REGJO
34. Ausgabe 3/2013 3,90 EUR
Das Magazin für Wirtschaft und Kultur aus Mitteldeutschland
ISSN 1614-2837 www.regjo-mitteldeutschland.de
Stadt und Land
Verschiebung Nachhaltigkeit und Wachstum sind beim Bauen und Stadtplanen Trend. Städte kämpfen dabei untereinander um die besten Plätze beim Ranking, Dörfer hingegen um Bewohner.
Kulturstätten Saisonstart allerorten: Der Thüringer Forst lädt zum Festival Provinzschrei. Dresden zeigt Richter und Baselitz. Leipzig gedenkt der Völkerschlacht.
Welterbe Verliebt ins Burgenland: Die UNESCO adelt die Region. Eine Ode an die Liebe, Landschaft und Novalis.
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Fotografie: Sandra Schubert
IHR ZUHAUSE IN LEIPZIG Liebe Leserinnen, liebe Leser, während der Arbeit an dieser Ausgabe konnte ich – passend zum Titelthema Immobilien und Architektur – aus meinem Bürofenster beobachten, wie aus einer Baugrube langsam die Grundpfeiler eines Hauses entstanden. Kran und Bagger symbolisieren wohl nicht unbedingt die neuen Konzepte zur Mitarbeitermotivation durch ein ansprechendes Arbeitsumfeld (S. 19). Wobei es zum Thema Wohnqualität durchaus mannigfaltige Ansichten gibt. In „Der Mann ohne Eigenschaften” von Robert Musil heißt es etwa: „Ich mag Wohnungen nicht leiden, die seelisch nach Maß gemacht sind. [...] Ich käme mir darin vor, als ob ich auch mich selbst bei einem Innenarchitekten bestellt hätte!“ Doch auf jeden Fall spiegelt die Bewegung vor dem Fenster die Migrationsprozesse vom Land weg hin in die wachsenden Städte. Wir sprachen mit Frank Schwartze, Experte für Stadt- und Regionalplanung, in unserem Titelinterview über leere Dörfer und zeitgemäße Städteplanung (S. 56). „Für das Lebendige ist kein Ersatz“, so Novalis, dessen Liebesleben uns auf Spurensuche ins Burgenland führte (S. 126). Nicht nur Novalis verliebte sich hier, sondern auch das UNESCO Welterbe Komitee und zwar in die reiche Kulturlandschaft (S. 116). Eine urbane Landschaft, aber trotzdem grün, ist Halle, eine von drei vorgestellten Städten im Immobilienteil (S. 38). Dr. Franke von der Wirtschaftsförderung Halle präsentierte mir auf der Karte in seinem Büro auch gleich seine liebsten Radstrecken zur Arbeit und träumt von extra Wegen für Jogger neben dem AsphaltWegenetz im Park. Nachhaltigkeit, Lebensqualität und Innovation sind auch in Energie und Umwelt Thema. So flitzte eine Autorin im orangenen Elektroauto für uns durch Leipzig und lieferte eine gleichsam beschwingte Reportage (S. 75). Echte Pferdestärke gibt es beim Pferderennen auf der Rennbahntribüne im Leipziger Scheibenholz zu sehen. Für alle, die Tiere als Sportgeräte oder Glücksspiel ablehnen, aber trotzdem die schmucken Ränge bestaunen wollen, gibt es wie einst Gastronomie. Fehlt nur noch die Herbstsonne.
Mitten in der historischen Altstadt von Leipzig liegt das 4-Sterne Seaside Park Hotel. Hinter der denkmalgeschützten Fassade finden Sie 288 Zimmer im Art-Deco-Stil, einen Wellnessbereich, Tagungs- und Banketträume, das „Nikolai Bistro“ und den „Steaktrain“, das etwas andere Steakrestaurant. Park Hotel · Richard-Wagner-Str. 7· 04109 Leipzig Telefon: 0341 / 98 52-0 · Fax: 0341 / 98 52-750 info@parkhotelleipzig.de · www.seaside-hotels.de
Erleben Sie kulinarische Höhepunkte in stilvollem Ambiente Genießen Sie täglich von 18 bis 24 Uhr unsere Steaks aus US Rumpsteak oder vom Holstein Rind gegrillt auf einem 300 °C heißen Lavagrill und ergänzen Sie dazu diverse Saucen
Für eine schönere Welt!
und frische Beilagen. Unsere Tatars vom Rind, Lachs oder Thunfisch sind ein ganz besonderes Geschmackserlebnis.
Ihre Juliette Kaiser Redaktionsleiterin
Titelfoto: Tomas Riehle/ARTUR IMAGES RKW Architekten
Richard-Wagner-Str. 7 · 04109 Leipzig · Tel.: 03 41/98 52-0 · Fax: -750
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2013
25 Mein Ranking lob ich mir In Greiz fallen die Preise in den Keller, in Halle startet der Run auf das Topsegment: Zeit für kommunale Visionen und unkonventionelle Zukunftsideen.
JUBI L Ä U M S PAK E T PARK HoTEL LEIPZIG · Zwei Übernachtungen · Seaside Frühstücksbuffet
Regionale Wirtschaft
Titelthema Immobilien
· Park Hotel Welcomepaket
05 Gentrifizierung?
46 Neuseenland-Relief-Karte
· Kostenfreie Wellnessnutzung im Hotel
Vier Perspektiven auf die innerstädtischen Geld- und Migrationbewegungen.
· Ein 3-Gang Menü Abendessen im Restaurant · Eintrittskarte asisi Panometer „Leipzig
08 Alter Glanz sucht Liebhaber Schlösser ohne Herren. In Sachsen-Anhalt wartet noch so manches Adelsgut auf neue Nutzer, Konzepte und Investoren.
1813 – In den Wirren der Völkerschlacht“ · Eintrittskarte Völkerschlachtdenkmal · Zwei Fahrkarten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Ausstellungen
10 South African Connection Wer wissen will, was ein verlängertes Rotationsellipsoid ist: Die Sharks Rugby Academy und der Leipziger Rugby-Club klären mit südafrikanischer Hilfe auf.
· Stadtrundfahrt mit dem oldtimerbus Preis pro Person 157 € Verlängerung und Zuschläge pro Nacht: Aufpreis für die Juniorsuite 50,00 € Verlängerungsnacht im EZ 87,00 € Verlängerungsnacht im DZ 107,00 € Generell gilt – die Buchung unserer Pakete erfolgt auf Anfrage nach Verfügbarkeit und ist spätestens bis 7 Tage vor Anreise möglich, buchbar ab 04.08.13. Park Hotel · Richard-Wagner-Str. 7 · 04109 Leipzig Telefon: 0341 / 98 52-0 · Fax: 0341 / 98 52-750 info@parkhotelleipzig.de · www.seaside-hotels.de 2013 – Jubiläum 200 Jahre Völkerschlacht bei Leipzig und 100 Jahre Völkerschlachtdenkmal
Gesundheit & LebensArt
Stadtplanung, Tourismus und Naherholung für alle: Neue Gewässerkarten helfen Sehbehinderten und Blinden, das öffentliche Wassernetz zu erkunden.
52 Antrieb von unten Lange nur erträumt, nun bald Realität: Wie Leipzig einen Tunnel gräbt. Die Geschichte des City Tunnels.
56 „Regionalplanung muss langfristiger denken“ Frank Schwartze erklärt im Titelinterview, wie es geht.
58 Stadt, Land, Fluss 16 Nachhaltig eingerichtet Was tun, wenn die alte Schrankwand nicht mehr modisch ist? Mach eine Bank draus. Recycling als Alternative zum Wegwerfen.
Digitale Nomaden suchen Retroschick, billige Mieten und Biohofcharme – und finden ein Dorf.
66 Hainspitze im neuen Gewand 19 Darf mein Büro schön sein? Wenn nicht nur der Kaffee Mitarbeitern Energie gibt, sondern auch die Küche oder die .die gemütliche Sitzecke im Pausenraum.
22 Hightech-Medizin in Mitteldeutschland
Das Städtische Klinikum Dessau-Roßlau setzt mit 17 Fachbereichen auf Vielfalt und investiert in neueste Technologie.
Modisch und schniecke. Neues Haus bringt neue Mieter in die Leipziger City.
Energie & Umwelt 72 Zukunft Elektromobilität Energie Metropole Leipzig lädt zum Expertentreffen: Vereint für eine saubere Welt und Wirtschaftswachstum in Sachsen.
75 Im Elektroflitzer durch Leipzig Autotest: Lautes Brumm und schwere Karosserie war gestern. Leicht und leise fährt der Twike.
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INHALT 3
80 Herbstzeitlose
109 Provinzschrei
126 Romantik und Algebra
Leipzig begeht den beginnenden Herbst mit vielen hochkarätigen Ausstellungen und Kunstevents, die uns helfen, die kalte Jahreszeit besser zu überstehen.
Spartenübergreifende Kultur in der Provinz: Zum 13. Mal lockt das Kunst- und Literaturfest Besucher in den Thüringer Forst.
Grüningen im Kyffhäuserkreis bildete die Kulisse für eine der ergreifendsten Liebesgeschichten der Literaturgeschichte. Eine Spurensuche vor Ort.
Kultur 88 Erinnerungskultur 200 Jahre Völkerschlacht in Leipzig, 100 Jahre Erinnerungskultur
90 Georg Baselitz Zum 75. Geburtstag des Malers treffen im Residenzschloss seine Werke auf Alte Meister.
Unterwegs 100 Bücherbox Neuerscheinungen auf dem Mitteldeutschen Buchmarkt.
Zum 20. Jubiläum wurden zwanzig internationale Kuratoren nach Halle eingeladen, um das Festival für neue Medien zu gestalten.
94 Pèlerinages „Wagner Idyll“ lautet das Motto des 10. Kunstfestes in Weimar, das zum letzen Mal unter der Leitung von Nike Wagner stattfindet.
96 Wagner-Zug Auf den Spuren Richard Wagners geht es nach Wurzen und Müglenz. Aber nicht ohne Musik.
Mit dem „Paten“ geht Bagel Brothers eine Kooperation mit den Kulturpaten ein.
Im Oktober findet die Design-Messe erstmalig auf der Leipziger Messe statt.
Im Oktober dirigiert Riccardo Chailly acht Mal Johannes Brahms im Gewandhaus.
98 Denn alle Lust will Ewigkeit Der Richard-Wagner-Preis soll auch in Zukunft junge Musiker fördern.
99 Forsythe: „The Returns“ Ein Tanzabend mit Schamanen und Scharlatanen im Festspielhaus Hellerau.
116 Zwei kulturträchtige Flussläufe: Die Saale-Unstrut-Region Burgen, Schlösser und Kulturerbe sind schon da – jetzt adelt die UNESECO die Region mit dem Welterbe Titel.
132 Wussten Sie… 105 Intendatenkarussell Chemnitz, Leipzig, Weimar: Neue Intendanten bescheren den Bühnen Neuproduktionen.
106 Talente REGJO stellt sechs Künstler der Region vort
108 „Naus in die Ferne!” Eine Reise wert: Die Region rings um die Kulturstadt Leipzig.
110 Kalender 97 Brahms im Gewandhaus
Landrat Harri Reiche berichtet vom Wiederaufbau nach dem Hochwasser und den Trümpfen des Burgenlandkreises.
102 Kulturpaten zum Anbeißen
104 Designers‘ Open 92 Werkleitz-Festival
115 Grußwort
Messen, Kultur, Sport: Was in der Region passiert.
Auf der Suche nach dem Besonderen: Unorthodoxe und überraschende Bauten.
Impressum
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Prof. Dr. Dieter Rink
Prof. Dr. Frank Eckhardt
Kornelia Ehrlich
MEINUNG 5
Jost Riecke
Gentrifizierung Entwickeln sich im urbanen Raum kreative und gesellschaftlich alternative Lebenskonzepte, wird davon oft auch die zahlungskräftige bürgerliche Mitte angezogen. Die dann scheinbar zwangsläufig folgenden Preissteigerungen am dortigen Immobilienmarkt verdrängen letztlich die initiierenden Bevölkerungsgruppen und lösen den ursprünglichen Zuzugsimpuls auf. Sehen Sie Möglichkeiten, diesen Mechanismus des Marktes zu durchbrechen?
Prof. Dr. Dieter Rink, stellvertretender Leiter
des Departments Stadt- und Umweltsoziologie am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig: „Nein, unter marktwirtschaftlichen Bedingungen ist es schwierig bzw. unmöglich, den Mechanismus von Aufwertung und Verdrängung – auch Gentrifizierung genannt – zu durchbrechen. In der Bundesrepublik zielen unterschiedliche Politiken und Instrumente auf soziale Mischung und den Schutz von Mietern. Dazu gehören das Mietrecht, insbesondere Mietpreisbremsen, wie sie auch im Bundestagswahlkampf diskutiert wurden; eine öffentliche Wohnungspolitik, etwa mit sozialem Wohnungsbau, Wohngeld u.a.m.; städtebauliche und planerische Instrumente wie Milieu- bzw. Erhaltungsschutzsatzungen, soziale Bodenordnung sowie öffentliche Baulandpolitik. Dadurch kann Gentrifizierung verlangsamt und sozial verträglich gestaltet werden.“ Prof. Dr. Frank Eckhardt, Leiter der Professur
Sozialwissenschaftliche Stadtforschung an der Bauhaus-Universität Weimar: „Kreative Lebensstile bedeuten nicht zwangsweise, dass es zum Schluss zur Vertreibung von Alteingesessenen aus ihrem Stadtteil kommen muss. Dies ist vor allem
dort zu befürchten, wo der Mietsektor bereits stark nachgefragt wird. Davon kann in Mitteldeutschland nicht die Rede sein. Wenn neue Lebensstile ausprobiert werden, kann dies auch dazu führen, dass neue Wohnformen entstehen, die gemeinschaftlich orientiert sein können. Davon können auch Menschen profitieren, die allein oder familiär wohnen. So wie sich umweltbezogene Haltungen aus einem kleinen alternativen Milieu auf die gesamte Bevölkerung verteilt haben, so können auch andere soziale Innovationen von der Nachbarschaft als Chance für ein besseres Leben verstanden werden. Auf Vermittlung und Kommunikation kommt es an.“ Kornelia Ehrlich M.A., wissenschaftliche Mit-
arbeiterin am Leibniz-Institut für Länderkunde in Leipzig: „Prozesse wie diese, die gern unter dem Schlagwort ‚Gentrification‘ beschrieben werden, lassen sich sicherlich nicht immer und überall aufhalten. Allerdings gibt es durchaus Möglichkeiten für Kommunen, Verdrängungs- und massive Aufwertungstendenzen in bestimmten Quartieren zu verlangsamen bzw. zu verhindern. Eine Möglichkeit ist der Erhalt des eigenen kommunalen Wohnungsbestandes in allen Quartieren, um so Einfluss auf die Preisgestaltung und die soziale Mischung zu
sichern. Eine weitere Einflussmöglichkeit ergibt sich über das bestehende Bodenrecht: Mit diesem können Kommunen Umwandlungsverbote in bestimmten Quartieren aussprechen, so dass Eigentümer beispielsweise aus Mietshäusern keine edlen Eigentumswohnungen machen dürfen.“ Jost Riecke, Direktor des Verbands der Wohnungswirtschaft Sachsen-Anhalt e.V.:
„In Ostdeutschland sollten Städte und Gemeinden erfreut sein, wenn im urbanen Raum alte Wohnungsbestände saniert werden oder Neubauten entstehen. Dass dies angestammte Bewohnerstrukturen verändert, ist meist unausweichlich. Es kann nicht sein, dass in besten Lagen die schlechtesten Bauten mit den geringsten Mieten stehen. Letztlich muss sich jede Kommune mit Blick auf eine positive Stadtentwicklung selbst fragen, wie sie mehr Attraktivität erreichen kann. Da nur dort investiert wird, wo es sich voraussichtlich lohnt, werden bestimmte Marktmechanismen nicht verhindert werden können. Gerade die teils drastischen Auswirkungen des demografischen Wandels erfordern nachhaltiges Denken und Handeln, das möglichst auch quartiersweise stattfinden sollte.“
Bildnachweis: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ, Bauhaus-Universität Weimar, C. Klein, Verband der Wohnungswirtschaft Sachsen-Anhalt e.V.
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Gemeinsam innovativ
F lugverkehr © Germania
6 REGIONALE WIRTSCHAFT
© Agenturteam Winkler
Beim 5. Unternehmerforum AnhaltBitterfeld/Dessau-Roßlau/Wittenberg trafen sich am 2. Juli 2013 über hundert Unternehmer der Region mit Wissenschaftlern und Vertretern unternehmensnaher Forschung zum Gedankenaustausch. In den Räumen der WIPRO-Wintergartenmanufaktur in Sandersdorf-Brehna sprachen sie über Innovation und Investitionen. Praxisbeispiel dafür ist der Hausherr selbst. In seinem Grußwort erklärt Axel Frömert, Geschäftsführer der WIPRO System GmbH & Co. KG, die Wintergartenmanufaktur verdanke ihren Erfolg „der richtigen Mischung aus Innovationskraft und Investitionen am Markt“. JK
Eiffelturm, Grachten und Kreml Zur kommenden Wintersaison bauen zwei Airlines ihre Linienflüge ab Leipzig/Halle aus. Täglich fliegen Darwin und Germania nach Paris, Amsterdam und Moskau.
Wirtschaft trifft Sport Zum 14. Mal fand dieses Jahr im August das Drachenbootfestival am Cospudener See in Leipzig statt. „Gemeinsam für Leipzig“ stellte hierfür wie im letzten Jahr ein 16-köpfiges Team zusammen, das unter dem Namen „Wirtschaftswelle“ kräftig durch das Wasser paddelte. Der Verein, dessen Ziel die Förderung des Mittelstandes in der Leipziger Region und in Mitteldeutschland ist, hat es sich auch dieses Mal zur Aufgabe gemacht, Sportsgeist zu zeigen. Mit Erfolg: Von den 20 teilnehmenden Teams der Kategorie Mixed brauste die „Wirtschaftswelle“ auf den dritten Platz. Ein großartiges Ergebnis für den Verein und die Teammitglieder. Auch 2014, wenn es wieder heißt: Auf die Boote, fertig, los!, will „Gemeinsam für Leipzig“ antreten – mit dem neuen Ziel, den zweiten Platz zu erreichen. JK www.gemeinsam-fuer-leipzig.de
Die schweizerische Regionalfluggesellschaft Darwin Airline AG fliegt seit September 2013 täglich die Flughäfen Charles de Gaulle in Paris und Amsterdam Schiphol an. „Die Einführung dieser neuen Strecken bedeutet für Darwin Airline einen weiteren Schritt vorwärts hinsichtlich unserer Expansionspläne im Europäischen Raum“, sagte Maurizio Merlo, Chief Executive Officer von Darwin Airline. „Der Flughafen Leipzig/Halle ist für Darwin Airline auch die erste Basis in Deutschland und wir sind davon überzeugt, dass die Zusammenarbeit unser Wachstum in Europa weiter unterstützen wird“, so Merlo weiter. Die Entscheidung fiel nicht nur aufgrund der guten Verkehrsbindungen und des fast durchgängigen Betriebes auf den Flughafen Leipzig/Halle, sondern auch wegen des starken Wachstums der Region. Chief Commercial Officer Christian Schneider bestätigte: „Darwin Airline ist bereits zwei Wochen nach dem Erstflug sehr erfreut über zahlreiche Buchungen. Die Strecke wird gut von den Reisenden angenommen. Die Verbindung nach Paris erfreut sich dabei sogar etwas größerer Beliebtheit. Insgesamt kommen wir bisher
auf eine Auslastung von über 40 Prozent. Das ist bei der Neueinführung einer Strecke in dieser kurzen Zeit eine hervorragende Bilanz.“ Die Berliner Fluggesellschaft Germania verstärkt ihr Engagement in Russland und fliegt zur kommenden Saison zusätzlich zweimal pro Woche von Karlsruhe/ Baden-Baden und Leipzig/Halle nach Moskau. „Wir freuen uns sehr, dass wir nach dem Erfolg unserer Moskau-Route ab Bremen nun von zwei weiteren Flughäfen in die russische Hauptstadt starten können“, bestätigte Oliver Pawel, Chief Commercial Officer von Germania. Angeflogen wird der internationale Flughafen Domodedovo, welcher der größte des Landes ist. Von dort ist die Innenstadt Moskaus mit dem Expresszug in etwa 40 Minuten zu erreichen und daher ideal für Geschäftsreisende und Urlauber. Für Fluggäste, die innerhalb Russlands weiterreisen, ist diese Verbindung interessant, da in Domodedovo zahlreiche Inlandsflüge starten. AK www.darwinairline.com www.flygermania.de
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Ferrari F12-Lounge (oben). Dafür verantwortlich: das OCCASEO-Team (unten) um Jens Herrtrampf (l.) und Fabian Frauendorf (3. v. l.).
„Wir leisten geistige Brandstiftung“ Die Leipziger Agentur für Live-Kommunikation OCCASEO lässt Sportwagen von Ferrari gut aussehen und schickt ihre Kunden, wenn es dienlich ist, auch ins Eis. Geschäftsführer Jens Herrtrampf und Konzepter Fabian Frauendorf erklären, warum. Text: Tobias Prüwer Fotografie: OCCASEO
Wie kommt eine Ost-Agentur an den Kunden Ferrari? Jetzt, weil wir gut sind. Um das zu zeigen, half uns der Zufall. Wir beide – die Marke Ferrari mit purer Fahrzeugbegeisterung und unsere deutsche Arbeitsweise – passen gut zusammen. Mit Leidenschaft und Struktur gestalten wir europaweit alle Messeauftritte für Ferrari. Ist es Bonus oder Handycap, ein ostdeutsches Unternehmen zu sein? Das Klischee ostdeutsch gibt es so nicht, aber die mitteldeutschen Unternehmen verstehen wir sehr gut. Mit unserer Konzentration auf das konzeptionelle Arbeiten im Eventgeschäft verfügen wir hier schon über ein Alleinstellungsmerkmal. Andererseits gibt es in Marketingabteilungen ostdeutscher Unternehmen eine andere Einstellung als im Westen. Der Eventboom der Jahrtausendwende hat hier nicht stattgefunden. Wir müssen mehr Überzeugungsarbeit leisten, was man mit Live-Kommunikation leisten kann, also – positiv gemeint – geistige Brandstiftung betreiben.
Was kann Live-Kommunikation? In keiner anderen Werbeform gibt es solch eine ereignishafte Situation, eine LiveInteraktion unter Menschen. Das Niveau der mitschwingenden Emotionen ist etwas ganz besonderes. Vom Messestand übers Firmenjubiläum bis zum Teambuilding lassen sich Informationen einfach wirksamer vermitteln. Besser als in jeder Broschüre, auf jedem Plakat oder der Homepage. Da schlägt Emotion die Sachlichkeit. Ist Live-Kommunikation nach OCCASEOArt besonders? Wir gestalten kein Event um des Events Willen. Event klingt so nach Spaßgesellschaft, dabei hat Live-Kommunikation immer einen Zweck. Es geht immer um ein konkretes Anliegen des Kunden. Zum Beispiel will er ein Mitarbeiterfest veranstalten, hat aber nicht darüber nachgedacht, wie er die Mitarbeiter eigentlich erreichen, Begeisterung herstellen will. Wir haben uns darauf spezialisiert, aus dieser Ausgangssituation heraus zu agieren. Wir fragen nach dem eigentlichen Ziel, suchen die kohärente Story, achten auf die richtige Dramaturgie. Weil sich jedes Unterneh-
men unterscheidet, ziehen wir keine Schubladenkonzepte hervor, sondern gehen jedes Mal in die analytische Vorleistung. Sie schicken Kunden schon mal ins Eis. Was ist da passiert? Für einen Leipziger Dämmstoffhersteller sollten wir eine ganz neue Art von Glaswolle präsentieren. Für gewöhnlich kratzt diese und scheidet Giftstoffe aus. Für uns galt es, wichtigen Entscheidern zu vermitteln, dass dieses hochwertige Produkt ganz anders ist. Nun haben sie seit Jahrzehnten vielleicht schon eine negative Vorstellung von Glaswolle. Also luden wir sie in ein Iglu-Hotel ein, das mit Kissen und Matratzen aus dem neuen Produkt ausgestattet war. Draußen tobte die Kälte, drinnen war es warm und die Kunden erfuhren am eigenen Leib, dass der Stoff dämmt und sich angenehm anfühlt. Das ist ein Beispiel direkter und ehrlicher Kommunikation, bei der Kunden ein Erlebnis mit dem Produkt verbinden. www.occaseo.de
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Schloss Briest, der Stammsitz von Familie Bismarck.
Alter Glanz sucht Liebhaber In Sachsen-Anhalt ist manches Schloss noch im Dornröschenschlaf. Einst noble Herrschaftssitze suchen neue Bestimmungen. An kreativen, zukunftsträchtigen Nutzungskonzepten für die alten Gemäuer mangelt es nicht. Text: Kathrain Graubaum und Anja Bonitz Fotografie: Hans Bach/Maren von Bismarck und IMG
An längst vergangene Zeiten erinnern die zahlreichen Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt, die als Privileg der Adeligen galten. Pompöse Bälle, eine Fülle an Reichtum und ein Leben im Luxus strahlten diese stattlichen Häuser aus. Heutzutage haben viele dieser geschichtsträchtigen Adelshäuser ihren Glanz verloren. Nun muss überlegt werden, wozu diese großen und meist sehr alten Gebäude genutzt werden können. Es werden Sponsoren, Investoren und Betreiber gesucht, die sich dieser besonderen Gebäude annehmen. Beispielsweise der Briester Stammsitz der Familie von Bismarck, das Alte und Neue Schloss Tangerhütte der Familie von Arnim oder das Rittergut Cattenstedt. So versucht die Familie von Bismarck wieder Leben in die Gemäuer des alten Schlosses zu bringen, indem sie einen kulturellen Anziehungspunkt schafft. Sie richteten eine ökologische Forst- und Landwirtschaft ein, rekultivieren den Park und sanieren Schritt für Schritt das Herrenhaus. Ebenso soll das Rittergut Cattenstedt als Erholungsort wiederbelebt werden. Gutsfrau und Gutsherr sind derzeit Tanja Gräfling und Christoph Herrfurth. Als Hotel, so ist es ihr Wunsch, soll das Herrenhaus an goldene Zeiten erinnern. Die Wiederbelebungsgedanken der Eigentümer drehen sich um Pferde, therapeutisches Reiten, barrie-
refreie Zimmer für pflegebedürftige Urlaubsgäste, Angebote zum Erholen, Vergnügen und Genuss. Ein Haus voller Erinnerungen Wer in das Vestibül des Cattenstedter Gutshauses tritt, fühlt sich angesichts der jahrhundertealten Spuren in eine andere Zeit versetzt. Stiche, Auszüge aus Chroniken, Fotos hängen gerahmt an den Wänden und sind Ergebnisse jahrelanger und intensiver Recherchen von Tanja Gräfling und Christoph Herrfurth. Seit sie das Gut im Jahre 2000 gekauft haben, suchen beide nach Zeugen in Schrift und Bild, kommen mit Leuten ins Gespräch, die ihnen Auskunft darüber geben, wer hier lebte und vor allem wie. So auch mit dem Neffen des Gutsbesitzers, Jürgen BarnstorfBrandes, dessen Familie hier bis zur Enteignung 1945 lebte. „Er und die Schwestern des Gutsherren Wilhelm Barnstorf verließen das Anwesen im September 1945“, sagt Herrfurth „Zu deren Handgepäck gehörte glücklicherweise das Familienalbum. Die Bilder darin erzählen von bewegten Zeiten. Vor allem in den Goldenen Zwanzigern hielt illustres Leben Einzug in das Cattenstedter Gutshaus mit seinem herrlichen Parkgelände.“
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Tanja Gräfling und Christoph Herrfurth wollen ihr Rittergut zu einem barrierefreien Erlebnis-Hotel ausbauen.
Davon allerdings war nichts zu ahnen, als Gräfling und Herrfurth das verfallene Rittergut, dicht am Stadtrand von Blankenburg gelegen, entdeckten. Sie waren auf der Suche nach Stallungen für ihre Pferde und fanden diesen Ort, an dem sich Gräfling sofort „angekommen“ fühlte. „Ich, die nie viel länger als zwei Jahre an einem Ort blieb, lebe nun schon 13 Jahre hier“, erzählt sie immer noch etwas verwundert über sich selbst. Cattenstedt als barrierefreies Erlebnis-Hotel Tanja Gräfling wohnt in einem der ehemaligen Knechthäuser. Die landwirtschaftlichen Nebengebäude des Herrenhauses, die zu DDR-Zeiten von der LPG genutzt wurden, hat sie für ihre Pferde ausgebaut. Aus dem einstigen Schafstall ist eine Reithalle geworden. Sie gibt Reitunterricht und hat den Cattenstedter Parforcejagd-Reitverein gegründet. Die 46-Jährige ist ausgebildete Hotelfach- und -kauffrau, hat ihr erstes juristisches Staatsexamen gemacht und
arbeitet als examinierte Physiotherapeutin. Dieser Berufe-Mix ist richtungsweisend bei der Ideenfindung, was man aus dem „Haupthaus“ des einstigen Herrensitzes machen könnte: Eine Hotelanlage vielleicht, in der Familien mit (schwerst-)behinderten Angehörigen einen entspannten wie anregenden Urlaub verbringen können. Für die Umnutzung des Rittergutes Cattenstedt zu einem entsprechend barrierefreien ErlebnisHotel gibt es bereits Architekten-Pläne. Christoph Herrfurth hat die Entrümpelung und Entkernung des Haupthauses eigens zu seiner Aufgabe gemacht – zunächst so weit, wie mit den eigenen Händen möglich, immer auch behutsam und denkmalpflegerisch. Beim Rundgang wird deutlich, welche Arbeit hinter ihm liegt – und wohl noch vor ihm. Zu DDR-Zeiten waren hier zwölf Mietparteien untergebracht, von denen die letzten 1994 auszogen. Viele Mauern unterteilen die großen Räume in kleine Wohneinheiten. Dennoch ist hier schon wieder die „Größe“ spürbar. Eine Größe, die sich vielfältigen Nutzungsideen öffnet.
Vielfältige Ideen in Kooperation mit Gesundheitseinrichtungen Die Treppe zum Obergeschoss führt an einer Außenwand entlang, durch deren Fenster der Blick auf den Innenhof fällt. Der ist an seinen vier Seiten von Gebäuden eingerahmt, dahinter liegt eine Streuobstwiese. „Das brachte uns auf den Alternativgedanken, hier eine Seniorenresidenz oder ein Pflegeheim für Demenzkranke einzurichten“, so Herrfurth. „Für jede unserer Ideen ist der Standort Cattenstedt günstig, vor allem was Kooperationen mit den Gesundheitseinrichtungen im Harz betrifft.“ Auch auf der Immobilien Messe Expo Real in München wollen Tanja Gräfling und Christoph Herrfurth auf ihr Rittergut aufmerksam machen und Partner suchen. Und sollten sie einen Interessenten treffen, der noch ganz andere Ideen mitbringt, dann seien sie auch dafür offen, sind sich beide einig. www.investieren-in-sachsen-anhalt.de
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Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Hans Scriba (hintere Reihe 4. v. l.) und Kai-Uwe Döhler (vordere Reihe 2. v. r.) mit Spielern des Rugby-Clubs Leipzig und des Berliner Rugby-Klubs 03 in Leipzig.
South African Connection Die Sharks Rugby Academy wird Partner des Leipziger Rugby-Clubs. Ein Ziel des Bündnisses ist die Etablierung des Rugbysports in Mitteldeutschland. Text und Fotografie: Daniel Tieg
Südafrika zählt zu den großen Rugbynationen. Hier hat die Sportart eine lange Tradition. Bereits 1883 gab es in Südafrika genug Rugby-Vereine, sodass ein Verband gegründet und 1889 das erste landesweite Turnier ausgetragen werden konnte. Die südafrikanische Nationalmannschaft, besser bekannt unter dem Namen „Springbok“, benannt nach der Springbock-Antilope, gehört zu den besten Mannschaften der Welt. Viele Spieler der „Springboks“ waren Studenten an der renommierten The Sharks Rugby Academy in Durban. Diese gilt als Kaderschmiede des südafrikanischen Rugbys und als beste Sportfördereinrichtung des Rugbysports überhaupt. Am letzten Augustwochenende kamen der südafrikanische Botschafter Makhenkesi Arnold Stofile und Hans Scriba, Gründer und Leiter der The Sharks Rugby Academy, nach Leipzig, um an den Feierlichkeiten zum zehnjährigen Jubiläum des Rugby-Clubs Leipzig teilzunehmen. Hoher Besuch also. Die Feierlichkeiten waren jedoch nicht das einzige Anliegen des Leipzig-Aufenthaltes Hans Scribas und des südafrikanischen Botschafters.
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Das wesentlich wichtigere Initial begründete sich in den Plänen zur Förderung des Rugbysports in der Region Mitteldeutschland. Der Leipziger Unternehmer Kai-Uwe Döhler, seit langem Fan und Unterstützer des Rugby-Clubs Leipzig, lernte Hans Scriba im letzten Jahr auf einer Südafrikareise kennen und regte die neue Partnerschaft an. Auch Kai-Uwe Döhler weiß, noch kämpft Rugby hierzulande um Popularität, sind die Strukturen verglichen zu anderen Sportarten wenig ausgeprägt. Hans Scriba besitzt eine ausgezeichnete Reputation, wenn es darum geht, Rugby dort bekannt zu machen, wo es sich bislang noch nicht etabliert hat. Im Rahmen des dreitägigen Besuchs in der Messestadt wurde es dann auch konkret: Noch in diesem Jahr soll ein Kooperationsvertrag zwischen der Sharks Academy und dem Rugby-Club Leipzig unterzeichnet werden, der nicht nur der Förderung der Leipziger Mannschaft dienen soll. Das Konzept reicht vom Spieleraustausch über die Verbesserung des Stellenwertes von Rugby in den Landessportverbänden Mitteldeutschlands und der Verankerung des Sports in den schu-
RestauRant BRasseRie ChoColateRie
HerzlicH Willkommen! GottsChedstRasse 15 leipziG
17 Bis 1 uhR telefon 0341. 14940033 lischen Lehrplänen bis hin zum Aufbau eines Rugby-Leistungszentrums in Leipzig. Es ist keine Zeit zu verlieren. Ab 2016 wird Rugby olympisch. www.leipzig-rugby.de www.sharksacademy.co.za
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Die Jury hat aus mehr als 350 Einsendungen die besten in zehn Kategorien ausgewählt. Die beste Reportage ging an Michael Kaste (l.) und Andreas Herrler, in der Mitte Laudatorin Patricia Riekel.
Polen neu vermessen Mit der Reportage „Typisch Polen“ hat MDR Info ein Hörstück ausgestrahlt, das sich von Stereotypen ausgehend aufmacht, das Land neu kennenzulernen. Anfang September wurde es mit dem deutschen Radiopreis ausgezeichnet. Text: Franziska Reif Fotografie: NDR/David Paprocki
Als Andreas Herrler im Herbst 2012 durch Polen reiste, war der Beschluss, Polen in die EU aufzunehmen, zehn Jahre alt. Herrler nahm während der Reise verbreitete Stereotype unter die Lupe, Autodiebstahl ist da immer noch ganz vorne. Zwischen Metropolen wie Breslau oder Warschau und einsamen Landstrichen, zwischen alter Kultur und wechselvoller Geschichte traf er auf Tiroler Giebelhäuser, niederschlesische Schlosshotels, polnische Küche und sprach mit vielen Menschen. Herausgekommen ist in Zusammenarbeit mit dem Kollegen Michael Kaste die Reportage mit dem provokanten Titel „Typisch Polen“, die bei MDR Info letzten Oktober ausgestrahlt wurde. „Wir wollten ein Bild von Polen zeichnen, das die Klischees und Vorurteile nicht ausblendet, sondern zum Ausgangspunkt macht“, sagt Kaste. Daran schloss sich die Frage an: „Was davon hat mit der Wirklichkeit zu tun? Denn die Klischees und Vorurteile sind ja zum Teil 50 Jahre und älter. Wenn Sie so wollen, haben wir Polen neu
vermessen.“ Dies honorierte die Jury des Grimme-Preises, die die Reportage Anfang September mit dem deutschen Radiopreis 2013 in der Kategorie Beste Reportage auszeichnete. In der Würdigung heißt es: „Andreas Herrler schaut bei seiner PolenReise neugierig hin und entdeckt dabei vornehmlich vermeintlich Untypisches.“ So verwundert es kaum, dass Autodiebstahl in Polen – entgegen finsterer Klischees – kein Thema ist. Kaste freut sich einerseits, dass mit der Auslandsreportage „ein Stück ‚klassischer‘ Journalismus ausgezeichnet wurde“. Außerdem findet er: „Die Entscheidung bestätigt uns aber andererseits auch, dass guter Journalismus eben nicht nur informiert, sondern auch unterhält.“ Nachrichten aus Mitteldeutschland für Mitteldeutschland Unter dem Slogan „Hören was passiert“ sendet MDR Info täglich rund um die Uhr. Im Vordergrund stehen das aktuelle Zeitgesche-
hen und der Bezug zu Mitteldeutschland. Das bedeutet vor allem Nachrichten. Diese werden durch Berichte, Interviews und Reportagen mit regionalem Fokus oder mit Hintergründen zu aktuellen Themen, die Mitteldeutschland betreffen, flankiert. Der Hörer des in Halle (Saale) sitzenden Senders erfährt so etwa, wie die Nachbarn die deutsche Politik einschätzen oder wie europäische Zeitungen aktuelle Ereignisse kommentieren. Den Semesterstart in diesem Herbst nutzt der Sender für Gespräche an zehn mitteldeutschen Hochschulen, bei denen Professoren, Politik und Studenten über Belange ins Gespräch miteinander kommen, die besonders die jüngere Generation angehen. Die thematische Setzung richtet sich auch nach der lokalen Relevanz. So stehen etwa in Halle Sparzwänge im Bildungsbereich auf dem Programm und in Dresden wird die Frage nach der Bedeutung von Eliteuniversitäten gestellt. www.mdr.de/mdr-info
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Investoren im Interview (vlnr): Harriet Krzyzowski, Prokuristin und Beteiligunsmanagerin der S-Beteiligungsgesellschaft, Dr. Ingo Potthof, Geschäftsführer und Managing-Partner der UnternehmerTUM-Fonds Management GmbH, Uta Thofern, Moderatorin der Veranstaltung, Norbert Philipp, Vorstandsvorsitzender der Sortec AG.
