The Red Bulletin DE 10/20

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DEUTSCHLAND, € 2,50 OKTOBER 2020

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

VLADIK SCHOLZ

WIE DER TOP-SKATER ZUR STIL-IKONE WURDE

ANNE MUNITION

WIE DIE E-GAMERIN GEGEN CYBER-MOBBING KÄMPFT

GETREDBULLETIN.COM

Wie er seinen inneren Kritiker in einen Fan verwandelt

Für Abonnenten der JETZT ABONNIEREN!

DANIEL BRÜHL



MANY PATHS. ONE TRAIL.

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E DI TO R I A L

WILLKOMMEN

DAS MACHT FREUDE!

Red Bull RacingMotorsport-Chef Helmut Marko (re.) erinnert sich an seine wilden Jahre mit der Rennsport-Legende Jochen Rindt. Ab Seite 70

Viel Spaß mit der neuen Ausgabe von The Red Bulletin!

ANNE WAAK

Die Berliner Autorin (u. a. „Die Welt“) schreibt viel über Stil. Für uns besuchte sie den nähenden Skateboarder Vladik Scholz in Köln. Ab Seite 58

„ Meine wichtigste Erkenntnis: Du musst an deine Idee glauben.“ Filmer Louis Josek über sein JamaikaProjekt. Ab Seite 66

AUF EINEN SPRUNG AM WOLFGANGSEE

Normalerweise reitet Sebastian Steudtner Big Waves. Dank Hydrofoiling entdeckt er nun auch ruhigere Gewässer für sich. Ab Seite 22

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THE RED BULLETIN

JOSH SHINNER/TRUNK ARCHIVE (COVER), PRIVATARCHIV, KONSTANTIN REYER, CHRISTIAN WERNER

RASANTE FREUNDSCHAFT

Mit großen Aufgaben sei es ein wenig so wie mit dem Achterbahnfahren, erklärt Filmstar Daniel Brühl, 44, in unserer Coverstory. Erst freust du dich, kurz vorher setzt die Aufregung ein, und einmal in voller Fahrt, kommt die Freude wieder raus. Bezogen auf einschüchternde Herausforderungen, in seinem Fall etwa HollywoodProduktionen, hat Brühl gelernt: „Allein das Wissen, dass sich die Nervosität legt und die Freude wieder rauskommt, hilft.“ Wie es ihm sonst gelingt, die manchmal ziemlich laute Stimme seines ­inneren Kritikers herunterzupegeln, liest du ab Seite 40. Vladik Scholz, 32, wiederum baute vor allem durch ­seinen Sport Selbstvertrauen auf. Ab Seite 58 liest du, wie der Profi-Skateboarder zum Stil-Vorreiter wurde, der mittlerweile sogar seine O ­ utfits selbst näht.


Foto: R. Schedl

Gezeigte Fahrszenen bitte nicht nachahmen, Schutzkleidung tragen und die anwendbaren Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung beachten! Die abgebildeten Fahrzeuge können in einzelnen Details vom Serienmodell abweichen und zeigen teilweise Sonderausstattung gegen Mehrpreis.

#GO ADVENTURE KTM 390 ADVENTURE

MEHR ABENTEUER Jeden Tag ein neues Abenteuer für alle Erlebnishungrigen unter uns. Die KTM 390 ADVENTURE: Entdecke die KTM-typische Sportlichkeit und die bewährte Leistung, die in dieser neuen, kompakten 1-Zylinder-Reiseenduro stecken. Vielseitige Ergonomie, eine geschmeidige Leistungsentfaltung und innovative Technologie in einer komfortablen, leichten Maschine vereint – für alle, die mehr Abenteuer in ihren Alltag integrieren wollen.


I N H A LT The Red Bulletin im Oktober 2020

SKATEBOARDEN

58 TRICKS MIT STYLE

Zu Besuch bei Vladik Scholz, Deutschlands stilsicherstem Skateboard-Profi.

COVERSTORY

44 FREUDE AM SPIEL

Filmstar Daniel Brühl erklärt, wie ihm die Balance zwischen Perfektionismus und Los­lassen gelingt.

DOKU

22 IM TUNNEL Wie Top-Athleten die Kraft des Wassers auf unterschiedlichste Art nutzen

66 INSIDE JAMAIKA

Filmer Louis Josek über seine Zeit mit Karibik-Pionieren im Surfen, Skaten & Rappen.

MOTORSPORT

22 ALLES IM FLUSS

Außergewöhnliche Wassersportler aus der ganzen Welt zeigen uns ihre Tricks.

70 ASPHALT-JAHRE

Red Bull Racing-­MotorsportChef Helmut Marko über seine wilde Zeit mit Jochen Rindt.

TV-SERIEN

36 MEIN GUTES LEBEN

Schauspielerin Jessica Schwarz verrät ihr Rezept für mehr Zufriedenheit.

GUIDE

Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen 77 TRAVEL. Benny Karl über den Red Bull Dolomitenmann in Osttirol

REISEN

40 DIE WELTENBUMMLERIN

Bloggerin Jessica Nabongo will dem organisierten Reisen neue Ziele eröffnen.

81 OUTDOOR. Wie der Schuh Merrell MQM das Wandern verändert

84 G AMING. Die stoischen Weisheiten aus dem Spiel „The Last of Us 2“

Wie ein Salzburger mit seinen hochwertigen Holzboards die Surfwelt begeistert.

86 L ESESTOFF. Lee Child und sein Einzelkämpfer Jack Reacher

GAMING

52 TRIUMPH DES GUTEN

Gaming-Streamerin Anne ­Munition erklärt ihre Strategie gegen Cyber-Mobbing.

8 GALLERY 14 ZAHLEN, BITTE! 16 PLAYLIST

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IM GLEICHGEWICHT Wie Schauspielerin Jessica Schwarz ein gutes Leben gelingt

82 F ITNESS. Eine Brille revolutioniert das Koordinationstraining.

SURFEN

42 ERFOLGSWELLENREITER

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88 M OUNTAINBIKEN. Kauftipps für die neuen Vollvisierhelme 90 K ALENDER. Was du in diesen ­Wochen nicht verpassen solltest. 92 A UTOS. Bei diesen Neuheiten steht der Spaß im Vordergrund.

18 FUNDSTÜCK 2 0 CLUB DER TOTEN DENKER 50 INNOVATOR

9 6 IMPRESSUM 9 8 PERFEKTER ABGANG

52 IM NETZ Wie die US-Gaming-Streamerin Anne Munition ihre Mobber entwaffnet

THE RED BULLETIN

BEN THOUARD/RED BULL CONTENT POOL, ELENA ZAUCKE, JOSH CAMPELL, CHRISTOPH VOY

ABENTEUER


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IM GLEIT-MODUS Wie Skateboard-Profi Vladik Scholz seinen Stil fand und warum er seine Kleidung selbst näht

THE RED BULLETIN

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MOJAVE-WÜSTE, KALIFORNIEN, USA

Wüster Sprung

Der Stunt geht so: Bradley „Slums“ O’Neill nimmt mit seinem Motorrad mächtig Anlauf und rast eine Düne hinauf. Ganz oben hebt er ab und fliegt in hohem Bogen ins Nichts. Aber die Geschichte geht trotzdem gut aus, weil Slums zwei Fallschirme hat – ­einen für sein Bike und einen für sich. Moto-BASE-Jumping nennt er das. Der Amerikaner ist weltweit der Einzige, der sich so was traut. Fotograf Chris Tedesco, der das Manöver festhielt, wird heute noch schwindlig, wenn er an die Aktion denkt: „Wir hatten da draußen kein Handynetz und waren Stunden von der Zivilisation entfernt.“ bradleyslums.com


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CHRIS TEDESCO/RED BULL ILLUME


RIESENGEBIRGE, TSCHECHIEN

Sie sind so frei Hier sehen wir das Flying Bulls Aero­ batics Team beim Training über dem Riesengebirge an der tschechisch-­ polnischen Grenze. Die in Tschechien beheimatete Truppe gilt als eine der besten Kunstflugstaffeln der Welt. Ihre Flugzeuge vom Typ XtremeAir XA42 sind so sensibel, dass sie auf Kleinst­ bewegungen des Handgelenks rea­ gieren. Einerseits sorgt das da oben für das Gefühl unendlicher Freiheit. Andererseits erfordert es beim Forma­ tionsflug eine ziemlich ruhige Hand. flyingbulls.at; Instagram: @danvojtech


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DANIEL VOJTECH/RED BULL CONTENT POOL


MATTEO PAVANA/RED BULL ILLUME


CASTELMEZZANO, ITALIEN

Hochgefühl

Der Südtiroler Highliner Benjamin Kofler, 31, ist dafür bekannt, seine Lines immer an malerischen Orten zu spannen – vom Kirchturm in Meran bis zum Eisberg in Grönland. Diesmal fiel die Wahl auf das süditalienische Dorf Castelmezzano. Prompt bildete sich auf der Piazza Emilio Caizzo ­unter dem Seiltänzer eine Menschentraube, die die Köpfe nach oben reckte und die Luft anhielt. „Eine Dame am Rand des Platzes“, erinnert sich Fotograf Matteo Pavana, „rief laut aus: Oh mein Gott, ich kann gar nicht hinschauen!“ Was schade gewesen wäre. theverticaleye.com

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Z AHL EN, BI T T E!

HOCH DIE TASSEN!

Der Zauber von Woz Am 11. August feierte Apple-Mitgründer Steve Wozniak seinen 70. Geburtstag. Dass „Woz“ weit mehr ist als ein Computer-Pionier, zeigen die Zahlen: ­Segway-Polo-Spieler, Tetris-Rekordhalter – und unabsichtlicher „Satanist“.

4.136.359

13

2

200

Jahre nachdem er Apple 1985 verlassen hatte, erfand er die ­Universalfernbedienung: CORE.

666,66

Dollar betrug Apples Startkapital. Um an das Geld zu kommen, versetzte Steve Jobs seinen VW Bulli, Woz seinen Taschenrechner HP-65.

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Dollar kostete der erste Apple-PC. „Ich mag Zahlenspielereien. Die s­ atanistische Komponente fiel uns erst später auf“, so Woz.

34.441.873

Dollar spielte die Filmbiografie „Steve Jobs“ ein. Woz, im Film verkörpert von Seth Rogen, stand ­Regisseur Danny Boyle als Berater zur Seite.

180

Woz Way in San Jose ist die ­Adresse des Children’s Discovery Museum, ­eines der besten Wissenschafts­ zentren der Welt. Nach dem Stifter ist auch die Straße benannt.

THE RED BULLETIN

CLAUDIA MEITERT

Dollar Monatslohn erhält er heute von Apple. Eine symbolische Geste: Multimillionär ist er seit dem ­Apple-Börsengang 1980.

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endete 2006 das erste Segway-­ Polo‑Weltcup-Finale (Woz-Cup) zwischen Silicon Valley und Auckland. Namensgeber Woz ist selbst Segway-Polo-Spieler.

Ehrendoktortitel wurden Woz im Lauf seiner Karriere verliehen.

lautet die Patentnummer, die ihm einen Platz in der ­National Inventors Hall of Fame bescherte. Als Erfinder der PCs Apple I und II.

Jahre alt war Woz, als er seinen ­ersten Wissenschaftswettbewerb gewann. Seine S ­ iegerarbeit: ein selbst ­gebauter Taschenrechner.

2:2

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FLORIAN OBKIRCHER

Punkte brachten ihm 1991 den ­ etris-Rekord. Woz hatte die High­ T score-Liste des Nintendo-Magazins zu oft dominiert (er war auf dessen schwarzer Liste), sodass er den ­Rekord als Evets Kainzow (rückwärts lesen!) ­einreichen musste.

schrieb er sich als­„Rocky Raccoon Clark“ (Woz war schon damals prominent) an der Uni ein. Dieser Name steht auch auf seinem Diplom.

GETTY IMAGES

546.145

1981


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SKIP MARLEY

Opa hat die Welt verändert Reggae-Ikone Bob Marley wäre heuer 75 Jahre alt geworden. Sein Enkel Skip, 24, nennt vier unverzichtbare Songs aus dem Werk seines Großvaters. Wie viele Mitglieder seiner Familie hat Skip Marley eine Musikerkarriere eingeschlagen. 2015 tauchte der jamaikanische Singer-Song­ writer erstmals in der Szene auf, mit den Singles „That’s Not True“ und „Slow Down“ kehrte er im Vorjahr ins Rampenlicht zurück. Skips Großvater, der 1981 im Alter von nur 36 Jahren verstorbene Reggae-­ Titan Bob Marley, wäre dieses Jahr 75 geworden. Der 24-Jährige weiß, wie prägend die Musik seines Opas war. „Sie hat die Menschen ver­ ändert. Seine Entschlossenheit hat die Welt inspiriert, nicht zuletzt mich und meine Musik.“ Wir haben Skip Marley nach seinen vier Lieblings-Bob-Marley-Songs gefragt.

Revolution (ebenfalls aus dem Album Natty Dread )

The Heathen (aus dem Album Exodus, 1977)

Redemption Song (aus dem Album Uprising, 1980)

„Mein Großvater hat mein ­Leben und mein Denken geprägt. Er hat mich auf eine ­Mission geschickt, deshalb mag ich ‚Natty Dread‘ so gern. Dieser Song ist wie eine Hymne für Rastas: ‚Egal was die Welt sagt, wir kommen nie vom rechten Weg ab.‘ Immer, wenn ich das höre, bestätigt es mich in meiner Mission.“

„Wir machen mit der ‚Black Lives Matter‘-Bewegung ge­ rade eine Revolution durch. Dieser Song ist hochaktuell, weil es darin um die Wahrheit geht. Er erinnert mich stets an das Feuer, das in meinem Großvater gelodert hat. Wir denken jeden Tag an ihn. Wir sind die Familie, wir leben die Liebe, wir sind er.“

„Mit diesem Song habe ich fast alles gelernt: Schlagzeug spielen, Gitarre, Klavier. ‚The Heathen‘ zeigt den ungefilterten Kern der Kunst meines Opas. Leben heißt kämpfen – und im Moment sind wir mitten in einem Kampf. Da müssen wir stark bleiben und weiter­ machen und dem Allmächtigen unser Vertrauen schenken.“

„‚Alte Piraten haben mich ­geraubt und an die Handels­ schiffe verkauft‘: Es ist eine Geschichte von Überleben und Erlösung. Diese Hymne hat schlicht und ergreifend die Welt verändert. Eine meiner liebsten Kindheitserinnerungen ist, wie meine Familie und ich alle gemeinsam am Strand diesen Song gesungen haben.“

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THE RED BULLETIN

JACK MCCAIN

Natty Dread (aus dem Album Natty Dread, 1974)

WILL LAVIN

Jetzt erhältlich: Skip Marleys neue Single „Make Me Feel“ mit Rick Ross und Ari Lennox


Neu


F U ND ST Ü CK

TOM HANKS’ „ FILM-PARTNER“

TOM SCHIERLITZ/TRUNK ARCHIVE, GETTY IMAGES

Mein Freund Wilson Zweckentfremdeter Volleyball, Requisite aus dem Film „Cast Away“, 2000 Es ist auch schon wieder zwanzig Jahre her, dass ein Volleyball zum Hollywoodstar wurde. Im Film „Cast Away“, einer modernen Robinsonade, modelt ihn Hauptdarsteller Tom Hanks, um vor Einsamkeit nicht verrückt zu werden, zum Ansprechpartner um und nennt ihn – nach dem Hersteller – Wilson. Das legendäre Requisit schmückte nach seiner Film-Karriere das Büro von Tom Rothman, lange Jahre Vorstandsvorsitzender der Fox Filmed Entertainment.

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THE RED BULLETIN


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D ER CLU B DER TOT EN DEN K ER

JEAN-JACQUES ROUSSEAU

Wie kann man heute eigentlich noch Urlaub machen? Die größten Denker aller Zeiten beantworten Fragen unserer Gegenwart, übermittelt durch den Philosophen Christoph Quarch. Diesmal: Jean-Jacques Rousseau erklärt, warum man am besten zu Fuß verreist.

T

rès bien, meine Freunde, ich weiß, was euch umtreibt: Ihr scharrt wieder mit den Füßen. Es dürstet euch nach Reisen. Ihr wollt die Welt ­erkunden. Und dafür sind euch alle Mittel recht: Flug­ zeuge und Wohnmobile, Busse und Kreuzfahrtschiffe, Pkws und Eisenbahnen. Doch seit neuestem sind da diese Leute, die euch ins Gewissen reden und euch weismachen wollen, eure Reiselust sei nicht okay. Sie erzählen euch vom Klimawandel oder dem ökologi­ schen Fußabdruck, den ihr zurücklasst. Sie verderben euch die Laune, o ihr Reiselustigen. Und als ob das nicht genügte, kommt dann auch noch dieses Virus und macht Fernreisen auf lange Sicht noch schwieriger. Oh, da seufzt ihr, meine Freunde, denn ihr seht eure Freiheit bedroht – und das wollt ihr nicht hinnehmen. Ich fühle mit euch, meine Freunde, war ich es doch, der einst die Freiheit in den höchsten Tönen pries – und der seine Stimme gegen alle jene erhob, die sie mit Füßen traten. „Der Mensch ist frei geboren, und überall liegt er in Ketten“: Das war mein Leitwort aus dem Jahre 1762, mit dem ich – ohne das zu wollen – die große Revo­ lution einleitete. Wenn es einen Denker gibt, der ­euren Freiheitshunger teilt, dann bin ich das, meine Freunde. Aber, so muss ich euch dennoch fragen, wisst ihr eigentlich, was Freiheit ist?

von euch selbst entfremdet habt und nun nach einem besseren, gesünderen, natürlicheren Leben strebt? Um die Wahrheit zu sagen, mes amis charmants, ich bin mir sicher, dass es sich so verhält. Ich weiß, wovon ich rede. Ich war häufig auf der Flucht. Acht Jahre zog ich quer durch Europa, um den Verfolgun­ gen zu entkommen, die ich mit meinen Schriften auf mich gezogen hatte. So dachte ich jedenfalls, bis ich begriff, dass es mir im Grunde nur darum ging, dieses elende bürgerliche Kleid abzuwerfen, diese falsche Maskerade des angepassten Intellektuellen und Fami­ lienvaters. Oh, wie mich das quälte. Ich, Jean-Jacques, wollte eintauchen in die Natur – zum Urmenschen werden, frei von allen ökonomischen und bürger­ lichen Zwängen: ein Pilger auf dem Weg zu meinem wahren Selbst. „Man muss wissen, was sein soll, um das, was ist, recht beurteilen zu können“, schrieb ich einst. Und ich wusste, was sein soll: ein natürliches und individuelles Leben. Dahin aber, meine Freunde, kommt man nicht mit Flugzeugen oder Kreuz­ fahrtschiffen. Dahin kommt man nur auf Schusters Rappen. „Wer ans Ziel kommen will, kann mit der Postkutsche fahren, aber wer richtig reisen will, soll zu Fuß gehen“ – das ist mein Motto für gute Reisen. Und glaubt mir, ich habe es häufig erprobt, wenn ich quer durch Europa zog. Immer kam ich mir selbst am nächsten, wenn ich durch die Natur wandelte und die Städte hinter mir ­gelassen hatte. Von mir aus könnt ihr das auch mit dem Fahrrad machen, aber langsam – und ohne Motor. Nicht, weil ich ein Öko wäre, sondern weil ich möchte, dass ihr eure Ketten sprengt: die Ketten der Konsum­ zwänge, die ihr euch selber auferlegt. Macht euch frei davon, jetzt ist die Zeit dazu. Brecht aus aus dem Ge­ fängnis eurer Konventionen! Bon voyage!

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JEAN-JACQUES ROUSSEAU (1712–1778) war ein Denker, an dem sich die Geister schieden. Die einen verehrten ihn als „Deuter des Lebens“ und „Helfer der Wahrheit“, die anderen verbrannten seine Bücher. Tatsächlich war er eine schillernde Figur; ein Autor, der in seinem pädagogischen Roman „Émile“ für eine ganzheitliche Erziehung des Menschen votierte, seine eigenen fünf Kinder aber ins Findelhaus gab, der die bürger­ liche Freiheit schätzte und allen bürgerlichen Konventionen entkommen wollte. Kein Wunder, dass er überall aneckte und zuletzt sein Heil in einem zurückgezogenen und isolierten Leben suchte.

