The Red Bulletin August 2017 - DE

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DEUTSCHLAND

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

SO WIRST DU

TEST-PILOT

Unsere Reportage aus der Mojave-Wüste

SO BESIEGST DU DEINE ANGST

SO WIRST DU

STERNE-KOCH Tim Raue lernt

genießen auf die harte Tour

35 MUST-HAVES FÜR EINEN GEILEN

SOMMER

EXKLUSIV:

KLETTER-GOTT

ALEX HONNOLD VERSCHIEBT DIE GRENZEN DEINES POTENTIALS

AUGUST 2017 € 2,50




CONTRIBUTORS

EDITORIAL Wie man Angst besiegt. Und genießen lernt.

Der Fotograf aus Los Angeles ist berühmt für seine ikonischen Wildwest-Motive und eine kompromisslose Arbeitsweise. „Ich bin am liebsten inmitten der Action“, sagt Krantz, der sich für unsere Reportage übers Testpiloten-Training in der Mojave-Wüste etwa in eine Canyon-Spalte abseilte – und am Seil hängend die Düsenjäger im Tiefflug fotografierte. SEITE 24.

Jonas Holthaus

Das Shooting mit Tim Raue genoss der Berliner Porträt-Fotograf (u. a. „Stern“, „Rolling Stone“, „SüddeutscheMagazin“) zunächst professionell – „Raue war entspannt, locker, kooperativ, extrem angenehm zu arbeiten“ – und dann privat: „Nach dem Termin servierte Raue drei Gänge seiner Signature Dishes. Ich habe in meinem Leben nicht besser gegessen.“ SEITE 5 4.

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Viel Spaß beim Lesen! Die Redaktion RAINER HOSCH (COVER)

Jim Krantz

Kollegen verglichen seine Leistung mit der Mond­ landung, die „New York Times“ schrieb von einem „Traum abseits der menschlichen Vorstellungskraft“: Anfang Juni bezwang der Amerikaner Alex Honnold als erster Mensch die legendäre Felswand El Capitan in Kalifornien über die Freerider Freerider­Route im Free­Solo­ Stil. 1000 Höhenmeter in unter vier Stunden. Ohne Kletterpartner, ohne Seile, völlig ungesichert. Wie Honnold mit dem Risiko eines Absturzes umgeht und wie man dank seiner Ratschläge Angst im Alltag besiegt, lesen Sie in unserer Titelstory ab Seite 38. Spitzenleistungen ganz anderer Art liefert der Berliner Weltklassekoch Tim Raue. Der ehemalige Fußball­Hooligan Hooligan und gnadenlose Workaholic über über­ raschte unseren Interviewer gleich mit folgender Aussage: „Ich muss erst lernen, zu genießen.“ Wie Raue das anstellt, erfahren Sie ab Seite 54.

THE RED BULLETIN


seat.de/ibiza

Die besten Momente kann man nicht planen. Start moving. Der neue Ibiza.

Abbildung zeigt Sonderausstattung.

Einer fĂźr die spontanen Momente im Leben. Mit seinen vielen AusstattungsmĂśglichkeiten bist du auf alles vorbereitet. Und mit der sportlichen FR-Variante siehst du sogar extra gut dabei aus. Worauf wartest du? Start moving.


INHALT August

Life and Style Beyond the Ordinary

10 Präzision: die Anatomie eines 12 14 15 16 18 20 21 22

Formel-1-Boxenstopps „Game of Thrones“-Heldin Sophie Turner im Gespräch Dieser Elektro-Antrieb macht dein Skateboard schneller. Fünf Triathlon-Tipps vom Profi So gelingt das perfekte Konzert-Foto. Hollywoods unbekannter Charakter-Mime, den jeder kennt Die Yoga-Meisterin für Hipster Das Bike der Zukunft Räucherspeck selber machen

GUIDE

Get it. Do it. See it. 76 Die Red Bull TV-Highlights

der kommenden Wochen

78 Gisbert L. Brunner wählt 80 82 90 96 98

die Uhren des Monats. Save the Date: Termine zum Vormerken Unsere Auswahl: neue Gadgets für den Mann von Welt Marcel Reifs allmonatliche Fußball-Kolumne Impressum Makes You Fly: der ActionMoment des Monats

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KATHERYN WINNICK

spielt die Kriegerin Lagertha in der Erfolgsserie „Vikings“. Im Red Bulletin-Interview verrät die Kanadierin, wie man im wahren Leben Ziele erreicht.

64 CHRISTIAN CLOT

Auf Expedition mit dem Schweizer Forscher in den Iran, nach Sibirien, nach Patagonien und an den Amazonas.

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THE RED BULLETIN

MIKO LIM, LUCAS SANTUCCI ET ZEPPELIN, JIM KRANTZ

BULLEVARD


FEATURES

24 Nerven aus Stahl

Zu Gast in der Mojave-Wüste: in der einzigen zivilen Testpilotenschule der Welt.

38

Kletterndes Genie

46

Katheryn die Große

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Interview: Tim Raue

60

Der Sound-Guru

64

Leiden für die Wissenschaft

Die erste Free-Solo-Besteigung von El Capitan machte den Amerikaner Alex Honnold zur Legende. Begegnung mit einem, der Angst anders wahrnimmt. In „Vikings“, der erfolgreichen TV-Serie, spielt Katheryn Winnick eine Kriegerin. Ihre Leidenschaft für Kampfsport war genau die rechte Vorbereitung dafür. Vom Hooligan zum Spitzenkoch: wie Workaholic Raue das Genießen lernt. Als Produzent der Red Bull Studios Berlin hilft Christian Prommer MusikSuperstars, ihre kreativen Blockaden zu lösen. Porträt eines Geburtshelfers. Der Schweizer Christian Clot reiste in vier der menschenfeindlichsten Gebiete der Erde, um herauszufinden: Wie reagiert unser Gehirn auf Extremsituationen?

24 TESTPILOTEN

Zu Besuch in der Mojave-Wüste in Kalifornien, wo angehende Testpiloten Düsenjäger außer Kontrolle bringen.


VERFÜGBAR AUF: ITUNES, AMAZON, VIMEO ON DEMAND UND GOOGLE PLAY


BULLEVARD

JOHN RUSSO/CONTOUR/GETTY IMAGES

LIFE

&

STYLE

ANDY SERKIS: „MEIN JOB LÄSST KEINE EITELKEIT ZU. “ SEITE 18 THE RED BULLETIN

BEYOND

THE

ORDINARY

Der weltweit bekannteste Performance-CaptureSchauspieler kehrt als Affenanführer Caesar zurück – in „Planet der Affen: Survival“.

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BULLEVARD

Standgas

Ein Formel-1-Boxenstopp besteht aus Präzision, Teamwork und Timing. Nachdenken verboten, nicht mal einen Augenblick lang.

WUNDER DER BOXENGASSE

1

Und weg in 2,33 s

Kaum zu glauben, aber es gab Formel-1-Zeiten, als Mechaniker Sprit mit Kanister und Trichter nachfüllten. Heute ist der Boxenstopp ein Kunstwerk an Ef Effizienz. 2017 haben breitere, schwerere Reifen die Boxenstopps zwar verlangsamt (unvergessen der 1,92-Sekunden-Allzeit-Rekord von Red Bull Racing beim US-GrandPrix 2013, der 2016 von Williams in Aserbaidschan egalisiert wurde). Die 2017erBestmarke liest sich dennoch gewaltig und gehört wieder Red Bull Racing: Beim Großen Preis von Russland brauchte Max Verstappen nur 2,33 Sekunden. redbullracing.com

1 7

1 REIFEN HINTEN

Drei Crew-Mitglieder für jeden Reifen: Einer nimmt das Rad ab, ein anderer bringt das neue, der dritte löst und fixiert per Schlagschrauber die Mutter.

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THE RED BULLETIN


4 WAGEN­ HEBER VORNE

Der schwenkbare Wagenheber ermöglicht es dem Mann am Gerät, noch vor Ende des Stopps seitlich wegzutauchen und den Wagen per Knopfdruck zu senken.

2

3

5 FRONTFLÜ­ GEL RECHTS

Wie auf der linken Seite: ein Mann für Flügel- und Nasenanpassungen, ein weiterer als Support, wenn Flügel oder Nase getauscht werden müssen.

4 6 REIFEN VORNE RECHTS

GETTY IMAGES/RED BULL CONTENT POOL JUSTIN HYNES

5

6

2 REIFEN VORNE LINKS

Die gleiche Crew-Konstellation wie bei allen anderen Reifen. Vorteile bringt die Technik – Schlagschrauber werden intern entwickelt, oft selbst gefertigt. THE RED BULLETIN

Noch mal drei Mann. Schlüsselmoment beim Wechsel: die Radmutter lösen und festschrauben. Die Teams arbeiten hart am perfekten Gewinde-Design, das die Mutter schnell öffnen und schließen lässt und nicht klemmt.

7 STABI­ LISATOR

Kontrolliert die Balance, während Wagenheber das Auto anlupfen.

3 FRONTFLÜGEL LINKS

Flügel-Anpassungen während des Rennens sind üblich, etwa um das Handling zu verbessern. Nach Kollisionen werden Flügel und Nase auch ganz getauscht.

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CONTOUR/GETTY IMAGES

RÜDIGER STURM

Sophie Turner: bereits mit drei auf der Bühne, mit vierzehn Debüt bei „Game of Thrones“

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THE RED BULLETIN


BULLEVARD

T Sophie Turner

Keine Figur in „Game of Thrones“ macht so viel durch wie Sansa Stark. Dar­ stellerin Sophie Turner gesteht vor dem Start von Staffel 7, dass sie viel dar­ aus gelernt hat – außer Kaffee kochen.

„NIEMAND SCHAFFT ES, MICH AN­ ZULÜGEN“

THE RED BULLETIN

he red bulletin: Sie waren vierzehn, als Sie vor mehr als sechs Jahren bei „Game of Thrones“ ein­ stiegen. Welchen Rat wür wür­ den Sie der Sophie Turner von damals geben? sophie turner: Einen ähn­ lichen, wie ihn Sansa Stark ihrem jüngeren Ich geben würde: Wach auf. Schau nicht durch eine rosa Brille auf die Welt. Hör gut zu und nimm deine ganze Umgebung in dich auf. Du wirst von allen Leuten, denen du begegnest, etwas lernen. Und wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, wirst du all diese Lektionen nutzen können. Sie haben die Welt durch eine rosa Brille gesehen? Das nicht, aber ich würde mir selbst raten: Schau gut hin, saug alles ein und entwickle dich weiter. Außerdem: Geh nicht davon aus, dass alles selbstverständlich ist. Es gibt aber auch noch andere Dinge, die ich an Sansa inspirierend finde, vor allem ihre Stärke und Unabhängigkeit. Mich hat das dazu motiviert, die Kon­ trolle über meine Karriere zu ergreifen. Ich will mich in kreative Entscheidungen ein­ klinken und die Richtung mei­ nes Lebens selbst bestimmen. In der letzten Staffel fing Sansa allerdings an, die Leute zu manipulieren … Sie hat eben von den Besten der Besten gelernt. Denn sie muss ja auch herausfinden, wer ihr gegenüber loyal ist. Wissen Sie, auf wen Sie sich verlassen können? Ich kann Menschen ziemlich gut lesen. Im Großen und Ganzen schafft es niemand, mich anzulügen. Wie haben Sie das gelernt? Das hab ich intuitiv drauf. Vielleicht habe ich das auch aus Sansas Erfahrungen ge­ lernt. Das hängt grundsätzlich mit meinem Beruf zusammen. Als Schauspielerin kennst du dich mit der Psychologie von Menschen aus, weil du sie stundenlang studierst.

Nehmen wir an, Sansa sollte auf dem Eisernen Thron landen – wäre sie eine gute Herrscherin? Ich denke schon, denn sie hat sich einen klaren Kopf bewahrt, obwohl sie so viel Schlimmes durchgemacht hat. Allerdings hat sie, glaube ich, überhaupt kein Verlangen nach so einer Position. Sie hat gesehen, wie furchtbar, ekel­ haft, gemein und hinterhältig die Leute am Hof sein können. Sie hat keine Lust, Teil so einer Welt zu sein. Aber wenn sie Herrscherin werden müsste, würde sie ziemlich viele Dinge verändern. Was würden Sie verändern, wären Sie Oberhaupt eines Landes? Meine erste allgemeine Ent­ scheidung wäre: Lasst uns niemanden aussperren oder benachteiligen, indem wir irgendwelche Richtlinien auf auf­ stellen. Alle Menschen haben gleiche Rechte. Bei „Game of Thrones“ müssten Sie sich mit Ihrer Herrscherkarriere ohnehin beeilen, denn die Serie endet im nächsten Jahr. Was löst der Gedanke daran bei Ihnen aus? Angst. Denn ich habe dann kein Sicherheitsnetz eines festen Jobs mehr. Aber das hat auch sein Gutes. Ich bin zu­ gleich aufgeregt, weil ich dann so viel mehr Freiheit haben werde. Das motiviert mich, loszuziehen ziehen und nach Projek Projek­ ten zu suchen, die genauso gut sind wie „Game of Thrones“. Angeblich suchen Sie auch nach einem Job bei Star Star­ bucks, weil Sie sich nach einem normalen Leben sehnen. Richtig, das ist tatsächlich ein Wunsch von mir. Aber ehrlich: Ich kann nicht Kaffee kochen. Bei Starbucks würde ich versagen. hbo.com/game-of-thrones

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Geil auf Kurven Mit Tempo 40 durch den Großstadtdschungel surfen: Das Mellow ist der erste elektrische Antrieb, der garantiert auf jedes Skateboard passt.

Wechselakku, 15 Kilometer Reichweite, 40 km/h – das Mellow Board ist „the small Tesla of Germany“.

D

as Mellow Board ist der Albtraum jedes Polizisten. Ein Elektro-Skateboard, leise, rasant, scheinbar unkontrollierbar und mit hoher Wahr Wahrscheinlichkeit von einem unter Drogeneinfluss stehenden Surfer gesteuert. So viel zum Klischee. Die Realität? Mellow ist ein von einem Ex-BMWIngenieur entwickelter Hightech-Antrieb, der auf jedes Board montiert werden kann. Maximal 40 km/h bringt das Board damit auf die Straße, der wasserdichte Akku garantiert 15 Kilometer Reichweite, ein duales Bremssystem die Fahrsicherheit. Das Fahr Fahrgefühl? Verbindet Surfen und Snowboarden. Spaß ist das eine, doch die zwei Gründer Johannes Schewe und Kilian Green wollen mit Mellow auch die urbane Mobilität revolutionieren. Scheint machbar: Wer will schon mit dem Auto im Stau stehen, wenn man die Kolonne auf seinem E-Board hinter sich lassen kann? mellowboards.com

DANIEL KUDERNATSCH

URBAN MOBILITY TRIFFT AUF HANG LOOSE

MELLOWBOARDS.COM

Smart: Die vier Fahrmodi des Mellow Boards werden über eine App gesteuert.

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THE RED BULLETIN


BULLEVARD

Im Wasser: nach dem Start rasch den Flow finden!

Auf dem Rad. Auch hier gilt: Definiere Ziele, dokumentiere Erfolge.

Tipps vom Profi

FLO HAGENA/RED BULL CONTENT POOL, PHIL PHAM, TREVOR CLARK/RED BULL CONTENT POOL

DANIEL KUDERNATSCH

Sebastian Kienle, Welt-, Europaund Deutscher Meister im Ironman, macht dich fit für Red Bull Tri Islands.

SO SCHMECKT SCHOKOLADE SÜSSER 1. Darum Triathlon

Sebastian Kienle, mit 33 im besten Triathletenalter

Weil danach dein Bett weicher ist, Schokolade süßer schmeckt und sich deine Dusche wirk wirk­ lich heiß anfühlt. Das gilt nach dem Wettkampf wie nach dem Training. Triathlon fordert dich. Und zum Glücklichsein, glaube ich, braucht der Mensch Herausforderungen.

2. Melde dich an

Das ist das Wichtigste. Am Anfang reicht es, dir zu sagen: Ich will durchkommen. Oder: Ich will fitter sein, gesünder leben. Notiere Ziele, doku­ mentiere Erfolge. Melde dich bei einem Triathlon an. Es fällt dir dann schwerer, faul zu sein. THE RED BULLETIN

Beim Laufen. Denk immer daran: „If it’s hurting you, it’s killing them.“

3. In der Gruppe

Auch wenn Triathlon ein Einzelsport ist: Gemeinsam macht es mehr Spaß. Wenn du dich mit Leuten verabredest, lässt du nicht spontan das Training sausen. Das ist auch unter uns Profis noch so.

4. Digitale Helfer

Tracking: Mach es, aber nicht immer. Wenn du mehr Zeit damit verbringst, Leistungen auf Social Media zu stellen, als zu schwimmen, zu laufen und Rad zu fahren, bewegst du dich in die falsche Richtung. Eine Ausfahrt soll Spaß machen. Ohne deine Vital­ werte zu tracken, entwickelst du ein besseres Körpergefühl. Gleichzeitig ist es für Anfänger wichtig, ebendieses Gefühl mithilfe von Geräten und Werten erst zu erarbeiten.

5. Dein erster Wettkampf

„If it’s hurting me, it’s killing them!“ Gib Vollgas, wenn’s dir weh tut. Auf diesen Moment arbeitest du hin. Du testest dich dabei selbst. Dafür be­ treibst du den ganzen Auf Auf­ wand und das Training. Alles davor ist Geplänkel. Diese Momente definieren dich und dein Rennen. Also sieh’s positiv. Dann machst du auch unter Schmerzen weiter.

Red Bull Tri Islands, der Abenteuer-Triathlon auf Amrum, Föhr und Sylt, steigt am 9. September. Anmeldung und Infos: redbulltriislands.com

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BULLEVARD

Musik durch die Linse

Fünf Tipps des besten britischen Musik­ fotografen – so gelingen hochwertige Bilder per Smartphone selbst von Livekonzerten.

FOTOS WIE VOM PROFI

auszuleuchten, die vor einem steht. Lichteffekte im Konzert sind selbst im besten Fall schwierig einzufangen, aber oft eine Frage des Timings. Je schneller sie sich verändern, desto geringer die Chance, sie einzufangen. Deshalb: einen Moment abwarten, in dem das Licht beständig ist.

2. Zoom nur dann

einsetzen, wenn unbedingt notwendig. Man erkennt mit Zoom vermutlich nicht viel mehr, aber die Bildqualität leidet erheblich. Gigs zeichnen sich nicht bloß durch den Frontmann aus, sondern durch die gesamte Show, und meist eignet sich eine Totale weitaus besser als Aufnahme.

