The Red Bulletin AT 09/20

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ÖSTERREICH SEPTEMBER 2020 € 3,50

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

LOCKRUF DER TIEFE

Höhlentauchen: so schön, so gefährlich

MATHEA

UND DIE NACKTE EHRLICHKEIT

ABENTEUER

VOR DER HAUSTÜR Wie der YouTube-Star seine coolsten Spots gleich ums Eck findet

GETREDBULLETIN.COM

FABIO WIBMER

JETZT ABONNIEREN!

Österreichs Pop-Queen über die Liebe in Zeiten von Tinder


Der neue

Der fühlbar effiziente Hybrid

Abbildung zeigt Honda Jazz 1.5 i-MMD Hybrid Executive in Platinum White Pearl und Honda Jazz 1.5 i-MMD Hybrid Crosstar Executive in Surf Blue/ 2-Tone. Kraftstoffverbrauch und Emissionen (kombiniert – WLTP): 4,5–4,8 l/100 km; CO 2 -Emission (g/km): 102–110.


E D I TO R I A L

WILLKOMMEN

HELDEN FÜR MILLIONEN

SELBST IST DER BIKE-STAR

Über diese Rampe ­Marke Eigenbau radelt Cover-Held Fabio ­Wibmer gleich den Baum hinauf. Das Bild vom Stunt: auf Seite 42

Viel Spaß mit der neuen Ausgabe von The Red Bulletin! Die Redaktion

TOM MACKINGER HANNES BERGER (COVER), PHILIPP CARL RIEDL

„Du kannst jeden Tag das Abenteuer deines Lebens finden. Du musst dafür nur vor die Haustür gehen und deine Augen offen halten.“ Nach diesem Motto hat Mountainbike- und Trial-Star Fabio Wibmer, 25, eine erstaunliche Karriere aufgebaut: Über fünf Millionen Fans folgen dem Tiroler mittlerweile auf YouTube. In unserer Coverstory ab Seite 40 erzählt Wibmer, wie er sein Heimatdorf in einen Abenteuerspielplatz verwandelte, mit welchen Tricks er seine Stunts entwickelt und wie er die besten Spots dafür findet. Inspiration anderer Art liefert PopSängerin Mathea. Die 22-Jährige ist die kräftige Stimme einer neuen Generation zwischen Tinder-Dates und Instagram. Im Interview ab Seite 60 spricht sie über Authentizität, geplatzte Träume und darüber, dass 75 Millionen Streams auf Spotify für sie noch lange nicht genug sind.

CARLIN ISLES

Der Dreißigjährige gilt ­­ als einer der besten Rugbyspieler der Welt. Eines seiner Erfolgsgeheimnisse ist eine spezielle Brille, auf ­ d­ie auch die NASA schwört. Seite 76

27,7 MILLIONEN

Zuseher hatte der USKünstler Travis Scott bei seinen Auftritten im Game „Fortnite“. Die Story: Seite 50

GROSS SIND DIE TRÄUME …

… der Salzburgerin Mathea. Sie will die erfolgreichste Pop-Künstlerin im deutschsprachigen Raum werden. Warum das gar nicht so vermessen ist, liest du auf Seite 60.

THE RED BULLETIN

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I N H A LT The Red Bulletin im September 2020

INNOVATION

58 LUFT-LEBENSRETTER COVERSTORY

40 RIDE IT LIKE WIBMER

YouTube- und Trial-BikeStar Fabio Wibmer erklärt, wie er Abenteuer direkt vor der Haustür entdeckt.

MUSIK

20 SCHÖN ABTAUCHEN

Die faszinierenden Unter­ wasser-Bilder der kanadischen Höhlentaucherin Jill Heinerth.

LITERATUR

32 L ACHEN ERLAUBT

Erfolgsautor Thomas Meyer macht mit Humor schwierige Lebensthemen erträglicher.

Die Salzburgerin Mathea über Erfolg als das Produkt von Ehrlichkeit und Emotion.

BOULEVARD DER HELDEN

66 D IE EISMÄNNER

Michael Köhlmeier erzählt die Geschichte einer außergewöhn­ lichen Grönland-Expedition.

GUIDE

Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen 71 TRAVEL. Benny Karl über den Red Bull Dolomitenmann in Lienz

REISEN

36 D IE WELTENBUMMLERIN

Jessica Nabongo hat alle 195 Länder der Erde besucht. Nun will sie das Reisen verändern.

76 F ITNESS. So wirkt die StroboskopBrille. Plus: die smarte Hantel

80 G AMING. Die stoischen Weisheiten aus dem Spiel „The Last of Us 2“

Wie ein Salzburger mit seinen hochwertigen Holzboards die Surfwelt begeistert.

82 E QUIPMENT. Dieser Plattenspieler verbindet analog mit digital.

GAMING

50 D IE DIGITALE BÜHNE

Immer mehr Künstler verlegen ihre Auftritte in Online-Games. Wir haben sie besucht.

6 GALLERY 12 ZAHLEN, BITTE! 14 PLAYLIST

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60 AUF ERFOLGSKURS Sängerin Matheas Traum von der internationalen Pop-Karriere

78 U HREN. Vier farbenfrohe Modelle, um die Zeit bewusst zu nutzen

SURFEN

38 ERFOLGSWELLENREITER

AUF ABENTEUER-SUCHE Wie wir von BikeZauberer Fabio Wibmer lernen, kreativ zu sein

60 M ATHEAMATIK

ABENTEUER

40

84 L ESESTOFF. Lee Child und sein Einzelkämpfer Jack Reacher 86 K ALENDER. Was du in diesen ­Wochen nicht verpassen solltest. 90 O UTDOOR SPEZIAL. Die Ausrüstung für dein nächstes Abenteuer

16 FUNDSTÜCK 18 CLUB DER TOTEN DENKER

96 IMPRESSUM 98 CARTOON

50 AUF NEUEN WEGEN Wo Künstler digital auftreten – willkommen im Metaversum!

THE RED BULLETIN

HANNES BERGER, KIDIZIN SANE, HEINERTH PRODUCTIONS INC INTOTHEPLANET.COM

Wofür der Wingcopter ­weltweit eingesetzt wird. Plus: ­Atmen unter Wasser.


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AUF TAUCHSTATION Die Kanadierin Jill Heinerth erkundet Tiefsee-Höhlen und bringt sensationelle Bilder an die Oberfläche.

THE RED BULLETIN

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FARWELL CANYON BC, KANADA

Auf der Ideallinie STEPHEN SHANNON/RED BULL ILLUME

Für Steve Shannon, Adventure-Fotograf aus British Columbia, war das Shooting am „Geburtsort des Freeride Mountainbiking“ ein lang gehegter Wunsch – den er sich nach ein paar fehlgeschlagenen Versuchen im April 2019 endlich erfüllte. Gemein­sam mit Biker Cory „Coco“ Brunelle, 31, machte er sich bereits vor Morgen­ grauen auf den Weg und wurde dafür von einem prachtvollen Sonnen­aufgang über dem Chilcotin River belohnt. „Coco wuchs hier in der Gegend auf“, sagt Steve. „Er kennt den Farwell in- und auswendig und konnte daher bei seinem wilden Ritt auch ein paar richtig geile Moves reinpacken.“ steveshannonphoto.com

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FRANKFURT, DEUTSCHLAND

Mann über Board

Die Vorbereitung zu diesem außer­ gewöhnlichen Foto, aufgenommen in den Eingeweiden des Frankfurter ­U-Bahn-Systems, erforderte vor allem eines: Geduld. Denn als sich Fotograf Robert Garo und Skater Milan Hruska, 37, zum Shooting trafen, war vom Lockdown noch keine Rede, und die beiden mussten feststellen, dass sie gewaltig unterschätzt hatten, was sich hier jeden Tag während der Rush­ hour abspielt. „Wir mussten mehrere Stunden warten, bis wir endlich allein waren“, erinnert sich Garo. „Aber das Ergebnis war es wert.“ robertgaro.net


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ROBERT GARO/RED BULL ILLUME



SALZBURG, ÖSTERREICH

Wasserspiele

GERT PERAUER

Nein, die Salzburger Festspiele sind nicht ins Wasser gefallen. Österreichs bester Wakeboarder, Dominik Hernler, feiert das 100-jährige Bestehen des Kultur-Highlights (1. bis 30. August) nur mit einer Sightseeing-Tour der ­besonderen Art. Die Anreise nach Salzburg führte den 28-Jährigen u. a. über Schloss Hellbrunn, den Leopolds­ kroner Weiher oder wie im Bild den Almkanal – gezogen von seiner Winch, eindrucksvoll festgehalten von Fotograf Gert Perauer. Das Video von ­Dominiks feuchtfröhlichem Trip ­gibt’s unter redbull.com/soundofwake. Instagram: @domhernler

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Z AHL EN, BI T T E!

HOCH DIE TASSEN!

Der Zauber von Woz Im August feiert Apple-Mitgründer Steve Wozniak seinen 70. Geburtstag. Dass Woz weit mehr ist als ein Computer-Pionier, zeigen die Zahlen: ­Segway-Polo-Spieler, Tetris-Rekordhalter – und unabsichtlicher „Satanist“.

4.136.359

13

2

200

Jahre nachdem er Apple 1985 verlassen hatte, erfand er die ­Universalfernbedienung: CORE.

666,66

Dollar betrug Apples Startkapital. Um an das Geld zu kommen, versetzte Steve Jobs seinen VW Bulli, Woz seinen Taschenrechner HP-65.

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Dollar kostete der erste Apple-PC. „Ich mag Zahlenspielereien. Die s­ atanistische Komponente fiel uns erst später auf“, so Woz.

34.441.873

Dollar spielte die Filmbiografie „Steve Jobs“ ein. Woz, im Film verkörpert von Seth Rogen, stand ­Regisseur Danny Boyle als Berater zur Seite.

180

Woz Way in San Jose ist die ­Adresse des Children’s Discovery Museum, ­eines der besten Wissenschafts­ zentren der Welt. Nach dem Stifter ist auch die Straße benannt.

THE RED BULLETIN

CLAUDIA MEITERT

Dollar Monatslohn erhält er heute von Apple. Eine symbolische Geste: Multimillionär ist er seit dem ­Apple-Börsengang 1980.

1300

endete 2006 das erste Segway-­ Polo‑Weltcup-Finale (Woz-Cup) zwischen Silicon Valley und Auckland. Namensgeber Woz ist selbst Segway-Polo-Spieler.

Ehrendoktortitel wurden Woz im Lauf seiner Karriere verliehen.

lautet die Patentnummer, die ihm einen Platz in der ­National Inventors Hall of Fame bescherte. Als Erfinder der PCs Apple I und II.

Jahre alt war Woz, als er seinen ­ersten Wissenschaftswettbewerb gewann. Seine S ­ iegerarbeit: ein selbst ­gebauter Taschenrechner.

2:2

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FLORIAN OBKIRCHER

Punkte brachten ihm 1991 den ­ etris-Rekord. Woz hatte die High­ T score-Liste des Nintendo-Magazins zu oft dominiert (er war auf dessen schwarzer Liste), sodass er den ­Rekord als Evets Kainzow (rückwärts lesen!) ­einreichen musste.

schrieb er sich als­„Rocky Raccoon Clark“ (Woz war schon damals prominent) an der Uni ein. Dieser Name steht auch auf seinem Diplom.

GETTY IMAGES

546.145

1981


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P L AYL I ST

METRONOMY

Hits mit grünem Daumen Wenn Metronomy-Gründer Joseph Mount nicht gerade Pop-Hymnen schreibt, umsorgt er seine Pflanzen. Vier Songs für Hobbygärtner: Jetzt ist es auch schon wieder 21 Jahre her, dass Joseph Mount als Teenager die Band Metronomy gegründet hat. Seither taucht die britische Truppe regelmäßig in den Bestenlisten auf, und ihre Alben landeten sowohl in England als auch in Frankreich in den Top Ten. Für das aktuelle Album „Metro­ nomy Forever“ fand Mount Inspi­ ration im Grünen. „Gärtnern ist meine neue Leidenschaft“, sagt der nunmehr 37 Jahre alte Songwriter. Eine Passion, die definitiv auch Ein­ fluss auf die Auswahl der Nummern auf seiner Playlist hatte. Hier sind vier feine Stücke, ausgewählt mit grünem Daumen.

Joseph Mount ­(Mitte) und seine Band Metronomy

Pull Up the Roots (1983)

„Das ist eine Metapher, nicht? Aber auch im Garten geht es ganz viel um Wurzeln. Sie sind das, was du, sagen wir, mit ­Kartoffeln gemeinsam hast. Beim Gärtnern bin ich der ­Muskel, und meine Freundin Mariam ist das Hirn. Ich steche zum Beispiel gern um oder jäte Unkraut. Ich liebe große zerstörerische Arbeiten. Das ist meine Spezialität!“ 14

The Kinks

Stevie Wonder

Miles Davis

„Gärtnern führt dich zu dir selbst, indem es dir den Kreis­ lauf der Natur vor Augen führt, die Jahreszeiten und all das. Dieser Song versetzt dich in Stimmung, die Ärmel aufzu­ krempeln und mit der Garten­ arbeit anzufangen. Er gemahnt aber auch an die Sinnlosigkeit des Unterfangens, gegen die Natur ankämpfen zu wollen.“

„Als Blume wiedergeboren zu werden ist ein ziemlich ­netter Gedanke. Aber wenn ich im Garten eines gelernt habe, dann dass Blumenzüchten eines der unangenehmsten Dinge überhaupt ist – es ist unglaublich mühsam, weil du sie ständig teilen und neu ­aussäen musst. Ich mach das ehrlich gesagt sehr ungern. Ich zerstöre die Dinge lieber.“

„Als Teenager frühstückte ich am Wochenende immer um elf. Ich hörte Miles Davis und sah meinen Eltern bei der Garten­ arbeit zu. Zwar verstand ich nicht wirklich, was sie da mach­ ten, aber der Track dauert 16 Mi­nuten, da kommst du ­regelrecht in Trance. Hast du also etwas Langwieriges vor wie ­Unkrautjäten, dann ist die Nummer super. Probier’s aus!“

The Village Green Preservation Society (1968)

Come Back as a Flower (1979)

Concierto de Aranjuez (1960)

THE RED BULLETIN

MARCEL ANDERS

Talking Heads

GREGOIRE ALEXANDRE

Aktuelles Album: „Metronomy ­Forever“; metronomy.co.uk


W E L T

V O N

K T M

Foto: S. Romero

D I E

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F U ND ST Ü CK Die Kampfspuren auf dem Knieschoner zeigen es: Márquez, Nummer 93, hat alles gegeben. Am Ende fehlten am 12. August 2018 0,13 Sekunden auf Jorge Lorenzo.

MARC MÁRQUEZ

In die Knie gezwungen

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THE RED BULLETIN

PROJEKT SPIELBERG

Signierter Knieschoner des spanischen MotoGP-Weltmeisters, 2018 Viermal ist Marc Márquez, 27, bereits ein Rennen auf dem Red Bull Ring gefahren, viermal musste er den obersten Platz am Podium einem seiner Kollegen überlassen – im letzten Jahr Andrea Dovizioso, 2018 Jorge Lorenzo. 2020 hat der achtfache Weltmeister am Spielberg am 16. und 23. August gleich zwei Chancen, einen der wenigen weißen Flecken seiner Erfolgslandkarte zu füllen – sofern sein beim MotoGP-Saisonauftakt in Jerez gebrochener Oberarm mitspielt.


#THECRAFTOFSAFT shot @rauchjuicebar Neubaugasse, Wien

OHNE ZUCKER ZUSATZ


D ER CLU B DER TOT EN DEN K ER

JEAN-JACQUES ROUSSEAU

Wie kann man heute eigentlich noch Urlaub machen? Die größten Denker aller Zeiten beantworten Fragen unserer Gegenwart, übermittelt durch den Philosophen Christoph Quarch. Diesmal: Jean-Jacques Rousseau erklärt, warum man am besten zu Fuß verreist.

T

rès bien, meine Freunde, ich weiß, was euch umtreibt: Ihr scharrt wieder mit den Füßen. Es dürstet euch nach Reisen. Ihr wollt die Welt ­erkunden. Und dafür sind euch alle Mittel recht: Flug­ zeuge und Wohnmobile, Busse und Kreuzfahrtschiffe, Pkws und Eisenbahnen. Doch seit neuestem sind da diese Leute, die euch ins Gewissen reden und euch weismachen wollen, eure Reiselust sei nicht okay. Sie erzählen euch vom Klimawandel oder dem ökologi­ schen Fußabdruck, den ihr zurücklasst. Sie verderben euch die Laune, o ihr Reiselustigen. Und als ob das nicht genügte, kommt dann auch noch dieses Virus und macht Fernreisen auf lange Sicht noch schwieriger. Oh, da seufzt ihr, meine Freunde, denn ihr seht eure Freiheit bedroht – und das wollt ihr nicht hinnehmen. Ich fühle mit euch, meine Freunde, war ich es doch, der einst die Freiheit in den höchsten Tönen pries – und der seine Stimme gegen alle jene erhob, die sie mit Füßen traten. „Der Mensch ist frei geboren, und überall liegt er in Ketten“: Das war mein Leitwort aus dem Jahre 1762, mit dem ich – ohne das zu wollen – die große Revo­ lution einleitete. Wenn es einen Denker gibt, der ­euren Freiheitshunger teilt, dann bin ich das, meine Freunde. Aber, so muss ich euch dennoch fragen, wisst ihr eigentlich, was Freiheit ist?

von euch selbst entfremdet habt und nun nach einem besseren, gesünderen, natürlicheren Leben strebt? Um die Wahrheit zu sagen, mes amis charmants, ich bin mir sicher, dass es sich so verhält. Ich weiß, wovon ich rede. Ich war häufig auf der Flucht. Acht Jahre zog ich quer durch Europa, um den Verfolgun­ gen zu entkommen, die ich mit meinen Schriften auf mich gezogen hatte. So dachte ich jedenfalls, bis ich begriff, dass es mir im Grunde nur darum ging, dieses elende bürgerliche Kleid abzuwerfen, diese falsche Maskerade des angepassten Intellektuellen und Fami­ lienvaters. Oh, wie mich das quälte. Ich, Jean-Jacques, wollte eintauchen in die Natur – zum Urmenschen werden, frei von allen ökonomischen und bürger­ lichen Zwängen: ein Pilger auf dem Weg zu meinem wahren Selbst. „Man muss wissen, was sein soll, um das, was ist, recht beurteilen zu können“, schrieb ich einst. Und ich wusste, was sein soll: ein natürliches und individuelles Leben. Dahin aber, meine Freunde, kommt man nicht mit Flugzeugen oder Kreuz­ fahrtschiffen. Dahin kommt man nur auf Schusters Rappen. „Wer ans Ziel kommen will, kann mit der Postkutsche fahren, aber wer richtig reisen will, soll zu Fuß gehen“ – das ist mein Motto für gute Reisen. Und glaubt mir, ich habe es häufig erprobt, wenn ich quer durch Europa zog. Immer kam ich mir selbst am nächsten, wenn ich durch die Natur wandelte und die Städte hinter mir ­gelassen hatte. Von mir aus könnt ihr das auch mit dem Fahrrad machen, aber langsam – und ohne Motor. Nicht, weil ich ein Öko wäre, sondern weil ich möchte, dass ihr eure Ketten sprengt: die Ketten der Konsum­ zwänge, die ihr euch selber auferlegt. Macht euch frei davon, jetzt ist die Zeit dazu. Brecht aus aus dem Ge­ fängnis eurer Konventionen! Bon voyage!

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JEAN-JACQUES ROUSSEAU (1712–1778) war ein Denker, an dem sich die Geister schieden. Die einen verehrten ihn als „Deuter des Lebens“ und „Helfer der Wahrheit“, die anderen verbrannten seine Bücher. Tatsächlich war er eine schillernde Figur; ein Autor, der in seinem pädagogischen Roman „Émile“ für eine ganzheitliche Erziehung des Menschen votierte, seine eigenen fünf Kinder aber ins Findelhaus gab, der die bürger­ liche Freiheit schätzte und allen bürgerlichen Konventionen entkommen wollte. Kein Wunder, dass er überall aneckte und zuletzt sein Heil in einem zurückgezogenen und isolierten Leben suchte.

THE RED BULLETIN

DR. CHRISTOPH QUARCH

Da bin ich mir nicht ganz sicher. Denn ich hege den Verdacht, dass die Freiheit, die ihr für eure Reiselust in Anspruch nehmt, in Wahrheit keine Freiheit ist: dass ihr vielmehr Getriebene seid, die dem Irrsinn des alltäglichen Lebens entkommen wollen. Könnte es sein, dass ihr gar nicht auf Reisen seid, sondern auf der Flucht, wenn ihr eure Koffer packt und euch ­davonstehlt? Könnte es sein, dass ihr vor euch selbst flieht, ihr Ruhelosen – weil ihr euch durch euren Wohlstand, eure Technik, ja, auch eure „Bildung“

BENE ROHLMANN

„ Könnte es sein, dass ihr gar nicht auf Reisen seid, sondern auf der Flucht?“


JEAN-JACQUES ROUSSEAU (1712–1778)

Schweizerisch-französischer Denker, Pilger auf dem Weg zu sich selbst und ein „früher Öko-Tourist“ – sein Ziel: ein natürliches Leben zu führen. THE RED BULLETIN

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Selfie: Höhlentaucherin Jill Heinerth testet ­einen „Rebreather“ – ein System zur Wieder­ aufbereitung von Atem­ luft. Das erlaubt deutlich längere Tauchgänge.

