The Red Bulletin AT 08/20

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ÖSTERREICH AUGUST 2020, € 3,50

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MARC MÁRQUEZ Der MotoGP-Champ:

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RESPEKT IST DER SCHLÜSSEL ZUM SIEG

WIR SIND WIEDER DA! MotoGP AM SPIELBERG

Weltmeister, Rookies und Legenden über das Race-Comeback der Königsklasse


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WILLKOMMEN

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AN DER STARTLINIE!

EQUIPMENT-CHECK: Red Bulletin-Chefredakteur Alexander Macheck (Mi.) ­testet die Hightech-Winsch von Weltumsegler Norbert Sedlacek (re.) auf dessen Boot in Frankreich, ab S. 54.

Rad-an-Rad-Duelle bis in die letzte Kurve, ein Fahrerfeld voll charismatischer Champions, dazwischen hungrige Rookies, dazu die grünen Hügel der Steiermark als traumhafte Kulisse: Auch wenn die MotoGP am Spielberg dieses Jahr unter besonderen Vorzeichen startet, bleibt die Faszination der Rennserie unge­ brochen. Bei uns erklären Weltmeister Marc Márquez und MotoGP-Neuling Brad Binder, welche Werte sie auf der Strecke und im täglichen Leben zu Spitzenleistungen antreiben (ab S. 20). Herausforderungen ganz anderer Art meistert US-Profi-Gamerin Anne Munition (S. 68), die untergriffigen ­K ritikern der virtuellen Welt ihre positive Einstellung zum Leben entgegensetzt. Dem Wiener Norbert ­Sedlacek hingegen stehen ganz reale Hindernisse im Weg (S. 54): Der ehemalige Straßenbahnfahrer will als erster Solo-Segler die Welt über die Nordwestpassage umrunden. Viel Spaß mit der neuen Ausgabe von The Red Bulletin! Die Redaktion

CHRISTINE FENNESSY

Die US-Journalistin sprach mit der ­Gamerin Anne ­Munition über Erfolg und Druck in der globalen Streaming-Szene. S. 68

VALERIE FRITSCH

Die preisgekrönte Grazer Schrift­ stellerin beschreibt ihr prägendstes Natur­erlebnis: eine Begegnung mit Berggorillas, ab S. 92.

„Respekt musst du dir Schritt für Schritt verdienen.“ MotoGP-Weltmeister Marc Márquez über eine zentrale Tugend seines Sports, ab Seite 32

THE RED BULLETIN

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I N H A LT The Red Bulletin im August 2020

79 ÜBERFLIEGERIN Mountainbikerin Vali Höll zeigt uns die schönsten Trails ihrer Heimat.

GAMING

68 H ARTER NAME, POSITIVE BOTSCHAFT

20 FASZINATION MOTOGP

Weltmeister Marc Márquez im Interview, KTM-Pilot Brad Binder über sein Team und spektakuläre Spielberg-Bilder.

ROCK ’N’ ROLL

44 O ZZY OSBOURNES RETTUNGSANKER

Wir treffen die Heavy-MetalIkone zum Interview über ­Musik, die Lebensmut macht.

INNOVATOR

52 DER SCHLAUE HOMETRAINER

So bringt das „DD System Pro“ Körper und Geist in Form. Plus: Podcast-Tipps und der Kleingarten in der Trommel.

SEGELN

54 A LLEIN UM DIE WELT

Der Wiener Einhandsegler Norbert Sedlacek über den Reiz des Lebens auf zwölf Quadratmetern bei Eiseskälte.

6 GALLERY 12 ZAHLEN, BITTE! 14 PLAYLIST

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Wie sich Star-Streamerin Anne Munition eine Sonderstellung in der harten Welt des OnlineGamings erkämpft hat.

BOULEVARD DER HELDEN

74 DER GÜTIGE RIESE

Michael Köhlmeier über die Freundschaft des Box-Weltmeisters Max Schmeling mit seinem Gegner Joe Louis.

GUIDE

Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen

32 CHAMPION MotoGP-Held Marc Márquez erklärt den Wert von Respekt im Berufsleben.

79 REISEN. Spektakuläre Trails vor der Haustür: Bike-Ausnahmetalent Vali Höll zeigt ihre Heimatregion. 84 G AMING. Experten-Tipps für virtuelle Formel-1-Fahrer. 86 F ITNESS. So funktioniert das ­Höhentrainingslager für daheim. 88 D RINKS. Tipps, Tricks und Zutaten für perfekte Cocktails von Welt­meister Mario Hofferer. 90 K ALENDER. Die wichtigsten ­Termine für die nächsten Wochen

16 FUNDSTÜCK 18 CLUB DER TOTEN DENKER

92 READ BULL 96 IMPRESSUM 98 CARTOON

74 LEGENDE Die Geschichte des Boxweltmeisters Max Schmeling – meisterhaft erzählt.

THE RED BULLETIN

MORITZ ABLINGER, SAALBACH.COM, MARKUS BERGER/RED BULL CONTENT POOL, PICTUREDESK.COM, KONSTANTIN REYER BENE ROHLMANN

COVERSTORY


54 ABENTEURER An Bord des Vulkanfaserboots von Skipper Norbert Sedlacek in Frankreich

THE RED BULLETIN

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MIRÓW, POLEN

KletterMärchen PIOTREK DESKA/RED BULL ILLUME

Tausende spannende Routen über hoch aufragende Kalkfelsen, eingerahmt von einer grandiosen Landschaft und hunderten mittelalterlichen Burgen: Das Juragebirge im Süden Polens in der Nähe von Krakau ist ein Paradies für Kletterer. Der Fotograf Piotrek ­Deska, 33, stammt nicht nur aus der Gegend, er hat sich auch auf Outdoorund Klettermotive spezialisiert – eine ideale Mischung, um das Kunststück hinzukriegen, sowohl die Schönheit der Landschaft als auch deren Möglich­ keiten in nur einem Bild festzuhalten. Instagram: @piotrek_deska

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JASPER, KANADA

Elchtest Der Jasper National Park in den ­kanadischen Rocky Mountains ist wegen der atemberau­ben­den ­Vielfalt seiner Natur auch bei Mountainbikern überaus beliebt, wenngleich man ge­legentlich mit außer­gewöhn­lichen Be­ gegnungen rechnen muss. Dieses Trio bekam es etwa mitten auf einer vielbefahrenen Strecke mit einem ausgewachsenen Elch zu tun. Als sie später Ein­heimischen von dem Naturer­eignis erzählten, waren die freilich nicht sonderlich überrascht: „Ach, das war nur Randy“, sagten sie. „Er ist der König dieses Reviers.“ Instagram: @eye_b_long


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BRUNO LONG/RED BULL ILLUME


KAPSTADT, SÜDAFRIKA

Allein im Pool Gut, die Enge eines Gezeitenpools ist nicht wirklich zum Kitesurfen geeignet; speziell dann nicht, wenn der Wind so stark bläst wie bei Kapstadt. Aber ein WeltklasseKitesurfer wie der Niederländer Kevin Langeree, 31, wird auch mit solchen Herausforderungen fertig, wenn’s denn sein muss. Und es musste sein: Sein Landsmann, der Fotograf Ydwer van der Heide, 41, hatte sich das dekorative Motiv eingebildet, um einmal ein ganz anderes als eines der üblichen Kitesurfer-Bilder zu schießen. Instagram: @ydwer


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YDWER VAN DER HEIDE/RED BULL ILLUME


Z AHL EN, BI T T E!

PAC-MAN

Fressen und gefressen werden Vor 40 Jahren erblickte eine ikonische Videospielfigur das Licht der Welt: Pac-Man. Heute findet man den gelben Held auf Platte, im Kino – und im Weltall.

suchte Game-Entwickler Tōru Iwatani nach einer neuen Idee. Er bestellte Pizza, nahm ein Stück, schaute auf den Teller: Pac-Man war geboren.

9500

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Geister machen Pac-Man das Leben schwer: Blinky, Pinky, Inky und, am gefährlichsten, Clyde (unberechenbar wegen Zufallsprogrammierung).

3.333.360

Lichtjahre von der Erde entfernt ­befindet sich der Emissionsnebel „Pac-Man“ (dessen Form an die Videospielfigur erinnert).

ist das „Pac-Man“-Punkte-Maximum. Rekordhalter David Race schaffte alle 256 Levels 2013 in 3 ­ ½ Stunden.

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94 %

Kilobyte groß war das Originalspiel (was etwa der Daten­ menge ­eines e­ inseitigen Word‑­ Dokuments entspricht).

aller Amerikaner kennen Pac-Man, die Videospielfigur mit dem höchsten ­Wiedererkennungswert.

293.800

22:09

Minuten lang ist die Platte „­ Pac-Man“, die der ElektronikMusiker Aphex Twin aus Samples des Videospiels bastelte.

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war die Top-Platzierung des Songs „Pac-Man Fever“ des Duos Buckner & Garcia in den US-Charts 1981.

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Wochen nach dem Japan-Start erschien das Spiel in den USA. Der ursprüngliche Name „Puck-Man“ wurde auf „Pac-Man“ geändert, da man befürchtete, dass die Automaten-Aufschrift dort in „Fuck-Man“ abgewandelt werden könnte.

2015

debütierte „Pac-Man“ im Kino­film „Pixels“ – als gefräßiger Bösewicht, der sich mit Adam Sandler anlegt.

THE RED BULLETIN

CLAUDIA MEITERT

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„Pac-Man“-Automaten wurden zwischen 1981 und 1987 weltweit in Spielhallen aufgestellt, was das Game zum erfolgreichsten Münzspiel aller Zeiten macht.

GETTY IMAGES (3), PICTUREDESK

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Monate ist Pac-Man älter als Super Mario, der erstmals im Juli 1981 im Spiel „Donkey Kong“ auftaucht.

1980



P L AYL I ST

LA ROUX

Hör auf dein Herz Nach überstandenen Krisen kehrt Sängerin Elly Jackson, 32, alias La Roux mit neuem ­Album zurück. Hier ist ihre Playlist gegen Liebeskummer. Mit Synth-Pop-Hits wie „Bulletproof“ oder „In for the Kill“ surfte La Roux vor elf Jahren über alle Radiowellen. Doch dann musste die in London als Elly Jackson ­geborene Sängerin mehrere Krisen verkraften: eine Beinahe-Pleite, die Trennung von Songwriter Ben Langmaid und ihrer Plattenfirma sowie Beziehungsprobleme, die eine Kreativblockade auslösten. Nun ist sie zurück mit dem dritten La-Roux-Album: „Supervision“ soll ein „Soundtrack für eine optimis­ tische Zukunft“ sein. Für Jackson wirkte es wie eine kreative Therapie nach ­einer düsteren Zeit. Wenn ihr das Herz blutet, sind f­ olgende Songs ihre bevorzugten Begleiter … „Supervision“ ist bereits erschienen; Aktuelle Tourdaten: laroux.co.uk

Ken Boothe

Carly Simon

Depeche Mode

Gerry Rafferty

„Eigentlich ist der SupremesSong besser bekannt unter dem Titel ‚You Keep Me Hangin’ On‘. Er wurde oft gecovert, und ich liebe jede Variante. Am meisten aber bedeutet mir diese Reggae-Version von Ken Boothe. Und der Titel ‚Set Me Free‘ ist das perfekte Motto, um eine Trennung zu überwinden. Dafür bin ich selbst der beste Beweis.“

„Liebeskummer bedeutet für mich selten, auf den Ex‑Partner wütend zu sein, sondern vor allem, in Erinnerungen an glücklichere gemeinsame Zeiten zu schwelgen und Lieder zu hören, die uns verbunden haben. Dabei lande ich fast immer irgendwann bei Carly Simons ‚Why‘, das übrigens viel besser ist als ‚You’re So Vain‘, ihr Hit aus dem Jahr 1972.“

„Ich liebe diese Aufnahme immer noch sehr, sie ist ­erhebend im wahrsten Sinne – und deswegen perfekt, um Liebeskummer zu überwinden. Depeche Mode waren die ­wichtigste Inspiration für mein erstes Album 2009. Ohne ihren Debütsong ‚Speak & Spell‘ von 1981 gäbe es ver­mutlich heute keine La Roux, so wie ihr sie kennt.“

„Manche Lieder sind wie ein Freund, der einen durch Krisen begleitet. Für mich ist ‚Right Down the Line‘ so ein Freund. Ich finde es sehr schade, dass die meisten nur Raffertys Hit ‚Baker Street‘ kennen. Sie ­meinen dann: ‚Da läuft ständig dieses verdammte SaxophonSolo im Radio, das nicht auf­ hören will – das nervt.‘ Aber Rafferty kann so viel mehr.“

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New Life (1981)

Right Down the Line (1978)

THE RED BULLETIN

MARCEL ANDERS

Why (1982)

ANDREW WHITTON

Set Me Free (1968)


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F U ND ST Ü CK

SAMMLUNG ERICH WALITSCH/FOTOGRAFIE: CROCE&WIR, GETTY IMAGES

Den Faltkalender seines Arbeitgebers Lotus benützte Jochen Rindt zur ganz persönlichen Terminplanung.

JOCHEN RINDT

Plan eines Champions Persönlicher Taschenkalender der österreichischen Formel-1-Legende, 1970 Am 5. September jährt sich der tödliche Unfall von Jochen Rindt beim Training zum Großen Preis von Italien in Monza zum 50. Mal. Die Nachricht schlug damals ein wie ein Blitz aus heiterem Himmel, denn bis dahin schien 1970 Rindts Jahr zu sein: Er gewann in seinem Lotus 72 fünf von acht Grands Prix, vier davon in Serie. Rindt führte in der WM so überlegen, dass er – als einziger Pilot der Formel-1-Geschichte – posthum zum Weltmeister erklärt wurde.

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THE RED BULLETIN


Photo: R. Schedl

#GETDUKED BEAST-MODUS AKTIVIERT 2020 KTM 1290 SUPER DUKE R Das NAKED-Regelwerk wurde neu geschrieben. Die neue KTM 1290 SUPER DUKE R ist jetzt schlanker, brutaler und furchteinflößender als jemals zuvor. Mit einem brandneuen Fahrwerk in Verbindung mit perfektioniertem Federungssetup, dem führenden 1301cm3 LC8 V-Twin mit brutalem Vorwärtsschub, hemmungsloser Beschleunigung und einem fortschrittlichen Elektronikpaket ist das neue BEAST bereit es mit der Welt aufzunehmen.

Please make no attempt to imitate the illustrated riding scenes, always wear protective clothing and observe the applicable provisions of the road traffic regulations! The illustrated vehicles may vary in selected details from the production models and some illustrations feature optional equipment available at additional cost.


D ER CLU B DER TOT EN DEN K ER

SOKRATES

Wie klappt das zwischen Männern und Frauen? Die größten Denker aller Zeiten beantworten Fragen unserer Gegenwart, übermittelt durch den Philosophen Christoph Quarch. Diesmal: Sokrates erklärt, warum es gut ist, sich ab und zu gepflegt zu streiten.

S

oll das ein Witz sein, mein Freund? Du fragst mich, was du tun musst, damit deine Ehe funktioniert – oder deine „Partnerschaft“, wie ihr das nennt? Beim Zeus, das ist ein spaßiger Einfall, denn jeder weiß, dass zwischen mir und meiner Xanthippe ständig die Fetzen flogen. Oder kennst du nicht die Geschichte, wie sie mir eine Standpauke hielt und dann ihren Nachttopf über meinem weisen Haupt entleerte – nur weil ich vergessen hatte, die Einkäufe zu erledigen? Und weißt du, was ich damals sagte, als ich pitschnass vor ihr stand? „Wenn man den Donner hört, muss man mit Regen rechnen.“ Hahaha, lustig, oder? Spaß beiseite. Wie funktioniert das mit den Frauen und den Männern? Das willst du doch wissen. Gut, ich gestehe: Ich weiß, dass ich nichts weiß. Keine Ahnung, es gibt da kein Patentrezept. Als die Götter die Menschen in Frauen und Männer unterteilten, dachte sich Zeus: „Okay, wir lassen sie viel Spaß aneinander haben, aber sie werden auch viel Stress miteinander haben.“ Wieso sollte es den Menschen besser gehen als ihm? Er selbst hatte ja auch dauernd Troubles mit seiner Hera. Genau wie ich mit Xanthippe. Aber das war nicht Zeus’ letztes Wort. Da war ja noch der Eros.

zu werden?“ – „Nur zu gut, Diotima.“ – „Wieso ‚zu gut‘?“ – „Weil die Leidenschaft einerseits begeistert und euphorisiert, andererseits aber auch Kummer macht, wenn die sich entziehen, denen sie gilt.“ – „Ah“, sagte Diotima, „dann kennst du schon den Eros. Denn er ist es, der das Feuer der Begeisterung in dir entzündet und der dich nicht ruhen lässt, solange du das, was du liebst, nicht siehst und hörst und fühlst. Er ist es aber auch, der dir das Herz bricht.“ – „So ist es“, sagte ich. „Nun höre genau hin“, erwiderte die weise Frau. „Lass dich davon niemals schrecken. Denn ohne Eros bleibt dein Leben kalt und flach. Ohne das Feuer der Liebesleidenschaft in deinem Herzen kannst du alle Reichtümer der Welt erwerben, alle Länder ­bereisen, mit allen Frauen schlafen; nichts wird dich erfüllen. Rastlos wirst du durch die Welt hecheln und doch nie finden, was du suchst. Denn je mehr du deinen Wünschen nachläufst, desto mehr entfernst du dich vom Eros. Dabei wäre es ganz einfach. Alles, was du tun musst, ist, dich hinzugeben, dein Herz zu öffnen, dich berührbar, verletzbar, ­ansprechbar zu machen. Lass dich anmachen, Sokrates; nimm die Welt so, wie sie ist, und bleib begeisterungs­ fähig. Dann wird dein Herz immer ­größer. Dann wirst du erkennen, wie liebenswert auch Xanthippe ist, und mit ihr dar­über lachen, wenn sie ihren Nachttopf über dich entleert.“

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SOKRATES (469–399 v. Chr.) galt zu Lebzeiten als der weiseste aller Menschen. Selbst hat er nichts geschrieben. Fast alles, was wir über ihn wissen, ver­ danken wir seinem Schüler Platon, der in seinen Dialogen ein ­lebendiges Porträt Sokrates’ gezeichnet hat. Dessen Lieblings­ beschäftigung war, auf dem Marktplatz mit Mitbürgern darüber zu diskutieren, wie das gute Leben ist. Dabei pflegte er seinem Gegenüber vor Augen zu führen, wie sehr es in Konventionen und Vorurteile verstrickt war. So zog er den Zorn vieler auf sich und wurde letztlich als „Verderber der Jugend“ zum Tode verurteilt.

