The Red Bulletin AT 09/19

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ÖSTERREICH SEPTEMBER 2019, € 3,50

NUR WER EINE MASKE TRÄGT, ZEIGT SEIN WAHRES GESICHT. RAP-SUPERSTAR CRO ÜBER AUTHENTIZITÄT ALS ERFOLGSFAKTOR

Heraustrennen. Aufsetzen. Ehrlich sein.

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ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN



E D I TO R I A L

WILLKOMMEN

FACE TO FACE

BITTE LÄCHELN!

NORMAN KONRAD (COVER), GETTY IMAGES, ISTOCK, KONSTANTIN REYER

Profi-Fotoshooting mit einer Pandamaske. Nicht im Bild: Besitzer Cro. Porträt: Seite 40

60 Jahre hat es im Gewicht­heben ­ge­dauert, bis ein Mann 180 Kilo gestemmt hat. Bei Frauen nur halb so lange. Die Story dahinter: Seite 48

THE RED BULLETIN

Ein Star definiert sich im Prinzip da­ durch, dass sein Gesicht auf der Straße von möglichst vielen Menschen erkannt wird. Was aber, wenn man genau das eigentlich nicht möchte? Dann hilft – wie bei Rapper Cro – eine Maske. Die ermöglicht aber nicht nur anonyme Stadt­ spaziergänge, sondern auch schonungslose Ehrlichkeit, wie du in unserer Cover­story ab Seite 40 lesen kannst. Dass Brad Pitt und ­Leonardo DiCaprio auf der Straße un­ erkannt bleiben, bezweifeln wir. Umso mehr freut uns, dass sich die zwei Holly­ wood-Größen in Cannes für ein Interview mit uns Zeit genommen haben und uns auf Seite 56 unter anderem erzählen, wie man sich an der Spitze behauptet. An die Spitze wollte auch unser Autor beim Selbstversuch als Rennfahrer. Wie es ihm im 300 PS starken KTM X-Bow ergangen ist, liest du ab Seite 66. Viel Spaß mit der neuen Ausgabe von The Red Bulletin! Die Redaktion

MEHR GLANZ GEHT KAUM

Nein, wir meinen nicht die Schuhe, sondern ihre Träger: Brad Pitt und Leonardo DiCaprio, die wir zum Exklusiv-Interview trafen. Ab Seite 56.

BLEIFUSS

Das Wochenende bei der KTM X-Bow Battle forderte von unserem Autor Tribut. Und defekte Rennschuhe waren da sein geringstes Problem. Ab Seite 66  3


I N H A LT The Red Bulletin September 2019

COVERSTORY

40 DAS POP-PHANTOM

Eine Pandamaske als Vehikel für Authentizität in der InstagramÄra: Rapper Cro zeigt, wie’s geht.

5-MINUTEN-COACH

46 I MMER MIT DER RUHE 20 DAS 30-KM/H-ABENTEUER Beim Red Bull Alpenbrevet ­knattern 1600 Mofa-Fahrer wild kostümiert durch die Alpen.

32 D ER AUS DER REIHE TANZT

Wie sich B-Boy Lil Zoo seinen Weg aus einem Problemviertel an die Weltspitze bahnte.

36 SIE ZEIGT CHARAKTER

Jessica Chastain bewahrt im harten Filmgeschäft Haltung. Auch dank ihrer Wanderstiefel.

MUSIK

38 MEISTER-MIXERIN

DJ Peggy Gou verrät, wieso Loslassen gut ist. Und nicht gleich Aufgeben bedeutet.

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FLOTT Crashkurs für Rennfahrer: unser Autor am Start der KTM X-Bow Battle

Morghan King misst 1,53 Meter und ist dabei, die Grenzen ihres Sports zu verschieben.

HOLLYWOOD

56 G ÖTTER IM FILM-OLYMP

FILM

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GEWICHTHEBEN

48 K LEINE FRAU, GEWALTIGE LEISTUNG

BREAKDANCE

6 GALLERY 12 ZAHLEN, BITTE! 14 KOLUMNE

Jet-Pilot Stefan Doblhammer weiß, wie du die Nerven behältst – auch wenn deine Welt gerade kopfsteht.

KONSTANTIN REYER, ROMINA AMATO/RED BULL CONTENT POOL, DAVID ROEMER/MADAME FIGARO/LAIF, CARLOS BLANCHARD

MOPED-AUSFAHRT

Leonardo DiCaprio und Brad Pitt im Doppel-Interview: So überlebst du an der Spitze.

SELBSTTEST

66 RENNFAHRER FÜR EIN WOCHENENDE

Wir lassen unseren Autor bei der KTM X-Bow Battle in Spielberg an den Start – und an seine Limits – gehen.

16 FUNDSTÜCK 18 LIFE HACKS 62 INNOVATOR

94 READ BULL 96 IMPRESSUM 98 LIFESTYLE, EXTRAORDINÄR

20 EXZENTRISCH Red Bull Alpenbrevet – oder: 1600 Moped-Helden auf großer Fahrt

THE RED BULLETIN


„ Bedeutung liegt nicht im Resultat. Du findest sie im Tun.“ BRAD PITT Wie der Superstar und sein Kollege Leonardo DiCaprio mit Erfolg und Miss­erfolg umgehen. Seite 56

guide

DEIN PROGRAMM

80 REISEN Unterwegs in Uganda, auf dem genialsten Festival, von dem du noch nie gehört hast 84 UHREN 3,9 Millimeter dünn oder 13 Tonnen schwer: das Phänomen Swatch in Zahlen 91 ENTERTAINMENT So schön kann dreckig sein: Red Bull TV-Highlights, live & on demand

36 PRINZIPIENTREU Filmstar Jessica Chastain kämpft für Gleichberechtigung in Hollywood. THE RED BULLETIN

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92 EVENTS Zwischen Metallica und Dolomitenmann: die wichtigsten Termine der nächsten Wochen

BIEGSAM Bitte lächeln! Der Erfolgsweg von Breakdancer Lil Zoo – plus: seine besten Moves  5


GA L L E RY

Rajasthan, Indien

SCHLÄGERSTAR

GREG COLEMAN

Nach einer Rauferei vor einem Nachtclub galt Ben Stokes, 28, als gefallener Engel, heute schwebt der englische Nationalspieler im ­Cricket-Himmel. Der Freispruch hat „Stokesy“ geläutert und ihn wieder dorthin gebracht, wo er hingehört: aufs Spielfeld, wo der beste Spieler seiner Generation bei den Rajasthan Royals für Furore sorgt. Instagram: @stokesy

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GA L L E RY

Dalby, Australien ANDY GREEN/RED BULL CONTENT POOL

BLAU MACHEN

Pilot Jamie Whincup, 36, lässt die Welt um sich in blauem Rauch aufgehen. Möglich machen das spezielle Reifen. Signalisiert wird damit: Wir haben einen neuen Look! Und den präsentierte das Red Bull Holden Racing Team zum Start der Supercars Championship im Aerodrome von Dalby. redbullholdenracing.com

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MYKYTA ZAVILINSKYI/RED BULL CONTENT POOL

GA L L E RY

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Kiew, Ukraine

DRIBBEL-PACK

Der Ball ist im Tor, gejubelt wird wie gewohnt, der Rest ist Fußball neu: Mini-Tor (1,5 × 0,8 m, kein Goalie), Mini-Feld (max. 25 × 31 m), Mini-Teams (5 Spieler[innen]), die bei jedem Gegentor ein Teammitglied verlieren – das ist Red Bull Neymar Jr’s Five. Das Bild stammt aus Kiew, gespielt wird weltweit: in mehr als 30.000 Teams. redbullneymarjrsfive.com

THE RED BULLETIN

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ZAHL E N, B I TT E !

Stephen King

DER KÖNIG DER SCHLAFRÄUBER 350 Millionen verkaufte Bücher, ein Thema: Horror. Stephen King bereitet seinen Lesern seit 45 Jahren schlaflose Nächte. Nun im Kino: Teil 2 der Neuverfilmung seines Schockers „Es“.

Wörter (ca. vier A4-Seiten) setzt sich King als tägliches Arbeitsminimum.

12.177

1

ist laut Schätzungen von ­ausgewiesenen „Es“-Nerds die Minimal­anzahl der Toten, die auf das imaginäre Konto von Horror-Clown Pennywise gehen.

Filmadaption seiner Romane hasst King: „The Shining“ von Stanley Kubrick. Er hält Jack Nicholsons Schau­ spielerei für miserabel.

14

1999

Mal taucht Stephen King in Cameo-Rollen in Verfilmungen seiner Bücher auf.

wurde King von einem Auto angefahren und schwer verletzt. Den Kranken­ schwestern wurden an seinen Klassiker „Misery“ an­ gelehnte Scherze verboten.

275

13

Kinotickets kaufte King für die Vorstellung des Horrorfilms „28 Days Later“ – um den Kinosaal für sich allein zu haben.

ist die Zahl, vor der selbst Stephen King sich fürchtet. Auf Seite 13 mit dem Lesen oder Schreiben aufzuhören ist ein absolutes Tabu für ihn.

39:41

Minuten lang ist das Video zum Michael-Jackson-Song „Ghosts“. King schrieb das Drehbuch für das längste Musikvideo, das es je gab.

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2000

4

700.381.748

High-School-Shooter haben kurz vor ihrer Tat Kings Schul­ massaker-Roman „Rage“ (dt. „Amok“) gelesen. Seit­ dem versucht er, ihn aus dem Buchhandel zu verbannen.

Dollar spielte „Es“ 2017 ein und gilt als erfolgreichster Horrorfilm aller Zeiten.

THE RED BULLETIN

CLAUDIA MEITERT

Romane schrieb King seit 1974. Fünf davon hatte er gleichzeitig in der Top-10-­ Bestsellerliste der „New York Times“. Das gelang keinem anderen Schriftsteller.

Jahre lang arbeitete King an seinem achtbändigen Zyklus „Der Dunkle Turm“. Er selbst bezeichnet die Story rund um Revolvermann Roland als seinen „Jupiter“.

GETTY IMAGES (3), PICTUREDESK.COM

60

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KO LUM NE

Thilo Mischke

BEGEGNUNGEN

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

„Ich sollte keine Mambabatok werden – aber ich wollte diese Tattoos auf meiner Haut spüren.“

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THILO MISCHKE

„Ich bin die Letzte“, sagt sie, „die diese Kunst noch macht.“ Hunderte Touristen klettern den Weg in das Bergdorf hinauf. Whang-od ist ein Wirtschaftsfaktor der Re­gion gewor­ den. Ob es ihr gefällt, ist nicht sicher. Jedes Tattoo, das sie sticht, bringt Geld in die Gemeinschaftskasse. Aber Whang-od ist einhundert Jahre alt, gilt als die älteste Tätowiererin der Whang-od hat keine Kraft mehr. Sie Welt. Bevor sie mich in die Ohnmacht will es nicht zugeben, aber man spürt gestochen hat, habe ich eine Woche es. Zumindest wenn man mit ihr mit ihr verbracht. Sie wollte erst wis­ spricht. Man spürt es nicht, wenn sie sen, ob ich eines Tattoos würdig bin. tätowiert. „Wollen wir noch mal?“, Sie hat mich gelehrt, was es heißt, fragt sie mich, als ich wieder zu Kräf­ Whang-od, heute 100 Jahre alt, lernte als 15-jähriges Mädchen zu tätowieren ten gekommen bin. Und ich schüttle ein schwieriges Leben zu leben, sie den Kopf. „Es ist zu schmerzhaft“, hat mir gezeigt, dass der Glaube an sage ich. Und sie nickt mir anerkennend zu. Ich dachte, eine Sache sich auszahlt, man muss nur ausdauernd sie würde mich weiter verspotten. „Dann kann ich heute und zäh sein. Sie war ausdauernd und zäh und wollte früher ins Bett“, sagt sie mir. Streicht mit ihren zarten nun von mir wissen, wie zäh ich sein kann. Ich musste Fingern über den blutigen Strich auf meinem Arm. „Es ihr ein Schwein kaufen (nicht anstrengend), im Reisfeld arbeiten (sehr anstrengend), mit ihr auf einem Dorf­ ist ein ungewöhnliches Tattoo, so was habe ich noch nie fest (auf dem das Schwein verspeist wurde) tanzen. In gestochen. Ein unvollendetes Whang-od-Tattoo“, sagt sie. dieser einen Woche, in der ich all die Frondienste für Nach dem Treffen mit dieser Frau weiß ich, dieser sie, für das Tattoo, erledigen musste, erzählte sie mir Strich mag unvollendet sein, für mich ist das Tattoo aber irgendwann auch von ihrem Leben. Einem Leben mit perfekt. Es erzählt die Geschichte meines ersten Tattoos sehr ­wenig Besitz und Komfort, aber dafür einem Gefühl und gleichzeitig das Leben einer hundertjährigen Frau, von großer Erfüllung. die nicht den ihr vorbestimmten Weg gegangen ist.

BLAGOVESTA BAKARDJIEVA

N

un bin ich dort, im Hochland der Philippinen, und vergehe vor Schmerz. Die Nachmittags­ sonne scheint durch den Urwald, ich liege auf dem Lehmboden einer wackeligen Hütte und lasse mich tätowieren. Ein schmaler Strich, gestochen mit einem Dorn des Grapefruitbaumes. Einem Dorn, der erst in ein Näpfchen, gefüllt mit Ruß und Wasser als Tintenersatz, getunkt wird. Tinte, die unter meine Haut gestochen werden soll. So tief, so fest, dass es blutet. Der dünne, faltige Arm einer Frau klemmt meine Hand wie in einem Schraubstock fest. Ich kann mich nicht bewegen und stelle vor Schmerz das Atmen ein. Die Lippen zusammen­ gepresst. Bis die Welt hinter meinen Augen kitzelt und ich langsam in Ohn­ macht falle. Weil ich es nicht aushalte. Als ich wieder aufwache, sehe ich in Whang-ods lachendes Gesicht, zahnlos. Sie zeigt mit dem Finger auf mich. „Das passiert öfter“, sagt sie.

Sie ist die Letzte der Mambabatok, der traditionellen ­Tattookünstler der Kalinga, eines Stamms im Norden der  Phi­lippinen. „Ich sollte das nicht werden, ich sollte keine Mambabatok werden“, erzählt sie mir. Sie sollte ein normales Leben führen, eines als Frau und Mutter, zu Hause. Aber sie wollte das nicht, sie wollte die Körper fremder Männer verschönern. Mit stilisierten Tausend­ füßlern, mit Karos und Strichen, kleinen Punkten. „Und vor allem: Ich wollte diese Tattoos auf meiner Haut haben.“ Sie öffnet sich mir erst, als wir zusammen tanzen. Ein Tanz, den ich völlig ernst meinte, ich habe die Schritte dieses traditionellen Tanzes einstudiert und vor dem ­gesamten Dorf diese kleine, dünne Frau umtanzt. Ich war verlegen, sie ebenso. Es spielte keine Rolle, dass uns gut 60 Lebensjahre trennen, ganze Welten zwi­ schen uns liegen. Ich wollte diesen Tanz, weil ich zeigen wollte, was ich bereit war zu tun für ein Tattoo. Von ihr. „Die Männer haben irgendwann nur noch nach Tattoos von mir gefragt“, erzählt sie. Geübt habe sie erst an Orangen, dann an ihren Händen. Sie war die erste Mambabatok. Mit 15 begann sie zu tätowieren, eine Zeit, in der noch Kopfgeldjäger durch die Urwälder der Philippinen streiften.

MICHAEL KOMAGATA

Er ist 200 Tage im Jahr unterwegs, Jetlag ist bei Korrespondent und Reise­ reporter Thilo Mischke (TV-Dokureihe „Uncovered“) ein Dauerzustand. Auf seinen Expedi­tionen trifft der 38-jährige Berliner immer wieder Menschen, die ihn faszi­nieren. Dieses Mal: Whang-od, eine hundertjährige Tattoo-Stecherin im Urwald der Philippinen.


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Ihr nennt es Support, wir nennen es Service. Volkswagen Service Weil jeder jemanden braucht, der einem hilft. Das ist das, was wir mit Service meinen. Volkswagen Service.

Volkswagen ist offizieller Fahrzeugpartner des Ă–FB.


F U ND ST Ü CK

Bert Stern (1929–2013) in New Yorks Milk Gallery vor einem seiner Monroe-Bilder, 2011

Bert Sterns Kamera

AUGENBLICKE

HENRY LEUTWYLER, GETTY IMAGES

Er kam den schönsten Frauen sehr, sehr nah. US-Fotograf Bert(ram) Stern, Sohn jüdischer Einwanderer, hatte sie in den 1960er- und 1970er-Jahren alle vor der Linse seiner Rolleiflex. Er porträtierte Elizabeth Taylor und ­Brigitte Bardot, Audrey Hepburn und Sophia Loren. Und Marilyn Monroe, vor allem Marilyn Monroe. Wenige ­Wochen vor ihrem Tod im August 1962 checkte er mit ihr für drei Tage im Bungalow 264 des Bel-Air ­Hotels in Los Angeles ein. Dabei entstanden 2571 Bilder – später wurden sie als „The Last Sitting“ weltberühmt.

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Jean Carriere Gilet 69.99 * Hemd 39.99 * Chino 59.99

* Erhältlich ab Ende August.

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L IF E HACKS

Science-Bastler

RETTENDE TRICKS FÜR DEN BIKE-NOTFALL Verblüffende Lösungen für konkrete Probleme, Volume 12: Wer kann bei der Radtour schon eine halbe Werkstatt mitnehmen? Wir tauschen Gewicht gegen Know-how.

PLATTFUSS

Vollkornbagel Wenn das Flickzeug fehlt, fängt der Spaß erst an: Zur Not lässt sich der Fahrradreifen anstelle mit Luft auch mit trockenem Stroh „aufpumpen“.

2 Möglichst trockenes

Stroh oder Reisig ­suchen. Gleichmäßig und kompakt in den Reifen stopfen. Den Mantel in die Felge drücken. So kommst du bis zum nächsten Bahnhof – vielleicht ­sogar nach Hause.

SATTELSTÜTZE

Mit einem Schraubenzieher den Reifen­ mantel von der Felge lösen, dabei auf Felge und Schlauch achtgeben. Wenn Letzterer ge­ schont wird, kann er später geklebt werden.

KOTFLÜGEL

SAUBERE HÄNDE

Ein Quäntchen Alu

Smarter Schmutzfänger

Gut geschmiert

Wenn der neue Sattel ständig ins alte Sattelrohr abrutscht, hilft eine Dose.

Der billigste Schutz ist auch der leichteste. Außerdem: Wer Plastik recycelt, lebt insgesamt sauberer.

Verschwende nach dem ­Boxenstopp kein Trinkwasser zum Händewaschen.

Wozu Geld ausgeben? ­Schneide eine Plastikflasche der L­ änge nach auf. Bohre ­Löcher in den Verschluss. Mit Kabel­bindern fixierst du das Schutzplastik am Rahmen.

Emulgatorische Öle in der Sonnencreme binden Schmutz. Mit Taschentuch ab­ wischen – gibt an­ge­ nehmes Hautgefühl.

SASCHA BIERL

Die Wände von Ge­ tränkedosen sind nur 0,1 mm dick. Schneide ein recht­ eckiges Alu-Band aus der Dose und verdicke damit die Sattelstütze.

CLEMENS MAKANAKY

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NUR FRUCHT + EISEN


Wie schaffst du es, in einer Umgebung herauszustechen, in der alle kreativ ans Limit gehen? Zehn Tipps für den perfekten Auftritt beim RED BULL ALPENBREVET – der Moped-Ausfahrt deines Lebens. Text WERNER JESSNER 20

ROMINA AMATO/RED BULL CONTENT POOL

LEISTUNG? WENIG. BERGE? HOCH. STIL? MEGA!


1. LASS DEINEN EHRGEIZ ZU HAUSE! Kein Rennen, sondern eine Abenteuerreise: Die Route des heurigen Red Bull Alpenbrevet (brevet = frz. für Prüfung) führt über 120 Kilometer und drei Schweizer Alpenpässe. Die Teilnahme ist nur mit einsitzigen Motorfahrrädern gestattet. Erlaubte Höchstgeschwindigkeit in der Ebene: 30 km/h. Technisches Tuning: strikt verboten. Optisches Tuning: strikt erlaubt!


