The Red Bulletin August 2014 - AT

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Abseits des Alltäglichen

Skrillex

Backstage mit dem Electro-Punk

„ D EN F RESSE I C H“ Wann Clemens Doppler z u b e i SS t

Drag Queens ohne Bart

Ab 400 PS bist du dabei

Mister

Sin City Jessica Alba, Mickey Rourke, Eva Green: Robe rt Rodrigu e z kriegt sie alle.

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Die Welt von Red Bull

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American Drag

Eine schnurgerade Viertelmeile. Zwei Autos. Und die Frage: Wer ist schneller?

Michael Muller (cover), david harry stewart, OLIVER JISZDA

Willkommen! Bei „Sin City“ – dem ersten Teil, wohlgemerkt – ging Robert Rodriguez „nicht mal annähernd in die Vollen“, wie er sagt. „Ich wollte es nicht auf die Spitze treiben.“ Jetzt kommt Teil zwei in die Kinos. Wir sagen nur: Der Regie-Superstar aus Texas war während des Drehs von „Sin City 2: A Dame to Kill For“ bei deutlich erkennbar guter Motivation. Rodriguez empfing Red Bulletin-Redakteurin Ann Donahue in seinen Troublemaker Studios in Austin. Man besprach jene Themen, die sich zwischen einem elektrischen Stuhl und einem Beichtstuhl zur Erörterung eben so anbieten. Und der einzigartige Michael ­Muller fotografierte. Viel Vergnügen mit diesem Heft! Die Redaktion the red bulletin

„Ich habe geschrien, geschimpft, gestritten.“ Clemens Doppler, SEITE 50

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August 2014

Auf einen Blick Bullevard

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14 Bullevard  Fotokünstler, Selfies, ­Infografiken, undruckbare Bilder. Etc.

Features 30 Robert Rodriguez

Robert Rodriguez

Der Blockbuster-Regisseur, den Hollywood nicht interessiert.

The Red Bulletin hat mit dem „Sin City“-Regisseur zwischen Beichtund elektrischem Stuhl gesprochen.

38 Extreme Canyoning

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Was aus einem Hobby wird, wenn man es mit ein wenig Irrsinn würzt.

46 RB Creation

72 Stunden Zeit, um etwas zu erfinden: Wie soll denn das gehen?

50 Clemens Doppler

Unser Beachvolleyball-Held blickt nach Klagenfurt und hört seine Knie.

58 American Drag

38 24

Bullevard: Fotografie

Wir präsentieren: sechs Fotos, die Sie ­garantiert nirgendwo gedruckt sehen werden. (Klar: nirgendwo außer hier.) 6

Skrillex

Backstage beim Schulabbrecher, der 16 Millionen Dollar im Jahr macht. Beim Superstar, der sich als Rebell sieht.

78

Travel

Sehr hohe 233 Meter in fünf sehr langen Sekunden: der Sprung, auf den Sie mal in Macao vorbeischauen sollten.

68 Skrillex

Ein Abend mit dem Superstar am DJ‑Pult, der im Herzen ein Punk ist.

Action! 78 Travel  Bungee in Macao 79 city-Guide  Seattle 80 Pro Tools  Der Offroad-Buggy 82 Musik Was hört 50 Cent? 83 Uhren  Die Seite mit Sinn 84 club „La Santanera“ in Mexiko 86 Training  Cricket-Star Stuart Broad 88 Gaming  Aus „Halo“ wächst „Destiny“ 90 TV-Highlights  Red Bulls TV-Fenster 92 save the date  Was tun? – Das! 94 Read Bull  Thomas Glavinic 98 Magic Moment

the red bulletin

Michael Muller, Jozef Kubica, BEN RAYNER, getty Images, AJ Hackett

Extreme Canyoning

Der Mann heißt Warren Verboom und macht aus dem guten alten Canyoning etwas ziemlich Halsbrecherisches.

Einige Vorschläge, wie man sich einer Viertelmeile stilvoll widmet.


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In eigener Sache

Starker Auftritt

The Red Bulletin online setzt auf bildgewaltige Erzählungen

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s sind die Pioniere, die wir lieben, die ­Unbequemen, die Querdenker, solche, die zuerst belächelt und schließlich bewundert werden. Faszinierende Menschen, deren Bestimmung darin besteht, Grenzen zu überwinden. Wir begleiten sie auf Aben­ teuer, die uns an die entlegensten Orte der Welt führen. Wir führen Gespräche, die unter die Haut gehen. Wir sind dabei, wenn sie Leistungen erbringen, die bis dahin als unvorstellbar galten. Eine gute Reportage, ein gutes Interview, eine gute Story gibt einen Impuls, eine hervorragende Geschichte verleiht Flügel. The Red Bulletin inspiriert seine Leser mit atem­ beraubenden Bildern und brillanten Texten – jetzt auch in unserem völlig überarbeiteten Online-Auftritt, mit dem Sie unsere Geschichten immer, überall und auf allen End­ geräten in höchster Qualität abrufen können. Mit www. redbulletin.com erweitern wir unser Heft um noch mehr Fotos, Videos und multimedial einzigartig aufbereitete ­Storys. Täglich frisch, rund um die Uhr und mit dem Schuss Energie, mit dem das Leben einfach mehr Spaß macht.

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t o ry s / J e t z t täg l i c h f r i s c h au f   w w w . r e d b u l l e t i n . c o m the red bulletin

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Contributors mit an Bord im August „Manche Fahrer sahen aus, als kämen sie von ihrem vierten IrakEinsatz retour.“ David Harry Stewart, Fotograf „Classic Drag“, Seite 58

Thomas Glavinic

David Harry Stewart

Im Portfolio des US-Foto­ grafen tummeln sich zähne­ fletschende Haie neben einem bedrohlich blickenden Dennis Hopper, gutartige afrikanische Elefanten neben Robert Downey Jr., wie er mit einem M16-Sturmgewehr hantiert. Muller porträtiert wilde Tiere mit derselben Leidenschaft wie Filmstars. Für unsere ­August-Coverstory schickten wir den Fotokünstler aus Los Angeles nach Austin, Texas – in die Troublemaker Studios von Kult-Regisseur Robert Rodriguez. „Der HollywoodRebell“, ab Seite 30.

Die Geschichte kam verspätet – „Ich habe gestern Wasser über meinen Laptop gekippt. Reicht’s am Montag?“ –, doch Wasser und Kippen passen bestens zur Kurzgeschichte von Thomas Glavinic. In „Ein guter Sohn“ begleitet ein solcher seinen lebenshungrigen alten Vater auf eine Reise nach Thailand, in der Bars eine nicht unwesentliche Rolle spielen. Aber bitte keinesfalls Autor mit Ich-Erzähler verwechseln, warnt uns Glavinic vor allzu eiligen Schlussfolgerungen: „Mein Vater ist ein verdammter Abstinenzler!“

Der zwischen L. A. und New York oszillierende Fotograf sah sich für uns in der Subkultur amerikanischer Beschleunigungsrennen um und besuchte dafür Veranstaltungen vom Barona-Reservat bei San Diego bis zum El-MirageSalzsee in der Mojave-Wüste. Mehr noch als die wunder­ baren alten Autos und Motorräder hatten es ihm die Gesichter der Fahrer angetan: „Manche sahen aus, als kämen sie von ihrem vierten Irak-Einsatz retour.“ Stewarts Fotoreportage „Classic Drag“ finden Sie ab Seite 58.

Backstage

Donner über Texas

Red Bulletin weltweit

beyond the ordinary

live better A dAy in the life in 2030

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The Red Bulletin erscheint ­aktuell in elf Ländern. Im Bild: das Cover der US-Ausgabe mit Pro-Surfer Ian Walsh, 31.

Very noir : Robert Rodriguez (re.) beim Red BulletinCovershooting in Austin

Bevor unser Fotograf Michael Muller Hollywood-Regisseur Robert Rodriguez (re.) in dessen Studio in Texas inszenierte, erlebte er im Flugzeug seinen persönlichen Schockmoment: „Als wir Austin anflogen, tobte ein gewaltiger Sturm über der Landebahn“, erzählt Muller. „Blitze zuckten wie Strobo­ skoplichter. Ich wäre fast durchgedreht vor Angst.“ Letzt­ endlich schaffte es Muller heil ans Set. Für das Red BulletinCovershooting in düsterer „Sin City“-Optik fühlte er sich nun bestens vorbereitet.

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Editorial Director Robert Sperl Chefredakteur Alexander Macheck Editor-at-large Boro Petric Creative Director Erik Turek Art Directors Kasimir Reimann (Stv. CD), Miles English Photo Director Fritz Schuster Chefin vom Dienst Marion Wildmann Managing Editor Daniel Kudernatsch Senior Web Editor Kurt Vierthaler Redaktion Stefan Wagner (Textchef), Werner Jessner (Leitender Redakteur), Lisa Blazek, Ulrich Corazza, Arek Piatek, Andreas Rottenschlager Freie Mitarbeiter: Muhamed Beganovic, Georg Eckelsberger, Sophie Haslinger, Holger Potye, Clemens Stachel, Manon Steiner, Raffael Fritz, Marianne Minar, Martina Powell, Mara Simperler, Lukas Wagner, Florian Wörgötter Grafik Martina de Carvalho-Hutter, Silvia Druml, Kevin Goll, Carita Najewitz, Esther Straganz Fotoredaktion Susie Forman (Creative Photo Director), Rudi Übelhör (Deputy Photo Director), Marion Batty, Eva Kerschbaum Illustrator Dietmar Kainrath Verlagsleitung Franz Renkin Internationaler Anzeigenverkauf Patrick Stepanian Anzeigendisposition Sabrina Schneider Marketing & Country Management Stefan Ebner (Ltg.), ­ Manuel Otto, Elisabeth Salcher, Lukas Scharmbacher, Sara Varming Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher (Ltg.), Walter O. Sádaba, Matthias Zimmermann (App) Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Karsten Lehmann, Josef Mühlbacher Abo und Vertrieb Mag. Klaus Pleninger (Vertrieb), Mag. Peter Schiffer (Abo), Nicole Glaser (Vertriebsmarketing), Alexandra Ita, Yoldas Yarar (beide Abo-Marketing) General Manager und Publisher Wolfgang Winter Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Web www.redbulletin.com Medieninhaber, Verlag und Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Geschäftsführer Christopher Reindl, Andreas Gall

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Fotokunst. Vor 175 Jahr en wur de die Ur for m der Fotografie erfunden. Heute erfinden junge Fotografen aus aller Welt die Fotogr afie neu. Wir zeigen, wie.

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Ren Hang


Fred Murray


Bullevard

Jenny Odell

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Samo Vidic

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Dave Lehl


Maxime Ballesteros

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Eva Stenram

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Paulo Calisto


Bullevard

Die Fotokünstler

Was sie über ihre Arbeit sagen.

Unglaubliche Bilder Sogenannte Stockfotos sind Bilder für alle Fälle. Manche ver­ anschaulichen komplizierte Sachverhalte. Agenturen produzieren die Fotos auf Vorrat, falls jemand sie mal schnell brauchen sollte. Aber wer soll diese Bilder hier drucken? Außer uns, klar.

Ren Hang

Fred Murray

„Ich kann mein Foto nicht erklären. Es ist auch ohne Titel.“ Und wie heißt die Dame?

„Es war windig und hoch. Riskant. Aber Danny MacAskill hat’s überlebt.“

Jenny Odell

SAMO VIDIC

über ihre zerschnipselten Google Maps: „Mein Favorit ist ‚The Bean‘ in Chicago.“

„Ich mag Schlamm und Dreck sehr. ­Meine Kamera leider weniger.“

Anonyme Ananasen? Kim Dotcom kämpft Holzfäller sind sich selbst die besten gegen Fruit Ninja? Wir wissen es nicht! Freunde? Manche Hunde hassen Bäume?

Felix Baumgartner trifft die bezaubernde Jeannie in einem Mülltrennungs-Western.

DAVE LEHL „Das Bild sagt: Egal ob du auf die Fresse fliegst! Geh raus und spür dein Leben.“

Maxime Ballesteros „Ein gutes Foto stellt Fragen. Es macht nicht bloß Komplimente.“

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Eva Stenram

Paulo CalistO

über Erotik: „Durch das Verstecken wird unsere Lust erst ­enthüllt.“

„Ich wollte zeigen, wie klein, aber auch wie verblüffend mutig wir Menschen sind.“

Gesunde Ernährung trotz nuklearer Mikro­ Der Nintendo Wii Senior Pack. Wurde nach wellen? Oder einfach: dufte Käsekuchen. Tierschützerprotesten zurückgerufen.

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Abschiedskuss? Die gefährliche Liebe der Crashtest-Dummys? Don’t kiss ’n’ ride?!


DiesEr sommer verspricht

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Bullevard

4.000.000.000.000 Vier Billionen plus das eine, das du gerade gemacht hast. So viele Fotos wurde­n seit 1839 geschossen. Was seit damals sonst noch geschah.

400

Momentaufnahmen

Facebook

Instagram

350.000.000 FOTOS TÄGLICH Auf Snapchat sind es derzeit noch mehr: 400 Millionen.

35 MILLIONEN SELFIES Davon im Badezimmer? Wir schätzen mal 34 Millionen.

250 Milliarden Bilder Facebook ist heute das größte Fotoarchiv der Welt.

60 MIllionen Fotos pro Tag Im gesamten 19. Jahrhundert wurden weniger geschossen.

380 mrd.

Seit 1925 bezeugt die ­Kompaktkamera unser Leben.

350

300

250

200

1 mrd.

0 1940

1950

1925

1930 1 Mrd.

Das grösste

681 MILLIARDEN Pixel hat dieses Mond-Foto. Ein Pixel zeigt vier Quadratmeter.

26

Das kleinste

0,0000002 MILLIMETER breit ist dieser Schatten eines Atoms im Laserstrahl.

Guckt noch ein Schwein? Ein Zehntel aller Fotos, die heute auf der Welt als Abzug oder digital existieren, haben wir irgendwann innerhalb der letzten zwölf ­Monate gemacht.

Die häufigste Lady Gaga oder Lady Diana? Ganz ein­ deutig lässt sich nicht feststellen, welcher Mensch in der Ge­ schichte am häufigs­ ten abgelichtet wurde. Dass es eine Lady ist, überrascht uns aber nicht: Das erste Por­ trätfoto der Welt von 1839 zeigte auch eine Frau – die Assistentin des Fotografen.

the red bulletin

lroc, griffith university, la chapelle

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Weniger macht mehr Ab jetzt geht’s leichter: Die JPEG-Kompri­ mierung verklei­ nert Bilddateien auf ein Zehntel. Und der Platz auf Speicherkarten wächst rapide.

2013

100

Generation BABYBOOM Was machen ­Eltern den ganzen Tag? Babyfotos. Die armen Ver­ wandten! Schon 1960 war auf ­jedem zweiten Foto ein Baby zu sehen. „So süß!“

1997

Schnapp! Schuss! Die Leica gibt der Menschheit ein 25 mrd. neues Gefühl: das 10 für den perfekten mrd. Moment. Die 3 ­erste Kamera mit mrd. Anzahl der jährlich gemachten Fotos 35-mm-Rollfilm 1960 1970 1980 1990 2000 2014 erobert den 3 Mrd. 10 Mrd. 25 Mrd. 57 Mrd. 86 Mrd. 380 Mrd. Weltmarkt. 57 mrd.

1960

86 mrd.

150


Bullevard

Das bin ja ich! Spiegel sind so retro, Selfies sind so chic. Bitte lächeln – ich mach mal ein Foto als Erinnerung an mich selbst.

die

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Das klingT nach

Animalisch

PROMI-JAGD

Trend unter bedrohten Tierarten: „Das war ich!“

„Rat mal, wen ich gerade am Klo getroffen habe!“

SIEGERBILD

kosmisch

Sei kein schlechter Verlierer: Hol das Handy raus!

Ich und eine Milliarde (das teuerste Selfie des Weltalls).

Fahrspaß pur. Wenn Sie ab sofort auch zum Musikhören ins Auto steigen, könnte das an Ihrem neuen Mazda liegen. Denn hier unterhält Sie auf Wunsch der Spitzenklang eines Bose® Surround Sound-Systems bei Mazda typischem Fahrspaß. Das innovative Audio-System wird dabei eigens auf die Innenraumakustik des jeweiligen Mazda Modells abgestimmt und liefert Ihnen faszinierenden Bose® Surround Sound – egal ob CD, MP3 oder Web-Radio. Lassen Sie sich von diesem überwältigenden Hörerlebnis begeistern, entscheiden Sie sich noch im Juni und Juli für Ihr Mazda Wunschmodell mit Bose® SoundSystem und Sie erhalten zusätzlich das neue Bose® Soundlink® III Set* für kabellosen Musikgenuss gratis dazu.

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Original

„Wer ist denn diese Schönheit? Ach ja, ich.“ Klick!

Erstes Selfie. Robert Cornelius löste 1839 einen Trend aus.

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Bullevard

Zeig mir die Zukunft Wer hätte vor zwanzig Jahren gedacht, dass wir irgendwann Bilder mit unserem Telefon schießen? So wie es momentan aussieht, knipsen wir sie in Zukunft mit Bällen.

Das AppQuiz Drei coole Apps, die wir gerne hätten. Leider gibt es nur eine davon. Welche?

Weggeworfen

ADDfriendZ

Bilder wie bei Google Street View: Dank der 36 integrierten kleinen Fotochips hat die etwas gewöhnungsbedürftige BallKamera Panono alles im Blick. Einfach in die Luft werfen, den Rest erledigt das Ding dann schon selbst!