THE RED BULLETIN

DR. CHRISTOPH QUARCH

Nein, nein, nein. Nicht, was du denkst. Unser Eros ist ein Gott. Der wohnt nicht in einem Eros-Center, auch nicht in einem Erotik-Shop. Eros ist ein feiner Kerl. Ohne ihn kannst du jede Ehe oder Partnerschaft vergessen. Du musst ihn nur willkommen heißen. Und dafür musst du ihn erkennen, musst verstehen, wer er ist. Aber das fällt euch Menschen der Moderne schwer. Mir anfangs auch, bis ich die weise Diotima traf, die es mir erklärte. „Sag, warst du schon einmal verliebt?“, fragte sie mich. „Klar doch“, erwiderte ich. „Gut“, sagte sie da, „dann weißt du, wie es ist, von Leidenschaft ergriffen

So sprach Diotima, mein Freund, und das ist meine Antwort: Deine Partnerschaft wird gelingen, wenn du offen bleibst: Wenn du nicht dauernd Ansprüche erhebst, sondern dich ansprechen lässt. Dann bleibt ihr in Verbindung. Auch im Streit. Und das ist gut, denn auch das ist eine Weise, das Feuer des Eros lebendig zu halten. Doch wenn du gleichgültig und kalt wirst, dann ­tötest du den Eros in dir. Und mit ihm deine Seele.

BENE ROHLMANN

„ Eros ist ein feiner Kerl. Ohne ihn kannst du jede Partnerschaft vergessen.“


SOKRATES (469–399 v. Chr.)

Der Philosoph galt dank Gattin Xanthippe als Beziehungsexperte: „Wenn man den Donner hört, muss man mit Regen rechnen.“ THE RED BULLETIN

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SEIN ZIEL: „STEIERMARC“

Marc Márquez, der erfolgreichste MotoGPRenn­fahrer der Gegenwart, hat nur noch ­wenige unerfüllte Missionen. Eine soll am ­ 16. August vollendet werden: sein erster Sieg beim Grand Prix von Österreich am Red Bull Ring (Training, Qualifying & Rennen live auf ServusTV). Nach drei zweiten Plätzen in Serie ist es für den 27-Jährigen an der Zeit, die schnellen Ducatis auch hier zu besiegen – auf jener Strecke, auf der er 2018 schon einen Formel-1-Boliden getestet hat.

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MotoGP

HERZRASEN

Die Kraft von 6600 PS plus die Energie, die sich bei 22 Piloten in den Monaten der Isolation angesammelt hat: Wenn die MotoGP am Spielberg im grünen Herzen Österreichs startet, erwarten uns Rennen voller Leidenschaft. Eine Vorschau auf Helden und Highlights.

SAMO VIDIC/RED BULL CONTENT POOL

Text GERALD ENZINGER


MotoGP

„Rivalitäten sind mein Antrieb, um mein eigenes Level zu erhöhen. Für mich ist es wichtig, den Kampf auf die persönliche Ebene zu bringen. Dadurch ist man eher bereit, mehr zu geben und besser zu werden.“ Valentino Rossi, neunfacher Weltmeister, über die vielen Nahkämpfe in der MotoGP


GOLD & GOOSE/RED BULL CONTENT POOL

NUANCEN DES NAHKAMPFS Die MotoGP zelebriert Überholmanöver. So manche Kurve ist gar Schauplatz eines Zehnkampfs: Mensch klebt an Mensch, ­Maschine an M ­ aschine. Heuer wohl noch dichter: Gerade einmal zwei Sekunden trennten bei den Tests im Februar den Ersten vom Letzten. Die Bikes sind ausgereizt, ­Kunden- und kleinere Werks­teams ­haben aufgeholt. Jeder der 22 Piloten ist in der Lage, in eine Top-Position zu fahren.

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LICHTGESTALT

GETTY IMAGES (2), GOLD & GOOSE/RED BULL CONTENT POOL

Vor 20 Jahren hat Valentino Rossi schon in der Königsklasse gewonnen – 2020 ist er zum letzten Mal auf einer Werksmaschine am Start. Sein Ziel ist klar: mit biblischen 41 noch einmal gewinnen. Der 116. Sieg seiner Karriere ist der, nach dem er sich am meisten sehnt.

DER AUSSIE-SEITER Tollkühner Fahrstil, sympathische Art. Jack Miller (re.), 25, ist ein Gewinn für die MotoGP. Im Feld, das vor Italienern und Spaniern strotzt, will der Australier beweisen, dass Ducati zu Recht auf ihn als Werksfahrer für 2021 setzt.

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MotoGP „Ich habe eine Affenfreude, wenn ich Fabio Quartararo fahren sehe. Er hat nach schweren Zeiten eine einzig­ artige Leichtigkeit gefunden.“ Gustl Auinger, österreichische Motorrad-Legende, über Frankreichs Riesentalent (hier im Bild)

MANN IM FOKUS „Fabio Quartararo“ auszusprechen erfordert Übung – und doch ist es ein Name, den man sich merken muss. Der 21-jährige Franzose wurde 2019 mit sechs Pole-Positions und sieben Podestplätzen Rookie des Jahres und wird 2021 die Nachfolge von Valentino Rossi bei Yamaha antreten. Die Richtung stimmt also jetzt wieder, nachdem das Wunderkind in den kleineren Klassen zeitweilig schwer ins Schleudern gekommen war.



GOLD & GOOSE/RED BULL CONTENT POOL

MotoGP

TEAMWORK IN ORANGE KTM ist bereit für den Heim-Grand-Prix. Technik-Chef Sebastian Risse: „Wir haben ein komplett neues Motorrad gebaut.“ Das freut auch den spanischen Piloten Pol Espargaró, 29, der voriges Jahr (hier ein Bild aus seiner Box beim GP von Thailand) aus­ gerechnet am Spielberg seinen einzigen Ausfall hatte: ­„Das neue Bike hat mehr PS, und die Elektronik arbeitet weicher, deshalb können wir jetzt früher Gas geben.“

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„Meine Sturz-Quote geht zurück. Doch: Ich brauche immer noch zu viel Akrobatik, um Abflüge zu verhindern.“ Marc Márquez, 64 Stürze in den letzten drei Saisonen


MotoGP

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GUTEN RUTSCH! Dorthin gehen, wo es wehtut – keiner ­macht das so radikal wie Marc Márquez: Seit ­Jahren hat der Schnellste im Feld auch meist die höchste Sturz-Quote (im Bild: sein Ritt über den Kies in Valencia 2019). Doch er steht immer wieder auf – wie vorige Saison in Thailand: Da musste er am Freitag nach einem heftigen Abflug benommen ins Spital, am Sonntag krönte er sich mit einem Sieg zum Weltmeister. Zum bereits achten Mal.

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MotoGP „Wir waren eine Horde von Buben, die im selben Moment genau das taten, was sie immer tun wollten: Rennen fahren und Spaß haben.“ Brad Binder über den Red Bull Rookies Cup

HIER FAHREN DIE TALENTE Im Red Bull Rookies Cup, hier ein Bild vom Spielberg 2019, matchen sich die besten Jungen – es geht um ihre Zukunft. ­„Absolventen“ wie Johann Zarco, Brad Binder und Danny Kent wurden später Weltmeister. Immer dabei: Gustl Auinger, der erst für die Wartung der KTM-Maschinen zuständig war und dann zum Förderer wurde: „Die Buben und Mädchen lernen hier fürs Leben.“


NACHDENKPAUSE Im MotoGP-Team von Red Bull KTM ist der Spanier Pol Espargaró, 29, klare Nummer 1. 2019 ist er nur einmal schlechter klassiert als Teamkollege Johann Zarco: am Spielberg (Bild) – da streikt Espargarós Motorrad.

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SO FEIERN SIEGER Der Italiener Andrea Dovizioso, heute 34, ­jubelt 2019 über ­seinen zweiten Sieg am Spielberg. Wie sehr der dreifache Vize­ weltmeister dafür kämpfen muss, zeigt die Doku „Undaunted“, zu sehen bei Red Bull TV.

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MotoGP Marc Márquez

„ Jeder freut sich, mich zu schlagen“ Wie kämpft man sich als Neuling an die Spitze? Und wie schafft man es, sich dort zu halten? Wenn einer das weiß, dann der achtfache MotorradWeltmeister MARC MÁRQUEZ, 27. Das Wichtigste, sagt der Spanier, ist Respekt. Außer vor einem. Interview WERNER JESSNER

STECKBRIEF Name: Marc Márquez Alter: 27 Nationalität: Spanien Klasse: MotoGP Team: Honda Startnummer: 93 Acht WM-Titel in den letzten zehn Jahren, und jeder einzelne davon wurde individuell gefeiert (siehe rechts).

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MotoGP Marc Márquez

… muss gigantisch gewesen sein. Klar, und entsprechend vorsichtig bin ich auch an die Sache heran­ gegangen. Keiner kann als Neuling in die Firma kommen und glauben, den Boss spielen zu können. Das funktioniert nirgends. Wie funktioniert es dann? Die Kunst ist, die Balance zwischen der Zurückhaltung eines Einsteigers und der positiven Einstellung von ­jemandem, der für eine Aufgabe ausgewählt wurde, zu finden. Du darfst dich auch nicht kleiner machen, als du bist. Immerhin hatten die Chefs Vertrauen in dich, sonst hätten sie jemand anderen genommen. Und so muss man Schritt für Schritt das Vertrauen und den Respekt der Menschen erwerben, mit denen man täglich zu tun hat. Erst im nächsten Schritt kann man sich dann um die Außenwelt kümmern. Beginnen wir mit der inneren Schicht. Wie erwirbt man sich den Respekt der Kollegen? Indem man sie ernst nimmt und alle auf einer Ebene sieht, auch den einfachen Mechaniker. Wenn du ihnen keinen Respekt entgegenbringst, sehen sie ihre Arbeit bloß als Job. Um gut zu sein, darfst du 34

aber keine Leute im Team haben, die „bloß einen Job“ erledigen. Das ist Charaktersache, aber ich sehe mein Rennfahren als Teamsport. Wir essen jedes Rennwochenende zusammen zu Abend – alle, die komplette Gruppe, von Donnerstag bis Samstag. Und nach jedem Sieg am Sonntag gibt es ein Gruppenfoto in der Box – wieder mit allen. Das zeichnet unsere Beziehung aus und macht uns stark: Jeder weiß die Arbeit der anderen wertzuschätzen. Wärst du mit der Einstellung in einem Teamsport nicht besser dran? Mein Crew Chief Santi Hernández und ich ticken sehr ähnlich. Immer wieder sagt einer von uns genau das, was du jetzt gefragt hast, über den anderen. Und der antwortet rituell: Und du solltest der Kapitän sein. Wir sind beide gut darin, soziale Gefüge auszubalancieren. Wie hat er deinen Respekt ­ursprünglich erlangt? Diese Geschichte habe ich noch nie erzählt. Als es darum ging, für Moto2 das perfekte Team zu formen, standen drei Kandidaten für den Job des Crew Chief zur Auswahl. Einer

„Schlag sie auf der Strecke, nicht auf der Presse­ konferenz.“ Weltmeister Márquez (hier mit Valentino Rossi, li.) lässt lieber Taten sprechen.

von ihnen hat beim Bewerbungs­ gespräch kein Wort über Geld ver­ loren. Ihm ging es nur um die Sache: Er wollte mit mir arbeiten. Der Rest war ihm mehr oder weniger egal. Er hat an dich geglaubt. Und dadurch eine Vertrauensbasis gelegt, die bis heute trägt. Kannst du deinem Bruder Álex den Weg abkürzen, oder muss er jeden Schritt allein gehen? Ich kann ihm erzählen, wie ich es gemacht habe. Er ist mir charakter­ lich sehr ähnlich und hat sich den Respekt der Welt durch seinen Moto2-Titel erarbeitet. Seine Santis muss er aber selbst finden. Wann ist es Zeit, sich mit den ­Großen anzulegen? Man weiß nicht im Vorhinein, wann es jemand wissen will, wann es zur ersten Auseinandersetzung mit den etablierten Gegnern kommt. Also sollte man vorbereitet sein. Geistig, emotional, in unserem Fall auch körperlich. Wenn es so weit ist, kann man sich einen Satz vorsagen: „Ich bin nicht zufällig hier. Ich bin hier, weil ich mir diesen Platz erarbeitet habe.“ Das gilt im Sport, aber natürlich gilt das auch für jeden Job. Wie funktioniert das unter euch Racern: Wie geht ihr mit Rookies um? Aus anderen Sportarten weiß man, dass Einsteiger gern einmal abgecheckt werden, um ihre Schwachstellen herauszufinden. Du musst dir jeden anschauen, selbst wenn du im letzten Jahr Weltmeister warst. In irgendeiner Kurve an irgendeinem Tag kann jeder etwas, was kein anderer kann. Es kann schnell passieren, dass man dieses Wissen abrufen muss. Fabio Quartararo zum Beispiel war schlagartig ernst zu nehmen. Der war nicht mit Platz 3 happy, weil das für einen Rookie ein tolles Ergebnis ist. Er hat von Anfang an gezeigt, dass er siegen will. Am Ende definieren Ergebnisse, wie die anderen dich sehen. THE RED BULLETIN

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he red bulletin: Marc, 2020 ist dein Bruder Álex dein Team­kollege – als Rookie in der Königsklasse. Erinnerst du dich, wie du dir einst den Respekt deiner Konkurrenten erarbeitet hast? marc márquez: Glasklar. Als ich zum ersten Mal als MotoGP-Werksfahrer in die Box gekommen bin, war das ein Schock. Das Repsol-Team war sehr erfolgreich, Honda ist der größte und erfolgreichste Hersteller der Welt, und plötzlich gehörte ich dazu. Ich hatte riesigen Respekt davor, was mich erwarten würde. Ich war der erste Rookie, dem es erlaubt wurde, ohne Lehrjahre bei Satelliten­ teams in die Werksmannschaft zu wechseln. Der Druck …


MENTALE STÄRKE „Zuerst musst du dir den Respekt deines engsten Umfelds verdienen“, sagt Marc Márquez. „Aus der intakten Gemeinschaft entsteht die Stärke, dir die Achtung selbst der härtesten Gegner zu erarbeiten.“ THE RED BULLETIN

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REUTERS, GOLD & GOOSE/RED BULL CONTENT POOL

EDELFAN Marc freut sich über die Siege von Bruder Álex (re.) glaubhaft so wie über seine eigenen. Der um drei Jahre Jüngere ist aktueller Weltmeister der Moto2-Kategorie.

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MotoGP Marc Márquez

Funktioniert Einschüchterung auf eurem Niveau? Ich versuche im Training manchmal, eine Runde hinzuknallen, die alle anderen schlecht schlafen lässt. Ich will, dass sie sich mit mir beschäftigen. Und auf Pressekonferenzen muss man manchmal ein bisschen spielen: keine Nervosität zeigen, sich nicht in die Karten blicken lassen. Aber im Grunde halte ich mich daran, was mir Mick Doohan 2014 gesagt hat: „Schlag sie auf der Strecke, nicht beim Reden.“ Welche Sportler außerhalb der Motorradwelt respektierst du? Die enorm viel riskieren, oft ohne adäquat belohnt zu werden. Radfahrer für das schiere Ausmaß an Zeit und Schmerz, die sie investieren müssen. Olympische Athleten, die vier Jahre lang auf einen Moment hinarbeiten. Ein Schnupfen am ­falschen Tag, und du hast vier Jahre deines Lebens verloren. Und mich würde interessieren, wie ein Weltklasse-Team von innen funktioniert. Wie Stars so zusammenarbeiten, dass daraus etwas Größeres entsteht. An welches Team du denkst, muss man wohl nicht fragen. Den FC Barcelona, klar. Aus der Formel 1 weiß man, dass viele­Fahrer weiche Knie bekamen, wenn sie Ayrton Sennas gelben Helm im Rückspiegel auftauchen sahen. Wie fühlt es sich an, auf der Strecke respektiert zu werden? Da musst du die anderen fragen! Ich kann es nur aus meiner Warte beschreiben: Wenn ich Kopf an Kopf mit anderen Fahrern in die letzte Runde gehe, gibt es welche, bei denen ich weiß, dass ich einen ­psychologischen Vorteil habe. Aber ich werde keine Namen nennen. Hast du den Eindruck, dass die Gegner gegen dich besonders ­motiviert sind?

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Kann man sich verlorenen Respekt wieder zurückverdienen? Ich bin kein nachtragender Mensch. Aber eine Entschuldigung mitsamt einer Erklärung, wie es dazu kam, würde schon notwendig sein. Und ein gewisses Maß an Zeit.

„Vor seinem Arbeitsgerät darf man keinen Respekt haben.“ Und vor der Physik auch nicht, wie Márquez in Le Mans 2019 (oben) zeigt

Klar, ich bin Titelverteidiger. Jeder freut sich, mich zu schlagen. Das erkenne ich an Rennen, die ich nicht gewinne. Das gibt bei den anderen die größten Partys. Was wiederum mich besonders motiviert. Ist doch der ultimative Beweis von Respekt, wenn ein Sieg über dich das Größte ist. Respekt geht in beide Richtungen. Ich weiß, was jemand geleistet hat, der mich geschlagen hat, weil ich weiß, wie hart ich selbst gearbeitet habe. Wie kann man deine Achtung verlieren? Auf der Strecke hat man vor jedem Respekt. Würde mich jemand absichtlich runterfahren, das wäre ­etwas, was gar nicht ginge. Aber selbst da müsste ich zwangsläufig wieder Achtung aufbauen, wenn wir Rad an Rad bei 300 km/h eine Kurve anbremsen. Und im normalen Leben? Um eine Beziehung zu zerstören, sind Lügen ein guter Weg. Alles, was hintenherum passiert. Aber dagegen schafft man sich am besten einen Kreis aus Menschen, denen man hundertprozentig vertraut.

Ich hatte das Glück, einmal selbst ein MotoGP-Bike ausprobieren zu dürfen. In der Auslaufrunde hatte ich Tränen der Erleichterung in den Augen, weil ich dieses Biest überlebt hatte. Wie groß ist deine Angst vor einem 250-PS-Bike? Jaja, auf den ersten Runden hat man die Hosen voll (lacht). Aber das sollte man sich ganz schnell abgewöhnen. Vor seinem Arbeitsgerät darf man keinen Respekt haben. Man muss es beherrschen. Mein Bike hat zu tun, was ich will, nichts anderes. Man hat oft den Eindruck, dass dir Stürze nicht nahegehen, egal wie wild sie waren. Wenn ich wieder einmal am Boden war, gehe ich sofort wieder raus auf die Strecke, und wenn es nur für eine Runde ist. Egal ob ich Schmerzen habe. Da draußen muss immer klar sein, dass ich die Kontrolle habe. Respekt vor schnellen Kurven oder haarigen Stellen wäre völlig unangebracht. So weit darf man es nie kommen lassen. Dann kannst du gleich aufhören, weil du um eine ­Sekunde langsamer bist als vorher. Ist es ein Zeichen von Wert­ schätzung, von gegnerischen Fans ausgebuht zu werden? Den Typ auf Platz 20 buht keiner aus. Vom Spruch „Viel Feind, viel Ehr“ halte ich nichts. Jeder kann seine Meinung äußern, ob auf der Tribüne oder auf Social Media. Wer andere Fahrer besser findet: das ist jedermanns gutes Recht. Das soll nicht wehleidig klingen, aber andere schlechtzumachen ist respektlos.

