The Red Bulletin DE 12/19

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DEUTSCHLAND DEZEMBER 2019, € 2,50

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

PARTY SMART!

Sieben Tech-­ Pioniere, die das Nachtleben revolutionieren

GUTEN RUTSCH!

Warum bei den Red Bull Driftbrothers der ­Erfolg in der ­Familie liegt

A S U A B DIE GETREDBULLETIN.COM

Für Abonnenten der JETZT ABONNIEREN!

E D O H T ME

Die sieben Regeln des Rap-Superstars verraten, wie auch du dir deine Träume erfüllst




E DI TO R I A L

WILLKOMMEN

Bilder wurden von Fotografen aus aller Welt beim Wettbewerb Red Bull Illume eingereicht. Acht der besten zeigen wir ab Seite 8.

RAMPE HOCH!

Am Strand von Venice, Kalifornien, setzte Fotograf Steven Lippman SkateboardHeldin Letícia Bufoni in Szene. Ab Seite 30

Vom Schulabbrecher aus Bietigheim zum Überflieger des deutschen Hip-Hop: Diesen Aufstieg hat Rap-Superstar Bausa hingelegt, inklusive Diamantener Schallplatte für 1,3 Millionen verkaufte Einheiten seines Hits „Was du Liebe nennst“. Am 10. Dezember tritt er nun beim Red Bull Soundclash in der Schleyer-Halle Stuttgart gegen Größen wie RAF Camora an. Vorher verrät er uns in dieser Ausgabe ab Seite 48 die sieben Regeln hinter seinem Erfolg, was du daraus ­lernen kannst und warum er ­eigentlich heute noch immer in Bietigheim lebt. Auf den großen Erfolg hoffen auch die Finalisten des Foto­ grafie-Wettbewerbs Red Bull Illume. Ab Seite 8 siehst du eine Auswahl ihrer atemberaubenden Bilder aus dem Bereich Aben­ teuer- und Actionsport.

HÄNDE HOCH!

Fotograf Robert Wunsch (u. a. „GQ“, „Esquire“) por­trätierte Rap-Superstar Bausa aus fast jeder Perspektive. Ab Seite 48

Viel Spaß mit der neuen Ausgabe von The Red Bulletin! Die Redaktion

FÜSSE HOCH!

Dieses 3,5 Tonnen schwere ­Ungetüm kann laufen, während du in seiner Mitte sitzt und es steuerst. Wie das geht, liest du auf Seite 58. 4

THE RED BULLETIN

ROBERT WUNSCH (COVER BAUSA), CHRISTIAN STADLER/RED BULL CONTENT POOL (COVER DRIFT BROTHERS)

59.551

HOCH HINAUS



I N H A LT The Red Bulletin Dezember 2019

COVERSTORY

48 BAUSAS WEG NACH OBEN

Vom Schulabbrecher zum RapSuperstar: Bausa erklärt, wie sein Aufstieg funktionierte – und was du von seinen Erfahrungen lernen kannst.

DRIFTSPORT

44 E INE SCHRECKLICH SCHNELLE FAMILIE

Warum bei den Red Bull Driftbrothers der Erfolg buchstäblich in der Verwandtschaft liegt.

INNOVATION

RED BULL ILLUME

8 M AGIE DES AUGENBLICKS Eine Auswahl der 60 Finalisten des weltweiten Abenteuer- und Actionsport-Fotowettbewerbs.

SKATEBOARDING

30 D IE ERSTE IHRER ART

Letícia Bufoni ist eine Vorreiterin ihrer Sportart – jetzt träumt sie von Olympia in Tokio 2020.

HOLLYWOOD

42 WIE CARA DELEVINGNE IHRE ANGST BESIEGTE

Die Schauspielerin verrät, ­warum ihr Yoga hilft, sich von Erwartungen frei zu machen. 24 ZAHLEN, BITTE! 26 KOLUMNE

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46 „ ICH BIN KEIN INGENIEUR, ABER SCHWABE“

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AUF DEM SPRUNG Skateboarderin Letícia Bufoni zeigt uns, was sie abheben lässt.

Wie Freeski-Athlet Patrick ­Mayer nach seinem schweren Sturz zum Erfinder wurde.

STEPHEN LIPPMAN, GARETH CATTERMOLE/CONTOUR BY GETTY IMAGES, JANUS REE/RED BULL CONTENT POOL, ROBERT WUNSCH

NACHTLEBEN

60 FEIERN WIE ÜBERMORGEN Sieben technische Neuerungen, die das Ausgehen in Zukunft ­revolutionieren können.

STIL

68 „ LEIDENSCHAFT KANN MAN NICHT PRODUZIEREN“ Warum Porsche-Sammler und Mode-Designer Magnus Walker sein Leben radikal der Selbstverwirklichung unterwirft.

27 FUNDSTÜCK 28 LIFE HACKS

58 INNOVATOR 96 IMPRESSUM 98 PERFEKTER ABGANG

42 AUF DER YOGAMATTE Cara Delevingne über Depressionen und ihr Gegenmittel

THE RED BULLETIN


„ Wenn du auf die U -Bahn wartest, kannst du auf der Treppe trainieren.“ IDA STEENSGAARD empfiehlt, für die Alltagsfitness jede Gelegenheit zu nützen. Seite 84

guide

DEIN PROGRAMM

80 REISEN Per Schiff zum Powder: ein etwas anderer ­Ski-Trip in Norwegen 84 FITNESS Extrem-Hindernis­ läuferin Ida Steensgard erklärt, wie du Sport und Job perfekt verbindest. 86 GAMING Wie die Fußball-Simulation „FIFA“ das tatsächliche Spiel verändert 90 ENTERTAINMENT Red Bull TV-Highlights, live und on demand: von Freeski bis Motocross

44 AUF KURS Die Red Bull Driftbrothers führen hinter die Kulissen des Familienunternehmens. THE RED BULLETIN

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91 EVENTS Pflichttermine des ­Monats: vom DanceContest bis zur AutoShow 92 WINTER-HIGHLIGHTS Spektakuläre SchneeEvents in den Bergen

AUF GROSSER BÜHNE Rap-Star Bausa zeigt ­Gegenstände, die seinen bisherigen Weg prägten.  7


GA L L E RY

Red Bull Illume

DAS KLICK DER TÜCHTIGEN 59.551 Bilder von Fotografen aus 110 Ländern, so viele wie noch nie: Red Bull Illume, der größte Abenteuer- und Actionsport-Fotowettbewerb der Welt, brachte viele bewegende Augenblicke. Wir zeigen eine Auswahl der 60 Finalisten 2019. Text ANDREAS WOLLINGER

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Bitte kurz stillhalten!

KARIM ILIYA/RED BULL ILLUME

Dieses Foto erforderte große handwerkliche Fähigkeiten, auf beiden Seiten der Kamera: US-Fotograf Karim Iliya machte mit seiner Drohnenkamera eine Langzeitbelichtung, um dem Wildwasser des Little White Salmon River im US-Bundesstaat Washington Dramatik zu verleihen, die beiden Kajakfahrer Adrian Mattern und Knox Hammack hin­ gegen mussten für die Aufnahme kurz stillhalten – an der einzigen Stelle im Fluss, an der das überhaupt möglich war.

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GA L L E RY

Himmelfahrt Gleich hinter der Türkischen Riviera beim Städtchen Kemer ragt steil das Taurusgebirge auf – genau der richtige Ort für ein Red BullMotocross-Rennen namens „Sea to Sky“. Es führt vom Strand über Stock und Stein auf den Gipfel des 2366 Meter hohen Tahtalı (in der Antike: Olympos). Fotograf Burhan Kapar hat die Mühen des Aufstiegs eingefangen.

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BURHAN KAPAR/RED BULL ILLUME


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Da stimmt was nicht

LEO FRANCIS/RED BULL ILLUME

Der deutsche Skateboarder Jost Arens schaut auf einen Sprung bei einer sehr dekorativen Bank in Kopenhagen vorbei, und wir können sein Kunststück in allen Phasen bewundern: Mehrfachbelichtungen sind ein beliebtes Stilmittel, um die Dynamik ­einer Bewegung auf einem Bild darzustellen. Doch hier hat sich der britische Fotograf Leo Francis eine kleine Irritation erlaubt.

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GA L L E RY

Wo ist hier oben? Der Franzose Ben Thouard fotografiert, seit er 15 ist. Mit 22 beschloss er, in die Südsee zu übersiedeln. Die Wellen von Teahupo bei Tahiti wurden bald zu seinem Lieblings­motiv – und zwar aus allen denk­ baren Per­spek­tiven. Dieses Bild zeigt den Surfer Tahurai Henry unter Wasser, kurz nachdem ihn die Welle abgeworfen hat.

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BEN THOUARD/RED BULL ILLUME


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Kraftakt am Hellbitch

JEREMIAH WATT/RED BULL ILLUME

Der Arch Canyon im US-Bundesstaat Utah ist berühmt für seine bizarren Fels­forma­ tionen aus Sandstein – ein Paradies für ambitionierte Freikletterer. Pat Kingsbury, einer von ihnen, bezwingt hier einen frei­ stehenden 250 Meter hohen Turm mit dem fantasievollen Namen Hellbitch, Fotograf Jeremiah Watt hat einen besonders intensiven Moment festgehalten.

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Fotograf: Delfino Sisto Legnani

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TAL ROBERTS/RED BULL ILLUME

Er springt schneller als sein Schatten Am liebsten fotografiert der Amerikaner Tal Roberts Freunde, die gerade Spaß haben. In diesem Fall: den Skateboarder Tom Asta bei einem elegant ausgeführten Trick in der Quarterpipe. Erst beim Abdrücken bemerkte Roberts den fabelhaften Schatten, der dem Bild seine ganz besondere Note verleiht.

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Es werde Licht Der Australier Simon Bischoff ist nicht nur professioneller Fotograf, sondern auch einer der besten Kletterer Tasmaniens. An diesem Nachmittag besuchte er ein paar Highliner am Gordon Dam. Kurz bevor er schon wieder heimfahren wollte, schaltete jemand das Licht an der Staumauer ein. Das nennt man das Glück des Tüchtigen.

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SIMON BISCHOFF/RED BULL ILLUME

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Sprung in der Obstschüssel NILS OHLENDORF/RED BULL ILLUME

Diese zauberhafte Gegend im US-Bundes­ staat Utah heißt „Fruit Bowl“ und ist bei Adrenalinjunkies weltberühmt. Einmal im Jahr treffen sich hier Highliner und BASEJumper, um eine völlig abgehobene Party zu feiern. Der deutsche Fotograf Nils Ohlendorf hat einen der Initiatoren, Andy „Sketchy“ Lewis, bei seinem Sprung in den Sonnen­untergang erwischt. Alle Gewinner ab 20. 11. auf: redbullillume.com

THE RED BULLETIN

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ZAHL E N, B I TT E !

Runder Geburtstag

HIP, HOP, HURRA! Vom Gangster zum gesetzestreuen Großverdiener: Zum 50er von Jay-Z – Rap-Superstar, Geschäftsmann und Beyoncé-Gatte – betrachten wir sein Hard-Knock-Leben in Zahlen.

2017

wurde er als erster Rapper in die ­Songwriters Hall of Fame aufgenommen. Gratulant Barack Obama scherzte: ­„Unsere Frauen sind aber populärer als wir.“

4275

Wörter beträgt der Wortschatz von Jay-Z – laut einer Studie, die die ersten 35.000 Wörter der Karriere von Rappern untersucht.

1

Milliarde Dollar beträgt sein Vermögen, damit ist er der reichste Rapper, den es je gab.

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Jahre war Jay-Z, als er seinem Bruder in die Schulter schoss, weil der ihm Schmuck gestohlen hatte. Er selbst wurde dreimal angeschossen. 24

2

Tage alt war Tochter Blue Ivy, als er ihr Weinen für den Song „Glory“ aufnahm – und sie damit zur jüngsten Chartsstürmerin aller Zeiten machte.

259,90

Euro kostet eine 750-ml-Goldflasche Armand de Brignac. Die ­ChampagnerFirma besitzt er seit 2014.

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Songs produzierte er mit ­ anye West. Seit er 2014 nicht K bei dessen Hochzeit auftauchte, herrscht dicke Luft zwischen den beiden.

80.000

Dollar kostete die mit Diamanten bespickte Barbie, die Tochter Blue Ivy zu ihrem ersten Geburtstag bekam.

253.500.000

Dollar verdienten Jay-Z und Beyoncé mit ihrer gemeinsamen Tour 2018, im Schnitt 5.280.000 pro Show.

THE RED BULLETIN

CLAUDIA MEITERT

1092

Tage dauerte sein im November 2003 angekündigter Ruhestand, dann veröffentlichte er sein neun­ tes Album, „Kingdom Come“.

Mal landete er auf Platz eins der US-Album-Charts. Öfter (19 Mal) schafften das nur die Beatles.

GETTY IMAGES (7)

2008

heiratete er Beyoncé, 2014 erklärte das „Billboard“-Magazin die zwei zum mächtigsten Paar der Entertainment-Branche.

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WWW.RADON-BIKES.COM

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KO LUM NE

Thilo Mischke

BEGEGNUNGEN

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

Wo zuvor Fische waren, ist jetzt nur noch Geröll. „1996 bin ich das letzte Mal mit meinem Boot raus“, sagt Almaz erzählt weiter, dass er eben ­Almaz. Er steht am ehemaligen von der Natur nichts erwarten könne, ­Hafen von Muinak, einem kleinen er müsse sich daran anpassen, was ­Fischerdorf. Ein Leuchtturm ohne um ihn herum geschieht. Er müsse Zweck steht dort, im Hafenbecken das Beste daraus machen. „Ich habe Fischer Almaz trauert dem ver­ schwundenen Aralsee nicht hinterher. liegen verrostete Schiffe. Das Wasser keine Arbeit mehr“, sagt er, „aber ich ist jetzt vier Autostunden von hier habe jetzt auch viel Freizeit.“ Nach­ dem das Wasser weg war, hat er als Lastwagenfahrer ge­ entfernt – so weit hat es sich in den letzten 23 Jahren zu­ rückgezogen. 30 Jahre war Almaz hier Fischer, hatte sein arbeitet. Es ging ihm gut. „Ich hatte dann wieder etwas eigenes Boot, hatte immer Essen und dadurch auch Geld. zu tun, hatte eine Aufgabe.“ „Das dort unten“, sagt er und zeigt auf ein rostiges Ge­ Überhaupt, hier, am Ende der Welt, wird deutlich, rippe, „das war mein Schiff.“ dass die Menschen nicht arbeiten, um reich zu werden, Dieser alte Mann, der irgendwas um die siebzig ist – sondern um etwas zu tun zu haben. Hier gibt es kein wie alt, das weiß er nicht so genau –, er ist nicht traurig. ­unendliches Bedürfnis nach mehr, hier gibt es nur ein ­Almaz ist nicht unglücklich. ­Leben, das in Zufriedenheit gelebt werden soll. Hier Unglück, das war für ihn nie eine Option, denn un­ ­passiert ein Leben, es hat keinen Plan, keine Idee, kein glücklich wird der, der zu viel erwartet. Das habe ich Vorbild. Eine Fantasie, die es nicht gibt, kann eben nicht von ihm gelernt. Geschrieben klingt es wie ein Kalender­ enttäuscht werden.

Unglück war für ihn nie eine Option, denn unglücklich wird nur der, der zu viel vom Leben erwartet.

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THE RED BULLETIN

THILO MISCHKE

Er lebt mit den Folgen rücksichtslosen Verhaltens, gegen das wir auf der ganzen Welt demonstrieren, wir wollen Klimaschutz, wollen die Umwelt retten. Doch für die meis­ ten ist es nur eine vage Ahnung, was es wirklich bedeutet, wenn sich das Leben ändert, weil unsere Umgebung zer­ stört wurde. Ich wünschte mir, die Industriellen, die CO²Händler, die Erdölproduzenten kämen hierher, um mit Almaz Tee zu trinken und sich mit ihm zu unterhalten. Ich wünschte, sie würden dann verstehen, dass wir die Erde kaputtmachen. Wir machen sie kaputt, weil wir unendlich hungrig sind. Mehr, immer mehr wollen wir. Auch ich kann mich da nicht ausnehmen. Vielleicht müssten wir einfach ein bisschen mehr wie Almaz sein. „Ich habe nie erwartet, mein Leben lang Fischer zu sein“, sagt er und dreht sich zum Meer, das keines mehr ist. „Ich war dankbar für die Jahre, die ich auf dem Meer hatte“, erklärt er. Und er erzählt davon, wie er als Kind nur vors Haus musste, um baden zu ­gehen, erzählt vom Fischreichtum ­dieses Sees – und von den Geistern, die hier noch leben. „Die Geister sind wütend“, sagt er. „Ich bin es nicht, weil ich weiß, das Wasser wird zurückkommen.“ Da ist er zuversichtlich, seit sechzig Jahren verschwindet es, seit sechzig Jahren sagen die Bewohner des ­Aralsees: Nächstes Jahr ist der See wieder voll.