Innovation trifft Investor Seit dem Bestehen des Investforums Sachsen-Anhalt flossen bereits rund 25 Millionen Euro Beteiligungskapital in junge Unternehmen. Text: Daniel Tieg Fotografie: Univations GmbH
Zur Umsetzung technologieorientierter innovativer Gründungsprojekte benötigen Start-up-Unternehmen nachhaltige Finanzierungskonzepte. Der klassische Bankkredit ist für sie jedoch auf Grund der Konditionen oft nicht das Instrument der ersten Wahl, manchmal per se auch nicht realisierbar. Eine Alternative bietet hier das Modell des Beteiligungskapitals. Business-Angels, Venture-Capital-Gesellschaften und strategische Investoren können jungen Unternehmen die Etablierung auf dem Markt ermöglichen. Einmal im Jahr bietet das „Investforum“ Sachsen-Anhalt an zwei Tagen eine exzellente Plattform für die Vernetzung von Investoren und kapitalsuchenden Start-ups. Am Abend des 11. September eröffnete Sachsen-Anhalts Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Hartmut Möllring das 5. Investforum im Opernhaus Halle. Eine „Win Win Win“-Situation… Als diesjähriger Schirmherr der Veranstaltung erörterte Möllring vor mehr als 250 Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft und
Politik in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung des Investforums. Dieses habe sich mittlerweile als wichtigste Veranstaltung ihrer Art in Mitteldeutschland zu einer festen Größe für die Vermittlung von Beteiligungskapital entwickelt. Es handelt sich um eine Win-Win-Win-Situation, so der Minister. „Profiteure sind junge Unternehmen, Investoren und das Land SachsenAnhalt.“ Auch Dr. Ingo Potthof, Geschäftsführer der UnternehmerTUM-Fonds Management GmbH, betonte in seinen Ausführungen auf dem Podium die Güte des Investforums: „Es gibt in Deutschland nur wenige Veranstaltungen dieser Qualität“, bestätigte der seit vielen Jahren im Venture Capital tätige Experte. …und eine erfolgreiche Quote In der Villa Rabe, gelegen am Ufer der Saale, fanden am darauffolgenden Tag die eigentlichen Matchings statt. In zehnminütigen Pitches stellten vierundzwanzig junge innovative Unternehmen ihre Geschäftsmodelle fünfzig nationalen und internationalen
Kapitalgebern vor. Die Branchenbreite war weit gefächert. Mit Produkten und Lösungen für Medizintechnik, Chemie, Design, Clean Tech, Life Science, für Kommunikationstechnik, Chemie oder Crowd Media versuchten die Gründer die Investoren für ihre Ideen zu gewinnen. Trotz der Dichte an Vorträgen blieb die Veranstaltung kurzweilig und spannend. Gute Moderation und durchdachte Organisation schufen die richtige Atmosphäre zur Vernetzung. Nach fünf Jahren Investforum ist der Veranstalter, die Univations GmbH, selbst kein Start-up mehr. Die Quote ist überaus erfolgreich. Geschäftsführer Ulf Marten Schmieder und sein Team vermittelten seit dem Take-off 2009 rund sechzig Prozent der jungen Unternehmen, die sich bisher im Rahmen des Forums präsentierten, erfolgreich an Kapitalgeber. Zudem bietet Univations auch unabhängig von der jährlichen Matchingveranstaltung individuelle Betreuung für Gründer und Wachstumsunternehmen bei der Kapitalakquise an. www.investforum.de www.univations.de
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16 GESUNDHEIT & LEBENSART
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Der Leipziger Patrick Gülzow von dein Tischler fertigt Recyclingmöbel und setzt in diesem Zusammenhang auf kreativen Wiederaufbau statt Entsorgung. Möbel wie diese Kommode unterstützen den Gedanken der Nachhaltigkeit und bewahren gleichzeitig die Geschichte jedes einzelnen Möbelstückes.
Nachhaltig eingerichtet Aus Alt mach Neu – um den Gedanken der Wiederbelebung dreht sich alles beim sogenannten Upcycling. Umweltfreundliches und individuelles Wohnen ist im Trend.
Text: Anja Bonitz, Andrea Klaus Fotografie: dein Tischler
Recycling ist eine gute Sache im Dienste der Natur, so die grundsätzliche Meinung. Meist handelt es sich dabei ausschließlich um Downcycling – eine Verminderung der Qualität. Das alte Produkt wird weiter verwendet, bekommt aber einen geringeren Wert. Eine neue Variante der Wiederverwendung ist das sogenannte Upcycling. Hierbei wird Abfall als Grundlage für die Herstellung neuer Produkte verwendet. Im Gegensatz zum Recycling wird die Neuproduktion von Rohmaterialien reduziert und sowohl der Energieverbrauch als auch die Luft- und Wasserverschmutzung verringert. Die Qualität des Abfalls wird dabei nicht gemindert, sondern gesteigert. Die Kosteneinsparung ist nur einer von vielen positiven Aspekten. Gerade in Zeiten, in denen die Knappheit natürlicher Ressourcen eine große Rolle spielt und in dieser Hinsicht ein gesellschaftlicher Wandel stattfindet, wächst die Bedeutung dieses Themas auch für die Möbelbranche. Vom Massenprodukt zum Unikat Auch in Mitteldeutschland beschäftigen sich Unternehmen mit nachhaltigem Wohndesign. Die Firma dein Tischler in Leipzig etwa verwertet ausrangierte Möbelstücke. „Das Wiederverwerten von Gegenständen hat mir schon immer gut gefallen, ich finde es einfach zu schade, Gegenstände in den Müll zu werfen obwohl in ihnen noch Potenzial steckt.“, erklärt Tischlermeister Patrick Gülzow. Er zerlegt zuerst alte Möbel und segmentiert sie. Später erfolgt mit verschiedenen Holzarten, Farbtönen und Lackierungen die
Neuanordnung. Teilweise sind Möbelstücke noch vollkommen funktionstüchtig, werden aber als unmodern empfunden. „Neben der Kleinserie fertigen wir Möbel nach Kundenwunsch. Teilweise steuern die Kunden sogar ein altes Möbelstück bei, welches im neuen Möbel dann in einer andere Form wiederfindet.“, sagt Gülzow. Liebgewonnene Stücke können so in neuem Glanz erstrahlen. Verschmelzung von rustikalem und modernem Design Der Erfurter Martin Kosny verfolgt mit altesganzneu.de einen ähnlichen Weg. Neben der Abfallvermeidung hat dieses junge Unternehmen auch die verlängerte Nutzungsdauer von Möbeln im Sinn. Dabei wird spezieller Wert darauf gelegt, keine neuen Materialien zu verwenden, um möglichst wenig Abfall zu produzieren. Das Unternehmen widmet sich vor allem der Wiederverwertung der bekannten Euro-Palette. Sie produzieren daraus Tische, Regale und Sitzmöbel. Das Holz- und Möbelrecycling soll dabei so weit wie möglich optimiert werden. Für eine noch größere Effektivität wird das Unternehmen in ihren Entwürfen von ortsansässigen Innenarchitekten beraten. So können nicht nur die Wälder und die Umwelt geschont werden, sondern es entstehen außergewöhnliche Einzelstücke. www.dein-tischler-leipzig.de www.altesganzneu.de
Bildquelle: FENNOBED
A dvertoria L
Exquisit gebettet Simon Klodt von FENNOBED im Gespräch über die besondere Qualität, das Wohngefühl und den süßen Schlaf mit Boxspringbetten. Bett mit einer Komforthöhe von 50 bis 60 cm. Komplettiert werden die Betten durch eine Komfortauflage, die auch als Topper bezeichnet wird und in verschiedenen Materialqualitäten erhältlich ist, etwa Latex-Schurwolle.
Was versteht man unter einem Boxspringbett? Namengebend für Boxspringbetten sind die Federn, die zum Teil auch in den hierzulande bekannteren Federkernmatratzen verwendet werden. Ihren Ursprung haben unsere Betten in Finnland, wo man seit jeher besonderen Wert auf Schlafkomfort legt. Die raffinierte Verarbeitung macht aus diesen Federn aber erst ein richtiges Boxspringbett. Man verzichtet dabei auf einen Lattenrost und verbindet die Matratze mit einem Holzgestell zu einer Einheit, einem kompletten Bett aus einem Stück. Je nach Geschmack und persönlichen Bedürfnissen wird auf dieser Untermatratze eine weitere Matratze als zusätzliche Federlage aufgelegt und angepasst. So erhält man ein perfekt über mehrere Federlagen abgestimmtes
Was ist der Vorteil von Boxspringbetten? An allererster Stelle natürlich der Liegekomfort. Durch die mehrfache Federung und den Einsatz von Tonnen-Taschenfedern erreichen Boxspringbetten eine punktelastische Federung, die andere Systeme nicht bieten können. So kann das Bett auf die individuelle Körperkontur eingehen. Und die Höhe von gut 50 cm ist im Alltag einfach bequem. Welche aktuellen Trends können Sie feststellen? Das System mit Boxspringbett, Kopfteil und Husse ist natürlich ideal für alle, die gerne öfter mal das Aussehen ihres Schlafzimmers variieren möchten. Wir präsentieren in unseren Showrooms permanent neue Gestaltungsvorschläge sowie die passenden Bettwäschen und Accessoires wie Tagesdecken und Kissen. Sehr beliebt sind Variationen mit der Jahreszeit, im Frühjahr oder Sommer in Richtung von grün, gelb und auch rosa, im Herbst dann die etwas dezenteren Töne. Ein weiterer Trend ist der Einsatz von Base-Skirts, die nur das Unterbett umkleiden.
Mal stylisch, mal smart, mal verspielt. Dem Geschmack sollten keine Grenzen gesetzt werden – weder bei der Garderobe noch bei der Einrichtung. Entdecken Sie bei FENNOBED hochwertige Bettsysteme, die Sie ganz nach Wunsch gestalten können. Wir freuen uns auf Ihren Besuch in unseren Showrooms oder online unter www.fennobed.de
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Darf mein Büro schön sein? Den Unternehmenserfolg mit Licht und Gestaltung steigern: Ressourcenorientierte und motivierende Arbeitswelten sorgen dafür, dass Mitarbeiter gerne zur Arbeit kommen, weil sie sich dort wohlfühlen. Text: Guido Rottkämper/design2sense Fotografie: design2sense/Peter Eichler
Am Bahnhof stöbere ich im Buchladen regelmäßig durch die Architektur- und Wohnzeitschriften: Schöner Wohnen, Häuser, Domus. Der Erwerbstätige verbringt jedoch mehr Zeit am Arbeitsplatz als auf seiner heimischen Couch. Zum Thema „Schöner Arbeiten“ gibt es aber nur selten Ratschläge und in deutschen Büros herrscht das triste Dreigestirn aus weißer Wand, schwarzem Bürostuhl und pflegeleichtem, grauem Fußboden vor. Doch darf das Arbeitsumfeld überhaupt „schön“ sein? „Montags könnt ich kotzen“ lautet der Titel der Juniausgabe des Wirtschaftsmagazins Brand eins und bringt mit einem einzigen Satz auf den Punkt, was die Gallup-Studie Jahr für Jahr in Zahlen fasst: 85 Prozent aller deutschen Arbeitnehmer lassen sich als „nicht motiviert“ bezeichnen, ein Viertel hat innerlich bereits gekündigt. Wohlfühlen statt Krankenstand Seit 15 Jahren beschäftige ich mich als Architekt mit der Gestaltung von Verwaltungsbauten. Die Auftraggeber wollten bislang eine möglichst funktionale, flexible und ökonomische Planung. Mangelnde
Motivation und steigender Krankenstand zwingen derzeit viele Unternehmen zum Umdenken. Was aber macht eine gute Arbeitsatmosphäre aus? Die Bedürfnisse der Mitarbeiter müssen zunächst analysiert werden: Wer arbeitet mit wem zusammen? Gibt es Vieltelefonierer? Wo findet Innovation im Unternehmen statt? Die Raumatmosphäre lässt sich außerdem über eine Vielzahl von Faktoren positiv beeinflussen, darunter Licht, Farbe, Raum für informelle Kommunikation und Gestaltung. Möbel mit Charakter Gutes Licht fängt mit der Beachtung der Sonneneinstrahlung an. In den Wintermonaten heben Vollspektrumleuchten die Stimmung und mit LED-Technologie können auch biochronologische Abläufe im Körper positiv beeinflusst werden. Farbe hat enorme Wirkung auf die Stimmung: Grün wirkt beruhigend, Blau erhöht die Konzentrationsfähigkeit, Orange und Rot regen zum zwischenmenschlichen Austausch an. Dem Bedürfnis nach sozialer Interaktion kann meist nur in Nischen nachgegangen werden: im Flur, am Kopie-
rer und in der Raucherecke. Da aber 80 Prozent aller Ideen im Austausch mit Kollegen generiert werden, haben Firmen, die ihren Mitarbeitern große Teeküchen, vielleicht sogar mit Blick ins Grüne, bieten können, einen klaren Innovationsvorteil. Für Regenerationszonen in Büros gelten dieselben Regeln wie bei der Gestaltung von guten Cafés: Orte, an denen Menschen sich entspannen, sind selten nüchtern und kühl, sondern haben Ecken und Kanten, sind warmherzig und nicht immer perfekt. Eine kommunikative Atmosphäre lebt von Bildern, ausgefallenen Leuchten und Möbeln mit Charakter, die sogar gebraucht sein dürfen. Die Kreativität der Mitarbeiter ist längst kein Spielzeug mehr – sondern ein Rohstoff der Zukunft, den zu fördern sich lohnt. design2sense (frei übersetzt: „Gestaltung mit Sinn und Gefühl“) unterstützt inhabergeführte Unternehmen dabei, in Verwaltungsbaustrukturen eine bessere Übereinstimmung zwischen Firmenleitbild und gelebter Unternehmenskultur herzustellen. www.design2sense.com
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Renaissance trifft Moderne: Suite
Ort der Genüsse: Restaurant Weinwirtschaft
Komfortables Wohnen auf Zeit „arcona LIVING BACH14“: Eine Residenz im Herzen Leipzigs Text: Petra Rauch Fotografie: arcona LivingBach
Der Thomaskirchhof zählt zum ältesten Kern der Stadt an der Pleiße. Er begrenzt den Markt, auf dem jene Messen stattfanden, die Leipzigs Ruf als Handelsstadt begründeten. Als Thomaskantor gelang hier Johann Sebastian Bach der musikalische Brückenschlag vom Barock in die Klassik. Das Gebäudeensemble selbst ist eine architektonische Zeitreise von der Renaissance über die Gründerzeit bis zur Moderne. Inmitten dieses geschichtsträchtigen Viertels bietet das Boardinghaus „arcona LIVING BACH14“ seinen Gästen seit Juli eine komfortable Residenz und einen Rückzugsraum direkt am Puls der Stadt. In Leipzig ist es das erste Gästehaus, in dem „arcona HOTELS & RESORTS“ den Stadtbesuchern ein unbeschwertes „Wohnen auf Zeit“ ermöglicht. Dazu wartet das architektonische Juwel mit 52 Apartments, Zimmern und Suiten auf. Im Living Room können die Gäste wie in einem Wohnzimmer zusammenkommen, Entspannung ermöglicht der Freizeitbereich mit Sauna und Fitness, Kommunikation und kulinarische Genüsse haben im Restaurant Weinwirtschaft ihren Ort. Im Haus sollen Langzeitgäste aus Wirtschaft und Kultur ihr temporäres Zuhause finden. Aber auch Freizeitreisende heißen die Gastgeber in
ihrer Alternative zum klassischen Hotel herzlich willkommen. „Ästhetisch anmutende Wohnkultur und ein stets präsenter Service gehören zur Philosophie.“ Drei Suiten mit reichhaltig bemalten originalen Holzdecken beherbergt das Renaissancehaus als Mittelpunkt des Stadthotels. Im Gründerzeithaus verteilen sich die weiteren 49 Apartments mit Aussicht auf das Bachdenkmal vor der Thomaskirche und im Neubau mit Gartenblick.
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Moderne Kommunikationstechnik, Flachbildschirm-TV, DVD-Spieler und teilweise Kleinküchen zählen zur Grundausstattung der Wohnbereiche. Moderne Designerleuchten, Notenbänder als Wandtapeten und warme Farben nehmen die Konturen von Bachs musikalischem Schaffen auf. Sie verbinden sich zur inspirierenden Atmosphäre für den stimmungsvollen Wochenendurlaub wie den kommoden Langzeitaufenthalt.
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Hightech-Medizin in Mitteldeutschland Das Klinikum am Rande der Stadt Dessau-Roßlau ist eines der modernsten Krankenhäuser Deutschlands. Die strahlend weißen Fassaden des Gebäudeensembles inmitten von Parkanlagen erzeugen eine markante Kulisse an der B 185, die in Richtung der A9 oder gen Köthen direkt daran entlang führt. Neben der günstigen Verkehrsanbindung bietet das Klinikum mit 17 Fachbereichen ein breites Spektrum für die zeitgemäße Patientenversorgung und setzt mit Innovationen immer wieder Maßstäbe über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus.
Text: Grit Hachmeister
Millimetergenaue Innovation
Medizin in guten Händen
Erst vor kurzem ging hier bundesweit erstmalig die neueste Generation der Bestrahlungstherapie in einer nicht universitären Medizineinrichtung in Betrieb. „Das Städtische Klinikum Dessau ist eines von zehn Kliniken in Deutschland und die erste in Sachsen-Anhalt mit einem solchen Hochleistungs-Linearbeschleuniger, der modernsten und interdisziplinären Ansprüchen der Patientenbehandlung gerecht wird“, sagt Dr. André Dyrna. Für den Verwaltungsdirektor sind solche Investitionen ein Anspruch, der in finanziell schwierigen Zeiten alles andere als selbstverständlich ist. „Wir sind ein 700-Betten-Haus in kommunaler Trägerschaft mit einem überregionalen Versorgungsauftrag.“ Rund um die Uhr engagieren sich 1.500 Mitarbeiter am drittgrößten medizinischen Standort in Sachsen-Anhalt für rund 30.000 stationäre Patienten pro Jahr. Ambulant werden jährlich über 66.000 Patienten behandelt*. Diese Zahlen belegen die Dimensionen, die ein Klinikum dieser Größe bewältigt. Sie zeigen aber auch die täglichen Herausforderungen.
Von 1994 bis 2011 wurde das Klinikum in fünf Bauabschnitten etappenweise erweitert. Modernste Funktionstrakte, Operationssäle und Stationen mit Normalpflege- und Intensivpflegebetten entstanden. Die Fertigstellung des fünften Bauabschnitts im Herbst vor zwei Jahren setzte dann mit der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, der Hotelstation und dem Onkologischen Zentrum den Schlussakzent dieses Neubauprojektes. „Wir haben hier räumlich, funktional und medizinisch beste Voraussetzungen geschaffen“, so Dyrna. Auf diesem Niveau das Klinikum rentabel zu betreiben, ist die Kunst, die es zu beherrschen gilt. An der Klinikspitze stehen mittlerweile zwei Ärzte. Der Ärztliche Direktor, Dr. Joachim Zagrodnick, arbeitet seit knapp zwanzig Jahren hier. Als Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie operiert er täglich und ist somit immer nah am Patienten. Dr. André Dyrna kam 2001 als Oberarzt für Anästhesiologie an das Dessauer Klinikum. Neben der ärztlichen Tätigkeit etablierte er die
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Links: Im Städtischen Klinikum Dessau wird eine Strategie der Innovationen umgesetzt. Das gewährt Medizinern optimale Möglichkeiten zur Diagnostik und Therapie. Rechts: Foto oben links: Bundesweit erstmalig ging die innovativste Bestrahlungstherapie in einer nicht universitären Medizineinrichtung in Betrieb. Krebspatienten können damit meist ambulant und schonender behandelt werden. Foto oben rechts: Die Klinikumsleitung: Ärztlicher Direktor Dr. med. Joachim Zagrodnick (rechts) und Verwaltungsdirektor Dr. med. André Dyrna (Mitte) bei der Einweihung des neuen Radiochirurgiesystems. Fotos: Wolf-Erik Widdel • Foto rechts: Nahezu alle Spezialisierungen sind vor Ort vorteilhaft für den Patienten vereint. Zudem gibt es eine komfortable Hotelstation im Klinikum Dessau. Foto: Bertram Kober/PUNCTUM Fotografie GmbH
Abteilung Qualitätsmanagement, das Referat Ärztliche Direktion sowie die Akademie für Bildung und Information und studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Erlangen-Nürnberg. Arbeitsrealitäten, Patientenerwartungen und Finanzierungszwänge auszubalancieren, das gelingt der Doppelspitze am Städtischen Klinikum Dessau. Gleichzeitig soll das Profil weiter geschärft werden. Investition mit Dimension Momentan kann das Klinikum einige Alleinstellungsmerkmale für sich beanspruchen. Das neueste bildgesteuerte Bestrahlungssystem gehört dazu, die komfortable Hotelstation und mehrere anerkannte interdisziplinäre Zentren ebenfalls. Überregionale Bedeutung besitzt das Onkologische
Zentrum, das eng mit dem 1993 gegründeten Tumorzentrum Anhalt kooperiert, das zertifizierte Hautkrebszentrum DessauAnhalt leistet sogar Betreuung auf internationalem Niveau. Als Akademisches Lehrkrankenhaus der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg fördert das Städtische Klinikum die medizinische Forschung. Medizinstudenten und angehende Ärzte absolvieren ihre Ausund Weiterbildung, Fachärzte werden ausgebildet und Mediziner besuchen die hier stattfindenden Tagungen und Symposien. Das Institut für Pathologie am Städtischen Klinikum Dessau verfügt über eine profilierte molekularpathologische Abteilung, die das größte Spektrum entsprechender Untersuchungen unter den nichtuniversitären Pathologischen Instituten und Praxen in Sachsen-Anhalt anbietet.
Von dem gesamten Leistungsspektrum profitieren Patienten und Mitarbeiter gleichermaßen. Denn die Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten erhöht auch die Attraktivität des Klinikums für Spezialisten. In Zeiten des allgemeinen Fachkräftemangels gewinnt das zunehmend an Bedeutung. *Stand 2012.
Städtisches Klinikum Dessau Akademisches Lehrkrankenhaus der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Auenweg 38 • 06847 Dessau-Roßlau Telefon: 0340 5010 Telefax: 0340 501-1256, Mail: skd@klinikum-dessau.de www.klinikum-dessau.de
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Städte-Rankings sind in. Neben dem gesunden Konkurrenzverhalten zeigen sie eins: Der Trend zur Stadt hält an. Klein- und Mittelstätte suchen deshalb Konzentration und Zusammenarbeit, manche Regionen sind bereits abgehängt.
Text: Tobias Prüwer, Franziska Reif Fotografie: jost, Michael Hennig/Marketing Dresden
„Wie Berlin, nur besser“, lobt der Spiegel. „Vergesst Prenzlberg!“, jubiliert die FAZ. Sogar der französische Nouvel Observateur schwärmt vom „alternativen Traum“, nur einen Katzensprung von der Hauptstadt entfernt. Leipzig ist der Liebling des Feuilletons und der Reiseseiten, ein Hype, der sich auch in der Bewertung der Bewohner widerspiegelt: Nach einer EU-weiten Umfrage zählt es zu den drei lebenswertesten europäischen Großstädten. Mehr als 95 Prozent der befragten Einwohner haben angegeben, gern in der Stadt zu leben. Nur Krakau und Groningen wurden noch besser bewertet. Leipzig schob sich in der Umfrage für die Europäische Kommission, die in 75 Städten der 27 EU-Länder, in Kroatien und der Türkei durchgeführt wurde, an den deutschen Städten Berlin und Dortmund, Essen, Hamburg, München und Frankfurt/Oder vorbei. Dieses Ergebnis ist nicht ohne Makel. Denn knapp 75 Prozent gaben an, dass es schwer sei, in der Stadt Arbeit zu finden, was immerhin in 54 der bewerteten Städte beklagt wurde.
Motor Städteranking? Dieses Städte-Ranking ist freilich nur eines unter vielen. Rankings werden gern genommen, auch wenn sie selten harte Fakten liefern. Im besten Fall kann das Stadtmarketing Jubelmeldungen verfassen, im nicht so guten Fall können die Kommunen in sich gehen und schauen, wo Verbesserungen angeraten sind. (siehe Interview auf S. 58/59) So wurde ungefähr zeitgleich zur Erfolgsmeldung der Stadt Leipzig eine andere Untersuchung veröffentlicht, die Erfurt den Vorrang vor allen ostdeutschen Städten gibt. Hier wurde nicht die eigene Wahrnehmung der Bewohner befragt, sondern Städte mit über 200.000 Einwohnern wurden hinsichtlich Kriminalitätsrate, Arbeitslosenquote, Mietpreisen und Sonnenstunden ausgewertet. Erfurt, so das Ergebnis, liegt bundesweit auf Platz acht, ist in Ostdeutschland am lebenswertesten. Abgeschlagen folgen Chemnitz, Dresden, Rostock, Magdeburg, Halle und Leipzig.
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Zwei Studien und zwei doch recht unterschiedliche Ergebnisse. Dass Fremdbeschreibung und Selbstbild auseinanderklaffen, zeigt auch der Slogan „Leipzig – The Better Berlin“, den sich der Geschäftsführer von Auerbachs Keller schützen ließ. Unter den Bürgern der Messestadt können sich damit aber laut Leipziger Volkszeitung nur sieben Prozent identifizieren. Bleibt die Frage, ob und wie sich solche Zuschreibungen und Rankings auf das Umzugsverhalten auswirken. Trends verstetigen sich Fakt ist: Der Trend in ganz Mitteldeutschland – und nicht nur dort –, geht weiter in Richtung Stadt. In punkto Bauboom scheinen gerade Leipzig und Dresden derzeit ihren vorläufigen Höchststand erreicht zu haben. Im Topsegment können in Dresden und in Magdeburg die Preise noch stark steigen, weil dort kaum Neubauten hinzu kommen und dieser Bereich somit eine Marktsättigung erfährt. Zudem scheint sich Dresdens Attraktivität für seine Einwohner durch ein umstrittenes Bauwerk noch erhöht zu haben. Die Waldschlösschenbrücke über die Elbe, aufgrund der die Stadt den Weltkulturerbe-Titel verlor, wurde von der Mehrheit der Bevölkerung gewünscht. Der Einweihung im August wohnten fast 200.000 Menschen bei und fanden ihren ersten Weg über die Trasse, welche Dresdens Verkehrsinfrastruktur deutlich optimiert. Eng wird es für das Topsegment auch in Halle, wie der Immobilienverband (IVD) Mitte-Ost vermeldet: Dort kann die Nachfrage nach Top-Lagen nicht mehr bedient werden, entsprechend werden in der SaaleStadt erstmals Preisspitzen von 9,50 Euro vermeldet. Dennoch sind die Preise für das mittlere Segment stabil und in einfachen Lagen sogar rückläufig. Wie in anderen Städten auch gilt in Halle, dass bestimmte Viertel angesteuert werden, weil die Mischung aus Infrastruktur und Freizeitmöglichkeiten besonders attraktiv scheint, sich hier Leben und Arbeit am besten verbinden lassen. Die hallesche Bevölkerung wächst, aber der Wohnungsbau zieht nicht nach. Die damit verbundenen Preisanstiege für Mieten wie Kaufen lassen sich nicht nur in Halle, sondern auch in den anderen größeren Städten Mitteldeutschlands beobachten. Zu bedenken ist in diesem Zusammenhang, dass dort kaum eine Unterversorgung mit preiswertem Wohnraum herrscht. Im
Thüringer Wirtschaftsministerium wird allerdings inzwischen konstatiert, dass die seit Jahren steigenden Preise in Jena sogar die wirtschaftliche Entwicklung hemmen. Kaum steigende Einkommen So sind denn die Preisanstiege insgesamt moderat, vor allem wenn man sie mit anderen Großstädten wie Hamburg oder Berlin vergleicht, die dem Mietpreisranking der Firma Empirica zufolge zu den zehn teuersten Städten Deutschlands gehören. Das ist wiederum auf die nach wie vor relativ schwache Wirtschaftskraft in der Region zurückzuführen, die dafür sorgt, dass die Einkommen kaum steigen: Wer sich ein bestimmtes Viertel oder einen bestimmten Ort nicht leisten kann, zieht dort eben nicht hin, sondern verfährt dem Geldbeutel angemessen. Andere schieben den Umzug einfach auf. Dennoch gibt es immer wieder Warnungen vor kippenden Wohnungsmärkten, denn die vergleichsweise günstigen Durchschnittspreise täuschen darüber hinweg, dass es in einzelnen Vierteln binnen weniger Jahre Steigerungen von 200 Prozent und mehr gegeben hat. Dies sind Viertel, die von Neuzugezogenen bevorzugt werden und in denen es eine hohe Quote an Neubauten und Sanierungen gibt. Dies bestätigen auch die Feri Euro-Rating Services, eine europaweit tätige Ratingagentur für Anlagemärkte und der Immobilienkompass von Capital, wenn sie für die sogenannten In-Viertel verstärkte Preisanstiege und erhöhte Einnahmen aus Mieten in den nächsten Jahren prognostizieren. Auch beim Wohnungsmarkt klaffen Statistik und die subjektive Einschätzung der Bevölkerung auseinander. Das Allensbach-Institut hat Mieter dazu befragt, wie sie ihre Miethöhe einschätzen. In der Auswertung zeigt sich: Mit der Einwohnerzahl des Wohnortes steigt die Einschätzung, dass die Mieten zu hoch sind, deutlich an, in Großstädten mit 500.000 und mehr Einwohnern findet eine deutliche Mehrheit (64 Prozent) der Einwohner, dass sie zu viel hinlegen. Als Belastung empfinden dies die Großstädter überwiegend aber nicht, sondern interessanterweise die Bewohner der Mittelstädte. „Dies lässt sich teilweise auf eine unterschiedliche Einkommenssituation, teilweise aber auch auf ein differenziertes Wohnungsangebot in den größeren Städten zurückführen“, so das AllensbachInstitut.
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Zurückgehender Bauboom Neben der anhaltenden Abwanderung aus den ländlichen Regionen sind andere Gründe für den weiterhin in Veränderung begriffenen Immobilienmarkt die derzeit noch niedrigen Bauzinsen und die nach wie vor unsichere wirtschaftliche Situation. Dies lässt immer noch viele eine Investition in ein Eigenheim oder eine Eigentumswohnung erwägen. Insgesamt ebbt aber der Bauboom, der in den letzten Jahren in ganz Mitteldeutschland zu verzeichnen war, langsam ab. Darunter war ein hoher Anteil an Projekten, die mit hohen Kosten in Zusammenhang standen, wie sie auch von Besserverdienenden nicht unbedingt zu leisten sind. Nunmehr scheint die Zeit der Baugemeinschaften gekommen, die ebenfalls vom günstigen Zinsniveau für Darlehen profitieren. Sie sollten sich beeilen, denn ein Anstieg der Zinsen wird prognostiziert. Auch im Bereich denkmalgeschützter Wohnungen mit Sanierungsbedarf kann ein zurückgehender Boom verzeichnet werden, der vor allem darauf zurückzuführen ist, dass es immer weniger Sanierungsfälle gibt, vor allem in Dresden und Magdeburg. Konzentration und Fusion Wie lebenswert sind Metropolen und Regionen in ein paar Jahren, wenn demographische Entwicklung und Abwanderung für leere Räume sorgen, inklusive der mitgeschrumpften Infrastruktur? Vor diesem Hintergrund kann eine gemeinsame Vermarktung von zusammengewachsenen Regionen sinnvoll sein, vor allem, wenn sie in der Lage ist, die derzeit vernachlässigten, aber nach wie vor notwendigen ländlichen Gebiete jenseits der Leuchttürme wiederzubeleben. Dies spiegelt ein Vorschlag von Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig (SPD) zur künftigen Entwicklung im Freistaat wider. Im Vorschlag spielen Erfurt, Weimar und Jena eine zentrale Rolle: „Aufgrund ihrer geografischen Nähe könnten sich diese Städte zusammen mit ihrem Umland zu einem attraktiven und wirtschaftlich dynamischen Agglomerationsraum mit einer knappen halben Million Einwohner entwickeln“, heißt es in der Reformagenda 2020 für Thüringen. Wenn man jeder der Städte einen eigenen Kompetenzbereich zuweist und ihr Profil entsprechend entwickelt, können sie sich gut ergänzen: Weimar bildet den
Kulturstandort, Jena den Wirtschafts- und Universitätsstandort und die Landeshauptstadt Erfurt mit den meisten Einwohnern das politische Zentrum. Der Wirtschaftsminister will aber nicht nur auf eine Profilschärfung hinaus. Er stellt sich eine „Dreistadt“ vor, die miteinander und mit dem Umland als eine Stadt zusammenarbeitet, in der die ursprünglichen Städte jedoch ihre kulturelle Identität behalten. Zur Umsetzung hat Machnig schon einen Katalog aufgestellt, der mit einem Stadt- und Umlandentwicklungsplan bis 2033 beginnt. Ein Zusammenwachsen soll über einen entsprechenden Nahverkehr inklusive eines S-Bahn-Netzes begünstigt werden. Dies ermögliche die Anbindung Geras und Gothas und setze die Erschließung neuer Wohngebiete entlang der Strecke voraus – ein Weg, um den Forderungen nach Wohnungsneubau nachzukommen und steigenden Preisen im Bereich Immobilien und Mieten ein Ende zu setzen. In den Städten Erfurt, Weimar und Jena jedenfalls steht man einer engeren Zusammenarbeit aufgeschlossen gegenüber. Die Stadtoberen wissen, dass sie vergleichbare Ausgangslagen haben, nämlich zu wenig Platz, zu wenig Wohnraum und zu wenig Gewerbeflächen. Die Bewohner der drei Städte werden das naturgemäß anders sehen – aufgrund der relativen Nähe zueinander haben sie jahrhundertealte Animositäten ausgebildet. Die „Dreistadt“ soll aber nicht nur zum Selbstzweck zusammenwachsen. Sie soll ein Leuchtturm werden, der die besten Köpfe aus dem In- und Ausland nach Thüringen zieht, zweisprachige Schulen inklusive. Auch der ländliche Raum und die Mittelzentren sollen keineswegs abgehängt werden. Wirtschaftlich hohe Dynamik gibt es nach Machnig in der Wartburgregion, in SaalfeldRudolstadt, in Schmalkalden-Meiningen, im Saale-Orla-Kreis und im Eichsfeld: „Hier bilden eine starke Unternehmenslandschaft mit ausgeprägter Heimatverbundenheit und engagierten Akteuren eine Konstellation, die sich erfolgversprechend den demografischen Herausforderungen entgegenzustellen versucht“, schreibt das Wirtschaftsministerium. Im von starker Abwanderung geprägten ländlichen Raum sollen Großgemeinden gebildet werden, auch hier ist also Fusion das Rezept. Vorgemacht hat es schon das Städtedreieck am Saalebogen: Saalfeld, Rudolstadt und Bad Blankenburg bilden den Südostthüringer Wirtschaftsraum und nutzen dabei die Nähe der drei Städte für eine gemeinsame Entwicklung. Mit 57.000 Einwohnern lassen
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sich regionale Wirtschaftskreisläufe herstellen und auch die Felder Kultur und Tourismus, zum Beispiel mit übergreifenden Kulturveranstaltungen, gebündelt angehen. Hinzu kommen weitere Vorteile: gemeinsame Flächenentwicklung, gemeinsame Investorenwerbung, gemeinsames Marketing und ein schlüssiges Verkehrskonzept, das die überregionale Anbindung verbessert. Handeln scheint für die Mittelzentren in Sachsen, SachsenAnhalt und Thüringen geboten zu sein. In einer Untersuchung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt im August diesen Jahres, bei der die 13 Mittelzentren in Nord- und Mittelthüringen nach 42 Indikatoren ausgewertet wurden, zeigten sich vor allem die Folgen des Mangels an Nachwuchs und Fachkräften infolge der Abwanderung. Der Erfurter IHK-Chef Gerald Grusser fordert denn auch eine „Aufgabenbündelung“ und eine Stärkung der Mittelzentren, die sich zunehmend zu Zentralen Orten entwickelten. Luchs und Wolf Fusion mag somit eine Antwort vor allem der Mittelzentren und kleinen Ortschaften auf die Landflucht sein, da eine Umkehrung der Abwanderungsbewegung nicht zu erwarten ist. Die Abwanderung wirkt sich negativ auf den ländlichen Raum aus, er wird unattraktiver fürs Wohnen, weil sich dort die Möglichkeiten hinsichtlich Infrastruktur und sozialem wie kulturellem Leben mit der zurückgehenden Bevölkerung verkleinern. Ausnahmen davon gibt es lediglich in der direkten Umgebung der größeren Städte, wo die ländlichen Eigenheimsiedlungen wachsen. Wenn es außerhalb dessen mehr Platz für Mensch und Natur gibt, mag das erstmal wenig bedrohlich klingen und auch nicht Assoziationen nach langsam verfallenden Geisterdörfern wecken. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass gerade die schrumpfenden Landstriche in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit Ursprünglichkeit und störungsfreien Heimat-Konzeptionen werben. Die Werbung gilt freilich zuallererst Touristen, nicht potenziellen Einwohnern. Ideen, wie mit den einwohnerarmen Regionen umzugehen ist, reichen von gewerblichem Gebrauch über alternative Umnutzungen als Künstlerdörfer bis hin zur Renaturierung, auf dass sich dort nur noch Luchs und Wolf gute Nacht sagen. Dem Berlin-Institut
für Bevölkerung und Entwicklung zufolge betrifft dies in Mitteldeutschland die traditionellen Industriegegenden und diejenigen, die noch nie dicht bevölkert waren, wie die Altmark. Das thüringische Greiz gehört laut Managermagazin zu den Orten in der Bundesrepublik, die am stärksten schrumpfen, ein Einfamilienhaus mit 240 Quadratmetern Fläche war dort Ende 2012 schon für knapp 69.000 Euro zu haben, die Preise für Einfamilienhäuser sind zwischen 2009 und 2012 um 68 Prozent gefallen. Überlokale Identitäten Auch auf die Frage nach der Gewährleistung der Daseinsvorsorge werden verschiedene Antworten gefunden, unter ihnen die sogenannten Selbstverantwortungsräume, in denen keine Garantie auf Daseinsvorsorge existiert bzw. Daseinsvorsorge nur stark eingeschränkt betrieben wird. Mehr Platz und mehr Natur sind also für die verbliebenen Einwohner und ihre Kommunen auch mit mehr Anstrengungen und folglich mit höheren Ausgaben verbunden, eine Anlage in Immobilien kann zum Verlust werden. Gleichzeitig ist schon seit den frühen Neunzigern von der „Wiederkehr des Regionalen“ die Rede. Vorgeschlagen wird in diesem Kontext unter anderem, sich überlokal zu orientieren, sodass Identität und Image nicht kleinräumlich bleiben. Dies kann dann zu strategischen Allianzen führen, im Sinne des beschriebenen Saalebogens oder der vorgeschlagenen thüringischen Dreistadt. Im August erst wurde mal wieder die Idee verhandelt, Sachsen-Anhalt zur Kostenersparnis aufzuteilen, und zwar auf Thüringen und Brandenburg. Das klingt naheliegend, weil das Bundesland keine gemeinsame Geschichte und kaum gemeinsame Identität hat. Außerdem ist Sachsen-Anhalt immer wieder wegen seiner Sparzwänge in der Presse. Der Autor und Historiker Gustav Seibt rechnete im Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung vor, dass sich Theater, Orchester und Kulturdenkmäler, „die in Jahrhunderten gewachsenen kulturellen Strukturen“, mit der Einsparung der Landesregierung erhalten ließen. Ein „Großbundesland“ Mitteldeutschland bräuchte gar nur eine Landesregierung statt drei. Das setzt viele Mittel frei, um mitteldeutsche Städte und Regionen in Rankings nach vorn zu heben.
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Bausteine für mehr Wohnqualität Kredit-Angebote der Investitionsbank Sachsen-Anhalt Lebensqualität, Unabhängigkeit, Altersvorsorge, Wertanlage, Vererbbarkeit – es gibt viele Gründe für den Besitz eines eigenen Heims. Mitentscheidend über den Weg dahin oder auch zur Erhaltung und Aufwertung der Bausubstanz ist eine ausgewogene und vor allem machbare Finanzierung. Das Team der Investitionsbank berät individuell und kostenfrei. Ob Hausbau, Eigentumswohnung oder der Erwerb einer Immobilie – ergänzend zu den Hausbanken und Bausparkassen bietet die Investitionsbank Sachsen-Anhalt (IB) verschiedene Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten an. Angehende Bauherren, Wohneigentümer oder auch Vermieter können damit die Gesamtfinanzierung ihres Bauprojekts optimal abrunden. Nachfolgend einige Tipps über Finanzierungsbausteine: Baustein I Wer sich den Traum vom eigenen Heim schon erfüllt hat und nun seine Immobilie modernisieren will, erhält günstige Kredite über das Programm Sachsen-Anhalt MODERN. Ob neue Fenster, energiesparende Wärmedämmung, eine neue Heizung oder altersgerechte Umbaumaßnahmen – mit diesen Darlehen können Eigentümer und Vermieter ihre Immobilie erneuern.
