The Red Bulletin AT 10/20

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ÖSTERREICH OKTOBER 2020 € 3,50

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

EXPEDITION INS PARADIES

Die raue Schönheit der Südsee-Insel Makatea

DANIEL BRÜHL

Das Erfolgsrezept des KinoVirtuosen

RM 18A041541 K

ÖSTERREICHISCHE POST AG 1140 WIEN GETREDBULLETIN.COM

Weltklasse-Akrobatin Stefanie Millinger über den Mut, unsere Talente zu leben

JETZT ABONNIEREN!

BEGNADETER KÖRPER


#THECRAFTOFSAFT shot @rauchjuicebar Neubaugasse, Wien

OHNE ZUCKER ZUSATZ


E D I TO R I A L

WILLKOMMEN

HOL ALLES AUS DIR RAUS PRIMA LESESTOFF

„ Der Geist muss mit Genuss gnädig gestimmt werden.“ Netflix-Star Jessica Schwarz im Interview. Seite 34

RICK GUEST (COVER), GATIS PRIEDNIEKS-MELNACIS

VINZ SCHWARZBAUER

Der Herr mit der auffälligen Bartmtracht ist US-Autor Neal ­Stephenson. Er ist ­einer der vielseitigsten Schreiber der Welt. Und einer der besten. Seite 88

„Du musst versuchen, in deiner Rolle so viel wie möglich auszuprobieren, ihr deinen eigenen Stempel aufzudrücken, sonst macht es keine Freude“, sagt Schauspieler Daniel Brühl, 42, in unserem großen Interview (ab Seite 56). Es ist ein bemerkenswerter Satz, und es ist ein Satz, den auch Stefanie Millinger gesagt haben könnte. Denn ebenso wie das Brühl-­ Gespräch handelt die Geschichte der 28-jährigen Handstand-Akrobatin aus Salzburg (ab Seite 42) von einer zielstrebigen Sehnsucht nach dem Außergewöhnlichen. Jahrelanges intensives Training war notwendig, um auf Stefanies 1,54 Meter Größe jene Kräfte zu bündeln, die ihre Stunts zu eindrucksvollen Körperkunstwerken machen. Und dann ist da noch der Schweizer Patrick Seabase, 36, der mit ­seinem Fixie (einem Rad mit nur einem Gang ohne Bremsen) Tausende von Höhenmetern überwindet (ab Seite 40). Womit wir wieder bei einem Satz von Brühl wären: „Du musst gut vorbereitet sein, deine Leistung zeigen und alles aus dir rausholen.“ Viel Spaß mit der neuen Ausgabe von The Red Bulletin! Die Redaktion

KUNSTSTÜCK? KUNSTWERK!

Der britische Fotograf Rick Guest hat Handstand-Akrobatin Stefanie ­Millinger für uns in Szene gesetzt. Das Ergebnis: Körperkunst vom Allerfeinsten. Seite 42

RAD WIRD BOOT

Ein Wohnmobil, das auch Rad und Boot ist. Erdacht hat es der lettische Designer Aigars Lauzis während einer Radtour von London nach Tokio. Seite 55 THE RED BULLETIN

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I N H A LT The Red Bulletin im Oktober 2020

FILM COVERSTORY

42 KÖRPER-KÜNSTLERIN

Handstand-Akrobatin und Extremsportlerin Stefanie Millinger über Mut, Risiko und Stunts in großer Höhe.

ABENTEUER

Schauspieler Daniel Brühl erzählt, wie er seinen inneren Kritiker zum Freund machte.

79 HEIMTRAINING Triathletin Ruth Astle fährt mit anderen Athleten virtuell um die Wette.

BOULEVARD DER HELDEN

62 HINTER GITTERN

Warum der große Jazzpianist Thelonious Monk für einen Freund ins Gefängnis ging.

ABENTEUER

20 WASSERKRAFT

Spitzensportler auf Flüssen, Seen und im Ozean zeigen uns die Tricks in ihrem Element.

TV

66 PARADIES IM WANDEL

Einst war Makatea die Hölle, heute ist das Südsee-Atoll ein Paradies für Kletterer.

34 M EIN GUTES LEBEN

Netflix-Star Jessica Schwarz im Interview über Schmerz, Eis und Yoga.

LITERATUR

38 WELTVERÄNDERER

US-Autor Cody Cassidy ist auf der Suche nach Menschen, die unser Leben prägen.

GUIDE

Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen 79 TRAVEL. Triathletin Ruth Astle und ihre Alpen-Tour im Wohnzimmer

86 FITNESS. Vom All in den Alltag: Kraft tanken wie ein Astronaut

Fixie-Pionier Patrick Seabase erklärt die spektakulärste Ausfahrt seines Lebens.

88 LESESTOFF. Der große Vielseitige: Triff Kult-Autor Neal Stephenson.

INNOVATOR

54 IM WELTALL BADEN

Neue Erfindung: Wer die Erde vom Orbit aus erleben will, schlüpft in die Badehose.

6 GALLERY 12 ZAHLEN, BITTE! 14 PLAYLIST

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SELBSTERKENNTNIS Wie Daniel Brühl lernte, seine eigene Leistung zu schätzen

84 U HREN. Maximal reduziert: die skelettierte Rado Anima

BIKE

40 AUF DIE HARTE TOUR

56

90 E QUIPMENT. Durchblick total: eine neue Brille für Überflieger 92 GAMING. „Tony Hawk’s Pro ­Skater“: Klassiker in neuem Look 94 K ALENDER. Was du in diesen ­Wochen nicht verpassen solltest

16 FUNDSTÜCK 18 CLUB DER TOTEN DENKER

96 IMPRESSUM 98 CARTOON

20 WELLENRITT Geliebtes Wasser – wie das kostbare Nass Athleten inspiriert

THE RED BULLETIN

TWO26 PHOTOGRAPHY, JOSH SHINNER/TRUNK ARCHIVE, BEN THOUARD/RED BULL CONTENT POOL, JEREMY BERNARD

56 B EWUSST GENIESSSEN


66

COMEBACK Aus der Hölle direkt in den Himmel. Wie das zerstörte Atoll Makatea eine grandiose Wiedergeburt erlebte.

THE RED BULLETIN

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INNSBRUCK, ÖSTERREICH

Showtime! Spektakuläre Sprünge, artistische Tricks, unvorstellbare Körperbeherrschung: Beim einzigen Stopp der „Crankworx“-Tour in Europa auf der Mutteralm, ein paar Kilometer westlich von Innsbruck, sind die besten Mountainbiker der Welt am Werk. Von 30. September bis 4. Oktober werden Downhill-, Slopestyle-, Speed & Stylesowie Whip-o≠-Bewerbe gefahren. Dieses Foto entstand bei einem Crankworx-Event des vorletzten Jahres und zeigt Lokalmatadorin Valerie Höll. crankworx.com


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STEFAN VOITL/RED BULL CONTENT POOL


HOCHFÜGEN, ÖSTERREICH

„Die Idee zu diesem Foto hatte ich schon lang im Kopf“, erzählt Florian Breitenberger, „ich mochte den ­Gedanken nicht, dass all die tollen Aufnahmen von früher auf meinen Festplatten vor sich hin modern.“ Also versuchte der in Tirol ansässige Bayer jenen Felsen, auf dem er den Freeskier Pius Schneider im Winter fotografiert hatte, perspektivisch korrekt im ­Sommer aufzunehmen. Keine leichte Übung, aber das Ergebnis lohnte sich: Breitenberger errang mit dem Bild den Gesamtsieg beim „Red Bull Illume Special Image Quest 2020“. redbullillume.com

FLORIAN BREITENBERGER/RED BULL ILLUME

Wintertraum


TRIENT, ITALIEN

VICTOR IACONI/RED BULL ILLUME

Homeoffice Dieses Bild des italienischen ­Fotografen Victor Iaconi für den „Red Bull Illume Special Image Quest 2020“-Wettbewerb ging passenderweise in der Kategorie „Heimspiel“ ins Rennen. Auf dem Foto: das zünftige Skitraining im Homeoffice samt stylischem Stockeinsatz. Instagram: @vic_iaconi

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MATTEO PAVANA/RED BULL ILLUME


CASTELMEZZANO, ITALIEN

Hochgefühl

Der Südtiroler Highliner Benjamin Kofler, 31, ist dafür bekannt, seine Lines immer an malerischen Orten zu spannen – vom Kirchturm in Meran bis zum Eisberg in Grönland. Diesmal fiel die Wahl auf das süditalienische Dorf Castelmezzano. Prompt bildete sich auf der Piazza Emilio Caizzo ­unter dem Seiltänzer eine Menschentraube, die die Köpfe nach oben reckte und die Luft anhielt. „Eine Dame am Rand des Platzes“, erinnert sich Fotograf Matteo Pavana, „rief laut aus: Oh mein Gott, ich kann gar nicht hinschauen!“ Was schade gewesen wäre. theverticaleye.com

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Z AHL EN, BI T T E!

HOCH DIE TASTEN!

Die Welt in Schwarz und Weiß Der September gilt in Musikerkreisen als Monat des Klaviers. Statt mit einem Ständchen feiern wir mit klangvollen Zahlen.

230

70–80

Stahldrahtsaiten befinden sich im Inneren ­eines Klaviers. Wegen der Hämmer, die den Ton erzeugen, gilt es auch als Schlaginstrument.

Prozent aller Klavierschüler weltweit sind in China zu ­finden (40 Millionen). Die KP ­empfiehlt das Klavierspiel, weil „Musik die Seele reinigt“.

Kilo wiegt das größte Piano der Welt. ­Gebaut wurde es (5,7 Meter lang) in ­vierjähriger Arbeit von Klavierstimmer Adrian Mann aus Neuseeland.

Einzelteile hat ein Flügel. Bei Steinway & Sons werden 80 Prozent davon bis heute in Handarbeit zusammengesetzt.

12

36

Teile umfassen die finger­ brecherischen „Études d’exécution ­transcendante“ von Franz Liszt. Laut Robert ­Schumann könnten sie nur zwölf Pianisten ­weltweit bewältigen.

schwarze und 52 weiße Tasten hat ein Piano. Zu Mozarts Zeit ­waren die Tastenfarben ­umgekehrt. ­Änderungsgrund: Die Halbtontasten heben sich in Schwarz besser ab.

12

80

Kilogramm beträgt die Zugkraft jeder Saite. Gesamtspannung auf dem Gussrahmen im Piano-Inneren: ca. 20 Tonnen.

3.200.000

Dollar bezahlte ein anonymer Bieter für das teuerste Klavier: Auf dem Kristall-Flügel spielte ­Starpianist Lang Lang bei der ­Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Beijing 2008.

THE RED BULLETIN

GETTY IMAGES

Mal im Jahr sollte ein ­Klavier gestimmt werden.

Stunden und 8 Minuten dauerte das längste Klavierkonzert der ­Geschichte: 2015 live gestreamt vom damals 19-jährigen Inder Mritunjay Sharma.

CLAUDIA MEITERT

127

1709

4

und dasselbe Piano wurde für die Aufnahme von zwei R ­ iesenhits verwendet: ­„Bohemian Rhapsody“ (Queen) und „Hey Jude“ (The Beatles).

1.400

12.000

wurde das Piano in Italien von ­Bartolomeo Cristofori erfunden. Drei seiner Originale sind heute in Museen in Rom, New York und Leipzig zu sehen.

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Der Her bst in Öster reich. Das pure Leben.

Erlebe die K raf t der Natur. Die Erde ist noch feucht vom nächtlichen Regen und die Morgenluft ganz kühl: Im Herbst lässt sich die Natur besonders intensiv und mit allen Sinnen erleben. Warum der Herbst bei uns gleichzeitig so erholsam und aktivierend ist? Weil Österreich mit seinen fruchtbaren Naturlandschaften und gesundheitsfördernden Mikroklimata die besten Bedingungen dafür schafft, sich lebendig zu fühlen. Wasser, Feuer, Erde, Luft – die Elemente der Natur entspannen, faszinieren, erden und machen achtsam. Sie entschleunigen, spenden neue Kraft und zeigen: Das Wesentliche ist meistens auch das Einfache. Urlaub in Österreich ist Urlaub in schönster Natur. In duftenden Wäldern und auf weiten Wiesen. Auf erhabenen Bergen und an klaren Seen.

austria.info/Herbst


SKIP MARLEY

Opa hat die Welt verändert Reggae-Ikone Bob Marley wäre heuer 75 Jahre alt geworden. Sein Enkel Skip, 24, nennt vier unverzichtbare Songs aus dem Werk seines Großvaters. Wie viele Mitglieder seiner Familie hat Skip Marley eine Musikerkarriere eingeschlagen. 2015 tauchte der jamaikanische Singer-Song­ writer erstmals in der Szene auf, mit den Singles „That’s Not True“ und „Slow Down“ kehrte er im Vorjahr ins Rampenlicht zurück. Skips Großvater, der 1981 im Alter von nur 36 Jahren verstorbene Reggae-­ Titan Bob Marley, wäre dieses Jahr 75 geworden. Der 24-Jährige weiß, wie prägend die Musik seines Opas war. „Sie hat die Menschen ver­ ändert. Seine Entschlossenheit hat die Welt inspiriert, nicht zuletzt mich und meine Musik.“ Wir haben Skip Marley nach seinen vier Lieblings-Bob-Marley-Songs gefragt.

Revolution (ebenfalls aus dem Album Natty Dread )

The Heathen (aus dem Album Exodus, 1977)

Redemption Song (aus dem Album Uprising, 1980)

„Mein Großvater hat mein ­Leben und mein Denken geprägt. Er hat mich auf eine ­Mission geschickt, deshalb mag ich ‚Natty Dread‘ so gern. Dieser Song ist wie eine Hymne für Rastas: ‚Egal was die Welt sagt, wir kommen nie vom rechten Weg ab.‘ Immer, wenn ich das höre, bestätigt es mich in meiner Mission.“

„Wir machen mit der ‚Black Lives Matter‘-Bewegung ge­ rade eine Revolution durch. Dieser Song ist hochaktuell, weil es darin um die Wahrheit geht. Er erinnert mich stets an das Feuer, das in meinem Großvater gelodert hat. Wir denken jeden Tag an ihn. Wir sind die Familie, wir leben die Liebe, wir sind er.“

„Mit diesem Song habe ich fast alles gelernt: Schlagzeug spielen, Gitarre, Klavier. ‚The Heathen‘ zeigt den ungefilterten Kern der Kunst meines Opas. Leben heißt kämpfen – und im Moment sind wir mitten in einem Kampf. Da müssen wir stark bleiben und weiter­ machen und dem Allmächtigen unser Vertrauen schenken.“

„‚Alte Piraten haben mich ­geraubt und an die Handels­ schiffe verkauft‘: Es ist eine Geschichte von Überleben und Erlösung. Diese Hymne hat schlicht und ergreifend die Welt verändert. Eine meiner liebsten Kindheitserinnerungen ist, wie meine Familie und ich alle gemeinsam am Strand diesen Song gesungen haben.“

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THE RED BULLETIN

JACK MCCAIN

Natty Dread (aus dem Album Natty Dread, 1974)

WILL LAVIN

Jetzt erhältlich: Skip Marleys neue Single „Make Me Feel“ mit Rick Ross und Ari Lennox


RAZE-005 Photo Credit: Wolfgang Lienbacher


F U ND ST Ü CK

TOM HANKS’ „ FILM-PARTNER“

TOM SCHIERLITZ/TRUNK ARCHIVE, GETTY IMAGES

Mein Freund Wilson Zweckentfremdeter Volleyball, Requisite aus dem Film „Cast Away“, 2000 Es ist auch schon wieder zwanzig Jahre her, dass ein Volleyball zum Hollywoodstar wurde. Im Film „Cast Away“, einer modernen Robinsonade, modelt ihn Hauptdarsteller Tom Hanks, um vor Einsamkeit nicht verrückt zu werden, zum Ansprechpartner um und nennt ihn – nach dem Hersteller – Wilson. Das legendäre Requisit schmückte nach seiner Film-Karriere das Büro von Tom Rothman, lange Jahre Vorstandsvorsitzender der Fox Filmed Entertainment.

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THE RED BULLETIN


Foto: R. Schedl

#GETDUKED NOCH SCHÄRFER KTM 890 DUKE R Die KTM 890 DUKE R liefert genau das, was du von einer „R“ erwartest. Eine angriffslustige Sitzposition wie auf der Rennstrecke, WP-Federung aus dem Rennsport und beeindruckende 121 PS: eine Maschine für höchste Präzision und mit noch mehr Punch.

Gezeigte Fahrszenen bitte nicht nachahmen, Schutzkleidung tragen und die anwendbaren Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung beachten! Die abgebildeten Fahrzeuge können in einzelnen Details vom Serienmodell abweichen und zeigen teilweise Sonderausstattung gegen Mehrpreis.


D ER CLU B DER TOT EN DEN K ER

HANNAH ARENDT

Werden mir Maschinen meinen Job wegnehmen? Die größten Denker aller Zeiten beantworten Fragen unserer Gegenwart, übermittelt durch den Philosophen Christoph Quarch. Diesmal: Hannah Arendt erklärt, wohin sich die Arbeit im digitalen Zeitalter entwickelt.

H

aben Sie Feuer? – Danke. – Bei Fragen wie diesen muss ich eine rauchen. Dann kann ich besser denken. Davon abgesehen hat meine Frage eine tiefere Bedeutung, die wiederum etwas mit der Frage zu tun hat, die Sie mir gestellt haben. Denn ob Ihnen im Zuge der Digitalisierung der Arbeitswelt Maschinen Ihren Job wegnehmen werden, entscheidet sich daran, ob Sie Feuer haben: einen Antrieb, der Sie immer neu ins Handeln bringt. Handeln heißt auf Griechisch praxis – eine Tätigkeitsform, die Aristoteles von dem abgrenzte, was er poiesis nannte: Machen, Herstellen, Produzieren. Die Antwort auf Ihre ­Frage lautet auf den Punkt gebracht: Wenn Sie bei Ihrem Job eine praxis ausüben, also handeln, können Sie ­unbesorgt in die Zukunft blicken; bei anderen Tätigkeiten sind die Aussichten hingegen eher düster.

