The Red Bulletin August 2015 - CH

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SCHWEIZ

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

WELTREKORDESPECIAL

20 ULTIMATIVE

Die teuerste ARMBANDUHR Der schnellste SPORT WAGEN Der Mann mit 4000 FR AUEN

SCHNELLER ALS

TRIPS Die Red Bulletin Bucket List

USAIN BOLT WIE DU ALLE GRENZEN SPRENGST

AUGUST 2015 CHF 3,80


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Today’s essential music makers tell the stories behind their beat: Fireside Chats on rbmaradio.com


DIE WELT VON RED BULL

26 GEHEIMES PARADIES

Ein südafrikanischer Fotograf, drei Surf-Superstars und ihre Expedition nach Madagaskar.

DAVID ELLIS (COVER), ALAN VAN GYSEN, CHARLIE GRAY/PARAMOUNT PICTURES

ALEX WILLIAMSON (COVER)

WILLKOMMEN! Grenzen sind etwas Großartiges. Weil sie uns herausfordern, weil sie uns antreiben: Grenzen zu brechen, zu überschreiten ist von jeher die stärkste Motivation des Menschen. Grenzen? Welche Grenzen? heißt die Titelstory dieser Ausgabe des Red Bulletin. Autor Werner Jessner und Redakteur Arek Piatek haben sich an die ultimativen Grenzen der Menschheit herangetastet. Ab Seite 50 ­erzählen sie uns, dass wir die hundert Meter ­unter sieben Sekunden laufen, dass wir ­tausend Jahre alt werden können. Und dass wir bei alldem nicht nur glücklicher, sondern auch intelligenter werden. (Außerdem ­werden wir herrlich schlafen.) Viel Vergnügen mit diesem Heft! Die Redaktion THE RED BULLETIN

„Ich legte meine Beine um Tom Cruise. Und er sprang los.“ REBECCA FERGUSON, SEITE 42

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AUGUST 2015

AUF EINEN BLICK

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GALLERY 12 AUGENBLICKE des Monats

BULLEVARD

STAUB FRESSEN

19 REKORDE Superlative von „Breaking Bad“ über Kekse bis zur Formel 1.

400 Wüsten-Meilen durch Nevada: Amerika ist nirgendwo so offroad wie bei der Mint 400.

FEATURES 26 Madagaskar

44

Das Surf-Abenteuer auf der Suche nach unentdeckten Spots.

38 Hero Section

Die Helden des Monats. Und was wir von ihnen lernen können. Faszinierende Bilder aus dem Inneren von Europas Eis-Giganten.

38 IN GLETSCHER STEIGEN

Ein Leben im Inneren der europäischen Gletscher: Fotograf Robbie Shone und seine faszinierenden Eis-Bilder.

50 … welche Grenzen?

GITARREN ZERSTÖREN

Matthew Bellamy, Sänger der britischen Space-Rocker Muse, über Live-Exzesse, Rennautos und sein Energie-Geheimnis.

Die Limits der Menschheit – wie wir sie erreichen, wie wir sie brechen.

58 AfrikaBurn

In Südafrika steigt das ziemlich sicher schrägste Festival der Welt.

66 Mint 400

Auf nach Nevada. Mit Staubschutz.

ACTION!

50 GRENZEN ÜBERSCHREITEN

100 Meter in 6,67 Sekunden sprinten, 1000 Jahre alt werden: So jagen wir Usain Bolt. (Und Jeanne Calment.) 6

58 ORDENTLICH EINHEIZEN

Afrikas schrille, wilde, lebensfrohe (und -verändernde) Antwort auf den Burning Man: AfrikaBurn. Wir waren live dabei.

75 WAS, WANN, WO, WOHIN Tipps für Reise, Abenteuer, Style, Musik, Kino, Games, Uhren und Events. 89 BUCKET LIST  20 Abenteuer-Orte 94 READ BULL  von Stefan Slupetzky 96 IMPRESSUM 98 MAGIC MOMENT

THE RED BULLETIN

DAVID HARRY STEWART, ROBBIE SHONE, DANNY CLINCH, PICTUREDESK.COM, TYRONE BRADLEY

44 Im Gletscher


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THE RED BULLETIN BACKSTAGE AUGUST 2015

CONTRIBUTORS MIT AN BORD

SOUTH AFRICA

BEYOND THE ORDINARY

STEFAN SLUPETZKY

Fotograf Bradley (der Postbote) und Autor Muhlenberg (vorn) am AfrikaBurn

Flammen-Show in der Wüste Selbstgeschweißte Fahrzeug-Mutanten, 10.000 verkleidete Festivalbesucher, Feueropfer für die Partygötter: AfrikaBurn ist der alternative, wildere Bruder des amerikanischen Burning-Man-Festivals. Wir schickten Fotograf Tyrone Bradley und Reporter Dylan Muhlenberg in Südafrikas Karoo-Halbwüste. Muhlenbergs Resümee: „Eine Konzentration kreativer Außenseiter, die in der Einöde ein Wunderland für Erwachsene errichten, das dein Leben verändern wird.“ „Burn, Baby, Burn“, ab Seite 58.

Für seinen Krimi „Lemmings Zorn“ wurde dem Wiener Autor und Musiker der Leo-Perutz-Preis 2010 verliehen. In Slupetzkys Kurzgeschichte träumt ein 69-Jähriger von einem Sprung aus der Stratosphäre. Seite 94.

Th e sea rc h fo r M a d a g asca r ’s p e rfect wave

PARADISE FOUND

AFRIKABURN F ir e -s t a r ter s a n d d eser t ra d ic a ls

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USAIN BOLT

How to smash human frontiers

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RED BULLETIN WELTWEIT ROBBIE SHONE

Der britische Höhlenfotograf dokumentierte für uns eine bedrohte Spezies: Europas größte Gletscher. „Als ich die Schächte hinabstieg, knackten um mich die Wände.“ ­Folgen Sie Shone ins Eis, ab Seite 44.

The Red Bulletin erscheint ­aktuell in elf Ländern. Im Bild das Cover unserer SüdafrikaAusgabe mit Madagaskar-­ Surfer Frank Solomon. Alle Ausgaben zum Download: www.redbulletin.com/howtoget

MAKING OF DAS SHOOTING DES MONATS

„Wir haben das blaue Paradies entdeckt.“ FOTOGRAF ALAN VAN GYSEN Gemeinsam mit einer Handvoll Spitzen-Wellen­ reitern reiste Fotograf Alan van Gysen nach ­Madagaskar, um nach unentdeckten Surfspots zu suchen. Und man wurde fündig. Ab Seite 26.

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Wasserfest: Alan van Gysen (li.) und ­Kameramann Jason Hearn in Madagaskar

THE RED BULLETIN


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THE RED BULLETIN WEB-HIGHLIGHTS

Surf-Supermodel Anastasia Ashley Ein 90-Sekunden-Clip machte aus der US-Sportlerin einen Social-Media-Star. Uns verrät die 28-Jährige, wie man Hawaiis Monsterwellen bändigt. redbulletin.com/anastasia

EXKLUSIV AUF

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WEB-TALK: MUSE

BEST OF FESTIVALS

Die britischen Space-Rocker spielen Touchscreen-Gitarren vor 100.000 Zusehern. Sänger Matthew Bellamy erklärt, warum er privat lieber im 1962erThunderbird spazieren fährt.

Wald-Rock in Japan, Sex in der Wüste, eine Tanzparty auf Osteuropas grüner Insel: Wir präsentieren die Top-15-Festivals des Sommers. Und welche Bands man dabei nicht verpassen darf.

redbulletin.com/muse

redbulletin.com/festivals

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THE RED BULLETIN

ADAM FRANZINO/CONTOUR/GETTY IMAGES, DANNY CLINCH, SANDOR CSUDAI

Alle Storys sofort lesen:


TECHNOLOGIE IN DEN RICHTIGEN HÄNDEN. Technologie ist dazu da, um Sie zu unterstützen. Wie die direkt-adaptive Lenkung, die für präzises Lenken und damit maximalen Fahrspaß sorgt.

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E R Z B E RG , Ö STE R R E I C H

GIPFELSTURM Beim Red Bull Hare Scramble kämpfen sich 500 Hard-Enduro-Fahrer über Steilhänge (Bild), durch Waldpassagen und Geröllfelder. Nur eine Handvoll erreicht das Ziel. 2015 mussten die Top‑Profis Andreas Lettenbichler, Jonny Walker, Graham Jarvis und Alfredo Gómez ihre Bikes ­sogar gemeinsam durch die „Grüne Hölle“ ziehen, eine der letzten, ultrasteilen Passagen. Danach fuhren sie zu viert als Sieger ins Ziel. Video-Highlights: redbull.com/erzbergrodeo Bild: Samo Vidic


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SAMO VIDIC/ RED BULL CONTENT POOL


OLAF PIGNATARO/RED BULL CONTENT POOL


LLANBEDR AIRFIELD, WALES

FLUCHTWEG Als erste Piloten weltweit fliegen die Red Bull Matadors Paul Bonhomme und Steve Jones ihre Sportmaschinen im Formationsflug durch ein Gebäude – eine Scheune am Flugplatz Llanbedr Airfield in der Nordwaliser Grafschaft Gwynedd. Wir gratulieren zur Maßarbeit! Bonhommes nächster Einsatz: Red Bull Air Race, 15./16. 8., Ascot, England. Tickets: www.redbullairrace.com Bild: Olaf Pignataro

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LOW E R LE W I S FALL S , ­WA S H I N GTO N , U SA

FLUGANGST „Der Sprung war noch gefährlicher, als er aussieht“, sagt Fotograf Tyler Roemer über den Drop von Kajak-Berserker Drew Eastman von den Lower Lewis Falls im US-Bundesstaat ­Washington. „Es gab Strömungen und Driftholz, dazu die Landung aus 13 Metern.“ Roemer selbst wartete stundenlang im kalten Wasser auf den Shot. Eastman landete souverän. Roemers Abenteuer: www.tylerroemer.com Bild: Tyler Roemer

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/redbulletin

Visual Storytelling

© John Wellburn/Red Bull Content Pool

Abseits des Alltäglichen

FORMEL-1-SPEKTAKEL IN WIEN DANIEL RICCIARDO BEGEISTERT BEIM SHOWRUN IN WIEN DIE MASSEN

„IT‘S THE THRILL OF THE CHASE.“

PRINT

|

WEB

|

APP

|

SOCIAL

redbulletin.com


EHRE DIE NAMEN

EHRE DIE ZAHLEN

WELTREKORDE 60 Jahre „Guinness Book of World Records“. Wir gratulieren!

MEHR ALS

4000 FRAUEN

PHOTO COURTESY OF J. DODSON

DIE MEISTEN TINDER-MATCHES Blake Jamieson schrieb einfach „Match of the Day“ auf sein TinderProfilbild, und 4000 Frauen wollten mit ihm online flirten. Nicht darunter war allerdings seine jetzige Freundin. Mit ihr arbeitet er heute als Dating Coach. Den brauchst du aber nicht. Seinen besten Tipp kennst du ja schon.

Das ist Stress: Jamieson flirtete mit mehreren ­tausend Frauen gleichzeitig.

SEX 11 SCHEIDUNGEN

50 MAL

26 STUNDEN,

PRO 1000 PERSONEN UND JAHR

IN 3 BIS 4 STUNDEN

26 MINUTEN, 26 SEKUNDEN

DIE HÖCHSTE SCHEIDUNGSRATE

DER HÄUFIGSTE SEX

DIE LÄNGSTE UMARMUNG

gibt’s auf den Malediven (ca. 345.000 Einwohner).

Männchen der australischen ­G rillenart Ornebius aperta

26 Paare herzten sich in Pattaya, Thailand, am Valentinstag 2014.

THE RED BULLETIN

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BULLEVARD WELTREKORDE

POP

99

VON 100 PUNKTEN AUF METACRITIC BESTE BEWERTUNG EINER TV-SERIE

Mit dem Geld hat Hauptfigur Walter White seine Kritiker bestochen.

109.000.000 VERKAUFTE PLATTEN

1.

VIDEO IM WELTALL

„Thriller“ lehrte uns, dass Billie Jean nicht seine Geliebte und das Kind nicht seine­s ist. Ganz nebenbei prägte es mehrere Generationen und verkaufte sich über 109 Millionen Mal. Die genaue Zahl ist eben­so un­bekannt wie der Vater des Kindes.

Chris Hadfield, Kapitän der Weltraumstation ISS, dreht gerne lehrreiche Videos. Oder unterhaltsame. Wie das Cove­r zu David Bowies „Space Oddity“.

LAND & LEUTE

71,1 %

25.000

62,1 kg

Nauru, ein Inselstaat im Pazifischen Ozean

Sealand, eine Mikronation vor der Küste Englands

Uruguay. Keiner isst mehr.

FETTLEIBIGE EINWOHNER DAS DICKSTE LAND

20

Der längste Kuss der Welt

QUADRATMETER DAS KLEINSTE LAND

DIETMAR KAINRATH

DIALOG DER DOSEN

PICTUREDESK.COM(2)

MEISTVERKAUFTES ALBUM

„Breaking Bad“ wird ebenso hoch bewertet, wie das von Hauptfigur Walter White gekochte Crystal Meth pur ist: 99 Prozent bzw. Punkte. Die Serie hat die richtige Mischung aus Drama, Thriller und schwarzem Humor. Die Drehbücher sind exzellent, die Charaktere bis ins letzte Detail perfektioniert. Kein Wunder, dass die Serie von allen ­bejubelt wird. Wie der Rekordwert von Metacritic, das die Urteile von Kritikern und Usern aus aller Welt vereint, ­beweist. Was sagt Walt dazu? „I won!“

PRO EINWOHNER UND JAHR DER HÖCHSTE PRO-KOPFRINDFLEISCHVERZEHR

THE RED BULLETIN


BULLEVARD WELTREKORDE

TRAUMFRAUEN

1.520.00 DOLLAR (1,52 MILLIARDEN)

0.000

MATTHIAS VRIENS-MCGRATH/TRUNK ARCHIV, KOBAL COLLECTION

PROFIT-REICHSTE ACTIONHELDIN

Jennifer Lawrence kämpft in „The Hunger Games“ mit Pfeil und Bogen für Gerechtigkeit – und Einspielrekorde an den Kinokassen. Mit 1,52 Milli­arden Dollar weltweit aus den Ticketverkäufen ist die heute 24-jährige Schauspielerin die g ­ ewinnbringendste Actionheldin in der Geschichte Hollywoods – und noch ­lange nicht satt: Der vierte, finale Teil der Blockbuster-Reihe erscheint im ­November 2015 und könnte den Rekord toppen. Oder wem sollte das sonst noch gelingen? Vielleicht: „Breaking Bad – Der Film“. Aber: Better Call J-Law.

Du siehst hier … eine schöne Frau? Falsch: Das ist pures Geld.

355.000 DOLLAR IN 24 STUNDEN DER ERFOLGREICHSTE KEKSVERKAUF Die Arizona Girl Scouts backen unglaublich leckere Cookies: Innerhalb eines Tages stellten die Pfad­

finderinnen am Super-Bowl-Wochenende den – noch ino∞ziellen – Weltrekord im Kekseverkaufen auf. Die Vorgabe von 75.000 Dollar scha≠ten sie spielend. Am Ende waren 355.000 Dollar da und 88.756 Schachteln Kekse weg.

THE RED BULLETIN

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BULLEVARD WELTREKORDE

RekordGadgets

20.338.986 DOLLAR

ERTRAGREICHSTER KICKSTARTER Pebble Time Smartwatch

MÄNNERTRÄUME

431,1 km/h DAS SCHNELLSTE SPORTAUTO Der Bugatti Veyron 16.4 Super Sport ist nichts für Shoppingtouren, dafür fehlt ihm Stauraum. Jeder freie Kubikmillimeter wurde mit PS vollgepumpt. Der Flitzer erreicht einen Top-Speed von 431,1 km/h. Perfekt, um Frauen zu beeindrucken oder vor ihnen zu flüchten.

9.000.000 STÜCK AN EINEM WOCHENENDE

AM SCHNELLSTEN VERKAUFTES HIGHTECH-GERÄT iPhone 6 & 6 Plus

3,253

SEKUNDEN

REKORD-ZAUBERWÜRFELLÖSER Cubestormer 3. Ein Mensch braucht 5,25 Sekunden.

87 WERKZEUGE DAS MULTIFUNKTIONALSTE TASCHENMESSER The Giant kannst du verwenden, um Ikea-Möbel ­zusammenzuschrauben. Oder um das Auto zu ­reparieren. Oder Zehennägel zu schneiden. Ganze 141 Funktionen hat das Messer. Du kannst aber auch ­einfach dami­t angeben. Denn mit The Giant wird ­jeder Mann das größte Werkzeug haben.

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THE RED BULLETIN


MWE Emperor 200. Die Workstation ist ergonomisch, gut gelüftet, auf Komfort optimiert, hat eine Soundanlage und drei Bildschirme. Ideal für Gamer. Ach ja: Den Computer zum Andocken musst du extra kaufen. Vielleicht musst du doch noch etwas arbeiten.

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A. Lange & Söhne Grand Complication ist die teuerste, komplizierteste nicht mit glitzernden Schmucksteinen zugepflasterte im Handel erhältliche Armbanduhr. Allein die Beschreibung hat einen Rekord aufgestellt. Und wer sie trägt, legt sie nie mehr ab: noch ein Langzeitrekord!

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BULLEVARD WELTREKORDE

SPORT Traurige Rekorde Sie schrieben Geschichte – wenn auch nicht ganz freiwillig.

400 Spiele. 159 gewannen die Rangers, 145 Celtic, der Rest endete remis. Das Old Firm ist die Großmutter aller Derbys.

276 NIEDERLAGEN DER SCHLECHTESTE BOXER Reggie Strickland ging so oft zu Boden wie kein anderer – und stand immer wieder auf.

0 SIEGE

IN 653 RENNEN DER SCHLECHTESTE NASCAR-FAHRER

127 JAHRE

J. D. McDuffie fuhr 27 Jahre lang, ohne zu siegen. Wurde dafür aber zum Publikumsliebling.

DAS ÄLTESTE DERBY

36 ROTE KARTEN

Old Firm heißt das Fußballduell zwischen Celtic und Rangers, den beiden Rivalen aus Glasgow. 1888 begann die Erzfeindschaft mit einem 5:2 für Celtic, nach bislang 400 Spielen aber liegen die Rangers nach Siegen vorne. Celtic-Fans werden ­allerdings, zu Recht, ätzen: Wie sollen wir das auch aufholen, wenn die – 2012 zwangsabgestiegenen – Rangers nicht mal in unserer Liga spielen?!

DIE MEISTEN PLATZVERWEISE

DER SCHNELLSTE F1-PITSTOP

1,923 SEKUNDEN

DIALOG DER DOSEN Wieder ein Rekord gebrochen!

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PICTUREDESK.COM, GETTY IMAGES(2)

Red Bull Racing erledigte Mark Webbers Boxenstopp 2013 beim F1-Grand-Prix der USA in weniger als zwei Sekunden. Die ­Mechaniker hatten dafür jeden Handgriff trainiert, holten durch Hightech-Werkzeug die entscheidenden Hundertstel. Wir rechnen nach: macht rund 0,48 Sekunden pro Reifen. Das Rechnen hat länger gedauert.

DIETMAR KAINRATH

Eine Schlägerei in der Junioren­liga in Paraguay, und der Schiedsrichter sah nur noch rot.

THE RED BULLETIN


BULLEVARD WELTREKORDE

GRÖSSE * 8,8 cm DIE LÄNGSTE NASE hat Mehmet Özyürek

aus der Türkei. Wie ein Gedicht von Cyrano de Bergerac!