THE RED BULLETIN

DR. CHRISTOPH QUARCH

Da bin ich mir nicht ganz sicher. Denn ich hege den Verdacht, dass die Freiheit, die ihr für eure Reiselust in Anspruch nehmt, in Wahrheit keine Freiheit ist: dass ihr vielmehr Getriebene seid, die dem Irrsinn des alltäglichen Lebens entkommen wollen. Könnte es sein, dass ihr gar nicht auf Reisen seid, sondern auf der Flucht, wenn ihr eure Koffer packt und euch ­davonstehlt? Könnte es sein, dass ihr vor euch selbst flieht, ihr Ruhelosen – weil ihr euch durch euren Wohlstand, eure Technik, ja, auch eure „Bildung“

BENE ROHLMANN

„ Könnte es sein, dass ihr gar nicht auf Reisen seid, sondern auf der Flucht?“


JEAN-JACQUES ROUSSEAU (1712–1778)

Schweizerisch-französischer Denker, Pilger auf dem Weg zu sich selbst und ein „früher Öko-Tourist“ – sein Ziel: ein natürliches Leben zu führen. THE RED BULLETIN

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WASSERKRAFT

Einmal abgesehen davon, dass es die Voraussetzung für alles Leben auf diesem Planeten ist: Wasser ist auch die Grundlage für Spaß, Top-Leistungen und Happy Ends. Hier sind acht MEISTER IHRES SPORTS in ihrem Element. Text ANDREAS WOLLINGER


„Wann immer Sebastian mit Wasser in Berührung kommt, lächelt er glücklich und zeigt auch eine unfassbare Ausdauer.“ Konstantin Reyer, Fotograf

SEBASTIAN STEUDTNER

KONSTANTIN REYER

Wolfgangsee, Österreich

An sich ist Steudtner, 35, dafür ­ ekannt, mehr als 20 Meter hohe b ­Riesenwellen im Ozean zu surfen. In seiner Heimat Oberösterreich versucht er sich einmal an einer ­anderen Disziplin – dem extrem ­angesagten Hydrofoil-Surfen: Ab einem bestimmten Tempo erhebt sich das Board aus dem Wasser, um dann auf einem Tragflügel fast widerstandsfrei dahinzuschweben. Instagram: @sebastiansurfs   23


Lençóis Maranhenses, Brasilien Spektakulärer kann Wasser kaum ­auftreten: In Brasiliens einziger Wüste im Bundesstaat Maranhão bilden sich zwischen den Dünen in der Regenzeit kleine Seen. Für Zuzana Vráblová, 30, mehrfache Wakeskate-Weltmeisterin aus der Slowakei, ein würdiger Rahmen für ihre Tricks, zumal im Licht eines epischen Sonnenuntergangs. Instagram: @zuzanavrablova 24

DANIEL DEAK BARDOS/RED BULL CONTENT POOL

ZUZANA VRÁBLOVÁ


„Seit ich diese Location das erste Mal gesehen hatte, bekam ich sie nicht mehr aus dem Kopf. Wasser in der Wüste – das sieht unwirklich aus.“ Zuzana Vráblová, mehrfache Wakeskate-Weltmeisterin



TOM BRIDGE

LEO FRANCIS/RED BULL CONTENT POOL

Devon, Großbritannien Körperhaltung, Gesichtsausdruck, Dynamik der Bewegung: Hier ist einer erkennbar in seinem Element. Das ist bei Tom Bridge, 19, quasi angeboren: Mama Steph ist fünf­ fache Weltmeisterin im Kitesurfen. Tom ist bereits mehrmaliger ­Junioren-Weltmeister, es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis er auch bei den Großen den Titel holt. Und was machen seine älteren ­Brüder Olly und Guy? Erraten! Instagram: @tom_rocco_bridge   27


KSENIA MARICHEVA Moskau, Russland

Moment: Irgendetwas stimmt bei diesem Bild nicht. Wie ist die amtierende russische SkateboardMeisterin Ksenia Maricheva, 18, aufs Wasser gekommen? Nun, wenige Zentimeter unter der Wasseroberfläche befindet sich eine Plattform. Fotograf Denis Klero musste also nur warten, bis das Board in der Luft war – schon sieht das Ganze nach einem Wunder aus. Instagram: @maricheva_ksenia


„Liam ist auf dem Board gestanden, seit er drei Jahre alt war. Er hat vielleicht mehr Talent, als ich je hatte.“

DENIS KLERO/RED BULL CONTENT POOL, GINEZ DIAS/RED BULL CONTENT POOL

Bjørn Dunkerbeck, 42-facher Windsurf-Champion

LIAM DUNKERBECK

Gran Canaria, Spanien

Der Nachname ist ein Begriff, seit das Windsurfen in den Siebziger­ jahren erfunden wurde. Kunststück: Der Däne Bjørn Dunkerbeck, 51, ist 42-facher Champion. Sein Sohn Liam, 16, will nun ebenfalls hoch hinaus. So, wie es aussieht, wird er dafür sorgen, dass der Name Dunkerbeck in der Szene noch lange besonderen Klang hat. Instagram: @liamdm11 THE RED BULLETIN

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CARISSA MOORE Die Hawaiianerin Moore, 28, zählt zu den weiblichen Ikonen ihres Sports. Aufgewachsen am Waikiki Beach, dem Stadtstrand Honolulus, paddelte sie bereits im Alter von vier Jahren erstmals in die Wellen. Heute ist sie auf Weltklasse-Reviere spezialisiert, wie es sie vor Tahiti gibt – etwa in Teahupoo. Dieser Spot ist für seine kraftvollen ­Wellen berühmt, die zusätzlich bildschöne Hohlräume bilden. Instagram: @rissmoore10 30

BEN THOUARD/RED BULL CONTENT POOL

Teahupoo, Tahiti


„Wir alle suchen nach etwas, das uns besonders macht. Wellenreiten ist meine Art, mich auszudrücken.“ Carissa Moore, vierfache Surf-Weltmeisterin



VAVŘINEC HRADILEK JAN KASL/RED BULL CONTENT POOL

Lake Tekapo, Neuseeland

Wenn Wasser in Bewegung ist, kann es eine Menge unbändige Energie freisetzen. Einer, der mit dieser Naturgewalt besonders gut umgehen kann, ist der Tscheche Vavřinec „Vávra“ Hradilek, 33. Der dreifache Welt- und zwei­ malige Europameister gilt als ­„Wildwasser-Wunder“ – umso ­bemerkenswerter, zumal er seit Geburt an Asthma leidet. Instagram: @vavrinec_hradilek   33


ULUALOHA NAPEAHI Oahu, Hawaii

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ZAK NOYLE/RED BULL CONTENT POOL

Die Welle hat ihren Reiter ab­ geworfen, was bei scharfkantigen ­Riffen unter Wasser mitunter lebens­gefährlich sein kann. Vor al­ lem hier: Die „Banzai Pipeline“ an der Nordküste von Oahu gilt als ei­ ner der g ­ efährlichsten Spots der Welt. Hier stürzt der 23-jährige Ha­ waiianer Jimmy Ulualoha Napeahi, genannt „Uluboi“ – der 2013 schon einen Hai‑Angriff überlebte –, und blieb zum Glück ohne Verletzung. Instagram: @uluboi THE RED BULLETIN


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Jessica Schwarz

„Ich will spüren, was wichtig für mich ist“ Schmerz, Eis und Yoga: wie Netflix-Star Jessica Schwarz, 43, den Mut fand, für ein gutes Leben zu kämpfen. Text RÜDIGER STURM  Foto ELENA ZAUCKE

Ein wenig sonderbar ist Jessica Schwarz’ Karriere schon. Seit knapp dreißig Jahren begleitet sie uns bereits, erst als Bravo-Girl 1993, dann als Model, als TV-Moderatorin und vor allem natürlich als Schauspielerin in Filmen und TV-Serien. Und obwohl sie seit so langer Zeit präsent ist, scheint sie sich kaum verändert zu haben. Während mancher Hollywoodstar permanent sein Image wechselt, wirkt Jessica Schwarz noch immer wie eine alte Bekannte, mit der man gerne ein Bier trinken gehen würde. Dabei hat sie in den letzten Jahren viel erlebt: Preise für ihre Rollen gewonnen, Trennungen überwunden, einen neuen Job als Hotelbetreiberin gestartet, ihren ­Vater verloren. Natürlich hat sie sich dabei weiterentwickelt, nur eben behutsam. Und dieser Weg scheint sich auszuzahlen: Jessica Schwarz wirkt, als wäre sie im Großen und Ganzen sehr einverstanden mit sich und der Welt. Wir wollten von ihr wissen, was genau ihr Rezept für ein gutes Leben ist.

the red bulletin: Frau Schwarz, in der neuen Netflix-Serie „Biohackers“ spielen Sie eine Wissenschaftlerin, die das Optimieren des menschlichen Körpers durch Technik auf die Spitze treibt. Könnte Biohacking auch Ihnen helfen? jessica schwarz: Ganz ehrlich, ich würde mir eher keine Technik unter die Haut pflanzen lassen, wie es die Serie zeigt. Schon allein deshalb nicht, weil ich so schlecht Blut sehen kann. Was tun Sie stattdessen, damit es Ihrem Körper gutgeht? Je besser ich mich ernähre, desto besser geht es mir. Deswegen vermeide ich Konservierungsstoffe, esse hauptsächlich frisches Gemüse, filtere mein Wasser und versuche nur Bio-Produkte zu kaufen. Für das eine oder andere Zipperlein habe ich auch einiges an Wissen über ­Arzneimittel, was vor allem daran liegt, dass meine Mutter früher in einer Apotheke gearbeitet hat. Klingt sehr vernünftig. Keine Sorge, ich trinke auch gerne mal ein Glas Wein und esse ein Stück Torte oder Eis. Das gehört zum Wohlbefinden dazu. Ich strebe keine völlige Enthaltsamkeit an, nur weil das vielleicht gut für meinen Körper wäre. Der Geist muss auch versorgt und milde gestimmt werden – zum Beispiel eben mit Genuss.

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Wie geht es weiter mit der JessicaSchwarz-Wohlfühlstrategie? Zwei- bis dreimal die Woche treibe­ ich Sport, gehe joggen, reiten, schwimmen und mache Yoga- oder Pilates-Übungen. Es funktioniert jedes Mal, ich fühle mich direkt danach im Kopf frischer. Aber auch hier achte ich sehr darauf, nicht übers Ziel hinauszuschießen. Wenn ich mehr berufliche Termine habe oder mich lieber mit Freunden treffen will, lasse ich den Sport auch mal weg, ohne mich deswegen schlecht zu fühlen. Ärgern Sie sich nie über sich? Doch, doch. Letztes Jahr habe ich nach sieben Jahren leider wieder angefangen zu rauchen. Echt dämlich. Aber ich möchte unbedingt wieder aufhören. Ihre Figur in „Biohackers“ meint an einer Stelle, Glück bedeute für sie, immer neue Dinge aus­ zuprobieren. Experimentieren Sie auch für Ihr Lebensglück? Ich würde es so ausdrücken: In den letzten Jahren stelle ich mir immer wieder bewusst die Frage, wo ich gerade im Leben stehe. Bin ich glücklich oder traurig, bin ich zufrieden oder frustriert? Wenn ich unglücklich bin, bin ich die einzige Person, die konkret etwas dagegen tun kann. Ich möchte mich aus problematischen Situationen befreien, das fordere ich von mir, und das ­ziehe ich auch durch. Wo haben Sie diese Konsequenz gelernt? Von meinen Eltern, sie haben mir diesen Charakterzug mit auf den Weg gegeben. Ich habe keine Angst vor Neuem und bin mutig, auch mal Schritte zu gehen, die wehtun können. Und dabei darf man auch Fehler machen.

THE RED BULLETIN


„Bei Problemen überwinde ich mich schnell, darüber zu sprechen.“ Dank ihrer anpackenden Art befreit sich Schwarz schnell aus Krisen.

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Jessica Schwarz

„Der Geist muss mit Genuss gnädig gestimmt werden.“ einandersetzen muss. Wenn es um emotionale Schmerzen geht, bin ich wie ein Feuerwehrmann. Während alle aus dem brennenden Haus laufen, renne ich hinein. Die Alter­ native wäre, die Narben verschließen zu lassen. Doch ich lasse sie bewusst offen, um spüren zu können, was für mich als Mensch wichtig ist.

In „Biohackers“ treibt der Filmstar Selbstoptimierung auf die Spitze.

Mit ein bisschen Genmanipulation könnten wir Menschen noch viel mehr erreichen: Mit dieser steilen These experimentiert eine von Jessica Schwarz gespielte Forscherin an einer deutschen Uni mit ihren Probanden. Doch dabei kommt ihr eine Erstsemester-Studentin (Luna Wedler, re.) in die Quere, die den Tod ihres Bruders aufklären will. Sci-Fi-Serie, seit August auf Netflix

Können Sie ein Beispiel nennen? Wenn ich in einer verfahrenen Situa­ tion feststecke, überwinde ich mich schnell dazu, mit Freunden, Familie oder auch Coaches und Psychologen darüber zu sprechen. Das hilft mir, Probleme zu verarbeiten und Lösun­ gen zu finden. Außerdem ist es toll, zu spüren, dass die Menschen in meiner Nähe immer ein offenes Ohr für mich haben. Das kann ich nur allen Menschen wünschen und ans Herz legen. Wofür haben Sie Coaches schon um Rat gefragt? Als Schauspielerin hatte ich mit dem Hochstapler-Syndrom zu kämpfen. Das ist typisch für kreative, künst­ lerische Berufe und bedeutet in etwa, dass man fürchtet, man sei in Wahrheit überhaupt nicht für seinen Beruf geeignet und die Welt sei kurz davor, es rauszufinden. An diesem Komplex habe ich mit einem Coach gearbeitet.

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Was war sein Rat? Mich von der Vorstellung zu ver­ abschieden, ich müsse jede Rolle nur aus meinem eigenen Gefühl heraus spielen. Stattdessen vertraue ich jetzt gerade in der Vorbereitung mehr auf bestimmte Schauspiel­ techniken. Dadurch fühle ich mich viel besser vorbereitet, wenn ich ans Set komme. Ich weiß, dass meine Figur steht und ich sie nicht allein erschaffen muss, sondern nur noch zu formen brauche. Auf diese Weise bin ich beim Drehstart viel weniger ängstlich und nervös. Hat Ihnen der Coach noch auf andere Weise geholfen? Ja, er hat mich ermutigt, meinen Weg bewusster in die eigene Hand zu nehmen und zum Beispiel keine Rollen zuzusagen, nur weil ich das Gefühl habe, ich müsste mal wieder „was machen“. Lieber warte ich  ab, bis ein Projekt kommt, bei dem ich sage: Da stimmt alles – von der Besetzung über die Regie bis zu den Details der Figuren. In Ihrer persönlichen Entwicklung waren Sie auch mit privaten Schicksalsschlägen konfrontiert – wie dem Tod Ihres Vaters 2017. Wie hat Sie dieser Verlust geprägt? Auf so etwas kannst du dich nicht vorbereiten. Um so einen Verlust zu verarbeiten, musst du viel darüber sprechen und alle Gefühle zulassen. Dabei hilft mir, dass ich mich als Schauspielerin immer wieder mit solchen schwierigen Themen aus­

Haben sich Ihre Prioritäten hier verschoben? Seit dieser Erfahrung versuche ich mehr denn je, jeden Augenblick bewusst zu erleben. Vor allem ver­ suche ich mit meiner Zeit und mit den Menschen, die mir nahestehen, respektvoller umzugehen. Wie schaffen Sie das? Sehen Sie, ich liebe meinen Job, und ich will ihn bis an mein Lebens­ ende ausüben. Aber ich will nicht 365 Tage im Jahr arbeiten. Des­ wegen sage ich auch schon mal ein tolles Projekt ab, für das ich dann aber vielleicht zwei Monate unter­ wegs wäre. Schließlich könnte ich so lange keine Zeit mit den Menschen verbringen, die ich liebe. Ich könnte nicht mal eben kurz in den Urlaub fahren oder in den See springen und den Sommer genießen. Oder ein­ fach aufwachen und richtig gut faul sein. Das sind aber alles Dinge, die mir wichtig geworden sind. Früher dachte ich, ich könnte doch noch viel mehr machen. Aber dieses Be­ dürfnis ist weg. Und wann wissen Sie, dass Sie wieder etwas anpacken wollen? Wenn mir das Schicksal ein Päckchen vor die Füße legt. Wenn es sich für mich richtig anfühlt, dann hebe ich das auf und packe es aus. Wenn es sich aber nicht richtig anfühlt, dann wird das Päckchen einfach weg­ gegeben.

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NETFLIX

Hier geht Schwarz ans Limit



Jessica Nabongo

Änderung der Reisepläne Sie hat alle Länder der Welt besucht und doch immer nur ein Ziel verfolgt: Jessica Nabongo, 36, will das Gesicht der Reiseindustrie verändern. Text JESSICA HOLLAND  Foto ELTON ANDERSON

Seit letztem Oktober ist Jessica ­Nabongo die erste schwarze Frau der Geschichte, die jedes Land der Erde besucht hat. Die Seychellen, Nummer 195 auf ihrer Liste, bildeten den Abschluss einer zweieinhalb­ jährigen Expedition, die die 36-jähri­ ge Amerikanerin mit ugandischen Wurzeln quer über den gesamten Planeten führte – und auf der sie ­online 180.000 Follower begleiteten. Nabongos Instagram-Auftritt und Website dienen aber nicht nur der Präsentation ihrer Reisen. Ihre Arbeit soll auch typisch westliche Vorurteile sprengen, die nach wie vor bestimmen, welche Teile der Welt einen Besuch wert sind und welche nicht. Mit der Welttour und dem von ihr gegründeten Reisebüro Jet Black kämpft Nabongo gegen diese Ressentiments und für mehr Diversität in der weiß dominierten Reiseindustrie.

the red bulletin: Wie bist du auf die Idee gekommen, jedes Land der Welt zu bereisen? jessica nabongo: Ich setzte mir dieses Ziel, als ich Anfang zwanzig war, 2017. Damals war ich schon in 60 Ländern – ich habe mir dafür eine Frist bis zu meinem 35. Geburtstag gesetzt. Mit fünf Monaten Verspä­ tung habe ich es dann geschafft. Und das als erste schwarze Frau der Geschichte. Warum war dir das so wichtig? Schwarze hatten nicht immer die gleichen Möglichkeiten zu reisen wie Weiße. Das liegt an der viel­ schichtigen Diskriminierung durch die Kolonialgeschichte, in manchen Ländern auch an innerstaatlichen Strukturen. Als ich mit amerikani­ schem und ugandischem Pass unter­ wegs war, hatte ich immer wieder Probleme. Da wurde mir klar, wie wichtig es mir ist, Grenzbeamten überall auf der Welt zu zeigen, dass hier die Inhaberin eines afrikani­ schen Passes aus rein touristischen Motiven unterwegs ist. Wie kam es zur Gründung deines eigenen Reisebüros? Ich habe Jet Black gegründet, um mehr Aufmerksamkeit auf Reisen in Afrika, Mittel- und Südamerika und der Karibik zu richten. In diesen Ge­ genden gibt es Orte, die perfekt für Tourismus sind, aber kaum Besucher