BLAGOVESTA BAKARDJIEVA

W

o einst das Wasser war, weht jetzt ein heißer Wind, der salzigen Staub durch die Luft trägt, der Lippen spröde werden lässt und die Haare stumpf. Dort, wo einmal ein Meer war, ist jetzt das Ende der Welt. Am Aralsee, diesem Meer, das die meisten Menschen nur aus dem Erdkunde­unterricht ­kennen als Beispiel für den grausamen Umgang der ­Menschen mit der Natur, als schlechtes Vorbild für die Zer­störung eines Ökosystems. Dieser See, er ist verschwunden, doch die Menschen, die dort schon immer gelebt haben, sie sind ge­ blieben. Früher gab es Wasser und das Grün der Pflanzen, die durstig in der Landschaft Usbekistans standen, die Schatten und Früchte spendeten. Dann kamen die Baumwollfelder. Und sie waren noch durstiger als alle Pflanzen hier. Sie tranken den Aralsee leer. Und die Menschen lebten plötz­ lich in einer Wüste, einer echten Wüste mit sandfarbenen Salaman­ dern, Skorpionen und Spinnen.

spruch, aber als ich vor diesem Mann stehe, dessen Falten so tief sind, dass sie in der grellen Sonne Usbekistans Schatten werfen, macht es großen Eindruck auf mich.

THILO MISCHKE

Er ist 200 Tage im Jahr unterwegs, Jetlag ist bei Korrespondent und Reise­ reporter Thilo Mischke (TV-Dokureihe „Uncovered“) ein Dauerzustand. Auf seinen Expedi­tionen trifft der 38-jährige Berliner immer wieder Menschen, die ihn faszi­nieren. Dieses Mal: Almaz, einen ­usbekischen Fischer, dessen See ver­ schwand, dem Wut aber dennoch fremd ist.


F U ND ST Ü CK

Nike-Logo

DAS DING HAT EINEN HAKEN

HENRY LEUTWYLER, GETTY IMAGES

Der sogenannte „Swoosh“ zählt zu den berühmtesten Firmenlogos der Welt. Erstmals tauchte er 1971 auf ­einem Fußballschuh des US-Sport­ artikelherstellers Nike auf (Bild). Grafikstudentin ­Carolyn Davidson hatte ihn in 17,5 Stun­ den entworfen. Ihr Lohn: 35 Dollar. Erst 1983 legte Nike-­ Gründer Phil Knight nach – mit einem diamant­besetzten Goldring in Swoosh-Form und Aktien (heutiger Wert: rund 2,75 Mio. $). Damit war auch das Thema der gebührenden Bezahlung abgehakt.

Nike-Gründer Phil Knight mit einem Air Jordan III (1988)

THE RED BULLETIN

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L IF E HACKS

Science-Bastler

ZWEITES LEBEN FÜR PLASTIKFLASCHEN Unerwartete Lösungen für drängende Alltagsprobleme, Volume 15: Keine Plastikflasche hat es verdient, unrecycelt weggeschmissen zu werden. Wir haben die besten Tricks.

WASSERTANK

Effizientes Bewässerungssystem

LUFTPUMPE

Kraft sparen für die Party Die lungenschonende Alternative: Blas deine Luftballons mit der Plastikflasche auf.

Vergiss die Elektro-Variante, es geht viel günstiger: So gibst du deiner Topfpflanze Wasser, wenn du nicht da bist. 2×

2

1 1

Mit der erhitzten Nadel drei kleine Löcher in den Verschluss stechen.

2 Wasser in die

­Flasche füllen (nicht ganz voll) und verschließen. Dann verkehrt in die Blumen­­ erde stecken. Die 3–5 cm Pflanze holt sich, was sie braucht.

VERSCHLUSS

Endlich zuschrauben!

Löcher in Verschluss und Flasche bohren. Aus Ballon ein Stück herausschneiden und locker auf Verschluss kleben. Beim Pumpen Loch in der Flasche abwechselnd zuhalten und offen lassen.

3

SCHAUMBLÄSER

Die Badeschaummaschine Eine Frotteesocke macht aus einer Plastik­ flasche den Quell endlosen Badeschaums.

1

2

3

1

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2

3

Den unteren Teil der ­Flasche abschneiden, Socke drüberstülpen. In eine Schüssel mit Wasser und Shampoo eintauchen, in die Flasche blasen – Schaum marsch!

SASCHA BIERL

Den oberen Flaschenteil abschneiden. Plastiksackerl von unten durch die Ver­ schlussöffnung ziehen und umlegen. Mit Verschlusskappe verschließen.

CLEMENS MAKANAKY

Ob Reis, Mehl oder Haferflocken: Hygienisch wieder­ verschließbar, haben auch Motten keine Chance mehr.

THE RED BULLETIN


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WEIL ICH EIN MÄDCHEN BIN LETÍCIA BUFONI ist die bekannteste Skateboarderin der Welt. Eine Erfolgsstory in zwölf Kapiteln. Text JEN SEE Fotos STEVEN LIPPMAN


Das Ziel vor Augen: Letícia Bufoni, 26, verließ mit vierzehn ihre Heimat Brasilien. Seitdem lebt sie in Los Angeles – den Traum vom Skateboarden.

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Bufoni, seit Februar mit pinkfarbenen Haaren un­ter­wegs, ist eine Stil­ ikone – nachzufragen bei ihren 2,5 Millionen Instagram-Followern.


„UM MICH VOM SKATEN ABZUHALTEN, HAT MEIN VATER MEIN BOARD VOR MEINEN AUGEN ZERSÄGT.“

1. DIE AUSSENSEITERIN

Ihre Kindheit in São Paulo verbrachte Letícia Bufoni, so wie die meisten Kids aus der Nachbarschaft, überwiegend auf der Straße. Allerdings quasi auf der ­falschen Straßenseite. Denn während die anderen Mädchen gemeinsam mit dem Fahrrad unterwegs waren oder Fußball spielten, zog es die kleine Letícia ge­radezu magnetisch in die Skateparks ihres Viertels – und die waren damals, Anfang der NullerJahre, absolutes Jungs-Territorium. „Alle hatten Skateboards, und der einzige Grund, warum ich ­keines hatte, war der, dass ich ein Mädchen bin“, ­erinnert sich Bufoni. „Damit wollte ich mich schon damals nicht abfinden.“ Schließlich war es ihre Großmutter, die als Erste erkannte, dass hinter der Faszination mehr als nur kindliche Rebellion steckte, und der neunjährigen Letícia ihr erstes Skateboard kaufte – sehr zum Leidwesen ihres Vaters, der von den „unmädchenhaften“ Ausritten seiner Tochter nichts wissen wollte. „Er wollte nicht, dass man mich als burschikos oder lesbisch bezeichnet“, erzählt sie. „Um mich vom Skaten abzuhalten, hat Dad sogar mein Skateboard vor meinen Augen zersägt.“ Aber diesen Kampf konnte er nicht gewinnen. Wenige Tage später hatte Letícia ein neues Board, zusammengeschraubt aus Einzelteilen, die sie von ein paar Freunden bekommen hatte.

2. DAS NATURTALENT

Letícia Bufoni lernte schnell. Extrem schnell. Und vor allem: schneller als die Jungs. Nach nur zwei Monaten beherrschte sie Kickflip und Heelflip in Perfektion. Zur Schule ging sie damals eigentlich nur noch, um ihre Eltern zu beruhigen. Ihr Leben hieß Skaten und sonst nichts. Es war dann ausgerechnet ein Freund ihres Vaters, der Bufonis unglaubliches Talent entdeckte und ihren Dad davon überzeugen konnte, sie an einem Wettbewerb teilnehmen zu lassen.

Tatsächlich begleitete der Vater – der Letícia da­ vor noch kein einziges Mal auf einem Skateboard ­gesehen hatte – seine Tochter sogar zu dem Contest in São Paulo, an dem Mädels aus ganz Brasilien teilnahmen. Letícia gewann den Wettbewerb – und ihren größten Fan: ihren Dad.

3. DIE ABENTEURERIN

In den folgenden Jahren tourte Bufoni, stets begleitet von ihrem Vater, zu zahlreichen Events und Contests quer durchs Land – von denen sie die meisten als Siegerin verließ. Bereits mit 14 Jahren war sie gut genug, um bei den legendären X Games in Los An­geles anzutreten. Die Einladung war ihre Eintrittskarte ins Skater-Paradies. Ursprünglich war der kostspielige Trip für zwanzig Tage angelegt, doch sobald Bufoni die sportlichen Möglichkeiten sah, die sich in L.  A. boten, war ihr klar: Hier gehöre ich hin. Ihr achter Platz bei den X Games sollte ein vielversprechendes Vorzeichen für ihre künftigen Erfolge sein. „Ich kannte Los Angeles nur von den unzähligen Skateboard-Videos, die ich regelrecht verschlungen habe. Aber in echt war alles noch viel imposanter“, schwärmt Bufoni. „Man skatet hier mit den besten Profis in den besten Skateparks. Es ist meine Traumstadt.“ Natürlich mischten sich auch Zweifel in die Euphorie. Letícia war ein 14-jähriges Mädchen, konnte kaum Englisch und kannte niemanden in der Stadt. Auch wenn sie bei einer befreundeten Fotografin ­unterkam, ließen ihr die finanziellen Mittel ihrer ­Familie nicht viel Spielraum. Außerdem wusste sie um die „Gefahren“, die in L.  A. lauern. „Partys, Drogen, die Clubszene – in L.  A. spielt sich permanent der ganze Mist ab.“ Aber Letícia Bufoni wollte Profi-­ Skaterin werden, und das konnte sie nur hier. Also blieb sie. Und vertraute ihrem gut ausgeprägten Überlebens­instinkt.   33


BUFONI HAT MIT IHREN ERFOLGEN DEN WEG FÜR SKATERINNEN NICHT GEEBNET – SIE HAT IHN ÜBERHAUPT ERST FREIGESCHLAGEN.


4. DIE WEGBEREITERIN

„Skaten ist für Jungs, nicht für Mädels.“ Die Erfahrungen, die Letícia Bufoni als knapp Zehnjährige in ihrer nächsten Umgebung machen musste, wiederholten sich wenige Jahre später, als sie sich auf ­Sponsorensuche begab. Obwohl sie bereits mehrere ­Contests hatte gewinnen können, stieß sie bei potenziellen ­Finanziers auf eine Mauer der Ablehnung. Skateboard-Marken schlossen keine Verträge mit jungen Frauen ab. Punktum. „Irgendwann dachte ich mir: Wisst ihr was? Wenn ihr mich nicht wollt, mache ich eben mein eigenes Ding“, erzählt sie. Sie stand kurz vor der Gründung ihres eigenen Skateboard-Labels, als Plan B ihr einen Vertrag anbot. Als erste Frau fährt Bufoni für die Marke, die einige der größten Namen der Skateboard-Szene unter Vertrag hat – bis zu dem Zeitpunkt allerdings nur Männer. Heute haben es junge Skaterinnen deutlich ein­ facher. „Es hat sich vieles zum Positiven verändert“, so die heute 26-Jährige. Sie selbst fühlt sich nicht

wohl in der Vorbildfunktion, doch diese Rolle ergibt sich einfach aus ihrem Werdegang. „Ich erinnere mich noch, dass ich früher eine der wenigen weib­ lichen Skaterinnen war, die überhaupt bezahlt wurden“, sagt sie. „Mittlerweile hat jede namhafte Marke Mädels im Team.“ Szene-Insider sagen: Bufoni hat mit ihren Erfolgen den Weg für Skaterinnen nicht ge­ ebnet – sie hat ihn überhaupt erst freigeschlagen.

5. DIE REKORDJÄGERIN

Nur zwei Jahre nach ihrem improvisierten Umzug nach Kalifornien trug sich Letícia Bufoni beim Maloof Money Cup erstmals ganz oben in die Siegerliste einer bedeutenden Skateboard Street Compe­tition ein – 25.000-Dollar-Scheck inklusive. Und dann ging es Schlag auf Schlag. 2010 holte sie in der Kategorie SKB Street bei den X Games Silber, 2013 erstmals Gold – vier weitere X-Games-Siege sollten folgen, insgesamt elf Medaillen. Ein Rekord. Nebenbei

Wer hoch fliegt, fällt tief … und steht wieder auf. Stürze (und deren gab es genug) ließen Bufoni nie an ihrer Berufswahl zweifeln.

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gewann Bufoni auch zahlreiche andere, teils in ­Europa aus­getragene Major Contests wie Far’n High, den Mystic Sk8 Cup und das Street League Skateboarding. 2015 zierte sie als erste Athletin das Cover des ­renommierten „Skateboard Mag“, und sie war auch die erste Frau, die auf der Sponsor-Payroll des NikeSB-Teams aufschien. In Brasilien lancierte Bufoni eine eigene TV-Show, fand 2017 ihren Weg in die „Guinness World Records“ („Most Wins of the World Cup of Skateboarding“) und schaffte es 2018 als eine der weltweit einflussreichsten Sport­lerinnen auf Platz 25 eines „Forbes“-Rankings.

6. DIE STRASSENKÄMPFERIN

In L.  A. wurde Letícia Bufoni sehr schnell bewusst, dass der Begriff Streetskaten hier eine andere Be­ deutung hat als in ihrer Heimat. Wenn Bufoni in der Stadt unterwegs ist, hält sie ständig Ausschau nach potenziellen Skateplätzen – wie Rails, die sich in Höhe und Neigung für Slides eignen. „Ich ­betrachte alles aus der Sicht einer Skaterin“, sagt sie. „L.  A. hat zum Beispiel die mit Abstand besten Schulhöfe überhaupt. An jeder Schule gibt es perfekte Spots – Treppen für Jumps und Bänke für Tailslides.“

„SCHULHÖFE, TREPPEN, BÄNKE: ICH BETRACHTE ALLES AUS DER SICHT EINER SKATERIN.“

Gute Strandfigur: Bufoni überzeugt mit ihren Qualitäten beim Foto­shooting am Venice Beach in Los Angeles.

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„ES IST COOL, DASS ICH WIE EIN TYP SKATE. ABER ICH WILL AUSSEHEN WIE EIN MÄDCHEN.“

Das Problem ist allerdings, dass viele dieser Hotspots hinter verschlossenen Toren oder auf Privatgrundstücken liegen. Auch Profi-Streetskater müssen also stets darauf achten, sich nicht von den Sicherheitskräften erwischen zu lassen. Es ist wie ein Katzund-Maus-Spiel. „Vor kurzem waren wir eine ganze Stunde unterwegs, um zu einem bestimmten Spot zu kommen – und als wir da waren, hat uns der Wachdienst eiskalt vor die Tür gesetzt“, erzählt Bufoni. Manchmal gelingt es ihr erst am zweiten oder dritten Spot, einen Clip zu Ende zu drehen. In L.  A. kommen da schnell einige Stunden an Fahrtzeit zusammen. Meistens ist das Sicherheitspersonal entspannt und bittet Bufoni und ihre Crew einfach nur, das Feld zu räumen. „Einige flippen aber auch völlig aus und werden laut“, erzählt sie. Ob sie schon einmal ver­ haftet wurde? „Zum Glück noch nie, aber es könnte jederzeit passieren“, lacht sie.

7. DIE STEHAUFFRAU

Vier- oder fünfmal lag sie bereits auf dem Operations­ tisch, so ganz genau weiß sie das selbst nicht. Ihre Knochenbrüche zählt sie schon längst nicht mehr. 2014 stürzte Bufoni in den Finals, als sie, wortwörtlich, den Sprung vom zweiten auf den ersten Platz schaffen wollte. Vor den Augen ihrer Familie, die den Event in Brasilien live am Fernseher verfolgte, zog sie sich eine massive Gehirnerschütterung zu. Aber solche Risiken schrecken sie nicht ab. Im Gegenteil: In ihrer Freizeit geht sie Fallschirm springen, weil sie den Adrenalinrausch und den Nervenkitzel liebt. Ein Ende ihrer Skateboard-Karriere ist für sie noch lange nicht in Sicht. „Es gab bisher nicht einen einzigen Moment, in dem ich dachte: ‚Ich kann das nicht mehr, ich höre auf.‘ Ich fand Skaten schon immer so cool, dass ich nach jedem Sturz sofort ans Weiterfahren denke.“

8. DIE ASKETIN

Auch wenn ihr Instagram-Profil den Eindruck erweckt, ihr Leben sei eine einzige Party, geht Bufoni gern früh schlafen. „Ich werde alt“, lacht sie. Es fällt ihr leichter, ihr dichtes Programm – Skaten, Workouts, PR-Termine – unter einen Hut zu bringen, wenn sie morgens ausgeschlafen ist. Seit drei Jahren trinkt Bufoni auch keinen Alkohol mehr. „Ich wollte gesünder leben“, meint sie. „Gegen das Trinken selbst habe ich gar 38

nichts, aber am nächsten Tag geht es einem immer total dreckig.“ Dauerhaft in Abstinenz leben will sie zwar nicht, aber momentan trägt die Disziplin dazu bei, das Skaten trotz ihres Promi-Status auf diesem extrem hohen Level zu halten.