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MotoGP Brad Binder

Gegenseitige Wertschätzung als Schlüssel zum Erfolg – vom Red Bull Rookies Cup bis in die MotoGP: Hier erzählt KTM-Fahrer BRAD BINDER, 24, über die wichtigsten Begleiter auf seinem Weg nach oben. Text WERNER JESSNER

Trevor Binder

Gustl Auinger

„Wir haben von Anfang an darauf vertraut, dass der Weg über den Red Bull Rookies Cup der richtige ist, um aus meinem Schüler-Hobby – Motorradfahren – einen Job, eine Karriere zu machen“, erzählt Brad Binder. „Ich sagte mir: Such dir das beste, das professionellste Umfeld, das du bekommen kannst, und zieh das durch. Es war 2008, ich war zwölf Jahre alt, als ich mich bewarb und für die Saison darauf einen Startplatz erhielt. Ich würde am selben Wochenende auf derselben Strecke wie Valentino Rossi und Co. fahren können! Ein Traum! Mehr Motivation konnte man mir nicht geben. Drei Jahre lang bin ich mit meinem Vater von Südafrika aus jeweils zu den Rennen eingeflogen. Wir haben viel Zeit gemeinsam verbracht. Ihm war klar, dass ich das nicht nur zum Spaß ­mache. Mein Dad ist großartig!“

„Mehr als ein Dutzend Mal – nämlich immer dann, wenn es schwierig wurde – hörte ich von Gustl Auinger, dem Mastermind des Red Bull ­Rookies Cup, folgende zwei Sätze: ‚Glaub an dich, gib alles und suche keine Ausreden. Der Rest fügt sich.‘ Wie recht er damit hatte! Es wäre naiv, in einem Feld, in dem jeder das gleiche Material hat und jeder wie ein Löwe darum kämpft, als einer von ganz wenigen in die nächste ­Kategorie aufzusteigen, nicht mit Rückschlägen zu rechnen. Die Frage ist: Wie wirst du in Härtefällen auf-

Der geduldige Vater

Der weise Mentor

„Glaub an dich, gib alles und suche keine Ausreden.“

Darryn Binder

Der schnelle Bruder

„Mein jüngerer Bruder Darryn ist ebenfalls Rennfahrer, er fährt ­ak­tuell in der Moto3-Kategorie. Wir haben jahrelang gegeneinander gekämpft. Genau wie die MárquezBrüder haben wir einen Vorteil ­gegenüber anderen. Es ist toll, wenn dein Bruder gleichzeitig dein bester Freund, dein Maßstab und natür­ licher Gegner ist. Dabei lernst du. Du weißt immer, woran du bist, wo du stehst. Und du lernst Respekt. Wir sind hart gegeneinander gefahren und haben uns hundertmal auf der Strecke berührt – aber ich kann mich nicht erinnern, dass wir auch nur einmal deswegen gestürzt wären.“

Mahindra

Zurück aufs KTM-Radar

„Mein erstes Jahr in der Moto3 auf einer privaten KTM war schlecht. Ich hatte Glück, danach überhaupt noch irgendwo einen Vertrag zu ­bekommen – beim Underdog-Team Mahindra nahmen sie mich. Sie wussten, dass sie am unteren Ende der Nahrungskette standen. Hier lernte ich, mich durchzubeißen und nicht wie im Red Bull Rookies Cup um Siege zu kämpfen, sondern Platz 10 schon als Erfolg zu sehen, weil ich so hart dafür arbeiten musste. Auf die Art schaffte ich es wieder aufs Radar von KTM. Sie bekamen mit, wie ich mir den Arsch abfuhr. Und so lernte ich Aki Ajo kennen.“

Gustl Auinger, Brads Mentor im Red Bull Rookies Cup

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GETTY IMAGES, GOLD & GOOSE/RED BULL CONTENT POOL, PICTUREDESK (2), COURTESEY OF TREVOR BINDER

„Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser“

gefangen und wieder losgeschickt – gerade als Teenager? Ich habe nur die besten Erinnerungen an den Red Bull Rookies Cup und Gustl Auinger.“


STECKBRIEF Name: Brad Binder Alter: 24 Nationalität: Südafrika Team: Red Bull KTM Startnummer: 33 Das frische Gesicht im KTM-Werksteam: Brad Binder hat sich über Red Bull Rookies Cup, Moto3 und Moto2 an die Spitze gefahren und ist 2020 der neue Teamkollege ­von Pol Espargaró.

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MotoGP Brad Binder

Moto2-KTM: So kannst du sie selber fahren Am Spielberg kannst du ab ­sofort eines von fünf Moto2-­KTM-Bikes aus den letzten Saisonen fahren. Der 600-Kubik-Motor leistet 130 PS, das reicht in Ver­ bindung mit nur 144 Kilo für einen Topspeed von 290 km/h. Mit erfahrenen Instruktoren lernst du Bike und Strecke so kennen, dass neben dem Wow-Effekt auch fahrtechnisch etwas hängenbleibt und du nicht Überforderung, sondern schiere Freude erlebst. projekt-spielberg.com/ erlebnisse-mit-motor Profi-Feeling: Die Moto2KTM von 2019 (hier im Bild) kann nun jeder am Spielberg selbst fahren.

KTM

Das Team des Vertrauens

Der direkte Finne

„Aki Ajo ist der Chef der KTM-Teams in den Nachwuchsklassen. Aki ist Finne und der direkteste und ehrlichste Mensch, den ich kenne. Er sagt mit wenigen Worten, was Sache ist, was er von dir erwartet. Was gut, was schlecht war. Immer! Kein ­Herumdrucksen, keine Politik. Nur verstehen, arbeiten, Erfolg haben. Ich habe ihm in allem vertraut, was er von mir wollte, und das hat sich bezahlt gemacht. Wer weiterkommen will, muss zuhören können. Danke dafür, Aki! Diese Einstellung hat mich geprägt. Sie hat mich zum Weltmeister gemacht.“

„Wer weiterkommen will, muss zuhören können.“

Pit Beirer und Stefan Pierer

Der letzte Türöffner

„Beim Rennen in Jerez klingelte mein Telefon: Ich sollte in die Red Bull Energy Station hinaufkommen. Dort saßen KTM-Motorsportchef Pit Beirer und KTM-Boss Stefan Pierer. ‚Willst du nächste Saison MotoGP bei uns fahren?‘ Ich wusste erst nicht, wie ich reagieren sollte. Mein Ziel war, in allen kleineren Klassen Weltmeister zu werden, bevor ich diesen Schritt wagen wollte. Doch was machst du, wenn dir plötzlich so viel Vertrauen entgegengebracht wird? Wenn der Traum, den du als kleiner Junge hattest – MotoGPWerksfahrer! –, wahr werden kann? Du sagst Danke und versuchst, den Vertrauensvorschuss zurückzuzahlen. Runde für Runde, Training für Training, Rennen für Rennen. Das ist mein Plan für diese Saison.“

Aki Ajo, Besitzer des gleichnamigen Teams

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PHILIP PLATZER/RED BULL CONTENT POOL, PICTUREDESK (3)

Aki Ajo

„Meine Ergebnisse waren vor allem zu Beginn der letzten Saison bescheiden. Ich fuhr, so gut ich konnte, und alles, was rausschaute, waren fünfte oder zehnte Plätze. Spürte ich Druck vom Team? Nein. Sie wussten genau wie ich, woran wir arbeiten mussten – gemeinsam. In einer Situa­tion, in der du ohnehin schon am Kämpfen bist, ist es unendlich hilfreich, dich allein auf das Fahren konzentrieren zu können und dir keine Sorgen um deinen Platz im Team machen zu müssen. Klar, Kontrolle ist gut, aber in harten Zeiten ist Vertrauen besser. Vertrauen hält den Kopf frei für die eigentliche Aufgabe – und dieses Vertrauen hatte ich mir offensichtlich durch die vielen gemeinsamen Jahre erarbeitet. Dass das richtig war, zeigten meine Ergebnisse zu Saisonende, wo ich echt stark fuhr und den WM-Titel nur um drei Punkte verpasst habe.“


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MotoGP Miguel Oliveira STECKBRIEF Name: Miguel Oliveira Alter: 25 Nationalität: Portugal Team: Red Bull KTM Tech3 Nummer: 88 Der erste MotoGP-Fahrer aus Portugal belegte in seiner Debüt­saison 2019 am Spielberg Rang acht.

Was treibt dich überhaupt an, neben den Rennen zu studieren? Meine Priorität ist das Racing. Aber man kann nicht 24 Stunden am Tag nur ans Rennfahren denken. Da ist die Laborarbeit bei der Zahnarzt­ ausbildung eine gute Ablenkung. Doch seit meinem Aufstieg in die MotoGP komm ich eher selten dazu.

Zahnmedizin-Student MIGUEL OLIVEIRA ist der Beweis, dass für einen erfolgreichen MotoGP-Fahrer der Horizont nicht hinter der nächsten Kurve enden muss. Interview GERALD ENZINGER

the red bulletin: Niki Lauda hat einmal gesagt: Wer Weltmeister werden will, muss vor der Saison zum Zahnarzt. Danach sei keine Zeit für Schmerzen. Hatte er recht? miguel oliveira: Es geht nicht nur um Schmerzen. Auch Probleme am Hals und am Rücken können ihren Ursprung bei den Zähnen haben. Je besser die sind, desto weniger Stress haben die Halsmuskeln und umso entspannter und leistungs­fähiger ist der ganze Körper. Deine Freundin meint, manche deiner Bewegungen in der Dentalklinik erinnern sie an jene, die du am Motorrad machst. Wenn du oben einen Weisheitszahn ziehst, ist das ein bisschen so, wie wenn du am Gashebel drehst. Musstest du schon mal im Fahrerlager als Zahnarzt aushelfen? Zweimal schon! Bei einem Mecha­ niker, der 18 Implantate bekommen hatte, habe ich die Folgebehandlung 42

gemacht: alles justieren und sicher­ stellen, dass es keine Entzündungen gibt. Und einmal hatte ein anderer Mechaniker eine Infektion. Ich habe mit einer kleinen Bohrmaschine aus der Box den Zahn freigelegt und mit Alkohol desinfiziert.

„Ich tat alles, um mein Bike zu behalten.“ Für diese Saison hat Miguel Oliveira seine Red Bull KTM Tech3 sicher.

Dinge zu Ende zu bringen – ist das eine grundlegende Einstellung? Als ich das erste Motorrad bekam, sagte mein Vater: „Fahren darfst du nur, solange du in der Schule gut bleibst.“ Für ihn war mein Bike ein Druckmittel. Er wusste: Um es zu behalten, würde ich alles tun. Und irgendwie ist das auch heute noch so. Warst du gern in der Schule? Ja. Ich hatte immer Selbstdisziplin. Ich war einer von denen, die ihre Hefte immer in Ordnung hatten und mit verschiedenen Farben schrieben. Ich war so organisiert – eines Tages werde ich meine Schularbeiten als Buch veröffentlichen! (Lacht.) Für mich war die Schule Teil meines Wettkampfdenkens. Es war mir auch da wichtig, vorn zu liegen. Ich fand es nie attraktiv, der lustige Typ mit den schlechten Noten zu sein. Du motivierst dich also gut selbst? Ja. Es ist wie am Bike: Ich komme nur ungern von der Strecke ab. Wenn du einen Plan hast, muss der bearbeitet werden. Und wenn du mit dir selbst redest, dann rede gut über dich. Das Mindset ist wie ein Muskel, den du trainieren kannst. THE RED BULLETIN

GETTY IMAGES, GOLD & GOOSE/RED BULL CONTENT POOL

Rasende Zahnfee

Wirst du dein Studium nach der Karriere zum Abschluss bringen? Ja, das Ziel habe ich mir gesetzt, und ich werde es erreichen. Ob ich dann tatsächlich als Zahnarzt arbeite oder nicht – das wird sich zeigen.


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er Ort des Treffens: Osbournes monströse Villa in Hancock Park, einer Promi-Enklave in West Hollywood. Hier bewohnt der gebürtige Brite eine stattliche 13-MillionenDollar-Villa mit sieben Schlafzimmern, sechs Bädern, zwölf Hunden, persön­lichem Assistenten, einer Haushälterin und einem vielsagenden Türschild: „Never mind the dog – beware of the owner“. Der bissige Besitzer trägt Sonnenbrille und Gehstock, gähnt um kurz nach 13 Uhr noch schlaftrunken vor sich hin und verfällt mitunter in ein solches Gestammel, dass er schlichtweg unverständlich ist. Um den herumtollenden Hunden zu entkommen, bittet er in den Keller: in sein Privatkino, das mit plüschigen Samtsesseln ­aus­gestattet ist. An den Wänden des Treppenhauses: seine gesammelten Gold- und Platinauszeichnungen. Sie glänzen, als wären sie frisch poliert. Osbourne nimmt einen Schluck Fiji-Wasser, lehnt sich in seinem Sessel vor und erkundigt sich fürsorglich nach Anreise, Herkunft und Befinden. „Du hast fucking Jetlag? Kenne ich …“ the red bulletin: Ozzy, für jemanden, der vor kurzem angeblich noch im Sterben lag, siehst du ­erstaunlich munter aus. ozzy osbourne: O ja … Wie schlimm war es wirklich? Ach, das ganze letzte Jahr war der reinste Horror. Das davor auch. Es war wirklich eine Sache nach der anderen. Dabei rauche und trinke ich schon lange nicht mehr. Ich nehme auch keine Drogen – also so gar nichts. Trotzdem passiert mir immer dieser Mist. Im Grunde sind das immer noch die Folgen des Quad-Unfalls von 2003, bei dem ich mir den Nacken, das Schlüsselbein und mehrere Rippen gebrochen habe. Kann es sein, dass du mit dem Alter anfälliger für allerhand Wehwehchen wirst? Scheint so. Manchmal ist es auch meine eigene Schuld. Einmal bin ich zum Beispiel in der Nacht aufgewacht, weil ich pinkeln musste. Ich bin ins Bad, und auf dem Rückweg war es so finster, dass ich gestolpert und der Länge nach hingefallen bin. Ich bin dabei mit dem Rücken auf den Boden geknallt. Dabei hat es furchtbar gekracht, und ich habe Blitze gesehen. Mein erster Gedanke war: „Du verfluchter Idiot!“ Die nächsten drei Monate habe ich im Krankenhaus verbracht.

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Macht sich Ozzy Osbourne Gedanken über den Tod, wie es Songs wie „Under the Graveyard“ (auf Deutsch „unter dem Friedhof“; Anm.) vermuten lassen? Wer tut das nicht? Der Tod ist schließlich unvermeidbar … wir müssen alle einmal gehen. Und dann können wir auch nichts mitnehmen. Hatte es auch etwas Therapeutisches, das neue ­A lbum „Ordinary Man“ aufzunehmen – eine Heraus­ forderung, ein Tritt in den Allerwertesten? Unbedingt! Ich kam mir ja vor wie ein Gefangener in meinem eigenen Haus. Wenn du den ganzen Tag nur auf der Couch liegst und ständig das Gleiche machst – was noch dazu nicht viel ist –, wirst du langsam, aber sicher wahnsinnig. Da dreht dein Kopf komplett durch und sagt dir ständig: „Das war’s. Mit dir ist es vorbei.“ Aber als wir „Ordinary Man“ gemacht haben, hörte das schlagartig auf. Also hat mich meine Musik gerettet. Wieso hast du überhaupt so lange kein Album mehr veröffentlicht? Seit „Scream“ sind immerhin zehn Jahre vergangen. Weil sich die Industrie komplett verändert hat. Da gibt es jetzt Sachen wie Spotify und wie sie alle heißen. Ich habe keine Ahnung, was das ist oder wie es funktioniert. Ich weiß auch nicht, in welcher Form man für seine ­Musik bezahlt wird. Das ist mir völlig schleierhaft. In den letzten zehn Jahren hat sich so viel verändert, dass ich komplett auf dem Schlauch stehe. Demnach könntest du dir vermutlich kaum vor­ stellen, heute noch einmal eine Karriere zu starten, wie du sie hattest? Ich wüsste nicht, wie das funktionieren sollte – ich habe keinen blassen Schimmer.   47


Wahrscheinlich müsstest du bei einer Castingshow auftreten … Ja, heute beruht alles auf verfluchten TV‑ Sendungen wie „America’s Got Talent“. Es ist wirklich traurig.

Du hingegen bist auch nach über fünfzig Jahren im Geschäft extrem erfolgreich. Hast du eine Erklärung dafür? Die Frage kann ich nicht beantworten – weil ich es schlicht nicht weiß.

Ozzygrafie

Eine Karriere wie  eine Achterbahn Schulabbrecher, Zivil­ versager, Kleinkrimineller: Das Leben von John Michael Osbourne fängt 1948 gar nicht gut an. Doch als Sänger der Hardrock-Pioniere Black Sabbath wird der Mann aus Birmingham zum Star. Ab 1979 solo unterwegs, veröffent­licht er elf Alben, die sich über 100 Millionen Mal verkaufen. Ozzy beißt Fledermäusen den Kopf ab, uriniert in Frauenkleidern an Denkmäler oder glänzt in der TV-Serie „The Osbournes“. Er hat fünf Kinder, 15 Tattoos und ist seit sieben Jahren ­nüchtern („fucking sober“).

Ein Höhepunkt deiner wilden Jahre war eine Vertriebstagung deiner Plattenfirma in Frankfurt, Mitte der 1980er-Jahre. Da sollst du – so die ­Legende – nackt auf einem Konferenztisch getanzt und den Chefs in den teuren Wein gepinkelt haben. (Lacht.) O Mann! Hast du das wirklich getan? Was meinst du, warum ich in Europa so lange kein HitAlbum mehr hatte? Meine Plattenfirma hat einen Bogen um mich gemacht, es hat fast zwanzig Jahre gedauert, bis man mir verziehen hat. Ich war eben unverbesserlich – ich habe es wirklich auf die Spitze getrieben … … und dabei wirklich nichts ausgelassen: Alkohol, ­Drogen, Ameisen  … Das ist alles richtig. Aber viel wichtiger ist: Ich bin noch nicht am Ende! Ich meine, ich habe nur Parkinson 2 –

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Mit 71 Jahren und der geballten Lebens­­erfahrung von fünf Jahr­ zehnten in der Musikindustrie: Was macht dich heute noch wütend? Was mich sauer macht, sind solche ver‑ fluchten Idioten wie Donald Trump. Der macht mich rasend. Ich meine, alle Poli‑ tiker lügen wie gedruckt. Jeder einzelne von ihnen, egal auf welcher Seite. Sie sagen immer nur das, von dem sie glau‑ ben, dass es gerade gut klingt – also das, was die Leute hören wollen. Aber Trump wartet nicht einmal, dass du den ersten Haufen Scheiße verdaust, den er verzapft – er reicht dir gleich den nächsten.