­Dokument aufzusetzen … Nun, auch Rechtsanwälte und Sachbearbeiter verrichten häufig work. Nicht viel besser steht es um die Zukunft dessen, was ich labour nenne: Arbeit. Denken Sie dabei an alle Tätigkeiten, die etwas mit den Zwängen unserer Physis zu tun haben und die mit ermüdender Regelmäßigkeit immer wieder neu gemacht werden müssen: Landbau, Kochen, Körperpflege, Altenpflege – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Auch sie werden künftig auf ­Maschinen übergehen, allerdings um den hohen Preis der Individualität. Die Alten- und Krankenpflege etwa wird nämlich nur dann von Maschinen verrichtet ­werden können, wenn sie als Dienstleistungstechnik an genormten Menschen vollzogen wird – ohne Rücksicht auf deren Einmaligkeit oder Besonderheit. Übrig bleibt nur die praxis, das Handeln, auf Englisch action, zu dem auch das Sprechen gehört. „Sprechend und handelnd unterscheiden Menschen sich aktiv voneinander; sie sind die Weisen, in denen sich das Menschsein selbst offenbart“, habe ich geschrieben. Alle schöpferischen und kreativen, ebenso wie alle politischen und unternehmerischen Tätigkeiten sind Formen von action – alles, was weder der Vorgabe eines Ziels noch dem Zwang der Natur folgt, sondern bloß Ihrem inneren Antrieb. Handeln ist zutiefst menschlich, es gründet im „Faktum der Natalität“: dem Umstand, dass Sie geboren wurden und selbst als Anfänger zur Welt gekommen sind. Wenn Sie einen Job haben, bei dem Sie schöpferisch handeln, können Sie unbesorgt sein. Da Roboter nicht geboren werden, können sie Ihnen nicht das Wasser reichen. Entscheidend ist nur, dass Sie wirklich ­handeln, sich in der Welt zeigen und immer wieder neu etwas anfangen. Deshalb: Haben Sie Feuer?

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HANNAH ARENDT (1906–1975) hat die intellektuelle Welt des 20. Jahrhunderts tüchtig durch­ gerüttelt. Nicht nur, weil sie eine der ersten Frauen war, die in Deutschland im Fach Philosophie promovierten; nicht nur, weil sie von ihren bedeutenden männlichen Kollegen umschwärmt wurde; nicht nur, weil sie mit ihrem Buch „Eichmann in Jerusa­ lem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ die moralische Gedankenlosigkeit ihrer Z ­ eit­genossen entlarvte – sondern vor allem, weil ihre im ­US-Exil entstan­denen Arbeiten zur politi­ schen Philosophie die Funktionsweise von Totalitarismen und die Vorzüge der Demokratie klar erkennbar gemacht haben.

THE RED BULLETIN

DR. CHRISTOPH QUARCH

Was ist poiesis? In meinem Buch „The Human Condition“ von 1959, das auf Deutsch unter als „Vita activa“ erschien, habe ich für poiesis die Begriffe work beziehungsweise Herstellen verwendet. Es geht dabei um jede Form der Produktion: von der Arbeit eines antiken Töpfers über die Industriearbeit bis zu zeitgenössischen Start-ups. Immer ist work eine Tätigkeit, die ihren Sinn darin findet, ein Produkt herzustellen. Um erfolgreich zu sein, brauchen Sie einige technische Fertigkeiten sowie ein Verfahren, wie Sie jeweils an Ihr Ziel kommen. Zielführende Verfahren nennt man gegenwärtig ­Algorithmen. Algorithmen zu entwickeln und praktisch zu exekutieren ist nun allerdings etwas, was ­Roboter und künstliche Intelligenzen sehr viel besser und schneller können als wir. Daher werden her­ stellende und produzierende Tätigkeiten – also sämt­ liche Formen von work – in Zukunft kaum mehr von ­Menschen ­gemacht werden. Und wenn es nur darum geht, nach e­ inem standardisierten Verfahren ein

BENE ROHLMANN

„ Da Roboter nicht geboren werden, können Sie Ihnen nicht das Wasser ­reichen.“


HANNAH ARENDT (1906–1975)

„Sprechend und handelnd unterscheiden sich Menschen aktiv voneinander. Sie sind die Weisen, in denen sich das Menschsein selbst offenbart.“ THE RED BULLETIN

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WASSERKRAFT

Einmal abgesehen davon, dass es die Voraussetzung für alles Leben auf diesem Planeten ist: Wasser ist auch die Grundlage für Spaß, Top-Leistungen und Happy Ends. Hier sind acht MEISTER IHRES SPORTS in ihrem Element. Text ANDREAS WOLLINGER


„Wann immer Sebastian mit Wasser in Berührung kommt, lächelt er glücklich und zeigt auch eine unfassbare Ausdauer.“ Konstantin Reyer, Fotograf

SEBASTIAN STEUDTNER

KONSTANTIN REYER

Wolfgangsee, Österreich

An sich ist Steudtner, 35, dafür ­ ekannt, mehr als 20 Meter hohe b ­Riesenwellen im Ozean zu surfen. In seiner Heimat Oberösterreich versucht er sich einmal an einer ­anderen Disziplin – dem extrem ­angesagten Hydrofoil-Surfen: Ab einem bestimmten Tempo erhebt sich das Board aus dem Wasser, um dann auf einem Tragflügel fast widerstandsfrei dahinzuschweben. Instagram: @sebastiansurfs   21


Lençóis Maranhenses, Brasilien Spektakulärer kann Wasser kaum ­auftreten: In Brasiliens einziger Wüste im Bundesstaat Maranhão bilden sich zwischen den Dünen in der Regenzeit kleine Seen. Für Zuzana Vráblová, 30, mehrfache Wakeskate-Weltmeisterin aus der Slowakei, ein würdiger Rahmen für ihre Tricks, zumal im Licht eines epischen Sonnenuntergangs. Instagram: @zuzanavrablova 22

DANIEL DEAK BARDOS/RED BULL CONTENT POOL

ZUZANA VRÁBLOVÁ


„Seit ich diese Location das erste Mal gesehen hatte, bekam ich sie nicht mehr aus dem Kopf. Wasser in der Wüste – das sieht unwirklich aus.“ Zuzana Vráblová, mehrfache Wakeskate-Weltmeisterin



TOM BRIDGE

LEO FRANCIS/RED BULL CONTENT POOL

Devon, Großbritannien Körperhaltung, Gesichtsausdruck, Dynamik der Bewegung: Hier ist einer erkennbar in seinem Element. Das ist bei Tom Bridge, 19, quasi angeboren: Mama Steph ist fünf­ fache Weltmeisterin im Kitesurfen. Tom ist bereits mehrmaliger ­Junioren-Weltmeister, es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis er auch bei den Großen den Titel holt. Und was machen seine älteren ­Brüder Olly und Guy? Erraten! Instagram: @tom_rocco_bridge   25


KSENIA MARICHEVA Moskau, Russland

Moment: Irgendetwas stimmt bei diesem Bild nicht. Wie ist die amtierende russische SkateboardMeisterin Ksenia Maricheva, 18, aufs Wasser gekommen? Nun, wenige Zentimeter unter der Wasseroberfläche befindet sich eine Plattform. Fotograf Denis Klero musste also nur warten, bis das Board in der Luft war – schon sieht das Ganze nach einem Wunder aus. Instagram: @maricheva_ksenia


„Liam ist auf dem Board gestanden, seit er drei Jahre alt war. Er hat vielleicht mehr Talent, als ich je hatte.“

DENIS KLERO/RED BULL CONTENT POOL, GINEZ DIAS/RED BULL CONTENT POOL

Bjørn Dunkerbeck, 42-facher Windsurf-Champion

LIAM DUNKERBECK

Gran Canaria, Spanien

Der Nachname ist ein Begriff, seit das Windsurfen in den Siebziger­ jahren erfunden wurde. Kunststück: Der Däne Bjørn Dunkerbeck, 51, ist 42-facher Champion. Sein Sohn Liam, 16, will nun ebenfalls hoch hinaus. So, wie es aussieht, wird er dafür sorgen, dass der Name Dunkerbeck in der Szene noch lange besonderen Klang hat. Instagram: @liamdm11 THE RED BULLETIN

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CARISSA MOORE Die Hawaiianerin Moore, 28, zählt zu den weiblichen Ikonen ihres Sports. Aufgewachsen am Waikiki Beach, dem Stadtstrand Honolulus, paddelte sie bereits im Alter von vier Jahren erstmals in die Wellen. Heute ist sie auf Weltklasse-Reviere spezialisiert, wie es sie vor Tahiti gibt – etwa in Teahupoo. Dieser Spot ist für seine kraftvollen ­Wellen berühmt, die zusätzlich bildschöne Hohlräume bilden. Instagram: @rissmoore10 28

BEN THOUARD/RED BULL CONTENT POOL

Teahupoo, Tahiti


„Wir alle suchen nach etwas, das uns besonders macht. Wellenreiten ist meine Art, mich auszudrücken.“ Carissa Moore, vierfache Surf-Weltmeisterin



VAVŘINEC HRADILEK JAN KASL/RED BULL CONTENT POOL

Lake Tekapo, Neuseeland

Wenn Wasser in Bewegung ist, kann es eine Menge unbändige Energie freisetzen. Einer, der mit dieser Naturgewalt besonders gut umgehen kann, ist der Tscheche Vavřinec „Vávra“ Hradilek, 33. Der dreifache Welt- und zwei­ malige Europameister gilt als ­„Wildwasser-Wunder“ – umso ­bemerkenswerter, zumal er seit Geburt an Asthma leidet. Instagram: @vavrinec_hradilek   31


ULUALOHA NAPEAHI Oahu, Hawaii

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ZAK NOYLE/RED BULL CONTENT POOL

Die Welle hat ihren Reiter ab­ geworfen, was bei scharfkantigen ­Riffen unter Wasser mitunter lebens­ gefährlich sein kann. Vor allem hier: Die „Banzai Pipeline“ an der Nord­ küste von Oahu gilt als einer der ­gefährlichsten Spots der Welt. Hier stürzt der 23-jährige Hawaiianer Jimmy Ulualoha Napeahi, genannt „Uluboi“ – der 2013 schon einen Hai‑Angriff überlebte –, und blieb zum Glück ohne Verletzung. Instagram: @uluboi THE RED BULLETIN


WELTBILDER Fotos: Susana Girón, João Marcos Rosa, Alessandra Meniconzi, Robbie Shone

Die Fotoausstellung des Terra Mater Magazins

17. September bis 18. Oktober 2020 Eine spektakuläre Reise rund um den Globus, präsentiert in der einzigartigen Atmosphäre des Hangar-7 in Salzburg: Weltklasse-Fotografie in beeindruckendem Großformat. Täglich von 9 bis 22 Uhr – der Eintritt ist frei.

Die Partner der diesjährigen Terra-Mater-Fotoausstellung:

Red Bull Hangar-7 GmbH, Wilhelm-Spazier-Straße 7A, 5020 Salzburg, Österreich www.hangar-7.com


Jessica Schwarz

„Ich will spüren, was wichtig für mich ist“ Schmerz, Eis und Yoga: wie Netflix-Star Jessica Schwarz, 43, den Mut fand, für ein gutes Leben zu kämpfen. Text RÜDIGER STURM  Foto ELENA ZAUCKE

Ein wenig sonderbar ist Jessica Schwarz’ Karriere schon. Seit knapp dreißig Jahren begleitet sie uns bereits, erst als Bravo-Girl 1993, dann als Model, als TV-Moderatorin und vor allem natürlich als Schauspielerin in Filmen und TV-Serien. Und obwohl sie seit so langer Zeit präsent ist, scheint sie sich kaum verändert zu haben. Während mancher Hollywoodstar permanent sein Image wechselt, wirkt Jessica Schwarz noch immer wie eine alte Bekannte, mit der man gerne ein Bier trinken gehen würde. Dabei hat sie in den letzten Jahren viel erlebt: Preise für ihre Rollen gewonnen, Trennungen überwunden, einen neuen Job als Hotelbetreiberin gestartet, ihren ­Vater verloren. Natürlich hat sie sich dabei weiterentwickelt, nur eben behutsam. Und dieser Weg scheint sich auszuzahlen: Jessica Schwarz wirkt, als wäre sie im Großen und Ganzen sehr einverstanden mit sich und der Welt. Wir wollten von ihr wissen, was genau ihr Rezept für ein gutes Leben ist.

the red bulletin: Frau Schwarz, in der neuen Netflix-Serie „Biohackers“ spielen Sie eine Wissenschaftlerin, die das Optimieren des menschlichen Körpers durch Technik auf die Spitze treibt. Könnte Biohacking auch Ihnen helfen? jessica schwarz: Ganz ehrlich, ich würde mir eher keine Technik unter die Haut pflanzen lassen, wie es die Serie zeigt. Schon allein deshalb nicht, weil ich so schlecht Blut sehen kann. Was tun Sie stattdessen, damit es Ihrem Körper gutgeht? Je besser ich mich ernähre, desto besser geht es mir. Deswegen vermeide ich Konservierungsstoffe, esse hauptsächlich frisches Gemüse, filtere mein Wasser und versuche nur Bio-Produkte zu kaufen. Für das eine oder andere Zipperlein habe ich auch einiges an Wissen über ­Arzneimittel, was vor allem daran liegt, dass meine Mutter früher in einer Apotheke gearbeitet hat. Klingt sehr vernünftig. Keine Sorge, ich trinke auch gerne mal ein Glas Wein und esse ein Stück Torte oder Eis. Das gehört zum Wohlbefinden dazu. Ich strebe keine völlige Enthaltsamkeit an, nur weil das vielleicht gut für meinen Körper wäre. Der Geist muss auch versorgt und milde gestimmt werden – zum Beispiel eben mit Genuss.

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Wie geht es weiter mit der JessicaSchwarz-Wohlfühlstrategie? Zwei- bis dreimal die Woche treibe­ ich Sport, gehe joggen, reiten, schwimmen und mache Yoga- oder Pilates-Übungen. Es funktioniert jedes Mal, ich fühle mich direkt danach im Kopf frischer. Aber auch hier achte ich sehr darauf, nicht übers Ziel hinauszuschießen. Wenn ich mehr berufliche Termine habe oder mich lieber mit Freunden treffen will, lasse ich den Sport auch mal weg, ohne mich deswegen schlecht zu fühlen. Ärgern Sie sich nie über sich? Doch, doch. Letztes Jahr habe ich nach sieben Jahren leider wieder angefangen zu rauchen. Echt dämlich. Aber ich möchte unbedingt wieder aufhören. Ihre Figur in „Biohackers“ meint an einer Stelle, Glück bedeute für sie, immer neue Dinge aus­ zuprobieren. Experimentieren Sie auch für Ihr Lebensglück? Ich würde es so ausdrücken: In den letzten Jahren stelle ich mir immer wieder bewusst die Frage, wo ich gerade im Leben stehe. Bin ich glücklich oder traurig, bin ich zufrieden oder frustriert? Wenn ich unglücklich bin, bin ich die einzige Person, die konkret etwas dagegen tun kann. Ich möchte mich aus problematischen Situationen befreien, das fordere ich von mir, und das ­ziehe ich auch durch. Wo haben Sie diese Konsequenz gelernt? Von meinen Eltern, sie haben mir diesen Charakterzug mit auf den Weg gegeben. Ich habe keine Angst vor Neuem und bin mutig, auch mal Schritte zu gehen, die wehtun können. Und dabei darf man auch Fehler machen.

THE RED BULLETIN


„Bei Problemen überwinde ich mich schnell, darüber zu sprechen.“ Dank ihrer anpackenden Art befreit sich Schwarz schnell aus Krisen.

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Jessica Schwarz

„Der Geist muss mit Genuss gnädig gestimmt werden.“ einandersetzen muss. Wenn es um emotionale Schmerzen geht, bin ich wie ein Feuerwehrmann. Während alle aus dem brennenden Haus laufen, renne ich hinein. Die Alter­ native wäre, die Narben verschließen zu lassen. Doch ich lasse sie bewusst offen, um spüren zu können, was für mich als Mensch wichtig ist.

In „Biohackers“ treibt der Filmstar Selbstoptimierung auf die Spitze.

Mit ein bisschen Genmanipulation könnten wir Menschen noch viel mehr erreichen: Mit dieser steilen These experimentiert eine von Jessica Schwarz gespielte Forscherin an einer deutschen Uni mit ihren Probanden. Doch dabei kommt ihr eine Erstsemester-Studentin (Luna Wedler, re.) in die Quere, die den Tod ihres Bruders aufklären will. Sci-Fi-Serie, seit August auf Netflix

Können Sie ein Beispiel nennen? Wenn ich in einer verfahrenen Situa­ tion feststecke, überwinde ich mich schnell dazu, mit Freunden, Familie oder auch Coaches und Psychologen darüber zu sprechen. Das hilft mir, Probleme zu verarbeiten und Lösun­ gen zu finden. Außerdem ist es toll, zu spüren, dass die Menschen in meiner Nähe immer ein offenes Ohr für mich haben. Das kann ich nur allen Menschen wünschen und ans Herz legen. Wofür haben Sie Coaches schon um Rat gefragt? Als Schauspielerin hatte ich mit dem Hochstapler-Syndrom zu kämpfen. Das ist typisch für kreative, künst­ lerische Berufe und bedeutet in etwa, dass man fürchtet, man sei in Wahrheit überhaupt nicht für seinen Beruf geeignet und die Welt sei kurz davor, es rauszufinden. An diesem Komplex habe ich mit einem Coach gearbeitet.

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Was war sein Rat? Mich von der Vorstellung zu ver­ abschieden, ich müsse jede Rolle nur aus meinem eigenen Gefühl heraus spielen. Stattdessen vertraue ich jetzt gerade in der Vorbereitung mehr auf bestimmte Schauspiel­ techniken. Dadurch fühle ich mich viel besser vorbereitet, wenn ich ans Set komme. Ich weiß, dass meine Figur steht und ich sie nicht allein erschaffen muss, sondern nur noch zu formen brauche. Auf diese Weise bin ich beim Drehstart viel weniger ängstlich und nervös. Hat Ihnen der Coach noch auf andere Weise geholfen? Ja, er hat mich ermutigt, meinen Weg bewusster in die eigene Hand zu nehmen und zum Beispiel keine Rollen zuzusagen, nur weil ich das Gefühl habe, ich müsste mal wieder „was machen“. Lieber warte ich  ab, bis ein Projekt kommt, bei dem ich sage: Da stimmt alles – von der Besetzung über die Regie bis zu den Details der Figuren. In Ihrer persönlichen Entwicklung waren Sie auch mit privaten Schicksalsschlägen konfrontiert – wie dem Tod Ihres Vaters 2017. Wie hat Sie dieser Verlust geprägt? Auf so etwas kannst du dich nicht vorbereiten. Um so einen Verlust zu verarbeiten, musst du viel darüber sprechen und alle Gefühle zulassen. Dabei hilft mir, dass ich mich als Schauspielerin immer wieder mit solchen schwierigen Themen aus­

Haben sich Ihre Prioritäten hier verschoben? Seit dieser Erfahrung versuche ich mehr denn je, jeden Augenblick bewusst zu erleben. Vor allem ver­ suche ich mit meiner Zeit und mit den Menschen, die mir nahestehen, respektvoller umzugehen. Wie schaffen Sie das? Sehen Sie, ich liebe meinen Job, und ich will ihn bis an mein Lebens­ ende ausüben. Aber ich will nicht 365 Tage im Jahr arbeiten. Des­ wegen sage ich auch schon mal ein tolles Projekt ab, für das ich dann aber vielleicht zwei Monate unter­ wegs wäre. Schließlich könnte ich so lange keine Zeit mit den Menschen verbringen, die ich liebe. Ich könnte nicht mal eben kurz in den Urlaub fahren oder in den See springen und den Sommer genießen. Oder ein­ fach aufwachen und richtig gut faul sein. Das sind aber alles Dinge, die mir wichtig geworden sind. Früher dachte ich, ich könnte doch noch viel mehr machen. Aber dieses Be­ dürfnis ist weg. Und wann wissen Sie, dass Sie wieder etwas anpacken wollen? Wenn mir das Schicksal ein Päckchen vor die Füße legt. Wenn es sich für mich richtig anfühlt, dann hebe ich das auf und packe es aus. Wenn es sich aber nicht richtig anfühlt, dann wird das Päckchen einfach weg­ gegeben.

