennen siegte sie mit zehn Sekunden Vorsprung – eine Ewigkeit in einem Sport, in dem Zehntelsekunden über Sieg und Niederlage entscheiden. Hier und heute im Labor in dem Raum an der Universität Manchester geht es um Rachels Form vor dem Start in den Weltcup 2014 im April; die Referenzwerte wurden drei Wochen nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2013 aufgezeichnet. Rachel hat gerade den letzten Test des Tages hinter sich gebracht: zehn brutale Sprints mit maximaler Power. Jetzt sitzt sie vornübergebeugt auf dem Bike, aus­ gepumpt, keucht. Die Ergebnisse sind gut: Sie hat im Schnitt 218 Umdrehungen pro Minute geschafft. Nur zwei weniger als die 220 damals nach der Weltmeisterschaft. „Oh, das ist nett“, sagt Milway. Drei Tage später landen Milway, die Athertons und ihre Teamgefährten auf der kanarischen Insel Fuerteventura. Mit dabei sind Marc Beaumont, ein Downhill- und Enduro-Racer, sowie das Enduro-Wunderkind Martin Maes, 16. Sie werden die ­folgenden zwei Wochen hier verbringen. Die Wintersonne scheint, aber die ­britische Delegation hat nichts weniger im Sinn als Winterurlaub. Das Playitas ­Resort, in dem sie Zimmer gebucht haben, erinnert eher an eine Erziehungsanstalt für Sportler. Hier wohnen fast nur professionelle Athleten, laufen über die schwarzen Vulkanhügel in der Nähe, schwimmen im Olympia-Pool, arbeiten im riesigen Kraft­ raum. Es ist wohl das einzige Hotel auf Fuerteventura, wo niemand frühmorgens mit Handtüchern Liegen am Pool reserviert. Hier gibt es schlechte Stimmung, wenn das schwedische Judo-Olympiateam alle Hanteln im Gym benötigt. 30

A

ls die Athertons mit dem Sport anfingen, waren solche Camps unbekannt. Vor fünfzehn Jahren stand US-Downhiller Shaun Palmer, bekannt für seine Vorliebe für ­Cadillacs, Jack Daniel’s und Punkrock, im Goldpaillettenanzug auf dem WeltcupPodium, bevor er in seinem Tourbus verschwand, um mit einer oder zwei Flaschen Crown Royal Whisky weiterzufeiern. Training? Ein Unwort. „Damals reichte es nicht, ein Down­ hiller zu sein“, sagt Gee. „Jeder wollte ein Rockstar sein. Du hast nicht trainiert, sondern in der Nacht vor dem Rennen ­Party gemacht. Wenn die Leute überhaupt trainierten, dann erstens mit den allersimpelsten Methoden, und zweitens sprachst du nicht drüber. Denn es war sehr uncool. Training wurde fast als eine Art von Betrug angesehen.“

Zu Beginn der 2000er grinste Shaun Palmer, der auch ein begnadeter Snowboarder war, noch gern von den Titelseiten der Radmagazine. Aber bald kamen die Athertons, als Avantgarde einer neuen Generation von Athleten, die sich tatsächlich als Athleten verstand. ­Wobei Gees und Dans frühe Trainings­methoden immer noch sehr schlicht aus­fielen: „Als Junioren haben wir ‚Rocky‘-Filme angeschaut, um uns heiß zu machen, dann haben wir Sprüche an ­Garagenwände gepinselt. Die sollten uns motivieren“, lacht Dan. Das letzte Jahrzehnt brachte der gesamten Downhill-Community einen enormen Professionalisierungsschub. „Meine Brüder und ich arbeiten mit professionellen Coaches, seit ich sechzehn bin“, sagt Rachel. „Es reicht längst nicht mehr, hart im Nehmen und aggressiv zu sein. Es geht mehr und mehr ums Training. Zehntel­ sekunden trennen den Sieger vom Dritten. Deshalb musst du ständig an dir arbeiten, nach den kleinsten Vorteilen suchen.“ the red bulletin


Kein I n s e l- U r l a u b Januar auf Fuerte­ ventura: Sonne, Strand, Pool? Nichts da, die Athertons sind hier, um zu schuften.

ining a r T n „Dei mer m i d r i w ger. i t h c i w ht Es reic ehr, nicht m este ld der Wi teste r und Hä “ . zu sein


Erstaunlicherweise haben die Ather­ tons ihr neues, wissenschaftlich fundiertes Training von der Liste der Gesprächs­ themen gestrichen. Nicht, weil es uncool wäre. Im Gegenteil: Es ist zu wichtig. „Man hält Dinge geheim“, sagt Gee, „denn es geht hier um Wettkampf! Wenn einer etwas bemerkt, spricht sich das sofort in der Szene herum. Die Franzosen sind da­ für bekannt, zu ‚spionieren‘. Sie stehen im Start-Zelt herum, studieren alles genau, dein Bike, sogar deine Kleidung.“ „Einige Dinge, die wir tun, können sich andere noch nicht einmal vorstellen“, er­ zählt Alan. „Und das soll auch so bleiben. Ich will so wertvoll wie möglich für meine Athleten sein. Die einzige Möglichkeit dazu besteht darin, Dinge anders zu tun als die anderen.“ An den Nachmittagen wird es auf Fuerteventura mit den Bikes rausgehen. Aber der Morgen beginnt mit Kraft­ training. Für die Athertons ist der Kraft­ raum zu einer zweiten Heimat geworden, ­ ilway für alle ein Kraftprogramm seit M aus­gearbeitet hat. „Mir war klar: In die­ sem Bereich würden sie am ehesten die besseren Ergebnisse sehen“, sagt er. „Ich habe sie mit schweren Gewichten arbeiten ­lassen. Schon nach wenigen Monaten war der Zuwachs auf den Grafiken ganz deut­ lich zu sehen.“ Rachel scheint von Milways Programm psychisch ebenso zu profitieren wie bei ihrem Muskelaufbau. „Unter Alans Trai­ ningsanleitung konnte ich enorm an Kraft zulegen“, sagt sie. „Das war ein Riesen­ fortschritt für mich. Bei den Tests fanden wir nämlich heraus, dass die Pedalarbeit mein schwacher Punkt ist. Jetzt bin ich in dieser Hinsicht die Stärkste im Feld. Ohne die Tests kannst du dir etwas vor­ machen, du kannst dir einreden, du seist gut genug. Aber du kannst die Tests nicht ­belügen. Und es hilft dir auch mental, zu wissen, dass du physisch auf einem so guten Level bist.“ „Wenn ein Sportler fitter und stärker ist, dann ist er im Rennen schneller“, sagt Gee. „In den letzten zwei Jahren bin ich öfter gestürzt als vorher in meinem ganzen Leben. Es waren die heftigsten Stürze meiner Karriere. Und doch ist mir nichts passiert. Ich bin sicher: Das liegt an Alan. Wir müssen die Dinge einfach wissen­ schaftlicher angehen. Es hat ja keinen Zweck, mit einem Top-Bike am Start zu stehen und dann aus dem Gerät nicht ­alles herausholen zu können. Der Sport­ ler und seine Ausrüstung müssen har­ monieren. Und jetzt wissen wir, wie wir das schaffen.“ Alles über die Athertons und die Welt auf zwei Rädern: redbull.co.uk/personalbest

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So wirst du ein besserer Biker 10 ganz simple Dinge. Jetzt ausprobieren – und sofort Erfolg haben.

Die Atherton-Tipps 1

Fahr verschiedene Disziplinen

„Rennrad und Downhillbike passen gut zusammen. Auf dem Straßenrad lässt sich die Intensität eines Downhill-Runs gut ­simulieren. Du kannst die Rides kurz und brutal machen. Ich würde niemals von einem Sportler verlangen, ein Dutzend Downhills mit vollem Tempo zu fahren. Auf einem Rennrad lässt sich die gleiche Intensität mit weit geringerer Sturzgefahr erreichen.“ Alan Milway, Team Fitness Coach

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Stretchen nicht vergessen

„Ich mache viel Yoga und Stretching, besonders für Rücken und Hüften. Die Verspannungen im Rücken bekam ich mit Dehnungsübungen nach den Rides in den Griff. Ich stretche eine halbe Stunde vor der Trainingseinheit und abends 60 bis 90 Minuten. Auch im Kraftraum machen wir Dehnungsübungen. Selbst wenn es nur einfache Übungen für Hüftgelenksbeuger und Schultern sind: Es hilft der Erholung enorm. Speziell, wenn du auf dem Rennrad unterwegs warst und du wegen der ­Position verspannt bist.“  Rachel Atherton

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Runter mit dem Pedal

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Kreuzheben

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Runter mit dem Sattel

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Immer den Augen nach

„Viele Rider halten die Tretkurbel in der Kurve horizontal. Wenn du aber den Fuß auf der Außenseite ganz unten hast und den andern auf der Innenseite oben, verlagerst du dein Gewicht in die Kurven, deine Lage wird stabiler, du bringst mehr Druck auf den Reifen. Sind deine Füße dagegen gleich hoch, ist auch dein Schwerpunkt höher. Das kostet Stabilität und Geschwindigkeit.“  Rachel Atherton

„Die beste Übung im Kraftraum für dein Fahren ist das Kreuzheben. Es ist ziemlich einfach zu lernen, und du merkst relativ schnell Fortschritte. Kreuzheben ist gut für deine Beine, den Po, Rücken, Rumpf und die Schultern. Wenn du für dein Workout nur eine halbe Stunde hast, dann ist dies die beste Art, die Zeit zu nützen.“  Rachel Atherton

„Zum Klettern stellt man den Sattel hoch. Aber viele Rider denken nicht ­daran, ihn für die Abfahrt abzusenken. Wenn der Sattel zu hoch ist, kannst du deinen Schwerpunkt nicht präzise verlagern. Mit einem niedrig eingestellten Sattel ist das Bike bergab agiler, und du kommst besser um die Kurven, weil das Gewicht immer zentral liegt. Viele Fahrer verwenden jetzt automatisch versenkbare Teleskop-Sattelstützen, die machen es ganz einfach.“  Rachel Atherton

„Deine Augen entscheiden, wo du hinfährst, denn dein Körper folgt deiner Blickrichtung. Das heißt: Schau auf den Kurvenausgang, schon wenn du in die Kurve einbiegst. Dein ganzer Körper stellt sich dann frühzeitig auf die Ausfahrt aus der Kurve ein.“ Gee Atherton

Clever um die Kurve: Ist der kurvenäußere Fuß unten, sorgt das für mehr Stabilität.

the red bulletin


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Negativ-Federweg einstellen

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Mit Partner trainieren

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Mach es dir selbst nicht zu leicht

„Viele Rider ändern nichts an der Abstimmung ihrer Bikes, vom Reifenluftdruck bis zum Fahrwerk. Du gewinnst aber viel, wenn du dein Bike perfekt auf die Verhältnisse abstimmst. Der ‚Sag‘ ist der optimale Einfederweg deiner Aufhängung, wenn du auf dem Bike sitzt. Er sollte etwa ein Drittel des gesamten Federwegs betragen. Wenn sich ein 100-KiloMann auf mein Bike setzt, würde es mehr als die Hälfte des Federwegs eintauchen. Man sieht Leute, die fahren immer so – und wundern sich dann, warum es einfach nicht funktionieren will.“  Marc Beaumont, Downhiller

„Trainiere und fahre mit jemandem, der ebenso fit und stark ist wie du. Wenn ihr euch gegenseitig pushen könnt, werdet ihr schneller Fortschritte machen. Marc und ich fahren viel zusammen. Man kann so auch die möglichen Linien vergleichen. Es macht einfach mehr Spaß, und es motiviert, jemanden zu haben, mit dem man Ideen und Erfahrungen austauschen kann.“  Gee Atherton

„Fahr nicht nur Tracks, die du bereits kennst. Du machst die größten Fort­ schritte, wenn du dich aus deiner Komfort­ zone hinaustraust. Bau in deinen Track neue Sektionen ein – so kennst du den Standard, ­findest aber neue Herausforderungen. Und reise zu unbekannten Tracks, wo du neue Erfahrungen machen kannst.“  Gee Atherton

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Entschlossen bremsen

„Nicht die ganze Zeit die Bremse schleifen lassen! Bei vollem Speed auf einer Geraden soll die Bremse völlig offen sein. Unmittelbar vor dem Eck bremst du so spät und hart wie möglich. Wir arbeiten ständig daran. Natürlich ist die Versuchung groß, die Bremse schleifen zu lassen. Aber das ist eine schlechte Angewohnheit. Setz deine Bremspunkte ganz klar, und du wirst den Unterschied bemerken.“  Gee Atherton

Mehr Gewicht Krafttraining: Rachel bringt es im Kreuzheben mittlerweile auf 50 Kilo.

Alan Milway ­(Mitte) analysiert Gees und Rachels Trainingsdaten.

Auch Training auf der Straße ist wichtig für Downhiller. the red bulletin

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Ja,

ich würde töten Er war Jesus und Moses, Batman und Bob Dylan, Boxer und Stahlarbeiter. Schauspieler Christian Bale pendelt zwischen den Extremen, am Set und im Privatleben. Doch es gibt auch Situationen, in denen er sich geschlagen gibt.

Christian Bale eilt kein besonders sonniger Ruf voraus, der vierzigjährige britische Oscar-Preisträger gilt als düsterer Charakter mit einem Hang zur Schroffheit. Der Anlass unseres Gesprächs passt beängstigend gut dazu: „Out of the Furnace“ (deutsch: „Auge um Auge“) läuft im Kino an, die Geschichte eines Stahl­ arbeiters in einem Strudel aus Gewalt und Rache. Treffpunkt für das Red Bulletin-Interview ist das ­Berliner Regent Hotel. Als das Gespräch beginnt, liegt Bales Gesicht im Schatten, der Raum in trübem Dämmerlicht. Dass sich Bale im Lauf des Gesprächs als witziger, durchaus charmanter Gesprächspartner zeigen wird, ist zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt zu erwarten, so dass Red Bulletin-Autor Rüdiger Sturm eine offensive Gesprächstaktik wählt, einen Pfad der Dunkelheit sozusagen. the red bulletin: Mister Bale, wer Filmstars zu einem aktuellen Streifen befragt, stellt als erste 34

Frage immer eine über biografische Parallelen zur Rolle. Nun spielen Sie in „Out of the Furnace“ einen Mann, der bereit ist, für seine Angehörigen über Leichen zu gehen … Christian Bale: … und Sie wollen nun wissen, ob ich töten würde. Darauf wollte ich eigentlich hinaus, ja. Machen wir’s doch kurz. Ich sage Ihnen: Ja, ich würde töten, absolut. Wenn meine neunjährige Tochter in Gefahr wäre, dann würde ich für sie sterben, und ich würde für sie töten. Bei allem anderen müsste ich wohl ein wenig nachdenken, bevor ich ­Ihnen verbindlich antworte … aber ich denke doch, dass ich für alles andere, was mir etwas bedeutet, mit meinem Leben geradestehen würde. Von einem Mann, der bereits Batman und Jesus war und dieses Jahr auch als Moses zu sehen sein wird, sollte man auch nichts anderes erwarten. Sie mögen die Alles-oder-nichts-Typen, oder? the red bulletin

Fabrizio Maltese/Contour by getty images

Text: Rüdiger Sturm


, „Meine Tochter lacht mich aus, wenn sie mich in einem Kostüm sieht.“


In meinem Arm steckt Metall drin: 25 Schrauben. Meine Begeisterung ist da wohl ein ­bisschen mit mir durchgegangen.

einem Kostüm sieht: „Papa, du machst ständig das ­Gleiche!“ Sie sehen: Es ist alles nicht so aufregend, wie das manche vielleicht denken. Ihr Leben abseits der Schauspielerei ist jedenfalls aufregend. Sie unterstützen die radikalen WalSchützer der Sea Shepherd Conservation Society, die Walfänger rammen und versenken. Und Sie engagieren sich in Menschenrechtsangelegen­ heiten. Als Sie in China den unter Hausarrest ­stehenden Bürgerrechtler Chen Guangcheng ­besuchten, wurden Sie fast von Sicherheitskräften verprügelt. Muss ich das nun als Kompensation für Ihren langweiligen Job sehen? Sehen Sie, ich bin prominent, die Leute kennen meinen Namen und mein Gesicht. Das heißt, ich kann Aufmerksamkeit lenken. Auf Themen, die mir wichtig sind. Und das tue ich in diesen Fällen. Chen Guangcheng ist inzwischen entkommen – und zwar auf eine Art und Weise, gegen die alle Ausbrüche im Film harmlos wirken. Er hat mir erst heute wieder eine SMS geschickt. Und ich liebe es, mich mit Paul Watson, dem Chef von Sea Shepherd, auszutauschen. Auf hoher See? Niemals. Ich hasse Boote. Auf dem Meer kann ich es nicht aushalten. Sosehr Sie Boote hassen, so sehr lieben Sie angeblich Motorräder … Korrekt. Wissen Sie, die befriedigendsten Momente in meinem Leben sind jene, wenn ich komplett in eine Sache versinke. Und zwar so sehr, dass jede ­Ablenkung lebensgefährlich wäre. Deshalb liebe ich das Motorradfahren so sehr. Motorradfahren ist beinahe ein hypnotischer Zustand. Und dennoch sollen Sie Ihrer Frau zuliebe darauf verzichten. Das stimmt nicht. Ich verzichte wegen dem hier, ­sehen Sie mal, hier, mein linker Arm. Da steckt ­Metall drin. 25 Schrauben. Meine Begeisterung ist da wohl ein bisschen mit mir durchgegangen. Phasenweise konnte ich meinen Arm nicht mehr bewegen, weil die Nerven geschädigt waren. Ich könnte nicht fahren, selbst wenn ich wollte. Meine Hand ist immer noch nicht fit, da funktioniert das Schalten nicht. Das ist jetzt über ein Jahr her, aber seither muss ich aufs Motorradfahren verzichten. Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr ich es vermisse. Schade, dass Sie nicht wegen Ihrer Frau darauf verzichtet haben. Wieso? Das hätte eine schöne Frage zum Schluss ergeben: ob Sie stärker sind, der Fighter aus „Out of the Furnace“, oder Ihre Frau. Ach, Sie können sie ja trotzdem stellen. Okay. Also: Wer ist stärker? Eindeutig meine Frau. Das liegt weniger an ihrer ­Persönlichkeit, sondern daran, dass Frauen besitz­ ergreifender und aggressiver sind als wir Männer – und das auf viel subtilere Weise. Außerdem sind Frauen stur. Sie sollten mal mit meiner Frau oder meiner Tochter diskutieren! Ich liebe das. Wenn die beiden mir Kontra geben, dann kapiere ich, dass ich nicht der Nabel der Welt bin. Und das ist verdammt gesund. Der Trailer zum Film: outofthefurnacemovie.tumblr.com

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Fabrizio Maltese/Contour by Getty Images

