The Red Bulletin CD 07/24

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ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

WARUM ADITOTORO

DER LUSTIGSTE MANN

DER SCHWEIZ IST

Sabrina Luttenberger ist Wiener Autorin (u.a. «Die Zeit») und bezeichnet sich als Outdoor-Junkie. Für uns hat sie die UltraCyclistin und Transcontinental-Race-Siegerin Jana Kesenheimer interviewt.

Ab Seite 48

WClaude Gabriel ist Videograf und Fotograf und dokumentiert für uns die Schweizer HipHop-Szene. «Für mich ist Red Bull 60 Seconds eine grossartige Gelegenheit, meine Leidenschaft für Musik und Film zu vereinen.»

Ab Seite 64

Benjamin von Wyl schreibt Bücher und ist unter anderem Journalist beim SRF. In unserer Kolumne «On a Positive Note» nimmt er uns mit in den Boxring und erzählt, wie ihm der Sport bei der Aufarbeitung von Kindheitstraumata hilft.

Ab Seite 96

as lustig ist und was nicht, ist bekanntlich subjektiv. Es gibt aber einige wenige Künstler, die es schaffen, mit ihrem Humor die Massen abzuholen: zum Beispiel der Schweizer Creator Aditotoro. Ab Seite 36 erzählt uns der Mann mit dem markanten Schnauz über seinen Sprung in die internationale ComedySzene – und welche Entertainer ihn dabei geprägt haben. Auf eine völlig andere Art des Höhenflugs nehmen uns ab Seite 22 die Athleten des Red Bull Skydive Teams mit Fallschirmen und Wingsuits mit. Wer dagegen in der Schweizer Hip-Hop-Szene in gerade einmal 60 Sekunden den Aufstieg geschafft hat oder auf dem Weg dorthin ist, verraten wir euch auch ab Seite 64.

Viel Freude mit der Ausgabe! Die Redaktion

Afro-Pop oder R & B? Lakna kann beides –und noch vieles mehr. Bei Red Bull 60 Seconds war sie vorne mit dabei.

Sie sind die Akrobaten der Lüfte: Top­Skydiver nehmen uns mit auf wilde Flüge um die ganze Welt.

Humor-Export

Der Schweizer Comedian und Creator Aditotoro unterhält ein Millionenpublikum: mit Topffrisur und absurden Challenges – quer durch Sportarten und Social Media.

Jana Kesenheimer triumphiert bei einem der härtesten Radrennen der Welt. Was steckt hinter dem Erfolg der Ultra­Bikerin?

Zukunft

Exoskelette und KI­Trainer. Welche Innovationen Athleten und Publikum in Zukunft erwarten.

60 Sekunden haben Schweizer Artists Zeit, ihren Style und ihr Können unter Beweis zu stellen. Prominente und Newcomer beeindrucken gleichermassen bei diesem Format.

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Kreischberg, Steiermark, Österreich

Vom Brett besessen

Sein Filmdebüt lieferte er vergangenes Jahr ab: In «Schnitzeltime» spannte Slopestyle- und Big-Air-Profi Clemens Millauer, 29, Stars der heimischen Snowboardszene zusammen. Heraus kam ein Actionfilm mit richtig guter Story. Einen Winter später bereits die Fortsetzung. Wieder sind Millauers Buddys und die zweifache Olympiasiegerin (und Freundin) Anna Gasser dabei, wieder hat es die Story in sich: «In einem Club gibt es eine geheimnisvolle rote Tür. Wer sie passiert, landet direkt auf der Piste und ist besessen vom Snowboarden.» Wir lernen: So schaut «Stranger Things» made in Austria aus! Hier: ein Backside Lipslide von Dustin Henderson, äh, Clemens Millauer.

«Schnitzeltime 2 – no return» findest du auf redbull.com. Einfach den QR-Code scannen!

Berner Alpen, Schweiz Hoch und höher

37 Stunden und 5 Minuten waren die Profi-Alpinisten Nicolas Hojac und Adrian Zurbrügg ohne Unterbrechung unterwegs – und schrieben Alpingeschichte. Als erste Seilschaft überquerten sie zehn Gipfel des Berner Panoramas: Eiger (im Bild), Mönch, Jungfrau, Rottalhorn, Louwihorn, Gletscherhorn, Äbni Flue, Mittaghorn, Zuckerstock und Breithorn. Nach 7029 Höhenmetern, 65 Kilometern und 10 Gipfeln sagt Nicolas: «Für uns war es eine der intensivsten Erfahrungen unserer Bergsteigerkarriere. Wir wussten beide nicht, ob es möglich ist, aber haben nie aufgehört, daran zu glauben.»

Scanne den QR-Code und schaue das Video auf redbull.com an.

Paris, Frankreich Frau am Zug

Mit ihren eins vierundfünfzig mag sie nicht die Grösste sein, als Freerunnerin reicht Lilou Ruel, 21, aber kaum jemand das Wasser: Mit achtzehn holte sie sich den Weltmeistertitel, ein Jahr später übersprang sie als erste Frau den Manpower Gap in Évry, ein legendärer 4,5­Meter­Jump. Manchmal geht Lilou aber auch einfach nur über den Dächern «spazieren» wie hier in Montmartre für ihr «Lilou Jump Around»­Projekt.

redbull.com

4

Schauspielerinnen aus «Emilia Pérez», darunter Selena Gomez, wurden beim Filmfest in Cannes 2024 gemeinsam als «Beste Darstellerin» geehrt. Kinostart: 21. 11.

Im Königreich der Insta-Queen

Auch wenn sie sich den Preis teilen muss: «Beste Darstellerin» in Cannes – das ist für Selena Gomez, 32, ein Ritterschlag. Das Leben der Schauspielerin und Sängerin in Zahlen.

3

Alben («Stars Dance» 2013, «Revival» 2015 und «Rare» 2020) hat Selena Gomez als Solo­Sängerin veröffentlicht, alle drei eroberten Platz 1 der US­Charts.

76

– also eigentlich das lateinische LXXVI – hat Selena Gomez am Nacken tätowiert: eine Hommage an das Geburtsjahr ihrer Mutter Mandy, 1976.

106

Folgen lang spielte Selena Gomez von 2007 bis 2012 die Hauptrolle der Alex Russo in der Disney­Serie «Die Zauberer vom Waverly Place» – ihr Durchbruch in Hollywood.

4

Staffeln von «Only Murders in the Building» (mit Steve Martin und Martin Short) hat Selena Gomez bereits produziert, die Fortsetzung kommt 2025 auf Disney+.

12

«Kids’ Choice Awards» des US­Senders Nickelodeon hat Selena Gomez gewonnen. Platz 2 in der ewigen Bestenliste der Damen: Taylor Swift (11 Auszeichnungen).

2009

wurde Selena Gomez – mit 19 Jahren – die jüngste UNICEF­Botschafterin, die es je gab; sie besuchte in dieser Funktion Projekte in Chile, Ghana und Nepal.

1

Nierentransplantation musste Selena Gomez –eine Folge der Autoimmunerkrankung Lupus erythematodes – 2017 durchführen lassen.

1,

3

Milliarden Dollar beträgt laut Bloomberg Selenas Nettovermögen. Damit ist Gomez die jüngste US­Milliardärin.

424 000 000

Follower hat Selena Gomez auf Instagram. Mehr als jede andere Frau, nur die Fussballer Cristiano Ronaldo und Lionel Messi sind noch populärer.

Kirafin

Kino zum

Mitnehmen

Im Bad oder im Wald:

Der Pocket-Beamer

Nebula Capsule Air sorgt in jeder Lage für bestes Bild und begeistert auf TikTok. Film ab für Tech-Checker Kirafn …

Das Teil

Am Handtuchhaken hängend, auf der Küchenzeile stehend:

Dieser Beamer wirft sein Bild von wirklich jedem Ort an die nächste Wand. Ein magnetischer Fuss ermöglicht verschiedene Neigungswinkel. Nur 14 Zentimeter hoch, kann er überallhin mitgenommen werden. Der Akku hält bis zu zwei Stunden. In den USA ist das Teil schon für 400 Dollar auf dem Markt, Europa dürfte bald folgen.

Der Hype

heisst bürgerlich Jonas Willbold, ist 30 und unterhält seine 1,3 Millionen Follower auf TikTok mit Comedy-Formaten. Nebenbei folgt er seiner Faszination für Tech-Produkte und -Trends. Für uns nimmt er aktuelle Hypes unter die Lupe.

Obenauf: Über Elemente am Kopfende lässt sich etwa die Lautstärke der integrierten Boxen anpassen.

Der Check

Perfekt für …

Auf TikTok testen Menschen das Teil in jedem erdenklichen Setting. Das Video von Creator Alina Prokuda erzielte knapp vier Millionen Views.

Features wie ein magnetischer Fuss und ein Stativ machen den Beamer in jeder Lage nutzbar. Dank Autofokus ist das Bild immer gut erkennbar. 400 Dollar finde ich nicht zu viel dafür. Für maximale Flexibilität würde ich es kaufen, fürs Wohnzimmer allein gibt es Besseres.

… Kinofreaks und SportFans, die die Übertragung von Zimmer zu Zimmer oder in den Garten mitnehmen wollen.

Ungeeignet für …

MUST-HAVE-FAKTOR

… perfektionistische Heimkino-Enthusiasten, die ein Zimmer nach allen Regeln der Kunst optimieren.

Der neue California. Das Abenteuer wartet.

Das erfolgreichste Reisemobil von Volkswagen Nutzfahrzeuge steht seit Jahrzehnten für überragende Campingmobilität, kombiniert mit höchstem Alltagsnutzen. Der neue California führt diese Tradition fort. Und vereint sie mit innovativen Konzepten und Funktionen, zum Beispiel dem brandneuen 3-Raum-Konzept mit Sommerküche und flexibler Bestuhlung. Das ist Smart Camping pur. Steigen Sie ein und geniessen Sie Alltag und Abenteuer.

Molly Lewis

hat aus dem Pfeifen von Melodien eine Kunstform gemacht. Heute buchen sie Artists wie Dr. Dre und Mac DeMarco. Selbst im Film-Hit «Barbie» ist die Australierin zu hören. Üben? Braucht sie nicht.

Text Lou Boyd Foto Brian Overend

Zehn Jahre ist es nun her – Molly Lewis war gerade aus Sydney nach Los Angeles umgezogen –, dass sie über die grosse Stadt schaute und sich fragte, wie sie hier jemals Erfolg haben könnte. Damals ahnte sie nicht, dass es dafür nur ein paar Lippen-Kunststücke brauchen würde. Heute, mit 33 Jahren, hat Lewis aus der Kunst des Melodienpfeifens eine erfolgreiche Karriere in der Musikszene gemacht, hat mit Künstlern wie Dr. Dre gearbeitet, war auf dem Soundtrack des «Barbie»-Films und präsentiert ihre eigene «Café Molly»-Show mit einer LiveBand. Im Februar hat Lewis ihr Debütalbum «On the Lips» veröfentlicht, eine künstlerische Fortsetzung ihrer Show. «Ich wollte, dass das Album wie ein Abend in einer Lounge ist, mit einem Intro, ein paar Coverversionen und Stimmungswechseln – als würde man spätabends in einen Jazzclub eintauchen.»

the red bulletin: Wie bist du zum Pfeifen gekommen?

molly lewis: Ich hatte als Kind keine Pfeifstunden. Ich habe Klavier gespielt, war aber eine schlechte Schülerin. Ich hatte immer ein sehr gutes Gehör, also lernte ich keine Noten. Ich konnte nach Gehör spielen, was mich faul machte. Dann, eines Tages, fng ich für mich selbst mit dem Pfeifen an.

Wie haben deine Eltern auf dein plötzliches Interesse am Pfeifen reagiert? Sie haben mich ermutigt. Sie haben mir sogar einen Dokumentarflm über einen Pfeifwettbewerb geschickt («Pucker Up: The Fine Art of Whistling»; Anm.) und

On point

Geboren in Sydney; wohnt in Los Angeles; ihre Eltern sind Soundsupervisorin und Dokumentarfilmer; gewann 2015 den Wettbewerb «Masters of Musical Whistling»; der Musik-Clip «Big Enough» mit ihr wurde zum YouTube­Hit (73 Millionen Views).

mich so mit dieser grösseren Welt der Pfeifenden vertraut gemacht. Ich wusste, dass ich gut darin war, und fng an, über berühmte Pfeifende zu recherchieren. Mir kam der Gedanke: Das könnte was für mich sein.

Wie dürfen wir uns die Welt des Pfeifens vorstellen? Es ist eine sehr kleine Nischenszene mit vielen Wettbewerben. Nur dort trift man andere Pfeifende. Die meisten schreiben keine eigene Musik, sie treten hauptsächlich mit Coverversionen und Variationen bekannter Lieder auf; und die meisten pfeifen nicht hauptberuflich. Es gibt einen Weltklasse-Pfeifer aus den Niederlanden, Geert Chatrou. Er tritt mit dem Cirque du Soleil auf und veröfentlicht Platten. In der Hauptsache gibt es ihn und mich.

Wie ist es, auf einem Gebiet mit so wenig Konkurrenz zu arbeiten? (Lacht.) Es fühlt sich grossartig an! Es ist schwierig, von der Musik zu leben. In dieser Hinsicht habe ich sehr viel Glück. Mir tun die anderen Musiker in L. A. leid, die versuchen, in diesem überfüllten Raum irgendwo einen Platz zu fnden.

Wie viel übst du täglich?

Ich fühle mich wie eine dumme Göre, wenn ich das sage, aber ich übe nicht täglich. An der Universität bin ich an Zimmern vorbeigekommen, in denen Musikstudenten acht Stunden am Tag übten. Ich pfeife, wenn ich im Park spazieren gehe oder wenn ich zu Hause koche. Es ist eher ein absichtsloses Üben.

Du hast mit Musikgrössen wie Dr. Dre, Karen O und Mac DeMarco gearbeitet. Wie war das?

Das ist alles wild! Dr. Dre wollte, dass ich eine Studio-Session mit ihm mache. Ich stellte mir vor, dass ich über Beats improvisieren sollte, was ich noch nie gemacht hatte. Also sass ich draussen vor dem Studio im Auto und übte, zu seinen Tracks zu pfeifen. Karen O hat mir aus heiterem Himmel eine Nachricht geschickt, sie wollte, dass ich bei einem Event auftrete, das sie organisiert. Als ich nach dem Auftritt backstage war, lief ich in Johnny Depp und David Lynch hinein. Sie sagten: «Oh schade, wir haben deinen Song verpasst. Kannst du ihn für uns noch mal pfeifen?» Also habe ich den Song nur für sie noch mal gepffen. Und mit Mac DeMarco bin ich jetzt befreundet. Wir gehen zusammen campen.

Im vergangenen Jahr hat Mark Ronson dich für den Soundtrack des Films «Barbie» engagiert. Wie kam das?

Mein Produzent kam eines Tages ins Studio und sagte: «Mark Ronson wollte deine Telefonnummer haben. Mach dich auf einen interessanten Anruf gefasst.» Als Mark anrief, sagte er mir, sie wollten den Billie-Eilish-Track «What Was I Made For?» nehmen und zu der Stelle, wo Barbie in der Zeit zurückreist und ihren Schöpfer trift, eine üppig orchestrierte Version im Stil der 1930er-Jahre machen. Ich pfeife Billies Melodie zu dieser Szene.

Hat dich mal ein Fan erkannt?

Einmal pff ich auf der Strasse, und jemand fragte: «Bist du Molly Lewis?»

Kannst du dir vorstellen, dass es bald mehr Pfeif-Profs gibt?

Ha! Das sollte verboten werden. Das ist mein Ding.

Instagram: @cafe_molly

«Johnny Depp und David Lynch wünschten sich einen

Sonder-Auftritt.»

Molly Lewis über eine Zugabe für zwei verspätete Hollywood-Grössen

Elena Kratter

wollte eigentlich Skirennfahrerin werden. Nun ist sie zweifache Medaillengewinnerin –im Weitsprung an den Paralympics.

Karin Wenger Foto Yves Bachmann

Ihre Freundinnen und Freunde nennen sie manchmal «Duracell» – in Anlehnung an den nimmermüden Hasen aus der Batteriewerbung. Um diesen Spitznamen von Elena Kratter nachvollziehen zu können, fragt man sie am besten nach ihrem Alltag: Kurz vor den Olympischen Spielen in Paris schloss die 28-Jährige die Erwachsenenmatura ab. Diese gilt in der Schweiz als harte Prüfung, die nur besteht, wer wirklich viel Zeit und Disziplin investiert.

Kratter hatte für den Bildungsabschluss neben dem strikt durchgeplanten Leben einer Spitzensportlerin und ihrer Arbeit als Orthopädietechnikerin gelernt. Sie scheint parallel so viel zu schafen, als bestünden ihre Tage aus einigen Stunden zusätzlich. «Ich habe einen riesigen Bewegungsdrang – und auch sehr viel Energie», sagte sie im September im Zürcher Letzigrund-Stadion. «Ich muss das ausleben, sonst geht es mir nicht gut.»

Zweimal olympische Bronze Kratter, die eine Zwillingsschwester hat, trägt an ihrer rechten Seite eine Beinprothese. Als Frühgeburt war ihr HerzKreislauf zu schwach, die Ärzte mussten ihr wegen Durchblutungsstörungen das Bein amputieren. Eben kehrt sie von den Paralympics in Paris zurück. Mit im Gepäck trägt sie eine Bronzemedaille im Weitsprung. Ihren Triumph sicherte sie sich beim dritten Versuch: Sie holte Anlauf auf der Tartanbahn, rannte immer schneller auf die Sandgrube zu, und dann, im letzten Moment, sprang sie von ihrer Beinprothese ab. 4,83 Meter fog sie durch die Luft. Kurz ballte sie beide Hände zu Fäusten und grinste in die Kameras. Die Medaille bedeutet ihr mindestens so viel wie die Bronze der vorherigen Paralympics in Tokio – aber aus anderen Gründen. «Im vergangenen Jahr musste ich so

On point

Geboren in Vorderthal, Schweiz; Alter 28; vor Wettkämpfen hört sie Klassik, Rock oder R’n’B –je nach Nervosität; Fernziel Olympische Spiele 2028 in L.A.; baut ihre eigenen Prothesen.

viel kämpfen», sagt sie, denn um für Paris in Bestform zu sein, habe sie Trainings, Trainingslager und alles drumherum quasi selbst organisieren müssen. Als Schweizer Parasportlerin sei sie oft auf sich allein gestellt. Die Medaille ist der Lohn dafür.

