Porträt
Der Modist vom Naschmarkt Der Gastronom Nuriel Molcho zeigt vor, wie aus einem exotischen Hobby ein künstlerisches Handwerk von internationalem Renommee werden kann. Dabei hilft ihm die Kombination von traditionellen Werkzeugen und modernen Miele Produkten.
TEXT: CHRISTIAN KORNHERR FOTOS: PHILIPP HORAK
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eymar? Neymar who?“ Eines Tages hatte Nuriel Molcho einen Mann am Telefon, der einen speziellen Hut für einen gewissen Neymar anfertigen lassen wollte. Der junge Hutmacher musste sich erst schlau machen und hatte dann ein Aha-Erlebnis, als er feststellte, dass er für den teuersten Fußballer der Welt arbeiten sollte. Der Kunde dürfte durchaus zufrieden gewesen sein. Denn seither ordert Neymar jedes Jahr zum Geburtstag ein neues Modell, das ein Chauffeur persönlich aus der winzigen Hutmacherei am Wiener Naschmarkt abholt. Mundpropaganda sorgte wohl dafür, dass irgendwann auch David Alaba vorbeischaute und noch andere Fußballer, deren Namen Nuriel Molcho allerdings nicht parat hat. Wie schon gesagt, er interessiert sich nicht so sehr für Fußball. Seine Interessen liegen eher im Bereich von Mode, Kunst und Fotografie. Erstgenannte sorgte dafür, dass Nuriel Molcho zu einem zweiten beruflichen Standbein kam. „Ich war auf der Suche nach einem Hut, der perfekt zu mir passt, fand aber nichts. Dann wollte ich mir einen anfertigen lassen, das hätte
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„Ich war auf der Suche nach einem Hut, der perfekt zu mir passt, fand aber nichts. Also habe ich beschlossen, es selbst zu probieren.“
aber 2.000 Euro gekostet. Also habe ich beschlossen, es selber zu probieren.“ Da das traditionsreiche Handwerk im Aussterben begriffen ist, waren die notwendigen Spezialwerkzeuge auf Flohmärkten und im Internet günstig zu erstehen. Dass sich Nuriel Molcho die handwerklichen Fertigkeiten Schritt für Schritt selber beibrachte, scheint in seinen Genen zu stecken, stammt er doch aus einer Familie von Quereinsteigern. „Wenn die Leidenschaft groß genug ist, kann man alles im Leben lernen.“ Sein Papa, Professor Samy Molcho, eignete sich die Kunst der Pantomime auf auto didaktischem Wege an und wurde zu einem weltbekannten Experten für Körpersprache. Mutter Haya schuf ohne gastronomische Vorbildung die orientalisch-israelische Restaurantkette Neni, die heute vom Wiener Naschmarkt über Berlin und Amsterdam bis Paris reicht. Die Hutmacherei trat langsam ins Leben des Gastronomen. Die ersten Experimente fanden in der Wohnung statt, hilfreich war dabei, dass seine amerikanische Frau Audrey ebenfalls Freude an dem Hobby fand. Heute ist sie für das höchst professionelle Finish der Hüte
FRÜHLING/SOMMER 2020