The Red Bulletin AT 12/24

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Mit 5 Jahren Garantie*

Als langer Radstand für Unternehmer vorsteuerabzugsberechtigt

Der neue

I. Buzz G Dynamik, die man sehen kann

Der neue ID. Buzz GTX mit 4MOTION Allradantrieb ist der stärkste serienmäßige VW Bus aller Zeiten. Ganze 250 kW/340 PS beschleunigen den in Kirschrot erhältlichen, extrem agilen Elektro Bulli aus dem Stand in etwa 6,5 Sekunden auf 100 km/h. Aber nicht nur Kraft – auch Variabilität zeichnen den GTX aus, denn es gibt ihn - im langen Radstand - wahlweise mit 5, 6 oder 7 Sitzplätzen.

* Erhalten Sie serienmäßig eine um 3 Jahre verlängerte Garantie im Anschluss an die 2-jährige Herstellergarantie, bei einer maximalen Gesamtlaufleistung von 100.000 km (je nachdem, welches Ereignis als Erstes eintritt). Über die weiteren Einzelheiten zur Garantie informiert Sie Ihr Volkswagen Nutzfahrzeuge Partner. Bei Aus- und Aufbauten nur gültig für werksseitigen Lieferumfang. Stromverbrauch in kWh/100 km: kombiniert 21,5 – 20; CO₂-Emission in g/km: kombiniert 0. Symbolfoto. Stand 10/2024.

volkswagen.at

Tobias Moorstedt hat als Redaktionsleiter der Magazine „Neon“, „Wired“ und „National Geographic“ gearbeitet. Als Autor schreibt er u. a. für die „Süddeutsche“ und die „Neue Zürcher Zeitung“. In diesem Heft erzählt er die Geschichte hinter der Icon League – ab Seite 58.

Pauline Krätzig

Die Münchner Autorin (u. a. „Esquire“, „SZ Magazin“) traf Schauspieler Bless Amada in einem Beisl in Wien. „Er ist 27 und echt sehr poetisch, nahezu weise“, so Krätzig. Die inspirierende Story findet ihr ab Seite 50.

Max Manavi-Huber ist seit 2020 professioneller Fotograf – und das für Auftraggeber wie Adidas, Erste Bank, Asics, Atomic oder Salomon. Für The Red Bulletin fotografierte er das WintersportExtra – ab Seite 82.

Auf eine außergewöhnliche FreerideExperience nimmt

uns Freeskierin Nadine Wallner am Arlberg mit: Fünf fordernde Aufstiege und fünf extreme Abfahrten – Drama und Euphorie inklusive – erlebt ihr ab Seite 36 und in Wallners neuer Doku.

Forever young, obwohl Hip-Hop auch schon wieder 51 Jahre auf dem Buckel hat: Der britische Fotograf, DJ und Rapper Normski zeigt unveröffentlichte Bilder aus der Zeit, als die Jugendbewegung ein globales Phänomen wurde. Ab Seite 22!

Astrophysikerin Lisa Kaltenegger greift indes für uns auf Seite 16 nach den Sternen und hat sich schon Fragen an Aliens zurechtgelegt. Ähnlich kreativ ist Schauspielerin Verena Altenbergers Playlist (Seite 78). Die ist wie die Künstlerin selbst: vielseitig und tiefgründig. Eine Empfehlung.

Viel Freude mit dieser Ausgabe! Die Redaktion

Alles easy: Schauspieler

Bless Amada weiß, wie du unter Druck gelassen bleibst.

Der britische DJ, Rapper und Szene-Fotograf Normski zeigt seine besten Shots. Freeski

Freeride-Weltmeisterin

Nadine Wallner erobert fünf Gipfel an nur einem Tag.

Schauspieler Bless Amada erzählt, wie er immer wieder Mut zum Neustart findet.

Icon League

The Icon League verbindet Fußball mit Entertainment. Ein Blick hinter die Kulissen.

Kreischberg, Steiermark, Österreich

Vom Brett besessen

Sein Filmdebüt lieferte er vergangenes Jahr ab: In „Schnitzeltime“ spannte Slopestyle- und Big-Air-Profi Clemens Millauer, 29, Stars der heimischen Snowboardszene zusammen. Heraus kam ein Actionfilm mit richtig guter Story. Einen Winter später bereits die Fortsetzung. Wieder sind Millauers Buddys und die zweifache Olympiasiegerin (und Freundin) Anna Gasser dabei, wieder hat es die Story in sich: „In einem Club gibt es eine geheimnisvolle rote Tür. Wer sie passiert, landet direkt auf der Piste und ist besessen vom Snowboarden.“ Wir lernen: So schaut „Stranger Things“ made in Austria aus! Hier: ein Backside Lipslide von Dustin Henderson, äh, Clemens Millauer.

„Schnitzeltime 2 – no return“ findest du auf redbull.com.

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Engelberg, Schweiz

Gratvermesser

Ein Balanceakt auf einem Gebirgsgrat oder eine Steilabfahrt von einem 3000er: Gee Atherton geht es in seiner „Ridgeline“Filmserie darum, zu zeigen, was auf einem Mountainbike alles möglich ist: Für die fünfte Folge machte sich der Doppelweltmeister mit seiner Crew auf nach Engelberg im Berner Oberland. Was der Brite unterschätzt hatte: die unwirklichen Wetterbedingungen in der schroffen Bergwelt. Erst nach mehreren Tagen gelangen ihm Aufstieg und Abfahrt über den ausgesetzten Grat. „Wir dachten, es geht nicht“, sagt er. Es ging aber doch: wenngleich auf Felses Schneide. @gee_atherton, redbull.com

Bad Gastein, Österreich

Sein größter Fall

Fünf Jahre träumte Matthias Weger, 28, von diesem Augenblick – der nach drei Sekunden wieder vorbei war. So lang dauerte es, bis der Südtiroler Extremsportler die 34 Meter Fallhöhe des Gasteiner Wasserfalls mit dem Kajak überwunden hatte. Ein Manöver, an das sich noch nie jemand gewagt hatte. Aus gutem Grund: Der befahrbare Korridor ist sehr schmal, der Aufprall extrem hart. Nach akribischer Vorbereitung samt speziellem Core-Training ging’s für Weger den Bach runter. In seinem Team waren einige der weltbesten Kajakfahrer. Nachmachen wollte ihm die Fahrt aber keiner. @matthiaswegeradventure

Paris, Frankreich Frau am Zug

Mit ihren eins vierundfünfzig mag sie nicht die Größte sein, als Freerunnerin reicht Lilou Ruel, 21, aber kaum jemand das Wasser: Mit achtzehn holte sie sich den Weltmeistertitel, ein Jahr später übersprang sie als erste Frau den Manpower Gap in Évry, ein legendärer 4,5­Meter­Jump. Manchmal geht Lilou aber auch einfach nur über den Dächern „spazieren“ wie hier in Montmartre für ihr „Lilou Jump Around“­Projekt. Instagram: @liloruel redbull.com

4

Schauspielerinnen aus „Emilia Pérez“, darunter Selena Gomez, wurden beim Filmfest in Cannes 2024 gemeinsam als „Beste Darstellerin“ geehrt. Kinostart: 28. 11.

Im Königreich der Insta-Queen

Auch wenn sie sich den Preis teilen muss: „Beste Darstellerin“ in Cannes – das ist für Selena Gomez, 32, ein Ritterschlag. Das Leben der Schauspielerin und Sängerin in Zahlen.

3

Alben („Stars Dance“ 2013, „Revival“ 2015 und „Rare“ 2020) hat Selena Gomez als Solo­Sängerin veröffentlicht, alle drei eroberten Platz 1 der US­Charts.

76

– also eigentlich das lateinische LXXVI – hat Selena Gomez am Nacken tätowiert: eine Hommage an das Geburtsjahr ihrer Mutter Mandy, 1976.

106

Folgen lang spielte Selena Gomez von 2007 bis 2012 die Hauptrolle der Alex Russo in der Disney­Serie „Die Zauberer vom Waverly Place“ – ihr Durchbruch in Hollywood.

4

Staffeln von „Only Murders in the Building“ (mit Steve Martin und Martin Short) hat Selena Gomez bereits produziert, die Fortsetzung kommt 2025 auf Disney+.

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„Kids’ Choice Awards“ des US­Senders Nickelodeon hat Selena Gomez gewonnen. Platz 2 in der ewigen Bestenliste der Damen: Taylor Swift (11 Auszeichnungen).

2009

wurde Selena Gomez – mit 19 Jahren – die jüngste UNICEF­Botschafterin, die es je gab; sie besuchte in dieser Funktion Projekte in Chile, Ghana und Nepal.

1

Nierentransplantation musste Selena Gomez –eine Folge der Autoimmunerkrankung Lupus erythematodes – 2017 durchführen lassen.

1,

3

Milliarden Dollar beträgt laut Bloomberg Selenas Nettovermögen. Damit ist Gomez die jüngste US­Milliardärin.

424.000.000

Follower hat Selena Gomez auf Instagram. Mehr als jede andere Frau, nur die Fußballer Cristiano Ronaldo und Lionel Messi sind noch populärer.

DEIN WINTER DEIN MOMENT

Kirafin

Kino zum

Mitnehmen

Im Bad oder im Wald:

Der Pocket-Beamer

Nebula Capsule Air sorgt in jeder Lage für bestes Bild und begeistert auf TikTok. Film ab für Tech-Checker Kirafn …

Das Teil

Am Handtuchhaken hängend, auf der Küchenzeile stehend:

Dieser Beamer wirft sein Bild von wirklich jedem Ort an die nächste Wand. Ein magnetischer Fuß ermöglicht verschiedene Neigungswinkel. Nur 14 Zentimeter hoch, kann er überallhin mitgenommen werden. Der Akku hält bis zu zwei Stunden. In den USA ist das Teil schon für 400 Dollar auf dem Markt, Europa dürfte bald folgen.

Der Hype

heißt bürgerlich Jonas Willbold, ist 30 und unterhält seine 1,3 Millionen Follower auf TikTok mit Comedy-Formaten. Nebenbei folgt er seiner Faszination für Tech-Produkte und -Trends. Für uns nimmt er aktuelle Hypes unter die Lupe.

Obenauf: Über Elemente am Kopfende lässt sich etwa die Lautstärke der integrierten Boxen anpassen.

Der Check

Perfekt für …

Auf TikTok testen Menschen das Teil in jedem erdenklichen Setting. Das Video von Creator Alina Prokuda erzielte knapp vier Millionen Views.

Features wie ein magnetischer Fuß und ein Stativ machen den Beamer in jeder Lage nutzbar. Dank Autofokus ist das Bild immer gut erkennbar. 400 Dollar finde ich nicht zu viel dafür. Für maximale Flexibilität würde ich es kaufen, fürs Wohnzimmer allein gibt’s Besseres.

… Kinofreaks und SportFans, die die Übertragung von Zimmer zu Zimmer oder in den Garten mitnehmen wollen.

Ungeeignet für …

MUST-HAVE-FAKTOR

… perfektionistische Heimkino-Enthusiasten, die ein Zimmer nach allen Regeln der Kunst optimieren.

SALEWA SELLA FREE COLLECTION IS ENGINEERED IN THE DOLOMITES, CRAFTED FOR EXPLORATION, DESIGNED TO SET YOU FREE.

Lisa Kaltenegger

könnte bald die erste Astronomin sein, die außerirdisches Leben entdeckt.

Und das, obwohl sie manche Männer am Beginn ihrer Karriere fragten, was eine Frau im Weltall zu suchen hat.

Als Kind, das gut behütet in Kuchl am Land aufwächst, verschlingt Lisa Kaltenegger ein Buch nach dem anderen. Lesen ist ihre Art, neue Welten zu entdecken. Heute schaut sie dafür einfach durch ein Weltraumteleskop. So hat die Astrophysikerin gemeinsam mit anderen schon die wildesten Planeten gefunden: Einer ist von Meeren aus Magma überzogen, ein anderer stellte sich als glühender Gasball heraus. Nur von Aliens gibt’s bis jetzt noch keine Spur. Aber wenn es jemandem zuzutrauen ist, außerirdisches Leben aufzuspüren, dann der Österreicherin, die seit vielen Jahren in Upstate New York lebt und forscht. Kaltenegger arbeitet in ihrer Laufbahn für die ESA, sie lehrt in Harvard und berät die NASA. 2015 gründet sie das Carl Sagan Institute an der berühmten Cornell University, das sie bis heute leitet. Sogar am legendären Glastonbury Festival in England mit mehr als 200.000 Besuchern tritt sie heuer auf: in einem Live­Podcast der BBC. Und sie tourt mit ihrem Vortrag über die Suche nach Aliens durch Neuseeland.

Kaltenegger sagt: „Wenn wir nichts fnden, wäre das doch die größere Überraschung.“ Eine Sensation ist ihre Karriere aber auch so: vor allem wenn man bedenkt, wie oft ihr davon abgeraten wurde, ihrer Leidenschaft nachzugehen.

Demotivation prallt ab Als 18­jährige Schülerin sagt ihr der Typ bei der Berufsberatung: „Naturwissenschaft, das ist nichts für Mädchen.“ Sie solle sich lieber was anderes suchen. Dabei belegte sie im Gymnasium bereits seit zwei Jahren das Wahlfach Astronomie. Als Studentin werden sie und die einzige

On point

Kommt aus Kuchl (Salzburg); Alter 47; besitzt geduldige Neugier als Superpower; empfiehlt die Sci-Fi-Filme „Arrival“ und „Avatar“; würde Aliens als Erstes „Who are you?“ fragen

andere Frau im Jahrgang von einem ihrer Professoren konsequent ignoriert. Frauen in der Wissenschaft? Darüber macht er im besten Fall einen Witz. Kaltenegger fndet das nicht so lustig.

Am Beginn ihrer Karriere kriegt sie von einigen renommierten Wissenschaftlern den Rat, ihr „unsinniges Forschungsthema aufzugeben“. Trotzdem zieht sie ihr Ding durch. Kaltenegger studiert in Graz Technische Physik (Spezialgebiet Biophysik) und Astronomie, in Letzterer promoviert sie 2004 auch. Sie beginnt, die damals noch weitgehend unbekannten Exoplaneten – Planeten, die außerhalb unseres Sonnensystems um einen Stern kreisen – zu erforschen, um Leben im All zu fnden, und stoßt im Team 2013 auf zwei Exemplare, die bewohnbar sein könnten: Kepler­ 62e und Kepler­ 62f. Ein Knüller!

Wie hat sie das alles bloß geschaft? Mit etwas Glück, glaubt sie. „Ich bekam als Kind das Gefühl, ich könnte alles probieren – ohne Einschränkungen“, sagt die 47­ Jährige. Bei ihrem Mathelehrer zählte zum Beispiel nur das Können. Ihre Eltern: unterstützten sie bedingungslos. Tischtennis, Klavier, Gitarre, egal was es war. Sie waren überzeugt, dass ihre Lisa alles erreichen kann. Und so war es einfacher für Kaltenegger, an sich selbst zu glauben. Es ist auch das Vertrauen in sich selbst, das sie so erfolgreich macht. Als dann

Männer zum ersten Mal an ihren Fähigkeiten zweifelten, konnte sie besser damit umgehen. Klar, dass auch ihre zehnjährige Tochter (zweiter Vorname: Sky) längst weiß, dass ihr als Mädchen der ganze Weltraum ofensteht.

Mit der Zeit und mit mehr Erfahrung reift in Kaltenegger eine weitere Erkenntnis: Sie braucht neben ihrer Familie auch andere Verbündete, die hinter ihr stehen. „Es ist wichtig, ein Netzwerk an Kollegen und Freunden aufzubauen“, sagt sie, „die mir ehrlich ihre Meinung sagen und das Gleiche von mir erwarten.“ Oder Leute, die auch etwas sagen, wenn man selbst einmal sprachlos ist, oft einfach nur „Ich sehe das nicht so“.

Mail vom Mars

So wie damals, als sie schon längst als Wissenschaftlerin erfolgreich war, ihr aber wieder mal das Können abgesprochen wurde. Kaltenegger war für das renommierte Emmy­Noether­Programm der Deutschen Forschungsgesellschaft am Max­Planck­Institut für Astronomie ausgewählt worden und leitete ein Forschungsteam, da behauptete ein Kollege, das liege nur an ihrem Geschlecht. „Frauenstipendium“ nannte er es abwertend, obwohl alle die gleiche Chance darauf haben. Kalteneggers damalige Doktorandin muckte auf. Mehr als zehn Jahre ist das her. Seither habe sich, sagt Kaltenegger, viel zum Guten verändert. Dass es auch in diesem Fach fairer zugeht, liegt auch an Chefs und Chefnnen, die auf Gleichberechtigung im Team achten, weil sie selbst anders behandelt wurden. Und ganz ehrlich: Wer will heute noch in Frage stellen, dass Kaltenegger eine der angesehensten Planetenforscherinnen des Universums ist? Und auch eine der bekanntesten?