DEAN TREML/RED BULL CONTENT POOL


2. LASS DAS MOPED DEINEN STIL DEFINIEREN! Darum geht es: die Vielfalt kostengünstiger ein­spuriger Mobilität im Lauf der Jahrzehnte abzubilden. Egal ob ein lausbübischer Lehrling (li.) oder ein Disco-Parkplatz-King mit BubbleVisier (re.) am Steuer sitzt – das Moped muss zu dir passen. Denn das schönste Gefährt wird am Ende zur „Miss Alpenbrevet“ gekürt.

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3. ZEIG, WOHER DU BIST! Das Red Bull Alpenbrevet ist eine zutiefst ­helvetische Angelegenheit, wie dieser Teilnehmer beweist. Die allermeisten Fahrer kommen aus der Schweiz, aber auch einige Österreicher und Deutsche sind am Start. Zwei Prominente kamen von besonders fern: MotoGP-Star Dani Pedrosa aus Spanien (2015) und EnduroChamp Jonny Walker aus England (2016).

4. MACH AH - OH! (ODER SO)

DAVID ROBINSON/RED BULL CONTENT POOL

Es ist schon ein intaktes Selbstbewusstsein erforderlich, um wie hier als Tinky-Winky oder Po verkleidet an den Start zu gehen und sich zum Tele-Tubel (Tubel = schweizerisch für Depp) zu machen. Doch genau darum geht es ausnahmsweise: sich nicht zu ernst zu nehmen. Winke-winke!

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5. BEHALTE DEIN BUDGET IM AUGE! Tipp für Knauser: Selbst mit Verpflegungsresten lässt sich spontan eine auffällige Optik basteln – siehe den Ananas-Helm. Passende Mopeds finden sich im Internet bereits um wenige hundert Euro. Doch man sollte ein versierter Schrauber sein, um ein Pickerl für sein Gefährt zu erhalten: Nur wer eins hat, ist teilnahmeberechtigt.


MAURIN BISIG/RED BULL CONTENT POOL


6. GÖNN DIR EINE PAUSE Es ist zwar unwahrscheinlich, aber: Lege einen Stopp ein, solltest du zu schnell sein. Das Reglement besagt, dass jeder, der das Ziel in weniger als sechs Stunden erreicht, disqualifiziert wird. Länger als neun solltest du aber auch nicht brauchen, sonst liest dich der Besenwagen auf.   27


7. ACHTE AUF DIE DETAILS! Gemeinsam mit 1600 weiteren Teilnehmern bildest du eine der größten Moped-Karawanen Europas. Die Konkurrenz ist riesig, optische Akzente allein sind also zu wenig. Als Beispiel: Zum Flower-Power-Look braucht es eine zeitkorrekte Sachs Saxonette aus den späten 1960er-Jahren als Mobil der Friedensbewegten.


8. GET DIRTY!

DAVID ROBINSON/RED BULL CONTENT POOL, PHIL GALE/RED BULL CONTENT POOL, LUCHO VIDALES/RED BULL CONTENT POOL

120 Kilometer Strecke, aber auf Maschinen, die für den Weg ins Nachbardorf konzipiert wurden: Es wird auch 2019 nicht ohne Opfer abgehen. Motorreiber, verklebte Vergaser, unzuverlässige Zündfunken: Hilf deinen Mitfahrern! (Oder tu wenigstens so, bis der Profi-Mechaniker mit der rollenden Moped-Werkstatt vorbeikommt.)

9. HOL DEINE FREUNDIN IN DEN SATTEL! Sie findet deine Zuneigung zu Motorfahrrädern befremdlich? Verständlich, die Mehrheit der Teilnehmer sind Männer. Ändere das! Nichts ver­ bindet so sehr wie die gemeinsame Erfahrung.

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Sustenpass

START/ZIEL Andermatt

Furkapass Grimselpass

3-PASS-KLASSIKER

2019 geht es über die gleichen Pässe wie vor neun Jahren – in entgegen­ gesetzter Richtung. Hier die Eckdaten: Länge: 118,97 Kilometer Summe Höhenmeter: 3588 Tiefster Punkt: 626 Meter (Innertkirchen) Höchster Punkt: 2429 Meter (Furkapass) Maximale Steigung: 11 % (Furka- und Sustenpass)

DER BUNTESTE ZWEIRAD - EVENT DER SCHWEIZ

Als 2010 in Meiringen der Startschuss zum ersten Red Bull Alpenbrevet fiel, hatten sich statt der er­ warteten 250 Teilnehmer bereits 600 Wackere ver­ sammelt, um mit ihren Mopeds Show und Spaß vor Bestzeiten und -leistungen zu stellen. Ob Berner ­Oberland, Lugano oder Zentral­schweiz: Gefahren ­wurde in den nächsten Jahren dort, wo die Schweiz am schönsten ist, nämlich überall. Mit der Zeit wurde das Red Bull Alpenbrevet nicht nur bunter, sondern vor allem größer: 2019 musste die Teilnehmer­ anzahl auf 1600 beschränkt werden. Nicht v­ erändert hat sich der fröhliche Charakter der Ver­anstaltung. Die Jubiläumsausgabe beginnt am 6. September mit dem Check-in in Andermatt, die Alpenrundfahrt selbst startet am 7. September um 10 Uhr. Infos unter: redbull.ch/alpenbrevet

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MAURIN BISIG/RED BULL CONTENT POOL

Am 6. und 7. September findet das Red Bull Alpenbrevet zum 10. Mal statt.


10. MACH DICH ZUR ZIELSCHEIBE! Noch einmal ganz langsam: Das Red Bull ­Alpenbrevet ist eine gemeinsame Ausflugsfahrt, kein Rennen. Keine Federung, schmale Reifen, in­diskutable Bremswirkung: Alles egal, Hauptsache, du kommst ins Ziel. Überholt zu werden ist völlig okay. Du wirst auch so ­genügend zu erzählen haben.


Freeze 1 „Block Bitte lächeln!“

Standarm durchstrecken. Ein Bein strecken und das andere abwinkeln. Die freie Hand an den Hinterkopf legen – sieht nonchalant aus. Besonders mit einem Lächeln im Gesicht! Schwierigkeitsstufe 4/10

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Früher tanzte er aus der Reihe, heute tanzt er im Rampenlicht: B-Boy Lil Zoo fand einen eigenen Weg aus den Problemen seiner Heimat Marokko.


HE RO ES

Lil Zoo

DER GHETTOBLASTER

Lil Zoo (bürgerlich Fouad Ambelj) schaffte den Absprung aus dem Problemviertel Zéro-Quatre im marokkanischen Casablanca und landete an der Weltspitze des Breakdance. Seine Energie: animalisch. Seine Botschaft: Hirn abschalten.

CARLOS BLANCHARD

SIMON SCHREYER

E

s beginnt schon beim Aufwärmen: Lil Zoo tänzelt erst zur einen, dann zur anderen ­Seite, danach konzentrieren sich die Bewegungen auf die Mitte. Nun hat er genug Dreh­ moment aufgebaut. Die Span­ nung entlädt sich in einem Wirbel fließender Verrenkun­ gen. Sein Körper scheint sich nun nicht mehr gegen einen unbezwingbaren, unsicht­ baren Sog wehren zu können. Diese Hilflosigkeit unter­ streicht er mit dem Ausdruck gespielter Verzweiflung. Plötzlich friert die Rasanz der Bewegungen für eine ­Sekunde zum Standbild ein. Dann nimmt das Körper­ karussell wieder Fahrt auf – mit schnellen Drehungen im Kopfstand. Der Tänzer kata­ pultiert sich auf die Beine, klopft sich selbstironisch auf die Schulter. Gleich darauf täuscht er vor, zu stolpern. Er fällt auf die Knie und wölbt sich, einer Welle gleich, in ei­ nen einhändigen Handstand. Das Naturereignis hat nur wenige Sekunden gedauert. Lil Zoo deutet mit dem Zeige­ finger auf seinen Konkur­ renten und lacht ihn aus.

THE RED BULLETIN

Breaken oder B-Boying ist eine kreative Schlacht und eine sportliche Kampfansage. Battle-Rap mit den Mitteln des Tanzes – und des Humors. Lil Zoo hat Humor. Er lächelt oft, und seine Augen lachen mit. „Wenn er einmal nicht fröhlich ist, dann lacht er auch nicht beim Tanzen“, sagt sein Inns­ brucker Wegbegleiter T ­ obias Hanny, „weil er halt einfach ist, wie er ist. Das fasziniert mich, dass das jemand nicht spielt.“ Seit 2015 ist Lil Zoo WahlTiroler. Doch geprägt hat ihn das harte Pflaster Casablancas: Industrie, Kriminalität, Drogen. Eines der gefährlichsten dorti­ gen Viertel heißt Zéro-Quatre. Dort hat sich Lil Zoo seine Street-Smartness erworben und gelernt zu überleben. Keine schlechte Schule für einen, der Hip-Hop glaub­ haft verkörpern will. Lil Zoo: „Breaken ist Untergrund. Das verstehen viele Leute nicht. Ich musste mich vor meinen Freunden und meiner Familie rechtfertigen. Nur meine ­Mutter hat immer an mich ge­ glaubt, und sie ist auch heute stolz auf mich.“ Er lächelt in sich hinein: „Stolzer als stolz.“

Pose 2 Air „Springen mit Stil“

Dreh dich im Sprung zur Seite. Den rechten Arm nach hinten strecken, die linke Hand am Kinn. Keine schwierige Figur, aber stylish. Schwierigkeitsstufe 2/10

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Zoo 3 Point Das Grande Finale“ „

Auch hier stehst du auf einer Hand. Das Bein auf derselben Seite strecken, das andere abwinkeln. Mit der freien Hand Zeichen formen oder Grüße ans Publikum schicken. Oft der finale Move in Lil Zoos Programm. Schwierigkeitsstufe 10/10

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HE RO ES

Freeze 4 Zoo „Mein Markenzeichen“

Mach dich steif wie ein Brett. Schlage lässig die Füße übereinander. Eine Hand stützt, der Oberarm stabilisiert den Oberkörper. Den ­anderen Arm ausstrecken wie Superman. Schwierigkeitsstufe 9/10

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Am Anfang ihrer Breakdance-Versuche hatten Lil Zoo und seine Freunde deutlich mehr Leidenschaft als Knowhow. Sie waren Pioniere, die Figuren „erfanden“, die bei Block Parties in der New Yorker Bronx schon seit Jahren bekannt waren, und gaben ­ihnen eigene Namen. „Nicht unbedingt die falschen, aber eben unsere!“, sagt Lil Zoo mit breitem Grinsen. Sein Kumpel Yoriyas trainierte mit ihm. Meist in der Nacht. Da war es kühler, und die beiden hatten ihre Ruhe. So wurde Yoriyas zu Fouads Mentor. 2012, beim Cypher (dem marokkanischen Quali­ fikationsbewerb von Red Bull BC One, dem prestigeträchtigsten Individual-BreakingBewerb der Welt) sah Lil Zoo schließlich seine Chance, das Ghetto ­hinter sich zu lassen.

In der Endrunde trat er gegen seinen Lehr­meister an. Und besiegte ihn. Wie fühlt man sich, wenn man jemanden schlägt, der ­einem so viel beigebracht hat? „Es war ein Spiel unter Brüdern auf hohem Niveau“, sagt Lil Zoo. „Wir hatten beide Spaß. Es fühlte sich richtig an, keinesfalls wie Verrat.“ Für besonders begabt hält sich der 25-Jährige übrigens nicht: „Unter meinen Freunden in Casablanca war ich gar nicht einmal der talentierteste Tänzer, aber der leidenschaftlichste. Und der mit der größten Disziplin. Ob mein Stil den Hip-Hop-Regeln entsprach, war mir genauso egal wie die Leute in unserem Viertel, die uns auslachten. Alles, was ich wollte, war breaken. Jeden Tag. Es klingt vielleicht an­ geberisch, aber es ist der unbedingte Glaube an den eigenen Weg, der mich dorthin gebracht hat, wo ich heute bin.“ Seit Lil Zoo mit seinem Charme und seinem Einfallsreichtum Teil der Red Bull BC One All Stars ist, lernt er immer mehr über einzelne Moves und die Geschichte des

Hip-Hop. Seine Lehrer sind gleichzeitig auch seine Freunde und Rivalen. 2018 dann die Krönung: der Lehrling triumphiert beim Weltfinale von Red Bull BC One in Zürich. Inspiration holt er sich aus allen Tanz- und Kampfstilen. Dabei gustiert er sorgfältig – wie ein Hip-Hop-Musiker, der aus allen Genres sampelt: ­Elemente aus Jiu-Jitsu, Capoeira oder Gnaoua. Sein ganz spezieller Stil, den er Kingzoo Style nennt, vibriert geradezu vor animalischer Energie. Dazu passt, dass ein Tiger-­ Tattoo seine Brust schmückt. Was unterscheidet ihn noch von anderen B-Boys? Lil Zoo überlegt nicht lange: „Ich denke weniger nach als die. Beim Tanzen will ich nicht denken, sondern tanzen.“ instagram.com/lilzooisme

„Ob mein Stil den Regeln entsprach, war mir egal. Ich wollte nur breaken.“

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LIVE DABEI IN MUMBAI

WAS IST RED BULL BC ONE? Der größte und prestigeträchtigste IndividualBreaking-Bewerb der Szene mit tausenden Teilnehmern. Die 16 besten B-Boys und B-Girls treten in Mumbai in ­Eins-gegen-eins-Duellen gegeneinander an. WANN STEIGT DAS FINALE? Am 9. November 2019. WIE KANN ICH DABEI SEIN? Die Battles werden auf Red Bull TV und Social Media übertragen. Infos: redbull.com/bcone

THE RED BULLETIN

ALI BHARMAL/RED BULL CONTENT POOL

Das Red Bull BC One-Weltfinale steigt 2019 in Indien. Mit Lil Zoo als Titelverteidiger. Und dir.



Hollywoodstar mit Haltung: Jessica Chastain tritt offen fßr mehr Gleich­ berechtigung ein.


HE RO ES

Ein gewisses Durchsetzungs­ vermögen schadet in Holly­ wood aber sicher nicht. Kannst du hart sein? Ich würde sagen, ich bin wider­standsfähig. Ich war nie das Aschenputtel, das auf die gute Fee oder seinen Prinzen wartet, sondern habe immer die Initiative ergriffen. Ich brauchte keinen silbernen Pantoffel, weil ich schon meine Wanderstiefel anhatte.

Jessica Chastain

„ ICH WARTE NICHT AUF DIE GUTE FEE“ Die Charakterdarstellerin beweist auch abseits der Leinwand Charakter. Die Energie für ihren Kampf um Gleich­ berechtigung fand Jessica Chastain, 42, auch dank ihrer Wanderstiefel.

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DAVID ROEMER/FIGAROPHOTO/LAIF

RÜDIGER STURM

he red bulletin: Als Hollywoodstar bist du Teil einer Branche, in der sich sehr vieles um Egos und Glamour dreht. Wie schafft man es, in so einer Welt seinen Prinzipien treu zu bleiben? jessica chastain: Um ehrlich zu sein, habe ich gar nicht das Gefühl, Teil einer Branche zu sein. Ich halte mich auch von den meisten öffentlichen Veranstaltungen fern. Als ich beispielsweise den Golden Globe für meine Rolle in „Zero Dark Thirty“ gewann, wollten alle mit mir feiern – aber mich zog es bereits nach einer Viertelstunde wieder nach Hause.

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Wanderstiefel …? In meiner College-Zeit war’s für mich wichtig, zu reisen – und zwar ohne großes Geld, einfach nur mit dem Rucksack quer durch Europa. Auf solchen Trips stößt man natürlich immer wieder auf verschiedene Unannehmlich­ keiten und muss sich durchkämpfen, aber die tollen Ein­ drücke, die ich gesammelt habe, waren das locker wert – und ganz wichtig für meine weitere Entwicklung. Deine Kämpfernatur zeigt sich auch in deinem star­ ken Engagement für mehr Gleichberechtigung. Ja, ich halte mit meiner Mei­ nung nicht hinterm Berg – obwohl das bei manchen Männern nicht gut ankommt. Wenn sich eine Frau leidenschaftlich für etwas einsetzt, dann meinen manche: „Jetzt beruhige dich doch mal.“ Bei einem Mann würde man das nicht sagen. Aber gerade bei Themen der Geschlechter­ dynamik darf man nicht wegschauen. Die Leute in meinem Umfeld wissen, dass ich offen meine Ansichten vertrete, wenn man mich zu einer politischen Diskussion auffordert. Bringen diese Diskussionen etwas? Zumindest in der Filmbranche ändert sich etwas. In einer Welt, in der die Politik so konservativ und intolerant geworden ist, forciert man in Hollywood jetzt Diversität, Toleranz und Gleichberechtigung. Und eines ist klar: Wenn man sich

„Ich muss meinen Mund aufmachen. Als Künstler trägst du Verantwortung.“ für solche Werte einsetzt, ist Härte mit Sicherheit nicht das geeignete Mittel. Sondern? Meine Haltung ist die, dass wir alle miteinander ver­ bunden sind – und ich das zurückbekomme, was ich auch gebe. Freundlichkeit führt zu Freundlichkeit. Es gibt ein wunderbares Zitat von Martin Luther King: „Liebe ist der einzige Weg, um Hass zu bekämpfen.“ Nach diesem Motto versuche ich mein Leben zu führen. Bei einer Preisverleihung hast du in deiner Rede ein­ mal einen anderen Spruch von Dr. King zitiert. Weißt du noch, welchen? Sicher: „Unser Leben endet an dem Tag, an dem wir über die wichtigen Dinge zu schweigen beginnen.“ Deshalb kann ich gerade bei Missständen nicht still sein. Ich muss meinen Mund aufmachen. Als Künstler hast du die Verantwortung, das Leben anderer Menschen geistig zu bereichern, ihnen etwas Neues zu zeigen. Und genau dem möchte ich gerecht werden. Das erfordert Diversität – in unserem Beruf und in den Geschichten, die wir erzählen. Je mehr Vielfalt es gibt, desto mehr können die Menschen lernen. Jessica Chastain ist ab 6. September in der Fortsetzung des Horrorhits „Es“ im Kino zu sehen.

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HE RO ES

Peggy Gou

D

en perfekten DJSchichtwechsel erkennt man daran, dass man ihn nicht erkennt. Dass plötzlich ein ­anderer DJ an den Turntables steht, fällt im Idealfall gar ­keinem auf – weil der Übergang so harmonisch verlief und die Crowd ganz im Banne der ­Musik stand. Bei Peggy Gou ist das ein wenig anders. Sobald die 29-jährige Süd­koreanerin ans DJ-Pult tritt, herrscht Ausnahmezustand. Sie wird wie ein Popstar gefeiert, was nicht schlecht ist für eine DJ, die ausschließlich Underground Dance auflegt und erst vor drei Jahren ihre erste EP veröffentlichte. Jetzt setzt Gou ­einen neuen Meilenstein in ­ihrer noch jungen Karriere: Das Berliner Label !K7 hat sie mit der neuesten Ausgabe der legendären Mix-CompilationSerie DJ-Kicks beauftragt.

„Die meisten Leute haben ein Problem mit dem Loslassen. Ich bin gut darin.“

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Hier erklärt Gou ihren rasanten Aufstieg und warum sie unter Druck aufblüht. the red bulletin: Vor vier Jahren hattest du eine Handvoll Auftritte im Jahr. Jetzt sind es 20 pro Monat, und zwar in den angesagtesten Clubs der Welt. Wie hast du es so schnell in den Kreis der meistgehypten DJs und Produzenten geschafft? peggy gou: Ich bin ein Nerd. Sobald mich etwas interessiert, hänge ich mich voll rein. Nun ja, viele arbeiten viel … Bei mir ist es wohl ein wenig extremer. Als mein Freund Esa Williams (ein südafrikanischer DJ und Produzent; Anm.) mich vor einigen Jahren in sein Tonstudio in London einlud, verliebte ich mich auf Anhieb ins Musikmachen. Ich schlief nicht mehr, arbeitete Nächte durch, ließ die Uni schleifen, hing nur noch im Studio ab. Kanntest du davor schon eine solche Leidenschaft? Ja, für alles, was mit Styling zu tun hatte. Ich war verrückt danach, mich selbst zu stylen. Stylistin war lange Zeit mein Traumjob. Aber Fehlanzeige: Ich war völlig talentfrei.