Ideal für Einsiedler und Menschen mit Mundgeruch: Mit dieser App stehst du nie allein da.

SkinneePix

Durchschaut

Scharfgestellt

Vorbei die Zeiten, in denen sich Fotografen hinter ihrer Kamera verstecken konnten: Dank trans­ parenter Displays (von Firmen wie Samsung und LG) stehen sich Knipser und Model nun Auge in Auge gegenüber. Fehlt nur noch die unsichtbare Kamera.

Für alle, die sich nicht nur auf eine Sache konzen­ trieren wollen, wurde die neue Lichtfeldkamera von Lytro erfunden. Dank eines ausgefeilten Speichers kann sie im Nachhinein am Screen auf beliebige Bereiche eines Bildes fokussieren. Echt scharf!

Die fetten Jahre sind vorbei. SkinneePix morpht dich schlank und athletisch. Nie wieder Diät!

Wie unser Künstler Kainrath das Schicksal unserer Welt und der Farbfotografie sieht.

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AUFLÖSUNG: SkinneePix gibt’s!

Das erste und das letzte Foto

the red bulletin

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smiLAR Depressionen? Todes­ fall? Gefeuert? Egal, diese App zaubert auf jedes Gesicht ein fröhliches Lächeln.


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Abgebildetes Modell: Infiniti Q50 Eau Rouge Concept. Dieses Modell ist ein Konzeptfahrzeug und nicht im Handel erhältlich. Serienfahrzeuge können von der Studie abweichen. Für mehr Informationen zum Infiniti Q50, besuchen sie www.infiniti.eu


Der

Hollywood-

Rebell

Der Blockbuster dieses Sommers heißt „Sin City 2: A Dam e to Kill For“. Er stammt von Robert Rodriguez. Dem Mann, der über die Regeln des Film-Business lacht. Text: Ann Donahue  Bilder: Michael Muller

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„Es war Dwight McCarthy! Er ist übergeschnappt! Wahnsinnig! Er stieSS wüste Drohungen aus … Und jetzt ist alles voller Blut! Bitte kommen Sie schnell!“ Ava lord


„… denn die, die verrückt genug sind, zu denken, sie könnten die Welt verändern, sind die, die es tun.“

E

Frank Millers „Sin City“-Comicreihe erschien 1991 und ’92 bei Dark Horse. Robert Rodriguez’ neuer Film basiert u. a. auf Band 2, „A Dame to Kill For“, aus dem in diesem Artikel zitiert wird.

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in elektrischer Stuhl steht in der einen Ecke des Raums. Er ist erstaunlich groß, also zumindest für jemanden, der mit elektrischen Stühlen nicht regelmäßig zu tun hat. Er wirkt mehr wie ein bedrohlicher Thron mit Lederriemen. In der gegenüber­ liegenden Ecke des Raums steht ein Beichtstuhl, ebenfalls ein ziemlich gigantisches Ding aus dunkel gebeiztem Holz, aber reich verziert mit filigranen Schnitzereien. Der elektrische Stuhl stammt aus Robert ­Rodriguez’ Film „Sin City“ (2005), der Beichtstuhl aus „Desperado“ (1995). Die beiden Requisiten im Besprechungszimmer seiner Troublemaker Studios sind mehr als bloße Souvenirs: Sie stehen für Verderben und Erlösung. Und sie stehen einander so gegenüber, wie das diese beiden Grundthemen in Rodriguez’ Filmen üblicherweise tun. Ganz allgemein wählt der 1968 in Texas geborene fünffache Vater die Innendekoration seiner Arbeitsräume mit offensichtlichem Bedacht. Unmittelbar neben seiner Bürotür hängt zum Beispiel eine Reproduktion der legendären AppleKampagne des Jahres 1997: „An alle, die anders denken: die Rebellen, die Idealisten, die Visionäre, die Querdenker, die, die sich in kein Schema pressen lassen. (…) Und während einige sie für verrückt halten, sehen wir in ihnen Genies. Denn die, die verrückt genug

sind, zu denken, sie könnten die Welt verändern, sind die, die es tun.“ Robert Rodriguez, man kann das ruhig so ­sagen, hat die Welt des Filmemachens verändert. Und das nicht einmal vom Mega-Gelände ­einer Produktionsfirma in Los Angeles aus. Er betreibt seine Troublemaker Studios in Hangars des stillgelegten Flughafens von Austin, Texas. Sein neuer Film „Sin City 2: A Dame to Kill For“ entstand sogar zur Gänze hier: Castings, Dreh­ arbeiten, Kostümbildnerei, Requisite, Kom­ position der Filmmusik, Special Effects. Sogar die Plakate wurden in Austins ausrangierten Hangars designt. Der Film erscheint am 22. August und ist die Fortsetzung von „Sin City“, das international 158 Millionen US-Dollar einspielte. Es geht also um ziemlich viel Geld. Aber Rodriguez schert das wenig. Er behauptet seine Autonomie, unabhängig davon, wie viel Geld auf dem Spiel steht. „Irgendjemand hat dieses System Hollywood geschaffen, dieses Film-Business“, sagt Rodri­ guez, und er betont Business ein wenig abfällig, „aber für kreative Leute ergibt dieses System nicht wirklich Sinn. Man braucht eine Art Brutkasten für Ideen, in dem man die Freiheit hat, Risiken einzugehen. In dem man die Freiheit hat, auch mal Fehler zu machen.“ Wer den Nachspann seiner Filme liest, könnte auf den Gedanken kommen, dass die Stärken von Robert Rodriguez nicht gerade im Delegieren liegen: „Sin City 2“ etwa führt ihn als Co-Regisseur, Produzent, Komponist, Kameramann und Cutter. „Es geht nicht ums Delegieren“, sagt er. „Die Geschichte ist viel einfacher. Als ich aufwuchs, waren meine liebsten Hobbys Fotografieren, Zeichnen, Musik und Filmen. Ich habe mich fürs Filmemachen entschieden, weil ich im Rahmen eines Filmprojekts weiter alle meine Lieblingshobbys ausüben konnte. In meinen ersten Filmen habe ich also alles selbst gemacht. Und dann, als ich ins System Hollywood kam, verstand ich einfach nicht, warum ich daran etwas ändern sollte. Warum ich einige dieser Sachen aufgeben sollte, die ich so sehr mochte. Also tat ich es einfach nicht.“ Man könnte es auch kürzer sagen: Rodriguez lernte, Filme schnell und billig zu machen. Sehr schnell sogar. Und sehr billig. Sein erster Streifen, „El Mariachi“ (1992), über einen Musiker, der mit einem Mörder verwechselt wird, kostete gerade mal 7000 US-­ Dollar. Columbia Pictures erstand die Vertriebsrechte und gab eine Million Dollar für die Vermarktung aus. Am Ende hatte „El Mariachi“ zwei Millionen eingespielt – die Legende von Rodriguez als „Run and Gun“-Regisseur war geboren. Als jemand, der einen kompletten Spielfilm für wenig Geld in nur einem Monat drehen konnte. „Ich war der, der Filme so kostengünstig ­produzierte, dass sie zwangsläufig Gewinn ab-


„Bei Marv muss man sich vorsehen. Er will keinen Ärger, aber er verursacht ständig welchen.“ Dwight McCarthy


„dann kommen die zweifel … Vielleicht ist es falsch, die schuld auf dich abzuwälzen. Vielleicht war die Katastrophe vorprogrammiert, als ich das Monster von der Leine lieSS.“ Dwight McCarthy


„Ich wusste, ich musste diesen Stoff verfilmen. Denn jeder andere würde ihn verpfuschen.“ warfen“, sagt er. „Ich produzierte ‚El Mariachi‘ von meiner Wohnung aus. Ich dachte schon damals: Ich interessiere mich nicht für Hollywood. Hollywood interessiert sich nicht für mich. Solange der fertige Film auf ihren Schreibtischen landet und sie damit Geld machen könnten, so lange interessiert es sie nicht, wo du ihn drehst oder wie du ihn drehst.“ Nachsatz: „Und so denke ich auch heute noch.“ Was Hollywoods Vertrauen in Rodriguez endgültig festigte, waren die „Spy Kids“-Filme ab 2001. Mittlerweile gibt es vier davon, und sie spielten weltweit mehr als eine halbe Milliarde US-Dollar ein. Dieser Erfolg gab Rodriguez die Möglichkeit, jedes Herzensprojekt zu verfolgen, das er wollte. Und was er wollte, wovon er regelrecht besessen war: eine Reihe brutaler Film-Noir-artiger Comic­ romane von Frank Miller zu verfilmen. „Es kam damals öfter vor, dass ich in den Comicladen ging, einen Band von ‚Sin City‘ kaufte und zu Hause feststellte, dass ich bereits drei Exemplare davon besaß“, erzählt Rodriguez. „Ich habe diese

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„Eine halbe Stunde später bin ich in den Hügeln am Rand der Stadt. Dort oben, wo ein frischer Wind weht und die feinen Leute zu hause sind.“ Dwight McCarthy


Comics einfach so sehr geliebt, und ich wusste, ich musste diesen Stoff verfilmen. Denn jeder ­andere würde ihn einfach nur verpfuschen.“ Was Rodriguez an den Büchern mehr als alles andere faszinierte, war ihr Bildstil: Miller zeichnet in reinem Schwarz-Weiß. Wie bei seinen ­Charakteren gibt es keine Schattierungen. Keine Graustufen. Er erzählt Geschichten von entstellten Mördern, Prostituierten, rachsüchtigen Cops und korrupten Politikern. Im ersten „Sin City“-Streifen brachte Rodri­ guez 2005 den Dreck und das Blut von Millers Zeichnungen auf die Leinwand, indem er dem Publikum knallhartes Schwarzweiß mit partiellen Kolorierungen zumutete. Ein mutiger Schritt, dennoch sagt Rodriguez: „Im ersten Film wollte ich es nicht auf die Spitze treiben. Ich dachte, die Leute würden es nicht verstehen. Doch dann meinten sie, es sei visuell bahnbrechend. Und ich dachte nur: Oh mein Gott, ich bin ja noch nicht mal annähernd in die Vollen gegangen.“ Auf „Sin City“ folgte unter anderem die ­Double-Feature-Zusammenarbeit „Grindhouse“ mit Quentin Tarantino; kommerziell gesehen ein Misserfolg, für Rodriguez führte sie immerhin zu zwei Spin-offs, den kitschig-kultigen Streifen „Machete“ und „Machete Kills“. Doch jedes Mal, wenn er sein Troublemaker-Büro betrat, fiel sein Blick auf die hinter seinem Schreibtisch auf­ gereihten Ausgaben von Frank Millers Comic­ romanen. Nach fast zehn Jahren wollte Rodriguez endlich wieder nach „Sin City“ zurückkehren.

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ie Arbeiten an „Sin City 2“ begannen mit einem Anruf: Rodriguez wählte die Nummer von Jessica Alba, die im ersten „Sin City“-Streifen die exotische Tänzerin Nancy Callahan gespielt hatte. Er bat sie, bei ihm in den Studios vorbeizuschauen. Sechs Monate vor Drehbeginn von „Sin City 2“ erhielt sie das Skript und fing an, mit einem Choreographen die diversen Tänze der Nancy Callahan einzustudieren. Als sie bereit war, war ihre Arbeit in Austin eine Sache weniger Tage. „Robert erledigt einfach alles wahnsinnig schnell“, sagt sie. „Und dabei bleibt er wirklich gelassen und freundlich.“ Außer Alba hatte Rodriguez noch keine ­weiteren Schauspieler gecastet, als er zu drehen begann. „Wenn man sein eigenes Studio hat, braucht man niemanden um Erlaubnis zu fragen, wenn man loslegen will“, sagt er. „Sobald der Zug die Station verlässt, springen die Leute ­ohnehin auf.“ Und tatsächlich: Innerhalb weniger Tage befanden sich zwei weitere Stars an Bord des Zugs: Eva Green, sie verkörpert die im Titel genannte Dame to kill for. Und Joseph Gordon-Levitt, der einen Glücksspieler auf geheimnisvoller Mission darstellt. Als er den ersten Teil von „Sin City“ machte, war Rodriguez einer der Pioniere der Greenscreen-

„Ich interessiere mich nicht für Hollywood. Und Hollywood interessiert sich nicht für mich.“ Technik, bei der die Schauspieler vor blankem Hintergrund gefilmt werden und die Umgebung erst während der Nachbearbeitung der so ­gedrehten Szenen digital hinzugefügt wird. ­Rodriguez’ Greenscreen-Kulisse in den Troublemaker Studios ist gewaltig: ein höhlenartiges Set von der Größe einer Fabrikshalle, komplett in ­einem Tropisches-Insekt-Neongrün gestrichen. Für Leute, die noch nicht mit dieser Technik gearbeitet haben, kann es eine ziemlich heftige Erfahrung sein. „Als Josh Brolin auftauchte, fragte er: ‚Wo ist Mickey Rourke?‘, und ich sagte: ‚Mit seinen Aufnahmen bin ich schon fertig‘“, erinnert sich Rodriguez. „Er war völlig vor den Kopf gestoßen: ‚Alle meine Szenen sind doch mit Mickey?! Wir trinken was zusammen, er fährt mich in Autos rum!‘, und ich sag nur: ‚Ich weiß.‘“ Die Story von „Sin City 2: A Dame to Kill For“ verbindet gleich vier von Millers Geschichten – zwei zuvor unveröffentlichte, den titelgebenden Comicroman und den Band „The Long Bad Night“. Die Fortsetzung greift vieles vom Charakter des ersten Teils auf; doch Rodriguez möchte, dass diesmal alles größer, heftiger und noch näher am „Shock and Awe“-Stil von Millers Werk ist, er soll zugleich erschrecken und faszinieren. Der Film hält an der Schwarz-Weiß-Gewichtung des Originals fest – allerdings erscheint er dieses Mal in 3-D. „Ich wollte weiter in Richtung dessen gehen, was die Bücher ursprünglich geboten haben“, sagt Rodriguez. „Wenn man etwas so Außergewöhnliches hat, dann möchte man dem auch gerecht werden.“ Und dennoch blieb er seinem Ruf gerecht: Für die Filmaufnahmen brauchte Robert Rodriguez 35 Tage. Das ist ein Drittel der Zeit, die normaler­ weise für einen Sommer-Blockbuster mit großem Budget benötigt wird. www.sincity-2.com

FORTSETZUNG FOLGT …

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Ein Mann f端r

alle F辰lle Wo andere einen Wasserfall s e h e n , s i e h t Fr e e s t y l e C a n y o n e e r W a r r e n Ve r b o o m einen Abenteuerspielplatz. Die Herausforderung: F端r seine Drops und Salti, Corks und Slides muss er die Zentimeter zwischen spitzen Fe l s e n u n d u n s i c h t b a r e n 足K a n t e n f i n d e n . Te x t : A l ex L i s e t z Bilder: Jozef Kubica

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Erfrischendes Hobby: Warren Verboom ­begann mit dem ­Freestyle-Canyoning, weil ihm BASE-­ Jumpen langweilig ­geworden war.


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arren Verboom ist ein kleiner Junge im Körper eines 32-jährigen Mannes. ­Dieser kleine Junge leuchtet aus ­seinen Augen, wenn der Schweizer von Drops ins Weißwasser und Salti über Wasserfallkanten erzählt. Verboom der Ältere und Verboom der Jüngere haben einen Deal. Der kleine Junge steuert verrückte Ideen bei. Und den Übermut, sie in Angriff zu nehmen. Der 32-Jährige bringt ­seine Erfahrung und sein Können ein. „Das traust du dich nie“, sagt der kleine Junge, wenn er sich eine neue Mutprobe ausgedacht hat. Und der erwachsene Körper antwortet jedes Mal: „Wetten, dass doch?“ Auf diese Weise hat Warren Verboom zuerst das Skispringen gelernt und dann das BASE-Jumpen und WingsuitFliegen. „Aber irgendwann“, sagt er, „war die Angst beim Absprung weg. Das war der Moment, in dem mir langweilig geworden ist.“ Darum hat Verboom eine Sportart erfunden, die noch viele „Das traust du dich nie“-Momente birgt: FreestyleCanyoning. Die erste Regel des Freestyle-Canyo­ ning lautet: Vergiss alles, was du über Canyoning weißt. Beim Canyoning durchsteigt man eine Schlucht von oben nach unten und folgt dabei dem Lauf des Wassers. „Das ist ein schönes Naturerlebnis“, sagt Warren Verboom. Doch der hibbelige Junge in seinem Sim dolutat aliquis Körper kann mit schönen Naturerlebalis dolutate faci blaonicht viel renissen minisi. Sequat lorEr-anfangen. Darum kombiniert Verboom, eins spit, accaboris rat rerrovidi sum fugiti achtzig groß, achtzig muskulöse Kilo, culparior accaemit omniCanyoning Elementen anderer hicSportarten: ta Mitten im Wasserfall hüpft 40

er wie ein Freerunner von Stein zu Stein und wie ein Turmspringer in die Tiefe, liest wie ein Kletterer den Fels und wie ein Kayak-Fahrer das Wasser. „Freestyle-Canyoning hat RiesenPotential“, sagt er, „weil sich Sportler aus allen Disziplinen neu erfinden können.“ Unberührte Spots warten ­darauf, entdeckt zu werden. Neue Tricks könnten erfunden oder für die dreidimensionale Umgebung aus Fels, Wasser und Abgrund adaptiert werden. Vor allem aber zwingt einen das Spiel mit den tosenden Urgewalten dazu, sich seinen Ängsten zu stellen. „Wenn ich an der Kante eines Wasserfalls stehe und mir die Line überlege, über die ich hinunterrutschen und -springen könnte“, sagt er und macht eine kunstvolle Pause – jetzt s­ ehen ­seine Augen mit den feinen Lach­ fältchen wieder aus wie die eines ­kleinen Jungen vorm Schaufenster ­eines Spielzeugladens –, „dann ist es wieder da, dieses Kribbeln.“

BASE-Jump vom Hochbett Warren Verboom hat das Kribbeln ­kennengelernt, als er von der Kante seines Hochbetts hinunter auf den ­Kinderzimmerboden blickte. „Das traust du dich nie“, dachte der damals Dreijährige. Und sein schmächtiger Jungenkörper antwortete: „Wetten, dass doch?“ Es war das erste Mal, dass Warren mit einem Gips in die Spielgruppe kam, und er trug ihn wie eine Trophäe. „Der Nervenkitzel, den ich damals gespürt habe; der Triumph, die Angst überwunden zu haben – das sind die Gefühle, hinter denen ich her bin“, sagt er. Die Eintrittsgebühr in das ­unbekannte Land jenseits der Angst

Die erste Regel d e s F r e e s t y l e -­ C a n y o n i n g : Ve r g i s s ­a l l e s , w a s d u ü b e r Canyoning weißt.