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Cody Cassidy

Jäger nach dem ersten Mal Wer trank das erste Bier? Wer erzählte den ersten Witz? Wer machte das erste Feuer? US-Autor Cody Cassidy präsentiert Weltveränderer, die keiner kennt. Text FLORIAN OBKIRCHER

the red bulletin: Sie behaupten in Ihrem Buch, Stehlen sei die wichtigste menschliche Fähigkeit. cody cassidy: Genau genommen ist es das Nachahmen. Aber klar, Stehlen kann man auch sagen. Hätten wir die Entdeckungen unserer Mitmenschen nicht seit jeher abgekupfert und weiterentwickelt, wären wir heute vermutlich nicht hier. Können Sie ein Beispiel nennen? Gehen wir drei Millionen Jahre zurück­. Zu einer jungen Mutter, die ein Problem hatte – und es vermutlich mit der ersten Erfindung aller Zeiten löste: dem Baby-Tragetuch.

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Das müssen Sie genauer erklären. Damals wurden die Köpfe der Babys evolutionsbedingt größer, aber der Geburtskanal der Mütter musste eng bleiben, da ein zu breites Becken am Laufen hindert. Um durchzupassen, mussten die Babys früh geboren ­werden, was sie – lange Zeit unfähig zu gehen – zu leichter Beute machte. So erfand eine Mutter das Tragetuch, mit dem sie ihr Kind unterwegs tragen konnte. Weil andere Mütter sie kopierten, konnten wir überleben. Wie kamen Sie auf die Idee zu Ihrem Buch? Wenn wir uns über Frühgeschichte unterhalten, geht es oft um Völker. Aber meistens waren es Einzelne, die Dinge erfanden. In meinem Buch wollte ich diesen Genies Tribut ­zollen. Ihr Leben beschreiben, das zu ihren Entdeckungen führte. Wie finden Sie diese Genies? Wir wissen nicht, wer der erste ­Bogenschütze war. Aber wir können anhand von Erkenntnissen aus Bereichen wie der Archäologie gut ­eruieren, wo und wie dieser Erfinder lebte. Ich habe anhand dieser ­Informationen eine Person geformt.

Ach! Forscher rätseln seit langem, warum Jäger und Sammler Weizen pflückten, obwohl die Wildarten dieser Pflanzen kaum Ertrag brachten. Anfangs dachte man, sie wollten Brot backen. Heute wissen wir, dass sie Weizen zum Bierbrauen sammelten. Was haben all diese frühen Er­ finder und Entdecker gemeinsam? Es gibt viele glückliche Zufälle. Für Pfeil und Bogen gab es kein Vorbild in der Natur, unsere Vorfahren ­müssen da beim Spielen mit Stock und Schnur draufgekommen sein. Aber im Prinzip haben alle Erfinder – damals wie heute – ein Problem, das sie zu lösen versuchen. Auch wenn die Probleme in der Frühzeit simpler waren, oder? Vielleicht. Wir sollten diese ersten Erfinder jedoch nicht unterschätzen. Sie waren vermutlich kenntnisreicher als unsereins. Sie hatten umfassendes Wissen, was ihre Umgebung angeht: zum Beispiel, welche Pflanzen sie essen konnten und welche nicht. Was haben Sie aus der Arbeit an dem Buch gelernt? Dass Menschen nicht nur Werkzeuge haben, weil sie klug sind, sondern oft durch Werkzeuge intelligent werden. Wir entdeckten Bier zufällig, aber diese Erfindung änderte unsere Geschichte. Damit machten wir ­einen riesigen Entwicklungssprung. „Who Ate the First Oyster? The Extra­ ordinary People Behind the Greatest Firsts in History“, engl., 240 Seiten, 17,80 Euro

Gab es Entdeckungen, die Sie überraschten? Sehr viele. Etwa die Tatsache, dass die Erfindung des Wagenrads vermutlich für die Verbreitung der Pest

WOLFGANG ZAC

Es gibt sie noch. Fragen, bei denen selbst Google nicht helfen kann. „Wer schoss den ersten Pfeil?“, „Wer trank das erste Bier?“ oder gleich: „Wer erfand Erfindungen?“ Drei ­Jahre durchforstete Cody Cassidy ­Bibliotheken, diskutierte mit Forschern und reiste zu Ausgrabungsstätten, um die Rätsel hinter Erfindungen zu lösen. In seinem neuen Buch erzählt der 36-jährige US-­ Autor die Geschichten von siebzehn wichtigen, aber unbekannten Innovatoren der menschlichen Frühzeit. Von der Person, die das Feuer entdeckte, bis zum ersten Witzerzähler.

in Europa mitverantwortlich war. Oder dass Bier uns von Nomaden zu sesshaften Ackerbauern machte.

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„Stehlen ist die wichtigste Kompetenz des Menschen.“ Cassidy über den Wert des Nachahmens

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„Ich liebe es, weil es das schlichteste Fahrrad ist, das es gibt.“ Patrick Seabase mit seinem Bahnrad, ein Bike mit nur einem Gang und ohne Bremsen

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Patrick Seabase

Mein harter Weg zum größten Glück Fixie-Pionier Patrick Seabase, 36, über die Rad-Tour seines Lebens, den perfekten Flow und seine metaphysische Wiedergeburt. Text WOLFGANG WIESER  Foto PHIL GALE

Ein Gang. Keine Bremsen. Niemals Leerlauf. Ein Mann. Keine Ablenkung. Niemals Leerlauf. Willkommen in der Welt von Patrick Seabase. Der 36-jährige Berner ist Rad­profi. Seit fünf Jahren. Rennen? Fährt er nicht. Im Interview mit ­einem australischen Podcaster sagte er: „I’d rather complete than com­ pete.“ Und im Gespräch mit The Red Bulletin: „Zu vergleichen tötet die Freude.“ Zwei Sätze, die ihm gut ­stehen, sein Gegenüber nachdenklich stimmen und sein schweißtreibendes Gesamtwerk mit flotter Gedankenkraft aufladen. Patrick Seabase fährt Bahnrad. Also ein Bike, das dafür gemacht ist, damit im Radstadion gegen den Uhrzeigersinn im Kreis zu strampeln. Solche Räder haben nur einen Gang und keine Bremsen. Sie werden ­Fixie genannt (von fixed gear = Starrgang). Patrick fährt d ­ amit aber nicht Runde um Runde, er r­ adelt über Berg und Tal. Sein bisher spektakulärster Ritt: die erste Bergwertung der Tour de France von 1910. In nicht ganz 13 Stunden quälte sich Patrick über die legendäre, 309 Kilo­meter lange

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Strecke von Bagnères-­de-Luchon nach Bayonne. Er überquerte dabei fünf Pyrenäenpässe, bilanzierte mit 7611 Höhenmetern und schwor danach: „So was mache ich nie wieder.“ Jetzt, fünf Jahre später, tut er es doch. Mit einem entscheidenden Unterschied: Seine neue Route ist länger, härter – und spektakulärer als jede andere Strecke, die er zuvor gefahren ist. Und natürlich wird er sie auf seinem Fixie absolvieren. Woher seine Begeisterung für dieses besondere Rad rührt? „Ich ­liebe es, weil es das schlichteste Fahrrad ist, das es gibt.“ Und weil es für ihn wie geschaffen ist – es fordert ihn, es treibt ihn an. „An manchen Tagen betrachte ich das Velofahren als Experiment – es gilt herauszufinden, ob ich in kritischen Situationen cool bleiben kann.“ Seine persönliche Höchst­ geschwindigkeit mit dem Bahnrad: 94 km/h. Ein Tempo, bei dem es schnell gefährlich werden kann. Das ist Patrick bewusst: „Aber ich vertraue meinen Skills.“ Die da wären? „Talent, Enthusias­mus und Bereitschaft.“ Und er sagt: „Ich vertraue auch einer höheren Macht, die mir sagt: ‚Okay, alles, was du macht, ist so geplant. Du bist gut vorbereitet, du weißt, was du tust.‘ – In diesen Augenblicken denke ich nicht mehr übers Bremsen nach.“ Wobei: Genau genommen bremst Patrick überhaupt

nicht, er stemmt sich gegen die Pedale. Er kontert, wie Bahnfahrer sagen würden, und schreddert mit blockiertem Hinterrad durch die Kurven. Wie selbst­verständlich, ganz im Hier und Jetzt, ohne jede Ablenkung: „Das sind die besten Momente. Und sie bescheren mir einen fantastischen Flow.“ Gegen Patricks aktuelles Projekt ist die Etappe der 1910er-Tour harmlos: „Ich fahre über meine Lieblingsberge, meine Lieblingspässe – in einem Stück.“ Das sind mehr als 330 Kilometer, knapp 9000 Höhenmeter, geschätzte 14 Stunden Fahrzeit. „Das hat viel mit meiner Kindheit, mit meiner Jugend zu tun.“ Bereits mit sechzehn lebte Patrick nicht mehr zu Hause, sondern bei Künstlern. Matura und Lehre schaffte er dennoch, verdiente sein Geld als Treuhänder. Er fuhr Skateboard, verpasste sich den Namen „Seabase“ („eine falsche Übersetzung meines richtigen Namens“) und entdeckte irgendwann zufällig das Bahnrad. „Die Schlichtheit und die noblen ­Nuancen dieses puris­tischen Fahrrads haben es mir angetan.“ Bei seiner aktuellen Tour geht es über den Grimselpass ins Wallis, von Brig über den Simplon, für ein paar Kilometer durch Italien und via Centovalli zurück in die Schweiz, an der Maggia vorbei, über Gotthard- und Furkapass. Das Ziel ist der Ober­aarsee auf 2303 Meter: „Wenn ich das geschafft habe, bin ich meta­ physisch wiedergeboren.“ Ein Satz, der keinen überrascht, der Patrick kennt: „Ich bin nicht religiös, aber tiefgläubig.“ Auf seiner Brust hat er Gott (mit Rauschebart, langem Haar, Strahlenkranz) tätowiert: „Dieses Bild steht dafür, dass jeder sein Gott ist, weil jeder die Chance hat, Einfluss auf die Welt zu nehmen. Wir sollten das schätzen und diese Kraft positiv nutzen.“ Mit allen Sinnen. Konzentriert, wie Patrick auf seinem Rad. „Da ist nichts, was mich ablenkt.“ patrickseabase.com

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„Ich mache keine halben Sachen“

Handstand einer Schlangenfrau – der Hinterkopf berührt den Po.

Sie kann ihren Körper auf groteske Weise verbiegen, macht ungesichert ­Handstände über allerhand A ­ bgründen und stellt ­unfassbare Weltrekorde auf: Handstand-Artistin und Extremsportlerin STEFANIE MILLINGER, 28, wächst stetig über sich hinaus. Ein Gespräch über die Kunst, bei sich zu ­bleiben, ­vermeidbare ­Fehler und den Mut, unser Talent zu leben. Text Pauline LUISA KRÄTZIG Fotos RICK GUEST

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Stefanie macht einen Handstand hoch Ăźber dem Wiener GĂźrtel auf dem Hotel Daniel.


„Ich habe das Körpergefühl genossen, die Minuten gesteigert, die ich auf Händen balancieren konnte.“

S

tefanie sitzt in der Maske und lässt sich das dicke Haar, das fast bis zu ihren Kniekehlen reicht, zu kleinen Locken aufdrehen. Auch wenn das 1,54 Meter große Energie­bündel dabei kaum still­ sitzen mag, wird rasch klar, dass wir hier eine junge Frau vor uns haben, die weiß, was sie will – und die weiß, was sie kann: Die Salz­burger Handstand-Artistin ist für ihre atemberaubenden Stunts in großen Höhen ­bekannt. Ihr Körper ist ein Gesamtkunstwerk, den sie in stundenlangem, täglichem Training geformt hat. Sie verbiegt ihn derart beherrscht und geschmeidig, dass es Zuschauern, darunter 412.000 Insta­gram-Fans, die Sprache verschlägt. Außerdem hält sie den Weltrekord in der beson­ ders kräfte­raubenden Version des Schweizer Handstands. (Millinger stützt sich auf den Händen ab und drückt sich aus dem L-Sitz in den Handstand. Das Video gibt’s auf YouTube.) In 52 Minuten und 7 Sekunden hat sie unglaubli­ che 342 Wieder­holungen geschafft. the red bulletin: Bist du immer so zappelig? stefanie millinger: Da kann meine Mama ein Lied davon singen. Ich bin schon als Kind ständig durch die Gegend geturnt und habe mich von Ästen und allem, was hoch oben ist, baumeln lassen. Oft eifert man ja seinen Eltern nach. Was ­machen deine beruflich? Mein Papa ist Bestatter, meine Mutter Angestellte bei der Telekom. Aber auch sonst ist keiner in meiner Familie Akrobat oder Turner. Wie hast du denn dann deine Liebe zur Verrenkung entdeckt?

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Der sanfte Blick täuscht: Stefanie ­Millinger ist eine Frau mit definierten Muskeln.


Stefanie noch ein­ mal auf dem Dach des Hotels Daniel: Das Segelboot ist ein Kunstwerk von Erwin Wurm.


Mit 13 habe ich angefangen zu voltigieren. Da macht man gymnastische Übungen auf dem Rücken eines Pferds, auch aus dem Handstand. Ich mochte diese Position und den Bewegungsradius und habe daheim in meinem Zimmer herumexperimentiert. Das wurde irgendwann zur Sucht – wie beim Tätowieren, da wollte ich auch beim zehnten Tattoo aufhören, und seit zwei Wochen sind es zwölf.

Balance, Kraft, Körperbeherrschung: Stefanie hat dafür viele ­Jahre trainiert.

Hattest du dabei ein Vorbild oder eine konkrete Absicht? Weder noch – ich hab das zuerst einmal nur für mich gemacht, das Körpergefühl ­genossen, die Minuten gesteigert, die ich auf Händen balancieren konnte. Ich hab mir aus Stabilisations-, Kraft- und Dehnübungen einen Trainingsplan zusammen­ geschustert und bin jeden Tag um vier Uhr früh aufgestanden, um noch vor der ­Schule und dem Voltigieren zu üben.

© MISCONCEIVABLE BY ERWIN WURM/COURTESY OF HOTEL DANIEL VIENNA, AUSTRIA

Und wie kamst du dann auf die Idee, den Handstand zum Beruf zu machen? Ich war während und nach der Schule orientierungslos wie die meisten, was die Zukunft angeht. Bei diesen Berufsorientierungstests kam für mich „irgendwas mit Tieren“ raus. Als Kind habe ich oft Zirkus gespielt, eine Manege aus Stühlen gebaut, Popcorn gemacht und dann für mein Publikum alle Nummern gespielt – ich war Tier, Akrobat und Clown. Ich hab mir die Fakten und meine Voraussetzungen angesehen und etwas gefunden, was mir Spaß macht. Du warst 2014 drei Wochen in Kanada beim „Cirque du Soleil“. Wäre das für jemanden, der schon als Kind Zirkus gespielt hat, nicht das perfekte Ziel? Es gab bereits vier Anfragen vom „Cirque du Soleil“ – eine absolute Ehre für mich, aber ich habe eingesehen, dass das Show­ business nicht meine Welt ist. Ich sehe mich als Künstlerin. Ich brauche die Abwechslung, ich will mich jeden Tag neu erfinden. Warum nicht im Voltigieren? Du warst ja sehr erfolgreich und hast 2015 im Pas de deux mit deiner Partnerin die Bronze­medaille bei der EM gewonnen. Ich war 25, da musste ich mich entscheiden. Das Voltigieren ist eine Randsportart, da steckt man viel Geld rein, verdient aber nichts dran. Und als Hobby ging das nicht mehr. Ich mache keine halben Sachen. THE RED BULLETIN

„Als Kind habe ich oft Zirkus gespielt. Da war ich Tier, Akrobat und Clown.“ Dass Handstand-Artistik einträglicher sein würde, konntest du zu diesem Zeitpunkt aber nicht wissen. Stimmt. In den ersten Jahren habe ich mich mit Nebenjobs durchgebissen: ­Zeitungen austragen, Flyer verteilen. Was hat dir geholfen in den Momenten, in denen du gemerkt hast, dass es sich mit der Karriere als Artistin vielleicht nicht ausgeht?

Ich wollte nie Showeinlagen für meinen Lebensunterhalt machen, mein Ziel ist es, mich selbst zu verwirklichen und Menschen zu motivieren. Also musst du von deinem akroba­ ti­schen Talent komplett überzeugt ­gewesen sein? Die meisten Menschen denken, ich wäre so flexibel geboren. Das stimmt nicht. Ich war aber schon immer sehr ehrgeizig. Dass mein Körper sich für all die Ver­ renkungen eignet, ist gnadenloses Training – seit acht Jahren trainiere ich jeden Tag sechs bis zehn Stunden. Ohne Ausnahme. Auch im Urlaub. Welche Botschaft hast du für die Menschen, die ihr Talent trotz ­Wider­ständen leben wollen?   47


„Ich definiere mich als Artistin und Extremsportlerin. Dazu gehört für mich auch der extreme Kick.“ In der Waagrechten: Stefanie an der Wehlnadel bei Rathen in der Sächsischen Schweiz.

Handstand auf der Spitze des Trolltunga in Norwegen

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SEBASTIAN WEINGART, SEBASTIAN SCHEICHL(2), DOMINIK TAMEGGER, THOMAS WEBER

Riskanter Stunt auf dem Dachstein. Millinger sagt: „Ich mache das, was ich liebe.“

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Nur mit der rechten Hand hängt Stefanie auf der Himmelsleiter am Großen Donner­ kogel im Dachstein­ gebirge (rechts); ganz rechts: ­Stefanie auf dem Kjerag­bolten, ­einem in einer ­Felsspalte über dem ­Lysefjord ­ein­geklemmten ­Monolithen.

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Durchhalten und immer weitermachen – auch wenn es einmal nicht so läuft. Man muss alles geben und für das, was man macht, leben.

Jede Pose fest im Griff. Um so gelenkig zu sein, ist intensives Training nötig.

