The Red Bulletin DE 02/23

Page 1

DAS SCHAFF ICH SPIELEND!

Wie GamingYouTuberin GNU Millionen Menschen verbindet – und Sexisten in die Flucht schlägt

DEUTSCHLAND, € 2,50 02 / 2023 JETZT ABONNIEREN getredbulletin.com

EINMAL SPORT.

Contributors

PAULINE KRÄTZIG

Zur Vorbereitung auf ihr Interview mit Gaming-YouTuberin Jasmin Sibel alias Gnu schaute die Münchner Autorin (u. a. „Neue Zürcher Zeitung“, „Süddeutsche Zeitung“)

Videos, in denen Jasmin Spukhäuser putzt und Abenteuer mit Baby-Alligatoren erlebt. Neben Jasmins Begeisterung für Trash-Spiele ging es im Gespräch auch um die harte Arbeit hinter ihren Videos. Ab Seite 34

FREISPIEL

LAKIN STARLING

„New Orleans steckt mich immer mit seinem speziellen Spirit an – und bei diesem Besuch hat Big Freedia das auch getan“, sagt die in Brooklyn lebende Autorin unseres Porträts über die Hip-Hop-Künstlerin. „Ich hatte Freedia schon im Reality-TV gesehen und wusste, dass sie ein einzigartiger Mensch ist, aber ihre authentische Freundlichkeit hat mich dann doch noch mal überrascht.“ Ab Seite 62

Zieh bloß nicht nach Australien! Erlaub dir keine Pausen! Jasmin Sibels Weg als YouTuberin war gepfastert mit guten Ratschlägen. Doch erst als sie beschloss, diese zu ignorieren und nur noch auf sich selbst zu hören, startete sie richtig durch. Heute ist sie – bekannt als Gnu – Deutschlands erfolg reichste Gaming-YouTuberin. Im Interview ab Seite 34 erzählt sie, wie sie Online ihren speziellen Humor auslebt, wie sie Sexisten in Schrecken versetzt – und warum das mit Australien doch eine ziemlich gute Idee war.

Eine andere ziemlich gute Idee feiert am 7. Mai Jubiläum. Zum zehnten Mal startet dann der Wings for Life World Run, der weltweite Lauf, dessen Einnahmen zu 100 Prozent in die Forschung zur Heilung von Querschnittslähmung fießen. Aus diesem Anlass erzählen wir ab Seite 42 zehn bewegende Geschichten rund um den Run –vom Rollstuhlfahrer, der wieder Laufen lernte, bis zum Sechsjährigen, dem Fußball-Star Trent Alexander-Arnold Mut machte.

JOHN WEBSTER

Hier lächelt er, als könnte er kein Wässerchen trüben. In Wirklichkeit aber ist er wild – wild auf Wasser! Seit seinem 19. Lebensjahr (also seit nunmehr 13 Jahren) durchkämmt der US-amerikanische Abenteuer- und ActionFotograf seine Heimat Idaho und den „Rest“ Nord- und Südamerikas nach Hotspots für Paddler und Kajakfahrer. Seine Bilder eines rauschenden Sommers – ab Seite 22

Furchtlosigkeit ist auch bei der World RallycrossE-Rennserie gefragt. Unsere Reportage vom WMFinale am Nürburgring beginnt auf Seite 50.

Bis hierher war Alltag – ab hier ist Abenteuer! Die Redaktion

EDITORIAL
THE RED BULLETIN 3
FELIX KRÜGER (COVER)

HEROES

JEANNE GOURSAUD 16

Wie die Schauspielerin wirklich überall neue Freunde fndet

MAJID KESSAB 18

Wie der Weltmeister im Hip-HopDance seine Wurzeln entdeckte

NILS FREI 20

Wie der Segel-Coach den America’s Cup in die Schweiz holen will

PORTFOLIO

WILDE WASSER 22

Kajak-Hotspots – der AbenteuerFotograf John Webster zeigt uns, wo der Sommer so richtig rauscht.

GAMING

ALLE LIEBEN GNU 34

Wie Deutschlands erfolgreichste Gaming-YouTuberin Millionen Menschen verbindet.

WINGS FOR LIFE

MOMENTE, DIE BEWEGEN 42

Ein Rollstuhlfahrer lernt gehen, ein Fußballstar macht einem Jungen Mut: berührende Storys rund um den Wings for Life World Run.

WORLD RALLYECROSS

DONNER OHNE GROLLEN 50

Rallyecross ist die abgefahrene Schwester der Formel 1. Report vom Nürburgring – mit E-Antrieb. MUSIK

QUEEN DER HERZEN 62

Wie Artist Big Freedia die USMusikwelt mit ihren Bounce-Tracks eroberte – und dabei Stars wie Drake und Beyoncé beeinfusste.

PORTFOLIO

BREAK AND KLICK 70

Frankie Perez schaffte den Sprung vom B-Boy zum Fotokünstler – und zeigt uns in dieser Bilderstrecke seine besten Shots.

INHALT 02/2023
GALLERY 6 ZAHLEN, BITTE! 12 FUNDSTÜCK 14
62
UND JETZT DU! REISEN 83 HÖREN 86 KAUFEN 88 BIOHACKING 90 LAUFEN 92 ERLEBEN 94 IMPRESSUM 96 CARTOON 98 22 4 THE RED BULLETIN JOHN WEBSTER, JUSTEN WILLIAMS
© 2023 Garmin Ltd. or its subsidiaries. All rights reserved. NEU! FORERUNNER ® 265/965 SMARTE LAUF- UND TRIATHLONUHREN MIT BRILLANTEN AMOLED DISPLAYS
GALLERY FOCUS SPORTS/RED BULL CONTENT POOL

Mumbai, Indien

CURRY- HURRY

Jason Paul ist in Eile. Es ist Mittag, und alle haben Hunger. Und so nimmt der Freerunner die Abkürzung über die Dächer der Stadt. Essenszusteller, das ist an dem Tag sein Job, „The Lunchbox“ heißt der Clip. Auftrag: eine Büchse mit frischem Curry (das Bild entstand auf dem Weg zur Abholung) quer durch die Metropole zuzustellen. Das Essen ist am Ende noch heiß – und auch Jason könnte jetzt eine Portion vertragen. redbull.com

THE RED BULLETIN 7

Brˇezina, Tschechien GENERATION X

Zwei Generationen, ein X: Hinten parkte Fotograf Jirˇí Šimecˇek den Red Bull RB7, in dem Sebastian Vettel 2011 Weltmeister wurde. Ein erfüllter Traum. Vorne steht ein Tatra T607, der tschechoslowakische Formel-1-Bolide. Ein zerplatzter Traum. Konstruiert wurde er Anfang der Fünfzigerjahre. Doch der Kalte Krieg verbaute ihm letztendlich den Weg in die Königsklasse –die Klasse des Klassenfeindes. jirisimecek.com

GALLERY
JIRI SIMECEK / RED BULL CONTENT POOL, PIERRE DUBUIS/RED BULL ILLUME DAVYDD CHONG

Saint-Chamond, Frankreich

IM FLUGMODUS

Schwierige Stunts federleicht aussehen lassen – das ist die Kunst des Skateboardens. Fotograf Pierre Dubuis fängt solche Momente ein. Hier begleitete er seinen Kumpel Dylan Peyravernay zum Rathaus ihres Heimatortes nahe Lyon. „Ich wollte die Kunst des Skatens, des Architekten und meine als Fotograf vereinen“, erklärt Dubuis. Und siehe da: Ist doch ein Leichtes. Instagram: @pierre_dubuis redbullillume.com

THE RED BULLETIN 9

Sydney, Australien

GROSSE OPER

Als schwebe Rhiannan I≠land über den Dächern des Opera House – so wirkt das beim Finale der Red Bull Cliff Diving World Series entstandene Bild. Dabei spielt die Schweizer Fotografin Romina Amato mit der Perspektive. In Wahrheit ist die Oper 67 Meter hoch, der Sprungturm 28. Nichtsdestotrotz bleibt das Urteil: Überfliegerin. Instagram: @rominaamatophoto

Schaue die Red Bull Cliff Diving World Series auf Red Bull TV, etwa den Stop in Boston am 3. Juni: redbull.com

GALLERY
10 THE RED BULLETIN
ROMINA AMATO/RED BULL CONTENT POOL

Das 24-Stunden-Rennen von Le Mans feiert am 10. Juni seinen 100. Geburtstag – und liefert Runde für Runde Rekorde und Innovationen.

65

RASENDER FORTSCHRITT 2026

soll eine eigene Kategorie für wasserstoffbetriebene Autos eingeführt werden. Mit dabei: das Projekt „Mission H24“ von Oreca und Red Bull Advanced Technologies.

55

Prozent weniger CO² stoßen die Boliden seit 2022 aus, weil der Kraftstoff zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien besteht.

12

Minuten benötigen die Batterien der E­Rennautos von InMotion, um von 20 auf 80 Prozent aufzuladen – dank Ultraschnell­Ladetechnik.

106

Minuten dauert der Film

„Le Mans“ mit Steve McQueen, der die frühe Nähe zum Entertainment belegt. Heute unterhält Fernsehstar Patrick Dempsey ein eigenes Rennteam.

19,69

km/h höher war das Durchschnittstempo des Siegers 1953 gegenüber dem von 1952. Die Differenz machten die erstmals eingesetzten Scheibenbremsen.

19 67

gab es in Le Mans gleich zwei RennsportPremieren zu bestaunen: profillose Reifen (Slicks) und Heckflügel zur Generierung von Abtrieb.

Autos nahmen traditionell am Rennen teil. „Garage 56“ heißt deshalb ein Programm, in dessen Rahmen seit 2012 zusätzlich innovative Prototypen starten.

3

Frauen gingen 2022 an den Start (Sophia Flörsch, Sarah Bovy, Lilou Wadoux). Insgesamt waren es bereits 65. Bestes Ergebnis: Rang 4 für Odette Siko (FRA) 1932.

680

PS ist die Obergrenze der Systemleistung in den Kategorien der Hypercars und der Le Mans Daytona hybrid­Autos.

10

Prozent weniger Sprit als der alte TDI­Motor benötigte der Audi R18 e­tron quattro beim ersten Sieg eines Hybrid­Autos im Jahr 2012.

251,882

km/h betrug die Durchschnittsgeschwindigkeit bei Kamui Kobayashis Rundenrekord 2017 – aufgestellt in einem Toyota TS050 Hybrid.

12 THE RED BULLETIN GETTY IMAGES, AUDI HANNES KROPIK CLAUDIA MEITERT
ZAHLEN, BITTE!

BEFLU ¨ U ¨ U ¨ GELT

DURCH DEN SOMMER.

MIT DEM GESCHMACK VON JUNEBERRY.

NUR FU ¨ R KURZEZEIT

BELEBT GEIST UND KÖRPER®.

DIE SCHUH - NUMMER

Klicks, Euros, Awards: Erfolg im Hip Hop lässt sich in vielen Einheiten messen. Rapper Bausa misst ihn aber auch an diesem Paar Sneakers.

Eine Diamant-Schallplatte für 1,3 Millionen verkaufte Einheiten seines Songs „Was du Liebe nennst“, ein schwarz-goldener Versace-Bademantel vom Auftritt bei der „1 Live Krone“, ein Exemplar seines ersten Albums „Dreifarbenhaus“ – gefragt nach Dingen, die seinen Weg in die Champions League des Deutschrap prägten, fallen Bausa beim Interview mit The Red Bulletin

Gegenstände wie diese ein. Aber auch ein paar Nike Air Max 97 Ultra ’17 Skepta haben eine besondere Bedeutung für den Bietigheimer. Handbeschriftet mit seinem Spitznamen „Baui“, schickte ihm der Hersteller die Sneaker als Geschenk – für Bausa ein weiteres Zeichen dafür, dass er es nach ganz oben geschafft hat. Im Oktober startet er seine „Drei Jahre später“-Tour.

Bausa, 33, trat beim Red Bull Soundclash gegen Stars wie Apache 207 und Loredana an. Erlebe die ganze Show auf redbull.com.
FUNDSTÜCK 14 THE RED BULLETIN
ROBERT WUNSCH DAVID MAYER
6:00|ALTABADIA DOLOMITES

JEANNE GOURSAUD

verdankt ihren Mut besonderen Freundschaften. Die Schauspielerin erklärt, wie sie Kontakte knüpft und wie das auch Schüchternen gelingt.

Inwieweit geben dir solche Freundschaften Stärke in deinem Beruf?

Weil wir einander vertrauen, sprechen wir aus, was uns beschäftigt. Ein Beispiel: Oft steht im Drehbuch, dass ein Mann das Auto fährt und die Frau abholt. Mit meiner Kollegin habe ich diskutiert: „Warum geht das denn nicht andersrum?“ Solche Freundschaften geben dir den Mut, so etwas dann auch anzusprechen.

Was ist entscheidend dafür, dass eine Freundschaft hält?

Zuhören. Füreinander da sein und empathisch sein. Das, was du vom anderen erwartest, musst du auch zurückgeben. Klingt einfach, ist es aber nicht immer. Ich glaube, dass romantische Beziehungen viel rascher ein Ende fnden, weil es so viele Auswahlmöglichkeiten gibt und so viele Leute sich nicht mehr richtig für eine Person fürs Leben entscheiden wollen. Deshalb habe ich das Gefühl, dass Freundschaften im Vergleich zu Beziehungen fast etwas Unendliches haben.

Und wie genau pfegst du deine Freundschaften?

Vier Mädchen aus Berlin-Wedding suchen das Glück: Darum geht es in der Serie „Para – Wir sind King“, deren zweite Staffel nun startet (ab 17. April auf Warner TV Serie). Unterwegs fnden Hajra (Soma Pysall), Rasaq (Roxana Samadi), Fanta (Jobel Mokonzi) und Jazz (Jeanne Goursaud) jede Menge Abenteuer, Ärger, vor allem aber wahren Zusammenhalt. Eine Erfahrung, die auch die vier Hauptdarstellerinnen miteinander machten – und das unter erschwerten Bedingungen. Im Interview erklärt Jeanne Goursaud (u. a. „Barbaren“), wie sie eine wochenlange Isolations-WG mit den drei anderen erlebte, wie ihr Freundschaften Selbstvertrauen schenken und wie Schüchterne mit Fremden in Kontakt kommen können.

the red bulletin: Beim Dreh der ersten „Para“­Staffel musstest du infolge der Corona­Regeln mit den drei anderen Hauptdarstellerinnen isoliert leben. Wie habt ihr das überstanden?

jeanne goursaud: Es war schon krass. Wegen der Maßnahmen durften wir nicht mal in den Supermarkt gehen. Das hat uns aber ehrlich gesagt erst recht zusammengeschweißt. Wenn wir abends nach Hause gekommen sind, haben wir zusammen gekocht, und da gab es nie die Frage, wer macht was. Entscheidend war, dass wir uns bei aller Nähe auch genug persönlichen Raum gelassen haben. Und ich glaube, dieses Rezept für Freundschaften gilt auch jenseits von Isolations-WGs.

Mit vollem Einsatz. Als Roxana Geburtstag hatte, wussten Soma und ich, dass sie in Köln bei ihrer Familie ist. Mitten in der Nacht sind wir zu ihr gefahren. Dann haben wir sie um Mitternacht überrascht – und Wunderkerzen entzündet.

Was kannst du Leuten empfehlen, die in einer Gruppe Anschluss suchen, aber zu schüchtern sind?

Man muss nicht immer den ersten Schritt machen. Es reicht auch ein Lächeln oder nur ein Blick oder irgendwas, was eine Verbindung mit jemand anderem schafft. Dann geht man ganz automatisch aufeinander zu. Und man muss sich klar machen: Die meisten Leute sind nicht selbstsicherer als du, sondern haben die gleichen Ängste. Wenn man ganz offen sagt: „Ich habe mich nicht getraut, dich anzusprechen“, nimmt das ganz schön Druck raus.

Wie gelingt es dir, Freunde zu fnden?

Ich gebe Leuten immer einen Vertrauensvorschuss. Den braucht man, damit man sich öffnen kann. Mit Ehrlichkeit und Offenheit begegnet man sich immer auf Augenhöhe.

Und du machst das bei jedem, der dir begegnet?

Ich analysiere schon, ob das jemand ist, dem ich mich öffnen möchte. Das kann ich inzwischen besser beurteilen. Grundsätzlich bin ich aber dem Leben und den Menschen gegenüber positiv eingestellt, und so ziehe ich Leute an, die ähnlich drauf sind.

HEROES
16 THE RED BULLETIN
TEXT RÜDIGER STURM FOTO SARAH STORCH
Ich gebe Leuten einen Vertrauensvorschuss, so können sie sich öffnen.“
THE RED BULLETIN 17
Schauspielerin Jeanne Goursaud, 27, über den Abbau emotionaler Barrieren

MAJID KESSAB

reiste in seine eigene Geschichte:

In Kurdistan wurde dem Hip-Hop-Dance-Weltmeister klar, worum sich sein Leben wirklich dreht.

TEXT MAXIMILIAN REICH

immer, dass ich einen unorthodoxen Tanzstil habe, mein Rhythmus war irgendwie anders. Aber erst als ich meinen Vater bei Folkloretänzen gesehen habe, wusste ich, wo das herkommt. Wir haben die gleiche Energie, bewegen uns sehr ähnlich.

Wann warst du das letzte Mal in Kurdistan, bevor du vergangenes Jahr für die Doku hingefogen bist?

Das war 2014. Ich war gerade Weltmeister geworden, bin um die ganze Welt gereist – edle Restaurants, coole Stores, ausgebautes U­BahnSystem, solche Dinge hatte ich von meinem Land auch erwartet, aber so was gab’s eben nicht. Da war ich enttäuscht und wollte nicht mehr hin. Ich war einfach noch etwas unreif.

Wie war es diesmal?

Diesmal wollte ich wirklich meine Wurzeln erforschen. Wir haben Ausfüge in die Natur gemacht und sind mit dem Boot bei Sonnenuntergang über den Tigris gefahren. Wie schön diese Landschaft ist – das hat mich komplett umgehauen! Direkt am Ufer Berge mit extrem tiefen Höhlen, das hat was Magisches.

Und was hast du noch gemacht?

Ein etwas anderer Heimatfilm

Begleite Majid auf seiner Spurensuche durch Kurdistan:

Die Doku „Roots of My Rhythm: Die Geschichte des Hip Hop Tänzers Majid Kessab“ gibt’s ab sofort auf Red Bull TV. redbull.com

Der Name seines Vaters stand auf der Todesliste von Saddam Hussein – weil er Güter für das US­Militär transportiert hatte. Geboren 1993 in Zakho, einer Stadt in der Region Kurdistan im Norden des Irak, foh Majid Kessab mit seiner Familie nach Deutschland. Da war er drei. In seiner neuen Heimat Krefeld begann er in einem Jugendzentrum mit dem Hip­Hop­Freestyle­Dance. Heute ist der 30­Jährige zweifacher Hip­Hop­Dance­Weltmeister, Schauspieler, Besitzer zweier Tanzschulen und Sieger der TV­Show „Got to Dance“. Erinnerungen an Kurdistan? Kaum. Für die Doku „Roots of My Rhythm: Die Geschichte des Hip Hop Tänzers Majid Kessab“ kehrte er deshalb zurück.

the red bulletin: Kurdistan oder Deutschland – für wen tanzt du bei internationalen Battles?

majid kessab: Für beide. Auf mein erstes Trikot waren sowohl die deutsche als auch die kurdische Flagge aufgenäht. Und als ich 2014 im Deutschland­Trikot zum ersten Mal Weltmeister wurde, hatte ich auch eine kurdische Fahne mit auf der Bühne. Sie erinnert mich daran, was die Kurden alles hinter sich haben, um Unabhängigkeit zu erreichen. Wenn ich auf die Bühne gehe, will ich meinem Volk zeigen, dass ich meine Wurzeln nicht vergessen habe.

