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DAS COLAVON RED BULL.

8/2008

11.07.2008

T h e r e d b u l l e t i n

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Das Cola von Red Bull ist eine einzigartige Komposition an Inhaltsstoffen, allesamt 100 %

die Original-Kolanuss als auch das Cocablatt verwendet. Sein natürlicher, nicht zu süßer

extrakte zustande. Darüber hinaus enthält das Cola von Red Bull keine Phosphorsäure,

natürlicher Herkunft. Außerdem ist

Cola-Geschmack kommt durch die

keine Konservierungsstoffe sowie keine

es das einzige Cola, das sowohl

Verwendung der richtigen Pflanzen-

künstlichen Farbstoffe und Aromen.

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Neues aus der Welt von red bull

STRONG & NATURAL.

august 2008

Ein fast unabhängiges monatsmagazin

Essen ist fertig!

Wildschwein für Fortgeschrittene: Obelix Gérard Depardieu kocht im Hangar-7.

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bullhorn

august 2008

the red bulletin

3

Betrifft: Allerlei interdisziplinäres Die Olympischen Spiele hat Gérard Depardieu in weiser Voraussicht ja schon im Frühjahr gemeinsam mit Freund Asterix besucht, wie europa­ weit in Cinemascope zu sehen war. Den August konnte er sich daher freundlicherweise für ein besonderes Kontrastprogramm frei halten: Der 59-jährige französische Schauspieler, der sich auch in den Diszipli­nen Weinbau und Restaurantbesitz bewährt, ist in der Interpretation der Rolle des Gastkochs im Salzburger Hangar-7-Restaurant „Ikarus“ zu erleben. Selbstverständlich wird dort dem kundigen Publikum auch ein formi­ dabler Zaubertrank serviert. Wie es Depardieu in Salzburg insgesamt ­anlegen wird, was ihn mit dem „Ikarus“ über den Gastkochmonat hinaus verbindet und nach welcher Rezeptur ein echter Obelix’scher Zauber­ trank k ­ orrekt zuzubereiten ist, erfahren Sie im voluminösen DepardieuPorträt ab Seite 28 in diesem Heft. „Dabei sein ist alles“ gilt im August nicht nur im Hangar-7 als Motto: ­Etwas weiter östlich werden in 41 Disziplinen goldene, silberne und bronzene Medaillen vergeben. Es sind nur 41 Disziplinen, denn bedauer­ licherweise dürfen sich die ehrgeizigsten Seilzieher oder Sackhüpfer nicht über olympische Ehren freuen. Dass das nicht immer so war, verrät Ihnen eine durchaus skurrile Zusammenstellung olympischer Ex-Disziplinen auf Seite 19. Ihr olympisches Wissen dürfen Sie ab Seite 70 unter Beweis stellen; freilich ist bei der Beantwortung der einen oder anderen Frage unseres Rätsels ein wenig Sinn für Unsinn behilflich. Völlig frei von Unernst hingegen ist jene Veranstaltung, die im Septem­ ber zum 20. Mal in, vor und über dem grundsätzlich malerischen Ost­ tiroler Städtchen Lienz die Weltbesten in vier Disziplinen an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit – und darüber hinaus – führt: Beim Dolomiten­ mann wird aufs Entschlossenste berggerannt, parageglitten, gekajakt und mountaingebikt. Eine kleine Vorschau auf Ausgabe 21 der Mutter aller Teamsport-Events, ein umfassender Rückblick auf die Ausgaben 1 bis 20 und ein weder kurz- noch langatmiges Gespräch der beiden Bergläufer Markus Kröll und (Überraschung!) Alf Poier bilden das Dossier dazu, der Startschuss erfolgt auf Seite 58.

Bye-Bye, David! Nach 14 Jahren in der Formel 1, nach (bei Redak­ tionsschluss) 13 GP-Siegen, 62 Podiumsplätzen, 544 WMPunkten und über 4000 Kilo­ metern an der Spitze eines F1-Feldes ver­abschiedet sich David Coulthard aus der Kö­ nigsklasse des Motorsports. Der schottische Red Bull ­Racing-Pilot war so freundlich, fürs Red Bulletin sein privates Fotoalbum zu öffnen, und hat Christoph Rietner in Silverstone die Bildtexte diktiert: „A Tribute to ­David“, ab Seite 34.

Coverbild: Benni Valsson/Corbis Outline, bild: privat

Viel Vergnügen wünscht Die Redaktion

003-03_Bullhorn 3

22.07.2008 15:55:33 Uhr


the red bulletin

inhalt

august 2008

bild: Garth Milan/Red Bull Photofiles, illustrationen: anje jager

4

Mitarbeiter Alfred „Alf“ Poier, 41, ist

bekannt als Extrem­ kabarettist, weniger bekannt als Maler und quasi unbekannt als ehemaliger Spitzenberg­ läufer. In dieser Perso­ nalunion hat der Steirer mit Markus Kröll ge­ plaudert – Letzterer ist bekannt als internatio­ nal erfolgreicher Berg­ läufer, weniger bekannt als Maler. Poier nahm sich Zeit, obwohl er gerade an seinem neuen Programm „Satsang“ (Urauffüh­ rung: 1. Oktober, Orpheum, Wien) arbei­ tet. Was Satsang ist? Poier: „Das Ende meiner geistigen Entwicklung, die es nie gegeben hat.“ Seite 58

004-04-05_Inhalt 4

CUS ist das Pseudonym eines Juristen, der auf keinen Fall mit seinem berühm­ ten Vater verwechselt werden möchte. Der Deutsche begann zunächst nur aus Spaß mit dem Erfinden von Rätseln; inzwischen tut er nichts anderes. Nach dem Formel-1-Rätsel im Aprilheft ist das aktuelle Olympia-Quiz sein zweites im Red Bulletin. Wer CUS als Au­ tor erleben will: „Der Coup, die Kuh, das Q. Das erstaunlichste Deutsch-Buch aller Zeiten“ (Eichborn Ver­ lag). Seite 70

Kleines Mädchen, grosses Ziel. Ashley Fiolek ist gerade ein­ mal siebzehn, blond, klein, zierlich … und fährt so gut Motocross, dass sie sich Hoffnungen auf Gold bei den X Games in den USA macht. Doch damit nicht genug: Ashley ist von Geburt an taub. Sie selbst empfindet das eher als Vorteil: „Nichts und niemand kann mich unter Druck setzen.“ Seite 40

22.07.2008 16:04:36 Uhr


INHALT

AUGUST 2008

5

THE RED BULLETIN

HELDEN

DOSSIER

ACTION

Wer uns diesen August in seinen Bann schlägt. Seite 26

Red Bull Dolomitenmann: das Härteste aus 20 Jahren. Seite 48

Was wir Ihnen in diesem Monat ans Herz legen. Seite 62

42

HELDEN

HUGUES ALLAMARGOT

HUGUES BRINGT MIT EINFACHEN MITTELN VIELE KLISCHEES DURCHEINANDER. ABERWITZIG!

verwandelt Ikonen des Alltags in Kunst. Im Hangar-7 sind seine Werke und die

49

DOSSIER

ACTION

OLYMPIA-QUIZ

9 …huber

Antworten. Unser Tipp: Tappen Sie nicht in

bekenntnis ins Auto geritzt hat, genauso gut vorstellen wie die Überwindung des Latin Lovers, der es selbst übers Herz bringen muss, sich auf diese Weise zu bekennen. Oder es passiert etwas ganz anderes: der Künstler modelliert mit ein paar Handgriffen Erlebniswelten, die sich nur im Kopf des Betrachters einstellen – niemand kann sich dieser Manipulation entziehen. In diesem Augenblick biegt die Kuratorin der Ausstellung, Lioba Reddeker, um die Ecke, begrüßt Allamargot und stellt die Frage, die sie schon längst stellen wollte: „Wurde die Schrift in den Lack wenigstens mit einem Ferrari-Schlüssel geritzt, Hugues?“ Der Künstler schlägt voll dramatischem Schuldbewusstsein die Augen nieder und haucht: „Ich gestehe. Es war der Schlüssel eines Fiat Uno.“

die Fallen, die wir ausgelegt haben!

TEXT CUS

YOU

„THE OLYMPIC FIRE ENLIGHTENS THE WORLD“ – WO?

…muller …baur

ATHEN

PARIS LAUSANNE

YES

1

ER UND SEINE ZUKÜNFTIGE FRAU WURDEN AM GLEICHEN TAG GEBOREN, UND BEIDE GEWANNEN AM GLEICHEN TAG OLYMPISCHES GOLD. SEIN VORNAME?

8

…mair

beantwortet, Silber gibt’s ab 13 und Bronze ab zehn richtigen

TEXT CHRISTIAN SEILER BILD MANFRED KLIMEK

71

ACTION

7 GEBOREN IN ÖSTERREICHUNGARN, GEWANN ER MEHRFACH OLYMPIAGOLD UND EINEN STERN AUF DEM HOLLYWOOD WALK OF FAME. SEIN NAME ENDET AUF …

16 haarige Fragen rund um Olympia. Gold für den, der alle

16 weiterer französischer Künstler zu sehen. Motto: Délicatesse des couleurs.

FREUDE AM SPASS. Der junge Mann kann hervorragend lachen. Wenn er lacht, fallen alle künstlerischen Fesseln von ihm ab, sein Oberkörper bebt, und jeder, der ihn lachen hört, merkt, dass dieses Lachen erprobt ist: Hugues Allamargot hat Freude daran, Spaß zu haben. Er sitzt im Keller des Hangar-7 und schaut den Speditionsfachkräften dabei zu, wie sie ein Ausstellungsstück nach dem anderen, das für die Frankreich-Ausstellung im Hangar-7 bestimmt ist, auspacken und für die Präsentation parat machen. Es sind unterschiedliche Werke, vor allem Gemälde, in riesigen, aber auch winzig kleinen Formaten. Sie sind dazu bestimmt, einen Überblick über neue Positionen der Kunst Frankreichs zu vermitteln, dieser Sommer steht im Hangar-7 kulinarisch und künstlerisch im Zeichen des größten EU-Landes (siehe Kasten). Hugues sieht zu, wie fahle Landschaften aus ihrer Hülle geschält werden und grob gestrichelte Porträts; er stöhnt anerkennend, als die mit Motoröl gemalten Figuren von Lottogewinnern, die vor ihrem dicken Auto stehen, ausgepackt werden. Ihr Schöpfer Sylvain Gelinotte hat sein Atelier in „La Générale“, demselben für Kunstzwecke umgewidmeten ehemaligen Industriegebäude in Sèvres an der Peripherie von Paris, wo auch Allamargot arbeitet. Hugues dreht sich eine Zigarette und hätte fast den Moment verpasst, als ein metergroßes rotes Bild von seiner Verpackung befreit wird. Dieses Rot. Es leuchtet kräftig, selbstbewusst, glänzend und herausfordernd. Kein Zufall: Dieses Rot vertraut auf seine Geschichte. Es ist aufgeladen von Dynamik und Mythos. Es repräsentiert eine Marke, die rasante Autos, Weltmeistertitel, kehlige Motorengeräusche, Geld, Kraft und Potenz zu ihrer Aura vermengt hat. Hugues Allamargot hat für sein Gemälde jenes Rot gewählt, mit dem Ferrari seine Sportwagen lackiert. Er schnitt eine Aluminiumplatte zu, ließ sie von der Spenglerei präzis in besagter Farbe lackieren, dann nahm er einen Autoschlüssel und ritzte in die vollkommen glatte, polierte Fläche zwei Worte ein: TI AMO. Das ist ein lustiges, ein aberwitziges Statement. Es bringt mit einfachen Mitteln viele Klischees durcheinander. Wir können uns das Gesicht des Ferrari-Fahrers, dem die junge Geliebte ihr Liebes-

70

WIEN

10 VON TIBET AUS WOLLTE ER AUF DEN MOUNT EVEREST. ER STARB HOCH OBEN AM BERG – UND ER HAT EINE OLYMPISCHE MEDAILLE GEWONNEN. VERLIEHEN WURDE SIE VOR SEINEM TOD, DOCH VON SEINEN OLYMPISCHEN EHREN KONNTE ER NICHTS WISSEN. IN WELCHEM JAHR?

CAN!

WELCHER GENTLEMAN GEWANN EINE OLYMPISCHE SILBERMEDAILLE IM GEWICHTHEBEN?

1924

1948

1972 1996

Graf

First

2

HERAUSFORDERUNG FRANKREICH. Das Konzept der „HangART-7“ genannten Ausstellungen, die dreimal pro Jahr im Hangar-7 stattfinden, ist auf junge Kunst ausgerichtet. Es unterstützt Künstler, die noch nicht etabliert sind, und verleiht deren Karriere mit der Präsentation in Salzburg einen Aufmerksamkeitsschub. „HangART-7“ konzentriert sich – eine landesweit einmalige Postition – auf figurative, also gegenständliche Kunst und stellt sie in nationale Zusammenhänge. So ergibt sich nach bisher zehn Ausstellungen (mit der Frankreich-Ausstellung wird derzeit dieses kleine Jubiläum begangen) ein interessantes Panorama internationaler Entwicklungen: der Bogen neuer, gegenständlicher Kunst, die im Hangar-7 ausgestellt wurde, zieht sich von Österreich und China über Spanien, New York, Russland, Südafrika, Mexiko, Island und die Schweiz bis aktuell nach Frankreich. Frankreich stellte in dieser Reihenfolge eine besondere Herausforderung dar. Die französische Kunst ist traditionell stark auf klassische Positionen fixiert, die aktuelle, neueste Kunst hat es schwer, die Aufmerksamkeit von Museumskuratoren, Galeristen und Sammlern zu wecken. Gleichzeitig ging der Boom der Malerei, der in den neunziger Jahren in Deutschland seinen Ausgang nahm, an Frankreich praktisch spurlos vorbei. Erst in jüngster Vergangenheit etablierte sich eine neue Szene, freilich abseits der traditionellen Trampelpfade, in zahlreichen frisch eröffneten Kunsträumen und Galerien mit einem Herz für Experimente.

BEI EINER BEKANNTEN OLYMPISCHEN SPORTART SEHEN DIE MEISTEN SPORTLER DAS ZIEL ERST, WENN DAS RENNEN VORBEI IST. WIE VIELE TEILNEHMER HAT EINE MANNSCHAFT BEI DIESEM RENNEN MAXIMAL?

RED BULL

DOLOMITEN MANN 2008 Berglauf, Paragleiten, Wildwasserpaddeln, Mountainbiken: Jede der Einzeldisziplinen des Red Bull

Dolomitenmanns ist bereits für sich eine Tortur. Da es sich um einen Teambewerb handelt, ist Aufgeben schlichtweg unmöglich: Seine Mannschaftskollegen lässt man nicht hängen.

GÉRARD DEPARDIEU ist zum Beispiel Obelix, Winzer und „Ikarus“-Gastkoch. VON I. GROSSSCHOPF UND P. KROBATH Seite 28

DAVID COULTHARD blättert sich mit uns durch sein Formel-1-Fotoalbum.

TEXT USCHI KORDA, ROBERT SPERL

WIE ES BEGANN

Welche Ironie: Das härteste Outdoor-Teammatch hat einer erfunden, den man spöttisch Zwischenzeitweltmeister rief. Seite 50

DIE TOP 20

Vom Olympiasieger bis zur Mutter eines Paragleiters. Plus: die besten Hoppalas, Irrtümer und Nachahmer. Seite 50

AUS 2 MACH 1

Kabarettist Alf Poier und Berglauf-Ass Markus Kröll haben mehr gemeinsam, als sie gedacht hätten. Seite 58

WER, WAS, WANN

Auch Zuschauen kann anstrengen. Vorausgesetzt, man ist gewillt, etwas Schweiß zu investieren. Seite 61

120 m

79

600 m 1200 m 1600 m

links rechts mal so, mal so

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5 SIEGEREHRUNG: DER PLATZ IN DER MITTE GEWINNT GOLD. WER GEWINNT SILBER?

M

C

R

G

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B

P

F

I

X

L

D

S

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V

K

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DASS EINE DEUTSCHE OLYMPIAHOFFNUNG GENAUSO WIE EINE ÖSTERREICHISCHE MEDAILLENANWÄRTERIN GENANNT WERDEN MUSSTE! BEIDE GEWANNEN OLYMPIAMEDAILLEN – UND IHR NACHNAME LAUTET …

DIE SPIELE IN PEKING – DAS HEISST AUCH FUSSBALL IN SHANGHAI UND REITEN IN HONGKONG. WAS WAR BISLANG DIE GRÖSSTE ENTFERNUNG ZWISCHEN WETTKAMPFSTÄTTEN DER OLYMPISCHEN SOMMERSPIELE EINES JAHRES?

Kaiser

4–6.000 km

3

6–8.000 km

OBEN DAS „SPIELFELD“ EINER OLYMPISCHEN SPORTART, DIE MIT HANDSCHUHEN AUSGETRAGEN WIRD UND IN DER EINE ÖSTERREICHERIN GOLD GEWANN. DER NAME DER SPORTART BEGINNT MIT …

4

12

11

13

8–10.000 km

3000-METER-HINDERNISLAUF: WIE OFT MÜSSEN DIE LÄUFER DURCH ODER ÜBER DEN WASSERGRABEN?

über 10.000 km

14

ÜBER WELCHE DISTANZ FINDET AUCH 2008 EIN OLYMPISCHER LAUFWETTBEWERB STATT?

6 1960

DER WEITSPRUNG-WELTREKORD DES FARBIGEN US-ATHLETEN SOLLTE 25 JAHRE BESTEHEN. WANN WURDE DER REKORD ÜBERBOTEN?

1968

1980

1991

IHRE LETZTE RUNDE IM STADION SOLL 344 SEKUNDEN GEDAUERT HABEN. WIE EINE BETRUNKENE EIERTE SIE DEM ZIEL ENTGEGEN. IHREN NAMEN SCHREIBEN ENGLISCHE QUELLEN OFT IN SCHEISSRECHTSCHREIBUNG. UND SIE STARTETE FÜR …

SCHWEIZ ÖSTERREICH

Herzog

16 LOGOS VON VIER OLYMPISCHEN SPIELEN. WELCHES IST DAS JÜNGSTE?

15 USA

ASTERIX BEI DEN OLYMPISCHEN SPIELEN: KANN ER OHNE ZAUBERTRANK DEN SIEG ERRINGEN? WER TRÄGT GANZ AM ENDE DEN LORBEERZWEIG DAVON?

DEUTSCHLAND

1988 BIS 2008: DIE TOP TWENTY. Der Anfang, die Helden, die Pechvögel, die Irrtümer, die Klone, kein Ende: eine zwanzigjährige Erfolgsgeschichte auf acht atemraubenden Seiten.

24 STUNDEN MOUNTAINBIKEN. Was mit jemandem passiert, der einen Tag auf dem Geländefahrrad verbringt.

VON USCHI KORDA UND ROBERT SPERL Seite 50

DAS OLYMPIAQUIZ. Wissen ist Gold.

VON CHRISTOPH RIETNER Seite 34

VON WERNER JESSNER Seite 64

VON CUS Seite 70

ASHLEY FIOLEK fährt Motocross. VON USCHI KORDA Seite 40

HUGUES ALLAMARGOT ist in der Tat ein Name, den man sich merken sollte.

ALF MEETS MARKUS. Kabarettist (und Ex-Bergläufer) Alf Poier und Bergläufer (und Illusionsmaler) Markus Kröll im Gespräch über die Aufs und Abs des Lebens.

WITZIGMANNS GULASCH. Wenn der Jahrhundertkoch überm Wadschinken ins Philosophieren kommt. VON CHRISTIAN GRÜNWALD Seite 74

VON ROBERT SPERL Seite 58

DICK FOSBURY floppte sporthistorisch.

RED BULL DOLOMITENMANN 2008. Das Programm und alle Infos.

BESENYEIS BUDAPEST. Mit Ungarns Red Bull Air Race-Star zu den angesagtesten Plätzen seiner Heimatstadt.

VON ROBERT SPERL Seite 46

VON USCHI KORDA Seite 61

VON NADJA ŽELE Seite 76

VON CHRISTIAN SEILER Seite 42

WIR WAREN HIER. FÜR SIE.

LESERBRIEFE und KAINRATHS KALENDERBLATT. Seite 6/7 BULLEVARD. Staunenswertes, häppchenweise einzunehmen. Ab Seite 8

Oswestry Paris

Silverstone

TERMINE im August. Seite 84

Ketchum

Salzburg

Semmering

St. Augustine

Budapest

Pamplona

Sarajevo

Newport Beach

Lienz Barcelona

PARTY. Wir bereisen den „Billionaire“Club (wo wir Bruce Willis garantiert nicht treffen) und belauschen das Sónar Festival. Ab Seite 86 WELT IM CLUB. We proudly present: Blue Marlin, Ibiza. Seite 90

Sardinien

READ BULL. Diesmal aus der Feder von Leser Johannes Diethart. Seite 92

Red Bulletin live: WWW.REDBULLETIN.COM

SIMPLICISSIMUS. Darüber lacht die Welt. Seite 94 ZEITSPRUNG und IMPRESSUM. Seite 98

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LESERBRIEFE

THE RED BULLETIN

AUGUST 2008

Briefe an die Redaktion

Leserbriefe an The Red Bulletin richten Sie bitte per Fax an die Nummer +43 (0)1 90221-28809, per E-Mail an leserbriefe@at.redbulletin.com oder an die Postadresse Heinrich-Collin-Straße 1, 1140 Wien. Leserreaktionen werden nur veröffentlicht, wenn sie Namen, Adresse und Telefonnummer bzw. E-Mail-Adresse enthalten. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor, wenn es Länge und Klarheit erfordern.

Ich hab Euer Blatt gerade gelesen. Wieder einmal musste sich die Tageszeitung damit abfinden, nicht angerührt und gelesen zu werden. Vorerst! Ich blätterte mich so durch und fand wieder einen Artikel, der mir sehr gut gefiel: Skateboarden. Sehr netter Bericht! Was super wär, wenn Ihr in Zukunft auch mal so was in dieser Art übers Wakeboarden machen würdet. GERT WEINHANDL, per E-Mail

In der Story über die Beachvolleyballer Doppler/Gartmayer zählen Sie die Körperteile beider Spieler zusammen. Also müsste es richtig heißen: „Als Beachvolleyballer hast du acht Kreuzbänder [statt vier], die reißen … können.“ Jeder Mensch hat schon vier (zwei pro Knie), wie man aus Wikipedia erfährt: „Es können zwei Bandpartien unterschieden werden: ein hinteres-seitliches (posterio-laterales) Bündel, welches am Schienbein hinten und am Ober-

ALEXANDRA PFEILSTECHER, per E-Mail

Liebe Frau Pfeilstecher, da haben Sie uns beim Schwindeln erwischt – jedoch in bester Absicht: Acht Bänder wären dem anatomisch nicht so gebildeten Leser wohl ein bisschen üppig erschienen … und die Idee der quasi zusammengewachsenen Beachvolleyballer wäre möglicherweise weniger klar rübergekommen. Aber: Natürlich haben Sie recht (und wir unrecht)! Die Red. Bei der skizzierten Darstellung der Fahrkurse beim Segeln auf Seite 18 der Juliausgabe ist Euch ein gravierender Fehler unterlaufen. Der dicke, nach unten zeigende Pfeil ist mit „scheinbarer Wind“ beschriftet. Hier müsste aber „wahrer Wind“ stehen. Der scheinbare (theoretische) Wind ergibt sich aus den Komponenten wahrer Wind

und Fahrtwind und ist daher in der Richtung variabel. PETER ANTLEY, per E-Mail

Lieber Herr Antley, in einem alten Streit unter Seglern haben wir uns auf die Seite derer geschlagen, die meinen, Kursangaben seien ausschließlich auf dem (fahrenden) Boot von Relevanz. Dieser Auffassung nach beziehen sich Kurse auf den an Bord wahrgenommenen, den Fahrtwind berücksichtigenden „scheinbaren Wind“ und nicht auf den „wahren Wind“. Am Einfallswinkel des scheinbaren Windes werden ja auch die Segel ausgerichtet. Im Wissen, nicht das letzte Wort in dieser Diskussion gesprochen zu haben, die Red. Ich gratuliere Ihnen zu der Kurzgeschichte von Stephen Sokoloff in der Juliausgabe des Red Bulletin. Das Beste, was ich in letzter Zeit gelesen habe! Kurz, prägnant, hintergründig und amüsant. Macht weiter so. Freue mich schon auf das Augustheft.

Ich besitze ein Ölbild, dessen Motiv dem Titelblatt Ihrer Juliausgabe gleicht. Der Titel meines Bildes lautet „Sarazenendorf“; jedoch ist mir nicht bekannt, wo sich diese Lokalität befindet. Da ich annehme, dass das Motiv meines Bildes mit der Örtlichkeit Ihres Titelblattes ident ist, ersuche ich höflich um Mitteilung, wo Ihr Foto aufgenommen wurde. DR. THOMAS ZELLINGER, per E-Mail

Unser Titelbild zeigt die Brücke von Furore an der italienischen Amalfiküste nahe Neapel. Es handelt sich um eine Straßenbrücke der Strada Statale 163, die eine Meeresbucht überspannt und als spezieller CliffDiving-Treffpunkt gilt. Die Red.

NORBERT KRAMER, 8010 Graz

LESER FRAGEN, WELTMEISTER ANTWORTEN

BILD: NINO ZEKE

E DEIN E FRAG !

schenkelknochen außen inseriert. Ein vorderes-mittiges (anterio-mediales) Bündel, welches am Schienbein vorne und am Oberschenkelknochen zur Mitte zeigend inseriert.“

Josef Osterkron, Bludenz, fragt:

WIE BREMST MAN EIGENTLICH MIT EINEM LONGBOARD? Der Schwede Erik Lundberg ist Weltmeister 2007 in der Disziplin Downhill und als solcher berufen, die kniffligste Frage des Longboard-Abfahrtslaufs kompetent zu beantworten: Im Luge-Bewerb, bei dem man auf dem Board wie auf einer Rodel sitzt, bremst man auch wie auf einer Rodel: Man presst beide Fußsohlen so fest wie möglich auf den Asphalt. Bei uns Downhillern, die auf dem Board stehen, ist die Sache mit dem Bremsen naturgemäß gefinkelter. Bist du langsam unterwegs und die Straße ist breit, ziehst du weite Kurvenradien: Die Schlangenlinien drosseln dein Tempo. Hast du aber vollen Speed drauf, sagen

006-06_Leserbriefe 6

wir 100 km/h, und eine Kuh steht plötzlich im Weg? Dann ist Zeit für den „Shut Down Slide“: tief in die Hocke, das Board mit einem abrupten Turn quer zur Fahrtrichtung stellen. Halte die Vorderkante mit einer Hand fest, damit dir das Brett nicht unter den Füßen wegflattert, und stütz dich mit der freien Hand am Asphalt auf. (In dieser Situation beliebt: Handschuhe!) Die klassische Variante ist aber das Bremsen mit dem Hinterbein: Sohle auf

den Asphalt pressen, Brandgeruch ignorieren. Unbedingt die Spannung zwischen den Beinen halten, sonst gibt’s eine eher schmerzhafte Grätsche. Fährst du Regular, such dir einen Partner, der Goofy fährt: So könnt ihr Bremsschuhe tauschen, wenn der Gummi zur Neige geht. Auf jede Frage antwortet der passende Weltmeister: E-Mails an weltmeisterantworten@at.redbulletin.com

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AUGUST 2008

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KAINR ATH

THE RED BULLETIN

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22.07.2008 16:05:27 Uhr


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Freestylin’ in the USA. Die Red Bull X-Fighters machten also erstmals den US-Luftraum unsicher. Die Jury am nachdrücklichsten bei den Hörnern packte Mat Rebeaud.

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22.07.2008 16:05:39 Uhr


Cowboys des Monats

Rodeo extrem AU

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Fort Worth hat seit 1849 – da wurde die mittlerweile fünftgrößte texanische Stadt als Militärposten gegründet – doch schon einiges erlebt. 18 % Drehfreude So etwas freilich war in den 34 % Sprunghaftigkeit Annalen der Stadt bis in den Sommer des Jahres 2008 22 % ohne Beispiel: Da raste eine Schwerelosigkeit Handvoll junger Männer, „Red 26 % Bull X-Fighters“ genannt, durch Sattelfestigkeit eine neuartige Rodeo-Arena, eine S SE A wüste Landschaft aus Kuppen, TZ US EN YZ ­Hügeln, Rampen und allerlei anderen SICH BO W O 100 % C kunstvoll angebrachten Hindernissen. Ihre darob offensichtlich höchst aufgebrachten fahrbaren Untersätze – ungezähmten jungen Bullen gleich! – bockten wild, jaulten zornig auf, begehrten gegen ihre Reiter auf, wirbelten gar in der Luft um die eigene Achse. Kurz, sie unternahmen alles, um die lästigen Kerle von ihrem ­Rücken abzuwerfen. Das gelang ihnen aber nur in den seltensten Fällen. Diese Kerle, in bunte Kleidung gehüllte Rodeoreiter einer unerhörten Machart, schienen die mit zwei Rädern statt vier Beinen ausgestatteten Wildtiere, die sie zudem todesmutig bei den Hörnern packten, zu bändigen, bewegten sie mit einer Anmut und Eleganz durch das weite Rund, wie man sie nie zuvor bei einem Rodeo in Texas gesehen hatte. Diese atemberaubend exotische Form des Rodeosports beherrschte ein Mann am besten, dessen Name auszusprechen, kaum einer der Anwesenden imstande war: Mathieu Rebeaud, ein Indianer vom fernen Stamm der sogenannten Schweizer, erhielt von den Wertungsrichtern die höchsten Noten. GH FI X�

BilD: Christian Pondella/Red Bull Photofiles

red bull x-fighters: 16. august 2008, steinbruch   oetelshofen, wuppertal, deutschland   www.redbullxfighters.com

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22.07.2008 16:05:43 Uhr


multitalent des Monats

Zierfisch

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Amanda Beard war vierzehn, als sie 1996 in Atlanta zweimal olympisches Silber und einmal olympisches Gold erschwamm. Auf dem Siegespodest drückte sie ihren Teddybär. Elf Jahre später war der Teddybär nicht das einzige Accessoire, auf das der „Playboy“ in jener Fotostrecke verzichtete, in der er seine Behauptung, Amanda sei „the world’s sexiest athlete“, zu untermauern versuchte. (Was gelang.) Ms. Beard jedoch sorgt in vielerlei Hinsicht für Aufsehen: Bei Olympia in Sydney 2000 und Athen 2004 folgten vier weitere Medaillen, sie engagiert sich für die Tierschutzorganisation „Defenders of Wildlife“ und moderiert im US-Sender A B EAR D Fox ihre eigene TV-Show. In PeAN D AM king springt Amanda in ihr R: E ET viertes olympisches Be20 % cken: Sie qualifizierte tierschutz sich über 200 Meter Brust für die Spiele. 10 %

www.amandabeard.net

25 %   schwimmanzug

schwimmbrille 8 % badehaube

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ganz entspannt. Amanda Beard ist in Peking zum vierten Mal bei Olympischen Spielen dabei, sie sieht der Sache also mittlerweile schon mit einer gewissen Routine entgegen.

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repro: AP Photo/Kevork Djansezian, bild: Sacha Brown/Red Bull Photofiles

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22.07.2008 15:56:06 Uhr


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STIERKAMPF DES MONATS

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PAM PLONA TE R:

34 % NIEMALS ZURÜCKSCHAUEN!

12 % OHROPAX

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DRIVING OF THE BULLS. Pamplonas „Encierro“ einmal anders: Stierkampf mit Pferdestärken sozusagen.

BILD: NEIL MASSEY

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DAS SCHNELLE VIDEO ZUR BULLENJAGD: WWW.REDBULLETIN.COM/PAMPLONA

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Seit 1591 wird in Pamplona einmal jährlich eher zügig PROFILSOHLEN NOTAUSGANG: HAUSEINGANG durch die Straßen gelaufen, denn als humorbefreite Tempomacher der tausenden Wagemutigen fungieren OR A AU RL Stiere; dieser „Encierro“ genannte Stierlauf findet im RahSS TI E S ETZ E N SICH 100 % men der „Sanfermines“ statt, der Feierlichkeiten zu Ehren des Stadtpatrons Firmin des Älteren von Amiens. 2008 erfuhr nun diese Tradition erstmals eine sehr zeitgemäße Interpretation: 40.000 Beine hatten damit zu tun, nicht unter die Räder zweier Formel-1-erprobter Bullen zu kommen. Sébastien Bourdais navigierte seinen Toro Rosso jedoch mit tendenziell leichtem Gasfuß durch die Altstadt in Richtung Stierkampfarena, David Coulthard tat selbiges mit seinem Red Bull Racing-Boliden. Somit blieb der Ausflug der schnellsten Jäger der Sanfermines-Historie ohne Einfluss auf die Einwohnerzahl der 200.000-Einwohner-Stadt.

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10.07.2008 15:56:54 16:05:32 Uhr Uhr 22.07.2008


BULLEVARD

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THE RED BULLETIN

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Bulls Salz

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„Wir haben den 24-jährigen Kanadier zur Stärkung unserer Defense geholt, die durch zahlreiche Abgänge gelitten hat. 1,90 Meter groß, Linkshänder, guter Charakter. Ist von den Norfolk Admirals aus der AHL gekommen.“

HER MIT DEN STARS

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RED BULLS SALUTE

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v a n B r a t i s l av a

Die Red Bulls Salzburg bereiten sich traditionell beim hochkarätigen Salute-Turnier auf die Saison vor. Red Bulls-Trainer Pierre Pagé präsentiert sein virtuelles All-StarTeam der sechs Teilnehmer.

„Meister nicht nur mit Bratislava, sondern ein Jahr zuvor auch mit MoDo in Schweden. Einst als 17. Overall von den Pittsburgh Penguins gedraftet. Publikumsliebling, wo immer er war.“

TRAINER

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JEDER SCHUSS EIN TREFFER!