Warren Verbooms ­Interpretation von Rock ’n’ Roll: ein ­Rückwärtssalto in ein seichtes Minibecken, das er zentimeter­ genau treffen muss


Absprung in 11½ ­Meter Höhe, TicTac, Sideflip-Backflip: Verboom kombiniert Freerunning- und ­Cliffdiving-Elemente mit klassischem Canyoning.


betrug bis dato zehn Knochenbrüche, ein paar Dutzend ­Prellungen und Zerrungen sowie einen Schädelbruch. „Beim Freestyle-Canyoning ist mir aber noch nie etwas Ernsthaftes ­passiert“, sagt er. Nichts Ernsthaftes heißt: ein ­Bänder- und vier Trommelfellrisse.

Das Wasser ist stärker als du Warren, Sohn einer Schweizerin und eines Holländers, zog vor zwei Jahren ins Tessin, weil die Natur hier besonders gut für Canyonauten gesorgt hat. Die Schlucht, in der er heute trainiert, ist nur eine von vielen: das Val d’Iragna, von Canyonauten wegen seiner kniff­ ligen Abseilstellen geschätzt. Verboom hat einen abgegriffenen CanyoningFührer bei sich, in dem alle Schlüsselstellen der Schlucht genau beschrieben sind. „Kein Canyoning während der Schneeschmelze“, steht darin in Fettdruck, und respekteinflößende Bilder illustrieren, warum: Die gewaltigen Wassermassen, die dieser Wasserfall im Frühjahr mit sich führt, sind stärker als jeder noch so gut trainierte Canyonaut. An diesem Montag Ende Mai ­wirken die Bilder im Führer gegenüber der tosenden Realität ein bisschen beschaulich. Verboom stopft sich an einem flachen Felsen neben den herabstürzenden Wassermassen in seinen Anzug. „Das Geheimnis ist“, brüllt er durch den Nebel der fein zerstäubten Wasser­ tropfen, „ mit der Gewalt des Wassers zu arbeiten statt dagegen.“ Er klettert mit drei, vier flüchtigen Handgriffen die Wand neben dem Wasserfall hinauf und tastet sich Schritt für Schritt balancierend vor zu einem runden Stein, so schmal, dass nicht einmal beide Füße darauf Platz haben. Dort knipst er den Lärm weg, die ­Nässe, die Kälte, bis nur noch Konzen­ tration übrig bleibt. Rechts neben ihm stürzt das Wasser ins Tal, zehn Meter sind es bis zum nächsten Becken. Doch da gibt es noch etwas zu ­bedenken: Seine Landezone misst nur zwei mal zwei Meter und ist nicht gleichmäßig tief. „Ich darf nicht in der Mitte ins Wasser eintauchen“, sagt er, „weil es da zu flach ist. Sondern muss so nahe wie möglich an den linken ­Felsen ran.“ Nachsatz: „An den, den man von hier aus nicht sieht.“

Verboom geht in die Knie, dann schnellt er vor ins Blinde. Die Wand unter ihm fällt nicht senkrecht ab, sie bildet nur ein steiles Gefälle, darum muss er zuerst zwei Meter Sicherheitsabstand zur Wand gewinnen. Dann dreht er sich in einen Backflip, ehe er mit den Füßen zuerst im Wasser landet. „In so seichtem Wasser sind deine Beine deine Stoßdämpfer“, erzählt er später. Ob ein Trick gelingt oder nicht, entscheidet sich aber schon viel früher: beim Absprung. „Du musst stabil auf beiden Beinen stehen und innerlich ganz ruhig werden, egal wie tief es vor dir runtergeht. Und du darfst erst losspringen, wenn du absolut keinen Zweifel mehr hast, dass dir der Sprung so präzise gelingen wird, wie du ihn dir ausgemalt hast.“ Wie das geht, hat Warren Verboom bei 2000 Fallschirmsprüngen gelernt.

Und die Angst? Wann schießt dir die Angst ein, Warren, das Kribbeln, von dem du vorher erzählt hast? „Viel, viel früher“, sagt er. „Die Angst kommt, wenn ich eine neue Idee habe, die sich total verrückt anhört. Und wenn mir klar wird, dass ich sie umsetzen muss, weil ich bis ­dahin an nichts anderes werde denken können.“

Erst tauchen, dann springen Was Warren Verboom macht, finden nicht alle Leute hundertprozentig vernünftig. „Sie halten mich für verrückt, weil sie nur sehen, wie ein Typ Backflips von einem Wasserfall macht“, sagt er. „Aber sie sehen nicht, was ich davor 43


getan habe. Dass ich mich schon x-mal von dieser Stelle abgeseilt habe. Dass ich jeden Stein und jeden Strudel ­kenne. Dass ich vor jedem Sprung zur ­Sicherheit einen Tauchgang an der Landestelle mache, auch wenn ich da schon oft gefahrlos gelandet bin.“ Verboom hat eine verspielte, drauf­ gängerische Seite, aber er ist auch ein kühler Stratege. Das gilt nicht nur für seine unmittel­ baren sportlichen Ziele, sondern auch für den Masterplan, mit dem er Free­ style-Canyoning als neue Extremsport­ art etablieren will. Vor drei Jahren scharte er eine Crew aus ehemaligen Cliffdivern, Freerunnern und Kunst­ turnern um sich – das „deap“-Team. 2012 zog er Sponsoren an Land, dreh­ te mit der deap-Crew „The Beginning“ und stellte schwindelerregende Trailer auf YouTube. Jetzt veröffentlicht er ­seinen zweiten Film „Continue“. Und als Nächstes will er professionelleres Equipment für Canyonauten ent­ werfen und herstellen lassen. „Ich meine, sieh uns doch an“, sagt er und breitet die Arme aus, „wir sehen aus wie Clowns. Neoprenanzüge von Tauchern, Helme von Wake­ boardern, Gurtzeug von Kletterern und nichts davon ideal für unsere Ansprüche.“

Präzisionslandung „Den meisten Spaß macht es“, sagt Warren Verboom, „wenn man in einem Run mehrere Elemente kombiniert.“ Diesmal steht er achtzehn Meter oberhalb des Beckens und blickt von einer waagrechten Platte auf den Was­ serfall, der rechts neben ihm ins Tal donnert. Er stößt sich ab und springt, die Beine voran, drei Meter weit in eine glatt gewaschene Rinne, die wie die Abenteuerrutsche im Freibad fast senkrecht nach unten führt. Um die Aufprallenergie zu verteilen, muss er in der Rinne gleichzeitig auf Schultern, Rücken und Beinen auf­ schlagen und dabei den Kopf anheben. „Etwa so“, sagt er, „wie ein Judoka beim Schulterwurf.“ Verboom gelingt es, genau an der richtigen Stelle zu landen: Etwas weiter oben ist es zu flach und etwas weiter unten zu steil. Etwas weiter links ist eine scharfe Kante. Und etwas weiter rechts würde es ihn aus der Rinne katapultieren. 44

We n n e r n i c h t genug Speed draufhat, schlägt er gegen einen Fe l s . Er übt die Präzision seiner Tricks im Schwimmbad und am Trampolin, denn im Wasserfall ist kein Platz mehr für Fehler. Die Rinne spült ihn mit dem ­reißenden Wasser ein paar Meter weit nach unten und katapultiert ihn dann über einen Kicker. Wenn er jetzt nicht ­genug Speed draufhat, schlägt er ­gegen einen Fels. Doch Verboom wird weit hinaus in die Luft geschleu­ dert, zeigt noch einen Gainer Grab Flip und taucht dann in das große Becken, in dem der Wasserfall am Ortsrand von Osogna mündet. Als er aus dem Wasser klettert, muss er ständig nach oben schauen. „Dort oben, dieser andere Fels­ vorsprung“, sagt er. Wenn er von dem rückwärts ­abspringen würde, dann könnte sich vor der Landung in der Rinne noch ein Cork ausgehen. „Das traust du dich nie“, sagt der kleine Junge in ihm.


Gainer Grab Flip mit kleinen Zusatzschwierigkeiten: Unter dem Absprungpunkt ragt der Felsen noch zwei Meter weit nach vorn, die Landezone kommt erst während des Flugs ins Blickfeld.


Da s L e b e n der Brains „MB Labs“ aus Chicago vereint einige der klügs‑ ten Hirne der ganzen USA, Chef der Truppe ist Bill ­Fienup (ganz oben im schwarzen T‑Shirt, ernst blickend).


Wie viel Weltverbesserung passt in 72 Stunden? Red Bull Creation Challenge fordert Amerikas schnellste Superhirne. Text: Anne Ford, Bilder: Hank Pearl

Geistesblitze

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ährend die Konkurrenz sich noch fieberhaft das Gehirn zermarterte, rumkonstruierte, zeichnete und ihre Computer bearbeitete, hatten Bill Fienup und sein Team schon Zeit für ein paar entspannte Biere. Eigentlich hätten sie bei Red Bull Creation Challenge ja 72 Stunden Zeit für eine Erfindung gehabt. Doch 70 Stunden und 30 Minuten reichten ­ihnen. Und sie waren nicht nur das schnellste, sondern auch das beste der sechs qualifizierten Teams: Fienup und sein „MB Labs“ aus Chicago gewannen die 10.000 Dollar Sieger-Preisgeld für ein Ding, das sie „Autoloop“ nannten. Ein neuartiges Instrument, das Usern unabhängig von Alter oder Können erlaubt, Schlagzeug zu spielen. Einfach Kieselsteine auf einen Tisch voller Sensoren legen – den Rest erledigt das schlaue Ding auf ­gespenstisch souveräne Weise. Fienup ist ein 33 Jahre alter Maschinen­ bauingenieur mit markantem Kinn. Und

Teamchef von MB Labs, einer seit vier Jahren bestehenden losen Gruppierung junger Techniker, Designer, Unternehmer und Künstler. Autoloop war eine Fingerübung, nicht mehr: Fienup und sein Team machen sich in Amerika zusehends einen Namen damit, Produkte zu entwickeln, die Menschen nicht nur zum Staunen und Schmunzeln bringen, sondern auch ihr Leben verbessern. Überall in den USA gibt es immer mehr Teams wie diese. Schlaue Leute mit exzellenter Ausbildung, die sich in der Freizeit treffen, um an allerhand Dingen rumzutüfteln. Manche davon sind schrullig oder skurril – Flammenwerfer und ­boxende Kampfroboter üben besondere Anziehungskraft aus –, aber Kickstarter und ähnliche Crowdfunding-Plattformen eröffnen den Ideen plötzlich die Chance für den Schritt von der Theorie in die ­Praxis. Und den Leuten dahinter sogar den Schritt in ein ernstzunehmendes Unternehmertum. „Mit Kickstarter hat dieser Trend ­definitiv den nächsten Level erreicht“, ­erklärt Fienup. 47


Den nächsten Level zu erreichen bedeutet für MB Labs konkret die Gründung eines Unternehmens. „Leute kommen mit einer vagen Idee zu uns. Wir machen daraus ein Projekt. Und setzen es um“, sagt Fienup. Beispiel? „Scout Alarm“, ein smartphonegesteuertes Haussicherungssystem, das so individuell anpassbar ist, dass es alles bewachen kann – vom Fenster bis zur Hausbar. Für diesen Schritt ins Unternehmertum ist Infrastruktur nötig. Und auch hier hatten Fienup und seine Kollegen eine schlaue Idee. Sie gründeten Anfang des Jahres „Catalyze Chicago“, einen Co-Working-Space für „Hardware-Entrepreneure“, wie sie selbst es nennen. Mitglieder zahlen einen monatlichen Beitrag, um die Einrichtungen des CoWorking-Space nutzen zu können. Dar­ unter modernste digitale Produktions­ maschinen wie 3-D-Drucker, CNC-Fräsen und Laser-Cutter, eine Maschinenwerkstatt und ein Elektroniklabor. Mitte Juli in Detroit verteidigen MB Labs ihren Titel bei der Red Bull Creation Challenge. Als Qualifikationsprojekt reichten sie ein Netzwerk kleiner, solarbetriebener Outdoor-Anlagen ein, an ­denen man Telefone oder Tablets auflädt, gratis WLAN nutzt und sich auf hyper­ lokalen Message Boards austauscht. Womit hatten sie sich im Vorjahr ­qualifiziert? Mit einer Apparatur namens „Persistence“, verrät Fienup. Einem knapp zwei Meter langen, mit LEDs bestückten Roboterarm, der auf eine phosphoreszierende Leinwand malt – und zwar OnlineZeichnungen von Usern. „Es gab viele Zeichnungen von Katzen“, erzählt Fienup. „Und als wir die Website ganz frisch online hatten, saßen wir alle in einem dunklen Raum, programmierten und konnten dann live beobachten, wie sich auf der Leinwand nach und nach ­etwas abzeichnete: ein Penis, eineinhalb Meter groß. Ein paar Tage später erzählte ich meiner Mutter davon, und sie meinte nur: ‚Oh … das war ich.‘“ www.redbullcreation.com

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Es gab viele Zeichnungen von Katzen. Und eine von einem Penis. Eineinhalb Meter groß.

P ro j ek tM a n ag e r „Leute kommen mit v­ agen Ideen zu uns, wir machen sie zum Projekt“, sagen die Jungs bei MB Labs. Und haben damit aus einem Hobby ein ­Unternehmen gemacht.


Your favourite artists share their personal playlists: Headphone Highlights on rbmaradio.com


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Beachvolleyball-Legende Clemens Doppler vor der großen Rückkehr nach ­Klagenfurt: wie Kreuzbandrisse klingen, welche Psychotricks wirken, warum er ein lausiger Partner war und wozu man in Wien ­Copacabana-Sand braucht. Text: Ulrich Corazza, Bilder: Jiszda & Jiszda


the red bulletin: 2003 und 2006 riss Ihr ­linkes Kreuzband, 2013 das rechte. Kann man Kreuzbandrisse miteinander vergleichen? clemens doppler: Klar. Jeder ist anders. Der schlimmste war der erste. Da war alles kaputt im Knie, Meniskus, Knorpel. Ich werde nie den Klang vergessen, schrecklich, als wäre ich auf einen morschen Ast gestiegen. Zuerst hab ich gedacht, das ist ein offener Schienbeinbruch, wegen des Klangs und der Schmerzen. Das war bei den ­anderen beiden nicht so, da war nur ein Schnapper und ein ganz kurzes, scharfes Brennen. Zwei der drei Kreuzbandrisse passierten in Klagenfurt. Zufall? Ich hab mich das oft gefragt. Ich hatte ja auch Zeit zum Nachdenken, nach einem Kreuzbandriss bist du deine sieben bis zehn Monate weg. Natürlich war es Pech und Zufall. Aber in Klagenfurt ist der Sand auch härter als anderswo, du landest wie auf Beton. Das hat wohl mitgespielt. Dazu kam extreme Motivation. Klagenfurt ist neben WM oder Olympia das Highlight für alle. Gerade als Österreicher gibst du hier 300 Prozent. Was macht Klagenfurt so besonders? Alles. Tradition, Organisation, Publikum, ­Location. Rainhard Fendrich hat gesagt, die ­Stimmung am Center Court ist besser als vor 50.000 Leuten auf der Donauinsel. Wenn sogar ein David Coulthard im VIP-Bereich meint, so gut ist es vielleicht noch bei der Formel 1 in Monaco, ist das für unsere kleine Sportart schon was ganz Besonderes. Du erlebst in Klagenfurt als Spieler Momente, die du dein Leben nicht vergisst. Als ich damals mit meinem Partner Nik Berger durch 52