Was würde Präsident Osbourne tun, um die Welt zu retten? Oh, dann wäre alles ein großes Rock ’n’ Roll-Konzert. Ich würde definitiv dafür sorgen, dass hier mal bessere Stimmung herrscht. Und wenn ich mir diesen Typen in England anschaue – wie heißt der noch? Boris Johnson? Was für ein verfluchter Idiot! Da kann ich nur sagen: Ich kapiere es nicht. Lernen die Leute denn nichts aus der Vergangenheit? Reden wir über die Zukunft: Was hältst du von der Fridays-for-Future-Bewegung? Der was? Der Jugendbewegung, die jeden Freitag gegen den Klimawandel demonstriert. Was soll das bringen? Zunächst einmal soll es für Aufmerksamkeit sorgen. Und was bringt das? Ich meine, wie werden die wohl reagieren, wenn sie gar keinen Strom mehr haben, der ja bekanntlich auch zu einem nicht geringen Teil aus fossilen Brennstoffen oder Atomkraft stammt? Wenn sie komplett auf derartige Annehmlichkeiten verzich‑ ten müssten? Wir alle beschweren uns permanent über Sachen, die wir sehr vermissen würden, wenn es sie nicht mehr gäbe. Ganz abgesehen davon: Was soll das bringen, wenn nur in einem Land etwas passiert, in ­anderen aber nicht? Die Welt müsste da an einem Strang ziehen – und das möglichst bald. Andernfalls sind wir dem Unter­gang geweiht. Apropos Untergang: Im Song „Scary Little Green Men“ aus deinem neuen Album vertrittst du die Meinung, dass wir längst von Außerirdischen unter­ wandert sind. Wie kommst du zu der Annahme? THE RED BULLETIN

GETTY IMAGES

Ist der Rock ’n’ Roll tot? Ich weiß es nicht, aber ich denke, es wird immer ein Publikum für Livemusik geben – selbst wenn immer weniger Alben verkauft werden. Die Leute tanzen jetzt zum Com‑ puter. (Lacht.) Aber was ich so gar nicht mag, ist, dass einige Künstler auch auf der Bühne darauf zurückgreifen. Da kann ich nur sagen: Fucking Hell, in diesem Geschäft laufen ein paar ziemlich krumme Sachen ab. Mein Produzent Andrew Watt hat mir erzählt, dass die meisten der Kids, mit denen er arbeitet, weder singen noch sonst etwas können. Und deswegen ver‑ schwinden sie auch genauso schnell, wie sie aufgetaucht sind.

das ist längst kein Todesurteil, sondern bloß eine Vorstufe. Aber als ich diesen Quad-Unfall hatte, habe ich wirklich ­gedacht: Ist das jetzt das Ende? Was für ein kläglicher Abgang! Und ich hoffe, dass es das noch lange nicht war, dass ich noch weiterhin Musik machen kann.


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Aus heutiger Sicht ist aber noch nicht klar, ob du die Tour überhaupt antreten wirst? Na ja, wenn ich nicht rechtzeitig fit werde, muss ich das Ganze wieder verschieben. Einfach weil ich mir nicht die Blöße geben will, da rauszugehen und gleich wieder auf die Fresse zu fallen. So etwas Peinliches möchte ich möglichst vermeiden. Schließlich will ich mich nicht selbst umbringen. Ich will nicht auf der Bühne zusammen­brechen, einen Abgang hinlegen oder zur Lachnummer werden. Aber du hast nicht vor, in Rente zu gehen? Noch nicht. Ich werde weiter irgendetwas mit Musik machen, bis ich irgendwann völlig verkrüppelt bin.

Weil das alles ist, was man im Fernsehen sieht: Aliens. Und könntest du dir vorstellen, wie es wäre, wenn tat­ sächlich kleine grüne Männchen auf die Erde kämen? Die erste Sache, die alle interessieren würde, wäre, welche Waffen sie wohl haben und wie wir an die ran­ kommen. Als Nächstes würde es dann heißen: Sorry, wir mögen eure Hautfarbe nicht, also verzieht euch. Ich meine, wenn wir untereinander schon nicht klar­ kommen, wie stehen dann wohl die Chancen, dass es im Umgang mit Außerirdischen besser klappt? Es sei denn, wir geben ein schmackhaftes Mahl für sie ab … Wie in „Eat Me“? Den Song sollte man dann nicht zu laut spielen. Im Herbst ist deine zweite „No More Tours“-­ Welttournee geplant. Ist das diesmal wirklich die letzte – oder wirst du wieder rückfällig? Es ist eher meine letzte Welttournee – einfach weil ich so etwas Langes nicht mehr hinbekomme. Aber ich ­werde weiterhin Konzerte geben, also ein paar hier und ein paar dort. Ich denke, damit fahre ich langfristig ­besser, gerade was die Qualität der Auftritte betrifft.

, im l l e H g n i äft „Fuck n Musikgesch e ch i l m e i aktuell z aar p n i e n ab.“ laufe n e h c a eS krumm 50

Der Titeltrack von „Ordinary Man“ – ein Duett mit deinem alten Freund Elton John – handelt davon, dass eine deiner größten Ängste darin besteht, als ganz normaler Mensch zu sterben und schnell vergessen zu sein. Stimmt das? Formulieren wir es einmal so: Als ich mit der Musik anfing, war ich ein ganz normaler Typ. Ich war sogar der Prototyp eines ganz normalen Typen. Und die Musik war alles für mich, sie hat mir alles gegeben. Aber ich hatte kein besonderes Talent. Insofern weiß ich nicht, wie das alles passieren konnte. Wahrscheinlich war es mein Schicksal, und ich hatte einfach nur Glück. Wenn sich die Leute an mich erinnern – toll. Wenn sie es nicht tun – auch okay. Nur: Ich habe das nie gemacht, um ­berühmt zu werden. Ich wollte den Menschen einfach eine gute Zeit verschaffen – und mir natürlich auch. Stimmt es, dass deine Frau Sharon plant, einen Film über eure Beziehung zu drehen? Ja, es soll darum gehen, wie Sharon und ich uns be­ gegnet sind, wie wir uns verliebt haben und was für eine verrückte Beziehung wir über die Jahre geführt haben. Denn die hatten wir definitiv. Ich war ja bereits vorher einmal verheiratet, aber das hat nicht funktio­ niert. Ich war die ganze Zeit sternhagelvoll. Während es mit Sharon umso besser lief und läuft? Ganz ehrlich? Ich denke, dass man nur einmal im Leben einen Seelenverwandten trifft. Und genau das ist sie für mich. Wir mögen dieselben Dinge und lehnen dieselben Sachen ab. Ich liebe sie, und wir sind jetzt vierzig Jahre zusammen, 38 davon verheiratet. Klar, wir hatten unse­ re Höhen und Tiefen. Und es ist öfter passiert, dass ich mal nicht nach Hause gekommen bin oder etwas in der Art. Aber sie hat mich immer wieder aufgenommen, hat es sogar geschafft, mich vom Alkohol wegzubringen. Letzte Frage, weil du ja bekennender Monty-PythonFan bist: Worin besteht für Ozzy Osbourne der Sinn des Lebens? Die Bedeutung des Lebens besteht darin, am Ende zu­ rückzublicken und sagen zu können: Ich habe es auf meine Weise getan. Das Album „Ordinary Man“ ist bereits erschienen. ozzy.com THE RED BULLETIN


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er Ball am Bildschirm rollt rasend schnell über eine bunte VRLandschaft. Konzentriert versucht ihn der Spieler mithilfe zweier Pedale an allerhand Hindernissen vorbeizusteuern. Was wie ein normales Fitnessgerät mit Gaming-App aussieht, ist das High-End-Trainings- und -Diagnostiktool „DD System Pro“. Der Clou: Mithilfe von KI erfasst und interpretiert

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Der Kreis des Lebens Eine australische Erfindung bringt eine verblüffende Methode zum Anbau von Gemüse und Kräutern in unsere Wohnungen.

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uf den ersten Blick wirkt die silbrig glänzende, sich lautlos um die ­eigene Achse drehende Trommel wie ein Kunstobjekt, aber das ist sie nicht: Sie ist vielmehr eine zeitgemäße Art der Pflanzenzucht, für die es weder Land noch frische Luft, nicht einmal Sonnenlicht braucht – ersonnen für eine Welt mit schrumpfenden Anbauflächen und unvorhersehbarem Klima. Toby Farmer, 23, Erfinder von „Rotofarm“, ließ sich von Weltraum-Missionen inspirieren, bei denen Astronauten gezwungen sein werden, eigenes Gemüse anzubauen. „Die NASA hat bewiesen, dass Pflanzen nicht unbedingt Schwerkraft brauchen, um zu wachsen“, erklärt Farmer. „Das heißt, dass ihr Anbau in der effizientesten aller Formen – dem Kreis – möglich ist.“

„Rotofarm“ im Einsatz: schickes Gemüsebeet

Die schicke Skulptur, in der das Grünzeug alle 46 Minuten um eine LEDLampe rotiert, produziert dreimal so viel Ertrag, wie es in einem Gartenbeet möglich wäre. Denkbar, dass damit bald jeder Haushalt Gemüse und Kräuter für den Eigenbedarf im Wohnzimmer anbaut. bace.co/rotofarm

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SO LERNST DU NEUE SKILLS Mohanna Azarmandi, Chief Learning Officer ­Microsoft Deutschland: „Von Führungsstärke bis KI: Die Plattform Coursera macht dich mit Online-­ Kursen fit für die Zukunft.“ coursera.org

Hör die ganzen Folgen mit Aimie, Mohanna und ­vielen mehr – überall, wo es Podcasts gibt und auf ­redbull.com

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Trommel, Steuerung (li.): Nie war es ­er­bau­licher, Grünzeug beim Wachsen zuzuschauen.

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VULKAN-SCHIFF Norbert Sedlacek auf einer Testfahrt mit seiner Yacht aus Vulkanfasern vor der Atlantik­ küste Frankreichs

Der Reiz des Ungewissen

Sieben Monate allein an Bord und nonstop um die Welt auf einer Route, die noch kein Seefahrer vor ihm wagte. NORBERT SEDLACEK über eine Kraft, die wir alle in uns wecken können – wenn wir den Blick hinter den Horizont riskieren. Text ALEXANDER MACHECK Fotos KONSTANTIN REYER   55


„ Ich war Beamter. Eines Tages beschloss ich, mein Leben von Grund auf zu verändern.“


SOLO UNTERWEGS Sedlacek bewältigt dieses gewaltige Projekt allein an Bord der Yacht, die er mit seinem Team baute.

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KURS AUF WELTREKORD Norbert Sedlacek am Ruder seines Bootes. Zwischen­ durch übernimmt der Autopilot.


Beim Auslaufen in Les Sables-d’Olonne an der französischen Atlantikküste – Start- und Zielort des Weltrekordprojekts

Seglerlegende Norbert Sedlacek 1977 – 1984

Kellner im Wiener Hotel Hilton

1984 – 1992

Straßenbahnfahrer bei den Wiener Verkehrsbetrieben

1996  – 1998

Erste Solo-Weltumseglung. Einstieg in die internationale Profisegelszene.

2000  – 2001

Als erster Österreicher umsegelt Norbert Sedlacek in 93 Tagen nonstop die Antarktis.

2004

Sedlacek segelt in die Top Ten der TRANSATRegatta über den Atlantik. Dafür braucht er 17 Tage, 18 Stunden, 35 Minuten und 36 Sekunden.

2004 – 2005

Als erster deutschsprachiger Skipper der Geschichte nimmt Sedlacek an der härtesten Solo-Weltumseglungsregatta der Welt teil, der Vendée Globe. Wegen schwerer Materialschäden muss er das Rennen vorzeitig vor Kapstadt beenden.

2008 – 2009

Vendée Globe, zweiter Anlauf. Nach 126 Tagen, 5 Stunden, 31 Minuten und 56 Sekunden fährt Sedlacek als Elfter von 30 Teilnehmern über die Ziellinie und segelt damit in die ­ewige Hall of Fame des internationalen Hochseesegelsports. THE RED BULLETIN

S

türme in Orkanstärke, Wellen, hoch wie Einfamilienhäuser, Temperaturen von minus 45 bis plus 40 Grad, Eisberge, Einsamkeit, Kampf bis zur Erschöpfung. Der ehemalige Wiener Straßenbahnfahrer Norbert Sedlacek, 58, startet am 12. Juli 2020 in ein Aben­ teuer, das noch kein Seefahrer vor ihm gewagt hat: die Umrundung unseres Pla­ neten unter Einbindung der berüchtigten Nordwestpassage. 61.000 Kilometer ­nonstop durch alle Weltmeere, sieben Monate allein an Bord, ohne Unter­ stützung von außen. Wir treffen die österreichische Segler­ legende in Les Sables-d’Olonne an der französischen Atlantikküste, dem Startund Zielort seines Weltrekordprojekts auf einen Kaffee – in genau jener Halle, in der Sedlacek und sein Team in den vergangenen Jahren das rund 20 Meter lange Boot gebaut haben, mit dem er in wenigen Wochen in See stechen wird. Hier, im Mekka der Weltumsegler, ist der Österreicher ein Star, antwortet auf Französisch, wenn er auf der Straße angesprochen wird. Er ist einer von ihnen, vereint in der gemeinsamen ­Leidenschaft für die Seefahrt.

Als wir uns an den Tisch setzen, umringt von hunderten Kisten Aus­ rüstung, Proviant und Spezialkleidung, lacht ihm der Schmäh aus den Augen­ winkeln und gibt den Wiener zu er­­ kennen, der er nach wie vor ist – der ­Norbert, der schon vor gut dreißig ­Jahren mehr wagte als die meisten. Er fragt: „Willst an Kaffee?“ Klar, mit Milch und Zucker. Und los geht’s. the red bulletin: In knapp fünf ­Wochen legst du ab. Wie geht’s dir? Bist du nervös? Freust du dich? norbert sedlacek: Ich würde sagen: konzentriert. Und mich plagen Bedenken, ob ich eh nichts Wichtiges vergessen oder falsch beurteilt habe. Was könnte das sein? Na zum Beispiel die Nordwestpassage. Die ist nördlich des amerikanischen

„ Nervös? Angst? Nein. Ich würde eher sagen, ich bin konzentriert.“   59


Nordwestpassage

Das wagte noch keiner!

Les Sables, FRA

Kap der Guten Hoffnung, RSA Kap Hoorn, CHI

­ ontinents. Da segelt ja kaum jemand K durch. Dort weht entweder extrem viel Wind oder fast gar keiner. Bei Flaute besteht die Gefahr, dass du nicht weiter­ kommst und vom Eis eingeschlossen wirst. Ist einer argentinischen Segelcrew passiert. Die konnten gerade noch von ­einem Helikopter geborgen werden, bevor sie von Eisbären aufgefressen ­wurden. Was ich damit sagen will: Da gibt es wenig Erfahrungswerte, um das lückenlos beurteilen zu können. Warum tust du dir das dann an? Weil ich beweisen will, dass das mit meinem Boot geht. Das haben wir aus einem völlig neuen Material konstruiert, aus Vulkanfasern. Extrem stabil und gleichzeitig leicht. Das Boot ist eine „Open60AAL“, eine Rennyacht. Sie ist schnell genug, um auch bei sehr wenig Wind durch die Nordwestpassage segeln zu können. Vulkanfasern? Ja, da wird Vulkangestein zu Fasern verarbeitet, diese wiederum zu Matten,

„ Ein Helikopter barg sie gerade noch, bevor sie von Eisbären gefressen wurden.“ 60

Kap Leeuwin, AUS

und daraus bilden wir die Formen für unser Boot. Im Gegensatz zu Yachten aus den üblichen Werkstoffen kann unser Vulkanfaserrumpf komplett recycelt werden. Wir shreddern das und machen Industrieplatten daraus, aus denen zum Beispiel Duschtassen gefertigt werden. Das Material geht wirklich zur Gänze in ein zweites Leben. Nur fürs Protokoll: Du segelst mit ­einem Boot aus einem völlig neuen Material, das noch keiner einem Extrembelastungstest unterzogen hat, eine Route, die eigentlich keiner ­segelt, weil es zu wenig Erfahrungswerte dazu gibt. Ist das nicht ein ­bisschen sehr riskant? Das Material haben wir zwar nicht in Eisregionen, aber bei einer Atlantik-­ Überquerung meines Sohnes mit einem kleineren Prototyp getestet. Risiko und Sicherheit sind so eine Sache. Wir glauben ja auch im normalen Leben, dass wir alles im Griff haben. Dabei regulieren wir in Wahrheit nur einen Bruchteil. Nehmen wir das Thema Beruf her. Wir alle haben gelernt, ordentliche Jobs zu machen, ­suchen uns ein Unternehmen, das groß ist, und bleiben da. Diese Sicherheit ist aber trügerisch. Heute wechseln Eigen­ tümer schneller denn je oder was weiß ich was (was alles an Unvorhergesehenem pas­sieren kann, erleben wir ja gerade; Anm.), und schwupps – bist du deinen Job los. Oder du wirst aussortiert, weil du zu alt bist. Besonders tragisch ist das,

RAUMSCHIFF Das „Armaturenbrett“ der Yacht unter Deck. Hier schläft Norbert in 15-Minuten-Etappen.

wenn du für diese scheinbare Sicherheit in Kauf genommen hast, dass dir der Job nicht einmal Spaß macht. Bei mir war das der Knackpunkt mit dreißig. Ich war Beamter bei den Wiener Verkehrs­ betrieben, bin jeden Tag in der Straßen­ bahn gesessen, habe mich bemüht, so freundlich wie möglich zu sein, und dar­ auf gewartet, dass das endlich vorbei ist. Das ist doch nicht das Leben! Da habe ich beschlossen, ich geh das Risiko ein und verdiene meinen Lebensunterhalt mit ­etwas, was mir taugt, nämlich Segeln. Und dann hast du Glück gehabt. Wenn schon Glück, dann das Glück des Tüchtigen. Ist das nicht ein wenig arrogant? Finde ich nicht. Das ist eine Haltung dem Leben und deinen Fähigkeiten gegenüber. Ich habe so oft beobachtet, dass Menschen meinen, sie können THE RED BULLETIN

ALAMY STOCK VECTOR

Bei der härtesten Hochsee-Regatta der Welt, der Vendée Globe, segeln die Skipper von Frankreich nach Südafrika und umrunden dann die Welt im Südmeer nördlich der Antarktis, passieren Kap Hoorn und kehren über den Atlantik heim. Sedlacek legt noch eins drauf: Er wagt den Umweg über die Nordwestpassage und segelt die Westküste des gesamten amerikanischen Doppelkontinents „hinab“, bevor er in die VendéeGlobe-Route einschwenkt.


e­ twas nicht, dabei sind sie es in Wahrheit nicht wirklich angegangen. Sie schauen sich etwas an, beginnen darüber nachzudenken, sagen sich, ui, das muss schwierig sein und kompliziert, das kann ich nicht. Am liebsten wäre ihnen, dass einer bei der Tür hereinkommt und sie bei der Hand nimmt. Das ist der Klassiker in unserer Zeit. Ich meine: Wenn dir der Karton zu groß ist, dann pack die Sachen in drei kleinere und geh auf dreimal. Wenn du das eine Zeitlang machst, schaffst du auch den großen. Du musst das halt wirklich wollen. Deshalb ist es wichtig, herauszufinden, was dir richtig taugt. Und wenn du etwas gefunden hast, übernimm die Verantwortung und werde jeden Tag besser. Mit jedem Schritt in diese Richtung verringerst du dein Risiko. Deine Weltumseglung ist vermutlich die beste Übung dafür. Du segelst die THE RED BULLETIN

AUSRÜSTUNG FÜR EINE WELTREISE Proviant, technisches Equipment, Spezialkleidung und medizinische Ausrüstung – alles ist von Anfang an dabei. Der Skipper darf unterwegs anhalten, um neues Material zu bunkern.