Baustein II Mit dem IB-Wohneigentumsprogramm können Interessenten ein altes Haus kaufen, eine Wohnung erwerben oder die Ausgaben für das Baugrundstück finanzieren. Baukosten einschließlich der Baunebenkosten oder Zahlungen für anfallende Modernisierungs-, Instandsetzungs- und Umbaumaßnahmen lassen sich über dieses Darlehen begleichen. Ergänzend zur Finanzierung der Hausbank können damit für den Bau und Erwerb der Immobilie bis zu 100.000 Euro bei einer maximalen Laufzeit von 30 Jahren und einem Zins von 3,88 Prozent (nom.) eingesetzt werden.
IMMOBILIEN 2014 Vom 27. Februar bis 2. März 2014 dreht sich im Congress Center Leipzig wieder alles rund um die Immobilie. Mit den beiden separaten Angebotsbereichen „Gewerbe & Kongress“ und „Wohnen & Eigentum“ richtet sich die Messe IMMOBILIEN an interessierte Fach- und Privatbesucher gleichermaßen. Im Bereich „Gewerbe & Kongress“ werden am 27. und 28. Februar aktuelle Flächenangebote sowie Investitionsmöglichkeiten in Mitteldeutschland aufgezeigt. Der Messe-Bereich ist damit die ideale Plattform für Branchenprofis, um neue Projekte anzubahnen oder sich mit Fachkollegen auszutauschen. Ein umfangreiches Fachprogramm mit speziellen Vorträgen für die gewerbliche Immobilienwirtschaft rundet das Angebot ab. Rund ums Wohnen und den Erwerb der eigenen vier Wände geht es vom 28. Februar bis 2. März im Bereich „Wohnen & Eigentum“. Zahlreiche Aussteller werden interessante Angebote an Grundstücken, Wohnungen oder Häusern präsentieren – ganz gleich ob zur Miete oder zum Kauf. Auch die Immobilienfinanzierung wird ein wichtiges Thema sein. Ein informatives Rahmenprogramm gibt an allen Messetagen wertvolle Hinweise rund um die Immobilie. Der Messesamstag (1. März) hält ein besonderes Highlight bereit: Dann lädt die Sächsische Grundstücksauktionen AG (SGA) zur öffentlichen Immobilienauktion ein, bei der jeder Besucher mitbieten kann. JK
© Leipziger Messe GmbH / Fotograf: Thomas Rötting
© Fotolia
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Baustein III Auch das IB-Förderdarlehen unterstützt solche Maßnahmen mit bis zu 65.000 Euro. Hier werden speziell Personen und Familien mit geringerem Einkommen gefördert. Die Vorteile: 2,00 Prozent Zinsen (nom.), 10 Jahre Zinsbindung und obendrein ein Kinderbonus. Über fünf Jahre gibt es 800 Euro pro Kind und Jahr zusätzlich, für Neugeborene einmalig 5.000 Euro. JW
www.ib-sachsen-anhalt.de
www.immobilienmesse-leipzig.de
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Wirtschaftsförderer in Mitteldeutschland Landeshauptstädte Sitz der Wirtschaftsförderer Autobahn Diese Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn Sie den REGJO-Lesern Ihre Kommune oder Institution auf der REGJO-Karte der mitteldeutschen Wirtschaftsförderer präsentieren möchten, nennen wir Ihnen gern die Konditionen für die kostenpflichtigen Einträge. Unsere Kontaktdaten finden Sie im Impressum dieser Ausgabe oder unter www.regjo-leipzig.de.
Metropolregion Mitteldeutschland Leiter der Geschäftsstelle Herr Reinhard Wölpert Schillerstraße 5, 04109 Leipzig Tel.: 0341 / 6001620, Fax: 0341 / 6001613 metropolregion@leipzig.de www.region-mitteldeutschland.com
Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland GmbH Geschäftsführer Herr Jörn-Heinrich Tobaben Schillerstraße 5, 04109 Leipzig Tel.: 0341 / 6001612, Fax: 0341 / 6001613 E-Mail: tobaben@mitteldeutschland.com www.mitteldeutschland.com
IMG Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH Am Alten Theater 6, 39104 Magdeburg Tel.: 0391 / 568990, Fax: 0391 / 5689950 welcome@img-sachsen-anhalt.de www.investieren-in-sachsen-anhalt.de
Stadt Leipzig Wirtschaftsförderung Ansprechpartner Herr Dr. Michael Schimansky Martin-Luther-Ring 4-6, 04109 Leipzig Tel.: 0341 / 1235810, Fax: 0341 / 1235825 wirtschaft@leipzig.de www.leipzig.de
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Stadtverwaltung Altenburg Referat Wirtschaftsförderung Ansprechpartner Herr Tino Scharschmidt Markt 1, 04600 Altenburg Tel.: 03447 / 594840, Fax: 03447 / 594809 tino.scharschmidt@stadt-altenburg.de www.investor-altenburg.de, www.altenburg.eu
Landkreis Saalekreis Wirtschaftsförderung Leiter Referat Landrat Herr Uwe Lehmann Domplatz 9, 06217 Merseburg Tel.: 03461 / 401005, Fax: 03461 / 401012 uwe.lehmann@saalekreis.de www.saalekreis.de
Landkreis Harz Wirtschaftsförderung Sachgebietsleiter Herr Wilfried Strauch Dornbergsweg 2, 38855 Wernigerode Tel.: 03943 / 935816, Fax: 03943 / 935815 wirtschaftsfoerderung@kreis-hz.de www.kreis-hz.de
Stadtverwaltung Bautzen Wirtschaftsförderungsamt Ansprechpartnerin Frau Heike Raue Fleischmarkt 1, 02625 Bautzen Tel.: 03591 / 534592, Fax: 03591 / 534599 wirtschaftsfoerderung@bautzen.de www.bautzen.de
Stadtverwaltung Markkleeberg Wirtschaftsförderung Ansprechpartnerin Frau Kerstin Kaiser Rathausplatz 1, 04416 Markkleeberg Telefon: 0341 / 3533235, Telefax: 0341 / 3533148 kaiser@markkleeberg.de www.markkleeberg.de
Wirtschaftsförderungsgesellschaft Jena mbH Geschäftsführer Herr Wilfried Röpke Markt 16, 07743 Jena Tel.: 03641 / 8730032, Fax: 03641 / 8730059 jenawirtschaft@jena.de www.jenawirtschaft.de
„Wir haben alle Trümpfe”
Stadt Schönebeck (Elbe) Amt für Wirtschaftsförderung und Tourismus Ansprechpartner Herr Ellert Markt 1, 39218 Schönebeck (Elbe) Tel.: 03928 / 710504 wifoe@schoenebeck-elbe.de www.schoenebeck.de
Stadt Halle (Saale) Wirtschaftsförderung Ansprechpartner Herr Dr. Heinz Friedrich Franke Marktplatz 1, 06108 Halle (Saale) Tel.: 0345 / 2214760, Fax: 0345 / 2214776 wirtschaftsfoerderung@halle.de www.wirtschaft-halle.de
Burgenlandkreis Wirtschaftsamt Ansprechpartner: Thomas Böhm (Amtsleiter) Schönburger Str. 41, 06618 Naumburg Tel.: 03445 731308, Fax: 03445 731105 wirtschaftsamt@blk.de
Stadt Plauen Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing Ansprechpartner Herr Eckhard Sorger Unterer Graben 1, 08523 Plauen Tel.: 03741 / 2911800, Fax: 03741 / 29131800 eckhard.sorger@plauen.de www.plauen.de
Europastadt Görlitz-Zgorzelec GmbH Ansprechpartner Herr Christoph Ellsel Fleischerstraße 19, 02826 Görlitz Tel.: 03581 / 475712, Fax: 03581 / 475747 c.ellsel@europastadt-goerlitz.de www.europastadt-goerlitz.de
Wirtschaftsförderung Stadt Aschersleben Amtsleiter Herr Matthias May Markt 1, 06449 Aschersleben Tel.: 03473 / 958980, Fax: 03473 / 958920 wirtschaft@aschersleben.de www.aschersleben.de
Stadt Magdeburg Wirtschaft, Tourismus und regionale Zusammenarbeit Beigeordneter Herr Rainer Nitsche Julius-Bremer-Straße 10, 39090 Magdeburg Tel.: 0391 / 5402543, Fax: 0391 / 5402619 rainer.nitsche@ob.magdeburg.de www.ottostadt.de
Landkreis Leipzig Kreisentwicklungsamt Amtsleiterin Frau Gesine Sommer Stauffenbergstraße 4, 04552 Borna Tel.: 03433 / 2411050, Fax: 03437 / 984991050 gesine.sommer@lk-l.de www.landkreisleipzig.de
Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld mbH Andresenstraße 1 a 06766 Bitterfeld-Wolfen, OT Wolfen Tel.: 03494 / 638366, Fax: 03494 / 638358 info@ewg-anhalt-bitterfeld.de
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Zentralgebäude des BMW-Werkes Leipzig – Innovative Architektur ist bei BMW ein wichtiger Teil der Außendarstellung.
Landekreuz für Investoren
Harte und weiche Standortfaktoren bilden in der Region Leipzig ein ausgewogenes Ganzes und stehen für ein gedeihliches Miteinander aus Geschäftsklima und Lebens-Wertem. Text: Helge-Heinz Heinker Fotografie: Deutsche Bahn, BMW Group
Lohnende Investitionen funktionieren wie Punktlandungen. Gute Standorte gleichen Landekreuzen. Sie setzen Signale, ziehen mutige, unternehmerische Geister an, die dort „aufsetzen“ wollen, wo der Erfolg winkt. Die Stadt Leipzig und die beiden umgebenden Landkreise Leipzig und Nordsachsen gelten als exzellente Investoren-Region. Für ihre Studie „European Cities and Regions of the Future“ aus den Jahren 2012/13 kreiste die wirtschaftsaffine Mediengruppe der Financial Times auch über der Wirtschaftsregion im Nordwesten Sachsens. Fazit: Leipzig behauptet sich erfolgreich im Wettbewerb. In drei Kategorien, mit denen das Investitionsklima gemessen wurde, gelangte die Aufsteiger-Stadt unter die besten Zehn im kontinentalen Vergleich. Die Dynamik der Wirtschaftsleistung erhielt gute Noten und die Wirtschaftsfreundlichkeit der Verwaltung ebenfalls. Es sind nicht zuletzt die kundenorientierten Dienste im Grundstücksbereich, die anspruchsvollen Nachfragern – von Mittelständlern bis zu Großkonzernen – eine „Landung“ in der Wirtschaftsregion Leipzig erleichtern. Autobahnen und Daten-Autobahnen Nach 1990 entstand hier eine Verkehrsinfrastruktur auf höchstem Niveau. Autobahnen wurden neu gebaut oder verbreitert, der Flughafen erhielt eine zweite Start- und Landebahn, die Schienenwege befinden sich in zentralen europäischen Hochgeschwindigkeits-
und Güterverkehrskorridoren. Die Neubaustrecke der Bahn auf dem kurzen Weg von Berlin nach München führt über Leipzig und Halle. Ab Ende 2015 jagen die ICEs dann über die meist schnurgerade Magistrale. Ebenfalls auf dem neuesten Stand der Technik verbindet die Kommunikations-Infrastruktur wie ein Netz aus hellwachen Nervenbahnen sämtliche Punkte des Wirtschaftslebens miteinander. Verblüffend kurze Zeit genügte, um eine neue Wirtschaftsstruktur zu schaffen. Porsche und BMW errichteten neue Werke, die beide Vorreiterrollen übernehmen – beim Sportwagen-Spezialisten Porsche für neue Baureihen, beim weiß-blauen Premiumhersteller BMW für innovative Fahrzeugvarianten und seit kurzem auch in der Serienproduktion von Elektromobilen. Viele der begehrten Fahrzeuge sind für den Weltmarkt bestimmt. Wenn sich die Lust der Käufer auf ihren neuen Wagen zur Begierde steigert, wird für den Versand ab Leipzig gern der Luftfrachtweg eingeschlagen. Meinungsführer aus der Wirtschaft denken meist zuerst an den Flughafen Leipzig/Halle, wenn es um die Logistikregion geht. Von einigen tausend Luftfrachttonnen pro Jahr noch vor kurzer Zeit weisen die Steigflugraten der Fracht seit fünf Jahren steil nach oben. Mehr als 860.000 Tonnen Luftfracht wurden im Jahr 2012 hier umgeschlagen. Die Millionen-Marke zeigt sich am Horizont. Leipzig/Halle ist die Nummer zwei unter den deutschen Frachtflughäfen und gehört zur Spitzengruppe der zehn wichtigsten Umschlagplätze für Luftfracht in Europa.
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Leipzig punktet im Wettbewerb Spitzenpositionen im Ranking Das bei der Financial Times Group in London erscheinende Magazin Foreign Direct Investment wählte Leipzig innerhalb der Studie „European Cities & Regions of the Future 2012/2013“ in drei Kategorien unter die Top-Ten-Städte Europas. Erfolgreiche Ansiedlungen International erfolgreiche Unternehmen haben sich im Wettbewerb der Wirtschaftsstandorte für Leipzig entschieden. Dazu gehören: BMW, Porsche, DHL, Amazon, Future Electronics, Telekom, KPMG und viele weitere mehr. Spitze bei Logistik Leipzig/Halle ist laut einem SCI-Standortranking die dynamischste Logistikregion Deutschlands und die Nummer drei in Europa. Der Spitzenplatz wurde durch eine sehr erfolgreiche Ansiedlungspolitik erreicht. Wachsende Stadt 10.000 Einwohner mehr ist die Leipziger Bilanz von 2012. Mehr als 35.000 Einwohner konnte die Messestadt in den letzten zehn Jahren dazu gewinnen. Zufriedenste Büromieter Die zufriedensten Büromieter Deutschlands sitzen in Leipzig. Leipzig erhält Spitzennoten, was das Angebot passender Büroflächen, die Kosten sowie die Architektur der Gebäude betrifft. Der Container-Umschlagbahnhof Leipzig-Wahren der DUSS (Deutsche Umschlaggesellschaft Schiene-Straße mbH) ermöglicht zeitgemäße multimodale Logistik durchs Container-Verladen von Straße auf Schiene.
Taktgeber der Globalisierung „Flaggschiff“ am Fracht-Airport ist DHL – seit 2008 mit dem europäischen Hub für den Express-Versand eiliger Güter. Die kanariengelben Frachter mit den leuchtend roten Streifen verbinden nordamerikanische und ostasiatische Taktgeber der Globalisierung und vermitteln Wertschöpfungsketten und Kapitalkreisläufe. Um- und ausgeladen wird in Leipzig, feinverteilt in ganz Mitteleuropa. Die Perlenschnur der modernen Logistikzentren mit spezialisierten Speditionen zieht sich vor allem entlang der Autobahnen durch die gesamte Region. Keine inländische Logistikregion wächst im Moment schneller als die mitteldeutsche. Wo viel zu tun ist und die Wirtschaft floriert, freuen sich die Fachkräfte, die dafür benötigt werden. Um 35.000 Beschäftigte legte die Leipziger Wirtschaft seit 2006 zu, sowohl in den längst dominierenden Dienstleistungsbereichen als auch in modernen Fertigungsstätten. Knapp eine Viertelmillion Beschäftigte verdient hier ihren Lebensunterhalt. Davon profitiert die wachsende Großstadt mit ihren mehr als 528.000 Menschen, die Ende 2012 im Einwohnerregister standen, aber auch die umliegenden Kreise. Dichte Pendlerströme in den Spitzenzeiten zeigen, wie eng die Verflechtungen sind.
Bestes Kongresszentrum Europas Das britische Fachmagazin Business Destinations hat das Congress Center Leipzig (CCL) zum „Besten Kongresszentrum Europas“ gekürt
Leipzig – eine wachsende Stadt 531.566 528.540
517.838
508.775 505.559 502.401
2008
2009
2010
2011
* Stand: 30.06.2013 Quelle: Stadt Leipzig Ordnungsamt/Einwohnerregister
www.leipzig.de
Quelle: Stadt Leipzig Ordnungsamt/Einwohnerregister
2012
2013*
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Gr端n, gr端ner, Halle Mit Public Gardening und Smart Technologies zieht Halle jedes Jahr mehr Bewohner, Investoren und Touristen in seinen Bann.
Aufgrund der Reinheit des Wassers tummeln sich mittlerweile 20 Fischarten in der Saale und in der Fluss-Schwimmstrecke d端rfen auch Menschen wieder bedenkenlos planschen.
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Star-Park und der Technologiepark Weinberg-Campus spiegeln Halles Ansprüche an nachhaltige Stadtplanung.
Text: Anja Bonitz, Juliette Kaiser Fotografie: Thomas Ziegler (Star-Park und Weinberg-Campus: Fechner und Tom GmbH)
Park- und Gartenanlagen, Wald-, Flussund Auenlandschaften prägen das Stadtbild von Halle. Kein Wunder also, dass diese Stadt erst letztes Jahr zur „Grünsten Großstadt Deutschlands“ erklärt wurde. Gerade die Saale und der dazugehörige Auenbereich warten mit vielen öffentlichen Grünanlagen auf. „Das ist ein ungeheures Pfund!“, sagt der Fachbereichsleiter der Wirtschaftsförderung der Stadt Halle, Dr. Heinz Friedrich Franke. Das Grün hat einen erheblichen Wert für die Menschen. Es ermöglicht Erholung, Gesundheit und Sport. Die Peißnitz, eine Insellandschaft mitten in der Stadt, oder die älteste Burg am Ufer der Saale, die Burg Giebichenstein, gehören zu den beliebtesten Treffpunkten der Hallenser. Sport- und Freizeitanlagen tragen ebenfalls zur „grünen Qualität“ bei. Bäume statt Braunkohle Doch kann Halle nicht nur mit einem Großteil an Grün- und Waldflächen, sondern ebenso mit dem drittsaubersten Luftwert aller ostdeutschen Städte punkten. Zu DDRZeiten durch den Abbau der Braunkohle verschmutzt, kam es durch den dramatischen Transformationsprozess der Industrie nach der Wende zu einer Gesundung der Stadt. Der 13 Quadratkilometer große Stadtwald beeinflusst den guten Luftwert und sorgt mit einer Kaltluftschneise für ein gesundes Stadtklima. Gleich nebenan mit Blick auf die Stadt ist der Weinberg Campus, der zweitgrößte Technologiepark Ostdeutschlands. Hier sitzen u.a. die renommierten Forschungsgesellschaften der Max-Planck-, Fraunhofer- und Leibniz-Ge-
sellschaft sowie der Helmholtz-Gemeinschaft. Unweit davon am Altstadtring und vis-a-vis der jüngsten Burg an der Saale, der Moritzburg, befindet sich Deutschlands Nationale Akademie der Wissenschaften. Die Leopoldina vereint über 1.300 Forscher aus 30 Ländern, darunter mehr als 30 aktuelle Nobelpreisträger. Grün und zweckmäßig wird auch für Industrie- und Technologiegroßprojekte der Boden bereitet. Der Star-Park, ein 230 Hektar großer Industriepark greift den ökologischen Leitgedanken auf. Neben der perfekten Infrastruktur ist auch hier das Sonderstellungsmerkmal das ausgewogene Grün-Grau-Verhältnis.
Ausstellungspartner der Stadt Halle (Saale) EXPO Real 2013
Industriestandort Halle setzt auf Nachhaltigkeit Dieses neue Konzept zog bereits die ersten Firmen an den Industriestandort Halle. Die norwegische Firma ITS Innotech Solar legt passend zur Stadt großen Wert auf Nachhaltigkeit. Sie beschäftigt sich mit dem Repowering von Solarzellen, isoliert oder entfernt Verunreinigungen und erhält so die Leistungsfähigkeit der Zelle zurück. Ebenfalls auf nachhaltige Produkte bedacht ist der chinesische Verpackungshersteller Greatview Aseptic Packaging, der sich mit den grünen Firmenfarben perfekt ins Bild des Parks einreiht. Damit sind zwölf Prozent der möglichen Kapazität vergeben – Halle bietet daher noch genug Raum für Projekte mit Blick für zeitgemäßes Leben und Arbeiten. www.wirtschaft-halle.de www.halle.de
s Saalesparkasse
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Wohnen im Knast Die Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt hat ein ungewöhnliches Portfolio im Gepäck zur Expo Real. Zu den Liegenschaften, die zu neuem Leben erweckt werden sollen, gehört etwa eine ehemalige Justizvollzugsanstalt.
Text: Anja Bonitz, Juliette Kaiser Fotografie: Monumentalbild: Guido Siebert/BLSA, Scheibe C: Marco Warmuth, Außenansichten der JVA: BLSA
Stadtoberhäupter zählen gemeinhin nicht zu den Träumern. Und so verbirgt sich hinter Bernward Küpers Vision die durchaus kühne, aber nicht unrealistische Idee, den „Stachel im Stadtbild“ von Naumburg, direkt neben der historischen Altstadt gelegen, zu einem modernen Mischgebiet zu entwickeln. Eigentümer der Liegenschaft, die sich von der Straße „Am Salztor“ bis zur Parkstraße erstreckt, ist noch das Land Sachsen-Anhalt. Das Gebiet ist am südlichen Rand des Stadtkerns und am Nordrand des Bürgergartenviertels gelegen. In der Zeit zwischen 1865 und 1920 entstanden, ist dieses Gebiet eine der attraktivsten und gefragtesten Wohngegenden der Stadt. Dieses durch neue, hochwertige Wohnbebauung abzurunden und an die Innenstadt anzubinden, wäre eine lohnende Investition, ist der Oberbürgermeister überzeugt. Darüber hinaus kann er sich auf dem früheren JVA-Gelände – 2012 wurde das Gefängnis geschlossen – verschiedenste kleinere und mittlere Gewerbebetriebe vorstellen, die sich harmonisch in das Gesamtbild einfügen. Ehemalige Gefängnisverwaltung als repräsentative Hotellobby Bis auf das historisch wertvolle frühere Königliche Schwurgericht und Teile des alten Zellentraktes – beides steht unter Denkmalschutz – könnten die bisherigen Gebäude weichen. Das Gericht, später hatte darin die Gefängnisverwaltung ihren Sitz, ist ein schlummerndes Schmuckstück. Erbaut Mitte des 19. Jahrhunderts,
wurde hier unter verschiedenen Regierungsformen Recht gesprochen. Königreich, Kaiserreich, Republik und Diktatur hinterließen ihre Spuren. Das Gerichtsgebäude wäre ein repräsentativer Eingangsbereich zu einem Hotel- und Tagungskomplex, so die Vorstellung des Oberbürgermeisters. Es strahlt im Inneren noch immer die Pracht der Gründerzeit aus und verfügt zudem über ein kulturhistorisch bedeutendes Werk. Das Monumentalbild „Der Tod Abels“ von Eduard Julius Friedrich Bendeman, einem Vertreter der Düsseldorfer Malerschule, ziert das Treppenhaus. Entstanden mit dem Bau im 19. Jahrhundert, stellt es ein biblisches Motiv dar. Theater, Touristen und Träume – warten auf einen Investor Naumburg mit seinem Dom und der historischen Altstadt ist einer der wichtigsten Touristenmagneten im Süden Sachsen-Anhalts und weist die landesweit dritthöchsten Übernachtungszahlen auf. Es fehlt aber noch an einer exklusiven Adresse. Ein Vier-Sterne-Haus, möglichst einer bekannten Hotelkette, das schwebt dem Stadtoberhaupt für diesen Standort vor. Vielleicht ließe sich das mit einer öffentlichen Nutzung einiger Räume, zum Beispiel durch das kleine städtische Theater, verbinden. In jedem Fall wäre die Lage für Gäste ideal. Zu Uta und Ekkehard, den beiden weltberühmten Stifterfiguren im Naumburger Dom, ist es nur ein kurzer Spaziergang. Auch alle anderen Sehens-
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Links: Die JVA Naumburg wurde letztes Jahr geschlossen. Alle 130 Gefangenen wurden in die JVA Volkstedt, Halle und Dessau verlegt. Nun steht die Immobilie zum Verkauf. Mitte: Die „Scheibe C“ ist eine der fünf sogenannten „Scheiben“ in Halle-Neustadt. Vier dieser 18-geschossigen Hochhäuser stehen seit vielen Jahren leer. Rechts unten: Im ehemaligen Verwaltungsgebäude der JVA hängt das 5,60 Meter breite und 3,60 Meter hohe Gemälde „Der Tod Abels“, welches Eduard Bendemann 1864 eigens für das damalige Schwurgericht gemalt hatte. Dargestellt wird der von seinem Bruder Kain erschlagene Abel, Adam und Eva sowie der von zahlreichen trauernden Engeln umgebene Gottvater.
würdigkeiten der Stadt sind fußläufig zu erreichen. Apropos weltberühmt: Der Burgenlandkreis, die Stadt Naumburg und zahlreiche weitere Partner haben in enger Abstimmung mit dem Land Sachsen-Anhalt den Antrag zur Aufnahme des Naumburger Domes sowie der ihn umgebenden SaaleUnstrut-Kulturlandschaft in die UNESCOWelterbeliste gestellt. Auf dem Weg der Revitalisierung – JVA und „Scheibe C“ Wenn das Bewerbungsverfahren in drei bis vier Jahren erfolgreich abgeschlossen sein sollte, werden Naumburg und die gesamte Region noch attraktiver für Touristen und Bewohner. Das „Filetgrundstück“ in der Innenstadt soll dann längst aus dem Dornröschenschlaf erwacht sein und sich vom „Stachel im Stadtbild“ zur prächtigen Blüte gewandelt haben, so des Oberbürgermeisters durchaus realistische Vision. Auch das 18-geschossige Hochhaus „Scheibe C“ in Halle, ebenfalls im Besitz des
Landes Sachsen-Anhalt, soll wieder mit Leben gefüllt werden. Die Versuche, in dem seit 2002 leer stehenden Gebäude öffentliche Verwaltungen unterzubringen, scheiterten an zu hohen Sanierungskosten. Das Gebäude mit fast 10.000 Quadratmetern Fläche könnte als Wohn- oder auch Bürohaus genutzt werden. Geschätzt wird, dass für seine Sanierung mehrere Millionen Euro aufgebracht werden müssten. Expo Real 2013 als ideale Präsentationsplattform Für diese und zahlreiche weitere Immobilien und Grundstücke aus Landes-, Kommunal – oder Privatbesitz werden neue Eigentümer gesucht. Das Land SachsenAnhalt will diese Liegenschaften jetzt nicht nur bundesweit sondern international anbieten. Die beste Gelegenheit dafür ist die Präsentation auf der Expo Real 2013, der Internationalen Fachmesse für Immobilien und Investitionen. Die Bau- und Liegenschaftsmanagement Sachsen-Anhalt
(BLSA) wird in diesem Zusammenhang zum ersten Mal am Gemeinschaftsstand des Landes Sachsen-Anhalt und der Landeshauptstadt Magdeburg auf der Münchner Messe vertreten sein. „Wir versprechen uns davon, ein großes nationales und internationales Markteilnehmerfeld zu erreichen“, sagt Falko Balzer, Geschäftsführer der BLSA. Zuversichtlich stimme dabei auch die Tatsache, dass im Rahmen der kürzlich angelaufenen öffentlichen Ausschreibung erste Interessenten um die Zusendung der Exposés gebeten haben. Online bietet die Investitions- und Marketinggesellschaft des Landes auf ihrer Internetseite bereits zahlreiche Standortexposés an. Auf dem Messestand in München können potenzielle Interessenten dann auf einem großen Multitouchpanel neben diesen Angeboten auch in der Standortdatenbank unter 171 Industrie- und Gewerbeflächen in Sachsen-Anhalt nach geeigneten Objekten suchen. www.investieren-in-sachsen-anhalt.de/expo-real-2013
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Magdeburger Dynamik Die gezielten Anstrengungen Magdeburgs zur Mittelstandsförderung beginnen sich auszuzahlen: In den letzten Jahren hat die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts einen großen Sprung nach vorn gemacht.
Text: Dörthe Gromes Fotos: Stadt Magdeburg
Über gleich zwei besondere Auszeichnungen konnte sich Magdeburg in den letzten Monaten freuen. Ende 2012 wurde die Stadt im Ranking der renommierten Zeitschrift Wirtschaftswoche, das die 50 größten deutschen Städte im Zeitraum 2006 bis 2011 miteinander vergleicht, zur dynamischsten Stadt Deutschlands erklärt. Und im September dieses Jahres ernannte die Oskar-Patzelt-Stiftung Magdeburg zur „Kommune des Jahres 2013“. Ein solcher Preisregen kommt nicht von ungefähr. „Mit mehr als 15.500 Betrieben bei knapp 230.000 Einwohnern hat Magdeburg eine weit überdurchschnittliche Unternehmensdichte erreicht“, schreibt die Oskar-Patzelt-Stiftung in ihrer Urteilsbegründung. Mittelstandsförderung „Mit ungewöhnlichen Maßnahmen betreibt Magdeburg Mittelstandförderung: So unterstützt die Stadt aktiv die Positionierung kleiner und mittelständischer Unternehmen für nationale und internationale Wirtschaftspreise, indem sie Firmen nominiert, Juryarbeit leistet, Netzwerke unterstützt“, so die Stiftung. Ein solches Netzwerk ist beispielsweise die Landesinitiative Network-KMU, die seit 2005 gezielt kleine und mittelständische Unternehmen berät und begleitet. Außerdem schrieb die Stadt 2013 erstmalig den mit 6.000 Euro dotierten IQ Innovationspreis Magdeburg aus. Ausgezeichnet wurde die AiMESS Services GmbH für ihre Entwicklung eines neuartigen, zeitsparenden Verfahrens zur Messung spiegelnder Oberflächen mittels Infrarotlicht. Der IQ Innovationspreis
Magdeburg ist ein regionaler Ableger des IQ Innovationspreises Mitteldeutschland, der seit neun Jahren von der Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland verliehen wird. Ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt ist die enge Verzahnung von Wissenschaft und Unternehmen. An der erst 1993 gegründeten Otto-von-Guericke-Universität studieren 14.000 Studierende vor allem ingenieur- und naturwissenschaftliche Fächer. Daneben gibt es die Hochschule MagdeburgStendal, das Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme, das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung sowie zahlreiche weitere außeruniversitäre Forschungszentren. Wissenschaftshafen Durch die massive Deindustrialisierung in den 1990er Jahren lagen in Magdeburg ganze Industriequartiere brach. Eine städtebauliche Herausforderung, welche die Ottostadt geschickt zu nutzen verstand. So wurde der ehemalige Handelshafen im Herzen der Stadt zum sogenannten Wissenschaftshafen umgewidmet. Die alten Speicher wurden saniert, wo früher Waren lagerten, haben nun verschiedene Forschungseinrichtungen und Start-ups im Wissenschaftsbereich ihren Sitz. Das Areal wird ständig weiterentwickelt. „Der Umbau des Handelshafens ist ein Symbol für den Wandel Magdeburgs von der Stadt des Schwermaschinenbaus zur Stadt der Wissenschaft“, heißt es auf der Website des Projektes.
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Linke Seite: Der größte Binnenhafen Mitteldeutschlands. Diese Seite: Links: Die Grüne Zitadelle in Magdeburgs Innenstadt wurde von Friedensreich Hundertwasser entworfen. Rechts: Die Denkfabrik zeigt die grundlegende Veränderung des alten Handelshafens zum Wissenschaftshafen.
Binnenhafen Es gibt jedoch nach wie vor einen „richtigen“ Hafen in der Stadt. Magdeburg war aufgrund seiner verkehrsgünstigen Lage schon immer ein wichtiges Handelszentrum. Der Hafen liegt im Norden der Stadt, unweit des Wasserstraßenkreuzes von Mittellandkanal und Elbe. Er erstreckt sich auf einer Gesamtfläche von circa 625 Hektar. Es ist der größte Binnenhafen Mitteldeutschlands und er dient als wichtiger Hinterlandhafen für Hamburg, Bremen und Stettin, verfügt über eine unmittelbare Anbindung ans Schienennetz und an die Autobahn. Im vergangenen Jahr wurden rund drei Millionen Tonnen umgeschlagen, vor allem Roheisen, Dünger, Agrarprodukte, Baustoffe sowie Konstruktions- und Anlagenteile. „Unser Geschäft beruht auf drei verschiedenen Standbeinen“, erklärt der Geschäftsführer des Hafens Karl-Heinz Ehrhardt, „zum einen das traditionelle Hafengeschäft, das den Umschlag, die Lagerung und die Verteilung von Handelsgütern beinhaltet, zum anderen das Logistik- und Speditionsgeschäft und zum dritten die Ansiedlung von Unternehmen auf dem Hafengelände.“
Zu diesen Unternehmen gehören unter anderem der Windkraftanlagenhersteller Enercon und der Agrargroßhändler Beiselen. Schiffshebewerk Um den Höhenunterschied zwischen Mittellandkanal und Elbe zu überwinden, gibt es die Schleusen Niegripp, Hohenwarthe und Rothensee. Letztere, die 2001 eröffnet wurde, ersetzt die Funktion des alten Schiffshebewerks. Gebaut in den 1930er Jahren sollte es nach dem Willen es Bundesverkehrsministeriums und gegen den Widerstand vieler Bürger endgültig stillgelegt werden. Die Kommune sprang in die Bresche, übernahm notwendige Sanierungen und betreibt es nun auf eigene Kosten. Seit August 2013 ist es wieder für den Publikumsverkehr geöffnet und wird vor allem für touristische Zwecke genutzt. „Das Schiffshebewerk ist ein Symbol für die Magdeburger Ingenieurskunst“, sagt Rainer Nitsche, Beigeordneter für Wirtschaft, Tourismus und regionale Zusammenarbeit. „Es ist ein Wahrzeichen der Stadt und wichtiger
Baustein unseres wassertouristischen Netzes.“ Magdeburg hat den düsteren Prognosen der Nachwendezeit getrotzt. Damals schien die Stadt zu den Einheitsverlierern zu gehören. Zehntausende Arbeitsplätze gingen verloren. Zwischen 1990 und 2008 schrumpfte die Bevölkerung um fast 50.000 Menschen. Seitdem gibt es wieder einen leichten Bevölkerungszuwachs. Noch befindet sich Magdeburg im Gesamtranking der Wirtschaftswoche auf Platz 39 von 50. Und doch: „Magdeburg hat sich zwischen 2006 und 2011 unter den 50 größten Städten Deutschlands am besten entwickelt und hat Qualitäten erreicht, die eine gute Basis für einen weiteren Sprung nach vorn sind. Die Schwächen liegen offen zutage, ihnen gilt unsere besondere Aufmerksamkeit“, so abschließend Wirtschaftsförderer Nitsche. „Wir haben den Willen zu Veränderungen, den Mut, neue Wege zu gehen, und das klare Ziel vor Augen, Magdeburg zu einer der TopStädte in Deutschland zu machen.“ www.magdeburg.de www.magdeburg-hafen.de www.wissenschaftshafen.de
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Als Gesicht der WRL verstärkt Lutz Thielemann die persönliche Komponente beim Vermarkten der gemeinsamen Wirtschaftsregion.
Eine Region – eine Botschaft
In der Region Leipzig lässt sich gut investieren. Durch eine neu konstituierte Wirtschaftsförderungsgesellschaft wird dem der notwendige Raum geboten. Text: Helge-Heinz Heinker Fotografie: Pawel Sosnowski
Neu am Messeauftritt der Wirtschaftsregion Leipzig/Halle auf der Gewerbeimmobilienmesse EXPO REAL des Jahrgangs 2013 in München ist neben manchem Projekt der Aufsteigerregion vor allem der erstmalige Auftritt der WRL (Wirtschaftsförderung Region Leipzig GmbH). Die Gesellschaft, an der die Stadt Leipzig, die Landkreise Leipzig und Nordsachsen sowie die Industrie- und Handelskammer Anteile halten, ging erst vor wenigen Monaten an den Start. Nun folgt voller Enthusiasmus gleich die europäische Leitmesse für Gewerbeimmobilien, wo faktisch alle ambitionierten Wirtschaftsregionen als starke Wettbewerber in die Arena steigen, um Aufmerksamkeit und Investoreninteresse zu wecken. Die Marke Leipzig zieht Leipzig – das ist die Botschaft. Die traditionsreiche Handelsstadt hat einen guten Namen und die nötige Bekanntheit in der Welt. Die Region Leipzig – das ist der Motor, der aus dem Zusammenspiel zwischen Oberzentrum und infrastrukturell wie arbeitsteilig verflochtenem Umland seine Leistung entwickelt – in geradezu idealer Position in der Mitte Europas. An der Spitze
der WRL bringt Lutz Thielemann Schwung in die Vermarktung der Wirtschaftsregion. Der Geschäftsführer ist seit Mitte August 2013 im Amt und verkörpert mit seiner Biografie die Verwurzelung vor Ort mit der Vernetzung in der Welt. Geboren 1968 in Wurzen im heutigen Kreis Leipzig, studierte Thielemann Betriebswirtschaftslehre an der Universität Leipzig und an der Northwestern University in Chicago. Nach mehreren beruflichen Stationen im Produktmarketing bekannter Markenartikler zog es ihn im Jahr 2006 mit seiner inzwischen erworbenen Expertise zurück nach Leipzig. Es galt, das Stadtmarketing professionell aufzuziehen. Anschließend lockte der Chefposten des Tourismus- und Standortmarketings in der Europastadt GörlitzZgorzelec GmbH, wo die EU-Osterweiterung zu beiden Seiten der Neiße in einer deutsch-polnischen Doppelstadt gelebt wird. Professionelles Standortmarketing Der jüngste Karriereschritt führte zur Wirtschaftsförderung einer vielgestaltigen Region, die vollen Einsatz und exzellente Managerqualitäten beim Koordinieren der
zahlreichen Branchen und Akteure erfordert. „Damit unterstreichen alle Beteiligten ihren gemeinsamen Willen zu einem starken Außenauftritt im interregionalen Wettbewerb der Wirtschaftsstandorte. Die WRL GmbH ist mit ihrem Kernauftrag zur Akquisition von Unternehmen und Fachkräften sowie zur weiteren Profilierung der Wirtschaftsregion eine klassische Gesellschaft des Standortmarketings“, umreißt Thielemann seine neue Herausforderung. Mit den Andockmöglichkeiten für Konzerne und Mittelständler an das weit vorangeschrittene Logistiknetzwerk und mit der Vertiefung von Kooperationen innerhalb der Zuliefererstrukturen des verarbeitenden Gewerbes eröffnen sich reizvolle Dimensionen für Investoren. Eine Reise von Unternehmern und Wirtschaftsförderern nach Memphis/Tennessee, wo Federal Express verankert ist, zeigt, welche Partner sich inzwischen für den Standort interessieren. Große Pakete werden geschnürt für den Aufstieg der Region Leipzig in die Spitzenliga lukrativer Standorte. Die Wirtschaftsförderung öffnet die richtigen Türen. www.invest-region-leipzig.de
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Dr. Thomas Kahlisch und Sandra Kirsche von der Deutschen Zentralbücherei für Blinde in Leipzig bei der Vorstellung der Blindenkarte in der Stadtbibliothek Leipzig.