Einmal bekam sie zum Beispiel aus dem Nichts eine Mail vom US­Bestsellerautor Andy Weir. Der hatte zu diesem Zeitpunkt gerade das Buch „Der Astronaut“ beendet und wollte schnell ein paar Planetenfakten mit der Expertin schlechthin besprechen. Und dann gibt es da auch noch diesen einen Asteroiden, der nach ihr benannt ist: „(7734) Kaltenegger“. Kein Zufall, der 4. 3. 77 ist ihr Geburtstag. Eine ziemlich große Ehre. Während Lisa Kaltenegger Sternensysteme erforscht hat, ist sie, so scheint es, selbst ein Star geworden.

Instagram: @lisakaltenegger

„Keine Aliens zu finden, wäre die größere Überraschung.“

Die Salzburger Professorin Lisa Kaltenegger ist eine der bekanntesten Astronominnen weltweit.

Zartmann

mischt gerade deutschen Hip-Hop auf.

Seinen Mut zu emotionalen Tracks belohnen die Fans des Berliner Musikers mit ausverkauften Gigs – und Größen wie Ski Aggu und Bausa mit Gastauftritten.

Wer Zartmanns Musik zum ersten Mal hört, kann es kaum vermeiden, Vergleiche zu ziehen: die leicht rauchig-kratzige Stimme und melancholisch aufgeladenen Texte à la Henning May und AnnenMayKantereit, eingängige Melodien, wie man sie von Popstars wie Cro kennt, großstädtischer Hip-Hop-Flair mit jeder Menge Soul … und am Ende doch jedes Mal völlig anders. Denn Zartmann macht schlichtweg sein ganz eigenes Ding.

Der mysteriöse Pionier

Das fängt schon damit an, dass er weder seinen Namen noch sein Alter verrät. „Ich sag immer, mein Vorname ist Zart, mein Nachname ist Mann – und dass ich 14 Jahre alt bin, um mein kleines Privatleben noch ein bisschen geheim zu halten“, erklärt er den Grund dafür lachend. Hinzu kommt, dass man seine Musik, wie eingangs beschrieben, kaum einem Genre zuordnen kann – weshalb er gerne als „Berlins erster Indie-Rapper“ bezeichnet wird. „Kann sein, dass ich da einer der Pioniere bin. Aber ich denke nicht viel drauf rum, und im Endefekt ist es ja auch egal. Ich mach einfach, worauf ich Bock hab.“ Seine ersten Songs schreibt er bereits im Alter von sechs Jahren, als er in der Schul-AG Gitarre spielen lernt – über eine Hütte in den Rocky Mountains, seine Klasse oder seinen Opa. „Im Grunde über alles Mögliche, was mich emotional bewegt hat“, wie er sagt. „Ich muss irgendwas fühlen dabei, dann entsteht ein Song.“ Und fügt nach kurzer Überlegung hinzu: „Das ist heute eigentlich noch genauso wie damals.“

On point

Wuchs auf in Berlin; Alter bleibt geheim; war schon mit sechs Beatles-Fan; veröffentlichte 2024 die EP „dafür bin ich frei“ mit Features von Ski Aggu und Bausa; hatte nie einen Plan B zur Musik

Seine erste Single „2 Blocks“ erschien schließlich im Februar 2021, fand direkt Anklang bei Musikkritikern und kreierte so einen kleinen Hype. Ein Jahr darauf supportete er bereits die Dresdner Rapcrew 01099 auf Tour. Und spätestens seit dem Feature von Rapper Ski Aggu beim Song „wie du manchmal fehlst“, der es in diesem Jahr auf Platz sechs der deutschen Singlecharts schafte, ist es schwer, Zartmann nicht als musikalische Untermalung in TikToks und Instagram-Storys oder auf Konzert- und Festivalbühnen zu begegnen.

Das Beste aller Welten

Obwohl der junge Mann mit den sanften Gesichtszügen, der gerne RotkäppchenSekt trinkt, oversized Lederjacke und Schlaghosen trägt, dem klassischen Hip-Hop-Bild so gar nicht entspricht, gelingt ihm dieser Spagat immer wieder. „Deutschrap von Sido oder Bushido hat mich musikalisch sehr geprägt, ich wollte aber nie Rapper sein, das wär mir zu anstrengend. Ständig muss man neben der Musik seine Männlichkeit und Härte beweisen, das fnde ich zu toxisch“, so der Berliner. Zudem liebe er Melodien und Singen viel zu sehr, um ausschließlich Hip-Hop zu machen. Doch er sagt auch: „Ich glaube, viele Leute schätzen mich falsch ein. Ich kann sehr gut mit der

Rap-Welt connecten, und eigentlich fnde ich es viel interessanter, Genres zu vermischen und mit einem Feature um die Ecke zu kommen, mit dem keiner gerechnet hat. Etwas, das einen innerhalb von Sekunden aus der einen Welt raushebt und in eine andere reinholt.“

Dass man so auch Fans irritieren könne, sei ihm durchaus bewusst. „Ich denke aber, solange man Herzblut und Emotionen in einen Song packt, gefällt er immer irgendwem. Es kann natürlich sein, dass man eine gewisse Hörerschaft verliert, aber zugleich gewinnt man eine neue dazu. Und ich glaube, es ist das Beste für alle, wenn ich die Musik mache, auf die ich Lust habe, statt das, was von mir erwartet wird. Sonst würde ich mich auch ein Stück weit selbst verraten.“

Ausverkauft!

Der Erfolg gibt ihm recht. Die Termine Ende dieses und Anfang nächsten Jahres sind ausverkauft, die Tour im Frühjahr 2025 musste um Zusatzshows aufgestockt werden. „Das macht mich sehr stolz – und ich versuche in den letzten Jahren auch öfter, bewusst stolz auf mich und den Erfolg zu sein, weil dieses Gefühl sonst schnell untergeht. Es ist unglaublich, dass wir innerhalb weniger Tage nicht nur das normale, sondern auch das Zusatzkonzert in Berlin ausverkauft haben.“

Aktuell sei er mit seiner Musik an dem Punkt angekommen, an dem er immer sein wollte. „Das ist einerseits extrem schön, andererseits erzeugt es Druck. Man will ja dort auch bleiben. Was mir hilft, sind Auszeiten mit Freunden. Gerade waren wir ein paar Tage zusammen paddeln. Aber ich genieße das große Drunter und Drüber momentan auch sehr“, sagt er, hörbar glücklich über den Status quo. Wer an dieser Stelle übrigens immer noch keinen Song von Zartmann gehört hat, sollte am besten mit „fuß baumeln“ einsteigen, wie er selbst empfehlt. „Den Song mag ich einfach sehr.“ Und nachdem dieser auf Spotify mittlerweile weit über sieben Millionen Klicks zählt, lässt sich mit ziemlicher Sicherheit behaupten: viele andere auch.

Instagram: @zartmann; live zu sehen am 1. Dezember im Flex Wien, am 31. März in der Arena Wien und am 1. April in der Music Hall Innsbruck

„Meine Songs sollen dich in neue Welten reinholen.“
Zartmann über seine Lust, verschiedene Genres zu mischen

Oliver David

ist Eishockey-Meistertrainer des EC Red Bull Salzburg. Er findet: Seinen Job hat er dann am besten gemacht, wenn er gar nichts mehr tun muss.

Text Werner Jessner

Foto Ulrich Aydt

Eishockey ist ein wunderbarer Sport: Er produziert verlässlich Sieger. 0:0, man schüttelt sich die Hand und sagt: „Unentschieden?“ Undenkbar! Einer muss gewinnen, der andere verlieren.

Oliver David, 46, der in der Vorsaison zum ersten Mal überhaupt ein ProfTeam, den EC Red Bull Salzburg, als Cheftrainer übernommen hatte, wusste im entscheidenden Playof-Spiel 7 gegen den KAC in deren ausverkaufter Halle „nach der dritten Puckberührung, dass wir das Ding gewinnen werden. Alles fühlte sich richtig an.“ Spiel 6 zu Hause war noch deutlich verlorengegangen. Also Fehleranalyse? Mitnichten! Oliver David zeigte in der Videobesprechung vor dem Tag X ausschließlich, was das Team richtig gemacht hatte. Nach zwei Dritteln in Spiel 7 lag Salzburg mit 4:0 in Front. Das Match endete mit 6:2, Salzburg war Meister.

Alles ändert sich

Dabei hatte die Zusammenarbeit zwischen dem EC Red Bull Salzburg und dem erfolgreichen Nachwuchs-Coach aus den USA, der Teenager trainiert hatte, die später Superstars werden sollten, harzig begonnen. Beim ersten Match gegen den schwedischen Spitzenklub Skellefteå ahnte David rasch, dass dieses Match nicht gut ausgehen würde. Auch in der Meisterschaft ließen gute Ergebnisse lange Zeit auf sich warten. „Zu so einem hypererfolgreichen Team zu kommen war das Härteste, was ich je gemacht habe.“

Doch David, der in den Jahren zuvor Co-Trainer in der Schweiz gewesen war und sich bereits vor Jahren in Salzburg als Nachwuchsbetreuer beworben hatte, weil ihm die Philosophie der Red Bulls imponierte, tat erst mal: nichts.

On point

Geboren in Los Angeles, USA; Alter 46; lebt mit Familie in Salzburg; war Trainer der Jahres 2020 in der Nachwuchsliga USHL; hat selbst nie professionell Eishockey gespielt

Er sei „das Gegenteil eines Diktators“, wie er über sich sagt. Trotz steigenden Drucks war er innerlich so ruhig, wie er auf der Bank wirkt. Beobachtete. Integrierte sich ins Team, anstatt sich vorn hinzustellen. Lernte. „Änderst du einen Teil eines Teams, ändern sich alle anderen Teile mit.“ Er war das neue Teil. In diesem Umfeld mussten alle ihre Position fnden und im Zusammenspiel mit den anderen neu defnieren – David ebenso.

Learning by doing

Und er meinte es ernst: Anders als viele Kollegen aus Übersee sah er sich nicht als Saisonarbeiter, sondern übersiedelte samt Familie nach Europa und arbeitete an seinem Deutsch: ganz oder gar nicht. Aufgewachsen war David in Kalifornien, einer traditionell Eishockey-verrückten Region mit drei NHL-Vereinen und einem guten Dutzend Prof-Teams. Hier wurde er sozialisiert, hier sog er Hockey auf –ohne großen theoretischen Unterbau. Ein Praktiker, der sich hocharbeitete. Er lebte Hockey und brachte ein Element mit, das man im Unterschied zu Skate- oder Stocktechnik, zu Pass- oder Laufwegen tatsächlich nicht lernen kann: Kreativität.

Die Salzburger Eisbullen zeichnet ein klar erkennbarer Stil aus, sehr strukturiert, mit Fokus auf Defensive und unermüdlichem Forechecking. Für Nicht-Experten: Die Bullen sind lästig und wollen den Puck. (Im Fußball sagt man „Pressing“ dazu.) Oliver David: „Die Spieler haben

unsere Strukturen komplett verinnerlicht. Auf dieses Fundament konnte ich Schritt für Schritt meine Idee von Kreativität draufsetzen.“ Eine gut geölte Maschine entwickelte sich weiter zu einer weiterhin gut geölten, aber für den Gegner weit unberechenbareren Maschine. Der nächste Schritt war genommen. Oliver David hatte das Team, dessen Teil er ist, verändert.

Wenig ist viel

Der muskulöse Eishockey-Philosoph redet gern, gut und viel: „Ich habe kein Problem mit Worten.“ Seine Antworten bei Interviews können fünf Minuten dauern, sind refektiert und gehen tief ins Detail. Doch eigentlich, sagt er, sei das Ziel, gar nichts sagen zu müssen. Der Job sei dann bestmöglich erledigt, wenn das Kollektiv keine Inputs von ihm mehr benötige. In Spiel 7 der letzten Saison habe er auf der Bank „vielleicht sechs Worte“ gesagt. Es seien die Spieler gewesen, die sich selbst gecoacht hatten, er habe bloß noch beobachtet – und ein Stück weit genossen.

Genau das ist wahrscheinlich das Idealszenario an der Spitze jeder Organisation: dass alles harmonisch ineinandergreift, jeder auf seiner Position richtig ist und sie hundertprozentig und mit Freude ausfüllt. Das gehe freilich nur, wenn sich alle auf eine gemeinsame Kultur verständigt hätten, sagt Familienmensch David. Und da kommt er bei der Salzburger Meistermannschaft des letzten Jahres (die sich im Übrigen nicht sehr von der aktuellen unterscheidet) ins Schwärmen. Wie die Jungs professionelle Tools annehmen würden: Das freiwillige Self-Assessment, eine schriftliche Einschätzung der eigenen Leistung nach jedem Spiel. Die Ruhe und Konzentration bei Meetings. Dass er Linienkollegen mit iPads sehe, die nach dem Training ganz für sich Videoanalysen betrieben. Die Arbeitsethik im Gym. Generell die Stimmung und der Respekt in der Kabine. „Wir lernen alle gemeinsam Tag für Tag dazu – und mit Freude! Dafür liebe ich diesen Job. Und weil es niemals endet.“

Als er frisch zum Team kam, war Oliver David ein stiller Beobachter. Im letzten Spiel des Jahres war er wieder in dieser Position. Aber in den Monaten dazwischen ist sehr, sehr viel passiert.

Instagram: @ecredbullsalzburg

„Ich habe während des Spiels vielleicht sechs Worte gesagt.“
Wenn es gut läuft, wird Trainer Oliver David zum genießenden Beobachter.

„YOUTH AGAINST APARTHEID“, CAMDEN TOWN HALL, LONDON, 1985

„Dieses Bild wurde in Camden Town aufgenommen, bei einem Konzert der Hip-Hop-Allianz ‚Youth Against Apartheid‘“, erzählt der britische Hip-Hop-Fotograf Normski. „1985 waren diese Events noch kleine Jams in Gemeindezentren: ein enger Raum, ein paar DJs, Jungs, die Graffitis sprühten. Die Nike-Mütze des Jungen links vorne ist das Einzige, was irgendwie nach HipHop aussieht. Wir hatten den amerikanischen Look noch nicht aufgesogen.

Dieses Bild ist der Inbegriff von Londoner Innenstadt-Kids auf einem frühen Jam.“

Als Hip-Hop geboren wurde

Early days im Club! Der britische DJ, Rapper und Szene-Fotograf Normski zeigt uns seine besten Shots.

Text Will Lavin Fotos Normski

GOLDIE, METALHEADZ, BLUE NOTE, LONDON, 1996

„DJ Goldie spricht immer wieder davon, dass dieses Bild seine Seele besser einfängt als jedes andere. Es wurde bei einem Gig seines Labels Metalheadz im Blue Note Club aufgenommen. Ich war auf der Tanzfläche, und dann – bam! – kam er direkt auf mich zu. Ich hatte meine kleine Olympus­Kompaktkamera dabei und machte ein Foto von ihm, das ihn wie ein Kaninchen im Scheinwerferlicht aussehen ließ, was ein bisschen unfair war. Ich hatte Glück, er hätte das Bild hassen können. Aber das tat er nicht. Er liebt es.“

Seine Bilder sind Ikonen der Musikgeschichte: Der britische Fotograf Normski (Bild: Seite 28) hat sowohl die frühen Jahre des Hip ­ Hop als auch die Geburtsstunden von Techno in Detroit dokumentiert – nicht als Beobachter, sondern als Teil der Szene. Hier zeigt er Fotos, die so noch nie zu sehen waren.

CARL CRAIG, DETROIT, 1987

„Dieses Foto entstand auf meinem zweiten Trip nach Detroit. Carl Craig war ein Detroiter TechnoMusiker und Protegé des aufstrebenden Metroplex-Records-Gründers

Juan Atkins. Carl kniet schüchtern am Boden und arbeitet an einem Mix. Das Metroplex-Gebäude war ein Tollhaus des Techno. Juans Studio sah aus wie ein umgebautes Wohnzimmer. Überall standen Bandmaschinen herum, an denen Künstler diese unglaublichen Loops arrangierten.“

CHUCK D (LI.)

UND FLAVOR FLAV

VON PUBLIC ENEMY, DEF JAM TOUR, HAMMERSMITH ODEON, LONDON, 1987

„Auf dieses Foto bin ich extrem stolz. Es entstand während der Def Jam Tour, auch Eric B & Rakim und LL Cool J waren dabei. Die Tour markierte einen Wendepunkt. Es war, als würde sich die ganze Musikwelt verändern, als Public Enemy zu Armageddon­Sirenen auf die Bühne kamen. Ich hatte noch nie Leute gesehen, die so auf der Bühne performten. Die ,Security of the First World‘, die Sicherheitsmänner der Rapper, marschierten als Formation auf, DJ Terminator X cuttete und scratchte.

Dieses Foto wurde später von Chuck D repostet, als Hommage an seinen ersten Auftritt in London.“

„Diese Tour war ein Meilenstein des

Norman Anderson, bekannt als Normski, hat die Gabe, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Zum Beispiel 1980 in seiner Heimatstadt London: Als gerade einmal Vierzehnjähriger stolperte der britischjamaikanische Fotograf, spätere DJ und Moderator mit seiner 35-Millimeter-Kamera mitten in das, was man später das „goldene Zeitalter“ des Hip-Hop nennen sollte, mit damals noch unbekannten US-Acts wie LL Cool J, Run-D.M.C., Public Enemy und N.W.A. Nur ein paar Jahre später sollten sie alle weltweite Superstars sein.