Clemens Doppler Geboren: 6. September 1980 in Steyr, lebt mit Freundin Bettina und Tochter Lilli (geboren im Februar 2014) in Wien.   Größe: 2,00 m Gewicht: 86 kg Debütierte mit 15 bei VBC Steyr: als jüngster Spieler der VolleyballBundesliga. Je zweimal Meister und Cupsieger mit den hotVolleys. 1996: BeachvolleyballStart, anfangs nur als Ausgleich im Sommer. 2003: 1. EuropameisterTitel mit Nik Berger, ­Vorstoß auf Weltrang­ listenplatz 7; 2007: 2. EM-Titel mit Peter Gartmayer. 2008 und 2012: ­Olympia-Teilnahme. Seit 2012 mit Alexander Horst auf der Tour – nun als Blockspieler, davor war Clemens Doppler Verteidigungsspieler. www.doppler-horst.com

die Massen von oben in das Stadion eingezogen bin … Gänsehaut, wenn ich nur drüber rede. Hat man es als Lokalmatador in Klagenfurt einfacher oder schwieriger? Du musst daran arbeiten, es als Vorteil zu sehen. Dir den Druck nehmen, es als Chance sehen. ­Daran arbeiten wir mit unseren Mentaltrainern, gehen die Situation durch, noch und nöcher. Aber wenn dir da unten was misslingt und 10.000 Leute stöhnen auf, das ist einfach nur beschissen. Da kann dir auch kein Mentaltrainer helfen. Es gibt für einen Österreicher nichts Schlimmeres, als ein Match in Klagenfurt zu verlieren. Hilft es, sich bei der mentalen Vorbereitung an gute Spiele zu erinnern? Kann man sich mit positiver Energie aufladen? Nicht an ganze Spiele, aber einzelne Aktionen. Ich versetze mich in die Situation – Geräusche, Geruch, Sonne, Wind –, spüre den Sand zwischen den Zehen. Das versuchst du zu verinnerlichen. Das machst du vor dem Schlafengehen. Klingt entspannend. Wenn du darin nicht geübt bist, schläfst du fix ein, bevor du einen Ball gespielt hast. Sonne, Wind, schnarch, weg. Das Besondere am Beachvolleyball ist, dass man einem Partner ausgeliefert ist … … und andersrum einem der Partner ausgeliefert ist. Du kannst dich nicht auswechseln lassen. Wir sind aneinander gekettet. Da sind Reibereien unausweichlich. Die freilich nicht immer so extrem ausfallen müssen wie bei den Schweizer Laciga-Brüdern, die nicht einmal miteinander sprechen … … sie haben sich sogar Zettel geschrieben: „Bin um elf am Strand. Komm, wenn du willst.“ Irre. Aber auch eine coole Form des Krisen­ managements, irgendwie. Wie schwierig ist es, den richtigen Partner zu finden? Extrem schwierig. Du musst gut befreundet sein, aber auch nicht zu gut, denn du brauchst deine Freiheiten. Dein Partner muss zuverlässig sein, berechenbar, darf dich nicht hängen lassen, wenn es nicht läuft oder du verletzt bist. Waren Sie in Ihrer Karriere immer ein guter Partner? Nein. Ich war oft ein Trottel, ungeduldig, bin ­relativ schnell ausgezuckt, wenn der Partner nicht the red bulletin


„Es gibt für einen Österreicher nichts Schlimmeres, als ein Match in Klagenfurt zu verlieren.“


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„Mein erster Kreuzband­- riss hat geklungen, als wäre ich auf einen morschen Ast gestiegen.“


„Mein Aberglaube? Ich wechsle die Hose nicht, solange ich gewinne.“


gut gespielt hat. Ich hab gewusst, das ist jetzt falsch, was ich mache, aber wenn du dich da draußen am Feld super fühlst, Asse schießt, alles verteidigst … und dann läuft es beim Partner nicht. Uh. Ich habe geschrien, geschimpft, gestritten … Sie haben Ihren Partnern wirklich Vorwürfe nach Fehlern gemacht? Ja, oft. Könnte ich die Zeit zehn Jahre zurück­ drehen, würde ich vieles ganz anders machen. Wobei man aber sagen muss: Auf der Tour gibt es keine fünf Paarungen, in denen der Partner nach einem Fehler immer positiv supportet. Es gibt Teams, die machen sich richtig fertig. Bekommt man mit, wenn es beim Gegner kriselt? Sowieso, da sind diese Gesten … und das nutzt du natürlich aus. Auf wen werde ich wohl ser­ vieren, wenn der keine Punkte macht? Wenn ich gegen einen spiele, der in negativer Körper­ sprache versinkt, den fresse ich! Klingt nicht nach Gentleman-Sport. Einen Sir gibt es: Emanuel Rego (Olympiasieger und 3facher Weltmeister aus Brasilien; Anm). Ein echter Gentleman. Persönlich ist er nicht mein engster Freund, aber auf dem Platz, Wahnsinn. Du siehst ihn praktisch nie den Partner anfahren. Sogar im Olympiafinale, als er von Partner Alison Cerutti so ein scheiß Aufspiel bekommen hat, das hättest du mit einer Hand besser hingekriegt. Emanuel schlägt den Ball ins Out, geht zu Alison und klatscht ab. Wahnsinn. Nur einmal gegen uns hat er die Ruhe verloren und zu seinem Kollegen auf Portugiesisch gesagt: „Du kannst dich sofort schleichen“, das hab sogar ich verstanden. Aber üblicherweise ist er das perfekte Pokerface. Brust raus, Kopf hoch. Immer. Das ist eine große Stärke von ihm. Dadurch wird er nicht angreifbar. Psychotricks gehören zum Repertoire? Ja. Besonders Alex kann das gut (Alex Horst, seit 2012 der Partner von Clemens Doppler; Anm.). Ich hab immer ungern gegen ihn gespielt. Der geht aufs Feld, ist einfach präsent und lässt dich das als Gegner wissen und spüren. Er macht einen Punkt, schreit einmal laut und schaut dich dann für den Bruchteil einer Sekunde zu lange an. So was regt dich relativ schnell auf. Aberglaube? Ich wechsle die Hose nicht, solange ich gewinne. Uh. Bei der EM 2003 in Alanya (Türkei; Anm.), als Nik [Berger] und ich Europameister wurden, hatte es 50 Grad. Nach jedem Spiel waren wir im Meer baden. Nach dem Finale zog ich die Hose aus, um duschen zu gehen, und sie ist wegen dem ganzen Schweiß und Salz von allein gestanden. Wer ist der kompletteste Spieler, den Sie live erlebt haben? Phil Dalhausser. Mit dem gewinnt jeder. 2008 bei Olympia hat er überhaupt alles selber gemacht – Asse serviert, blockiert, Punkt. Da wäre jeder mit ihm Olympiasieger geworden. Sie haben in Ihrer Karriere schon sechs verschiedene Partner gehabt … the red bulletin

AprèsBeach Für alle, denen in ­ lagenfurt nicht nur K nach Sand und Bällen ist: die besten Tipps.

Rosé, Velden Idyllisches Seerestaurant in einer malerischen Bucht, Terrasse direkt am See, tolle frische Fischgerichte! Jilly Beach, Pörtschach Coole Architektur mit viel Glas, moderne, leichte Küche, das Beef Tatar probieren! Villa Lido Italienisches Restaurant in der Klagenfurter Ostbucht, die beste Pizza weit und breit.

Switch Bar, Velden Moderne American Bar mit Live-Musik und internationalen DJs, coolste Außenbar am See. Monkey Circus, Velden 300 verschiedene Cocktails, das umfangreichste Drink-Angebot des Landes. GIG Bar, Velden 2014 eröffnet, moderne Bar in G-Form, PublicViewing-Bereiche. DocLX Stars & Players Party 31. 7. 2014, ab 21 Uhr, Fabrik Saag Ö3 Beach Party 1. 8. 2014, ab 20 Uhr, Universität Klagenfurt Bacardi Beach Party 2. 8. 2014, ab 20 Uhr, Universität Klagenfurt Beach Volleyball Grand Slam 2014, 29. 7. – 3. 8., Klagenfurt

… was nach viel klingt. Ist aber gar nichts, wenn man bedenkt, dass ich schon seit 1996 spiele. Gibt es da einen, der hervorsticht? Am meisten geprägt hat mich Nik Berger (Berger/ Doppler spielten 2002 bis 2005; Anm.). Nik war damals der Beachvolleyball-Gott in Österreich. Ich war 21, er war 27 und schon bei Olympischen Spielen dabei gewesen. Da habe ich mich um nichts kümmern müssen außer ums Spielen. Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihrem aktuellen ­Partner Alex Horst? Ideal. Wir kennen uns ewig. Wir haben schon ­gemeinsam bei den hotVolleys gespielt, ein ­Dreivierteljahr zusammengewohnt, sind beide Familienväter. Sie haben die Spielposition gewechselt, vom Verteidigungs- zum Blockspieler. Wie wirkt sich das aus? Ich muss jetzt ein Spiel gestalten, das ist allein im Kopf ganz anders. Und der Unterschied ist auch strategisch, taktisch und körperlich riesig. Wenn du gegen ein Team spielst, bei dem du nicht weißt, wen du anservieren sollst, spielst du immer den Blockspieler an, um ihn körperlich fertigzumachen. Auf mich umgelegt, heißt das, dass ich doppelt so viele Sprünge habe wie Alex – bei jedem Service, jedem Blocksprung, die Sprünge beim Sideout. Wenn Alex 200 Sprünge im Match hat, habe ich 400. Beachvolleyball ist ein Sport, der sich stark durch seinen Lifestyle definiert, jung, sexy, schön, denken wir nur an die Bekleidungs­ vorschriften der Spielerinnen. Wie eitel muss man als Beachvolleyballer sein? Je älter ich werde, desto uneitler werde ich. ­Natürlich spielt in unserem Sport das Image eine Rolle. Das gehört einfach dazu. Mit 22, 23 habe ich auch kein Fest ausgelassen. Aber in den ­letzten Jahren haben sich Professionalität und Niveau so gesteigert, das geht nicht mehr … ­außerdem wird der Körper ja auch älter. Mit dem Start der nächsten Saison beginnt die Olympia-Qualifikation für Rio 2016. Da haben wir den Fokus drauf. Wir überlassen nichts dem Zufall, zum Beispiel trainieren wir auf unseren drei Courts im Maxx Sportcenter in Wien sogar auf Copacabana-Sand. Wieso denn das? Der Sand ist ein Detail, aber ein extrem wichtiges. Und in einem Sport wie Beachvolleyball können solche Details entscheiden. Brink/Reckermann haben ab 2009 auf dem Sand trainiert, der 2012 in London verwendet wurde. Das ist einer der Hauptgründe, warum sie Gold geholt haben. Wie bringt man Sand von der Copacabana nach Wien? Pro Court sind das 150 Tonnen. Wir haben vom Grand Slam in Rio eine Sand­ probe mitgenommen. Die haben wir bei einem Quarzunternehmen analysieren und in Dichte und Körnung eins zu eins nachmachen lassen. Sie wären in Rio 35 Jahre alt … Wenn Körper, Geist und Laune passen, ist das ­Alter egal. Der Emanuel ist 41 und gewinnt noch Turniere. 57


Classic

Drag Die Regeln sind denkbar einfach und seit sechzig Jahren gleich: eine Gerade, zwei Spuren, zwei Autos, grünes Licht, Vollgas! Wer ist der Schnellste über die Viertelmeile? Pure Beschleunigung, Rekorde, brüllende Dramen und ­lucky escapes. David Harry Stewart hat diese fremd­ artige Welt fotografisch erkundet.

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Drag Racing ist aus der Illegalit채t geboren: Nach dem Zweiten Weltkrieg ging den amerikanischen Heimkehrern das Adrenalin aus. Gleichzeitig wurden Autos immer billiger. Man verabredete sich also schon bald zu Beschleunigungsrennen. Seit den 1950ern f채hrt man auf stillgelegten Airfields und Rennstrecken.

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Dr ag R acing ist ein archaischer Sport: du oder der Gegner. Meist kennst du dein Schicksal schon nach ein pa ar Metern.


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400 PS sind ein guter Richt wert für ambitionierte Einsteiger. Nach oben hin ist alles offen. Über 600 PS? Bit te gerne!


Die brillante Idee, die größten, stärksten und lautesten Motoren in erschwingliche Mittelklasseautos zu verpflanzen, gebar die Legende der Muscle Cars, gebaut in den 1960er und 70er Jahren. Die Autos hießen beispielsweise Barracuda, Fury, ­Superbird oder Charger, und genauso sahen sie auch aus: gefährlich gut. Und das tun sie noch heute. Vor allem als Drag Racer.

Guter Geschmack kennt keine ­Altersgrenzen: Du bist nie zu jung für die ­m agischen zwölf Sekunden über die Viertelmeile in einem vier zig Jahre alten Auto. 64


Die V8-Motoren der Klassiker haben bis zu zehn Liter Hubraum und ­atmen ihre Luft aus mannsdicken Lufthutzen in der Motorhaube.

Eine gute Gelegenheit, das ­Schätzchen im Kreis Gleichgesinnter ordentlich durchzuputzen, und die Familie darf auch mitkommen: In manchen Gegenden der USA hat Drag Racing Volksfestcharakter. Die beiden großen Verbände NHRA und IHRA unterscheiden über hundert verschiedene Klassen, das steigert die Chancen auf Pokale für alle. Auch Biker sind willkommen.

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Das sorgfältige Aufwärmen der Reifen für maximale Tr aktion am Start gehört zu den fixen Ritualen von Beschleunigungsrennen.


Die Fahrer kauern in Käfigen aus dutzenden Metern Stahlrohr, festgeschnallt in Rennsitzen, geschützt von Helmen, Neck Braces und feuerfester Wäsche. Wenn beim Drag Racing nämlich etwas schiefgeht und sich die Urgewalt der Fahrzeuge ihren Weg in eine andere als die vorhergesehene Richtung sucht, dann wird es hier drin schlagartig ungemütlich. Verdammt ungemütlich. Die Bestimmung dieser Autos ist die Beschleunigung. Stehenbleiben ist keine Kernkompetenz.

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Skrillex live. Hier – in Louis­ ville, Kentucky – eröffnet er seine aktuelle Tour. In ­einem Raumschiff, das ein Feuerwerk aus Laser­ kanonen abfeuert.

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Skrillex ist ein Superstar hinter dem DJ-Pult. Verehrt und verachtet. Er betrachtet sich als Rebell, spielt 端ber 300 Shows im Jahr, kassiert Grammys f端r seine Platten und Millionen f端r seine Auftritte. Die neue Tour bestreitet er im Laser-Raumschiff. The Red Bulletin blickte 足hinter die Kulissen seiner Live-Show und staunte: Im Herzen ist Skrillex ein Punk. Text: Cole Louison Bilder: Ben Raynor


3000

Menschen … … drängen sich vor den Holztoren des Iroquois Amphitheater in Louisville, ­Kentucky. Noch fünfzehn Minuten bis zum Einlass. Einige nutzen die Zeit, um ihre mitgebrachten Kartonschilder fertig zu bemalen, andere tanzen sich warm – zur Musik, die aus ihren Handy-Laut­ sprechern klirrt und kracht. Die Nacht scheint auch einen Dresscode zu haben, und der lautet: Farbexplosion. Überall sieht man neongelbe T-Shirts und Stirnbänder, knallige Stachelfrisuren, ­offensive Gesichtsbemalungen, bunte Sonnenbrillen, grelle Ganzkörperstrümpfe. Außerdem im Trend: langes Haar, an den Schläfen ausrasiert, Hornbrillen und Lobe-Piercings. So nennt man jene Ringe, die das Ohrloch auf Mantelknopfgröße ausdehnen. Die meisten der Fans, die ungeduldig auf ihren Helden warten, sind unter zwanzig. Manche aber sind auch deutlich darüber. So wie Terri MacSkimming. Sie steht mit ihrem zwölfjährigen Sohn Andre – neonblaue Streifen auf den Wangen – ganz vorne in der Schlange. „Andre entdeckte Skrillex’ Musik durch seine Freunde im Sommerlager“, sagt sie. „Anfangs dachte ich: Was zur Hölle ist das? Aber jetzt liebe ich den Sound. Nicht zu schnell, dafür hart – dazu kannst du voll abgehen.“ Der Sound, den sie beschreibt, heißt Electronic Dance Music, Szenekürzel: EDM. Skrillex ist einer ihrer Superstars. EDM boomt seit einigen Jahren weltweit. Losgetreten wurde der Hype vor fünf Jahren von Produzenten wie David Guetta. Gemeinsam mit Vertretern des Mainstream-Pop wie Rihanna und Akon kreierten sie Nummer-1-Hits auf der Basis von Club-Musik-Genres wie Trance, House und Dubstep. Heute spielen junge EDMStars in Fußballstadien und auf großen Rockfestivals. Laut dem Wirtschafts­ magazin „Forbes“ verdienten die zehn bestbezahlten EDM-DJs der Welt 2013 ­zusammen 241 Millionen Dollar – mehr als die Spieler von Real Madrid. 70


„Nicht zu schnell, dafür hart – dazu kannst du voll abgehen.“

Langes Haar mit Undercut und dunkle Hornbrille: Skrillex’ Markenzeichen werden von vielen seiner Fans adaptiert.


Mit einem Jahreseinkommen von 16 Millionen Dollar findet sich auch Sonny John Moore alias Skrillex auf dieser Liste. In seiner erst vierjährigen Karriere gewann der 26-jährige Schulabbrecher bereits sechs Grammy Awards. Sein FacebookProfil zählt über 17 Millionen Fans. Während sich draußen die Tore der Arena öffnen, fläzen sich Skrillex und sein Team auf den Leder-Couches im Backstage-Bereich. „Hallo, ich bin Sonny“, stellt er sich mit kratziger Stimme und Bubengrinsen vor. Das lange, gewellte Haar noch nass vom Duschen, das Outfit ganz in Schwarz. Unterm linken Arm sein Laptop, in der rechten Hand eine Zigarette, Marke: American Spirit. Er wirkt aufgekratzt und unterhält sich mit einigen Roadies vor seiner Garderobe. Plötzlich unterbricht ein dumpfes Grollen die Gesprächsrunde. Die Tischplatte zittert, einige Papp­ becher wackeln. „Sorry, Jungs“, sagt Skrillex. „Das ist mein Zeichen. Bis gleich!“ Er sprintet los. Vorbei am Catering, an Kabelbergen. Sein Ziel: der linke Bühnenaufgang, wo Milo & Otis gerade ihr bassgewaltiges Live-Set

Ein SchulAbbrecher mit 17 Millionen Fans auf  Facebook und sechs Grammys.

eröffnen. Das junge Duo aus Los Angeles wärmt die Fans für Skrillex auf. „Die beiden sind gute Freunde“, sagt er. „Super, oder?“ Er kneift die Augen hinter seiner Hornbrille zusammen, reckt die Hand zum Teufelshorn in die Luft und schüttelt seine Mähne. Nach einer Minute bricht er das Headbangen abrupt ab und zieht sein Smartphone aus der Hosentasche. Er starrt aufs zerkratzte Display, rennt mit einem Mal zurück Richtung Garderobe und knallt die Tür hinter sich zu. So wuchtig, dass der aufgeklebte Zettel mit der Aufschrift skrillville zu Boden flattert. „Kurz vor der Show zieht er sich immer zurück“, erklärt Skaruse, ein schlaksiger blonder Typ, Skrillex’ Tour-Assistent. Er berichtet: Am Vormittag hat sein Boss ­angefangen, an einem neuen Track zu basteln. Den will er wohl noch vor seinem Konzert fertigkriegen. Um ihn später gleich live auf der Bühne zu präsentieren.