Vom Schnee auf die Tartanbahn Während Kratter in Paris zu den Favoritinnen gehörte, war Bronze in Tokio sowohl für sie als auch für die Zuschauer eine Überraschung. Kratter war eine Newcomerin. Es klingt beinahe unglaubwürdig: Zu diesem Zeitpunkt trainierte sie erst seit eineinhalb Jahren auf der Leichtathletikbahn. Denn eigentlich verfolgte Kratter eine Karriere im Schnee. Bereits in der Oberstufe besuchte sie die Sportschule, um öfter die Skipiste hinunter rasen zu können. Das Schweizer Fernsehen nannte sie Anfang 2019 in einem Dokflm über Parasport eine «nicht zu bremsende Nachwuchshofnung».

Kurz darauf kam der Niederschlag –ausgerechnet auf ihrem Höhepunkt als Skirennfahrerin. An der Weltmeisterschaft 2019 stürzte sie, verletzte ihr linkes Knie, das sowieso schon schmerzte und unter Überbelastung litt. Es war ihr Tiefpunkt: «Ich musste mir eingestehen, dass es vernünftiger wäre, aufzuhören. Das war nicht einfach, ich bin im Skiteam aufgewachsen.»

Sie, der Bewegungsmensch, der sich plötzlich stillhalten sollte. Sie konnte nicht anders, obwohl ihre Physiotherapeuten davon abrieten: Sie ging joggen. «Es war meine Art, alles zu verarbeiten.»

Per Wette an die Weltspitze Zum ersten Mal mit einer Laufprothese lief Kratter als Teenager. Während ihrer Lehre zur Orthopädietechnikerin besuchte sie in Luzern die Veranstaltung eines deutschen Prothesenbauers, bei der sie – angeleitet vom mehrfachen Paralympics-Sieger Heinrich Popow –die zehntausend Franken teuren Sportprothesen testen konnte. «Ich wollte nicht aufhören zu rennen! Die Techniker waren am Ende daran, alles einzupacken, und ich bin Runde um Runde weitergerannt», erzählt Kratter.

An diesen jährlichen Anlässen habe ihr Heinrich Popow immer wieder gesagt, sie sei ein Lauftalent. Doch Kratter fand damals: «Ich brauche die Berge, was will ich auf einer Bahn?» Doch dann, während ihrer Reha-Zeit, schloss sie mit einem anderen deutschen Para-Leichtathleten, Johannes Floors, eine Wette ab: Wenn er den Weltrekord über 400 Meter laufe, müsse sie an einem Wettkampf teilnehmen. Er gewann die Wette. Kratter sprintete an einem 100-Meter-Rennen – ohne dies vorher ein einziges Mal trainiert zu haben. Und sie brach in ihrer Kategorie direkt den Schweizer Rekord. «Dann hat es mich angefxt.»

Während Covid trainierte sie auf Waldwegen nahe ihrem Elternhaus in der Innerschweiz und schickte Videos an den Trainer. Nach dem Lockdown hakte sie die Selektionslimiten ab – und stand im Sommer 2021 auf der Tartanbahn an den Paralympics in Tokio. «Die Bronzemedaille war für mich ein Meilenstein. Ich hatte es geschaft, mich von einem Tiefpunkt wieder raufzukämpfen.»

Nach der Anstrengung der diesjährigen Paralympics hat Kratter einige Wochen Pause. Sie geniesse es, ihr Leben kurzweilig und nicht nach einem strikten Zeitplan auszurichten, sagt sie. Doch etwas Bewegung muss sein: Sie mag wandern, bouldern, segeln. Und dann, nach zwei, drei Wochen, schreibe sie dem Trainer: «Hey, können wir wieder anfangen?»

Instagram: @elenakratter

Text
«Die Techniker packten schon zusammen. Aber ich rannte immer weiter.»

Elena Kratter über ihr erstes Training mit der Laufprothese

Oliver David

ist Eishockey-Meistertrainer des EC Red Bull Salzburg. Er findet: Seinen Job hat er dann am besten gemacht, wenn er gar nichts mehr tun muss.

Foto Ulrich Aydt

Eishockey ist ein wunderbarer Sport: Er produziert verlässlich Sieger. 0:0, man schüttelt sich die Hand und sagt: «Unentschieden?» Undenkbar! Einer muss gewinnen, der andere verlieren.

Oliver David, 46, der in der Vorsaison zum ersten Mal überhaupt ein ProfTeam, den EC Red Bull Salzburg, als Cheftrainer übernommen hatte, wusste im entscheidenden Playof-Spiel 7 gegen den KAC in deren ausverkaufter Halle «nach der dritten Puckberührung, dass wir das Ding gewinnen werden. Alles fühlte sich richtig an.» Spiel 6 zu Hause war noch deutlich verlorengegangen. Also Fehleranalyse? Mitnichten! Oliver David zeigte in der Videobesprechung vor dem Tag X ausschliesslich, was das Team richtig gemacht hatte. Nach zwei Dritteln in Spiel 7 lag Salzburg mit 4:0 vorne. Das Match endete mit 6:2, Salzburg war Meister.

Alles ändert sich

Dabei hatte die Zusammenarbeit zwischen dem EC Red Bull Salzburg und dem erfolgreichen Nachwuchs-Coach aus den USA, der Teenager trainiert hatte, die später Superstars werden sollten, harzig begonnen. Beim ersten Match gegen den schwedischen Spitzenklub Skellefteå ahnte David rasch, dass dieses Match nicht gut ausgehen würde. Auch in der Meisterschaft liessen gute Ergebnisse lange Zeit auf sich warten. «Zu so einem hypererfolgreichen Team zu kommen war das Härteste, was ich je gemacht habe.»

Doch David, der in den Jahren zuvor Co-Trainer in der Schweiz gewesen war und sich bereits vor Jahren in Salzburg als Nachwuchsbetreuer beworben hatte, weil ihm die Philosophie der Red Bulls imponierte, tat erst mal: nichts.

On

point

Geboren in Los Angeles, USA; Alter 46; lebt mit Familie in Salzburg; war Trainer der Jahres 2020 in der Nachwuchsliga USHL; hat selbst nie professionell Eishockey gespielt

Er sei «das Gegenteil eines Diktators», wie er über sich sagt. Trotz steigenden Drucks war er innerlich so ruhig, wie er auf der Bank wirkt. Beobachtete. Integrierte sich ins Team, anstatt sich vorn hinzustellen. Lernte. «Änderst du einen Teil eines Teams, ändern sich alle anderen Teile mit.» Er war das neue Teil. In diesem Umfeld mussten alle ihre Position fnden und im Zusammenspiel mit den anderen neu defnieren – David ebenso.

Learning by doing

Und er meinte es ernst: Anders als viele Kollegen aus Übersee sah er sich nicht als Saisonarbeiter, sondern übersiedelte samt Familie nach Europa und arbeitete an seinem Deutsch: ganz oder gar nicht. Aufgewachsen war David in Kalifornien, einer traditionell Eishockey-verrückten Region mit drei NHL-Vereinen und einem guten Dutzend Prof-Teams. Hier wurde er sozialisiert, hier sog er Hockey auf –ohne grossen theoretischen Unterbau. Ein Praktiker, der sich hocharbeitete. Er lebte Hockey und brachte ein Element mit, das man im Unterschied zu Skate- oder Stocktechnik, zu Pass- oder Laufwegen tatsächlich nicht lernen kann: Kreativität.

Die Salzburger Eisbullen zeichnet ein klar erkennbarer Stil aus, sehr strukturiert, mit Fokus auf Defensive und unermüdlichem Forechecking. Für Nicht-Experten: Die Bullen sind lästig und wollen den Puck. (Im Fussball sagt man «Pressing» dazu.) Oliver David: «Die Spieler haben

unsere Strukturen komplett verinnerlicht. Auf dieses Fundament konnte ich Schritt für Schritt meine Idee von Kreativität draufsetzen.» Eine gut geölte Maschine entwickelte sich weiter zu einer weiterhin gut geölten, aber für den Gegner weit unberechenbareren Maschine. Der nächste Schritt war genommen. Oliver David hatte das Team, dessen Teil er ist, verändert.

Wenig ist viel

Der muskulöse Eishockey-Philosoph redet gern, gut und viel: «Ich habe kein Problem mit Worten.» Seine Antworten bei Interviews können fünf Minuten dauern, sind refektiert und gehen tief ins Detail. Doch eigentlich, sagt er, sei das Ziel, gar nichts sagen zu müssen. Der Job sei dann bestmöglich erledigt, wenn das Kollektiv keine Inputs von ihm mehr benötige. In Spiel 7 der letzten Saison habe er auf der Bank «vielleicht sechs Worte» gesagt. Es seien die Spieler gewesen, die sich selbst gecoacht hatten, er habe bloss noch beobachtet – und ein Stück weit genossen.

Genau das ist wahrscheinlich das Idealszenario an der Spitze jeder Organisation: dass alles harmonisch ineinandergreift, jeder auf seiner Position richtig ist und sie hundertprozentig und mit Freude ausfüllt. Das gehe freilich nur, wenn sich alle auf eine gemeinsame Kultur verständigt hätten, sagt Familienmensch David. Und da kommt er bei der Salzburger Meistermannschaft des letzten Jahres (die sich im Übrigen nicht sehr von der aktuellen unterscheidet) ins Schwärmen. Wie die Jungs professionelle Tools annehmen würden: Das freiwillige Self-Assessment, eine schriftliche Einschätzung der eigenen Leistung nach jedem Spiel. Die Ruhe und Konzentration bei Meetings. Dass er Linienkollegen mit iPads sehe, die nach dem Training ganz für sich Videoanalysen betrieben. Die Arbeitsethik im Gym. Generell die Stimmung und der Respekt in der Kabine. «Wir lernen alle gemeinsam Tag für Tag dazu – und mit Freude! Dafür liebe ich diesen Job. Und weil es niemals endet.»

Als er frisch zum Team kam, war Oliver David ein stiller Beobachter. Im letzten Spiel des Jahres war er wieder in dieser Position. Aber in den Monaten dazwischen ist sehr, sehr viel passiert.

Instagram: @ecredbullsalzburg

«Ich habe während des Spiels vielleicht sechs Worte gesagt.»

Wenn es gut läuft, wird Trainer Oliver David zum geniessenden Beobachter.

HIMMELSKÖRPER

Text Simon Schreyer

KOPFÜBER IN DEN WOLKEN. Normalerweise vollführt sie Frontflips, Backflips oder Spins im Windkanal: IndoorSkydiving-Vizeweltmeisterin Maja Kuczyńska wagt sich hier ausnahmsweise nach draussen, und das gleich auf 3000 Meter Höhe. Und siehe da: Die Polin vereint auch hoch über den Wolken Präzision und Akrobatik. Mehr Skydiving-Action gibt es auf den nächsten Seiten. Athletin: Maja Kuczyńska. Bovec, Slowenien, 2020.

Einfach die Arme ausbreiten und sich von der Luft tragen lassen … Mit unfassbarer Präzision und irrem Tempo verwirklicht das Red Bull Skydive Team mit Fallschirmen und Wingsuits den ewigen Traum vom Fliegen: Mal als Leuchtkörper über Metropolen, mal tauchen die Adrenalinjunkies über einsamen Landschaften in den freien Fall. Gemeinsam mit ihren Freunden nimmt uns das Team mit auf einen abenteuerlichen Flug rund um die Welt.

KOMETENSCHAUER. 80 Sekunden dauert der Wingsuit-Flug zwischen dem Absprung vom Helikopter und dem Ziehen der Reissleine. Das Red Bull Skydive Team liess es mit speziellen Wunderkerzen über dem Lichtermeer von São Paulo ordentlich knistern. Athleten: Sebastián Àlvarez, Marco Waltenspiel, Marco Fürst und Dani Roman. São Paulo, Brasilien, 2021.

FREIE BAHN. Die 26 Fly Girls, ein Frauenteam unter der Leitung von Amy Chmelecki (Red Bull Air Force), haben über Florida einen Weltrekord im Vertical Formation Skydiving aufgestellt. «Wir hatten alle Schmetterlinge im Bauch und haben kurz vor dem Weltfrauentag unsere Stärke gefeiert.»

Athletinnen: Amy Chmelecki und ihr Team. Sebastian, Florida, USA, 2018.

HIMMLISCHE LEINWAND. Diese Fotosequenz zeichnet den Flug des Athleten-Duos Soul Flyers nach: vorbei am Leuchtturm von La Coubre. «Es ist ein mentaler Kampf zwischen dem, was man tun möchte, und dem, was das Gehirn nicht tun möchte. Und dieser Kampf beginnt, wenn man sieht, dass der Boden immer näher kommt.»

Athleten: Vince Reffet und Fred Fugen. La Tremblade, Frankreich, 2020. QR-Code scannen und Video ansehen:

SESSELLIFT IN DIE WOLKEN. Warum nicht gleichzeitig das Beste aus Himmel und Erde vereinen? Fred Fugen springt mit Ski und Fallschirm über der Aravis-Gebirgskette in den französischen Alpen von einem Sessellift, der an einem Heissluftballon hängt. Athlet: Frédéric Fugen. Savoie/Haute-Savoie, Frankreich, 2022.

SPIRIT IN THE SKY. Nach Dutzenden Trainingsflügen heisst es für das Red Bull Aerobatic Triple-Projekt endlich «Showtime» bei der AIRPOWER 22-Flugshow. «Wie ein Orchester, das zum ersten Mal eine schwierige Partitur spielt», sagt Pilot Mirko Flaim, der das Team miterfunden hat. Athleten: Marco Waltenspiel und Marco Fürst (im Flugzeug: Dario Costa). Zeltweg, Österreich, 2022.

«Im Vorüberfliegen konnte ich das steinalte Monument fast mit meiner Flügelspitze berühren.» Fred Fugen über seinen Pyramiden-Flug

SPITZENSPORT.

Mit zwei Freunden erfüllte sich Fred Fugen 2021 einen Traum und flog im Wingsuit zwischen den Pyramiden von Gizeh hindurch. Die Chephren-Pyramide (im Bild) ist mit 136 Metern die zweithöchste. Wir sagen: Das ist Spitze!

Athleten: Fred Fugen, Mike Swanson und Vincent Cotte. Gizeh, Ägypten, 2021.

TANZEN AUF LUFT. Der grösste Indoor-Windtunnel der Welt ist 10 Meter breit, 32 Meter hoch und befindet sich in Abu Dhabi. Kyra Poh (links) aus Singapur und die Polin Maja Kuczyńska legen bei der Eröffnung eine flotte Sohle aufs luftige Parkett. Athletinnen: Kyra Poh und Maja Kuczyńska. Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate, 2019.

LONDON CALLING.

Mit 246 Stundenkilometern Geschichte schreiben: Zwei Piloten durchflogen erstmals in Wingsuits die Tower Bridge und stellten mit «Wings through Tower Bridge» einen Rekord für die Ewigkeit auf. «Es ist ein besonderes Gefühl, durch ein so ikonisches Wahrzeichen zu fliegen», urteilte Waltenspiel.

Athleten: Marco Fürst und Marco Waltenspiel. London, Grossbritannien, 2024.

QR-Code scannen und Video ansehen:

STERNSCHNUPPEN. In Formation erleuchten Red Bull Airforce und das Red Bull Skydive Team den Himmel über Arizona. Athletin & Athleten: Amy Chmelecki, Andy Farrington, Jeffrey Provenzano, Luke Aikins, Marco Fürst, Marco Waltenspiel, Max Manow, Mike Swanson, Miles Daisher, Sean MacCormac. Eloy, Arizona, USA, Februar 2023.

«Angst in der Luft? Nein, eher Erdung und Respekt. Angst habe ich nur vor dem Zahnarzt.»

Skydiver Marco Waltenspiel

4 4 FÜR DIE

Von Natur aus entspannt. Und ideal für alle, die gerne viel erleben.

Der neue Crosstrek 4×4 und der neue Impreza 4×4.

Entspannt in der Stadt unterwegs, auf dem Land und im Gebirge: Der neue Crosstrek 4×4 ist ein Vorbild an zuverlässiger Vielseitigkeit. Genauso wie der neue Impreza 4×4. Beide begeistern mit ihrer Serienausstattung inklusive der neusten Version des Fahrerassistenzsystems EyeSight.

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subaru.ch

Abgebildete Modelle: Crosstrek 2.0i e-BOXER AWD Advantage, 136/16,7 PS, Energieeffzienz-Kategorie E, CO2-Emissionen kombiniert: 174 g/km, Treibstoffverbrauch kombiniert: 7,7 l/100 km. Impreza 2.0i e-BOXER AWD Advantage, 136/16,7 PS, EnergieeffzienzKategorie E, CO2-Emissionen kombiniert: 166 g/km, Treibstoffverbrauch kombiniert: 7,3 l/100 km.

DER

Sehr ernst. Sehr lustig.

Er begeistert mit eigenen Fussballsongs, übt Turmspringen oder geht

100 000 Schritte am Stück: Mittlerweile

folgen Creator Aditotoro

Millionen

Menschen auf TikTok, Instagram und YouTube. Wie kriegt der Mann das nur so unaufgeregt hin?

Text Christof Gertsch
Fotos Dan Cermak
Styling Monika Stutz

Unsicher? Sicher nicht. Beim Fotoshoot für The Red Bulletin ruht sich Aditotoro unter einem Teppich aus.

Der Nummer-1-Traumberuf der Generation Z, das zeigen Umfragen, ist nicht Ärztin, Feuerwehrmann oder HollywoodSchauspielerin. Der Nummer-1-Traumberuf der unter 20-Jährigen ist Content Creator. Aber wie wird man das? Hier die Geschichte von einem, der es geschaft hat. Obwohl Content Creator gar nie sein Traumberuf war.