„Ich war ein junger schwarzer britischer Homeboy-Fotograf“, sagt Normski. „Ich stand nicht am Rand. Ich war Teil der Szene.“ Der heute 58-Jährige fotografierte nicht nur die Rap-Kultur an ihren Wurzeln, sondern dokumentierte auch den Beginn von drei weiteren Säulen des Hip-Hop: DJing, Graffiti und Breakdance, also den Kern der amerikanischen Jugendkultur.

Normski, geboren als Norman Anderson, ist ein britischer Fotograf, TV-Moderator, DJ und Rapper. Insta: @mistanormski

X CLAN, MANHATTAN, NEW YORK CITY, 1980

„X Clan war wahrscheinlich jene Gruppe im damaligen Business, die sich am meisten für schwarze Menschen einsetzte“, erzählt Normski. Das Fotografieren habe seine Beziehung zu Menschen verändert: „Es gab eine Zeit, in der ich Menschen nicht mochte. Ich hatte lediglich Interesse daran, sie zu dokumentieren.

In der Dunkelkammer bist du allein. Wenn du mit der Kamera herumläufst, auch. Wenn du aber beginnst, in der Fotografie mit Menschen zu arbeiten, lernst du schnell, dass du eine Beziehung zu ihnen aufbauen musst. Sie müssen es mögen, mit dir abzuhängen, sie müssen dir vertrauen.“

B-BOY DREW, COVENT GARDEN, LONDON, 1985

„Bei diesem Foto verwendete ich zum ersten Mal einen Farbdiafilm. Ich übte noch, nachts mit Blitzlicht zu fotografieren, das hatte ich davor nicht oft getan. Dennoch gelang es mir, die Emotionen von Drew einzufangen. Er war einer der beeindruckendsten B­Boys, ein Spektakel! Wir standen im Kreis und sahen diesen Verrückten zu, wie sie herumwirbelten und alles so cool aussehen ließen.“

Als sich Jungle und Drum ’n’ Bass entwickelten, war Normski erneut zur Stelle – in London und in der Heimat des Techno, in Detroit. Als Fotograf dokumentierte er die soziale und musikalische Entwicklung der aufkommenden elektronischen Musikszene.

Sein Buch „Normski: Man with the Golden Shutter“ zeigt bisher unveröffentlichte Fotos junger Künstler aus dieser Zeit, darunter Ice Cube, Goldie, Queen Latifah, De La Soul, Salt ’n’ Pepa und Cypress Hill. „Auf vielen meiner Fotos sind junge schwarze Männer zu sehen“, sagt er. „Das liegt daran, dass ich diese Typen verstanden habe. Ich war einer von ihnen. Ihr Weg fühlte sich an wie meiner. Ich hatte Interesse an ihrer Welt, wir respektierten einander, und im Zuge der gemeinsamen Arbeit wurde ich zu dem Fotografen, der ich heute bin. Ich hatte Glück, immer dabei zu sein, wenn neue Bewegungen entstanden, die zu globalen Phänomenen werden sollten.“

MC DUKE, MUSIC OF LIFE RECORDS, HANWAY STREET, LONDON, 1988

„Ich liebe diese Aufnahme. Wir haben sie für die Single ‚I’m Riffin‘ von Duke verwendet. Ich habe versucht, ein schönes, stilvolles SchwarzWeiß­Porträt von ihm zu machen, und das ist uns gelungen. Seht euch diese Ringe an! Duke war ein Junge aus East London. Wir hatten keinen klobigen Schmuck wie die Amerikaner. Aber der Junge hatte Stil.“

QUEEN LATIFAH, EMPIRE STATE BUILDING, NEW YORK CITY, 1980ER-JAHRE

„Wir machten an diesem Tag Aufnahmen für die ‚Hip Hop Connection‘, eine Zeitschrift, die es heute nicht mehr gibt. Es war alles ziemlich verrückt. Der Interviewer schlug vor, auf die Spitze des Empire State Building zu fahren und die junge Queen Latifah wie die Königin von New York zu fotografieren. Es war sehr windig, ihre Haare waren zerzaust – ziemlich schwierige Bedingungen also. Aber wir schafften es, diesen Moment einzufangen – ohne dass Queen Latifah vom Dach geweht wurde.“

„Ich

JAZZIE B (LI.) UND CHUCK D, NEW YORK CITY, 1989

„Ich kannte das MusikKollektiv ,Soul II Soul‘ und dessen Gründer Jazzy aus Camden Town. Sie hatte gerade den ersten Platz der US-BillboardCharts erreicht, auch in Großbritannien war ,Soul II Soul‘ auf Nummer eins. Ich war zufällig in New York, als sie im Palladium als Support von Funkadelic auftraten. Ich wartete auf dem Parkplatz hinter der Venue, um sie zu überraschen. Dieses Bild machte ich, nachdem sie aus ihrer Limousine ausgestiegen waren. Chuck D von Public Enemy war als VIP- Gast gekommen, um ihnen zu ihrer Nummer eins zu gratulieren.“

CYPRESS

HILL, PHOENIX FESTIVAL, LONG MARSTON AIRFIELD, 1996

„Ich moderierte auf der Jazz-Bühne des Phoenix Festival südwestlich von Stratford-upon-Avon in England. Bevor ich die Gruppe auf der Bühne vorstellte, habe ich dieses Foto backstage gemacht. Ich wollte, dass B-Real, ganz links im Bild, mich wie eine Zigarette ‚ausdrückt‘.“

Normski: „Man with the Golden Shutter“, erschienen bei ACC Art Books, nur auf Englisch erhältlich; accartbooks.com

www.zellamsee-kaprun.com

Text Saskia Jungnikl-Gossy
Fotos Christoph Johann/MKM

FREESKI

Als stürzte sie vom Himmel: FreerideWeltmeisterin

Nadine Wallner zieht am Arlberg ihre perfekte Line.

Ein Tag am Arlberg. Fünf herausfordernde Aufstiege und fünf extreme Abfahrten. Ein grenzwertiges Abenteuer nach dem anderen: Weniger starke Charaktere als Nadine Wallner, 35, würde diese Challenge zur Verzweiflung bringen. Doch die Vorarlberger Freeride­Weltmeisterin liebt Herausforderungen. Mit drei Jahren nimmt ihr Papa sie das erste Mal mit in die Berge. Der Arlberg wird zu Nadines Hinterhof, zu ihrem „Backyard“, so der Titel ihrer neuen Film­Doku. Ein Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere.

Dabei lief alles ganz anders als geplant: Nadine will Skirennläuferin werden, 2004 stürzt sie im Training, die Milz muss entfernt werden. Sie wird Freeriderin, holt sich 2013 und 2014 den Weltmeistertitel. Sie stürzt erneut. Wieder zwingt ihr das Leben eine Kursänderung auf. „Alles hat Konsequenzen“, sagt Wallner. „Doch ob sie negativ sind oder nicht, bestimme ich selbst.“ Ein Tag in Nadines „Backyard“. Ein Tag in fünf Kapiteln.

Ziel Klostertal

Gipfel 5 Westliche Eisentalerspitze

Höhe 2710 Meter

Gipfel 4 Östliche Eisentalerspitze

Höhe 2753 Meter

Gipfel 3 Bettlerkar

Höhe 2268 Meter

Gipfel 2 Kaltenberg

Höhe 2896 Meter

Höhe 2364 Meter

Gipfel 1 Albonakopf

Höhe 2654 Meter

Arlberg für Fortgeschrittene: Die Kombination dieser Auf­ und Abstiege hat noch niemand an einem Tag geschafft. Höhenmeter insgesamt: 3000.

Start Albonagrat

Höhe 2364 Meter

Gipfel 1

Albonakopf

Höhe 2654 Meter

DER ALBONAKOPF

Das Projekt „Backyard“ startet um 5:30 Uhr in der Früh. Eingehüllt in die Bubble ihrer Stirnlampe stapft Nadine Wallner los, hinauf auf den Berg. Das ist der gemütliche Teil, sagt sie, der, wo alles meditativ ist: „Ich freue mich auf den Sonnenaufgang, der bleibt magisch, so oft kann ich ihn gar nicht sehen.“

Die erste Abfahrt vom Albonakopf plant Wallner nach Sicherheit. Die Line ist eine der technisch anspruchsvollsten. Zudem ist die Abfahrt nach Osten ausgerichtet und sehr früh in der Sonne. Die Lawinengefahr wird somit im Laufe des Tages stärker. „Planung zur Risikominimierung“ nennt sie das und lacht.

Nadine Wallner lacht viel. Es ist ein lautes, selbstbewusstes Lachen. Nicht anbiedernd, sie ist einfach gut drauf. „Ich fände es schade, einen Tag, den ich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nutzen kann, verstreichen zu lassen“ ist so ein typischer Satz von ihr. Warum sie fünf grenzwertige Abfahrten an einem Tag plant? „Weil ich es kann“, sagt sie. Noch so ein typischer Wallner-Satz. Tiefstapeln kann sie nämlich auch. Fünf dermaßen anspruchsvolle Aufstiege und Abfahrten am Arlberg an einem einzigen Tag zu schafen, das ist noch niemandem gelungen. Die alpine Herausforderung auf

Meditative Ruhe: Eingehüllt in den Schein ihrer Stirnlampe, zieht Nadine Wallner um fünf Uhr früh los, hinauf auf den 2654 Meter hohen Albonakopf.

einem unglaublich hohen Level, wenn man so will. Da geht es noch nicht einmal um die vielen Höhenmeter, die sie an diesem Tag gemeinsam mit ihrem Kollegen Yannick Glatthard macht. 3000 Höhenmeter auf 30 Kilometer, das schaft auch ein richtig ftter Skitourengeher.

Für „Backyard“, so auch der Titel von Wallners Filmdoku, müssen viele Faktoren ineinandergreifen. Wallner kennt den Arlberg wie kaum jemand anderer. In den Wochen vor der Challenge ist sie jeden Tag oben, sie weiß um die Schneebeschafenheit, die klimatischen Veränderungen, wann die Sonne wo wie steht, welche faces sich wie verändern. Wallner hat die skifahrerischen Skills, die Kondition, und wenn sie ein Ziel hat, will sie es erreichen.

Die letzten Meter zum Gipfel gehen sie in den Sonnenaufgang, es ist 7:50 Uhr. Sie stehen auf 2654 Meter Höhe, unter ihnen liegen Wolken- und Schneefelder, und das Erste, was Wallner denkt, ist: „Okay, da geht es tief hinunter.“ Und dann: „Hofentlich geht alles gut.“ Was macht Wallner, wenn sie so etwas denkt? „Einfach fahren“, sagt sie und lacht wieder. Weil sie es kann.

Einen Tag verstreichen lassen? Nicht mit Nadine Wallner. Am liebsten nutzt sie ihn von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang.

Wallner ist mit einem Freund unterwegs. Vertrauen ist key, sagt sie. Es brauche ähnliche Kondition und Erfahrung.

„Die Kondition? Das Können? Müssen passen. Doch bei dieser Challenge geht es um noch viel mehr.“

Der Gipfelgrat des Kaltenbergs ist so schmal, dass sich Nadine Wallner nur sitzend weiterbewegen kann.

DER KALTENBERG

„Höhenmeter tangieren mich nicht“, sagt Wallner. An manchen Tagen geht es bei ihr 2000 Höhenmeter rauf, ebenso viele runter und am Nachmittag noch mal 1300 in die Höhe. Wallner ist ft. Mehr als ft. Fitness ist ihr Schlüssel zur Freiheit. Sie ist gerne allein, geht gerne abseits der Pisten, sie will ihre eigenen Lines ziehen. Ihre physischen Fähigkeiten garantieren ihr die Unabhängigkeit, die ihr so wichtig ist. „Am Morgen unterwegs sein und niemanden trefen. Um mich herum nur unberührte Natur. Meine Spuren sind die ersten im frischen Schnee, und da ist nur angenehme Stille. Das löst in mir ein großes Freiheitsgefühl aus“, sagt Wallner.

Der Blick ins Nichts. Wichtig ist das Bauchgefühl, sagt Wallner. „Es ist mutig, wenn du sagst: ‚Diese Line fahre ich nicht.‘“

Gipfel 2

Kaltenberg

Höhe 2896 Meter

Die letzten Meter auf den Kaltenberg müssen Wallner und Glatthard klettern, bei jedem Schritt werfen sie zuerst die Ski parallel vor sich auf den Schnee, ziehen sich hoch, heben die Ski wieder hoch und dann alles von vorne. Oben wartet nur ein einsames Kreuz auf sie. Der Gipfelgrat ist so schmal, dass Gehen unmöglich ist, sie bringen ihn im Sitzen hinter sich, links und rechts hängen die Beine in die Tiefe. Es wird einem beim Zusehen schon schwindelig. Um 11:15 Uhr stehen sie ganz oben, auf 2896 Meter Höhe – „unser eigener Summit, unser eigener Gipfel“, kommentiert Wallner. Als es bergab geht, fiegt man auf den Videoaufnahmen mit den beiden mit, es ist, als stürzten sie sich vom Himmel. Unten angekommen stehen sie inmitten eines funkelnden Schneefeldes. Magisch.

Die physische Stärke ist wichtig für die Sicherheit, sagt Wallner. „Ich fahre nie am Limit, gebe nicht 100 Prozent. Ich hebe mir etwas auf, für den Fall, dass etwas passiert, ich jemandem helfen muss.“

Viele Menschen brauchen im Leben Fixpunkte, Abhängigkeiten, wie Inseln, die Halt geben. „Man muss Träume verfolgen, sonst werden sie nicht wahr“, sagt Wallner. Koste es, was es wolle. „Den meisten Menschen fehlt das Durchhaltevermögen, da ist die größte Hürde man selbst.“ Deshalb sei es auch key, also der Schlüssel zum Erfolg, Menschen um sich zu haben, denen man vertraut, die wollen, was man auch will, und die physisch in der Lage sind mitzuhalten. Wallner und Glatthard machen kurz Pause und essen ein paar Trockenfrüchte. Zeit für Abfahrt Nummer 3.

Gipfel 1 Albonakopf

Höhe 2654 Meter

Mit Schnee überzuckerte Felsen, darüber nur der blaue Himmel: Das ist Wallners Vorstellung vom Paradies.

Die Abfahrt ist perfekt, wenn Nadine Wallner unten ankommt und denkt: „Pfoah, das war geil.“

Gipfel 3

Bettlerkar

Höhe 2268 Meter

Gipfel 2

Kaltenberg

Höhe 2896 Meter

BETTLERKAR

Auf Gipfel Nummer drei, dem Bettlerkar, weht kräftiger Wind. Wallner sagt, es ist sketchy, ein Slangausdruck. Um halb eins stehen beide auf dem Gipfel, auf 2268 Meter Höhe, strahlende Sonne. Wallner fährt wie immer als Erste ab, sie sucht ihre Line in der breiten Rinne, die ins Tal führt. Bei Glatthards Abfahrt löst sich eine Schneescholle. Sie nimmt Fahrt auf, wird immer schneller, so schnell, dass sie Glatthard verschluckt. Ein shocking moment, sagt Wallner, die das Unglück von unten sieht. „Fuck, fuck!“, ruft sie, als Glatthard nicht mehr zu sehen ist. „Wo ist er?“ Die Scholle ist nicht sehr groß, die Gefahr besteht nicht darin, dass sie ihn unter sich begräbt, sondern dass sie ihn mitreißt und gegen einen Felsen schleudert. In der Rinne gibt es nur einen Weg nach unten, man ist in ihr gefangen. Wallner macht sich für den Aufstieg bereit, um Erste Hilfe zu leisten. Doch Glatthard steht plötzlich am Rand der Rinne, er schaft es aus eigener Kraft aus der Lawine. Es war eine der gefährlichsten Situationen seiner Skifahrerlaufbahn, sagt er nachher. Wallner hat in ihrer Karriere einige solcher brenzligen Momente erlebt.

Im April 2014 stürzt sie bei Dreharbeiten in Alaska, sie hat ofene Brüche im linken Schienbein und Wadenbein, nur ein 40­Zentimeter­Nagel hält sie zusammen. Wird sie bei solchen Unglücken an ihre Unfälle erinnert? „Es ist selten, dass ich Flashbacks habe“, sagt sie. „Ich hab meine Erfahrungen gemacht.“ Wenn, dann komme das später. Die Nachbearbeitung fällt ihr schwerer. Wenn sie wieder sicher zu Hause ist, holt sie ein, was alles hätte passieren können. Während der Situation bleibt sie rational. Für Emotionen ist hier kein Platz.

Als Glatthard bei ihr ankommt, analysieren die beiden nüchtern, was geschehen ist. Wann hat sich der Schnee gelöst? Hätte man es verhindern können? Sie verarbeiten, indem sie miteinander reden. Sollen sie das Projekt abbrechen? Die beiden trinken Tee, essen ein Käsebrot. „Ich verstehe, wenn du nicht weitermachen magst“, sagt Wallner, „zu hundert Prozent!“ Glatthard will nicht abbrechen. Er will weitermachen und den Tag zu einem positiven Ende bringen.