Wurzeln helfen beim Wachsen?

Auf jeden Fall. Durch sie verstehen wir, wer wir sind und warum wir so sind. Ich wusste

Wir haben einfach viel Zeit miteinander verbracht. Zusammen gegessen und geredet. Es ist so ein simples Leben dort. Ich konnte entspannt aufstehen, hatte keinen Terminstress. Da dreht sich nicht alles nur um Arbeit und Geldverdienen. Natürlich müssen die Menschen dort auch arbeiten, aber es ist nicht das Wichtigste, sie verbringen lieber Zeit mit ihrer Familie. Das möchte ich in Zukunft auch verstärkt machen. In letzter Zeit hatte ich das ein bisschen aus den Augen verloren. Kurdistan hat mir auch gezeigt, warum ich überhaupt angefangen habe zu tanzen: nicht wegen des Geldes, sondern aus Freude.

Hat die Reise deine Art zu tanzen verändert?

Vieles geschieht unbewusst. Aber ich möchte auf jeden Fall versuchen, Hip­Hop und kurdische Folklore in meinem Tanz zu verschmelzen.

Und die Beziehung zu deinen Eltern?

Ich konnte mit ihnen immer über alles sprechen. Im Vergleich zu meinen drei älteren Geschwistern haben sie bei mir auch oft ein Auge zugedrückt, weil sie wussten, dass ich hier aufgewachsen und deshalb ein bisschen anders bin. Aber ich verstehe meinen Vater jetzt noch besser. Als Kind hatte mich gestört, dass er immer arbeiten musste und so wenig Zeit für uns hatte. Irgendwann hab ich natürlich kapiert, warum er es ihm so wichtig war, uns ein besseres Leben zu ermöglichen.

HEROES
18 THE RED BULLETIN DIESER BOBBY/RED BULL CONTENT POOL
„ Ich tanze nicht wegen des Geldes, sondern aus Freude.“
THE RED BULLETIN 19
Hip-Hop-Dance-Weltmeister Majid Kessab, 30, über Erkenntnisse seiner Reise

NILS FREI

ist einer der weltbesten Segler – und das als Schweizer ohne eigenen Zugang zum Meer. Als Cheftrainer von Alinghi Red Bull Racing will er nun den America’s Cup gewinnen.

nils frei: Seine Tradition. Man hat all diese historischen Bilder vor Augen – von berühmten Segelbooten und wichtigen Persönlichkeiten –, dazu unglaubliche Geschichten von Comebacks und Booten, die gesunken sind: Für einen Segler ist es das Größte, hier dabei zu sein.

Wenn man die Geschichte des Schiffsbaus betrachtet – wo stehen wir heute?

Wir sind in einer Ära, die sportlich top ist und gleichzeitig voller Hightech. Seit einigen Jahren sprechen wir vom Foiling (Foilboards werden durch ein am Rumpf befestigtes Hydrofoil aus dem Wasser gehoben; Anm.), hier gibt es viele Annäherungen an die Flugtechnologie. Segler sind immer noch Segler, aber die Voraussetzungen sind anders als vor zwanzig Jahren. Die Aerodynamik ist unglaublich wichtig geworden, da proftieren wir von der Zusammenarbeit mit dem Formel-1-Team Red Bull Racing. Man muss immer noch den Wind spüren und interpretieren, aber die Art, wie man das Boot ins Gleichgewicht bringt, ist eine andere.

Früher gingen die Wettläufe über Stunden, das war im Vergleich zu heute fast gemächlich. Was hat sich an Bord verändert?

Heute geht alles sehr schnell, das sind kleine Sprints von zwanzig Minuten, da bleibt von Manöver zu Manöver sehr wenig Zeit. Ich habe das Glück, lange dabei zu sein und verschiedene Boote miterlebt zu haben, die ganze FoilingRevolution. Das macht es spannend.

Die Schweiz ist als erstes Binnenland mitgesegelt, es gibt keine Hochsee­Segeltradition. Woher kommt der Erfolg?

Dass die Schweiz vor zwanzig Jahren den America’s Cup gewann, hat eine große Dynamik in die Szene gebracht. Es gibt viele Seen und gute Segelbedingungen, gerade wenn es um Foiling geht. Dann wurde viel investiert –und natürlich haben wir auch gute Segler.

Sie sind seit 2022 Cheftrainer von Alinghi Red Bull Racing. Wie sind Sie in die Aufgabe hineingewachsen?

Nils Frei holte als aktiver Segler bereits zweimal den America’s

Mit sechs Jahren segelte Nils Frei auf dem Schweizer Bielersee – und verlor sich an den Sport. Mit Erfolg. Der Fünfzigjährige ist eine der Größen im Schweizer Segelsport, wurde etwa Dritter bei der Weltmeisterschaft 1995. Und er gewann mit dem Alinghi-Team bereits 2003 und 2007 den America’s Cup. Ein Triumph, den er 2024 als Cheftrainer wiederholen will.

the red bulletin: Der America’s Cup ist die älteste Segelregatta der Welt, gegründet im Jahr 1851. Hier segelt die Weltelite. Was macht seine Besonderheit aus?

Es geht vor allem darum, die richtigen Segler auf den richtigen Positionen zu haben: Die Driving Group, die die Segel und Foils richtig einstellt, und die Power Group, also die Leute, die die Energie bringen, müssen gut miteinander kommunizieren. Sie müssen sich fast blind verstehen. Das ausreichend zu trainieren ist viel Arbeit.

Was ist Ihr Ziel?

Ganz klar: zu gewinnen. Wenn man die beiden Marken Alinghi und Red Bull sieht, dann weiß man, dass unsere Ziele ungeachtet der riesigen Herausforderung groß sind.

20 THE RED BULLETIN SAMO VIDIC/RED BULL CONTENT POOL
TEXT SASKIA JUNGNIKL- GOSSY
HEROES
Cup.
Volle Power Große Sprünge Gekrönte Performance Premium-Service Lebenslange Garantie* Wann, wenn nicht jetzt? READERS’ CHOICE BEST BR AND 2022 E-MOUNT AINBIKE MAGAZINE BIKES Das Turbo Levo E-MTB jetzt ab € 4.900,–Bei deinem Fachhändler oder auf Specialized.com *Lebenslange Rahmengarantie für Erstbesitzer bei Bike-Registrierung innerhalb von 90 Tagen nach dem Kauf

WASSER

Schäumen. Tosen. Der Sommer kommt im Kajak –und geht den Bach runter.

Wildwasser-Fotograf John Webster holt uns zu sich ins Boot: flussabwärts in Nord- und Südamerika.

FALL

TEXT DAVID PESENDORFER
22 THE RED BULLETIN
FOTOS JOHN WEBSTER

SENKRECHTSTART

Curacautín, Chile

Dieser Ort ist ein beliebtes Postkartenmotiv. Also wechselte John die Perspektive, erkletterte einen kaum zugänglichen Aussichtspunkt. Und fotografierte seinen Freund Jan beim Start – senkrecht abwärts.

ÜBERSCHÄUMENDES TEMPERAMENT

Payette River, Idaho

Der North Fork Payette River gilt als absoluter Geheimtipp: 14 Kilometer High Speed, immer wieder hohe Wellen – und jede Menge Boofs: Das ist die Technik, das Boot per Ruderschlag aus dem Wasser zu heben. Hier sehen wir die französische Kajakfahrerin Nouria Newman in einer S-Kurve. S wie superbe!

THE RED BULLETIN 25
„Der Weg zum Wasser ist lange und staubig.“
John Webster über die Anfahrt zum Bruneau River in Idaho, die ihn und seine
Crew im Truck durch endlose scheinende karge Hochebenen führte.

BANANARAMA

Tlapacoyan, Mexiko Man muss sich den Río Alseseca als wildes Gewässer vorstellen. Ganz im Gegensatz zu den Hügeln, die ihn umgeben, und ihren dichten Bananenstauden. Also packte Paddler Evan Moore sein Boot zum Landspaziergang. Einfach mal ein neues Panorama. Bananarama.

DIE RUHE VOR DEM STURM

Salmon River, Idaho Sie lehnen sich zurück, strecken sich, atmen tief durch – ehe sie ihre Gäste aufnehmen und der Trip flussabwärts beginnt: die Rafting-Guides Metta und Kyra, fotografiert über eine Drohne. Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Aus der Vogelperspektive.

THE RED BULLETIN 27
28 THE RED BULLETIN
„Dieser Sport ist mehr als Speed. Er ist Natur – so pur und intensiv.“
John Webster über das Gesamterlebnis Kajakfahren – hier dokumentiert am Fluss Futaleufú in Nordpatagonien, Chile
„Keine Angst, bei der Landung sitzt er wieder aufrecht.“
30 THE RED BULLETIN
John Webster über die Paddel-Skills seines Kumpels Alec Voorhees, den er am Columbia River in Oregon fotografierte

AUF DEM HOLZWEG

Boise, Idaho

Erste Weisheit: Der Weg ist das Ziel, auch wenn es sich dabei um einen Holzweg handelt.

Zweite Weisheit: Der Weg tief nach unten führt oft steil bergauf. Zumindest vorerst. Hier hielt John die Strapazen eines Freundes fest, der sich zur perfekten Einstiegsstelle eines Wasserfalls emporkämpfte.

THE RED BULLETIN 31

DER FOTOGRAF

JOHN WEBSTER

Stille Wasser sind tief. Und wilde Wasser fallen tief. Und genau das war es, was John Webster, 32, aus Idaho, USA, schon von Jugend an faszinierte. Hauptberuflich fotograferte er zunächst für größere Unternehmen und Agenturen. Klick, klick, klick. Aber null Kick. Bald schon erschien ihm sein Lebensfuss zu geruhsam, zu gemächlich. Und so unternahm John mit 19 Jahren erste kleine Fotoexpeditionen in das Umfeld seiner Heimatstadt Boise. Down to the river –genauer gesagt an den Payette River, eine Autostunde von seinem Zuhause entfernt. „Ich begann, mich mit namhaften Kajakfahrern anzufreunden, fotograferte sie auf ihren abenteuerlichen Fahrten und bei ihren Stunts“, erzählt der Mann mit dem MotörheadLemmy-Look. Und nach anfänglichem Respekt wagte er sich schließlich auch selbst rudernd und paddelnd auf die Ströme der USA. Und dann der ganzen Welt. Beruf: Fotograf. Berufung: Wildwasser-Fotograf. „Ich liebe es, diese großen kleinen Momente zwischen Mensch und Natur einzufangen“, sagt John. „Was kommt als Nächstes? Welche Lichtverhältnisse herrschen diesmal? Diese Suche fasziniert mich immer wieder aufs Neue.“ Die Suche nach neuen Wegen. Auf wilden Wassern. Tosend fussabwärts. webstermediahouse.com

OVER THE RAINBOW

Columbia River, Oregon

Ein paar Sekunden zuvor war Paddler Dane Jackson noch „over the rainbow“. Nun begegnet er ihm auf Augenhöhe. Dabei ist Jackson nicht der Zauberer von Oz, sondern „nur“ von Oregon.

Red Bull TV zeigt die Doku „Wild Waters“ über Kajak-Pionierin Nouria Newman: redbull.com

John Webster mit Gummi-Flamingo
32 THE RED BULLETIN
THE RED BULLETIN 33

WILLKOMMEN GnuTube BEI

Kampferprobt Ihren Durchbruch schaffte Jasmin mit dem ShooterKlassiker „Fortnite“.

Sie reißt derbe Witze, zockt TrashGames, hinterfragt Schönheitsideale.

Das Geheimnis von YouTuberin

Jasmin Sibel alias Gnu: Sie bleibt immer sie selbst – gerade weil ihr Leben ein unendliches Spiel ist.

TEXT PAULINE KRÄTZIG
THE RED BULLETIN 35
FOTOS FELIX KRÜGER

eady, set, go: Jasmin Sibel wird 1989 in Regensburg geboren. Mit sechs fängt sie mit ihrer Mutter und ihrem Bruder an zu zocken. Mit elf gibt sie sich den SpielerNicknamen „Gnu“. In den Nullerjahren wird sie mit der Gaming-Branche erwachsen. 2015 startet sie ihren YouTube-Kanal – und 2018 mit „Fortnite“-Videos durch. Anfang März 2021 knackt Jasmin die EineMillion-Marke bei Abos, ist Deutschlands erfolgreichste Gamerin auf YouTube und „Spielerin des Jahres“ 2021. Heute hat sie drei You-Tube-Kanäle. Auf Twitch zählt sie mit über 600.000 Followern zu den größten deutschen Streamerinnen.

Doch was sich abgekürzt wie ein steile, geradlinige Karriere liest, war – wie in jedem Videogame – mit Challenges gespickt. Die Spielwelten wurden dreidimensional, realistischer, komplexer; nur eines blieb lange gleich: Männer waren am Drücker. YouTube war ein heißes Pfaster für eine Frau, die mit Zocken durchstarten und keine Schmink-Tutorials flmen will. Die Herausforderungen gehen aber weit über die virtuelle Welt hinaus. Im Sommer 2022 veröffentlicht Jasmin ein Buch, „eine Art ‚Let’s Play‘ meines Lebens“, wie sie das bezeichnet. Darin schreibt sie sehr persönlich über Schönheitsideale, Sexismus, Selbstliebe und Realitätsfucht. „Du schaffst das nicht“ erreicht die „Spiegel“-Bestsellerliste.

RDie selbst ernannte „virtuelle Mama“ füttert ihre Community seit acht Jahren mit weit mehr als 1000 Videos: Gameplays von „Among Us“ bis „Zelda“, garniert mit Cosplays, Vlogs, Comedy, Fitness und Real Talk. Jasmins Gnu-Herde feiert ihre Leitfgur für ihre Offenheit, ihre Ehrlichkeit und vor allem für ihre humorvolle Art. Nur wer ihr dumm kommt, kriegt eine Ansage. Jasmin hat ihren Platz in der Gaming-Welt gefunden.

Sich mit Jasmin zu unterhalten ist wie mit einer guten Freundin zu quatschen. Sie ist aufgeschlossen, nahbar, null gekünstelt. Und mit ihr entstehen defnitiv keine peinlichen Gesprächspausen: „Du könntest während des Interviews überfallen werden, und ich würde einfach weiterlabern!“ –Und dann kommt es, dieses typische laute, ansteckende Gnu-Lachen. Und es kommt immer wieder.

the red bulletin: Vor kurzem haben dir tausende Menschen dabei zugesehen, wie du Fantasietiere erlegst, ein Spukhaus putzt und als Baby­Alligator Abenteuer erlebst. Wie erklärst du dir selbst den Reiz deiner Videos? jasmin sibel: Für mich waren GamingVideos immer eine Art Laber-Podcast, um runterzukommen – ich habe den Leuten gerne beim Quatschen zugehört. Vor allem geht es aber darum, ein Spiel gemeinsam mit anderen zu erleben, zu genießen, ob als Watcher oder als Player. Ich spiele auch nicht gern allein, ich möchte meinen Spaß oder die Spannung teilen – zusammen ausrasten, wenn endlich mal der Plot Twist in einem Game revealed wird.

Deine Community kommentiert dich vor allem mit lachenden Emojis. Das hoffe ich doch! Ich nehme mich selbst nicht zu ernst und habe gar nichts dagegen, wenn Leute mit mir über mich lachen.

Die beliebtesten Videos auf deinem Hauptkanal haben über zwei Millionen Aufrufe. Im meistgeklickten unterrichtest du eine nicht ganz so helle Schulklasse.

Ich liebe einfach Trash-Games! Ich habe einen sehr speziellen Humor, und ich glaube, der kommt bei diesen Spielen besonders gut zur Geltung.

Zukunft im Blick Schon in der Schule nannte Jasmin als Berufswunsch GamingModeratorin.

36 THE RED BULLETIN
„Ich habe mir selbst radikale Ehrlichkeit verschrieben: Wenn ich mies drauf bin, merkt das im Stream jeder.“

Eine für alle Von aufgedreht bis ausgelaugt: Jasmin hat viele Gesichter – und zeigt sie ihrer Community ungefiltert. Die wiederum ist nicht weniger vielfältig. Knapp 70 Prozent der Follower sind junge Frauen, viele Fans stammen aus der LGBTQIA+ Community. Über Tags wie „Safe Space“ können sie sich während einer Live-Übertragung leicht vernetzen.

Styling: Tim Heyduck/Shotview

Make-up: Natalia Soboleva/Liganord

Top: Diesel via Zalando, Hose: Weekday, Sneakers: Li-Ning

38

Am 1. April 2015 hast du dein erstes Video auf YouTube hochgeladen. „Five Nights IN Freddy’s“ – ein Horror­Game – bekam 13 Aufrufe. Auf YouTube verdient man pro 1000 Klicks etwa einen Euro. Wann kam bei dir Geld rein?

Nach ungefähr drei Jahren, dank meiner „Fortnite“-Streams. Plötzlich ist mein Kanal explodiert. Ich habe aber erst mal abgewartet und nicht gleich alles andere hingeschmissen. Man sagt nämlich: Wenn der Hype sich ein Jahr hält, kann man davon ausgehen, dass man ein paar Jahre davon leben kann.

Die „virtuelle Mutter“ sagt also auf gut Schwäbisch: „Kind, lern was Gscheit’s!“ Du hast dein Grafk studium beendet. Ich kenne viele Kollegen, die nach zwei Jahren übelstem Hype auf einmal weg vom Fenster waren, aber ihre Ausbildung im dritten Lehrjahr abgebrochen hatten. Deswegen, Leute, setzt nie alles auf eine Karte! Alles, was ich im Grafkdesign gelernt habe, all die Programme und Abläufe, haben mir geholfen, nebenbei online Fuß zu fassen. Und schafft euch einen fnanziellen Puffer!

Sieht halt easy aus: ein bisschen zocken, Kamera draufhalten … Es steckt aber so viel mehr dahinter. Früher war ich Cutterin, Fotografn, Projektplanerin, Social-Media-Managerin, Moderatorin, Regisseurin, Kamerafrau und Aufnahmeleiterin in einem. Heute habe ich ein Team. Aber natürlich muss ich noch regelmäßig uploaden, für manche Videos recherchiere ich wochenlang, zwischendrin geht’s auf Events, dafür brauche ich auch wieder Content, danach muss ich zig Plattformen bespielen – und bei den Videos dann echt aufpassen: Ein kleiner Fehler, wie zum Beispiel einmal das Wort „Sex“ nicht zensiert, kann dafür sorgen, dass YouTube meine Videos als nicht vertrauenswürdig einstuft und entmonetarisiert. Ich arbeite von sechs Uhr morgens bis elf, zwölf Uhr abends. Auch oft am Wochenende. Das muss man wirklich wollen.

Uff.

Es ist schon viel und auch anstrengend, aber ich merk’s manchmal nicht. Wenn ich nicht diesen Job hätte, würde ich nach der Arbeit auch zu Hause zocken. Mein Hobby ist mein Beruf, genau das ist aber manchmal das Problem an der Sache. (Lacht.)