Was ist der Grund, ja das ­Geheimnis deines Erfolgs? Druck ist mein Ding – unter Druck blühe ich erst so richtig auf. Und ich frage mich immer, wie ich die Leute als Nächstes überraschen kann. Peggy Gous DJ-Kicks auf: dj-kicks.com; soundcloud.com/peggygou

MEISTERMIXER

Tipps für deine Plattenbox: Meilensteine von DJ-Kicks, der legendären Musikserie DER ERSTE: CJ BOLLAND Der belgische Techno-Pio­ nier legte im September 1995 den Grundstein für die langlebigste Mix-Serie der Welt, gestartet vom Berliner !K7-Label. DIE ERFOLGREICHSTEN: KRUDER & DORFMEISTER Das Wiener Duo war der erste Nicht-Techno-Act, der mixen durfte – und lieferte prompt die erfolgreichste CD ab: 100.000 verkaufte Exemplare im Erscheinungsjahr. DER BUNTESTE: DJ KOZE Für die 50. Ausgabe mixte der Hamburger schier Unmixbares: William „Captain Kirk“ Shatner trifft auf HipHop-Beats, Country-Steel-Gitarre trifft auf harten Techno.

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FLORIAN OBKIRCHER

Bühne frei für Peggy Gou: Die südkoreanische DJ und Produzentin verrät, warum man loslassen sollte, was nicht klappt. Und trotzdem niemals aufgeben darf.

NATHAN ZENTVELD

„ GIB NICHT AUF, MACH ES ANDERS“

War es hart für dich, diesen Traum zu begraben? Gar nicht. Die meisten Leute haben ein Problem mit dem Loslassen, ich aber bin gut darin. Etwas ist nicht mein Ding? Weg damit! Du darfst keine Zeit verschwenden, wenn du auf der Suche nach der einen Sache bist, in der du wirklich exzellent werden möchtest. Lass Dinge los, aber gib nicht auf. Such weiter, mach etwas anderes, und mach es anders.


Auflegen statt Aufgeben: DJ Peggy Gou, 29, gescheiterte Stylistin, ist heute Südkoreas wichtigster Musikexport seit „Gangnam Style“.


Ein Mann ohne Gesicht als Superheld der Generation Instagram? Mit einer Panda-Maske verwandelte sich Carlo in den Rapper Cro – und damit in eine Kunstfigur, die nur ein Ziel hat: authentisch sein. Plus: Die Macht der Maske – acht weitere Künstler erklären, warum sie ihr Gesicht verstecken. Text STEFAN NIEDERWIESER Foto NORMAN KONRAD  Illustrationen TOM MACKINGER

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Rapper Cro auf Instagram: kreativ verstecktes Antlitz fĂźr 541.000 Fans


Bilder aus Cros Instagram-Feed: „Ein Geheimnis erhöht die Spannung, es bietet Schutz. Beides hilft Cro, so zu sein, wie er ist.“


E

asy. Ganz easy mischte Cro vor acht Jahren den deutschen Rap auf. „Easy“, so hieß seine erste Single, die geschmeidige Wortspiele in entspannte Beats bettete. 21 Jahre war dieser Junge aus Stuttgart alt, als sie rauskam. Kurz zuvor hatte Carlo – so sein ­bürgerlicher Name – noch Cartoons für eine Zeitung gezeichnet, der musikalische ­Unterricht lag in der Vergangenheit, war aber nicht in Vergessenheit geraten. Er setzte sich eine Panda-Maske auf und wurde zu Cro. Und dann steppte, ­Pardon, rappte der Bär. Das Video schlug über Nacht ein, der Song räumte Platin (Schweiz und Österreich) und dreifach Gold (Deutschland) ab. Und das in einer Zeit, als Deutsch-Rap in künstlerischen Seichtgewässern dahindümpelte. Mit Cro kam eine neue Welle. Er war kein Kleinganove aus dem Plattenbau, aber auch kein weichgespülter Weltverbesserer. Cro war anders. Er war un­ beschwert und lässig. Und er kannte die hübschesten Frauen.

„Ich hatte einfach diese Idee davon, im Bus zu sitzen, von niemandem erkannt zu werden und zu lauschen, wie Leute über mich reden.“ – Sido Außerdem hatte er ein Geheimnis. ­ atürlich wollten die Leute wissen, wer N Cro ist. Wer verbirgt sich hier? Warum tut er das? Und wann taucht vielleicht auch das erste Bild ohne Maske auf? Ein Geheimnis erhöht immer die Spannung. Und ein Geheimnis bietet auch Schutz. Beides hilft Cro, so zu sein, wie er ist. „Ich bin immer echt“, sagt Cro im ­Interview. „Die Maske dient dazu, meine Fans auf meine Musik und Kunst zu ­lenken und sie nicht mit meinem Aus­ sehen abzulenken.“ Und warum aus­

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gerechnet ein Panda? „Das war einfach die coolste Maske, die es auf dieser Internetseite gab, und deswegen habe ich sie völlig hirnlos bestellt.“ Neu ist die Taktik freilich nicht. Bereits seit Jahrtausenden

„Make-up schien der perfekte Weg für jeden von uns, sich einen Charakter zu geben, der uns als Individuen definiert und versinnbildlicht.“ – Kiss nutzen Menschen Anonymität und Narren­freiheit einer Maske, um sich ­gesellschaftlichen Konventionen zu ent­ ziehen, im Amphitheater, bei Masken­ bällen, im Karneval. Wenn die Person in den Hintergrund tritt, tritt ihr Handeln in den Vordergrund. Und genau das wollte Cro: fokussieren. Bei ihm sind es die Musik und seine Texte, in denen er ausdrückt, was ihn beschäftigt. Weil seine Fans sein Gesicht oder ­seine Mimik auf der Bühne nicht beurteilen können, müssen sie ihm tatsächlich zu­ hören. Das schafft Freiheit. So kann er sich einfacher treu bleiben. Sich treu zu bleiben, das ist nicht immer einfach. Cro ist heute keine 21 mehr, er hat sich künstlerisch verändert, sein letztes Album heißt „Tru“. Darauf probiert er mehr aus, echte Instrumente statt Loops aus dem Pult, nostalgische Sounds und Effekte. Die Songs erstrecken sich teilweise weit über fünf Minuten, man spürt die hitzige Atmosphäre förmlich aus den Boxen tropfen. Seine Stimme klingt ab­

„Ich mache das nicht, weil ich denke, dass ich hässlich bin. Ich versuche ein wenig Kontrolle über mein Image zu haben. Und es erlaubt mir einen Funken Privatsphäre.“ – Sia

geklärter. Das Video zu „Computiful“ ist voll mit Palmen, Kassetten, Bikinis, hübschen Mädchen mit Schmollmund, pink-violetten Farben und Bildern, die an VHS-Ästhetik und frühes Internet er­ innern. Sie wechseln in rasend schnellen Schnitten. „Ich hab auf Tinder kein’n Bock“, singt er dort immer wieder. Dennoch swipt sich der Protagonist des Songs durch die D ­ ating-App, sucht „computed love“. Aber eine falsche Nachricht, und schon ist er von Maria abgeturnt. So lange, bis die nächste Maria kommt … Cro untersucht Liebe im Zeitalter ihrer digitalen Reproduzierbarkeit. „Scheiß auf Hype und auf Fame, mach das Internet kaputt“, singt Cro. Dass Liebe heute nicht einfacher geworden ist, wenn Algorithmen sie verwalten. Diese Liebe mit ihren Widersprüchen zu beschreiben ist eigent-

„Kraftwerk und Ziggy Stardust und Kiss – die Leute glaubten, die Helme seien Marketing oder so etwas, aber für uns war es Sci-Fi-Glam.“ – Daft Punk lich viel mehr, als man von einem Popsong erwarten kann. Cro komponiert eine Collage des modernen Lebens. Der Albumtitel „Tru“ ist weniger Hand aufs Herz als Faust aufs Auge. Tru sein, echt sein, das bedeutet im Hip-Hop oftmals, dass man nicht den ­gleichen Weg geht, den die meisten ­gehen. Rapper erzählen ganz gerne von ihren A ­ utos, Alkohol und grünen Knollen, die sie auf dem Weg nach ganz oben ­ver­brennen. Credibility wird zur Marke, die Marke zur Trademark. Die Sweater von Supreme oder Palace, Sneaker von Balenciaga und Yeezy. Cro tickte früher nicht anders. Er erzählte von vier Mercedes-Benz, die auf ihn angemeldet waren, und Fünf-SterneHotels, in die er laufend eincheckt. Die übliche Angeberei. Mittlerweile braucht er das nicht mehr, und er braucht auch keine Leute, die andere nur kopieren.

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„Ich spiele schon so lange, aber niemand erkennt mich, und ich kann so sein, wie ich bin.“ – Sbtrkt Ob seine Fans auch so fühlen wie er? „Ich hoffe, dass ich denen das wenigstens mitgeben konnte und sie darüber nachdenken, was sie wirklich benötigen, um glücklich zu sein“, sagt Cro. „Ich mach immer das, was mir Spaß macht und was ich zu hundert Prozent fühle. Das wirtschaftliche Ergebnis ist erst einmal egal“, so Cro weiter. Seine ­ersten b ­ eiden Alben brachten Pop und Rap zusammen, easy Refrains, Zeilen über das gute Leben, coole Beats. In Österreich brachte ihm das zweimal Platin. Cro brach Rekorde, er musste immer weiter, lief und lief wie Forrest Gump. Im gleichnamigen Song „Forrest Gump“ schildert er seinen Weg. Sein Vater meinte früh zu ihm, er solle lieber etwas Solides machen. Aber statt im Hamsterrad des Lebens anzutreten, hat Cro alles auf Risiko gesetzt. Und wie bei Forrest Gump liefen hinter ihm bald mehr und mehr Fans ein Stückchen seines Weges mit. Und plötzlich blieb Cro stehen. Blieb stehen und ging nach Hause. Er fragte sich, was wichtig ist, was echt ist und was fake. Das Ergebnis war „Tru“. Wenn man sich überlegt, was echt ist und was fake, was richtig und was falsch, kann einem leicht schwindlig werden. Denn es ist ja so: Ich bin immer ich. Inso-

„Wir gehen mit Maske auf die Bühne und sind anschließend ohne Maske die Jungs, die wir immer waren. Die Masken schützen uns auch davor, dass wir unsere Egos zu sehr aufblasen.“ – Genetikk

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fern bin ich immer echt. Aber in echt vielleicht noch auf dem Weg. Im Englischen gibt es den Spruch „Fake it till you make it“, salopp übersetzt „Tu so lange, als ob, bis du es geschafft hast“. Diese Spielwiese zwischen Sein und Schein ist der fruchtbare Nährboden für Social Media. Und Cro hat sich seinen ganz eigenen Reim darauf gemacht. Im Video zu „Unendlichkeit“ stürzt er aus einem Fenster, das aussieht wie ein Instagram-Post, er fällt an einem Feed von Fotos entlang ins Leere. Cro spricht aus, was sich andere nur denken: „Viele Leute auf Instagram sind fake.“ Die Villa, das Boot, der Urlaub und die Partys, alles nur getrickst.

„Ich habe sie für meinen ersten offiziellen Deadmau5-Gig getragen, und alle haben mich angesehen in der Art ‚Was zur Hölle?‘. Ich habe sie aufgesetzt – und los! Ja, ich bin Deadmau5, hier ist mein Mäusekopf.“ – Deadmau5 Cro ist ein Phänomen. In einer Zeit, in der es so viele Bilder gibt wie noch nie, ist er ein Star geworden, weil er sein Gesicht eben nicht herzeigt, weil er das Spiel nicht mitspielt und stattdessen lieber ­Dinge postet, die ihm wichtig sind und die ihn inspirieren. Natürlich kündigt er auch neues Material an oder Konzert­ termine. Seine Maske gibt ihm dennoch eine Freiheit, sich auszudrücken, die ­außergewöhnlich ist. Und Cro scheint ­einen gesunden Umgang mit modernen Kommunikationsplattformen zu haben. Er verteufelt sie nicht, Verbote oder strikte Auszeiten vom Smartphone machen das Leben nur unentspannt, sagt er. Aber wenn etwas Spannendes passiert, lässt er das Handy links liegen. Von Batman bis Spider-Man – auch ­Superhelden tragen Masken. Zum Schutz ihrer wahren Identität. Das findet auch

Cro super. „Ich laufe durch die Straßen und werde null erkannt, einmal im ­Monat vielleicht. Das ist gut für meinen Charakter. Hätte ich die Maske nicht, wäre ich, glaube ich, anders zu fremden

„Wenn du eine Maske aufsetzt, verlässt du deine eigene Zeit, und du lässt die Welt hinter dir, in der man sich über Auf­ richtigkeit lustig macht, du bewegst dich in eine Welt von Superhelden, wo Sailor Moon und Spider-Man, die vollkommenen modernen Role Models, zu finden sind.“ – Pussy Riot Menschen. Dann hätte ich wahrscheinlich Starallüren. Wenn ich den Schutzschild Maske nicht hätte, brauchte ich den Schutzschild des Arschlochseins.“ ­A llerdings existieren diese zwei Welten nicht ohne Konflikte, bei Superhelden nicht und auch nicht bei Cro. Im Video zu „Baum“ fährt er einen weißen Lotus Esprit, wie ihn einst auch James Bond ­gefahren hat. Plötzlich steht sein Alter Ego vor ihm. Carlo und Cro auf Kolli­ sionskurs. Im Video finden Fiktion und Traum, virtuelle Realität und das echte Leben mit atemberaubenden Bildern zueinander. „Easy“ ist schon lange her. Das hier ist große Kunst. Und gleichzeitig ist es tru.

HOL DIR CRO IN DEIN BUNDESLAND Livekonzert-Spezialist Cro ist Headliner beim Red Bull & Ö3 Konzertspektakel am 19. 10. Acht Städte aus acht Bundesländern (ohne Wien) treten im Online-Voting gegeneinander an. Wer die meisten Stimmen erhält, darf das Konzert austragen. Alle Infos und Voting unter: redbull.com/ konzertspektakel

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CRO JOSH.

SPECIAL GUEST MATHEA

MÖWE


5- M IN UT E N- COACH

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Immer mit der Ruhe

Stefan Doblhammer, 41, ist Pilot des Alpha Jet, des schnellsten Fliegers der Flying Bulls-Flotte. Um diese Maschine zu beherrschen, braucht es kluge Vorbereitung und ruhige Hände. Hier verrät er, wie du cool bleibst, selbst wenn deine Welt einmal kopfsteht. 00:18

Leg dir eine Matrix zurecht Risikomanagement ist ein wichtiger Teil meines Jobs. Vor jedem Flug versuche ich zusammen mit dem Team die Risi­ ken zu bewerten. Wir gewichten sie nach Größe der Gefahr und nach der Wahrscheinlichkeit, dass sie auftreten. Würden etwa im Alpha Jet beide Trieb­ werke ausfallen, wäre das eine immense Gefahr. Allerdings ist die Wahrschein­ lichkeit, dass das passiert, sehr, sehr niedrig. Somit ergibt sich ein Gesamt­ risiko, das überschaubar ist. Fällt hingegen ein Triebwerks­ instrument aus, ist die Gefahr gleich null, weil ich es nicht unbedingt brau­ che. Also ist es gar nicht so schlimm, selbst wenn es häufig passiert. Für uns in der zivilen Fliegerei ist nur ein nied­ riges Risiko zu akzeptieren. Du kannst diese Risiko-Matrix auf ­jeden Lebensbereich übertragen. Sie hilft dir, eine Situation einzuschätzen und auch Grenzen zu setzen. Frag dich zudem immer: Welche Möglichkeiten habe ich persönlich, die vorhandenen Risiken zu kontrollieren oder zu ver­ meiden? Sei dir nie zu gut, um auf Erfahrungen anderer zu hören. Wenn drei andere vor dir schon in einen Vogelschwarm geflogen sind, musst du nicht der Vierte sein.

Flieg immer mit dem Kopf voraus

Schaff dir Zeit zum Durchatmen

Wenn ein Flieger fliegt, dann kann er nicht stehen bleiben. Und der Alpha Jet, das schnellste Flugzeug unserer Flotte, ist mit 1000 Kilometer pro Stunde unter­ wegs. Das sind knapp 17 Kilometer in der Minute. Wenn da etwas Unvorher­ gesehenes passiert, gibt es keine Zeit nachzudenken, nicht einmal den Bruch­ teil einer Sekunde. Ich kann nicht ein­ fach rechts ranfahren. Eine Grundregel des Fliegens lautet: Jede Möglichkeit muss durchdacht sein. Damit meine ich nicht nur Notsituatio­ nen. In der Show-Fliegerei musst du ­besonders flexibel sein: Mal passt das Wetter nicht, mal fällt ein Flugzeug in der Formation aus, oder ein Vogel­ schwarm kündigt sich an. Nur durch sorgfältige Vorbereitung schaffe ich mir geistigen Freiraum und damit mentale Ruhe im Cockpit. Das Durchdenken aller Möglich­ keiten ist eine Technik, die ich in der Luft wie auch auf dem Boden empfehle. Selbst wenn du dich auf die abwegigsten Situationen vorbereitest, kannst du ­immer einen Schritt voraus sein!

Ich achte bei jedem Flug – wirklich bei jedem! – darauf, zu früh im Cockpit zu sitzen. Dann habe ich Zeit, um mich kurz zu besinnen und die Flugstrecke noch einmal zu visualisieren. Gerade vor einer Solo-Vorführung schaue ich hinauf in den Luftraum und male mir noch einmal in Gedanken aus, wo mein Flugweg sein wird. Durchatmen ist wichtig: vor dem 03:07 Flug und auch währenddessen. Es kommt zwar bei einer Air Show wie der AIRPOWER19 nicht allzu oft vor, aber es gibt doch immer wieder Momente, wo es in der Luft recht ruhig dahingeht. In diesen Situa­tionen übe ich eine tiefe Bauchatmung. Bewusstes Atmen ist Wenn ich mich in den Alpha Jet setze, eine der schnellsten Entspannungstech­ niken, die du in jeder noch so adrenalin­ gebe ich einen Teil der Kontrolle an geladenen Situation anwenden kannst. meine Maschine ab. Ich kann den Flieger Auch nach zwanzig Jahren im Cockpit nicht bis zur letzten Schraube kennen gibt es immer wieder Adrenalinschübe. und kann nicht jede selbst festdrehen. Das gilt im weiteren Sinne auch Natürlich bemühe ich mich um tech­ fürs Leben: Achte auf deine Work-Lifenisches Verständnis. Aerodynamisches Balance! Das ist nicht bloß ein Mode­ Wissen ist für jeden Piloten wichtig. begriff, Entspannungsphasen sind Wie kann ich den Alpha Jet fliegen? entscheidend für deine Belastbarkeit. Wo liegen die kritischen Bereiche?

Schätze jedes kleine Rädchen

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EMILY WALTON

SO BEHÄLTS T DU DIE N E RV E N

MARKUS BERGER/RED BUL CONTENT POOL, MIRO MAJCEN/RED BUL CONTENT POOL

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Aber am Ende muss ich dem Flieger einfach vertrauen, und das bedeutet, mich auch auf die Menschen zu ver­ lassen, die das Flugzeug warten. Tech­ niker und Boden­personal arbeiten nicht für einen Piloten, sondern mit ihm. Das, was ich in der Luft mache, ist das Ergebnis der Arbeit, die viele, viele andere vorbereitet haben. Dieses Zusammenspiel mit den Kollegen lässt sich auf viele Jobs über­ tragen. Wenn dir jemand zuarbeitet, ver­ traue ihm und zeige ihm Wertschätzung – ganz egal, wo er in der Hier­archie steht. Interessiere dich dafür, was er macht. Und bedanke dich dafür.