3. SmartphoneKamera statt der Kamera-App verwen­

den, weil einige Apps nicht die gleiche Bildqualität erzeugen. Fotos also mit dem normalen Smartphone schießen und anschließend mit einer be­ liebigen App verarbeiten.

4. Fokus auf starke Lichtquellen vermeiden. Ist die Beleuch­

C

1. Blitzlicht aus. Das Licht ist zu schwach, um mehr als den Rücken der Person 16

5. Der richtige Moment. Niemand findet es

Profiaufnahme: Nick Pickles, preis­ gekrönter Fotograf

gut, wenn jemand vor einem das gesamte Konzert über unablässig Fotos macht. Zu­ dem verschwendet man bloß Speicherkapazität und Akku­ laufzeit. Besser: im richtigen Moment, in dem die Beleuch­ tung gut ist, das Telefon so hoch wie möglich über das Publikum halten. Und dann sollte man die Show genießen. Denn dafür sind Konzerte da – für den visuellen und vor allem den akustischen Genuss. Pickles Arbeiten hier ansehen: music-photographer.co.uk THE RED BULLETIN

FLORIAN OBKIRCHER

oldplay, U2, Sting, Radiohead – das sind einige der Ikonen, die Nick Pickles live abgelichtet hat. Seitdem er 2011 den Fotowettbewerb des Rock Archive Glastonbury gewonnen hat, ist er einer der gefragtesten Musikfoto­ grafen in Großbritannien – und publiziert weltweit. Hier nennt uns der in London an­ sässige Fotograf fünf Tricks für bessere Smartphone­Bilder von Livekonzerten.

NICK PICKLES

Warten heißt die Devise – Lichteffekte bei einem Konzert einzufangen ist eine Frage des richtigen Timings.

tung sehr hell, den gewünsch­ ten dunkleren Ausschnitt durch Tippen auf das Display fokussieren. Die meisten Tele­ fone passen die Darstellung an, sodass das Foto nicht zu hell wird. Ein paar Vorab­ versuche sind hilfreich.


©Marius Schwager

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„Schauspieler zu sein war nie vielschichtiger als heute, ob in computergenerierten oder Live-ActionFilmen.“

Andy Serkis

Eine Vielzahl der berühmtesten Charaktere in den erfolgreichsten Hollywood-Filmen wurde von ihm verkörpert. Wenn er trotzdem unerkannt bleibt, ist genau das der Punkt.

chaust du Andy Serkis in die Augen, dann ertappst du dich bei dem Ge­ fühl, dies schon einmal getan zu haben. „Es kommen andauernd Leute auf mich zu und fragen mich: ‚Kannst du Gollum nachspielen?‘, oder: ‚Wer ist Supreme Leader Snoke?‘“, so der britische Schauspieler, des­ sen Darstellung des Ersteren in der Filmtrilogie „Der Herr der Ringe“ großen Beifall erntete und die des Letzteren 2015 in „Star Wars: Das Er­ wachen der Macht“ immer noch heftige Debatten auslöst, wer denn nun hinter Supreme Leader Snoke steckt. Serkis ist der erfolgreichste Schauspieler im Bereich

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Performance Capture, einer Kunst, bei der Computer­ Grafik auf jede Bewegung und jeden Gesichtsausdruck ab­ gestimmt wird: Er spielte King Kong in Peter Jacksons Remake, und dieses Jahr ver­ körpert er erneut den Snoke in „Star Wars: Die letzten Jedi“, zudem Klaw in Marvels „Black Panther“ und diesen Monat zum dritten Mal seine wohl bedeutendste Rolle, den Herr­ scher­Schimpansen Caesar in „Planet der Affen: Survival“. THE rEd bullETin: Wie verkörpern Sie die Rolle eines sprechenden, hoch­ intelligenten Affen? andy sErkis: Viele Leute glauben, dass Performance

TOM GUISE

S

Capture etwas mit Pantomime zu tun hat, mit losgelösten Bewegungen und Grimassen. Das Gegenteil ist der Fall. Versetz dich hinein in das, was du tust, und es wird funktio­ nieren. Das, was die Kameras einfangen, ist sehr präzise. Sie können sich also vor­ stellen, einen Affenanzug zu tragen? Als ich erstmals Caesar ge­ spielt habe („Planet der Affen: Prevolution“, 2011; Anm.), sah ich in der Rolle ein Wesen, das fühlt wie ein Mensch in einem Affenanzug. Caesar ist mit Menschen aufgewachsen und spiegelt menschliches Verhalten wider. Ich habe mir damals einen echten Schimpansen zum Vorbild genommen. Der hieß Oliver, lief auf zwei Beinen und zeig­ te menschliche körperliche Gesten und Ausdrucksweisen. Er wurde als „Humanzee“ bezeichnet, und man glaubte, mit ihm das berühmte Missing Link gefunden zu haben. Er sah tatsächlich so aus wie ein Kerl in einem Affenanzug. Es gibt nach wie vor keinen Oscar für Performance Cap­ ture. Wird es nicht als echte Schauspielerei angesehen?

JOHN RUSSO/CONTOUR/GETTY IMAGES, FOX

DER MANN IM MILLIONENSCHWEREN AFFENANZUG

THE RED BULLETIN


BULLEVARD

Sein Regiedebüt feiert Andy Serkis dieses Jahr mit „Breathe“ – der wahren Geschichte von Robin Cavendish. Obwohl die längste Zeit seines Lebens von Kinderlähmung beeinträchtigt, war Cavendish ein Pionier für Medizintechnik.

THE RED BULLETIN

Sie fangen so langsam damit an, aber die Mühlen mahlen langsam … Ganz gleich, was du denen erklärst, sie fragen dich: „Und wie lange hat es gedauert, dich zu schminken?“ Wenn Sie geschminkt wären, dann würde man Sie also nominieren? Das ist das John-Hurt-Argument. Als John Merrick im Film „Der Elefantenmensch“ (Hurt war 1981 als bester Darsteller nominiert; Anm.) zeigte er eine erstaunliche Leistung, die auf der Kunst der Maske basiert. Heute verändert der Digital Artist die Physiognomie des Schauspielers in die eines Affen. Betrachtet man die zugrunde liegende Leistung, würde man eigentlich kaum einen Unterschied bemerken. Sie führten Regie in „Das Dschungelbuch“, in dem Benedict Cumberbatch die Motion-Capture-Figur Shere Khan verkörpert. Konnten Sie ihm etwas beibringen? Ich musste Benedict Cumberbatch definitiv nicht beibringen, wie man spielt. Er ist ein hochbegabter Schauspieler, eine Naturgewalt und verkörpert die Rolle sehr kraftvoll. Christian Bale spielt übrigens Bagheera, und Cate Blanchett ist Kaa, die Schlange. Hatten diese Schauspieler Schwierigkeiten, sich auf Performance Capture einzulassen? Sie sind in der Lage, sich in jeder Situation zurechtzufinden, weil ihr Vorstellungsvermögen enorm ist. Mehr braucht man nicht. Und Eitelkeit ist fehl am Platz, denn dein Gesicht wird auf der Leinwand nicht zu erkennen sein, nur deine schauspielerische Leistung. Apropos verhüllte Gesichter – wer ist denn jetzt Supreme Leader Snoke? Na los … Jetzt muss ich mich zurückhalten. Ich kann es nicht sagen, wirklich nicht. Das, was von Snoke bislang zu sehen war, ist ein Hologramm. Mehr kann ich nicht sagen … „Planet der Affen: Survival“ – ab 3. August im Kino

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BULLEVARD

Clotilde Chaumet treibt Pariser Hipster auf schräge Art an deren körperliche Grenzen. Ihr Ziel: eine Revolution im Kopf.

YOGA SCHWITZT DANK HIP-HOP

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„I

Don’t Fuck with You“ von Big Sean – explizite Titel wie dieser ge­ hören bei Clotilde Chaumet zum Yoga wie die Luft zum Atmen. „In einem normalen Yoga­Kurs wäre diese Musik falsch, aber ich biete keine normalen Yoga­Kurse!“ Hip­Hop und Yoga passten bisher tatsächlich nicht zu­ sammen, aber Clotilde, 27,

THE RED BULLETIN

ANAIS JAZMINE

Bewegung

aus Paris hat diese Liaison legalisiert. „Als ich Yoga noch für mich allein gemacht habe, wollte ich dazu Hip­Hop hören. Und: Alle Moves sollten zum Beat der Musik passen.“ Dar­ aus entstand TIHHY, kurz für très intense hip-hop yoga (sehr intensives Hip­Hop­Yog ­ ­Yog a). Gewagt, aber Clotilde war davon überzeugt. „Ich wusste, es würde funktionieren. Ich selbst bin im Training körperlich und geistig voll reingekippt. Hip­Hop hilft einem, loszulassen und körper körper­ lich über sich hinauszugehen“, so die drahtige Trainerin, die zudem eine Instruktorin von Dynamo Cycling ist, einer 2015 in Paris entworfenen Indoor Cycling­Spielart. Indoor­ Dyna… was? Clotilde er er­ klärt die Zutaten: „Ein dunkler Raum, exakt 43 Personen, die ihren Tag beginnen oder be­ enden und die bereit sind, körperlich total loszulassen. Ein leidenschaftlicher, mit­ reißender Trainer. 45 Minuten extrem intensive körperliche Anstrengung indoor auf einem Standrad. Und eine saugute Playlist.“ Das Resultat? Eine Revolution im Kopf. Die Musik ist die Basis. „Keine Playlist – kein Dynamo­Cycling­Kurs“, sagt Clotilde, die die Sessions als Experiment betrachtet. „Ich erlebe oft einen trance­ artigen Zustand, mein Körper zittert, ich habe Tränen in den Augen … häufig höre ich mich rappen, wenn ich rede, und das alles passiert völlig un­ bewusst. Ich bin so losgelöst, dass ich keine Anstrengung mehr spüre. Dieses Gefühl möchte ich bei allen 43 Per­ sonen auslösen – und durch die Musik noch verstärken.“ @chaumetclotilde

PIERRE-HENRI CAMY

„Bewegung, Geist und Hip-Hop werden eins“: Yoga im Stil von Clotilde Chaumet.


Zukunft gibt’s um den Preis einer Harley: Die Johammer J1 cruist in ihrer eigenen Liga.

JOHAMMER.COM

JUSTIN HYNES

I

rgendwie kommt die Zukunft dann netterweise vertraut daher: Das futuristi­ sche Design des derzeit welt­ weit spannendsten Elektro­ motorrads Johammer J1 sieht aus wie aus den Wellblech­ Überresten eines „Tante Ju“­ Flugzeugs gedengelt. (Es ist freilich Polypropylen, ein thermoplastischer Kunststof Kunststoff.) Die J1 ist die Erfindung des österreichischen Designers Johann Hammerschmid, sie ist emissionsfrei unterwegs und schlau konzipiert: Die Akkus verwandeln sich in ih­ rem zweiten Leben in Energie­ speicher für die hauseigene Photovoltaik Anlage. Das ein­ Photovoltaik­ stufige J1­Getriebe soll ein Leben lang wartungsfrei sein, gesteuert wird über eine zwei­ armige Radnabenlenkung. Die erinnert gemeinsam mit den hoch liegenden Lenkerenden samt Rückspiegel entfernt an eine Schnecke – behaupten

Johammer J1 böse Zungen und verweisen augenzwinkernd auf den für ein Bike der Über Über­20.000­Eu­ ro­Preisklasse bescheidenen Topspeed von 120 km/h. Doch darauf kommt es nicht an. „Die J1 beruht auf drei Prinzipien: maximaler Verwertung, Recyclebarkeit und Energieeffizienz“, sagt Hammerschmid. „Kein Ver Ver­ schleiß, kein Lärm, keine Abgase. Niemand wird ge­ nervt. Man genießt einfach den Ride.“ Was für eine Aussicht! johammer.com

Zweite Ebene im Rückspiegel: die Instrumente THE RED BULLETIN

Erdnuss, Schnecke, Flugzeug? Das Bike der Zukunft ist elektrisch, wartungsfrei und österreichisch.

AUS DEM LAND AM STROME

Wartungsfrei: E-Antrieb/Regler im Hinterrad

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BULLEVARD BAUCHSPECK ZU HAUSE RÄUCHERN 1 2 kg Schweinebauch mit Salz, Zucker und Nitrat* einreiben.

J

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3 Pack das Fleisch 5–7 Tage in einen geschlossenen Behälter und wende es täglich, damit alles gut einzieht. 4 Spüle die Gewürze mit Wasser ab und trockne das Fleisch 1–2 Tage im Kühlschrank. 5 Räuchere bei 155 °C für 2–3 Stunden – ein Weber Smoker ist gut geeignet. Fertig! *Man muss Nitrat nicht verwenden, doch man sollte, denn es verzögert die Oxidation. Wer Bauchspeck ohne Nitrat pökelt, erntet graues Fleisch.

Das Fleisch für die mediterran inspirierte Charcuterie im Cure stammt natürlich aus der Region.

Severino erö≠nete das Cure im Dezember 2011 in Lawrenceville, Pittsburgh.

Gut abschneiden

Justin Severino musste Vegetarier werden, um zu lernen, wie man Fleisch richtig behandelt.

FLEISCH MIT GEWISSEN THE RED BULLETIN

ANDREAS TZORTZIS

Fleisch kam portioniert, im Vordergrund standen andere Dinge. Das hat sich zum Glück geändert. Köche lernen wieder alte, traditionelle Techniken. Das ist gut für alle: Tiere, Bauern, Köche und Konsumenten.“ curepittsburgh.com

ADAM MILLIRON

ustin Severino beliefert einige der besten US-Restaurants mit exquisiten Wurstund Fleischspezialitäten, der sogenannten Charcuterie, und macht damit in jeder Hinsicht ein Schweinegeld – obwohl er ein Jahr lang als Qualitätskontrollor ausfiel: Amerikas „King of Charcuterie“ lebte zwölf Monate als Vegetarier. Erst seit er Chefkoch und Besitzer der renommierten Restaurants Morcilla und Cure in Pittsburgh, Pennsylvania, ist, isst er wieder Fleisch. Wie gerade er auf die Idee kam, Vegetarier zu werden? „Ich arbeitete damals in einem extrem guten Restaurant“, erzählt der Italoamerikaner, „und irgendwann begann mich zu interessieren, woher das Fleisch eigentlich kommt. So erfuhr ich all diese grausamen Dinge über die Massentierhaltung. Das war ein Schock. Ich schmiss den Job hin und schwor mir, kein Fleisch mehr anzurühren, bis ich es aus einer wirklich ethisch verträglichen Quelle beziehen kann.“ Severino ging die Sache konsequent an: Er lernte das Züchten, Töten und Verarbeiten seiner eigenen Tiere, vor allem von Schweinen, nach höchsten ethischen Standards. Und damit kein Stück in der Tonne landete, eignete er sich an, Fleisch haltbar zu machen, und gründete eine Fleischerei in Santa Cruz, Kalifornien, die er drei Jahre führte. Heute kooperiert er mit ausgewählten heimischen Bauern, verarbeitet das Fleisch in seinen Restaurants und berät einige Celebrity-Köche auf dieser Welt, etwa den Australier Curtis Stone. „Früher hatten Köche einen abstrakten Bezug zu Fleisch“, sagt Severino. „Man schlachtete oder räucherte nicht selbst, musste man auch nicht. Das

2 Gib Ahornsirup, schwarzen Pfeffer und Bourbon dazu.


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SOMM


NERVEN AUS STAHL

Testpiloten sind die Pioniere der modernen Luftfahrt. Sie sind die Ersten, die neue Flugzeuge fliegen und deren technische Limits festlegen. In der kalifornischen Mojave-Wüste lernen sie, wie man Düsenjäger außer Kontrolle bringt und im Sturzflug Daten sammelt. Ziel der Ausbildung: gelassen bleiben, egal wie schlimm dein Tag wird. TEXT: ANDREAS ROTTENSCHLAGER FOTOS: JIM KRANTZ


T-38-Trainingsjet der National Test Pilot School über der ­Mojave-Wüste, Kali­ fornien: Erfahrungen sammeln in den Grenzbereichen der Physik

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„WIR TASTEN UNS AN LIMITS HERAN. UND SUCHEN NACH DEN FEHLERN.“ Aufgenommen mit einer GoPro Hero5: Test­ piloten­Ausbilder Jim Brown, genannt „JB“, 62, im Cockpit der Northrop T­38. Was ihn überleben lässt? „Instinkt. Jahrelanges Training. Die Fähig­ keit, schneller zu denken als das Flugzeug.“


  27


PRÄZISION, MUT, HOCHKOMPLEXES FACHWISSEN: NUR WENIGE SCHAFFEN DEN JOB. Im Uhrzeigersinn von links: T-38 über dem Rainbow Canyon, Kalifornien. Helikopter bei der Startvorbereitung vor der Flugschule. Ein L-39-Trainings-Jet landet am Mojave Air & Space Port.

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A n seinem schlimmsten Arbeitstag trennen Jim Brown zwei Zehntelsekunden vom Tod. Es ist der 10. Oktober 2003, ein warmer Nachmittag in Kaliforniens Mojave-Wüste. Brown, 49, Testpilot bei Lockheed Martin, soll die Flügelspannung eines F-22-Kampfjets bestimmen. Ein Routineeinsatz, auch wenn der Testplan wie der durchgeknallte Stunt aus einem Hollywood-Drehbuch anmutet. Brown soll mit dem 240 Millionen Dollar teuren Düsenjäger die Schallmauer durchbrechen und die Maschine auf den Rücken drehen, ehe er eine Rolle um die Längsachse ausführt, die er am Ende des Manövers mit einem Ruck am Steuer Steuerknüppel abstoppt. Sensoren messen die Schwingung, die dabei in den Tragflächen entsteht. Es geht um Millimeter. Am Boden analysieren die Lockheed-Ingenieure die Daten in Echtzeit. Brown hat das Manöver zwei Stunden lang im Simulator geübt, als er um 13 Uhr von der Startbahn der Edwards Air Force Base abhebt. Der Himmel ist aquamarinblau. Die Sicht perfekt. 45 Minuten später durchbricht Brown die Schallmauer, im Cockpit des Hightech-Düsenjägers spürt man davon nur ein leichtes Rumpeln. Brown dreht die Maschine auf den Rücken. Sein Himmel ist jetzt karger Wüstenboden, seine Erde blauer Himmel. Über Funk gibt der Test-Ingenieur das Kommando durch: „Three – two – one – go!“ Brown kippt den Steuerknüppel nach rechts. Die Maschine dreht sich. Sofort merkt Brown, dass etwas nicht stimmt. Die Maschine rollt viel zu langsam, neigt ihre Nase Richtung Erde. Brown schießt mit Über Über30

NATIONAL TEST PILOT SCHOOL: DIE FAKTEN 2200 TESTPILOTEN

gibt es weltweit. Die National Test Pilot School in Mojave (NTPS) ist die einzige Schule, an der Zivil- und Militärpiloten aus mehreren Ländern gemeinsam lernen.