Wie gehst du damit um?

Ich habe mir selbst radikale Ehrlichkeit verschrieben. An manchen Tagen will ich auch nur rumliegen oder merke: Heut geht nix, heut bin ich nicht lustig. Ich erzähle online auch fast alles. Wenn meine Laune

mies ist – das passiert mindestens einmal im Monat –, weiß das jeder im Stream. Ich spiele den Leuten kein Happy Life vor. Und das wissen sie auch zu schätzen.

Immer mehr Menschen wollen in dieses Geschäft. Würdest du es heute wieder versuchen?

Ich würde es jederzeit wieder durchziehen! Das ist ja das Schöne an Plattformen wie YouTube: Man kann sich ständig neu erfnden oder auf Trends aufspringen.

Was – neben Durchhaltevermögen – ist entscheidend für den Erfolg?

Ein Alleinstellungsmerkmal. Du musst deine eigene Persönlichkeit und deinen eigenen Stil fnden. Wenn ich andere nachahme, wirke ich nur wie eine billige Kopie. Man muss sich wohlfühlen, um authentisch zu bleiben, wenn man da stundenlang auf seinem Gaming-Stuhl hockt. Ich bin online und of fline dieselbe Person.

Was macht die Spielerin Gnu aus?

Ich wurde damit bekannt, dass ich immer versuche, Spielen einen anderen Dreh zu geben. Beim Ego-Shooter „Fortnite“ hab ich zum Beispiel angefangen, mich mit den Gegnern anzufreunden. Mein Gegner Eduardo hat sogar mal aus Liebe sein Leben für mich geopfert.

Konntest du schon immer ohne Punkt und Komma reden und kommentieren?

Als ich angefangen habe, war mir das super unangenehm, das merkt man auch in meinen ersten Videos. Aber ich sage immer:

Raus aus der Komfortzone! Fragt euch zwei Dinge, wenn ihr Schiss vor etwas habt: Was kann im schlimmsten Fall passieren? Und wie wahrscheinlich ist der Worst Case? Traut euch! Ich rede mittlerweile die ganze Zeit mit mir selbst – auch wenn ich allein vor dem Fernseher sitze, voll gruselig! (Lacht.)

Einsamkeit ist ein großes gesellschaftliches Problem, auch unter jungen Menschen. Welche Chancen liegen hier im Digitalen?

Gerade als Gamer ist es sehr einfach, online mit Leuten in Kontakt zu kommen. Das Schöne ist aber, dass sich online und offline nicht ausschließen. Über meine Community entstehen echte Freundschaften. Manche Leute sind schon seit sechs Jahren dabei, die sehe ich auf jeder Gamescom. Meine Community ist auch einer der Gründe, weswegen ich das alles mache. Natürlich verdiene ich auch daran, mir geht es aber darum, etwas zurückzugeben. In einer Zeit, als ich sehr isoliert war, in der es mir schlecht ging, hat YouTube mich abgelenkt und mich aus dem Tief gezogen. Umso mehr Power stecke ich in meine Arbeit, weil ich hoffe, anderen Menschen mit meinen Videos auch auf irgendeine Art zu helfen.

Es gibt auch immer wieder Leute, die dir schreiben: „Dich will keiner mehr sehen.“

Dabei sind meine Klicks gut! (Lacht.) Ich glaube, wir kennen das alle: Hundert liebe Kommentare, einer ist negativ, und an dem hängen wir uns auf. Man muss sich immer bewusst machen: Viele wollen einfach nur provozieren oder sind neidisch.

Dieses Selbstbewusstsein kann man aber nicht einfach wie Skills in einem Spiel freischalten.

THE RED BULLETIN 39
„Figur und Kleidung normal, kein Superbrain im knappen Outfit: Ich mag die neue Lara Croft.“
„Ich möchte meinen Spaß teilen – und mit anderen ausrasten.“

Extra-Content:

dem Moment,

Manche Trolle gehen aber deutlich zu weit.

Dann zeige ich sie an. Oft traut man sich nicht, etwas anzusprechen, aus Angst, umso mehr ins Fadenkreuz zu geraten –oder weil wir denken, wir können nichts ändern. Wenn etwas zu weit geht: Lasst euch nichts gefallen, seid laut und holt euch Unterstützung! Ich habe schon einiges erlebt und verdaut und bin jetzt an einem Punkt, wo ich mich freiwillig ins Fadenkreuz schmeiße.

Klar, das affectet jeden anders. Viele Kolleginnen machen Pause vom Streamen oder hören ganz auf, weil sie es nicht mehr packen. Es ist nun mal ein Unterschied, ob du of fline oder online ein Café leitest. Wenn es pleitegeht, kann ich im Real Life allen erzählen: „Ich hab’s verkauft, es lief so gut!“ Auf YouTube oder auf Twitch kannst du deine Misserfolge nicht verheimlichen. Ich wurde erst ab dem Moment richtig erfolgreich, als mir egal war, was andere über mich denken.

Wann kam dieser Moment?

Als ich gemerkt habe, dass die meisten Leute mich schauen, weil sie meine Art mögen und meine Einstellung cool fnden. Und eben nicht – was viele mir einreden wollten –, weil ich gut aussehe. Wenn ich in meinen Games oder Streams nicht aufgebrezelt bin, sondern ungeschminkt mit Pickeln dasitze, habe ich dieselbe Zuschauerzahl. Ich kann einfach ich sein, das tut mir sehr, sehr gut. Dank meiner Community habe ich mich gefunden und bin bei mir geblieben: die weirde, laute Frau, die auch im absurdesten Spiel noch irgendeinen Mehrwert fndet und beim Zocken derbe Witze macht. Und der es egal ist, ob irgendwer sie sexy fndet.

Kann man diese Oberfächlichkeit als Frau überhaupt verhindern?

Ehrlich gesagt: Ich könnte sogar mein Gesicht verpixeln, dann würden irgendwelche Idioten halt das über mich schreiben, was ihnen ihre Fantasien so zufüstern. Als ich gemerkt habe, dass ich daran nichts ändern kann, egal, was ich anziehe, war es mir wurscht. Ich blende solche Kommentare mittlerweile aus. Wenn du die Trolle fütterst, kommen nur mehr.

In einem Video, das du vor kurzem auf Reddit hochgeladen hast, machen du und vier Meinungsblogger krassen sexistischen Entgleisungen eine Ansage. Auf der Messaging-Plattform Discord war schlimmes Material zu fnden, unter anderem Deep-Fake-Pornos mit mir. Eine Hacktivistin schickt dem LKA fast täglich weitere Täter mit Daten. Mittlerweile ist die Zahl zweistellig. Wir haben ein richtiges Wespennest ausgehoben. Natürlich haben alle versucht, sich zu löschen. Zu spät!

Wie waren die Reaktionen?

Sehr positiv. Ich wusste auch gar nicht, dass viele das Thema Deep Fake nicht auf dem Schirm hatten. Mir haben so viele Creatorinnen geschrieben und gedankt, auch Creators, deren Freundin das belastet. Sind die Charaktere in Spielen heute diverser oder immer noch ein Haufen Klischees?

Eindeutig vielfältiger. Die neue Lara Croft mag ich, weil sie sehr nahbar ist – ängstlich, panisch, normale Kleidung, normale Figur, nicht das Superbrain, das mit Körbchengröße Doppel-E im knappen Outft durch den Dschungel hüpft. Super Entwicklung. In „The Last of Us“ steht die Hauptdarstellerin auf Frauen. Mir ist aber ehrlich gesagt komplett egal, auf wen oder was meine Spielfgur steht, Hauptsache, es wird mir eine gute, realistische Story geboten.

Was macht dir Hoffnung für die Zukunft?

Zum Beispiel wie wir Frauen uns organisieren: In der WhatsApp-Gruppe „Women in Gaming“ sind fast alle Frauen aus der Gaming-Branche, von Creatorinnen bis Publisherinnen. Dass alle mehr Rücksicht nehmen, aufeinander achten, nicht mehr alles durchgehen lassen – dieser Zusammenhalt macht mir Hoffnung, dass die Industrie noch kunterbunter wird. Ich sag ja immer: Gaming ist für alle da. Und bald haben’s auch alle gecheckt.

youtube.com/@gnu

twitch.com/gnu_live
Gnu in Aktion Ein Behind-theScenes-Video vom Shooting in Berlin. Ein Interview, in dem Jasmin nur mit Gesten antwortet. Hier findest du
THE RED BULLETIN 41
„Ab
in dem mir egal war, was andere von mir denken, wurde ich erfolgreich.“

10

MOMENTE, DIE BEWEGEN

Ein Mann im Rollstuhl lernt wieder gehen, Fußball-Star Trent AlexanderArnold macht einem Sechsjährigen Mut: berührende Storys aus zehn Jahren

Wings for Life World Run.

TEXTE MAXIMILIAN REICH FOTOS SEBASTIAN ARLT

Action im Blick Moritz Brückner ist Botschafter des Wings for Life World Run in München.

THE RED BULLETIN 43

Der treibt uns an Wer mit der Wings for Life World Run App läuft, hört zur Motivation Moritz’ Stimme.

MORITZ BRÜCKNER GEWINNEN IST, WAS DU DRAUS MACHST

Ist man nach einem Unfall querschnittsgelähmt, hat man zwei Optionen: Man hadert mit dem Schicksal – oder man freut sich, noch am Leben zu sein. Moritz Brückner gehört zur zweiten Gruppe, wenn er an den 8. März 2019 denkt. An dem Tag war er in Valparaíso an der Küste vor Chile surfen. Eine Welle wirft ihn vom Brett, er knallt mit dem Kopf auf den Meeresboden und treibt reglos im Wasser. Ein Freund zieht ihn raus. „Dreißig Sekunden später, und ich wäre ertrunken“, sagt Moritz. Im Krankenhaus die Diagnose: Tetraplegie. Seine Beine, Hände und der Rumpf sind gelähmt. Doch statt in ein Loch zu fallen, beginnt Moritz zwei Tage später mit der Neuordnung seines Lebensplans. „Was noch ging, war mein Mundwerk, also hab ich gesagt: Ich geb mir jetzt ein Jahr, um die beste Version von mir zu werden, und dann will ich Comedian werden. Standup-Comedian, das ist doch schon ein super Einstiegsjoke“, sagt Moritz und lacht.

Moritz, 23, graues Shirt, sportliche Arme, lacht viel. Aber so unbefangen war Moritz bereits als Kind, erzählt er. Einer von denen, die schon morgens um sieben fröhlich in die Klasse kamen. Es scheint, als habe der Unfall sein Rückenmark verletzt, aber nicht seine Einstellung zum Leben. Was hat sich geändert? „Mir ist bewusst geworden, wie kostbar die Zeit ist und wie wichtig es ist, sie mit geilen Sachen zu füllen. Als ich im Krankenhaus lag, habe ich von Erinnerungen gezehrt, etwa wie ich mit Freunden eine Alpenüberquerung gemacht habe. Die brauche ich also nicht mehr machen. Dann kann ich mich jetzt anderen Dingen widmen.“

Vor einiger Zeit gab Moritz dann einem YouTuber ein Interview, durch das die Stiftung Wings for Life auf ihn aufmerksam wurde, und sie fragte, ob er sich ein Engagement als Botschafter vorstellen könne. „Die Heilung von Querschnittslähmungen ist ein sehr komplexes Thema, umso toller, dass sich die Stiftung dafür einsetzt“, sagt Moritz, der die Anfrage annahm.

Zurück nach Chile: Zwei Wochen später darf Moritz das Krankenhaus verlassen. Er fiegt zurück nach Deutschland und kommt in eine Klinik in Murnau, wo er praktisch alles noch einmal von vorn

lernen muss: wie er aus dem Bett aufsteht, in die Hose schlüpft, aufs Klo geht. Was ihm hilft: der Kontakt mit Patienten, die sein Schicksal teilen und sich gegenseitig aufbauen. „Wir waren wie so eine Jugendgang, die das Krankenhaus unsicher gemacht hat. Wir sind auf die Premium-Station gefahren, zwei haben Schmiere gestanden, und einer hat den Kuchen gemopst“, sagt Moritz. „Wenn ich an die Zeit dort zurückdenke, denke ich eher an einen schönen Urlaub als an eine schwere Phase im Leben.“ Nach fünf Monaten wird er entlassen. „Als man mir in Chile sagte, dass ich wahrscheinlich nie mehr laufen kann, habe ich nicht geweint.

Aber als ich mich in Murnau von den anderen verabschieden musste, kamen mir so richtig die Tränen.“ Das zweite Mal, dass seine Augen glasig werden, ist beim Abschied von seinen beiden Mitbewohnerinnen. Die Studenten-WG in Würzburg war nicht rollstuhltauglich, und das Biochemiestudium hat er geschmissen, weil er im Rollstuhl allein keine Experimente durchführen darf. Nun wohnt Moritz wieder in Buxheim im Allgäu bei seinen Eltern und fasst neue Pläne.

„Ich habe während der Reha oft gedacht: Wenn es mehr Hilfsmittel gäbe, wäre vielen Menschen mit Querschnittslähmung geholfen.“ Zum Beispiel haben Rollstühle keine Bremsen, mit denen man bergab abbremsen kann. Deshalb hat Moritz mit Freunden eine Vorrichtung entwickelt, die verbrannte Handfächen verhindert. Wie genau, will er erst verraten, wenn das Patent angemeldet ist. Parallel dazu kontaktiert er Vereine, Firmen und Therapieschulen, um Vorträge zu halten. Statt in Kneipen Stand-upWitze zu reißen, möchte er lieber über Querschnittslähmung aufklären und das schwere Thema mit Humor auflockern. „Es gibt so viele Menschen, die denken, sie seien etwas Schlechteres, weil sie im Rollstuhl sitzen. Das ist Blödsinn.“

Gute Laune will Moritz nun auch am 7. Mai versprühen. Über die App wird er alle anfeuern, die beim Wings for Life World Run vorm digitalen Catcher Car weglaufen. „Dass ich als Botschafter Teil dieses Projekts bin, ist fantastisch. Das ist so ein saucooles Konzept. Dadurch, dass es keine klassische Ziellinie gibt, sind am Ende alle Gewinner.“ Im letzten Jahr schaffte Moritz 3,3 Kilometer, bevor ihn das Catcher Car einholte. Diesmal will er auf jeden Fall weiter kommen, sagt er –gewohnt optimistisch.

„Mir ist bewusst geworden, wie kostbar die Zeit ist und wie wichtig es ist, sie mit geilen Sachen zu füllen.“
1
MORITZ BRÜCKNER
THE RED BULLETIN 45 LOCATION: TUM CAMPUS IM OLYMPIAPARK MAKE-UP: MILKA BARBIN/FAME
Volle Kraft voraus Sportlich ist Moritz wie eh und je. Seit seinem Unfall spielt er Rollstuhl-Rugby.

DAVID MZEE

DER TAG, AN DEM ER WIEDER LIEF

Geschafft! Erschöpft, aber glücklich sinkt David Mzee nach einer halben Stunde auf seinen Rollator. Durchatmen. Der Schweizer hat gerade ein Wunder vollbracht. 2010 war der heute 35-jährige Sportlehrer bei einem Salto verunglückt. Seitdem sitzt er im Rollstuhl. Die Aussicht, jemals wieder gehen zu können? Damals noch gering.

Doch David nimmt 2016 an einer von der Wings for Life Stiftung unterstützten Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne teil. Ihm wird ein Sensor eingesetzt, der alle eineinhalb Sekunden einen Impuls an seine Beine sendet. Damit trainiert er jeden Tag mehrere Stunden. 2019 beschließt er, beim Wings for Life World Run in Zug teilzunehmen, zu Fuß! „Das klang für mich nach einer Challenge. Da konnte ich gucken, wie weit ich unter realen Bedingungen komme.“ Er schafft 390 Meter. „Am Anfang war es einfach, weil da hunderte Menschen jubelten. Aber drei Minuten später waren alle weitergelaufen, dann begann die Arbeit. Ich war froh, als das Catcher Car kam.“

Im Jahr drauf tritt er wieder an und kommt sogar 467 Meter weit. Was ihm hilft: der Fortschritt der Technik. David kann die Impulse mittlerweile selbst auslösen und muss keine drei Sekunden mehr warten, bis er wieder das rechte Bein heben kann. Jetzt bestimmt David sein Tempo selbst.

WERNER LANDMANN DER FEUERWEHR - EINSATZ IHRES LEBENS

Am 9. Mai 2021 rückte die Feuerwehr des Bezirks Pinzgau im Salzburger Land zu einem besonderen Rettungseinsatz aus: 71 Einsatzkräfte aus neun verschiedenen Wachen liefen gemeinsam in voller Einsatzkluft inklusive Atemschutzmaske in Lend beim digitalen Wings for Life World Run mit. Gewicht der ungewöhnlichen Sportklamotten: 30 Kilo.

Initiiert hatte die Aktion der Betriebsfeuerwehrarzt Werner Landmann, um einem Kollegen zu helfen: Der 38 Jahre alte Berni Fauland ist Jugendbeauftragter der Feuerwehr Lend und sitzt seit einem Sturz mit dem Mountainbike im Rollstuhl.

„ Das ist so ein herzlicher Mensch. Wenn man dem helfen kann, dann machen wir das natürlich“, sagt der 46-jährige Mediziner, dem die Idee beim Joggen im Wald kam. „Gemeinsam laufen macht einfach mehr Spaß.“ Sieger im internen Vergleich war am Ende Feuerwehrmann Valentin Mayr, den die Catcher-Car-App erst nach 8,35 Kilometern einholte. „Danach musste ich etliche Blasen behandeln“, sagt Landmann.

SOPHIA FLÖRSCH UND KRISTINA VOGEL HOFFNUNG AM

Stehvermögen Mit Hightech und unglaublicher Willenskraft kommt David wieder auf die Füße.

Sie zählen zu den schnellsten Frauen Deutschlands, und sie sitzen beim Wings for Life World Run 2023 in München am Steuer des Catcher Cars. Die Rede ist von Motorsport-Rennfahrerin Sophia Flörsch (24-Stunden-Rennen von Le Mans) und Kristina Vogel neben ihr auf dem Beifahrersitz. Die ehemalige Bahnradsportlerin aus Erfurt gewann in ihrer aktiven Karriere zwei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen und elfmal die Weltmeisterschaft, bis ein Unfall 2018 jäh ihre Karriere stoppte.

Heute ist die 32-Jährige Botschafterin der Stiftung Wings for Life und hält Vorträge für Menschen mit ähnlichem Schicksal. Ihr Motto: „Das Leben kann manchmal hart sein und einen auf die Probe stellen – aber du entscheidest, was du daraus machst.“ Und für alle Läuferinnen und Läufer beim deutschen Run hat sie noch eine Extra-Motivation: „Seit ich die Stiftung Wings for Life kenne, ist der Traum da, irgendwann wieder gehen zu können. Daher bin ich jedem dankbar, der mitläuft und dazu beiträgt, meinen Traum zu verwirklichen.“ Völlig egal, wie weit man kommt.