„Wenn du dich auf abwegigste Situationen vorbereitest, kannst du immer einen Schritt voraus sein.“ Stefan Doblhammer

In die Luft schauen: AIRPOWER19

Stefan Doblhammer wird mit den Flying Bulls (Bild) am 6. und 7. September in Zeltweg abheben. Dazu gibt es Fluggeräte zum Bestaunen und Testsitzen sowie ein breites Programm. Infos: airpower.gv.at THE RED BULLETIN

04:13

Vertrauen ist gut, nachfragen ist besser Teamwork in der Luft beginnt auf dem Boden. Bei den Flying Bulls weiß jeder, was der andere in der Luft kann und was er selbst machen muss. Dazu gibt es das Briefing. Jedes Manöver ist vor­ besprochen. Beim sogenannten De­ briefing nach der Show gibt es Feedback und konstruktive Kritik. Ebenso wichtig ist das zwischen­ menschliche Element. Natürlich achten wir darauf, dass jemand grundsätzlich ins Team passt, aber man kann sich nicht mit jedem gleich gut verstehen. Sei pro­ fessionell genug, um mit jedem Kollegen zusammenzuarbeiten! Das gilt für jeden guten Teamspieler. Auch die Kommuni­ kation muss reibungslos funktionieren, um perfekte Teamarbeit abzuliefern. Zu diesem Zweck arbeiten wir mit einem speziellen Wording – kurze, eindeutige Kommandos wie beim Militär. Darüber hinaus gibt es einen wich­ tigen Leitsatz: „Don’t assume. Ask!“ Ein­ fach nur etwas anzunehmen kann fatal sein. Lieber eine Frage zu viel stellen – das kann auch dir in deinem beruflichen und privaten Alltag weiterhelfen.

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Sie erreichen Meilensteine in ihrer Sportart doppelt so schnell wie Männer. Ihre Muskeln arbeiten ganz anders, als wir dachten. Ihr Geist sowieso. Athletinnen wie die US-Amerikanerin MORGHAN KING stellen die Wissenschaft vor eine ganz neue Frage: Sind Frauen für das Gewichtheben besser geeignet als Männer? Text WILL COCKRELL  Fotos SAM KWESKIN

STARKE

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FRAU

Morghan King, 33, begann zwar erst vor sechs Jahren ernsthaft mit dem Gewichtheben, aber sie ist bereits jetzt dreifache US-Meisterin in ihrer Gewichts­klasse und trat bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio an (wo sie Sechste wurde).


D

ie Gewichtheberin Morghan King hört eine Menge dämlicher Fragen. „Du bist also hauptberufliche Bankdrückerin?“, fragen viele. (Die Antwort: Nein, nicht wirklich.) „Du wirst eingeölt, steigst auf eine Bühne und posierst?“ (Komplett daneben.) „Aber du bist doch so klein?!“ Stimmt, King ist wirklich winzig – gerade einmal 1,53 Meter groß und 52 Kilogramm schwer, um exakt zu sein. Im ­Verhältnis zu ihrer Größe ist sie dennoch einer der stärksten Menschen auf dem Planeten. Sie ist eine der erfolgreichsten Gewichtheberinnen der USA – und das, obwohl die 33-Jährige erst vor sechs Jahren ernsthaft damit angefangen hat. Noch in dem Jahr, in dem sie sich für eine Profi-Karriere entschied, gewann King die ersten regionalen Meisterschaften in ihrer Gewichtsklasse. Später das Ame­ rican Open. 2015 brach sie den Rekord der Frauen bei den Pan American Games.

King verwendet Klebebänder an den Daumen, um ihre Haut zu schützen. Magnesium hält ihre Hände trocken.

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Im Jahr 2016 repräsentierte sie die Ver­ einigten Staaten bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Nun ist sie eine der Favo­ritinnen für Tokio 2020. Morghan King ist nicht nur eine bemerkenswerte Athletin. Sie ist auch ein Symbol: Sie trug massiv dazu bei, Frauen das Gewichtheben nahezubringen – und sie hat entscheidenden Anteil daran, dass Frauen zur am schnellsten wachsenden Zielgruppe des lange Zeit ausschließlich männlichen Sports wurden. Wie viel bedeutet ihr das, eine Vorzeige-­ Powerfrau zu sein? „Ich kann mich erinnern, dass ich in der vierten Klasse Michael Johnsons 200-Meter-Rekord brechen wollte“, sagt sie. „Ganz offensichtlich denke ich nicht in Geschlechterkategorien.“ Wahrscheinlich hat jeder, der in den letzten fünfzig Jahren Mitglied in einem Fitnessstudio war, die eine oder andere Art von Gewichtstraining gemacht. Aber wie viele können sagen, was ein „clean and jerk“ ist, oder auch nur einen Namen eines olympischen Goldmedaillengewinners im Gewichtheben nennen? Nach fast einem Jahrhundert als olympische Randsportart (1920 wurden erstmals um Medaillen Hanteln gestemmt) bekommt das Gewichtheben endlich die Aufmerksamkeit, die es verdient. Der US‑Verband USA Weightlifting verzeich-

nete zwischen 2012 und 2016 einen Anstieg der Mitgliederzahlen um 125 Prozent. Zuwachs gibt es vor allem bei den Frauen. Sie machen mittlerweile 35 Prozent der Mitglieder aus, im Vergleich zu bloß 19 Prozent im Jahr 2007. Für manche ist das eine Folge der Olympischen Spiele 2000 in Sydney, bei denen Frauen erstmals als Gewicht­hebe­rinnen zugelassen waren und eine US-Amerikanerin – Tara Nott – die erste Goldmedaille der Geschichte gewann. Andere führen den Trend auf die Gewichtseinheiten beim populären CrossFit zurück. Und wieder andere machen Morghan King dafür verantwortlich. Vom College-Fußball wechselte King erst zu Halbmarathons und Triathlons. Dann entdeckte sie CrossFit für sich. Sie war auffallend talentiert, aber CrossFit war nur die Einstiegsdroge in den Kraftsport. „Ich war fit und fühlte mich gut, aber irgendwas fehlte“, erinnert sie sich. „Ich wollte einen echten Sport. Ich wollte ­stärker werden und begann mich auf das Gewichtheben zu konzentrieren. Warum? Gewichtheben gab mir das Gefühl, ich könnte alles kontrollieren. Alles hing von mir ab. Das gab mir wirklich Kraft. Mein ganzes Leben war ich die Kleine gewesen, hatte mich immer beweisen müssen.“ Wenn man sich in der Szene umhört, wird der Frauen-Boom oft mit den per­ fekten weiblichen Anlagen für diesen Sport in Zusammenhang gebracht – freilich ist wissenschaftlich noch gar nicht belegt, ob diese Anlagen tatsächlich so perfekt sind. Manche Leistungen sind aber jedenfalls so beeindruckend, dass sich Sportwissenschaftler zunehmend für die physio­logi­schen Hintergründe inter­essieren. Neueste Untersuchungen klingen ziemlich spektakulär – und die bloßen Fakten auch: Die Männer brauchten sechzig ­Jahre – von der ersten Weltmeisterschaft 1891 bis zum Jahr 1951 –, bis der erste von ihnen in der Lage war, 180 Kilo zu stemmen. Es dauerte zehn weitere Jahre, bis der erste Mann sein doppeltes Körpergewicht schaffte. Die ersten Frauenwettbewerbe fanden erst im Jahr 1987 statt. Doch um die erwähnten zwei Meilensteine zu erreichen, brauchten die Frauen gerade einmal halb so lang wie die Männer. THE RED BULLETIN


„Gewichtheben gibt mir das Gefühl, alles kontrollieren zu können.“ King war schon immer sportlich, aber Gewichtheben war das, was ihr insgeheim immer gefehlt hatte.


King demonstriert den „clean and jerk“, das Hochstoßen der Langhantel. „In Wirklichkeit habe ich mich in diesen Sport verliebt, weil er so selten perfekt ist“, erklärt sie.

K

ing ist sich auch ohne wissenschaft­ liche Studien ihrer Vorbildwirkung bewusst. „Eines der nettesten Dinge sagte mir meine Freundin Holley Mangold (die 2012 bei den Olympischen Spielen antrat; Anm.): ‚Ich hoffe, du merkst, welchen Einfluss du auf alle diese jungen Gewichtheberinnen hast – du zeigst ihnen, was Frauen draufhaben können, egal wie groß sie sind.‘“ Den wachsenden Frauenanteil bemerkt auch der ehemalige olympische Gewicht­ heber Jasha Faye. Er ist der Besitzer von Marin Heavy Athletics, einem Fitness­ studio in der Nähe von San Francisco, das sich auf olympisches Gewichtheben spezialisiert hat. Laut Faye sind die Hälfte seiner Kunden Frauen. Als er im April 2017 einen lokalen Wettbewerb orga­ nisierte, kamen auf 22 teilnehmende Frauen nur acht Männer. Mit gut 1,80 Meter Körpergröße und einem Gewicht von 100 Kilo, Tattoos von der Brust bis zu den Zehen und einem ­beeindruckenden Bart sieht Jasha Faye 52

wie ein typischer CrossFit-Trainer aus. Aber tatsächlich ist er ein Gewichtheber der alten Schule. Als der heute 46-Jährige mit 13 Jahren begann, Gewichte zu stemmen, gab es in und um San Francisco nur eine Handvoll Gewichtheberinnen. Jim Schmitz war ­einer der Ersten, die in den Siebzigern ­anfingen, Frauen zu trainieren. Schmitz, heute 73, erinnert sich an Feuerwehrfrauen, Bauarbeiterinnen und Polizistinnen, Pionierinnen in ihren Jobs, die ihre Kraft trainieren wollten. E ­ inige von ihnen wollten sich sogar in Wett­ bewerben messen – aber damals gab es noch keine eigenen für Frauen. Also t­ raten sie gegen Männer an. „Einige meiner ersten Wettbewerbe verlor ich gegen Frauen“, erinnert sich ­Jasha Faye. 1987 genehmigte die International Weightlifting Federation die erste Weltmeisterschaft für Frauen. Zehn Jahre später wurde die sogenannte „lady bar“ vorgestellt. Die Hantelstange für Frauen war kürzer, angeblich besser für kleinere Hände geeignet und wog mit 15 Kilogramm um 5 Kilo weniger als die der Männer. „Die Frauen sind die, die jeden Tag trainieren“, sagt Faye. „Sie sind zäher,

sie hören zu, sie sind nicht dickköpfig und nicht egogetrieben.“ Morghan King ergänzt: „Ich glaube, dass Frauen mehr nach Perfektion streben. Wir Frauen gehen technischer an die Sache ran. Wir fragen nach dem ‚Warum‘, und wir haben Folgefragen. Wir sind lernbereiter.“ Wenn all die extrem kraftvollen Be­ wegungen zu einem perfekten Heber zusammenkommen – das sei der Moment, nach dem Frauen süchtig werden, glaubt King. „Tatsächlich habe ich mich in diesen Sport verliebt, weil er so selten perfekt ist“, erklärt sie. „Und genau deshalb erlebt man magische Momente darin.“ „Man kann die Erfolge von Frauen ­besser einschätzen, wenn man Gewichtheben nicht als Kraftsport betrachtet“, sagt Jasha Faye. „Du stemmst zwar ein Gewicht, aber es kommt auf die Bewegung an, die du ausführst, und die hat e­ inen Anfang und ein Ende. Und es geht sehr stark um die Technik. Die kannst du im Laufe der Zeit perfektionieren.“ Challen Schleh, 32, fing vor zwei Jahren an, mit Jasha Faye zu trainieren. Mit dem Stemmen des ersten Gewichts war es um sie geschehen. Während einer kurzen Phase als CrossFit-Trainerin machten ein THE RED BULLETIN


paar Frauen besonderen Eindruck auf sie. Etwa in ihrem Alter, stemmten die Frauen aberwitzig schwere Ge­wichte. Natürlich hatte Schleh in ihren CrossFit-Kursen schon Leute beim Gewichtheben beobachtet, aber nicht auf diesem Niveau. „Ich spürte die Urgewalt, es ging ums Wesentliche“, erinnert sie sich, „auf einmal eröffnete sich mir eine ganz neue Perspektive, eine neue Art des sportlichen Seins.“ Faye arbeitet wie ein Tenniscoach. Er schindet seine Gewichtheber nicht bis zur Erschöpfung, es geht ihm nicht um das letzte Zusatzgewicht, sondern um die technische Präzision. Für Challen Schleh hat der richtige Bewegungsablauf auch seine eigene Schönheit. Früher wählte sie selbst ihren Sport, nun hat der Sport sie

„Beim Gewichtheben geht es um Geschicklichkeit. Du brauchst keine mächtigen Muskeln, um gut zu sein.“ THE RED BULLETIN

gewählt, sagt sie. „Ich mache noch immer Yoga und gehe wandern. Aber Gewicht­ heben ist meine Obsession geworden.“

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iemand war vom Erfolg und der Leistungsexplosion der Gewicht­ heberinnen mehr überrascht als die Sportwissenschaft. Das ist wohl auch der Grund, warum es über­ raschend wenige Untersuchungen über die Körperkraft von Frauen gibt und noch weniger über Gewichtheberinnen. Darum erstellen viele Trainer ihre Trainingspläne nach Bauchgefühl. „Lange stammten die einzigen wissenschaftlichen Daten über das Gewichtheben im Allgemeinen aus dem Russland der 1980er, also aus der Sowjet-Ära“, erklärt Andy Galpin, Professor an der California State Univer­sity, Fullerton. „Und will man die Frauen im Speziellen ansehen, gab es überhaupt keine Daten.“ Galpin arbeitet mit Sportlern aller Sparten, aber dem Gewichtheben gilt sein besonderes Inter­esse. Er ist selbst aktiver Gewichtheber, betreibt einen Verein und arbeitet seit eineinhalb Jahren mit King. Frustriert über den Mangel an Daten und entschlossen, Neuland in der Trainings-

physiologie zu betreten, starteten Galpin und sein Team 2018 eine eigene Studie. Die erste Phase endete mit der Sammlung der Beinbiopsien von 15 Profi-Gewicht­ heberinnen, King eingeschlossen. Obwohl Galpin die Dauer der Studie auf zwei bis fünf Jahre anberaumt, kristallisieren sich schon jetzt erstaunliche Erkenntnisse über die Arbeit der Muskulatur heraus. „Unter anderem untersuchen wir an den Muskel­ fasern, wie viel Prozent davon langsam zuckend beziehungsweise schnell zuckend sind“, erklärt er. (Die schnell zuckenden Muskelfasern sind für schnelle Bewegungen verantwortlich; Anm.) „Lange Zeit nahm man an, Frauen hätten überwiegend langsame Muskelfasern. Wir sehen jetzt aber exakt das Gegenteil. Manche Frauen haben fast nur schnelle Fasern, ganz entgegen der Lehrmeinung. Vielleicht führt uns das zum Schluss, dass Frauen für diesen Sport genauso gut geeignet sind wie Männer – oder vielleicht sogar besser?“ Galpin ist ziemlich zuversichtlich, dass uns die Gemeinsamkeiten von Männern und Frauen überraschen werden. Der frühere Elite-Gewichtheber Andrew „Bud“ Charniga beschäftigt sich seit mehr als vierzig Jahren mit dem Sport, hielt sogar   53


„Mittlerweile werde ich auf der Straße erkannt“: Morghan King, Hoffnungsträgerin ihrer Sportart

einmal einen Junioren-Weltrekord und arbeitete mit Frauenteams aus China und Russland z­ usammen. In einem seiner Artikel zum Thema erklärt er, dass „es schwer vorstellbar ist, dass es einen Kraftsport gibt, der besser für den weiblichen Körper gemacht wäre als Gewichtheben“.

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ür Charniga, der auch seine Tochter trainiert, sind größere Beweglichkeit und geringere Muskelspannung zentrale Merkmale talentierter ­Gewichtheberinnen. „Bei diesem Sport geht es um Geschicklichkeit“, ­erklärt er. „Du brauchst keine mächtigen Muskeln, um gut zu sein. Du musst auch nicht aggressiv sein – das ­verspannt nur die Muskeln. Relaxt ranzu­gehen ist ein Vorteil. Es erlaubt dir, die Elastizität deiner Muskulatur zu nutzen.“ Besonders interessiert ist Charniga am Testosteronspiegel der Frauen (Testosteron ist das männliche Sexualhormon; Anm.). Der hat nämlich Einfluss darauf, wie oft 54

man trainieren und wie schnell man sich vom Training erholen kann. Charnigas Vermutung: Ihr niedriger Testosteron­ spiegel helfe den Gewichtheberinnen, die gewaltigen Belastungen leichter zu bewältigen. Andy Galpin meint zwar, dass an diesem ­Ansatz etwas dran sein könnte, warnt aber davor, einen Trainingsplan darauf aufzubauen, bevor man Genaueres wisse. „Es könnte auch das Östrogen sein, das die Erholung fördert“, erläutert er (Östrogen ist das weibliche Sexualhormon; Anm.).

Frauen haben zwei ­wichtige Meilensteine­ des Gewichthebens ­doppelt so schnell ­erreicht wie Männer.

„Aber wir wissen es noch nicht. Wir wissen bloß, dass es Vorteile gibt, die Frauen Männern gegenüber haben. Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, welche das sind.“ Galpin betont zwar, kein Sportpsychologe zu sein. Doch er glaubt, dass Frauen nicht nur körperlich, sondern auch geistig besser fürs Gewichtheben gerüstet sind als Männer. „Ich habe schon mit einigen Olympiateilnehmerinnen und professionellen ­Athletinnen gearbeitet und muss sagen, dass Frauen Kritik viel besser aufnehmen als Männer“, sagt er. „Ich brauche Frauen niemals zu etwas zu überreden – sie wollen einfach eine fundierte Anleitung, ich gebe sie ihnen, und dann ziehen sie ihr Ding durch.“ Für die meisten Frauen, die Gewichtheben in ihr Trainingsprogramm ein­ gebaut haben, spricht der Fitnessgewinn für sich selbst. Viele sehen im Gewicht­ heben die ultimative Symbiose der vier Grundbewegungen Drücken, Ziehen, Springen und In-die-Hocke-Gehen. Deswegen bauen es auch alle Profisportler, vom Basketballspieler bis zum Wrestler, in ihr Training mit ein. Die Skifahrerin Mikaela Shiffrin, Doppel­olympiasiegerin und fünffache Weltmeisterin, hebt Gewichte, um bei ­ihren Slalomläufen mehr Körperspannung halten zu können. Die Sprinterin LoLo Jones stemmt, um das Letzte rauszuholen, wenn sie über die Hürden springt. „Man nutzt den ganzen Körper, alles spielt zusammen“, erklärt Faye. „Man trainiert keinen Körperteil einzeln, man zerteilt keinen Bewegungsablauf. Dürfte man nur ein einziges Training ausüben, das möglichst viele Körperbereiche auf einmal einbezieht, wäre es Gewicht­heben.“

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orghan King lebt wie alle Profisportler, die für Olympia trainieren, in einer Blase aus Training, Aufbaushakes und Ruhephasen. Trotzdem hat sie immer noch eine enge Verbindung zum Hobbysport. Beim Training in Rumänien fiel ihr auf, hauptsächlich von Frauen umgeben zu sein. „Vor fünf Jahren wären es zu siebzig Prozent Männer gewesen“, sagt sie. Das Fitnessstudio, in dem sie immer trainiert, hat jetzt zehn Gewichthebeplattformen. Und die Leute erkennen sie auf der Straße. „Vor kurzem war ich in einem dieser Sportclubs, wo sie einen Pool, Tennis­ plätze, Sauna und all das haben“, erzählt sie. „Während ich Gewichte stemmte, kam ein Mädel zu mir rüber und fragte mich, ob ich Morghan King sei. Sie hatte THE RED BULLETIN

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„Wir hören nicht mehr auf Leute, die uns sagen, was wir machen dürfen. Wir entscheiden selbst.“

Trainingsvorbereitung auf Olympia 2020. Bei den Olympischen Spielen 2016 überbot King einen 16 Jahre alten US-amerikanischen Rekord und belegte den sechsten Platz.

gerade einen Kurs für eine Zulassung als Wettkampf-Gewichtheberin im Verband gemacht – und stell dir vor, sie war noch kleiner als ich!“ Wie Charniga hat auch Jasha Faye eine Tochter, die leidenschaftlich Gewichte

FAHRSPASS, DEN SICH JEDER LEISTEN KANN.

hebt. Sie ist gerade einmal 14 Jahre alt. „Isabella liebt das Gewichtheben, und sie liebt ihr Team“, sagt Faye. „Sie ist umgeben von starken, schönen Frauen, die früh ins Bett gehen und sich gesund ernähren, weil sie mit Leidenschaft bei der Sache sind. Es macht sie total stolz, wenn sie mit dem Wissen zur Schule geht, dass sie davor schon trainiert hat.“