JENSEITS DER ANGST

Die kanadische Höhlentaucherin JILL HEINERTH, 55, erforscht Orte, die weniger Menschen besucht haben als die Oberfläche des Mondes. Das ist zwar irre gefährlich, aber auch wahnsinnig schön. Text ANDREAS WOLLINGER  Fotos JILL HEINERTH 20

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Lockruf der Tiefe und des Ungewissen In dieser Höhle unterhalb der mexikanischen Halbinsel Yucatán („The Pit“) hatte Jill Heinerth im Jahr 2000 einen Tauchunfall, der fast ihre Karriere beendete. Warum sie dennoch immer wieder hinuntermuss? „Es gibt keinen größeren Thrill, als an einem Ort zu tauchen, an dem noch nie ein Mensch war.“



Verbotenes Wunderland Um eine bizarre Unter­wasser­ landschaft wie diese bei den Bermudas zu erleben, braucht man eine Spezialgenehmigung, denn die Höhle ist seit vierzig Jahren aus Sicherheits­gründen gesperrt. „Diese Schönheit hat mich immer regelrecht hypnotisiert“, sagt Jill. „Ich glaube, die Höhle gehört zu den tollsten Dingen, die ich jemals gesehen habe.“   23



In dieser Höhle gibt es Sand aus der Sahara Tief im Inneren von „Dan’s Cave“ bei Abaco, nördlich der Bahamas. Diese 350.000 Jahre alte Höhle ist auch für Klimaforscher interessant: In ihr hat sich Sahara-Sand abgelagert, der einst vom Wind über den Atlantik auf die ­Inseln getragen wurde. Die Unter­suchung der Stalagmiten erlaubt die Bestimmung von Trocken­ perioden auf der Erde.   25


Nur keine Panik! Für Höhlentaucher sind solche klaus­­tro­ phoben Passagen normal. „Hier geht es darum“, erklärt Jill Heinerth, „das Gleichgewicht zwischen Angst und Selbstvertrauen zu bewahren.“

Palast der Finsternis Im „Crystal Palace“ von „Dan’s Cave“ ist es normal stockfinster. Trotzdem gibt es hier Leben: Krustentiere ohne Pigmente und ohne Augen. Sie haben sich seit dem Aussterben der Dinosaurier nicht mehr verändert. 26

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Kriegsdenkmal vor Neufundland Dieses französische Schiff ist im November 1942 von einem deutschen U-Boot bei Bell Island vor Neu­fund­ land versenkt worden. Heute ist das Wrack als künstliches Riff Heimat vieler Meeresbewohner.



Jill Heinerth vor dem „Wookey Hole“ im Süd­ westen Englands. Hier wurde im Jahr 1935 zum ersten Mal eine Unterwasserhöhle betaucht.

Die Wasserfrau

Wie Jill Heinerth ihre Leiden­ schaft entdeckte und sie zum Lebensinhalt machte.

SUUNTO UK

Eine Leine als Lebensversicherung Jill Heinerths Tauchpartner beim Befestigen der Sicherheitsleine am Eingang der „Devil’s Eye Spring“Höhle im Untergrund von Florida. Sie ist die einzige Orientierung für den gar nicht so seltenen Fall, dass aufgewirbelter Schlick die Sicht plötzlich auf null reduziert.

Als kleines Mädchen wollte sie Astronautin werden. Gut, daraus wurde nichts. Dafür hat sich die aus Toronto stammende K ­ anadierin ihren eigenen Kosmos erobert: die Welt der Unterwasserhöhlen. Noch vor ihrem 30. Geburtstag warf Jill Heinerth ihre bür­ gerliche Existenz als Grafikerin über den Haufen, um ihren Traum zu leben – als ­Erforscherin des Unzugänglichen und Un­ entdeckten ­unter Wasser. Die inzwischen 55-Jährige hat die längsten, die tiefsten und die engsten Höhlen der Welt betaucht, ­unter  anderem einen Eisberg in der Ant­ arktis, was ihr d ­ ieses Jahr einen Platz in der „Scuba Diver Hall of Fame“ bescheren wird. Natürlich ist es riskant, sich unter ­Wasser durch enge und komplett finstere ­Höhlen zu zwängen. Jeder kleine Fehler kann fatal enden. Jedes Jahr sterben im Schnitt ­zwanzig Höhlentaucher. Aber dieses Risiko tauscht Jill gern ein gegen das erhebende Gefühl, an Orte zu kommen, an denen noch kaum jemand war. Keine Angst? „Doch“, sagt Jill Heinerth, „aber du darfst ihr nicht erlauben, von dir Besitz zu ergreifen, weil du sonst zu viel Luft verbrauchst.“ Wie sie diesen mentalen Kraftakt bewältigt? „Im Angesicht der Gefahr atme einmal tief durch“, rät sie. „Und dann mach dich Schritt für Schritt an die Arbeit des Überlebens.“ Jills Tauchprojekte: intotheplanet.com

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Das schickt der Himmel Ein Sonnenstrahl bahnt sich seinen Weg ins Reich der ewigen Finsternis. „Ich nenne diese Aufnahme aus Yucatán ‚Beam me up‘“, lacht Jill. Und man versteht sofort, warum die Maya die Karsthöhlen für den Sitz der Götter der Unterwelt hielten.

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Tor zu Floridas unglaublicher Unterwelt Der „Floridan Aquifer“, ein weit verzweigtes Netz aus unterirdischen Kanälen, versorgt 60 Prozent der Bevölkerung des US-Bundesstaats mit Grund­wasser. Und er zieht furchtlose Höhlentaucher aus der ganzen Welt geradezu magnetisch an. Hier der Eingang zum „Orange Grove Sink Spring“ im Nordosten des Sunshine State.


„Spott tut nur so, als wäre es Humor.“ Für Thomas Meyer hört der Spaß dort auf, wo die Verletzung beginnt.

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Thomas Meyer

„Humorvolle Menschen können über sich selbst lachen“ Mit seinen Romanen über einen jungen orthodoxen Juden hat sich Thomas Meyer, 46, in die oberste Literaten-Liga geschrieben. Gelungen ist ihm das mit einer bei schweren Themen untypischen Leichtigkeit. Text MICHÈLE BINSWANGER  Fotos CLAUDIA HERZOG

Er trinkt gern Grüntee und Holundersirup, und wenn er nachdenkt, legt er den Kopf so schräg, dass man seinen tätowierten Hals sieht: T ­ homas ­Meyer gehört nicht nur zu den bekanntes­ten Autoren der Schweiz, sondern auch zu den ­außergewöhnlichsten. Mit seinen Romanen rund um den jungen orthodoxen Juden Motti Wolkenbruch feiert der 46-Jährige literarische Erfolge. Als Schriftsteller ist er einmal tiefsinnig, dann wieder hintergründig komisch. Das charakterisiert auch den Menschen, der trotz seiner Höhenflüge mit beiden Beinen am Boden geblieben ist. Dabei hätte er allen Grund, abzuheben: Sein erstes „Wolkenbruch“-Buch verkaufte sich über 170.000-mal und wurde verfilmt. Der Streifen lockte tausende Besucher in die Kinos und läuft seit einigen Monaten auch auf Netflix.

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the red bulletin: Welcher Schriftsteller-Typ sind Sie: Modell Thomas Mann, der sich sklavisch an seine Bürostunden hält, oder Modell Dostojewski, der seine Ideen rauschhaft niederschreibt? thomas meyer: Ich wünschte, ich wäre wie Mann, aber das bin ich nicht. Ich brauche diesen Schub, die Idee, die mich zieht und die dann zur Obsession wird. Ohne eine zündende Idee kann ich nicht schreiben. Sie haben sich einmal als „Funny Jew“ bezeichnet. Wie wichtig ist Ihnen Humor in Ihrer Arbeit? Humor ist ein Mittel, um eine doch eher schwierige Welt erträglicher zu machen. Oft steckt hinter meiner humoristischen Erzählweise aber keine gezielte Absicht – so, wie wenn ich Freunden von einem Ärgernis erzähle und dann bemerke, dass sie sich über das Wie meiner Erzählung amüsieren. Es hat auch etwas Therapeutisches, Themen, die eigentlich schwierig sind, unterhaltsam wiederzugeben – sowohl für die anderen wie auch für mich.

Humor geht meistens auf Kosten anderer. Ist es schwieriger ge­ worden, Witze zu machen? Ich glaube, man muss unterscheiden zwischen Humor und Spott. Spott tut nur so, als wäre es Humor, will aber verletzen. Besser wäre es, einfach ehrlich zu sagen, was einem nicht passt, statt sich zu verstecken und zu sagen: War nur ein Witz. In Ihren Büchern arbeiten Sie oft mit Karikaturen. Ist das nicht auch eine Art Spott? Ich werde immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, meine Bücher würden das Judentum der Lächerlichkeit preisgeben. Das sehe ich anders. Im ersten Buch ist es allenfalls die Figur der Mutter, die ich der Lächerlichkeit preisgebe – be­ziehungsweise das Klischee der Mutter. Im aktuellen Buch ist es die jüdische Weltverschwörung. Was interessiert Sie daran? Ich habe ein klares Motiv: Ich will Rassenhass, Hetze im Netz und Verleumdung thematisieren – und dass nicht mehr Authentizität zählt, sondern der schrillste Auftritt. Ein Wissenschaftler kann jahrelang zu einem Thema forschen und Studien erstellen, aber heute kann irgendein Laie daherkommen und sagen: Stimmt nicht. Und ganz viele Leute glauben ihm. Das ist die aktuelle ­Situation – und ich finde die, sagen wir einmal, faszinierend. Gibt es einen jüdischen Humor? Ich weiß, dass man das von außen so wahrnimmt. Wenn man dann aber nachfragt, was den jüdischen Humor genau ausmacht, kommen meistens Antworten, die Humor insgesamt charakterisieren: die Fähigkeit, über

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Thomas Meyer

„Hoher Lohn, schönes Auto – interessiert mich nicht.“ Der Erfolgsautor hat durch seine Arbeit zur Genügsamkeit gefunden.

sich selbst zu lachen, sein eigenes Schicksal aus einer anderen Warte wahrzunehmen, um es erträglich zu machen. Was daran jüdisch sein soll, weiß ich nicht. Was es gibt, sind jüdische Witze, so wie es zu allem Witze gibt – außer Schweizer-Witze. In Deutschland und in Österreich gibt es die vermutlich schon. Ja, aber die Schweizer machen kaum Witze über sich selbst – in der Art „Trifft ein Schweizer einen anderen Schweizer …“. Dabei machen humor­volle Menschen eigentlich genau das: Sie lachen über sich selbst. Sie sind jetzt Mitte vierzig. Was ist der größte Unterschied, wenn man nicht mehr jung ist? Mitte zwanzig glaubt man, unendlich tun zu können, was man will. Heute ist mir viel bewusster, dass meine Uhr läuft und ich meine Zeit nutzen muss. Deshalb will ich sie auch nicht mehr verschwenden, indem ich mich mit Leuten abgebe, die Anti­ semitismus für einen Witz halten. Inwiefern haben sich Ihre Ziele verändert, seit Sie literarischen Erfolg haben und diesen sogar in einen Film übersetzen konnten? Ich habe vor ein paar Jahren einmal eine Liste gemacht, was ich alles noch erreichen will: einen höheren Lohn, ein schöneres Auto, eine größere Wohnung und so weiter. Als ich die Liste neulich anschaute, musste ich feststellen, dass mich das meiste gar nicht mehr interessiert.

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Sind Sie tatsächlich genügsamer geworden? Ein Beispiel: Ich habe mir letzten September einen lang gehegten Traum erfüllt und ein 1982er-­ Mercedes-Coupé in Gold gekauft. Ich dachte mir: Jetzt, da ich Schriftsteller bin, brauche ich nur noch dieses Auto, dann bin ich richtig cool. Als ich den Wagen aber abholte, wurde mir schon nach 400 Metern Fahrt klar, dass es für mich überhaupt keinen Unterschied macht. Ich fuhr ihn dann tatsächlich kaum und verkaufte ihn nach vier Monaten wieder. Denn: Wozu brauche ich so was? Ich habe ein tolles Kind, und ich habe Erfolg mit meiner Arbeit. Was will ich denn noch mehr?

Wolkenbruch kehrt als Liebesagent zurück Verstoßen von seiner Mutter, trifft Motti Wolkenbruch in einem Kibbuz auf einen fröhlichen Haufen Glaubensbrüder, die eine jüdische Weltverschwörung planen. Parallel dazu arbeitet eine Gruppe Nazis an der Machtergreifung mithilfe von Fake News. Nach turbulenten Verstrickungen kommt es zur amourösen Begegnung zwischen Motti und seiner attraktiven Gegenspielerin. www.diogenes.ch

THE RED BULLETIN


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Jessica Nabongo

Änderung der Reisepläne Sie hat alle Länder der Welt besucht und doch immer nur ein Ziel verfolgt: Jessica Nabongo, 36, will das Gesicht der Reiseindustrie verändern. Text JESSICA HOLLAND  Foto ELTON ANDERSON

Seit letztem Oktober ist Jessica ­Nabongo die erste schwarze Frau der Geschichte, die jedes Land der Erde besucht hat. Die Seychellen, Nummer 195 auf ihrer Liste, bildeten den Abschluss einer zweieinhalb­ jährigen Expedition, die die 36-jährige Amerikanerin mit ugandischen Wurzeln quer über den gesamten Planeten führte – und auf der sie ­online 180.000 Follower begleiteten. Nabongos Instagram-Auftritt und Website dienen aber nicht nur der Präsentation ihrer Reisen. Ihre Arbeit soll auch typisch westliche Vorurteile sprengen, die nach wie vor bestimmen, welche Teile der Welt einen Besuch wert sind und welche nicht. Mit der Welttour und dem von ihr gegründeten Reisebüro Jet Black kämpft Nabongo gegen diese Ressentiments und für mehr Diversität in der weiß dominierten Reiseindustrie.

the red bulletin: Wie bist du auf die Idee gekommen, jedes Land der Welt zu bereisen? jessica nabongo: Ich setzte mir dieses Ziel, als ich Anfang zwanzig war, 2017. Damals war ich schon in 60 Ländern – ich habe mir dafür eine Frist bis zu meinem 35. Geburtstag gesetzt. Mit fünf Monaten Verspätung habe ich es dann geschafft. Und das als erste schwarze Frau der Geschichte. Warum war dir das so wichtig? Schwarze hatten nicht immer die gleichen Möglichkeiten zu reisen wie Weiße. Das liegt an der vielschichtigen Diskriminierung durch die Kolonialgeschichte, in manchen Ländern auch an innerstaatlichen Strukturen. Als ich mit amerikanischem und ugandischem Pass unterwegs war, hatte ich immer wieder Probleme. Da wurde mir klar, wie wichtig es mir ist, Grenzbeamten überall auf der Welt zu zeigen, dass hier die Inhaberin eines afrikanischen Passes aus rein touristischen Motiven unterwegs ist. Wie kam es zur Gründung deines eigenen Reisebüros? Ich habe Jet Black gegründet, um mehr Aufmerksamkeit auf Reisen in Afrika, Mittel- und Südamerika und der Karibik zu richten. In diesen Gegenden gibt es Orte, die perfekt für Tourismus sind, aber kaum Besucher

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haben – einfach weil sie niemand kennt. Alle wollen nach Paris, aber was ist mit Dakar, Accra, Lagos? Was war die wichtigste Lehre aus deinen Erlebnissen? Ich habe den Menschen in jedem Land eine Frage gestellt: „Was macht euch glücklich?“ Die Antwort war immer die gleiche: das Zusammensein mit ihren Lieben und das Wohlergehen ihrer Kinder. Unabhängig von Ethnie, Status, Geschlecht, Religion oder Nationalität sind wir alle einfach Menschen; es gibt nur sehr ­wenig, das uns trennt. Interessanter­ weise hat Covid-19 dieses Gefühl ­bestärkt. Weil es erkennen lässt, dass sich ­unser Handeln nicht nur auf ­unsere unmittelbaren Nachbarn auswirkt, sondern auf alle. Die ganze Welt ist unsere Nachbarschaft. Wie können wir uns die Neugier auf eine Welt erhalten, die wir ­aktuell nicht so ohne Weiteres ­erkunden dürfen? Wir haben jetzt die Gelegenheit, ­unsere eigene Umgebung zu erkunden. Ich kenne Kenianer, die jammern, dass sie mit ihrem Pass nicht weit kommen, also frage ich sie: „Wart ihr schon auf Lamu? In Mombasa? Am Mount Kenya?“ Es gibt so viel im eigenen Land zu entdecken. Zudem gibt es genug Möglich­keiten, ­einen Ort zu erkunden, ohne physisch anwesend zu sein. Man kann sich Videos ansehen, darüber lesen. Und wenn man dann endlich hinreisen darf, ist man besser vorbereitet. Warum ist Reisen so wichtig? Weil wir dadurch aufhören, Pakis­ taner, Engländerinnen, Franzosen, ­Senegalesinnen und Ghanaer zu ­sehen – sondern den einzelnen Menschen dahinter. So entsteht nicht nur Toleranz, sondern auch Liebe, und unsere Menschlichkeit wächst. thecatchmeifyoucan.com Instagram: @thecatchmeifyoucan THE RED BULLETIN


„Alle wollen nach Paris, aber was ist mit Dakar oder Lagos?“ THE RED BULLETIN

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Willi Margreiter

Auf dem Holzweg zum Erfolg Wie der Salzburger Willi Margreiter, 43, mit seinen Surfboards aus Holz die Ozeane erobert und dabei Inseldenken neu definiert. Text CHRISTIAN EBERLE-ABASOLO

Woher wusstest du, wie man Boards baut? Wusste ich nicht. Aber ich habe analysiert, was es braucht: Statik, Stabilität, Wendigkeit. Ein Grundverständnis davon hatte ich durch meine Ausbildung (HTL für Holztechnologie und Architekturstudium; Anm.). Dann habe ich getüftelt und geschaut, wo ich Komponenten für das Board herbekomme. Und über die Monate ist aus meiner Idee ein Prototyp entstanden. Und aus einem Prototyp mehrere Sportgeräte. Wie kamen die Surfer auf dich? Seit 2010 gibt es eine stabile Welle im Salzburger Almkanal. Da ü ­ bliche Boards an den Betonrändern dort leicht brechen, haben mich die Surfer gefragt, ob ich nicht etwas Stabileres bauen könne. Also habe ich mich an die Arbeit gemacht und bald erkannt, dass sich Holz gut dafür eignet – wenn man es richtig 38

Das Gesicht hinter Wuux Surfboards: Shaper Wilhelm „Willi“ Margreiter

Ex-Board-Schlager bearbeitet. Bis zum aktuellen Design mit Holzummantelung hat es zwei Jahre gedauert. Diese Bauart ist weltweit einzigartig und war nur möglich, weil ich wie auf einer Insel auf mich allein gestellt war. Experten, die man konsultieren könnte, sind also ein Nachteil? Wenn man von allen abschauen und lernen kann, erreicht man relativ schnell ein hohes Niveau – auf dem sind die anderen aber schon. Man tut sich sehr schwer, aus ausgetretenen Pfaden auszubrechen und etwas Neues zu kreieren. Wenn in Portugal oder Frankreich ein Shaper beginnt, geht er in den nächsten Surfzubehör-Shop und kauft zehn Board-Rohlinge. Ich musste alles selbst machen. Dadurch hatte ich natürlich mehr Arbeit, konnte aber alles von Grund auf neu denken. Und jede Menge Fehler machen … Das gehört dazu. Von Beginn an. Wir bauen ein Board, wir testen es, wir

Seit 2014 stellt Willi Margreiter in Grödig unter dem Namen „Wuux Surfboards“ Surfbretter aus Holz her. Er wählt je nach Kundenwunsch aus 35 verschiedenen Holzarten, ­darunter schwere Hölzer wie Esche und Eiche. Möglich ist das durch eine spezielle Technik der Bearbeitung unter Beachtung von Luftdruck, Holzfeuchtigkeit und weiterer Parameter. Die Boards (ab ca. 1000 Euro) werden individuell gefertigt und an Kunden von Spanien bis Hawaii geliefert. wuux-surfboards.com

sehen, was nicht passt. Wir bauen das Board neu. So haben wir uns die letzten Jahre stets weiterentwickelt. Bis zur Perfektion? Nein. Perfektion gibt es nicht. Vor allem bei Holz. Unsere Kunden wissen, dass sie nichts Perfektes bekommen, dafür ein Board mit Charakter, mit Macken. Genau das schätzen sie. Mehr Naturtalente wie Willi findest du unter: organicsbyredbull.com/talent THE RED BULLETIN

WUUX

the red bulletin: Du bist Tischler in der dritten Generation. Gibt es in Grödig mehr Nachfrage nach Surfboards als nach Möbeln? willi margreiter: Die Möbel hat eh mein Vater gebaut (lacht). Mich haben aber immer schon Sportgeräte fasziniert. Nachdem ich einmal einen Gleitschirm geschenkt bekommen habe, wollte ich mit meinen Freunden ein Kiteboard dazu bauen.


