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nummer 4, Februar 2008

Ein fast unabh채ngigEs monatsmagazin

Sebastian Vettel

Clever, smart, schnell: Auf diesen Mann hat die Formel 1 gewartet.


D I E K R Ä F T E D E R N AT U R . Thymian (Thymus vulgaris)

Orangenschalen (Citrus aurantium)

Lindenblüten (Tilia cordata)

Wacholder (Juniperus communis)

Holunderblüten (Sambucus nigra)

Ingwer (Zingiber officinale)

Rosenblüten (Rosa centifolia)

Pfefferminze (Mentha piperita)

Assai (Euterpe edulis)

Brombeerblätter (Rubus fruticosus)

Birkenblätter (Betula pendula)

Kardamom (Elettaria cardamomum)

Lavendel (Lavandula angustifolia)

Zitronenmelisse (Melissa officinalis)

Löwenzahn (Taraxacum officinale)

Koriander (Coriandrum sativum)

Quitten (Cydonia oblonga)

Hagebutten (Rosa canina)

Passionsblume (Passiflora incarnata)

Hopfen (Humulus lupulus)

Hibiskus (Hibiscus sabdariffa)

Ringelblume (Calendula officinalis)

Galgant (Alpinia officinarum)

Zitronengras (Cymbopogon citratus)

www.carpediem.com

ZUM TRINKEN.

DES TRINKENS REICHER SINN. Carpe Diem Botanic Water ist 100% natürlicher Trinkgenuss, der sich die Kräfte der Natur zu Nutze macht. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Botanik der Universität Wien wurden 24 Kräuter und Pflanzen ausgewählt, die seit Jahrhunderten in der Naturheilkunde Anwendung finden. Carpe Diem Botanic Water gibt es in drei Sorten: Beruhigend, Harmonisierend und Belebend. Weitere Informationen auf www.carpediem.com


bullhorn

februar 2008

the red bulletin

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Betrifft: Träume und wie sie Realität werden Herzlich willkommen zur vierten Ausgabe des Red Bulletin! Neben aller Freude an Leistung, Lust am Risiko, Kreativität, Leidenschaft und Humor zeichnet vor allem eine Eigenschaft viele Red Bull-Athleten aus: das Talent, bei der Wahl ihrer Ziele auf Vernunft zu verzichten. „Was wollts ihr denn mit eurem Segeln?“, wurden Roman Hagara und Hans-Peter Steinacher am Beginn ihrer gemeinsamen Karriere gefragt. „Zur Olympiade fahren“, antwortete das Duo aus Wien bzw. Zell am See, was ja nicht unbedingt die traditionsreichsten Segelhochburgen der Welt sind. Mittlerweile ist bekannt, dass die Sache mit Olympia ganz gut funktionierte: In Neuseeland kämpfen die beiden nun um ihre Chance aufs dritte Olympia-Gold, Situationsbericht ab Seite 30.

ADRENALIN AUS AMERIKA NASCAR bietet nicht nur ausgezeichneten Sport, sondern auch jede Menge Show. Damit den bis zu 300.000 Zuschauern pro Rennen keine Sekunde langweilig wird.

Auch Harry Egger ist seit vielen Jahren Red Bull-Athlet. 1999 erreichte der Lienzer in Les Arcs 248,105 km/h, damals das höchste Tempo, das je ein Mensch auf Skiern erreicht hatte. Wenig später beschränkte der Inter­ nationale Ski-Verband (FIS) die Rekordjagd. Die FIS unterwarf die Ausrüstung nicht ganz einsichtigen Limits, was Egger in der ihm eigenen ­Geradlinigkeit schlicht nicht so hinnahm. Der Osttiroler definierte seine Aufgabe einfach neu – und um ein Alzerl kompromissloser als die alte –: Harry wollte schneller sein als je zuvor ein Lebewesen ohne Unterstützung e­ ines Motors. Nach Karriereende hat Egger seinen Rennanzug nun ausnahmsweise verborgt. An wen, das erfahren Sie ab Seite 66. Auch Sebastian Vettel verfolgt einen Traum der ehrgeizigeren Art: Der 20-jährige Deutsche will Formel-1-Weltmeister werden. Den nächsten Schritt in Richtung der Verwirklichung dieses Traums möchte der Schützling des Red Bull Junior Teams 2008 in der Scuderia Toro Rosso setzen – Anlass für ein Interview mit dem Burschen, der laut Michael Schumacher „alles hat, was man für eine große Karriere braucht“. Seite 36 Erlauben Sie uns noch einen Hinweis aufs Filetstück des Hefts: Das Red Bulletin hat das Red Bull-NASCAR-Team in den USA besucht und ein atemberaubendes Dossier heimgebracht. Es erklärt lückenlos, warum diese Rennserie pro Saison elf Millionen Fans an die Strecken zieht. Eine faszinierende Einführung in diesen unglaublichen Sport ab Seite 50.

bild: jürgen skarwan

Viel Vergnügen! Die Redaktion

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23.01.2008 16:00:46 Uhr


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the red bulletin

inhalt

februar 2008

Mitarbeiter

bullevard

Neues aus der Welt von Red Bull berichten in Wort und Bild:

Staunenswertes, häppchenweise einzunehmen.

Christian Ankowitsch, 48, lebt

Übern Berg kommt man mit einem Seil, ja, schon … Aber so? Seite 8

als österreichischer Journalist und Schriftsteller in Berlin. Für das Red Bulletin verfasst er die Kolumne „Geist und Körper“. Seite 18

war in Wien, Hamburg und München Redakteur der Zeitschriften „Wiener“, „Tempo“ und „Männer Vogue“, bevor er sich als freier Journalist und ­Autor in Berlin niederließ. Ghostwriter von Biografien, Reisebüchern und Reportagen mit Schreibrefugium im südlichen Burgenland. Für das Red Bulletin reiste er nach Frankreich, um Ski-Freeriderin Andrea Binning zu porträtieren. Seite 26

Lukas Lessing, 48,

Red Bull Racing und der RB4: Chris Horner über das neue Geschoss. Seite 10 Übergeschnappte Schüsse aus der Mailbox von RedBulletin.com. Seite 10 Happy Birthday to Harti Weirather. Mit erfüllendem Geschenk. Seite 12

war schon für die Rallye Dakar geimpft und wartete in Lissabon auf das Startkommando, als die Veranstaltung abgesagt wurde. Jedes Schlechte hat auch sein Gutes: So konnte Red Bulletin-Mitarbeiter Jessner in Kitzbühel die neue Formel-1-Hoffnung Sebastian Vettel interviewen. Seite 36

Werner Jessner, 32,

Einen Bären hofft Madonna aus Berlin zu entführen. Seite 13 Manuel Pamic mag Tekila sehr. Seite 14

ist Chefredakteur und Herausgeber der Zeitschrift „A la Carte“ und einer der renommiertesten Kulinarikjournalisten. Er schreibt nieder, was Starkoch Eckart Witzigmann in der Küche des Hangar-7 für unsere Kolumnen verrät. Diesmal geht’s um Frühlingsrollen, ab Seite 74.

Christian Grünwald, 45,

Helmut A. Gansterer, 61,

kam nach einem Studium der Technik (HTL Mödling), der Nationalökonomie (WU Wien) und der Werbung (Ogilvy International) zum Wirtschaftsmagazin „trend“, dem er seit 35 Jahren treu blieb. Er wurde früh Chefredakteur und Herausgeber. Heute ist er Co-Heraus­geber des „trend“, Kolumnist von „profil“ und freier Publizist. Als „Edelfeder“ und „Allzweckwaffe“ schreibt Gansterer, zuletzt mit dem „Kunstmediator“ und dem „OscArt“ ausgezeichnet, über alles, was interessant ist und teuer kommt. Für das Red Bulletin besuchte Gansterer Prag, ab Seite 78.

arbeitete bei verschiedenen Tageszeitungen (z. B. „Kurier“) und Magazinen („Autorevue“, „Sportmagazin“, „Golfrevue“), ehe er zum Red Bulletin wechselte. Er spürt gerne, worüber er schreibt, aber in der Story über Speedski hätte ein bisschen weniger Schmerz auch gereicht. Seite 66

Robert Sperl, 49,

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Hermann Maier unterstützt Heinz Kinigadners „Wings for Life“. Seite 14 Yoshihide muroya geht in die Luft (mit einem Schummelzettel). Seite 14 „Maddo“ flog mit Motorrad über ein Footballfeld. Was sagt die Physik? Seite 16 Christian Ankowitsch schreibt über formloses Gemüse. Seite 18 Kain & rath. Seite 18 Red Bull Playstreets als unverblümte Art der Ortsquerung. Seite 20 Christian Schiester hält uns … am Laufenden, was sonst? Seite 20 Bruno Kernen, Ex-Skirennfahrer, läuft fremd in Davos. Seite 20 Thomas Morgenstern verrät, wie man mit einem Fußball in der Hand über die Bergisel-Schanze springt. Seite 21 Böse Buben der Eishockey-Liga im praktischen Strafbank-Quartett. Seite 22 Rekorde aus aller Welt. Seite 23

coverbild: gepa pictures/red bull photofiles; Illustrationen: Anje Jager

Lars jensen, 35, wurde in Hamburg geboren, studierte Jus in Hamburg und Berlin und arbeitet u. a. für „Spiegel“, „FAZ“ und „Vogue“. Konnte während seines Studiums viel Geld mit Fußballwetten verdienen, hat aber schon alles wieder ausgegeben. Jensen wohnt seit 2002 in New York und hatte es deswegen nicht allzu weit nach Kalifornien, um sich mit Snowboarder und Jugendidol Shaun White zu treffen. Seite 44

23.01.2008 11:08:36 Uhr


INHALT

FEBRUAR 2008

THE RED BULLETIN

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HELDEN

DOSSIER

ACTION

Die Menschen, die den Februar bewegen. Seite 25

American Saga: Faszination NASCAR, sehr hautnah. Seite 50

Was in der Welt von Red Bull so läuft, kocht, reist etc. Seite 65

ANDREA BINNING ist der Welt beste Freeriderin. Sie weiß auch, wie es sich im Inneren einer Lawine anfühlt.

PHÄNOMEN. Der größte Player im US-Motorsport, NASCAR, schwappt mit seiner Faszination auch auf Europa über. Seite 52

ICH SPEEDSKIE, DU SPEEDSKIST, WIR SPEEDSKIEN. Harry Egger wollte dem Red Bulletin seine Speedski-Ski und seinen Speedski-Anzug für einen Tag leihen. Einer von uns ging dann tatsächlich in die Hocke.

VON LUKAS LESSING Seite 26

ROMAN HAGARA und HANS-PETER STEINACHER wollen in Peking um ihr drittes Olympia-Gold segeln. Fraglich ist vorläufig lediglich, ob sie das überhaupt dürfen.

VERGLEICH ZUR FORMEL 1. Eingesetztes Kapital, Zuschauer vor Ort, Renntage, TV-Präsenz: Die wesentlichen Daten belegen die Unterschiede. Seite 56

VON YVONNE KIENESBERGER Seite 30

RED BULL RACING. Als einziges europäisches Team drängt Red Bull als Außenseiter ins amerikanische RaceEstablishment. Seite 61

MARGOT JANSE reitet und töpfert gern, aber privat. Hauptberuflich kocht sie – und zwar so gut, dass sie im März im „Ikarus“ des Hangar-7 gastieren wird. VON SIMON SCHREYER Seite 34

SEBASTIAN VETTEL ist Shooting Star der Formel 1 und fährt 2008 für die Scuderia Toro Rosso. Ein Interview mit dem Burschen, der nicht nur Michael Schumacher begeistert.

RACE CAPITAL. Dieser Sport, diese Industrie kennt zwei Hauptstädte: Daytona Beach, Florida, zum Feiern und Mooresville, North Carolina, zum Arbeiten. Seite 63

VON ROBERT SPERL Seite 66

ECKARTS NEUE ROLLE. Und zwar die Frühlingsrolle. Meister Witzigmann und eine überaus gewinnende Interpretation der Mutter aller Vorspeisen. VON CHRISTIAN GRÜNWALD Seite 74

ROLANDS KLEINE ZEHN. Sixpack folgt Zehnkampf: Unser DekathlonAushängeschild Roland Schwarzl zeigt uns zehn Übungen, die garantiert nicht ohne Folgen bleiben. VON WERNER JESSNER Seite 76

EINE REISE NACH PRAG. Ehe die musikalischen Helden des Sperm Festival 2008 – inklusive Red Bull Music Academy – so richtig aufräumen: Lesen Sie einen feinsinnigen Bericht aus der Goldenen Stadt.

VON WERNER JESSNER Seite 36

SHAUN WHITE ist der glamouröseste Snowboarder, der originellste Skateboarder und einer der sympathischsten Gesprächspartner der Welt.

VON HELMUT A. GANSTERER Seite 78

VON LARS JENSEN Seite 44

WIR WAREN HIER. FÜR SIE.

LESERBRIEFE und KAINRATHS KALENDERBLATT. Seite 6/7 TERMINE. Bei Tag und Nacht. Seite 86 KITZBÜHEL NÄCHTLICH. Der PartyReport vom Hahnenkamm. Seite 90

Las Vegas Carlsbad

Berlin Chamonix

Mooresville Prag

FM4 IST TEENAGER. Wie der Sender seinen 13. Geburtstag feierte. Seite 93 WELT IM CLUB. Wo’s schön rund geht. Diesmal: Weekend Club, Berlin. Seite 94

Kitzbühel Valencia

Schladming

SIMPLICISSIMUS. Arbeiten aus der hohen Schule für feine Ironie. Seite 96 Auckland

Franschhoek

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Verraten Sie uns, wo Sie waren. Auf WWW.REDBULLETIN.COM

ZEITSPRUNG. Wie man abhob, als Red Bull noch nichts verlieh. Seite 98 IMPRESSUM. Seite 98

23.01.2008 11:08:44 Uhr


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leserbriefe

the red bulletin

februar 2008

Briefe an die Redaktion Leserbriefe an The Red Bulletin richten Sie bitte per Fax an die Nummer +43 (0)1 90221-28809, per E-Mail an leserbriefe@at.redbulletin.com oder an die Postadresse Heinrich-Collin-Straße 1, 1140 Wien. Leserreaktionen werden nur veröffentlicht, wenn sie Namen, Adresse und Telefonnummer bzw. E-Mail-Adresse enthalten. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor, wenn es Länge und Klarheit erfordern.

Ihr Red Bulletin ist einfach genial. Meinen absoluten ­Respekt an Ihre qualifizierten Mitarbeiter. Anlässlich ­einer Formel-3-Präsentation im M1 in Graz konnte ich über Ein­ladung von Markus Friesacher Herrn Mateschitz persönlich „sehen“! Seit diesem Zeitpunkt bin ich ein ­bedingungsloser Fan von Red Bull. Christine Andrejko, per E-Mail

Ihre Artikel sind sehr fachkompetent und klar. The Red Bulletin ist übersichtlich und informativ. Mit einem Wort: Ich freue mich schon auf die nächste Ausgabe. Karl MieSSbacher, 8740 Zeltweg

Gratulation an Euch Jungs und Mädels des Red Bulletin. Euer Magazin ist echt der Hammer. Die Berichte sind nicht trocken, sondern lässig und trotzdem informativ. Format, Papier und vor allem das Layout sind schon sehr okay. Wäre ich noch (um vieles)

jünger, würde ich alles tun, um bei Euch mitzuarbeiten. Schließlich lernte ich 1970 den Beruf Schriftsetzer. Ich lese sehr viele Fachzeitschriften zu den Themen Auto, ­Motorrad, Computer, aber mit denen nehmt Ihr es leicht auf. Walter Guntendorfer, 3340 Waidhofen/Ybbs

Ganz so perfekt, wie sich das Red Bulletin sonst darbietet (Hochachtung für die letzte Ausgabe), ist es am Ende leider doch nicht. In Punkt 92 der Streif-Analyse wird auch des Bildungsauftrages gedacht, aber – leider – daneben­ getroffen. Die Titel der Filme, die Toni Sailer gedreht hat, stimmen noch; aber dann hat der Redakteur in die falsche Wissenskammer gegriffen. „Tod eines Handlungsreisen­ den“ ist viel später entstanden als die Werke von Carlo Goldoni, nämlich im 20. Jahrhundert, und stammt von ­Arthur Miller. Nichts für ­ungut, zur Auffüllung der ­Literaturkammer. Claus Viller, per E-Mail

e DEIN frage!

Als Abonnent der „SN“ und „Kleinen Zeitung“ erhalte ich Ihr neues Magazin schon zum zweiten Mal und möchte ­Ihnen sehr herzlich zu Gestaltung, reportage- und fotomäßiger Ausführung gratulieren. Ein gutes Medium, um die Leistungen von Red Bull und da natürlich vor allem von Dietrich Mateschitz entsprechend darzustellen. Red Bull muss vor allem im Sportbereich die besten „Scouts“ haben, um immer an der richtigen Stelle präsent zu sein, im Winter- und Sommersport. Dkfm. Fritz Schrempf, per E-Mail

Ich möchte zum Magazin Red Bulletin recht herzlich gratulieren. Bis zum Red Bulletin hat es noch kein Magazin geschafft, dass ich alle Beiträge – wirklich alle – gelesen habe.

Reisebegleiter Michael Ryall nach unserer Matura in Angriff genommen hatten. Einige Ihrer Bilder decken sich gut mit den unseren, wie das der Gleise des schwersten (soweit ich weiß, aber nicht mehr längsten) Zugs der Welt oder das der Halbinsel Cap Blanc, welche wir in vier Tagen zu Fuß umrundeten. Unsere Route endete allerdings nicht in Dakar: Wir wollten weiter bis nach Timbuktu. Beppino Defner, 8010 Graz

Im Gegensatz zu den Jammerern und den Propheten des medialen Weltuntergangs ­finde ich auch die dritte Aus­ gabe Ihres Heftes ganz vorzüglich gelungen. Sowenig ich mit den bisher erschienenen Event-Hefterln anfangen konnte, so sehr schätze ich

Felix Diess, 5452 Pfarrwerfen

In Ihrer vorletzten Ausgabe von The Red Bulletin erinnerte mich Ihr Bericht „Durch die Wüste“ an den letzten Sommer, da die Route sich kaum von der unterscheidet, die ich und mein guter Freund und

Leser fragen, weltmeister antworten

Armin Freytag aus Wien fragt:

Wie trainiere ich im Winter? Im Winter kostet Fitnesstraining im Freien jedes Mal Überwindung – vor allem jemanden wie mich, der in Australien aufgewachsen ist. Aber auch bei Schnee, Matsch und Eis lege ich großen Wert darauf, zumindest einen Teil meines Trainingspensums unter freiem Himmel zu absolvieren. Wer dabei an der Ausrüstung spart, tut dies am falschen Fleck. Vieles spielt sich auch im Kopf ab: Achten Sie deshalb dar-

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auf, dass Sie den richtigen Trainingspartner finden. Nichts motiviert besser als gemeinsame Trainingseinheiten. In puncto Ernährung – die Wintertage laden zum Speckansetzen geradezu ein – sind frisches Obst und Gemüse ein Muss und eine gute Möglichkeit, quasi auf diese Art ein wenig Sonnenschein ins Leben zu bringen. Nicht vergessen: ausreichend ­trinken! Infolge der trockeneren Winterluft

und der zentral beheizten Räume neigt der Körper eher zur Dehydrierung. Nichts kann logischerweise natürliches Sonnenlicht ersetzen: Im Winter zählt jeder Sonnenstrahl doppelt, weshalb ich meine Einheiten terminlich entsprechend festlege. Auf jede Frage antwortet der passende Weltmeister: E-Mails an weltmeisterantworten@at.redbulletin.com

bild: samo vidic/red bull photofiles

Triathletin Kate Allen, Olympiasiegerin 2004 in Athen und dreifache Vize-Europa­ meisterin, antwortet:

23.01.2008 11:14:29 Uhr


FEBRUAR 2008

LESERBRIEFE

THE RED BULLETIN

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die derzeitige Themenvielfalt. Paradox, aber wahr: Eines der wenigen Magazine, für die ich bezahlen würde, liegt kostenlos der Tagespresse bei. Weiter so! ANDREAS WETZ, per E-Mail

In Ihrer Jännerausgabe berichten Sie, dass das Swatch Snow Mobile im Ortszentrum von Saalbach ausgetragen wurde. Da ich ein derartiges Rennen im Ortszentrum von Hinterglemm gesehen habe, würde mich interessieren, ob es zwei Veranstaltungen gegeben hat. Wenn ja, habe ich wohl irgendein Dosenkracherl statt Red Bull getrunken. KARLHEINZ GRASCHOPF, per E-Mail

Bitte um Vergebung: Es gab natürlich nur ein Snow-MobileRennen, und das fand in Hinterglemm statt. Das bei Touristen als Saalbach-Hinterglemm bekannte Wintersportgebiet fügt sich als Doppelort leider nahtlos in eine Reihe berühmter Vorbilder, die Ortsfremde oft verwirren – wir erinnern da an Steinach-Irdning, AttnangPuchheim oder Schwarzach-St. Veit. Jeder, der in einem dieser drei Orte den Unterschied schon mal erwandern musste, wird sie ewig auseinanderhalten! Die Redaktion Hoffe, Ihr Blatt wird auch von Frauen gelesen. Die Themen sind nämlich durchaus auch für Frauen interessant, jedoch müssten die Artikel ein wenig „weiblicher“ gestaltet werden. Freue mich schon auf die vierte Ausgabe. WILMA ZAHRADNIK, per E-Mail

Als ich das erste Mal über Euer Bulletin drüberlas, war meine Begeisterung von Sympathie getragen. Die Nummer drei ist ein Hammer – ich gratuliere Euch herzlich! CHRISTIAN MANG, per E-Mail

Vorerst Gratulation zu diesem neuen Monatsmagazin. Entspricht voll dem Zeitgeist

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und begeistert mich. Der Bericht von Nadja Žele hat mich besonders beeindruckt, zumal mein Traum, einmal mit einem derartigen „Kunstflieger“ mitzufliegen, bisher nicht in Erfüllung gegangen ist. Ich habe im Vorjahr zu meinem 50. Geburtstag von meinen Freunden zwar einen Gutschein (sprich: einen kleinen Geldbetrag dazu) erhal-

ten, dieser liegt aber immer noch verschlossen in einem Kuvert bereit. Der Grund ist einfach: Ich konnte bisher nicht eruieren, wo die Gelegenheit besteht, einmal mitzufliegen. HANS VIEGHOFER, per E-Mail

Beim Google-Stöbern nach Karina Hollekim stieß ich auf Ihr neues Bulletin. Im März

2006 hatte ich Karina beim Filmen/Freeriden in Atlin (Kanada) kennengelernt und hörte später von ihrem Unfall. Mich interessiert die Geschichte von Karina Hollekim sehr, vor allem was die Rehabilitation und ihre Zukunft betrifft. Die Inhalte und die Aufmachung des Red Bulletin gefallen mir übrigens sehr gut. WALTER SCHMID, 8107 Buchs/Schweiz

23.01.2008 11:14:36 Uhr


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23.01.2008 11:10:21 Uhr


FOTO DES MONATS

LUFTBRÜCKE

BILD: HEINZ ZAK

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Vier Tage im Yosemite Valley in Kalifornien. Ein Mann spannt sich ein Seil, von einer Felswand hinüber zu einer der markantesten Erhebungen des Nationalparks. Lost Arrow Spire, die verlorene Pfeilspitze, eine Felsnadel aus glasglattem Granit, die aus der Wand ragt, ein Magnet für die weltbesten Freeclimber, erstmals bezwungen 1947. Doch unser Mann hat anderes vor, obwohl er selbst ein genialer Kletterer und Bergsteiger ist: Dean S. Potter, 36, wagt ein Seiltänzchen zwischen dem Berg und dem Lost Arrow Spire. 22 Meter weit, 400 Meter über Grund, ohne Sicherung. Bereits das Spannen des speziellen, etwas breiteren Seils ist eine extreme Herausforderung. Jeder Handgriff muss sitzen, bis es korrekt befestigt ist und eine Highline bildet. Dann übt Potter, vorerst gesichert, 30-, 40-, 50-, 60-mal. Schließlich hat er 70 Versuche absolviert. Die meisten gingen schief. Dennoch am Ende Versuch 71, R E T T O S. P ganz ohne Sicherung: Wie viel N EA Courage braucht es für dieD : sen ersten Schritt? Potter, der von sich sagt, dass 21 % SELBSTVERTRAUEN er Schmerz weniger spürt als andere, marschiert los. Bedächtig 60 % setzt er einen nackten 7 % RUNTERSCHAUEN BALANCEGEFÜHL Fuß vor den anderen, schwankt, verliert das 12 % TALISMAN Gleichgewicht, findet es wieder, lässt den nächsten Schritt folgen. OR Auch der Kameramann, ZU AU der dieses Unternehmen filmt SS AR T S ETZ und fotografiert, Heinz Zak, geht E N SICH 100 % an seine Grenzen. „Ich musste mir vorher genau überlegen, was ich tun will, sonst hätte sich beim Arbeiten mein Hirn ausgeschaltet“, erinnert sich der Tiroler, selbst Extrembergsteiger und vor seiner Karriere als Bergfilmer praktischerweise Physikprofessor, an den Stress. Eine knappe Minute nachdem Potter losgegangen ist, erreicht er mit dem letzten Schritt das kleine Plateau auf der Felsnadel: Zuschauer Zak schien es so, als wäre Dean durch die Luft gegangen.

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IFSC CLIMBING WORLD CUP (BOULDERN): 18./19. APRIL 2008, HALL IN TIROL DER BALANCEAKT VON DEAN S. POTTER IM FILM UNTER WWW.YOUTUBE.COM/WATCH?V=90XFWYNZ9KM&NR=1

23.01.2008 16:01:32 Uhr


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THE RED BULLETIN

BULLEVARD

FEBRUAR 2008

FORMEL-1-CHEF CHRISTIAN HORNER ÜBER DEN RB4

„99 PROZENT NEU“ IST DAS NEUE AUTO EINE KOMPLETTE NEUKONSTRUKTION, ODER BASIERT ES AUF DEM VORJAHRESMODELL?

WAS SIND ALSO DIE ZIELE FÜR DIE KOMMENDE SAISON?

C. H. Zum ersten Mal in der Geschichte von Red Bull Racing

war es dem Design-Team rund um Adrian Newey möglich, ein bestehendes Konzept weiterzuentwickeln. Der Motorpartner ist gleich geblieben, das Design-Team auch. Man hat jedes einzelne Detail nach Verbesserungen abgeklopft. Obwohl wir den RB4 als Evolution seines Vorgängers bezeichnen, sind 99 Prozent der Teile neu.

WO LAG DER ENTWICKLUNGSFOKUS?

C. H. Auf Aerodynamik, mechanischer Balance und Haltbar-

keit. Unser Team arbeitet seit Mitte Sommer am Auto, und diese Stabilität ist wichtig. Gerade die mangelnde Zuverlässigkeit von Getriebe und Antrieb hat uns im Vorjahr viele Punkte gekostet. Und nach dem neuen Reglement muss zum Beispiel das Getriebe ja vier Rennen durchhalten.

C. H. Wir sind ja schon in den letzten Jahren hie und da aufs Podest gefahren, diese Frequenz möchten wir erhöhen. In der Konstrukteurs-WM waren wir im Vorjahr Fünfter, heuer möchten wir aus eigener Kraft Vierter oder Fünfter werden. 2007 haben wir durch die Disqualifikation von McLaren ja einen Platz gewonnen. Das ultimative Ziel müssen aber Siege sein.

DA WERDEN ABER EIN PAAR TEAMS ETWAS DAGEGEN HABEN.

C. H. Neben meinen persönlichen Favoriten Ferrari und McLaren wird interessant, was BMW gemacht hat. Renault wird die Rückkehr des Doppelweltmeisters Alonso nach vorn pushen, dazu kommen die großen Unbekannten Honda und Williams. Für die Fans könnte das eine sehr interessante WM werden.

GEHT DAS VERBOT DER TRAKTIONSKONTROLLE AUFS MATERIAL?

C. H. Nein, das glaube ich nicht. Das ist eher eine Herausforderung für die Fahrer als für die Ingenieure. Und es ist gut für die Formel 1.

BILDER DES MONATS

JEDER SCHUSS EIN TREFFER!

DEIN FOTO!

BUDAPEST

RIO DE JANEIRO

Die besten Fotos kommen jeden Monat ins Heft!

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BILDER: REDBULLETIN.COM (2)

Aus dem abenteuerlichen Alltag unserer Leser: einfach hochladen auf www.RedBulletin.com oder per E-Mail an redaktion@at.redbulletin.com Sebastian Marco: „Ein ruhiger Arbeitstag. Glücklicherweise ließen die Piloten alle Pylonen unversehrt.“ Red Bull Air Race, Budapest, 20. August 2007

Coca: „Alles im Kasten. Jumps unter Beobachtung von Kameramann, Fotograf und Skater-Kollegen.“ Conexoes Urbanas, Rio de Janeiro, Dezember 2007

23.01.2008 16:25:29 Uhr


BULLEVARD

FEBRUAR 2008

THE RED BULLETIN

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WIE SCHÄTZEN SIE DAS SCHWESTERTEAM TORO ROSSO EIN?

C. H. Die ersten vier Rennen müssen sie mit dem alten Auto fahren. Dennoch glaube ich, dass es schwerer wird, sie zu schlagen, als in der Vergangenheit. Sie haben mit Vettel einen guten jungen Fahrer. Es wird interessant, zu sehen, wie er sich tut. Toro Rosso sollte sich definitiv verbessert haben. FORMEL-1-AUFTAKT: 16. MÄRZ 2008, GRAND PRIX VON MELBOURNE WWW.REDBULLRACING.COM

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SMARTER ENGEL

Am 1. März lohnt ein Besuch des Bundesliga-Heimspiels der Bullen gegen Innsbruck doppelt: Das Vorspiel bestreiten die Red Bull Juniors gegen Red Bull New York. Letztere mit Torschützenkönig Juan Pablo Ángel, der in den USA als Kicker mit dem meisten Sex-Appeal gilt. Was die New Yorker Bullen außerdem planen, sind sportmedizinische Tests im DTC Thalgau.

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BILDER: CHRIS TROTMAN/RED BULL PHOTOFILES, GEPA PICTURES/MATHIAS KNIEPEISS, GEPA PICTURES/FRANZ PAMMER, WWW.HANGAR-7.COM

FUSSBALL-BUNDESLIGA, RED BULL SALZBURG – FC WACKER INNSBRUCK: 1. MÄRZ 2008, SALZBURG WWW.REDBULLS.COM/SOCCER/SALZBURG

Christian Horner. Das Investment in die Fabrik in Milton Keynes sollte Früchte tragen, meint der Teamchef. Autos wie den RB4 hätte man früher gar nicht bauen können.

DOBERSBERG

DOBERSBERG

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WAS MALT DIE SCHWEIZ?

KUNST MIT KREUZ Jungen Künstlern aus China, Spanien oder Russland wurde im Hangar-7 im Rahmen von HangART-7 bereits Raum geboten. Ab 23. Februar ist der eidgenössische Nachwuchs an der Reihe. Titel: „… aus einem malerischen Land“. Eintritt frei.

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HANGART-7 ZUM THEMA SCHWEIZ: AB 23. FEBRUAR 2008, HANGAR-7, SALZBURG, WWW.HANGAR-7.COM

TIROL

BILDER: REDBULLETIN.COM (3)

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Martin Zahrl: „Leicht und wendig. Dennoch wäre dieser Gyrocopter bei einem Red Bull Air Race chancenlos.“ Airshow 2007, Dobersberg, NÖ, 30. Juni 2007

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Martin Zahrl: „Nicht zu nahe kommen. Flugartistik des tschechischen Kunstflugteams auf engstem Raum.“ Airshow 2007, Dobersberg, NÖ, 30. Juni 2007

 Rainer Skarke: „Red Bull am besten eisgekühlt. Umweltfreundlich, aus einem Tiroler Gebirgsbach.“ Kaunertaler Gletscher, Tirol, Sommer 2007

23.01.2008 11:31:47 Uhr


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BULLEVARD

THE RED BULLETIN

Frau Weirather: Als Hanni Wenzel eine der besten Skiläuferinnen der Welt.

1982: Harti Weirather, WM-T itel mit

Olympia-Gold: Das fehlt Harti (dafür hat Gattin Hanni gleich zwei).

FEBRUAR 2008

Die Planai! 1982 hatte Harti ja kaum Zeit, das Panorama zu genießen.

dem Fischer-Lochski.

MASSSTAB 1:1

BILDER: BILDAGENTUR HUBER, DDP SPORTARCHIV (MECON), IMAGO, SÜNDHOFER

HAPPY BIRTHDAY 1982 rettete Hartmann „Harti“ Weirather die Skination Österreich: Sein Gold im Abfahrtslauf – mit dem legendären Lochski! – war das einzige bei der Heim-WM in Schladming (und Weirathers einziger großer Titel). Schlagzeilen machte der Tiroler auch später: Heirat mit Ski-Ass Hanni Wenzel, Erfindung des Kopfsponsorings, Gründung der höchst erfolgreichen Sportmarketingagentur WWP. Am 25. Jänner wurde Harti fünfzig: der ideale Zeitpunkt, um eine Lücke in seiner Karriere zu füllen. FIS-WELTCUP-SLALOM DER HERREN: 9. FEBRUAR 2008, GARMISCH-PARTENKIRCHEN WWW.FIS-SKI.COM

UNGARN

ONTARIO

BILDER: WWW.REDBULLETIN.COM (3)

LUGANO

Martino Cattaneo: „Bei den ersten drei Versuchen landete ich eher unsanft auf dem Beckenboden.“ UBS Skate & Music Contest, 21. Juli 2007

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Walter Guntendorfer: „Mit der Red Bull-Dose als Bissanzeiger deklassierte ich alle Fischerkollegen mit ihren High-Tech-Geräten.“ Alex-Horvath-Teich, Juli 2007

Julian Choquette: „Ich konnte zwar über die Konkurrenz nicht hinwegfliegen. Dafür hielt die Konzentration länger.“ Mosport International Raceway, 15. September 2006

23.01.2008 11:42:54 Uhr


R: M

ADON NA

20 % TANZAUSBILDUNG

20 % GITARREN UNTERRICHT

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MADONNA DREHT

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15 % KLOSTERSCHULE

15 % CHEERLEADER

30 % SEX-APPEAL

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SA ZU 100 % STAR

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Pop-Ikone Madonna versucht sich in einem neuen Genre: Bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin präsentiert sie ihren ersten Film als Regisseurin. Die Komödie „Filth and Wisdom“ (Schmutz und Weisheit) stellt eine Zigeunerband in den Mittelpunkt, die von der tatsächlich existierenden Band Gogol Bordello gespielt wird. Musiker Eugene Hütz („Alles ist erleuchtet“) von Gogol Bordello spielt eine der Hauptrollen. Sieht man die Berlinale sportlich: Um den „Gesamtsieg“, den Goldenen Bären, wird Madonna nicht mitspielen können. Favorit dafür ist „There Will Be Blood“ mit dem englischen Oscar-Preisträger Daniel Day-Lewis in der Hauptrolle. Day-Lewis brilliert in dem 160-MinutenEpos mit Western-Anklängen als besessener Ölsucher: Das könnte ja dann laufen wie geschmiert. BERLINALE – 58. INTERNATIONALE FILMFESTSPIELE BERLIN: 7. BIS 17. FEBRUAR 2008 WWW.BERLINALE.DE

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BILD: VIENNAREPORT

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BILDER: BILDAGENTUR HUBER, DDP SPORTARCHIV (MECON), IMAGO, SÜNDHOFER

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23.01.2008 11:42:58 Uhr


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BULLEVARD

THE RED BULLETIN

FEBRUAR 2008

MEINE WELT

MAIER HIER!