9. DIE GEZEICHNETE

Auf ihre rechte Hand hat sich Bufoni das Wort ­„Trouble“ tätowieren lassen. Sie meint, sie gerate ständig in Schwierigkeiten. Als Gegenstück dazu ­bilden ihre Finger-Tattoos das Wort „Hope“. Dann wären da noch ein paar Totenköpfe, die Zahl 13 (ihr Geburtsdatum ist der 13. April 1993) und ein Flugzeug, weil sie ständig unterwegs ist. Ein Adler mit ­einem Skateboard in den Klauen bedeckt ihren Oberarm. „Mein Vater hat denselben Adler“, erzählt sie. „Er hat ihn sich machen lassen, bevor ich nach L.  A. gezogen bin – darauf steht ‚Good Luck, Letícia‘.“

10. DIE INFLUENCERIN

Pink war schon immer Bufonis Markenzeichen. Im Februar färbte sie sich die Haare in einem knalligen Fuchsia-Ton. Im Skatepark in Venice Beach sticht sie mit ihrer neuen Haarfarbe ebenso prächtig hervor wie bei unserem Fotoshooting. Ihr Style überzeugt ebenso wie ihr Können. Über 2,5 Millionen Insta­ gram-­Follower sprechen eine deutliche Sprache. Letícia ­Bufoni ist weit über die Skater-Community hinaus ein erfolgreicher Social-Media-Star. Sie shootet für die Kosmetik-Marke Sephora, geht im knappen Bikini surfen und stürzt sich anschließend ins Nachtleben. Sie ist nicht mehr das kleine Mädchen, das keine Kleider tragen will. „Es ist cool, dass ich wie ein Typ skate“, sagt sie, „aber ich will aussehen wie ein Mädchen.“ Mit ihrem Stream bildet sie ihren Alltag weit­ gehend ungefiltert ab. „Ich kümmere mich selbst um meinen Account, damit ich wirklich meine Sicht mit meinen Worten wiedergeben kann“, betont sie. „Ich will einfach nur ich selbst sein – und keine Mario­ nette.“ Ihre Eltern konnten ihr die Skateboard-­Leiden­ schaft nicht ausreden, und beim Erstellen ihrer Social-­ Media-­Profile lässt sich Bufoni ebenso wenig drein­ reden. Auf Instagram kann sie selbst bestimmen, wie sie sich präsentiert. „Wenn mir etwas gefällt, ist es mir egal, ob es anderen gefällt oder nicht“, sagt sie. „Sie müssen mich so nehmen, wie ich bin.“


Auf der Straße daheim: Viermal holte Letícia Bufoni bei den X Games Gold – in der Kategorie Skateboard Street.


Quantensprung für den einstigen Trend- und Underground­sport: 2020 ist Skateboarden erstmals olympisch, Letícia Bufoni heiße Medaillenkandidatin.


„ICH LEBE, WAS ICH LIEBE, UND ICH LIEBE, WAS ICH LEBE.“

11. DIE OLYMPIONIKIN

Tokio 2020: Zum ersten Mal wird Skateboarden eine olympische Disziplin sein. Und Letícia Bufoni will ­natürlich dabei sein. Die Entwicklung ihres Sports sieht sie dennoch mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Streetskater waren schon immer tief in den Stadtteilen und Parks verwurzelt, in denen sie mit ihren Freunden geskatet sind. Jetzt ist aus der Underground-Szene eine reglementierte Sportart mit professionellen Trainingsplänen und Workouts geworden. Zu den Olympischen Spielen werden die Skater sogar nationale Teamtrikots tragen. Für Bu­ foni hat die Kommerzialisierung durchaus ihre guten Seiten. „Es haben jetzt mehr Leute Zugang zu diesem Sport“, findet sie. Gleichzeitig wird sie das Gefühl nicht los, dass dabei auch etwas verlorengeht. „Den Kids geht es heute vielleicht eher darum, Profi-Skater zu werden, um zu gewinnen und damit Geld zu verdienen“, sagt sie. „Ich habe damals angefangen, weil ich Skateboarden cool fand und es unbedingt können wollte.“ Für sie war es eher der Ausdruck eines Lebens­gefühls als eine Sportart. Es war einfach das

Größte, den ganzen Tag draußen zu sein, zu skaten, mit den Freunden durch die Gegend zu ziehen und sich von Schulhöfen und Parkplätzen verjagen zu ­lassen. Sie wollte Teil der Skateboard-Kultur werden – dabei zu sein war alles. Die Möglichkeit, ihr Land nun bei den Olympischen Spielen zu vertreten, übersteigt alles, was sich Bufoni jemals hätte ausmalen können. „Jeder Athlet träumt von Olympia“, sagt sie. „Ich will unbedingt die erste Medaille gewinnen.“

12. DIE TRAUMFÄNGERIN

„Ich lebe definitiv meinen Traum“, sagt Letícia Bufoni. „Jeden Tag ist mir das bewusst. Ich habe ein Haus, meinen eigenen Skatepark, ein schönes Auto – total krass! Ich bin ständig unterwegs, die Reisen, die Leute, alles wie im Traum! Manchmal frage ich mich, ob das wirklich real ist. Es ist ein verrücktes Leben. Ich lebe, was ich liebe, und ich liebe, was ich lebe.“ Instagram: @leticiabufoni

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HE RO ES

Cara Delevingne, 27, hat als Model angefangen. Die Wandlung zur ernst zu nehmenden Schauspielerin ist ihr geglückt, weil sie schwierige Situationen bewältigt und sich dabei selbst gefunden hat.

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he red bulletin: In Ihrer neuen TVSerie „Carnival Row“ geraten Sie in ein lebensgefährliches FantasyUniversum. Was war die schlimmste Situation, die Sie wirklich erlebt haben? cara delevingne: Ich bin Botschafterin für die „Girl Up“Plattform, die für die Unterstützung und Gleichberechti­ gung junger Frauen auf der ganzen Welt kämpft. Als solche bin ich 2017 nach Uganda gereist, als Massen von Flücht-

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Welche persönlichen Dramen haben Sie denn erlebt? Als Teenager litt ich an Depressionen. Ich dachte, die Welt wäre besser, wenn ich nicht mehr existieren würde.

Was würden Sie jemandem empfehlen, der kein Yoga mag? Nimm dir einfach fünf, zehn Minuten Zeit pro Tag, um du selbst zu sein. Atme durch und denke ganz ruhig nach. Nachdem Sie all das überstanden haben: Gibt es noch etwas, wovor Sie Angst ­haben? Du kannst es dir aussuchen, ob du Angst hast oder nicht. Ich mochte es immer, den Dingen, vor denen ich mich am meisten fürchtete, ins Gesicht zu schauen. Denn wenn du dich deiner Angst stellst, geht sie weg. Sobald du dir hin­gegen sagst, dass du etwas nicht schaffst, ist die Nieder­lage programmiert. Aber wenn du keine Erwartun­ gen hast und im ­Augenblick lebst, wirst du dich auch nicht fürchten, weil du ja keine Annahmen über die Zukunft triffst.

„Wenn du dich deiner Angst stellst, geht sie weg.“

Was hat Ihnen geholfen? Als Erstes musste ich verstehen, dass ich nicht allein war. Aber ich brauchte sehr lange, um meine Gefühle ausdrücken zu können, mir Hilfe zu suchen und mit Menschen darüber zu reden.

„Carnival Row“, neue Fantasy-Serie, ab 22. 11. bei Amazon Prime

Was hilft Ihnen jetzt, Ihr inneres Gleichgewicht zu halten? THE RED BULLETIN

RÜDIGER STURM

„ ICH HABE JETZT DIE KONTROLLE WIEDER“

Das klingt ganz schön ­deprimierend. Nein, im Gegenteil, das erfüllte mich mit viel Liebe und Hoffnung. Die Menschen dort sind prinzipiell zuversichtlich, sie brauchen nichts weiter als die Möglichkeit, zu überleben und eine Ausbildung zu machen. Jeder hat jeden unterstützt, damit er sein Leben neu aufbauen kann. Und das, obwohl sie in Uganda praktisch nichts haben. Im Westen nehmen wir viele Dinge selbstverständlich. Wir schaffen uns unsere eigenen Dramen, die im Grunde völlig überflüssig sind.

Vor sieben, acht Jahren fing ich mit Yoga an, und das hat mein Leben verändert. Ich habe dadurch meine innere Stimme wiedergefunden. Eine Zeit lang war ich wie eine Marionette. Meistens ließ ich andere Leute bestimmen, was ich tun sollte. Das Problem ist, wenn du dich selbst nicht genug schätzt, erkennst du deine eigenen Grenzen nicht. Du sagst zu allem Ja, bis du ausgebrannt bist. Aber jetzt habe ich die Kontrolle wieder.

GARETH CATTERMOLE/CONTOUR BY GETTY IMAGES

Cara Delevingne

lingen aus dem Südsudan eintrafen. Die erste Frau, der ich begegnet bin, hatte im Bürger­krieg ihren Mann verloren und war drei, vier Tage lang mit ihren vier Kindern zu Fuß unterwegs. Sie war so stark und versuchte sich zusammenzureißen. Aber als wir mit ihr sprachen, begann sie zu weinen. Ich habe noch nie so viel Schmerz und Stärke in einer Person vereint erlebt.


Kaum zu glauben: Ex-Model Cara Delevingne hatte in ihrer Jugend mit Depressionen zu kämpfen.

THE RED BULLETIN

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HE RO ES

Red Bull Driftbrothers

R

auch steigt auf, Reifen quietschen, 650-PS-Wagen scheinen über den Asphalt zu schweben: Driftsport ist brachial und zugleich elegant. Elias und Joe Hountondji, besser bekannt als die Red Bull Driftbrothers, zählen zu Europas Elite dieser Dis­ ziplin. Eigentlich müssten sie sich jedoch Driftfamily nennen, denn ihr Team besteht vor allem aus Verwandten. An Rennwochenenden bestreitet Mutter Hildegard das Catering, Vater Adolphe und Onkel Meinrad schrauben, Schwester Debbie leitet die Logistik. the red bulletin: Driften ist nicht das klassische Familien-Hobby. Waren eure Eltern von Anfang an dabei? elias: Unser Vater rümpfte anfangs die Nase, aber ab dem dritten Rennen war er an Bord und hat uns Body-Kits gesponsert, weil ihm unsere Autos nicht spektakulär genug aus-

„Unter dem Weihnachtsbaum lagen Sperrdifferenziale.“

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sahen. Onkel Meinrad fuhr in seiner Jugend Ford Capri und hat auf Schnee mit der Handbremse eingeparkt, mit uns auf der Rückbank. Ihn mussten wir nicht überzeugen. joe: Unsere Schwester Debbie wuchs da rein. Je größer das Team, desto mehr Logistik und Organisation kam ins Spiel, und das war ihr Part. Am härtesten war, unsere Mutter zu überzeugen. Es dauerte, bis sie ins Drift-Auto stieg, aber als sie danach ein Grinsen im Gesicht hatte, wusste ich, dass wir sie gekriegt hatten. Seither ziehen alle Hountondjis an einem Strang – ohne unsere Familie hätte sich nie ein Rad gedreht. Gibt es nie Zoff? elias: Wir sind nicht immer ein Herz und eine Seele, aber Grundvertrauen ist immer da. joe: Zwischen Debbie und mir herrschte mal für einige Wochen Funkstille. Schließlich gab sie im Streit nach, ich entschuldigte mich für mein Verhalten, danach benahmen wir uns wieder wie Erwachsene. Familie kann man nicht so leicht kündigen. joe: Es geht noch weiter: Wir konnten jahrelang niemandem

Apropos: Was schenkt ihr euch zu Weihnachten? elias: Zu Beginn waren wir auf zwei BMW E30 unterwegs und wussten, dass ein Sperrdifferenzial die Performance verbessern würde. Also haben wir uns gegenseitig Sperr­ differenziale geschenkt. joe: Und Mama bekam neue Alu­felgen für ihren Ford Fiesta.

RUTSCHPARTIE

WERNER JESSNER

Kaum jemand rutscht in Europa präziser über den Asphalt als Elias und Joe Hountondji. Hier erklären die Driftsport-Athleten, warum ihr Erfolg buchstäblich in der Familie liegt.

­etwas zahlen, daher konnten wir keinen rauswerfen, sondern nur hoffen, dass alle am nächsten Tag wieder auftauchen. So was schweißt zusammen – gleichzeitig ist es kein einfaches Konstrukt. Sensibilität ist der Sprit, mit dem unser Team läuft. elias: Es ist selten, dass sich ein Team von zehn Personen über Jahre nicht ändert – im Jobleben und erst recht im Motorsport. joe: Als Familie etwas aufbauen: Das ist ein Geschenk.

Tempo, Driftwinkel, Stil: Nach solchen Kriterien bewerten Juroren die Fahrer, während diese über die kurvenreichen Strecken rutschen. In den K.-o.-Runden der Finalläufe starten die Fahrer paarweise. Jeder muss einmal verfolgen und dabei möglichst nah am Vordermann bleiben.

AGNIESZKA DOROSZEWICZ, PHILIP PLATZER/RED BULL CONTENT POOL

„ SENSIBILITÄT IST UNSER SPRIT“

So funktioniert der Driftsport im Detail.

THE RED BULLETIN


Gute Ausstrahlung: Elias (li.) und Joe beim Shooting im Freilicht­ museum Ferropolis


HE RO ES

„Ich bin kein Ingenieur, aber Schwabe. Also habe ich angepackt!“ Wie hast du die Diagnose „inkomplette Querschnitts­ lähmung“ verkraftet? Das hat Jahre gedauert. Mit 21 wusste ich, ich würde nie wieder rennen oder springen. Mein Traum von der Snow­ board-Karriere war vorbei. Was hat dich aufgebaut? Zuerst waren Freunde und Familie am wichtigsten. Acht Monate später war ich im Rollstuhl Monoski fahren und merkte: Auch mit Be­ hinderung kann ich Freude am Leben haben und auf Ski ­meinen „Freestyle“ ausleben.

„ MEHR FREESTYLE GEHT NICHT“ Wie der Ex-Snowboarder Patrick Mayer, 40, nach seiner Querschnitts­lähmung zum Erfinder wurde.

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he red bulletin: Patrick, 2000 bist du als angehender Snowboard-Profi schwer gestürzt. Woran erinnerst du dich? patrick mayer: Kurz vor­ her hatte ich mich mit einem Gegner gestritten und war da­ durch auf der Piste abgelenkt. So passierte mir vor einem großen Kicker ein Fahrfehler, ich verlor die Kontrolle über den Sprung und dachte noch im Flug: „Scheiße, Scheiße, Scheiße.“ 20 Meter weiter lan­ dete ich mit dem Rücken auf der vereisten Piste und verlor für fünf Minuten das Bewusst­ sein. Als ich danach meine Beine nicht mehr bewegen konnte, ahnte ich Schlimmes.

Du bist aber kein Ingenieur. Aber Schwabe! Also habe ich angepackt, bin in den Bau­ markt und habe getüftelt. Als ich wusste, wie es funktionie­ ren kann, habe ich ein Ingeni­ eurbüro mit der Konstruktion beauftragt – und die ganze Versicherungssumme von meinem Unfall eingesetzt. Fehlt dir das Snowboarden? Ehrlich gesagt nur noch selten. Auf eine Weise habe ich an mein altes Leben angeknüpft. Mit karbonverstärkten Kufen trage ich dazu bei, Rollstühle sportlicher zu machen. Ich verhelfe Menschen zu mehr Freiheit. Mehr Freestyle geht eigentlich nicht. Kufen für Rollstühle (und Kinder­ wagen) sowie Gelände-Aufsätze für Gehhilfen: wheelblades.de THE RED BULLETIN

DAVID MAYER

Patrick Mayer

FOTO HOMBERGER/URS HOMBERGER

Die Wheelblades passen unter jeden Rollstuhl.

Dein Unternehmen Wheelblades produziert Kufen für Rollstühle. Wie kamst du auf die Idee? So schön das Skifahren war, mit dem Rollstuhl allein kam ich nicht bis zum Lift, weil die Vorderräder einsanken. Winter­ wanderungen waren undenk­ bar. Das wollte ich lösen.


BEFLÜÜÜGELT DURCH DEN WINTER. MIT DEM GESCHMACK VON SPEKULATIUS-KIRSCH.

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Mein Weg

oben nach

Vom Schulabbrecher zum Superstar: BAUSA hat es aus dem Nichts auf den Deutschrap-Thron geschafft. Hier verrät er sieben goldene Regeln, die ihm bei seiner unglaublichen Karriere geholfen haben. Text JAN WEHN  Fotos ROBERT WUNSCH 48

THE RED BULLETIN


Der Bademantel Wie konsequent Bausa sein Ding macht, bewies sein Auftritt bei der Award-Show „1Live Krone“ 2017. Dort erschien der Rapper im royalen Bademantel auf dem roten Teppich – mit Schlafmaske und Schlappen. Alles allerdings von Versace.


Die Trophäe Bausa begeistert Millionen: Das beweist diese Auszeichnung schwarz auf silber. Es ist die Diamant-Schallplatte, die er für 1,3 Millionen verkaufte Einheiten seines Hits „Was du Liebe nennst“ bekam, als erster deutscher Rapper überhaupt.


H

ochmotorisierte Sport­ wagen, hochkarätige Uhren, knapp bekleidete Tänzerin­ nen: Auf den ersten Blick erfüllt Julian Otto – besser bekannt als Deutschrap-Star Bausa – viele Klischees des Hip-Hop. Wer näher hin­ schaut, sieht jedoch einen Künstler, der immer wieder mit den Konventionen ­seines Genres bricht. Als einer der ersten deutschen Hip-Hop-Artists sang Bausa in seinen Songs (statt zu sprechen). Offen wie kaum ein anderer Rapper be­ schäftigt sich der Dreißigjährige in seinen Texten mit Gefühlen wie Liebe, Sehnsucht oder Melancholie. Auch Selbstironie zählt zu seinen Werkzeugen. Bausa spielt mit den Insignien des Rap. Im Video zu „Was du Liebe nennst“ 2017 verprasst er, inspi­ riert von US-Star Young Thug, die 40.000 Euro Budget der Plattenfirma vor laufen­ der Kamera, während der Zuschauer den aktuellen Kostenstand verfolgen kann: 12.250 Euro für eine Rolex und einen Goldring, 2680 Euro für das Sperren eines Golfplatzes, 3136,10 Euro für ein Früh­ stück in Paris (samt Flug). Für solche ­Ak­tionen schätzt ihn die Szene, und die Fans liegen ihm zu Füßen: „Was du Liebe nennst“ hielt sich neun Wochen auf Platz eins, gilt mit 1,3 Millionen verkauften Ein­ heiten als eine der erfolgreichsten Singles in Deutschland und wurde als erster deut­ scher Rap-Song mit einer Diamant-Schall­ platte ausgezeichnet. Sein im Juni erschie­ nenes drittes Album „Fieber“ mit Hits wie „Mary“ oder „Weiß noch nicht wie“ landete in den Top Ten der Charts. Am 10. Dezem­ ber folgt das nächste Highlight: Beim Red Bull Soundclash tritt Bausa in der Schleyer-­ Halle in Stuttgart live gegen Größen wie RAF Camora oder Juju an (siehe Kasten THE RED BULLETIN

auf Seite 56). Aber: Wie geht das? Wie schafft es einer, seinen ganz eigenen Weg zu gehen, der eigentlich die schlechtesten Voraussetzungen dafür hatte? Aufgewach­ sen in Bietigheim-Bissingen nahe Stutt­ gart, kommt Bausa früh mit dem Gesetz in Konflikt, kifft, trinkt und landet im Er­ ziehungsheim. Als er sechzehn ist, stirbt sein Vater an Krebs. Er bricht die Schule ab und hält sich mit Nebenjobs über Wasser. All das hindert ihn nicht daran, an sei­ nen großen Traum zu glauben. Er tüftelt jeden Abend an neuen Songs. Bringt sich selbst das Spielen von Instrumenten bei. Baut sich konsequent ein Netzwerk in der Rap-Szene auf – und steigt schließlich zur prägenden und wohl unabhängigsten Figur des Deutschraps auf. Hier zieht der heute Dreißigjährige Bilanz, wie es ihm gelungen ist, gegen jede Erwartung Erfolg zu haben. Sieben goldene Regeln, von ­denen auch du profitieren kannst.