Andere Frauen zu inspirieren scheint für King eine ebenso große Motivation zu sein, wie Medaillen zu gewinnen. Die Frauen, die bei Olympischen Spielen antreten, treiben sie ebenso an wie die nachdrängenden Amateure. „Viele dieser Sportlerinnen würden wohl über sich s­ agen: ‚In meiner Jugend war ich ein Tom­boy‘“, meint King. „Man sitzt zwischen den Stühlen – man ist immer noch feminin, aber man passt nicht in eine Schublade.“ Und das ist gut so: „Wir hören nicht mehr auf Leute, die uns sagen, was wir machen dürfen. Wir entscheiden selbst. Da draußen gibt es viele ‚kleine Mädchen‘, die die Burschen in den Schatten stellen, und das ist vollkommen normal – das ist eine tolle Sache.“ Folge @kingmorghan auf Instagram

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DER WEG DER GIGANTEN

LEONARDO DiCAPRIO und BRAD PITT residieren seit Jahrzehnten im Hollywood-Olymp. Nun stehen sie erstmals gemeinsam vor der Kamera – für Quentin Tarantino. Hier erzählen sie, wie du an der Spitze überlebst: indem du mutige Entscheidungen triffst und deine Reise trotzdem genießt.  Interview RÜDIGER STURM

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ANDREAS RENTZ/GETTY IMAGES

Cooles Trio: Regisseur Quentin Tarantino (li.), 56, Leonardo DiCaprio, 44, und Brad Pitt, 55, bei der Premiere von „Once Upon a Time … in Hollywood“ diesen Mai in Cannes


„ I C H H A B E N O C H I M M E R D E N H U N G E R , E T WA S T O L L E S Z U   E R S C H A F F E N , WA S M I C H AU C H S E L B S T B E W E G T.“ LEONARDO DiCAPRIO

dieser Liga spielen nur ganz wenige mit. Brad Pitt, 55, und Leonardo DiCaprio, 44, zählen zu jenen Hollywoodstars, die einen Film ganz allein schultern können – künstlerisch und an der Kinokasse. ­Wobei sich zwischen den Karrieren der beiden Oscar-Gewinner eine auffallende Parallele zeigt: Im Gegensatz zu anderen Groß­ kalibern ihrer Generation haben sie sich niemals auf eine bestimmte Rolle fest­ legen lassen. Während Kollegen wie ­Johnny Depp (als Jack Sparrow), Tom Cruise (Ethan Hunt) oder Robert Downey jr. (Tony Stark) ihre Millionen zunehmend in Serie(n) scheffeln, suchen Pitt und ­DiCaprio mit jedem neuen Filmprojekt eine neue Herausforderung – und wagen damit jedes Mal enorm viel. In Quentin Tarantinos zehnter Regiearbeit „Once Upon a Time … in Hollywood“ stehen die beiden Superstars nun erstmals gemeinsam vor der Kamera, und ­Regie-Legende T ­ arantino verspricht „das aufregendste Star-Duo seit Paul Newman und Robert Redford“. Wir haben Pitt und DiCaprio zum Interview gebeten, um die beiden zu einem Thema zu be­fragen, in dem sie nachweislich Experten sind: Wie überlebt man dauerhaft in der ­dünnen Luft ganz an der Spitze?

the red bulletin: Brad, Leo, in eurem­neuen Film „Once Upon a Time … in Holly­wood“ gibt Leo einen Schau­ spieler, der seine besten Tage lange hinter sich hat. Von euch beiden kann man das wohl nicht behaupten … brad pitt: Stimmt, aber auch wir haben ein Ablaufdatum, das ist uns deutlich bewusst. Umso mehr wissen wir daher die Zeit zu schätzen, die wir bislang in dieser privilegierten Position an der Spitze zubringen durften. Leo und ich haben uns lange darüber unterhalten und sind uns 58

Um in diese Position zu gelangen, habt ihr beide euch mittlerweile fast dreißig Jahre an der ­Spitze halten müssen. Wie überlebt man das? leonardo dicaprio: Ich glaube, das hat viel mit Ernsthaftigkeit und einer gewissen Demut zu tun. In meinen Augen sind Filme die wichtigste moderne Kunstform. Wir empfinden es als Ehre und Privileg, dass wir ein Teil davon sein dürfen. Brad und ich haben ungefähr zur selben Zeit in dieser Branche angefangen und wissen beide, dass es immer nur eine Chance gibt, den Durchbruch zu schaffen – und wie schwer es ist, diese eine Chance zu bekommen. Vom vielzitierten richtigen Ort zur rich­ tigen Zeit rede ich da noch gar nicht … pitt: Es ist ungefähr so, als würdest du in der Lotterie gewinnen. Es gibt so verdammt viele talentierte Leute da draußen. Der Trick besteht also darin, dass du auch im Zimmer bleibst, sobald du es zur Tür hinein geschafft hast. Wir beide hatten die Gelegenheit, zu lernen, wie das geht. Deshalb haben wir überlebt und unseren eigenen Weg gefunden. Wie lässt sich dieser eigene Weg in einem derart schnelllebigen Business überhaupt beeinflussen? dicaprio: In erster Linie, indem man immer und ohne Kompromisse versucht, die richtigen Projekte auszuwählen. Wir haben hart an Filmen gearbeitet, die für uns eine kreative Herausforderung und gleichzeitig auch große Kunstwerke waren. Woher kommt dieser Antrieb? dicaprio: Ich komme aus keiner allzu wohlhabenden Familie und war wohl auch deshalb besonders ambitioniert. Außerdem bin ich in Los Angeles auf­ gewachsen, mir war also von Anfang an klar, wie schwer es ist, als Schauspieler

Arbeit zu bekommen – was mich nur noch mehr motiviert hat. Woher dieser Antrieb stammt, weiß ich selbst nicht so genau. Es ist eher wie das Bedürfnis, einen Hunger zu stillen – aber es ist kein Hunger nach Reichtum oder Berühmtheit. Sondern? dicaprio: Der Hunger, etwas Tolles zu schaffen, was mich selbst bewegt. Und das ist keineswegs einfach. Du denkst dir: „Hey, ich habe das richtige Material und einen tollen Regisseur“ – und dann geht es trotzdem schief. Aber du musst immer dranbleiben und weitermachen, dir sagen: „Ich will, dass etwas Großartiges dabei herauskommt.“ Diese Einstellung hat sich bis heute nicht geändert. THE RED BULLETIN

ART STREIBER/SONY PICTURES

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einig: Das Entscheidende ist, dass du in dem, was du tust, eine Bedeutung findest. Wenn uns das weiterhin gelingt, werden wir in unserer jeweiligen Karriere auch einen passenden Übergang in eine neue Phase erleben – so nach dem Beispiel von Anthony Hopkins oder Gene Hackman.


Diese Besetzung sitzt: Quentin Tarantino mit seinen Hauptdarstellern Leonardo DiCaprio, Margot Robbie und Brad Pitt

„ D E R G R O S S E F E H L E R L I E G T, G L AU B E I C H , DA R I N , I M R E S U LTAT N AC H D E R B E D E U T U N G Z U S U C H E N . D U F I N D E S T D I E B E D E U T U N G I M T U N .“   B R A D P I T T pitt: Man darf auch nicht vergessen, dass du für einen Film viel Lebenszeit investieren musst – das können schon mal ein bis zwei Jahre sein. Bei einer großen Rolle kann allein die Vorbereitung an die sechs Monate dauern, und dann bist du auch noch in die Nachbereitung involviert. Die Sache sollte also richtig Gewicht ­haben. Schließlich weiß ich nicht, wie viel Zeit mir selbst noch bleibt. THE RED BULLETIN

Wie erkennt man, ob ein Filmprojekt das Zeug zu etwas Großartigem hat? dicaprio: Du kannst es naturgemäß nur erahnen. Allerdings weißt du, was du nicht willst. Tatsächlich besteht ein wichtiger Teil des Filmemachens darin, dass du dich mit dem Regisseur darauf einigst, was du nicht magst und was du nicht tun willst. Das gibt dir eine Ausgangsbasis, um auszuloten, was du wirklich tun möchtest.

pitt: Ganz wichtig für mich ist, dass ich Dinge nicht wiederhole. Ich will mich weiterbewegen, auf Gedeih und Verderb. Ich kann nicht zurück. Das ist auch bei meinen Reisen so. Wenn ich erst mal aufgebrochen bin und feststelle, dass ich meine Brille oder meinen Führerschein vergessen habe, kehre ich nicht um. Daher wähle ich Projekte nach einem schwer beschreibbaren Gefühl, dass nämlich dieses nächste Projekt mir etwas Neues, anderes bietet. Und dann bleib ich dran. Also gut, man entscheidet sich für ein Projekt, das einem viel bedeutet. Was ist der nächste Schritt? dicaprio: Ich halte Recherchen für den wahrscheinlich unterschätztesten Teil   59


beim Filmemachen. Im Zuge der Vor­ produktion musst du deine Figuren genau analysieren. Wenn du beim Dreh nicht schon einen ganzen Wissensschatz zu die­ sen Personen und ihren Verhaltensweisen aufgebaut hast, wenn du dich darin nicht sattelfest fühlst, dann kannst du sie nicht authentisch darstellen. Denn es wird immer unangenehme Überraschungen geben. Dinge ändern sich tagtäglich, du änderst deine Meinung, der Regisseur ­ändert seine … In diesen Momenten kannst du nur richtig reagieren, wenn du in deiner Rolle ganz zu Hause bist. pitt: Und du musst den Schaffensprozess genießen. Das ist auch einer der Gründe, warum sich kein anderer Dreh mit dem eines Tarantino-Films vergleichen lässt – wegen seiner Liebe zum Film. Manchmal sagt Quentin nach einer Einstellung: „Wir haben’s im Kasten. Aber wir werden’s noch mal drehen. Und warum …?“ Dann ruft die ganze Crew im Chor: „… weil wir es lieben, Filme zu machen.“ Mit dieser Einstellung führt er das ganze Team. dicaprio: Brad hat recht. Das würde ich

Pitt und DiCaprio in Cannes: „Eine Karriere beim Film gleicht einer ­Achterbahnfahrt. Es geht immer rauf und runter.“

„ W E N N D U N I C H T A N D E I N P R O J E K T G L AU B S T, DA N N E R W E I S T D U I H M E I N E N B Ä R E N D I E N S T –  D U E N T E H R S T E S .“   L E O N A R D O D i C A P R I O

auch meinem jüngeren Ich raten: Treib dich an, nimm alles ernst! Versuch das Unmögliche! Und genieße deine Reise. Hollywood ist allerdings nicht un­ bedingt als Ort für Friede, Freude, ­Eierkuchen bekannt. Ist es nicht eher das ungemütliche Haifischbecken? pitt: Ich weiß, es gibt die Ansicht, dass jeder in Hollywood Nabelschau betreibt und nur in „Ich, Ich, Ich!“-Kategorien denkt. Das will ich gar nicht bestreiten, aber das gibt es in allen Branchen. Und die für mich interessantesten Leute in unserem Beruf sind diejenigen, die Dinge hinterfragen und sich für intelligente, provokante Ideen interessieren. Das sind 60

Menschen, die beim Geschichtenerzählen­ nach sich selbst, nach dem Wert des Erzählten, nach Antworten und tieferer Bedeutung suchen. dicaprio: Was nicht heißt, dass es nicht auch Meinungsverschiedenheiten geben kann. Ich kann ganz unverblümt offen sein. Das habe ich in meinen Genen. Das mag manchmal zu Spannungen mit meinen Mitstreitern führen, aber das ist etwas Gutes. Denn ansonsten machst du etwas, woran du nicht glaubst. Und wenn du nicht an dein Projekt glaubst, dann erweist du ihm einen Bärendienst, du ent­ ehrst es. Ich glaube, kein Regisseur kann von mir behaupten, dass ich mit meiner Meinung zu Projekten je hinterm Berg

gehalten hätte. Und ich hoffe, dass diese Filme dadurch besser geworden sind. pitt: Leo und ich haben mit sehr auf­ geschlossenen und intelligenten Leuten gearbeitet. Und dabei kommt es natürlich auch zu Diskussionen. Wenn dir klar ist, dass du es mit einer inspirierenden Person zu tun hast, dann kannst du etwas von ihr lernen. Deshalb mag ich es, mit Regisseu­ ren zu arbeiten, die schlauer sind als ich. Was kann man denn von Quentin ­Tarantino lernen? pitt: Quentin will alles real in der Kamera einfangen. Da gibt es keine Computer­ effekte. Meine Figur, ein Stuntman, hat eine ganz lange Kampfszene mit Bruce THE RED BULLETIN


„ICH WILL MICH NICHT WIEDERHOLEN, SONDERN M I C H W E I T E R B E W E G E N , AU F G E D E I H U N D V E R D E R B . I C H K A N N N I C H T Z U R Ü C K .“   B R A D P I T T

Lee. Und Quentin sagte: „Wir drehen das alles in einer Einstellung – ohne Schnitte.“­ Darauf ich: „Aber du kannst es doch danach so schneiden, dass es genau so wirkt.“ Aber er blieb hart: „Wenn wir alles in einer Einstellung bringen, dann muss das auch exakt so gefilmt werden.“ Und genau das haben wir gemacht. Du kannst mit ihm debattieren, aber du solltest nicht mit ihm streiten.

ANDREAS RENTZ/GETTY IMAGES, 2019 SONY PICTURES ENTERTAINMENT DEUTSCHLAND GMBH (3)

Wo wir beim Thema Konfrontation sind: Hat einer von euch sich jemals einen echten Kampf mit einem CoDarsteller geliefert? pitt: Nein, aber bei einem Actionfilm ließ der Regisseur mich und meine Kollegen gegeneinander boxen. Er erklärte, dass wir uns auf diese Weise besser kennen­ lernen. Seine Worte waren: „Du erfährst erst richtig etwas über jemanden, wenn du ihm ins Gesicht schlägst.“ Wir haben durch das Sparring einen richtigen Ge­ meinschaftsgeist entwickelt. Einerseits bist du aggressiv, andererseits hältst du dich auch zurück, weil dir der andere

Neulich in Hollywood Auf die große Leinwand – um jeden Preis: Nach diesem Motto versuchen TV-Star Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) und sein Stunt-Double Cliff Booth (Brad Pitt), in Hollywood Fuß zu fassen. Quentin Tarantinos „Once Upon a Time … in Hollywood“ feiert die Traumfabrik der ausklingenden 1960erJahre – mit perfekt inszenierter Nostalgie und einer gehörigen Portion Gewalt. 159 Minuten, ab 15. August in den Kinos THE RED BULLETIN

e­ twas bedeutet. Du zeigst Wettbewerbs­ geist und zugleich Beschützerinstinkt. Wie stark ist der Wettbewerbsgeist beim Drehen? Wie groß ist die Versuchung, eine Szene an sich zu reißen? dicaprio: Das ist nie ein Thema. Wir ­machen, was für die Rolle richtig ist. pitt: Ja, das ist eine Sackgasse. Wenn du um so etwas kämpfst, bist du auf dem sichersten Weg, den Film zu vermurksen. Bei einem großartigen Projekt muss jeder die Chance haben, sein Bestes zu geben. All diesen Erkenntnissen zum Trotz waren nicht alle eure Filme durch­ schlagende Erfolge … pitt: Das kommt immer darauf an, wie man Erfolg definiert. Ich erinnere mich, wie ich Anfang der Neunziger einmal die Turnwettbewerbe bei der Olympiade anschaute. Da gab es eine Russin, die als absolute Favoritin galt. Aber nach den ersten zehn Sekunden ihres Programms stürzte sie. Ich sah, wie sie dann wieder aufstand und alles perfekt durchzog. Das war für mich höchst inspirierend und bewegend. Alle sprachen davon, was das für eine Erniedrigung gewesen sei, aber für mich war das ein wahrer Sieg. Wenn es also um Filme geht, dann denken wir oft nicht an den Schwierigkeitsgrad. Für mich definiert sich Erfolg aber genau dar­ in – und nicht in der Frage, ob er als bester Film in den Jahrbüchern stehen wird. Doch Misserfolge aus dem Blickwinkel der Öffentlichkeit können auch zum Ende einer Karriere führen. pitt: Irgendwann wird jeder mal eine vergessene Größe sein. Du kannst nichts ­anderes tun, als einfach weiterzumachen. dicaprio: Letztlich ist jede Karriere eine Achterbahnfahrt. Es geht immer rauf und runter. Deshalb bleibt dir nichts anderes übrig, als das Ganze als Langstreckenlauf zu betrachten. pitt: Ich glaube, der große Fehler liegt darin, nach der Bedeutung im Resultat zu suchen. Du findest die Bedeutung im Tun. Jeden Tag. Darauf kommt es an. Aber das zu finden ist zugegebenermaßen ein ständiger Kampf.   61


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Mars Base One

Hier wirst du zum Marsianer Sich einmal fühlen wie ein Astronaut, ohne den Planeten zu verlassen – in China ist das möglich. Und zugleich ein großer Schritt auf dem Weg zum Mars.

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as auf den ersten Blick aussieht wie eine Siedlung auf dem Mars, ist doch ein Bau­ werk auf der Erde. Es steht in der Wüste Gobi, rund 40 Kilo­ meter von der chinesischen Minenstadt Jinchang entfernt. „Mars Base One“ wurde er­ richtet, um das Leben auf unse­rem Nachbarplaneten zu simulieren. Die Basis besteht aus neun Kapseln, die man auch auf dem roten Planeten bräuchte – vom Kontrollraum

G U TE IDEEN FÜ EINE BES R SE ZU K U N F R E T

über ein Gewächshaus bis zur Recyclinganlage –, und ent­ stand als Zusammenarbeit der Bildungsinitiative C-Space mit Chinas Raumfahrtprogramm. In der terrestrischen MarsStation können Besucher (vorerst nur aus China, später auch aus aller Welt) nun am eigenen Leib erleben, was es heißt, auf engstem Raum mit minimalen Ressourcen aus­ kommen zu müssen. Wasser muss etwa bis auf den letzten Tropfen wiederaufbereitet

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dabei die Straße aber weiter­ hin im Blick behältst. Das Instrument wird am Lenker montiert, über eine Smartphone-App gekoppelt und kann nur mit einem Spezialschlüssel entfernt werden. „Da wir selbst Rad­ fahrer sind, wollten wir end­ lich die zwei größten Pro­ bleme von Radfahrern in der Stadt lösen: Navigation und Sicherheit“, so Xavier Peich, Geschäftsführer des Startups mit Sitz in Montreal. SmartHalo 2 ist ab 139 Euro auf Kickstarter erhältlich.

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Perfekter Sound für Ihre Dinnerparty: der Amazon Echo Plus (2. Generation)

SO WIRD IHR ABEND MIT FREUNDEN EINMALIG! Warum mit Amazon Echo mehr Zeit für unvergessliche Momente bleibt.

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and aufs Herz: Wann ­haben Sie Ihren Liebsten zuletzt ungeteilte Aufmerk­ samkeit geschenkt? Nein, wir wollen Ihnen kein schlechtes Gewissen ­machen – es geht uns doch allen so! In der Hektik des Alltags wird es immer schwieriger, all seine Liebsten an einen Tisch zu bekommen. Umso wichtiger ist es, diese wertvollen

Momente in vollen Zügen genießen zu können. Doch wer kennt es nicht? Sobald der Blick – wenn auch nur kurz – aufs Smartphone gerichtet ist, ist es fast unmöglich, dem Gespräch zu folgen, geschweige denn aktiv dar­ an teilzunehmen. Wäre es da nicht herrlich, beim nächsten Get-together das Smartphone gar nicht erst in die Hand nehmen zu müssen?