ANRUF GENÜGT

MANUEL PAMIC

SÜSS ODER SAUER? Mehlspeisen!

Verstärkung für Red Bull Salzburg: Der kroatische U21-Nationalspieler steht aber nicht nur auf Fußball.

LIEBLINGSFILM? ICH HATTE GLÜCK. Damit Querschnittslähmung keine Frage des Schicksals bleibt, unterstütze ich Wings for Life. Helfen auch Sie mit einer Spende, die Heilung des geschädigten Rückenmarks zu ermöglichen. Spenden Sie mit einer SMS an +43 664 660 0424 *

„Cast Away“ (von Robert Zemeckis, mit Tom Hanks).

GLANZ UND DUFT? Halsketterl und Armbanduhr. Dazu Parfum von Dolce & Gabbana.

STEIL ODER FLACH?

NACH DEM MATCH? Lieber Duschen als Vollbad. Und ja kein kaltes Wasser!

Das ist echte Freundschaft: Ein Telefonat reichte Heinz Kinigadner, und schon machte Hermann Maier bei der aktuellen „Wings for Life“Kampagne mit. Bravo, Herminator!

SPORTLICHE ERINNERUNGEN? Vier Pokale, die irgendwo herumstehen.

Die Berge sind mir lieber als das Meer.

LIEBLINGSSPORTARTEN? Fußball, Tennis, Surfen (im Internet). Und ich hab einen Haufen Fitnessgeräte zu Hause.

GLATT ODER BART? Rasierapparat statt feiner Klinge.

WAS FEHLT IM SCHRANK? Anzüge und Krawatten.

HEISS ODER KALT? Warmes Essen statt kalter Platte.

WER WARTET ZU HAUSE? Mein Schnauzer Tekila (auf deutsch Tequila).

MEHR UNTER WWW. WINGSFORLIFE.COM

MAGENKNURREN?

RECHTS ODER LINKS? OBEN ODER UNTEN?

YOSHI GEHT FLIEGEN

TRAININGSCAMP FÜR ANGEHENDE RED BULL AIR RACE-PILOTEN: 18. BIS 24. FEBRUAR 2008, SPANIEN WWW.REDBULLAIRRACE.COM

KITZBÜHEL

WAS TRINKEN WIR HEUTE? Lieber Fruchtsaft als Bier. Lieber Wein als Bier. Lieber Rotwein als Weißwein.

AUTOMARKE? Audi.

LIEBLINGSKICKER? Roberto Carlos, weil der so schnell ist – wummm!

LIEBLINGSBUCH? „Schuld und Sühne“ (von Fjodor Dostojewski).

DIE EIGENEN VIER WÄNDE? Ich wohne in einem Haus mit fünf Zimmern und Balkon. Mein Lieblingszimmer ist das Wohnzimmer.

TORONTO

BILDER: WWW.REDBULLETIN.COM (3)

SEATTLE

Joghurt und Milch!

BILDER: RED BULL PHOTOFILES, SHUTTERSTOCK.COM (5)

Das ist nicht so einfach, denn Yoshihide „Yoshi“ Muroya ist Trainee und bereitet sich gerade auf die Kunstflug-EM in Hradec Králové in Tschechien vor. Erreicht er bei der EM im Juli mindestens 50 Prozent der möglichen Wertungspunkte, ist er seinem Ziel um einen Looping näher gekommen: Der Japaner will nämlich Red Bull Air Race-Pilot werden. Die Kommentare des französischen Kunstflug-Coachs Patrick Paris sollen ihm dabei helfen. Damit Yoshi die Informationen von Paris in der Luft bei sechs g nicht durcheinandergeraten, hat er sie ins Japanische übertragen. Was sich nicht übersetzen ließ, hat er, wie alle anderen Kunstflugpiloten auch, aufgezeichnet. Sicher ist sicher.

IMMER IM KÜHLSCHRANK?

Lieber italienische als japanische oder asiatische Küche. Hamburger einmal im Monat. Und ich esse gerne langsam.

Frederic J. Ueckert: „In Superman-Pose über die Rennstrecke. Auch Trolle können fliegen.“ Red Bull Soapbox Race, Seattle, 29. September 2007

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Andreas Schaad: „Sven Küenle wagt eine Premiere. Statt in kompakter Abfahrtshaltung mit Rückwärtssalto über die Mausefalle.“ Kitzbühel, Streif, 16. Jänner 2008

David Urbanos: „Die Hass-Übung jedes Schülers im Turnunterricht – das Rad. Noch dazu freihändig.“ Revival Nightclub, Toronto, 19. Dezember 2007

23.01.2008 16:34:28 Uhr


FRESH TALENT WANTED! Wir suchen Gesichter f端r die neuen Fernsehprojekte von Red Bull. Moderatoren, Redakteure, Producer... Talente vor und hinter der Kamera. Bewirb dich unter WWW.FRESHTALENTWANTED.COM

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16 DR. SCHÄFERS FORMELSAMMLUNG (IV)*

EINER SPRANG ÜBER DAS FOOTBALLFELD

So träumen Running Backs. Auf einem American-Football-Feld von Endzone zu Endzone zu fliegen, das war die unwahrscheinliche Ankündigung des australischen FreestyleMotocrossers Robbie Maddison, eines der Stars der Red Bull X-Fighters, für die Silvesternacht 2007 in Las Vegas. Dem 26-jährigen „Maddo“ gelang der halsbrecherische Stunt mit traumwandlerischer Sicherheit. Noch nie zuvor war ein Mensch auf einem Motorrad über 100 Yards (91,44 Meter) gesprungen. Maddison hingegen setzte sein Honda-Freestyle-Motocross-Bike nach 98,3 Metern in den Sand des mächtigen Landungshügels – und war damit gar nicht sonderlich zufrieden. Warum Robbie, der den Weltrekord seinem am 30. November 2007 verstorbenen Idol Evel Knievel widmete, sofort einen zweiten Versuch anhängen wollte, erklärt uns Dr. Axel Schäfer: weil er genau wusste, dass noch viel mehr drin war. Rein physikalisch nämlich. Die mögliche Sprungweite (w) errechnet sich zunächst aus der Masse (m) des Motorrads samt Fahrer, aus der Absprunggeschwindigkeit (v) und aus dem Absprungwinkel ( ). Gleichzeitig aber bremst die Reibung der Luft (cw) mit ihrer Dichte ( ) ab dem Moment, in dem das Motorrad abhebt, dessen Speed erheblich. Der cw-Wert und die Angriffsfläche (A), welche die Honda und der Pilot bieten, lassen sich dabei kaum minimieren. (Den vertikalen Luftwiderstand kann man in erster Näherung außer Acht lassen.) Leider wehte nun genau am Silvesterabend ein kräftiger Wind gegen die Sprungrichtung und drückte den Weltrekord um mehrere Meter. Aber wie viel ist denn nun drin, ohne Gegenwind? Ist Robbies nächstes Ziel, ein Sprung über 400 Fuß (121,92 Meter), realistisch? Dr. Schäfers Formel sagt ja: Schon in Las Vegas wären bei idealen Bedingungen an die 125 Meter möglich gewesen! Evel Knievel hat einen würdigen Nachfolger gefunden. * Dr. Axel Schäfer, 39, forscht am Institut für Experimentalphysik der Universität Wien. RED BULL X-FIGHTERS, 1. TOURSTOPP: 4. APRIL 2008, PLAZA DE TOROS MONUMENTAL, MEXICO CITY WWW.REDBULLXFIGHTERS.COM

016-16-17_Bullevard Formel 16

23.01.2008 17:06:27 Uhr


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23.01.2008 17:06:32 Uhr

BILD: CHRISTIAN PONDELLA/RED BULL PHOTOFILES; ILLUSTRATION: MANDY FISCHER


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THE RED BULLETIN

BULLEVARD

ANKOWITSCHS KOLUMNE BELEBT KÖRPER UND GEIST (4)

FEBRUAR 2008

SEHR KOMISCH

FORMLOSES GEMÜSE

So schlau unser Gehirn auch ist: Bereits eine extraweiche Matratze reicht, um es gehörig zu verwirren.

LOS ANGELES

LONDON

BILDER: WWW.REDBULLETIN.COM (3)

ERZBERG

ILLUSTRATIONEN: ANJE JAGER, DIETMAR KAINRATH

Wer glaubt, unser Gehirn sei ständige Geübe führt dazu, ein stabiler Apparat, den nichts dass wir uns selbst in irritieren könne, der muss sich dunkelster Nacht an die nur ein Stündchen ins extraeigene Nase oder den weiche Bett legen – und großen Zeh fassen können. schon wird ihm sein Gehirn Aber wehe, wehe, wir vorgaukeln, seine Hände seien hören mit dem andauernden so groß wie Bratpfannen und Üben auf! Schon nach einer sein Kopf sei auf das Maß eihalben Stunde hat der Kopf nes Apfels geschrumpft. völlig vergessen, wie sich Unser Gehirn erbringt Tag unser Körper anfühlt. Sie Von Christian Ankowitsch für Tag eine titanische Leisglauben mir nicht? Dann tung. Allein die Aufgabe, einen folgen Sie mir kurz ins La82 Kilo schweren, 187 Zentimeter langen bor. Hier sehen Sie gesunde Menschen, Durchschnittsmenschen auf zwei 27 Zendie auf superweichen Spezialmatratzen timeter kurzen Füßchen durch die Straßen liegen (die normalerweise für bettlägezu manövrieren – dieser Koordinierungsrige Kranke verwendet werden, damit aufwand! Gerade fortbewegen soll sich sie sich nicht wundliegen). Doch diese unser Körper, nirgends anstoßen, sich Dinger haben unangenehme Nebendrehen, auf Signale reagieren, zwei andewirkungen, von denen unsere Versuchsre Menschen grüßen und nebenbei dem personen schon nach einer halben iPod lauschen. Stunde ruhigen Daliegens berichten. Damit unser Gehirn das hinbekommt, Sie hätten das Gefühl, berichten sie, muss es ziemlich viele Details beachten: ihre Köpfe seien geschrumpft, ihre Größe des Körpers einschätzen, Länge Hände und Füße zu Riesenmelonen des Schritts berechnen, Haltung der geworden, ihr Körper Kuchenteig, der Beine und der Arme erkennen, wissen, irgendwohin fließe. wo der Körper anfängt und wo er aufhört. Der Grund für diese vollkommene Es sind hunderte Einzelheiten, die unser Verwirrung: Die Weichheit der MatratGehirn bedenken, beherrschen und zen verhindert, dass die Versuchspererahnen muss, um so eine simple Sache sonen ihren Körper spüren. Und das wie „Gehen“ zuwege zu bringen. Gehirn, an den ständigen Eingang solDas Geheimnis seines Erfolgs: Es übt cher Information gewöhnt, dreht volldie Sache mit der Körperbeherrschung kommen durch und formt aus seinem ununterbrochen. Vom ersten Lebenstag spärlichen Wissen die Vorstellung, wir an sind wir in Bewegung, und jede seien formloses Gemüse. Womit – zueinzelne Handlung, jede Rückmeldung mindest in diesem Zusammenhang – eines Muskels gibt dem Gehirn aktuelle bewiesen wäre, dass wir es uns nicht Informationen für seine Aufgabe. Dieses allzu bequem machen sollten.

Andreas Doppelhofer: „Travis Pastrana in seiner Lieblingsposition. Kopfüber – in der Schottergrube.“ Erzbergrodeo, Steiermark, Mai 2005

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Bob Weber: „Sicherheit wird bei den Fahrern großgeschrieben. Mit Red Bull-Helm stets gut behütet.“ Summer X-Games, Los Angeles, August 2007

Simon Levy: „U-Turns im Strafraum. Motorsport-Größen zweckentfremden das legendäre Wembley-Stadion.“ Race of Champions, London, 16. Dezember 2007

23.01.2008 11:48:44 Uhr


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BULLEVARD

THE RED BULLETIN

FEBRUAR 2008

EISKANAL STATT ABFAHRTSLAUF

BRUNO FÄHRT FREMD

RED BULL CRASHED ICE: 9. FEBRUAR 2008, DAVOS, WWW.REDBULL.CH

Vier starten, die letzten zwei sind raus.

CRAZY GASTEIN

Antarctic Ice Race. Christian Schiester auf dem Weg zum Gewinn der 100-Kilometer-Klasse.

AUF ZWEI BRETTLN ÜBER HAUS UND HOF

NA SDAROWJE!

Eine Startrampe, sieben Meter hoch. 1080er mit drei Meter Luftstand. Straight Air mit einem Superman Frontflip. Misty Flip über den Street Gap Jump. Rail Slide über den Giebel des Jägerhäusls. Sie glauben, Sie sind im neuen Freestyle-Game der PlayStation 3 gelandet? Falsch, wir befinden uns im Ortszentrum von Bad Gastein, wo am 16. Februar der wohl spektakulärste Incity-Contest der Welt stattfindet. 16 der besten New School Skier aus zehn Nationen greifen tief in ihre Trickkisten und verwandeln den beschaulichen Kurort in ein wahres Freestyle-Reservat.

Zuerst wurde gewartet: Am 8. Dezember kamen die Teilnehmer am Antarctic Ice Marathon nach Punta Arenas in Chile. Wegen Schlechtwetter konnten sie erst am 16. in die Antarktis geflogen werden, wo dann am 20. Dezember das 100-Kilometer-Rennen losging. Der Einzige, der durchkam (19:58:14 Stunden), war Christian Schiester – der Steirer war stark im Kopf und hatte dank der Hilfe von Red Bull die beste Ausrüstung (inklusive Thermoanzug). Im Ziel wartete ein russischer Meteorologe der Station Patriot Hills mit einem Willkommenstrunk – es war Wodka.

RED BULL PLAYSTREETS: 16. FEBRUAR 2008, BAD GASTEIN WWW.REDBULL.AT/PLAYSTREETS

ANTARCTIC ICE MARATHON: 20./21. DEZEMBER 2007, PATRIOT HILLS/ANTARKTIS WWW.ICEMARATHON.COM

UKRAINE

ROM

BILDER: REDBULLETIN.COM (3)

KALIFORNIEN

ZIELWASSER

BILDER: ELINA SIRPARANTA/RED BULL PHOTOFILES, ALEX SCHELBERT/RED BULL PHOTOFILES, JÜRGEN SKARWAN/REDBULL PHOTOFILES, RICHARD WALCH/RED BULL PHOTOFILES

Am Lauberhorn ist eine Kurve nach dem Sieger von 2003, Bruno Kernen, benannt. Jetzt wirft sich der Schweizer Ex-Skirennläufer in Davos in den Eiskanal. Bei Red Bull Crashed Ice starten je vier Athleten gleichzeitig in einen mit Hindernissen gespickten Eiskanal, eine Kombi aus Fourcross, Downhill und Eishockey. Tempo 50 statt statt 150 wie am Lauberhorn. Wir sind aber optimistisch, dass es für Bruno reichen wird.

Eine der schwierigsten Passagen in Bad Gastein: Rail Slide über das Jägerhäusl.

Shaun Burrell: „Neidische Blicke. Mein Geheimnis, warum ich nahezu auf den Wellen schwebe.“ Red Bull High School Cup, Ventura, 1. Mai 2007

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Alexander Berdichevsky: „Einen Schluck aus der Dose zum Mut-Fassen und ab über die schwarze Piste.“ Spot Bukovel Ski Resort, Ukraine, 6. Jänner 2008

Gian Luigi Perrella: „Glücklicherweise setzten die Fallschirmspringer wieder getrennt auf dem Boden auf.“ Red Bull Flugtag, Rom, 8. Oktober 2007

23.01.2008 11:58:20 Uhr


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THE RED BULLETIN

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WIE MAN MIT EINEM FUSSBALL SKI SPRINGT

BILDER: GEPA PICTURES/ANDREAS PRANTNER

BALLETT-EINLAGE Thomas Morgenstern, eben noch Filmstar in Georg Rihas beim Neujahrskonzert gezeigtem Fußball-EM-Film, findet seine Parade nicht so spektakulär: „Es hat gefährlicher ausgeschaut, als es war – ein bissl. Aber eine Herausforderung war’s schon, weil der Schwerpunkt ein ganz anderer ist als normal. Wir haben auch nicht ganz

genau gewusst, wie es sein wird, weil wir’s vorher nicht auf einer kleinen Schanze ausprobiert haben: einfach den Ball genommen und rauf auf die Schanze am Bergisel. Von den drei Sprüngen in Innsbruck war einer aber dann richtig gut, ungefähr 110 Meter, sauber gelandet. Der Sprung, den sie im ,Sport am Sonntag‘ gezeigt haben,

war der schlechteste, für den hätt ich die Haltungsnoten nicht wissen wollen. Ach ja: Der Ball war natürlich nicht am Handschuh angeklebt, also höchstens inoffiziell.“ SKIFLUG-WM: 21. BIS 24. FEBRUAR 2008, OBERSTDORF, WWW.SKIFLIEGEN-OBERSTDORF.COM

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021-20-22_Bullevard 21

23.01.2008 11:58:31 Uhr


NAME: Greg Kuznik TEAM: Olimpija Ljubljana SPIELE: 32 STRAFMINUTEN: 93 STRAFMINUTEN PRO SPIEL: 2:35 MATCHDAUERSTRAFEN: 1 ERLERNTER BERUF: Crashtest-Dummy

3D

2B

5D

NAME: Raffaele Intranuovo TEAM: Olimpija Ljubljana SPIELE: 32 STRAFMINUTEN: 89 : STRAFMINUTEN PRO SPIEL 2:47 MATCHDAUERSTR AFEN: 1 ERLERNTER BERUF: Zahntechniker

NAME: Michael Stewar t TEAM: VSV SPIELE: 36 STR AFMINUTEN : 119 STR AFMINUTEN PRO SPIEL: 3:19 MATCHDAUERS TRAFEN: 1 ERLERNTER BER Herber t Grönem UF: eyer

SCHULAUSFLUG

DRIFT AN DIE SPITZE

4C

NAME: Kevin Mitchell TEAM: Olimpija Ljubljana SPIELE: 36 STRAFMINUTEN: 118 STRAFMINUTEN PRO SPIEL: 3:17 MATCHDAUERSTRA FEN: 1 ERLERNTER BERUF: Weinende Madonna

NAME: Daniel Welser TEAM: Red Bulls Salzburg SPIELE: 35 STRAFMINUTEN: 90 STRAFMINUTEN PRO SPIEL: 2:34 MATCHDAUERSTRAFEN: 2 ERLERNTER BERUF: Tornadosegler

NAME: Richard Seeley TEAM: Vienna Capital s SPIELE: 28 STR AFMINUTEN : 86 STR AFMINUTEN PRO SPIEL: 3:04 MATCHDAUERS TRAFEN: 1 ERLERNTER Nussknacker BERUF:

KÜHLBOXKINGS

Crosscheck, Haken, Halten, Beinstellen, Stockschlag, Stockstich, übertriebene Härte, Stockwurf, Verzögerung, Beleidigung: Eishockey ist ein gerechter Sport. Wer Regeln bricht, muss auf die Strafbank. Sofort. Im Grunddurchgang der heurigen Liga waren das 241 Cracks. Und diese Jungs waren die Ärgsten. ERSTE BANK EISHOCKEY LIGA, START DER PLAY-OFFS: 14. FEBRUAR 2008, 19.15 UHR WWW.REDBULLS.COM/ICEHOCKEY

APROPOS BÖSE BUBEN

Schauen Sie sich diese jungen Herren genau an: Sie sind am Durchlaufen der internationalen MotorsportSerien. Damit das immer so geschmeidig klappt wie beim Neo-Red-Bull-Racing-Testfahrer Sébastien Buemi, waren zehn Red Bull Juniors und zwei Gäste in Österreich zum Body-and-Mind-Tuning. Eisklettern, Langlaufen, Fitnesstests. Als Höhepunkt IceKart-Rennen auf Sepp Haiders Bahn in Saalbach. Im richtigen Team gemeinsam nach oben, da nahmen sogar Brasilianer Pinzgauer Schweinekälte in Kauf.

BILLY THE DEPP William Moctezuma, 26, und Samer Bader, 30, stehen im DuPage County, Illinois, USA, vor Gericht. Sie sind geständig, im März 2006 zwei mit Red Bull beladene Trucks geraubt zu haben. Der Prozess soll nun u. a. klären, wo die Dosen abgeblieben sind. (Ausgetrunken haben sie sie nicht.) Strafrahmen: bis zu 60 Jahre.

A1 GRAND PRIX VON SÜDAFRIKA: 24. FEBRUAR 2008 WWW.REDBULLJUNIORTEAM.COM

CHICAGO

SAALFELDEN

BILDER: REDBULLETIN.COM (3)

YBBS/PERSENBEUG

NAME: Mario Larocque TEAM: HC Innsbruck SPIELE: 33 STRAFMINUTEN: 119 STRAFMINUTEN PRO SPIEL: 3:37 MATCHDAUERSTRAFEN: 2 ERLERNTER BERUF: Kampfguppy

EISHOCKEY-QUARTETT

1A

Icecool Boys. Vorne (v. li.): Bernhard Reich (Betreuer), Robert Wickens, Jaime Alguersuari, Daniel Serra (Gast). Hinten: Jean-Eric Vergne, Mika Mäki, Daniel Juncadella, Jean-Karl Vernay, Mikhail Aleshin, Tom Dillmann, Sébastien Buemi, Ferrer Orsi (Gast), Stefano Coletti.

FEBRUAR 2008

BILDER: GEPA PICTURES (9)

22

4D

4A

Peter Mitmasser: „All in one. In jedem Element zu Hause. Ob Wasser oder Luft.“ Red Bull Air Show, Ybbs/Persenbeug, 22. September 2007

022-20-22_Bullevard 22

Michael Denz: „Auf meiner Studienreise durch Amerika entdeckte ich ein mir wohlbekanntes Vehikel.“ Downtown Chicago, Jänner 2007

Nicole Katzian: „WM-Quali geschafft. Franky Zorn lässt sich auch durch einen Crash nicht aus der (Eisspeedway-)Bahn werfen.“ Saalfelden, 13. Jänner 2008

23.01.2008 11:59:06 Uhr


SUPERBULLS

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THE RED BULLETIN

ZAHLEN, BITTE: WELTREKORDE DES MONATS

DER YETI AM POL Er ist der Hoffnungsträger der US-Profiliga NBA und der Einzige, dem die Schuhe von Basketball-Gott Michael Jordan nicht zu groß sein könnten: LeBron James erreichte beim 104:99 seiner Cleveland Cavaliers gegen die Milwaukee Bucks mit

22 Jahren und 352 Tagen als jüngster Spieler die 9000-Punkte-Marke und löste damit Lakers-

Star Kobe Bryant ab. – Christian Stangl, beruflich Skyrunner, ist nicht einfach Bergsteiger, nein, er läuft die Berge hoch. Der Steirer benötigte für die sieben höchsten Gipfel der Kontinente, „The Seven Summits“ (Mount Everest, Aconcagua, Mount McKinley, Elbrus, Kilimandscharo, Mount Vinson,

58 Stunden und 45 Minuten. – Den Yeti oder Adrian

Carstensz-

Pyramide), nur

Hayes hat

er am Everest nicht getroffen. Hayes war jedoch tatsächlich am höchsten

Punkt der

Erde. Ebenso am nördlichsten und südlichsten, im Rekordzeitabstand. In-

nerhalb von

583 Tagen erreichte er ausschließlich zu Fuß die „Drei Pole“ der Welt. – Tom Brady,

Quarterback der New England Patriots,

und Wide Receiver Randy Moss

haben sich ihre US-Football-Re-

korde gegenseitig zu verdanken.

BILDER: MINDEN PICTURES/COLIN MONTEATH/HEDGEHOG HOUSE/GETTY, DAMIR FRKOVIC /MASTERFILE, AARON JOSEFCZYK/REUTERS, ISTOCK, WWW.TEXSNAKEMAN.COM

Beim 38:35-Sieg gegen die New York Pass und beförderte den Football zum dessen

machte sich mit seilungsrekord der den,

Endzone und ermöglichte Brady

50. Touchdown-Pass. Mit diesem Sieg komplettierten die Patriots die „Perfect Season“

(nur Siege), was zuletzt

Erfolg:

23. Mal in die

Giants fing Moss einen 65-Yards-

Joyons

34

Mi-

den sind eine

1972 den Miami Dolphins gelang. – Francis Joyon (Frankreich) nem Trimaran „IDEC“ auf, den Einhand-WeltumsegBritin Ellen MacArthur zu brechen. Mit

57Tage, 13 Stunnuten und 6 Sekun-

famose neue Bestleistung.

(Joyon war damit

zwei Wochen schneller als

MacArthur.)

Die Tageskarte der Skiwelt

Oliver Kern jeden

Cent wert. An einem Tag be-

nutzte er

dene Lifte, bewäl-

tigte 180 Kilometer Abfahr-

ten,

Höhenmeter und

unzählige Warteschlangen.

– Eine Vorliebe für Repti-

lien hat Jackie Bibby, der „Texas Snake Man“. Diese ist so groß, dass

er eine Badewanne 45

Minuten lang lieber mit

enten: Das war Rekord.

023-23_Bullevard-Rekorde 23

87 Klapperschlangen teilt als mit Bade-

Wilder Kaiser war für

52 verschie-

überwand

17.000

23.01.2008 11:59:37 Uhr


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08.01.2008

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024-15_Inserat Rauch 24

23.01.2008 13:35:17 Uhr


helden

the red bulletin

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helden

februar 2008

Menschen, denen wir Respekt zollen

Andrea Binning hat ein Büro im

Tiefschnee unter blauem Himmel. Der Beruf Ski-Freeriderin hat eben höchst angenehme Seiten. Seite 26

Roman HAGARA und Hans-Peter ­Steinacher sind Doppel-Olympia­ sieger im Tornado-Segeln. Dass sie für die Spiele in Peking noch keine Eintrittskarten haben, macht aber nur das Publikum nervös. Seite 30

Margot Janse kochte sich von Süd­

afrika aus in den Salzburger Hangar-7. Dort gastieren im Monatsrhythmus die besten Köche der Welt – und im März ist Margot dran. Seite 34

Sebastian Vettel über die erste volle

Saison im Team von Toro Rosso, die Vorgabe, als künftiger Star der Formel 1 gehandelt zu werden, und sein Vorbild Michael Schumacher. Seite 36

Shaun White könnte sein Olympiagold von Turin 2006 als Backstage-Pass für ein geruhsames tägliches Leben verwenden. Stattdessen mischt er weiter die Konkurrenz auf. Seite 44

025-25_Helden_Inhalt 25

23.01.2008 12:01:17 Uhr


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the red bulletin

helden

februar 2008

ANDREA BINNING

ist Profi-

­Freeriderin. Das ist Skifahren, aber auch Skispringen, Lawinenkunde – und einer selbst gewählten Linie zwischen Himmel und Erde zu folgen. Text Lukas Lessing Bilder ulrich grill

Name Andrea Binning Geburtsdatum/-ort 29. 1. 1976, Melbourne, Australien Aufgewachsen in Melbourne Ex-Wohnorte Melbourne; Vail, Colorado AKTUELLER Wohnort Chamonix, Frankreich Ausbildung abgeschlossenes Studium der Leibes­ erziehung (Bachelor of Applied Science – Physical Education) an der Victoria University in Melbourne Web-Adresse www.andreabinning.com

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Leben in den Bergen. Der ideale Tag der Andrea Binning ist gleichzeitig ihr durchschnittlicher Tag, denn die weltbeste Freeriderin führt ein in ihrem Sinne ideales Leben: Morgendämmerung, der Schlaf geht von selbst weg. Wer ernsthaft Ski fahren will, muss Frühaufsteher sein. Andreas erster Blick nach dem Aufwachen fällt auf den Berg draußen vor dem Fenster. Das ist der Mont Blanc, nicht nur der höchste, sondern auch einer der steilsten Berge Europas, skitechnisch. Ist er zu sehen, ohne Wolkenbehang, ohne Nebelbart? Dann ist Fotowetter, Filmwetter. Der zweite Blick gilt dem Garten: Hat es geschneit? Dann ist auch Freeride-Wetter. Lautet die Antwort auf alle Fragen ja, ist Bluebird Powder Day. Dann kennen Andrea und ihr Freund Stian kein Halten mehr, denn Profi-Freerider sind sie beide und Powder-Aficionados sowieso. Minuten später steht das Paar vor der Talstation der Grand-Montet-Seilbahn, einen Kilometer hinter ihrem Haus. Es herrscht Fieber in Chamonix, Free­ ride-Fieber. Alle ihre Freunde stehen vor dem Lift, Dosen in den Händen, es gibt kein Ausschlafen, und es gilt keine Entschuldigung. Für Andrea gibt es auch keinen Job, der ihr dazwischenkommen könnte, denn das ist ihr Job: über meterhohe Felshänge zu springen, über fast senkrecht geneigte Hänge bergab zu fliegen, in wohnzimmerschrankbreiten Felsrinnen die einzig mögliche Linie ins Tal zu finden. Dann steht irgendwo ein Fotograf, hängt irgendwo ein Kameramann aus einem Hubschrauber oder sieht ihr von irgendwo im Tal ein Preisrichter mit dem Fernglas zu, damit Bilder von ihrem Tanz mit der Schwerkraft entstehen und Erfolgsnachrichten um die Welt gehen können. Ihre Partner vor allem aus der Sportartikelbranche brauchen das, um ihre Produkte mit dem Nimbus der Freiheit zu umgeben, die Andrea fährt und fliegt und lebt. Doch das ist es nicht allein. „Hätte ich diese Partner nicht, würde ich genauso fahren“, sagt sie, „dann müsste ich eben in der Nacht in einer Bar arbeiten. Aber ich könnte niemals auf das Fahren verzichten.“ Freeriden ist nämlich nicht nur ihr Job, sondern auch ihr Traum, und nur deshalb funktioniert es auch als Job. Nur deshalb kann Andrea fliegen. Nur deshalb glauben ihr die Fans. Also steht sie mit ihren Freunden auch ohne Kameraleute beim Lift an, oft eine gute Stunde an den Powder-Tagen, denn viele Fahrer hier träumen von

der perfekten Linie durch den perfekten Hang, und die ist immer auch die erste Spur im jungfräulichen Pulver. Für Andrea ist es dazu noch die perfekte ­Linie neben den Linien ihrer Freunde. Alles Jungs, es gibt nicht viele Mädchen, die sich diese Hänge ­hinunterstürzen. Der Wettbewerb unter ihren Powder-Freunden kann übrigens härter sein als der Wettbewerb vor den Preisrichtern, denn die Freunde sind das Gegenteil von neutral. Sie sind hemmungslose Egomanen. Jeder von ihnen will die perfect line droppen. Aber was ist schon perfekt? Oben schultert die Gang ihre Skier, denn der perfekte Hang, den die Cracks suchen, ist selten gleich beim Lift. Perfekt heißt beim Freeriden fast unmöglich und most exposed. „Bevor ich nach Chamonix kam, wusste ich nicht, was exposure heißt“, sagt Andrea, „genauso wenig wie no-fall zone. Aber als ich sah, was die Leute hier fahren, wurde mir das schnell klar.“ Jetzt geht sie längst mit diesen Leuten bis ganz nach vorne. Dorthin, wo der Berg fast senkrecht nach unten abbricht und wo sich zwischen Felsköpfen, Graten und Felshängen eine Rinne so tief mit Pulverschnee gefüllt hat, dass es einen Weg gibt, um auf Skiern über sie hinunterzukommen. Dieser Weg führt oft über kleinwagen- bis einfamilienhausgroße Felsen, die übersprungen werden müssen. Dahinter geht es meist steil weiter, oft sehr lange und sehr tief. Das sind die no-fall zones. Die Strecken, die man besser auf den Skiern zurücklegt als auf dem Kopf oder auf dem Hintern, weil es einen sonst grausam zerlegen würde. Außerdem muss man viel über Schneeprofile wissen, Schneezusammensetzung, Schneetemperaturen und auch Sonneneinstrahlung, denn Freerider dieser Spielklasse bewegen sich in einem Neigungsbereich, in dem Lawinen prinzipiell immer möglich sind. Ein Bereich, in dem es darauf ankommt, den Tag herauszufinden, an dem die Lawine ausnahmsweise mal liegen bleibt. Warum man so etwas täglich fährt, immerzu fahren will? Das muss mit dem Charakter zu tun haben. Mit einer großen Lust auf Tempo, Selbstkontrolle und, simpel gesagt, einer Riesenlust am Skifahren. „Ich liebe es, intensiv zu leben“, sagt Andrea Binning, „meine Grenzen auszuloten, und das Skifahren ist mein Bereich, meine Liebe. Ich träume sogar nachts von der perfekten Linie, vom perfekten Pulverschnee, vom perfekten Hang.“ Sind da auch Albträume dabei? „Nie. Durch das Skifahren habe ich

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Himmelblau, schneeweiß. Im Büro von Andrea Binning herrscht Postkartenwetter.