Hahaha, nun mal halblang! Nehmen Sie doch meine Schauspielerei nicht so ernst. Film ist Fake. Der Schlangenbiss beim Dreh von „Rescue Dawn“ – auch ein Fake? Und wie. Die Schlange war nicht giftig, wir hatten die Szene außerdem sehr gut organisiert. Das Beispiel passt nicht. Nur ein einziges Mal hat sich eine Rolle wirklich in die Realität meines Lebens gedrängt. Bob Dylan in „I’m Not There“? Knapp vorbei, hahaha. Es war Jesus. Den spielte ich vor mehreren Jahren in einem TV-Movie. Und Sie konnten auch abseits vom Set Lahme ­gehen lassen, Tote zum Leben erwecken und übers Wasser laufen? Das hätte mir gefallen. Aber in Wahrheit plagten mich schlimme Albträume und Halluzinationen. ­Eines Nachts hatte ich das Gefühl, dass mir irgend­ eine Flüssigkeit auf beide Handflächen tropfte. Ich wachte auf, schaute auf meine Bettdecke, ob da ­Wasser war – doch da war nichts. Ich wollte wieder einschlafen, doch dann fing es wieder an zu tropfen, und es hörte erst auf, als ich beide Hände unter die Decke tat. Das war das Gespenstischste, was ich je ­erlebte. Wenn ich davon erzähle, kriege ich heute noch Gänsehaut. Irgendeine Erklärung dafür? Keine Ahnung. Zumal ich doch diese wirklich gesunde Distanz zu meinem Job habe. Sogar meine Tochter hat sie geerbt. Die lacht mich aus, wenn sie mich in


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Die Welt ist eine Platte

Bewegte Bilder: Ian Ruhter im Inneren seiner Kamera, die ein umgebauter ­Lieferwagen ist

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Mit seinem Truck macht der einstige SnowboardProfi Ian Ruhter Fotos, die schöner sind als die dargestellte Realität. Text: Caroline Ryder Bilder: Shaun Roberts

Im Sommer 1861 packte der seit dem Goldrausch in San Francisco ansässige Carleton Watkins eine Tonne Ausrüstung auf Mulis und reiste ins Yosemite-Tal, um Fotografien anzufertigen. Er produzierte sogenannte „Mammut“-Glasplatten­ negative, 18 × 22 Zoll groß, die ihren Weg auch in die 3500 Kilometer entfernte Hauptstadt Washington, D. C., fanden. Die Fotografien beeindruckten Präsident Abraham Lincoln so sehr, dass dieser 1864 ein Gesetz erließ, das die YosemiteGegend für alle Zeiten erhalten sollte: Carleton Watkins’ Bilder hatten zur ­Gründung des ersten Nationalparks der Welt geführt. Hundert Jahre später war es abermals ein Amerikaner, Ansel Adams, der die ­Fotografie für den Umweltschutz einsetzte: Seine Arbeiten über Yosemite erhoben die Landschaftsfotografie zur Kunstform. Jetzt ist Ian Ruhter hier. Mit dem wohl ungewöhnlichsten FotoEquipment, das die Granithügel der Sierra Nevada im Westen der Vereinigten Staaten je gesehen haben. Seine Kamera ist groß wie ein Truck, besser gesagt: Seine Kamera ist ein Truck. Noch präziser gesagt: Der Truck ist das Kameragehäuse. Im Inneren der Kamera arbeiten Menschen. „Das krasseste Ding, mit dem jemals in Yosemite fotografiert wurde“, sagt ein ­Einheimischer, den sie Yosemite Steve ­nennen. Es ist Nacht, die Ranger machen Krach, um streunende Wildtiere zu ver­ 39



treiben. Ein paar Meter von einem kaum noch glimmenden Lagerfeuer entfernt steht Ruhters blassblauer Kameratruck mit der fußballgroßen Linse.

Einmalig wie ein Gemälde Ruhters Kamera ist eine XXL-Version jenes Apparats, den Watkins benutzt hat, und er verwendet dieselbe unglaublich detailreiche Kollodium-Nassplatten-Technik mit den typisch schillernden silbergrauen ­Bildern. „Der einzige Unterschied ist, dass Ian Positive macht“, wirft Yosemite Steve ein, selbst Fotograf und Videofilmer. „Warum ich so fotografiere? Mir geht es um Einmaligkeit, wie bei einem Ge­ mälde“, sagt Ruhter. „Gerade heutzutage, wo alles massenproduziert und massen­ reproduziert ist.“ Von links ist ein Kichern zu hören. Es stammt von Ruhters ziemlich entspannt wirkendem Schützling Will Eichelberger, einem 23-jährigen Fotografen und bekennenden Kunst-Nerd aus Casper, Wyoming. Kurz nachdem vor zwei Jahren sein Vater gestorben war, lief Will Ian Ruhter über den Weg und entschied spontan, sich ihm anzuschließen. Inzwischen trägt er den Truck als Tattoo auf dem linken Arm. Wer eindeutigere Antworten sucht, sollte sich in Ruhters Team an Lane Power halten. Der Fotograf, Filmemacher und Schweißer half, den alten Lieferwagen herzurichten, den Ruhter 2011 gekauft hatte. Power, so scheint es, kennt sich besser in der Biografie seines Mentors aus

Ian Ruther (2)

Das Bild ist schwarzweiß und klar, ein hypnotisch lebendiger Anblick, irgendwie noch schöner als die Wirklichkeit draußen.

Ian Ruhter folgt im Yosemite-Nationalpark den fotografischen Spuren von Carleton Watkins und Ansel Adams.

als jener selbst. „Ian stammt aus South Lake Tahoe und war Snowboard-Pro“, ­erzählt Power. „Mit 26 hängte er den Sport an den Nagel und begann zu fotografieren, seine Tante hatte ihm eine alte 35-Millimeter-Spiegelreflexkamera von Nikon geschenkt. So fing alles an.“

500 Dollar pro Bild Ruhter hatte Talent und machte in Los Angeles Karriere als Werbe- und Magazinfotograf. Doch das Tempo dieses Lebens war ihm zu hoch. Digital zu fotografieren, mochte er nicht, und er hasste Retuschen. Er verließ L. A. schließlich in Richtung Lake Tahoe und steckte all sein Erspartes in einen großen blassblauen Truck. „Ich hatte von diesem Typen gehört, einem Aussteiger, der in Lake Tahoe eine riesige Kamera baute“, schildert Power. „Ich liebe es, Dinge mit meinen eigenen Händen zu bauen. Also fuhr ich zu ihm. Und fragte so lange, ob ich helfen könne, bis er mich eines Tages mitmachen ließ.“

Power brachte Ruhter offenbar Glück: Als er erstmals bei einem Trip dabei war – es ging im September 2011 zu einem verlassenen Silberbergwerk in Nevada –, glückte gleich die erste Aufnahme. Davor waren alle misslungen, und das bei Kosten von 500 Dollar pro Platte. „Ich hatte noch nie zuvor eine Nassplatte gesehen. Das Bild haute mich um“, sagt Power. Doch was ist das Ziel von dem Ganzen? „Tun zu können, was wir tun wollen“, sagt Power achselzuckend. Er, Ruhter und ­Eichelberger begannen herumzureisen. Power filmte ihre Trips für eine Serie von kleinen Dokus, die sie im Internet ver­ öffentlichten. Eine davon, „Silver & Light“, veränderte vieles: War Ruhter davor als „der Irre mit der verrückten Kamera“ ­belächelt worden, verehrte man ihn nun als „den Alchimisten der Fotografie“.

Seine Fotos sind seine Stimme „Komm mal her!“, ruft Ruhter am nächsten Tag, während er die schwarze Plane am Heck des Trucks zur Seite zieht. Drin ist es stockdunkel – abgesehen von einem auf dem Kopf stehenden, faszinierend detailreichen, sich gespenstisch bewegenden Bild auf einer Platte: den Yosemite-Fällen und Cook’s Meadow Loop in Echtzeit. Das Bild ist schwarzweiß und unglaublich klar, ein hypnotisch lebendiger Anblick, irgendwie noch schöner als die Wirklichkeit draußen. Für den 39-jährigen Ruhter, der seit ­seiner Kindheit an Dyslexie leidet, einer Schreib- und Leseschwäche, sind diese ­Fotografien der einzige Weg, um sich auszudrücken. „Sie sind meine Stimme“, sagt er. „So zeige ich den Leuten, wie ich denke und fühle. Und wie ich die Dinge sehe: auf den Kopf gestellt, verkehrt herum.“ In der Dunkelheit des Trucks schiebt Ruhter die Platte vor und zurück, stellt ­dadurch das Bild scharf. „Jetzt sind wir die Kamera“, sagt er. Wenn Ruhter bereit ist, das Foto zu ­machen – er sagt „machen“, niemals „schießen“ –, gießt er Silbernitrat über die Platte. Es ist das Silber, das die Platte lichtempfindlich macht und ihr diese unheimliche reflektierende Qualität verleiht. Als alles vorbei ist, posiert er grinsend auf einem steil abfallenden Felsvorsprung, hinter ihm geht’s 800 Meter in die Tiefe. Er reicht einem aus dem Team sein iPhone: „Mach ein Bild von mir auf dem Felsen.“ Dann verbreitet er es via Instagram. „Es ist eine Brücke zwischen Vergangen­ heit und Zukunft“, sagt er und blickt von dem iPhone zur belichteten, glänzenden Platte. „Und genau darum geht’s.“ Folgen Sie @ianruhter auf Twitter und ian_ruhter auf Instagram

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Universalgenie Pharrell WilliamS: Designer, Produzent, Musiker, Künstler.

Hör mal zu: Japanische Miniatur-Skulpturen, unerhörte Sounds und großartige Visuals aus Los Angeles, ein einzigartiger BMX-Rider: Pharrell Williams stellt exklusiv in The Red Bulletin seine vier derzeit stärksten Inspirationen vor. 42

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Doch davor spricht er im großen Interview über seine Philosophie – und verrät, wie der Superhit „Happy“ entstand.

Ich werde dir erklÄren,

was Erfolg ist Interview: Andreas Tzortzis, Porträts: Finlay MacKay


Ich suche nach Kontrasten. Es sind wenn sich Gegensätze vermählen.

magische Momente,

„Wenn deine Stimme wie Samt klingt und die Leute gewöhnt sind, dich in samtigen Stücken zu hören, dann probiere ich harten, rauen Sound.“ 44


llein der Hut, ich meine: dieser Hut!, wäre es schon. Aber dann der Kerl dazu, wenn er flüsternd über Erfolg ablästert, über die Absurdität des ­Einen-Hit‑machen-Wollens: Abgeklärter, gelas­ sener, souveräner kannst du dir einen Superstar nicht vorstellen. Pharrell Williams, demnächst 41, bestreitet seit 23 Jahren einen guten Teil des Soundtracks unseres Lebens, er hat uns durch chillige Partys begleitet, durch atemlos fummelnde Nächte und entspannte Cruises durch die Nachbarschaft. Nach 23 Jahren bist du in dieser ­Branche entweder deine eigene Legende, ­belächelter Dinosaurier oder tot. Oder du bist Pharrell Williams: 2013 ­landete er zwei internationale Hits („Get Lucky“, „Blurred Lines“), die ihm vier Grammys einbrachten, darunter sein ­zweiter als Producer of the Year. Dazu kam natürlich der weltweite Party-Starter „Happy“ samt Oscar-Nominierung und einem Haufen anderer Preise für das dazugehörige 24-Stunden-Musikvideo. Ob Hut oder „Happy“ oder jetzt sein neues Album, das erste Solo-Album seit acht Jahren: Hat Pharrell Williams die Gabe, Hypes zu erschaffen? Nein, sagt er. Nichts, was er tut, folgt einem Plan, sagt er. the red bulletin: Was ist das Erste, worauf du achtest, wenn jemand in dein Studio kommt? pharrell williams: Darauf, was die Leute wirklich meinen, wenn sie darüber reden, was sie gerne täten. Du musst hinter die Oberfläche hören können, hinter das, was sie sagen. Als Nächstes achte ich auf die Energie, die sie in diesem Moment ausstrahlen. Du weißt schon, ob sie etwas beschäftigt, das können ­Banalitäten sein wie eine Taxifahrt, ein Streit oder sonst was. Und drittens achte ich auf den Klang ihrer Stimme. Weißt du, ich suche immer nach Kontrasten. Wenn deine Stimme wie Samt klingt und die Leute gewöhnt sind, dich in samtigen Stücken zu hören, sage ich: Probieren wir mal einen harten, rauen Sound. Dann wird es interessant. Wenn sich Gegensätze vermählen, sind das die magischsten Momente, Wie Erdnussbutter und Schokolade in Reese’s Peanut Butter Cups (legendär köstliche US-Süßigkeit; Anm.). Bei diesem ganzen Rumprobieren, wenn du immer die schrägsten Kombinationen versuchst … Hast du überhaupt keine Angst, danebenzugreifen? Hm? Wie?

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P h a r r e l l e m p f i e h lt „Ich lerne. Immer. Jeden Tag. Nichts ist so spannend, wie neue Menschen, neue Orte, neue Ideen zu entdecken. Die Welt aus neuen Perspektiven zu sehen. Ich glaube an die Verpflichtung, sich selbst herauszufordern. Auch das scheinbar Richtige i­mmer wieder auf den Prüfstand zu stellen. Lernen ist ein anderes Wort für leben. Ich möchte euch auf den nächsten Seiten vier der großartigsten ­Inspirationen vorstellen, die es derzeit weltweit gibt.” Coarse „False Friends“ 2010

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„Ich erinnere mich genau an das erste Mal, als ich diese Figuren sah. Ich fühlte mich mit einem Schlag wie ein Kind. Außerdem lernte ich durch die Designer-Toy-­ Kultur neue Künstler kennen. Von Jeff Koons bis KAWS.“

Sie sehen aus wie Spielzeugfiguren. Gleiche Größe, selbes Material. Doch Designer Toys sind nicht zum Spielen da, sondern zum Sammeln. Sie verbinden Pop- und Hochkultur, Comic-Fan und Kunstsammler. Designer Toys werden von angesehenen Designern und Künstlern in aufwendigen Kleinstauflagen produziert – und erlangen dadurch innerhalb kürzester Zeit hohen Sammlerwert. So er­zielen die 30 Zentimeter großen Totenkopf-Micky-Mäuse des US-Künstlers KAWS Preise in der Kategorie eines Gebrauchtwagens. Das Museum Design Exchange in Toronto widmet den bunten Kunststoffzwergen nun ihre erste große Ausstellung. „This Is Not a

Toy“ läuft bis 19. Mai und zeigt die Anfänge der Kultur – die Figuren des Künstlers Michael Lau aus den 1990er Jahren – bis zu den detaillierten Miniskulpturen renommierter Künstler wie Takashi Murakami und Yoshitomo Nara. Co-Kurator der Werkschau ist Designer-ToySammler Pharrell Williams. „Ich erinnere mich genau an das erste Mal, als ich diese Figuren sah. Ich fühlte mich mit einem Schlag wie ein Kind“, sagt er. „Außerdem lernte ich durch die Designer-Toy-­ Kultur neue Künstler kennen. Von Jeff Koons bis KAWS. Es war wie ein verrücktes Portal in eine andere Welt aufzustoßen.“ dx.org

florian obkircher

THIS IS NOT A TOY Design


Wenn’s dir darum geht, ganz an der Spitze zu stehen, dann such dir ein anderes Business. Die Währung

in unserem Biz sind Emotionen.

Ganz einfach zu scheitern, meine ich? Äh … Ich meine, Scheiße zu bauen. Ich meine die Angst, dass ein Song vielleicht kein Hit wird. Dass eine Modelinie eventuell floppt. Denkst du über so was in der Art nach? Beschäftigt dich das? Hey, ich verstehe echt nicht, was du meinst, Mann. Mein Gehirn kann diese Frage nicht verarbeiten. Ich meine: Wenn man etwas tut, das man liebt, wovor sollte man sich dann fürchten? Vor negativen Reaktionen, zum Beispiel? Wenn Ruhm und Erfolg deine Dinge sind, klar, dann kann das passieren. Aber wer … Okay, ich versuch’s andersrum. Du stehst ganz oben, seit so vielen Jahren, und hast keine Angst, diesen Platz zu verlieren? Dass eines Tages dieser Instinkt nicht mehr da sein könnte, diese Selbstverständlichkeit, die richtigen Dinge zu tun? Okay, jetzt kann ich zumindest verstehen, was du meinst. Aber in meinem Leben spielt das trotzdem keine Rolle. Wenn’s dir in erster Linie darum geht, ganz an der Spitze zu stehen, dann such dir ein ­anderes Business. Die Währung in unserem Biz, ich meine die Währung, die wirklich zählt, sind Emo­ tionen. Keine Zahlen oder so ein Scheiß. Wenn ein the red bulletin

Song funktioniert, sollte man einfach dankbar sein. Und sich nicht feiern lassen wie einen beschissenen Superhelden. Wie entsteht dann das, was man Erfolg nennt? Man kann Erfolg in unserem Geschäft nicht kon­ trollieren. Für mich heißt das – und das ist eine ganz logische Sache –: Ich mache es nicht wegen des ­Erfolgs. Ich mache es, weil ich das Gefühl habe, dass es sich gut anfühlt und dass es ein paar Leute mögen könnten. Und ganz abgesehen davon: Definiere mal Erfolg. Na? Das ist einfach. Erfolg … Gar nichts ist einfach. Hör mal zu, ich werde dir ­erklären, was Erfolg ist. Erfolg bedeutet, dass – nach­ dem ich getan habe, was ich getan habe, und viele andere Leute ihre Beitrag geleistet haben –, okay, also wenn du mit allem fertig bist, dass dann Leute für deinen Song voten, dass sie ihn sich im Radio wünschen, dass sie ihn mit einem Freund teilen, dass sie ihn kaufen, dass sie ihn runterladen. Das ist es, was du Erfolg nennst. Aber was hab ich damit zu tun? Ich kann doch nicht kontrollieren, was die Leute da draußen machen. Ich kann nur kontrollieren, was ich mache. Logisch? Logisch. 47


Pharrell

BANKs

SingerSongwriter

Chorgesang setzt ein, sphärisch, feingliedrig. Dazu ein zarter Piano-Akkord, zischelnde Beats – und eine faszinierende, elegant verrauchte Stimme. Schon mit den ersten Takten ihrer Platte „London EP“ stellt die 25-jährige Musikerin aus Los Angeles klar: Sie ist gekommen, um zu bleiben. Denn ihre Songs sind das längst überfällige ­Bindeglied zwischen soulig-warmem R ’n’ B-Gesang und frostiger Elektronik. Reduziert, schimmernd, sexy. Als hätte Lana Del Rey eine Nacht mit James Blake im Tonstudio verbracht. Obwohl ihre Debütsingle erst vor ­einem Jahr erschien, zählt Banks ­bereits Stars wie Pharrell Williams und Katy Perry zu ihren Fans. Letztere machte ihr im Herbst via Twitter eine Liebeserklärung, also vor immerhin 50 Millionen Zeugen.