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BILDER DES MONATS

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Sparta Prag

ZSC Lions

Mirko Lüdemann Todd Warriner Kai Hospelt Stéphane Julien Mats Trygg Andreas Renz Robert Müller

DER KADER DES ALL-STAR-TEAMS

Adrian Wichser Thibaut Monnet Ryan Gardner Beat Forster Mathias Seger Severin Blindenbacher Alexej Krutov

„Torschützenkönig der DEL, dreifacher All-Star-Player in Deutschland, slowakischer Nationalspieler, sechs Jahre NHL-Erfahrung. Mit 1,83 Meter nicht besonders groß, aber effizient.“

Petr Ton Michal Sivek Tomáš Duba

RED BULLS SALUTE: 21. BIS 24. AUGUST 2008, SALZBURGER EISARENA, WWW.REDBULLSSALUTE.COM

Iv a n

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„Nur ein Spieler pro Team? Das ist nicht einfach: Aus den Spielern beim Red Bulls Salute könnte ich drei, vier Top-Teams destillieren.“ Salzburgs Trainer-Guru, der in seinem ersten Jahr bei den Red Bulls nicht nur die Mannschaft verjüngt, sondern auch die Erste Bank Eishockey Liga gewonnen und den österreichischen Meistertitel geholt hat, schaut unglücklich. „Allein St. Petersburg kommt mit zwei aktuellen Weltmeistern! Soll ich von den Kölner Haien John Slaney oder Ivan Čiernik nehmen? Sparta Prag hat Michal Bros geholt, einen Weltklassegoalie. Der ist mit Oulun Kärpät heuer finnischer Meister geworden. Aber St. Petersburg hat Robert Esche im Tor, der ist vielleicht noch einen Tick besser.“ Pagé fliegt durch die Kader. Bei deren Qualität ließe sich eine ÜberMannschaft schmieden, die es mit allen NHL-Teams aufnehmen kann. Wobei Pagé überzeugt ist, dass die russische Liga „schon heute die zweitstärkste der Welt ist – mindestens“. Und mit den ZSC Lions aus Zürich und Slovan Bratislava spielen zwei weitere Mannschaften in der frisch gegründeten IIHF Champions Hockey League, in der die zwölf besten europäischen Teams ihren Champion suchen. Das Red Bulls Salute ist nicht nur ein Augenschmaus für die Fans – wann sonst kriegt man sechs europäische Top-Vereine direkt vor die Haustür gesetzt? –, für Pagé hat es vor allem sportlich allerhöchsten Stellenwert: „Die zwei wichtigsten Monate für uns sind April und August: April wegen der Playoffs, August wegen des direkten Vergleichs mit der europäischen Elite. Nur so kann man besser werden.“

Kölner Haie

DEIN FOTO!

Aus dem abenteuerlichen Alltag unserer Leser: einfach hochladen auf www.RedBulletin.com

Jedes veröffentlichte Foto wird mit einem 30-Euro-Gutschein für den Red Bull Online-Shop belohnt! www.redbullshop.com

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Brüssel

Die aufgezogenen Acht-Zoll-Slicks brachten in den engen Schikanen die entscheidenden Hundertstel. Stéphane Coune, Red Bull Soapbox Race, Mai 2008

London

Außenlandung. Die Passagiere benutzten bereits frühzeitig die Notausgänge des Flugzeuges. Nathan Gallagher, Red Bull Flugtag, Juni 2008

22.07.2008 15:57:38 Uhr


BULLEVARD

AUGUST 2008

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THE RED BULLETIN

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WAS WURDE AUS

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HELMUT PRAMSTALLER? Der Osttiroler Helmut Pramstaller ist ein furioser Snowboarder der ersten Stunde. WM-Dritter im Parallel- und Riesenslalom 1996, Weltmeister im Boardercross 1997. Heute bedeuten andere Bretter sein Leben: Der 42-jährige gelernte Fassbinder plant elegantes Wohndesign für drinnen und draußen aus dem Holz gebrauchter Weinfässer. „New Line“ heißt diese Linie des Pramstaller’schen Familienunternehmens Diogenes (untergebracht in einem fassförmigen Bürohaus in Lienz). Pramstaller zum Charakter seiner Möbel: „Es kommt darauf an, aus welcher Region oder von welchem Weingut das Fass stammt. Erst das gibt den exklusiven Stücken Charakter.“ Und sportlich? Da trifft sich Pramstaller gern mit Freund und Ex-Konkurrent Sigi Grabner zum Snowboarden. Oder beim Dolomitenmann: Sigi startet als Paragleiter, Heli als Wildwasserpaddler.

„Ein Ausnahmegoalie, der heuer bei der WM im Team der USA gespielt hat. Langjähriger Tormann der Philadelphia Flyers, seit der Saison 2007/08 in Russland unter Vertrag. Auch das zeigt die Bedeutung des aktuellen russischen Eishockeys.“ Jiří V

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C L io n s Maksim Sushinsky Konstantin Gorovikov Jamie Heward Dimitri Ryabykin Darius Kasparaitis Sergej Gusev

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Dieter Kalt Marco Pewal Thomas Koch Matthias Trattnig Daniel Welser

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„Kanadier mit NHL-Erfahrung bei Pittsburgh, Buffalo, Edmonton und Nashville, seit der Saison 2004/05 in der Schweiz erfolgreich. Hat im Vorjahr in nur 25 Partien nach seinem Wechsel von Kloten unglaubliche 58 Scorerpunkte für Zürich geholt und die Lions somit fast im Alleingang zum Meister gemacht.“

SKA St. Petersburg

Slovan

Red Bulls Salzburg

Abu Dhabi Das Red Bull Air Race inspirierte auch die lokale Sandburgenarchitekturszene. Mehdi Nikbakht, Red Bull Air Race, April 2008

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BILDER: DIOGENES, GEPA-PICTURES, GETTY IMAGES, THOMAS HÖFFGEN, IMAGO, MARKUS KUČERA, MANFRED LAUX, SLOVAN BRATISLAVA, SPARTA PRAG

t a Pr a g

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„Der nächste Weltmeister, 1999 mit Tschechien. Erfahrener Defenseman, einst von den Washington Capitals gedraftet. Hat schon in den USA, in Schweden, Finnland und natürlich bei seinem Heimatverein Sparta gespielt.“

21. RED BULL DOLOMITENMANN: 6. SEPTEMBER 2008, LIENZ WWW.REDBULLDOLOMITENMANN.COM

Ex-Snowboarder Heli Pramstaller macht’s möglich: Ein Fass wird zum Weinregal.

Wien Das Befahren der Rathausfassade ist nur

in Ausnahmefällen gestattet. Manuel Scheikl, Vienna Bike Festival, April 2008

Kärnten

Wenn ich mal groß bin, möchte ich so gut Fußball spielen können wie … Zinédine Zidane natürlich! Gero Martin Hösele, Kärnten, Juli 2008

22.07.2008 15:58:23 Uhr


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BULLEVARD

THE RED BULLETIN

AUGUST 2008

MASSSTAB 1:1

DAS IST JETZT DER HAMMER Aus rund hundert Bewerbern wurden jene unerschrockenen vierzig Teams ermittelt, die beim Red Bull Flugtag am 21. September in Wien Bekanntschaft mit der Brigittenauer Bucht machen werden. Im ganzen Land wird also derzeit geschraubt, geleimt und gehämmert. Letzteres mit Hilfe jenes High-Tech-Werkzeugs, das dem Paket beilag, welches allen teilnehmenden Teams bei der Vorbereitung auf die Veranstaltung behilflich ist. Weiters enthalten: einige Dosen flügelverleihenden Inhalts sowie Heftpflaster, für alle Fälle. 7. RED BULL FLUGTAG WIEN: 21. SEPTEMBER 2008 WWW.REDBULLFLUGTAG.AT Ins Museum geflogen: 2004 wurde zuletzt in Wien Red Bull fluggetagt. Es siegte Martin die Gans, die anschließend im Wiener Technischen Museum landete.

RED BULL DONKEY CROSS

„OUIIISSS“ (GAS), „PFFRR“ (BREMSE) Auf der Kykladeninsel Sifnos wird der allgemeine Mobilitätsbedarf zu relativ gleichen Teilen von Motorrädern und Eseln gedeckt. Unausweichlich war daher die Verbindung dieser Fortbewegungsarten in Wettbewerbsform. Dieser heißt Red Bull Donkey Cross und besteht aus einem Teil Eselreiten und einem Teil Endurorennen. Erst knapp vor dem Rennen wurden die Fahrer in der Kunst des Eselritts unterwiesen, zum Beispiel, wie man Gas gibt (man sagt zum Esel „Ouiiissss!“) oder wie man bremst (das Kommando lautet „Pfffrrrr!“). Den Turbo zündet man, indem man die Eselwirbelsäule neckisch kitzelt. Nachdem die Esel-Etappe überstanden war (das schafften sieben von 19 Startern), stieg man aufs Bike, was allgemein als große Erleichterung empfunden wurde. Es siegten übrigens Yiorgos Kinonas und Esel Galios – Letzterer erhielt eine Ehrenkarotte.

ENDE GUT

WWW.REDBULL.GR/DONKEYCROSS

WWW.WINGSFORLIFE.COM

San Diego Smoke on in Kalifornien: Good, Good, Good Vibrations zwischen den Pylonen! Kevin McElroy, Red Bull Air Race, Mai 2008

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Nickelsdorf Unsere Bühne war überschaubar

dimensioniert, wir proper gekleidet und die Verstärker in bester Laune. Herbert Thaler, Nova Rock, Juni 2008

Das Wings for Life-Benefiz in der Grazer Burg (mit Stargast Frank Hoffmann, am Klavier begleitet von Gerd Schuller) schien vom Pech verfolgt: Parallelveranstaltungen dünnten die Teilnehmerliste aus, der Lkw mit dem Klavier hatte eine Panne. Versöhnlich das Ende: Riesenapplaus für die Künstler, 2000 Euro für die Stiftung zur Erforschung von Rückenmarksverletzungen.

BILDER: REPORTER IMAGES/RED BULL PHOTOFILES, FLO HAGENA

WINGS FOR LIFE

Türkei

Nie mehr Schule! Sonne, Strand und Partys ohne Ende, die Getränkefrage geklärt. So muss eine Maturareise aussehen! Karl Rößlhuber, Juni 2008

22.07.2008 15:59:48 Uhr


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AUGUST 2008

ST. MORITZ

MERAN

FURKAPASS

MARTIGNY

LIVIGNO

LIENZ

CORTINA

AOSTA VAL D’ISÈRE

AVIGNON

BRIANÇON VERDON

ANDORRA

PERPIGNAN

RIPOLL

GIRONA

EXTREM-WALLFAHRT

DER BOB-FAHRER Eine kulturell motivierte sommerliche Reise gönnte sich Snowboard-Pro Sigi Grabner vom 7. bis 21. Juni. Start: Lienz, Osttirol, am Fuße der Dolomiten. Ziel: das Bob-Dylan-Konzert in seiner Wahlheimat Andorra, im Herzen der Pyrenäen. Andere mögen in solchen Situationen den Privatjet besteigen, der Kärntner nahm das Fahrrad. 2394 Kilometer, 36.010 Höhenmeter und 107 Stunden Fahrtzeit später schwang er sich aus dem Sattel und stand ein wenig matt, aber zufrieden vor der Bühne des ebenso groß- wie einzigartigen Pop-Barden. Zwischen Dolomiten und Pyrenäen machten Sigi endlose Serpentinen auf die höchsten Pässe der Alpen, wilde Wolkenbrüche, ein übelgelaunter Mistral und schwefelhaltiges Trinkwasser (aus der Hölle?) zu schaffen. Das Schöne dran? Bezaubernde Landschaften wie die nach Lavendel duftende Provence und Begegnungen mit besonderen Menschen. Sigis Lektion: „Ich komme mit mir selbst gut aus: fünf Kilo Gepäck und ein Tagesziel – mehr hab ich nicht gebraucht zum Glücklichsein.“

BILDER: PICTUREDESK, SIGI GRABNER (8)

SIGIS TOUR-TAGEBUCH IST ALS BLOG NACHZULESEN: WWW.REDBULLETIN.COM/HEROES/SIGI_GRABNER/

Sigi Grabner: Am Ende der Kräfte beginnt die Wahlheimat Andorra. Wenig später wurde die Antwort, mein Freund, in den Wind geblasen.

Sydney

Der Unterschied zwischen Austria und Australia? Richtig: Das Lenkrad ist auf der falschen Seite. Hubert Putz, Red Bull Flugtag, April 2008

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London

Flugtauglich: bedingt, weltraumtauglich: na ja. Mit diesem Raumschiff hätte Han Solo den Krieg der Sterne verloren. Hazel Morena, Red Bull Flugtag, Juni 2008

Stuttgart Red Bull meets Porsche. Die Gemeinsamkeit? Beide Vehikel sind ausgesprochen geländegängig. Manuela Dannwolf, Juli 2008

22.07.2008 16:00:33 Uhr


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THE RED BULLETIN

AUGUST 2008

ANKOWITSCHS KOLUMNE BELEBT KÖRPER UND GEIST (10)

KURZ & GUT

ERFOLGREICH IST, WER VERGISST Nicht dem eigenen Glück zu rasch misstrauen! Als Erster einen Preis nennen! Von Christian Ankowitsch

Viele Probleme haben wir nur deshalb, weil wir ein so gutes Gedächtnis haben. Sollen wir uns in einer Situation entscheiden, kramen wir in unseren Erfahrungen, vergleichen, berechnen – und schaden uns damit nach Strich und Faden! Wie das kommt, haben unter anderen Wirtschaftswissenschaftler gezeigt – freilich ohne Erfolg, denn immer wieder fallen wir auf uns selbst herein. Am deutlichsten können wir unser selbstschädigendes Verhalten beobachten, wenn es um das Spekulieren an der Börse geht (es bestimmt unser Verhalten auch in vielen anderen Fällen, davon gleich mehr). So gehen die meisten von uns hin, kaufen eine Aktie und prägen sich den Preis ein, den sie dafür gezahlt haben. Das klingt zunächst einmal vernünftig, ist aber ziemlicher Unsinn, denn von nun an betrachten wir die Entwicklung der Kurse nur aus dem Blickwinkel unseres Kaufpreises. Ständig fragen wir uns: Liegt die Aktie über jenen hundert Euro, die wir gezahlt haben? Oder darunter? Diese Betrachtungsweise verführt uns etwa dazu, Verluste, die wir erlitten haben, wieder ausgleichen zu wollen; selbst dann, wenn der Preis der Aktie weiter sinkt. Stets denken wir an unsere hundert Euro und fordern vom Lauf der Ereignisse: Wir wollen unseren Hunderter wiederhaben! Viel klüger wäre es hingegen, uns

Obermühl

Hubert von Goisern legte auf seiner Linz Europa Tour mit seinem Konzertschiff in Obermühl an und los. Kurt Groh, Juni 2008

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zähneknirschend einzugestehen, dass wir Unsinn gemacht haben – und die Aktie zu verkaufen, das Geld zu nehmen und es besser anzulegen. Die meisten von uns üben sich jedoch in Geduld und warten darauf, dass die Aktie wieder zulegt. Doch auch im umgekehrten Fall legen wir uns selbst rein: Klettert die Aktie nämlich auf über hundert Euro, steigen die meisten Menschen zu früh aus. Sie misstrauen dem eigenen Glück viel zu rasch. Wer nun sagt, das Thema sei für ihn uninteressant, er spekuliere nicht an der Börse, der freut sich zu früh, denn die Verhandlungen auf dem Flohmarkt zum Beispiel funktionieren nach demselben Prinzip. Der Verkäufer nennt einen Preis, und von nun an dreht sich alles um die 25 Euro, die er aufgerufen hat. Einmal in der Welt, prägt sich uns diese Zahl als Bezugspunkt ein – obwohl das begehrte Comicheft vielleicht höchstens einen Euro wert ist. Daher zwei Tipps für die Zukunft: Entweder versuchen Sie alles zu vergessen, was man Ihnen so sagt. Oder aber Sie sind der Erste, der einen Preis nennt. Von diesem Moment an sind Sie es nämlich, der bestimmt, wann etwas ein Gewinn ist und wann ein Verlust. Eine Strategie, die sich in vielen Lebenslagen anwenden lässt.

Zürich

Die UEFA hatte bei der EURO 2008 alle Nicht-Sponsoren verbannt. Marco Materazzi bricht elegant das Embargo. Maurizio Borsari, Frankreich – Italien (0:2), Juni 2008

Daniel Unge r über holte 20 (GER) 0 Ziel seinen La Meter vor dem Fr odeno: Sieg ndsmann Jan Wor ld Cup in beim Tr iathlon Hamburg!

Denise de Ha an (NED) is t ne ue Cable-Wakeboar d-Weltmeister in – un das nach eine d r Verletzungs pause von mehreren Monaten.

BILDER: RAY ARCHER/RED BULL PHOTOFILES, DANIEL GRUND/RED BULL PHOTOFILES, IMAGO; ILLUSTRATION: ANJE JAGER

Sich nicht an einen Hunderter klammern!

Antonio Cairoli (ITA) holte in Schweden den MX2-Gesamtsieg und die WM-Führung.

Gisela Pulido (SPA) bezwang auf der PKRA World Tour der Kite-Surfer auf Teneriffa (Heimvorteil!) den Wind Poniente und die Konkurrenz.

Gratkorn

Ohne Red Bull wären die Teilnehmer an diesem Rennen vollkommen schanzenlos gewesen. Gottfried Schimek, Juni 2008

22.07.2008 16:01:21 Uhr


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ANKOWITSCHS KOLUMNE BELEBT KÖRPER UND GEIST (10)

KURZ & GUT

ERFOLGREICH IST, WER VERGISST Nicht dem eigenen Glück zu rasch misstrauen! Als Erster einen Preis nennen! Von Christian Ankowitsch

Viele Probleme haben wir nur deshalb, weil wir ein so gutes Gedächtnis haben. Sollen wir uns in einer Situation entscheiden, kramen wir in unseren Erfahrungen, vergleichen, berechnen – und schaden uns damit nach Strich und Faden! Wie das kommt, haben unter anderen Wirtschaftswissenschaftler gezeigt – freilich ohne Erfolg, denn immer wieder fallen wir auf uns selbst herein. Am deutlichsten können wir unser selbstschädigendes Verhalten beobachten, wenn es um das Spekulieren an der Börse geht (es bestimmt unser Verhalten auch in vielen anderen Fällen, davon gleich mehr). So gehen die meisten von uns hin, kaufen eine Aktie und prägen sich den Preis ein, den sie dafür gezahlt haben. Das klingt zunächst einmal vernünftig, ist aber ziemlicher Unsinn, denn von nun an betrachten wir die Entwicklung der Kurse nur aus dem Blickwinkel unseres Kaufpreises. Ständig fragen wir uns: Liegt die Aktie über jenen hundert Euro, die wir gezahlt haben? Oder darunter? Diese Betrachtungsweise verführt uns etwa dazu, Verluste, die wir erlitten haben, wieder ausgleichen zu wollen; selbst dann, wenn der Preis der Aktie weiter sinkt. Stets denken wir an unsere hundert Euro und fordern vom Lauf der Ereignisse: Wir wollen unseren Hunderter wiederhaben! Viel klüger wäre es hingegen, uns

Obermühl

Hubert von Goisern legte auf seiner Linz Europa Tour mit seinem Konzertschiff in Obermühl an und los. Kurt Groh, Juni 2008

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zähneknirschend einzugestehen, dass wir Unsinn gemacht haben – und die Aktie zu verkaufen, das Geld zu nehmen und es besser anzulegen. Die meisten von uns üben sich jedoch in Geduld und warten darauf, dass die Aktie wieder zulegt. Doch auch im umgekehrten Fall legen wir uns selbst rein: Klettert die Aktie nämlich auf über hundert Euro, steigen die meisten Menschen zu früh aus. Sie misstrauen dem eigenen Glück viel zu rasch. Wer nun sagt, das Thema sei für ihn uninteressant, er spekuliere nicht an der Börse, der freut sich zu früh, denn die Verhandlungen auf dem Flohmarkt zum Beispiel funktionieren nach demselben Prinzip. Der Verkäufer nennt einen Preis, und von nun an dreht sich alles um die 25 Euro, die er aufgerufen hat. Einmal in der Welt, prägt sich uns diese Zahl als Bezugspunkt ein – obwohl das begehrte Comicheft vielleicht höchstens einen Euro wert ist. Daher zwei Tipps für die Zukunft: Entweder versuchen Sie alles zu vergessen, was man Ihnen so sagt. Oder aber Sie sind der Erste, der einen Preis nennt. Von diesem Moment an sind Sie es nämlich, der bestimmt, wann etwas ein Gewinn ist und wann ein Verlust. Eine Strategie, die sich in vielen Lebenslagen anwenden lässt.

Zürich

Die UEFA hatte bei der EURO 2008 alle Nicht-Sponsoren verbannt. Marco Materazzi bricht elegant das Embargo. Maurizio Borsari, Frankreich – Italien (0:2), Juni 2008

Daniel Unge r über holte 20 (GER) 0 Ziel seinen La Meter vor dem Fr odeno: Sieg ndsmann Jan Wor ld Cup in beim Tr iathlon Hamburg!

Denise de Ha an (NED) is t ne ue Cable-Wakeboar d-Weltmeister in – un das nach eine d r Verletzungs pause von mehreren Monaten.

BILDER: RAY ARCHER/RED BULL PHOTOFILES, DANIEL GRUND/RED BULL PHOTOFILES, IMAGO; ILLUSTRATION: ANJE JAGER

Sich nicht an einen Hunderter klammern!

Antonio Cairoli (ITA) holte in Schweden den MX2-Gesamtsieg und die WM-Führung.

Gisela Pulido (SPA) bezwang auf der PKRA World Tour der Kite-Surfer auf Teneriffa (Heimvorteil!) den Wind Poniente und die Konkurrenz.

Gratkorn

Ohne Red Bull wären die Teilnehmer an diesem Rennen vollkommen schanzenlos gewesen. Gottfried Schimek, Juni 2008

22.07.2008 13:44:41 Uhr


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AUGUST 2008

THE RED BULLETIN

OLYMPISCHE EX-DISZIPLINEN

19 1

GOLDENE ZEITEN Olympiamedaillen im Sackhüpfen oder Seilziehen? Gab’s tatsächlich. Neben diesen beiden mussten auch andere durchaus reizvolle Disziplinen nach Kurzauftritten Abschied nehmen aus dem olympischen Programm. XXIX. OLYMPISCHE SOMMERSPIELE: 8. BIS 24. AUGUST, PEKING, WWW.OLYMPIC.ORG

Sackhüpfen 1904 in St. Louis gab es olympische Medaillen im Sackhüpfen (1). Kein Witz!

BILDER: AKG- IMAGES, HULTON- DEUTSCH COLLECTION/CORBIS, GETTY IMAGES (3), PICTUREDESK (2), SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

Polo

6

2

1900 in Paris siegte eine gemischte britischamerikanische Polomannschaft (2), in London 1908 nahmen nur Briten teil. In Antwerpen 1920 und Berlin 1936 dominierten die Argentinier.

7

Pelota

4

3

1900 in Paris blieb der baskische Volkssport Pelota (3) fest in spanischer Hand: Amezola/Villota setzten sich gegen Durquetty/ Etchegaray durch. Da kein drittes Team nannte, war das einzige Spiel gleichzeitig das Finale.

Seilklettern Tatsächlich wurde bei den ersten Spielen der Neuzeit in Athen 1896 seilgeklettert (8). Gold gewann der Grieche Nikolaos Andriakopoulos. Ein zweites Mal gelangte der Bewerb nicht zur Austragung. Eigentlich schade.

5

Cricket Belgien und Holland zogen ihre Nennungen zurück, das CricketTurnier (4) in Paris 1900 bestand daher nur aus einem Spiel. Darin setzte sich Großbritannien durch, was wenig verwunderte, da für Gegner Frankreich mehrheitlich in Paris lebende Mitarbeiter der britischen Botschaft spielten.

San Onofre

Tauziehen Tauziehen (5) wurde von 1896 bis 1920 bei den Spielen ausgetragen. In Paris 1900 siegte ein gemischtes Team aus je drei Schweden und Dänen gegen Frankreich. Auffallend die Heimstärke: 1904 in St. Louis eroberten drei USMannschaften, 1908 in London drei britische Teams die Medaillen. 1912 in Stockholm siegte Schweden. Es gab offensichtlich Heimseilvorteil.

Ein echtes Surf-High-Light: Carlsbad High triumphierte im Finale gegen San Clemente High. National Surf League, Red Bull Riders Cup, Juni 2008

019-18-19_Bullevard_001 19

8

Krk

Lacrosse Ungeschlagen blieb, kaum verwunderlich, Kanada in den olympischen Lacrosse-Turnieren (6) 1904 und 1908: Das anmutige Spiel ist dem Eishockey nicht unähnlich.

… und wenn die Sauerstoffflaschen leer sind, dann flattern wir einfach an die Wasseroberfläche. Karl Hitsch, Krk, Juli 2008

Motorbootrennen London sah 1908 die einzigen motorunterstützten Bewerbe der Olympia-Geschichte. Bei den drei Motorbootrennen (7) über immerhin 70 km starteten mehrere Boote, das Ziel erreichte aber immer nur eines. Medaillenspiegel: 2-mal Gold für Großbritannien, 1-mal für Frankreich.

New Jersey Enthüllt: So werden aus Profilreifen Slicks erzeugt – und Spaß macht es auch! Adam Iam, Formula Drift, The Gauntlet, Juni 2008

22.07.2008 16:02:32 Uhr


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OLYMPISCHE EX-DISZIPLINEN

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GOLDENE ZEITEN Olympiamedaillen im Sackhüpfen oder Seilziehen? Gab’s tatsächlich. Neben diesen beiden mussten auch andere durchaus reizvolle Disziplinen nach Kurzauftritten Abschied nehmen aus dem olympischen Programm. XXIX. OLYMPISCHE SOMMERSPIELE: 8. BIS 24. AUGUST, PEKING, WWW.OLYMPIC.ORG

Sackhüpfen 1904 in St. Louis gab es olympische Medaillen im Sackhüpfen (1). Kein Witz!

BILDER: AKG- IMAGES, HULTON- DEUTSCH COLLECTION/CORBIS, GETTY IMAGES (3), PICTUREDESK (2), SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

Polo

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1900 in Paris siegte eine gemischte britischamerikanische Polomannschaft (2), in London 1908 nahmen nur Briten teil. In Antwerpen 1920 und Berlin 1936 dominierten die Argentinier.

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Pelota

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1900 in Paris blieb der baskische Volkssport Pelota (3) fest in spanischer Hand: Amezola/Villota setzten sich gegen Durquetty/ Etchegaray durch. Da kein drittes Team nannte, war das einzige Spiel gleichzeitig das Finale.

Seilklettern Tatsächlich wurde bei den ersten Spielen der Neuzeit in Athen 1896 seilgeklettert (8). Gold gewann der Grieche Nikolaos Andriakopoulos. Ein zweites Mal gelangte der Bewerb nicht zur Austragung. Eigentlich schade.

5

Cricket Belgien und Holland zogen ihre Nennungen zurück, das CricketTurnier (4) in Paris 1900 bestand daher nur aus einem Spiel. Darin setzte sich Großbritannien durch, was wenig verwunderte, da für Gegner Frankreich mehrheitlich in Paris lebende Mitarbeiter der britischen Botschaft spielten.

San Onofre

Tauziehen Tauziehen (5) wurde von 1896 bis 1920 bei den Spielen ausgetragen. In Paris 1900 siegte ein gemischtes Team aus je drei Schweden und Dänen gegen Frankreich. Auffallend die Heimstärke: 1904 in St. Louis eroberten drei USMannschaften, 1908 in London drei britische Teams die Medaillen. 1912 in Stockholm siegte Schweden. Es gab offensichtlich Heimseilvorteil.

Ein echtes Surf-High-Light: Carlsbad High triumphierte im Finale gegen San Clemente High. National Surf League, Red Bull Riders Cup, Juni 2008

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Lacrosse Ungeschlagen blieb, kaum verwunderlich, Kanada in den olympischen Lacrosse-Turnieren (6) 1904 und 1908: Das anmutige Spiel ist dem Eishockey nicht unähnlich.

… und wenn die Sauerstoffflaschen leer sind, dann flattern wir einfach an die Wasseroberfläche. Karl Hitsch, Krk, Juli 2008

Motorbootrennen London sah 1908 die einzigen motorunterstützten Bewerbe der Olympia-Geschichte. Bei den drei Motorbootrennen (7) über immerhin 70 km starteten mehrere Boote, das Ziel erreichte aber immer nur eines. Medaillenspiegel: 2-mal Gold für Großbritannien, 1-mal für Frankreich.

New Jersey Enthüllt: So werden aus Profilreifen Slicks erzeugt – und Spaß macht es auch! Adam Iam, Formula Drift, The Gauntlet, Juni 2008

22.07.2008 13:45:48 Uhr


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22.07.2008 16:02:47 Uhr


DR. SCHÄFERS FORMELSAMMLUNG (X)*

IN DER JUHU-TUBE

Der Traum jedes Surfers: Am Abhang eines gigantischen Wellentunnels entlanggleiten – hinter einem bricht die Welle in ohrenbetäubender Kontinuität, vor einem spannt sich eine glatte Wasseroberfläche. Werden Riesenwellen wie diese von Surfern in Strandnähe willkommen geheißen, haben sie bereits hunderte Seemeilen hinter sich gelassen. Am Anfang steht ein Sturm auf offener See. Stärke, Dauer und Windlauflänge (also die Größe der betroffenen Meeresoberfläche) des Sturmes beeinflussen Höhe, Länge und Tempo der Welle. Mit Geschwindigkeiten von über 100 km/h und Längen von mehr als einem Kilometer nähern sie sich dem Strand. Von Surfern werden sie „Swell“ gerufen. Die Welle reist mit der in der Formel angegebenen Geschwindigkeit (u) so lange ungehindert durchs Meer, bis ihr der nahende Meeresgrund neue physikalische Spielregeln aufzwingt. Ist die Meerestiefe (h) deutlich kleiner als die Hälfte der Wellenlänge ( ), so gilt auch die angezeigte Näherung der Formel. Der relative Höhenunterschied zwischen Wellental und Wellenkamm wird immer eklatanter: „Unten“ wird die Welle schneller gebremst als „oben“, der Kamm überholt das Tal, die Welle bricht. Durch ein vorübergehendes Gleichgewicht zwischen der Fallgeschwindigkeit des brechenden Kammes und der horizontalen Wellenbewegung entsteht im Idealfall die atemberaubende „Tube“: Wassermassen von mehreren hundert Tonnen türmen sich dann über dem Surfer. Durch die Bremswirkung des Meeresgrundes formieren sich auch schräg eintreffende Wellen nach und nach fast parallel zur Küstenlinie. Die Tube rollt sich aber gerade dann perfekt ein, wenn ein flacher „Restwinkel“ übrigbleibt, sodass der Wellenkamm kontinuierlich vom früher zum später eintreffenden Ende hin bricht. Die Form solcher Sturzbrecher hängt zuletzt auch von den Windverhältnissen vor Ort ab. Surfer mögen Offshore-Winde: Sie halten die Brecher länger aufrecht und „glätten“ ihre Innenwände.

BILD: MICKEY SMITH; ILLUSTRATION: MANDY FISCHER

* Dr. Axel Schäfer, 39, forscht an der Fakultät für Physik der Universität Wien. BUONDI BILLABONG PRO – ASP EUROPE JUNIOR SERIES: 21. BIS 24. AUGUST 2008, RIBEIRA D’ILHAS, ERICEIRA, PORTUGAL

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BULLEVARD

THE RED BULLETIN

AUGUST 2008

AUF DEM BIKE: BULLE ODER KATZE?

UNSERE WELT

DIE ATHERTONS

GATSCH ODER STAUB? Rachel, Dan, Gee: GATSCH!

DUSCHE ODER VOLLBAD?

Rachel: Ein bisschen von beiden. Dan: Katze. Gee: Bulle.

LIEBLINGSSTRECKE?

Diese Geschwister schrieben Mountainbike-Geschichte: Zuerst gewannen Rachel, Gee und Dan am selben Wochenende Weltcuprennen, einen Monat später wurden Rachel und Gee Weltmeister – am selben Tag.

Rachel: Dusche, wenn ich dreckig bin, sonst Bad. Dan: Bad. Gee: Dusche.

HAUS ODER WOHNUNG? Rachel: Ein Haus in den Hügeln von Nordwales, umgeben von Dirt Jumps und Downhill-Strecken. Dan, Gee: Haus.

SCHLECHTESTE ANGEWOHNHEIT DEINER GESCHWISTER? Rachel: Mit Gee streite ich viel, mit Dan nicht – der streitet einfach nicht! Dan: Rach ist ungeduldig, und Gee soll endlich die Klobrille hochklappen. Gee: Rachel ist eine Kratzbürste.

GRÖSSTER SPORTLER? Rachel: Zu schwierig. Dan: David Knight (Enduro). Gee: George Best (Fußballer).

OLYMPIC GAMES ODER X GAMES?

PUNK ODER ROCK?

Rachel, Dan, Gee: X Games.

Rachel, Dan: Punk. Gee: Rock.

BESTE RADL-GEGEND?

WO VERBRINGST DU DIE MEISTE ZEIT? Rachel: Auf dem Rad – wenn nicht im Rennen, dann daheim beim Training oder unterwegs mit Freunden. Dan: Beim Streckenbauen und beim Training auf meiner BMX-Bahn. Gee: Auf dem Boden.

PLAYSTATION ODER XBOX?

Rachel: Crazy Wobbler in Wales. Dan: Val di Sole, Italien. Gee: Maribor, Slowenien.

Rachel: Daheim in Nordwales. Dan: Auf meiner BMX-Strecke. Gee: Daheim.

BESTER DOWNHILLER DER GESCHICHTE? Rachel: Steve Peat. Nicht nur, weil er gut fährt, sondern insgesamt. Dan, Gee: Peat.

Rachel: PlayStation. SCHÖNSTER SIEG? Dan: Keines! Rachel: Andorra 2008. Ich war so stolz auf Gee: Xbox. die Boys! Dan: Andorra 4X World Cup. Gee: Andorra World Cup 2008.

BANANE ODER POWERBAR?

ITALIENISCH ODER CHINESISCH?

LIEBLINGSFARBE?

Rachel, Dan, Gee: Italienisch!

Rachel: Gold. Dan, Gee: Schwarz.

WENN ICH NUR EIN RAD HÄTTE ... Rachel: … dann ein Commençal Mini DH, mit dem geht fast alles. Dan: Mein Custom Hardtail aus Titan. Gee: … wäre das ganz großer Mist.

GETÖNT ODER KLAR? Rachel, Dan, Gee: Klar.

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ERSTES FAHRRAD? Rachel: Irgendein Emmelle-MTBRahmen, als BMX aufgebaut. Dan: Raleigh Burner. Gee: Ruption Chogger.

WIE VIELE FAHRRÄDER? Rachel: Ungefähr zehn, Motorräder und BMX-Räder nicht mitgerechnet. Dan: Zählt man alle, eine Menge. Gee: Zwölf.

DOVER ODER CALAIS? Rachel, Gee: Dover. Dan: Dover. Weil es in England ist!

VORDERBREMSE LINKS/RECHTS? Rachel: Rechts – Moto-Style! Dan: Wenn ich eine habe: rechts. Gee: Rechts.

KANNST DU BREMSEN ENTLÜFTEN? Rachel: Unsere Mechaniker haben’s mir beigebracht. Dan: Muss ich wohl. Gee: Na klar!