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Das Boot Rennklasse: Open60AAL Länge: 18,28 m Breite: 5,82 m Masthöhe über Wasser: 29 m Baumaterial Rumpf: Vulkanfasern auf ökozertifiziertem Balsaholz Motoren: 2 Oceanvolt-Motoren (elektrisch, je 10 kW bzw. 14 PS) laufen beim Segeln mit und erzeugen Strom; das Boot verzichtet gänzlich auf fossile Antriebs- und Energiequellen.


sieben Monate komplett allein. Keiner sonst an Bord, dem du die Schuld für was auch immer in die Schuhe schieben könntest. Exakt. Ich hab sogar das Boot selber gebaut. Wenn ich also wissen will, wer Mist gebaut hat, schau ich in meinen ­Taschenspiegel und sag, du warst der Trottel, und jetzt bringst du das wieder in Ordnung. Das musst du auch. Du musst alles wieder in Ordnung bringen, was du verbockt hast. Und wenn was ­gelingt, darfst du auch ordentlich stolz auf deine Arbeit sein. Stolz auf die eigene Arbeit zu sein ist ein bisserl aus der Mode gekommen, bild ich mir ein. Finde ich auch. Dabei ist das eine sehr gute Methode, Strapazen in Erfolgs­ erlebnisse umzuwandeln. Im Sinne von „Ich nehm das jetzt auf mich, weil ich danach stolz auf meine Arbeit sein werde“. Ja, und du unternimmst dabei auch ­etwas, bevor etwas passiert, was dich dann runterzieht. Ein Beispiel: Wir haben errechnet, dass das Schiff in den sieben Monaten auf See rund 40 Millionen Er­ schütterungen aushalten muss. Das be­ deutet, du bist ständig am Reparieren. Du musst Schwächen erkennen, bevor sie zu Defekten führen. Irgendwelche Scheuerstellen etwa. Da siehst du eine Leine, die ist ein bisschen eingerissen. Und du denkst dir, das passt schon. Falsch! Drei Tage später – bumms! – reißt die, und vielleicht rauscht dir dabei das Segel aus und fällt ins Wasser, und du reißt dir da ein Loch hinein, und die Leine von dem Segel verheddert sich im Propeller – klassische Kettenreaktion. Daher musst du wirklich akribisch vor­ gehen. Wenn du merkst, irgendwas passt nicht, gehört das repariert oder ausge­ tauscht – auch wenn du müde bist. Das ist wirklich stressig manchmal – über­ haupt, wenn’s dir gerade nicht gut geht. Und das funktioniert immer? Natürlich erlebe ich Momente, in denen ich am liebsten den Hut draufhauen würde. Dann sag ich mir zwar, ich pfeif drauf, und gleichzeitig merke ich, wie ­etwas in meinem Hinterkopf bereits heimlich an einer Lösung arbeitet.

OCEAN RACER Die Rennyacht muss auf ihrer Reise um die Erde 40 Millionen Erschütte­ rungen überstehen.

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ARBEITSPLATZ Im Cockpit bedient Sedlacek die Segel und steuert das Schiff.

Hilft es, Emotionen rauszulassen? Hilft, übers Meer zu brüllen? Klar. Ordentlich Dampf ablassen. Danach kannst du besser denken und das Problem lösen. Ist besser, als den Groll herumzu­ tragen, auf den dann noch einen Grant draufzulegen und so weiter. Das machen meine Frau und ich in unserer Beziehung auch so. Wenn uns was nicht passt, dann sagen wir das. Und zwar in dem Moment, wo es nicht passt. Und nicht: Na ja, ist ja mein Liebling, und irgendwann haben wir 15 Sachen gestapelt, und dann zer­ reißt es dich, und keiner weiß, warum. Apropos Familie und Freunde. Wie erträgst du sieben Monate Einsamkeit? Hilft da der Kontakt nach außen? Das ist ein zweischneidiges Schwert. Du musst dir vorstellen, wenn du wegfährst, bist du spätestens nach ein, zwei ­Tagen in einer anderen Welt. Da gibt es nur noch das Wasser und das Boot und dich, und wann immer es geht, schaust du, dass du ein bisschen Kraft tankst, dass du ein bisschen schläfst und es dir gut ­gehen lässt oder Arbeiten erledigst. Es reißt dich da raus, wenn du zu viel mit zu Hause kommunizierst. Und was auf keinen Fall geht, sind schlechte Nachrichten. Wir ­haben uns das zur Regel g ­ emacht: Ich jammere nicht, und die daheim jammern nicht. Das würde k ­ einem was bringen. Wie können wir uns deinen Alltag während dieser 200 Tage allein auf See vorstellen? Du fährst ja in 64

„ Sieben Monate nie länger als 15 Minuten schlafen? Daran gewöhnst du dich.“ einem Zug durch, legst nie zwischendurch an, um dich auszuruhen. Wie löst du das Thema Schlaf? Mit Powernapping. Ich leg mich in voller Montur vor die Armaturen. Die schlagen Alarm, wenn irgendwas nicht passt. Und alle 15 Minuten läutet außerdem der Wecker. Dann machst du einen Rundum­ Check und schläfst wieder weiter. Also sieben Monate lang keine acht Stunden durchschlafen, sondern ­immer nur dösen im 15-Minuten-Takt. Gibt es da noch so etwas wie einen Tag-Nacht-Rhythmus? Nein. Du musst dich den Bedürfnissen des Boots unterwerfen. Und die sind in ­erster Linie abhängig vom Wetter. Ich nütze also wirklich jede Gelegen­ heit, egal zu welcher Tageszeit, um mich ­auszurasten und zu entspannen. Ich brauche generell sehr wenig Schlaf. Ist sicher auch eine Veranlagungssache. Wie ist das mit den Mahlzeiten? Das habe ich sehr genau eingeteilt. Ich habe Nahrungsmittel mit insgesamt

1,3 Millionen Kilokalorien gebunkert. Ich esse öfter, aber kleine Portionen, damit ich möglichst flexibel auf den Kalorienbedarf reagieren kann, den die aktuelle Tätigkeit erfordert. Ein kleines Stückchen Brot, einen Keks, was weiß ich, 50 Gramm Nudeln, irgendwas in die Richtung. Außerdem schau ich, dass ich mich nicht überfresse, wenn mir einmal langweilig ist. Was machst du, wenn du dich verletzt oder sonstige gesundheitliche Probleme bekommst? Ich habe drei große Kisten mit medizini­ schem Equipment dabei. Da ist so ziem­ lich alles drinnen, was du in der Ersten Hilfe und in der weiteren Behandlung brauchst, wenn im Umkreis von ein paar hundert Seemeilen kein Arzt da ist. Das bedeutet, du behandelst dich auch bei gröberen Problemen selber? Du musst dir halt einen Internisten oder einen Zahnarzt suchen oder einen Chirur­gen – die zeigen dir dann, wie das geht, und verschreiben dir auch die erforderlichen Medikamente. Das war gar nicht so leicht. Weil die meisten Ärzte sagen: „Das geht nicht, Sie müssen sofort ins Spital.“ Aber wenn ich mitten auf dem Atlantik bin, kann ich mit einer stumpfen Bauchverletzung nicht ins Krankenhaus. Auch da muss man sich mit der Materie beschäftigen. Darum lernt man ja permanent, das ist auch das Schöne dabei. THE RED BULLETIN



HINTER DEM HORIZONT Norbert Sedlacek und sein Boot unterwegs im ewigen Blau mit Kurs auf das Un­ gewisse, jenen Ort, an dem du dich selbst erkennst

Wie viel Lebensraum steht dir an Bord zur Verfügung? Das Deck hätte an sich 75 Quadratmeter, aber das täuscht, weil das ja nicht be­ wohnbar ist und auch nicht gemütlich be­gehbar, weil es ständig nass ist, wenn du halbwegs zügig fährst. Also hast du das Cockpit außen und den Innen­ bereich – alles zusammen zehn, viel­ leicht zwölf Quadrat­meter. Wie hält man das über so viele Monate aus? Das ist dein selbst gewähltes Domizil. Du nützt es zur Selbstfindung. Sammelst neue Eindrücke, machst vieles, wozu dir im normalen Leben die Zeit fehlt. Selbststudium betreiben, statt 15-mal am Tag mit irgendwem telefonieren oder im Internet surfen. Du kannst einfach auch einmal dasitzen und die Natur be­ obachten und dich mit deinen Gefühlen auseinandersetzen. Was ist angenehm, was ist nicht angenehm? Oder dir über­ legen: Lebe ich das Leben, das ich will? Ich finde es wichtig, dass man sich diese Frage von Zeit zu Zeit stellt. 66

Das klingt nach innerer Einkehr in einer spartanischen Umgebung. Apro­ pos: Stimmt es, dass du keine Heizung an Bord hast, obwohl du auch arktische bzw. antarktische Klimazonen bei ­ minus 20 Grad Celsius durchfährst? Ja, das stimmt. Nach meiner Erfahrung aus der Antarktis ist eine Heizung ein permanenter Stress für den Körper, weil er ständig Heiß-kalt-heiß-kalt-Wechsel durchmachen muss. Du musst immer wieder raus an Deck, weil du der Einzige bist, der die Arbeit erledigen kann. Du ziehst dir also zwei bis drei Schichten Spezialkleidung an, damit du die K ­ älte aushältst. Dann kommst du zurück in die Kajüte, und es treffen dich plus 20 Grad wie der Schlag. Also: komplett ausziehen. Dann musst du aber eh schon wieder raus. Also wieder alles anziehen. Irgendwann hast du die Wahl: Entweder schwitze ich drinnen wie Sau, oder ich spring unterbekleidet nach draußen, oder ich brauche viel zu lange, um mir alle Schichten wieder anzuziehen.

„ Auch in den Eis­ zonen brauch ich keine Heizung.“

Ja, und die Kälte? Man gewöhnt sich mit der Zeit d ­ aran. Drinnen ist es ja nicht so kalt wie drau­ ßen an Deck im Wind. Außerdem trage ich spezielle Kleidung. Das zum Bei­ spiel (nimmt ein überraschend dünnes, langärmeliges Leiberl vom Stapel) hält zu­mindest meinen Rumpf bei Tempe­ raturen von minus 10 bis plus 15 Grad gleichermaßen warm. Das gibt es noch nicht in Massenproduktion – da bin ich sozusagen Testpilot. Jemand, der mit dem Gedanken spielt, sein gewohntes Leben hinter sich zu lassen und seine Träume zu verwirk­ lichen – welche Ratschläge würdest du dem geben? Erstens: Sei ehrlich zu dir selbst. Finde heraus, was du wirklich willst und was du kannst. Zweitens: Geh mit vollem Einsatz rein, ohne Sicherheitsnetz. So mobilisierst du mehr Energie, Menschen und Zielstrebigkeit. Drittens: Ergreif jede Gelegenheit, um zu lernen. Viertens: Bleib am Boden. Du bist kein Überflieger, sondern ein Mensch, der sich ständig weiter­entwickelt und jeden Tag mit ­großer Zielstrebigkeit ein Stück mehr das tut, was ihm wirklich Spaß macht. ant-arctic-lab.com THE RED BULLETIN


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GEHEIMWAFFE

Die kalifornische Star-Streamerin ANNE MUNITION, 30, wird ihrem martialischen Namen gerecht: Sie lässt OnlineMobbern keine Chance und schlägt sie mit ihrer Nettigkeit. Text CHRISTINE FENNESSEY  Fotos JOSH CAMPBELL

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chon als Kind konnte sie nie genug Aufmerksamkeit bekommen. Ein „kleiner Möchtegern-Rockstar“ sei sie gewesen, das jüngste, aber lauteste von drei Kindern. Mit dreizehn habe sie jede Bühne erklommen, um bei „open mic“-Veranstaltungen Applaus zu ernten. Aufmerksamkeit und Applaus hat Anne Munition jetzt, mit dreißig, mehr als genug: Die Kalifornierin ist eine der berühmteren Streamer auf der Gamer-­ Plattform Twitch (natürlich heißt sie nicht wirklich so, der nach schwerer Bewaffnung klingende Kampfname soll ihre wahre Identität schützen). 2014, ohnehin gelangweilt vom Job als Grafikdesignerin, entdeckte sie Twitch als mögliche Karriereleiter. Im Juni startete Anne Munition ihren ersten eigenen Stream und seit Mitte 2015 ist sie Vollzeit-Streamerin. Heute hat sie mehr als 600.000 Follower und eine Partnerschaft mit Red Bull Gaming. Mehr noch: Sie nutzt ihre ­Popularität, um darüber zu sprechen, wie wir alle online ein bisschen netter sein könnten.

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the red bulletin: Du hast ein Tattoo von Sonne, Mond und Sternen, das dich und deine Geschwister repräsentieren soll – was davon bist du? anne munition: Ich bin natürlich der Star – das spielt mit der Rockstar-­ Attitüde meines Lebens. War dieses Motiv deine Idee? Nein, die stammt von meiner Mutter: Sie hat anstelle unserer Namen immer Sonne, Mond und Sterne auf unsere Weihnachtspakete gezeichnet. Sie sagte, wir seien ihr Universum. Deine Mutter hat dir auch eine ­Nintendo-Konsole geschenkt, als du sieben warst. Was genau hat dich am Spielen fasziniert? Ich mag es, Puzzles zu legen. Ich glaube, was mich wirklich reingezogen hat, war, dass es in Videogames immer darum ging, ein Problem zu lösen. Du warst elf, als du zum ersten Mal mit Online-Mobbing zu tun hattest. Hat dich das nicht abgeschreckt? Wenn du online spielst, musst du immer mit Leuten zurechtkommen, die nicht sehr nett sind. Ich war einfach dickköpfig, außerdem war ich schon als Kind eine


STAR VON NEBENAN Über 600.000 Fans folgen Anne Munition, wenn sie auf Twitch streamt. Warum?­ „Ich kann ziemlich ­unterhaltsam sein.“


Besserwisserin. Wenn Leute Sachen ge­ schrieben haben, die mich vom Spielen abhalten sollten, war das für mich eher eine Herausforderung. So in der Art: „Okay, du willst nicht, dass ich das tue? Dann mache ich es erst recht.“ Als du zum ersten Mal auf Twitch warst: Was fandest du so spannend ­daran, anderen Leuten beim Spielen zuzuschauen? Du musst dir nur Folgendes vorstellen: Da ist jemand online, der richtig gut in etwas ist, das du selbst gern machst. Du kannst mit ihm dein Hobby trainieren, du kannst ihm Fragen dazu stellen, und er antwortet in Echtzeit. Ich arbeitete damals Vollzeit, also hatte ich keine Zeit, selbst zu spielen, aber ich liebte diese Games. Also habe ich anderen beim Spielen zugeschaut und mit ihnen mitgelebt. Was hat dich dazu ermutigt, einen e ­ igenen Stream zu starten? Ich glaube, du kommst da nicht rein, ­indem du denkst: „Ich werde beim ­Streamen Erfolg haben.“ Du denkst: „Das ist interessant, und ich möchte es ver­ suchen.“ Es stellte sich heraus, dass die Leute dachten, dass ich lustig bin. Das ist etwas, auf das ich stolz bin. Ich glaube, ich kann ziemlich unterhaltsam sein. Dazu hast du ein Umfeld aufgebaut, das für seine Nettigkeit bekannt ist. Ich streame jetzt seit sechs Jahren, und ich war immer ziemlich konsequent in dem Bestreben, eine Gemeinschaft zu schaffen, in der Menschen sich wohl­ fühlen können. Stell dir vor, du gehst ­jeden Tag zur Arbeit und hasst alle Kol­ legen oder die Kollegen sind gemein zu dir. Damit will ich nichts zu tun haben. Die Leute sagen, ich hätte eine der ­nettesten Communities bei Twitch, und darauf bin ich stolz. Du hast einmal gesagt, es wird gemeinhin unterschätzt, wie schlimm es für Frauen ist, online ausgegrenzt zu werden. Wie schlimm ist es denn?

„Ich will keine Leute tolerieren, die mich oder andere respektlos behandeln.“ 70

Die Leute suchen alles, was dich von ­anderen unterscheidet, und trampeln dann darauf herum. Ich bin sicher, dass Sportler und andere Berühmtheiten das Gleiche durchmachen, aber die haben ja auch nicht jeden Tag ­direkten Kontakt mit ihren Fans. Wir Streamer versuchen ja, zum Publikum auf unseren Kanälen und im Chat eine Beziehung aufzubauen, deshalb sind vermutlich auch die Ver­ letzungen tiefer. Die Wirkung, die all das auf meine Psyche hatte, war ziemlich arg. Es ist schwierig, die positiven Seiten des THE RED BULLETIN


Einkommen, die Zahl deiner Zuschauer ist für das Ranking auf der Website verantwortlich. Diese Zahlen gehen rauf und runter, und manchmal zieht das deinen Selbstwert mit runter. Da ist immer diese Angst, dass es nur mehr runtergeht und dass du dir dann einen anderen Job suchen musst. Darüber hinaus ist da die Paranoia vor Angriffen anderer Streamer. Manchmal suchen sie dich auf, weil sie wissen, dass du ein gutes Publikum hast. Mitunter haben sie sich über gute Freunde von mir eingeschlichen, nur um an mich ranzukommen. Dann weiß ich nicht mehr, wem ich trauen kann. Ich weiß nicht mehr, wer wirklich mein Freund sein will und wer nur an meinem Channel interessiert ist. Was machst du, um sicherzustellen, dass dein Stream ein netter Ort ist? Ich glaube, eine Menge Streamer haben Angst davor, mit ihrem Publikum zu streng zu sein, die Leute zeitweise zu verjagen oder überhaupt von ihrem Channel zu verbannen. Ich hingegen bin da ziemlich skrupellos, weil ich keine Leute tolerieren will, die mich oder andere respektlos behandeln. Auch wenn jemand schon lange Zuschauer ist: Wenn er damit anfängt, garstige Dinge zu sagen, ist er weg.

RASEND REICH WERDEN? „Alle, die meinen, Streamen sei leicht verdientes Geld, sehen nicht den ganzen Hass, dem du dabei aus­ geliefert bist“, sagt Streamerin Anne Munition.