3
4
2
Top-Duo: Rennfahrerin Sophia Flörsch (li.), Ex-Bahnrad-Weltmeisterin Kristina Vogel
46 THE RED BULLETIN ROMINA AMATO/WINGS FOR LIFE WORLD RUN, FLO HAGENA/WINGS FOR LIFE WORLD RUN, JESSIKA MAIZ
STEUER

LISA HAUSER UND PHILIPP KUTTIN EIN BESONDERER SERVICE

Eine Nacht im Sommer 2020 veränderte für Philipp Kuttin alles. Beim Schlafwandeln stürzte der damals 21-Jährige von einem Balkon. Als die Ärzte ihm im Krankenhaus mitteilen, dass er querschnittsgelähmt sei, war der Schock groß. Doch Philipp Kuttin erlaubte sich nicht, in ein Loch zu fallen. „Ich habe mir gesagt: Ja, Scheiße, ist halt passiert. Aber das Leben geht weiter.“

Für diese Stärke zollt ihm Lisa Hauser Respekt. Die Österreicherin wurde 2021 Weltmeisterin im Biathlon und kennt Philipp schon seit der Schule: Die beiden haben dasselbe Skigymnasium besucht. Später hat Philipp im Biathlon-Zirkus als Servicemann fungiert und sich um die Ski gekümmert. Um ihm zu helfen, trommelte Lisa nun 400 Leute für den Wings for Life World Run zusammen.

„Wir waren immer als Team unterwegs – die Athleten, die Trainer, die Serviceleute. Also haben wir wieder als Team probiert, etwas zu erreichen“, sagt die 29Jährige. Und das nicht einmal ganz uneigennützig: „Man geht aus jedem Wings for Life World Run mit einem Grinsen raus, weil man etwas Gutes getan hat.“

6

JESSIKA UND REY MAIZ EINE LAUF-LOVE-STORY

Die Ehe ist kein Sprint, sondern ein Marathon, sagt man. Bei Rey und Jessika Maiz fng sie sogar mit einem Ausdauerlauf an. Beide sitzen im Rollstuhl und nehmen seit zehn Jahren am Wings for Life World Run teil. 2018 hatten sie gerade den Run in ihrer Heimat Sunrise, Florida, beendet und stellten sich als Botschafter der Stiftung Wings for Life den Fragen der Journalisten. „Dabei entpuppte sich dann das letzte ‚Interview‘ als eine Inszenierung von Rey, wo er mir den Antrag machte“, erzählt Jessika. „Ich hab natürlich sofort Ja gesagt.“

Die schwierigere Frage war nun: Wo soll die Hochzeit stattfnden? „ Als Freunde vorschlugen, dort auch zu heiraten, konnten wir uns keinen besseren Ort vorstellen als bei einem Event, das uns so viel bedeutet“, sagt die 36-Jährige.

170 Freunde und Familienangehörige waren dabei, als der Bürgermeister die beiden ein Jahr drauf an der Startlinie vermählte. Das Brautpaar wünschte sich, dass alle Gäste beim Lauf mitrennen –statt eines Geschenks. Am Ende kamen so über 7000 Dollar zusammen für die Stiftung. Was für ein Happy End!

7

ARON ANDERSON ROLLENDER WORLD-CHAMPION

Aron Anderson ist von Schweden nach Finnland geschwommen, er hat den Kilimandscharo erklommen und ist auf Skiern zum Südpol gereist. Beeindruckt? Es wird noch besser: All das hat der Schwede mit einer Querschnittslähmung geschafft, die ihn seit seinem neunten Lebensjahr an den Rollstuhl bindet. Deshalb aufgeben? Im Gegenteil! Er hat außerdem viermal bei den Paralympics teilgenommen – in drei verschiedenen Disziplinen (Segeln, Leichtathletik und Schlittenhockey) – und war 2017 der erste globale Wings for Life World RunSieger im Rollstuhl.

Bei über 40 Grad schaffte der 35-Jährige in Dubai stolze 92,14 Kilometer, ehe ihn das Catcher Car einholte. Bis heute Weltrekord! Im Jahr drauf wiederholte er das Kunststück und sicherte sich in Sunrise, Florida, mit 89,85 Kilometern erneut den Titel als Global Champion. Wie kämpft man sich so erfolgreich wieder nach oben? Sein Trick: GRiP. Man braucht ein Ziel (engl.: goal), einen Grund (reason) und eine Perspektive. Dabei muss man sich die Frage stellen: Was wäre, wenn nicht? Je erschreckender die Antwort darauf ausfällt, desto motivierter ist man. Wir sind gespannt, welche Rekorde Aron damit als Nächstes bricht.

5
Sie haben Farbe bekannt Rey und Jessika Maiz heirateten am Start des Wings for Life World Run.
„Ich träume davon, wieder laufen zu können, und bin dankbar für jeden, der diesen Traum unterstützt.“
THE RED BULLETIN 47
KRISTINA VOGEL

EMERSON GRANT YOU’LL NEVER WALK ALONE

So lautet die Hymne des FC Liverpool. Dass das mehr ist als nur eine markante Melodie für den Premier-League-Klub, bewies unlängst ihr englischer Starkicker Trent Alexander-Arnold. Im Februar 2020 besuchte er den kleinen Emerson Grant. Der heute Siebenjährige ist von der Brust abwärts gelähmt, seit er ein Baby ist – und riesengroßer Liverpool-Fan.

Fußball kann Emerson daher nicht auf eigenen Beinen spielen, aber dafür umso besser an der Konsole, wo er im Heimspiel gleich einmal den Stargast besiegte. Der war am Ende des Tages so bewegt von Emersons Lebensfreude, dass er noch mehr für ihn tun wollte: Der Kicker warb dafür, sich beim Wings for Life World Run 2021 seinem „Team Trent“ anzuschließen und mitzulaufen. Unter allen Teilnehmern verloste er ein Paar signierte Fußballschuhe, damit möglichst viele Spendengelder zusammenkommen – und Kinder wie Emerson wieder laufen können.

9

SAMANTHA BLOOM MEIN LEHRER, DIE ELSTER

Diese Story ist flmreif: 2013 stürzte die damals 41-jährige Samantha Bloom im Thailand-Urlaub vom Hotelbalkon und ist seither gelähmt. Die Folge: eine schwere Depression. Bis ihre drei Söhne ein paar Monate später am Strand eine Elster mit verletztem Flügel fanden. Sam nahm den Vogel bei sich auf, taufte ihn Penguin und pfegte ihn. „Nach meinem Unfall konzentrierten sich alle auf mich. Ich hasse es, im Mittelpunkt zu stehen. Aber dann verlagerte sich die ganze Aufmerksamkeit auf Penguin“, erzählt Sam.

Die Aufgabe schenkte der Australierin neuen Sinn im Leben. Sie nahm am Wings for Life World Run 2019 teil, wurde Botschafterin der Stiftung und fng wieder an zu surfen. 2019 und 2020 gewann sie die Para Surf-Weltmeisterschaft. Zwei Jahre hat Penguin bei der Familie Bloom gelebt. Über die Erlebnisse in dieser Zeit hat Sam ein Buch geschrieben und damit einen Bestseller gelandet. Selbst Hollywood war begeistert und verflmte die Geschichte 2020 unter dem Titel „Penguin Bloom“. Zehn Prozent aus dem Verkauf der Lizenzrechte gingen an die Stiftung Wings for Life. Penguin sei Dank.

PINEAPPLECITI UND MIKE MAC PHOENIX AUS DER ASCHE

Ein gute Hymne besteht aus drei Komponenten: Sie hat mehr Akkorde als ein handelsüblicher Handywecker, sie verfügt über eine einprägsame Melodie, und idealerweise kitzelt der Liedtext dann noch die Emotionen. All das trifft auf den Song „Phoenix“ zu. Vor allem Letztgenanntes, weil US-Rapperin PineappleCITI und Produzent Mike Mac darin ihre persönlichen Erlebnisse verarbeiten. Er verletzte sich mit 15 beim Basketball an der Wirbelsäule, sie zertrümmerte sich 2016 bei einem Autounfall das Bein.

Heute können beide wieder laufen, dank harter Arbeit und Durchhaltevermögen. Diese Message wollten sie in ihren Song packen, für alle Menschen mit einem ähnlichen Schicksal: Gib nicht auf! 2021 wurde „Phoenix“ zur offziellen Hymne des Wings for Life World Run. „Du kannst alles erreichen, was du dir vornimmst. Vor 18 Jahren war ich selbst betroffen. Wer hätte gedacht, dass ich mal einen Song mache für Wings for Life?“, sagt Mike Mac, noch immer ein wenig ungläubig.

SEI TEIL DER STORY!

Am 7. Mai findet der zehnte Wings for Life World Run statt.

Der Lauf: Von Melbourne bis Rio Weltweit starten zugleich zehntausende Teilnehmer. Dein Lauf ist beendet, sobald dich das Catcher Car eingeholt hat. Mit der Run App kannst du von überall teilnehmen. hier holt dich ein digitales Catcher Car ein. Start des Flagship-Runs in München ist um 13 Uhr im Olympiapark: wingsforlifeworldrun.com

Die Stiftung: Magnetfelder, die an Nerven ziehen, neuartiges Bewegungstraining: Die Stiftung Wings for Life fördert Forschung zur Heilung von Querschnittslähmung. Alle Einnahmen des Laufs fließen in dieses Engagement: wingsforlife.com

8
10
„Wer hätte gedacht, dass ich mal einen Song mache für Wings for Life?“
MIKE MAC
Starkes Duo: Fußball-Star Trent AlexanderArnold und der gelähmte Emerson
48 THE RED BULLETIN CAMERON BLOOM, GREG COLEMAN/RED BULL CONTENT POOL
Wie im Flug: Dieser Vogel schenkte Samantha Bloom neuen Mut.
APPROVED Performance High-Speed Handling

DONNER OHNE GROLLEN

TEXT ALEX KING FOTOS CARLOS BLANCHARD

Rauer Übergang

Zwischen Asphalt und Schotter: das Finale der Rallyecross-WM 2022 am Nürburgring

THE RED BULLETIN 51

Asphalt, Schotter und so viel Staub, dass die Piloten aufs Blinzeln verzichten: Rallyecross ist die wilde Schwester der Formel 1. Aber auch die stille: Alle Boliden haben E-Antrieb – und beschleunigen in zwei Sekunden von null auf hundert. Das WMFinale am Nürburgring, ein rasender Report.

In der Garage des Teams Hansen Motorsport wummern AC/DC aus den Boxen. „I was caught, in the middle of a railroad track (thunder). I looked around, and I knew there was no turning back (thunder).“ Die Piloten des schwedischen Teams, Timmy und Kevin Hansen, sind jetzt zu höchster Konzentration verdonnert. Kevin übt seine Reaktionsgeschwindigkeit, er schießt durch den Raum und schlägt auf Blazepods ein – das sind Lichtsensoren fürs Refextraining. Die Hansens aus Schweden sind Geschwister, sie tragen ähnlich brave Frisuren, die Gesichter wirken ähnlich bubenhaft. Kevin ist der mit der Brille und den Bartstoppeln. Mit 24 ist er sechs Jahre jünger als Timmy und der Gesprächigere der beiden. Es ist der 12. November 2022, ein Samstag, und Kevin hält den vierten Platz in der Rallyecross-Weltmeisterschaft, eifert aber dem Erfolg seines älteren Bruders nach, der derzeit Zweiter ist und 2019 Weltmeister wurde. Timmy geht an einem Laptop die Renndaten mit dem Teamchef durch, der zufällig auch sein Vater ist: Kenneth Hansen, seinerzeit Europameister im Rallyecross.

Ein Sport schreibt Geschichte Wie der Name schon andeutet, hat das Rallyecross seine Wurzeln im Rallyesport. Damals, in den Sechzigerjahren, in einer Ära lange vor Dashcams und Drohnenaufnahmen, war es noch schwierig, das Format einem Fernsehpublikum schmackhaft zu machen: Einzelne Autos fahren über mehrere Tage einen langwierigen Punkt-zu-Punkt-Kurs gegen die Zeit. Doch 1967 kam dann einem fndigen TV-Produzenten die Idee: Was, wenn mehrere Autos auf einer Strecke aus Asphalt und Schotter gleichzeitig gegeneinander antreten? Fünf Runden Sprint, leicht zu flmen und spannend anzusehen: ein Konzept, wie geschaffen für das Fernsehen. Binnen eines Jahres zog der Wettbewerb in England fast zehn Millionen Zuschauer an. 1973 gab es bereits eine vollwertige Europameisterschaft. Erst 2010 sprangen die USA mit der RallyCar Rallycross Championship auf den Trend auf. 2014 schließlich rief die FIA, Dachverband der Automobilclubs und wichtigste Vereinigung im internationalen Motorsport, die RallyecrossWeltmeisterschaft aus, die World RX, kurz WRX. Und mit Ende der Saison 2021 schließlich wurde verkündet, dass bei der WRX ab sofort ausschließlich Elektroautos zugelassen werden.

November 2022. Wir befnden uns am Nürburgring in Rheinland-Pfalz. Zuschauer drängen sich um einen kleinen, geschlossenen Abschnitt der legendären Rennstrecke, genannt die Müllenbachschleife, um die Finalrunde dieser ersten reinen E-Saison live zu erleben. Schotterkurven durchbrechen die Asphaltstrecke. Der Wechsel zwischen den zwei Belägen verleiht jeder

Nahkampf. Johan Kristoffersson (rechts) und sein Teamkollege Ole Christian Veiby beschleunigen aus einer Kurve. Letzte Checks Kevin Hansen überprüft vor dem Rennen die Elektronik.
52 THE RED BULLETIN

Generalprobe

Timmy Hansen während seiner Übungsrunde – hier werden letzte Daten zu Auto und Strecke gesammelt.

Runde die nötige Dramatik: Die Asphaltabschnitte erlauben maximale Beschleunigung, während der lose Schotter Unberechenbarkeit und oftmals Chaos verursacht – denn die Fahrzeuge wirbeln Staub auf, und die Wolken vernebeln den Piloten die Sicht. Ein einzelnes Rennen dauert kaum drei Minuten, und Kameras an den Fahrzeugen haben gezeigt, dass manche Fahrer zwischen Start und Ziel nicht ein einziges Mal blinzeln.

Fünf Autos warten in der Startaufstellung. Kaum kommt grünes Licht, brechen sie los und zerstreuen jegliche Zweifel am Beschleunigungspotenzial von EAutos. Die Geschosse schaffen es in unter zwei Sekunden auf 100 km/h, schneller als jedes Formel-1-Auto. Und auch das Geräusch, das sie dabei machen, klingt wie aus einer anderen Welt: ein vielstimmiges, hohes Zischen. Ein Sound freilich fehlt: das Brummen von Verbrennungsmotoren. Das Grollen des Donners.

Groß, blond – und absolut erfolgsfxiert

Nur Johan Kristoffersson grollt ab und zu maßvoll –wenn er nicht Erster wird. Aber das passiert selten.

„Seit ich mich erinnern kann, bin ich extrem kompetitiv“, sagt er. Diese Haltung steht auf den ersten Blick im Widerspruch zu seinem Auftreten. Hochgewachsen, mit kurzen blonden Haaren, sieht der 34-Jährige eher wie ein Tech-Start-up-Nerd aus, aber der Schein trügt.

„Jede Stunde, die ich investiere, um ein besserer Pilot zu werden, dient dem Sieg.“ Das beweisen die fünf WRXTitel, die er in den neun Jahren seit Bestehen des Bewerbs errungen hat. 2021 siegte der Schwede, die aktuelle Saison dominiert er in seinem VW Polo RX1e.

Sieben der neun bisherigen Begegnungen hat er gewonnen, nur das fnale Wochenende, hier am Nürburgring, steht noch bevor. Mit seinem Sieg in der vorigen Runde am Circuit de Barcelona in Catalunya hat er die Meisterschaft 2022 aber schon in der Tasche.

Kristofferssons Wetteifer zeigte sich erstmals im Alter von sieben Jahren, zunächst im Skilanglauf, worin ihn sein Vater Tommy trainierte, dann als Fahrer. Tommy war damals schon Eigentümer und Manager von Kristoffersson Motorsport und gewann mit dem Familienteam zwischen 1989 und 1991 dreimal die schwedischen Rallyecross-Meisterschaften. Schon mit sechs Monaten fuhr Klein Johan im Mannschaftsbus mit. „In all den Jahren haben wir gelernt, einander Freiräume zu lassen“, versichert Sohn Kristoffersson.

Nun, in der Garage von Kristoffersson Motorsport, durchforsten sie die Daten von den Sensoren an ihrem Wagen und das Videomaterial nach Fehlern und Verbesserungspotenzial. Die Stimmung ist konzentriert

und angespannt, digitale Countdowns ticken neben jedem Auto. Bei der Übungsfahrt hat Timmy Hansen, der große Schweiger, die schnellste Runde hingelegt. Doch Kristoffersson bot ihm die Stirn , als es nötig war: Er hat – mit seiner persönlichen Bestzeit – die SuperPole gewonnen. Das ist eine einzelne Runde auf Zeit, die über die Startaufstellung für den ersten Lauf entscheidet. Rallyecross, das ist im Grunde schwedisches Family Business: Die Kristofferssons und die Hansens sind die größten Dynastien. Johan Kristoffersson und Timmy Hansen liefern sich nun schon seit fast einem Jahrzehnt Wettkämpfe, in den letzten sechs Jahren ging die WRXKrone stets an einen der beiden. Doch diese Tradition geht über die aktuelle Generation hinaus. Von 1989 bis 2008 gewann der Vater der Hansens, Kenneth, vierzehn europäische RX-Titel. Und mit der Idee, sein eigenes Team zu gründen, wandte er sich zunächst an seine Frau: Susann Hansen ist ein Rallyecross-Superstar für sich. Die Gewinnerin der europäischen Super 1400 ist bis heute die einzige Frau mit einem Titel im europäischen FIA-Rallyecross. Sie fuhr auch Rennen, als sie mit Timmy schwanger war. Heute ist Susann eine wichtige Säule bei Hansen Motorsport, nicht nur, weil sie da ist, wenn dringend etwas gebraucht wird, sondern auch, weil sie einen Blick in die Zukunft des Sports wirft. „Die E-Technologie ist teuer und war die größte Investition, die Hansen Motorsport seit unserer Gründung 1990

Der Sound der mächtigen Boliden: ein vielstimmiges, hohes Zischen, wie aus einer anderen Welt.
THE RED BULLETIN 55
Volle Konzentration. Timmy Hansen in den Sekunden vor dem ersten Lauf

Der Über-Blick

Jeder Moment, jeder Hotspot, jede Perspektive –ein Blick in den TV-Truck am Nürburgring: Hier wird das Rennen in Echtzeit zum Fernseh-Event.

Hansens gegen Kristofferssons – Rallyecross ist im Grunde ein Familienduell. Auch wenn’s nicht immer familiär zugeht.

THE RED
57
BULLETIN

Kühlkörper defekt – aus

getätigt hat“, sagt sie. „ Aber wir müssen unsere Flügel ausstrecken und für die nächste Generation etwas bewegen.“ Und zwar rasch.

Denn nachdem er schon die SuperPole gewonnen hat, heimst Konkurrent Kristoffersson auch den Sieg im ersten Lauf ein, ihm knapp an der Stoßstange in beiden Fällen: Timmy Hansen. Als Lohn für seine Bemühungen erhält Hansen die Poleposition im zweiten Lauf des ersten Rennens. Wegen mangelnden Halts auf der abgefahrenen Strecke gelingt es aber nicht nur Kevin, seinem jüngeren Bruder, sondern auch dem fnnischen Fahrer Niclas Grönholm, vor ihm aus der zweiten Kurve zu kommen. Kevin Hansen fiegt förmlich dahin und rauscht als Erster über die Ziellinie. Kristoffersson, in der Pole für Rennen 2, erleidet ein ähnliches Schicksal wie Hansen der Ältere und kommt nicht an seinem Teamkollegen, dem Norweger Ole Christian Veiby, vorbei. Kristofferssons Windschutzscheibe bekommt viel zu viel Staub ab, er sieht fast nichts, wird Zweiter hinter Veiby – und Grönholms Teamkollegin Klara Andersson erringt den dritten Platz.