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ICH SEHE DIE GEFAHR IMMER GENAUER, DESWEGEN WERDE ICH AUCH IMMER VORSICHTIGER. UND IMMER BESSER. gelernt, meiner Angst zu begegnen. In extremen Situationen zweifle ich an mir, aber dann versuche ich es, dann stürze ich mich hinunter. Wenn ich unten angekommen bin, habe ich wieder ein Stückchen Selbstvertrauen mehr. Und bin bereit für noch größere Herausforderungen.“ Dabei wurde Andrea das Skifahren keineswegs in die Wiege gelegt, denn sie stammt nicht aus einem Schweizer Hochgebirgstal, sondern aus Melbourne, einer Stadt am Südpazifik. Auch deshalb mutet das Leben der Andrea Binning an wie ein modernes Märchen von einem Mädchen, das mit leeren Händen auszog, um sein Glück zu suchen. In der großen weiten Welt wurde dieses Mädchen zwar nicht mit Goldmünzen überhäuft, aber doch mit Medaillen, soliden Verträgen und vor allem mit dem Gefühl, genau das Richtige zu tun. „Wenn du etwas tief im Herzen trägst, musst du es machen, nur dann wird etwas daraus“, sagt Binning, „so war das bei mir.“ Ihr Leben erzählt sich so: Ein kastanienbraunes und trotzdem blauäugiges Mädchen wächst gut behütet in einer sportlichen Familie in der südlichsten Millionenstadt der Erde auf, in Melbourne. Der Vater ist ein begeisterter Segler. Die kleine Andrea fährt schon als Taferlklasslerin Regatten und hat einen festen Berufswunsch: Seglerin. Bis die Eltern das Mädchen zum ersten Mal auf Ski stellen. Das ist keine alltägliche Sache in einer Gegend mit Temperaturen zwischen zehn und 25 Grad und 150 Regentagen pro Jahr. Skifahren, etwa im nächsten Skigebiet auf dem Mount Hotham, funktioniert nur ein paar Wochen im Jahr, und man muss schon fünf Stunden im Auto sitzen, bis man im Schnee ist. Aber Andreas Mutter stammt aus Augsburg (der deutsche Name!) und wollte es wieder mal unter den Füßen

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knirschen hören. Gut für ihre Tochter: Mit 16 Jahren änderte die ihren Berufswunsch zum ersten, aber auch zum letzten Mal – in Skifahrerin. Dabei ist das Skifahren in Australien nicht ganz einfach: Wenn der Schnee zu schwer und zu feucht ist, fährt man im Plastik-Regenponcho und mit Haushalts-Gummihandschuhen. Als Andrea bei europäischen Skiferien mit den Eltern im Abschlussrennen auch gegen ihre Lehrer gewinnt, bescheinigen diese ihr außergewöhnliches Talent und ermutigen die inzwischen Siebzehnjährige, Ernst zu machen. Die Eltern ermöglichen ihr ein dreimonatiges Training im US-Ski-Dorado Vail in den Rocky Mountains. Ziel: Ausbildung zur Weltcupfahrerin. Resultat: Andrea verdoppelt die Länge ihres Aufenthalts und kommt mit einem neuen Ziel zurück: Sie will Freestyle-Bewerbe fahren, das macht mehr Spaß. ZURÜCK ZUM SCHNITZEL. Andrea hinterlässt ihre Eltern immer ratloser: Von Freestyle Mogul – früher sagte man dazu „Buckelpisten-Skiakrobatik“ – soll man leben können? Von Sprüngen und Salti auf künstlich angelegten Schneewellen? Weil Andrea ein gutes Mädchen sein wollte, kam sie noch mal nach Australien zurück, ließ sich großmütterliche Schnitzel und selbst gebackenen Apfelstrudel schmecken (Augsburg!) und studierte, „um die Eltern zu beruhigen“, Sporterziehung. Das war nicht so leicht für sie, weil sie damals schon mehr im Flugzeug saß, auf dem Weg zu Wettbewerben und Filmaufnahmen auf den skibaren Bergen dieser Welt, als im Hörsaal und weil auch auf der Victoria University niemand das Skifahren ernst nahm. Außer Studentin Binning. „Geh doch segeln“, sagten die einen, „warum fährst du nicht Snowboard?“, die anderen. Doch die Guten erkennt man daran, dass sie auf ihrem Weg bleiben. Jetzt sitzt Andrea in ihrem eigenen Häuschen im französischen Chamonix auf der Ofenbank, auf dem Höhepunkt ihrer dritten Skikarriere, der eigentlichen, der erfolgreichen – als Fat-Ski-Freeriderin. Zusammen mit dem Mann sitzt sie da, der ihr vor acht Jahren dieses nette Terrain zeigte: Stian Hagen, ein norwegischer Profi-Freerider, den es schon vor zehn Jahren in das Mekka der Freerider verschlagen hat-

ÜBERLEBEN IN DER LAWINE

HIER BIN ICH! 1. Ein sogenanntes Avalung-System am Rucksack ermöglicht es Andrea, unter der Schneedecke bis zu 30 Minuten lang normal zu atmen.

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2. Die Kombination aus Sender (am Skifahrer) und Suchgerät (bei den Rettern) ermöglicht das rasche Orten eines Verschütteten.

3. Die Schaufel haben Andrea Binnings Schutzengel im Gepäck: Ist ein Verschütteter einmal geortet, kann er schnell ausgegraben werden.

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ILLUSTRATION: MARTIN UDOVICIC

Kommt Freeriderin Andrea Binning trotz aller Vorsicht einmal ein Schneebrett in die Quere, kann sie dank ihrer optimalen Ausrüstung dennoch cool bleiben.

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te. Stian ist ungefähr so groß wie Andrea, also klein für einen Mann, doch das hat viele Vorteile: Die beiden können immer Equipment tauschen, Ski, Schuhe, Overalls, und Stian kann Sprünge wagen, bei denen es Größere leichter zerbröseln würde, denn er hat die kompakte Statur eines Stehaufmännchens. Aber Sitzen ist bei den beiden eher eine Ausnahme. „Wenn das Wetter passt, sind wir im Schnee“, sagt Andrea. Im Winter vor der Haustür oder irgendwo sonst in den Alpen, gerne auch in Österreich. „Ihr habt tolle Freeride-Gebiete“, sagt sie, „den Arlberg, den Krippenstein, Obergurgl. Ihr habt besseres Essen in den Hütten und die gemütlicheren Hotels, ihr müsst nicht so lange bei den Liften anstehen, und eure Leute verstehen auch Englisch. Aber bei euch haben nicht so viele dieses Fieber. Dieses Zittern, wenn schon beim Morgengrauen klar ist, dass das ein perfekter Tag werden könnte.“ Also doch Chamonix. Im Sommer fährt sie dagegen auf der südlichen Erdhalbkugel, in Australien oder Neuseeland, solange dort Schnee liegt. Dazwischen wird geklettert, gesegelt, gesurft, Mountainbike gefahren oder gegolft. Kann sie sich für keinen Sport entscheiden? „Noui“, sagt sie in ihrem breiten australischen Akzent, „why should I? It’s nice to have options.“ IM BOOT ZUR PISTE. Diese Optionen hat Andrea, weil sie besser fährt als viele andere und sich auf eine partnerschaftliche Betreuung durch Red Bull verlassen kann. Sie erhält Unterstützung im Bereich Training und Physio-Betreuung, die die Möglichkeit offenlässt, ihre individuellen Projekte und Träume zu verwirklichen. Manchmal braucht es einen Hubschrauber, um diese Träume zu realisieren. Und dazu noch einen kleinen Kabinenkreuzer, auf dem dieser Hubschrauber in die letzten kanadischen Fjords geschippert werden kann, weil es links und rechts von denen ein paar tausend Steilhänge gibt, die noch nie ein Mensch auf Skiern hinuntergefahren ist. Das kann mehrere Gründe haben: 1. Es ist eine gute Flugstunde zum nächsten Dorf (darum das gemütliche Wohnschiff). 2. Es gibt keinen Lift hinauf, und durch einen Meter tiefen frischen Pulverschnee zu steigen ist nur bedingt ein Vergnügen (darum der Heli). 3. Die Hänge sind so steil, dass sie für 99,99 Prozent aller Skifahrer ausfallen – aber darum waren Andrea, ihr Freund Stian und noch ein paar ähnlich gelagerte Experten da. Erst fuhr ein junger Bursch aus der Crew in den Hang ein. Jeder Schwung ein Schneebrett – na gut, man muss eben sehen, dass man schneller ist als die Schneebretter. Dann droppte Stian, und der ist definitiv schneller als jedes Schneebrett. Zuletzt kam Andrea, und rund um sie herum kam die Lawine. Es war, als löste sich der Hang mit einem Schlag auf wie ein Puzzlespiel, das von einem bösen Kind an die Wand geschleudert wurde. „Ich konnte nichts mehr machen“, erinnert sie sich, während wir das Video von der Lawine sehen, sie zum hundertsten Mal, in

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Aussie in den Alpen. Am liebsten teufelt Andrea Binning durch Österreichs Tiefschnee.

ihrem Häuschen in Chamonix, vor den flackernden Holzscheiten, „Rudern, Atmen, Schwimmen, nichts ging mehr, alles drehte sich. Komisch, dass ich trotzdem ruhig war.“ Sie flog an Felsen vorbei (Glück gehabt!), erst 300 Höhenmeter weiter unten steckte sie im Schnee fest wie in Beton. Luft bekam sie durch einen Schlauch in ihrem Spezialrucksack, der für solche Fälle als externe Lunge dient, und ihre Freunde hatten sie auch bald ausgegraben. Die ganze Zeit stand der Hubschrauber mit dem Kameramann direkt vor der Lawine in der Luft, doch außer filmen konnte keiner etwas tun. Andrea kam damals noch einmal davon. Ein Grund aufzuhören? „Warum?“, fragt sie sichtlich erstaunt, „ich habe immer mehr Erfahrung. Wer nichts weiß, über den Schnee, das Gelände, über sich selbst, der bekommt auch nichts von den Gefahren mit. Doch ich sehe die Gefahr immer genauer, deswegen werde ich auch immer vorsichtiger. Und immer besser. Das Weiterkommen ist das Wichtigste“, sagt sie, im Hinblick auf die nachdrängende junge FreeriderGeneration, „solange ich mich noch verbessere, mache ich auch weiter.“ ♉

FREESKIING gewinnt in der Wintersportszene ständig an Bedeutung, weil es viele (Nicht-mehr-)Snowboarder auffängt und im Tiefschnee abseits der Pisten weiter Spaß haben lässt. Red Bull baut deshalb seine Aktivitäten im Freeskiing laufend aus.

RED BULL TRIBALQUEST: 18. BIS 23. FEBRUAR 2008, NENDAZ/CH WWW.REDBULLTRIBALQUEST.COM

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Hans-Peter Steinacher Roman Hagara und

reden nix miteinander

und verstehen sich trotzdem besser als jedes andere Tornado-Team der Welt. Ende des Monats segeln sie um ihre Chance aufs dritte Olympia-Gold. Text Yvonne Kienesberger Bilder johannes kernmayer

Name Roman Hagara Geburtsdatum/-ort 30. April 1966, Wien Familienstand ledig Ausbildung Hauptschule, Tischler­ lehre, dipl. Segeltrainer Name Hans-Peter Steinacher Geburtsdatum/-ort 9. September 1968, Zell am See Familienstand verheiratet, zwei Kinder Ausbildung Sporthauptschule, vier Jahre kaufmännische Lehranstalt für Skifahrer GEMEINSAME sportliche erfolge Olympiasieg 2000/2004 WM-Titel 1999, EM-Titel 1997/2000/2001/2006 Web-Adresse www. hagara-steinacher.com

Aus zwei mach eins. Roman Hagara und Hans-Peter Steinacher arbeiten so lange (seit 1997) und so intensiv (49 Wochen pro Jahr, im Schnitt) zusammen, dass man durchaus den einen interviewen kann, um über den anderen etwas zu erfahren. Roman Hagara als Steinacher-Biograf: „Eigentlich war der HansPeter ja Skifahrer, aber als es ernst werden sollte, war er zu leicht. Und was gibt es in Zell am See außer Bergen? Eben: Er ist also aufs Segeln umgestiegen.“ Und wurde damit zunächst einmal Gegner: Am Anfang ihrer Karriere fuhren Hagara und Steinacher gegeneinander. Das Konkurrenzverhältnis endete 1996: Als Stei­nacher bemerkte, dass er mit seinem damaligen Partner keine Chance auf eine Olympia-Qualifikation haben würde, beendete er konsequenterweise seine Segelkarriere und stieg in der Firma seines Vaters ein, durchaus leichten Herzens: „Ich hatte ja schon eine Familie. Und dass ich einmal die Firma übernehmen würde, war schon immer klar!“ Freilich ging Steinacher der Segelwelt nur kurz verloren. Im Winter darauf verbrachten er und Hagara ein gemeinsames Skiwochenende. Roman fragte Hans-Peter – „eigentlich nur zum Spaß“ –, ob er nicht Lust hätte, mit ihm zu segeln. Der antwortete mit einem sehr spontanen Ja. Und begründete damit eine der erfolgreichsten Partnerschaften der österreichischen Sportgeschichte. Nicht allzu erfreut reagierte allein Steinachers Vater, der seine Firma zurückbekam, den Kopf schüttelte und eher rhetorisch fragte: „Was wollts ihr denn, ihr mit eurem Segeln?“ Hagara damals: „Zur Olympiade fahren.“ Vater Steinacher: „Ja, red du nur!“ (Mittlerweile gehört Papa Steinacher zu den größten Fans des Duos.) Zweite Karrieren. Es war ja auch eine Traumkarrie­ re, die die beiden hinlegten. In ihrem ersten gemeinsamen Jahr wurden sie Europameister, 48 Monate später Weltmeister, wieder zwölf Monate später folgte der historische olympische Coup von Sydney. Nicht nur für Steinacher ist es die zweite Karrie­ re: Roman Hagara war mit seinem Bruder Andreas

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1987 und 1990 Welt- und Europameister bei den Tornados geworden. Roman arbeitete damals als Vorschoter, inzwischen trägt er als Steuermann die Letztverantwortung für jede Entscheidung – ob an Land oder auf dem Wasser. Roman ist es auch, dem man während eines Wettkampfs die Anspannung am deutlichsten ansieht. Dass er bisweilen mit einer blutigen Nase in den Hafen zurückkommt, liegt aber nicht daran, dass Steinacher mit manchen Entscheidungen nicht einverstanden wäre: „Auf dem Boot ist es halt eng, alles muss sehr schnell gehen, da kommt es unweigerlich zu kleinen Unfällen.“ Der sehr erwachsene Umgang miteinander ist eines der Erfolgsgeheimnisse von Hagara/Steinacher: Untiefen, die auf dem Wasser entstehen, werden bei der Besprechung nach dem Wettkampf analysiert und ausgeräumt. „Wir kennen Boote, auf denen das anders abläuft“, sagt Hagara. „Die reiben sich auf. Wenn es Spannungen in einem Team gibt, hältst du das psychisch nicht lange durch.“ Technik neu, Taktik neu. Sportösterreich hat sich in den letzten Jahren an seine Segelerfolge gewöhnt, „dass dahinter harte Arbeit rund um die Uhr steckt, sieht natürlich kaum jemand“, sagt Hagara. Und die Zeiten sind durchaus nicht bequemer geworden. Steinacher: „Früher haben zehn bis 15 Wochen Training im Jahr gereicht. Jetzt musst du aufpassen, dass du nicht länger als drei Wochen im Jahr vom Training weg bist, sonst bist du vorne nicht mehr dabei.“ Dabei geht es nicht nur um das eigentliche Segeln, mindestens ebenso aufwendig und arbeitsintensiv ist auch die Arbeit am Material: Hagara und Steinacher entwickeln ihre Segel selbst und konnten sich auch in anderen Bereichen nie auf gemachten Erfahrungen ausruhen. Das Boot, das sie besser segeln als jedes andere Team der Welt, hat sich in den letzten Jahren immer wieder stark verändert. Nach den Olympischen Spie­ len von Sydney 2000 wurde in der Tornadoklasse ein zweites Vorsegel (Gennaker) mit 25 m2 Segelfläche eingeführt. Dieses zusätzliche Tuch führte zuerst einmal dazu, dass sich nun auch der Steuermann

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bild: Tageszeitung Österreich/johannes kernmayer

Kurs auf Peking. In Auckland geht es nicht nur um den zweiten WM-Titel für Hagara/ Steinacher nach 1999, sondern vor allem um die Wurscht, die olympische.

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Ohne Worte. Tatsächlich sprechen Hagara und Steinacher an Bord nicht miteinander. Das blinde Verständnis klappt auch stumm. „Jeder weiß, was der andere braucht.“

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bild: Tageszeitung Österreich/johannes kernmayer

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Es kann nur einen Kopf geben im Boot, sonst fährst du irgend­ wann nur geradeaus, weil keiner sagt, wo es langgehen soll.

Golden Boys. Der Wiener (re.) und der Zeller bilden eines der erfolg­reichsten Gespanne der österreichischen Sportgeschichte.

bild: gerhard heller

bild: Tageszeitung Österreich/johannes kernmayer

in einem Gurt (=Trapez) aus dem Boot lehnen, „ausreiten“ muss, um ein Kentern zu verhindern. Außerdem wurde das Boot durch den Gennaker „vor dem Wind“, wenn also der Wind von hinten anschiebt, um ein Vielfaches schneller. Was eine neue Taktik erforderte – die Hagara/Steinacher in Athen prompt das zweite Olympia-Gold einbrachte. Ausruhen konnten sie sich hinterher aber wieder nicht, denn nach Athen wurde das Mastmaterial von Aluminium auf Kohlefaser geändert. Wieder begann eine Zeit grundlegender Umstellungen und intensiver Materialtests, die Hagara/Steinacher gut genützt zu haben scheinen: Bei den Tests zu den Spielen 2008, den Pre-Olympics 2007 im chinesischen Qingdao, fuhren sie wieder allen Gegnern auf und davon. Stummes Verständnis. Nicht nur die akribische Vorbereitung macht das Duo stark. Hagara: „Wir sind beide früher im Tornado auf der jeweils anderen Position gesegelt: Hans-Peter war schon einmal Steuermann, ich schon einmal Vorschoter. Wir wissen also vom jeweils anderen, was er braucht. Dazu kommt, dass Hans-Peter als Ex-Skifahrer für die Vorschoterrolle körperlich perfekt prädestiniert ist: Er ist wendig und schnell, hat ein ausgezeichnetes Gleichgewichtsgefühl.“ Umgekehrt sieht Steinacher Hagara als optimalen Steuermann: „Er hat ein sehr gutes Auge für Wellen und Wind, steuert mit Gefühl und unheimlich konzentriert.“ Dazu kommt blindes – und stummes – Verständnis: Hagara und Steinacher sprechen an Bord nicht miteinander. „Nicht nötig“, sagt Hagara. „Also … nur selten. Einmal mussten wir bei Dreharbeiten auf dem Wasser irgendwelche Kommandos erfinden, weil der Regisseur sonst keinen Ton auf seinem Film gehabt hätte.“ Dass Hagara/Steinacher jetzt erst einmal nach Neuseeland zur WM müssen, um sich dort mit einem Spitzenplatz für die Olympischen Spiele im August zu qualifizieren, ist ihnen natürlich bewusst. (Die erste Quali-Chance bei der WM 2007 wurde überraschend vergeben.) Für beide aber eher Schönheitsfehler als bedrohliches „Letzte-Chance-Szenario“:

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An ein mögliches Scheitern wird nicht einmal gedacht. Keine Überheblichkeit, nur Konsequenz: „Wir fahren hin, um zu gewinnen, alles andere wäre Blödsinn.“ Daher sind beide trotz WM-Stress voll auf China fokussiert, und das seit Jahren. Bereits 2005 haben Hagara/Steinacher als erstes Team in den Gewässern vor Qingdao trainiert: „Das Revier dort ist mit keinem anderen vergleichbar. Es gibt nur Besonderheiten: wenig Wind, starke Strömungen, hohe Wellen. Da kann es schon passieren, dass du ohne Wind in der Strömung hängen bleibst und nur noch hin- und hergeworfen wirst.“ Der Konkurrenz sind sie jedenfalls – wenn sie’s nach Qingdao schaffen – eine Nasenlänge voraus. Steinacher: „Unsere Erfahrungen im olympischen Revier können die anderen bis zu den Spielen niemals aufholen. Denen läuft jetzt die Zeit davon.“ ♉  Tornado-WM: 22. Februar bis 1. März 2008,   Auckland, Neuseeland,  www.takapunaworlds.org

Das Team dahinter „Ohne unsere Mitarbeiter und Partner wären wir verloren“, betonen Hagara und Steinacher. Ob das nun Sportpsychologe Günther Amesberger ist, Physiotherapeutin Ingrid Müller, Trainer Georg Fundak, Konditionstrainer Florian Bernhaupt, Segelmacher Robert Jessenig oder all die anderen aus dem Team, „in dem jeder aus Idealismus dabei ist“. Zur Red Bull-Familie gehört das Duo seit Beginn seiner Zusammenarbeit. „Vielleicht verstehen wir uns so gut, weil wir ähnlich funktionieren wie die Bullen“, sagt Steinacher, „wenn wir ein Ziel erreicht haben, können wir uns nicht zurücklehnen, sondern müssen gleich das nächste angehen.“

Tornado für Anfänger

Arbeitsplatz Was Sie über das Boot von Roman Hagara und Hans-Peter Steinacher wissen sollten. (Und was Sie wissen dürfen.) Sterbende Kunstform? Geht’s nach den Herren des Welt-Segelverbandes, soll der Tornado nach Peking aus dem olympischen Programm genommen werden – freilich gilt er als spektakulärste Bootsklasse unter den Ringen. Hagara: „Ein Wahnsinn. Eine politische Entscheidung gegen den Sport. Hoffentlich ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“

Segel Seit dem Jahr 2000 in der aktuellen Dimension: Das Großsegel misst jetzt 17 m², das Focksegel 7 m². Auf Vorwindkursen kommt ein drittes Segel zum Einsatz, der Gennaker, mit zusätzlichen 25 m².

Mast 9,80 Meter hoch und seit 2005 nicht mehr aus Aluminium, sondern aus Kohlefaser gefertigt.

Doppelrumpf Tornados erreichen bis zu 60 km/h, was nicht zuletzt daran liegt, dass zumeist nur auf einem Rumpf gesegelt wird – der andere „fliegt“. Das Boot ist 6,10 Meter lang, 3,05 Meter breit und wiegt segelfertig gerade einmal 165 Kilogramm.

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Margot Janse

verbrachte als Baby

sechs Tage im Krankenhaus, weil sie sich weigerte zu essen. Die holländische Spitzenköchin war immer schon wählerisch bei dem, was auf den Tisch kommt. Text Simon Schreyer Bilder Barry White

Name Margot Janse Geburtstag/-ort 14. Mai 1969, Naarden, Niederlande Ausbildung Theaterschule Maas­ tricht; Praktikum bei „Ciro’s“, Johannesburg, Executive Chef von „Le Quartier Français“, Franschhoek Lebt in Franschhoek, Western Cape, Südafrika Liebt Töpfern, Reiten und Fotografie Kocht im März 2008 im ­Hangar-7, Tischreservierungen im Restaurant „Ikarus“ unter Tel.: +43 (0)662 2197-77

Welches Kräutlein darf es sein? Margot Janse mit „Ikarus“-ExecutiveChef Roland Trettl.

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Eine Küche beider Welten. Wer Margot Janse sucht, muss schon bis ans Ende der Welt fahren. Zumindest bis Franschhoek am südafrikanischen Westkap. Der Ortsname bedeutet so viel wie „Franzoseneck“: Im 17. Jahrhundert als Hugenottenkolonie besiedelt, steht die an Südtirol erinnernde Gegend im Ruf, ei­ nes der klimatisch begünstigten Weinbaugebiete am Kap zu sein. Der dort gepflegte Kochstil heißt „Cape provençal“ und ist mehr als nur ein bisschen franzö­ sisch geprägt. Das französischste Restaurant des Ortes ist gleich­ zeitig Margots kleines Königreich: „Le Quartier Fran­ çais“, berühmt für eine Küche, die ihre Kraft aus dem kulinarischen Niemandsland zwischen Frank­ reich und Südafrika bezieht. Die Zutaten kommen aus der Ackerbautradition der Stämme der Khoi und Xhosa und werden von lokalen Händlern geliefert. Margot ist von der Qualität der Produkte aus dem Weinland hellauf begeistert. Beim Schwelgen über schwarze Feigen, Beeren, Kräuter und die dünnsten, geschmacksintensivsten Spargel der Welt gestiku­ liert die blonde Holländerin mit dem Temperament einer Claudia Cardinale. Vielleicht stammt dieses körperliche Mitteilungsbedürfnis aus ihrer Zeit als Schauspielerin. An der Maastrichter Schauspielaka­ demie spielte sie einst sogar Pontius Pilatus. Der war ja immerhin Römer. Janse experimentiert gerne. Als Kind machte sie auf den Reisen mit ihrem Vater prägende kulinari­ sche Erfahrungen. Nicht nur, dass sie unter seiner enthusiastischen Aufsicht täglich opulente Omelet­ tes zubereitete: Er war es auch, der Margots Gaumen mit außergewöhnlichen Aromen bekannt machte. So lernte sie Froschschenkel auf Indonesisch bereits in einem Alter kennen, in dem andere Kinder sich erst einmal an das Überraschungsmoment von Zwiebel­ ringen im Jausenbrot gewöhnen. „Das Exotische prägte mich früh und erweiterte meinen Horizont bis weit in die Pubertät“, sagt Jan­ se. Die Professoren an der Amsterdamer Schule für Drama sahen das bei Margots Aufnahmeprüfung lei­ der anders und empfahlen der Zwanzigjährigen, auf Reisen zu gehen, um erst einmal Lebenserfahrung zu sammeln. Margot nahm sie beim Wort und wanderte mit ihrem damaligen Freund, einem südafrikanischen Journalisten, nach Sambia aus. Das Paar wurde aus­ geraubt, war pleite, liebte sich auseinander. Eine tur­ bulente Zeit für Margot. Sie begann als Fotografin zu

arbeiten, weil ihr dieser Berufsweg aben­teuerlich er­ schien. Aber weil die wahren Abenteuer bisweilen im Kochtopf sind, verliebte sie sich mit 23 noch ein­ mal, diesmal in die südafrikanische Küche. Wieder wählte Margot nicht den ausgetretenen Weg einer dreijährigen Fachausbildung, sondern begann im „Ciro’s“, einem italienischen Res­taurant in Johannes­ burg, als Kellnerin und Küchenhilfe. Ihr dortiges Rol­ lenstudium umfasste händisches Fertigen von Ravio­ li, Tintenfische putzen und Zucchini­blüten füllen. Schon im Ciro’s ließ Küchenchef Ciro Molinaro ihr freie Hand bei der Kreation neuer Geschmacks­ kombinationen. Diese gerieten durchaus erfolgreich, nur mit der tiefgefrorenen Pasta war Margot ihrer Zeit dann doch ein Stückchen zu weit voraus. Zwei harte Lehrjahre verbrachte Janse bei Molinaro, in denen sie bereits nach sechs Monaten zum Assis­ tenz-Chef befördert wurde. 1995 kam sie als Sous­ chefin ins Quartier Français am Westkap. Sie blieb dort nicht lange in dieser Position, sondern wurde von der dynamischen Besitzerin Susan Huxter be­ reits nach wenigen Monaten zum Executive Chef ernannt. Bei ihrem ersten Besuch in Le Quartier pries Südafrikas Grande Dame der Gastronomie, Lannice Snyman, Margots Werk überraschenderweise als „überraschend“. Die Nummer sicher war noch nie Margot Janses Glückszahl: „Man sollte sich schon ein wenig zerspra­ geln müssen. Der Weg des geringsten Widerstandes bringt mich nirgendwohin.“ Etappen ihres Weges: Im Oktober 2007 wurde Le Quartier Français vom britischen Magazin „Restaurant“ zum dritten Mal unter die 50 besten Restaurants der Welt gewählt. Außerdem hat La Reine Margot 2007 von Relais & Châteaux die Rising Chef Trophy erhalten. Und auf der kulinarischen Weltreise des Restaurant-Testers Tom Norrington-Davies vom Londoner „Sunday Tele­ graph“ erhielt Le Quartier unter fünf Spitzenrestau­ rants die Bestnote. Wer einmal Janses Roulade von Springbock und ­Biltong mit Buchu-Blätter-Gnocchi und Pastinaken­ schaum oder die Ballotine aus Waldtaube, Ente und Foie gras mit Pfirsich- und Rooibos-Chutney pro­ biert hat, weiß, warum. ♉  Ikarus-Gastköchin im März 2008: Margot Janse,   Hangar-7, Salzburg   Alle Gastköche des Jahres 2008 unter Www.hangar-7.com

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Königin Margot in ihrem Reich. Woran sie gerade denkt? An unser Essen natürlich!

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Sebastian Vettel

hat sich im Rennauto noch

nie gefürchtet. Ein Gespräch mit der 20-jährigen Formel-1-Granate über den Weg nach oben, den Willen, immer der Beste zu sein, und die Halbwertszeit von Otto Waalkes. Interview Werner Jessner

Name Sebastian Vettel Geburtsdatum 3. Juli 1987

E

r ist ein ganz Schneller bei allem, was er macht: Bestzeit bei seinem ersten Formel1-Freitagstraining, jüngster Fahrer, der je WM-Punkte gemacht hat, souveräner vierter Platz bei seinem erst siebten Grand Prix. Sebastian Vettel, 20, aus Heppenheim, ei­ nem Nest zwischen Darmstadt und Heidelberg, ist die heißeste Aktie am Formel-1-Markt. Das Gespräch mit dem blonden Universaltalent offenbart sehr schnell, warum das so ist.

Geburtsort

Erster sein, fertig. Mit dem Jo-Jo in der Schule ging es eine Zeitlang darum, wer den besten Trick kann. Da hab ich eben den ganzen Nachmittag damit verbracht, mir mit dem blöden Jo-Jo den geilsten Stunt beizubringen. Das ist ganz normal, denke ich. Gab es je Momente in deinem Leben, wo du echte Schwierigkeiten hattest?

Ja, in der Schule gab es schon Fächer, die einem nicht so gelegen sind.

Vettel:

Welche?

Sag ich nicht. Auch im Sport ist es manchmal so, dass man nicht vom Glück verfolgt ist und die Versuchung groß wird, alles hinzuschmeißen. Dann steht man eben auf und beginnt zu kämpfen. Wenn es gut läuft, macht man eh intuitiv das Richtige. Wenn es nicht so läuft, man selber aber das Gefühl hat, während des gesamten Wochenendes alles ­gegeben zu haben, kann man sich keine Vorwürfe machen.

Vettel:

Heppenheim, Deutschland

Red Bulletin: Wer hat das gesagt: „Er ist charismatisch,

Wohnort Walchwil, Schweiz

gescheit, ein unglaubliches Talent und ein ganzheitlicher Fahrer. Nicht nur schnell, sondern auch interessiert.“

Ausbildung

Vettel:

Red Bull Junior seit 1999, Kart von 1994 bis 2002,

Oder das: „Er ist schnell, fährt mit Hirn, ist entschlossen und sehr leistungsbereit.“

Formel BMW 2003 und

Vettel: Vielleicht

2004, F3-Euroserie 2005

mel-1-Testfahrt im Sep-

Stimmt. Einen habe ich noch: „Er hat alles, was man für eine große Karriere braucht: Talent, Liebe zum Detail, Spaß an der Sache. Ich denke, das zeigt sich auch in diesem Jahr wieder in der Formel 1.“

tember 2005 (BMW),

Vettel:

­Ersatzfahrer seit August 2006. Debüt in der F1 im

Das erste Zitat stammt von Dietrich Mateschitz, das letzte von Michael Schumacher.

Was ist in der Zwischenzeit passiert?

Juni 2007. Stammfahrer

Vettel: Ah, okay. Das freut einen natürlich, wenn sol-

Vettel: Ich bin abends ganz normal ins Bett gegangen.

bei Toro Rosso seit 31.

Ich wusste, ich habe drei Tage in Tokio vor mir, und nächstes Wochenende ist wieder ein Rennen.

Vizemeister in der F3

che Leute eine so gute Meinung von einem haben. Aber eigentlich befasse ich mich nicht so sehr mit dem, was andere von mir denken. Ich sehe Zitate und Glückwünsche als Bestätigung des Erreichten. Ist nett, hilft mir aber für die Zukunft nicht weiter. Man muss in der nächsten Runde wieder das Beste geben. Emotionaler Rückenwind ist schön, ist aber keine Garantie, dass das immer so bleibt.

Euroserie, Laufsiege in

Ist es selbstverständlich für dich, stets der Beste zu sein?

der Renault World Series

Vettel:

und 2006, Renault World Series 2007. Erste For-

Juli 2007. Kurz davor Abitur (Matura). Siege Im Kart zu viele, um sie aufzuzählen. Rekord­ sieger in der Formel BMW,

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Hmm. Weiß net.

der Gerhard (Berger, Anm.)?

Keine Idee.

So ist das halt als Sportler. Man will immer

War dein Unfall in Fuji im Vorjahr, als du sensationell auf Platz drei gelegen bist, so ein Moment?

Klar. War ein absoluter Tiefpunkt. Aber am Freitag danach, als ich in China wieder im Auto saß, war alles vergessen.

Vettel:

Kannst du nach so einer Situation einschlafen?

Ja, doch. Natürlich macht man sich seine Gedanken und lässt den Film noch mal ablaufen und denkt sich: hätte, wäre, wenn, aber man muss weiter­ machen. Ändern kann man es sowieso nicht mehr.

Vettel:

Kann man diese Coolness lernen?

Ich war immer schon einer, der wenig nachgedacht hat.

Vettel:

23.01.2008 12:20:40 Uhr


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bild: philipp horak

Lassen Sie sich von diesem Blick nicht t채uschen.