THE RED BULLETIN

Jobs zu sehen, wenn du ständig dieser negativen Kraft ausgesetzt bist. Eine ganze Menge von Leuten sagt: „Na gut, du lebst vom Videospielen – das ist leicht verdientes Geld.“ Die sehen nicht den ganzen Hass, dem du dabei ausgesetzt bist. Wie hat sich das psychisch ausgewirkt? Ich wurde extrem paranoid, was meine Privatsphäre anlangt. Außerdem glaubst du, dass du deinen Wert an bestimmten Zahlen messen kannst – schließlich bestimmt die Anzahl der Abonnenten dein

Kannst du uns vom Stress einer ­Vollzeit-Streamerin ­erzählen? Am Anfang habe ich acht bis zehn ­Stunden nonstop gestreamt. Das kann ich jetzt nicht mehr. Jetzt mache ich zwei Vier-Stunden-Schichten mit zwei Stunden Pause dazwischen – es ist nicht gesund, so lang zu sitzen. Dann gehe ich mit ­meinem Hund raus oder so. Das ist keine einfache Entscheidung, weil wenn du deinen Stream unterbrichst, sind auch die Zuschauer weg. Sogar wenn du ­zwischendurch aufs Klo gehst, verlierst du Leute. Es ist, wie wenn du ein LiveKonzert gibst. Da kannst du auch nicht sagen: „Also, ich muss jetzt dringend aufs Klo.“ Wenn du im Rampenlicht bleiben willst, musst du das aushalten.   71


Was machst du in Sachen Fitness und Ernährung, um mehr auszuhalten und eine bessere Streamerin zu werden? Früher hatte ich einen Personal Trainer, da war ich wahrscheinlich besser in Form als jemals zuvor. Ich habe mir eine Rudermaschine gekauft. Ich benutze sie immer noch, aber nicht so oft, wie ich sollte. Ernährung ist für Streamer ein schwieriges Thema. Wenn du zehn Stunden am Streamen bist, ist es das Ein­ fachste, ­Essen telefonisch zu bestellen – aber das ist oft nicht das Gesündeste. Ich arbeite daran, mich gesünder zu ­ernähren. Ich möchte versuchen, Mahl­ zeiten vorzubereiten, die man dann in die Mikrowelle schieben kann. Also: schnelles Essen, ohne Fast Food zu sein. Wann hast du entschieden, deinen wahren Namen nicht zu verraten? Ich war mit diesem Usernamen schon unterwegs, bevor ich noch wusste, was Streaming ist – ich habe schon auf der Xbox Anne Munition geheißen. Was hat dich zu diesem Namen inspiriert? Roller Derby (eine sehr amerikanische Sportart, die auf Rollschuhen ausgetragen wird; Anm.). In diesem Sport verwenden sie wirklich super Namen. Ich versuchte, einen Namen zu finden, der vom Stil her vergleichbar ist, und weil ich ein großer Fan von Ego-Shootern bin, floss das ebenfalls mit ein. Es funktioniert außer­ dem als Vor- und Nachname. Die Leute sprechen mich auf Veranstaltungen an: „Ist dein Nachname wirklich Munition?“ Darauf ich: „Ja klar!“ Die Wahrheit ist: Mein wirklicher Name ist ziemlich einzig­ artig. Und deshalb so gefährlich, weil es

„Du weißt nie, ob jemand, der ganz normal wirkt, das auch wirklich ist.“ so leicht ist, mehr über mich zu finden. Wenn du den Leuten drei Teile e­ ines Puzzles gibst, dann finden sie auch alles andere heraus. Warum ist es dir so wichtig, deine Identität zu schützen? Ich glaube, Online-Persönlichkeiten, aber auch normale Internet-User sollten sich mehr über Datenschutz und Social Engineering (Online-Trickbetrug, um an sensible Daten zu gelangen; Anm.) infor­ mieren. Sie können deinen Wohnort fin­ den, deine Telefonnummer, die Adressen deiner Familie und deiner Verwandten. Du weißt nie, ob jemand, der ganz normal wirkt, das auch ist. Bei einem persön­ lichen Treffen kannst du gewisse Zeichen erkennen, speziell als junge Frau. Online kannst du das nicht. Es ist schwierig, ­intuitiv abzuschätzen, ob jemand gute Absichten hat. Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich Menschen, die vielleicht nur neugierig sind, an­ schnauze, wenn sie fragen: „Oh, wo bist du aufgewachsen?“ Und ich so: „Warum? Warum willst du das wissen?“ Das ist auf meine Paranoia zurückzuführen.

Paranoia oder Vorsicht? Anne Munition will ihre wahre Identität nicht preisgeben.

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Andererseits hast du deinen Beziehungsstatus mit deiner Community geteilt. Wie beurteilst du, was geteilt werden kann und was nicht? Das hängt davon ab, wer fragt. Und ob ich glaube, dass jemand bestimmte Informationen für andere Zwecke missbrauchen kann. Ich habe da eine rote Flagge in meinem Gehirn, die immer dann auftaucht, wenn ich das Gefühl habe, jemand fragt nach einem Detail, das weder meinen Channel interessanter macht noch sonstwie relevant ist. Fällt es dir manchmal schwer, ­zwischen deinen beiden Identitäten hin- und herzuschalten? Ja. Manchmal vergesse ich, wie ich wirklich heiße. Einmal hab ich fast eine Mail an meine Mutter mit Anne Munition ­unterschrieben, weil ich das von meinen anderen Mails so gewohnt bin.

ZIEL IM BLICK „Ich war schon als Kind eine Besserwisserin“, sagt Anne. Das erklärt ihre Hartnäckigkeit.

Wie geht es dir in dieser Zeit des „Social Distancing“? Na ja, die Tatsache, dass die Messen, die ich normalerweise besuche, zu Recht ­abgesagt worden sind, und all die Bleibdaheim-Einschränkungen haben meine mentale Gesundheit schon erheblich beschädigt. Ein Teil dessen, was das Streamen psychisch so schwierig macht, ist der Umstand, dass du mit einer lautstarken Minderheit von vergifteten Leuten leben musst, die sich in der Anonymität des Internets stark fühlen. Messen zu besuchen ist das komplette Gegenteil davon – dort triffst du hauptsächlich Menschen, die ehrlich begeistert sind, dich zu treffen. Diese Leute sind wirklich nett. Das stärkt mein Selbstvertrauen enorm, das sonst jeden Tag kleine Schläge einstecken muss. Andererseits hatte ich in letzter Zeit mit einer Menge Leute zu tun, die sich bei mir für mein konstantes Streamen in der Zeit der Quarantäne bedankt haben – das hätte ihnen im Sperrfeuer der schlechten Nachrichten eine kleine Atempause verschafft. Anne in Action: twitch.tv/annemunition

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B O U L E VARD DER HEL DEN

MAX SCHMELING

DER GÜTIGE RIESE Serie: MICHAEL KÖHLMEIER erzählt die außergewöhnlichen Geschichten überlebensgroßer Figuren – faktentreu, aber mit literarischer Freiheit. Folge 3: der deutsche Schwergewichtsboxer mit dem guten Herzen.

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MICHAEL KÖHLMEIER

BENE ROHLMANN

PICTUREDESK.COM

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ein Onkel Hans aus Coburg zug, zweifärbigen Schuhen und einer in Franken war weit über seine roten Krawatte. Er hatte geschorenes Stadt hinaus bekannt und be­ schwarzes Haar, und als Erstes fielen mir liebt und auch ein bisschen be­ an ihm seine balkendicken schwarzen rühmt, weil er sich in den fünf­ Augenbrauen auf. ziger, sechziger und siebziger Jahren des „Und wer bist du?“, fragte er. vorigen Jahrhunderts so hingebungsvoll „Und wer sind Sie?“, fragte ich MICHAEL KÖHLMEIER dem Sport gewidmet hat. Er trainierte zurück. Der Vorarlberger ist seit und organisierte, entdeckte und förderte Da lachte er schallend und hielt mir Jahrzehnten ein Fixstern und war mit allen großen deutschen die Hand hin, eine Hand, wie ich noch am österreichischen Sportlern, ganz gleich welcher Disziplin, nie eine gesehen hatte, mein halber Unter­ Literaturhimmel. be­kannt oder befreundet, mit den Fuß­ arm verschwand in ihr. „Ich bin der Max“, Gerühmt wird er ballern Fritz Walter und Uwe Seeler, aber sagte er, und ich sagte ihm, wer ich bin. vor allem für seine Erzählkunst. auch mit dem Radrennfahrer Rudi Altig Er sei ein Freund meines Onkels, meine und dem Versandkaufmann und Dressur­ Tante sei nur schnell in die Stadt, um reiter Josef Neckermann. 1972 bei den Olympischen ­Kuchen für den Kaffee zu kaufen. Er freue sich, Spielen in München leitete er das Schiedsgericht wenn ich ihm Gesellschaft leiste. beim Hochsprung. Ich saß zu Hause vor dem Fern­ Ich erzählte ihm, dass ich vom Sportplatz kom­ seher, und als die erst sechzehnjährige Ulrike me, wo ich zweimal in der Woche trainiere, ich Meyfarth mit 1,92 Metern einen neuen Weltrekord wolle nämlich Sprinter werden, und ich nannte ihm aufstellte und damit Gold für die Bundesrepublik meine Vorbilder. Deutschland gewann, sah ich meinen Onkel Hans, „Stell dich hin!“, befahl er. wie er die Arme in die Luft warf und schreiend im Wir standen im Wohnzimmer, das sehr gemütlich, Kreis lief, die ganze Welt konnte das sehen. aber doch ziemlich eng war. Mir war, als nähme der 1960, ich war noch ein Kind, wurde meine Mutter Mann ein Drittel des Raumes ein. krank, und ich verbrachte ein Jahr in Coburg. Mein Er drehte mich, befahl mir, die Arme zu heben, Onkel Hans nahm mich zweimal in der Woche mit befahl mir, mich zu strecken, befahl mir, in Start­ auf den Sportplatz. Er meinte, aus mir könnte ein position zu gehen. Schließlich sagte er: „Du wirst Sprinter werden. Ich liebte das Training. Er nahm kein Sprinter.“ mich „hart ran“, das gefiel mir. Und ich liebte es, nach „Ihnen würde ich auf jeden Fall davonlaufen“, dem Training allein durch die Stadt nach H ­ ause zu sagte ich. gehen. Mein Onkel wollte nämlich mit den Kollegen Wieder lachte er, dass die Weingläser in der noch ein Bier trinken. Ich war zehn Jahre alt und Kommode klimperten und das Mobile, das von der hatte den Kopf voll mit Träumen. In allen Träumen Lampe hing, sich drehte. „Schau dir den Armin Hary war ich ein Leichtathlet, einer wie Armin Hary oder an, dein Vorbild, oder den Livio Berruti, schau ihre Martin Lauer, die erst wenige Wochen zuvor in Rom Beine an, sie haben lange Beine, ein Sprinter muss goldene Medaillen gewonnen hatten. lange Beine haben, das ist doch klar, du hast kurze Zu Hause klingelte ich, aber statt meiner Tante Beine, aus dir wird nie ein Sprinter!“ öffnete ein Mann, den ich nicht kannte, ein großer, Wie er es sagte, kränkte es mich nicht. Ja, ich sah schwergewichtiger Mann in einem hellgrauen An­ im selben Augenblick ein, dass er recht hatte.


THE RED BULLETIN

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B OU L EVAR D DE R HE L D E N

„Und was kann aus mir werden?“, fragte ich. „Du hast eine Figur wie ein Hydrant“, sagte er. „Kurz, gedrungen, kräftig. Entweder ein Kunstturner oder ein Ringer.“ „Kunstturner will ich nicht“, sagte ich. „Das ist langweilig.“ „Da gebe ich dir völlig recht“, sagte er und dass ich mich wieder setzen solle. Er griff in seine Jackentasche und nahm ein in grünes Papier eingewickeltes Eukalyptusbonbon heraus. „Willst du auch eines? Man riecht aus dem Mund und merkt es nicht, das muss nicht sein.“ Ich nahm eines. Nun sprach es sich noch leichter. „Ringen kommt, du wirst sehen, Ringen kommt, immer mehr interessieren sich fürs Ringen“, sagte er. „Ringen ist elegant. Aber du könntest auch Boxer werden.“ „Ja“, sagte ich, „aber höchstens Weltergewicht.“ „Ist das nichts?“ „Nein, das ist nichts“, sagte ich vorlaut. „Boxen ist entweder Schwergewicht oder gar nichts.“ Und wieder lachte er los, und wieder gab er mir recht. Er werde, sagte er, mit meinem Onkel sprechen, dass er mich in einem Ringerklub anmelde. „Und wenn etwas aus dir geworden ist, dann will ich Bericht!“ Am Abend, als er gegangen war – wir lauschten, bis wir seine Schritte im Stiegenhaus nicht mehr hörten –, packte mich mein Onkel Hans an beiden Oberarmen, schüttelte mich und flüsterte, als wäre er noch hier: „Weißt du, wer das war? Weißt du, wer das war?“ „Ein netter Kerl“, sagte ich. „Er hat gesagt, ich soll Du zu ihm sagen. Max. Das habe ich auch getan.“ „Das war Max Schmeling!“, rief nun mein Onkel in die Wohnung hinein, damit es auch der letzte ­Unterteller hören konnte. „Max Schmeling! Der schon gegen Jack Sharkey geboxt hat, da war er kaum fünfundzwanzig, nur wenig älter als du!“ „Ich bin erst zehn“, sagte ich. Mein Onkel wischte den Einwand beiseite. „Er war Schwer­gewichts-Boxweltmeister!“, brüllte er. „Einer der größten Athleten der Welt, wenn nicht gar der größte!“ Das beeindruckte mich dann doch.

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um ersten Mal in Amerika war ich im April 1981, in Los Angeles. Ein Freund lebt dort, er lud mich ein, und da er ein besonders zuvorkommender Freund ist, wollte er, dass mein erster Amerikaaufenthalt so interessant wie möglich werde. Also fuhren wir nach Las Vegas. Unterwegs hörten wir im Autoradio, dass Joe Louis gestorben war, und zwar ausgerechnet in Las Vegas. Für Sport hatte sich mein Freund nie interessiert, von Joe Louis hatte er gehört, aber mehr auch nicht. „Er war einer der größten Athleten der Welt!“, brüllte nun ich, wie vor vielen Jahren mein Onkel Hans gebrüllt hatte. Und während wir durch das

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nächtliche Glitzern kutschierten, erzählte ich ihm von Joe Louis, diesem prächtigsten aller prächtigen Boxer. Und erzählte ihm auch von Max Schmeling. Denn diese beiden waren zweimal miteinander im Ring gestanden. Zum ersten Mal 1936, diesen Kampf hatte Joe Louis in der 12. Runde durch K. o. verloren. Schmeling war die Sache wissenschaftlich angegangen, er hatte sich Filme angesehen, die Louis bei Kämpfen zeigten. Er hatte herausgefunden, dass Louis jedes Mal nach einem linken Haken, anstatt sofort wieder die Deckung zu schließen, den Arm für wenige Augenblicke sinken ließ. Das hatte er ausgenützt und damit Erfolg gehabt. Aber Joe Louis lernte aus seinem Fehler. Der Rückkampf, wieder im Yankee Stadium in New York exakt zwei Jahre später, dauerte nur zwei Minuten und vier Sekunden. Dann ging Schmeling mit zwei angebrochenen Wirbeln auf die Bretter. Es erscheint paradox, aber dieser Kampf, der Max Schmeling im nationalsozialistischen Deutschland Häme und Spott einbrachte, weil er von einem affen­artigen Untermenschen geschlagen worden sei, begründete die Freundschaft der beiden. Joe Louis besuchte Schmeling im Krankenhaus. In langen Gesprächen, während Louis am Bett seines Freundes saß, kamen beide zur Einsicht, dass ihre Kämpfe nicht nur sportliche Ereignisse gewesen, sondern dass sie missbraucht worden waren – Louis, um der Welt die politische Überlegenheit Amerikas, Schmeling, um der Welt die Überlegenheit der arischen Rasse zu beweisen. Die beiden beschlossen, nie wieder ­gegeneinander zu kämpfen. Joe Louis beendete seine Karriere 1951 nach ­einem technischen K. o. gegen Rocky Marciano. Max Schmeling bestritt nach der Niederlage gegen seinen Freund nur noch einen Kampf, dann zog er sich aus dem aktiven Sport zurück. Allen Aufforderungen von Goebbels und Hitler, sich von seinem jüdischen Trainer Joe Jacobs zu trennen, hatte er eine Absage erteilt. Und er ließ sich auch nicht von der rassistischen Propaganda der Nazis vereinnahmen. Nach dem Krieg wurde Max Schmeling sehr reich (nachdem er 1947 und 48 aus Geldnot noch fünfmal im Ring gestanden war): Es war ihm gelungen, in Deutschland die Generalvertretung von Coca-Cola zu erwerben. Joe Louis hingegen bekam in Amerika zu spüren, dass ein schwarzer Boxer zwar verehrt und geliebt wird, aber nur, solange er kämpft und Kämpfe gewinnt. Wenn er zu alt dafür ist, dann ist er wieder, was er gewesen war – ein Nigger. Louis verarmte. Einer seiner Freunde wandte sich an Max Schmeling, und der half. Er sprach mit niemandem darüber.

„Boxen ist entweder Schwergewicht oder gar nichts“, sagte ich vorlaut. THE RED BULLETIN


Joe Louis starb im Alter von nicht einmal 67 ­Jahren. Es hieß, sein Leichnam werde in einem der großen Hotels von Las Vegas aufgebahrt, man könne ihn sich ansehen und sich ins Kondolenzbuch eintragen. Das wollte ich, also fuhren mein Freund und ich dorthin. Aber da lag nur eine Wachspuppe, schlecht modelliert obendrein. Ich hätte weinen wollen vor Zorn. Die Beerdigung allerdings wurde eine große, würdige Feier. Finanziert hat dieses Fest: Max Schmeling, der Freund.

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inmal noch sollte ich Max Schmeling treffen. Und diesmal war es kein Zufall. Ich besuchte ihn in Wenzendorf bei Hamburg, wohin er nach dem Ende seiner Karriere zusammen mit seiner Frau, der Schauspielerin Anny Ondra, gezogen war. Es war bald nach dem Tod von Joe Louis. Ich hatte keinen Grund für meinen Besuch. Ich wollte den großen, großzügigen Mann noch einmal sehen. Ihm noch einmal die Hand geben und schauen, wie viel von meinem Unterarm in ihr verschwand. Er war damals schon fast achtzig Jahre alt.

Die Beerdigung von Joe Louis wurde eine würdige Feier, finanziert von Max Schmeling, seinem Freund. Ich stand vor seiner Haustür und klingelte – wie ich vor so vielen Jahren an der Wohnungstür von meinem Onkel Hans in Coburg geklingelt hatte. Und wie damals öffnete mir ein großer, schwergewichtiger Mann in einem hellgrauen Anzug, ohne Krawatte diesmal, und anstatt zweifärbiger Schuhe trug er dunkelblaue Patschen, die Haare waren nun weiß, die Augenbrauen aber immer noch dick wie Balken und dunkel. Er sah mich an, und als ich etwas sagen wollte, winkte er ab. „Ich kenne dich“, sagte er. „Aber ich weiß nicht, woher. Woher kenne ich dich?“ „Aus Coburg“, sagte ich. „Damals war ich zehn.“ „Und“, fragte er, „bist du ein Ringer geworden?“

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GUIDE Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen

MORITZ ABLINGER, SAALBACH.COM

DAHEIM IM SIEBTEN HIMMEL Bike-Region Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn: Super­talent Vali Höll, 18, nimmt uns mit in ihr Wohnzimmer.