Bei der Abfahrt vom Bettlerkar löst sich eine Schneescholle, sie verschluckt Wallners Begleiter. Wie viel Risiko fährt hier jedes Mal mit?

Nie wieder ohne mein(e) …

Was Nadine Wallner braucht, um sich beim Freeriden sicher zu fühlen.

1. LVS (Lawinenverschüttetensuchgerät)

„Zeit ist nach einem Lawinenunglück ausschlaggebend, und im Worst Case rettet das LVS Leben.“

2. Schaufel, Sonde

„Mit der Sonde kann ich punktuell orten, mit der Schaufel danach graben. Beides ist sehr wichtig, weil manchmal einfach zu viel Zeit vergeht, bis die Bergrettung kommt.“

3. Lawinenairbag

4. Schokolade

„Ich nehm meine Lieblingsschokolade, schmelze sie ein und ergänze sie mit Trockenfrüchten, Pekannüssen oder allem, was ich grade gerne mag. So kann ich immer variieren.“

„Den sollte man nicht als Garantie betrachten und die Verhältnisse deswegen überschätzen, aber er ist ein guter Zusatz, der mich bei einem Lawinenunglück nahe der Oberfläche hält.“

5. Erste­Hilfe­Kit

„Es beinhaltet eine Rettungsdecke, Stirnlampe, Verbandszeug –alles, was ich am Berg brauchen kann und was mir Sicherheit gibt.“

6. Daunenjacke

„Die Kleidung ist bei den Wetterbedingungen auf dem Berg sehr wichtig. Mir ist meine Merinounterwäsche heilig, meine Hardshelljacke und die Daunenjacke –ich trage das alles von Mammut.“

7. Visor Cap und Buff

„Gegen Sonne und Wind trage ich ein Buff, also ein Schlauchtuch, und darüber eine Schirmkappe. Das ist mein typischer Style, so kennt man mich am Berg.“

ÖSTLICHE

EISENTALERSPITZE

Nadine Wallner ist gelernte Skilehrerin, ausgebildete Bergführerin, und sie hat Erfahrung mit dem Filmen von Dokumentationen. Glatthard vertraut ihr. Bis zum Ende der dritten Abfahrt fühlen sich beide trotz der vielen Höhenmeter ziemlich ft, die lebensbedrohliche Situation mit der Schneescholle ist ein Dämpfer. Wie überwindet sie so ein Tief? „Einfach weiterlaufen“, sagt Wallner. „Man trinkt etwas, isst etwas und fragt sich, ob man das so will oder nicht. Niemand zwingt einen dazu. Es ist meine freie Entscheidung, aber man trägt auch die volle Verantwortung.“ Sie macht eine Pause. „Es ist wichtig, miteinander zu kommunizieren. Zu wissen, was der andere denkt und fühlt.“

Die Grenzen, an die man stößt, sind sowieso andere, als man zuvor annimmt. Nach ihrem Unfall in Alaska beginnt Wallner zu klettern und bewältigt innerhalb kurzer Zeit komplexeste Routen. 2019 schaft sie als zweite Frau die „Prinzip Hofnung“ an der Bürser Platte (im Bezirk Bludenz, Vorarlberg), eine der schwersten Trad-Routen Europas, also eine Route, die man selbst sichern muss. Wenn das Leben nicht läuft wie geplant, atmet Wallner durch – und sucht einen neuen Weg.

Vor der Abfahrt atmet Wallner tief durch, klopft sich auf Oberschenkel und Brust, visualisiert ihre Line ­ und dann ab in den Schnee.

Gipfel 4

Östliche

Eisentalerspitze

Höhe 2753 Meter

Sie und Glatthard müssen sich an diesem Tag wieder sicher fühlen, also schrauben sie das Tempo zurück. Safety frst, sagt Wallner; die vierte Abfahrt wollen sie nicht in einem Schwung bergab fahren, sondern in Etappen. Sie stehen um 15:40 Uhr auf dem Gipfel, und sie lassen sich Zeit. Atmen vor der Abfahrt tief durch, klopfen sich auf Oberschenkel und Brust. „Ich mach gerne eine aggressivere Stoßatmung, um Spannung aufzubauen,

Gipfel 3

Bettlerkar

Höhe 2268 Meter

visualisiere meine Line, und na ja, ich kann ja Ski fahren. Ich fahre einfach los.“ Die Line führt zwischen riesigen Felsbrocken hindurch. Immer wieder bleibt Wallner geschützt stehen und wartet auf Glatthard. Von 2753 Meter Höhe geht es hinunter, insgesamt haben die beiden seit dem Morgen bereits 17 Kilometer in den Beinen und sind bereits 2374 Höhenmeter abgefahren. Als die beiden im Tal ankommen, sind sie erschöpft. Der Tag verlangt ihnen viel ab. Nicht nur, was sie selbst stemmen müssen, sondern auch all das, was unkontrollierbar bleibt: der Schnee, der Berg, das Wetter. Sich darauf einzustellen und damit umzugehen, frisst Energie.

Gipfel 5 Westliche Eisentalerspitze

Höhe 2710 Meter

WESTLICHE EISENTALERSPITZE

„Für mich sind die Berge Ruhepol und Energieort“, sagt Wallner. Am liebsten ist sie den ganzen Tag oben, manchmal übernachtet sie auch in den Bergen.

Gipfel 4 Östliche Eisentalerspitze

Höhe 2753 Meter

Es ist 17:36 Uhr, und Wallner und Glatthard machen bei ihrem letzten Aufstieg mal eine Pause. Sie essen Müsliriegel, trinken ein paar Schlucke. Verpfegung ist schwer, also wird sie eingeschränkt. Meistens kommt nur ein Liter Tee mit, ein paar Trockenfrüchte, vielleicht mal ein Käsebrot.

Die Sonne geht langsam unter, die Schatten werden länger, es wird kalt. Ihnen ist klar, dass sie es nicht mehr bei Tageslicht nach oben schafen werden, das heißt, die Abfahrt wird im Dunkeln stattfnden. Mittlerweile sind die Beine schwer.

Der Energieboost kommt diesmal von außen. Beim Aufstieg trefen sie Freunde, der Bruder von Nadine Wallner ist dabei. Das gemeinsame Erleben ist ein großer Glücksfaktor. „Für mich sind die Berge mein wichtigster Ruhepol und Energieort“, sagt Wallner. „Dort, wo ich mich ausleben und frei sein kann. Davon kriege ich nie genug.“ Wann immer möglich, bleibt sie den ganzen Tag oben, und abends geht sie nur widerwillig heim, manchmal übernachtet sie sogar in den Bergen. Der Blick von oben überwältige sie immer wieder mit Glücksgefühlen, er entschädige sie für jede Schinderei.

Um 18:40 Uhr stehen sie schließlich auf dem Gipfel, auf 2710 Meter Höhe, mittlerweile alle mit Stirnlampen ausgerüstet. Wallners Nummer­eins­Ziel in dem Moment: „Alle sicher ins Tal zu bringen.“ Es gelingt. Sie fahren runter bis ins Wasserstubental, als sie ankommen, sind alle aufgeputscht von dem 15 ­StundenTag. „Wir haben gefühlt an dem einen Tag so viel erlebt wie normalerweise in einer Woche.“ Die mentale Verarbeitung des Tages wird noch einige Zeit brauchen. So viele Details, die noch eingeordnet werden müssen.

Ihr Fazit? „Es ist gut, einen Tag im Dunkeln zu beenden“, sagt Wallner. „Das bedeutet, man hat den gesamten Tag genutzt: Und was kann besser sein, als ein ganzer Tag in den Bergen?“ Und dann lacht sie.

Instagram: @nadinewallner

„Backyard“, die Doku, könnt ihr euch ab 27. November auf Red Bull TV ansehen.

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– LassmaL Los!

Abhängen de luxe: Nach Wien zog Bless wegen des Burgtheaters und aus Liebe zur Stadt. Über die Location des Shootings freute er sich deshalb besonders. Mehr Wien als im Luxushotel Bristol geht kaum.

Text Pauline Krätzig Fotos Lukas Gansterer

… und erzählt uns, wie er immer wieder den Mut zum Neustart findet, warum Ruhm ihm nichts bedeutet und wie viel Kraft

es braucht, loszulassen.

Das Trefen mit Bless Amada fndet in einem gemütlichen Beisl statt, in Wien, wo er derzeit lebt und arbeitet. Kurz vor eins schlendert der 27-Jährige in Flip-Flops, Jogginghose und Shirt in den Gastgarten. Die Herbstsonne knallt ungewöhnlich stark. Bless strahlt eine wohltuende Ruhe aus. Nun ja, er ist in Togo, Westafrika, aufgewachsen, einem Land mit Tropenund Steppenklima. Aber die Wurzeln seiner Coolness liegen viel tiefer. Bless’ Wesen hat vor allem seine Kindheit geprägt – die in einem autoritären Regime kaum eine sein durfte, in der

Türöffner aus Überzeugung: Bless liebt Neuanfänge, eben weil sie ihm die Chance bieten, neue Welten zu betreten.

er früh festlegte, was ihm Halt gibt: seine Familie und sein Glaube.

Jetzt hockt diese „alte Seele“ lächelnd unterm Weinlaub und nippt an SodaZitron. Bless spricht bedacht, seine Antworten klingen weise, philosophisch, oft geradezu poetisch, dabei völlig unaufgeregt. Das Gespräch beginnt er mit der Info, dass er am Wiener Burgtheater gekündigt hat und jetzt wieder als freier Schauspieler arbeitet. Für Bless nicht das erste Mal, dass er die Reset-Taste drückt. Er ist ein Meister im Loslassen – geworden – und hat es so vom Komparsen zum Netfix-Serien-Star („Kitz“) auf eine der bedeutendsten Bühnen Europas gebracht. Woher nimmt dieser junge Mann die Kraft und den Mut, ständig unbekanntes Terrain zu betreten?

Wie ein Junge seine Angst verliert „Der Asphalt speichert die Wärme und ballt sie in der Stadt“, erklärt Bless den Hitzestau in Wien. Der Asphalt fällt ihm zuerst auf, als er mit zehn Jahren nach Deutschland kommt. „In Togo gibt es kaum befestigte Straßen.“ Bless’ Vater holt ihn 2007 nach München, wo er selbst aus wirtschaftlichen Gründen seit längerem lebt. Der Sohn soll jene sagenhafte „Chance auf ein besseres Leben“ erhalten. Besser als in Togo, wo die Arbeitslosigkeit hoch ist und die Armut groß; wo Bless in der Schule körperliche Gewalt erfährt und die Furcht davor verinnerlicht. „Ich musste die Angst erst wieder verlernen.“ Das gelingt ihm dank einer der erfolgreichsten Methoden zur Bewältigung von Phobien: Konfrontation. Nicht, weil Bless sie bewusst gewählt hätte. Er hat keine Wahl. Er muss seine Mutter und Heimat verlassen, sich einer völlig neuen Kultur öfnen, und er muss zur Schule. „Mein Cousin hatte mir erzählt, dass man in Europa statt mit einem Stock mit einem

Stabiler Style: Bless im KurzarmHemd mit Print des TarantinoKlassikers
„Reservoir Dogs“

getrockneten Baguette geschlagen wird. Ich war so froh, als ich im Klassenzimmer keines gefunden habe.“ Die Selbsttherapie zeigt Wirkung. Innerhalb von zwei Jahren lernt Bless akzentfrei Deutsch, fühlt sich in München zu Hause. Nur wer sich seinen Ängsten stellt, kann sie mit positiven Erfahrungen aushebeln. Bless hat dafür eine Metapher – aus einer TV-Doku über Büfel: „Wenn ein Sturm aufzieht, versuchen Kühe, ihm zu entkommen, doch er holt sie ein. Büfel aber rennen auf den Sturm zu, direkt hinein und kommen durch.“ Aktiv in seinen Wunden zu bohren ist natürlich auch eine Charakterfrage. Oder Vorherbestimmung? Bless’ Geburtstag – 29. Mai 1997 – verrät sein chinesisches Sternzeichen: Büfel. Das Horoskop sagt, Büfel sind zäh, zielbewusst und willensstark. Von Mut steht da nichts. Den – und seinen eigenen Weg – fndet Bless über Umwege.

Der Traum von der Kiste Wenn man Bless fragt, wie er zum Schauspielen kam, erzählt er vom kleinen Bless, der in Togo vor dem Fernseher sitzt und eine Kommissarin in Tränen ausbrechen sieht. „Das hat mich sehr berührt und inspiriert. Ich wollte mich auch so ausdrücken können. Ich wollte auch in dieser Kiste spielen.“ Doch dieser Wunsch versickert vorerst in der roten Erde Togos, die kaum Pfade bietet, ihn zu erfüllen. Nach der Schule in München wählt Bless die sichere Nummer, eine Ausbildung zum Elektroniker. „Die Gesellschaft sagt, du sollst etwas ‚Anständiges‘ lernen und einen Plan B haben. Ich fnde aber, man steckt nicht seine ganze Energie in etwas, wenn es eine Notlösung ist.“ Bless spürt, dass er nicht mit ganzem Herzen studiert – da fällt ihm sein Plan A wieder ein: die Kiste. Ein alter Lehrlingskollege erzählt, dass er jetzt Kleindarsteller beim Film ist. Bless merkt: „Moment mal. Der lebt ja meinen Traum“ – und bricht seine Ausbildung ab. Wie weiß man, welche Abzweigung die richtige ist? „Das spürt man“, sagt Bless. „Ich habe gelernt, mich mehr auf mein Bauchgefühl zu verlassen.“ Genau gesagt hört Bless auf die Signale seines Körpers: „Ich hatte so oft Migräne.“ Also fängt er neu an. Ohne Plan B. „Mein Mut ist quasi antrainiert“, sagt Bless. „Zu erkennen, dass man im Loslassen wachsen kann, hat mich gepusht.“ Er sei kontrolliert, aber auch risikofreudig. Wann riskiert man mehr als bei Kontrollverlust? „Sich anderen Eindrücken, Meinungen und Ideen zu öfnen, anstatt stur sein Ding durchzuziehen, das ist natürlich

Entdecker-Modus: Egal wo Bless aufschlägt, in neuen Umgebungen fühlt sich der Schauspieler schnell wohl (auch wenn’s mal steiniger wird).

schwer.“ Vertraute Pfade zu verlassen, von Erde auf Asphalt zu treten, birgt stets die Gefahr zu stürzen. Mit null Erfahrung und kaum Vorbereitung bewirbt er sich 2017 bei der renommierten Otto Falckenberg Schule in München – strenges Auswahlverfahren, 800 Bewerbungen auf 12 Plätze – und wird auf Anhieb genommen. Was sich so episch und easy liest, wird für Bless erst mal der Horror.

Krise im Kamerakurs

Bless unterbricht das Gespräch: „Können wir uns bitte umsetzen, mir brennt es in den Nacken.“ Auch jemand, der die Sonne gewohnt ist, kann ihr zu nah kommen. „Die Schauspielschule war eine harte Zeit für mich. Ich wurde mit allem konfrontiert, was ich nicht konnte.“ Scheitern: vorprogrammiert. „Nach jedem Szenenstudium, jeder Improvisation gab es

Outfit
Hemd von Wacko Maria über MrPorter.com, Hose von Jacquemus, Gürtel Vintage Gucci, Loafers Vintage Vivienne Westwood über Wolfmich, Ring von Kewl Jewl Krew über Wolfmich (Sonnenbrille Retrosuperfuture)

Das kannst Du auch

4.

In Bewegung kommen

„Vor einer Vorstellung bewege ich mich bewusst. So komme ich vom Kopf in den Körper und denke nicht mehr über meine Nervosität nach. Ich tanze mich quasi in meinen Körper rein.“

Voll da sein, wenn’s drauf ankommt: Hier verrät Bless seine

Tricks, wie er unter Druck gelassen bleibt.

1. Erst mal durchblicken

„Je besser ich einen Text verstehe, desto überzeugender trage ich ihn vor. Elfriede Jelinek kann drei Seiten ohne Punkt und Komma schreiben. Da muss man erst checken: Wovon redet sie da? Gilt genauso, wenn du, etwa in einer Präsentation, komplizierte Zusammenhänge erklären musst.“

2. Haltung annehmen

„Brust raus und Kopf hoch! Sonst ist die Unsicherheit nicht nur spürbar, jeder sieht sie auch.“

3. Die Umwelt studieren

„Oft fängt man in wichtigen Gesprächen an, an sich rumzuzupfen. Je mehr ich wirklich beim Gegenüber bin, mich auf ihn konzentriere, ihn studiere, anstatt mich mit mir selbst zu beschäftigen, desto lockerer werde ich.“

Feedback. Ich habe alles gegeben. ‚Das war gut‘, legten die Dozenten los: ‚Da hast du vernuschelt, hier warst du zu überdeutlich, nicht nich, sondern nichT !‘, und so weiter.“ Am schlimmsten war mein erster Kamerakurs. Es war furchtbar –zu sehen, dass ich das gar nicht konnte. Das auszuhalten musste ich auch erst mal lernen.“ Im Umgang mit Kritik trennt sich die Spreu vom Weizen: „Resignierst du und stellst dein Leben infrage? Oder kannst du deine bisherigen Erfolge noch sehen und wertschätzen?“ Beim Scheitern lernt man am meisten, vor allem über sich selbst. „Dass eine Schule mich will, heißt ja nicht, dass ich schon fertig bin, sondern dass jemand mein Potenzial sieht.“ Was ließ ihn selbst neuen Mut schöpfen? Es waren Menschen, die an ihn glaubten, als er selbst es nicht konnte.