23.01.2008 12:20:44 Uhr


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Helden

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Race of Champions. Vettel und Schumacher bildeten Team Deutschland. Pikant: Der Youngster sicherte nach einem Schumi-Patzer den Sieg in der Nationenwertung.

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Bild: andrew ferraro/red bull photofiles

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23.01.2008 12:20:49 Uhr


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Helden

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Witzig. Nach außen wirkst du sehr analytisch und besonnen.

Wie viele Formel-1-Kilometer hast du jetzt auf deinem privaten Tacho?

Vettel: Ja, das schon. Ich würde mich schon als professionell in dieser Hinsicht bezeichnen. Ich lasse mich nicht durch äußere Dinge beeinflussen. Da hat jeder seine eigene Art. Fuji hat mich aber echt getroffen. Ich war richtig fertig, habe geweint und wusste in dem Moment nicht, wie es weitergeht. Durch die Analyse der Fernsehbilder und des Rennfilms, der in meinem Kopf gespeichert war, bin ich schließlich zu dem Ergebnis gekommen, dass ich nicht viel hätte anders machen können. Wichtig war an dem Tag, das Positive mitzunehmen. Niederlagen sind sehr gut für einen, wenn man die Gründe dafür versteht.

Vettel: Ich schreib da nicht mit. 6000 bis 7000, schät-

In Deutschland wurdest du lange Zeit als Schumi-Nachfolger gehandelt. Es war bekannt, dass du als Kind ein Schumacher-Poster in deinem Zimmer hängen hattest. Wann kam das von der Wand?

Mit 13, 14 hingen da dann leicht bekleidete Mädels. Man wächst in seinen Ansichten (grinst). Klar, Michael ist in vielen Dingen ein Vorbild, aber ab einem gewissen Alter braucht es kein Poster im Zimmer mehr, um das zu wissen. Jeder schaut sich von anderen Fahrern was ab, bewusst oder unbewusst. Ich versuche niemanden zu kopieren, das wäre ja auch Schwachsinn. Aber ich denke schon, dass der Michael in seiner Karriere mehr richtig als falsch gemacht hat.

Vettel:

Lass uns die Weltmeister der letzten zehn Jahre nehmen: Was kann man sich von denen jeweils abschauen?

Über Michael könnte man eine Stunde reden. Er hatte nicht nur sehr viel Talent, er hat auch sehr hart gearbeitet. Kimi gilt als sehr schnell, ich komme mit ihm gut aus. Er wird von den Leuten oft falsch eingeschätzt. Ich denke, man kann sich von ihm abschauen, dass er sich wenig um die Meinungen anderer Leute kümmert. Alonso ist mit viel Leidenschaft bei der Sache, man merkt ihm an, wenn er keinen Spaß hat. Er ist ein sehr emotionaler Typ, bei aller Professionalität. Racing ist sein Leben. Für Mika Häkkinen bin ich noch ein wenig zu jung, aber ich denke, der hat sich auch wenig Gedanken gemacht und sein Ding durchgezogen.

Vettel:

Konntest du das von klein an: dein Ding durchziehen? Oder musstest du es lernen?

Ich glaube, das hat man, oder man hat es nicht. Genau wie Nervosität: Der eine ist nervös, der andere nicht. Und das eine oder andere muss nicht von vornherein was Schlechtes bedeuten.

Vettel:

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ze ich, Rennen exklusive. Du warst von Anfang an im Red Bull Junior Team und bist heute so was wie dessen Aushängeschild. Wie kam es zum Erstkontakt?

Das war schon zu Kart-Zeiten. Ich komme aus keiner wohlhabenden Familie, und Motorsport wird sehr früh sehr teuer, wenn man ihn ernsthaft betreibt. Wir waren auf der Suche nach einem Partner, der sehr langfristig mit uns arbeiten will, und so kamen wir auf Red Bull. Ich bin dann sehr bald von Red Bull Deutschland zu Red Bull International aufgestiegen, und in den neun Jahren, die wir gemeinsam arbeiten, gab es nie, wirklich nie Probleme. Es ist ganz klar, dass ich ohne Red Bull nie dort wäre, wo ich heute bin, ganz egal, ob im Toro Rosso-Overall oder in dem eines anderen Teams.

Vettel:

Zu welchen anderen Sportlern aus der Red Bull-Familie hast du Kontakt? Vettel: Man lernt immer mehr kennen, je länger man dabei ist, und macht auch was zusammen. Mit Tonio Liuzzi und anderen Motorsport-Youngsters hab ich mich immer gut verstanden. Es sind ja auch sehr viele interessante Menschen dabei. Felix Baumgartner zum Beispiel: Wenn man den kennt, ist der ein ganz normaler Typ und kein Spinner, der sich von Häusern haut. Für ihn ist ein Sprung wie ein Rennen. Erst wenn er ein perfektes Set-up hat, springt er. Oder Travis Pastrana: Er nimmt vielleicht Dinge nicht so ernst wie andere, aber Freestyle ist ein absolut seriöser Sport. Auch wenn das jetzt nix für mich wäre.

Talisman In der rechten Hosen­ tasche von Sebastians Rennoverall befindet sich bei jedem Rennen ein kleines Glücksschwein mit Pfennig. Das hatte ihm einst sein Vater nach einem verkorksten Kart­ rennen auf einer Auto­ bahnraststätte gekauft. Das erste Rennen mit Glücksschwein gewann Vettel prompt. Für das Schwein war das ein HighspeedDauerticket.

Gab es je die Versuchung, etwas anderes zu werden als Motorsportler? Vettel: Mir machen andere Sportarten schon sehr viel

Spaß. Ich habe Fußball gespielt und Tischtennis, aber nichts davon hat mir auf Dauer so viel Freude gemacht, wie im Kreis zu fahren. Was genau ist das Schöne am schnellen Autofahren?

„Ich kenne Sebastian seit Kart-Tagen. Damals habe ich ihm in Kerpen sogar mal einen Nachwuchs-Pokal überreicht. Er hat alles, was man für eine große Karriere braucht: Talent, Liebe zum Detail, Spaß an der Sache.“ Michael Schumacher

Das klingt alles wahnsinnig reif und überlegt für jemanden, der noch keine zehn Grands Prix gefahren ist. Was kannst oder musst du noch lernen?

bild: gerhard noack

Bild: andrew ferraro/red bull photofiles

Vettel: Ooch, eine ganze Menge. Ich stehe erst am An-

fang, auch wenn ich vielleicht schon ein Jahrzehnt lang Rennen fahre. Zu sagen, ich brauch nur mehr im richtigen Auto zu sitzen, dann passt das alles, wäre grundfalsch. Ich muss das Zusammenspiel des Teams noch besser verstehen, um es perfekt zu nutzen. Es kommen ständig neue Dinge dazu, die man verstehen muss, um dann perfekt darauf reagieren zu können: vom Reglement, vom Fahrerischen, was immer.

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Vettel: Man sagt, Kontrolle sei eine Illusion. Aber das

Gefühl zu haben, etwas zu beherrschen, zu wissen, was man tut, sich selbst und das Material ans Limit zu treiben und sich dann noch im Wettkampf mit anderen zu messen: das macht es für mich aus. Gibt es da einen grundsätzlichen Unterschied, ob du im Formel-1-Auto sitzt oder dich eine Stunde mit Kumpels auf der Kartbahn matchst?

Vom Grundprinzip nicht. Sobald man den Helm aufhat, wird’s ernst.

Vettel:

Du verlierst nicht gern.

Nein. Überhaupt nicht. Mein Bruder ist neun Jahre alt, ein Kind noch, aber nicht einmal gegen den verliere ich gern.

Vettel:

Wie groß ist die Chance, dass er auch Motorsportler wird?

Er will heute Rennfahrer werden, morgen Pilot und übermorgen Motorradfahrer. Ist wohl noch zu früh, um was zu sagen.

Vettel:

Du bist in Jugendklassen immer wieder gegen Lewis Hamilton gefahren, der in seiner ersten F1-Saison um die WM gekämpft hat. Aus der Perspektive eines echten Insiders: Wie gut ist der Kerl wirklich?

Er ist erstens ein guter Typ und zweitens ein guter Fahrer, sehr professionell. In der Formel 1 sollten die besten Fahrer der Welt unterwegs sein, und da gehört er ganz sicher dazu.

Vettel: Toro Rosso 2008 Das kleine Team aus ­Faenza, Italien, bestreitet die ersten vier Rennen mit dem Vorjahresauto. Der neue STR3 soll erst beim GP der Türkei zum Einsatz kommen (11. Mai). Sebastians Teamkollege ist Sébastien Bourdais, der nach einer erfolgreichen Karriere in der GP2-Vorläuferserie F3000 in Amerika als vierfacher Champ-Car-­ Gewinner en suite ­Geschichte schrieb. scuderiatororosso.com

Und du hast ihn schon geschlagen … Vettel: Das läuft hinaus auf „Ich bin besser als er“, doch so meine ich das nicht. Ich glaube, dass alle mit Wasser kochen. Und dass ich das auch kann. Könnte ich es nicht, würde ich mir was anderes suchen. In dem Jahr, wo er F3-Meister wurde, wurde ich Fünfter. Es war meine erste Saison in der Serie, bei ihm schon die zweite.

Ist die Formel 3 die letzte Pflichtstufe auf der Karriere­ leiter in die Formel 1?

Definitiv. F3 passiert auf einem sehr hohen Niveau, ist international vergleichbar und beinhaltet alles, was du später in der F1 brauchst. Wer sich in internationalen F3-Rennen behauptet, gehört zu den Besten seines Jahrgangs – weltweit. Nach der F3 gibt es mehrere Alternativen, und der Idealweg ist nicht mehr so klar. Eine Saison in der GP2 kostet 1,2 Millionen Euro, eine Saison in der Renault World Series die Hälfte. Da muss man einfach abwägen, was man mit seinem Budget macht. Die ideale Karriere wäre wohl Kart bis 15, Formel BMW, eventuell Formel Renault, Formel 3 und dann weitersehen.

Vettel:

Muss man tatsächlich mit drei Jahren im Kart sitzen, um eine Chance auf die große Karriere zu haben?

Das glaube ich nicht. Zwischen sieben und zwölf Jahren anzufangen ist völlig okay.

Vettel:

Fühlt es sich anders an, in ein Kart-Fahrerlager zu kommen als in den F1-Paddock? Vettel: Manchmal fühlt es sich noch immer sehr irreal

an, nun tatsächlich in der Formel 1 zu sein. Ist noch immer ein bissl unglaublich für mich. Und gleichzeitig sehe ich es genau gleich wie früher in der F3 der Renault World Series: Ich laufe einfach zu meinem Team, zu dem Team gehöre ich und versuche, das

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Beste aus dem Wochenende zu machen. Gäbe es eine Rennserie, wo man mit Raumschiffen von Planet zu Planet fliegt, würde das an meiner Herangehensweise nichts ändern. Klar ist die Medienpräsenz in der F1 viel größer als in kleineren Serien, aber ich mache mir da keinen Kopf drüber. Ist wohl auch besser so. Wahrscheinlich könnte man als junger F1-Fahrer am Rundherum verzweifeln: Die Netto-Zeit, die du am Wochenende tatsächlich im Rennwagen sitzt, ist ja deutlich geringer, als man sich das vorstellt.

Klar, sechs oder sieben Stunden von Freitag bis Sonntag, mehr sind es nicht. Natürlich ist das Fahren das, was einem am meisten Spaß macht, aber der Rest gehört genauso dazu. Sponsoren zu repräsentieren ist wichtig und völlig selbstverständlich für mich. Motorsport kostet viel Geld, und wenn dein Sponsor nicht zufrieden ist, weißt du genau, dass es sehr schnell vorbei sein kann. Ich habe zu meinen Men­toren ein sehr amikales, gutes Verhältnis. Sie wissen, dass es für mich kein Spiel ist und ich es zu schätzen weiß, was sie für mich getan haben und tun.

Vettel:

Spielt hier deine Herkunft eine Rolle, dass du kein verwöhnter Schnösel aus reichem Haus bist?

Ist ja nicht gesagt, dass reiche Kinder keine guten Menschen werden können. Ich hatte eine gute

Vettel:

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Aus für die Traktionskontrolle. Man wird bloß den Fahrstil umstellen müssen.

Erziehung und das Glück, aus einer sehr starken Familie zu kommen. Ihr verdanke ich das meiste. Ich bin auch nicht einer, der anstrebt, jetzt in Saus und Braus zu leben, weil er in der Formel 1 fährt. Warst du in der Schule der Star, wenn du am Montag mit einem Pokal nach Hause gekommen bist?

Überhaupt nicht. Ich hab die Rennfahrerei nicht so an die große Glocke gehängt. Das Laute entspricht mir nicht.

bilder: gepa pictures/franz pammer, gepa pictures/bildagentur kraeling, gepa pictures/Mathias Kniepeiss

Vettel:

Welchen Luxus leistest du dir? Vettel:

Schlafen.

Welchen materiellen Luxus leistest du dir? Vettel: Das Teuerste, was ich mir je gekauft habe, war

eine Fitnessmaschine. Käuflicher Luxus, hmmm … Zeit zu haben, Platz zu haben, das ist viel essenzieller für mich. Die Formel 1 fährt ja auch in Ländern, wo es den Menschen nicht so gut geht. Wenn du in Brasilien am Weg vom Flughafen zur Rennstrecke ein wenig nach links oder rechts schaust, ist es dir plötzlich nicht mehr so wichtig, ob beim Test statt vier nur drei Garnituren neue Reifen draufkommen. Was sagst du zur Absage der Dakar-Rallye wegen der Terrordrohungen?

Letzten Endes war es die richtige Entscheidung, denke ich. Aber es ist natürlich schade. Das beschäftigt mich aber weniger, weil ich erstens die

Vettel:

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Oben: mit Dietrich Mateschitz. „Ich weiß, dass ich ohne die Unterstützung von Red Bull heute nicht dort wäre, wo ich bin.“ Unten: mit Gerhard Berger. „Der Gerhard ist eine Legende. Man kennt ihn überall auf der Welt.“

23.01.2008 17:49:12 Uhr


Gestern Heppenheim, heute die ganze Welt: Posing vor dem Rennwochenende.

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bild: gepa pictures/mathias kniepeiss

„Es geht immer darum, der Beste zu sein. Dinge nur um ihrer selbst willen zu tun wird schnell fad.“

23.01.2008 12:21:07 Uhr


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Hintergründe nicht kenne und es zweitens keinem hilft, wenn ich mir den Kopf darüber zerbreche.

Vettel:

Ein vergleichbares Szenario könnte freilich auch die Formel 1 treffen.

Eigentlich wollte ich auf das neue Reglement hinaus, auf das Verbot der Traktionskontrolle.

Klar. Aber die Absage der Dakar hat für diese Piloten denselben Stellenwert, wie wenn bei uns die komplette Saison ausfiele. Das Wichtigste ist die Si­ cherheit der Fahrer und Teams, denke ich.

Vettel:

Vettel:

Sicherheit ist ein gutes Stichwort. Du kommst aus einer Generation, wo Motorsport extrem sicher ist. Wäre es für dich überhaupt denkbar, deinen Sport auszuüben im Bewusstsein, dass du dir bei jedem Mal angurten überlegen musst, dass es das letzte Mal sein könnte?

Es gibt noch schwere Unfälle, nur die Aus­ wirkungen sind in der Regel geringer. Der Unfall von Robert Kubica in Kanada hätte durchaus auch gravierende Folgen haben können. In dem Moment spielen tausende Faktoren zusammen. Motorsport is dangerous, das steht auf jedem Ticket.

Vettel:

Kennst du das Gefühl von Angst im Auto?

Nein. Ich kenne nur das Gefühl, wenn man merkt, dass man abfliegt. Man versucht bis zum letzten Moment, das Auto abzufangen, und merkt irgendwann, dass alles, was man noch unternimmt, zu wenig sein wird. Ab diesem Moment geht es meist sehr schnell, und dieses spezielle Gefühl der Ohnmacht weicht dem des Einschlags.

Vettel:

Dein schwerster Unfall?

Vor zwei Jahren in Spa mit der Formel Re­ nault im Regen. Eau Rouge, ich war Zweiter und wollte den Führenden einholen. Ich bin die Kurve deutlich schneller angefahren als zuvor, weil ich der Überzeugung war, dass es funktioniert. Es hätte auch fast funktioniert, ich bin nur mit dem Hinter­ rad auf das künstliche Gras gekommen. Da stand Wasser, es hat mich gefangen, nach innen wegge­ dreht, und ich bin seitlich eingeschlagen. Der Auf­ prall war nicht so schlimm, es sind nur viele Teile durch die Gegend geflogen. Einer davon hat meine Fingerkuppe zerschnitten.

Vettel:

Du giltst als Regenspezialist. Gerhard Berger ist der Überzeugung, dass gute Regenfahrer immer und überall gut sein werden. Nach deinem Wassertanz aufs Stockerl in China standen Vergleiche mit Senna, Schumi und Stefan Bellof im Raum. Worauf kommt es im Regen an? Vettel: Es ist sehr viel Gefühlssache. In der Gischt feh­

len die Anhaltspunkte, die einem sonst bei der Ori­ entierung helfen. Normal weißt du, ich bremse bei der hässlichen Tanne links und lenke bei der Werbe­ bande XY ein. Im Regen brauchst du mehr Intuition und musst ständig die Parameter nachjustieren: Wie entwickelt sich die Strecke, wo ist jetzt mehr Grip, wo weniger? Im Regen sind unterschiedliche Linien möglich, da kann man kreativ sein. bild: gepa pictures/mathias kniepeiss

Helden

Für einen Rallyefahrer ist das Gaspedal das zweite Lenkrad. Ungefähr wie für uns die Bremse.

Man konnte auch mit Traktionskontrolle Feh­ ler machen. Man muss das Auto spüren, ob mit oder ohne Traction Control. Auch da hat das Auto nicht ordentlich beschleunigt, wenn man gefühllos aufs Gas gestiegen ist. Aber man kann in der F1 von je­ dem erwarten, dass er Auto fahren kann und es ohne Traktionskontrolle und Motorbremse schafft.

Beim Race of Champions hast du Rallye-Weltmeister Marcus Grönholm in seinem eigenen Auto, einem Ford Focus WRC, geschlagen. Hättest du das erwartet?

Nein. Marcus hatte mir am Start noch Tipps gegeben, wie man mit dem Ford fahren muss. Da ist jedes Auto ein wenig anders, wir fahren dort ja auch mit Buggys und anderen Rallyeautos. Die Strecke in Wembley ist in Wirklichkeit noch enger, als es im Fernsehen wirkt. Da fehlerlos zu bleiben war nicht einfach. Das WRC hat viel Spaß gemacht. Marcus war es dann gar nicht recht, dass ich schneller war als er.

Vettel:

Gibt es noch Fahrer, die unter- oder übersteuernde Autos bevorzugen, oder sind das Klischees der Vergangenheit? Vettel: Gibt es schon noch. Natürlich hätte jeder gern

ein neutrales, ausbalanciertes Auto. Geht das nicht, muss man Fahrstil oder Linie ändern. Das ist nicht so leicht, aber es geht. Das ist Teil der Arbeit: den besten Kompromiss suchen, das Maximum aus den Gegebenheiten rausholen. Was erwartest du dir von der heurigen Saison?

Das Beste aus jedem Rennen zu machen. Wir sind derzeit zu schwach, um aus eigener Kraft in die Punkte zu fahren. Unser Ziel muss sein, uns in per­ fekte Lauerstellung zu begeben, wenn jemand vor uns Fehler macht, und dann Punkte zu holen. Mei­ netwegen kann es durchaus hie und da regnen.

Vettel:

Vettel:

Find ich gut, wenn sie berechtigt ist.

Noch ein Zitat: „Ich manage mich selber.“

Das hat euer Jochen Rindt gesagt, und es gilt auch für mich. Ich habe keinen Manager, weil ich bei Red Bull immer sehr gut betreut wurde und es nicht nötig war, jemanden zu installieren, der mich berät. Das hat die letzten neun Jahre gut geklappt, und ich sehe keinen Grund, warum ich das jetzt ändern sollte.

Vettel:

Heuer fährst du mit Nummer 15. Bedeuten dir Nummern was? Vettel: Meine Lieblingsnummer ist die 17, die hatte ich

beim Kartfahren lang. Außerdem die Elf, die Neun, die Fünf. Und die Eins, aber die muss man sich erarbeiten. Auf meinem Zettel steht hier noch „Otto Waalkes“.

Vettel:

Stimmt. Walter Röhrl.

Grand Prix von Australien: 16. März 2008, albert park,   Melbourne, www.formula1.com

Das kann niemand von heute gewesen sein. Ein Rallyefahrer?

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Multitalent Sebastian probiert gern Sportgeräte aus, „und wenn ich mich damit ­sicher fühle, suche ich ihre Limits“. Ähnlich wie Michael Schumacher hält sich Vettel auf selbstverständliche Art fit. Diesen Winter hat er verstärkt in das Training der Nackenmuskulatur investiert. Gern integriert er Spaß ins Training, am liebsten mit dem Mountainbike. Und „für einen Piefke“, sagt er, „kann ich gar nicht so schlecht snowboarden“.

Schönes Schlusswort. Vier Punkte hab ich noch. Erstens: Was bedeutet dir Kritik?

Für diese Kassette war ich früher berüchtigt. Ich hab die irgendwann mal daheim gefunden und an den Rennwochenenden laufen lassen, bis sie ka­ putt war. Otto ist zwar nicht meine Generation, aber über den kann ich heute noch lachen. ♉

„Autofahren ist für mich nur dann interessant, wenn ich dabei die Chance habe, mit dem Gaspedal einen Fehler zu machen.“ Wer könnte das gesagt haben?

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Vettel:

23.01.2008 12:21:08 Uhr


Immer in Action. Das passiert, wenn der Fotograf zu Shaun White sagt: „Lass uns einen Schnappschuss machen!“

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23.01.2008 12:34:45 Uhr


SHAUN WHITE ist mit seinen 21 Jahren der talentierteste Snowboarder der Welt. Nicht nur das: Im Sommer mischt der US-Sonnyboy aus Langeweile die Jungs der Skateboard-Fraktion auf. INTERVIEW LARS JENSEN BILDER ADAM MORAN

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23.01.2008 12:34:48 Uhr


ICH KANN NICHT AUFHÖREN, BEVOR ICH NICHT DER BESTE BIN.

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23.01.2008 12:34:51 Uhr


FEBRUAR 2008

AUF DEM SOFA seines Apartments in Breckenridge, Colorado, sitzt Shaun White und versucht sich zu entspannen, nach einem anstrengenden Arbeitstag in der Halfpipe: Die Gitarre im Schoß, zupft er diese und jene Saite, er drückt auf der Fernbedienung des Fernsehers herum, bis er das Gerät schließlich ausschaltet. Auf dem Esstisch liegen Bücher und DVDs – und das Brettspiel „Risiko“. Shaun White liebt „Risiko“, er sagt: „Wenn ich wirklich abschalten will, dann spiele ich mit Adam ein paar Stunden, und manchmal lasse ich ihn sogar gewinnen.“ Adam schaut von seinem Computer auf und sagt: „Yeah, whatever.“ Die beiden jungen Männer, der Snowboarder und sein Manager, schauen sich an wie Verheiratete, die zu viel Zeit miteinander verbringen und trotzdem keine Minute ohne den anderen sein können. Letztes Jahr bereisten sie sechs Monate lang beruflich die Wintersportgebiete von Chile bis Schweden und fuhren nach Saisonende gemeinsam zum Urlauben nach Hawaii – mit Whites Eltern und Geschwistern. „War wunderbar“, sagt Adam. Wie halten es die beiden aus, monatelang im selben Hotelzimmer, Flugzeug, Taxi zu reisen und zu leben? „Die Frage ist eher, wie ich das alles ohne ihn schaffen sollte“, sagt White. „Mein Leben ist manchmal eine echte Herausforderung. Anstrengender als der Sport. Da brauche ich einen Kumpel, dem ich vertrauen kann.“ Adam schaut erneut auf: „Bitte fang jetzt nicht an zu weinen.“ Shaun White – schwarze Jeans, schwarzes TShirt – macht in jedem zweiten Satz einen Gag, und ungefähr die Hälfte der Witze ist tatsächlich lustig – prima Quote. Als ihn ein Journalist fragte, auf welche drei Dinge er niemals verzichten wolle, antwortete er: „Meine Haifischzahnkette um den Hals, mein Kürbismesser und das Spinning Wheel, mit dem ich Matsch auf die Straße schleudere.“ Diese Art charmanten Unfug gibt White ständig von sich, es macht Spaß, ihm zuzuhören. ANGST VOR BIATHLETEN. Auf seinem Kopf wachsen dunkelrote Locken, die mal über den Nacken, mal übers Gesicht fallen wie bei der Blüte einer seltenen Urwaldpflanze. Das Gesicht lacht, auch wenn es nichts zu lachen gibt. Ein ausgesprochen angenehmer Gesprächspartner ist White, jemand, der genau weiß, wie viel er dem Reporter verraten darf und welche Dinge er nicht preisgeben will. Ein Profi eben. White gilt nicht nur als der talentierteste Snowboarder aller Zeiten, der Kerl zeigt mit 21 Jahren bereits die Qualitäten eines erfahrenen Entertainers. Wie er zum Beispiel die Geschichte von den Biathleten im olympischen Dorf von Turin 2006 erzählt, amüsiert sehr: „Wir Snowboarder sind entspannt an die Olympiade rangegangen. Eine Niederlage hätte für niemanden das Ende der Welt bedeutet. Aber da waren diese Typen im Nachbarhaus mit den Gewehren, die uns immer wahnsinnig böse anschauten. Ich meine, die fahren auf diesen dünnen, langen Skiern

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HELDEN

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meilenweit und ballern in der Gegend rum. Ich habe alle gewarnt, diese Vögel nicht zu provozieren. Die jagen dich durch den Schnee, bis sie dich haben, und dann erschießen sie dich.“ White macht Schießbewegungen und haut sich auf die Schenkel, die roten Locken fallen ihm dabei über Augen und Nase. Es ist Anfang Dezember, und nachdem er im vergangenen Sommer eine Skateboard-Saison absolvierte, die allen professionellen Skateboardern schreckliche Angst eingejagt hat, fängt er in dieser Woche an, sich auf die Snowboard-Serie vorzubereiten. Gestern lief es noch nicht so gut. Das kleine, leichte Rollenbrett gegen das große, schwere Schneebrett einzutauschen fällt niemandem leicht. Da fehlen am Anfang die Kraft und das Gefühl für den Schnee. Doch heute lief es schon besser. „Habe zwei, drei gute Tricks ausprobiert – ich bin zufrieden“, sagt White. EIN GEGNER NAMENS SHAUN. Wenn er nach einem Tag Training von zwei, drei guten neuen Tricks spricht, bedeutet das für die Konkurrenten höchste Alarmstufe: White greift an, er will gewinnen, er wird gewinnen. Wie Tiger Woods im Golf und Roger Federer im Tennis kennt Shaun White in seinem Sport nur einen Gegner, der ihm wirklich gefährlich werden kann: sich selbst. Wenn er nicht total bei der Sache ist, kann es schon mal passieren, dass er eine Kür in der Halfpipe oder auf der Schanze nicht als Sieger absolviert. So wie nach seinem Goldmedaillengewinn in Turin, als ihm für einige Monate der Fokus auf den Beruf verlorenging. „Es war ja verrückt, wie die Leute auf mich reagierten. Als Snowboarder bist du es nicht gewohnt, zum Volkshelden erklärt zu werden. Mir war nicht bewusst, was eine Goldmedaille den Amerikanern bedeutet.“ In der Saison 2005/06 siegte er in allen Rennen, im darauffolgenden Winter gewann er zwar den Gesamtweltcup, musste sich aber bei einigen Wettbewerben mit Plätzen auf dem Podest zufriedengeben. Sein Motto trägt er mit dem Tonfall eines weisen Mannes vor: „Die Niederlage ist der wichtigste Schritt zum Sieg.“ Aber diese Einstellung bedeutet nicht, dass White gerne verliert: „Ich bin so verdammt ehrgeizig. Ich kann nicht aufhören, bevor ich nicht der Beste bin.“ Egal, ob er „Risiko“ spielt oder einen 1260 versucht. Shaun Whites Karriere begann 1993, als er sich im Alter von sechs Jahren ein Snowboard unter die Füße schnallte und bei einem Kinderwettbewerb in Mount Hood, Oregon, ohne Training den ersten Platz belegte. „Meine Eltern haben mich dann jedes Wochenende von unserem Haus in Carlsbad, Kalifornien, zu den vier Stunden entfernten Bergen gebracht – obwohl sie gar nicht Ski fahren wollten.

NAME Shaun White GEBURTSDATUM/-ORT 3. September 1986, Carlsbad, Kalifornien AKTUELLER WOHNORT Carlsbad, Kalifornien FAMILIENSTAND ledig AUSBILDUNG Highschool, seit dem 13. Lebensjahr Snowboard-Profi AUSZEICHNUNGEN Olympiasieger 2006 in Turin (Snowboard/ Halfpipe), sechs Goldmedaillen bei den Winter X-Games (Snowboard), eine Goldmedaille bei den Summer X-Games (Skateboard), 2007 Sieger der TTR World Snowboard Tour

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Ein echter Cowboy hatte es stets um den Hals. Das Bandana, jenes Tuch, das im Wilden Westen Schutz vor Wind und Staub bot. Auch Shaun White trägt es, um sich vor Eis und Kälte zu schützen. Und vor ungewollten Blicken. So wie 2006 in Turin, als Shauns Nase wegen der Höhenlage fürchterlich zu bluten begann und ein NBC-Team unbedingt Snowboarder-Blut im olympischen Schnee filmen wollte. Das Tuch ist mittlerweile Kult und bei Burton ein Kassenschlager. Wer den Cowboy-Style auf der Piste raushängen lassen will, muss 30 Euro hinblättern.

Helden

Heute erkenne ich, wie sehr sie mir diese Karriere ermöglicht haben.“ Mutter fragte beim Snowboard-Label Burton an, ob die ein Brett liefern könnten, das klein genug für ihren Sohn sei. Ein schlauer Mensch bei Burton heuerte daraufhin White als Namensgeber für eine neue Kinderkollektion an. Heute ist er wichtigster Werbeträger für Burton, und die jährliche WhiteKollektion, die Shaun mit seinem älteren Bruder Jesse entwirft, ist ein Bestseller. Boarding-Boom. Sie ahnten es nicht, aber White und Burton schrieben im Winter 1993/94 Sportgeschichte. Ohne die Partnerschaft zwischen dem späteren Superstar und dem wichtigsten Ausrüster hätte Snowboarding im darauffolgenden Jahrzehnt niemals so populär werden können. Manche Nostalgiker in der Szene bedauern allerdings den Boom der letzten Jahre. Sie behaupten, Stars wie White verwandelten Snowboarding, das immer auch eine Form des Rebellentums auf der Skipiste darstellte, in einen konventionellen Sport, der vom Geld regiert wird. White kontert: „Ich würde nie einen Vertrag unterschreiben, der mir nicht die totale kreative Kontrolle garantiert. Will ja meine Fans nicht blamieren.“ Einem Multimillionär und mehrfachen Hausbesitzer mit einem Dutzend Engagements bei Firmen wie T-Mobile, Hewlett-Packard oder Sony geht so ein Satz natürlich einigermaßen problemlos über die Lippen.