Jillian Banks, so heißt die Künstlerin mit vollem Namen, macht Musik, seit sie fünfzehn ist. Die Initialzündung: Eine Freundin schenkte ihr ein Spielzeugkeyboard, das ihr helfen sollte, über die Scheidung ihrer Eltern hinweg­ zukommen. Sie begann zu spielen und hörte seither nicht mehr auf. „In meinen Songs konnte ich alles herauslassen. Gemeinheiten, Geheimnisse, Aggressionen – es war unglaub-

… als hätte Lana Del Rey eine Nacht mit James Blake im Tonstudio verbracht.

lich befreiend“, erinnert sie sich. „Und ich wurde süchtig danach.“ Erst als sie das Psychologie-Studium beendet hatte, teilte sie ihre Musik mit der Welt – und lud ihren Song „­ Before I Ever Met You“ auf die Online-Plattform SoundCloud. Dort entdeckte ihn der britische Radio-DJ und Meinungs­ macher Zane Lowe und spielte das Stück in seiner Sendung auf BBC ­Radio 1. Sein Kommentar: „Hier ist ­Jillian Banks. The next big thing.“ Er behielt recht: Nur wenige Monate später hatte Banks ihren Plattenvertrag in der Tasche, das Reizwäsche-­ Label Victoria’s Secret verwendete ihr Stück „Waiting Game“ für seine neue Kampagne, im Jänner wählte die BBC Banks unter die Top-Newcomer des Jahres. Ein verlässlicher Gradmesser: Preisträger vergangener Jahre waren Frank Ocean, Adele oder Florence + The Machine gewesen. Derzeit hat sich Banks in London ­etwas zurückgezogen. Um ganz in Ruhe an ihrem Debütalbum arbeiten zu können, das noch im Laufe dieses Jahres erscheinen soll. Mit ihr im ­Studio: angesagte Elektronik-Produzenten wie Totally Enormous Extinct Dinosaurs, Lil Silva und Shlomo, der bei der neuen Single „Brain“ am Mischpult saß. Den Rummel um ihre Person bekommt sie nur am Rande mit. Soziale Netzwerke seien nicht ihre Sache, meint sie. Das überlässt sie lieber ­ihrem Management. Was aber nicht heißt, dass ihr die Fans egal wären. Auf Facebook gab sie sogar ihre private Telefonnummer ­bekannt. Mit der Ansage: „Wenn ihr plaudern wollt, ruft mich an!“ Gab es denn schon Momente, in ­denen sie diese ungewöhnliche Offenheit bereut hat? „Bis jetzt noch nicht, die meisten schreiben sehr nette Nachrichten“, sagt sie lächelnd. „Am liebsten sind mir die SMS, in denen mir Leute sagen, meine Songs hätten sie aufgebaut, als sie sich einsam fühlten.“ Wer der jungen Musikerin selbst die Meinung sagen möchte, nur zu. Ihre amerikanische Telefonnummer: (+1) 323 362-2658. hernameisbanks.com

florian obkircher

#2

„Hier ist Jillian Banks. The next big thing aus Los Angeles.“


Als ich noch jünger war, klar, da habe ich die Sache anders gesehen, weil rund um mich viele Leute ihr Glück am Erfolg gemessen haben. Klar, man möchte für seine Arbeit gewürdigt werden. Aber seine Arbeit wirklich gern zu haben, sie supergut machen zu ­wollen, von mir aus auch süchtig danach zu sein, das ist wichtig. Das ist gut. Wenn du nach dem Erfolg süchtig wirst, bist du am Arsch. Klingt alles überzeugend. Aber du kannst mir nicht erzählen, dass du bei der Arbeit nicht danach schielst, was vielleicht Erfolg haben könnte. ­Dafür bist du doch viel zu sehr Profi. Okay, du verstehst mich also doch nicht. Nun, ich mache das alles ja schon eine ganze Weile und habe festgestellt, dass es eine Sache gibt, die mir immer

Scheiß drauf. Was du beschrieben hast, ist ein Hamsterrad. Ständig mit jedem konkurrieren und hoffen, dass es dein Song an die Spitze der Charts schafft.

the red bulletin

was zurückgibt: meine Neugierde. Meine Neugierde auf neue Melodien, auf neue Sounds. Das ist es, was ich kontrollieren kann, und darauf konzentriere ich mich. Erfolg ist nichts, worauf man stolz sein darf. Erfolg ist etwas, wofür man dankbar sein muss. Wie für ein Geschenk. Oder einen Lottogewinn. So was. Nun ja … aber ohne dich, ohne den Künstler, gäbe es den Song ja nicht. Der Song ist ja nicht vom Himmel gefallen. Ist er nicht dein Werk? Also spirituell gefragt: Bist du nicht mindestens so was wie ein Vermittler? Und damit doch wieder Verursacher von Erfolg? Sagen wir so: Ich bin Teil eines Prozesses. Darauf ­können wir uns einigen. In dem Moment, wo du für dich beanspruchst, Vermittler zu sein, bist du ja wieder der Allmächtige, weil du es warst, der etwas von A nach B gebracht hat. Es ist anders. Es ist wie in einem Ameisenbau. Jeder hat seinen Job. Mein Job ist es, hinzuhören und zu versuchen, das, was ich höre, zu kanalisieren. Kanalisieren, das ist gut, ja, das ist ein gutes Wort. Ich mache Songs nicht. Songs werden. Es gibt einige Produzenten da draußen, die ­glauben, dass es möglich ist, Hits zu fabrizieren; dass eine bestimmte Akkordfolge, ein bestimmter Hook, von jemand Bestimmtem gesungen, Erfolg garantiert. Hahahaha. Na klar. Aber sie verdienen damit ihre Ferraris und ­Maseratis und Millionen-Dollar-Villen. Scheiß drauf. Was du da beschreibst, ist ein Hamsterrad. Ständig mit jedem konkurrieren und hoffen, dass es dein Song an die Spitze der Charts schafft. Während er natürlich genauso klingt wie alle anderen. Scheiße ist das. Ein Scheißleben. Scheißmusik. Ich mag das Zeug, das anders ist. Und weißt du, was? Ich bin nicht der Einzige. Individualität ist alles, was zählt. Hat die ganze Welt kapiert. Außer den Typen im Musikbusiness. Die Welt der Musik ist der einzige Ort, an dem es Menschen gibt, die dem Irrglauben anhängen, dass eine Formel für Erfolg existiert. … und Hollywood. Dort werden solche Formeln auch gehandelt. Film ist anders. Film hat Festivals, auf denen IndieFilme gefeiert werden. Film hat außerdem den ­Vorteil, dass er zwei Sinne anspricht, Musik bespielt nur das Gehör. Das war übrigens der Grund für die Krise des Musik-Business, wusstest du das? Ganz ­einfache Sache im Kern: Die Denkmuster haben sich verändert, die Kids wollen Visuals. Deswegen hat YouTube mehr Publikum als alle Radiostationen zusammen. Aber du hast schon immer visuell gedacht. Die meisten Musiker sind so. Ich bin da keine große Ausnahme. Ich erinnere mich an ein Interview, das du mit Spike Lee geführt hast. Ihr habt darüber geredet, wie wichtig die Nummer „Fight the Power“ (von den Hip-Hoppern Public Enemy; Anm.) in seinem Film „Do the Right Thing“ (von 1989; Anm.) war. Was tun Songs mit dem Gefühl, das man von ­einem Film bekommt? Bei einem Film bereitet der Regisseur zwei verschie­ dene Sinneseindrücke für dich auf, er ist der Kurator dieser beiden Sinne. Bei Musik bleibt der optische 49


P h a r r e l l e m p f i e h lt „Wenn Kunst keine Message hat, was bleibt ihr dann? Das ist etwas, was Cyrcle. sehr gut verstehen. Sie erschaffen ­poetische Visuals, die dich sofort faszinieren. Cyrcle. haben Street Art auf ein ­neues Level der Kreativität gebracht.“

#3

the red bulletin: Seit 2010 macht

ihr als Cyrcle. Kunst. Wie habt ihr zusammengefunden? torres: Bevor ich Davey traf, war ich Graffiti-Sprayer und suchte die Straßen von L. A. nach freien Wänden ab. Davey brachte mir dann Grafik-Design und Typographie näher. Unsere Idee war, all das zu vereinen. Ihr bemalt Wände, macht Kurzfilme und baut Totenkopf-Skulpturen aus Blumen. Gibt’s einen roten Faden im Werk von Cyrcle.?

torres: Der rote Faden ist, dass es

keinen gibt. Am Anfang jedes Projekts steht ein Konzept. Dann suchen wir nach dem passenden Material: Textil, Holz, Glas, Farbe, je nachdem. Dann verbringen wir viel Zeit vor dem Computer. Und dann schlägt Daveys große Stunde: Mit der Elektrosäge in der Hand blüht er auf! leavitt: Ich liebe es, Werkzeug zu ­kaufen. Am Anfang arbeiteten wir mit einer Baumarkt-Billigsäge, demnächst legen uns wir einen Laser-Schneider zu. Es geht aufwärts, hahaha! Das Handwerk bringen wir uns selbst bei – mithilfe von YouTube-Videos. Die letzten Jahre wart ihr ständig auf Reisen. Welche Stadt findet ihr am künstlerfreundlichsten? torres: Am meisten Spaß hatten wir auf den Azoren. Als Street Artist fühlst du dich dort frei, als gäbe es keine Gesetze. Wir waren ständig von Kindern umzingelt, die uns einluden, ihre Häu-

„DEr rote Faden unserer Arbeit ist, dass es keinen roten Faden gibt.“

ser zu bemalen. Deren Eltern meinten dann: Klar, könnt ihr gern machen. ­Bezahlt wurden wir mit einer Handvoll Gras. Ist das nicht unglaublich? Wie überträgt man eine Zeichnung im Notizbuch auf eine Häuserwand? torres: Mit Projektoren werfen wir das Motiv auf die Fassade und malen die Umrisse nach. Als ich noch schlichte Graffiti machte, malte ich einfach drauflos. Aber gerade wenn du mit ­Typographie arbeitest, muss jeder Strich perfekt sitzen. Sonst ist das ganze Kunstwerk im Arsch. In letzter Zeit malen wir am liebsten im Holz-

schnitt-Stil. Mit vielen Schattierungen und Schraffierungen. Das wäre ohne Projektoren unmöglich. Euer Motto lautet „We Never Die“. Pharrell Williams’ Band heißt N.E.R.D., was für „No one Ever Really Dies“ steht. Zufall? leavitt: Pharrell ist ein Bruder im Geist. Er könnte sich damit zufriedengeben, erfolgreicher Hip-Hop-Produzent zu sein. Aber das macht er nicht. Er sucht ständig nach neuen Herausforderungen in neuen Kunstfeldern. Genau wie wir. cyrcle.com florian obkircher

Das Künstlerduo aus Los Angeles vereint Graffiti mit Grafik-Design, kolossale Motive mit präziser Detail­ arbeit. Ein einfaches Konzept, aber David „Rabi“ Torres und David ­„Davey“ Leavitt setzen es seit vier Jahren beeindruckend um. Etwa ­indem sie eine Häuserfassade im feingliedrigen Holzschnitt-Stil ­bemalen, als hätte Albrecht Dürer selbst Hand angelegt. Oder wenn sie die US-amerikanische Kolonial­ geschichte mit überdimensionalen, detailreichen Pop-Art-Drucken nacherzählen. Oder wenn sie ihre ­eigenen Kunstwerke zersägen und in bienenwabenartigen Puzzles neu zusammensetzen.

CYRCLE, Theonepointeight

CYRCLE. Street Artists


Was heißt: „nicht am Punkt“? Shit war das! Erst als mir die Ideen ausgegangen waren, funktionierte es.

Teil deiner eigenen Vorstellung überlassen. Dein Geist kann sich selbst etwas ausmalen. Da sind Filme sozusagen bevorzugt. Aber ich denke, dass die Musik­ industrie das verstanden hat und am Aufholen ist. So viele Indie-Künstler sagen heute: „Ich will nicht eurer Vorstellung überlassen, was ich fühle, wenn ich diesen Song mache. Ich möchte es euch zeigen.“ Gibt es einen bestimmten Künstler, der das deiner Ansicht nach besonders gut hinbekommt? Irgendeinen jungen Typen, den in drei Jahren die ganze Welt kennt? Du musst gar nicht mal suchen. Denn weißt du, was? Sogar auf dem Level vom ganz großen MainstreamPop gibt es Künstler, die den Dreh raus haben. Denk nur an Beyoncé. Ihre Visuals waren so stark, dass ihr Marketing schlicht in ein paar Tweets und ein paar Pics auf Instagram bestand. Beyoncé hat die Platten­ industrie zum Umdenken gebracht … zumindest den smarteren Teil davon. Hast du dir am Anfang deiner Karriere mit den Regeln der Plattenindustrie schwergetan? Ich war siebzehn, Mann! Ein Kind. Ich hatte keinen Schimmer, was wirklich ablief. Ich wusste nur, was mich antrieb. Und das ist dasselbe, was mich heute noch antreibt, nämlich Musik, die mich packt, Musik, bei der ich nicht anders kann, als mir einfach zu ­denken: „Wow, phantastisch.“ Du hast 2014 ein neues Album am Start, das erste Solo-Album seit acht Jahren. Woher wusstest du, dass jetzt die richtige Zeit dafür ist? Ich wusste es gar nicht. Ich weiß nie irgendetwas. Wissen ist gefährlich, weißt du, mit strikt festgelegten Dingen hatte ich nie Erfolg. Du musst dich auf dich selbst verlassen. Auf deine Erfahrungen und deine ­Erinnerungen an deine Erfahrungen. Ich bin jetzt vierzig … Ich habe gelernt, einfach offen zu sein, und diese Offenheit ermöglicht mir, Erfahrungen zu machen. Wenn mir die Idee für eine Melodie zufliegt, dann versuche ich, mich sofort darauf einzulassen, weil sie mir vielleicht kein zweites Mal kommen wird. Wissen ist also … Ohnmacht? Kein schlechter Gedanke. Wenn ich mit einer fest­ gelegten Einstellung reingehe, blockiere ich all die ­Dinge, die mich weiterbringen. Vielleicht verpasse ich das Beste, was mir je passierte, nur weil ich nicht the red bulletin

offen genug war. Verstehst du das? Als ich damals die Wahnsinnsgelegenheit bekam, am ersten Teil von „Ich – Einfach unverbesserlich“ (Animationsfilm von 2010; Anm.) zu arbeiten, musste ich lernen, einfach hinzuhören. Ich hatte das Gefühl, ich kann Songs machen und alles … aber nein, Mann, die Songs wussten schon, was sie wollten. Ich musste sie einfach geschehen lassen, durfte sie bestenfalls begleiten. Wenn du dich selbst weglässt, dein Ego, deine ­Persönlichkeit, und nur dein Gefühl ranlässt, dann kommt das beste Zeug raus. Glaub mir das. War es schwierig für dich, diese Lektion zu lernen? Es war eine großartige Lektion. Ohne sie hätte es „Happy“ nicht gegeben. Ich hatte davor neun ver­ schiedene andere Songs für diese eine kleine Szene. Neun? Und alle nicht am Punkt? Was heißt „nicht am Punkt“? Shit war das! Erst als mir die Ideen ausgegangen waren, funktionierte es. Erst nach diesen neun Anläufen war mein Kopf frei und offen, und ich begriff endlich: „Okay. Gru war ein grimmiger Bösewicht im ersten Teil. Jetzt ist er happy.“ Also wie schreibt man einen Song über ­jemanden, der happy ist und deswegen gnadenlos gute Laune hat? Und dann kam der Song. „Because I’m happyyyy …“, hörst du es nicht? Aber du hattest die Grundzüge des Songs, eine Idee, eine Vorstellung? Ich hatte gar nichts. Genau deswegen hat es geklappt. Erzähl uns was über dein neues Album. Ich bin vom Gefühl ausgegangen. Ich habe mich nicht rundherum umgesehen, was gerade passiert, was dieser Typ macht oder jener, wer in den Charts oben ist und wer unten. Keine Einflüsse von außen. Die ganze Musik basiert nur auf Gefühlen, nicht auf Gedanken. Und das ist es, was ich so daran mag. Denn wann immer ich in meinem Leben über etwas zu viel nachgedacht habe, habe ich es verkackt. Du überlegst also: „Wie klingt Euphorie? Wie klingt Traurigkeit? Wie klingt Kichern?“ Im Prinzip ja, nur überlege ich eben nicht. Ich meine, du weist Emotionen Klänge zu? Ja, aber das ist nichts Besonderes. Das machen alle Musiker. Nur macht es jeder von uns auf seine eigene Art. Und diese Art illustriert, wer du bist. Die Art, wie du Dinge tust, macht aus dir denjenigen, der du bist. Wir sprechen alle dieselbe Sprache, aber wir ver­ wenden die Worte unterschiedlich, jeder auf seine ­eigene Art. Genauso ist es bei der Musik. Zumindest wenn es echte Musik ist, klar. Warum heißt dein neues Album „Girl“? Das hat schon seinen Grund. Aber gehen wir einen Schritt zurück. Ich will dir erklären, wie ich arbeite. Am Beginn des Entstehungsprozesses standen die 51


lt Pharrell empfieh „Ein Rad zu fahren ist keine Kunst, sagen Sie? Nun, hier ist Nigel Sylvester: Was er mit seinem BMX-Bike tut, hat weniger mit Sport oder Entertainment zu tun. Es ist Kunst. Nicht weniger als Kunst. Er ist wie ein verrückter Wissenschaftler, der die Grenzen der menschlichen Möglich­ keiten nicht akzeptiert.“

BMX-Rider

Als Nigel Sylvester mit dem BMXRad durch seine Nachbarschaft in Queens, New York, kurvte und seine Tricks trainierte, erntete er alles ­andere als Respekt. „Die Leute machten sich über mich lustig“, sagt er. „BMX wird dort ja als weißes Ding wahrgenommen, ,Weißbrot!‘ riefen sie mir nach und lachten. Die hatten von der Kultur keine Ahnung.“ Üblicherweise machen sich BMXRider bei Contests einen Namen in der Szene. Diese Möglichkeit gab es für Nigel in Queens nicht. Also setzte er auf YouTube. Und tat gut daran. Seine spektakulären BMX-Clips aus den Straßen New Yorks machten Fans und Sponsoren gleichermaßen auf ihn aufmerksam. Darunter auch der Radhersteller Brooklyn Machine Works. Einer ihrer Investoren hatte die Firma auf das junge Talent aufmerksam gemacht: Pharrell Williams.