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haben – einfach weil sie niemand kennt. Alle wollen nach Paris, aber was ist mit Dakar, Accra, Lagos? Was war die wichtigste Lehre aus deinen Erlebnissen? Ich habe den Menschen in jedem Land eine Frage gestellt: „Was macht euch glücklich?“ Die Antwort war immer die gleiche: das Zusammen­ sein mit ihren Lieben und das Wohl­ ergehen ihrer Kinder. Unabhängig von Ethnie, Status, Geschlecht, Reli­ gion oder Nationalität sind wir alle einfach Menschen; es gibt nur sehr ­wenig, das uns trennt. Interessanter­ weise hat Covid-19 dieses Gefühl ­bestärkt. Weil es erkennen lässt, dass sich ­unser Handeln nicht nur auf ­unsere unmittelbaren Nachbarn aus­ wirkt, sondern auf alle. Die ganze Welt ist unsere Nachbarschaft. Wie können wir uns die Neugier auf eine Welt erhalten, die wir ­aktuell nicht so ohne Weiteres ­erkunden dürfen? Wir haben jetzt die Gelegenheit, ­unsere eigene Umgebung zu erkun­ den. Ich kenne Kenianer, die jam­ mern, dass sie mit ihrem Pass nicht weit kommen, also frage ich sie: „Wart ihr schon auf Lamu? In Mom­ basa? Am Mount Kenya?“ Es gibt so viel im eigenen Land zu entdecken. Zudem gibt es genug Möglich­keiten, ­einen Ort zu erkunden, ohne phy­ sisch anwesend zu sein. Man kann sich Videos ansehen, darüber lesen. Und wenn man dann endlich hinrei­ sen darf, ist man besser vorbereitet. Warum ist Reisen so wichtig? Weil wir dadurch aufhören, Pakis­ taner, Engländerinnen, Franzosen, ­Senegalesinnen und Ghanaer zu ­sehen – sondern den einzelnen Men­ schen dahinter. So entsteht nicht nur Toleranz, sondern auch Liebe, und unsere Menschlichkeit wächst. thecatchmeifyoucan.com Instagram: @thecatchmeifyoucan THE RED BULLETIN


„Alle wollen nach Paris, aber was ist mit Dakar oder Lagos?“ THE RED BULLETIN

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Willi Margreiter

Auf dem Holzweg zum Erfolg Wie der Salzburger Willi Margreiter, 43, mit seinen Surfboards aus Holz die Ozeane erobert und dabei Inseldenken neu definiert. Text CHRISTIAN EBERLE-ABASOLO

Woher wusstest du, wie man Boards baut? Wusste ich nicht. Aber ich habe analysiert, was es braucht: Statik, Stabilität, Wendigkeit. Ein Grundverständnis davon hatte ich durch meine Ausbildung (HTL für Holztechnologie und Architekturstudium; Anm.). Dann habe ich getüftelt und geschaut, wo ich Komponenten für das Board herbekomme. Und über die Monate ist aus meiner Idee ein Prototyp entstanden. Und aus einem Prototyp mehrere Sportgeräte. Wie kamen die Surfer auf dich? Seit 2010 gibt es eine stabile Welle im Salzburger Almkanal. Da ü ­ bliche Boards an den Betonrändern dort leicht brechen, haben mich die Surfer gefragt, ob ich nicht etwas Stabileres bauen könne. Also habe ich mich an die Arbeit gemacht und bald erkannt, dass sich Holz gut dafür eignet – wenn man es richtig 42

Das Gesicht hinter Wuux Surfboards: Shaper Wilhelm „Willi“ Margreiter

Ex-Board-Schlager bearbeitet. Bis zum aktuellen Design mit Holzummantelung hat es zwei Jahre gedauert. Diese Bauart ist weltweit einzigartig und war nur möglich, weil ich wie auf einer Insel auf mich allein gestellt war. Experten, die man konsultieren könnte, sind also ein Nachteil? Wenn man von allen abschauen und lernen kann, erreicht man relativ schnell ein hohes Niveau – auf dem sind die anderen aber schon. Man tut sich sehr schwer, aus ausgetretenen Pfaden auszubrechen und etwas Neues zu kreieren. Wenn in Portugal oder Frankreich ein Shaper beginnt, geht er in den nächsten Surfzubehör-Shop und kauft zehn Board-Rohlinge. Ich musste alles selbst machen. Dadurch hatte ich natürlich mehr Arbeit, konnte aber alles von Grund auf neu denken. Und jede Menge Fehler machen … Das gehört dazu. Von Beginn an. Wir bauen ein Board, wir testen es, wir

Seit 2014 stellt Willi Margreiter in Grödig unter dem Namen „Wuux Surfboards“ Surfbretter aus Holz her. Er wählt je nach Kundenwunsch aus 35 verschiedenen Holzarten, ­darunter schwere Hölzer wie Esche und Eiche. Möglich ist das durch eine spezielle Technik der Bearbeitung unter Beachtung von Luftdruck, Holzfeuchtigkeit und weiterer Parameter. Die Boards (ab ca. 1000 Euro) werden individuell gefertigt und an Kunden von Spanien bis Hawaii geliefert. wuux-surfboards.com

sehen, was nicht passt. Wir bauen das Board neu. So haben wir uns die letzten Jahre stets weiterentwickelt. Bis zur Perfektion? Nein. Perfektion gibt es nicht. Vor allem bei Holz. Unsere Kunden wissen, dass sie nichts Perfektes bekommen, dafür ein Board mit Charakter, mit Macken. Genau das schätzen sie. Mehr Naturtalente wie Willi findest du unter: organicsbyredbull.com/talent THE RED BULLETIN

WUUX

the red bulletin: Du bist Tischler in der dritten Generation. Gibt es in Grödig mehr Nachfrage nach Surfboards als nach Möbeln? willi margreiter: Die Möbel hat eh mein Vater gebaut (lacht). Mich haben aber immer schon Sportgeräte fasziniert. Nachdem ich einmal einen Gleitschirm geschenkt bekommen habe, wollte ich mit meinen Freunden ein Kiteboard dazu bauen.


FOTO­ WETTBEWERB 2020 Auf die Plätze, fertig, klick: Laden Sie Ihre Bilder ab 1. August hoch auf

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IM ZWEIFEL FÜR DEN ZWEIFEL Selbstkritik zieht ­Daniel Brühl der Selbstgefälligkeit vor.


„GROSSE AUFGABEN GENIESSE ICH BEWUSST“ Mehr Spaß, weniger Selbstzerfleischung: Deutschlands Meister tiefgründiger Filmrollen DANIEL BRÜHL, 42, erklärt, wie er seinen inneren Kritiker in einen Unterstützer verwandelt.

Interview RÜDIGER STURM Fotos JOSH SHINNER/TRUNK ARCHIVE THE RED BULLETIN

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Ob als fürsorglicher Sohn einer aus dem Koma erwachten Mutter in „Good Bye, Lenin!“, als ­Rennfahrer Niki Lauda in „Rush“ oder als kultur­ interessierter Scharfschütze in Quentin ­Tarantinos „Inglourious Basterds“: Egal, welche Rolle Daniel Brühl spielt, mit seiner Präzision und seiner großen Ruhe verleiht er seinen Figuren eine faszinierende Tiefgründigkeit. Neben Tarantino hat das längst auch der Rest von Hollywood erkannt, deshalb durfte es Brühl unter anderem bereits im MarvelUniversum mit den Avengers aufnehmen. Aktuell spielt er im dritten Film des Agenten-­ Franchise „The King’s Man – The Beginning“, sein Regiedebüt ist in Arbeit. Grund zur Freude hätte Brühl in den vergangenen Jahren also genug gehabt – doch in der Filmwelt eilt ihm ein anderer Ruf vor­ aus: Er gilt als sein größter eigener Kritiker, manch­ mal sogar als überzogen verbissen. Muss, wer an die Spitze will, also wirklich gnadenlos mit sich selbst sein? Höchste Zeit für ein Gespräch.

Dreh also nur zeitweise dabei. Sonst hätte es sicher mehr Möglichkeiten zum Nörgeln gegeben. Im Ernst, meine Haltung ist: Du musst versuchen, in deiner Rolle so viel wie möglich auszuprobieren und ihr deinen eigenen Stempel aufzudrücken, sonst macht es keine Freude. Damit das klappt, musst du gut vorbereitet sein, deine Leistung zeigen und alles aus dir rausholen. Klingt irgendwie nicht nach Spaß. Es ist eine schwierige Balance: Du darfst es eben auch nicht übertreiben mit der Selbstkritik, auch mit Blick auf das Team. Wenn ich als Schauspieler in einer kleinen Nebenrolle irren Perfektionismus raushängen lasse und mich so verhalte, als wäre ich die wichtigste Person am Set, ist das fehl am Platz. Das hält nur den Betrieb auf und nervt wahnsinnig.

the red bulletin: Herr Brühl, stimmt es, dass Ihre Kollegin Dakota Fanning Sie während des Drehs der ersten Staffel der Netflix-Serie „The Alienist“ zwischendurch „Negativus destructivus“ genannt hat? daniel brühl: Das ist korrekt. Ich habe einen Hang zu gnadenloser Selbstkritik und kann sehr unzufrie­ den sein, was dann auch auf mein Umfeld abstrahlt.

Passiert Ihnen das heute noch? Sagen wir mal so: Ich werde besser darin, das zu kaschieren und den Ball flacher zu halten. Und bei aller gesunden Selbstkritik brauchst du für diesen Job eines noch viel mehr: Spielfreude. Deswegen versuche ich auch, mich nie von der Größe einer Aufgabe einschüchtern zu lassen, sondern sie be­ wusst zu genießen.

Abgesehen davon, dass Sie Ihre Kollegen ­runterziehen: Kann Selbstkritik nicht auch etwas Gesundes sein? Es ist mir auf jeden Fall lieber, einen Tacken mehr Selbstkritik zu üben, als sich zu toll zu feiern. Ich kenne einige Kandidaten, die Letzteres tun, und so etwas wäre mir sehr unangenehm.

Wie schaffen Sie das? Ein wenig Übung gehört schon dazu. Das Gute ist: Die Freude steckt ohnehin in mir. Wie meinen Sie das? Das ist ein bisschen wie als Zwölfjähriger im Ver­ gnügungspark: Erst freust du dich wahnsinnig

Haben Sie diese Attitüde auch bei Ihrem aktuellen Film „The King’s Man – The Beginning“ ein­ gebracht? Dazu hat mir ehrlich gesagt die Zeit gefehlt. Ich spiele in diesem Film eine Nebenfigur, war beim

„ICH BEMÜHE MICH, DAS HIER UND JETZT BEWUSST WAHRZUNEHMEN. DAFÜR DREHE ICH DEN LAUTSTÄRKEREGLER MEINER STIMMEN IM KOPF LEISER.“ 46

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„MEINE HALTUNG IST: DU MUSST VERSUCHEN, IN DEINER ROLLE SO VIEL WIE MÖGLICH AUSZUPROBIEREN UND IHR DEINEN EIGENEN STEMPEL AUFDRÜCKEN.“ auf die Achterbahn, in der Schlange wird dir etwas mulmig, doch sobald die Fahrt dann losgeht, überwiegt wieder die Freude. So in etwa fühle ich mich auch bei großen Hollywood-Projekten wie „The King’s Man“ oder den Marvel-Comicverfilmungen. Allein das Wissen, dass sich die Nervosität legt und die Freude wieder rauskommt, hilft. Was wirkt noch gegen die Aufregung? Ein Team, das darauf achtet. Gerade bei den ­Amerikanern und Engländern sorgen die Verantwortlichen von Anfang an für eine lockere, angstfreie Stimmung, in der du dich richtig willkommen fühlst. Da verschwindet die Nervosität quasi von allein. Machen Sie selbst auch Fortschritte in Sachen Entspannung? Zum Glück ja, das habe ich auch meiner Frau zu verdanken, sie ist Psychologin. Sie hat mir geholfen,­ mich nicht mehr in Denkschleifen zu verlieren, nach dem Motto „Hätte ich doch …!“. Ich mache mir heute bewusst, dass es reine Energieverschwendung ist, über abgeschlossene Sachen n ­ achzugrübeln,

und versuche, meine Aufmerksamkeit in die Zukunft zu lenken. Außerdem hat mir meine Frau ­beigebracht, achtsamer zu sein. Wie gelingt Ihnen das? Ich bemühe mich, das Hier und Jetzt bewusst wahrzunehmen, auch im Alltag genau hinzuschauen und zu beobachten. Dafür drehe ich den Lautstärkeregler meiner Stimmen im Kopf leiser. Und wo sind die Regler dafür zu finden? Ich bin nie tiefer in die Welt der Meditation ein­ gestiegen, aber es reichen schon einfache Übungen, wo ich einfach nur mal die Augen schließe und versuche, alle Stimmen im Kopf abzuschalten. Das kann mir wahnsinnig guttun, und ich mache es ­immer häufiger. Sie sind Vater eines dreijährigen Sohnes. Hilft das ebenfalls, das Gleichgewicht zu finden? Nun gut, seine Lautstärke runterzupegeln ist nicht ganz so einfach. Aber tatsächlich hat mein Sohn ein paar Dinge in meinem Leben zurechtgerückt – nicht zuletzt auch, wie viel Druck ich mir beruflich mache. Da verschiebt sich deine Perspektive, du begreifst, da gibt es jemanden, der wichtiger ist als du selbst. Das ist eine fundamentale Erkenntnis, ein ganz großartiges Gefühl. Neben „The King’s Man“ arbeiten Sie gerade an Ihrem Regiedebüt. Wie angespannt waren Sie, als Sie die erste Rohfassung Ihres Films sahen? Na ja, ich war aufs Schlimmste gefasst. Ich hatte vorher mit vielen Regisseuren gesprochen und war auch als Schauspieler bei Rohschnitten dabei. Darum wusste ich, dass einen diese erste Sichtung in ein tiefes Tal stürzen kann und dass das dazugehört. Aber so weit ist es zum Glück gar nicht gekommen. Sondern? Einerseits habe ich natürlich gesehen, dass wir da ordentlich ranmüssen und die richtige Arbeit erst jetzt losgeht. Aber auf genau die hatte ich mich am meisten gefreut. Das war das erste Mal, dass ich Kapitän sein durfte und bestimmen konnte, hier wird geschnitten und hier nicht. Das ist meine

FREUDE AM SPIEL. Vor der Kamera macht Daniel Brühl sich frei von seinen kritischen Stimmen.

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VIELSEITIG UNTERWEGS In Berlin betreibt Daniel Brühl auch eine Tapas-Bar.


Geschichte, und ich kann sie erzählen, wie ich will. Das war ein ganz beglückendes Gefühl, das sich durch den ganzen Prozess zog. Mit jeder Über­ arbeitung wurde der Film immer feiner und immer besser. Am Ende dieses Prozesses ist es am wichtigs­ ten, dass du selbst zufrieden bist. Wenn die anderen es auch sind, umso besser. Klingt so, als könnten Sie nicht nur Selbstkritik. Na ja, ich rede jedenfalls lieber über meinen Hang zur Selbstkritik, als dass ich erzähle, wie glücklich ich mit anderen Sachen bin. Ich mag eben keine Eitelkeit, die finde ich furchtbar. Aber ich gebe zu, es gibt immer öfter Momente, wo ich Stolz für etwas empfinde, was ich geleistet habe – wie jetzt eben für meinen ersten eigenen Film. Es gibt zumindest Teile des Films, von denen ich behaupten würde, das war doch gar nicht so schlecht, das war gut. Wenn ich nur von Selbstkritik zerfressen wäre, hätte ich mich nicht so lange motivieren können, in diesem Beruf zu arbeiten. Was haben Sie bei Ihrem Regie-Debüt noch ­gelernt? Matthew Vaughn, der Regisseur von „The King’s Man“, riet mir: „Triff als Regisseur Entscheidungen. Selbst auf die Gefahr hin, dass es die falschen sind. Triff sie. Das ist besser als gar keine.“

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Und? Funktioniert das? Ja, er hatte total recht damit. Natürlich hoffe ich, dass ich nicht zu viele falsche Entscheidungen getroffen habe, aber es geht dabei noch um etwas anderes: Als Kapitän musst du nicht nur Autorität vermitteln, sondern für die Arbeit im Team ist es entscheidend, dass du eine klare Route vorgibst, an die sich alle zu halten haben, sonst kommst du nicht voran. Dafür musst du den Mut haben, dir auch Fehltritte zu erlauben. Bekommen Sie bei Fehlern ehrliches Feedback? Oder stimmt das Klischee, dass Ansprechpartner in Hollywood grundsätzlich alles „great“ finden? Da musst du dir das Lächeln zum „great“ näher anschauen und zwischen den Zeilen lesen. Mittler­ weile gelingt es mir ganz gut, die Nuancen zwischen

HIER IST BRÜHL EINMAL AUF DER DUNKLEN SEITE AM 17. SEPTEMBER STARTET „THE KING’S MAN – THE BEGINNING“. Die finstersten Schurken des ­Planeten – darunter Daniel Brühl als diabolischer Astrologe – haben sich verbündet, um die Menschheit auszulöschen. Doch der weltweit erste unabhängige Geheimdienst unter der Leitung des

Duke of Oxford ­(Ralph Fiennes) bietet ihnen die Stirn. Der dritte Teil der so unterhaltsamen wie actiongeladenen Agenten-Saga erzählt die Gründungsgeschichte des ­legendären Geheimdiensts namens Kingsman.

„great“ und „GREAT“ herauszuhören, da bekommst du mit der Zeit ein Gefühl für. Abgesehen davon habe ich einen engen Kreis von Personen, die sich meine Arbeit genau anschauen und auf deren Ehr­ lichkeit ich vertrauen kann. Aus wem sollte so ein Kreis bestehen? Zunächst ist es wichtig, dass die Leute etwas von deinem Fach verstehen. In meinem Fall sind es des­ wegen Schauspielkollegen, Regisseure, Agenten, die ich mir über Jahre sorgfältig ausgesucht habe, dazu kommt der Partner in meiner Produktionsfirma. Worauf kommt es noch an? Dass Personen dabei sind, die dich als Mensch gut kennen. Bei mir sind das meine Mutter, meine Ge­ schwister oder meine Frau – sie sehen etwa genau, wie es mir geht, und sagen mir immer die Wahrheit. Sieht so aus, als hätten Sie Ihren „Negativus destructivus“ inzwischen ganz gut im Griff. Hat Dakota Fanning Sie beim Dreh der zweiten Staffel von „The Alienist“ damit auch wieder ­aufgezogen? Ab und zu kam er schon noch raus, dann habe ich ihn aber schneller wieder eingefangen als bei der ersten Staffel. Mittlerweile gehorcht er mir auf je­ den Fall besser.

„AM ENDE DES PROZESSES IST ES AM WICHTIGSTEN, DASS DU SELBST ZUFRIEDEN BIST. WENN DIE ANDEREN ES AUCH SIND – UMSO BESSER.“ THE RED BULLETIN

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INNOVATOR

IDEEN FÜR EINE B ES S E R ZUKUNFTE

Helfer in der Luft: Der Wingcopter liefert bereits jetzt Impf­ stoffe und Insulin in abgelegene Gebiete.

Lieferdrohne

Flotte Fracht

Die Fluggeräte von Wingcopter könnten das heiß umkämpfte Rennen um die Zukunft der Luftfracht gewinnen. Schnell genug dafür sind sie auf jeden Fall.

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ransport von Insulin auf irische Atlantik ­inseln oder von Impfstoffen nach Vanuatu im Pazifik – der Wingcopter ist in den letzten Jahren ganz schön herumgekommen. Das Fluggerät (Spannweite: 1,78 Meter) des gleichnamigen Startups aus Darmstadt zeigt seit seiner Konzeption 2017 in der Praxis eindrucksvoll, wie schnelle Nahversorgung in Zukunft ablaufen könnte: mit einer Kombination aus Flächenflugzeug und Multi­ copter. Das Geheimnis ist der patentierte SchwenkrotorMechanismus. „Er ermöglicht senkrechtes Aufsteigen wie bei gewöhnlichen Drohnen

und Vorwärtsbewegung im Stil eines Flugzeugs“, erklärt Co-Gründer Tom Plümmer. Das Ergebnis: Reichweiten von 45 Kilometern (mit der ­Maximallast von 6 kg) bis zu 100 Kilometern (bei 2 kg ­Beladung) sowie ein Rekord­ tempo von 240 km/h. Wenn sich doch nur die Regularien des Luftverkehrs auch so schnell ändern würden … wingcopter.com

JETZT WEITERLESEN IM NEUEN INNOVATOR-MAGAZIN … Am 28. 9. erscheint die nächste Ausgabe mit Zukunftsthemen wie der ganzen Wingcopter-Story und vielen mehr. Infos und Abo: redbulletininnovator.com

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IN ALLER KÜRZE SMARTE STARTHILFE Diese fünf Pioniere er­ leichtern Geflüch­teten mit innovativen Ideen das Ankommen in Deutschland.

ÜBERSETZUNG FÜR MEDIZINISCHE NOTFÄLLE Ob bei Fieber oder Infekt: Im Notfall kosten Sprach­ barrieren zwischen Ärzten und Geflüchteten wertvolle Zeit. Deshalb hat Lisanne Knop, 33, einen telefoni­ schen Übersetzungsdienst für Mediziner aufgebaut. triaphon.org

Unterwasser-Atemgerät

Wie ein Fisch im Wasser Ein innovatives Gadget aus Österreich ermöglicht ­Tauchgänge in bis zu fünf Meter Tiefe – ganz ohne Sauerstoff-Tanks oder Zeitlimits.