50 WOCHEN

dauert der „Professional Course“ für das Testpiloten-Master-Diplom. Kosten pro Student: eine Million Dollar.

750

FLUGSTUNDEN und technisches Wissen auf Bachelor-Niveau sind Voraussetzungen für die Anmeldung. Der Masterkurs richtet sich an Profis.

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FLUGZEUGTYPEN

umfasst die Flotte der NTPS. Neben Flügen in Helikoptern und Überschall-Jets stehen Physikund Simulator-Stunden auf dem Lehrplan.


JAKE MERRY

HELIKOPTERSTUDENT Der Australier, 32, über Theorie und Risiko im Testpiloten-Training. THE RED BULLETIN: Sie sind

Master-Student an der National Test Pilot School in Mojave. Was zeichnet einen guten Testpiloten aus? JAKE MERRY: Gute Nerven, technisches Fachwissen und dass er seinem Fluggerät in Gedanken immer voraus ist. Als Testpilot erkunden Sie die Grenzbereiche neuer Maschinen. Wie minimieren Sie das Risiko, wenn Ihnen sämtliche Erfahrungswerte fehlen? Durch Simulatoren-Tests und Studium der Theorie. Unsere Technikkurse haben das Niveau einer Ingenieurausbildung. Ich finde es spannend, 800 Seiten dicke Handbücher zu lesen. Warum? Weil mich Details interessieren. Außerdem kann dir dieses Detailwissen das Leben retten. Das motiviert zusätzlich.


MARCO LISI

FLUGZEUGSTUDENT

Der Italiener, 32, weiß, warum sein Kurs eine Million Dollar kostet. THE RED BULLETIN: Herr Lisi,

Ihr Arbeitgeber bezahlt eine Million Dollar für Ihre Testpiloten-Ausbildung. Was bekommt er dafür? MARCO LISI: Einen Piloten, der sämtliche Trägerflug­ zeuge auf hohem Niveau testen, bewerten und besser machen kann. Sie sind Eurofighter-Pilot, was nutzen Ihnen Flugstunden in Cessnas? Je mehr Flugzeuge du studierst, desto besser wirst du. Ich mag die Handarbeit in leichten Maschinen, bei denen man im Cockpit jeden Windstoß spürt. Sie werden später trotzdem eher mit Mach 1 fliegen. Wie gehen Sie mental mit den Gefahren Ihres Berufs um? Ich will nicht lügen: Du brauchst gute Nerven für den Job. Darüber hinaus gilt: Nimm jede noch so kurze Trainingseinheit ernst.

Oben: EurofighterPilot und TestpilotStudent Marco Lisi im Hangar in Mojave. Rechts oben: Ausbilder Jim Brown im Cockpit einer L-39 Albatros der Flugschul-Flotte. Unten: Reifenspuren am Runway des Mojave Air & Space Port in Kalifornien


JIM BROWN

AUSBILDERLEGENDE schallgeschwindigkeit auf den Wüstenboden zu. Schon nimmt die karge Landschaft sein gesamtes Sichtfeld ein. Brown starrt auf einen Kaktus, er erkennt Umrisse, Zweige. Brown reißt den Steuerknüppel mit voller Kraft nach links. Die Fliehkraft drückt seinen Körper mit dem Achtfachen seines Gewichts in den Sitz. Brown zwingt den Jet wieder in den Steigflug. Aus der Atemmaske schießt Sauerstoff in seinen Rachen. Nach der Landung berechnet Brown die Zeit, die ihn vom Aufschlag getrennt hat. Zwei Zehntelsekunden. Die Dauer eines Augenzwinkerns. Oder das Lesen eines kurzen Wortes: Huh!

M

ojave, Kalifornien, dreizehn Jahre später. Jim Brown, 62, Ausbilder an der National Test Pilot School, steht vor einem Flugzeughangar und analysiert seinen Beinahe-Crash: „Mich haben damals drei Dinge gerettet“, sagt er. „Instinkt. Jahrelanges Training. Die Fähigkeit, schneller zu denken als das Flugzeug.“ Brown, ein großer Mann mit kurzem grauen Haar, dessen Gesichtszüge ein wenig an den ehemaligen Präsidenten George Bush erinnern, ist einer der erfahrensten Testpiloten der USA. 9300 Stunden im Cockpit. Lizenzen für 152 Flugzeugtypen. Brown war an der Entwicklung der THE RED BULLETIN

F-22 beteiligt, des modernsten Jagdflugzeugs der Welt. Er flog wendige Cessnas, Linienmaschinen mit 300 Passagieren und testete die Navigationssysteme des achtzig Millionen Dollar teuren F-117-Tarnkappenbombers. Wer über Nervenstärke, Präzision und mentale Spitzenleistungen von Testpiloten sprechen will, ist bei Brown richtig. Testpiloten sind die Ersten, die neue Flugzeuge und Helikopter fliegen und deren technische Limits erkunden. Wie schnell fliegt das Fluggerät? Wie hoch steigt es? Wie verhält es sich im Sturzflug? Sind die Checks beendet, schreiben Testpiloten an den technischen Handbüchern der Flugzeuge mit. Sie decken Fehler auf, geben Entwicklern präzises Feedback. Oder wie es Brown ausdrückt: „Du musst Ingenieuren erklären, dass ihr Baby hässlich ist, ohne sie zu verärgern. Wir arbeiten für die Sicherheit des jungen Piloten, der seine Maschine im Sturm nach Hause bringen muss. Oder für die Crew am Steuer einer Boeing, die Familien in den Urlaub fliegt.“ Den Spagat aus fliegerischem Können, technischem Detailwissen und Mut schaffen nur wenige Menschen. Nachdem Brown 2016 bei Lockheed aufgehört hatte, dauerte es nur zwei Stunden, bis sein Handy klingelte. Männer mit Browns Erfahrung sind extrem rar. Am Ende des Gesprächs bot man ihm einen neuen Job an: Elite-Studenten zu Testpiloten ausbilden.

Der US-Testpilot, 62, über seine Karriere in 152 Flugzeugen. THE RED BULLETIN: Herr

Brown, was war Ihre höchste Reisegeschwindigkeit in einem Jet? JIM BROWN: Mach 2, also rund 2400 km/h, in einer F-4. Und ich war in einer F-15 auf 70.000 Fuß Höhe (ca. 21,3 Kilometer), da siehst du schon die Krümmung der Erde. Welche Kleidung tragen Sie auf Überschallflügen? Baumwoll-Unterwäsche, den Fliegeranzug aus feuerhemmenden Fasern und einen Druckanzug, der verhindert, dass dein Blut bei hohen g-Kräften in Arme und Beine gepresst wird. Das Blut brauchst du nämlich im Kopf. Was muss ein Testpilot besser können als ein sehr guter normaler Pilot? Viele verschiedene Flugzeugtypen sehr präzis fliegen: etwa die Geschwindigkeit auf 3 km/h genau halten, bei einem Speed von 1000 km/h.

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WIE MAN NOTFÄLLE ÜBERLEBT? „MIT SELBSTDISZIPLIN“, SAGT JIM BROWN.

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Browns Arbeitgeber, die National Test Pilot School, ist die einzige zivile Testpilotenschule der Welt. Sie betreibt fünf Hangars in Mojave, einem Wüstenstädtchen zwei Autostunden nörd‑ lich von Los Angeles. Eine Tankstelle, modrige Motels. Niemand würde hier freiwillig Halt machen, gäbe es nicht den Mojave Air & Space Port. Seine Runways zielen direkt in die Wüste, Amerikas legendärste Flugtestzone. Chuck Yeager durchbrach hier 1947 als erster Mensch die Schallmauer, der junge Testpilot Neil Armstrong pilotierte die aggressiven Raketenflieger der X‑15‑Reihe, bevor er als erster Mann auf dem Mond unsterblich wurde. An der National Test Pilot School lernen Flug‑ zeug‑ und Helikopterpiloten aus der ganzen Welt, wie man exakt beobachtet, präzises Feed‑ THE RED BULLETIN


back gibt und einen kühlen Kopf bewahrt – in Situationen, in denen 99 Prozent der Menschen ihre Nerven wegwerfen. Wie man das schafft? „Selbstdisziplin“, sagt Brown. „Nimm dir ein paar Augenblicke Zeit. Atme tief durch. Es gibt wenige Situationen, in denen du in Bruchteilen einer Sekunde Entscheidungen treffen musst.“ Auch in Notfällen? „Besonders in Notfällen“, sagt Brown. „Man kann jedes Problem schlimmer machen, indem man voreilig handelt. Krieg deinen Kopf frei. Bestimme das Hauptproblem. Versuch es zu lösen.“ Seine Erfahrung gibt Brown unter anderem an die Studenten des Professional Course weiter. Ein 50-Wochen-Lehrgang mit Flugtheorie, SimulatorTraining und Einsätzen in dreißig verschiedenen THE RED BULLETIN

Fluggeräten. Der Kurs endet mit einem MasterDiplom und kostet eine Million Dollar. „Du kannst dir vorstellen, dass Firmen und Militärs nur ihre besten Piloten schicken“, sagt Brown und grinst. Wer sind die Millionen-Dollar-Studenten? „Rede mit Marco.“

L-39-Jet über dem Mojave Air & Space Port in Kalifornien. Die drei Runways liegen am Eingang zur Mojave-Wüste, der legendärsten Flugtestzone der Vereinigten Staaten.

D

er Millionen-Dollar-Student heißt Marco Lisi, 32, TestpilotenAnwärter der italienischen Luftwaffe. Sportliche Figur, blaue Augen, fester Händedruck. Gerade ist er auf dem Weg zum Training. Lisi soll eine Aermacchi Impala über der Wüste außer Kontrolle bringen und ihren Sturzflug studieren. Die Impala ist ein zweisitziger Jet-Trainer aus den 35


1960ern, dessen Rumpf an eine Zigarre erinnert. „Man kann sie relativ stabil taumeln lassen“, sagt Lisi. Es gibt YouTube-Videos der Impala-Tests. Man sieht die Zigarre hoch über dem Wüstenboden schweben. Dann kippt die Nase nach unten. Die Maschine beginnt sich wie ein Korkenzieher zu drehen, während sie auf die Erde zurast. Vier, fünf, sechs Spins – dann fängt sie der Pilot wieder auf. Die Schwierigkeit dabei: Testpiloten müssen das Flugzeug nicht nur retten, sondern während des Sturzfluges so gelassen bleiben, dass sie später von den Turbulenzen erzählen können. Wie schnell dreht sich der Jet? In welchem Winkel? Wie lange dauert es, bis Kontroll-Inputs greifen?

D

er Mensch hat nur Panik vor Dingen, die er nicht kennt“, sagt Lisi. „Diese Panik kannst du schrittweise abbauen. Du lernst die Physik der Impala. Fliegst die Spins im Simulator. Nimmst den Ausbilder auf dem Rücksitz mit. Beginnst mit nur einer Drehung. Je sicherer du wirst, desto weiter öffnet sich dein Wahrnehmungsfenster.“ Tatsächlich strahlen Lisis Augen, wenn er von Sturzflügen erzählt. Nach dem Ende seiner Ausbildung wird er Eurofighter in Italien testen. Man zweifelt keine Sekunde daran, dass ihm der Job Spaß machen wird. Noch mal ein fester Händedruck. Abgang Marco Lisi. Der Nachmittag, im Hangar. Der aggressivste Jet in der Testschulen-Flotte ist die Northrop T-38, ein zweisitziger Überschalltrainer mit spitzer Nase und rasiermesserdünnen Flügeln. Jim Brown und sein Copilot werden ihn heute durch den Rainbow Canyon pilotieren, um Niedrigflugmanöver zu üben. Browns Flugziel ist eine fünf Kilometer lange Spalte aus Vulkangestein im Herzen der MojaveWüste. Seit zwanzig Jahren nutzen Jetpiloten den Rainbow Canyon für ihre Manöver. Es ist der beste Platz, um Düsenjäger im Niedrigflug zu beobachten, im legendärsten Testgebiet der USA. Schon am Vormittag postieren sich Flug-Fans mit Campingstühlen und großen Kühltaschen entlang der Schlucht und bringen ihre Teleobjektive in Stellung. Enthusiasten erkennt man an den Funkgeräten, mit denen sie den Bordfunk der Piloten anzapfen. Irgendwann ertönt ein Grollen in der Luft. Die T-38 ist zunächst nur als Punkt am Horizont auszumachen, ehe sie die Hügelkette überwindet und tief in den Canyon taucht. Die Zuseher blicken von oben auf das Cockpit. Wende links, 36

ED SOLSKI

FLUGTRAINER

Der TestpilotenCoach, 65, über Instinkt und brennende Triebwerke. THE RED BULLETIN: Herr

Solski, was sind die wichtigsten Lektionen, die Sie Ihren Testpiloten-Studenten mitgeben? ED SOLSKI: Trau deinen Instinkten. Sprich offen über Fehler. Kommuniziere klar und exakt. Ein Testpilot muss Feedback verständlich weiter­ geben können. Er ist der Übersetzer zwischen Flug­ zeugbauern und den späteren Piloten. Sie haben über 8000 Flugstunden gesammelt. Wann mussten Sie Ihr Können zuletzt voll ausreizen? 1998 auf einem Über­ stellungsflug in Kanada, als beide Triebwerke meiner F­18 über bewohntem Gebiet Feuer fingen. Was denkt man in so einem Moment? Ein Triebwerk? Okay. Aber beide? Das muss ein böser Traum sein. Ich konnte das Flugzeug trotzdem landen. Das Bier an diesem Abend schmeckte besonders gut.

Wende rechts, dann schießt Brown mit 800 Kilometern pro Stunde aus dem Canyon, über die Köpfe der Menschen hinweg steil in den Himmel. Allein der Sound reicht, um die Kräfte des Düsenjägers zu erahnen. Eine T-38 in Bodennähe klingt wie eine Kreissäge, die Metall schneidet, abgespielt über den Verstärkerturm eines Motörhead-Konzerts. Als der Donner verklingt, ist Browns Flugzeug nur noch ein Punkt am Himmel. Später, im Lehrsaal der Test Pilot School. Brown spricht über den Canyon-Tiefflug: „Du musst den Flugpfad antizipieren und trügerischen Schatten ausweichen. Der Copilot gibt dir Speed und g-Zahl durch. Du konzentrierst dich allein auf die Landschaft und deine Auge-Hand-Koordination. Dein Job ist es, nicht an der Wand einzuschlagen.“ THE RED BULLETIN


Brown sagt, jeder erfahrene Testpilot kenne Geschichten von Abstürzen. Er selbst verlor 2009 einen Freund bei einem Jet-Crash. Brown klopfte damals an die Tür der Witwe. Testpiloten verarbeiten Trauer unter anderem mit intensiven Feedbacks. Über jeden ihrer Flüge existieren Aufzeichnungen und Daten. Brown flog das Manöver seines toten Freundes im Simulator. Arbeitete an Lösungen, beschrieb mögliche Ur Ursachen, wertete Statistiken aus. Ein Jahr nach dem Crash trat Brown ans Podium der Society of Experimental Test Pilots, des Clubs für Testpiloten aus mehr als dreißig Ländern. Brown sagt: „Ein Grundpfeiler des Testpiloten-Daseins ist das Teilen von Fehlern. Nicht nur nach Unfällen, sondern im täglichen Leben und in der Ausbildung. Dein Team profitiert von Fehlern. Es muss immer Erkenntnisse geben.“ THE RED BULLETIN

Es ist vielleicht die wichtigste Lektion des Testpiloten-Berufs: Selbst schlimme Fehler bieten Chancen zur Entwicklung. Später am Abend spaziert Brown über den Runway der Testschule, der noch immer die Wärme der Mittagssonne ausstrahlt. Brown holt sein Logbuch aus der Jackentasche. Es enthält Daten, Flugzeugtypen und Kommentare zu jedem seiner Flüge, notiert mit der makellosen Handschrift einer Volksschullehrerin. Die Informationen sind präzise und emotionslos. Seinem Beinahe-Crash von 2003 hat Brown ganze drei Worte gewidmet: Near ground impact. Brown sagt, er habe damals keine Sekunde ans Aufhören gedacht. Es gäbe genug Arbeit für Testpiloten. Laut dem Eintrag in seinem Logbuch saß er acht Tage später wieder im Cockpit. www.ntps.edu

Testpiloten-Trainer Ed Solski im Cockpit der Aermacchi Impala. Studenten bringen den Jet über der Wüste gezielt außer Kontrolle und analysieren, wie sich das Flugzeug im Notfall verhält.

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KEINE GROSSE SACHE TEXT: GORDY MEGROZ

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FOTOS: RAINER HOSCH & JIMMY CHIN

THE RED BULLETIN


WISSENSCHAFTLER FANDEN HERAUS, DASS DAS GEHIRN DES AMERIKANISCHEN KLETTERS U P E R S TA R S A L E X H O N N O L D K E I N E A N G S T K E N N T.