Heute ist Andersson nicht Erste geworden, im Rallyecross insgesamt ist sie es aber in vielerlei Hinsicht. Mit sieben fuhr sie Gokart­Rennen, 2018 feierte sie ihr RXDebüt, und 2021 gewann die heute 23 ­jährige Schwedin die 2150er­K ategorie in der schwedischen Meisterschaft. Dass Andersson und Grönholm diese Saison für

dasselbe Team antreten, hat Schlagzeilen gemacht: Es ist die erste geschlechtlich ausgewogene Aufstellung in der Geschichte dieser immer noch männlich dominierten Meisterschaft. Wobei das ein Hilfsausdruck ist: Klara Andersson ist nicht nur die einzige Pilotin, die die gesamte Saison bestreitet, sondern bislang auch die einzige Frau in einer hochrangigen FIA­Weltmeisterschaft. „Viele waren meiner WM­Teilnahme gegenüber, nun ja, skeptisch eingestellt“, sagt sie. „Ich habe ja auch wenig Erfahrung im Vergleich zu einigen dieser Jungs. Trotzdem will ich jetzt langsam mal anfangen, sie alle zu schlagen.“ Wobei – langsam, das ist in ihrem Job nur so salopp dahingesagt.

Gleichstrom, Wechselstrom

Bei den Kristofferssons indes beugen sich alle über das Auto, in der Hoffnung, wertvolle Daten über die letzte Performance zu bekommen. Nur Zweiter! Ein Debakel! Die zwei Kühlkörper am Wagen des amtierenden Weltmeisters wirken ziemlich in Mitleidenschaft gezogen, es sprüht auf den Garagenboden wie aus einer Sprinkleranlage. Beide müssen ausgetauscht werden, aber die Uhr tickt, und Lauf 3 naht. Dennoch eine gute Gelegenheit, einen Blick unter die Motorhaube dieser elektrischen Raketen zu werfen: Die Zwei­Liter­Vierzylindermotoren mit Turbolader der 2021er­RX1­Wagen sind durch die zwei Elektromotoren des neuen RX1e ersetzt worden, einen für die Hinter­, einen für die Vorderräder. Gemeinsam liefern sie eine Leistung von 500 kW (680 PS) und eine Durchzugskraft von 880 Newtonmetern. Dieser letzte Wert ist es, der die Beschleunigung von null auf hundert unter zwei Sekunden ermöglicht.

Für Arbeiten an einem E­Rennwagen gelten strenge Sicherheitsvorschriften. Der Mechaniker setzt das Visier auf und zieht dicke Gummihandschuhe an, um das rote Batterieladekabel anzuschließen, während ein Kollege mit einer Art Kunststoffsense Wache steht. Im Gegensatz zum Wechselstrom, der einen quer durch den Raum schleudern würde, zieht der Gleichstrom denjenigen, dem er einen Schlag versetzt, an. Der Schutzhaken in Sensenform dient also dazu, den Mechaniker im Notfall mit ganzer Kraft vom Boliden wegzuziehen.

„Die Power der E­Autos ist auf einer RallyecrossStrecke deutlich zu erkennen“, sagt Kevin Hansen. „Sie sind auf geraden Strecken jetzt schon schneller als Benziner, und die Geschwindigkeiten werden noch immer höher und höher werden.“ Mit seinen kurzen, intensiven Rennen bietet Rallyecross das perfekte Versuchslabor für die neue Technologie. Und über die Batterielaufzeit muss man sich hier keine Sorgen machen, die Piloten

Autogramme Timmy (links) und Kevin Hansen signieren in einer Rennpause Fanwear.

Feintuning. Timmy Hansen (links), seine Mutter Susann und ein Ingenieur des Teams klären letzte taktische Details.
58 THE RED BULLETIN
Kristofferssons Wagen sprüht es wie aus einer Sprinkleranlage.

können sich allein auf die Leistung konzentrieren und auf der Strecke jedes Kilowatt aus ihren Fahrzeugen herausholen.

Und auch die Sponsoren sind einverstanden, kein Wunder. Auf der Flotte von Hansen Motorsport prangen die Logos der Kampagnen „United Nations Race to Zero“ und „Global Goals“. Hansen ist auch das erste Rallyecross-Team, das an der UNO-Initiative „Sports for Climate Action“ teilnimmt. „ Als Team haben wir die Verantwortung, unsere Bekanntheit zu nutzen, um Elektroautos zu fördern und auf Umweltprobleme hinzuweisen“, sagt Kevin Hansen, der nicht nur Fahrer, sondern, man hört es sofort, auch der Marketingleiter des Teams ist – und dessen Vision einer nachhaltigeren Zukunft umsetzt. Dazu gehört die Reduktion von unnötigen Reisen, indem die Autos nach jedem Rennen gleich im Lager gewartet und nicht ins Hauptquartier zurückgebracht werden, die Beschränkung auf Flüge in der Economy-Class und möglichst umfassende Wiederverwertung von Teilen. Die verhältnismäßige Klimafreundlichkeit hat Hansen das Drei-Sterne-Prüfsiegel eingebracht, die höchste Anerkennung, die die FIA in dieser Hinsicht vergibt.

„Wir gehen nicht nur technisch den E-Weg, sondern streben auch insgesamt einen emissionsärmeren Sport an“, fasst Hansen das Engagement des Teams zusammen. „So wollen wir beweisen, dass auch eine kleine Gruppe von Menschen ein erfolgreiches Team bilden und gleichzeitig nachhaltig sein kann. Für die Sponso-

rengewinnung ist das essenziell. Die Geldgeber wollen in etwas Nachhaltiges und Spektakuläres investieren.“

In einem Sport, dessen Fans als „Benzinköpfe“ verunglimpft werden, kann man sich vorstellen, dass der Übergang zur E-Mobilität nicht ohne Aufmucken und Aufheulen verlaufen ist. Selbst ein Blick auf den Social-

Heikle Momente Die Müllenbachschleife ist eine der Schlüsselpassagen des Nürburgrings.
60 THE RED BULLETIN
Info total. Screens liefern Klassements und erste Interviews in die Fahrerlager.

News-Aggregator Reddit, bekannt als Bastion gesitteten, vernunftgesteuerten Dialogs, offenbarte bereits vor Saisonbeginn einige vergleichsweise verhaltende Gegenstimmen: „Superschnell, aber fad anzuschauen“, steht da, oder: „Klingt wie der Turbo in ‚Toy Stor y‘.“ Oder: „Klingt wie ein Typ, der Autogeräusche macht.“ Und da ist es plötzlich wieder, dieses Grollen ohne Donner.

„E-Autos brummen eben nicht. Die Tonebene gehört zur Show dazu, die haben wir geändert, also kann ich diese Reaktionen der Fans verstehen“, sagt Kevin Hansen. „ Aber ohne das Motorengeheule kriegen sie besser mit, was passiert und was der Fahrer wirklich durchmacht. Wir müssen die Fans näher an uns ranholen, damit sie besser Bescheid wissen und sehen, wie spannend die technische Seite ist. Ein Sport, der nicht nachhaltig ist, hat keine Zukunft. Und E-Autos sind einfach interessanter.“ Und während er spricht, sind im Hintergrund wieder AC/DC zu hören, mit den inoffziellen Hymnen der Saison: „I need a pick-me-up. A rollin’ thunder truck A shot in the dark. Yeah, electric spark s.“

Der große Showdown

Tag zwei am Nürburgring, Tag zwei des großen Saisonfnales, und Johan Kristoffersson ist bester Laune. Mit seinem wiederhergestellten Boliden und dichten Kühlkörpern hat er gestern noch den dritten Lauf und heute das erste Halbfnale gewonnen, für den Finallauf hält er die Poleposition. Timmy Hansen ist der Sieger des zweiten Halbfnales, er startet auf Platz zwei hinter Kristoffersson – und vor Kevin Hansen und Veiby, die sich auch qualifziert haben. Den fünften Platz in der Startaufstellung hätte sich eigentlich Klara Andersson gesichert, aber ihr Team hat die umstrittene Entscheidung getroffen, statt ihr Teamkollege und Sportsfreund Grönholm vorzuschicken. Der Finne hat mehr WMPunkte und somit noch die Chance, die Saison unter den ersten drei zu beenden. Also wieder mal Steuermänner unter sich, ob das für gutes Karma sorgt?

Gleich nach dem Startschuss geht Kristoffersson in Führung, Grönholm rammt ihn von hinten. Die beiden kleben förmlich aneinander, bis beide in der letzten Runde den Joker fahren. Joker? Fahren? Die Joker-Runde ist eine Alternativroute, die vom zentralen Rundkurs wegführt und die jeder Teilnehmer einmal pro Rennen absolvieren muss. In welcher Phase des Laufs die zusätzlichen qualvollen Sekunden absolviert werden, ist eine Frage der Taktik.

Kristoffersson biegt als Erster aus der Extraschleife in den Kurs ein, da taucht plötzlich Kevin Hansen wie aus dem Nichts auf und reiht sich elegant vor Grönholm ein, um als Zweiter über die Ziellinie zu fahren. Dem jüngeren Hansen-Bruder bringt das genügend Punkte ein, um dem Finnen den dritten Platz in der Weltmeisterschaft abzuluchsen. Und es scheint, als wäre die Teamstrategie, Frau Andersson durch Herrn Grönholm zu ersetzen, nicht ganz aufgegangen.

Timmy Hansen wird im Showdown Vierter und verschafft Hansen Motorsport sensationell den zweiten Platz im WM-Endklassement. Der große Gewinner des Wochenendes bleibt aber Kristoffersson, dem seine Meisterkrone nach acht Siegen in zehn Rennen noch fester auf dem Kopf sitzt. Als sich später alle Teams zum Anstoßen und Abschiednehmen in einem der Rennställe versammeln, gibt es von den Hansens keine Spur.

Der Joker –in diesem Fall bringt er kein Glück, nur Stress.

Ihre Garage ist leer, die Fahrzeuge und die Ausrüstung sind bereits im Truck verstaut. Nur Kevin und Susann sind noch da, aber ihr Lächeln ist verschwunden. Bei der offziellen Überprüfung nach dem Rennen wurde bei Kevins Auto ein irrtümlich angebrachter Querlenker gefunden, der den Vorschriften widerspricht. Kevin wurde disqualifziert, wodurch er auf den fünften Platz im WM-Gesamtranking fällt und Grönholm den begehrten Podestplatz überlässt. Überlassen muss. Wenn man als Familie antritt, teilt man die Hochs, aber eben auch die Tiefs. Mutter und Sohn trösten einander.

„Es ist ärgerlich, dass so ein kleiner Fehler so massive Auswirkungen haben kann, aber so ist eben der Rennsport“, sagt Kevin. Oft klingt die brutale Wahrheit eben ziemlich lapidar. Es war klar, dass die erste E-Saison im World RX den Teams eine steile Lernkurve bescheren würde, aber für die Hansens schien bis zuletzt eigentlich alles wunderbar aufzugehen. „ In dieser Saison wollten wir uns erst einmal mit der neuen Technologie vertraut machen und so viel wie möglich lernen“, fügt Kevin hinzu. „Wir als Team – und als Familie – richten unseren Blick immer auf die Zukunf t.“

Zu Recht, denn am 3. Juni geht in Montalegre, Portugal, endlich die neue Saison los. Dann wollen die Hansens den Kristofferssons endlich was füstern. Und als Schnellste über die Rennstrecken donnern. „Yeah, it’s alright. We’re doing fne, fne, fne. Thunderstruck“, wummert es dann in der Garage der Hansens wieder aus den Boxen. Nur die Motoren heulen nicht mit.

Die erste Runde der RallyecrossWeltmeisterschaft 2023 findet am 3. und 4. Juni im portugiesischen Montalegre statt: fiaworldrallycross. com

Verfrühte Freude. Susann Hansen, die früher selbst Rallyecross-Rennen fuhr, herzt ihren Sohn Kevin für die zweitbeste Zeit. Zu früh – der jüngere der beiden Hansen-Brüder wird im Nachhinein disqualifiziert.
THE RED BULLETIN 61

Ein Tornado fegt über New Orleans – und drinnen beginnt Hip-Hop-Musikerin und Showstar Big Freedia zu erzählen: Wie sie als Chorknabe startete. Wie sie mit Beyoncé Songs schreibt, für Drake Sounds entwirft. Eine amerikanische Erfolgsstory. Aber anders. Aufregend anders.

QUEEN DER

HERZEN

TEXT LAKIN STARLING FOTOS JUSTEN WILLIAMS Geborene Diva Big Freedia beim Fotoshoot für The Red Bulletin in New Orleans
62 THE RED
BULLETIN
„Ich mach der ganzen Welt Feuer unter dem A****.“

Glanzlicht

ptown New Orleans, Musikclub „Tipitina’s“. Umringt von ihrem eingeschworenen Team hat sich die „Queen Diva“ zum Interview vor der Kamera auf einer schwarzen Ledercouch ausgebreitet und wirft dabei ihrem Spiegelbild bewundernde Blicke zu. Sie wirkt selbstbewusst und zurückhaltend zugleich. „Yes, honey, shine bright like a diamond“, antwortet sie singend auf ein Kompliment für ihren Glitzer-Look.

Seit zwanzig Jahren arbeitet BounceMusic-Star und LGTBQ-Ikone Big Freedia unermüdlich daran, Bounce Music rund um den Globus bekannt zu machen. Sie hat etliche EPs veröffentlicht, ein Album und ein Buch (2015 erschien „Big Freedia: God Save the Queen Diva“), sie war der Star von sechs Staffeln ihrer höchst erfolgreichen US-Reality-Show („Big Freedia Bounces Back“), begann gerade mit den Dreharbeiten zu einer Spin-of-Serie („Big Freedia Means Business“) und bereitet ein neues Album vor. In den vergangenen fünf Jahren standen Kollaborationen mit und Samples für Drake, Lizzo und Beyoncé auf dem Programm. Und kürzlich erhielt sie auch bei den Grammys die längst überfällige Anerkennung: Beyoncés „Rennaissance“, für das sie als Songwriterin mitverantwortlich zeichnete, wurde für das Album des Jahres 2023 nominiert, ging aber – noch – leer aus.

UEgal. „Ich bin unendlich dankbar dafür, dass sich der Kreis geschlossen hat, dass ich nominiert wurde und endlich als Songwriterin anerkannt werde“, sagt Freedia, 45. Freedias Musikstil Bounce Music entstand in den späten 1980er-Jahren in den Sozialsiedlungen von New Orleans und vereint Herz, Seele und Vibes der Stadt. Diese Untergattung des Hip-Hop verschmilzt Upbeat Rhythm mit druckvollen Basslines und repetitiven Raps. Für ihre Auftritte switchen Freedia und ihre Dance-Crew zwischen winzigen Clubs und riesigen Konzerthallen. Hauptsache, keiner steht still. „Der ganzen Welt Feuer unterm Arsch machen“ nennt sie das.

Den Ton anzugeben lernte sie bereits in jungen Jahren beim berühmten Chor „Gospel Soul Children of New Orleans“ und später als stellvertretende Leiterin ihres Kirchenchors. „Dort begann meine Selbstfndung“, sagt sie, „die Kirche war mein sicherer Hafen. Meine Patentante Georgia, die Chorleiterin, empfng mich mit offenen Armen und akzeptierte mich, wie ich war.“ Und wie war sie? „Ich war ein Schwergewichts-Chorknabe aus New Orleans“, sagt sie. Bevor Bounce ihr Zufuchtsort wurde, war Freedia Freddie, genauer gesagt Freddie Ross Jr. – und die Kirche ihre Chance, dem Viertel ihrer Kindheit zu entkommen.

Schmetternd durch die Schule

Die Mutter, eine Friseurin, und der Vater, ein Lkw-Fahrer, taten ihr Bestes, Freddie ein gutes Leben zu bieten. Die Familie konnte bald in ein Haus in einer besseren Gegend umziehen, Freddie in die Walter L. Cohen High School in Uptown wechseln. „Ich war schon in der Schule laut und auffällig“, sagt Freedia lachend. „Jeder kannte Big Freddie. In den Gängen habe ich Chormelodien geschmettert. Die meisten haben es geliebt, einigen ging ich damit auf die Nerven. Aber das war einfach meine Berufung.“

Ihr Talent erkannte Freedia früh, und sich zu verbiegen kam nicht in Frage. Keine Selbstverständlichkeit für einen jungen schwarzen, queeren Menschen im Süden. „Schwarz und schwul zu sein war damals nicht so akzeptiert“, sagt Freedia. „Es war ein Tabuthema, die Durchschnittsfamilie hat

THE RED BULLETIN 65
Freedia mit theatralischer Geste und Glitzer-Kostüm

sich vermutlich dafür geschämt, eine schwule Person im Haushalt zu haben.“ Bevor Freddie, bevor Freedia ihr Selbstvertrauen fand, outete sie sich mit zwölf bei ihrer Mutter, die sich sofort schützend vor sie stellte. „In der Highschool war ich dann Chorleiterin und hatte die Schlüssel zur Aula. Ich war diese Queen, die überall herumstolziert.“

Am Tag nach dem Fotoshooting im „Tipitina’s“ braut sich über New Orleans ein gewaltiger Tornado zusammen. Die Wolken verdunkeln sich, während wir uns Freedias Haus nähern. Freedia steht auf der Veranda und raucht in Ruhe eine Zigarette zu Ende. Einen schwarzen, dreibeinigen Hund mit dem Namen Yoncé schickt sie vorsorglich ins Haus. Für unser heutiges Treffen hat sie den Fotoshoot­Glam abgelegt und trägt einen violetten Hausmantel mit Seidenhaube.

Ihr gemütliches, wetterfestes Heim ist voll mit handgemalten Porträts, die sie zeigen. Neben dem Eingang ist das Esszimmer mit weißen Möbeln und Gedecken, die zu makellos aussehen, um wirklich zum Essen verwendet zu werden. Wir sitzen im Wohnzimmer auf einer senffarbenen Samtcouch vor einer dazu passenden Wand aus Samt und Cord. Darüber prangt ein Neonschild mit der Aufschrift „Big Diva Energy“.

Freedia reist um die Welt, um international Einfuss zu bekommen. Die größten Hits an der Spitze der Charts bedienen sich zwar häufg bei Bounce­Samples, im Mainstream ist das Genre trotzdem noch nicht angekommen. Und auch nicht Freedia. Bevor sie Anfang zwanzig begann, sich ernsthafter mit Musik zu beschäftigen, studierte sie

Krankenpfege an der University of Louisiana und arbeitete nebenbei als Dekorateurin für Events wie jene der „Queen Divas“, des Sozialprojekts ihrer Mutter. Ein Auftritt bei einer Blockparty gemeinsam mit ihrer besten Freundin Katey Red brachte dann die Dinge ins Rollen.