Er heisst Adrian Vogt, stammt aus dem Baselbiet und ist 25 Jahre alt, aber alle kennen ihn unter seinem Künstlernamen: Aditotoro. Und für sein Künstleraussehen: Pilzfrisur, Schnauz, ernstes Gesicht. Aditotoro erreicht ein Riesenpublikum, hat auf Twitch über 100 000, auf Instagram über 437 000 und auf YouTube insgesamt – er betreibt dort mehrere Kanäle – über 1,5 Millionen Follower, und dazu kommt noch die Reichweite auf TikTok. Dort folgen ihm fast zweieinhalb Millionen Menschen, seine Beiträge haben über

Topffrisur, Schnauz und ernstes Gesicht: So kennt man Content Creator Aditotoro.

100 Millionen Likes. Die YouTube-Kanäle aufzuschlüsseln, würde jetzt zu weit führen, aber einen muss man erwähnen: «Aditotoro Shorts». Hier veröfentlicht er halbautomatisiert eine Art Best-of seiner Inhalte in Kurzform. Das hat ihm schon über 800 Millionen Views gebracht.

Wer ob all der Zahlen den Faden verloren hat: Aditotoro erreicht für einen Content Creator aus der Schweiz schwindelerregend viele Menschen. Dabei ist es gar nicht so leicht in Worte zu fassen, was er eigentlich macht. Was vielleicht daran liegt, dass er alles macht. Aditotoro interpretiert den Begrif des Content Creators so weit, wie es nur geht: Er kreiert Content. Er spielt Tischtennis. Übt Trampolin. Springt von Sprungtürmen. Er fährt mit dem E-Scooter von Mailand nach München. Geht 100 000 Schritte am Stück. Lebt sieben Tage lang nur von Wasser (unter Aufsicht eines Ernährungsberaters). Er singt. Reisst Witze. Hält Vorträge. Manchmal alleine. Manchmal zusammen mit Content-Creator-Kollegen. Aber immer flmt er sich dabei. Im Schnitt veröfentlicht er jeden Tag ein Video. Zu seinen grössten Erfolgen auf YouTube zählen der Fussballsong «Füllkrug», den er mit seinem Creator-Kollegen und Freund Paulomuc aufgenommen hat, ein vierstündiges Video, in dem er die Namen aller deutschen Dörfer laut aufsagt, sein Coronavirus-Song in Anlehnung an Mani Matters «Zündhölzli». Und ein Video von 2023, in dem er und die österreichische Branchenkollegin Hannah Tulnik während sechs Minuten gut gelaunt das Ende ihrer Beziehung verkünden (ohne die Beziehung zuvor je ofziell gemacht zu haben).

So richtig Pause geht sich selten aus. Geschlafen wird beim Trampolinspringen.

Was zieht immer? «Witze über den Kantönligeist», sagt Aditotoro. «Oder, länderübergreifend: Witze über die Unterschiede zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz.» Humor von früher, also von Älteren, sei aufwendig, durchdacht, nie spontan. Online-Humor dagegen sei null aufwendig, «oft reicht ein Bild mit einem einfachen Spruch». Seine Grosseltern mögen seine Lieder. Die Witze, sagt er, checken sie meistens nicht.

Aditotoros Inhalte haben keine Botschaft, keinen tieferen Sinn. Sie sollen nur unterhalten. «Wer meine Kanäle kennt, kann sich in etwa denken, wo ich politisch stehe, aber ich mache daraus kein Thema.» Er ist ein Social-Media-Unterhalter, wie Stefan Raab ein Fernsehunterhalter ist. Einfach in kleinerem Rahmen. Und mit einem grossen Unterschied.

Beim Humor gilt ganz grundlegend: Wie und von wem etwas gesagt wird, entscheidet darüber, wie es verstanden wird. Das ist der sogenannte Erzählrahmen. Wenn Stefan Raab auf dem Bildschirm erscheint, erwarten seine Fans, dass es lustig wird. Er ist vielleicht auch lustig (oder nicht, je nach Betrachtungsweise), aber weil die Fans das schon erwarten, lachen sie schneller. Wenn wir ein Bild in einem Museum betrachten, wissen wir, dass das Kunst ist, auch wenn es bloss wie ein kindliches Strichmännchen aussieht.

Diese Beobachtung stammt von Erving Gofman, der diesen Interpretationsrahmen als «Frame» beschrieb. Das Problem dieses sogenannten Rahmenefekts oder «Framing Efects»: Ohne Rahmen ist das Kunstwerk nichts. Ohne Fernsehen ist Raab nicht lustig.

«Was immer zieht? Witze über den Kantönligeist. Oder, länderübergreifend: die Unterschiede zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz.»

Es gibt wenige Sportarten, an die sich Aditotoro nicht wagt — egal ob mit Padel- oder Kindertennisschläger.

Adiletten oder Birkenstock?

Geht beides, findet Aditotoro (siehe Seite 46).

Aditotoro ist nur an einem Massstab orientiert: dem eigenen. Er macht, was er selbst lustig findet –in der Annahme, dass es dann ein paar andere gut finden. Im Fernsehen ginge das nicht. Doch auf Social Media ist man selbst der Markt.

Ein bisschen anders verhält es sich bei einem Content Creator im Internet. Er kann sich – zumindest ein Stück weit – frei von einem Rahmen bewegen. Er macht etwas – Bier trinken, Sprüche klopfen, lustige Schweizerdeutschbegrife rezitieren –, was er vielleicht auch im echten Leben machen würde. Weil der Rahmen fehlt oder zumindest viel weniger eng gesteckt ist als im linearen Fernsehen, ist es vielleicht nicht ganz so lustig wie eine durchgetaktete HazelBrugger­Show, dafür ist es echt.

Nicht falsch verstehen: Aditotoro ist ein Prof. Er ist quasi nonstop im Kreativmodus, virtuelles und echtes Leben verschwimmen, er denkt ständig schon an den nächsten Inhalt. Er hat inzwischen zwar ein Management, seine Inhalte stellt er aber alle selbst her: Er hält mit sich selbst Redaktionssitzungen ab, er flmt sich selbst, er schneidet die Videos selbst. Aber er tut all das eben auf die leichtestmögliche Art. Wenn man ein bisschen durch seine Videos scrollt, merkt man schnell, dass er sich eigentlich nur an einem Massstab orientiert: dem eigenen. Er macht, was er selbst lustig fndet – in der Annahme, dass es dann noch ein paar andere gut fnden. Im Fernsehen ginge das nicht. Da stecken hinter jedem Unterhalter ein Team, eine Programmchefn, ein Konzept. Im Fernsehen hat man eine sehr genaue Vorstellung davon, wie Fernsehen zu klingen und auszusehen hat. Auf Social Media ist das anders.

Dort ist man selbst der Markt. Wohl deshalb sind sich Aditotoro und sein Publikum so ähnlich. Zwei Drittel seiner Follower sind männlich, 16­ bis 24­Jährige bilden die grösste Gruppe. Der Erfolg ist Aditotoro dennoch nicht in den Schoss gefallen, im Gegenteil, er liess sogar ziemlich lange auf sich warten, wie er an einem Abend im August bei einem Spaziergang durch Basel erzählt. Aditotoro war dreizehn, als er bei YouTube seine ersten Videos hochlud, er verdiente damit jahrelang keinen Rappen, und in den Anfängen kamen die meisten Klicks von seiner Mutter (die sich übrigens bis heute für seine Inhalte interessiert). Aditotoro machte all das nicht, weil er berühmt werden wollte. Wenn jemand aus der Generation Z ihn heute fragt, was man tun muss, um Content Creator zu werden, sagt er: «Fürs Leben gern Videos drehen.»

Während des Spaziergangs ist er sehr höflich, überlegt sich weit im Voraus, wo man sich hinsetzen könnte, um etwas zu trinken. Er spricht nicht zu viel, aber er beantwortet jede Frage ganz genau. Er drängt sich nicht auf und macht sich nicht wichtig, aber er macht bei all dem auch nicht den Eindruck, dass es ihn irgendeine Anstrengung kosten würde. Er ist, wie er ist – im wahren Leben gar nicht so anders als in den sozialen Medien. Aditotoros Durchbruch kam nicht von heute auf morgen, bei ihm gibt es nicht dieses eine Video, das viral ging und alles veränderte. Seine Fortschritte waren klein, aber kontinuierlich, man kann sagen, das ist das Schweizerischste an ihm: dass er etwas Beständiges und Verlässliches ausstrahlt. Man weiss vielleicht nicht, was einen am nächsten Tag auf seinen Kanälen erwartet, aber man weiss, dass einen etwas erwartet. Den grössten Sprung machte er, als er in seinen Videos von Schweizerdeutsch auf Hochdeutsch wechselte. Das war im Jahr 2020. Er hatte lange überlegt, ob das klug sei. Am Ende tat er es dann einfach, ohne grossen Plan. Aditotoro wuchs auf einem umgebauten Bauernhof auf dem Land auf, mit Eltern, die viel zu Hause waren: Seine Mutter führt einen Blumenladen, sein Vater ein Ingenieurstudio. Sein Traumberuf als Kind war Radiomoderator. Oder SRF­Sportkommentator.

Der Erfolg ist Aditotoro nicht in den Schoss gefallen, er liess länger auf sich warten: Er war dreizehn, als er seine ersten Videos hochlud. Die meisten Klicks kamen in dieser Zeit von seiner Mutter – sie mag seine Inhalte auch heute noch.

Inscope21

«Er ist einer jener Creators, die am längsten dabei sind, er hat die deutschsprachige YouTube-Szene geprägt. Er macht vor allem Unterhaltung, ab und zu auch Ernsthaftes. Mit ihm bin ich aufgewachsen, ich mag seinen Humor und die Art, wie er Videos schneidet. Zu ihm habe ich aufgeschaut, er ist bis heute ein Vorbild.»

Instagram: @inscopenico

YouTube: @inscope21

Die Palette reicht vom klassischen Sportkommentator bis hin zu Creators mit sozialer Ader. Aditotoros lustige Welt

Welche Entertainer machen Aditotoro eigentlich Freude?

DAVE

«Es gibt im Grunde zwei Möglichkeiten, Creator zu sein. Entweder man ist bei vielen Events dabei und hängt oft mit Leuten rum. Oder man macht es wie DAVE und erzählt seine eigene Geschichte. DAVE ist eine grosse Inspiration für mich, weil er sein Ding durchzieht. Und weil man merkt, dass er für seine Inhalte hart arbeitet. Er ist ein Perfektionist im besten Sinne.»

YouTube: @dave_

Malte Zierden

«Er ist einer der sympathischsten TikToker, die ich kenne. Und er macht richtig gute Aktionen. Er hat ein Tierheim in der Ukraine aufgebaut und ist schon mehrmals ins Kriegsgebiet gefahren, um zurückgelassene und versehrte Hunde zu retten. Malte muss man einfach mögen, er ist einer der Guten.»

Instagram/TikTok: @malte.zierden

Rainer Maria Salzgeber

«Das mag überraschen, aber ich bewundere SRFMann Rainer Maria Salzgeber total. Er ist so locker, spontan und souverän, bei ihm wirkt einfach alles leicht. Selbst wenn mal was Dummes passiert, macht er noch eine tolle Moderation draus, keine Panne bringt ihn aus der Ruhe. Ihm gelingt etwas ganz Besonderes: immer authentisch sein.»

Instagram: @rainer.maria.salzgeber

Yung Hurn

«Viele kennen Yung Hurn als Musiker, er ist einer der bekanntesten Rapper Österreichs. Aber er ist eben auch ein Publikumsliebling in den sozialen Medien. Er macht tolle Videos, führt lustige Blogs, hat einen coolen Vibe. Ich mag vor allem seine Ästhetik. Mein Lieblingslied von ihm ist ‹Alleine›.»

Instagram: @y.hurn

YouTube: @yunghurnofficial4894

Heute sagt er: «Mit einem alten Kassettenrekorder habe ich Songs aufgenommen, die im Radio liefen, und zwischen den Titeln dann selbst eine Moderation eingesprochen. Im Fernsehen habe ich stundenlang Tennis­, Ski­ und Fussballübertragungen geschaut, war ein Fan von Rainer Maria Salzgeber und Sascha Ruefer.» Er bewunderte, wie frei sie reden konnten. Und durften!

Das wollte er auch. Er machte die Sek, besuchte die Wirtschaftsmittelschule, schloss sie mit der Berufsmatura ab. Nach einem Jahr auf einer Bank bekam er eine Praktikumsstelle beim Basler Lokalradio Basilisk und dachte, dass sein Traum nun in Erfüllung gehe. Er berichtete von Medienkonferenzen, aber nicht so, wie er es gern gewollt hätte. Er durfte die Morgenshow mitproduzieren, aber ans Mikrofon liess man ihn nicht.

Er fand Radio gut, aber auch langweilig. Zu viele Regeln, zu wenig Freiraum. Vielleicht wuchs da langsam die Idee heran, die alles änderte: dass er das, was er wollte, ja einfach selbst machen konnte. Zu seinen Vorbildern damals zählten Hazel Brugger und Joko & Klaas. Die waren da natürlich längst auch in den sozialen Medien präsent, ihre Karrieren aber hatten auf Poetry­Slambeziehungsweise TV­Bühnen begonnen. Aditotoro ging den umgekehrten Weg. Weil er spürte, dass man im Internet nicht perfekt sein muss. Interessanterweise wurde das Fernsehen dann aber genau deswegen auf ihn aufmerksam: Schon 2021 interviewte er für ein satirisches

Traumberuf als Kind?

Radiomoderator!

Das Schweizerischste an Aditotoro? Dass er Verlässlichkeit ausstrahlt.

«Mit einem alten Kassettenrekorder habe ich Songs aufgenommen, die im Radio liefen, und zwischen den Titeln dann selbst eine Moderation eingesprochen.»

Newsformat von SRF den damaligen Bundesrat Alain Berset. Diesen Herbst war er einer von 22 Prominenten im «TV Total Turmspringen» auf ProSieben. Wahrscheinlich hat man auch dort gemerkt, dass Authentizität manchmal wertvoller ist als Perfektion.

Fürs Schweizer Fernsehen arbeiten würde er heute eher nicht mehr. Einen Traum aber hätte er schon noch: beim «Donnschtig­Jass» mitmachen. Es ist die Sendung seiner Kindheit. Instagram: @aditotoro

Aditotoro tritt am 8. Dezember gemeinsam mit Maleo gegen andere Creators bei Red Bull Gamerations an. Welche Generation bewährt sich im Battle der VideospielKlassiker? Sei live dabei in der Red Bull Gaming World in Luzern – oder via Twitch. Alle Infos hier:

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Die BergKönigin

2020 fährt Jana Kesenheimer ihr erstes Ultra-Radrennen. Nur vier Jahre später gewinnt sie einen der brutalsten Contests der Welt. Von einer, die sich am liebsten selbst überholt.

Text/Interview Sabrina Luttenberger
Fotos Nils Laengner

In den Radrennen, die Jana Kesenheimer fährt, ist sie ganz auf sich allein gestellt. Selbst die Route muss sie bis auf wenige Details selbst planen.

Hohe Bergstrassen sind genau

Janas Terrain. Durchschnaufen gibt es hier nicht.

Als Jana Kesenheimer nach 7 Tagen, 21 Stunden und 37 Minuten in Barcelona ankommt, ist sie gerädert, aber glücklich.

Sie hat gerade das Three Peaks Bike Race 2021 überstanden. Eine Tortur. 2670 Kilometer und 31 810 Höhenmeter ist sie von Wien in die Hauptstadt Kataloniens mit dem Velo gefahren ...

Sie ist beim Three Peaks Bike Race 2021 mit deutlichem Abstand schnellste Frau, und nur vier Männer kommen vor ihr ins Ziel. Dabei fährt Kesenheimer zu diesem Zeitpunkt erst seit einem Jahr Ultraradrennen. Dass sie so schnell so gut ist, ist ganz schön abgefahren – Zufall ist es aber keiner. Kesenheimer, die eigentlich aus dem deutschen Baden-Württemberg kommt und seit sieben Jahren in Innsbruck lebt, wächst in einer sportlichen Familie auf. Mit achtzehn läuft sie die ersten Marathons, später macht sie Triathlons. Auf dem Rad sitzt sie, seit sie denken kann. Doch erst in den österreichischen Alpen kommt sie so richtig in Fahrt. «Hier hab ich gemerkt, dass ich ganz gut im Radfahren bin, vor allem wenn es hoch raufgeht.» Und weil sie schon immer kompetitiv war, will sie ihr Können bei Radrennen beweisen. Kesenheimer macht beim Mondsee 5 Seen Radmarathon, dem Alpengiro, der Dolomitenradrundfahrt mit. Ihr grosses Ziel ist aber der Ötztaler Radmarathon, ein Klassiker über 227 Kilometer und über vier Alpenpässe. «Ich wollte als jüngste Fahrerin unter die Top Ten kommen», sagt die heute Dreissigjährige. Sie bereitet sich akribisch vor, trainiert hart. Und stürzt dann zwei Wochen vor dem Start schwer.