PROTEKTOREN? Rachel, Dan: Ja! Gee: Don’t be a fool, wrap your tool …

STREICHE, DIE ICH MEINEN GESCHWISTERN GESPIELT HABE? Rachel: Ich habe Gee mit Spinnen gejagt! Dan: Ich habe Gee meine Unterhose in den Polster gesteckt, bei jedem Rennen! Gee: Keine Streiche, dafür habe ich mich zu sehr vor Rachel gefürchtet.

BILDER: COURTESY EVERETT COLLECTION (1), GETTY IMAGES (2), HELGE KIRCHBERGER (3), IMAGO (1), PICTUREDESK (1), RED BULL PHOTOFILES (4), SHUTTERSTOCK (7); ILUSTRATION: KAINRATH

Rachel: Beides – je mehr, desto besser. Dan, Gee: Bananen.

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AUGUST 2008

14.02.2008

15:26 Uhr

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N AT Ü R L I C H . . . SEHR KOMISCH

LEHRSTUNDE MIT ROBBY UND NATASCHA 24 WM-Titel hat Windsurf-Legende Robby Naish gewonnen: Da muss es doch Erfolgsgeheimnisse geben? Natürlich, und die Fußballer von Red Bull Salzburg bekamen sie exklusiv serviert. Etwa dieses: „Stay in the zone“ – konzentriere dich immer und überall auf deinen Sport. Naish: „Ich habe schon bei der Siegerehrung an den nächsten Wettkampf gedacht.“ Motivieren sich Einzelsportler nicht unterschiedlich? Naish: „Auch ein Team besteht aus Einzelindividuen. Und: Es ist nur so stark wie sein schwächstes Glied.“ Kommt eine Verletzungspause dazwischen, hilft die Strategie der Schweizerin Natascha Badmann, u. a. sechsfache Ironman-Hawaii-Siegerin, die sich nach einem schweren Sturz auf Hawaii 2007 gerade wieder nach oben kämpft und die Naish assistierte: „Positiv denken und sich auch über kleine Erfolge in der Rehabilitation freuen.“

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22.07.2008 16:03:48 Uhr


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REKORDE

THE RED BULLETIN

AUGUST 2008

COMEBACK DES MONATS

41 JAHRE FÜR ELF METER

Österreichs geduldigste Fußballfans sind in der Obersteiermark zu Hause: 41 Jahre und ein Match warteten die Fans des SV Kapfenberg auf das erste Tor ihres Teams in der obersten österreichischen Spielklasse.

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„Simmering gegen Kapfenberg – das nenn ich Brutalität.“ Helmut Qualtingers legendärer Spruch geht auf den 27. Oktober 1956 zurück, als Kapfenbergs Stürmer Hauberger ein Tor erzielte, dabei mit Simmering-Goalie Engelmaier zusammenkrachte und sich – für das Publikum hörbar – das Bein brach.

6,40

Durchaus bundesligareif sind die Preise in der Kapfenberger Kantine. Fürs „Einsermenü“ – ein Paar Frankfurter und ein Bier – legt man im Franz-Fekete-Stadion 6,40 (je 3,20) Euro ab – Ligarekord. In der Red Bull Arena wird man um 5,80 Euro satt.

Auf allzu viel Beistand von oben sollte man sich in Kapfenberg, wenn’s eng wird, nicht verlassen: 25,4 Prozent der Bevölkerung verzichten auf ein religiöses Glaubensbekenntnis. Der gesamtösterreichische Schnitt liegt bei 12 %.

25,4 024-24_Bullevard_Rekorde 24

1

Kapfenberger Spieler sind Autoritäten gegenüber recht zurückhaltend: 2007/08 erhielt gerade ein einziger (!) von ihnen die gelbe Karte wegen Schiedsrichterkritik. Den „Club 2“ der zweiten Liga stellte der Trenkwalder SK Schwadorf: 20-mal Gelb wegen Matschgerns.

Auf Bundesliga-Erfahrung baut der Aufsteiger hoffentlich nicht: Der Kapfenberger Kader startete mit 131 Bundesliga-Einsätzen in die Saison. Zum Vergleich: LASK-Altstar Michael Baur brachte es ganz allein auf 535.

Der Kapfenberger SV ist mit 5550 Mitgliedern und 24 Zweigvereinen Österreichs größte Sportvereinvereinigung und durchaus multikulturell erfolgreich: So krönten sich die Kapfenberg Bulls (weder verwandt noch verschwägert) bereits vier Mal zum österreichischen Basketballmeister.

5500

4650

Zwar kommt der Flughafen Kapfenberg nicht ganz an die 160.000 jährlichen Flugbewegungen des Airports Wien-Schwechat heran, dennoch verzeichnet das Rollfeld (eine 600 Meter lange Graspiste) immerhin 4650 Starts bzw. Landungen.

2,40

Ein Schnäppchen wartet im Kapfenberger Online-Shop: Um satte 75 Prozent ist das Meisterplakat der Saison 2007/08 reduziert und kostet nur noch wohlfeile 2,40 Euro.

BILD: WOLFGANG GREBIEN/GEPA PICTURES; ILLUSTRATION: ALMUT BECVAR

1956

Michael Liendl (Bild oben) spielte 2007/08 alle 33 SaisonPartien, brachte es auf 2797 Spielminuten – Rekord. Am 13. Juli 2008 erzielte er gegen die Wiener Austria per Elfmeter das erste Kapfenberger Bundesliga-Tor seit dem 24. Juni 1967; damals traf Ignaz Puschnik beim 1:6 gegen Wacker Wien.

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Helden Wer uns diesen Monat bewegt.

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Gérard Depardieu

gibt im August den Gastkoch im „Ikarus“ des Salzburger Hangar-7. Wie „Obelix“ diese Rolle anlegen wird und wie er insgesamt das Leben genießt. Seite 28

David Coulthard

fährt die letzten Runden einer der erfolgreichsten Formel-1-Karrieren ever. Fürs Red Bulletin blickt DC auf die Highlights aus fast drei Jahrzehnten Motorsport. Seite 34

22.07.2008 16:06:01 Uhr


Ashley Fiolek

ist siebzehn, blond, zierlich und die so ziemlich beste Motocrosserin der Welt. Sie selbst meint: nicht obwohl, sondern nicht zuletzt weil sie nichts hört. Seite 40

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bild: Mark Thompson/Getty Images

So feiert man Nummer 62. Am 8. Juni schaffte David Coulthard mit seinem RB4 in Montréal den 62. Podiumsplatz seiner Karriere. In Silverstone sagte er bye-bye. Fürs Red ­Bulletin blättert er in seinem Fotoalbum.

Hugues Allamargot und Dick Fosbury nannte seine sechzehn weitere junge französische Damen und Herren verschaffen uns im Hangar-7 einen Überblick über aktuelle Positionen französischer Kunst. Seite 42

Erfindung, übersetzt, „Plumps“ – und holte damit folgerichtig Olympiagold im Hochsprung. Folge 1 der neuen Serie „Heldentaten“ auf Seite 46.

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Gérard Depardieu

ist eine Urgewalt. Wild und laut. Und er kriegt niemals genug: Vom Essen. Vom Trinken. Und vom Leben überhaupt. Text Isabella Grossschopf und Peter krobath

I

ch sehne mich nach dem Delirium“, sagte er einmal. „Ich möchte drei Monate lang sturzbetrunken sein. Und dann einfach explodieren.“ Zugegeben, klingt verlockend. Aber im Moment sitzt der, der sich einst so vollmundig nach dem Exzess sehnte, an einem großen Holztisch in der Küche des „Ikarus“ im Salzburger Hangar-7. Vor sich: ein Glas … Wasser. Gérard Depardieu ist wieder einmal auf Diät („Kein Alkohol! Keine Kohlenhydrate!“) – und lässt sich deswegen auch nur ein schlichtes Stück Lamm servieren. Es geht ihm gut mit der selbst auferlegten Bescheidenheit: „Ich liebe die einfachen Dinge“, er­ klärt der Schauspieler, der grundsätzlich eine deftige Kalbsstelze jeder Kaviarparty in Saint-Tropez vorzieht. „Und ich hasse diesen aufgesetzten Starrummel. Es ist für mich schon eine Qual, bei den Filmfestspielen in Cannes antanzen zu müssen.“

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Charme, leidenschaft und lebenslust. Wobei: Manchmal muss er eben doch. Pressearbeit, so ungern man sie auch erledigen mag, gehört einfach zum Beruf dazu. Was dann ungefähr so vonstatten geht: Die Journalisten warten in einer Suite im Hotel Majestic. Schon seit gut einer Stunde. Es ist heiß, und allmählich geht auch dem letzten der Schmäh aus. Plötzlich Gepolter. Gérard Depardieu stürmt den Raum wie ein Naturereignis. Schwitzt aus allen Poren, stöhnt, schnauft, lacht und legt gleich los: „Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe“, sagt er mit einer Stimme, die man sicher noch unten in der ­Hotellobby hören kann. „Zuerst dachte ich, das Interview würde in einem anderen Hotel stattfinden. Dann habe ich mich verlaufen. Und dann bin ich unter Zeitdruck geraten. Ich hatte beinahe dieselben Probleme wie Kolumbus, als er vor 500 Jahren nach Amerika gesegelt ist.“

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koch aus leidenschaft. F체r deftige Hausmannskost l채sst Depardieu jede Kaviarparty sausen.

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bild: helge kirchberger/red bull photofiles

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Ich esse lieber mit den Fingern statt mit Messer und Gabel. Name Gérard Xavier Marcel ­Depardieu geburtsdatum/-Ort 27. Dezember 1948, Châteauroux, Frankreich GröSSe 1,82 m familienstand zweifach geschieden; drei Kinder: Guillaume (geb. 1971), Julie (geb. 1973), Roxane (geb. 1992) Besitz zwei Restaurants in Paris, Weingüter, Beteiligung an einer Erdölquelle in Kuba Jahreseinkommen kolportierte 4,2 Mio. Euro

Kulinarische Festspiele Rechtzeitig zum Gastkoch-Auftritt von Gérard Depardieu im Restaurant Ikarus des Salzburger Hangar-7 präsentiert die Collection Rolf Heyne das lukullische Begleitwerk: „Kulinarische Festspiele“ enthält die Rezepte der Menüs von Depardieu und „Ikarus“Executive-Chef Roland Trettl, präsentiert Depardieu als Koch, Restaurantbesitzer, Winzer und Philosoph des Feingeschmacks.

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Wie soll man nach so einer Ansage noch beleidigt auf die Uhr schauen? Das Geheimnis von Gérard Depardieu ist sein unglaublicher Charme. Der Rest besteht aus Leidenschaft und Lebenslust. Die Männer lieben ihn, weil er genau den Typ verkörpert, mit dem man gern ins Wirtshaus geht. Und die Frauen, weil er unwillkürlich das Gefühl vermittelt, dass nach der Sperrstunde auch für sie noch mehr als genug übrig bleibt. Diese herbe Mischung, verbunden mit einem ungewöhnlich ausgeprägten Arbeitseifer, hat dem Sohn eines dem Alkohol nicht ganz abgeneigten Metallarbeiters nicht nur zu einem Schloss aus dem 14. Jahrhundert, sondern auch zum Status eines lebenden Nationalheiligtums verholfen. „In den fünfziger Jahren überraschte Frankreich die Welt mit dem Kino der Nouvelle Vague“, sagte Daniel Toscan du Plantier, der 2003 verstorbene Chef der einflussreichen Pariser Gaumont-Filmstudios, „seit den Achtzigern regiert Gérard Depardieu – er ist seine eigene Welle“ (frz. vague: Welle; Anm.). Man könnte es natürlich auch so ausdrücken: Das französische Kino ohne Depardieus markante Knollennase ist wie Kitzbühel ohne die Streif. Zwar immer noch das Gleiche, aber irgendwie halt doch nicht mehr dasselbe. Er hat Zuhälter, Liebhaber, Gauner und einmal sogar einen alternden Schlagersänger gespielt, der keine Angst hat, sich aus Liebe lächerlich zu machen. Weiters Auguste Rodin, Cyrano de Bergerac, Christoph Kolumbus, Honoré de Balzac, den Grafen von Monte Christo, Porthos, den Dicken der Drei Musketiere und natürlich Obelix. Seine wichtigste Rolle. Sein knallbuntes Vermächtnis. Seine Zusammenführung von Kunst und Leben. Sein Ich als Filmfigur. „Obelix hasst Idioten – ich auch. Er geht Konflikten aus dem Weg, außer es gibt Anlass für eine schöne Schlägerei. Er liebt die Menschen, amüsiert sich gerne, empfindet keine Bosheit und schätzt Freundschaft über alles. Wir sind Seelenverwandte. Obelix mit all seiner Kühnheit und Schrankenlosigkeit ist einfach in mir.“ Und mit all seinem Appetit, seiner Sinneslust und seiner Zärtlichkeit natürlich auch. Dream-Team. Zeitsprung zurück ins „Ikarus“. „Ich liebe es, einer Frau Schmuck zu schenken. Habe ich immer so gemacht“, raunt Depardieu und schneidet herzhaft in die Lammkeule. Dann reden wir über sein eigenes Restaurant, das „La Fontaine Gaillon“, am Place Gaillon im zweiten Pariser Arrondissement

august 2008

unweit der Opéra Garnier. Mehr als nur ein weiteres Standbein neben der Schauspielerei. Im Grunde nämlich eine Leidenschaft, wenn auch eine gut kalkulierte. „Seit der Eröffnung im September 2003 voll, voll, voll.“ Gérard Depardieu freut sich wie ein kleines Kind. Er steht selbst regelmäßig am Herd der kleinen Küche. „Ich koche am liebsten bodenständig. Gerichte, die stundenlang einfach so vor sich hin köcheln, wie zum Beispiel einen Eintopf, ein Ragout und natürlich auch einen Coq au Vin. Eben Gerichte, die fast von alleine fertig werden.“ Fast. – Freund und Küchenchef Laurent lässt dezent, aber doch immer wieder fallen, dass sie zu zweit ein gutes Team sind: „Am Wochenende stehen wir beide nur zu oft gemeinsam in der Küche und bereiten neue Rezepte vor. Dann lässt es sich Gérard nicht nehmen, beispielsweise eine Kaninchenterrine ganz sorgfältig Lage für Lage selber zu schichten.“ Klar, um als Koch zu Weltruhm zu gelangen, reicht Depardieus Können nicht aus, aber er hat da ohnehin keinen Ehrgeiz: „Ich genieße mit allen Sinnen“, und da ist es wieder – dieses mitreißende Timbre in seiner Stimme. „Deswegen fasse ich die Dinge übrigens auch gern mit bloßen Händen an. Und ich esse viel lieber mit den Fingern statt mit Messer und Gabel.“ Hier am Küchentisch im „Ikarus“ isst er bedauerlicherweise höchst manierlich mit Besteck. Selfmade-Lebemann. Gérard Depardieu, der Preisträger der Filmfestspiele von Cannes und Venedig, der Künstler, der allein durch die Kraft seiner Persönlichkeit Kulturpolitik macht, der Ritter der Ehrenlegion, der Restaurantbetreiber und Weingut­ besitzer, ist ein Selfmade-Lebemann. Und seine Geschichte liest sich wie ein Groschenroman, der es irgendwie auf die internationalen Bestsellerlisten geschafft hat. „Ich hatte keine schlechte Erziehung, ich hatte gar keine“, sagt er. „Schon als Kind bin ich ein großartiger Schauspieler gewesen. Meine Spe­ zialität war die Szene: ,Was wollen Sie von mir? Ich habe damit nichts zu tun.‘“ Lange vor dem Kino lockte das Abenteuer. Bereits mit fünfzehn geht das frühreife Früchtchen von der Schule ab, lebt kurz mit zwei Prostituierten zusammen (eine Erinnerung, die 25 Jahre später im Film „Green Card“ zur Sprache kommen sollte) und trampt an die Côte d’Azur, wo kleine Gaunereien und noch kleinere Jobs das Überleben sichern. „Ich wollte der Erste in meiner Familie sein, der das Meer gesehen hat.“ Wieder daheim in Châteuroux, erweist sich der Kraftlackel erneut als zu halbstark für die Provinz und zieht nach Paris. „Ich musste weg. Immer, wenn irgendetwas im Dorf passiert ist, sind die Gendarmen zuerst zu uns gekommen.“ Ohne Beruf, ohne Wohnung, ohne Geld und ohne Zukunft kommt Depardieu mit der Pariser Theaterszene in Berührung. Der Rest ist Filmgeschichte. „Seit ich denken kann, habe ich anderen Menschen etwas vorgespielt. Das ist mein Leben. Ich kann nichts anderes. Wenn ich nicht beim Film gelandet

bilder: helge kirchberger/red bull photofiles

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Ich lebe meine rollen.

bilder: Eleanor Bentall/Corbis, hipp- foto, kpa, reflex

Auch in den Spielfilmen „Vatel“, „Noch einmal Ferien“ und, klar!, als Obelix in bislang drei „Asterix“-Filmen frönte Depardieu seiner großen Lust am Essen.

Schauspieler und Weinbauer. So stand es einmal als Berufsbezeichnung in seinem Pass. Depardieu besitzt Weingüter in den besten Regionen Frankreichs und keltert selbst.

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Aus Obelix’ Kochtopf

zaubertrank: Das Rezept! Was Gérard Depardieu vom Druiden Miraculix unterscheidet: Er verrät sein Zaubertrank-Rezept. Die Wirkung ist im „Ikarus“ zu überprüfen. Zutaten

Suppe

4 Scheiben Pata Negra (erstklassiger iberischer Schinken) Für die Suppe: 200 g rote Wassermelone, entkernt 200 g Cavaillon-Melone, entkernt 8 Kirschtomaten, geviertelt 8 Garnelen 150 g Kirschtomaten 5 Basilikumblätter 5 Estragonblätter 30 ml Olivenöl 2 EL Rotweinessig Salz Cayennepfeffer

Für die Einlage 50 g der Wasserund Cavaillon-Melone in ½ cm große Würfel schneiden. Die geviertelten Tomaten zerteilen, mit den Melonenwürfeln vermischen und mit etwas Salz und Olivenöl 5 Minuten marinieren. Beiseite­ stellen. Die ausgebrochenen Garnelenschwänze zwischen zwei Klarsichtfolien legen und mit einem flachen, schweren Gegenstand plattieren und ebenfalls beiseitestellen. Für die Suppe den Rest der Melonen mit den übrigen Zutaten zirka 5 Minuten aufmixen. Abschmecken, abpassieren und kalt stellen.

Zubereitung Pata Negra

Anrichten

Die Schinkenscheiben auf ein Blech mit Backpapier legen und im vorgeheizten Backofen bei 80 °C zirka 12 Stunden trocknen lassen.

Die eiskalte Suppe in vier tiefen Gefäßen anrichten. Die plattierten Garnelen sowie die Tomaten-Melonen-Stücke in der Suppe verteilen und die Pata Negra als Garnitur wie ein Segel in die Suppe stellen.

Depardieus Zaubertrank eröffnet eines seiner beiden Gastkoch-Menüs im „Ikarus“. Weitere Highlights sind zum Beispiel: Taschenkrebs mit ­Guacamole und Gazpachosauce, gebratene Seezungenstreifen mit ­Bohnengemüse und Périgord-Trüffel, gebackener Merlan mit KartoffelGurken-Salat und Sauce tartare …

Magische Kräfte. Gérard Depardieus „Zaubertrank“ eröffnet eines seiner „Ikarus“-Menüs.

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wäre, würde ich heute wohl schon längst eine feste Größe in der Pariser Unterwelt sein.“ Heute erinnern den Weltstar nur noch zwei verblichene Tätowierungen an seine abenteuerliche Jugend. Tätowierungen von der Sorte, die man sich wie eine Krankheit vom Leben auf der Straße holt. Ein Stern und drei Punkte an den Unterarmen. Künstliche Narben, die nichts mit den bunten Bildern gemein haben, die der Zeitgeist seinen Jüngern in die Haut ritzt. Wie der Wein. „Gérard ist kein Heiliger“, sagt sein langjähriger Freund, der Opern-Regisseur Jean-Paul Scarpitta. „Er ist auch bei weitem nicht der beste Mensch der Welt. Er hat seine Fehler, und er hat seine Probleme. Aber er versucht jeden Tag, besser zu werden. Und er ist dabei unglaublich diszipliniert.“ Weshalb der Schwerenöter sein Privatleben wohl auch mit der Betonung auf „privat“ verstanden wissen will. Über das Scheitern seiner Ehe mit Elisabeth Depardieu, über die Verlobung mit der Schauspielerin Carole Bouquet zu schreiben ist tabu. Und auch seine Kinder kommen in den Medien nur selten vor – abgesehen von Guillaume Depardieu, der selbst Schauspieler ist und nebenbei noch wilder und ungezügelter zu leben versucht als sein Vater in seinen schlimmsten Jahren. Die Liebe zum Wein lebt Gérard Depardieu öffentlich aus; die 180.000 Bouteillen Château de Tigné, die er pro Jahr zum Teil eigenhändig abfüllt, sind sein ganzer Stolz. „Ich liebe die Arbeit in der freien Natur. Die Beschäftigung mit der Erde. Das Warten, bis eine Rebe wächst. Das Gefühl, dass ich dieses Wunder mit meinen eigenen Händen vollbracht habe. In solchen Momenten fühle ich mich wie eine Frau, die ein Kind erwartet. Vielleicht liegt im Wein meine weibliche Seite.“ Und vielleicht liegt im Wasser die Vernunft. Drei Gläser hat der Genussmensch ohne Murren getrunken, dabei an seiner kleinen Lammkeule geknabbert, nicht einmal einen Nachschlag eingefordert, auf die Zigarette hinterher verzichtet und sogar das Dessert freundlich lächelnd zu seinem Tischnachbarn weiter­ geschoben. Natürlich, er ist ja auf Diät. Aber wer ihn kennt, weiß: Gérard Depardieu ist auch sonst einer, der gerne teilt. Wenn er jemanden mag. Noch einmal Scarpitta: „Eine Beziehung mit Gérard ist nie eine Einbahnstraße, er teilt alles mit dir. Wenn du ein Problem im Leben hast, dann kannst du dich auf ihn verlassen. Gérard wird da sein …“ Letzteres gilt übrigens auch für all die vielen, die seine Filme lieben. 2005 hat Gérard Depardieu seinen baldigen Rücktritt vom Kino verkündet. Weil er sich nur mehr um seinen Wein kümmern wollte. Seitdem hat er elf weitere Filme gemacht. Und weitere zwölf befinden sich im Stadium der Produktion bzw. Vorbereitung. Wir müssen uns also keine Sorgen machen. Gérard sei Dank. ♉  Das Ikarus-Gastkochkonzept im August: Gérard Depardieu,   Restaurant Ikarus, Hangar-7, Salzburg   Alle Infos, alle menüs: www.hangar-7.com

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bild: helge kirchberger/red bull photofiles

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„Wenn das mein Gustav noch erleben könnte.“

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DER BLICK ZURĂœCK. 13 Grand-Prix-Siege, erfolgreichster Formel-1-Brite nach Punkten: David Coulthard darf zufrieden sein.

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22.07.2008 16:07:57 Uhr


DAVID COULTHARD Die groร en Titel mรถgen stets andere gewonnen

Sicherheit eines erreicht: die Herzen seiner Fans. TEXT CHRISTOPH RIETNER

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BILD: VLADIMIR RYS/GETTY IMAGES

haben. Doch in 26 Jahren Gas geben hat DC mit

22.07.2008 16:08:00 Uhr


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AUGUST 2008

1975? „Ich weiß nicht mehr, wann genau das war. Das Lustige an diesem Foto sind meine Beine: Sie sehen aus, als wären sie aus Plastik oder Holz. Meine Eltern hatten mir damals viel zu schwere Schuhe angezogen. Wie man sieht, nahm ich es aber gelassen … Ich war ein sehr ruhiger Bub.“

„Mein erster Rennanzug. Ich war so stolz, weil ich bis dahin nur gebrauchte, durchgeschwitzte Anzüge hatte tragen müssen. Ich hatte diesen Anzug dann drei Jahre lang … Heute hast du dreißig pro Saison.“

1985

„Ein Sieg aus meiner Kart-Zeit. Ich war fünfzehn und hatte meinen ersten eigenen Helm bekommen. Als ich ihn sah, wollte ich ihn gleich wegwerfen. Der Lackierer hatte Hellstatt Dunkelblau verwendet!“

1986

1989

NAME David Marshall Coulthard GEBURTSDATUM/-ORT 27. März 1971, Twynholm, Schottland WOHNORT Monte Carlo BERUF Formel-1-Fahrer, Unternehmer ERFOLGE Vizeweltmeister 2001, 13 Grand-Prix-Siege

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K

napp 100.000 britische Motorsportfans waren Anfang Juli nach Silverstone gepilgert, um nach acht langen Jahren endlich wieder einen Landsmann am Siegespodest stehen zu sehen. Sie wurden belohnt: Der Brite Lewis Hamilton fuhr im zweiten Versuch zum ersehnten ersten Heimsieg. Der Jubel im motorsportverrückten Königreich war grenzenlos. Doch unter all die Euphorie mischte sich auch eine ordentliche Portion Wehmut. Denn jener Mann, der 1999 und 2000 als letzter Brite vor Hamilton in Silverstone gewinnen konnte, gab auf seiner Heimstrecke seinen Rücktritt bekannt: David

1990 „Das war die Formula Vauxhall-Lotus Championship, keine Ahnung mehr, wo. Aber hier habe ich Rubens Barrichello erstmals geschlagen. Er trödelt da hinten als Vierter herum.“

Coulthard wird am 2. November 2008 in São Paulo sein letztes Formel-1-Rennen bestreiten. Woran erinnert man sich am intensivsten? Natürlich an die Anfänge. Davids Karriere begann auf den Kartbahnen in seiner Heimat Schottland, mit elf Jahren. Von 1982 bis 1988 räumte er dort alles ab, was es in der Juniorklasse zu gewinnen gab: „Es war die aufregendste Zeit meines Rennfahrerlebens. Ich tingelte mit meinem Vater von einer Strecke zur nächsten. Wir hatten kaum das Geld für das Benzin, und ich fuhr lange Zeit mit ausgeborgten Anzügen und Helmen, ehe ich mit vierzehn endlich meine eigene Rennkombi bekam. Ich war so stolz auf sie, dass ich am liebsten auch darin geschlafen hätte.“

BILDER: SUTTON MOTORSPORT IMAGES (5)

„… war mein erstes Jahr nach dem Kartfahren. Der Bolide ist ein Formula Ford 1600. Das Team wurde von David Leslie senior und seinem Sohn David junior geleitet. Sie haben mir gezeigt, wie ein Rennauto funktioniert.“

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AUGUST 2008

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THE RED BULLETIN

1991 „Einer meiner acht Siege in der Formel 3. Stolz trage ich das Siegerkapperl, Rubens Barrichello war wieder einmal hinter mir.“

1992 „Ich fuhr eigentlich Formel 3000, bekam aber die Möglichkeit, den Benetton zu testen. Es war das erste Mal, dass ich einen F1-Boliden fahren durfte. Entsprechend stolz schaue ich drein.“

2001

BILDER: HOCH ZWEI, SUTTON MOTORSPORT IMAGES (4)

„Schwerelosigkeit auf einem Parabelflug im russischen Raumfahrtzentrum in ‚Star City‘ bei Moskau. Für ein Fotoshooting flog ich mit meinem Wagen im Innenraum einer riesigen Frachtmaschine. Ich fühlte mich wie Superman.“

1990

1995

„Mit Jackie Stewart in Hockenheim. Ich fuhr in der Formel Opel, die damals die Vorrennen zur Formel 1 bestritt. Jackie war bereits auf mich aufmerksam geworden und gab mir Tipps für mein Rennen.“

„Start in Monte Carlo. Gerhard Berger und Jean Alesi nahmen mich mit ihren Ferraris in die Zange. Ich hob ordentlich ab und krachte in die Leitplanken. Es war immer hart, gegen diese beiden Jungs zu fahren.“

Seine Erfolge im Kartsport weckten das Interesse des ehemaligen Rennfahrers und TV-Kommentators David Leslie senior und dessen Sohn, David junior. Sie holten Coulthard 1989 in ihr Formel-Ford-Team. „Die zwei waren meine ersten Mentoren. Sie zeigten mir, wie man ein Rennauto richtig abstimmt und wie ein Rennfahrer sich zu verhalten hat. Ich war damals richtig süchtig und schraubte jede freie Minute an meinem Boliden. Ich polierte sogar den Unterboden, damit er schön funkelte, falls ich mich überschlagen sollte. Aber ich war auch im Auto ganz gut und holte gleich in meiner ersten Saison den Titel.“ Es folgten vier Jahre mit eher mäßigem Erfolg in der Formel 3000, ehe DC von Frank Williams als

Testfahrer für dessen Formel-1-Rennstall engagiert wurde. Sein erster Einsatz als Rennfahrer kam dann früher, als ihm lieb war: „Nach dem Tod von Ayrton Senna 1994 in Imola bekam ich sein Cockpit. Beim Grand Prix von Spanien saß ich dann schon im Wagen. Ich konnte mich kaum konzentrieren, geschweige denn darüber freuen, weil ich von Ayrtons Tod genauso geschockt war wie jeder andere im Zirkus. Das war kein schöner Start in die Formel 1.“ Freudigere Momente sollten folgen, zum Beispiel 20 Rennen später in Estoril: „Es war der damals größte Tag meiner Karriere – mein erster Sieg. Ich hatte Michael Schumacher und meinen Teamkollegen Damon Hill besiegt, die zu dieser Zeit fast unschlagbar

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HELDEN

THE RED BULLETIN

AUGUST 2008

1994–2008 „Auf diesen drei Bildern sieht man Adrian Newey. Er hat alle Formel-1-Autos entworfen, mit denen ich siegte. Ein fabelhafter Designer. Ihm habe ich viel von dem Champagner zu verdanken, den ich versprühen durfte.“

1995 „Mein erster Sieg in der Formel 1! Es war in Portugal … Ein verdammt gutes Gefühl, über Michael Schumacher und Damon Hill am Siegespodest zu stehen. Vor allem, weil es ein sehr hartes Rennen war.“

1996 „Mit Jacques Villeneuve und Mika Salo habe ich mir in Suzuka in nicht ganz nüchternem Zustand eine Glatze rasiert. Das war Jacques’ Idee gewesen, weil ihm die Haare ausfielen. Hier sieht man mich ein Rennen später in Australien. Ich war tauchen und hatte den ärgsten Sonnenbrand meines Lebens am Kopf.“

2005

waren. Als ich da über ihnen auf dem Podest stand und sie die Hymne spielten, stiegen mir die Tränen in die Augen. Zum Glück haben mir Michael und Damon eine ordentliche Champagnerdusche verpasst, somit hat die Tränen niemand gesehen.“ Mit Schumacher verbinden Coulthard nicht nur positive Erinnerungen: „Er wollte sich ja einmal mit mir prügeln, 1998 in Spa-Francorchamps, bei den in Belgien so berüchtigten Regenrennen. Mein McLaren-Teamkollege Mika Häkkinen war bereits ausgeschieden, und Michael fuhr um den Titel. Ich wurde langsamer, weil auf der Strecke Aquaplaning herrschte, und plötzlich krachte mir Michael mit Vollgas ins Heck. Es folgten wüste Beschimpfungen seinerseits.

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Und die Sache wurde auch nicht besser, als Mika dann den Titel gewann.“ Der Weltmeistertitel blieb David Coulthard in der Formel 1 verwehrt. Dennoch konnte sich der Schotte 2005 nach seinem Wechsel zu Red Bull Racing über einen Titel freuen: „Es war in Malaysia. Ein unspektakuläres Rennen, in dem ich auf Rang sechs landete. Doch diese drei WM-Punkte hatten es in sich: Damit überholte ich Nigel Mansell in der ewigen Bestenliste und war damit der erfolgreichste britische Formel-1-Pilot der Geschichte. In einem motorsportbegeisterten Land wie Großbritannien ist das schon eine große Auszeichnung und macht mich auch sehr stolz.“

BILDER: GEPA PICTURES, GETTY IMAGES, HOCH ZWEI, SUTTON MOTORSPORT IMAGES (3)

„Ich als Businessman – auch eine Seite meines Lebens. Ich besitze Hotels und eine Helmfirma und tätige noch diverse Investitionen. Das macht viel Spaß. Aber so einen Koffer würde ich niemals benutzen!“

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HELDEN

AUGUST 2008

ICH HABE SOGAR DIE UNTERSEITE MEINES WAGENS POLIERT, DAMIT ES FUNKELT, WENN ICH MICH ÜBERSCHLAGE.

THE RED BULLETIN

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2008 „Das NASCAR-Rennen in Dover (Delaware/USA; Anm.) war wirklich interessant. Dort herrscht ein ganz anderer Spirit als in der Formel 1. Alles ist viel näher am Publikum, und du kannst dich frei bewegen. Hier hat der Teammanager einfach für mich am Ingenieursstand Platz gemacht.“

2008

BILDER: THOMAS BUTLER, GEPA PICTURES (3)

„Dritter in Montréal, und ich feierte das mit dem gesamten Team. Unser Teamchef Christian Horner bekam bei dieser Gelegenheit von mir eine ordentliche Champagnerdusche verpasst.“

2006

2008

„Hier war ich dann wirklich Superman. Ich trug zumindest sein Cape. Wir hatten eine Kooperation mit Warner Brothers in Monte Carlo. Ich war offenbar doppelt beflügelt und fuhr auf Rang drei.“

„Unsere Heimstrecke in Silverstone. Nach der Bekanntgabe meines Abschieds von der Formel 1 sind tausende Fans zu meiner Autogrammstunde gekommen.“

Von schweren Unfällen auf den Rennstrecken blieb Coulthard nahezu verschont. Dafür versammelten sich im Jahr 2000 sämtliche bis dahin nicht aufgebrauchten Engel, um den Schotten zu beschützen. Auf dem Weg von England nach Nizza fielen beim gemieteten Learjet die Triebwerke aus. Der Pilot versuchte in Lyon eine Notlandung; diese misslang, der Jet stürzte ab. Pilot und Kopilot starben bei dem Crash, doch Coulthard, seine damalige Verlobte und sein Trainer entstiegen dem Wrack nahezu unverletzt: „Das Flugzeugunglück hat mir gezeigt, dass es Wichtigeres gibt als die Formel 1. Seitdem genieße ich jeden Tag meines Lebens in vollen Zügen.“ Angst, dass es ihm in seiner Pension langweilig

werden könnte, hat DC nicht: „Ganz ohne Formel 1 wird es nicht gehen. Ich werde Red Bull als Berater zur Seite stehen. Unser Ziel ist es, endlich ein Rennen zu gewinnen. Und dabei möchte ich mithelfen.“ Mit seiner Verlobten Karen Minier lebt der werdende Vater (Gratulation!) in Monte Carlo und betreibt dort auch eines seiner drei Hotels. 1999 eröffnete er mit seinem Vater in seiner Heimatstadt Twynholm das David-Coulthard-Museum, in dem sämtliche Autos, Trophäen und Helme aus seiner Karriere ausgestellt sind. Ein Ort, an den britische Motorsportfans wohl auch in Zukunft gerne pilgern werden. ♉

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COULTHARDS KARRIERE-HIGHLIGHTS In 15 Jahren Formel 1 fuhr David Coulthard für drei Teams: 1994 und 1995 für Williams, von 1996 bis 2004 für McLaren und ab 2005 für Red Bull Racing. In bisher 237 Rennen (Stand: Silverstone 2008) gelangen ihm 13 Siege, 62 Podiumsplätze und 12 Polepositions. Insgesamt verbuchte der Schotte 894 Runden als Führender. David Coulthard sammelte (ebenfalls bis Silverstone) 533 WM-Punkte und liegt damit hinter Michael Schumacher (1369), Alain Prost (798,5) und Ayrton Senna (614) auf Platz vier der ewigen Bestenliste.

