Bergwelten Ausgabe 03/16

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Inhalt JUNI/JULI 2016

28 Nah am Wasser Am Ende einer Sackgasse, hinter dem höchsten Pass der Steiermark, liegt eine malerische Wanderregion. Hier urlaubte einst schon Erzherzog Johann. An der Schönheit und Ruhe der Sölktäler hat sich seit damals nicht viel geändert.

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FOTOS: ARMIN WALCHER, PHILIPP HORAK, MARION LUTTENBERGER, RUDI WYHLIDAL, THOMAS STRAUB

REGIONEN

MENSCHEN

42 LEBEN

112 SPORT

28 G oldene Almen Wandern in den ­steirischen Sölktälern.

42 Nah & fern 5 Minuten mit „Eat Write Live“.

52 G roße Pläne Was wir diesen Sommer vorhaben.

80 Ein Fall für zwei Sicher gehen mit ­Steigeisen.

44 S till leben Besuch auf der Ober­ etteshütte in Südtirol.

94 Ü berlebensküche Spitzenkoch Rudolf Obauer im Interview.

72 G ratwanderung Alpine Grenzfälle: das große Sommerrätsel

90 D rahtseilakt Am Hochalmblick-­ Klettersteig bei Gastein.

58 S chöner Wilder Unterwegs am Wilden Kaiser in Tirol.

108 S teile Beziehung Katharina Saurwein und Jorg Verhoeven.

126 G ut gerüstet Mode und Equipment für den Sommer.

112 Nach oben fallen Bouldern am Attersee in Oberösterreich.

74 Frühjahrsputz Die höchste Hütte Österreichs erwacht.

142 D as Bett im Fels Gepäckkontrolle bei einer Bigwall-Kletterin.

132 Valentins Favoriten Eine Hose für viele Vorhaben am Berg.

82 S eeradler Mountainbiken am Walchensee.

160 D er höchste Berg Alexander von Humboldt auf Teneriffa.

134 Huckepack Sechs Kindertragen im Praxistest.

KOLUMNEN 120 Post von David Lama 158 Messners Philosophikum 166 Abwärts mit Nachförg

STANDARDS

100 H üttenglück Drei Plätze für das per­ fekte Bergwochenende.

8 Panorama 14 Einstieg & Aufstieg 16 Wege & Ziele 18 Kinder & Familie 20 Wetter & Wissen 21 Die Alpen in Zahlen 22 Fragen & Antworten 24 Fels & Mensch 26 Gut & schön 164 Bergwelten bei ServusTV 168 Après-Berg 170 Vorschau, Impressum

144 Fjordland Auf Peer Gynts Spuren durch Norwegen.

Coverbild: Philipp Horak (Ackerlhütte im Kaisergebirge)

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STILL LEBEN Hoch überm Südtiroler Vinschgau bietet die Oberetteshütte Schutz vor Wetter, Wind und Alltagsstress. Oben begegnen einem Steinböcke, Almgespenster und bekannte Gesichter. TEXT: ALEXANDER LISETZ  FOTOS: THOMAS STRAUB

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Herz und Seele der Oberetteshütte: die Hüttenwirte Edwin und Karin Heinisch mit den Juniorchefs Leonhard und Frida. Unten: Über die Matscher Alm geht’s zu den Saldurseen.

ätte es vor 200 Jahren schon Food Blogs gegeben, wären die Beurteilungen für das Matscher Tal verheerend ge­ wesen. Nicht wegen des Essens: Das war gut und reichlich. Wenn ein Wanderer auf der Matscher Alm eine leer stehende Hütte be­ trat, musste er nur „Sudl, bring mir Nudl“ murmeln – schon stand eine riesige Pfanne schmalz­ triefender Nudeln auf dem Tisch. Aber das Service! Glaubt man der alten ­Matscher Sage, drehte die Sudl jedem den Hals um, der ihre riesigen Portionen nicht aufessen konnte. Das hätte heutzutage einen Shitstorm zur Folge, frage nicht. Auf der Oberetteshütte, 600 Höhenmeter oberhalb der Matscher Alm, gibt es heute Mittag ebenfalls Nudelpfanne. Die Wande­ rer an den Tischen, von denen man zum Ortler und zum Stilfser Joch hinübersieht, schaufeln ihre mit Ricotta und Pinienkernen abgeschmeckten Kohlenhydratbomben vom Teller, als gäbe es kein Morgen. Dabei ist Karin Heinisch, die Wirtin der Oberetteshüt­ te, von viel friedlicherer Natur als die Sudl. Sie würde keinem den Hals umdrehen, nur weil er ihre Kochkünste verschmäht. Der gute Appetit der Gäste hat eher mit der kulinarischen Seehöhe des Gebotenen zu tun: Edwin und Karin Heinisch servieren hier heroben auf 2.670 Metern Gerichte, die es mit manchem Gourmetlokal im Tal auf­ nehmen könnten. Zu ihrer Oberettes-Pfanne und dem Biolammbraten, zu Knödel-Tris oder hausgeselchtem Speck kann man sogar aus einer kleinen, aber feinen Weinkarte wählen. Es hat aber auch noch ein paar handfestere Gründe, warum die Wanderer ihre Kalorienspeicher mit solchem Eifer füllen. Die einen hat bereits der zweieinhalbstün­ dige Aufstieg hungrig gemacht, der gerade knackig genug ist, um die Halbschuhtou­ ­ risten fernzuhalten. Die anderen bereiten sich auf ambitioniertere Touren vor, für die

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Peter Tembler öffnet zum ersten Mal nach dem langen Winter die Läden der ErzherzogJohann-Hütte. Dieses Jahr beginnt die Saison am 18. Juni.