(bis zu) 28 cm DIE GRÖSSTE SPINNE Theraphosa blondi

lebt in Brasilien, frisst Vögel, Nagetiere und schmeckt selbst sehr lecker (angeblich).

5,5 cm DER KLEINSTE REVOLVER Der C1ST-Revolver

(SwissMiniGun) verschießt sechs 2,34-mm-Patronen bis 160 Meter weit. Kinder, das ist kein Spielzeug!

15,2 cm DER KLEINSTE HUND Brandy (Chihuahua) ist sogar zu klein, um bellen zu können. Also pass auf, wo du hintrittst!

2,75 cm TOM MACKINGER

DER KLEINSTE GELDSCHEIN Die 10-Bani-Banknote

wurde 1917 in Rumänien gedruckt. Papier war damals rar, aber Geld dringend nötig. * alle Illustrationen in Originalgröße THE RED BULLETIN

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Es ist das Größte für ­einen ­Surfer, e­ inen neuen Spot zu entdecken. Ein unberührtes Set, allein ins Wasser ­springen und dann diese erste Welle ­erwischen: Slade Prestwich erlebt einen unvergess­lichen Moment vor Madagaskar.

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GEHEIMES

PARADIES SURF-FOTOGRAF ALAN VAN GYSEN UND DIE SUCHE VON DREI WELTKLASSE-SURFERN NACH DER PERFEKTEN WELLE IN DER ABGESCHIEDENHEIT VON MADAGASKAR.

Antsiranana

Ambilobe

Mahajanga

Toamasina ANTANANARIVO

Bilder: ALAN VAN GYSEN Antanifotsy Antsirabe

Fianarantsoa

MADAGASKAR Toliara

Ambovombe


Links: Ein klassischer Interessenkonflikt: Surfer suchen große, brechende Wellen auf exponierten Korallenriffen – also genau, was Seemänner fürchten. Aber Kapitän ­Allen (2. v. li.) ist ein verständnisvoller Partner. Unten: Das Gefühl, im Nirgendwo von einem Boot zu springen und eine Welle für sich allein zu haben, ist unbeschreiblich. Slade Prestwich erlebt es gerade.

benteuer sollte man nicht verstaubten Büchern überlassen. Sie passieren jetzt, sie passieren draußen, nicht einmal Google Earth kann daran etwas ändern. Die süd­ afrikanischen Weltklasse-Surfer Slade Prestwich, Frank Solomon und Grant „Twiggy“ Baker waren auf das besondere Abenteuer aus: Vor Madagaskar, dem Inselstaat vor der afrikanischen Ost­ küste, suchten sie im Indischen Ozean nach der perfekten Welle. Das Vorhaben war nicht ungefährlich: Salzwasserkrokodile, Haie und Malaria erwarteten die drei, dazu das Risiko, sich fern­ ab medizinischer Versorgung zu verletzen. Deshalb war die Aus­ rüstung umfangreich, auch ein Malagassi sprechender Guide wurde ins Team geholt. Trotz aller Vorbereitungen gab es Überraschungen – eine gleich zu Beginn des Trips: Bei ihrer Ankunft vor der Küste ­wurden die Surfer für Kinderhändler gehalten. (Menschenhandel ist in den entlegeneren Gebieten der Insel tatsächlich eine reale Gefahr.) Große Aufregung, manche Einheimische flüchteten in Panik, bis der Dorfälteste seine Leute beruhigen konnte und den Surfern die Erlaubnis erteilte, ihr Lager aufzuschlagen und, wie er sagte, „auf dem Wasser zu spielen“. In den Tagen danach fanden die Surfer, wonach sie suchten: einen Küstenstrich voller einzigartiger Spots, mit unterschied­ lichstem Seegang (sog. Swells). Und am letzten Tag, als die drei bereits Richtung Heimat segelten, begegneten sie schließlich den absoluten Wellen, makellos schwebten sie an einem Riff vorbei, über eine windstille See. Perfekt – der Surf-Schatz war gehoben. 28

Rechts: Die Suche nach neuen Surf-Spots beginnt man am besten vom ­Wasser aus. Zum Beispiel an Bord der „Pavillon Noir“ von Kapitän Allen. Surf-Pro Frank Solomon verstaut seine Boards an Deck.


„AUF EINER SURFEXPEDITION WEISS MAN NIE, WAS EINEN ERWARTET. NICHT MAL MIT GOOGLE EARTH.“ FRANK SOLOMON


Unten: An paradiesischen Plätzen wie diesem gehen die Surfer mit ihrem Katamaran vor Anker – so wie die Einheimischen schon seit Jahrhunderten in ihren traditionellen Pirogen.

Unten: Ein Ausblick wie dieser mit zwei perfekten Reefbreaks vor einer winzigen verlassenen Bucht im tropischen Paradies ist der Jackpot bei der Suche nach neuen Spots.

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„EINE WELLE WIE DIESE ZU SURFEN, ALLEIN MIT ZWEI FREUNDEN: DAVON TRÄUMT JEDER SURFER.“ FRANK SOLOMON

Rechts: Das Innere dieses zylinderförmigen Wunderwerks der Natur – das Tube oder Barrel genannt wird – bezeichnen Surfer oft auch als „green room“. Ganz in Grün hier: Frank Solomon.


„ICH WAR NOCH NIE AUF SO EINEM TRIP  . .. ICH WEISS NICHT, OB MIR SURFEN JEMALS MEHR SPASS GEMACHT HAT!“ SLADE PRESTWICH

Wenn man sein Leben damit zubringt, in einem farbigen Trikot in aller Welt Wertungspunkten der Qualifying-Serie der World Surf League nachzujagen, wenn man sein Lebensglück daran bemisst, ob man sich in einem 30-minütigen Heat gegen zwei oder drei andere durchgesetzt hat, dann kommt einem fast das Gefühl abhanden, sich im puren ­Surfen zu verlieren. Und man vergisst, warum man einst mit dem Sport anfing: wegen der Freiheit, Stunden allein mit dem Ozean zu verbringen. Pro-­Surfer Slade Prestwich beim Wiederentdecken der reinen Ursprünglichkeit.

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Oben: Es macht demütig, über einen bislang ­unberührten Strand spazieren zu dürfen. ­Sogar in unserer globalisierten und von Technologie ­geprägten Welt gibt es noch Plätze wie diesen – man muss nur den ersten Schritt machen.

Unten: Trotz üppiger Vegetation an der Ostküste zählt Madagaskar, gemessen am BIP, zu den ärmsten Ländern der Welt. Diese einheimische Rinderrasse ist unter dem Namen Zebu bekannt: Ihr Fleisch ist dunkler und gesünder als das gewöhnlicher Rinder.

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Unten: Die Surfer jagen nicht nur Wellen. Sie versuchen ihr Glück auch mit der Angel, im Vergleich zu den einheimischen Fischern allerdings mit bescheidenem Erfolg. Nach ­einem gelungenen Tauschhandel kommt Slade Prestwich mit zwei ­riesigen Langusten zurück ins Lager. Trotz des Regens werden die Tiere über offenem Feuer im D ­ schungel gegart und dann verspeist.

„DAS WAREN DIE GRÖSSTEN LANGUSTEN, DIE WIR JE GESEHEN HABEN.“ SLADE PRESTWICH


Unten: Auf dem Weg zur Küste laufen Baker, Prestwich und Solomon auch durch Reisfelder und erleben dabei die harte ­Arbeit der hiesigen Bauern.

„CAMPEN, EIN BAUMZELT AUF­ BAUEN, BEI STRÖMENDEM REGEN SCHLAFEN, IM BUSCH ÜBER ­O FFENEM FEUER KOCHEN, MEILEN­ WEIT FÜR WELLEN LAUFEN, DIE ­A LLES ODER NICHTS SEIN KÖNNEN: DAS WERDE ICH NIE VERGESSEN.“ SLADE PRESTWICH


Oben: Die Versorgung mit frischem Trinkwasser ist für Millionen Menschen weltweit ein großes Problem. Manche der schönsten Wellen der Welt befinden sich in der Nähe von traditionellen Stammesgemein­ schaften, die täglich um sauberes, frisches Wasser kämpfen müssen. Surfer versuchen nun, sie in diesem Kampf zu unterstützen. Frank Solomon erklärt einer Gruppe einheimischer Madagassen und ihrem regio­ nalen Oberhaupt den Nutzen von Wasserfiltern wie diesem, der von „Waves for Water“ gespendet wurde.

Links: Die Surfer erfahren am ­eigenen Leib, dass das Schlafen im Baumzelt eine sinnvolle Idee ist, um sich vor Krokodilen und anderen wilden Tieren zu schützen – allerdings unter der Voraus­ setzung, dass die Spannung der Konstruktion nicht die Palme ent­ wurzelt. „Klar sind solche Reisen manchmal ungemütlich“, sagt Slade Prestwich. „Aber am Ende sind die dabei gemachten Erfah­ rungen jede Anstrengung wert. Und wer weiß schon, wann ich dazu wieder Gelegenheit bekomme. Zu Hause würde ich nie ein Zelt auf­ stellen und im Regen schlafen, wie wir es hier gemacht haben.“

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HEROES

„LASS DIR NICHTS VORSCHREIBEN!“ MUSE ist eine der erfolgreichsten Bands der Welt. Weil sie Madonna einst den Mittelfinger zeigte. Sänger Matthew Bellamy über Selbstbewusstsein, Erfindergeist und die Kraft der Banane.

the red bulletin: Was ist das für ein Gefühl, als Jimi Hendrix Ihrer Generation bezeichnet zu werden? matthew bellamy: Solche Komplimente schmeicheln, aber sie sind totaler Blödsinn. Dennoch kommen sie nicht von ungefähr. Schließlich haben Sie – ähnlich wie Hendrix in den 1960er Jahren – die Gitarre revolutioniert. Ich spiele Gitarre, seit ich elf bin. Je besser ich wurde, desto mehr fühlte ich mich von ihren Möglichkeiten eingeengt. Es ist kein Zufall, dass kreative Menschen heute meist zum Computer greifen, um Musik zu machen. Deshalb habe ich eine Gitarre fürs 21. Jahr­ hundert entwickelt. 38

Was kann Ihre Gitarre im Vergleich zu herkömmlichen? Sie hat einen Touchscreen eingebaut, der direkt mit dem Computer verbunden ist und dem Musiker dadurch ein völlig neues Spielgefühl gibt. Ich hoffe, dass ich technik­ affine Kids damit für das ­Instrument begeistern kann. Ihr Modell kostet im Handel 4000 Euro. Was macht ein junger Musiker, der sich das nicht leisten kann? Der soll es genauso machen wie ich. Sich einen Bastler su­ chen und seine eigene Gitarre entwerfen. Im Internet gibt’s

Frust am Ende der Konzerte gelegentlich meine Gitarre. Aber ich glaube nicht, dass es 140 Stück waren. Maximal 40. Wie bauen Sie im Privat­ leben Frust ab? Sind Sie ein schneller Autofahrer? Ganz im Gegenteil. Meine damalige Verlobte (Schauspielerin Kate Hudson; Anm.) verordnete mir vor einigen Jahren sogar einen Kurs für aggressives Fahren. So etwas gibt’s? Aggressiv nicht im Sinn von verkehrsgefährdend. Ich lernte dort schnelles und zügiges Fahren. Ich bin eigentlich eher der gemütliche Typ hinterm Lenkrad. Kate fuhr ich nicht sportlich genug. Und sind Sie heute mit dem

„ICH ESSE VOR JEDEM AUFTRITT BANANEN. EIN RITUAL, DAS ICH MIR ALS KIND VON BORIS BECKER ABGESCHAUT HABE.“ unendlich viele Anregungen und Baupläne. Im Prinzip ist es ganz einfach: Wenn du nicht zufrieden bist mit dem, was dir das Leben bietet, dann gestalte es nach deinen Vorstellungen. Und: Lass dir nichts vorschreiben! Ein Beispiel aus Ihrer eigenen Karriere? Madonna wollte das MuseDebütalbum „Showbiz“ 1999 mit ihrer Plattenfirma am US-Markt veröffentlichen. Die Sache hatte aber einen Haken:

Verleihen Bananen Ihnen vielleicht etwas zu viel Energie? Ihr Name steht im Guinness-Buch der Rekorde. Als Musiker, der die meisten Gitarren auf einer Tour zertrümmert hat: 140 Stück. Das halte ich für maßlos über­ trieben. Aber ich war definitiv schlecht drauf auf unserer 2004er-Tour. Wir hatten uns zu viele Konzerte aufgehalst und kämpften mit technischen Problemen. Ein Albtraum! Deshalb zertrümmerte ich aus

Auto schneller unterwegs? Nicht wirklich. Als mein Schlagzeuger und ich einmal auf einer Rennstrecke gegen­ einander antraten, dachte ich erst, ich hätte eine passable Zeit herausgefahren. Er war dann doch fünf Sekunden schneller. Vielleicht sind Drummer einfach bessere Rennfahrer als Gitarristen. Marcel Anders Das siebte Muse-Album „Drones“ ist soeben erschienen; muse.mu THE RED BULLETIN

DANNY CLINCH

Ü

ber 17 Millionen verkaufte Alben, ein Grammy und ausverkaufte ­Stadiontourneen – seit 1999 sind Muse Kritikerlieb­ linge und Super­ stars zugleich. Wie dem briti­ schen Trio dieses Kunststück gelingt? Die Band gibt sich nicht schnell zufrieden. Weder mit Instrumenten noch mit Plattenverträgen, erklärt Frontmann Matthew Bellamy.

Sie wollte, dass wir unsere Songs neu aufnehmen und ein­ gängiger machen. Wir zeigten ihr den Mittelfinger – und der Deal kam nicht zustande. Aber ich weiß, dass wir ohne diesen Schritt heute nicht dort wären, wo wir sind. Nämlich auf Stadionbühnen mit teils 100.000 Besuchern pro Konzert. Wie bereiten Sie sich auf solche RiesenShows vor? Ich esse vor jedem Auftritt Bananen. Ein Ritual, das ich mir als Kind von Boris Becker abgeschaut habe. Als er seine Turniere in Wimbledon ge­ wann, stopfte er sich in den Spielpausen ständig Bananen rein. Ich dachte mir: Das muss seine Geheimwaffe sein!


Matthew Bellamy, 37, Rockstar (vorne): „Ich habe damals sicher nicht 140 Gitarren zertrümmert. Es waren maximal 40.“


HEROES

„DER MENSCH IST HOFFNUNGSVERSEUCHT“ PATRICK SEABASE fuhr die Mörderetappe der Tour

de France 1910 – mit einem Fixie. Wie der Kopf weitermacht, obwohl der Körper aufgeben will.

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Körpers, „nur barfuß laufen fühlt sich vielleicht noch purer an“. Jeder Impuls des Körpers wird unmittelbar auf die Straße übertragen, die Fortbewegung wird zur Meditation: „Zuerst vergisst du deinen Körper, dann vergisst du dich.“ Nichts steht zwischen den Gedanken und der Straße, außer natürlich Schmerz, Erschöpfung und Qual zwischendurch, wenn du am Col du Tourmalet auf 17 Kilometern fast tausend Höhenmeter gewinnen musst. Auf den steilsten Stücken stemmt er sich bergauf mit 26 Umdrehungen pro Minute

dauliche Happen zerteilen: „An der Uni habe ich nicht an den Abschluss gedacht, sondern von Buch zu Buch, von Aufgabe zu Aufgabe.“ Klar muss man sich dabei selbst belügen, sich etwas vormachen, was für intelligente Menschen gar nicht so einfach ist. Auf den Col du Tourmalet folgt nun einmal der Col d’Au­ bisque, und danach warten immer noch 160 Kilometer, so fest man sich auch einredet, das Ziel sei schon ganz nah. Bloß dass dann halt noch ganz viele weitere ganz nahe Ziele warten. „In solchen Momenten ist jeder Atemzug, jede Pedal­ umdrehung wie ein Mantra für mich, das mir über schlechte Momente hinweghilft.“

„OB BEI EINER PRÜFUNG ODER DER TOUR-ETAPPE: WENN’S DRAUF ANKOMMT, FINDEN 80 PROZENT DEINER LEISTUNG IM KOPF STATT.“ in die Pedale, während die Beine bergab bis zu 180-mal pro Minute rotieren und die Muskeln Laktat weinen. Und erst das Bremsen: „Von einer Sekunde auf die andere stoppst du die Rotation, um das Hinterrad mit bloßer ­Muskelkraft zum Blockieren zu bringen. Es ist eine relativ unnatürliche Bewegung. Das schaffst du nicht mit den Beinen allein. Es würde dich aus dem Sattel katapultieren. Man braucht die Körperspannung

schreibt Seabase den inneren Kampf im Kopf, und er weiß bereits im Vorhinein, wer ­gewinnen wird. Während der Körper nämlich Anstrengungen und Schmerzen vergisst, speichert der Kopf die Glücks­ gefühle für immer. Schwieriger, aber unerlässlich ist es, bei großen Aufgaben nicht zu viel zu denken, vor allem nicht ans Ende, sagt er. Du musst eins nach dem anderen abhaken. Ein Pass, ein ­Gedanke. Das Projekt in ver-

Dritter Trick, etwas scheinbar zu Großes zu schaffen: „Ich versuche, mich nicht um mich selbst zu kümmern, sondern andere Dinge bewusst wahrzunehmen: die Landschaft, die Menschen um mich, mein Bike. Manchmal belohne ich mich mit Musik. Dann verschmilzt der Takt mit dem Tritt meiner Beine. Ich drehe meinen eigenen Film.“ Werner Jessner www.patrickseabase.com THE RED BULLETIN

JOAN MINDER

F

ünf legendäre Pässe, 309 Kilometer, 7611 Höhenmeter, 51.000 Tritte, ein Gang: Als die Tour de France im Jahr 1910 erstmals in die Pyrenäen ging, wurde der Ausdruck „Tour der Leiden“ geboren. Sogar Octave Lapize, der spätere Sieger, beschimpfte die Organisatoren als „Mörder, verdammte Mörder!“. 105 Jahre später, nach sechsjähriger Planung, hat sich der Berner Systemtechniker, Musiker und Skater Patrick Seabase auf die Spuren der ­Pioniere gemacht – mit e­ inem Fixie. Fixies sind Räder mit fester Übersetzung, noch dazu ohne Freilauf oder Bremse. Eine Kurbelumdrehung sind 2,2 Umdrehungen des Hinterrades. Bergauf, bergab, in der Ebene. 15 Stunden, 52 Minuten und 32 Sekunden lang, im ­Unterschied zu 1910 aber kein einziger Moment, um die Beine hängen zu lassen, ein wenig zu regenerieren. Es braucht neben viel Kraft vor allem ­einen starken Kopf und einen guten Plan, um einen Pass mit einem Fixie zu bewältigen, von deren fünf ganz zu schweigen. Für Patrick Seabase sind ­Fixies eine Verlängerung seines

eines Kunstturners. Meine ­Unterarme sind fast so dick wie die Oberarme.“ Und doch ist es nicht der Körper, der bei großen Unternehmen am meisten gefordert ist, sagt Patrick Seabase: „Auf den Tag X kannst du dich nur bedingt vorbereiten. Da spielt’s keine Rolle, ob es eine Prüfung ist, ein Event oder die Königs­ etappe der Tour de France 1910. Wenn’s drauf ankommt, spielen sich 80 Prozent deiner Leistung im Kopf ab.“ Entscheidend sei, die unvermeidlichen Tiefpunkte als Beginn von etwas Besserem zu sehen: Nach dem unteren Totpunkt der Kurbel geht sie wieder nach oben. „Der Mensch ist hoffnungsverseucht“, be-


Patrick Seabase, 32, Extremradfahrer: mit einer Übersetzung von 37 zu 17 über fünf Pyrenäenpässe


Rebecca Ferguson, 31, umklammert Tom Cruise mit den Beinen und springt vom Dach der 足Wiener Staatsoper.