GRAND PRIX VON EUROPA: 22. BIS 24. AUGUST 2008, VALENCIA WWW.REDBULLRACING.COM

22.07.2008 16:09:53 Uhr


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Ashley Fiolek

ist klein, zart und

gerade einmal siebzehn. Ein blonder Engel also. Warum zum Teufel hat sie sich ausgerechnet den Macho-Sport Motocross ausgesucht? Text Uschi Korda

Name Ashley Fiolek Geboren 22. Oktober 1990 Lebt mit ihren Eltern und ­ihrem Bruder Kicker, 4, in St. Augustine, Florida, USA Fährt seit heuer in der AMA/ WMA Women’s National Motocross Championship – Moto One auf einer Honda CRF250R Mag Sushi Hasst Autofahren Homepage www.ashleyfiolek.com

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Haha, Gute Frage!, würde Ashley fröhlich antworten. Allerdings schriftlich. Oder per Gebärdensprache. Denn Ashley Fiolek ist von Geburt an taub. Ein Grund mehr, neugierig zu sein, wie man auf die Idee kommt, sich auf einem schnellen Motorrad in ein Rennen zu werfen, das allein beim Zuschauen stark nach Männerschweiß und Testosteron riecht. Und darum ist man jetzt auch nicht wirklich von der Antwort überrascht. „Mein Vater war Rennfahrer, als er jünger war. Er hat mich für die Motocross-Szene begeistert.“ Papa Fiolek schenkte seiner Tochter bereits mit drei Jahren ihr erstes Motorbike, während Mama Fiolek es damals noch mit allen Arten von Barbies versuchte. „Sie hoffte, ich würde mich mit den Puppen anfreunden, aber sie interessierten mich nicht.“ Das Kind tollte lieber im Freien herum. Und wenn das nicht ging, zog sich Ashley in ihre Phantasie zurück. Sie verkleidete sich und tanzte nach den Klängen ihrer eigenen Welt. Berieselungen der herkömmlichen Art waren ihr nicht vergönnt. Einzig ein Video von „Rotkäppchen“ in Gebärdensprache gab es gegen die Langeweile. Outdoor aber wartete das Abenteuer. Mit dem Bike ging’s durchs Gelände, hauptsächlich mit Burschen. Das prägt. „Jungs sind sicher aggressiver und denken nicht zweimal nach, ob sie dich fertigmachen. Sie tun es einfach.“ Auch Mädels im Motocross sind tough, klar, sagt Ashley. Und sie haben vielleicht noch einen Vorteil: Sie haben Durchsetzungskraft. Erst seit 2006 organisiert die „Women’s Motocross Association“ Rennen. Und findet ein immer breiteres Publikum. Es ist gut, meint Ashley, dass Frauen separat von den Männern eine Meisterschaft bestreiten. „Damit haben wir eine eigene Bühne, um unsere Talente zu zeigen. So können wir unseren Fans beweisen, dass es mindestens so aufregend ist, uns zuzusehen, wie den Buben.“ Trotzdem steht der Punkt, „einmal bei einem Männerrennen mitzumachen“, ganz oben auf ihrer Wunschliste, auch wenn sie davon noch ein, zwei Jahre entfernt ist. Denn die junge Amerikanerin ist heuer der Rookie in der Motocross-Professio­nals-Szene der Frauen. Aber was für einer! Gleich das erste Rennen hat sie souverän gewonnen, ist seither vom Siegespodest nicht mehr runtergestiegen. „Davor bin ich nur Amateurkurse gefahren. Das ist eine große Umstellung. Die Verhältnisse auf internationalen WM-Strecken sind viel rauer und herausfordernder.“ Doch das schreckt

Ashley nicht wirklich. Wie alle Motocrosser hat auch sie schon einige Knochenbrüche hinter sich. Auch ein Schneidezahn musste schon fast dran glauben. „Das war bis jetzt die unangenehmste Unfallfolge. Vor allem, weil ich dauernd zum Zahnarzt musste.“ Welche Kraft treibt diesen Teenager, der gerade einmal 45 Kilo wiegt, an? „Das bin ausschließlich ich selbst. Ich liebe diesen Sport. Rennen fahren ist alles, was ich immer wollte.“ Gut und schön, aber das Handicap, nicht hören zu können, was hinter einem passiert, ist doch in einem Motocross-Rennen ein ziemlicher Nachteil, oder? Haha, Irrtum!, sagt Ashley. „Das ist ja gerade mein großer Vorteil. Dadurch fühle ich mich von nichts und niemand unter Druck gesetzt.“ Außerdem hat sie von klein auf ein intensives Feeling für die Maschine trainiert. Sie muss einfach mehr als alle anderen in jeder Sekunde spüren, wie ihr Motorrad reagiert. „Richtig schwierig war nur der Umstieg von der 50er-Maschine auf die größere 65er.“ Da war plötzlich Gangschaltung gefragt. Und das Gefühl für den richtigen Schaltmoment bekommt man im Normalfall spätestens dann, wenn die Maschine aufheult. Ashley musste das lange probieren, hatte erst nach ein paar Monaten harten Trainings den richtigen Dreh heraus. Wer so schnell durchstartet wie Ashley, kann sicher sein, dass der Neid der anderen nicht lange auf sich warten lässt. Aber wer so jung ist, kann sich noch ganz unbekümmert geben. „Konkurrenz gibt es bei uns nur auf der Strecke. Da will jede gewinnen! Abseits der Piste sind wir fast alle Freundinnen.“ Selbst wenn sie ihre größten Konkurrentinnen von Livia Lancelot über Jessica Patterson bis zu Sarah Whitmore aufzählt, schimmert uneingeschränkte Bewunderung für deren Können und Speed durch. Ihr größtes Idol aber ist ein Mann: „James Stewart Jr.! Der Afroamerikaner ist der schnellste Motocrossund Supercross-Racer der Welt!“ Der mittlerweile 22-Jährige legte mit sechzehn einen Bilderbuchstart in der Rennszene hin. So wie Ashley. Die möchte ihre junge Karriere Anfang August mit einem weiteren Highlight krönen. Bei den X Games in L. A. fährt sie beim allerersten Women’s MotoX überhaupt mit. „Dort will ich die Goldmedaille! In meinem Sport bekommt man ja sonst nur Pokale.“ ♉  Summer X Games: 31. Juli bis 3. August 2008,   Staples Center, Los Angeles   Ergebnisse und ashleys blog: www.redbulletin.com/fiolek

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BILD: CHRISTIAN PONDELLA/RED BULL PHOTOFILES

MOTOCROSS-ROOKIE. Ashley Fiolek hat ein Ziel: Sie will die schnellste Fahrerin der Welt werden.

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August 2008

HUGUES ALLAMARGOT verwandelt Ikonen des Alltags in Kunst. Im Hangar-7 sind seine Werke und die 16 weiterer französischer Künstler zu sehen. Motto: Délicatesse des couleurs. Text christian seiler Bild manfred klimek

Name Hugues Allamargot geboren 1969 wohnorTE Paris, Burgund atelier La Générale, Sèvres ausbildung Fine Arts degree (Di­ plôme national supérieur d’expression plastique) erfolge zahlreiche Einzel- und Sammelausstellungen galerie Galerie Loraine Baud, Paris; www. galerielorainebaud.com web www.huguesallamargot. com

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Freude am Spass. Der junge Mann kann hervorragend lachen. Wenn er lacht, fallen alle künstleri­ schen Fesseln von ihm ab, sein Oberkörper bebt, und jeder, der ihn lachen hört, merkt, dass dieses Lachen erprobt ist: Hugues Allamargot hat Freude daran, Spaß zu haben. Er sitzt im Keller des Hangar-7 und schaut den Speditionsfachkräften dabei zu, wie sie ein Ausstellungsstück nach dem anderen, das für die Frankreich-Ausstellung im Hangar-7 bestimmt ist, auspacken und für die Präsentation parat machen. Es sind unterschiedliche Werke, vor allem Gemälde, in riesigen, aber auch winzig kleinen Formaten. Sie sind dazu bestimmt, einen Überblick über neue Positionen der Kunst Frankreichs zu vermitteln, dieser Sommer steht im Hangar-7 kulinarisch und künstlerisch im Zeichen des größten EU-Landes. Hugues sieht zu, wie fahle Landschaften aus ihrer Hülle geschält werden und grob gestrichelte Porträts; er stöhnt anerkennend, als die mit Motoröl gemalten Figuren von Lottogewinnern, die vor ihrem dicken Auto stehen, ausgepackt werden. Ihr Schöpfer Sylvain Gelinotte hat sein Atelier in „La Générale“, demselben für Kunstzwecke umgewidmeten ehemaligen Industriegebäude in Sèvres an der Peripherie von Paris, wo auch Allamargot arbeitet. Hugues dreht sich eine Zigarette und hätte fast den Moment verpasst, als ein metergroßes rotes Bild von seiner Verpackung befreit wird. Dieses Rot. Es leuchtet kräftig, selbstbewusst, glänzend und herausfordernd. Kein Zufall: Dieses Rot vertraut auf seine Geschichte. Es ist aufgeladen von Dynamik und Mythos. Es repräsentiert eine Marke, die rasante Autos, Weltmeistertitel, kehlige Motorengeräusche, Geld, Kraft und Potenz zu ihrer Aura vermengt hat. Hugues Allamargot hat für sein Gemälde jenes Rot gewählt, mit dem Ferrari seine Sportwagen lackiert. Er schnitt eine Aluminiumplatte zu, ließ sie von der Spenglerei präzis in besagter Farbe lackieren, dann nahm er einen Autoschlüssel und ritzte in die vollkommen glatte, polierte Fläche zwei Worte ein: TI AMO. Das ist ein lustiges, ein aberwitziges Statement. Es bringt mit einfachen Mitteln viele Klischees durcheinander. Wir können uns das Gesicht des Ferrari-Fahrers, dem die junge Geliebte ihr Liebes-

bekenntnis ins Auto geritzt hat, genauso gut vorstellen wie die Überwindung des Latin Lovers, der es selbst übers Herz bringen muss, sich auf diese Weise zu bekennen. Oder es passiert etwas ganz anderes: Der Künstler modelliert mit ein paar Handgriffen Erlebniswelten, die sich nur im Kopf des Betrachters einstellen – niemand kann sich dieser Manipulation entziehen. In diesem Augenblick biegt die Kuratorin der Ausstellung, Lioba Reddeker, um die Ecke, begrüßt Allamargot und stellt die Frage, die sie schon längst stellen wollte: „Wurde die Schrift in den Lack wenigstens mit einem Ferrari-Schlüssel geritzt, Hugues?“ Der Künstler schlägt voll dramatischem Schuldbewusstsein die Augen nieder und haucht: „Ich gestehe. Es war der Schlüssel eines Fiat Uno.“ Herausforderung Frankreich. Das Konzept der „HangART-7“ genannten Ausstellungen, die dreimal pro Jahr im Hangar-7 stattfinden, ist auf junge Kunst ausgerichtet. Es unterstützt Künstler, die noch nicht etabliert sind, und verleiht deren Karriere mit der Präsentati­on in Salzburg einen Aufmerksamkeitsschub. „Hang­ART-7“ konzentriert sich – eine landesweit einmalige Position – auf figura­ tive, also gegenständliche Kunst und stellt sie in nationale Zusammenhänge. So ergibt sich nach bisher zehn Ausstellungen (mit der Frankreich-Ausstellung wird derzeit dieses kleine Jubiläum begangen) ein interessantes Panorama internationaler Entwicklun­ gen: Der Bogen neuer gegenständlicher Kunst, die im Hangar-7 ausgestellt wurde, zieht sich von Österreich und China über Spanien, New York, Russland, Südafrika, Mexiko, Island und die Schweiz bis aktuell nach Frankreich. Frankreich stellte in dieser Reihenfolge eine besondere Herausforderung dar. Die französische Kunst ist traditionell stark auf klassische Positionen fixiert, die aktuelle neueste Kunst hat es schwer, die Aufmerksamkeit von Museumskuratoren, Galeristen und Sammlern zu wecken. Gleichzeitig ging der Boom der Malerei, der in den neunziger Jahren in Deutschland seinen Ausgang nahm, an Frankreich praktisch spurlos vorbei. Erst in jüngster Vergangenheit etablierte sich eine neue Szene, freilich abseits der traditionellen Trampelpfade, in zahlreichen frisch eröffneten Kunsträumen und Galerien mit einem Herz für Experimente.

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HUGUES BRINGT MIT EINFACHEN MITTELN VIELE KLISCHEES DURCH­ EINANDER. ABERWITZIG!

voller einsatz. Hugues Allamargot beim Aufbau seiner Installation „Norma Jean Baker“ im Hangar-7.

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22.07.2008 16:38:32 Uhr


the red bulletin

helden

CIRCLE OF MEMORY

Lebenskreise Die Künstlerin Eleanor Coppola zelebriert in einer eigenwilligen ­Installation das Erinnern an liebe Verstorbene. Eleanor Coppola, 72, ist die Frau des Regisseurs Francis Ford Coppola. Die beiden hatten sich 1962 während der Dreharbeiten zu Coppolas Debütfilm „Dementia 13“ kennengelernt, wo Eleanor als Assistant Art Director beschäftigt war. Ein Jahr später heirateten sie. Das Paar hatte drei Kinder. Der ältere Sohn von Eleanor und Francis Ford, Gian-­ Carlo Coppola, starb 1986 mit 22 bei einem Speedboot-Unfall. Ende der neunziger Jahre folgte Eleanor Coppola einer Einladung der Schriftstellerin Jean McMann nach ­Irland. McMann untersuchte dort 5000 Jahre À la Hügelgrab. Eleanor Coppola im „Circle of Memory“. alte Hügelgräber. Coppola und ihre Freundin nahmen an einer Erinnerungszeremonie teil. Eleanor Coppola erzählt von einem „tiefen Gefühl, das mich erfüllte und an den Kreislauf alter, vergangener Lebenskreise anschloss. Ich fühlte mich verbunden mit allen Eltern, die wie ich ein Kind verlieren mussten.“ Sie entschloss sich, die tiefen Emotionen, die sie erfasst hatten, in ein Kunstprojekt umzumünzen: den „Circle of Memory“. Gemeinsam mit fünf Künstlern entwickelte Coppola eine Installa­ tion der Emotionen. Der „Circle of Memory“ ist in seiner Grundform den irischen Hügelgräbern nachempfunden. Die Wände sind aus Strohballen gebaut, der Eingangsschlauch wird von einem Vorhang aus Schweinedarm gegen die runde „Erinnerungskammer“ abgetrennt. Von der Decke rieselt aus zwei Dispensern Salz. Aus den Lautsprechern strömen Kinderstimmen, die in 14 Sprachen das Alphabet und Zahlenreihen aufsagen. Bilder von prähistorischen Grabsteinen komplettieren das Panorama. Die Ausstellung wurde bereits an zahlreichen Orten Amerikas gezeigt. Eleanor Coppola berichtet von durchwegs positiven Reaktionen, ja vom Wunsch zahlreicher Besucher, der „Circle of Memory“ möge als permanente Installation eingerichtet werden. Nur in Südfrankreich, wo der Circle in Montpellier gastierte, seien zu den innigen Erinnerungen der Besucher grobe Kommentare und erotische Kritzeleien in großer Zahl dazugekommen. „Aber das kränkt mich nicht“, meint Coppola, „so ist das Leben.“ Denn der Circle sei lebendig, verändere sich stetig. „Die Summe der Erinnerungen“, sagt Coppola, „die in diesem Raum abgerufen werden, definieren den Raum jeden Tag neu. Ich bin selbst überrascht, wie unterschiedlich sich ein Besuch im Circle of Memory an jedem neuen Tag anfühlt.“

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August 2008

ARme kunst. Hugues Allamargot arbeitete, bevor er selbst als Künstler in Erscheinung trat, als Assistent bei Mario Merz und Lawrence Weiner. Merz ist der wichtigste Vertreter der „Arte povera“, einer Kunstform, die sich auferlegt, mit wenigen einfachen Materialien auszukommen. Weiner wurde als Konzeptkünstler weltberühmt, seine Installationen sind rund um den Globus zu sehen, in Museen und im öffentlichen Raum. Hugues Allamargot ließ sich von den großen Fragen, die seine Lehrmeister aufwarfen („Muss der Künstler sein Kunstwerk selbst herstellen?“; „Muss ein Kunstwerk ausgeführt werden, um Kunst zu werden?“), nicht einschüchtern. Er blieb konsequent auf der Suche „nach jenem Ort in der Kunst, wo ich ich selbst sein wollte“. Er wusste, dass er nicht „art pour l’art“, Kunst um der Kunst willen, machen wollte, sondern Kunst, die gesellschaftliche Strömungen aufnehmen konnte. Seine Welt war voll von Symbolen, von „Archetypen“, die Hugues in seine Bilder, Objekte, Installationen zu übersetzen begann. Es ist eine Welt der Kindheit, der Filme, der Märchen, die Allamargot heraufbeschwört, um sie im selben Augenblick humorvoll und entschlossen zu brechen. In einer Ausstellung ließ er einen Schneemann platzieren, dessen Innenleben durch eine Kühlmaschine stets auf Temperatur gehalten wurde – ganz im Gegensatz zum Motiv der dahinschmelzenden Kinderfigur. Eine andere Installation sah die sieben Zwerge der Gebrüder Grimm im Gänsemarsch antreten – umgestaltet zu einer Riege von Superhelden, von Superman über Batman bis zu Captain America. „Ich will“, sagt Hugues Allamargot, „Kunst machen, die alle begreifen. Jeder soll meine Bilder und Objekte entschlüsseln können.“ Alle Projekte nehmen ihren Ursprung in der Zeichnung. In einer Umhängetasche trägt Hugues seinen Laptop und ein Skizzenbuch, in dem mit Pastellfarben die Umrisse neuer Ideen festgehalten werden. Doch mit der zweidimensionalen Umsetzung dieser Ideen gibt er sich nur selten zufrieden. „Die Malerei“, sagt der 39-Jährige, „ist erschöpft.“ „Grundsätzlich?“ „Für mich.“ Er greift in seine Umhängetasche und holt ein Automagazin heraus, das sich ausschließlich Supersportwagen widmet. „Das“, lacht Hugues, „ist meine Palette.“ Ferrarirot. Lamborghinigelb. Mercedesschwarz. In der „HangART-7“-Ausstellung hängt zum Beispiel eine Installation aus drei „gendarmenblauen“ Metallplatten, aus denen der Künstler die Konturen der Welt ausgefräst hat, um das Relief anschließend mit fünf Schüssen aus der Schrotflinte in ein Uni­ versum der Gefahren und Unsicherheiten zu verwandeln. Ein anderes Objekt heißt „Norma Jean Baker“ und zeigt eine der berühmtesten Szenen der Film­ geschichte. Wer erinnert sich nicht an Marilyn Mon-

bilder: helge kirchberger (2), Kim Komenich/San Francisco Chronicle/Corbis

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22.07.2008 16:38:37 Uhr


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August 2008

14.02.2008

15:27 Uhr

Seite 2

N AT Ü R L I C H . . .

Assai (Euterpe edulis)

Hibiskus (Hibiscus sabdariffa)

Birkenblätter (Betula pendula)

Brombeerblätter (Rubus fruticosus)

Holunderblüten (Sambucus nigra)

Koriander (Coriandrum sativum)

Löwenzahn (Taraxacum officinale)

Ringelblume (Calendula officinalis)

Wacholder (Juniperus communis)

HARMONISIEREND.

roe, wie sie in Billy Wilders „Das verflixte 7. Jahr“ über dem U-Bahn-Lüftungsschacht steht, aus dem ihr der Wind das weiße Kleid in die Höhe bläst? Hugues Allamargot hat aus der ikonischen Szene die Ikone Marilyn Monroe herausretuschiert. In seiner Interpretation weht bloß das weiße Kleid, die Monroe wird durch eine durchsichtige Kleiderbüste ersetzt. Es bleibt der nackte Name, den sie trug, bevor sie zum Weltstar aufstieg. Hugues kriecht am Boden herum, um den Ventilator zum Laufen zu bringen. Norma Jeans Kleid soll endlich flattern. Der Künstler kann übrigens auch in Bauchlage lachen. „Ob Kino, ob Sport, ob die Welt der großen Marken, die Ikonen, die Archetypen, das Fernsehen: alles beeinflusst meine Kunst.“ „Was macht einen aktuellen Künstler aus?“ „Er muss durch die Hölle der Theorie gehen, um seine Stimme zu finden.“ „Und dann?“ „Sobald ein Künstler seine Stimme gefunden hat, soll er sich amüsieren.“ „Haben Sie Ihre Stimme gefunden?“ „Seit zwei Jahren amüsiere ich mich.“ ♉

www.carpediem.com

„Alles beeinflusst meine Kunst.“ Im Hangar-7 zu sehen: eine mit dem Autoschlüssel geritzte Liebeserklärung (o.), die Installation „in situ“ (u.).

DES TRINKENS REICHER SINN. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Botanik an der Universität Wien wurden 9 Kräuter und Pflanzen ausgewählt, deren harmonisierende Wirkung seit Jahrhunderten bekannt ist: Birkenblätter, Holunderblüten und Brombeerblätter wirken reinigend, Koriander, Löwenzahn, Wacholder und Ringelblume unterstützen den Stoffwechsel, Assai und Hibiskus enthalten wertvolle Antioxidantien. Dieser einzigartige Pflanzenmix und Wasser aus den Alpen machen Botanic Water Harmonisierend zu einem 100% natürlichen Trinkgenuss.

hangart-7: 17 positionen junger französischer Malerei,   noch bis 31. august 2008, hangar-7, Salzburg   www.hangar-7.com

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HELDENTAT

DICK FOSBURY

AUGUST 2008

überzeugte zuerst

seine Trainer und besiegte dann die Schwerkraft. Der Rest war ein Kinderspiel: ein Hochsprung zu Olympiagold und die Landung in den Geschichtsbüchern.

NAME Richard Douglas Fosbury SPITZNAME Dick GEBURTSDATUM/-ORT 6. März 1947, Portland, Oregon WOHNORT Ketchum, Idaho BERUF Vermessungsingenieur SPORTLICHE ERFOLGE Hochsprung-Olympiasieg 1968 (2,24 Meter); einziger Sportler, der einem Stil in einer Disziplin seinen Namen gegeben hat WAS ER GERNE ERREICHT HÄTTE Den Weltrekord: In Mexiko scheiterte er an der Rekordmarke von 2,28 m UND HEUTE? Er engagierte sich für die Special Olympics; seit Oktober 2007 Präsident der World Olympians Association (WOA)

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DIE FLOP-SHOW. Hätte zwei Tage vor ihm nicht Bob war das erst recht eine Sackgasse, bis ihm während Beamon diese unwirklichen 8,90 Meter in den Sand eines Meetings die Erleuchtung zuteil wurde. Er der Weitsprunggrube gesetzt, wäre Dick Fosbury lupfte über der Latte die Hüften, senkte gleichzeitig bei den Olympischen Sommerspielen in Mexico City die Schultern – und verbesserte seine Bestleistung noch berühmter geworden. Trotzdem: Die Show für an diesem Tag um 17 Zentimeter. die Zuschauer im Stadion war an diesem 20. Oktober Exakt gesehen war das noch kein Flop, sondern 1968 unüberbietbar. Denn da unten gab es einen im ein umgedrehter Straddle: Fosbury lag parallel zur Feld der weltbesten HochsprinLatte, aber mit dem Rücken zu ger, der sich wesentlich von seiihr anstatt mit dem Gesicht. In nen Konkurrenten unterschied. den nächsten Jahren verfeinerZum einen, weil er bis zu 2,22 te der angehende VermessungsMeter jede Höhe im ersten Veringenieur seine revolutionäre such meisterte und dann mit Variante mit viel technischem 2,24 Meter Gold gewann. Zum Verständnis, perfektionierte anderen, weil er dies auf eine Absprung, Schulterrotation und noch nie gesehene, fast kuriose Anlauftempo. (Beim Straddle Weise tat, per „Fosbury Flop“. sind Absprungkraft, BeweglichAm Ende des Anlaufs drehte keit und Koordination gefragt, Fosbury der Latte im Moment beim Flop kommt der Faktor des Absprungs den Rücken zu, Schnelligkeit dazu.) stieß sich mit dem weiter von Die Konkurrenten beachteder Latte entfernten Bein ab und ten Fosbury nicht, obwohl er 20. Oktober 1968. Der US-Student Dick Fosbury „floppt“ in Mexico City zu olympischem Gold. segelte in einer Art unvollstänmit Eintritt ins College bereits digem Rückwärtssalto über die zwei Meter gesprungen war, Latte. Einen Moment lang hing er dabei in der Luft wie 1968 die US-Studentenmeisterschaft gewonnen und eine Schlenkerpuppe für Kinder, ehe die Beine nachsich mit Höhen von 2,18 und später 2,21 Meter für schnappten und Fosbury auf der Schaumgummimatte die Olympischen Spiele in Mexiko qualifiziert hatte. landete. Das übrige Starterfeld hievte sich im WälzDamit war Fosbury unter den besten zehn der Welt. sprung, dem „Straddle“, über die Latte, der Körper Nach den Spielen wechselte die Hochsprungwelt parallel zu dieser. Sehr smart, doch ab dem Moment, nahezu geschlossen zum Flop. Fosbury hingegen bewo Fosbury auftrat, war die ganze Eleganz dahin. endete seine sportliche Karriere: Er war mit seiner Auch Nichtfachleuten unter den Zuschauern war plötzlichen Popularität überfordert und kehrte zuklar: Fosbury hatte die Physik auf seiner Seite. Beim rück auf die Universität. Hochsprung geht es ja um schiere Effizienz: maxiWarum eigentlich „Flop“ (Plumps)? Zuerst hatte male Höhe bei minimalem Energieaufwand. Beim Techniker Fosbury seinen Stil „back layout“ genannt, Straddle muss der gesamte Körper (und damit auch das klang präzise. Im Gespräch mit Journalisten stellder Schwerpunkt) in einem Moment die zu überquete er jedoch fest, dass die enttäuscht waren von dierende Höhe erreichen. Beim Flop schwebt nur ein sem Terminus technicus. Und er erinnerte sich an den Teil über der Latte: Der Körper bildet einen Bogen, Blindtext unter einem Foto, das ihn springend zeigte: der Schwerpunkt bleibt deutlich unter der Latte. „Fosbury flops over the bar“. Der Name Flop gefällt Fosbury hatte diesen Stil aus einer Not heraus Fosbury noch immer, „weil er auch etwas Negatives entwickelt. Als Highschool-Athlet setzte er noch auf in sich trägt, eine gewisse Ironie. Man schwänzelt den Scherensprung, bei dem man quasi sitzend die wie ein Fisch am Haken über die Latte, wirft sich in Latte überwindet: Weil er groß war (1,93 m), ereine Pfütze – und gewinnt dennoch. Das ist reine reichte er mit dieser antiquierten Technik immerhin Poesie! Ich bin stolz darauf, dass mir so ein geist1,63 Meter. Fosburys damaliger Trainer hielt den reicher Name eingefallen ist.“ ♉ Scherensprung aber für eine Sackgasse. Er zwang XXIX. OLYMPISCHE SOMMERSPIELE: 8. BIS 24. AUGUST 2008, PEKING, CHINA; WWW.BEIJING2008.CN Dick, auf den Straddle umzusteigen. Für Fosbury

BILD: HERB SCHARFMAN/SPORTS ILLUSTRATED/GETTY IMAGES

TEXT ROBERT SPERL

22.07.2008 16:10:55 Uhr


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BILD: MICHAEL ROUGIER/TIME LIFE PICTURES/GETTY IMAGES

FOSBURY FLOP. Heute der gebräuchlichste Hochsprungstil der Welt. Nach seiner Premiere bei den Olympischen Spielen 1968 warnten Leichtathletiktrainer vor ihm: „Ganze Generationen von Athleten werden sich das Genick brechen, wenn sie so springen.“

22.07.2008 16:11:01 Uhr


DOSSIER Wendelin Ortner

Markus Kröll

RED BULL

DOLOMITEN M Berglauf, Paragleiten, Wildwasserpaddeln, Mountainbiken: Jede der Einzeldisziplinen des Red Bull

Dolomitenmanns ist bereits für sich eine Tortur. Da es sich um einen Teambewerb handelt, ist Aufgeben schlichtweg unmöglich: Seine Mannschaftskollegen lässt man nicht hängen.

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TEXT USCHI KORDA, ROBERT SPERL

23.07.2008 10:22:40 Uhr


49

Stefan Mattersberger

n mann 2008 wie es begann

Welche Ironie: Das härteste Outdoor-Teammatch hat einer erfunden, den man spöttisch Zwischenzeitweltmeister rief. Seite 50

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die top 20

Vom Olympiasieger bis zur Mutter eines Paragleiters. Plus: die besten Hoppalas, Irrtümer und Nachahmer. Seite 50

aus 2 mach 1

Kabarettist Alf Poier und Berglauf-Ass Markus Kröll haben mehr gemeinsam, als sie gedacht hätten. Seite 58

bilder: martin lugger, jörg mitter, bernhard spöttel (2) für red bull photofiles

Schorschi Schauf

wer, was, wann

Auch Zuschauen kann anstrengen. Vorausgesetzt, man ist gewillt, etwas Schweiß zu investieren. Seite 61

23.07.2008 10:22:48 Uhr


bild: stefan mayr

dossier

Dolomitenmann-Erfinder Werner Grissmann. Am schönsten ist es, den anderen beim Leiden zuzusehen.

21 Jahre red bull Dolomitenmann

wie alles begann

1988 war er ein Traum, heute ist er ein Klassiker. In Sportlerkreisen wird der Mannschaftsbewerb respektvoll als inoffizielle WM des Extremsports gehandelt. „Steh auf, i muss dir was erzählen!“ Mit diesen Worten schreckte Werner Grissmann seine Ehefrau Sandra mitten in einer Vollmondnacht im März 1988 aus dem Tiefschlaf. Der Ex-Skirennläufer war selbst gerade aus einem wunderbaren Traum erwacht. Wie beim Ironman sah er darin ein paar Wahnsinnige extremsporteln. Allerdings nicht als Solisten, sondern im Team, das je einen Bergläufer, Para­gleiter, Wildwasserpaddler und Radfahrer zusammenspannen sollte. Und das nicht irgendwo, sondern vor „Grizzlys“ Haustür, in den Lienzer Dolomiten. Grissmann wurde während seiner aktiven Zeit zwar als „Zwischenzeitweltmeister“ belächelt, doch wenn sich der Osttiroler etwas in den Kopf setzt, läuft nicht nur der Schmäh. Kräftiges Zupacken also, samt dem Begeistern von Freunden und potentiellen Sponsoren für seine Idee. Grissmann funk­ tionierte sein Privathaus zur Organi­ sationszentrale um, von wo aus die insgesamt 500 Mitarbeiter gelenkt

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werden (zwanzig davon bilden um Sandra Grissmann den harten Kern). Anfangs lachte man, als Grissmann den Red Bull Dolomitenmann als das härteste Match unter der Sonne ankündigte. Die selektiven Strecken ließen jedoch eine spezielle Mundpropaganda entstehen. Auch der Umstand, dass der Bewerb nie abgesagt wurde – selbst bei Schnee und Hochwasser nicht –, machte das Rennen zum Must unter den Extremsportlern. Diese wurden im Lauf der Jahre ­immer professioneller. Früher musste das halbe Starterfeld in der Nacht vor den Rennen in den Bars zusammen­ geklaubt werden. Am längsten vor dem Bewerb geistern nun die Paddler durch das Nachtleben, die sind bekannt für ihre „Aushaltigkeit“. Eines hat sich in all den Jahren jedoch nicht geändert: Frauen sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Werner Grissmann: „Für sie ist die Strecke zu schwierig. Außerdem müssten wir sonst den Namen ändern.“

top

20

Unsere Hitliste aus

zwanzig Jahren Red

Bull Dolomitenmann. Ja, sie ist unfair, schließlich ist jeder Starter ein Held.

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51

DISTANZ: 12 KM, BESTZEIT: 1:21:38 STD., HÖHENUNTERSCHIED 1700 M

BERGLAUF

Der fünffache Berglauf-Weltmeister Jonathan Wyatt (Nummer 1) startete 2004 und 2005 beim Red Bull Dolomitenmann. Im zweiten Rennen stellte er einen Streckenrekord auf, an dem sich auch die Gämsen noch die Zähne ausbeißen werden.

20.

BILDER: THOMAS GUGGENBERGER, BERNHARD SPÖTTEL/RED BULL PHOTOFILES, RED BULL DOLOMITENMANN

Ein famoser Start-Ziel-Sieg (zumindest eine Art davon) gelingt 1993 GERHARD ZADROBILEK: erster Start beim Dolomitenmann, Sieg in der Mountainbike-Einzelwertung, Sieg in der Gesamtwertung. Der jüngste Sieger der ÖsterreichRadrundfahrt (1981) hat al-

Gerhard Zadrobilek trat 1993 beim Red Bull Dolomitenmann an, gewann und verzichtete dankend auf weitere Starts.

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lerdings Erfahrung in Einmaligkeiten: Zadrobilek war der erste Radprofi, der sowohl auf der Straße als auch mit dem Mountainbike ein Weltcuprennen gewinnen konnte.

19.

Die Skilangläufer CHRISTIAN HOFFMANN und WLADIMIR SMIRNOW (beide starteten im Berglauf) sind die bislang einzigen Olympiasieger, die beim Red Bull Dolomitenmann aktiv dabei waren. Aber beileibe nicht die einzigen „Fremdgänger“: So meisterten bislang auch Skispringer Andreas Goldberger, Eisschnellläufer Michael Hadschieff und der Weltmeister im Eisklettern, Will Gadd (USA), den Berglauf.