Plötzlich Talk of Town

In ganz New Orleans wurde über den Auftritt gesprochen, und Freedia wurde für weitere Blockpartys gebucht. Das war anfangs ein nettes Hobby und eine einfache Möglichkeit, ein paar Dollar dazuzuverdienen. Im Jahr 2000 schließlich wurde das örtliche Plattenlabel Money Rules Entertainment auf Freedia aufmerksam. Es verhalf ihr zum ersten Clubauftritt und den ersten Schritten in der Branche. Ein weiteres Jahr später, mit wachsender Fangemeinde, veröffentlichte Freedia ihren ersten Song, „Uh Huh, Oh Yeah“.

„These hoes, they mad. Your boy, I had. I made my cash …“ – Sie beginnt zu strahlen, als sie ein paar Zeilen singt. Auch Superstar Drake gefel es – und zwar so gut, dass er sie Jahre später in seinem Megahit „Nice for What“ gesampelt hat. Zum Videodreh wurde Freedia trotzdem nicht eingeladen. Für den Dreh zu „My Feelings“, einer weiteren Single mit Bounce­Einfuss, kam Drake dann nach New Orleans. Freedia meldete sich, um diesmal nicht außen vor gelassen zu werden, und landete prompt im Video. „Wir sollten genauso mit dabei sein wie alle anderen, egal was unsere Geschichte oder unsere sexuelle Orientierung ist“, sagt Freedia.

Zweites Zuhause

Als Unterstützerin unabhängiger Bühnen spielt Big Freedia regelmäßig im „Tipitina’s“ in New Orleans.

Live on stage Freedia mit ihren Tänzerinnen auf der Bühne des „Tipitina’s“ in New Orleans

66 THE RED BULLETIN

Ihrer Zeit voraus oder brandaktuell – als Bounce über die Grenzen von New Orleans hinaus die Welt eroberte, traf Freedia stets den Nerv der Zeit. 2005 zwang Hurrikan Katrina Tausende, ihre Heimat zu verlassen, und Freedia foh nach Houston, Texas. Unmittelbar nach ihrer Rückkehr nach New Orleans startete sie eine Partyreihe namens „FEMA Fridays“ im „Caesar’s“, dem ersten wiedereröffneten Nachtclub der Stadt. Von da an blickte sie nie mehr zurück. Sie hatte die vielen Nebenjobs satt, es zählte für sie nur noch die Musik, die zu einem Teil ihres wahren Selbst geworden war. „Wir wurden nach Katrina in die ganze Welt verstreut, und die Leute wollten mehr über unseren Sound wissen“, erzählt sie.

Im Jahr 2010 verließ Freedia den Süden und trat in New York und L. A. auf. Nam­

„Im Süden schwarz und schwul zu sein war nicht immer so akzeptiert.“
THE RED BULLETIN 67

hafte Medien begannen über sie zu berichten. Als „The New York Times“ 2010 über Freedia schrieb, war Bounce von großteils heterosexuellen schwarzen Männern bestimmt. Der vielbeachtete Artikel würdigte den Beitrag queerer Künstlerinnen und Künstler zum Subgenre, was die heterosexuellen Kollegen laut Freedia dazu brachte, „ein bisschen zurückzustecken“. Die Aufmerksamkeit brachte Freedias Community voran, auch wenn sie polarisierte. „ Ich musste den Leuten beibringen, dass wir das in New Orleans nicht trennen: Es ist einfach Bounce-Musik, und ich bin eben ein schwuler Künstler. Es gibt homosexuelle Menschen, die sie machen, heterosexuelle Menschen, die sie machen, Mädchen, Jungs …“ Am Ende war es eine Verschiebung zugunsten von Freedia und anderen LGBTQ-Artists.

Nachhilfe von Miley Cyrus

Als Freedia von den beiden weißen Typen erzählt, die sie auf der Straße erkannt haben, muss man unweigerlich an das überwiegend weiße Publikum denken, das Karten für ihre Shows kauft. Ein Sinnbild für ihren genreübergreifenden Reiz und die Anerkennung, die mehr Aufmerksamkeit und weltweite Bekanntheit mit sich bringen. Mit dem Wachstum kam auch die Aneignung bestimmter Elemente, Stichwort Twerking.

Ab 2013 schien buchstäblich jede weiße Frau – nicht zuletzt dank der Nachhilfe von Miley Cyrus – die Moves zu kopieren. In Bars und Clubs oder auf Social Media wurden sie ausprobiert und durch Tanzkurse kommerzialisiert. Ging das für Freedia manchmal zu weit? „ Aufgeregt hat es mich schon, aber dann habe ich mir gesagt: ‚Du legst hier einen Grundstein, bringst Menschen auf der ganzen Welt deinen Sound und deine Kultur bei‘“, sagt sie.

„Leute, die Twerking-Kurse geben, schaden mir nicht. Wenn aber irgendein Superstar meinen Sound auf seinem Song verwendet und dafür die Lorbeeren einstreifen will, denke ich mir: ‚Hey, das ist verdammt noch mal meins!‘ Aber jetzt gehe ich in die Geschichte ein, und die anderen sind mir egal. Und wenn ich mich zu irgendeiner Sache oder einer bestimmte Situation äußern muss, dann werde ich das auch. Man soll nur denen Respekt zollen, die den Grundstein gelegt haben – den Pionieren, die diesen Sound und die Kultur von New Orleans geschaffen haben.“

Deshalb bedeutet es so viel, in einem Musikvideo aufzutauchen, in den Credits für einen Song erwähnt zu werden und endlich für Grammys nominiert zu sein. „Ich glaube, Dinge ändern sich“, sagt Freedia. „Türen öffnen sich noch ein Stück weiter

„Privat bin ich die Person im Hintergrund, die alle füttern will.“
68 THE RED BULLETIN

Style als Statement

Big Freedia mischt bei ihren Outfits

Glam und Klunker, Gechlechterrollen sind ihr völlig egal.

„Ich will Respekt –

Respekt vor den Pionieren des New - Orleans - Sounds.“

und man sieht, wie die Bounce-Kultur der Musikindustrie ihren Stempel aufdrückt.“

Auch wenn Freedia keine Bestätigung braucht, steht sie ihr zu. Es gab Zeiten, in denen sie aufgeben wollte, räumt sie ein. Als schwuler Künstler außerhalb der Grenzen des binären Geschlechts musste sie so viel härter arbeiten. Insbesondere in einer Industrie, die viel zu lange gebraucht hat, um sich weiterzuentwickeln. Sie half sich selbst, indem sie Grenzen setzte. Sie stand für sich selbst und ihre Community ein, erhöhte ihren Wert und wollte vorankommen.

Letztes Jahr begann Freedia an ihrem neuen Album zu arbeiten. „Central City“ soll 2024 erscheinen. Weil Freedia und ein Topteam in einem Mega-Recording-Camp an einer Vielzahl an Songs tüfteln, ist das Projekt heute schon fast fertig. Ein Doppelalbum wird es werden, das an ihr Debüt von vor zwanzig Jahren anknüpfen soll. „Das ist, wie zu den Wurzeln zurückzukehren und sie mit ein paar neuen Sounds aufzuwerten“, sagt Freedia und wirkt dabei richtig aufgekratzt. „Es hat immer noch diese raue alte Freedia, die jeder kennt. Es ist mein Dance/Disco-Album, mit dem ich die Clubs zum Tanzen bringe. Diese Art Musik, die man auf Festivals spielen kann. Die Party geht weiter.“ Uh Huh, Oh Yeah!

Und bis es so weit ist, flmt sie ihre neue Reality-Show „Big Freedia Means Business“, die diesen Sommer in den USA ausgestrahlt werden soll. Die Serie schaut Freedia beim Regieren ihres Imperiums über die Schulter. Vor allem aber will sie einem jungen Publikum Einblicke in Essentials wie neue Geschäftsmöglichkeiten, das Verhalten in Meetings, die Gründung von GmbHs oder Steuererklärungen geben. Reality-TV zeigt dem Publikum eine Freedia, wie sie jetzt gerade ist: oberkörperfrei , aber dafür in Hausschuhen und Loungewear in ihrem stilvollen Wohnzimmer über ihr Leben erzählend.

werden und so. Ich bin diese eine Person im Hintergrund, die alle füttern will.“

Sie ist dankbar für ihren wachsenden Ruhm – sich daran zu gewöhnen ist aber nicht immer einfach. Freedia sieht sich immer noch als „that hood bitch“, die Normalität in ihrem Leben behalten möchte. Zeigt sie sich heute in der Öffentlichkeit, wollen alle ihren Standard-Satz hören: „You al-read-y knooooooow!“, und zwar in ihrer Singsang-Stimme. „Es kostet Kraft und Energie, das jedes Mal zu tun, wenn ich jemanden sehe“, sagt sie und lacht. „Ich bin ja nicht nur im Supermarkt, um das in jedem Gang einmal zu sagen, sondern versuche, dort meine Lebensmittel zu bekommen.“

Ein Lichtlein im Sturm

Während der Sturm stärker wird, überlegt Freedia, ob sie dennoch in den Supermarkt fahren soll, damit sie abends kochen kann. Draußen wird es unheimlich. Die Telefone und die Alarmanlage halten nicht mehr still und mahnen, sich vor dem herannahenden Tornado in Sicherheit zu bringen. Freedia –die Hurrikan Katrina überlebt hat, indem sie ein Loch in ihr Dach schnitt, einen lokalen Radiosender um Hilfe rief und von einem Boot gerettet wurde – bleibt auch bei peitschendem Regen und zuckenden Blitzen gelassen. Sie lässt das Verandalicht auffackern, um das Taxi für The Red Bulletin vor ihrem Haus anzuhalten, und sagt: „Wenn ihr am Flughafen feststeckt, gebt Bescheid, ich hole euch ab.“ Freedia kümmert sich. Sehr sogar. Und es ist mehr als die förmliche Südstaaten-Gastfreundschaft.

bigfreedia.com

Die echte Freedia ist bodenständig. Sie ist fürsorglich, ruhig, gastfreundlich – und wirklich witzig. „Ihr seht mich in meinem Alltag“, sagt Freedia. „Ich bin sehr bescheiden, wenn ich nicht auf der Bühne bin. Ich bin nicht laut und will nicht gesehen

Schon die Bounce-Rhythmen allein stehen für sich selbst. Zusammen mit Freedias Charme und Witz wird aus dem Sound aber etwas Außergewöhnliches. „Ich liebe meine Musik. Ich liebe, was ich tue“, erklärt sie. „Und ich versuche, den Leuten damit gute Laune zu machen. Und wenn ihr nicht nach New Orleans kommen könnt, dann bringe ich New Orleans einfach zu euch.“

Der Weg zum Airport ist geschafft, das Flugzeug fiegt. Und auch der Aufstieg von Big Freedia ist nicht mehr zu stoppen.

THE RED BULLETIN 69

BREAK AND KLICK

Am Anfang war die Bewegung. Und aus ihr entstand ein Gefühl für bewegende Bilder: Frankie Perez, 33, schaffte den Sprung vom legendären B-Boy zum Fotokünstler. Hier seine besten Aufnahmen.

TEXT NORA O’DONNELL 70 THE RED BULLETIN

BIEGSAMER TITAN

New York, 2021

Dieses Foto schoss Perez am Tag nach seinem Sieg beim Freestyle-Contest Red Bull BC One Cypher. Es zeigt die B-Boys Mike the Titan (links) und Nebz bei einer Aufwärmübung. „Ich hielt mich mit Anweisungen ganz bewusst zurück und ließ die beiden einfach machen, was ihnen gerade einfiel“, erinnert sich Perez.

DER FOTOGRAF

FRANKIE PEREZ

Frankie Perez, 33, erinnert sich lebhaft an den Tag, als er – damals ein 13-jähriges Kid aus Queens, New York – zum ersten Mal jemanden breaken sah. „Ich war hin und weg. Das war wie eine neue Welt für mich“, sagt er. Der Rest ist, wie man so sagt, Geschichte. Bewegte Geschichte: Perez arbeitete an seinen eigenen B-Boy-Skills und gewann Battles auf der ganzen Welt, darunter das Red Bull BC One Cypher 2021 in New York. Neuerdings steht er lieber hinter der Kamera als davor und kombiniert dafür die eigene Erfahrung als Tänzer mit seinem scharfen Blick für fotogene Bewegungsabläufe.

Im vergangenen Jahr veröffentlichte Perez sein erstes Buch. „See Me Up? It’s ’Cause I’ve Been Down“ ist eine Fotosammlung, die die Welt des Street Dance direkt und ungefltert zeigt. „Mit meiner Kunst will ich Breakdance an einen prominenteren Platz in der Popkultur rücken“, sagt er. „Ich möchte etwas schaffen, auf das die Leute aus meiner Szene stolz sein können.“

Frankie Perez auf Instagram: @pluralist_

FANKIE SAGT’S

DURCH DIE BLUME

Montreal, Kanada, 2021

„Diese Blumen sind mir als Requisiten übrig geblieben, ich habe einfach damit herumgeblödelt“, sagt Perez über sein Selbstporträt. Sein Gesicht zeigt der Künstler grundsätzlich nicht auf seinen Bildern.

72 THE RED BULLETIN

AM SCHWERTPUNKT

Orlando, Florida, 2022

„Manchmal ploppen die Ideen für Bilder einfach so in meinem Kopf auf“, sagt Perez. Warum zum Beispiel nicht mal einem B-Boy ein Schwert in die Hand drücken? Und schon stand B-Boy Omen für Kollegen Perez kopf. Und zwar bewaffnet.

PAUSENCLOWN

Austin, Texas, 2019

Bei der Motivsuche für sein Buch stieß Perez auf eine Gruppe rastender, snackender Skater. Dabei entstand dieses Foto mit Jay, einem Mitglied seiner Supreme Beingz Crew. „Eine echte Spontanaktion“, sagt Perez. Eine TanzPerformamce, extra für die Mittagspause.

„Ich wollte was schaffen, das die Leute aus meiner Szene stolz macht.“
THE RED BULLETIN 75
Frankie Perez über seine Bilder

FELDSTUDIEN

Montreal, Kanada, 2022

Weil Perez’ Familie ursprünglich aus der Dominikanischen Republik stammt, ziehen sich Anspielungen darauf durch seine Arbeiten. Zu diesem Foto inspirierte ihn das Bild eines dominikanischen Bauern am Feld. Es stammt aus derselben Serie wie das Bild rechts.

BRÜCKE RÜCKWÄRTS

Montreal, Kanada, 2022

Dieses Bild ist ein Brückenschlag – denn die junge Frau kommt eigentlich vom zeitgenössischen Tanz. „Ich wollte meine BreakingPerspektive auf jemanden projizieren, der gar kein Breaker ist“, erklärt Perez. „Die ausufernde Bewegung gab mir die Möglichkeit, meine eigene Perspektive in das Foto einfließen zu lassen.“ Was für ein starker Einfluss!

76 THE RED BULLETIN

SCHUH - SHOOT

Montreal, Kanada, 2020

Auch bei jedem Shooting für eine große Kampagne versucht Perez, Breaker unterzubringen. Hier posiert B-Boy Fate von der Ground Illusionz Crew für Converse’ Herbstkollektion 2020.

ZWISCHENZEITEN

New York, 2022

„Ich möchte auch die Augenblicke zwischen den Posen einfangen“, sagt Perez über seine Bilderserie mit dem New Yorker B-Boy Nebz. Sie entstand im Astoria Park in Queens, einige der Szenen sind Screenshots aus einem Video vom selben Tag. Perez: „Mir ist wichtig, Breakdance aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu zeigen.“

THE RED BULLETIN 79

EIN FLUG ZERFLIESST

Montreal, Kanada, 2020

Dieses Bild schoss Perez im Rahmen einer internationalen Kampagne für die britische Mode­Plattform Depop. „Das war ein Riesending für mich“, sagt Perez, „denn ich sehe es als meine Mission, B­Boys mehr Aufmerksamkeit innerhalb der Popkultur zu verschaffen.“

SPIN CITY

New York, 2019

Manhattan, nicht weit vom Astor Place: Hier fotografierte Perez seinen Kindheitsfreund B-Boy Spinnerak, mit dem er in New York aufgewachsen ist. Das Foto ist auch auf dem Cover seines Buches zu sehen und „eines meiner liebsten Fotos überhaupt“.

HOCH DREI

Seattle, Washington, 2022

Das Triptychon zeigt Anna Banana Freeze von den Massive Monkees, einer legendären Crew aus Seattle. Sie trat 2001 bei Lords of the Floor an, dem ersten von Red Bull gesponserten BreakdanceWettbewerb.

Schau die besten Breakdance-Videos auf Red Bull TV: redbull.com

THE RED BULLETIN 81

DAS JAHRESABO

6 Ausgaben The Red Bulletin FÜR NUR € 14 , 90 getredbulletin.com HIER ABO HOLEN! Erhältlich im Abo, als E- Paper, auf theredbulletin.com oder als Beilage in einer Teilauflage von:

Dein Guide für ein Leben abseits des Alltäglichen

REISEN, HÖREN, ERLEBEN, RADELN – UND DENKEN.

UND JETZT DU!

Wir heben ab! Foilen mit den Doppel-Olympiasiegern und Weltmeistern Roman Hagara und HansPeter Steinacher in Italien

THE RED BULLETIN 83 KONSTANTIN REYER

IM BOOT- CAMP

Mit Destination Red Bull und den Segel-Profis

Hagara & Steinacher nach Triest zum Foiling – beschrieben von Hans-Peter Steinacher.

Das Boot klatscht hart auf die Wellen, wieder und wieder, um dich herum platscht und rumpelt es, es geht nach oben, es geht nach unten – wie bei einer Achterbahnfahrt, und die Gischt spritzt dich nass. Segeln ist laut.

Foilen ist leise. Das Boot wird immer schneller, es beschleunigt fast wie ein Flugzeug auf einer Startbahn, klar, da rumpelt es auch, aber dann ist da plötzlich nur noch ein Pfeifen, ein Pssst – und auf einmal ist es ganz leise.

Das vergesse ich niemals. Das Boot gleitet auf den Tragfügeln übers Wasser. Es gibt

Segeln ist eine technische Sportart. Neue Erfndungen, neue Materialien haben es verändert. Die Krönung war die Entwicklung der Foils. 2013 haben die Boote beim America’s Cup angefangen zu fiegen. Und dafür sind die Bedingungen in der Bucht von Triest ideal. Die Wellen sind nicht zu hoch, also gerade kein Schaukeln und kein Auf und Ab, du wirst sanft vom Foil getragen und bist dreimal so schnell wie der Wind.

Mit unserem Super­Katamaran, dem GC32, segeln wir mit bis zu 40 Knoten, das sind rund 74 km/h. Dieses Boot ist 10 Meter lang, der Mast

16,5 Meter hoch, das Hauptsegel hat 60 Quadratmeter, der Gennaker, das bauchige Vorsegel, 90 Quadratmeter. Segeln ist wie ein Virus, das dich packt und nicht mehr loslässt. Und es ist ein Sport mit extrem unterschiedlichen Facetten, da fndet jeder Mensch seine eigene Art, es zu genießen. Wie ich zum

Segeln gekommen bin? Wohl anders als die meisten. Bis sechzehn war ich Skirennfahrer und habe die Sommer am Gletscher am Kitzsteinhorn verbracht. Ich hab immer wehmütig runtergeschaut auf den Zeller See. Man könnte also durchaus sagen, ich bin aus Sehnsucht zum Segeln gekommen.