I

n „Berkeley Ironworks“, einer Kletterhalle in Kalifornien, spricht Alex Honnold vor 500 seiner Fans, die ihn über überschwänglich feiern. „Die Stimmung hier ist ja der Wahnsinn“, ruft Honnold ins Mikrofon. „Ironworks weiß eben, wie man Partys schmeißt!“ Es ist Ende März. In der höhlenartigen Halle, groß wie drei Fußballfelder, mit 13 Meter hohen Felswänden aus Kunststoff, stehen Bierfässer herum. Bühnenscheinwerfer wie auf einem Bruce-Springsteen-Konzert tauchen den Raum in violettes, rotes und blaues Licht. Gar keine so unangemessene Kulisse, denn für dieses Publikum steht quasi Springsteen auf der Bühne. Mehr noch. Für die KlettererCommunity ist Honnold ein Gott. Was den 31-Jährigen von anderen unterscheidet, ist einfach erklärt: Er tut Dinge, die für die meisten Menschen unbegreiflich sind. Sogar für erfahrene Kletterer. Honnold ist spezialisiert auf Big-Wall-Free-Solo-Klettern. Das heißt: Er klettert auf hohe, extrem gefährliche Bergwände, ohne Seile oder sonstige Sicherheitsausrüstung zu verwenden. Das Risiko, das er dabei eingeht, ist relativ einfach zu beschreiben: Macht er einen Fehler, ist er ziemlich sicher tot. In der Geschichte des Klettersports gab es weltweit bis dato nur wenige FreeSolo-Kletterer. Honnold ist der beste von ihnen. Das liegt vor allem daran, dass er im Laufe der Zeit verlernt hat, Angst zu haben. Vergangenes Jahr stellten Ärzte der Medizin-Uni von South Carolina bei einem Scan von Honnolds Gehirn fest, dass die Amygdala, das Angstzentrum seines Gehirns, anders reagiert als die normaler Menschen, gelassener. Honnolds Unerschrockenheit brachte ihm den Spitznamen „No Big Deal“ ein, 40

„Keine große Sache“. Weil er das Klettern so selbstverständlich, so natürlich aussehen lässt. Und weil er die wahnsinnigsten Herausforderungen gern schulterzuckend mit „Keine große Sache“ kommentiert. Keine große Sache war 2008 die 760-Meter-Wand Half Dome im YosemiteNationalpark, aufgrund ihrer Steilheit schon für gesicherte Kletterer brutal her herausfordernd. Richtig gute Kletterer hoffen, dass sie in zwei Tagen oben sind. Honnold benötigte knapp drei Stunden. Oder 2017 El Capitan, die berüchtigte Steilwand im selben Nationalpark, knapp 1000 Meter hoch. „Dies ist die Mondlandung des Free Solo“, so Kletterkollege Tommy Caldwell gegenüber „National Geographic“. Jimmy Chin, Kletterer und Fotograf, ergänzte: „Das ultimative Solo.“ Gemeinsam mit dem Extrembergsteiger und Filmemacher Renan Ozturk wird Honnold dieses Jahr in Alaska klettern. Ziel ist der Wine Bottle Tower, eine 1600 Meter hohe Wand am Mount Dickey. An diesem Abend fasziniert Honnold die Zuschauer aber nicht mit seinen FreeSolo-Geschichten. Er erzählt davon, wie er beinahe erfroren wäre. 2015 versuchte er gemeinsam mit dem US-Alpinisten Colin Haley die Fitz-Traverse in Patagonien zu meistern: vier Berge, 2200 Höhenmeter, knifflige Routen und Eiskletter-Passagen wollten sie in 24 Stunden absolvieren. Der bestehende Rekord: vier Tage. Der Aufstieg verlief gut, dann spielte zwei Seillängen vor dem letzten Gipfel das Wetter nicht mehr mit. „Es war schon seit einiger Zeit ziemlich dunkel, Wind kam auf, die Temperaturen fielen“, so Honnold. „Der Wind wurde immer heftiger, und wir froren erbärmlich.“ An ein Weiterklettern war nicht zu denken. Es galt, die vier Stunden bis zum Sonnenaufgang irgendwie zu überstehen. „Wir drückten uns aneinander und zitterten die ganze Zeit.“ Als die Sonne endlich auftauchte, war der Gipfel hinter Wolken verborgen. „Ich dachte, jetzt sind wir echt am Arsch“, er erzählt Honnold dem Publikum. „Wir waren auf der Nordseite, weiter raufzusteigen war unmöglich, also mussten wir über den Westen absteigen, statt uns vom Gipfel abzuseilen. Unsere Vorräte waren verbraucht, wir mussten uns 22 Stunden lang in die nächste Siedlung durchkämpfen. Das war richtig scheiße!“ Eine solche Erfahrung müsste selbst Honnold zu denken geben, oder? „Ach was“, sagt er. „Ich bin an die Natur gewöhnt. Keine große Sache.“ Ich treffe Honnold ein paar Stunden vor seinem Auftritt im Headquarter von The North Face im kalifornischen Alameda.

EL CAPITAN: WARTEN AUF DEN REKORD

Am Morgen des 3. Juni 2017 beginnt Alex Honnold im Yosemite Park mit einem Aufstieg, an dessen Ende er eine Legende ist: Er bezwingt als Erster die „Freerider“Route an El Capitan im Free-SoloStil – 1000 Meter Granit, völlig ungesichert, in 3:56 Stunden. Seine Strategie: „Stell dir die Route vor, entwickle sie und warte dann, bis du so weit bist.“

Die Outdoor-Marke ist sein wichtigster Sponsor, er ist dort, um mit den Marketing-Leuten anstehende Kletterprojekte zu besprechen. „Wie geht’s?“, fragt mich Honnold und reicht mir seine Hand. Er ist gut eins achtzig groß, drahtig, hat erstaunlich große braune Augen und lange, fleischige Finger mit vom jahrelangen Felsengreifen verdickter und verhärteter Haut. Honnold die Hand zu schütteln fühlt sich an, als würde man eine Würstchenpackung drücken. Wir holen uns Mittagessen aus der Cafeteria und essen auf der Terrasse. Mit uns am Tisch sitzen SportmarketingManager Chris Sylvia und Conrad Anker, einer der erfolgreichsten Alpinisten Amerikas, dazu Boone Speed, ein Fotograf, der einst als bester Kletterer der Welt galt. „Und auf welchem Platz liegt Alex?“, frage ich in die Runde. Honnold spielt seine Leistungen sofort herunter: „Jeder, der mit 5.12 (schwierigster Klettergrad; Anm.) klettern kann, schafft das, was ich schaffe“, sagt er. Und fügt hinzu, dass es ziemlich viele Kletterer gebe, die solche Strecken bewältigen wie er bei seinen Free-Solo-Touren. „Nein“, widerspricht Anker, schüttelt den Kopf und springt von seinem Platz auf. Er balanciert auf einem Fuß auf einer rund einen Zentimeter breiten Metallschiene. „Ich finde ziemlich toll, dass ich das kann“, sagt er. „Aber auf 300 Meter THE RED BULLETIN


IN DER ­G E S C H I C H T E DES KLETTERSPORTS GAB ES WENIGE FREE-SOLOKLETTERER. H O N N O L D G I LT ALS DER BESTE UNTER IHNEN.

Weltklasse-Fotograf Jimmy Chin ­arbeitet regel­mäßig mit ­Honnold, wie hier an diesem Felsen im Oman.


„ICH VISUALISIERE IMMER DEN WORST CASE. WENN DU NUR AN O PT I M A L FÄ L L E D E N K S T, G E R ÄT S T D U A N AUFGABEN, FÜR DIE DU NICHT B E R E I T B I S T. “

2009 auf Borneo im Rahmen einer Asien-Expedition


Höhe schaffe ich das nicht. Im Gegensatz zu dir, Alex. Du kannst das, weil du men­ tal stärker bist als wir alle.“ Um derart riskante Situationen ent­ spannt überstehen zu können, setzte sich Honnold während tausender Kletter­ stunden immer größeren Gefahren aus. Er begann mit zehn Jahren zu trainieren, besuchte mit seinem Vater regelmäßig eine Kletterhalle in der kalifornischen Stadt Carmichael, wo er aufwuchs. Mit fünfzehn jobbte er gelegentlich in der Halle, sicherte Kinder bei Geburtstags­ feiern, schrubbte Duschraum und Toilette. Wenn die Halle abends schloss, ließ er seinen Wischmop fallen und kletterte die Wände spaßhalber ohne Seil hoch. „Das war meine erste Free­Solo­Erfahrung“, sagt er. „Aber so gefährlich war es nicht. Du wärst höchstens sieben Meter runter runter­ gefallen, hättest dich vielleicht ein wenig verletzt. Gestorben wärst du nicht.“ Mit achtzehn war Honnold einer der besten Indoor Indoor­Kletterer der USA und ge­ wann regelmäßig Wettbewerbe im ganzen Land. Doch er kletterte kaum draußen. Das änderte sich 2003, als er auf die Uni­ versity of California in Berkeley kam. Er schwänzte die Seminare, um in örtlichen Parks auf Felsbrocken herumzuturnen. Im Sommer nach dem ersten Unijahr starb sein Vater an einer Herzattacke. Honnold beschloss, nicht mehr an die Uni zurückzukehren. Er lieh sich den Minivan seiner Familie und fuhr zu Wänden im ganzen Land, wo seine Partner und er mit Seilen kletterten. Beim Corrugation Cor Cor­ ner in Kalifornien kletterte er zum ersten Mal free solo im Freien. Der 90­Meter­ Meter Auf­ Meter­ Auf stieg hat so viele Griffe und Tritte, dass Honnold heute praktisch hinauflaufen würde – damals hatte er „richtig Schiss“. Trotzdem gab ihm das Erlebnis einen Kick, den er zuvor noch nie erlebt hatte. Bald darauf kletterte er immer härtere Routen free solo, bis er sich an die Steil­ heit und die winzigen Griffe und Tritte gewöhnt hatte. „Damals habe ich meine Amygdala gekillt“, sagt Alex Honnold, auf die erwähnte Gehirn­Studie anspielend. Am Tag vor unserem Treffen hatte Hon­ nold eine neue Route im Yosemite­Natio­ nalpark als Erster free solo geklettert, Voyager. Nach rund 100 der insgesamt 300 Meter musste er wählen: zwischen einer schwierigen Passage und einer extrem schwierigen; Honnold wählte letz­ tere. An ihren winzigen Griffen abzurut­ schen hätte bedeutet, drei Meter darunter auf einen Felsvorsprung zu knallen. „Aber wenn ein Griff wegbricht oder etwas an­ deres passiert, wäre ich trotzdem noch halbwegs okay“, sagt er. THE RED BULLETIN

DIE ANGST BESIEGEN IN DREI SCHRITTEN

So denkt Alex Honnold, der Mann, der seine Amygdala „gehackt“ hat.

1. Beurteilen:

„Werde ich wirklich sterben …? Angst zu haben ist nichts Schlimmes, es zeigt dir nur den Zustand deines Körpers. Nutze diese Information, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.“ Warum er nicht die etwas weniger schwierige Route wählte? Honnold erklärt es: Ein paar Tage davor war er Voyager gesichert mit einem Freund geklettert – was er zur Vorbereitung auf Free Solos oft tut. Diese etwas leichtere Route hatte einen erheblichen Nachteil: Hier würde er bei einem Fehler über 100 Meter in die Tiefe stürzen. Er übte diesen Abschnitt immer wieder, um auf den Free­Solo­Ver ­Ver­ ­Ver Ver­ such perfekt vorbereitet zu sein. „Ich hatte dann trotzdem kein gutes Gefühl“, sagt er. „Ich muss absolut sicher sein. Das war ich in diesem Fall nicht. Ich visualisiere nur die schlimmsten Situationen, weil ich ehrlich zu mir sein will. Hier zum Beispiel, dass ich vier, fünf, sechs schreck­ liche Sekunden lang wie eine Stoffpuppe den Berg runterkollere. Nur wenn ich diesen Fall auch gedanklich ausschließen kann, bin ich bereit. Wenn du nur an Optimalfälle denkst, wirst du an Aufgaben geraten, für die du nicht bereit bist.“ Honnold umging also diese weniger schwierige, aber gefährlichere Route – und nahm die Alternative, die niemand zuvor geklettert war. Es dauerte eine Stunde, bis er den Gipfel erreichte. „Du versuchst immer, den sichersten Weg zu finden“, sagt er. „Aber du musst trotzdem

aufpassen. Wenn du beim Autofahren vier Sekunden nicht vorsichtig bist, wird aus deinem Wagen ein brennendes Wrack. Und wenn du beim Klettern vier Sekunden nicht aufpasst, fällst du runter.“ Manchmal klettert Honnold Routen auch auf Anhieb free solo. Etwa die Rouge Berbère, eine rund 450 Meter hohe Wand in Marokko. Nach gut der Hälfte des Weges musste er sich bei einem Über Über­ hang an einen zehn Zentimeter breiten Spalt klammern. Sonst wäre er 230 Meter in den Tod gestürzt. Honnold absolvierte diese Route in zwei Stunden. Diese Kletteransätze – einmal mit Vor Vor­ bereitung, einmal ohne – widersprechen einander doch, oder? „Nein, tun sie nicht“, meint Hon­ nold. „Du übst für die schwierigen „Geh kurz alle Routen, für die möglichen Optionen durch, um das einfachen brauchst du das nicht.“ Risiko zu definieHonnolds Zu­ ren. Welche hilft gang zu seinem dir am meisten Sport mag anderen weiter? Wähle die sicherste Variante wie Besessenheit – und vermeide so erscheinen. Manch­ mal klettert er den jedes unnötige Experiment.“ ganzen Tag, 20 Tage

2. Überlegen:

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„WENN DU IN ETWAS WIRKLICH GUT S E I N W I L L S T, DANN MUSST D U DAVO N ­B E S E S S E N SEIN.“

Free-Solo-Aufstieg an der 760-­Meter-Wand des Half Dome im YosemiteNationalpark, Kalifornien


in Folge, bevor er sich einen Tag freinimmt. Er verzichtet auf Alkohol, Koffein, Drogen sowieso und immer wieder über längere Phasen auf Zucker. 2011 kletterten er und sein Partner James Lucas, mittlerweile Redakteur des „Climbing“-Magazins, an einer Route an den Eurasian Eyes in der kanadischen Stadt Squamish. „Für Alex eigentlich ein Warm-up“, erinnert sich Lucas. „Aber er war davor schon 23 Tage geklettert, hatte Haut an den Fingern verloren und zwei Monate lang keinen Zucker zu sich genommen. Er versuchte seine Finger zu verbinden, aber das Tape löste sich ständig. Er war einfach komplett erschöpft.“ An der Schlüsselstelle gab Honnold auf. Wieder unten am Fuß der Wand angelangt, war er wütend und enttäuscht. „Er ist es nicht gewohnt, zu verlieren“, er erinnert sich Lucas. Honnold stieg in seinen Van, fuhr zu einem Laden, um Kekse zu kaufen, und weiter direkt nach Kalifornien. Honnolds Erfolg begeistert Menschen auf der ganzen Welt. Sein Aufstieg am Half Dome wurde 2010 in der Doku „Alone on

the Wall“ verewigt, im selben Jahr wurde er in der legendären CBS-Serie „60 Minutes“ porträtiert, 2015 brachte er das Buch „Alone on the Wall“ heraus. Sein Erfolg kommt gerade zur rechten Zeit. Seit 2014 stiegen die weltweiten Umsätze im KletterBusiness um 53 Millionen US-Dollar auf rund 176 Millionen. Honnold konnte dadurch extrem gut vermarktet werden. Von seinen Sponsorendeals mit The North Face, Black Diamond, La Sportiva und Stride Health (ein Unternehmen, das ihn kostenlos krankenversichert), seinen Auftritten in Werbespots für Dewar’s und Citibank und seinen Vorträgen lebt Honnold ganz gut. „Ich verdiene ungefähr so viel wie ein wirklich guter Kieferorthopäde“, witzelt er. „Ich könnte noch mehr Geld machen, würde ich das ganze Jahr über vor anderen reden – aber das würde nicht zu mir passen.“ Bei The North Face ist Honnold einer der bestbezahlten Athleten. In den Büroräumen hängen übergroße Fotos von ihm an den Wänden. Und er ist in die Entwick Entwicklung von neuen Produkten eingebunden. „Er klettert free solo, was beeindruckend

3. Handeln:

„Sobald du dich entschieden hast, gib 100 Prozent. Es gibt keinen Grund für halbe Sachen. Machst du es halbherzig, wirst du lang­ samer und die Sache damit gefährlicher.“ THE RED BULLETIN

ist und die Leute auf ihn aufmerksam macht“, sagt Chris Sylvia, der Sportmarketing-Manager, bei unserem Mittagessen. „Aber was unsere Kunden am meisten inspiriert, ist, dass er seine Zeit nur draußen in der Natur verbringt, in den Bergen. Also glotzt nicht den ganzen Tag nur aufs Smartphone, geht auch raus und tut etwas, das ist seine Botschaft.“ Honnold verbringt vier, fünf Monate jährlich im Ausland. Und obwohl er sich kürzlich ein Haus in Las Vegas gekauft hat, um das ganze Jahr über beim Red Rock Canyon klettern zu können („und weil es in Nevada keine Einkommenssteuer gibt“), lebt er seit zehn Jahren in einem Kleintransporter und verbringt neun Zehntel seiner Zeit in verschiedenen Klettergebieten der USA. In seinem neuen Dodge-Kastenwagen befinden sich ein Doppelbett, ein Waschbecken und ein Herd. Über der Schiebetür des Wagens ein Hangboard, an dem Kletterer schwierige Griffe und damit ihre Fingerkraft trainieren. Die Wände sind vollgepackt mit Fotos und Zeichnungen. „Meine Freundin Sanni hat sie da hingehängt“, sagt Honnold. „Ich hätte das nie gemacht, aber sie wollte, dass ich mich wie zu Hause fühle.“ Für Sanni McCandless, die Honnold 2015 bei einer Signierstunde in Seattle kennengelernt hat, ist der Kastenwagen aber kein echtes Zuhause, sie begleitet Alex nur ab und zu. Der wiederum ist wunschlos glücklich: „Solange ich Vollzeit klettere, werde ich so leben. Vielleicht noch zehn Jahre, vielleicht sogar länger. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass ich mit 47 noch in diesem Wagen lebe, aber wer weiß.“ Honnold und ich steigen in seinen Wagen und fahren vom The-North-Face-Hauptbüro zur Kletterhalle. Seine Ausrüstung klappert im Gepäckraum, im Radio läuft ein Song von Sum 41. An seiner Schläfe entdecke ich ein graues Haar. „Ach das“, sagt er. „Das erste Mal hat das jemand bemerkt, als wir in Borneo kletterten und ein ziemlich heftiger Sturm aufkam. Vielleicht wuchs es mir, weil wir so gestresst waren und dachten, wir würden sterben.“ Honnold sagt das im Scherz, aber der Tod beschäftigt ihn tatsächlich. „Kürzlich kam jemand um, und meine Freundin Sanni meinte: ‚Zumindest starb er bei etwas, das er liebte.‘ Ich antwortete ihr: ‚Ich hasse diesen Spruch.‘ Niemand will bei dem sterben, das er liebt. Ich liebe Klettern, aber ich will nicht in meinen Tod stürzen. Ich will sterben, wenn ich alt bin.“ www.alexhonnold.com 45



KATHERYN DIE GROSSE

KATHERYN WINNICK ist der Kriegerin, die sie in „Vikings“ spielt, privat ­erstaunlich ähnlich. Das Geheimnis der kana­dischen Schauspielerin und Taekwondo-­Meisterin: Sie schafft es, ihre Visionen wahr zu machen. Text: Nora O’Donnell  Fotos: Miko Lim