18.

Nur am Start sahen die Konkurrenten den besten Berg-

läufer der Welt, JONATHAN der 2004 und 2005 in Lienz dabei war. Obwohl körperlich eher unauffällig, zermürbte Wyatt – der in seiner neuseeländischen Heimat den Status eines Volkshelden genießt – seine Gegner mit unglaublichem Speed und boshaften Tempowechseln. Im ersten Jahr hinterließ er WYATT,

auch Organisator Werner Grissmann (den ein Helikopter ans Berglaufziel transportiert hatte) schmähstad, als dieser Wyatts erste Frage auf dem Gipfel hörte: „Wo geht’s denn da weiter?“

16.

Der Red Bull Dolomitenmann ist ein Teambewerb. Nicht

17. SKULPTUR FÜR DIE ECHTEN MÄNNER Die Tradition will es so: Nur die jeweiligen Einzelsieger dürfen sich „Dolomitenmänner“ nennen. Die besten Mannschaften werden mit Geldpreisen belohnt (insgesamt 15.000 Euro). Die jeweils Schnellsten in den Einzeldisziplinen hingegen belohnt eine Skulptur des Osttiroler Künstlers Jos Pirkner. Wert: zirka 5000 Euro. Nur ein Sportler hat übrigens alle vier Skulpturen – Pirkner kreierte für jede Disziplin ein anderes Motiv – zu Hause: der siebenfache Sieger im Paragleiten, Wendelin Ortner, hat sie sich im Lauf der Jahre geschickt zusammengetauscht.

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dossier

Paragleiten

1. Ziel: Moosalm, 2. Ziel: Leisach Bestzeit: 33:16 min, Höhenunterschied: 1900 M

Nimm deinen Schirm und renn. Nicht „nur“ durch die Lüfte schweben dürfen die Paragleiter beim Red Bull Dolomitenmann: Nach einer Zwischenlandung auf der Moosalm müssen sie ihren 15-Kilo-Schirm 200 Höhenmeter bergauf schleppen, ehe sie weiter ins Tal fliegen dürfen.

disquali­fiziert werden.1996 scheiterte der Kroate Davorin Safaric (in diesem Jahr gab es wegen Schlechtwetter kein Paragleiten) – er gelangte erst nach dem Abbau der Zeitnehmung auf den Lienzer Hauptplatz.

14.

Die Paragleiter sind beim Red Bull Dolomitenmann – obwohl ohnehin bereits höchst spektakulär unter-

15. Ein GruSS in die Küche Für die Ehrengäste schwang sogar schon Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann den Löffel. Die Sportler brauchen auch deftigere Kost. Die Spaghetti-Party im Lienzer Altstadthotel Eck am Vorabend des Rennens ist die letzte Chance, die Vorratsspeicher aufzufüllen. Die 440 zugelassenen Starter verdrücken dabei 100 Kilo Spaghetti, 100 Liter Sugo, 30 Kilo Krautfleckerl, je 30 Kilo Kraut-, Gurken-, Tomaten- und Kartoffelsalat, 80 Häuptel Salat, 12 Kilo

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Parmesan, 50 Meter Strudel und je 20 Liter Himbeer- und Vanillesauce. Als ­Sättigungsbeilage gibt’s 100 Laib Brot. Macht insgesamt pro Mann 2000 Kalo­ rien. So mancher liebt es deftiger: So verspeiste 1996 Bergläufer Helmut Schmuck am Vorabend Schweinsbraten und Knödel – und gewann trotzdem.

13. Die Kunst beim Berglauf ist ganz einfach: Geh an dein Limit, aber ja nicht darüber. Andreas Goldberger, Ex-Skispringer und Hobby-Bergläufer wegs – stets für zusätzliche Showeinlagen gut. 2004 steuerten zwei Paragleiter ihre Fluggeräte beinahe synchron ins Liftseil auf der Moosalm. Die Athleten blieben unverletzt, das Publikum hatte seine Gaudi. Unsere absolute Heldin hat nur indirekt mit dem Fliegen zu tun. 1999 rammte der Deutsche Bernhard Mangold bei der Landung eine Fußgängerin und verletzte sie dabei. Es war ausgerechnet die Mutter des Gleitschirmfliegers und siebenfachen Dolomitenmanns

Wendelin Ortner, Maria Ortner vulgo Troger, die auf das Attentat jedoch verständnisvoll ­reagierte: „Des kann ja woll passieren …“

12.

Viele Sportgrößen tun sich den Dolomitenmann erst nach ihrer aktiven Zeit an (etwa der dreimalige Sieger der Österreich-Radrundfahrt, Rudi Mitteregger). Skilangläufer Alois Stadlober kommt vor seinem 1999er-StaffelWM-Titel: 1991 wird er mit Hansjörg Bachmayr, Peter

bild: red bull photofiles

nur, weil die Strapazen für ­einen allein zu groß wären, auch aus Sicherheitsgründen: Nach dem Berglauf einen erschöpften Athleten mit dem Paragleiter loszuschicken wäre ein Risiko. Zwei Sportler haben den Dolo jedoch bereits solo gemeistert: 1991 kam der Tiroler Thomas Fahringer mit zwei Stunden Rückstand auf die Besten ins Ziel, musste aber wegen diverser Torfehler beim Paddeln

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Bergab beim Bergauf. Triathlet Sepp Resnik fühlte sich bei seiner Berglaufpremiere alles andere als wohl.

Unglücksraben

Manchmal hast ein pech! Pleiten, Pech und Pannen gab es jede Menge in den letzten 20 Jahren. Wenn man den Sieg bereits vor Augen hat, tut ein Materialschaden am Gerät am meisten weh. Winkler und Manfred Kornelson Gesamtsieger.

11.

bilder: thomas guggenberger, jörg mitter/red bull photofiles

Trickreich überredete Organisator Werner Grissmann den x-fachen Biathlon-Olympiasieger und Weltmeister Ricco GroSS zum Start. Der Deutsche verlor auf dem Golfplatz

Lustig ist anders. Ex-Biathlet Ricco Groß wird sich in Zukunft das Wetten auf dem Golfplatz verkneifen.

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Selber schuld an seinem Schicksal war bei seiner Dolomitenmann-Premiere 1988 Ironman Sepp Resnik. Der als harter Hund bekannte Triathlet verwechselte den Bewerb vor dem Start offenbar mit einem lockeren Spaziergang. Während sich die Konkurrenz mit Müsli und Stretching auf das Rennen vorbereitete, genehmigte sich Resnik ein üppiges Frühstück samt Eiern und Speck. Schwere Kost, die ihm auf der Strecke wieder hochkam. Und der gezeichnete Vorzeigeathlet kam mit Müh und Not und 44 Minuten Rückstand als Vorletzter ins Ziel. Der Erste, den es dann ganz schmerzhaft traf, war 1989 der österreichische Radrennprofi Peter Lammer. Er schaffte die Strecke auf den Berg in Bestzeit und hatte den Sieg schon vor Augen. Am Weg hinunter durchs Gelände aber brach sein Rad, Lammer musste aufgeben. Glück im Unglück hatte 1993 der Paraglider Wolfgang Retter. Er blieb nach dem Start mit seinem Schirm in

einer Felswand hängen, aus der er gerade noch rechtzeitig vor einem bösen Absturz geborgen werden konnte. Retter kam mit einem Oberarmbruch relativ glimpflich davon, der Flugwettbewerb musste aber aufgrund dieses Zwischenfalls abgebrochen werden. Eine sichere Bank auf den Sieg im Kajak war 2003 Paul Ratcliffe . Immerhin hatte der Brite drei Jahre zuvor eine Silbermedaille von den Olympischen Spielen in Sydney nach Hause gebracht. Doch mitten auf der Drau brach das Paddel, Ratcliffe musste den Rest der Strecke mit einem Stummel bewältigen. Die Sensation: Im Ziel hatte Ratcliffe auf den schnellsten Wildwasserpaddler nur zwei Minuten verloren. Vom Pech der Serie regelrecht verfolgt schienen drei Jahre lang die tsche­ chischen Teams. 2000 bis 2002 lagen die Sportler bis zum Mountainbiken jeweils in Führung. Dann fielen sie regelmäßig wegen Bike-Defekten aus. Erst 2003 brachten sie endlich den Gesamtsieg nach Hause.

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bild: thomas guggenberger

dossier

Berglauf extrem. 1997 mussten die Läufer – hier Sieger Helmut Schmuck – auf den Hochstadl (2681 Meter).

Fauxpas

fünfmal Hoppla! Die gute Organisation ist bei so einem Großevent die eine Sache. Den Durch- und Überblick zu behalten aber eine ganz andere. Von Irrtümern und anderen Kalamitäten. Bei der Premiere 1988 musste Orga­ nisator Werner Grissmann zwar noch Promis wie den nordischen Kombinie­ rer Klaus Sulzenbacher oder PaddelWeltmeister Jochen Stelzer zum Mit­ machen überreden, aber sonst lief bis zum Paragleiten alles glatt. Leider wur­ de bei der Organisation übersehen, dass an diesem Tag in Lienz noch an­ dere Veranstaltungen angesagt waren. Eine Feldmesse zum Beispiel, die aus­ gerechnet am Landeplatz der Paraglei­ ter abgehalten wurde. Die überrasch­ ten Athleten landeten teilweise auf den Dächern der parkenden Autos, verletzt wurde aber gottlob niemand. Einige Jahre später, 1993, reiste der Olympiazweite im Wildwasserpaddeln, Norbert Sattler, irrtümlich mit einem um zwölf Zentimeter zu langen Boot an. Kampfrichter Dr. Gert Koban – im nor­ malen Leben Zahnarzt und weniger un­ erbittlich – blieb stur, also besorgte sich Sattler eine Säge, schnitt einfach das Hinterteil des Boots ab und ver­ klebte das Loch mit Tape.

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1990 flatterten dem Kanuten Hans­ jörg Mayr die Nerven. Um dem Klippen­ start – Sprung samt Boot aus sieben Meter Höhe ins Wasser – zu entgehen, schmiss er zuerst das Boot ins Wasser und sprang dann hinterher. Zeitverlust auf den Sieger: vier Minuten. Mit viel Vorschusslorbeeren startete 1993 Michael Korner, Treppenläufer und Liedermacher, in den Berglauf. Im Jahr zuvor hatte Korner den Donau­ turmlauf in knapp vier Minuten gewon­ nen. Doch die Dolomiten sind ein an­ deres Kaliber: Korner musste bereits nach dem ersten Steilstück aufgeben. Welcher Teufel ihn 1997 geritten hatte, kann Werner Grissmann heute nicht mehr sagen. Tatsache ist, dass er damals die Bergläufer auf den Hochstadl (2681 Meter) schickte. Der Weg auf den Gipfel ist kein solcher, sondern ein Klettersteig, inklusive ­Seilen und Leitern. Eine Schnapsidee auch für die Paragleiter, die kaum Platz zum Starten hatten, weshalb der Hochstadl eine Einmaligkeit blieb.

eine Wette und „gewann“ ­damit einen Berglauf. Wett­ schulden sind Ehrenschulden: Obwohl angesichts den tech­ nischen Daten der Strecke ein wenig kleinlaut, kofferte Groß 2007 auf das Küh­ bodentörl.

10.

Der heldenhafteste Vierer im Lauf der Jahre? Sicher das letztjährige Red Bull-Team. Bergläufer Markus Kröll star­ tete trotz gerissener Seiten­ bänder im Knöchel. Wild­ wasserpaddler Harald Hudetz hatte nach einem Trainings­ unfall ebenfalls einen lädier­ ten Knöchel, den nur das Tape zusammenhielt. Moun­ tainbiker Roland Stauder star­ tete trotz Fieber. Skurril: Der einzige Gesunde im Team, Pa­ ragleiter Wendelin Ortner , war zur Untätigkeit verurteilt: Zu heftiger Wind ver­hinderte

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distanz: 6 km, Bestzeit: 25:40 min Parcours: 32 Tore, 1 Eskimorolle, 1 regattateil

Kajak

Zu Land und zu Wasser. Was die Wildwassersektion so knifflig macht, ist die Garnitur: Eigentlich ist die Reise durch weiße Wasser eine Regatta, doch gilt es auch eine Flussquerung (ohne Boot), einen schwierigen Startsprung (aus sieben Meter Höhe), Tordurchfahrten, eine Pflicht-Eskimorolle und diverse Tragepassagen zu überstehen.

das Abheben der P ­ aragleiter. Toll: Das Lazarett belegte in der Endwertung Rang vier, 5:57 Minuten hinter dem Siegerteam „Kleine Zeitung“.

bilder: denis balibouse/red bull photofiles, martina holzer/presseagentur osttirol; illustration: sascha bierl

9.

Kern des Red Bull Dolomitenmanns ist die Show der Athleten, doch die Bühnenshow danach hat auch längst Welt-

klasseformat. 1997 etwa heizte die brasilianische Sambatruppe Brilha Brasil den Gästen ein. Das bisherige Highlight war sicher der Auftritt Hubert von Goiserns im Vorjahr, der auf dem Lienzer Hauptplatz einen Engpass an freien Balkonen entstehen ließ. HvG bewundert die Dolomitenmänner, er selber hat allerdings seit seiner Jugend ein Sporttrauma: Sein Bruder konnte immer alles besser – sogar in Gummistiefeln lief er Hubert davon.

8.

Der Rahmen passt in Lienz ebenfalls. Im Vorjahr füllte das Konzert von Hubert von Goisern den Stadtplatz.

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Was den Red Bull Dolomitenmann so erfolgreich macht, ist nicht nur die Mundpropaganda der ehemaligen Starter, sondern auch ein ausgeklügeltes Reglement. Grundsätzlich gilt: Wer sich zuerst anmeldet, ist dabei. Doch dann gibt’s da noch eine schlaue

Punkteregelung: Die ersten fünfzig jedes Einzelbewerbs sind in den Punkterängen – der Sieger bekommt fünfzig, der Fünfzigste einen Punkt. Für die Nachkommenden gibt es Minuspunkte: Je weiter hinten sie sich platzieren, desto mehr. Bei der Nennung im nächsten Jahr werden die Gesamtpunkte des Teams errechnet und berücksichtigt.

Wer eine gewisse Punktezahl überschreitet, rückt in die Profiklasse auf. Jedes Jahr haben auch Newcomer die Chance, am Bewerb teilzunehmen: Frisches Blut ist schließlich wichtig.

6.

Ein würdiger Vertreter unter unseren Top Twenty ist die ­ egend rund um Lienz : Sie bilG

7. Das rauf und runter 3300 Höhenmeter, 50 Kilometer, dreieinhalb Stunden. Der Schmerz ist aufgeteilt auf Bergläufer (gelb), Paragleiter (grün), Wildwasserpaddler (blau) und Mountainbiker (rot). Übrigens: Das Dach der Tortur liegt auf exakt 2441 Meter Seehöhe. 2500 2300 2100 1900 1700 1500 1300 1100 900 700 12

21

27

50 KILOMETER

23.07.2008 10:23:29 Uhr


dossier

distanz: 23 km, Bestzeit: 1:25:13 Std., höhenunterschied: 1400 m

mountainbike

Der letzte Akt. Beim Mountainbikerennen, der Abschlussdisziplin des Red Bull Dolomitenmanns, geht es oft wörtlich ums Rennen mit dem geschulterten Radl. Dafür weckt die Bergabpassage über die Skiabfahrt H2000 dann bei manchen Konkurrenten Erinnerungen an die dort ausgetragenen alpinen Bewerbe.

ner Grissmann, nennt diesen Spielplatz stolz „das größte Stadion der Welt“. Es ist auch das fescheste.

4.

Der zweifache Sieger der Österreich-Radrundfahrt, Gerrit Glomser , startete beim Red Bull Dolomitenmann 2006 erstmals bei einem Mountainbikerennen. Ans Gerät gewöhnte er sich ganz „Dololike“: Er radelte von Inns-

Wenn der Red Bull Dolomitenmann zu Ende ist, beginnt die Arbeit für den nächsten. Das Kommando führt Sandra Grissmann.

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bruck aus via Südtirol nach Lienz. Glomser zeigte Talent: Platz drei, nur 3:13 Minuten hinter dem Schnellsten Hannes Pallhuber.

2.

5. Freiwillige vor! Frauen mag die Teilnahme am Red Bull Dolomitenmann verwehrt sein, aber ohne seine Gattin Sandra wäre Dolo-Erfinder Werner Grissmann aufgeschmissen. Unter ihrer Leitung schupft eine Kerntruppe von 20 Mitarbeitern (insgesamt sind es 500) die Show. Vom Erstellen der Zeitpläne bis zum Einladen der Promis für die

3. Die Strecke ist schwierig genug. Auch die Streif wird nicht verändert und ist ein Klassiker. Werner Grissmann, Dolomitenmann-Erfinder

Side Events: Das Grissmann’sche Privathaus verwandelt sich speziell in den letzten Tagen vor dem Start in ein Nervenzentrum, in dem diese oft blank liegen. Besonders wenn Schlechtwetter angesagt ist. Sandras Gegenmittel, erprobt beim Hochwasser 1998: „Schnaps, damit die Leute nicht merken, was los ist.“

Was zeichnet einen echten Dolomitenmann aus? Richtig: Er wird nicht müde. Selbst wenn alle denken, er sei jetzt reif für ein Päuschen, legt er noch ein Schäuferl nach. So wie Snowboard-Ex-Weltmeister Heli Pramstaller: Der Ost­ tiroler belegte 2003 mit den Snow Bulls in der Gesamt-

wertung Platz 16 und kam als Paddler unter die Top Fifty. Weil er in der Nähe vom Wildwasserziel wohnt, setzte er sich hinterher gleich noch einmal ins Boot und paddelte nach Hause. Hut ab!

1.

Sieben Mal hat der Südtiroler Mountainbiker Roland Stauder sich bereits die Red Bull Dolomitenmann-Trophäe geschnappt: Damit führen er und Paragleiter Wendelin Ortner souverän nach Einzelsiegen. Die beiden würden in

bild: balazsgardi.com/red bull photofiles

det eine natürliche Arena für den Red Bull Dolomitenmann, die man nicht besser hätte erfinden können. Die Berge der Lienzer Dolomiten zum Raufrennen und Runterfliegen, die wilden Wasser der Isel und der Drau für den Paddelbewerb und schließlich noch ein etwas harmloserer Berg namens Hochstein für die Mountainbiker (aber immer noch wild genug). Der Erfinder des Bewerbs, Wer-

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Red Bull Jungfrau-Stafette. Die einzige Kopie des Red Bull Dolomitenmanns, die schon vorher da war.

Auch nicht schlecht

Fünf extreme Klone Das härteste Rennen unter der Sonne hatte viele Nachahmer. Nur zwei haben genügend Kondition zu echter Konkurrenz.

bilder: sebastian derungs/red bull photofiles, Markus KuČera/red bulletin

der Statistik noch weiter vorn liegen, hätte man Paragleiten nicht schon etliche Male ­wegen zu starken Windes ­absagen müssen und wäre Stauder nicht im letzten Jahr aufgrund einer Grippe arg ge­ schwächt Richtung Hochstein­ kreuz g­ estrampelt. Egal: An diese beiden Helden kommt so bald keiner heran. ♉

Wasser in den Augen, aber trotzdem Kraft in den Wadeln: Roland Stauder nach seinem Fieber-Ritt im letzten Jahr.

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Jungfrau-Stafette. Eigentlich ein Vorläufer, jedoch nicht in klar umrissenem Gelände, sondern über die gesamte Schweiz verteilt. Premiere 1931, 1939 eingestellt und 2007 mit Hilfe von Red Bull wiederbelebt. In 13 Etappen geht es von Zürich nach Zürich, und zwar zu Fuß, per Fahrrad, Motorrad, Flugzeug und Gleitschirm. Zwischendurch eingestreut sind eine Skiabfahrt und ein Gletscherlauf. Pure Tasmania Challenge. Auch nicht ohne, der von Formel-1-Pilot Mark Webber initiierte Wettbewerb auf der australischen Insel Tasmanien. 250 ­Kilometer werden im Kajak, per Mountainbike und laufend zurückgelegt, allerdings solo. Zusätzliche Erschwernis: das ungehobelte Wetter. RED BULL Cape Town Man. 2005 fand in Kapstadt der bislang größte Extremsport-Event Afrikas statt. Dabei hatten die Bergläufer zwar „nur“ 1080 Höhenmeter zu überwinden, das aber bei 32 Grad Hitze. Extrem auch die Mountainbikestrecke, die zunächst durch dich-

ten Stadtverkehr führte, da die Straßen nicht gesperrt wurden. Beim anschließenden Paragleiten erschwerten die Windverhältnisse über dem Meer das Rennen. Weswegen der Kitesurf-Bewerb dann überhaupt abgesagt wurde. Der Cape Town Man liegt im Moment auf Eis, ebenso wie: RED BULL Divide and Conquer. Wurde 2004/05 in Südwest-Colorado aus­ getragen. Die zähesten US-Athleten maßen sich im Berglauf, Kajakfahren, Paragleiten und Mountainbiken. Dem Siegerteam winkte neben dem Preisgeld die Teilnahme am Dolomitenmann. Giants of Vulcano. In Italien probierte man 2002 eine Art Dolomitenmann auf der Äolischen Insel Vulcano vor Sizilien. Es gewann das Team Markus Kröll (Berglauf), Wendelin Ortner (Paragleiten), Hannes Brandstetter (Kanu) und Roland Stauder (Mountainbike), allesamt erprobte Dolomitenmänner. Womit bewiesen ist: Es ist schwierig, Reiz und Schmerz des OriginalDolomitenmanns zu erreichen.

23.07.2008 10:23:42 Uhr


dossier

jetzt aber gscheit! Extrem-Entertainer trifft Extrem-Bergläufer. Noch bevor jemand „Na und?“ sagen kann, geht’s über Stock und Stein durch verblüffende Gemeinsamkeiten. Inklusive Schwammerlsuchen als der natürlichsten Form, ein Spitzenläufer zu werden.

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Es plaudern miteinander Alf Poier und Markus Kröll

22.07.2008 16:13:37 Uhr


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E

bilder: philipp horak

in gemütliches Bauernhaus in einem Dorf nahe St. Pölten. Am Jogltisch sitzen zwei, die nicht gut sind im Stillsitzen. Draußen Sommer, drinnen, dank dicker Mauern, angenehme Kühle. Viele von Alf Poier gemalte, bunte Bilder an den Wänden. Gast Markus Kröll hat einen selbstbemalten Sessel mitgebracht und seine Laufschuhe, und dann geht’s los, ohne Aufwärmen.

Alf Poier: Bei mir war es so: Je steiler, desto besser war ich. Ich mag heute noch nicht flach laufen. Markus Kröll: Mir geht’s auch so. Obwohl: Du musst im Flachen auch schnell sein, den Halbmarathon in 1:07, 1:08, sonst bist du international chancenlos. Poier: Wie ich angefangen habe, habe ich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Ich bin mit den Wollstutzen gekommen. Und vor dem Hambaum-Berglauf habe ich im Auto auf den Vorder­ sitzen übernachtet, weil ich mir kein Hotel leisten konnte. Am nächsten Tag habe ich den Florian Stern geschlagen, der war damals einer der Besten. Kröll: Der Stern war der Erste, vor dem ich Respekt gehabt habe. Poier: Ich habe mit Laufen zwar nichts verdient, aber ich habe mir damit viel Geld erspart, nämlich das für die Psychotherapeuten. Als ich noch ein Kind war, hat’s immer geheißen: „Du bist zu klein, zu dünn, zu schwach.“ Mich hat beim Fußball nie wer gewählt. Doch da war ein Mädchen, auf die bin ich seit der Volksschule g’standen, die Claudia, und es gab ein Rennen in der Schule. Ich habe mir gedacht: „Wenn sie zuschaut … ich lauf halt so schnell, wie es geht.“ Und dann habe ich gewonnen. Kröll: Wie alt warst du da? poier: Fünfzehn, sechzehn. Ich war selber überrascht, ich habe überhaupt nicht gewusst, dass ich laufen kann! Dann habe ich gedacht, ich probier das jetzt einfach. Ich bin bei öffentlichen Rennen mitgelaufen, habe dort gewonnen, da gewonnen. Mein Erfolgs­ rezept war: Ich bin ein Hudler, ich wollte immer alles schnell fertig haben. Ich habe immer gesagt: „Ich habe das Rennen aus Faulheit gewonnen.“ kröll: Ich war auch dünn und schmächtig, Fußball hat mich überhaupt nicht interessiert. Beim Turnen war ich hektisch und schusselig und habe mir sogar einmal die Hand gebrochen. Ich habe mir dann den Arm im rechten Winkel eingipsen lassen, damit ich laufen kann. So hab ich die österreichischen Schülermeisterschaften gewonnen, trotz Schmerzen. poier: Ja, die Schmerzen: Wenn ich aufs Kitzbüheler Horn laufe, sagt der Körper eigentlich schon nach drei Kilometern: „Lass es.“ Quälerei ohne Ende. kröll: In den internationalen Rennen wird so beinhart hingeknüppelt zum Berg, dass du, wenn du in die erste Rampe reinläufst, denkst, du explodierst gleich. Und dann siehst du, dass es dem neben dir noch schlechter geht, so pusht man sich ins Ziel. poier: Weißt du, was ich oft gemacht habe? Ich habe geredet beim Laufen. Dadurch haben die anderen gedacht: „Der Trottel kann reden auch noch!“ Um-

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drehen ist ein Zeichen für Schwäche, wenn du vorne läufst, aber ich kann mich erinnern, dass ich dem Stern Florian noch kurz vorm Zieleinlauf gesagt habe: „Jetzt geht’s mir schön langsam auf den Arsch …“ Das hat ihn psychologisch fertiggemacht. kröll: Das hab ich auch einmal getan, während einer Qualifikation, bergauf, bergab, beinhart, da habe ich nach der ersten Hälfte gerufen: „So, Jungs, aber jetzt gescheit!“ Da sind sie hinter mir abgerissen. Poier: Trainierst du nach einem Trainingsplan? kröll: Ja. Poier: Ich habe das seinerzeit einfach irgendwie gemacht. Ich wollte nur schneller sein als mein Bruder. Der war zwei Jahre älter und immer besser. Wenn du immer der Zweite bist, das Gewand vom Bruder auftragen musst … Wir haben beim Laufen immer gesagt, wir gehen es heute locker an, aber am Schluss sind wir total fertig am Berg oben gelegen, wie die Deppen. Jedes Training war ein Rennen. kröll: Mich hat mein Cousin gepusht, der Kröll Richard, Skiprofi, Weltcupsieger. Er war der Star, aber beim Laufen chancenlos. Ich habe es damals auch so wie du gemacht, planlos durch die Gegend trainiert. Nun mache ich alles nach System, unter Aufsicht des Red Bull Diagnostik- und Trainingszentrums Thalgau. Poier: Ich fahre in Wien viel mit dem Rad, aber ob das gesund ist, ist halt die Frage bei dem Verkehr. Sonst lebe ich ungesund ohne Ende, sitze wahnsinnig viel im Tourneebus. Aber meine Programme sind anstrengend, das glaubt man gar nicht, das ist zwei Stunden reden, und ich hüpfe auch wild herum. Die letzte Show, ganz ehrlich: Es gibt wenige Kabarettisten, die das spielen könnten. Ich habe oft, wenn ich von der Bühne komme, ein ähnliches Gefühl wie nach einem Zieleinlauf. Ich habe schon oft gesagt: „Leckts mich am Arsch mit eurer Kulturberichterstattung, ich will das Sportfernsehen bei meinen Auftritten haben.“ kröll: Ich glaube, dass dir die Springerei hilft, die entgiftet. Mein Lebenswandel ist genau umgekehrt: Ich schaue genau drauf, was ich esse und trinke, wann ich ins Bett gehe. Das ist teilweise schon am Limit. Poier: Ist es das wert? Du hast jetzt wahrscheinlich noch vier Jahre Zeit, denn mit vierzig hast du an der Spitze einfach keine Chance mehr. kröll: Aber es gibt noch so viele Berge, wo ich noch nie oben war! Ich habe zumindest in Tirol zehn Jahre Arbeit, bis ich überall oben war. Poier: Aber es gibt ja auch viele Bäume, in die du noch nie hineingefahren bist … kröll: Was mich noch nach vorne treibt, ist, dass ich im Inneren merke: Das war es noch nicht. Ist dieses Gefühl einmal weg, werde ich sicher aufhören. Poier: Ich habe auch gesagt: „Wenn ich nicht mehr von Judenburg auf die Schmelz (Schmelz Hütte, südlich von Judenburg; Anm.) laufen kann, bin ich kein Mensch mehr.“ Und ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht schon ein Viech bin. kröll: Wenn du Laufen wirklich von der Pike auf betrieben hast, bleibt dir das. So ungesund leben und so viel rauchen kannst du später gar nicht. Poier: Man hört immer vom Flow, diesen extremen

Name Alfred „Alf“ Poier Geburtsdatum/-ort 22. Februar 1967, Judenburg, Steiermark Wohnort Wien und ­Niederösterreich Beruf Musiker, Maler, Philosoph, Kabarettist, Extrem-Entertainer Kabarett neues Programm „Satsang“ ab 1. Oktober 2008, Infos unter www.alfpoier.at Buchempfehlung Biografie Alf Poier, „Mein Krampf“; aktuelle DVD: „Kill Eulenspiegel“ (Sony BMG) Auszeichnungen 1998 Salzburger Stier, 2000 Deutscher Kleinkunstpreis, 2002 Österreichischer Kabarettpreis, 2003 Eurovision Song Contest, Platz 6 Berglauf 1988 Weltcup: Keswick, England, Platz 21, Mitglied der Nationalmannschaft, Siege in nationalen Rennen

22.07.2008 16:13:50 Uhr


dossier

Markus Kröll Geburtsdatum/-ort 17. März 1972, Eisenstadt Wohnort Mayrhofen, Tirol Beruf Illusions- und Kirchen­ maler, Restaurator, ­Vergolder Berglauf 1990 JuniorenWeltmeister, 1991 Vize-Junioren-­ Weltmeister, 2002 Platz 2 Mannschafts-EM, siebenfacher Dolomitenmann-Sieger

Den Druck, den ich beim malen aufbaue, kompensiere ich mit laufen. umgekehrt: ist die batterie leer, dass ich mich nicht mehr rühren kann, male ich wieder. Markus Kröll

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Poier: Einmal

richtig über die Stränge schlagen?

kröll: Ja. In Südafrika war das extrem. Nach dem Trai­

ning wurden meine wichtigsten Körperdaten gemes­ sen. Das Abendessen hat sich nach diesen Werten ge­ richtet: Ich durfte nie das essen, was mir schmeckt. Poier: Am Anfang meiner Karriere hat ein Arzt in Judenburg bei mir eine Sauerstoffaufnahmefähigkeit von 78 millimol festgestellt, in der Aufbauphase. Der hat es gar nicht glauben können: Damals lag der weltweit höchste gemessene Wert bei 82 millimol, von irgendeinem Olympiasieger. kröll: Du hattest also von den Genen her einen Vorteil gegenüber allen anderen? poier: Vielleicht kommt es vom Schwammerlsuchen: Ich war als Kind den ganzen Tag im Wald. Weil es immer heißt „narrische Schwammerln“: Ich bin narrisch geworden, wenn ich keine gefunden habe. kröll: Meine Mama hat in einem Gasthaus auf 1400 Meter Seehöhe zwischen Finkenberg und dem Schle­ geisspeicher (im Zillertal; Anm.) gearbeitet, im Nie­ mandsland, da sind wir Kinder auch nur durch die Gegend gehirscht. poier: Beim Bundesheer hat sich das dann noch mehr ausgeprägt. Die haben mich ja alle für verrückt gehalten. Mich haben sie überall hinschicken können, ich habe für 200 Leute Schwammerlgulasch zusammengebracht, für die ganze Kaserne. kröll: Ich war beim Militär in der HSNS stationiert. In der ersten Woche sind wir laufen gegangen, ich vorbei am Vizeleutnant, bis sie mir gesagt haben, dass ich das nicht darf: Keiner darf vorm Ausbildner laufen. Poier: Wie bis du dann zum Malen gekommen? kröll: Ich wollte schon als Kind Kirchenmaler werden. Nach dem Bundesheer habe ich die normale Ausbil­ dung als Maler gemacht, dann bin ich zu einem alten Meister in Tux in die Lehre, dem Steindl Hans. Poier: Vieles von dem, was ich mache, kann ich ja gar nicht. Auch das Malen nicht. Ich will schnell fertig sein, sage ich dir ganz ehrlich, bei den meisten Sachen. Dabei könnte ich als Maler wahrscheinlich gut leben. Ich habe super Angebote gekriegt, nur gebe ich kein Bild her. Das Geld brauche ich nicht. Deshalb habe ich mir auch diesen kleinen, eigenartigen Platz gemacht, mit Museum. Das wird irgendwann mit Kunstwerken voll sein, ein schräger Platz, wo eigenartige Dinge passieren können. kröll: Ich sehe mich nicht als Künstler, sondern als Handwerker. Kunst ist für mich Können. Ich bin der Typ, der neun Tage an einer Hand malt, bis sie passt. Das ist teilweise schon krankhaft. Poier: Ich habe einen kleinen Wintergarten, da drin soll alles wuchern und tun, wie es will. Denn die Entropie, die Unordnung im Weltall, nimmt zu, das ist das entropische Gesetz. Ein typischer Schrebergärtner versucht nichts anderes, als die Welt in Ordnung zu bringen, das heißt, der arbeitet gegen das Universum, aussichtslos. Schrebergärtnern ist auf dieser Welt das Sinnloseste, was du machen kannst. kröll: Wo würdest du mich da einstufen? poier: Im Entropiegesetz? Universell gesehen läufst du wahrscheinlich in die falsche Richtung. ♉

bild: philipp horak

Name

Erlebnissen, die man beim Laufen bekommt. Die habe ich nie gehabt. Ich habe das beim Meditieren gehabt, extremste Zustände im Kopf. Nur beim Laufen ist noch nie was passiert. Nur einmal, nach meinem zweiten Rennen. Da war ich sechzehn, habe nichts trainiert und bin ein 20-Kilometer-Rennen gelaufen und Zweiter geworden. Ich bin durchs Ziel und zusammengebrochen. Die Sanitäter haben mir ein Zuckerstückerl mit Tropfen gegeben. Ich habe komplett wirres Zeug geredet und ein fast spirituelles Erlebnis gehabt, ich war hin und weg, ein Glückszustand. Aber eigentlich war ich bereit für die Rettung. kröll: Ich habe gerade über solche Sachen nachge­ dacht, aber bei meinem letzten Trainingslager in Süd­ afrika etwa wäre ich nie in so einen Zustand gekom­ men. 450 Kilometer in 16 Tagen, jeden Tag zweieinhalb bis drei Stunden laufen, mit Betreuer, der den Rhyth­ mus bricht mit Pulskontrollen und Blutabnahme. Poier: Hast du dich je mit Zen beschäftigt? kröll: Nein. Poier: Eine wahnsinnig schräge Philosophie. Sie wird als Religion dargestellt, aber es ist eine Lebensphilosophie. Ich glaube, das könnte dir im Sport viel bringen. Letztlich heißt Zen: Du bist schon dort, es gibt nichts zu erreichen. kröll: Ich denke beim Laufen schon über gewisse Sa­ chen nach, zum Beispiel über meine Arbeit. Aber dass ich da in Trance falle – das ist mir noch nie passiert. Poier: Im Vorjahr, als du mit zwei gerissenen Bändern im Knöchel den Red Bull Dolomitenmann bestritten hast, warst du aber sicher in Trance … kröll: Passiert ist die Verletzung am Vortag bei Foto­ aufnahmen. In der Früh habe ich ein Schmerzmittel gespritzt bekommen. Doch schon nach 20 Minuten, nach der ersten steilen Rampe, hat die Wirkung nach­ gelassen, brutal. Die letzten zwei Kilometer bin ich abgerissen, bin am Ende Sechster geworden. Als Berg­ läufer bist du einen gewissen Schmerzpegel gewohnt, aber das hat meine Vorstellungen weit übertroffen. Poier: Mir geht es auch manchmal so. Du isst was Schlechtes, speibst vor dem Auftritt – und eine Minute später stehst auf der Bühne. Was willst auch anderes machen? Du kannst ja nicht 600 Leute heimschicken. Oder: Ich warte auf den Auftritt, die Freundin ruft an und macht Schluss. Eine Viertelstunde später auf der Bühne. Danach klatschen die Leute, du denkst: „Da war doch irgendwas … ah Scheiße, die Freundin.“ kröll: Auf die Bühne würde ich nicht wollen, aber bei der Ernährung könnten wir ruhig einmal tauschen.