„Ob Leute mich real finden, ist mir egal. Ich mache einfach Bausa-Style.“ Bausa prägt Deutschrap – als erster Hip-Hop-Künstler überhaupt bekam er eine Diamantene Schallplatte.

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2. Wie du deinen Stil findest:

Ignorier die Kommentare 1. Wie du ein Netzwerk aufbaust:

Ablehnung ist okay Sei nie nervös, wenn du wichtige Leute ansprichst – das habe ich schnell gelernt. Schon witzig: Bevor mich die Zuhörer kannten, kannte mich bereits die halbe Szene. Das lag auch daran, dass ich immer offen auf jeden zugegangen bin. Ich war nie aufgeregt, wenn ich andere Rapper getroffen habe. Ich hatte zwar immer ­Respekt vor ihrer Arbeit, aber am Ende sind das auch nur Menschen. Und dann führt eines zum anderen: Durch Capo (deutscher Rapper, bei dessen Label Hitmonks Bausa seinen ersten Vertrag unterschrieb; Anm.) habe ich meinen Manager Lucas (Teuchner; Anm.) kennengelernt. Ein paar Major Labels haben uns ab­ gelehnt, aber das war okay. Mir war es wichtig, jemanden zu finden, der meine Musik versteht. Dann habe ich Norbert (Rudnitzky; Anm.) von Warner Music getroffen und gemerkt, dass er wirklich Interesse an meiner Kunst hat. Egal mit wem du es zu tun hast, du musst selbst­ bewusst sein und Eier zeigen. Mir war von Anfang an wichtig, dass ich mir nicht in meine Musik reinreden lasse. In mei­ ner Position war das arrogant, aber das ­musste sein. Natürlich war das ein Risiko. Aber es hat sich gelohnt: Norbert hat mir vertraut. Danach ging es richtig los. 52

Für mich war es immer entscheidend, auf mein Gefühl zu hören. Bei uns zu Hause lief immer Musik. Meine Mutter hat viel Funk und Soul gehört. Vor allem unbekannte Sachen aus den 70er- und 80er-Jahren. Ich wusste oft gar nicht, wer da gerade singt, ich habe auch die Texte nicht verstanden, aber die Musik, die ­Melodien und den Klang habe ich einfach gefühlt. Als es bei mir mit Rap losging, habe ich auch gleich richtig viel gesungen, was total untypisch für deutschen Rap war. Klar gab’s da auch Gegenwind. Aber auf Kommentare von anderen sollte man nie viel geben. Abgesehen davon ist mir egal, ob Leute mich real finden oder ob sie das, was ich mache, für Hip-Hop ­halten. Ich mache einfach Bausa-Style: ­arrogant und ignorant, aber trotzdem schön (lacht). Schubladendenken brauche ich nicht. ­Genau deshalb bin ich so frei in dem, was ich mache.

„Wenn du deiner Bestimmung folgst, hat Lampenfieber keinen Platz.“

3. Wie du schnell lernst:

Du bist dein bester Lehrer Wenn du etwas gefunden hast, was dich interessiert, geht das Lernen fast von ­allein, weil es so viel Spaß macht. Als ich sieben Jahre alt war, sind wir nach Bietig­ heim-Bissingen gezogen. In der neuen Wohnung stand ein Keyboard rum – ein altes Schrott-Teil, das der Vormieter da­ gelassen hatte. Aus Langeweile habe ich angefangen, darauf herumzuklimpern, da habe ich schnell Feuer gefangen und mir bald ein eigenes Keyboard gekauft. Meine Lehrer haben gesehen, dass mir das Spielen Spaß macht, und wollten mich fördern. Eigentlich ja ein guter ­Gedanke, aber ich hatte keine Lust auf ­jemanden, der neben mir sitzt und sagt, wie das gehen soll. Ich habe lieber ver­ sucht, Songs von Michael Jackson und John Legend nachzuspielen, und mir die Stücke mit YouTube-Tutorials beigebracht. Ich habe ein richtiges Bedürfnis verspürt, das zu tun. Bei der Gitarre war das genau­ so. Es hat sich einfach richtig angefühlt, irgendwie sinnvoll. Keine Zwänge – ein­ fach nur die Musik. Ich kann bis heute keine Noten lesen, aber mittlerweile ­kenne ich die Akkorde, die ich spiele, und weiß, wie ich sie variieren muss. Beim Produzieren hilft mir das sehr. THE RED BULLETIN


Die Tattoos Der Name Bausa begleitet Julian Otto seit ewig, er kommt vom Charakter Bowser aus dem Videospiel „Super Mario“. Freunde nennen ihn „Baui“. Deshalb hat er sich das auf die Finger der linken Hand tätowieren lassen. Das „Taui“ rechts ist ein Insider-Gag.


Die Sneakers Zu Hause stapeln sich die Pakete: Hersteller schicken Bausa ihre Markenprodukte – aktuell etwa den Nike Air Max 97 Ultra 17 Skepta. Fßr den Schwaben ein Zeichen, dass er ganz oben angekommen ist.


5. Wie du oben bleibst:

Du darfst

den Erfolg

nicht wollen

„Bevor mich das Publikum kannte, kannte mich die halbe Rap-Szene.“ Netzwerker by nature: Von Anfang an ging Bausa direkt auf seine Vorbilder zu – mit Erfolg.

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4. Wie du auf dem Boden bleibst:

Genieß das Spießertum Ich hatte nie Angst abzuheben. Im Gegenteil: Bodenständigkeit war mir schon ­immer wichtig. Ich bin zum Beispiel ganz bewusst nicht nach Berlin gezogen, sondern in Bietigheim geblieben. Die Stadt ist einfach schön, nicht zu klein und nicht zu groß. Ich mag die Ruhe und die Ordnung – diesen ganzen spießigen Kram, den ich früher gehasst habe. Wenn man die ganze Zeit unterwegs ist, sehnt man sich irgendwann danach. In Bietigheim habe ich alles, was ich brauche. Zum ­Beispiel auch meine Jungs. Die sind – im Gegensatz zu vielen, die erst nach dem Erfolg kamen – keine Arschkriecher und immer ehrlich zu mir. So ein Umfeld und ein Rückzugsort sind schon wichtig.

Ganz ehrlich: Ich habe schon damit gerechnet, dass „Was du Liebe nennst“ funktioniert. Dass der Song dann so ein Hit wurde und sogar eine Diamant-Schallplatte für über eine Million verkaufter Einheiten bekam, war komplett verrückt. Das hat mir in den Monaten danach schon viele Türen geöffnet – gleichzeitig war es aber auch ein bisschen unheimlich. Ich habe gemerkt, dass mich Leute nur für diesen einen Song feiern und ihnen ganz egal ist, wer ich eigentlich als Künstler bin. Das hat mich irgendwann ganz schön genervt. Ein normaler Manager hätte mir wohl geraten, gleich noch einen Song im ähnlichen Stil nachzulegen, um die ­Erfolgswelle quasi weiterzureiten. Statt­dessen habe ich als Trotzreaktion erst mal versucht, musikalisch etwas ganz anderes zu machen – und habe viel rumexperimentiert. Als ich dann „Casanova“ mit Summer Cem aufgenommen habe, ist richtig viel Druck von mir abgefallen. Der Song war ein Riesenhit und hat erst Gold und dann Platin bekommen. Damit im Hinterkopf habe ich mich wieder richtig frei gefühlt. Ich habe wieder gemerkt, wer ich bin und was ich kann. Du darfst den Erfolg nicht wollen, dann kommt er von ganz allein!

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„Auf der Bühne kommt alles aus mir heraus – das passiert einfach.“ Bestimmung: Wenn Bausa vor sein Publikum tritt, dann ist er in seinem Element.

7. Wie du innere Balance findest:

Schalt das Handy ab Wenn ich nach einem langen Studiotag im Bett liege, fällt mir das Abschalten schwer. Mein Kopf ist die ganze Zeit bei den neuen Songs. Deswegen versuche ich gerade in stressigen Phasen, sooft es geht, nach Hause zu fahren, mein Handy abzuschalten und die Ruhe zu genießen. Dann treffe ich Freunde und mache Sport. Für 2020 habe ich mir fest vorgenommen, mal eine längere Auszeit zu nehmen. ­Einfach ein paar Wochen raus und ganz weit weg – zum Beispiel nach Asien. Und wer weiß: Vielleicht erfinde ich mich dort mal wieder neu.

6. Wie du Lampenfieber besiegst:

Vor meinem ersten Konzert war ich krass nervös. Heute weiß ich, die Leute sind wegen mir da und singen jede Zeile mit, das hilft natürlich. Deswegen ist nur noch eine Grundaufregung da, aber das muss auch so sein, sonst hänge ich mich nicht genug rein, und es wird kein gutes Konzert. Routinen vor der Show habe ich ­eigentlich nicht. Ich wärme meine Stimme ein bisschen auf, das war’s. Wenn ich dann auf die Bühne gehe, bin ich in meinem Element. Die Moves, die Ansagen – das kommt alles aus mir heraus und passiert einfach. Weil es so sein soll. Auf der Bühne bin ich nahe an der Vollkommenheit. Wenn du etwas machst, wofür du bestimmt bist, haben Nervosität und ­Lampenfieber keinen Platz.

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DIESER BOBBY

Lebe im Moment

Bausa bittet zum Battle

Red Bull Soundclash mit Staraufgebot RAF Camora, Juju, Azet & Zuna, Summer Cem, Lena Meyer-Landrut: Am 10. Dezember misst sich Deutschlands vielseitigster Rap-Star Bausa in der Stuttgarter Schleyer-Halle mit Künstlern aus ­verschiedenen Genres. Infos: redbullsoundclash.de

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Das Debütalbum Bausas Durchbruch: 2017 veröffentlicht er „Dreifarbenhaus“, sein erstes Album. Es steigt gleich auf Platz zehn der Charts ein, was wiederum Bausas Mutter beruhigt: „Vorher war sie immer skeptisch gewesen, jetzt sah sie, dass bei mir echt was ging“, erzählt Bausa später.


INNOVATOR

STARTPIONIEREUPS, U GENIALE ND ERFINDU NGEN

Exoskelett

Heavy-Metal- D Laufwunder Wenn Science-Fiction Wirklichkeit wird: Ein Elektrogerätehersteller baut eine riesige Rennmaschine, in der ein Mensch am Steuer sitzt.

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ieses dreieinhalb Tonnen schwere, vier Meter hohe vierbeinige Monster könnte der Bösewicht im nächsten Michael-BayFilm sein. In Wirklichkeit ist Prosthesis, so der Name, gar kein Roboter, sondern ein Exoskelett – angetrieben und gesteuert von der Person, die in seinem Zentrum sitzt. „Prosthesis ist eine Erwei­ terung des Körpers“, sagt

Erfinder Jonathan Tippett. Er ist CTO von Furrion, einem Unternehmen, das eigentlich Einbauherde oder Fernseher herstellt. „Der Anzug ist auf Bewegungen der Piloten angewiesen und verstärkt deren Kraft und Geschwindigkeit.“ Möglich machen das Elektromotoren und ein System aus Hydraulik und Gurten. Inspiriert ist Prosthesis von Tippetts Leidenschaft für Ac-

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IN ALLER KÜRZE GUTES TUN WIRD JETZT NOCH EFFEKTIVER Spenden soll möglichst einfach und wirksam sein. Diese Start-ups helfen dabei.

Tech-Textilie: Das QUS Smart-Shirt zeichnet die wichtigsten Trainingsdaten und Vitalwerte auf. Ohne zusätzliche Gadgets.

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WO EIN EURO MEHR WERT IST Kleine Spende, größtmögliche Wirkung: Die Plattform um Gründer Sebastian Schwiecker (Bild) stellt die effektivsten Hilfsorganisa­ tionen der Welt vor. effektiv-spenden.org

tion-Sportarten. Kein Wunder also, dass er nun sogar eine eigene „Mech Racing League“ aufbauen will – für Menschen, die in den Maschinen Wettrennen bestreiten. „Grundsätzlich kann jede fitte Person Mech-Pilot werden. Wer auf Skiern eine blaue Piste schafft, kann sich auch in eines der Biester schnallen und es mit ein wenig Übung zähmen.“ furrion.com

THE RED BULLETIN

Funktionskleidung, die ihren Namen verdient: Das QUS Smart-Shirt erfasst wichtige Körperwerte und sendet sie an eine App.

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DIGITALER ERLAGSCHEIN Marco Zaugg (Bild) und sein Team arbeiten seit 2015 an digitalen Lösungen. Jüngster Wurf: Spenden per QR-Code in Kooperation mit dem Bezahlsystem Twint. raisenow.com

Mehr Inspiration für ­ ukunftsmacher gibt es Z im aktuellen INNOVATOR. Infos und Abo unter: ­redbulletininnovator.com

SAM CARTER, JUDITH WAGNER, RAISENOW.COM

Prosthesis mit Pilot (noch ­außerhalb): „­Erweiterung des Körpers“

G’scheites G’wand

rüher war Sportbekleilich wieder rennt, können dung atmungsaktiv Ärzte das Smart-Shirt für und schnelltrocknend. eine bessere Überwachung Heute ist sie auch schlau. ihrer Patienten nutzen. Ein So misst das QUS SmartLeiberl für die medizinische Shirt des steirischen UnterLeibesvisite also. Steiner: nehmens sanSirro zum Bei„Unser Ziel war, einen spiel selbständig Herz- und Gamechanger mit echtem Atemfrequenz seines TräMehrwert zu entwickeln. gers. Es berechnet weiters Ich glaube, das haben wir den Kalorienverbrauch geschafft.“ Jetzt sollen und zeichnet die Sensoren sogar noch weiter Geodaten auf. verbessert Eine wasch­ werden. bare Textil­ Aktuell arsensorik beitet sanSirro macht’s möglich. Baba, an einer neuen Brustgurt! Funktion – „Die elekDie Speicher- und Sendeeinheit der Schweißtronische im Shirt wiegt nur 18 Gramm. analyse zur Einheit speiFeststellung chert und über­trägt alle von Blutzuckerwert oder relevanten Daten“, erklärt Elektrolythaushalt. Und sanSirro-Geschäftsführer die soll während des Tragens stattfinden. Denn nach Hannes Steiner. „Sie liefert dem Training kann man mit äußerst präzise Werte und dem intelligenten Shirt das kann deshalb nicht nur im machen, was man mit allen Trainings-, sondern auch im Sportsachen macht: in die Gesundheitsbereich eingesetzt werden.“ Während es Waschmaschine schmeißen. qus-sports.com bei Läufern mit QUS end-

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Reinkommen, Drinks ordern, Musik wĂźnschen: All das kann beim Ausgehen schon heute Ăźbers Smartphone geschehen. Trotzdem soll das Menschliche nicht zu kurz kommen, versprechen die Erfinder.


Die HightechPartysanen Sie lenken den Sound ultrapräzise in jede Ecke des Clubs, ermöglichen Bestellungen per Gesichtserkennung oder verwandeln deine TanzMoves in LED-Kunst: Diese sieben Tech-Pioniere revolutionieren das Nachtleben.

GETTY IMAGES

Text MARC BAUMANN

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In der Mitte der Tanzfläche gibt’s satten Sound, an den Rändern Ruhezonen (etwa vor der Bar): Solche Steuerung ­ermöglicht der 3DSound der Zukunft.


DIE SOUNDLENKER Sie wollen DJs in Dirigenten verwandeln: MATHIAS ARIFIN und CONSTANTIN MASCHER entwickeln ein System, das Musik im Club zum räumlichen Erlebnis macht.

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„Wir sind Akademiker in Jogginghose“, sagt Mathias Arifin. Es ist nur ein Nebensatz, dem er nicht so viel Bedeutung schenkt, aber der Satz erklärt ganz gut das ganze Projekt: Arifin, sein ­Geschäftspartner Constantin Mascher und ihre Kollegen von Mixed Munich Arts (MMA) wollen im Auftrag von Red Bull ein hochkomplexes Thema, den 3D-Sound der Zukunft, auf Club-Ebene verwirklichen.