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» ALEXA, SPIEL GUTELAUNEMUSIK! «

Lautsprecher mehrere Timer gleich­ zeitig stellen können? Mit „Alexa, stell einen Quinoa-Timer für zwanzig Minuten“ erinnert Sie Alexa schließlich, wenn die Kochzeit beendet ist – und Sie können sich in der Zwi­ schenzeit ganz Ihren Liebsten widmen. Apropos: Nicht nur das Essen, sondern auch das Ambiente soll perfekt sein. Kein Problem! Sie müssen sich einfach nur eine smarte Glühlampe zulegen, und schon lässt sich das Licht mit dem Amazon Echo per Sprachbefehl steuern, etwa: „Alexa, dimm das Wohn­ zimmerlicht auf 20 Prozent.“ Fehlt nur noch der richtige Sound, oder? Gemeinsam neue und alte Lieblingssongs entdecken Ganz egal, ob Sie sich durch einen bestimmten Song in den letzten ge­ meinsamen Urlaub zurückversetzen und dabei natürlich lautstark mit­-

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Fotos: Amazon; * Separates Musik-Abonnement möglicherweise erforderlich

singen wollen oder Inspiration für neue Lieblingssongs suchen, auf die Sie vielleicht nie gekommen wären – ein kurzer Sprachbefehl an Alexa genügt. Wie wäre es zum Beispiel mit „Alexa, spiel Jazz.“?* Selbstverständlich schafft der Amazon Echo mit „Alexa, welcher Song läuft gerade?“ auch Klarheit, falls sich Ihre Liebsten nach intensiver Diskussion partout nicht ­einigen können, von wem der coole Song eigentlich ist. Und das Beste: Sie haben bei all dem die Hände frei, um auf alte und neue Erlebnisse anstoßen zu ­können. Sie verpassen keinen gemein­ samen Moment mehr! Und davon soll es selbstverständlich bald noch viele weitere geben. Also fragen Sie Alexa am besten gleich nach dem nächsten freien Termin in Ihrem Kalender. Denn nach einem Abend voller toller Gespräche und gutem Essen wird klar: Das muss schnell wiederholt werden!

übertragung Ihrer Baby-Kamera. Außerdem schafft Echo Show 5 Unter­ haltung für jeden Augenblick des Tages. Fragen Sie Alexa zum Beispiel einfach nach Ihrer Lieblings­musik. Mitsingen ist ausdrücklich erlaubt! Denn auch die entsprechenden Lyrics werden auf dem Bildschirm an­ gezeigt. Wie bei allen Echo-Geräten können Sie bei Bedarf das Mikrofon per K ­ nopfdruck ein- und ausschalten. Dar­über hinaus verfügt der Echo Show 5 über eine integrierte Kamera­ abdeckung, die über die Linse ge­ schoben werden kann. Preis: € 89,99 Die Echo Produktfamilie ist nicht nur bei AMAZON erhältlich – ab sofort können Sie die Geräte auch im Handel bei SATURN oder MEDIA MARKT entdecken.


Unser Mann am Steuer Redakteur Jessner unter Rennfahrern am Red Bull Ring. KTM X-Bow Battle, 300 PS, Heckantrieb, keine Fahrhilfen.

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D E R IN LET RED BULLBSTSE H V ERSU C

EINMAL IM LEBEN ...


... RENNFAHRER SEIN Wenn man sich den Jugendtraum „Rennfahrer“ im fortgeschrittenen Alter erfüllen will: Wie nahe kommt man den Profis? Ein Selbstversuch im KTM X-Bow. Text WERNER JESSNER  Fotos KONSTANTIN REYER 68


Augen auf Grün Essenziell ist das ­kleine grüne Display, das dir in Echtzeit mitteilt, ob du aktuell schneller oder lang­ samer unterwegs bist als auf der persönlich schnellsten Runde.


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enn sich Kombis mit Frontantrieb und Automatikgetriebe ins Leben geschlichen haben, wenn man ein Netflix- statt eines Kino-Abos hat und ohne längeres Nachdenken nicht mehr sagen kann, welches das letzte besuchte Live-Konzert war, wird es Zeit, etwas zu ändern. Nicht dauerhaft, denn wer würde schon einen Saab verkaufen, auf das Ende der letzten Staffel dieser spannenden Serie verzichten oder eine Band, die man schon dreimal live gesehen hat, ein viertes Mal anschauen gehen? Aber ­zumindest für ein Wochenende könnte man doch aus der selbst geschaffenen Bequemlichkeit ausbrechen und das tun, was man sich mit 15 Lebensjahren für sein Leben mit 25 ausgemalt hatte: Rennfahrer sein. Profi-Rennfahrer wirst du ­allerdings nicht von heute auf morgen, nicht mit allem Geld der Welt. Aber es gibt Möglichkeiten, zumindest halbernst schnell im Kreis zu fahren: Markenpokale, Gentlemen-Racer-Serien, Langstreckenfahrten. Natürlich ergibt das bereits einen passablen Kick, doch wir wollten den echten Stoff: Anstatt in eine Serie mit hochgezüchteten Kleinwagen schrieben wir uns in die KTM X‑Bow Battle ein. Was du damit fahren darfst: den KTM X-Bow, einen nur 810 Kilo leichten, 300 PS starken

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Rennwagen mit Carbonchassis, dessen Entwicklungsziel war, „ein Formel-3-Auto mit zwei ­Sitz­plätzen zu bauen“, so KTMVorstand Hubert Trunkenpolz. ­Formel 3: Das ist die letzte oder vorletzte Stufe vor der Formel 1, je nach Talent. Beim Studium der technischen Daten wird dem Möchtegern-Rennfahrer klar: Dieses Gerät meint es richtig ernst. Keine Traktionskontrolle, kein ABS, keinerlei Hilfsmittel. Einzig dein Können muss dich auf der Straße halten. Und selbst sündteure Supersportwagen schleppen weitaus mehr Gewicht pro PS.

In der KTM X-Bow Battle gilt:

Arrive and drive. Wenn du dein Startgeld bezahlt hast, musst du dich um nichts mehr kümmern. Auto, Reifen, Bremsbeläge, Sprit, sogar der Overall: alles inklusive. Das Beste: Du hast sogar einen ­eigenen Betreuer. Das Allerbeste: Meiner heißt Herwig. Zuerst erklärt Herwig das Startprozedere: Einen Knopf in der Mittelkonsole drücken, dann erwacht das Display. Mit ­einem Tastendruck am Lenkrad bestätigen. Warten, bis das GPS die Rennstrecke erkannt hat, um danach in Echtzeit deinen Rückstand (oder im besten Fall Vorsprung) auf die persönliche Rekordrunde ins Cockpit protokollieren zu können. Noch einmal auf den Startknopf drücken, und der 300-PS-Audi-Turbomotor im Heck erwacht zum Leben. Nächster Punkt: Sitz anpassen. Wer nicht gut sitzt, vermisst das Gefühl fürs Auto, von schmerz­ haften Druck- und Scheuerstellen am Rücken ganz zu schweigen. Anschließend: Gurte anziehen, fest und immer fester. Der Gang­ wechsel erfolgt übrigens mit einer ganz normalen H-Schaltung mit

Kein ABS, keinerlei Hilfsmittel. Pures Können muss dich auf der Straße halten.

Das ist die KTM X- Bow Battle

Basics: eine internationale Rennserie in drei Klassen – Rookie, Elite und als Königsklasse GT4. Fünf Rennwochenenden mit jeweils zwei Sprint- und einem Endurance-Rennen. Voraussetzung: D-Lizenz. Preis pro Saison: € 44.800,–. Einzelstart: € 9900,–. Arrive and drive – Fahrer müssen sich nur um die Unterkunft kümmern. Anmeldung: Der letzte Stopp 2019 ist von 6. bis 8. September am Hungaroring bei Budapest. Alle Details, Kontakte und Livestream auf: x-bow-battle.at

Kupplung. Vergiss Automatik, ­alter Mann! Herwig weist mich aus der Box, denn die Sicht ist eher ­bescheiden. Da der Helm mittels HANS (Head and Neck Support) mit den Gurten verbunden ist, kann man den Kopf seitlich kaum drehen. Egal, auf einer Renn­ strecke schaut man doch ohnehin immer nach vorn, zumindest habe ich mir das als Fünfzehn­ jähriger so vorgestellt.

Der X-Bow rattert durch die ­ oxengasse. Ui, ist der laut. B Ui, ist der hart gefedert. Rechtskurve, raus auf die Strecke. Ui, ist das windig. Uiuiui, wie der ­beschleunigt! Bis in den dritten Gang drehen die Hinterräder durch. Bloß beim Bremsen tut sich erschreckend wenig. Herwig hatte mich gewarnt: Die Reifen sind kalt, die Bremsen sind kalt. Am Anfang l­ ieber vorsichtig. Die Rennfahrerkollegen, zwischen hoffnungsvollen Jung-Genies, mehrfachen Staatsmeistern und alten Hasen, hatten allesamt gemeint, man müsse den X-Bow hart auf der Bremse hernehmen, nur dann könne man schnell sein. THE RED BULLETIN


Goldene Hände Selbst muss man sich gerade einmal um ­Kleinigkeiten wie ein sauberes Helmvisier kümmern. Das Auto ist in den kundigen ­Händen ­eines KTM-Mannes.

Riesiges Feld Die Startgerade ist bis ganz nach hinten gefüllt, vom superschnellen geschlos­senen GT4 der Werkspiloten bis zu den offenen Modellen der Rookies ganz hinten.


Runde 1 Ein Rennen der KTM X-Bow Battle dauert 25 Minuten und wird nicht in der ersten Kurve gewonnen (selbst wenn sich das traditionell nicht zu allen Teil­ nehmern durchspricht).

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Ui, ist der X- Bow laut. Ui, ist der hart gefedert. Ui, ist das windig. Uiuiui, wie der beschleunigt!


Lernen per Telemetrie Anhand der Daten­ aufzeichnung auf der Suche nach dem inneren Clay Regazzoni. Oder wie Mentor und Werkspilot Reini Kofler sagt: „Das ist natürlich eine Katastrophe.“

S E I VO R B E R E I T E T An der Rennstrecke ist es zu spät für Improvisation. Fehlende Handschuhe oder nicht reservierte Hotelzimmer haben da nichts verloren. SEI PÜNKTLICH Rennwochenenden sind durchgetaktet. Wer zu spät in die Boxengasse rollt, ist genauso raus wie jeder, der Briefings oder die Abnahme der feuerfesten Wäsche verschwitzt.

Ach: Es gibt keinen Bremskraftverstärker. Wenn du tatsächlich langsamer werden willst, musst du mit voller Kraft ins Pedal springen. Daran muss man sich erst ge­wöhnen. Falls es Zweifel gab: ­Motorsport ist Sport, denn so ­viele Beinpressen wie an diesem Wochenende musste ich mein ­Leben lang noch nicht machen.

Die ersten Runden waren genau so, wie man es vermuten würde, nämlich ein Dialog in einer fremden Sprache. Ich sagte: Würdest du bitte einlenken? Und der KTM X-Bow tat, als könne er mich nicht verstehen. Dann lenkte ich stärker, und der X-Bow sagte: Musst nicht so brüllen. Was im richtigen Leben brüllte, waren die Auspuffe der lieben Gegner, die an mir vorbeibretterten. So war das nicht ausgemacht. In der nächsten Kurve bremste ich mutig spät, aber dumm heftig. Ich muss das Lenkrad dabei wohl zufällig völlig gerade gehalten ­haben, ansonsten wäre ich vermutlich bis auf die Terrasse des benachbarten Schönberghofes ­gekreiselt, so stark, wie es im Rückspiegel geraucht hat. „Oh, hast ­einen Bremsplatten?“, quittierte Herwig retour in der Box meinen Anfall von Heldentum. Die schlechte Nachricht: Mit den eckig gebremsten Vorderreifen und daraus resultierenden Vibrationen würde ich für den Rest der Zeit leben müssen. Merke: Studiere das Reglement genau. Da steht nämlich schwarz auf weiß: ein Satz Michelin-Slicks. Es wurde jedenfalls Zeit, die Hilfe von Profis in Anspruch zu nehmen. Reini Kofler ist KTMWerkspilot und jener Mann, dem auf dem X-Bow fahrerisch niemand das Wasser reichen kann. Reini, bitte hilf mir! 74

S E I AU F M E R KSA M Als Rookie besteht deine Aufgabe darin, schnell zu lernen. Die bessere Linie, der exakte Bremspunkt: Vieles kann man durch Beobachten verbessern.

Bei der Analyse der Telemetrie­

daten offenbarte sich Schreck­ liches. Als Rennfahrer bist du ­völlig gläsern, dagegen ist ein Spaziergang durch London die reinste Geheimmission. Seit meiner letzten Mathematikschularbeit waren Ausreden nicht mehr auf so trockenen Boden gefallen. Hier habe ich beim Schaltmanöver drei Zehntelsekunden verschenkt. Dort war ich 15 Meter zu früh auf der Bremse, hier 20 Meter zu spät am Gas. Ergo fehlen am Kurvenausgang 12,8 km/h. Dieses Defizit schleppte ich über die gesamte Gerade mit, weil der Schnelle ja genauso schnell beschleunigt wie ich, aber eben von einem höheren Geschwindigkeitsniveau aus. Reini Kofler hat übrigens eine wahn­ sinnig liebevolle Art, seinen Blick vom Laptop mit den Daten gerade­ wegs in deine Augen wechseln zu lassen und dabei zu sagen: „Das ist natürlich eine Katastrophe.“ So viel also zum spät berufenen Rennfahrertum. Um aus diesem Mathematikschularbeits-Gefühl rauszukommen, hilft nur das, was schon damals geholfen hat: Lernen. Die nächsten Tage haben mein Verständnis von der Arbeit

So wirst du Rennfahrer Es ist nie zu spät: zehn Tipps für deine erfolgreiche Renn­­fahrerkarriere. LÖSE EINE LIZENZ Für den Anfang genügt eine nationale D-Lizenz, für die man nur ein ärzt­ liches Attest plus eine Versicherung braucht. Kostenpunkt: 72 Euro. S E I S TA R K Nacken, Schultern, Arme sowie das rechte Bein und die Gesäß­muskulatur werden weit härter be­ ansprucht, a­ ls du meinst. SEI FIT Je niedriger dein Puls, desto coolere Ent­ scheidungen kannst du treffen – vor allem gegen Rennende.

SEI BESCHEIDEN Du träumst vom Sieg? Vergiss es! Wenn du als Rookie gewinnen könntest, was würde das über die arrivierten Piloten sagen? NUTZE DIE MÖGLICHKEITEN Live-Timing im Cockpit, Telemetrie-Auswertung am Laptop mit Mentoren, Tipps alter Hasen: Greif zu, wenn man dir Möglichkeiten zur Verbesserung anbietet. B L E I B B R AV Vergiss Highlife mit Boxenludern und Cham­ pagner: Sei abends als Erster im Bett und morgens gemeinsam mit den Mechanikern als Erster an der Strecke. BLEIB LOCKER Selbst wenn die Gurte drücken, du den Bremspunkt verpasst und die Runde vergeigt hast – vergiss nie, warum du hier bist: weil du es selbst willst. THE RED BULLETIN


Custom-­ Rakete Die Autos sind ein­ heitliche KTM X-Bow R mit 300 PS, für den Renn­einsatz adaptiert, etwa mit Slicks und großen Heckflügeln.

Gemeinsam stärker Besser vor dem Qualifying lernen: Nutze den Windschatten der Vordermänner, gerade auf Vollgas-Strecken wie dem Red Bull Ring.


Herwig, unersetzlich Dein persĂśnlicher Betreuer und Mechaniker ist gute Seele, Hirn, Klagemauer und noch viel mehr. Vielen Dank dafĂźr, Mann!


von Rennfahrern gewaltig ver­ ändert. Was es bedeutet, Runden­ zeiten auf die Zehntelsekunde ­genau abzuliefern, kann nur einer verstehen, der einen 10-Sekunden-­ Rückstand abtragen muss.

Das hat nichts mit Mut, mit

­ isiko oder den oft beschworenen R Eiern zu tun, das funktioniert nur mit Analyse, mit Denken und ­Umsetzen. Übung hilft, wenn du dich ans Limit tasten willst, ohne das Auto zu verschrotten, und ­klarerweise braucht es Zeit, um die Sprache des KTM X-Bow mit seinem Rennfahrwerk, aber vor ­allem den Umgang mit den Slick­ reifen zu erlernen. Reini, wo bremst man hier? Reini, wie lenkst du da ein? Reini, ab wo darf ich hier ans Gas, ohne mich zu drehen? Sollten ihn meine Fragen ­genervt haben, hat er es sich zu­ mindest nicht anmerken lassen – etwas, was ich nie schaffen würde, sollte mich jemand zum zehnten Mal fragen, ob man Rennfahrer mit einem oder zwei „n“ schreibt.

Bis zum Qualifying zeigte die Lernkurve in jedem Training nach oben. Herwig war schon so was Ähnliches wie stolz auf mich. Noch so etwas, was man in einer derart exponierten Situation zu schätzen lernt: Nestwärme, Freundlichkeit, Herzlichkeit. ­Jemanden, der mit- und voraus­ denkt. Unter Stress werden Dinge kompliziert, über die du sonst ­keine Sekunde nachdenkst. Wie man das Helmband schließt. Was die schwarz-weiße Flagge bedeu­ tet (nein, nicht die karierte, das schafft man). Und dass Formel-1-­ Piloten jemanden haben, der ­ihnen das Helmvisier reinigt, fiel mir erst auf, als ich insekten­ verkrustet in der Startaufstellung stand. Recht weit hinten zwar, aber nicht auf dem letzten Platz. Rennen zu fahren ist noch ein­ mal etwas völlig anderes, als einen Tag lang Rundenzeiten zu opti­ mieren. Wie man überholt, hatte mir keiner gezeigt. Zwar hatte ich mir vorgenommen, während der Renndauer meinen inneren Pazi­ fisten zu fesseln und zu knebeln, aber so ganz gelang mir das dann doch nicht. Ich bin keiner, der ­anderen in die Kiste fährt oder sie auf den Grünstreifen drängt. Denn THE RED BULLETIN

zu diesem Zeitpunkt wusste ich schon genau genug, was ich nicht bin, nämlich: ein Rennfahrer.

Immerhin reichte es zur Dar­ stellung eines Rennfahrers. Dank der Fehler anderer konnte ich mich im Endklassement unter 16 Startern nach vorn auf Platz 9 schummeln. Im Ziel musste ich nicht besonders tief in mich rein­ hören, um zu erkennen, dass ich bloß an der obersten Schicht ge­ kratzt hatte. Dass es unendlich viel Denken, Überwinden, Umsetzen erfordern würde, um die nächste Sekunde zu finden, die richtigen Personen um mich, die mir in den Hintern treten oder aber den Nacken kraulen, um die nächste zu finden, und dann …? Nein, die letzten paar Prozent werden für mich unerreichbar sein. Diese Erkenntnis kann man traurig finden oder logisch oder auch lehrreich.

„Rennen zu fahren ist noch einmal etwas völlig anderes, als einen Tag lang, von anderen ­unbedrängt, Rundenzeiten zu optimieren.“ Oder man geht wieder in sein Leben mit Automatikgetriebe, Frontantrieb und Netflix-Abo ­zurück, ist glücklich über die Er­ innerung an ein unvergessliches Wochenende, bei dem von früh bis spät der Kopf geraucht und das Fleisch geschmerzt haben – und frohlockt insgeheim, es als Teenager nie so wirklich ernsthaft mit der Rennfahrer-Karriere ver­ sucht zu haben.

Konzentra­tion jetzt! Noch eine Erkenntnis: Es gibt auf einem Rennplatz viel zu wenig Orte, an denen man ungestört ist. Und jetzt reden wir noch nicht von der Formel 1.

Potenzial zum Verbessern Hier sieht man die Folgen eines noch nicht ganz passenden Rennsitzes. Kein ­Wunder, dass Profis so viel Zeit für dessen perfekte Form aufwenden.

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VERLEIHT DEM SOMMER FLÜÜÜGEL. MIT DEM GESCHMACK VON SÜDSEEFRÜCHTEN.

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guide Dein Programm

UHREN

ENTERTAINMENT

EVENTS

SEITE 84

SEITE 91

SEITE 92

3,9 Millimeter dünn oder 13 Tonnen schwer: verrückte Zahlen aus der Welt von Swatch

So schön kann dreckig sein: die Highlights auf Red Bull TV – live und on demand

Zwischen Metallica und Dolomitenmann: die wichtigsten Termine der kommenden Wochen

ZAHARA ABDUL

REISEN

Unterwegs in Uganda, auf dem genialsten Festival, von dem du noch nie gehört hast. SEITE 80

THE RED BULLETIN

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Reisen

Rhythmus-Magier: Diese burundischen Trommler sind Teil des Funk-Kollektivs The Kuruka Chama.