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x-US-Präsident George W. Bush meinte einmal in seiner unvergleichlichen Art, er glaube an die friedliche Koexistenz von Menschen und Fischen. Wie richtig er damit lag, beweist nun der österreichische Produktdesigner Jörg Tragatschnig, 64. Mit „Exolung“ hat er ein innovatives Tauchgerät entwickelt, das wie eine externe Lunge funktioniert und es Tauchern ermöglicht, unter Wasser zu atmen – ohne Druckluftflaschen und ohne zeitliche Beschränkung. „Exolung entstand aus einem Kindheitstraum von mir“, erzählt Traga­tsch­ nig. „Als Student habe ich dann be­ gonnen, ernsthaft über das Konzept nachzudenken: Ziel war es, ein technisch möglichst reduziertes Atemgerät zu entwickeln, das die Lücke zwischen Schnorcheln und Scuba-Tauchen schließt.“ Exolung: Die Luft kommt per Schlauch von oben.

CARTER DOW, LEONIE KOCK, LEONARD MÜHRING, EXOLUNG

SCHNELLE ANTWORTEN AUF BRENNENDE FRAGEN Wo kann ich Deutsch lernen? Wie Behörden kontaktieren? Damit Geflüchtete schneller ­Auskunft bekommen, haben Cornelia Röper (li.), 29, und Henriette Schmidt, 28, eine Frage-Antwort-Community ins Leben gerufen. wefugees.de

Das Grundprinzip: Exolung nützt mit einem Seilzug die Beinbewegungen des Tauchers, um durch einen Schlauch Atemluft von der Wasseroberfläche bis zu fünf Meter unter Wasser in eine Art Luftglocke zu pumpen, die der Taucher um die Brust geschnallt hat. Eine bewegliche Membran ermöglicht das Einund Ausatmen. Zusätzliche Sicherheit ­garantiert die permanente Verbindung mit einer Boje an der Wasseroberfläche. Die Vorteile: Das Gerät ist leicht und kompakt, kostengünstig, muss weder aufgeladen noch wiederbefüllt werden und erfordert im Gegensatz zum konventionellen Tauchen kaum Training. exolung.com

ANSCHUBHILFE FÜRS STUDIUM Je besser die Bildung, desto größer die Chancen: Deshalb gründeten Markus Kreßler (li.) und Vincent Zimmer, ­beide 30, eine Plattform, die Geflüchtete weltweit in Online-Kursen an eine ­höhere Bildung heranführt. kiron.ngo

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Atmungsaktiv: Mit einem Gewicht von nur 3,5 kg und einem Packmaß von 40 × 30 × 20 cm bietet Exolung eine geniale Low-Tech-Alternative zum Scuba-Tauchen. Der Einstiegspreis soll unter 300 Euro liegen.

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GEHEIMWAFFE

Die kalifornische Star-Streamerin ANNE MUNITION, 30, wird ihrem martialischen Namen gerecht: Sie lässt OnlineMobbern keine Chance und schlägt sie mit ihrer Nettigkeit. Text CHRISTINE FENNESSEY  Fotos JOSH CAMPBELL

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chon als Kind konnte sie nie genug Aufmerksamkeit bekommen. Ein „kleiner Möchtegern-Rockstar“ sei sie gewesen, das jüngste, aber lauteste von drei Kindern. Mit dreizehn habe sie jede Bühne erklommen, um bei „open mic“-Veranstaltungen Applaus zu ernten. Aufmerksamkeit und Applaus hat Anne Munition jetzt, mit dreißig, mehr als genug: Die Kalifornierin ist eine der berühmteren Streamer auf der Gamer-­ Plattform Twitch (natürlich heißt sie nicht wirklich so, der nach schwerer Bewaffnung klingende Kampfname soll ihre wahre Identität schützen). 2014, ohnehin gelangweilt vom Job als Grafikdesignerin, entdeckte sie Twitch als mögliche Karriereleiter. Im Juni startete Anne Munition ihren ersten eigenen Stream und seit Mitte 2015 ist sie Vollzeit-Streamerin. Heute hat sie mehr als 600.000 Follower und eine Partnerschaft mit Red Bull Gaming. Mehr noch: Sie nutzt ihre ­Popularität, um darüber zu sprechen, wie wir alle online ein bisschen netter sein könnten.

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the red bulletin: Du hast ein Tattoo von Sonne, Mond und Sternen, das dich und deine Geschwister repräsentieren soll – was davon bist du? anne munition: Ich bin natürlich der Star – das spielt mit der Rockstar-­ Attitüde meines Lebens. War dieses Motiv deine Idee? Nein, die stammt von meiner Mutter: Sie hat anstelle unserer Namen immer Sonne, Mond und Sterne auf unsere Weihnachtspakete gezeichnet. Sie sagte, wir seien ihr Universum. Deine Mutter hat dir auch eine ­Nintendo-Konsole geschenkt, als du sieben warst. Was genau hat dich am Spielen fasziniert? Ich mag es, Puzzles zu legen. Ich glaube, was mich wirklich reingezogen hat, war, dass es in Videogames immer darum ging, ein Problem zu lösen. Du warst elf, als du zum ersten Mal mit Online-Mobbing zu tun hattest. Hat dich das nicht abgeschreckt? Wenn du online spielst, musst du immer mit Leuten zurechtkommen, die nicht sehr nett sind. Ich war einfach dickköpfig, außerdem war ich schon als Kind eine THE RED BULLETIN


STAR VON NEBENAN Über 600.000 Fans folgen Anne Munition, wenn sie auf Twitch streamt. Warum?­ „Ich kann ziemlich ­unterhaltsam sein.“

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Besserwisserin. Wenn Leute Sachen ge­ schrieben haben, die mich vom Spielen abhalten sollten, war das für mich eher eine Herausforderung. So in der Art: „Okay, du willst nicht, dass ich das tue? Dann mache ich es erst recht.“ Als du zum ersten Mal auf Twitch warst: Was fandest du so spannend ­daran, anderen Leuten beim Spielen zuzuschauen? Du musst dir nur Folgendes vorstellen: Da ist jemand online, der richtig gut in etwas ist, das du selbst gern machst. Du kannst mit ihm dein Hobby trainieren, du kannst ihm Fragen dazu stellen, und er antwortet in Echtzeit. Ich arbeitete damals Vollzeit, also hatte ich keine Zeit, selbst zu spielen, aber ich liebte diese Games. Also habe ich anderen beim Spielen zugeschaut und mit ihnen mitgelebt. Was hat dich dazu ermutigt, einen e ­ igenen Stream zu starten? Ich glaube, du kommst da nicht rein, ­indem du denkst: „Ich werde beim ­Streamen Erfolg haben.“ Du denkst: „Das ist interessant, und ich möchte es ver­ suchen.“ Es stellte sich heraus, dass die Leute dachten, dass ich lustig bin. Das ist etwas, auf das ich stolz bin. Ich glaube, ich kann ziemlich unterhaltsam sein. Dazu hast du ein Umfeld aufgebaut, das für seine Nettigkeit bekannt ist. Ich streame jetzt seit sechs Jahren, und ich war immer ziemlich konsequent in dem Bestreben, eine Gemeinschaft zu schaffen, in der Menschen sich wohl­ fühlen können. Stell dir vor, du gehst ­jeden Tag zur Arbeit und hasst alle Kol­ legen oder die Kollegen sind gemein zu dir. Damit will ich nichts zu tun haben. Die Leute sagen, ich hätte eine der ­nettesten Communities bei Twitch, und darauf bin ich stolz. Du hast einmal gesagt, es wird gemeinhin unterschätzt, wie schlimm es für Frauen ist, online ausgegrenzt zu werden. Wie schlimm ist es denn?

„Ich will keine Leute tolerieren, die mich oder andere respektlos behandeln.“ 54

Die Leute suchen alles, was dich von ­anderen unterscheidet, und trampeln dann darauf herum. Ich bin sicher, dass Sportler und andere Berühmtheiten das Gleiche durchmachen, aber die haben ja auch nicht jeden Tag ­direkten Kontakt mit ihren Fans. Wir Streamer versuchen ja, zum Publikum auf unseren Kanälen und im Chat eine Beziehung aufzubauen, deshalb sind vermutlich auch die Ver­ letzungen tiefer. Die Wirkung, die all das auf meine Psyche hatte, war ziemlich arg. Es ist schwierig, die positiven Seiten des THE RED BULLETIN


Einkommen, die Zahl deiner Zuschauer ist für das Ranking auf der Website verantwortlich. Diese Zahlen gehen rauf und runter, und manchmal zieht das deinen Selbstwert mit runter. Da ist immer diese Angst, dass es nur mehr runtergeht und dass du dir dann einen anderen Job suchen musst. Darüber hinaus ist da die Paranoia vor Angriffen anderer Streamer. Manchmal suchen sie dich auf, weil sie wissen, dass du ein gutes Publikum hast. Mitunter haben sie sich über gute Freunde von mir eingeschlichen, nur um an mich ranzukommen. Dann weiß ich nicht mehr, wem ich trauen kann. Ich weiß nicht mehr, wer wirklich mein Freund sein will und wer nur an meinem Channel interessiert ist. Was machst du, um sicherzustellen, dass dein Stream ein netter Ort ist? Ich glaube, eine Menge Streamer haben Angst davor, mit ihrem Publikum zu streng zu sein, die Leute zeitweise zu verjagen oder überhaupt von ihrem Channel zu verbannen. Ich hingegen bin da ziemlich skrupellos, weil ich keine Leute tolerieren will, die mich oder andere respektlos behandeln. Auch wenn jemand schon lange Zuschauer ist: Wenn er damit anfängt, garstige Dinge zu sagen, ist er weg.

RASEND REICH WERDEN? „Alle, die meinen, Streamen sei leicht verdientes Geld, sehen nicht den ganzen Hass, dem du dabei aus­ geliefert bist“, sagt Streamerin Anne Munition.

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Jobs zu sehen, wenn du ständig dieser negativen Kraft ausgesetzt bist. Eine ganze Menge von Leuten sagt: „Na gut, du lebst vom Videospielen – das ist leicht verdientes Geld.“ Die sehen nicht den ganzen Hass, dem du dabei ausgesetzt bist. Wie hat sich das psychisch ausgewirkt? Ich wurde extrem paranoid, was meine Privatsphäre anlangt. Außerdem glaubst du, dass du deinen Wert an bestimmten Zahlen messen kannst – schließlich bestimmt die Anzahl der Abonnenten dein

Kannst du uns vom Stress einer ­Vollzeit-Streamerin ­erzählen? Am Anfang habe ich acht bis zehn ­Stunden nonstop gestreamt. Das kann ich jetzt nicht mehr. Jetzt mache ich zwei Vier-Stunden-Schichten mit zwei Stunden Pause dazwischen – es ist nicht gesund, so lang zu sitzen. Dann gehe ich mit ­meinem Hund raus oder so. Das ist keine einfache Entscheidung, weil wenn du deinen Stream unterbrichst, sind auch die Zuschauer weg. Sogar wenn du ­zwischendurch aufs Klo gehst, verlierst du Leute. Es ist, wie wenn du ein LiveKonzert gibst. Da kannst du auch nicht sagen: „Also, ich muss jetzt dringend aufs Klo.“ Wenn du im Rampenlicht bleiben willst, musst du das aushalten.   55


Was machst du in Sachen Fitness und Ernährung, um mehr auszuhalten und eine bessere Streamerin zu werden? Früher hatte ich einen Personal Trainer, da war ich wahrscheinlich besser in Form als jemals zuvor. Ich habe mir eine Rudermaschine gekauft. Ich benutze sie immer noch, aber nicht so oft, wie ich sollte. Ernährung ist für Streamer ein schwieriges Thema. Wenn du zehn Stunden am Streamen bist, ist es das Ein­ fachste, ­Essen telefonisch zu bestellen – aber das ist oft nicht das Gesündeste. Ich arbeite daran, mich gesünder zu ­ernähren. Ich möchte versuchen, Mahl­ zeiten vorzubereiten, die man dann in die Mikrowelle schieben kann. Also: schnelles Essen, ohne Fast Food zu sein. Wann hast du entschieden, deinen wahren Namen nicht zu verraten? Ich war mit diesem Usernamen schon unterwegs, bevor ich noch wusste, was Streaming ist – ich habe schon auf der Xbox Anne Munition geheißen. Was hat dich zu diesem Namen inspiriert? Roller Derby (eine sehr amerikanische Sportart, die auf Rollschuhen ausgetragen wird; Anm.). In diesem Sport verwenden sie wirklich super Namen. Ich versuchte, einen Namen zu finden, der vom Stil her vergleichbar ist, und weil ich ein großer Fan von Ego-Shootern bin, floss das ebenfalls mit ein. Es funktioniert außer­ dem als Vor- und Nachname. Die Leute sprechen mich auf Veranstaltungen an: „Ist dein Nachname wirklich Munition?“ Darauf ich: „Ja klar!“ Die Wahrheit ist: Mein wirklicher Name ist ziemlich einzig­ artig. Und deshalb so gefährlich, weil es

„Du weißt nie, ob jemand, der ganz normal wirkt, das auch wirklich ist.“ so leicht ist, mehr über mich zu finden. Wenn du den Leuten drei Teile e­ ines Puzzles gibst, dann finden sie auch alles andere heraus. Warum ist es dir so wichtig, deine Identität zu schützen? Ich glaube, Online-Persönlichkeiten, aber auch normale Internet-User sollten sich mehr über Datenschutz und Social Engineering (Online-Trickbetrug, um an sensible Daten zu gelangen; Anm.) infor­ mieren. Sie können deinen Wohnort fin­ den, deine Telefonnummer, die Adressen deiner Familie und deiner Verwandten. Du weißt nie, ob jemand, der ganz normal wirkt, das auch ist. Bei einem persön­ lichen Treffen kannst du gewisse Zeichen erkennen, speziell als junge Frau. Online kannst du das nicht. Es ist schwierig, ­intuitiv abzuschätzen, ob jemand gute Absichten hat. Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich Menschen, die vielleicht nur neugierig sind, an­ schnauze, wenn sie fragen: „Oh, wo bist du aufgewachsen?“ Und ich so: „Warum? Warum willst du das wissen?“ Das ist auf meine Paranoia zurückzuführen.

Paranoia oder Vorsicht? Anne Munition will ihre wahre Identität nicht preisgeben.

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Andererseits hast du deinen Beziehungsstatus mit deiner Community geteilt. Wie beurteilst du, was geteilt werden kann und was nicht? Das hängt davon ab, wer fragt. Und ob ich glaube, dass jemand bestimmte Informationen für andere Zwecke missbrauchen kann. Ich habe da eine rote Flagge in meinem Gehirn, die immer dann auftaucht, wenn ich das Gefühl habe, jemand fragt nach einem Detail, das weder meinen Channel interessanter macht noch sonstwie relevant ist. Fällt es dir manchmal schwer, ­zwischen deinen beiden Identitäten hin- und herzuschalten? Ja. Manchmal vergesse ich, wie ich wirklich heiße. Einmal hab ich fast eine Mail an meine Mutter mit Anne Munition ­unterschrieben, weil ich das von meinen anderen Mails so gewohnt bin.

ZIEL IM BLICK „Ich war schon als Kind eine Besserwisserin“, sagt Anne. Das erklärt ihre Hartnäckigkeit.

Wie geht es dir in dieser Zeit des „Social Distancing“? Na ja, die Tatsache, dass die Messen, die ich normalerweise besuche, zu Recht ­abgesagt worden sind, und all die Bleibdaheim-Einschränkungen haben meine mentale Gesundheit schon erheblich beschädigt. Ein Teil dessen, was das Streamen psychisch so schwierig macht, ist der Umstand, dass du mit einer lautstarken Minderheit von vergifteten Leuten leben musst, die sich in der Anonymität des Internets stark fühlen. Messen zu besuchen ist das komplette Gegenteil davon – dort triffst du hauptsächlich Menschen, die ehrlich begeistert sind, dich zu treffen. Diese Leute sind wirklich nett. Das stärkt mein Selbstvertrauen enorm, das sonst jeden Tag kleine Schläge einstecken muss. Andererseits hatte ich in letzter Zeit mit einer Menge Leute zu tun, die sich bei mir für mein konstantes Streamen in der Zeit der Quarantäne bedankt haben – das hätte ihnen im Sperrfeuer der schlechten Nachrichten eine kleine Atempause verschafft. Anne in Action: twitch.tv/annemunition

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LÄSSIGER SCHNEIDER. Profi-Skater Vladik Scholz entwirft seine Kleidung teilweise selbst – zum Beispiel die Leinenhose hier im Bild.

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DIESER SKATER FÄHRT ... THE RED BULLETIN


SEINE TRICKS: LEICHTFÜSSIG. SEINE VIDEOS: EIN OPTISCHER GENUSS. SEINE KLEIDUNG: NÄHT ER SELBST. ­VLADIK SCHOLZ, 32, IST DAS STILVORBILD UNTER DEUTSCHLANDS TOP-SKATE-­ BOARDERN. BESUCH BEI EINEM, DER SICH MIT KREATIVITÄT NACH OBEN KÄMPFTE.

...  SEINEN EIGENEN STIL Text ANNE WAAK

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Fotos CHRISTOPH VOY

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V

ladik Scholz ist nicht zufrieden mit seinem Kickflip. Wieder und wieder fährt er auf der Ebene vorm Eingang des Gebäudes mit den mintfarbenen Kacheln an, springt, das Skateboard vollführt eine komplette Drehung um die eigene Längsachse, bis es in der Luft parallel zum Boden schwebt. Vladik bringt das Brett noch im Flug wieder unter seine Füße, und beide, Skateboard und Skateboarder, landen auf der Erde. Aber so richtig glücklich ist er mit dem Trick nicht, er gelingt in Vladiks Augen nicht so gut, wie er sein könnte. „Zum Skaten ist für mich der frühe Abend am besten“, erklärt er. Warum das so ist, weiß der 32-Jährige auch nicht so genau. Er steht vor dem ehemaligen Verwaltungsgebäude des Kölnisch-­ Wasser-Unternehmens 4711 in Köln-Ehrenfeld und blinzelt in die Nachmittagssonne. Er vermutet, dass der frühe Abend für ihn wegen der entspannteren Stimmung besser sei, wegen der dann schon auf­ gewärmten Muskeln und wegen der Sonne, die nicht mehr so grell vom Himmel brennt. Sagt’s und startet einen neuen Versuch, den Trick jetzt ordentlich hinzukriegen. Das ist typisch Vladik: Egal was er tut, er folgt seinem eigenen Rhythmus. Und das Skateboarden war für ihn schon immer ein Weg, sich mitzuteilen. Dank dem Sport hat er seinen ganz eigenen Stil gefunden und, mehr noch: eine neue Heimat. Heute ist er in der Szene weltweit bekannt, besonders für die Leichtfüßigkeit und Eleganz, die seinen SkateStil prägen, wie auch für seine Outfits. Letztere stellt er eigenhändig her; wahrscheinlich ist er der einzige Profi-Skater der Welt, der eine IndustrieNähmaschine bedienen kann. Aber der Reihe nach.

RETTUNGS-BOARD. Nach seiner Flucht aus Weißrussland half Vladik das Skaten, in Deutschland anzukommen.

IN VLADIKS KINDHEIT GAB ES ZWEI SKATEBOARDS, DIE SICH FÜNF JUNGS TEILTEN. 60

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HOCH HINAUS. Vladik zeigt einen elegant ausgeführten „360 Kick Flip“ vor der ehe­maligen 4711-Zentrale in Köln.