FOTO­ WETTBEWERB 2020 Auf die Plätze, fertig, klick: Laden Sie Ihre Bilder ab 1. August hoch auf

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MENSCH | TIER | NATUR UNTERWASSER Gesamtsieger und Publikumssieger werden mit wertvollen Preisen prämiert, ebenso das jeweils bestplatzierte Bild in jeder Kategorie. Die Partner des Terra-Mater-Fotowettbewerbs 2020:


SO HEBST DU RICHTIG AB

Direkt vor deiner Nase liegt alles, was dich glücklich, fit und erfolg­reich machen kann. Glaubst du nicht? Trial‑Profi FABIO WIBMER, 25, sammelte mit diesem Mindset fast fünf Millionen YouTube-Fans. Und verrät, wie auch du deinen Alltag mit völlig neuen Augen siehst. Text ALEX LISETZ  Fotos HANNES BERGER


POP-UP-RADWEG Am Badesteg des Hall­stätter Sees in Ober­österreich ist Radfahren eigentlich verboten. Fabios Lösung: ein­fach nicht den Boden berühren

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SENKRECHT­ STARTER Baumklettern, einmal ­anders: Mit 14 sattelte Fabio von Motocross auf Trial-Biking um. Der Rest ist Geschichte.


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abio Wibmer wuchs mitten in einem Abenteuerspielplatz auf. Seine Eltern schenkten ihm ­genau das Spielzeug, das seine Talente weckte. Und wenn er heute bei seiner Lieb­ lingsbeschäftigung die Kamera mitlaufen lässt, gefällt das auf YouTube 80 Millionen Leuten. Auf den ersten Blick sieht das wie Glück aus. Doch in Wirklichkeit hat Fabio Wibmer nur mehr Fantasie als wir. „Ich schaue mir die ganz normalen Dinge um mich herum aus neuen Blick­ winkeln an“, sagt Fabio. „Ich denke nach, welche coolen Ideen darin stecken könn­ ten. Und dann setze ich diese Ideen um.“ Mit diesem Prinzip kann man wie ­Fabio Mountainbiker auf Weltniveau oder Österreichs erfolgreichster You­ Tuber werden. Fabios Lebenseinstellung zündet aber auch bei Geschäftsideen und bei Lebensentwürfen anderer Art. Und bei Ausflügen mit dem Bike sowieso. „Du brauchst kein Budget und keine ­schicke Location, um deine Kreativität zu nützen“, sagt Fabio. „Manchmal hast du ­sogar bessere Ideen, wenn du in deinen Möglichkeiten limitiert bist.“ Leute ohne Ideen hassen diesen Trick. Also noch mal von vorn. Fabio Wibmer wuchs in einem Osttiroler Bergdorf auf. Fürs Berühmtwerden war das eher kein Startvorteil. „Ich liebe Oberpeischlach“, sagt er, „aber zu tun gab es da gar nichts. Wir hatten nicht mal eine ebene Fläche. Nach fünf Minuten Fußballspielen war der Ball weg, den Hang runtergerollt.“ Fabio Wibmer war sechs, als er eine wichtige Erkenntnis hatte. Eine Wiese muss nicht nur eine Wiese und ein um­ge­ stürzter Baum nicht nur ein um­gestürz­ ter Baum sein. Nein, wenn man kreativ denkt, kann eine Wiese auch eine Moto­ cross-Bahn sein und ein umgestürzter Baum ein Trial-Obstacle. Nach einem ­Familienausflug zur Motocross-WM in Kärnten bettelten Fabio und sein Cousin Gabriel ihren Eltern Kinder-Motocross-­ Maschinen ab. Jetzt war das Feld des ­Onkels kein schlechtes Fußballfeld mehr, sondern ein perfekter Motocross-Kurs. Und der Wald hinterm Haus ein Aben­ teuerspielplatz mit endlosen Inspiratio­ nen für Mutproben und Kunststücke. Lektion eins des Kreativseins: Bleib ­innerlich ein Kind. Und sieh die Welt als Spielplatz für deine Ideen und Talente.

THE RED BULLETIN

Fabio, heute 25 und Wahl-Innsbru­ cker, ist mittlerweile ein Star: Sein You­ Tube-Channel hat über fünf Millionen Abonnenten, seine erfolgreichsten ­Videos wurden von über 90 („Wibmer’s Law“) bis über 100 Millionen Fans ­(„Urban Freeride Lives“) angeklickt.

ALLTAG ALS INSPIRATION

Der Grund für Fabios Erfolg ist – neben seinen haarsträubend genialen Skills am Trial- und Downhill-Bike – seine ­Kreativität. Seine Videos erzählen Storys, seine Tricks überraschen und haben Witz. Um sie zu entwickeln, denkt er wie der Sechsjährige, der er einmal war: Er nimmt Alltagsdinge aus seinem Umfeld unter die Lupe und entwickelt daraus coole Ideen.

„Spannend wird es erst, wenn ich für einen Trick 300 Versuche brauche.“

Fabio Wibmer, 25, ist Weltklasse-Trial- und -Downhill-Biker und Österreichs erfolg­ reichster YouTuber.

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„Manchmal hast du bessere Ideen, wenn deine Möglichkeiten limitiert sind.“

BALANCE-AKT In seinen YouTubeClips kombiniert Fabio geniale Trick-Ideen mit witzigen Storys.

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Fünf Basics für den perfekten Bike-Tag 1. Ein Bike (essenziell)

„Dein Bike ist nur ein Haufen Blech, wenn es nicht tadellos funktioniert. Darum immer vor dem Losfahren ­checken, ob die Bremsen ziehen, d ­ ie Räder rundlaufen und nichts wackelt oder schleift. “

2. Die weltbesten Kumpels

„Biken macht mehr Spaß, wenn gute Freunde dabei sind. Damit jeder auf seine Kosten kommt, sollten aber alle ein ähnliches Leistungslevel haben – sonst wird’s langweilig. Ich arbeite für Downhill und Trial mit zwei unterschiedlichen Crews und habe mit beiden schon ­legendäre Sachen erlebt.“

3. Genug zu futtern Starthilfe: Viele von Fabios Tricks (hier ein 180 vom Dach eines Mercedes Marco Polo) sind von Skatern und Parkour-Athleten inspiriert.

Bestes Beispiel: „Fabiolous Escape“, das Video, mit dem er vor vier Jahren seinen Durchbruch schaffte. „‚Escape‘ war ursprünglich ein Beitrag für einen Video-Contest mit der Aufgabe, eine schöne Line in einem Take zu filmen. Da habe ich mir gedacht: Warum eigentlich nicht eine Story erzählen – und mein ganzes Dorf einbauen?“ Fabios „Flucht“ vor der – ein bisschen tollpatschigen – Dorfpolizei führt über Hausdächer und Mittagstische und streut mit lässiger Beiläufigkeit Frontflips, Drops und einen ­Balanceakt am Lenker ein. Resultat: der Sieg im Contest und bis heute knapp 60 Millionen Views. „Ich nehme Dinge, die jeder kennt, und gebe ihnen einen neuen Dreh“, erklärt der ehemalige Sportmarke­ ting-Student den Erfolg seines Konzepts,

„Ich muss nur im Kopf ausblenden, dass es neben mir 200 Meter runtergeht.“ 46

das auch für Start-up-Gründer und Freizeitsportler funktionieren dürfte. „So wie in ‚Urban Freeride Lives‘, wo ich über Treppen springe – darunter kann sich ­jeder etwas vorstellen, anders als bei ­einer Rampe, deren Dimensionen ein Laie nicht einschätzen kann.“ Wenn er unterwegs ist, poppen die Ideen auf. „Ich sehe eine Mauer und überlege, wie man auf ihr fahren oder über sie springen könnte.“ Einmal verschlug es ihn auf der Suche nach einem Drehort für ein neues Video ins Kärntner Maltatal. Dort stach ihm die 200 Meter hohe Staumauer ins Auge, die oben mit einem Metallgeländer gesichert war. „Ich sah das Geländer und dachte mir: Wäre das Ding nur zehn Zentimeter hoch, könnte ich da ohne Probleme drauf fahren. Ich muss also nur im Kopf ausblenden, dass es neben mir 200 Meter runtergeht.“ Ein paar Tage später kurbelte er, mit einem Kletterseil gesichert, am reifenbreiten Geländer vom Anfang zum Ende der Staumauer, links von ihm der gähnende Abgrund. „Ein unbeschreib­ liches Gefühl, vor allem danach“, sagt er. Unsereiner muss schon beim Ansehen des Videos (YouTube: „Riding a bike on a 200m high rail“) das Deo erneuern.

„Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber wenn bei mir der Energienachschub ausbleibt, werde ich ungemütlich. Gleichzeitig will ich aber am Bike keinen Proviant mitschleppen. Darum checke ich immer vorher, ob es dort, wo ich fahren will, Verpflegung gibt – und ob das Gasthaus oder die Imbissstation auch geöffnet hat. Denn niemand will mich hungrig erleben.“

4. Kaiserwetter

„20 bis 25 Grad und Sonnenschein. Simpel, aber so wichtig.“

5. Handy-Ausknopf

„Klar, ein Handy sollte man unterwegs immer dabeihaben. Aber wenn nicht gefilmt wird, drehe ich das Ding lieber ab. Man ist sowieso ständig online, da will ich wenigstens beim Biken meine Ruhe vom Rest der Welt haben.“

SCHEITERN ERLAUBT

Viele seiner Ideen, sagt Fabio, führen auch in die Sackgasse. „Weil sie in echt nicht so funktionieren wie in meinem Kopf. Oder komplett lame sind, obwohl ich sie mir so genial ausgemalt hatte.“ Macht nichts: Denn Kreativsein klappt nur, wenn man sich Fehler und Blamagen erlaubt, sich nicht in Unsinn verrennt. Lektion zwei des Kreativseins: Don’t give a fuck. Wobei: Manchmal lohnt es sich, ge­ rade die aussichtslos scheinenden Ideen weiterzuverfolgen. „Es gibt Leute, die schmeißen alles hin, wenn ihnen ein Trick nach 30 Versuchen nicht gelingt“, sagt Fabio. „Wenn mir ein Trick nach THE RED BULLETIN


ALLES IM BLICK Der „Handlebar Ride“, Fabios Spezialität, ver­ bessert die Übersicht – macht die Fahrt aber nicht unbedingt sicherer.


1. POC Helm

Ständige Begleiter Lässig steckt nicht umsonst ­ in zuverlässig: Fabio erklärt, auf welche Ausrüster er vertraut.

„Es ist extrem wichtig, ­einen Qualitätshelm zu tragen, der dir auch wirklich passt. Ich vertraue voll auf den Schutz, den mir POC bietet. Wenn du einen richtigen Crash hast, weißt du warum. Gott sei Dank ist mir das noch nicht allzu oft passiert. Der Grund? Entweder Können oder einfach nur Glück.“

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2. Magura MT5 Bremsen

„Die Bremsen sind mit­ unter der wichtigste Teil meines Bikes. Ich brauche sie in jedem Moment eines Tricks. Und wenn du irgendwo sechs Meter über dem Abgrund stehst, musst du den Bremsen vertrauen können. Sonst nimmt das kein gutes Ende.“

3. Canyon Fahrradrahmen

„Das ist das erste TrialBike von Canyon, es wurde speziell für mich und meinen Fahrstil produziert. Ich fahre es seit ­Anfang des Jahres und nehme gemeinsam mit Canyon an diesem Prototyp ständig kleine Ver­ änderungen vor. Ich mag

30 Versuchen gelingt, interessiert er mich nicht mehr. Dann war er nicht schwierig genug. So richtig spannend wird ein Trick für mich erst, wenn ich 200 oder 300 Versuche brauche – so wie im ‚Home Office‘Video, wo ich einen Basketball mit dem Hinterrad in den Korb kicke.“ Manchmal reicht Beharrlichkeit nicht. Dann braucht es wieder Kreativität – man muss einen Workaround finden, der die gute Idee verwirklichen hilft. „Einmal fiel mir in der Garage ein Bike ins Auge, das ich zum Reparieren auf den Kopf gestellt hatte. Da begann ich nachzudenken: Wie wäre es, da mit einem zweiten Bike spiegelverkehrt draufzuspringen?“ Die ersten Versuche endeten so, wie es sich der Laie vorstellt: mit blauen Fle48

cken. „Dann hatte ich die Idee, das untere Bike am Boden zu fixieren und seine Bremsen festzustellen.“ Prompt klappte der Trick – und ist nun, genau wie die Basketball-Sequenz, im „Home Office“Video zu sehen.

VOM IDOL ZUM KUMPEL

Wie lernt man, so kreativ zu denken wie Fabio Wibmer? „Ich hab mich immer von dem inspirieren lassen, was andere machen“, sagt er, „und dann mein eigenes Ding draus gemacht.“ So gesehen war ein Frühlingstag im Jahr 2009 der wichtigste seines Lebens. Da stolperte Fabio, damals 14, beim Scrollen über „Inspired Bicycles“, ein Video des schottischen Trial-Bike-

das Bike, da es kurz und kompakt ist. Und dank des höheren Lenkers ­bekomme ich das Vorderrad leichter hoch.“

4. Crankbrothers Pedale

„Die Pedale sind der Punkt, wo du und dein Bike aufeinandertreffen. Guter Grip ist daher das Um und Auf. Meine haben super Pins, die sich in meinen Schuh drücken und dafür sorgen, dass ich nicht abrutsche.“

5. Continental Reifen

„Die Reifen sind im Regelfall der Teil des Bikes, d ­ er zuerst den Boden berührt. Viel Grip und hohe Beständigkeit können den Unterschied zwischen Sturz und sicherer Landung ausmachen. Danny MacAskill hat diese Reifen vor ein paar Jahren speziell für Trial-Bikes entwickelt. Sie sind breiter als üblich und ideal für meine Art zu fahren.“

Gotts Danny MacAskill. „Ich wusste sofort, so etwas will ich auch machen.“ Fabio sattelte vom Motocross-Bike aufs Trial-Bike um und nützte MacAskills Videos, um sich selbst Tricks beizubringen. Parallel dazu stellte er selbst Videos online. Und baute langsam, aber kontinuierlich eine Community auf. 2012 lernte er sein Idol erstmals persönlich kennen: bei einem Workshop der Red Bull Wings Academy. „Danny sagt, mein Talent sei ihm schon damals aufgefallen. Aber ich habe mich kaum mit ihm zu reden getraut, so einen Respekt hatte ich.“ Der Kontakt riss nicht ab, sondern intensivierte sich: Zuerst teilte Danny eines von Fabios Videos, dann versorgte ihn THE RED BULLETIN


sein Bike-Sponsor mit Material. Schließlich machte Danny Fabio ein Angebot: Er suche talentierte Mitstreiter für eine Show-Tour. Heute ist Fabio tragende Säule des „Drop And Roll“-Teams, das den Fans mit Frontflips über Garten­ zäune und Backflips am alten Damenrad die Hälse verdreht. Es ist nur eines von mehreren Standbeinen, in denen sich Fabio heute kreativ

„Mich interessiert wahnsinnig, wie andere Disziplinen an ein Problem herangehen.“

austobt. Ein anderes ist die „Sick Series“ – Fabios eigene Apparel-Brand, die er nach seiner gleichnamigen YouTubeVideoserie benannt hat. „Ich war als J­ugendlicher verrückt nach allen möglichen Brands“, sagt er, „und habe immer schon davon geträumt, meine eigene zu haben. Für das Design lasse ich mich von meinen Lieblingsmarken inspirieren und füge dann meine eigenen Ideen dazu.“ Lektion drei des Kreativseins: Schau zuerst, wie es andere machen. Und mach dann dein eigenes Ding draus.

ÜBER DEN TELLERRAND SCHAUEN

Vielleicht sollte man an dieser Stelle gleich Lektion vier anheften: Schau über den Tellerrand. Denn vielleicht findest du für deine Aufgabe, für die Heraus­ forderungen deiner unmittelbaren Umgebung in völlig unerwarteten Ecken

­Inspiration. „Mich interessiert wahnsinnig, wie andere Communitys oder andere Disziplinen an ein Problem herangehen“, sagt Fabio. „Manchmal beobachte ich Skateboarder und versuche, ihre Moves aufs Bike zu übertragen. Und im ,Home Office‘-Video springe ich einmal vom Dach auf einen Baum und slide dann seitlich herunter – auf diese Idee haben mich Parkour-Videos gebracht.“ Also: Die besten Ideen liegen direkt vor deiner Nase. Und auf ihre Fährte bringen dich manchmal Gleichgesinnte, manchmal aber auch Eingebungen aus unerwarteter Ecke. Und um gute Ideen zu finden, darf man keine Angst vor Irrwegen und Fehlern haben. Noch etwas, Fabio? „Ja“, sagt Fabio. „Ideen vertragen sich nicht mit Stress. Wenn man kreativ werden will, braucht man etwas, was einem beim Fokussieren hilft. Darum musst du die eine Sache finden, die dir dabei hilft, vom Alltag abzuschalten und ganz zu dir selber zu kommen.“ Fabio hat seine „eine Sache“ ganz offensichtlich ­gefunden. Wir könnten noch ewig ­weiterreden, aber er muss jetzt los. Denn über dem Patscherkofel klart es gerade auf, und Fabio weiß: Im Wald warten seine Bike-Kumpels auf ihn.

Mehr Bike geht nicht

STEFAN VOITL

In Saalfelden Leogang findet vom 7 ­ . bis 11. Oktober 2020 die Vier­­fach-Weltmeisterschaft statt.

Trial-Bike oder Mountainbike? Fabio beherrscht ­beide Geräte wie kaum ein anderer in Österreich.

THE RED BULLETIN

Downhill, Cross-Country, Pumptrack oder doch E ­ -Mountainbike? Für welche Disziplin auch immer dein Herz schlägt, im Epic Bikepark Leogang hast du die Gelegenheit, den weltbesten Fahrerinnen und Fahrern (im Bild: Lokalmatadorin und Mitfavoritin im DownhillBewerb Vali Höll) auf die P ­ edale zu schauen. Und wer der Zweirad-Action i­ n Österreichs größter Bikeregion nicht live beiwohnen kann, bekommt auf Red Bull TV das volle Programm auf den Screen nach Hause geliefert. Alle Infos unter: bikewm2020.com   49


EPIC GAMES

Der Star greift nach den Sternen: Rapper ­Travis Scott ­im Online-Spiel „Fortnite“. Knapp ­28 Millionen Spieler sind beim Auftritt live dabei.


DAS LEBEN IST

EIN SPIEL Künstler wie Travis Scott, Pussy Riot oder Sting haben das Metaversum erobert – den Gamer-Kosmos, in dem Kultur-Events in ungeahnter Größe stattfinden können: eine neue digitale Alternative zum analogen Leben. Wir haben die Pioniere getroffen. Text TOM GUISE

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ir schreiben den 23. April 2020. Die Welt befindet sich im Lockdown. ­Öffentliche Plätze sind gesperrt, die Straßen verwaist. Dennoch strömen an diesem Tag 12,3 Millionen Menschen gleichzeitig zu einem Konzert, das alles bisher Dagewesene übertreffen soll. US-Rapper Travis Scott hat zu „Astronomical“ geladen – einem virtuellen Gig innerhalb des Online-Spiels „Fortnite“. Und die Sache ist groß. Richtig groß. 100 Meter groß, um genau zu sein. Travis Scott, der 28-Jährige Texaner, der seit seinem Debüt 2013 den Vergleich mit musikalischen Größen wie Drake, Kanye West oder Kendrick Lamar nicht zu scheuen braucht, hat sich in einen Übermenschen verwandelt. Das ist an sich nichts Neues, Scott ist für abgefahrene Bühnenshows bekannt. Bei vergangenen Konzerten ließ er sich von einem gigantischen, ferngesteuerten Adler übers ­Publikum fliegen. Und auf seiner „Astroworld: Wish You Were Here“-Tournee wurde eine Achterbahn installiert, die über die Köpfe der tanzenden Menge hinwegfegte. Doch das, was er bei „Fortnite“ ab­liefert, hebt die Sache noch einmal auf ein neues Level: ­Travis Scott ist ein Titan mit durchscheinender Haut und übersinnlichen Fähigkeiten. Und als solcher marschiert er mühelos über Wolkenkratzer und Inseln hinweg. Fans fliegen ihm zu, schweben durch die Luft, die Schwerkraft ist abgeschafft. „O mein Gott! Er greift sich die Sterne am Himmel“, brüllt ein Moderator über den Videospiel-­ 52

Streamingdienst Mixer. Es ist Tyler „Ninja“ Blevin, der Superstar in der Online-Gamer-Community. Ninja steckt nach wie vor in seinem regulär großen Spielerkörper, während der überdimensionale Scott sich zwei Himmelskörper schnappt, diese aneinanderschlägt und damit einen gleißenden Blitz durch die Menge zucken lässt. Im selben Moment baut sich eine Unterwasserwelt auf. Plötzlich steckt Scott in einem Astronautenanzug und navigiert damit durch die Dunkelheit. Eine Odyssee, die im Weltraum und mit der Präsentation seines neues Songs „The Scotts“ endet. Nach fünfzehn Minuten hat Travis Scott den Planeten „Fortnite“ wieder verlassen – und die leicht desorientierten Spieler brauchen einen Moment, um in den normalen Modus zurückzu­finden, wo sie einander mit Spitzhacken, Raketenwerfern und Sturmgewehren angreifen. „War’s das?“, fragt Ninja ungläubig. Auch ihm ist klar, dass er soeben von seinem „Fortnite“-Thron gestoßen wurde. 12,3 Millionen Gamer, das sprengt alle bisherigen Rekorde. Doch Travis Scott legt noch eins drauf. Mit den „Astronomical“-Shows der nächsten vier Tage verdoppelt er die Zuschauerzahl: Insgesamt haben sich am Ende 27,7 Millionen ein­ geloggt. Das entspricht zweimal der Einwohnerzahl von New York und Los Angeles zusammen, oder anders gerechnet: dreimal jener von ganz Österreich. Travis Scott hat damit das größte und meistdiskutierte Kultur-Event des bisherigen Jahres 2020 ab­ geliefert. Und die Sache trug sich nicht auf einer Bühne oder im Fernsehen zu. Sie passierte im virtuellen Raum, innerhalb eines Online-Games.