Apropos alles geben: Gewährst du Körper und Kopf auch Auszeiten? Wenn ich schlafe. Regeneration ist im Leistungssport aber doch essenziell. Mein Körper regeneriert schnell und verzeiht mir vieles. Das ist tatsächlich etwas ganz Besonderes. Es grenzt fast an ein Wunder, dass mein Körper sich so schnell erholt. Wissenschaftliche Tests haben das bestätigt, andere brauchen dafür viel länger. Du hast dir im Jänner 2019 das ­Kahnbein am rechten Handgelenk ­gebrochen  … … etwas Schlimmeres konnte mir als Handstand-Künstlerin kaum passieren. Aber ich habe so ein starkes Mindset, dass mein Geist mich weitertreibt. Ich schaffe es, Grenzen zu überschreiten. Das Unmögliche möglich zu machen macht mich aus. Ich kann die Schmerzen ausschalten. Wie geht’s deiner Hand heute? Ein halbes Jahr konnte ich nur in Schonhaltung – auf der Faust – im Handstand trainieren. Die Hand ist noch immer gebrochen, sie hat auch keine Chance mehr auf Heilung – und ein chronischer Schmerz ist geblieben. Aber die Ärzte meinten damals, ich könne nie wieder einen Handstand machen. Ich bin schon fünf Tage danach wieder aufgetreten. Du agierst über abartigen Abgründen. Warum so halsbrecherisch? Für viele Menschen ist das schwer zu verstehen, aber es ist ein kalkuliertes Risiko. Ich mache das, weil Extremsport mein Leben ist. Ich bin für die Höhe geboren. Ich habe schon als Kind Klimmzüge auf der Dachrinne meines Elternhauses gemacht – zehn Meter über dem Boden. Ich definiere mich als Artis­tin und Extremsportlerin. Als solche fordere ich mich ständig heraus, dazu gehört für mich auch der extreme Kick. Das Schlimmste ist Routine – die bringt einen nicht voran und macht unvorsichtig. Der erste Moment bei einem Stunt ist der r­ espektvollste. Wenn ich ihn danach, völlig high vom Adrenalin, zu oft 50

wiederhole, riskiere ich, das Gefühl für die Gefahr zu verlieren – wichtig ist mir, ganz klar festzuhalten, dass meine Stunts nicht zum Nachmachen geeignet sind. Ich habe dafür Jahre trainiert. Warum trittst du grundsätzlich ­ungesichert auf? Weil ich nur so dieses besondere Gefühl leben kann – dieses besondere Gefühl der Freiheit. Du bist in solchen Situatio­ nen in einer eigenen Welt, extrem fokus­ siert, die Sinne sind unendlich geschärft. Und du weißt, dass du dir keinen Fehler erlauben darfst. Wenn aber doch einmal etwas nicht so klappt, wie du willst? Wenn äußere Umstände verhindern, dass es vorangeht, kann ich damit leben.

Wenn ein Stunt an meinem Können scheitert, bleibe ich hartnäckig, bis er mir gelingt. Mein Ehrgeiz kippt oft in Sturheit, das ist meine große Schwäche. Ich will nicht einsehen, dass man nicht jeden Tag die gleiche Höchstleistung ab­rufen kann. Dann bin ich wütend auf mich, weil ich nicht Vollgas geben kann – und dann wütend, weil ich wütend bin. Daran muss ich noch arbeiten. Bist du eine schlechte Verliererin? Ich gönne anderen Menschen ihren ­Erfolg. Früher – beim Voltigieren – war das wichtig. Heute ist es das nicht mehr. Als Künstlerin geht es mir nicht darum, zu gewinnen. Es mit mir darum, mich selbst zu finden, meinen eigenen Stil zu pflegen. In der Kunst geht es nicht um Konkurrenzkampf, sondern darum, THE RED BULLETIN


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Erfolgsgeheimnis: „Ich stecke meine Ziele absichtlich hoch – das motiviert mich.“

etwas Besonderes zu schaffen. Aber na­ türlich will ich besser werden. Ich stecke mir meine Ziele absichtlich hoch, das motiviert mich. Früher war mein Ziel eine olympische Medaille, auch wenn Voltigieren nicht olympisch war, habe ich immer davon geträumt. Jedenfalls stand auf meiner Bucket List ein Weltrekord. Den hast du am 26. April aufgestellt: 342-mal in den Schweizer Handstand in 52 Minuten und 7 Sekunden, ohne mit den Füßen den Boden zu ­berühren. Respekt! Dafür habe ich viele Jahre trainiert. „Guinness World Records“ haben mich immer wieder abgelehnt, also habe ich beschlossen, es für mich selbst nach den Vorgaben für eine reguläre Bewerbung

zu filmen und das Video online zu stel­ len. Am Ende ist die „Record Holders ­Republic“ auf mich zugekommen und hat den Rekord anerkannt. Woher kommt dieser unbedingte Glaube an dich selbst? Ich vergleiche mich nicht mit anderen, das lenkt vom eigenen Weg ab oder zieht einen runter. Ich fokussiere mich auf das, was ich erreicht habe und noch erreichen will. Wenn ich mir etwas ­vorgenommen habe, habe ich alles da­ für getan, es tatsächlich zu schaffen. Unterstützt deine Familie deinen ­außergewöhnlichen Weg? Viele in meiner Familie sagen immer noch, ich solle was Anständiges lernen. Nur meine Mama hat mich von Anfang an unterstützt. Sie ist die Beste, ist ­immer zu mir gestanden. Sie hat ver­ standen, dass ich hart an mir arbeite. Und sie hat mich immer so sein lassen, wie ich sein wollte. Bringt dich etwas ins Wanken? Ich würde lügen, wenn ich sage, dass mich Kritik nicht trifft. Es ist hart, sich von fremden Menschen beleidigen lassen zu müssen, weil sie meine Kunst oder mich nicht mögen. Bestätigung und Kraft geben mir Menschen wie meine Mutter, mein Freund Phil und mein Manager und guter Freund Dominik, die an mich glauben und mich unterstützen. Wenn dir aber in den sozialen Medien Hass entgegenschlägt, bringt dich das schon in Wanken. Wie gehst du damit um? Klar habe ich in solchen Situationen schon daran gedacht, mich aus den so­ zialen Medien zu verabschieden. Aber ich freue mich auch über meine 400.000 Follower, und es ist großartig, wenn ein Typ wie US-Comedian Joe Rogan auf Twitter postet, dass mein Account einer der inspirierendsten überhaupt sei. Die allercoolsten Momente sind aber immer noch die, in denen mir etwas Besonde­ res gelungen ist, sind die Augenblicke, in ­denen ich ganz bei mir war. Und in solchen Sekunden zählt nur, dass ich es geschafft habe. Und dass ich das weiß – zugesehen muss dabei niemand haben … Stefanie auf lnstagram: @stefaniemillinger Noch mehr Naturtalente: organicsbyredbull.com/talente

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„Durchhalten und nicht aufgeben, wenn es einmal nicht so läuft. Man muss alles geben und für das, was man macht, leben.“



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IDEEN FÜR EINE B ES S E R ZUKUNFTE

Salz der Erde: Bittersalz im Wasser (re.) simuliert Schwerelosigkeit, die 360-Grad-Kamera (u.) sorgt für die Bilder.

SpaceVR

Im Weltall baden Was für eine Aussicht: Wer in Zukunft die Erde vom Orbit aus erleben will, schlüpft einfach in Bikini oder Badehose.

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er die Welt aus dem All wahrgenommen hat, sieht sie für alle Zeiten mit anderen Augen. „Menschen, die auf die Erde zurückkehren, haben eine klare Vorstellung davon, wie sie funktioniert, und entwickeln eine tiefe Sorge um den Planeten“, sagt Ryan Holmes, Gründer und CEO des US-Start-ups SpaceVR. Seine Überlegung: Könnte jedermann die Erde wie ein Astronaut erleben, würde das unseren Umgang mit der Welt nachhaltig verändern.

Das Problem: „Eine Reise ins All kostet 90 Millionen USDollar“ (76 Millionen Euro). Die Lösung: „Wir senken den Preis auf 99 US-Dollar“ (84 Euro). Statt in einer Raumkapsel nimmt man in einem Flotationstank Platz. Bittersalz im Wasser sorgt für ein Gefühl der Schwerelosigkeit, eine VRBrille vermittelt die Aussicht. Was für Holmes jetzt noch zu tun ist: eine Rakete ins All zu schicken, die mit einer 360-Grad-Kamera die Erde filmt – sie soll bald starten. spacevr.co

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IN ALLER KÜRZE FÜR KLUGE KÖPFE Zwei Ideen, die fit und geistig rege machen: eine App für Gedankenkraft, eine Plattform für anregende Gespräche.

KLAUS THUMANN/INSTITUTE, SPACE VR, AIGARS LAUZIS, GATIS PRIEDNIEKS-MELNACIS, AHOLY, MENDI

LOU BOYD

SPIEL DICH SCHLAU Eine App als Fitnessstudio fürs Gehirn – je öfter du ­damit trainierst, desto schlauer wirst du, verspricht der schwedische Gründer Richard Eklöf, 34. Der Clou: Per Stirnband kannst du deine Denkleistung messen. mendi.io

AHOI, FREUNDE! Ein Online-Plattform für alle, die nur plaudern ­wollen. „Bei anregenden ­Unterhaltungen bauen wir Stress ab“, sagt Gründerin Ania Krol, 32. „Ahoyly“ funktioniert wie eine DatingPlattform, bleibt aber stets ­jugendfrei. ahoyly.com

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Erstaunliche Erfindung

Dieses Rad kann schwimmen Aller guten Dinge sind drei: Das Z-Triton ist Wohn­mobil, Dreirad und Boot in einem – ein winziges Quartier für Abenteuer zu Land und zu Wasser.

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rdacht hat das ungewöhnliche Wohnmobil der lettische Stadt­ planer Aigars Lauzis. Das Konzept für das Z-Triton entwickelte er während einer vierjährigen, 30.000 Kilometer ­langen Radtour von London nach Tokio: „Ich dachte an ein winziges Amphibien­ haus, das vollständig solarbetrieben ist.“ Erdacht, umgesetzt – heute existiert die ­außergewöhnliche Dreifaltigkeit bereits als Prototyp: „Man kann damit Fahrrad fahren und segeln – und ganz in die ­Natur eintauchen.“ Auch wenn das Dreirad ein bisschen wie ein Spielzeug aussieht: Lauzis hat darin jede Menge Technologie verpackt. Das solarbetriebene E-Bike erreicht zu Land 40 km/h und lässt sich mit wenigen Handgriffen in ein Boot verwandeln. Die Kabine verfügt über eine eigene Beleuch­ tung, eine Heizung und sogar eine Koch­ gelegenheit. Im Bug des Bootskörpers ist Platz für eine Person, im Heck lassen sich bei Bedarf bis zu zwei Passagiere unter­ bringen – auch wenn ihr Lebensraum ein wenig an das sprichwörtliche Sardinen­ schlichten erinnert. Das Z-Triton ist übrigens nicht das ­erste verblüffende Projekt von Lauzis:

Rad trifft Boot – ein ungewöhnlicher Anblick. Die Kabine ist ziemlich platzsparend angelegt.

Zu seinen bisherigen Entwürfen zählt ein Anhänger, der sich in ein Boot verwan­ deln lässt, und der Z-Bialoo: eine Außen­ toilette mit Lavendelbeet auf dem Dach. Das Z-Triton soll 2021 erhältlich sein. Ein Preis ist noch nicht bekannt. zeltini.com

Leinen los! Wir sehen Aigars Lauzis’ Mobilheim Z-Triton in seinem (zweiten) Element.

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IM ZWEIFEL FÜR DEN ZWEIFEL Selbstkritik zieht ­Daniel Brühl der Selbstgefälligkeit vor.


„GROSSE AUFGABEN GENIESSE ICH BEWUSST“ Mehr Spaß, weniger Selbstzerfleischung: Deutschlands Meister tiefgründiger Filmrollen DANIEL BRÜHL, 42, erklärt, wie er seinen inneren Kritiker in einen Unterstützer verwandelt.

Interview RÜDIGER STURM Fotos JOSH SHINNER/TRUNK ARCHIVE THE RED BULLETIN

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O

Ob als fürsorglicher Sohn einer aus dem Koma erwachten Mutter in „Good Bye, Lenin!“, als ­Rennfahrer Niki Lauda in „Rush“ oder als kultur­ interessierter Scharfschütze in Quentin ­Tarantinos „Inglourious Basterds“: Egal, welche Rolle Daniel Brühl spielt, mit seiner Präzision und seiner großen Ruhe verleiht er seinen Figuren eine faszinierende Tiefgründigkeit. Neben Tarantino hat das längst auch der Rest von Hollywood erkannt, deshalb durfte es Brühl unter anderem bereits im MarvelUniversum mit den Avengers aufnehmen. Aktuell spielt er im dritten Film des Agenten-­ Franchise „The King’s Man – The Beginning“, sein Regiedebüt ist in Arbeit. Grund zur Freude hätte Brühl in den vergangenen Jahren also genug gehabt – doch in der Filmwelt eilt ihm ein anderer Ruf vor­ aus: Er gilt als sein größter eigener Kritiker, manch­ mal sogar als überzogen verbissen. Muss, wer an die Spitze will, also wirklich gnadenlos mit sich selbst sein? Höchste Zeit für ein Gespräch.

Dreh also nur zeitweise dabei. Sonst hätte es sicher mehr Möglichkeiten zum Nörgeln gegeben. Im Ernst, meine Haltung ist: Du musst versuchen, in deiner Rolle so viel wie möglich auszuprobieren und ihr deinen eigenen Stempel aufzudrücken, sonst macht es keine Freude. Damit das klappt, musst du gut vorbereitet sein, deine Leistung zeigen und alles aus dir rausholen. Klingt irgendwie nicht nach Spaß. Es ist eine schwierige Balance: Du darfst es eben auch nicht übertreiben mit der Selbstkritik, auch mit Blick auf das Team. Wenn ich als Schauspieler in einer kleinen Nebenrolle irren Perfektionismus raushängen lasse und mich so verhalte, als wäre ich die wichtigste Person am Set, ist das fehl am Platz. Das hält nur den Betrieb auf und nervt wahnsinnig.

the red bulletin: Herr Brühl, stimmt es, dass Ihre Kollegin Dakota Fanning Sie während des Drehs der ersten Staffel der Netflix-Serie „The Alienist“ zwischendurch „Negativus destructivus“ genannt hat? daniel brühl: Das ist korrekt. Ich habe einen Hang zu gnadenloser Selbstkritik und kann sehr unzufrie­ den sein, was dann auch auf mein Umfeld abstrahlt.

Passiert Ihnen das heute noch? Sagen wir mal so: Ich werde besser darin, das zu kaschieren und den Ball flacher zu halten. Und bei aller gesunden Selbstkritik brauchst du für diesen Job eines noch viel mehr: Spielfreude. Deswegen versuche ich auch, mich nie von der Größe einer Aufgabe einschüchtern zu lassen, sondern sie be­ wusst zu genießen.

Abgesehen davon, dass Sie Ihre Kollegen ­runterziehen: Kann Selbstkritik nicht auch etwas Gesundes sein? Es ist mir auf jeden Fall lieber, einen Tacken mehr Selbstkritik zu üben, als sich zu toll zu feiern. Ich kenne einige Kandidaten, die Letzteres tun, und so etwas wäre mir sehr unangenehm.

Wie schaffen Sie das? Ein wenig Übung gehört schon dazu. Das Gute ist: Die Freude steckt ohnehin in mir. Wie meinen Sie das? Das ist ein bisschen wie als Zwölfjähriger im Ver­ gnügungspark: Erst freust du dich wahnsinnig

Haben Sie diese Attitüde auch bei Ihrem aktuellen Film „The King’s Man – The Beginning“ ein­ gebracht? Dazu hat mir ehrlich gesagt die Zeit gefehlt. Ich spiele in diesem Film eine Nebenfigur, war beim

„ICH BEMÜHE MICH, DAS HIER UND JETZT BEWUSST WAHRZUNEHMEN. DAFÜR DREHE ICH DEN LAUTSTÄRKEREGLER MEINER STIMMEN IM KOPF LEISER.“ 58

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„MEINE HALTUNG IST: DU MUSST VERSUCHEN, IN DEINER ROLLE SO VIEL WIE MÖGLICH AUSZUPROBIEREN UND IHR DEINEN EIGENEN STEMPEL AUFDRÜCKEN.“ auf die Achterbahn, in der Schlange wird dir etwas mulmig, doch sobald die Fahrt dann losgeht, überwiegt wieder die Freude. So in etwa fühle ich mich auch bei großen Hollywood-Projekten wie „The King’s Man“ oder den Marvel-Comicverfilmungen. Allein das Wissen, dass sich die Nervosität legt und die Freude wieder rauskommt, hilft. Was wirkt noch gegen die Aufregung? Ein Team, das darauf achtet. Gerade bei den ­Amerikanern und Engländern sorgen die Verantwortlichen von Anfang an für eine lockere, angstfreie Stimmung, in der du dich richtig willkommen fühlst. Da verschwindet die Nervosität quasi von allein. Machen Sie selbst auch Fortschritte in Sachen Entspannung? Zum Glück ja, das habe ich auch meiner Frau zu verdanken, sie ist Psychologin. Sie hat mir geholfen,­ mich nicht mehr in Denkschleifen zu verlieren, nach dem Motto „Hätte ich doch …!“. Ich mache mir heute bewusst, dass es reine Energieverschwendung ist, über abgeschlossene Sachen n ­ achzugrübeln,

und versuche, meine Aufmerksamkeit in die Zukunft zu lenken. Außerdem hat mir meine Frau ­beigebracht, achtsamer zu sein. Wie gelingt Ihnen das? Ich bemühe mich, das Hier und Jetzt bewusst wahrzunehmen, auch im Alltag genau hinzuschauen und zu beobachten. Dafür drehe ich den Lautstärkeregler meiner Stimmen im Kopf leiser. Und wo sind die Regler dafür zu finden? Ich bin nie tiefer in die Welt der Meditation ein­ gestiegen, aber es reichen schon einfache Übungen, wo ich einfach nur mal die Augen schließe und versuche, alle Stimmen im Kopf abzuschalten. Das kann mir wahnsinnig guttun, und ich mache es ­immer häufiger. Sie sind Vater eines dreijährigen Sohnes. Hilft das ebenfalls, das Gleichgewicht zu finden? Nun gut, seine Lautstärke runterzupegeln ist nicht ganz so einfach. Aber tatsächlich hat mein Sohn ein paar Dinge in meinem Leben zurechtgerückt – nicht zuletzt auch, wie viel Druck ich mir beruflich mache. Da verschiebt sich deine Perspektive, du begreifst, da gibt es jemanden, der wichtiger ist als du selbst. Das ist eine fundamentale Erkenntnis, ein ganz großartiges Gefühl. Neben „The King’s Man“ arbeiten Sie gerade an Ihrem Regiedebüt. Wie angespannt waren Sie, als Sie die erste Rohfassung Ihres Films sahen? Na ja, ich war aufs Schlimmste gefasst. Ich hatte vorher mit vielen Regisseuren gesprochen und war auch als Schauspieler bei Rohschnitten dabei. Darum wusste ich, dass einen diese erste Sichtung in ein tiefes Tal stürzen kann und dass das dazugehört. Aber so weit ist es zum Glück gar nicht gekommen. Sondern? Einerseits habe ich natürlich gesehen, dass wir da ordentlich ranmüssen und die richtige Arbeit erst jetzt losgeht. Aber auf genau die hatte ich mich am meisten gefreut. Das war das erste Mal, dass ich Kapitän sein durfte und bestimmen konnte, hier wird geschnitten und hier nicht. Das ist meine

FREUDE AM SPIEL. Vor der Kamera macht Daniel Brühl sich frei von seinen kritischen Stimmen.