Neuseenland-Relief
Mit Hilfe einer neuen Reliefkarte wird das Leipziger Neuseenland erstmalig für Blinde und Sehbehinderte erfassbar. Sie verdankt ihre Entstehung einer Kooperation zwischen dem Grünen Ring Leipzig und der Deutschen Zentralbücherei für Blinde.
Text: Dörthe Gromes Fotografie: Swen Reichhold
Damit blinde Menschen sich eine Vorstellung von geografischen Gegebenheiten machen können, sind sie auf spezifische Hilfsmittel angewiesen, zum Beispiel auf Reliefkarten. Eine solche Reliefkarte gibt es seit September dieses Jahres nun auch für den Gewässerverbund Leipziger Neuseenland. Das ist eine Besonderheit, denn aufgrund ihrer aufwändigen und teuren Herstellung gibt es nur wenige Reliefkarten, die lokale Gegebenheiten abbilden. Die Idee dazu entstand vor drei Jahren bei einem Workshop zu barrierefreiem Informationsmaterial für den Tourismus in der Neuseenlandregion. Projektpartner Mit der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB) und dem Grünen Ring Leipzig (GRL) fanden sich zwei kompetente Projektpartner. Als Auftraggeber fungierte der GRL, die DZB übernahm zum Selbstkostenpreis Entwicklung und Herstellung der Karte. „Wir wollen mit diesem Pilotprojekt ein Zeichen für Barrierefreiheit im Leipziger Neuseenland setzen“, erklärt Heike König, Leiterin der Geschäftsstelle des GRL. „Inklusion ist Möglichmachen von Teilhabe der ganzen Gesellschaft an allen Angeboten, auch in und an der Natur. Die Erlebbarkeit des Leipziger Neuseenlandes darf nicht denen vorbehalten sein, die sehen können.“ Die zweiteilige Reliefkarte im A3-Format umfasst das Gebiet zwischen Bitterfeld im Norden, Großpösna im Osten, Böhlen und Rötha im Süden und Halle im Westen, Leipzig mittendrin, dazu Flüsse, Seen, Orte und touristische Ziele. Eine Legende und ein Begleitheft mit den wichtigsten Informationen zu den Kursverläu-
fen auf 16 Seiten vervollständigen die Karte. Das Relief besteht aus einer stabilen Plastikfolie, die mit einem Großdruckpapier unterlegt ist. Auf diese Weise ist die Karte für Blinde, Sehbehinderte und Sehende gleichermaßen nutzbar. Weitere Zusammenarbeit In einer Erstauflage wurden zunächst zwanzig Stück hergestellt – mit der Option auf weitere Auflagen. Die Karte wird von der DZB und dem Blinden- und Sehbehindertenverband Leipzig gegen eine Schutzgebühr von zehn Euro vertrieben. Der Direktor der DZB, Dr. Thomas Kahlisch, ist selbst blind und ein großer Naturfreund: „Ich freue mich sehr, dass wir mit Hilfe dieser Kooperation die Blinden und Sehbehinderten vor Ort über die neuentstandenen Gewässer informieren können.“ Er erklärt, dass die Reliefkarte blinden Menschen weniger zur Orientierung dienen würde als vielmehr dazu, sich eine Vorstellung von der Lage der Seen zueinander und ihrer jeweiligen Größenverhältnisse machen zu können. Die Projektpartner überlegen, in den nächsten Jahren weitere Detailkarten mit einzelnen Kursen herzustellen. Dann könnten blinde Menschen zum Beispiel den Routenverlauf einer konkreten Boots- oder Schifffahrt nachvollziehen. Schließlich, so Dr. Kahlisch, würden viele Menschen die Freude an der Natur, an Wasser, Wind und Wellen teilen, ganz unabhängig davon, ob und wie gut sie sehen können. www.dzb.de www.gruenerring-leipzig.de
Schlafstörungen
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Leipzig im Wandel: Lindenauer Hafen Mit der Entwicklung des Lindenauer Hafens erfüllt sich ein lang gehegter Traum vieler Leipziger. Die Stadt markiert mit diesem wichtigen Entwicklungsprojekt selbstbewusst den Wandel von der schrumpfenden zur wachsenden Stadt.
Text: Sebastian Pfeiffer, LESG Bild: LESG
Nach mehreren Jahren der Vorbereitung wurde im Juli 2013 mit der Neuerschließung der innerstädtischen Brachfläche begonnen. Parallel konnten bereits im Januar 2013 die ersten sechs von zehn Grundstückslosen (insgesamt 35.365 m² Bauland) in einem zweistufigen Vermarktungsverfahren ausgeschrieben werden. In den nächsten Jahren wird hier, in prominenter Wasserlage, ein neues, urbanes, vielfältiges und lebendiges Wohnquartier entstehen. Bereits im Juni 2013 wurden die von Investoren, Projektentwicklern, Bauträgern, Wohnungsunternehmen, aber auch von Selbstnutzern und Baugemeinschaften eingereichten Entwürfe durch eine Jury bewertet. „Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Es verspricht bereits jetzt eine hohe urbane Qualität für das neue Stadtquartier sowie eine breite Nutzungs- und Nutzervielfalt, die neben verschiedenen Wohnformen, Wohnungsgrößen, Eigentumsformen und Preissegmenten auch Raum für Dienstleistungs- und Büronut-
zungen, Wohngebietsversorgung sowie Gastronomie und wasseraffine Angebote bereit hält“, sagt der Amtsleiter des zuständigen Amtes für Wohnungsbau und Stadterneuerung, Karsten Gerkens. Stadtquartier mit Vorbildcharakter: Vielfalt, Qualität, Nachhaltigkeit Unter den Bietern wurden für jedes Los drei Ränge gekürt. Dabei zählen neben der architektonischen und städtebaulichen Qualität auch die Nutzungsmischung und Nutzungsvielfalt sowie die Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Mit Rangträgern werden nun Grundstücksverhandlungen geführt, in die, neben diesen Kriterien, auch die Höhe des Kaufpreisangebots einfließt. Dieses zweistufige Vergabeverfahren zeigt, dass sich die hohen Nutzungs- und Gestaltungsansprüche der Stadt an die Quartiersentwicklung durchaus wirtschaftlich erfolgreich um-setzen lassen.
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Links: Die Vision des Areals Lindenauer Hafen verspricht eine breite Nutzungsvielfalt: Wohnungen, Büroräume sowie Gastronomie können hier Einzug halten. Oben: Die erste Phase der zweistufigen anonymen Grundstücksvermarktung wurde erfolgreich abgeschlossen. Nun werden die Entwürfe überarbeitet und konkrete Kaufpreisangebote unterbreitet. Unten: Im Juli 2013 begann die Neuerschließung der innerstädtischen Brachfläche. Die Arbeiten an den ersten neuen Gebäuden auf dem Hafenareal könnten 2014 beginnen.
Die Teilung des Areals in mehrere Lose, in denen klassische Projektentwickler, aber auch Selbstnutzer und Baugemeinschaften zum Zuge kommen, die konkrete Forderung nach ge-werblichen Nutzungen in bestimmten Teilbereichen und das Augenmerk auf eine bewusste Differenzierung des Wohnungsangebots sichern urbane Lebendigkeit, eine breite Nutzungsmischung und vielfältige Wohnungsange-
bote. Das Verfahren setzt damit auch einen Qualitätsmaßstab für die weitere Flächenentwicklung in der Stadt. Wachsen statt Schrumpfen: Entwicklungsschub Wassernetz Die Grundstücksveräußerung in Verbindung mit einer Bauverpflichtung (Fertigstellung innerhalb von vier Jahren) sichert
eine zügige Entwicklung. Bereits 2014/ 2015, mit Fertigstellung der Erschließung, wird das neue Stadtquartier so deutlich an Gestalt gewinnen. In Reaktion auf das große Interesse im ersten Vermarktungsabschnitt sollen die nun verbliebenen Grundstückslose unmittelbar folgend zu Beginn des Jahres 2014, ebenfalls im Zuge eines zweistufigen Vermarktungsverfahrens, ausgelobt werden. Einen wesentlichen Entwicklungsschub für das Areal bedeutet die derzeit in Umsetzung befindliche Gewässerverbindung des Hafens an den Karl-Heine-Kanal, der durch die gründerzeitlichen Viertel des Leipziger Westens führt. Mit der Herstellung dieses 650 Meter langen Gewässerstücks erhält der Lindenauer Hafen, dessen Hafenbecken und Speicher nach der Errichtung im Dritten Reich nie vollendet wurden, erstmals einen Gewässeranschluss. Finanziert wird diese Maßnahme im Zuge der Initiative „Joint European Support for Sustainable Investment in City Areas (JESSICA)“ der Europäischen Union. Mit dem so genannten Stadtentwicklungsfonds
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Für die Wohnungsfläche gilt: wirtschaftliche Grundstückspreise sowie hohe bauliche Qualität.
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können bedeutsame kommunale Entwicklungsprojekte vorfinanziert werden. Die Refinanzierung steht den Kommunen folgend für die Finanzierung weiterer Projekte zur Verfügung. Der Stadt Leipzig ist es mit dem Projekt erstmalig in der Europäischen Union gelungen, dieses neue und zukunftsweisende Finanzierungsinstrument anzuwenden. Die Refinanzierung der für den Wasserbau eingesetzten Mittel wird aus den zukünftigen Grundstückseinnahmen gewährleistet. Für Entwicklung und Grundstücksvermarktung steht die beauftragte treuhänderische Sanierungsträgerin, LESG mbH, Herr Projektleiter Pfeiffer (0341/9927760 s.pfeiffer@lesg.de), gern zur Verfügung
2002 Entwicklungsvorstellung „Olympisches Dorf“ im Zuge der Bewerbung der Stadt Leipzig um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2012 (Beherbergung von 20.000 bis 30.000 Sportlern, weitere Entwicklung zum Wohngebiet) 2004 Beschluss einer Sanierungssatzung – Entwicklung eines Wohngebiets und Herstellung der Gewässerverbindung an den Karl-Heine-Kanal ab 2004 Beginn der Freilegungsarbeiten ab 2005 Beginn der Verhandlungen zur Finanzierung der Maßnahmen mit EU, Bund und Land 2008 städtebauliches und landschaftsplanerisches Gutachter verfahren zur Gestaltung der Gewässerverbindung und Entwicklung des Hafens. Wesentliche Festlegungen: Beschränkung der baulichen Entwicklung auf die Ostseite (städtische Seite) des Hafenbeckens, langfristige Renaturierung des Westufers, Entwicklung eines technischen Hafens (Marina Leipzig-Lindenau) im Nordbereich zwischen den historischen Speichern ab 2008 Sicherung der Grundstücke/Umsetzung der für die Erschließung erforderlichen Grunderwerbe Sept. 2011 Spatenstich Vorbereitung der Erschließungstrasse von der Plautstraße im Zuge der Freilegungsarbeiten 2012 Beschluss der Rahmenvorlage zur Entwicklung des „Zentralen Bereichs Lindenauer Hafen“ durch den Stadtrat – Sicherung der Finanzierung Bau- und Finanzierungsbeschlüsse für die Gewässer verbindung und die Erschließung Sept. 2012 Spatenstich Gewässerverbindung – Beginn der Leitungs- umverlegungen (Trinkwasserversorgung Grünau) Jan. 2013 Bestätigung Vermarktungskonzept durch den Stadtrat – Auslobung erster Grundstücke Juni 2013 Jurysitzung zur Bewertung der eingegangenen Angebote nach den Kriterien: - städtebauliche/architektonische Qualität - Nutzungsmischung/Nutzungsvielfalt - Energieeffizienz und Nachhaltigkeit Aufforderung der Rangträger zur Abgabe eines Kaufpreisangebots sowie Möglichkeiten zur Entwurfs überarbeitung Juli 2013 Beginn der Neuerschließung und des Wasserbaus Sept. 2013 Beginn der Grundstücksverhandlungen Ende 2013 Veräußerung erster Grundstücke Anfang 2013 Auslobung des zweiten Vermarktungsabschnitts Mitte 2014 Fertigstellung der Erschließung Anfang 2015 Fertigstellung der Gewässerverbindung und der Freianlagen Im weiteren Verlauf werden sich die Entwicklung der Marina Leipzig-Lindenau, die Anbindung an den Elster-Saale-Kanal (Lyoner Brücke) sowie die Freilegung und Renaturierung des Westufers anschließen.
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Standort von Industrie, d Gewerbe un Entwicklung
Lo g i s t i k s ta n d o r t M ag d e b u r g
Magdeburg – die Schnittstelle europäischer Verkehrsachsen Die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalt liegt im Schnittpunkt wichtiger europäischer Verkehrsströme. Sie ist dank optimaler Transportwege auf Straßen, Schienen und dem Wasserweg ein optimaler Logistikstandort für ansässige Unternehmen sowie potentielle Investoren. SachSen-anhalt 2.000 km mit den Fernstraßen-Anbindungen an die Bundesautobahnen A 2 und A 14 bietet magdeburg nicht nur ideale Transportwege auf den Straßen, sondern ist als Eisenbahnknotenpunkt auch umfassend an das Schienenwegesystem der Deutschen Bahn angegliedert. Eine bedeutende Rolle bei der Erstellung intelligenter Transportdienstleistungen spielt auch der Hafen magdeburg, der zu den größten Binnenhäfen Deutschlands zählt und als Allround-Logistikdienstleister und Hinterland-Drehscheibe für die Seehäfen an Nord- und Ostsee in Sachsen-Anhalt agiert.
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Antrieb von unten Mit der Eröffnung des City-Tunnels am 14. Dezember 2013 erfüllt sich der Jahrhunderttraum einer unterirdischen Schienenverbindung unter der Leipziger Innenstadt.
Text: Helge-Heinz Heinker Fotografie: Freistaat Sachsen
Zwei hochfliegende Eisenbahnträume trieben viele Leipziger seit dem späten 19. Jahrhundert um. Einen würdigen, repräsentativen Hauptbahnhof wollten sie haben, um dem hinderlichen Klein-Klein der in wilder Konkurrenz entstandenen Endbahnhöfe zu entkommen. Und als die Metropolen-Station dann wirklich heranwuchs, sollte sie doch gleich auf dem kürzesten (Schienen-)Weg mit dem Bayerischen Bahnhof verbunden werden. Klar, diese Trasse führt nun mal unter dem Stadtzentrum hindurch. Der Traum vom Hauptbahnhof ging auf, zwar nicht zum ursprünglich geplanten Termin 1914, da überschlug sich bekanntlich das Weltgeschehen, aber immerhin ein Jahr später. Komplizierter verlief die Sache mit dem Tunnel, der doch eigentlich nur eine knapp zwei Kilometer lange Lücke im Schienennetz schließt. Aber die hat es eben in sich. Ein Eisenbahntunnel unter dem Zentrum der quirligen Handels- und Messestadt. Wie eine Konstante zieht sich dieser Wunschtraum durch alle vermeintlichen und tatsächlichen Wirtschaftsaufschwünge der vergangenen hundert Jahre. Geplant wurde die Trasse unter der Stadt in der Wei-
marer Republik (da raste die Inflation), in der Nazizeit (da wurde das Geld in einer Höllenfahrt verpulvert) und in der DDR (da reichte das Geld für die Planung, aber – wie meist – nicht für den Bau). Kein Wunder, dass mit der deutschen Einheit quasi-automatisch die Idee vom Leipziger Eisenbahntunnel auferstand. Realistische Tunnel-Perspektive Just im euphorischen Einheits-Herbst 1990 wurde der 75. Geburtstag des Hauptbahnhofs gefeiert, und der neue Oberbürgermeister Hinrich Lehmann-Grube entwarf im Jubiläums-Überschwang eine günstige Aussicht auf die Innenstadt-Querung im Untergrund. Politische Verbündete galt es in Dresden und beim Bund zu gewinnen – und viel Geld musste lockergemacht werden. Das Riesenvorhaben ließ sich recht gut an. Vier Röhren, davon zwei für den Fernund zwei für den Regionalverkehr, sollten entstehen; sie hätten die eleganteste Lösung für die unterschiedlichen Reise-Anforderungen gebracht. Doch daraus wurde nichts. Schon die Konzeptphase geriet so lang, dass die Preise schneller wuchsen als ein fertiges Projekt. Damit war die Rückbe-
sinnung auf nur zwei Röhren vorgezeichnet. Sie sollen dem Regionalverkehr dienen, Fernverkehr hätte, wenn überhaupt, hier unten nur einen Gast-Status. Viele weitere Querelen in fein verästelten Bauund Finanzierungsdetails würden dicke Bücher füllen. Es ist am besten, die Entstehungsgeschichte des Bauwerks ebenso abzukürzen wie der City-Tunnel unter dem Leipziger Pflaster die Schienenquerung von Nord nach Süd abkürzt. Der Tunnel ruht im erdig-weichen Schoß der tausendjährigen Stadt, aber alle, die sich zu diversen Tagen des offenen Tunnels den kühlen Luftzug 18 Meter unter dem Markt schon um die Nase wehen ließen, wissen, dass es da unten trocken ist. Also haben die Spezialisten gut gebaut. Und alle, die von der vorerst noch behäbigen „Verteilerebene“ vor dem Hauptbahnhof einen seitlichen Blick in Richtung Tunnelstation geworfen haben, sehen, dass da ja sogar ein paar moderne Architekturideen drin stecken. Die Station hier sieht komplett anders aus als ihre Schwestern unter dem Markt oder unter dem Leuschnerplatz und erst recht ganz anders als das farbige Riesen-Mikado aus zierenden, kreuz und quer gespannten Röhren unter dem historischen
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Bayerischen Bahnhof. Also wurde sogar etwas für das Auge getan, was ja keineswegs selbstverständlich ist in der Epoche der Schuldenbremse. Er ist teuer geworden, der City-Tunnel. Ursprünglich veranschlagte 572 Millionen Euro schossen durch Umplanungen, verschärfte Sicherheitsvorschriften in der Bauphase und durch heftige Preissprünge für Baustahl auf 960 Millionen Euro hoch. Die beteiligten Baukonzerne wurden nicht ärmer beim Umgang mit den Riesenlosen des anspruchsvollen Ingenieurbauwerks. Von vornherein war das Budget auf Kante genäht, das konnte nicht gutgehen, raunen inzwischen viele, die damals dabei gewesen sein wollen. Hart verhandelt, flott finanziert „Ich will die Milliarde nicht sehen“, zürnte vor 15 Jahren der sächsische Wirtschaftsminister Kajo Schommer öffentlich. Er meinte D-Mark. „Ich will die Milliarde nicht sehen“, zischte wohl auch Schommers Nach-Nach-Nachfolger Sven Morlok, der im Moment in Dresden das Wirtschafts- und Verkehrsressort des Freistaats lenkt. Nur hat er jetzt Euro im Kopf. Es wird wohl gelingen, die Schlussrechnung vier Prozent unter der ominösen Milliarden-
schwelle zu halten und den Landesrechnungshof gnädig zu stimmen. Für die Stadt Leipzig ist der City-Tunnel ein gutes Geschäft. Als im Brustton der Überzeugung noch mit einer reichlichen halben Milliarde Euro Investitionskosten argumentiert wurde, verhandelte die Kommune hart und schlau und erreichte, dass ihr eigener Anteil auf reichlich sieben Millionen Euro beschränkt blieb, weniger als ein Prozent des Endbetrags aller Kosten und obendrein zum großen Teil in Gestalt eigener Grundstücke eingebracht, so dass die Stadtschatulle zusätzlich geschont blieb. Stiegen die Baukosten, musste der Freistaat Sachsen einspringen, so lautet der Finanzierungsvertrag, den Oberbürgermeister Tiefensee nach der Unterzeichnung im Mai 2003 wie eine Trophäe festhielt, weil er wohl ahnte, wie günstig die Stadt Leipzig zu „ihrem“ Tunnel kommen würde. Region auf der Gewinnerseite Und was bekommen Bahnkunden und die Mitteldeutschen generell für fast eine Milliarde Investitionskosten? Auf jeden Fall erheblich mehr als eine kurze Tunnelstrecke der Bahn. Der Charme des Bauwerks ist seine Strahlkraft des Faktischen, die
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Großes Bild: Station Wilhelm-Leuschner-Platz Kleines Bild: Historische Aufnahme vom Leipziger Hauptbahnhof 1912
weit reicht. Erstmals eröffnet sich die Perspektive eines großzügig geflochtenen mitteldeutschen S-Bahn-Netzes. Formte die ursprüngliche S-Bahn der Messestadt seit 1969 noch das „Herz von Leipzig“, das mit seinen Strecken weit um das Stadtzentrum herumführte und nur am Hauptbahnhof eine schwache Ahnung von City-Nähe vermittelte, so präsentiert sich die künftige S-Bahn als attraktiv geformter Körper – mit einem oben üppig ausladenden Streckenbündel und einer Auffächerung der verschiedenen Linien im Hüftbereich unten, in Richtung Süden. Die schmale Taille des Körpers aber, wo alles zusammenläuft, die bildet der City-Tunnel. Dort sind keine begrifflichen Verbiegungen von Zentrumsnähe oder Ähnlichem mehr nötig; der City-Tunnel liegt im Zentrum, und die Bahn bringt auf direktem Wege Menschen zum Wohnen, zum Studium,
zur Arbeit oder in der Freizeit dorthin und holt sie dort bequem auch wieder ab. Eine Etage unter dem Leipziger Markt beginnt der direkte Zugang nach Halle, Bitterfeld, Torgau, Hoyerswerda, Wurzen, Geithain, Borna, Altenburg und Zwickau. Natürlich führt die neue S-Bahn mit ihren elegantsilbergrauen Wagenzügen auch von all diesen mitteldeutschen Stationen nach Leipzig oder zu den anderen Punkten des Linienbündels – in zwei Jahren umsteigefrei auch bis Dessau und Wittenberg. Eine ganze Region profitiert von Nähe und gewinnt mit Erreichbarkeit. Adieu, reiner Kopfbahnhof Damit wird zugleich die gelegentliche despektierliche Wertung des City-Tunnels als „kürzeste U-Bahn der Welt“ zurechtgerückt: Eine U-Bahn entstand hier mitnich-
ten, denn die wäre ja auf eine Stadt beschränkt und getrennt vom übrigen Streckennetz der Bahn. Es geht um mehr. Der City-Tunnel bringt die schnellen Regional-Linien der Bahn mitten ins Zentrum, und das ist sein Vorteil und seine nicht nur urbane, sondern starke mitteldeutsche Funktion. Lebensqualität auf Schienen sozusagen. Ende 2013 wird der Leipziger Hauptbahnhof kein reiner Kopfbahnhof mehr sein. 99 Jahre nach der anfangs avisierten Betriebsaufnahme der riesigen Station steht am 14. Dezember 2013 die Eröffnung des City-Tunnels im Kalender der BahnHöhepunkte. Es beginnt ein neues mitteldeutsches Bahn-Zeitalter. Denn was lange währt, wird ... Die Leipziger als lokalpatriotische Bedenkenträger der gehobenen Art werden sich schon ein gerechtes Urteil bilden.
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„Regionalplanung muss langfristiger denken“ Demographische Entwicklung und eine veränderte Arbeitsmarktstruktur sorgen für Ängste: Die einen fürchten Mietsteigerungen, die anderen, dass sie in ihrem Dorf das Licht ausmachen. Wie so oft hat aber jede Medaille zwei Seiten. Wir sprachen mit Frank Schwartze, Experte für Stadt- und Regionalplanung, über Zu- und Abzug und Strategien für Räume ohne Menschen.
Franziska Reif & Tobias Prüwer Fotografie: Christoph Ruhrmann (oben), Pressestelle FH Lübeck (rechts)
REGJO: Gerade im Osten sind Mittelzentren und ländlicher Raum von Abwanderung geprägt. Wie kann man regionalplanerisch darauf reagieren? Frank Schwartze: Es gibt in Ostdeutschland ganz wenige Wachstumszentren. Der verhaltene Trend zur Re-Urbanisierung bedeutet eine zunehmende Abwanderung, übrigens auch im Westen. Die Regionalplanung kann darauf nur reagieren, indem sie mögliche Antworten auf sich entleerende Räume findet. Sie kann ja keine Industrie ansiedeln. REGJO: Sie muss Konzepte für den Umgang mit schrumpfenden Kommunen finden? Schwartze: Wir befassen uns in der BRD seit Anfang 2000 offensiv mit der Frage von schrumpfenden Städten und Abwanderung aus dem ländlichen Raum. Das ist in weiten Teilen Europas das Ent-
wicklungsmuster. Man kann nicht so zu tun, als könnte man diese Entwicklung wieder Richtung Wachstum drehen. Vielmehr muss man sie anerkennen und die richtigen darauf angepassten Strategien und Planungsansätze vorlegen. REGJO: Wird es verlassene Landstriche geben? Schwartze: Wir müssen uns darauf einstellen, dass es in bestimmten Regionen in Deutschland und Europa sehr wenig Einwohner geben wird. Ich würde da nicht von entleerten Regionen sprechen. Der Prozess wird als schmerzlich oder beängstigend empfunden und so auch dargestellt. Aber Regionen mit wenigen Einwohnern gibt es überall auf der Welt. Die funktionieren nach ihren entsprechenden Maßgaben und Notwendigkeiten. Das muss man halt organisieren und nicht das Schreckgespenst sich entleerender Regionen an die Wand malen.
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Prof. Dipl.-Ing. Frank Schwartze ist seit 1991 als Stadt- und Raumplaner tätig und Mitglied der Architektenkammer Berlin. Er hat in Berlin, Venedig und Rouen Stadt- und Raumplanung studiert und war wissenschaftlicher Assistent an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus. Lehraufträge hatte er dort, an der Université du Québec à Montréal, in Damaskus und in Kairo. Außerdem hat er Forschungsvorhaben zu Stadtumbau Ost, Perspektiven der Stadtentwicklung und urbanen Transformationsprozessen in Usbekistan geleitet. Nach Gastprofessuren an der BTU Cottbus seit 2009 hat er seit diesem Wintersemester den Lehrstuhl am Studiengang Städtebau und Ortsplanung an der Fachhochschule Lübeck inne.
helfen. Da wird man Lösungen finden müssen, aber ich denke, dass sich da die ländlichen Räume auch aus Eigeninteresse anpassen werden.
REGJO: Wieso gibt es das Schreckgespenst eigentlich? Schwartze: Räumliche und strukturelle Veränderungen sind für den Einzelnen ein Problem, gerade für Ältere in einem Dorf ohne Infrastruktur. Das ist problematisch. Wenn eine Region aber erstmal entleert ist, dann hat sich auch jeder an diese Situation angepasst. Wir möchten gerne überall prosperierende Räume haben. Es war die Mentalität der letzten Jahrzehnte, dass Landfläche besiedelt werden muss und dass überall gleichwertige Lebensbedingungen herrschen, was auch ein sinnvolles Prinzip ist. Wir sind aber nicht von Verheerung, von Kriegen oder Krankheiten betroffen, die Leute sind nicht weg: Die Entleerung einer Region ist der Zuwachs einer anderen. Die Menschen richten sich darauf ein, dass die Umstände, die sie als gut empfinden, auch so bleiben, und da wird eine Veränderung als negativ empfunden. REGJO: Für den alten Menschen in einem Dorf mit sechs Einwohnern sind Lebensmittel, medizinische Versorgung, öffentlicher Nahverkehr kaum erreichbar. Wird der nicht abgehängt? Schwartze: Deshalb gibt es den Trend, dass gerade Ältere in die Stadtzentren der dünner besiedelten Regionen ziehen, zu den Dienstleistungen hin. In der Daseinsfürsorge muss man sich die Frage stellen, wie wir ein Mindestmaß an Versorgung und Sicherheit in solchen Regionen aufrechterhalten können. Da gibt es viele Überlegungen von der Wiedereinführung der Gemeindeschwester über Telemedizin bis hin zu Fahrdiensten. In den ländlichen Regionen gibt es ja schon lange keine funktionierende Infrastruktur mehr. Der Unterschied heute ist, dass die jüngere Generation, die das auffängt, mal die Großeltern in die nächste Stadt fährt, kleiner wird. Die familiären Netzwerke werden loser und deshalb kann sich die ländliche Bevölkerung nicht mehr so gut selber
REGJO: Statt dem Gegensatz zwischen Stadt und Land herrscht eher jener zwischen städtischem Raum – also auch Dörfer im Umkreis der Stadt – und der Peripherie? Schwartze: Genau, es gibt Räume unterschiedlicher Zugangsmöglichkeiten. Wer etwa in der Peripherie von Jena wohnt, hat besseren Zugang zu medizinischen, kulturellen oder anderen Einrichtungen. Das Bild der Städte als „Anker im Raum“ ist eigentlich ganz treffend, weil Austauscheffekte zwischen verschiedenen Bereichen wie Wirtschaft, Bildung, Gesundheit nur in der Stadt möglich sind. Dafür braucht es Dichte an Nutzung und an Menschen. Das werden langfristig nur die Städte anbieten können. In den kleineren Städten gibt es aber auch starke Abwanderung, das heißt aus dem Netz der Städte fallen immer wieder welche raus, was dann wiederum zu Konzentration in anderen Städten führt. REGJO: Wie sinnvoll ist vor diesem Hintergrund die Schaffung sogenannter Metropolitan-Verbände? Schwartze: Die Metropolregionen sind eine Möglichkeit, Angebote gemeinsam zu entwickeln, ohne sich gegenseitig Konkurrenz zu machen. Dabei richtet sich das Konzept der Metropolregionen ja auch auf eine ganz andere Ebene. Die Konkurrenz der Städte und Regionen im europäischen oder auch globalen Maßstab steht hier eher im Mittelpunkt. Ist das Stadt-Umland-Verhältnis im Osten anders als im Westen? Schwartze: In Westdeutschland sind die städtischen Zentren sehr stark und über Pendlerverflechtungen viel weiter mit den Umlandräumen verbunden. Das Netz ist dichter. In Ostdeutschland gibt es dagegen viele Fernpendler und die Peripherien sind kleiner. REGJO: In den wachsenden Städten gibt es die Befürchtungen, dass Menschen durch steigende Mieten vertrieben werden. Hat man da auf kommunaler Seite geschlafen? Schwartze: Scheinbar sind diese Entwicklungen schneller, als viele Planer und Politi-
ker gedacht haben. Viele hatten zum Beispiel jahrelang ihren Lebensmittelpunkt in Berlin, weil es da billig war, und sind von dort aus gependelt. Die erhofften Effekte auf Umlandstädte wie Lübben oder Brandenburg/Havel sind ausgeblieben. Berlin war also zu billig, um für die Region positive Effekte mit Blick auf den Wohnungsmarkt zu erzeugen. Jetzt wird Berlin teurer, übernimmt die Metropolenrolle, und in den Mittelstädten im Umland tut sich was, sie werden attraktiver, das oben angesprochene Schreckgespenst bleibt dort aus. Für die Situation in Berlin, insbesondere die Mieter, ist das dann aber eine Belastung. Und in Leipzig wurde vor zehn Jahren noch das Schrumpfungsproblem diskutiert – man kann der Stadt sicher nicht vorwerfen, dass sie jetzt in die andere Richtung reagieren muss. Die Lehre daraus ist, dass man langfristiger und über den aktuellen Trend hinaus denken und versuchen muss, sich Optionen offen zu halten. In der Wohnungspolitik kann das heißen, dass innerstädtisch günstiger Wohnraum gehalten wird und auch zu einem Zeitpunkt mit weniger Geld in der Kasse nicht alle kommunalen Grundstücke verkauft werden. Wichtig ist, glaube ich, zu verstehen, dass Entwicklung in die eine oder andere Richtung immer Veränderung bedeutet. Dass wir nicht in einer statischen Welt leben. Hier kann die Planung dazu beitragen, Entwicklungen zu erkennen, aber auch langfristig Vorsorge zu tragen. REGJO: Lassen sich Menschen von Rankings wie „grünste Stadt“ oder „familienfreundlichste Stadt“ beeinflussen? Schwartze: Ob der Einzelne sich davon beeinflussen lässt, weiß ich nicht. Wichtig sind solche Rankings aber zur Selbstkontrolle oder Selbstreflexion von Städten, weil sie darüber nachdenken lassen, was man gut macht und was man besser machen könnte. Das mag dann auch politische Entscheidungsprozesse beschleunigen, wenn ein Ranking mal nicht so gut ausfällt. Wir danken für das Gespräch.
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Bonjour Tristesse: Ein verlassenes Dorf am Oertelsbruch (Thüringen).
Stadt, Land, Fluss
Bekommt das Landleben durch die virtuelle Revolution und das soziale Umdenken wie auch die unbezahlbar werdenden Mieten in den Ballungsräumen wieder eine Zukunft? Gedanken eines Stadtkindes.
Text: Anette Ehlers Fotografie: Sugar Ray Banister/www.sugarraybanister.de
Für das Gesellschaftsspiel benötigt man nur Papier und einen Stift, dazu kreativen Einfallsreichtum und Interesse an Geografie. Zur Analyse unserer Stadt- und Landräume, die auf Grund sich verändernder Lebens- und Arbeitsformen im Umbruch sind, braucht es nicht mehr. Die virtuelle Revolution Hand in Hand mit der demographischen Situation der neuen Familienformen bringt größere Umbrüche mit sich als seinerzeit die Industrielle Revolution. Ab 1830 war die soziale Frage entstanden, die zunächst die mit der Bevölkerungsdichte und dem Städtewachstum einhergehende Verelendung beschreibt. Die Industrielle Revolution selbst hatte die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Menschen sodann dauerhaft umgestaltet. Aber der durch die Möglichkeiten des Internets revolutionierte Markt der Happy Workaholics, die familienlos virtuell und praktisch im Dauerstress sind, wirbelt unsere Gesellschaft rasend schnell komplett durcheinander. Das Stadtleben der Happy Workaholics Die Landwirtschaft ist als ehemals baurechtlich privilegierter Tatbestand zum ordentlichen Gewerbebetrieb mit eigener Energieproduktion und einem Onlinehandel geworden. Die alten großen Höfe beherbergen nicht mehr alle Generationen, Bauern suchen via Privatsender eine getreue Frau, die bereit ist, sieben Tage Natur zu ertragen. Vielerorts stehen Gehöfte und Häuser leer. Fünfzig Prozent der Haushalte in den Metropolen sind Single-Haushalte. Es reichen weder Kindertagesstätten noch Alten- und Pflegeheime aus,
die Alten und Kleinsten betreuen zu lassen. Das Tempo wird weiter erhöht, da das System nicht innezuhalten vermag, denn der Glück bringende Wohlstand lässt uns zu inhaltslosen Dieben der Zeit werden. Ist das nicht die Chance für das Landleben? Wie viele von uns sehnen sich in den Sekunden des Innehaltens nach Ruhe und Geborgenheit. Die meisten Bürger bevorzugen zum Unbill der Architekten und Stadtplaner historisierende Neubauten, das Anheimelnde. Haben wir nicht gerade durch die ortlosen Arbeitsmöglichkeiten die Chance, die alten Höfe wiederzubeleben und Alt und Jung unter einem Dach zu moderaten Konditionen zu vereinen? Chance Landleben in Arbeits- und Lebensform Die Menschen, die ihr Gesellschaftssystem hier selbst gestalten können, werden neue Wege finden. Alternative Lebens- und Arbeitsformen auf dem Land abseits der Hektik der Metropolen werden sie entdecken und als Dienstleistungen anzubieten wissen. Aufgabe der Politik sollte es sein, Modelle mit Papier, Stift und dem Einfallsreichtum der mündigen Bürger im Rahmen der Stadt- und Regionalentwicklung zu erarbeiten. Dieses Ziel hat sich aktuell die IBA Thüringen mit ihren im Land örtlich gleich vernetzten Ober- und Mittelzentren gesetzt. Man darf gespannt sein. www.anette-ehlers.de IBA Thüringen: www.iba-thürigen.de
An Zei ge
Ad Fontes Musica – das besondere Immobilienprojekt für Eigennutzer und Anleger Leipzig, aufstrebende Metropole Mitteldeutschlands mit seinen bedeutenden Unternehmensansiedlungen wie den Werken von BMW und Porsche, einem der größten Logistik Cluster Europas und international relevanten Forschungs- und Bildungseinrichtungen ist Zentrum der bedeutendsten Wachstumsregion Ostdeutschlands. Neben aller Moderne verfügt Leipzig auch über eine große kulturelle und vor allem musikalische Tradition, die im Besonderen auf das Wirken von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy zurückgeht und sich auf die Bedeutung des Gewandhausorchesters und des Thomanerchores stützt. Mitten im grünen Herzen dieser großartigen Stadt, im Bachviertel, nur wenige Gehminuten von der Innenstadt entfernt, umrahmt von Parks und Auen-
landschaften hat ein außergewöhnliches Immobilienprojekt seine Heimat. Ad Fontes Musica, zu den Quellen der Musik, sind 32 exklusive Eigentumswohnungen von 90 m2 bis an die 250 m2 verteilt auf drei moderne Stadtvillen mit den Namen Allegro, Belcanto und Crescendo. Teile der Fassade eines fast schon vergessenen Kutscherhauses in Kombination mit einem rekonstruierten Torbogen bilden das Entree zu dem parkartig angelegten Grundstück mit historisch wertvollen Baumbestand. Das ist der Rahmen, in dem künftig Sie als Eigennutzer Ihre ganz persönliche Geschichte leben oder als Investor Ihr Kapital wertsichernd und renditeorientiert anlegen. Ad Fontes Musica bietet Ihnen dafür den passenden Raum: mit großzügigen Grundrissen, allem erdenklichen Komfort, mit
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zeitgemäßen und wegweisenden Technologien, einer Tiefgaragenanlage, großen Gartenanteilen und Terrassen bei den Erdgeschoss- und großzügigen, in die Fassade integrierten Balkonen für alle Etagenwohnungen. Schon Anfang Juni hat der Bau der Anlage begonnen; im Dezember 2014 werden die Nutzer einziehen und Weihnachten 2014 in ihren neuen Wohnungen feiern können. Eine enge Zusammenarbeit mit Fachplanern, renommierten Architekten und dem für die Bauausführung verantwortlichen Unternehmen Bilfinger Berger sichert eine fristund qualitätsgerechte Realisierung. Informieren Sie sich auf unserer Internetseite oder sehr gern gleich direkt im persönlichen Kontakt mit uns. Wir freuen uns auf Sie.
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Top-Lage: Der ehemalige Sitz der Deutschen Handelsgehilfen in der Harkortstraße liegt schräg gegenüber vom Bundesverwaltungsgericht und wenige Gehminten vom Stadtzentrum entfernt. Hier baut die KSW GmbH aktuell 25 Zwei-, Drei-, Vier- und Fünf-Raumwohnungen aus.