Kesenheimer rollt eine Abfahrt hinunter, die Autokolonne vor ihr löst sich nur langsam auf, sie ist 50 Stundenkilometer schnell, sonst hätte sie an dieser Stelle fast doppelt so viel Geschwindigkeit drauf. Plötzlich verkantet sich ihr Vorderrad im rissigen Asphalt. Kesenheimer wird über den Lenker katapultiert. Mit dem Kinn voran landet sie auf dem Boden. Ihr Kiefer: dreimal gebrochen. Ihr Fahrrad: Schrott. «Die Zeit danach war hart», sagt Kesenheimer. «Es hat gedauert, bis ich wieder ohne Panik bergab fahren konnte.» Gleichzeitig habe sie eine grosse Erleichterung verspürt. Ihr sei bis dahin gar nicht bewusst gewesen, wie viel Druck sie sich selbst gemacht hatte. «Ich bin erschrocken, dass dieser Freizeitsport so einen enormen Stellenwert für mich hat.» Sie beschliesst, den «Ötzi» erst einmal sein zu lassen. Sie verwirft ihre Trainingspläne und macht nur mehr das, worauf sie gerade Lust hat: Radfahren. Aber anders. Kesenheimer erinnert sich daran, wie sie nach ihrem Bachelor gemeinsam mit einer Freundin 2500 Kilometer nach Lissabon geradelt ist. Drei Wochen hatten die beiden fürs Bikepacking eingeplant, nach zwölf Tagen sind sie angekommen. Das will sie machen! Doch lange hält sie nicht durch, bis auch

2020 steht Jana zum ersten Mal beim Three Peaks Bike Race am Start: in Schönbrunn. Von Wien ging es dann nach Nizza. Gepackt hat sie dafür nur das Nötigste. Luxus-Items? Sucht man vergeblich.

Nie radlos: Schon als Kind macht Kesenheimer mit ihrer Familie lange Radtouren. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Auch wenn sie nun als Erwachsene bei den Contests allein unterwegs ist.

Nur selten gönnt sich Jana während eines Rennens ein Hotel. Meist biwakiert sie einfach an Plätzen, die ihr gefallen. Oder eben dort, wo ihr nach einem 20-Stunden-Tag auf dem Velo die Augen zufallen.

Jana empfiehlt nicht nur Podcasts, um das Ultracycling erträglicher zu machen, sondern vor allem, in jeder Situation Snacks griffbereit zu haben.

JANAS TOP-FÜNF-PODCASTS

Servus Grüezi Hallo

«Den dreien hör ich gerne zu –vor allem als Deutsche, die in Österreich lebt. Ich mag, dass es politisch ist, aber auch die Themen aus dem Alltag. Vor kurzem ging es zum Beispiel um die Wegenutzung im Wald, was für mich interessant ist, weil ich auch auf dem Mountainbike unterwegs bin.»

Hazel Thomas Hörerlebnis

«Der Podcast ist etwas leichter als ‹Servus Grüezi Hallo›. Hazel Brugger und ihr Mann Thomas Spitzer reden über eigentlich belanglose Sachen aus dem Alltag. Aber das hilft mir ganz gut dabei, mich abzulenken. Hazel finde ich ausserdem wirklich lustig.»

ZEIT Verbrechen

«Wenn ich gar keine Lust mehr auf Radfahren hab, helfen Podcasts, die mich emotional packen. ‹ZEIT Verbrechen› ist so einer. Da bin ich bei jeder Folge gleich voll involviert. Da geht Radfahren dann nebenbei.»

Lost Dot Podcast

«Lost Dot sind die Veranstalter von Ultracycling, und sie machen zu jedem Event einen Podcast mit Stimmen von den Teilnehmern. Ich höre mir den auch gerne an, wenn ich selber fahre. Dann hebe ich ihn mir für den Nachmittag auf, wenn ich müde werde. Manchmal rede ich darin auch selbst, das ist ganz witzig. Die O ­Töne fängt übrigens ein Reporter ein, der als Trailrunner mitläuft, wenn es hochgeht.»

Junkmiles

«Ich höre natürlich viele RadPodcasts, zum Beispiel ‹Sitzfleisch› und ‹Besenwagen›. ‹Junkmiles› mag ich sehr gerne, weil da zwei deutsche Sportwissenschaftler mit Trainingsmythen aufräumen und Themen auf wissenschaftlicher Ebene beleuchten.»

Eine Zahnbürste gehört zu den paar Dingen, die Jana auf ihren Touren immer dabeihat. Ansonsten gilt es, beim Ultracycling mit wenig auszukommen: wenig Gepäck, wenig Erholung, wenig Schlaf.

Manchmal hilft nur das schnelle Bad in einem Brunnen, um einen kühlen Kopf zu bewahren.

Ist ja sonnenklar: vor allem wenn man 300 Kilometer und zig Höhenmeter bei Temperaturen über 30 Grad radelt.

Beim Transcontinental Race 2024 fährt Jana in nur elf Tagen einmal quer durch Europa. Sie ist die schnellste Frau und belegt den 13. Gesamtplatz.

daraus ein Wettrennen wird. «Ich habe in allem, was ich mache, den Anreiz, es auf die Spitze zu treiben», gesteht Kesenheimer. In dem Fall sogar wortwörtlich: Sie meldet sich zu ihrem ersten Ultracycling an, bei dem es drei Gipfel zu überwinden gibt, besagtem Three Peaks Bike Race. Ultracycling ist eine brutale Disziplin. Wer schon einmal vom Race Across America gehört hat, weiss, warum. Die Athleten fahren bei den Wettbewerben tausende Kilometer am Stück und müssen oft zigtausende Höhenmeter überwinden. Pausen? Beschränken sich auf wenige Minuten. Mehr als drei, vier Stunden Schlaf pro Nacht sind auch nicht drin (laut Jana ist der Schlafentzug «der ekligste Teil»). Dieser Sport ist nicht nur körperlich, sondern auch mental extrem fordernd. Die Rennen, in denen Jana startet, sind ausserdem self-supported. Heisst: Sie ist dabei völlig auf sich allein gestellt. Hilfe ist keine erlaubt, nicht einmal, wenn was kaputtgeht. Sogar die Route muss sie sich zu grossen Teilen selbst zusammenstellen, nur einige Checkpoints sind von den Veranstaltern vorgegeben. Obwohl die Events erbarmungslos sind, ist ein Hype um sie entstanden. Immer mehr Menschen stehen am Start. Und Kesenheimer? Sie wird in kürzester Zeit zu einem Star der Szene.

jana kesenheimer: Das Besondere ist, dass es keine extrinsische Motivation gibt. Es geht nicht darum, am Siegerpodest zu stehen, denn es gibt keins. Es geht nicht darum, ein Preisgeld zu gewinnen, denn es gibt keins. Es ist auch destruktiv, sich mit anderen zu vergleichen. Man muss versuchen, bei sich zu bleiben. Das alles hat zur Folge, dass man Ultrarennen wirklich von sich aus machen wollen muss –und es auch mögen muss, ein bisschen zu leiden.

the red bulletin: Man muss also masochistisch sein.

Das spielt auf jeden Fall eine Rolle. Ich glaube, das kennen viele: wie zufrieden man sich fühlt, wenn man körperlich an die Grenzen geht, um ein Ziel zu erreichen, ohne dass es gefährlich wird. Das ist, was man psychologisch als Masochismus bezeichnen würde.

Mit den mentalen Aspekten des Radfahrens kennt sich die Dreissigjährige gut aus. Als Psychologin an der Uni Innsbruck hat sie unter anderem dazu geforscht, obwohl ihr eigentliches Kernthema die Umweltpsychologie ist. Doch ihr Hobby lässt sie auch im Job nicht los. Jana hat zum Beispiel herausgefunden, dass Radfahren einen selbsttherapeutischen Effekt haben kann. Das weiss sie selbst am besten. Als Kesenheimer fünfzehn ist, entwickelt sie eine Essstörung. Es fängt harmlos an, zur Fastenzeit verzichtet sie auf Süssigkeiten. Irgendwann isst sie gar nichts mehr. Ihr Dickkopf, der bei den Langstreckenrennen Janas grosse Stärke ist, wird ihr in diesem Fall zum Verhängnis. «Ich hatte mir das in den Kopf gesetzt, ich mochte diese Macht über meinen Körper», sagt sie. Zwei Jahre lang leidet sie als Teenager unter einer Anorexie. Sie schafft es allein raus, auch weil sie erkennt, dass dieses zwanghafte Verhalten sie nicht weiterbringt – vor allem nicht im Sport.

Manchmal sei es schwierig, sich bei Laune zu halten, sagt Jana. Wie sie sich trotzdem motiviert weiterzufahren? Sie denkt ans nächste Croissant.

jana kesenheimer: Ich hab es geschafft, die destruktive Energie in etwas Positives umzuwandeln. Beim Ultraradsport kann ich diese Persönlichkeitsfacette ausleben, sodass es ein Stück weit gesund ist, sozial verträglich und mir was bringt. Ich sehe sie jetzt als etwas Gutes. Nicht als etwas Krankhaftes.

Wie geht es dir heute mit dem Thema Essen? Ich habe durch die Ultras gelernt, dass ich gut zu meinem Körper sein und mit meinen Kräften haushalten muss. Deswegen würde ich mir heute nie mehr etwas verbieten. Bei den Rennen geht es ja auch darum, möglichst viel zu essen.

Die besten Snacks to go?

M & M’s. Die gehen immer. Am besten in der 400-Gramm-Packung.

Der Moment, wenn du beim Three Peaks Bike Race zum ersten Mal im Ziel ankommst: 2020 braucht Jana eine Woche von Wien nach Nizza.

Doch der Extremsport hinterlässt andere Spuren. Seit einem Wettbewerb im Frühjahr sind zwei ihrer Finger taub. Dass man Ultrarennen nur im Kopf gewinnt – für Jana eine schwierige Aussage. Es sei trotz allem «eine krasse Belastung für den Körper».

Bei dem einzigen Rennen, das sie bisher abbrechen musste, geht gleich am ersten Tag ihr Umwerfer kaputt. Kesenheimer ist, wieder einmal, stur und denkt sich, dass sie einfach dagegentritt, wenn sie in einen neuen Gang wechseln will. Optimal ist das nicht. Am zweiten Tag bekommt sie eine schlimme Knieentzündung, weil sie nicht richtig schalten konnte. Nur ungern hört sie auf. Danach liegt sie fach. Zumindest weiss sie seither: Aufhören ist eine Option.

Wie oft denkst du dir in einem normalen Rennen, jetzt reicht es?

Es gibt mehrere Phasen, in denen ich infrage stelle, warum ich das mache. Es fühlt sich manchmal super grotesk an, weil man selbst ans Limit geht und nicht schläft, aber das normale Leben für andere ja trotzdem stattfndet. Das Rennen fndet nur in meinem Kopf statt, und da ist es manchmal total schwierig, sich bei Laune zu halten. Irgendwann kommt einem alles sinnlos vor.

Und dann?

Ich hab die Erfahrung gemacht – und das kennt sicher auch jeder, der schon einmal eine 100-Kilometer-Tour gefahren ist –, dass es wieder besser wird. Zum Durchhalten braucht man Tricks.

Wie trickst du dich aus?

Ich hör gerne Podcasts, die mich ablenken. Mit True Crime klappt das ganz gut. Ich hab auch gelernt, dass man sich bei einem Ultra von Tag zu Tag hangeln muss. Mir hilft es, ein Ziel zu visualisieren und mir vorzustellen, wie das dann wohl ist, zum Beispiel das erste Croissant in Frankreich zu essen. Also das sind immer emotionale Ziele.

Diese Taktik hat sie weit gebracht. 2022 gewinnt sie mit einem Tag Vorsprung auf die zweitschnellste Frau das Trans Pyrenees, 35 000 Höhenmeter vom Atlantik ans Mittelmeer und zurück. Im selben Jahr hat sie mit 28 Stunden und 42 Minuten auf circa 450 Kilometern und 10 000 Höhenmetern auch die beste Zeit beim Dead Ends & Cake in der Schweiz. Sie wird Gesamtfünfte. Am Talent und an ihrem Dickschädel allein liegt das natürlich nicht. Als Training sitzt Jana so gut wie jeden Tag am Rad. So kommt sie auf mindestens 300 000 Höhenmeter im Jahr. Ein- oder zweimal pro Woche macht sie Krafttraining. Auch zur Physiotherapie geht sie, um sich vorzubereiten. Übers Jahr verteilt, nimmt sie

Im Ziel ist Jana dann happy, wenn sie ihr Bestes geben konnte. Oder anders gesagt: Dann ist die Sache für sie gegessen.

an drei, vier Ultrarennen teil. Mehr wäre zu viel, dann könne sie nicht mehr 100 Prozent geben. Ausserdem gehen ja so schon ihr gesamter Urlaub und der Grossteil ihrer Freizeit fürs Radfahren drauf. Einfach mal nichts tun und drei Tage am Meer liegen –das hat Jana schon lange nicht mehr gemacht. Velo-

marathons übrigens auch nicht. Nur den Ötzi hat sie 2021 nachgeholt. Sie kommt unter die Top Ten. «Jetzt muss ich ihn zum Glück nie wieder fahren», sagt Jana. Sie kann sich ganz aufs Ultracycling konzentrieren. Da wartet eine ganz besondere Herausforderung: The Transcontinental Race (TCR).

Es ist das Self-supported-Ultrarennen schlechthin. Einmal quer durch Europa. Die Strecke führt dieses Jahr von Roubaix in Frankreich nach Istanbul. Geschätzte 4000 Kilometer, 45 000 Höhenmeter. Dieses Rennen hat Jana einst motiviert, nach Lissabon zu radeln. Dass sie nun selbst am Start steht, kann sie fast nicht glauben. «Ich hab echt volle Ehrfurcht vor diesem Rennen», sagt sie. Aber: Sie ist zuversichtlich. Ihre bisherigen Erfolge haben sie selbstbewusst gemacht. Das TCR geht sie an wie jedes andere Rennen auch. «Wenn ich im Ziel bin und ich hab so viel gegeben, wie ich überhaupt nur kann, dann bin ich total fein mit mir.» Läuft alles nach Plan, rechnet Kesenheimer im Vorfeld, würde sie elf Tage unterwegs sein. Dann müsse es aber schon wirklich glattlaufen.

Am Ende braucht sie elf Tage, drei Stunden und 57 Minuten. Jana ist die schnellste Frau. Wieder mal.

Insta: @jananas.banjana

MORGENSPORT

Roboter, die aufschlagen wie Novak Djokovic, Football-Fans, die über die Taktik abstimmen, und Nanobots, die Muskeln anregen: Sascha L. Schmidt forscht zur Zukunft des Sports – hier erklärt er, welche Upgrades auf Aktive und Zuschauer warten.

Vorteil Technik: Diese Story bebilderte Fotograf Norman

mit Hilfe von KI. Hier: ein Roboter, der im Training die nächste Gegnerin imitieren kann.

Konrad
Interview Marc Baumann Artwork Norman Konrad

The red bulletin: Herr Schmidt, wenn wir beide mit einer Zeitmaschine zur Europameisterschaft des Jahres 2044 reisen würden, würde der Fussball komplett anders aussehen als 2024? sascha l. schmidt: Wir neigen dazu, die technologischen Veränderungen innerhalb eines Jahres zu überschätzen und die Veränderung in zehn Jahren zu unterschätzen. Vor zwanzig Jahren hätte sich keiner vorstellen können, dass mit Künstlicher Intelligenz betriebene Kameras über Abseits entscheiden oder Sensoren im Ball ein Handspiel anzeigen. Warum sollen wir in zwanzig Jahren nicht im virtuellen Raum ein EM-Finale verfolgen? Oder Roboter-Schiedsrichter normal fnden?

Sie glauben, Fans werden 2044 gar nicht mehr verzweifelt versuchen, an Eintrittskarten fürs Endspiel ranzukommen?

Das Stadion von Manchester City ist ja bereits heute komplett im Metaverse zu sehen. Da kann ich dann von der Wohnzimmercouch aus mit einer VR-Brille als Avatar mit meinen Freunden in der ersten Reihe sitzen und mir das Spiel anschauen. Auf die Art können auch eine Milliarde Menschen das Finale im virtuellen Stadion sitzend verfolgen.

Wie könnte sich die Art der TV‑Über tragung ändern?

Etwa durch personalisierte Fan-Erlebnisse: Wir schauen beide dasselbe Spiel, und doch haben Sie eine ganz andere Experience als ich. Weil der Algorithmus weiss, dass Sie gerne häufger den Trainer sehen oder etwa die Sicht des Torhüters, wenn der Stürmer auf ihn zurennt. Irgendwann würde kein Zuschauer mehr dasselbe Erlebnis haben wie der andere.

Aber fehlt da nicht die Stimmung, die etwa 20 000 echte singende schotti sche Fans in einer Fankurve erzeugen, das gemeinsame Jubeln beim Tor, die gemeinsame Empörung bei Fouls?

Hier könnte ein Hologramm die Lösung sein. Dabei sitzen Sie in Düsseldorf mit 54 000 feiernden Fans im Stadion, ich in München mit 75 000 oder in Paris oder in Tokio. Das Endspiel würde dann einfach in jedes Stadion projiziert werden und die Spieler als Hologramme dort über den Rasen laufen – angefeuert von echten Fankurven.

Wäre es mithilfe von Technologie auch möglich, dass Fans mehr Einfuss auf das Spielgeschehen nehmen? Klar, in der Formel E gab es ja bereits einen Fan-Boost, Zuschauer konnten für Extra-Beschleunigung bei einzelnen Fahrern sorgen. Theoretisch wäre so etwas in Zukunft auch mithilfe von Nanobots denkbar. In den USA wiederum gibt es schon eine Football-Liga, wo sich Fans über NFTs einloggen können und dann tatsächlich ins Spielgeschehen eingreifen. Etwa, indem sie über die Spielstrategie abstimmen oder über Neuzugänge. Sie werden bald auch an Erlösen beteiligt sein – im Grunde genau wie eine Aktionärsgruppe.

Ich trainiere Dreizehn und Vierzehn jährige in meinem örtlichen Fussball verein. Wie könnte mir Technologie dabei helfen, den Jungs in bestimmten Spielsituationen klarzumachen, wann abzuspielen sinnvoller ist, als zu drib beln, was sie alle lieben? Was Sie ansprechen, nennen wir eine Exekutivfunktion bei einem Spieler – in einem Moment die richtige Entscheidung zu trefen. Vereine wie Bayern München oder RB Leipzig haben bereits Trainingshallen mit interaktiven 360-Grad-Leinwänden gebaut, die Spielszenen simulie-

Prof. Dr. Sascha L. Schmidt

Geboren 1971 in Hagen in Deutschland, gründete das Center für Sport und Management an der WHU – Otto Beisheim School of Management in Düsseldorf. Zu seinem Schwerpunkt «Zukunft des Sports» forscht der Ökonom mit Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen. Zuletzt erschien sein Buch: «21st Century Sports: How Technologies Will Change Sports in the Digital Age».

ren und die Reaktionszeit verbessern können. Die Firma Beyond Sports stellt Klubs wie Ajax Amsterdam VR-Brillen zur Verfügung, mit denen Szenen eines Spiels nachempfunden werden können.