CHRISTOPH VOY, MMA

Neben ihm zeigt der Toningenieur mit Computergrafiken erste Animationen von „Red Bull Overtone“: Am 16. November findet das Event für audiophile Fans elektronischer Musik in Köln statt, maßgeblich um­ gesetzt von MMA. Schon beim Auftakt in München Ende März „fiel den Leuten die Kinnlade runter“, wie Arifin mit berechtigtem Stolz sagt. MMA ge­ hören nämlich zu einem sehr kleinen und entsprechend elitären Kreis an Tech-Pionieren weltweit, die dabei sind, den Sound der Zukunft für Clubs massenfähig zu machen, Stichworte: 3D und immersiv. Vereinfacht gesagt: Sound wird nicht mehr wie bisher vom Lautsprecher nach hinten ins Publikum geblasen, wo sich der Schall dann irgendwie ­seinen Weg bahnt. Die Technologie ermöglicht es, Musik in verschiedene Tonkanäle zu zerlegen und diese – durch neuartige Lautsprecher und aufwendige Berechnung des Schalls – präzise im Raum zu verteilen. Das ist nicht einfach nur akustisch beeindruckend, es verändert auch die Art, wie man eine Clubnacht überhaupt

denken muss. DJs können ­Musik nicht mehr nur spielen, sondern steuern. „Du kannst vorne den Dampf rausnehmen und ihn dort hinbringen, wo du ihn im Club brauchst“, sagt Arifin. Wie ein Dirigent, der Teile des Orchesters lauter und andere wieder leiser spielen lässt. Wenn es plötzlich möglich ist, akustische Ruhezonen zu setzen, kann man die Bars im Club viel effektiver platzieren oder aber Ärger mit Anwohnern ­vermeiden. MMA wollen die Technik außerdem so günstig hinkriegen, dass sie am Ende auch wirklich in den meisten Clubs Verwendung findet. Aber: Der Weg zum 3D-SoundClub ist kein Spaziergang und „Red Bull Overtone“ nur eine Etappe, der noch einige weitere werden folgen müssen. Red Bull und MMA wollen die Euphorie, die ihre Vision leicht auslöst, vorerst bewusst bremsen. Die Jogginghose ist bei ­ihrer Pionierarbeit nicht als Laufhose gedacht, sondern als bequeme Kleidung für viele durchtüftelte Nächte.

Erlebe den Klang von morgen Kristallklarer Sound – völlig neu angeordnet im Raum: Am 16. 11. zeigt dir „Red Bull Overtone“, was 3D-Sound schon heute kann. In der Wassermannhalle in Köln spielen Elektro-Artists neue Sets – die sie eigens auf die innovative Technologie abgestimmt haben. 16. 11. Wassermannhalle, Köln Alle Infos: redbull.com Weitere Termine: 13. 12. Kalif Storch, Erfurt; 14. 12. Pan, Hannover

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Digital-Club: Hier ist der Drink nur einen Klick entfernt.

DER EXTREMDIGITALISIERER Von der DJ-Buchung über den Einlass bis zur Bar: Dank DIETER VAN ACKEN funktioniert der Club „Next“ in Ahaus komplett digital und dadurch komplett stressfrei.

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Die Zukunft des Nachtlebens liegt „tief im Münsterland, am Arsch der Welt“. Und erklärt wird sie von einem Mann, der bald 60 wird. Klingt nicht sehr vielversprechend. Ist es aber! Was Dieter van Acken, 56, und die Firma Tobit Software in der 39.000 Einwohner kleinen Stadt Ahaus aufgebaut haben, wird man so in Berlin kaum fin­ den: einen durchdigitalisierten Club wie das „Next“. Das Aus­ gehen beginnt im Internet, wo man den Eintritt ins Next per „Fast Lane“ buchen kann, dann geht es abends ohne Warte­ schlange oder Türsteherdis­ kussionen in den Club. Die DJs checken ebenfalls online ein – ein Knopfdruck genügt, und die gesamte Anlage fährt hoch. Wer als Gast ein Getränk will, muss diesen Wunsch nicht ­einem gestressten Barmann zurufen, sondern man bestellt ­digital, und die Drinks werden geliefert. Burger oder Pommes ordert man an einer weißen Wand an einem Display, die ­dahinterliegende Küche sieht und riecht man nicht. Bezahlt wird mit Clubkarte. Macht so viel Software das Feiern nicht ein wenig unpersönlich? Dieter van Acken verneint, es müsse eben zum Konzept passen. Ihres ist mehr Raumschiff Enter­ prise als Gabys Eckkneipe. 64

DER BILDSCHIRMBEFREIER Manchmal liegt der Schlüssel zum besseren Feiern nicht in mehr Technik, sondern in weniger – meint GRAHAM DUGONI und erfand ein Gadget, das Handy-Benutzung im Club unterbindet.

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Sein Erweckungserlebnis hatte Graham Dugoni 2012 auf einem Musikfestival: Dort sah er, wie Besucher einen gedankenversunken Tanzenden mit ihren Handys filmten und das Video lachend ins Internet stellten. Dugoni hin­ gegen träumt von Konzerten und Partys mit mehr tanzenden und w ­ eniger filmen­ den Besuchern. Und wie lässt sich die

Technik in Zaum halten? Richtig, mit ei­ ner neuen Technik: Mit seinem Start-up Yondr produziert er hunderttausende kleine Neopren-Beutel, in die man vor Konzerten (Madonna!, Jack White!) oder in Clubs die Handys der Besucher steckt und sie dann verschließt. „Eine kurze Auszeit“, nennt Dugoni das. Jeder behält sein Handy, aber bis zum Veranstaltungs­ ende, wenn die Beutel an Stationen wie­ der geöffnet werden, ist kein Blick aufs Smartphone möglich. „Ohne Handys ist eine ganz andere Energie im Raum“, meint Dugoni. Übrigens: Mit Yondr sitzt er ausgerechnet in San Francisco mitten unter den Tekkies des Silicon Valley. ­Denen ein wilder Abend ohne Smart­ phone sicher auch nicht schaden würde.

Wiedersehen: Nur mit diesem Öffner geht der Beutel auf.


DER AUSWEISREVOLUZZER

Perso in praktisch: DUNCAN FRANCIS ermöglicht die Ausweis­ kontrolle per Smartphone-App.

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CHRISTOPH VOY, TOBIT, YONDR, GETTY IMAGES, YOTI

Schneller drin: Zwei Monate ihres Lebens verbringen Briten in Warte­ schlangen. Diese Zeit will Yoti verkürzen.

Ist das wirklich der Besitzer? Wo ist das Teil schon wieder? Für Tür­ steher wie auch für Besucher ist der Perso-Check am ClubEingang vor allem eines: nervig. Das will der Brite Duncan ­Francis mit seinem Start-up Yoti ändern. Seine Lösung: eine kostenlose App, die das Alter und die Identität des Benutzers so seriös wie ein offizielles ­Dokument bestätigt, dabei ­unkompliziert auf dem Handy liegt und dennoch sicher gegen Identitätsmissbrauch ist. Dafür verschlüsselt Yoti jede ein­ gegebene Information einzeln und speichert sie separat – ­Zugang erhält nur der Nutzer selbst. Fünf Millionen Down­ loads hat Yoti bisher, die digi­ tale ID wird in Großbritannien schon in vielen Clubs akzep­ tiert. Bald soll sie auch auf dem Festland erhältlich sein. Tau­ sende Ausweise würden jedes Jahr in Clubs verloren, so Fran­ cis. Auf sein Handy passt man besser auf oder bemerkt den Verlust zumindest umgehend.

Habe die Ehre: So weist dich dein Handy aus.

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Schall und Rauch: Die Schwaden nehmen die Bewegungen der Tänzer auf.

DER TANZBESCHLEUNIGER TAMMUZ DUBNOV spiegelt Dance-Moves auf LED-Wände. So will er Lichtshows auf das nächste Level heben – und Schüchternen den Sprung auf die Tanzfläche erleichtern.

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Tammuz Dubnov hat Abschlüsse in theoretischer Mathematik, Informatik und Tanz. Klingt wie ein „Finde den Fehler in dieser Wortreihe“Test, ist aber eine sinnvolle Kombination, wenn man sich seine Arbeit ansieht. Dubnov hat die Kreativität des Tänzers mit der Logik des Mathematikers verbunden. Das Ergebnis dieser Doppelbegabung: die Wandprojektion seiner Firma Zuzor. So funktioniert’s: Eine Kamera erfasst die Bewegungen der Tänzer in einem Radius und setzt sie in leicht psychedelisch anmutende Animationen um, die auf die Wände des Clubs oder jeder anderen Location projiziert werden. Weil viele Clubs bereits über entsprechende Projektoren und LED-Wände verfügen, konzen­ triert er sich auf die Software. Rund 4500 Euro kostet die einmalige Nutzung. Bisher ist die Technik vor allem in Nordamerika zu erleben, Europa soll bald folgen. „Auf Kinder wirken diese Bilder wie hypnotisierend“, hat Dubnov beobachtet, „Ältere brauchen etwas, bis sie merken, dass ihre Bewegungen die Projektionen steuern.“ Vor allem mag Dubnov die Erlebnisse mit unerfahrenen Tänzern: „Zuzor bricht das Eis, bringt Gruppen zum Interagieren und auch Schüchterne zum spielerischen Tanzen.“ 66


DIE PLAYLISTPIMPER DJ, spiel meinen Song: Vier Kanadier gewähren Partygästen per App ­Einfluss auf die Songauswahl – ohne den DJ ganz zu entmachten.

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Vier Freunde (von links): Brandon Melic, Devante Brown, Josia Morado und Ulric Ferreira wollen per Handy über Songs ab­stimmen lassen.

DER SCHLANGENDOMPTEUR Endlich Fairplay an der Bar: Dafür hat JOHN WYLLIE ein System entwickelt, das Besucher an der Theke automatisch erkennt – und so Vordrängeln unmöglich macht.

CHRISTOPH VOY, ZUZOR, PSLY/ JOSIAH MORADO, JEFF MOORE

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„Erst wartest du ewig an der Bar, dann siehst du, wie andere sich vordrängeln, und letzten Endes bekommst du das falsche Getränk“: John Wyllie erinnert sich gut an diese Frustmomente beim Ausgehen. Heute ist er als junger Vater seltener in Bars, aber er findet: Seine Kinder sollen es besser ­haben. Mit seiner Firma DataSparQ hat

Der Nächste bitte: So sieht der Barkeeper, wer dran ist.

er eine Bar entwickelt, die weiß, wer vor ihr steht. Eine Kamera erfasst alle Personen vor dem Tresen und teilt ihnen Nummern zu, die auf einem Bildschirm hinter der Bar mit den jeweiligen Drinks angezeigt werden. Auch im Gedränge behält der Computer den Überblick und zeigt außerdem, wie lange man warten muss – bis dahin kann man tanzen ­gehen. Die Bar ist noch im Demo-Modus, die britischen Datenschutzbedingungen verhindern derzeit ihren Einsatz. Data­ SparQ hofft auf eine Anpassung und bemüht sich um Transparenz: Es gibt keine versteckten Kameras, nur eine klar erkennbare. Eine markierte Zone zeigt an, wenn jemand in dem Bereich steht, den die Kamera erfasst. Und: Die Aufnahmen werden nicht gespeichert.

Wie soll man einen DJ ansprechen? Flirten erfordert ja schon Mut, aber durch die volle Tanzfläche zum DJ-Pult zu gehen – und dann auch noch einen Musikwunsch zu überbringen, der wirklich gespielt wird, ist in halbwegs ernsthaften Clubs kurz vor ­unmöglich. Diesen prekären „Hey! Hast du den Song von …“Moment möchten uns Brandon Melic, Devante Brown, Ulric Ferreira und Josia Morado ­ersparen. Mit ihrer App PSLY kann man über eine Spotify-­ Integration einen Song wählen und den Wunsch an den DJ übermitteln. Die Lieder werden von anderen Nutzern auf der Party bewertet und dem DJ in einer Playlist nach Beliebtheit angezeigt. Der DJ wird dabei nicht zum Befehlsempfänger, sondern hat weiterhin das ­letzte Wort. Er kann die Reihen­ folge der Titel zu einem Set ­arrangieren – oder Wünsche ignorieren, bis sie von der Liste fallen. Geld wollen die Erfinder mit einschlägigen Party-Reihen verdienen. Ideal ist es, wenn 50 bis 75 Personen die App benutzen, aber sie funktioniert auch bei Partys mit 600 Gästen, bei denen 200 Leute Songs bestellen. Und: Wessen Song gespielt wurde, der kann dem DJ per App ein Trinkgeld senden.

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DAS KONZEPT DER FREIHEIT MAGNUS WALKER ist keine typische Stilikone. Selbstverwirklichung ist sein Lebensziel, auf die Außenwirkung aber pfeift er vollkommen. Erklärung folgt. Text SCOTT JOHNSON  Fotos JIM KRANTZ

Oldtimer-Fan Magnus Walker: „Leidenschaft kannst du nicht produzieren.“

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ZU WALKERS KUNDEN ZÄHLEN GROSSKONZERNE WIE DISNEY ODER DIE UNIVERSAL STUDIOS.


L THE RED BULLETIN

OS ANGELES,  kurz vor Sonnenuntergang. ­ agnus Walker blickt von einem der Aussichtspunkte M des hoch gelegenen Angeles Crest Highway auf die Lichter seiner Wahlheimat, die in der Ferne glitzern. Er sitzt in seinem bevorzugten Porsche, einem 911 T, Baujahr 1971, in auffällig rot-weiß-blauem Design. Die Abendsonne taucht die umliegenden Berge in sanftes Licht, und eine leichte Brise weht über die kargen Hänge. Walker kontrolliert die Schaltung, die Spiegel und seinen Gurt. Die ausgeprägte Ruhe weicht in Sekundenschnelle dem Lärm der über­ wältigenden Triebkraft. Der Porsche rast mit über 140 km/h den Highway entlang, der Geschwindigkeitsrausch vereinnahmt Geist und Körper. Walker lehnt sich zur Seite, als der Wagen durch eine Haarnadelkurve jagt. Der unbedarfte Beifahrer sieht den Porsche vor seinem geistigen Auge schon über den Abgrund hinausschießen, doch er liegt gut in der Kurve. Wie ein Surfer auf der perfekten Welle manövriert auch Walker uns souverän aus der Kehre. In ­einem Moment der Euphorie beschleunigt er gleich noch etwas mehr, als hätte ihn dieser kleine Triumph zusätzlich angespornt. Nur das Motorengeheul des Porsche ist zu hören, als er wie vom Teufel getrieben durch die Serpentinen schießt.

Magnus Walker, der unorthodoxe Modedesigner und Porsche-Liebhaber, spricht gern über Freiheit, denn die spielt in seinem Werdegang eine zentrale Rolle. Der Brite aus der Arbeiterstadt Sheffield schmiss einst die Schule, bevor er im Land der un­ begrenzten Möglichkeiten sein Glück machte. Auch der Name seines Unternehmens Urban Outlaw unterstreicht dieses Konzept von Wildnis und Freiheit. Mit dieser Markenidentität hat Walker seine Lebenseinstellung auf den Punkt gebracht. Die offensicht­ liche Gegensätzlichkeit entbehrt natürlich nicht einer gewissen Ironie. Walker verdiente einerseits Millionen mit dem Verkauf seiner Klamotten an Großkonzerne wie Disney oder die Universal Studios. Gleichzeitig pflegt er das Image des ungehobelten Raubeins mit ­einer hochstilisierten Kombination aus Dreadlocks, Leder, Jeans und Boots, die seinen sehr persönlichen Look ausmachen. Einen Look, der ehrlich und un­ verfälscht, authentisch ist – und der sich verkaufen lässt, weil er das gewisse Etwas hat. Sein Konzept geht auf. Ob er für Porsche an einem internationalen Marketing-Event in Mexiko-Stadt teilnimmt, anlässlich einer Konferenz in Portland, Oregon, A ­ utogramme verteilt oder im Rahmen eines TEDx Talks vor einem betuchten Publikum spricht – Walker, der Gesetzlose, vereint in seiner Persönlichkeit viele Gegensätze: Er ist der zottelige Gegen­ entwurf zum Materialismus, aber er repräsentiert gleichzeitig auch eine enorm erfolgreiche Marke, die einem strengen Konzept folgt. Genau deshalb war es ihm so wichtig, mit seinem Gast den Angeles Crest Highway abzufahren. Wer hier Höhenluft schnuppert, merkt schnell, dass Walkers Freiheitskonzept keine leere Marketinghülse ist, sondern dass er mit Leib und Seele für diese Idee brennt. Nirgendwo wird dies deutlicher als auf dem Beifahrersitz seines Porsche, wenn man angesichts des wahnwitzigen Tiefflugs über den Asphalt alles um sich herum vergisst. Wie eine Lebensader von spektakulärer Schönheit schlängelt sich der Highway durch die Berge, nicht einmal eine halbe Stunde Fahrt liegt zwischen dem dröhnenden Stadtverkehr von Downtown L. A. und dem idyllischen Angeles ­National Forest. Der Highway ist W ­ alkers Lieblingsstrecke – so fühlt sich Freiheit an.   71


WALKERS FREIHEITSKONZEPT IST KEINE LEERE MARKETING -HÜLSE. MAN MERKT RASCH, DASS ER DAFÜR BRENNT.