Das Wesentliche aktiv mitgestalten Mit innovativen Konzepten für historisch bedeutsame Gebäude in Top-Lagen prägt die KSW GmbH bewusst den Charakter des Leipziger Stadtbildes – Erhalten und Weiterentwickeln mit dem Blick fürs Wesentliche. Text: Carolin Modes Bilder: Tobias Voigt, Katja Kupfer
Sie tritt offen und kommunikationsstark auf. Es wird sich nicht versteckt oder der Tatendrang verschleiert. Die KSW GmbH handelt vielmehr klar als Akteur, der Prozesse vorantreiben, große Innovationen verwirklichen und bewusst das Stadtbild schützen wie prägen will. So führt Unternehmenssprecher Jörg Zochert als Alleinstellungsmerkmale auch besondere Projekte mit innovativen Ideen ausschließlich in Top-Lagen an. „Der Blick fürs Wesentliche“, der von der KSW GmbH formulierte Leitgedanke, verdeutlicht eine weitere zentrale programmatische Säule. Die besonderen, historischen Gebäude Leipzigs, die die KSW übernimmt, sollen nach originalen Plänen und denkmalpflegerischen Vorgaben saniert werden, um ihren einzigartigen Charakter zu bewahren. Dabei wird aber stets auch die innovative Entwicklung der Gebäude und ihrer sich verändernden Umgebung bedacht. Im Westen der Stadt, in Plagwitz und Schleußig, hat die KSW GmbH bereits einige geschichtsträchtige Projekte realisiert. Die Klinger-Villa in der Karl-Heine-Straße 2 mit ihren Salons, Landschaftsgarten mit Teepavillon, Aussichtsterrasse und Bootsanlege-
stelle wurde ganz nach historischem Vorbild umfassend restauriert und dient nun als Firmensitz und Arbeitsplatz der 16 Mitarbeiter. Dem Denkmalschutz und der Bewahrung der kulturellen Identität trägt die KSW GmbH so Rechnung. Doch nicht genug, im Erdgeschoss und im angrenzenden Park finden wechselnde Kunstausstellungen und begleitende Veranstaltung statt, die den Bezug zum historischen Besitzer, dem Maler, Bildhauer und Grafiker Max Klinger, aufgreifen und die Umgebung der Kultur- und Kreativwirtschaft im Leipziger Westen um den Verein Klinger Forum e.V. ergänzen. Das ehemalige Plagwitzer Rathaus in der Alten Straße 20 und 22 Es ist ein ebensolches Gebäude – historisch, wunderschön und in Top-Lage. Das ehemalige Plagwitzer Rathaus wurde 1883–1884 von den Architekten Pfeifer und Händel errichtet und diente abgesehen von einer zeitweisen Zwischennutzung als Bankgebäude als Rathaus der Stadt bzw. des Stadtbezirks Plagwitz. Es ist sogar das älteste Stadtteilrathaus Leipzigs. Das denkmalge-
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Historisch, wunderschön und gut gelegen - Das ehemalige Plagwitzer Rathaus wurde 1883–1884 von den Architekten Pfeifer und Händel errichtet und von der KSW GmbH, den charakteristischen Vorgaben des Hauses sowie modernen Ansprüchen folgend, saniert.
schützte Gebäude in der Alten Straße 20 und 22 liegt mitten im bevölkerungswachstumsstarken Plagwitz, umgeben von vollständig sanierten Jugendstilhäusern. Der Blick geht auf das gegenüberliegende kaiserliche Post- und Telegrafenamt und die Heilandskirche, die aus derselben Zeit stammen. Der dreieckige Platz mit seiner Friedenseiche von 1878 zwischen der Alten und Weißenfelser Straße wird im Volksmund „Plagwitzer Markt“ genannt. Prachtvolle Sandsteinelemente und Fassadenspiegel aus Backstein werden von der alten Rathausuhr gekrönt. Hohe Fenster und ein imposantes Treppenhaus mit eindrucksvollem Eingangsbereich sind Zeugnisse der Gründerzeit. Bei der Sanierung wurde viel Augenmerk einerseits auf die charakteristischen Vorgaben des Hauses gelegt und andererseits Wert auf Individualität und Modernität gelegt. Holz, Glas, Naturstein, Edelstahl und modernste Kommunikations- und Beleuchtungstechnik flossen ebenso wie Niedrigenergiekonzepte ins Konzept ein.
Das Haus der Deutschen Handelsgehilfen in der Harkortstraße 3
dieser prominenten Stelle im Musikerviertel die Gründerzeit mit der Gegenwart.
Der ehemalige Sitz der Deutschen Handelsgehilfen liegt in der Harkortstraße nur wenige Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt, schräg gegenüber vom Bundesverwaltungsgericht. Ganz ihrem Konzept folgend wird die KSW GmbH das neobarocke Wohnund Geschäftshaus als Teil des historischen Stadtbildes authentisch sanieren und moderne Neuerungen so integrieren, dass diese sich im Hintergrund einfügen. Die Risolitkuppeln werden wiederhergestellt und dekorative Accessoires sowie Säulenattitüden restauriert. Im Erdgeschoss wird eine große Gewerbefläche mit 230 Quadratmetern wieder hergerichtet und auf dem vierten Geschoss nach hinten versetzt eine fünfte Etage mit großzügiger Glasfront errichtet. Insgesamt 25 Zwei-, Drei-, Vier- und Fünf-Raumwohnungen mit Grundrissen zwischen 37 und 190 Quadratmetern mit hochwertigen Materialien und modernstem Komfort verbinden dann an
Aus der Alten Hauptpost am Augustusplatz 1-4 wird „The Post“. Der 110 Meter lange DDR-Bau aus den 1960er Jahren von Kurt Nowotny am Augustusplatz mit seinen beiden dahinter liegenden Gebäudeflügeln ist das neueste und bisher größte Projekt der KSW GmbH. Hier plant sie unter dem Projekttitel „The Post“ ein ganz von der Nähe des Campus der Universität Leipzig beeinflusstes Konzept mit Neuerung und Bewahrung der Gebäudecharakteristika. Der Name „The Post“ verweist auf ein ähnliches Projekt „The Post Seattle“, welches ebenfalls studentisches Leben in ein ehemaliges Post-Gebäude brachte. Studieren, Wohnen und Leben sollen nun auch in Leipzig nachhaltig und innovativ verknüpft werden, gemeinsam mit Gastronomie, Handel und Skybar. Man darf gespannt sein. www.ksw-leipzig.de
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Nachdenken 체ber Architektur Revitalisierung und Reparatur: RKW Rhode Kellermann Wawrowsky Architektur + St채dtebau setzt auf die Vereinbarkeit von erstklassiger Architektur mit Nutzerbed체rfnissen und urbanem Kontext.
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Lückenschließung: In der Großen Ulrichstraße in Halle wurde mit dem Neubau die Fassade vervollständigt.
Text: Tobias Prüwer Fotografie: Swen Reichhold, RKW, Konsumgenossenschaft Leipzig eG
Halles Innenstadt ist um eine auffällige Baulücke ärmer und um ein modernes Geschäftsgebäude reicher. In der Großen Ulrichstraße gewährleistet der Neubau nach vielen Jahren wieder ein intaktes Gesicht der vielbesuchten Geschäftsstraße. Die nüchternsachliche Fassade sorgt mit großen Glasflächen für Helligkeit und die Transparenz der Ladenräume eines Modediscounters. Über Handelsgeschossen liegen zwei Etagen mit Wohnungen. Perfekt fügt sich die Fassade zwischen zwei Altbaunachbarn ein. Die spiegelnde Oberfläche lässt sie mit dem Umfeld verschmelzen, fast entzieht sie sich dem Blick. „Was nutzt ein Gebäude, das schön aussieht, aber nicht funktioniert?“, formuliert Norbert Hippler die Verantwortung für das urbane Gefüge. „Wir wollten an dieser Stelle ein Geschäftsdomizil setzen, das die Straßenflucht wieder repariert, nicht einzeln heraussticht.“ Hippler ist Niederlassungsleiter und assoziierter Partner von RKW Rhode Kellermann Wawrowsky Architektur + Städtebau in Leipzig, das die Baulückenschließung in der SaaleMetropole verantwortete. Die Rolle des Architekten sei am besten als die eines Moderators zwischen Bauherrn, Stadt und Denkmalschutz erklärbar, sagt er beim Gespräch unterm Dach des HansaHauses. Hier residiert RKW im Herzen der Leipziger City. Mit dem restaurierten Komplex und angegliederten Specks Hof hat RKW der ältesten Ladenpassage Leipzigs ein grundsaniertes Antlitz gegeben. Vor 21 Jahren begann das in Düsseldorf beheimatete Unternehmen auch in Deutschlands Osten Projekte zu realisieren. Gebäude für den Einzelhandel bilden einen Schwerpunkt der Planung. Als Sahnestücke zu nennen wären neben Specks Hof der Erfurter Anger 1, die Dresdner Centrum Galerie und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in Halle.
RKW setzt auf die Vereinbarkeit von erstklassiger Architektur mit den Bedürfnissen der Nutzer und dem jeweiligen urbanen Kontext. Dabei stellen zentrale Straßenzüge und stadtbildprägende Projekte Hippler und seine Mitarbeiter immer wieder vor spezielle Herausforderungen. So haben sie in der Leipziger Petersstraße, der beliebtesten Einkaufsstraße Ostdeutschlands, mit dem Merkurhaus ein altes Geschäftshaus in prominenter Lage revitalisiert. In derselben Flaniermeile realisierten sie einen Neubau für Karstadt. Beim Umbau des Kaufhausareals wurde die historische Fassade des Ensembles mit Bürgerhäusern erhalten und ein zentraler Lichthof geschaffen. Neben dem behutsamen Bauen im Bestand entwirft und errichtet RKW selbstverständlich auch Neubauten. Allerdings sieht Hippler in der Gestaltung und Belebung von Innenstädten, in der Quartiersstärkung und der Arbeit mit vorhandenen Standorten den reizvollsten Aspekt. Gut ersichtlich ist dieser Ansatz beim Marktneubau für Konsum im Leipziger Bachviertel, der von Februar bis August 2013 errichtet wurde. Gegenüber steht der Neubau der berühmten Thomasschule und ins intakte Ensemble sollte sich der Markt fügen. Daher ist er als puristischer Kubusbau mit klarer Linienführung gestaltet. Die leicht vom Gehweg zurückgenommene Flucht lässt einen Vorplatz als Treffpunkt fürs Viertel entstehen. Ein ZementFaser-Gemisch in warmem Grau schafft eine haptisch interessante Oberfläche. Scharrierte, horizontal über die glatten Flächen gelegte Bordüren setzen Akzente. Ausgestattet mit brauner, holzimitierender Verkleidung trägt der Eingangsbereich als Einschnitt in die Betonfassade die typische Konsumwärme in den äußeren Bereich. Ein Neubau mit Bestand in der Nachbarschaft stellt das Möbelhaus Porta dar, für dessen Filiale auf der Leipziger Alten Messe
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Norbert Hippler, Leipziger Niederlassungsleiter von RKW
Außen dezent, innen Wärme: der Konsumneubau im Leipziger Bachviertel.
RKW den Fassadenwettbewerb gewann. Im September 2013 eröffnete der Einkaufsmarkt, der einer der größten der Möbelkette ist. „Die Herausforderung war hier, dem Denkmalschutz genüge zu tun, aber auch das Kostenlimit des Bauherrn einzuhalten und zur ästhetisch ansprechenden Lösung zu gelangen.“ Der Ursprungsportikus wurde wiederhergestellt und von ihm zieht sich links wie rechts in fünf Feldern der Bau weiter. Das schafft Struktur. Eine optische Aufwertung erfuhren die verwendeten Sandwichplatten durch eine Metallic-Lackierung. An den Kopfseiten sind Fensterflächen integriert, die den Blick
auf das Völkerschlachtdenkmal und die Innenstadt ermöglichen. Ans Gebäude schließt eine einfacher gehaltene Halle für einen Möbeldiscounter an. Ein Systemparkhaus mit angepasster Fassade bildet eine Flucht mit einer neu entstandenen Allee und schließt das Areal zu einem Ganzen, das sich ins Gelände der Alten Messe fügt. „Die Präambel unser Planung lautet Nachhaltigkeit“, fasst Hippler die Leitidee zusammen. „Ob Neubau oder Revitalisierung, wir denken die Entwicklungen mit.“ Der demografische Wandel führe zu Strukturveränderungen in Vierteln und Gebäudenutzung. Darauf muss man
Antworten finden, die Umnutzung nicht nur als Problem, sondern städtebauliche Chance begreifen. So soll RKW das Jugendstil-Ensemble der Leipziger Philippuskirche in ein Hotel für Menschen mit Behinderung umgestalten. Ein leer stehendes Gemeindezentrum durch einen Integrationsansatz mit neuem Leben zu erfüllen, darin sieht Hippler ein weiteres Beispiel für die Notwendigkeit, das Nachdenken über lebensweltlich angepasste Architekturlösungen kontinuierlich weiterzuverfolgen. www.rkw-as.de
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Hainspitze im neuen Gewand Die lange vernachlässigte Fläche an der Leipziger Hainspitze wird in Kürze neu bebaut und damit ein wesentlicher Beitrag zur Stadtentwicklung geleistet. Das Bekleidungshaus Primark mietet zwei Drittel der dort entstehenden Handelsfläche.
Text: Carolin Wilms Bild: Architekten Ortner & Ortner, Berlin
Es war keine leichte Aufgabe, die das Berliner Architektenbüro Ortner & Ortner Baukunst zu erfüllen hatte: Es galt, die traditionsreiche Hainspitze im Herzen der Leipziger Innenstadt neu zu entwickeln, das letzte Bindeglied zwischen Markt und „Blechbüchse“. Diese Dreiecksfläche, die von Hainstrasse und Großer Fleischergasse flankiert wird, war in der Vergangenheit mit der Großen Tuchhalle bebaut und mündet in den berühmten Brühl, die frühere „Weltstraße der Pelze“, die wesentlich zu Leipzigs Ruf als Handelsmetropole beitrug. „Die moderne Architektur des Neubaus fügt sich nahtlos in die historische Struktur der Straßen ein und nimmt die überlieferten Baufluchten und Höhen wieder auf“, erklärt Holger Wohner, Sprecher des Projektentwicklers, der aus den drei Investoren „CENTRUM-Gruppe“, „B&LGruppe“ und „F1RST“ Immobiliengesellschaft besteht. „Damit bildet das Objekt am Fuße der Hainstraße den wichtigsten Baustein in einer Reihe von positiven Entwicklungen in der Hainstraße: Nach der Fertigstellung des Einkaufszentrums ‚Höfe am Brühl‘ und den Umbauten des ‚Hôtel de Pologne‘ wird hiermit ein weiteres belebendes Element für den Einzelhandel in der Hainstraße erstellt“, so Wohner. Primark mietet 9.000 m² der 14.000 m² Verkaufsfläche an „Im August 2013 hat Primark den Ankermietvertrag in der neuen Hainspitze unterschrieben“, teilt Ronald Steinhagen, Geschäftsführer der Comfort Berlin-Leipzig mit. Die irische Bekleidungskette hat ihren Schwerpunkt im jungen und preiswerten Modesegment.
Von der grünen Insel, aber nicht auf die grüne Wiese
Einkaufszentrum außerhalb der Stadttore zieht, wird zu einer weiteren Belebung der Innenstadt führen, deren frischer Charme auch durch die vielen jungen Studenten entsteht, die die Universität im Zentrum besuchen und eine wesentliche Zielgruppe von Primark darstellen. Der Baubeginn des 4.500 Quadratmeter großen Areals ist für den 01. Oktober 2013 vorgesehen, danach sollen die Geschäfte durch die Mieter ab Frühjahr 2015 ausgebaut werden. Mit der Einweihung des Einzelhandelkomplexes an der Hainspitze wird im Herbst 2015 gerechnet.
Dass Primark sein neues Geschäft in der Leipziger City eröffnet und nicht in ein
www.centrum-group.de
Dieser Flagshipstore wird mit 9.000 Quadratmetern die größte Filiale in Deutschland verkörpern. „Primark ist ein Garant für hohe Passantenfrequenz“, sagt Steinhagen. Damit erwartet er eine unkomplizierte Vermietung der restlichen 5.000 Quadratmeter. „Wir stehen in intensiven Verhandlungen mit Interessenten, insbesondere aus den Bereichen Textilien, Schuhe, Mode und Accessoires. Darüber hinaus haben wir zahlreiche Anfragen von Gastronomen“, deutet der Immobilienexperte an.
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Erich-Zeigner-Allee 11, Gartenansicht, vor der Rekonstruktion.
Wie durch Zauberhand Ein „villenartiges“ Gebäude hat die Limes Wohnbau GmbH 2009 erworben. Die ursprünglichen charakteristischen Merkmale der 1867 erbauten herrschaftlichen Villa mussten in detektivischer Arbeit erst wieder hergestellt werden. Text: Esther Niebel Fotografie: Limes Wohnbau GmbH, Moser images
Ganz bewusst hat sich Ingo Jahnel, Geschäftsführer der Limes Wohnbau GmbH, für den Firmennamen entschieden. Für ihn bringt Limes, lateinisch so viel wie „Grenze oder Grenzweg“, in Verbindung mit der Erschließung eines Geländes die Firmenphilosophie auf den Punkt: Jahnels Ziel ist es, Grundrisse und Bausubstanzen im Sinne des Denkmalschutzes mit den Bedürfnissen heutiger Bewohner optimal abzustimmen. Besonderes Augenmerk legt er dabei auf die originalgetreue Wiederherstellung alter Gründerzeitgebäude, die das Stadtbild Leipzigs wesentlich prägen. Dabei sollen nicht nur die Fassade, sondern der gesamte Grundriss sowie die architektonischen Schmuckelemente bewahrt beziehungsweise wieder hergestellt werden. Die Freude an der Sanierung alter Gebäude geht bei dem gebürtigen Magdeburger bis auf die frühen 80er Jahre zurück. Damals legte er mit seinen Geschwistern selbst noch mit Hand an. Er entwickelte ein Gespür für die Gebäude der letzten Jahrhundertwende, ihre bauliche Stringenz und ihre repräsentative Ästhetik. Es ging Jahnel nicht darum, möglichst viele Wohneinheiten zu schaffen, um diese wie geschnitten Brot zu verkaufen. Er wollte Liebhaberstücke schaffen: Wohnraum, der die ursprüngliche Architektur und Ausstattung der Gebäude unter Berücksichtigung moderner Standards widerspiegelt. „Zu teuer, nicht rentabel“, hieß es zunächst von Bankenseite aus. Bevor es
wirklich losgehen konnte, musste Ingo Jahnel Käuferinteresse nachweisen, um seine These über das vorhandene Interesse an originalgetreuen Bauwerken und der notwendig damit einhergehenden Bereitschaft höherer Investitionen zu stützen. Die Erich-Zeigner-Allee 11: Rückführung zu den architektonischen Wurzeln Nach vielen Jahren der Geschäftstätigkeit sind heute nicht die Banken, sondern die Gebäude selbst und die Zufriedenheit der Käufer die Herausforderung, die es zu meistern gilt. Exemplarisch für den langwierigen Prozess der Rekonstruktion kann die Erich-ZeignerAllee 11 gelten, die nach ihrem ersten Bauherren aus dem Jahr 1867 auch Villa Dürbig genannt wird. Laut Verkäufer standen sowohl das Haupt- als auch das Nebengebäude zum Zeitpunkt des Verkaufs an die Limes Wohnbau 2009 unter Denkmalschutz. Erst nach Abschluss des Verkaufs kam die Nachricht vom Denkmalamt, dass nicht die Gebäude, sondern lediglich vorerst die Einfriedung Denkmaleigenschaften aufweise – zwar in schlechtem Zustand, war sie ursprünglich noch erhalten. Diese zunächst schlechte Nachricht – Denkmalschutz und die Zusammenarbeit mit den städtischen Denkmalpflegern waren für Jahnel eigentlich Kaufvoraussetzung –
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Erich-Zeigner-Allee 11, Gartenansicht, nach der Rekonstruktion durch die Limes Wohnbau GmbH.
forderte schließlich eher heraus, als dass sie entmutigte. Obwohl das Gebäude zur Gewinnung von Wohnraum Ende der 40er Jahre baulich massiv verändert wurde, waren die neuen Bauherren der Meinung, dass die in ihrer Substanz vorhandenen Gemäuer und die ornamentalen Fragmente im Inneren eine Rekonstruktion des Gebäudes ermöglichen würden. Um den neuen–alten Bauplan zu erstellen, der auch das Amt von den Denkmaleigenschaften überzeugen sollte, wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Projektentwickler und Denkmalpfleger Dr. Steffen-Peter Müller ein sechzig Seiten umfassendes Dokument erarbeitet. Dort wurden der ursprüngliche Grundriss von 1867 des Architekten Christian Hermann Pausch, der erste Umbau durch den bekannten Leipziger Architekten Georg Weidenbach im Jahr 1888 sowie alle weiteren baulichen Verände-
Rechts: Detail des historischen Eingangsportals nach der Rekonstruktion.
rungen bis zum damaligen Zustand dokumentiert. Anhand von Bauskizzen und Fotos konnte die ursprüngliche Gestaltung der Villa nachvollzogen werden. Nicht dokumentierte Details ließen sich anhand von Dresdner, Berliner und Potsdamer Villen derselben Entstehungszeit rekonstruieren. Das Leipziger Denkmalamt ließ sich überzeugen und setzte Villa und zugehörige Remise schließlich auf die Liste der Kulturdenkmale, die laut Denkmalschutzgesetz „(…) Sachen (sind), deren Erhaltung wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen, wissenschaftlichen, städtebaulichen oder landschaftsgestaltenden Bedeutung im öffentlichen Interesse liegt.“ Heute, vier Jahre nach Erwerb der Erich-Zeigner-Allee 11 durch die Limes Wohnbau, ist das Gebäude fast nicht wiederzuerkennen – aus einem Mehrfamilienhaus ist wieder die Villa Dürbig geworden.
Einfach machen Obwohl die Sanierung denkmalgeschützter Gebäude Leidenschaft und Hauptgeschäftsfeld Ingo Jahnels ist, erschöpft sich sein Engagement nicht in diesem Bereich. Sein neuestes Projekt ist der Bau einer Kindertagesstätte in Neulindenau. Durch die anstehende Geburt seines ersten Enkelkindes für die Problematik sensibilisiert, beschloss er kurzerhand, aktiv zu werden. Als Privatinvestor bot er der Stadt Leipzig den Neubau einer Kindertagesstätte an, um so einen Beitrag zur Verbesserung der staatlichen Kinderbetreuung zu leisten. Da bleibt den anderen Leipziger Stadtteilen nur zu wünschen, dass Herr Jahnel noch viele Enkelkinder bekommt.
www.limes-leipzig.de
werkleitz jubiläumsfestival 2013 11.– 27. oktober halle (saale)
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Mit Herzblut Interessensvermittler Seit 1996 vermittelt die Dr. Seidemann & Graw Projektentwicklung GmbH zwischen Investoren, Behörden und Nutzern. Geschäftsführer Ingo Seidemann über Filetstücke und die Mühen der Ebene. Text: Tobias Prüwer Fotografie: Immoraising
Welche Arbeit erfüllt Sie mit besonderem Stolz? Das aktuelle ist immer das wichtigste Projekt, also nenne ich die Rennbahntribüne im Leipziger Scheibenholz. Die begleiten wir seit 2008 und haben sie aus dem Dornröschenschlaf wach geküsst mit Mitteln der Denkmalförderung, aus dem Konjunkturprogramm II und eines engagierten Privatinvestors. Fast fünf Millionen Euro sind dort verbaut. Das war für uns eine Herausforderung vom Fördermittelmanagement bis zu den berühmten baulichen Leichen im Keller, die bei Denkmalsanierungen auftauchen. Nach der Inbetriebnahme der Anlage im Mai vergangenen Jahres kann nun der Gastronom einziehen und das Restaurant eröffnen, ab Frühjahr auch den Freisitz. Ist das Hinguckerobjekt Ihre erste Freizeitanlage? Es ist eine Fortsetzung vieler Aktivitäten, die wir im Sport- und Freizeitimmobilienbereich seit den neunziger Jahren bearbeitet haben. Wir haben die Projektentwicklung einiger Freizeitbäder in Sachsen-Anhalt und Thüringen begleitet. Beteiligt waren
wir an der Projektentwicklung des Leipziger Zentralstadions und am Naherholungszentrum Cospudener See. Da ist immer viel Herzblut im Geschäft, aber der Bereich interessiert uns schon lange. Der Felsenkeller in Leipzig ist nicht weniger spektakulär? Ja, das hat eine ähnlich hohe öffentliche Anteilnahme wie die Rennbahn, und wir sind um ein erfreuliches Ende bemüht – hier stehen wir aber noch am Anfang. Es gab und gibt anhaltende Diskussionen um eine geeignete Nutzung. Eine Demonstration gegen einen Supermarkt? Der Felsenkeller ist in die Jahre gekommen und weist daher baulich sehr starke Defizite auf, besonders in der Brandschutz- und Haustechnik. Um ihn als Veranstaltungsstätte genehmigt zu bekommen und als das, was er war, wieder einzusetzen, sind hohe Hürden und Kosten gesetzt. Das wirtschaftlich nur mit Veranstaltungen zu bewerkstelligen, ist extrem schwierig, und wir haben auch alternative und ergänzende Nutzungen untersucht. Da ist der Einzelhandel
grundsätzlich ein Thema. Aber ein Supermarkt wäre nicht erste Wahl, weil es attraktivere Konzepte gibt, die Befürchtungen der Bevölkerung sind unbegründet. Derzeit prüfen wir mit der Stadt die Umsetzung als Raum für ein freies Theaterzentrum. Die Vermittlung zwischen vielen Interessenten ist nervenaufreibend? Nein, das ist eben die vornehme Aufgabe des Projektentwicklers, als Mediator zwischen den jeweils berechtigten Interessen eines Investors und öffentlicher Belange einen Konsens zu finden. Sieht man Ergebnisse wie die Rennbahn, dann lohnt das auch. Bei jeder gewerblichen Projektentwicklung ist das nicht anders. So kam das von uns betreute Factory-Outlet-Center in Brehna nach jahrelangen Kontroversen auf Realisierungskurs. Aktuell arbeiten wir u.a. an Ersatzneubauvorhaben für Rewe-Standorte in Leipzig und einem größeren Einkaufszentrum im Raum Berlin. Auch da sind anspruchsvolle Lösungen oft nur auf moderativem Wege zu finden. www.immoraising.de
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Verschiedene Akteure aus Wirtschaft und Forschung haben die erste Schnellladestation an der BMW-Welt in München in Betrieb genommen. Ein Netz von Ladestationen entlang der Autobahn A9 soll folgen.
Zukunft Elektromobilität Es ist bereits eine gute Tradition: das jährliche Expertentreffen der Energiemetropole Leipzig. Im Mittelpunkt wird dieses Mal die Elektromobilität stehen. Text: Dörthe Gromes Fotografie: BMW Group, EIGHT GMBH & CO. KG
Eine Million Elektrofahrzeuge bis 2020 auf deutschen Straßen – dieses Ziel hat die Bundesregierung im Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität ausgegeben. Deutschland soll zum Leitmarkt und zum Leitanbieter für Elektromobilität werden. Auch für Mitteldeutschland und insbesondere für Sachsen birgt die Elektromobilität das Potential, die wirtschaftliche Entwicklung anzuregen. Seit April 2012 bildet Sachsen zusammen mit Bayern eines der insgesamt vier bundesdeutschen „Schaufenster Elektromobilität“. Das Förderprogramm unterstützt rund 40 Projekte mit über 100 Beteiligten in beiden Bundesländern mit einer Fördersumme von circa 130 Millionen Euro. Eines der Projekte beinhaltet zum Beispiel die Errichtung von Schnellladestationen entlang der A9 von Leipzig nach München, um so die Langstreckenreichweite von Elektrofahrzeugen zu erhöhen.
Elektromobilität in Sachsen Es tut sich also einiges in Sachen Elektromobilität in Mitteldeutschland. Grund genug, das Thema in den Fokus des diesjährigen Expertentreffens zu stellen. So ist BMW der erste deutsche Premiumautohersteller, der mit dem BMW i3 ein erstes komplett neu entwickeltes Elektrofahrzeug in Serie herstellt. Im September dieses Jahres war Produktionsstart für den Elektro-BMW im Leipziger Werk. „Die technologische Revolution in der Automobilindustrie wird mit der Serienproduktion des BMW i3 in der Energiemetropole Leipzig sichtbar. Von den neuen innovativen Produkten von BMW und Porsche am Wirtschaftsstandort Leipzig gehen positive Signale für nachhaltige Beschäftigung in unserer Region aus“, sagte Thomas Lingk vom Amt für Wirtschaftsförderung Leipzig.
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Das Expertentreffen wird vom Verein Netzwerk Energie & Umwelt (NEU e.V.) ausgerichtet, der im Januar 2011 von Mitgliedern des Clusters Energie & Umwelttechnik gegründet wurde, um die Arbeit innerhalb des Clusters zu koordinieren und effektiver zu gestalten. Das Treffen findet am 2. Dezember 2013 statt, Beginn 9.30 Uhr. Ort: BFW– (Berufsförderungswerk), Georg-Schumann-Str. 148, 04159 Leipzig
Mit dem BMW i3 wird die BMW Group noch in diesem Jahr ein elektrisch angetriebenes Serienfahrzeug auf den Markt bringen, das für eine neue, nachhaltige Mobilität im urbanen Raum steht.
Elektromobilität geht jedoch über die reine Produktion von Elektroautos und die Infrastruktur für Ladestationen hinaus. Sie setzt ebenso auf neue Mobilitätsformen, die den öffentlichen Nahverkehr, E-Bikes und Carsharing sinnvoll miteinander kombinieren. Regionale Projekte Neben dem Schwerpunktthema werden auf dem Treffen auch beachtenswerte
Projekte aus der Region vorgestellt. So wird Dr. Füller, Geschäftsführer der Meter1 GmbH, über Kosten und Nutzen eines flächendeckenden Einbaus von elektronischen Stromzählern – den sogenannten Smart Metern – referieren. Sie erlauben es, den Stromverbrauch detailliert zu erkennen. Auf diese Weise können Einsparpotentiale gezielt genutzt werden. Die Stadtwerke Leipzig ließen bereits testweise einige tausend Smart Meter in Betrieb nehmen.
Eine Podiumsdiskussion zum Thema „Versorgungssicherheit durch Energiemix“ wird das Treffen beschließen. Neben Vorträgen und Diskussionsrunden wird es auch Gelegenheit zur Vernetzung der rund 200 Teilnehmer untereinander geben, um so wertvolle Anregungen für den Berufsalltag mitzunehmen.
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Im Elektroflitzer durch Leipzig Warum brauche ich eigentlich eine Tonne Stahl, um meinen Wochenendeinkauf nach Hause zu bringen? Das 260 Kilo leichte Elektromobil Twike zeigt, dass es anders geht. Eine Testfahrt. Text: Dörthe Gromes Fotografie: Swen Reichhold
„Es war Liebe auf den ersten Blick“, erzählt Lutz Förster von seiner ersten zufälligen Begegnung mit einem Twike im Straßenverkehr vor gut drei Jahren. Das wendige, kleine Elektromobil hatte es dem Techniker und Firmeninhaber sofort angetan. Kurzentschlossen schaffte Förster sein Auto ab und stieg auf Twike um. „Das Twike hat alles, was ein Auto braucht, und lässt all das weg, was ein Auto nicht unbedingt braucht“, erklärt er die Grundidee des Gefährts. Wir starten in der Toskastraße, einer ruhigen Nebenstraße in Wahren. Mit einem leichten Surren setzen wir uns in Bewegung. „Als Fahrer muss ich sehr aufmerksam sein“, erklärt Förster, „denn die Fußgänger hören mich nicht.“ Als uns auf der engen Straße plötzlich ein Auto entgegenkommt, weicht er blitzschnell in eine kleine Parklücke aus. Die zahlreichen Schlaglöcher umkurvt Förster mit seinem wendigen Gefährt geschickt. Mit herkömmlichen Autos hat das Elektrofahrzeug wenig gemein. Statt mit Lenkrad, Kupplung, Brems- und Gaspedal wird es mit einem Joystick gelenkt. Fahren
und Bremsen per Knopfdruck. Es gibt keine Türen, sondern die Fronthaube öffnet sich nach oben. Dadurch gestaltet sich der Einstieg in die Fahrerkabine, die an eine Pilotenkanzel erinnert, etwas sportlich. Die Sicht auf den Straßenverkehr weicht von der gewohnten Perspektive ab, weil man viel niedriger sitzt als im Auto. Ob die anderen Verkehrsteilnehmer uns auch nicht übersehen? „Nein, nein“, lacht Förster, „im Twike wird man nicht übersehen.“ Das stimmt, wir werden permanent angeguckt. „Twikefahren ist etwas für Leute, die auffallen wollen“, meint Förster, der die Aufmerksamkeit durchaus zu genießen scheint. Auf der Georg-Schumann-Straße beschleunigt Förster rasant. Das Fahrgefühl im Twike ist sehr unmittelbar, man spürt die Geschwindigkeit, die Beschaffenheit der Straße, die Kurvenneigung. Pfeilschnell reagiert das Fahrzeug auf alle Aktionen des Fahrers, seine Höchstgeschwindigkeit beträgt 85 km/h und es verbraucht circa 5 kWh auf 100 Kilometer. Man kann also mit Strom für 10 Euro ungefähr 1.000 Kilometer zurücklegen. Aus Twike-Sicht erschei-
nen mir die ölbetriebenen Autos plötzlich wie behäbige Saurier. Als wir in die Marschnerstraße einbiegen, schalten wir den Pedalantrieb zu. Optional kann man so die Reichweite des Elektromotors erhöhen und tut gleichzeitig etwas für die eigene Fitness. Bei der Zieleinfahrt am Clarapark bedauere ich, dass die Fahrt schon zu Ende ist. Das Twike ist ein dreirädriges Elektromobil für zwei Personen mit einem Kofferraumvolumen von 240 Litern. Es wird von der Fine Mobile GmbH seit 2002 in Rosenthal produziert von dort und in Leipzig/Halle durch die Firma Försters.com verkauft und vermietet. Pro Jahr werden circa sechzig Stück gebaut, derzeit sind über 1.000 Twikes weltweit im Umlauf. Jedes Auto wird auf den Besitzer maßgeschneidert. Die Reichweite einer Batterieladung beträgt durchschnittlich 300 Kilometer. Die Bremsenergie wird zurück in den Motor gespeist. Aufladbar ist das Twike an jeder normalen Steckdose. Es ist als KFZ zugelassen. www.twike-in-le.com
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Ein Kompass für den Energiemarkt Seit 20 Jahren bietet A/V/E Orientierungshilfe für Stromlieferanten, Netzbetreiber und andere Servicegesellschaften. Geschäftsführerin Andrea Arnold über das Geheimnis des Erfolgs aus Halle. Text: Tobias Prüwer Fotografie: A/V/E
Was darf der Kunde von A/V/E erwarten? Wir haben dafür das Bild des Kompasses gefunden, der die vier Marktrollen, die wir bedienen, darstellt: Den Netzbetreiber, den Lieferanten, den Messstellenbetreiber und den Messdienstleister. Zwischen diesen vier navigieren wir und erbringen für sie Dienstleistungen. Derzeit bedienen wir hauptsächlich die ersten beiden. Die Messbereiche sind noch nicht so aktiv auf dem Markt, aber aufgestellt sind wir. Liegt das am Gesetzgeber? Richtig, das Messen hat heute noch größtenteils der Netzbetreiber inne. Das ändert sich gerade und etabliert sich als separates Kerngeschäft in outgesourcten Unternehmen. Der Energiemarkt war 1993 übersichtlicher. Wie kam es zur A/V/E-Gründung? Wir waren damals in einem Energieunternehmen integriert, das fortschrittlich dachte. Das hat sich auf sein Kerngeschäft, nämlich Gas und Strom zu verkaufen, konzentriert, und Dienstleistungen ausgelagert. So ist A/V/E als Abrechnungsdienstleister entstanden.
Wie beurteilen Sie die Unternehmensentwicklung? Wir sind sehr zufrieden, aber völlig zufrieden ist man natürlich nicht als Dienstleister. Noch etwas mehr Erfolg am Markt hätte ich schon gern. Im Moment herrscht am Markt eine verhaltene Situation. Denn genau der beschriebene Schritt, dass sich Lieferanten und Netzbetreiber auf ihr Kerngeschäftsfeld konzentrieren und sich einen Kundenbetreuungs- und Abrechnungsdienstleister einkaufen, ist noch nicht sehr verbreitet. Gerade die mittleren und kleinen Stadtwerke, also die mit 30.000 bis 50.000 Endkunden, denken noch, sie müssen das unbedingt selbst erbringen. Dabei könnten Sie diese besonders unterstützen? Ja, wir sorgen für die Liquidität dieser Unternehmen. Wir treiben die Forderungen ein, besorgen eine ordentliche Rechnungslegung und Kundenzufriedenheit. Die Erwartungen des Endkunden steigen, er will größere Erreichbarkeit, auch in den Nachtstunden telefonieren. Das bekommt der Lieferant nicht hin. Bei vielen Stadtwerken, da denke ich besonders an die ehema-
ligen Kreise um Halle und Leipzig, findet schon ein Umdenken statt. Ihr Aktionsgebiet ist ganz Deutschland? Richtig, seit 2003 agieren wir deutschlandweit und haben bei uns in Halle ein Callcenter, also ein Kundenkompetenzzentrum, aufgebaut und die entsprechende Technik angeschafft. Seitdem sind wir stark gewachsen, damals hatten wir 200, heute sind wir 400 Beschäftigte. Vor welche Herausforderungen stellt Sie die Energiewende? Wir profitieren davon, weil wir von den Kontakten leben, die die Endverbraucher zu Lieferanten und Netzbetreibern haben. Mit der Energiewende wird der normale Haushaltskunde mit dem Thema konfrontiert und erkundigt sich darüber. Das macht er über die Hotline seines Energieversorgers – und landet somit bei uns. Auch hier sorgen wir also als Kompass für Orientierung.
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Blick in das Penthouse der Villa Jeanne. Die klar gegliederten Baukörper aus der Feder des renommierten Architekturbüros „behet bondzio lin” überzeugen durch großzügig geplante Grundrisse mit Terrassen- und Gartenflächen.
Hoher Wohnkomfort – modern und energieeffizient Heiz- und Kühldecken sorgen das ganze Jahr über für ein angenehmes Raumklima. Als leistungsstarke, effiziente und moderne Flächentemperierungssysteme ergänzen sie sich ideal mit Erdwärmetechnologie – auch im privaten Wohnungsbau.
Text: Frank Wilberg Fotografie/Darstellung: Gärtner & Christ, Quelle: Leipziger Stadtbau AG; ICS
Im Bachviertel zu Leipzig werden dieser Tage drei Villen in exklusiver Lage fertiggestellt, wobei in eine der hochwertigen Wohnungen auf Kundenwunsch eine Heiz- und Kühldecke eingebaut wurde. Und da das Objekt der Stadtbau AG ohnehin mit Wärmepumpen ausgerüstet ist, ergibt sich ein perfektes Zusammenspiel: Das 18 Grad kalte Wasser aus der Tiefe kann in der heißen Sommerzeit bequem zum Kühlen verwendet werden. Und im Winter dient die Erdwärme entsprechend zum Heizen. Kühldecken sind seit zwei Jahrzehnten ein Begriff im Büround Gewerbebau, weil sie dank ihrer großen Fläche eine wesentlich geringere Vorlauftemperatur zum Heizen erforderlich machen und somit einen besseren Wirkungsgrad erreichen. Auf der anderen Seite ermöglichen Kühldecken ein behagliches Kühlen.
Hand in Hand mit Erdwärme Am Leipziger Beispiel der Parkvillen lässt sich hervorragend illustrieren, dass sich eine sonderangefertigte Heiz- und Kühldecke auch bei 400 Quadratmetern Wohnfläche lohnt. Entscheidende Voraussetzung für die angenehme Raumtemperierung, die elegant hinter abgehängtem Gipskarton verschwindet: eine Erdwärmepumpe. Innenarchitektin Nora Gabriele Berger hatte so völlig freie Hand bei der Gestaltung. Und die Integrale Climasysteme GmbH (ICS) meisterte die Herausforderung, sämtliche Medientechnik und Lichtinstallation in das Deckensystem zu integrieren. Der besondere Clou bei dem Villen-Projekt: Neben der individuell gewünschten Heiz- und Kühldecke wurde von Seiten des
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Die Lassalle-Parkvillen entstehen direkt am Johannapark. Im Bild die Villa Jeanne.