Wird es bald möglich sein, reale Gegen spieler oder Kontrahenten künstlich zu erzeugen und einen Wettkampf gegen diese zu simulieren?

Es wird zwei Entwicklungen geben: Das eine sind digitale Zwillinge, wo man eine Kopie eines bestimmten Sportlers oder einer Sportlerin anhand von Videoaufnahmen oder Leistungsdaten erstellt. Dann können Sie einen Zweikampf gegen diese Person simulieren oder sich an deren Fitness messen, etwa bei einem virtuellen Radrennen. Das geht teilweise schon heute. Das zweite Szenario sind KI-gesteuerte humanoide Roboter, die Sie so einstellen könnten, dass sie einen Spielstil genau nachahmen. Wenn Sie beispielsweise einen Tennisroboter haben, könnten Sie einstellen, dass der spielen soll wie Novak Djokovic. Und dann wird der Ball genau so übers Netz kommen, mit der Schlagtechnik, dem Schnitt, der Härte, der Länge einer Vorhand oder eines Aufschlags von Novak Djokovic. Das verbessert Ihren Return. Oder Sie bereiten sich so auf Ihren nächsten Gegner vor, indem der Roboter dessen Spielweise imitiert.

Wenn ich mit einem Roboter zusammen Sport mache und merke, das funktio niert, traue ich mir dann auch eher zu, in meinem Alltagsleben mehr Roboter zuzulassen? Sei es nur ein Saug roboter oder vielleicht sogar ein Roboter, der die Grosseltern pfegt?

Die Wahrheit liegt auf dem Platz: Stadien bleiben Heimat des Sports. Bald könnten dort auch Spiele aus anderen Arenen per Hologramm übertragen werden.

ermöglicht eine immer individuellere Trainingssteuerung. Der nächste Schritt wären humanoide Roboter, die ein Training begleiten und gleichzeitig auswerten.

Nimm das, Bruder! Mittels KI lassen sich digitale Zwillinge erstellen, mit denen Sportler dann per VR‑Brille bestimmte Szenen nachstellen und trainieren können.

Sportlerinnen und E-Sportler fällen bis zu acht Entscheidungen pro Sekunde. Mit Implantaten ist ein Vielfaches denkbar.

Hm, das ist ein sehr interessanter Gedanke. Warum haben Leute Vorbehalte?

Häufg, weil sie zu wenig Ahnung von etwas haben oder auch noch keine Erfahrung damit sammeln konnten. Ich bin überzeugt, der Sport kann dazu beitragen, technologische Barrieren abzubauen, die man hat, auch psychologische Barrieren.

Wer den Pulsmesser beim Joggen akzeptiert, wird eher seinen Schlaf per Smartwatch überwachen lassen. Im Amateursport sind Wearables weit verbreitet. Wenn ich zum Rennradfahren gehe, habe ich einen Brustgurt, der meinen Herzschlag kontrolliert, die Tretkurbel misst die getretene Wattstärke und mein Radcomputer die Höhenmeter. Wird nicht schon alles getrackt?

Absolut nicht. Denken Sie an den ganzen Bereich intelligenter Pillen und Implantate. Beim Marathon bei der WM in Doha 2019 wurden mit Mikrochips ausgestattete Pillen eingesetzt, mit denen die Kerntemperatur der Athleten gemessen wurde, gegen die Gefahr von Überhitzung. Wenn Sie mal ganz weit nach vorne schauen, dann wird es Nanobots geben, also Miniroboter, klein wie ein Sandkorn, die man in der Blutbahn navigieren kann – zur Verletzungsprophylaxe, aber auch zur Stimulation von Muskeln.

Was wird sich künftig bei Sportausrüstung ändern?

In Zukunft werden Sportgeschäfte komplett anders aussehen: Das werden statt reinen Verkaufsläden mit Ware eher Experience Rooms sein, mit einer massiven Ausweitung von Analysetechniken. Dann kaufen Sie nicht mehr einfach das Tennisschlägermodell Roger Federers vom Fliessband, sondern einen Schläger, der zu 100 Prozent auf Ihre Spielweise und Ihren Körperbau zugeschnitten ist. Wo man heute mit einem Schuh zum Test mal ein paar Meter durch den Laden laufen soll, wird man dann einen Langstreckenlauf auswerten, um zum Beispiel zu sehen, was Sie auf den letzten zehn Kilometern brauchen.

Die perfekte Ausrüstung hätte man dann, aber eine falsche Lauf­ oder Schusstechnik kann ich mir trotzdem noch antrainieren …

Dass eine KI per Smartwatch oder AirPods mit einem spricht und einem sagt, was man falsch macht, das ist nicht total futuristisch gedacht. Trainingssteuerung

und Verletzungsprophylaxe könnte man viel individualisierter durch Künstliche Intelligenz machen. Der nächste Schritt wäre, einen humanoiden Roboter zu haben, der ein Training begleitet und zugleich auswertet – das könnte er datenbasiert sogar besser als ein Mensch. Auch der deutsche Fussballtrainer Julian Nagelsmann hat nicht die ganze Verletzungshistorie von jedem Spieler immer parat.

Die Psychologie ist im Sport immens wichtig. Kann eine KI bei einem 0: 2Rückstand in der Kabine die richtigen Worte fnden?

Was Datenauswertung angeht, ja. Aber Psychologie funktioniert nicht nur zahlenbasiert. Wenn Jürgen Klopp in der Kabine genau dasselbe sagt wie ein anderer Trainer, wird er die Spieler dennoch eher erreichen. Auch wenn Robotik und KI sich in diesem Bereich noch verbessern werden, empathischer werden – das motivierende Gespräch oder den Spieler mal in den Arm zu nehmen, das wird man nicht wirklich durch eine Maschine ersetzen können. Aber auch ein Jürgen Klopp könnte von einem Trainingsroboter proftieren, der ihm Hinweise gibt, was er optimieren kann.

Wir haben über die Trainer und über die Ausrüstung gesprochen – wie wird sich der Athletenkörper verändern? Das beste Beispiel ist der paralympische Sport, wo Athleten auf Prothesen angewiesen sind und dank der Weiterentwicklung dieser Hilfsmittel neue Rekorde aufstellen. Oder ältere Menschen, die eine künstliche Hüfte oder ein Knie brauchen. Da ist es vorstellbar, dass Sie dann Menschen vor sich haben, die äusserlich normal aussehen, aber Titan­Teile im Fuss haben, die ihren Schuss doppelt so stark machen. Das Binäre löst sich langsam auf. Ich kann nicht mehr klar trennen: Das ist Mensch, das ist Maschine. Was uns vor neue Fragen stellt: Wer darf überhaupt noch an welchem Wettbewerb teilnehmen? Oder gibt es eine ofene Klasse, in der alle Hilfsmittel erlaubt sind?

Welche Klassen wären denkbar? Es gibt fünf Kategorien. Ich glaube nicht, dass die Puristen ganz verschwinden. Die erste Gruppe wäre somit der normale Athlet ohne technische Assistenz. Die zweite ist der Athlet mit technologischer Unterstützung, das ist etwa der paralympische Athlet, aber das geht auch in Bereiche von Exoskeletten, etwa Lauf hilfen, mit denen man dann unglaubliche Geschwindigkeiten erreichen kann oder

viel stärker wird. Da wäre denkbar, dass man Sportlern so einen Roboteranzug gibt, um Alters­, Gewichts­ und Geschlechtsunterschiede aufzuheben. Damit könnte ein Siebzigjähriger gegen einen Zwanzigjährigen antreten. Das wäre schon spannend!

Wir sind jetzt erst bei Stufe zwei, es kommen noch drei, oder?

Genau, Kategorie drei sind dann Roboterathleten – ob die jetzt im Boxring gegeneinander antreten oder Schach spielen. Da gibt es ja schon einige Beispiele, die Fussball­Weltmeisterschaft der autonomen Roboter oder KI­gesteuerte Rennwagen, die in den USA eine Indie­Serie fahren. Da sitzt kein Mensch mehr im Cockpit, und der Wettbewerb ist eigentlich einer zwischen Softwareingenieuren. Die vierte Gruppe wären mentale Athleten. Die ersten Vorläufer sind etwa ESportlerinnen und E­Sportler, die ja über erstaunliche Fähigkeiten in peripherem Sehen, räumlicher Vorstellungskraft und Reaktionsgeschwindigkeit verfügen. Ein E­Sportler fällt bis zu acht Entscheidungen in einer Sekunde. Mit Implantaten im Gehirn ist ein Vielfaches denkbar.

Und die fünfte Kategorie?

Wären virtuelle Sportler, wo ein Hologramm oder ein Avatar gegen einen anderen kämpft. Da gibt es schon ganz interessante Mischformen: Beim Taekwondo haben zwei Kämpfer, Mann und Frau, mit Sensoren ausgestattet, virtuell gegeneinander gekämpft. Das heisst, es fndet kein physischer Kontakt statt, dann wäre ja der stärkere Mann im Vorteil, sondern die sind verkabelt, und die Bewegungen werden jeweils direkt in Echtzeit übersetzt in kräftemässig ebenbürtige Avatare.

Wenn man Menschen mit Behinderung Technologien gibt, die sie genauso leistungsfähig machen wie Menschen ohne Behinderung – oder sogar stärker –, könnte das nicht unser Bild von «Behinderung» ändern? Auch in dem Bereich könnte der Sport ein Wegbereiter sein, oder?

Da liegt ein riesiges Potenzial für den ganzen paralympischen Sport. Ich nenne es gerne so: «The old odd becomes the new cool.» Der ehemals eingeschränkte Athlet wird dann der mit der cooleren Ausstattung.

Freestyle Nation

Texte Mira Weingart
François Graz Fotos
Claude Gabriel
Jojo Schulmeister

Ob in Playlists gefeiert oder ein Geheimtipp:

Bei Red Bull 60 Seconds stellen Artists aus dem ganzen Land ihr Talent unter Beweis – in nur 60 Sekunden. Ein Blick in die heimische Hip-HopSzene, die so grandios wie vielfältig ist.

Das Konzept ist simpel, die Challenge gross: ein Mikrofon, ein unterlegter Beat und 60 Sekunden Zeit für einen Rap. Mittlerweile haben rund 60 Künstlerinnen und Künstler auf diese Weise einen Track produziert. Wir stellen euch zehn von ihnen vor, grosse Namen in der Szene und auch solche, die ihr im Auge behalten solltet. Denn: Im nächsten Jahr wird es von Social Media auf die LiveBühne gehen. Stay tuned!

In Laknas Musik fliessen unterschiedliche Einflüsse zusammen. Was bei der HipHopperin immer dabei ist: englischsprachiger R & B.

Lakna

verortet sich im AfroPop. Sie will jetzt Frankreich erobern.

Eine tiefe, ja magische Stimme: Lakna gelingt es, das Publikum in ihren Bann zu ziehen – in der eidgenössischen Hauptstadt, wo sie seit einiger Zeit lebt, genauso wie in der Westschweiz, wo sie bereits viele prestigeträchtige Veranstaltungen wie das Paléo oder das Montreux Jazz Festival bereichert hat. Die Schweizerin mit Wurzeln in Burkina Faso

hat sich allerdings auch bewusst dafür entschieden, ihrer Karriere in Frankreich neue Impulse zu geben.

Während Lakna häufig dem R & B zugeordnet wird, sieht sie sich selbst eher im AfroPop – einem Genre, das sie mit ihren Platten immer wieder bedient. Ihre bis dato letzte Veröffentlichung ist die EP «(UTC-0)», deren Titel auf die Zeitzone von Burkina Faso anspielt. Mit ihren fünf Songs präsentiert sich die Platte als Schmelztiegel verschiedener Einflüsse: «Mich haben vor allem Artists wie Amaarae, Aya Nakamura oder auch H.E.R. beeinflusst. Generell mag ich englischsprachigen R & B, aber

«Mein Geschmack variiert nach Jahreszeit. Die Stimmung derzeit: sonnig.»

um ehrlich zu sein, variiert mein Geschmack je nach Jahreszeit.»

Beim Hören der Tracks wird deutlich, welche Vorliebe Lakna für Live-Auftritte hat, denn das Ganze klingt nach einem ausgesprochen organischen Konzept. Als Ergänzung zur EP ist übrigens ein zweites Werk in Planung, dessen Titel die Künstlerin aus Freiburg bereits verrät: «(GMT+1)», in

Name: Lakna Zerbo; Alter: 22; representing: Freiburg; monatliche Hörer auf Spotify: 5901; Instagram: @itslordlakna

Anspielung an die Zeitzone, in der sich die Schweiz befindet. «Ich möchte gerne eine etwas sonnigere Stimmung einfangen als auf ‹(UTC-0)›. Mit einem Team aus Paris koordiniere ich meine künftigen Projekte. Vor allem aber möchte ich wieder ins Studio!»

KT Gorique

Ob in der Musik oder Schauspielerei – diese Künstlerin räumt ab.

«Das Schreiben vor dem Ruhm. Das Herz vor dem Cash, schon vergessen?», rappte KT Gorique auf ihrem Debütalbums «Tentative de Survie», das unter anderem Features mit Senamo und Hugo TSR enthielt. Jetzt, acht Jahre später, hat die Künstlerin nichts von ihrer aussergewöhnlichen Klasse verloren. Noch immer steht sie mit der gleichen Energie auf der Bühne wie zu Beginn ihrer Karriere. Geprägt von den Fugees, Missy Elliott, Keny Arkana, Bob Marley oder auch DJ Arafat, ist die Walliserin frühzeitig

Name: Caterina Akissi Amenan

Die in der Elfenbeinküste geborene Walliserin verbindet starke Lyrics mit souligem Trap – und gewann mit 21 Jahren als erste Frau die Freestyle­Rap­WM.

Mafrici; Alter: 33; representing: Martigny; monatliche Hörer auf Spotify: 47 300; Instagram: @ktgoriquelavraie

in die Hip­Hop­Kultur eingetaucht. Bereits 2012 sorgte sie für Aufmerksamkeit, als sie als erste Frau, erste Schweizerin und dann noch als jüngste Teilnehmerin den renommierten Freestyle­RapContest «End of the Weak» gewann. Anschliessend wurde sie vom französischen Regisseur Pascal Tessaud entdeckt und beeindruckte im Spielfilm «Brooklyn», in dem sie – erraten – eine junge Rapperin spielt. Nach ihrem Erfolg auf der Kinoleinwand wirkte sie in einigen weiteren Filmund Serienproduktionen mit, unter anderem in der ersten Staffel der Netflix­Reihe «Nouvelle École».

Obwohl sie mit ihren zahlreichen Projekten bereits in der Szene etabliert war, wagte KT Gorique im Jahr 2022

die Herausforderung und baute durch einen verdienten fünften Platz in einem denkwürdigen Battle ihre Fanbase weiter aus. Einige Monate später erschien ihre EP «New Babylon», die ihr prompt die Auszeichnung «Best Act Romandie» einbrachte, die bei den Swiss Music Awards all­

jährlich an die besten Artists des Landes verliehen wird. Die in Abidjan, der Hauptstadt der Elfenbeinküste, geborene Künstlerin sammelt gern neue Erfahrungen und hat zuletzt einige ihrer Songs mit dem Orchestre de Chambre de Genève mit klassischen Elementen neu interpretiert.

ist stolz auf seinen Erfolg. Jetzt hat er andere Prioritäten.

Xen bleibt seinem Stil treu, seine Reimmuster machen ihn unverkennbar: «Ich ha immer meh welle.»

Name: Shkelzen Kastrati; Alter: 34; representing: Dietikon (Zürich); monatliche Hörer auf Spotify: 102 700; Instagram: @xenofficial

Von Goldplatten über eine Swiss Music Award­Nomination bis hin zu Millionen von Streams – Xen gehört schon viele Jahre zur Champions League im Schweizer Rap. Aber jeder fängt mal klein an. Bei ihm war es eine CD des amerikanischen Rappers Tupac, die ihn auf den Geschmack gebracht hat. Es dauerte nicht lange, da stand er selbst im Studio, und im Jahr 2015 erschien sein erstes Album. Der Zürcher bemerkte schnell, dass er aus seinem Talent Grösseres schaffen kann: «Nach meinem Debütalbum habe ich verstanden, dass ich mit Rap auch Geld verdienen kann. Innerhalb eines Jahres gingen wir Gold. Damals dachte ich, maximal 500 Leute kaufen sich die Platte, faktisch waren es dann Tausende.»

Entsprechend stolz blickt er auf die vergangenen Jahre zurück. Seinem jüngeren Ich würde Xen folgenden Rat mitgeben: «Bleib genau so, wie du bist, und bleib stark. Ich bin stolz darauf, wo ich heute stehe. Aber vielleicht würde ich ihm noch raten, ein bisschen weniger nachtragend zu sein. Gewisse Sachen könnte man schneller wieder vergessen.» Es folgten vier weitere Alben und mehrere Singles mit Hitpotenzial. Die nackten Zahlen sprechen Bände: Der Song «Alé» wurde bereits 4 800 000 ­mal gehört. Auch «Motivé» hat mittlerweile über fünf Millionen Streams. Man hört den Erfolgswillen auch in seinen Texten: «Ich ha immer meh welle. Vorem Komma noch chli meh Stelle», rappt er auf seiner Erfolgssingle «Meh welle». XEN blieb seinem Stil über die Jahre treu, seine Reimmuster machen ihn unverkennbar, und er darf auf eine grosse Fanbase zählen: «Wenn meine Musikkarriere

heute vorbei wäre, wäre ich trotzdem glücklich. Ich habe dem Schweizrap viel mitgegeben und habe selbst viel mitgenommen. Ich habe alles erreicht, was ich wollte.» Man spürt, dass Xen mit dem Verlauf der Dinge zufrieden ist. Und man hört seine Entwicklung auch in seinen Texten. Eine kürzlich releaste Single heisst «Vater vo 3» und veranschaulicht neue Prioritäten in seinem Leben: «Was auch immer noch kommen mag, ich nehme es dankend an. Aber ich mache nichts mehr verkrampft. Ich habe jetzt eine Familie, das ist das Wichtigste überhaupt.»