HEROES

„VERGISS DIE KOMFORTZONE“ REBECCA FERGUSON Der „Mission: Impossible“-

Star stellt sich seinen Ängsten – mit Tom Cruise und anderen Raubfischen.

KENNETH CAPPELLO, PARAMOUNT PICTURES/CHARLIE GRAY

T

he red bulletin: Haben Sie je eine unmögliche Mission erlebt? rebecca ferguson: Ja – von einem Gebäude vierzig Meter in die Tiefe zu springen. Welcher Mensch bei klarem Verstand würde das tun? Zum Beispiel die Besetzungsmitglieder von „Mission: Impossible 5“. In einer Szene mussten Tom Cruise und ich von der Staatsoper in Wien springen. Wir trugen zwar Schutzgurte, dennoch war das für mich zunächst unvorstellbar, denn ich leide massiv an ­Höhenangst. Wie haben Sie das gelöst? Ich trainierte so lange, bis ich meine Probleme überwunden hatte. An diese spezielle Szene tasteten wir uns Schritt für Schritt heran. Du fängst mit zwei, drei Meter Höhe an, dann gehst du auf fünf bis sechs Meter. Dabei lässt du dich zunächst nur sehr langsam hinunter. Schließlich springst du – und das über die volle Distanz. Und Tom Cruise? Tom half mir sehr. Er hatte solche Aktionen schon viele Male gedreht und blieb ganz ruhig. Ich legte meine Beine um ihn, und er sprang los. Häusersprung ist jetzt also Ihre neue liebste Freizeitbeschäftigung. Nicht unbedingt. Aber mit Höhen komme ich jetzt viel besser zurecht. Das Ganze so oft zu wiederholen war die reinste Therapie. Was machen Sie jetzt, da die Hochadrenalinzeit von THE RED BULLETIN

„Mission: Impossible 5“ vorbei ist? Ich muss zugeben, ich vermisse die Trainingsroutine. Das waren sechs Stunden pro Tag, sechs Tage die Woche – eine Kombination aus Stunts, Yoga und Pilates. Mein Körper mochte das sehr. Na ja, zumindest geh ich nach wie vor in Pilates. Sie liegen also nicht im Bett und blasen Trübsal? Ob du im Bett liegen bleibst oder aufstehst, ist allein deine Entscheidung. Ich entscheide mich jedenfalls fürs Auf­ stehen, mich zu bewegen und gute Menschen um mich zu haben – und für gutes Essen. Gibt es Herausforderungen, vor denen Sie zurück­ scheuen? Haitauchen zum Beispiel? Hm, wenn ich Ihnen jetzt von meinen Ängsten erzähle und Sie darüber schreiben, könnte es passieren, dass jemand genau so eine Rolle mit mir besetzen wollte … Ja, und? Hätten Sie was dagegen? Gar nicht. Ich liebe Heraus­ forderungen. Deshalb bin ich ja Schauspielerin. Inwiefern? In diesem Job dreht sich alles darum, dass du deine Komfortzone verlässt und immer wieder etwas Neues ausprobierst. Und was ist jetzt mit dem Haitauchen? Das habe ich schon gemacht. War ein Spaß. Spaß? Okay, ich habe außerordentlichen Respekt vor diesen Fischen! Rüdiger Sturm

Nathan Bar­ lowe (2. v. li.), Gitarrist: „Wir verwirren die Country-Fans.“

„HASS SPORNT UNS AN“ FIVE KNIVES ist eine der wildesten NewcomerBands der USA. Warum sie so ungestüm sind? Weil ihre Nachbarn Cowboyhüte tragen. the red bulletin: Ihre Band macht Electro-Punk in Nashville, Tennessee, der Hauptstadt der Country-Musik. Fühlt man sich da wie ein Bob-Team in Jamaika? nathan barlowe: Zum Teil. Wir traten anfangs in Silbermasken und Lederkutten in den Kellern von Country-Bars auf. Die Konzertbesucher waren verwirrt, viele verabscheuten uns. Warum leben Sie trotzdem dort? Was reizt Sie daran, Ihre Ideen in einem so feindseligen Umfeld umzusetzen? Du kannst dich von harscher Kritik runterziehen lassen – oder du schöpfst Kraft daraus. Negative Besprechungen unserer Konzerte spornen uns an, härter zu arbeiten. Nach dem Motto: „Die hassen uns? Dann wird das nächste Konzert noch verrückter!“ Dieses Jahr war einer Ihrer Remixes für einen Grammy ­nominiert. Viele Ihrer Kritiker dürften verstummt sein. Ihre Feindseligkeit hat uns ermutigt. Eigentlich sollten wir ihnen nun als Dank ein Exemplar unseres Debütalbums schicken. Five Knives: „Savages“ (Red Bull Records); www.fiveknivesmusic.com

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EINE STORY IN FÜNF BILDERN: IM BAUCH DER GLETSCHER-RIESEN BILDER: ROBBIE SHONE TEXT: ANDREAS ROTTENSCHL AGER


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DER SPALT Der britische Höhlen-Fotograf ­Robbie Shone, 35, dokumentiert ­gemeinsam mit Forschern das ­Innenleben der größten Gletscher Europas. Und kämpft dabei gegen einen unerbittlichen Gegner: die Zeit. „Viele Gletscher werden noch zu unseren Lebzeiten schmelzen“, sagt Shone, „meine Fotos sollen zeigen, welchen Schatz wir ver­ lieren.“ Im Bild: Höhlenforscher ­Fulvio Iorio am Aletschgletscher östlich von Genf.

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2

EINGEKLEMMT „Der Gornergletscher nahe Zermatt ­erstreckt sich über 54 Quadratkilo­meter. Hier zwängt sich der britische Höhlenforscher Josh Bratchley durch eine ­Traverse, die wir über einen Schacht ­erreichten. Während wir durch das Eis stiegen, knackten neben uns die Wände. Gletscher sind ständig in Bewegung. Pro Jahr verschieben sie sich um bis zu 15 Meter.“

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3

TIEF IM EIS „Weil sich die Form der Gletscherschächte innerhalb von Monaten ­ändert, musst du immer wieder neue Routen klettern. Hier steigt die Italienerin Daniela Barbieri aus einer Röhre im Gornergletscher. Für das Foto drehte ich eine Eisschraube in die Wand, hängte meinen Klettergurt ein und knipste in den Abgrund.“


4

SEILCHECK

„Die Expeditionsteilnehmer Josh Bratchley (li.) und Gareth Davies ­prüfen ihr Equipment, nachdem sie kurz zuvor aus dem Gornergletscher aufgestiegen sind. An diesem Tag ­hatte es minus zehn Grad. Die nassen Seile begannen sofort einzufrieren. Josh und Gareth mussten Eiskristalle von 100 Metern Kletterseil schütteln. Für die Matterhorn-Silhouette links am Horizont hatten sie keinen Blick übrig.“

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5

IM CAMP „Nachts am Gornergletscher befeuert ein Benzin-Generator die Lampen im Camp. Nachdem ich dieses Foto gemacht hatte, kroch ich sofort in meinen Schlafsack. Gletscher-Expeditionen ­beginnen meist vor Sonnenaufgang. Du musst mit dem Abstieg fertig sein, bevor dich das Schmelzwasser überrascht.“ Robbie Shones Gletscher-Missionen: www.shonephotography.com



IMMER SCHNELLER, IMMER HÖHER, IMMER WEITER: WAS MENSCHENMÖGLICH IST, VERSCHIEBEN WIR, SEIT ES UNS MENSCHEN GIBT.

GRENZEN? WELCHE GRENZEN? THE RED BULLETIN MIT EINEM BLICK AUF DIE AKTUELLEN REKORDE DER MENSCHHEIT – UND WIE WEIT WIR VON UNSEREN ABSOLUTEN LIMITS NOCH ENTFERNT SIND. DAVID ELLIS

TEXT: WERNER JESSNER UND AREK PIATEK ILLUSTRATIONEN: ALEX WILLIAMSON

THE RED BULLETIN

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SCHNELLER LAUFEN ... ALS USAIN BOLT. WIRD DIE 9-SEKUNDEN-GRENZE

JEMALS FALLEN? THEORETISCH GEHT NOCH VIEL MEHR. Aktueller Weltrekord: 9,58 Sekunden (Usain Bolt, 2009) Prognostiziert: 8,96 Sekunden (bald) bzw. 6,67 Sekunden (theoretisch)

B

loß 8,96 Sekunden über 100 Meter: Diese Zeit hat ein australischer Wissenschaftler errechnet, indem er die Ent­ wicklung der Weltrekorde der letz­ ten hundert Jahre mittels mathe­ matischer Modelle analysierte. Natürlich gibt es auch andere Mo­ delle. Aber egal, welche Parameter man anlegt, die Kurve flacht immer weiter ab. Das liegt natürlich auch an verbesserten Bahnen, Schuhen und Trainingsmethoden, weit­ gehend ausgereizte Bereiche. Wie kann nun Usain Bolts ­Rekord fallen? In einer Analyse der Hundertstelsekunden, beginnend beim Start: Alles unter einer Zehn­ telsekunde Reaktionszeit gilt als Fehlstart. Bolt startete bei seinem Weltrekord in „nur“ 0,146 Sekun­ den, verschenkte also fast fünf Hundertstel. Perfekte Bedingungen würden einem Athleten weitere 13/100 Sekunden bringen: Es bedürfte ­einer Rennstrecke exakt auf der maximal erlaubten Seehöhe von 1000 ­Metern, dazu konstanten 52

9,58 8,96 6,67

Wir wissen, dass der Mensch noch verborgene Kraftreserven hat, die er (theoretisch) für den Sprint nutzen kann.

­ ückenwind am erlaubten Limit R von zwei Metern pro Sekunde. (Bolt hatte bei seinem Rekord aber bereits 0,9 m/s Rückenwind. Hier fänden sich also maximal 7/100.) Der Schlüssel zur 9-SekundenSchallmauer liegt darin, die Höchst­ geschwindigkeit von 44 km/h, die heute als unverrückbar gilt, früher zu ­erreichen und über die ganze Strecke zu halten. Doch selbst mit guten Genen und perfekten Trai­ ningsbedingungen sind hier nur winzige Schritte zu erwarten. Allerdings: Sind 44 km/h wirk­ lich das absolute ­Tempolimit für den Menschen? „Nein“, sagt Bio­ mechaniker Dr. Matthew Bundle, der in einer aufsehenerregenden Studie herausfand: „Der Mensch kann theoretisch 65 km/h schnell

laufen.“ Bundle und sein Team ­haben entdeckt, dass beim einbei­ nigen Springen die auf den Boden ausgeübte – und somit direkt für den Speed verantwortliche – Kraft um 30 Prozent höher ist als jene beim normalen Laufen. Schneller sein mit einem Bein? Immerhin wissen wir jetzt, dass der Mensch offensichtlich noch verborgene Kraftreserven hat. Könnte man diese also vollständig nutzen, würde uns das auf einen Schlag um 30 Prozent schneller machen. Wie man dieses Wissen praktisch umsetzen kann, wird der­ zeit erforscht. Umgelegt auf Usain Bolt, hieße das: 100 Meter in 6,67 Sekunden – um nur 38 Hundertstel mehr, als er bei seinem Weltrekord für 60 Meter benötigte.

FAZIT

Verbesserungen durch äußere Faktoren sind möglich, das absolute Limit ist aber noch weit weg. Einen neuen Weltrekord wird es deshalb so schnell nicht geben: Laut mathematischen Modellen kam Usain Bolts Rekord um 38 Jahre zu früh. THE RED BULLETIN


KLÜGER WERDEN ... ALS ALBERT EINSTEIN. SEIT WIR INTELLIGENZ MESSEN, LERNEN WIR BESTÄNDIG DAZU. WIE LANGE NOCH? Höchster gemessener IQ: 198 Punkte (Abdessalam Jelloul, mehrfach) Prognostiziert: 200 Punkte

M FAZIT

PICTUREDESK.COM, CORBIS

200 IQ-Punkte? Locker, sofern ein heller Kopf schneller ist als jene, die die Tests adaptieren. Und doch ist Intelligenz ­relativ: Albert Einsteins IQ wird auf Werte ­zwischen 160 und 190 Punkte geschätzt. Das relativiert den Wert von IQ-Messungen dann doch wieder ­relativ eindeutig.

THE RED BULLETIN

oderne Intelligenzquotienten-Tests für Erwachsene sind so aufgebaut, dass die absolute Mehrheit genau 100 Punkte erreicht. (Bei Kindern und Jugend­lichen wird das Alter hochgerechnet, weshalb hier Werte außerhalb der Skala möglich sind.) In einer Gauß’schen Verteilung nehmen Klug- und Dummheit in beide Richtungen dermaßen ab, dass bereits Abweichungen um 60 Punkte vom Mittelwert per ­definitionem e­ xtrem selten sind. IQ über 170? Mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 : 650.000. Am äußeren Ende der Gauß’schen Kurve wird die L ­ inie nahezu unsichtbar. Die Chance, e­ inen IQ von 200 zu ­haben, liegt bei 1 zu 76 Milliarden – bei einer Weltbevölkerung von ­aktuell 7,35 Milliarden Menschen. Was müsste ein Mensch tun, um diese magischen 200 Punkte, die gerade noch messbare SuperIntelligenz, zu knacken? Laut dem Modell des Psychologen Raymond Bernard Cattell müsste er zunächst über herausragende (und als angeboren geltende) fluide Intelligenz verfügen – vereinfacht gesagt die Fähigkeit zum logischen Denken und Lernen. Das BGI Shenzhen, China, ist gerade dabei, das Genom von 2000 Superhirnen zu dechiffrieren. Weiß man, wo die fluide Intelligenz sitzt, könnten künftige Eltern bei der Präimplantations­ diagnostik ihre intelligentesten ­Zygoten (verschmolzene Ei- und Samenzellen) für das Superbaby auswählen und ihm ein schönes ­Geschenk mit ins Leben geben. Zusätzlich kommt aber die ­kristalline Intelligenz ins Spiel. Sie lässt uns das erlernte Wissen verknüpfen. Kristalline Intelligenz kann man verbessern, indem neue Informationen routinierter und korrekter verarbeitet werden.

198

200

Bei einer Weltbevölkerung von 7,35 Milliarden liegt die Chance, einen IQ von 200 zu haben, bei 1 zu 76 Milliarden.

Dazu benötigen wir das Arbeits­ gedächtnis, das man wie einen Muskel trainieren kann, wie Studien von Universitäten aus New York und Hangzhou, China, belegen. Je dichter nun der Teppich von fluider und kristalliner Intelligenz gewebt wird, desto höher der IQ. Die gute Nachricht: Kristalline ­Intelligenz lässt sich im Gegensatz zur fluiden bis ins Alter steigern. Die schlechte: Die Menschheit wird beständig klüger – unter anderem deshalb, weil sie in einer sich verändernden Welt gezwungen ist, neue Verknüpfungen herzustellen, folglich kristalline Intelligenz ­dazugewinnt. Man nennt das den Flynn-Effekt. Was macht die Forschung, ­damit der „Nullmeridian“ wie gewünscht in der Mitte, nämlich bei 100 Punkten, bleibt? Sie adaptiert die IQ-Tests und macht sie sukzessive schwieriger. Die magischen 200 Punkte rücken somit immer wieder ein Stückchen weiter weg. 53


2,50

2,45

HÖHER SPRINGEN ... ALS JAVIER SOTOMAYOR – ABER NUR

EIN WENIG. WIR SIND FAST AM PLAFOND. Aktueller Weltrekord: 2,45 Meter (Javier Sotomayor, 1993) Prognostiziert: 2,50 Meter

W

arum ist der Hochsprung­ rekord des Kubaners Javier Sotomayor seit nunmehr 22 Jahren ungebrochen? Die Frage lässt seit einer Generation die Köpfe von Sportwissenschaft­ lern rauchen. Sotomayors Technik (galoppierender Anlauf mit Riesen­

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schritten, präzise getimter Ab­ sprung, beid­armiger Armschwung) war nicht nur unnachahmlich, sondern auf ihre seltsame Art wohl auch perfekt. Nur: Kann, ja soll man seine Technik bei einer Rekordjagd überhaupt kopieren? Und: War sie wirklich perfekt? Die Wissenschaft kann diese Fragen nach wie vor nicht beant­ worten. Denn: Eine Vielzahl ­technischer Feinheiten addiert, multipliziert, überlagert sich beim Hochsprung, darunter Schritt­ länge, Kniewinkel, Schwerpunkt, Anlaufrichtung, Beinschwung und Armschwung, Körperneigung,

In der speziellen Disziplin Hochsprung scheint die Menschheit bereits sehr knapp am absoluten Limit zu sein.

Drehimpuls, Lattenüberquerung – alles dosierbar, alles variierbar. Aus diesem Baukasten – und ein paar Unbekannten, die man als Athlet wohl nur erfühlen kann – gilt es, die 2,45-Meter-WeltrekordZauberformel zu generieren. Zwei Jungstars arbeiten intensiv daran. Der Ukrainer Bohdan Bondarenko (Bestleistung: 2,42 Meter) und der katarische Ausnahme-Hoch­ springer Mutaz Essa Barshim (Bestleistung: 2,43 Meter; Porträt: Kasten rechts). Rekordinhaber THE RED BULLETIN


„NICHT PERFEKT“ DER KATARER MUTAZ ESSA BARSHIM, 24,

WILL DEN REKORD AUF SEINE ART BRECHEN.

PICTUREDESK.COM, FLO HAGENA/RED BULL CONTENT POOL

Seit er sechzehn ist, konzentriert sich Mutaz Essa Barshim auf den Hochsprung. Seither will er Javier Sotomayors mittlerweile 22 Jahre alten Weltrekord knacken. Athletisch trennen die beiden Welten: „Er war ein muskulöser Typ, ich hingegen bin schlank und beweglich.“ Den Kubaner zu kopieren brächte nichts: „Ich kann mich nicht erinnern, wann ich seinen Sprung zum letzten Mal auf YouTube angeschaut habe.“ Seit seiner Bestmarke von 2,43 Metern weiß Barshim, dass der Rekord in Reichweite liegt. Nun hat er sein Training im Detail angepasst, „vor ­allem den Laufstil. Tempo ist die Basis für alles.“ Hochsprung steht nur zweimal pro Woche am Trainingsplan: Je zehn Versuche, sagt Barshim, mehr seien wegen der hohen Intensität nicht sinnvoll. Selbst wenn dabei modernes Equipment wie Zeitlupenkameras zum Einsatz kommt: „Damit kannst du nur kleine

­ otomayor traut speziell Barshim S einen neuen Weltrekord zu. Und Barshim selbst? „Es braucht den perfekten Tag. Aber ich weiß: Der wird bald kommen.“ Davon ist auch Dick Fosbury, 68, überzeugt, seines Zeichens Goldmedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 1968 und ­Erfinder des Fosbury-Flops, der den Hochsprung revolutionierte: „Nach meiner Karriere hab ich ­vorausgesagt, dass man irgendwann die 2,50-Meter-Marke überspringen wird. Und heute denke ich, ich werde das sogar noch er­ leben.“ Ob die 2,50 Meter bereits THE RED BULLETIN

Fehler korrigieren und ­Details verbessern. Am Ende ist Hochsprung eine Kunstform. Für einen ­guten Sprung musst du in dich hineinhören und in deiner eigenen Welt sein.“ Nicht jeder Tag sei dabei wie der andere: „Unsere Höhen sind schon wirklich extrem. Ein wenig verrückt zu sein hilft. An manchen Tagen klappt es einfach, an anderen nicht. Die mentale Komponente spielt eine große Rolle.“ Diese spielt selbst in die Ernährung hinein: „In der Vorbereitungszeit esse ich sehr viel, vor den Wettkämpfen versuche ich, Gewicht zu verlieren. Als Muslim bin ich gewohnt zu fasten. Das erleichtert mir die Vorbereitung.“ Zu wissen, mit Bohdan Bondarenko einen starken Gegner zu haben, motiviert ebenso wie die Unterstützung von Sotomayor selbst: „Er hat gesagt, dass ich seinen Rekord brechen kann. Und dass sein Sprung nicht perfekt war.“

das Ende der Fahnenstange sind? Gut möglich. In dieser speziellen Disziplin scheint die Menschheit bereits sehr knapp am absoluten Limit zu sein.