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alker wuchs in einer Familie der Mittelschicht im nordenglischen Sheffield auf, der selbst ernannten „Wiege des Edelstahls“. An den Wochenenden besuchte er mit seiner Familie traditionelle Landsitze und ­Herrenhäuser mit ihren Rauchzimmern, Ledersofas und kunstvollen Steinarbeiten. In seiner Freizeit machte er Crosslauf. Mit der Singer-Nähmaschine seiner Mutter nähte er Iron-Maiden-Abzeichen auf seine Jeans. Er sah sich als Einzelgänger. 1986 verließ er Sheffield, jobbte zunächst als ­Jugendbetreuer beim Sommerlager-Veranstalter Camp America und zog danach nach Kalifornien. ­Damals machten Verkäufer und Künstler die Strand­ promenade von Venice Beach zum kreativen Hotspot. Walker begann mit eigenen Designs. „Industrial Hippie“ nannte er seinen Look – perfekt für jemanden, der sich selbst in keine Schublade stecken lassen will. In Kalifornien hatte er die Gelegenheit, sich selbst neu zu erfinden. Er entwarf „eine Art RenaissanceSchlapphut“, der zum Verkaufsschlager wurde ­(„Dabei habe ich gar keinen Draht zur Renaissance“). Im nächsten Schritt kaufte er günstig Levi’s-Jeans für 50 Cent das Stück auf, verzierte sie wild mit bunten Fetzen aus Paisley-Stoff, Satin und Leder und ­verkaufte sie gewinnbringend weiter. Von den ersten Geschäftseinnahmen verwirklichte er einen Kindheitstraum und kaufte 1992 seinen ersten Porsche 911, schließlich hatte er schon als Zehnjähriger einen glühenden Fanbrief an den Autohersteller geschrieben. Walkers innovativer Stil kam gut an, und seine Firma Venetian Paradise, die er zusammen mit seiner Frau Karen führte, wuchs. Das Paar versorgte Einzel­ händler auf der Melrose Avenue mit Großlieferungen. Schon bald standen Disneyland, Six Flags Magic Mountain und die Universal Studios vor der Tür. Prominente liebten seinen Look – jeder stand auf seinen Style. Er ging mit Alice Cooper auf Tour. „Auf der Promenade in Venice Beach hat alles angefangen“, erinnert sich Walker. „Ich hatte endlich etwas gefunden, was ich gut konnte und womit ich – ganz ohne Ausbildung – ordentlich Geld verdiente.“

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eitdem hat Walker ein Riesenvermögen gemacht und sich einen Riesenfuhrpark auf­ gebaut. Dreizehn seiner Neunelfer stehen in Reih und Glied in der Garage eines 2500Quadratmeter-Lofts im Arts District von L. A. Als ein kom­paktes Ganzes diente Walker das Loft zudem als Wohnung, wurde zum Film- und Fernsehset und ist Firmen- und Markensitz. Vor kurzem, an einem Oktobermorgen, verfolgt Walker aufgeregt, wie ein kirschroter Lotus Esprit, Baujahr 1979, langsam von der Laderampe eines ­Sattelzugs rollt. Man erkennt gleich, dass es sich um den Typ Sportwagen aus „James Bond – In tödlicher Mission“ (1981) handelt. Ein schnittiger, abgeflachter Wagen, der sofort die Assoziationen Sex, Lavalampen und Seventies-Style hervorruft. Erst bei näherem 72

Hinsehen entdeckt man die subtileren Qualitäten: ein an­gehobenes Armaturenbrett mit einem Wirrwarr an Knöpfen und Schaltern, ein Schaltknüppel mit Holzgriff und Ledersitze, die so verschlissen sind, dass man meinen könnte, James Bond höchstpersönlich habe schon darin gesessen. Walker hat den Wagen im Internet gefunden und ungesehen gekauft. Als der Lotus sicher auf der Willow Street steht, einer immer beliebter werdenden Straße unweit der berühmten Sixth Street Bridge, schwingt sich Walker hinters Lenk­rad und streicht andächtig über den Schaltknüppel. „Ich dreh mal schnell eine Runde um den Block“, grinst er. Der Lotus röhrt auf, Walker gibt Gas und ist schon um die nächste Ecke verschwunden. Walker schert sich nicht darum, was andere denken. Wenn er erzählt, wie er durch sein Modelabel an dieses Loft gekommen ist, referiert er bei der Gelegenheit gern ausführlich darüber, wie sehr er auf die Meinung anderer Leute pfeift. Über diese Gleichgültigkeit definiert sich Walker regelrecht. Immerhin hat sich der L.-A.-Kenner in die Immobilie verliebt, lange bevor er die enormen Vorzüge von Downtown zu schätzen wusste – und damit genau den richtigen Riecher bewiesen. Im Jahr 2000 kaufte er mit Karen das riesige Gebäude und baute es zum Domizil seiner Träume um. Im Erdgeschoss zog das Atelier für sein Modelabel Serious Clothing ein. Dort entstand auch die Idee zu Urban Outlaw. Die Räumlichkeiten erwiesen sich schon bald als gewinnbringende Investition. In einem langen Artikel über die Gentrifizierung von Lofts in L. A. nannte ein Journalist der „L. A. Times“ das Gebäude als Paradebeispiel. Zwei Wochen später rief ein Produzent aus Hollywood an und bat um Erlaubnis, in dem Gebäude ein Musikvideo für Missy Elliott drehen zu dürfen. Schon bald standen die Produzenten Schlange. Immer wieder vermieteten sie ihr Loft, bis ihnen irgendwann klar wurde, dass ihnen das Objekt als Mietstudio noch viel mehr Umsätze bescheren würde. „Mal ehrlich“, sagte Walker zu seiner Frau, „wenn wir nicht hier wohnen würden, könnte rund um die Uhr gedreht werden.“ Gesagt, getan: Die beiden zogen aus und kehrten nie zurück. Stattdessen wurden dort Streifen wie „Keine halben Sachen 2“ mit Bruce Willis gedreht, außerdem „America’s Next Top Model“, „American Idol“, zwei sechswöchige Reality-TV-Shows und so ziemlich jede bekannte Krimiserie: „CSI: New York“, „Monk“, „The Lyon’s Den“, „Without a Trace – Spurlos verschwunden“ oder „24“. „Das Studio wurde 120 bis 150 Tage im Jahr gebucht“, erzählt Walker.

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och man täte ihm unrecht, dies alles als unbedarften Glücksgriff abzutun. Im Prinzip ist Walkers Ethos recht simpel, er hat eine sehr pragmatische Lebenseinstellung: Wenn etwas funktioniert, dann nutz es. Wenn ein fetter Motor unter der Haube ist, dann gib Gas. Und Klamotten sind eben zum Anziehen da. Die Gegenstände in u ­ nserem alltäglichen Leben wollen benutzt werden. Wir soll-


Mal schnell eine Runde drehen: Walker mit einem von ihm restaurierten 1971er-Porsche 911


Walker inmitten seiner Porsche-Kollektion: „Ich habe im Leben immer nur das gemacht, worauf ich Lust hatte.“

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WALKERS ANSATZ IST EINFACH: WENN EINE IDEE FUNKTIONIERT, NUTZ SIE KONSEQUENT.


„NIMM DEIN LEBEN IN DIE HAND. AUCH WENN DU DABEI DINGE MACHST, DIE UNVERNÜNFTIG ERSCHEINEN.“

Die Schönheit des Gebrauchten: Das zerschrammte Hot-Wheels-Auto trägt Walker in seiner Hosentasche. Jeden Tag.


ten in unserem Leben die Zügel selbst in die Hand nehmen, findet Walker. Auch wenn man dabei manchmal Entscheidungen trifft, die vielleicht auf den ersten Blick unvernünftig erscheinen. Walker steht in seinem Loft und streicht sich über die teure Lederjacke, als wolle er seinen Worten Nach­ druck verleihen. Die Jacke ist nicht von Urban Out­ law, noch nicht mal von Serious. Sie ist von Ralph Lauren und war ein Spontankauf. Ihm war schon klar, dass sein Umfeld irritiert sein würde. (Aus­ gerechnet Magnus Walker kauft Ralph Lauren?) „Scheißegal“, dachte er. „Ich will die haben.“ War­ um? „Weil einfach alles stimmt: Sie ist leicht, hat ­einen schönen Used-Look und ist bequem.“ Er sieht sich um und macht eine ausladende Handbewegung. Im Prinzip gilt das auch für dieses Gebäude. Es wurde zwar neu eingerichtet, aber es hat diesen abgeranzten Charme, und der markante Geruch von Leder, Rauch, Teer und Zement hängt in den Mauern. Auch das Signature-Series-Lenkrad, das er zusammen mit Momo, der Firma des italienischen Ex-Rennfahrers und Unternehmers Gianpiero Moretti, entworfen hat, fällt in diese Kategorie. Er ist übrigens der erste Nicht-Rennfahrer, dem diese Ehre zuteil­ wurde. Das Lenkrad sieht derb und abgenutzt aus, aber es liegt gut in den Händen. „Was das mit Mode zu tun hat?“, fragt Walker selbst. „Na ja, hier kommen wieder die Elemente ins Spiel. Wir haben unsere ­Lederjeans künstlich altern lassen, geflickt und aus­ gewaschen, um diesen Used-Look zu erzeugen. Das ist ja irgendwie auch nichts Neues. Aber mit einem Lenkrad hat das noch niemand versucht.“

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uch seine Kindheit hat ihn beeinflusst, meint er. Sheffield, führend in der Schneid­ warenindustrie und im Bereich Edelstahl, erstreckt sich über sieben Hügel und ist von Flüssen durchzogen. Als Kind haben ihn die Herren­ häuser nicht interessiert, die er mit seinen Eltern ständig besichtigen musste. „Aber dreißig Jahre ­später, nachdem ich so lange in L. A. gelebt habe, wo nichts älter ist als hundert Jahre, hat sich das komplett geändert. Wenn ich jetzt in England bin, kann ich es kaum erwarten, mir fünfhundert Jahre alte Herrenhäuser und Schlösser anzusehen.“ In der obersten Etage seines Lofts mit den abgewetzten ­Ledersofas und der gezielt abgeblätterten Wand­ farbe erkennt man diese Liebe zu alten, gebrauchten Objekten, die Authentizität ausstrahlen und eine ­Geschichte haben. „Ich bin mir sicher, dass diese ­Leidenschaft damit zu tun hat, dass meine Eltern mich früher in diese alten Anwesen mitgeschleppt haben“, sagt er. Seinen Porsches ergeht es da nicht anders. Er kauft sie auf, baut sie um und stellt sie sich in die Sammlung. Am liebsten aber fährt er sie. Wir nähern uns auf dem Angeles Crest Drive schon wieder der Stadt, da entdeckt Walker vor uns einen frisierten schwarzen Maserati. Kurzerhand schwenkt er aus und überholt.

Sekunden später hat er den italienischen Luxusflitzer hinter sich gelassen, rast wieder durch die engen Kurven und kann offenbar kaum an sich halten. „­Leidenschaft kann man nicht einfach so produ­ zieren“, sagt er und grinst.

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or einigen Jahren hatten Walker und Karen keine Lust mehr auf ihr Modelabel. Auch das Filmgeschäft ließ nach. Sie hatten sich eine Weile auf der Erfolgswelle treiben las­ sen, aber nun war es Zeit für etwas Neues. „Warum machen wir überhaupt noch diesen Klamottenkram?“, fragte Walker seine Frau – oder umgekehrt. Sie waren so lange zusammen, da verschwimmen manchmal die Details. „Wir fühlten uns wie im Hamsterrad, jeg­ liche Kreativität und Inspira­tion ­waren uns ver­loren­gegangen.“ Also zogen sie einen Schlussstrich unter dieses ­Kapitel. Kurz darauf wurde Walker von Tamir Mosco­ vici angesprochen, einem Filmemacher, der ebenfalls ein wahrer Autofanatiker ist. Er wollte einen Film über Walkers überraschenden Erfolg als Modeunter­ nehmer und über dessen Porsche-Leidenschaft drehen. Die 30-minütige Doku „Urban Outlaw“ feierte im September 2012 beim Raindance Film Festival in London Premiere. Seitdem hat Walker seine lebens­ lange Liebe zu Porsche in eine Geldmaschine ver­ wandelt. Zusammen mit Porsche und anderen Firmen arbeitet er an Projekten auf der ganzen Welt. Walker ist 53 und stolz darauf, nie beim Friseur gewesen oder einer regulären Arbeit nachgegangen zu sein. Nun steuert er besonnen in einen neuen ­Lebensabschnitt. Walker flucht viel, aber er meint es nicht so. Und ehrlich gesagt: Er darf das. Vor drei Jahren starb seine Frau – Karen verlor ihren langen Kampf gegen den Alkohol. Nach einem Unfall saß Walker acht Wochen im Rollstuhl. Er weiß, was Ver­ lust bedeutet. Walker ist inzwischen an beiden Küsten zu Hause und pendelt zwischen seinen Wirkungsstätten in L. A. und dem Apartment seiner Freundin in New York. „Rock ’n’ Roll ist immer noch voll mein Ding“, erklärt er. „Meine Haare werden zwar dünner, und mein Bart wird kraus, aber in bequemen Klamotten fühle ich mich einfach am wohlsten. Ich trage sie wie eine zweite Haut. Ich trage ungefähr ein Jahr lang jeden Tag dasselbe, bis die Klamotten hinüber sind. Aber mein Geschmack hat sich etwas weiterentwickelt. Man muss sich nur wohl in seiner Haut fühlen.“ Ihm schwebt noch eine „kleine, exzentrische Mode­ kollektion mit vielleicht zwölf bis achtzehn Teilen“ vor. Die Produk­tion würde er auslagern. „Das wird das nächste Kapitel“, sagt er und zieht ein Hot-Wheels-Spielzeugauto aus der Tasche, das er immer bei sich trägt. Es ist ein völlig zerkratztes Relikt seiner Autoleidenschaft aus Kindheitstagen. Es be­ gleitet ihn auf Schritt und Tritt und ist ebenso vom Leben gezeichnet wie die Seele des Urban Outlaw. magnuswalker911.blogspot.com

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10.12. SCHLEYER-HALLE STUTTGART


guide Dein Programm

FITNESS

GAMING

WINTER-EVENTS

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So trainiert ExtremHindernisläuferin Ida Steensgaard

Mehr als nur ein Spiel: wie „FIFA“ den echten Fußballsport verändert

Von Skicross bis Traillauf: die wichtigsten Termine in den Bergen

LOFOTEN

LUKAS PILZ

Mit dem Schiff zur Abfahrt: Norwegens coolster Ski-Trip

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THE RED BULLETIN

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Reisen

Beim Abfahren gilt es keine Zeit zu verlieren: Auf den Lofoten wechselt das Wetter gefühlt alle zehn Minuten.

ARCTIC HAUTE ROUTE

SKIABFAHRT VOM GIPFEL ZUM MEER Ein Ski-Trip, für den du eine Schwimmweste brauchst: An Bord eines alten Dampfers sucht Reisejournalist Simon Schöpf in Norwegen nach dem perfekten Powder-Ride.

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or jeder Tour der Check: Pieps, Schaufel, Sonde, Schwimmweste. Alles da. Sekunde … Schwimmweste? Ja, wer die Arctic Haute Route angeht, der muss sein Safety-Repertoire erweitern. Und seinen Horizont am besten gleich dazu. Klar,

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man könnte mit dem Auto Richtung Berg fahren. Aber mit einem 80 Meter langen Dampfer gibt sich der Tourenstart viel stilvoller. Angekommen, irgendwo auf den Lofoten im Breitengrad 68 °N, ein gutes Stück nördlich des Polarkreises: Die „MS Nord­stjernen“

Autor Simon Schöpf trotzt der norwegischen Kälte.

THE RED BULLETIN


guide

REISETIPPS

NORDISCH BY NATURE

Ein Trip auf die Lofoten-Inseln erfordert – und belohnt – Geduld: Die Anreise erfolgt via Frachtschiff, das Wetter bestimmt den ­Zeitpunkt der Abfahrt.

Svolvær LOFOTEN

Einst transportierte die „MS Nordstjernen“ Pakete, heute abenteuerlustige Skifahrer.

Norwegen Oslo

WISSEN

Alle Infos zur Lofoten-Reise: vom Skivergnügen zum Stockfisch-Schmaus.

LUKAS PILZ

SIMON SCHÖPF

Abhängen im Dreieck: Stockfisch wird hier zwei bis drei Monate getrocknet.

ankert im schützenden Austnes­ fjord, das ehemalige Postschiff ist unser schwimmendes Basislager für die nächsten drei Tage. Wir ­geben uns am Berg ganz den Ele­ menten hin. Mit dem Schlauch­ boot geht es Richtung Ufer, die Skibrillen setzt man hier vor­ sichtshalber schon wegen der Gischt auf. Der Traum, der uns in den hohen Norden gelockt hat: die perfekte Abfahrt vom Gipfel bis ganz hinunter zum Meer, der Summit to Sea Ride. Anschnallen können wir die Ski bereits am eingeschneiten Strand von Laupstad. Das Ziel: der Sau­tinden, 596 Meter hoch. Was in den Alpen nach einer ­gemütlichen Anfängertour klingt,

THE RED BULLETIN

Die Skibrillen setzt man hier vorsichtshalber schon wegen der Gischt auf. ist in Nordnorwegen eine statt­ liche Unternehmung. Gestartet wird nämlich auf Meeresniveau, die zu bewältigenden Höhenmeter korrelieren exakt mit der Höhe des Gipfels. Schnell ist die Baumgrenze überwunden, und wir befinden uns im schönen, offenen Gelände. Die „MS Nordstjernen“ schrumpft

ANREISE Mit dem Flugzeug über Oslo nach Svolvær (Lofoten) beziehungsweise Tromsø, mit der Fähre über Bodø. REISEZEIT Die beste Zeit für Skitourengeher ist März und April. Meist liegt noch Schnee bis zum Meeresspiegel. Mit etwas Wetterglück findet man Firnabfahrten bis zum Strand vor. VERPFLEGUNG Die Arctic Haute Route rühmt sich mit ihren norwegischen Spezialitäten wie geräuchertem Heilbutt-Kaviar und Moltebeermarmelade. Speziell in der Region: der Stockfisch, „Norwegens ältestes Export- und Kulturgut“. UNTERKUNFT Die „MS Nordstjernen“ lief 1956 aus der Hamburger Werft und wurde bis 2012 als Transportschiff eingesetzt. Nach der Renovierung bietet sie heute Platz für 70 Passagiere, dem Transportmittel entsprechend in einer Doppel-Kajüte mit Dusche. VERANSTALTER Die Reise wird von der Norwegian Adventure Company für 2040 Euro pro Person angeboten. Auf die „MS Nordstjernen“ schifft man entweder auf den Lofoten ein (und schippert dann nordwärts) oder in Tromsø (südwärts), die Dauer beträgt in beide Richtungen dreieinhalb Tage (mit drei vollen Skitagen).