Zurück zu Plan A

Bless bestellt Wiener Schnitzel mit Preiselbeeren und Erdäpfel-Vogerlsalat, isst gemächlich, während er weitererzählt: „Meine Familie hat mich immer unterstützt; mein Dad, meine deutsche Stiefmom, meine Stiefoma, meine Mom und die Mutter meines besten Freundes, Katrin, durch sie kam ich zur Schauspielschule.“ Als Bless aus Frust Plan A kippen will, bauen sie ihn wieder auf: „Mein Dozent hat mich beruhigt: ‚Du fängst gerade erst an!‘, und meine Kollegin Anna meinte: ‚Hey, Bless, ich weiß auch nicht, was ich da tue, ob es funktioniert oder nicht. Ich mach’s einfach. Mach du dir nicht so ’nen Kopf.‘“ Zurück zum Bauchgefühl. „Ohne diese Leute wäre ich heute vielleicht nicht hier“, sagt Bless. Und da ist noch etwas Entscheidendes: sein Glaube. „Ich bin damit aufgewachsen, er spielt eine große Rolle in meinem Leben.“ Der christliche Glaube gibt ihm Kraft, schenkt ihm Zuversicht. „Ich habe auch mal Zweifel. Aber ich habe heute keine Angst mehr, wenn etwas nicht klappt. Ich vertraue darauf, dass es weitergeht und alles gut wird. Positive Thinking gab es, schon bevor Leute angefangen haben, Geld damit zu verdienen.“

Bless hat eine klare Vision. „Momentan erleben wir die Welt extremst instabil. Ich spüre diese Stimmung auch und nehme sie ernst, ich mache sie aber nicht zu meinem Problem. Und ich lasse mich nicht davon bremsen.“ Kann man diese Zielsicherheit lernen?

Bless ist es gewohnt, in Bewegung zu bleiben, sich nicht von Eitelkeiten ablenken zu lassen. Oder von den Ängsten anderer.

Gutes auf

Wiedervorlage

„Für Leute, die nicht religiös sind, lässt sich das leicht transferieren: Man nehme eine Afrmation wie ‚Alles wird gut‘ und wiederhole sie ganz oft. Irgendwann hat man sie verinnerlicht, sie wird zum Glaubenssatz. Oder manifestiere ein Ziel in sich, indem man es sich bildlich vorstellt, denn alles passiert erst im Geist. Der Mensch hatte auch erst die Vorstellung eines Flugzeugs, bevor er es gebaut hat.“ Bless hat seinen Wunsch – „Ich werde Schauspieler“ – als Kind tief in sich verankert. Und scheint der lebende Beweis zu sein, dass sich Prophezeiungen selbst erfüllen können.

Als er 2021 die Schauspielschule abschließt und sich nach einem Tapetenwechsel sehnt, am liebsten in Wien, passiert Folgendes: „Das Burgtheater hat mich zweimal zum Vorsprechen eingeladen. Beim ersten Mal konnte ich nicht, weil ich ‚Kitz‘ gedreht habe; beim zweiten Versuch, an meinem 24. Geburtstag, hat es geklappt.“ Als damals jüngster Schauspieler wird Bless Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters. „Das war ein Geschenk“, sagt er stolz – Ende September 2023 hat er es aufgekündigt. „Ich bin jetzt selbständig. Oder arbeitssuchend“, sagt er und lacht.

Das Wertvollste immer dabei „Wie bitte?“, dürften viele jetzt denken. „Wie kann man diesen Job sausen lassen?!“ Bless denkt anders. Er bewertet anders.

Code scannen und Bless’ Auftritt im Emmyprämierten MountainbikeFilm „The Old World“ auf Red Bull TV schauen. Die Serie „Angemessen Angry“ (u. a. mit Marie Bloching und Bless Amada) startet im Spätherbst auf RTL+.

Styling

Simon

Winkelmüller

Haare & Make-up

Lydia Gronostay

Location Hotel Bristol

Outfit

Polka-Dot-Hemd Jacquemus, Smokinghose aus Samt von J W Anderson

über Park Wien, Socken Emilio Cavallini (Sonnenbrille Retrosuperfuture)

Er redet nie von Ruhm, Druck oder Konkurrenz. Jemand wie er, der in jungen Jahren viel erlebt hat, erleben musste, früh entwurzelt wurde, trägt sein Wertvollstes immer bei sich: eine Rassel seines Vaters, eine Kette seiner Mutter, ein Taschenmesser seiner Oma und seine Bibel. Er ist es gewohnt, in Bewegung zu bleiben, sich nicht von Eitelkeiten ablenken zu lassen. Oder von fremden Ängsten. „Sie können einen Traum zerstören. Ich kommuniziere Wünsche deshalb nicht, ehe sie Form annehmen, höchstens engen Vertrauten.“ Bless will auch Positives nicht verschreien. Man kann ihn sich ohnehin nicht laut vorstellen. Umso größer die Neugier auf seine Rolle in der RTL+Serie „Angemessen Angry“, die am 25. November startet. Wird er denn auch mal wütend? „Ich bin nicht immer so gelassen, mein Geduldsfaden ist aber sehr lang.“ Bless weiß, seine Wut soll man nicht verschlucken, sonst quält sie von innen. Er weiß sich aber auch zu beherrschen. „Ich raste nicht komplett aus –Worte haben Macht. Außerdem raubt so ein impulsiver Wutanfall nur Energie.“ Lieber gewinnt er neue. „Ich habe sieben Jahre straight durchgezogen, keine Pausen, keine Sommer gehabt.“ Jetzt stehen Freunde und Familie an. Gerade hat Bless seine Mutter in Togo besucht, war in Italien, will noch nach Kanada, London und durch Afrika reisen. Im Herbst spielte er als Gast im Burgtheater in Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“. Der Fokus bleibt: „Ich will ins Fernsehen“, sagt er, „ein blank paper sein, auf dem die Handstriche des Regisseurs einen Charakter formen, der durch mich zum Leben erwacht.“ Bless gäbe auch einen astreinen Poeten ab. Oder Life Coach. Oder Sänger, Tänzer, Rapper. „Ich bin mit Talenten gesegnet“, sagt er grinsend. Amada ist Bless-ed. Aber auch groß im Geben: Er schenkt eine kräftige Umarmung, ehe er loslässt und sich erneut auf den Weg macht.

Instagram: @bless_amada

So was von präsent: Wer Bless für diese Story traf – ob FotoTeam oder Autorin –, schwärmte danach von seiner positiven Ausstrahlung.

ZEIT FÜR EINEN NEUEN KICK

Der eine setzte Maßstäbe bei Real Madrid, der andere auf Twitch: Jetzt vereinen Toni Kroos und Elias Nerlich ihr Können und verbinden in The Icon League Fußball mit Entertainment. Ein Blick hinter die Kulissen eines bahnbrechenden Projekts.

Text Tobias Moorstedt Fotos Urban Zintel

THE ICON LEAGUE

Strahlende Zukunft:

Anfang September läuft Toni Kroos beim ersten Spieltag der Icon League in der Kölner Lanxess Arena ein.

Letzte Fragen: Vor Anpfiff interviewt

Moderatorin Jana

Wosnitza RB LeipzigSpieler Benjamin Henrichs, Team Head von B2B United.

Twitch-Vorreiter:

Auf der StreamingPlattform betreibt Elias Nerlich einen der meistgesehenen Kanäle Europas.

In den Katakomben der Lanxess Arena begrüßt Toni den früheren Bayern-Star Franck Ribéry, Team Head vom FC Bavarian Clique.

Fußball-Größe: Bis zu seinem Karriereende in diesem Sommer gewann Toni mit seinen Teams allein sechsmal die UEFA Champions League.

Etwas ist anders in der Stadt. Bereits am Rheinufer, gut einen Kilometer entfernt vom Ort des Geschehens, sieht man viele junge Fans, die mit eiligen Schritten durch die Straßen laufen. Viele tragen Fußballtrikots, Bayern, Schalke, Köln, Real Madrid und natürlich das pinke Auswärtsshirt der deutschen Nationalmannschaft. Die Atmosphäre ist ungewöhnlich entspannt vor einem großen Sport­Event. Man hört viel Lachen, Hip­Hop aus Smartphone­Speakern, „Digger, beeil dich mal“. Hier sind unterschiedliche Fangruppen am Start, die ihren Club vorantreiben wollen, vor allem aber eine Community, die den Fußball selbst feiert.

Die Lanxess Arena in Köln ist ausverkauft. Knapp 20.000 Zuschauer wollen den ersten Spieltag der Icon League von Toni Kroos (Spieler­Kürzel: TK8) und Elias Nerlich (Streamer­Kürzel: EN97) sehen. Kurz vor dem Start stehen der wohl erfolgreichste deutsche Fußballer, den es je gab, und der deutsche Twitch­König in den Arena­Katakomben. Sie sind bereits verkabelt. Der Countdown läuft. Im Innenraum sieht man Neonblitze zucken. Sie sind im Tunnel.

TK8: „Ich bin es gewohnt, vor vielen zehntausend Leuten aufzutreten. Aber mit der Icon League stellen wir ein Projekt vor, an dem wir lange selbst gearbeitet haben. Das ist noch einmal etwas anderes.“

EN97: „Das ist das größte Projekt, das ich je hatte – und das merke ich auch. Die Vorbereitung war eine sehr intensive Zeit. Wir hatten die Idee schon Anfang 2023, bevor es diese Art von Ligen in Deutschland gab. Und dann haben wir uns mehr als ein Jahr Zeit gelassen, um das beste Produkt zu entwickeln.“

TK8: „Mir war es wichtig, nach meiner aktiven Karriere direkt Projekte zu haben, die mir Spaß machen und bei denen ich großes Potenzial sehe. Bei der Icon League habe ich jetzt eine andere Rolle als früher – damals war ich der Spieler, heute bin ich derjenige, der plant und die Regeln aufstellt. Das bedeutet mehr Verantwortung.“

EN97: „Es ist toll, mit Toni zusammenzuarbeiten, weil man in jeder Sekunde merkt, wie gut er sich mit Fußball auskennt und wie tief er eingetaucht ist in das Projekt. Ich habe viel über den Sport gelernt.“

RULEMAKER UND RULEBREAKER

Das erste Tor in der Geschichte der Icon League ist kein technisches Meisterwerk: Ein Abwehrspieler des SC Bürgeramt, angeführt vom Rapper Reezy und dem Frankfurter Designer Achraf, verliert zweimal ohne Not den Ball, sein Gegenspieler Suad Ak von FC Berlin City muss nur noch abstauben. Die Tore sind Spezialanfertigungen – 80 Zentimeter breiter und 20 höher als die üblichen E­Jugend­Tore. Gespielt wird mit Bande, damit der Ball möglichst lange in Bewegung bleibt, und ohne Abseits. Um Zeitspiel zu verhindern, laufen die letzten Minuten jeder Halbzeit in Netto­Spielzeit. Um für Spannung zu sorgen, kann jedes Team einmal pro Spiel einen sogenannten „Rulebreaker“ einsetzen: Reicht ein Trainer etwa die Karte „Tunnel“ dem Spielleiter, muss jeder Spieler, der den Ball durch die Beine bekommt, für eine Minute auf die Strafbank. Bei „Hero Ball“ zählt das Tor eines ausgewählten Spielers doppelt. Doch gerade

Viele Spieler kommen aus der Regional- oder Oberliga. Sie spielen sich bei der Icon League ins Rampenlicht.

Tunnel-Blick: Elias läuft bei der Teamvorstellung mit der Mannschaft des Wontorriors FC auf.

Mehr Umdrehung: Zum Ligastart schauten die Cheerleader des 1. FC Köln in der Lanxess Arena vorbei.

Auf welchem Planeten bin ich hier gelandet? Fans können „Rulebreaker“, also neue Regeln für die Liga, online vorschlagen.

Henrichs will sein Team B2B United vor Ort unterstützen, sooft es geht.

Golden Boy: Nationalspieler
Benjamin

Heiße Phase: Vor dem Spiel bringt Kroos seine Schuhe persönlich auf Temperatur.

Einlauf der Team Heads: Moderatorin Laura Wontorra und die Rapper Reezy (li.) und Luciano.

Gespielt wird mit Bande, damit der Ball möglichst lange in Bewegung bleibt, und ohne Abseits. Am ersten Spieltag erzielen Torhüter knapp zehn Prozent der Treffer.

Comeback in Weiß: Zur Feier des Tages lief Toni für B2B United auf und steuerte gleich ein Tor bei.

weil das Spiel so intensiv ist, bleibt in den ersten Partien wenig Zeit für diese Add-ons. Stattdessen steht das moderne Torwartspiel im Vordergrund: Die Torhüter sind immer anspielbereit, tauchen oft an der Mittellinie auf und schießen knapp zehn Prozent der 53 Trefer am ersten Spieltag.

TK8: „Liga-Präsident ist natürlich eine gute Position. Ich konnte das, was mich vielleicht ein bisschen genervt hat beim Fußball, anders machen. Wir wollen ein schnelles Spiel ohne Unterbrechungen und mit viel Action vor dem Tor.“

EN97: „Ich war echt beeindruckt, wie intensiv Toni an den Workshops zu den Regeln mitgemacht hat: Er hat sich viel Zeit genommen und sich per FaceTime aus dem Real-Madrid-Trainingszentrum zugeschaltet. Und dann gingen die Diskussionen drei Stunden lang.“

TK8: „Ich hab mich sehr dafür eingesetzt, dass wir bei der Icon League mit Bande spielen. Das ist einfach ein geiles Instrument, das Spiel lebendig zu halten. Wir haben uns inhaltlich und emotional sehr an den Hallen-Masters orientiert, das war für mich als junger Fußballfan immer ein absolutes Highlight.“

EN97: „Der Grundaufbau des Spiels hat gut funktioniert: die Teamstärke, die Bande, die Größe des Feldes. Aber die Rulebreaker haben nicht so gewirkt, wie wir uns das vorgestellt hatten. Am ersten Spieltag hat es niemand geschaft, diesen Vorteil zu nutzen.“

TK8: „Aber wir denken nicht, dass wir alles besser wissen: Wir haben die Leute online explizit aufgefordert, Feedback zu den Regeln zu geben. Und die Community hat auch die Chance, einen neuen Rulebreaker für den kommenden Spieltag zu bestimmen. So haben die Fans direkt Einfuss auf das Spiel.“

Man hat das Gefühl, man schaut einer Gruppe von Freunden zu, die ein Fußballturnier veranstalten und eine gute Zeit haben. Nur halt auf der größten Bühne.

ANDERE TECHNOLOGIE, ANDERER TONFALL

Toni Kroos und Elias Nerlich sind an diesem Nachmittag in vielen Rollen unterwegs. Sie sind die Präsidenten, analysieren als Experten mit Moderatorin Jana Wosnitza die Spiele, sitzen als Co-Kommentatoren neben Kommentator Florian Malburg und stehen selbst auf dem Platz. Viele Elemente der Icon League wie Zeitlupen und Statistik-Einblendungen kennt man aus der klassischen Fußballberichterstattung. Aber zwei Dinge sind anders: Erstens: der Tonfall. Die Kommentatoren nehmen sich und die Spiele nicht allzu ernst. Statt Floskeln abzufeuern, macht Toni Kroos als Co-Kommentator lieber Witze über seinen Bruder Felix oder spottet fast liebevoll über den Fitnesszustand von Nerlich. Man hat das Gefühl, als schaue man einer Gruppe von Freunden zu, die ein Fußballturnier veranstalten und eine gute Zeit haben. Nur halt auf der größten Bühne. Zweitens: die Technologie. Die Icon League wird live über Twitch gestreamt – in der Spitze schauen 230.000 User gleichzeitig zu. Und sagen lautstark, was sie denken: „Wann spielt endlich TK (also Toni Kroos, the G.O.A.T.; Anm.)? – Noch andere BayernFans hier?“ Der Chat fießt über den Bildschirm. Streamer wie Sidney Friede, Team Head der Fokus Eagles und Proffußballer, lesen immer wieder Nachrichten oder adressieren die User direkt: „Wer ist euer Man of the Match bislang?“ Und das wird auch erwartet: Als Toni Kroos als Co-Kommentator mal kurz schweigt, kommt sofort die Replik: „Toni ist ja richtig warm geworden mit dem Chat. NOT.“

EN97: „Fußball war schon immer mein Leben. Und das wird sich auch nicht ändern. Mir gefällt alles an dem Sport: die Bewegung, die Taktik, die Fans und die Gemeinschaft. Leider hatte ich zwei Kreuzbandrisse und einen Schienbeinbruch und kann nicht so oft auf dem Platz stehen. Aber ich guck Champions League und ganz viele Amateurspiele. Mein Leben besteht aus Fußball und Streaming.“

TK8: „Live-Sport hat eine große Kraft: Ich selbst schaue gerne Events wie die Fußball-WM oder die Olympischen Spiele im klassischen Fernsehen. Aber ich erwische mich selbst auch immer häufger dabei, wie ich nebenher am Handy andere Sachen mache. Das hat sich schon verändert.“

All in: Benjamin Henrichs (oben) und Toni Kroos verfolgen das Spiel mit vollem Einsatz.