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GUIDE Travel

„Ich lebe dort, wo andere Urlaub machen, und habe die besten Trails der Region direkt vor der Haustür.“ Vali Höll, 18, zweifache ­Juniorenweltmeisterin

„I

ch habe megamäßiges Glück – und das gleich in doppelter Hinsicht: ­Erstens wohne ich dort, wo andere Urlaub machen. Und zweitens sind meine Eltern von Kopf bis Fuß aufs Biken eingestellt. Diese Faszination fürs Fahrrad habe ich wohl schon mit der Muttermilch ein­ geflößt bekommen. Mein Vater hat 2006 direkt vor unserem Haus in Saalbach eine kleine Strecke gebaut: den Höllen-Trail. Auf diesem knapp 500 Meter langen Down­ hill-Stück habe ich das Fahrradfahren gelernt. Ich war fünf oder sechs Jahre alt, als ich dort zum ersten Mal runter bin. In der Volksschule gab es außer mir kein weiteres Mädchen in der Klasse. Gemeinsam mit meinen Freunden bin ich immer den Höllen-Trail runtergefahren, dann haben wir die Räder wieder hinauf­ geschoben, sind wieder runtergesaust, danach wieder hoch … eine Runde nach der anderen, pausenlos. Das war mega­ cool, an diese Nachmittage erinnere ich mich bis heute. Meine Familie bewirtschaftet schon seit 1970 das Spielberghaus, die mit Abstand geilste Hütte im ganzen Ort. Hier haben sich schon so viele Stars der BikerSzene einquartiert: Chris Akrigg, Hans Rey und Bobby Root zum Beispiel. Von klein auf immer wieder Zeit mit diesen Leuten zu verbringen hat mich für den Sport extrem inspiriert. 80

Auf dem Sprung: Vali Höll unterwegs in ihrer Heimat Saalbach

Diese Bike-Ikonen kommen natürlich zu uns, weil wir hier einige der besten Strecken in ganz Österreich zu bieten haben. Die Pro-Line auf dem Reiterkogel in Hinterglemm zum Beispiel ist die älteste Downhill-Strecke der Region. Und sie ist bis heute einer der coolsten Trails, denn sie kann von praktisch jedem gefahren werden und ist extrem abwechs­ lungsreich: kleine und große Sprünge, fette Kurven, anspruchsvolle technische Passagen und rasante Abfahrten. Am Ende der Pro-Line gibt es eine krass steile Abfahrt, die über eine Stein­ mauer führt. Als kleines Mädchen habe ich mich lange nicht getraut, dort runter­ zufahren. Mein Opa fährt auch ein biss­

chen Downhill. Als ich sah, wie er die Abfahrt nahm, bin ich total ausgeflippt, ich hab mich aufs Rad gesetzt und bin ihm direkt hinterher. Es kann ja nicht sein, dass Opa sich das traut, ich aber nicht … Da war ich gerade mal acht und hatte kurz vorher mein erstes Fully bekommen – also ein Fahrrad, das vorn und hinten gefedert ist. Mit zwölf Jahren habe ich mich das erste Mal auf die X-Line getraut. Die liegt nur dreieinhalb Kilometer von unserem Haus entfernt. Die X-Line ist die ultima­ tive Herausforderung für jeden Biker und eine der längsten Downhill-Strecken in ganz Europa. Anfangs ist der Trail extrem schnell und offen, weil du oberhalb der THE RED BULLETIN


MORITZ ABLINGER, SAALBACH.COM

FLORIAN STURM

GUIDE Travel

Auf dem Trail: fette Kurven, rasante Abfahrten

Wien

Anreise Mit dem Auto aus dem Norden über die A1, Abfahrt Wals und das kleine deutsche Eck. In Lofer Richtung Saalfelden, in Maishofen a­ bzweigen ins Glemmtal. Aus dem Süden A10 über B ­ ischofshofen, Zell am See und Maishofen ins Glemmtal.

Auf den Berg: 70 Kilometer Strecke auf sieben Bergen ergeben ein Biker-Paradies. THE RED BULLETIN

Mit der Bahn entweder nach Saalfelden oder Zell am See, von dort mit Taxi oder Bus nach Saalbach-Hinter­glemm.

Österreich Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn

Termin zum Merken: Von 7. bis 11. Oktober steigt in Saalfelden Leogang die UCI Mountainbike-­ Weltmeisterschaft. Infos und Programm: bikewm2020.com

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GUIDE Travel

Die besten Trails Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn ist ein Mekka für alle Freeride- und Downhill-Fans. Kein Wunder, bei über 70 Kilo­ metern Strecke, neun Berg­ bahnen und sieben Bergen. Zum Herantasten DER MONTI-TRAIL Perfekt, um die ersten Versuche zu wagen. Der Monti-Trail ist die ­Familienstrecke mit Spaßgarantie und ideal geeignet, um sich an den Sport heranzutasten. Fortgeschrittene finden hier aber auch das eine oder andere spielerische Feature. Länge  2.882 m Höhenmeter  362 m Durchschnittliches Gefälle  12,6 % Schwierigkeit

Beste Aussichten: das Panorama der Bike-Region Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn

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FLORIAN STURM

Der Endgegner DIE X-LINE Mit über sechs Kilometern eine der längsten (und beliebtesten!) FreerideStrecken Europas. Von Start bis Ziel legst du fordernde 1045 Höhenmeter zurück und kannst dich dabei auf rasantes Tempo, krasse Kehren, anspruchsvolle Trail-Passagen durch den Wald und verspielte Holzelemente gefasst machen. Länge  6.300 m Höhenmeter  1.045 m Durchschnittliches Gefälle  18,2 % Schwierigkeit

Es muss nicht immer Radeln sein Vali Höll liebt Biken über alles, doch es darf auch mal was anderes sein. Zum Glück bietet Österreichs größte Bike-Region mehr, um Spaß zu haben. DER SPEICHERTEICH „Im Sommer findet dort jedes Jahr das Lake of Charity statt, ein absolutes Muss für jeden ­Festivalfan. Wenn ich keine Lust aufs Biken habe, schnappe ich mir ein Stand-up-Paddle-Board, treffe mich dort mit Freunden und wir chillen eine Runde.“ lakeofcharity.at

DIE AMSEL „Dieser Bergrücken auf dem Bernkogel ist im Winter eine ­extrem geile Tiefschneeabfahrt. Dort oben habe ich schon eine Menge Sonnenaufgänge erlebt. Das Panorama ist fantastisch, und eine kleine Bank lädt zum ­Relaxen ein.“ spielberghaus.at

SEVEN SUMMITS „Wer lieber zu Fuß unterwegs ist, dem empfehle ich die ‚Seven Summits‘ von Saalbach – eine Bergtour über knapp 24 Kilo­ meter und 1450 Höhenmeter. Nix für Anfänger, aber wer durchhält, steht auf den sieben höchsten Gipfeln des Glemmtals.“ saalbach.com THE RED BULLETIN

MORITZ ABLINGER, SAALBACH.COM

Baumgrenze fährst. Vor dir öffnet sich ein grandioses Panorama mit Blick auf Saalbach und den Kohlmais. Es gibt viele Sprünge und große Kurven. Nachdem du einmal um den Schattberg herum­ gefahren bist, geht’s in den Wald. Dort wird der Trail technischer und langsamer, aber dank kleinen Sprüngen und vielen Wurzelteppichen geht’s trotz­ dem ordentlich zur Sache. Nach der Mittel­ station fährst du wieder durch den Wald und kommst unten auf die Skipiste. Dort ist alles offen, mit vielen Holzelementen, Wallrides und dem X-Line-Drop: einem fetten Sprung über die Straße. Mittlerweile kenne ich in Saalbach, Hinterglemm, Leogang und Fieberbrunn zwar alle Strecken in- und auswendig, kann aber noch immer nicht genug davon kriegen. Mit Ausnahme meines Bruders Joni ist die ganze Familie komplett aufs Biken fixiert. Wir sitzen praktisch jede freie Minute im Sattel. Und im Winter ­tauschen wir einfach das Rad gegen die Ski, ziehen im Backcountry die ersten Lines durch frischen Pulverschnee oder genießen entspannte Abfahrten auf den normalen Pisten.“

Für Wagemutige DIE PRO-LINE Der Urahn aller Trails. Als erste ­Downhill-Strecke der Region ist die Pro-Line keineswegs veraltet, sie bekommt regelmäßig neue Sprünge, herausfordernde Elemente und eine verbesserte Streckenführung. Länge  1.967 m Höhenmeter  391 m Durchschnittliches Gefälle  18,8 % Schwierigkeit


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GUIDE Gaming

RACING

SiegerFormel Der E-Sportler Marcel Kiefer coacht Formel-1- und Fußballstars für virtuelle Rennen. Das sind seine Tipps.

Starte sanft

„Wenn die Startampel auf Grün schaltet, widerstehe dem Impuls, voll aufs Gas zu steigen“, rät Kiefer. „Drehen die Räder durch, verlierst du Haftung und ruinierst die Reifen.“ Die Drehzahl sollte zwischen 10.700 und 12.200 sein. 84

Neue Umgebung: Red Bull Racing-Pilot Alex Albon im virtuellen Cockpit

Lerne Kurven fahren

„Bei den meisten Leuten bricht am Anfang das Heck aus“, meint Kiefer und nennt Sergio Agüero als Beispiel. „Aber er hat schnell gelernt, dass man ein Formel-1-Auto nicht wie einen Lkw fährt.“ Wer zu viel einlenkt, untersteuert hingegen, das erhöht die Reifentem­peraturen und macht dich langsamer.

„Sergio Agüero lernte schnell, wie man Formel-1-­ Autos fährt.“

Weniger ist mehr

Bleib hellwach

„Adrenalin lässt Piloten wie Alex Albon konzentriert ­bleiben.“ Wer diese Quelle nicht anzapfen kann, sollte eine Routine entwickeln, sagt ­Kiefer: „Lern die Brems-, Einlenk- und Beschleunigungspunkte auswendig, das hilft.“

Denk voraus

„Beim Überholen werden Rennen gewonnen. In der

­ ormel 1 muss man dafür DRS F aktivieren, um durch Flachstellen des Heckflügels den Luftwiderstand zu reduzieren – das geht, wenn man unter einer Sekunde hinter seinem Gegner ist. Dadurch ist es viel leichter zu überholen, besonders auf langen Geraden wie in Baku, Aserbaidschan.“

Marcel Kiefer, 21 Coach der Stars: Kiefer begann 2017 mit dem virtuellen Rennfahren und gewann 2019 den Esports Pro Series Grand Prix von England.

Für das Cockpit daheim rät Kiefer, auf ein anständiges Bremspedal mit guter Streckenrückmeldung zu achten. „Anfangs braucht man auch keinen eigenen Sitz – auch ich habe mit einem normalen Sessel angefangen“. Sein Tipp: „Mach keine Wissenschaft draus, Spielen soll in erster Linie Spaß machen!“

„F1 2020“ von Codemasters: jetzt verfügbar für PS4, Xbox One, PC und Google Stadia THE RED BULLETIN

ALEX ALBON, BRYN LENNON/RED BULL CONTENT POOL

Not macht erfinderisch. Nachdem die Formel 1 im ersten Halbjahr 2020 unfreiwillig pausieren musste, übersiedelten die Rennen in die virtuelle Welt. Die Fans bekamen dort ebenso ungewöhnliche wie unterhaltsame Starterfelder geboten: Formel-1-Stars wie Alex Albon von Red Bull Racing oder Ferraris Charles Leclerc trafen auf Gegner wie Englands ­Cricket-Held Ben Stokes oder Sergio Agüero, den argentinischen Stürmer von Manchester City. Um diese hochkarätige Mischung von Esports-­ Amateuren auf die GamingHerausforderung vorzu­ bereiten, war ein intensives Coaching von Gaming-Pros nötig. Einer von ihnen war der Deutsche Marcel Kiefer, der dem Red Bull Esports-Team seit heuer angehört. Von Alex Albon, dem er in Windeseile die S ­ treaming-Plattform Twitch einrichtete und ein paar Basics beibrachte, bekam er gleich einmal den Spitz­namen „der Techniker“. Zur Veröffentlichung von „F1 2020“, der brandneuen ­Version des Formel-1-Games, verrät uns Kiefer jene Kniffe, die er auch seinen berühmten Schützlingen mitgegeben hat.


A NZ E I GE

must-haves

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2 UNBREAKABLE

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GUIDE Fitness

„Ist weniger Sauerstoff in der Luft, produziert dein Körper mehr rote Blut­ körperchen.“ Dylan Bowman, Ultramarathonläufer

Dylan Bowman, 34, gewann Ulramara­ thons in Aus­tralien und Neuseeland.

Wie sich Spitzensportler durch Training in sauerstoff­ armer Luft auf Höchstleistungen vorbereiten.

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Durchatmen: Höhenluft­ generator (re.) für das Heim­ training

DER EFFEKT Wie beim Höhentraining ­bekommt dein Körper das Signal einer Sauerstoff­ unterversorgung und ­erhöht den Sauerstoff­ transport in die Muskeln. ACHTUNG! Die richtige Balance zwi­ schen Trainingsintensität und Sauerstoffbegrenzung ist wichtig. 3 bis 5 Sekunden Atemstopp reichen aus.

hypoxico.com THE RED BULLETIN

AARON ROGOSIN/RED BULL CONTENT POOL, MICHAEL CLARK/RED BULL CONTENT POOL FLORIAN OBKIRCHER TOM MACKINGER

Dünne Luft für dicke Leistung mittel entwickelt, welche die segensreichen Höhenluft­ bedingungen simulieren. Der amerikanische Ultramara­ thonläufer Dylan Bowman, 34, schläft etwa während der Vor­ bereitung auf ein Rennen in einem Zelt, das einen Sauer­ stoffgehalt wie in einer Höhe von 4200 Metern über dem Meeresspiegel aufweist. Wer lieber tagsüber trainiert, kann beim Workout eine spezielle Maske aufsetzen, die, an­ge­ schlossen an einen Höhenluft­ generator, sauerstoffarme Luft liefert – etwa während man am Ergometer sitzt.

So kannst du ohne teure Technik mehr rote Blutkörperchen erzeugen. HYPERVENTILATIONSTRAINING: SO GEHT’S Statt normal zu atmen, hältst du für eine bestimmte Anzahl von Schritten, Schwimmzügen oder Pedaltritten die Luft an.

HÖHENTRAINING

Weniger ist mehr. Das wissen Spitzensportler schon lange: Je höher oben du trainierst, desto geringer der Sauerstoff­ gehalt. Um trotzdem leistungs­ fähig zu sein, produziert der Körper mehr rote Blutkörper­ chen, um den Sauerstoff­ transport zu den Muskeln zu optimieren. Die höhere Kon­ zentration an roten Blutkör­ perchen hält danach 14 Tage an, was bei Wettkämpfen in geringeren Höhen leistungs­ steigernd wirkt. Nun kann nicht jeder ins Höhentrainingslager fahren. Deshalb haben Unternehmen wie Hypoxico Trainingshilfs­

Halt mal die Luft an!



GUIDE Drinks

„Vieles vom Equipment eines Bartenders haben die meisten von uns schon zu Hause.“ Mario Hofferer, 36, Cocktail-Weltmeister

Sommertyp: Mixologe Mario Hofferer kreiert Drinks zwischen Singapur, M ­ arbella und dem Wörthersee. Hier präsentiert er s­ einen „Matcha Mate Cobbler“.

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GUIDE Drinks

MARIO HOFFERER

Kleine SommerCocktailschule Der Kärntner Mixologe, Bartender und Cocktail-Weltmeister Mario Hofferer, 36, verrät die Tipps, Tricks und Zutaten für erfrischende Drinks zur heißen Jahreszeit. Hofferer, stets unterwegs zwi­ schen Marbella, Singapur und dem Wörthersee, ist Doppel­ weltmeister und sechsfacher Staatsmeister im Cocktail­ mixen. Zudem verantwortet der Klagenfurter das Catering in der Red Bull Energy Station beim Grand Prix von Monte Carlo oder im Kitz Race Club beim Hahnenkammrennen. Hofferer ist ein Perfektio­ nist, der ständig neue Drinks kreiert. Auch im MH Skills LAB in Hannover, einem der mo­ dernsten Cocktail-Labors in Europa. Das sind seine Tipps:

MARTIN STEINTHALER, DAVID WEDENIG

SIMON SCHREYER

Das Equipment Mario: „Vieles vom Equipment eines Bartenders haben die meisten schon zu Hause: etwa gewöhnliche Einmachgläser als Shaker und kleinere Vasen als Cocktailgläser. Wichtig: Das Glas sollte zum Charakter des Drinks passen. Ein Stam­ perlglas hält ohne weiteres als Jigger (Messbecher; Anm.) her, um das Barmaß ausmes­ sen zu können. Zum Stoßen könnte man den Kochlöffel nehmen, oder man investiert fünf Euro in einen Mörser, ­dessen breiter Stoppel die Aromastoffe und ätherischen Öle der Kräuter und Früchte breitflächiger auspresst.“

Antialkoholika: „Mit den fünf Geschmacksrichtungen ­ORGANICS by Red Bull lassen sich auch bei Mocktails bereits alle Geschmacksrichtungen spielen. Aromatische Ergän­ zungen wachsen im Garten oder sind im Asia Shop erhält­ lich: Rosmarin, Zitronengras, Ka≠irlimettenblätter.“

Equipment-Empfehlungen: Mit einem Zigarrenanzünder (li.) lassen sich u. a. Rosmarinzweiglein flambieren, der klassische Barlöffel (re.) mit spiralförmig gedrehtem Stiel darf ebenfalls nicht fehlen.

DRINK-REZEPT: MATCHA MATE COBBLER ZUTATEN Matcha grüner Teesirup 1 Flasche ORGANICS by Red Bull Viva Mate Rich-Zucker (1:2-Mischung aus Wasser und Zucker) 1 Bourbonvanilleschote 2 cl Limettensirup

Die Sommertrends

GEHEIMTIPP: KLATSCH DIE MINZE!

Limetten und Ananas grillen: „Bringt den Frucht­ zucker hervor und eignet sich sowohl als Deko für Drinks als auch als fruchtige Beilage für Fleisch und Fisch.“ Früchte dehydrieren. „Einerseits gibt es bereits ­relativ günstige Dehydrier­ geräte, andererseits klappt es auch im Backrohr. Orangen oder Grapefruits in dünne Scheiben schneiden und bei 50 bis 60 °C mehrere Stunden trocknen lassen. Das Wasser verdampft, der Zucker bleibt in der Frucht. Das Resultat: ewig haltbares Naschwerk.“

Cocktail-Guru: Mario Hofferer betreut sportliche Groß-Events und exklusive Partys.

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Wenn mit Minze gearbeitet wird, die Minze zwischen den Handflächen einmal fest zusammenklatschen, um ihr Aroma zur Entfaltung zu bringen. Bei der Verwendung von Rosmarin als Deko oder Aromalieferant: das Zweiglein kurz mit einem Zigarren­ anzünder flambieren – macht ihren Duft doppelt so intensiv.

NEUE LOCATION: EDLE DRINKS AM WÖRTHERSEE Ob nach dem Baden oder beim Relaxen zur blauen Stunde: Die „ORGANICS Water Front“ (Seecorso 66 in Velden) ist die neue Pop-up-Adresse am Wörthersee.