Dass Skateboarden für Vladik eine ganze Zeitlang der einzige Weg war, sich auszudrücken, hat mit seiner Herkunft zu tun. Zur Welt kam er 1988 in der weißrussischen Trabantenstadt Nawapolazk, als Sohn einer alleinerziehenden Ingenieurin. Die Stadt im Norden des Landes war ursprünglich als Wohnstätte für die sozialistischen Arbeiterinnen und Arbeiter geplant worden, die in den Fabriken im Windschatten der Stadt Polazk arbeiteten. Vladik war gerade mal ein Schulkind, als seine Mutter beschloss, sich in Deutschland eine Arbeit als Haushaltshilfe zu suchen, um Vladik eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Sieben Jahre lang pendelte sie zwischen Bielefeld und Nawapolazk, zwischen westdeutscher Beschaulichkeit und postsowjetischer Plattenbausiedlung, wo Vladik derweil bei seiner Oma lebte. ­Irgendwann dann wünschte er sich als Mitbringsel ein Skateboard von seiner Mutter, ein eigenes. Unter den Freunden, mit denen er seine Nachmittage verbrachte, gab es zwei Bretter, die sich fünf Jungen teilten. Die ersten Versuche waren recht hilflos; ­Skate-Magazine schafften es nicht bis nach Nawa­polazk, viel Internet war nicht, sowieso sollte es bis zur Erfindung von YouTube noch ein paar THE RED BULLETIN

J­ ahre ­dauern. Moskau, wo es um die Jahrtausendwende herum schon so etwas wie eine Szene gab, war mit mehr als 600 Kilometern unendlich weit entfernt. Irgendwann holte ihn seine Mutter nach Bielefeld. Vladik, mittlerweile 14 Jahre alt, war noch nie in Deutschland gewesen und sprach kein Wort dieser fremden, irre komplizierten Sprache, deren Schriftbild zu ­allem Überfluss auch rein gar nichts mit dem kyrillischen Alphabet des Russischen gemein hatte. Anfangs verwechselte er „Bitteschön“ und „Dankeschön“, in der Schule lachten sie ihn aus. Wenn er von der Lehrerin aufgerufen wurde, sprach er seine Antwort vor lauter Scham eher in sich hinein als laut und deutlich aus. Nur zwei Jahre dauerte es, bis sein Deutsch flüssig war. Aber bis heute ist es manchmal etwas vernuschelt, während er behauptet, in seiner Muttersprache über eine sehr klare Aussprache zu verfügen. Skaten immerhin ging auch, ohne zu sprechen. Anfangs stand Vladik im Skatepark allerdings immer nur am Rand, schaute denen zu, die es besser konnten, und traute sich nicht, selbst zu fahren. Erst abends, wenn die anderen nach Hause gegangen   61


NEUES NETZTEIL. Dieses Einkaufsnetz hat Vladik in einen Rucksack verwandelt.

waren, kam seine Zeit. Dann fuhr er unbeobachtet und frei. Je selbstbewusster er wurde, desto mehr zeigte er beim Skaten, wer er eigentlich ist, und desto mehr Anschluss fand er, machte sich Freunde – und irgendwann war er in Deutschland angekommen, dem Sport sei Dank. Von da an dauerte es auch nicht mehr lang, bis sein überdurchschnittliches ­Talent auffiel und dass er einen unverwechselbaren Stil fährt. Sein erster Sponsor kam nach nur einem Jahr auf ihn zu, seitdem geht es karrieremäßig ­eigentlich nur noch bergauf. Vladik Scholz sagt: „Das Skaten war meine Rettung.“

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eute fährt er nicht mehr im Skatepark, ­sondern ausschließlich auf der Straße, ob nun in Köln, wo er seit mehr als zehn Jahren lebt, oder in Spanien, Portugal, ­Rumänien oder China – wo auch immer es ihn hinzieht. Was seine Videos auszeichnet, ist zunächst ihre ungewöhnliche Gestaltung: Musik, Bildsprache, Schnitt – hier wirkt alles von vorn bis hinten durchdacht und sorgfältig aufeinander abgestimmt, unter Umgehung jeglicher Skater-Klischees. Und dann ist da noch diese Leichtfüßigkeit. ­Während andere Skater nach einem Trick mit der Wucht und der Geräuschentwicklung eines Zwölftonners wieder auf dem Boden aufkommen, spürt man bei Vladik nur einen Hauch. Jede Bewegung 62

sieht bei ihm ruhig und elegant aus, bei Sprüngen steht er praktisch in der Luft. Diese Eleganz spiegelt sich auch in seinem Kleidungsstil wider. An diesem Nachmittag trägt er eine anthrazitfarbene Wollmütze, ein einfaches Long­ sleeve und eine selbst genähte Leinenhose. ­Seine Outfits bieten ihm genügend Bewegungsfreiraum fürs Skaten, sind aber gleichzeitig so klassisch schlicht, dass er damit auch in, sagen wir, einem ­Restaurant in einem französischen Seebad nicht ­unangenehm auffiele. Im Gegenteil. Das liegt aber auch daran, dass Vladik ein überaus charmanter und freundlicher Typ ist, der Menschen mit der ­gleichen Aufmerksamkeit begegnet, die er auch dem Skaten, seinen Outfits und seinen extra-stylischen Videos schenkt. Diese Eigenschaften machen ihn zu einem Gestalter mit großem ästhetischen Verständnis, dem es immer auf das Gesamtergebnis ­ankommt. Unter Kollegen gilt er gar als Style-Gott und Ikone. Mitten in den 2010er-Jahren, als dicke, fette ­Logos auf T-Shirts, Caps und Beanies die Skate-­Mode bestimmten, kaufte Vladik lieber in Secondhand­ läden ein statt in den einschlägigen Shops und trug dann eben eine Schiebermütze anstelle der üblichen Baseballkappen. Das lag daran, dass ihm schlicht das Geld fehlte für die gängigen Brands. Gleichzeitig hat er Mode auch schon immer als etwas begriffen, mit dem er kommunizieren konnte, wer er ist. Schon als seine Mutter ihm früher etwas zum Anziehen ­genäht hatte, hatte der kleine Vladik sehr genau ­gewusst, wo er noch einen Knopf haben wollte und wo nicht. Weil nun aber die Anzughosen aus dem VintageShop entweder am Bund zu weit waren oder an den Beinen zu eng und weil er sich irgendwann fragte, ob er sich nicht nach dem Muster seiner Lieblings-Chino eine Hose aus einem Stoff seiner Wahl anferti­gen könnte, kaufte er sich vor fünf Jahren kurzerhand eine Nähmaschine. Vier Tage und ungezählte You­ Tube-Tutorials später hatte er sein erstes eigenes Modell gefertigt. Es liegt bis heute im Kleiderschrank seines Kölner WG-Zimmers. Er zieht es heraus, unter­ sucht die Nähte und das Innenfutter. „Allein für die Paspeltasche“, sagt er und zeigt auf den verstärkten Eingriff, „habe ich einen Tag gebraucht.“ Mittler­ weile würde er die ganze Hose sehr viel schneller hinkriegen. Nachdem er erst ein Praktikum bei ­einem Kölner Herrenschneider absolvierte, studiert

MIT 14 KAM ER NACH DEUTSCHLAND. ER SAGT: „SKATEN HAT MICH GERETTET.“ THE RED BULLETIN


JEDE MENGE STOFF. Vladiks Liebe zur Mode ist in seiner Wohnung sichtbar.

MADE IN JAPAN. Vladiks IndustrieNähmaschine kommt aus Fernost.

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SCHMALER GRAT. Vladik skatet heute hauptsächlich auf der Straße, selten in Skateparks. SICHERE SACHE. Zu Vladiks jüngsten Entwürfen zählen Masken mit ­speziellen Designs.

Vladik heute im siebten Semester Bekleidungs­ technik. Er liebt es, einen Schnitt erst im Kopf und dann auf ­Papier oder im Computerprogramm zu konstruieren und dann ein Kleidungsstück entstehen zu lassen. Derzeit hat er sein Herz an Leinen verloren – einen Stoff, für dessen Fasern aus Flachs Weiß­ russland ein wichtiger Markt ist. Von einem Markt in Usbekistan hat er Stoffe im Ikat-Muster mitgebracht, ein immer etwas verwischt wirkendes buntes Streifenund-Zacken-Muster. Am liebsten setzt er sich nachts 64

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VLADIK WIRD ZUM KUGELBLITZ Hier siehst du den ProfiSkateboarder auf einer ­beweglichen Holzbahn. Eine einzigartige Kulisse, ­rasante Action und ein paar Stürze in die Tiefe: Für sein neues Videoprojekt skatet Vladik Scholz mit den Profis Madars Apse, Gustavo Ribeiro und Jost Arens durch ein über­lebensgroßes Kugel­ labyrinth – samt kreativer

Obstacles und jeder Menge Löcher. Eigens für den Dreh konstruiert, bewegen ­Hydraulikmotoren den Boden wie beim Kinderspiel auf und ab – mit den Kugeln rollen Vladik und Co durch den ­Parcours. Schau dir den Clip jetzt an auf: redbull.com

an seine Nähmaschine und stellt seine Mode her: die schwarze Leinenhose, die er an diesem Kölner Hochsommertag trägt, eine einfache lederne Gürteltasche, Jacken, Mützen.

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ER IST VERMUTLICH DER EINZIGE SKATER, DER EINE INDUSTRIE-NÄHMASCHINE BEDIENEN KANN. THE RED BULLETIN

ie in vielen anderen Subkulturen auch gelten beim Skaten heute keine so ­strengen Codes mehr wie noch vor zwei, drei Jahrzehnten. Man muss nicht mehr Skatepunk oder Hip-Hop hören oder die Schuhe einer bestimmten Marke tragen, um Aufnahme in die maßgeblichen Zirkel zu finden. Und Vladik hat mit seinem eigenen ebenso unbeirrbaren wie klaren Stil einen Anteil an dieser Entwicklung. Es hat lange gedauert, bis er etwas gefunden hatte, das er mit genauso viel Leidenschaft verfolgt wie das Skaten – und das sich noch dazu damit verbinden lässt. Heute könnte er ohne Probleme eine Kollektion an Skateboard-Basics herausbringen: zwei Hosen, ein paar T-Shirts und Sweater aus strapazierfähigen Stoffen in gedeckten Farben, durchdacht geschnitten und mit pfiffigen Details wie einem schlauen Verschluss oder einem besonderen Kragen. Aber Vladik Scholz traut sich noch nicht so richtig und näht einstweilen nur für sich. „Mein Ziel ist es, irgendwann einen Kleiderschrank voller selbst gemachter Klamotten zu haben“, sagt er. In den vergangenen Monaten hat er immerhin an die hundert Mund-Nasen-Schutzmasken genäht und verkauft, natürlich nach einem eigenen Entwurf. Vielleicht war das der Probelauf, um zu sehen, ob seine modischen Ideen das Potenzial haben, auch andere zu begeistern. Kommt Zeit, kommt Kollektion. Vielleicht. Erst plant er ein anderes Projekt: Kommendes Jahr will er mit seinem Freund Patrik Wallner, der als Fotograf und Regisseur schon viele gemeinsame Skate-Trips begleitet hat, nach Weißrussland fahren – sofern es die politischen Umstände zulassen. Es wird das erste Mal seit mehr als 17 Jahren sein, dass Vladik Scholz zu seinen Wurzeln zurückkehrt. Es wird eine Reise an den Ort, an dem alles begann. Dorthin, wo Vladik das Skaten kennenlernte, das seitdem sein Leben bestimmt und das er stilistisch in jeglicher Hinsicht nach vorne bringt. Entdecke Vladiks Stil auf Instagram: @vladikscholz

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Neue Welt im Blick: Regisseur Louis Josek reiste für seine Doku mehrfach nach Jamaika.

DAS ABENTEUER DA DRAUSSEN Surfen, Skaten, Rappen: Der Kölner Dokumentar­ filmer LOUIS JOSEK, 26, hat eine Nahaufnahme der Jugendkultur auf Jamaika gemacht. Und dabei auch eine Menge über sich selbst gelernt. Text RUTH McLEOD

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Youth of Jamaica“ auf Red Bull TV abruf­ bar, wobei „Outdeh“ im Jamaika-­Slang etwa „Da draußen“ bedeutet. Im Inter­ view erklärt Josek, wie eine Urlaubsreise zum Abenteuer seines Lebens wurde. the red bulletin: Louis, bis zu deinem 18. Lebensjahr warst du ProfiSurfer. Wie kam es, dass du hinter die Kamera gewechselt bist? louis josek: Zunächst mal liegt das wohl in unserer Familie. Mein Vater war Fotograf, wodurch ich von klein auf von Kameras umgeben war. Und schon wäh­ rend meiner Zeit als Surfer habe ich neben­her gefilmt. Dann bin ich dazu übergangen, meine ehemaligen Kollegen mit der Kamera zu begleiten. Ausgangspunkt für „Outdeh“ war ein Besuch bei einem Freund auf Jamaika. Was hat dich dort fasziniert?

OUTDEH – THE YOUTH OF JAMAICA

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igentlich wollte Louis Josek auf Jamaika nur einen Freund besuchen. Aber dann ver­ liebte sich der Kölner in das Land, und eine außer­ gewöhn­liche ­Geschichte nahm ihren Lauf. W ­ ährend seines Besuchs lernte Josek drei junge Jamaikaner kennen – einen Rapper, einen Skateboarder und einen Surfer. Die drei faszinierten ihn: Sie steckten voller Energie, w ­ idersprachen ganz und gar dem Klischee der entspann­ ten Reggae-­Kultur. Vor allem aber ent­ deckte Josek eine große Seelenverwandt­ schaft zwischen den ­jungen Männern und Gleichaltrigen in Europa. Hier wie dort stemmt sich eine junge ­Generation mit großer L ­ ebenslust gegen Ä ­ ngste vor einer unsicheren Zukunft. Josek be­schloss, die drei Jamaikaner mit einer Doku zu begleiten. Nun ist „Outdeh – The


„Die jungen Jamaikaner hatten einen Weg gefunden, das zu tun, was sie wirklich wollten.“


Vor allem die jungen Menschen – sie ­haben mich mit ihrer Energie und mit ­ihrem Durchhaltevermögen wahnsinnig inspiriert. Dabei wird ihnen von Geburt an gesagt: „Dieses und jenes kannst du nicht werden, das schaffst du nie.“ Das hat mich ein wenig an Köln erinnert, wo ich aufgewachsen bin. Warum denn das? Na ja, auch bei uns und eigentlich in ganz Europa wird von den meisten jun­ gen Menschen der typische Weg erwar­ tet: Du gehst zur Schule, dann studierst du, und dann gehst du in einem klassi­ schen Beruf arbeiten. Deswegen war ich so fasziniert von diesen jungen Jamaika­ nern, die einen Weg gefunden hatten, ­ihre scheinbar vorbestimmten Pfade zu verlassen und das zu tun, was sie wirk­ lich wollten. Sie hatten viele Träume – und die Leidenschaft und den Mut, die­ sen zu folgen. Ich habe eine große Ver­ bundenheit zu ihnen gespürt. Sie haben mich dazu inspiriert, darüber nachzu­ denken, was ich eigentlich will.

Dreharbeiten in der Karibik

Was hat dich an den Träumen deiner drei Hauptdarsteller besonders interessiert? Dass sie bereit waren, diesen Träumen trotz teilweise großer Widrigkeiten zu folgen. Shama hatte sich dazu entschie­ den, ganz allein Jamaikas erster ProfiSurfer zu werden. Der Skater Romar ­lebte in Tivoli Garden in der Hauptstadt Kingston, einem der brutalsten Orte ­Jamaikas. Er hatte früh seine gesamte Familie verloren und war selbst jung ­Vater geworden. Baker­steez wollte um jeden Preis Rapper werden, obwohl die Insel ja stark von Reggae dominiert wird. Rapper Bakersteez am Mikro

Woher nehmen diese jungen Männer ihre Kraft? Sie sind smart, bescheiden und groß­ herzig. Vor allem beweisen sie, dass es sich auszahlt, an sich zu glauben. Sie ha­ ben zu sich gesagt „Ich schaffe das!“, ob­ wohl ihr Umfeld das Gegenteil behaupte­ te. Heute dienen sie der nachfolgenden Generation als Vorbilder. Früher gab es auf Jamaika keine Skater, jetzt wird schon der zweite Skatepark gebaut. Es tun sich immer mehr Surf-Talente her­ vor, und auch die Rap-Szene wächst. Du hast nicht nur die drei Männer auf ihren ersten Karriereschritten be­ gleitet, auch für dich selbst war es das erste Filmprojekt. 68

„Meine wich­tigste Er­kennt­nis: Du musst an deine Idee glauben.“

Ja, und das hat uns miteinander ver­ bunden. Wir kommen aus einer Genera­ tion, und in dieser Lebensphase hast du dieselben Fragen und dieselben Ängste – egal, ob du in Köln oder in Kingston auf­ gewachsen bist. Dadurch hatten wir ei­ nen besonderen Zugang zueinander und zur Story. Und wie bist du die Herausforderung angegangen? Ganz ehrlich: Ich hatte keine Ahnung, THE RED BULLETIN


„Sie sagten: ‚Ich schaffe das!‘ Heute sind sie Vorbilder.“ Surfer Shama vor der Welle

Als Bakersteez nach seinem Auftritt in Sendai, dem kleinsten Ort der JapanTour, von der Bühne kam. Das Konzert war in einem rammelvollen Underground-Club in einer finsteren Nebenstraße. Es war sein bester Auftritt, und nach dem letzten Song sangen die Zuschauer seine Lieder weiter. Da wurde mir bewusst, was für einen verrückten Weg wir hinter uns hatten. Nur drei Monate vorher hatten wir noch in Kingston gedreht, und die internationale Karriere war noch ein Traum. Wie hat sich das angefühlt? Sehr aufregend. Dieser Moment hat für mich die Schönheit des dokumentarischen Filmens auf den Punkt gebracht: Du startest mit einer Idee und einem Gefühl für eine Geschichte. Während du deine Figuren begleitest, zweifelst du ­natürlich immer wieder an dir, aber du kommst auch an Orte, von denen du vorher nicht einmal geträumt hattest. Das ist meine wichtigste Erkenntnis aus dem Projekt: Du musst an die eigenen Ideen glauben und den Mut haben, der Story ihre natürliche Entwicklung zu lassen.

OUTDEH – THE YOUTH OF JAMAICA, MARIAMI KURTISHVILI, DONALD DE LA HAYE

Das „Outdeh“-Kernteam posiert gemeinsam fürs Gruppenfoto (von links): Wellenreiter Elishama Beckford, genannt Shama, Skater Romar Rose, Regisseur Louis Josek und Daniel Simpson aka Bakersteez.

was ich mir da antun würde. Als wir endlich das Geld zusammenhatten, riefen wir noch: „Juhu, ab nach Jamaika! Wir machen einen Film!“ Die erste Woche war dann schrecklich. Es gab Probleme beim Dreh, plötzlich werden dir die kulturellen Unterschiede vor Augen geführt, und die drei Jungs waren nicht mehr nur meine Freunde, sondern sozusagen Arbeitskollegen. Da habe ich gemerkt, dass ich zu nah an ihnen dran war – wir hatten ein sehr nahes, persönliches Verhältnis, THE RED BULLETIN

und plötzlich musste ich die Richtung vorgeben. Auch sonst musste ich mich an meine Rolle gewöhnen: Wir haben in Kingston in sehr gefährlichen Vierteln gedreht. Da habe ich schlagartig die Verantwortung für die ganze Crew gespürt. Im Film folgst du Surfer Shama nach Hawaii und Rapper Bakersteez auf eine Tour nach Japan. Welcher Moment ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Und wie merkt man, dass die Geschichte zu Ende ist? Bei mir stellte sich das Gefühl zwei Tage vor unserem geplanten Rückflug ein. An diesem Tag ging es um drei Uhr morgens los. In der Stadt gibt es ein großes beleuchtetes rotes Kreuz – das wollten wir im Bild haben. Wir baten Shama, von links nach rechts durchs Bild zu skaten, und drückten auf Aufnahme. Genau in dem Moment, als Shama rechts aus dem Bild fuhr, ging die Beleuchtung aus. Eine halbe Stunde später fing es zu regnen an. Das passiert sonst nie in Jamaika. Am nächsten Tag regnete es auch. Da habe ich gespürte, dass ich fertig war. Die Insel hatte gesagt: „So, passt – Licht aus, das war’s, ab nach Hause!“ „Outdeh“ online sehen: redbull.com/outdeh

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DER ALTMEISTER

Helmut Marko, 1971 Le-Mans-Sieger, heute Talentescout von Red Bull Racing.