« Am Anfang dachte ich, maximal 500 Leute kaufen sich die Platte, faktisch waren es Tausende.»

Ele A

wollte immer hoch hinaus. Sie stand bereits am Sziget auf der

Bühne.

Wer Karriere machen möchte in der Musikindustrie, braucht Geduld. Das heisst es jedenfalls oft und gerne, wenn die alten Hasen den Newcomern einen Tipp auf den Weg geben. Umso erstaunlicher ist die bisherige Karriere der Rapperin Ele A. Gerade mal zwei Jahre ist es her, dass sie zum ersten Mal ihre eigene Musik releast hat. 20 Jahre alt war sie zu diesem Zeitpunkt.

solchen Traum arbeiten muss. Andererseits, weil ich selbst nie gedacht habe, dass ich mal an diesem Punkt stehen werde.»

Doch der Erfolg kam nicht von ungefähr. Alles wirkt ex trem professionell in ihren Songs. Jeder Beat passt, der Vibe kann von poppig über sehr treibend rappig bis zu feinen Lounge-Elementen gehen. Auch sprachlich sind Ele A keine Grenzen gesetzt: Ihre Lyrics sind auf Italienisch, doch ihre Konzerte werden auch in der Deutschschweiz rege besucht. Selbst am Sziget Festival in Budapest stand sie schon auf der Bühne: «Ich liebe es, für Menschen zu performen, die meine Sprache nicht sprechen. Wenn es ihnen gefällt, beweist das nämlich, wie universal Musik ist. Man muss die Lyrics nicht verstehen, wenn man den Vibe fühlt.»

L Loko (links) und Drini sind sich einig: «Wir sind Meister darin, etwas auf die Beine zu stellen, von dem alle denken es sei unmöglich.»

Name: Eleonora Antognini; Alter: 22; representing: Lugano; monatliche Hörer auf Spotify: 382 600; Instagram: @eleee.a

Mittlerweile hat sie bereits mehrere Touren in Italien und der Schweiz gespielt. Auch für sie selbst hört sich das beinahe unwirklich an: «Ich hatte zwar immer grosse Träume, werde aber immer mit beiden Füssen fest auf dem Boden bleiben. Einerseits, weil ich weiss, wie viel man für einen

Genauso senkrecht wie sie gestartet ist, möchte Ele A, dass es weitergeht: «Es gibt noch so viele Dinge, die ich erreichen möchte. Gefühlt habe ich zwei Prozent meiner Karriere hinter mir. Aber da, wo ich herkomme, spricht man seine Wünsche nicht laut aus, sonst gehen sie nicht in Erfüllung.» Dann dürfen wir wohl einfach gespannt abwarten, was Ele A in der Zukunft noch alles zu bieten hat.

«Man muss die Lyrics nicht verstehen, wenn man den Vibe fühlt. Das beweist, wie universal Musik ist.»

Senkrechtstarterin: Die Tessinerin Ele A rappt auf Italienisch, doch ihre Konzerte werden auch in der Deutschschweiz rege besucht.

L Loko & Drini

träumen von einer Stadion-Tournee in der Schweiz.

Von der Strasse in die Charts: So lautet das Klischee im HipHop. Das aktuell berühmteste Rap-Duo der Schweiz hat genau das geschafft. L Loko und Drini haben sich von den Strassen Zürichs in die oberste Liga der Schweizer Musikszene katapultiert. Dank ihres Erfolgshits «Will Nomeh» steht bei ihnen zu Hause mittlerweile ein Swiss Music Award für den «Best Hit» vom Jahr 2022. Bis dorthin war es aber ein langer Weg. Das wird auch in den Lyrics des Songs klar: «Mis ganze Läbe en Druck ha, han dänkt, dass ich drufgahn,

doch bin ok. Öb das alles mal ufgaht, mis Baby seit mer, I don’t know.» Mittlerweile dürfen die beiden von sich behaupten, dass der Plan aufgegangen ist.

Neben dieser grossen Hitsingle haben sie ein Movement gestartet, das in der Stadt Zürich schon ganze Quartiere lahmgelegt hat, weil so viele Menschen ihre Idole auf der Bühne sehen wollen. «Im Kreis 3 und 4 aufzuwachsen ist schon mal nicht der Schweizer Durchschnitt. Wir haben von all diesen Dingen zwar geträumt, aber man kann das auch nicht voraussehen. Das Einzige, was man machen kann, ist, es zu manifestieren», sagt Drini, wenn er zurückschaut auf die letzten Jahre. Mittlerweile sind ausverkaufte Shows und grosse Festivalbühnen zu ihrem Alltag geworden. Trotzdem bleiben die beiden fest auf dem Boden. Der bisher grösste Erfolg? «Die Momente mit den Fans, wenn wir das

Leuchten in ihren Augen sehen. Und der tägliche Support unserer Familien und Fans. Das ist gleichzeitig auch unser wichtigster Antrieb.» Wer jetzt denkt, die beiden Zürcher Rapper haben keinen Hunger mehr, seit sie oben angekommen sind, liegt falsch. «Wir träumen von einer Stadion-

Name: Rafael Luna, Valdrin Hasani; Alter: beide 31; representing: Zürich; monatliche Hörer auf Spotify: L Loko: 96 250, Drini: 95 000; Instagram: @llokoluna, @ drinero34

Tournee in der Schweiz. Es hört sich crazy an, aber wir sind Meister darin, etwas auf die Beine zu stellen, von dem alle denken, es sei unmöglich.» Das beschreibt auch ihre aktuelle Single «BIG» perfekt, dort singen sie: «Mir sind alli CEOs, d’ Wält isch für mich grenzelos.» Wer ihre Geschichte bis hierhin verfolgt hat, weiss, dass für die beiden tatsächlich alles möglich ist.

Wo Hip-Hop

zu Hause ist

Nahezu 60 Künstlerinnen und Künstler aus der Schweiz haben sich seit 2021 beim Format Red Bull 60 Seconds bewiesen. Woher sie alle kommen.

Murten

Cinnay cinnaythesavage

Julz julz3280

Henniez

Nayana nayanajcd

Vevey

Komai komai_12.30

Mega megalasphere

Genf

Izos izoslatrap

Dibby Sounds dibby.officiel

Lee Boma leebomaofficiel

Mea mea_musique

VL VL

Voodoo voodoovxen

Di-Meh dimehtodo

Mara mara.mp3

Basel

Paco paconullzwei

Morrow young_morrow

Biel

Motis motis62

Dustyy hdustyy

Bizzy Ape bizzy.ape

Morges

Ywis ywis_allache

Bern

SGB sgb_bricks

Midas midas_bdc

Z the freshman zthefreshman

Lausanne

Badnaiy badnaiy

Nathalie Froehlich nathalie_froehlich

Tom D. 247tomd

Beka 247beka_

Shaim shaimlemagnifik

Prettyboy goldenblack_13

Kingzer kingzer243

Winterthur

Jamal jamalbrr

Kitoko _kitokomusic

Luzern

Eliel officialeliel

Zürich

L Loko & Drini llokoluna, drinero34

Cachita caachiiita

Mercee merceemusic

Lievin lievinnewaura

Prinz Norin prinznorin

papipasion papipasion

AP Vise apvisemusic

Noa Faith noafaith

EAZ eazofficial

Xen xenofficial

Les Reufz lesreufzh

Estella Paez estella_paez

Lum lumakesounds

Ryan 87 87.ryaan

Yverdon

Dyno Dyno274

Freiburg

Christos777 777christos

Antoino antonio.wav

Lakna itslordlakna

Sion

Nae nae.so_

Maienfeld

Gigi badbgigii

Zug

Weibello weibello

Laax

Sirius sirius7031

Wollerau

Isma seasideisma

Arth Goldau

Lexi lexi.6410

Lugano

Ele A eleee.a

Mattak mmattak

Moudon

Sekzy sekzyofficial

Martigny

KT Gorique ktgoriquelavraie

Sirius

sorgt dafür, dass Rätoromanisch auch im Rap vertreten ist.

Die meisten Rapper wissen, wann sie das erste Mal mit Hip-Hop in Berührung gekommen sind. Bei Sirius war es der deutsche Superstar Sido: «Mit zwölf kaufte ich mir eine CD von ihm. Plötzlich drehte sich mein Leben nur noch um diese Musik.» Der Beginn einer Liebesgeschichte. Der junge Sirius machte sich ans Texten und versuchte sich an ersten eigenen Songs. Schnell merk-

Bis heute ist Sirius dem Rätoromanisch treu geblieben, obwohl (oder gerade weil) er sich damit in einer Nische bewegt. Dies habe Vor- und Nachteile, erklärt Sirius: «Einerseits ist es schön, einen Beitrag zu leisten, dass die Sprache weiter erhalten bleibt. Immer wieder kriege ich Komplimente von Leuten, die nicht mal Romanisch verstehen. Andererseits kann es frustrierend sein, wenn man sein Herz in einem Song ausschüttet und bereits weiss, dass ihn nicht so viele Menschen verstehen werden.»

zu und dann auf Beton gefallen.») Mittlerweile kann er auf viele Jahre in der SchweizrapSzene zurückblicken. Für die Zukunft wünscht er sich die grosse Bühne: «Auf einem grösseren Festival zu spielen, wäre ein Traum. Dann kann ich zeigen, was ich mir in den letzten vierzehn Jahren antrainiert habe und dass man auch mit Rätoromanischem Rap etwas erreichen kann.»

Name: Djego Deflorin; Alter: 30; representing: Laax; monatliche Hörer auf Spotify: 720; Instagram: @sirius7031

te er, dass ihm das Schreiben in seiner Muttersprache leichter fällt. Also wechselte er auf Rätoromanisch und sorgt als einer der wenigen dafür, dass die vierte Landessprache der Schweiz auch im Rap vertreten ist: «Ich merkte, dass das gut ankommt bei den Leuten. Ich habe zum ersten Mal mein eigenes Talent erkannt.»

Tatsächlich wäre eine Übersetzung manchmal gar nicht schlecht. Ein kleines Beispiel aus einem Song: «Co segl’ ins sur l’umbriva, sch’il sulegl ei cuvretgs?», was auf Deutsch heisst: «Wie springt man über den Schatten, wenn die Sonne verdeckt ist?»

Seine Lyrics und die Tiefe darin sind dem Rapper besonders wichtig – nebst den fetten Beats, mit denen Sirius bis heute seinen Old-School-Vorbildern treu bleibt. Das hört man auch auf dem Song «curdaus». «Tut mo la verdad. Sun sgulaus sc’in ballon, memia ault mintgaton e lu curdaus sin beton.» (Übersetzt: «Alles nur die Wahrheit. Bin geflogen wie ein Ballon, viel zu hoch ab und

In der Nische (oder Halfpipe): Bald will Sirius auf Festivals spielen.

Die Bündnerin Gigi freut sich auf den neuen Release: «Es wird mein grösster Erfolg.»

Gigi
hob

Female Rap in der Schweiz auf ein neues Level.

Sie kam aus dem Nichts – und bewies relativ schnell, dass sie keine Spässchen macht. Gigi war gekommen, um zu bleiben. Erste Releases gab es im Jahr 2021, dann der erste Auftritt am berüchtigten SRF Bounce Cypher: An diesem Event trifft sich jedes Jahr die Schweizer Rapszene zum öffentlichen Schlagabtausch. Mit ihrem Auftritt hob Gigi Female Rap in der Schweiz auf ein neues Level. Gigi hatte von Anfang keine Berührungsängste. Sie zeigte sich ebenso angriffslustig wie auch verletzlich und ehrlich in ihren Texten. Das zeigt sich zum Beispiel auf ihrer Debüt-EP «Herzkopf».

«Unverfroren, badass, ehrlich»: So beschreibt sich Badnaiy selbst.

Darauf finden sich Lines wie diese: «Schüssed uf min Name, doch jede Schuss god Abseits.» Aber auch ganz verletzliche Aussagen: «Schenke dier nie meh das Herz, du hesch es broche.»

Damit kommt sie gut an: Gigi bespielte schon diverse Festivalbühnen und wirkte in TV-Shows mit. Monatlich hören über 10.000 Menschen auf Spotify ihre Tracks. Manchmal kann sie den Erfolg selbst kaum glauben: «Dieses Jahr stand ich mehrmals auf der Bühne und hatte diesen

Badnaiy

bringt den Vibe auf die Tonspur.

Badnaiy zählt zu den vielversprechendsten Rapperinnen in der Romandie. Seit ihren Anfängen im Jahr 2018 hat die Lausannerin immer wieder neue Klangexperimente gewagt und sich oftmals weit von dem Rap-Gerüst entfernt, das sie hervorgebracht hat. «Unverfroren, badass und ehrlich»: So beschreibt sie

zunehmen, was alles passiert. Man muss immer aufpassen, dass nicht einfach alles an einem vorbeizieht.»

Name: Anissa Saib; Alter: 24; representing: Lausanne; monatliche Hörer auf Spotify: 1390; Instagram: @badnaiy

Name: Giulia Maria Gort; Alter: 24; representing: Maienfeld; monatliche Hörer auf Spotify: 12 400; Instagram: @badbgigii

‹Kneif mich mal›-Moment.»

Gigi weiss aber, wie flüchtig diese Augenblicke sind. Darum versucht sie, möglichst im Hier und Jetzt zu leben: «Ich versuche ganz bewusst wahr-

Zwischen den vielen Shows arbeitet Gigi an ihrem nächsten Album, von dem sie jetzt schon sagt, es werde ihr grösster Erfolg: «Ich freue mich so auf den kommenden Release! Mit diesem Album habe ich extrem viel verarbeitet, und das kann mir niemand mehr nehmen.» Auch wenn der Fokus im Moment in der Gegenwart liegt, wagt Gigi einen Blick in die Zukunft: «Ich möchte mehr Leute erreichen, mit einer Band auf der Bühne stehen und auf allen grossen Festivals spielen.» Es wird niemanden überraschen, wenn ihr das bald schon gelänge.

sich selbst in drei Worten. Während ihre bisherigen Veröffentlichungen immer wieder durch kraftvolle, melodiöse Parts auffallen, ist die nahezu eklektische Vielfalt erst in jüngerer Vergangenheit zu einem bedeutenderen Aspekt ihrer musikalischen Arbeit geworden, wie ihr zweites Album «With Love» beweist. Auf der Scheibe, die im Sommer 2023 nach einer künstlerischen Schaffenspause erschien, unterstreicht Badnaiy auch ihre Beatmaking-Skills. Denn zehn der fünfzehn Tracks entstammen ihrer eigenen Feder. Trap, Electropop, Oriental Acid House … die Schweizerin ist für vieles offen und scheut auch keine Co-Produktionen: «Ich arbeite nicht nur an meinen eigenen Projekten, sondern auch regelmässig mit anderen Artists zusammen. Es könnte also sein, dass ich demnächst bei einigen Neuerscheinungen in den Credits auftauche.» Fans der ersten Stunde können beruhigt sein: Badnaiy will sich zwar auf einem breiten Feld bewegen, ihrem lebhaften Flow bleibt sie allerdings treu: «Was ist dein Preis? Scheint so, als ob man alles kaufen kann. Es ist nur ein Biz. Ich würde nicht sagen, dass wir uns kennen. Ich brachte die Masche zurück, mein Team konsumierte. Wenn ich nichts hatte, wer tröstete mich?», so das selbst ernannte Badgirl in «No Joke». Den Verlauf ihrer Karriere hat sie entschlossen im Blick: «Ich werde jeden Monat eine Single veröffentlichen, ehe Ende des Jahres meine nächste EP erscheint. Ich will den Vibe zurück auf die Tonspur bringen, der mich am Anfang begeistert hat – also volle Energie und richtig badass. Es wird laut, heftig und kein Blatt vor den Mund genommen.»

Cinnay hat sich musikalisch immer wieder neu erfunden.

So klein die Schweiz auch ist, so erstaunlich tief ist der Röstigraben. Viele schaffen es nicht, ihn zu überwinden. Umso mehr sticht Cinnay raus: Der Murtner bewegt sich nicht nur geografisch auf beiden Seiten, er spricht neben Deutsch auch fliessend Französisch, und seine Musik, die mögen sowieso alle.

sollte sich den Song «Pipe Up!» anhören. Der Musiker findet, dieser Track beschreibt ihn am besten: «Das Lied ist sehr energetisch und motivierend, abgesehen davon hat es viele verschiedene Flows und Melodien drin, was sehr spezifisch ist für mich und meine Musik. Es löst gute Laune aus, das beschreibt mich auch als Mensch sehr gut.»

Cinnay überspringt mit seinen Songs den Röstigraben. Kein Wunder, seine Musik löst gute Laune aus.

EDM­Elemente, eine Prise Hyperpop oder auch Boom bap – Cinnay zeigt sich innovativ und divers. Das liegt unter anderem daran, dass er beim gesamten kreativen Prozess, von der Produktion über das Mixing bis hin zum Mastering, seine Finger im Spiel hat: «So habe ich die Kontrolle über meine Kunst und kann meinen kreativen Input bis hin zum finalen Resultat einflies­

«Wenn du längerfristig erfolgreich sein willst, brauchst du Menschen um dich, denen du vertraust.»

Name: Yannick Oppliger; Alter: 25; representing: Murten; monatliche Hörer auf Spotify: 7500; Instagram: @cinnaythesavage

Seit sieben Jahren releast er seinen eigenen Sound und hat sich dabei musikalisch immer wieder neu erfunden. Wer Cinnay trotzdem nicht kennt, sen lassen.» Cinnay ist einer dieser Künstler, der sich nicht mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner zufriedengibt: «Man wird über die Jahre kritischer. Heute überlege ich länger, ob ich einen Song wirklich veröffentlichen möchte.»