VIELSEITIG UNTERWEGS In Berlin betreibt Daniel Brühl auch eine Tapas-Bar.


Geschichte, und ich kann sie erzählen, wie ich will. Das war ein ganz beglückendes Gefühl, das sich durch den ganzen Prozess zog. Mit jeder Über­ arbeitung wurde der Film immer feiner und immer besser. Am Ende dieses Prozesses ist es am wichtigs­ ten, dass du selbst zufrieden bist. Wenn die anderen es auch sind, umso besser. Klingt so, als könnten Sie nicht nur Selbstkritik. Na ja, ich rede jedenfalls lieber über meinen Hang zur Selbstkritik, als dass ich erzähle, wie glücklich ich mit anderen Sachen bin. Ich mag eben keine Eitelkeit, die finde ich furchtbar. Aber ich gebe zu, es gibt immer öfter Momente, wo ich Stolz für etwas empfinde, was ich geleistet habe – wie jetzt eben für meinen ersten eigenen Film. Es gibt zumindest Teile des Films, von denen ich behaupten würde, das war doch gar nicht so schlecht, das war gut. Wenn ich nur von Selbstkritik zerfressen wäre, hätte ich mich nicht so lange motivieren können, in diesem Beruf zu arbeiten. Was haben Sie bei Ihrem Regie-Debüt noch ­gelernt? Matthew Vaughn, der Regisseur von „The King’s Man“, riet mir: „Triff als Regisseur Entscheidungen. Selbst auf die Gefahr hin, dass es die falschen sind. Triff sie. Das ist besser als gar keine.“

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Und? Funktioniert das? Ja, er hatte total recht damit. Natürlich hoffe ich, dass ich nicht zu viele falsche Entscheidungen getroffen habe, aber es geht dabei noch um etwas anderes: Als Kapitän musst du nicht nur Autorität vermitteln, sondern für die Arbeit im Team ist es entscheidend, dass du eine klare Route vorgibst, an die sich alle zu halten haben, sonst kommst du nicht voran. Dafür musst du den Mut haben, dir auch Fehltritte zu erlauben. Bekommen Sie bei Fehlern ehrliches Feedback? Oder stimmt das Klischee, dass Ansprechpartner in Hollywood grundsätzlich alles „great“ finden? Da musst du dir das Lächeln zum „great“ näher anschauen und zwischen den Zeilen lesen. Mittler­ weile gelingt es mir ganz gut, die Nuancen zwischen

HIER IST BRÜHL EINMAL AUF DER DUNKLEN SEITE AM 17. SEPTEMBER STARTET „THE KING’S MAN – THE BEGINNING“. Die finstersten Schurken des ­Planeten – darunter Daniel Brühl als diabolischer Astrologe – haben sich verbündet, um die Menschheit auszulöschen. Doch der weltweit erste unabhängige Geheimdienst unter der Leitung des

Duke of Oxford ­(Ralph Fiennes) bietet ihnen die Stirn. Der dritte Teil der so unterhaltsamen wie actiongeladenen Agenten-Saga erzählt die Gründungsgeschichte des ­legendären Geheimdiensts namens Kingsman.

„great“ und „GREAT“ herauszuhören, da bekommst du mit der Zeit ein Gefühl für. Abgesehen davon habe ich einen engen Kreis von Personen, die sich meine Arbeit genau anschauen und auf deren Ehr­ lichkeit ich vertrauen kann. Aus wem sollte so ein Kreis bestehen? Zunächst ist es wichtig, dass die Leute etwas von deinem Fach verstehen. In meinem Fall sind es des­ wegen Schauspielkollegen, Regisseure, Agenten, die ich mir über Jahre sorgfältig ausgesucht habe, dazu kommt der Partner in meiner Produktionsfirma. Worauf kommt es noch an? Dass Personen dabei sind, die dich als Mensch gut kennen. Bei mir sind das meine Mutter, meine Ge­ schwister oder meine Frau – sie sehen etwa genau, wie es mir geht, und sagen mir immer die Wahrheit. Sieht so aus, als hätten Sie Ihren „Negativus destructivus“ inzwischen ganz gut im Griff. Hat Dakota Fanning Sie beim Dreh der zweiten Staffel von „The Alienist“ damit auch wieder ­aufgezogen? Ab und zu kam er schon noch raus, dann habe ich ihn aber schneller wieder eingefangen als bei der ersten Staffel. Mittlerweile gehorcht er mir auf je­ den Fall besser.

„AM ENDE DES PROZESSES IST ES AM WICHTIGSTEN, DASS DU SELBST ZUFRIEDEN BIST. WENN DIE ANDEREN ES AUCH SIND – UMSO BESSER.“ THE RED BULLETIN

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B O U L E VARD DER HEL DEN

THELONIOUS MONK

EIN WAHRER FREUND Serie: MICHAEL KÖHLMEIER erzählt die außergewöhnlichen Geschichten überlebensgroßer Figuren – faktentreu, aber mit literarischer Freiheit. Folge 5: Warum der Jazzpianist für einen Kollegen ins Gefängnis ging.

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BENE ROHLMANN, CLAUDIA MEITERT MICHAEL KÖHLMEIER

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GETTY IMAGES

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die kühnen Akkordsprünge innerhalb in Held der Musik war er auch, eines Stücks. Dazu kam, dass Monk aber das weiß jeder. Außerdem ­unzuverlässig war, er schwänzte Proben war er ein Held des Staunens. – „Was soll ich probieren, wenn mir Niemand spielte wie er. Er drückte doch mitten im Spiel immer etwas Neues die Klaviertasten nicht mit den einfällt!“ –, er stritt sich mit VeranstalSpitzen nieder, sondern mit dem Mittelgelenk der Finger. Wie soll das gehen? tern, und er nahm Drogen. Marihuana MICHAEL KÖHLMEIER Er konnte die Finger so weit nach hinten rauchten damals alle Musiker, Monk Der Vorarlberger ist seit biegen. Es war mehr ein Streicheln als aber ließ sich auch mit Heroin ein und ein bloßes Niederdrücken. Dann krümmte Jahrzehnten ein Fixstern mit Amphet­aminen. Angeblich verstand am österreichischen er die Finger plötzlich zu Klauen, und es er es, den Konsum zu kontrollieren, Literaturhimmel. sah aus, als wolle er die Tasten kraulen. ­jedenfalls in jungen Jahren, er kam Gerühmt wird er Aber das meine ich nicht, wenn ich ihn auch nie in Versuchung, mit dem Zeug vor allem für seine Erzählkunst. einen Helden des Staunens nenne. Wer zu handeln, er wohnte noch zu Hause bei ihn spielen hörte und spielen sah, der seiner Mutter, die hatte ein fixes Gehalt hatte den Eindruck, er kann es eigentlich nicht; als städtische Angestellte, sie hielt ihren Sohn aus. er lernt Klavierspielen gerade in diesem Moment. Das heißt, die Polizei fand bei ihm nie größere Mengen von dem Stoff. Aber für immer wieder einige Als hätte er sich das erste Mal ans Klavier gesetzt. Tage Gefängnis reichte es doch. Für seine Kollegen Dann folgte der nächste Ton, und es klang, als ob auf der Bühne war er unberechenbar. So gern ihn der Spieler auch über diesen staunte – und so weiter alle hatten, mit ihm zusammen arbeiten wollten die durch das ganze Stück. Thelonious Monk machte meisten bald nicht mehr. Musik, als ob er die Musik gerade erfände. Nein – als ob seine Finger die Musik gerade erfänden. Und iner seiner besten Freunde – nein, sein bester manchmal zauberten seine Finger Akkorde, wie sie Freund! – war der Pianist Bud Powell. Powell niemand jemals gehört hatte. Und niemand staunte hatte eine klassische Ausbildung, er spielte über das Ergebnis mehr als er selbst. Das meine ich, Beethoven, Bach, Chopin, Debussy, diese Vor­bilder wenn ich ihn einen Helden des Staunens nenne. brachte er in den Jazz ein, das war unerhört – Aber auch davon will ich nicht erzählen. wörtlich zu verstehen. Powell und Monk waren Ich will über den Jazzmusiker Thelonious Monk ein bewundertes, aber auch gefürchtetes Gespann. als einen Helden der Freundschaft erzählen. Er war Manchmal traten sie gemeinsam auf, diese Nächte ein bewegender, ein virtuoser Pianist, einer der waren legendär. Jeder, der sie spielen hörte, wussbedeutendsten der Jazzgeschichte. Er spielte mit te, er würde sich bis an sein Lebensende daran vielen Größen seiner Zeit zusammen – mit Charlie erinnern. Count Basie soll nach so einem Konzert Parker, Dizzy Gillespie, Charlie Christian und Kenny in ­Tränen ausgebrochen sein und gesagt haben, Clarke. Er war erst Mitte zwanzig, da erfand er zusammen mit diesen Musikern die neue Jazzrichtung er ­habe nicht Jazz gehört, nicht Klassik oder eine des Bebop. Aber selbst den Avantgardisten war sein andere Musikrichtung, sondern die Musik selbst, Pianostil bisweilen zu extravagant; das Publikum nicht ein Priester habe gesprochen, sondern Gott in den Clubs in Harlem, New York, das einiges geselbst. Er fragte die beiden, wie sie es als Menschen wohnt war, zeigte sich befremdet, ja entsetzt über aushielten, wenn Gott ihnen die Finger führe.


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B OU L EVAR D DE R HE L D E N

Aber Monk und Powell wurden nicht nur bewundert, sie wurden auch gefürchtet. Gefürchtet wegen ihrer Unberechenbarkeit. Powell hatte obendrein schwere psychische Probleme, innerhalb einer Stunde konnte er aus frühlingshafter Fröhlichkeit in eine steinstarre Apathie stürzen oder in unbändige Wut geraten. Auch er nahm Drogen, aber im Unterschied zu seinem Freund konnte er den Konsum nicht kon­trollieren. Er wurde erwischt und eingesperrt. Im Gefängnis erlitt er einen Zusammenbruch und wurde in die Psychiatrie überstellt. Thelonious Monk besuchte ihn jeden Tag, sprach ihm Mut zu, versprach ihm, er werde auf ihn aufpassen. Die ­Kollegen erinnerten sich daran, was Count Basie ­gesagt hatte. Es sei eben nicht auszuhalten, wenn Gott persönlich einem die Finger führt, sagten sie.

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egen Ende des Jahres 1951 fuhren Thelonious Monk und Bud Powell in Buds altem Dodge über den Broadway durch Manhattan nach Süden und wurden von einer Polizeistreife aufgehalten. Powell saß am Steuer, zu dieser Zeit nahm er starke Psychopharmaka ein. Als der Beamte die beiden aufforderte, aus dem Wagen zu steigen, fing Powell an zu zittern und zu weinen. Die Polizisten legten ihm Handschellen an, Monk befahlen sie, sich auf den Randstein zu setzen und sich ruhig zu verhalten, sonst drohe ihm das Gleiche. Das Auto wurde durchsucht, im Handschuhfach fanden die Beamten eine größere Menge Marihuana, außerdem einige Morphium-Ampullen und Spritzbesteck. Thelonious Monk hatte nicht gewusst, dass sein Freund Drogen bei sich hatte. Dann wäre er nicht in den Dodge ein­gestiegen. Er hatte eine durchaus positive Einstellung zu Drogen aller Art, auch zu Alkohol, er war der Meinung, sie seien die Lockmittel für den Finger Gottes; aber er achtete die Gesetze und akzeptierte, dass man auf der Hut sein musste, wenn man sie brach. Dreimal war er wegen kleiner Mengen ­eine oder zwei Nächte im Gefängnis gewesen. Die Er­ innerungen daran waren furchtbar. Auf den Straßen herrschte offener Rassismus; in den Gefängnissen aber durfte ein weißer Aufseher ungestraft seinem Sadismus freien Lauf lassen, ein Schwarzer hatte keine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren. Monk hatte sich nach diesen Erfahrungen geschworen, sich nie wieder mit Drogen erwischen zu lassen, sich überhaupt nicht mehr erwischen zu lassen, nicht einmal beim Falschparken oder beim Zuschnellfahren wollte er sich erwischen lassen oder bei vorlautem Lachen in Gegenwart eines Poli­zisten oder bei einem Gespräch mit einer weißen Frau. Aber Thelonious

Monk wusste, dass sein Freund Bud das Gefängnis nicht überleben würde. 64

wusste auch, dass seinem Freund Bud das Gefängnis mehr zusetzen würde als ihm. Und bei der Menge an Drogen, die sich in seinem Handschuhfach be­ fanden, würden es mehr als ein oder zwei Tage Gefängnis sein. Bud würde es nicht überleben. Also gab er an, die Drogen gehörten ihm, Mister Bud Powell wisse davon nichts, er sei nur ein Kollege, der ihn nach einem Auftritt in Harlem nach Hause fahren wollte. Thelonious Monk wurde daraufhin abgeführt, vor Gericht gestellt und zu sechzig Tagen Haft verurteilt. Am Ende seines Gefängnisaufenthaltes musste er in ein Krankenhaus gebracht werden. Er habe sich selbst verletzt, sei mit dem Kopf gegen die Eisentür gerannt. Das glaubte niemand, der Monk kannte. Thelonious sei von der Gottbegnadetheit seiner Person so sehr überzeugt, dass er sich niemals selbst verletzen würde, hieß es. Was im Gefängnis vor­gefallen war – darüber sprach er nicht. Schon gar nicht mit Bud. Er wollte seinem Freund kein schlechtes Gewissen machen. Er freue sich darauf, wieder mit ihm zusammen zu spielen, in Minton’s Playhouse in Harlem zum Beispiel, dort standen zwei Flügel auf der Bühne. Es hatte sich herumgesprochen, was Thelonious für Bud getan hatte, nun wollten wieder alle mit ihm gemeinsam musizieren, alle Vorwürfe wegen Unzuverlässigkeit waren wie weggewischt. Charlie Christian, der Gitarrist, meldete sich, auch der ­Vibraphonist Milt Jackson und der Schlagzeuger Max Roach. Coleman Hawkins, einer der Stars in der Szene, Tenorsaxophonist und Freund von ­Thelonious, gab eine große Party. Thelonious wurde als Held der Freundschaft gefeiert. Bud Powell kam nicht zu der Party, und niemand war ihm böse. Es ging ihm nicht gut, gar nicht gut, das schlechte Gewissen quälte ihn. Thelonious beteuerte zwar, das sei bei Gott nicht nötig, er sei schließlich sein Bruder, und ein Bruder dürfe dem anderen nichts aufrechnen, nichts Schlechtes, nichts Gutes. Aber das schlechte Gewissen ist nicht etwas, was man wollen oder nicht wollen kann.

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as Gefängnis war für Thelonious Monk nicht die einzige Strafe für das angebliche Drogenvergehen. Es wurde ihm auch die Cabaret Card entzogen. Das war ein harter Schlag. Die Card war erforderlich, wenn ein Musiker in den Night Clubs von New York auftreten wollte. Er arbeitete nun als Studiomusiker, nahm Schallplatten auf, auf die Bühne durfte er nicht. „Gott führt den Finger nicht, wenn da nur ein Tontechniker hinter der Glas­scheibe sitzt“, sagte er. Alle waren begeistert von seinem Spiel, alle staunten über sein Spiel – er selbst staunte nicht, und er war nicht begeistert. Er brauchte das Publikum. Das Publikum ließ ihn sich selbst vergessen. Sein besonderes Spiel war eine Folge dieser Selbstvergessenheit. Das Bedrückende war: Er wusste nicht, wie lange das Auftrittsverbot

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Count Basie fragte die beiden, wie sie es aushielten, wenn Gott ihnen die Finger führte. dauern sollte. Da gab es keine Regelung. Oder es gab eine Regelung, aber an die hielt sich die Be­ hörde nicht. Ob Mister Thelonious Monk, einer der größten Musiker seiner Zeit, auftreten durfte oder nicht, hing ab von der Willkür eines Beamten. Das Verbot dauerte über mehrere Jahre. Bud Powell war inzwischen nach Paris gezogen. Als Grund dafür gab er an, er halte den Rassismus in Amerika nicht mehr aus. Er hielt auch sein schlechtes Gewissen nicht mehr aus. 1961 nahm er ein Album auf, er gab ihm den Titel „A Portrait of Thelonious“. Viele sind der Meinung, es sei Powells bestes. Es war seine Art, Danke zu sagen. Angesprochen auf die „Angelegenheit“, soll The­ lonious Monk viele Jahre später zu einem Freund

gesagt haben: „Die größte Schwierigkeit im Leben besteht darin, herauszufinden, wie viel Gutes man einem Freund tun soll – zu wenig ist schlecht, zu viel ist auch schlecht.“

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n den Siebzigerjahren zog sich Thelonious Monk dann immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück, auch Freunde besuchte er nicht mehr, und er wollte auch nicht besucht werden. Es hieß, er leide an ­Depressionen. Seine letzte Aufnahme, „Something in Blue“, stammt aus dem Jahr 1971. Fünf Jahre später trat er zum letzten Mal auf. Danach soll er sein Instru­ ment nicht mehr berührt haben. Ich sah ihn im Frühling 1980 im Oak Room des Plaza Hotels in New York. Er saß am Fenster und las Zeitung. Der Kellner kam zu mir und sagte: „Sie werden sicher bemerkt haben, dass dort der große Thelonious Monk sitzt. Wir bitten Sie, ihn nicht anzustarren und schon gar nicht, ihn anzu­ sprechen. Danke.“ Zwei Jahre später, am 17. Februar 1982, starb der Pianist und Komponist Thelonious Monk. Er war vierundsechzig Jahre alt geworden.

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Die Wand kommt aus dem Strand. Makatea verdankt seine ungewöhnliche Topografie einer geologischen Besonderheit: Es ist ein „gehobenes Atoll“, eines von zwei Dutzend weltweit.