KARA CHUNG, ONDŘEJ VACHEK, MALTEEZ/BXBW

Marc Goehring (links) und Kara Chung luden zur Modenschau im Game „Animal Crossing“.

THE RED BULLETIN


Virtuell: die US-Band Against the Current auf der Bühne des Festivals Block by Blockwest

„UNSERE SOZIALE INTERAKTION VERLAGERT SICH MEHR UND MEHR INS METAVERSUM.“

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Fotos statt mit Kugeln schießen: ein Bild von Fotograf Ondřej Vachek in „Red Dead Online“

THE RED BULLETIN

ür viele kommt dieser Erfolg nicht über­ raschend. „Fortnite“ hat bereits mehrmals den Kulturbetrieb herausgefordert. Im Jänner 2019 wurde DJ Marshmello eine virtuelle Bühne gegeboten – und seine Performance zog zehn Millionen Player an. Elf Monate später flog Hollywood­regisseur J. J. Abrams auf dem virtuellem „Star Wars“-­Raumschiff „Millennium Falcon“ ein, um ­exklusive Ausschnitte seines neuen Streifens „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ zu präsentie­ ren. „‚Fortnite‘ hat sich zum Super Bowl der OnlineEvent-Industrie gemausert“, sagt Gary Whitta. Als Drehbuchautor ist der 47-jährige Amerikaner für Science-Fiction-Filme wie „After Earth“ und „The Book of Eli“ verantwortlich. Obendrein betreibt Whitta einen Podcast zum Thema Gaming. „Exper­ ten sprechen von der Entwicklung eines Metaver­ sums, und es wird diskutiert, inwieweit sich unsere soziale Interaktion dort hinverlagert.“ Laut Soziologie verliert vor allem der „dritte Ort“ immer mehr an Bedeutung. Mit diesem Begriff, den US-Soziologe Ray Oldenburg prägte, sind öffentliche Räume ge­ meint, in denen wir einen Ausgleich zu Familie und Job suchen: Pubs, Cafés, Kinos, Parks. Über die Jahre schuf das Internet mit Chats, Streamingdiensten und Social Media Alternativen. „Die Pandemie hat diesen Prozess noch einmal beschleunigt“, so Gary Whitta. Für ihn hat sich durch den Lockdown ebenfalls etwas Neues online aufgetan. Seit der Pandemie darf sich der 47-Jährige auch Moderator einer LateNight-Talkshow nennen. Zu Whittas bisherigen ­Gästen zählen Hollywoodstar Elijah Wood oder   53


Travis Scott stellte seine Single „The Scotts“ im Game „Fortnite“ vor. ­Resultat: Die Streamingrate seiner Musik stieg um satte 138 Prozent.

Film­bösewicht Danny Trejo. Doch seine Sendung ist nicht im TV oder bei YouTube zu sehen. Es ist eine In-Game-Talkshow, sie findet innerhalb des Nintendo-Bestsellers „Animal Crossing“ statt. Die Stimme des Moderators ist echt, doch er selbst ist nicht zu sehen. Sein Avatar sitzt im Studio. Dasselbe gilt für die Gäste auf der virtuellen Couch. Für alle, die „Animal Crossing“ nicht kennen: Das bunte Nintendo-Game setzt auf Idylle anstatt auf Action und Abenteuer. Man lebt auf einer Insel, die von Tieren bewohnt ist. Um Geld für ein Haus oder die Einrichtung zu generieren, schüttelt man unter anderem Bäumchen. Die herabgefallenen Früchte werden dann an einen Hawaiihemd tragenden Waschbären verkauft, den lokalen Gemischtwarenhändler. 54

Erfunden hat die Fabelwelt der japanische Video­ spiele­entwickler Katsuya Eguchi, nachdem er 2001 durch einen Job geografisch von Familie und Freunden getrennt war. „Ich habe meine Lieben vermisst. Mit ihnen zu reden und Videospiele zu spielen war ein wichtiger Teil meines Lebens. Und ich begann zu überlegen, ob ich dieses Gemeinschaftserlebnis nachbauen kann.“ „Animal Crossing: New Horizons“ – die neueste Version – läuft auf Nintendos SwitchKonsole. Das bedeutet: Man kann seine Insel mit bis zu vier Spielern teilen. Gleichzeitig ist auch ein Ausflug auf andere Inseln möglich, um sich mit Spielern aus aller Welt auszutauschen. Man muss lediglich an den virtuellen Flughafen fahren, der von einem Dodo, einem geier­ähnlichen Vogel, betrieben wird. THE RED BULLETIN

EPIC GAMES, GARY WHITTA

„ICH KANN MICH IN DIESER ­VIRTUELLEN WELT FREI BEWEGEN.“


Schauspieler Elijah Wood (2. von links) in der Online-Talkshow von Gary Whitta

Verkaufsstart war der 20. März 2020 – jener Tag, an dem Großbritannien, New York und Kalifornien bekanntgaben, Parks, Spielplätze und nicht system­ relevante öffentliche Plätze zu schließen, um die Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen. Innerhalb von zehn Tagen waren Nintendos Switch-Konsolen weltweit vergriffen. Und auch die Wirtschaft zog nach: Ein britische Einrichtungskette bietet virtuelle Einrichtungsberater für die Community an. Die Mode­ designer Marc Jacobs und Valentino zeigten ihre neuen Kollektionen – in Ermangelung an Real-LifeAlternativen – bei „Animal Crossing“. Drehbuchautor Gary Whitta witterte: Da ist Potenzial für mehr. Die Unterhaltungsindustrie war lahmgelegt, da während des Lockdowns Studioaufnahmen unmöglich waren. Also begann er – vorerst aus einer Spielerei heraus –, im Keller seines „Animal Crossing“-Hauses ein Talkshow-Studio einzurichten. „Gamer meinten: Warum produzierst du nicht wirklich eine Sendung, mit richtigen Gästen? Also habe ich ein paar Freunde ins Boot geholt“ – die zufälligerweise nicht ganz unbekannt waren, Whittas lang­ jährige Tätigkeit im Showbiz machte sich bezahlt. Mit Folge 10 waren über den Streamingdienst Twitch 340.000 Views erreicht. Und das Ganze entwickelte eine gewisse Eigendynamik. „Jedes Mal, wenn eine Berühmtheit, die ‚Animal Crossing‘ spielt, bei Twitter was zum Game tweetet, werde ich getaggt.“ Whitta sieht für sein Late-Night-Format vor allem Gäste vor, die aktiv „Animal Crossing“ spielen und bereits über einen eigenen Avatar verfügen. „Für Super­stars mache ich aber schon einmal eine Ausnahme. Als Sting in meine Show kam, fragte ich ihn: ‚Was möchtest du tragen?‘ Dann haben wir gemeinTHE RED BULLETIN

sam versucht, in der virtuellen Garderobe etwas zu finden.“ Für klassische Late-Night-Talker wie Stephen Colbert, Conan O’Brien oder Jimmy Fallon sieht Whitta schwierige Zeiten kommen. „Diese Leute leisten großartige Arbeit“, betont er. „Sie unter­ halten uns in Zeiten, in denen wir alle gute Unter­ haltung brauchen können. Aber ihr Problem ist: Sie sitzen in ihren Studios und in der Realität fest. Ich hingegen kann mich in der virtuellen Welt frei be­ wegen, bin an keinen Ort gebunden. Ich sitze während der Aufnahmen in San Francisco, meine Gäste in New York oder Frankreich – trotzdem sieht man unsere Avatare gemeinsam im virtuellen Studio interagieren. Das Metaversum bringt Leute auf eine Art zusammen, wie es das Fernsehen niemals kann.“ Ums Zusammensein geht es auch in einem anderen Zufluchtsort im Metaversum: dem Online-Multiplayer-Game „Red Dead“, das in eine Simulation des Wilden Westens eingebettet ist. Mit Outlaws, Kopfgeldern und allem Drum und Dran. Das Besondere an „Red Dead Online“ (RDO) sind die hyperreal ­wirkenden Naturerlebnisse im Pionierzeit-Amerika. Man muss sich mit Bärenattacken herumschlagen, tauscht sich über Stürme und Wettervorhersagen aus. Das Ganze geht sogar so weit, dass sich die ­Hoden der Reitpferde bei Kälte zusammenziehen.

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ls der Lockdown für Großbritannien ausgerufen wurde, sattelten der Londoner Street-Fotograf Ondřej Vachek, 28, und sein Fotografenkollege Sean Tucker, 41, die virtuellen Pferde. Bei „RDO“ haben Spieler Bewegungsfreiheit, sie entscheiden selbst, wann sie welchen Teil des ­Pionierzeit-Amerikas erkunden möchten. „Wir sind   55


einfach ausgeritten, an einen See fischen gegangen und haben uns über Fotografie unterhalten“, so Vachek. Nachdem Spielern eine virtuelle Boxkamera zur Verfügung steht – jene Art, in die man einen Rollfilm einlegt und die es ab 1900 gab –, war bald eine neue Freizeitbeschäftigung geboren. „Irgendwann meinten wir: Hey, lass uns auch in der simulierten Welt was mit den Kameras machen.“ Vacheks Kollege Tucker dazu: „Wir sind nach Saint Denis ­geritten, um Street-Fotografie zu machen.“ Das virtuelle Saint Denis ist dem realen New Orleans nachempfunden – und dort knipsten die beiden Foto­grafen sogenannte Nicht-Spieler-Charaktere, Statisten, die vorgefertigten Regeln folgen und keine eigenen Entscheidungen treffen können. „Alles ist in Bewegung, im Game so wie im realen Leben. Wir haben also nur das gemacht, was wir sonst auch gemacht hätten: Wir haben mit der Kamera das tägliche Treiben festgehalten.“ Gleichzeitig starteten die beiden beim Streamingportal Twitch die „The Red Dead Poets Society“, eine Plattform, die andere User auf eine virtuelle Fototour einlädt. „Wir sehen es als eine Möglichkeit, den Leuten ­etwas über Fotografie und den richtigen Aufnahmewinkel beizubringen“, sagt Tucker. „In der echten Welt lassen sich Leute oft nur ungern ablichten. In der fiktiven Stadt Saint Denis hat aber niemand ein Problem damit, die Figuren sind ja nicht real.“ Pro­ bleme gibt’s nur, wenn plötzlich ein anderer Gamer auftaucht. „Stell dir vor, du bist darin versunken, ­einen Trompetenspieler zu fotografieren, und plötzlich kommt irgendein Arsch vorbei und beginnt, a ­ lles über den Haufen zu schießen“, lacht Vanek. „Da bricht dann Chaos aus, weil wir natürlich sofort zurückballern.“ Das, was Vanek an „Red Dead Online“ schätzt – das Naturerlebnis und Entdecken neuer Welten –, ist auch Helen Fanthorpe nicht fremd. Sie ist Redakteurin bei „The Rough Guide to Xbox“, einem Reise­führer, der auf Destinationen fokussiert ist, die in Videospielen wie „Assassin’s Creed Odyssey“ oder „Forza Horizon 4“ vorkommen. Das E-Book gibt Sightseeing-Tipps sowie Unterkunfts- und Shopping-Empfehlungen. „Durch die Pandemie haben wir ein gesteigertes Interesse an virtuellen Reisen festgestellt. Weil wir den Leuten helfen wollten, ihrem Wohnzimmer zu entkommen, haben wir den Download gratis gemacht.“ Szenenwechsel. Zurück zur Musikwelt. Als Travis Scott in seiner „Astronomical“-Konzertreihe durch „Fortnite“ stürmte, wurde zeitgleich auch für ein anderes Musik-Event im Metaversum geprobt. Diesmal im Game „Minecraft“. Dort fanden die letzten Vorbereitungen für Block by Blockwest (BXBW) statt, ein siebenstündiges Festival mit fast 40 Acts auf drei Bühnen, veranstaltet von Courier Club, einer vierköpfigen Dance-Punk-Band aus Philadelphia. „Wir sind nicht in der Stadt aufgewachsen, das Kultur­

geschehen war für uns weit weg. Was gerade angesagt war, haben wir oft aus Videospielen erfahren“, erklärt Sänger Timothy Waldron seine Affinität zum Gaming. Bassist Michael Silverglade ergänzt: „In meiner Jugend habe ich oft jene Songs, die ich in ­einem Game mochte, in Dauerschleife abgespielt.“ Eines der Spiele, mit denen die Jungs aufwuchsen, war „Minecraft“. Zu „Minecraft“, dem meistverkauften Videospiel aller Zeiten, muss man wissen: Die Urversion 2009 war mittels Open Code programmiert, sprich: für alle einsehbar. Und die Optik ist recht simpel, es handelt sich um modulare 3D-Landschaften, die schier endlose Anpassungs- und Veränderungsmöglichkeiten erlauben. „Es ist das einzige Spiel, aus dem man tatsächlich Welten bauen kann“, so Sänger Waldron. „Ursprünglich war der Plan: Lasst uns eine Show für unsere Fans auf die Beine stellen. Dann wurde die Sache mit jedem Tag größer.“ Die Band holte die „Minecraft“-Community ins Boot, um die virtuellen Festival-Bühnen zu kreieren. „Wir kannten einander nicht, die Leute kamen aus der ganzen Welt und aus verschiedenen Zeitzonen, aber Stück für Stück haben wir gemeinsam eine Welt erschaffen. Ich musste oft denken: Mann, wenn das im echten Leben auch so leicht wäre, dann würden wir viel umsetzen können in der Welt.“ Für das Festival baten die Veranstalter die Künstler, eine vorab aufgenommene Performance einzureichen. Manche Acts, die angefragt wurden, waren sofort dabei, wie etwa Cowgirl Clue alias Ashley Calhoun, eine texanische Dance-Pop-Sängerin. Andere mussten erst überzeugt werden, dass das Ganze Hand und Fuß hat.

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Kreierten mit dem Block by Blockwest Festival ihr eigenes virtuelles MusikEvent: die Dance-Punk-Band Courier Club aus P ­ hiladelphia. THE RED BULLETIN

KEVIN CONDON

„STÜCK FÜR STÜCK HABEN WIR EINE WELT ERSCHAFFEN.“


„WIR HABEN EIN BEDÜRFNIS NACH COMMUNITY.“ „Ich bin keine Gamerin, aber ich mag die Ästhetik der Spiele“, sagt Nadeschda Tolokonnikova, Mitbegründerin der russischen Punk-Protestband Pussy Riot. Die Gruppe sollte im März auf große Tournee gehen. Doch durch die Pandemie wurde alles ab­ geblasen. Der Lockdown traf die 30-jährige Tolokonnikova besonders hart. Sie wurde 2012, nach der Performance eines Putin-kritischen Songs, verhaftet und musste zwei Jahre im Gefängnis verbringen. „Ich glaube an die Theorie der Identitätsleistung. Das heißt: Wenn ich nicht machen kann, wofür ich brenne, verliere ich meine Identität.“ Da kam ihr das BXBW-Festival gerade recht. „Sehe ich eine Möglichkeit, unsere politische Botschaft unter die Leute zu bringen, bin ich dabei.“ Einen Tag vor dem Festival wurde ein zusätzlicher Act bekannt gegeben: Massive Attack. „Die mediale Aufmerksamkeit, die uns das einbrachte, war unglaublich“, sagt BXBW-Mitorganisator Ryan Conway. Und das hatte zur Folge, dass sich innerhalb der ersten Stunde des Festivals zehntausende Spieler gleichzeitig einloggen wollten. „Das hat unsere Server-Kapazitäten gesprengt.“ Nichts ging mehr. Ende. Aus. Man zog den Stecker, die Sache wurde abgebrochen. „Es hat uns schlicht an Expertise gefehlt“, so Conway zerknirscht. Doch die Geschichte ist hier nicht zu Ende. „Ein Typ schrieb uns: Hey, ich habe euch in den Nachrichten gesehen. Ich arbeite im Tech-Bereich, ich kann euch helfen.“ Konkret bot die Firma DigitalOcean ihr Rechenzentrum für das Festival an. Plötzlich war wieder alles möglich – sogar 100.000 Leute würden sich einloggen können. Und auch wenn Massive Attack ihren Auftritt schlussendlich absagten – am 16. Mai um 19.40 Uhr Ostküstenzeit ging das BXBW-Festival live.

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as Setting: ein gigantischer Berg, auf dessen Gipfel eine virtuelle Ski-Lodge thront. Es gibt eine Seilbahn, aber die meisten Spieler hacken in ihre Tasten, um mit ihren Avataren die blockigen Stufen zum Gipfel hinaufzuspringen. In der Lodge spielen Pussy Riot ihren Song „Macho“. Tolokonnikovas Avatar – eine pixelige, kantige Spielfigur mit grüner Sturmhaube (jener Kopfbedeckung, die die Band bei ihrem Protest am Roten Platz in Moskau berühmt gemacht hat) – gibt Slogans wie „Fuck Capitalism!“ aus. Unermüdlich rattern ihre Botschaften über den Bildschirm, die Menge jubelt. Die Hauptbühne befindet sich im Untergrund. Im Publikum sieht man einen Typen mit einem Zauberwürfel als Kopf. Deadpool, die Actionfigur aus den Marvel-Comics, ist auch da. Genauso wie ein zwei-

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beiniges Schwein. Und dann findet sich da noch Joe Mulherin, der US-Rapper, der unter dem Künstlernamen nothing,nowhere bekannt ist. Sein Avatar ist einem Sensenmann nachempfunden, der Tod dient auch im echten Leben als Logo für seine Musik. Er soll in Kürze auftreten, doch noch spielt eine andere Band, also hat er Zeit, die virtuelle Welt zu erkunden. Dass der 28-jährige Rapper aus Massachusetts viel Zeit online verbringt, kommt nicht von ungefähr. Mulherin leidet an einer Angststörung und geht damit offen um. „Im Rampenlicht zu stehen macht mich nervös. Ich habe mich immer mehr zurückgezogen, mich von den Fans distanziert. Aber seit ich in diesem Gamer-Universum bin – meine Spiele auf Twitch streame, mich im Discord-Chat mit anderen unterhalte –, kann ich besser damit ­umgehen. Du triffst auf Kids, die mit denselben Dingen hadern wie du.“ Mulherin geht mit seinen Fans – die freilich ebenfalls Sensenmänner sind – auf Festival-Entdeckungstour. Die Truppe stürmt eine Treppe hinauf, die sich auf einem gigantischen Baum befindet, und landet in einem Shop, in dem digitale Festival-T-Shirts und Kunst zu erstehen sind. Die Käufe tätigt man zwar innerhalb des Spiels, die Merchandising-Produkte bekommt man jedoch in realer Form nach Hause ­geschickt. „Ich war auch bei Travis Scotts ‚Fortnite‘Konzert“, sagt Mulherin. „Es war großartig, aber eher passiv. So, als würde man ein Feuerwerk anschauen. Hier, beim BXBW-Festival bei ‚Minecraft‘, geht’s mehr ums Gemeinschaftserlebnis. Man kann sich austauschen, chatten, es gibt Mini-Spiele zwischendrin. Die Menschen haben ein Bedürfnis nach Community – und das wird hier gut abgedeckt.“ Veranstalter Waldron sagt: „Wir sehen das Festival als eine Art Testlauf. Langfristig schwebt uns vor, eine virtuelle Welt zu erschaffen, die immer online ist und in der die Spieler auch zwischen den Konzert­ reihen abhängen können.“ Und natürlich eröffnen sich mit den virtuellen Konzerten auch neue Karriere­ optionen. „Wenn man die Hallen in seiner Heimatstadt nicht füllen kann – weil die Nische, für die man Musik macht, nicht groß genug ist –, dann muss man eben global denken. Und seine Musik interna­ tional promoten, in einem Online-Club. Dieses Denken hat auch nach dem Lockdown noch Bestand.“ Beim BXBW-Festival ist Mulherin endlich dran, auf die Bühne zu gehen. Sein Avatar geht nervös auf uns ab, wie bei einem „richtigen“ Gig. „Virtuelle Angst fühlt sich sehr real an.“ „‚Minecraft‘, ich kann euch nicht hören. Make some noise!“, stachelt der Rapper die Menge an, als er seine Show beginnt. Er wird von einer Flut an Bildschirm-Herzen und Feuer­ werken begrüßt. Ein paar Spieler laufen schwebend durch die Luft. Mulherins eckiger Avatar lässt sich in die Menge fallen. Und plötzlich … ist er weg. Verschwunden. Wie in Luft aufgelöst. „LMAO! (Laughing my ass off – Ich lach mich tot!) Mein Server hat mich rausgekickt“, tippt er und rennt zurück auf die Bühne, um weiterzumachen …   57


INNOVATOR

IDEAS FOR A B E T TE R FU T U R E

Helfer in der Luft: Der Wingcopter liefert bereits jetzt Impfstoffe und Insulin in abgelegene Gebiete.