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Lange bevor sie zur furchtlosen Schildmaid in der Hit-Serie „Vikings“ wurde, weckte Katheryn Winnick ihre innere Kriegerin. Mit sieben begann sie, die in den Vororten von Toronto aufwuchs, Taek Taekwondo zu lernen, mit gerade 21 betrieb sie drei Kampfsportschulen. Ein paar Jahre später wechselte sie in die Schauspielerei, angelte sich zahlreiche Film- und Serienrollen (etwa in „CSI“, „Law & Order“, „Dr. House“, „Bones – Die Knochenjägerin“ und „Person of Inter Interest“) und beeindruckte in einigen davon auch mit ihrer Kampf Kampfkunst. Aber erst in „Vikings“ fand die heute Neununddreißigjährige als Lagertha schließlich eine Rolle, die ihrer ganzen mentalen und physischen Stärke Ausdruck verlieh. Während der Dreharbeiten für die fünfte „Vikings“-Staffel in Irland verriet Winnick, warum sie sich vom gnadenlosen Hollywood-Showbiz nicht stressen lässt, erzählte von ihrem neuen Film „Der Dunkle Turm“ und wie es ist, sich als Tattoo auf der Brust eines anderen zu sehen. the red bulletin: Deine Eltern brachten deine ganze Familie dazu, Taekwondo zu machen. Ist das nicht eine ungewöhn­ liche Art, als Familie Zeit miteinander zu verbringen? katheryn winnick: Überhaupt nicht! Taekwondo ist eine der wenigen Sportarten, die Kinder und Erwachsene gemeinsam trainieren können. Ich finde, jede Familie sollte gemeinsam Taekwondo machen, kaum etwas schweißt so zusammen. Du hast mit sechzehn deine erste Taekwondo­Schule ge­ gründet. Lag auch dieser Gründergeist in der Familie? Definitiv. Mein Vater war Unternehmer, von ihm lernte ich, was es heißt, Risiken einzugehen. Aber damals erschien es mir nicht so riskant, eine eigene Schule zu gründen, weil ich ja ein Dach über dem Kopf hatte und eine Familie, die für mich da war. Wir stammen aus einfachen Verhältnissen, ich hatte also keine finanzielle Unterstützung, dafür aber emotionale. Und meine Mutter half mir bei der Buchhaltung. Ich wollte Herrin über mein

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eigenes Leben sein, und das geht nur, wenn du dein eigener Boss bist. Was ich damals kannte, war Taekwondo – das nahm ich und machte das Beste daraus. Arbeitete, arbeitete, arbeitete. Ich wusste immer schon: Niemand schenkt dir etwas. Du musst dir alles hart erarbeiten. Die Schauspielerei kann ein ziemlich eigenartiger Beruf sein, der totale Stress während Dreharbeiten wechselt oft ab mit monatelangen Pausen. Wie bleibst du fokussiert, wenn du nicht arbeitest? Ich arbeite immer, deshalb fällt es mir schwer, diese Frage zu beantworten. Wenn ich nicht vor der Kamera stehe, bin ich eben Unternehmerin. Jetzt zum Beispiel baue ich eine Schule namens Win Kai Self Defense auf, in der Frauen Selbstverteidigung lernen. Die Ideen gehen mir sicherlich nicht aus! Ist dir diese Art von Unabhängigkeit wichtig, weil in der Filmbranche so viele Frauenkarrieren ein natürliches Ablaufdatum haben? Ich spüre diesen Druck nicht. Vielleicht, weil ich schon immer fest davon überzeugt war, dass ich die Einzige bin, die über mein Leben entscheidet. Niemand hat mir je irgendwas geschenkt, ich musste mein Handwerk lernen, vorsprechen und für alles kämpfen. Das ist meine Art, an Dinge heranzugehen, egal in welchem Bereich. Angst davor haben, etwas zu verlieren, ist das Falscheste, was du tun kannst. Das Leben steckt doch voller Möglichkeiten – manchmal kann ich vor lauter Ideen gar nicht schlafen! Du musst diese Möglichkeiten nur erkennen und sie ergreifen. Mein Vater brachte mir schon früh bei, THE RED BULLETIN


„Niemand schenkt dir etwas. Du musst dir alles hart erarbeiten.“


„Mein Vater brachte mir schon früh bei, dass ­deine Träume nur so groß sein ­können wie deine kühnste Vision.“

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„Herrin Ăźber dein eigenes Leben kannst du nur als dein eigener Boss sein.“


dass deine Träume nur so groß sein können wie deine kühnste Vision. Also warum nicht versuchen, die beste Version deiner selbst zu erschaffen? Selbst wenn das vielleicht nicht ganz gelingen sollte, glaube ich, dass du damit einen ziemlich großen Schritt in die richtige Richtung machst. In welchen Momenten fühlst du dich am stärksten? Wenn mir bewusst ist, wer ich bin und was ich will. Ich glaube, viele Menschen interpretieren das Wort „stark“ falsch. Sie denken an einen inneren Schutz­ wall. Doch du kannst auch stark sein, wenn du sanft bist, solange du nur weißt, was du willst und was nicht. Es gibt dir Macht, wenn du Selbst­ vertrauen hast und das offen zeigst. Ich fühle mich etwa am stärksten, wenn ich aufwache und un­ geschminkt bin. Ich muss nichts auf mein Gesicht schmieren, ich fühle mich wohl, so wie ich bin – auch wenn ich im Pyjama herumlaufe. Weil ihr gerade „Vikings“ in Irland dreht: Was sagst du dazu, dass dir deine Verehrer vor lauter Zuneigung sogar Tattoo-Kunstwerke widmen? Es ist überwältigend, dass es da draußen solche Hardcore­Fans gibt – und das überall auf der Welt, in jeder Kultur. Es ist manchmal echt faszinierend, überhaupt, wenn ich mindestens ein­ oder zweimal die Woche ein neues Tattoo sehe. Das verrückteste, das dir je untergekommen ist? Auf der Comic­Con hob ein Fan sein Hemd und zeigte mir auf seiner Brust ein Tattoo von Lagertha in der Opferszene (Staffel 4, Episode 18; Anm.). Ich fand es ein wenig verrückt, mich auf dem Körper eines anderen zu sehen. Aber ich will keine Spiel­

THE RED BULLETIN

„Es gibt dir Macht, wenn du Selbstvertrauen hast.“ verderberin sein, wenn sie sich solche Mühe geben. Ich finde es bloß er er­ staunlich, dass sie mich ihr ganzes Leben lang auf ihrem Körper behal­ ten wollen. Apropos Fankult: Du spielst in „Der Dunkle Turm“ mit, einem Film, der auf Stephen Kings achtbändiger Fantasy-Saga beruht. Wie war es, bei der Verfilmung eines derart beliebten Werks dabei zu sein? Wie groß der Film eigentlich ist, kapierte ich erst, als wir in Kapstadt zu drehen begannen. Das Casting war schnell vorbei gewesen, und als ich zum eigentlichen Dreh nach Süd­ afrika kam, wurde mir erst bewusst, wie viele Fans diese Reihe um den Revolvermann und den Mann in Schwarz hat. Ich bin auch Stephen­ King­Fan, aber ich hatte echt keine Ahnung, dass es so viele sind. Wie war die Arbeit mit Matthew McConaughey und Idris Elba? (Spielen den Mann in Schwarz bzw. den Revolvermann; Anm.) Ein unglaubliches Vergnügen. Ihre Persönlichkeiten verleihen dem Film

eine ganz besondere Note. Die Fans haben lange auf die Verfilmung gewartet, aber sie werden nicht enttäuscht sein. Ich habe gelesen, dass du ein Vision Board (Collage aus Bildern und Stichworten zu den eigenen Zielen; Anm.) hast. Was sind deine aktuellen Zukunftspläne? Einfach weitermachen wie bisher – mit großen Regisseuren arbeiten, gesund und ausgeglichen bleiben. Vielleicht ein Haus kaufen. Es ist erstaunlich: Meine Vision Boards sind bisher immer Realität geworden, alles davon. Ich habe großes Glück gehabt, dass ich bislang alle meine Ziele er er­ reicht habe. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. „Der Dunkle Turm“ läuft ab 10. August im Kino. Folge Katheryn Winnick auf Instagram: @katherynwinnick

styling: Rachel Gold hair-styling: Diego Miranda Hair @BTS Talent make-up: Emily Dhanjal @BTS Talent; verwendete Produkte von Charlotte Tilbury nägel: Nickie Rhodes­Hill assistent des fotografen: Khalil Musa gingham-hemd: Rails jeans: Mango boots: Katheryns eigene lingerie-set & umhang: Laurence Tavernier seiden-top: Oui

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TIM RAUE WAR FRÜHER HOOLIGAN. JETZT IST ER KOCH AUF WELTNIVEAU. ER HAT GELERNT, SICH DURCHZUSCHLAGEN. ER HAT GELERNT, AUF SICH SELBST UND ANDERE KEINE RÜCKSICHT ZU NEHMEN. ER HAT GELERNT, WIE MAN ZIELE ERREICHT.

TEXT: STEFAN WAGNER FOTOS: JONAS HOLTHAUS

UND HAT EIN NEUES ZIEL: GENIESSEN LERNEN. DAS IST EHRGEIZIGER, ALS ES KLINGT. 55


T

im Raue ist ein Superstar der Küche, TV-Quotengarant (unter anderem: „Kitchen Impossible“ auf Vox, „Chef’s Table“ auf Netflix), globaler gastronomischer Unternehmer (sein Berliner „Restaurant Tim Raue“ ist eines der fünfzig weltbesten) und hat als Dreiundvierzigjähriger zwei Autobiografien auf dem Markt (auf „Ich weiß, was Hunger ist“, 2011, folgte 2017 das biografische Kochbuch „My Way“). Was Raue nicht ist, ist Everybody’s Darling. Seine öffentlichen Auftritte zeigen einen Mann mit einem Lächeln wie vorm Spiegel geübt, der wenig Mühe darauf verschwendet, sein Selbstbewusstsein zu verbergen. Auch Raues Küche polarisiert: Sie macht sich virtuos an gelerntem Geschmack zu schaffen. (Er trägt zwei Michelin-Sterne, „ich gehe davon aus, dass ich keinen dritten bekomme“, sagt er. Und: „Ich pfeif auf Harmonien der Aromen.“) Hinter alldem steht eine Biografie voller Brüche: Der geborene Berliner wuchs in dramatisch zerrütteten Verhältnissen auf; der Vater prügelte ihn, bis ihm Blut aus den Ohren lief. Die auf aufgestauten Aggressionen entluden sich zunächst in Jugendjahren, in denen Raue als Hooligan in Frank Frankfurt und Gang-Mitglied in Berlin das Strafgesetzbuch als Sammlung unverbindlicher Empfehlungen verstand, danach in manischem Perfektionismus in der Küche. 100-Stunden-Wochen waren die Regel, Perfektion der Mindestanspruch. Raue behandelte seine Mitarbeiter nur unwesentlich sanfter als sich selbst, was ihm in der Szene einen gut gewürzten Ruf einbrachte. Mit derselben Energie, mit der er sich „von der Gosse zu den Sternen“ (Untertitel seines aktuellen Buchs) emporgearbeitet hatte, stellte sich Raue danach selbst in Frage. Jetzt findet er heraus, wie sich Perfektionismus mit Gelassenheit verträgt.

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the red bulletin: Herr Raue, Sie wurden kürzlich in einem Interview mit dem Satz zitiert: „Ich muss genießen lernen.“ Haben Sie nicht wirklich so gesagt, oder? tim raue: Doch, doch. Hab ich. Wie wird man ein berühmter Koch, wenn man nicht genießen kann? Genießen ist nicht so leicht, wie Sie sich das vorstellen! Nehmen Sie mich auf den Arm? Nein. Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Dieses Glas Wasser, das da vor mir steht, Raumtemperatur, genau wie ich’s mag, in einem wunderbar geschliffenen Kristallglas. Oder der Stuhl, auf dem ich sitze, mit einem Stoff bespannt, genau wie ich ihn möchte, weich, angenehm. Das sind für mich die Herausforderungen. Dass ich das Wasser nicht einfach wegballer, zack und runter. Sondern dass ich es wahrnehme, das Wasser, das Glas, den Stuhl, den Stoff. Die menschliche Fähigkeit zu genießen ist Ihre Existenzgrundlage, Herr Raue, und Sie müssen’s erst lernen? Ich bin sogar noch Anfänger, ich habe ja erst vor drei, vier Jahren damit begonnen. Meine Gäste sind im Genießen viel besser als ich, auf jeden Fall. Wie lernt man als Sternekoch zu genießen?

„ICH BIN ANFÄNGER IM GENIESSEN. MEINE GÄSTE KÖNNEN DAS VIEL BESSER ALS ICH.“

Das hat nichts damit zu tun, ob Sie Sternekoch sind oder nicht. Zuerst mal geht es darum, in der Lage zu sein, sich Zeit zu nehmen für etwas, das außerhalb des Müssens steht. Das war für mich eine echte Herausforderung und ist es noch immer. Denn seit dem Beginn meines beruflichen Lebens, mit siebzehn, war alles ein einziges Müssen, ein einziges Ausklammern aller Bedürfnisse. Täglich achtzehn Stunden arbeiten, achtzehn Stunden nicht essen müssen, nicht trinken müssen, nicht auf die Toilette gehen müssen. Ich habe mich jahrzehntelang ausschließlich durchs Kochen definiert, der Rest war mir egal. Ich wusste nicht, wie man eine Waschmaschine oder eine Geschirrspülmaschine bedient, ich suchte mir eine Wohnung in der Nähe des Restaurants, um keine Wegzeiten zu verlieren, um noch mehr Zeit in der Küche verbringen zu können. Ich musste immer besser werden, immer schneller werden, jeden Tag besser sein als am Tag zuvor. Das war mein Leben, müssen, müssen, müssen. Aber genießen ist das Gegenteil von müssen. Das habe ich irgendwann kapiert. Und jetzt versuche ich das, was ich kapiert habe, zu leben. Das sagt jemand, der sich aus dem Nichts ein Imperium er erarbeitet hat, der es von ganz unten nach ganz oben geschafft hat, nur durch Kompromisslosigkeit, Hingabe, Gnadenlosigkeit gegen sich selbst, Perfektionismus. Wie verträgt sich Ihr Erfolgsrezept mit dem Genießenlernen? Perfektionismus in der Arbeit ist und bleibt das Um und Auf, ist und bleibt eine der Säulen der Arbeit, neben Disziplin übrigens, das ist die zweite, und neben Demut und Opferbereitschaft, der dritten. Und glauben Sie nicht, dass Perfektionismus etwas ist, das einfach von der Hand geht. Das ist etwas, das einen in jeder Sekunde, wirklich in jeder THE RED BULLETIN


Tim Raue, 43, beim Shooting für The Red Bulletin in seinem „Restaurant Tim Raue“ in Berlin. Sein wichtigstes Werkzeug, sagt er, sei der silberne Probierlöffel.“


Sekunde seines Schaffens und Denkens verfolgen muss. Qualität kommt von quälen, ein abge­ droschener Satz, aber er stimmt. Wenn du den nicht lebst in deiner Arbeit, kommt niemals Über­ ragendes heraus. Aber wie vertragen sich per­ fekte Zubereitung einer Jakobs­ muschel und Freude an einem handwarmen Glas Wasser? Wie kriegt man Genuss und Qual unter einen Hut? Muss man gar nicht. Entscheidend ist, zwischen privat und Beruf unterscheiden zu lernen, in meinem Fall also: zwischen dem Menschen Tim Raue und dem Koch Tim Raue. Sich in der Küche den Perfektionismus zu bewahren, aber ihn außerhalb der Küche als das zu sehen, was er dort ganz einfach ist: unnötiger Ballast. Ein ganz einfaches Beispiel: Sie haben zu Beginn unseres Gesprächs Ihren Notizblock ziemlich achtlos auf den Tisch gelegt. Und seither liegt er dort, schief, irgendwie daneben Ihr Kugelschreiber. In meiner Welt

„LANGE ZEIT WAR ICH KOCH, SONST NICHTS. ICH WAR IN DER KOCHJACKE GEFANGEN.“ 58

müssten Block und Stift anders liegen, in einem sauberen Winkel, da muss Ordnung rein. Wären Sie ein Koch, wären wir in meiner Küche und wäre der Block ein Arbeitsgerät, müsste ich darauf bestehen und dafür sorgen, dass er gerade liegt. Aber jetzt? Hier? Leben Sie und ich besser damit, wenn wir den Block so rumliegen lassen. Auch wenn es mir im Innersten nicht leichtfällt. Wenn es Ihnen angenehmer ist, ich kann schon … Nein, nein, lassen Sie, ist ja eine gute Übung (lacht). In der Küche hat es mich erfolgreich gemacht, dass ich alles bemerke, was nicht einhundertprozentig passt, da sehe ich jedes Detail, garantiert. Aber außerhalb meiner Arbeit ist diese Fähigkeit extrem belastend. Ich habe irgendwann gemerkt, wenn ich ihr immer nachgebe, wenn ich so weitermache, dann lebe ich das Leben eines sehr ein­ samen, völlig isolierten Menschen. Ich habe ja auch jahrelang den Fehler gemacht, in meinen Koch­ klamotten zu leben. Habe sie morgens angezogen, und egal wo ich hingegangen bin, zum Arzt oder zum Einkaufen, egal, ich hatte diese Jacke an. Ich war Koch, sonst nichts. Ich war in diesen Klamotten gefangen. Macht Sie das Genießenlernen in Ihrem Beruf schlechter oder besser? Wenn Sie meine Jungs in der Küche fragen, die sagen: besser. Und wenn ich Sie frage? Ich glaube, meine Jungs haben recht. Weil ich entspannter ge­ worden bin, gelassener. Das heißt nicht, dass ich rücksichtsvoll geworden bin, wenn sie etwas falsch machen oder wenn etwas nicht so ist, wie ich es haben will. Aber ich übe nicht mehr perma­ nent diesen Druck aus, ich lasse meinen Leuten Raum. Jemandem Raum geben, das musste ich erst verstehen, heißt jemandem zu vertrauen. Ich habe eine Art Gelassenheit gelernt, die nichts mit Gleichgültigkeit zu tun hat,

so könnte man das sagen. Ich gebe meinen Leuten nicht mehr ständig das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Nicht mehr das Gefühl, dass ich immer da sein muss, um ihnen in den Arsch zu treten. Und ich bin wirklich stolz, dass ich das geschafft habe. In den vergangenen zwei Jahren ist kein einziger unserer Top­Leute gegangen. Wir haben fast keine Personalfluktuation. Das ist in dieser Branche extrem unüblich, zumal auf unserem Niveau hier. „Man muss ein absoluter Wett­ kampftyp sein, um sich bei mir in der Küche durchzusetzen“, haben Sie einmal gesagt. Gilt das noch? Klar. Absolut. Wie gesagt: Gelas­ senheit ja, Gleichgültigkeit nein. Was motiviert Sie? Ich meine: Sie persönlich? Jahrelang hat es Sie wahrscheinlich angetrieben, sich nach oben zu arbeiten … Sie könnten auch sagen: sich unten rauszukämpfen. … Sie haben sich sogar selbst Hochdeutsch beigebracht … Das war nötig, weil mich mein Dialekt stets als jemand kenntlich gemacht hätte, der aus der Unter­ schicht kommt. Mit meinem „Atze, ick komm von da und so“ hätte ich niemals eine Stelle in einem Sternerestaurant bekommen. Hochdeutsch zu lernen war Vor Vor­ aussetzung dafür, dass ich über über­ haupt eine Chance bekommen habe, mit Leistung zu überzeugen. Dann, später, haben natürlich irgendwann Statussymbole eine Rolle gespielt, Sachen, die ich in meiner Jugend gesehen, bei denen ich gesagt habe: Hey, wenn du’s eines Tages geschafft hast, dann willst du, zum Beispiel, eine ordentliche Uhr haben. Trophäen, Symbole, wenn Sie so wollen. Sie tragen gar keine Uhr. Weil ich sie nicht mehr brauche. Je mehr dieser Trophäen ich er er­ reicht hatte, umso weniger habe ich sie gebraucht. Alles, was Sie je motiviert hat, gilt nicht mehr. Was treibt Sie jetzt noch an? Ich habe ein paar Dinge gelernt. Zum Beispiel: Wenn du auf jedes kleinste Detail achtest und es den Menschen um dich herum immer