Kaum erstaunlich, dass seine Releases immer in der Top­Liga mitspielen. Schliesslich geht Cinnays Erfolg auch mit dem richtigen Team einher – in den letzten Jahren hat sich um ihn herum das Movement und Künstlerkollektiv «Netrum Records» geformt: «Wenn man längerfristig Erfolg haben möchte, ist es wichtig, gleichgesinnte Menschen in seinem Umfeld zu haben und Leute, denen man vertraut.»

Dibbys neues Album war wie eine Therapie für ihn: «Jetzt geht es mir besser.»

Dibby Sounds

hält in seiner Musik stolz die LGBTQ-Fahne hoch.

«Meine Musik mag LGBTQ, ja manchmal militant sein», sagt Dibby Sounds. «Ich bevorzuge aber die Bezeichnung ‹queer›, weil ich denke, dass sie in keine Schublade passt.» Dibby bewegt sich irgendwo zwischen Rap, Pop und R & B und hat im Laufe der Zeit sein ganz eigenes Stil-Universum zwi-

schen Trap und Pop kreiert. Der Artist aus Genf ist seit rund zehn Jahren im Musik-Biz aktiv und blickt zu US-Künstlern wie Kanye West, Travis Scott oder Kendrick Lamar auf. «Kanye und Travis sind Vorbilder in musikalischer Hinsicht. Sie haben eine klare Vision, einen klaren Klang und eine klare künstlerische Ausrichtung. Kendrick Lamar ist textlich herausragend.»

Mit seinem bissigen Flow und seinen bewegenden Lyrics lässt Dibby niemanden kalt, wie seine Single «Pédé» beweist. In einer Neuinterpreta-

« Meine Musik bezeichne ich als queer – sie passt in keine Schublade.»

tion des Booba-Klassikers «Temps Mort» hält der Schweizer mit Stolz die LGBTQ-Fahne in einer für ihn typischen Offenheit hoch. Darin heisst es: «Es ist nicht nur für den Buzz, dass du mir beim Denken zuhörst. Dass der französische Hip-Hop gesät wird. Sie wollen nicht validieren, ehrlich gesagt ist das lame. Und lass deinen Sohn nicht zu viel rumhängen, bald wird

Name: Alexander Dejanovski; Alter: 25; representing: Genf; monatliche Hörer auf Spotify: 849; Instagram: @dibby.officiel

er ein Fan von Lil Nas sein.»

Dibbys neues Album «Hardcœur» ist nachdenklicher als seine Vorgänger. «Ich befasse mich auf dem Album mit sehr persönlichen Themen. Für mich sollte diese Platte ein Ventil, gewissermassen eine Art Therapie sein. Ich habe mir davon versprochen, dass es mir am Ende besser gehen wird. Viele Leute werden sich in meinen Texten wiederfinden. Wenn ich an meinen geistigen und emotionalen Zustand vor einem Jahr zurückdenke, bin ich extrem froh, dort zu stehen, wo ich heute bin. Es geht mir deutlich besser.»

Dibby will sich in einer Szene behaupten, in der noch immer Codes eine grosse Rolle spielen. Keine Frage: Er gehört zweifelsohne zu den grössten Nachwuchstalenten der Schweiz.

DAS JAHRESABO

HANG LOOSE HAWAI‘I

Mehr als Surfen: ein Besuch im Paradies.

Reise / Musik / Uhren / Wintersport / Events

REISE/

GO HIGH IN HAWAI‘I

Ja, die Wellen sind gigantisch, echte Abenteuer warten auf Hawai‘i aber auch jenseits der Brandung. Willkommen auf Big Island, wo Adrenalin und Lava aufeinanderprallen.

Was als harmloser Tagesausflug zu einem der zwei aktiven Vulkane auf Hawai‘i beginnt, wird zu einem echten Abenteuer. Als wir uns vom Hawai‘i Volcanoes National Park auf den Rückweg machen wollen, bricht Unruhe unter den Parkrangern aus. Die Nachricht: «Kīlauea bricht aus.» Nach 28 Tagen Pause – für einen der aktivsten Vulkane der Welt eine kleine Ewigkeit – ist es wieder so weit. Schnell suchen wir einen sicheren Aussichtspunkt. Der Wind steht günstig, die giftigen Gase – Schwefeldioxid und Salzsäure –ziehen in eine andere Richtung. Von unserem Aussichtspunkt haben wir freie Sicht in den brodelnden Krater. Innerhalb weniger Minuten füllt sich das leere Loch vor uns mit tiefroter Lava. Dreissig Meter hohe Fontänen schiessen in die Luft.

Auf Marsexpedition

Am nächsten Tag geht es hinauf auf den inaktiven Mauna Kea. Am Gipfel liegt –was man garantiert nicht mit Hawai’i assoziiert – das ganze Jahr über Schnee. Gemessen vom Fuss des Bergs unter dem Meeresspiegel ist der «Weisse Berg» mit 10 203 Metern sogar höher als der Mount Everest. Über dem Meeresspiegel ragen immer noch prächtige 4207 Meter in die Luft. Die bezwingen wir. Die Fahrt geht über die Saddle Road, die wie ein Sattel zwischen Mauna Kea und Mauna Loa (einem der höchsten aktiven Vulkane der Welt) führt. Bei der Basisstation muss vor jeder Expedition mindestens eine halbe Stunde akklimatisiert werden. Höhenkrankheit kann mit Kopfschmerzen und Übelkeit beginnen und böse enden. Wir sollen aufeinander aufpassen und es langsam angehen, erklärt uns der Ranger. Während des Aufstiegs beeindruckt uns die Landschaft, die an Bilder vom Mars erinnert. Ich nehme bewusst keinen

«Eben noch im Bikini, plötzlich im Schnee.»
Autorin und Abenteurerin
Petra Sturma
ÜBER DEN WOLKEN auf 4200 Metern liegt das Observatorium am Mauna Kea.
«Bei nur 60 Prozent des gewohnten Sauerstoffgehalts in der Luft wird die Belastung härter. Jeder Schritt fühlt sich an, als steckte ich in einem Weltraumanzug statt in einer Jacke.»

Vulkanstein mit, weil sonst laut hawaiianischer Mythologie «der Fluch der Pele» droht. Was wie eine Schauergeschichte über die Göttin der Vulkane klingt, kann am Flughafen zu einer saftigen Geldstrafe führen, wenn man Steine oder Pflanzen schmuggelt.

Zurück auf dem Berg: Bei nur 60 Prozent des gewohnten Luftsauerstoffgehalts wird die Belastung härter. Jeder Schritt fühlt sich an, als steckte ich in einem sperrigen Weltraumanzug statt in einer leichten Jacke. Eben noch habe ich im Bikini auf schwarzem Sand eine Malasada (eine Art Krapfen) gegessen, und jetzt frieren die Finger. Nach fünf Stunden kontinuierlichem Anstieg erreichen wir den Gipfel. Bergab geht es dann schneller – über die Strasse, die zum Observatorium führt. Dort erwartet uns einer der spektakulärsten Sonnenuntergänge, die ich je gesehen habe.

KĪLAUEA ist einer der aktivsten Vulkane der Welt. In der hawaiianischen Sprache bedeutet kīlauea «spucken».
«Meine Euphorie übertrifft jeden Gedanken an blutige Szenen aus Haifilmen.»

KEIN WUNDER, dass auf dem Mauna Kea ein Observatorium thront (Foto oben). Hier ist die Sicht so klar wie kaum wo.

SHARK ATTACK

Unsere Redakteurin

Petra Sturma beim Freediving mit Haien vor O‘ahus Küste

O‘ahu

Kauai Ni‘ihau

Big Boss unter Wasser

Am nächsten Tag, wieder fit und mit Kalua Pork gestärkt (einem in Bananenblätter gewickelten gegarten Schwein), geht es diesmal in die Tiefe. Bei Sonnenuntergang schlüpfen wir in Neoprenanzüge und tauchen vor Kona an der Westküste. Grüne Lichter locken Plankton an, die Lieblingsspeise der Mantarochen. Schon bald tanzen die Rochen um uns. «Ladies’ night», erklärt der Guide, denn von den zwölf Rochen, die wir gleichzeitig um uns haben, sind alle weiblich.

So spektakulär der nächtliche Tauchgang auch war, toppten wir ihn mit Freediving vor O‘ahu, drei Inseln weiter. Von

Moloka‘i

Lāna‘i

Kaho‘olawe

Maui

Travel-Tipps

Streetfood

Auf O‘ahu sind die StreetfoodTrucks bekannt, doch die beste Poke gibt’s bei Foodland. Der Supermarkt bietet frischen Ahi (Thunfisch), ähnlich wie bei unseren Würstelbuden.

Mobilität

Ein Mietauto ist ein Muss auf Hawai‘i. Über die App «Turo» kann man privat ein Auto mieten. Für die Fahrt auf den Mauna Kea braucht man einen Allradantrieb.

Beste Reisezeit

Rund um Weihnachten ist es beliebt und teuer, aber Hawai‘i ist das ganze Jahr über besuchbar – bei Temperaturen von 25 bis 32 Grad.

Haleiwa, einem globalen Surf­Hotspot, geht es mit dem Boot aufs offene Meer. Nur nicht zu viel planschen, denn das irritiert die Haie. Genau genommen Galapagoshaie, bis zu drei Meter lang. Unsere Safety­Diverin beobachtet ihr Verhalten genau. Haie sind nicht aggressiv, ausser sie fühlen sich bedroht. Beim Tauchen gilt es, stets den Blickkontakt mit ihnen zu halten und Dominanz zu zeigen.

Plötzlich verziehen sie sich, als der Big Boss – ein fünf Meter langer Tigerhai –vorbeikommt, um das Spektakel unter dem Boot zu sichten. Der Puls steigt, doch die Freude über das Erlebnis übertrifft jede Angst und Gedanken an blutige Szenen aus Haifilmen, die mir bei der Bootsfahrt noch in den Kopf geschossen sind.

Zurück an Bord, erklärt die Sicherheitstaucherin: «Viel angsteinflössender wäre, wenn wir keine Haie mehr im Meer sehen würden. Sie sind wichtig für unser Ökosystem.» Müde von den Erlebnissen, freue ich mich auf die beste Açaí Bowl des 50. USBundesstaats. Die ist hier so gut, dass ich nur wenige Wochen später den 7­fachen Formel­1­Weltmeister Lewis Hamilton in Badehosen und pinken Plüschpantoffeln in der Schlange von «Hale‘iwa Bowls» antreffe. Er macht Surfurlaub auf Hawai‘i.

Instagram: @petschistorm

HAWAI‘I
Honolulu
Mauna Kea
Kīlauea
Big Island

BEFLU ¨ U ¨ U ¨ GELT DURCH DEN WINTER.

NEU

BELEBT GEIST UND KÖRPER.

Iced Gummy Bear

MUSIK/ HELDINNEN FOREVER

Die australische PunkrockSängerin Amy Taylor (Amyl and the Sniffers) über furchtlose Künstlerinnen, die sie geprägt haben.

Die zierliche 28-Jährige ist eine Naturgewalt: Mit Bikinioberteilen und kurzen Röcken, einer Leidenschaft fürs Fluchen und provokanten Posen bringt sie eine Bühnenenergie mit, die jede Location zum Kochen bringt. Dank ihr sind Amyl and the Sniffers zu einer der hottesten Bands der Rockwelt aufgestiegen. Praktisch ständig sind sie auf Tour und ernten Kritiken, die Lobeshymnen gleichen. Green Day oder die Foo Fighters sind Fans. 2024 schaffte die aus Melbourne stammende Viererformation den internationalen Durchbruch: Die Konzerte in Europa waren binnen Tagen ausverkauft. Auf ihrem dritten Album «Cartoon Darkness» präsentiert Amy Taylor ihre spezielle Sicht auf Feminismus, Politik, Konsum und Klimawandel. Uns hat die Frontfrau vier Songs von Frauen verraten, die ihren Weg und Sound beeinflusst haben.

Amyl and the Sniffers sind am 26. November im Les Docks in Lausanne zu sehen. Weitere Infos: amylandthesniffers.com

The Plasmatics Monkey Suit (1980)

«Sängerin Wendy O. Williams war für mich die Königin des weiblichen Selbstbewusstseins – sie stand zu ihrer Sexualität und Kraft, sie verachtete das System und die Scheinheiligkeit der Gesellschaft. Schon damals sprach sie von dystopischen Szenarien und dem Klimawandel, das war absolut fortschrittlich für ihre Zeit. Dieser Song gehört zu ihren besten.»

Grace Jones Pull Up to the Bumper (1981)

«Vor ein paar Monaten sind die Jungs und ich bei einem Festival aufgetreten – und sie war da! Das hat uns alle total geflasht, ich glaube, Bryce und Declan haben sogar geweint, alle waren hin und weg. Sie hat mir gezeigt, was Live-Musik kann – mit ihrer Kraft und gleichzeitigen Weichheit und Schönheit und Kreativität. Das ist mein Lieblingssong von ihr.»

Iris DeMent Warriors of Love (2023)

«Ich halte sie für eine wahre Poetin. Ich liebe ihre Stimme, und ihre Weltsicht spricht mir aus der Seele. Diese Nummer stammt von ihrem neuen Album – das erschien leider erst, nachdem wir unseres begonnen hatten. Ihre Perspektive hätte uns sehr inspiriert. Sie beschäftigt sich mit ganz ähnlichen Dingen wie ich und trifft dabei voll ins Schwarze.»

X-Ray Spex Identity (1978)

«Als wir mit der Band angefangen haben, kannte ich Poly Styrene von X-Ray Spex noch nicht. Aber irgendwer sagte, wir würden klingen wie die, und das hat mich gestört. Also habe ich reingehört und bin seitdem besessen von der Band: von den Texten, dem Auftritt und Polys Stimme. Bis heute mag ich diesen Song besonders gerne. Hört rein!»

AMY UND IHRE JUNGS. Mit ihrem neuen Album «Cartoon Darkness» geht die australische Band auf Europatournee.

UHREN/ HÖHER FLIEGEN

Ob an Land oder in der Luft, das Schweizer Uhrenhaus begleitet seit seinen Anfängen sportliche Rekorde und aussergewöhnliche Leistungen. Die neue Longines Spirit Flyback ist eine Hommage an den Pioniergeist der Traditionsmarke.

Stahlgehäuse und Krone aus 18-karätigem Gelbgold. Mit der Flyback-Funktion lässt sich der Zeiger mit einem Knopfdruck zurückzusetzen.

Die amerikanische Pilotin Amelia Earhart flog so hoch wie niemand vor ihr (5613 Meter), gründete 1929 die erste Pilotinnenvereinigung mit und überquerte als erste Frau allein und ohne Zwischenstopp den Atlantik – mit einer Longines am Handgelenk. Seit Beginn der Luftfahrt hatte der Schweizer Uhrenhersteller einen Namen unter Fliegenden. Nun erweitert Longines die Spirit FlybackLinie: Präzision wird durch das exklusive Longines-Kaliber L791.4 gewährleistet, das u. a. mit einer Spiralfeder aus Silizium ausgestattet ist. Diese sorgt für eine zehnmal höhere Widerstandsfähigkeit gegen Magnetfelder als die Referenznorm ISO 764. Hinzu kommt eine Gangreserve von 68 Stunden, ein von der COSC zertifiziertes Uhrwerk und ein transparenter Boden, der das Innenleben des Zeitmessers freilegt. CHF 5 800, longines.ch

1932 flog Amelia Earhart als erste Frau über den Atlantik: ohne Zwischenstopp, in weniger als 15 Stunden - und mit einer Longines am Handgelenk.

1/ DELUXE LOOK

/ Ski-/Snowboard-Jacke

«møre Gore-Tex Jacket», CHF 699

/ Skibrille «lofoten Goggles», CHF 189; beides von Norrøna

/ « Knit balaclava» von Colmar, CHF 65

/ Ski-Rucksack «Verte 12» von Gregory, CHF 84

/ wasserdichte

Lederhandschuhe

«Eiger Free Glove» von Mammut, CHF 190 / Ski «Départ 1.0» von Salomon, CHF 600

Redaktion

Karin Boba

Mitarbeit

Petra Sturma

Fotos

Max Manavi-Huber

Set-Design & Styling

Karin Boba

2/ COOL & WILD

/ 3-lagige Herrenjacke

«SCOTT Vertic Ripstop», CHF 380

/ 3-lagige Herrenhose

«SCOTT Vertic Ripstop», CHF 330

/ Skihelm «SCOTT Flow Pro Mips», CHF 200

/ Skibrille «SCOTT React Goggle», CHF 250

/ Skihandschuhe «SCOTT Glove Explorair Pro GTX», CHF 100

/ Skistöcke «SCOTT Sea», CHF 50

/ Freeride-Skischuhe

«SCOTT Hint 130 GW», CHF 750

/ Freeride-Ski «SCOTT Sea 116», CHF 790

/ 25-Liter-Skirucksack mit Lawinenrucksack

«SCOTT Patrol Ultralight E2 25 Kit Pack», CHF 1300

WINTERSPORT/

STYLEABFAHRT

Die ersten Flocken sind gefallen, eine neue Skisaison steht vor der Tür. Womit wir diesen Winter auf und abseits der Piste eine richtig gute Figur machen.