Lieferdrohne

Flotte Fracht

Die Fluggeräte von Wingcopter könnten das heiß umkämpfte Rennen um die Zukunft der Luftfracht gewinnen. Schnell genug dafür sind sie auf jeden Fall.

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ransport von Insulin auf irische Atlantik ­inseln oder von Impfstoffen nach Vanuatu im Pazifik oder Malawi in Afrika – der Wingcopter ist in den letzten Jahren ganz schön herumgekommen. Das Fluggerät (Spannweite: 1,78 Meter) des gleichnamigen Startups aus Darmstadt zeigt seit seiner Konzeption 2017 in der Praxis eindrucksvoll, wie schnelle Nahversorgung in Zukunft ablaufen könnte: mit einer Kombination aus Flächenflugzeug und Multi­

copter. Das Geheimnis, so Co-Founder Tom Plümmer, ist der patentierte SchwenkrotorMechanismus. Er ermöglicht senkrechtes Aufsteigen wie bei gewöhnlichen Drohnen, aber auch Flugzeugdynamik. Das Ergebnis: Reichweiten von 45 Kilometern (mit der ­Maximallast von 6 Kilogramm) bis zu 100 Kilometern bei 2 Kilo Last sowie ein Rekord­ speed von 240 km/h. Wenn sich doch nur die Regularien des Luftverkehrs auch so schnell ändern würden … wingcopter.com

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IN ALLER KÜRZE UPDATE FÜR KLASSIKER Zwei österreichische Start-ups bringen traditionelle Institutionen in ein modernes Format.

DIGITALER BAUERNMARKT Die Plattform von Theresa Imre, 29, fasst die Produkte von über 400 regionalen Herstellern zusammen und liefert sie bis vor die Haustür. Aktuell nur in Wien, ist eine Expansion in weitere Städte geplant. markta.at

Unterwasser-Atemgerät

Wie ein Fisch im Wasser Ein innovatives Gadget aus Österreich ermöglicht ­Tauchgänge in bis zu fünf Meter Tiefe – ganz ohne Sauerstofftanks oder Zeitlimits.

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eorge W. Bush, der 43. Präsident der USA, meinte einmal in seiner unvergleichlichen Art, er glaube an die friedliche Koexistenz von Menschen und Fischen. Wie richtig er damit lag, ­beweist nun der österreichische Produkt­ designer Jörg Tragatschnig, 64. Mit Exo­ lung hat er ein innovatives Tauchgerät entwickelt, das wie eine externe Lunge funktioniert und Tauchern ermöglicht, unter Wasser zu atmen – ohne Druckluft­ flaschen, ohne zeitliche Beschränkung. „Exolung entstand aus einem Kind­ heitstraum von mir“, erzählt Traga­ tschnig. „Als Student habe ich dann be­ gonnen, ernsthaft über das Konzept nachzudenken: Ziel war es, ein technisch möglichst reduziertes Atemgerät zu ent­ wickeln, das die Lücke zwischen Schnor­ cheln und Scuba-Tauchen schließt.“ Der Exolung-Schlauch reicht bis in 5 Meter Tiefe.

CARTER DOW, LUKAS ILGNER, CHRISTOPH KERSCHBAUM, EXOLUNG

PROMPTE PFANDLEIHE Für alle, die schnell Geld brauchen: online den Wert von Handy, Schmuck und Co berechnen, Laufzeit ein­ geben und den Wertgegenstand von Cashy (Bild: CoFounder Patrick Scheucher, 32) einfach abholen lassen. cashy.at

Das Grundprinzip: Exolung nützt die Beinbewegungen des T ­ auchers, um via Seilzug durch einen Schlauch Atem­ luft von der Wasseroberfläche bis zu fünf Meter unter Wasser in eine Art Luft­ glocke zu pumpen, die der Taucher um die Brust geschnallt hat. Eine bewegliche Membran ermöglicht das Ein- und Aus­ atmen. Zusätzliche Sicherheit ­garantiert die permanente Verbindung mit der Boje an der Wasseroberfläche. Die Vorteile: Das Gerät ist leicht und kompakt, kostengünstig, muss weder aufgeladen noch wiederbefüllt werden und erfordert im Gegensatz zum konven­ tionellen Tauchen kaum Training. exolung.com

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Atmungsaktiv: Mit einem Gewicht von nur 3,5 Kilo und 40 × 30 × 20 Zentimeter Packmaß bietet Exolung eine geniale Low-TechAlternative zum ScubaTauchen. Zudem soll der Einstiegspreis unter 300 Euro liegen.

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Im Fokus: Die 22-jährige Mathea ist aktuell ­Österreichs erfolgreichste Pop-Sängerin.


„TRÄUME KÖNNEN NICHT GROSS GENUG SEIN“ Sie will die erfolgreichste Pop-Künstlerin im deutschsprachigen Raum werden: Auf dem Weg dorthin setzt MATHEA, 22, auf Ehrlichkeit, Instagram und die Sprichwörter ihrer Mutter. Interview JONAS VOGT Fotos KIDIZIN SANE

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athea ist auf der Überholspur. 75 Millionen Streams auf Spotify, 2019 als einzige heimische Künstlerin auf Platz eins der Single-Charts, im Mai erschien mit „M“ endlich ihr Debütalbum. Sie ist der aktuell größte weibliche Popstar Österreichs, weil sie über ein Leben singt, das ihre Fans verstehen können. Es geht um Liebe, Trauer und Ehrlichkeit in Zeiten von schnellen Tinder-Matches. Im Interview spricht sie über Emotionen als Antrieb, Authentizität als Garant im Gegensatz zu ­Castingshows und darüber, wie sich manche Erfolgs­wege erst offen­ baren, wenn Träume platzen.

Mathea strebt nach Höherem. Zu wissen, wo man hinwill, und alles dafür zu tun sind zwei Elemente ihres Erfolgs.

the red bulletin: Auf deinem Album zerbrechen Beziehungen, du bist auf schlechten Dates und „irgendeiner Party“. Das klingt nach dem Leben einer ganz normalen 22-Jährigen. Bist du eine ganz normale 22-Jährige? mathea: Ich glaub, ich bin eine gewöhnliche 22-Jährige mit einem außergewöhnlichen Alltag. In meinem Privatleben hab ich ganz normale Probleme, die jeder in meinem Alter hat. Aber natürlich ist manches auch anders: Ich reise sehr viel, hab mit Medien zu tun, arbeite viel mit Menschen zusammen, die älter sind als ich. Und du bist viel auf Instagram unterwegs. Bleibst du dort mit deinen Fans in Kontakt, die einen anderen Alltag haben als du? Das ist meine Welt, auch privat. Ich war schon dabei, als Instagram vor fünf Jahren seinen ersten Hype hatte – also noch bevor ich Künstlerin wurde. Aber es ist auch für meine Arbeit enorm wichtig. Ich kann dort direkt mit meinen Fans kommunizieren, mich mit ihnen connecten. Das ist mir irre wichtig, das merk ich immer mehr. Kannst du dir deinen Erfolg erklären? Es gibt keine Formel zum Erfolg. Aber ich glaub, bei mir sind es drei Dinge. Erstens: fokussiert bleiben – also wissen, wohin man will, und alles dafür zu tun. Zweitens: abwägen. Also: Ist ein Angebot es wirklich wert, oder schade ich mir damit langfristig? Und drittens: seinen Platz finden. Ich kenne meinen: Ich schreib ehrliche Texte direkt aus meinem Leben, ich mach modernen Deutschpop. Das sind die drei Dinge, die mich ausmachen. Das erinnert an RAF Camoras Erfolgsformel: Finde drei Dinge, in denen du besser bist als alle anderen. Offenbar kein schlechtes Konzept. Apropos „Angebote abwägen“ – lehnst du Sachen ab? Ja, ich hab in der letzten Zeit sogar einige lukrative ­Angebote abgelehnt. Wenn ich etwas mache, auf das ich eigentlich keine Lust habe, dann bin ich nicht mit dem Herzen dabei. Da kann man mir eine Million Euro zahlen, aber es wird nie authentisch sein – und das ­merken die Fans. Im Zusammenhang mit deinen Texten fällt oft der Begriff „Ehrlichkeit“. Bist du ehrlich, kriegt man eine ungeschminkte Mathea?

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Aus dem Schatten getreten: Über die Castingshow „The Voice of Germany“ kam M ­ atheas Karriere richtig ins Rollen.

„Da kann man mir eine Million Euro zahlen. Wenn ich darauf keine Lust habe, wird es nicht authentisch – und das merken die Fans.“


In den Songs bin ich zu 100 Prozent ehrlich. Das ist mir wichtig, da mache ich keine Kompromisse. Ich spreche oft ganz konkrete Personen in meinen Texten an, mit dem Ziel, dass diese Personen das auch merken. Anders ist es in Interviews: Die Medien würden oft gerne Dinge wissen, die über die Songs hinausgehen. Da musste ich erst lernen, Grenzen zu setzen. Glaubst du, jede Person, über die du je einen Song geschrieben hast, hat das auch gemerkt? Manchmal haben sich sogar mehr Personen angespro­ chen gefühlt als ursprünglich geplant. Gibt dir die Ehrlichkeit etwas? Ich schreibe Songs, weil ich etwas verarbeiten muss. Als ich 16 Jahre alt war und den größten Liebeskummer meines Lebens hatte – zumindest dachte ich das da­ mals –, hab ich mich ans Klavier gesetzt und das heraus­ gesungen. Das hilft mir sehr, auch heute noch. Wenn du einen Song performst, der in einer bestimmten Gefühlslage entstanden ist, kommen die Emotionen dann zurück? Das kommt ganz darauf an, in welcher Situation ich bin. Wenn ich mich auf einem Festival oder bei einem Auftritt nicht ganz wohlfühle, dann bin ich voll damit beschäftigt, pro­fessionell zu sein. Wenn ich aber los­ lassen kann, dann kommen sehr viele Gefühle bei mir hoch. Letztes Jahr haben wir auf meiner ersten Tour in München den Song „Kein Tutu“ als Unplugged-Version gespielt. Da hab ich mich echt zusammenreißen müs­ sen, um nicht auf der Bühne zu weinen.

„Ich hatte das Gefühl, das Leben zieht an mir vorbei. Dann dachte ich: ‚Scheiß drauf!‘“

In dem Song geht es um eine Hüftverletzung, die ­verhindert hat, dass du Tänzerin werden konntest. Wie schafft man es, aus so einem Schicksalsschlag eine Chance zu machen? Das war ein riesiges Drama. Ich hab getanzt, seit ich drei Jahre alt war. Tanzen war alles für mich. Dann hab ich die Hüftprobleme bekommen, Operationen, saß eine Zeitlang im Rollstuhl. Ich war 16 und hatte das Gefühl, das Leben zieht an mir vorbei. Und dann kam die Wende. Ich wollte eigentlich zum Tanzen auf ein musisches Gymnasium, aber dann dachte ich: „Scheiß drauf, ich geh trotzdem auf diese Schule.“ Ich hab die Aufnahmeprüfung für Gesang gemacht, und der Stein kam ins Rollen. Was hat dich diese Erfahrung gelehrt? Ich kann jedem, der in einer ausweglos scheinenden ­Situation steckt, ans Herz legen, was meine Mama damals zu mir gesagt hat: Wenn sich eine Tür schließt, ­öffnet sich eine andere. Das fand ich damals extrem blöd, heute weiß ich, dass sie recht hatte. Wenn wir schon bei Lehren sind: Was hast du durch die Teilnahme an der Castingshow „The Voice of ­Germany“ gelernt? Als ich dort war, hab ich erkannt, dass das Show­geschäft mein Ding ist. Ich war sehr enttäuscht, als ich aus­ geschieden bin. Und im Nachhinein hab ich gelernt, dass das ein TV-Format ist, das mit der Realität im Musik­business nicht sehr viel zu tun hat. Für die spätere Karriere ist es völlig egal, was man bei einer Casting­ show erreicht oder nicht erreicht. Was willst du erreichen? Ich möchte die erfolgreichste Pop-Künstlerin im deutschsprachigen Raum werden.

Matheamatik: von 2× bis 7,5 · 10 7

Ihren ersten Charterfolg hatte Mathea mit der Single „2ד (zweimal). Das Debüt der Salzburgerin kletterte im März 2019 auf Platz 1 und erreichte wie die Folgesingle „Chaos“ Platin-Status in Österreich. Inklusive des mit Unterstützung ihrer Fans produzierten Songs „1961–2017“ und des aktuellen Hits „Wach“ wurde ­Mathea über 75 Millionen Mal auf Spotify gestreamt.

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Das ist ein großes Ziel. Ein sehr großes sogar, dessen bin ich mir auch bewusst. Aber ich glaube, dass meine Träume nicht groß genug sein können. Das heißt nicht, dass ich mich nicht freue, wenn ich Teilabschnitte davon erreiche. Aber ich will groß träumen. matheamathea.com

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B O U L E VARD DER HEL DEN

ROBERT PERONI, WOLFGANG THOMASETH UND JOSEF SCHROTT

DIE EISMÄNNER

Serie: MICHAEL KÖHLMEIER erzählt die außergewöhnlichen Geschichten überlebensgroßer Figuren – faktentreu, aber mit literarischer Freiheit. Folge 4: die Expedition, die nur durch Hass zum Erfolg wurde.

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MICHAEL KÖHLMEIER

BENE ROHLMANN

ARCHIV ROBERT PERONI

„D

Gemeinsam mit Thomaseth hatte Pe­ ie geraden Zahlen“, sagte er und roni den Plan entwickelt, durch Grönland ­lächelte, und sein Lächeln war das zu gehen. Zwei Jahre haben sie die Sache charmanteste, das ich je über ein durchgesprochen, bis ins kleinste Detail. ­Gesicht gleiten sah, „die geraden Peroni hatte einen Schlitten konstruiert, der ­Zahlen kannst du dir leisten, wenn es nicht sowohl durch Schnee als auch über Eis geum Leben und Tod geht.“ zogen werden konnte – die Kufen bestanden Im Jahr 1983 leitete Robert Peroni eine MICHAEL KÖHLMEIER aus einem halben Rohr, etwa fünf ZentimeExpedition durch Grönland. Es gab nichts Der Vorarlberger ist seit ter im Durchmesser, auf das eine schmale zu erforschen, es gab nichts zu entdecken, Jahrzehnten ein Fixstern Leiste mit scharfen Kanten geschweißt war. jeder Meter des Inlandeises war längst am österreichischen Das Material sollte Titan sein, erstens sehr karto­grafiert; es hatte bis dahin zwar noch Literaturhimmel. leicht, zweitens widerstandsfähig wie Stahl. kein Mensch gewagt, zu Fuß die größte Gerühmt wird er Drei Prototypen ließen sie schlussendlich Insel der Welt an ihrer breitesten Stelle zu vor allem für seine Erzählkunst. bauen, ehe sie zufrieden waren. Auch das überqueren, aber der Sinn dieser Tat lag nur Geschirr, das sie sich umlegen wollten, in ihr selbst; das heißt, Peroni und seine beiden Begleiter, Wolfgang Thomaseth und Josef Schrott, um die Schlitten zu ziehen, entwarf Peroni. Ebenso taten es, weil sie es taten, und aus sonst keinem Grund. berechnete er die Kleidung, das Schuhwerk, die Medikamente und die Nahrung. Die Nahrung war ein Pro­ Und dennoch ist bei dieser Reise erforscht, entdeckt blem. Die Überquerung würde drei Monate dauern, bei und kartografiert worden: „Nicht ein Land, aber die normaler Nahrung wäre das nicht möglich, zu schwer, Seele“, so beschwor Robert Peroni in mein Mikrofon, sie würden viel mehr Zeit brauchen, dann aber auch als ich ihn fünf Jahre nach diesem Abenteuer in seiner mehr Nahrung, ein Dilemma. Die Lösung war AstroWohnung in Bozen besuchte. nautennahrung, ein Pulver, das man in heißem Wasser „Wenn du dich auf den Weg machst und nicht weißt, auflösen und trinken konnte, Vanille oder Haselnuss. ob du je zurückkehren wirst, weil diesen Weg vor dir Thomaseth meinte, es genüge, wenn sie beide allein noch niemand gegangen ist, weil er mit einer hohen gingen; Peroni – „aus einem Bauchgefühl heraus“ – Wahrscheinlichkeit in den Tod führt, fünfzig-fünfzig, wollte einen dritten Mann. Sie annoncierten in einer dann musst du entweder allein gehen oder zu dritt Bergsteigerzeitung: „Mann gesucht für eine Grönlandoder zu fünft oder zu siebent und so weiter, niemals zu durchquerung.“ Nur einer meldete sich: Josef Schrott. zweit oder zu viert.“ Schrott war Gelegenheitsbergsteiger, an großen Das habe er bei dieser Expedition gelernt; aber das ­E xpeditionen, wie Peroni nach Spitzbergen und durch sei erst die einfachste Lehre gewesen. die Wüste Gobi oder wie Thomaseth im Himalaya, Wolfgang Thomaseth, wie Peroni Südtiroler, war hatte er nie teilgenommen. Er war Besitzer einer WerkKameramann und hatte schon Reinhold Messner bei statt, reparierte alles, Autos, Kühlschränke, Fernseher. etlichen seiner Extremtouren begleitet. Er war ein Schon nach einem ersten Gespräch waren Peroni und langjähriger Freund von Peroni, beide waren geübte Thomaseth der Meinung, er ist der Richtige. Schrott Kletterer, zusammen hatten sie in den Dolomiten die war es auch, der die Schlitten baute. gefährlichsten Routen gemacht. „Auf den Wolfgang „Ich habe mir damals eingeredet“, sprach mir Peroni konnte ich mich verlassen wie auf meine rechte Hand“, ins Mikrofon, „und habe das auch bei Interviews immer erzählte Peroni, „und ich glaube, er würde – trotz allem – über mich das Gleiche sagen.“ gesagt: dass diese Expedition auch einen wissenschaft-


Robert Peroni, Wolfgang Thomaseth, Josef Schrott (v. li. oben im Uhrzeigersinn)

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B OU L EVAR D DE R HE L D E N

lichen Sinn hat. Es wäre ja sonst eine reine ­Abenteuerei gewesen, das war es auch, nur: Das wollte ich nicht. Aber zuletzt kann doch eine wissenschaftliche Erkennt­ nis daraus gezogen werden. Die Psychologie ist ja schließlich auch eine Wissenschaft.“ „Und was für eine Erkenntnis hat euer Abenteuer erbracht?“, fragte ich. Wieder lächelte er. „Wenn eine Sache auf Leben und Tod steht, dann benötigst du Hass, um zu überleben, und nicht Liebe. Der Hass – das ist die Erkenntnis –, der Hass ist ein vitaleres Gefühl als die Liebe.“

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ie starteten von Westgrönland aus, ließen sich mit einem Helikopter über die Insel nach Ostgrönland bringen. Dort gibt es nichts. Eis und Schnee, sonst nichts. Der Pilot, ein Vietnamveteran, der Grönland gut kannte, schlug ihnen vor, sie sollten betrügen, sollten so tun, als ob; er würde sie irgendwo verstecken und nach drei Monaten abholen und in den Westen fliegen, und dann sollten sie so tun, als ob sie vom Eis herunter­ kämen. „Sonst werdet ihr sterben“, sagte er. „Kein Mensch kann über das Inlandeis gehen. Dann wirklich noch eher ein Kamel durch ein Nadelöhr.“ Sie lachten ihn aus, ließen sich absetzen und winkten ihm zu, als er davonflog. Nun gab es kein Zurück mehr. Der Streit begann am ersten Tag schon. Zwischen Thomaseth und Peroni. Thomaseth war der Jäger, er hatte sein Gewehr mitgenommen. Er wolle sich „ein­ schießen“, sagte er. Zu welchem Zweck, sagte er nicht. Bevor sie aufbrachen, stellte er sechs Gaskartuschen in den Schnee und schoss auf sie. Peroni brüllte ihn an, ob er verrückt sei, er habe die Anzahl der Kartuschen genau berechnet, dies sei kein Schulausflug, sondern eine Expedition auf Leben und Tod. Es wurde nie wieder gut zwischen den beiden. Zuerst mussten sie über die Berge steigen, hinauf zum Inlandeis. Thomaseth übernahm hier die Führung. Für den Aufstieg hatte Peroni fünf Tage vorgesehen, sie schafften es in drei Tagen. „Es ist kein Schulausflug“, sagte Thomaseth, „aber auch nicht viel mehr als eine Kletterpartie in den Dolomiten.“ „Davon ist er nicht mehr heruntergekommen, von dieser Meinung“, erzählte mir Peroni. „Wenn ich mit dem Sextanten unseren Weg ausgerechnet habe, dann hat er das für eine Großtuerei gehalten. Ich habe einen Kompass, sagte er, das genügt. Ich sagte: Das genügt eben nicht, Wolfgang, der Nordpol und der Magnetpol