THE RED BULLETIN


Wie man einen Job bei Tim Raue kriegt? „Ich will von Ihnen hören, dass Sie Chef werden wollen. Sie brauchen diesen Ehrgeiz. Alles andere bringt hier nichts.“

und immer wieder sagst und einschärfst, wenn die Leute um dich herum mit der Zeit den gleichen Anspruch wie du verinnerlichen, dann ist das der wahre Erfolg. Wenn deine Philosophie, dein Spirit, wenn das, wofür du stehst, wichtiger wird als deine Person. Dass es dich nicht mehr braucht für alles – und dass es trotzdem fantastisch läuft. Wahrer Erfolg ist, unnötig zu werden? Ich würde es anders sagen. Ich habe gelernt, das Wachsen von Menschen neben mir zuzulassen, ohne Neid. Ich muss nicht mehr der Beste, der Schnellste in der Küche sein. Ich habe früher drei Teller angerichtet, während zwei andere gemeinsam einen Teller angerichtet haben. Ich habe zehn Steinbutte zerlegt, während andere zwei zerlegt haben. Das ist jetzt nicht mehr so, die Jungs sind mir da ziemlich nah gekommen. Und das ärgert mich nicht, sondern freut mich. Ich habe gelernt zu verstehen, dass du für wirklichen

„WENN DEINE PHILOSOPHIE WICHTIGER WIRD ALS DEINE PERSON: DAS IST WAHRER ERFOLG.“ Erfolg Leute brauchst, die im Idealfall besser sind als du. Dann können sie deine Ideen nicht nur realisieren, sondern sogar noch verbessern. Das macht dann den meisten Spaß, das macht mich am meisten stolz. Wenn sich ein junger Mensch bei Ihnen bewirbt, wie finden Sie heraus, ob er zu Ihnen passt? In 23 Jahren als Küchenchef haben über tausend Köche für mich gearbeitet, da merkt man relativ schnell, ob jemand das Zeug dazu hat, hier zu arbeiten oder nicht. Woran merken Sie das? An der Körperhaltung. An den Augen. Ob Energie da ist. Ich brauche zum Beispiel keine Groupies, die mich mal im Fernsehen gesehen haben und sagen: „Oh, ich will unbedingt bei Ihnen arbeiten.“ So was brauchen wir nicht, so was stellen wir nicht ein. Und dann ist mir natürlich wichtig, zu hören, was sich jemand wünscht. Zielvorstellungen sagen viel über einen Menschen. Was muss ich denn sagen, wenn ich bei Ihnen arbeiten will? „Ich will eines Tages Küchenchef werden.“ Das will ich von Ihnen hören. Dass Sie Chef werden wollen. Sie brauchen diesen Ehrgeiz. Alles andere bringt hier nichts. Was unterscheidet einen guten von einem schlechten Chef? Zunächst mal musst du als Chef, wenn Not am Mann ist, der Erste sein, der den Besen nimmt und fegt, und wenn es die Toiletten sind, die gefegt gehören, das muss dir egal sein. Das ist das Wichtigste. Und dann kommt schon das, was einmal ein Fußballtrainer gut formuliert hat:

jeden in deiner Mannschaft jeden Tag besser machen, jedem neue Grenzen stecken, jeden stetig entwickeln. Das sieht bei jedem anders aus, für die Auszubildenden bin ich der Ausbildner, und für meine drei Souschefs (stellvertretende Küchenchefs; Anm.) bin ich eine Art Mentor. Kochtechnisch muss ich denen längst nichts mehr beibringen, da sind sie perfekt, da geht es längst um andere Aspekte, ums Business, um Menschenführung, wie man Vorstellungsgespräche führt, wie man repräsentiert, wie man frei vor Menschen spricht, wie man bei Privat-Events CEOs unterhält. Da geht’s ums ganze Programm, das ich den Jungen mitgeben möchte. Die wissen das zu schätzen, die haben auch die Kraft, das durchzuhalten. Diese Kraft ist es dann auch, die letztlich entscheidet, wie weit einer kommt. Wir haben immer wieder hochtalentierte, ganz tolle Mitarbeiter, die nach einem Jahr aufgeben, die die Spitzenküche nicht mehr aushalten und ein Level runtergehen, weil sie diese Energieleistung, diese Perfektion und diesen Ehr Ehrgeiz für jeden Teller, für jedes Detail auf dem Teller, einfach nicht auf Dauer halten können. Was tu ich, wenn ich bei Ihnen Gast bin und mir auf der Karte nichts zusagt? So etwas hatten wir noch nie. Die Leute kommen ja mit einer gewissen Erwartung. Was wir schon manchmal haben, sind sehr kreative Gäste. Die sagen: „Ich esse so gerne Steinbutt, hätte ihn aber gerne mit den Beilagen vom Lachs.“ Da muss man dann sagen: Sorry, das funktioniert nicht, das geht nicht, das können wir nicht machen. Sie servieren mir nicht die Lachs-Beilagen zum Steinbutt? Nein. Wenn Sie hierherkommen, dann sind Sie bei mir zu Gast. Sie zahlen dafür, klar. Aber im Endeffekt kommen Sie, weil Sie probieren möchten, was ich mir für Sie ausgedacht habe. Das mache ich, so gut ich irgendwie kann. Das Kochen ist mein Part, das Genießen Ihrer. Das ist der Deal. tim-raue.com

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DER BERLINER PRODUZENT CHRISTIAN PROMMER HILFT MUSIK-STARS, IHRE KREATIVEN BLOCKADEN ZU LÖSEN. DAS MASTERMIND DER RED BULL STUDIOS BERLIN ÜBER SPONTANE AUFNAHME-PARTYS, TIEFGEFRORENE SCHLAGZEUGBECKEN UND DIE POSITIVE KRAFT TOTALER STILLE. TEXT: SANDRA PRECHTEL  FOTOS: DAVID FISCHER

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EIN FALL FÜR

PROMMER


E

ine Hebamme muss die Kunst der Zurückhaltung beherrschen: so wenig wie möglich eingreifen und so viel wie nötig. Sie muss Präsenz zeigen. Und sie muss eine gute Psychologin sein. Es sind diese Fähigkeiten, die Christian Prommer, 48, Produzent der Red Bull Studios Berlin, zu einem der erfolgreichsten deutschen Geburtshelfer für Musik machen. Prommer, 1,97 Meter, schwarzgerahmte Brille, mustert die Musiker, die in sein Studio kommen, sieht, welche Turnschuhe sie tragen, wie sie sich bewegen, und weiß, was zu tun ist: „Die meisten hab ich schon geknackt, bevor sie zur Tür rein sind.“ Manchmal bedeutet das einfach, sich rauszuhalten. Wie beim Berliner Rapper Chefket, der zwei Wochen im Studio verschwand und mit einem fertigen Album rauskam. „Die Leute müssen sich ausziehen wollen“, sagt Prommer, „welche Technik du dafür auf aufbaust, ist nicht wichtig. Es kommt auf den Vibe an.“ Manchmal ist der Vibe so gut, dass zwanzig Leute im Aufnahmeraum Party machen. Wie bei US-Hip-HopSuperstar A$AP Rocky. Dann gibt auch Prommer seine Zurückhaltung auf und sorgt für gute Stimmung im Studio. „Eigentlich bin ich ein Sozialpädagoge, der auch ein paar Knöpfe bedienen kann.“ Seit Oktober 2015 ist Prommer Hirn, Herz und Seele der Red Bull Studios im alten Umspannwerk in Berlin-Kreuzberg. Prommers Kommandozentrale, der Mischraum mit dem legendären SSL-4000-GMischpult, ist ein Wunderwerk der Akustik. Der ganze Aufnahmekomplex steckt in einem nach oben zulaufenden Raumkörper, der mit Kupferpaneelen ver verkleidet ist. Prommers Arbeitsplatz sieht aus wie eine futuristische Kapelle. Prommer geht rüber in den Aufnahmeraum. „Deine Stimme hat hier eine ganz andere Dimension. Das macht der Nachhall. Alles ist so berechnet, dass der Raum nicht tot ist.“ Neben den zwei LorenzRöhrenverstärkern aus dem Haus des Rundfunks steht der legendäre Mini-Moog-Equalizer aus den 1970er Jahren. Prommer legte selbst Hand an, als das 900 Kilogramm schwere Mischpult die Treppen hochgeschleppt wurde. „Mein Vater ist Elektrophysiker. Mit dreizehn hatte ich den ersten Commodore mit Soundkarte. Ich bin schon der totale Nerd. Aber das Gerät ist auch ein Statement. Das hat eine Wertigkeit. Das macht was mit den Leuten.“ Prommer greift in eine Plastikkiste und zieht ein Pandero heraus, eine brasilianische Schellentrommel. „Musiker sind wie Kinder, du musst ihnen Spielsachen hinstellen, dafür sorgen, dass sie rumblödeln. Plötzlich ist die Idee da.“ Prommer setzt sich ans Schlagzeug, schlägt die Becken an, blickt verzückt. Die Becken hat 62

er einmal bei minus 170 Grad einfrieren lassen. Heraus kam ein neuer Klang. Und Prommer spielte Sachen, die er noch nie gehört hatte. „Du musst dich aus der Spur bringen“, sagt er über sein Kreativ-Rezept. „Ich spiele dann nur mit der linken Hand oder nur mit einer Trommel. Oder schlage eine Klaviertaste an und arbeite mit dem Raumklang. Erst mal passiert da nicht viel. Aber im Kopf passiert etwas, das dich beim nächsten Mal woanders hinbringt. Nichts ist schlimmer, als sein eigenes Klischee zu hören.“ Die Gefahr besteht bei Prommer nicht. Seit er vor 35 Jahren angefangen hat, Musik zu machen, erfindet er sich ständig neu. Vom Rock-Schlagzeuger zum Nu-JazzBegründer mit Fauna Flash, dem Projekt, das ihn aus dem kleinen Münchner Studio in die Welt hinauskatapultiert, auf Tour mit Goldie und den britischen Downbeat-Pionieren Nightmares on Wax. „Das war geisteskrank“, erinnert sich Prommer, „ein Wahnsinns-Trip.“

Kreativitätsspezialist Prommer: „Technik ist nicht wichtig, es kommt auf den Vibe an.“

Mit dem Trüby Trio tritt er als DJ in Spitzen-Clubs auf, covert TechnoHits, seine „Drum Lessons“ werden die meistverkaufte Platte des Jahres. Nebenbei produziert Prommer Remixe für Till Brönner und Die Fantastischen Vier, die Musik von DJ Hell und für die drei Millionen Mal verkaufte Scheibe von Kruder & Dorfmeister. Prommer ist immer vorn dabei. Und trotzdem bläst es ihn weg wie beim ersten Mal, wenn er im Mischraum steht und es passiert dieser Moment, in dem es „BAM!“ macht. In dem etwas abgeht, mit dem keiner gerechnet hat. Beispiel: Im Aufnahmeraum trommelt Tony Allen, der 76-jährige Erfinder des Afro Beat. Am Mikro steht der Deutschrapper Megaloh und startet seinen Sprechgesang. „Wir standen hier mit aufgestellten Haaren und wussten, das ist es. Das


ist der magische Moment, um den es geht.“ Das ist Prommers Konzept. Musiker zusammenzubringen, die sich sonst nie begegnen würden. Helden und Newcomer, Künstler aus dem Umfeld der New Yorker Studios und Leute aus der Berliner Szene. Als Chefket im Studio B sein Album einspielte, nahm Samy Deluxe im Studio A ein Overdub auf. Aus der Zufallsbegegnung wurde über Nacht eine ganze EP. Prommer feiert die Projekte, die neu, abseitig, ungewöhnlich sind. Bei denen seine eigenen Geschmackskriterien auf den Kopf gestellt werden. Beim japanischen Klangkünstler Ryoji Ikeda wusste selbst SuperProfi Prommer erst mal nicht, was zu tun ist. Zwei Trommler klatschen 15 Minuten lang auf ihre Ober Oberschenkel, trampeln mit den Füßen, und Prommer rennt mit den Mikros herum, versucht den richtigen Platz zu finden. Und dann plötzlich Stille, totale Stille. Prommer hört zum ersten Mal den Raum, der super isolierte Auf Aufnahmeraum brummt, Prommer THE RED BULLETIN

rennt wieder mit den Mikros los, bis aus dem Sound ein Klang geworden ist, der musikalisch einen Sinn er ergibt. „Mischen ist aufräumen“, sagt Prommer. „Platz schaffen, die Sicht freilegen. Bis auf das eine Element, das wichtig ist.“ Dieses eine Element ist fast immer ein schräger Klang, ein übersteuerter Ton, etwas, was auf den ersten Blick stört, woran das Ohr hängen bleibt. „Das Geheimnis von Musik ist fast immer der Fehler. Du nimmst eine Stunde auf, und dann läuft was schief, und alle sagen, Wahnsinn, hast du das

gehört! Das ist der lucky accident, nach dem wir suchen.“ Prommers Job ist es, dem Glück auf die Sprünge zu helfen. Wenn die Musiker sagen: „Moment, ich probier mal etwas aus“, drückt er den Record-Knopf. Manchmal sendet er auch ein Störgeräusch in den Kopfhörer des Sängers. Dreht den Lautstärkeregler der Gitarre hoch. Schlägt eine Mottoparty vor – Musik nur in der Farbe Rot. Oder er spielt den Künstlern andere Musik vor. Holt sie weg von da, wo sie hängen, zeigt, wo man noch hingehen kann. „Das Problem ist die Komfortzone. Wenn man zu sich selbst sagt, perfekt, das passt so.“ Prommer ist kein Produzent, der glatt macht, ausbügelt. Er will den Schmutz reinbringen, die Unsauberkeit. „Es gibt keine Perfektion“, sagt Prommer. „Es gibt nur diesen Moment, in dem es fliegt. Und Musik ist ein Polaroid dieses Moments.“ Prommer mag auch die Spezialisten, die Super Superprofis, wie Max Herre, der 15 Minuten vor Ende der Session noch einen neuen Song aufnimmt. Aber das, was ihn wirklich vom Stuhl haut, machen die anderen. „Die Typen, die keine Ahnung haben und einfach so lange drehen, bis es geil klingt“, sagt Prommer und pitcht die Stimme hoch, wie immer, wenn er sich begeistert wie ein Fanboy. „Auch Techno war ein Quer Quereinsteiger. Eine Drum-Maschine, die verschrottet werden sollte, die sich die Jungs aus Detroit für zehn Dollar gekauft haben. Und das war der Sound!“ Prommer setzt auf die Quereinsteiger, die Vögel, die Freaks, wie er sie nennt. „Dieses Studio tritt an gegen die BWLisierung der Musik. Dass alle gleich klingen. Bevor man eine Idee hat, hat man sich schon überlegt, wie das Marketing aussieht. Und die Instagram-Story.“ Prommer will „verrückten Scheiß“ machen. Will die künstlerische Freiheit retten, in einer Zeit, in der es keine Budgets gibt, der Druck enorm ist, in der die Studios sterben. Prommer blickt über seine Kommandozentrale. „Dass ich hier sitzen darf, dass wir hier sitzen können, das darf eigentlich nicht wahr sein. Dieses Studio ist ein Instrument, das wir in die Hand gekriegt haben. Jetzt können wir damit spielen. Das ist noch lang nicht ausgereizt. Da geht noch einiges.“ www.redbull.com/music

„UM KREATIV ZU WERDEN, MUSST DU DICH AUS DER

SPUR BRINGEN.“ 63


W I E R E A G I E R T U N S E R G E H I R N I N E X T R E M S I T U AT I O N E N ? ZU VERSUCHSZWECKEN RISKIERTE DER FORSCHER CHRISTIAN CLOT SEIN LEBEN – UND REISTE IN DIE VIER MENSCHENFEINDLICHSTEN GEBIETE DER ERDE. T E X T: PAT R I C I A O U D I T

FOTOS: LUCAS SANTUCCI / ZEPPELIN

ANPASSUNG ODER TOD

58 IRAN

°C

FÜR FORSCHER SIND SO EXTREME GEGENDEN EIN BESONDERER STRESS-TEST, SAGT CHRISTIAN CLOT. ABER: „DIE GRENZEN WERDEN VERSCHOBEN, WAS WIEDERUM DIE ERKENNTNIS VORANBRINGT.“ 64