T GEMEINSAM AM STAR

inz, Österreich, 1968: einem Bergrennen in Sta Marko (re.) und Rindt bei os, die beide zeigen Fot n ige wen z gan eines der

„MEINE WILDE ZEIT MIT

PRIVATARCHIV

JOCHEN RINDT“

Der Red Bull Motorsport-Chef erinnert sich: HELMUT MARKO, 77, verband eine enge Freund­schaft mit Formel-1-Legende Jochen Rindt. Auf den Straßen der Steiermark l­ernte er mit ihm die hohe Kunst des Rennfahrens. Ohne Führerschein, aber mit Begeisterung. Text ANDREAS WOLLINGER  Fotos KONSTANTIN REYER THE RED BULLETIN

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SCHMUCKSTÜCK

Marko am Steuer des Porsche 356, der als weiter­entwickelter Käfer durchgehen darf

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elmut Marko steht in der österreichischen Steiermark in einer Parkbucht am ­Koppenpass, der den Ort Bad Aussee mit Obertraun am Hallstätter See verbindet, in seinem Rücken ein feuerwehrroter Porsche 356, und schaut ­angestrengt den Hang hinauf. „Irgendwo da oben muss die Straße ­gewesen sein“, sagt er, „die Strecke heute hat ja mit dem Verlauf von damals nicht sehr viel zu tun.“ Gut, von Obertraun herauf, auf der oberösterreichischen Seite des Passes, da ist alles noch genauso wild und selektiv wie damals, vor sechzig Jahren, aber auf der steirischen Seite ist praktisch kein Stein auf dem anderen geblieben. „Ja, so ist das: Alles wird nivelliert“, sagt Marko, halb zu sich, halb zu uns. Man mag es kaum glauben, aber Marko, den in der Formel 1 alle nur ehrfürchtig „den Doktor“ nennen, war seit den frühen Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts nicht mehr hier. Anlass der Rückkehr: The Red Bulletin hat die graue Eminenz von Red Bull Racing ­gebeten, ­einen Roadtrip zu seinen Wurzeln zu unternehmen – in eine extrem wilde Zeit, die er mit seinem ­damals besten Freund Jochen Rindt verbrachte. Jochen Rindt: Urknall des österreichischen Rennsport-Universums, 1970 in Monza tödlich verunglückte Formel‑1-­

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Ikone, der einzige ­posthum zum Weltmeister erklärte Pilot der ­Geschichte. Ohne ihn gäbe es keine erfolg­ reichen österreichischen Grand-Prix-Piloten, keine Renn­strecke in Spielberg, keine Formel-1­-Begeisterung in Rot-Weiß-Rot. Die beiden Säulenheiligen des österreichischen ­Motorsports hatten einander schon als Halbwüchsige in Graz kennengelernt. Basis der Freundschaft waren gemein­same Interessen: zuerst Mopeds, dann Mädchen. „Wann immer die Eltern ein Wochenende weggefahren sind“, erzählt Marko, heute 77, „ist in ­deren Haus oder Wohnung eine Party organisiert worden. Da war der ­Jochen – er war ja ein Jahr älter – wirklich sehr, sehr gut: Er hat immer die tollsten Mädchen dahergebracht.“

Ein Draufgänger, der auf Regeln pfiff

Aber auch sonst hatte man mit Jochen viel Spaß – vor ­allem, weil er „unglaublich unternehmungslustig und immer gut aufgelegt war“. Ein Draufgänger, der sich um gesellschaftliche Regeln nicht viel scherte und nicht lang fragte, ob etwas erlaubt oder verboten ist. „Bei den anderen E ­ ltern“, erinnert sich Marko schmunzelnd, ­„galten wir nicht unbedingt als die, mit denen man die eigenen Kinder sehen wollte.“ Die unerschrockene Art hatte, glaubt Marko, mit Rindts persönlicher Geschichte zu tun: In Deutschland geboren, verlor er seine Eltern bei einem Bombenangriff gegen Kriegsende und kam als Baby zu den Großeltern nach Graz. „Die waren nicht so streng wie Eltern“, THE RED BULLETIN


meint Helmut Marko. „Jochen hat mehr Freiheiten ge­ habt als andere. Und er war, als Erbe einer Gewürzmühle in Mainz, finanziell recht gut gestellt.“ Das Einzige, was unter diesen Rahmen­bedingungen litt, war der schulische Erfolg. Als im Verlauf der siebten Klasse Gymnasium – Rindt und Marko waren inzwischen Klassen­kameraden – ein Zeugnis zum Desaster zu wer­ den drohte, boten die zwei ihren Lehrern einen Deal an: Gegen ein positives Zeugnis würden diese sich nie wie­ der mit ihnen herumärgern müssen.

Gymnasium der letzten Hoffnung

Es war nämlich so: Ein Freund hatte ihnen erzählt, dass es im Salzkammergut ein Internat gebe, das für junge Herren, die der Schule nicht den nötigen Ernst entgegen­ brachten, ein wahres Paradies sei. Eine private Einrich­ tung, die den Ruf des „Gymnasiums der letzten Hoffnung“ hatte. Hier würden sie ohne übermäßige Anstrengung die Matura, das österreichische Abitur, machen und ­nebenbei eine Menge Spaß ­haben. Ein paar prominente Namen aus der Liste der Schüler: Tausendsassa André Heller, der Industrielle Thomas Prinzhorn und die Rennfahrer Niki Lauda und Harald Ertl. So kamen Jochen Rindt und Helmut M ­ arko nach Bad Aussee. Und wie kamen sie zu dem Auto, an dem sich ihre Leidenschaft zum Rennfahren entzündete? Marko: „Wir waren am Krippenstein Ski fahren. Und weil wir damals alles extrem machten, hat sich der Jochen den

Oberschenkel gebrochen. Das Problem war, dass Inter­ nat und Schule eine halbe Stunde Fußweg auseinander lagen, das war mit einem Komplettgips natürlich nicht zu machen. Daraufhin hat Jochens Großvater einen VW Käfer mit Chauffeur o ­ rganisiert. Der hätte Jochen jeden Tag in die Schule bringen sollen. Das hat er auch zwei, drei Tage gemacht. Bis wir dem Großvater gesagt haben: Wir brauchen den Fahrer nicht, wir haben eh einen Mit­ schüler mit Führerschein, dadurch sparen wir Kosten.“ Lachend fügt der spätere Le-Mans-Sieger hinzu: „Wahr­ scheinlich hat auch irgendeiner einen Führerschein ­gehabt. Aber die, die g ­ efahren sind, hatten jedenfalls keinen.“ Während Rennfahrer von morgen heute ihre S ­ inne im Kindesalter gefahrlos im Gokart schärfen, entwickel­ ten Rindt und Marko die Fähigkeit zur Fahrzeugbeherr­ schung als Teenies in freier Wildbahn, auf öffentlichen Straßen rund um Bad Aussee, zum Beispiel auf den zehn Kilometern über den Koppenpass nach Ober­ traun. „Das Auto ist immer am Limit bewegt worden“, erinnert sich der Doktor. Wobei man sich der Sache auf spielerische Weise nä­ herte. Sie saßen zu viert im Auto; einer fuhr, die drei anderen bildeten die

„JOCHENS GROSSVATER HAT EINEN VW KÄFER MIT CHAUFFEUR ORGANISIERT.“

RECHT FREUNDLICH

Helmut Marko auf den Spuren seiner Freundschaft mit Jochen Rindt auf dem Koppenpass

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„Jury“. Machte der Pilot ­einen Fehler oder fuhr zu schneidig in eine Kurve, folgte ein Fahrerwechsel. Der Käfer war eine ­Herausforderung für sich: 30 PS, null Straßenlage, Seilzugbremsen. „Das heißt, dass jedes Rad ­anders gebremst hat“, sagt Marko, „einmal hat ein Rad blockiert, dann ein anderes.“ Kurz: Ein ­besseres Werkzeug für die Entwicklung von Gefühl im Hintern kannst du kaum finden. Detail am Rande: Damals gab es weder S ­ icherheitsgurte noch ein Tempo­ limit auf Landstraßen. Für die Erinnerungsfahrt 2020 hat Helmut Marko ­einen Porsche 356 ausgesucht. Aus drei Gründen ist das eine stimmige Wahl: Erstens stammt das Auto genau aus der Zeit Anfang der Sechzigerjahre, in der diese Ge­ schichte spielt. Zweitens hatte er mit Ferdinand Porsche den gleichen Schöpfer sowie das gleiche Konstruktions­ prinzip wie der alte Käfer, ist aber deutlich hübscher ­anzuschauen. Und drittens hatte der Kunstprofessor in der Schule einen besesseb – und darin immer die tollsten Frauen neben sich sitzen gehabt.

Berufswahl am Nürburgring

Der Plan mit dem nachgeschmissenen Abitur ging dann doch nicht auf. Kurz vorher wurde­der Schule die Lizenz zur Durchführung entzogen, und die Reifeprüfung musste anderswo abgelegt werden. Das Resultat: So­ wohl Marko als auch Rindt flogen durch. In Graz würde es deshalb nur unnötig Ärger geben. Also fuhren sie in Rindts neuem Auto, einem Simca, in die entgegen­ gesetzte Richtung: zum Grand Prix auf den Nürburgring. „Wir haben in der Wiese neben dem Auto geschlafen“, erinnert sich Marko, „der infernalische Lärm der vorbei­ rasenden Rennautos hat uns geweckt. Da hat Jochen plötzlich gesagt: ‚Das will ich auch machen!‘ Ich hab ihn nur verwundert angeschaut, weil das für uns so unvor­ stellbar weit weg war.“ Wie wir heute wissen, hat Jochen seinen Entschluss dann beinhart durchgezogen. Während Helmut Marko auf dringenden Wunsch seines Vaters Jura studierte, ging sein Freund nach ersten Rennen in Österreich nach England, um die internationale Racing-­Szene aufzu­ mischen. Das ringt Helmut Marko noch heute Respekt ab: „Unser Schulenglisch hat ja grad mal gereicht, um etwas zu essen zu bestellen. Da brauchst du Mut, eine Vision. Und viel Selbstvertrauen.“ Der schnelle Ruhm habe Jochen Rindt kaum ver­ ändert, sagt Marko. Nur sein Lebens­stil war plötzlich un­ gleich glamouröser: „Er hat Geld gehabt, einen eigenen Flieger und unser Traumauto, einen Jaguar E – so was

GUTE ALTE ZEIT Helmut Marko blättert in „Jochen Rindt – eine Bild­ biografie“ (Böhlau Verlag) und er­ innert sich an das Bergrennen von Stainz 1968.

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AUS DEM BUCH: „JOCHEN RINDT-EINE BILDBIOGRAFIE“, BÖHLAU VERLAG, GETTY IMAGES

„AM NÜRBURGRING HAT JOCHEN PLÖTZLICH GESAGT: DAS WILL ICH AUCH MACHEN. ICH HAB IHN NUR VERWUNDERT ANGESCHAUT.“


DIE RÜCKKEHR

Marko auf der Zufahrt zum Internat. Kaum zu glauben, aber er war sechzig Jahre lang nicht da.

hat man ja nur von Filmstars gekannt. Doch wenn er nach Graz gekommen ist, hat es die gleichen Partys ­gegeben wie immer.“ Rasend schnell wurde aus dem ­unerschrockenen ­Buben mit der schiefen Nase „der erste Popstar des Rennsports“, wie Marko einmal konstatierte. Weil er seine Eigen­heiten zu Markenzeichen erhob: die ständig im Mundwinkel hängende Zigarette; der Gang mit stark nach innen gerichteten Schuhspitzen; die extra­ vagante Kleidung. „Er ist mit seinem ganzen Auftreten herausgeragt aus der Masse“, sagt Marko.

Angebot beim Begräbnis

Und dann: das Ende, mitten in einer Phase der größten Triumphe. „Unser Zugang zum Tod war: Wenn’s passiert, dann passiert’s eben“, schildert Marko Jochen Rindts tödlichen Unfall Anfang September 1970, von dem er im Radio in der Wohnung eines Freundes erfuhr. „Aber als es dann wirklich passiert ist, konnten wir das über­ haupt nicht ver­arbeiten. Und auch nicht akzeptieren. Wir haben uns dann mit Alkohol betäubt. Dieser Abend ist mir bis heute in Erinnerung.“ Beim Begräbnis ist er dann von einem RennsportManager angesprochen worden. „Der hat mir ein irr­ sinnig tolles Angebot g ­ emacht für die folgende Saison.“ Ernsthaft, beim Begräbnis? „Ja“, sagt Marko, „ich hab eh geglaubt, ich bin ­­im ­falschen Film. Das war kein Österreicher, der hatte keine so starke emotionale Ver­ bindung zu Jochen. Und wie gesagt: Tote waren damals im Motorsport an der Tagesordnung.“ THE RED BULLETIN

Seltenes Bilddokument

Erstaunlich ist, dass es kaum Bilder gibt, die Marko und Rindt gemeinsam zeigen. Eines dieser raren Fotos stammt von einem Bergrennen in Stainz nahe Graz 1968. Rindt, damals schon ein etablierter Formel-1-Fahrer, kam mit einem privaten Brabham-Formel-2-Boliden in die Provinz, um vor 20.000 begeis­ terten Zuschauern den Strecken­ rekord um eine halbe Minute zu verbessern. Helmut Marko, fuhr Formel V und belegte Rang zehn. Und ein gewisser Nikolaus ­Andreas Lauda wurde auf einem Porsche 911 Neunter. Markos Er­ innerungen an das Er­eignis sind Markos Comeback etwas lückenhaft. in Deutschland Er entsinnt sich bloß des glei­ Im Oktober kehrt die Formel 1 chen Bergrennens 1970, bei dem auf den Nürburgring zurück. Rindt Zweiter ge­worden war und Brüllende Motoren, spektakuläre Überbeteuerte, er habe aus Rücksicht holmanöver, spannende Boxenstopps: auf die Formel-1-WM nicht das Vom 9. bis 11. Oktober gibt es wieder Letzte aus seinem Auto heraus­ Formel-1-Action auf dem Nürburgring geholt. „In Wahrheit“, erzählt – zum ersten Mal seit sieben Jahren. Helmut Marko schmunzelnd, In der Eifel fordern Max Verstappen „war unser Abendprogramm und Alex Albon von Red Bull Racing soschuld, dass wir am Tag darauf wie die Scuderia AlphaTauri unter den nicht die Fittesten waren.“ Augen von Red Bull Motorsport-Chef Das Video zum Roadtrip auf Red Bull TV

Dr. Helmut Marko Weltmeister Lewis Hamilton heraus. Infos: redbull.com   75


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THE RED BULLETIN


GUIDE Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen

AB AUF DIE STRECKE!

MIRJA GEH/RED BULL CONTENT POOL

Snowboard-Profi Benjamin Karl, 34, geht beim Red Bull Dolomitenmann als Mountain­ biker an den Start. Hier erzählt er, wie sich die 1700 wilden Höhenmeter anfühlen. Plus: drei spannende BikeTrails in den Lienzer Dolomiten. THE RED BULLETIN

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GUIDE Travel

„Raus aus dem Stadion, zwei Stunden volle Tube bergauf und bergab. Du übernimmst dich fürchterlich.“ Benny Karl über seine Erfahrung beim Red Bull Dolomitenmann

A

m Morgen des Rennens gönne ich mir ein kleines Frühstück, fahre mit meinem Stadtrad, dem mit dem Körbchen und den Blumen, gemütlich zum Start und plaudere mit den Team­ kollegen. Wenn die Bergläufer starten, kann ich noch chillen. Zwei Stunden, bis bei mir die Schmerzen beginnen. Beim Red Bull Dolomitenmann, dem härtesten Teambewerb der Welt, bin ich als Dritter der Wings for Life-Staffel an der Reihe. Ich stehe im Lienzer Stadion, die Fans rund um mich sorgen für gran­ diose Stimmung. Ich sehe unseren Para­ gleiter zu mir herunterschweben. Jetzt ist volle Konzentration angesagt: Sein Schirm darf sich beim Abklatschen nicht in meinem Bike verheddern. Es geht los! Raus aus dem Stadion, zwei Stunden volle Tube bergauf und bergab. 16 Kilo­ meter Uphill, 14 Kilometer Downhill, 1700 Höhenmeter. Wir starten flach über Wiesen, Schotter und Asphalt zum ersten Anstieg, hinauf zu jenem Punkt, wo sich im Winter die Ski-Damen in die Abfahrt stürzen. Hier merkst du schnell, dass du den 40er-Schnitt nicht halten wirst. Wenn du auf diesem Abschnitt auf 8 Stunden­ kilometer kommst, ist das schon viel. Denn es ist richtig steil, 25 bis 30 Prozent. Und es tut richtig weh. Seit 2007 bin ich jedes Jahr am Start. Auch weil ich mittlerweile hier Heimvorteil

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Nach dem Abklatsch ist vor dem Aufstieg: Paragleiter Wendelin Ortner übergibt an Benny Karl.

genieße – ich wohne ja in Lienz. Unten stehen die Leute an der Strecke und feuern dich an. Auch weiter oben, in den Kehren: „Geht scho’, Benny, geht scho’!“ Du übernimmst dich fürchterlich – bis dich niemand mehr sieht. Du hast das Gefühl, es zerfetzt dir die Lunge. Die Qualen kann man nicht mit denen beim Snowboarden vergleichen. Zur Moosalm hinunter spiele ich meine Downhill-Qualitäten aus. Bei den richtig hohen Holzstufen steigen einige Kollegen ab und tragen ihr Bike. Ich nicht. Need for Speed liegt mir im Blut. Das Rennen hat mein Schwiegervater Werner Grissmann vor mittlerweile mehr als 30 Jahren erfunden. Und die gesamte

Familie ist im Einsatz: Meine Frau Nina betreut die VIPs an der Strecke. Meine Mama versorgt mich am zweiten An­stieg mit Getränken. Es geht über eine Schotter­ straße 1100 Höhenmeter hinauf, elends­ lang, aber oben mit einem schönen Blick hinein ins Tal. Und dann noch zusätzliche 150 Höhenmeter mit dem Rad auf den Schultern durch die Latschen zum Hoch­ steinkreuz. Apropos Rad: Ich nehme meistens das nur vorn gefederte Hardtail. Es ist leichter, und ich mache lieber bergauf zwei Minuten gut, als dass ich bergab eine halbe Minute schneller bin. Das Mittelstück der Abfahrt ist eine schnurgerade Herausforderung mit THE RED BULLETIN


GUIDE Travel

Wien

Österreich

Anreise Lienz liegt in Osttirol an der Grenze der Zentralalpen zu den Südlichen Kalkalpen. Südlich der Drau erstrecken sich hier die Lienzer Dolomiten. Am Kreuzungspunkt von Drau-, Isel- und Pustertal laufen wichtige Verkehrs­ verbindungen wie die Drau-

Lienz

talstraße und die Felber­ tauernstraße zusammen. Die nächstgelegenen internationalen Flughäfen be­ finden sich in Salzburg, Ljubljana (Slowenien) und Venedig (Italien).

MIRJA GEH/RED BULL CONTENT POOL (2), CHRISTOPHER KELEMAN/ RED BULL CONTENT POOL HANNES KROPIK

Hochgefühl: Die Paragleiter dürfen sich nicht vom Panorama ablenken lassen.

Der Event

Beinarbeit: Vor und nach dem Flug muss der Gleitschirm getragen werden. THE RED BULLETIN

Der Red Bull Dolomitenmann wurde vom ehemaligen Skistar W ­ erner Grissmann erdacht. Seit 1988 fighten Bergläufer, Paragleiter, Mountain­biker und Wildwasser-Kajakfahrer in der Staffel um den Sieg beim härtesten Teamwettbewerb der Welt. Das Starter­feld ist auf 125 Teams limitiert. 500 Freiwillige und 150 Helfer von Bergrettung, Feuerwehr, Polizei und Rotem Kreuz sorgen für die Sicherheit. Im Jahr 2019 gewann das Team Kolland Topsport Professional in einer Gesamtzeit von 3:47:02 Stunden. Die 33. Auflage des Red Bull Dolo­miten­ mannes geht am 12. September in und um Lienz über die Bühne. Infos: redbulldolomitenmann.com

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GUIDE Travel

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„Nichts ist hier leicht“ Benjamin Karl stellt drei Bike-Touren rund um Lienz vor. Moosalm: GEMÜTLICH STEIL (300 Höhenmeter). „In Osttirol gibt es nichts Leichtes. Auf die Moos­ alm sind es aber nur 300 Höhen­ meter, oben kannst du gut essen, und der Ausblick ist wunderbar.“ Karlsbader Hütte: SCHÖN ANSPRUCHSVOLL (1600 Höhenmeter): „Wenn du ­versierter bist, empfehle ich den Schotterweg hinauf zur Karlsbader Hütte, mitten im Herzen der Lienzer Dolomiten. Auf der schönsten Tour im hochalpinen Gelände kannst du dir für die letzten 600 Höhenmeter auf der Dolomitenhütte auch ein E‑Bike ausborgen.“

Besser ein Ende mit Schmerzen als Schmerzen ohne Ende: Die Kanuten müssen den finalen Sprint mit dem Boot ab­solvieren (im Bild Harald Hudetz beim Zieleinlauf 2017).