22.07.2008 16:14:02 Uhr


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Die Qual auf einen Blick. Nach dem Start auf dem Lienzer Hauptplatz geht es (weiß) aufs Kühbodentörl in den Lienzer Dolomiten. Dort übernimmt der Paragleiter (rot), der nach einer Zwischenlandung auf der Moosalm nach Leisach fliegt. Ab dort wird auf Drau und Isel gepaddelt (blau), ehe der Moutainbiker (gelb) via Hochsteinkreuz ins Ziel braust.

21. Red Bull Dolomitenmann, 6. September 2008, Lienz Das Rennen

Bider: red bull dolomitenmann, stefan aufschnaiter/red bull photofiles

110 Viererteams (Bergläufer, Paragleiter, Paddler und MTB-Radler) aus 15 Ländern gehen heuer beim 21. Red Bull Dolomitenmann an den Start. Anfeuern ist gewünscht, deshalb hier der Zeitplan mit den ungefähren Durchgangszeiten der Spitzengruppe: 10.00 Uhr: Start Berglauf, Hauptplatz Lienz 10.10 Uhr: Goggstein: extremes Steilstück (Berglauf) 11.25 Uhr: K ühbodentörl: Übergabe Bergläufer an Paragleiter 11.35 Uhr: Moosalm: Zwischenlandung der Paragleiter 12.00 Uhr: Sportplatz Leisach: Über­ gabe Paragleiter an Kanute 12.05 Uhr: K raftwerk Amlach: 7-MeterSprung der Kanuten 12.25 Uhr: T irolerbrücke in Lienz: extremste Kajak-Aufwärtszone und Übergabe Kanute an Mountainbiker 12.40 Uhr: Moosalm: Bergaufstrecke Mountainbike 13.25 Uhr: H ochsteinhütte: Bergwertung Mountainbike 13.40 Uhr: Gribelehof: Bergabfahrt Mountainbike 13.45 Uhr: Zieleinlauf: Hauptplatz Lienz

Hier geht’s lang Bewerb eins, der Berglauf (Streckenlänge rund 12 Kilometer, Höhendifferenz 1700 Meter), führt von Lienz auf das Kühbodentörl in 2441 Meter Höhe. Dort beginnt der zweite Bewerb, das ­Paragleiten. Der Paragleiter läuft nach der Übergabe mit dem Schirm 200 Meter zum Start. Dann geht es fliegend um

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zwei Richtungspylonen am Spitzkofel herum zur Moosalm. Nach der Landung müssen die Piloten 500 Meter bergauf zum zweiten Startplatz rennen, dann fliegen sie ins Tal nach Leisach. Der dritte Bewerb, das Wildwasserpaddeln, startet hier mit einem 150-Meter-Lauf des Paddlers zur Drau, die durchschwommen werden muss. Dann wird weiter zum Umspannwerk gelaufen, wo

Naturstadion Moosalm. Hier sieht der ­Zuschauer Paragleiter und Mountainbiker. der Sportler im Boot sitzend aus sieben Meter Höhe einen Klippenstart in die Drau hinlegen muss. Es folgen eine Eskimorolle, sechs beinharte Aufwärtspaddelzonen, zwei Slalompassagen und eine harte Bootstragepassage bis ins Ziel bei der Tirolerbrücke. Nun die Übergabe an den Starter des vierten Bewerbes: Der Mountainbiker fährt zuerst etwa elf Kilometer bergauf (Höhendifferenz: 1400 Meter) über Pöllander-Steg

und Moosalm auf das Hochsteinkreuz (2062 Meter). Bergab geht es über die Skiabfahrt H2000 ins Ziel am Hauptplatz in Lienz. Der Sieger wird dort gegen 13.45 Uhr erwartet – von seinem Team und den Zuschauern.

5 Top-Spots für Zuschauer 1. Hauptplatz Lienz Für die ganz Bequemen quasi erste Reihe fußfrei. Hier beginnt’s in der Früh, und hier endet’s auch wieder am frühen Nachmittag. Dazwischen ein Bummel durch Lienz, inklusive feiner Jause. ­Aktivitätslevel: null. Dafür die hundertprozentige Garantie, beim Zieleinlauf ­dabei zu sein. 2. Moosalm Auch recht gemütlich, weil Zuschauer mit dem Sessellift gratis raufkommen. Vom Bergrestaurant aus beobachtet man entspannt sowohl die Paragleiter, die hier eine Zwischenlandung einlegen, als auch die Mountainbiker. Aktivitätslevel: eins (wegen der Höhenluft). Zehnprozentige Chance, nach der Mountainbike-Abfahrt noch den Zieleinlauf in Lienz zu erleben. Da müsste man aber rennen! 3. Radweg entlang der Isel Für Bewegungsfreudigere: Mit dem Fahrrad lassen sich die Paddler am Ufer begleiten. Schöner Weg. Aktivitätslevel: drei, plus eine hundertprozentige Garantie, später das Siegerteam am Hauptplatz von Lienz beklatschen zu können. 4. Per Rad zum Hochsteinkreuz Motto: Nicht dabei und trotzdem mitgemacht. Von Lienz führt ein asphaltierter Güterweg zum Hochsteinkreuz, der Bergwertung der Mountainbiker. Trainierte schaffen die Strecke in eineinhalb Stunden. Wer in der Früh losfährt, kann dann erholt den Mountainbikern applaudieren.

Aktivitätslevel: sieben und dazu eine 50:50-Chance, mit den Siegern den Lienzer Hauptplatz zu erreichen (Gas geben!). 5. Bergwanderung Kühbodentörl Nur für die Härtesten unter den Fans. Fünf Stunden zu Fuß in der Direttissima auf 2441 Meter Höhe. Um die Übergabe der Bergläufer an die Paragleiter nicht zu verpassen, sollte man spätestens um sechs Uhr früh aufbrechen, aber dennoch vorher kräftig frühstücken. Aktivitätslevel: zehn (Grenzbereich). Nachteil: Bergwanderer haben praktisch null Chance, den Zieleinlauf live zu erleben.

Party, Party, Party Dem Anlass entsprechend heftig wird auch gefeiert. Erstes Party-Highlight ist Freitag, 5. September, ab 20 Uhr die Bulls Night am L­ ienzer Hauptplatz: ein Dancehall/Reggae-Abend mit Auftritten der Amadeus-Gewinner Iriepathie und des jamaikanischen Stars Mr. Perfect. Am Samstag, 6. September, startet die Champions Night um 19 Uhr am Lienzer Hauptplatz mit der Ehrung der Dolomiten­ männer. Anschließend tritt die Osttiroler Percussion-Band Drumartic auf. Den Haupt-Act bestreitet die Gruppe SheSays, auch Nicht-Musikfans wegen der blonden Frontfrau ­Gudrun Liemberger bekannt. Am Sonntag, dem 7. September, findet am Vormittag zum ersten Mal ein gemeinsamer Event für Fans und Sportler statt. Geplant ist ein Jazzbrunch am Haidenhof mit Live-Band.  21. Red Bull Dolomitenmann:   6. September 2008, Lienz   www.redbulldolomitenmann.com   Schmerz & Schmalz im Video: www.   redbulletin.com/dolomitenmann

22.07.2008 16:14:12 Uhr


action Überblick. Dass Péter Besenyei seine Heimatstadt Budapest nicht nur aus der Vogelperspektive kennt, beweist er ab Seite 76: Der Red Bull Air Race-Star führt durch „sein“ Budapest.

Was wir Ihnen in diesem Monat ans Herz legen.

Der längste Tag Was einem so durch den Kopf geht, wenn man 24 Stunden auf einem Mountainbike verbringt: Werner Jessner hat’s herausgefunden. Seite 64

062-63_Action_Inhalt 62

Quiz in Gold-silber-bronze Aus aktuellem Anlass: ein überaus kniffliges Fragespiel zum Thema Olympia. Inklusive olympiasiegerhafter Antworten. Seite 70

22.07.2008 16:14:27 Uhr


bild: balazsgardi.com/Red Bull Photofiles

Jahrhundertgulasch Eckart Witzigmann,

„Koch des Jahrhunderts“, präsentiert das endgültige Gulasch. Wichtigste Zutat: Zeit. Seite 74

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best of Budapest

Péter Besenyei führt uns durch seine Heimatstadt: wo man am besten isst, am ausgelassensten feiert und am erholsamsten schläft. Seite 76

22.07.2008 16:14:29 Uhr


MOMENTAUFNAHME DES LEIDENS. Irgendwann mitten in der Nacht, die Gestalt schon ziemlich derangiert, in der Gondel wohl wieder zu lang herumgeschistelt, weil die Brille nur am Lenker hängt.

DER LÄNGSTE TAG Ein Rennen für Liftkartenausnutzer: 24 Stunden mit dem Mountainbike runter und dem Lift rauf. Das Hirn kämpft gegen den Körper, und dazwischen ist der Mensch. TEXT WERNER JESSNER

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23.07.2008 10:34:53 Uhr


BILDER: CHRISTIAN BEZDEKA, GERD PACHAUER

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23.07.2008 10:34:56 Uhr


I

m normalen Leben wäre das Downhillfahren nach diesem völlig unnötigen Sturz eine Stunde nach Start bereits erledigt. Das rechte Knie tut komisch, der Ellbogen muss mächtig geschwollen sein, so wie sein Fleisch auf den Bremswellen wackelt, klebrig fühlt er sich auch an. Den Schützer runterzunehmen und nachzuschauen, trau ich mich nicht. Wissen geht an die Moral. Ahnen lässt sich verdrängen. Wahrscheinlich sollte ich mir das im Krankenhaus kurz anschauen lassen. Nicht heute, sagt der Kopf. Der Kopf sagt: Fahren, fahren, fahren. Anspruchsvolle Strecke für ein 24Stunden-Rennen da am Semmering. Viele Sprünge, teilweise 15 Meter weit und ein-

einhalb Meter hoch. Hängende Wiesenkurven, eine Gleichgewichtsfitzelei: Zu viel Druck an der falschen Stelle, und du bist einen Meter von der Ideallinie entfernt. Böse auch die Bremszonen, von denen du ahnst, welche Wellen sie morgen haben und was die Unterarme dazu sagen werden. „Wappler werden weinen“, schreit die Strecke, und sie schreit es laut. Außer Atmen fällt mir nichts ein, was man 24 Stunden durchhalten könnte, und sei es das Beste auf der Welt. Essen? Schnackseln? Musikhören? Pfft! Nach dem Red Bull Hill Thrill in Engelberg (2000) und dem Benefizrennen für Wolfi Illek in Seefeld (2004) sind die 24 Stunden vom Zauberberg erst das dritte derartige Rennen in Mitteleuropa. Aus

Deutschland kommen sie, aus Ungarn, Tschechien und Polen, sie fliegen aus England ein und aus Neuseeland, um sich das einmal zu geben: einen Nachmittag, eine Nacht und einen Vormittag Downhill fahren, mit der Gondel auf den Hirschenkogel rauf, mit dem Bike runter. Wer das am öftesten schafft, hat gewonnen. Fünf Minuten im Lift, knappe vier Minuten Vollstoff, 1440 Minuten lang. Ergibt theoretisch mögliche 160 Abfahrten, rund 400 Kilometer am Bike, dabei sechsmal vom Mount Everest ans Meer. 64 Teams geben sich die Dauerdosis: Zu zweit, zu viert, zu sechst. 24 Typen erinnern sich, dass Downhill ein Einzelsport ist. Einer von ihnen trägt die Nummer 3 am Bike, meinen Namen und ist vor allem

Fahrerbesprechung. „Das Rennen entscheidet sich nicht in der ersten Kurve.“ Im Bild: nicht einmal alle Starter.

Le-Mans-Start. Links vom Gipfel die Rider, rechts die Bikes. 200 Meter Schweinsgalopp zum Aufwärmen.

Fliegen lassen. Noch fühlt es sich an wie ein ganz normaler Trainingstag mit vielen Leuten auf der Strecke.

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BILDER: CHRISTIAN BEZDEKA (3), WWW.BIKEPARKSEMMERING.AT

Nette Gesellschaft. Wir Downhiller sind alle eine große Familie, auch wenn wir einander auf der Strecke befetzen. Der Zuspruch der Kollegen im Lift wärmt das Herz.

23.07.2008 10:35:10 Uhr


24-STUNDEN-DOWNHILLS KANN DER KÖRPER NICHT FERTIG FAHREN. DAS SCHAFFT NUR DER GEIST.

BILDER: CHRISTIAN BEZDEKA (4)

Schwerelosigkeit gegen Schmerzen. Auf diesen Moment freut man sich während des ganzen Runs: für einen Sekundenbruchteil das Kreuz nimmer spüren zu müssen.

neugierig: Geht das überhaupt? Schaffe ich das? Wie weh wird es tun? Was wird es mir über mich selber erzählen? Der Körper geriert sich als Plaudertasche. Nach einem Viertel der Zeit spinnt das rechte Knie, später zwickt das linke, dann der Ellbogen, ein Kopfweh schleicht sich ein: Der Körper wundert sich über die Belastung und legt leise Protest ein. Die Knieschützer haben die Haut am Oberschenkel bereits durchgescheuert. Nichts, was man ernst nehmen müsste, immerhin ist es noch hell. Stunde um Stunde rücke ich im Klassement nach vorn. Teils, weil es im Verkehr so lang dauert, den schlechten Start und den Sturz in Stunde eins aufzuholen, teils, weil die Sternschnuppen schon zu verglühen beginnen. Sechs Stunden

Downhill: Das ist mehr als das Tagespensum eines guten, konzentrierten Fahrers. An der Spitze matchen sich zwei Großmeister. Martin Strasser aus Windischgarsten, nicht nennenswert über 20 Jahre alt, ein klassischer Sprinter, eigentlich viel zu jung für einen 24-Stünder. Statt Ellbogenschützern trägt er blutige Bandagen; wird wohl auch schon gelegen sein. Gegen ihn Andreas Federsel, Seriensieger in der Masters-Klasse, mit dem Erfahrungsbonus eines 24-Stunden-Sieges, der Topfavorit. Fedi holt sich seine Zeit am Lift. Das taktische Einsteigen kann er wie kein anderer. Zwei, notfalls drei Biker passen in die Gondel. Der Letzte, der einsteigt, ist als Erster wieder auf der Piste. Fedi ist immer der Letzte, der einsteigt.

Was Strasser auf der Piste schneller ist, holt Fedi durch perfekte Taktik. Zeitweise führen die zwei sogar im Gesamtklassement, noch vor all den Teams mit ihren frischen, massierten, geduschten und ausgerasteten Sprintern. Man muss sich vor der Nacht am Semmering nicht fürchten. Das Flutlicht erhellt die Strecke, ohne zu blenden, und frisst auch die Konturen nicht. Die Rundenzeiten geben kaum nach. Überall stehen Menschen und feuern uns an, dauernd zucken Blitze von Kameras. Das ist Rennfahren, da ist was los! In der Durchfahrt des Funparks legt ein DJ auf, die Fetzen seiner Musik sind der Soundtrack für den restlichen Run. Bis Mitternacht beschränken sich die Unterbrechungen

Ein Häferl Suppe. Nahrungsaufnahme gibt’s nur am Lift. Außerdem am Speiseplan: Nudeln, Brote, Red Bull.

Muletto unterwegs. Das 25-cm-Federweg-Intense ist beim Service, ich spule Runden mit dem 16-cm-Enduro ab.

Halbzeit. Mitternacht fühlt sich auch nicht anders an als elf oder zwei. Frisches Trikot wär wieder einmal fällig.

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23.07.2008 10:35:20 Uhr


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ACTION

THE RED BULLETIN

AUGUST 2008

Bergstation

Liechtensteinhaus

Chill Out Area

Kabinenbahn

24H DOWNHILL SEMMERING

FEST RUNTER

Enzianhütte Slope Inn

Die 24-Stunden-Strecke im Bikepark Zauber[:ber:]g Semmering kombiniert Elemente der drei bestehenden Tracks (Family, Freeride, Downhill) mit neuen Elementen. Flowig, unterhaltsam, nie arg, in der Nacht gut ausgeleuchtet. Die Starter (Limit: 300 Rider) kommen daher ohne Stirnlampen aus. Gefahren wird allein, in Zweier-, Vierer- oder Sechserteams. Entlang der Strecke und im Zielgelände legen DJs auf, im Fahrerlager kümmern sich Masseure um die Fahrer, außerdem werden sie mit Pasta und Red Bull versorgt. Der Eintritt für Zuschauer ist frei, gestartet wird am 16. August um Punkt 12.

Seewirtshaus

Bike-Waschplatz

Talstation

ZauberBAR Fahrerlager Massage

auf eine improvisierte Pinkelpause im Freien und einen Wäschewechsel. Ist es zäh? Ja. Tut es weh? Ja. Aber immer dann, wenn die Schmerzen schlimm zu werden drohen, wenn die Innenfläche des Handschuhs durchgescheuert ist bis aufs Fleisch, wenn die Bandscheiben bei jeder Landung winseln, wenn sich das bereits blau verfärbte Gewebe der Oberschenkel gegen weitere Schläge durch den Sattel zu wehren versucht, dosiert der Körper die Schmerzmittel höher, und schon geht es munter weiter, hollarödulliöh. Man lernt ja so viel über sich selber in Extremsituationen. 24h Downhills kann der Körper nicht fertig fahren. Das schafft nur der Geist. Bald bin ich Sechster, dann Fünfter. Von Mitternacht erwarte ich mir keine Wunder. Kein Geist wird erscheinen, der alles besser macht. Nur mein Intense wird mit frisch entlüfteten Bremsen vom Ser-

vice kommen, dass ich nicht länger leiden muss auf dem Muletto mit der bockigen Gabel und der frontlastigen Sitzposition. 24-Stunden-Rennen sind Ausscheidungsrennen. Psychologischer Vorteil: In der Phase, da alle zum ersten Mal wirklich beißen müssen, hocke ich auf einem Bike, das bergab unkomfortabel ist wie eine Ducati Monster in der Stadt. Ich überstehe das unbeschadet. Als die federwegsatte Hängematte meines Intense M3 wieder in der Wechselzone lehnt, empfinde ich das als einen Luxus wie ein Daunenbett. Zwischen zwei und fünf in der Früh kann ich übers Wasser gehen. Andere bröckeln ab, machen Pause, nehmen Tempo raus, ich halte meins. Der wichtige Engländer, mit drei Turner-Bikes angeflogen, ist leichte Beute: Seine Größe beruhte nur auf Selbstvertrauen und Selbstdarstellung. Eine Liftfahrt mit ihm, eine freundliche Verabschiedung und ein

darauffolgender Run am Limit reichen aus, um ihn verzweifelnd in eine Wolldecke im Fahrerlager zu wickeln. Natürlich ist da auch Show dabei. Die Wahrheit ist: Ich fürchte mich vor einer Pause. Aus dem Rhythmus zu kommen. Der Verlockung eines Polsters zu erliegen. Die Schärfe zu verlieren. Drum weiterfahren, immer weiter, alles unterwegs erledigen. Essen. Trinken sowieso. Die Schrauben am Bike kontrollieren, die drei davon, die sich immer lockern, alle eineinhalb Stunden anziehen, Schützer richten, Brille putzen. Der Mensch braucht eine Aufgabe. Wie daneben ich schon bin, bemerke ich, als ich drei Liftstützen lang nachdenken muss, was man zum Essen denn nun ausziehen muss: den Helm oder den Handschuh? Um sechs, als die Sonne aufgeht, ist das Rennen eigentlich gelaufen. Auf Platz zwei fehlen mir drei Runden, der Vierte

Morgengrauen. Die Nacht über freust du dich auf die Sonne. Mit ihr kommt der Schmerz.

Runde 150. Das Zielgelände füllt sich wieder. Von den Geduschten ahnen nur die wenigsten, wie es dir geht.

Es reicht. Irgendwie ahnst du im Ziel, dass du nimmer wie das blühende Leben ausschaust. Aber gleich so?!

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BILDER: CHRISTIAN BEZDEKA (3), WWW.BIKEPARKSEMMERING.AT

Bikeverleih

23.07.2008 10:35:31 Uhr


AUGUST 2008

ist acht Runden hinten. Nach vorn geht nichts mehr. Zu gut sind die beiden Führenden. Stockerlplatz, immerhin. Doch jetzt kommt das Härteste: sechs Stunden runterfahren ohne Druck. Ohne Chance, noch was zu gewinnen, schieres Totschlagen von Zeit mit offenen Händen, wurstdicken Fingern und unbekannten Muskeln, die sich plötzlich wahnsinnig wichtig machen, vom Kopf aber nimmer für voll genommen werden. 18 Stunden hast du schon, willst du dich vor läppischen sechs fürchten? Jetzt geht es wirklich nur mehr um den Geist, der befiehlt, weiterzumachen, bis es zwölfe läutet. Der Magen kann nix mehr aufnehmen, die Hände können nicht mehr halten, die Wirbelsäule kann nicht mehr tragen, aber der Kopf kann nicht Vierter werden. Was tun wir also? Exakt. Und wenn es im Sitzen ist, und wenn es noch so langsam ist, und wenn es noch so bescheuert aussieht. Lagen anfangs Runden zwischen Optimismus und Verzweiflung, kommt mittlerweile auf jede Liftfahrt dreimal ein Moralischer und dreimal die Euphorie. Fahren, fahren, fahren. Wenn es dann echt vorbei ist, wie ist es dann? Der Kopf, dessen Programm „Antreiben!“ lautete, kriegt einen Kurzschluss, und der Körper, der jammernde Hund, wundert sich, dass er im Nachhinein doch noch recht bekommt, und weiß mit diesem Luxus nicht umzugehen. Neuronen und Milchsäure, Blut und Wundsekret, Endorphine und Adrenalin, es herrscht der chemische Ausnahmezustand, und ich entscheide mich für das Naheliegende: hemmungsloses Flennen. Platz drei unter 24 Einzelstartern, in jeder der drei Team-Kategorien unter den Top Ten, da kann auch der Körper nimmer jammern, der aufs Stockerl gebeten wird. Heuer wieder? Nein. Diesmal fahren wir gemütlich im Viererteam. ♉

BILDER: CHRISTIAN BEZDEKA, TOM HAUKE, WERNER JESSNER

2. GENERALI 24 STUNDEN DOWNHILL: 16. 8. 2008, SEMMERING, WWW.BIKEPARKSEMMERING.AT

Schwere Pokale. Semmeringer Birke für Sieger Martin Strasser, Platz 2 Andreas Federsel, 3. Werner Jessner.

069-64-69_Action_24h-Rennen 69

ACTION

69

THE RED BULLETIN

Finnish Pinner. Matti Lehikoinen, Nummer 2 im Gesamtweltcup des letzten Jahres, bereist einen Berg.

Stöckls Stars. Matti Lehikoinen, J. D. Swanguen und Anneke Beerten (v. li.) mit dem Mäx. Es fehlt Mio Suemasa.

MS INTENSE FACTORY TEAM

SEMMERING: NEUER GLANZ Wo einst die feine Wiener Gesellschaft ihre Nase in die Bergluft hielt, sind heute die besten Mountainbike-Downhiller der Welt daheim. Zwei Sekunden Stille, nachdem der blau-silberne Helm verschwunden war. Dann ungläubiges Lachen: Gab es das? War es wahr? Konnte man mit einem Mountainbike so fahren, ging das überhaupt? Ein Hauch von Genie war zu spüren an diesem Sonntag am Semmering, als Matti Lehikoinen die österreichische Meisterschaft im Downhill gewann. Der 24-jährige Matti Lehikoinen aus Finnland ist einer der ganz großen Stars der internationalen Downhill-Welt. Im Vorjahr war er Gesamtzweiter im Weltcup, heuer haben ihn eine Wirbel- und eine Knieverletzung zurückgeworfen. Für die letzten vier Weltcups (zwei in Kanada, Australien, Schladming) hat er sich zwei Podien zum Ziel gesetzt.

Teambesitzer Mäx Stöckl, selbst der schnellste Biker der Welt (210,4 km/h), hat sein Team am Semmering basiert, „weil der Flughafen Wien nicht weit weg ist, die Strecke passt, die Jungs am Berg superkooperativ sind und die Wurzeln von MS Racing einfach in Österreich liegen. Die Strecken sind gut, und wenn das Wetter schlecht ist, ist Wien nicht weit. Das verhindert Lagerkoller.“ Neben Matti hat Stöckl die 4Cross-Spezialistin Anneke Beerten (NED), Downhillerin Mio Suemasa (JAP) und US-Jungstar J. D. Swanguen unter Vertrag. Und Matti brennt darauf, nächstes Jahr beim 24-Stunden-Rennen mitzufahren: „Heuer sind wir zu dieser Zeit in Kanada, aber einmal im Leben will ich das unbedingt machen.“

23.07.2008 10:35:38 Uhr


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ACTION

THE RED BULLETIN

AUGUST 2008

OLYMPIA-QUIZ 16 haarige Fragen rund um Olympia. Gold für den, der alle korrekt beantwortet, Silber gibt’s ab 13 und Bronze ab zehn richtigen Antworten. Unser Tipp: Tappen Sie nicht in die Fallen, die wir ausgelegt haben!

YES

TEXT CUS

1

A D

WELCHER DIESER GENTLEMEN GEWANN EINE OLYMPISCHE SILBERMEDAILLE IM GEWICHTHEBEN?

BEI EINER BEKANNTEN OLYMPISCHEN SPORTART SEHEN DIE MEISTEN SPORTLER DAS ZIEL ERST, WENN DAS RENNEN VORBEI IST. WIE VIELE TEILNEHMER HAT EINE MANNSCHAFT BEI DIESEM RENNEN MAXIMAL?

35

79 B

C

C

M

R

B

P

F

G

I

X

L

D

6m

12 m

H

D

120 m C

A

600 m 1200 m 1600 m

B

S

A

rechts

B

mal so, mal so

C

SIEGEREHRUNG: DER PLATZ IN DER MITTE TTE GEWINNT GOLD. WER GEWINNT SILBER?

070-70-73_Action_Olympiaquiz 70

12 m

12 m

6m

A

E

V

K

3 OBEN DAS „SPIELFELD“ EINER OLYMPISCHEN SPORTART, DIE MIT HANDSCHUHEN AUSGETRAGEN WIRD UND IN DER EINE ÖSTERREICHERIN GOLD GEWANN. DER NAME DER SPORTART BEGINNT MIT …

4 ÜBER WELCHE DISTANZ FINDET AUCH 2008 EIN OLYMPISCHER LAUFWETTBEWERB STATT?

6

D

5

12 m

10 m

2

10 m

C

A

links

!

N YOU CA

B

1960

A

DER WEITSPRUNG-WELTREKORD DES FARBIGEN US-ATHLETEN SOLLTE 25 JAHRE BESTEHEN. WANN WURDE DER REKORD ÜBERBOTEN?

1968

B

1980

C

1991

D

22.07.2008 16:19:14 Uhr


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THE RED BULLETIN

7

9

GEBOREN IN ÖSTERREICHUNGARN, GEWANN ER MEHRFACH OLYMPIAGOLD UND EINEN STERN AUF DEM HOLLYWOOD WALK OF FAME. SEIN NAME ENDET AUF …

A

…huber B

C D

ER UND SEINE ZUKÜNFTIGE FRAU WURDEN AM SELBEN TAG GEBOREN, UND BEIDE GEWANNEN AM SELBEN TAG OLYMPISCHES GOLD. WIE LAUTET SEIN VORNAME?

8

…mair

„THE OLYMPIC FIRE ENLIGHTENS THE WORLD“ – WO?

…muller

…baur A

ATHEN B

C

PARIS

LAUSANNE

A B

C D

D

WIEN

10 VON TIBET AUS WOLLTE ER AUF DEN MOUNT EVEREST. ER STARB HOCH OBEN AM BERG – UND ER HAT EINE OLYMPISCHE MEDAILLE GEWONNEN. VERLIEHEN WURDE SIE VOR SEINEM TOD, DOCH VON SEINEN OLYMPISCHEN EHREN KONNTE ER NICHTS WISSEN. IN WELCHEM JAHR?

1924

A

1948

B

C

1972 1996

D A

C

Fürst

12

11

DASS EINE DEUTSCHE OLYMPIAHOFFNUNG GENAUSO WIE EINE ÖSTERREICHISCHE MEDAILLENANWÄRTERIN GENANNT WERDEN MUSSTE! BEIDE GEWANNEN OLYMPIAMEDAILLEN – UND IHR NACHNAME LAUTET … D

4–6.000 km B C

D

6–8.000 km

8–10.000 10.000 km

IHRE LETZTE RUNDE IM STADION SOLL 344 SEKUNDEN GEDAUERT HABEN. WIE EINE BETRUNKENE EIERTE SIE DEM ZIEL ENTGEGEN. IHREN NAMEN GEBEN ENGLISCHE QUELLEN OFT IN SCHEISS-RECHTSCHREIBUNG WIEDER. UND SIE STARTETE FÜR …

A

ÖSTERREICH

071-70-73_Action_Olympiaquiz 71

Herzog

16

B

LOGOS VON VIER OLYMPISCHEN SPIELEN. WELCHES IST DAS JÜNGSTE?

C D

A

15 D

C

A

3000-METER-HINDERNISLAUF: WIE OFT MÜSSEN DIE LÄUFER DURCH ODER ÜBER DEN WASSERGRABEN?

14

SCHWEIZ

B

13

über 10.000 km

B

Kaiser

USA

DEUTSCHLAND

ASTERIX BEI DEN OLYMPISCHEN SPIELEN: KANN ER OHNE ZAUBERTRANK DEN SIEG ERRINGEN? WER TRÄGT GANZ AM ENDE DEN SIEGESÖLZWEIG DAVON?

C A

B C

D B

D

BILDER: ACTIONPRESS (1), AP (1), DEFD (3), GETTY IMAGES (2), IMAGO (3), MOVIESTORE COLLECTION (1), PICTUREDESK (7)

DIE SPIELE IN PEKING – DAS HEISST AUCH FUSSBALL IN SCHANGHAI UND REITEN IN HONGKONG. WAS WAR BISLANG DIE GRÖSSTE ENTFERNUNG ZWISCHEN WETTKAMPFSTÄTTEN DER OLYMPISCHEN SOMMERSPIELE EINES JAHRES?

A

Graf

22.07.2008 16:20:53 Uhr


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CHRISTOPH SIEBER

ELISABETH „SISSY“ MAX-THEURER

Eine Goldene im Windsurfen für das Binnenland Österreich? Ihm gelang es 2000 in Sydney. In der Trockendisziplin Quiz lief es nicht ganz so famos.

Die ehemalige Dressurreiterin holte 1980 auf „Mon Cheri“ Olympiagold in Moskau. Bei unserem Quiz war sie nahezu makellos sattelfest, das gibt eine souveräne Silberne. 15 PUNKTE

ROMAN HAGARA HANS-PETER STEINACHER Die Doppel-Olympiasieger im Tornadosegeln (2000 in Sydney, 2004 in Athen) segelten bei den Antworten der Konkurrenz ein wenig hinterher. Macht nichts, jemand muss ja Dritter werden.

13 PUNKTE

LÖSUNGEN

12 PUNKTE

Vier Olympiasieger

stellten sich wacker unserem Wissens-Test. Und wen davon konnten Sie schlagen? B

1B HAROLD SAKATA ALIAS ODDJOB AUS DEM JAMES-BOND-FILM „GOLDFINGER“ GEWANN 1948 IN LONDON SILBER IM GEWICHTHEBEN.

2D

357

… IM RUDERN. NUR DER STEUERMANN SIEHT DAS ZIEL. IM RUDER-ACHTER SITZEN ACHT RUDERER UND EIN STEUERMANN, ALSO NEUN LEUTE.

120 m 600 m

links

4D

D

5A

A

rechts mal so, mal so

072-70-73_Action_Olympiaquiz 72

3D DIE GESUCHTE SPORTART BEGINNT MIT D WIE DRESSURREITEN.

DIE 4 × 400-METER-STAFFEL GEHT INSGESAMT ÜBER 1600 METER.

1200 m

1600 m

9

… und ich hab damals die Goldene gemacht.

LINKS AUF DEM BILD. DENN DER GEWINNER DER SILBERMEDAILLE STEHT IMMER RECHTS, VOM SIEGER AUS GESEHEN. SO HALTEN ES PRAKTISCH ALLE, AUCH NICHTOLYMPISCHE SPORTARTEN WIE Z. B. DIE FORMEL 1.

6A DER WELTREKORD, DEN JESSE OWENS 1935 IM WEITSPRUNG AUFSTELLTE, WURDE ERST 1960 VON RALPH BOSTON ÜBERBOTEN. DER FABELREKORD VON BOB BEAMON 1968 HIELT NUR 23 JAHRE.

1960

A

1968 B 1980

1991

C D

22.07.2008 16:22:05 Uhr


ACTION

AUGUST 2008

C

Hieß der nicht Egon?