MUSIKFESTIVAL AUF UGANDISCH

STILL DASTEHEN? UNMÖGLICH! Am Oberlauf des Weißen Nils treffen Moderne und Tradition ostafrikanischer Musik aufeinander. Gareth Main war am genialsten Festival, von dem du noch nie gehört hast.

E

s ist zwei Uhr morgens, und rund um mich steht niemand mehr still. Die schwüle Nacht ist voll Zigarettenqualm und lauter Musik, die Bühne gehört jetzt dem Nilotika Culture Ensemble. Dreißig Musiker mit allen Arten von Schlaginstrumenten sind

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ständig in Bewegung. Dauernd stoßen neue Percussionisten dazu, während andere abgelöst werden. Ein Chaos. Aber nur scheinbar: In Wirklichkeit funktioniert alles reibungslos wie ein Uhrwerk, kein einziger Drummer verpasst seinen Einsatz.

Fixstarter beim Nyege Nyege: DJ Hibotep aus Kampala

THE RED BULLETIN


guide

REISE-TIPPS

UGANDA UNLIMITED

Warum man Rolex essen kann und wieso du in Uganda fast überall der Älteste sein wirst. Wissenswertes für deine Reise. Das Festival findet zu Beginn der zweiten ­Regenzeit des Jahres statt, die von September bis November dauert. Rechne mit Tages­ temperaturen um 28 °C.

Musik nonstop: Bei Nyege Nyege spielt die Musik vier Tage lang durch.

Uganda Dem. Rep. Kongo N il

Jinja Kampala

Kenia

Ruanda

WÄHRUNG UGANDA-SCHILLING (UGX) Keine Untereinheit 1 € = 4150 UGX

ZAHARA ABDUL PHOTOGRAPHY

GARETH MAIN

Statt Pommes gibt es Schweinefleisch-Spieße und ugandische Snacks wie Rolex.

Doch ist das überhaupt möglich? Kann ein derartiger Haufen Leute wirklich mit solchem Tempo und Können synchron musizieren? Irgendwann lasse ich das Nach­ denken sein und gebe mich, be­ nebelt von Rhythmus und selbst gebranntem Gin, ganz der Musik hin. Als die Percussion-Band aus Buganda (einem Königreich, das zu Uganda gehört; Anm.) von der Bühne geht, bin ich völlig des­ orientiert. Wie lange ging das so? Wie spät ist es? Egal. Dass das Leben in Uganda ein bisschen lauter, bunter und inten­ siver ist als daheim, ahnt man schon, wenn man am Flughafen Entebbe ins Freie tritt. Denn man wird gleich von einer Horde Taxi­

THE RED BULLETIN

Im Dialekt steht „nyege“ für „den unkontrollierbaren Drang zu tanzen“. fahrer überrannt, die einem ihre Fahrpreise ins Gesicht brüllen. Ein erster Vorgeschmack auf das Gewusel am Nyege Nyege Festival in Jinja, für das man – nach zwölf­ stündiger Anreise aus Europa – noch vier weitere Fahrstunden einrechnen muss. Noch nie vom Nyege Nyege ge­ hört? „The Guardian“, CNN, BBC und „Rolling Stone“ überschlagen sich vor Begeisterung für sein „zu­

ESSEN

WISSEN

ROLEX Ein absolutes Muss in Uganda: Rolex probieren – ein mit Omelett und etwas Gemüse gefülltes Fladenbrot.

NIL-QUELLE In Jinja, dem Schauplatz des Nyege Nyege, ent­ springt der längste Fluss der Welt: der (Weiße) Nil.

GEBRATENES SCHWEINEFLEISCH Perfekt für sehr Hungrige: An einer SchweinefleischBude bekommst du für umgerechnet 5 Euro rund 2 Kilo gebratenes Schwei­ nefleisch mit Beilagen. POSHO Ugandische Gerichte sind nahrhaft und un­ kompliziert. Bestes Bei­ spiel: Posho, ein stärke­ haltiger Maismehlbrei, den man in Bohnensauce ertränkt.

JUNGBRUNNEN Die Hälfte der Bevölke­ rung ist jünger als fünf­ zehn. Damit liegt Uganda weltweit hinter Niger an zweiter Stelle. TIERPARADIES Außer in Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo gibt es nur noch in Uganda frei lebende Berggorillas. SPRACHEN In Uganda werden über vierzig Sprachen ­gesprochen, die meist­ verbreitete ist Luganda.

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Reisen

guide

EINSCHALTEN

KLANGREISE

Hinter dem Festival stecken zwei lokale ­Plattenlabels: Nyege Nyege Tapes und ­Hakuna Kulala. Diesen drei Tunes solltest ­ du unbedingt eine Chance geben.

ANHÖREN

SLIKBACK: „TOMO“ Dieser kenianische Producer eroberte im Vorjahr das ­polnische Electronic-Festival Unsound im Sturm. Die Beats seiner neuen EP sind ebenso intensiv wie aggressiv – und peitschen das ganze Genre in neue Dimensionen.

VERSCHIEDENE: „SOUNDS OF SISSO“ Ein kräftiges Lebenszeichen der Underground-Szene von Daressalaam in Tansania. Dahinter steckt der Produzent Sisso vom Sisso Studio, das Singeli erfunden hat – eine ultraschnelle Nische der Dance-Musik.

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kunftsweisendes Programm“, das Londoner Magazin „Fact“ nannte es sogar „das beste Electronic-­ Music-Festival der Welt“. Fakt ist, dass man nirgendwo sonst einen solchen Mix aus progressivem Electro und tradi­ tionellem Uptempo-Style aus Zentral- und Ostafrika erleben kann. Allein schon deshalb, weil 80 Prozent der über 200 auftretenden Künstler Afrikaner sind. Die Ähnlichkeit mit europäischen Festivals beschränkt sich auf das Vorhandensein von fünf Bühnen. Die Location (in einem atemberaubenden Wald am Nil), das E ­ ssen (unbedingt die Streetfood-Spezialität namens Rolex probieren!) und das Line-up (vier Tage lang Beschallung rund um die Uhr) eröffnen aber definitiv neue Horizonte. Im Mittelpunkt des Nyege ­Nyege Festivals, das im Vorjahr zum vierten Mal stattfand, steht die Musik – auch wenn „nyege“ umgangssprachlich „geil“ bedeutet. Prompt befürchtete Ugandas Ethik-Minister Simon Lokodo, dort werde „die Homosexualität gefeiert und junge Menschen für die Homosexualität rekrutiert“. Von einer derartigen Massenbekehrung der 9000 Vorjahres­

besucher ist nichts bekannt. Vielleicht auch deshalb, weil der Minister die wahre Bedeutung von „Nyege Nyege“ nicht kennt: Im lokalen Luganda-Dialekt steht „nyege“ für den „unkontrollier­ baren Drang, sich zu bewegen und zu tanzen“. Diese Symptome verursacht vor allem die sogenannte traditionelle Musik, die mit mindestens 160 Beats per minute um rund 50 Prozent schneller pumpt als unser gewohnter Club-Track. Manchen ist das immer noch zu beschaulich: Die mehrstündigen Sets des tansanischen DJs und Producers Sisso bewegen sich konstant jenseits der 200 BPM. Und sie begeistern neben den Fans auch die lokale Prominenz: Wer den hünenhaften ehemaligen Kickbox-Star Otim Alpha aus Gulu in Norduganda einmal im gebatikten T-Shirt abtanzen sah, wird den Anblick nie mehr vergessen. Bist du ein erfahrener FestivalBesucher, der seine Ausdauer schon auf vielen mehrtägigen Events ausgelotet hat? Vielleicht könnte das Nyege Nyege Festival in Jinja am Nil und am Viktoriasee deine nächste Challenge sein. Nyege Nyege, 5. bis 8. September, Jinja, Uganda; nyegenyege.com

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ZAHARA ABDUL PHOTOGRAPHY

NIHILOXICA: „NIHILOXICA“ Ein Paradebeispiel für die Kreation neuer Sounds aus ­traditionellen Instrumenten: eine Collabo des Nilotika ­Culture Ensemble mit den Briten Jacob Maskell-Key (an den Drums) und Pete Jones (am Synthesizer).

GARETH MAIN

Die Bühnenshow von Lokalmatador Faizal Mostrixx: Folklore trifft Electro-Beats.


ZEIT FÜR EIN GUTES LEBEN ZEIT FÜR EIN NEUES MAGAZIN

Ernährung  Gesund genießen.

Bewegung  Den Körper spüren.

Erholung  Durchatmen, loslassen.

Bewusstsein

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Uhren

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50.000.000

1.

Swatches wurden bereits in den ersten fünf Jahren produziert und verkauft.

März 1983: der Geburtstag der ­allerersten Swatch.

23.000

3,9

Euro ist der Mindestpreis, den Sammler für eine der 140 in Kooperation mit „Kiki Picasso“ 1985 designten Künstler-Special-­ Swatches entrichten müssen.

Millimeter dünn ist die Swatch „Skin“, die 1997 als flachste Uhr der Welt präsentiert wurde.

SWATCH

DIE LEGENDE IN ZAHLEN 4,7

Zentimeter Durchmesser haben die Uhrengehäuse der neuesten Swatch-Kollektion, um deren Namen „Big Bold“ gerecht zu werden. Weiterer „Big Bold“-Faktor: Das Uhrenglas ist gewölbt. Coolness-­ Faktor: Die Zifferblätter kommen aus dem 3D-Drucker.

Liebe auf Knopfdruck, Internetzeit und so bold wie noch nie: Die bunteste Versuchung, seit es Uhren gibt, überrascht uns mit Fakten, die wir auf so kleinem Raum nicht vermutet hätten.

13

Tonnen wog die 162 Meter hohe Riesen-Swatch, die die Fassade des Hauptsitzes der Commerzbank in Frankfurt zierte.

86,4

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SWATCH AG

6

verschiedene Stellungen schlägt das Modell „Bunnysutra“ per Knopfdruck über einen Zufallsgenerator vor.

Sekunden dauert ein Beat der 1988 gemeinsam mit dem MIT Media Lab eingeführten dezimalen Swatch-Internetzeit. Die 24 Stunden des Tages werden dabei in 1000 Einheiten unter­ teilt und mit „@...“ unabhängig von den Zeitzonen als weltweit stan­dardisierte Zeit angezeigt.

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SUV-TAG 14. SEPTEMBER 2019

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Porsche Cayenne Coupé: athletisch und emotional Porsche erweitert seine SUV-Familie mit dem Cayenne Coupé. Das Fahrzeug besticht durch die besonders dynamische Linienführung und neue technische Details, die es noch ­athletischer erscheinen lassen. Zu den Highlights zählen eine geschärfte Form mit vollkommen eigenständiger Heckpartie, ein adaptiver Heckspoiler, Einzelsitz-Charakteristik im Fond und zwei Dachkonzepte: ein serienmäßiges ­Panorama-Festglasdach sowie ein optionales Carbon­ dach. Die deutlich schneller nach hinten abfallende Dachlinie verleiht dem Fahrzeug einen noch dynamischeren und optisch sportlicheren Auftritt. porsche.at

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SUV-Offensive von SEAT Als Top-Modell der SUV-Produktoffensive gibt der neue SEAT Tarraco einen Ausblick auf die zukünftige Designsprache der kommenden SEAT Modelle. Mit modernster Technologie, ­dynamischem, agilem Handling, Alltagstauglichkeit und Funktionalität bietet er 100%iges Fahrvergnügen. Profitiere von den Vorzügen wie einer höheren Sitzposition und dem

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Kraftvoll und schön – die Modelle von ŠKODA Der ŠKODA KODIAQ verleiht jedem Abenteuer das gewisse Etwas. Er steht nicht nur für Dynamik und Robustheit, sondern auch für Sportlichkeit und Eleganz. Raffinierte Details verleihen dem kristallinen Design eine elegante und sportive Optik. Zudem bietet der KODIAQ neben Geräumigkeit, modernen Konnektivitätslösungen und intelligenten Assistenz-Systemen zusätzliche „Simply Clever“-Details. Der KAROQ verbindet die Vorzüge eines robusten Outdoor-­ Fahrzeugs mit modernem Design. Er ist mit Allradantrieb oder innovativem Doppelkupplungsgetriebe erhältlich – so kannst du sicher, sportlich und komfortabel übers Land und durch die City cruisen. skoda.at

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Fahrspaß mit den SUVs von Suzuki Der Mini-SUV IGNIS ist ein Auto für alle und alles – egal ob du in der Stadt oder auf dem Land zu Hause bist. Neben seinen kompakten Maßen besticht der kleine Allrounder mit puristischem Stil, vielseitiger Funktionalität und markantem Design. Wer es lieber größer mag, setzt auf den neuen Suzuki VITARA: form­ schönes Design, kombiniert mit Fahrkomfort und fortschrittlicher Sicherheits-Technik, macht den Lifestyle-SUV zu deinem perfekten Begleiter in Alltag und Freizeit. Ob im Stadtverkehr, auf Überlandfahrten oder im Gelände – mit dem VITARA macht Fahren Spaß. suzuki.at

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Lexus UX 250h innen

Toyota C-HR

Die SUV- Familie von Volkswagen Sportlich, smart, bequem und vielseitig – diese Eigenschaften machen SUVs zu immer beliebteren Begleitern im Alltag. Der neue T-Cross bringt frischen Wind in die Volkswagen Modellpalette und ist das kleinste und zugleich jüngste Mitglied der SUV-­ Familie. Mit seiner prägnanten Karosserie macht der Allrounder überall eine gute Figur: in der Stadt, im Alltag und offroad. Überzeuge dich selbst vom neuen T-Cross beim SUV-Tag in Teesdorf und nutze außerdem die Chance, die Volkswagen Modelle T-Roc, Tiguan, Tiguan Allspace und Touareg hautnah zu erleben. volkswagen.at

VW T-CROSS

T-Cross außen und innen

JETZT ANMELDEN & KOSTENLOS PROBE FAHREN: theredbulletin.com/suv-tag


Entertainment

JETZT WIRD’S DRECKIG!

Ob mit Enduro-Maschinen, Offroad-Buggys oder am Mountainbike: Die aktuellen Highlights auf Red Bull TV beweisen wieder einmal, wie schön es sein kann, sich anständig schmutzig zu machen.

guide

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Manuel Lettenbichler beim dritten Stopp der WESS 2019 am Erzberg

August   PREMIERE

WESS DIARIES

Acht Stopps umfasst die World Enduro Super Series (WESS). Acht Folgen zählt jene Dokureihe, die erstmals ausführlich hinter die Kulissen dieser ultimativen Rennserie für G ­ elände-Motorradfahrer schaut. In jeder ­Episode werden jeweils ein Werks- und ein freier Fahrer bei i­ hrer Vorbereitung auf den nächsten Start begleitet. Das Ergebnis: Einblicke in die Rennfahrerseele – so tief wie die Spuren der Biker auf der Strecke.

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September   LIVE

FUTURE7MEDIA/RED BULL CONTENT POOL, MIKE ROTH

CRANDON WORLD CUP

SO SIEHST DU RED BULL TV ÜBERALL

Red Bull TV ist deine globale digitale Destination für Entertainment abseits des Alltäglichen, empfangbar rund um die Uhr an jedem Ort der Welt. Geh auf redbull.tv, hol dir die App oder connecte dich via Smart-TV. Alle Infos: redbull.tv

THE RED BULLETIN

Knapp 2000 Einwohner leben im beschaulichen Crandon im US-Bundesstaat Wisconsin. Diese Idylle endet, wenn 25-mal so viele Menschen auf den Tri­ bünen ausflippen, weil die weltbesten Offroad-Fahrer den 2,5-Kilometer-Rundkurs der Stadt umpflügen.

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und 8. September   LIVE

UCI MOUNTAINBIKE WELTCUP-FINALE

Der Höhepunkt der Mountainbike-Saison findet dieses Jahr in Snowshoe, West Virginia (USA), statt. Spoiler: Die Champions im Downhill und Cross Country werden dennoch keine Winterschuhe tragen.

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Events

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August Die große Schanze Zum „Zitterbalken“, wo im Winter die Skispringer auf ihr Startsignal warten, zieht es 1800 Athleten bei der 9. Auflage des Red Bull 400 wie magne­ tisch hinauf. Bis dorthin gilt es, auf der Paul-­Außer­ leitner-Schanze von Bischofshofen 400 beinharte Meter über Auslauf, Schanzentisch und Anlauf (27 Grad Neigung!) zu bewältigen. Die 140 Höhen­ meter entsprechen einem 40-stöckigen Hoch­ haus. Einzige Hilfe: ein Netz zum Festhalten. Paul-Außerleitner-Schanze, Bischofshofen; Jetzt Startplatz sichern! redbull.com/400

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August Achterbahnfahrt für die Ohren Das „Rolling Stone“-Magazin nannte Deerhunter kürzlich eine der besten Gitarrenbands des 21. Jahrhunderts. Zu Recht: Auf „Why Hasn’t Every­ thing ­Already Disappeared?“, dem neuen, achten ­Album, jagen die US‑Indie-Rocker durch Täler tiefen ­Kummers hinauf in die Höhen bren­ nender Euphorie und zurück. Ein Hör­ erlebnis wie eine Achterbahnfahrt. Dom im Berg, Graz; deerhuntermusic.com

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September Meterfressen auf Alpenpässen Kühtaisattel, Brennerpass, Jaufen­ pass und Timmelsjoch – vier Alpen­ pässe müssen beim Ötztaler Rad­ marathon bezwungen werden. Das ergibt auf einer Strecke von 238 Kilometern 5500 Höhenmeter. 4000 Radfahrer machen mit, die schnellsten werden von den Fans nach knapp sieben Stunden im Zielbereich erwartet – und bei der Pasta-Party im Anschluss gefeiert. Sölden; oetztaler-radmarathon.com

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September Reimemonster Die Jugend für Poesie zu be­ geistern ist nicht leicht. Davon kann jeder Lehrer ein Lied ­singen. Dabei lieben die ­Jungen die Sprachkunst: Rap ist das erfolgreichste Genre der Gegen­wart. Beim „Rapper ­lesen Rapper“-Event rezitie­ ren junge Musiker wie Alix die Texte ihrer Helden als ­Ge­dichte. Ohne Beats – aber mit nicht weniger Wortgewalt. Stadtsaal, Wien; facebook. com/rapperlesenrapper

7 HÄRTEFALL

Der Red Bull Dolomitenmann gilt als härtester Teambewerb der Welt. Aus gutem Grund: Die Bergläufer der Viererstaffeln müssen sich zwölf Kilometer weit über 2000 Höhenmeter quälen, die Paragleiter sich vom Kühbodentörl ins Dolomiten­ stadion stürzen und an die Rad­ fahrer übergeben. Haben diese dann 26,8 zermürbende Kilo­ meter geschafft, heißt’s für den Letzten im Team ab ins tobende Wasser (im Bild Kajak-Legende Harald Hudetz). Schlussakt nach fünf Kilometern Paddeln: der Ziel­ lauf mit dem Kajak im Gepäck. Lienz; redbulldolomitenmann.com

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THE RED BULLETIN

ALEXANDER SCHWARZ/RED BULL CONTENT POOL, MIRJA GEH/RED BULL CONTENT POOL, SHAMIL TANNA

September


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guide

August

RICHTIG ROCKEN

Ende 2016 starteten Metallica ihre „WorldWired“-Welttournee. Sie führt die Metal-Giganten nun nach etwa 160 Konzerten zum zweiten Mal nach Wien. Highlight neben den Hits: Bassist Rob Trujillo (li.) und Gitarrist Kirk Hammett (re.) covern in vielen Städten Songs von Lokalhelden. In Stockholm nahmen sie sich ABBAs „Dancing Queen“ vor. Ob sie die Wiener Fans mit einer Falco-Nummer überraschen? Ernst-Happel-Stadion, Wien; metallica.com

Bezahlte Anzeige

Urlaub vor der Haustür – Wien macht’s möglich! Wenn es um Festivals geht, haben Raphael und Yasmin nur ein Ziel: Wien. Open-Air-Kinos, zahlreiche Ausstellungen, gemeinsames Lauschen von Literatur, Wiener Urtheaterkultur – es ist überall etwas los in dieser Stadt. Mach mehr aus deinem Sommer mit dem Event-Alert in der Wien Live-App. Gleich downloaden. #einfachleiwand

sommer.wien.gv.at


Read Bull Hier schreiben namhafte Literatinnen und Literaten jeden Monat über ein Thema, das sie bewegt.