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Reisen

guide

SAFETY FIRST

SO ENTKOMMST DU DER LAWINE

Der natürliche Feind des Tourengehers ist die Lawine. Oberster Grundsatz, du ahnst es: gar nicht erst in eine Lawine kommen.

EQUIPMENT Falls sich das Unglück einmal doch nicht vermeiden lässt, kann dir diese Ausrüstung das Leben retten:

2. LVS AKA LAWINENPIEPS: Du trägst den Mini-Transmitter ganz nah am Körper. Seine Pieps-Signale machen es Helfern leichter, dich in der Lawine zu orten und auszubuddeln.

3. AIRBAG-RUCKSACK: Den Airbag händisch auslösen, und dein Rucksack bläht sich binnen Sekunden auf. Die Idee beruht auf dem ­so­genannten Paranuss-Effekt („Müsli-Effekt“): In einem fließenden Medium wie einer Lawine setzen sich die ­volumenmäßig größeren Körper an der Oberfläche ab.

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Isaak ist optimistisch: „Gleich kommt sie wieder raus!“ Und tat­ sächlich, ein paar Schwünge gehen sich aus mit guter Sicht, die „MS Nordstjernen“ wird wieder größer, und wir freuen uns schon auf die wärmende Dusche in unseren ­Kajüten. Aber fast noch mehr auf das Abendessen an Bord. Auf der Speisekarte: Stockfischfilet aus den Lofoten und Rentiersteaks. Zurück an Bord wirft die „MS Nordstjernen“ ihren 3600-PS-­ Motor an und brummt Richtung offenes Meer. Der Wellengang wird höher, das Dessert muss man schon gut festhalten, will man noch was davon haben. Wir schip­ pern weiter nordwärts, vorbei an den Vesterålen Richtung Kvaløya, wo wir am nächsten Tag bequem aufwachen. Heute scheint es das Wetter besser mit uns zu meinen, ein Sonnenfenster hat sich ange­ kündigt. Schon am Schlauchboot zum Ufer reißt der Himmel auf, und wir stehen bei Sonnenschein am Gråtinden (871 m), der Grau­ spitze. Kurz wird gejubelt, denn vor uns liegt: eine Abfahrt bis zum Strand, das Meer immer im Blick, jeder Schwung ein Genuss. Erforsche die Lofoten-Inseln auf der „MS Nordstjernen“: norwegianadventurecompany.com

THE RED BULLETIN

LUKAS PILZ

1. AVALUNG: Dieses schnorchelartige Gerät verbessert im Notfall deine Frischluftzufuhr. Es führt die ausgeatmete, ­CO²-haltige Luft seitlich ab und filtert frische Luft zum Atmen über ein Ventil aus dem Schnee.

bald auf die Größe eines Spiel­ zeugschiffs. Direkt hinter dem Boot schält sich nun der Higrav­ stinden aus dem Nebel, mit 1147 Metern die höchste Erhe­ bung der Lofoten. Die Gipfel hier haben die Anmutung der West­ alpen im Hosen­taschenformat: Schroff und unnahbar ragen sie direkt aus dem Fjord in den Him­ mel, einen 800er könnte man gut und gerne mit einem 4000er in der Zentral­schweiz verwechseln, würde man am Foto ­unten das Meer wegschneiden. Auf der ers­ ten Pass­höhe öffnet sich der Blick zum Ozean. Überall Wasser, über­ all ­Inselchen, egal, in welche Richtung der Blick fällt. Der Golfstrom sorgt für an­ genehme Temperaturen, bitter­ kalt wird es hier auch im Winter nicht. ­Diese Meeresnähe sorgt aber auch verlässlich für einen Wetter­ wechsel im Zehnminutentakt, auf Schneesturm folgt Sonnen­ fenster folgt Schneesturm. „Auf den Lo­foten haben wir manchmal alle vier Jahreszeiten innerhalb ­einer Stunde“, meint unser Guide Isaak. Prompt frischt sich der Wind zu einem Sturm auf und zwingt uns zum Abfellen. Wie Füchse auf der Jagd lauern wir auf ein paar Sonnenstrahlen,

SIMON SCHÖPF

Drei Tage Powder verspricht die Tour der Norwegian Adventure Company.



Fitness TRAINING

früher auf, weil ich es nicht mag, beim Essen auf die Uhr zu schauen. Rührei mit Spinat und Frischkäse gibt dir genau die Power, die du brauchst.

Ida Mathilde Steensgaard ist eine der weltbesten Extrem-Hindernisläuferinnen. Gleichzeitig hat die Dänin einen Schreibtischjob. Hier zeigt sie, wie du Fitness und Beruf perfekt vereinbarst.

8:00 Uhr Ein bisschen laufen geht immer

DIE NEUE BÜRO-KRAFT

Am besten ist es, zur Arbeit zu joggen. Ich arbeite weit weg, also parke ich mein Auto drei Kilometer entfernt und jogge den Rest. Oder du steigst eine U-BahnStation vorher aus. Überhaupt: Zu jedem Gleis führen Treppen. Die kannst du hochund runterlaufen, bis die U-Bahn kommt.

9:00 Uhr Der Toiletten-Trick

Im Büro sind Microbreaks super: Nimm dir alle eineinhalb Stunden ein paar Minuten Auszeit und beweg dich. Wenn es stressig wird, gibt es Tricks, die jeder anwenden kann: Geh auf einer anderen Etage auf die Toilette und nimm die Treppe dahin.

Mach die Mittagspause zum Lunch-Walk. Schnapp dir einen Kollegen und ein Sandwich und geht spazieren. Wenn ihr fertig gegessen habt, schwingt beim Laufen die Arme herum. Das sieht lustig aus, vor ­allem bringt es aber dein Blut in Fahrt, und du bist bereit für den Rest des Tages. Auf Kurs: Ida gewann bereits die Obstacle-EM.

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urch Schlamm robben, Holzwände erklimmen, an Ketten hangeln: ­Extrem-Hindernislauf verlangt dem Körper alles ab. Ida Mathilde Steensgaard zählt zu den Überfliegern in dieser Dis­ ziplin. Um so weit zu kommen, hat die ­Dänin eine klare Strategie, Bürojob und Training zu kombinieren. Hier schildert sie den perfekten Tag für Freizeit-Athleten.

7:00 Uhr Lass knacken!

Der Wecker klingelt, und ich strecke mich, bis es im Rücken knackt. Dann lege ich mich auf meine Faszienrolle. Die wirkt Wunder fürs Stretchen am Morgen!

7:30 Uhr Frühstück mit Power

Für unsere Büro-Workouts brauchen wir ein gutes Frühstück. Ich stehe lieber etwas

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14:00 Uhr Leiste dir Ausfälle

„Schwing beim Laufen deine Arme herum, das bringt dein Blut in Fahrt, und du bist bereit für den Rest des Tages.“ Ida Mathilde Steensgaard, Extrem-Hindernis-­ läuferin

Manchmal lege ich im Büro Sessions ein, die auch in Alltagskleidung funktionieren. Ausfallschritte etwa. Mir ist egal, wenn mich jemand dabei sieht. Sei ein Vorbild für andere. Ermutige sie, bei der Arbeit Sport zu treiben. Ich habe mittlerweile mein halbes Büro angesteckt!

16:00 Uhr Bleib aufrecht!

Nachmittags hole ich mir eine Banane, weil ich abends die Energie brauche. Ich fahre direkt von der Arbeit ins Gym. Niemand, der schon zu Hause auf dem Sofa lag, rafft sich noch einmal auf. Also geh lieber gleich hin! Du wirst nie ein Training bereuen, das du gemacht hast. Nur eines, das du nicht gemacht hast.

19:00 Uhr Matte mit Aussicht

Es gibt diese Tage: In der Arbeit hat’s wieder länger gedauert, und du willst nur

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LEO FRANCIS/RED BULL CONTENT POOL, KRISTIAN FAESTE/RED BULL CONTENT POOL, MARTIN NINK/RED BULL CONTENT POOL

12:30 Uhr Geh-Pause


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NEU

TRANSPORTER PACKS ABENTEUERERPROBT

Gut abgehangen: Ida beim ObstacleTraining

noch heim – Netflix an und abschalten. Kein Problem. Einfach eine Matte vor dem Fernseher ausbreiten. Ich mache da Burpees (eine Mischung aus Kniebeuge, Liege­ stütz und Strecksprung; Anm.), springe total rum. Okay: Konzentriert fernsehen geht so nicht. Aber so: Planks (Unterarm­ stütze; Anm.) mit dem Kopf Richtung TV!

22:00 Uhr Dehn dich deinen Träumen entgegen

Mein Tag, der mit Stretchen angefangen hat, endet wieder auf der Faszienrolle. Da dehne ich nochmals den ganzen Körper. Im Bett ziehe ich die Schultern bis unter die Ohren und dann, so weit es geht, nach unten. Fühlt sich an wie ein Abdehnen nach einem richtig guten Workout. Und genau das ist es ja eigentlich auch.

RED BULL ALL IN

EISKALT ERWISCHT Obstacle Run im Sommer kann jeder: Red Bull All In schickt dich durch einen eiskalten Parcours – samt Eisfluss, Eiswand und Denksportaufgaben. Am 14. Dezember geht es an der Heini-Klopfer-Schanze in Oberstdorf los. Ida Mathilde (Bild) ist auch wieder dabei.  Jetzt anmelden: redbull.com

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ospreyeurope.de


Gaming

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EXPERTENPROFIL

DER „ FIFA“-FAKTOR

MEHR ALS EIN SPIEL Als ultimatives Fußball-Game konzipiert, ­beeinflusst „FIFA“ heute den Sport selbst.

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as erste „FIFA“-Spiel kam 1993 als Low-Budget-Produkt auf den Markt. Mittler­ weile ist daraus das weltweit erfolgreichste Sportspiel geworden – mit über 280 Millionen ver­ kauften Exemplaren. Die Vision, das Erlebnis Fußball möglichst wahrheitsgetreu auf die Konsole zu übertragen, ist erreicht. Nun nimmt eine neue Entwicklung ­ihren Lauf: „FIFA“ beeinflusst den eigentlichen Sport. Klubs gehen hier auf Talentsuche, Fußball­ profis studieren ihre Gegner und nutzen ihre Ranglisten-Position für das eigene Image. „FIFA“-­ Experte Simon Parkin aus England erklärt, wie genau das Game das Spiel erreicht hat. RANGLISTE MIT FOLGEN Vor jedem neuen „FIFA“-Release ver­ öffentlicht der Hersteller EA eine Liste der besten 100 Spieler. 9000 Statistiker werten die Daten von rund 18.000 Profis aus und ordnen sie 34 persön­ lichen Leistungsmerkmalen zu. Der Ruf der Liste ist derartig gut, dass Scouts sie heute sogar zur Talentsuche nutzen. Übrigens: In der diesjährigen Ausgabe des Spiels, „FIFA 20“, belegen ­Lionel Messi, Cristiano Ronaldo, Neymar Jr. und Eden Hazard die obersten Ränge: Sie wurden mit 94, 93, 92 bzw. 91 Punkten bewertet. Doch nicht alle freuen sich über ihre Ergebnisse: Rio Ferdinand drohte scherzhaft, er würde EA in die Luft jagen, nachdem er in „FIFA 17“ nur 65 Punkte für sein Passspiel bekam.

gehalten hatte, erklärte er, er habe Ronaldinhos Technik beim Elfmeter in „FIFA“ genau studiert. „Es war, als würde ich auf der PlayStation gegen ihn antreten“, so Amelia. „Ein wirklich merkwürdiges Gefühl.“ HIER WERDEN MEGASTARS GEBOREN Publisher EA setzt alle Hebel in Bewegung, um sich die Lizenzen für Vereine, Spieler, Stadien und Kommentatorenstimmen zu sichern. Was das Unternehmen dafür zahlt, ist ein gut gehütetes Geheimnis (es kursieren Gerüchte über neunstellige Beträge), aber hin und wieder reicht nicht einmal das. In diesem Jahr verlor EA die Rechte an Juventus Turin und nennt den Verein jetzt Piemonte Calcio. Die Ähnlichkeit zu den echten Spielern ist jedoch nach wie vor unverkennbar. Für die Fußballer geht es weniger ums Geld – die eigene „FIFA“-

SIMON PARKIN „FIFA“-EXPERTE Der Spielekritiker berichtet für die englische Zeitung „The Observer“ über Gaming-Themen. Im Buch „A Game of Birds and Wolves“ erzählt er die wahre Geschichte einer Gruppe von Frauen, die im Zweiten Weltkrieg ein Spiel entwickelten, mit dessen Hilfe die Alliierten deutsche U-Boote über­ listeten.

Figur ist ein regelrechtes Prestigesymbol ­geworden. Die Tatsache, dass David Beckham auf dem Cover für „FIFA: Road to World Cup ’98“ abge­ bildet war, habe ihn weltweit zum gefragtesten Werbeträger der Fußballwelt gemacht, erklärte Andy Bell, Gründer der Sport-PR-Agentur Soap Box London. ES GEWINNT NEUE FUSSBALL-FANS „FIFA“ genießt Sonderstatus – die ­Macher müssen sich nicht einmal selbst um prominente Werbeträger bemühen. NBA-Star LeBron James postete ein Foto seiner spielenden Söhne auf Instagram mit dem Kommentar „Dieses Spiel ist einfach der Hammer!“. Und Justin Bieber twitterte an Rapper Drake: „Bald bin ich ‚FIFA‘Pro. Zieh dich warm an.“ Tatsächlich ist durch das Spiel das Interesse an der Sportart selbst gestiegen. 2014 ergab eine Umfrage des Sportsenders ESPN, dass 34 Prozent der Amerikaner sich auf einmal für Fußball inter­ essierten, nachdem sie „FIFA“ gespielt hatten. Matt Prior, Creative Director von „FIFA“, sagt: „Viele Fans kommen erst über uns zum Fußball.“ „FIFA 20“ ist jetzt für PS4, Xbox One, Nintendo Switch und PC verfügbar; ea.com

Dieser Mann ist nicht aufzuhalten: Jadon Sancho, der englische Superstar von Borussia Dortmund im neuen „FIFA 20“

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ELECTRONIC ARTS

SIMON PARKIN

PROFI-TOOL ZUR VORBEREITUNG Tatsächlich bereiten sich die Profispieler mit Hilfe von „FIFA“ auf ihre Begegnungen vor. Alex Iwobi, Stürmer des Premier-League-Klubs FC Everton, erzählte, dass er zu Beginn seiner Karriere die Leistung von gegnerischen Spielern, die er nicht kannte, immer anhand von „FIFA“ abschätzte. Nachdem der italienische Torwart Marco Amelia 2008 einen Strafstoß von Ronaldinho vom AC Mailand

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Uneinigkeit und Recht und Freiheit. Einigkeit ist das Schlimmste, das einer Debatte passieren kann.– Daher finden Sie seit 70 Jahren täglich kontroverse Standpunkte und diskursfähige Positionen in der Frankfurter Allgemeinen.

Freiheit hat viele Seiten. Jetzt mehr erfahren und testen. freiheitimkopf.de

Frankfurter Allgemeine

Freiheit beginnt im Kopf.


1,5 Kilometer Absperrung sorgten für die Sicherheit der Zuseher.

DIGGING

DEEP FLYING

Wenn sich die weltbesten Freestyle-MotocrossRider zusammentun, bleibt kein Stein auf dem anderen: Für die RED BULL DIRT DIGGERS wurde ein ehemaliges Steinkohlerevier in Nordrhein-Westfalen kurzerhand umgestaltet. Ein Blick hinter die Kulissen.

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ede Menge Dreck, und alle hatten ihre helle Freude daran: So könnte man die Event-Sensation Red Bull Dirt Diggers beschreiben, die am 14. September 2019 in der Halde Lohberg in Dinslaken (Nordrhein-Westfalen) über die Bühne ging. Ein Tag, der Freestyle-Geschichte schrieb, denn die Cross-Motor­rad-Meister präsentierten den begeisterten Fans unter anderem Weltpremieren wie einen Contest ­Double Backflip über den Dirt Takeoff. Doch bevor das sechs Hektar große Gelände für einen der größten FreerideParcours bereit war, musste schweres Gerät und jede Menge Manpower ­aufgeboten werden.

HIGH

We proudly present: „Vorgruppe“ Zeppelin Rental Dafür setzte der Veranstalter wieder auf die bewährte Partnerschaft mit Zeppe­lin Rental. Denn dieser Anbieter hat prakti­ scherweise nicht nur die gesamte Bandbreite an erforderlicher Technik im Mietprogramm, sondern auch langjährige Eventerfahrung. So waren Bagger, Radlader, Dozer, Gelände- und Teleskopstapler, Pick-ups und Allradfahrzeuge für den Bau der Parcours sowie den Transport von Mensch und Material auf dem riesigen Gelände im Einsatz. Natürlich kam jedes Gerät mit einem geschulten und einsatzerprobten Fahrer – der FMX-Profi Luc Ackermann ließ es

sich aber nicht nehmen, selbst am Steuer einer Maschine Platz zu nehmen und den Track aktiv mitzugestalten.