…muller

9C

Tippe auf Athen.

7C JOHNNY „TARZAN“ WEISSMULLER WAR FÜNFFACHER SCHWIMMOLYMPIASIEGER (1924 UND 1928).

A

…huber

B

…mair

D

…baur

EMIL ZÁTOPEK GEWANN IN HELSINKI AM 24. JULI 1952 DIE GOLDMEDAILLE ÜBER 5000 METER, TER, SEINE FRAU DANA ZÁTOPKOVÁ SIEGTE IM SPEERWURF.

8B DIE „OLYMPISCHE FLAMME“ BRENNT VOR DEM OLYMPISCHEN MUSEUM AM SITZ DES IOC IN LAUSANNE. A

ATHEN

C

B

A

PARIS

LAUSANNE

73

THE RED BULLETIN

B

C

D

WIEN

D

Oh mein Gott, war das 1972?!

10A

1924

A

1948

B

1972

C

1996

D

STOCKHOLM

D

über 10.000 km

12A

Echt? Mehr als 6.000 km?

STEFFI GRAF GEWANN SILBER FÜR ÖSTERREICH BEIM 800-METER-LAUF IN SYDNEY 2000. DIE DEUTSCHE TENNISSPIELERIN STEFFI GRAF GEWANN 1988 GOLD IN SEOUL.

11D MEHR ALS 10 000 KM TRENNTEN DIE SPIELE IN MELBOURNE 1956 VON DEN REITWETTKÄMPFEN, DIE IN STOCKHOLM AUSGETRAGEN WURDEN, DA PFERDE DAMALS AUS TIERMEDIZINISCHEN GRÜNDEN NICHT NACH AUSTRALIEN EINREISEN DURFTEN. A

13B

4–6.000 km B 6–8.000 km C 8–10.000 km

3000-METER-HINDERNISLAUF: PRO RUNDE MÜSSEN DIE LÄUFER EINMAL DURCH DEN WASSERGRABEN, NICHT ABER IN DER ERSTEN RUNDE, DA DIESE NUR ZUR HÄLFTE GELAUFEN WIRD (START AUF DER GEGENGERADEN).

14B GABRIELA ANDERSEN-SCHIESS, DIE 1984 IM MARATHON FÜR DIE SCHWEIZ STARTETE, TORKELTE VOR DEN AUGEN DER WELT VÖLLIG ENTKRÄFTET EINE LETZTE RUNDE DURCHS STADION BIS INS ZIEL.

073-70-73_Action_Olympiaquiz 73

A

MELBOURNE

Graf

16B B

Asterix? Asterix!

C

Asterix!!

B

SCHWEIZ

A

ÖSTERREICH

C

DEUTSCHLAND USA

D

A

15A ASTERIX WIRD ZWAR ZUM SIEGER DES RENNENS ERKLÄRT, NACHDEM DIE ANDEREN TEILNEHMER DES DOPINGS MITTELS ZAUBERTRANK ÜBERFÜHRT WURDEN. ER GIBT DEN ÖLZWEIG JEDOCH GROSSZÜGIG AN EINEN SEINER KONKURRENTEN, DEN LEGIONÄR CLAUDIUS MUSCULUS, WEITER.

A

Musculus

D

BILDER: ACTIONPRESS (1), AP (1), ASTERIX BEI DEN OLYMPISCHEN SPIELEN, DEFD (2), GEPA PICTURES (1), GETTY IMAGES (1), G. GRADWOHL, GERHARD HELLER, IMAGO (3), MOVIESTORE COLLECTION (1), PICTUREDESK (6), REUTERS (1), SHUTTERSTOCK (1), VOTAVA (2),

GEORGE MALLORY, DER BEREITS 1922 AN EINER (ERFOLGLOSEN) EVEREST-EXPEDITION TEILGENOMMEN HATTE, ERHIELT BEI DEN SPIELEN VON CHAMONIX 1924 DIE MEDAILLE FÜR ALPINISTIK. BEI SEINEM NÄCHSTEN VERSUCH DEN MOUNT EVEREST ZU BEZWINGEN, SOLLTE ER UMKOMMEN. SEIN LEICHNAM WURDE 1999 GEFUNDEN.

22.07.2008 16:23:58 Uhr


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ACTION

THE RED BULLETIN

AUGUST 2008

GULASCH

Witzigmanns Welttournee (10): Nichts ist so kostbar wie Zeit. Genau davon braucht man reichlich, wenn man Eckart Witzigmanns Gulasch-Variante nachkocht.

TEXT CHRISTIAN GRÜNWALD BILDER MANFRED KLIMEK

Die Zubereitung

ECKART WITZIGMANN, 67, wurde aufgrund seiner außergewöhnlichen Karriere als Küchenchef zum „Koch des Jahr hunderts“ gewählt. Der Österreicher verantwortet das kulinarische Programm des Restaurants „Ikarus“ im Hangar-7 in Salzburg. www.hangar-7.com

074-74-75_Action_Witzigmann 74

1

Das Wadschinkenfleisch längs gegen die Faser in Streifen, Würfel oder Scheiben schneiden. Zwiebeln und Knoblauch schälen, feinwürfelig schneiden.

2

In einem geräumigen Topf das Schweineschmalz erhitzen, Knoblauch und Zwiebeln darin bei eher geringer Hitze ganz langsam goldgelb anbraten. Dieser Vorgang sollte im Idealfall zwischen 15 und 20 Minuten dauern. Die Zwiebeln müssen dann ganz weich sein.

3

In die geschmorten Zwiebeln das Paprikapulver einrühren. Sofort Wasser und Obstessig zugießen. Das Paprikapulver darf keinesfalls mitrösten, sonst schmeckt das ganze Gulasch bitter.

22.07.2008 16:25:47 Uhr


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august 2008

Die Zutaten

State of the Gulasch-Art

Für 4 Personen 1 kg Wadschinken (oder Rindsschulter) 1 roter Paprika 1 kg Zwiebeln 2 Zehen Knoblauch 120 g Schweineschmalz 40–50 g edelsüßes Paprikapulver 1⁄₁₆ l Wasser 2 EL Obstessig 1½ TL gemahlener Kümmel 1 TL getrockneter Majoran ca. 1½ Liter Rindsuppe (oder Wasser) Salz, Pfeffer

Am Anfang kommen die Tränen. Ein Kilo Zwiebeln fein schneiden, da bleibt trotz altbewährter Tricks (vom feuchten Küchenbrett bis zur Skibrille) in der Regel kein Auge trocken. Das muss aber sein. Es geht um die Gulasch-Basis, um den späteren Saft. Richtig Gulasch zubereiten, doziert Eckart Witzigmann, das bedeutet Tempo rausnehmen. Besonders beim anfänglichen Anbraten der Zwiebeln. Sie dürfen nicht im megaheißen Fett rösten – und auf diese Weise bald bitter werden –, sondern sollen ganz langsam hellblonde bis goldgelbe Farbe annehmen, ehe das Pa­prikapulver eingerührt wird. Weil dieses Zucker enthält (er ist ein natürlicher Bestandteil der Paprikapflanze), darf man das Pulver niemals zu stark mit­ braten. In diesem Fall karamellisiert der Zucker, und das Gulasch schmeckt bitter. Die Lösung: sofort nach Beigabe mit Obstessig und Wasser ablöschen. Witzigmann gibt zusätzlich geschältes Paprika­ fruchtfleisch in den Ansatz, wodurch der Saft angenehm fruchtig schmeckt. Auch beim nächsten wichtigen Kochschritt sind forcierte Hitze und Tempo verpönt: Bei einem stilechten Saftgulasch wird das Fleisch anfangs auf den angeschmorten Zwiebeln zuerst mehr angedünstet als gebraten. Das Fleisch darf kein komplett mageres sein, denn das wird beim langen Garen nur trocken. Ideal ist das Fleisch des Wadschinkens

4

Fleisch einlegen, gemahlenen Küm­ mel und Majoran einrühren, kurz ­anschmoren. Dann salzen und pfeffern.

075-74-75_Action_Witzigmann 75

5

Mit kochend heißer Rindsuppe oder Wasser aufgießen und langsam aufkochen lassen. Mit schräg aufgelegtem Deckel bei mäßiger Temperatur langsam weich schmoren lassen. Das kann bis zu zwei Stunden dauern.

6

75

the red bulletin

aus dem Unterschenkel des Rindes: Dieses ist langfaserig und stark von Bindegewebe durchzogen, es wird nach langer Kochzeit aromatisch und zart. In Ungarn kennt man Paprikapulver in vielfachen Graduierungen, bei uns gerade mal drei in handelsüblichen Sorten: der besonders milde Delikatesspaprika, der etwas pikantere, aber noch milde Edelsüßpaprika und der recht scharfe Rosenpaprika. Je milder das Paprika­ pulver schmeckt, umso mehr färbt es. Je schärfer es ist, umso eher droht ein bitteres Aroma. Das Gericht, das in Ungarn Gulasch heißt, ist nach unserem Verständnis eigentlich eine Gulaschsuppe. Und die bekommt man auch, wenn man in Ungarn ein „Gulyás“ bestellt. Unser klassisches Saftgulasch mit Fleisch heißt in Ungarn Pörkölt. Die Tatsache, dass es für kaum ein Rezept so viele Variationen gibt, bestätigt nur die Genialität der Idee. Einig ist man sich, dass das Gulasch von ungarischen Hirten erfunden wurde. Es war ursprünglich ein Vorratsgericht. Was die Hirten schon damals wussten, hat auch heute seine Gültigkeit: Ein mehrmals aufgewärmtes Gulasch schmeckt ganz einfach besser! ♉  red bull air race exhibition:   16./17. august 2008, budapest, ungarn   www.redbullairrace.com   Witzigmanns Rezept-Archiv:   www.redbulletin.com/witzigmann

Aus den Paprikaschoten den Stiel­ ansatz und das Kerngehäuse samt ­allen Kernen und weißen Innenhäuten ent­ fernen. Paprikaschoten mit einem Spar­ schäler schälen. Das Fruchtfleisch püriert in das Gulasch rühren.

7

Gulasch mit Salz und Pfeffer ab­ schmecken, mit reschen Semmeln anrichten. Witzigmanns besonderer Tipp: Gulasch mit etwas zerdrücktem Knob­ lauch, Kümmel, getrocknetem Majoran und einem Hauch Zitronenschale ab­ schmecken.

22.07.2008 16:26:46 Uhr


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ACTION

THE RED BULLETIN

Péter Besenyei

MEIN BUDAPEST Mit sechs zog er in die ungarische Hauptstadt. Mit fünfzehn hob er das erste Mal hier ab. Heute ist der Rennpilot wegen seiner waghalsigen Manöver ein Nationalheld und der Graf der Kettenbrücke.

TEXT NADJA ŽELE BILDER MANFRED KLIMEK

J

ó napot!“ (Guten Tag!) Eine Tour durch die ungarische Hauptstadt mit Péter Besenyei fühlt sich an wie der tägliche Spaziergang zum Bäcker ums Eck. Vielleicht liegt es daran, dass den Piloten des Red Bull Air Race jeder, der sich kurz nach Sonnenaufgang in der City aufhält, (er)kennt. Im Gegensatz zu Graf István Széchenyi zum Beispiel. An den in Wien geborenen Aristokraten, der die erste feste Brücke zwischen den Stadtteilen Buda und Pest errichten ließ, erinnern gerade noch die Geschichtsbücher. Das reicht vielleicht auch. Széchenyis Werk – die älteste und bekannteste der neun Budapester Brücken über die Donau – stellt Besenyei locker in den Schatten. Schließlich ist er der erste Pilot, der 2001 unter der Kettenbrücke durchflog, „normal“ und kopfüber. Ein Stunt, den mittlerweile auch seine Red Bull Air Race-Rivalen beherrschen. Dem Budapester Rennen verleiht das Fliegen unter der Kettenbrücke, ganz knapp über Wasser, den ultimativen Kick. „Bis jetzt hatte ich aber bei jedem Heimrennen Pech. Einmal kassierte ich Strafsekunden, das nächste Mal habe ich eine Pylone touchiert, und letztes Jahr wurde ich im Semifinale hinausgekickt.“ Heuer soll endlich ein Sieg her, darum ersucht Besenyei seine Fans, ihn ordentlich anzufeuern. Am besten vom hügeligen Stadtteil Buda aus. Laut Insider Besenyei hat man von dort den bestmöglichen Blick auf das Renngeschehen zwischen Széchenyi lánchíd, der Kettenbrücke, und Margit híd, der Margaretenbrücke. Samt Nationalheld im Vordergrund und dem größten Gebäude Ungarns, dem Parlament, im Hintergrund. Auch kein schlechter Platz: das Ufer von Pest. Allerdings nur mit leis-

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Der Held und seine Brücke. Péter Besenyei ist einer der besten Red Bull Air Race-Piloten. Das weiß auch der Rest der Welt. Für die Ungarn aber ist er ein Nationalheld. Immerhin wagte er es als Erster, unter der Budapester Kettenbrücke durchzufliegen. Ganz „normal“ und kopfüber.

22.07.2008 16:27:20 Uhr


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22.07.2008 16:27:25 Uhr


Ein Bild von einer Stadt. Und zwar einer, die wirklich an der Donau liegt. Von hier aus gesehen links Buda, rechts Pest und dazwischen der majestätische Strom, über den neun Brücken die beiden Zentren verbinden. Die älteste ist die Kettenbrücke (vorne).

tungsfähiger Sonnenbrille, da dort am Nachmittag von Westen her die Sonne blendet. Hoffentlich. Meister Besenyei ist zwar nicht wirklich gläubig, bittet jedoch trotzdem die Zuseher, diesmal zum Wettergott zu beten. In den letzten beiden Jahren hat es ausgerechnet am 20. August, dem Rennund Nationalfeiertag (St.-Stephans-Tag), kurz vor der Siegerehrung heftig gestürmt. Recht ungewöhnlich für eine Stadt, in der die Sonne 2000 Stunden pro Jahr scheint und der Sommer normalerweise sehr lang und heiß ist. Speziell entlang des Donauufers auf der Pester Seite verlagert sich dann die gesamte Partyszene nach draußen. Aber auch in Buda gibt es mit dem Café Del Rio einen sehr attraktiven Anziehungspunkt für Nachtschwärmer. Der größte OutdoorClub am Fuße der Petőfibrücke ist eine Mischung aus Restaurant, Bar und Lounge, in der es mindes-

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tens so ausgelassen zugeht wie an der brasilianischen Copacabana. „EZ TETSZIK NEKEM!“ (Das mag ich!) Der Lieblingsstadtteil von Péter Besenyei ist eindeutig Buda. Hier erhebt sich der Burgpalast eindrucksvoll auf sechzig Meter Höhe über die Stadt. Unter der Erde wiederum blubbern 120 Thermalquellen vor sich hin und produzieren 30.000 Kubikmeter warmes Mineralwasser. Dieses macht Ungarns Hauptstadt zu einem gigantischen Spa-Zentrum mit zahlreichen Heil- und Schwimmbädern. Überflieger Besenyei frequentiert am liebsten das Heilbad Rudas. Ins türkische Bad, das vor kurzem rundum erneuert wurde, dürfen nach langwierigen Verhandlungen mittlerweile sogar Frauen – an Damentagen. Nachts stehen allerdings beiden – Männern wie Frauen – die Türen offen.

22.07.2008 16:27:49 Uhr


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ACTION

THE RED BULLETIN

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BILD: ZSOLT SZIGETVARY

ICH MAG DEN STADTTEIL BUDA. VON DORT HAT MAN DEN BESTEN BLICK AUF DIE DONAU ZWISCHEN KETTEN- UND MARGARETENBRÜCKE.

Budapester Attraktionen. Hoch über der Stadt thront der Burgpalast, wo es sich gut in vergangene Zeiten eintauchen lässt (li. o.). Aber erst wenn man den Aufstieg durch die alten Gassen von Buda geschafft hat (li. u.). Im Sommer wird die Kettenbrücke am Wochenende zur Fußgängerzone (re. o.). Besenyei-Fans drängen sich auf der Margaretenbrücke.

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22.07.2008 16:28:09 Uhr


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THE RED BULLETIN

ACTION

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ÜBERFLIEGER BESENYEI EMPFIEHLT: EINE WANDERUNG AUF DEN JÁNOS-HEGY, DEN HÖCHSTEN PUNKT DER STADT.

Baujuwel. Das Parlament ist eines der Wahrzeichen von Budapest. Für das neogotische Gebäude (eröffnet 1896) wurden eine halbe Million Schmucksteine verwendet. Es hat zehn Innenhöfe, 13 Aufzüge, 27 Eingänge, 29 Treppenhäuser, 386 Abgeordnete und 691 Räume. Seit 2000 kann man die Stephanskrone und die Kronjuwelen hier besichtigen.

080-76-82_Action_Reise_Budapest 80

22.07.2008 16:28:32 Uhr


Immer in Bewegung. Auch auf zwei Beinen – Besenyei mag die Hügel von Budapest. Obere Reihe: Impressionen vom Burgpalast (li.) und eine Zinne am Gipfel von Buda. Untere Reihe links: die Treppe, die zur Zitadelle am Gellertberg führt. Rechts: fröhlicher Feierabend in Toncsis Weinkeller in Bicske, etwas außerhalb von Budapest.

Ist man nach einer Schwimmsession hungrig, findet man in der neuntgrößten Stadt der EU natürlich exquisite Anlaufstellen. Creol, Tom George oder White Heaven sind Restaurants, die sich Budapest-Besucher unbedingt notieren sollten, sagt Besenyei. Der 1,86 Meter große und 73 Kilo leichte Athlet selbst delektiert sich am liebsten an Fisch und Gemüse. Aber eigentlich isst der anspruchslose Gourmet alles gern, „wenn die Speisen gut zubereitet, nicht versalzen oder verbrannt sind“. Ist ihm hinterher nach einem Verdauungsspaziergang zumute, geht Besenyei auf den Gellertberg (Gellért-hegy) oder den 527 Meter hohen „Hansberg“ (János-hegy). Der 2005 renovierte Aussichtsturm am János-hegy ist der höchste Punkt der Stadt. Hinunter empfiehlt es sich zu fahren, und zwar mit dem Sessellift. „Das gibt einem das Gefühl, fast direkt auf dem Burgpalast zu

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landen.“ Das bekannteste Bauwerk der Stadt ist mit seinen 400 Meter Länge und 200 Meter Breite die größte Burg des Landes. Errichtet im 13. Jahrhundert unter König Béla IV., wurde es im Laufe der Jahre des Öfteren ziemlich ramponiert, zuletzt bei der Schlacht um Budapest 1944/1945. Seit 1987 zählen der Burgpalast und das dazugehörige Donauufer zum UNESCO-Weltkulturerbe. Heute beherbergt der Palastkomplex unter anderem die Nationalgalerie, das Historische Museum, die Széchenyi-Nationalbibliothek und das Ludwig-Museum für zeitgenössische Kunst. Hobbyfotograf Besenyei besucht hier neben den Kunstobjekten auch immer wieder die beiden Höhlensysteme: ein Labyrinth, das auf die türkische Besatzungszeit zurückgehen soll, sowie Höhlen, die im Zweiten Weltkrieg der deutschen Armee als Hauptquartier gedient haben.

22.07.2008 16:28:51 Uhr


ICH BIN STADTMENSCH, WOHNE ABER LIEBER IM DORF.

Bildtext. Dl dit ullamcon ut nonulla faccumsandre erci ero odolorem quis dolor iliquissit lore dolobore conulla oreet, consenisis at. Ut lore magna feuguer iliquam, sequamet aut eum ing er ip ea adigna consequissi. Ulpute volobor eratisi tatio con velis nim dit vel exer at adignim num doloreros erit vel utatisis dolorer autem vullaore con ut ute delest.

Einst und jetzt. Auf dem alten Flugplatz von Budaörs lässt sich Péter Besenyeis Spur in seine fliegerische Vergangenheit aufnehmen. Beim Fischen am eigenen See bleibt er hingegen lieber ungestört.

„KÖSZÖNÖM SZÉPEN!“ (Danke schön!) Obwohl Besenyei ein Stadtmensch ist: Sein persönliches Budapest liegt etwas außerhalb im Vorort Herceghalom. Hier hat sich der 52-Jährige vor sechs Jahren einen Bungalow gebaut, mit dazu passendem Teich und Grillhäuschen. „Ich brauche nur knapp zwanzig Minuten ins Zentrum. Ich habe also beides in einem, Stadt und Land.“ 226 Kilometer trennen Wien von Herceghalom. Wien-Marathon-Sieger Abel Kirui würde die Strecke (theoretisch) in etwa elf Stunden schaffen. Be-

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senyei legt die Distanz in seiner Rennmaschine Edge 540 bei optimalen Verhältnissen, also null Verkehr und perfektem Wetter, in 18 Minuten zurück. In Herceghalom überrumpelt einen die Ruhe. Der Ort liegt im westlichen Winkel des Komitats Pest und ist eine der grünen Lungen Budapests. Freundliche Menschen leben hier, die gern darauf schauen, dass beim Haus ihres Helden alles mit rechten Dingen zugeht. Ungarns Antwort auf Sean Connery zieht das Leben im Dorf der Anonymität einer Großstadt vor. Seine Lieblingsplätze: „Meine Fischfarm an der Donau, mein abgelegener See, Toncsis Restaurant-Hotel Bader in Bicske und mein alter Arbeitsplatz, der Stadtflugplatz Budaörs.“ Hier fühlt er sich zu Hause und kann sich vom Alltagsstress eines Rennpiloten entspannen. Während des Red Bull Air Race in Budapest wird Besenyei von seinem Haus in Herceghalom zur Rennstrecke im Budapester Zentrum pendeln. Im Hotelbett schläft er nicht so gut wie daheim. Und weil es da so schön ist, will er den anderen Piloten ein Stück von seinem Paradies schenken. „Ein Willkommensgruß in meinem privaten Weinkeller ist fix. Falls noch etwas Zeit bleibt, zeig ich gerne noch meinen neuen Hangar her.“ Zwanzig Kilometer westlich von Herceghalom liegt nämlich Besenyeis zweite Wohlfühloase, die er vor vier Jahren von seinem Flieger aus entdeckt hat. Auf diesem tausend Hektar großen Grundstück mit eigens angelegtem See, eigens ausgesetzten Fischen und eigens angepflanzten Seerosen steht seit neuestem auch ein eigens konstruierter Hangar. Gut möglich, dass er sich irgendwann auch noch ein Haus hinstellt und ganz hierher zieht. Im August über die Kettenbrücke zu schlendern und an einem kürtos kalács mit Zimt und Zucker oder einer palacsinta mit Nussfüllung zu knabbern ist ganz okay. Kopfüber unter der Kettenbrücke hindurchzufliegen ist schon etwas steiler. Aber auf einem Klappsessel am eigenen See zu sitzen und zu warten, bis ein Fisch anbeißt, übertrifft alles. Meint jedenfalls Péter Besenyei. ♉ RED BULL AIR RACE WORLD SERIES: 19./20. AUGUST 2008, BUDAPEST, UNGARN, WWW.REDBULLAIRRACE.COM MEIN BUDAPEST – DER FILM: WWW.REDBULLETIN.COM/BESENYEI

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AUGUST 2008

TIPPS & INFOS

BUDAPEST WIE KOMME ICH HIN?

Per Flugzeug: Austrian Airlines fliegen von Wien dreimal täglich nach Budapest Ferihegy (45 bis 55 Minuten, Hin- und Rückflug ab 340 Euro). Von den Bundesländern aus fliegen Austrian Airlines via Wien nach Budapest. Vom Flughafen Ferihegy ins Zentrum Budapests kommt man neben Taxi und Mietauto auch mit Zug, Bus oder U-Bahn. 60 Züge an Werktagen und 45 an Wochenenden zwischen Flughafen und Stadt. Um 300 Forint (1,26 Euro; 1 EUR ≈ 235 HUF) ist man in weniger als einer halben Stunde im Zentrum. Ticket bereits am Flughafen kaufen (Tourinform Terminal 1, 9 bis 22 Uhr) oder außerhalb der Öffnungszeiten direkt beim Schaffner. Schnell und günstig geht es auch mit den Buslinien 93 und 200, die zwischen Flughafen und der U-Bahn-Station Köbánya-Kispest fahren. Wer dann in die blaue U-Bahn-Linie (M3) steigt, ist in 20 Minuten in der City. Per Bahn: Von Wien Westbahnhof nach Budapest Keleti ohne Umsteigen in 2:58 Stunden. Erste Fahrt 5.25 Uhr, letzte 19.48 Uhr, acht Züge täglich. Von Salz-

BILDER: INGOLF POMPE/LOOK-FOTO, MANFRED KLIMEK, SCHAPOWALOW/ATLANTIDE

Wellness pur: Sommer im „Kempinski“. burg aus dauert die Direktverbindung im besten Fall 5:53 Stunden, von Innsbruck mindestens 7:53 Stunden. Von Klagenfurt aus heißt es wenigstens einmal umsteigen (7:19 Stunden), Grazer haben die Strecke in 5:44, Feldkircher in 11:01 Stunden ausgesessen. Per Auto: Nicht zu empfehlen, da es in der Stadt kaum Parkplätze gibt. Von Wien sind es 243 Kilometer (zirka 2:20 Stunden), von Feldkirch 878 Kilometer (zirka acht Stunden).

Brücke mit Blick. Man kann auf die Donau schauen oder eine Bootsfahrt machen: die Stunde um 13 Euro.

Sofitel Budapest Mária Dorottya, Roosevelt tér 2, Tel.: +36 1 2661234 www.sofitel.com Wenige Meter vom Donauufer in Richtung Zentrum in Pest. Im hoteleigenen „Paris Budapest Café“ werden ungarischfranzösische Gerichte in einer Showküche zubereitet. Atemberaubender Blick auf die Donau. Zimmerpreis für Frühbucher 116 Euro (Frühstück 27 Euro).

WO UND WAS ESSEN?

Kempinski Hotel Corvinus Budapest, Erzsébet tér 7-8, Tel.: +36 1 4293375 www.kempinski-budapest.com In der Einkaufsstraße und Fußgängerzone, mit Blick auf den Elisabethpark. Mehr als einen Besuch wert ist der hauseigene Spa-Bereich mit Eisfontäne, Pool, Sauna und Dampfbad. Standardzimmer mit Zugang zum Spa-Bereich, gratis Internetzugang. Preis 149 Euro. Taxen/ Frühstück pro Person: 30 Euro.

Menza, Liszt Ferenc tér 2, Tel.: +36 1 4131482 www.menza.co.hu Pastelltöne in Orange und Grün, die Ausstattung eine Mischung der sechziger und siebziger Jahre. Gutes, bodenständiges Essen.

Wer dem Paprika ausweichen will, nimmt Dobos-Torte und Somlói galuska. Creol, Roosevelt tér 7-8, Tel.: +36 1 3027909 www.creolbar.hu Modernes karibisches Fischrestaurant, das sich nach Sonnenuntergang in eine Latino-Bar mit Live-Musik verwandelt.

Tom George, Október 6. utca 8, Tel.: +36 1 2663525 www.tomgeorge.hu

Menza

Tom George Creol

Eines der Trend-Restaurants der Innenstadt. Bekannt für Sushi und internationale Speisen. Platz für Desserts lassen und vorher unbedingt Tisch reservieren! White Heaven, Szent István tér 4-5, Tel.: +36 30 8128913 www.thewhiteheaven.hu Schneeweißes, elegantes Interieur, einzigartiges Essen. Über leichte Fischspeisen und argentinisches Steak geht’s bis hin zu süßen Sushi. Callas Café, Andrássy út 20, Tel.: +36 1 3540954 www.callascafe.hu Art-déco-Atmosphäre vor der Ungarischen Staatsoper. Sehr gutes und überraschend günstiges Frühstück.

FEIERN UND SHAKEN Sensation, Fehérvári út 87, Tel.: +36 20 9660360 www.clubsensation.hu Schönster Club Budapests. Beeindruckende Panorama-Lounge mit riesigen Couches, lila Dekor und Kronleuchtern.

Callas Café White Heaven

InterContinental Sofitel

Kempinski

WO WOHNE ICH? Zahlreiche Hotels in allen Preislagen. Hier eine exklusive Auswahl am Ufer der Donau, nur wenige Meter von der Red Bull Air Race-Rennstrecke entfernt. Hotel InterContinental Budapest, Apáczai Csere János utca 12-14 Tel.: +36 1 3276333 www.budapest.intercontinental.com Fünf-Sterne-Eleganz mit BiedermeierAusstattung am Fuß der Kettenbrücke. Hervorragende Panorama-Zimmer mit Blick auf die Donau ab 235 Euro fürs Doppelzimmer mit Frühstück und Taxen.

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Café Del Rio

Egészségedre: Hier im Club „Sensation“.

Sensation

Café Del Rio, Petőfi híd, Tel.: +36 30 2972158 www.rio.hu Budapests größter Outdoor-Club ist Restaurant, Bar, Lounge in einem. Palmen, Scheinwerfer, Cocktails: Man fühlt sich wie in Rio oder in der Karibik.

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KALENDER

THE RED BULLETIN

HOT SPOTS August

AUGUST 2008

17. 8. 2008 16 Street-Skater-Profis beweisen in New York gute Haltung und haben auch noch jede Menge Spaß dabei.

20 15

6 11 18 12

In Österreich …

A GARDEN CLUB FÊTE BLANCHE 8. 8. 2008, VOLKSGARTEN, WIEN

22. – 24. 8. 2008 In Reading feiern Musikfans wieder bis zum Abwinken.

Ganz in Weiß und jede Menge gute Musik – ein Klassiker unter den Sommerpartys. A BLUE REVOLUTION 9. 8. 2008, SEGAFREDO ESPRESSO, BRUCK AN DER MUR

Steile Party, gute Sounds, tolle Location – diesmal in der Steiermark.

1250 m Höhenunterschied, verteilt auf 11 km Streckenlänge. Markus Kröll kämpft mit um den Sieg. Erstmalig: der Grand-Prix-Status. A FREQUENCY FESTIVAL 14. 8. – 16. 8. 2008, SALZBURGRING

Gespannt kann man u. a. auf die Gigs von R.E.M., Fanta4 und den Babyshambles sein. A RED BULLS SALUTE 21. 8. – 24. 8. 2008, EISARENA SALZBURG

Eishockey vom Feinsten: Die Kölner Haie, ZSC Lions, SKA St. Petersburg, Sparta Prag und Slovan Bratislava gastieren bei den Red Bulls. A BEATSTEAKS 24. 8. 2008, ARENA, WIEN

Die kultige Alternative/Punk-Band aus Berlin wird in Wien für ausgelassene Stimmung sorgen. A SUPERMOTO-WM: GRAND PRIX VON ÖSTERREICH 24. 8. 2008, GREINBACH

Station fünf der WM-Serie. Die SupermotoWeltelite versammelt sich in der Steiermark.

TWO DAYS A WEEK FESTIVAL 28./29. 8. 2008, WIESEN A

Rock in seiner besten Form, u. a. von Slipknot, Serj Tankian und Gogol Bordello.

ARENAPALOOZA FESTIVAL 2008 31. 8. 2008, ARENA, WIEN A

Kleines, aber feines Festival am Open-AirGelände mit Róisín Murphy, I Am X, Madita und The Teenagers.

… und in der Welt 1 EUROPEAN SKATEBOARD CHAMPIONSHIPS 7. 8. – 10. 8. 2008, KUNSTEISBAHN MARGARETHEN, BASEL, SCHWEIZ

Futuristische Miniramps und fetzige StreetParcours für 600 Skater. Kräftemessen auch bei den Junior Champs und beim Girls Jam.

26. – 31. 8. ’08 Die große Kunst des Wellenreitens beim Red Bull Rising.

XXIX. OLYMPISCHE SOMMERSPIELE 8. 8. – 24. 8. 2008, PEKING, CHINA 2

Das Sporthighlight des Jahres. Können Kate Allen und das Segel-Duo Hagara/Steinacher ihre Goldmedaillen von Athen verteidigen? 3 SONNEMONDSTERNE 8. 8. – 10. 8. 2008, FESTIVALWIESE BLEILOCHTALSPERRE, SAALBURG, DEUTSCHLAND

Fröhliches Festival mit Elektronik-Musik. Heurige Headliner: Moby und Massive Attack. 4 STREETPARADE 9. 8. 2008, ZÜRICH, SCHWEIZ

Die diesjährige Demo für Liebe, Friede, Freiheit und Toleranz steht zusätzlich unter dem Motto „Friendship“. 5 FIM MOTOCROSS-WM: GRAND PRIX DER TSCHECHISCHEN REPUBLIK 10. 8. 2008, LOKET, TSCHECHIEN

Die 1630 Meter lange Strecke von Loket ist fixer Bestandteil im Motocross-Kalender.

7 16. SZIGET FESTIVAL 12. 8. – 18. 8. 2008, DONAUINSEL OBUDAI, BUDAPEST, UNGARN

Heuer etwas kürzer, dafür nicht mehr auf einem Acker, sondern einer Insel mitten in Budapest. Zu hören u. a. Iron Maiden und R.E.M. 8 ADAC RALLYE DEUTSCHLAND 14. 8. – 17. 8. 2008, TRIER, DEUTSCHLAND

Kann sich Sébastien Loeb seinen siebenten Deutschland-Rallye-Titel in Serie sichern? 9 16. 8. 2008, AUTOMOTODROM BRÜNN, TSCHECHIEN

Letztes Rennen der talentierten europäischen Jungbiker. Danach gilt es im Riders Cup gegen die schnellsten US-Rookies zu bestehen.

11 RED BULL MANNY MANIA 17. 8. 2008, NEW YORK CITY, USA

16 Profi-Street-Skater batteln sich’s aus, Manny steht für „manual“ (auf einer Achse entlangfahren). 12 RED BULL AMA U. S. ROOKIES CUP 17. 8. 2008, VIRGINIA INTERNATIONAL RACEWAY, USA

Die 12- bis 17-jährigen Racer bringen ihre 125-ccm-Maschinen ordentlich zum Heulen.

ÖTZTALER RADMARATHON 31. 8. 2008, SÖLDEN, ÖTZTAL

NASCAR SPRINT CUP: CENTURION BOATS AT THE GLEN 10. 8. 2008, WATKINS GLEN INTERNATIONAL, NEW YORK, USA

10 RED BULL X-FIGHTERS 16. 8. 2008, STEINBRUCH OETELSHOFEN, WUPPERTAL, DEUTSCHLAND

13 RED BULL AIR RACE WORLD SERIES 19./20. 8. 2008, BUDAPEST, UNGARN

238 km über Brenner, Jaufenpass und Timmelsjoch, dabei Steigungen von bis zu 18 % überwinden. Das erlösende Ziel: Sölden.

Für die legendäre Rennstrecke „The Glen“ wechseln die leistungsstarken NASCARBoliden vom Oval auf die Straße.