Er brach sich Arme, Beine, Rippen. Was Ernstes ist ihm aber nie zugestoSSen. Bereits als vorpubertärer Steppke fuhr White besser als die meisten Profis. Auf YouTube kann man ein Video anschauen vom elfjährigen White, der sich wie ein Derwisch von Klippen hinunter in den Tiefschnee stürzt und durch dichte Wälder rast. Er brach sich Rippen, Arme, Finger, Beine, Zehen, den Schädel. Aber was Ernstes ist ihm zum Glück nie zugestoßen, wie er sagt. Zu Beginn seiner Karriere musste White einige Rückschläge hinnehmen, etwa in der Qualifikation zur Olympiade 2002, wo er mit dem denkbar knappsten Rückstand von 0,1 Punkten scheiterte, oder als er in der Saison 2004/05 mit Kniebeschwerden zu kämpfen hatte. Doch immer, wenn es für ihn nicht lief, sagte er sich: Diese Niederlage ist der erste Schritt zum nächsten Sieg. „Ich werde richtig unangenehm mir selbst gegenüber, wenn ich

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verliere. Aber nichts steigert meine Konzentration mehr als ein schlechtes Ergebnis.“ Breckenridge am nächsten Morgen: Die Sonne strahlt über den Pisten, und weil über Nacht ein paar Zentimeter Neuschnee fielen, ist heute einer dieser Tage, an denen White als einer der Ersten auf den Berg fährt. Die Halfpipe, in der er trainiert, ist eine der besten in den Colorado Mountains. Es gibt auf der Welt nur vier Experten, die brauchbare Halfpipes bauen können, und White telefoniert regelmäßig mit ihnen, um herauszufinden, wo die besten Bedingungen herrschen. Diese Anlage, eine sieben Meter tiefe und hundert Meter lange Rinne aus vereistem Schnee, hat ein Mann namens Frank gebaut – auf einer von Franks Halfpipes in Neuseeland hatte White 2006 für Turin trainiert. Spaziergänge. Gegen Mittag füllt sich die Anlage am Berg, und White ist nur noch einer von vielen Snowboardern, die auf einem kleinen Hügel warten, bis sie an der Reihe sind. Mit seiner Brille könnte man den Olympiasieger da oben nicht von einem Hobbyfahrer unterscheiden, würden nicht die roten Locken unterm Helm herauswuchern. Doch dann beginnt er mit seiner Fahrt, und auf Anhieb ist zu erkennen, was ihn von den anderen sehr guten Fahrern an diesem Berg unterscheidet: Er springt höher, er dreht schneller, er fliegt weiter als normale ProfiSnowboarder. Doch Whites wichtigste Qualität ist die Lässigkeit – seine Darbietung wirkt so unangestrengt wie ein Spaziergang am Strand. Es gibt einige Fahrer auf der Welt, die White Paroli bieten können, was das Spektakel angeht. Die besten Europäer zeigen auf der Schanze 1440s, also vierfache Drehungen um die eigene Achse. Doch White bewegt sich in derartiger Vollendung durch die Luft, dass ihm oft ein 1260 oder gar ein 1080 genügt, um von den Kampfrichtern die höchste Wertung zu bekommen. Was seine Kontrahenten schier zur Verzweiflung bringt, ist Whites Kreativität. Er beschreibt das Phänomen so: „Manchmal wache ich morgens auf und habe eine exakte Bewegung im Sinn. Ich sehe detaillierte Bilder von einem neuen Move und fühle quasi, wie er zu funktionieren hat. Habe ich den Stunt einmal gestanden, speichere ich ihn im Gehirn ab und kann ihn jederzeit wieder abrufen.“ Auf den Pisten trifft White immer wieder Nationaltrainer aus asiatischen Ländern, die ihn filmen, um seine Tricks zu kopieren. Doch darüber kann er nur schmunzeln. „Die haben nicht begriffen, worum es beim Snowboarden geht: Wir wollen nichts anderes als Spaß haben. Wir sind keine Schwimmer und keine Langstreckenläufer. Mit Stress und hartem Training kommst du nicht zum Erfolg.“ Adam blickt vom Computer auf und murmelt: „Warte ab, bis dich der erste Chinese geschlagen hat.“ Das unglaubliche Gespür des Shaun White für halsbrecherische Bewegungsabläufe macht ihn auch zu einem der besten Skateboarder der Welt. Im Som-

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HELDEN

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BILDER: ADAM MORAN/RED BULL PHOTOFILES, CHRISTIAN PONDELLA/RED BULL PHOTOFILES, ROLLING STONE

mer 2007 gewann er erstmals den Vert-Wettbewerb bei den Summer X-Games, der Weltmeisterschaft für Funsportarten. Die Winter X-Games dominiert er seit 2002, wird er jetzt auch im Sommer regelmäßig die Gegner frustrieren? „Na ja“, sagt White, „das Skateboard zu kontrollieren fällt mir schwerer. Muss alles aus der Sohle kommen, weil es nicht am Bein befestigt ist. Nach einem langen Winter dauert es seine Zeit, das Board so richtig fühlen zu können.“ Immerhin stehen in den Skateboard-Archiven einige Errungenschaften für White zu Buche: Er stand als einziger Skater einen „Bodyvarial Frontside 540“ und einen „Cab 7 Melon Grab“. Wenn man Whites Leistungen mit denen in anderen Sportarten vergleichen will, muss man sich einen Athleten vorstellen, der im gleichen Jahr Weltmeister im Bodenturnen und im Eiskunstlauf wird. Abends buchen wir einen Tisch fürs Dinner, was kein einfaches Unterfangen ist. In Wintersportgebieten ist Shaun White ein Star wie Ronaldinho am Strand von Rio. Die Menschen stürmen auf ihn zu, wollen Autogramme bekommen oder ihn wenigstens kurz berühren. Immerhin warten heute keine Groupies vorm Apartmenthaus – die Sorte Mädchen, die mit einem Snowboard unterm Arm in den Foyers seiner Hotels rumlungern, obwohl sie noch nie auf einem Berg waren. „Mit den Girls wird es immer schwieriger“, sagt White. „Erstens weiß ich

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nie, ob die mich nur wegen meines Ruhms mögen, und zweitens hält es keine Freundin lange mit mir aus, wenn ich zehn Monate im Jahr reise.“ DOPPELTES GOLD. Wir finden einen Tisch in einem Steakhaus, der abgeschirmt von anderen Gästen in einem eigenen Zimmer steht. Die Wangen der Kellnerinnen laufen purpurn an, als sie White erkennen. Auf seinem T-Shirt ist ein weißes Löwengesicht zu sehen, und er sagt zu einer der Damen: „Habe mein Gesicht draufgedruckt.“ Sie lächelt ihn verliebt an. Wie kompliziert soll der Alltag erst werden, wenn sein Plan aufgeht, eine weitere olympische Snowboard-Goldmedaille 2010 in Vancouver zu gewinnen und 2012 in London eine Goldmedaille im Skateboarden, das dort erstmals olympische Disziplin sein soll. Er wäre erst der zweite Sportler (nach Edward Eagan, USA, Boxer und Bobfahrer, 1920/1932), der bei Winter- und Sommerspielen Gold umgehängt bekommt. Die „New York Times“ schreibt bereits hoffnungsvoll über diese historische Chance. Kaum vorstellbar, welche Hysterie in seinem Heimatland ausbrechen würde, sollte ihm dieser Coup gelingen. Wird es dann gefährlich für ihn, die Straße zu betreten? White lächelt und fährt sich mit der Hand durchs Haar: „Egal, ich werde es einfach machen.“ ♉

SNOWBOARD-VOLKSHELD Shaun White – das Magazin „Rolling Stone“ nannte ihn wegen seiner roten Haare „Flying Tomato“ – ist auch ohne Brett gut für Show. Der Fußballklub Red Bull New York will White heuer mittrainieren lassen. White denkt auch an einen Einsatz in einem Freundschaftsspiel – vielleicht gegen Chelsea –, weil das eine Riesenhetz wäre. Und damit White noch mehr Spaß hat, will er sein SnowboardVorbild, den norwegischen Superstar Terje Håkonsen, zu diesem Event einladen.

NIPPON OPEN, SNOWBOARD FREESTYLE: 25. FEBRUAR BIS 2. MÄRZ 2008, FUKUSHIMA/JAPAN, WWW.SHAUNWHITE.COM

ÜBERFLIEGER

SUPERSTAR

RAMPENSAU

Olympiasieg, TTR-Champion, Air & Style-Sieger: Auf Schnee ist White die unangefochtene Nummer eins.

White Christmas: drei Häuser, ein Fuhrpark wie ein Scheich und Millionen auf dem jungen Konto.

Auch auf vier Rollen läuft es prächtig: Bei Olympia 2012 in London könnte Shaun Geschichte schreiben.

Pass auf, Bub. Inzwischen darf Shaun alles springen.

Abräumer. Eine Goldene fehlt noch zur Glückseligkeit.

Seine Snowboard-Karriere startete Shaun White 1993 in einem Camp in Mount Hood. Mama White war anfangs ganz und gar nicht happy mit Shauns Hang zum Halsbrecherischen. So verbot sie ihm, als er elf Jahre alt war, einen McTwist zu springen: Sie war der Meinung, dass man diesen Überkopf-Sprung erst mit 20 springen sollte. Shaun war unfolgsam und holte mit 13 – mit einem McTwist – Platz drei bei den Japan Open. Es folgten Siege bei US Open, X-Games, Air & Style und die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Turin. Andere Pros warfen White lange vor, ein reiner Wettkampffahrer zu sein, was White mit einer Extraportion Style widerlegte: 2004 filmte er mit Terje Håkonsen auf den extremsten Bergen Alaskas. Heraus kam der exzellente Hollywood-Streifen „First Descent“.

Was tun im Sommer? 2003 gab Shaun White beim Slam City Jam in Vancouver sein Debüt als Profiskater. Er holte Platz vier in der Halfpipe und sicherte sich ein Ticket für die X-Games, bei denen er gleich Rang sechs belegte. 2006 schrammte er dort haarscharf am ersten Skate-Gold vorbei: Anstatt einen möglichen Sieg locker nach Hause zu fahren, versuchte er in jedem Run einen der schwierigsten Tricks. Shaun verbockte es, holte den Sieg aber 2007 nach und war der erste Sportler, der bei Winter- und Sommer-X-Games eine Goldmedaille gewann. 2012 bei den Olympischen Sommerspielen in London (da soll Skateboarding olympisch sein) könnte White wieder Geschichte schreiben. Mit einem Sieg in der Londoner Halfpipe wäre er erst der zweite Athlet mit Gold bei Winter- und Sommerspielen.

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Coverheld. Bob und Bruce mussten Platz machen. Obwohl Sportler, wird Shaun White in den USA gefeiert wie ein Rockstar. Nach seinem Olympiasieg 2006 in Turin widmete ihm das „Rolling Stone“-Magazin ein Cover. (Für Dylan und Springsteen blieb zu diesem Anlass nur noch die Überzeile.) Seine Siege ließen es auch im Geldbörsel ordentlich klingeln. White hat seine eigene erfolgreiche Snowboard-Kollektion, eine eigene Modelinie, ent wickelte einen Spezialhelm, hat sein eigenes Videospiel und war Hauptdarsteller bei mehreren Filmproduktionen.

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American Saga

Geschichten aus der Tiefe der Nation, voller Eigenart, mit Herzlichkeit und Irritation. Im Endeffekt geht es um Tempo 300 auf der letzten Rille.

PHÄNOMEN

Als größter Player im ame­ rikanischen Motorsport ist NASCAR ein weltweites Phä­ nomen. Die Faszination greift auch auf die europäische Mo­ torsportszene über. Seite 52

Text tim schade Bilder Jürgen Skarwan

VERGLEICH ZUR F1 RED BULL RACING In mancher Beziehung ist die amerikanische Organisation dem europäisch-weltweiten Netzwerk überlegen. Die wesentlichen Daten belegen die Unterschiede. Seite 56

Als extreme Außenseiter drängen zwei Red Bull-Autos ins amerikanische Establish­ ment. Der Zeitpunkt könnte angesichts der Neuerungen nicht günstiger sein. Seite 61

RACE CAPITAL

Dieser Sport, diese Industrie hat zwei Hauptstädte: Daytona Beach, Florida, zum Feiern und Mooresville in North Carolina zum Arbeiten. Seite 63

Atlanta Motor Speedway. Eine der großen Rennstrecken, aber keines­ wegs die größte. Die Annäherung an den fliegenden Start erfolgt behut­ sam, weniger als ein Drittel der ­Wagen ist auf dieser, der Einfüh­ rungsrunde im Bild erfasst.

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75 Millionen „ernsthafte Fans“ weist die US-Marktforschung für NASCAR aus. Die 200.000, die am Wochenende live dabei sein können, feiern das hautnahe Erlebnis. Über Kopfhörer und Scanner sind sie mit „ihrem“ Fahrer und der Box verbunden.

E

s dauert einen halben Tag, bis zweihunderttausend Zuschauer aus der Arena von Daytona abströmen und wieder im Land versickern. Wenn die letzten noch ihren Camper satteln, sind andere schon im Sinkflug zum HeimatAirport, und den Tag der Ungewissheit nach einem beklemmenden Unfall beschrieb der Schriftsteller Jeff MacGregor: „Sie hörten es im Radio oder am Handy oder sahen es an den Monitoren der Flughäfen. In jedem Airport von Miami bis Jacksonville und hinüber nach Orlando standen Männer und Frauen weinend, und in den Hotel- und Motelzimmern und im endlosen Strom der Autos, die auf der großen Arterie der Interstate 95 rauf- oder runterfuhren, saßen Menschen nieder­ geschlagen und schluchzend. Die News flogen aus Daytona in schnellen konzen­ trischen Kreisen über das ganze Land, zo­ gen rasche Ringe des Kummers, bis ganz Amerika von der Druckwelle der Traurigkeit erfasst war, denn Dale Earnhardt war tot. Das war am 18. Februar 2001.“ Dale Earnhardt war American Hero, der Elvis Presley seines Sports. In diesem popkulturmäßigen Tremolo der Nation offenbart sich aber auch eine Dichte an Emo­ tionen, wie wir sie sonst nirgendwo im Motorsport kennen, jedenfalls nicht im Kollektiv. So ist uns NASCAR ein exotisches

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FÜR UNS BEOBACHTER AUS DER FERNE GEHT ES UM DIE NEUGIER AM AMERIKANISCHEN WESEN, ABER AUCH UM PURES RACING IN DER STEILWAND MIT TEMPO 300. Phänomen, das allerdings jene nicht kaltlässt, die sich Neugier fürs amerikanische Wesen bewahrt haben – oder schlicht für Racing jenseits Tempo 300, im Pulk und in der Steilwand und auf der letzten Rille. NASCAR, National Association for Stock Car Auto Racing, ist die Sportbehör­ de, aber die sechs Buchstaben haben sich verselbständigt zur Bezeichnung für die Sportart selbst. Das ist nur recht und billig, haben doch die Regeln des Verbands längst den Kern der Sache (stock cars = Serienautos) überwuchert und ein eigenes Gewächshaus geschaffen. NASCAR ist, hinter American Football, der zweitgrößte Publikumssport der Nation, die Saison läuft mit 36 Rennen von Fe­ ­bruar bis November, von Florida bis New Hampshire, von New York bis Kalifornien. Der TV-Vertrag geht in die Milliarden Dollar, allein der Jahresumsatz der Fanartikel wird auf zwei Milliarden geschätzt. NASCAR bedeutet Mainstream-Amerika – und eine irre Herausforderung für

Red Bull Racing, als Newcomer ein Team aufzubauen und sich mit den seit Jahrzehnten verankerten Platzhirschen zu messen. Nach einer mühsamen DebütSaison ist man fürs zweite Jahr offensichtlich gut gerüstet: Beide Piloten, A. J. Allmendinger und Brian Vickers, waren bei den offiziellen Testtagen in Daytona im Spitzenfeld. In Daytona steigt auch das erste Rennen der Saison, es ist die fünfzigste Auflage des Klassikers, und die Amerikaner reden gleich einmal vom „größten Rennen aller Zeiten“. Der heutige Hype wäre nicht denkbar ohne die geschichtliche Dimension. Man darf sogar bei George Washington anfangen. Er schickte Truppen gegen aufständische Whiskeybrenner, die keine Steuern zahlen wollten, und löste damit den Rückzug der Branche in unwegsame Gegenden aus. Somit werkte schon die vierte Generation in den Hügeln von Georgia und Virginia, als es durch die Prohibition zur Blüte des Alkoholschmuggels

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Wer braucht Lignano? Die Anreise wird nicht als Verkehrschaos, sondern als Vorspiel empfunden, und die enge Nachbarschaft mit Gleichgesinnten kann hier niemanden stören – ganz im Gegenteil.

kam – nunmehr motorisiert. Allein in den zwei heftigsten Jahren, 1923 und 1924, spürten die Cops 24.000 Brennereien in den Südstaaten auf, wobei „Brennerei“ meist nur einen Destilliertopf bedeutete. Man mag sich die Raffinessen des Katzund-Maus-Spiels ausmalen – und welche Rolle dabei beherzte Autofahrer und ihre Maschinen spielten. Die Bootlegger oder Moonshiner fuhren vorwiegend Ford (durchaus zum Kummer des Abstinenzlers Henry Ford, aber es wa­ ren nun mal die robustesten Geräte), die Fahrer hatten Namen wie Smokey, Speedy, Cannonball, Red oder Crash, beherrsch­ ten den ansatzlosen U-Turn auf Schotterstraßen und hielten ihre Autos besser in Schuss als die Polizei die ihrigen. Mit dem Zweiten Weltkrieg hörte sich der Alkoholschmuggel auf, und unmittelbar danach wussten eine Menge Jungs nicht, wohin mit ihren Talenten. Der Mann, der es am überzeugendsten schaffte, die wilde Lust an der Rennerei in geregelte Bahnen zu lenken, war der ehemalige Automechaniker Bill France in Daytona Beach. Er war 1947 federführend bei der Gründung von NASCAR und schaffte es in den folgenden Jahren, seine Partner loszuwer­ den und den Laden in Alleinherrschaft zu führen. Unbeirrbar war er in seinem Glauben an das Potenzial von Serienwagen gegenüber allen denkbaren Rennwagen, die

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viel dramatischer aussehen mochten. Das Publikum sollte sich über das eigene Auto im Rennsport wiedererkennen. Das war natürlich auch der Beginn von „cheating“, der ewigen Schummelei, um der Technik auf die Sprünge zu helfen. Daraus ist ein gewaltiges Kunstwerk in tausend Kapiteln entstanden, und es wur­ de laufend fortgeschrieben bis zum heuti­ gen Tag, jeweils auf der Höhe der Zeit und ein klein wenig voraus. Die Dynastie lebt munter weiter: In dritter Generation herrscht Brian France über das Unternehmen NASCAR. Einiges erinnert an die Art, wie Bernie Ecclestone die Formel 1 zu seinem Quasi-Privatkonzern gemacht hat, auch die finanziellen Di­ mensionen sind durchaus vergleichbar. Al­ lerdings hat Ecclestone den Weltverband FIA zum Partner, was bei NASCAR praktischerweise wegfällt, hier ist der Verband gleich im Unternehmen integriert. Wie gut muss wohl die Show sein, um ganz Amerika zu unterhalten? Wer will, kann in der Dramaturgie sieben Bausteine erkennen. 1. Seid ihr alle da? Das Zusammenströmen der Gleichgesinnten in überwältigender Menge wird nicht als Verkehrschaos, sondern als Teil des Vorspiels inszeniert. Die Motorhomes gehen schon Tage vorher in Stellung, ziehen ihre Fahnen hoch, bag­

gern Feuerholz und legen die ersten geselchten Schwaden über die Landschaft (die Amerikaner haben zu Essensgeruch eine eigene Einstellung). Das Gemeinschaftserlebnis gewinnt durch den ArenaEffekt, ungleich dichter als auf europäischen Rennstrecken. Egal ob klas­sischer Nudeltopf (Oval, auch Tri-Oval) oder kolossaler Superspeedway (Daytona, Tallade­ ga), da können sich hunderttausend oder auch zweihunderttausend Leute ganz gut leiden. Einser-Regel: Have a good time. 2. God bless America. Pathos wird in verschiedenen Dosierungen geboten, am heftigsten in den klassischen Südstaaten, wo unsereinem die Nachbarschaft von Sport und Militär ganz schön auf den Hammer gehen kann. Zum Countdown vor der Haupttribüne gehört, dass jeder der 43 Fahrer die als Riege angetretenen Vertreter der sechs Waffengattungen mit Hand­ shake begrüßt. Die Zuschauer lieben das. Die Navy darf dann noch vier Jagdflieger über das Gelände donnern lassen. Parade, Salve, Salut, Hymne mit Handaufsherz. Dann segnet der Pfarrer das Rennen und ganz Amerika, oft bringt er sogar den Hauptsponsor des Rennens unter. 3. Das Erlebnis Speed. Das Gebrodel der schweren V8-Maschinen eines 43-AutoPulks geht schon bei den Einführungs-

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GRUNDSÄTZLICH IST DIE FAHRTRICHTUNG GEGEN DEN UHRZEIGERSINN GEPLANT.

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bild: Chris graythen/getty images for nascar

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dossier runden unter die Haut. Das Pace Car zieht zur Seite, der dunkle Roar wird mit giftigen Obertönen verschärft, die Leute sind aufgesprungen, werfen die Arme in die Luft, schreien Dinge wie „Go, Tony, go!“ und sind so unglaublich entzückt wie in der Formel 1 nur bei einem Ferrari-Doppelsieg in Monza. Die Dichte des Pulks macht die Geschwindigkeit – zwischen 270 und 330 km/h – noch viel massiver, bedrohlicher. Die Amerikaner haben den Tick, alles, was sie fasziniert, in die Kleinteile der Statistik zu zerlegen und über Jahrzehnte in Evidenz zu halten, und so wissen wir, dass es beim vorjährigen Rennen in Talladega die Rekordzahl von 11.428 Überholvorgängen gegeben hat. Das heißt, es wurlt ununterbrochen, immer greift irgendjemand an, an allen Ecken und Enden des Feldes, mittendrin und an der Spitze. Gebremst wird nur in Notfällen oder, federleicht, als Finesse des Driftens, bei gleichzeitigem Gasgeben, um das Auto in Balance zu halten. 4. Mutter aller Zweikämpfe. Die aero­ dynamischen Hilfsmittel der Formel-1Autos, wie flacher Unterboden samt „Diffusor“, haben das Windschattenfahren aus dem Grand-Prix-Sport eliminiert: Hinter dem Auto entsteht nicht Sog, sondern Turbulenz. Umso mehr genießen wir bei NASCAR die urtümliche Form des „drafting“, das sich zu „bump drafting“ verfeinern lässt, was leider etwas an Eleganz verliert, wenn wir es mit „Rempelei aus dem Wind­ schatten“ übersetzen. Dies passiert in einer sehr ausgereizten Phase der Fahrdyna­ mik, da flattert die Physik schon auf der letzten Zacke – ein kleiner Schubs genügt, um das gegnerische Auto zum Kreiseln zu bringen. Dann fliegen die Fetzen, zwei oder drei Wagen werden mitgerissen, knallen oben an die Mauer, kreiseln runter, kriegen noch – schmatz! – eins in die Breitseite vom Hintermann, überschlagen sich, kugeln ins Infield, werfen alles von sich, galoppierende Räder und Karosserie­ teile im Aufwind, es raucht wie kurz vorm Explodieren, brennt gottlob aber nur selten. Passiert das zu oft, gäbe es im Rennen nur noch Chaos-Situationen, die wahre Würze liegt also im Wechselspiel von Disziplin und überraschendem Manöver. Dies alles darf man sich bei Vollgas mit 850 PS ausmalen, die Fliehkräfte pressen die Autos in die Steilwand, bei Tempo 270 auch noch in der Kurve. Das Sichtfeld ist eingeschränkt, das Auto im Grenzbereich der Haftung, womöglich im Rudel eingekeilt – ohne „Spotter“ (Aufklärer) wäre man verloren. Jedes Auto hat seinen eigenen Spotter, alle stehen nebeneinander aufge-

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Here comes the Champ. Jimmie Johnson auf Chevrolet gewann die Gesamtwertung der Saison 2007 („Cup“) und wurde nach dem letzten Rennen in Homestead (Florida) entsprechend in den Himmel geschossen.

Die Meister beider Welten

Formel 1 vs. nascar Wo wird mehr Geld aufgewirbelt? Wie viele Menschen werden erreicht? Wo gibt es die bessere Technik? Nudeltopf oder Kurvenorgie? Rennen, Rennstrecken, Starterfelder. Wer hat die besseren Piloten? Wo wird mehr geschummelt? Mehr Kohle in Amerika. Der Jahresumsatz der Formel 1 (Technik, Aufwand der Teams, Sponsoren, TV-Rechte, Pauschale der Rennstrecken etc.) kann man relativ transparent auf vier Milliarden Euro berechnen. NASCAR als Familienunternehmen ist weniger transparent, dennoch lässt sich unschwer eine doppelt so hohe Summe ansetzen. Der Grund für den enormen Umsatz beginnt beim Sponsoren-Aufkommen, das sich aus der unvergleichlichen NASCAR-Präsenz im US-Markt ergibt: Die etwa 75 Millionen „Basis-Fans“ leben viel intensiver im Rhythmus ihres Sports und sind im Markt viel präziser zu erfassen als die verstreute, vielschichtige F1-Gemeinde. Außerdem: doppelt so viele Rennen pro Jahr, praktisch alle ausverkauft (mit bis zu 300.000 Zuschauern pro Wochen­ ende), doppelt so viele Autos am Start. Globale Vision: Unschlagbare Formel 1. Klares Plus für die Formel 1. Sie findet auf vier Kontinenten statt, das TV-Publikum im Lauf des Jahres wird mit sechs Milliarden Sehern errechnet. NASCAR passiert nur in Nordamerika, die 36 Rennen einer Saison werden von je durchschnittlich 40 Millionen Menschen im TV gesehen, die entsprechende Kennzahl fürs Totale läge also bei 1,5 Milliarden Menschen. Verschleierte Technik, da wie dort. Seit 80 Jahren gibt es keinen Renn-

sport ohne technische Restriktionen (der Kraftüberschuss würde zu Mord und Totschlag auf der Piste und im Zuschauerraum führen). Die wesentlichen Grenzen werden durch Leistung und Höchstgeschwindigkeit gesetzt, da ­liegen F1 und NASCAR etwa auf dem gleichen Ni­veau – plus/minus 850 PS, 340 km/h. Beim schnellsten Rundendurchschnitt ist NASCAR klar voran: 315 km/h (gegenüber 249 km/h in der Formel 1, gefahren 1993 von Damon Hill in Monza). Welcher Stand an moderner oder gestriger Technologie eingefroren wird, ist dann eher Geschmackssache, je nach Wunschbild der Show. Die Formel 1 wirkt sehr viel moderner, hat aber kleine Motoren (2,4 Liter) und ein Netz von Restriktionen in Aero­ dynamik, Elektronik und für laufende Verbesserungen. NASCAR hat den Rahmen um 40 Jahre zeitversetzt eingefroren, mit 5,7-l-V8-Motoren, Vergasern, konventionellem Ventiltrieb, geringen aero­ dynamischen Hilfsmitteln, Verbot von Verbundwerkstoffen (außer beim Sitz), null Elektronik. Die äußeren Hüllen sind ab 2008 für alle Marken völlig gleich. Ford, Chevrolet, Dodge und ­Toyota können bloß im Frontbereich Hinweise auf die Identität der Marke unterbringen. Somit ist die technische Vision zwar verschleiert durch die Retro-Rahmenbedingungen, die Finesse innerhalb des Spielraums soll aber nicht

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57 Irritierend. Es wäre in der Formel 1 undenkbar, dass sich Rennfahrer für Liebesgrüße ans Militär einspannen ließen. Die U. S. Army pflegt die Nähe zur Rennsport-Szene und findet wohl auch freundliches Echo.

unterschätzt werden. Hier entwickeln die Spitzenteams ihren ganzen Einsatz und gewinnen dementsprechend. Auch hochspezialisierte österreichische Fir­ men sind ganz vorn dabei: Tochter­ firmen von Pankl Racing Systems in Bruck an der Mur sorgen für die besten Pleuel und Kolben, Gerold Pankls neue Firma in Kalifornien liefert die un­ glaublich hoch entwickelten Kurbel­ wellen. Die Grazer Weltfirma AVL ist in der NASCAR-Welt das Maß der Dinge für Motorenprüfstände, Mess- und Analysetechnik, und die Salzburger ­Firma Carbo Tech stellt das progres­ sivste Modul des ganzen Autos her, den Sitz aus Carbon-Verbundstoff.

von der Dramaturgie hunderter, ja tau­ sender Überholmanöver lebt und von den meisten Zuschauerplätzen aus den kompletten Überblick über das Gesche­ hen erlaubt. Die Vielfalt der Formel-1-Renn­ strecken hat mittlerweile auch schon unter reduzierter Phantasie (Negativ­ beispiel: Magny-Cours) stark gelitten, es gibt aber immerhin noch Highlights wie Monaco, Spa oder Silverstone. Auch neue Strecken wie Valencia und Singapur verraten Ambition zum An­ derssein. Zahlen, Rennen, Rennstrecken, Autos. Formel 1 in der Saison 2008: 18 Ren­ nen auf 18 Rennstrecken in Europa, Asien, Australien, (Süd)amerika. Je­ weils 22 Autos am Start. NASCAR: 36 Rennen in der obersten Liga (Sprint Cup) auf 22 Rennstrecken nur in den USA. Jeweils 43 Autos am Start, etwa zehn bis 15 weitere bleiben an der Qualifikation hängen.

Die Verachtung des Nudeltopfs. 20 der 22 NASCAR-Topliga-Rennstrecken sind das, was wir in Europa als Nudel­ töpfe bezeichnen, die Amerikaner sagen „Speedway“ dazu: Ovale mit Bauch (Tri-Oval) oder ohne, in sehr unter­ schiedlicher Länge (von knapp einem bis über vier Kilometer) und ebenso unterschiedlicher Überhöhung der ­Kurven (von 12 bis 36°). Europäische Klassikaner tendieren zur Verachtung dieses Layouts, das aber eine unver­ gleichliche Arena-Atmosphäre schafft,

SPORT und Milliarden In mancherlei Hinsicht ist der Vergleich von Äpfeln und Birnen nicht von der Hand zu weisen, die Übersicht stellt immerhin ein paar Daten im Vergleich dar.

8

6

43 36

315

Rennen pro Saison

249

22 1,5 2

F1

NASCAR

9 18

4

Brückenschlag. Günther ­Steiner kennt die Formel 1, leitet nun die Technik des Red Bull-Teams in der NASCAR.

Autos pro Rennen

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Zuschauer in Mio.

TV-Seher in Mrd.

Jahresumsatz Geschwindigkeit in Euro (Mrd.) schnellste Rennrunde in km/h

Wie gut sind die Piloten? Es hat nie ­einen NASCAR-Piloten gegeben, der die Formel 1 aufgemischt hätte, und um­ gekehrt. Der Beste beider Welten war wohl der Amerikaner Mario Andretti (F1-Weltmeister 1978), aber er kam nicht wirklich aus der NASCAR, son­ dern hat sie nur beiläufig mitgenommen (wie auch seine Landsleute A. J. Foyt und Dan Gurney). In der anderen Rich­ tung ist Juan Pablo Montoya das aktuel­ le Beispiel: als Top-Five-Mann aus der Formel 1 abgetreten, in seinem ersten NASCAR-Jahr im Mittelfeld, plus/minus Rang 20. Die übergreifenden Beispiele führen also zu keinem Ergebnis. Leidenschaftslos gesagt, könnten wir uns vorstellen, dass ein Kimi Räik­ könen mit den NASCAR-Anforderun­ gen besser zurechtkäme als ein Jimmie Johnson in der Formel 1. Die Brillanz in der Artistik des Grenzbereichs mag ver­ gleichbar sein, aber ein F1-Champion scheint doch kompletter in der Summe seiner Eigenschaften zu sein, er hat ein komplexeres Thema zu bewältigen. Die Klasse des NASCAR-Fahrers wird, abgesehen vom fahrerischen Kön­ nen, durch taktisches Verhalten im Feld bestimmt, wobei der dauernde Funk­ kontakt mit dem hoch oben am Arena­ rand sitzenden „Spotter“ („Aufklärer“) eine wesentliche Rolle spielt. Wie sehr mischt sich die Regie in den Sport ein? Allein die Tatsache, dass sich die Formel 1 durch das Drama ei­ nes stehenden Starts der Gefahr aus­ setzt, in den folgenden TV-Minuten nur das Wegräumen von Trümmern senden zu können, spricht für die relative Lo­ ckerheit der Formel 1. Ein fliegender NASCAR-Start ist besser berechenbar. Die Formel-1-Politik ist zwar kei­ neswegs unverdächtig, wird aber eher im Hinterland gespielt. Fade Formel-1Rennen mit einem überlegenen Sieger werden hingenommen. Das wäre bei einem NASCAR-Rennen undenkbar. Die gute Dramaturgie für einen finalen Showdown regelt sich hauptsächlich von allein durch die Dichte des Feldes. Im Zweifelsfall hilft auch eine eher obs­ kure Gelbphase, um das Feld wieder zusammenzuschieben. Wie sehr wirk­ lich gezielt eingegriffen wird, darüber gehen die Meinungen auseinander – es ist aber mit Sicherheit sehr viel öfter als in der Formel 1. ♉

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Der neue Auftritt. So gehen die beiden Red Bull-Autos in die ­frische Saison: im neuen Maß der NASCAR-Topliga, mit neuem Vorderbau („Box“) zur schlauen Luftführung und fixem Heckspoiler.

Links-rechts-links. Die überwiegende Mehrheit aller Rennen wird im Oval gefahren, zum Drüberstreuen gibt’s normale Straßenkurse (Watkins Glen, Sonoma). An Bord mit Brian Vickers.

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Brian Vickers. Einer von den Jungen, die die NASCAR-Welt erobern wollen. Brian war 2007 in Charlotte schon nahe am ersten Sieg.

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Schichtwechsel. Manche Läufe werden auch als Nachtrennen (hier in Charlotte) inszeniert, durchaus zur Freude des Publikums.

fädelt am obersten Rand der Arena, den Feldstecher am Auge, in dauerndem Funkkontakt mit ihrem Fahrer. Der Spot­ ter sucht laufend das ganze Oval nach Irritationen ab, überblickt jeden Winkel der Strecke, erkennt Attacken aus dem Hintergrund, sieht Freiräume fürs Vor­ stoßen, warnt vor unfallträchtigen Si­ tuationen: runterducken, „clear down“, hochklettern, „clear up“, oder einfach volle Pulle mittendurch, „stand on it“. Das laufende Gequatsche im Gehörgang des Piloten bei Vollgas klingt gewöh­ nungsbedürftig für unsereins, ist aber bloß Routine für den NASCAR-Piloten. 5. Die 13-Sekunden-Nummer. Boxenstopps sind schon in der Formel 1 ein hübscher Adrenalin-Beschleuniger, bei NASCAR geht’s noch viel wilder zu. Jedes Auto kommt im Verlauf des Rennens acht- bis zehnmal an die Box, um Reifen zu wech­ seln und zu tanken. Der jeweilige Zeit­ punkt richtet sich vor allem nach der Gelbphasen-Taktik (siehe nächsten Ab­ satz), sodass oft zehn bis dreißig Autos gleichzeitig an die „Box“ strömen, die bloß aus zehn Meter freiem Raum jen­ seits der Mauer besteht. In entsprechen­ der Dichte und Enge, vom TV wunderbar zu erfassen, spielt sich daher die Choreo­ grafie jener jeweils sieben Männer ab, die „over the wall“ springen dürfen. Es

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sind gut bezahlte Athleten, die das ganze Jahr über für diesen Kraftakt und die Blitzartigkeit der präzisen Handgriffe trainieren. Vor dem Stillstand des Autos dürfen nur drei springen: der „jack man“ (mit Wagenheber), der Vorderreifen­ träger („carrier“) und der Vorderreifen­ wechsler („changer“). Bevor wir uns jetzt in einen Wirbel reden, welche zwei (von fünf) Radmuttern des rechten Vorderrei­ fens zuerst gelöst werden, wann die rest­ lichen vier Mann springen dürfen, wie die Hinterreifen-Spezialisten ins Spiel kommen, wie der Betanker („gas man“) seinen Kanister entleert, wie der „catch man“ den übergelaufenen Sprit auffängt, wie die Jungs von der rechten zur linken

A. J. (eine Lieblings-Kurzfassung für die Vornamen amerikanischer Rennfahrer), also A. J. Allmendinger fährt den Red Bull-Toyota mit der Nummer 84.