„Er zog das Gewehr aus dem Schlitten und richtete es erst auf Peroni, dann auf sich selbst.“ 68

sind nicht identisch, so weit im Norden braucht es die Deklination. Das hat er nicht verstanden oder wollte es nicht verstehen.“ Die Fronten verhärteten sich. Dann, mitten im Inlandeis, kam es zum großen Streit, zum endgültigen Streit, zum Bruch. Der Anlass war so banal, dass er sich schäme, mit mir darüber zu sprechen, sagte Peroni. Als es durch die Berge ging, war Thomaseth der Stärkste von den dreien gewesen, auf dem flachen Eis erlitt er einen Konditionseinbruch. „Es war psychisch“, sagte Peroni, „in erster Linie psychisch. Er hielt das unendliche Weiß nicht aus, wie auf einem Teller, die Erde makellos weiß bis zum Hori­ zont, der Himmel über dir makellos blau. Er konnte nicht mehr weiter. Er wollte, dass der Josef einen Teil seiner Sachen auf seinen Schlitten nimmt. Das habe ich verboten. Dezidiert. Ich war auch zum Streiten aufgelegt, das geb ich zu. Ich sagte: So? Du kannst nicht mehr? Aber meinen Be­ rechnungen glaubst du nicht. Ich habe dir gesagt, wie viel Kleidung jeder mitnehmen darf. Du hast dich nicht daran gehalten, hast dein blödes verstunkenes Südti­ roler Bergsteigerhemd mitgenommen. Und diese paar hundert Gramm in Summe der Tage machen aus, dass du nicht mehr kannst. Er dagegen: Und du, du Ober­ gescheiter, du hast dreimal mehr Klopapier mitgenom­ men, als du uns vorgerechnet hast. Ich darauf: Und wenn ich tausendmal mehr Klopapier mitgenommen hätte und würde es selber tragen, dann wäre das meine Sache … Und so weiter …“

D

er Streit eskalierte. Der Höhepunkt: Peroni nann­ te Thomaseth das größte Risiko der Expedition. Thomaseth zog das Gewehr aus seinem Schlitten und richtete es erst auf Peroni, dann auf sich selbst. Josef Schrott ging dazwischen. Bis dahin hatte er sich aus dem Streit zwischen den beiden herausgehalten. Schrott nahm das Gewehr zu sich, vergrub es in seinem Schlitten zuunterst – „damit einem Zeit zum Überlegen bleibt“ – und schlug vor, die beiden sollten von nun an kein Wort mehr miteinander sprechen und sich auch nicht anschauen. Bis zu ihrem Ende nicht. Nie mehr. Er werde das überprüfen. „Von nun an“, erzählte Peroni, „regierte der Hass. Und es war gut so. Wir hatten bisher einen wunder­ baren Sommer erwischt, keine Stürme, keine Tempe­ raturen unter minus 25 Grad. Dann aber kam der White-out.“ Nebel. Alles weiß. Oben und unten und auf allen Seiten. Und absolute Stille. Nichts zu sehen. Den Vordermann nicht, auch wenn man nur in zwei Metern Abstand voneinander geht. Der Mensch steht im Mittel­ punkt einer weißen Kugel. Du weißt nicht mehr, ob du aufrecht stehst oder schon fällst. Er fürchtete, dieser Zustand könne Wochen dauern. Dann wären sie ver­ loren gewesen. Sie blieben im Zelt und schwiegen. In Thomaseth und in Peroni baute sich der Hass auf. Wie sich Josef

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„Der Josef war der wahre Held. Ohne ihn wären wir draufgegangen.“ Schrott fühlte, das interessierte die beiden nicht. Der Hass war ein Tyrann, er befahl: Du musst leben! Nicht um zu leben musst du leben, sondern um den anderen zu besiegen. Das Leben zählt nichts, der Sieg alles. „Wenn wir uns geliebt hätten, hätten wir uns an den Händen gehalten und wären friedlich gestorben.“

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arum besser zu dritt als zu zweit? Es braucht einen Mittelsmann. Aber keinen objektiven. Einen verlogenen. Einen, der etwas ­vorspielt. Der heimlich zu Peroni spricht: „Ich bin auf deiner Seite.“ Der heimlich zu Thomaseth spricht: „Ich bin auf deiner Seite.“ Damit keiner der beiden Kontrahenten jemals den Eindruck hat, er sei allein. Und immer den

Eindruck hat: Wir sind mehr. Wenn es zwei zu zwei oder drei zu drei steht, ist Stillstand. Und wo es um Leben und Tod geht, kann man sich Stillstand nicht leisten. Den Mittelsmann spielte J­ osef Schrott. „Du fragst mich, wer der eigentliche Held dieser Expedition war?“, sprach Robert Peroni in mein Mikro­fon. „Früher hätte ich gesagt: Ich war der Held. Heute: Es war der Josef. Er war der wahre Held. Ohne ihn wären wir draufgegangen.“ Nach achtundachtzig Tagen erreichten sie die Westküste. Erschöpft, dem Hungertod nahe. Als sie endlich nach Südtirol zurückkehrten, waren sie nicht wiederzuerkennen. Wolfgang Thomaseth, den ich ebenfalls besuchte, erzählte mir, seine Kinder hätten aufgeschrien, als sie ihn sahen. Wer dieser unheim­liche Mann sei, hätten sie ihre Mutter gefragt. Die Sonne hatte ihnen die Haut vom Gesicht gebrannt. Bis heute, so habe ich mir sagen lassen, sprechen Peroni und Thomaseth kein Wort mehr miteinander und schauen sich auch nicht an, wenn sie zufällig einander auf der Straße in Bozen begegnen.

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GUIDE Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen

AB AUF DIE STRECKE!

MIRJA GEH/RED BULL CONTENT POOL

Snowboard-Profi Benjamin Karl, 34, geht beim Red Bull Dolomitenmann als Mountainbiker an den Start. Hier erzählt er, wie sich die 1700 wilden Höhenmeter anfühlen. Plus: drei spannende BikeTrails in den Lienzer Dolomiten. THE RED BULLETIN

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GUIDE Travel

„Raus aus dem Stadion, zwei Stunden volle Tube bergauf und bergab. Du übernimmst dich fürchterlich.“ Benny Karl über seinen Part beim Red Bull Dolomitenmann

A

m Morgen des Rennens gönne ich mir ein kleines Frühstück, fahre mit meinem Stadtrad, dem mit dem Körberl und den Blumen, gemütlich zum Start und plaudere mit den Teamkollegen. Wenn die Bergläufer starten, kann ich noch chillen. Zwei Stunden, bis bei mir die Schmerzen beginnen. Beim Red Bull Dolomitenmann, dem härtesten Teambewerb der Welt, bin ich als Dritter der Wings for Life-Staffel an der Reihe. Ich stehe im Lienzer Stadion, die Fans rund um mich sorgen für grandiose Stimmung. Ich sehe unseren Para­ gleiter zu mir herunterschweben. Jetzt ist volle Konzentration angesagt: Sein Schirm darf sich beim Abklatschen nicht in meinem Bike verheddern. Es geht los! Raus aus dem Stadion, zwei Stunden volle Tube bergauf und bergab. 16 Kilometer Uphill, 14 Kilometer Downhill, 1700 Höhenmeter. Wir starten flach über Wiesen, Schotter und Asphalt zum ersten Anstieg, hinauf zu jenem Punkt, wo sich im Winter die Ski-Damen in die Abfahrt stürzen. Hier merkst du schnell, dass du den 40er-Schnitt nicht halten wirst. Wenn du auf diesem Abschnitt auf 8 Stunden­ kilometer kommst, ist das schon viel. Denn es ist richtig steil, 25 bis 30 Prozent. Und es tut richtig weh. Seit 2007 bin ich jedes Jahr am Start. Auch weil ich mittlerweile hier Heimvorteil

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Nach dem Abklatsch ist vor dem Aufstieg: Paragleiter Wendelin Ortner übergibt an Benny Karl.

genieße – ich wohne ja in Lienz. Unten stehen die Leute an der Strecke und feuern dich an. Auch weiter oben, in den Kehren: „Geht scho’, Benny, geht scho’!“ Du übernimmst dich fürchterlich – bis dich niemand mehr sieht. Du hast das Gefühl, es zerfetzt dir die Lunge. Die Qualen kann man nicht mit denen beim Snowboarden vergleichen. Zur Moosalm hinunter spiele ich meine Downhill-Qualitäten aus. Bei den richtig hohen Holzstufen steigen einige Kollegen ab und tragen ihr Bike. Ich nicht. Need for Speed liegt mir im Blut. Das Rennen hat mein Schwiegervater Werner Grissmann vor mittlerweile mehr als 30 Jahren erfunden. Und die gesamte

Familie ist im Einsatz: Meine Frau Nina betreut die VIPs an der Strecke. Meine Mama versorgt mich am zweiten An­stieg mit Getränken. Es geht über eine Schotter­ straße 1100 Höhenmeter hinauf, elendslang, aber oben mit einem schönen Blick hinein ins Tal. Und dann noch zusätzliche 150 Höhenmeter mit dem Rad auf den Schultern durch die Latschen zum Hochsteinkreuz. Apropos Rad: Ich nehme meistens das nur vorn gefederte Hardtail. Es ist leichter, und ich mache lieber bergauf zwei Minuten gut, als dass ich bergab eine halbe Minute schneller bin. Das Mittelstück der Abfahrt ist eine schnurgerade Herausforderung mit THE RED BULLETIN


GUIDE Travel

Wien

Österreich

Anreise Lienz liegt in Osttirol an der Grenze der Zentralalpen zu den Südlichen Kalkalpen, südlich der Drau erstrecken sich die Lienzer Dolomiten. Am Kreuzungspunkt von Drau-, Isel- und Pustertal laufen wichtige Verkehrs­ verbindungen wie die Drau-

Lienz

talstraße und die Felber­ tauernstraße zusammen. Die nächstgelegenen internationalen Flughäfen be­ finden sich in Salzburg, Ljubljana (Slowenien) und Venedig (Italien).

MIRJA GEH/RED BULL CONTENT POOL (2), CHRISTOPHER KELEMAN/ RED BULL CONTENT POOL HANNES KROPIK

Hochgefühl: Die Paragleiter dürfen sich nicht vom Panorama ablenken lassen.

Der Event

Beinarbeit: Vor und nach dem Flug muss der Gleitschirm getragen werden. THE RED BULLETIN

Der Red Bull Dolomitenmann wurde vom ehemaligen Skistar W ­ erner Grissmann erdacht. Seit 1988 fighten Bergläufer, Paragleiter, Mountain­biker und Wildwasser-Kajakfahrer in der Staffel um den Sieg beim härtesten Teamwettbewerb der Welt. Das Starterfeld ist auf 125 Teams limitiert. 500 Freiwillige und 150 Helfer von Bergrettung, Feuerwehr, Polizei und Rotem Kreuz sorgen für die Sicherheit. Im Jahr 2019 gewann das Team Kolland Topsport Professional in einer Gesamtzeit von 3:47:02 Stunden. Die 33. Auflage des Red Bull Dolo­miten­ mannes geht am 12. September in und um Lienz über die Bühne. Infos: redbulldolomitenmann.com

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GUIDE Travel

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„Nichts ist hier leicht“ Benjamin Karl stellt drei Bike-Touren rund um Lienz vor. Moosalm: GEMÜTLICH STEIL (300 Höhenmeter). „In Osttirol gibt es nichts Leichtes. Auf die Moos­ alm sind es aber nur 300 Höhen­ meter, oben kannst du gut essen, und der Ausblick ist wunderbar.“ Karlsbader Hütte: SCHÖN ANSPRUCHSVOLL (1600 Höhenmeter): „Wenn du ­versierter bist, empfehle ich den Schotterweg hinauf zur Karlsbader Hütte, mitten im Herzen der Lienzer Dolomiten. Auf der schönsten Tour im hochalpinen Gelände kannst du dir für die letzten 600 Höhenmeter auf der Dolomitenhütte auch ein E‑Bike ausborgen.“

Besser ein Ende mit Schmerzen als Schmerzen ohne Ende: Die Kanuten müssen den finalen Sprint mit dem Boot ab­solvieren (im Bild Harald Hudetz beim Zieleinlauf 2017).

Lesachtal-Runde: HERRLICH AUTOFREI (1600 Höhenmeter): „Auf der 112 Kilometer langen Runde wird auch die Dolomiten-Rundfahrt aus­ getragen. Mit dem Rennrad fährst du auf schmalen, verwinkelten Straßen, auf denen keine Autos ­unterwegs sind.“ THE RED BULLETIN

MIRJA GEH/RED BULL CONTENT POOL, MARKUS BERGER/RED BULL CONTENT POOL

30 Prozent Gefälle. Dafür habe ich meine eigene Technik entwickelt: Ich blockiere das Hinterrad permanent, vorn bremse ich nur hin und wieder. Es ist schon passiert, dass ich die Bremse so überhitzt habe, dass ich Kurven einlegen musste, um das Tempo in den Griff zu bekommen. Früher ging es einfach bergab ins Ziel, einmal habe ich die Strecke in 15 Minuten geschafft. Jetzt aber haben sie den Kurs verschärft, nach der Abfahrt geht es hinein in den neuen Alban-Lakata-Trail mit gefühlt hundert Anlegern. Du musst hoch konzentriert sein, sonst schlägt es dir den Lenker aus den Händen. Zum Schluss ist der Weg hinüber nach Leisach gespickt mit kleinen Anstiegen. Vor lauter Krämpfen in Waden und Oberschenkeln weißt du nicht, wie du es ins Ziel schaffst. Für mich ist das Rennen vorbei, wenn ich mit Gebrüll an meinen Kajakfahrer übergebe. Ich lasse mich fallen und schnappe nach Luft. Lasst mich einfach ein paar Minuten liegen. Dann rolle ich langsam hinüber zum Ziel und nehme mit meinen Staffelkollegen unseren Schlussmann am Hauptplatz von Lienz in Empfang. Wir fallen uns in die Arme, wir haben es geschafft. Wieder einmal.

HANNES KROPIK

Die Bergläufer starten den Staffelbewerb. Stille Bewunderer im Hintergrund: die Lienzer Dolomiten


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OFFROAD-IKONE FÜR ADVENTURE HEROES Extreme Robustheit, modernes Design, starke Performance. Der neue Land Rover Defender ist das Ergebnis von 70 Jahren Innovation und Weiterentwicklung. ROBUSTHEIT Die Basis des neuen Defender bereitet die neu entwickelte Karosseriearchitektur D7x aus leichtem Aluminium und Magnesium. Getestet wurde ausgiebig – von der 50 Grad heißen Wüste über die minus 40 Grad kalte Arktis bis zu 3.000 Meter hoch gelegenen Pisten in den Rocky Mountains.

GEWINNSPIEL Du hast Lust auf ein Abenteuer auf vier Rädern bekommen? Gewinne jetzt den Land Rover Defender inklusive Dachzelt für eine Woche. Alle Infos und Teilnahme­ bedingungen unter: redbull.com/landrover

LEISTUNGSFÄHIGKEIT Der Allradantrieb, ein zweistufiges Verteilergetriebe, das ­aktive Sperrdifferenzial und Reifen mit hohen, stabilen Flanken machen den Defender zum vielseitigsten Land Rover bisher. Beim Antrieb stehen leistungsstarke Benzin- und Diesel­ motoren zur Wahl, ergänzt durch eine Mild-Hybrid-Variante.

FOTOS: LAND ROVER

TECHNOLOGIE Zentrales Steuerungsinstrument ist das Pivi Pro-System. Der 10-Zoll-Touchscreen lässt sich individuell anpassen und bietet ein übersichtliches Layout, mit dem du häufig verwendete Funktionen vom Startbildschirm aus erreichen kannst. ABENTEUERLUST Gemeinsam mit Autohome hat Land Rover ein maßgeschneidertes Dachzelt für den Defender entwickelt. Das Zelt lässt sich mit einem einfachen Handgriff in Sekundenschnelle aufbauen und bietet Platz für zwei Erwachsene. Ausgestattet ist die Unterbringung mit Luxusmatratze, Kissen, LED-Innen­ beleuchtung, Heckverdeck und Aluminiumleiter.

landrover.at


GUIDE Fitness

STROBOSKOP-BRILLE

Wer weniger sieht, hat mehr Durchblick Diese Brille schränkt die Sicht ein – und hilft damit Top-Athleten und Astronauten, ihre Koordinations­ fähigkeiten zu verbessern.

Per App stellst du die Zeit der blinden Phasen und den Schwierigkeitsgrad der Session ein.

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Senaptec-CEO Joe Bingold verrät, wie du auch ohne HightechBrille deine Koordina­tion verbessern kannst. SCHNELLE DREHUNG Wende deinem Partner den Rücken zu und stellt euch fünf Meter auseinander. Sobald er wirft, ruft er „Go!“ – erst dann drehst du dich um und versuchst den Ball zu fangen. BLINDE DREHUNG Um die Übung noch schwieriger zu machen, verringere die Distanz, verwende einen besonders kleinen Ball oder schließ die Augen, bevor du dich umdrehst.

senaptec.com

„Jetzt fühlt es sich fast so an, als käme der Ball in Zeitlupe angeflogen.“ Carlin Isles, 30, Rugby-Profi

FLORIAN STURM

Sekunde dauern. Je länger du nichts siehst, desto größer wird die Herausforderung. Der US-Rugby-Profi Carlin Isles trainiert seit 2013 mehrmals die Woche mit der 420 Euro teuren Spezialbrille des Marktführers Senaptec. Während der 15-minütigen Sessions soll er beispielsweise Tennis- oder Rugbybälle fangen. „Seitdem hat sich meine Hand-Auge-Koordination ­extrem verbessert. Es fühlt sich im Spiel fast so an, als käme der Ball jetzt in Zeitlupe angeflogen“, sagt der 30-Jährige. Den Effekt der Brille machen sich übrigens nicht nur Rugbyspieler zunutze. Der Schweizer Fußballnational­ torhüter Yann Sommer, die New York Yankees und selbst die NASA bedienen sich der Methode.

TOM MACKINGER

EINÄUGIGE BRILLE Kleb ein Glas deiner Sonnenbrille mit Kreppband ab und absolvier damit traditionelle Lauf­ übungen.

Der frühere Sprinter, der seit 2012 als Flügelspieler beim US-­ Nationalteam aktiv ist, gilt als schnellster Rugbyspieler der Welt. THE RED BULLETIN

MARV WATSON/RED BULL CONTENT POOL, SENAPTEC.COM

Tempo, Präzision und Power sind die wichtigsten Elemente beim Rugby. Denn ständig versucht der Gegner, dich zu stören und zu Boden zu ­reißen. Für den perfekten Catch darfst du dich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Eine „Stroboskop“-Brille soll Spitzensportlern genau dabei helfen. Sie wurde entwickelt, um die Verbindungen zwischen Augen, Gehirn und Körper zu optimieren. Sie simuliert eine Stroboskop-Beleuchtung, das heißt, die Gläser flimmern in rasender Geschwindigkeit: Für einen Moment sind sie durchsichtig, dann komplett blickdicht. Dadurch fehlen den Augen entscheidende visuelle Reize. Das Gehirn muss diese Lücken durch eine effizientere Verarbeitung der vorhandenen Informationen kompensieren. Die „blinde Phase“ kann je nach Einstellung nur 100 Milli­ sekunden oder länger als eine

So geht’s ohne Brille


GUIDE Fitness TRAINING

Hantel mit Hirn JaxJox KettlebellConnect

TIM KENT

Bei diesem Trainings­ gerät schwingt Geschichte mit. Denn die Urform der Kettle­bell (ein freies Gewicht mit Griffleiste) kannten bereits die alten Griechen. Die Kugelhantel in ihrer heutigen Form geht auf die russische Girya zurück, ein guss­ eisenes Gewicht, das zur Getreide-Abwaage genutzt wurde, ehe es Kraftsport­ ler und Fitnesstrainer am Griff packten. Der jüngste Nachkomme der Girya heißt JaxJox Kettlebell­ Connect, verbindet sich mit dem Smartphone und misst deinen Trainings­ fortschritt. Außerdem ­lassen sich per Knopf­ druck Gewichte von 5,5 bis 19 Kilogramm unter den Griff laden (die Scheiben dafür stecken im Sockel). So viel Flexibilität hätte auch den alten Griechen gefallen. jaxjox.com

THE RED BULLETIN

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GUIDE Uhren

Freie Zeit Vier Uhren, die dich daran erinnern, dass jede Minute deines Lebens etwas Besonderes ist.