Lesachtal-Runde: HERRLICH AUTOFREI (1600 Höhenmeter): „Auf der 112 Kilometer langen Runde wird auch die Dolomiten-Rundfahrt aus­ getragen. Mit dem Rennrad fährst du auf schmalen, verwinkelten Straßen, auf denen keine Autos ­unterwegs sind.“ THE RED BULLETIN

MIRJA GEH/RED BULL CONTENT POOL, MARKUS BERGER/RED BULL CONTENT POOL

30 Prozent Gefälle. Dafür habe ich meine eigene Technik entwickelt: Ich blockiere das Hinterrad permanent, vorn bremse ich nur hin und wieder. Es ist schon passiert, dass ich die Bremse so überhitzt habe, dass ich Kurven einlegen musste, um das Tempo in den Griff zu bekommen. Früher ging es einfach bergab ins Ziel, einmal habe ich die Strecke in 15 Minuten geschafft. Jetzt haben sie den Kurs verschärft, nach der Abfahrt geht es in den neuen Alban-Lakata-Trail mit gefühlt hundert Anliegerkurven. Du musst hoch konzentriert sein, sonst schlägt es dir den Lenker aus den Händen. Zum Schluss ist der Weg hinüber nach Leisach gespickt mit kleinen Anstiegen. Vor lauter Krämpfen in Waden und Oberschenkeln weißt du nicht, wie du es ins Ziel schaffst. Für mich ist das Rennen vorbei, wenn ich mit Gebrüll an meinen Kajakfahrer übergebe. Ich lasse mich fallen und schnappe nach Luft. Lasst mich einfach ein paar Minuten liegen. Dann rolle ich langsam hinüber zum Ziel und nehme mit meinen Staffelkollegen unseren Schlussmann am Hauptplatz von Lienz in Empfang. Wir fallen uns in die Arme, wir haben es geschafft. Wieder einmal.

HANNES KROPIK

Die Bergläufer starten den Staffelbewerb. Stille Bewunderer im Hintergrund: die Lienzer Dolomiten


GUIDE Ausrüstung OUTDOOR

Wandern, next Level

TIM KENT

Dieser Schuh für Bergwanderer glänzt mit Trailrunning-Qualitäten.

Untenrum stark: Die Sohle des MQM dämpft Stöße und stabilisiert den Fuß des Wanderers.

Lange Zeit galt: Bergwanderer tragen Stiefel, Bergläufer tragen Trailrunning-Schuhe. Doch seit einigen Jahren lässt sich das Schuhwerk der beiden Gruppen immer schwerer unterscheiden. Der Grund: Auch die Wanderer sind auf die leichten und dennoch stabilen Halbschuhe der Trailrunner gekommen. Deshalb hat Hersteller Merrell einen eigenen TrailrunningSchuh für Wanderer entwickelt. Der MQM – abgekürzt für „Move Quickly in the Mountains“ – versucht nun schon in zweiter Generation die Vorteile von Wander- und Lauf-Modellen zu vereinen. Eine flexible, gepolsterte Zwischensohle trifft auf eine gebirgstaugliche Laufsohle. Das Obermaterial ist reißfest, eine Kappe schützt die Fersenpartie. Dank neuartiger Techno­ logie ist die GORE-TEX Waterproof Membran außergewöhnlich atmungsaktiv, eine durchgehende Zunge verhindert das ­Eindringen von Schmutz. 140 Euro, merrell.com

THE RED BULLETIN

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GUIDE Fitness

STROBOSKOP-BRILLE

Wer weniger sieht, hat mehr Durchblick Diese Brille schränkt die Sicht ein – und hilft damit Top-Athleten und Astronauten, ihre Koordinations­ fähigkeiten zu verbessern.

Per App stellst du die Zeit der blinden Phasen und den Schwierigkeitsgrad der Session ein.

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Senaptec-CEO Joe Bingold verrät, wie du auch ohne HightechBrille deine Koordina­tion verbessern kannst. SCHNELLE DREHUNG Wende deinem Partner den Rücken zu und stellt euch fünf Meter auseinander. Sobald er wirft, ruft er „Go!“ – erst dann drehst du dich um und versuchst den Ball zu fangen. BLINDE DREHUNG Um die Übung noch schwieriger zu machen, verringere die Distanz, verwende einen besonders kleinen Ball oder schließ die Augen, bevor du dich umdrehst.

senaptec.com

„Jetzt fühlt es sich fast so an, als käme der Ball in Zeitlupe angeflogen.“ Carlin Isles, 30, Rugby-Profi

FLORIAN STURM

Sekunde dauern. Je länger du nichts siehst, desto größer wird die Herausforderung. Der US-Rugby-Profi Carlin Isles trainiert seit 2013 mehrmals die Woche mit der 420 Euro teuren Spezialbrille des Marktführers Senaptec. Während der 15-minütigen Sessions soll er beispielsweise Tennis- oder Rugbybälle fangen. „Seitdem hat sich meine Hand-Auge-Koordination ­extrem verbessert. Es fühlt sich im Spiel fast so an, als käme der Ball jetzt in Zeitlupe angeflogen“, sagt der 30-Jährige. Den Effekt der Brille machen sich übrigens nicht nur Rugbyspieler zunutze. Der Schweizer Fußballnational­ torhüter Yann Sommer, die New York Yankees und selbst die NASA bedienen sich der Methode.

TOM MACKINGER

EINÄUGIGE BRILLE Kleb ein Glas deiner Sonnenbrille mit Kreppband ab und absolvier damit traditionelle Lauf­ übungen.

Der frühere Sprinter, der seit 2012 als Flügelspieler beim US-­ Nationalteam aktiv ist, gilt als schnellster Rugbyspieler der Welt. THE RED BULLETIN

MARV WATSON/RED BULL CONTENT POOL, SENAPTEC.COM

Tempo, Präzision und Power sind die wichtigsten Elemente beim Rugby. Denn ständig versucht der Gegner, dich zu stören und zu Boden zu ­reißen. Für den perfekten Catch darfst du dich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Eine „Stroboskop“-Brille soll Spitzensportlern genau dabei helfen. Sie wurde entwickelt, um die Verbindungen zwischen Augen, Gehirn und Körper zu optimieren. Sie simuliert eine Stroboskop-Beleuchtung, das heißt, die Gläser flimmern in rasender Geschwindigkeit: Für einen Moment sind sie durchsichtig, dann komplett blickdicht. Dadurch fehlen den Augen entscheidende visuelle Reize. Das Gehirn muss diese Lücken durch eine effizientere Verarbeitung der vorhandenen Informationen kompensieren. Die „blinde Phase“ kann je nach Einstellung nur 100 Milli­ sekunden oder länger als eine

So geht’s ohne Brille


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GUIDE Gaming

DIGITALE GELASSENHEIT

Gedanken­ spiel

Der Philosoph John Sellars erklärt uns, welche stoischen Lebens­ weisheiten im Gaming-Meisterwerk „The Last of Us 2“ stecken.

Die innere Burg bauen Ein häufiges Motiv in post­ apokalyptischen Games ist der unverwüstliche Held, der eine innere Quelle des Mutes 84

Innere Ruhe ist eine der Stärken von Protagonistin Ellie im Game „The Last of Us 2“.

wie Menschen wirklich sind. Es gibt immer positive Seiten.“

Die Welt mitdenken

In „The Last of Us 2“ hat sich Ellie mit ihrem Vater zerstritten, dem Protagonisten des Original-Games von 2013. In Zeiten reduzierter sozialer Freiräume kämpfen viele Menschen mit derartigen familiären Entfremdungen. Die stoische Philosophie ortet unsere

Bewusster leben

Tugend entdecken

Schier ausweglose Situationen durchzustehen erfordert Optimismus. Hierbei verweist Sellars auf den römischen Stoiker Seneca den Jüngeren: „Er sagt, das Unheil ist die Gelegenheit der Tugend. Aktuell feiern viele Menschen die Systemerhalter als Helden des Alltags und kümmern sich um gefährdete Nachbarn. Unter widrigen ­Umständen entdeckt man,

Vernetzung allerdings auf ­einer umfassenderen Ebene. „Es gibt dieses Konzept des Weltbürgertums, wonach wir alle Teil einer einzigen globalen Gemeinschaft sind“, so Sellars. „Triviale Unterschiede wie Standesdünkel oder Natio­ nalitäten rücken in den Hintergrund. Wichtig ist, dass wir alle Gesellschaftswesen mit einer gemeinsamen Vernunftbasis sind.“

John Sellars unterrichtet Philosophie am Royal Holloway College und forscht am King’s College, die beide zur Londoner Universität gehören. Er widmet sich der stoischen Philo­sophie, aktuell im Buch „Lessons in Stoicism“. johnsellars.org.uk

Anders als die meisten Videospiele vermittelt „The Last of Us 2“ eine reflektierte Sicht auf den Tod, selbst auf jenen der sogenannten Feinde. „Wir sollten uns unserer Sterblichkeit stets bewusst sein“, sagt Sellars. „Dazu gehört schlicht und einfach, realistisch zu sein, aber auch unserer eigenen Zeit mehr Bedeutung beizumessen. Wir haben nur ein ­begrenztes Ausmaß davon, und je eher wir das begreifen, desto besser können wir die richtigen Prioritäten im Leben setzen.“ THE RED BULLETIN

MATT RAY

anzapft. Auch das ist stoisch, wie Sellars erklärt. „In seinen ‚Selbstbetrachtungen‘ schreibt der römische Kaiser Mark Aurel von seiner ‚inneren Burg‘. Das ist der Teil seines Bewusstseins, den nichts zerstören kann, es sei denn, man ließe dasjenige hinein. Wenn man eine Lage als schrecklich bewertet, erzeugt das Angst, die wiederum zu falschen Entscheidungen verleiten kann.“ Stattdessen solle man er­kennen, dass man zwar die Umstände nicht kontrollieren kann, wohl aber die eigene Reaktion darauf.

SONY INTERACTIVE ENTERTAINMENT

Social Distancing, Isolation, Quarantäne: Das Jahr 2020 stellt das soziale Wesen Mensch auf eine harte Probe. Videospiele bieten da eine gewisse Erleichterung. Sogar die WHO – die bisher eher vor Computerspielsucht gewarnt hat – empfiehlt sie für den Umgang mit dem Lockdown. In einem der Top-Games des Jahres, „The Last of Us 2“, geht es darum, mit der Kata­ strophe umzugehen. Das Survival-Horror-Abenteuer ist in einer postpandemischen Welt angesiedelt. Hauptfigur Ellie muss Ruhe, Resilienz und Eigenständigkeit beweisen – Eigenschaften, von denen wir alle profitieren können, und zentrale Merkmale der stoischen Philosophie. „Der Stoizismus geht von dem Gedanken aus, dass das Wohlbefinden vom Geistes­ zustand abhängt“, erklärt der Philosoph John Sellars. Statt sich wegen äußerer Faktoren, die man nicht kontrollieren kann, die Haare zu raufen, sollte man ein klareres Bild davon erlangen, was man beeinflussen kann – und dann rational begründete Hand­ lungen setzen. Kurz: Es geht nicht um dein Schicksal, sondern wie du damit umgehst. Hier findest du vier stoische Lehren aus dem Game, die dich gegen die Herausforderungen des Alltags wappnen.


FĂźr alle, die fĂźr uns durchs Feuer gehen. Die nicht viel bekommen, aber alles geben.

Tobias, Feuerwehrmann


GUIDE Lesestoff

THRILLER-INSTINKT

Der härteste Hund Mit Jack Reacher hat der britische Thriller-Autor Lee Child eine Figur ­erschaffen, die keine Kompromisse kennt – und bewiesen, dass trivial ­­ und genial keine Gegensätze sind.

D

ass sich ausgerechnet Tom Cruise, vom Scheitel bis zur aufgedoppelten Sohle knappe 170 Zentimeter hoch, die Filmrechte an „Jack Reacher“ sicherte, lässt sich eigentlich nur auf zwei Arten erklären: Entweder pflegt Mr. Cruise ein sehr elastisches Verhältnis zum Begriff „Hollywoodgröße“, oder er besitzt einen ausgeprägten Sinn für Ironie. Denn die Romanvorlage zu dieser Figur ist 1,95 Meter groß, wiegt satte 110 Kilo-

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gramm und sieht aus wie „ein mit Walnüssen vollgestopftes Kondom“. Erschaffen hat sie der britische Autor Lee Child bereits im Jahre 1997 – und zwar, wie er unverblümt zugibt, am kommerziellen Reißbrett. Child, der 1954 in Coventry geboren wurde, in Wahrheit James Grant heißt und bis dahin erfolgreich als TV-Produzent tätig war, brauchte nach einer heftigen Meinungsverschiedenheit mit seinem Arbeitgeber schlichtweg einen neuen Job. Und

er entschied sich für „inter­ nationaler Bestsellerautor“. Wunderbar ins Bild passt da auch der deutsche Titel des ersten Reacher-Romans: „Größenwahn“. Child, der mittlerweile in die USA ausgewandert war, ließ mit diesem Thriller einen Serienhelden von der Leine, der auf den ersten Blick wirkt wie die Inkarnation eines Chuck-Norris-­ Witzes: Jack Reacher, kein zweiter Vorname, kein fester Wohnsitz, hochdekorierter Ex-Militärpolizist der U. S. Army im Rang eines Majors, Koryphäe im nachhaltig letalen Umgang mit Waffen aller Art, Nahkampfexperte mit den dreckigen Instinkten ­eines Streetfighters, gesegnet mit einem messerscharfen THE RED BULLETIN


GUIDE Lesestoff

Erster Absatz aus „Der Bluthund“

JAKOB HÜBNER

VINZ SCHWARZBAUER

„Jack Reacher und Michelle Chang verbrachten drei Tage in Milwaukee. Am vierten Morgen war sie fort. Als Reacher mit Kaffee ins Zimmer zurückkam, fand er auf seinem Kopfkissen ein paar Zeilen. Solche kurzen Abschiedsbriefe hatte er schon mehrmals gesehen. Direkt oder indirekt besagten sie alle das Gleiche. Changs Zeilen waren indirekt. Und eleganter als die meisten. Aber nicht, was die Präsentation betraf: mit Kugelschreiber auf ein von Feuchtigkeit gewelltes Blatt Motelpapier gekritzelt. Aber elegant im Ausdruck. Sie hatte eine Metapher gewählt, um zu erklären und zu schmeicheln und sich zu entschuldigen – ­alles gleichzeitig. Sie hatte geschrieben: ‚Du bist wie New York. Ich besuche es liebend gern, aber ich könnte nicht dort leben.‘“

analytischen Verstand und getrieben von einem unbeugsamen Gerechtigkeitssinn, der nur einen Gesetzgeber kennt: Jack Reacher. Dass es Lee Child gelungen ist, aus dieser Ausgeburt an himmelschreiender Trivialität den aktuell vielleicht konsistentesten Charakter des gepflegten Suspense mit einer weltweiten Auflage von über 60 Millionen Exemplaren zu formen, grenzt an ein Wunder. Das Setting der Serie, die in deutscher Übersetzung mittlerweile 22 Romane umfasst, ist – mit Ausnahme dreier Prequels aus Reachers aktiver Militärzeit – stets ein ähnliches: Reacher, ziellos per Anhalter unterwegs und bewaffnet lediglich mit einer Klappzahnbürste, strandet zufällig irgendwo zwischen Nebraska und Nirgendwo, wird in einen Konflikt hineingezogen, der ihn eigentlich nichts angeht, leckt Blut und räumt auf. Konsequent, kompromisslos und knallhart. Was Lee Child jedoch von all seinen Kollegen aus der belletristischen Kriegerzunft unterscheidet, ist sein wirklich einzigartiger, ganz und gar pragmatischer Stil: Das ist Präzision und Reduktion in Perfektion. Die Plots sind am Punkt, die Charaktere sind am Punkt, die Dialoge sind am Punkt. Child schreibt so, wie Reacher reist: ohne Gepäck. Das gilt auch für den Reacher-Jahrgang 2020, der THE RED BULLETIN

uns Mitte Juli „Der Bluthund“ bescherte. Den Startschuss liefert diesmal der Abschlussring einer Absolventin der Militärakademie West Point, den Reacher in der Auslage eines Pfandleihers entdeckt. Zunächst möchte er bloß ­herausfinden, wie und warum dieser dort gelandet ist. Aber schon recht bald ist neben dem Abschluss- auch ein ­Drogenring im Spiel. Und dann will es Reacher so richtig wissen … Vermutlich wird dies – und alle Fans müssen jetzt ganz, ganz stark sein – aber einer der letzten Reacher-Romane aus der Feder von Lee Child sein. Denn der hat angekündigt, die Figur schleichend – zunächst als Koautor und dann vollständig – an seinen jüngeren Bruder Andrew zu übergeben. Der ist zwar auch kein Genre-Frischling, ob er jedoch dieses schwere Erbe stemmen kann …? Abwarten und Reacher lesen.

LEE CHILD, „DER BLUTHUND“ Ein Jack-Reacher-Roman (22), Deutsch von Wulf Bergnert. Blanvalet Verlag

LESETIPPS

Einzelkämpfer in Serie Vier Romanfiguren, mit denen man sich nur im Lesesessel anlegen sollte.

JASON BOURNE Alle 22 Bücher, die Robert Ludlum zu Lebzeiten ver­ öffentlichte, landeten verlässlich auf Platz 1 der „New York Times“-Bestsellerliste – darunter auch jene drei, in denen der US-amerikanische Thrillmeister seine – nicht zuletzt dank der Verfilmungen mit Matt Damon – bekannteste Figur in Stellung brachte: ­Jason Bourne. Die Erfolgs­ serie rund um den Agenten ohne Gedächtnis wurde nach Ludlums Tod im Jahr 2001 von Eric Van Lustbader art­ gerecht fortgesetzt und hält mittlerweile bei 14 Bänden.

VICTOR Auf bisher acht Bände hat es die „Victor“-Serie des ­britischen Autors Tom Wood gebracht – was angesichts des Lebenswandels der Titelfigur eine beachtliche Leistung ist. Denn Victor ist ein eiskalter, hochbezahlter ­Profikiller, der permanent im Fadenkreuz mächtiger Gegner agiert. Wood beweist in diesem mörderischen Katzund-Maus-Spiel ein feines Gespür fürs richtige Timing und kostet dabei eine sehr seltene erzählerische Freiheit genüsslich aus: Sein Held muss kein Sympathieträger sein.

EVAN SMOAK Einst gehörte Evan Smoak zu einem streng geheimen US‑Regierungsprogramm ­namens Orphan, das Waisenkinder zu perfekten Killer­ maschinen hochzüchtet. Als dieses beendet wird, sucht Evan Buße für seine früheren Taten und wird zu einer Art tödlichem Samariter für Menschen in Not. Aber dann eröffnet sein ehemaliger Arbeit­ geber die Jagd auf Evan – und liefert Gregg Hurwitz damit die Munition für ein großkalibriges Feuerwerk, das aktuell vier Bände ohne nennens­ werte Atempause umfasst.

HARRY HOLE Alkoholkrank, alleinstehend, obrigkeitsresistent … Mit ­Harry Hole hat der nor­ wegische Ausnahmekönner Jo Nesbø ein oft bemühtes Stereotyp des HardboiledGenres auf ein ungewohnt ­hohes Niveau gehievt. Die ebenso intelligent wie komplex strukturierten Plots der bisher zwölfteiligen Romanserie entstammen eher dem klassischen Krimifach, die Art und Weise, wie Harry Hole seine Fälle löst, lassen das literarische Getriebe aber in einer deutlich härteren Gangart krachen.