Seite turnen und wie die alten Reifen zu­ rück über die Mauer gefetzt werden, sei gesagt: Es dauert dreizehn Sekunden. 13 Sekunden und 22 Hundertstel, beispiels­ weise, sind sehr okay. Bei 13,85 sec wür­ de der Crew Chief einen Anfall kriegen und von „Pennern“ reden. 6. Die Farbe Yellow. Die kleineren oder größeren Kollisionen passieren fünfoder zehnmal oder auch öfter pro Ren­ nen, das mag dramatisch aussehende Bil­ der von der totalen Vernichtung mehrerer Autos ergeben, es sind aber meist nur fliegende Blechteile rund um den solid geschützten stählernen Fahrerkäfig. In jedem Fall wird auf Gelb geschaltet, das Pace Car bremst den Pulk, Räumkom­ mando säubert Strecke. Gelb kommt aber auch, wenn nur ein winziger Fremdkör­ per (Sammelbegriff, amerikano-franzö­ sisch: „debris“) auf der Fahrbahn irri­ tierend auffällt. Das kann ein winziges Blechteil eines gerempelten Autos sein, aber auch ein Plastikbecher eines erreg­ ten Fans aus der Tribüne, wie auch im­ mer: Die Wahrnehmung der „Yellow“Notwendigkeit bleibt der Rennleitung überlassen und lässt sich auch für die Millionen Fernsehzuschauer nicht immer überprüfen. „Gelb“, kurz oder lang, er­ öffnet das Taktikspiel an den Boxen, kann damit die Positionen neu mischen

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61 Zumindest vier Piloten sind Superstars, die den Gemütshaushalt der Nation beleben.

Die gröSSte technische Zäsur seit Jahrzehnten

car of today

und wird in jedem Fall das Feld zusammenschieben – vor allem dann, wenn sich da schon einer deutlich abgesetzt hat. Das bringt uns zum nächsten Punkt. 7. Showdown. Gegen Ende des Rennens kommt es unausweichlich zu einem packenden Finale zwischen zwei, drei oder vier Fahrern. Die Möglichkeit, dass ein Einzelner dem Feld enteilt und in relativer Sicherheit dem Sieg entgegenfährt, wie in der Formel 1 durchaus üblich, kommt in NASCAR einfach nicht vor. Es mag an der Dichte des Feldes und der Gleichwertigkeit der Spitzenfahrer liegen, das genügt meistens für die totale Spannung am Schluss. Wenn nicht, dann gibt es wohl irgendeinen Grund, um zwei Runden vor Schluss die Piste zu säubern, auf Gelb zu schalten, die führenden Streithanseln auf Körperkontakt zu bringen und die Zuschauer ein Match erleben zu lassen, das sie alle wieder auf die Beine holt. That’s NASCAR – hat natürlich auch nur dann Sinn, wenn einzelne Fahrer ihre ganz speziellen Fans haben. JUNIOR, TONY, JIMMIE, JEFF. Zumindest vier Piloten sind Superstars, die den Gemütshaushalt der Nation fast auf TigerWoods-Niveau beleben: Dale Earnhardt jr., Tony Stewart, Jimmie Johnson, Jeff Gordon, allesamt in der 15-bis-20-Millio­ nen-Dollar-Liga, also mit den Topverdienern der Formel 1 vergleichbar. Dale Earnhardt junior, 33, gewinnt jedes Jahr die Beliebtheitswertung. Bei allem Respekt vor den eigenen Leistungen: Er ist erst einmal der Sohn seines Vaters. Der tödliche Unfall des Seniors, vor sieben Jahren in Daytona, war eines der gravierendsten Ereignisse der NASCAR-Geschichte. Der „Alte“, er wäre heute 56, verkörperte das, was man in konservativen Kreisen gern die amerikanischen Tugenden nennt. Er wirkte jederzeit kampfbereit und wurde geliebt als „Intimidator“ (nur mühsam als „Einschüchterer“ zu übersetzen). Er war Personalunion von Wilder Sau und Darling der Nation. Sein schwarzer Dodge mit der Nummer 3 bleibt John-Wayne-mäßiger Legendenstoff in den USA. Der Sohn profitiert davon, fährt auch selbst sehr wacker, war aber letz-

061-50-63_Dossier_Nascar 61

Von innen heraus. NASCAR-Autos entstehen aus dem Rohrrahmen und dem darüber gefertigten Blechkleid, ­sollen nach außen hin aber einem Serienauto (in diesem Fall: Toyota Camry) ähnlich sehen.

Die Ursprünge der NASCAR-Autogeneration ab 2008 haben auch mit dem tödlichen Unfall Dale Earnhardts von 2001 zu tun: Die Autos sollten sicherer werden. So wurde ab 2006 das „CoT“ („Car of Tomorrow“) schrittweise eingeführt, nun ist es Stand der Dinge, also „Car of Today“. Es war nie ein Thema, diesen Schritt für grundsätzlich progressivere Technik zu nützen, mit Ausnahme von bleifreiem Benzin. Es bleibt also bei den 5,7-Liter-V8-Stoßstangen-Motoren mit Ver­ gasern, es bleibt beim Vierganggetriebe, beim hohen Fahrzeuggewicht von 1530 kg, dem Totalverzicht auf Elektronik und zeitgemäße Materialien wie Titan, Keramik, Verbundstoffe (Ausnahme Sitz). Die drei wichtigsten Änderungen gegenüber den bisherigen Autos: Eine Silhouette passt allen. Bisher mussten Ford, Chevy, Dodge auch grundsätzlich unter einen Hut passen,

The Shop in Mooresville. 180 Mann arbeiten an der Fertigung der NASCAR-Red Bull-Autos.

eine gewisse eigene markentypische Linienführung war aber erlaubt, solange sie in die Schablonen von NASCAR passte. Nun gibt es einen einzigen Satz von Schablonen, dem alle Autos entsprechen müssen – in Höhe und Breite sowieso, aber auch im Lauf der Flanken bis zur letzten Blechfalte. Es gibt aber trotzdem kein vorgefertigtes Blechkleid, jedes Team formt sein Blech nach den gegebenen Standards und kann innerhalb von Millimeter­ toleranzen Kreativität aus dem Windkanal beziehen. Aerodynamik. Raffinierte Luftleit­ einrichtungen sind nach wie vor ver­ boten, flacher Unterboden und Diffusor sowieso. Immerhin gibt es (genormte) Heckspoiler und etwas mehr Gestaltungsraum bei der Führung der Kühlluft und der Verlegung des Auspuffs, was etwa eine Fläche von 20 Prozent des Unterbodens betrifft. Insgesamt heben sich die neuen Effekte an Windschlüpfigkeit und Abtrieb auf, es gibt aber stärkeren Windschatteneffekt für die nachfolgenden Autos, was der Dramaturgie der Rennen zugute kommen sollte. Die Rundenzeiten bleiben in etwa gleich. Sicherheit. Zusätzliche Länge und Breite kommen den Crashzonen zugute, es gibt mehr Platz für den Sitz und den Käfig. Stärkerer und kleinerer Benzintank, nunmehr 67 Liter. ♉

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dossier Tony Stewart sagte „shit“ und wurde dafür mit 10.000 Dollar bestraft.

Boxenstopp. Die 13-Sekunden-Nummer von speziell auf diese Darbietung getrimmten Athleten gehört zur NASCAR-Show, durchaus beabsichtigt mit weniger High Tech als bei der Formel 1.

Die zwei Seiten der Medien. Nächstes Mal wollen wir das Bild umdrehen, gell?

062-50-63_Dossier_Nascar 62

tes Jahr nicht ganz vorn dabei. Muss sich 2008 in einem neuen Team deklarieren. Zoff mit der Stiefmutter, noch dazu „Mutter Teresa“, kommt den Medien gelegen, die aber letztlich doch recht behutsam mit allem umgehen, was Legende, Vater, Stiefmutter, Sohn betrifft. Tony Stewart, 36, gibt das Krokodil im NASCAR-Rollenspiel. Aus europäischer Sicht ist er die interessanteste Persönlichkeit, aber auch der vielseitigste Fahrer, dem man am ehesten zutrauen würde, in der Formel 1 gute Figur zu machen. Ruppiger Fahrstil bringt ihm fallweise Strafen ein. Gilt als müpfigster NASCAR-Pilot, sagt öffentlich so schreckliche Worte wie „shit“, dafür gibt’s 10.000 Dollar Strafe von der Sportbehörde, die das Image des sauberen Familiensports hochhalten will, was natürlich ein Witz ist, denkt man an die Wurzeln von NASCAR. Stewart stieß an seine Grenzen, als er 2007 die Gelbphasen-Taktik der Rennen kritisierte, dies würde ihn an die Schieberei im professionellen Ringsport erinnern. Stewart musste sich öffentlich entschuldigen. Jeff Gordon, 36, ist der an Siegen erfolgreichste aktive NASCAR-Pilot, vergleichsweise weltmännisch und smart. Er kommt aus Kalifornien, was im NASCARHerzland, dem Südosten, nicht so gut ankommt. Pfeifkonzerte für Gordon gehören zum gängigen Ritual, was anderseits die eigene Anhängerschaft mobilisiert. Jimmie Johnson, 32, ist der Mann der Stunde und sieht auch wie der Mann der Zukunft aus. Er gewann die NASCARGesamtwertungen („Cup“) der letzten zwei Jahre, fühlt sich im klassischen „Nudeltopf“ sehr viel wohler als auf Straßenrennkursen. Er kommt zwar auch aus ­Kalifornien, polarisiert die Massen aber nicht so sehr wie sein Freund Gordon. AND NOW RED BULL. Der Einstieg von Red Bull kommt zu einem Zeitpunkt, da sich der uramerikanische Gigant NASCAR ein klein wenig für die Welt öffnet. Im Grunde ist es schwieriger, von null weg bei NASCAR einzusteigen als in die Formel 1. Gegen die innere Organisation der StockCar-Bruderschaft ist Bernie Eccle­stones Apparat eine lose Interessengemeinschaft frei laufender Intellektueller, Verände-

23.01.2008 13:14:18 Uhr


BILDER: NEW CDR (2)

63 rungen auf amerikanischem Terrain passieren wirklich nicht leicht. Neulinge müssen erst einmal durchs Fegefeuer, das schon mit den ungleichen Qualifikationsbedingungen für Eingesessene und Neue beginnt. Nun aber tritt eine neue Fahrzeuggeneration an (rasch zu erkennen am Heckspoiler), mit Toyota ist endlich auch ein nichtamerikanischer Hersteller zugelassen, ausländische Fahrer wie Montoya und Villeneuve bringen Farbtupfer. Vor allem der Toyota-Eintritt ist eine markante Zäsur für die Szene, und es war logisch, dass sich Newcomer Red Bull mit Newcomer Toyota verbinden würde. Wie fast alle NASCAR-Teams hat sich Red Bull Racing in Mooresville nahe Charlotte, North Carolina, angesiedelt, derzeit mit 180 Mann. Die Fertigungstiefe beginnt mit dem Rohrrahmen und endet bei Umsetzungen aus dem 1:1-Windkanal von Pininfarina in Turin. Ausgenommen ist der Motor, der von Toyota geliefert und von Toyota-Ingenieuren betreut wird. Als einziges NASCAR-Team lässt Red Bull zwei Wagen in gleicher Lackierung laufen, Nummer 83 für Brian Vickers, 24, aus North Carolina, Nummer 84 für A. J. Allmendinger, 26, aus Kalifornien. Beide zählen zu den schnellsten Jungen der Szene, müssen vorerst aber noch bei jedem Rennen durch die Qualifikationsmühle. Nach den ersten fünf Rennen der Saison, also bis Mitte März, könnten sie sich einen Fix-Status erkämpft haben. Den Brückenschlag zwischen den Kontinenten besorgt der Technische Direktor Günther Steiner, 42. Er hat ein außerordentlich gesundes Gebiss, das er blecken kann wie ein fröhliches Walross, dazu hat er das Naturell seiner Südtiroler Heimat, er steht also ziemlich robust in der Landschaft. Steiner war Cheftechniker des Ford-Rallye-Teams, ist von Niki Lauda als Chef der Jaguar-F1-Technik geholt worden und führte dann kurz die Red Bull-F1-Technik. Das anfänglich unbekannte NASCAR-Terrain mit dem unglaublichen Superstress von 36 Rennen pro Saison, dazwischen Tests, Entwicklung, wieder Tests, ergibt einen tollen Job für den einzigen Europäer an einer vordersten NASCAR-Team-Position. Das ganze Team steht unter Strom, mit „Daytona 500“ am 17. Februar als frühem Klimax, mit der Challenge eines fixen Quali-Status und der schrittweisen Eroberung von Mainstream-Amerika. „Wir werden in diesem Jahr unser erstes Rennen gewinnen“, sagt Steiner, was allerdings in der NASCAR-Skala ein Erdbeben wäre. ♉ NASCAR-SAISONERÖFFNUNG, ZUGLEICH 50-JAHRJUBILÄUM „DAYTONA 500“: 17. FEBRUAR 2008, DAYTONA BEACH, FLORIDA, WWW.TEAMREDBULL.COM

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DAYTONA, FLORIDA, UND MOORESVILLE, NORTH CAROLINA

RACE CAPITAL USA

Lust auf Denkmäler. Dale Earnhardt senior vor dem Museum und Speedway-Eingang in Daytona.

NASCAR hat zwei Hauptstädte: Daytona Beach (Florida) zum Feiern, Mooresville (North Carolina) zum Arbeiten.

Mooresville

Daytona

Städtchens Mooresville (mit langem o Daytona ist jener Ort, an dem Bill France gesprochen) weitflächig aus. Im Lauf in den 1930er-Jahren hängen blieb. Hier der Zeit haben sich immer mehr Racewurde NASCAR gegründet, am Strand Teams hier angesiedelt, es ergab sich wurden die ersten Rennen gefahren, eine Infrastruktur vom riesigen Charhier wurde 1959 der erste kolossale lotte-Nudeltopf bis zum NASCAR Tech Superspeedway gebaut. Center und allen denkbaren AusbilHeute ist Daytona Beach mit seinen dungsstätten für race people, inklusive hunderten Hotels und dem fabelhaften einer „Akademie“ für Boxenstopps. Die Winterklima eine Touristen- und Partymehr als dreißig „Race Shops“ beschäfHochburg mit den Hauptattraktionen tigen rund zehntausend Menschen, die Strand, Kneipen, Harley-DavidsonZuliefer- und Logistikbetriebe wohl Treffs und NASCAR. Angeschlossen an noch einmal so viel. An jedem Donnersdie Rennstrecke gibt’s Museum, Hall of tag vor den 36 Rennwochenenden geFame, IMAX-Kino, Simulatoren zum hen vom Regionalflughafen Concord Selberfahren, Live-Darbietungen von dreißig bis vierzig Flieger der NASCARBoxenstopps, Denkmäler von Bill France Teams in die Luft, Red Bull Racing jeund Dale Earnhardt. „Daytona 500“ ist desmal mit 70 Mann. Die meisten Race Saisonauftakt und zugleich das größte Shops sind für Besucher offen, die den Rennen des Jahres, insgesamt längst Jungs von der Galerie aus bedeutender als „Indy beim Arbeiten zuschauen 500“. Das Daytona-Renkönnen, fast jedes Team nen steigt heuer (17. Fehat sein eigenes Museum bruar) zum 50. Mal. Meangeschlossen, das etwas ga-Hype ist angesagt. protzig geratene EarnAnderthalb Flugstunhardt Building nennen den weiter nördlich sie „Garage Mahal“. Der boomt das moderne prächtigste Schuppen, Charlotte in North Caroimmerhin stilsicher, gelina, zweitwichtigster hört Roger Penske, der Banken- und Finanzplatz hier nicht nur NASCAR der USA. Im Umfeld eimacht, sondern auch das ner reizvollen SeenlandGegenhalten. Wasserturm von Mooresville als Mittelpunkt der NASCARPorsche-Joint-Venture schaft dehnt sich die Technik und ihrer Arbeitsplätze. mit den RS Spyders. ♉ Industriezone des alten

23.01.2008 15:42:09 Uhr


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23.01.2008 13:36:24 Uhr


Red Bull Music Academy. Was machen Sie Anfang März? Unser Vorschlag: Sie r­ eisen nach Prag und lernen bei DJ Scott Monteith alias Deadbeat, wie man Musik macht. Ab Seite 78.

action Was wir Ihnen in diesem Monat ans Herz legen

Rasen,

Rennen allein ist zu wenig, um die Wintermüdigkeit

Ruhen werden die Frühlingsrollen auf dem Teller sicher

bildet und weil man die Nachbarn traditionellerweise gar nicht gut genug kennen kann: Prag. Goldene Stadt. Gutes Essen und Trinken. Und ein Kultur-Festival, falls Sie schon im März Zeit haben zum Kofferpacken. Seite 78

bild: Daniel Mahon

so schnell es geht: Das war die Passion von Speedski-Fahrer Harry Egger. Dem Red Bulletin überließ er ausnahmsweise seine Rennutensilien, darunter auch Emma. Wie sie aussieht, erfahren Sie ab Seite 66.

nicht allzu lange, denn Hangar-7-Starkoch Eckart Witzigmann hat sie zubereitet. Seite 74

065-65_Action_Inhalt 65

zu vertreiben. Zehnkämpfer Roland Schwarzl hat deshalb zehn Übungen für Sie ausgesucht. Los geht’s! Seite 76

Reisen

23.01.2008 12:27:38 Uhr


WAS IST DENN DAS?

TUM IN VENDREM AUTATE Außen glänzender Lack und sündteures Kevlar. Innen künstlicher CONSECTET, Sauerstoff, Schweiß und ein ängstlicher Amateur. Voraus ein QUAMET Hohlweg als Messstrecke. Weitere Erklärungen im Zielraum. ACILLUM VER TEXT ROBERT SPERL BILDER HEINZ TESAREK UND DAVID PAYR

066-66-72_Action Speedski 66

23.01.2008 12:30:53 Uhr


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23.01.2008 12:30:57 Uhr


Speed Ski! 068-66-72_Action Speedski 68

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the red bulletin

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Speedski im Selbstversuch: Red Bulletin-Mitarbeiter Robert Sperl auf der Atomic-Teststrecke Fageralm, Schladming.

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ie letzten zwei, drei Jahre lebte Speedski-Fahrer Harry Egger in einer Dreiecksbeziehung. Er hatte gleichzeitig zwei Freundinnen, Eva und Emma. Eva ist blond, groß gewachsen, sehr weiblich, charmant. Emma hingegen das genaue Gegenteil: dunkler Typ, klein, knabenhaft, verschlossen. Eva und Emma wussten voneinander. Sie begleiteten Harry gemeinsam zu dessen Speedski-Abenteuern, die er auf der Suche nach einer neuen Bestmarke auf sich nahm, deutlich schneller als die beste­ hende Bestleistung von knapp 251 km/h. Ob La Parva in Chile, Vars in Frankreich, Lech am Arlberg: Die drei teilten sogar stets ein Zimmer. Harry verbrachte auf diesen Reisen viel Zeit mit Emma. Das ging so weit, dass Eva für Emma und Harry an jedem Renntag das Dienstmädchen spielen musste, weil er Emma sonst nicht so nahe kommen konnte, wie er wollte. Dennoch hatte­ Eva dafür Verständnis: Der Kevlar-Torso namens Emma – für Harry im Formel-1Windkanal von Sauber geschneidert, damit er Steilhänge möglichst windschlüpfig hinuntersausen konnte – ist für eine funktionierende Beziehung ja wirklich keine Konkurrenz. Dass Emma – irgendwann während der Konstruktionsphase hatte sie diesen Namen bekommen – jetzt mit mir fremdgeht, ist Harry recht und ein Privileg. Du bist der Einzige außer mir, der sich dieses Einzelstück anziehen darf, sagt Harry. Was er nicht sagt, lese ich in seinen Augen: Tu Emma ja nicht weh! Rückblickend gesehen war es Emma, die mir wehtat. Sie knuffte mich in die Rippen, zwickte mich unter den Achseln, nahm mich in den Schwitzkasten. Mein Tagesausflug in die Speedski-Szene entwickelte sich – obwohl ich sturzfrei blieb – zur schmerzhaften Momentaufnahme einer Welt voller blauer Flecken. Obwohl Harry größer ist als ich und muskulöser, ist seine Stromlinienrüstung für mich klar zu eng. So müssen sich ­Wehen anfühlen, nur ist das Baby in mei-

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action

februar 2008

Verschraubt und zugenäht. Ja, es war so schmerzhaft, wie es auf den Bildern ausschaut.

nem Fall in der Gegenrichtung unterwegs. Schicht eins, ein Ganzkörperschwimman­ zug, sitzt so straff, dass ich ihn quasi un­ ter der Haut trage. Darüber der Skianzug aus rotem Lackleder, Marke „strenge Kam­ mer“ und so knapp geschnitten, dass ich einen Moment denke, Harry steckt noch drin. Schnallenlose Skischuhe, mit Kabel­ bindern zusammengezurrte Schraubstö­ cke, die offenbar direkt im Muskelfleisch verankert werden. Angeschraubte Spoi­ lerschalen schließlich verwandeln Füße und Unterschenkel in wuchtige Tatzen: Harry schwört, wie ich Schuhgröße 44 zu haben. Ich bin sicher, er lügt. Alle Kleiderbügel leer? Nein, es fehlt noch die Unterziehhaube Marke „Geld oder Leben“. Aber jetzt: Ich bin zur Knack­

Irgendwann stellte sich Harry die endgültige frage: Wie schnell kann ich mich auf Skiern einen Berg runterstürzen? wurst mutiert, habe zwei Liter Schweiß verloren und fühle mich wie frisch ge­ strichen. Leider ist es Schrumpflack, der mir, langsam trocknend, endgültig den Atem raubt. Vor dem Finale, dem Skifahren, folgt der Bosheit letzter Akt: Eva, die gute Fee, stülpt mir Emma über. Eine Carbonscha­ le in der Gestalt einer ihrer Gliedmaßen beraubten Kleiderpuppe mit integriertem Helm und Spoilerbürzel als Windabriss­

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kante, die mich in eine Schildkröten­ haltung zwingt. Im Bürzel stecken zwei Brems­fallschirme und eine Sauerstoff­ flasche. Von Letzterer führt ein Schlauch in meine Nasenlöcher, denn Emma ist, nachdem Harry den Sehschlitz mit einer Klarsichthülle verklebt hat, luftdicht. Dasselbe Paradoxon auch hier: Obwohl Harry zwei Konfektionsgrößen mehr hat, würgt mich Emma wie das Mieder einer Cancan-Tänzerin. Würde mich Harry in diesem Moment fragen, ob ich als Ritter der traurigen Gestalt einen Berg hinunter­ fahren will, würde ich ächzen: Nein, das hat mit Skifahren nix mehr zu tun! Doch Harry fragt nicht. Stattdessen drückt er mir zwei Schuhlöffel in die Hand. Mit diesem Skistock-Ersatz muss ich vor mir den Wind teilen, womit sich im Idealfall der Kreis zur optimalen aerodynamischen Form schließt. Die Schuhlöffel sind der Stöpsel einer Flasche, die Minuten später zu Tal gleiten wird, getrieben von Schwer­ kraft und Schmerz. Hungry Harry. Harry Egger war zwanzig Jahre lang aktiver Speedski-Fahrer. 1987 hat der ­Lienzer begonnen, als normaler ÖSV-Abfahrer und schmaler Bursch, der sich zuerst ein tempofestes Kampfge­ wicht anfuttern musste. Egger fraß auch alle Berichte über Speedski in sich hinein, war Fan der Ex-Rekordhalter Steve Mc­ Kinney, USA, und Franz Weber, Öster­ reich. Er erlernte den speziellen Fahrstil (auf den Innenkanten bleiben), der Tem­ pi über 200 km/h erst möglich macht, wurde 1994 Weltmeister, legte seine Ag­ gressivität ab (kein AC/DC-Rock mehr am Start), investierte in Mentaltraining, wur­ de beim Schuften im Red Bull Diagnostics and Training Center auch in jeder Phase

der körperlichen Vorbereitung professio­ neller. Denn: Speedski hat viel mit War­ ten auf optimale Bedingungen zu tun. Vor seinem Weltrekord (1999, 248,105 km/h) dauerte es in Les Arcs in Summe zwei Monate, bis alles passte. Bald nach der Bestmarke reglementier­ te der Internationale Ski-Verband (FIS) die Ausrüstung der Speedski-Piloten. Spe­ zielle aerodynamische Hilfsmittel wurden verboten. Rekordverbesserungen waren nur noch selten möglich, bei den Rennen war nicht mehr die Zeit der Gegner, son­ dern der Mensch. Das zerstöre den Fort­ schritt, sagte Egger, der sich deshalb in­ offiziell auf Rekordjagd machte. Für ihn zählte ab sofort nur mehr das eine: Er wollte das schnellste unmotorisierte Lebe­ wesen sein. Womit nur mehr die Regeln der Physik interessant waren und nicht jene der FIS. Was 1987 mit unerschrockenen Ver­ suchen auf dem Dach eines Renault R5 begann – mit Tape und Expander-Gummi­ zügen fixiert, testete Harry mit Tempo 140 im normalen Straßenverkehr –, endet 2003 im Windkanal des damaligen For­ mel-1-Rennstalls Sauber. Red Bull hatte das eingefädelt. Ein Ex-NASA-Ingenieur konstruierte für Egger eine spoilerartige Oberkörperverkleidung, zwölf Kilo Hirn­ schmalz aus Kevlar und Carbon, eine un­ glaubliche Ingenieursleistung: Emma. Ihr Sinn: Sie sollte den Luftwiderstand mini­ mieren, dem Piloten eine stabile Position bei hohem Tempo garantieren. Ende 2005 ist Emma endlich fertig. Und Egger begreift das größte Problem seiner Rekordjagd: Kaum eine Strecke lässt sich so präparieren, dass sie für die von ihm angestrebten Geschwindigkeiten taugt. Die französischen Pisten in Vars

23.01.2008 12:31:18 Uhr


Die Speed Queen

emma egger kommt aus dem Formel-1-Windkanal, ist gut 50.000 Euro wert und wurde ihrem Besitzer, dem SpeedskiFahrer Harry Egger, auf den Leib geschneidert.

12 Kilo

Carbon sorgen dank Spoilerform für 120 Kilo Anpressdruck. Im Bürzel versteckt: zwei Fallschirme und Sauerstoff zum Atmen.

ROBERT SPERL

schaut skeptisch, weil Speedski-Lauf für Ungeübte viel mit Schmerz zu tun hat und kaum was mit Skifahren.

Der Lackanzug

und ein Schwimmanzug darunter sind bewusst zwei Nummern zu klein. Denn: Jede kleinste Falte würde bremsen.

Spoilerwadeln

aus Carbon werden mit den Ski­ schuhen verschraubt und helfen, bei hohem Tempo die Spur zu halten.

HARRY EGGER

Bild: Bernhard spötel/red bull photofiles

schaut skeptisch, aber Emma blieb heil, und Eggers Bestleistung war nicht in Gefahr.

und Les Arcs wären geeignet, doch dort ist Egger Persona non grata. Die Franzosen sind mit der FIS im Boot, eine Superbestleistung würde ihre künftigen normalen Speed-Bewerbe abwerten. Da der Fahrer bereits bei Tempo 250 pro Sekunde 69 Meter zurücklegt, wirken schon fingerhohe Bodenwellen wie dramatische Schanzen. Ideal wäre eine asphaltierte Strecke, die im Winter mit Schnee überzogen wird, weiß Egger, aber das ist ein Traum. Also sucht er weiter einen natürlichen Steilhang, glaubt schließlich, ihn in La Parva gefunden zu haben. Doch als er im Spätherbst 2007 auf 3800 Meter versucht, den mittlerweile auf 251,400 km/h verbesserten Rekord zu pulverisieren, kann er bei 220 km/h nur knapp ­einen Sturz verhindern. Harry

071-66-72_Action Speedski 71

kriegt sein Leben zurück, zieht die richtigen Schlüsse und beendet seine Karriere. Nicht ganz so speed. Frühmorgens am Tag des Selbstversuchs. Rauf auf den Berg, im Transportkorb einer Pistenraupe, weil die Lifte zu dieser Jahreszeit noch stillstehen. Klirrende Kälte, Pulverschnee, Postkartenwetter auf der Fageralm nahe Schladming, einem wunderbaren Ski­ gebiet, in dem herzliche Stimmung und ­superbe Pisten eine hübsche Urlaubs­ melange ergeben. Der Schlepplift neben der Teststrecke, die Atomic extra unseretwegen präpariert hat, klackert nur für uns den Berg hinauf, besten Dank an die ­Liftgesellschaft. Dass wir die Teststrecke benutzen dürfen, verlangt nach einem weiteren Dankeschön: Es hilft, wenn die

Harry Egger, 42, war 20 Jahre aktiver Speedski-Fahrer. Der Lienzer ist der schnellste Österreicher auf Skiern: 1999 stellte er mit 248,105 km/h Weltrekord auf, sein persönlicher Spitzenwert liegt bei über 250 km/h. Sein Ziel, mit über 280 Stundenkilometern eine ultimative Bestleistung im Speedskiing zu markieren, verfolgte Egger ab 2003. Die ­Aerodynamik-Ausrüstung Emma war der rich­ tige Ansatz, doch scheiterte Egger schluss­ endlich am Finden und Präparieren einer ­geeigneten Strecke. Sein letztes Rennen bestritt Egger im Herbst 2007 in La Parva in Chile, bei schwierigsten Verhältnissen: Die Piste auf 3800 Meter Seehöhe war so steil, dass Egger vom Start bis ins Ziel fünf Arten Schnee vorfand. Beim Versuch, Tempo 280 zu realisieren, vermied er bei Tempo 220 mit Mühe einen Sturz.

23.01.2008 16:08:32 Uhr


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the red bulletin

februar 2008

Mit Skifahren hat Speedski nix zu tun: inside Emma herrscht keine gute Stimmung, nur Raumangst. Schulkameraden anständige Berufe er­ lernen. Mein Schulkamerad ist Chef von Atomic: danke, Wolfgang Mayr­hofer, dir und deinem famosen Testteam! Es braucht einige Fahrten auf der normalen Piste, bis ich mit Harrys 2,38-Me­ ter-Ski zurechtkomme. Überlange Ab­ fahrtslatten, flache Schaufel, untailliert, steif, Geradeausläufer ohne Kurvengeist. Selbst normales Abchristeln ist Schwer­ arbeit und braucht Auslaufzonen. Nach dem Aufwärmen der erste Lauf. Bereits zwei Drittel Anlauf reichen für 120 km/h, lenken die Atomic-Testfahrer das Gespräch gleich aufs Wesentliche. Also nix riskieren, vor allem, weil inside Emma keine wirklich großartige Stim­ mung herrscht, nur Raumangst. Rein in die Spur, Abfahrtshocke ein­ nehmen. Die Schuhlöffel filetieren den Fahrtwind. Es ist ruhig in meinem Ko­ kon, ich höre mich schnaufen – oder ist das der Sauerstoff, der in meine Nasen­ löcher zischt? Die Skier fahren stur gera­

deaus, und so richtig schnell wird es erst nach der Zeitnehmung, weil da noch ein Gefälle lauert. Tückischerweise endet die Teststrecke in einer bösen Linkskurve, die ich in meiner Schusseuphorie beina­ he ignoriere. Also kanten, die Bremswir­ kung ist nahezu null, schon fräse ich am wartenden Hilfspersonal vorbei, das mir mit offenem Mund nachstaunt. Wo will sie hin, die rasende Knackwurscht? 200 Meter nach dem ausgemachten Treff­ punkt stoppt mich gnädiger Tiefschnee. Na?, fragt Harry, nachdem er mich aus der Umklammerung von Emma, die für jede Abfahrt neu montiert werden muss, befreit hat. Alles in Ordnung? So­ wieso, gleich noch einmal hinauf, mit mehr Anlauf, und noch einmal, ehe ihr meine Füße an der Biegung des Hanges begraben müsst und meine Oberschenkel von der gebückten Zwangshaltung her sauer sind wie Rindfleisch in Essig und Öl. Von Mal zu Mal geht’s besser: die Kontrol­ le der Skier, das Einnehmen der Hocke,

das Durchdrücken der Wellen. Ich werde immer mehr Teil eines Systems, das alles einem Ziel unterordnet: Tempo. Bei der letzten Fahrt schaffe ich es so­ gar, nach Durchfahren der Lichtschranke einen der beiden Bremsfallschirme aus­ zulösen: Der Schalter im rechten Schuh­ löffel verlangt nach Daumenakrobatik. Es ploppt hinten in meinem Schildkröten­ panzer, ich fühle, wie sich der Stoff auf­ bläst, ein Wunder, dass der Schirm sich bei meinem Tempo überhaupt aus seinem Gehäuse rausbemüht. Am Rand der Ohnmacht, werde ich von Eva und Harry nach der letzten Fahrt aus meiner Rüstung befreit. Auch Emma ist zufrieden: schön, wenn man in der Rente beweisen darf, dass die Technik noch klaglos funktioniert. Ich habe es dem Mädel aber leicht gemacht: Auf Har­ rys geplante Traummarke fehlen mir an die 200 km/h. ♉  Die Speedski-Abenteuer von Harry Egger im   Internet unter https://video.redbull.com  Simone Origone/ITA Les Arcs, 2006

251,400 km/h Philippe Goitschel/FRA Les Arcs, 2002

Harry Egger/AUT Les Arcs, 1999

248,105 km/h 250,700 km/h

Michael Prufer/FRA Les Arcs, 1992

Die geschichte von Speedski

Rasen mit und ohne Rucksack

229,299 km/h

1930 fragte sich der Schweizer Walter Amstutz, wie schnell man auf Skiern unterwegs sein könne. Weil er sich die Frage als Kurdirektor von St. Moritz stellte, war das Ergebnis ein Speed-Wettbewerb. Premieren-Bestmarke waren 105,675 km/h des Tiroler Skilehrers und späteren Abfahrtsweltmeisters von 1932, Gustav Lantschner. 1931 stellte der Kitzbühler Leo Gasperi den ersten offiziellen Rekord auf, mit einem aero­dynamischen Rucksack, wie ihn auch sein Gegner Fritz Huber verwendete. Seit 2004 existiert für Speedbewerbe ein Regelwerk, das eine Produktionsklasse (keine Hilfsmittel) und eine freie Klasse (gewisse Hilfsmittel) vorsieht. 1992 war Speedski zum ersten und bisher einzigen Mal olympisch (Gold holten Tarja Mulari, Finnland, und Michael Prufer, Frankreich).