PARADIES IM WANDEL

Früher war die Insel MAKATEA die Hölle, geprägt von Phosphatabbau und Umweltzerstörung. Heute ist das Südsee-Atoll in Französisch-Polynesien der vermutlich außerge­wöhnlichste Ort der Welt für eine anspruchsvolle Kletterpartie. Text PATRICIA OUDIT Fotos JÉRÉMY BERNARD

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Der Hafen von Temao. Früher wurde hier das Phosphat verladen, heute legen hier schon lange keine Schiffe mehr an. Unten: eine rostige Lok, ein Relikt des Phosphat-Zeitalters

Die Natur ist dabei, verlorenes Terrain zurück­ zugewinnen.


Improvisiertes Camp an der Ostküste: Eine bunte Truppe aus aller Welt richtete hier über 100 Kletterrouten ein.

V

origen Sommer, an einem Morgen Anfang Juni, verdreifachte sich die Einwohnerzahl von Makatea auf einen Schlag. Ein Frachtschiff hatte eine bunte Truppe mit hunderten Kletterern in achtstündiger Fahrt aus dem 220 Kilometer südwestlich gelegenen Tahiti herübergebracht, was die 105 Einwohner der Insel von einer Stunde zur anderen zur Minderheit machte. Der Grund für die Invasion hieß „Makatea Vertical Adventure“ – ein Projekt, das eine ganz spezielle Erfahrung verspricht: Klettern auf feinstem, beinahe unberührtem Kalkstein, der wie die Mauer einer Festung 60 Meter senkrecht aus dem Strand der 24 Quadratkilometer großen Südseeinsel emporragt. Diese doch recht ungewöhnliche Topografie ist Folge einer geologischen Besonderheit: Makatea ist eines von knapp zwei Dutzend Atollen weltweit, die sich aufgrund von tektonischen Plattenverschiebungen im Erdinneren vor Millionen Jahren aus dem Ozean erhoben haben. Durch die Anhebung ist der Teil, wo sich bei normalen Atollen die Lagune befindet, trockengefallen. Deshalb wirkt das Atoll von oben betrachtet wie eine nierenförmige Insel. Einer jener Menschen, denen Makatea seine neue Bestimmung als Kletterparadies zu verdanken hat, ist Erwan Le Lann. Der 47-jährige Franzose ist genau der Typ, von dem man solche Ideen erwartet. Er ist

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Abenteurer, Bergsteiger, Extremskifahrer – kurz: ein adrenalingeprägter Lebenskünstler. Le Lann befindet sich auf einer auf vier Jahre angelegten Weltumsegelung an Bord der elf Meter langen „Maewan“, die sich inzwischen zu einer Art „Base­ camp für Weltenbummler“ entwickelt hat. Vor acht Monaten kam er zufällig hier vorbei. Zwei Dinge waren es, die Capt’n Le Lann und seine Passagiere, die französischen Highliner Nathan ­Paulin und Antony Newton, dazu veranlassten, vor Anker zu gehen. Erstens die pittoreske Kulisse im örtlichen Hafen Temao: rostige Förderanlagen vor Lokomotiven, die schon vor Jahrzehnten ihren letzten Schnaufer getan hatten, zart überwachsen von der Natur, die dabei ist, verlorenes Terrain zurückzu­ gewinnen – der ideale Spielplatz, um Slacklines zu spannen und ein paar wirklich aufsehenerregende Fotos für die sozialen Medien zu machen. Und zweitens die 16 Kilometer lange KalksteinSteilwand – bei diesem Anblick konnte der Berg­ führer Erwan Le Lann nicht widerstehen, das musste er sich genauer ansehen. Es stellte sich dann heraus, dass er nicht der Erste war, der den Reiz des ab­ gelegenen Atolls für die Kletterszene entdeckt hatte. Der Pole Maciek Buraczyński war schon 2018 auf die zauberhaften Kalkfelsen in der Südsee gestoßen. Und Heipatu Mai, Sohn des Bürgermeisters von ­Makatea, hatte bereits den Kletterverein „Makatea Escalade“ gegründet.   69


Umweltaktivistin Sylvanna Nordman Haoa in ihrem Vorzeigegarten: Dank des phosphathältigen Bodens wächst und gedeiht hier alles. Sylvanna meint, Makatea könnte der Gemüsegarten der ganzen Gegend werden.

Maciek Buraczyński richtete 2018 die ersten Kletterrouten auf Makatea ein. Mit seiner Firma Acropol kam er im Rahmen einer Ausbildung auf die Insel und konnte dem majestätischen Kalkstein nicht widerstehen.

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Aber Tausendsassa Erwan war es, der der Sache dann noch einmal tüchtig Schub gab. Einerseits verschafften die Bilder der beiden Highliner Makatea unerwartete Aufmerksamkeit. Andererseits ist Capt’n Le Lann in der Szene bestens vernetzt. Also rief er die Schweizer Profi-Kletterin Nina Caprez an und begeisterte sie für das Projekt. Sie kümmerte sich in der Folge um Sponsoren, sammelte Material und trommelte Kletterer aus aller Welt zusammen, um sie später zur Gestaltung der Kletterrouten in die Südsee zu verfrachten. Und sie gewann FotoTopograf Guillaume Vallot zur Erstellung der Kartografie sowie zum Verfassen eines Kletterführers. Alles in allem eine Aktion, die gut ein halbes Jahr in Anspruch nahm. Rund um das Haus des Einheimischen Francky Vairaaroa in Moumu im Osten der Insel entstand zwischen Kokospalmen ein improvisiertes Camp der Zugereisten, die jeden Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang an der Einrichtung von Kletterrouten arbeiteten. Nach und nach nimmt so eine Vision Gestalt an: eine nachhaltige, grüne Zukunft für die Insel in Form von Öko-Sport-Tourismus – immerhin ist „Makatea Vertical Adventure“ das erste natürliche Klettergebiet in Polynesien. Darüber hinaus ist hier nicht nur das Klettern paradiesisch, sondern auch das Tauchen und das Wandern in einem weitgehend noch intakten Urwald.

S

o pfleglich wurde Makatea noch selten behandelt. Die verrosteten Industrie­ anlagen sind stumme Zeugen einer Zeit, in der Phosphatabbau die wesentliche Einnahmequelle war. Der Hintergrund: Gehobene Atolle sind für die hochprofitable Gewinnung von Phosphat, das vor allem für Dünger, aber auch zur Herstellung von Sprengstoffen gebraucht wird, geradezu ideal. Phosphat entsteht nämlich aus dem Kot von See­ vögeln, der im Zusammenwirken mit Kalkstein zu dem begehrten Guano wird. Sechs Jahrzehnte lang – von 1906 bis 1966 – baute die Compagnie française des phosphates de l’Océanie hier Phosphat ab – auf Teufel komm raus. Elf Millionen Tonnen in sechzig Jahren. Der Bergbau machte einige wenige sehr reich, für alle anderen war er die Hölle. „Es war eine reine Sträflingsarbeit“, erinnert sich Francky Vairaaroa, 72, der Gastgeber des Kletterer-Camps. „Je mehr Schubkarren wir heranschafften, desto mehr verdienten wir.“ Einerseits brachte der Phosphatabbau Komfort und Infrastruktur auf die Insel – es entstanden ein Krankenhaus, ein Kino, Restaurants und Geschäfte, sogar ein Tennisplatz. Zu seiner besten Zeit hatte Makatea 3600 Einwohner. Andererseits hinterließ der Raubbau hässliche Narben in der Umwelt. Weite Teile der Insel sehen heute aus wie eine groteske Mondlandschaft: eine Wüste aus tiefen Löchern. Pot holes nennt man sie, herus in der Landessprache – aus ihnen wurde einst das Phospat gewonnen. 1966 endete der Spuk dann abrupt: Der Phosphatabbau wurde von einem Tag auf den anderen

Nina Caprez hat Makatea ein halbes Jahr ihrer Zeit ge­widmet. Die Schweizer Kletterin kümmerte sich um Sponsoren, sammelte Material und trommelte Szenefreunde als Helfer zusammen.

Der US-amerikanische Star-Kletterer ­Jonathan Siegrist war unter jenen, die Nina Caprez für das Proekt begeistern konnte. Er hat schon Schwierigkeitsgrade von 11+ bewältigt. THE RED BULLETIN


Feinster Kalk­stein ragt wie die Mauer einer Festung 60 Meter empor.

Der brasilianische Kletterer Marcos Costa auf einer der Routen an der Westküste im betörenden Licht eines Sonnenuntergangs in der Südsee. Mehr Paradies geht nicht.


Die Zukunft von Makatea: Outdoor-Paradies oder doch wieder Phosphatabbau? Charlotte Durif, fünfmalige Kletter-Weltmeisterin aus Frankreich, freut sich wie ein kleines Kind über das beinahe makel­ lose Blütenweiß der sich direkt aus dem Strand erhebenden Felswand.

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Der Bergbau hat Narben hinterlassen – eine Mondlandschaft aus Löchern. Spaß muss sein: Solenne Piret, zweifache Paraclimbing-Weltmeisterin, täuscht hier in der Horizontalen eine Kletterpartie vor. In Wahrheit wurde die Aufnahme von einer Drohne aus der Vogelperspektive gemacht.

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hoch gewesen. Sylvanna zum Beispiel hat 1965 ihre kleine Schwester verloren – sie starb im Alter von nur sechs Monaten. „Damals war es üblich, dass alle paar Tage ein Kind starb“, erzählt sie. „Allein im Jahr 1960 verstarben von 130 Babys 30! Die Behörden schoben das damals auf eine Durchfall-Epidemie.“ Obwohl der Grund für die Todesfälle nie wirklich geklärt wurde, glaubt Sylvanna, dass das Gesundheitsrisiko wohl von dem vielen Phosphatstaub in der Luft ausging: „An manchen Tagen gab es so viel davon, dass man das Dorf kaum sehen konnte.“ Dabei ist es ja nicht so, dass es keine bekömm­ lichere Alternative zum Phosphatschürfen gäbe. „Makatea könnte zum Gemüsegarten für die benachbarten Atolle werden“, erklärt Sylvanna mit leuch­ tenden Augen. „Wir haben alles, was nötig ist, um 3000 Menschen auf kurzen Wegen mit gesunden Lebensmitteln zu versorgen.“ Der Boden auf Makatea sei aufgrund des ent­ haltenen Phosphats überaus fruchtbar, alles wächst hier in Hülle und Fülle, das wiederum schaffe eine Menge Arbeitsplätze. „In den Löchern der pot holes“, schwärmt Sylvanna weiter, „könnte man Bambus anbauen, um daraus Baumaterial herzustellen.“ Julien Mai, Bürgermeister von Makatea seit 25 Jahren, vor den verrosteten Resten der Bergbauanlagen. Seit 1966 wird hier kein Phosphat mehr abgebaut. Doch jetzt könnte dieses alte Gespenst wiederkehren. Mai glaubt daran, dass grüner Bergbau möglich ist.

eingestellt, die Bevölkerung aufgefordert, die Insel binnen zwei Wochen zu räumen. Man plane in naher Zukunft Atomtests. Gottlob wurde dann daraus nichts. Trotzdem blieben nur eine Handvoll Menschen auf Makatea zurück. Sie nahmen das Leben ihrer Vorfahren wieder auf – fischen, jagen, Kokosnüsse ernten. Nur ein ­einziges Lebensmittelgeschäft überlebte.

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n letzter Zeit schickte sich das alte Gespenst an, wieder zurückzukehren. In Makatea geisterte das Gerücht herum, es gebe Begehrlichkeiten, das auf der Insel verbliebene Phosphat – die Rede ist von sechs Millionen Tonnen – zu verwerten. Tatsächlich: Der australische Industrielle Colin Randall hat bei Bürgermeister Julien Mai – er amtiert seit 1995 – diesbezüglich Interesse angemeldet. Während Mai sich noch den Kopf darüber zerbricht, ob man so etwas nicht doch hinbekommen könnte, gibt es in der Bevölkerung erbitterten Widerstand. Sylvanna Nordman Haoa, Vorsitzende einer Umweltschutzgruppe, und ihre Mitstreiterinnen Elie Poroi und Dany Pittman etwa wollen das Vorhaben unter allen Umständen verhindern. „Aus Erfahrung wissen wir“, sagt Sylvanna, „dass Bergbauprojekte letztlich nur Zerstörung bringen.“ Der Preis, den Makatea in der Vergangenheit be­­ zahlt hat, sagen die drei, sei ohnehin schon viel zu 76

N

ina Caprez und ihr Kollege Aymeric Clouet, ein Bergführer aus Chamonix, sind eben dabei, einen Haufen Material zum Fels zu schleppen: Seile, Klemmen, Schlagbohrer, um Haken zu setzen und Standplätze zu bauen. Die beiden sind ganz auf der Seite von Sylvanna Nordman Haoa: „Dieses Juwel“, sagt Aymeric, „muss unbedingt bewahrt werden.“ Um dann euphorisch hinzuzufügen: „In Sachen Klettern birgt die Insel geradezu unerschöpfliches Potenzial. Das ist der Wahnsinn, bis jetzt haben wir vielleicht gerade einmal ein Prozent erschlossen.“ Nina ergänzt: „Wir haben die Routen so angelegt, dass für jeden etwas dabei ist – ab dem 4. Schwierigkeitsgrad bis zu 10+ ist alles vertreten.“ Kurze Pause, dann folgt eine ganz persönliche Anmerkung: „Für mich ist diese Erfahrung jenseits von allem, was ich mir je hätte träumen lassen. Zu­ mal auch die Begegnungen mit den Einheimischen sehr intensiv ist. Wir haben das Gefühl, willkommen und nicht etwa Eindringlinge zu sein.“ Aber ist das Kletterparadies nicht ein bisschen gar weitab vom Schuss? Schon, aber das müsse ja nicht unbedingt ein Nachteil sein, meint Erwan Le Lann. So haben die Einwohner die Möglichkeit, die Anzahl der Besucher, die sie verkraften können, selbst zu steuern. Und Kletterer, die der mühsame und auch nicht ganz billige Weg nach Makatea nicht abschreckt – der Flug nach Tahiti kostet grob gerechnet 1500 Euro pro Person, dazu kommt noch die achtstündige Schiffsreise, denn auf Makatea gibt es keinen Flughafen –, werden dem Naturjuwel bestimmt auch mit entsprechender Demut begegnen. Das Bewusstsein hingegen, in der Südsee Klettern gewesen zu sein, ist sowieso unbezahlbar.

Heitapu Mai, Sohn von Bürgermeister Julien Mai sowie Gründer des Klettervereins Makatea Escalade, ist davon überzeugt, dass die Zukunft seiner Heimat im ÖkoSport-Tourismus liegt. In Makatea lässt es sich nicht nur klettern, sondern auch fantastisch tauchen. fanaticclimbing.com THE RED BULLETIN


Erwan Le Lann, Weltumsegler, Querdenker und Miterfinder von Makatea Vertical Adventure, mit der Hälfte der Schulkinder der Insel


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Rad-Fans, aufgepasst! Die E-Bikes von My Esel sehen dank des robusten Holzrahmens nicht nur extrem stylish aus, sondern sind mit rund 19 Kilo auch echte Leichtgewichte. Der Elektro­ antrieb mit hoher Dynamik und voller Power ist nicht sichtbar in den stabi­ len HollowTech Rahmen integriert. Feder­gabel, Profilreifen und GPS-­ System machen das E-Cross zu einem absoluten Allrounder. Let’s ride! my-esel.com

4  SO SCHMECKT ABENTEUER

25 Prozent weniger Gewicht – das ­verspricht die neue Lightweight Trail Series™ von Hydro Flask. Die Flasche besteht aus BPA-freiem 18/8-Edel­ stahl und ist in zwei Größen (709 ml /  946 ml) erhältlich. Die TempShield™-­ Isolierung verhindert Kondenswasser­ bildung und hält Getränke bis zu 12 Stunden warm oder 24 Stunden kalt. Bleibt die Frage: Wartet am Ende des Trails Tee oder doch kühles Wasser? hydroflask.com/de-de

THE RED BULLETIN


GUIDE Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen

VIRTUELLER RÜCKENWIND

TWO26 PHOTOGRAPHY

Wie Radsportler trainieren, ohne ihre Wohnung zu verlassen.

THE RED BULLETIN

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GUIDE Virtuelles Training

Die Triathletin Ruth Astle erzählt, wie sie dank der Plattform Zwift im Wohnzimmer über Alpenpässe und Fantasie-Inseln rast – und dabei andere Weltklasse-Profis trifft.

n der Morgendämmerung sitze ich auf meinem Rennrad, mein Herz klopft in nervöser Vorfreude, weil neben mir Spitzenfahrer aus aller Welt an der Startlinie Aufstellung genommen haben. In wenigen Augenblicken werde ich das erste Rundstrecken­rennen meines Lebens in Angriff nehmen – einen Straßenkurs von 1,9 Kilometer Länge, 14 intensive Runden auf dem Rennrad. Aller Augen sind auf die riesige Uhr über der Startlinie gerichtet, die den Countdown herunterzählt. In ein paar Augenblicken werden wir Vollgas geben, L ­ ungen und Beine brennen, weil ich meine maximale Leistung abrufe, um das Hinterrad der Führungsgruppe nicht zu verlieren. Nach 38 Minuten Auspowern und einem leider etwas falsch getimten Sprint fahre ich – völlig fertig und schweißtriefend – als Fünfte über die Ziellinie, knapp hinter den EliteTriathletinnen Lucy Charles-Barclay und Sophie Coldwell. Klar, das sind nicht die üblichen Verdächtigen, wenn es um Rundstreckenrennen geht. Aber das ist auch kein normales Rennen. Als Ironman-Spezialistin fahre ich ja für gewöhnlich 180,2 Kilometer Rad, nachdem ich 3,86 Kilometer ge­schwommen bin. Außerdem bin ich nicht draußen unterwegs, sondern daheim. Und wir alle sind auf Zwift, einer Onlineplattform, die es ihren Nutzern unter anderem erlaubt, virtuelle Rennen gegen andere Radfahrer auf der ganzen Welt zu fahren. Rückblende. Vor vier Jahren habe ich Zwift zum ersten Mal für meine Frühsessions vor der Arbeit verwendet. Seit damals ist die Beliebtheit der Radfahrplattform explodiert. Jedenfalls ist sie nun fixer Bestandteil meines Trainings – speziell seit ich mir voriges

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Jahr zwölf Wochen vor der WM in Kona, Hawaii, das Schlüsselbein gebrochen habe. Zwift richtet sich an Radler aller Leistungsklassen. Alles, was du brauchst, sind ein Fahrrad, ein ‚TurboTrainer‘, auf den du es montieren kannst (ich verwende einen Wahoo KICKR, siehe S. 82), ein PC oder Mac, Tablet, Smartphone oder Apple TV. Die Plattform überträgt deine Tretleistung auf deinen virtuellen Avatar auf dem Bildschirm – stell dir ein Racing-Game vor, bei dem du den Rennwagen mit eigener Muskelkraft antreibst. Als Extra gibt es noch gelegentliche ‚­PowerUps‘, die dir virtuellen Rückenwind verleihen und dich zehn Sekunden lang für an­­ dere unsichtbar machen – sie lassen sich im Rennen taktisch gut für Ausreißmanöver einsetzen. Wenn ich allein daheim bin, findet sich auf der Plattform immer jemand, mit dem man eine Radtour machen

JEFF THOREN

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Windschnittig unterwegs: Astle beim Training auf der Straße THE RED BULLETIN


GUIDE Virtuelles Training

Endlich Profi

Die britische IronmanAthletin Ruth Astle, 31, gewann im vorigen Jahr einen der begehrten Plätze bei der Zwift Tri Academy. Bei der folgenden IronmanWM in Kona, Hawaii, war sie die schnellste Teilnehmerin unter den Amateuren und siegte in ihrer ­Alterskategorie. 2020 wechselte sie ins Profilager. Instagram: @rastle50

Temporäre Homebase: Ruth Astle beim Training im Haus der Zwift-Triathleten in Kona, Hawaii

Auf der Fantasie-Insel Watopia herrschen perfekte Trainingsbedingungen.