ein wichtiger Teil unserer Kultur. Übrigens ist ja auch er schon lange Teil ­unserer Kultur. 2001 fuhr er mit einem BMX-Rad durch das Musikvideo „Pro­ vider“ (von Williams’ Band N.E.R.D.; Anm.). Ich war damals noch sehr jung, und ich erinnere mich, wie es mich in meiner Leidenschaft bestärkte. Weil er ein BMX-Fahrer war, der aussah wie ich. BMX-Kultur war in meiner Gegend überhaupt nicht angesagt. Die Leute nannten mich „Weißbrot“ und machten sich über mich lustig. Diese Spötter ­hatten von der Kultur keine Ahnung. Was hat dir damals Kraft gegeben? Dieses Gefühl von Freiheit, Mann. Auf

the red bulletin: Was bedeutet das

für deinen Sport, wenn sich Pharrell Williams engagiert? nigel sylvester: Wahnsinnig viel. Als er sich für Skateboarding starkmachte, fingen die Kids in meiner Nachbarschaft plötzlich damit an. Weil er es tat, war Skateboarding automatisch cool. Das zeigt seinen Einfluss. Warum ist das so? Er ist Musikproduzent. Und Musik ist

„New York City war sozusagen meine Leinwand, ich malte mit dem Bike meine Bilder in die Stadt.“

dem BMX-Rad kann ich mich verwirk­ lichen. Als Kind mochte ich Kunst und Musik, ich spielte Basketball und Football. Alles toll. Aber irgendwas an diesen Rädern zog mich magisch an. Ich trainierte hart und merkte, wie ich immer besser wurde. Das war ein tolles Gefühl. Gab es Vorbilder? Ja. Jungs wie den BMX-Profi Dave ­Mirra. Er hob den Sport auf ein neues Level. Und ich dachte, wenn er das kann, dann kann ich das auch. Aber meine Situation war anders. Ich musste die Sache anders angehen. Bedingt durch meinen Hintergrund und meine Umgebung. Was meinst du damit? Der traditionelle BMX-Weg ist: Du ­trainierst hart, damit du Sponsoren ­findest, machst bei Contests mit und wirst umso berühmter, je mehr du ­gewinnst. Bei mir war das anders. Ich hatte keine Möglichkeit, an Wettkämpfen teilzunehmen. Ich hatte ­keinen Zugang zu den Skateparks, in denen diese Contests stattfanden. Wie hast du die Szene dann auf dich aufmerksam gemacht? Damals wurde Street-Riding immer

­ opulärer: Treppengeländer runter­ p fahren, mit dem Rad die Umgebung trickreich erkunden, all das. Das tat ich. New York City war sozusagen meine Leinwand, ich malte mit dem Bike meine Bilder in die Stadt. Ich machte kurze Filme und stellte sie auf YouTube. Mit ­jedem der Videos versuchte ich etwas Neues zu kreieren – und dadurch jedes Mal neue Menschen zu erreichen. Sehr bald stießen auch große Firmen auf meine Clips und meinten: „Wow, der Junge ist krass anders.“ Aber bei den X Games war ich bis heute noch nicht. Was erwartest du dir von der ­Zusammenarbeit mit Pharrell Williams? Ich möchte möglichst viele Kids für den Sport begeistern und ganz allgemein das Standing der BMX-Gemeinde ­verbessern. Mit einem Aushängeschild wie Pharrell geht das. Da erreichst du ein viel breiteres Publikum und hast die Chance, der Welt zu zeigen, worum es in der BMX-Kultur wirklich geht. Viele haben nämlich ein ziemlich klischeehaftes Bild von unserer Szene. Und das will ich ändern. nigelsylvester.com

Andreas Tzortzis

#4

nigel sylvester


Es geht immer darum, auf das

Einzigartige

abzuzielen.

­ egriffe „festlich“ und „feierlich“. Und ich wollte B auch, dass sich alles urgent anhört, dringend. „Dringend“ ist ein, äh, interessantes Wort im ­Zusammenhang mit Musik. Ich meine, nach ­„dringend“ klingt eine Feuerwehrsirene. Urgent bedeutet: Hey Mann, was ist das?, wenn du die Musik hörst. Also stehenbleiben und hinhören. Dass sie jetzt gehört werden muss. Das meint es. Es geht immer darum, auf das Einzigartige abzuzielen. Und dein eigenes Gefühl als Kompass zu verwenden. Wir sind so ignorant gegenüber unseren Gefühlen ge­ worden. Doch dein Gefühl ist wie ein … es verbindet dich mit deiner Seele, deinem Geist. Unsere Gefühle sind erstaunlich. Du merkst, wenn jemand hinter dir steht, selbst wenn er kein Geräusch macht. Du kannst einen Raum betreten und merkst, wenn dich jemand nicht leiden kann. Du kannst einen Raum betreten und merkst, ob zwischen zwei Leuten was läuft. All das sind Gefühle. Mit diesem Album hatte ich vor, mich auf diese Macht der Gefühle zu konzentrieren. Das Album heißt „Girl“. Weil es für Frauen ­gemacht wurde? Oh ja. Frauen waren gut zu mir und meiner Karriere. the red bulletin

Was musst du an einer Frau verstehen, um einen Song für sie zu schreiben? Nun, ich glaube, meistens bekommen wir Songs zu hören, die über und nicht für Frauen geschrieben wurden. Es ist wie bei den meisten Produkten, ver­ stehst du? Sie sind nicht wirklich für Frauen gemacht, sie zielen lediglich auf ihre Unsicherheiten ab. Aber wie machst du es denn dann richtig? Mein Ansatz ist ganz klar dieser: Geh an die Sache ran, während du wirklich sie vor deinem geistigen Auge hast. Dann schreibst du nicht etwas an sie ran oder um sie rum, verstehst du? Dann schreibst du etwas für sie. Es gibt immer auch so etwas wie die Frage, ob ein Künstler mit seiner Kunst etwas bezwecken will. Ist das dämlich? Oder beschäftigt dich diese Frage doch irgendwie? Meine Hoffnung ist, dass die Leute sagen, dass sich die Musik gut anfühlt. Das ist es. Das klingt aber einigermaßen bescheiden. Oh, Mann, ganz im Gegenteil! Denn wenn es sich gut anfühlt, dann müssen die Leute nicht nachdenken. Sie können einfach nur fühlen. Die Leute sind es leid, zu denken. Nimm nur das Internet: immer und über­ all News, tragische News. Ich glaube einfach, dass die Menschheit, wir alle, im Augenblick ein bisschen ausgebrannt ist. Wir wollen einfach dazu zurück­ kehren, zu fühlen. Wir brauchen das auch. Wenn du dich umsiehst: Das ist der Grund, warum Drogen ­immer mehr die Macht übernehmen. Weil die Leute fühlen wollen. Weil ihr Geist mit so viel Kacke über­ flutet ist. Amokläufe in Schulen, Sextourismus, Kid­ napping, nukleares Wettrüsten, die ganze Scheiße. Und diese ganze Scheiße ist auch allgegenwärtig. Es ist direkt da in dieser „Fernbedienung“, die früher mal ein Telefon war und die inzwischen zwanzig neue Features hat, ohne die du nicht mehr leben kannst. Das Telefon an sich, mit Leuten zu sprechen ist wahr­ scheinlich das unwichtigste. Aber davon abgesehen, bekommst du einfach ständig all diese Bilder und all diese News, was einen dazu bringt, so viel zu denken, dass wir die Wichtigkeit des Fühlens nicht mehr wahr­ nehmen. Deshalb wollte ich Musik machen, von der ich hoffe, dass die Girls sie fühlen. Gefühle sind es, die uns noch immer zur überlegenen Spezies auf diesem Planeten machen. Gefühle, nicht Gedanken. Das hast du aber nicht immer so gesehen. Ich habe Musik immer gefühlt, schon als ich ein ­kleines Kind war. Aber dass sie der Schlüssel ist, habe ich erst in den letzten zehn Jahren oder so begriffen. Denn davor drehte es sich um Privatflüge, Ferraris, Schmuck, all diesen Scheiß. Ferraris werden alt. Sie verlieren an Wert, sobald du sie einen Meter fährst. Ich mag Ferraris, wirklich. Aber ein Ferrari zählt nicht. Den kannst du nicht mitnehmen, wenn du ­abtrittst. Du nimmst deine Gefühle mit und die ­Erlebnisse, die dir diese Gefühle verschafft haben. Und auch das, was man anderen gegeben hat. Yeah, das ist Reichtum, Mann, du hast es kapiert. Das Coolste, worüber du reden kannst, ist deine ­Reise, wo du warst und ob du eine gute Zeit hattest. Das Wichtigste ist, dass du dann zurückblickst und sagst: „Mann, war das geil.“ Mehr über Pharrell Williams und seine Leidenschaft für die BMX-Kultur bei den The Red Bulletin Presents auf YouTube

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BIG RIDERS Big-Wave-Surfen ist kein Sport. Es ist eine Art zu leben. Sie besteht aus der Jagd nach gigantischen St端rmen und dem Kampf gegen 20 Meter hohe MonsterWellen. Text: Fernando Gueiros

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bruno lemos

Grant „Twig“ Baker in Pe’ahi – geläufiger unter dem ­Namen „Jaws“ – auf der ­Hawaii-Insel Maui bei einer Tow-in-Session


a uf einem knapp 15 Kilometer langen Abschnitt des Kamehameha Highway an der Nordküste der hawaiianischen Insel Oahu lässt sich die Faszination des Surfens besser begreifen als sonstwo auf der Welt. Nach Oahu oder auch Maui fährt man, um große Wellen zu surfen. An Orte wie Waimea und Peahi, besser bekannt als Jaws. Es sind historische Spots: Waimea ist der Geburtsort des Big-Wave-Surfens. Und Jaws definierte mit seinen bis zu 20 Meter hohen Wellen die Grenzen dieses Sports in den letzten zwei Jahrzehnten immer wieder neu. Hochsaison ist auf Hawaii wie überall auf der nördlichen Hemisphäre rund um den Jahreswechsel. Dezember und Januar sind also die Monate, an denen sich die besten Big-Wave-Surfer dort versammeln, Athleten wie der Brasilianer Carlos Burle oder der Südafrikaner Grant „Twig“ Baker. Sie verbringen diese Zeit im Stand-byModus: jederzeit bereit, bei entsprechender Wettervorhersage das Board zu schnappen, in den Geländewagen zu springen und zum Strand zu fahren. Carlos Burle, mittlerweile 46, hielt von 2001 bis 2008 den Weltrekord mit einer 68 Fuß (20,7 m) hohen Welle, die er am berühmten nordkalifornischen Big-WaveSurfspot Mavericks surfte. Der aktuelle Rekord liegt bei 78 Fuß (23,8 m) und stammt von 2011: Garrett McNamara stellte ihn in Praia do Norte, Portugal, auf, das erst kürzlich als Surfspot entdeckt wurde. 68

carlos burle

Der 46-jährige Brasilianer wird den 28. Oktober 2013 niemals vergessen. Zuerst rettete er Maya Gabeira das Leben, dann ritt er eine 80-FußMonsterwelle (24,4 m). Nun wartet Burle darauf, dass sein Rekord vom „Guinness Book of World Records“ anerkannt wird.

the red bulletin


picturedesk.com, brian bielmann

Im portugiesischen Surfrevier Nazaré ritt Carlos Burle die größte Welle seiner bisherigen Karriere.

the red bulletin

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Greg Long

Als Dreißigjähriger ist der Kalifornier der Youngster unter den Big-WaveHelden. Seinen Platz in der ersten Reihe eroberte er sich als Sieger des prestigeträchtigen Eddie Aikau Invitational auf Maui, Hawaii.


Bei beiden Rekorden bedienten die Surfer sich der Mitte der 1990er erfun­ denen Tow-in-Technik. Tow-in bedeutet, wonach es klingt: Ein Jet-Ski zieht den Surfer hinaus aufs Wasser, in die Welle. „Tow-in-Surfen veränderte die gesamte Big-Wave-Szene, weil es uns Wellen in ganz neuer Dimension ermöglichte“, sagt Burle. „Es machte den Sport nicht nur für uns Athleten spannender, sondern auch für die Fans. Was die Leute sehen wollen, sind massive Wipeouts, das ganze Gemetzel.“ Burles Kollege Grant „Twig“ Baker ist 40 und seit über einem Jahrzehnt BigWave-Profi. Im Gegensatz zum Brasilianer konzentriert sich der Südafrikaner aufs Paddle-in-Surfen. „Es ist der wahre Geist des Big-Wave-Surfens“, sagt er. „Es besin­ nen sich mittlerweile auch alle wieder aufs Paddle-in. Tow-in ergibt doch nur für die allergrößten Wellen Sinn.“ Der aktuelle Paddle-in-Rekord liegt bei einer 61 Fuß (18,6 m) hohen Welle, die Shawn Dollar im Dezember 2012 in Cortes Bank bezwang, rund 150 Kilo­ meter vor der südkalifornischen Küste. Twig meint, dass diese Marke schwer zu brechen sein wird – „aber bisher wurde der Weltrekord jedes Jahr gebrochen, also legt man sich da besser nicht fest“. Der Kalifornier Greg Long ist mit sei­ nen 30 Jahren der Youngster der Szene, in der Big-Surf-Community gilt er als

Big-Wave-Surfer Shane Dorian entwickelte einen Wetsuit mit einem integrierten, sich im Notfall aufblasenden Luftpolster, der Surfer an die Wasseroberfläche trägt und vor dem Ertrinken rettet. Bild unten: Mavericks!

eine Art Wunderkind. Er gewann bereits Competitions von der Dimension und ­Reputation des Eddie Aikau Invitational in Waimea, das seit seiner Premiere im Jahr 1984 erst achtmal stattfand, weil es bei Wave-Face-Höhen unter 40 Fuß (12,2 m) gar nicht durchgeführt wird. Doch Greg hat auch schon die Schat­ tenseiten seines Sports kennengelernt: 2012 schluckte ihn eine 12-Meter-Welle in Cortes Bank. Man fand ihn bewusstlos in der Gischt treibend, er verdankt sein Leben einer dramatischen Rettungsaktion. „Ich wäre um ein Haar ertrunken. Seither ist Big-Wave-Surfen vor allem für meinen Kopf eine Herausforderung. Einerseits

will ich die Wellen reiten, andererseits sträubt sich etwas in mir“, sagt er. „Ich brauchte ein Jahr, um wieder eine Pers­ pektive in meinem Leben zu finden, um rauszukriegen, was Big-Wave-Surfen wirklich für mich bedeutet.“ Kurz atmen, tief atmen Es ist Vormittag, nach einem regnerischen Morgen weht eine frische Brise über die Nordküste von Oahu. Twig parkt seinen blauen Geländewagen vor einem Super­ markt in Haleiwa, um sich in der Bäckerei ein Sandwich zu besorgen. Durch die dunklen Scheiben lassen sich im Inneren des Wagens schemenhaft einige Boards erkennen. Die Wellen, die Twig gerade gesurft ist, waren rund zwei, zweieinhalb Meter hoch. Eine Fingerübung für jemanden, der einige Wochen zuvor bei fünfmal so hohen Wellen das Mavericks Invitational gewonnen hat, einen der traditionsreichs­ ten Big-Wave-Contests in einem der auf­ regendsten Reviere der Welt.

„Seit ich beinahe ertrunken bin, ist es vor allem für meinen Kopf eine Herausforderung.“

david stewart, todd glaser, billabong

Die Geschichte des Big-Wave-Surfens

Nach einer frühen Blüte unter den Königen von Hawaii erlebte Surfen seine nächsten großen Entwicklungssprünge in den 1950ern und 1990ern.

1956 Der Amerikaner Greg Noll, Spitzname „Da Bull“, wird auf einem Foto verewigt, als er eine 15 Fuß (4,6 m) hohe Welle in Waimea,

Oahu (Hawaii), mit einem hölzernen Longboard, länger als ein Lieferwagen, surft.

1963 Greg Noll und Mike Stang bezwingen an der gefürchteten „Third Reef Pipeline“ (ebenfalls an Oahus Nordküste) Wellen, die so hoch sind wie jene von Waimea, dabei aber noch extrem hohl.

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„Panik ist dein grösster Feind. Panik ist es, was dich am Ende umbringt.“

Grant Baker „Twig“ ist Südafrikas Nummer eins im Big-Wave-Surfing. Im Januar gewann der regierende Champion der Big Wave World Tour zum zweiten Mal das Mavericks International.