STUNDEN-UHR AL-TIME COURAGE Was würdest du tun, wenn dir eine Stunde geschenkt würde? Diese Frage stellte sich das Designer-Duo Alex Wiederin und Tino Valentinitsch. Ihre Antwort ist eine Anregung zum bewussten Umgang mit der Zeit – sichtbares Zeichen: die 13 auf dem Zifferblatt. 285 Euro; al-time.com

FARBENFROH Die Jelly gibt es auch in Türkis, Grün und Gelb. Durchmesser des Kunststoffgehäuses: 47 Millimeter.

ZEIT-ZEICHEN ANONIMO MILITARE BRONZE

WOLFGANG WIESER

Geh der Zeit auf den Grund SWATCH BIG BOLD JELLY NEON Die Uhr für den entspannten Pop-Philosophen: mit so viel Durchblick, dass du angesichts des unablässig arbeitenden Werks der Zeit auf den Grund gehen kannst; so knallfarben, dass du damit auf der nächsten Party unübersehbar bist. 95 Euro; swatch.com

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UHR-KRAFT ALPINA SEASTRONG DIVER GYRE Natürlich können wir etwas tun, um die Welt zu retten. Manchmal reicht es, eine Uhr wie diese Alpina zu tragen. 70 Prozent ihres Gehäuses bestehen aus Meer-Müll. Alpina unterstützt übrigens die Surfrider Foundation, die für die Meere kämpft. 1395 Euro; alpinawatches.com THE RED BULLETIN

SWATCH, GÜNTER PARTH, ANONIMO, ALPINA

DURCHBLICK

Bei dieser Uhr ist Bronze die Nr. 1 (Gold und Silber stehen nicht einmal zur Debatte); die Legierung aus Kupfer und Zinn erweist sich als perfekt für Unterwasser-Abenteuer. Besonders schön: In dieser oxidierten Variante erkennen wir die Kraft der Zeit. 5250 Euro; anonimo.com


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GUIDE Gaming

DIGITALE GELASSENHEIT

Gedanken­ spiel

Der Philosoph John Sellars erklärt uns, welche stoischen Lebens­ weisheiten im Gaming-Meisterwerk „The Last of Us 2“ stecken.

Die innere Burg bauen Ein häufiges Motiv in post­ apokalyptischen Games ist der unverwüstliche Held, der eine innere Quelle des Mutes 80

Innere Ruhe ist eine der Stärken von Protagonistin Ellie im Game „The Last of Us 2“.

wie Menschen wirklich sind. Es gibt immer positive Seiten.“

Die Welt mitdenken

In „The Last of Us 2“ hat sich Ellie mit ihrem Vater zerstritten, dem Protagonisten des Original-Games von 2013. In Zeiten reduzierter sozialer Freiräume kämpfen viele Menschen mit derartigen familiären Entfremdungen. Die stoische Philosophie ortet unsere

Bewusster leben

Tugend entdecken

Schier ausweglose Situationen durchzustehen erfordert Optimismus. Hierbei verweist Sellars auf den römischen Stoiker Seneca den Jüngeren: „Er sagt, das Unheil ist die Gelegenheit der Tugend. Aktuell feiern viele Menschen die Systemerhalter als Helden des Alltags und kümmern sich um gefährdete Nachbarn. Unter widrigen ­Umständen entdeckt man,

Vernetzung allerdings auf ­einer umfassenderen Ebene. „Es gibt dieses Konzept des Weltbürgertums, wonach wir alle Teil einer einzigen globalen Gemeinschaft sind“, so Sellars. „Triviale Unterschiede wie Standesdünkel oder Natio­ nalitäten rücken in den Hintergrund. Wichtig ist, dass wir alle Gesellschaftswesen mit einer gemeinsamen Vernunftbasis sind.“

John Sellars unterrichtet Philosophie am Royal Holloway College und forscht am King’s College, die beide zur Londoner Universität gehören. Er widmet sich der stoischen Philo­sophie, aktuell im Buch „Lessons in Stoicism“. johnsellars.org.uk

Anders als die meisten Videospiele vermittelt „The Last of Us 2“ eine reflektierte Sicht auf den Tod, selbst auf jenen der sogenannten Feinde. „Wir sollten uns unserer Sterblichkeit stets bewusst sein“, sagt Sellars. „Dazu gehört schlicht und einfach, realistisch zu sein, aber auch unserer eigenen Zeit mehr Bedeutung beizumessen. Wir haben nur ein ­begrenztes Ausmaß davon, und je eher wir das begreifen, desto besser können wir die richtigen Prioritäten im Leben setzen.“ THE RED BULLETIN

MATT RAY

anzapft. Auch das ist stoisch, wie Sellars erklärt. „In seinen ‚Selbstbetrachtungen‘ schreibt der römische Kaiser Mark Aurel von seiner ‚inneren Burg‘. Das ist der Teil seines Bewusstseins, den nichts zerstören kann, es sei denn, man ließe dasjenige hinein. Wenn man eine Lage als schrecklich bewertet, erzeugt das Angst, die wiederum zu falschen Entscheidungen verleiten kann.“ Stattdessen solle man er­kennen, dass man zwar die Umstände nicht kontrollieren kann, wohl aber die eigene Reaktion darauf.

SONY INTERACTIVE ENTERTAINMENT

Social Distancing, Isolation, Quarantäne: Das Jahr 2020 stellt das soziale Wesen Mensch auf eine harte Probe. Videospiele bieten da eine gewisse Erleichterung. Sogar die WHO – die bisher eher vor Computerspielsucht gewarnt hat – empfiehlt sie für den Umgang mit dem Lockdown. In einem der Top-Games des Jahres, „The Last of Us 2“, geht es darum, mit der Kata­ strophe umzugehen. Das Survival-Horror-Abenteuer ist in einer postpandemischen Welt angesiedelt. Hauptfigur Ellie muss Ruhe, Resilienz und Eigenständigkeit beweisen – Eigenschaften, von denen wir alle profitieren können, und zentrale Merkmale der stoischen Philosophie. „Der Stoizismus geht von dem Gedanken aus, dass das Wohlbefinden vom Geistes­ zustand abhängt“, erklärt der Philosoph John Sellars. Statt sich wegen äußerer Faktoren, die man nicht kontrollieren kann, die Haare zu raufen, sollte man ein klareres Bild davon erlangen, was man beeinflussen kann – und dann rational begründete Hand­ lungen setzen. Kurz: Es geht nicht um dein Schicksal, sondern wie du damit umgehst. Hier findest du vier stoische Lehren aus dem Game, die dich gegen die Herausforderungen des Alltags wappnen.


JETZT! DIE ZUKUNFT

IST NICHT ABGESAGT!

MASTER- UND AKADEMISCHE LEHRGÄNGE ZERTIFIZIERUNGEN // SEMINARE INHOUSE-SCHULUNGEN // NEU: AI ACADEMY Die Digitalisierung erlebte in den vergangenen Wochen einen unglaublichen „Push“. Dabei hatte sie nicht nur einen enormen Einfluss auf unser persönliches Umfeld, digitale Kommunikationskanäle oder unsere Arbeitsumstände. Auch Märkte, Unternehmen und Geschäftsmodelle änderten sich quasi über Nacht. Unsere digitale Kompetenz ist daher gefragt und „Technik verstehen und sprechen zu können“ wird immer wichtiger. Sind Sie darauf vorbereitet? Gehen Sie mit uns einen Schritt weiter! Die Technikum Wien Academy bietet seit 2005 fundierte Weiterbildungen in Technik und Digitalisierung, die nun das sicherste und ertragreichste Investment sind. Neben Master- und Akademischen Lehrgängen

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Die Digitalisierungsakademie der FH Technikum Wien: academy.technikum-wien.at


GUIDE Equipment TONE

Jetzt geht’s rund! Dieser innovative Plattenspieler ist die kürzeste Verbindung zwischen analoger und digitaler Welt. In Zeiten von Streamingdiensten dürften Plattenspieler eigentlich nur noch eine schrullige Fußnote der Geschichte sein. Das Gegenteil ist der Fall: Wegen ihrer Sound­qualität und ihres dekorativen Aussehens sind sie unter Musikund Vinyl-Liebhabern gefragter denn je. Aber wie lässt sich das für Digital Natives attraktiv gestalten? N ­ icole Lichtenegger, 28, Chefin der Tone Factory, hat mit ihrem Team eine Antwort auf diese Frage gefunden: Ihr Plattenspieler (Preis: 249 Euro) kann sich nicht nur mit der Hi-FiAnlage, sondern via Bluetooth ganz einfach mit einem Lautsprecher verbinden. Lichteneggers familiärer Hintergrund war bei der Entwicklung wohl kein Nachteil: Vater Heinz ist Gründer von Pro‑Ject, dem weltgrößten Plattenspielerproduzenten – mit ­Firmensitz in Mistelbach, Niederösterreich. tone-factory.com

TONE FACTORY

Der Tonarm im minimalistischen Design bringt maximalen Klang.

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THE RED BULLETIN


A NZ E I GE

must-haves

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1  TRAVEL COMPANION

Die Jacke OKOVO von AlphaTauri ist hochfunktionell und zugleich ein ­absolutes Style-Highlight. Dank der technischen 3-Lagen-Membran Taurobran® ist sie wasserfest, atmungs­ aktiv und thermoregulierend. Und mithilfe des integrierten Packsystems mit „Travelhandle“ lässt sich die Jacke schnell auf ein handliches Maß zusammenfalten. alphatauri.com

THE RED BULLETIN

2 MUTMACHER

Dass es erfolgreich anders geht, zeigt das Familienunternehmen VAUDE, wo ökonomischer Erfolg & ökologische sowie soziale Verantwortung keine Widersprüche sind. Ob Klimawandel-­ Kampf, neue Arbeitszeitmodelle oder Einstellung von Migranten: Firmenchefin Antje von Dewitz nimmt uns mit auf eine Reise in die Zukunft, die bei ihr längst Gegenwart ist. beneventobooks.com

3  DARK & ELEGANT BIO

Würziges Aroma, eleganter Glanz und eine sehr dunkle Röstung – das sind die drei Wesensmerkmale des edlen und ausdrucksstarken Fairtrade-­ Kaffees. Biologisch angebaute und natürlich aufbereitete ostafrikanische Arabicas sorgen für einen kräftigen Körper und verleihen ihm eine ganz besondere Note, die durch verschiedene andere Sorten abgerundet wird. afrocoffeeshop.com

4 MULTISPORTIV

Das Skinfit® Melogno Shirt für Fahrtwind-Fanatiker vereint Leichtigkeit und maximale Atmungsaktivität mit einem stylischen Design. Das weiche Funk­ tionsmaterial transportiert Feuchtigkeit schnell nach außen und lässt überschüssige Körperwärme optimal entweichen. Die lockere Passform sorgt für ein angenehmes Tragegefühl und maximale Bewegungsfreiheit. skinfit.eu/melogno

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GUIDE Lesestoff

THRILLER-INSTINKT

Der härteste Hund Mit Jack Reacher hat der britische Thriller-Autor Lee Child eine Figur ­erschaffen, die keine Kompromisse kennt – und bewiesen, dass trivial ­­ und genial keine Gegensätze sind.

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ass sich ausgerechnet Tom Cruise, vom Scheitel bis zur aufgedoppelten Sohle knappe 170 Zentimeter hoch, die Filmrechte an „Jack Reacher“ sicherte, lässt sich eigentlich nur auf zwei Arten erklären: Entweder pflegt Mr. Cruise ein sehr elastisches Verhältnis zum Begriff „Hollywoodgröße“, oder er besitzt einen ausgeprägten Sinn für Ironie. Denn die Romanvorlage zu dieser Figur ist 1,95 Meter groß, wiegt satte 110 Kilo-

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gramm und sieht aus wie „ein mit Walnüssen vollgestopftes Kondom“. Erschaffen hat sie der britische Autor Lee Child bereits im Jahre 1997 – und zwar, wie er unverblümt zugibt, am kommerziellen Reißbrett. Child, der 1954 in Coventry geboren wurde, in Wahrheit James Grant heißt und bis dahin erfolgreich als TV-Produzent tätig war, brauchte nach einer heftigen Meinungsverschiedenheit mit seinem Arbeitgeber schlichtweg einen neuen Job. Und

er entschied sich für „inter­ nationaler Bestsellerautor“. Wunderbar ins Bild passt da auch der deutsche Titel des ersten Reacher-Romans: „Größenwahn“. Child, der mittlerweile in die USA ausgewandert war, ließ mit diesem Thriller einen Serienhelden von der Leine, der auf den ersten Blick wirkt wie die Inkarnation eines Chuck-Norris-­ Witzes: Jack Reacher, kein zweiter Vorname, kein fester Wohnsitz, hochdekorierter Ex-Militärpolizist der U. S. Army im Rang eines Majors, Koryphäe im nachhaltig letalen Umgang mit Waffen aller Art, Nahkampfexperte mit den dreckigen Instinkten ­eines Streetfighters, gesegnet mit einem messerscharfen THE RED BULLETIN


GUIDE Lesestoff

Erster Absatz aus „Der Bluthund“

JAKOB HÜBNER

VINZ SCHWARZBAUER

„Jack Reacher und Michelle Chang verbrachten drei Tage in Milwaukee. Am vierten Morgen war sie fort. Als Reacher mit Kaffee ins Zimmer zurückkam, fand er auf seinem Kopfkissen ein paar Zeilen. Solche kurzen Abschiedsbriefe hatte er schon mehrmals gesehen. Direkt oder indirekt besagten sie alle das Gleiche. Changs Zeilen waren indirekt. Und eleganter als die meisten. Aber nicht, was die Präsentation betraf: mit Kugelschreiber auf ein von Feuchtigkeit gewelltes Blatt Motelpapier gekritzelt. Aber elegant im Ausdruck. Sie hatte eine Metapher gewählt, um zu erklären und zu schmeicheln und sich zu entschuldigen – ­alles gleichzeitig. Sie hatte geschrieben: ‚Du bist wie New York. Ich besuche es liebend gern, aber ich könnte nicht dort leben.‘“

analytischen Verstand und getrieben von einem unbeugsamen Gerechtigkeitssinn, der nur einen Gesetzgeber kennt: Jack Reacher. Dass es Lee Child gelungen ist, aus dieser Ausgeburt an himmelschreiender Trivialität den aktuell vielleicht konsistentesten Charakter des gepflegten Suspense mit einer weltweiten Auflage von über 60 Millionen Exemplaren zu formen, grenzt an ein Wunder. Das Setting der Serie, die in deutscher Übersetzung mittlerweile 22 Romane umfasst, ist – mit Ausnahme dreier Prequels aus Reachers aktiver Militärzeit – stets ein ähnliches: Reacher, ziellos per Anhalter unterwegs und bewaffnet lediglich mit einer Klappzahnbürste, strandet zufällig irgendwo zwischen Nebraska und Nirgendwo, wird in einen Konflikt hineingezogen, der ihn eigentlich nichts angeht, leckt Blut und räumt auf. Konsequent, kompromisslos und knallhart. Was Lee Child jedoch von all seinen Kollegen aus der belletristischen Kriegerzunft unterscheidet, ist sein wirklich einzigartiger, ganz und gar pragmatischer Stil: Das ist Präzision und Reduktion in Perfektion. Die Plots sind am Punkt, die Charaktere sind am Punkt, die Dialoge sind am Punkt. Child schreibt so, wie Reacher reist: ohne Gepäck. Das gilt auch für den Reacher-Jahrgang 2020, der THE RED BULLETIN

uns Mitte Juli „Der Bluthund“ bescherte. Den Startschuss liefert diesmal der Abschlussring einer Absolventin der Militärakademie West Point, den Reacher in der Auslage eines Pfandleihers entdeckt. Zunächst möchte er bloß ­herausfinden, wie und warum dieser dort gelandet ist. Aber schon recht bald ist neben dem Abschluss- auch ein ­Drogenring im Spiel. Und dann will es Reacher so richtig wissen … Vermutlich wird dies – und alle Fans müssen jetzt ganz, ganz stark sein – aber einer der letzten Reacher-Romane aus der Feder von Lee Child sein. Denn der hat angekündigt, die Figur schleichend – zunächst als Koautor und dann vollständig – an seinen jüngeren Bruder Andrew zu übergeben. Der ist zwar auch kein Genre-Frischling, ob er jedoch dieses schwere Erbe stemmen kann …? Abwarten und Reacher lesen.

LEE CHILD, „DER BLUTHUND“ Ein Jack-Reacher-Roman (22), Deutsch von Wulf Bergnert. Blanvalet Verlag

LESETIPPS

Einzelkämpfer in Serie Vier Romanfiguren, mit denen man sich nur im Lesesessel anlegen sollte.

JASON BOURNE Alle 22 Bücher, die Robert Ludlum zu Lebzeiten ver­ öffentlichte, landeten verlässlich auf Platz 1 der „New York Times“-Bestsellerliste – darunter auch jene drei, in denen der US-amerikanische Thrillmeister seine – nicht zuletzt dank der Verfilmungen mit Matt Damon – bekannteste Figur in Stellung brachte: ­Jason Bourne. Die Erfolgs­ serie rund um den Agenten ohne Gedächtnis wurde nach Ludlums Tod im Jahr 2001 von Eric Van Lustbader art­ gerecht fortgesetzt und hält mittlerweile bei 14 Bänden.

VICTOR Auf bisher acht Bände hat es die „Victor“-Serie des ­britischen Autors Tom Wood gebracht – was angesichts des Lebenswandels der Titelfigur eine beachtliche Leistung ist. Denn Victor ist ein eiskalter, hochbezahlter ­Profikiller, der permanent im Fadenkreuz mächtiger Gegner agiert. Wood beweist in diesem mörderischen Katzund-Maus-Spiel ein feines Gespür fürs richtige Timing und kostet dabei eine sehr seltene erzählerische Freiheit genüsslich aus: Sein Held muss kein Sympathieträger sein.

EVAN SMOAK Einst gehörte Evan Smoak zu einem streng geheimen US‑Regierungsprogramm ­namens Orphan, das Waisenkinder zu perfekten Killer­ maschinen hochzüchtet. Als dieses beendet wird, sucht Evan Buße für seine früheren Taten und wird zu einer Art tödlichem Samariter für Menschen in Not. Aber dann eröffnet sein ehemaliger Arbeit­ geber die Jagd auf Evan – und liefert Gregg Hurwitz damit die Munition für ein großkalibriges Feuerwerk, das aktuell vier Bände ohne nennens­ werte Atempause umfasst.

HARRY HOLE Alkoholkrank, alleinstehend, obrigkeitsresistent … Mit ­Harry Hole hat der nor­ wegische Ausnahmekönner Jo Nesbø ein oft bemühtes Stereotyp des HardboiledGenres auf ein ungewohnt ­hohes Niveau gehievt. Die ebenso intelligent wie komplex strukturierten Plots der bisher zwölfteiligen Romanserie entstammen eher dem klassischen Krimifach, die Art und Weise, wie Harry Hole seine Fälle löst, lassen das literarische Getriebe aber in einer deutlich härteren Gangart krachen.