Bei Destination Red Bull lernst du von Roman Hagara und HansPeter Steinacher, wie du den „Flying Phantom“-Katamaran steuerst.
REISEN
84 THE RED BULLETIN
Roman Hagara, oben, und Hans-Peter Steinacher: Foilen mit den DoppelOlympiasiegern und Weltmeistern liegt nur einen Klick entfernt.

Flotte Manöver verspricht Guide

Hans-Peter Steinacher (Zweiter von rechts): „Was euch erwartet, ist eine neue Dimension des Segelns.“

richtig. Wenn sie nämlich zu hoch sind, wird das Foilen extrem schwierig. Wir wollen unsere Teilnehmer zwar fordern, aber nicht überfordern.

Mitmachen kann jeder, es gibt nur eine Voraussetzung: den Willen. Wir legen unser Hauptaugenmerk tatsächlich auf das Foilen. Und dabei sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur Passagiere, sondern werden aktiv segeln.

ANREISE

Der Weg nach Triest Mit dem Auto braucht man von Wien nach Triest etwa fünf Stunden, etwa eine halbe Stunde länger von München.

GUT ZU WISSEN

Schlafen: Hotel Riviera & Maximilian’s, direkt an der Steilküste gelegen, mit traumhaftem Meerblick.

Unsere Basis befndet sich im Triest vorgelagerten Küstenstädtchen Monfalcone. Die Obere Adria ist hier wunderschön, Richtung Venedig haben wir herrlich fache Sandstrände, Richtung Triest aufregende Steilküsten, die in den legendären Karst übergehen.

Was die Teilnehmer mitnehmen? Ein paar blaue Flecken, vielleicht einen Muskelkater und die Erkenntnis, dass man am Wasser noch so schreien und toben kann, man schlussendlich aber lernen muss, die Verantwortung für sein Tun zu übernehmen. Wobei ich zur Beruhigung sagen kann: Für alle Fälle begleitet uns ein Motorboot.

Für die Anstrengungen tagsüber gibt es natürlich auch eine Belohnung. Wir werden auch nachts rausfahren und schnell erkennen, dass das Meer in der Dunkelheit ein ganz anderes Gesicht zeigt, manchmal werden wir auch auf dem Boot essen.

Essen: bei einer Nachtfahrt auf dem Wasser und im hoteleigenen

Ristorante „Le Terrazze“

Trinken: Der Karst über Triest ist die Heimat autochthoner Rebsorten (D.O.C. Carso). Besonders spannend: Weine aus der Vitovska-Traube (passend zu Antipasti und Fisch).

Shoppen: in den drei großen Fuzos – Via San Nicolò, Viale XX Settembre, Cavana in Cittavecchia

Dein Segelrevier: die Küste vor dem Schloss von Duino, einem Vorort von Triest

Wie’s geht, zeigen wir euch zunächst auf einer „Flying Phantom“, einem ZweihandKatamaran. Dabei merkt ihr auch, wie man sich im Trapez bewegt. Dann steigen wir auf den großen GC32 um –da müssen alle mithelfen.

Wäre dieser Katamaran ein Rennauto, würde ich sagen, wir sind zumindest in der Formel 3 unterwegs.

Und was ich noch sagen wollte: Beim Foilen ist die Wahrscheinlichkeit, seekrank zu werden, sehr gering. Da gibt es kein Auf­die­WellenKlatschen, kein wildes Schaukeln. Wenn wir einmal abgehoben haben und auf den Tragfügeln durch die Wellen schneiden, ist da nur noch dieses leisen Pfeifen, dieses Pssst.

Alle Infos zur Buchung des Segelturns mit Roman Hagara und Hans-Peter Steinacher: destination.redbull.com. Weitere Reisen mit Red Bull-Athleten gibt’s im aktuellen Destination Red Bull-Magazin.

REIN INS ABENTEUER! Mit Rallye-Superstar Cyril Despres über die Dünen donnern SURFEN MIT CARLOS BURLE IM KAJAK MIT ANIOL SERRASOLSES
Rom
Italien Triest
THE RED BULLETIN 85 SAMO VIDIC/RED
BULL CONTENT POOL, CARINA BRUNNAUER, ADOBE STOCK WOLFGANG WIESER

Teamplayer: Gerade haben Purple Disco Machine und Kungs die Single „Substitution“ veröffentlicht. Infos: purplediscomachine.com

„PHIL COLLINS WAR MEIN ERSTES IDOL“

Grammy-Gewinner Purple Disco Machine aus Dresden über Songs, die ihn und seinen Sound prägten.

Dua Lipa, Lady Gaga, Elton John: Wenn sich solche Weltstars einen Remix eines ihrer Songs wünschen, rufen sie in Dresden bei Tino Piontek, 43, an. Piontek alias Purple Disco Machine hat auch mit eigenen Songs Weltruhm erreicht. Sein aktuelles Album „Exotica“ wurde hunderte Millionen Mal gestreamt. Dem Erfolg gingen viele Besuche seines Vaters auf dem MusikSchwarzmarkt der DDR voraus, um dem Sohn Platten zu besorgen. Pionteks Musik trägt Einflüsse von Künstlern wie Prince und Daft Punk, von Richtungen wie French House und Italo Disco und macht vor allem: gute Laune. Für seinen Remix des LizzoSongs „About Damn Time“ hat Piontek einen Grammy gewonnen. Hier sind die Tracks, die ihm am meisten bedeuten.

Phil Collins IN THE AIR TONIGHT (1981)

„Phil Collins war tatsächlich mein allererstes Idol. Ich habe ihn durch meine Eltern Mitte der 1980er-Jahre entdeckt, so mit sechs, sieben Jahren, und diesen Song habe ich damals hoch und runter gehört. Die Art, wie er produziert war, war damals sehr untypisch. Er hat keinen wirklichen Chorus und ist kein klassischer Popsong, sondern irgendwie anders. Und das Drum-Solo ist natürlich legendär.“

Daft Punk AROUND THE WORLD (1997)

„Ich war 16, als das Album ‚Homework‘ von Daft Punk rauskam. Damals haben wir im Schulkeller Partys gefeiert, ich hab da an der Bar Getränke verkauft. Das Album lief an einem Abend dreimal hintereinander. ‚Around the World‘ war so ein Song, der der Zeit einfach voraus war. Das war komplett neu. Und es war das erste Mal, dass ich wusste: Das ist exakt die Musik, die ich selber machen möchte.“

Fatboy Slim PRAISE YOU (1998)

„Fatboy Slim war damals das Nonplusultra, was Sampling angeht. ‚Praise You‘ ist ein Song, der für mich immer rausstach, weil er total untypisch war. Das Pianoriff, die Vocal Line, die so catchy ist und immer wieder geloopt wird, dazu diese Breakbeats. Außerdem ist der Song so positiv, so fröhlich. Vor fünf Jahren durfte ich dann für den Song einen Remix produzieren, das war eine große Ehre.“

Metronomy THE BAY (2011)

„Als der Song rauskam, hatte ich gerade meine heutige Frau kennengelernt. Wir haben ihn auf unserem ersten Festival gehört, und seitdem begleitet er uns. Der Song ist sehr funky, sehr disco und so luftig und leicht, dass man sofort ein Lächeln auf den Lippen hat. Er lief auf unserer Hochzeit, aber er passt noch besser, wenn man eine Krise hat. Dann bringt er uns zurück zu den schönen Momenten.“

HÖREN
86 THE RED BULLETIN FIONA GARDEN JOHANNES MITTERER

MUST-HAVES

1 DIE SPORTLICHE SPRECHANLAGE

Kommunizieren bei jeder Outdoor-Aktivität, über große Distanz und mit bis zu 15 Personen: mit dem Sport-Kommunikator Packtalk Outdoor kein Problem. Bester Sound von JBL, einfache Bedienung und vielseitige Anbringungsmöglichkeiten sprechen dafür, sich ins Abenteuer zu wagen. cardosystems.com

2 EIN TRAUM FÜR ALLE MOTORRAD-REISENDEN

Die Pharao Treton Hybrid Textiljacke kombiniert einzelne Regen-, Thermo-, Softshellund Protektorenjacken. Alle Oberteile können zudem einzeln oder kombiniert getragen werden – ob beim Fahren oder bei der gemütlichen Zusammenkunft nach einer erlebnisreichen Tour. polo-motorrad.com

3 EINE JACKE FÜR 365 TAGE

Das leichte und elastische Außenmaterial der Vislight Alpha Jacke von Peak Performance ist mit Polartec® Alpha® Direct gefüttert, mehr Atmungsaktivität bietet kein anderes Isolationsmaterial im Sortiment. Das macht die Jacke zum perfekten Begleiter für anspruchsvolle Aktivitäten. peakperformance.com

4 NACHHALTIGKEIT GEHT EIN LICHT AUF

Leicht, leistungsstark und nachhaltig: Die Stirnlampe Terra Scout XT aus Hanf und recycelten Kunststoffen wurde für den täglichen OutdoorEinsatz entwickelt. Sie verfügt über 350 Lumen, Nachtsichtmodus, IPX5-Wasserdichtung, Batteriestandsanzeige und Hybrid-Technologie. de.silvasweden.com

ANZEIGE
3 4 1 2

DIE ZEICHEN

DER ZEIT

Dieses Interview überwindet 39 Jahre

Altersunterschied in sieben Minuten: Der Schweizer Uhren-Rebell Jean-Claude

Biver, 73, und NORQAIN-Gründer & CEO

Ben Küffer, 34, über den Mut, genau das zu tun, was man für richtig hält.

Orangensaft, Kaffee und gute Laune beim Brunch im Vernissagehotel „Backstage“ in Zermatt mit zwei der wirklich großen Namen der Schweizer

Uhrenindustrie: Jean-Claude Biver, 73, ehemaliger Präsident von Hublot, Leiter des Uhrengeschäfts (TAG Heuer und Zenith) des weltgrößten Luxusgüterkonzerns LVMH

Moët Hennessy, und Ben Küffer, 34, der seinem Familiennamen als Markenverantwortlicher für Breitling in Asien gerecht wurde, fanden zusammen, um Dinge zu tun, die in ihrer Branche sonst kaum einer tut: a) mit der Gründung der Uhrenmarke

NORQAIN die Regeln ihrer Branche neu zu schreiben und b) Klartext zu reden, wenn es um die Bedeutung von Armbanduhren in Zeiten von iPhone und Krisengejammer geht – und dass es egal ist, was andere über dich denken.

the red bulletin: Darf ich Ihnen eine unverschämte Frage stellen?

ben Küffer: Nur zu.

Wer braucht noch eine Armbanduhr? Wenn ich wissen will, wie spät es ist, schau ich aufs Handy.

Jean-Claude biver: Kein Mensch trägt eine Uhr, um die Zeit abzulesen. Die Zeit bekomme ich überall. Am Smartphone, über die Kirchturmuhr … Ich müsste be-

kloppt sein, Geld für etwas auszugeben, das es gratis gibt.

Und warum kaufen Menschen dann Ihre Produkte?

Jean-Claude: Wegen der Emotion. Uhren verbinden mich mit Erinnerungen. Beispiel: Sie haben Ihre Frau in Zermatt kennengelernt und hier im Ort eine NORQAIN gekauft. Und jedes Mal, wenn Sie auf die Uhr sehen, erinnern Sie sich daran und freuen sich. Das ist Psychologie. Das ist wichtig. Und das macht den Riesenunterschied aus zur Technokratie. Was wir in der Schule lernen: auf keinen Fall Gefühle! Eins und eins ist zwei – und fertig!

Eins und eins ist ja zwei.

schiedlicher nicht sein könnte.

Jean-Claude: Ich bin 73, und ich stehe dazu – und dazu, dass es in meinem Alter Zeit ist, der Welt etwas zurückzugeben. Und das mach ich jetzt mit Ben.

Warum mit Ben?

Jean-Claude: Weil er mich an mich selbst in diesem Alter erinnert. Weil ich das Potenzial in ihm sehe; die Energie der Jugend; diese Bereitschaft, etwas völlig Neues zu riskieren und sich dafür richtig anzustrengen. Das ist Unternehmergeist in meinem Sinne. Das ist auch das Wesen von NORQAIN.

Wofür steht NORQAIN?

Stellen die Uhrenindustrie auf den Kopf – mit einem Lächeln im Gesicht: JeanClaude Biver (li.) und Ben Küffer

Jean-Claude: Nein! Oder ja, in der Mathematik. Aber im richtigen Leben ist eins und eins mindestens drei. Wenn sich zwei zusammentun, wenn sie Partner werden, kommt drei heraus. Denn die Partnerschaft ist eine Stärke für sich.

Sie sind ja auch ein Zweiergespann, eines, das unter-

ben: Für Unabhängigkeit. Dafür, dass ich meinen eigenen Weg gehe. Ganz egal was die anderen darüber denken.

KAUFEN
88 THE RED BULLETIN
„Wer sich eine Uhr kauft, um die Zeit abzulesen, muss bekloppt sein.“

„My Life. My Way“ eben. Das ist auch unser Claim. Und wir meinen das so. Hat irgendjemand auf diesem Planeten eine weitere mechanische Uhr in diesem Preissegment gebraucht? Hat irgendjemand NORQAIN gebraucht?

Jean-Claude: Nein. ben: Das war uns aber egal. Wir waren überzeugt davon, dass wir uns durchsetzen, wenn wir unserem eigenen Claim treu bleiben und hart daran arbeiten. Bevor ich

Jean­Claude kennenlernte, hatte ich keine Ahnung, was harte Arbeit im Geiste eines Monsieur Biver bedeutet. Zum Glück habe ich kleine Kinder zu Hause. Deshalb war ich immer schon wach, wenn Jean­Claude im Morgengrauen anrief.

Jean-Claude: Ich fange immer schon so früh mit der

Arbeit an. Das hat mir der Schweizer Bundesrat JeanPascal Delamuraz beigebracht, als ich so jung war wie Ben heute: Ich dachte damals noch – ganz im französischen Sinne –, dass man staatliche Subventionen braucht, wenn man als Unternehmer erfolgreich starten will, und suchte um einen Termin bei Delamuraz an. Den bekam ich auch. Um fünf Uhr in der Früh! Ich geh da also hin und erkläre Delamuraz, warum ich jetzt unbedingt so und so viel Subvention brauche. Delamuraz hört sich das alles an und sagt zu mir: „Biver!“

Ich: „Ja, Herr Bundesrat?“

Typisch „My Life. My Way“?

ben: Exakt. Unabhängigkeit erfordert Mut zum Risiko.

Jean-Claude: Deshalb sind viele Leute lieber abhängig. Denn Freiheit bedeutet auch Gefahr. Was sie vergessen: Das Leben an sich ist lebensgefährlich. Das fängt schon im Mutterleib an. Was da alles passieren kann! Aber die Mutter meistert das. Genauso wie die Probleme, die danach kommen. Man könnte meinen, es sei ein Wunder, das überhaupt jemand überlebt. Aber: Dieser Mut, diese Haltung zur Unabhängigkeit, dieser Glaube an sich selbst gibt auch Stärke.

The Wild ONE ist die Speerspitze der Entwicklung bei NORQAIN. Dreieinhalbmal leichter als Titan, ultrarobust, zu 100 Prozent in der Schweiz und aus nachhaltigen Materialien erzeugt. In ihr tickt das chronometerzertifizierte Manufakturkaliber NN20/1.

Er: „Biver, weißt du, warum ich dich für fünf Uhr in der Früh herbestellt habe? Weil du kein Geld aus der Staatskasse brauchst, sondern Zeit. Du gehst also jetzt gleich in deine Firma und fängst an zu arbeiten. Damit bist du gute zwei Stunden früher dran als deine Konkurrenten. Das sind zehn Stunden pro Woche und dann mindestens 40 Stunden pro Monat. Du hast also jeden Monat eine ganze Woche Vorsprung!“

Hatte Delamuraz recht?

Jean-Claude: Klar. Es kommt immer auf dich an, auf deine Haltung. Du musst dich selbst herausfordern. ben (grinst): Jean­Claude fordert dich permanent heraus. So etwas von Innovationslust habe ich noch nicht erlebt. Wenn dein Produkt nicht einzigartig ist, kriegst du keine positive Entscheidung von ihm als Partner. Dann müssen du und dein Team noch mal ran. Und noch einmal. Aber genau so gelang uns die Entwicklung von NORTEQ. Dieses Material, so leicht, so robust und so nachhaltig, das gab es bisher noch nicht in der Uhrenindustrie.

Jean-Claude: Das wird ein neuer Standard in unserer Branche, das schwöre ich dir.

Apropos: Der Start Ihrer Zusammenarbeit fel exakt mit dem Beginn der CovidKrise zusammen.

Jean-Claude: Krisen bedeuten immer auch Gelegenheiten. Das ist wie in einem Korb voller Äpfel. In guten Zeiten sind alle Äpfel saftig und grün. In Krisenzeiten musst du so lange in dem Korb herumkramen, bis du zwischen all den verdorbenen einen guten Apfel fndest. Genau das macht gutes Unternehmertum aus. Und ist eine Riesenchance.

Im Klartext?

ben: Wegen unserer kleinen Strukturen konnten wir uns viel schneller an die neuen Gegebenheiten wie Lieferketten etc. anpassen als die großen Konzerne. Wir konnten Entscheidungen sofort treffen und am nächsten Tag bereits umsetzen. NORQAIN produziert daher die Wild ONE Kollektion zu hundert Prozent in der Schweiz inklusive aller Komponenten und ist obendrein auch gänzlich aus nachhaltigen Materialien zusammengebaut. In gewisser Hinsicht war die Krise vermutlich das Beste, was uns geschehen konnte. Alexander Müller-Macheck

THE RED BULLETIN 89 REMONEUHAUS.COM

Workout als Kopfabenteuer – funktioniert nur bei voller Konzentration!

DENK DICH FIT

Wie du mit der Macht der Gedanken deine Muskeln stählst, verrät Profi-Biohacker

Andreas Breitfeld.

Manchmal ist regelmäßiges Fitnesstraining nicht möglich, zum Beispiel auf Reisen. Was tun? Möglichkeit 1: Training ausfallen lassen. Nicht ideal. Möglichkeit 2: Training denken. Sehr gute Alternative. Denn: Gedachtes Training kann fast so viel wie echtes Training. Fast Die wissenschaftliche

Datenlage ist ziemlich stabil, vor allem Sportwissenschaftler Mathias Reiser von der Justus-Liebig-Universität in Gießen hat auf dem Gebiet viel gearbeitet. So wurden

Studien mit verletzten Athleten durchgeführt – Ergebnis: Sie erholten sich schneller während der (körperlichen) Trainingspause.

Andere Studien untersuchten die unterschiedlichen Effekte von imaginierten und realen Trainingseinheiten bei ftten Athleten. Ergebnis: Die einbildungsstarken Sportler

ERST TAKE - OFF, DANN SIT- UP

Ich selbst nütze meine Zeit in Flugzeug oder Bahn für kleine imaginierte Trainingseinheiten wie diese: Augen schließen, Kniebeugen, Liegestütz oder Sit-ups detailgetreu durchleben, inklusive jeder einzelnen Wiederholung. Stell dir vor, wie die jeweiligen Muskeln ganz konkret arbeiten, wie sie sich an- und entspannen. Das Ganze machst du genauso oft wie beim echten Training.

erreichten beinahe die Trainingsergebnisse ihrer verschwitzten Kollegen. Also einfach bei Kuchen ans Workout denken, und die Muskeln wachsen? Nein! Voraussetzung für ein Gelingen der Übung: ausreichend meditative Intensität. Die Vorstellungskraft muss stark genug sein, um dem Bewusstsein ein Schnippchen zu schlagen. Denn die erstaunlichen Ergebnisse des MindTrainings basieren auf der Tatsache, dass unser Hirn ab einem gewissen Punkt nicht mehr in der Lage ist, zwischen Vorstellung und Realität zu unterscheiden. Wenn wir also konzentriert genug an Trainingsübungen denken, werden in unserem Körper dieselben Mechanismen aktiviert wie beim realen Training. Nur die Dusche hinterher kann entfallen.