Der australische Rider Laurie Towner in Shipstern’s Bluff, Tasmanien


Paddle-in & Tow-in

Paddle-in: Die rekorde 2005: 55 FuSS (16,8 m) – Shawn Dollar, Mavericks, Kalifornien 2011: 57 FuSS (17,4 m) – Shane Dorian, Jaws, Hawaii 2012: 61 FuSS (18,6 m) – Shawn Dollar, Cortes Bank, Kalifornien

alan van gysen, brian bielmann, corbis

Tow-in: Die rekorde 1998: 68 FuSS (20,7 m) – Carlos Burle, Mavericks, Kalifornien 2008: 77 FuSS (23,5 m) – Mike Parsons, Cortes Bank, Kalifornien 2011: 78 FuSS (23,8 m) – Garret McNamara, Nazaré, Portugal

Mit eigener Muskelkraft paddeln oder von sich einem motorisierten Jet-Ski ziehen lassen – oder am besten die Vorteile beider Philoso­ phien kombinieren? Tow-in ist eine Surf-Technik, die 1992 entwickelt wurde. Dabei wird der Surfer mit Hilfe eines Jet-Skis gezogen, was ihm ermöglicht, auch schnellere Wellen zu erwischen. Außerdem wurde die Größe der Boards verringert, was wiederum mehr Drive auf der Welle bedeutet. Vor der Tow-in-Methode gab es nur eine Technik, um Riesenwellen zu ­surfen: Man musste sie aus eigener Kraft anpaddeln. Von den 1950ern bis in die frühen 1990er wurden auf diese Weise Wellen mit Höhen bis zu 25 Fuß (7,6 m) gesurft. Mit dem Aufkommen des Tow-in-Surfens bezwang man nach und nach Wellen von 40, 50, ja sogar 60 Fuß (12,2/15,2/18,3 m). Für Surfer war das wie das Bezwingen von Himalaya-Gipfeln. In den folgenden Jahren konzentrierte sich die Big-Wave-Community hauptsächlich auf die Tow-in-Variante. Doch Paddle-in-Surfen ist Surfen in Reinform – das macht es so besonders. Und nach und nach besinnen sich immer mehr Big Rider darauf zurück. „Ich werde nie derjenige sein, der sagt,

etwas wäre unmöglich“, sagt Greg Long. „Vor zehn Jahren hielt man es für unmöglich, eine 20-Fuß-Welle in Jaws anzupaddeln. Heute surft Shane Dorian am selben Spot Wellen mit 50 Fuß und mehr.“ 2011 setzte Shane Dorian mit einer Paddle-Session in Jaws neue Maßstäbe: Er bezwang eine 57 Fuß (17,4 m) hohe Welle allein mit Hilfe seines Boards und der Kraft seiner Arme. Doch gibt es Grenzen fürs Paddle-inSurfen? „Da bin ich mir absolut sicher“, sagt Carlos Burle. „Wellen anzupaddeln hat seine Grenzen. Eine gigantische Teahupoo-Welle mit über 25 Fuß? Das geht nicht. Oder gar ein 78-FußMonster in Nazaré? Das wäre heute unmöglich.“ „Wenn man es beziffern müsste, würde ich meinen, dass alles über 60 Fuß Wave-Face-Höhe dem Tow-in-Surfen vorbehalten bleibt“, sagt Greg Long. „Aber wer weiß: Wenn alles perfekt zusammenspielt, man beispielsweise in Cortes Bank einen idealen Tag erwischt und alle Bedingungen optimal sind, könnte man probieren, eine größere Welle anzupaddeln, und es würde eventuell klappen.“ Unbestritten ist in jedem Fall, dass die Tow-in-Technik der Welt des Big-WaveSurfens ein Menge gebracht hat. Neue Spots wurden erschlossen und neue Grenzen ausgelotet. Neue Technologien und neues Equipment kamen ins Spiel. Und die Jagd nach Weltrekorden begann. „Es sind zwei verschiedene Sportarten, die sich gegenseitig ge­ holfen haben und dadurch voran­ gekommen sind“, sagt Grant „Twig“ Baker. Das Verhältnis der beiden Techniken wird wieder ausgeglichener. „In Zukunft werden wir erleben, dass Paddle-in-Surfen noch größer wird und Tow-in dann zum Einsatz kommt, wenn die Bedingungen ein Anpaddeln der Wellen unmöglich machen.“

Mavericks wurde 1975 als Surfspot entdeckt. Bis Anfang der Neunziger surfte dort, in den ­kalten Gewässern der kali­ fornischen Half Moon Bay südlich San Franciscos, nur der ortsansässige Jeff Clark. Dann verriet er einigen SurferFreunden seinen geheimen Spot, und bald war Maverick einer der wichtigsten Big-Wave-Spots der Welt. Und einer der berüchtigtsten. „Gefahren gibt es überall“, sagt Twig, als er mit einem Chicken-Teriyaki-Sand­ wich in der Hand zu seinem Auto zurück­ schlendert. „Das Wichtigste ist, wie man mit Gefahren umgeht. Und da gibt es nur eine Regel, die wirklich immer zählt: die Ruhe bewahren.“ Mavericks’ besondere Gefahr geht von der ungewöhnlichen ­Beschaffenheit des felsigen Meeresunter­ grunds aus: Ein großes Loch in der Mitte des Spots zieht einen Surfer, der das Pech hat, dort während des Drops in der Welle zu stürzen, in die Tiefe. Zahllose Unfälle passierten hier schon, zwei erfahrene Sur­ fer kamen sogar ums Leben. „Mavericks ist gefährlich, klar. Aber Mavericks ist wie ein Magnet“, sagt Twig. „Hier kannst du dein Können wirklich testen.“ Wer sich vornimmt, Mavericks zu sur­ fen, muss dauerhaft in Bestform sein – und jederzeit bereit: Denn wenn sich ein pas­ sender Sturm am Radar abzeichnet – und das passiert nicht allzu oft –, bleiben nur zwei bis drei Tage, sich für den Trip fertig zu machen, die Ausrüstung zusammen­ zupacken und in physischer und mentaler Topverfassung vor Ort anzukommen. Die meisten Big Rider pflegen ohnehin ganzjährig ein strenges Trainingsregime. „Am wichtigsten ist Yoga“, sagt Greg Long. „Zum einen trainierst du damit Kraft, Beweglichkeit und Balance – das

1972 Surfer aus Austra­ lien, Hawaii und den USA machen sich auf die Suche nach Big-Wave-Surfspots abseits der hawai­ ianischen Küsten. Rincon in Kalifornien und Petacalco in ­Mexiko finden erst­ mals Beachtung.

1986 Amerikanische Surfer wie Tom Curren und Mike Parsons surfen an einem neuen mexikanischen Surfspot namens Todos Santos Wellen

mit 18 bis 20 Fuß (5,4 bis 6,1 m). Nichts scheint mehr unmöglich.

1991 Laird Hamilton, Buzzy Kerbox und Darrick Doerner entwickeln eine Technik weiter, bei der die Surfer riesige Wellen mit kleineren Boards (die mehr Tricks ermöglichen) bezwingen und von einem motorisierten Schlauchboot gezogen werden (wodurch höhere Geschwindigkeiten erzielt werden).

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Surfen erreicht das nächste Level.

1992 In Pe’ahi (besser bekannt als Jaws) auf Maui (Hawaii) surfen Hamilton und Kerbox mit Hilfe von Jet-Skis. Eine 60-Fuß-Welle (immerhin 18,3 Meter) zu bezwingen ist plötzlich möglich.

1992 Nachdem er mehr als 15 Jahre lang allein an diesem einzig­ artigen Spot in der kalifornischen Half Moon Bay gesurft war, gab Jeff Clark 1992 sein Geheimnis preis, und in der Folge wurde Mavericks zu ­einem der wichtigsten BigWave-Surfreviere der Welt.

1998 In Todos Santos, Mexiko, geht die ISA Big Wave Championship mit Wellen von 25 bis 30 Fuß (7,6 bis 9,1 m) Höhe über die Bühne. Den Titel holt sich der Brasilianer Carlos Burle.

2000 In einer unvergesslichen Tow-inSession surft Laird Hamilton (Bild unten) in Teahupoo, Tahiti, die dank Fotos und Videos welt­ berühmt gewordene „Millennium Wave“.

2009 Die Big Wave World Tour wird ins Leben gerufen.

2011 Danilo Couto, Shane Dorian und Ian Walsh surfen in Pe’ahi (Jaws) Riesenwellen mit Höhen von 55 bis 60 Fuß (16,8 bis 18,3 m), indem sie sie aus ­eigener Kraft anpaddeln. Es ist das erste Mal in der Geschichte des Surfens, dass der Sport dieses Level erreicht. Paddlein-Surfen ist damit offiziell wieder zurück auf der Big-Wave-­ Bühne.

2011 Shane Dorian entwickelt einen aufblasbaren ­Anzug, der dem Sport mehr Sicherheit bringt.

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ist die physische Seite. Zum anderen be­ fasst du dich mit den geistigen und spiri­ tuellen Aspekten von Yoga und tauchst in eine Welt ein, in der es um die Kontrolle deines Geistes, deiner Gedanken geht. Draußen in den Riesenwellen ist ­Panik dein größer Feind – Panik ist es, was dich am Ende umbringt.“ Abgesehen von Yoga und Atemtraining verbringen Big Rider wie Greg, Carlos und Twig viel Zeit mit hartem körperlichem Training: Schwimmen, Paddeln, Speer­ fischen, Cardio-Workouts, Bergaufsprints in weichem Sand, Apnoe-Übungen, Be­ weglichkeits- und Balance-Training. „Kurz atmen, tief atmen“, sagt Twig. „Das ist erst mal die Basis von allem.“ Hölle und Himmel Carlos Burle grinst. Gerade surfte er mit seinem Longboard eine zwei Meter hohe Welle, normalerweise hat er mit etwa zehnmal so großen Wellen zu tun. Nun paddelt der Brasilianer auf seinem Board wieder hinaus aufs Meer. Neben ihm pad­ delt seine Frau Ligia, der er immer wieder Tipps zuruft. „Wir sind oft getrennt“, er­ zählt Burle. „Wenn wir dann zusammen sind, so wie jetzt, verbringen wir so viel Zeit wie möglich gemeinsam.“ Zurück zu Hause in Waialua, begrüßt er zuerst seinen jüngsten Sohn Reno mit einer Umarmung. Dann erzählt er über den heftigsten Tag seines Lebens, den 28. Oktober 2013. Er lenkte an jenem Morgen in Nazaré in Portugal den Jet-Ski, der die damals 26-jährige Profi-Surferin Maya Gabeira in die ersten Wellen des Tages zog. Die Was­ sermassen türmten sich bis in 21 Meter Höhe, und Maya wollte gerade ihre zweite Welle in Angriff nehmen. Ihr Board hob dreimal ab und schlug wieder aufs Wasser, sie verlor die Kontrolle, stürzte, drei rie­ sige Wellen in Folge drückten sie unter Wasser. Sie verschwand für vier Minuten. Als Carlos sie wieder entdeckte, ver­ suchte er, sie mit dem Rescue-Board und einem Seil herauszuziehen. Doch es klappte nicht. „Ich sah sie mit den ­Armen rudern, zunächst wirkte es, als ginge es ihr gut. Doch dann trieb sie regungslos im Wasser, bevor sie von der nächs­ ten Welle verschluckt wurde.“ Carlos versuchte, so nah wie mög­ lich an Maya heranzukommen. Sobald sie auftauchte, sprang er mit ausgebreite­ ten Armen zu ihr ins Wasser, schnappte sie, zog sie an ihrer Schwimmweste ins fla­ che Wasser. „Als uns die ­Strömung zurück ins Meer ziehen wollte, stemmte ich mich mit beiden Beinen in den Sand. Doch bei der nächsten Welle verlor ich wieder den

Abermals Grant „Twig“ Baker, diesmal an ­Südafrikas Ostküste. Während der Winter­ monate sind hier die größten Wellen zu surfen.

„Wir folgen den Wellen über den ganzen Globus.“ Halt.“ Nach drei verzweifelten Anläufen schaffte er es endlich, an den Strand zu laufen und den Lifeguard zu Hilfe zu ho­ len. Zu zweit schleppten sie Maya an Land. Als die Rettung eintraf, hatten sie sie be­ reits wiederbelebt. „Zum Glück ist alles gut ausgegangen“, sagt Carlos. Maya war wach und stabil, als er sich entschied, zurück ins Wasser zu gehen. Die Wellen waren gigantisch – und so surfte er am Tag der dramatischsten Ret­ tungsaktion seines Lebens ein Monster mit rund 24 Meter Höhe, einen Anwärter auf den neuen Weltrekord. Die offiziellen Messwerte werden bei den Billabong XXL Awards – den Oscars des Big-WaveSurfens – bekanntgegeben. Carlos atmet tief ein und streckt seine Beine aus. „An diesem Tag durchlebte ich Hölle und Himmel.“ Kalkulierter Wahnsinn Sicherheit ist derzeit das Schlüsselwort im Big-Wave-Surfen. Twig meint, dass das Rettungsequipment des Tow-in-Surfens the red bulletin


Neue Ufer

Fünf neue Spots, die den Sport in Zukunft prägen könnten.

Belharra, Frankreich Hat alles, wonach sich Big-Wave-Surfer sehnen. „Es ist ein relativ sicherer Spot, auch bei hohen Wellen“, sagt Twig. Der in der Nähe von Biarritz in Südwestfrankreich gelegene Ort wurde vor etwa fünf Jahren fürs Surfen entdeckt.

Nazaré, Portugal

craig kolesky, corbis

Der Strand liegt in der Kleinstadt Nazaré, und der Surfspot ist mittlerweile ein Fixpunkt auf der Wanderroute der Big-Wave-Community. Tow-inSurfen hat hier dank monströser Wellen ein neues Level erreicht. Carlos Burle surfte hier im Oktober 2013 eine Welle mit Weltrekordpotential.

auch die Grenzen fürs Paddle-in-Surfen verschiebt, „Dinge wie aufblasbare An­ züge oder die Unterstützung durch JetSkis bei Rettungsaktionen machen den Wahnsinn kalkulierbarer“. „Die Initiative, Grenzen zu überwinden, geht immer vom Menschen aus“, sagt Carlos Burle. „Aber Technologie hilft dabei: leichtere, wärmere Wetsuits, aufblasbare Anzüge, bessere Boards, Rettungsmannschaften, Funkgeräte und ­andere Ausrüstung, die es erleichtert, in unwirtlichen Regionen zu surfen … all das hilft.“ Big-Wave-Surfen ist ein Sport, in dem auch die Infrastruktur eine entscheidende Rolle spielt. Das hat zunächst mit den Wellen an sich zu tun: Die jährlich weltweit entstehenden Riesenwellen kann man an zwei Händen abzählen. „Es ist eine Herausforderung, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein“, sagt Twig. „Wir müssen immer am Ball bleiben. Wir jagen den Wellen über den ganzen Globus nach.“ Um Riesenwellen zu surfen, sind behördliche Bewilligungen nötig, man muss den Spot und seine Tücken kennen, Sicherheitsteams organisieren. Außerdem braucht man Geländewagen, Jet-Skis, jede Menge 9-bis-12-Fuß-Boards und Equipment. Und das alles gilt es innerhalb von zwei Tagen vor einem Flug um die halbe Welt zu organisieren. Bei Contests fällt viel vom Organisationsaufwand der Free-Surf-Sessions weg; the red bulletin

Punta Docas, Chile Punta Docas nordöstlich der Hauptstadt Santiago ist einer der neuen Spots an Chiles Küsten. Die kalten Gewässer und 60-Fuß-(18-Meter-)Brecher werden in den kommenden Jahren sicherlich noch mehr Big Rider nach Chile locken.

Shipstern’s Bluff, Tasmanien An diesem Spot, auch als Devil’s Point bekannt, kommt es zu „double-up“ und „triple-up waves“ – Wellen mit zwei oder drei Wellenlippen über dem Kopf des Surfers. Angsteinflößend ist bereits der Anblick, wenn eine solche Welle am Fels explodiert.

Mullaghmore, Irland Dank der weiterentwickelten Wetsuits werden auch die eiskalten Gewässer im Nordosten Irlands immer attraktiver für Surfer. Extrem: Der Tidenhub von sieben Metern verwandelt das perfekte Surf-Revier binnen einer halben Stunde in eine Felslandschaft.

das Eddie Aikau Invitational und das Mavericks Invitational sind gute Beispiele dafür, wie hilfreich Events für den Sport sein können. Beide haben dazu beigetragen, dass Big-Wave-Surfen rund um den Globus neue Fans fand. Und dann kamen weitere Bewerbe an Spots wie Todos Santos (Mexiko), Dungeons (Südafrika) und Pico Alto (Peru) hinzu. „Contests holen uns aus unserer Komfortzone raus“, sagt Greg Long. „Wir sind alle Freunde. Aber wenn Preisgelder ins Spiel kommen und man während eines Heats exakt 45 Minuten hat, um eine Welle zu erwischen, dann werden wir zu Konkurrenten. Bis zum Ende des Tages, wenn wir wieder zurück am Pier oder wo auch immer sind. Dann sind wir wieder Freunde und haben Spaß.“ Im Lauf des letzten Jahrzehnts tauchten immer neue Big-Wave-Surfspots auf – und als Folge davon eine Meisterschaft mit Bewerben in all diesen Revieren, die Big Wave World Tour (BWWT). SurfLegende Gary Linden rief sie 2009 ins ­Leben, ihr erster Sieger hieß Carlos Burle. „Die BWWT wächst seither ständig und wird weiter wachsen“, sagt er. „Wir alle stehen in Garys Schuld. Was er auf die Beine gestellt hat, ist großartig.“ Ab der Saison 2014/15, die im August beginnt, wird die Tour von ZoSea orga­ nisiert, einem Sportmarketing-Unter­ nehmen, das bereits für die World Tour of Surfing verantwortlich zeichnet. Die neuen Organisatoren planen Übertra­ gungen via Webcast, eine Intensivierung der Marketingmaßnahmen und die Einführung neuer Wettbewerbsregeln wie ­eines „Wellen-Koeffizienten“, einer Gleichung, bei der größere Wave-Faces mehr Punkte bringen. „Früher war es bei Bewerben in Chile oder Peru so, dass man nichts zu sehen bekam, wenn man nicht unmittelbar an der Klippe stand“, erinnert sich Greg Long. „Man musste warten, bis Wochen später die Fotos und Videos kamen. Die Tour wird also sicher eine tolle Sache werden, davon bin ich überzeugt.“ Im Haus von Carlos Burle in Waialua mampft Klein Reno sein Popcorn, Ligia kommt gerade in die Küche, wo Carlos vor seinem Laptop am Esstisch sitzt. Auf dem Monitor blinken rote, gelbe und ­grüne Punkte: Es ist das Wetterradar, mit dem Carlos Sturmfronten rund um den Globus beobachtet. Einem Blick auf die Karten folgt ein Kopfschütteln, die Windbedingungen für seine nächsten Pläne sind nicht gerade optimal. Der Wind bestimmt sein Leben. Sobald die roten Bereiche am Radar sich der Küste nähern, ist es Zeit, wieder loszuziehen. 75



Tempo macher Der Schlagzeuger Martin Grubinger ist der radikale Weltstar der zeit­ genössischen Musik. Für seinen Job trainiert er wie ein Spitzensportler.