3/ SAFARI PARTNERLOOK HE

/ GORE-TEX Snowboardjacke

«Burton [ak] Tuvak GORE-TEX

C-KNIT 3L Jacke», CHF 980

/ GORE-TEX Snowboardhose

«Burton [ak] Tuvak GORE-TEX

C-KNIT 3L Hose», CHF 840

/ Snowboardboots

«Burton Swath BOA», CHF 460 / All-Mountain-/FreerideSplitboard «Burton Family Tree Hometown Hero Camber Splitboard», CHF 1100 / Splitboardbindung

«Burton Hitchhiker», CHF 610; alles von Burton / Mütze «Aze Beanie» von Haglöfs, ca. CHF 30 / Voll-Leder-Handschuhe

«Zenith.GTX Trigger» von Zanier, ca. CHF 130 / Skibrille «Connor RIG

Reflect Goggles» von Sweet Protection, ca. CHF 200

/ Helm «Obex Pure» von POC, CHF 179 / Splitboard-Rucksack

«Splitpack 30 Phantom» von Nitro, ab CHF 150

4/ SAFARI PARTNERLOOK SHE

/ Helm «Grimnir 2Vi MIPS –Natural Carbon», CHF 450 / Skibrille «Durden RIG Reflect Goggles», CHF 130; beides von Sweet Protection / Snowboardjacke «Burton [ak] Upshift GORE-TEX 2L» für Damen, CHF 555 / Snowboardhose, «Burton [ak] Summit GORE-TEX 2L Hose für Damen», CHF 470; beides von Burton / Snowboardboots «Nitro Scala Boa Boot 2025 Ice-White», CHF 350 / Snowboard «Nitro Fate Board 2025», CHF 570 / Snowboardbindung «Nitro Ivy Bindung 2025», CHF 300; alles von Nitro / «Double Up Merino Neckwarmer» von Mons Royale, CHF 45 / Handschuhe «X-Treme.XGX» von Zanier, ca. CHF 179

5/ KONTRASTREICH

/ Wattierte DaunenSteppjacke «ODORU V3.Y8.02» von AlphaTauri, CHF 600 / Freeride-Ski «QST 106» von Salomon, CHF 800 / Bindung «N S/LAB SHIFT

13 MN» von Salomon, CHF 580 / Freeride-Helm «Banff Mips», CHF 239 / Skibrille «Slope Q-Lite», CHF 119; beides von Alpina / Handschuhe «Spark Gloves» von Black Diamond, CHF 120 / «Santa Rosa Merino Balaclava» von Mons Royale, CHF 44,95 / Midlayer «Trail Polartec Power Grid Half Zip Herren» von Peak Performance, CHF 170

6/ AUF TOUR / Funktionsstirnband «Graphic Performance», CHF 25 / Sonnenbrille «Alpine Evo Sunglasses Unisex», CHF 190; beides von Dynafit / Kapuzenjacke «Sella Merino Hooded Jacket», CHF 190 / Winterrucksack «Sella 24L», CHF 210; beides von Salewa / Handschuhe «Session Tech Gloves» von La Sportiva, CHF 85

7/ VIELSEITIG

/ Allround-Ski mit Bindung «H-Power 78 + SPX 12», ca. CHF 1528 / Skischuhe «Lange 130 Van Deer Edition», CHF 750; beides von Van Deer Red Bull Sports / Skijacke «Terrex Xperior

2L Insulated Rain.RDY Jacket», CHF 400 / Skihose «Terrex Xperior 2L Insulated Bib», CHF 300; beides von Adidas / Midlayer «Aenergy ML Half Zip Pull Men» von Mammut, CHF 120 / Mütze «Watch Cap» von Black Diamond, CHF 40 / Skirucksack «Latnja 18» von Haglöfs, CHF 160 / Skihandschuhe «Hevon Prime 3D» von Leki, CHF 165 / Skibrille «Blackcomb Q-Lite», CHF 179 / Skihelm «Nax», CHF 169; beides von Alpina

8/ PEACH FUZZ

/ Halstuch «Eiswand Neck Gaiter», CHF 43 / Mütze «Fleece Beanie», CHF 32; beides von Mammut / Jacke «Johanne», ab CHF 339 / Skihose «Johanne Bib», ab CHF 299; beides von Kari Traa / Skibrille «Fovea» von POC, CHF 229 / Handschuhe «Amp Merino Fleece Gloves» von Mons Royale, CHF 69.95 / Rucksack «Targhee FT 35» von Gregory, ab CHF 182 / Allmountain-Ski «Black Pearl 94» von Blizzard, CHF 790 / Bindung «SQUIRE 11 Demo» von Marker, ab CHF 170 / Skistöcke «Neolite Airfoil» von Leki, CHF 79.90

EVENTS/ HEISSER HERBST

Breaken, clashen, gamen: Diese Events heizen so richtig ein. Das solltet ihr nicht verpassen!

7.

Dezember

Red Bull BC One World Final

bis 22. November

«Inspire, connect and spark» –unter diesem Motto treffen sich bei diesem Event innovative Denker und Macherinnen aus Wirtschaft und Wissenschaft. Das Ziel lautet: Kooperationen fördern und die Rolle der Schweiz als innovativste Wirtschaft der Welt sichern. Im November wird deshalb im Kongresshaus Zürich Schweizer Innovation zum Leben erweckt. open-i.swiss

8.

Dezember Red Bull Gamerations

Wenn Brasilien im Takt von Breakbeats statt Samba pulsiert, heisst das: Der weltgrösste Battle im Breaking geht in die Endrunde. Mit zwei Breakern aus der Schweiz: B-Girl Becca und B-Boy Lotus gingen bereits zum zweiten Mal als nationale Sieger hervor und werden nun gegen die globale Breakdance-Elite antreten. Sei live dabei, wenn die besten Breaker der Welt in Rio de Janeiro ihre Moves beim Red Bull BC One World Final 2024 auspacken! Scanne den QR-Code für alle Infos.

13.

Dezember

Red Bull Sound Clash

Die «Tetris»-Melodie oder das «Shoryuken» von «Street Fighter 2»: Nostalgie pur. Doch können ältere Gamer auch jüngere Games meistern – und umgekehrt? Bei Red Bull Gamerations messen sich im Verkehrshaus Luzern drei nach Alter aufgeteilte, von Creators geführte Teams in vier legendären Titeln von 1980 bis heute. Mit dabei sind Aditotoro, Maelo, T-Ronimo, Flavio Leu, SimoBonito, ML Gamer. redbull.com

Zwei Teams, zwei Bühnen – und ein Gewinner: Der Red Bull Soundclash ist zurück in Deutschland. Dieses Mal mit Summer Cem & KC Rebell (Team Blau), die auf Ski Aggu & 01099 (Team Rot) treffen. Erlebe live, wie sich der PSD Bank Dome in Düsseldorf in die Arena für das wildeste Deutschrap-Highlight des Jahres verwandelt. redbull.com 19.

Wie sehen unsere Arbeitswelten zukünftig aus, und wie verändern sich Organisationen? Wie wird der Mensch mit intelligenten Systemen arbeiten und interagieren? Das Schwerpunktthema beim Digitaltag lautet «The Future of Work» mit informativen Workshops und guten Möglichkeiten, sich zu vernetzen. digitalzentralschweiz.ch 21.

16.

bis 17. November

Moto GP Valencia

Seit 1999 ist die Rennserie ohne Unterbruch im spanischen Valencia zu Gast. Auch dieses Jahr stellt der «Circuito Ricardo Tormo» die letzte Station der Titelwettkämpfe dar. Honda feierte hier bisher zehn Erfolge, Yamaha acht. Doch inzwischen haben sich die Kräfteverhältnisse mächtig verschoben. Ein Wochenende voll Spannung und Action ist garantiert. motogp.com

28.

November bis 15. Dezember

Women’s EHF EURO 2024

In gleich drei Ländern – Österreich, Ungarn und der Schweiz – werden die besten Frauen-Handballmannschaften Europas um den Titel kämpfen. Das Schweizer Team ist als Veranstalter in der Gruppe D dabei. Vor mehr als 6000 Zuschauern will sich das Team zuerst in der Vorrunde in der St. Jakobshalle Basel beweisen. Alle Infos hier: ehfeuro.eurohandball.com

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Andreas Kornhofer

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Branden Peters

Hier schreiben Schweizer Literaturtalente über Themen, die sie bewegen – und liefern ihren positiven Spin dazu.

Wie Boxen Benjamin von Wyl hilft, mit seiner Kindheit

Frieden

zu schliessen

Letzten Freitag drehte sich alles. Das waren vielleicht drei Sekunden, bis ich mich fangen konnte. In Bewegung bleiben, die Hände ausrichten, Kinn runternehmen. Den anderen anschauen wie ein Raubtier, das Poker spielt. Nüchtern, aber komplett besofen vom Moment. Das Boxtraining ging weiter. Für diese Runde – und die Runden danach.

Auf dem Nachhauseweg habe ich mein Kinn abgetastet, Schmerzen gespürt, kochen, kauen, kauen, kauen – dass es wehtut, kümmert nicht. Ein Ibuprofen nahm ich trotzdem. Am Samstag habe ich mein Kinn berührt und dabei Schmerzen gespürt. Am Sonntag habe ich mein Kinn berührt und dabei die Erinnerung an Schmerzen gespürt. Am Montag waren sie noch da. Wann sie vergangen sind, weiss ich gar nicht. Ein unkontrollierter Schlag, ein Schwinger, der mich traf. Kam er von links oder von rechts? Wenn ich versuche, mich an den Schlag zu erinnern, vermengt sich das mit Filmbildern. Aus «Fight Club» zum Beispiel.

Geschlagen hat einer, der eigentlich erfahren ist, der aber lange nicht mehr trainiert hat. Sein Schlag war unkontrolliert. Ein Versehen. Wie wenn dir ein anderes Fahrrad unabsichtlich in die Spur fährt, aber auch nicht schlimmer als das. Dem Schlagenden war ich nicht böse, noch nicht mal im ersten Moment –anders, als wenn mich zum Beispiel jemand auf der Strasse anblaft.

Sparring, der Trainingskampf, ist freundschaftlich. Es geht um Trefer, es geht ums Durchhalten, es geht darum, etwas zu lernen. Nicht um einen wöchentlichen Verdacht auf Gehirnerschütterung. Nicht ums Zerstören, wie bei «Fight Club», sondern ums Erleben geht es. Wenn ich mir jetzt den Moment des Schlags vorstelle, denke ich an Filme. Während des Sparrings denke ich nicht an Filme.

Ich beobachte die Augen, die Arme, den ganzen Körper der Person gegenüber. Es ist ein Fokus, der mich vergessen macht, was ich wie tue, dass ich mich überhaupt bewege. Bestehen wollen – ein Flackern von Überlebenswillen, bis man zwinkert oder sieht, dass das Gegenüber nicht mithalten kann. Doch manchmal, mitten in die Konzentration hinein, fackern Erinnerungen an meine Jugend auf. Kurz nur. Wie wenn Tyler Durden im «Fight Club»-Film ein einziges Bildframe lang erscheint.

Die Erinnerungen, die mir kommen: Wie ich in der fünften Klasse ums Schulhaus – ein weisser Neubau, ganz neu, wir Schüler haben da noch Bäume gepfanzt – getrieben worden bin. Ich habe mich gewehrt, aber am Ende war meine Schläfe fächig blau. Wie mir in der achten Klasse Pferdemist angeworfen worden ist, bis ich mich wehrte und hyperventilierend den Schleim hochzog und das Blut wegputzte. Das Schulhaus, wo das passiert ist, war damals bereits zeitlos alt. Ich hatte Angst, bis ich die Schule wechseln konnte. Wie mich in der neunten Klasse in einem Hinterhof zwei Typen festgehalten und mir zwischen die Beine gekickt haben. Nochmals und nochmals.

Vieles in meiner Jugend fühlte sich wie Kampf an, nicht nur das Physische. Ich habe immer versucht, stehen zu bleiben. Nicht einzuknicken. Das hatte was damit zu tun, was mein pubertärer Kopf für Würde hielt. Kampfsport hat mich damals wenig interessiert, wohl aber «Fight Club». Das Buch und der Film säten die Idee in mir, dass man beinahe unsterblich wird, wenn einem egal ist, dass man geschlagen wird. Egal was einem genommen wird, wenn man noch lacht und die Mittel – zum Beispiel Faustschläge – des anderen auslacht, wird man stärker. So bin ich jenen begegnet, die mich geschlagen haben. Das funktioniert als Verteidigungsstrategie. Doch gibt es nichts zu verteidigen, dreht sich dieser selbstzerstörerische Modus um sich selbst. Nach dem Boxtraining bleibt oft Ruhe. Tiefe, tiefe Ruhe.

Manchmal übernehme ich zu Beginn des Trainings das Einwärmen. Meine Stimme muss laut sein, sie darf aber eine warme Färbung haben oder eine harte. Die meisten, die meine Stimme dann lächerlich ernst nehmen, sind Teenager, männliche Teenager. Mit ihnen tauschen möchte ich lieber nicht. In ihrem Alter war ich dick, nuschelte und wusste aus Erfahrung auch, dass es einen Schub Scham mehr bedeutet, wenn einem eine Gruppe Mädchen statt Jungs auf den Kopf spucken. Das Internet empfand ich schon in meinem Aufwachsen als entfesselten Ort – und da dauerte es noch 90 Sekunden, bis eine Bilddatei geladen war.

«Es kann auch eine Flucht bedeuten; ein einfacherer Weg, als seiner Vergangenheit in die Augen zu blicken. Doch dieser Sport verschafft mir existenziell Ruhe.»

Die jugendliche Unsicherheit in der digitalen Flackerwelt heute stelle ich mir unermesslich vor. Ich hofe, dass den Teenagern das Training hilft. Dass ihnen der Fokus hilft, den sie hier erleben. Dabei, bei sich zu sein. Dass sie Mobbing eher abstreifen können oder in Ruhe gelassen werden. Natürlich ist Boxen nicht alles. Eine Gesellschaft, die ihre Werte und Gesetze aus «Rocky»-Filmen fltert, wäre ein seltsamer, vielleicht brutaler Ort. Ich würde auch nie behaupten, Kampfsport ist für alle und immer gut. Wie gut mir das Boxen tut, hat viel mit unserem Trainer Mergim Vukshinaj zu tun und der familiären Atmosphäre, die er lanciert und andere mittragen.

Wer viel trainiert, ist deswegen kein besserer Mensch. Und Glückshormone sind nicht Glück. Denn der Fokus und das Glücksgefühl können ausgenutzt werden. Dass Schläge sportlich sein können, selbst wenn sie in Verletzungen resultieren, haben sicher schon einige Boxerinnen und Boxer vergessen. Sicher gibt es Trainer, die das bewusst oder unbewusst gar nicht vermitteln.

Boxen ersetzt keine Therapie. Es kann auch eine Flucht bedeuten; ein einfacherer Weg, als seiner Vergangenheit in die Augen zu blicken. Doch dieser Sport an diesem Ort verschaft mir existenziell Ruhe.

Manchmal frage ich mich, wie mein Leben wäre, wenn ich diesen Sport mit dreizehn, vierzehn, fünfzehn statt mit zweiunddreissig begonnen hätte. Ich kann mir aber nicht ausmalen, wer ich dann geworden wäre. Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie sich diese Ruhe anfühlt, ohne zu wissen, wie es ist, wenn Gedanken jahrelang rasen. Es ist nicht so, dass ich mich erst mit meiner Jugend auseinandersetze, seit ich mit dem Boxtraining begonnen habe. Vieles erinnert mich daran. Der Badezimmerspiegel zum Beispiel. Mit der Narbe unter meiner rechten Augenbraue habe ich auch eine physische Verbindung an diese Jugend. An diesen Schlag kann ich mich auch nicht mehr erinnern. Ich erinnere mich ans Blut, an den Schleim, an die Kurzatmigkeit, die Fahrt zum Arzt.

Hätte mich der Schlag letzten Freitag verletzt, hätte ich mich natürlich um meine Gesundheit gesorgt. Einmal genesen, hätte ich mit dem Unkontrollierten wahrscheinlich kein zweites Mal trainiert, ja. Aber emotional hätte der Schlag keine Spuren hinterlassen. Denn wir schlagen uns sportlich. Die Schläge sind Sport. Der Sport tilgt die Erinnerungen an jene Schläge, die Gewalt waren.

BENJAMIN VON WYL ist Autor und Journalist. Der gebürtige Aargauer (1990) arbeitet bei Swissinfo, schreibt eine Kolumne für das Kulturmagazin «null41» – und hat 2024 seinen dritten Roman «Grosswerden und Einknicken» veröffentlicht. benjaminvonwyl.ch

9 Fragen an Franny

Millionen verfolgen, wenn Creator Francesca Dougan aus den Boxen von F1-Rennen berichtet oder hinter die Kulissen von DanceEvents blickt – mit einer gesunden Portion Selbstironie.

Was ist der aktuelle Nr.-1-Song auf deiner Playlist? «Jealousy» von Khalil Harrison.

AUF ÜBERHOLSPUR. Auf Instagram folgen der 20-Jährigen 637 000 Menschen, auf TikTok gar 2,5 Millionen: @almost.cesca

Was ist dein Lieblingsgegenstand?

Mein Hund. Nein, das ist ein Lebewesen! Kuscheltiere.

Warum machst du Formel-1-Videos?

Ich habe den Sport so unterschätzt. Was die Körper der Rennfahrer leisten müssen –das ist next level crazy! Und der ganze Gossip drumherum. Da ist so viel Drama.

Guilty Pleasure?

Sitcoms: «How I Met Your Mother». «Friends». «New Girl». «Brooklyn Nine-Nine». All the good stuff.

Welches Wort kannst du nicht ausstehen?

Handdesinfektionsmittel. Ich kann es nicht aussprechen. Und es nervt mich.

Hast du ein Reiseritual?

Ich bin etwa sieben Stunden vor Abflug am Flughafen. Dann schaue ich nach, ob es das Gate wirklich gibt. Wenn es das gibt, habe ich noch Stunden Zeit, um diese zu verplempern.

Würdest du lieber in die Zukunft oder in die Vergangenheit reisen?

Kurz in die Zukunft, um zu sehen, wie meine Enkel so sind, wenn ich ganz alt bin. Dann würde ich vielleicht auch sehen, dass ich eine Hairline wie von einem Rasenmäher habe und dass ich jetzt vielleicht mehr Haarpflege machen sollte.

Dein Traumberuf als Kind?

Meerjungfrau! (Lacht.) Nein: Schauspielerin oder Kindergärtnerin.

Verfügst du über unnützes Wissen, auf das du stolz bist?

Ich kenne sehr viele Holzarten. Das kommt von der Ausbildung (Anm.: als Polydesignerin).

MASTER OF MATERIALS

CAPTAIN COOK HIGH-TECH CERAMIC SKELETON

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