Franz Weber/AUT Les Arcs, 1984

Graham Wilkie/GBR Les Arcs, 1987

208,937 km/h 212,514 km/h

Steve McKinney/USA Portillo, 1978

242,590 km/h

200,222 km/h 231,660 km/h

Sanna Tidstrand/SWE Les Arcs, 2006

Carolyn Curl/USA Vars, 1997

190,375 km/h

Zeno Colò/ITA Cervinia, 1947

143,027 km/h

Annie Breyton/FRA Les Arcs, 1982

Kristl Staffner/AUT Cervinia, 1964

136,600 km/h Leo Gasperi/AUT St. Moritz, 1931

Simone Origone Sanna Tidstrand

105,675 km/h Gustav Lantschner/AUT St. Moritz, 1930

1930

1940

072-66-72_Action Speedski 72

Michael Prufer Fritz Huber

Tarja Mulari

1950

1960

1970

1980

1990

BILDER: cegesoma, KSC, Getty/Bongarts, Getty/DOMINIC FAVRE, Imago

175,353 km/h

159,292 km/h

Marti Martin-Kuntz/USA Les Arcs, 1983

2000

23.01.2008 12:31:42 Uhr


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THE RED BULLETIN

FEBRUAR 2008

Witzigmanns Welttournee (4): Wie die

Witzigmanns Rollenverständnis

einfachsten Spezialitäten mit den richtigen Handgriffen zur Delikatesse werden. Station des Monats: Ferner Osten. TEXT CHRISTIAN GRÜNWALD BILDER MANFRED KLIMEK

Die Zutaten FÜR 4 PERSONEN

8 Blätter Frühlingsrollenteig, 20 g frische Shiitakepilze (wenn getrocknet, in heißem Wasser einweichen, Stiele entfernen), 50 g Erbsenschoten, 20 g Sojasprossen, 70 g Chinakohl, 20 g Totentrompetenpilze (oder Mu-Err-Pilze bzw. „Black Fungus“), etwas Sojasauce, 150 g Hühnerbrust, Salz, Prise Zucker, etwas Sherry, 1 TL Ingwer (geschält), 1 rote Chilischote, 1 Zehe Knoblauch, 2–3 Jungzwiebeln, 2 EL getrocknete Garnelen oder Krabben, 1 EL gehackter Koriander; geräuchertes Sesamöl zum Braten, 1 Eiweiß zum Bestreichen des Teigs, Pflanzenöl zum Frittieren

ILLUSTRATION: MARTIN UDOVICIC

MEINE FRÜHLINGSROLLE

ECKART WITZIGMANN, 66, wurde aufgrund seiner außergewöhnlichen Karriere als Küchenchef zum „Koch des Jahrhunderts“ gewählt. Der Österreicher verantwortet das kulinarische Programm des Restaurants „Ikarus“ im Hangar-7 in Salzburg. www.hangar-7.com

Die Zubereitung DIE GETROCKNETEN GARNELEN/KRABBEN 4 bis 5 Stunden in Wasser einweichen. Alles Gemüse putzen und in feine Streifen schneiden. In einer Pfanne etwas Sesamöl erhitzen, nach und nach Knoblauch, Ingwer, Jungzwiebeln, Pilze, Chinakohl, Erbsenschoten und Sojasprossen, ohne Farbe nehmen zu lassen, knackig anbraten, mit Salz, Pfeffer, Prise Zucker, wenig Sherry, wenig Sojasauce und Chili würzen. Das Gemüse mit dem gehackten Koriander vermischen und beiseite stellen. DIE HÜHNERBRUST in feine Scheiben schneiden. Die Scheiben auf Tatar

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hacken, etwas salzen. Die eingeweichten Garnelen/Krabben ebenfalls fein hacken. GEMÜSE, Hühnerfleisch und Garnelen/ Krabben miteinander vermengen. Teigblätter auf Backpapier legen, jeweils im unteren Drittel etwas Fülle auftragen. Ränder mit Eiweiß einstreichen, Teigblatt links und rechts einschlagen und einrollen. Die Enden nochmals mit Eiklar einstreichen. Die Frühlingsrollen nun in reichlich Öl schwimmend goldgelb frittieren, danach noch gut mit Küchenpapier trocken tupfen.

FEIN SCHNEIDEN, das sei essenziell für die Fülle, meint Eckart Witzigmann. Wenn er fein meint, dann ist hauchdünn und wirklich allerfeinst gemeint. Die zeitaufwendige Schnipplerei der einzelnen Zutaten ist bei der Frühlingsrolle schon die halbe Miete. Marktgerechte Varianten der Ingredienzen sind Teil des Konzepts. Also Schweinefleisch statt Huhn, Pak Choi statt Chinakohl, chinesische Morcheln statt Shiitakepilzen. Wie immer Sie sich entscheiden, einige Rezeptanregungen sollten Sie in jedem Fall beherzigen. So aromatisiert geräuchertes Sesamöl das Gemüse beim Anbraten ungemein. Und ja, trauen Sie sich über die Verwendung von getrockneten Garnelen, denn das gibt den unvergleichlich eleganten Asia-Touch. Der Teig ist fertig im guten Supermarkt erhältlich. Nicht einmal Perfektionist Witzigmann käme auf die Idee, ihn selbst herzustellen. Der gekaufte ist gut, wie er ist, zubereitet aus Reis- oder Weizenmehl, Wasser und Öl. Hauchdünn hat er zu sein und ohne nennenswerten Geschmack, er dient ja bloß als Verpackung für die knackig gehaltene Fülle. Noch ein wenig Wickelschule: Völlig trockene Teigblätter reißen gerne, falls nötig, also mit ein paar Wassertropfen Feuchtigkeit geben. Das Einrollen muss mit nicht übertriebener Straffheit geschehen. Wer dann noch die Teigenden durch das Aufpinseln von ein wenig Eiweiß hermetisch verschließt, kann dem Ausbacken in heißem Öl gelassen entgegensehen. Der Rollenverlust durch Aufgehen des Teiges ist auf diese Weise praktisch ausgeschlossen. Man könnte sich an heißen Tagen das Frittieren sparen. Das wäre dann eine Glücksrolle, die auch als „Sommerrolle“ in Erscheinung tritt. Der passende Dip: Sojasauce, Erdnusssauce oder eine scharfe Chilisauce. Für die Chinesen beginnt übrigens am 7. Februar das Jahr der Ratte. Die Neujahrsfeiern gehen über Wochen, ohne Frühlingsrolle wären sie unvorstellbar. Sie ist Symbol für die Seidenraupen, die zu Frühlingsbeginn schlüpfen. Demgemäß darf man sich also nach dem Genuss einiger Frühlingsrollen innerlich erneuert fühlen. ♉ NIPPON OPEN SNOWBOARDING CHAMPIONSHIPS: 16./17. FEBRUAR 2008, NIIGATA, JAPAN WWW.OPENSNOWBOARDING.COM

23.01.2008 12:43:41 Uhr


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Frühlingsrolle à la Witzigmann. Auf Bananenblättern serviert, erhält Chinas Nationalgericht eine spezielle Eleganz.

Witzigmanns Empfehlung

Hühnerbrust, Chinakohl und Pilze sind ein Teil der Zutaten, die gerne saisonal variiert werden können.

Megafein soll alles geschnitten werden. Das gilt für die frische Chilischote ebenso …

Hier kocht der Chef, und „Ikarus“-Küchenchef Roland Trettl hatte keinerlei Einwände anzubringen.

Im unteren Drittel etwas Fülle auftragen. Ränder mit Eiweiß einstreichen, Teig einschlagen und einrollen.

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… wie für die Erbsenschoten und sämtliche anderen Zutaten, die in Sesamöl angeröstet werden.

Die fertige Fülle, jetzt sind u. a. auch Sprossen, Zwiebeln und die fein gehackten Garnelen drinnen, gut vermischen.

Vorsicht, heiß: Die Frühlingsrollen in reichlich Pflanzenöl schwimmend goldgelb frittieren.

Kein Stress wegen der StäbchenDeko: Auch in China gelten Frühlingsrollen als Fingerfood.

WICHTIG FÜR DAS GELUNGENE ROLLENDEBÜT: DAMIT DIE TEIGBLÄTTER NICHT REISSEN, MÜSSEN SIE BEIM ROLLEN EINE GESCHMEIDIGFEUCHTE KONSISTENZ AUFWEISEN.

KNACKIG-FEST MUSS DIE FÜLLE SEIN. DARUM DIE VORBEREITETEN ZUTATEN NUR GANZ KURZ ANBRATEN.

23.01.2008 12:43:57 Uhr


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THE RED BULLETIN

FEBRUAR 2008

DIE KLEINEN 10 ES Y

Roland Schwarzl, Österreichs erfolgreicher Zehnkämpfer, bringt

N! unsere Muskeln mit zehn Übungen aus seinem Trainingspro-

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gramm zum Weinen. (Diese Tränen nennt man Schweiß.) TEXT WERNER JESSNER BILDER HELGE KIRCHBERGER

1

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4 UNSER TRAINER NAME: Roland Schwarzl GEBURTSDATUM/-ORT: 10. 12. 1980, Lienz AUFGEWACHSEN: in Oberdrauburg WOHNORT: Salzburg-Rif SPORTLICHE ERFOLGE: mehrfacher Staatsmeister, Platz 10 bei den Olympischen Spielen 2004, Zehnkampf-Bestleistung 8102 Punkte SPORTLICHE ZIELE: Top Ten bei den Olympischen Spielen 2008, Medaille bei den Olympischen Spielen 2012

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23.01.2008 12:49:27 Uhr


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100-METER-LAUF. Intervall-Lauf. Wir beginnen – gut aufgewärmt natürlich – mit einem zehnminütigen Dauerlauf mit Tempowechsel. 1 Minute gemütlich, 10 Sekunden schnell. Wichtig: Die Schrittlänge bleibt eher kurz.

2

WEITSPRUNG. Sidejumps. Wir stehen am Boden und springen beidbeinig nach links und nach rechts. Das ist gut für die Balance. Achtung: Bei der Landung nicht einknicken, das ist böse für die Knie. Nicht zu weit springen, auf saubere Ausführung achten. 10 Wiederholungen in jede Richtung, kurze Pause, dann der nächste Durchgang, das Ganze 5-mal. Variante: nach vor und zurück.

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KUGELSTOSSEN. Liegestütz. Der gute alte Klassiker. 12- bis 15-mal, 4 bis 5 Durchgänge. Einfacher wird’s im Knien, schwieriger einhändig oder mit breitem Stütz. In jedem Fall ist die Körperspannung zu bewahren: bitte kein Hohlkreuz, sondern, eher im Gegenteil, einen Knick im Beckenbereich machen wie Skispringer in der Luft. HOCHSPRUNG. Hopserlauf. Bei jedem zweiten Schritt schön gerade nach oben wegspringen. Die Arme werden entweder einzeln (leichter) oder gemeinsam (schwieriger) nach oben mitgezogen. 3-mal 20 Meter, dann 1 Minute Pause, das Ganze 3-mal.

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400-METER-LAUF. Intervall-Lauf. Ähnlich wie Station 1, aber die schnellen Phasen sind nun deutlich länger. Auf 1 Minute Belastung folgen 3 Minuten langsamer Trab. Wer nicht dauernd auf die Uhr schauen will, hilft sich mit Entfernungen: 2 Straßenstipfeln voll, 5 langsam, mit der Zeit entwickelt man eh ein Gefühl dafür. Gesamtdauer: 20 Minuten.

110-METER-HÜRDEN. Dehnen. Beinrückseite, Hüftbeuger, Adduktoren, Beinvorderseite. Jeweils 30 Sekunden, 3-mal. Keine ruckartigen Bewegungen: Ziehen ist okay, Schmerz nicht.

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SPEERWERFEN. Schulterheber. Wir nehmen die Kurzhanteln von Übung 7 und heben sie alternierend nach oben. Das trainiert die Schultermuskulatur und – dreht man die Handflächen waagrecht – zusätzlich den Bizeps.

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DISKUSWERFEN. Butterfly. Mit Kurzhanteln oder passenden Gegenständen aus dem Haushalt. Im Liegen trainiert diese Übung den Brustmuskel, im Stehen geht sie auf die Schultern. Die Bewegung führt in jedem Fall gerade vom Körper weg. Zu viel Gewicht schadet der präzisen Ausführung. Frauen sollten mit 1 bis 2 Kilo anfangen, Männer mit 2 bis 3 Kilo. 12 bis 15 Wiederholungen, 5 Serien.

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STABHOCHSPRUNG. Knieheber. Eine schöne Koordinationsübung, die – richtig ausgeführt – schwieriger ist, als sie aussieht. Die Arme werden über dem Kopf ausgestreckt, der Rumpf hat eine schöne Spannung, macht aber kein Hohlkreuz. Aus langsamem Lauf werden nun die Knie gehoben, bis die Oberschenkel waagrecht sind. Alle paar Schritte wird der Knieheber harmonisch in den Lauf eingebaut. Achtung: nicht hinten reinsetzen! 30 Meter, 3-mal.

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1500-METER-LAUF. Auslaufen. Ein kleiner Dauerlauf zum Cooldown. Sie müssen jetzt nicht mehr schnell laufen. Aber darauf wären Sie wohl auch selber gekommen. HALLEN-WM (SIEBENKAMPF): 7. BIS 9. MÄRZ 2008, VALENCIA WWW.ROLAND-SCHWARZL.COM

23.01.2008 15:53:11 Uhr


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Wehender Spuk beim Wegtreiben von der Stadt. Die Burg, der „Hrad“, wacht über Prag. Die Stadt, wird glaubhaft versichert, verfügt abseits des Mainstreams über „mehr romantische Perlen pro Quadratmeter als jede andere Stadt Europas“.

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23.01.2008 13:02:09 Uhr


Prag bei Nacht

Die Reize einer unsterblichen Göttin. Sie überlebte den Weltkrieg sie auch uns. Wir gingen der Frage nach, ob man die Stadt der Kauf leute, Künstler und olympischen Krügerlstemmer in drei Tagen begreifen kann. Text Helmut a. Gansterer

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bild: robert haidinger/anzenberger

ohne Kratzer, den Kommunismus ohne Geisteskrankheit. Mit Glück überlebte

23.01.2008 16:10:51 Uhr


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februar 2008

„Verbringe die Zeit nicht mit der Suche nach einem Hindernis, vielleicht ist keines da.“ Franz Kafka

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ie Spieler sind schlafen gegangen. Die Trinker sind schlafen gegangen. Die letzten Kellner sind schlafen gegangen. Die Schönheiten der Nacht, die schönsten nördlich von Rio, sind schlafen gegangen. Auch der Hradschin schläft jetzt. Bei Tag ist der „Hrad“ (deutsch: die Burg) ein Symbol fürstlicher Macht, das hochmütig aufs wuselnde Volk hinabblickt, mit steifer Oberlippe und schweren Augenlidern, den Spitzhut des St.-VeitsDoms wie die Kapuze eines Scharf­richters tragend. Gegen die Tageswucht des Hradschin wirkt Aus­ traliens Ayers Rock, der größte Monolith der Erde, wie ein flatternder Strafzettel im Wind. Jetzt aber, im nächtlichen Winternebel weich aufgelöst, hell und dunstig leuchtend wie eine „Titanic“, wird der Hradschin zum wehenden Spuk. Er scheint von der Stadt wegzutreiben, weg von der Karlsbrücke zu seinen Füßen, auf der ich unschlüssig stehe, wie bestellt und nicht abgeholt. Im Sommer lungern um diese Zeit viele Menschen auf der Karlsbrücke. Es schmust sich gut zwischen den Brückenheiligen, die wie grämliche Sittenwächter auf den Steinbögen ruhen. Wer aber im Winter in der Stunde zwischen Wolf und Hund diesen Platz sucht, ist ein Anfänger. Oder er hat zu viel Kafka gelesen und sucht seine eigene Leidensfreude. Für mich gilt beides. Ich bin zum ersten Mal da, und natürlich habe ich alle Werke von Kafka wiedergelesen, als mich ein Bulletin zum Botschafter in Prag ernannte. Die Moldau schickt aus der Tiefe ihre tödliche Feuchte. Von der Mánesův most und der most Legií, den beiden Brücken zur Rechten und Linken der Karlův most, auf der ich stehe, scheinen gleichzeitig die Winde auf mich zuzurasen, wie auch der steife Ost aus der Altstadt und der Fallwind vom Hrad-Berg am Westufer. Ich scheine ein schwarzes Loch zu sein, dessen Gravitation alle Schrecken des Eises und der Finsternis anzieht.

Die Moldau schickt aus der Tiefe ihre tödliche Feuchte. 080-78-84_Action_Reise_Prag 80

Diese meteorologische Empfindung hatte damit zu tun, dass ich grad benommen war. Auftragsgemäß hatte ich gleich am ersten Tag die Lokalszene erkundet. Für Laien kommt dies in Prag einem Hinrichtungsbefehl gleich. Aber auch leidenschaftlichen, erfahrenen Schluckern raubt es am Morgen nach einem Tag-und-Nacht-Streifzug die Gewissheit, sich genau zu erinnern. Selbst der Tapferste schafft nicht alle 3000 Restaurants, Bierstuben, Weinstuben, Bars und Diskotheken. Wichtigste Erkenntnis: Das Vorurteil, in Prag sei alles einfach, aber originell beziehungsweise deftig, herzlich, billig und gut, hat nie gestimmt. Es stimmt logisch auch heute nicht, wo die Wieder-

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bild: getty images

februar 2008

kehr der Wettbewerbswirtschaft auch AbzockerUnternehmer anzieht. Die stärksten Touristen­lokale sind, wie auch in Wien und Venedig, auf schnellen Durchsatz getrimmt, nicht auf reine Liebe. Abseits des Mainstreams findet man aber mehr romantische Perlen pro Quadratmeter als in jeder anderen Stadt Europas. Die Bierlokale darf man sich wie Rapid gegen Austria vorstellen, als Kampfstätten unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften. Die wichtigsten Religionen heißen: Großpopowitzer Bock (Velkopopovický Kozel), Pilsener Urquell (Plzeňský Prazdroj), Smichover Altquelle (Smíchovský Sta­ ropramen) und Budweiser (Budě­jovický Budvar). Das stärkste Bier, das 13-Grad-Dunkle der Braue-

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Wie Magnetismus entsteht. Prag reizt vielfältig: Auf der Karlsbrücke fällt es leicht, internationale Kontakte zu knüpfen. Trendige Cafés und urige Restaurants sind im idyllischen Labyrinth der Innenstadt allerorten zu entdecken.

rei „U Fleků“, kriegt man unglücklicher­weise nur im gleichnamigen Lokal, einem Prager Hofbräu­ haus. Schwemmen dieser Art liebt man entweder sehr oder gar nicht. Bei den Kaffeehäusern zweifle ich an manchen Reiseführern. Einer führt das renovierte Café Slavia, einst Heimat der Literaten, unter den Top-TenPunkten Prags. Meine Instinkte befahlen sofortige Flucht: „Dort fällt dir kein Satz ein.“ Das war ein Glück, denn so fand ich Minuten später am anderen Ende der Legií-Brücke das Café Savoy: hohe

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Action

Weltkulturerbend flanieren. Staroměstské náměstí (der Altstädter Ring) wurde von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt und qualifiziert sich damit trefflich als Station eines Spaziergangs durch Prags Innenstadt.

Fenster, feine Stuckdecke, geistig anregende Atmosphäre und gepflegte Grundnahrungsmittel wie Austern, gegrillte Gänseleber am gedämpften Apfel und hohe Weine. Meine Darlings unter den Abendlokalen: alle, die Live-Jazz verheißen. Jazz und Prag passen gut zusammen. Das gilt selbst für jene Lokale, deren Plakate abschreckend rufen, man kriege hier Jazz und Gulasch und Bier.

Das neue Prag bündelt alle Kräfte, um Kafka zum Popstar aufzubauen. 082-78-84_Action_Reise_Prag 82

februar 2008

Meine Empfehlung an kluge Freundinnen und schöne Freunde: Lebt bei Lokalbesuchen alle eure Klischees aus. Klischees sind was Klasses. Nur ­Originalitätssüchtige meiden sie. Es bewegt, im „U Kalicha“ an „Schwejk“-Erfinder Jaroslav Hašek, im „Arco“ an dortige Kafka-Lesungen oder im „U Mecenáše“ an den legendären Henker Jan Mydlář zu denken, der an einem Tag 27 aufständische Adelige tötete und dabei vier Schwerter verschliss. Historiker sind glücklich über die vielen Erinnerungen an Reformation, Gegenreformation und die Habsburgerzeit. Kunstliebhaber hingegen befremdet, dass prak­tisch nix auf moderne Autoren wie Milan Kundera verweist, der die kommunis­ tische Nachkriegszeit von Prag aufgriff (u. a. mit dem Weltbestseller „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“), und so wenig auf die großen Musiker und Maler oder die tschechischen Weltklasse­ fotografen wie František Drtikol und Josef Sudek. Umso erfreulicher das Kampa-Museum auf der gleichnamigen Moldau-Insel, das eine Sammlung von Gemälden und ­Installationen zeigt, die einst aus der Warte der Sowjets und gefügiger tschechischer Machthaber als entartet galten. Das neue Prag bündelt alle Kräfte, um Franz Kafka zum Popstar aufzubauen. Auf den ersten

bilder: corbis, agostino pacciani/anzenberger

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bilder: Corbis, daniel Mahon/red bull photofiles

Blick lächerlich. Anderseits: welche Parallelen! Wien hält es mit Wolfgang Amadeus Mozart nicht anders. Hier wie da war der Künstler in der jeweils anderen Stadt besser dran. Wirklich glücklich war Mozart nur in Prag, und als Kafka wenigstens gut sterben wollte, ging er nach Wien. In Prag hatte er sich in vielen feuchten Wohnlöchern die Kehlkopftuberkulose, seine Krankheit zum Tod, geholt. Eines lag im ­berühmten „Goldenen Gässchen“ im Geviert des Hradschin-Komplexes. Ich fand diese Sehenswürdigkeit selbst im tourismusarmen Winter unbesuchbar, überbordend mit Kitschläden und Japanern, die verzweifelt versuchten, die Displays ihrer Digitalkameras über die drängelnden Europäer zu halten. Wer das Goldene Gässchen verlässt oder angewidert umgeht, erreicht die unverzichtbare Aussichtsplattform oberhalb der großen Schlossstiege, die später zurückführt in die Tiefebene der Straßenbahnen und der U-Bahn am Knotenpunkt ­Malostranská. Von dieser Plattform weg (wie auch von der kleinen Eiffelturm-Kopie Petřín oder vom Glockenturm des St.-Niklas-Doms) begriff ich erst wirklich die schöne Gestalt und das junge Gesicht einer Göttin, die Krieg und Kommunismus unverletzt überlebt hatte. Erstens: Prag umarmt seinen Fluss. Viel besser als Wien, das von der Donau grausam gespalten wird. Und noch schöner als London und Paris, obwohl die Themse und die Seine mehr Kurven zeigen. Die Moldau bietet im Kernbereich der Prager City nur eine Start-Ziel-Gerade und eine scharfe Kurve, aber darin eine musikalische Abfolge von sieben Inseln und acht Brücken.

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Nicht ganz so beschaulich wie der Rest der Stadt. Aber vielleicht gerade des Widerspruchs wegen ein ordentlicher Anlass für einen Prag-Besuch: das Sperm Festival, ein alternatives Multikulti-Treffen für Musik-, Kunst- und Filmfans.

Red Bull Music Academy

Mitten ins Herz In Prag gilt eine spezielle Form der Zeitrechnung: Erst wenn das Sperm Festival – es läuft heuer vom 6. bis 8. März – vorbei ist, darf der Frühling beginnen. Bei diesem Festival mit Musik, Kunst und Filmprojekten ist auch die Red Bull Music Academy Teil des Programms. Hart an der Grenze zum Mainstream, aber dafür mitten ins Herz: Drei Tage lang heißt das Sperm Festival 2008 Besucher bei Workshops und Shows willkommen. Der große Star der Veranstaltung, bei der sich alles um Musik, bildnerische Kunst und Film dreht, ist heuer der kanadische Musikproduzent und DJ Scott Monteith, besser bekannt unter seinem

Deadbeat heißt bürgerlich Scott Monteith.

Künstlernamen Deadbeat. Was Festival-­ Organisator Michal Brenner freut: „Deadbeat ist sowohl der wichtigste Vortragende der Red Bull Music Academy Infosession als auch Headliner des Musikprogramms im Club Abaton.“ Der ausgewiesene Music-Junkie Deadbeat hat sich bereits vor Jahren im Feld des mit Dub angereicherten Minimal Techno einen Namen gemacht. „Er spielt mit der Breitflächigkeit des Dub und entschlackt mit klickrig-rockendem Techno“, schwärmen die Experten. Sein 2007er-Album „Journeyman’s Annual“ ist die bisher wohl konkreteste Arbeit des Kanadiers. Tanzbarer und noch tiefer grollend, hält sich die CD irgendwo zwischen Club, Chill-Sofa und den Wolken auf. Bereits Deadbeats Auftritt bei der Red Bull Music Academy in Melbourne 2006 war ein Erfolg, denn das tut Deadbeat gerne: sein Wissen in Workshops weitergeben. Das Programm des Sperm Festival wird an zwei Locations realisiert: Die Workshops – also auch die Red Bull Music Academy, die bei freiem Eintritt stattfindet – und diverse Live Acts werden im Theater La Fabrika (Komunardů 30, Praha 7) abgehalten. Zum Musikprogramm am Samstag, dem 8. März, trifft man sich im Club Abaton (Na Košince 8, Praha 8). Das komplette Programm finden Sie unter www.sperm.cz

23.01.2008 14:25:30 Uhr


the red bulletin

Action

In Gold getaucht. Früher Rossmarkt, heute Standort des Nationalmuseums: der Wenzelsplatz, 700 Meter lang und nächtens in jener Farbe gehalten, die der Stadt ihren zweiten Namen gab.

Zweitens: Der Berg der sogenannten „Kleinseite“ mit dem Hradschin harmoniert mit der schön geäderten Ebene der Altstadt (Staré Město) und Neustadt (Nové Město) auf der anderen Seite der Moldau. Dort, wo als einziger Großfleck nur der Wenzelsplatz schreckt, als Erinnerung der blutigen Niederschlagung des tschechischen Aufstands 1968 durch die Russen. Drittens: Prag ist mit hundert Türmen und Kirchen die schönste Vertikal-Stadt alten Gemäuers, so wie New York jene der neuklassischen Wolkenkratzer. Die schönsten Türme bietet die Altstadt südlich vom grandiosen Judenviertel (Magneten: Rabbi Löw und sein Golem, der alte Friedhof und die große Synagoge). Am Hauptplatz der Altstadt, der verwirrend Altstädter Ring genannt wird, finden wir den Rathausturm mit der berühmtesten astronomischen Uhr und die attraktive, zweitürmige Teynkirche, in der die Gebeine des Astrono-

Prag sieht aus wie eine Metropole, die immer brav zu Gott flehte. 084-78-84_Action_Reise_Prag 84

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men Tycho Brahe ruhen. Mit seinen himmelwärts gerichteten Sehenswürdigkeiten sieht Prag wie eine Metropole aus, die immer brav zu Gott flehte. Das hat ihr in den 50 Jahren von 1939 bis 1989 nichts genützt. Aber vielleicht beginnt die goldene Ära der Goldenen Stadt erst heute. An den Schluss gestellt: die finsterste und die hellste Beobachtung eines Prag-Neulings. Entsetzlich und unerwartet, dass die neureichen Russen, die dank ihrer Bodenschätze und ihrer oligarchischen Struktur halb Europa mit ihrer Vorstellung von Lebensart überschwemmen, auch in Prag so spürbar auftreten; dort, wo sie nachweisbar mehr gehasst wurden als irgendwo sonst. Man begegnet ihnen in Prag nicht freundlich, aber durchaus beflissen, da sie viel Geld ins Land bringen. Ein Unter­ schied zu Nizza und Kitz ist kaum zu erkennen. Die wärmste Empfindung: Man geht durch Prag wie durch ein Wohnzimmer. Kaum irgendwo gibt es lange Geraden, überall versprechen Kurven einen neuen Blick. Dazu kommt die gespenstische Heimeligkeit der gepflasterten, verkachelten, teilweise gar mit Mosaiken versehenen Laufwege auf Gehsteigen und Plätzen. Das bietet nur eine Stadt, die in einer Zeit der höchsten Handwerkskunst und billiger Arbeitskräfte ihre Blüte fand und später nie zerstört wurde. Dass Prag für Stadtneurotiker gut ist, ahnten wir schon immer. Dass Prag auch für Stadtwanderer ideal ist, wissen wir jetzt. ♉  Red Bull music academy infosession beim   sperm festival, 6. bis 8. märz 2008, prag   www.redbullmusicacademy.com

Bild: benoit pesle/anzenberger

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TIPPS & INFOS

PRAG

WIE KOMME ICH HIN? Per Flugzeug: mehrmals täglich Flüge zwischen Prag und den österreichischen Flughäfen (AUA, Alitalia, CSA, Lufthansa). Vom Flughafen Ruzyně kommt man mit Mietwagen, Bus oder Taxi ins Zentrum. Autofahrer reisen aus allen Richtungen gut an. Achtung: generell 0,0 Promille Alkohol am Steuer. Autobahn-Vignette ist ebenso Pflicht wie Licht am Tag. Für die Linienbusse heißt die Zielstation Florenc, von dort mit Metro B und C ins Zentrum. Der Hlavní nádraží (Hauptbahnhof) ist nur fünf Minuten vom Zentrum entfernt. In Prag kann man die meisten Sehenswürdigkeiten zu Fuß aufsuchen. Was den öffentlichen Verkehr betrifft: Es gibt drei U-Bahn-Linien (A, B, C), das Straßenbahnnetz ist dicht.

Best of Barock: Palais Waldstein, ein Ort zum Finden und zum Wiederfinden.

Grand Café Praha. Zum Sehen und Gesehenwerden dient das Ebel in der Altstadt. Das Kolkovna in der Josefstadt bietet Monarchie-Atmosphäre, Pilsner Urquell und deftige Speisen. Am Hradschin lädt U Černého vola (Zum Schwarzen Ochsen) in seine alten Gewölbe. Das Hofbräuhaus U Fleků bietet einzigartige Bierspezialitäten. Die älteste Weinstube Prags, aus dem 17. Jahrhundert, heißt U Mecenáše (Zum Mäzen). Der kleine Tisch neben der Bar war einst der Stammplatz von Henker Jan Mydlář. Ein Sommerpalais im Renaissancestil am Hügel Petřín beherbergt das Restaurant Nebozízek. Hier genießt man böhmische Spezialitäten wie Schnitzel, Ente, Strudel, Knödel. Essen wie im Mittelalter kann man im Restaurant U sedmi Švábů (Zu den sieben Schwaben).

SEHENSWÜRDIGKEITEN

Keine Sorge: Es ist alles gut beschildert.

Prag ist vor allem eines: geschichtsträchtig. Ob die Přemysliden, Tschechiens ältestes Herrschergeschlecht, die Luxemburger mit Karl IV. oder die Habsburger – sie alle haben ihre deutlichen Spuren hinterlassen. Der Reichtum

an verschiedenen Baustilen aller Epochen auf kleinstem Raum macht die Stadt zum Touristenmagneten des Landes. Die UNESCO zeichnete die Altstadt 1992 als Weltkulturerbe aus. Kulturfans kommen zudem in mehr als 15 Museen und Galerien auf ihre Kosten. Musts sind die Prager Burg (Pražský hrad), deren Grundstein im 9. Jahrhundert gelegt wurde und die das größte geschlossene Burgareal der Welt bildet. Sie liegt auf dem Prager Berg Hradschin. Ebenfalls ausgedehnte Rundgänge bzw. Besichtigungen wert: der historische Stadtkern inklusive des Altstädter Rings, das Altstädter Rathaus mit seiner astronomischen Uhr, das jüdische Viertel mit der Altneusynagoge und dem jüdischen Friedhof sowie das Palais Waldstein, ein barocker Monumentalbau aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges.

SHOPPEN In der Altstadt und rund um den Wenzelsplatz. Beliebte Mitbringsel sind Glas (auch moderne Designobjekte) und Porzellan, Antiquitäten und Kunsthandwerk. In der Josefstadt gibt es auch preiswer-

tere Läden. Märkte wie der Havelmarkt im Zentrum laden zum Stöbern ein.

WOHIN AM ABEND? Musikliebhaber können die ganze Bandbreite zwischen Klassik (Rudolfinum, Tschechische Philharmonie) und Jazzclubs (z. B. Agartha) auskosten. Theaterliebhaber freuen sich auf die Aufführung der multimedialen Laterna magika in der Neuen Bühne neben dem Nationaltheater. Diskotheken und Nachtklubs: Lucerna Music Bar (der größte Club der Stadt), Celnice und Radost FX für die Reichen und Schönen, Travestieshows im Tingel Tangel.

DO’S AND DON’TS Für Jazzliebhaber wird im Sommer eine Fahrt auf dem Moldau-Dampfer zum unvergesslichen Erlebnis (Schiff „Kotva“, Anlegestelle beim Hotel InterContinental). Westliche Autos parkt man besser in einer bewachten (teuren) Tiefgarage. Man lässt keine Wertgegenstände im Auto liegen. Taxifahrer sind nicht immer seriös.

WO WOHNE ICH? Das beste Hotel in Prag ist das Four Seasons, direkt an der Moldau gelegen mit Blick auf den Burgberg Hradschin und die Karlsbrücke. Traditionell sind das Grandhotel Bohemia und das Jugendstilhotel Palace. Beliebt bei Models, Stars und Sternchen ist das Designhotel Josef in der Josefstadt. Das Hotel InterContinental, 1970 am Ufer der Moldau erbaut, war das erste Hotel westlicher Bauart im modernen Prag. Das Restaurant im 9. Stock bietet atemberaubende Blicke auf die Stadt. Wer in der Nähe der Burg wohnen möchte, wählt z. B. U Zlaté Studně (mit Dachterrasse und toller Aussicht).