FAZIT

Mutaz Essa Barshim und sein ukrainischer Konkurrent Bohdan Bondarenko sind so knapp am Rekord wie schon lange niemand. Sollten sie scheitern, könnte Sotomayors Bestleistung durchaus noch länger bestehen.

Zwei Zentimeter noch: Barshim arbeitet am Weltrekord.

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BESSER SCHLAFEN ...  ALS NAPOLEON. QUALITÄT STATT QUANTITÄT ALS ZIEL: MAXIMALE ERHOLUNG BEI MINIMALER ZEIT IM BETT.

N FAZIT

Das Optimum ist bekannt und für jedermann erreichbar. Weniger ist nicht notwendigerweise besser – siehe den notorischen Schlaf­ verweigerer Napoleon, der seine letzten Schlachten ja bekannt­ lich verloren hat.

apoleon soll mit vier Stunden Schlaf pro Nacht ausgekom­ men sein. Aus Experimenten von Militärs wissen wir aber, dass zu wenig Schlaf die Leistungs­ fähigkeit mindert und der Mensch nach 48 Stunden ununterbroche­ nem Wachzustand durchzudrehen beginnt. Weniger zu schlafen ist also nicht per se erstrebenswert. Das Ziel lautet, das tägliche Schlaf­ bedürfnis bei gleicher Leistungs­ fähigkeit zu reduzieren: gleich gut leben, länger wach sein. Acht Stunden Schlaf galten ­lange Zeit als ideal. Eine Studie des Scripps Clinic Sleep Center in La Jolla, Kalifornien, hat jedoch schon 2002 zutage gefördert, dass

8,00 6,50

Eine US-Studie hat heraus­ gefunden, dass Menschen, die pro Nacht nur zwischen 6,5 und 7,5 Stunden schlafen, länger leben.

Menschen, die zwischen 6,5 und 7,5 Stunden pro Nacht schlafen, länger leben als Schlafmützen mit über acht Stunden pro Nacht. Es kommt auf die Schlafqualität an. Und die können wir Alltags­ menschen erstmals messen, und zwar dank Quantified Self. Mit speziellen Armbändern, sogenann­

GLÜCKLICHER WERDEN ... ALS DIE SCHWEIZ. ES BEDÜRFTE GLOBALER ANSTRENGUNG, UM DEM ZIEL NÄHER ZU KOMMEN. Glücklichstes Land heute: Schweiz mit gut 7,5 Punkten Prognostiziert: alle – und 10 Punkte (schön wär’s)

FAZIT

Komplette Zufrieden­ heit für alle ist eine ­Illusion – wenngleich eine schöne. Auf Unter­ stützung durch die ­Politik sollten wir uns dabei nicht allein ver­ lassen. Ein Schweiz-­ Urlaub mit Freunden ist ein guter Anfang.

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D

er World Happiness Report, herausgegeben vom United Nations Sustainable Deve­ lopment Solutions Network, berücksichtigt eine Vielzahl harter Faktoren, um zu berechnen, wie glücklich die Bevölkerung eines Landes ist: Finanzkraft, soziale Stabilität und die Möglichkeit zur freien Meinungsäußerung finden genauso Eingang wie Kriminali­ täts- und Geburtenrate, Spenden­ bereitschaft und die Lebenserwar­

tung. Auf einer Skala von 0 bis 10 ist die Schweiz Rekordhalter mit einem Wert von 7,587 Punkten, gefolgt von Island und Dänemark. Trauriger Letzter: Togo (2,839), davor Burundi und Syrien. In ­Nicaragua, Simbabwe und Ecua­ dor sind die Menschen im letzten Jahrzehnt prozentuell glücklicher geworden, während das Leben von Griechen, Ägyptern und Italienern die unglücklichste Wende genom­ men hat. Wichtigste Einzelfaktoren ­jeweils: Verbesserung in der ­Gesundheitsversorgung etwa in Südamerika, Wirtschaftskrise in Europa, Krieg und Despotismus

ten Fitness-Trackern, kann heute jedermann seine Schlafphasen aufzeichnen. Und das geht so: Normalerweise hat ein Mensch fünf Schlafphasen pro Nacht. Wir lesen aus dem Fitness-Tracker die Länge unserer Schlafphasen aus, multiplizieren sie mit fünf und subtrahieren sie von der Weckzeit.

10 7,587

Im World Happiness Report führt die Schweiz mit 7,587 Punkten. Eine Steigerung für alle auf 10 sollte unser gemeinsames Ziel sein.

dazwischen, Ruhe und Stabilität auf hohem Niveau bei den Siegern. Wie sieht also eine Politik aus, die uns zum Glück führt? Auch ­darauf weiß der World Happiness Report der UNO eine Antwort: Die Politik muss das Glück ihrer Bürger als höchstes Ziel deklarieren, im Gegensatz zu übergewichteten THE RED BULLETIN

CORBIS

Schlafbedürfnis aktuell: 8 Stunden Schlafbedürfnis künftig: 6,5 Stunden (sofort)


CORBIS

Das ergibt die ideale Einschlafzeit. Gut möglich, dass wir nun bereits eine Stunde gewonnen haben. Jetzt aber geht es um Schlafqualität und Einschlafgeschwindigkeit. Beide werden – zumindest in der Ersten Welt – hauptsächlich von Alkohol, Nikotin, Koffein und Bildschirmarbeit bis zu zwei Stunden vor dem Zu-Bett-Gehen negativ beeinflusst. Positive Faktoren sind Dunkelheit, leicht abgesenkte Raumtemperatur, fixe Einschlaf­ rituale und die richtige Lagerstatt: Joanneum Research aus Österreich hat herausgefunden, dass Betten aus Zirbenholz (Pinus cembra) nicht nur die Schlafqualität messbar verbessern, sondern sogar die Herzfrequenz dramatisch redu­zieren: 3500 Schläge weniger pro Tag, das entspricht einer vollen Stunde Herzarbeit. Je weniger oft das Herz im Schlaf schlagen muss, desto ­weniger Energie verbrauchen wir, desto erholsamer die Regeneration. (Man muss es ja nicht unbedingt dem Murmeltier gleichtun, dessen Herz im Winterschlaf nur 20 Mal pro Minute schlägt – und zwar beim Ruhen auf Zirbenspänen.)

Einzelfaktoren wie territorialen Ansprüchen, überragender Wirtschaftskraft oder minimaler Kriminalität. Im nächsten Schritt muss sich jeder Cent öffentlicher Aus­ gaben an dieser Prämisse messen lassen: Was macht unsere Bevölkerung tatsächlich glücklich? Das muss – etwa anhand des FaktorenKanons des World Happiness ­Report – ständig überprüft und abgeglichen werden. Und was bedeutet das für den Einzelnen? Der World Happiness Report zeigt auch, dass die Qualität menschlicher Beziehungen entscheidend ist für das persönliche Glück: Haben wir gute Freunde, rücken selbst Faktoren wie Zeit, Geld und Gesundheit in den Hintergrund. Das erklärt auch das erstaunlich gute Abschneiden mancher schlecht entwickelter Länder. Bevor wir uns also einzig auf die Politik verlassen: Lasst uns unsere Freundschaften pflegen! THE RED BULLETIN

LÄNGER LEBEN ... ALS JEANNE CALMENT. DEN SCHLÜSSEL DAZU HAT, WER DIE FOLGEN DES ALTERS REDUZIERT. Aktueller Rekord: 122 Jahre (die Französin Jeanne Calment, gestorben 1997) Prognostiziert: 150 Jahre (bald) 1000 Jahre (etwas später)

D EINE LÖSUNG VERHEISST DIE KOMBINATION VON BIG DATA UND WISSENSCHAFT.

as Geschäft gegen das Altern ist ebenso alt wie potentiell unendlich: Wer den Tod ­besiegt, hat ausgesorgt – zumindest finanziell. Vom Einfrieren über Schlangengift bis zu Jungfrauenatem hat die Menschheit die kreativsten Dinge probiert. Profitiert haben jedoch nur wenige, in der Regel die Erfinder dieser ­„Therapien“. Nun soll alles anders werden – durch die Kombination von Big Data und Wissenschaft. Google hat vor etwas über einem Jahr das Biotech-Unternehmen Calico gegründet, das die Faktoren des Alterns erkennen und bekämpfen soll. Idee dahinter: Die Spezialisten von Google sammeln, filtern und verknüpfen Daten, die im Verdacht stehen, für den Alterungsprozess verantwortlich zu sein. Also zum Beispiel: Welche genetischen Dispositionen, welche Umweltfaktoren beschleunigen oder bremsen Krankheiten, die in weiterer Folge zum Tod führen? (Und warum konnte die Französin Jeanne Calment nach einem Versuch, es mit 117 Jahren aufzugeben, bis zum 120. Lebensjahr weiter rauchen?) Wer oder was ist dafür verantwortlich, dass Reparaturmechanismen in unseren Zellen ausfallen oder – im Gegenteil – austicken und Krebs entstehen lassen? Erst wer diese Zusammenhänge versteht, kann sich daranmachen, tod­ bringende Faktoren auszuschalten – mittels Immun-Stimulation, Stammzellen- oder Gentherapie oder schlicht Früherkennung: Wer weiß, dass er eine Disposition für eine Krankheit hat, kann ihr schon heute offensiv begegnen – siehe Angelina Jolies radikalen Umgang mit ihrem Brustkrebs-Risiko.

150 122

Der Mensch, der seinen 150. Geburtstag erleben wird, könnte bereits geboren sein.

Der britische Forscher Aubrey de Grey ist einer der bekanntesten Proponenten sogenannter „präventiver Geriatrie“, deren Idee es ist, Zellen auszutauschen, bevor ­Schäden pathologisch werden. Er meint, dass der Mensch, der seinen 150. Geburtstag noch erleben wird, bereits geboren ist. Langfristig hält de Grey gar tausend Jahre Lebenserwartung für möglich: „Altern ist die häufigste Todesursache.“ Sieben Faktoren des Alterns hat er bisher ausgemacht, die er nach und nach ausschalten will. Was das für die Sozialsysteme und das Funktionieren der Gesellschaft generell bedeutet, über­ legen wir uns, wenn es so weit ist. Der Markt für lebensverlängernde ­Medizin soll sich übrigens im kommenden Jahrzehnt verzehnfachen: auf 20 Milliarden Dollar jährlich.

FAZIT

Google und Co haben recht: Wir alle werden 150 Jahre alt. Sollten sie falsch gelegen sein: Schreiben Sie doch ein Beschwerde-Mail aus dem Jenseits!

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AFRIKABURN IST SÜDAFRIKAS ANTWORT AUF AMERIKAS BURNING MAN. EIN DURCHGEKNALLTES FEST DER REIZÜBERFLUTUNG. JEDES JAHR PILGERN TAUSENDE IN DIE HALBWÜSTE KAROO. TEXT: DYLAN MUHLENBERG  BILDER: TYRONE BRADLEY

Funkenflug: Das Abbrennen der San-Clan-Skulptur, des Wahrzeichens von Afrika­ Burn, symbolisiert Gemeinschaft und Einheit.

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BURN,

BABY, BURN


Nach einem brütend heißen Tag bringt der Sonnenuntergang neue Energie für eine lange Nacht.

SCHWAN, DISCOKUGEL, NASHORN:

SOGAR DIE FAHRZEUGE SIND HIER BIZARR VERKLEIDET.

Drachenwagen und andere Fahr­ zeug-Mutan­ten transportieren die Besucher.


MONUMENTALE

KUNSTWERKE

FINDEN IHRE ERFÜLLUNG IN DEN FLAMMEN. Die Subterrafuge-­ Türme standen noch immer, nachdem ein Sandsturm im ­ver­gangenen Jahr ihr Abbrennen verhindert ­hatte. Diesmal gingen sie vor einer jubelnden Menge in Flammen auf.

The SteampunkSaloon: Themencamp mit kesser Burlesque-Show

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The lion definitely won’t sleep tonight: eine Wüstenkatze auf dem staubigen Dance­ floor beim Spirit-Train


A DIE MEISTEN DER 10.000 BIZARR VERKLEIDETEN LEUTE BEFINDEN SICH IN EINEM GRUNDSÄTZLICH

SPIRITUELLEN ZUSTAND.

ls die Sonne untergeht, setzen sich die dürren weißen Gestalten langsam in ­Bewegung. Sie tragen Antilopenschädel, ihre Verkleidungen lassen sie wie riesen­ hafte Mumien aussehen. Sie schreiten majestätisch in Richtung eines Dings, das auf den ersten Blick aussieht wie ein tief hängender Mond, aber in Wahrheit ein Ballon ist, von dem eine Frau in einem Kokon hängt, sehr innig in sich versunken sehr kunstvolle Figuren drehend. Die weißen Mumien schenken der ­Tänzerin keine Aufmerksamkeit, ganz im Gegensatz zu einer Gruppe Menschen, die andächtig im Kreis rund um ein Feuer steht und ein schwer zu interpretierendes mythisches Ritual vollzieht, möglicher­ weise zu Ehren der Tänzerin. Als diese aus ihrem Kokon geschlüpft ist, schwebt der Ballon höher in Richtung der fünf Türme, eines „bildhauerischen State­ ments“, wie die dem Feuer bestimmten Kunstwerke bezeichnet werden. Dieses hier wird heute in Flammen aufgehen. Es trägt den Namen Subterrafuge, was ein Wortspiel mit dem englischen „subter­ fuge“ ist, so viel wie „Vorwand“. Es sind insgesamt zehntausend bizarr ­verkleidete Leute, die von ihren Camps zu den Kunstwerken strömen, um dabei zu sein, wenn diese den Feuergöttern ­geopfert werden. Die meisten der zehn­ tausend auf dem Gelände befinden sich grundsätzlich in einem entschlossen ­spirituellen Zustand, der nicht ganz ohne Unterstützung von dafür hilfreichen Sub­ stanzen zustande gekommen sein mag.

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Manche der zehntausend marschieren, viele fahren aber in erstaunlichen Fahrzeugen, die sich zu einem Konvoi zusammenschließen. Die Veranstalter von AfrikaBurn, einem über Wochen laufenden Non-Profit-Festival, das seit 2007 jährlich stattfindet, bestehen darauf, dass das hier keine Party ist. Travis Lyle, der dem Organisations­ team von AfrikaBurn angehört, sagt: „Ich hab Typen gesehen, die sind mit Shorts, Flip-Flops und einer Kühlbox angereist. Zwei Tage später lagen sie mit dem Gesicht nach unten im Dreck.“

DER 35 METER LANGE ZUG HEULT

DEN MOND AN WIE EIN WOLF.

Die Warnung an allzu leichtsinnige Party-People ergibt tatsächlich Sinn, wenn man den Schauplatz von Afrika­Burn kennt, den Tankwa-Karoo-Nationalpark. Er ist ein erbarmungsloses Stück Natur mit heißen Tagen und kalten Nächten, weit und breit gibt es nichts zu kaufen, und die rumplige Verbindungsstraße zur Zivilisation verspeist Gummireifen zum Frühstück. Die Wahrheit freilich ist: Was auch ­immer die Veranstalter sagen, das hier ist eine Party. Eine riesige noch dazu. Damien van Zyl trägt einen Seidenanzug, das Souvenir eines Jobs als Model für eine internationale Joop!-Kampagne. Das schillernde Stück war Teil seines ­Honorars, nun trägt er es mit Zylinder und spiegelnder John-Lennon-Sonnenbrille. Er hatte eigentlich geplant, mit ­seinem Gefährt zum AfrikaBurn zu kommen, „aber das Leben wollte es anders“, sagt er. Egal, geht er eben zu Fuß. Außerdem gibt es jede Menge andere mobile Mutanten, auf die man aufspringen kann: Fahrzeuge in Form eines Schwans, einer Schildkröte, eines Nashorns. Eine fahrende Discokugel, einen Regenbogen auf Rädern, einen Alien-Bus, ein Doppelbett oder ein Steampunk-Dreirad mit 64

Das Kunstwerk, das hier in den Flammen seine Erfüllung findet, heißt Metamorphosis. Dar­über kann man gut nachdenken.


Kühlbox, zum Beispiel. „Beeil dich!“, schreit nebenan ein Mann in SteampunkMontur. „Wir müssen den Zug erwischen!“ Er meint Lobo, ein 35 Meter langes Ding mit dem Gesicht eines Wolfes, der mit ­seinem Soundsystem den Mond anheult. Lobo besteht aus einem Traktor, der fünf Waggons hinter sich herzieht, in denen heute Nacht mehr als ein Dutzend DJs spielen werden. Nachdem sich Lobo in einem Halbkreis aufgestellt hat, geht die Party richtig los. Als einer von Lobos Flammenwerfern streikt, krempelt Damien die Ärmel seines glitzernden Anzugs auf, klappt die Sonnen­ brille zusammen, hängt den Zylinder auf den Lenker eines Fahrrads und beginnt entschlossen in Lobos Gedärmen zu fuhr­ werken. Als sich der DJ zum nächsten Drop steigert, schicken alle fünf Zylinder Feuerbälle in die Nacht. Der Zusammenhalt bei AfrikaBurn ist unvergleichlich. Die Menschen geben sich aufrichtig größte Mühe, nett zueinander zu sein, ob beim Aufbau einer Pop-upBar, dem Verteilen von Essen an hungrige Festivalbesucher oder als Freiwillige bei den vielen Themencamps.

INTERESSANT ZU SEHEN, WIE

ZWEI NACKTE MITEINANDER EIN DATE VEREINBAREN

Nicht von dieser Welt: Dieser Astronaut fühlt sich bei AfrikaBurn zu Hause.