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GUIDE Kalender

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Aug. bis 4. Sept. PIMP MY PARTY

und 23. August DOPPELT FÄHRT BESSER Die besten Motorradfahrer der Welt liefern sich in der MotoGP packende Zweikämpfe am Red Bull Ring. Der gilt zweifelsohne als „eine der schönsten Rennstrecken der Welt“, wie Carmelo Ezpeleta, CEO des Rechtevermarkters Dorna Sports, jüngst sagte. Und weil er so schön ist, fahren Andrea Dovizioso (Bild), Valentino Rossi und Co 2020 gleich zweimal am Spielberg. Auch dabei an beiden Wochenenden: ServusTV, das zudem die Rennen der Moto3 und der Moto2 sowie die Qualifyings am Vortag überträgt; Red Bull Ring, Spielberg; projekt-spielberg.com

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September EISZEIT IM BILD Der Kanadier Will Gadd ist einer der besten Eiskletterer der Welt, doch scheint diese Passion ein klares Ablaufdatum zu haben. ­Zwischen 1912 und 2011 sind etwa 85 Prozent des Gletschereises am Kilimandscharo geschmolzen, 2020 soll es gänzlich verschwunden sein. Die Dokumentation „The Last Ascent“ begleitet Gadd auf seiner Expedition nach Tansania, die neben einer technischen Prüfung auch zu einem Wettlauf gegen die Zeit wurde. redbull.tv 86

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und 3. September THE SOUND ­ OF RESILIENCE

Was haben Musiker ­eigentlich während des Lockdowns getrieben? Das onQ.20 Festival gibt darauf an zwei Abenden im Wiener Musik-Club Porgy & Bess eine Antwort. Die Crème de la Crème der heimischen Künstler aus den Genres Jazz sowie Neue und ­Improvisierte Musik präsentiert Kompositionen, die während der letzten Monate – zum Teil im ­digitalen Austausch miteinander – entstanden sind. Viel melodischer kann Resilienz kaum ­klingen. Porgy & Bess, Wien, onq20.com THE RED BULLETIN

GEPA PICTURES/RED BULL CONTENT POOL, CHRISTIAN PONDELLA/RED BULL CONTENT POOL, VYTAUTAS DRANGINIS/RED BULL CONTENT POOL

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Sommer, Sonne, kühle Getränke, ein veredelter Land Rover Defender, auf dessen Dach ein DJ auflegt. Wenn das deine Idee eines perfekten Tages ist, solltest du dich online bewerben und dir das Red Bull Eventcar (plus DJ und Getränke) für deine Party sichern. Infos: redbull.com/eventcar


GUIDE Kalender

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und 6. September DAS DRIFT SICH ABER GUT Wenn beim Autofahren das Heck ausbricht, gerät der Körper in Alarmzustand. Es sei denn, genau das war das Ziel – so wie bei Elias Hountondji (Bild) und den Fahrern der Drift Masters European Championship. Die Rennserie, die in packenden Rad-an-Rad-Duellen ausgefochten wird, gastiert im steirischen Greinbach. Wer es nicht dorthin schafft, ist auf Red Bull TV (wie auch beim ersten Stopp der Saison in Lettland am 14. und 15. August) live dabei. redbull.tv

bis

26 Oktober BILDERSTADT BADEN

LOIS LAMMERHUBER/FOTOAGENTUR LAMMERHUBER, JORDAN BUTTERS/DMEC/RED BULL CONTENT POOL, PHOTO PLOHE, DEAN TREML/RED BULL CONTENT POOL

Was ist besser als eine Foto-Ausstellung? Ganz klar: 31 Foto-­ Ausstellungen! Das La Gacilly-Baden, Europas größtes OutdoorFotofestival, findet dieses Jahr zum dritten Mal statt und kann neben farbenprächtigen Bildern abermals mit nackten Zahlen beeindrucken: Über 2000 Fotografien rund um das Thema Mensch und Umwelt – die größten davon messen 280 Quadratmeter – sind auf sieben Kilometern Länge öffentlich zu sehen. Baden; festival-lagacilly-baden.photo

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September RICHTIG ABGEHOBEN

Weitspringer und Stabhochspringer ganz nah: Mitten auf Innsbrucks Maria-Theresien-Straße kämpfen 20 WeltklasseLeichtathleten im Turnier­ modus u ­ m den Sieg. Schau auch du auf einen Sprung vorbei! Innsbruck, goldenroofchallenge.at

THE RED BULLETIN

ab

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August FIDELE FUSSBALLER Freestyle Football, in seiner ­rudimentären Form einst ­„Gaberln“ genannt, ist längst mehr als eine Möglichkeit für Freizeitkicker, Eindruck zu schinden. Denn Fußball-Akro­ batik erfreut sich weltweit einer immer größer werdenden FanGemeinde. Die Doku „Around The World“ – zugleich der Name für jenen Trick, bei dem der Fuß einmal den Ball umkreist – begleitet zehn Ausnahmekönner (links im Bild der Brasilianer ­Ricardinho) auf ihrem Weg zum gemeinsamen Ziel: dem Finale der Red Bull Street Style-Weltmeisterschaft in Miami, Florida. redbull.tv

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Dominic Thiem, 26, ist Österreichs ­bester Tennisspieler und Nummer 3­ der Weltrangliste.

8 AUGUST BIS 26. OKTOBER

Tennisturnier mit Thiem-Geist Bei „Red Bull Thiem, Set, Match“ können sich Hobby-Spieler einen Traum erfüllen. Wichtigste Voraussetzung dafür: Mut. Einmal auf dem Center Court der Wiener Stadthalle vor Zuschauern aufschlagen. Einmal mit Dominic Thiem ein paar Bälle spielen. Einmal Österreichs Nummer 1 sein. Wovon Hobby-Tennisspieler jahrelang träumen, lässt sich nun auf einen Schlag – oder genauer gesagt: mit ­einigen präzisen Schlägen – realisieren. „Red Bull Thiem, Set, Match“ heißt die innovative Turnier­serie, bei der den 88

besten Spielerinnen und ­Spielern die Erfüllung eben­ jenes Traums als Hauptpreis winkt. An sechs Wochenenden steigen sechs Ausscheidungsturniere. Spielberechtigt sind alle Inhaber einer österreichischen Tennislizenz und einer allgemeinen Spielstärke (ITN) von 6,0+ bei den Damen und 4,0+ bei den Herren. Das Starterfeld ist auf 64 Teilnehmer pro Stopp begrenzt. THE RED BULLETIN

SAMO VIDIC/RED BULL CONTENT POOL

CHRISTIAN EBERLE-ABASOLO

GUIDE Kalender


Die besten Spielerinnen und Spieler der Ausscheidungsbewerbe qualifizieren sich für das Finalturnier am 25. Oktober in Wien. Das Damen- und das Herren-Endspiel werden am Tag darauf im ­Rahmen der ERSTE Bank Open in der Wiener Stadthalle ausgetragen. Beim Weg auf den Center Court gibt es jedoch ein paar Sonderregeln zu beachten: Jedes Match wird auf nur vier Games gespielt, wobei es beim Stand von 3:3 zum Tie-Break kommt. Im Game folgt auf einen Einstand der entscheidende Punkt („No Advantage“-Regel). Und wie bei Dominic selbst soll auch beim eigenen T ­ urnier mutiges Offensivspiel im ­Vordergrund stehen: Als spezieller Anreiz dafür zählt bei „Red Bull Thiem, Set, Match“ jeder Winner (direkter Punkt mit Vorhand oder Rückhand) doppelt. Die Turniersieger erwartet nach Übergabe der Trophäe noch ein weiteres Highlight: eine persönliche Trainingssession mit Dominic. Alle Infos und Anmeldung unter: redbull.com/thiem

Turnier, ­Trophäe, Training So läuft „Red Bull Thiem, Set, Match“. 8. AUGUST Turnier im Tennis Center Alt Erlaa, Wien 22. AUGUST Turnier in der Sport Union Klagenfurt, Kärnten 29. AUGUST Turnier im ASKÖ Tennis Club Wels, Oberösterreich 5. SEPTEMBER Turnier im ESV Tennis, Bruck/Mur, Steiermark 12. SEPTEMBER Turnier im GM Sports ­Resort Anif, Salzburg 19. SEPTEMBER Turnier im Colony Club Wien 25. OKTOBER Finalturnier im Raum Wien 26. OKTOBER Finale im Rahmen der ERSTE Bank Open, Wien; Übergabe der Trophäe TERMIN NOCH OFFEN Persönliche Trainings­ einheit mit Dominic Thiem

„Mein Anspruch für das Turnier: Spaß und Professionalität bestmöglich zu kombinieren – zwei Dinge, die mir im Tennis einfach wichtig sind.“ Dominic Thiem, Weltklasse-Tennisspieler THE RED BULLETIN

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GUIDE Outdoor – Flachland

Packen wir’s! Von der Helmkamera bis zum HightechSeesack: Mit diesen Gadgets bist du für wirklich jeden Outdoor-Trip gerüstet – ob in den Bergen, im Flachland oder am Wasser. Text PAULINE KRÄTZIG

OFFROAD-IKONE

Freie Fahrt Land Rover Defender mit Dachzelt Wer die Freiheit im Freien sucht, muss zuerst raus aus der Stadt. Eine Aufgabe, die der Land Rover Defender seit siebzig Jahren erledigt. Die ­neueste Version des 4 × 4-Urgesteins überzeugt mit Kraft (ab 200 PS), Komfort (Platz für bis zu sieben Insassen) und Extras vom Außenträger bis zum Dachzelt. Ab 59.066 Euro; landrover.at 90

STAIRWAY TO HIMMELBETT Ins Dachzelt von Autohome gelangst du über die mitgelieferte Leiter. THE RED BULLETIN


GUIDE Outdoor – Flachland

SMARTWATCH

Sonnenanbeter Garmin Fēnix 6 Pro Solar

SCHATTENSPENDER HELINOX PERSONAL SHADE Wenig geht über ein Mittags­ päuschen im Campingstuhl, wäre da nicht die sengende Sonne. Dafür hat Helinox nun ein klein packbares, 490 Gramm leichtes Sonnensegel entwickelt, das sich in Sekunden an jeden Helinox-Stuhl anklippen lässt. 70 Euro; helinox.eu

Ausdauer wie noch nie: Mit ihrer ins Display integrierten SolarLadelinse erhöht diese Sportuhr ihre Akkulaufzeit – auf bis zu 16 Tage im Smartwatch- und auf bis zu 40 Stunden im GPS-Modus. Multi-­Satelliten-Kompatibilität garantiert zuverlässige Navigation in jeder Umgebung. 3-AchsenKompass, Gyroskop und baro­ metrischer Höhenmesser ermög­ lichen präzise Datenaufzeichnung. Ab 849,99 Euro; garmin.com

VOLLER DURCHBLICK

TREKKING-E-BIKE

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Rad mit Rückenwind

Der „LST bright Vario purple mirror“Filter dieser Radbrille ist unaussprechlich, aber ein Augenschmeichler. Auch bei schwachen Lichtverhältnissen liefert das selbsttönende Glas mit breitem Sichtfeld einen scharfen Rundumblick. Der „Sweat Bar“ oben am Gestell fängt Schweißperlen besser ab als jede buschige Monobraue. 209 Euro; evileye.com

Canyon Pathlite:ON Über Schotter und Asphalt, bergauf, bergab, mit Abblend- oder Fernlicht, mit Gepäck­taschen oder Anhänger: Das Pathlite:ON ist das ideale Trekking-E‑Bike für entspannte Radausflüge – und in fünf Ausführungen erhältlich. Der 75-Nm-Bosch-Motor beschleunigt flott, 500 Wh ­Batteriekapazität garan­tieren genügend Saft für jeden Bedarf. Ab 2.599 Euro; canyon.com

SCHLAFASSISTENT BLACKROLL RECOVERY PRO Das ergonomische Reise-Kopfkissen der Regenerations-Gurus von Blackroll lässt sich klein in eine schmutzund wasserabweisende T ­ asche knautschen und entfaltet nachts ­seinen Memory-Schaum – vorn mit, hinten ohne Mulde, für Seiten-, ­Rücken- oder Bauchschläfer. 89,90 Euro; shop.blackroll.com THE RED BULLETIN

DOPPELT HÄLT BESSER Die Top-Modelle Pathlite:ON 8.0 und 9.0 (im Bild) kommen mit DualBattery-Techno­ logie samt zweitem ­Akku auf eine Reichweite von 150 Kilometern.

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GUIDE Outdoor – Wasser

WASSERDICHTER SEESACK

Runde Sache Hawk Outdoors Dry Bags Falt-und-Klick-Verschluss sowie hochdruckverschweißte Nähte machen den Dry Bag-Seesack (10, 20 oder 30 Liter) zum Schutzpatron von Handy und Co bei Kajak-, Kanu-, Rafting-, Angelund sonstigen Wasserausflügen. ­Gefertigt aus 500D Tarpaulin, ist der Sack vergleichsweise leicht und kann sogar selbst schwimmen. Ab 17 Euro; hawk-outdoors.com

BODYGUARD O’NEILL HYBRID SUN SHIRT Im Hybrid Sun Shirt wird der Träger selbst zum Hybriden, der sich ­zwischen Land und Wasser bewegt. Der weiche Stoff verhindert Surf Rash, einen Ausschlag vom Wachs auf dem Brett, und bietet UV-Schutz 50+. Das Gewebe sieht aus wie Baumwolle, trocknet aber dreimal so schnell. 42,95 Euro; oneill.com

TRAGFÄHIG Im Gegensatz zu den ­meisten anderen ­Seesäcken hat dieses ­Modell gepolsterte, ­verstellbare Tragegurte.

BLUETOOTH-SPEAKER

Herr der Ringe LG XBOOM GO PL7 Auf Zuruf liefert diese handliche Bluetooth-Box bis zu 24 Stunden lang den Soundtrack zum Segelturn, Beachvolleyball oder After-SportsCooldown – wobei ein bisschen Spritzwasser den Sound nicht verstummen lässt. Der Dual Action Bass macht satte Beats, je nach Vibration ändert das Licht der äußeren Ringe seine Farbe. 199 Euro; lg.com 92

360°-STORYTELLER GOPRO HERO8 BLACK Zeitraffer, Slomo, Superweitwinkel und Top-Bildqualität sind längst ­Standard. Die Hero8 Black Actioncam garantiert zusätzlich mit drei ­Stabilisierungsstufen flüssige Videos in jeder Lage und gleicht heftigste Ruckler aus. Auch ohne Zusatz­ gehäuse ist sie bis zehn Meter wasserdicht. Spracheingabe möglich. 429,99 Euro; gopro.com THE RED BULLETIN


GUIDE Outdoor – Wasser

STAND-UP-PADDLEBOARD

Alles dabei! MOAI Allround 11 ft Das breite aufblasbare MOAI 11 ft ist ideal für SUP-Greenhorns. Aber auch erfahrene Paddler schätzen das schnelle, wendige und gleichzeitig stabile Board. Ein rutsch­festes Schaumstoffpad gibt den Füßen Halt. Alle nötigen Extras sind dabei: ein Rucksack mit Rollen, Paddel, P ­ umpe, Sicher­ heits­leine sowie ein Repair Kit. 549 Euro; moaiboards.com THE RED BULLETIN

EINE FRAGE DER EINSTELLUNG Mit an Bord: ein höhenverstellbares Paddel aus Aluminium im passenden Design.

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GUIDE Outdoor – Berg

E-MOUNTAINBIKE

Das gibt mir Berge! Haibike XDURO AllMtn 3.5 Auch Freeride-Könner lassen sich gerne bergauf von Haibikes E-Fullys unter den Hintern greifen, um dann bergab volle Kraft ­voraus zu rocken. Das Bike gibt es in zwei Reifen­größen (29 und 27,5 Zoll) mit 160 Millimeter Federweg, was auch extrem bucklige Trails wegsteckt. Der kräftige Motor mit 625-WhAkku schont bergauf die Kräfte. Ab 5.499 Euro; haibike.com

DIE PACKEN ZU Mit den Magura MT7Scheibenbremsen lässt sich das Bike leicht kontrollieren.

GUT BELÜFTET Die Gore-Tex-SurroundMembran sorgt auch an heißen Tagen dafür, dass es zu keinem ­Hitzestau kommt.

ALL-TERRAIN-SCHUH

Der Klimaprofi LOWA Maddox GTX LO Das Jahr besteht ja nahezu nur noch aus Aprilwetter – könnten Füße sprechen, würden sie dem Maddox GTX LO Danke sagen. Der leichte Multifunktionsschuh sitzt wegen reduzierter Nähte rei­ bungs­los und dank Speed-LaceTechnologie sicher: keine offenen Schuhbänder, sondern mehr oder weniger Halt mit nur einem Zug. Die Gore-Tex-Membran trotzt dem stärksten Regenguss. 170 Euro; lowa.at

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THE RED BULLETIN


GUIDE Outdoor – Berg

OHREN­ SCHMEICHLER Hergestellt aus Silikon und erhältlich in drei Größen, passen sich die Stöpsel jedem Gehör­ gang ergonomisch an.

EIN SEGEN BEI REGEN DYNAFIT ULTRA GORE-TEX SHAKEDRY Darauf haben wir lange gewartet: eine atmungsaktive Regenjacke, die bei Wind und Wetter dicht hält, ohne gleich zur Sauna zu werden. Dazu ist das Ding e­ xtrem leicht (150 g) und am Rücken via ­Zipp ­erweiterbar, falls noch ein Rucksack Unterschlupf sucht. Ideal also für die Bergwanderung. 330 Euro; dynafit.com

KABELLOSE SPORT-KOPFHÖRER KLAMMERAFFE

Soundmachine

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JBL Reflect Flow

Wie ein Affenbaby schmiegt sich der Rucksack an den Körper, auf dass man trotz des Gewichts nicht ins Stolpern kommt. Hinten­ herum ist der Rücken dennoch gut belüftet. Und die Bewegungsfreiheit bleibt dank der flexiblen zwei­ geteilten Schultergurte erhalten. 100 Euro; salewa.com THE RED BULLETIN

Kopfhörerkabelsalat nervt, besonders beim Sport. Die In-Ears JBL Reflect Flow bequemen sich kabellos in drei Größen ins Ohr und bespielen es über 30 Stunden lang. Auf Fingerdruck machen sie die Musik leiser und die Umgebungsgeräusche lauter. Mit der TalkThru-Funktion kannst du sogar nach dem Weg fragen, ohne sie abzusetzen. Und wenn du in den Bergen in den Regen kommst, kann der Soundtrack weiterlaufen – die Kopfhörer sind wasserdicht nach Schutzklasse IPX7. 149 Euro; jbl.com   95


IMPRESSUM

THE RED BULLETIN WELTWEIT

Aktuell ­erscheint The Red Bulletin in sechs Ländern. Am Cover unserer 100. Ausgabe in der Schweiz balanciert mit Lars Forster ebenfalls ein Biker. Der 27-Jährige zählt für u ­ ns ­53 Dinge auf, die man nur erfährt, wenn man ­täglich am Sattel sitzt. Mehr Geschichten abseits des Alltäglichen findest du auf: redbulletin.com

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Chefredakteur Alexander Macheck Stv. Chefredakteur Andreas Rottenschlager Creative Director Erik Turek Art Directors Kasimir Reimann (stv. CD), Miles English, Tara Thompson Head of Photography Eva Kerschbaum Deputy Head of Photography Marion Batty Photo Director Rudi Übelhör Textchefs Jakob Hübner, Andreas Wollinger Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Grafik Marion Bernert-Thomann, Martina de ­Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz Fotoredaktion Susie Forman, Ellen Haas, Tahira Mirza Herausgeber & Geschäftsführer Andreas Kornhofer Managing Director Stefan Ebner Head of Media Sales & Partnerships Lukas Scharmbacher Publishing Management Sara Varming (Ltg.), Ivona Glibusic, Bernhard Schmied, Melissa Stutz B2B-Marketing & -Kommunikation Katrin Sigl (Ltg.), Alexandra Ita, Teresa Kronreif, Stefan Portenkirchner Executive Creative Director Markus Kietreiber Co-Publishing Susanne Degn-Pfleger (Ltg.), Elisabeth Staber (Ltg.), Mathias Blaha, Raffael Fritz, Thomas Hammerschmied, Valentina Pierer, Mariella Reithoffer, Verena Schörkhuber, Sara Wonka, Julia Bianca Zmek, Edith Zöchling-Marchart Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.), Simone Fischer, Alexandra Hundsdorfer, Martina Maier, Julia Schinzel, Florian Solly Anzeigenservice Manuela Brandstätter, Monika Spitaler Herstellung Veronika Felder Produktion Friedrich Indich, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad Isailović, Sandra Maiko Krutz, Josef Mühlbacher MIT Christoph Kocsisek, Michael Thaler Operations Melanie Grasserbauer, Alexander Peham, Yvonne Tremmel Assistant to General Management Patricia Höreth Abo & Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Nicole Glaser (Vertrieb), V ­ ictoria Schwärzler, Yoldaş Yarar (Abo) Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Dietmar Otti, Christopher Reindl, Marcus Weber

THE RED BULLETIN Österreich, ISSN 1995-8838 Länderredaktion Christian Eberle-Abasolo Lektorat Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert, Monika Hasleder, Billy KirnbauerWalek, Belinda Mautner, Klaus Peham, Vera Pink Publishing Management Bernhard Schmied Sales Management The Red Bulletin Alfred Vrej Minassian (Ltg.), Thomas Hutterer, Stefanie Krallinger Media Sales Franz Fellner, Christopher Miesbauer, Nicole Okasek-Lang, Britta Pucher, J ­ ennifer Sabejew, Johannes ­Wahrmann-Schär, Ellen Wittmann-Sochor, Sabine Zölß; Kristina Krizmanic (Team Assistant) anzeigen@at.redbulletin.com Sales Operations & Development Anna Schönauer (Ltg.), David Mühlbacher Abo Abopreis: 25,90 EUR, 12 Ausgaben/ Jahr, getredbulletin.com, abo@redbulletin.at Druck Quad/Graphics Europe Sp. z o. o., Pułtuska 120, 07-200 Wyszków, Polen Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz Informationen zum Medien­inhaber sind ständig und unmittelbar unter folgender Web-Adresse auffindbar: redbull.com/im/de_AT Redaktionsadresse Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com

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NICOLAS MAHLER

N IC OL AS M A HL ERS SPI T ZF ED ERL ICHES CHA R A K T ER - K A BINE T T

Die nächste Ausgabe des RED BULLETIN erscheint am 8. September 2020.

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Please make no attempt to imitate the illustrated riding scenes, always wear protective clothing and observe the applicable provisions of the road traffic regulations! The illustrated vehicles may vary in selected details from the production models and some illustrations feature optional equipment available at additional cost.

Photo: R. Schedl

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