Text: Andreas Rottenschlager, Bilder: Christoph Meissner

s gibt Nächte, in denen Martin Grubinger erschöpft in seinem Proberaum zusammenbricht. Nach bis zu vierzehn Stunden an seinen Schlagwerkzeugen hinter zwei schalldichten Türen packt ihn der Schlaf. „Ich bin schon auf den Tas­ ten meines Marimbaphons ein­ genickt“, erzählt Grubinger, „ein ­anderes Mal lag ich am Boden vor meinem Schlagzeugset.“ Er habe sich daran gewöhnt, an Instrumenten ein­ zuschlafen, sagt Grubinger: „Du spielst bis zur totalen Erschöpfung. Irgendwann kippt dein Oberkörper nach vorne. Erst Stunden später wachst du wieder auf.“ Grubinger, 30, sitzt in der kleinen ­Küche im Erdgeschoss seines Hauses in Oberösterreich. Die Wände sind weiß ge­ strichen. Es riecht nach Kaffee. Für einen Mann, der seine Nächte im Proberaum verbringt, wirkt Grubinger erstaunlich fit: bubenhaftes Gesicht, glatte Haut, gerötete Wangen. An seinen Unterarmen wölben sich dicke Adern. Martin Grubinger ist der radikalste Schlagzeuger der Welt. Er beherrscht mehrere Percussion-Instrumente auf dem Niveau eines Virtuosen. Am Marimba­ phon, der XXL-Version eines Xylophons, zählt er zu den weltbesten Interpreten. Die „New York Times“ nennt ihn „Meister der Hochgeschwindigkeit“, weil er binnen ­einer ­Sekunde 40 Schläge auf dem Fell ­einer kleinen Trommel wirbeln kann. Grubinger ist der einzige Schlagzeuger, der mehrstündige Marathon-Konzerte für Percussion mit klassischen Orchestern spielt. Sein Puls hämmert dabei mit bis zu 195 Schlägen. Pro Auftritt verliert er zwei Kilogramm Körpergewicht. Im letzten Jahr gab Grubinger 68 Kon­ zerte auf drei Kontinenten. Sein Spiel prägte eine ganze Instrumentengruppe: Vor Grubinger spielten Schlagzeuger in der hinteren Reihe des Orchesters. Heute schreiben Komponisten Stücke ­extra für ihn. Einige davon sind so schwierig, dass nur Grubinger sie spielen kann. Was ihn daran reizt? „Die Grenzerfahrung. Ich möchte her­ ausfinden, was ich aus meinem Körper und dem Instrument herausholen kann. Als Solist spielst du gegen siebzig Musiker im Orchester an. Du musst jede einzelne Note auf den Punkt bringen – über einen Zeitraum von mehreren Stunden. Du brauchst die Fitness eines Ausdauer­ sportlers, sonst übersäuern deine Muskeln – und dann fehlt dir die Kraft für minuten­ lange ­Wirbel. Gleichzeitig musst du mit Gefühl spielen können, um Phrasierung und ­Lautstärken zu vermitteln.“ 77


Man muss laut und sensibel sein? „Man muss alles können, vom kaum hörbaren Anspielen eines Beckens bis zum Wirbel auf der Pipe-Drum: 140 Dezibel – so laut wie ein Düsenjäger beim Start.“ Grubinger wächst als Sohn eines Professors für Schlagzeug in Thalgau bei Salzburg auf. Als Kleinkind hört er die Schüler seines Vaters im Elternhaus proben. ­Grubinger sagt, er habe Musik gelernt wie andere Kinder das Sprechen. Mit zwölf schafft er die Aufnahmeprüfung am Konservatorium. Er ist ein Kind, das vormittags Mathe lernt – nachmittags besucht er Kurse an der Uni. Bald inter­ essiert ihn sein Instrument mehr als Mathe. Mit fünfzehn verlässt Grubinger die Schule – ohne Abschluss, mit 680 Fehlstunden im Klassenbuch. Mit 21 ist er ein Percussion-Virtuose. Er nimmt an Wett­ bewerben teil, spielt seine ersten inter­ nationalen Auftritte mit Orchester. Doch das genügt ihm nicht. Deshalb denkt er sich ein unmögliches Programm aus. Sein Plan: sechs Schlagzeug-Konzerte an einem Abend spielen, darunter drei ­Uraufführungen – alles im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins, dem berühmtesten Konzertsaal der Welt. Insgesamt viereinhalb Stunden hochkomplexe Musik – 600.000 Noten an einem Abend. Notenblätter? Grubinger will das Konzert auswendig lernen. „Ich möchte dem Schlagzeug eine neue Identität geben“, sagt er. „Du bringst dich um“, prophezeien ­seine Professoren. Am 17. November 2006 betritt Martin Grubinger um 18 Uhr die Bühne des ­Wiener Konzertsaals und postiert sich in einem Halbkreis aus 200 Percussion-­ Instrumenten: Congas, Bongos, Pauken, Becken. Das Wiener Radio-Symphonie­ orchester soll ihn begleiten. Grubinger beginnt zu trommeln. Adern treten aus seinem Hals hervor. Schweiß spritzt von seinem Gesicht auf die Felle. In den Pausen taucht er seine Hände in Eiswasser. An große Teile des Abends kann er sich später nicht mehr erinnern. „Ich hatte den Flow-Zustand erreicht. Ich sah mir selber beim Trommeln zu. Meine Hände wussten von alleine, wo sie sich hin­ bewegen mussten.“

Schlagzeuger Grubinger: „Notenpulte bremsen meine Energie.“

Grubinger schafft den Kraftakt. Als er sich verbeugt, zittern seine Hände. Auf der Website des Konzerthauses vergleicht man seine Leistung mit der Besteigung des Mount Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff. Der Schlagzeug-Marathon macht den Solisten Grubinger berühmt. In Oberösterreich beginnt es derweil zu dämmern. Grubinger blickt aus dem Fenster: Nadelwälder, sanfte Hügel. Vor einem halben Jahr hat er sich mitten in der Provinz das Haus eines Rockstars gebaut. Der Wohnbereich im ersten Stock ­besteht aus drei verglasten Quadern. Der Proberaum im Erdgeschoss misst 200 Quadratmeter. Mit gewalztem Blei verkleidete ­Türen bändigen den Schall. Die Fenster sind ­dreifach verglast. Gästemusiker können hier rund um die Uhr proben. Grubinger hat ihnen Schlafzimmer einrichten lassen. Die hauseigene Lastwagen-Rampe führt direkt in den ­Probenbereich. „Überlebenswichtig“, sagt Grubinger. Wenn er mit Orchester unterwegs ist, transportiert er sechs Tonnen Equipment. „Du wirst verrückt, wenn du das Zeug in den ersten Stock schleppst.“ Gegen 21 Uhr macht sich Grubinger auf den Weg in den Proberaum. Zeit zum Üben. Der Konzertkalender für 2014 ist bereits randvoll. Übrigens: Wie lernt man 600.000 ­Noten auswendig? „Du teilst das Konzert in Sätze. Die ­Sätze teilst du in Einheiten zu je vier ­Takten. Diese vier Takte übst du – wochen­ lang, wenn es sein muss – auf der niedrigsten Stufe, die sich auf dem Metronom ­einstellen lässt: Tempo 35. Du trainierst diese vier Takte, bis sich ein Automatismus einstellt. Dann übst du die nächsten vier.

Das Konzert, das ihn berühmt macht, dauert viereinhalb Stunden. Grubinger spielt alle 600.000 Noten auswendig. 78

­ arathon-Konzerte lernt man wie eine M Choreographie.“ Keine Notenpulte? „Ich mag keine Notenpulte. Sie stehen zwischen mir und dem Publikum. Notenpulte blockieren meine Power.“ Wer Grubingers Power verstehen will, braucht nur die beiden Wörter „Planet ­Rudiment“ in die Suchleiste bei YouTube tippen. Grubinger hat das Stück selbst ­geschrieben. Meist spielt er es als letzte Nummer bei seinen Konzerten. „Rudiments“ sind Technikübungen, ­ wie sie Schlagzeug-Schüler im Unterricht lernen – „Planet Rudiment“ steigert die Technik ins Extrem. In dem Video steht Grubinger vor einer schwarz gestrichenen Pipe-Drum. Er holt tief Luft, dann lässt er seine Schlegel auf das hart gespannte Trommelfell prasseln. Grubinger steigert die Geschwindigkeit, bis seine Sticks zu Schemen verschwimmen. Dazwischen lässt er die Stöcke immer wieder in seiner Hand kreisen: Er zeigt Stick Tricks – so schnell, dass das Auge kaum mitkommt. Während er wirbelt, kniet Grubinger sich vor die Trommel. Er rollt seinen linken Stick auf seine linke Schulter und lässt ihn am Fell hüpfen, indem er ihn mit der rechten Hand anspielt. Ein kniender Weltklasse-Schlagzeuger beim einhändigen Speed-Trommeln. Grubinger steht auf. Er steigert sich in ein Wirbel-Finale. Brustmuskeln zucken. Sein Gesicht verzerrt sich zu einer Fratze – jetzt trommelt er mit Maximalkraft: „Drrr-Drrr-Drrr-Drrr“ – ein Geräusch wie Maschinengewehrfeuer. Das Stück be­ endet er mit einem einzigen knallenden Schlag auf die Metallkante der Trommel. „Zack!“ Grubinger schnappt nach Luft. In weniger als vier Minuten hat er die Essenz seiner zehnjährigen KonzertKarriere getrommelt: Speed, Präzision und Virtuosität – angereichert mit einem Schuss Wahnsinn. www.martingrubinger.com the red bulletin



r ea d bull

Read Bull Lesevergnügen im Red ­Bulletin: Jeden Monat widmet ein namhafter ­Autor unseren Lesern eine Kurzgeschichte. Diesmal der Schweizer Martin ­Suter, dessen Text „Ganser weiß zuviel“ dem Buch „Unter Freunden und ­andere Geschichten aus der Business Class“ ­(erschienen 2008 bei Dio­ genes) entnommen ist.

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Ganser weiß zuviel Von Martin Suter 80

ls Ganser an Scheiwilers Tür klingelt, steigt sein Puls. Er blickt Ursi von der Seite an und sieht, daß es ihr ähnlich geht. Sie hat die schmalen ­Lippen, wie immer, wenn sie angespannt ist. Bei Scheiwiler privat eingeladen zu sein ist ein ­Privileg, das nicht vielen zuteil wird. Ganser ist jetzt schon seit fast sechs Jahren in der Firma, seit über zwei davon in der erweiterten Geschäftsleitung. Und noch nie hat er mit Scheiwiler mehr als die zwei, drei privaten Sätze gewechselt, um die man bei zufälligen Begegnungen am Kaffeeautomaten, im Lift oder in der Herrentoilette nicht herumkommt. Ganser hat das nie persönlich genommen, denn Scheiwiler ist dafür bekannt, daß er sein Privatleben vor der Öffentlichkeit abschirmt, auch vor der firmen­ internen. Um so ergriffener war er, als er in der internen Post dessen handschriftliche, formelle Ein­ ladung zu einem „Abendessen im kleinen Kreise“ vorfand. Ursi hat sich extra ein neues Kleid gekauft, und er sich vom Flughafen Barcelona drei Krawatten mit­ the red bulletin


tina berning

read bull

gebracht und sich schwergetan mit der Entscheidung, welche er tragen solle. Scheiwiler öffnet persönlich, begrüßt sie zere­ moniell und führt sie ins Wohnzimmer, wo bereits zwei ihnen unbekannte Ehepaare auf dem Kelim ­stehen und verlegen an ihrem Blanc Cassis nippen. Der Abend verläuft steif. Scheiwiler ist so ­unnahbar wie immer, und seine Frau versucht ver­ geblich, das Eis zu brechen, das die Unterhaltung immer wieder einfrieren läßt. Und da geschieht etwas Schreckliches. Ganser muß die Toilette aufsuchen, und Frau Scheiwiler ruft ihm nach: „Hinterste Tür, rechts!“ Oder rief sie „zweithinterste“? Ganser versucht es mit der hintersten und findet sich im Elternschlafzimmer wieder. Aber statt sofort kehrtzumachen, bleibt er fasziniert vor dem Bett ­stehen. Hier, denkt er, hier schläft also der große, der unergründliche, der gefürchtete Scheiwiler. Hier erholt er sich von seinen folgenschweren Ent­ scheidungen, hier schöpft er Kraft für die Stahlbäder des Topmanagements. Und wie er so voller Ehrfurcht auf Scheiwilers Kopfkissen starrt – er erkennt es an den drei Manage­ mentbüchern und der neuesten Ausgabe der Haus­ zeitung auf dem Nachttisch –, sieht er, so halb unter die Daunendecke gekuschelt, etwas Rosarotes liegen und brav auf sein Herrchen warten: ein rosarotes, schon ein wenig abgeschmustes Plüschschweinchen. Wie hypnotisiert steht Ganser vor Scheiwilers Ehe­ bett und starrt auf das rosarote Plüschschweinchen auf dem Kissen. Es sieht aus, als hätte es schon länger keine Waschmaschine gesehen. Vielleicht noch gar nie. Könnte es sein, daß der Mann, dessen Name auf Gansers Hierarchieebene nur mit gedämpfter Stimme ausgesprochen wird, nicht nur mit einem rosaroten Plüschschweinchen schläft, sondern auch seiner Frau verbietet, es zu waschen? Macht er ihr eine Szene, wenn sie es trotzdem tut? Ist es vorstellbar, daß er manchmal am Morgen nicht deshalb etwas unausgeruht wirkt, weil er die halbe Nacht von der Sorge um die Weltwirtschaft getrieben wurde, sondern weil er sich die halbe Nacht mit seiner Frau über den Sauberkeitsgrad von … the red bulletin

Ganser erstarrt. Ist es möglich, daß Scheiwilers rosarotes Plüschschweinchen auch noch einen Namen trägt? Grunzi? Stinki? Ringelschwänzli? Muß er sich tatsächlich das Ehepaar Scheiwiler bei einem Ehe­ streit vorstellen, bei dem es darum geht, daß Grunzi nach Lenor duftet statt nach Scheiwiler? Ein gekünsteltes Auflachen aus der Richtung des Wohnzimmers, wo Scheiwilers und ihre Gäste beim Kaffee sitzen, reißt ihn aus seinen Gedanken. Vielleicht irrt er sich. Vielleicht ist die Seite mit dem Schweinchen gar nicht die von Scheiwiler. Aber ein Blick auf das andere Nachttischchen zerstört diese Hoffnung: Die Vorstellung, sein CEO lese vor dem Einschlafen „Frau mit Herz“ und „Glückspost“, taugt kaum zur Wiederherstellung seines Respekts vor Scheiwiler. Das ist wohl das Allerschlimmste an seiner Ent­ deckung: der Respektverlust. Nie mehr wird er sich seinen Boss ohne das rosarote Plüschschweinchen vorstellen können. Immer, wenn dieser in Zukunft seine gefürchteten Donnerwetter über das ein­ geschüchterte Management niedergehen läßt, wird Ganser ihn mit Grunzi im Arm schmollend am Daumen lutschen sehen. Und immer, wenn Scheiwiler auf Geschäftsreise ist, wird er ihm die Daumen drücken, daß er am Security Check nicht mit Stinki erwischt wird. Würde er mit der Bürde dieses Wissens weiter­ leben können, fragt sich Ganser. Würde er dicht­ halten? Würde er der Aufgabe gewachsen sein, dafür zu sorgen, daß Scheiwiler nie, nie im Leben erfährt, daß es in der Firma jemanden gibt, der das Geheimnis von Ringelschwänzli kennt? Gerade als es ihm gelingt, sich vom Anblick des ­lächelnden Kuschelschweinchens loszureißen, sagt Scheiwilers Stimme hinter ihm: „Die Toilette ist eine Tür weiter.“

Martin Suter Geboren 1948 in Zürich, Schriftsteller und einst Werbetexter und Creative Director. Wurde bekannt mit seiner Kolumne „Business Class“ in „Weltwoche“ und „Tages-Anzeiger“ („Das Magazin“). Sein aktueller Roman „Allmen und die ­verschwundene María“ erschien soeben bei Diogenes.

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GORAN BREGOVIC

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MP3-Player f端r den richtigen Beat unter Wasser: PROFI-GEAR, Seite 86

Dein Programm im Mai

ac t i o n ! R E i s e n / E q u i p m e n t / P a r t y / W o r k O u t / c i t y g u i d e / MUSI k / E v e n t s / TV Wie man 435 PS als Inspirationsquelle n端tzt? Die Antwort erfolgt auf Seite 84.

Im Sand spielen! In der W端ste von Colorado wartet eine Off-Road-Erfahrung der besonderen Art.

drivenexperienes.com

ReiseN, Seite 84

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Action!

travel

AprèsWüste Wie man den Sand wieder aus den schuhen kriegt

Im Wasser Tausche staubige Rennstrecken gegen die reißenden Stromschnellen des Dolores River: Das Adventure Center des Gateway Resort bietet Rafting, Kayaking und Tubing. gatewaycanyons.com

Durch die Wüste heizen  In den Canyons von ­Colorado warten PS-starke Geländewagen ­darauf, entschlossen bewegt zu werden. Wüsten gelten generell ja nicht als Orte, an denen man besonders viel Spaß hat. Dass es sich hierbei um ein ungerechtfertigtes Vorurteil handelt, wird jeder bestätigen, der je an Bord eines Pro-Baja-Trucks, von den 435 PS eines V8-Motors auf 140 km/h beschleunigt, über sandige Geländekuppen bretterte. Driven Experiences heißt das Unternehmen, das sich der segensreichen Aufgabe verschrieben hat, auf einem Trainingsgelände in der Emerald-Wüste Offroad-Kurse durchzuführen, die den Begriff „Offroad“ neu definieren. „Irres Tempo. Und je länger man draußen ist, desto mehr Schlaglöcher hat die Strecke“, erklärt Travis Nailor, ein Teilnehmer. „Ein Erlebnis, das süchtig macht.“ Eine durchaus repräsentative Einschätzung, wie Instruktor Andrew Hendricks bestätigt: „Selbst erfahrene Straßenrennfahrer sind erstaunt, wozu diese PS-Monster imstande sind. Die meisten Rookies sind zu Beginn ängstlich, aber am Ende des Tages muss man sie regelrecht aus dem Auto zerren.“ Angeboten werden verschiedene Pakete. So ist abhängig von Budget und Anspruch auch das gesamte Streckenareal buchbar. Die meisPreise reichen von ten Leute nehmen im nahen Gate600 Dollar für eine way Canyon Resort (Zimmer ab 8-Runden-Fahrt bis 450 US-$/Nacht) Quartier, auch zu 2600 Dollar für aufgrund des – der exponierten den ganzen Tag. Wüstenlage geschuldet – eher Infos auf: drivenexperiences.com k ­ argen Beherbergungsangebots. 84

In Colorado ist die Adrenalinproduktion ein wichtiger Wirt­ schaftszweig.

In der Luft Lust auf eine neue Perspektive? In Colorado werden Flüge im Helikopter oder der Cessna angeboten. Atemberaubende Blicke über faszinierende Gebirgslandschaften und tiefe Schluchten sind garantiert. gatewaycanyons.com

Insidertipp Learning to fly „Wenn du auf eine Kuppe zusteuerst und nicht weißt, was dahinter ist, hast du ein mulmiges Gefühl. Das ist normal, nichts, wofür du dich schämen musst. Aber scheiß drauf. Einfach Ruhe bewahren und am Gas bleiben“, rät kein ­Geringerer als Chuck Dempsey, die kalifornische OffroadRacing-Legende. „Abheben und den Flug genießen. Nach der Landung fühlst du dich wie der König der Welt.“

Vollgas!

„Unsere Trucks sind eine harte körperliche Herausforderung für die Fahrer“, sagt Andrew Hendricks. „Wenn jemand wirklich das Maximum aus dem Fahr­ erlebnis rausholen möchte, rate ich ihm, spätestens die Woche davor hart an seinem Köper zu arbeiten.“

Zur Erde Obwohl rund 320 Kilometer vom Highway 50 entfernt, lohnt sich ein Abstecher zu den Zip-Lines bei Salida – bis zu 210 Meter lange Seilrutschen führen über bis zu 60 Meter tiefe Schluchten. captainzipline.com

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drivenexperiences.com(2), shutterstock

Sand & Getriebe


Action!

workout

Ruder-Weltklasse im Leichtgewichts-Doppelzweier: Mario Gyr (li.) und Simon Schürch

Hart am Wasser

Kraftaufbau: Gyr und Schürch beim Indoor-Workout

T R o c k e n tr a i n i n g Nicht nur für Ruderer: Beinstrecker- und Gleichgewichts-Training. Anfänger-Tipp: Übung vorerst nur bis Position 2 ausführen und wieder aufrichten.