Experten-Runde:

Moderatorin Jana Wosnitza befragt die Präsidenten Toni (li.) und Elias.

EN97: „Bei Twitch läuft vieles spontan und impulsiv, es wird ständig improvisiert. Man weiß nie genau, was als Nächstes passiert, und genau das macht es so spannend. Du kannst auch mal einen lockeren Spruch raushauen – es ist alles weniger ernst, eher wie ein großes Spiel.“

TK8: „Die Gefahr an den sozialen Medien ist vielleicht, dass man sich für viele Sachen keine Zeit mehr nimmt. Viele Leute schauen nur kurze Videos und scrollen sofort weiter, wenn nach fünf Sekunden nichts Spektakuläres passiert.“

EN97: „Das Besondere ist, dass wir direkt mit den Zuschauern im Chat interagieren, das gibt es im Fernsehen nicht. Du bekommst sofort ein Gefühl dafür, wie das Event ankommt: durch die Echtzeit­Zahlen und die Stimmung im Chat.“

TK8: „Wir wollen so nah wie möglich am Fan sein. Dafür ist der kostenlose Twitch­Stream ideal. Wir bekommen authentisches Feedback und können dann auch reagieren.“

EN97: „Das Geheimnis der neuen Medienwelt ist die Interaktion mit den Zuschauern. In der Halle frage ich: ‚Wie viele sind aus Hamburg hier? Wie viele aus München?‘ Und im Chat sowieso – es geht darum, den Zuschauern das Gefühl zu geben, dass wir alle Freunde sind und ihre Nachrichten nicht untergehen,

sondern gesehen werden. Meine Priorität ist die Community­Aktivierung. Ich versuche jeden Tag, ein bis zwei Stunden damit zu verbringen, Nachrichten auf Instagram zu beantworten.“

DIE WAHRHEIT LIEGT AUF DEM PLATZ

Vor dem Spiel laufen die Teams durch einen verspiegelten Tunnel, in dem Neon­LEDs aufblitzen. Meterhohe Pyro­Feuer schießen in die Höhe, und über dem Kunstrasen breitet sich Nebel aus. „Auf welchem Planeten bin ich hier gelandet?“, scheint in den Blicken der Spieler im Backstage­Bereich zu stehen. Hier gibt es ein umfangreiches Catering, Kamerateams, SocialMedia­Reporter sind unterwegs, und der Warm­upBereich ist mit Kunstrasen, Trainingsgeräten und Hip­Hop­Musik ausgestattet. Stars wie Franck Ribéry oder Claudio Pizarro sowie ehemalige BundesligaProfs wie Diego Contento oder Christian Clemens sind solche Kulissen gewohnt. Aber viele der Spieler kommen aus der Ober­ oder Regionalliga. Dazu gesellen sich Futsal­Nationalspieler und FootballInfuencer. Für sie ist die Icon League ein großer Spaß und eine riesige Chance. „In unserem Team spielen einige Jungs, mit denen ich aufgewachsen bin“, erzählt Benjamin Henrichs, Team Head von B2B United. „In der Icon League haben sie die Chance, sich ins Rampenlicht zu spielen.“

Und dann greift am ersten Spieltag Toni Kroos selbst ins Geschehen auf dem Platz ein: Zum ersten Mal, seitdem er nach dem Aus gegen Spanien bei der EM wie angekündigt seine Karriere beendet hat, schnürt er wieder seine weiß­goldenen Schuhe, läuft für B2B United auf und trift zum 7:2 (Endstand 9:2).

In der Highlight­Sendung „Icon Inside“, die nach den Spieltagen über Twitch ausgestrahlt wird, steht aber nicht Kroos im Mittelpunkt, sondern Suad Ak vom FC Berlin City, Futsal­Nationalspieler, den man sich unbedingt auf YouTube ansehen sollte und der als Einziger einen Hattrick geschossen hat.

TK8: „Also, das Spielen in der Icon League hat mir schon richtig großen Spaß gemacht.“

EN97: „Wir haben 30 bis 40 Regionalligaspieler, alle mit super Skills. Aber es wird nie Prof­Niveau sein. Wir bieten Straßenkickern die große Bühne mit einer Präsentation wie in der Champions League.“

Statt Floskeln abzufeuern, macht Toni Kroos als CoKommentator lieber Witze über seinen Bruder Felix und spottet fast liebevoll über den Fitnesszustand von Nerlich.

TK8: „Wir haben großen Wert auf die Auswahl der Spieler gelegt und zwei groß angelegte Draft Days in Frankfurt und Berlin veranstaltet, um die richtigen Talente zu fnden. Dazu haben die Team Heads ihre Kontakte zu ehemaligen Profs spielen lassen. Wenn ich sehe, wer alles schon auf dem Platz stand, mach ich mir um die Qualität keine Sorgen.“

EN97: „Das Geheimnis in der Icon League ist: viel eins gegen eins gehen und mutig spielen. Wenn man häufg nach vorne geht, dann kassiert man mal ein Tor, hat aber die Chance, vier oder fünf zu schießen. Und am Ende steht es 5:1.“

TK8: „Mich fasziniert die Leidenschaft der Spieler und Team Heads: wie ernst sie die Liga nehmen und wie groß der Siegeswille ist. Das war genau mein Ziel: dass die Icon League nicht als Freundschaftsliga wahrgenommen, sondern voll angenommen wird.“

EN97: „Wir wollen die Spieler zu Stars machen, die sich eine Community aufbauen. Das dauert Jahre und ist ein harter Weg. Aber die Team Heads können den Spielern sicher auch ein wenig helfen.“

DIE EVOLUTION DES SPORTS

Die Icon League hat am ersten Spieltag viele Highscores produziert. Die Liga stellte mit mehr als 230.000 gleichzeitigen Live-Zuschauern im TwitchStream einen Rekord auf. Das Preisgeld beträgt 500.000 Euro, und die Trophäe ist 17 Kilo schwer. Die vielleicht wichtigste Zahl sind die über 140 Millionen Follower die Kroos, Nerlich und die Team Heads auf Social Media addiert haben.

Am Ende zeigt sich, dass das Gejammer über die ach so kurze Aufmerksamkeitsspanne der Jugend verfehlt ist. Wenn das Publikum – egal ob auf der Tribüne oder im Chat – sich ernst genommen fühlt, schaut man sich die siebenstündige Icon League-Premiere an. Es wird aber auch abseits des Platzes einiges geboten. Plyers United, das Team von Claudio Pizarro und Eishockey-Star Leon Draisaitl, lief mit einer DanceCrew ein, die südamerikanische Street-Credibility ausstrahlte, und der Mullet-Rapper Finch, Team Head von Motor Neufünfland, unterstützte sein Team mit Megafon, als wäre er Teil einer Ultra-Gruppe. Es wird spannend sein, zu sehen, wie sich die Identitäten der Teams entwickeln, wie die Amateurkicker ihre Chance

auf der großen Bühne nutzen, wie sich Teams und Spieler auf Social Media inszenieren und welche Geschichten, Rivalitäten und Ideen daraus entstehen.

TK8: „Die fußballerische Qualität hat für uns absolute Priorität. Wir können den höchsten Production Value der Welt haben, aber wenn in unserer Liga schlechter, langweiliger Fußball geboten wird, schaut es keiner.“

EN97: „In zehn Jahren werden sich KleinfeldLigen in ganz Europa durchsetzen. Spanien hat es mit der Kings League vorgemacht, und jetzt ziehen wir nach. Wir wollen aber keine Liga importieren, die nicht zu unserer Fußballkultur passt – wir importieren ja auch nicht die Premier League. Natürlich wäre es cool, wenn es irgendwann eine Champions League der Kleinfeldligen gibt. Aber mal sehen.“

TK8: „Unser Ziel ist es, spannender, ereignisreicher und kurzweiliger zu sein als der ‚normale‘ Fußball. Aber wir sehen uns nicht als Konkurrenz, sondern eher als zusätzliche Option für die Fans.“

EN97: „Was ich richtig cool fände, wäre, wenn wir den Weg bereiten könnten, dass auch Profmannschaften irgendwann ein 5-gegen-5-Team stellen. Stellt euch das mal vor: Real Madrid mit Mbappé und Vinícius Júnior spielt gegen Bayern mit Musiala, Kimmich und Co. Das wäre doch der Hammer. Ich würde es mir defnitiv anschauen.“

Es ist nach 22 Uhr, als der erste Spieltag der Icon League zu Ende geht. Viele Fans haben noch stundenlange Fahrten vor sich – aber so ist das im Fußball. Toni Kroos fiegt zurück nach Madrid, Eli Nerlich macht zwei Stunden lang Fotos mit Fans und fragt sie nach ihrer Meinung. Auch wenn die Sonne untergeht, rollt der Ball weiter. Auf dem Nachhauseweg kommt man an urbanen Bolzplätzen in Köln vorbei, auf denen unter Flutlicht gespielt wird. Asche. Metalltore. Fünf gegen fünf. Kicken. Zocken. Ein langgezogenes „Aaaaalter, war das gut!“. Weit weg von der Lanxess Arena und gleichzeitig ein Teil davon. Wenn es der Icon League gelingt, diese Energie zu sammeln und auszustrahlen, dann ist ihr Erfolg garantiert.

theiconleague.com, Instagram: @toni.kr8s @eliasn97

HANG LOOSE HAWAI‘I

Mehr als Surfen: ein Besuch im Paradies. Reise / Musik / Biohacking / Wintersport / Events

REISE/

GO HIGH IN HAWAI‘I

Ja, die Wellen sind gigantisch, echte Abenteuer warten auf Hawai‘i aber auch jenseits der Brandung. Willkommen auf Big Island, wo Adrenalin und Lava aufeinanderprallen.

Was als harmloser Tagesausflug zu einem der zwei aktiven Vulkane auf Hawai‘i beginnt, wird zu einem echten Abenteuer. Als wir uns vom Hawai‘i Volcanoes National Park auf den Rückweg machen wollen, bricht Unruhe unter den Parkrangern aus. Die Nachricht: „Kīlauea bricht aus.“ Nach 28 Tagen Pause – für einen der aktivsten Vulkane der Welt eine kleine Ewigkeit – ist es wieder so weit. Schnell suchen wir einen sicheren Aussichtspunkt. Der Wind steht günstig, die giftigen Dämpfe mit Schwefeldioxid und Salzsäure ziehen in eine andere Richtung. Von unserem Aussichtspunkt haben wir freie Sicht in den brodelnden Krater. Innerhalb weniger Minuten füllt sich das leere Loch vor uns mit tiefroter Lava. Dreißig Meter hohe Fontänen schießen in die Luft.

Auf Marsexpedition

Am nächsten Tag geht es hinauf auf den inaktiven Mauna Kea. Am Gipfel liegt –was man garantiert nicht mit Hawai’i assoziiert – das ganze Jahr über Schnee. Gemessen vom Fuß des Bergs unter dem Meeresspiegel ist der „Weiße Berg“ mit 10.203 Metern sogar höher als der Mount Everest. Über dem Meeresspiegel ragen immer noch prächtige 4207 Meter in die Luft. Die bezwingen wir. Die Fahrt geht über die Saddle Road, die wie ein Sattel zwischen Mauna Kea und Mauna Loa (einem der höchsten aktiven Vulkane der Welt) führt. Bei der Basisstation muss vor jeder Expedition mindestens eine halbe Stunde akklimatisiert werden. Höhenkrankheit kann mit Kopfschmerzen und Übelkeit beginnen und böse enden. Wir sollen aufeinander aufpassen und es langsam angehen, erklärt uns der Ranger. Während des Aufstiegs beeindruckt uns die Landschaft, die an Bilder vom Mars erinnert. Ich nehme bewusst keinen

„Eben noch im Bikini, plötzlich im Schnee.“
ÜBER DEN WOLKEN auf 4200 Metern liegt das Observatorium am Mauna Kea.
„Bei nur 60 Prozent des gewohnten Sauerstoffgehalts in der Luft wird die Belastung härter. Jeder Schritt fühlt sich an, als steckte ich in einem Weltraumanzug statt in einer Jacke.“

Vulkanstein mit, da sonst laut hawaiianischer Mythologie „der Fluch der Pele“ droht. Was wie eine Schauergeschichte über die Göttin der Vulkane klingt, kann am Flughafen zu einer saftigen Geldstrafe führen, wenn man Steine oder Pflanzen schmuggelt.

Zurück auf dem Berg: Bei nur 60 Prozent des gewohnten Luftsauerstoffgehalts wird die Belastung härter. Jeder Schritt fühlt sich an, als steckte ich in einem sperrigen Weltraumanzug statt in einer leichten Jacke. Eben noch habe ich im Bikini auf schwarzem Sand eine Malasada (eine Art Krapfen) gegessen, und jetzt frieren die Finger. Nach fünf Stunden kontinuierlichem Anstieg erreichen wir den Gipfel. Bergab geht es dann schneller – über die Straße, die zum Observatorium führt. Dort erwartet uns einer der spektakulärsten Sonnenuntergänge, die ich je gesehen habe.

KĪLAUEA ist einer der aktivsten Vulkane der Welt. In der hawaiianischen Sprache bedeutet kīlauea „spucken“.
„Meine Euphorie übertrifft jeden Gedanken an blutige Szenen aus Haifilmen.“

KEIN WUNDER, dass auf dem Mauna Kea ein Observatorium thront (Foto o.). Hier ist die Sicht so klar wie kaum wo.

SHARK ATTACK

Unsere Redakteurin

Petra Sturma beim Freediving mit Haien vor O‘ahus Küste.

Kauai

Ni‘ihau

Big Boss unter Wasser

Am nächsten Tag, wieder fit und mit Kalua Pork gestärkt (einem in Bananenblätter gewickelten gegarten Schwein), geht es diesmal in die Tiefe. Bei Sonnenuntergang schlüpfen wir in Neoprenanzüge und tauchen vor Kona an der Westküste. Grüne Lichter locken Plankton an, die Lieblingsspeise der Mantarochen. Schon bald tanzen die Rochen um uns. „Ladies’ night“, erklärt der Guide, denn von den zwölf Rochen, die wir gleichzeitig um uns haben, sind alle weiblich.

So spektakulär der nächtliche Tauchgang auch war, toppten wir ihn mit Freediving vor O‘ahu, drei Inseln weiter. Von

O‘ahu

Honolulu

Moloka‘i

Lāna‘i

Kaho‘olawe

Maui

Travel-Tipps

Streetfood

Big Island

Mauna Kea

Kīlauea

Auf O‘ahu sind die StreetfoodTrucks bekannt, doch die beste Poke gibt’s bei Foodland. Der Supermarkt bietet frischen Ahi (Thunfisch), ähnlich wie bei unseren Würstelbuden.

Mobilität

Ein Mietauto ist ein Muss auf Hawai‘i. Über die App „Turo“ kann man privat ein Auto mieten. Für die Fahrt auf den Mauna Kea braucht man einen Allradantrieb.

Beste Reisezeit

Rund um Weihnachten ist es beliebt und teuer, aber Hawai‘i ist das ganze Jahr über besuchbar – bei Temperaturen von 25 bis 32 Grad.

Haleiwa, einem globalen Surf­Hotspot, geht es mit dem Boot aufs offene Meer. Nur nicht zu viel planschen, denn das irritiert die Haie. Genau genommen Galapagoshaie, bis zu drei Meter lang. Unsere Safety­Diverin beobachtet ihr Verhalten genau. Haie sind nicht aggressiv, außer sie fühlen sich bedroht. Beim Tauchen gilt es, stets den Blickkontakt mit ihnen zu halten und Dominanz zu zeigen.

Plötzlich verziehen sie sich, als der Big Boss – ein fünf Meter langer Tigerhai –vorbeikommt, um das Spektakel unter dem Boot zu sichten. Der Puls steigt, doch die Freude über das Erlebnis übertrifft jede Angst und Gedanken an blutige Szenen aus Haifilmen, die mir bei der Bootsfahrt noch in den Kopf geschossen sind.