Die Basics Alkoholika: „Wodka, Gin, Rum, Whisky, Cachaça, Aperol, Amaretto und Ramazzotti sollte jeder angehende Mixo­ loge daheim haben.“

ZUBEREITUNG Entweder den abgekühlten grünen Tee oder den aufgegossenen Tee­sirup als Basis nehmen. Aus der Vanilleschote eine Messerspitze herauskratzen und einrühren. Limettensirup dazu und mit dem vorbereiteten Rich-Zucker je nach Bedarf süßen. Eis drauf und mit ORGANICS by Red Bull Viva Mate aufgießen!

Mehr Cocktailrezepte gibt’s im neuen „Organics. The Lifetime Magazine“ und unter: organicsbyredbull.com/magazin

Mit Seeblick: die „ORGANICS Water Front“ in Velden

Bis Sommerende servieren Mario Hofferer und sein Team auf der schwimmenden Bar täglich von elf bis ein Uhr früh exquisite Drinks. Auch eine Anreise per Boot ist möglich.   89


KALENDER Juli  / August 2020

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Juli KOPF AN KOPF Beim Gaming-Event Red Bull Faster treten Speed­runner (spielen ein Game so schnell wie möglich durch) mit „Super Mario“ und Co nicht gegen die Uhr, sondern immer zu zweit zeitgleich gegen­einander an. Verfolge die Duelle auf twitch.tv/redbullde, Infos: redbull.com

5 8 August GROSSE BÜHNE: DOMINIC THIEMS TURNIER FÜR HOBBYSPIELER Wer es ins Finale schafft, darf sich über eine grandiose Kulisse freuen: Denn das fulminante Ende der Tennisturnierserie für Hobbyspieler geht im Rahmen des Erste Bank Open in der Stadt­halle über die Bühne – und zwar auf dem Centercourt! Wer bei „Red Bull Thiem Set Match“ mit­machen kann? Jeder, der eine österreichische Tennislizenz und eine ITN von 6,0+ (Damen) bzw. 4,0+ (Herren) hat. Wichtig: rasch anmelden! Denn es gilt: „First come, first serve“. Alle Termine: 8. 8. Tennis Center Alt-Erlaa; 22. 8. Sportunion Klagenfurt; 29. 8. ASKÖ Tennis Club Wels; 5. 9. ESV Tennis Bruck an der Mur; 12. 9. GM Sports Resort Anif; 19. 9. Colony Club Wien. ­Anmeldung unter: redbull.com/thiem 90

Kabarettist Gerald Fleischhacker erklärt in seinem aktuellen ­Programm, warum wir alle „am Sand“ sind. Was üblicherweise ein Synonym für darniederliegen ist, wird bei ihm zu einem höchst unterhaltsamen Abend über die großen Themen des Lebens: Achtsamkeit, Aufräumen und Avo­ca­ dos. Wir lernen: Es gibt keinen Grund, sich ­Sorgen zu machen, wenn einmal Sand ins Getriebe gerät – wir lachen darüber. CasaNova, Wien, casanova-vienna.at THE RED BULLETIN

ALEXANDER SCHWARZ/RED BULL CONTENT POOL

August SO WITZIG IST ES, AM SAND ZU SEIN


KALENDER Juli  / August 2020

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Sei dabei, wenn Motorrad-Champion Marc Márquez zur Verteidigung seines achten WMTitels losfährt: Auf dem Circuito de Jerez in Spanien feiert die MotoGP ihren Saisonstart, und ServusTV überträgt die ganze Action live – inklusive Moto3 und Moto2 sowie der Qualifyings am Vortag. Experten wie Ex-MotoGP-­Profi Alex Hofmann und Moto2Weltmeister Stefan Bradl ordnen das Geschehen ein. Mehr Infos und ­Interviews mit den TopFahrern findest du in ­diesem Heft ab Seite 20. servusmotogp.com

Action und Science-­ Fiction, Klassiker und ­topaktuelle Blockbuster: Im Drive-in-Cinema in Graz gibt es Autokino in neuer Dimension. Zuletzt zu sehen: „Joker“, „Deadpool“ & „Dirty Dancing“. PS: Ein Autoclubbing ist geplant. Programm: autokino-graz.at

Juli SIE GEBEN WIEDER GAS

bis 19. Juli BLOCKBUSTER IM AUTOKINO

8 und 9. August WER IST DER BESTE ALLROUNDER? Nur wer Mut, Gefühl und Stil mitbringt, kann die Red Bull ­Waterskills gewinnen, eine Wassersport-Kombi aus Slalom, Tricks und Springen. Einer der Favoriten: Dorien Llewellyn (Bild) aus Kanada. Er misst sich u. a. mit seinem Vater Jaret, dem 9-fachen Weltmeister. Steyregg, Salmsee; redbull.com

22 KIN MARCIN/RED BULL CONTENT POOL, MAXIMILIAN KERN, JARET LLEWELLYN

Juli ABFAHRT ­EXTREM VOM K2-GIPFEL

Der Mann, der hier seinen Pickel in den Felsen jagt, ist Andrzej Bargiel, 32. Dass der polnische Bergsteiger Ski am Rücken trägt, hat einen besonderen Grund. Er ist auf dem Weg zum Gipfel des K2 (8611 m, zweithöchster Berg der Welt), den Rückweg will er per Ski erledigen – downhill als erster Mensch. Die Doku „K2: The Impossible ­Descent“ begleitet ihn beim Weg an die Spitze und retour. redbull.tv THE RED BULLETIN

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Hier schreiben Literatinnen und Literaten über ein Thema, das sie bewegt.

Tiere lieben Von Merkwürdigkeiten und Zärtlichkeiten, Amseln und Berggorillas. Text VALERIE FRITSCH

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MARTIN SCHWARZ/OXYBLAU PHOTOGRAPHY

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mmer, schon als Kind, war ich verliebt in die Tiere. lehrte meine Mutter das Fliegen, er liebte ihre Stimme In alles Wesenhafte aus Federn und Fell, aus Horn, und flog dem Klang hinterher, aber uns an­dere Men­ schen konnte er nicht leiden. Stacheln und Schuppen, groß oder klein. Mit wilder Ernsthaftigkeit, auch wenn ich mitunter durch­ ine einäugige Krähe lebte bei uns, die, erst ein einanderkam und, brüteten die Amseln draußen paar Wochen alt, aus dem Nest gefallen war, in den Blumenkästen, ich in der Aufregung meinen mit einem mehrmals gebrochenen Schnabel und Vater jeden Tag aufs Neue fragte, ob den nackten kleinen dem Blick eines russischen Dichters. Ein todgeweihtes, Vögelchen am Balkon denn schon Haare gewachsen leises, wildes Tier, an dem kaum etwas heil war und wären. Die Liebe ist voller Missverständnisse, je genauer das wie durch ein Wunder mit viel Mühe und mit man es mit ihr nimmt. Es war ein großes Staunen in der Zeit gesund wurde; und mir so nah, dass, wenn ­diesen frühen Tagen, ein Tier zu zähmen, ihm nah und wir zum Tierarzt fuhren, es fröhlich auf meinem Arm vertraut zu sein; ein leiser und ein lauter Kindheits­ traum, der auch mit den Jahren nicht kleiner geworden im Auto saß und uns andere Fahrer an den Ampeln ist. Ich bekam Goldhamster, pflegte sie so hingebungs­ ungläubig ins Fenster starrten. Ich war besessen vom voll, dass sie unnatürlich alt wurden und von Krebs­ ersten Leitspruch meiner Kindheit: Man muss retten, geschwüren übersät merkwürdige Formen annahmen, was man retten kann. Wir hatten es nicht immer leicht zu kleinen, entzückenden, eigenartig verbeulten Krea­ mit­einander. Denn es ist ein aufreibendes, intimes Inturen mit Schnurrbarthaaren wurden. Sie brachten es Beziehung-Treten, man hat weder Anspruch auf Antwort nicht übers Herz zu sterben, es war, als hielte sie meine noch auf Dankbarkeit, die besten Absichten werden bloße Kinderliebe am Leben. manches Mal schlecht verstanden, man muss sich die Die Tiere begleiteten meine Kinderjahre, vor allem grundverschieden­artigen Welten der bloßen Existenz die Vögel, sie fielen erst von den Bäumen und uns zusammenstreiten, wenn Mensch und Tier sich zusam­ mentun. Ich hatte die Krähe sehr gern und dann in die Hände, denn fand jemand noch fühlte mich mitunter selbst beinahe sonder­ Straßen weiter einen verletzten Spatz oder bar gekränkt von diesem Vogel, um den ich eine flügellahme Taube, klingelten nicht mich so bemühte und der mir im Zorn und nur Nachbarn, manchmal standen selbst Un­ in seiner Zugeneigt­heit gleicher­maßen die bekannte vor der Tür und überreichten uns Arme blutig kratzte. die Versehrten wie ein Geschenk. So wurde Ich denke oft an die Tiere, die ich als Kind unser Zuhause mitunter zum lustigen Minia­ fand. Es waren zauberhafte Freundschaften, turspital und zur Vogelkinderstube, in der erste Annäherungen ans Fremde und Wort­ es hoch herging. Würmer wurden gefangen, Valerie Fritsch Die Grazerin, 31, ist lose, das Üben einer geduldigen Zärtlichkeit, gekauft, gezüchtet und bei Schmähung wie­ Schriftstellerin, der freigelassen. Nester wurden gebaut und die nicht immer auf Resonanz stieß, aber ­Pola­roidfotokünstlerin wieder verworfen, eine ganze fremde Archi­ stets erfüllte. und Reisende. Jüngster tektur, zu klein für die großen Finger, aus­ Und die Liebe verlief sich nicht, als ich Roman: „Herzklappen probiert. Eine verlassene Blaumeise wuchs in älter wurde. Ich bin immer noch begeistert von Johnson & der Küche auf, eine verwirrte Amsel wohnte von der Welt und ihren Geschöpfen, habe Johnson“ (Suhrkamp). valeriefritsch.at am Balkon. Einen aufgezogenen Grünspecht Freude an der schieren Schönheit eines



Tieres oder an seiner makellosen Eigenartigkeit. Die Wikipedia-Einträge zu so mancher Gattung lesen sich wie ein merkwürdiges Gedicht, wie kleine animalische Poetiken, in denen nichts wahrscheinlich, aber alles möglich ist. Die Natur zimmert wilde Wesen zusammen. Man lernt. Das Herz eines Blauwals ist groß wie ein Kleinwagen. Gewisse Paradiesvogelarten ahmen zur Verteidigung Kinderstimmen nach.

M

anche Dunkelheiten werden nicht von Strom, aber von biolumineszenten, leuchtenden Tieren erhellt, von durch chemische Prozesse Licht erzeugenden Kreaturen, die schwelend, schmuck und hochenergetisch durch ein finsteres Meer oder einen schwarzen Himmel treiben. Und es gibt Oktopusse, die, wenn sie schlafen, in den REM-Phasen die Farbe wechseln, als müsste man für jeden Traum ein anderer sein, einmal hell und einmal dunkel, den Welten förmlich hinterherchangieren. Das Gürteltier, das mit seiner niedrigen Körpertemperatur der Wissenschaft zum Durchbruch im Kampf gegen die Lepra verhalf, da man in seiner inneren Kälte den Krankheitserreger züchten, verstehen und niederringen konnte. Honigdachse, die draufgängerischen Ganoven des Tierreichs, die gerne Giftschlangen verzehren, schummrig werden von der launischen Kost und ihren Kobrarausch ausschlafen müssen wie Betrunkene nach einer ausschweifenden Nacht, bevor sie zum nächsten Fest weiterziehen. Werden sie doch einmal erwischt und am Nacken gepackt, bleibt ihnen immer noch der Taschenspielertrick, sich in ihrer eigenen Haut einmal umdrehen zu können und dem oft viel größeren Feind das Geschlecht abzubeißen, dass er verblutet. Ein unmögliches Tier, furchtlos, wunderbar und garstig, so wie alle interessanten Geschichten. Eine meiner schönsten Begegnungen mit wilden Tieren in den letzten Jahren war jene mit einer Gruppe Berggorillas im ugandischen Dschungel nahe der kongo­ lesischen Grenze. Das Land: grün, mit roten Straßen, Vulkane, Täler wie Trichter, in Spiralen an den Hängen entlanggedrehte Felder, Regenschirmbäume, die sich in den Himmel spannten. In der Natur war es nicht leiser, aber oft lauter als auf den vollgefüllten, lärmenden Marktplätzen, wo im Sonnenschein Obst in Gemüse­ pyramiden feilgeboten wurde. Es war wie eine organische Jukebox aller Genres. Die Wasserfälle waren ein dröhnender, immerwährender Regen. Die Savanne tönte über die Gräser im Wind. In den Urwäldern sang und brüllte die Welt mit so vielen Stimmen, dass, wer in der Mitte stand, schnell das Gefühl hatte, er säße in der verschatteten Dunkelheit eines riesenhaften Vogelkäfigs. Man muss tief in sie hineinwandern, wenn man auf die Menschenaffen treffen möchte, und die abschüssigen Teefelder hinter sich lassen, die als natürliche Grenze an den Rändern der Dörfer gepflanzt sind, weil die Tiere den herben Geruch der Blätter nicht mögen. Alles war sehr groß in diesen Wäldern, in denen man kaum je zum Himmel sieht, so ungestüm und eng nebeneinander wird hier gewachsen. Mücken und Fliegen, schwarz und ungesund und tausendfach, verdunkelten immer wieder für ein paar Sekunden die Luft, sirrten einem

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„In den Urwäldern brüllte die Welt mit so vielen Stimmen, dass, wer in der Mitte stand, schnell das Gefühl hatte, er säße in einem riesenhaften Vogelkäfig.“ in den Mund, verbargen ganze Pflanzen, kleine Bäume, die man erst entdeckte, wenn sie aufflogen. Vieles war giftig, stachelig, undurchdringlich, alles, so schien mir, war darauf ausgerichtet, einen zu töten, ich verstand bald: Der Urwald war eine einzige wehrhafte Pracht. Es hatte den Anschein, als wollte zumindest der Wald seine bedrohten Bewohner beschützen und in seinem Grün einkapseln. Für viele Stunden wanderten und krochen wir durch das heiße, feuchte Gelände hinter einem bewaffneten Ranger her, bis wir auf die Berggorillas trafen. Die Müdig­keit und die Beschwerlichkeit des Weges fielen ab in der Sekunde, in der man ihrer Nähe gewahr wurde. Da saßen sie unter Blättern und Farn, schwere, schwarze Tiere mit ernsten Augen. Sie waren schon lange habituiert, immer wieder über Jahre neutral umgeben von Wissenschaftlern und Umweltschützern, sodass der Mensch ihnen weder Freund noch Feind war, aber ein Ding, das in ihrer Welt auftauchte, wie eine eigenartige Lampe stumm und still zwischen den Bäumen stand und irgendwann so rasch verschwand, wie es gekommen war. Sie alle hatten nicht nur von Hierarchien zugewiesene Rollen, sondern auch verschiedenartige Persönlichkeiten, mit Gesichtern und Gesten, die man schnell unterscheiden konnte. Der eine war schüchtern, die ­andere voller Neugier. Ich wurde sehr leise, nicht nur äußerlich, aber auch innen drin. Es war ein merkwürdiges, surreales Gefühl, nur zwei, drei Meter entfernt stand ich von dem Silberrücken und sah ihn bloß an. Es war erhebend. Ich kam dem Pathos nicht aus, seine Existenz, eine der letzten, selten gewordenen seiner Art, berührte mich. Nicht nur die Mächtigkeit, die Gewalt, die in den zweihundert Kilo schlief, aber auch die Zärtlichkeit, mit der er sich mit sich selbst beschäftigte.

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atürlich suchte ich auch diese besondere Ähnlichkeit, in der man sich ein wenig selbst erkennt, die genetisch belegt ist, einem als Mensch aber erst an den melancholischen Augen wirklich bewiesen scheint. Das Schönste: Ich war ihm vollkommen egal, eine herrliche Gerechtigkeit. Ich beobachtete ihn lange, er streifte mich höchstens mit einem Blick. Nur als ich ein Foto mit einer alten Polaroidkamera machte, mochte er das Geräusch des herausrauschenden Bildes, hob den Kopf, sah mich vertraut an, streckte die Hand nach dem Apparat aus – für ein paar Sekunden, bis ihm etwas einzufallen schien, er sich abwandte und im Grün verschwand. Ich blieb noch ein bisschen, staunend wie ein Kind.

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THE RED BULLETIN WELTWEIT

Aktuell ­erscheint The Red Bulletin in sechs Ländern. Am Cover unserer EnglandAusgabe fliegt uns diesen Monat Dirt-Biker Matt Jones entgegen. Mehr Geschichten abseits des Alltäglichen findest du auf: redbulletin.com

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Chefredakteur Alexander Macheck Stv. Chefredakteur Andreas Rottenschlager Creative Director Erik Turek Art Directors Kasimir Reimann (stv. CD), Miles English, Tara Thompson Head of Photography Eva Kerschbaum Deputy Head of Photography Marion Batty Photo Director Rudi Übelhör Textchefs Jakob Hübner, Andreas Wollinger Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Grafik Marion Bernert-Thomann, Martina de ­Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz Fotoredaktion Susie Forman, Ellen Haas, Tahira Mirza Herausgeber & Geschäftsführer Andreas Kornhofer Managing Director Stefan Ebner Head of Media Sales & Partnerships Lukas Scharmbacher Publishing Management Sara Varming (Ltg.), Ivona Glibusic, Bernhard Schmied, Melissa Stutz B2B-Marketing & -Kommunikation Katrin Sigl (Ltg.), Alexandra Ita, Teresa Kronreif, Stefan Portenkirchner Executive Creative Director Markus Kietreiber Co-Publishing Susanne Degn-Pfleger (Ltg.), Elisabeth Staber (Ltg.), Mathias Blaha, Raffael Fritz, Thomas Hammerschmied, Marlene H ­ interleitner, Valentina Pierer, Mariella Reithoffer, Verena Schörkhuber, Sara Wonka, Julia Bianca Zmek, Edith Zöchling-Marchart Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.), Sasha Bunch, Simone Fischer, Martina Maier, Julia Schinzel, Florian Solly Anzeigenservice Manuela Brandstätter, Monika Spitaler Herstellung Veronika Felder Produktion Friedrich Indich, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Sandra Maiko Krutz, Nenad Isailović, Josef Mühlbacher MIT Christoph Kocsisek, Michael Thaler Operations Melanie Grasserbauer, Alexander Peham, Yvonne Tremmel Assistant to General Management Patricia Höreth Abo & Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Nicole Glaser (Vertrieb), V ­ ictoria Schwärzler, Yoldaş Yarar (Abo) Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Dietmar Otti, Christopher Reindl, Marcus Weber

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NICOLAS MAHLER

N IC OL AS M A HL ERS SPI T ZF ED ERL ICHES CHA R A K T ER - K A BINE T T

Die nächste Ausgabe des RED BULLETIN erscheint am 11. August 2020.

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