All-in- und Stand-by-Service für einen unvergesslichen FMX-Tag Die Arbeit im Vorfeld umfasste aber nicht nur die Bewegung von Erdmassen: Zeppelin Rental war auch für den Aufbau der kompletten Strom- und Trinkwasserversorgung sowie einer 1,5 Kilometer langen Absperrung zuständig. Darüber hinaus wurden Containeranlagen und ein Standby-Service bereitgestellt. Einfach alles, was Dirt Digger halt so brauchen. zeppelin-rental.de


THE RED BULLETIN PROMOTION

Jubel hoch drei: Der FMX-Terminator Luc Ackermann (GER, Mitte) konnte alle drei Disziplinen für sich entscheiden. Auf Platz zwei landete David Rinaldo (FRA, links), auf Platz drei mit Kai Haase ein weiterer Deutscher (rechts).

117.000 „OB ENDURO, MOTOCROSS ODER FMX – ZEPPELIN RENTAL HAT FÜR UNSERE SPEZIELLEN ANFORDERUNGEN IMMER DAS PASSENDE HEAVY EQUIPMENT.“

TONNEN ERDREICH wurden für den Dirt Track bewegt.

FOTOS: MARCEL LÄMMERHIRT, FLO HAGENA

Frank Enders Head of Sport Production, Red Bull Dirt Diggers

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ARBEITSSTUNDEN waren nötig, um das Gelände startklar zu machen. Hier waren schweres Mietgerät und volle Manpower im Einsatz.

1180 MAHLZEITEN

wurden allein für die Crew be­r­eitgestellt. Wer hart arbeitet, soll schließlich auch gut essen.

MEHR ALS

350 MENSCHEN waren vor Ort im Einsatz und für den reibungslosen und sicheren Ablauf des Events zuständig.


Entertainment

guide

Stufenloser Abgang: Freeski-Star Antti Ollila

ACTION NAH WIE NOCH NIE Auf Skiern, auf dem Mountainbike, auf der Enduro-Maschine: Verfolge die größten Action-Helden des Sports bequem auf dem Sofa oder unter­ wegs – mit Red Bull TV.

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November   FILM

THE COLLECTIVE

Skifahren verbindet – das ist die Botschaft dieses spektakulären Films, der an Orten rund um den Globus spielt: von den Berner Alpen über das Tiefschnee-Eldorado Hakuba in Japan bis British Columbia in Kanada. Produziert wurde er von einem Kollektiv an Freeski-Stars wie Will Berman, Alex Hall, Mathilde Gremaud oder Sarah Höfflin.

12

November   ON

DEMAND

ROB WARNER’S WILD RIDES

SO SIEHST DU RED BULL TV ÜBERALL

Red Bull TV ist deine g ­ lobale digitale Destination für Entertainment abseits des Alltäglichen, empfangbar rund um die Uhr an jedem Ort der Welt. Geh auf redbull.tv, hol dir die App oder connecte dich via Smart-TV. Alle Infos: redbull.tv

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Neuland gesucht: In dieser Doku sucht Mountainbike-Legende Rob Warner ­weltweit nach unberührten Pisten zum Verschieben der eigenen Grenzen.

4

Dezember   ON

DEMAND

WESS DIARIES: SAISON-FINALE

Hinter den Kulissen des Finales: Diese Doku folgt den Stars der World Endu­ro Super Series zum GetzenRodeo im Erzgebirge, dem letzten Lauf der Saison.

MOTOGP™FINALE

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November  LIVE

Als Weltmeister 2019 steht Marc Márquez bereits fest, bleibt die Frage: Kann der Spa­ nier auch seinen HeimGrand-Prix gewinnen? Zum Saisonfinale star­ tet die ­MotoGP™ in Va­ lencia. Auf dem Circuit Ricardo Tormo ver­ langen die außer­ gewöhnlich engen ­Passagen den Fahrern alles ab – und das vor bis zu 150.000 Fans. Die Zuschauer vor den Bildschirmen erwartet ­geballte Motorsport­ kompetenz: Neben ­Motorradlegende Gustl Auinger und ExMotoGP™-Pilot Alex Hofmann erweitert Moto2™-Welt­meister und Testpilot Stefan Bradl das Experten­ team von ServusTV.

REINSCHAUEN: SERVUSMOTOGP.COM

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STEPHAN SUTTON, LUKAS PILZ/RED BULL CONTENT POOL, FUTURE7MADIA/RED BULL CONTENT POOL, GOLD & GOOSE/RED BULL CONTENT POOL

Ausgewählt für dich: das Highlight des Monats


Events

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guide

November bis 8. Dezember Was Auto-Fans wollen Von Sportwagen über Tuning bis Classic Cars: Auf der Essen Motor Show kommt wirklich jeder PSEnthusiast auf seine Kosten. Mehr als 500 Aussteller zeigen ihre Innovationen und Modelle – darunter auch einige Weltpremieren. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf sportlichen Serienfahrzeugen. Jede Menge Action erwartet dich in der Motorsport­ arena. Hier demonstrieren Profi-Fahrer ihr Können. Auch in diesem Jahr rechnen die Macher der Essen Motor Show wieder mit rund 300.000 Besuchern. Messe, Essen; essen-motorshow.de

16

November Der Fitteste gewinnt Acht knallharte Stationen: Sled Push, Burpee Broad Jumps, ­rudern und dazwischen laufen, insgesamt acht Kilometer. Bis zu 10.000 Athleten treten pro Saison zum Fitness-Contest Hyrox an. Am 4. April steigen die World Championships in Berlin. Messe, Essen; hyrox.com Weitere Termine: 23. 11. Hamburg, 7. 12. Frankfurt, 8. 2. 2020 Hannover, 22. 2. Karlsruhe, 21. 3. München

22

November Schweden heizen wieder ein Eine Tour zum 20. Geburtstag: 1999 wurden Mando Diao gegründet, in diesem Herbst ist die schwedische Erfolgsband („Dance with Some­ body“) aus Borlänge endlich wieder unterwegs, auch in Deutschland. Mit im Gepäck: „Good Times“ – nicht nur ihr bislang jüngstes Album, sondern auch ein Versprechen an die Fans. Sporthalle, Hamburg; mandodiao.com; weitere Termine: 28. 11. Dresden, 29. 11. München, 30. 11. Köln, 1. 12. Berlin

EVA BERTEN, MESSE ESSEN

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8

Dezember Adler treffen auf Bullen Spätestens zur Weihnachtszeit startet die heiße Phase der Eishockey-Saison: Und pünktlich am zweiten Adventsonntag trifft Vizemeister EHC Red Bull München auf die amtierenden Champions Adler Mannheim. Nach der 2:7-Heimniederlage im September wollen sich die Mannheimer beim bayerischen Spitzenklub revanchieren. Olympia-Eishalle, München; redbullmuenchen.de

bis 8. Dezember

TANZ UM DEN TITEL

Treibende Beats, spektakuläre Moves, elektrisierende Atmo­ sphäre: Beim Snipes Funkin’ ­Stylez World Final in Düsseldorf treffen Deutschlands beste HipHop-Tänzer aufeinander. C ­ ontests gibt es sowohl für Teams als auch für Solisten. Für alle, die es hier in die Endrunde schaffen, geht es sogar noch eine Runde weiter: Sie haben sich automatisch für das internationale Top-16-„Only the Strong“-Battle qualifiziert. Tanzhaus NRW, Düsseldorf; funkin-stylez.com

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Events

HIGHLIGHTS FÜR DEINEN WINTER

Hier kommen die höchsten Höhepunkte: Diese Berg-Events solltest du keinesfalls ver­ passen – ob wilde Verfolgungsjagden, große Sprünge oder Läufe durch den Schnee.

PUSTERTAL

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und 22. Dezember Rushhour in der Skiarena Der Haunold in Innichen im Süd­ tiroler Pustertal gilt als perfekter Berg für Familien. Doch drei Tage vor Weihnachten erobern ihn die Ski­ cross-Athleten. Und er verwandelt sich in eine moderne Arena: einen ­Kilometer lang, mit spektakulären Steilkurven, verrückten Sprüngen, wilden Wellen und kräfteraubenden Hindernissen. Innichen; ski-cross.it

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Dezember Startschuss zur Vierschanzentournee Sie ist eine der bekanntesten Skisprungschanzen der Welt: 40.000 Menschen ­kommen jedes Jahr nach Oberstdorf, um die Skispringer bei der Auftaktveranstaltung zur Vierschanzentournee zu bejubeln. Von der Schattenbergschanze sind spek­takuläre Sprünge garantiert. Den Weitenrekord hält ­übrigens der Norweger Sigurd Pettersen seit 2003 mit 143,5 Metern. PS: 2021 werden hier in Oberstdorf die Weltmeister gekürt.

OBERSTDORF Seehöhe: 865 Meter

Oberstdorf; oberstdorf.de, vierschanzentournee.com

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HARALD WISTHALER, GETTY IMAGES, SINISA KANIZAJ/RED BULL CONTENT POOL, @FREERIDEWORLDTOUR/@MKNOLL

Seehöhe: 2280 Meter


guide

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KANIN-SELLA NEVEA Seehöhe: 2202 Meter

März Auf der Flucht vorm Schnurrbartmann? Dieser Wettkampf ist absolut einzig­ artig, denn der Red Bull Samo Gas beginnt mit lautem Gebrüll. „Wer hat Angst vorm Schnurrbartmann?“, ruft der slowenische Freestyler Filip Flisar. Die Menge antwortet ebenso martia­ lisch: „Niemand!“ – Und dann geht es los: Skifahrer und Snowboarder, Frauen wie Männer, sprinten zu ihren Brettern, schnallen sie an, flitzen den Berg hinab – verfolgt von Filip Flisar. Sieger ist, wer als Erster das Ziel pas­ siert oder als Letzter gefangen wird. Kanin-Sella Nevea; kanin.si

SAALBACH HINTERGLEMM Seehöhe: 2117 Meter

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bis 13. März 2020 60 Grad – und es wird noch steiler

Scharfe Felsen, feinster Pulverschnee, 70 Grad Hangneigung – wenn die bes­ ten Freerider der Welt über die Flanken des Wildseeloders talwärts springen, stockt den Zusehern (am Lärchfilz­ kogel direkt gegenüber) der Atem. Wer danach Entspannung braucht, findet sie hier: An den insgesamt 270 Pisten­ kilometern gibt es 60 Skihütten. Saalbach; freerideworldtour.com

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Events

FLACHAUWINKL Seehöhe: 1850 Meter

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bis 20. März 2020 Das große Abschluss-Filmen Mit dem „Spring Battle“ geht eine lange, intensive Wintersaison zu Ende. Eine Woche lang nehmen Pros aus der Snowboard- und FreeskierSzene offiziell Abschied vom Pistenspaß – und das in würdigem Ambi­ ente. Denn der Absolut Park hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten zum größten Snowpark Österreichs entwickelt: 1,5 Kilometer lang, in ­sieben Sektionen unterteilt und mit rund 100 Obstacles – Hürden, Hindernissen und Rampen – aus­ gestattet. Bewertet werden am ­letzten Contest-Tag ungeschnittene ­Videos der besten Läufe (FollowCam-Format). Preisgeld insgesamt: 130.000 Dollar (rund 118.000 Euro). Flachauwinkl; flachau.com, absolutpark.com

Rund 500 Teilnehmer werden beim ersten Winter-Trail-Lauf in Reit im Winkl erwartet. ­Abseits der Pisten muss man auf gewalzten Schneewegen zehn bzw. 22 Kilometer ­bewältigen. Eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe, denn zusätzlich zu den pickel­harten Strecken gilt es insgesamt bis zu 400 Höhen­ meter zu absolvieren. Reit im Winkl wird ja, durchaus zu Recht, als eines der schönsten Wintersport­gebiete Bayerns angesehen, ­besonders ­beliebt ist es bei Langläufern.

REIT IM WINKL Seehöhe: 693 Meter MARKUS ROHRBACHER, PICTUREDESK.COM, SELLARONDA

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März 2020 Trail-Premiere im Winterwunderland

Reit im Winkl; reitimwinkl.de

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guide

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März 2020 Vier Pässe in einer Nacht Ein Ski-Ereignis, das den Athleten ­alles abverlangt: Der Sellaronda Skimarathon führt in die Nacht hinein über 42 Kilometer durch die Landschaft der Dolomiten, vier Pässe gilt es dabei zu bewältigen: Gröden, Campolongo, Pordoi und Sella – das macht insgesamt 2700 kräfte­ raubende Höhenmeter. Die Lang­ läufer sind in Zweierteams unterwegs, ausgestattet sind sie mit Lang­laufskiern, Steigfellen und Stirnlampen. Start und Ziel ist im März 2020 in Corvara.

VAL DI FASSA Seehöhe: 1568 Meter

GESCHAFFEN FÜR DIE GROSSE BÜHNE

NEU

POWER HIFI

Mit diesem vollaktiven System holst du dir echtes Konzert-Feeling nach Hause: Zwei Hochleistungs-Subwoofer und mächtige Class-D-Verstärker bringen einen Schalldruck von bis zu 115 dB. Und da geht noch mehr: Miteinander gekoppelt kannst du zwei POWER HIFI als absolut gigantisches Stereo-Set nutzen. Bist du bereit für den großen Auftritt? teufel.de/powerhifi

Corvara; fassa.com


IMPRESSUM

THE RED BULLETIN WELTWEIT

Aktuell ­erscheint The Red Bulletin in sechs Ländern. Das Cover der USAusgabe ziert diesen Monat der ehemalige Mountainbike-Profi Paul Basagoitia, der sich nach einem schweren Unfall zurück ins Leben (und aufs Bike) kämpfte. Mehr Storys ­abseits des Alltäglichen gibt’s auf: redbulletin.com

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Chefredakteur Alexander Macheck Stv. Chefredakteure Andreas Rottenschlager, Nina Treml Creative Director Erik Turek Art Directors Kasimir Reimann (stv. CD), Miles English, Tara Thompson Head of Photography Eva Kerschbaum Deputy Head of Photography Marion Batty Photo Director Rudi Übelhör Textchef Andreas Wollinger Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Freie Mitarbeiter Jakob Hübner, Werner Jessner, Alex Lisetz, Stefan Wagner Grafik Marion Bernert-Thomann, Martina de ­Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz Fotoredaktion Susie Forman, Ellen Haas, Tahira Mirza Head of Commercial & Publishing Management Stefan Ebner Publishing Management Sara Varming (Ltg.), Ivona Glibusic, Bernhard Schmied, Melissa Stutz, Mia Wienerberger B2B-Marketing & Kommunikation Katrin Sigl (Ltg.), Agnes Hager, Teresa Kronreif Executive Creative Director Markus Kietreiber Co-Publishing Susanne Degn-Pfleger, Elisabeth Staber (beide Ltg.), Mathias Blaha, Vanessa Elwitschger, Raffael Fritz, Marlene Hinterleitner, Valentina ­Pierer, Mariella Reithoffer, Verena Schörkhuber, Julia Zmek, Edith Zöchling-Marchart Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.), Sasha Bunch, Simone Fischer, Martina Maier, Florian Solly Anzeigenservice Manuela Brandstätter, Monika Spitaler Herstellung Veronika Felder Produktion Walter O. Sádaba, Friedrich Indich, Sabine Wessig Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Sandra Maiko Krutz, Nenad Isailović, Josef Mühlbacher Operations Michael Thaler (MIT), Alexander Peham, Yvonne Tremmel (Office Management) Abo & Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Klaus ­Pleninger (Vertrieb), Nicole Glaser (Vertrieb), ­Victoria Schwärzler, Yoldaş Yarar (Abo) Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 General Manager & Publisher Andreas Kornhofer Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Gerrit Meier, Dietmar Otti, Christopher Reindl

THE RED BULLETIN Deutschland ISSN 2079-4258 Länderredaktion David Mayer Lektorat Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert, Monika Hasleder, Billy KirnbauerWalek, Belinda Mautner, Klaus Peham, Vera Pink Country Project Management Natascha Djodat Media Sales Matej Anusic, matej.anusic@redbull.com Thomas Keihl, thomas.keihl@redbull.com Abo Abopreis: 21,90 EUR, 10 Ausgaben/Jahr, getredbulletin.com, abo@de.redbulletin.com Druck Prinovis GmbH & Co. KG, Betrieb Nürnberg, 90471 Nürnberg

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Wir verlosen ein Wochenende für zwei Personen im Das Hohe Salve Sportresort in der SkiWelt Wilder Kaiser-Brixental, zwei Paar Ski von Rossignol und The Red Bulletin Jahresabos für die ersten 3.000 Teilnehmer, im Gesamtwert von über 1.700€!

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Perfekter Abgang

Hinter ihm die altehrwürdige Pyramide, unter ihm das Nichts: Für sein neuestes Video besuchte Parkour-Athlet Dominic Di Tommaso Ägypten – und überwand so manchen Graben. Neben den Pyramiden verwandelte er etwa auch den Nil und die Zitadelle von Saladin in seinen persönlichen Abenteuerspielplatz. Das ganze Video auf: redbull.com

Die nächste Ausgabe des RED BULLETIN erscheint am 10. Dezember 2019. 98

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DAN VOJTECH/RED BULL CONTENT POOL

Mut zur Lücke


essen-motorshow.de #essenmotorshow

FEEL THE BEAT

Das PS-Festival

30.11. - 8.12.2019 Previewday 29.11.



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