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lukas maeder(3), shutterstock

Heri Irawan

Rudern  Was hinter dem Erfolg der Ruder-Vizeweltmeister Mario Gyr und Simon Schürch steckt. „Ruderer sind anders als die meisten Ausdauersportler“, sagt der Schweizer Mario Gyr, mit Landsmann Simon Schürch Silbermedaillengewinner bei der Ruder-WM 2013, „denn wir brauchen stets unsere Maximalkraft, bei jedem Ruderschlag. Plus die Puste für viele Ruderschläge. Wie wir unsere Kraftausdauer trainieren? Zu 60 Prozent am Wasser, zu 40 Prozent in der Kraftkammer.“ Schürch: „Die Beine sind beim Rudern das Wichtigste, sie erzeugen die meiste Power. Meine Beinstrecker stärke ich indoor in der Beinpresse oder mit Kniebeugen mit einer 105-Kilo-Hantel auf den Schultern. Auch sind wir täglich bis zu drei Stunden am Wasser. Programm: lange Ausdauer- und kurze Sprinteinheiten. Und Techniktraining: zum Verbessern der Ruderschlag-Synchronisation. Denn je synchroner der Ruderschlag, desto stabiler das Boot. Und desto schneller werden wir.“ the red bulletin

Je ruhiger die Ausführung, desto besser: auf einem Bein stehen, das andere nach vorn strecken.

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Kniebeugung des Standbeins. Tipp: Oberkörper zugleich vorbeugen.

S h a k e IT! Benzin für den Körper

Power-Proteine

Maximale Kniebeugung, dann auf einem Bein wieder aufrichten. Übung fünf Mal wiederholen.

„Für den Körper des Ruderers gilt: so viel Muskeln und so wenig Fett wie möglich. Nach harten Workouts ist ein Protein-Shake genau richtig. Er füllt leere Glykogenspeicher auf und liefert den Muskeln Aminosäuren. Und du wirst satt ohne schlechtes Gewissen.“

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Action!

Profi-Gear

Wasser­ fest Drei innovative Begleiter in und auf dem Wasser

Standesgemäß Mit 82 cm Breite ist das Board ­extrem kippstabil. Kleine würfelige Flächen am Deckpad gewährleisten gri∞gen Halt.

Energiee∞zient Die Paddel aus Carbon sind kraftsparende 440 Gramm leicht und haben einen höhenverstellbaren Schaft.

Ciamillo lunocet Die einer Delfinschwanzflosse nachempfundene Mono-Schwimmfinne ermöglicht Geschwindigkeiten bis 12 km/h. caw-designs.com

Gloryfy G3 Beach JP An der Innenseite der unzerbrech­ lichen Brille ­können Schwimm­ körper angebracht werden – so geht sie im Wasser nicht verloren.

Eva Walkner (34) ­gewann 2012 den Free­ride-World-TourBewerb in Fieberbrunn (Tirol).

Wasserbrett

www.gloryfy.com

Am See  Freeskierin Eva Walkner findet im Sommer Kraft und BAlance auf einem aufblasbaren Stand-UpPaddleBoard.

Speedo ­Aquabeat 2.0 Eingenetzt Zwei Gepäcknetze bieten Platz für Verpflegung und Ausrüstung bei ausgedehnten ­Tagestouren.

Der MP3-Player mit 4 GB Speicher ist bis 3 Meter wasserdicht und damit der ideale Begleiter beim Schwimmtraining. www.speedo.de

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claudia ziegler

Ihr luftgefülltes Stand-up-Paddleboard Grand Tour hat Eva Walkner auf Reisen immer dabei. „Was gibt’s Schöneres, als im Sommer entspannt über einen See zu gleiten?“, meint die Freeriderin über das 13 Kilo leichte Brett, das sich in einem 82 × 40 cm großen Rucksack verstauen lässt. Neben dem Spaß kommt aber auch der Trainingseffekt nicht zu kurz. „Mit dem SUP schule ich die koordinativen Fähigkeiten und fordere speziell die Muskulatur in Rücken und Oberarmen.“ www.croslake.com


Navy SEAL Colormark Series No. 3051.BO: 44mm, protected crown, carbon reinforced polycarbonate case and case back, unidirectional ratcheting bezel, tempered scratch resistant mineral crystal, water resistant to 200 meters, signature PU strap, and Luminox self-powered illumination. Swiss Made. Preferred timepiece of Elite Special Forces Worldwide.

www.facebook.com/luminox

www.luminox.com


Action!

Feierabend

Ladies first Drei junge Musikerinnen, die den Sound ihrer Heimatstadt Göteborg prägen.

Yukimi Nagano Die Sängerin der Synthie-Soul-Band Little Dragon zählt Damon Albarn von Blur zu ihren Verehrern. Das vierte Album, „Nabuma Rubberband“, erscheint am 13. Mai. little-dragon.net

Party im Prunkhaus

Bis zu 750 Tänzer vergnügen sich auf den fünf Floors.

Um 1900 bewohnte eine Adelsfamilie das fünfstöckige Gebäude an Göteborgs Prunkstraße Avenyn. Heute beherbergt es den besten Club der Stadt. Der feinen Vergangenheit ist Yaki-da aber immer noch verbunden: DJs legen in Räumen mit antiken Polstermöbeln auf, Bands spielen vor Samtvorhängen. Die Idee dazu kam Betreiber Sebastian Kapocs 2010. „Es gab in Göteborg zwei Arten von Partys: die mit toller Underground-Musik und warmem Bier. Und die mit gutem Service und schnöseligem Sound“, sagt er. „Wir wollen beide Welten zusammenbringen.“ Das heißt: Auf der Terrasse finden LiveKonzerte statt. Im „Wohnzimmer“ legen junge House-DJs wie John Talabot auf. In der Kaffee-Bar läuft Hip-Hop und Soul. Und im Restaurant werden um zwei Uhr früh noch Steaks serviert. Ganz dem Clubnamen gemäß. Der ist walisisch und bedeutet: Wohl bekomm’s! Yaki-da Storgatan 47 411 38 Göteborg, Schweden www.yaki-da.se

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Feiern mit der grünen Fee Die Absinth-Bar im Yaki-da ist für ihre grünen Kreationen bekannt. Die zwei beliebtesten Cocktails zum Selbermachen.

Strindberg Margarita 3 cl Absinth   (bevorzugt: La Fée)  1 cl Cointreau  Limettensaft  1 TL Zucker  Sodawasser Dario Espiga 2,5 cl Absinth 1,5 cl Apfelkorn Limettensaft 1 TL Zucker Apfelsaft 1 EL Ingwer, frisch gerieben

Anna von Hausswolff Die Konzerte der 27-jährigen Göteborgerin muten an wie Mitternachtsmessen. Ihr Hauptinstrument ist die Kirchen­orgel, ihre Musik nennt sie Funeral-Pop. Nachzuhören auf „Ceremony“.

Scout Klas Inspiriert von ita­ lienischen Horrorfilmen, zimmert die Red Bull Music Academy-Absolventin gespenstische Klangräume zwischen verstolperten Hip-HopBeats und feiner Elektronik. www.soundcloud. com/scoutklas

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yaki-da.se(5), Anders_Nydam

G öteborg  Abtanzen zwischen ­A ntiquitäten, Headbangen unterm Kristallluster: Yaki-da ist Salon und Club in einem.


Action!

City Guide

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Stadtnahe BikeDownhill-Strecke. Mit zwei Kilo­meter Länge und Sprüngen bis zu zehn Meter Weite. Gratis-Bonus: eine Bike-Waschanlage am Ende des Trails.

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Johannes Lang, albert Exergian, Sascha Bierl

DJ Carol Fernandez: Schweizer HouseMusic-Export

Das Motto meiner Stadt? ­G elassenheit   B ern  Wo man in der entspanntesten Hauptstadt der Welt günstig trinkt und spät isst – und wo man sich die unvergesslichen Souvenirs holt. Als Kind nahm Carol Fernandez Klavierunterricht am Berner Konservatorium („Heute pepp ich meine Sets mit Keyboardeinlagen auf“), spielte als Teenager DJ im Plattenladen ihres Vaters („Ich demolierte alle Plattenspielernadeln, er war stinkwütend!“), hatte mit 22 den ersten Auftritt an den Turntables („Ein kleiner Club. Ich war sooo nervös: 10 von 15 Stücken verkackte ich“) und ist heute die meistgefragte DJ der Schweiz: „Ich habe 90 Auftritte pro Jahr. Und komme in der Schweiz und Europa ein wenig rum. Doch am liebsten kehre ich in meine Heimatstadt Bern zurück. Warum? Alles hier ist easy-going. Keine gehetzten Gesichter auf der Straße, dafür idyllisches, entspanntes und familiäres Flair, Welche Hauptstadt bietet das heute noch?“ Carols Top-Five-Spots für den Bern-Trip. djcarol-fernandez.com

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TOp Five Meine City-HIGHLIGHTS

1 Club Bonsoir Aarbergergasse 33/35 War mal der Plattenladen meines Vaters! Nun treten da Underground-Stars und junge Talente auf. Der Club ist mit Secondhand-Möbeln bestückt, und die Drinks sind gar nicht teuer.

ist kein Geheimtipp, aber zumindest das goldene 38.000-LiterFass im Lokal muss man gesehen haben. Wenn ich hier mal nicht auflege, schlürfe ich in der Galerie gemütlich einen Cocktail.

4 Adriano’s Bar & Café Theaterplatz 2 Der beste Kaffee der Stadt! Der Laden hat innen keine Tische und ist immer rappelvoll. Viele Berner kommen sogar extra nach dem Essen auf einen Macchiato oder Lungo hierher.

3 Kornhauskeller Kornhausplatz 18 Okay, dieses Kellerrestaurant samt Galerie mit Lounge und Bar

tauchsport-kaeser.ch

Bungee-Jump Stockhorn

2 pronto Restaurant

Aarbergergasse 26 Bern ist schon tagsüber eine ­ruhige Stadt. Nachts ab zwei Uhr herrscht überhaupt tote Hose. Ausnahme: das Pronto. Mit echt guten Pizzen, Pide und Kebabs.

Aaretauchen In der fisch­reichen Aare, die die Altstadt von Bern umfließt, kann man die Eigenheiten des Tauchens in Fließgewässern erleben. Kurse: vom Schnuppertauchen bis zur Tauchlehrerausbildung.

5 Blacksheep tattoo

Gerechtigkeitsgasse 5 In dem Tattoo-Laden arbeiten wahre Körper-Künstler. Sie zeichnen deine individuellen Motivwünsche auf Block vor und stressen nicht rum. Mein neues Tattoo ist von dort: ein Notenschlüssel auf Klaviertasten.

Ein Sprung aus e­ iner Gondel in 134 Meter Höhe über einem Bergsee – für viele ist Stockhorn der atemberaubendste ­Bungee-JumpSpot der Welt. www.stockhorn.ch

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Action!

world run

Die 6 größten Lauf-Irrtümer

Am Asphalt laufen ist schlecht? Dehnen bei Muskelkater gut? AnläSSlich des wings for Life World Run räumt das Red Bulletin mit den hartnäckigsten Lauf-Mythen auf.

„Laufen auf Asphalt schadet den Gelenken.“ Wahrheit

Mythos

„Lauftraining ist nur mit Puls­uhr sinnvoll.“ Wahrheit

Mythos

„Dehnen hilft bei Muskelkater.“ Wahrheit

Keine wissenschaftliche Studie belegt das. Vielmehr bauen regelmäßige Läufer einen dickeren Knorpelschutz auf – egal auf welchem Boden sie trainieren. Dazu senkt Asphalt das Risiko des Umknöchelns.

Nichts gegen objektive Leistungsmessung, aber der Körper ist keine Maschine. Er ist abhängig von Psyche, Schlaf oder Tages­ form. Also: Sagt er „langsamer“, dann ­bitte die Pulsuhr ignorieren.

Glauben Sie das ja nicht! Ein Muskelkater sind kleine Einrisse im Muskelgewebe, die durchs Dehnen nur noch weiter einreißen. Was tatsächlich hilft: Wärmebehandlung oder lockeres Laufen.

Mythos

Mythos

Mythos

„Ausdauertraining macht dich langsamer.“ Wahrheit

Nur wenn man jahrelang keine Sprints und nur Longruns absolviert, können sich „schnelle“ Muskelfasern in „langsame“ umwandeln. Gezieltes Speedtraining ­zwischendurch wirkt dem entgegen.

„Wer unter 30 Minuten läuft, verbrennt kein Fett.“ Wahrheit

Fett verbrennen wir stets, selbst im Schlaf. Nach 30 Minuten Laufen häufig effektiver, weil dann bei vielen die Kohlenhydrat­ speicher leer sind. Fürs Abnehmen ist aber eine negative Energiebilanz entscheidend.

„Eine Woche vor dem Bewerb soll man (fast) gar nicht laufen.“ Wahrheit

Obacht: Eine zu starke Trainingsreduktion knapp vor dem Wettkampf lässt die Aus­ dauer nach dem Wettkampf oft einbrechen. Besser: Trainings­umfang um die Hälfte kürzen und zwei Tage vor dem Lauf ruhen.

Finde dein ideales Laufziel mit dem Wings for Life Goal Calculator auf: www.wingsforlifeworldrun.com/de/about

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the red bulletin

craig Kolesky/Red Bull Content Pool, Christophe Launay/Red Bull Content Pool, Alessandro Dealberto/Red Bull Content Pool, Balasz Gardi/Red Bull Content Pool sascha bierl

Mythos


J E TZ

World-Runner

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ANME L DEN

F ünf Top-Athleten  über ihre Teilnahme am globalen Lauf-Event

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„Kilometer fressen, ­solange ich nur kann.“ Surf-Legende Robby Naish über sein konkretes Ziel

„3-mal die Woche Trai­ ning. Samt Langlaufen.“ Luc Alphand, einstiger Skistar und Ex-Motorsportler, über seine Vorbereitung

„Mein Ziel? 80 Kilo­ meter – und gewinnen.“ Ultrarunner Giorgio Calcaterra über seine Streckenplanung

Der Weltlauf   W ings for Life World Run  Ein Startschuss für sechs Kontinente: Am 4.  M ai 2014 steigt der erste globale Laufbewerb der Sport­ geschichte. Die Zielgruppe: alle, die sich mit der ganzen Welt messen wollen. Wie’s funktioniert? Hier die Fakten: 1. Der Modus

4. Die Wertung

Am 4. Mai 2014 starten um 10 Uhr UTC (koordinierte Weltzeit) gleichzeitig bis zu 35 Läufe in bis zu 33 Ländern. Nach 30 Minuten beginnen „Catcher Cars“ die Teilnehmerfelder von hinten aufzurollen. Wer weltweit als Letzter überholt wird, gewinnt.

Der letzte Mann und die letzte Frau weltweit werden zu globalen Champions gekürt und gewinnen eine ganz spezielle Weltreise. In jedem Land werden nationale Sieger ermittelt. Jede Läuferin, jeder Läufer kann ­online vergleichen: Wer hat global mehr Strecke geschafft als ich?

2. Die Jäger

„Ein Signal setzen – auch als Nichtläufer.“ Formel-1-Star i. R. und Laufmuffel David Coulthard über seine Motivation

„Erhebend, wenn Tau­ sende für uns laufen.“ Triathlet und Rollstuhlfahrer Marc Herremans über den Wings for Life World Run

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Die Catcher Cars erhöhen anhand global festgelegter Intervalle sukzessive ihre Geschwindigkeit. Wird ein Läufer überholt, scheidet er in dem Moment aus. Dabei wird automatisch seine erreichte Laufdistanz ermittelt.

3. Die Strecken Es gibt fünf globale Strecken­ kategorien: Küsten-, Fluss-, Stadt-, Natur- und Aussichtsläufe. Aktuelle Wetterinformationen, detaillierte Streckeninfos sowie den Weg-ZeitKalkulator – mit dem man die ­angestrebte Laufgeschwindigkeit im Rennen berechnen kann – bietet die Event-Website.

5. Die Teilnehmer Von Anfängern bis zu Top-Athleten und Promis (wie David Coulthard oder Robby Naish): Dabeisein, Spaß am Laufen und der gute Zweck stehen im Vordergrund. Jeder Läufer hilft!

6. Die Mission Der Wings for Life World Run steht unter dem Motto „Running for those who can’t“. Sämtliche Einnahmen kommen der Wings for Life-Stiftung für Rückenmarksforschung zugute, die weltweit wissenschaftliche Projekte zur Heilung von Querschnittslähmung unterstützt.

Fordern Sie die Welt beim Wings for Life World Run! OnlineAnmeldung bis 20. April 2014 unter: www.wingsforlifeworldrun.com

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Action!

laden & Lauschen

Gehört Gesehen

Playlist  Jeff Buckley lehrte ihn Singen, die Beatles zeigten ihm Alices Wunderland. Mark Foster über die fünf Songs seines Lebens.

Hörproben auf www.fosterthepeople.com

1 The Beach Boys

2 The Beatles

3 Jeff Buckley

Als ich den Song als Kind im Radio hörte, war ich hin und weg. Die Harmonien, der Gesang, so etwas hatte ich noch nie gehört. Wenig später kamen die Beach Boys nach Cleveland – und ich erlebte mein erstes Konzert überhaupt. Bei den Grammys 2012 schließlich mit meiner Lieblingsband auf der Bühne zu stehen war der größte Moment meines Lebens.

Für mich der beste aller Popsongs. Simpel und tiefgründig zugleich. Mein liebster Moment: wenn das Stück nach zwei ­Minuten unerwartet in Orchesterlärm umschlägt. Der Song nimmt dich auf eine Reise mit. Großartig, weil es auch textlich ums Reisen geht. Wie die Beatles diese zwei Ebenen miteinander in Einklang bringen, ist schlicht genial.

Ich hörte den Song zum ­ersten Mal in einer Live-Aufnahme, als ich 19 war (sechs Jahre, nachdem Buckley ertrank; Anm.). Ich brach in Tränen aus, weil ich das ­Gefühl hatte, Buckley habe in dem Song seinen Tod vorausgesagt. Ich sang das Stück damals beim Hören so oft mit, dass ich heute sogar sagen würde: Jeff Buckley brachte mir das Singen bei.

4 Radiohead

5 The Beatles

Das seltsame ZeichentrickMusikvideo von „Paranoid Android“ war das Highlight im MTV-Programm meiner Jugend. Den Song selbst fand ich noch genialer. Er besteht aus drei Teilen, wie eine klassische Komposition. Beim Hören denke ich mir noch heute, ich sollte mit dem Musikmachen aufhören. Mit dem Stück haben Radiohead Gottes Fuß gestreift.

Für diesen Song braucht man Kopfhörer. Nur damit bekommt man all die psychedelischen Soundflächen und den BandleierEffekt der Bassgitarre in voller Pracht mit. Diesen Effekt versuche ich seit Ewigkeiten nachzuahmen, bisher ohne Erfolg. Wenn ich „I Am the Walrus“ höre, fühle ich mich wie der von John Lennon besungene Humpty Dumpty auf LSD.