Nachdem man einen Tag und eine Nacht lang bei der Anreise die Wüste durchquert hat, um Feuer getanzt ist und keine Dummheit ausgelassen hat, ­signalisiert der Sonnenaufgang, dass es Schlafenszeit ist. Für die meisten zumin­ dest. Manche stampfen weiter zu einem fiebernden Beat drüben im Themencamp „Lighthouse“, über dem ein riesiger Holz­ turm wacht. DJ Pierre-Estienne und seine Freunde rocken eine Party, die erst auf­ hört, wenn der Turm in zwei Tagen nieder­ gebrannt sein wird. Der Duschbus der Unternehmerin Anna Shevel – alias die große Schaum­

party alias die menschliche Waschstraße alias die Schlange von dreckigen, nackten Menschen, die einem Wassertank durch die Wüste folgen – ist die einzige Gelegen­ heit vor Ort, sich den Dreck vom er­ schöpften Körper zu waschen. Die meisten derjenigen, die mit biologisch abbau­ barem Pfefferminzschaum abgespritzt werden, sind nackt. Ein Piratenschiff zieht neben dem Duschbus auf, angeführt von einem weiß gekleideten Kapitän mit farbenfrohem Cocktail in der Hand. Eine DJ-Kanzel kommt zum Vorschein, alle ­beginnen zu tanzen, schäumen sich dabei gegenseitig ein, ganz ohne Hemmungen, bis das Schauspiel mit einer Gruppen­ umarmung endet. Auch wenn es hier nicht ganz so cool wie das Themencamp „Critical Tits“ ist – wo barbusige Burner, Gottheiten, Nym­ phen und Sirenen die Sonne mit Nippel­ mützen, Glitzerbrüsten und Bodypaint grüßen –, geht es doch zur Sache. Zum Beispiel, wenn Dates vereinbart werden, während man nackt ist. „Wir brutzeln Lamm so gegen sechs.“ „Oh, perfekt, in der Nähe wird die ­‚Rocky Horror Picture Show‘ gezeigt. Zu­ erst Abendessen, dann Film?“ „Davor noch eine Massage bei mir.“ „Aber gerne!“ So lädt das Mädchen im pinkfarbenen Pelz-BH einen Typen ein, der nichts als ­einen kleinen Damen-Kopfschmuck auf seinen Weichteilen trägt. Themencamps wie der Steampunk Saloon (mit erstklassiger Burlesque-Show) sind Plätze, um Luft zu schnappen. Und nach­ dem man seinen Flachmann aufgefüllt und ein paar Sportzigaretten gedreht hat, geht es wieder aufs Rad, das bevorzugte Verkehrsmittel, wenn man von A nach B kommen möchte und sogar eine genauere Vorstellung davon hat, was A und was B sein könnte. Dieses Jahr lautet das Motto bei Afrika­ Burn „The Gift“ – „das Geschenk“ –, was in vielfacher Weise reflektiert wird: ein kaltes Getränk, eine Aufforderung zur Fahrt auf einem mutierten Fahrzeug, eine Dusche, eine Massage, ein bisschen Sex, ein Lächeln von einer schönen Fremden. Wenn man diese Welt voll kleiner Wunder nach ein paar Tagen wieder ­hinter sich lässt, fühlt sich das Draußen zunächst fremd an. Freilich, man fühlt sich vielleicht ein w ­ enig ausgebrannt, hat ein wenig Schlaf nachzuholen, aber in ­jedem Burner bleibt etwas erhalten, man könnte sagen: eine Idee davon, wie die Welt auch aussehen könnte. afrikaburn.com

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STAUB FRESSEN

Was vor über vierzig Jahren als PR-Stunt begann, lockt heute Top-Rennfahrer aus allen Ecken ­A merikas in die Wüste von Las Vegas. Die eigentlichen Stars des Great American Off-Road Race, kürzer: Polaris RZR Mint 400, sind aber die Jungs, die an ihren eigenen Kisten schrauben. Text: Cole Louison  Bilder: David Harry Stewart

400 Meilen durch die Wüste von Nevada: so ziemlich das Härteste, was es an Härtetests für Mensch und Maschine in den USA gibt

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Rund 330 Teams ­standen am Start. 149 scheiterten unterwegs.


Sie zucken und heulen, fauchen und husten, knurren und br端llen. Es raucht. Manche Motoren verrecken einfach. Und springen nicht mehr an.

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Z wei Tage vor dem Start des Polaris RZR Mint 400, auch als Great American OffRoad Race bekannt, in Las Vegas, Nevada, sitzt Justin Park auf seiner Veranda in ­Encinitas, Kalifornien, und deutet auf den Truck in der Kieseinfahrt. „Du setzt dich da rein, setzt den Helm auf, gibst Gas, und es … es geht los“, sagt Park. „Ich kann das nicht anders beschreiben als: Es geht los.“ Er fährt sich mit der Hand über den Bürstenschnitt auf seinem Hinterkopf. „Schau ihn einfach an. Wie er dasteht.“ Mattes Schwarz, geduckte Karosserie, erhöhte Aufhängung, riesige Reifen: ­Dieser überzüchtete Ford Ranger XLT mit neuem V6 drückt mehr über die Leidenschaft dieses Ehemanns und IT-Spezia­listen auf der Veranda aus, als der je in eigene Worte fassen könnte. Park, 39, kaufte den Truck bei einem Autohändler am Ende der Straße und steckte mit seinem Team drei Monate Arbeit und 40.000 Dollar in den Wagen. Gerade werden die letzten Schrauben festgedreht. Das Polaris RZR Mint 400 ist ein ­Rennen für Amateure und Profis. Es geht um einen Haufen Geld und noch mehr Publicity. Über 300 Teams sind dabei, von amerikanischen Top-Profis bis zu blutigen Amateuren. Die zwei Lager sind leicht zu unterscheiden: Die Profis und ihre Teams tragen blankgeputzte Stiefel, Sonnenbrillen und einheitliche Overalls. Die Anhänger ihrer Trucks sind mobile Hochleistungs70

Die steinigen Straßen sind brutal. Aber es ist der Staub, sagen die Fahrer, der dich und deinen Wagen fertigmacht.

Werkstätten, praktisch überall kleben ­Sticker der Sponsoren. Die Ausrüstung der Amateure wirkt ein wenig improvisierter. Ihre Trucks sind, sagen wir, zweckorientiert. Beim Rennen werden Park und sein Copilot verstaubte schwarze Overalls mit weißen Streifen und Stiefel von ihrem Sponsor Osiris tragen. Andere SponsorenLogos sind in Handarbeit auf die Ärmel genäht. „Mint ist Kult“, sagt Park. „Wenn du dich hier gut schlägst, werden Sponsoren auf dich aufmerksam. Wenn du am Start stehst, weißt du: Dieses Rennen kann dein Leben verändern. Das macht natürlich Druck.“ Wenn er nicht gerade 48 Stunden vor dem größten Rennen seines Lebens steht, vollgepumpt mit Adrenalin, ist Park ein besonnener Mensch und drückt sich ­verständlich aus. Jetzt aber wirkt er ein

„Wenn du dich hier gut schlägst, kann das dein Leben verändern. Das weißt du. Und das macht natürlich Druck.“


bisschen wie ein gehetztes Tier. Was er sagt, sagt er mit diesem gedehnten süd­ kalifornischen Akzent, der an mittelmäßige Surf-Filme erinnert. Aber er bleibt dabei Ingenieur und sagt Sachen wie „Struktur ist die Voraussetzung für Teamerfolg“. „Mein Dad war 28 Jahre bei den Navy SEALs“, erzählt er. „Er war Teil des Unter­ wasser-Demo-Teams und arbeitete mit Jacques Cousteau am ersten UnterwasserAtemgerät. Jetzt bin ich dran, was Beson­ deres zu leisten.“ Das bedeutete für ihn zunächst, Dirt Bikes auf Pick-ups zu laden und offroad zu fahren – in den entlegensten Winkeln Kaliforniens, aber auch auf der Halbinsel Baja California in Mexiko. Als er von Bikes zu kleinen Trucks wechselte – „Dirt Bikes tun irgendwann zu oft zu weh“, sagt er –, begann er bald Rennen zu gewinnen. Er kam mit kleineren Sponsoren ins Gespräch und gründete gemeinsam mit einem Ge­ schäftspartner eine lokale Olivenöl-Firma, die er Baja Olive nannte. Seitdem trägt sein schwarzer Truck den Firmennamen. Ohne Baja gäbe es das Polaris RZR Mint 400 heute nicht. Die Halbinsel ist ein 750 Meilen langes Offroad-Mekka, und sie ist Austragungsort eines weiteren OffroadKlassikers: der Baja 1000. Der Erfolg des Rennens war so groß, dass Casino-Mogul Del E. Webb (1899 – 1974) so ein Rennen vor seinem eigenen Hotel, The Mint in Las ­Vegas, haben wollte. Das war die Geburts­ stunde des Mint 400.

Vater-Sohn- oder Vater-TochterTeams sind keine Seltenheit. Und die Amateure kämpfen mit den Profis um 10.000 Dollar Preisgeld.


MINT 400 IN ZAHLEN Oder: das Rennen, das Hunter S. Thompson literarisch verewigte.

1500

Wörter sollte die Story von GonzoJournalist Hunter S. Thompson für die gewünschte „Sports Illustrated“-Reportage lang sein.

15.000

wurden es dann, die er an die ­Redaktion schickte. Sie waren die Basis für „Fear and Loathing in Las Vegas“.

65.000

abenteuerlustige Fans waren in diesem Jahr beim Polaris RZR Mint 400 dabei.

149

Rennteams scha≠ten es nicht ins Ziel. 330 Teams nahmen ­insgesamt teil.

D

er Tag geht langsam zu Ende, aber Justin Park hat noch jede Menge zu tun. Er muss Ersatzteile besorgen und die Aufhängung justieren. Vor allem muss er seine Motorsport-Leidenschaft in die Stunden abseits von Arbeit und Familie zwängen. Parks Tag beginnt bei Sonnenaufgang. Er frühstückt in der Küche mit seiner Frau Mia, einer Zeitschriften-Redakteurin, und 72

Üblicherweise gibt es beim Rennen ­aus­reichend Grund zum Feiern.

geht dann zur Arbeit. In den nächsten neun Stunden schlägt er sich mit Com­ puterproblemen einer Design-Firma herum, während er Baja Olive am Laufen hält, Sponsoren umschmeichelt und ­Ersatzteile organisiert. Gegen sechs Uhr abends kommt er heim und taucht für Baja Olive eine Stunde in die sozialen Netzwerke. Nach dem Abendessen schlüpft er in den Overall und arbeitet am Truck. „Dann schrauben wir in irgendeiner Werkstatt … und irgendwann ist es schließlich Mitternacht, das Telefon ­läutet, und meine Frau fragt, ob alles in Ordnung ist“, erzählt er. Parks Team bringt die Türen am Truck an. James Oshea, 39, und Scott Breauxman, 47, sind erfahrene Offroader und seit einem Vierteljahrhundert mit Park befreundet.

Zwei Tage und viel Detailarbeit später lässt Park seinen neuen V6 auf einem Parkplatz hinter dem Gold Strike Resort & Casino unter einem kalten Wüstenmond aufheulen. Es ist fünf Uhr morgens am Tag des Rennens, als Park festgegurtet im Cockpit des verstärkten Führerhauses neben Oshea sitzt, der zum ersten Mal sein Copilot sein wird. „Okay, Jungs“, sagt Park dann. „Es geht los.“ Er tritt aufs Gas, lässt die Reifen quietschen und donnert den Hügel hinauf, wo sich die Rennwagen in einer langen Schlange vor dem Start anstellen – Trucks, Geländefahrzeuge, Strandbuggys, alte VW Käfer und Sand-Rail-Buggys, die aussehen wie Wüsten-Go-Karts auf Testosteron. Sie zucken und heulen, fauchen und husten, knurren und brüllen. Alles raucht wie verrückt. Manche Motoren verrecken schon vor dem Start und springen nicht mehr an. THE RED BULLETIN


Auch der beste Plan kann in der Wüste ­Nevadas in Rauch aufgehen. Nach Monaten minutiöser Planung verreckt der Truck des IT-Ingenieurs ausgerechnet wegen eines Computerfehlers.

Justin Park, Motorsport-Enthusiast

Beim Startversuch verabschiedet sich der Motor mit einem Knall ins Jenseits.

Jeweils zwei Wagen starten gleich­ zeitig. Das Signal gibt kein kesses PolarisRZR-Mint-400-Mädchen mit kurzem Rock und Flagge, sondern eine gewöhnliche Ampel. Schon nach kurzer Zeit hängt ­zäher Nebel aus aufgewirbeltem Sand über der Strecke. Es gibt 25 Klassen, die schnellste Zeit jeder Kategorie gewinnt. Mittels GPS wird THE RED BULLETIN

die Zeit gemessen, für Verstöße wie das Verlassen des Kurses gibt es Strafen. Die Berggipfel sind in ein intensives Morgenrot getaucht, als dann Justin Park am Start steht. Ein großgewachsener ­Offizieller mit orangefarbener Weste starrt auf sein Notizbrett, während sich Park bereitmacht, den Blick starr geradeaus, und schließlich mit kreischendem, grollendem Motor in einer Wolke aus Staub verschwindet. Den ersten Boxenstopp gut 50 Meilen nach dem Start erreicht er nie. Schon bald nach dem Start merkt Park, wie die Leistung nachlässt. Bei Meile 33 verreckt der Motor, startet noch mal, schleppt sich noch zehn Minuten weiter, um sich drei Meilen vor Boxenstopp Nr. 1 endgültig zu verabschieden. „Problem“ steht in Parks SMS ans Team, sofort brettert Breauxman mit ­seinem Allrad-Toyota über Dünen, Bachbetten und Kakteen, bis er Park und Oshea findet. Der Truck gibt da gerade mal ein trockenes Keuchen von sich, beim Startversuch verabschiedet sich der Motor mit einem Knall ins Jenseits. „Wir haben gerade den Typ angerufen, der den Motor gebaut hat“, sagt Oshea. „Darum bin ich aufs Dach gestiegen, dort oben hab ich Handy-Empfang.“ Und nach einer Pause, mehr zu sich selbst: „Wir ­haben Öl. Wir haben einen Zündfunken. Keine Ahnung, was es ist …“

„Es ist der Motor“, sagt Park fast ein wenig barsch. Er hilft Breauxman dabei, ein Abschleppseil an der vorderen Aufhängung anzubringen. Der lange Weg ­zurück beginnt. Park und seine zwei Mitstreiter nehmen weder an der Siegerehrung noch an einer jener berüchtigten Partys teil, denen das Mint einen nicht unwesentlichen Teil seines Rufs verdankt. Stattdessen trinken die drei Dosenbier im Hotel in Jean, Nevada, 30 Meilen vom Las Vegas Strip entfernt. Nachdem die erste Enttäuschung überwunden und das Rennen analysiert wurde, findet sich der Fehler wie vermutet im Motor. Ein Computerdefekt verhinderte eine ausreichende Treibstoffversorgung, erklärt Park zwei Wochen später, als er mit seiner Frau zu Hause ein BasketballMatch im TV ansieht. Der Rückschlag hat ihn nicht ent­ mutigt, ganz im Gegenteil. Gerade testet er den reparierten Truck und bereitet sich schon auf das nächste Rennen im August vor, das General Tire Vegas to Reno, eine Wüstenraserei über 525 Meilen. „Die Wüste hat dieses Mal gewonnen“, sagt er. „Aber das ist Racing. Es gibt immer ein nächstes Rennen. Es ist lang, es ist heiß, und jeder im Team muss alles geben, um das durchzustehen.“ Und nach einer Pause: „Wir haben das Ziel vor Augen. Darum geht es.“ themint400.com

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Der Geschmack tropischer Fr端chte. Die Fl端Gel von reD Bull.

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See it. Get it. Do it.

AC T I O N !

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TRAVEL 77

GEAR 79

WHEELS 80

CULTURE 82

HOW TO 84

TRAVEL

GRENZGÄNGER

Coasteering: die Küste extrem neu entdecken Wer die Küste aus einem neuen Blick­winkel kennenlernen will, lässt Surfbrett und Karabiner zu Hause: Beim Coasteering kehren Abenteuerhungrige zurück zum Ursprünglichen – und gehen auf Tuchfühlung mit Mutter Natur. Im Neoprenanzug trotzen sie der Meeresbrandung, springen von Klippen und queren schroffe Felswände ganz ohne Hilfsmittel.

EVENTS

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ACTION

TRAVEL WESTWALES

Schlägt Wellen: Coasteering in ­Pembrokeshire

Meer und mehr Surfen Mehr als 50 Strände und Wellen, die zu Großbritanniens besten zählen: Pem­ brokeshire ist ein Surfparadies, dessen Brandung man auf eigene Faust oder mit einem örtlichen Surftrainer in Angriff nehmen kann. surfdale.co.uk

Relaxen

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INSIDERTIPP

„FÜRS COASTEERING SOLLTEST DU ZIEMLICH FIT SEIN“, SAGT ROB SIMMS VON PRESELI VENTURE. „SCHLIESSLICH MUSST DU DURCH BIS ZU ZWEI METER HOHE WELLEN SCHWIMMEN. DA REICHT EIN BISSCHEN HUNDE­ PADDELN EINFACH NICHT MEHR.“

Westliches Wales (GBR) Cardiff Lust auf die walisische Küste gekriegt? preseliventure.co.uk

gehört zum Coasteering dazu“, erklärt Simms. „Pfeift einem der Wind um die Ohren, wird die Session erst richtig spannend.“ Coasteering ist aber nicht nur Abenteuer, sondern auch Naturerlebnis – i­nklusive der ansässigen Meeres­ bewohner wie schaulustiger Robben, die den Teilnehmern aufmerksam folgen. „Coasteering ist ein Erlebnis-Paket, eine extrem intensive Erfahrung“, sagt Brendan Rainsford, Student aus New Jersey, USA, der Coasteering während eines Wales-Trips zum ersten Mal ausprobiert hat. „Du lernst nicht nur dich selbst neu kennen. Sondern es lässt dich die Natur auch aus einer ganz ­neuen Perspektive sehen.“

Kosten Den Coasteering-Tag lässt man am besten bei einem Pint ausklingen. In der Gwaun Valley Brewery warten ungewöhnliche Brews wie das Blodwen Bitter oder das St Davids ­Special. gwaunvalley brewery.co.uk GETTY IMAGES, REX FEATURES (2)

Coasteering ist weltweit am Vormarsch: Von Portugal bis Neuseeland entdecken in den letzten Jahren immer mehr Abenteuerhungrige die Küstentouren mit dem Adrenalin-Extra für sich. Wer das Original erleben möchte, probiert ­Coasteering an seinem idyllischen ­Geburtsort aus: der zerklüfteten Küstenlandschaft von Wales. „Es geht kurz gesagt um alles, was ­einem die Eltern als Kind am Strand ver­ boten hatten“, sagt Rob Simms. Er ist Chef-Guide bei Preseli Venture in Pembrokeshire, wo die Erfolgsgeschichte von Coasteering in den 1990ern ihren Anfang nahm. „Man kämpft sich am Fuße der Klippen entlang – dort, wo die Brandung auf den Fels trifft. Dort geht’s richtig zur Sache.“ Eine typische Coasteering-Tour ­beinhaltet unter anderem, knifflige Felsformationen zu erklimmen, in ­Brandungshöhlen hineingespült zu ­werden und von schwindelerregend ­hohen Klippen zu springen. Es liegt auf der Hand, dass man d ­ afür eine gewisse ­Bereitschaft zum Kampf mit den ­Elementen mitbringen muss – umso mehr, wenn sich das britische Wetter von seiner rauen Seite zeigt. „Wir gehen bei so ziemlich allen Bedingungen raus, auch wenn’s mal ungemütlich wird. Das

Von der rauen Natur geht’s ins luxuriöse Bluestone National Park Resort mit Spa und Spitzenküche. Wem der Sinn nach noch mehr Abenteuer steht, der tobt sich beim Bogenschießen und im Hochseil­ klettergarten aus. bluestonewales.com

THE RED BULLETIN


ACTION

GEAR

KLEINE CHEATER

Mit cleveren Gadgets zum Performance-Bonus.

Gewicht auf vorderes bzw. hinteres Fuß­ polster verlagern, um zu beschleunigen res­ pektive abzubremsen. Das Board ist bis zu 30 km/h schnell!