Zurück an Bord, erklärt die Sicherheitstaucherin: „Es wäre viel angsteinflößender, wenn wir keine Haie mehr im Meer sehen würden. Sie sind wichtig für unser Ökosystem.“ Müde von den Erlebnissen, freue ich mich auf die beste Açaí Bowl des 50. USBundesstaats. Die ist hier so gut, dass ich nur wenige Wochen später den 7­fachen Formel­1­Weltmeister Lewis Hamilton in Badehosen und pinken Plüschpantoffeln in der Schlange von „Hale‘iwa Bowls“ antreffe. Er macht Surfurlaub auf Hawai‘i.

Instagram: @petschistorm

HAWAI‘I

MUSIK/ LIEDERGEGEN SPIESSBÜRGER

So vielseitig, wie sie spielt, ist auch ihr Musikgeschmack: Schauspielerin Verena Altenberger über vier Songs, die sie prägten.

Mit „Die beste aller Welten“ (2017) gelang ihr der Durchbruch. Eine Low-Budget-Produktion, in der Verena Altenberger eine drogenabhängige Mutter spielte. Seitdem gehört die Salzburgerin zu den wichtigsten (und engagiertesten) Schauspielerinnen Österreichs. Als sie die Buhlschaft im „Jedermann“ mit Kurzhaarfrisur gab, protestierte sie lautstark gegen überkommene Frauenbilder. Jetzt schlüpft sie in die Rolle von Johann Sebastian Bachs zweiter Frau, Anna Magdalena, einer Sopranistin, die dreizehn Kinder zur Welt brachte. Musikalisch hat die 37-Jährige trotz ihrer strahlenden Persönlichkeit eher melancholische Vorlieben.

„Manchmal habe ich richtig Angst, Musik zu hören“, sagt sie. Auf Platz 5 hätte Verena übrigens einen Feelgood-Klassiker gereiht: „Wie a Glock’n“ von Marianne Mendt, der Mutter des Austropop.

„BACH – Ein Weihnachtswunder“, ab 13. Dezember in der ARD-Mediathek, am 18. Dezember um 20.15 Uhr im Ersten.

Hubert von Goisern

Heast as nit (1992)

„Hubert von Goisern war mein allererstes Konzert, das ich in ganz jungen Jahren mit meinen Eltern und meinen Verwandten besucht habe. Er meinte, wir sollen einen Ton nachsummen, und so wurde die Menge zu einem einzigen Klangkörper. Speziell ,Heast as nit‘ war eines der Lieblingslieder meiner Mutter, das wir uns nach ihrem Tod oft angehört haben, um gemeinsam zu weinen.“

LAUTSTARK: Verena Altenberge erhebt auch als Präsidentin der Akademie des Österreichischen Films ihre Stimme.

Gustav Mahler Adagietto, Fünfte

Sinfonie (1901)

„Jemand hat einmal gesagt: ,Dieses Adagietto ist so schön und gefährlich wie ein Fluss, der rückwärts fließt.‘

Ein Vergleich, der einen nicht fröhlich stimmt, sondern dich innere Abgründe spüren lässt. Genau so geht es mir mit diesem Stück: Wenn man ihm zuhört, bewegt sich die Seele in eine gefährliche Richtung. Trotzdem bin ich süchtig danach.“

The Verve The Drugs Don’t Work (1997)

„Bei der Abschlussfeier des ,Jedermann‘ hat Lars Eidinger als DJ diesen Song aufgelegt. Auf einmal war es ganz still im Raum. In dem Lied geht es ums Abschiednehmen. Das erleben wir im Beruf ständig: Man weiß, man spielt nie wieder diese Rolle, wird nie wieder mit Leuten, mit denen man ein enges Verhältnis hatte, in dieser Konstellation zusammen sein.“

Franz Josef Degenhardt Spiel nicht mit den Schmuddelkindern (1965)

„Ich komme aus einem SoziHaushalt, wo mir Lieder wie dieses vorgesungen wurden. Ich liebe es, weil darin ein Film abläuft. Eigentlich gehörten meine Geschwister und ich zu den Schmuddelkindern, denn wir hatten eher Berührung mit den Arbeiterschichten. Meine Oma war Waise. Die Spießbürger, gegen die sich der Song richtet, habe ich dann am Gymnasium kennengelernt.“

BIOHACKING/ MACH’S DIR SCHWER!

Was ein Rucksack mit Langlebigkeit zu tun hat und wie er dein Leben verbessert, verrät uns Biohacker Andreas Breitfeld.

Heftiges Ausdauertraining hat unter uns Biohackern keinen allzu guten Ruf. Der Fachbegriff „chronic cardio“ beschreibt eine zu lange zu hohe Belastung, die aufgrund hoher Cortisol-Ausschüttung mehr Probleme verursacht als gesundheitlichen Nutzen bringt. Wenn du dich also mit Dauerpuls an die 180 durch die Landschaft quälst, bis du aus dem Rennradsattel plumpst, wirst du vielleicht ein besserer Radfahrer. Aber deiner Langlebigkeit hast du einen Bärendienst erwiesen. (Und ich sage das als ehemaliger Spinning-Instruktor und Marathonläufer.)

Was wir allerdings seit einiger Zeit besonders gerne tun: uns im sogenannten Zone-2-Cardiobereich bewegen. Du kannst diese Zone genau errechnen, durch Puls und Laktatwert, aber es reicht auch die simple Definition: so schnell gehen, laufen oder

Ein gewichtiger Trend

Taste dich langsam ans Thema „Rucking“ ran. Am Anfang reichen zwei bis drei 1,5-Liter-Trinkflaschen im Rucksack. Wer es ernster meint, greift zur 10-KiloGewichtsplatte aus Stahl oder packt sich die Kettlebell in den Rucksack. Aber immer auf den Puls achten!

Rad fahren, dass du dich dabei gerade noch unterhalten kannst. Zeit in dieser Zone 2 zu verbringen verbessert deine Grundlagenausdauer, deine maximale Sauerstoffaufnahmefähigkeit –und hintenraus deine Chancen auf ein längeres, gesünderes Leben.

Wie sammelst du am besten Zone-2-Zeit? Du betreibst den Ausdauersport deiner Wahl. Achte nur drauf, dass dein Puls nicht zu hoch ist! Was ich mache? Ich schnalle mir beim Einkaufengehen oder bei meinen TelefonierSpaziergängen einen Rucksack um. Und den belade ich mit Gewichtsplatten. So lässt sich jeder Spaziergang in ein Zone-2Training verwandeln, ohne dass ich extra Zeit investieren muss. Und unauffällig ist das auch noch. (Wer Aufsehen erregen will, schnallt sich CrossFitPlattenträger um den Körper.) Nebeneffekt dieses sogenannten „Rucking“: Ich trainiere meine Rumpfmuskulatur. Und verbessere zusätzlich meine Haltung.

ANDREAS BREITFELD (links im Foto unten zu sehen) ist Deutschlands bekanntester Biohacker. Er forscht in seinem speziellen Lab in München. Biohacking umfasst, vereinfacht gesagt, alles, was Menschen eigenverantwortlich tun können, um ihre Gesundheit, Lebensqualität und Langlebigkeit zu verbessern.

Die BiohackingPraxis ist der PerformanceLifestyle­Podcast für alle, die mehr über Biohacking (und sich selbst) erfahren wollen. QR­Code scannen und reinhören!

MUST-HAVES

1 VIELFÄLTIGKEIT GARANTIERT

2 POWERSTICKS

Nahrungsergänzungsmittel sind kein Ersatz für eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung und eine gesunde Lebensweise.

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Der Kilo ist der ideale Schuh für anspruchsvolle Skitourengeher: entwickelt für maximale Leichtigkeit beim Aufstieg und hohe Performance bei der Abfahrt. Die Schale aus Grilamid Bio Based LF CarbonTM sorgt für Stabilität. Das ForceTM-Verschlusssystem bietet Komfort und Präzision. Optimiert für höchste Funktionalität bei 1000 Gramm. lasportiva.com 3 4 1 2

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3 FROSTVERTEIDIGUNG

Die Therm-ic Freeride Ultra Heat Gloves halten dank 10K10KMembrane und Primaloft GoldIsolierung Hände trocken und warm. Das dreistufige Heizsystem wärmt die Finger gleichmäßig für fast vier Stunden. Ziegenleder mit Pittards® Amortan-Verstärkungen und KevlarNähte machen die Handschuhe robust und langlebig. therm-ic.com

4 MEISTER DER DUALITÄT

1/ DELUXE LOOK

/ Ski-/Snowboard-Jacke

„møre Gore-Tex Jacket“, € 699

/ Skibrille „lofoten

Goggles“, € 189; beides von Norrøna

/ „Knit balaclava“ von Colmar, € 65

/ Ski-Rucksack „Verte 12“ von Gregory, € 84 / wasserdichte

Lederhandschuhe

„Eiger Free Glove“ von Mammut, € 190 / Ski „Départ 1.0“ von Salomon, € 600

Redaktion

Karin Boba

Mitarbeit

Petra Sturma Fotos

Max Manavi-Huber

Set-Design & Styling

Karin Boba

2/ COOL & WILD

/ 3-lagige Herrenjacke

„SCOTT Vertic Ripstop“, € 379,95

/ 3-lagige Herrenhose „SCOTT Vertic Ripstop“, € 329,95

/ Skihelm „SCOTT Flow Pro Mips“, € 199,90

/ Skibrille „SCOTT React Goggle“, € 249,90

/ Skihandschuhe „SCOTT Glove Explorair Pro GTX“, € 99,95

/ Skistöcke „SCOTT Sea“, € 49,95

/ Freeride-Skischuhe

„SCOTT Hint 130 GW“, € 749,95

/ Freeride-Ski „SCOTT Sea 116“, € 799,95

/ 25-Liter-Skirucksack mit Lawinenrucksack

„SCOTT Patrol Ultralight E2 25 Kit Pack“, € 1.199,95

WINTERSPORT/

STYLEABFAHRT

Die ersten Flocken sind gefallen, eine neue Skisaison steht vor der Tür. Womit wir diesen Winter auf und abseits der Piste eine richtig gute Figur machen.

3/ SAFARI

PARTNERLOOK HE

/ GORE-TEX Snowboardjacke

„Burton [ak] Tuvak GORE-TEX

C-KNIT 3L Jacke“, € 870

/ GORE-TEX Snowboardhose

„Burton [ak] Tuvak GORE-TEX

C-KNIT 3L Hose“, € 740

/ Snowboardboots

„Burton Swath BOA“, € 410 / All-Mountain-/FreerideSplitboard „Burton Family Tree Hometown Hero

Camber Splitboard“, € 1.000 / Splitboardbindung

„Burton Hitchhiker“, € 540; alles von Burton / Mütze „Aze Beanie“ von Haglöfs, € 25 / Voll-Leder-Handschuhe

„Zenith.GTX Trigger“ von Zanier, € 129,99 / Skibrille „Connor RIG

Reflect Goggles“ von Sweet Protection, € 219 / Helm „Obex Pure“ von POC, € 150 / Splitboard-Rucksack

„Splitpack 30 Phantom“ von Nitro, € 194,95

4/ SAFARI PARTNERLOOK SHE / Helm „Grimnir 2Vi MIPS –Natural Carbon“, € 449 / Skibrille „Durden RIG Reflect Goggles“, € 149; beides von Sweet Protection / Snowboardjacke „Burton [ak] Upshift GORE-TEX 2L“ für Damen, € 490 / Snowboardhose, „Burton [ak] Summit GORE-TEX 2L Hose für Damen“, € 420; beides von Burton / Snowboardboots „Nitro Scala Boa Boot 2025 Ice-White“, € 329,90 / Snowboard „Nitro Fate Board 2025“, € 569 / Snowboardbindung „Nitro Ivy Bindung 2025“, € 299,90; alles von Nitro / „Double Up Merino Neckwarmer“ von Mons Royale, € 44,95 / Handschuhe „X-Treme.XGX“ von Zanier, € 179,99

5/ KONTRASTREICH

/ Wattierte DaunenSteppjacke „ODORU V3.Y8.02“ von AlphaTauri, € 600 / Freeride-Ski „QST 106“ von Salomon, € 730 / Bindung „N S/LAB SHIFT 13 MN“ von Salomon, € 550 / Freeride-Helm

„Banff Mips“, € 199,95 / Skibrille „Slope Q-Lite“, € 139,95; beides von Alpina / Handschuhe „Spark Gloves“ von Black Diamond, € 110 / „Santa Rosa Merino Balaclava“ von Mons Royale, € 44,95 / Midlayer „Trail Polartec Power Grid Half Zip Herren“ von Peak Performance, € 160

6/ AUF TOUR / Funktionsstirnband „Graphic Performance“, € 20 / Sonnenbrille „Alpine Evo Sunglasses Unisex“, € 180; beides von Dynafit / Kapuzenjacke „Sella Merino Hooded Jacket“, € 180 / Winterrucksack „Sella 24L“, € 200; beides von Salewa / Handschuhe „Session Tech Gloves“ von La Sportiva, € 85

7/ VIELSEITIG

/ Allround-Ski mit Bindung „H-Power 78 + SPX 12“, ca. € 1.479 / Skischuhe „Lange 130 Van Deer Edition“, ca. € 689; beides von Van Deer Red Bull Sports / Skijacke „Terrex Xperior 2L Insulated Rain.RDY Jacket“, € 350 / Skihose „Terrex Xperior 2L Insulated Bib“, € 250; beides von Adidas / Midlayer „Aenergy ML Half Zip Pull Men“ von Mammut, € 115 / Mütze „Watch Cap“ von Black Diamond, € 35 / Skirucksack „Latnja 18“ von Haglöfs, € 160 / Skihandschuhe „Hevon Prime 3D“ von Leki, € 155 / Skibrille „Blackcomb Q-Lite“, € 149,95 / Skihelm „Nax“, € 149,95; beides von Alpina

8/ PEACH FUZZ

/ Halstuch „Eiswand Neck Gaiter“, € 40 / Mütze „Fleece Beanie“, € 30; beides von Mammut / Jacke „Johanne“, € 399 / Skihose „Johanne Bib“, € 299; beides von Kari Traa / Skibrille „Fovea“ von POC, € 200 / Handschuhe „Amp Merino Fleece Gloves“ von Mons Royale, € 64,95 / Rucksack „Targhee FT 35“ von Gregory, € 225 / Allmountain-Ski „Black Pearl 94“ von Blizzard, € 750 / Bindung „SQUIRE 11 Demo“ von Marker, € 220 / Skistöcke „Neolite Airfoil“ von Leki, € 70

IM

RHYTHMUS

Wenn Brasilien im Takt von Breakbeats statt

Samba pulsiert, heißt das: Der weltgrößte

Battle im Breaking geht am 7. Dezember in die Endrunde. Mit zwei Breakern aus Österreich.

HYNAMITE - ALEXANDER MUUS Kommt aus Wien; Alter 23; steht auf Breaking und Kochen; Crew UFA Crew und Jamillz; Ursprung B-Boy-Name eine Mischung aus „Dynamics“ und dem Namen seines Uropas „Ihara“; Insta @hynamitesan

SPINELLI - ELENA BARTOSCH Kommt aus Salzburg; Alter 24; steht auf Breaking und Pflanzen; Crew Succulents; Ursprung B-Girl-Name wurde vom Papa immer Eli Spirelli genannt; Insta @_spinelli_rebelli

Es ist d er Traum von Tausenden

Breakern: beim Red Bull BC One World Final dabei zu sein. 16 BBoys und 16 B-Girls schaffen es beim Weltfinale auf die Bühne. Mit dabei in Rio de Janeiro sind auch die heimischen Breaker Spinelli und Hynamite. Sie konnten sich ihr Ticket nach Rio beim Red Bull BC One Cypher Austria erkämpfen. Vor dem Finale müssen sie beim Last Chance Cypher gegen die anderen nationalen Champions antreten.

„Erleichtert“, so fühlt sich B-Boy Hynamite nach dem gewonnenen nationalen Finale in Österreich. Der Sieg erforderte nicht nur gelungene Spins, Sweeps und die typische Mimik, die seinen Stil ausmacht, sondern vor allem mentale Stärke. Seit er mit fünfzehn mit dem Breaking begann, träumt Hynamite von einem Platz im Red Bull BC One World Final. Doch im Vorfeld der Battles in Wien verletzte er sich. Trotz eines Muskelfaserrisses in seiner Bauchmuskulatur nahm er teil und gab sein Bestes. Hynamites Entschlossenheit zahlte sich aus: Jetzt geht es für ihn tatsächlich nach Rio.

Rivalen in Bestform

Die zweite nationale Siegerin ist B-Girl Spinelli. „Ich war voll im Wettkampfmodus“, erinnert sie sich an ihren ersten Triumph beim Red Bull BC One Cypher Austria. Schon jetzt freut sie sich auf die brasilianische Süßigkeit Paçoca aus Erdnüssen und Honig und darauf, alte Friends aus ihrer Zeit in Südamerika wiederzutreffen. Für die Battles in Rio trainiert Spinelli nach einem für sie von

SPONTANITÄT und Präsenz im Moment. Spinelli setzt ihre Stärken ein und überzeugt die Jury in der Ballonhalle, Wien.