THE RED BULLETIN

oder ein Rennen fahren kann. Du kannst dich mit den anderen Zwiftern unterhalten, eine Session starten oder aus einer ganzen Reihe von ­vorgeschlagenen Workouts wählen (etwa zur Verbesserung deiner an­ aeroben Schwelle, was eine gute Idee zur Strukturierung des Trainings ist, falls du keinen eigenen Trainer hast). Ich persönlich mag den Mix aus ­verschiedenen Welten: So kannst du etwa durch die Straßen von London radeln oder über den 2018er-WM-Kurs in Innsbruck. Meine Lieblingsdestina­ tion ist Watopia, die virtuelle Insel von Zwift. Warum? Weil es von allem, was das Raderlebnis attraktiv macht, ein bisschen was hat: flache Strecken,   81


GUIDE Virtuelles Training

Sattelfest Feinste Ausrüstung für Rad­ touren – draußen wie drinnen.

Suunto 5 Smartwatch Lässt sich über Zwift mit dem ­sozialen Netzwerk Strava verbinden. 329 Euro; suunto.com

Die Ironman-WM führt über Autobahnen, also trainierte Astle in Zwift auf ähnlichen Strecken, um sich auf die Umgebung vorzubereiten. Auch dank solcher Finessen schaffte sie den Sprung zu den Profis.

zwift.com

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Urbanista London Kopfhörer Kabellose In-Ears mit Sprach- und Touchsteuerung, Akku für 4 Stunden. 149 Euro; urbanista.com

Wahoo KICKR Smart Turbo-Trainer Verbindet sich mit Zwift und ver­ mittelt ein realistisches Fahrgefühl. 1200 Euro; wahoofitness.com

Kurz und knallhart Astle erklärt den „Crit City’s Bell“-Rundkurs. Distanz: 1,9 Kilometer Steigung: 8 Höhenmeter „Dies ist ein schnelles und forderndes 27-Kilo­ meter-Rennen, verteilt auf 14 Runden“, sagt Astle. „Es ist flach, bis auf ein paar kurze 7- bis 10-ProzentSteigungen, die deine Beine auspowern, bevor es wieder flacher wird und du dich erholen kannst, ­indem du im Windschatten der Gruppe fährst. Halt dich immer an die Führungsgruppe und ver­ suche, schnell auf Ausreißversuche zu reagieren. Alle Fahrer bekommen in jeder Runde einen Power­ Up, einen virtuellen Boost – überleg dir genau, in welchem ­Moment er dir am meisten bringt.“

MSI Optix MPG341CQR Monitor Pro-Gaming-Bildschirm mit 86 cm Diagonalmaß und Curved-Display. Ab 829 Euro; z. B. via saturn.at THE RED BULLETIN

JEFF THOREN

steile Bergstraßen und sogar einen ­Vulkan! Für mein Intervalltraining bevorzuge ich Zwift, weil ich mir da keine Gedanken zum Straßenverkehr oder roten Ampeln machen muss. Ich nehme den Kopf runter und strample los. Ich bin aber auch schon Fünf-Stunden-Touren gefahren. Zum Beispiel, als ich nach meinem Schlüsselbeinbruch voriges Jahr das Glück hatte, einen Platz im Zwift-Tri-Academy-Team zu bekommen, mit dem wir vor der WM in einem eigenen Haus in Hawaii trainierten. Meine Mentoren waren die Ironman-Legenden Tim Don und Sarah True. Jedenfalls hat mich diese Erfahrung in eine weit bessere Ausgangsposition für meinen Wechsel zu den Profis gebracht, der mir Anfang dieses Jahres gelang. Natürlich bin ich unglaublich enttäuscht, dass die Ironman-WM in Kona nun auf Februar 2021 verschoben worden ist – ich hatte mich schon so auf mein erstes Rennen als Profi gefreut. Aber ich werde die Zeit nutzen, um noch stärker zu werden und an meinen Schwächen zu arbeiten. Zwift wird dabei zweifellos eine Rolle spielen. Schließlich motiviert es im Training fabelhaft, wenn neben dir Lucy Charles-Barclay alles gibt. Das macht mich hungrig aufs Rennen.“


„Mein Kraftplatz ist deshalb so besonders, weil ich mich hier dem Himmel und der Erde gleichermaßen nahe fühle. Er gibt mir Leichtigkeit von oben und Erdung von unten … Servus, du schönes Österreich.“

1. Gewinnerplätzchen: Der Damberg wurde zum schönsten Kraftplatz Österreichs gewählt. Der perfekte Ort, um die Seele baumeln zu lassen. 2. Farbenfrohes Panorama: Den Laudachsee erreicht man am besten mit der Grünberg-Seilbahn von Gmunden aus. Von dort geht man noch etwa eine Stunde zum See. 3. Für Morgenmenschen: Wer früh genug aufsteht, wird mit einem einzig­ artigen Sonnenaufgang am Schober-Gipfel belohnt.

GEWINNERIN PETRA

1. Platz: Damberg/Oberösterreich

2. Platz: Laudachsee

3. Platz: Schober am Fuschlsee

Diese Aktion wird von ŠKODA und dem neuen rein elektrischen CITIGOe iV präsentiert.

DIE SCHÖNSTEN KR AFTPLÄTZE ENTDECKEN Jeder einzelne Kraftplatz ist etwas ganz Besonderes – deshalb wurde aus über 1.600 Einsendungen eine einzigartige Karte geschaffen. Gefüllt mit den eindrucksvollsten Plätzen Österreichs, spiegelt sie die Vielfalt unseres Landes wider. Wer weiß, vielleicht ist der nächste Kraftplatz ganz in deiner Nähe? Begib dich auf Entdeckungsreise unter

3.

r e c h a r g e l i f e . a t

2.

1.


GUIDE Uhren

TIEFE EINBLICKE

Geh der Zeit auf den Grund Extrem leicht, extrem angenehm, maximal reduziert: Die großartig ­skelettierte Rado Thinline Anima offenbart ihr Innerstes.

FARBE Das matte Olivgrün wurde bei Rado in ­einem aufwendigen Prozess entwickelt.

Im Lateinischen steht Anima für Lufthauch, Atem oder Seele. Diese auf 2020 Stück limitierte Uhr bietet dank maximaler Skelettierung einen faszinierenden Einblick in ihre „Seele“. Weniger prosaisch: Du siehst, wie sie tickt. Preis: 3050 Euro; rado.com

ALU-AUTOMATIK RÜCKSEITE MIT SONDERGRAVUR 40 Millimeter misst das Mono­ bloc-Gehäuse im Durchmesser. Es ist nur 10,6 Millimeter hoch. Auf der Rückseite weist eine ­spezielle Gravur auf die limi­ tierte Stückzahl hin. Brücke und Platine des Automatikwerks sind aus schwarz eloxiertem ­Aluminium hergestellt, was das ­Gewicht dieses Schmuck­ stücks w ­ eiter reduziert.

TITAN-SCHLIESSE BLITZSCHNELLE ÖFFNUNG Das Armband der Anima ist wie das Werk aus der typischen Hightech-­Keramik gefertigt. Für ein schnelles Öffnen genügt es, die beiden Druckknöpfe an der Titanschließe zu be­tätigen. Wer die Uhr zum Duschen ablegt (bei einer Wasserdichtheit von bis zu 3 bar äußerst empfehlens­ wert), wird von dieser Blitz­ lösung der Dreifachschließe ­angenehm überrascht sein.

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THE RED BULLETIN

WOLFGANG WIESER

ZIFFERBLATT Trotz Skelettierung ­perfekt ablesbar. ­Raffiniert: die Kalender­ scheibe mit aktuellem Datum bei sechs Uhr.



TRAINING

Außerirdisch gut Ursprünglich sorgte „Oyo Fitness“ dafür, dass Astronauten auch im Weltraum bei Kräften bleiben. Jetzt gibt es das Trainingsgerät auch in einer für den Alltag auf Erden tauglichen Variante. Nur acht Minuten nach dem Start tritt in einem Raumschiff die Schwerelosigkeit ein. Ein magischer Moment – aber die sogenannte Mikrogravitation kann dem menschlichen Körper schwer zusetzen. Im Zuge einer langen Weltraummission können Astronauten bis zu 20 Prozent ihrer Muskelmasse einbüßen. Deshalb gilt es zu trainieren. Das Problem: Ohne Erdanziehungskraft sind irdische Trainingsgeräte nutzlos. Die Lösung kam von US-Architekt Paul Francis: „Ich las ei­nen Artikel über die USRaumfahrerin Shannon Lucid, die von der russischen Raumstation MIR zurückgekommen war“, erinnert sich Francis, 86

Nova Gym wird mit vier „Flex Packs“ geliefert, Scheiben mit Schnapp­ befestigung. Jede von ihnen erhöht den Widerstand pro Arm auf 4,5 Kilo, macht insgesamt 18 Kilo. Die BegleitApp „OYO Coa­ ching“ liefert die Übungen.

Das Nova Gym lukrierte auf Kickstarter 3,74 Millionen, mehr als jedes andere Fitnessprodukt zuvor.

oyofitness.com THE RED BULLETIN

OYO FITNESS

PAUL FRANCIS, 65, Gründer und Geschäftsführer von Oyo Fitness. Wegen seiner ­Innovationen wurde er 2019 in die Space Technology Hall of Fame auf­ genommen.

mittlerweile Gründer und Geschäftsführer der Firma Oyo Fitness in Kansas City. „Sie hatte viel Muskelmasse verloren und musste aus dem Raumschiff getragen werden.“ Francis entwickelte in der Folge ein Muskeltrainingssystem mit dem Namen Interim Resistive Exercise Device (iRED). Es verwendet anstelle von Gewichten ein dicht ge­ wickeltes Kautschukpolymer. Verbindet man die so ent­­ standenen Scheiben mit einer Umlenkrolle, bieten sie – statt des üblichen Aufwärtswiderstands – einen linearen Widerstand von bis zu 136 Kilo. ­Studien der NASA belegten, dass das System zu ähnlichen Erfolgen führt wie Gewicht­ heben auf der Erde. Seit dem Jahr 2000 gibt es iRED auf der Raumstation ISS. Über neun Jahre hielt es insgesamt 50 Astronautinnen und Astronauten fit. Auf der Erde stellte Paul Francis inzwischen fest, dass seine Erfindung auch hier bemerkenswerte Resultate brachte. Erst patentierte er seine Technologie unter dem Namen SpiraFlex und vergab Lizenzen an diverse Hersteller von Fitnessgeräten für den Hausgebrauch. Dann, 2012, gründete er Oyo Fitness. Der jüngste Geniestreich des Unternehmens kam im Vorjahr heraus: das Nova Gym. Auf Kickstarter lukrierte das Gerät mehr als 4,4 Millionen Dollar (3,74 Millionen Euro) und war damit das erfolgreichste Fitnessprodukt bisher. Nova Gym ist biegsam und arbeitet nach demselben Scheiben-Umlenkrollen-­ Prinzip, das Francis seinerzeit für die NASA erfunden hat. Jede Hand stemmt bis zu 18 Kilogramm Widerstand, alle Muskelgruppen können mit verschiedenen Übungen bedient werden. Vor allem aber wiegt das Nova Gym nur 1,1 Kilo und passt sogar in einen Rucksack. Man kann es also überallhin mitnehmen.

FLORIAN OBKIRCHER

GUIDE Fitness


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BEREIT FÜR OFFROAD-ACTION? Der wohl schönste Spielplatz Österreichs hat mit dem Mitsubishi L200 einen neuen Partner an Bord. Mit der OffroadFlotte des Projekts Spielberg ist Adrenalin pur garantiert!

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er Mitsubishi L200 ist für Heraus­forderungen konzipiert. Und genau das können aben­ teuerlustige Allrad-Fans ab ­sofort testen. Seit 2020 sind acht L200 auf dem 4WD Test Track und im Offroad Car Track rund um den Spielberg im Einsatz.

PHILIP PLATZER / RED BULL RING

„MIT MITSUBISHI HABEN WIR JETZT EINEN ECHTEN SPEZIALISTEN AN BORD!“ Fahrtechnik-Instruktor Bernhard Auinger

Der 4WD Test Track mit 8000 Qua­ dratmetern ist das höchstgelegene Areal des Red Bull Ring. Hier findet man alpine Fahrverhältnisse vor –

genau das Richtige, um mit dem L200 ans Limit zu gehen. Das Übri­ ge erledigen Verschränkungspiste, Schrägfahrten, Wellenbahn, Kies­ bett und verschiedenste Auffahrten. Der 550 Hektar große Offroad Car Track bietet am Fuße des Seckauer Zinkens eine in Europa einzigartige Vielfalt an Strecken.

GEWINNSPIEL Ein Offroad-Erlebnis der etwas anderen Art. Jetzt mitmachen und eine von zwei Offroad Experiences für zwei Personen in Spielberg inklusive Nächtigung mit Abendessen und Frühstück im G’schlössl Murtal gewinnen. redbull.com/mitsubishi-l200

Ein Arbeitstier mit Stil Der Mitsubishi L200 ist auf maxi­ male Stabilität und Traktion aus­ gerichtet. Mit seinem 2,2-Liter-­ 4‑Zylinder-Turbodieselmotor bringt es der Allrad-Spezialist auf 150 PS. Ausgestattet mit einem der aus­ gereiftesten Allradsysteme und dem Super Select 4WD-System, ­bewältigt der Mitsubishi L200 ­verschiedenste Fahrbedingungen.

projekt-spielberg.com


GUIDE Lesestoff

DER UNIVERSALGELEHRTE

Einer für alles Vom Cyberpunk bis zum epochalen Gesellschaftsroman: Der US-Ameri­ka­ner Neal Stephenson, 60, ist vielleicht einer der vielseitigsten Autoren der ­Gegenwartsliteratur – und ganz sicher einer der besten.

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ugo Award, Locus Award, Arthur C. Clarke Award, Prometheus Award, Robert A. Heinlein Award … die Liste der renommierten Auszeichnungen, die Neal Stephenson im Lauf der letzten 25 Jahre abräumen konnte, ist nicht bloß beeindruckend, sondern auch ein wenig irreführend. Denn sie alle werden für heraus­ragende litera­rische Werke im Bereich der Science-Fiction vergeben,

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und der 1959 in Fort Meade, Maryland, geborene Autor mag ja vieles sein – ein klassischer SciFi-Autor ist er nicht. Tatsächlich ist Stephenson bei der Wahl seiner Genres in etwa so berechenbar wie ein Kugelblitz auf Acid. Die Abschussrampe für seine außergewöhnliche Karriere brachte Stephenson bereits 1992 in Stellung: „Snow Crash“. Diese anarcho-kapitalistische Highspeed-Dystopie,

die en passant Begriffe wie Avatar oder Metaverse prägte, markiert einen Meilenstein der Cyberpunk-Literatur, die William Gibson mit seiner „Neuromancer“-Trilogie anno 1984 losgetreten hatte. Im Sili­ con Valley wurde der Roman wie eine Bibel gehandelt. Drei Jahre später festigte Stephenson seinen Ruf als Vordenker der aufkeimenden CyberCommunity, indem er unter dem Titel „Diamond Age“ ein hoch entwickeltes Infor­ma­ tions­zeitalter heraufbeschwor und seine Fühler erstmals in Richtung Open-Source-­ Bewegung ausstreckte. Der Mann war nicht Kult, der Mann war ein Guru. THE RED BULLETIN


GUIDE Lesestoff

Der erste Absatz aus „Snow Crash“

JAKOB HÜBNER

VINZ SCHWARZBAUER

„Der Auslieferator gehört einem Eliteorden an, einer heiligen Subkategorie. Der Esprit steht ihm bis hier oben. Im Augenblick bereitet er sich gerade darauf vor, seinen dritten Auftrag des Abends auszuführen. Seine Uniform ist so schwarz wie ­Aktivkohle und filtert buchstäblich das Licht aus der Luft. Eine Kugel würde von ihrem Arachnofasergewebe abprallen wie ein Schraubenschlüssel von einer Verandatür, aber überschüssiger Schweiß weht hindurch wie eine Brise durch einen frisch napalm­bombardierten Wald. Wo knochige Extremitäten am Körper des Jungen vorstehen, verfügt der Anzug über ­gesintertes Panzergel: fühlt sich an wie grobkörnige Gallerte, schützt wie ein Stapel Telefonbücher.“

Umso erstaunlicher der U‑Turn, den er 1999 hinlegte. Es scheint fast so, als hätte es Stephenson gereizt, seine geniale Fähigkeit, hoch­ komplexe Zusammenhänge zu einem fesselnden Lese‑ stoff zu verweben, einem litera­rischen Härtetest zu unter­ziehen. „Cryptonomicon“ ist ein ­formal und inhaltlich ­extrem herausfordernder ­Roman, der sich auf zwei historischen Handlungs­ ebenen bis in die Eingeweide der ­Kryptologie fräst. Das Experiment gelang, Stephen‑ son hatte Blut geleckt. Was folgt, darf man mit Fug und Recht als eines der erstaunlichsten Projekte der jüngeren Literaturgeschichte bezeichnen: der „Barock-­ Zyklus“. In „Quicksilver“, „Confusion“ und „Principia“ – alle drei veritable Ziegel mit über ­tausend Seiten – entwirft ­Stephenson ein fas­ zinierendes, akribisch recher‑ chiertes und fiktiv spannend über­lagertes Panoptikum einer ganzen Epoche. Wie Stephenson hier mit Wissen‑ schaft, Wirtschaft, Gesell‑ schaft, ­Politik, Kultur und Religion des aus­gehenden 17. und b ­ eginnenden 18. Jahr‑ hunderts jongliert, ist literari‑ sche Akrobatik in Perfektion. Aber Stephenson wäre nicht Stephenson, wenn er dem Feuilleton nicht schon wenig später einen ganz ­anders gewürzten Happen ins Gehege geworfen hätte. THE RED BULLETIN

Nach dem philosophisch ­angehauchten SF-Roman „Anathem“ (2008) lässt er es in „Error“ (2011), einem intel‑ lektuell deutlich tiefergelegten Actionthriller, so richtig ­herzhaft krachen. Die Kritiker waren teils entsetzt, Stephen‑ son kraulte sich vermutlich zufrieden den Guru-Bart. Mit „Amalthea“ (groß­ artiger erster Satz: „Der Mond ­explodierte ohne Vor‑ warnung und ohne erkenn­ baren Grund.“) und „Der Auf‑ stieg und Fall des D.O.D.O.“ (in dem Stephenson und ­Koautorin Nicole Galland mit viel Humor in Harry-PotterGefilden wildern) vervoll­ ständigt sich das Bild eines brillanten Schriftstellers, der sein Gesamtwerk ganz offen‑ sichtlich als Mosaik anlegt. Vorsicht: Neal Stephenson ist definitiv kein Autor für die belletristische Jausenpause. Wer Stephenson lesen will, muss ernsthaft lesen wollen. Sonst wird das nichts.