D

ieser Arbeitseifer ist charakteristisch für Skrillex. Allein 2011 spielte er mehr als 300 Shows. In manchen Nächten legte er sogar dreimal auf, zwei normale DJ-Sets und eines auf der Afterparty. Obendrein veröffentlichte er in den letzten vier Jahren sechs EPs, im vergangenen März erschien sein Debütalbum „Recess“. Eine Granate von einer Platte. Wie ein Roboter-Aufstand im Kernkraftwerk. Brüllende Synthesizer, sägende Bässe, polternde Dubstep-Beats. Das klassische Stilmittel eines SkrillexTracks: anschwellende Sirene, sich stetig steigernder Trommelwirbel. Dann: Sound setzt kurz aus. Roboterstimme. Dann: Bass. Bumm! Den Moment, in dem die Energie förmlich explodiert, nennen Skrillex’ Fans „Drop“.

Gothic-Manga-Outfit und Neon-Ski-Unterwäsche: Skrillex’ Fans sind genauso bunt wie seine Musik.

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the red bulletin


Sound setzt aus. Roboter-Stimme. Dann: Bass. Bumm!

Auf seiner aktuellen „Mothership“-Tour spielt Skrillex vor bis zu 5000 Fans pro Nacht.


E

s ist die Eröffnungsnacht seiner „Mothership“-Tour, auf der er das Album ­vorstellt: 23 Konzerte im Frühjahr und Sommer in den USA, danach Europa. „Ich bin seit vier Jahren fast ständig unterwegs“, sagt Skrillex. „Es gibt für mich nichts ­Tolleres, als zu sehen, wie Leute zu meiner Musik abgehen.“ Für Skrillex bedeutet ein DJ-Gig mehr, als mit Plattenspielern auf der Bühne zu stehen. Skrillex liebt die Show, er liebt das Spektakel. Das war schon 2011 bei seinen ersten größeren Konzerten so, als er mit Licht- und Pyro-Effekten für Aufmerksamkeit sorgte. Dieses Mal gingen er und seine Crew noch einen Schritt weiter: Im Zentrum der Bühne steht ein mit Laserkanonen ausgerüstetes Raumschiff. Im Cockpit: Skrillex. Hydraulikpumpen bringen den kantigen grauen Metallpanzer zum Schweben. Nebel steigt auf, die riesigen Leinwände flackern wie wild. Ein halbes Jahr lang tüftelten Skrillex und sein Team an der neuen Show. In ­einer 1000-Quadratmeter-Lagerhalle in Downtown Los Angeles wurde das Raumschiff von der Größe eines Helikopters ­gebaut. Die Leinwand ist drei Stockwerke hoch und wirkt wie ein glühender Monolith. Auf Metallgerüsten zischen auto­ matisierte Scheinwerfer über die Bühnendecke, Laserblitze entladen sich über dem Raumschiff in Regenbogenfarben. An der vorderen Bühnenkante sind sechs Kanonen angebracht, die Feuer und Nebel ins Publikum schießen. Acht Trucks sind nötig, um die Bühne von Stadt zu Stadt zu transportieren. 74

Zurück in den Backstage-Bereich: Aus der verschlossenen Garderobe dringt dumpfes, rhythmisches Poltern – der Meister ist offenbar noch am Tüfteln. Skaruse nützt die Zeit, um die Abreise zu planen. Sofort nach der Show wird die Bühne in die LKW verpackt. Abfahrt: 22.50 Uhr. Schlafen wird die Crew samt Skrillex im Tourbus. Ankunft in Cleveland, Ohio: vier Uhr früh. Fünf Stunden später finden sich Techniker und Bühnenhelfer wieder zum Aufbau am Konzertort ein. Bleibt bei diesem streng geregelten ­Tagesablauf eigentlich Zeit zum Feiern? „Sehr selten“, erklärt Skrillex, als er aus der Garderobe kommt. „Morgens gehe ich oft joggen, abends esse ich meist nur Salat. Auf Tour muss ich mit den Kräften haushalten.“ Einige seiner Crew-Mitglieder wollten ihn gestern zum Ausgehen über-

reden. Um den Tour-Start zu feiern. Doch er sagte ab. Gute Entscheidung, wie ihm die Kollegen beim Frühstück bestätigten: Man war in einer heruntergekommenen Strip-Bar mit nur einer Tänzerin und betagten Oben-ohne-Kellnerinnen gelandet. Nur noch wenige Minuten bis zur Show – die Anspannung ist Skrillex ins Gesicht geschrieben. Während er am Nachmittag noch aufgekratzt mit den Roadies scherzte, wirkt er nun ruhig, ja ernst. Kein Wunder, meint Skaruse. „Es ist das erste Konzert der Tour, und Skrillex ist Perfektionist. Da muss alles passen.“ Das war am Nachmittag beim Licht-Check nicht zu übersehen: Konzentriert hockte er in seinem DJ-Cockpit, paffte an einer Zigarette und starrte zum Techniker am Bühnenrand. Ein blauer Scheinwerfer ging an. Skrillex hielt sich die Hand vors Gesicht: „Das

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Skrillex schüttelt seine Mähne, gestikuliert, winkt: Einfach nur Platten abzuspielen ist ihm zu wenig.

ist zu steril. Können wir einen anderen Blauton probieren?“ Erst beim vierten ­Anlauf – mit einem helleren Blau wie von ausgewaschenen Jeans – lächelte er zufrieden. „Ja, viel besser, danke.“

D

as Konzert von Milo & Otis ist zu Ende. Kurzer Umbau. Caleb Meyer steht an der vorderen Bühnenabsperrung. Der korpulente Sicherheitsmann mit Ziegenbart murmelt in sein Funkgerät. Seine Aufgabe: alle Besucher rechtzeitig, bevor Skrillex’ Konzert beginnt, zurück auf ihre Plätze zu weisen. Nicht ganz einfach angesichts der Fan-Begeisterung. Aber Meyer wirkt gelassen. „Bei EDMKonzerten gibt’s selten Probleme“, sagt er. „Die Kids hier wollen einfach Spaß haben. Das einzige Problem wird sein, sie während der Show auf ihren Sitzen zu halten.“ Und er sollte recht behalten. Kaum hat Skrillex sein Raumschiff ­geentert und ist der Beat losgaloppiert, springen die Leute jubelnd aus ihren Sesseln. Skrillex grinst zufrieden. Hunderte Handys sind auf ihn gerichtet. Er hebt den rechten Arm – und dreitausend Tänzer winken zurück. Dann

„Diese Euphorie, da ist nichts falsch oder gekünstelt.“ the red bulletin

wird die Musik leiser, das Raumschiff hebt ab. Die Schweinwerfer gehen aus. Und: Bummm! Der Bass bläst mit voller Wucht aus den Boxen, Laserblitze zucken, der Meister steht am Mischpult und schüttelt sein Haar. „Alles klar bei euch?“, ruft er ins Mikrofon. Tosender Applaus antwortet ihm. Skrillex liebt die Inszenierung. In der Szene erntet er aber genau deshalb oft ­Kritik. Sein Kollege Deadmau5, selbst in der „Forbes“-Top-DJ-Liste, nennt Skrillex einen Knöpfchendreher. Einen, der auf der Bühne kaum was live macht, das durch Laserkanonen kaschiert – und fett absahnt. Nach dem Konzert darauf angesprochen, winkt Skrillex ab. „Die Ramones verwendeten in ihren Songs drei Akkorde. Viele meinten damals, das sei gar keine richtige Musik“, sagt er. „Aber die Energie, die sie mit diesen drei Akkorden erzeugten, war unglaublich. Deshalb kann ich solche Vorwürfe nicht ernst nehmen. Sie machen mich erst recht zum Rebellen.“ Der Laptop, sagt Skrillex, sei eben sein Hauptinstrument. Das Herz seiner LiveShow. Und den Leuten im Publikum sei es egal, wie er die Musik erzeuge und mixe. „Hast du das Publikum vorhin gesehen?“, fragt er. „Diese Euphorie, da ist nichts falsch oder gekünstelt. Diese Leidenschaft ist echt.“ Nach der Show strömen die Massen ­hinaus in die laue Frühlingsnacht. Vor dem Backstage-Eingang sammelt sich eine kleine Traube von Fans: die dreißig Gewinner eines Star-Treffs mit Skrillex. Einer der Glücklichen ist Paxton Titus, fünfzehn Jahre alt. Zwei Stunden hat er mit seinen Eltern im Auto verbracht, um Skrillex die Hand zu schütteln – und ein Porträt seines Helden signieren zu lassen,

das sein zehnjähriger Bruder gemalt hat. „Seine Musik klingt anders als das Zeug, das sonst im Radio läuft. Er hat diesen Monster-Sound“, sagt Titus aufgeregt. Mandee Edwards, 24, ist aus St. Louis, Missouri, angereist, vier Autostunden. Make-up, Absatz-Lackstiefel und eine schwarz-weiß gescheckte Turmfrisur – zwei Stunden hat sie für ihr Styling ­gebraucht. Was Skrillex’ Musik angeht, gibt sie Titus recht: „95 Prozent der EDMMusik ist nach dem gleichen Schema ­gestrickt: Frauengesang, Spannungs­ aufbau, Bass­einsatz“, sagt sie. „Skrillex dagegen hat seinen ganz eigenen Stil.“ Dann geht die Tür auf. „Heeey, hallo!“ Skrillex stürmt herein. Sein schwarzes T-Shirt ist frisch, die Laune blendend. Nur die verschwitzten Haare deuten darauf hin, dass er vor einer Viertelstunde noch auf der Bühne stand. Er schüttelt Hände, umarmt Fans, posiert mit ihnen für Selfies. Geduldig unterschreibt er auf Fotos, T‑Shirts, einer Kochschürze und etlichen Oberarmen. Ein Fan meint, dass er sich das Autogramm am Arm als Tätowierung nachstechen lassen will. Skrillex signiert auch Titus’ Zeichnung und lässt sich von dessen Eltern damit fotografieren. Nach einer halben Stunde klopft ihm Skaruse auf die Schulter, es ist Zeit auf­ zubrechen. Skrillex bedankt sich bei den Fans fürs Kommen und entschuldigt sich für das abrupte Ende. Zwei muskulöse Männer in Schwarz begleiten ihn durch den Hinterausgang nach draußen. „Die Fans sind mir am wichtigsten“, ­beteuert er am Weg zum Tourbus. Auf ­Instagram hält er sie am Laufenden, bei Meet & Greets wie eben lernt er sie kennen. Und vor allem: Er schenkt ihnen seine Musik, auch sein aktuelles Album – als kostenlose Smartphone-App. Während der Rest der Musikindustrie über Piraterie und Gratis-Downloads ­jammert, macht Skrillex aus der Not eine Tugend. Warum? „Das hat mit meiner Punk-Einstellung zu tun“, erklärt er. Eine ­Gesinnung, die er sich aus seiner Jugend erhalten hat, als er in Hardore-Bands ­Keyboard spielte. „Die Kids sind nicht blöd. Sie merken, wenn du ihnen etwas aufschwatzen willst. Eine Punk-Show, bei der ein Glas Bier 20 Dollar kostet? Das ist einfach nicht authentisch“, sagt er. „Es gibt ein YouTube-Video, in dem ein Zweijähriger zu meiner Musik tanzt. Das finde ich cool, weil dir in dem Alter keiner etwas einreden kann. Du hörst etwas und drückst deine Emotionen aus. Und genau das liebe ich.“ alientalk.skrillex.com

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g i t r a g i z n i E


Die lauteste iPhone-Schutzhülle der Welt, Seite 82

Ihr Programm im August

ac t i o n ! R e i s e n / E q u i p m e n t / P a r t y / W o r k o u t / C i t y G u i d e / M u s i k / E v e n t s / TV

AJ Hackett

„... was zur Hölle mache ich da?“ Die längsten fünf Sekunden Ihres Lebens beginnen 233 Meter über Macao. Travel, Seite 78

the red bulletin

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Action!

Reisen

AprèsBungee Was macao sonst noch bietet

Am gas Der Macau Grand Prix im November ist der Saisonhöhe­ punkt der Formel 3. Die besten Nachwuchspiloten aus der ganzen Welt ermitteln hier ihren Champ. macau.grandprix. gov.mo

B ungee  Schauen Sie doch mal auf einen Sprung in Macao vorbei. Aber nicht auf irgendeinen. Die höchste Bungee-Plattform der Welt findet man seit 2006 exakt 233 Meter über chinesischer Erde am 338 Meter hohen Macau Tower. Je sechs schwarze und weiße Querstreifen zählen den Countdown ins Nichts. Der freie Fall dauert fünf Sekunden (das ist seeeeehr lang) und wird von einem Spezial­ seil abgefedert, das Bungee-Pionier A. J. Hackett entwickelt hat. Der Springer erreicht 200 km/h. Mitarbeitern im Macau ­Tower kurbelt der Sprung den Kreislauf zwischen zwei ­Meetings an (angeblich gibt es Menschen, die schon über 900 Mal den Schritt über den zwölften Querstreifen gesetzt ­haben). Henrique Ferreira, ­einer der Manager des Towers, brachte es auf bislang 17 Sprünge. Gewöhnt man sich dran? „Nie!“, sagt Ferreira. „Dein Herz rast jedes Mal wie verrückt.“ Miguel Soares, 29, Elektrotechniker aus Portugal, benö­tigte drei Jahre, bis er den Mut für seine Premiere aufbrachte. „Nachdem ich gebucht hatte, begann ich schlecht zu schlafen“, sagt er. „Als ich die PlattBungee-Preise starform sah, erstarrte ich. Du fragst dich: ten bei rund € 260. ‚Was zur Hölle tu ich da?‘ Dann fällst Sprünge sollten ca. du … zuerst blanker Horror, danach ist zwei Monate im Voraus gebucht werden. es ein Gefühl wie Fliegen. Am Boden ajhackett.com/macau denkst du: ‚Das will ich noch einmal!‘“ 78

On Top Die Gondelfahrt auf den Guia Hill bietet sensationelle Ausblicke. Oben wartet der 1,7 Kilometer lange spektakuläre „Walk of 33 Curves“. en.macautourism. gov.mo

Insidertipp Kopf Hoch Was ist der wichtigste Tipp von Miguel Soares? „Nicht nach unten sehen! Wirklich. Tu’s nicht. Bis zum letzten Moment. 233 Meter sind nur eine Zahl. Aber dass die Autos mikroskopisch klein sind, das kann dir den Willen brechen.“

Aussichtsreich

„… aber vergiss nicht, die Augen zu öffnen“, ergänzt Henrique

Ferreira. „Bei meinem ersten Sprung hielt ich sie geschlossen, bis ich den Rebound spürte. Ein Jammer. Dadurch entging mir die unglaublichste Aussicht über die Stadt, die man haben kann.“

All in Noch ganz im Glückstaumel vom Bungeesprung, geht’s ins Kasino. Das Wynn Macau mit pompöser Drachenshow erinnert an Las-Vegas’sche Spieltempel. wynnmacau.com

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AJ Hackett, macau.grandprix.gov.mo, shutterstock(2)

Macaooooooooo!

Beruhigender Fun-Fact: In Macao stirbt man durch­ schnittlich mit 84½ Jahren. Das ist der zweithöchste Wert der Welt.


Action!

My City

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1

Seattle  hat derzeit kein NBA-Team. Aber ein Superstar des Basketballs stammt von hier: Jamal Crawford erklärt uns seine Stadt.

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Jamal Crawford lebt in Kalifornien. Berufsbedingt. Der Basketball-Star ist seit zwei Jahren Shooting Guard der Los Angeles Clippers. Sein Herz aber hängt an seiner Heimatstadt. „Ich liebe Seattle“, sagt der 34-Jährige. „Freundliche Leute, gute Luft. Es ist der schönste Ort der Welt.“ Ist Seattle auch ein fruchtbarer Boden für Basketball-Talente? „Es regnet viel, das Leben spielt sich drinnen ab“, sagt er. „In meinem Fall: in Sporthallen.“ Das schlechte Wetter hatte auch sein Gutes: Als Jugendlicher dribbelte er im Freien mit dem nassen Ball – um seine Technik zu verbessern. „Diese Zeit hat mich zu dem Spieler gemacht, der ich bin“, sagt er.