Projektträgers planmäßig eine Fußbodenheizung installiert. Der Kunde kann nun jederzeit zwischen den zwei Flächentemperierungssystemen wählen beziehungsweise steuern, in welcher Relation er beide zum Einsatz bringen möchte. Individualität aus einer Hand
Rosica Komitova plant und entwickelt für ICS.
Die fachkompetente Installation der Heizund Kühldeckensysteme wird in allen Projektphasen überwacht und an den individuellen Bedürfnissen der Kunden ausgerichtet. „Kein Projekt ist wie das andere. Jedem seinen eigenen ästhetischen und modernen Stil zu geben, spornt mich an“, sagt Rosica Komitova, Architektin von ICS. Die ICS GmbH bietet die perfekte Alternative zu herkömmlicher Heiztechnik und energieintensiven Klimaanlagen. Die modernen und umweltschonenden Heizund Kühldeckenlösungen garantieren durch geräuschlose, zugfreie und konstante Raumtemperierung einen hohen Wohnkomfort. www.integrale-climasysteme.de
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Herbstzeitlose
Titus Schade, „Fachwerk“, Öl, Acryl auf Leinwand,70 x 50 cm, 2013. Foto: Uwe Walter
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Kateřina Šedá, „No Go“, Textilien und Holz, Dimensionen variabel, Installationsansicht, 2012, Courtesy of the artist und Arratia Beer, Berlin Unten: Hartwig Ebersbach, „Fragment Reiter III“, Öl auf Leinwand, 120 × 150 cm, 2004, Kunstsammlung der Sparkasse Leipzig. Foto: Jürgen Kunstmann
In Sachen Kunst wird in diesem Herbst in Leipzig viel geboten. Viele Ausstellungen und Kunstevents geben Anregung und Ausdauer, um die kommende kalte Jahreszeit besser überstehen zu können. Text: Esther Niebel
Obwohl Kateřina Šedá erst 1977 in Brno, Tschechien, geboren wurde, hat sie schon bei hochkarätigen Kunstereignissen mitgewirkt: 2007 auf der document 12, 2008 auf der Berlin Biennale und in diesem Jahr auf der Biennale di Venezia für Taiwan im Palazzo delle Prigioni. Jetzt stellt sie vom 21. September 2013 bis zum 5. Januar 2014 in der Galerie für Zeitgenössische Kunst aus. In der Ausstellung „at sixes and sevens“ geht es der Künstlerin, wie in ihrem Werk im Allgemeinen, um kollektive Prozesse. Immer ortsbezogen, integriert sie die Bewohner und macht diese zu Handelnden. 2011 nahm ein 14-jähiger Schüler zu ihr Kontakt auf, da er an der Wahrnehmung der in der Nähe von Brno gelegenen Stadt Zastávka etwas verändern wollte. Nach einer künstlerischen Feldforschung vor Ort ahmt Šedá nun gemeinsam mit den beteiligten Jugendlichen das Stadtbild von Zestávka in der Galerie nach. Praktisch werden zwei unterschiedliche Orte aufeinander beziehungsweise ineinander gelegt. Nicht nur auf konkrete Orte bezogen, sollen auf
diese Weise Auseinandersetzung, Veränderung und Potenziale offengelegt werden. Ohne Titel – abstrakt – konkret – konstruktiv in der Kunsthalle der Sparkasse und die Meisterschülerausstellung in der HGB Bereits am 19. September eröffnet die von Christine Rink kuratierte Ausstellung „Ohne Titel – abstrakt-konkret – konstruktiv“. Die gezeigten Werke reichen zurück vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis zu zeitgenössischen Positionen. Die Kuratorin macht aber bereits mit dem Titel deutlich, dass sie mit der Ausstellung einen anderen als den üblichen Blick auf die überwiegend Leipziger Künstler werfen möchte. Vom 10. bis zum 26. Oktober werden in der Hochschule für Grafik und Buchkunst die Abschlussarbeiten aller Meisterschüler der Fachbereiche Malerei/Grafik, Fotografie, Buchkunst/Grafikdesign und Medienkunst gezeigt. Hier kann sich schließlich jeder selbst ein Bild machen, in
welche Richtung es in der Kunst in Leipzig geht oder ob man überhaupt von Richtungen in diesem Sinne sprechen kann.
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Mit einem Fuß im Sommer, mit einem im Herbst: der Herbstrundgang der Spinnereigalerien am 21. und 22. September Die letzten Jahre hat es zumindest immer geklappt: Bevor sich der Herbst endgültig breit macht, konnte der Kunstinteressierte an diesem speziellen Wochenende noch ein Mal die Sonne genießen. Auch wenn es darum ja eigentlich nicht geht, helfen ein paar Sonnenstrahlen, auch der Kunst gegenüber aufgeschlossener und wohlwollender zu sein. Nicht zuletzt, da die Spinnerei ein Gelände von rund 50.000 Quadratmetern genutzter Fläche umfasst und es einfach mehr Spaß macht, die elf auf dem Gelände fest ansässigen Galerien und die weiteren Ausstellungs-
räume trockenen Fußes zu erreichen. Was den diesjährigen Herbstrundgang zu einem hochkarätigen Ereignis macht, das Kunstliebhaber aus der ganzen Welt anreisen lässt, sind vor allem zwei Dinge: Neo Rauch stellt seit 2009 das erste Mal wieder in Leipzig komplett neue Werke aus und speziell zum Rundgangswochenende präsentiert die Ausstellung „Invited – Internationale Gastgalerien in der Spinnerei“ in der Werkschauhalle einen Querschnitt zeitgenössischer Kunst unterschiedlichster Herkunft.
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2. ASPN: Bekannte Bilder, die sich in der Regel schon lange in das kulturelle Gedächtnis eingeprägt haben, präsentiert Jochen Plogsties in der Ausstellung „In“. Mit dem Medium der traditionellen Malerei bezieht er sich auf die Möglichkeiten moderner und universeller Reproduzierbarkeit von Bildern. Bildausschnitt, Zoomfaktor und Tiefenschärfe werden zu relativen Größen. 21. September–19. Oktober 2013
1. Das Archiv Massiv zeigt das Projekt von Maria und Vlado Ondrej „Cliché verre reloaded“. Die Technik des Cliché verre, mit der Künstler wie Man Ray oder Pablo Picasso im 20. Jahrhundert experimentierten, ist eine Mischung aus Fotografie und Radierung. Der Künstler radiert in eine geschwärzte Glasplatte, die anschließend belichtet wird. Die Kuratoren Natalie de Ligt und Frank Motz haben 15 Künstler eingeladen, sich auf diese kaum gebräuchliche Technik einzulassen und sie mit einer heutigen Bildsprache wiederzubeleben. An der Ausstellung beteiligte Künstler: Tilo Baumgärtel, Åsa Elzén, Maribel Mas, Tea Mäkipää, Maria Ondrej, Vlado Ondrej, Christoph Ruckhäberle, Matthias Weischer u.a. 21. September–16. November 2013 und als zweite Ausstellung „Bildarchive 20“ von Lianne van de Laar 21. September–04. Januar 2014
3. Anna Vovans Arbeiten bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Fotografie und Konzept. Mit fotografischem Blick nähert sie sich verschiedenen Themenfeldern, die sie belichtet oder auch nur beleuchtet. Heraus kommt dabei nicht zwangsläufig Fotografie. In der Ausstellung „as/if“ zeigt die Galerie B2 neue Arbeiten der jungen Künstlerin. 21. September–16. November 2013
4. Galerie Josef Filipp: Hinter den Ausstellungstiteln „Schwester September“ und „Haus Kuchen“ verbergen sich zum einen ins Mystische gehende Malerei von Alexander König, die dem Betrachter viel Raum lässt, seine eigenen Phantasien einzubringen, Malerei zum anderen minutiös ausgearbeitete Stadtlandschaften aus Pappe von Matias Bechtold. 21. September–26. Oktober 2013
5. Laden für Nichts: Philip Grözinger und Axel Geis „Deception“: Um Bilder werden wir von den beiden Vollblutmalern ja bestimmt nicht betrogen. Aber was leitet nun in die Irre? Die Realität oder die Fiktion der Bildwelten? Frei nach dem Motto „Die Welt will betrogen werden“ könnte man auch den Betrachter verdächtigen, womit die Künstler schließlich jegliche Narrenfreiheit hätten. 21. September–26.Oktober 2013
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6. Während in der HALLE 14 – Zentrum für zeitgenössische Kunst noch am Freitag vor dem Rundgang das Kochkunstfest gefeiert wird, eröffnet am Samstag die passende Ausstellung dazu: „The Politics and Pleasure of Food“. Die an der Ausstellung beteiligten Künstler beschäftigen sich mit der Nahrungsaufnahme als menschlichem Grundbedürfnis in seiner physiologischen, psychischen und sozialen Dimension. Künstler: Bureau d’Etudes, Götz Bury, Mary Ellen Carroll, Conflict Kitchen, Critical Art Ensemble, Fallen Fruit, Fernando García-Dory, Arti Grabowski, Laura Junka-Aikio, Jani Leinonen, Tom Marioni, Rémy Markowitsch, Azad Nanakeli, Lucy + Jorge Orta (Studio Orta), Naufús Ramirez-Figueroa 21. September–17. November 2013
7. Galerie Kleindienst: Nadin Maria Rüfenacht „Chambre sauvage“. Rüfenacht kehrt zurück zu ihren barock inszenierten Fotografien. Die Windhunde sind auch wieder zurück, zusammen mit nackten Körpern, die, obwohl beide lebendig, an Stillleben erinnern. Die surrelaen Collagen, mit denen sich die Künstlerin in letzter Zeit beschäftigt hat, werden auch Teil der Ausstellung sein. 21. September–02. November 2013
8. Die Galerie Jochen Hempel zeigt unter dem Titel „U.S. Trilogy / The complete Cycle“ die zweite Einzelausstellung Andreas Schulzes in Leipzig: In Bezug auf die modernen Medien sind die USA mit Sicherheit der erste und wichtigste Bilderlieferant. Daher bieten sie auch für die Fotografien Schulzes, den die Überschneidung beziehungsweise Schnittstelle zwischen Information und Desinformation, zwischen Dokumentation und Manipulation interessiert, den idealen Hintergrund.
10. Die Galerie EIGEN+ART zeigt mit der Ausstellung „Gespenster“ die erste Einzelausstellung Neo Rauchs in Leipzig seit 2010 im Museum der bildenden Künste und seit 2009 in der Galerie. Da Rauch bis zur letzten Minute malt, kann noch nichts über die gezeigten Arbeiten gesagt werden, außer dass es sicherlich mystisch wird, wie uns der Titel der Ausstellung verrät. 21. September–07. Dezember 2013
21. September 2013 — 9. November 2013
9. Galerie Estace Leipzig: Barbara Navi „La Part d’Ombre“ und Stephen Peirce „In Flux“: Trotz eher kleiner Räume schafft es Regis Estace wieder, zwei Positionen zu zeigen. Navi mit gut nach Leipzig passender figürlicher Malerei, Peirces Leinwände erinnern dagegen an gemalte Skulpturen, vom Stuckdetail bis zu abstrakten Plastiken, die, obwohl in Weiß gehalten, trotzdem Giger ins Bewusstsein rufen. 22.September–23.November 2013
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11. Die Werkschauhalle zeigt sich zum Rundgang mit der Ausstellung „Invited – Internationale Gastgalerien in der Spinnerei“ weltoffen. Im Zweijahresrhythmus laden die auf der Spinnerei ansässigen Galerien internationale Galerien zum Rundgang ein, damit diese vor Ort ihr Programm präsentieren können. In diesem Jahr kommen die Galerien aus Europa, Asien und Nordamerika (ja, Mexiko liegt auf dem nordamerikanischen Kontinent, auch wenn einem dies nicht immer ganz im Bewusstsein ist). Teilnehmende Galerien: Ando Gallery, Tokyo, Gallery Baton, Seoul, Bo Bjerggaard, Copenhagen, Galerie Dukan, Paris, Galerie Felli, Paris, Marianne Friis, Kopenhagen, Hilario Galguera, Mexico City, Gerhard Hofland feat. Whatspace, Amsterdam, New Street Gallery, Plymouth, Ornis A. Gallery, Amsterdam, Rokeby, London, Silvershed, New York, V1 Gallery, Copenhagen, Zhong Gallery, Berlin/ Beijing
12. Mit einer raumfüllenden Installation, vom Galerieboden bis zur Decke immerhin über fünf Meter, wartet Helge Hommes in der Galerie Queen Anne auf. „Helge macht Feuer“ nennt sich die von Bildern flankierte Installation, in der der Künstler auf einem Thron sitzend, umgeben von Portraits seiner geistigen Familie, zur Eröffnung stundenweise sein Manifest verliest. 21. September–02. November 2013
BILDNACHWEISE 1. Marie Carolin Knoth, „Fragment“, Cliché verre auf handkoloriertes, mit Silbergelatine beschichtetes Büttenpapier, Tusche, Siebdruckfilm auf Glasplatte kaschiert, Motiv: 44 x 34 cm/Blatt: 75 x 56 cm, Auflage: 12, 2013. Courtesy by the artist 2. Jochen Plogsties „2_13 (Portrait of Maria de’ Medici)“, 27 x 19 cm, Öl auf Leinen, 2013. [Nach: Agnolo Bronzino, Portrait of Maria de Medici, 52,5 x 38 cm, Tempera auf Holz, 1551, Uffizien, Florenz, Italien. In: www.wikipaintings.org/en/agnolo-bronzino/ portrait-of-maria-de-medici-1553]. Courtesy ASPN 3. Anna Vovan, „o.T.“, Finartprint, 2013. Courtesy: Galerie B2 4. Alexander König: „SeptemberKapitel I: Mutterkörner“, Acryl und auf Leinwand, 200 x 140 cm, 2013. Courtesy Josef Filipp Galerie 5. Philip Grözinger, „waiting for a new dawn“, 155 x 145 cm, Öl auf Leinwand, 2012. Foto: Uwe Walter, Courtesy Laden für Nichts 6. „The Politics and Pleasures of Food“, Ausstellungsplakat 7. Nadin Maria Rüfenacht, „Aldrovanda“, 74 x 52cm, c-print, 2013. Courtesy Galerie Kleindienst 8. Andreas Schulze, „U.S.T. II # 1,1“, Galerie Jochen Hempel 9. Stephen Peirce, „Closed system“, Öl auf Leinwand, 100 x 200 cm, 2012. Foto: Kriegel, Courtesy Galerie Estace 10. Neo Rauch, „Das Treffen“, Öl auf Leinwand, 300 x 250 cm, Foto: Uwe Walter, Berlin, Courtesy Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin 11. Werkschauhalle: Gruppenausstellung „Lada 2008“. Foto: Bertram Schultze 12. Helge Hommes, „Gestern, heute, morgen“, 260 x 400cm, 2013. Foto: Thomas Bär, Courtesy Galerie Queen Anne 13. Steffen Junghans, „Bildnis mit Imker“, 125 x 155 cm, Laserchrome, 2013. Courtesy maerzgalerie
13. In der Ausstellung „Vergessenheit“ zeigt die maerzgalerie neue Fotografien von Steffen Junghans, die sich, wie in seinem vorangegangenen Werkzyklus „Erinnerung“, mit dem Negativ als Speicherort auseinandersetzt. Seine Themen und Motive sucht er in der Gesellschaft und den individuellen Ideen, die in ihr gefasst sind. 21. September–16. November 2013
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10./11. Oktober 2013 Doppelkonzert 1. Sinfonie 13. Oktober 2013 2. Klavierkonzert 2. Sinfonie 17./18. Oktober 2013 3. Sinfonie 1. Klavierkonzert 19. Oktober 2013 Violinkonzert 4. Sinfonie
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Links: Ruhe vor dem Sturm beim Reenactment in Großgörschen 2012. Rechts: Die Russische Gedächtniskirche erstrahlt zum 100. Jahrestag der Einweihung in neuem Glanz. Zum Gedenken an die rund 22.000 gefallenen russischen Soldaten erbaut, ist sie heute sowohl Touristenziel als auch religiöses Zentrum der russisch-orthodoxen Gemeinde.
Erinnerungskultur Im Oktober begeht die Stadt Leipzig zwei Jubiläen: das Gedenken des 200. Jahrestages der Völkerschlacht unter dem Titel „Leipzig 1813-1913-2013 – eine europäische Geschichte“ und die Hundertjahrfeier der Einweihung des Völkerschlachtdenkmals. Text: Zita Á. Pataki Fotografie: Olaf Martens, WestendPR, Methode 21
Wenn am 20. Oktober in Leipzig als Teil des Gedenkens an die Völkerschlacht Kanonendonner hallt und die Reenactments beginnen, erinnert man an die 1813 bis dato größte Schlacht der Weltgeschichte, in die 600.000 Soldaten aus über einem Dutzend Nationen zogen. In den Kämpfen bei Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813 ließen über 90.000 ihr Leben. „Die Völkerschlacht ist der bedeutendste Meilenstein auf dem Weg zur Ablegung der Fremdherrschaft Napoleons über Europa. Gleichzeitig markiert sie den Auftakt der deutschen Nationenwerdung im 19. Jahrhundert“, sagt Dr. Volker Rodekamp, Direktor des Stadtmuseums und Leiter der Steuerungsgruppe zum Doppeljubiläum. Mit der Ausstellung „Helden nach Maß“ rückt das Museum anstelle von Daten und Schlachtordnungen den Mythos „Befreiungskriege“ und seine Wirkungsgeschichte in den Fokus. Festakt, Konzerte, Reenactment Ein politischer Festakt vor dem frisch restaurierten Völkerschlachtdenkmal mit Staatsgästen am 18. Oktober soll der Höhepunkt werden. „Im Geist der europäischen Verständigung werden Menschen aus allen an der Völkerschlacht beteiligten Nationen in und um Leipzig zusammentreffen, um gemeinsam zurück und nach vorn zu blicken“, so die Intention des Oberbürgermeisters der Stadt Leipzig Burkhard Jung und der Landräte Gerhard Gey und Michael Czupalla. Neben dem Denkmal erstrahlt auch die russische Gedächtniskirche in neuem Glanz, hier wird am 17. Oktober zum Zeichen der Versöhnung ein Friedensgottesdienst abgehalten. Ab 19. Oktober
gibt es Konzerte und Lesungen auf dem Areal um das Völkerschlachtdenkmal und an Orten auf dem einstigen Schlachtfeld. Dort wird auch das Reenactment der Schlacht stattfinden. Gemeinsam Erinnern In Liebertwolkwitz verwandelt sich in Erinnerung an das Leid der Zivilbevölkerung das Dorf ab 16. Oktober in eine historische Kulisse. Der Abend des 20. Oktober klingt nach den Schlachtennachstellungen mit Friedensgebeten in der Kirche Liebertwolkwitz, in der Gethsemanekirche Lößnig, in der Auenkirche Markkleeberg-Ost, in der Kirchenruine Wachau und in der Nikolaikirche in Leipzig aus. Auf Einladung der „Kultur- und Umweltstiftung Leipziger Land der Sparkasse Leipzig“ sowie des „Fördervereins Rötha – Gestern. Heute. Morgen. e. V.“ werden Nachfahren der an der Völkerschlacht beteiligten deutschen und europäischen Adelsfamilien nach Leipzig und Rötha kommen, um der Gefallenen und Opfer der Völkerschlacht vor 200 Jahren zu gedenken. Es wird sich zeigen, ob es gelingt, die Jahresfeier, wie Martin Schulz, Präsident des europäischen Parlaments, es sich wünscht, „zu einem europäischen Bezugspunkt des Erinnerns zu machen“ und zu erreichen, „dass anlässlich des Jubiläums Menschen aus ganz Europa auf den Schlachtfeldern von damals zusammenkommen, um über unsere gemeinsame Zukunft zu sprechen.“ www.voelkerschlacht-jubilaeum.de www.liebertwolkwitz-1813.de
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Seit 2003 bzw. 2006 zeigt Asisi die weltgrößten Panoramen in seinen Panometern in Leipzig und Dresden. Dafür revitalisierte er denkmalgeschützte ehemalige Gasometer.
Zeitreise: Leipzig anno 1813 Seit 03. August präsentiert Yadegar Asisi das weltgrößte 360-Grad-Panorama „Leipzig 1813 – In den Wirren der Völkerschlacht“. Bereits über 40.000 Gäste haben das Rundbild betrachtet. Text: Zita Á. Pataki Fotografie: Tom Schulze © asisi
Als am 14. Oktober 1813 die Bürger Leipzigs Napoleon durch ihre Stadt ziehen sahen, beschlich sie vielleicht eine düstere Vorahnung. Sicher aber hatte keiner die Entwicklungen der nächsten fünf Tage und das düstere Ende der bis dato größten Schlacht der Weltgeschichte vorausgesehen. Dieses Ende fokussiert Yadegar Asisi in seinem Bild in einem inszenierten Augenblick, um den Besuchern zu ermöglichen, sich „nach dem Erlebnis des Panoramas auf einen eignen Weg [zu] begeben, Spuren zu suchen und Antworten für sich [zu] finden.“ Das weltgrößte 360-Grad-Panorama von Asisi entführt in die sächsische Handelsstadt kurz nach Ende der Völkerschlacht und verdeutlicht die damalige Situation aus dem Blick der bedrängten Bürger im Maßstab 1:1. Das Panorama selbst ist kein Schlachtenbild, sondern versucht, das historische Leipzig als berühmte Musik-, Buch- und Handelsstadt auf 3.500 Quadratmetern aufleben zu lassen.
qualmen, das Dach der Thomaskirche ist beschädigt, doch scheint die Stadt in ihrer Struktur weitestgehend intakt. Die soziale Ordnung jedoch ist massiv gestört. Auf dem Platz um die Thomaskirche drängen sich die Massen in alle Himmelsrichtungen, Menschen steigen über zertretene Waren, Abfall, über Verletzte, Tote, über Tierkadaver und umgefallene Pferdewagen. Hinter dem Thomaszwinger ziehen die französischen Truppen nach Nordwesten zum Ranstädter Tor, Verletze und Tote lassen sie im Straßengraben liegen. Doch ein Hoffnungsschimmer keimt auf: Im Zentrum, vor dem Rathaus, versammeln sich die alliierten Truppen zur Siegesparade. So gelingt es Asisi, aus dem Militärakt der Völkerschlacht eine Geschichte der Menschen zu formen: Einzelschicksale werden sichtbar, Leid und Verzweiflung, aber auch Mitgefühl – und Hoffnung.
Geschichte geformt aus hunderten Details
An einem Detail kommt kein Besucher vorbei, liegt es doch in seiner Nähe. Wendet er sich auf dem 15 Meter hohen Turm – auf seinem imaginären Posten auf dem Dach der Thomaskirche – gen Westen, so bemerkt er, dass er nicht allein ist. Auf einer Holzlei-
Die Ausmaße des Krieges sind weniger im Erscheinungsbild der Stadt sichtbar denn im Detail. Im Umland und in vereinzelten Häusern der Stadt sieht man Brandherde
Asisis Antikriegsbild
ter, mittels der er offensichtlich hinaufgelangt ist, steigt gerade ein Soldat auf den Dachfirst, ein Mann und sein Kind blicken, bereits oben angekommen, gestikulierend auf das Geschehen. Vor ihnen erhebt sich das Kreuz der Kirche, an dessen Längsbalken jemand ein blutbeschmiertes weißes Bettlaken auf einer Stange gehisst hat – leuchtend weht es über der Stadt vor dem von Ruß ergrauten Himmel und kündet vom Ende der Massenschlacht. Dies ist Asisis Antwort: „Eine, die uns alle eint, wäre: ‚Nie wieder Krieg!‘” www.asisi.de
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H intergrundgeschichten Links: Jan Vermeer van Delft, bei der Kupplerin, 1656. Gemäldegalerie Alter Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Foto: Estel/Klut Rechts: Georg Baselitz, Ein moderner Maler (Remix), 2007, © Georg Baselitz, Foto: Jochen Littkemann, Berlin
© Gerhard Richter, Köln 2013 courtesy of Gerhard Richter Archiv
G estreift
Gelenkter Zufall
Ein sehr persönlicher Dialog
„Streifen & Glas“ ist eine konzentrierte Einzelausstellung Gerhard Richters.
Anlässlich seines 75. Geburtstags treffen Arbeiten von Georg Baselitz im Residenzschloss Dresden auf eine von ihm zusammengestellte Auswahl von Werken Alter Meister.
Auf drei Räume verteilt präsentiert die Schau vom 14. September 2013 bis zum 5. Januar 2014 neue, überwiegend für diese Ausstellung entstandene Werke von Gerhard Richter im Albertinum in Dresden. Sie stammen vorwiegend aus den beiden titelgebenden Werkgruppen „Streifen“ und „Glas“. Zentrales Ausstellungsstück ist die neueste Glasarbeit von Richter „Kartenhaus“, eine Weiterentwicklung der „9 Stehende Scheiben (879-3)“. Anders als beim Ausgangswerk, welches in der ständigen Ausstellung zu sehen ist, lehnen die Glasscheiben nun wie zufällig aneinander. Sie bieten eine Vielzahl an Durchblicken, Reflexionen und Bildausschnitten. Die neuen Arbeiten aus der StreifenSerie sind eine Kombination aus computergenerierten, abgewandelten Teilausschnitten von Richters „Abstraktes Bild (724-4)“ und Neuinterpretationen dieser. „Bei meinen Bildern habe ich es eh immer mit dem Zufall zu tun und kriege gern etwas geschenkt. Ich habe das Gefühl, ich bekomme diese Bilder geschenkt“, sagt Richter. CM
Es sind eben jene Werke der Alten Meister, die Georg Baselitz selbst in seiner Jugend in den 1950er Jahren bei Besuchen in den Dresdner Kunstsammlungen bestaunte und die ihn später zu bekannten eigenen Arbeiten inspirierten, die in der Ausstellung „Georg Baselitz. Hintergrundgeschichten“ Seite an Seite mit seinen Arbeiten zu sehen sind. Der Maler, Bildhauer und Grafiker sah damals dort unter anderem die Landschaftsstudie „Wermsdorfer Wald“ von Louis Ferdinand von Rayski und malte daran angelehnt 1969 das Bild „Der Wald auf dem Kopf“ – sein erstes Werk, welches das Motiv auf dem Kopf stehend zeigt. Diese Motivumkehr entwickelte sich in den Folgejahren zu seinem deutlichsten Erkennungsmerkmal und machte ihn international berühmt. Die Arbeiten werden dabei schon in ihrer Konzeption auf dem Kopf stehend angelegt und ausgeführt. Auf Einladung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und anlässlich seines Geburtstages treffen die Bildpaare nun an einem historischen Ort, in den noch nicht restaurierten Paraderäumen im Resi-
www.skd.museum/de
denzschloss, aufeinander. Extra für diese Ausstellungen wählte Baselitz für ihn besonders wichtige Werke Alter Meister wie Raffael, Cranach, Vermeer, Rembrandt, Rayski, Monet und einen Holzschnitt von Caspar David Friedrich selbst aus und stellt sie seinen eigenen, von ihnen beeinflussten Arbeiten aus den letzten fünfzehn Jahren gegenüber. Vom 21. September bis 2. Dezember 2013 tritt „Die Sixtinische Madonna“ von Raffael von 1512/13 beispielsweise in den Dialog mit dem Werk „Statement“ von Baselitz aus dem Jahr 1999 oder Vermeers „Bei der Kupplerin“ von 1656 mit Baselitz’ „Ein moderner Maler.Remix“ aus dem Jahr 2007. Da zwischen den Gemälden der Alten und neuen Meister und Baselitz’ Arbeiten sehr große Formatunterschiede bestanden, sind die alten Werke in der Größe ihrem Gegenstück von Baselitz entsprechend reproduziert worden. So werden dem Besucher die Ähnlichkeiten und Unterschiede der ungleichen Paare umso deutlicher vor Augen geführt. CM www.skd.museum/de
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Links: Jan Vermeer van Delft, bei der Kupplerin, 1656. GemäldegalerieFoto: AlterJan-Pieter Meister, StaatFuhr liche Kunstsammlungen Dresden; Foto: Estel/Klut Rechts: Georg Baselitz, Ein moderner Maler (Remix), 2007, © Georg Baselitz, Foto: Jochen Littkemann, Berlin
Protestaktion „Pflöcke einschlagen!“ – Dessau-Roßlau verankert sein Theater (28.6.2013).
Norma trifft Nora Anhaltisches Theater Dessau startet in die neue Spielzeit 2013/14. Die nunmehr 219. Spielzeit des Anhaltischen Theaters Dessau ist begleitet von absurden kulturpolitischen Planspielen zur Kürzung von Finanzzuweisungen und harten Debatten um Spartenschließungen in Sachsen-Anhalt. Doch für das Dessauer Theater ist das kein Grund zu resignieren, sondern vielmehr, sich einmal mehr auf das zu besinnen, WAS WIR LIEBEN. Die Besucher erwartet ein höchst vielfältiger und spannender Spielplan. Gleich zu Beginn der Spielzeit 2013/14 gibt es im Anhaltischen Theater eine Annäherung zwischen Musiktheater und Schauspiel, wie sie vor Ort noch nie zu erleben war: Am 4. Oktober feiert die Oper „Norma“ von Vincenzo Bellini Premiere im Großen Haus, sie nimmt sich der vertonten Geschichte der gallischen Priesterin Norma an. Wenig später, am 18. Oktober, kommt im Sprechtheater Henrik Ibsens „Nora oder Ein Puppenheim“ auf die Bühne. Die namentliche Verwandtschaft der beiden Heldinnen ist dabei viel mehr als nur ein dramaturgischer Kurzschluss: Zwischen Norma, der DruidenPriesterin aus der gallisch-römischen Antike und der Bürgersfrau Nora aus dem
19. Jahrhundert gibt es Verbindungen, die André Bücker mit der Inszenierung beider Stücke freilegen will. Bellinis Oper „Norma“ verhandelt die großen Fragen der Menschheit: Welches Opfer bringen wir für unsere Liebe? Was sind wir bereit zu verzeihen? Die berühmten Gesangsmelodien dieser berührenden Geschichte um Liebe und Macht gehören zum klassisch Schönsten und Ausgewogensten der ganzen Opernliteratur. Damit bereitet das Musiktheater den Boden für das Schauspiel, das zwei Wochen später mit „Nora“ ebenfalls ein großes Frauenschicksal auf die Bühne bringt. André Bücker untersucht mit seinen Inszenierungen Analogien und Kontraste der beiden Werke: Denn während Nora sich aus ihrem Puppenheim befreit, geht Norma schließlich um ihrer eigenen Gesetze willen in den Tod. Leidtragende allerdings sind in beiden Fällen die Kinder. RED
www.anhaltisches-theater.de Kartentelefon: 0340 2511 333
Treffpunkt Grassimesse: Gestaltungstrends verschiedener Bereiche auf einer Verkaufsmesse. Die Vielfalt ist enorm. Verschiedene Branchen wie Mode, Schmuck, Möbel und Spielzeug präsentieren neue Ansätze. Elf Künstler etwa zeigen zeitgenössische Schmuckkunst mit dem verkieselten Material, das vom versteinerten Wald von Chemnitz inspiriert ist. Völlig unterschiedlich auch die Materialien wie Metall, Glas, Papier, Keramik und Porzellan und deren Gebrauch. Ein experimentelles Projekt aus Schneeberg gießt altes Zinn zu neuen Formen in Anlehnung an wiederentdeckte Erz-Funde. Rund hundert internationale Künstler, Kunsthandwerker und Designer treffen im Grassimuseum zusammen. Ihre Entwürfe reichen von alltagstauglichem Gebrauchsgeschirr, zeitlosen modernen Möbeln über Schalen aus geschmiedeten Maschinenketten bis hin zu Brillen mit Holzgestellen und ausgefallenen Herrenhüten. Neben vier Kunsthochschulen stellen sich zwei Projektgruppen vor. Vom 25. bis 27. Oktober findet die Grassimesse in Leipzig statt. Die Gestalter werden vor Ort ihre Konzepte erklären und Lieblingsstücke können gleich mit nach Hause genommen werden. CM www.grassimesse.de
Bildrechte: Martin Wilmes. Foto: Stefan Schmidbauer
ANGEWANDTE KUNST UND DESIGN
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Namensgeber des Festivals ist „Utopien vermeiden“ von Martin Conrath, Teil der ersten Werkleitz-Ausstellung 1993 und der diesjährigen. Der Leuchtschriftzug spannt den Bogen über die Zeiten und drückt in unverminderter Kraft die tiefe Skepsis gegenüber gesellschaftlichen Versprechungen aus.
Utopien im Brennglas Das Werkleitz Festival feiert 20-jähriges Jubiläum. Dazu sind gleich 20 Kuratoren eingeladen. Thematisch schlägt das Festival für Neue Medien 2013 den Bogen über die Anfänge in die Zukunft.
Text: Carolin Modes Fotografie: © werkleitz 1993, Nasan Tur, Peggy Buth
Der Titel des diesjährigen Festivals „Utopien vermeiden“ versinnbildlicht Jubiläumsbezug. Jubiläen werden gerne genutzt, um zurückzublicken. In diesem Fall jedoch nicht nur auf die eigene, sondern auch die gesamtgesellschaftliche Vergangenheit und Veränderung über die letzten zwanzig Jahre. Was ist übrig geblieben von der eigenen und allgemeinen anfänglichen Begeisterung und Aufbruchsstimmung nach der Wende, hinterfragt das Festival sich, die teilnehmenden Künstler und Kuratoren sowie Besucher mittels künstlerischer Beiträge und Gespräche. Und als Festival für Neue Medien stellen sich natürlich auch die Fragen, wie das Internet die Kunst und ihre Präsentation verändert hat oder was aus der Idee einer kreativen Gemeinschaft geworden ist. Welche Rolle spielt das Kollektive in der Gegenwartskunst überhaupt noch? Darüber hinaus nimmt der Festivaltitel Bezug auf die Installation „Utopien vermeiden“ von Martin Conrath, die im Rahmen der ersten Medienkunst-Ausstellung 1993 in Tornitz/Werkleitz zu sehen war, und spannt so einen weiteren Bogen von den Anfängen bis zur diesjährigen Ausgabe des Festivals. Der Leuchtschriftzug wird auch dieses Jahr zu sehen sein und drückt in unverminderter Klarheit und Kraft die tiefe Skepsis gegenüber gesellschaftlichen Versprechungen aus. Carte blanche für zwanzig Kuratoren Stimmig zum zwanzigsten Jubiläum luden die beiden künstlerischen Leiter, Daniel Herrmann und Marcel Schwierin, zunächst
zwanzig Kuratoren und Theoretiker ein. Diese wurden beauftragt, jeweils einen Künstler auszuwählen, der eigens eine künstlerische Arbeit entwickelte, die sich auf das Leitthema „Utopien vermeiden“ bezieht. Die Auswahl der Kuratoren und Theoretiker orientierte sich an drei Gesichtspunkten. Es sollten Personen einbezogen werden, die schon lange mit dem Festival verbunden sind, wie Stephen Kovats oder Inke Arns, aber auch Menschen, die die lokale Verortung stützen, wie die Direktorin des Magdeburger Kunstmuseums Annegret Laabs und der ehemalige Kurator des halleschen Volksparks Paolo Bianchi. Die dritte Gruppe von Kuratoren sind Personen wie der Kurator der Taipei Biennale Anselm Franke, die als neue Partner inhaltlich in ihrer Arbeit dem Festival nahe stehen und als langfristige Unterstützer gewonnen werden sollen. Ausgestattet mit einer Carte blanche – abgesehen von einem festen Produktionsbudget und Honorar für die Künstler – begaben sich die Kuratoren auf die weltweite Suche nach künstlerischen Positionen, die Utopien thematisieren. Eine sehr internationale und hochkarätige Auswahl an Künstlern wird nun auf dem Festival eine neue Arbeit präsentieren, persönlich anwesend sein und mit dem jeweiligen Kurator über ihre Beiträge zu sprechen: Kader Attia, Salwa Aleryani, Christian von Borries, Peggy Buth, Yin-Ju Chen, Barbara Caveng, Egemen Demirci, Loretta Fahrenholz, Sven Johne, Tamás Kaszás, Daniel Steegmann Mangrané, Bálint Szombathy, Nasan Tur. Für das Filmprogramm wurden von vier Kuratoren, darunter Alain Bieber, Direktor „ARTE creative“, unter anderem Filmbei-
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Nassan Tur – Linking Rings Für das Festival konzipierte Nassan Tur eine Plastik aus ineinander geschlungenen Ringen, die an Ringe für Zaubertricks erinnern, und knüpft so an seine Untersuchungen der letzten Jahre von Produktion und Wert sowie Manipulation und Wahrheit in einer globalisierten Welt an.
träge von Hellmuth Costard, Teboho Edkins, Melanie Manchot, Anthony McCall, Alain della Negra, Christian Petzold und Anri Sala ausgewählt. Ortsspezifische Konzepte neu denken Als zentraler Schauplatz war eigentlich die Peißnitzinsel mit ihren Naherholungseinrichtungen angedacht. Doch das Sommerhochwasser und Verzögerungen bei mehreren Baustellen auf der Peißnitzinsel zwangen die Festivalleitung im August, sich von ihrer ursprünglichen Konzeptgrundlage zu verabschieden und sich nach einem neuen Austragungsort umzuschauen. Dieser fand sich in unmittelbarer Nähe. Die Technikhalle am Holzplatz, das Lager des ehemaligen Centrum-Warenhauses, wird nun das gesamte Festival an einem Ort gebündelt aufnehmen. Auf rund 3.000 Quadratmetern können auch das Festivalkino und ein großer Raum für Gespräche sowie das Symposium in die Ausstellungsfläche integriert werden. Ein spannendes Wagnis, da nun einige Ideen
Peggy Buth – Connection & Böse Buben Die Deutung des Wortes Utopie als „Nicht-Ort“ ist der Ausgangspunkt der Arbeit „SUPERPARADISE“ von Peggy Buth. Diese 3-Kanal-Videocollage stellt Fotografien von Orten offen gelebter Homosexualität in Schöneberg kontrastierend Zeitungs- und Polizeimeldungen von Gewaltüberfällen auf Homosexuelle gegenüber.
des ortsgebundenen Festivalansatzes zumindest umgedeutet werden müssen. Die Peißnitzinsel war als idealer Ort gewählt worden, da sie naturgemäß kein absolut festes Bauland darstellt, sondern immer wieder von Hochwässern überschwemmt wird. Eine Art „Nicht-Ort“, genau wie Utopien. Doch ein ähnlicher gedanklicher Hintergrund lässt sich auch hinsichtlich des ehemaligen Warenhauses aufgreifen. Das Centrum-Warenhaus wurde 1980 zur Verbindung von Halle und Halle-Neustadt, der Altstadt und der Großwohnsiedlung, geschaffen. Durch Exkursionen in das umliegende Gelände, die benachbarte Neustadt und auf die Peißnitzinsel wird das Festival auch vor Ort einstige Visionen, gescheiterte Planungen und gegenwärtige Zustände aufgreifen. Nachhaltige Wirkung durch Publikationen und langfristige Förderung Das Festival findet neben den beiden Brücken der Magistrale zwischen Halle und Halle-Neustadt statt. Nachhaltig und umfassend wird es von Panels, Künstlerge-
sprächen und Publikationen begleitet. Zunächst stellt das Festivalmagazin die diesjährigen Themen und Arbeiten vor. Im März 2014 werden die Ergebnisse aller Gespräche gemeinsam mit Texten und Abbildungen zu den künstlerischen Arbeiten in einem Katalog veröffentlicht. Gefördert wird das Werkleitz-Jubiläums-Festival 2013 durch die Kulturstiftung des Bundes, die Mitteldeutsche Medienförderung, Lotto Sachsen-Anhalt und das Land Sachsen-Anhalt. Glücklicherweise sind dies nicht nur kurzfristige Projektförderungen, sondern die WerkleitzGesellschaft wird auch ganzjährig als Verein gefördert, dem so eine langfristige Planung und Konzeption des Festivals möglich ist. Dank dieser sind auch im Jubiläumsjahr ein äußerst spannendes Programm mit eigens für das Festival entwickelten Arbeiten sowie deren internationale Produzenten und Theoretiker zu Gast in Halle. 12. bis 27. Oktober am Holzplatz 1, www.werkleitz.de
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Der Festivaltitel „pèlerinages“, Pilgerfahrten, bezieht sich auf einen Klavier-Zyklus von Franz Liszt und symbolisiert traditionsbewusste Verortung wie Offenheit zur stetigen Erneuerung.