PORTRÄT

Der Portier des Großglockners Als Hüttenwirt der Erzherzog-Johann-Hütte bekleidet Peter Tembler das höchste Amt auf Österreichs Bergen. Vorher muss er seine Hütte aber von den Schneemassen befreien. TEXT: ALEXANDER LISETZ  FOTOS: PETER PODPERA

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o spät wie Peter Tembler beginnen nur wenige Wirte die Saison. Unten in Kals ist jetzt schon Mitte Mai, und die Wiesen feiern den bevorstehenden Sommerbeginn mit ihrem Blütenfeuerwerk. Zeit für Peter Tembler, hinaufzusteigen zur Adlersruhe, um seine Hütte aus dem Winterschlaf zu wecken. Seit neun Jahren bewirtschaftet er die Erzherzog-Johann-Hütte, die aus zwei Grün­ den etwas ganz Besonderes ist: Erstens, weil sie mit 3.454 Meter See­ höhe die höchstgelegene Schutzhütte Öster­ reichs ist. Und zweitens, weil der Gipfel des Großglockners auf 3.798 Metern von hier nur noch eineinhalb, zwei Stunden entfernt liegt. Peter Tembler ist so etwas wie der Portier des Glockners – und seine Hütte die letzte Raststation für alle Bergsteiger, die den höchsten Punkt Österreichs über den Normalanstieg erklettern wollen. Peter Tembler war schon drei-, vier­ hundertmal oben auf dem Gipfel. „Und wenn ich eine Zeit lang nicht dazukomm“, sagt er, „werd ich nervös.“ AUFSTIEG ÜBER BLANKES EIS

Heute hat er ihn schon beim Losgehen vom Lucknerhaus sehen können: ein weißer Spitz, der hineinsticht in den blauen Mai-Himmel, von kantigen Graten durchzogen und von keinem Wölkchen verdeckt. Bald werden sich die Seilschaften von früh bis spät zu ihm nach oben kämpfen, wird in seiner Hütte der hektische Hoch­ betrieb beginnen, der ihm erst wieder Ende September Zeit zum Durchatmen lässt. Fünf Angestellte stehen ihm zur Seite, die die Bergsteiger mit Skiwasser, Bier und kräftiger Hausmannskost stärken und die rund 120 Schlafplätze sauber halten. Ein durchschnittlicher Arbeitstag dauert dann von vier Uhr früh bis elf Uhr nachts. Peter Tembler und sein gleichaltriger Freund Norbert Mariacher tragen schwere

Oben: Peter Tembler am Weg zu seinem Arbeitsplatz. Den Alten Kalser Weg vom Lucknerhaus über die ­Stüdlhütte kennt er wie seine Funktions­ jackentasche. Unten: der erste Besuch nach dem Winter. Noch türmt sich der Schnee vor der Eingangstür.

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BERGWELTEN AUF REISEN

DRAUSSEN VOR DER TÜR Die Hütten wie aus einer anderen Zeit. Die Gegend wild, unberührt, weitläufig, einsam. Und atemberaubend schön. Wandern im norwegischen Nationalpark Jotunheimen. TEXT: MARKUS HUBER  FOTOS: ANDREAS JAKWERTH

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Visdalen, Zentralnorwegen, ein Tag im Sommer: Vielen Menschen werden wir nicht begegnen.

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n Spiterstulen gibt es schwere Polster­möbel und alte Holztische. Den ganzen Tag knistert Feuer in einem offenen Kamin. Und es wirkt so britisch und aus der Zeit, dass man hier sofort einen James-BondFilm drehen könnte – einen mit Roger Moore. Aber das ist noch nicht das Spannendste an der Hütte des norwegischen Tourismusverbands, die so gar nicht wie eine Berghütte auf 1.100 Metern aussieht, sondern wie ein Hotel aus den 1970er-­ Jahren. Denn von Spiterstulen sind es nur wenige Schritte bis in die Wildnis.

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Man muss einfach raus und rechts die charakteristische rote Außenwand entlanglaufen, an Hallenbad und Sauna vorbei – zwei Gründe übrigens, die allein schon dafür sorgen, dass Spiterstulen so unglaublich viel mehr und deutlich bequemer ist als eine einfache Berghütte. Dann die Böschung runter, links den Bach entlang bis zu einem Holzgatter. Und wenn man da hindurch ist, wenn man das Tor wirklich passiert hat, dann ist man draußen. Richtig draußen. „Du kannst das Handy weggeben – das war’s fürs Erste mit dem mobilen Emp-

fang“, sagt Werner Tomsche, der Mann, der sich hier auskennt. „Ab jetzt haben wir für die nächsten paar Tage kein Netz mehr.“ Kein Netz, offline sein: In Mitteleuropa ist das ein Trend, eine vielversprechende Versuchung für viele Büroarbeiter, die gerne einmal abschalten und für sich sein wollen und dann am Ende alle gemeinsam in denselben Hotels oder unter denselben Felswänden hocken, weil es eben nur noch wenige Flecken gibt, die nicht im Signalbereich eines Handymasts liegen. Hier in Zentralnorwegen, zweiein-


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