ZBoard 2

Boarder und Pendler sparen mit diesem smarten elektrischen Skateboard Zeit und Energie. Einfach vorlehnen, um Fahrt aufzunehmen, und zurück­ lehnen, um zu bremsen. zboardshop.com

Hammerhead One

Dieses Navigations-Tool für Fahrräder passt auf die Lenkstange, verbindet sich mit dem Smartphone und gibt mit intuitiven Farb-LEDs die Route vor.  hammerhead.io

Ampy Move

Diese tragbare Kraftzelle wandelt Bewegungsenergie in Strom um und sorgt dafür, dass dem Smartphone unterwegs nicht der Saft ausgeht. getampy.com

THE RED BULLETIN

Roccat Tyon

Unumstrittener Herrscher des virtuellen Schlachtfelds: vollgepackte Gaming-Mouse mit 14 programmierbaren Tasten und 2-WegeDaumen-Schalter.  roccat.org

Withings Activité Pop

Neue Technologie trifft auf zeitloses Design in diesem Fitness-Tracker, der neben Lauf- auch Schwimm- und Schlafdaten analysiert. Die ­Batterie hält acht Monate lang.  withings.com

Jabra Sport Pulse

Mit diesen drahtlosen Ohrhörern inklusive In‑Ohr-Pulsmesser und Quick-Tap-Wiedergabe­ funktion sind die Zeiten des Kabelsalats end­ gültig vorbei.  jabra.co.uk

HTC RE

Die Ähnlichkeit zum Periskop ist gewollt, der neue Blickwinkel ebenso: Die RE-Kamera kommt ohne Sucher aus und sendet Videos direkt ans Smartphone.  recamera.com

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ACTION

GEAR

POLE-POSITION

Von der Rennstrecke aufs Handgelenk Hanhart Racemaster GTF Er war Fixstarter bei so ziemlich jedem großen Motorsportevent der 1960er und 1970er: der Zeitnehmer mit Klemmbrett in der einen Hand und einer Stoppuhr von Hanhart in der anderen. Der deutsche Uhrenhersteller, einst Stammgast am ­legendären Nürburgring, ist für sein Naheverhältnis zum Rennsport bekannt. Mit der Racemaster GTF besinnt man sich bei Hanhart nun der großen Vergangenheit: Der Chronograph vereint ­einen klassischen Look (das Farbschema in Anthrazit/ Orange und das KalbslederUhrenband orientieren sich am Design der Boliden dieser Ära) mit hochmoderner Technik. Das Ergebnis? Eine Uhr, die so charismatisch, aber nicht annähernd so empfindlich ist wie ein fünfzig Jahre alter Rennwagen. Das verdankt sie ihrem ­robusten 45-Millimeter-­

Gehäuse aus HDS-Pro®Stahl, der mit einer Härte von annähernd 700 Vickers hundertfach kratzfester ist als herkömmlicher Edelstahl. Einige bewährte Dinge ändern sich jedoch nie: ­Hanharts charakteristische Flyback-Funktion, mit der man den Chronographen mit nur einem Knopfdruck anhält, zurücksetzt und neu startet, ist freilich weiterhin mit an Bord. hanhartchrono.com

Der markante Flyback-­ Drücker geht zurück auf Hanharts Chronograph von 1940, den Luftwaffenpiloten im Zweiten Weltkrieg trugen. Der Legende zufolge bepinselte eine O∞ziersfrau den Drücker mit rotem ­Nagellack und machte ihn so unverwechselbar – ein Detail, das für Hanhart bis heute charakteristisch ist.

NEED FOR SPEED Stylische Uhren mit klassischer Motorsport-Aura

Chopard Mille Miglia GTS Chrono Seit 1988 sponsert Chopard die Mille ­ iglia Storica, das Oldtimer-TraditionsM rennen in Italien. Die aktuelle uhrgewordene Hommage kommt mit bewährtem ETA-7750-Valjoux-Uhrwerk, 44-mm-Edelstahlgehäuse und Kautschukarmband mit 60er-Dunlop-Reifenprofil.  chopard.com

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Certina DS Podium Big Size Chronograph – WRC Limited Edition Die Präzision des o∞ziellen Zeitnehmers der FIA World Rally Championship steckt auch in diesem Modell: Das PrecidriveWerk des auf 5000 Stück limitierten Edelstahl-Chronographen geht auf die Hundertstelsekunde genau.  certina.com

Frédérique Constant Vintage Rally Healey Chronograph Die lange und erfolgreiche Zusammen­ arbeit des Schweizer Uhrmachers Frédérique Constant mit Healey ­beschert den Fans der britischen Sportwagen 2015 zwei spezielle „Vintage Rally“-Modelle: in Edelstahl oder Gold. frederique-constant.com

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ACTION

WHEELS

MOTORMERCH Mit mehr Style auf die Straße

Suzuki Clothing Suzukis neue Kollektion umfasst Isle-of-ManTourist-Trophy-Klamotten, GSX-R-, Katana- und Hamamatsu-T-Shirts und -Hoodies plus „spirited“ und „engineered for life“-T‑Shirts. globalsuzuki.com Donkervoort D8 GTO: Selten war etwas kleines Schwarzes so verführerisch.

STRIP SHOW

Der neue Donkervoort, wie Gott ihn schuf

LUUK VAN KAATHOVEN (2)

Ob man reine Performance sucht oder einfach nur Blicke (neidisch/bewundernd/sehnsüchtig, bitte ankreuzen) auf sich ziehen will: Der Donkervoort D8 GTO Bare Naked Carbon Edition kann beides. Das Leichtbau-Modell des holländischen Herstellers wird seit 2013 produziert und schafft mit Audi-Motor (340 bis 380 PS) und weniger als 700 Kilo Leergewicht die 100 km/h in 2,8 Sekunden. Das reicht, um Bikern Angst zu machen. Bei der Bare Naked Carbon Edition ändert sich an der Leistung bis auf das Weglassen von ein paar Kilo Farbe nichts. Der wahre Reiz liegt im Ästhetischen: Das ist der Wagen, mit dem Darth Vader zum Track Day kommen würde. Das Material-Generalthema lautet: Kohlefaser. Der Stahlrohr­ rahmen des D8 GTO ist mit Carbon-Komposit-Paneelen verklebt, und alle Kohlefaserkomponenten werden mit einer UV-Lackschicht matt, glänzend oder mit Farbakzenten nach Kundenwunsch überzogen. Liebe zum Detail bis in die äußere und innere Verkleidung, herrlich, das ganze Auto wirkt wie aus einem riesigen Kohlefaserblock gefräst. Für Performance-Enthusiasten, die wirklich sehen wollen, was sie fahren.  donkervoort.com

Nackte Zahlen: von 0 auf 100 in 2,8

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MUSTANG WANTED Ein Upgrade für den großen Klassiker

Porsche Car Connect für Apple Watch Mit Porsches neuer Apple Watch App können Besitzer Türen öffnen und sperren, Fenster hochfahren und den Stellplatz wiederfinden. Wer einen Plug-in-Hybrid fährt, checkt zusätzlich den Ladestatus. itunes.com

Barbour für Land Rover

Wem der Donkervoort einen Hauch zu extrem (oder auch zu teuer) ist, der findet im neuen Ford Mustang den idealen Performance-Wagen. Mit den 310 PS der 2,3-Liter-EcoBoost-Version legt man einen sehr schönen Schwerpunkt auf die Vernunft (6,7 l pro 100 km), und wenn es drauf ankommt, schafft man 100 km/h in unter sechs Sekunden. Für Schlagzeilen sorgt aber die Topversion: 5,0 l V8 GT, 4,8 sec von 0 auf 100 km/h, bitte sehr. Natürlich verbraucht der GT Kraftstoff in einem Umfang, der Nichtamerikaner zusammenzucken lässt, aber das macht ja auch den Charme eines Muscle-Cars aus – das liebliche Gurgeln eines großen V8 trifft einen Nerv, wie keine Turbo-Trickserei es je könnte.  ford.com

Diese zwei britischen Marken machen schon länger gemeinsame Sache in puncto Leder und Handwerkskunst. In der Herbst/Winter-Kollek­ tion 2015 findet sich jetzt auch Rugby-inspirierte Winterkleidung. barbour.com


ACTION

CULTURE Mann fürs Grobe: Tom Cruise macht seine Stunts am liebsten selbst.

KAMPF DER TITANEN

Iron Man gegen Captain America

„Mission: Impossible“ hält Tom Cruise jung. Und umgekehrt. Für „Mission: Impossible – Rogue ­Nation“ schlüpft Tom Cruise zum fünften Mal in die Rolle des IMF-(Impossible Mission Force-)Agenten Ethan Hunt, diesmal führt er sein Spionage-Team (Jeremy Renner, Simon Pegg und erstmals Rebecca Ferguson) in den Kampf gegen die Terrororganisation Das Syndikat. Der aktuelle Auftritt verschafft Cruise Mitgliedschaft im exklusiven Club jener Filmschauspieler, die ein und dieselbe Hauptrolle fünfmal oder öfter spielten. Das haben neben Hugh Jackman, der Wolverines Klauen siebenmal wetzte, nur Sean Connery und Roger Moore geschafft, die James Bond in je sieben Kinoabenteuern verkörperten. Cruise’ Jagd hat ja viel mit 007 ge­ mein, etwa den Hang zu Gadgets oder Weltreisen oder das erstaunliche Talent, sich und den Rest der Welt im allerletzten denkmöglichen Moment vor dem Untergang zu bewahren. Im Box-O∞ceVergleich mit dem britischen Superspion behauptet sich Hunt übrigens prächtig (wenn man den Milliarden-Dollar-Glücksfall „Skyfall“ beiseitelässt). Was ist das Erfolgsgeheimnis der unlösbaren Aufgaben? Koproduzent

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Cruise hält an einer bewährten Formel fest: Er wählt für jeden Film einen neuen Regisseur (für „Rogue Nation“ ist es Christopher McQuarrie, der schon bei „Jack Reacher“ mit Cruise arbeitete). Und er fährt bei Stunts und Szenen noch größere Geschütze auf als die Konkurrenz: Diesmal klebt Cruise an der Außenwand eines Frachtfliegers – ein Stunt, den sich der mittlerweile doch schon Dreiundfünfzigjährige vergangenes Jahr nicht nehmen ließ. Außerdem beweist er seine Action-Fähigkeiten bei der Fahrt im neuen BMW M3 durch Casablanca und beim Abseilen von der Wiener Staatsoper. Dank Guy Ritchies Verfilmung der 60er-TV-Serie „The Man from U.N.C.L.E.“ und „Spectre“, dem bereits 24. Bond-Abenteuer, herrscht aktuell starke Action-Konkurrenz an den Kinokassen. Aber Cruise wird sich auch in dieser Mission behaupten. „Mission: Impos­ sible – Rogue Nation“: ab 30. Juli weltweit in den ­Kinos; mission­ impossible.com

ZURÜCK AUF DER BÜHNE

Denis Leary und sein Rock-Comeback „Sex&Drugs&Rock&Roll“ ist Titel und Programm jener zehnteiligen ComedySerie, die eben in den USA angelaufen ist. Denis Leary („Rescue Me“, „The Amazing Spider-Man“) spielt einen 50-jährigen Frontmann, dessen Band sich vor 25 Jahren aufgelöst hat, kurz vor Erreichen ewigen Starruhms. Sein Drogenkonsum und sein Hang, mit den Freundinnen der Bandmitglieder zu schlafen, waren daran nicht unbeteiligt. Jetzt bringt er die Band wieder zusammen, um an glorreiche Zeiten anzuschließen. Nach der erfolgreichen Pilotfolge, die Leary selbst schrieb, bestellte FX eine komplette Staffel, und obwohl die Geschichte des RockComebacks ausgelutscht ist, scheint Leary ganz talentiert im Füllen von neuem Wein in alte Schläuche zu sein. denisleary.com

BO BRIDGES

DER HUNT-STUNT

Nächsten Mai kommt mit „Captain America: Civil War“ die dritte Welle der Marvel-Verfilmungen in die Kinos. Wie der Titel andeutet, geht es zwischen Chris Evans’ Supersoldaten und seinem gepanzerten Avenger-Kollegen Iron Man (Robert Downey, Jr.) im Kampf um Sanktionen gegen Superhelden zur Sache. (Iron Man ist dafür; der Captain sagt: no way.) Interne Meinungsverschiedenheiten gibt es auf der Kinoleinwand seit „Avenger: Age of Ultron“, in den Comics zanken sich die zwei Helden ja schon seit der ersten „Civil War“-Ausgabe 2006. Seitdem hat Marvel eine Comic-Neuauflage der „Civil War“-Geschichte angekündigt, in der das Duo erneut das Marvel-­ Universums spaltet. Welche Seite wohl gewinnt?  marvel.com


ACTION

CULTURE

THE PLAYLIST DEATH CAB FOR CUTIE

SCHUHQUIZ

Wer heute als Popstar gelten will, braucht auch sein eigenes SneakerModell. Anlässlich der heiß erwarteten Reebok-Treter von Rap-Ikone Kendrick Lamar, die nächsten Monat erscheinen, ein kleines Quiz: Welcher Star hat welchen Schuh ­designt?

Ben Gibbards Karriere begann mit Liebeskummer: Als seine Freundin ihn 1997 verließ, schrieb der US-Amerikaner für sie eine Handvoll Herzschmerz-Songs. Auf Umwegen landeten diese bei einer Plattenfirma, die ihn unter Vertrag nahm und ermunterte, eine Band zu gründen. So entstanden Death Cab for Cutie. Mit seinen emotionalen Gitarrenhymnen traf Gibbard (Mitte) den Zeitgeist der Nuller-Jahre, seine Band ist heute eine der erfolgreichsten Indie-Rock-Gruppen der Welt. Vor kurzem veröffentlichten Death Cab for Cutie ihr achtes Album „Kintsugi“. Welche Songs Gibbard dabei inspirierten, erzählt der Achtunddreißigjährige hier.  deathcabforcutie.com

A

Prince

Francis and the Lights

„When Doves Cry“

„Like a Dream“

„Mit diesem Song machte Prince die LinnDrum populär – einen Drum-Computer, den auch wir auf der neuen Platte häufig ein­ setzten. Um mehr über seinen metallischen Klang zu lernen, analysierten wir das Stück. ­Obwohl während der Strophe nur der Drum-Computer spielt, hört man Melodien. Sprich: Das Stück trotzt allen Regeln des Pop und ist trotzdem ein Klassiker. Genial!“

„Unser Produzent Rich Costey spielte mir diesen Song während der Aufnahmen vor. Ich war auf Anhieb begeistert von seiner schlichten Schönheit. Als ich ­daranging, das Album fertigzu­ stellen, hörte ich mir das Stück oft zur Inspiration an. Ich ver­ suchte meine Songs genauso ­ungezwungen klingen zu lassen. So, als wären sie mir aus dem Weltraum zugeflogen.“

Michael Jackson

Sharon Van Etten

„Beat It“

„Every Time the Sun Comes Up“

„Ich liebe den Beat dieses Songs. Weil er ein wenig hinkt. Und ge­ nau diese kleine Unsauberkeit macht das Stück so packend und tanzbar. Dieses Element ver­ suchten wir auch in unsere Rhythmen einzubauen. Unser Trick: Wir kombinierten bei ­vielen Songs Drum-Computer mit echtem Schlagzeug-Sound. Dadurch klingen die Stücke treibend und organisch zugleich.“

„Sharon ist die Beste. Niemand schreibt so bewegende Harmo­ nien wie sie, ihr Gesang ist phäno­ menal. Die Art, wie sie Silben dehnt, wie sie ihre Stimme leicht zum Kratzen bringt, kommt ge­ rade bei diesem Stück besonders gut zur Geltung. Bei unseren neuen Songs hatte ich nicht die Absicht, ihren Stil zu kopieren, versuchte aber genauso viel Gefühl in meinen Gesang zu legen.“

WE ARE THE RHOADS

„Lay Back in the Sun“ „Diesen psychedelischen RockSong von 1995 hatten wir bei Studio-Sessions ständig im ­Hinterkopf. Seine reißende Kraft ist eine Blaupause für unser ­neues Album. Wenn unser Bassist Nick (Harmer; Anm.) gerade ­keine gute Idee hatte, schickte ich ihn mit diesem Song in den Nebenraum und sagte: ‚Komm erst zurück, wenn du eine Melodie hast, die nach Spiritualized klingt.‘“

THE RED BULLETIN

C

D

Bon Iver

KLINGT KLAR

Mark Ronson

HRT dSp

Für Hi-Fi-Fans war Musikhören am Smart­ phone bislang keine Option. Auch nicht mit Luxus-Kopfhörern und besten AudioDateien. Der Grund: Mobiltelefone sind standardmäßig mit schwachen SoundProzessoren ausgestattet. Hier setzt die­ ser fingergroße USB-Klangwandler an: Ans Smartphone angesteckt, ersetzt er den eingebauten Chip und ermöglicht so klaren Hi-Fi-Sound für unterwegs. hirestech.com

Kanye West

Slash Auflösung: A  Kanye West (Adidas) B  Bon Iver (Keep) C  Slash (Supra) D  Mark Ronson (Gucci)

Spiritualized

B

81


ACTION

HOW TO

EIN SCHIFFSWRACK BERGEN

1

Am 6. November 1942, rund 1500 Kilometer vor der Westküste Afrikas, versenkte das deutsche U-Boot U-68 die SS „City of Cairo“, ein britisches Passagier-Dampfschiff, das im Krieg als Versorgungsschiff diente. Nachdem der deutsche Kapitän sein U-Boot auftauchen ließ, sah er Überlebende in Rettungsbooten und deutete ihnen mit den Worten „Gute Nacht – und Verzeihung, dass ich Ihr Schiff versenkt habe“ den Weg Richtung Land. Im September 2013 fand das Team von John Kingsford, dem CEO der Bergefirma Deep Ocean Search, das Wrack der „City of Cairo“ und begann mit der Bergung der Fracht von 100 Tonnen Silbermünzen im Wert von knapp 50 Millionen Euro – in einer bisher unerreichten Tiefe von 5150 Metern.

Geduld

„Die Bergung der ‚City of Cairo‘ wurde über Jahre vor­ bereitet. Bereits 1984 wussten wir von der besonderen Fracht des Schiffs. Damals hatten wir aber nicht die Mit­ tel, das Schiff aufzuspüren, es lag einfach zu tief. Also mussten wir warten. Was man braucht, um bei uns neu anzufangen? Sinn für Humor, allein um den finanziellen und technischen Druck unserer Arbeit auszuhalten.“

2

Spürsinn

4

„Jedes Projekt beginnt mit dem Durchforsten von Ar­ chiven in aller Welt, etwa in Transport- oder Versiche­ rungsunternehmen. Oder wir erhalten einen Hinweis auf ein Schiff. Wir folgen der Spur der Fakten, und irgendwann landen wir beim Besitzer. Manche sind ziemlich überrascht, wenn wir an ihre Tür klop­ fen und sagen: ‚Wussten Sie, was Ihnen in diesem Schiff vor hundert Jahren verlorenging?‘“

Professionalität

„Das Vermessungsschiff fertigt mittels Hochfrequenz-Sonar eine Karte vom Schiffswrack und der Umgebung an. Mit die­ ser beginnt das Bergungsteam die Suche, in einem größeren Schiff, mit schwerem Gerät und Raum für hunderte Tonnen Material. Sie schicken fernge­ steuerte Unterwasserfahrzeuge runter, die die Schiffswand öffnen und sich große Teile der Fracht schnappen.“

Beharrlichkeit

„Wir verwenden alle erdenk­ lichen Daten, um die Lage des Schiffs herauszufinden. Es gibt dafür Computermodelle, aber wir bevorzugen Seekarte und Bleistift. Unser Suchschiff lokalisiert dann vor Ort mittels Langstrecken-Sonar das Wrack. Das kann bloß ein paar Stunden, aber auch Monate dauern.“

82

Begeisterung

„Wir haben in den letzten fünf Jahren 14 Bergungen gemacht und zumeist nur Kupfer und Zinn gefunden. So was passiert, das muss man akzeptieren. Bei der Bergung der ‚City of Cairo‘ nahm ich meinen damals neunjährigen Sohn mit nach Kapstadt, wo das Bergeschiff andockte. Allein die­ ser Ausflug brachte uns gut zehn Tonnen an Silbermünzen, das war richtig geil. Ich bin mir nicht sicher, wer von uns zu diesem Zeitpunkt der kleine Junge war.“

THE RED BULLETIN

MARK THOMAS

3

5


WWW.PROJEKT-SPIELBERG.COM

24.–30. AUGUST 2015

LABRASSBANDA HAZMAT MODINE • SKOLKA

DJANGO 3000 • HMBC • GANKINO CIRCUS

HERBERT PIXNER PROJEKT • DA BLECHHAUF’N • U.V.M. Tickets unter WWW.PROJEKT-SPIELBERG.COM


ACTION

EVENTS

António Félix da Costa, 23: schneller Portugiese im BMW

DTM – WAS IST DAS?