Es ist das letzte Mal, dass Nike Wagner das Festival leitet. Nach zehn Jahren muss eine Neuausrichtung stattfinden, findet sie.
Schwanengesang zum Abschied Es war das zehnte und letzte Kunstfest unter der Leitung von Nike Wagner. In Musik, Tanz, Installationen und Ausstellungen griff das Programm das Leitthema Richard Wagner auf – nicht mit Bombast, sondern mit kleinen Irritationen. Text: Carolin Modes Fotografie: Maik Schuck
„Wagner Idyll“ war der Titel der diesjährigen „pèlerinages“. Statt großer Inszenierungen des Meisters widmete sich das Festival lieber ungewöhnlichen Facetten der Wagner-Rezeption. So kamen Stücke und Konzerte zur Aufführung, wie sie wahrscheinlich selbst ein Wagnerianer bisher kaum gehört oder gesehen hatte. Irritationen und Ironie waren programmatische Absicht. Ungewöhnlicher Reigen der Wagner-Veranstaltungen Auf den Tag genau 163 Jahre nach der Uraufführung von Wagners „Lohengrin“ in Weimar erklang ein anderer „Lohengrin“. Die „Azione invisibile“ von 1983 von Salvatore Sciarrino wurde vom Komponisten selbst dirigiert. Statt einer romantischen Oper mit Chor, Kirchgang und Kriegsgeschrei erlebten die Besucher eine Reduktion der Mittel, Konzentration des Ausdrucks und Poesie. Ein frisch restaurierter Stummfilm, der zu Wagners 100. Geburtstag 1913 gedreht worden war, wurde vom Staatsorchester Braunschweig in einer von Helmut Imig entwickelten Version der wagnerähnlichen Komposition von Guiseppe Becces, dem Hauptdarsteller des Filmes, begleitet. Doch auch ganz unterschiedliche bildende Künstler setzten sich im Rahmen der „pèlerinages“ mit Richard Wagner auseinander. Die Gruppenausstellung „Mein lieber Schwan“ präsentierte in der ACC Galerie Arbeiten junger Künstler, die sich dem Schwan mit Witz, Satire und tieferer Bedeutung näherten. Georg Nussbaumer verwandelte sogar das ganze marode Weimarer Schießhaus unter
dem Titel: „Milchstrom, Fragebett, Gralsmaschinen“ in ein „Lohengrin-Gelände“, eine Klang-, Objekt-, Aktions- und InstallationsPerformance. Unterwegs mit viel Musik und Franz Liszt Der Schwan war das Emblem dieses Festes und auf allen Plakaten zu sehen. Der Titel „Schwanengesang“ geht auf die Sammlung letzter Lieder von Franz Schubert zurück und verweist zugleich auf die Legende, dass der Schwan vor seinem Tod oder der Heimkehr zu Gott mit besonderer Stimme einen letzten Gesang von großer Schönheit anstimme. Schwerpunkt des Kunstfestes war stets die Musik, vornehmlich die von Franz Liszt, und so waren auch alle Artists in Residence in den zehn Jahren Musiker. Dieses Jahr waren Gidon Kremer und seine Kremerata Baltica zu Gast in Weimar. Sie präsentierten eine halbszenische Konzert-Show, die zum Nachdenken über die Marktwirtschaft und ihre Auswirkungen auf den Musikbetrieb anregte, und einen Kammermusikabend mit Werken von Franz Liszt und Franz Schubert. Das große Finale, zugleich das Schlusskonzert, umspannte die Kunstfest-Ära von Nike Wagner: Alle Artists in Residence der vergangen Jahre musizierten in einer langen Nacht noch einmal auf der Bühne der Weimarhalle. www.kunstfest-weimar.de
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21. September bis 2. November 2013
HELGE MACHT FEUER HELGE HOMMES IN DER
GALERIE QUEEN ANNE ERÖFFNUNG und RUNDGANG SpinnereiGalerien:
SAMSTAG, 21.9., 11-21 UHR SONNTAG, 22.9., 11-18 UHR
GALERIE QUEEN ANNE Spinnereistraße 7 // Halle 10 // 04179 Leipzig Fon: 0341 - 5 65 87 61 // info@queen-anne.de www.queen-anne.de
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WAGNER
Wagner zappen
Mit Wagner auf die Schienen
Vom 27. September bis zum 6. Oktober finden die 37. Leipziger Jazztage statt.
Im historischen Gewand besteigt Richard Wagner selbst den Notenspurzug und fährt mit an Orte, die seine Biografie geprägt haben.
2013: Der 200. Geburtstag Wagners und der 20. Todestag Frank Zappas. Für Nicht-Eingeweihte ist diese Kombination etwas irritierend. Schaut man jedoch auf das Programm der Jazztage, so wird deutlich, dass auf Frank Zappas parodistischen Umgang mit Wagner angespielt wird. Siegfried, der Held aus Wagners „Ring des Nibelungen“, der in diesem Jubiläumsjahr auf diversen Bühnen gegen den Drachen kämpfen muss, tritt hier in Anlehnung an Zappas Album „The Yellow Shark“ gegen den gelben Hai an. Diese Idee wird in einem Auftragswerk umgesetzt, das vom Berliner Andromeda Mega Express Orchester im Leipziger Opernhaus aufgeführt wird. Daneben wird ein weiterer Jubilar mit in das Programm einbezogen: das Völkerschlachtdenkmal. Hier inszeniert Thomas Hertel ein Crossover zwischen Tanz, Theater und verschiedenen musikalischen Genres. Daneben wird ein hochkarätiges Line-up präsentiert, unter anderen mit dem US-amerikanischen Saxophonisten Joshua Redman, Modern-JazzIkone Carla Bley und dem Pianisten Bugge Wesseltoft aus Norwegen. EN
Es ist schon eine kuriose Truppe, die da am Freitagmorgen den Regionalzug in Richtung Wurzen besteig. Die Herren in Gehrock, Zylinder und mit Schleifen-Krawatte, die Damen im langen Rock und Häubchen. Ja, es wird ernst genommen, das Andenken an den vielbewunderten Komponisten Richard Wagner. Ernst genommen, dabei aber leicht gelebt, denn Spaß gehört schließlich auch dazu. Und so macht sich die lustige Gruppe auf den Weg. Der Schauspieler Andrew York als Wagner wird begleitet von seiner ersten Frau Minna Planer, mit der Wagner seine turbulentesten und finanziell unsichersten Jahre verbracht hat, und schließlich von Beamten der sächsischen Geheimpolizei. Ob die Beamten zum Schutze Wagners oder zum Schutze der bürgerlichen Gesellschaft vor Wagner abgestellt wurden, bleibt offen. Da aber letztlich alle gemeinsam auf der Fahrt nach Wurzen das mitgebrachte Wagner-Festbier genießen, bleibt anzunehmen, dass man so uneins nicht sein kann. Ein Blechbläser-Quartett begleitet den Notenspurzug mit kurzweiliger musikalischer Unterhaltung. Von Wurzen aus geht es dann weiter auf der Spurensuche nach
Wagner-Verband-Leipzig
JAZZ
www.jazzclub-leipzig.de
Wagners Vorfahren mit dem Bus in das nahe gelegene Müglenz. In der mit der engagierten Unterstützung von Wolfgang Wagner in den Jahren 2002 bis 2005 renovierten Dorfkirche spielte bereits Wagners Großvater Gottlob Friedrich Wagner an der Orgel. In Andenken seiner und vor allem seines berühmten Enkels hören die Zuggäste des Notenspurzuges Orgelimprovisationen zu Wagner-Themen. Von Müglenz aus geht es dann wieder gemeinsam zurück nach Leipzig. Auf der Fahrt haben die Mitreisenden noch einmal die Gelegenheit sich über Wagner-Geschichten auszutauschen. Für eine Teilnahmegebühr von 30 Euro für Bahnticket, Busfahrt und Orgelspiel ist jeder Interessierte eingeladen, mitzufahren. Anmeldungen werden über den Richard-Wagner-Verband Leipzig erbeten. Der Notenspurzug fährt am Freitag, 11. Oktober, um 10:09 Uhr vom Leipziger Hauptbahnhof ab und kommt um 14:45 dort wieder an. EN
www.wagner-verband-leipzig.de
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Gewandhausorchester will den „Brahms-Cultus“ neu entfachen.
Brahms im Gewandhaus – unverstellt Im Oktober spielt das Gewandhausorchester unter Riccardo Chailly acht Mal Johannes Brahms. Fotografie: Gert Mothes
Von 1853 an besuchte Brahms Leipzig an die 13 Mal als Dirigent und Pianist. Unter den großen Komponisten der Welt war er einer der am häufigsten in Leipzig gesehenen Künstler. Die Stadt bot ihm sogar das Amt des Thomaskantors an, was er jedoch nach reiflicher Überlegung ablehnte. Das Gewandhausorchester galt bereits damals – nach den Uraufführungen in Wien – als wichtigster Interpret seiner Werke. Die Leipziger Erstaufführungen der 1., 2. und 3. Sinfonie dirigierte Brahms persönlich, bei den Leipzig-Premieren seiner beiden Klavierkonzerte saß er als Solist selbst am Klavier. Uraufgeführt wurden in Leipzig die Klaviersonate C-Dur op. 1, die Orchesterfassung der 3 Ungarischen Tänze WoO 1, das Violinkonzert D-Dur op. 79 und die Uraufführung der vollständigen Fassung des „Deutschen Requiems“. Spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts sprachen die Zeitzeugen vom „Brahms-Cultus“, der das Leipziger Publikum ergriff, wenn der Komponist sich ankündigte. Brahms avancierte zum verehrtesten lebenden deutschen Komponisten neben Wagner und nach dessen Tod zum erfolgreichsten.
liche“ (Arnold Schönberg) wichtig für nachfolgende Komponisten-Generationen. Seinem Schaffen wohnten innovative Elemente inne, die den Weg ebneten zur weitgehenden Befreiung aus dem Schatten Beethovens. Der Brahms-Zyklus 2013 macht in den Interpretationen von Gewandhauskapellmeister Riccardo Chailly das Sinnliche und das Fortschrittliche in Brahms‘ Musik gleichermaßen erfahrbar. Neben dem Gewandhausorchester treten die Weltklasse-Solisten Leonidas Kavakos (Violine), Enrico Dindo (Violoncello), Arcadi Volodos und Pierre-Laurent Aimard (Klavier) auf. „Frei vom Ballast der unzähligen Interpretationen haben wir uns auf die Suche nach einem unverstellten Blick auf Brahms gemacht – Brahms, wie die Orchester ihn gespielt haben könnten, bevor sie die Werke von Mahler, Bruckner, Wagner und Strauss im Repertoire hatten“, so Riccardo Chailly. Im Anschluss an die Aufführungen in Leipzig gastiert das Orchester mit dem Programm in London, Paris und Wien.
Alte Begeisterung trifft auf neue Perspektive
Mit 43 Jahren erst legte Brahms seine erste Sinfonie vor. Unverzichtbar für die Entwicklung zum Sinfoniker ist daher seine Kammer- und Klaviermusik. Der BrahmsZyklus 2013 in Leipzig wird deshalb durch
Über diese Bedeutung für die Musikstadt Leipzig hinaus war „Brahms der Fortschritt-
Kammermusik rundet Programm ab
vier hochkarätig besetzte KammermusikAbende ergänzt. Es spielen vier Ensembles: das Jerusalem Quartet mit Tatjana Masurenko (Viola), das Apollon Musagète Quartett mit Martin Fröst (Klarinette), das Gewandhausquartett mit Menahem Pressler (Klavier) und das Trio Lauma, Linda und Baiba Skride mit Julian Steckel (Violoncello). www.gewandhausorchester-brahms.com
Die CD zum Zyklus: Wer die vier Sinfonien von Johannes Brahms mit Riccardo Chailly und dem Gewandhausorchester auch zu Hause genießen möchte, dem sei die Neueinspielung empfohlen. Der Tonträger ist ab Oktober im Handel erhältlich.
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Ammiel Bushakevitz (links) und Gäste beim Richard-Wagner-PreisträgerKonzert im Garten der Klinger-Villa.
Oberbürgermeister Burkhard Jung und Thomas Krakow, Vorstandsvorsitzender der Richard-Wagner-Stiftung Leipzig, überreichen Friedrich Dieckmann den Richard-Wagner-Preis in der Oper Leipzig.
„Denn alle Lust will Ewigkeit“ Die Präsenz Richard Wagners in Opernhäusern, auf Festspielbühnen und im Bewusstsein der Menschen soll nach dem Jubiläumsjahr 2013 nicht wie ein Strohfeuer wieder verpuffen: Der Richard-Wagner-Preis schafft Kontinuität. Text: Sarah Vannini Fotografie: Jens Schlüter/Robert Raithel
Nach langer Planung und der Gründung der Richard-Wagner-Stiftung Leipzig zur Beförderung der Geburtsstadt des Komponisten als national und international bekannte Wagner-Stadt wurde 2013 erstmalig der Richard-Wagner-Preis verliehen. Gerade Leipzig fühlt sich in besonderem Maße dazu angehalten, das Erbe des Musikers anzutreten und auf lebendige Art weiterzugeben. Bereits seit 1993 erhalten jedes Jahr drei herausragende Nachwuchsmusiker vom Richard-Wagner-Verband Leipzig ein Richard-Wagner-Stipendium zu den Bayreuther Festspielen. Dort werden die Stipendiaten in das Werk Richard Wagners und seine Wirkung eingeführt und können sich vor Ort drei Aufführungen ansehen. Darüber hinaus genießen sie das Privileg des Zugangs zu nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Bereichen, wie den Orchestergraben oder die Bühne. Im besten Fall springt hier der Funke über und das Stipendium bringt den jungen Musikern Wagner in Reinform näher. Anzeige
Immer wieder zum Geburtstag Zum Festakt anlässlich des 200. Geburtstages Richard Wagners wurde der R i c h a r d - Wa g n e r- P r e i s erstmalig in der Oper Leipzig verliehen. Der Preis selbst ist einem Denkmalsentwurf Max Klingers zu Ehren Richard Wagners nachempfunden, der nie realisiert wurde. Oberbürgermeister Burkhard Jung überreichte die 35 cm hohe
Bronzestatue in der Kategorie Publizistik dem Schriftsteller und Publizisten Friedrich Dieckmann und in der Kategorie Nachwuchs dem Pianisten Ammiel Bushakevitz. Bushakevitz ist nicht nur Preisträger, sondern darüber hinaus war er 2012 einer der drei Bayreuth-Stipendiaten. Von 2013 an werden jedes Jahr zum Geburtstag Wagners zwei Preise verliehen. Alljährlich wird der Nachwuchspreis in Verbindung mit dem Stipendium vergeben, wohingegen sich die Kategorie Publizistik/Musikwissenschaft mit der Kategorie musikalisches Lebenswerk abwechselt. Von der Idee über den Preis zum Konzert Die Richard-Wagner-Stiftung Leipzig schreibt sich bereits seit ihrer Gründung auf die Fahne, den Richard-Wagner-Preis auszuloben. Aber manchmal bedarf es eben Initiativen aus verschiedenen Richtungen, um Dingen zum Leben zu verhelfen. So ist Wagner 2013 praktisch zum medialen Selbstläufer avanciert, wodurch auch nicht eingefleischte Wagnerianer sich seiner annahmen. So zum Beispiel das Klinger-Forum, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, bürgerschaftliches Engagement in Leipzig zu unterstützen und den Austausch von Künstlern mit der Öffentlichkeit zu fördern. In der Klinger-Villa sollen zukünftig auch die Jury-Sitzungen stattfinden, die in einem dreitägigen Auswahlverfahren die Stipendiaten küren. Das Preisträgerkonzert, das Ammiel Bushakevitz am 11. Juli in der Klinger-Villa mit Werken von Franz Liszt, Franz Schubert und Richard Wagner gegeben hat, schließt den Kreis. Die über hundert Gäste genossen Musik und Ambiente.
www.richard-wagner-stiftung-leipzig.de www.klingerforum.de
regjo
TA N z © Dominik Mentzos
Bild: Jazztage Dresden
J A Z Z F E S T I VA L
KULTUR 99
Crossover
Kein Zurück für Forsythe
Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen – Dresdens Jazztage in 13. Runde
„The Returns“ – Kunst als Ware und Fetisch: Ein Tanzabend mit Schamanen und Scharlatanen wird im Festspielhaus Hellerau von William Forsythe inszeniert.
Dresdens Kreativen entgeht einfach nichts. Ob Galerierundgang oder Nacht der Museen, ob Lesemarathon, Literaturmesse oder offene Ateliers – was auch immer für Furore sorgt, wird irgendwann von Dresden importiert. So auch im Jazz. Erst vor den Toren, nunmehr direkt in der Stadt. Die Folge: Sachsen feiert zweimal Jazztage im Herbst. Festivals, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Die über Jahrzehnte gewachsenen Leipziger Jazztage bestechen mit Konzentration und Stringenz. Die Dresdner Variante will mit Vielfalt und Unterhaltung überzeugen. Denkbares Motto: Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen. Just vor der 13. Runde, vom 8. bis zum 17. November, wird die Selbstdarstellung dem „Jazz in seiner gesamten Vielfalt und Bandbreite mit Schwerpunkt Crossover“ verschrieben, ein höchst ehrlicher „Spagat zwischen Hochund Clubkultur“. Man will „erlebnisoffenem Publikum“ begegnen und serviert Breitbandkost aus avanciertem Jazz, Unterhaltung und adaptierter Klassik. ME
Nicht in jeder Produktion der Forsythe Company werden Geschichten erzählt. Aber alle Stücke leben vom Wagnis, vom Experiment, vom Austasten der tänzerisch erzählbaren Möglichkeiten. Manche sind deutbares Einmischen in aktuelle Vorgänge, andere leben von den Schönheiten körperlichen Ausdrucks. Mit „The Returns“ bringt William Forsythe Ende Oktober, Anfang November eine weitere Produktion ins Festspielhaus Hellerau, die scheinbar einer geradlinigen Story folgt, dabei aber jede Menge Überraschungen bereithält. Dafür ist die im Europäischen Zentrum der Künste Dresden sowie Frankfurt am Main gleichermaßen ansässige Company geradezu ein Garant. „The Returns“ zeigt einmal mehr, dass der 1949 in New York geborene Choreograf William Forsythe kein Zurück kennt. Er führt sein Publikum diesmal „auf eine verwegene Tour durch die Kunstkultur“ und lässt es teilhaben an Begegnungen mit Schamanen und Piraten, Scharlatanen und Papageien. Das klingt rätselhaft spannend und soll die Kunst als Ware und Fetisch betrachten, die auf dem Kunstmarkt gehandelt wird – obwohl sie doch eigent-
www.jazztage-dresden.de
lich nichts anderem als der menschlichen Kreativität geschuldet ist. Forsythe geht tieferen Spuren nach, verspricht freche Sichten ebenso wie frivole Schattierungen, und er weiß eine kongenial geschulte Truppe höchst engagierter Tänzerinnen und Tänzer auf seiner Seite. Wie sehr es dabei „zur Sache“ geht, ist bereits mit dem Hinweis angekündigt, dass Kinder unter zwölf Jahren kein Einlass zu diesen Performances gewährt wird. Mit „The Returns“ und weiteren für den Herbst zu erwartenden Produktionen setzt die 2005 gegründete Forsythe Company ihr zwischen Dresden Hellerau und dem Bockenheimer Depot in Frankfurt am Main aufgeteiltes – und von sächsischen wie von hessischen Steuergeldern gefördertes – Engagement fort, das im vergangenen Jahr aufgrund neuerlicher Spardiskussionen heftig auf der Kippe stand. Die Company gilt als Unikat und ist national wie international auch ein gefragter Gastspielpartner. ME Termine: 30., 31. 10., 1.–3., 6.–10.11.2013 www.theforsythecompany.com www.hellerau.org
100 KULTUR RegJo
Mitteldeutsche Nachtschattengewächse Ein Leben für die Abrafaxe Text: Tobias Prüwer Cover: Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag
Nicht jeder Mosaik-Freund wird diese Meinung teilen, aber dass Hannes Hegen 1975 seine Digedags als geistiges Eigentum zurückhielt, war ein großer Gewinn. Denn die Abrafaxe, denen Lona Rietschel daraufhin Gestalt gab, waren von ganz anderem Kobold-Charakter als ihre Vorgänger. Mögen die Digedags ihren Lesern auch ans Herz gewachsen sein, an den Schwung und die Verve von Abrax, Brabrax und Califax kamen sie und ihr soziales Umfeld ebenso wenig heran wie an die Anmut von Roxane oder den Stegreifwitz der Commedia dell’arte, der die Geschichten bis heute durchzieht. Gab es offiziell in der DDR nur Bildgeschichten, so sollte das Mosaik ab den Nachwendejahren den deutsch-deutschen Comicmarkt ordentlich durchschütteln und sich hier zum beliebtesten Heft entwickeln. Das liegt zweifelsohne auch an den zeitlos-griffigen Figuren von Lona Rietschel. Gewiss, das Mosaik war und ist kollektive Arbeit, aber Rietschels Anteil ist dennoch zu würdigen. Das tut ein frisch erschienenes Album. Es enthält Erinnerungen der Zeichnerin sowie Skizzen, Figurinen und grafische Suchbewegungen in Hülle und Fülle. Zudem finden sich die Reinzeichnungen – vorm Kolorieren – des ersten Abrafaxe-Hefts „Das Geheimnis der Grotte“ abgedruckt, in dem Harlekin in die neue Mosaik-Welt einführt. Kurzum: Ein schillerndes Kaleidoskop von Rietschels Schaffen, so bunt wie ihre grafischen Arbeiten.
Bilder meines Lebens Lona Rietschel Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag Berlin 2013 96 Seiten 16,90 € Weitere Informationen: www.abrafaxe.com
Text: Tobias Prüwer Cover: Fischer Verlag
Lakonisch wie Uwe Tellkamps „Der Turm“ kommt der neue Roman von Clemens Meyer im Titel daher. „Im Stein“ ist sein zweiter großer Wurf, nachdem er in den vergangenen Jahren mit Storys und anderen kürzeren Arbeiten in die Öffentlichkeit getreten ist. Wie in „Als wir träumten“ sind es auch im neuerlichen Werk die randständigen Charaktere, die Meyer interessieren, die Ränder der Gesellschaft, Milieus, in denen sich der Otto-Normalverbraucher eher nicht bewegt – oder es zumindest nicht öffentlich zugibt. Mit genauer Beobachtungsgabe hat Meyer die einzelnen Steinchens seines Mammutmosaiks ausgestaltet und schließlich zum vielschichtigen Bollwerk realistischer Fantasie verfugt. Wild mäandernd, streckenweise etwas langatmig, tut sich eine Welt auf, die nicht wie früherer Meyer-Stoff Leipzig allein ist. Es ist eine mitteldeutsches Territorium, das der Autor ausbreitet, in denen Nachtschattengewächse aller Art zu Hause sind: „auch wenn’s nur ‘ne blöde Show war, mit Untertiteln, wo sie hässliche Kerle mit hässlichen Fruggen verkuppeln, irgendwo auf der Welt.“
Im Stein Clemens Meyer Fischer Verlag Frankfurt/M. 2013 22,99 € Weitere Informationen: www.fischerverlage.de
REGJO KULTUR 101
Behutsames Schlachtgemälde Text: Tobias Prüwerr Cover: Edition Leipzig
Industrie, Denkmal, Neunutzung Text: Tobias Prüwer Cover: Sächsische Landesstelle für Museumswesen
So reich Sachsen einst an flächendeckender Industrie war, so viel brachliegende Baudenkmale aus der prosperierenden Vergangenheit sind heute zu finden. Sie zu dokumentieren, zu erhalten und einer Neunutzung zuzuführen, haben sich viele Akteure zur Aufgabe gemacht. Zahlreiche solcher Beispiele versammelt der Tagungsband „Industriearchitektur als Facette sächsischer Industriekultur“, der die Beiträge einer Zusammenkunft im Industriemuseum Chemnitz im Frühjahr 2012 dokumentiert. Darin ist zu erfahren, dass die baulichen Relikte mehr sind als Erinnerungen an die Industriegesellschaft und Mahnmal für den fortwährenden Wandel. Perspektiven der Denkmalpflege, die Möglichkeiten kommunaler Akteure sowie die Investorensicht werden aufgezeigt. Dass Erhalten von altem Baubestand, so ist in den Texten zu erfahren, muss nicht automatisch Museumsarbeit heißen. Sinnvolle und lohende Neunutzungen mögen Herausforderungen darstellen, sie lassen sich aber – das ist die positive Nachricht der Diskussionsbeiträge – meistern.
Industriearchitektur als Facette sächsischer Industriekultur Katja Margarethe Mieth (Hg.) Sächsische Landesstelle für Museumswesen Chemnitz 2013 10 €
Warum in Gottes Namen tobte ausgerechnet in Leipzig eine der größten Feldschlachten der Welt? Was passierte, als rings um die Stadt hunderttausende Soldaten verschiedenster Armeen im Gemetzel aufeinandertrafen? Wie lief sie ab, diese mitentscheidende Schlacht jenes Feldzuges, welchen die einen Befreiungskriege, die anderen Napoleonische Kriege nennen? Warum wechselte Sachsen spät die Seiten? Und was machten die Ereignisse mit den Bewohnern der Stadt Leipzig und den umliegenden Dörfern? Nicht um die Schrecken des Krieges, sondern auch um die Ereignisse darum ist es Steffen Poser zu tun. Der Leiter des Museums Völkerschlachtdenkmal erzählt in ruhiger Weise von jenem Herbst 1813, als die Tieflandsbucht „In Schutt und Graus begraben“ wurde. Immer wieder zieht Poser individuelle Blickwinkel aus historischen Quellen heran und gibt den zeitgenössischen Stimmen Raum. Nationaler Taumel und Trauma im späteren Schlachtgedenken lassen die Geschehnisse ausklingen und bereiten den Leser auf die Reflexion heutiger Geschichtspolitik vor. Dass dabei keine verklärende Heldengeschichte herausgekommen ist, versteht sich bis in die heutige populäre Geschichtsschreibung nicht von selbst. Umso größer ist Steffen Poser sein mit Bedacht gewählter Zugang gerade im Jubiläumsjahr anzurechnen.
Die Völkerschlacht bei Leipzig: „In Schutt und Graus begraben” Steffen Poser Edition Leipzig Leipzig 2013 176 Seiten 19,90 € Weitere Informationen: www.henschel-verlag.de
Weitere Informationen: www.slfm.smwk.sachsen.de
B O X
RegJo
K U LT U R PAT E N
© Deutsches Fotomuseum Markleeberg
Deutsches Fotomuseum
Kulturpaten
102 KULTUR
Der Agra-Park ist fraglos ein selten urbanes Naherholungsgebiet mit der Hochtrasse der B2/B95, die durch den Park verläuft. So steht man vorm erstaunlich kleinen Mammutbaum und hört den Fotoapparat kaum klicken. Eben jenem Klick widmet sich das Deutsche Fotomuseum, das am 26. August 2013 im Park neueröffnete. Wortwörtlich größer könnte der Unterschied der Ausstellungsflächen nach dem Umzug kaum sein. Vom kleinen Mölkauer Fachwerkhaus hin zur modernen Architektur des Markleeberger Ausstellungshauses, dass Innen ein wenig an Frank Lloyd Wrights Guggenheim-Museum in New York erinnert. Die Betreiber Kerstin Langner und Andreas J. Mueller verpassten der Sammlung passend zu den Räumen auch gleich noch einen großen Namen. Das Deutsche Fotomuseum vereint die technische, die kulturhistorische und die künstlerische Entwicklung der Fotografie seit 1839 bis zur Gegenwart. Kernstück der Sammlung sind die historischen Kameras, unter denen zahlreiche Raritäten zu finden sind. Zu Ehren des kürzlich verstorbenen Markkleeberger Fotografen Günter Rössler, der einer der bekanntesten Aktfotografen Deutschlands war, zeigt das Museum zur Eröffnung seine schönsten Werke aus fünf Jahrzehnten. Bei der feierlichen Eröffnung sagte der stellvertretende sächsische Ministerpräsident Sven Morlok: „Das Fotomuseum ist ein wichtiger Beitrag für den Bereich Tourismus.“ JK www.fotomuseum.eu
Der 1. Leipziger Kultur-Bagel „Der Pate“ hat italienische Wurzeln.
Kulturpaten zum Anbeißen Den Hunger stillen und dabei gleichzeitig Gutes tun: Jetzt ist eine Kooperation zwischen Bagel Brothers und den Leipziger Kulturpaten entstanden. Seit nunmehr fünf Jahren vermittelt die Initiative Leipziger Kulturpaten Kooperationen zwischen Wirtschaftsunternehmen und Kultureinrichtungen. Pro Jahr kommen 25 bis 30 Patenschaften zu Stande. Jetzt ist erstmals eine Zusammenarbeit entstanden, die den Kulturpaten direkt zu Gute kommt und ihre Vermittlungsarbeit, die hauptsächlich von der Geschäftsführerin Gudula Kienemund getragen wird, finanziell unterstützt. Seit dem 23. August dieses Jahres verkauft die Bagel Brothers GmbH in Leipzig den sogenannten Kultur-Bagel „Der Pate“. Vom Verkaufspreis eines jeden Bagels dieser Art gehen 50 Cent als Spende an die Kulturpaten. „Mit dem ‚Paten‘ tragen wir den Gedanken der partnerschaftlichen Kulturunterstützung ganz bewusst in die Stadt. Wir finden es charmant, dass alle Leipzigerinnen und Leipziger die Möglichkeit haben, auf diesem Weg ganz unkompliziert ihren eigenen kleinen Beitrag für die Kunst- und Kulturszene zu leisten“, kommentiert der ehrenamtliche Kulturpaten-Geschäftsführer Jörg Müller die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen.
Die Bagel Brothers GmbH wurde 1996 von Gregor Gerlach und Christian Kiefer gegründet, ein erster Bagel-Shop eröffnete im selben Jahr in der Nikolaistraße. Eine zweite Filiale kam Ende 2003 in der Karl-Liebknecht-Straße hinzu. Mittlerweile agiert das Unternehmen bundesweit, so gibt es Franchise-Filialen in Bonn, Frankfurt am Main, Hamburg und Hannover. Doch fühlt sich die Firma ihrer Heimatstadt noch immer eng verbunden, wie Restaurantleiter Sven Gerling erzählt. Daher hätten sie die Gelegenheit gern genutzt, sich konkret für die Kulturszene der Stadt zu engagieren. Bagel sind Hefeteigbrötchen, die in der Mitte ein Loch haben. Vor dem Backen werden sie in heißem Wasser gekocht. Der Kultur-Bagel ist belegt mit italienischer Salami, Champignon-Tomaten-Frischkäse, Rucola und gegrillter Paprika. Vielleicht lassen ihn sich die Kulturpaten ja auch auf ihrem 5. Jahrestreffen im November schmecken. DG
www.leipzigerkulturpaten.de
REGJO Kultur 103
F E S T I VA L © DOK Leipzig 2012
© FFC
F E S T I VA L © Internationales Filmfestival SCHLINGEL
F E S T I VA L
Schlingel-Filme
Osteuropafestival Große DOK-Reise
Vom 14.–20. Oktober werden in Chemnitz Filme für Kinder und Jugendliche gezeigt.
Vom 5.–10. November wird der osteuropäische Film gefeiert.
Das Internationale Festival für Dokumentar- und Animationsfilm öffnet ein Fenster.
Das Internationale Filmfestival Schlingel wird volljährig dieses Jahr. Es versteht sich als Podium des internationalen Kinder- und Jugendfilms in Deutschland. Jedes Jahr im Herbst gibt das Schlingel-Festival einen Überblick über die neuesten Produktionen für diese Altersgruppe aus aller Welt. Aus rund 700 Filmen aus 71 Ländern werden circa 100 Produktionen ausgewählt, die dann dem jungen Publikum gezeigt werden. Dieses Jahr steht zur Eröffnung die Weltpremiere des Films „Das kleine Gespenst“ an. Regisseur Alain Gsponer verfilmt den Kinderbuchklassiker des kürzlich verstorbenen Autors Otfried Preußler. Der Streifen erzählt die Geschichte des kleinen Gespensts, das auf Burg Eulenstein wohnt und sich nichts sehnlicher wünscht, als die Welt auch bei Tageslicht ergründen zu können. Kinder-, Jugend- und Erwachsenenjurys vergeben Preise im Wert von rund 30.000 Euro in verschiedenen Kategorien. Das Festival wird vom Sächsischen Kinder- und Jugendfilmdienst e.V. Chemnitz und der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien veranstaltet. DG
Die etwa 100.000 Einwohner zählende Stadt Cottbus hat nicht gerade einen Ruf als Filmstadt und doch hat sich das FilmFestival Cottbus seit seiner Gründung 1991 international zum führenden Festival des osteuropäischen Films entwickelt. Angesichts der geografischen Lage der Stadt liegt der Fokus auf Osteuropa nahe. Im letzten Jahr kamen über 19.000 Besucher zum Festival, sie hatten die Qual der Wahl zwischen 140 Filmen aus 33 Ländern. Für den Jahrgang 2013 werden ähnliche Zahlen erwartet. Das Festival gliedert sich in drei Wettbewerbe – Spielfilm, Kurzspielfilm und Deutsch-Polnischer Jugendfilm – sowie über zehn verschiedene Programmsektionen, so zum Beispiel die Programme „Russkiy Den“ und „Polskie Horyzonty“, die jeweils aktuelle Filme aus Russland und Polen vorstellen. Die Filme werden von Lesungen, Ausstellungen, Konzerten, Workshops und Gesprächsrunden begleitet. Eine gute Gelegenheit also, die Vielfalt des Kinos aus Osteuropa zu entdecken. DG
Seit nunmehr 56 Jahrgängen ist es gute Tradition, dass sich im Herbst die Dokumentarfilmwelt in Leipzig versammelt. Vom 28. Oktober bis zum 3. November werden rund 200 Dokumentar- und 150 Animationsfilme zu sehen sein. Neben dem deutschen und dem internationalen Wettbewerb liegt der Länderschwerpunkt in diesem Jahr auf dem großen Schwellenland Brasilien. Auch die Filmgeschichte wird wieder zu Ehren kommen. Die diesjährige Retrospektive widmet sich unter dem Titel „STURM! Durch das kurze 20. Jahrhundert in acht Massenbewegungen“ der Ästhetik des Widerstands. Außerdem gibt es eine Neuerung: Als erstes Festival weltweit vergibt DOK Leipzig ab diesem Jahr einen Preis für den besten animierten Dokumentarfilm, der mit 3.000 Euro dotiert ist. Diese Filme drücken dokumentarische Inhalte mit den Mitteln des Animationsfilms aus. Bereits seit 17 Jahren bietet das Festival diesen oft sehr phantasievollen und kreativen Filmen eine eigene Plattform. DG
www.ff-schlingel.de
www.filmfestivalcottbus.de
www.dok-leipzig.de
104 KULTUR
RegJo
Der „energyTISCH“ ist für Drinnen wie Draußen generiert und spart somit Energie. Über die Tischplatte wird Sonnenenergie gesammelt und im Inneren gespeichert. Diese kann als integrierte Beleuchtung genutzt werden oder zum Laden von Geräten wie Mobilfunktelefon oder Laptop.
Innovativ und nachhaltig gewachsen Im Oktober findet die neunte Ausgabe der Designers’ Open statt. Die Designmesse ist kontinuierlich gewachsen, was die Zahl der Aussteller und der Besucher betrifft. Nun hat sie sich die Leipziger Messe als Partner ins Boot geholt. Text: Carolin Modes Bilder: André Zschuckelt, Urbanature
Wenn die Aussteller einer Messe sich besonders mit Innovation und Entwicklung beschäftigen, muss auch der Veranstalter stets am eigenen Konzept feilen. „Die Designers’ Open haben sich als feste Größe in der nationalen und internationalen Kreativbranche etabliert. Um dieses Potenzial auszubauen und auch das weitere Wachstum der Veranstaltung zu gewährleisten, freuen wir uns, die Leipziger Messe als strategischen Partner gewonnen zu haben“, sagt Jan Hartmann, einer der beiden Gründer der Designers’ Open. Er und Andreas Neubert haben Anfang des Jahres die wirtschaftliche und rechtliche Trägerschaft der Leipziger Messe übergeben. Die inhaltliche und konzeptionelle Ausrichtung des Festivals betreuen sie allerdings weiter. Damit haben die Designers’ Open einen festen Standort und wechseln nicht mehr jährlich den Veranstaltungsort. Das ist sicherlich einerseits schade, da viele der bisherigen FestivalLocations eindeutig ihren jeweiligen Charme hatten, beispielsweise das Hôtel de Pologne. Andererseits ist es gut verständlich, dass eine Messe ab einer bestimmten Größe weniger flexibel ist und der Aufwand für die Zwischennutzung fremder Räume zu groß wird.
Das Design des Labels Urbanature ist, wie der Name schon verrät, von einer engen Bindung zur Natur geprägt. In einem Studio am Stadtrand von Leipzig werden die Ideen als Prototyp realisiert, perfektioniert und später in den eigenen Werkstätten und in Zusammenarbeit mit regionalen Handwerksbetrieben in Serie hergestellt.
Eigener Programmteil zu Architektur Doch nicht nur Trägerschaft und Veranstaltungsort haben sich gewandelt, auch die Aufteilung der Bereiche wurde überarbeitet. Die beiden bekannten Bereiche sind „DO/Market“ für Möbel- und Interior Design, Wohn- und Lifestyle-Accessoires sowie Kommunikationsdesign und „DO/Industry“ für Fachpublikum aus Wirtschaft, Wissenschaft, Design und Architektur. Der Verband Deutscher Industrie Designer e.V. zeichnet dieses Jahr ideell für den IndustryBereich verantwortlich und bündelt das Programm in einem eigenen Forum auf der Messe. Neu hinzugekommen ist auch ein Programmteil zu Architektur, der vom Bund deutscher Architekten Sachsen gestaltet wird. 3D-Spraying, industrielle Faltung und die Zukunft der digitalen Fertigung Die angeschlossene Fachkonferenz „DO/Conference“ mit einer Sonderausstellung fokussiert unter dem Leitthema „smart technology – new design“ auf drei Kernbereiche: 3D-Spraying-Anwendungen und -Techniken, Manifold Foldings – Möglichkeiten der industriellen Faltung und Digital Fabricators – und die Zukunft der digitalen Fertigung mit Druckern und Robotern. Bei den „DO/Spots“ gibt es ebenfalls eine Neuerung. Bereits vier Tage vor dem Messebeginn können Besucher in Leipzig, Halle und Dresden in zahlreichen Workshops und Veranstaltungen hinter die Kulissen junger Kreativlabels blicken.
www.designersopen.de
REGJO Kultur 105
Eben noch in Chemnitz, nun auf der Leipziger Bühne: Enrico Lübbes „Rechnitz (Der Würgeengel)“.
Wenn’s Intendantenkarussell kreiselt Fluktuation an den Theaterbühnen: Wer und was kommt in dieser Spielzeit?