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Jamal Crawford, Shooting Guard der Los Angeles Clippers

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Jamal Crawfords City-Highlights

1 Seattle Pro-Am

Seattle Pacific University (5. Juli – 30. August) „Mein eigenes Turnier: Profis gegen die besten Amateure der Stadt. Viele Top-Spieler haben ihr Kommen zugesagt: Rajon Rondo, Gerald Wallace, James Harden und Chris Paul.“

2 Key Arena

305 Harrison Street „Die beste Konzert-Location von Seattle. Ich hab dort Stars wie Sade und Kendrick Lamar live gesehen. Bei Shows wird die Halle total abgedunkelt, damit du dich völlig auf die ­Bühne konzentrieren kannst.“

Pi lg er n Sightseeing für Grunge-Fans

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3 Pike’s Place Market

4 Dick’s Drive-In

86 Pike Street „Meine Oma lebte im Ober­ geschoss dieser Markthalle. Auf älteren Fotos kann man ihre Wohnung sehen. Obwohl stadtbekannt, hab ich den Fisch dort noch nie gegessen, will es aber bald nachholen.“

115 Broadway E „Rapper Macklemore ließ vor kurzem den Straßenzug vor dem Restaurant sperren, um am Dach ein Musikvideo zu drehen. Der Laden ist legendär, die Shakes sind toll. Auch Bill Gates kommt hierher essen.“

EMP Museum

El Corazón

Die größte Nirvana-Aus­ stellung der Welt: Original­ ins­trumente, einmalige Aufnahmen und Dave Grohl als ­virtueller Museumsführer.

Alice in Chains waren die Haus-Band des Clubs, Pearl Jam gaben dort ihr Debütkonzert. Noch heute spielen täglich junge Bands live.

5 Seward Park

5895 Lake Washington Boulevard South

„Die bewaldete Halbinsel ragt weit in den Lake Washington. Die Luft ist frisch und sauber, der Ausblick auf den 4392 Meter hohen Mount Rainier atemberaubend schön.“

Brunnen vor dem Seattle Center Hier finden sich gern Leute ein zur Mahnwache für die Grunge-Giganten Kurt ­Cobain und Layne Staley.

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Action!

Profi-Gear

Volle Kiste Im Heck steckt das NotfallEquipment für unerwartete ­Zwischenfälle – die es garantiert geben wird.

O ffRoad Nützliche Helfer im Gelände

Komfort Entspannte Fahrer sind schneller: Servolenkung und genug Beinfreiheit helfen bei Rennen, die bis zu zwölf Stunden dauern.

LED-Helmlicht Gibt’s in den Durchmessern 35, 60 und 75 mm. Die stärkste 14-WattLeuchte strahlt 1200 Lumen hell. www.trailtech.net

Gestreckt Dank langem Radstand (214 cm) ist das Fahrverhalten selbst bei hoher Geschwindigkeit auf ruppigem Terrain berechenbar.

Gedämpft Die Einzelrad­ aufhängung mit ­externen Ausgleichsbehältern steckt Löcher bis zu 35 cm weg.

Triple Extreme Race Light Individuell schaltbare Hochdruckentladungslampe (100 Watt), geeignet bis Tempo 80 km/h. www.trailtech.net

Pfadfinder   O FFROAD  Derek Murrays Begleiter durch die unwegsamen Wüsten Nordamerikas. Derek Murray, 34, fährt mit einem Can-Am Maverick Max 1000R.

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Im Vorjahr feierten Derek Murray und sein Bruder Jason bei „Vegas to Reno“, dem mit ca. 870 Kilometern längsten Offroad-Rennen der USA, ihren ersten Sieg in der „Best in the Desert“-Serie – mit einem selbst entwickelten Utility Vehicle. Den modifizierten Can-Am Maverick Max 1000R treibt ein wassergekühl-

ter 101-PS-Zweizylindermotor an, der stärkste seiner Art. „Ein besonderer Vorzug des Quads ist seine Zuverlässigkeit“, meint Murray. „Wir hatten im Vergleich zur Konkurrenz kaum Ausfälle. Solange wir Fahrer keine Fehler machen, bringt uns der Maverick ins Ziel.“ www.murrayracing.com

Lifttrax Der Helfer, wenn man in Schlamm oder Sand festsitzt. Das aufblasbare Recovery Set hat eine Tragkraft bis zu vier Tonnen. www.lifttrax.com

the red bulletin


PRESENTED BY

WEDNESDAY, AUGUST 13th

MACKLEMORE & RYAN LEWIS BASTILLE · BIFFY CLYRO · CONOR OBERST · CHLÖE HOWL THURSDAY, AUGUST 14th - SATURDAY, AUGUST 16th

QUEENS OF THE STONE AGE · SKRILLEX · PLACEBO BLINK 182 · IMAGINE DRAGONS · PAROV STELAR BAND JAN DELAY & DISKO NO. 1 · SNOOP DOGG aka SNOOP LION · LILY ALLEN · RUDIMENTAL

THE KOOKS · BABYSHAMBLES · WOODKID · GOGOL BORDELLO · NOFX · EDITORS · TRAVIS

SKA-P · TOM ODELL · BELA B · CRYSTAL FIGHTERS · MARTERIA · MILKY CHANCE · BROILERS · STROMAE JIMMY EAT WORLD · MILLENCOLIN · DUB FX · THE SUBWAYS · THE KYLE GASS BAND · PRINZ PI · SKINDRED HVOB · GLORIA · FIVA · BRODY DALLE · THE NEIGHBOURHOOD · WILLIAM FITZSIMMONS · SATELLITE STORIES

KEVIN DREW · DRENGE · CLAIRE · KADAVAR · CRIS CAB · THE ECLECTIC MONIKER · YOU ME AT SIX · THE BETH EDGES

JAMES HERSEY · ROYAL BLOOD · DAVE HAUSE · BO NINGEN · HOZIER · SIX60 · TOURIST · BEAR HANDS · MARMOZETS · GIUDA · ARTHUR BEATRICE

LOL STAGE: HELGE SCHNEIDER · ROLAND DÜRINGER · MASCHEK

FRITZ KALKBRENNER · PENDULUM DJ SET & VERSE · MODESTEP DJ SET

BORGORE · ZOMBOY · MOONBOOTICA LIVE · EXAMPLE & DJ WIRE · THE GLITCH MOB · FELIX DA HOUSECAT GOLDFISH · WILKINSON · CHET FAKER · CONGOROCK · DUMME JUNGS · KELE OKEREKE DJ SET · METRIK · CULTURE SHOCK

PHONAT · DARKSTAR · ILLSKILLZ · FOURWARD · THE YOUNG PUNX DJ SET · THE WOLF · DJ MOSAKEN · DUBESQUE · BODY&SOUL + DISASZT WAX WRECKAZ · MASSOUD · SPACE ECHO LIVE · MILK DRINKERS · MC DAXTA

AUGUST

13 th-16 th WWW.FREQUENCY.AT

GREEN PARK ST.PÖLTEN

2 FESTIVALS IN 1 · 4 DAYS · 8 STAGES · 120 ACTS Tickets sind auf www.musicticket.at, bei oeticket (www.oeticket.com; Tel: 01/96096) und in jeder Bank Austria (Ermäßigung für Ticketingkunden und MegaCard-Members) bzw. unter 01/24924 erhältlich.


Action!

laden & Lauschen

Neue Toys Curtis Jackson ist ein 24-jähriger Drogendealer, als er im Mai 2000 bei einer Straßenschießerei in New York beinah ums Leben kommt. Der Zwischenfall verändert alles: Jackson konzentriert sich fortan unter dem Namen 50 Cent auf seine Rap-Karriere, nimmt 2003 mit Dr. Dre sein Debütalbum auf. „Get Rich or Die Tryin’“ wird zum vierterfolgreichsten aller HipHop-Alben und zum Beginn einer Ausnahme-Karriere. Mittlerweile dreht 50 Cent Filme, schreibt ­Bücher, entwirft Turnschuhe und Kopfhörer. Bleibt da noch Zeit für Musik? „Klar. Aber gut Ding braucht Weile“, sagt er selbst­ bewusst über sein erstes Album seit fünf Jahren, „Animal Ambi­ tion“. Welche fünf Songs ihn ­dazu inspirierten, erzählt er hier.

„Justin Bieber wird der neue King of Pop“   P laylist  Kiffer-Hymne, kritischer Soul und der Klassiker schlechthin: Rap-Gigant 50 Cent gewährt Einblick in seinen Musikkosmos.

50cent.com

1 Marvin Gaye

2 Rick James

3 Michael Jackson

Um 1970 handelten SoulSongs meist von der Liebe. Bis Marvin Gaye mit dieser Tradition brach. Er schrieb Stücke über soziale Ungerechtigkeiten. So wie „Inner City Blues“. Trotzdem klingt der Song so geschmeidig, dass man ihn ­unter der Dusche singen kann. Gaye ist kein Prediger, er ist ein Beobachter. Und deshalb verehre ich ihn.

Die beste ­Kiffer-Hymne vom coolsten Typen der Welt. Rick James war der Stammvater aller bösen Jungs. Obwohl er Strumpfhosen trug und Rasta-Stirnfransen hatte. Über seine egomanischen Rockstar-Exzesse sprach er kurz vor seinem Tod 2004 in einem genialen Sketch mit Comedian Dave Chappelle. Gibt’s auf YouTube, unbedingt anschauen!

Das „Thriller“Album machte ihn zum Helden meiner Jugend. Im Rückblick ­halte ich aber diesen Song von 1992 für seinen besten. Vor allem wegen des ­Musikvideos, einer neunminütigen Reise ins alte Ägypten. Bis heute unübertroffen. Der einzige lebende Künstler, der in Michaels Fußstapfen treten könnte, ist Justin Bieber. Ich meine das ernst!

4 Curtis Mayfield

5 Prince

Ein Song vom besten Soundtrack aller ­Zeiten. Wenn du „Pusherman“ hörst, bekommst du sofort ein ­Gefühl für die Atmosphäre des Films „Super Fly“: coole Gangster in den 1970ern. Mayfields ­Musik ist im Streifen quasi der Hauptdarsteller. Ein dichtes, stimmiges ­Konzeptalbum. Genau das wollte auch ich mit „Animal Ambition“ schaffen.

Mit dieser Platte hat sich Prince selbst übertroffen. Der Titeltrack ist zeitlos – für mich das beste Kompliment für einen Song. Wie man einen zeitlosen Song schreibt? Ich weiß es nicht. Ein Künstler versucht (bzw. hofft), mit jedem Stück einen Klas­siker zu schreiben, ein Rezept dafür gibt es nicht. Und wenn doch, dann ist „Purple Rain“ das Vorbild dafür.

„Inner City Blues“

„Pusherman“

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„Mary Jane“

„Purple Rain“

Beatguide Die App informiert über die Party-­ Szene in bislang 15 Städten weltweit und bietet DJ‑Sets zum Vor­ hören. Erleichtert die Ausgeh-Entscheidung sehr!

„Remember the Time“

WhoSampled Welchen SoulKlassiker hat Jay-Z für seinen neuen Hit gesampelt? Die App analysiert Ihre Musik-Bibliothek und zeigt auf, wo Stars abkupfern.

Au d i o -a ktiv Gadget des Monats

Grace Digital Eco Extreme

Der handliche Outdoor-Lautsprecher spielt Musik vom iPhone ab – 30 Stunden lang mit einer Batterieladung – und schützt es dabei gleichzeitig: Das Gadget ist staubdicht, wasserfest bis fünf Meter und übersteht einen Fall aus bis zu zehn Meter Höhe. Für musikaffine Abenteurer einfach ein Muss.

PhonoPaper Die App verwandelt das Smartphone in einen Synthesizer, der Audio-Auf­ nahmen grafisch darstellen, lesen und wiedergeben kann.

the red bulletin

KATHERINE HAWTHORNE

Curtis Jackson alias 50 Cent, 38, Musiker und ­Entrepreneur aus New York

Drei SmartphoneApps, die jeder Musikliebhaber braucht.


Action!

STARKE Uhren Sinn U 1000 B (EZM 6): Gehäuse aus deutschem U-Boot-Stahl. Bis 1000 Meter wasserdicht. Funk­ tionssicherheit von –45 bis +80 Grad Celsius.

Sondere i n satz Sinns starke Spezialistinnen

sinn 103 Ti

Chronograph geprüft nach TESTAF (Technischer Standard Fliegeruhren)

Sehr hart im Nehmen

sinn

Alexander Linz

Sinn  veredelt Uhren nicht mit ­J uwelen, sondern mit Spezialtechnik für Einsätze im Extrembereich. Wie kann man eine Uhr noch widerstands­ fähiger machen? Das ist die Frage, um die sich beim deutschen Uhrenerzeuger Sinn alles dreht. Hier eine Auswahl spannender Antworten. Die mechanischen Teile des Zeit­ messers werden von Ölen geschmiert, die Temperaturen von minus 45 bis plus 80 Grad Celsius widerstehen. Damit diese Öle über die Jahre voll funktionstüchtig bleiben, wird ins Gehäuse eindringende Feuchtigkeit mit der „Ar-Trockenhalte­ technik“ kompensiert. Ein Weicheisenkäfig, der das Uhrwerk im Inneren des Gehäuses umgibt, schützt dieses vor Magnetfeldern bis 1000 Gauß. Die Oberflächen der Stahlgehäuse werden mit einem Tegiment-Mantel überzogen, der sechsmal so kratzfest ist wie herkömm­ licher Edelstahl. Für die deutsche Antiterroreinheit GSG 9 baut Sinn einen Einsatzzeitmesser mit HYDRO-Technik. Uhrwerk, Zifferblatt und Zeiger werden im Gehäuseinneren in ­einem glasklaren Ölbad gelagert. Dadurch ist die Uhr unter Wasser verspiegelungs­ frei abzulesen, das Glas beschlägt nicht, und da Flüssigkeiten extrem druck­ resistent – quasi inkompressibel – sind, macht dieses System eine HYDRO-Uhr druckfest für jede erreichbare Tauchtiefe. www.sinn.de

the red bulletin

sinn EZM 7

Profi-Uhr für die Feuerwehr. Zeigt maximale Einsatzzeiten an.

Chris Jensen Burke auf der Flanke des 8516 Meter hohen Lhotse (li.), Eurocopter-Pilot bei Testflug (o.)

sinn 757

Chronograph im „Tegiment“-Gehäuse, mit 1000 Gauß Magnetfeldschutz

sinn UX GSG 9 Neben zwei Tauchcomputern trägt Mario M. Weidner, ein legendärer Wrack­ taucher, bei Einsätzen im Nordpolarmeer eine Sinn 203 Arktis.

Offizielle Dienstuhr der deutschen Antiterroreinheit GSG 9

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Action!

Feierabend Auch das international angesehene BPM-Festival feiert im Club La Santanera.

Katerfrühstück Flauer Magen nach der langen Nacht? Drei ­K lassiker aus mexikos Küche, die den morgen danach beleben.

MENUDO Die traditionelle Kuttelsuppe ist nicht jedermanns Sache. Aber die schwere, würzige Brühe mit Kalbs­ innereien und ­Tortillas soll am Morgen danach Wunder wirken.

¡Mucho báss!

Früher war die Strandpromenade von Playa del Carmen, einer 100.000-Einwohner-Stadt auf Yucatán, eine No-go-Area für nachtaktive Musikliebhaber wie Alejandro Gámez. „In den Clubs lief MainstreamPop“, erinnert er sich. „Und auf den Strandpartys wurde Psy-Trance gespielt. Fürchterlich.“ Vor zehn Jahren nahm sich Gámez des Problems an – und eröffnete mit La Santanera den besten UndergroundClub der Stadt und einen der besten des Landes. Mit angesagten House- und Techno-DJs aus aller Welt, zwei Floors, einer großen Dachterrasse und extravagantem Dekor: trashigen Neonröhren-Schildern, Retro-Discokugeln, einem kitschig-coolen Schrein für Jesús Malverde, Schutzpatron der lokalen Drogendealer, Palmen, Flohmarktlustern. Das Club-Interieur erinnert an die Titty-Twister-Bar in Robert Rodri­ guez’ „From Dusk Till Dawn“. Das sei ­gewollt, meint Gámez. „Wir wollen anders sein als die Nachbarn am Strand“, sagt er. „Und gerade das kommt an!“ La Santanera Calle 12, Mza. 30 Loc. 2, Playa del ­Carmen, Quintana Roo, México 77710 www.lasantanera.com

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Die Discokugel dreht sich täglich von 22 bis 6 Uhr.

Der Chef empfiehlt Alejandro Gámez gibt drei Tipps für die ­Tanzfläche:

Trinken Statt Cocktails empfiehlt Gámez einen Shot puren ­mexikanischen Schnaps: „Unbedingt Mezcal Papa­ diablo probieren. Und ein Glas Bier hinterher trinken.“ Kleiden „Einige Besucher putzen sich besonders heraus. Aber das zieht bei uns nicht.“ Was dann? Gámez meint: „Sei ganz du selbst. So ziehst du die meisten Blicke auf dich.“ Flirten Die Frage „Wo kommst du her?“ sei im Santanera der beste Anmachspruch, sagt der Chef. „Das Publikum ist international, Playa del Carmen ist ein kultureller Schmelztiegel.“

POZOLE Der Paprika-Ein­ topf mit Mais, Schweinerücken­ fleisch, Oregano und Rettich galt den Mayas als Festgericht. Heute wird er als Kater­ killer vor allem am Tag nach dem Fest serviert.

CHILAQUILES Fettig, salzig, gut: Gebratene Tortillas mit Käse, scharfer Sauce und Protei­ nen – Spiegelei oder Hühnerfleisch – versorgen den Körper mit vielen Mineralstoffen.

the red bulletin

Bennett Sell-Kline for TheBPMFestival.com(3), shutterstock.com

Playa del Carmen  Heiligenschreine und House-Beats – im kitschig-coolen Club La Santanera fühlt man sich wie am Filmset von Robert Rodriguez.