Andreas Breitfeld, ist Deutschlands bekanntester Biohacker. Er forscht in seinem speziellen Lab in München. Biohacking umfasst, vereinfacht gesagt, alles, was Menschen eigenverantwortlich tun können, um Gesundheit, Lebensqualität und Langlebigkeit zu verbessern.

Die Biohacking-Praxis ist der PerformanceLifestyle-Podcast für alle, die mehr über Biohacking (und sich selbst) erfahren wollen. QR-Code scannen und reinhören.

90 THE RED BULLETIN
BIOHACKING PRIVAT ANDREAS BREITFELD BRATISLAV MILENKOVIC ´

ABSOLUTE RENNER

Schuhe, die dich wie auf Wolken tragen, und Gadgets, die den Run erleichtern.

ABSATZSTEIGERUNG

Hoka Clifton 9

Die neunte Generation des Clifton-Laufschuhs hat einen drei Millimeter höheren Absatz, wiegt aber trotzdem vier Gramm weniger. Ein neuer, reaktionsfreudiger Zwischensohlenraum verbessert obendrein das Laufgefühl. € 150; hoka.com

WEICH UND LUFTIG

Salomon Airo Glide

Ein stark gedämpfter, leichter Laufschuh: Mit luftigem Obermaterial und weichen Bereichen an Zunge und Schaftabschluss liefert er eine perfekte Passform. € 150; salomon.com

MEER LAUFEN

Incylence Renewed 97 Evolution

Diese Nylon-Laufsocken bestehen zu 97 Prozent aus Recyclingmaterial wie Plastik aus dem Meer. Sohle und Spitze stabilisieren den Fuß. € 20; incylence.com

DATENBEAUFTRAGTE

Garmin Forerunner 265 Für alle, die optimiert trainieren wollen, kombiniert Garmin in den neuen ForerunnerModellen der smarten Lauf- und Triathlonuhren Trainingsmetriken, Erholungsdaten und Gesundheitsstatistiken mit AMOLED-Touchdisplays. € 499,99; garmin.com

LAUFEN
92 THE RED BULLETIN

DA GEHT WAS VORAN

Merrell Skyfire II

Er ist der leichteste und schnellste EliteTrailrunningschuh, den Merrell je auf den Markt gebracht hat. Besonderes Highlight: die sogenannte BZM-8 Nylon-Flexplate, die in der Zwischensohle für maximalen Vortrieb und Stabilität integriert ist. € 200; merrell.com

LÄUFT UND LÄUFT UND LÄUFT

SUUNTO 9 Peak Pro

Bis zu 40 Stunden hält die Batterie dieser Sportuhr im besten GPS-Modus. Mit dem erkennst du Ort, Tempo und Distanz in wirklich jeder Umgebung. Ab € 499; suunto.com

FELSVORSPRUNG

adidas TERREX Soulstride Flow

Die eigens entwickelte Continental-Gummilaufsohle sorgt für perfekten Grip selbst auf Wurzeln oder Fels, das Mesh-Obermaterial für Atmungsaktivität und beste Performance. € 140; adidas.de

ATHLETISCHER ALPENKÖNIG

Dynafit Ultra 50 Graphic

Der Schuh wurde für Läufe in alpinem Gebiet entwickelt. Das hohe Level an Dämpfung unterstützt ein dynamisches Laufgefühl in technischem Terrain. € 160; dynafit.com

LOCKER AUS DER HÜFTE

Deuter Shortrail III

Trinkflasche, Snack, Smartphone, vielleicht noch ein Wechselshirt:

In diese leichte Hüfttasche passt alles, was Trailrunner unterwegs brauchen. So bleibt dein Rücken frei, du schwitzt weniger und hast immer alles griffbereit. € 65; deuter.com

THE RED BULLETIN 93

ACTION FÜR ALLE

Zwei Wochen Alpenüberquerung, vier Tage

LAN-Party: Events der etwas anderen Art.

UND 10. MAI OMR FESTIVAL

Regisseur Quentin Tarantino war schon dabei, Bestsellerautor Yuval Noah Harari auch, Schauspieler Ashton Kutcher sowieso: Wenn das OMR Festival startet, können sich Besucher auf klangvolle Namen freuen. Das Team um Gründer Philipp Westermeyer versteht es, das Thema Online-Marketing zwei Tage lang mitreißend aufzubereiten – und lässt auf der Bühne renommierte Experten (Scott Galloway!) genauso zu Wort kommen wie Stars aus Hollywood. Dieses Jahr haben sich bereits Tennis-Legende Serena Williams und Fitness-Queen Pamela Reif angekündigt. Hamburg Messe; omr.com

BIS 28. MAI BUTCHER JAM

Kein echtes Schlachtfest, aber ein bisschen bluten kann es trotzdem mal: Zu Pfingsten treffen sich die besten BMX-Fahrerinnen der Welt am Schlachthof in Flensburg und treten in den Disziplinen Park, Miniramp, Dirt und Street an. 20.000 Menschen schauen sich das Spektakel live an. Zusätzlich gibt es ein Musikfestival. Flensburg Schlachthof; sportpiraten.com

Bestens aufgelegt: Deichkind beim OMR Festival 2022

MAI 4X PRO TOUR WINTERBERG

Hier werden die Ellenbogen ausgefahren: Bei der 4X Pro Tour treten je Runde vier Mountainbiker direkt gegeneinander an, nur die beiden schnellsten kommen eine Runde weiter. Und zwischen Start und Ziel? Ein steiler Abhang, gnadenlose Zweikämpfe, spektakuläre Überholmanöver. Winterberg ist der einzige Stopp der Tour in Deutschland. Winterberg; 4xprotour.com

UND 23. APRIL

2023 SABIC BERLIN E - PRIX

Schon zum neunten Mal gastiert die Formula E mit ihren Elektro-Boliden in Berlin, und das gleich für zwei Rennen nacheinander. Auf der Strecke am Flughafen Tempelhof kämpfen Top-Fahrer wie Sébastien Buemi und Nick Cassidy um den Sieg. In der Gaming Area können die Fans am Simulator zeigen, was sie selbst am Steuer draufhaben. Flughafen Berlin Tempelhof; fiaformulae.com

BIS 16. APRIL

CAGGTUS GAMING FESTIVAL

Kaktus? Das war das inoffizielle Symbol der Community für das Festival. Mit gg? Das steht in der Szene für „Good Game“. Schon der Name dieses Events bringt seinen Spirit auf den Punkt. Bei Caggtus handelt es sich um ein Festival von Gaming-Enthusiasten für Gaming-Enthusiasten. In der LAN-Area kannst du vier Tage lang zocken (ja, es gibt auch Duschen!), in der Entertainment-Area Spiele testen und den Cosplay-Contest erleben. Leipziger Messe; caggtus.de

ERLEBEN
22 14
9 26
20
94 THE RED BULLETIN NICLAS RUEHL, TOM SCHULZE, WILLIAM MINKE, ESBEN ZØLLNER OLESEN/RED BULL CONTENT POOL, ADI GEISEGGER/RED BULL CONTENT POOL

APRIL

FIM SUPERBIKE

WORLD CHAMPIONSHIP:

PIRELLI DUTCH ROUND

„Willkommen zu Hause“ heißt das Motto, wenn die Superbike-Serie auf dem TT Circuit in Assen, Niederlande, gastiert – schließlich wurde diese Strecke eigens für Motorräder angelegt. Mit Durchsschnittstempo 176 zählt sie zu den schnellsten. Assen-Gigant

Jonathan Rea holte hier bereits 16-mal den Sieg. ServusTV Deutschland zeigt alle Rennen der WorldSBK™ und berichtet mit Interviews und Hintergründen live im Free-TV und bei ServusTV On; servustv.com

MAI TOURSTART HAIYTI

Sie ist Deutschlands vielleicht unterschätzteste Rapperin. Eine stilsichere Beat-Ebene verbindet Haiyti mit verspielten Texten und einem Gespür für Pop. Zuletzt veröffentlichte sie ihr achtes Album „Ich lach mich tot“, unter dem gleichen Titel geht sie jetzt auf Tour. Das erste Konzert steigt im Frankfurter Zoom; eventim.de

JUNI START RED BULL X- ALPS

JUNI

OCR RACING FRANKFURT

Wecke den Wikinger in dir! Die Rennen der OCR-Serie gehören zu den toughesten Hindernisläufen, die es gibt: 19 Kilometer lang, mit 40 Hindernissen gespickt. Der Kurs bei Frankfurt hat viele Wasser-Elemente, und spätestens in der Schlammgrube wird sich auch der letzte Muskel melden. Mit dabei sind Szene-Stars wie Ida Mathilde Steensgaard (Bild). Wächtersbach; ocrseries.com

Mach dich bereit für das härteste Abenteuerrennen der Welt: Um die 30 Athleten liefern sich ein zweiwöchiges Kopf-an-Kopf-Rennen quer über die Alpen, bei dem sie täglich bis zu 150 Kilometer zu Fuß oder mit dem Gleitschirm zurücklegen und dabei festgelegte Turnpoints auf den höchsten Gipfeln sowie in berühmten Urlaubsorten passieren. Alle anderen können via Live-Tracking und Videos aus der Perspektive der Teilnehmer vorn mit dabei sein. Startort ist Kitzbühel-Kirchdorf. redbullxalps.com

BIS 21. MAI CRANKWORX

Irre Sprünge, rasante Rennen und jede Menge guter Vibes: Die Festival-Serie Crankworx feiert die Mountainbike-Kultur vor den Augen der Welt. Sei auf Red Bull TV dabei, wenn Stars wie Emil Johansson oder Erik Fedko beim Stopp in Cairns, im tropischen Norden Australiens, ihr Können zeigen – ab 20. Mai dann auch mit deutschem Kommentar.

Erlebe das BikeSpektakel Red Bull Crankworx auf Red Bull TV.

9
17
Was für Aussichten: Paraglider Manuel Nübels im Flug
4 23
11
THE RED BULLETIN 95

THE RED BULLETIN WELTWEIT

Herausgeber

Andreas Kornhofer

Chefredakteur

Andreas Rottenschlager

Chefredakteur DACH-Region

David Mayer

Textchef

David Pesendorfer

Creative Direction

Erik Turek (Ltg.), Kasimir Reimann

Art Direction

Marion Bernert-Thomann, Miles English, Tara Thompson

Grafik

Martina de Carvalho-Hutter, Kevin Faustmann-Goll, Carita Najewitz

Fotoredaktion

Eva Kerschbaum (Ltg.), Marion Batty (Stv.), Susie Forman, Tahira Mirza, Elena Rodríguez Angelina, Rudi Übelhör

Chefin vom Dienst

Marion Lukas-Wildmann

Managing Editor

Ulrich Corazza

Global Content

Tom Guise (Ltg.), Lou Boyd

Head of Audio Florian Obkircher

Head of Publishing Management

Aktuell erscheint

The Red Bulletin in sechs Ländern. Das Cover unserer Ausgabe in Großbritannien zeigt in diesem Monat Cliff Diver Aidan Heslop, der seinen Sport gerade mit außergewöhnlichen Sprüngen auf das nächste Level hebt.

Mehr Geschichten abseits des Alltäglichen findest du auf: redbulletin.com

Sara Car-Varming

Channel Management

Ivona Glibusic

Editorial Director

Alexander Müller-Macheck

Head of Media Sales & Partnerships

Lukas Scharmbacher

Head of Co-Publishing

Susanne Degn-Pfleger

Projektmanagement Co-Publishing, Corporate Marketing & Communications

Katrin Sigl (Ltg.), Katrin Dollenz, Michaela Kroboth, Teresa Kronreif (Ltg. Corporate Marketing & Communications), Julia Leeb, Valentina Pierer, Stefan Portenkirchner (Corporate Communications), Bernhard Schmied, Jennifer Silberschneider, Sophia Wahl

(Corporate Marketing)

Commercial Management

Co-Publishing

Alexandra Ita

Editorial Co-Publishing

Gundi Bittermann, Michael Hufnagl, Alexander Klein, Irene Olorode, Mariella Reithoffer, Wolfgang Wieser

Executive Creative Director

Markus Kietreiber

Senior Manager Creative

Elisabeth Kopanz

Art Direction

Commercial & Co-Publishing

Peter Knehtl (Ltg.), Silvia DrumlShams, Erwin Edtmayer, Simone Fischer, Andreea Gschwandtner, Lisa Jeschko, Araksya Manukjan, Carina Schaittenberger, Julia Schinzel, Florian Solly, Sophie Weidinger

Direct to Consumer Business

Peter Schiffer (Ltg.), Marija Althajm, Victoria Schwärzler, Yoldas¸ Yarar (Abo)

Retail & Special Projects Manager

Klaus Pleninger

Anzeigenservice Manuela Brandstätter, Monika Spitaler

Herstellung & Produktion

Veronika Felder (Ltg.), Martin Brandhofer, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig

Lithografie

Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad Isailovic, Sandra Maiko Krutz, Josef Mühlbacher

Finanzen Mariia Gerutska (Ltg.), Elisabeth Maier

MIT Martin Bartmann, Christoph Kocsisek, Michael Thaler

IT Service Desk

Maximilian Auerbach

Operations

Alice Gafitanu, Melanie Grasserbauer, Alexander Peham, Thomas Platzer, Raphaela Pucher

Projekt Management

Dominik Debriacher

Assistant to General Management

Sandra Artacker

Geschäftsführung

Red Bull Media House Publishing

Andreas Kornhofer, Stefan Ebner

Verlagsanschrift

Am Grünen Prater 3, A-1020 Wien, Telefon: +43 1 90221-0, redbulletin.com

Medieninhaber, Verlag & Herausgeber

Red Bull Media House GmbH, OberstLepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700

Geschäftsführer Dietmar Otti, Christopher Reindl, Marcus Weber

THE RED BULLETIN

Deutschland, ISSN 2079-4258

Länderredaktion

David Mayer

Lektorat Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert, Monika Hasleder, Billy Kirnbauer-Walek, Belinda Mautner, Klaus Peham, Vera Pink

Country Project Management

Natascha Djodat

Media Sales & Partnerships

Thomas Hutterer (Markenlead), Michael Baidinger, Franz Fellner, Ines Gruber, Moritz Philipp Haaf, Wolfgang Kröll, Gabriele MatijevicBeisteiner, Yvonne Mensik, Alfred Minassian, Nicole Okasek-Lang, Britta Pucher, Nicole Umsait, Johannes Wahrmann-Schär, Ellen Wittmann-Sochor, Ute Wolker, Christian Wörndle, Sabine Zölß

Abo

Abopreis: 14,90 EUR, 6 Ausgaben/Jahr, getredbulletin.com, abo@de.redbulletin.com

Druck Quad/Graphics Europe Sp. z o.o., Pułtuska 120, 07-200 Wyszków, Polen

THE RED BULLETIN Frankreich, ISSN 2225-4722

Länderredaktion

Pierre-Henri Camy (Ltg.), Marie-Maxime Dricot

Country Coordinator

Christine Vitel

Country Project Management

Alexis Bulteau

Media Sales & Partnerships

Yoann Aubry, yoann.aubry@redbull.com

THE RED BULLETIN Großbritannien, ISSN 2308-5894

Länderredaktion

Ruth McLeod

Lektorat

Davydd Chong

Publishing Management

Ollie Stretton

Media Sales & Partnerships

Mark Bishop, mark.bishop@redbull.com

THE RED BULLETIN Österreich, ISSN 1995-8838

Länderredaktion

Nina Kaltenböck (Ltg.), Lisa Hechenberger, Benjamin Wolf (Innovator)

Lektorat

siehe entsprechenden Eintrag bei Deutschland

Publishing Management

Julian Vater

Media Sales & Partnerships

Thomas Hutterer (Markenlead), Michael Baidinger, Franz Fellner, Ines Gruber, Moritz Philipp Haaf, Wolfgang Kröll, Gabriele MatijevicBeisteiner, Yvonne Mensik, Alfred Minassian, Nicole Okasek-Lang, Britta Pucher, Nicole Umsait, Johannes Wahrmann-Schär, Ellen Wittmann-Sochor, Ute Wolker, Christian Wörndle, Sabine Zölß

THE RED BULLETIN Schweiz, ISSN 2308-5886

Länderredaktion

Saskia Jungnikl-Gossy

Lektorat

siehe entsprechenden Eintrag bei Deutschland

Country Project Management

Meike Koch

Media Sales & Partnerships

Christian Bürgi (Ltg.), christian.buergi@redbull.com

Marcel Bannwart, marcel.bannwart@redbull.com

Jessica Pünchera, jessica.puenchera@redbull.com

Michael Wipraechtiger, michael.wipraechtiger@redbull.com

Goldbach Publishing Marco Nicoli, marco.nicoli@goldbach.com

THE RED BULLETIN USA, ISSN 2308-586X

Länderredaktion

Peter Flax (Ltg.), Melissa Gordon, Nora O’Donnell Lektorat

Catherine Auer, David Caplan

Publishing Management

Branden Peters

Media Sales & Partnerships

Marissa Bobkowski, marissa.bobkowski@redbull.com

Tanya Foster, tanya.foster@redbull.com

Todd Peters, todd.peters@redbull.com

Dave Szych, dave.szych@redbull.com

IMPRESSUM
96 THE RED BULLETIN

ZITTER DICH SCHLANK

Wie du mit Kälte Fett verbrennst.

Mit welchen Tipps & Tricks du dein Leben verbesserst.

BREITFELDANDREAS(rechts), Prof-Biohacker, im Gespräch mit STEFANBuchautorWAGNER

Der Biohacking-Podcast von The Red Bulletin. Jeden Dienstag neu.

Die nächste Ausgabe des Red Bulletin erscheint am 13. Juni 2023.

CARTOON
98 THE RED BULLETIN NICOLAS MAHLER

7. MAI 2023

WIR LAUFEN FÜR ALLE, DIE ES NICHT KÖNNEN

SEI DABEI

100 % DER STARTGELDER FLIESSEN IN DIE RÜCKENMARKSFORSCHUNG

Eröffnet bis zu 600 km neue Momente.

Entdecken Sie den neuen, rein elektrischen Audi Q8 Sportback e-tron* mit einer Reichweite von bis zu 600 km** (WLTP).

Future is an attitude

Mehr unter audi.de/q8-sb-e-tron

*Stromverbrauch (kombiniert) in kWh/100 km: 24,1–19,5; CO₂-Emissionen (kombiniert) in g/km: 0. Angaben zu den Kraftstoff-/Stromverbräuchen und CO₂-Emissionen bei Spannbreiten in Abhängigkeit von der gewählten Ausstattung des Fahrzeugs. Für das Fahrzeug liegen nur Verbrauchs- und Emissionswerte nach WLTP und nicht nach NEFZ vor.

**Je nach Derivat und Motorisierung hat der Audi Q8 e-tron eine Reichweite zwischen ca. 410 und 600 km (WLTP).

www.audi.de/DAT-Hinweis

a

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.