L Theodora Bauer, 29,

2016 machte die gebürtige Wienerin mit ihrem Roman „Chikago“ (Picus Verlag) beim Ingeborg Bachmann ­Literaturwettbewerb in Klagenfurt auf sich aufmerksam. Ihr im gleichen Jahr veröffentlichtes Theaterstück „papier.waren.pospischil“ gewann den vom Salzburger Landestheater ausgeschriebenen Dramenwettbewerb für neue Komödien. Seit Herbst ­letzten Jahres moderiert die Autorin gemeinsam mit Alfred Komarek die Sendung „literaTOUR“ auf ServusTV.

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assen Sie mich nachdenken über Grenzen. Ich soll nicht von geografischen Grenzen schreiben, das hat man mir ­gesagt, sondern von Grenzen im übertragenen Sinne. Und dennoch äußern sich Grenzen immer auch in ihrer ganz eigenen Geografie. Man spricht von einem Trennenden, einer Grenzregion, die ein Feld von einem anderen abgrenzt, oder von einer scharfen Linie, die an sich nicht existiert, die beiden von ihr zerschnittenen Orte aber dafür umso mehr. Kann man Grenzen zeitlich denken? Eine Epoche, die eine andere begrenzt, eine „Zwischen-Zeit“, eine Übergangszeit. Oder die Worte: abrupt, plötzlich, unvermittelt. Ja, man denkt also in Zeit, in Raum. Psychische Grenzen zeigen sich in Zeit, in Raum; der Mensch, unsere gesamte Welt spannt sich auf innerhalb dieser beiden Dimensionen, und so muss auch mein Text in diesem dehnbaren Möglichkeitsraum verbleiben.

D

enken Sie an Florida. Was sehen Sie? Krokodile, Trump, Golf, Disneyland. Krokodile. Meer. Baseballkäppchen. Alte Leute. Krokodile. Ich war dort auf Urlaub, letztes Jahr, nach einer Lesereise – meine Gedanken orientierten sich am Meeresspiegel, ich wollte doch

S

ie sehen, ich halte mich mit Krabben und Seesternen auf. Die eigentliche Geschichte ist zu schmerzhaft, um in direkter Linie zu ihr vorzu­treten, deshalb nähere ich mich ihr, wie eine Krabbe, in Zacken. Der Paddeltrainer war ein junger Mann, der mir gefiel, und was mir besonders ­gefiel, war, dass er in einer schüchternen, keinesfalls drängenden Art keinen Zweifel daran ließ, dass es ihm ebenso ging. Er hatte einige Tattoos, die er sich selbst ­gestochen hatte – darunter ein Toten­ kopf mit einer Blume, der aussah wie die Zeichnung eines Kindes. Es waren auf­ fallend hässliche Tattoos von einer auf­ fallenden Unschuld. Er sei nämlich Tattookünstler, erzählte er mir, das einzige Problem sei bloß, dass sein Lehrmeister wegen Medikamentenmissbrauchs l­ eider darniederliege, das Geschäft nun geschlossen sei und er glaube, dass es auch so bald nicht mehr aufmachen ­würde.

THE RED BULLETIN

THEODORA BAUER

KROKODILE, SONNE UND DAS ENDE DER ZEIT

PAUL FEUERSÄNGER

DER SUMPF

schon immer nach Florida, und solange das Meer sich noch, wohl mehr aus Gutmütigkeit, an seine vorgegebenen Grenzen hielt, sollte man den Ort tunlichst besichtigen, dachte ich mir. Einen Tag lang defilierte ich durch die Harry-Potter-World in Orlando, ein­ zementierter Schnee auf den fast schon grotesk spitzen Häusern, ein Butterbeer in drei Wärmegraden um je 7 $ und die Hauptattraktion: ein Bahnhof mit echtem Zug. Dann flog ich weiter nach Key West. Ein Hotel am Brackwasser (romantischer könnte man sagen: an einer Lagune) – aber ein sehr schönes Hotel, stellen Sie es sich nicht zu hässlich vor. Ein Shuttle ins Stadtzentrum mit einem Hard-Rock- und Metal-affinen Buschauffeur, der uns kein einziges Schlagloch vorenthalten wollte. Ein Paddelkurs am Abend in diesem seepflanzendurchsetzten Brackwasser, wir hatten Lichter auf den Booten, mit denen wir die Seesterne und Seegurken und die eine Riesenkrabbe beunruhigten, die ihr Aus-dem-Wasser-gehoben-Werden mit der stoischen Ruhe erwartete, die man nur dann aufbringt, wenn einem das Gleiche jeden Abend passiert.


Theodora Bauer

Wir fuhren zu „Domino’s Pizza“, einer ­Restaurantkette, die weniger durch ihre Qualität denn durch ihr stures Vorhandensein besticht. Sein Auto sah aus, als hätte es seine beste Zeit schon hinter sich gehabt, und war innen voller Kabel. Er sei eigentlich Monteur für Klimaanlagen, sagte er, und das mit den Paddel­kursen sei eben sein dritter Job. An der Tankstelle fragte er mich, ob ich „aufs College“ gegangen sei. Ich bejahte. Er sagte mit leicht verächtlichem Ton: „I knew it.“ Ich sagte, bei uns sei es gratis, auf die Uni zu gehen, zumindest einige Jahre lang, und man würde nicht solche wahnwitzigen Schulden anhäufen wie die amerikanischen Studenten – „That’s bullshit“, sagte er wortwörtlich, und ich hatte ein Gefühl in meiner Magen­ grube, das ich nicht beschreiben kann. Wir setzten uns, er bestellte eine Pizza mit allen möglichen und unmöglichen Zutaten, machte einige Anmerkungen wie „I’m the man“, die er nach meiner Aufforderung, sie zu unterlassen, auch tatsächlich einstellte.

K

ennen Sie das Gefühl, das Sie ­haben, wenn ein schöner Traum sich plötzlich in einen Albtraum wandelt und Sie aufwachen von der schieren Anstrengung, diesen Traum zu träumen? Dieses Gefühl. Denken Sie sich dieses Gefühl. Er sagte, ich solle mich zu ihm setzen, und erwähnte lobend, dass im Fernseher, den er gut im Blick behielt, ein Boxkampf lief. Ich sagte, ich hielte Boxen nicht aus, schon gar nicht beim Essen, und setzte mich ihm gegenüber. Wir sprachen, und dieses Gespräch ließ mich fast den Glauben an die Menschheit verlieren. Die Homeless seien alle Süchtige, die sich freiwillig dafür entschieden hätten, auf der Straße zu leben. Man könne einfach über sie drübersteigen. Sie seien schließlich selbst schuld. Trump: „I like the guy.“ Wir redeten über die Flüchtlings­ bewegung, er sagte, „Germany to the ­Germans“, und ich wies ihn höflich darauf hin, dass das die Nazis auch gesagt hätten. Ich aß kaum etwas von der Pizza – „Am I making you nervous?“, sagte er und scheiterte am intendierten Tonfall. Ich sagte: „This conversation is making me nervous.“ Das war kein böser Mensch, ich hatte ihn doch beim Kurs erlebt, das war ein zuvorkommender junger Mann, ein ganz normaler Ami. Er brachte mich

THE RED BULLETIN

nach Hause, fragte nach meiner Telefonnummer. Ich sagte, er solle mir lieber seine geben, mein Handy funktioniere hier nicht immer. Er sagte, „I’m not gonna stalk you, you know.“ Ich sagte: „You never know.“ Er sagte: „I do.“ Und trotzdem war ich erleichtert, dass er nichts von mir wusste. Ich dachte, und das wurde mir erst später bewusst, er ist ja Amerikaner, was, wenn er eine Waffe, bei diesen Leuten weiß man nie … Verstehen Sie jetzt, was ich meine, wenn ich sage, Grenze?

Z

ur Heilung ging ich zu einer Papageienfrau, nicht im übertragenen, sondern im tatsächlichen Sinne. Nancy Forrester betreibt in ihrem Garten eine Vogelpflegestation, in der sie für eine beträchtliche Anzahl intelligent drein­ blickender Papageien jeglicher Größe und Farbe sorgt, und das, obwohl sie laut eigener Angabe Vögel nicht einmal sonder­ lich mag. Sie war früher in der Umwelt­ bewegung aktiv gewesen und auf Um­ wegen (und weil man verschiedene Papageien einfach in ihrem Garten ausgesetzt hatte) zum Papageienschutz gekommen. An diesem Morgen waren wenige Leute da.

Kennen Sie das Gefühl, wenn ein schöner Traum sich plötzlich in einen Albtraum wandelt?

Ich hätte gerne Mr. Peaches, den ­Molukkenkakadu, oder Baby Blue, den riesigen blauen Ara, der sich schließlich dazu herabließ, auf meinem Arm zu sitzen, auch gestreichelt, aber nichts da. Von Nancy ließen sie sich die Federn kraulen mit einem Gesichtsausdruck des allerhöchsten Glücks. Nancy war über 80, sie trug ein Batikshirt und einen kleinen, grauen, hoch am Kopf gebundenen Pferdeschwanz. Wir sprachen über Papageien, über das Schreiben – und ich weiß nicht genau, wieso, aber ich erzählte ihr. Von

meiner Fassungslosigkeit, von dem ­jungen Mann, der mir gefallen hatte, von diesem unaussprechlichen Graben, und wieder von der Fassungslosigkeit, und der Erschütterung über die vielen Brüche, die dieses Land nach allen Richtungen hin durchzogen. Sie sagte, ein Freund von ihr, mit dem sie in den 60er-Jahren als Hippie protestiert hatte, der für Umweltschutz eintritt und für Nachhaltigkeit, ein solcher Freund wählt nun Trump. Sie sagte, sie habe es aufgegeben, mit ihm ­darüber zu sprechen, „I love him“, sagte sie. „He’s a very dear friend to me, but talk about this? No.“ Mr. Peaches lief am Tisch im Kreis und warf mehrfach das Plastikspielzeug, das er offensichtlich aus grundsätzlichen Erwägungen ablehnte, zu Boden. Ich konnte mit Nancy reden, sie spürte diese entsetzlichen Gräben auch, das ganze Land war übersät davon, wie die Narben eines noch kommenden Konflikts. Es tat gut, mit jemandem zu sprechen, der nicht wahnsinnig geworden war.

D

ie nächsten Tage über blieb ich auf der Insel, besichtigte einen Nationalpark, besichtigte den Sonnenuntergang aus verschiedenen Winkeln (so, wie es in den Touristenführern geschrieben steht), besichtigte Hemingways Haus, das erbärmlich nach den sechszehigen Katzen stank, die es nach wie vor bewohnen. Ich fuhr nach Miami, ging am Strand auf und ab, an dem eine Menge Menschen auf Drogen zu sein schien, verpasste knapp eine Designmesse in der Stadt, die in zahllose Ausstellungen gemündet hätte, und war insgeheim froh darüber. Ich ging (tatsächlich) in eine russische Sauna in Miami Beach, in deren steam room es kochend heiß von der Decke ­regnete und bedenklich aus allen Rohren pfiff. Und trotzdem trug ich das Erlebnis mit mir herum. Die ganze Zeit. Wissen Sie, es passiert mir nicht so häufig, dass mir tatsächlich jemand ­gefällt, und dann gefällt mir so einer. ­Jemand, der politisch in einer anderen Dimension lebt. Dessen Gedanken zu ­bewohnen mir physische Schmerzen verursacht hätte. So muss es sich anfühlen, wenn die Zeit sich teilt, wenn die Welt­ politik physische wie psychische Grenzposten in den ideellen Boden und geradewegs zwischen die Menschen rammt. So fühlt es sich an, wenn Sie sich aussuchen müssen, auf welcher Seite Sie stehen.

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IMPRESSUM

THE RED BULLETIN WELTWEIT

Aktuell ­erscheint The Red Bulletin in sieben Ländern. Das Cover u ­ nserer mexikanischen Ausgabe ziert diesmal die Rockband Pixies, die uns im Interview erklärt, welche ­Vorteile es hat, sich in Verlegenheit bringen zu lassen. Mehr Storys abseits des Alltäglichen gibt’s auf: redbulletin.com

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Chefredakteur Alexander Macheck Stv. Chefredakteur Andreas Rottenschlager Creative Director Erik Turek Art Directors Kasimir Reimann (stv. CD), Miles English, Tara Thompson Head of Photography Fritz Schuster Deputy Head of Photography Marion Batty Photo Director Rudi Übelhör Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Freie Mitarbeiter Jakob Hübner, Werner Jessner, Alex Lisetz, Stefan Wagner Grafik Marion Bernert-Thomann, Martina de ­Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz Fotoredaktion Susie Forman, Ellen Haas, Eva Kerschbaum, Tahira Mirza Head of Commercial & Publishing Management Stefan Ebner Publishing Management Sara Varming (Ltg.), Ivona Glibusic, Bernhard Schmied, Melissa Stutz, Mia Wienerberger B2B-Marketing & Kommunikation Katrin Sigl (Ltg.), Agnes Hager, Teresa Kronreif Head of Creative Markus Kietreiber Co- Publishing Elisabeth Staber, Susanne Degn-Pfleger (Ltg.), Mathias Blaha, Vanessa Elwitschger, Raffael Fritz, Marlene Hinterleitner, Valentina Pierer, Mariella Reithoffer, Verena Schörkhuber, Julia Zmek, Edith Zöchling-Marchart Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.), Sasha Bunch, Simone Fischer, Martina Maier, Florian Solly Anzeigenservice Manuela Brandstätter, Monika Spitaler Herstellung Veronika Felder Produktion Walter O. Sádaba, Friedrich Indich, Sabine Wessig Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Sandra Maiko Krutz, Nenad Isailović, Josef Mühlbacher Operations Michael Thaler (MIT), Alexander Peham, Yvonne Tremmel (Office Management) Abo & Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Klaus ­Pleninger (Vertrieb), Nicole Glaser (Vertrieb), ­Victoria Schwärzler, Yoldaş Yarar (Abo) Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 General Manager & Publisher Andreas Kornhofer Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Gerrit Meier, Dietmar Otti, Christopher Reindl

THE RED BULLETIN Österreich, ISSN 1995-8838 Länderredaktion Christian Eberle-Abasolo Lektorat Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert, Monika Hasleder, Billy KirnbauerWalek, Belinda Mautner, Klaus Peham, Vera Pink Publishing Management Bernhard Schmied Sales Management The Red Bulletin Alfred Vrej Minassian (Ltg.), Thomas Hutterer, Stefanie Krallinger Media Sales Gerald Daum, Franz Fellner, Mario Filipovic, Christopher Miesbauer, Nicole Okasek-Lang, ­Jennifer Sabejew, Johannes Wahrmann-Schär, Kristina Krizmanic (Assistant) anzeigen@at.redbulletin.com Sales Operations & Development Stefanie Boruta, Anna Schönauer Abo Abopreis: 25,90 EUR, 12 Ausgaben/ Jahr, getredbulletin.com, abo@redbulletin.at Druck Prinovis GmbH & Co. KG, Betrieb Nürnberg, D-90471 Nürnberg Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz Informationen zum Medien­inhaber sind ständig und unmittelbar unter folgender Web-Adresse auffindbar: redbull.com/im/de_AT Redaktionsadresse Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com

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THE RED BULLETIN Frankreich, ISSN 2225-4722 Länderredaktion Pierre-Henri Camy Country Coordinator Christine Vitel Country Project M ­ anagement Alessandra Ballabeni

THE RED BULLETIN Großbritannien, ISSN 2308-5894 Länderredaktion Tom Guise (Ltg.), Lou Boyd, Florian Obkircher Lektorat Davydd Chong (Ltg.), Nick Mee Publishing Management Ollie Stretton Media Sales Mark Bishop, mark.bishop@redbull.com Fabienne Peters, fabienne.peters@redbull.com

THE RED BULLETIN Mexiko, ISSN 2308-5924 Länderredaktion Luis Alejandro Serrano (Ltg.), Marco Payán Lektorat Alma Rosa Guerrero Country Project Management Giovana Mollona Media Sales Alfredo Quinones, alfredo.quinones@redbull.com

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THE RED BULLETIN USA, ISSN 2308-586X Länderredaktion Peter Flax (Ltg.), Nora O’Donnell Lektorat David Caplan Director of Publishing Cheryl Angelheart Media Sales Todd Peters, todd.peters@redbull.com Dave Szych, dave.szych@redbull.com Tanya Foster, tanya.foster@redbull.com

THE RED BULLETIN


P RO M OT I O N

must-haves

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1 UNBREAKABLE & MADE IN AUSTRIA

Die Lifestyle-Kollektion von gloryfy verbindet stylisches Produktdesign mit Hightech-Funktion – und das auch noch „Made in Austria“. Bügel, Rahmen und Gläser der Brillen sind dank dem eigens entwickelten High End Polymer NBFX™ unzerbrechlich. Die Gläser mit CONTOUR Lens Technology bieten einzigartige optische ­Eigenschaften.  gloryfy.com

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2  G-STAR RAW GRAPHIC CORE HOODIE

Mit dem coolen G-Star RAW Graphic Core Kapuzenpullover ergänzt du dein Outfit ganz easy und stylish. Der angenehme Sweatstoff im knal­ ligen Farbton bietet dir einen super ­Tragekomfort und ist perfekt in der Kombination mit Denim. Dank der strapazierfähigen Konstruktion bist du in diesem Style für alles gerüstet. g-star.com

3 INDIVIDUELL ANPASSBAR

Der Tecnica Herren Wanderschuh ­Forge GTX ist der perfekte Schuh für den modernen Wanderer, elastisch, agil und bequem. Der Schuh ist wasser­ dicht & atmungsaktiv und ermöglicht ­einen optimalen Grip auf felsigen und nassen Böden. In nur 15 Minuten wird der Schuh von unseren Gigasport-­ Experten an Ihren Fuß angepasst. gigasport.at/tecnica

4 LIMITIERTE LÄSSIGE AUTOMATIKUHR

Sowohl durch das skelettierte Zifferblatt als auch durch den Glasboden kann man das hochqualitative Automatik-Werk der SEVEN-24 Watch ­beobachten. Erhältlich in vielfältigen Varianten mit robustem Edelstahl­ gehäuse, dekoriertem Aufzugsrotor & Mesh-, Kautschuk- oder Lederband, ist die Uhr mehr als nur einzigartig. seven-24.watch

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L I F EST YL E , EXT R AO R DI NA I R E

Die Red Bulletin To-do-Liste

Weil das Leben zu kurz ist für lähmende Routine, gibt es hier jeden Monat eine herzerfrischende Challenge. Diesmal:

SO KOMMT STIMMUNG IN DIE BAR *

Im Sensenmann-Kostüm die Bar betreten und beherzt „Letzte Runde!“ rufen.

Die Frage „Was willst du trinken?“ des Kellners/der Kellnerin freundlich mit „Danke, sehr nett, aber ich bin vergeben“ abweisen.

In der In-Kneipe den DJ fragen, ob er was von den Backstreet Boys da hat. Sich Justin Bieber wünschen geht auch.

Mit Blumenkranz im Haar oder abnehmbarer HundeschnauzenMaske im Gesicht die Bar entern. ­Völlig Fremden um den Hals fallen und ihnen eröffnen: „Hallo, wir ­kennen uns von Snapchat!“

Im schwarzen ExistentialistenRollkragenpulli ein Glas Wein bestellen. „Das Glas ist halb leer“ seufzen.

Vor der Bartoilette geschäftig mit Stift und Papier stehen. Notdürftige mit „Tut mir leid, du stehst nicht auf der Liste“ abweisen.

Sich unauffällig neben ein heftig flirtendes Pärchen stellen und jeden seiner Sätze mit „Ja, klar“ kommentieren. Unbeteiligt schauen.

Den bestaussehenden Gast fragen: „Ist dein Herz schon vergeben? Ich bin Organhändler.“ Freundlich lächeln. Dem Träger der tiefstsitzenden Hose unauffällig ein Schild auf den Rücken kleben: „Münzeinwurf hier“. Der Pfeil dabei zeigt nach unten.

Die nächste Ausgabe des RED BULLETIN erscheint am 10. September 2019 98

* Warnung: Diese Aktivitäten können zu sozialen Unverträglichkeiten führen.

THE RED BULLETIN

NICOLAS MAHLER

Den intakten Spiegel auf der Toilette kennzeichnen mit: „Defekt. Bitte nicht hineinschauen.“ Warten, was passiert.


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