Voller Fokus: Mattias Ekström, 37, im Audi

Spielberg für Insider

Das Kürzel steht für Deutsche Tourenwagen Masters (nein, nicht „Meisterschaft“) und ist eine reine Prototypen-Serie: Die Autos sehen zwar aus wie Serien-PKW, haben mit ihnen aber nichts zu tun. Reinrassige Renntechnik steckt unter dem Carbon-Kleid von Audi RS 5, BMW M4 und Mercedes C Coupé. Jede Marke stellt acht Fahrer, die sich während der Saison auf acht Strecken matchen. Pro Wochenende werden zwei Rennen gefahren: eines am Samstag, eines am Sonntag. Im Vergleich zur Formel 1 gibt sich die DTM betont zuschauerfreundlich: Autogrammstunde und Pitwalk sind traditionell Teil des ­Wochenendprogramms. Hochkarätig auch die Rahmenrennen: In der F3 Europameisterschaft sieht man die Formel-1-Stars von morgen bei der Arbeit, während beim Porsche Carrera Cup Deutschland und dem Audi Sport TT Cup Freunde handfesten Türschnallenrubbelns auf ihre Kosten kommen. DTM in Österreich, 31. 7. – 2. 8., Red Bull Ring, Spielberg; www.projekt-spielberg.com

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THE RED BULLETIN


JÜNGSTE SIEGER „EXTREM LÄSSIG“

Rookie Lucas Auer ist der Local Hero beim DTMGastspiel am Red Bull Ring in Spielberg. Kennst du den Red Bull Ring aus der Fahrerperspektive? Ja, ich war schon mit der Formel BMW und der Formel 3 hier. Die Strecke liegt mir. Die ersten drei Kurven sind technisch schwierig, danach kommt der schnelle Teil, in dem du Mut brauchst. Ich bin richtig gern hier. Wann warst du zum ersten Mal in Spielberg? 2012 als DTM-Zuschau­ er. War extrem lässig, ein gutes Rennen mit vielen Überholmanövern, wie eigentlich immer hier. Und drei Jahre später fahre ich selber DTM … War der Umstieg vom ­Formel-Auto auf den Touren­ wagen schwer? Der größte Unterschied ist das Brem­

Lucas Auer, 22, Tiroler in der DTM

sen: Während du im F3 immer aggres­ siv sein musst, gibt es im DTM-Auto mehrere Varianten. Das ist für einen Rookie das Schwierigste. Deine Erwartungen? Unser Auto ist konkurrenzfähig, aber ich bin neu. Natürlich will ich zeigen, was ich kann. Du bist lange Zeit im Ausland gefahren. Die Rolle als Local Hero ist neu für dich. Eher Ansporn oder Belastung? Ich freue mich wahnsinnig darauf! Darauf habe ich hingearbeitet. Kommen die Fans an dich heran? Kein Problem. Beim Saisonauftakt habe ich mehr Autogramme geschrie­ ben als in meiner gesamten Karriere zuvor. Und in Spielberg werde ich diesen Wert wohl verdoppeln. Welche Marke wird vom Streckenlayout bevorzugt? Mercedes. Die langen Geraden und die Turns 2 und 3 sollten uns liegen. Die Favoriten? Mein Mercedes-Teamkollege Robert Wickens war im Vorjahr schon sehr stark. Edoardo Mortara im Audi habe ich ebenfalls auf der Rechnung. Kriegst du eigentlich noch Tipps von deinem Onkel Gerhard Berger? Wir sprechen von Rennen zu Rennen. Beim reinen Autofahren werden die Tipps weniger, aber in der Arbeit mit den Technikern ist sein Input nach wie vor immens wertvoll.

PHILIP PLATZER/RED BULL CONTENT POOL(2), IMAGO(4)

CHASSIS DTM-Autos dürfen 1100 kg wiegen. Motorhaube, Kotflügel etc. bestehen aus Carbon.

Der von Audi gekom­ mene Kanadier schenkte BMW gleich im ersten Jahr in der Serie den ­Titel – in einem Herz­ schlag-Finale gegen Mercedes-Mann Gary Paffett (GBR).

Mike Rockenfeller

Die Technik der DTM-Autos im Detail Das mächtige Ding ist für alle Autos gleich. Dreimal pro Runde darf man die Überholhilfe DRS betätigen.

2012

Bruno Spengler

2013

DACH-GESCHOSS HECKFLÜGEL

Alle Champs der letzten drei DTM-­ Saisonen

MONOCOQUE

MOTOR

Carbon schützt den Fahrer selbst bei schweren Un­ fällen. Der Tank ist in die Sicherheitszelle integriert.

V8-Saugmotor mit 4 Liter Hubraum und 500 PS. Ein Aggregat hält die gesamte Saison.

Ein einsamer Audi vor zwei BMW und drei Mer­ cedes: Der Deutsche mit dem englischen ­Namen beendete bloß das Saisonfinale nicht in den Top Ten. Wirklich souverän!

2014

Marco Wittmann

REIFEN Einheitsreifen von Hankook. 2015 gibt es keine zwei Mischungen mehr.

THE RED BULLETIN

AUSPUFF

BREMSEN

Die Sidepipes sind laut und spektakulär, heizen das Cockpit allerdings stark auf.

Carbon mit optionaler Wasser­kühlung. Jeder Fahrer bekommt drei Sätze – pro Saison.

GETRIEBE Sechs Gänge, Schaltwippen. Die einzelnen Gänge sind fix, nur die Endübersetzung darf angepasst werden.

Der Vorjahressieger am Red Bull Ring holte sich auch den Titel: Der deutsche BMW-Mann Wittmann ist in seiner erst dritten DTM-Saison amtierender Titel­ verteidiger.

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ACTION

EVENTS

LUKAS PILZ/RED BULL CONTENT POOL, HOUSETRIBECA.COM, ELEKTROSANNE, MARC VAN SWOLL

The man to watch: der Schweizer TopDownhiller Nick Beer

17. – 19. 7. iXS Swiss Downhill Cup Talstation Rothornbahn, Lenzerheide Nach dem Auftaktsieg des Schweizers Martin Frei in Morgins folgt in Lenzerheide der zweite von vier Stopps der wichtigsten schweizerischen Downhill-Rennserie. Die besten nationalen Fahrer ­sowie internationale Top-Stars jagen von der Rothornbahn-Mittelstation Scharmoin (1910 Meter) über die Straightline. Die 2000 Meter lange und mit Sprüngen verschärfte Strecke führt 460 Höhenmeter talabwärts. Die Profis brauchen dafür knapp drei Minuten. Mit am Start: Nick Beer, der ­aktuell beste Schweizer in der Downhill-Weltrangliste (Platz 18 bei Redaktionsschluss). ixsdownhillcup.com

26. – 29. 8. Zürich Openair 2015 Festivalgelände Glattbrugg, Zürich

23. – 26. 7. Hellaherb

Pflichttermin für Freunde smart kombinierter Line-ups: Bei der fünften Ausgabe des urbanen Musikfestivals treffen u. a. Englands Garagenrocker The Libertines auf die deutschen BassGiganten Seeed. Das Spektrum elektronischer Musik reicht von Tüftler Paul Kalkbrenner bis zum Party-Großmeister Skrillex. www.zurichopenair.ch

Paraclub Beromünster, Neudorf Beim größten Skydive-Event der Schweiz zeigen 150 Fallschirmspringer vier Tage lang ihre besten Stunts im Frei- und Formationsflug. Gefeiert wird abends (am Boden) mit DJ-Sets und BBQ. www.hellaherb.ch

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Topstar: Skrillex legt in Zürich auf.

THE RED BULLETIN


SAVE THE DATE

1. – 6. 9. Electrosanne Verschiedene Bühnen, Lausanne

Sechs Tage lang ver­ wandelt eines der größten europäischen Elektro-­ Musikfestivals das Stadtzentrum von Lausanne in eine Partymeile. Auf zwei Freiluftbühnen und in fünf Clubs treten internationale und lokale Stars auf. Highlights: die Minimal-Künstler Mount Kimbie (Freitag auf der Red Bull Music Academy Stage), die russische Produzentin Nina Kraviz und Techno-DJ Marcel Dettmann (u. a. ResidentDJ in den Berliner Kultclubs Ostgut und Berghain). electrosanne.ch

Weitere Pflicht­ termine in den nächsten Wochen

29

Juli Castle On Air Festival

Nina Kraviz be­ ehrt Lausanne.

25. 7. Swiss Alpine Marathon

5. – 15. 8. Locarno Film Festival

Davos und Bergün Laufklassiker mit Wahlmöglichkeit: Vom Halb- über den Bergbis zum Ultramarathon (76,1 Kilo­ meter über 2500 Höhenmeter) ist für jede Fitness-Stufe der richtige Bewerb dabei. ­Anmeldung: swissalpine.ch

Piazza Grande, Locarno Das Autorenkino-Festival hat ­bereits Talente wie Spike Lee und Stanley Kubrick gefördert. Stargast diesmal: Edward Norton. Bis zu 8000 Zuseher besuchen die Open-Air-Screenings in der ­Innenstadt.  www.pardolive.ch

Windsurfer erobern den Silvaplanersee.

9. – 16. 8. Engadinwind Silvaplanersee, Oberengadin Wassersport-Gipfeltreffen: Am Silvaplanersee steigen innerhalb einer Woche der Eurocup im Windsurfing, die Swiss Surfing Championships und der Engadin Surfmarathon. Highlight: das „Best of 3“, bei dem Kiter, Windurfer (u. a. der 40fache Weltmeister Bjørn Dunkerbeck) und Segler in Teams gegeneinander antreten.  engadinwind.ch

Musik-Leckerbissen: Auf der 700 Jahre alten Burg Castelgrande treten Komponist Goran Bregovic´ (u. a. Filmmusik für Bosniens RegieStar Emir Kusturica) und die Songwriterin Carmen Consoli auf. 29. – 31. 7., Burg Castelgrande, Bellinzona

23. – 26. 7. Omega European Masters Golf-Club Crans-sur-Sierre

1

August Ausstellung: John Waters Der exzentrische USRegisseur wurde in den Siebzigern mit der „Trash-Trilogie“ berühmt. Das Kunsthaus Zürich zeigt 35 kleinund großformatige Fotos Waters’ und seine plastischen Arbeiten. 1. August bis 1. Novem­ ber, Kunsthaus Zürich

Auch wenn die Omega European Masters in Crans noch nicht zur Ryder-Cup-Qualifikation für 2016 zählen: Das Feld ist bereits ge­ spickt mit Cup-Kandidaten. Sergio García (ESP), Lee Westwood (GBR) und Victor Dubuisson (FRA) haben ­ihren Start zugesagt, ebenso das US-Enfant-terrible Patrick Reed. Sie alle treffen sich auf einem der ungewöhnlichsten Kurse der Euro­ pean Tour: Die Höhenlage – 1500 Meter – lässt die Bälle speziell weit fliegen, dazu ist der Kurs eher kurz und forciert aggressives Golf. Das Publikum – 50.000 Zuschauer werden erwartet – kommt somit garantiert auf seine Kosten. omegaeuropeanmasters.com

6

August „Highway to Hellas“ Geniale Kino-Satire mit aktuellem Bezug: ein deutscher Bankmanager reist nach Griechenland, um die Bonität eines Kreditnehmers zu prüfen – und erlebt sein blaues Wunder. Mit Christoph Maria Herbst („Stromberg“). Kinostart: 6. 8.

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20 ORTE, THE RED BULLETIN BUCKET LIST

die wman sportlich erlebt haben muss

RIO DE JANEIRO

GETTY IMAGES, CORBIS

HÄNGEGLEITEN Die Stadt am Zuckerhut ist der Hotspot für Hängegleiter. Wer es zum ersten Mal ausprobieren möchte, bucht am besten einen Tandemflug. Von der Pedra-BonitaRampe in 520 Meter Seehöhe gleitet man mit herrlichem Ausblick über das weltweit größte städtische Waldgebiet (Floresta da Tijuca), zauberhafte Strände und sanfte Hügel. Gelandet wird an der Praia (= Strand) do Pepino – ein perfekter Ort, um sich nach dem F­ lugerlebnis im Atlantik zu erfrischen. UND SONST: Brasilien hat eine ausgeprägte Surf-Tradition. Einsteigern sei die Praia da Macumba empfohlen. Wer Action sucht, ist am Grumari-Strand richtig.

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Seattle in Washington paart ­Großstadt-Flair mit purer Natur.

SEATTLE GROSSSTADT-WANDERN Die Großstadt im Nordwesten der USA präsentiert sich vielfältig: klare Seen, in 45 Minuten erreichbare Skigebiete, großartige Natur. Früher militärischer Außenposten, ist der 2,16 km² große Discovery Park ein Wanderparadies. Von einfachen 5-Kilometer-Schleifen bis hin zu ausgedehnten Touren rund um den Puget Sound mit ­seinen verzweigten Buchten ist alles ­dabei. Highlight: die Sonnenuntergänge über den Olympic Mountains. UND SONST: Pflichtprogramm für jeden Nirvana- und Kurt-Cobain-Fan: die Ausstellung im Experience Music Project, ­einem der besten Musikmuseen der USA.

INNSBRUCK MOUNTAINBIKEN Der Nordkette-Singletrail hat mit einem herkömmlichen Bikepark wenig gemein: über 1000 Höhenmeter, extrem steil (bis 36 Grad Gefälle), brutal schwierig (Steilkurven, Wurzelpassagen, Felsvorsprünge). Die Strecke ist von der Natur geformt und nur leicht nachbearbeitet, um sie überhaupt fahrbar zu machen. Immerhin ist der Start leicht zu erreichen: einfach unten im Tal in die Seilbahn, oben aussteigen – und los geht’s.

MTB-Profis wie Tom ­Öhler lieben den ­trickreichen ­Nordkette-Singletrail.

UND SONST: Im Winter ist der Gipfel des Hafelekars (2334 m) Ausgangspunkt für ein unvergleichliches Freeski-Erlebnis mit Blick über Tirols Hauptstadt.

UVEX P1US Pro Mit rund 490 Gramm der leichteste Hartschalenskihelm, der je konstruiert wurde

OHAKUNE SKIFAHREN AM VULKAN Schon mal auf einem aktiven Vulkan (zuletzt 2007 ausgebrochen) Ski gefahren? Der Ruapehu (2797 m) nahe der Kleinstadt Ohakune auf Neusee­lands Nordinsel ist ein beliebter Tages­ausflug für Bewohner Aucklands und Wellingtons. 14 Liftanlagen stehen zwischen Juni und Oktober bereit. UND SONST: Die Schneeschmelze verwandelt den Rangitikei River in eine Grad-5-Wildwasser-Challenge.

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SAN CARLOS

wie Grauwale, Delphine und Seelöwen ­heimisch. Ein besonderes Schauspiel: die SEGELN Cinemascope-Sonnenuntergänge, wenn Die Stadt auf der Baja California in Mexiko der Himmel in Pink und Orange erstrahlt bietet Segelfreunden exzellente Reviere. und sich die Farben verschwenderisch im Einsteiger erfreuen sich an den ruhigen Ozean spiegeln. Bedingungen im Golf von Kalifornien. Wer es rauer liebt, kreuzt auf dem offenen UND SONST: Wer sich für Salsa-Tanzen Pazifik. An Bord sollte man die Augen offen ­interessiert, sollte am Abend in der angehalten: Vor den Gewässern von San Carlos sagten Salsa Beach Bar vorbeischauen. Kulinarischer Genuss: die Meeresfrüchte. sind jede Menge Meeressäugetierarten THE RED BULLETIN


HAMBURG

MELBOURNE

BUNGEE-JUMPING

SUPERBIKE-SCHULE

Ein Bungee-Abenteuer der etwas anderen Art: Nach dem Aufstieg auf den „Big Blue“ – einen 250-Tonnen-Krankoloss – werden Adrenalin-Junkies zunächst mit einer grandiosen Aussicht auf den gesamten Hamburger Hafen belohnt, ehe es aus 50 Meter Höhe im freien Fall in Richtung Elbe geht. Auch Kurzentschlossene sind willkommen: Die Anmeldung und der Sprung sind am selben Tag möglich, die Vorbereitungen dauern nur 90 Minuten.

Nur zwei Autostunden südlich der City von Melbourne liegt Phillip Island, eine der bekanntesten Motorradstrecken der Welt. MotoGP-Stars wie Casey Stoner oder Valentino Rossi zähl(t)en die austra­ lische Strecke zu ihren Favoriten. Dank der California Superbike School können sich auch Normalsterbliche kurzzeitig als Rennfahrer fühlen. Nach einer technischen Einführung in die knapp 200 PS starken BMW-Bikes und wichtigsten Strecken­ passagen geht es mit Vollgas auf die rund 4,5 Kilometer lange, hügelige Rennstrecke.

UND SONST: Die Alster ist ein geniales Paddelrevier mitten in der City. Empfehlung: SUP-Board ausleihen und die vielen Seen und Nebenflüsse erkunden.

UND SONST: bei „Prancing Horse“ einen 570 PS starken Ferrari 458 Italia mieten und zum Lunch ins Yarra Valley – eine zauberhafte Weinregion – cruisen.

KAPSTADT KITESURFEN Im Sommer weht fast täglich Kapstadts berühmter Südostwind und zieht damit zahlreiche Kitesurf-Begeisterte an. Die flachen, warmen Gewässer von Langebaan sind bei Wochenendausflüglern ebenso beliebt wie bei Downwind-Freaks. Die ­wahre Challenge beim Big Air oder Wave Riding gibt’s bei Milnerton und Blouberg. Entscheidender Pluspunkt von Blouberg: Der Wind bläst parallel zum Strand und erlaubt so ein Spielen mit den Shorebreaks. Nicht umsonst findet hier jeden Februar der Red Bull King of the Air statt. UND SONST: Wanderschuhe anziehen und den Tafelberg erkunden – mit oder ohne Hilfe der Gondelbahn.

MOOV Der Fitnesstracker verbessert Bewegungen, etwa beim Schwimmen, Radfahren, Golfen.

BEND TRAIL-RUNNING Über 80 Kilometer Traillaufstrecken ­stehen zur Verfügung – von Straßen in der charmanten Innenstadt und schmalen Pfaden in den Cascade Mountains oder entlang des Deschutes River bis hin zu weitläufigem Gelände in den umliegenden Steppenlandschaften. 300 Sonnentage jährlich tragen dazu bei, Bend im Bundesstaat Oregon unter die Top Ten der ­lebenswertesten US-Städte zu hieven. UND SONST: Trinkfestigkeit voraus­ gesetzt, sollte man sich den „Bend Ale Trail“ nicht entgehen lassen – eine ­Brauerei-Tour mit 14 Stationen.

ANNECY PARAGLEITEN Rund um die ostfranzösische Stadt in den Alpen herrschen perfekte Aufwinde. ­Anfänger fliegen rund um den See von Annecy, Profis können von hier sogar den Mont Blanc oder Grenoble ansteuern. UND SONST: Bestelle im „The Roster“ den „Patriot Burger“ … deftig, mit ­französischem Raclettekäse.

Kitesurfer lieben Kapstadts verläss­ lichen Südostwind.