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GUIDE Ausrüstung HELME

Biken mit Köpfchen Die besten Vollvisierhelme.

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Frischer Wind: Der POC Coron Air SPIN bietet ein innovatives Belüftungs- und Ventilationsdesign sowie ein Abreißvisier.

Neue Sehkraft Goggle für ideale Kontraste So erkennst du auch bei hohem Tempo jede Wurzel: Die POC Ora Clarity Goggle intensiviert Farbe und Kontrast, indem sie präzise Lichtmengen durchlässt. 90 Euro, pocsports.com THE RED BULLETIN

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Wer rasant mit dem Fahrrad unterwegs ist, trägt Helm, klar. Wer rasant mit dem Fahrrad Abhänge hinunterjagt, dem sei ein Vollvisierhelm empfohlen. Damit der so gut schützt, wie er soll, kannst du neben ausreichender Belüftung etwa auf diese Punkte achten: Der Helm sollte eng anliegen, wobei für gute Sicht zwischen Augenbraue und oberer Kante zwei Zentimeter liegen dürfen. Manche Modelle verfügen über ein Visier, das bei einem Sturz abreißt und so die auf den Nacken des Fahrers übertragenen Kräfte minimiert. Von oben im Uhrzeigersinn: Scott Nero Plus, 230 Euro, scott-sports.com; POC Coron Air Spin, 290 Euro, pocsports. com; TSG Squad Grafic Design, 165 Euro, ridetsg. com; Bell Full-9 Fusion MIPS MTB, 280 Euro, bellbikehelmets.co.uk


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Auf dem richtigen Weg: Der deutsche ExtremRadfahrer Jonas Deichmann vertraut der Navigations-App komoot.

UNBEKANNTE WELTEN ENTDECKEN Abenteuer leicht gemacht mit komoot

Eine Reise mit dem Rad ist eine der besten Möglichkeiten, die Welt zu entdecken und hinterlässt Erinner­ ungen, die ein Leben lang bleiben. Auf der Suche nach unbekanntem Gelände besteht allerdings stets die Gefahr, sich meilenweit zu verlieren und die Erinnerung, die bleibt, ist die Suche nach dem Weg. Nicht so mit komoot – die Routen­ planungs- und Navigations-App er­ obert die Welt im Sturm und beglei­ tet dich zuverlässig auf der Suche nach neuen Erfahrungen in unbe­ kanntem Gelände. Wie funktioniert’s? Der sport­ spezifische Routenplaner von komoot liefert dir Trails, Gravel- oder

Rennradstrecken ganz nach deinem Geschmack. Der Algorithmus räumt beliebten Strecken Priorität ein und vorgeschlagene Routen basieren auf Empfehlungen anderer Nutzer. So überzeugt komoot mit Geheimtipps, die einen Umweg wert sind. Der deutsche Extremradfahrer und mehrfache Weltrekordhalter auf Ultralangdistanzen Jonas Deich­ mann ist immer offen für Neues und verlässt dafür nur allzu gern seine Komfortzone. „In Städten, die ich nicht kenne, finde ich dank komoot immer interessante Strecken“, so Deichmann, der kürzlich in nur 73 Tagen und damit in neuer Re­ kordzeit die 18.000 Kilometer lange

Strecke vom Nordkap nach Kapstadt auf dem Rad zurücklegte. Derzeit lebt er mit seiner Familie in der Schweiz. Seine Rad- und Lauf­ strecken plant er mit komoot und entdeckt neue Spots, sobald er das Haus verlässt. „Ich gehe gern im Wald ohne konkretes Ziel laufen und folge einfach irgendeinem Trail, der mich anspricht. Zurück nach Hause lasse ich mich dann von komoot ­leiten.“ An ambitionierten Zielen mangelt es Deichmann nicht. Sein neues ­Projekt ist ein Mega-Triathlon um die Welt. Sein Ziel wird er mithilfe von komoot erreichen. „Nachdem ich nun alle großen Kontinentalstrecken in Rekordzeit bewältigt habe, brau­ che ich eine neue Herausforderung. Start- und Zielpunkt soll München sein. In 10 bis 11 Monaten werde ich 120-mal die Ironman-Distanz zurücklegen. Den Pazifik und den Atlantik überquere ich mit dem Segelboot.“

Folge Jonas auf seiner Reise um den Globus


GUIDE Kalender

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September AUF DER INSEL DER FRAUEN

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Zwei Snowboard-Stars machen sich auf, um ein besonderes Land zu er­ kunden: Island, das seit neun Jahren in Folge von den Vereinten Nationen in Gleichstellungsfragen top gerankt wird. Für die Doku „A Land Shaped by Women“ verbringen Anne-Flore Marxer, 36, und Aline Bock, 38, ­einen Winter im fort­ schrittlichen Inselstaat. Auf: redbull.com

September HIER ENTDECKST DU DAS LAUFEN NEU 538 Kilometer, 8580 Höhenmeter, eine Woche Zeit: Mit diesen Vorgaben packt Ultra-Läufer Florian Neuschwander sein neues Abenteuer an. Nach dem Motto „Von Laufen nach Laufen laufen“ startet er vom Ort Laufen bei Basel in der Schweiz und bahnt sich seinen Weg über Deutschland bis nach Laufen bei Salzburg in Österreich. Dabei kannst du seinen Updates auf Instagram und Strava folgen, oder du begleitest ihn gleich persönlich auf einem der Streckenabschnitte. Alle Infos: redbull.com

bis 20. September SIE KICKEN WIEDER

Wer bietet den spekta­ kulärsten Fußball? Mit dieser Frage startet die Fußball-Bundesliga in ihre neue Saison. Neben dem FC Bayern München und Borussia Dortmund gehört auch RB Leipzig (li.: Dayot Upamecano gegen Dortmunds Erling Haaland) wieder zu den Teams, die besonders viel Spielfreude verspre­ chen. Am ersten Spieltag treffen die Roten Bullen daheim auf Mainz. Infos: dierotenbullen.com 90

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September EIN LEBEN AUF DEM SPRUNG

1998 war Jimmy LeVan 24 – und wurde zur BMXLegende: Er sprang von der Treppe der St. Mary’s Church in Austin, Texas, auf den Gehsteig der ­anderen Straßen­seite, niemand hat das je wie­ der geschafft. Später sang er in der Band Zig Zag Way (Bild). Die Doku „Go Fast Pull Up: The Jimmy LeVan Story“ zeichnet sein Leben nach. Auf: redbull.com THE RED BULLETIN

FLO HAGENA FOR WINGS FOR LIFE WORLD RUN, PICTUREDESK.COM, NICK PUMPHREY

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GUIDE Kalender

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Es ist ihre bisher schwie­ rigste Route: In Tokio sollte Klettern 2020 erst­ mals olympisch sein, und die Weltmeister Jessica Pilz und Jakob Schuster träumten von einem An­ treten – doch dann kam alles anders. Eine Doku begleitet ihr abenteuer­ liches Jahr: „Bergwelten: schneller, höher, stärker – Sportklettern wird olympisch“, 21.15 Uhr, Infos: servustv.de

Nach rund sieben Mona­ ten Pflichtspielpause werden die Münchner Eishockey-Fans erlöst: Der EHC Red Bull Mün­ chen spielt in der ersten Runde der Champions Hockey League gegen das finnische Top-Team Ilves Tampere. Am 7. 10. spielen die Münchner in Tampere, am 13. steigt die Revanche dahoam. Übertragungs-Infos: ­redbullmuenchen.de

SERVUS TV/JOHANNES MAIR/ALPSOLUT PICTURES, PICTUREDESK.COM, CHRIS RYE

September STEILE ZEITEN

Oktober DAS EIS RUFT

bis

25 Oktober HIER KÖNNEN IDEEN ABHEBEN Studierende sprudeln ja oft über vor Einfällen: Bei Red Bull Basement können sie ihre Idee für eine bessere Welt vor­ stellen und erhalten die Chance auf umfassende Unter­ stützung – durch Mentoren oder Möglichkeiten zum Netz­ werken. Studenten können ihre Idee bis zum 25. 10. in einem Video hochladen. User und Jury küren die Finalisten für den ­Global Workshop. Alle Infos unter: redbullbasement.com THE RED BULLETIN

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Ob Elektro oder Benziner: Bei diesen neuen Autos steht der Spaß im Vordergrund – egal ob für Abenteurer, Langstrecken-Fahrer oder Sportler. Text FABRICE BRAUN

Die neuen Straßenfeger

Der Kraftprotz Audi e-tron S Sportback

Darf’s ein bisschen mehr sein? Also eigentlich viel mehr? Das SUV-Coupé hat gleich drei Elektromotoren, zwei davon im Heck, die ihre Leistung in Kurven

elektronisch auf die Räder verteilen – eine Art Quattro-de-luxeAntrieb. Die Motoren haben zusammen 320 kW Leistung und 664 Nm Drehmoment. Für den völligen Exzess lässt sich die Power auf Knopfdruck und gegen Aufpreis per Boost ­sogar auf 370 kW und fast 1000 Nm erhöhen. Ab 96.050 Euro; audi.de


Der Übermütige Hyundai i30 N Performance

Hyundai ist bekannt für sehr vernünftige, aber eher – nun ja – ­alltagstaugliche Autos. Mit dem i30N Performance wollen die ­Koreaner nun auch Freunde des flotteren Fahrens ansprechen. Der Kompaktsportler legt sich direkt mit dem VW GTI an und bringt dafür alles mit: ein Sportfahrwerk mit adaptiven Stoßdämpfern, elektronische ­Differenzialsperre und einen 2,0-Liter-4-Zy­ linder-Turbomotor mit 202 kW / 275 PS. Vernünftig? Vernünftig ist hier nur der Preis. Ab 33.435 Euro hyundai.de

Für Sportler

Bitte anschnallen: Diese Kraft­ pakete machen wirklich jede Kurve zum Genuss.

Es lebe der Sport

Cupra Formentor e-Hybrid Seat macht aus seinen Sport-Modellen Cupra eine eigene Marke. Der erste eigenständige Cupra ist das auffällige SUV-Coupé Formentor, das im Oktober auf den Markt kommt. Der sportliche Fünfsitzer

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ist ein Raumwunder mit 450 Liter Kofferraumvolumen und wird von einem 245 PS / 180 kW starken Plug-in-­HybridMotor an­getrieben, mit dem er bis zu 50 Kilometer rein elektrisch fahren kann. Preis: noch nicht bekannt cupraofficial.de

Wellenreiter

Mercedes-AMG GLA 45 4MATIC+ Für alle, die schon ­immer das Gefühl des Surfens im Auto spüren wollten. Dieser kompakte Allrad-Kraftprotz hat im Kofferraum erstaunlich viel Platz (bis zu 1430 Liter bieten theoretisch Stauraum für gleich mehrere Bretter) und Leistung bis zum Ab-

winken: Sein 2,0-Liter4-Zylinder-Turbo leistet 285 kW / 387 PS und 480 Nm – auf dieser Drehmomentwelle lässt es sich völlig ­entspannt durch den Alltag surfen. Ab 61.190 Euro mercedes-benz.de

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Für die Langstrecke

Goldstück

Volvo V60 Polestar Engineered Der V60 ist schon von Haus aus ein dyna‑ mischer Kombi, in dem eine Fahrt von München nach Paderborn wie im Fluge vergeht – in der Version des Volvo-Ver‑ edlers Polestar wird daraus ein sportlicher

Hingucker mit goldenen Bremssätteln und Sportfahrwerk von ­Öhlins (mit goldenen Stoßdämpfern). Auch der Antrieb glänzt: Der Plug-in-Hybrid bringt jetzt 298 kW / 405 PS und 670 Nm Drehmo‑ ment auf die Straße. Ab 67.748 Euro volvocars.com

Ob Urlaub oder Business-Trip: In diesen Autos vergeht die längste Reise wie im Flug.

Raumfahrt für alle Kia ProCeed GT

Bis zu 203 Einkaufs­ taschen passen an­ geblich in den riesigen Kofferraum des styli‑ shen Shooting Brakes. Die ungewöhnliche ­Mischung aus Kombi und Coupé dürfte wird aber auch mit dem Transport von Wasser‑ kästen (6 Stück) oder Kinderwagen (3 Stück)

fertig – mit den 150 kW / 204 PS Leis‑ tung seines 1,6-Liter4-Zylinder-Benziners auch zügig und bequem über weite Strecken. Der neue Mild-HybridDiesel bringt es auf 100 kW / 136 PS. Ab 30.891 Euro kia.com

Sattelfest

Ford Mustang Mach-E Wer bei „Mustang“ an ein Sportcoupé mit V8‑Motor denkt, das beim Sprint von Ampel zu Ampel die Schnauze vorn hat, der muss

demnächst umdenken: Der neue Mustang Mach-E (ab 2021) ist ein geräumiges, vollelektrisches SUV, das zwar auch schnell beschleunigt (unter 5 Sekunden von 0 auf 100 km/h), aber seine größte Qualität ist die Langstrecke: Bis zu 600 Kilometer Reich‑ weite soll er schaffen. Ab 46.900 Euro ford.de


Waldmeister

Jeep Renegade Jeep-Fahrer galten schon immer als besonders geländegängig. Mit dem neuen Plug-inHybrid Renegade 4xe können sie jetzt auch mit reinem Gewissen durch die Natur pflügen – ohne Abgase und ­Motorenlärm: In dem Mini-SUV arbeitet vorn ein Benzinmotor mit 70 kW / 96 PS, an der Hinterachse ein Elektromotor mit 44 kW / 60 PS. Bis zu 50 Kilometer kann der 4xe rein elek­ trisch fahren, genug für die meisten Waldwege. Ab 37.237 Euro jeep.de

Für Abenteurer

Elektropop

Landadel

MINI Countryman

Mazda MX-30 Ende September bringt Mazda in Deutschland sein erstes allein elek­ trisch betriebenes ­Modell auf die Straße. Die Japaner haben die Zeit für clevere Details genutzt: So schwenken die hinteren Türen nach hinten auf, die

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Neue Welten entdecken: Diese Modelle sind immer für außergewöhnliche Erlebnisse gut.

Mittelkonsole ist mit Kork verkleidet, und der Elektromotor (107 kW / 145 PS) erzeugt beim Fahren ­einen dezenten, künstlichen Sound. Sich abseits ausgetretener Pfade zu bewegen ist manchmal nur eine Frage der Einstellung. Ab 23.166 Euro (inklusive Umweltbonus) madza.de

Die meisten Minis ­dürften eher Häuserals Bergschluchten kennenlernen, der Countryman eignet sich hingegen ideal für einen Ausflug aufs Land – vor allem in der Version mit Plug-in-­ Hybrid: viel Stauraum und gute Traktion dank dem Allradantrieb mit den beiden Motoren,

die zusammen beeindruckende 162 kW /  220 PS leisten. Und als Extra gibt’s gegen Aufpreis Romantik in Form einer speziellen Picknick-Bank für den ­Kofferraum. Ab 38.017 Euro mini.de

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Impressum

GLOBAL TEAM

THE RED BULLETIN WELTWEIT

Aktuell ­erscheint The Red Bulletin in sechs Ländern. Vom Cover unserer Groß­ britannien-Ausgabe blickt dir Rugby-Star Jack N ­ owell entgegen. In der Story erklärt er, wie es ihm seit Jahren gelingt, gerade unter Druck seine beste ­Leistung abzurufen. Mehr Storys abseits des Alltäglichen gibt’s auf: redbulletin.com

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Chefredakteur Alexander Macheck Stv. Chefredakteur Andreas Rottenschlager Creative Director Erik Turek Art Directors Kasimir Reimann (stv. CD), Miles English, Tara Thompson Head of Photography Eva Kerschbaum Deputy Head of Photography Marion Batty Photo Director Rudi Übelhör Textchefs Jakob Hübner, Andreas Wollinger Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Grafik Marion Bernert-Thomann, Martina de ­Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz Fotoredaktion Susie Forman, Ellen Haas, Tahira Mirza Herausgeber & Geschäftsführer Andreas Kornhofer Managing Director Stefan Ebner Head of Media Sales & Partnerships Lukas Scharmbacher Publishing Management Sara Varming (Ltg.), Ivona Glibusic, Bernhard Schmied, Melissa Stutz B2B-Marketing & -Kommunikation Katrin Sigl (Ltg.), Alexandra Ita, Teresa Kronreif, Stefan Portenkirchner Executive Creative Director Markus Kietreiber Co-Publishing Susanne Degn-Pfleger (Ltg.), Elisabeth Staber (Ltg.), Mathias Blaha, Raffael Fritz, Thomas Hammerschmied, Valentina Pierer, Mariella Reithoffer, Verena Schörkhuber, Sara Wonka, Julia Bianca Zmek, Edith Zöchling-Marchart Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.), Simone Fischer, Alexandra Hundsdorfer, Martina Maier, Julia Schinzel, Florian Solly Anzeigenservice Manuela Brandstätter, Monika Spitaler Herstellung Veronika Felder Produktion Friedrich Indich, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad Isailović, Sandra Maiko Krutz, Josef Mühlbacher MIT Christoph Kocsisek, Michael Thaler Operations Melanie Grasserbauer, Alexander Peham, Yvonne Tremmel Assistant to General Management Patricia Höreth Abo & Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Nicole Glaser (Vertrieb), V ­ ictoria Schwärzler, Yoldaş Yarar (Abo) Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Dietmar Otti, Christopher Reindl, Marcus Weber

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BIKE – Europas größtes Mountainbike-Magazin – zeigt 12x im Jahr, worauf die Bike-Szene abfährt: Test und Technik, Touren und Routen, Fitness und Fahrtechnik, Rennen und Events – dazu spannende Reportagen und spektakuläre Fotos. Ganz einfach online informieren unter

www.delius-klasing.de/bike-lesen-wie-ich-will EMTB, das Magazin für E-Mountainbiker, vermittelt die Faszination des E-Mountainbikens, beantwortet die wichtigsten Fragen zur Technik und sorgt mit kompetenten Vergleichstests für Orientierung im Markt. Ganz einfach online informieren unter

www.delius-klasing.de/emtb-lesen-wie-ich-will Das Gravity-Magazin zeigt 4x im Jahr mehr als nur radikales Mountainbiken. Typen und Sprünge in sensationellen Bildern und spannenden Reportagen, viel Service durch kompetente Tests, Technik-Tipps, Infos zu Events, Freeride-Parks und -Spots. FREERIDE steht für Individualität, Fahrspaß und Lust aufs Abenteuer. Ganz einfach online informieren unter

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Perfekter Abgang

Flug über den Flügel

Die nächste Ausgabe des RED BULLETIN erscheint am 13. Oktober 2020. 98

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Wie Adrian Guggemos Mobilität definiert? Zum Beispiel so. In seinem neuesten Video „Night at the Museum“ springt der 26-Jährige mit seiner GasGas TXT Racing 300 über den Flügel einer Concorde. Was man als Trial-Freestyle-Ass eben macht, wenn man eine Nacht im Technik Museum Sinsheim verbringt. Den Clip mit allen Stunts gibt’s unter: redbull.com


3 TIPPS VON JEDEM GAST FÜR DEINEN ALLTAG

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Quelle: van-of-the-year.com 11/19

FORD RANGER

JETZT 3 AUSSTATTUNGSOPTIONEN GESCHENKT.1 Ob Arbeit oder Freizeit – mit dem meistverkauften Pick-up Deutschlands 2 gibt es keine Grenzen, dafür pure Kraft, Fahrspaß und jetzt sogar noch drei Highlights geschenkt. Beispielfoto eines Fahrzeugs der Baureihe. Gültig für alle Ford Ranger Limited-/Wildtrak-/Raptor-Modelle bei verbindlichen Kaufverträgen und Zulassung auf den privaten Endkunden (außer Werkangehörige) und gewerbliche Kunden (außer Autovermieter, Behörden, Kommunen sowie gewerbliche Abnehmer mit gültigem Ford-Werke Rahmenabkommen). Die Prämie ist nicht mit anderen „Ab-Lager-Programmen“ kombinierbar. Details bei allen teilnehmenden Ford Partnern. 1 Im Rahmen des Angebotes sind 3 Wunschausstattungen (gemäß gültiger Preisliste) beliebig wählbar, ausgenommen ist Ford Zubehör. 2 Quelle: www.kba.de


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