Vorletzte Station des Motocross-Spektakels. 15.000 Zuschauer werden im 50 Hektar großen Steinbruch erwartet.

Der ungarische Volksheld Péter Besenyei will sich am ungarischen Nationalfeiertag seinen ersten Heimsieg holen.

A

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BILDER: PA PHOTOS, RED BULL PHOTOFILES

A 5. WMRA GP: 13. INTERNATIONALER FEUERKOGEL-BERGLAUF 10. 8. 2008, EBENSEE

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KALENDER

AUGUST 2008

THE RED BULLETIN

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28. –31. 8. ’08 Deutsche Beachboys kämpfen in Timmendorf um den Titel. 31. 8. 2008 Jede Menge phantastische Flugobjekte in Riga. 27 21 16 14 25

19

10 8 3 5 9 1 24 A 13 7 4 26

2

17

21. – 24. 8. 2008 Kampf um den Puck bei den Red Bulls in Salzburg.

14. – 17. 8. 2008 Mit heißen Reifen durchs Gelände bei der ADAC Rallye.

30./31. 8. 2008 Und die Kängurus suchen schleunigst das Weite beim Mountainbike-Weltcup in Canberra.

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22 17 FORMEL 1: GRAND PRIX VON EUROPA 24. 8. 2008, VALENCIA, SPANIEN

Der Grand Prix von Europa übersiedelt heuer von der Eifel (Nürburgring) nach Ostspanien.

READING FESTIVAL 22. 8. – 24. 8. 2008, READING, GROSSBRITANNIEN 14

Findet heuer erstmals nicht gleichzeitig mit dem Festival in Leeds statt. Live on stage u. a. Adam Green, Vampire Weekend, Wombats, Queens of the Stone Age, The Ting Tings.

BILDER: IMAGO, RED BULL PHOTOFILES (5)

15 RED BULL ILLUME 22. 8. – 5.9. 2008, CITY HALL PLAZA, BOSTON, MASSACHUSETTS, USA

Ausstellung mit den 50 spektakulärsten Action- und Adventure-Sport-Fotos der Red Bull Illume Image Quest.

18 RED BULL NEW YORK VS. HOUSTON DYNAMO 24. 8. 2008, GIANTS STADIUM, EAST RUTHERFORD, NEW JERSEY, USA

Die Red Bulls New York empfangen im Giants Stadium den Titelverteidiger des MLS Cup. 19 RED BULL RISING 26. 8. – 31. 8. 2008, ERICEIRA, PORTUGAL

Das High-Performance-Surf-Programm pusht seine Teilnehmer, um in die Dream Tour (WCT) aufzusteigen.

PKRA KITESURF WELTCUP 23. 8. – 31. 8. 2008, ST. PETER-ORDING, NORDSEE, DEUTSCHLAND

20 IGSA-WC MARYHILL FESTIVAL OF SPEED, LONGBOARD-WM 27. 8. – 31. 8. 2008, MARYHILL, WASHINGTON STATE, USA

Ausgetragen werden Freestyle, Kitecross und Course Racing. Die Sieger der letztgenannten Disziplinen sind gleichzeitig Weltmeister.

Zweieinhalb Kilometer Adrenalinrausch für kompromisslose Longboarder auf einer der weltweit anspruchsvollsten Downhill-Strecken.

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21 DEUTSCHE BEACHVOLLEYBALLMEISTERSCHAFTEN 28. 8. – 31. 8. 2008, TIMMENDORFER STRAND, DEUTSCHLAND

Die deutschen Beach Boys Julius Brink und Christoph Dieckmann wollen ihren Titel aus dem Vorjahr verteidigen. 22 NEUSEELAND RALLYE 28. – 31. 8. 2008, HAMILTON, NEUSEELAND

Verläuft sie ebenso dramatisch wie 2007? Damals gewann nach 350 km Marcus Grönholm 0,3 Sekunden vor Sébastien Loeb.

UCI MOUNTAINBIKE-WELTCUP 30./31. 8. 2008, CANBERRA, AUSTRALIEN 23

Die Generalprobe für die WM im kommenden Jahr. Ausgetragene Bewerbe: Cross Country, Downhill und 4Cross.

25 DTM: BRANDS HATCH 31. 8. 2008, KENT, GROSSBRITANNIEN

Mit rund zwei Kilometer Länge ist die Strecke die kürzeste des gesamten Rennkalenders. Dafür muss man 82 Runden fahren. 26 MOTOGP VON SAN MARINO 31. 8. 2008, MISANO ADRIATICO, ITALIEN

Mit der Strecke von San Marino hat Valentino Rossi noch eine Rechnung offen. 2007 kam er nicht ins Ziel. Sieger damals: Casey Stoner.

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27 1. RED BULL FLUGTAG RIGA 31. 8. 2008, AB DAMBIS, LETTLAND

Sensationelle Auftritte von Bad Religion, Iggy & The Stooges, Deichkind, Die Ärzte u. v. m.

Der Kreativität sind wieder keine Grenzen gesetzt. Welches Team zelebriert die stilvollste Bruchlandung?

ROCK AM SEE 30. 8. 2008, KONSTANZ, DEUTSCHLAND

22.07.2008 16:31:11 Uhr


PART Y

AUGUST 2008

VANESSA DE LAMPEDUSA entstammt einem sizilianischen Adelsgeschlecht, lebt in New York und Capri und schmückt die Einladungslisten der interessantesten Partys der Welt. Für das Red Bulletin führt sie monatlich Protokoll.

Der Duft des Geldes Im Club „Billionaire“ auf Sardinien verdient sogar der DJ Millionen.

Let’s party! Zur Eröffnung standen sogar Reich und Schön vor dem Eingang Schlange. Nicht so Elisabetta Gregoraci, weil die ist ja neuerdings Frau Briatore (kl. Foto o. li.). Sie kennt aus Erzählungen sicher die Geschichte aus den guten alten Zeiten, als es im Club noch einen Pool gab. Flavio Briatore flog selbst einmal rein. Nicht allein. Jetzt ist das Schwimmbad weg – offiziell aus Platzgründen.

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PORTO CERVO, SARDINIEN, ITALIEN WAS Eröffnungsparty „Billionaire“-Club WANN 27. Juni 2008 WER Flavio Briatore, Elisabetta Gregoraci, viele Freunde und noch mehr Fans

22.07.2008 16:31:51 Uhr

BILDER: BIENIEK (4)

ABGESOFFEN. Ein flotter Flitzer ist in Porto Cervo die halbe Miete. Leider nur die halbe. Meinem Chauffeur stirbt beim dritten Kontrollpunkt auf dem steilen Weg hinauf zum „Billionaire“Club glatt die Karre ab. Was ihn fast den Job kostet, weil ich fuchsteufelswild bin: Da bist du einmal im exklusivsten Laden an der Costa Smeralda eingeladen, noch dazu von Big Boss Flavio Briatore persönlich. Dort, wo gewöhnlich Naomi Campbell, P. Diddy und Elton John die Nacht zum Tag machen – und dann das. Der Typ im Lamborghini hinter mir hupt schon. Himmel! In ist im „Billionaire“ nur, wer drin ist. Und das geht problemlos, obwohl die Türsteher allesamt aussehen wie die großen Brüder von Mike Tyson. Die Gesichtskontrolle überstehe ich locker. Und ins Portemonnaie schauen sie ohnehin nur bei Männern, habe ich mir sagen lassen. Flavio, der Hausherr, ist noch mit Ehefrau Elisabetta zu Tisch. Deshalb ist auch keiner dieser wuchtigen Thronsessel besetzt, die in jedem Raum des afrikanisch anmutenden Clubs exklusiv für ihn aufgestellt sind. Ein Gläschen Champagner verkürzt die Wartezeit. Und der Preis von dreißig Euro pro Glas sagt mir deutlich, dass dieser Abend ein ziemlich nüchterner wird. Trunken macht (zumindest die Herren der Schöpfung) allein schon das Gebotene. Mädchen mit langen Beinen in knappen Röckchen, die allesamt als „Miss Sardinia“ durchgehen würden. Allen voran die sogenannten „Billionaire Girls“, ein Geschenk des Chefs an seine Gäste, weil er weiß, was er ihnen schuldig ist. Ziemlich viel anscheinend. Deshalb klemmt er sich jetzt auch selbst hinters Mischpult, macht den DJ, lässt sich fotografieren, legt „Volare“ auf und singt selig mit. Damit ist sein Job gemacht. Der Gast ist glücklich – und somit auch trinkfreudig. Flavio ist die Wolke, ich suche meinen Chauffeur. Runter schafft er’s ganz ohne Ruckeln … ♉

TEXT VANESSA DE LAMPEDUSA BILDER ACHIM BIENIEK

BILDER: BIENIEK (2), G.SCHOBER/BRAUERPHOTOS (2)

Allerdings nicht mit Platten-Auflegen.


PART Y

the red bulletin

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DJ Flavio. „Billionaire“-Boss Flavio Briatore weiß, was seine Gäste wollen: einen Star zum Anfassen. Weil er diesmal bei der ­Eröffnung seines Clubs der einzige war, machte er sogar den DJ (links). „Mir ist wichtig, dass sich hier jeder wohl fühlt!“ Die Tatsache, dass der Laden trotz horrender Preise bummvoll ist, gibt dem Chef irgendwie recht, wenn er sagt: „Es hat sich noch keiner aufgeregt, dass eine Flasche Champagner bei uns mehr kostet als sonstwo. Die Leute regen sich nur auf, wenn sie nicht reinkommen.“ Und in der Hinsicht hat es frau freilich leichter. Vorausgesetzt, sie erfüllt den Dresscode, der da heißt: viel Haut, mehr Make-up, wenig Stoff und noch weniger Hemmungen. Wie die Beispiele links ­belegen …

bilder: Bieniek (4)

bilder: Bieniek (2), G.Schober/BrauerPhotos (2)

august 2008

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22.07.2008 16:32:25 Uhr


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the red bulletin

Part y

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Hört die Rave-Signale! Achtzig Stunden Elektronik-Sounds, tausendmal so viele Tänzer. Das Sónar Festival hielt Barcelona und seine Besucher auf Trab.

Tag und Nacht. Entspannen im Grünen, tanzen im Club: Das Sónar bietet beides. Der eidgenössische Disco-Don Kalabrese (re. o.) ist sonst wohl eher Nachtmensch. Denn angesichts seines nachmittägigen Konzerttermins wirkt er etwas verschlafen. Die US-Rapperinnen Yo Majesty (re. u.) hingegen lassen es schon früher ordentlich scheppern. Alles geben sie dennoch nicht. Sonst treten die beiden Damen nämlich angeblich gerne oben ohne auf.

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BARCELONA, SPANIEN WAS Sónar Festival WANN 19. bis 22. Juni 2008 WER Yazoo, Madness, Goldfrapp, Richie Hawtin, Justice, Theo Parrish, Hercules and Love Affair, Róisín Murphy, Soulwax, Jeff Mills, Miss Kittin

bilder: Sónar festival (4)

Drei tage wach. Mit Schlaf ist da nix. Nicht beim Sónar Festival. Wenn sich die internationale Elektronikszene alljährlich in Barcelona die Klinke in die Hand gibt, werden viele nächtliche Themen gewälzt. Zum Beispiel, in welchem Club die beste After-Hour-Party stattfindet oder welcher DJ gerade heiß ist. Die Nachtruhe selbst aber interessiert hier niemanden. Höchstens wenn es darum geht, diese zu umgehen. Dabei ist das Sónar kein Rave im klassischen Sinn. Ganz im Gegenteil: Tagsüber quartiert sich das Festival im gemütlichen Garten des Centre de Cultura Contemporània im Stadtzentrum ein. Hier sitzt man im Schatten unter Bäumen und lauscht scheuen Laptop-Musikern oder exaltierten Hip-Hop-Acts. Man trifft DJ-Götter wie Richie Hawtin, der sich außerhalb seiner Arbeitszeit rührend um seine Eltern kümmert. Beim Kaffee erfährt man von befreundeten Künstlern wie den französischen Elektro-Durchstartern Justice, dass sie kurioserweise gerade Stücke für das neue Britney-Spears-Album produzieren. Es ist entspannt, noch ist Siesta angesagt. Szenenwechsel, wenige Stunden später. Beim Night-Sónar etwas außerhalb von Barcelona ist der Teufel los. Tausende Raver drängen in die riesigen Partyhallen. Eines ist klar: Vor dem Morgengrauen will hier niemand wieder raus. Kein Problem bei diesem hochkarätigen Line-up: Die Tecktonik-Queen Yelle zeigt, wie „krochen“ auf Französisch funktioniert. Das wiedervereinte Kult-Duo Yazoo schüttelt den Synthi-Hadern „Only You“ aus dem Computer, und Richie Hawtin predigt Techno. Diesmal ohne Eltern, dafür aber vor tausenden Fans. Um sechs Uhr geht die Sonne auf, Taxis zum Hotel gibt’s aber weit und breit keine. Egal, denk ich mir, wer wird denn beim Sónar schon ans Schlafengehen denken? Und schultere meine Manolos. ♉

Text Vanessa de Lampedusa

22.07.2008 16:32:47 Uhr


bilder: Juan Lafita/Red Bull Photofiles (2), Sónar festival (2)

bilder: Sónar festival (4)

august 2008

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PART Y

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Vorglühen. In der Red Bull Music Academy Lounge (links) am Festivalgelände wärmen sich die Tänzer bereits am Nachmittag auf. An den Plattenspielern stehen Absolventen der reisenden Musikschule; mit ihren Sets zwischen Techno und Dubstep stimmen sie die Besucher auf die Sónar-Nacht ein. Dort, etwas außerhalb der Stadt, übernehmen dann die Großen das Ruder: Róisín Murphy (oben) steht auf schnellen Wandel. Nicht nur ihre Band Moloko hat die Sängerin mittlerweile ausgetauscht, auch ihre Kostümchen wechseln bei jedem ihrer Disco-PopStücke. Da beweist Glatzkopf Vince Clarke (links) schon mehr Beständigkeit. Vor gut 25 Jahren hat er mit Sängerin Alison Moyet das legendäre Synthie-Pop-Duo Yazoo gegründet, heute stehen die beiden wiedervereint auf der Sónar-Bühne.

22.07.2008 16:33:01 Uhr


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DIE BESTEN CLUBS DER WELT

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Boat People Schöner Strand, schöne Menschen, gute Küche, geile Party. Und es kümmert sich sogar wer um deine Yacht. TEXT WERNER JESSNER

CALA JONDAL, SAN JOSÉ, IBIZA WAS Club Blue Marlin mit Ibiza-Sound, Cocktails, Fashion, Party, Strand WANN ab März täglich. DJ-Sets, sonntags Paco Fernandez live. WER Valentino Rossi, die Fußballer Raúl, Cañizares oder Sebastian Schweinsteiger (und wer sonst noch gerade auf Ibiza urlaubt).

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SANFT SCHWAPPEN die Wellen an den Sandstrand, in einer Stunde geht die Sonne unter, es ist angenehm warm, eine sanfte Brise streicht über die Haut. Schöne Menschen liegen in Liegestühlen aus edlem Holz, der DJ schraubt die superchilligen NachmittagsSounds langsam ein paar Beats höher. Was tun mit diesem angebrochenen Abend, Nachmittag höchstens nach Ibiza-Maßstäben? Am besten hierbleiben. Das Blue Marlin ist das aktuelle Liebkind der Beautiful Party Crowd auf der gerühmten Partyinsel Ibiza. Vom Festland kommen sie rüber, aus Deutschland und England fliegen sie ein, sogar bis Amerika hat sich die Einzigartigkeit dieser Location im Süden der Mittelmeerinsel durchgesprochen. Blue Marlin ist hip, Blue Marlin ist posh, hinter dem Blue Marlin liegen die Villen des Jetset. Wer etwas auf sich hält, kommt mit eigener Yacht; ein Bootsservice bringt die p. t. Kundschaft an Land. Modeschauen, und die Models bleiben da. Gute Küche schon ab Mittag, der Chef ist ein Österreicher. Zwei Bars, eine Cocktailbar, ein Restaurant. Das Meer, der Sand. Passt!

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BLUE MARLIN, IBIZA

THE RED BULLETIN

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BILDER: BLUE MARLIN CLUB

Tolle Kerle, hübsche Mädchen. Ibiza ist die Insel, die niemals schläft, zumindest nicht, solang es noch dunkel ist. Lunch im Blue Marlin ist deswegen eher als Frühstück zu verstehen, und das Dinner wiederum kann sich bis in den Morgen ziehen. Auf jeden Fall gibt es kaum einen Platz auf Ibiza, wo das Meer, der Strand und das Land sich auf dermaßen gelungene Art die Hand reichen – mit Musikbegleitung. Wer dieser Stimmung schon einmal ins Netz gehen möchte, bitte: www.bluemarlinibiza.com

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23.07.2008 10:30:44 Uhr


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august 2008

High Noon an der Limmat Erzählung von Johannes Diethart.

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Eine Villa auf dem Wachtberg. Wenn Gras über die Sache ie wieder Krumpendorf! Aber auch keinen gewachsen ist. Wir sagen, dass wir eine Erbschaft gemacht Urlaub von der Stange. Caorle und so. haben … Auch Phuket ist längst nicht mehr das, Wie lange dauert eigentlich das Sterben? Meinem wunwas es einmal war. Ich will dort nicht derschönen dunklen Engel im Flugzeug hat ein Teppichmes„Hurlaub“ machen. ser im Flug den Weg ins Paradies gewiesen. Auch beim Carl Die Mitzi. Die Mitzi und ihr Ausschnitt! hat’s nicht lang gedauert. Dem hat der Cesare ein Loch ins Gigantische Einsichten … Venus vulgivaga. Hirn geblasen und ihm dann Betonpatschen angelegt. Dann Meine Frau wollte unbedingt wissen, ob ich … hat aber bei ihm selber der Todesengel angeläutet. Zwischen Gnädige Frau, sage ich bei solchen Gelegenheiten immer, Tür und Angel ist er mit ihm entschwebt. Vielleicht in den ich bin brav. Brav wie ein Ministrant! Himmel. Die Hölle ist ja schon längst wegen Überfüllung Ab und zu einen kleinen Braunen am Franz-Josefs-Bahngeschlossen! hof. Und einen kräftigen Schluck Red Bull. Vor dem Zug. Der Pfarrer von St. Kanzian ist eines rätselhaften Todes Dem Zug nach Krems … gestorben. Vielleicht zur Strafe, weil er viel zu lange in einen Die Nickelbrille. Der Mann mit der Nickelbrille. Sie ist gewissen Ausschnitt geschaut hat. In den Ausschnitt der ihres Postens enthoben worden. Schlimm war, dass sie sich Mitzi. Zum Glück war das Beichtgitter dazwischen. Sonst aufgehängt hat. Die Nickelbrille. In der Zelle. Sie hat ein wär’s womöglich vorbei gewesen mit seiner priesterlichen ­Ruderleiberl in Streifen gerissen. Gut, dass ich die Nickel­ Unschuld. Tu es sacerdos in aeternum … brille los bin. Jetzt bleiben nur mehr zwei über von der Viererbande: Ihre Rolle hat ein gewisser Hawlitschek übernommen. die Mitzi und ich. Kevin Hawlitschek. Eine g’sunde Mischung! Aus Ottakring, Sie rechnet Tag und Nacht damit, dass ihr einer die Gurwie der Name schon sagt. Kennt sich gut aus in der Untergel auf null dreht. Ich habe weniger Angst. Dumm, keine welt. Der Wiener Unterwelt. Angst zu haben. Es lebt sich aber leichter damit. Ich möchte Über Ihnen hängt ein Themistoklesschwert, hat er zu mir auch nicht jede Nacht in einem anderen Bett schlagesagt! Das mit dem Themistokles muss er aus der Senfen müssen. dung mit dem Assinger haben! Der Hawlitschek ist eine Wir müssen nach Zürich. Städteflug. Für EheEinlage. Einlage mit original Ottakringer ZungenspitLeser machen paare billiger. Ein Wochenende lang mit der Mitzi zen-L. Gelernt ist gelernt. Ottakring bürgt für Qualität! Programm. verheiratet. Ich lache. Sie nicht. Und er sucht was. Der Kevin Hawlitschek. Nicht Schicken Sie Ihren Text Wir müssen nach Zürich. Begreifst du denn mich. Er sucht noch immer die Medinoktionalien. bitte an readbull@ noch immer nicht? Der Kevin Hawlitschek hat unOder das, in was sie sich verwandelt haben. In Euros. redbulletin.at: Das seren Mittelsmann erwischt. Aber das haben wir dem Kevin Hawlitschek nicht auf ­T hema ist frei, doch Zürich. An der Limmat geht gerade ein Gewitter die Nase gebunden. ­irgendwo kann eine nieder. Obwohl die Mitzi heute mit Ausschnitt unIch fahre immer noch mit dem Zug nach Krems. Dose versteckt sein. terwegs ist. Unter dem Regenschirm kommen wir Zur Tarnung. Mercedes habe ich mir auch keinen Die besten Texte wereinander näher. Mir tut sie gut, die menschliche zugelegt. Ich möchte nicht mit Herrn Neureich verden abwechselnd mit Wärme. Ich erinnere mich wieder an ihren herrliwechselt werden. Hauptsache, die Prozente sind gut Storys professioneller chen Busen. Es geht eben nichts über ein gutes Geangelegt. Autoren veröffentlicht.

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dächtnis. Ein taktiles Gedächtnis, wie die Wissenschaft sagt. Manchmal ist sie schon zu was gut, die Wissenschaft. In das schwyzerdütsche Gewusel um uns herum mischt sich auf einmal Wienerisches aus der Vorstadt. Ottakring! Der Regenschirm. Unter deinen Schutz und Schirm … Sub tuum praesidium … Da vorne geht der Gustl Steinkellner, begleitet vom Kevin Hawlitschek. Begleitet ist gut. Eskortiert! Eiserner Griff. Forscher Blick. Der des Kevin Hawlitschek natürlich. Haare und Kleider pitschnass. Getaufte Mäuse. Wir müssen als Erste im Hotel sein, zischt die Mitzi ganz aufgeregt. Mit wogendem Busen! Sonst gibt der Amerikaner am Ende dem Falschen das Nummernkonto für die zweite Rate. Der Gustl Steinkellner hat das Losungswort ausspioniert. Der Hund! Das Hotel an der Limmat hat eine Eingangshalle wie ein Fußballfeld. Nur dass da mehr als 22 Spieler herumwieseln. Die Mitzi hat gesagt, dass Mr. Denson sie an ihrem Ausschnitt erkennen wird. Wer diesen Ausschnitt einmal gesehen hat, wird ihn niemals mehr los. Verdammt, aber darum geht’s jetzt nicht! Doch mit des Geschickes Mächten … Mitzi und der Amerikaner. Der grinst. Wartet der auch auf Prozente? In Naturalien? Geiler Wicht! John Denson, aus Denver, so wird es die Polizei zwei Minuten später seinem gefälschten Reisepass entnehmen, heißt der Mann. Aber es ist noch nicht so weit. John Denson also entnimmt seiner Brieftasche ein Stück Papier und reicht es der Mitzi. Mit einem Handkuss. Dass sich der das antut so kurz vor seinem Tod? Nicht gerechnet hat John Denson mit Kevin Hawlitschek, dem falschen Kieberer. Der Kevin Hawlitschek hat nämlich plötzlich eine Kanone in der Hand. Natürlich in der Hand. Ballert los.

illustration: anje Jager

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estört hat den ästhetischen Gesamteindruck nur, dass der Amerikaner plötzlich das Fallende bekommt und in die Knie geht. Auf seinem weißen Hemd kommt ein dunkler Fleck zum Vorschein. Dann ein zweiter. Und ein dritter. Dass sein Gesicht auf dem Marmorboden aufplatscht und die Nase nach links ­ausschert, bemerkt er nicht mehr. Ein schneller Tod muss was Schönes sein. Und die Mitzi? Mittendrin im blutigen Geschehen! Nimmt dem gemeuchelten Amerikaner aufgeregt das Blatt Papier aus der Hand. Will ihre Rundungen aus der Gefahrenzone bringen. Doch Kevin Hawlitschek kennt kein Erbarmen. Ballert weiter. Das Gekreische der Hotelgäste lässt ihn kalt. Die Polizeisirene auch. Die Mitzi! Der Ausschnitt der Mitzi färbt sich rot … Nein, nicht schon wieder so ein Frauenkörper zuschanden! Der Kevin Hawlitschek sucht nach einem neuen Magazin. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen. Stürze hinter der

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Säule hervor und greife nach dem blutverschmierten Zettel. Dem Zettel in der Hand meiner Mitzi. Die krümmt sich auf dem Boden wie ein getretener Regenwurm. Als Kevin Hawlitscheks Kanone schießwütig nach mir sucht, findet sie mich nicht mehr. Gegen die Übermacht der Schweizer Kugeln kommt Kevin Hawlitscheks Kugelspritze nicht an. High Noon an der Limmat. Sie machen aus ihm einen Emmentaler. Einen echten. Na ja, zumindest die Löcher sind echt. Die durchlöcherte Masse ist aus Ottakring. Sie haben sie wieder zusammengeflickt. Die Mitzi. Die Ärzte. Sie waren richtig traurig, als sie den reparierten Superbusen nach sechs Wochen den Alpenrepublikanern zurückgeben mussten. ♉

Johannes Diethart, 66, geboren in Knittelfeld, lebt in Wösendorf/Wachau. Studium der Klassischen Philologie und Byzantinistik an der Universität Wien, mit ausgeprägtem Interesse für die Germanistik. Von 1980 bis 2001 wissenschaftlicher Mitarbeiter der ­Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Wissenschaftliche Veröffentlichungen (Hauptgebiete: Griechische Lexikographie und Rea­lienkunde), Projektleiter des „Lexikons der lateinischen Lehnwörter in den griechischsprachigen dokumentarischen Texten Ägyptens mit Berücksich­t igung koptischer Quellen“. Autor von Glossen und Artikeln in Literaturzeitschriften, von Aphorismen („Wenn der Hut brennt, ist Feuer am Dach“) und Kurzkrimis („Nur der Tod hat bessere Karten“).

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RR!

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DARÜBER LACHT DIE WELT Bissig wie einst der „Simplicissimus“: Der Juli im Spiegel

der witzigsten Kommentare internationaler Zeitungen und Magazine.

Ja d ü denn rfen s’ das? !

PENSIONSSCHOCK? NEIN, DANKE Was machen Formel-1-Weltmeister, wenn ihnen langweilig ist? Sie setzen sich aufs Motorrad und geben Gas. Zumindest so lange, bis sie abheben, wie Michael Schumacher bei seiner Superbike-Premiere auf dem Sachsenring. „Frau Weltmeister“ Corinna Sch. vertreibt den Pensionsschock ihres Mannes währenddessen auf anderen Gäulen (rechts). Apropos: Irgendwann bleibt auch Schumi das Altern nicht erspart. Dann sieht er aus wie sein Ex-Kollege Rubens Barrichello in der Fotomontage im Schweizer „Blick Sport“ (ganz rechts).

Etwas Witziges entdeckt? Schicken Sie uns ein Mail an: redaktion@at.redbulletin.com

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23.07.2008 10:21:00 Uhr


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Austausch. jetzt. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ fand heraus, dass die EURO auf wirklich alle Lebensbereiche abfärbt. Auch auf den vierten Mann.

FuSSballZwerge 1 Während der EURO hatte das österreichische Team deutlich mehr Fans als sonst. Karikaturist Gerhard Haderer hat für das „profil“ ein paar unscheinbare in seiner unmittelbaren Nachbarschaft entdeckt. Die schönste Nebensache der Welt Schon klar: Der Ball ist nicht alles. Bei diesem in der Zeitung „Die Presse“ veröffentlichten Bild stellt sich noch dazu die Frage: Wer dieser strammen jungen Burschen hütet das Tor?

„Um sicherzugehen, dass man Deutschland geschlagen hat, muss man sie bis in den Bus verfolgen.“ Leo Beenhakker, polnischer Coach, vor dem Spiel gegen Deutschland FuSSballzwerge 2: Dass es im internationalen Fußball keine Jausengegner mehr gibt, sieht die Hamburger „Zeit“ nach dieser EURO anders.

FuSSballzwerge 3 Bei der EURO gelangte Deutschlands Trainer Joachim Löw hoch hinaus. Nicht zuletzt dank der Mithilfe seines Co-Trainers, des Ex-Red Bull-Salzburgers Hans-Dieter Flick.

Schöne neue Bayernwelt Mit dem neuen Trainer Jürgen Klinsmann brechen bei Bayern München ganz neue Zeiten an. Das zeigen auch diese Bilder aus dem Trainingscamp, aufgenommen von der „Welt“. Aber ob Schach wirklich die neue liebste Freizeitbeschäftigung der Bayern-Stars wird?

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22.07.2008 16:34:55 Uhr


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HAND AUFS HERZ … … ich bin frei. Die ersten Fotos, die Ingrid Betancourt nach ihrer sechsjährigen Gefangenschaft als Geisel in Kolumbien zeigten, gingen um die Welt. Und es scheint, als hätten sich die beiden größten deutschen Blätter, „Süddeutsche“ und „FAZ“, in ihrer Fotoauswahl hervorragend abgestimmt.

KÜSS MICH, FREUNDCHEN! Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ bedauert es, dass die Bruderküsse in der Politik aus der Mode gekommen sind. Bei diesen Bildern: völlig zu Recht.

WASCHEN, SCHNEIDEN, ABLEGEN Die „Welt“ hat den billigsten Friseur des deutschen Sprachraums ausfindig gemacht. Es scheint ein gutes Geschäft zu sein.

ICH BIN’S DOCH NUR, DER ONKEL DSCHORDSCH! George W. Bush kommt offenbar selbst bei Wählern nicht gut an, die noch keine schlechten Erfahrungen mit ihm gemacht haben können.

„Das scheint ja inzwischen Österreichs beliebteste Stadt zu sein.“ Franz Beckenbauer in der „Bild“-Zeitung über Córdoba

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HERE RUNS THE SUN Kommt der Sommer, kommt er nicht? Aus dem „Stern“.

22.07.2008 16:35:09 Uhr


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Adieu, Freitag Schon klar, auf einer einsamen Insel kann es mitunter ziemlich langweilig werden. Da helfen dann nur hammerharte Spielchen.

14.02.2008

15:27 Uhr

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Angewandte Mobilität „Jedes Mal, wenn er eine Geschichte fertig hat, müssen wir umziehen.“ Der „New Yorker“ erklärt, warum selbst Höhlenmenschen selten sesshaft waren.

DES TRINKENS REICHER SINN. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Botanik an der Universität Wien wurden 8 Kräuter und Pflanzen ausgewählt, deren belebende Wirkung seit Jahrhunderten bekannt ist: Ingwer, Kardamom, Galgant und Quitte kräftigen den Kreislauf, Holunderblüten und Hagebutten stärken das Immunsystem, Birkenblätter und Zitronengras wirken stimulierend. Dieser einzigartige Pflanzenmix und Wasser aus den Alpen machen Botanic Water Belebend zu einem 100% natürlichen Trinkgenuss.

emanzipation Es gibt garantiert viele Chefs, die unzufrieden sind mit ihrem Umfeld. Manche haben wenigstens ganz klare Lösungsvorschläge. Aus dem „Stern“.

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22.07.2008 16:35:13 Uhr


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Wie alles Begann

Der kunstvolle Sprung von Bauwerken ist mitnichten eine Errungenschaft der Nachkriegszeit! Schon in den 1930ern versuchten sich Chris T. Burgh (Füße abwärts), John F. Kyle (Füße aufwärts) und Doug Really (Ohren an Fremdadduktoren) an der sportlichen Nutzung von in beträchtlicher Höhe gelegenen Hausdächern. Der Umstand, dass nebenstehendes Ensemble durch eine kurz darauf auftretende kräftige Windböe gestört wurde, führte bald zur Verwendung von Fallschirmen und in weiterer Folge zur Entstehung einer eigenständigen, heute sehr populären Sportdisziplin namens „BASE-Jumping“.

bild: corbis

„The Burgh Roofs“, BASE-Jumping-Pioniere: New York, 1934

Herausgeber und Verleger Red Bulletin GmbH Chefredaktion Robert Sperl, Stefan Wagner (Stv.) Art-Direktion Erik Turek, Markus Kietreiber (Stv.) Fotodirektion Moira Matthews, Fritz Schuster (Stv.) Chefin vom Dienst Marion Wildmann Leitende Redakteure Werner Jessner, Uschi Korda, Alexander Macheck, Boro Petric Redaktion Ulrich Corazza, Christoph Rietner, Simon Schreyer, Clemens Stachel, Nadja Žele Grafik Claudia Drechsler, Simone Fischer, Dominik Uhl Fotoredaktion Manfred Klimek (Schlussredaktion), Markus Kučera, Valerie Rosenburg Senior Illustrator Dietmar Kainrath AutoEIN FAST UNABHÄNGIGES MONATSMAGAZIN ren Christian Ankowitsch, Christian Seiler Mitarbeiter Felix Fuchs, Isabella Großschopf, Christian Grünwald, Peter Hofer, Markus Huber, Peter Krobath, Ursula Macher, Florian Obkircher Illustratoren Almut Becvar, Mandy Fischer, Anje Jager, Martin Udovicic Lektorat Hans Fleißner Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Christian Graf-Simpson, Nenad Isailovic Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Geschäftsführung Karl Abentheuer, Rudolf Theierl Projektleitung Bernd Fisa Finanzen Siegmar Hofstetter Verlagsleitung Joachim Zieger Marketing Martina Kurtz Projektmanagement Jan Cremer, Jürgen Eckstein, Dagmar Kiefer, Daniela Kubak, Sandra Sieder, Sara Varming Anzeigenverkauf Bull Verlags GmbH, Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien; anzeigen@at.redbulletin.com IT-Support Martin Ribitsch Office Management Martina Bozecsky, Claudia Felicetti Firmensitz Red Bulletin GmbH, Am Brunnen 1, A-5330 Fuschl am See, FN 287869 m, ATU 63087028 Sitz der Redaktion Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien ­Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@ at.redbulletin.com Web www.RedBulletin.com Erscheinungsweise Das Red Bulletin erscheint jeweils am ersten Dienstag des Monats als Eigenbeilage von und in Kooperation mit folgenden Partnerzeitungen: Kleine Zeitung, Oberösterreichische Nachrichten, Die Presse, Salzburger Nachrichten, Tiroler Tageszeitung, Vorarlberger Nachrichten; Burgenländische Volkszeitung, Niederösterreichische Nachrichten Gesamt­auflage 1,1 Mil­lionen Leserbriefe bitte an leserbriefe@at.redbulletin.com

DIE NÄCHSTE AUSGABE DES RED BULLETIN ERSCHEINT AM 2. September 2008.

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