CORBIS, TOM BAUSE, ALAN VAN GYSEN

LA PAZ GOLFEN Dank dünner Luft am höchsten Golfplatz der Welt (3291 m) in Ecuador werden selbst Hobbygolfer zu Longhittern. UND SONST: ein Ausflug über die 65 Kilometer lange Yungas-Straße (einspurig, mit ­steilen, ungesicherten Abhängen), die gefährlichste Straße der Welt.

THE RED BULLETIN

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Pulas Amphitheater dient als Bühne des Dimensions Festival.

PULA

WIEN

SOMMER-FESTIVALS

WAKEBOARDEN

2006 fand an Kroatiens Küste ein Elektronik-Musikfestival vor 300 Besuchern statt. Heute sind es an die 30, die jeden Sommer über 100.000 Tänzer aus aller Welt an­ locken. Die Gründe: Strand, Sonne, Schiffpartys und spektakuläre Konzertlocations wie das Amphitheater und Felshöhlen.

Die Donau macht Österreichs Hauptstadt zum beliebten Wassersportgebiet für Schwimmer, Ruderer oder Segler. Wer mehr Action sucht, nutzt die insgesamt 832 Meter lange Wakeboard-Anlage vor der Wiener Donauinsel, auf der Luftstände bis zehn Meter erreicht werden können. Dazu gibt’s Kicker und ein Pipe Double Roof mit Wall. Ab Juni finden regelmäßig zweistündige Schnupperkurse statt.

HIGHLIGHTS: Fresh Island Festival (15. – 17. 7., Zrc´e), Soundwave (6. – 10. 8., Tisno), Dimensions (26. – 30. 8., Pula).

UND SONST: Kletterhalle Wien mit 600 m² Boulderfläche, 16 Meter Slackline-­ Parcours und Weltcup-Kletterwand.

DURBAN SURF SKIING QUIKSILVER AG47 Performance ­Ultraleichter ­Neoprenanzug für die ­wärmeren ­Surfgegenden

Die schmalen, rund fünf Meter langen ­Kajaks sind in Südafrika beliebt. Das ­warme Wasser und die leicht zugängliche Küste des Indischen Ozeans sind ideal für ausgedehnte Touren. Zahlreiche Paddelschulen zeigen Anfängern die Kniffe, wie man mit den kippeligen Booten hinter die Short Waves gelangt und dann entlang der „Golden Mile“ mit den Wellen spielt. UND SONST: Zum Surfen braucht’s kein Meer. Das Wave House besitzt die größte künstliche stehende Welle des Landes.

CORK

SURFEN

KALTWASSER-SURFEN

Die südwestfranzösische Stadt ist Europas Surf-Mekka. An der Grande Plage und der Côte des Basques (besonders beliebt bei Longboardern) tummeln sich das ganze Jahr über lokale Wellenreiter und internationale Top-Rider.

Surfen ist hier Ganzjahressport, obwohl entlang der schroffen südirischen Atlantikküste die Wassertemperaturen selten über 15 Grad steigen. Dafür wird man durch endlose Sandstrände und ganz­ jährig anspruchsvolle Wellen entschädigt.

UND SONST: Besuche das „La Ruche ­Moderne“ – ein Museum, das sich histo­ rischen Motorrädern und Kunst widmet.

UND SONST: Aufwärmen kann man sich hinterher bei einem Pint Guinness in ­einem der zahlreichen lokalen Pubs.

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DAN MEDHURST, GETTY IMAGES

BIARRITZ


LONDON WILDWASSERPADDELN Kanu fahren wie ein Olympionike? Im vom Stadtzentrum schnell erreichbaren Lee Valley White Water Centre (Schauplatz der Kajak- und Canadier-Slalombewerbe bei den Olympischen Spielen 2012) ist das möglich. Dort befindet sich die künstlich angelegte, 300 Meter lange Wildwasserstrecke mit Grad-4-Slalomkurs. Also: ­Kanus oder Rafting-Boote ausborgen und sich den reißenden Stromschnellen stellen. Übrigens: Von 16. bis 20. September werden hier die ICF-Kanu-Slalom-Weltmeisterschaften ausgetragen. UND SONST: Am Old Spitalfields Market probiert man die preisgekrönten Fish and Chips. Auch nicht fehlen darf der Besuch eines Klassikers in Shakespeare’s Globe.

BERLIN CLUBS & PARTYS Als Stadt, die niemals schläft, hat Berlin New York den Rang abgelaufen. Mit über 300 Nachtclubs und 7000 Bars ist das nächtliche Angebot größer als in jeder anderen Metropole. Viele UndergroundSchuppen wie das Berghain (in einem ehemaligen Heizkraftwerk im Ortsteil Friedrichshain, gilt als derzeit weltbester Techno-Club) haben von Freitagabend bis Montagmorgen durchgehend geöffnet. Und wer selbst dann noch nicht genug hat, findet garantiert ein paar Straßen weiter eine Party nach der Party. UND SONST: Schau im Plattenladen Hard Wax vorbei. Und übernachte im bei Künstlern beliebten Hotel Michelberger, wo auch viele der großen DJs absteigen.

CANCÚN

XX

EDITOR

ILLUSTRATOR

CENOTE-TAUCHEN

PARIS

Die Halbinsel Yucatán im Golf von Mexiko ist berühmt für ihr türkises Meer, tropische Urwälder, Maya-Ruinen und Partys nonstop. Unter der Erdoberfläche ­verbirgt sich für Taucher ein weiteres N ­ atur-Juwel: ein einzigartiges, kilometerlanges Unterwasserhöhlensystem mit süßwassergefüllten sogenannten Cenoten. Besonders spektakulär: „Dos Ojos“ (übersetzt: zwei Augen) in Tulum und die Cenote „Ik Kil“ (zwei Stunden Fahrzeit von Cancún). Angenehm: Die Wassertemperatur beträgt ganzjährig rund 25 Grad, die Sicht im kristallklaren Wasser ist fantastisch.

BOULDERN

UND SONST: In der Thai Lounge gibt es ausgezeichneten Fisch, Meeresfrüchte und Cocktails. Serviert wird in kleinen Stelzenbungalows auf dem Wasser.

UND SONST: Im Juli und August wird ein Abschnitt des rechten Seine-Ufers in ­einen urbanen Sandstrand verwandelt – mit Bars, Palmen und Liegestühlen.

Nur 50 Kilometer südlich von Frankreichs Hauptstadt liegt die Wiege des BoulderKletterns. Im 25.000 Hektar großen Wald von Fontainebleau, einem der größten zusammenhängenden Waldgebiete Westeuropas, gibt es bizarre Sandsteinformationen, auf denen 1947 der erste Boulderparcours entstand. Durchnummeriert und farblich gekennzeichnet, weist er „Pro­ bleme“ in unterschiedlichen Schwierigkeiten auf. Imposant: Insgesamt stehen über 15.000 Boulder zur Verfügung.

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R E A D BULL

Zirbitzer

Geboren 1962 in Wien. Studium an der Akademie der ­bildenden Künste in Wien. Slupetzky hat sich als Grafiker und ­Illustrator bewährt, als Lehrer, Schauspieler, Bühnen­ autor („Sau-Bär und Schwein-Igel“), Dramatiker (von Werken Stefan Zweigs und Arthur Schnitzlers), Musiker (Auftritte mit der schwarzhumorigen Wienerliedcombo Trio Lepschi) und Schriftsteller (bekannt vor allem durch seine preisgekrönten und zum Teil verfilmten Krimis um Ex-Polizist ­Leopold Wallisch, ­genannt „der Lemming“) – und ist d ­ amit ein rares Multitalent. ­Slupetzky passt in keine Schub­ lade: Wohl auch deshalb ist er Mitbegründer des Vereins zur Verwertung von Gedankenüber­ schüssen, dessen vereinseigenes Museum Nonseum heißt.

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THE RED BULLETIN

STEFAN SLUPETZKY

Stefan Slupetzky

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an sollte auch einmal den Zirbitzer erwähnen, diesen Teufelskerl, der sich seinen Platz in den Annalen der großen Pioniere wie kein anderer erkämpft hat. Mögen ihm Pokale und Medaillen auch versagt geblieben sein, so zählt der Wille doch fürs Werk, und was den Willen anbelangt, so konnten ihm die anderen nicht das Wasser reichen. Seine Jugendsünden (wie er sie ja selbst einmal bezeichnete) markieren in seiner Vita das Prinzip einer kathartischen Verirrung, einer reinigenden Wüstenwanderung, an deren Ende Milch und Honig fließen. Denn im Grunde war der Zirbitzer ein Spätberufener: In einem Alter, wo die meisten Menschen mit dem Auskühlen beginnen, wärmte er sich überhaupt erst auf. Er tänzelte in die Arena, ließ die Muskeln spielen. Er scharrte in den Startlöchern. Der Geist der Sechziger, der seine Sozialisation bestimmt hatte, war leider alles andere als segensreich gewesen. Nicht nur, dass man damals noch ohne Gewissensbisse Alkohol und Zigaretten konsumieren durfte, auch das von den Medien gemalte, von den meisten Halbwüchsigen nachgeahmte Heldenbild trug liederliche, zügellose Züge. Glänzte denn James Bond, der seinen flotten Körper mit geschüttelten Wodka Martinis, One-Night-Stands und Chesterfields in Schuss zu halten pflegte, nicht weit mehr durch seinen aufsässigen Intellekt als durch sein mittelmäßiges Kung-Fu? Das Ideal des muskelstrotzenden Zwei‑Meter-Recken war passé, die Zeit des Pazifismus und der Pilzköpfe, der freien Liebe und der noch viel freieren Studentenpolitik war angebrochen. Niemand konnte sich dem unheilvollen Sog entziehen. Auch Zirbitzer geriet geradewegs in eine Sackgasse: Er inskribierte an der Universität. All die verlorenen Jahre! All die fruchtlosen politischen ­Debatten in verrauchten Kellerstuben: Trotzki oder Marx? Adorno oder Horkheimer? Das ging zumeist die ganze Nacht bis in den frühen Morgen so: Garfunkel oder Simon? Haschisch oder Gras? Natürlich setzte Zirbitzer ein Bäuchlein an. Von seinen ­Leberwerten ganz zu schweigen. Was ihn vor dem endgültigen körperlichen Niedergang bewahrte, war (und hier vermeint man schon den ersten Hinweis auf sein Alterswerk zu wittern) die „Apollo 11“-Mission im Juli 1969. Trotz des fragwürdigen Hinter­ grunds (das imperialistische Amerika eroberte den Mond) saß Zirbitzer im Wirtshaus vor dem Fernsehapparat. Er war gebannt, elektrisiert, er konnte seine Augen nicht vom Bildschirm wenden. Dabei waren es nicht die unförmigen Astronauten, die ihn faszinierten, nein, die Raumfahrtspezialisten im Kontrollzentrum in Houston hatten es ihm angetan: anämische, nervöse Männchen, die mit Krankenkassenbrillen und durchgeschwitzten Hemden auf die NASA-Monitore starrten. Diese Leute, dachte Zirbitzer, sind hier die eigentlichen Helden! Jahrelanges Studium in ­Hörsälen und Laboratorien, endloses Brüten über chemischen, kinetischen und astronomischen Problemen: lernen, rechnen, hadern, scheitern, experimentieren, aufs Neue kalkulieren und letztlich – triumphieren! Neil Armstrong mochte zwar im Mittelpunkt der Handlung stehen, doch sein lunares Tänzchen konnte Zirbitzer nicht wirklich überzeugen. Armstrong war in seinen Augen auch nur ein Trabant, genau wie der, auf dem er eben seine tollpatschigen

JULIA MAETZL

Von Stefan Slupetzky


R E A D BULL

Zirbitzers erste Traingseinheit: drei Kniebeugen. Schritte machte. Galt es nicht vielmehr den Puppenspielern nachzueifern als der Marionette? War es nicht die Wissenschaft, die all das erst ermöglicht hatte? Armer, dickköpfiger Zirbitzer. Nachdem er eine halbe Ewig­ keit mit Weltverbesserungsphantasien vertrödelt hatte, fällte er die nächste Fehlentscheidung: Er, der schon so lange an der Uni inskribiert war, fing nun an, tatsächlich zu studieren. Und zwar wie ein Besessener. Mit Haut und Haaren ließ er sich vom Moloch der Gelehrsamkeit verschlingen. Sieben Doktortitel später (Medizin, Physik, Chemie und – gleichsam als Reminiszenz an seine lebensfremde Jugendzeit – Soziologie, Philosophie, Ethnologie und Kunstgeschichte) musste Zirbitzer sich eingestehen, dass er schon wieder auf das falsche Pferd gesetzt hatte. Obwohl er mittlerweile 69 war, hatten sich weder Ruhm noch Reichtum bei ihm eingestellt. Im Gegenteil, die schillernden Facetten seines Wissens waren so breit gestreut, dass sie einander regelrecht paralysierten. Anders ausgedrückt: In seinem kahlen Schädel war der kalte Krieg des Geistes aus­ gebrochen. Hätte er nicht nebenher den Taxischein gemacht, vermutlich hätte er sein Leben in der Gosse ausgehaucht – am Ende wäre er womöglich wieder bei der Politik gelandet. Dass das Schicksal noch ein spätes Einsehen mit ihm hatte, war dem Taxischein geschuldet. Endlich war er in der Welt des sogenannten kleinen Mannes angekommen, unterhielt sich mit den Fahrgästen, las Zeitungen und hörte Radio. Es war wie ein Erwachen. Ein Erwachen, das sich anfühlte wie ein Geboren­ werden, wie ein Sprung in eine ungekannte Dimension. Verblüfft gewahrte Zirbitzer den Anbruch eines neuen Zeitalters mit neuen, makellosen Helden. Denn im Mittelpunkt des allgemeinen Inter­ esses standen nunmehr Lichtgestalten, denen man nicht nur im Kino oder auf dem Mond begegnen konnte, sondern ganz entspannt im Hier und Jetzt! Adrette, wohlgeformte Menschen, die sich ohne jede Zufuhr schädlicher Substanzen, ohne jedes Wälzen schädlicher Gedanken einer ebenso vergnüglichen wie edlen Sache widmeten: dem Sport. Und welcher Art von Sport!

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ie baumelten an einem kleinen Finger ungesichert in der Steilwand oder stürzten sich in Flügelanzügen von Berg­ gipfeln, sie trudelten im Wildwasser durch unwegsame Cañons oder ließen sich von Bleigewichten 100 Meter in die Meerestiefe ziehen. Es waren unverzagte Desperados, die die Mausefalle ohne Airbag und den Nanga Parbat (oder war es der Mount Everest?) ohne Sauerstoffgerät bezwangen. Die vor allem anderen sich selbst bezwangen! Zirbitzer, der alte Haudegen, verspürte plötzlich eine nie gekannte Kühnheit. Er trat auf das Gaspedal und steuerte den Wagen (einen schwarzgrauen Mercedes Baujahr 1969) über eine rote Ampel. Noch am selben Abend machte er sich an die Planung eines Unterfangens, das ihn wie den Phönix aus der Asche seines arm­ seligen Daseins steigen und die bisherigen Leitfiguren der post­ modernen Hochleistungskultur wie Stümper dastehen lassen würde. Er durchdachte alle technischen Notwendigkeiten, über­ THE RED BULLETIN

schlug die Kosten, stellte eine Liste möglicher Sponsoren auf und konzipierte ein spezielles, seinem (zugegeben: leicht arthritischen und etwas schwabbeligen) Körper angemessenes Aufbautraining. Einen Monat gab er sich, um die erforderlichen staatlichen Genehmigungen einzuholen, fünf weitere, um die Presse für sein Vorhaben zu interessieren, diverse Apparaturen zu bauen und sich halbwegs in Form zu bringen. Dann, an seinem siebzigsten Geburtstag, würde er 1. a n einem Bündel Heliumballons (angeblich gab es die im Baumarkt) fünfundvierzig Kilometer in die Stratosphäre hochsteigen. Der gültige Rekord war leicht zu überbieten, lag er doch bei lächerlichen 41.419 Metern. 2. sich (am besten über dem in Oberösterreich gelegenen Traunsee, dem mit 191 Metern tiefsten österreichischen Gewässer) ausklinken und unter Ausführung diverser Schrauben, Rollen und Salti (der zu brechende Rekord war noch zu eruieren) ins Wasser stürzen.

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irbitzer litt unter Schlafapnoe, konnte also – selbst im Traum – minutenlang die Luft anhalten. Er beschloss daher, das Abenteuer ohne teures Sauerstoffgerät zu absolvieren und damit eine ganze Reihe zusätzlicher Best­ leistungen aufzustellen. Er würde gleichsam auf den Nanga ­Parbat (oder war es der Mount Everest?) spucken! Überschall­ geschwindigkeit! Apnoe-Tauchrekord! Ein Kinderspiel bei der Beschleunigung: Freitauchen bis zum Grund des Traunsees! Seine erste Trainingseinheit brachte er umgehend hinter sich: drei Kniebeugen. Das schmerzte in den eingerosteten Gelenken. Zirbitzer geriet ins Schwitzen und entschied, es sei das Beste, sich zum Abschluss dieses denkwürdigen Tages noch ein warmes Bad zu gönnen. Während er das Wasser in die Wanne laufen ließ, bemerkte er ein – wohl vor Jahren gekauftes – Päckchen Badesalz ganz oben auf dem Wandregal neben dem Boiler. Ein gestählter Körper, überlegte er, will nicht nur pausenlos geschunden, sondern manchmal auch verwöhnt sein. Kurz ent­ schlossen holte er die Leiter aus dem Abstellraum und stieg die Sprossen hoch. Mag sein, dass er tatsächlich nur das Badesalz herunterholen wollte. Möglich aber auch, dass ihn ein jugendlicher Übermut ergriff (man denke nur an Ikarus) und er mit voller Absicht sprang. Wir können es nicht mit Bestimmtheit sagen. Zirbitzer fiel rücklings in die Badewanne. Seine linke Schläfe krachte hart gegen den Wasserhahn, und es war einzig seiner unerschütterlichen Willenskraft gedankt, dass er noch eine Weile bei Bewusstsein blieb. Ein sanfter Glanz drang durch das dampf­ beschlagene Fenster, durch das blutgetränkte Wasser. Zirbitzer sah Millionen Sterne – Rote Riesen, Weiße Zwerge –, ehe er in einem schwarzen Loch versank. Das Weltall. Unendliche Weiten. Sicherlich, der Ruhm so mancher anderer Himmelsstürmer blieb dem armen Zirbitzer verwehrt. Die Glorie des Pioniers erkämpfte er sich allemal. Er gab sich seinem Traum auch noch im Zustand der Apnoe hin – so lange, bis sein letzter Atemzug verbraucht war. Marianengraben, dachte Zirbitzer, nicht Traunsee.

READ BULL Lesevergnügen im Red Bulletin: Jeden Monat widmet ein namhafter Autor unseren Lesern eine Kurzgeschichte. Diesmal ist es der Wiener Stefan Slupetzky, das Multitalent unter Österreichs Autoren. Slupetzkys aktueller Kriminalroman „Polivka hat einen Traum“ (Rowohlt ­Taschenbuch) ist mehr Realsatire als Thriller, weil auf beängstigende Weise mit dem wahren Leben verwandt.

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„Mein Motto: Mehr Luftstand heißt mehr Spaß.“ Nasser Al-Attiyah ist ein sportliches Allround-­ Talent. Der Katarer gewann die Rallye Dakar 2011 und 2015. Dazwischen holte er Olympia-Bronze bei den Spielen in London (2012, im Tontaubenschießen). Derzeit fährt der Vierundvierzigjährige wieder Offroadrennen in der Wüste. Und brilliert im Geländewagen-Weitsprung.

DIE NÄCHSTE AUSGABE DES RED BULLETIN ERSCHEINT AM 11. AUGUST 2015. 98

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MARIAN CHYTKA/RED BULL CONTENT POOL

DUBAI, VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE, 8. April 2015

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