NEAL STEPHENSON, „CORVUS“ Die deutsche Übersetzung seines neuesten Romans ist für April 2021 angekündigt. Goldmann

LESETIPPS

Die Unfassbaren Vier Genre-Hopper, die sich in keine literarische Schublade packen lassen:

MATT RUFF Wiewohl der New Yorker Matt Ruff, 54, wahrlich nicht zu den Fleißigsten seiner Zunft gehört (sechs Romane in 30 Jahren), hat er eine ­beeindruckende Bandbreite vorzuweisen. J­ eder seiner ­Romane schlägt ein völlig neues Genre-Kapitel auf, meist eines, das es bis dahin schlichtweg noch nicht gab. Leseliste: „Fool on the Hill“, „Ich und die anderen“, ­„Lovecraft Country“, „Bad ­Monkeys“, „Mirage“, „G.A.S.: Die Trilogie der Stadtwerke“. Empfehlung: „Fool on the Hill“, dtv

DAN SIMMONS Horror, Psycho, Action, ­Science-Fiction … auch der preisgekrönte Autor Dan ­Simmons, 72, hat in den letzten 35 Jahren ein breites Genre-­Repertoire angesammelt. Zu den besten Werken zählen die Space-Opera „Die Hyperion-Gesänge“, die Homer-­Dilogie „Ilium“ und „Olympos“ sowie die historischen Epen „Terror“ und „Drood“. Ungeduldige Leser sollten ihre Finger von Simmons lassen – der Mann neigt zu erzählerischer Opulenz. Empfehlung: „Terror“, Heyne

CHUCK PALAHNIUK Bekannt wurde der US-Autor, 58, mit „Fight Club“ respektive durch dessen Verfilmung mit Brad Pitt und Edward Norton in den Hauptrollen. Einen robusten Magen vorausgesetzt, zahlt es sich allerdings rundum aus, sich auch die anderen Chucks reinzuziehen, die zwar – abgesehen vom Blut – kein roter Faden verbindet, die aber dennoch etwas gemeinsam haben: Sie sind verdammt gut geschrieben und völlig durchgeknallt. „Lullaby“, „Snuff“, „Fratze“ oder „Die Kolonie“. Empfehlung: „Fight Club“, Goldmann

TOBIAS O. MEISSNER Sein Reich ist die Fantasy, ­deren Grenzen lotet aber kaum jemand so hemmungslos aus wie Meißner, 52 – von der großartigen Beat-’emup-­Adaption „Paradies der Schwerter“ (leider seit Jahren vergriffen) über die experimentelle Albtraum-Orgie ­„Hiobs Spiel“ (4 Bände) bis hin zu der fast volkstümlich anmutenden „Sieben Heere“Reihe. Der bisher letzte Streich des Deutschen, „Evil Miss Universe“, ist ein Superschurkinnen-Spektakel. Empfehlung: „Evil Miss Universe“, Piper

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GUIDE Ausrüstung

SPORTBRILLE

Freie Sicht für Überflieger Von Skydivern mitentwickelt. Wer mit mehr als 200 km/h durch die Lüfte saust, weiß, wie wichtig perfekte Sicht ist. Deshalb hat das Red Bull ­Skydive Team um Marco ­Waltenspiel, 36 (Bild), an der Entwicklung einer neuen Sportbrille mitgearbeitet. Das Ergebnis der Kooperation mit SPECT Eyewear ist eine Brille mit idealer Passform, perfekt geeignet für die hohen Ansprüche von Spitzen­ athleten. Der Rahmen ist aus extrem robustem, aber leichtem Kunststoff. Antibakterieller Gummi an Nasenpads und Bügeln sorgt für optimalen Sitz. Das Modell heißt „Raze“ und ist ab Ende September erhältlich. specteyewear.com

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MICHAEL GROESSINGER, SPECT

PERFEKTES TEAMWORK Das Red Bull Skydive Team hat mit SPECT Eyewear gemeinsam diese Brille entwickelt.

THE RED BULLETIN


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DER GASTRO-HOTSPOT

IM WESTEN VON WIEN Kulinarische Erlebnisse, Entertainment im Cineplexx-Kino und Abenteuer für Kids in der Tiger’s World erwarten einen im klimatisierten Auhof Center.

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AUHOF CENTER

ede Menge Feel Good Food: Ganz neu im Auhof Center sind die „hola! Tapas Bar“ – ein Mix aus SEAT & CUPRA AutoShowroom und hochwertiger Gas­ tronomie by Juan Amador – und das Lifestyle-Konzept „happy henrietta“ mit Landhendln vom Grill. Weitere Highlights sind der neu eröffnete größte Le Burger in ganz Wien, McDonald’s, Subway, L’Osteria, ­Radatz, Fisch & Pasta, drei asiatische Lokale und viele mehr.

VIELFÄLTIGE AUSWAHL Good News für alle Fashionfans: Nach dem großen Umbau bietet der H&M Store mehr Styles, eine größere Verkaufsfläche sowie eine inspirierende Atmosphäre. Und auch der neueste Humanic Shop Österreichs sowie Zara, Mango, New Yorker, C&A, Guess, Kleider Bauer, Hämmerle und TK Maxx lassen die Herzen aller Shopping­begeisterten höher­ schlagen.

ÖFFNUNGSZEITEN SHOPS & STORES: Montag bis Freitag 9 bis 20 Uhr Samstag 9 bis 18 Uhr

GASTRONOMIE & ENTERTAINMENT: Montag bis Freitag 9 bis 20 Uhr Samstag 9 bis 22 Uhr Sonn- & Feiertage 9 bis 22 Uhr Albert-Schweitzer-Gasse 6 A-1140 Wien

auhofcenter.at


GUIDE Gaming OLDIE, BUT GOLDIE

SkateKlassiker reloaded

Prägende Songs

Der Apfel fällt nicht weit vom Board: Tony Hawks Sohn Riley als Spielfigur in „Tony Hawk’s Pro Skater 1 + 2“.

das Originalspiel zu Hause, noch bevor es offiziell auf dem Markt war. „Meine Aufmerksamkeitsspanne war nicht sonderlich hoch“, erinnert er sich. „Ich habe eine Minute gespielt, dann etwas anderes gemacht. Ich fand es verrückt, am Computer zu skaten – dass da was daraus werden könnte, auf die Idee wäre ich nie gekommen.”

Legendäre Stars

„Mir ist das einfach in den Schoß gefallen, unglaublich“, sagt die US-Skaterin Elissa Steamer (unten rechts), heute 45 Jahre alt. Mit 25 gehörte sie als steuerbare Figur im Game zum Ensemble des Originalspiels. „Es war total skurril: Ich kam irgendwohin, und die Leute riefen: Hey, ich kenn dich von ‚Tony Hawk‘! – Die haben mich überall erkannt, obwohl sie nichts mit Skaten am Hut hatten!“ Leo Baker (oben rechts), 28, er zählt zum Queer-Movement aus Kalifornien, ist 2020 einer der Neuzugänge im Remastering. „Als ich acht war, hatte ich das Spiel auf dem Nintendo 64“, erzählt er. „Dass Elissa da drin vorkam, war der totale Wahnsinn. Das Spiel ‚Pro Skater‘ hat mich auf 92

US-Skater Leo Baker ist in der Game-Neuauflage mit am Start.

die Idee gebracht, das beruflich zu machen. Ich konnte mir echt vorstellen, wie ich auf dem Board stehe und diese Tricks ausführe. Jetzt bin ich in dem Spiel. Genau das, was ich mir vor zwanzig Jahren vorgenommen habe. Es ist unbeschreiblich.“ Riley Hawk, 27, ist der Sohn der Skate-Legende Tony Hawk. Mit sechs Jahren spielte er

Elissa Steamer war bereits im Origi­ nal-Game als Spielfigur vertreten.

Dieses Spiel verbindet

„Seit ich auf Instagram ge­ postet habe, dass ich bei ‚Tony Hawk‘ vorkomme, schreiben mir so viele Leute, die sich als queer, transgender oder intersexuell identifizieren, dass sie so etwas in ihrer Jugend auch gebraucht hätten“, erzählt Leo Baker. „Ich freue mich so sehr für die queeren jungen Menschen, die einen Transmenschen in einem Videospiel sehen und spüren, dass sie das auch schaffen können.“ „Dieses Spiel verbindet Skateboarder, Nicht-Skateboarder und Videospieler“, findet Elissa Steamer. „Mein erstes Gespräch mit Leuten geht immer so: ,Was machst du?‘ – ,Ich bin Skaterin.‘ – ,Ah, kennst du Tony Hawk?‘ So geht es jedes Mal.“ „Tony Hawk’s Pro Skater 1 + 2“ ist für PS4, Xbox One und Windows erhältlich. tonyhawkthegame.com THE RED BULLETIN

JAKE TUCKER

Das 20. Jahrhundert endete für Tony Hawk mit einer Punktlandung: Im Juni 1999 schaffte der Skate-Altmeister aus K ­ alifornien erstmals eine 900‑Grad-Drehung (zwei­ einhalbmal um die eigene Achse), danach hängte er das Profiskaten an den Nagel. Richtig berühmt wurde er im selben Jahr aber wegen eines Videospiels mit punkigem Sound, das den Besten dieses Sports über die Schultern schaute. „Tony Hawk’s Pro Skater“ war für alle Beteiligten ein Meilenstein: für die Gaming-Community, für die Skater und vor allem für Hawk selbst, der damit weltweit zum Superstar wurde. Ein Jahr später bekam „Tony Hawk’s Pro Skater 2“ fast noch mehr Applaus als der erste Teil.

ACTIVISION

„Tony Hawk’s Pro Skater“: ein Evergreen in frischem Look.

„Der Soundtrack hat mich sehr geprägt“, sagt Riley heute. „Jeder einzelne Song hat sich in mein Hirn eingebrannt. Die meisten Kinder in meinem Alter hätten sich den Punkrock von Bands wie den Dead Kennedys oder The Vandals niemals angehört, hätte es nicht dieses Spiel gegeben.“ „Als das erste Spiel produziert wurde, haben wir uns ein paar Mal getroffen und hauptsächlich besprochen, was wir anziehen. Dann haben wir ein paar Outfits mitgebracht und wurden fotografiert“, ­vergleicht Elissa Steamer die beiden Produktionen. „Beim neuen war es fast genauso, nur hatten sie jetzt diese riesigen 360-Grad-Kameras mit Blitz. Ich bin wahnsinnig lichtempfindlich: Danach habe ich Tage lang nur Kugelblitze vor den Augen flimmern gesehen!“


Die HPYBET 2. Liga bei LAOLA1 ist zurück:

Liga Zwa ist wieder da! Pro Runde immer bis zu acht Spiele LIVE und alle Highlights von allen Spielen.

- Sonntags, 10:30 Uhr LIVE und exklusiv - Alle Highlights von allen Spielen immer sofort nach Spielende auf www.laola1.at, www.laola1.tv und in den L AOL A1 Apps - Immer montags, 18:45 Uhr Fußball TOTAL – die Highlight-Show - im Free-T V-Sender von L AOL A1.tv


GUIDE Kalender

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bis 10. Oktober TANZ MIT DER WELT

8 September DAS LEBEN DER BMX-LEGENDE JIMMY LeVAN 1998 wurde Jimmy LeVan, damals 24, zur Legende: Er schaffte es, mit seinem Bike von der Treppe der St. Mary’s Church in Austin, Texas, auf den Gehsteig der anderen Straßenseite zu springen. Seither ist der Sprung als „Austin Church Gap“ bekannt. Ungezählte BMX-Fahrer haben bis heute versucht, das Kunststück zu wiederholen, gelungen ist es in den vergangenen 22 Jahren keinem einzigen. Später gründete Jimmy die Marke Metal Bikes und sang in der Band Zig Zag Way (Bild). Die Doku „Go Fast Pull Up“ zeigt Jimmy LeVans aufregendes Leben in allen Facetten.  redbull.com

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September bis 4. Oktober WIR HEBEN AB! Wenn die besten Mountainbiker der Welt in die Luft ­gehen, ist das spektakulär: Es braucht Kraft, Konzen­ tration und Klasse, um den ­Parcours zu meistern – hier sehen wir den Deutschen Erik Fedko, 22, bei einem seiner Sprünge. Und freuen uns auf den Stopp der Crank­ worx-Tour in Innsbruck. Bikepark, Innsbruck; crankworx.com 94

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Oktober bis 19. November AKTIV AM ARBEITSPLATZ Wer sich am meisten ­bewegt, gewinnt: Bei der Firmenchallenge zählt jede Minute, in der du Sport betreibst – egal ob du gehst, schwimmst oder Aerobic machst. Ziel ist es, Sport in den Unternehmensalltag zu integrieren. Notwendig ist dafür eine Online-­ Registrierung der Mit­ arbeiter, erfasst werden ihre Bewegungsminuten per Moveeffect-App. wien-firmenchallenge.at THE RED BULLETIN

CHRIS RYE, SASKIA DUGON/RED BULL CONTENT POOL, CHRISTIAN POSCHNER

ab

Die Dance-Battles beim Salzburger „Flavourama“ gehen rund um die Welt. Getanzt wird dieses Jahr erstmals online, die ­Tänzer treten per Instagram gegeneinander an – und sind damit für alle Fans sichtbar. In Salzburg sind unter anderem Dance Jams geplant. Szene, Salzburg; flavouramabattle.com


GUIDE Kalender

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Oktober SO TICKT EIN FORMEL-1-TEAM

Oktober SO MACHST DU DIE WELT BESSER

Der Grand Prix von Aus­ tralien sollte zur Premiere für ein neues Formel-1-­ Team werden – doch die Corona-Pandemie verhinderte den Start der Scuderia AlphaTauri, der Grand Prix wurde ­abgesagt. Immerhin entstand bei dieser Gelegenheit die Doku „Open the Doors“, die einzigartige Insiderblicke auf ein ­Formel-1-Team erlaubt. redbull.com

Du bist Student und willst die Welt verändern? Bis 25. Oktober kannst du dich noch für Red Bull Basement bewerben. Lade ein maximal einminütiges Video mit deiner Idee für eine bessere Welt hoch. Schaffst du’s per Voting & Jury-Entscheid in den „Global Workshop“, kannst du mit großen Denkern deine Vision umsetzen. redbullbasement.com

RYAN BOLTON NICK PUMPHREY, STEFAN VOITL/RED BULL CONTENT POOL

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September DIE INSEL DER FRAUEN Zwei Snowboard-Stars, ein besonderes Land: ­Island, das von der UN in Gleichstellungsfragen als konkurrenzlos ein­ gestuft wird. Für die Doku „A Land Shaped by Women“ verbringen ­Anne-Flore Marxer, 36, und Aline Bock, 38, einen Winter im Inselstaat. redbull.com

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7 bis 11. Oktober WER KRÖNT SICH ZUR WELTMEISTERIN? Valerie „Vali“ Höll rattert in Höllentempo über Stock und Stein – hier sehen wir die Downhill-­ Spezialistin bei ihrem Ritt im Vorjahr. Als Juniorin war die mittlerweile 18-Jährige eine absolute Sensation. 2018 schaffte sie eine perfekte Saison, gewann alle Rennen und holte sich als Draufgabe den Junioren-Titel bei der WM in Lenzerheide. Klar, dass wir uns nun auf ihr Antreten in der EliteKlasse bei den UCI World Championships in Leogang freuen. Ebenfalls mit dabei: Laura Stigger, die zweifache Junioren-Weltmeisterin im Cross Country.  Saalfelden Leogang; bikewm2020.com   95


IMPRESSUM

THE RED BULLETIN WELTWEIT

Aktuell ­erscheint The Red Bulletin in sechs Ländern. Am Cover unserer USAusgabe: Rap-Sensation Saweetie, die mit uns über Ruhm, Liebe und ihr neues Album spricht. Mehr Geschichten abseits des Alltäglichen findest du auf: redbulletin.com

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Chefredakteur Alexander Macheck Stv. Chefredakteur Andreas Rottenschlager Creative Director Erik Turek Art Directors Kasimir Reimann (stv. CD), Miles English, Tara Thompson Head of Photography Eva Kerschbaum Deputy Head of Photography Marion Batty Photo Director Rudi Übelhör Textchefs Jakob Hübner, Andreas Wollinger Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Grafik Marion Bernert-Thomann, Martina de ­Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz Fotoredaktion Susie Forman, Ellen Haas, Tahira Mirza Herausgeber & Geschäftsführer Andreas Kornhofer Managing Director Stefan Ebner Head of Media Sales & Partnerships Lukas Scharmbacher Publishing Management Sara Varming (Ltg.), Ivona Glibusic, Bernhard Schmied, Melissa Stutz B2B-Marketing & -Kommunikation Katrin Sigl (Ltg.), Alexandra Ita, Teresa Kronreif, Stefan Portenkirchner Executive Creative Director Markus Kietreiber Co-Publishing Susanne Degn-Pfleger (Ltg.), Elisabeth Staber (Ltg.), Mathias Blaha, Raffael Fritz, Thomas Hammerschmied, Valentina Pierer, Mariella Reithoffer, Verena Schörkhuber, Sara Wonka, Julia Bianca Zmek, Edith Zöchling-Marchart Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.), Simone Fischer, Alexandra Hundsdorfer, Martina Maier, Julia Schinzel, Florian Solly Anzeigenservice Manuela Brandstätter, Monika Spitaler Herstellung Veronika Felder Produktion Friedrich Indich, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad Isailović, Sandra Maiko Krutz, Josef Mühlbacher MIT Christoph Kocsisek, Michael Thaler Operations Melanie Grasserbauer, Alexander Peham, Yvonne Tremmel Assistant to General Management Patricia Höreth Abo & Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Nicole Glaser (Vertrieb), V ­ ictoria Schwärzler, Yoldaş Yarar (Abo) Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Dietmar Otti, Christopher Reindl, Marcus Weber

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Die nächste Ausgabe des RED BULLETIN erscheint am 13. Oktober 2020.

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