Action!

workout

Broad schlägt mit links und wirft mit rechts (und beides besonders gut).

Stuart Broad, 28,  ist englischer Cricket-Superstar.

Wurfkanone   C ricket  Der Weltklasse-Bowler Stuart Broad lüftet das Geheimnis eines knallharten Wurfs. 28 Jahre, 85 Kilo auf 1,98 Meter, CricketSuperstar, Kapitän der englischen Twenty20-Mannschaft (der neuesten Form des Crickets): Das ist Stuart Broad. Er ist Fast Bowler, das ist der härteste Job im Cricket, vergleichbar mit dem Pitcher im Baseball. „Bei jedem Wurf wirkt das zehnfache Körpergewicht auf Knie und Knöchel“, sagt Broad, der für seine glasharten geraden Würfe gefürchtet ist. „Bei Testmatches messen wir mittels GPS auch, wie weit ich pro Spiel gehe, laufe und sprinte: 18 Kilometer!“ Das Verletzungsrisiko bei Bowlern ist hoch, besonders häufig ereignen sich Stressfrakturen in Füßen und Rücken. Speziell diese Zonen gilt es im Training zu stärken. „Das ist aber nicht einfach, wenn du an 250 Tagen im Jahr spielst. Jedes Training, bei dem die Muskulatur übersäuert, ist kontraproduktiv. Denn das Wichtigste ist, fürs nächste Spiel bereit zu sein!“ www.stuart-broad.com

Hundeschule

Bau c h-B ei n-Po (ab er ri c hti g) „Die Leute glauben, Wurfkraft komme aus der Schulter. Falsch. Sie kommt aus den Beinen! Die müssen stark sein. Ausfallschritte sind die perfekte Übung für Oberschenkel, Gesäßmuskeln und Rumpf.“

1

2

3

Vorwärtsschritt, Knie beugen, mit dem gegenüberliegenden Arm die Hantel über die Schulter drücken

Beinwinkel 90°, das hintere Knie berührt nicht den Boden, Gewicht neben dem Ohr hochstemmen

Fast Balls

„Wir trainieren mit einem Ballwerfer (Bild rechts), wie ihn Hundebesitzer kennen“, sagt Broad. „Wir verstärken ihn mit Kohlefaserbändern. Die Würfe ­erreichen so rund 150 km/h, und wir können mit einer höheren Intensität als im Match trainieren.“

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In jeder Hand ein Gewicht, nicht zu leicht – es soll anstrengend sein, sonst stärkt es den Rumpf nicht

the red bulletin

Nathan Gallagher (2), schecker.de

Apportieren für Cricketer


13. AUGUST 2014

! O R P R U O Y H T I W O G L RING UL

B D E R M A G N I C A R D ROA

UINGER

E-A MIT BRADL - CORTES

Tipps, Tricks und exklusive Einblicke von den Meistern höchstpersönlich. Erlebe ein unvergessliches Training mit Stefan Bradl, Sandro Cortese und Gustl Auinger am Gelände des Red Bull Ring. Streng limitierte Teilnehmerzahl – am besten sofort Platz sichern! 1-Tages-Training im Driving Center und am Red Bull Ring mit drei Motorsportlegenden inkl. Verpflegung. Teilnahmepreis mit eigenem Bike € 495,– Teilnahmepreis mit gestelltem Bike € 685,– Informationen und Anmeldung unter www.projekt-spielberg.at, fahrerlebnisse@projekt-spielberg.at oder T: +43 3577 202-27031


Action!

games

Dieses Bild zeigt einen nicht unwesentlichen Teil von 500 Millionen US-Dollar.

Kleine Wunder Neues für Tablets und Handys

Darklings Folge 2 des end­ losen AdventureGames in Schwarzweiß und mit gehabt eleganter Spielmechanik: Um zu siegen, muss der Spieler Symbole am Bildschirm „malen“. Nur für iOS. mildmania.com

Halo again?

up next

Triebjagd

D estiny  die Entwickler hinter der ganz grossen Sci-FiEgo-Shooter-Legende zielen wieder ins Schwarze. Es ist 13 Jahre her – in Gaming-Maßstäben also zwei volle Generationen –, dass „Halo“ auftauchte und die Welt ein kleines bisschen besser machte. Der bahnbrechende Launchtitel war ein weiterer guter Grund, die erste Xbox zu kaufen. „Halo“ gibt es noch immer, bloß seine Schöpfer, die Bungie Studios, sind nicht mehr dabei; es ist ein bisschen wie bei „Star Wars“ und George Lucas. Seit 2010, nachdem ihr „Halo: Reach“ rausgekommen war, widmen sich die Bungies einem neuen Thema. Im September wird „Destiny“ nun erscheinen. Was man in der laufenden Beta-Phase schon zu sehen bekommen hat, ist wenig überraschend und irre spannend zugleich: ein gigantischer Sci-Fi-Shooter im Stil von „Halo“, mit überwältigend schöner Grafik. Das wirklich Innovative an „Des­ tiny“ ist die Idee des – wie Bungie ihn nennt – „Shared-WorldShooter“: ein Mix aus temporeichem First-Person-Shooter und MMO-Elementen aus Spielen wie „World of Warcraft“. Nicht nur die Fans hoffen auf etwas, das besonders genug ist, das H-Wort aus den Köpfen der Spieler zu verdrängen: Kolportierte 500 Millionen US-Dollar stecken in Entwicklung und Marketing von „Destiny“ – mehr als für J. J. Abrams’ „Star Wars: ­Episode VII“ geplant ist, übrigens. destinythegame.com

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Zeit für „Plants vs. Zombies ­Garden Warfare“

Schon Teil eins der „Plants vs. Zombies“-Reihe bewies, wie viel Action im Smartphone Platz hat. Im August erscheint der jüngste Ab­ leger für PS3 und PS4 (für Windows, Xbox 360 und Xbox One ist er bereits erhältlich). Auf der PlayStation macht der Kampf zwischen lebhafter Vegetation (Pflanzen) und Charakteren in vegetativem Zustand (Zombies) mindestens so viel Spaß wie am Handy.

OC-TANE Erinnerungen – und was für welche! – an das futuristische Rennspiel „Wipeout“ werden wach. „Tron“-artige Atmosphäre und bis zu acht Spieler im Multiplayer-Modus. Für Android und iOS. syncinteractive.co.uk

popcap.com

Hart am Mann

ANKICK für „Madden NFL 15“

Wahrscheinlich gibt es kein großartigeres Sport-Videospiel als „Madden“ – allein weil es sich beim Spielen anfühlt, als würde man in die TV-Übertragung eines American-Football-Spiels eintauchen und nicht einfach nur eine gamifizierte Version des Sports spielen. Im August erscheint die neueste Auflage von „Madden“. Und sie wird, genau wie all ihre Vorgängerinnen, die bisher größte und beste sein.

easports.com/madden-nfl

80 Days Wie in Jules Vernes „In 80 Tagen um die Welt“: ein Steampunk-Abenteuer, teils erzählt, teils gespielt, mit 150 zu bereisenden Städten und ihren Intrigen und Ge­ fahren. Nur für iOS. inklestudios.com

the red bulletin


/redbulletin

© Jörg Mitter

Li k e What you Li k e

Dein Moment.

abseits des alltäglichen


Action!

TV-Highlights

M ust See

Volles Programm

Helden auf ihrem Bildschirm

das red bull tv-fenster bei servus-tv Bayerns Hauptstadt empfängt am 19. Juli abermals die weltbesten Freestyle-Motocrosser.

Red Bull Cliff Diving Auf den Aran ­Islands vor Irland will Gary Hunt (GBR) seinen Vorsprung ausbauen. 12. 7., 12.00 Uhr

Taddy Błaz˙usiak (POL) stellt sich in Rumänien der ultimativen HardEnduro-Heraus­ forderung. 2. 8., 9.30 Uhr

Samstag, 19. 7., 18.00 Uhr

Red Bull X-Fighters: München Am 19. Juli wird Münchens Olympiapark nach einem Jahr Pause erneut zum Mittelpunkt der internationalen Freestyle-Motocross-Szene. Beim vierten Red Bull X-Fighters-Tourstopp der Saison starten die zwölf weltbesten Rider, darunter Titelverteidiger Thomas Pagès (FRA), Gesamtführender Levi Sherwood (NZL) und der deutsche Youngster Luc Ackermann, erstmals auf dem Wasser: Der neue Track liegt auf 450 Pontons inmitten des Olympiasees.

Rally Finland Sonntag, 27. 7., 15.50 Uhr

Red Bull Air Race: Polen live Mittwoch, 16. 7., 21.15 Uhr

Mittwoch, 30. 7., 21.15 Uhr

Mittwoch, 6. 8., 21.15 Uhr

Armstrong – die Doku

The Summit

Schwarze Löcher

Als Neil Armstrong 1969 als erster Mensch den Mond betritt, wird er zum Helden. „Armstrong“ zeigt den Mann hinter dem Mythos.

Regisseur Nick Ryan sucht in seiner Doku den Grund, warum elf Alpinisten 2008 in der 8000-Meter-Todeszone des K2 verunglückten.

Ein Team der Columbia-Uni versucht zu klären, was passiert, wenn die größte Gaswolke der Milchstraße auf ein schwarzes Loch trifft.

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Nach seinem überraschenden Sieg in Malaysia will Nigel Lamb (GBR) mehr. Im polnischen Gdynia wird er also versuchen, Konkurrenten wie Hannes Arch (AUT), Paul Bonhomme (GBR) oder Pete McLeod (CAN) erneut hinter sich zu lassen. Was aber nur mit einem fehlerfreien und schnellen Flug durch die bis zu 25 Meter hohen Pylonen gelingen kann. ServusTV sendet wie immer live.

Auf seiner Heimstrecke zählt für Jari-Matti Latvala, den Zweiten im WRC-Klassement, nur eins: der Sieg. 4. 8., 22.45 Uhr

Sie finden ServusTV mit dem Red Bull TV-Fenster nicht auf Ihrem Fernsehgerät? Rat und Hilfe zum Nulltarif unter

0800 100 30 70 the red bulletin

Daniel Grund/Red Bull Content Pool, Rutger Pauw/Red Bull Content Pool, Future 7 Media/Red Bull Content Pool, Samo Vidic/Red Bull Content Pool, Victor Engström/Red Bull Content Pool, Darlow Smithson Productions Ltd, BBC

Red Bull ­Romaniacs


p ro m ot i o n

Must-haves!

1 STILSICHERER WEGBEGLEITER Die SEABROOK von GANT ist ein Chronograph, der vor allem mit seiner Optik überzeugt. Das sportliche Edelstahlgehäuse bildet gemeinsam mit dem gehärteten Mineralglas und der 10-bar-Wasserdichtheit das Fundament für diesen Zeitmesser. Neben der Stoppfunktion steht dem Träger auch eine Datumsanzeige zur Verfügung. Die blaue Lünette und das Edelstahlarmband unter­streichen den lässigen Look des Zeitmessers.

www.timemode.com

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2

2 a didas Originals eyewear Die Malibu vereint matte und glänzende Oberflächen mit harten und weichen Linien zu einem perfekten Beach-Street-Look. Der Rahmen wird durch ein markantes Detail ­zusätzlich aufgewertet: das eingebettete Dreiblatt-Logo. Für eine perfekte Verbindung von Stil und Funktionalität ist die Sonnenbrille auch mit verspiegelten, polarisierten sowie mit optisch korrigierten Gläser erhältlich.

www.adidas.com/eyewear

Nach dem Sport ist vor dem Sport – Socks for Recovery Die CEP Recovery Socks wurden speziell für die Bedürfnisse des Körpers nach dem Sport entwickelt und sorgen für eine verbesserte Durchblutung nach anstrengenden Trainingseinheiten oder Wettkämpfen. Das Ergebnis: beschleunigte Regeneration, weniger Muskelkater und ein maximaler Wohlfühleffekt. Auch vor dem Training bereiten die Strümpfe den Muskel optimal auf die anstehende Belastung vor. 3

www.cepsports.com/de

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3

4 HANDY LADEN MIT DER SONNE Der Solartaschenproduzent SunnyBAG hat in Zusammenarbeit mit dem Sportswearher­ steller Northland Professional ein innovatives Outdoor-Solarsytem entwickelt: SunnyBAG LEAF. Das 180 g leichte Solarpaneel ist kratz-, stoß- und wasserfest und lädt ein Smartphone in nur drei Stunden. Der mitge­lieferte Akku speichert die Sonnenenergie. Erhältlich in ­allen Northland Shops in Österreich und bei

www.sunnybag.at

HERO Backpack von Nitro Snowboards Nitro Snowboards steht seit über 25 Jahren für Produkte auf allerhöchstem Niveau. Dies beweist Nitro Bags einmal mehr mit dem brandneuen HERO. Der Freizeit- und Schulrucksack bietet unter anderem eine gepolsterte 17-Zoll-Laptoptasche, zwei Hauptfächer, seitliche Netz- und Reißverschlusstaschen und eine ergonomische Rückenpolsterung. Das Material ist 100 % PVC-frei und hat eine Wassersäule von 2000 mm. Neben einem unverkennbaren Look legt Nitro besonderen Wert auf Langlebigkeit und Funktionalität ­sowohl am Berg als auch im Alltag. 5

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www.rucksack-onlineshop.com/nitro

L aufen ohne Limit – Run Shorts 2.0 Die mit zwei Plus X Awards ausgezeichneten Run Shorts 2.0 eignen sich perfekt für Läufer aller Leistungsklassen. Die eingearbeitete medi compression-Technologie sorgt für eine bessere Durchblutung und damit für mehr Ausdauer, Energie und Leistung. Das ­atmungsaktive Material ist schnelltrocknend und verfügt neben optimalem Feuchtigkeitsmanagement auch über einen angenehmen Cooling-Effekt beim Tragen. 6

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www.cepsports.com/de


Action!

Events

Schwer zu halten: Salzburgs Nummer 37, der 18-jährige Valentino Lazaro 19. 7., Red Bull Arena, Salzburg

FC Red Bull Salzburg – SK Rapid Die Bundesliga-Saison 2014/15 beginnt mit einem Kracher: Meister Red Bull Salzburg empfängt Vizemeister Rapid. NeoTrainer Adi Hütter ist bei seiner Premiere auf der Bullen-Bank gewarnt: 2013/14 wies der Meister gegen die Hütteldorfer mit einem Sieg, einem Remis und zwei Niederlagen die schlechteste Bilanz gegen einen Liga-Konkurrenten auf. Im Schnitt fielen satte 4,25 Tore in diesen Top-Spielen. www.redbulls.com 92

18./19. 7., Au-See, Linz

Fullmoonparty Tagsüber gibt’s am idyllischen Badesee Wakeboard-Action und ein Volleyballturnier, nachts übernehmen die DJs das Ruder: AKA AKA feat. Thalstroem (Bild), Mike Smile, Victor Schur und 30 andere Elektronikkünstler zwischen House und Techno huldigen gemeinsam mit 3000 Tänzern dem Vollmond. www.fullmoonparty.at

the red bulletin


Save the D ate

27. 7. – 2. 8., Kitzbühel

Tennis Austrian Open Im Vorjahr stellte Dominic Thiem beim ATP250-Turnier einmal mehr sein unbestreit­ bares Talent unter Beweis und bezwang im Achtelfinale Österreichs langjährige Num­ mer eins Jürgen Melzer mit 7:5 und 6:3. Heuer kommt der Zwanzigjährige als großer heimischer Hoffnungsträger in die Kitz­ bühler Höhenlage und darf sich mit Spitzenspielern wie Philipp Kohlschreiber (GER) oder ­Andreas Seppi (ITA) messen. www.bet-at-homecup.com

Dominic Thiem in Kitzbühel

Weitere Pflichttermine in den nächsten Wochen

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August

Stuck! Festival 1. – 3. 8., Red Bull Ring, Spielberg

DTM Audi gegen BMW gegen Mercedes lautet der Kampf der Werksteams in der spektakulären Tourenwagen-Serie, die an jedem ­ihrer zehn Saison-Rennwochenenden die Zuschauer begeistert. Besondere Spannung verspricht der Umstand, dass Mercedes nach schwachem Saisonstart technisch nachrüsten durfte. Wird das reichen, sind die BMWs vorn (im Bild da Costa vor Spengler und Tomczyk) oder doch Vorjahressieger Rockenfeller im Audi? www.dtm.com

1./2. 8., Rockhouse, Salzburg

2

August

9./10. 8., Flachau

Bike Night Flachau

GEPA pictures(2), Colya Zucker, Dutch Photo Agency/Red Bull Content Pool, nr22.com

Ein Festival als Entdeckungsreise: Das Stuck! lädt im Sommer coole Newcomer aus ­Indie-Rock und Elektronik ein. Heuer mit Breton, Roosevelt, Dorian Concept u. a.

Neutral Milk Hotel 1998 erschien ihr letztes Album „In the Aeroplane over the Sea“. Kritiker und Bands wie ­Arcade Fire be­ finden: die beste Indie-Rock-Platte von allen. Nach 15-jähriger Absenz ist die Band nun wieder auf Tour.

Bereits zum vierten Mal wird heuer im Salzburger Flachau ein Mountainbike­ rennen in einem einzigartigen Format ausgetragen. Denn gefahren wird bei Flutlicht auf einem 4,5 Kilometer ­langen Rundkurs mit 200 Höhen­ metern – teilweise auf der HermannMaier-Weltcupstrecke – mit anspruchs­ vollen Anstiegen, steilen Abfahrten und einem Hindernisparcours. Sieger ist, wer in zwei Stunden die meisten Runden absolvieren kann.