A

ugust 2016 in der Wüste Dascht-e Lut im Osten Irans. Temperatur: 58 Grad Celsius, drei Prozent Luftfeuchtigkeit. Seit fünf Tagen kauert Christian Clot unter einer Plane, die ihn notdürftig vor der sengenden Sonne schützt. Unfähig, einen Arm zu heben, zu kraftlos, um auch nur eine Zeile zu lesen. „Um nicht in Panik zu verfallen, die sich nach und nach breitmacht, zähle ich ohne Unter Unterlass vor mich hin.“ Denn der Forscher weiß, dass ihm in dieser endlosen Weite, wo nichts wächst und nichts lebt, plötzlich abstruse Dinge passieren können. „Die Zellen im Gehirn können sehr schnell absterben, wenige Minuten später tritt der Tod ein. Die totale Isolation wird zur mentalen Folter.“ Fünf Tage Zeit für die Frage, ob man mit nur 5,5 Liter Wasser täglich und vorprogrammierter Dehydration überlebt: Der Forscher und Abenteurer Christian Clot setzt sich dieser Tortur mit dem Projekt „Adaptation“ ( frz.: Anpassung; Anm.) freiwillig aus. Ziel dieser Grenzerfahrung von ständiger Bewegung in lebensfeindlicher Umgebung? Das erste vollständige Protokoll über die menschliche Fähigkeit, sich diesen Verhältnissen anzupassen. Nach der Wüstenhitze Irans lässt sich Clot von der Feuchtigkeit Patagoniens quälen, den Urwäldern Amazoniens und der ostsibirischen Kälte des Werchojansker Gebirges: Nie zuvor lieferte sich ein Mensch innerhalb von nur vier Monaten derart unterschiedlichen klimatischen Bedingungen aus, Todeszonen mit Temperaturen von plus 58 Grad (Iran) bis zu minus 58 Grad (Sibirien), einer Luftfeuchtigkeit von 3 bis 100 Prozent, der Weite der Wüste, den Beklemmungsgefühlen im Urwald. Im Verlauf dieser vier Monate aufeinander aufeinanderfolgender Expeditionen, mit jeweils einigen Wochen Pause dazwischen, gibt es bestenfalls zwei Stunden täglich, in denen der Körper nicht beansprucht wird. Ein Körper, der sonst permanent Übungen unterzogen wird, die der Entscheidungsfindung, Gedächtnisspeicherung und Raumwahrnehmung dienen. „Das war wie bei diesem Spiel auf meinem PC, in dem ich mich in einem Labyrinth, das sich im Laufe des Tages verändert, orientieren musste“, so Clot. Eine der Fähigkeiten, die zuerst verloren-

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DIE THEORIE V O N C L O T:

„Das Gehirn ist form­ bar. Wir wissen: Es bildet neue Verbindun­ gen, neue Neuronen, neue Fähigkeiten. Wir wissen aber kaum, wie diese Vorgänge ablau­ fen, vor allem in kom­ plexen Umweltsituatio­ nen. Für die Messung dieser Vorgänge habe ich ,Objektive‘ verwen­ det, um Daten über meinen Zustand (Kör­ pertemperatur, Herz­ rhythmus etc.) zu ge­ nerieren und so Tests und Übungen durch­ geführt. Zudem wurde zwischen den einzel­ nen Expeditionen in 18 MRT­ MRT Durchgängen eine ,Kartografie‘ des Gehirns durchgeführt, um mögliche Verände­ rungen zu erkennen.“

gehen, ist der Orientierungssinn. Clot: „Ich habe viel mit meiner Kamera gesprochen, um die Realität des Moments mit der Vorstellung, die man sich im Nachhinein macht, zu ver vergleichen.“ Clot spricht auch mit seinem Hut, um nicht durchzudrehen: „Eine absolute Notwendigkeit für das soziale Wesen Mensch!“ Adaptation ist ein Projekt außerhalb der Norm. Tausend ohne Unterstützung zurück zurückgelegte Kilometer, tausende vor Ort gesammelte Daten, dazu kognitive, psychologische und klimatische Tests – ein reales Labor unter freiem Himmel. Spricht man mit Clot dar darüber, sprudeln Fragen und Antworten nur so aus ihm heraus. Er zeigt seine Fingerspitzen, die vorübergehend taub waren. Er erzählt, dass Blutentnahmen, je nachdem, wo man sie durchführt, variieren: „In Patagonien und in Sibirien fließt das Blut nicht, es tröpfelt. Im Iran sprudelt es dagegen wie ein Geysir.“ Clot weiß längst mehr über das Verhalten des Gehirns in Extremsituationen als wir alle zusammen. Vor allem nach den Kältenächten in Sibirien: Bei minus 58 Grad ist es wichtig, die Luft vor dem Einatmen zu erwärmen,

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IRAN AUGUST – SEPTEMBER 2016

58

°C

LUFTFEUCHTIGKEIT: 3% 180 Kilometer zu Fuß, das Gepäck auf einem 150-KiloHandwagen, nur 500 Kalorien pro Tag waren erlaubt. „Im Iran hat die Sonne meine Haut nicht verbrannt. Ein Phänomen, das noch erforscht werden muss!“ Vom Geheimdienst behindert, konnte Clot das Projekt nur zum Teil realisieren.

Als Experte der Anpassung an extreme Bedingungen hielt Christian Clot trockene Hitze für „verträglich“.


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LUFTFEUCHTIGKEIT: 98%

OKTOBER – NOVEMBER 2016

410 Kilometer im Kajak unterwegs. „Hier waren der rasche Klimawechsel und zwölf Tage Sturm die Herausforderung. Jeder Paddelschlag erforderte Konzentration, was das Tempo stark einschränkte. Vom heftigen Wind, der mit bis zu 130 km/h dahinfegte, ganz zu schweigen.“

P ATA G O N I E N

−7

°C


Zu Beginn jeder seiner Adaptation-Expeditionen trifft sich Clot drei Tage lang mit Wissenschaftlern, damit die gleiche Sprache, wenn es um die Erstellung der Protokolle geht.“

damit die Lunge nicht brennt. In Patagonien kentert er mit seinem Kajak und kämpft 17 Minuten lang (wie seine GoPro-Kamera belegt, die weiterfilmte) dagegen an, nicht in vier Grad kaltem Wasser zu ertrinken. Obwohl Clot austrainiert – mit sieben Prozent Körperfett – aufbricht, kommt er entkräftet und mit 15 Kilo weniger Muskelmasse zurück: Der Körper hat ihm die Klimaschocks nicht verziehen. „Ich glaubte zu wissen, was Kälte ist, aber Sibirien hat mir gezeigt, dass das falsch ist. Ich war – wie im Iran – kurz davor aufzugeben. Dort war es der mentale Leidensdruck, der mich gequält hat. Leidensdruck, der normalerweise dann auftritt, wenn man seine physischen Grenzen überschritten hat. Dann fühlt man sich völlig hilflos.“ Warum will man Forscher werden, wenn man bereits in der Grundschule lernt, dass ohnehin schon alles entdeckt wurde? Clot er erklärt es: Im Schweizer Jura geboren, vertreibt er sich schon im Alter von vier Jahren die Zeit im Wald und dringt immer weiter vor in unbekannte Gefilde. „Auslöser war eine Reise nach Québec mit meinen Eltern. Vom Flugzeug aus entdeckte ich Wälder, die so groß waren, wie ich es mir niemals hätte vorstellen können. Mit sechzehn bin ich erneut dort hingereist.“ Dank dieser Reise into the wild mit dem Kanu und zu Fuß entdeckt Clot die Bühne „einer anderen Form der Forschung“. Er kommt mit einem Verlangen nach Abenteuer zurück, betreibt nun BASE-Jumping, 70

Extrem-Kajaking, Fallschirmspringen, wird Stuntman. Und definiert sein Lebensziel: in der Natur unterwegs sein, sich für sie begeistern, davon erzählen. Als er 1999 in den äußersten Westen Nepals reist, stellt er fest, dass das Gebiet nicht kartografiert ist. „Ich habe dort Menschen getroffen, die noch nie Plastik oder Glas gesehen hatten. Und mir gedacht, dass wir noch längst nicht alle Geheimnisse unseres Planeten entdeckt haben.“ 2003 ein weiterer Knackpunkt: Clot stellt fest, dass Wissenschaftler Interesse an seinen Daten haben, die er aus den von ihm bereisten Gebieten mitbringt, seine bis heute erlebten Extremsituationen aber nicht analysieren können. 2012 beschließt er deshalb, ein ganzheitliches Projekt aufzubauen: Wissenschaftler sollen sämtliche psychologischen, kognitiven und ethologischen Aspekte berück berücksichtigen. Jedoch ist die Reserviertheit gegenüber dieser Idee groß. „Der Erste, der sich traute, mit mir zu arbeiten, war Étienne Koechlin, ein Spezialist für Entscheidungsprozesse an der Pariser Hochschule ENS.“ Inzwischen sind weitere Wissenschaftler mit an Bord. Und Clots Forschungshypothesen zum Teil bestätigt: Das mit Grenzsituationen konfrontierte Gehirn hat die Fähigkeit, sich innerhalb kurzer Zeit anzupassen. Clots waghalsige darwinistische Übungen ohne irgendwelche Sicherheitsvorkehrungen belegen, dass weder die Stärksten noch die Intelligentesten überleben, sondern diejenigen, die sich am besten anpassen können. Und sie belegen, dass der Mensch aufhören muss, der Natur Befehle zu erteilen – sie selbst bestimmt. Clots zusätzliches Resümee: „Man kann sich einem neuen System nur anpassen, wenn man etwas findet, das man daran mag. Ohne Sympathie und Hoffnung und die eine Sekunde Glück Glückseligkeit, die doch immer dabei war, hätte ich aufgegeben.“ Sein nächstes Projekt: erneut in die lebensfeindlichen Gebiete reisen, diesmal in Begleitung von je zehn Männern und Frauen – zur Bestätigung der Erfahrungen der Solo-Tour. christianclot.com

S I B I R I E N FEBRUAR – MÄRZ 2017

LEIDEN FÜR DIE WISSENSCHAFT


− 58

°C

LUFTFEUCHTIGKEIT: 60 % 180 Kilometer auf Skiern mit einem 100 Kilo schweren Pulka. „Ich mache alles in Fausthandschuhen, verwende einen Stift anstelle eines Computers, die Nächte ohne Schlaf häufen sich.“ Das ständige Schlagen von Wasserlöchern in den gefrorenen Fluss kostet wertvolle Energie.

A M A Z O N I E N DEZEMBER 2016 – JANUAR 2017

44

°C

LUFTFEUCHTIGKEIT: 100% 280 Kilometer zu Fuß und im Schlauchboot durch den Urwald. „Eine ‚grüne Hölle‘, in der man nur im Gänseschritt vorankommt, nur wenige Kilometer pro Tag macht.“ Massive Regenfälle, die oft über mehrere Tage anhielten, drosselten das Tempo zusätzlich.

Als Forscher riskiert Christian Clot mehr denn als Abenteurer, wenn es darum geht, Wissen zu erlangen.


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NOW DIE REISE INS UNBEKANNTE

JOHN WELLBURN

Abenteurer in der Wildnis trifft auf MountainbikeAction: In „Follow the Fraser“ folgen drei Biker dem gleichnamigen Fluss in British Columbia, Kanada. Jetzt auf redbull.tv

THE RED BULLETIN

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LIVE DABEI Musik, Motorsport, Mountainbiking: Diesen Monat bringt Red Bull TV Events der Superlative auf deinen Screen.

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THE RED BULLETIN


Juli/August Nur ein paar der Highlights 2017: Chance the Rapper, Arcade Fire und Run the Jewels

3 THE RED BULLETIN

bis 6. August

LIVE

LOLLAPALOOZA 2017, CHICAGO

Das Lollapalooza, 1991 als Tour‑Event gegründet, hat die moderne globale Festival‑Kultur revolutioniert. Zusätzlich zum Hauptevent im Grant Park in Chicago gibt es mittlerweile Ab‑ leger in Chile, Argentinien, Bra‑ silien, Deutschland und Frank‑ reich – mit einem einzigartigen genreübergreifenden Perfor‑ mance‑Mix. Feiere die Party mit den Hosts Sal Masekela und Hannah Rad live auf Red Bull TV.

JOE GALL/RED BULL CONTENT POOL (2), JAANUS REE/RED BULL CONTENT POOL, BARTEK WOLINSKI/RED BULL CONTENT POOL, JOHN WELLBURN

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bis 30. Juli

LIVE

WRC: RALLYE FINNLAND

Ouninpohja darfst du dir nicht entgehen lassen: Eine der spektaku‑ lärsten Sonderprüfungen der gesamten FIA World Rally Champion‑ ship begeistert Fans mit Top‑Speed und bis zu 57 (!) Meter weiten Sprüngen inmitten finnischer Wald‑ und Seenlandschaften.

bis 6. August

LIVE

UCI MTB-WELTCUP, KANADA

Kein UCI Mountainbike‑Weltcup‑Kalender ohne Mont Sainte‑Anne. Der kanadische Ferienort nördlich der Stadt Québec ist bereits zum 27. Mal Rennschauplatz, und das zu Recht: Die innovativen, technisch anspruchsvollen Kurse begeistern Rider und Fans gleichermaßen.

Juli

ON DEMAND

FOLLOW THE FRASER

Eine faszinierende Reise Richtung Norden, immer den Fraser River in British Columbia entlang: wie drei Star‑Mountainbiker das Gelände rocken, wie sie die Stätten ihrer Kindheit neu entdecken und schließ‑ lich ein geheimnisvolles Ziel erreichen.

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GUIDE Redaktion: Gisbert L. Brunner

Get It

ZENITH HERITAGE PILOT EXTRA SPECIAL CHRONOGRAPH

In luftiger Höh’

Diese Bronze­Uhr ist wasserdicht bis 100 Meter, eigentlich aber für eine andere Umgebung gebaut: das Cockpit. Zwiebelkrone und griffig profilierte Drücker sind für Pilotenhandschuhe gemacht. zenith-watches.com

Taucher takten ihre Dekompressions­ stopps mit der Keramik­Lünette

AUF ZU NEUEN UHREN-UFERN! Am 28. April 1947 stach Thor Heyerdahl gemeinsam mit fünf Crewmitgliedern von Peru aus in See – auf einem einfachen Balsaholz-Floß mit Namen „Kon-Tiki“. 101 Tage und fast 8000 Kilometer auf dem Pazifik später hatte der norwegische For Forscher – trotz fünf Meter hoher Wellen, der Begegnung mit einem neun Meter langen Walhai und monatelanger Isolation – bewiesen, was er vermutet hatte: dass die Indianer Südamerikas schon Jahrhunderte vor Kolumbus in der Lage waren, Polynesien zu besiedeln. Erst ein Riff nahe Tahiti stoppte Heyerdahls historische Reise.

ETERNA KONTIKI DIVER BRONZE MANUFACTURE

SCHIFF AHOI! Nachdem die „Kon-Tiki“-Crew in Polynesien angekommen war, pflanzte man eine südamerikanische Kokosnuss. Diese Palme sollte nicht das einzige Vermächtnis der historischen Reise bleiben: Heyerdahl hatte wegen deren sprichwörtlicher Genauigkeit und Zuverlässigkeit eine Eterna-Uhr als Expeditions-Zeitmesser gewählt. Zur Hochsee-Navigation ohne elektronisches Equipment oder GPS benötigte man einen Marinechronometer (und einen Sextanten, der an Bord war). Davon inspiriert, bauen die Schweizer Uhrmacher seither KonTiki-Uhren. Zum 70-Jahr-Jubiläum des historischen Abenteuers kommt das erste Bronze-Modell in limitierter 300-Stück-Auflage. Das Gehäuse ist bis zu 200 Meter Tiefe wasserdicht und widerstandsfähiger gegen Seewasser-Korrosion als Stahl. eterna.com

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ANONIMO NAUTILO BRONZE BLUE

Schön tief

Die Italiener von Anonimo ver­ bauen Bronze seit den 90ern. Der Refresh der Nautilo kommt mit neuem Zifferblatt sowie 44­Milli­ meter­Gehäuse aus rötlicher Alu­ miniumbronze und hypoallergener Titanium­Rückseite. Wasserdicht bis 200 Meter. anonimo.com

PANERAI LUMINOR SUBMERSIBLE 1950 3 DAYS AUTOMATIC BRONZO

Gut gealtert

Die Kupfer­Zinn­Legierung für 47­Millimeter­Gehäuse, Krone, Lünette und Kronenschutzbrücke erhält mit der Zeit eine witterungs­ bedingte Patina. Was der Wasser­ dichte bis 300 Meter keinen Ab­ bruch tut. panerai.com

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16./17. SEPTEMBER

LAUSITZRING TICKETS: REDBULLAIRRACE.COM


GUIDE

Do it

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Juli/August

bis 30. Juli

HELENE BEACH FESTIVAL

Das Festival zum Urlaubmachen: Am Helenesee bei Frankfurt/Oder, wegen seiner üppigen Sandstrände als „Kleine Ostsee“ gelobt, be­ spielen am verlängerten Wochen­ ende 120 Acts acht Bühnen. Das Besondere: Der Stilmix reicht von Rock über Hip­Hop bis zu Electro und Akustik. Als Headliner geben sich 2017 unter anderem K.I.Z, Kool Savas, das Electro­Duo Monkey Safari und Sportfreunde Stiller die Ehre. Startschuss? Mit der Ankerparty am Mittwochabend. Line-up: www.helene-beach-festival.de

Das Melt! in Sachsen­Anhalt zählt zu den Klassikern im Fes­ tival­Kalender und bietet mit der stillgelegten Kohlengrube „Ferropolis“ eine einzigartige Location. Neu 2017: die vom Berliner DJ­Duo Modeselektor und der Red Bull Music Acade­ my kuratierte Bühne mit Gigs von Barker & Baumecker, Denis Sulta, FJAAK und vielen mehr. Line-ups und Timetables: www.melt.de

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Juli Kinostart: „Dunkirk” Tom Hardy, Hollywoods charis­ matischstes Raubein, brilliert in der Weltkriegs­Tragödie von Kult­Regisseur Christopher Nolan („Batman“, „Inception“). Die Handlung folgt einer wahren Begebenheit: der Evakuierung hunderttausender alliierter Soldaten aus der von den Nazis eingeschlossenen Hafenstadt Dünkirchen im Mai 1940. Ab 27. 7. im Kino

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bis 13. August Rothaus Bike Giro Relaunch des renommierten Moun­ tainbike­Events in Rothaus (Baden­ Württemberg). Bei dem viertägigen Etappenrennen durch den Hoch­ schwarzwald bewältigen die Starter (Profis und Hobbyfahrer) 35 bis 78 Kilometer lange Abschnitte, die sich zur Gesamt­Streckenlänge von 250 bis 300 Kilometern addieren. Highlight: der Start­ und Zielbereich am 1493 Meter hohen Feldberg. Infos: rothaus-bike-giro.de

bis 23. Juli Parookaville Festival Einmal im Jahr erwacht auf dem Gelände des Flughafens Weeze (NRW) die virtuelle Stadt Parookaville zum Leben und versam­ melt innerhalb ihrer Grenzen die feinsten internationalen Electronic Acts. Für die bis zu 150.000 „Bürger“ (= Festivalbesucher) legen sich dieses Jahr 150 Acts auf zehn Bühnen gewaltig ins Zeug. Kandidaten für den Bürgermeister sind die DJ­Giganten Afrojack (rechts im Bild), Steve Aoki, Tiësto und Local Hero Felix Jaehn.