„God Only Knows“

„Paranoid Android“

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„A Day in the Life“

„I Am the Walrus“

Playgroup

DJ-Kicks „Das Label wollte mein Gesicht am Cover meiner MixCD. Fand ich banal. Deshalb kritzelte ich die Namen der Acts auf eine Wand und stellte mich verstohlen davor.“

„Grace“

S’Express

Theme From … „Mein erstes Cover von 1988 wurde glatt zum Nummer1-Hit. Der Zug stellt einen Riesenpenis dar. Kindisch, aber irgendwie charmant.“

S c h a ll- M as sag e gadget des Monats

Woojer Der Subwoofer für unterwegs: Häng die streichholzschachtelgroße Plastikbox zwischen MP3-Player und Kopfhörer, klipp sie dir aufs T-Shirt und lass dir vom Bass die Brust massieren. Der Clou: Der Woojer wandelt Schallwellen in Vibra­ tionen um – und überträgt sie direkt auf den Körper.

Icarus

UL-6 „Erst designte ich das Cover, dann zerfetzte ich die Hüllen und setzte sie wieder neu zusammen. Jedes ­Exemplar ist ein Einzelstück.“ Die Ausstellung zum Thema Vinyl läuft bis 16. Mai; Infos ­unter www.12mail.fr

the red bulletin

florian obkircher

Gottes Fuß und Humpty Dumpty

Als Achtzehnjähriger zog Mark Foster nach Los ­Angeles. Sein Ziel: eine Karriere als Musiker. Doch die ließ auf sich warten. Jahrelang kellnerte er in Bars und schrieb Werbejingles. 2010 stellten er und seine Band Foster the People dann den Song „Pumped up Kicks“ online. Ohne große Erwartungen, wie er heute sagt. Doch die luftige IndiePop-Hymne brachte den Durchbruch: einer der Songs des Jahres 2011, Platz 3 der US-Charts, fünf Millionen verkaufte Exemplare. Das Debütalbum ­„Torches“ wurde für zwei Grammys nominiert. Dieser Tage erscheint das Nachfolgewerk „Supermodel“. Welche ­Stücke Mark Foster als ­Musiker prägten, erzählt er hier.

Eine Ausstellung in Paris widmet sich dem Werk des Musikers und Designers Trevor Jackson. Der Brite über drei Plattenhüllen aus seiner Werkstatt.

getty images

Mark Foster, 29, Kopf der kali­ fornischen IndiePop-Band Foster the People


p ro m ot i o n

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Airboard® Stand-Up-Paddleboard Airboard®, die äusserst innovative Schweizer Marke, überrascht mit einem aufblasbaren Stand-up-Paddleboard, made in Germany. Das neue Airboard® Travel Extended ist eine absolute Neuheit und setzt neue Massstäbe! Das außerordentlich exakt verarbeitete Sportgerät wird in der fortschrittlichsten X‑Tec-Woven-Technology gefertigt und ist der ideale Begleiter für unvergessliche Abenteuer auf allen Gewässern. Verkaufspreis: CHF 1 580.– (inkl. HighPressure-Pumpe, Backpack, Repair-Kit) 1

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www.airboard.com

MiniChamp Alox – DER KOMPAKTE ALLESKÖNNER IN ALOX Eine lose Schraube am Taschenrechner, ein abgebrochener Fingernagel oder eine ungeschälte Orange präparieren – kleine Freuden machen Freunde! Mit dem hand­ lichen MiniChamp haben Sie nicht nur den richtigen Schraubendreher, der kleine Champion lässt sich auch bestens für Maniküre­ zwecke einsetzen und steht einem im Haushalt zur Seite. Praktisch am Schlüsselbund platziert, kann der kompakte Alles­könner weder verloren noch vergessen werden. Verkaufspreis: CHF 41.– 2

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www.victorinox.com/ch

SwissClassic Pizzamesser – ORDNUNG UND PRÄZISION AUF DEm PIZZATELLER! Sie steht bei uns ganz hoch im Kurs – die Pizza. Kein Wunder, denn das Trendgericht schmeckt Gross und Klein im Sommer und Winter gleichermassen gut. Dies mag in den unzähligen Belägen begründet sein. Für wirkliche Pizza-Fans kann die Pizza nicht gross genug sein. Hier kommen die scharfen Helfer aus der Schweiz zum Tragen. Die Pizzamesser mit Wellenschliff sind in vier modernen Farben erhältlich. Verkaufspreis: CHF 7.70 3

www.victorinox.com/ch

«SWISS UNLIMITED ENERGY» EAU DE COLOGNE BY VICTORINOX Der neue Duft von Victorinox, Swiss unlimited ENERGY, ist der ideale Begleiter für alle Sportfans bei sämtlichen In- oder OutdoorAktivitäten. Die berauschende Komposition des neuen sportlichen und prickelnden Dufts richtet sich an alle Abenteurer mit Lust auf Nervenkitzel und einem angeborenen Ver­ langen, stets über die eigenen Grenzen ­hinauszuwachsen. Dank dem funktionalen Soft-Touch-Flakon können Sie ihn in Ihrer Sporttasche problemlos überallhin mit­ nehmen. Verkaufspreis: CHF 62.– 4

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www.victorinox.com/ch


Action!

Events

Bikes, Dirt und   reichlich Speed   am Pfingstmontag 9. 6., Motorradsport-Club Muri, Muri

Der Motocross-Event in Muri – Teil der Inter MX Swiss Championships 2014 – ist eines der attraktivsten Schweizer Motorsportrennen: 10.000 Fans, ein Kurs voller Speed-Passagen und Europas Spitzenfahrer, die in den Kategorien Seitenwagen und Solo um den Tagessieg kämpfen, den 2013 in der Königsdisziplin MX1 Lokalmatador Julien Bill holte. Im Nebenprogramm: Festwirtschaft, Tombola und Autogrammstunden.  mrsc-muri.ch

6. 5., Komplex 457, Zürich

Sean Paul live

10./11. 5., Wankdorfhalle, Bern

Fecht-GP Bern Beim Fecht-Weltcup-Event ist Max Heinzer der große Gejagte. Der Schweizer Top-Fechter gewann in Bern zuletzt dreimal en suite: als erster Athlet in der Geschichte dieses GPs. gp-bern.ch

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Sean Paul ist der erfolgreichste jamaikanische Sänger seit Bob Marley – dazu Songwriter, ­Producer und Grammy-AwardWinner. Für seine aktuelle „Full Frequency“-Tour hat der 41-Jährige auch einen SchweizStopp eingeplant – nicht ohne Vorfreude: „Das deutsch­ sprachige Publikum geht bei meinen Gigs immer besonders ab. In Zürich wird das Konzert eine einzige grosse Party.“ allseanpaul.com

11.–16. 6., Basel

LISTE – Art Fair Basel 1996 ins Leben gerufen, entwickelte sich die LISTE zu einer der weltweit ­bedeutendsten Messen für junge Kunst. Ein Erfolgsgrund: der hohe Qualitäts­ anspruch der Kuratoren. Von jährlich 300 Messe-Bewerbungen akzeptiert man nur 66 vielversprechende Galerien: 2014 neu auf der LISTE: Carlos/Ishikawa mit Werken von Oscar Murillo oder VI, VII, Oslo, mit Arbeiten der Multimediakünstlerin Eloise Hawser.  liste.ch

the red bulletin

Hugo Roos, Getty Images, Warner Music, Daniel Spehr, Frank Wilde, Reinhard Standke, Bike Days GmbH/Michael Suter, Dan Winters

Pfingstmotocross Muri


1. 6., Rapperswil-Jona

23.–25. 5., Porecˇ, Kroatien

Ironman 70.3

Lighthouse Festival

30.000 Zuschauer, 1200 Helfer und 3500 Athleten aus 50 Ländern kennzeichen den Ironman 70.3 (die Zahl drückt die zu bewältigende Distanz in Meilen aus) in Rapperswil-Jona. Zurückzulegen sind: 1,9 Kilometer schwimmend, 90,1 Kilometer Rad fahrend und 21,1 Kilometer laufend. Starten können Frauen und Männer in den Kategorien „Pro“ sowie in 13 Altersklassen (bis 80+). Dazu gibt es einen Ironkids-Bewerb für die Jüngsten sowie eine Ironman-Expo als Nebenprogramm.  ironman.ch

Die Organisatoren des Lighthouse Festivals ver­ heissen ihren Besuchern einen Kurzurlaub mit Electro-Musik in einzigartiger Atmosphäre. Konkret: An der Eventlocation, der adriatischen Halbinsel Lanterna, werden auf zwölf Bühnen – in mehr oder weniger unmittelbarer Strandnähe – Acts wie Animal Trainer, Axel Boman oder Joyce Muniz den Festival-Sommer musikalisch einläuten. lighthousefestival.tv

Save the Date Erfreuliche Pflichttermine in naher Zukunft

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dienstag

VolleyballClub-Wm

17.–20. 5., Basel

Bei der VolleyballClub-WM für Frauen wurde Volero Zürich 2013 Vierter. Reicht es nun gegen Top-Teams wie Istanbul oder Guangdong für ­eine Medaille?

Young Stage Zu dem Event reisen Zirkusdirektoren aus aller Welt an, um Talente für ihre Shows zu scouten: 14 atemberaubende Showacts internationaler Jungkünstler aus den Bereichen Artistik, Tanz und Comedy kämpfen um die Gunst der Zuseher und der Jury. Infos, Tickets: young-stage.com

6.–11. 5., Zürich, Saalsporthalle

9. 6., Hallenstadion, Zürich

Kings of Leon Mit ihrem vorletzten Album „Come Around Sundown“ führten die Kings of Leon 26 Wochen lang die Schweizer Charts an, ihr jüngstes Werk „Mechanical Bull“ stieg hierzulande auf Platz 2 der Verkaufsliste ein. Und wer den vielumjubelten Auftritt der dreifachen Grammy-Gewinner beim Open Air in St. Gallen 2013 verpasst hat, sollte sich für das Konzert im Zürcher Hallenstadion rasch Karten sichern. Im Rahmen ihrer 2014er-Tour ist dies das einzige Gastspiel der US-Alternative-­ Rocker in der Schweiz.  kingsofleon.com

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freitag

Jazzfestival BAsel 17 Abende lang ist Basel Jazzbühne für insgesamt über 200 Musiker – dar­ unter internationale Grössen wie Richard Galliano oder Wolfgang Muthspiel. 4. 4.–10. 5., Basel, verschiedene Bühnen

27 9.–11. 5., Solothurn

Bike Days Es ist das grösste Outdoor-Bike-Festival der Schweiz. Mit jährlich über 20.000 Besuchern, mehr als 300 Ausstellern sowie nationalen und internationalen Contests wie BMX- und MTB-Bewerben, Minidrome- oder CrossCountry-Rennen. Was die Zuschauer 2014 sonst noch erwartet? Eine nächtliche BMX-Flatland-Show inklusive DJ Sound, ein VW Multivan Eliminator Race sowie ausführliche Velotests von Downhill-, City-, Cross-Countryoder Rennrädern: auf eigenen Teststrecken und völlig kostenlos.  bikedays.ch the red bulletin

Freitag

Eidgenössisches Schützenfest … … für Jugendliche im Kanton Bern. Teilnahmeberechtigt sind junge Leute der Jahrgänge 1994 bis 2006. Alle Infos auf: esfj14.ch 27.–29. 6. & 5./6. 7., Waffenplatz Sand, Schönbühl

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Action!

games

Die Bösen, das sind die a­ nderen, und wir helfen ­ihnen ins Jenseits: „Wolfen‑ stein: The New Order“.

Aufstand   W olfenstein  Der klassische Ego-Shooter im futuristischen Retro-Gewand. Es sind, ach, schwere Zeiten: Seit Februar ’49 regiert das „Totenkopf-Regime“, dessen Hang zu Finsternis & Gewalt sogar die PräsidentenPorträts am Mount Rushmore zum Opfer ­gefallen sind. Doch 1960 erhebt sich eine ­un­erschrockene Gruppe Aufständischer gegen die grausamen Machthaber. In „Wolfenstein: ­The New Order“ führt man als B. J. Blazkowicz ­eine multinationale Widerstandsbewegung gegen die Herrschaft des Bösen an. Das Genre des Ego-Shooters wäre ohne den 1992 erschienenen PC-Titel „Wolfenstein 3D“ wohl nicht das, was es heute ist. Ein Jahr später setzte derselbe Entwickler (id Software)

mit dem düsteren 3D-Shooter „Doom“ den technischen Maßstab all dieser rasanten, blutigen Kampfspiele. Ohne diese beiden Vorreiter gäbe es heute vermutlich keine Blockbuster wie „Half-Life“, „Halo“, „Battlefield“ oder „Call of Duty“. In „Wolfenstein: The New Order“ findet man Retro-Steampunk-Kriegsmaschinen mit futuristischen Elementen, einen wunderbar narbengesichtigen, sadistischen Oberbösewicht, General Totenkopf, und effektreiche, klaustrophobische „Run & Gun“-Action, die allerdings nicht zur monotonen Ballerei verkommt. Erscheinungs­ termin: dritte Mai-Woche, erhältlich für Xbox One, Xbox 360, Windows, PS3 und PS4. wolfenstein.com

o u t n ow

Wii bittet „Bayonetta 2“ als rettung?

Ursprünglich plante Nin‑ tendo im laufenden Ge‑ schäftsjahr 9 Millionen Wii-U-Konsolen abzuset‑ zen. Nun ruderte man zu‑ rück und würde sich mit 3 Millionen begnügen. Im Kampf gegen Xbox oder PlayStation sollen Exklusivtitel wie die Fantasy-Action „Bayonetta 2“ helfen – als Beweis, dass Nintendo mehr als „Mario“ ist … Ob das Grund genug für den Kauf einer Wii U ist?  platinumgames.com

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Doppelter Spaß

Zwei Screens, eine Mission „Salvaged“ ist auf Weltraum-Mission: Der galaktische Bergetrupp repariert Raumschiffe, wehrt rivalisierende Teams und Alien-Angriffe ab. Für das Echtzeit-Strate‑ giespiel wird neben einem PC auch ein Android- oder Apple-Ausgabegerät benötigt. Der große Bildschirm zeigt den Blickwinkel der Crew, der kleine Über‑ sichtskarten, Schiffs‑ pläne und Statistiken. Erhältlich ab November.

salvagedgame.com

S p i e l- F i l m Games zu legendären ­Science‑Fiction-Filmen

The Amazing Spider-Man 2 Auf Teil 1 des Films basierte ein Open-World-Adventure, das der‑ art erfolgreich war, dass nun dasselbe Team an Teil 2 ran‑ durfte. Release: 29. April. theamazingspidermangame.com

Alien: Isolation Survival-Horror wie aus dem 1979er-Klassiker „Alien“, dessen DNA-Spuren sich ja in fast allen Grusel-Games nachweisen lassen. Verfügbar ab Ende 2014. alienisolation.com

Transformers: Rise of the Dark Spark Im Sommer kommt Teil vier des Roboter-Spektakels in die Kinos – diesmal mit Mark Wahl‑ berg in der Hauptrolle. Im abge‑ leiteten Third-Person-Shooter heißt der Kampf ebenfalls Mann gegen Maschine. transformersgame.com

the red bulletin


Action!

TV-Highlights

M ust See

Volles Programm

Helden auf ihrem Bildschirm

das red bull tv-fenster bei servus-tv Der spanische Triathlet Josef Ajram (li.) startet beim Wings for Life World Run in Barcelona.

Freeride World Tour

Samo Vidic/Red Bull Content Pool, maria ziegelböck, Predrag Vuckovic/Red Bull Content Pool, Ocean Seven, Discovery, Hoshi Yoshida, Klaus Fengler, Damiano Levati/Red Bull Content Pool

Das große Finale steigt 2014 im Schweizer Verbier. Mit dabei: Free­ skier Markus Eder. 19. 4., 9.30 Uhr

Zurück aus der Tiefe Nach einem gescheiterten Tauchgang kämpft sich Herbert Nitsch zurück ins Leben. 30. 4., 21.15 Uhr

Sonntag, 4. 5., 10.30 Uhr

Wings for Life World Run LIVE „Laufen für diejenigen, die es selbst nicht können“: unter diesem Motto steigt ein noch nie da gewesener Laufevent, der Wings for Life World Run. Wo? Auf der ganzen Welt! Zehntausende Athleten gehen auf beinahe 40 Strecken auf sechs Kontinenten zeitgleich ins Rennen, alle mit demselben Ziel: die Rückenmarksforschung voranzutreiben. ServusTV sendet für Sie live vom Start und nimmt Sie danach mit auf eine Weltreise zu den einzelnen Schauplätzen.

The Tough One 2014 Samstag, 19. 4., 20.15 Uhr

Jäger des Augenblicks Mittwoch, 9. 4., 21.15 Uhr

Mittwoch, 16. 4., 21.15 Uhr

Samstag, 19. 4., 10.30 Uhr

Defeating Oceans Seven

Rowing the Pacific

UCI World Championship

Der ehemalige Rugby-Profi Stephen Redmond stellt sich der ultimativen Herausforderung für Schwimmer – dem Oceans Seven.

Zwei Freunde, ein Ruderboot und 189 Tage auf See. Diese Dokumentation zeigt eine ungewöhnliche Reise von Japan nach Amerika.

Nach einjähriger Pause sind die Mountainbiker zurück in Südafrika. In Pietermaritzburg fällt der Startschuss zur Saison 2014.

the red bulletin

Im Februar 2010 bricht Sportkletterer Stefan Glowacz gemeinsam mit seinen langjährigen Partnern Kurt Albert und Holger Heuber zu einer Expedition zum Tafelberg Roraima im Dschungel Südamerikas auf. Der Aufstieg zum Felspfeiler „La Proa“ erweist sich als ultimative Herausforderung, welche die drei Männer nicht nur an ihre physischen, sondern auch an ihre psychischen Grenzen führt.

Hartes Geläuf und reichlich Schlamm. Eine echte Herausforderung für die Enduro-Elite um Graham Jarvis. 3. 5., 9.30 Uhr

Sie finden ServusTV mit dem Red Bull TV-Fenster nicht auf Ihrem Fernsehgerät? Rat und Hilfe zum Nulltarif unter

0800 100 30 70 97


Magic Moment

Tallinn, Estland, 22. Februar 2014

„ Dieser Trick ist nur für Superman möglich? Nicht, wenn die Welt kopfsteht!“ Simon Stricker, Skateboarder

Die nächste Ausgabe des Red Bulletin erscheint am 13. Mai 2014. 98

the red bulletin

Jaanus Ree/Red Bull Content Pool

Einmal der Schwerkraft trotzen: Für den Schweizer Skater ­Simon Stricker wurde dieser Traum Realität, auch wenn ein wenig nachgeholfen wurde. „Die Kamera-Crew hat in einer alten Industriehalle zwei Tage an diesem genialen ‚gekippten‘ Set gearbeitet“, verrät der 22-Jährige. „Das ist nicht einfach ein Foto, das ist ein Gesamtkunstwerk!“



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