2. 8., Arena, Wien

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www.bike-night.at

August

26. 7., MuseumsQuartier, Wien

10. 8., Salzburg, 12. 8. Wien

22./23. 8, Faaker See

bis Mitte September, Hangar-7

RBMA Nacht beim Popfest

FM4 Frequency Warm up Tour

Faaker See ­Triathlon

‚Im Focus: Filme‘

Im Zuge des Popfests (24. bis 27. 7.) stellt die Red Bull Music Academy 15 der spannendsten Elektronikmusiker des Landes vor. Electric Indigo, Monsterheart, Austrian Apparel u. a. bespielen vier Bühnen des MQ bei freiem Eintritt. Ordentlich vorschlafen, die Konzerte starten um Mitternacht. www.popfest.at

Mit zwei Freiluftkonzerten auf der Bühne des Red Bull Brandwagens stimmen die Indie-­ Rocker James Hersey, The Makemakes und Olympique das Land aufs FM4 Frequency Festival ein (13. bis 16. 8., St. Pölten). Der Eintritt ist frei, Infos zu den Konzerten gibt’s demnächst auf: www.redbull.at/brandwagen

Schon zum achten Mal wird im und am Kärntner Faaker See ein Triathlon über eine leicht variierte Distanz (1,5 km Schwimmen, 38 km Radfahren, 9,6 km Laufen) ausgetragen. Wer als Triathlon-Neuling Wettkampfluft schnuppern möchte, ist beim Volkstriathlon richtig (300 m/9,5 km/4,8 km). www.faakersee-triathlon.at

the red bulletin

Der aus dem Red Bulletin ­bekannte Karikaturist Dietmar Kainrath widmet sich bei seiner inzwischen fünften Ausstellung in Salzburgs Hangar-7 mit Witz und Feingefühl Filmklassikern der letzten hundert Jahre wie „2001: Odyssee im Weltraum“ oder „Vom Winde verweht“ und neuen Erfolgs­ filmen à la „Rush“. www.hangar-7.com

Race Around Austria Europas härtestes Radrennen: 2200 Kilometer entlang grenznaher Straßen rund um Österreich. Am Start: ein Red Bull Team mit Axel Naglich, Andi Goldberger, Benjamin Karl und Christoph Sumann. Start: 13. 8., Sankt Georgen im Attergau

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read bu l l

Ein D guter Sohn Von Thomas Glavinic

Thomas Glavinic, geboren 1972 in Graz, verfasste ab 1991 Essays, ­Erzählungen, Hörspiele, Krimis und Reportagen, die ­inzwischen in 18 Sprachen übersetzt wurden. Sein Roman­debüt gab Glavinic 1998 mit „Carl Haffners Liebe zum Unentschieden“. Seine Romane „Wie man leben soll“ und „Der ­Kameramörder“ wurden auch verfilmt. Sein ­aktueller Roman „Meine Schreibmaschine und ich“ ist bei Hanser erschienen. Thomas Glavinic lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Wien.

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ieser Text ist sprunghaft, weil ich hohes ­Fieber habe und mich ferner an einige Ereignisse der vergangenen Wochen nur dunkel erinnere. Dafür bitte ich um ­Verständnis und Nachsicht. Ich schreibe dies für mich auf, als Zeugnis dieser seltsamen Wochen, von denen ich niemals gedacht hätte, dass sie solche Ungeheuer­ lichkeiten mit sich bringen würden. Ich weiß nicht, warum ich mich auf dieses Unter­ nehmen eingelassen habe, irgendwie hat er mich über­redet. Mein Vater. Ich sage lieber nicht, wie er heißt, es ist auch nicht wichtig. Als Kind habe ich ihn selten gesehen, erst seit einigen Jahren haben wir regelmäßigen Kontakt. Ich bin ihm von Herzen zugetan, aber er hat seine Eigenheiten. Früher hielt ich ihn bloß für schrullig, für einen schrulligen alten Herrn mit einem leichten Hang zum Schnaps. Nun weiß ich es besser. Er ist verrückt. Was nichts daran ändert, dass er mein Vater ist. Ich wollte einige Zeit raus aus Europa. Ich hatte viel gearbeitet, war zu lange in Österreich und Deutschland unterwegs gewesen, ich brauchte einen Ortswechsel. Ursprünglich wollte ich mit einer Freundin nach Namibia, aber die verfiel plötzlich auf die Idee, ihren Ex-Mann noch einmal zu heiraten, und der mag mich nicht besonders. Gerade da kam mein Vater mit seiner Idee an. Ein paar Wochen Thailand. Klang gut. Vor vier Wochen ging es los. Wien – Bangkok mit einem Gelähmten. Seit einem Unfall mit seinem alten Porsche sitzt er im Rollstuhl, er war nicht ganz nüchtern in jener Nacht, was er zwar bestreitet, aber ich weiß es besser. Danach hat er sich einen neuen gekauft und ihn auf Handbetrieb um­ bauen lassen. Gas, Bremse, wird alles per Hand gesteuert. Ich komme damit nicht zurecht, was ärgerlich ist, weil ich ihn nicht mehr nach Hause chauffieren kann, wenn er ­wieder bei mir auf der Couch zu viel getrunken hat. Auf jener Couch hat er mich auch zu diesem Trip ­überredet. Ich frage mich, ob ich sie je wiedersehen werde, diese Couch. Wien – Bangkok, zehn Stunden neben einem Menschen, der nicht gehen kann, der auch nicht gut schlafen kann und der ein sehr großes Mitteilungsbedürfnis hat. Wer neben so jemandem sitzt, schläft ebenfalls nicht. Sondern hört sich Geschichten an. Etwa über meines Vaters Zeit in Thailand, wo er drei Jahre gelebt haben will, natürlich ohne ein Wort Thai zu lernen. „Same same but different“ sei die Rede­ wendung, die ich am öftesten zu hören kriegen würde, meinte er während der übelsten Turbulenzen irgendwo über Indien, „same same but different“, würden die Thais sagen, wenn sie einem Gin anstelle des bestellten Whiskys bringen würden oder statt dem Chicken Satay eine Suppe mit Meeresfrüchten, man brauche nicht Thai zu können, die Thais sprächen Englisch. Es folgten Geschichten über seinen Dienst in der ­Fremdenlegion, über seine Arbeit als Personenschützer in the red bulletin


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Singapur, über seine Zeit als Saucier des marokkanischen Königs, über seine drei Ehen, über die Krankheiten, die er hatte, von der Krätze bis hin zur Lungenpest, die er sich irgendwo in Afrika eingehandelt haben will, lange bevor ich geboren wurde, und darüber, wie er in Saudi-Arabien zu seinem Vermögen gekommen ist – langatmige Geschichten, die ich allesamt schon tausendmal gehört hatte und von denen ich nicht einmal die Hälfte glaube. Das ging den gesamten Flug so. Nach einem Zwischenfall mit einer Flugbegleiterin wurden wir nicht mehr bedient: „Was ist das für eine Sauce? Fräulein, machen Sie mir eine neue Sauce! Was ist in dieser Sauce? Pestizide? Hühnerblut?“ Da verkriecht man sich im Sitz. Doch irgendwie kann ich ihm nicht böse sein, und seit dem Rollstuhl bin ich noch ein wenig duldsamer geworden, was seine Auffälligkeiten betrifft. In Bangkok hatten wir vier Stunden Aufenthalt, dann ging es weiter auf die gute Insel. Ich sage lieber nicht, wie sie heißt, es ist auch nicht wichtig. Wir bezogen unser Quartier, es war ein Bungalow, fünfzig Meter vom Strand entfernt. Leider war aus dem Swimmingpool, der mich im Prospekt so begeistert hatte, ein Müllabladeplatz geworden. „Same same but different“, sagte mein Vater. Ich sagte nichts. „Bist du sauer?“, fragte mein Vater. Ich schwieg.

ingo pertramer

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m Anfang ging alles gut. Aufstehen, wenn die Sonne aufgeht, Frühstück, danach im Schatten am Strand ein Buch lesen, aufs Meer schauen, hin und wieder eine Runde schwimmen, später essen gehen, abends Kontemplation in einer Bar. Mein Vater war erschöpft von der Reise, er schwitzte neben mir in seinem Rollstuhl und kippte erstaunliche Mengen Bier in sich hinein, das ihn schläfrig machte und gelegentlich in einen Dämmerschlaf versetzte, aus dem er durch einen neuen Anfall von Durst erwachte. Harmonische Tage waren das, an die ich mich im Gegensatz zu dem, was folgte, noch gut erinnere. Ich ahnte jedoch, dass diese Harmonie nicht von Dauer sein würde. Nach einer Woche kam mein Vater langsam wieder zu Kräften. Sein Geburtstag stand bevor, der 75., und den wollte er nicht hier, sondern auf der bösen Insel feiern. Ich sage lieber nicht, wie sie heißt, es ist auch nicht wichtig. Mir war zu diesem Zeitpunkt nicht klar, dass es sich dabei um die Insel handelte, auf der er drei Jahre gelebt hatte, und noch weniger klar war mir, welche Kontakte er dort noch immer hatte. Arglos schob ich ihn zur Fähre, eine Stunde später waren wir da. „Wir brauchen Zimmer“, sagte er. „Wieso Zimmer?“ „Na, willst du am Strand schlafen?“ „Fahren wir nicht in der Nacht zurück?“ „Wir brauchen Zimmer.“ the red bulletin

Mir schwante nichts Gutes. Ich beschaffte uns zwei Zimmer. Er bestand darauf, die Rechnung zu übernehmen. Sonderbarerweise unterhielt er sich mit der Frau an der Rezeption auf Thai, er verstand also doch Thai, er bezahlte im Voraus, und ich wunderte mich, wieso eine Nacht hier so viel kostete, bis ich durch einen Seitenblick auf den Computerbildschirm entdeckte, dass er uns für sieben Tage eingecheckt hatte. „Eine Woche? Was soll denn das?“, fragte ich. „Wie kommst du auf eine Woche? Was heißt eine Woche?“ „Du hast doch gerade für eine Woche bezahlt, ich habe das im Computer gelesen.“ Er winkte ab. „Diese Thais …“ In den darauffolgenden Stunden schob ich ihn von Bar zu Bar. Überall kannte er Leute, die alles andere als einnehmend oder vertrauenswürdig aussahen. Dicke alte Kerle mit Hakenkreuztätowierungen, aufdringliche Nutten, Schlägertypen, Barkeeper mit Narbengesichtern, Schweizer, Süd­ afrikaner, Briten, Amerikaner. Weil ich in jeder Bar mit ihm mittrinken musste, fand ich das eine Weile sogar lustig. „Ich habe dir nie so recht glauben wollen, dass du ­wirklich in Thailand gelebt hast“, sagte ich. „Wo wäre ich denn deiner Meinung nach sonst in ­dieser Zeit gewesen?“ „Im Knast, hätte ich gedacht.“ „Da war ich nie, glaube ich.“ Am nächsten Tag hatte er Geburtstag. Wann und wie er das alles arrangiert hatte, keine Ahnung, jedenfalls dirigierte er uns nach dem Frühstück zu einer Bar, in deren Hinterzimmer sechs oder acht junge Mädchen mit dramatischen Mengen von Fusel und Koks warteten. „Das ist nicht dein Ernst“, sagte ich. „Hast du ver­ gessen, dass du im Rollstuhl sitzt?“ „Ich bin nicht querschnittsgelähmt, ich kann bloß nicht gehen.“ „Das heißt, du kannst …“ „Genau das heißt es“, sagte er und hievte sich auf eine riesige Matratze.

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ch wartete draußen, trotz seiner Proteste. Ich trank grässlichen einheimischen Rum, Glas um Glas, und konzentrierte mich auf das sanfte Geräusch des anbrandenden Meeres, das zu meinem Kummer immer wieder von Gelächter, Gequieke, Kreischen und Gebrüll aus dem Hinterzimmer übertönt wurde. Ab und zu kam eines der Mädchen nach vorne und versuchte mich zu über­ reden, nach hinten zu gehen, aber ich blieb auf meinem Barhocker sitzen. Ich blieb drei Tage auf diesem Barhocker, denn so lange verließ mein Vater seine Liebeshöhle nicht. Wie wir zurück ins Hotel gekommen sind, keine Ahnung. Auch von den Tagen danach weiß ich nicht viel, da hatte ich Fieber. 95


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Einmal wachte ich neben ihm auf und erkannte, dass wir im falschen Hotel waren. Als ich ihn darauf hinwies, lallte er nur lachend: „Same same but …“ – und kippte wieder zur Seite.
 ch verstand, dass ich ein ernsthaftes Problem hatte. Das heißt, mein Vater hatte eines, und das machte es zu meinem Problem. Aber ich fand die Lösung nicht. Meinen Vorschlag, sofort abzureisen, nach Europa zurück­ zukehren, schmetterte er ab. Ich erwog, allein zu fliegen, aber genauso gut hätte ich ihm eine geladene Waffe auf den Schoß legen können. Einige Tage herrschte trügerische Ruhe. Er ließ sich von mir umherschieben, redete stundenlang mit diesen undurchsichtigen Typen, es schien um Geschäfte zu gehen, aber ich wollte nicht mehr wissen. Hauptsache, er blieb einigermaßen bei Verstand. Und er blieb es fast eine Woche. Ich dachte schon, er hätte sich gefangen und die Geburtstagsfeierlichkeiten näherten sich einem Ende. „Jetzt zu Zakai.“ Er wies in Richtung einer Bar auf der anderen Straßen­ seite. Es war die zehnte Bar des Tages, obwohl es noch nicht einmal Mittag war. Ich rollte ihn hinüber, wobei ich mich am Rollstuhl festhalten musste, ich vertrage keinen Schnaps bei Temperaturen jenseits der 35 Grad. Mein Vater merkte es und lachte mich aus. Auch im „Drunken Ship“, wie die neue Bar hieß, kannte er den Besitzer. Sie unterhielten sich eine Weile auf Thai, dann stellte die Kellnerin zwei Cocktails vor uns auf den Tisch. „Was ist das?“, fragte ich. „Funny drinks“, sagte mein Vater und lachte. Er prostete mir zu. Wir tranken. Mein Drink schmeckte abscheulich. „Was ist denn das Widerliches?“, fragte ich und stellte das Glas weg. „Bist du verrückt?“, rief mein Vater. „Erstens schmeckt das sehr gut, zweitens beleidigst du Zakai, wenn du nicht trinkst. Los, runter damit.“ „Das schmeckt nach totem Hund! Ich trinke das ganz bestimmt nicht.“ „Das trinkst du! Außerdem habe ich Geburtstag.“ „Du hattest Geburtstag.“ „Ich habe so lange Geburtstag, wie ich will.“ Ich nahm wieder einen Schluck, noch einen, noch einen, dann wurde mir komisch zumute. „Ich muss zum Arzt“, sagte ich. „Wieso?“ „Weil der Himmel zittert und Krokodile herausfallen.“ „Das sind nur die Pilze.“ „Welche Pilze?“ „Die in den Drinks. Funny drinks nennt man die hier. Das sind passierte Magic Mushrooms.“ Der Trip dauerte sechs oder acht Stunden. Sechs oder

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Es sind noch andere Dinge vorgefallen, ich erinnere mich wie gesagt nicht an alles.

acht Stunden mit grauenhaften Halluzinationen. Hinter­ her erklärte mir einer der Barkeeper, die hiesigen Drogen machten allesamt nur „good vibes“, „very positive“, aber davon merkte ich wenig. Ich hasse psychedelische Drogen, ich habe mich immer geweigert, diesen hirnzerfressenden Dreck zu nehmen. Zwei Tage redete ich mit meinem Vater kein Wort. Ich werde nicht gern vergiftet. Dann sah ich, wie er am Pier mit seinem Rollstuhl Vollgas gab, eine Flasche Champagner schwingend, und unter fröhlichem Gejodel ins Meer stürzte. Ich fischte ihn raus, wobei mir einige Thais halfen, die danach den Rollstuhl bargen. Ich brachte meinen Vater zurück in sein Hotelzimmer, wo ich zu meiner Über­ raschung eine schöne Frau antraf, die mir half, ihn ins Bett zu stecken. Während ich mich um eine Flasche Wasser für ihn kümmerte, ging sie unter die Dusche, und als sie nackt zurückkam, stellte ich fest, dass es sich um einen Ladyboy handelte. Auch für meinen Vater, der kurz aus seinem Koma erwachte, schien dieser Anblick neu zu sein, denn er lachte und murmelte: „Same same …“

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s sind noch andere Dinge vorgefallen, ich erinnere mich wie gesagt nicht an alles. Ich habe seit zwei Wochen Fieber, und der Schnaps hilft ebenso wenig wie die Antibiotika. Ich denke über meinen Vater nach und über mich. Wir haben nie viel miteinander ­geredet. Im Grunde kennen wir uns nicht. Ich kenne ihn überhaupt nicht, merke ich. Aber ich kenne mich ja auch nicht. Ich sollte zurück nach Europa fliegen. Ich habe viel zu tun. Mir fehlt die Energie. Es ist zu heiß. Ich verliere mich in dieser Hitze. Ich schreibe dies auf der guten Insel. Mein Vater ist noch auf der anderen. Ich fahre morgen wieder hinüber. Ich versuche, ein guter Sohn zu sein.

Read Bull Lesevergnügen im Red Bulletin: Jeden Monat ­widmet ein namhafter Autor unseren Lesern eine Kurzgeschichte. Diesmal Thomas Glavinic – aktuelles Buch „Meine Schreibmaschine und ich“, Hanser Verlag –, der uns nach Thailand entführt.

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