BILDER: AKG IMAGES, HELMUT GANSTERER

WO UND WAS ESSEN? Das Kampa Park auf der gleichnamigen Insel bietet helles Design-Ambiente und eine Terrasse am Wasser. Böhmische Edel-Ente oder Fischspezialitäten haben schon Stars wie Nicole Kidman, Phil Collins und Bruce Willis begeistert. Im Café Savoy schmecken köstliche Mehlspeisen, frische Austern und Prager Schinken in Senfsoße. Gegenüber dem Altstädter Rathaus befindet sich das

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Burgberg Hradschin Palais Waldstein Hotel InterContinental Club Abaton

Karlsbrücke U Mecenáše Kampa Park Restaurant Nebozízek

Nationaltheater

Wenzelsplatz

Café Savoy

U Fleků

Red Bull Music Academy: Im Club Abaton spielt am Samstag, dem 8. März 2008, RBMA-Star Deadbeat auf.

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THE RED BULLETIN

KALENDER

FEBRUAR 2008

DAYLIFE Die Termine im Februar

1.–10. 3. ’08 Kasachische Verbrüderung: Freestyle auf Ski und Board. 18.–23. 2. ’08 Jeder Fotograf braucht ein Motiv. Und umgekehrt. Der Red Bull Tribalquest kürt die erfolgreichste Suche. 21.–24. 2. ’08 Wir präsentieren: das Lazboard, Ostanatolien, anno 1850.

23. 2.–11. 4. 2008 Neue HangART-7: zeitgenössische Kunst aus der Schweiz. 14. 2. 2008 Der Igman-Mann: Sarajevos Duathlon auf olympischem Boden.

8. 2. 2008 Der einzige Marathon mit Fußkühlung: Oman lockt Romantiker.

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23.01.2008 13:43:56 Uhr


KALENDER 8. 2. 2008

14. – 17. 2. 2008

SANDY MARATHON

RED BULL KRATTERS KAMP

Für Romantiker mit Kondition: Omans längster Sandstrand. Lernen von den Besten: Die Kantab Beach, Maskat, Oman Kratter-Brüder laden ehrgeizige Rookies zum Shredden ein. 9. 2. 2008 Olympiapark, RED BULL Bardonecchia, Italien

CRASHED ICE

Downhill on the rocks: in Eishockey-Montur durch Europas höchstgelegene Stadt. Davos, Schweiz

9. 2. 2008

RAY’S INDOOR 2. 3. 2008 Beim St.-Jerome’s-Fest wird Feist nur von Sydneys Skyline überragt.

Ride with the Pros: Amateure freeriden eins gegen eins im ersten MTB-Park der Welt. Ray’s Indoor Mountain Bike Park, Cleveland, Ohio, USA

10. 2. 2008

RED BULL BMX ELEMENTS

15. 2. 2008

20. – 24. 2. 2008

RED BULL LION’S HEAD B.A.S.E. JUMP

Chuck Berry erfüllt sich einen Traum und springt vom Kopf des Löwen. Milford Sound, Fiordland National Park , Neuseeland

21. – 24. 2. 2008

ERSTE BANK EISHOCKEY RED BULL LAZBOARD Das hätt’s früher auch geb’n: LIGA: PLAY-OFFS Jetzt geht’s erst richtig los: Meister Red Bull Salzburg startet ins Viertelfinale. Eisarena Salzburg, Österreich

16. 2. 2008

RED BULL PLAYSTREETS

Der anatolische Uropa des Snowboards nimmt es mit der Gegenwart auf. Locker. Ikizdere, Türkei

23. 2. – 11. 4. 2008

HANGART-7: SCHWEIZ

Zeitgenössische Kunst aus dem EURO-Partnerland: die Das ist New School Skiing: Die sechzehn Besten der Welt neue Exhibition im Hangar-7. Hangar-7, Salzburg, Österreich hauen sich über die Häuser. Bad Gastein, Österreich

24. 2. – 1. 3. 2008

16. 2. 2008 Die BMX-Heroes Daniel Dhers und Alejandro Caro leisten RED BULL Havannas Bike-Szene elemen- POWDER JAM tare Unterstützung. Verzauberter Wald: Zwischen Metropolitan Park, den Bäumen versteckt, bespielen Your Name in Lights Havanna, Kuba die Piste. 12. – 17. 2. 2008 Angel Fire, New Mexico, USA

HANG LOOSE PRO CONTEST

16. 2. 2008

Brasiliens traditionsreichster RED BULL SALZBURG Surf-Contest gehört heuer zur VS. SV MATTERSBURG World Qualifying Series. Start aus dem Windschatten ins kurze Fußball-Frühjahr: Praia de Cacimba, Fernando harter Gegner zum Auftakt. de Noronha, Brasilien Bullen-Arena, 14. 2. 2008 Wals-Siezenheim, Österreich

DUATHLON CUP 20.–24. 2. 2008 Chuck Berry wagt den romantischsten BASE-Jump aller Zeiten.

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THE RED BULLETIN

Laufen und Radfahren auf dem Olympiaberg von 1984. Ohne Schneeräumung. Igman, Sarajevo, Bosnien

16. 2. 2008

RED BULL SNOW MANIA

Kasachische Wahnsinns-Premiere: ein Mountainbike 4 Cross auf der Skipiste. Tabagan Ski Resort, Almaty, Kasachstan

17. 2. 2008

NASCAR SPRINT CUP: DAYTONA 500

Der klassische Start in die lange Stock-Car-Saison: 500 Meilen auf 200 Runden. Daytona International Speedway, Florida, USA

18. – 23. 2. 2008

RED BULL TRIBALQUEST

Sieben Teams aus Fotografen und Sportlern auf der Suche nach dem Foto des Jahres. Nendaz, Schweiz

10. 2. ’08 Der himmlische Daniel Dhers revolutioniert Havannas BMX-Szene.

RED BULL SNOW PALIO Drei Snowpark-Teams im Wettstreit um das coolste Obstacle: entwerfen, bauen, abfahren. Alles selbst. Cervinia, Italien

26. 2. – 2. 3. 2008

NIPPON OPEN 2008

Der größte Snowboard-Clash unter der aufgehenden Sonne: Shaun White und Travis Rice greifen nach dem Titel. Alts Bandai Ski Resort, Fukushima, Japan

26. 2. – 6. 3. 2008

ST. JEROME’S LANEWAY FESTIVAL

Mitten in der Stadt: Australiens größtes Straßenfest blockiert den Verkehr mit Starbesetzung. Adelaide, Melbourne, Brisbane und Sydney, Australien

1./2. 3.2008

FIS-SKISPRUNGWELTCUP: LAHTI

Teambewerb, Einzelspringen und mächtige Konkurrenz: Freestyle-Motocross erstmals im legendären Skistadion. Salpausselkä-Schanze, Lahti, Finnland

1. – 10. 3. 2008

TABAGAN OPEN

Ob zwei Brettln oder ein g’führiges Board: offenes Freestylen im kasachischen Tianshan-Gebirge. Tabagan Ski Resort, Almaty, Kasachstan

1. 3. – 15. 3. 2008

RED BULL ILLUME EXHIBIT TOUR

Unser Dezember-Dossier im Großformat: atemberaubende Sportfotos, präsentiert im öffentlichen Raum. Centennial Olympic Park , Atlanta, Georgia, USA

1.–15. 3. ’08 Red Bull Illume zeigt Atlanta die besten Sportfotos des Jahres.

12.–17. 2. 2008 Auf Hochseewellen auf dem Weg in die ASP World Tour.

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BILDER: RYAN ALLAN/RED BULL PHOTOFILES, CORBIS/G.HOUSER, RED BULL, RED BULL PHOTOFILES (8), WWW.PICTUREDESK.COM

FEBRUAR 2008

23.01.2008 13:44:28 Uhr


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THE RED BULLETIN

KALENDER

FEBRUAR 2008

NIGHTLIFE Die Partys im Februar

16. 2. ’08 Endlich im Gasometer! Paul van Dyk in Wiens lautestem Keller. 13. 2. 2008 Die Könige des Flamenco-Pop live im Hangar-7: Gipsy Kings.

15. 2. ’08 Zagreb leuchtet: der Höhepunkt des Damen-Slalom-Weltcups.

15. 2. ’08 Italiens lustigste Pop-Punks touren bis Mai. Palermo freut sich.

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23.01.2008 13:44:42 Uhr


KALENDER

FEBRUAR 2008

7. – 17. 2. 2008

BERLINALE

Berliner Kinomarathon: zehn Tage Durchhalten im Sitzplüsch des Bären-Festivals. Dazu noch eine Buñuel-Retro. Berlinale-Palast und elf wei tere Kinos, Berlin, Deutschland

9. – 17. 2. 2008

9.–17. 2. 2008 Auch Perth wird vibrieren: 23 Bands auf einer Insel.

GOOD VIBRATIONS FESTIVAL

13. 2. 2008

HANGAR-7 WEDNESDAY NIGHT

Zwei Familien, acht Gitarren und ungezählte Welthits: Die Gipsy Kings beehren Salzburg. Hangar-7, Salzburg, Österreich

15./17. 2. 2008

FIS-WELTCUP-SLALOM: ZAGREB

Die Snow Queen Trophy geht Von Thievery Corporation über an die beste Nachtslalomartistin. 2 Tage später leuchCypress Hill bis Kanye West: tet den Herren das Flutlicht. das größte Festival des australischen Sommers. Sljeme, Zagreb, Kroatien Sydney, Melbourne, Brisbane 15. 2. 2008 und Perth, Australien

11. – 17. 2. 2008

RED BULL MUSIC ACADEMY PRESENTS BENJI B & STEVE SPACEK Bei der Suche nach Talenten helfen zwei RBMA-Altmeister. Bacco Room, Auckland, und Sandwiches, Wellington, Neuseeland

12. 2. 2008

PROTESTSONGCONTEST Schon zum fünften Mal: Das Rabenhof Theater sucht den Protestsong-Superstar 2008. Rabenhof, Wien, Österreich

VANILLA SKY

Die bessere „Umbrella“Version stammt von diesen jungen Römern. YouTube-Emo auf Europa-Tour. Biergarten, Palermo, Italien

15. 2. 2008

GOVINDA

Downtempo mit Violine: Das Trio aus Austin bezaubert seine Heimatstadt. The Parish, Austin, Texas, USA

16. 2. 2008

PAUL VAN DYK

Dazwischen in Wien: die Berliner Trance-Legende auf „in between“-Album-Tour. Gasometer, Wien, Österreich

16. 2. 2008

ALL GOOD FUNK ALLIANCE: DJ RUSTY B 26. 2. 2008 Mit neuem Album auf legendären Brettern: Interpol nehmen Adelaides Thebarton Theatre gefangen.

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THE RED BULLETIN

Eine Hälfte der funkbringenden Allianz lässt SanFrans neuen In-Club kopfstehen. Mighty, San Francisco, Kalifornien, USA

18. 2. 2008

LAUREUS WORLD SPORTS AWARDS

Die Akademie der Sportlegenden unter Präsident Ed Moses kürt die besten Athleten des Jahres. Mariinski-Theater, St. Petersburg, Russland

19. 2. 2008

TRICKSKI

Das Duo, das so heißt wie Freestyle Skiing in den 80ern, bringt Berlins Unter den Linden die beste DJ-Show. Cookies, Berlin, Deutschland

23. 2. 2008

HOWARD DONALD IM MUSEUMSQUARTIER

Nehmt das: Howard, der vor dem Stadthallen-Gig im Oktober krank wurde, kommt jetzt solo nach Wien. Als House-DJ. Hofstallungen, Museumsquartier, Wien, Österreich

23./24. 2. 2008

MALAMUTE CHALLENGE III

Zuerst die Slopestyle Competition und dann eine mächtige Jam-Session im Schnee. La Molina, Spanien

26. 2. – 9. 3. 2008

RED BULL MUSIC ACADEMY GEEK PARTY

Jeder darf mal: Erfahrene und frischgefangene Akademiker zeigen, was Geeks können. Bogotá, Medellín, Cali und Barranquilla, Kolumbien

26. 2. 2008

INTERPOL

Die New Yorker Post-Punks ermitteln im altehrwürdigen „Thebbie“, Australiens intimstem Konzerthaus. Thebarton Theatre, Adelaide, Australien

29. 2. 2008

NIGHT OF THE JUMPS

Europas größte FMX-Serie eröffnet die Saison: die Nacht der hohen Freudensprünge. Tipsport Arena, Liberec, Tschechien

1. 3. 2008

16.2. 2008 DJ Rusty B funkt Tanzbotschaften in San Franciscos Mighty.

New-Wave-Legenden als Lecturers: Zeta Bosio und Charly Alberti von Soda Stereo im Talk und im Jam. Chill Out Bar, San Salvador, El Salvador

15. 2. 2008 Verschwimmen in göttlichen Sounds: Govinda in Austin.

1. 3.’08 Zeta Bosio (Soda Stereo) hält eine RBMA-Lecture in San Salvador.

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BILDER: GEPA PICTURES, WOJTEK ANTONOW/RED BULL PHOTOFILES, WWW.VIENNAREPORT.AT, WWW.PICTUREDESK.COM (3)

RED BULL MUSIC ACADEMY SESSION

23.01.2008 13:44:58 Uhr


PART Y

FEBRUAR 2008

VANESSA DE LAMPEDUSA entstammt einem sizilianischen Adelsgeschlecht, lebt in New York und Capri und schmückt die Einladungslisten der interessantesten Partys der Welt. Für das Red Bulletin führt sie monatlich Protokoll.

Schlaflos in Kitz

Eisstockschießen, Ice-Gokart, Discofieber: Stationen des härtesten TEXT VANESSA DE LAMPEDUSA

KITZ IM PARTYTAUMEL. Einige Kilometer außerhalb von Kitzbühel ein Geheimtipp: der Gieringer Weiher. Red Bull-Athleten üben sich im Eisstockschießen auf dem zugefrorenen Teich. Aufgewärmt wird mit Hot Bull, der heißen Variante mit einem Schuss Rum und Fruchtsaft. Als Supertalent am Stock erweist sich NASCAR-Testfahrer Scott Speed: Der schnelle Ami bringt seinen Eisstock mit Gefühl am nächsten an die Daube. Auch Hannes Kinigadner beeindruckt mit Präzision. Weiter geht’s mit Allrad-Shuttles auf die Seidlalm. Zeit für Ski-Legende und Offroad-Star Luc Alphand, sich an seine erste Kitz-Begegnung mit Motocross-Haudegen und „Wings for Life“Gründer Heinz Kinigadner in den 1980ern zu erinnern: „Er wollte gegen mich auf der Streif antreten. Er auf dem Motorrad, ich auf Skiern!“ Kini lacht: „Wir waren uns schon einig, aber der Ski Club hat’s nicht erlaubt.“ Dakar-Sieger Cyril Despres findet die Idee immer noch super: „He, Luc, das machen wir bei mir in Andorra! Ich auf der Enduro. Das gewinn ich, ganz klar!“ Die beiden stoßen mit Flying Hirsch an, Red Bull und Jägermeister, dem Hüttendrink der Saison. Ein slowakischer Alphand-Fan hängt sich die Ziehharmonika um und intoniert „Viva España!“. Das ist zwar nicht sehr französisch, begeistert dafür Nani Roma und Carlos Sainz umso mehr, was sie stimmkräftig unter Beweis stellen. Motorsport-Consulter Dr. Helmut Marko lacht. Die Hüttengaudi ist perfekt. Um Mitternacht, bei der „Blue Revolution“ im Take 5, sind die NASCAR-Driver A. J. Allmendinger und Brian Vickers in ihrem Element. BASE-Jumper Felix Baumgartner besticht mit Lausbubenlächeln und hat bei den Damen damit die Dauerkarte auf der Tanzfläche gepachtet. Mit dabei: „Wings for Life“-Testimonial Hermann Maier. Tags darauf hohe Promidichte im Gokart-

Bei Rosi und Harti. Fürst Albert von Monaco mit seiner Charlene Wittstock (li. o.) und NASCARTestpilot Scott Speed bei Harti Weirathers Kitz Race Night im WWP-Zelt (re. o.). Rechts: Moderatorin Gülcan freut sich, wie man sieht, über ihre Ankunft in Rosi’s Sonnbergstub’n. Neben ihr: die Hüttenwirtin Rosi höchstpersönlich.

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KITZBÜHEL, ÖSTERREICH WAS Party-Marathon am Fuße des Hahnenkamms WANN 17.–20. 1. 2007 WER Heinz Kinigadner, Felix Baumgartner, Sebastian Vettel, Cyril Despres, Luc Alphand, Nani Roma, Sébastien Bourdais, A. J. Allmendinger, Scott Speed, Carlos Sainz, Dr. Helmut Marko, Hermann Maier u. v. a. m.

BILDER: MARTIN KUCERA

Promi-Weekends des Jahres.

23.01.2008 16:35:11 Uhr


Ja hallo, Fiona! Karl-Heinz Grasser (oben) auf der Suche nach seiner besseren Hälfte, umzingelt von Musikanten bei der Kitz Race Night. Großes Bild links: Eventguru Hannes Jagerhofer legt sich die Latte hoch, nämlich mindestens genau so hoch. Oberes Bild links: Formel-1-Jungstar Sebastian Vettel fährt nach dem Dinner bei NobelCaterer Gerd Käfer mit Rallye-Ass Carlos Sainz eine Trockenrunde. Links unten: gediegene Beschallung aus dem Red Bull-Music-Truck für die Eisstockschützen am Gieringer Weiher.

Bilder: Markus kuČera, martin kucera

Bilder: Martin KuCera

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23.01.2008 13:16:51 Uhr


februar 2008

Cockpit, den Toro Rosso-Formel-1-Stars Sébastien Bourdais und Sebastian Vettel reichen dabei elf PS, um ihr Können zu beweisen. Eine Stärkung der Extraklasse gab es für die Athleten abends im privaten Ferienhaus des Münchner Nobel-Caterers Gerd Käfer, der die Küche inklusive Köchen ins Wohnzimmer verlegte: „Die besten Partys enden ohnehin immer in der Küche.“ Unten im Tal wurden derweil die roten Teppiche ausgerollt. Bryan Adams zupfte die Gitarre unplugged bei der Audi Night in der Tenne: „Wow, ich hab noch nie bei einem Dinner mit derart vielen Gästen gespielt!“ Oben auf dem Berg gab sich das Who’s who der heimischen Prominenz die Klinke von Rosi’s Sonnbergstub’n in die Hand: super Stimmung bei der A1-Party von mobilkom-Boss Boris Nemšić. Ebenfalls dort gesehen: Niki Lauda, Alexander Wrabetz, Hannes Ametsreiter. Medien-Consulter Hans Mahr kam, aber mit Krücke – ein Skiunfall. Wo auch immer der Abend begonnen hatte, für die meisten endete er im Luxushotel A-Rosa beim Kitz ’n’ Glamour-Clubbing. Felix Baumgartner wurde übrigens besonders oft an der Seite von Jahrhundert-Playmate Gitta Saxx geortet … Am nächsten Tag trotz der Nachtübungen topfit: die Teil­ nehmer des Charity-Race, das nach der Herrenabfahrt stattfand. Sehr gute Figur machten dabei Fiona Swarovski und ihr KarlHeinz. Die Sieger: jene Tiroler Bergbauern, denen der Reinerlös des Events zufließt, diesmal sensationelle 120.000 Euro. Großes Finale in Harti Weirathers 6000-Quadratmeter WWPZelt im Zielgelände der Streif. Mehr als tausend Promis genossen Service der Extraklasse, darunter Kanzler Alfred Gusenbauer, ÖSV-Chef Peter Schröcksnadel, ÖBB-Boss Martin Huber und die Familie Hinterseer. Das 3-Tage-Zeltticket kostete – ups! – 2700 Euro. Harti: „Wir hätten trotzdem weit mehr Karten verkaufen können.“ Kitz 2008. Wieder ein voller Erfolg. ♉

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bilder: s. brauer/brauer photos, Markus kuČera, Martin Kucera, Roland unger

Motorsport meets Playmate(s). Linkes Bild (v. li.): Downhiller Kyle Strait, NASCAR-Crack A. J. Allmendinger, noch nicht bekannte Schönheit, begeisterter Fan und NASCAR-Driver Brian Vickers üben die „Blue Revolution“ im Take 5. Großes Bild unten (v. li.): Christian Clerici, JahrhundertPlaymate Gitta Saxx, BASE-Jumper Felix Baumgartner vor dem Start beim Ice-Gokart. Kleines Bild unten links: Ski-Legende und Offroader Luc Alphand (li.) und DakarSieger Cyril Despres auf der Seidlalm. Kleines Bild unten rechts: Ski-Veteran Markus Wasmeier ist offenbar schwer begeistert bei der Audi Night in Kitz – vom weißen Audi A3 Cabrio und von der Stimmung.

23.01.2008 13:17:13 Uhr


FEBRUAR 2008

PART Y

Noch jemand Torte? Was Benjamin von Stuckrad-Barre am Kult-Radiosender liebt und warum jede FM4-Birthday-Party als Kalorienwerfen endet. TEXT HOLGER POTYE BILDER TOBI BAUER

WIEN, ÖSTERREICH WAS Geburtstagsparty von FM4 in der „Arena“ WANN 19. 1. 2008 WER Benjamin von Stuckrad-Barre, Monika Eigensperger, David Schalko, Martin Blumenau, Dirk Stermann, Gerald Votava, Clemens Haipl, Stuart Freeman, Duncan Larkin, Christian Davidek, Antonin Svoboda, Peter Hörmannseder (maschek), Fritz Ostermayer, Hermes, Nada Surf, Fettes Brot, Samy Deluxe, Mauracher, The Hoosiers, Superpunk, Blood Red Shoes

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LASST UNS REIN. Schon auf dem Weg zum 13. Geburtstagsfest des Radiosenders FM4 in die Arena, ehemals Wiener Auslandsschlachthof, wird klar: Das wird eng! Der Kultsender hat viele Freunde, alle wollen sie mitfeiern. Die „Suche Karten“-Schilder werden mit jedem Schritt, um den man sich der Location nähert, mehr. Aber was genau macht die Magie von FM4, jenem staatlich kontrollierten Underground-Jugendsender mit musikalischer Kommerzverweigerungsgarantie, aus? Die Antwort lautet: „FM4 ist der beste Radiosender, den ich kenne“ – zumindest wenn man Benjamin von Stuckrad-Barre heißt. Der deutsche Zeitgeist-Schriftsteller, der anlässlich des zehnten Todestages von Falco in Wien recherchiert, zum Zauber von FM4: „Gute Musik und angenehme, mit gutem Bildungsniveau versehene Moderatoren. Keine Gute-Laune-Idioten!“ Und: „So was haben wir nicht. Radio in Deutschland zu hören ist, wie wenn du die ganze Zeit die Klospülung laufen hast!“ Danke für das schöne Bild, Benjamin. Draußen heizen derweilen Dynamite Deluxe und danach Nada Surf der Menge ein. Drinnen schenken sich die FM4-Urgesteine Dirk Stermann, Martin Blumenau und Stuart Freeman nach. Einmal nicht „Im Sumpf“, nützt FM4-Musikjournalist Fritz Ostermayer die Gelegenheit und küsst seine „Senderchefin“ Monika Eigensperger. FM4, das ist Familie. Kurz vor Mitternacht die traditionelle Tortenschlacht. Von der Open-Air-Bühne herab schleudert die FM4-Crew Tortenstücke in die jubelnde Menschenmasse. Eine gute Party beendet man mit einem guten Act: Die Blood Red Shoes sind ein solcher. Charismatische Frontfrau mit Gitarre und ein energiegeladener Schlagzeuger. Die neuen White Stripes, sagt man. That’s it. Das genügt. We’re at home, baby! ♉

13 Jahre und kein bisschen leise: Laura-Mary Carter von den Blood Red Shoes spielt den Birthday-Gig (großes Bild). Wien, die Party brennt: DJ Patrick Pulsinger an den Turntables (o. li.). Definitiv mehr als 13 Gratulanten in der Arena (o.). Popliterat und Wien-Fan: Benjamin von Stuckrad-Barre auf der Suche nach der richtigen Torte (li.).

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23.01.2008 13:17:38 Uhr


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THE RED BULLETIN

DIE BESTEN CLUBS DER WELT

FEBRUAR 2008

Chefparty im Haus des Reisens Die deutsche Hauptstadt aus der Vogelperspektive betanzen. Oder: Berlins geilster Club und die Schwindelfreiheit. TEXT ALEXANDER MACHECK BILDER HIEPLER UND BRUNIER BERLIN, DEUTSCHLAND WAS Weekend Club, Alexanderplatz 7 WANN Do, Fr, Sa und So (Gay) ab 23 Uhr NOCH WAS Zehn Euro Eintritt (15 Euro für Special Partys). Essen: Schau ins „Zoe Berlin“, fabelhafte Küche. Und: Dort schmausen die DJs vor ihren Gigs im Weekend. www.week-end-berlin.de

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DER TÜRSTEHER IST EIN PFLOCK. Strenger Kerl. Am besten, du siehst aus wie ein aufstrebender Medienmitarbeiter. Oder stylst dich als Popliterat. Jungschauspieler geht auch. Dann kommst du ins Weekend. Wenn du drin bist, befindest du dich in der 12. Etage des ehemals so genannten „Haus des Reisens“, neudeutsch Sharp Tower, Berlin, Alexanderplatz. Eine imposante 360-GradBar in der Mitte des Clubs. Ein grandioser 270-Grad-Ausblick auf die Hauptstadt. Chefetage quasi. Tobi Neumann, Tiefschwarz und Phonique servieren geschmackssicheren House, Deephouse, Techno und Electro. Du bemühst dich um eine gute Figur auf dem Dancefloor. Etwas höher, im „15th Floor“ – wieder neudeutsch –, in der After-Hour-Location von det Janze, im DiscoStyling, ist alles so bunt. Noch weiter rauf, auf die Dachterrasse. Schön in Holz die Sache. Du holst dir deinen Drink von der Bar, dir pfeift der Wind um die Ohren, du schaust über die City, und du weißt: Heut Nacht bist du der König von Berlin.

23.01.2008 16:15:29 Uhr


FEBRUAR 2008

WEEKEND CLUB, BERLIN

THE RED BULLETIN

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BILD: WILLIAM TADROS/BLUE ELEMENTS

Gepriesen sei der Club. Die mobile Lounge des Weekend (links) ist so cool, dass sie 2006 mit dem Architekturpreis Berlin ausgezeichnet wurde. Im Hintergrund erkennen wir Fenster mit großartigem Ausblick auf die Hauptstadt. Zur Orientierung: Die Bar liegt in der Mitte des Clubs. Oben: Die Crowd im Deephouse-Fieber. Eine Journalistenkollegin vom Berliner Event-Blatt „tip“ erzählte uns, sie sei hier bei ihrem ersten Besuch mit dem Lift stecken geblieben, habe Todesängste durchlitten und sei trotzdem gleich am nächsten Abend wiedergekommen. Wir meinen: Das spricht irgendwie für den Club.

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23.01.2008 13:18:19 Uhr


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THE RED BULLETIN

RED BULLDOG

FEBRUAR 2008

RR!

KNU

DARÜBER LACHT DIE WELT? Bissig wie einst der „Simplicissimus“: der Jänner im Spiegel

der witzigsten Kommentare internationaler Zeitungen und Magazine.

LE CANARD ENCHAÎNÉ Das französische Satireblatt nimmt die Affäre des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy mit Ex-Model und Sängerin Carla Bruni aufs Korn. Der liebestrunkene Sarkozy zur Schlagzeile, dass die jungen Franzosen Pessimisten seien: „Mimosen!“

THE ECONOMIST Das britische Wochenmagazin kommentiert die Nahostreise des amerikanischen Präsidenten George W. Bush. Bush, Mitte, zum israelischen Ministerpräsidenten Olmert und Palästinenserpräsident Abbas: „Ich bin hier, um euch Jungs mit den schweren Gewichten zu helfen.“ Das Gewicht: der Nahost-Friedensprozess.

VIEW Zwei Gesichter, ein Augenblick: Das deutsche Fotografiemagazin beobachtet den italienischen Teamchef Roberto Donadoni (rechts) just in jenem Moment der Auslosung für die Fußball-EM, als Jürgen Klinsmann (links) die italienische Equipe in die „Todesgruppe“ mit Frankreich, Holland und Rumänien zieht.

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23.01.2008 13:19:15 Uhr


RED BULLDOG

FEBRUAR 2008

THE RED BULLETIN

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THE SPECTATOR Rauchen in England: Das englische Wochenblatt identifiziert die wahren Sorgen der englischen Frauen: „Meine Frau bringt mich um, wenn sie rauskriegt, dass ich wieder rauche.“ STERN Die Hamburger Illustrierte macht sich über die heftig geführte Anti-RaucherKampagne in Deutschland lustig.

BILD Lebenshilfe vom Boulevard. Die „Bild“-Zeitung untersucht unsere häufigsten Ausreden.

FRANKFURTER RUNDSCHAU

W K ar lang nut zu ea Sonn n der e?

VIEW Der rumänische Braunbär als Bewohner des Streichelzoos. Das Fotografiemagazin fragt sich zu Recht, ob das gutgeht.

STERN Der legendäre „Stern“Cartoonist Tetsche nimmt die Tücken des Skispringens aufs Korn: „Guten Rutsch“. Aber hallo!

IVY Das neue Zukunftsmagazin stellt angesichts der scheinbaren Idylle zwischen Geparden und Gazelle die rhetorische Frage: Meint es die Natur tatsächlich immer gut mit ihren Bewohnern? Etwas Witziges entdeckt? Schicken Sie uns ein Mail an: redaktion@at.redbulletin.com

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23.01.2008 13:19:40 Uhr


the red bulletin

zeitsprung

februar 2008

Bild: bettmann/corbis

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Ein Sandwich,

zubereitet aus zwei Trampolinen, ist die Leibspeise von Stuntman Dar ­Robinson, hier 100 Meter über dem Boden in Action. Zum Runterspülen gab’s damals leider noch kein Red Bull.  Stuntshow für „Dick Clark’s Live Wednes-   day“: 21. 9. 1978, Burbank, Kalifornien

Herausgeber und Verleger Red Bulletin GmbH Chefredaktion Christian Seiler, Robert Sperl, Boro Petric (Stv.) Art-Direktion Erik Turek, Markus Kie­t reiber (Stv.) Fotodirektion Manfred Klimek, Fritz Schuster (Stv.) Chefin vom Dienst Marion Wildmann Leitende Redakteure Werner Jessner, Alexander Macheck Redaktion Ulrich Corazza, Christoph Rietner, Simon Schreyer, Clemens Stachel, Nadja Žele Grafik Claudia Drechsler, Mandy Fischer, Simone Fischer, Sebastian Tschugmell, Dominik Uhl Fotoredaktion Markus Kučera, Valerie Rosenburg Senior Illustrator Dietmar Kainrath EIN FAST UNABHÄNGIGES MONATSMAGAZIN Autor Christian Ankowitsch Mitarbeiter dieser Ausgabe Helmut A. Gansterer, Christian Grünwald, Lars Jensen, Yvonne Kienesberger, Lukas Lessing, Stefan Wagner Creative Consultant Markus Nowak llustratoren Anje Jager, Martin Udovicic Lektorat Hans Fleißner Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Nenad Isailovic Produktion Michael Bergmeister, Wolfgang Stecher IT-Support Martin Ribitsch Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Vertrieb Morawa Pressevertrieb Ges.m.b.H., A-1140 Wien Geschäftsführung Bernd Fisa, Christian Seiler, Rudolf Theierl Verlagsleitung Bernd Fisa Finanzen Siegmar Hofstetter Marketing Martina Kurtz Projekt- und Mediamanagement Jürgen Eckstein, Thomas Kern Projektmanagement Jan Cremer, Dagmar Kiefer, Daniela Kubak, Sandra Sieder, Karl Tatscher, Sara Varming Anzeigenverkauf Bull Verlags GmbH, Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien; anzeigen@at.redbulletin.com Office Management Katharina Reinisch, Julia Savic Firmensitz Red Bulletin GmbH, Am Brunnen 1, A-5330 Fuschl am See, FN 287869 m, ATU 63087028 Sitz der Redaktion Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com Web www.RedBulletin.com Erscheinungsweise Red Bulletin erscheint jeweils am ersten Dienstag des Monats als Eigenbeilage von und in Kooperation mit folgenden Partnerzeitungen: Kleine Zeitung, Oberösterreichische Nachrichten, Die Presse, Salzburger Nachrichten, Tiroler Tageszeitung, Vorarlberger Nachrichten; Burgenländische Volkszeitung, Niederösterreichische Nachrichten Gesamtauflage 1,1 Millionen Leserbriefe bitte an leserbriefe@at.redbulletin.com

DIE NÄCHSTE AUSGABE DES RED BULLETIN ERSCHEINT AM 4. MÄRZ 2008.

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23.01.2008 14:27:30 Uhr


ICH HATTE GLÜCK. Damit Querschnittslähmung keine Frage des Schicksals bleibt, unterstütze ich Wings for Life. Helfen auch Sie mit einer Spende, die Heilung des geschädigten Rückenmarks zu ermöglichen. Spenden Sie mit einer SMS an +43 664 660 0424 *

Spendenkonto: Raiffeisenverband Salzburg BLZ 35.000 Kontonummer 11.999 www.wingsforlife.com

Wir danken der Raiffeisen Bankengruppe für die freundliche Unterstützung.

*Einfach den Spendenbetrag – nur „runde“ Euro-Beträge zwischen €1 und €70 – in das SMS-Textfeld eingeben und an o.g. Nummer senden. Der Betrag wird von Ihrer Handyrechnung abgebucht und kommt in vollem Umfang der Wings for Life Stiftung zu Gute. Leider können nur Kunden der Mobilkom diesen Service nutzen. Die Kosten für den SMS-Versand richten sich nach den jeweiligen Tarifbestimmungen.


ERFOLG IST AM SCHÖNSTEN,

WENN MAN IHN TEILT.

MICHAEL WALCHHOFER GESAMTWELTCUPSIEGER ABFAHRT 2004/05, 2005/06

ROSINA WALCHHOFER OMA

Sport verbindet Wettkampf und Leidenschaft. Sport verbindet Anfänge und Ziele. Sport verbindet Menschen. Deshalb unterstützen wir den ÖSV. Wir verbinden, was Sie verbindet.

HAUPTSPONSOR DES ÖSV.


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