HELENE BACH FESTIVAL, FOTO FLOOR

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bis 16. Juli RBMA MeltSelektor Stage

Infos: www.parookaville.com

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GUIDE

DER MANN VON I N S E I N E R E VO LU T I O N S ­ THEORIE SPRICHT C H A R L E S DA RW I N ( 1 8 0 9 – 1 8 8 2 ) VO N D E R N AT Ü R L I C H E N AU S L E S E . T H E R E D B U L L E T I N P R Ä­ S E N T I E RT D E M M O D E R N E N M A N N E I N E AU SWA H L S C H L AU E R H I L FS M I T T E L , UM DIE SELEKTIONS­ FA K TO R E N S E L B ST Z U B E E I N F LU S S E N . 82

W ELT THE RED BULLETIN


GUIDE

TÄGLICHE BEGLEITER Die wichtigsten Gegenstände trägt der Mensch von jeher nah am Körper. Heute allerdings selten Waffen zur Verteidigung oder Utensilien, um in rauer Wildnis überleben zu können. Aus unserem Alltag sind die modernen Helfer dennoch nicht wegzudenken – sie schützen, informieren und unterhalten uns oder fangen bedeutende Momente unseres Lebens ein. Im Uhrzeigersinn von links oben: Nixon Showtime Bi-Fold ID Zip-Geldbörse, nixon.com; Suunto Essential Ceramic CopperUhr, suunto.com; Breitling Colt Skyracer-Uhr, breitling.com; Smith Comstock Flecked Mulberry Tortoise-Sonnenbrille, smithoptics.com; Sony RX100 V-Kompaktkamera, sony.com; Adidas Training-Sonnenbrille, adidas.com; Tudor Heritage Black Bay 41-Uhr, tudorwatch.com; Swatch Ligne De Fuite-Uhr, swatch.com; Huawei Honor 9-Smartphone (zeigt Wistla Soziale Netzwerke-App, huawei.com, wistla.com); Buff Single Layer Hat Ciron Black-Mütze, buff.eu; Electric California Reprise OHM Bronze-Sonnenbrille, electriccalifornia.com

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GUIDE

GESICHTSERKENNUNG Auch Männerhaut will gepflegt werden, um stets frisch auszusehen – beim frühen Geschäftstermin wie bei der After-Work-Party. Im Uhrzeigersinn von links oben: Lab Series Pro LS All-In-One Face Cleansing Gel, labseries.com; Mr Burberry-Gesichtspeeling, burberry.com; Bulldog Original Moisturiser, bulldogskincare.com; Mühle Edition No. 3 Silvertip Badger-Rasierpinsel, muehle-shaving.com; Quip elektrische Zahnbürste, getquip.com; L’Oréal Men Expert Hydra Energy X Tattoo-Bodylotion, lorealparis.com; Carsons Apothecary Arabian Pomegranate Facial Hair Conditioner, thegroomingclinic.com; Grüum Oska-Rasierer, gruum.com; CornerstoneRasierer, cornerstone.co.uk; Braun Series 9-Rasierer mit titaniumbeschichtetem Trimmer, braun.de

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STIL-IKONE

Egal welchen Stil du bevorzugst – kaum ein anderes Kleidungsstück kann so viel über dich aussagen wie das einfache T-Shirt. Richtig eingesetzt und kombiniert, machst du damit zu jedem Anlass zuverlässig gute Figur. Im Uhrzeigersinn von links oben: Nixon Westgate S/S Shirt, nixon.com; Dare 2b Mountainous Peacoat Marl T-Shirt, dare2b.com; Jack Wolfskin Tropical T, jack-wolfskin.com; O’Neill Hollow Days T-Shirt, oneill.com; Mons Royale PK Pocket T, monsroyale.com; Burton Vault Short Sleeve T-Shirt, burton.com; iLabb Strike 2.0 Camo Tee, ilabb.com; DC Shoes Evansville Lily White Storm Print Pocket T-Shirt, dcshoes.com

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GUIDE

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GUIDE

WEGGEFÄHRTEN Seitdem die Menschheit vor rund fünf Jahrtausenden das Pferd zähmte, ist die Art der Fortbewegung neben praktischer Notwendigkeit auch persönliches Symbol von Einstellung und Status. Dank technologischer Fort Fortschritte haben wir nun Vehikel, die uns stets verlässlich in pulsierenden Städten, unberührter Natur oder auch über mächtige Wellen begleiten. Im Uhrzeigersinn von links oben: 2nd Gen Boosted Board, boostedboards.com; Mazda CX-5, mazda.com; CrosLake Bellagio 12.0 Paddleboard, croslake.com; Urb-E Pro GT faltbarer ElektroScooter, urb-e.com; Canyon Urban 8.0 Citybike, canyon.com; Lib Tech Round Nose Fish Redux by …Lost Surfboard, lib-tech.com

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GUIDE

Read it

Marcel Reif

TV-Kommentator, Sportjournalist, Buchautor: Der Fußballexperte hat dank seiner Leidenschaft und Präzision eine Fangemeinde – auch wenn seine scharfen Analysen mitunter das Publikum spalten. Diesmal fragt sich Reif, ob es nicht schlau wäre, das Rad anzuhalten.

DES

IRRSINNS 90

ie Meisterschafts­ feier des FC Bayern in der Allianz Arena geriet zum Desaster. Sogar auf Weißbiergläsern wurden GoPro­ Kameras des vereinseigenen Senders Bayern­TV ­­TV installiert, um die üblichen Schüttorgien noch aufdringlicher filmen zu können. Zuvor war in der Halbzeit Anastacia aufgetreten, die Auf Auf­ und Ab­ bauten der Bühne hatten fast eine halbe Stunde gedauert. Und derweil saßen die genötigten Freiburger in der Kabine und warteten, dass es endlich weitergehe. Nach Titel Nummer 5 en suite und fast zwanghaftem Suggerieren, wie sehr man sich doch darüber freue, hatten die Bay­ ern offenbar nur einen Gedanken: wie man diesen Erfolg orchestrieren könne. So geht es jedenfalls nicht, das ist frivol, selbstzerstörend und macht den Fußball zum Affen. Die völlig fehlende Spontanei­ tät besaß die Qualität jenes seichten Gags mit der Maske von Dortmunds Pierre­ Emerick Aubameyang, angestiftet von einem Privatsponsor. Man muss die Fans

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BLAGOVESTA BAKARDJIEVA

IM LABYRINTH

D


Reif für die Bundesliga

schon etwas behutsamer durchs kommer kommer­ zielle Minenfeld führen – die wollen die Wahrheit nicht hören und sehen, sondern sollen glauben, dass es „echte Liebe“ ist, wenn sie zum BVB gehen. Mir ist an diesem letzten Spieltag der Bundesliga schlecht geworden. Ich konnte nur noch denken: Jetzt geht die Gier ins Maßlose.

M

eine Söhne gucken NBA. Als ich ihnen vorhielt, da gehe es noch ärger zu, konterten sie schlag­ fertig: „Ja, aber da werden wir auch nicht für dumm verkauft.“ Man muss im Profi­ fußball dringend das Rad anhalten, zu­ rückdrehen geht ohnehin nicht mehr. Die Fans sagen nicht zu Unrecht, ihr wollt den Fußball zur Nebensache machen und missbrauchen. Daher müssen wir uns selbst inszenieren. Wären diese Dumpf­ backen aus Dresden ein wenig schlauer, hätten sie genau damit argumentiert. Im Fußball stecken die Vereine in einer derart gnadenlos ökonomischen Zwangs­ situation, dass wir in zwei Monaten den Videobeweis willkommen heißen dürfen. Auch die neuen Anstoßzeiten und Bundes­ liga am Montag sind die logische Konse­ quenz. Mein ehemaliger Arbeitgeber Sky investiert 850 Millionen pro Jahr. Da kann man zwar sagen, das ist euer Problem. Aber wenn solche Summen aufgerufen werden, musst du ihnen auch die Möglich­ keit zur Refinanzierung geben – alles andere ist Heuchelei und unredlich. Wir haben noch keine spanischen Verhältnisse, und es geht immer noch mehr. Sollte man nicht doch eher auf die Zuschauer hören, die sagen, ich kann am Montag nicht 800 Kilometer nach Hamburg fahren, weil ich dienstags arbeiten muss? Des Wahnsinns Spitze war jedoch die Wortmeldung des neuen adidas­Chefs, der meinte, man sollte das DFB­Pokal­ Finale in Schanghai austragen. Ich würde ihm gern mal den Puls fühlen, dabei bin ich ihm noch dankbar, dass er diese Aus­ sage öffentlich gemacht und die Umset­ zung nicht heimlich im stillen Kämmerlein geplant hat. Diese ganze Gemengelage plus ein völlig losgelöster FIFA­Präsident Gianni Infantino, die Steuermauscheleien von Ronaldo und Messi, die aufgeblähten WM­Turniere ­­Turniere und die kriminellen Ex­Bosse von Barcelona versprechen keine rosarote Perspektive. Für den Confed Cup in Russ­ land müssen die Spieler, die dringend Urlaub benötigten, zwangsverpflichtet

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„Leipzig, Hoffenheim, Köln, Hertha und Freiburg wünsche ich in Champions und Europa League das Beste, doch die Statistik spricht gegen sie: In diesem Jahrhundert holten deutsche Klubs zwei internationale Titel – jeweils durch die Bayern.“

werden. Sind im Fußball noch alle bei Verstand? Die schönste Nebensache der Welt hat sich im Labyrinth des Irrsinns verdribbelt. Und wird der Spaß systema­ tisch kaputtgemacht, wenden sich auch die glühendsten Fans anderen Dingen zu.

A

m Ende dieser letzten Saison war meine Fußballstimmung im Keller. Aber nach zwei Wochen am Strand sind Freude und Lust schlagartig zurück zurück­ gekehrt, auch weil uns Deutschlands erste Bundesliga­Schiedsrichterin erwartet. Bibiana Steinhaus wird zuerst besser sein müssen als mancher Mann. Ansonst finde ich diese Gender Gender­Diskussion todlangweilig. Schön, dass Wolfsburg den Kopf aus der Schlinge gezogen hat und wieder dabei ist. Ein kühles Produkt mit Spielern, die das auch so sehen. Was soll an Wolfsburg schlecht sein? Dass es nicht das Paris des Nordens ist, weiß jeder. Mit Profis aber, die den VW­Konzern als Geldautomaten be­ trachten, hat man, ähnlich wie in Lever­ kusen, genau für diese Mentalität bezahlt. Bei Schalke hat mich positiv über über­ rascht, dass nicht alle Dämme gebrochen sind. Die hohen Ansprüche waren, auch wegen der Gazprom­Millionen, berechtigt, gelandet ist man im Nirgendwo. In Gelsen­ kirchen ist eine Wunderheilung nötig, und alle sind gespannt, ob Manager Christian Heidel nun mit neuem Trainer, Domenico

Tedesco, den Turnaround schafft. Vor Leipzig, Hoffenheim, Köln, Hertha und Freiburg ziehe ich den Hut – aber war die großartige Reise nach Europa nicht auch durch eine schwere Epidemie der Platz­ hirsche möglich? Ich wünsche ihnen in der Champions und Europa League nur das Beste, die Statistik spricht indes dagegen: In diesem Jahrhundert holten deutsche Klubs zwei internationale Titel – jeweils durch die Bayern. Im gleichen Zeitraum gewannen spanische Vereine 16 Trophäen. Punkt. Im Halbfinale der Europa League standen Celta de Vigo, Lyon, Ajax und Manchester United. Bei aller Liebe: Wo waren unsere Bundesligaklubs?

B

eim BVB muss man die unselige Causa Prima um Trainer Thomas Tuchel vielleicht entdramatisieren, auch als Vorleistung für seinen Nachfolger. Die Dortmunder versuchen verzweifelt, den Spagat zwischen Kommerz und folk folk­ loristischer Fankultur hinzukriegen. Da passt der voyeuristisch begleitete Rosen­ krieg nicht rein. Sportlich wurde alles übererfüllt, aber auch im echten Leben sind zerrüttete Beziehungen nicht zu hei­ len. Tuchel wird nicht unters Armutsrecht fallen. Dass es zwischen Vereinsboss „Aki“ Watzke und Tuchel einen „Dissens“ aus­ gerechnet um die Beinahe­Katastrophe des Busanschlags gab, spricht Bände und war offenbar unerträglich. Tuchel ist ein großartiger Ausbilder, aber wenn er ein großer Trainer werden will, wird es auch und nicht zuletzt soziale Kompetenz und Empathie brauchen. Vor dieser Schwelle steht meiner Ansicht nach auch sein ver ver­ ehrtes Vorbild Pep Guardiola, der nicht umsonst Probleme hatte in München und jetzt in Manchester. Fußball wie im Ope­ rationssaal, mit Anästhesist, Ultraschall und Röntgen, funktioniert nicht. Einer wie Peter Stöger würde Dortmund gut­ tun. Der hat gesagt: „Ich werde in Köln nicht zum Karnevalsprinzen – das ist schon Poldi, aber ich passe mich dem Ver Ver­ ein an.“ Eine Frage der Intelligenz. Nachdem der Kelch meiner Wette, ich würde bei einem Meistertitel von RB Leipzig nackt über den Marktplatz laufen, an mir vorübergegangen ist, biete ich eine neue an: Sollte der FC Bayern 2018 nicht Meister werden, besuche ich das letzte Heimspiel im Wies’n­Outfit mit Leder­ hose und einer Bratwurst aus dem Hause Hoeneß in der Hand.

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Dein Weg führt dich an einen reißenden Wildbach? Du wagst eine Raftingtour? Oder einen Canyoning-Trip? Der 30-Liter-Dry-Tube hält dein Gepäck trocken – sogar wenn er ins Wasser fällt. Ab mit dir ins kühle Nass! PERFEKT FÜR DICH, WENN … … du eine Wildwasserratte bist.

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Willst du deine Abenteuer für die Nachwelt festhalten, ist diese Actioncam alles, was du brauchst. Zeige deinem Publikum, womit du zu kämpfen hattest. Die Natur ist zu schön, um sie nicht nach Hause mitzunehmen.

Vide oau flös ung : Full HD Foto auf lösu ng: 5 MP Disp layd iago nale : 5,08 cm Bild freq uen z: 30 fps

PERFEKT FÜR DICH, WENN … … der Waldboden deine Bühne ist.

8. HALTE DEINE HÄNDE FREI! ROLLEI ACTIONCAM ZUBEHÖR Du willst freie Hand für deine Filme? Das 23-teilige Zubehör inklusive Kopfband, Brustgurt und Klebesticker gibt sie dir. PERFEKT FÜR DICH, WENN … … du imponierende Perspektiven suchst.

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9. HALTE KONTAKT ZUR AUSSENWELT! CYRUS CM16 OUTDOOR-HANDY Tec hS pe cs

Survival-Trips sind Reisen zurück zu den Wurzeln. Das Outdoor-Smartphone lässt dich wie einst in die Tasten hauen. Auch Wasser, Schlamm, Stürze und Staub sind wie alte Sandkastenfreunde zu ihm. PERFEKT FÜR DICH, WENN … … du wieder einmal Kind sein möchtest.

Kam eraa uflö sun g: 5 MP Spe iche r: 4 GB (ma x. 32 GB) Gyr osc ope , Dist anz sen sor, Bes chle unig ung sse nso r And roid 4.2. 2

DIE BIRNE AN! WAS WÄRE, WENN das Dosenfutter uns schon zum Hals raushinge – wie stillte Mutter Natur unseren Hunger? DER GEISTESBLITZ SAGT: Der Busen von Mutter Natur hält genügend Nährstoffe für uns bereit. Zum Beispiel: Die Kiefer ist eine wahre Kalorienbombe – ihre Nadeln, ihre Blüten und ihr Harz spenden Vitamin C. Löwenzahnwurzeln schmecken, im Gaskocher zubereitet, wie Karotten. Auch Baumrinden können verspeist werden, wird das weiße Innere scheibchenweise gekocht. Und wer junge Brennnesselblätter zehn Minuten lang in kochendem Wasser ziehen lässt, stärkt seine Abwehrkräfte mit einem wärmenden Energydrink.

Tec hS pe cs 3 Ede lsta hlbr enn er Leis tun g: 1× 1,5 kW/ 2× 1 kW B 62,7 × H 12,5 × T 33,5 cm

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10.  T RINKE WASSER IM RHYTHMUS! SDIGITAL SPRITZ TRINKFLASCHE Oberstes Gebot: Der Körper braucht regelmäßig Flüssigkeit. Die Outdoor-Trinkflasche speichert frisches Quellwasser. Ihr 360° Bluetooth-Lautsprecher sorgt dafür, dass du auch im Rhythmus trinkst. PERFEKT FÜR DICH, WENN … … Musik dein ständiger Begleiter ist.

11.  F INDE FRISCHE NAHRUNG! TRISTAR KO-6583DU GASKOCHER

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In Mitteleuropa wachsen rund 1.800 essbare Wildpflanzen. Wer sich lieber einen Fisch aus dem Bach kocht, findet im Gaskocher seinen Grillmeister. Entkeimt auch Wasser und brüht Kräutertee. PERFEKT FÜR DICH, WENN … … du ordentlich aufkochen willst.


THE RED BULLETIN WELTWEIT

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Aktuell erscheint The Red Bulletin in sieben Ländern. Im Bild: das Cover der mexikanischen Ausgabe mit der legendären AlternativeRock-Band Kinky. Mehr Storys abseits des Alltäglichen gibt’s auf: redbulletin.com

Web Christian Eberle, Vanda Gyuris, Inmaculada Sánchez Trejo, Andrew Swann, Christine Vitel Grafik Marco Arcangeli, Marion Bernert-Thomann, Martina de Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz Fotoredaktion Rudi Übelhör (Deputy Photo Director), Marion Batty, Susie Forman, Ellen Haas, Eva Kerschbaum, Tahira Mirza Head of Sales Franz Renkin Anzeigendisposition Andrea Tamás-Loprais Creative Solutions Eva Locker (Ltg.), Martina Maier, Verena Schörkhuber, Edith Zöchling-Marchart Country Management & Marketing Stefan Ebner (Ltg.), Magdalena Bonecker, Thomas Dorer, Manuel Otto, Kristina Trefil, Sara Varming

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GUIDE

Action-Highlight

Der Sieg bei der Heim-WM 2013 in Südafrika war Greg Minnaars Karriere-Highlight, im Trophäenschrank des dreifachen Downhill-Weltmeisters ist aber noch Platz. Dass er mit 35 zehn Jahre älter als Titelverteidiger Danny Hart (GBR) ist? Kein Problem, wenn man ein eigenes Trainingsgelände vor der Haustür hat. UCI MTB World Cup 2017: alle Rennen auf Red Bull TV

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„Schwer zu sagen … keine Ahnung, was die Jungs machen.“ Downhill-Mountainbiker Greg Minnaar auf die Frage, was er im Training anders – und womöglich besser – macht als seine Gegner

KELVIN TRAUTMAN

Pietermaritzburg, Südafrika

Makes You Fly

Die nächste Ausgabe des Red Bulletin erscheint am 8. August 2017.

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