Hynamites Strategie für einen Spitzenplatz:

„Tanzen wie eine Feder im Wind“.

den Physios und Breakern Sophiela und Jenso entwickelten Trainingsplan, der ihre Ausdauer und Kraft stärken soll. Die Konkurrenz ist nicht zu unterschätzen; insbesondere die japanischen B-Girls Yasmin und MiMz zählen zu den Favoritinnen. Hynamites Plan ist es, mit seiner „Ästhetik einer Feder, die durch den Wind schwebt“ die fünfköpfige Jury für sich zu gewinnen. Inspiration holen sich beide Breaker von den Menschen aus ihrem Umfeld. Spinelli konzentriert sich darauf, ihre Basics zu stärken, Hynamite bekommt viel Input auf seinen Reisen. Das World Final in Rio ist für beide der bisherige Höhepunkt ihrer Breaking-Karriere. Wer weiß, wo es für sie noch überall hingeht.

SIEGERMOMENT

Sei live dabei, wenn die besten Breaker der Welt in Rio ihre Moves beim Red Bull BC One World Final 2024 auspacken. Scanne den QR-Code für alle Infos.

Als Hynamite (schwarzes Shirt) den letzten Battle des nationalen Finales in Wien gewinnt, ist er irre erleichtert.

„Jeden Freitag machen wir den Wochen-Großeinkauf.“

Menschen mögen ihr Auto aus vielen Gründen. Weil sie es täglich brauchen. Weil es ein Symbol der individuellen Freiheit ist. Das allein verdient unsere Unterstützung. Wir, die Vereinigung Österreichischer Automobilimporteure, sehen aber auch die Bedeutung des Autos für unser Land. Denn, egal welche Antriebsform - es ist ein Motor für unsere Wirtschaft. www.automobilimporteure.at

VERLEIHT FLÜÜÜGEL.

NEU

Iced Gummy Bear

EVENTS/

WINTER FÜR ALLE

Snow & Show: Die Motorsport-Saison endet, die Winter-Events beginnen. Hier sind die Highlights!

4.

und 5. Jänner

Big Air Weltcup

27.

November Jugo Ürdens

Sein neues Album „Hund“ erscheint am 22. November. Fünf Tage später kommt Jugo Ürdens ins WUK. Der mehrfach für den Amadeus Award nominierte Musiker hat auch schon als Schauspieler im österreichischen „Tatort“ gespielt. Bekannt für seine Glatze und den perfekt sitzenden Tracksuit, tourt er durch Österreich. Nach dem Konzert in Wien spielt er am 29. November in Linz und am Tag darauf in Graz.

16. und 17. November MotoGP, Valencia

Seit 1999 ist die Rennserie ohne Unterbrechung im spanischen Valencia zu Gast. Auch heuer stellt der „Circuit Ricardo Tormo“ wieder die letzte Station der Titelwettkämpfe dar. Honda feierte hier bisher zehn Erfolge, Yamaha acht. Doch inzwischen haben sich die Kräfteverhältnisse mächtig verschoben. Bei ServusTV und ServusTV On live am Samstag ab 10.40 Uhr und am Sonntag ab 10.20 Uhr.

29.

November bis 1. Dezember

Formel 1, Katar

Es muss ja nicht immer auf der Piste heiß hergehen (wie im Bild): Erstmals übersiedelt der Big Air Weltcup in das Wörthersee Stadion Klagenfurt. Das Event zieht die besten 160 Freeskier und Snowboarder aus aller Welt an, die ihre spektakulären Sprünge präsentieren. Drumherum heizen Acts die Stimmung an. Am Samstag starten die Skifahrer. Nach der Siegerehrung gibt’s eine AftershowParty mit Finch und Gabry Ponte. Am Sonntag zeigen die Snowboarder, was sie draufhaben. Zum Abschluss wird’s mit Bonez MC und Chulcha Candela richtig laut. Sicher dir Tickets mit dem QR-Code!

Am Lusail International Circuit bringen sich die Formel-1-Asse für den Showdown in Abu Dhabi in Stellung. Unter Flutlicht findet neben dem Grand Prix der letzte Sprint der Saison statt. Obwohl beim Sprintrennen überraschend von McLaren-Pilot Oscar Piastri geschlagen, sicherte sich Verstappen hier im letzten Jahr seinen dritten WM-Titel. ServusTV und ServusTV On übertragen den Sprint am Samstag ab 14.30 Uhr und das Rennen am Sonntag ab 15 Uhr.

13.

Dezember

Red Bull SoundClash

4.

Dezember

Nada Surf

Alternative Rock in der Arena Wien! Nada Surf spielen die bittersüßen Ohrwürmer ihrer „Moon Mirror“Tour in der Großen Halle: „Inside of Love“, die Pixies-Coverversion „Where Is My Mind?“ und „Waiting for Something“ werden uns von Matthew Caws, Daniel Lorca und Ira Elliot serviert. Die Band aus New York gehört definitiv in jede IndiePlattensammlung und live gehört.

7.

Dezember Formel E

Saisonstart in São Paulo

Summer Cem und KC Rebell (Team Blau) treffen auf Ski Aggu und 01099 (Team Rot). Sei dabei, wenn sich der PSD Bank Dome in Düsseldorf in eine Arena für das wildeste Deutschrap-Highlight des Jahres verwandelt. Beim Red Bull SoundClash stehen sich die beiden Teams auf zwei Bühnen gegenüber und performen in vier Runden nicht nur ihre eigenen Tracks, sondern auch die Songs der Gegner in noch nie gehörten Versionen. Scanne den QR-Code für Tickets, Infos und den Livestream!

Gute Nachrichten für Motorsportfans: ServusTV sichert sich auch für die elfte Saison die Rechte an der Formel E und zeigt alle 17 Rennen live. Los geht es in São Paulo. 22 Piloten machen ab dem Saisonauftakt Jagd auf den deutschen WM-Titelverteidiger Pascal Wehrlein. Darunter auch der Deutsch-Österreicher Maximilian Günther, der von Maserati zu DS Penske wechselte.

7. und 8. Dezember RodelnHeimweltcup

Atemraubende Geschwindigkeiten um die 100 km/h in der Kunstrodelbahn: Der Weltcup geht in Innsbruck-Igls in die nächste Runde. Am Samstag um 9.30 Uhr starten die Doppelsitzer der Damen, danach stürzen sich die Herren-Doppel und die Damen-Einsitzer (im Bild Hannah Prock) die Bahn hinunter. Am Sonntag um 10.30 Uhr folgen die Herren-Einsitzer und die Team-Staffelbewerbe.

23. November Audi FIS Ski Weltcup Gurgl

Zum zweiten Mal kommen die besten Skifahrer ins Ötztal, um sich wertvolle Punkte für den Weltcup zu holen. Am Samstag starten die Damen um 10.30 Uhr mit dem ersten Durchgang des Slaloms, am Sonntag sind zur selben Zeit die Herren dran. Begleitet wird das Spektakel von Diamond Beats mit Nassau Beach & Friends, die am Freitag- und Samstagabend bei freiem Eintritt für gute Stimmung sorgen.

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und 22. Dezember

1. Tourstop der Zillertaler Välley Rälley

So sieht die Zukunft des Snowboardens aus: Die Välley Rälley ist eine Serie von Freestyle-Wettbewerben, eine Nachwuchstour für junge Snowboarder. Über vier Wochenenden hinweg macht die Slopestyle-Serie Halt in den Snowparks des Zillertals. Der Auftakt findet in der Skiregion Hochzillertal-Kaltenbach statt. Die Gesamtsieger der Tour werden in die „Zillertal Välley Rälley Royal Family“ aufgenommen.

26.

21. bis 28. März

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Networking mal anders: Auf den Pisten des Skigebiets Axamer Lizum treffen Investoren, Start-Upper und EntrepreneurshipEnthusiasten aufeinander. Neben Keynotes bietet das Programm Formate wie den „Skilift Pitch“, wobei Start-ups ihre Ideen vor Investoren in einer Gondel pitchen, oder die „PodcastGondel“, die ihre Runden dreht, während Talks aufgezeichnet werden. Am letzten Tag können sich alle bei einem Skirennen messen oder morgens bei einer geführten Skitour mitmachen.

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TV-Star, Politik-Erklärer, Sport-Insider: Professor Peter Filzmaier analysiert die Welt der Athleten und Rekorde.

Filzmaiers Antithese: „Beim Eishockey gibt es echte Völker verständigung“

PETER FILZMAIER

Politikwissenschaftler an den Universitäten

Graz und Krems – aber auch fachkundiger Sportfan. Kürzlich erschien sein

Buch „Olympia:

Die Spiele als Bühne für Sport und Politik“.

Kann man in Kanada kein Eishockeyfan sein? Das ist unmöglich. Doch die kanadische Begeisterung für den schnellsten Mannschaftssport der Welt ist immer positiv. Es gibt unter den Fans keine Hooligans oder sonstige üble Typen. 2017 fel vor einem Spiel der legendären Oilers aus Edmonton gegen Anaheim die Tonanlage aus. Niemand hätte die zu Ehren der Gäste aus Kalifornien gespielte amerikanische Hymne hören können.

Spontan halfen 18.000 Fans aus Kanada und sangen selbst „The Star-Spangled Banner“. Können Sie sich vorstellen, dass heimische Fußballanhänger in einem vergleichbaren Fall die serbische oder türkische Hymne singen? Nie im Leben. Kanadier und Eishockeyfans aus aller Welt ticken anders. Sie leben Völkerverständigung.

Dabei war Eishockey einmal Krieg gewesen. Im Kalten Krieg der Supermächte USA und UdSSR sowie ihrer Verbündeten wurde nicht direkt aufeinander geschossen. Stattdessen war Sport einer der Ersatzkriegsschauplätze. Also inszenierten die US-Amerikaner ihr Eishockeygold bei den Olympischen Winterspielen 1980 in Lake Placid als „Miracle on Ice“ und zugleich als Triumph über die Sowjetunion als Reich des Bösen.

Auch jedes Match der damaligen ČSSR gegen die UdSSR wurde jahrzehntelang zum tschechoslowakischen Aufstand, nachdem sowjetische Panzer 1968 den „Prager Frühling“ brutal beendet hatten. Kanada war freilich stets anders.

Bei Olympia 1980 fehlten die kanadischen Superstars wegen der einstigen Amateurregel, der zufolge bei Olympia nur Amateure teilnehmen durften. Sie hoften, ein Jahr später den Canada Cup als heimliche Weltmeisterschaft zu gewinnen. Wayne Gretzky – er war „The Great One“ – und seine Star-Kollegen Mike Bossy, Marcel Dionne und Guy Lafeur spazierten durch die Vorrunde. Im Halbfnale ließen sie den USA keine Chance (4:1). Für das Finale in Montréal gegen ein noch dazu stark verjüngtes Team der UdSSR erwarteten die Kanadier eine Riesenshow mit Kantersieg. In den Reihen der Sowjets allerdings formierte sich neben dem Twen Sergei Shepelev, der das Spiel seines Lebens machte, gerade ein jugendliches Sturmtrio: Vladimir Krutov, Igor Larionov und Sergei Makarov. Unter dem Kürzel KLM wurden sie zum besten Trio, das es in ihrem Sport je geben sollte. Hinzu kamen als Abwehrspieler Vyacheslav Fetisov und Alexei Kasatonov. Eishockeykenner wissen, was diese Namen bedeuten. Es wurde wirklich ein haushoher Sieg. Aber nicht so wie gedacht. Kanada verlor. Mit 1:8. Was tat das Publikum? Die heimischen Fans standen auf und applaudierten. Standing Ovations. Für eine groß aufspielende Sowjet-Mannschaft. Gegen jede Logik des Ost-West-Konfikts wurde schlicht die sportliche Leistung bewundert.

War das ein Ausnahmefall? Nein. Der Kanadier Sidney Crosby und der Russe Yevgeni Malkin spielen seit Ewigkeiten miteinander für die Pittsburgh Penguins. Ständig wechselten sie sich als Punktebeste sowie Top-Torschützen ab und holten in der nordamerikanischen Profliga NHL dreimal den Stanley Cup. Mittlerweile gehen sie auf die vierzig zu, aber sie waren lange das Maß vieler Dinge.

„Im Fußball unmöglich: 18.000 Hockey-Fans aus Kanada sangen die US-Nationalhymne.“

Die Nachfolger des Supertrios KLM waren übrigens noch talentierter, sie zerstreuten sich mit dem Ende der UdSSR aber in alle Winde. Alexander Mogilny, Sergei Fedorov und Pavel Bure wurden jeder für sich ein NHL ­Superstar. In verschiedenen Vereinen. Erst Mitte der Neunziger gab es bei den Detroit Red Wings eine „Russian Five“ als Startformation. Neben Torschützenkönig Fedorov tanzten die alternden Stars Larionov und Fetisov ein letztes Mal. Ihre 62 Siege in der regulären NHL ­Saison 95/96 sind unerreicht.

„The caps are of“ hieß es, als Fedorov 1996 die Washington Capitals mit fünf Toren fast im Alleingang besiegte. Ab dem dritten Tor musste jedes Mal die Eisfäche gereinigt werden, weil die Fans ihn mit dem traditionellen Wurf der Kopfbedeckungen auf das Eis feierten. Apropos Caps: Ausgerechnet in der Hauptstadt der USA ist Alexander Ovechkin als Russe eine Legende.

Der Allergrößte ist trotzdem ein Kanadier. Wayne Gretzky. In 20 NHL ­Karrierejahren stellte er 61 (!) Allzeitrekorde auf, von denen 57 noch gültig sind. Darunter jenen für die meisten Kar­

rieretore (1016), die höchste Treferzahl während der regulären Saison (894) und in den Playofs (122). Vor Sidney Crosby galt Mario Lemieux als Gretzkys legitimer Nachfolger, weil dieser nach einer Krebserkrankung zurück­ und punktemäßig fast an Gretzky herankam. Aktuell ist Connor McDavid derjenige, welcher alles schneller und besser macht als der Rest.

Und bei den Frauen? Taylor Heise führte, obwohl gerade erst aus dem College gekommen, aber immerhin als Nummer eins des „Drafts“, in der Profliga die Minnesota Frost zum Meistertitel und wurde in den Playofs MVP. Im US­Nationalteam der Frauen ist sie bereits eine Schlüsselspielerin. Man sollte sich den Namen merken.

Eishockey der Frauen ist sowieso auf dem aufsteigenden Ast. Die österreichische Nationalspielerin Antonia Matzka von den Sabres St. Pölten spielte früher bei den Bufalo Beauts in der ProfEishockeyliga PHL. Das ist sozusagen die NHL der Frauen. Sie beschreibt die Faszination ihres Sports so: „Es sind sowohl individuelle Kreativität als auch Zusammenhalt und System des Teams gefragt. Was vielleicht gerade bei uns Frauen vorhanden ist. Zudem braucht man als Frau sehr viel Kampfgeist, Durchhaltevermögen und Leidenschaft. Das alles jedoch steht in Verbindung mit großem Respekt vor den Gegnerinnen.“

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Hier geht’s zu „Sport am Wort“, dem VideoPodcast mit Peter Filzmaier und Alina Marzi. Einfach QR-Code scannen.

So tickt

Hannah Prock

Die Rennrodlerin, 24, rast mit über 100 km/h durch den Eiskanal. Was ihr dabei durch den Kopf geht und nach welcher Serie sie süchtig ist, erfährst du hier.

Was darf nie in der Naschlade fehlen?

Lachgummi oder saure Gummibärchen. Davon darf ich nicht zu viele Packungen daheim haben, sonst sind die ganz schnell weg.

ALLES IM BLICK. Die Tirolerin schaut gespannt in Richtung Wintersaison. Besonders im Fokus: der RennrodelHeimweltcup in Innsbruck-Igls am 7. und 8. Dezember.

Deine bisher größte Leistung?

Mein fünfter Platz bei den Olympischen Spielen in Peking 2022. Und meine persönliche Entwicklung: Ich bin viel gelassener als früher.

Ein kluger Satz, der nicht von dir ist?

Meine Sportpsychologin sagt immer: „Man soll sich nicht über Dinge aufregen, die man nicht ändern kann.“

Dein Guilty Pleasure?

Trash-TV! „Love Island“ schau ich echt gern.

Wer inspiriert dich?

Ich habe immer zur deutschen Rodlerin Tatjana Hüfner aufgeschaut, die mittlerweile aufgehört hat. Und natürlich mein Papa (Rennrodler Markus Prock; Anm.).

Dein Top-Speed?

135 km/h in Sotschi. Da geht einem nicht mehr viel durch den Kopf. Man muss schauen, dass alles passt – sonst tut’s weh.

Dein unkonventionellster

„2 Inch Runs“: Man läuft ganz schnell auf der Stelle, schwingt die Arme aber langsam mit. Super fürs Nervensystem.

Eine schöne Kindheitserinnerung?

Forellen angeln mit meinem Opa, als ich so zwischen acht und zwölf Jahre alt war.

Kunst- oder Naturbahn?

Sportlich die Kunstbahn, sonst lieber in der Natur. Besonders im Herbst und Winter, weil ich da keinen Heuschnupfen habe.

Die nächste Ausgabe von THE RED BULLETIN erscheint am 10. Dezember.

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