Text: Tobias Prüwer Fotografie: Dieter Wuschanski
Klassik soll’s richten: „Faust“ in Weimar, „Othello“ in Leipzig, „Leonce und Lena“ in Chemnitz. Bei so viel Tradition mag man leicht übersehen, dass einige Personalwechsel an den Spitzen der Sprech- und Musiktheaterbühnen stattgefunden haben. Spielplanfindung unter Zeitdruck Mit Goethes Werk den Erwartungsdruck anheben: Am Nationaltheater in Weimar hat Hasko Weber das Steuer übernommen. Mit einem Mix aus Klassik und aktuellen Autoren (Janne Teller, Sybille Berg) will der ehemalige Stuttgarter Schauspielchef das viel beachtete Haus auslasten. Das lauteste Wechselspiel fand in Leipzig statt – nachdem Sebastian Hartmann seinen Vertrag aufgrund drohender Kürzungen nicht verlängerte, war mit Enrico Lübbe ein Nachfolger gefunden, der Leipzig gut kannte. Allerdings überging die Stadt die Findungskommission und zerschlug Porzellan. Lübbe, der zuvor Schauspieldirektor in Chemnitz war, setzt mit 30 Premieren auf „Vielfalt“, wie er sagt: Stoffe von der Antike
bis zur Klassischen Moderne im Haupthaus, zeitgenössische Autoren auf der Hinterbühne, Experimentelles in der Nebenspielstätte. Für ihn gilt es, einen Saal zu füllen, den seine zwei Vorgänger als zu groß für Leipzig bezeichneten. Für die Zusammenstellung des Spielplans hatte Lübbe nur knapp ein Jahr. Noch weniger Zeit blieb seinem Nachfolger in Chemnitz: Carsten Knödler hat vier Jahre das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz/Zittau geleitet, bevor er nun als Schauspieldirektor in jene Stadt zurückkehrt, in der er als Schauspieler und später als Regisseur erste Schritte machte. Mit 18 Premieren stellt sich der Heimkehrer vor, darunter auch in der Lausitz erprobte Stücke. Mit der Küchwaldbühne und dem Industriemuseum will er neue Spielstätten erkunden und auch das Foyer des Schauspielhauses soll eine Bühne bekommen. Christoph Dittrich wird künftig die fünf Sparten am Städtischen Theater Chemnitz zusammenhalten. Weil der Haustarifvertrag ausläuft, droht ein Defizit von drei Millionen Euro. Als Intendant der Neuen Elbland
Philharmonie ist er Finanzprobleme allerdings gewohnt. Den Tanz in der südsächsischen Stadt übernimmt Reiner Feistel, der von den Landesbühnen hierher wechselt. Seinen Auftakt macht er mit der PeterTschaikowski-Adaption „Dornröschen“. Neue Stoffe für das Land Das Sergej-Prokofjew-Ballett „Romeo und Julia“ wird für Andrea Sanguineti als Generalmusikdirektor in Görlitz/Zittau der Einstand sein. Aus Würzburg kommend, kennt er sich in den Bereichen Oper, Ballett und Konzert aus. Im Dreiländereck wird Dorotty Szalma künftig mit eher unbekannten Stoffen als Schauspielchefin auftrumpfen: Die Eröffnung gibt „Yvonne, Prinzessin von Burgund“. An den Landesbühnen Sachsen will Peter Kube als neuer Schauspielchef zwölf Premieren zeigen, zuerst „Adams Äpfel“ in Königstein. Als Chefchoreograf wird Carlos Matos hier mit fünf Premieren aufwarten. Den Beginn macht „Romeos Julia“ – frei nach dem Klassiker von Shakespeare.
106 TALENTE
RegJo
mÜLLER-jaNSEN, there is me & there is you, 2 0 0 9
Daniel CHluba, Seminude, 2010
Jens Küster, M32.g.s.r, 2008
Distanziert
Kopflos
Gleichmaß
Gleißendes Licht verwischt die Grenzen zwischen Fotografie und Malerei.
„Eine Frau braucht keinen Kopf – es ist aber schön, wenn sie einen hat.“
Die Unruhe tritt erst beim genauen Hinsehen auf.
Das Prädikat fotorealistisch bekommt bei Daniel Müller-Jansen eine ganz neue Bedeutung. Meint fotorealistisch eigentlich die fotografisch präzise und auf eine Perspektivebene reduzierte Art der Darstellung innerhalb der Malerei, so dreht sich die Bedeutung bei der Fotografie Müller-Jansens um. Seine Fotografien wirken malerisch, Kontraste werden durch Nachbearbeitung abgeschwächt, Licht-und Schatteneffekte zugunsten eines fast omnipräsenten Streulichts minimiert. Die so aufgenommenen Motive entrücken der Realität, be-kommen etwas Zeitloses und werden ihrer sozial-politischen Umgebung enthoben. In Bezug auf die Serie „there is me and there is you“, in der Müller-Jansen Wohnsiedlungen wohlhabender Weißer in Südafrika den ärmlichen Hütten der Schwarzen gegenüberstellt, bekommt die Darstellungsart eine inhaltliche Dimension. Die fotorealistische Ästhetik legt sich über die Motive und verwischt so die Unterschiede. Daniel Müller- Jansen, 1978 in Düren geboren, 2004–2009 Studium an der Hochschule für Künste Bremen, lebt und arbeitet in Berlin. EN
Helmut Newton! Unverkennbar! Hm, nur irged-etwas ist anders. Vielleicht ist es, dass die abgebildete Dame nicht nackt ist? Sie trägt ganze zwei Handschuhe und einen trägerlosen, bis zur Taille ausgeschnittenen Badeanzug. Bemerkenswert zugeknöpft möchte man sagen. Aber ach, das ist es ja nicht. Die Frau trägt ja gar keinen Kopf, sie muss ihn an der Garderobe abgegeben haben. Daniel Chluba spielt mit den Fotografien Helmut Newtons und gibt ihnen durch seine Interventionen einen kritischen Impuls und eine Aussage. Ästhetisch nimmt er den Fotos durch das Wegretuschieren des Kopfes der Modells nichts. Wird einem dies als Betrachter klar, wurde man auch schon von Chlubas Spitze getroffen. Die zwischen den Schultern entstandene Rundung ist doch sehr wohlgeformt, sehr weiblich. Und außerdem haben wir jetzt endlich freie Sicht auf den 13. Stock, viertes Fenster von links, da wohnen nämlich die Schneiders. Daniel Chluba, 1985 in Berlin geboren, 2005–11 Studium der Künste an der UdK Berlin bei Sarah Möbus, 2012 Meisterschüler an der UdK Berlin. EN
Weitere Informationen zu Daniel Müller-Jansen finden Sie unter www.mueller-jansen.com.
Weitere Informationen zu Daniel Chluba finden Sie unter www.daniel-chluba.de.
Jens Küster malt nicht, er stempelt oder besser gesagt, er malt mit Stempel. Auf der Leinwand entsteht dadurch ein fast ebenmäßiges Muster, aber eben nur fast und darauf kommt es an. Die Brüche, die Unregelmäßigkeiten halten den sich über die Leinwand bewegenden Blick fest. Jetzt kann er sich wie durch ein Schlupfloch in die Tiefe bewegen. Raum entsteht. Ist diese Irritation erst einmal bei dem Betrachter entstanden, ist er eingefangen. Die Farben, Linien und Flächen beginnen, dadurch dass sie leicht gegeneinander verschoben sind auf der Netzhaut zu tanzen. Es entsteht Bewegung, die, je näher man dem Bild kommt, gegen die Struktur arbeitet. Und genau dieser Gegensatz macht die Spannung aus. Denn der Betrachter trägt letztlich selbst die Entscheidung, ob er sich auf einen Spaziergang in die Tiefe einlassen möchte oder nicht. Wenn er einfach seinen Blick über die abstrakten Formen gleiten lässt er einfach seinen Blick über die abstrakten Formen gleiten und bohrt an keiner Stelle tiefer, wird er auch keinen Zutritt finden. Jens Küster, geboren 1965 in Dresden, 1991–98 Studium an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, lebt und arbeitet in Dresden. EN Weitere Informationen zu Jens Küster finden Sie unter www.dresden-art.de.
REGJO TALENTE 107
SABINE GRA F, o h n e t i t e l , 2 0 1 3 ( a u s s ch n i t t )
BEN J A M IN D i t t r i ch , W e lt r a u m , 2 0 1 3 ( a u s s . )
H e d w i g H o p p e , b o b b y, 2 0 1 2
Leiblichkeit
Kosmos
Selbstreflektion
Körper in Körpern in Körpern in Loslösung, Entäußerung und Entblößung.
Der menschliche Blick auf die Natur und Wunsch nach Verortung.
Der Prozess des eigenen und allgemeinen Lebens in Bild und Ton.
Die Zeichnungen von Sabine Graf füllen phantastische Körper mit Landkarten innerer Organlandschaften. Sie schreiben die Grundformen metabolischer Prozesse in Leiber ein, die aus fragmentarischen Selbst– und Fremdkörpern zu bestehen scheinen, aus Verbindungen und Spaltungen. Dabei beginnen sie immer mit einer Trennung auf dem Blatt: der vollen, wuchernde Körper gegen das Nichts. Und so erzählen sie in hochgradig emotionaler Ausführlichkeit der Striche von dem immerwährenden Fluss der Scheidungen und Anschlüsse, der Rückzüge und Ausbreitungen, die In-derWelt-Sein bedeuten. „Ich liebe das Spiel mit den Formen. Ich fange an einem Punkt an und lasse den Körper wachsen. Ich weiß nicht, wie er sich entwickeln, ob er nicht vielleicht auch eine Fehlgeburt wird“, erklärt Sabine Graf. Sabine Graf, geboren 1981 in Suhl, 2004– 2009 Studium der Malerei und Grafik an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, 2009–2012 Meisterschülerstudium ebenda bei Prof. Annette Schröter, seitdem freischaffend in Leipzig. CM
Benjamin Dittrich schöpft in seinen Drucken, Pastellzeichnungen und Collagen aus einem eigens angelegten Bilderfundus. Dieser besteht vor allem aus Abbildungen überholter und veralteter naturwissenschaftlicher Bücher sowie aus dem Internet. Es ist der vom Menschen gefilterte Blick auf die Natur, dem er nachspürt. Seine Linoldrucke entwickelt er prozesshaft im „Verlorene Form“-Verfahren, was bedeutet, dass er eine einzige Druckplatte verwendet, die er immer weiter bearbeitet. Himmelskörper, geometrische Formen und Diagramme gliedert er dabei in einem klar strukturierten Bildaufbau. Den Wunsch des Menschen nach Verortung und Verständnis der Natur führt er ad absurdum, da die Diagramme, Karten und geometrische Formen keiner tatsächlichen wisschenschaftlichen Stringenz folgen. Benjamin Dittrich, geboren 1987 in Düsseldorf, 2007–2012 Studium der Malerei und Grafik an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, seit 2012 Meisterschülerstudium ebenda bei Prof. Annette Schröter. CM
Hedwig Hoppe fertigt unentwegt fotografische Selbstportraits an, um ihre aktuelle persönliche Situation zu reflektieren. Die Fotosequenz „Bobby“ von 2012 zeigt beispielsweise die Künstlerin selbst, hochschwanger mit glitzernden, hochhakigen Diskostiefeln auf einem Bobbycar, in der Auseinandersetzung mit ihrer Situation als werdende Mutter und dem Ende des ausschweifenden Diskolebens. Anhand von gefundenen sowie von ihr kreierten Objekten sinniert sie über die Dinge und den Menschen zwischen Leben und Tod. Die Installationen von Hoppe sind dabei oft von Tonspuren oder Klangkompositionen begleitet. Die von ihr gestalteten Objekte stellen meist Abformungen von sich im Prozess der Veränderung befindlichen Dingen wie Körperteile, Totenmasken oder Plazenten dar. Hedwig Hoppe, geboren1984 in Köln, 2003– 2007 Aufenthalt in England, verschiedene Musikprojekte, Tourneen und Festivalauftritte, seit 2005 Studium der Visuellen Kommunikation und Freien Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar. CM
Weitere Informationen zu Sabine Graf finden Sie unter www.grafsabine.de.
Weitere Informationen zu Benjamin Dittrich finden Sie unter www.benjamindittrich.de
Weitere Informationen zu Hedwig Hoppe finden Sie unter www.oca-gallery.com.
108 KULTUR
RegJo
M E H R A L S N U R N O S TA L G I E Foto: © Sächsisches Seebad Zwenkau GmbH
Foto: © iStock - dageldog
D er Junge und das E is
Fahrgastschiff MS Santa Barbara auf dem Zwenkauer See.
Kalt erwischt
Unterwegs in und um Leipzig
Premiere von Charles Ways »In einer Winternacht« am Theater der Jungen Welt Leipzig
Die Region rings um die Kulturstadt Leipzig ist kulturell und landschaftlich vielseitig. Tradition trifft auf Moderne, sächsische Gemütlichkeit auf weltoffenes Flair.
Auf Island, fernab der Zivilisation lebt der sechsjährige Nonni mit seinen Eltern. Nonnis Mutter erwartet ein Kind und macht sich mit dem Vater auf zum Arzt ins mehrere Tagesmärsche entfernte Dorf. Nonni bleibt allein zurück und soll auf das Schaf Gullbra aufpassen. Eine große Aufgabe, denn Gullbra sichert der Familie den Lebensunterhalt. Doch nach einer Nacht mit dichtem Schneetreiben ist Gullbra verschwunden. Verzweifelt macht sich Nonni mit Hündin Titla auf die Suche. Inspiriert durch den isländischen Literaturnobelpreisträger Halldór Laxnes hat Charles Way – einer der unterhaltsamsten zeitgenössischen Theaterautoren – ein Stück mit dem Zeug zum Klassiker geschrieben. Er erzählt darin von der Kunst des Loslassens, von Vertrauen und vom gar nicht so leichten Schritt, Verantwortung zu übernehmen. Jürgen Zielinski inszeniert das Stück am Theater der Jungen Welt Leipzig als deutschsprachige Erstaufführung, die so gar nicht den Klischees der Weihnachtswintermärchen entspricht. RED
„Naus in die Ferne!“ treibe es den Sachsen, dichtete die Leipzigerin Lene Voigt in den 1930er Jahren. Weit müssen Leipziger und ihre Gäste auf der Suche nach Kultur- oder Aktivurlaub jedoch nicht. Denn nirgendwo sonst in Sachsen ist die Dichte an Burgen, Schlössern und Parkanlagen so hoch wie um Leipzig. Wie eine Perlenschnur säumen die alten Gemäuer die Täler entlang der Flüsse – mächtig und trutzig die einen, barock und filigran die anderen. In der Region Leipzig kann man bequem und preiswert aktiv und fit sein und das vor der atemberaubenden Kulisse majestätischer Bauten. Je nach Geschmack kann man durchs Leipziger Neuseenland paddeln, im wildromantischen Sächsischen Heideland wandern oder Kulturschätze im Sächsischen Burgenland entdecken. Das Leipziger Neuseenland vereint Wasserwelten, Kulturerleben und Großstadtflair. Wo einst Bergbau die Landschaft prägte, entstand eine moderne Freizeitregion mit 22 neuen Seen und reichlich Aktiv- und Trendsportangeboten. Naturbelassene Fließgewässer verbinden die Kulturstadt Leipzig mit den umliegenden Seen. Im Nordwesten von Leipzig befindet sich
Premiere: 17.11., 17 Uhr www.tdjw.de
das Sächsische Heideland. Die idyllische Dahlener und Dübener Heide, der Wermsdorfer Wald mit seinen zahlreichen Teichen und die malerischen Flusslandschaften entlang von Mulde und Elbe eignen sich hervorragend zum Wandern, Radwandern und Reiten. Kulturelles Highlight ist die größte Jagdschlossanlage Europas, die Hubertusburg. Ein besonderes Erlebnis vor allem für Familien ist die Dampffahrt mit der Schmalspurbahn „Wilder Robert“. Im Sächsischen Burgenland gibt es eine Fülle von Kulturschätzen. Pittoreske kleine Städte mit ihren mittelalterlichen Zentren und ehemalige Herrschaftshäuser sind über den Mulderadweg verbunden. Vom schönsten Altstadtkern Mitteldeutschlands in Grimma bis zum deutschlandweit ältesten Schloss in Wurzen sind es gemütliche zwei Fahrradstunden. Unterwegs lädt das Schloss Trebsen zu deftigen Köstlichkeiten aus der Schlossküche ein. JK
www.leipzigerneuseenland.de www.saechsisches-heideland.de www.tourismus-saechsisches-burgenland.de
REGJO Kultur 109
Wenn die Provinz ruft Denn im Wald da sind die Räuber? Nein! Zum 13. Mal lockt das Kunst- und Literaturfest Provinzschrei mit Kultur in den Thüringer Forst.
Text: Tobias Prüwer Fotografie: Toma Babovic/Thüringer Tourismus GmbH
Wenn das Rehwild seine Brunftzeit allmählich einstellt, werden im Thüringer Wald andere Rufe laut. Nach Kunst und Kultur dürstet es den Menschen auch dort, weshalb sich jeden Herbst der Provinzschrei regt und ein umfangreiches Kulturangebot in Südthüringen auffächert. Nur echt mit röhrendem Hirsch Mit Augenzwinkern hat der gleichnamige Kulturverein sein Logo gewählt: Ein blauer röhrender Hirsch ist seit 2000 Erkennungszeichen für die Herbstfestspiele. Die Ursprungsidee bestand darin, Autoren für Lesungen in Suhl zu gewinnen. Nachdem der Anfang gemacht war, weitete sich das Programm peu à peu aus. Mit dem Provinzkultur e.V. war alsbald ein gemeinnütziger Verein als institutionelle Basis gegründet, von der fortan nicht nur Literarisches organisiert wurde: Theater und Kino, Kabarett und Musik, Performance und Tanz. Auch andere Formate kamen hinzu, doch bleibt
das Kunst- und Literaturfest Provinzschrei das Herzstück. Was damals in der Waffenstadt begann, hat heute auch andere Orte erreicht. In diesem Jahr sind Hildburghausen, Ilmenau, Schmalkalden, Zella-Mehlis und Rohr Mit-Veranstaltungsorte. Zu Recht selbstbewusst Im vergangenen Jahr kamen über 6.700 Besuchern zu den 101 Veranstaltungen und die Ausgabe 2013 soll nicht dahinter zurückstehen. Am Weltfriedenstag haben die Edelweißpiraten den Auftakt zum Festival gegeben, das im Oktober mit russischen Gassenhauern und Evergreens endet, die der bekannte Erfurter Musiker Gerd Krambehr und der Klezmer-Geigenvirtuose Johannes Paul Gräßer geben. Zwischendrin mischen die Schauspielerinnen Andrea Sawatzki und Suzanne von Borsody das Land unter den Bäumen auf. Mit dem Buch „Ein allzu braves Mädchen“ stellt sich Sawatzki dem Publikum vor. Von Borsody
streift sich die Rolle von Frida Kahlo um und liest aus den Briefen und Tagebucheinträgen der tragischen wie berühmten Malerin-Figur. Dem dramatischen Spiel widmet sich ein ganzer Kindertheatertag, Kindergedichte von Peter Hacks tragen Gunter Schoß und Frank Fröhlich vor und erfreuen Groß wie Klein. Mit Neuvertonungen von Schiller durch den Club der toten Dichter, einem Abend der Nachtmusik des Kammerorchesters Südthüringens und einem Konzert vom Singer-Songwriter Max Prosa holen die Veranstalter auch die Musik in die Provinz. Den Namen haben sich die Provinzschrei-Macher übrigens völlig zu Recht zugelegt. Denn nur weil man an der Peripherie wohnt, muss das noch lange nicht heißen, dass man hinterm Mond lebt. Das sehen viele Menschen so, denn jedes Jahr folgen mehr – Künstler wie Besucher – dem Ruf in die Provinz. www.provinzkultur.de
110 KALENDER
RegJo
10. Oktober „MUT 2013“
12. bis 13. Oktober „IMMO & FINANZ“
19. Oktober „WBO-Weltmeisterschaft“
Deutschlands wichtigste wirtschaftspolitische Kommunikationsplattform Leipzig, Congress Center www.mittelstaendischer-unternehmertag.de
Im Mittelpunkt steht die Präsentation von Wohnimmobilien für Anleger und Eigennutzer. Dresden, Börse auf dem Messegelände (www.messe-immo-finanz.de)
WBO-Weltmeister Robert Stieglitz verdeitig seinen Titel gegen Isaac Ekpo. Leipzig, Messe „Halle Eins“ (www.sesboxing.de)
Messen, Kongresse & Tagungen
Freizeit & Sport
10. bis 13. Oktober „ART Dresden“ Internationale Kunstmesse für zeitgenössische Moderne und Gegenwartskunst. Dresden, Messe www.artdresden.de
02. bis 03. November „sport.aktiv“ Vorgestellt werden Trendaktivitäten, wie Bergsteigen, Camping, Fahrradfahren, Skaten, Ski, Trekking, Wandern oder Nordic Walking. Erfurt, Messe www.sportaktiv-erfurt.de
09. Oktober „Lichtfest“ Das diesjährige Lichtfest in Leipzig widmet sich der Rolle der damaligen Tschechoslowakei im Kontext der Friedlichen Revolution. Leipzig, Augustusplatz www.leipziger-freiheit.de
09. bis 10. November „Magdeburger Meeresangeltage“ Eine Messe rund um die Themen Meeresangeln, Angelgeräte und Zubehör sowie Angelreisen. Magdeburg, Messe www.magdeburger-meeresangeltage.de
11. bis 13. Oktober „360. Zwiebelmarkt Weimar“ Neben kulinarischen Entdeckungen und dem traditionellen Markttreiben lockt die Besucher ein vielfältiges kulturelles Unterhaltungsprogramm. Weimar, Innenstadt www.weimar.de
25. bis 27. Oktober „Designers’ Open“ Innovationsplattform für die Design-Branche und eines der größten Design-Festivals in Deutschland. Leipzig, Messe www.designersopen.de 25. bis 27. Oktober „Saalemesse“ Rund 300 Aussteller präsentieren ihre Produkte und Dienstleistungen zu Tourismus-, Freizeit- und Sportangeboten sowie neueste Wohn- und Haushaltstrends. Halle (Saale), Messe www.saalemesse.de 29. Oktober „transHAL“ Wissenschaft trifft Wirtschaft 2013 – Erster Transfertag für die Region. Halle, Stadthaus www.wissenschaft-in-halle.de 01. bis 02. November „Pyro World“ Präsentiert werden Produkte und Dienstleistungen rund um die Pyrotechnik, pyrotechnisches Zubehör, Verschleißmaterialien und vieles mehr. Halle (Saale), Messe www.pyro-world.de
20. bis 24. November „Touristik & Caravaning International“ Es gibt Informationen zu den Themen Caravanund Camping, Gesundheit, Kulinarik sowie Radund Triathlonsport. Leipzig, Messe www.touristikundcaravaning.de
12. Oktober „Internationale Herbstregatta Kanu-Rennsport“ Bei Langstreckenrennen werden die besten KanuRennsportler Mitteldeutschlands ermittelt. Halle, Osendorfer See www.hallescher-kanu-club.de
26. bis 27. November „Wind.Energie“ Auf diesem Kongress werden Potentiale und Chancen der Energiewende in Mitteldeutschland diskutiert. Erfurt, Messe www.mitteldeutscher-windbranchentag.de
17. bis 20. Oktober „Festwoche 200 Jahre Völkerschlacht und 100 Jahre Völkerschlachtdenkmal“ Diese Woche steht ganz im Zeichen des Gedenkens an die Völkerschlacht 1813. Leipzig, diverse Veranstaltungsorte www.voelkerschlacht-jubilaeum.de
05. Dezember „academix Thüringen“ Thüringer Firmenkontakt- und Karrieremesse für Studenten, Absolventen und Young Professionals. Erfurt, Messe www.academix-thueringen.de
28. November bis 24. Dezember „579. Dresdner Striezelmarkt“ Einer der ältesten und größten Weihnachtsmärkte Deutschlands. Dresden, Altmarkt www.dresden.de
Bildnachweis: Stefan Waldek, ORTEC Messe und Kongress GmbH, SES Sport Events Steinforth GmbH
REGJO KALENDER 111
Seit September „2 Uhr 14“ Deutsche Erstaufführung
17. bis 20 Oktober „XXIII. Leipziger Chopin-Tage“
20. Oktober „Georg Schröder & Marc Breitfelder“
Endlich leben! Fünf Menschen fassen Mut für einen Neuanfang. Leipzig, Theater der jungen Welt (www.tdjw.de)
Dieses Jahr unter dem Motto „Chopin und Lutosławski“. Leipzig, diverse Veranstaltungsorte (www.leipzig.polnischekultur.de)
Erstes europäisches Duo, das den weltweit größten Bluesmusiker-Wettbewerb gewann. Halle, Konzerthalle Ulrichskirche (www.cultour-buero-herden.de)
10. Oktober „200: Viva Verdi!“ Gespielt werden Stücke von Rossini, Mascagni, Puccini und natürlich von Verdi selbst. Bad Elster, Königliches Kurhaus www.chursaechsische.de
24. Oktober bis 02. November „22. Irische Tage in Jena“ Das Festival der irisch-keltischen Musik ist die größte Veranstaltung dieser Art in Deutschland. Jena, diverse Veranstaltungsorte www.irischetage.de
11. Oktober „Dreams of Musical“ Ein Mix der größten Klassiker und aktuellen Musicals versprüht einen Hauch von Broadway. Wolfen, Städtisches Kulturhaus www.dreamsofmusical.de
27. Oktober bis 03. November „8. Wittenberger Renaissance Musikfestival“ In diesem Jahr unter dem Motto „Die Kurfürsten Rudolf II. und Friedrich der Weise zu Wittenberg – Musik des Mittelalters bis zur Renaissance“. Wittenberg, diverse Veranstaltungsorte www.wittenberger-renaissancemusik.de
14. bis 16. November „LeipJazzig-Herbst 2013“ Konzertreihe und Festival von aktiven Jazzmusikern, die beschlossen haben, dem Leipziger Jazz wieder ein Konzertpodium zugeben. Leipzig, plan b www.leipjazzig.de
Musik, Theater & Tanz
13. bis 27. Oktober „Jüdische Musik- und Theaterwoche Dresden“ Ein kulturelles Programm über die in Hinblick auf die jüdische Kultur vielfältigen Verflechtungen Deutschlands und Sachsens mit den beiden östlichen Nachbarländern. Dresden, diverse Veranstaltungsorte www.juedische-woche-dresden.de 19. Oktober 46. Internationales Tanztournier „Europa tanzt“ Europa tanzt in den Standard- und lateinamerikanischen Tänzen der Hauptklasse „S”. Magdeburg, Stadthalle www.mvgm.de 23. bis 27. Oktober „8. Nationaler Bach-Wettbewerb für junge Pianisten“ Ein Wettbewerb für musikliebende Kinder und Jugendliche aus dem ganzen Land. Köthen, Schlossbereich, Veranstaltungszentrum www.bach-in-koethen.de
02. November “Dornröschen als klassisches Ballett“ Premiere Zur Ballettmusik von Pjotr Iljitsch Tschaikowski tanzen die Schüler der Ballettschule Semenchukov neben Solotänzern des Theaters Magdeburg. Magdeburg, AMO www.mvgm.de 05. bis 10. November „euro-scene Leipzig“ Das 23. Festival zeitgenössischen europäischen Theaters zeigt Tanz- und Sprechtheater, Performances und musikalische Bühnenformen. Leipzig, diverse Veranstaltungsorte www.euro-scene.de 09. November „Evita“ Premiere Eines der international erfolgreichsten Musicals von Andrew Lloyd Webber. Erfurt, Theater (Großes Haus) www.theater-erfurt.de
Bildnachweis: Theater der jungen Welt/Tom Schulze; Polnisches Institut, Cultour-Büro Halle
14. bis 16. November „20. Dresdner Gitarrenfest“ Konzerte internationaler Spitzenkünstler und Instrumentenausstellung namhafter Gitarrenbauer. Dresden, diverse Veranstaltungsorte www.club-passage.de 20. bis 27. November „19. Französische Filmtage Leipzig“ Jahr für Jahr bringt das Festival das Beste des französischen Kinos nach Leipzig. Leipzig, Passage Kinos, Schaubühne Lindenfels www.franzoesische-filmtage.de 03. Dezember „Klangwelten“ Das Klangwelten-Festival berührt Herz, Hirn und Bauch und zelebriert eine stolze Kulturpräsentation, Dialog und Virtuosität auf Spitzen-Niveau. Jena, Volkshaus www.klangwelten.com 11. Dezember „Nussknacker“ Gastspiel der Russischen Staatlichen Ballettakademie Krasnojarsk Eines der legendären „Tschaikowsky- Petipa- Ballette“. Köthen, Veranstaltungszentrum Schloss Köthen www.bachstadt-koethen.de
112 KALENDER
RegJo
bis 05. Dezember „Nah und Fern“
bis 19. Januar „Aus Freude am Schönen“
bis 02. März 2014 „Neo Rauch. Das grafische Werk – Zweiter Teil“
Die Acrylgemälde von Andreas Garbe zeigen abstrakte Landschaften von nah und fern. Dresden, Galerie Abstrakte Momente (www.abstrakte-momente.de)
Grafik, Malerei, Plastik und Produktdesign von Gerlinde Böhnisch-Metzmacher. Jena, Stadtmuseum (www.jena.de)
Gezeigt wird eine Auswahl der Arbeiten aus dem grafischen Konvolut des Künstlers. Aschersleben, Grafikstiftung Neo Rauch (www.grafikstiftungneorauch.de)
bis 24. November „Frank Berendt. Stehende Strömung“ In Malerei und Videokunst arbeitet Frank Berendt an der Unmöglichkeit des Eingefrorenen. Erfurt, Angermuseum www.erfurt.de
bis 05. Januar 2014 „Gerhard Richter. Streifen + Glas“ Werke von Gerhard Richter aus den aktuellen Produktionen der Streifenbilder und Glasobjekte. Dresden, Staatliche Kunstsammlungen www.skd.museum/de
bis 24. November „Von den Golanhöhen zum Roten Meer“ Günther und Karola Röber präsentieren die faszinierenden Naturlandschaften Israels. Wolfen, Industrie- und Filmmuseum www.ifm-wolfen.de
bis 06. Januar 2014 „Auf dem Weg zum Bauhaus-Künstler. Lyonel Feininger. Holzschnitte“ Feiningers Holzschnittwerk wird in seiner ganzen Breite und mit einer Auswahl exquisiter Leihgaben im Kontext des Gesamtwerkes gezeigt. Quedlinburg, Lyonel-Feininger-Galerie www.feininger-galerie.de
Bildende Kunst 11. Oktober 2013 bis 23. Februar 2014 „Geteilte Erde – Indigene australische Malerei und Keramik von Lotte Reimers“ Der unmittelbare Dialog von Bildern und keramischen Gefäßplastiken eröffnet überraschende gestalterische Verwandtschaften. Leipzig, GRASSI Museum für Völkerkunde www.mvl-grassimuseum.de 12. Oktober 2013 bis 20. Juli 2014 „tanz! Wie wir uns und die Welt bewegen“ Tanz als Kunstform und gesellschaftsverändernde Freizeitkultur. Dresden, Deutsches Hygiene-Museum www.dhmd.de 20. Oktober 2013 bis 21. April 2014 „Günter Hofmann – ein Bildfabulierer aus Hainichen“ Präsentiert werden Studien, Zeichnungen, Grafiken und das Fabelkabinett von Günter Hofmann. Hainichen, Gellert-Museum www.gellert-museum.de
bis 28. November „Karikaturen aus der napoleonischen Zeit“ Die unterhaltsamen Zeugnisse ermöglichen dem Betrachter einen lebendigen Einblick in die Zeit des europäischen Kräfteringens zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Halle, Stadtarchiv www.stadtarchiv.halle.de
bis 27. Oktober „Romantik keimt in Ironie“ Xago präsentiert in dieser Ausstellung Zeichnungen, Bilder und Künstlerbücher. Wernigerode, Kunst- und Kulturverein www.kunstverein-wernigerode.de
14. Dezember bis 02. März „Bjørn Melhus – Videos“ Melhus analysiert, sampelt und collagiert Sequenzen alter und neuer Spielfilme, Nachrichtensendungen, Videoclips oder Serien. Jena, Kunstsammlung im Stadtmuseum www.jena.de
bis 10. November „REICHTUM – mehr als genug“ Weltweit wird die Kluft zwischen Arm und Reich größer. Dies ist eine Ausstellung über den Reichtum als Faszination und Skandal. Dresden, Deutsches Hygiene-Museum www.dhmd.de
bis 05. Januar 2014 „Roswitha Quadflieg. RAAMIN-PRESSE (1973– 2003). Ein Bücherleben“ Retrospektive Schau von 20 Künstlerbüchern mit Zustandsdrucken, Druckplatten, Prägeformen. Leipzig, Museum für Druckkunst www.druckkunst-museum.de
Bildnachweis: Galerie Abstrakte Momente, Gerlinde Böhnisch-Metzmacher, Neo Rauch/ Uwe Walter
bis 12. Januar 2014 „Der Liebe leichte Schwingen“ Zu sehen sind Darstellungen von Liebespaaren der antiken Mythologie, biblische und weltliche Paare bis hin zu Schäferszenen und Liebesgärten. Gotha, Schloss Friedenstein www.stiftung-friedenstein.de bis 15. Januar 2014 „Leben mit Lust und Liebe“ Das Werk von Willi Sitte umfasst Bilder, mit denen er für ein liebeserfülltes Leben plädiert. Merseburg, Willi-Sitte-Galerie www.willi-sitte-galerie-merseburg.de bis 23. Januar 2014 „Frieder Heinze – Tagträume“ Mit der Ausstellung wird das bisherige Schaffen von Frieder Heinze für die Öffentlichkeit erstmals umfassend aufgearbeitet und präsentiert. Magdeburg, Kunstmuseum www.kunstmuseum-magdeburg.de
ER IST EIN GROSSER STAR, ER IST RECHT POPULÄR. ER IST SEHR KREATIV, GENAU DAS IST SEIN FLAIR. „ICH WILL ER IST EIN VIRTUOSE, IST EIN KOCHIDOL UND WIR RUFEN HEUTE ABEND: 100 PROZENT
COME
VON ALLEM ON ROCK ME UND VON JEDEM – ODER GAR NICHTS!“
PETER MARIA!
im The Westin Leipzig 0341 988 2727 falco@westin-leipzig.com www.falco-leipzig.de
114 UNTERWEGS
RegJo
Unterwegs im Burgenlandkreis/Saale-Unstrut
REGJO UNTERWEGS 115
Wir haben alle Trümpfe! Ein Grußwort aus der Mitte Deutschlands
Bildquelle: privat
Das Hochwasser im Juni dieses Jahres hat den Burgenlandkreis an Saale, Unstrut und Weißer Elster getroffen. Viele Menschen mussten ihre Wohnungen und Häuser verlassen. Genauso betroffen sind Wirtschaft, Tourismus und die öffentliche Infrastruktur. Es gab aber auch ermutigende Bilder: Tausende Freiwillige haben mit den Einsatzkräften Hand in Hand gegen das Wasser angekämpft. Dabei wurde deutlich: Wir stehen zusammen und schaffen das gemeinsam, natürlich auch den Wiederaufbau. In unserem Landkreis bieten sich gute Möglichkeiten, hier mit hoher Lebensqualität und beruflichen Perspektiven zu leben. Der Burgenlandkreis gehört zum Mitteldeutschen Wirtschaftsraum Halle-Leipzig und ist wieder ein bedeutender Wirtschafts-
standort im Süden Sachsen-Anhalts. Durch die zentrale Lage und die gute Verkehrsanbindung – die A9 verläuft durch unseren Landkreis, die Autobahnen A4, A38 und A14 sind gut zu erreichen – ist er interessant für Investoren. Hier haben zahlreiche namhafte Unternehmen der Ernährungswirtschaft, wie z.B. die Rotkäppchen-Mumm-Sektkellerei, der Logistik, des Maschinenbaus, der Metallverarbeitung und der Chemie- und Baustoffindustrie ihren Sitz. Wir haben verlässliche regionale Rahmenbedingungen für eine kontinuierliche Unternehmensentwicklung geschaffen. Dazu gehört ein ausgewogener Energiemix, bei dem die erneuerbaren Energien sinnvoll durch die Brückentechnologie Braunkohle ergänzt werden. Dadurch gibt es im Burgenlandkreis auch noch nach der Energiewende eine sichere und bezahlbare Energieversorgung sowie die Perspektive der stofflichen Verwertung. Schon frühzeitig haben wir im Burgenlandkreis die Herausforderungen des demografischen Wandels erkannt und sind bemüht, durch praxiserprobte Methoden der Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft den Fachkräftebedarf für die Unternehmen der Region zu decken. Aber unser Landkreis hat neben der Wirtschaft noch ganz andere Trümpfe. Unberührte Landschaften mit Weinbergen und malerischen Flusstälern prägen das Landschaftsbild und garantieren einen unvergesslichen Aufenthalt im nördlichsten Qualitätsweinanbaugebiet Europas auf dem 51. Breitengrad.
Hier findet man einzigartige Zeugnisse der deutschen Romanik – wehrhafte Burganlagen ebenso wie beeindruckende Kirchen und Klöster, verbunden durch die Straße der Romanik. Die Saale-Unstrut-Region ist auf dem Weg zum Welterbe. Die Bundesrepublik Deutschland wird bei der UNESCO die Aufnahme des „Naumburger Doms und der hochmittelalterlichen Herrschaftslandschaft an Saale und Unstrut“ in die Liste des Welterbes der Menschheit bis 2015 beantragen. Die Arche Nebra trägt maßgeblich zum Erfolg der Tourismusroute „Himmelswege“ bei und hat durch den in kurzer Zeit erreichten hohen Bekanntheitsgrad im Inund Ausland die weiterhin positive Imageprägung Sachsen-Anhalts als herausragendes kulturhistorisches Reiseziel befördert. Also nicht lange überlegen – kommen Sie in den Burgenlandkreis – wir haben alle Trümpfe!
Harri Reiche
116 Advertorial
RegJo
Blick auf den Zusammenfluss von Saale und Unstrut bei Naumburg. Foto: Guido Siebert
Zwei kulturträchtige Flussläufe: Die Saale-Unstrut-Region Die Gegend zwischen Freyburg, Nebra und Weißenfels ist bekannt für ihre Weinberge und alten Trockenmauern. Hochmittelalterliche Burgen, Kirchen und Klosteranlagen sind Zeugen einer ungewöhnlichen kulturellen Vielfalt und Kontinuität Gerade Flüsse haben von jeher die Entstehung von Kultur und das Erblühen von Zivilisation befördert. Gute Boden- und Klimabedingungen sorgten für vielfältige und ertragreiche Landwirtschaft, über die Wasserwege konnte Handel betrieben werden und die Steinbrüche an den Flusshängen lieferten schließlich die Baustoffe für die Siedlungen. „Die Herrschaftslandschaft an Saale und Unstrut ist ein hervorragendes Beispiel für eine durch die Wechselwirkung zwischen Mensch und Natur aktiv geformte Kulturlandschaft des Hochmittelalters. Sie ist ein außergewöhnliches Zeugnis des Landesausbaus im einstigen Grenzraum zwischen dem Heiligen Römischen Reich und nicht-christlichen slawischen Territorien“, so ein Auszug aus dem Dossier zum UNESCO-Welterbe-Antrag, den der „Förderverein Welterbe an Saale und Unstrut“ im Juli 2013 eingereicht hat. Im Kern umfasst das Antragsgebiet den Naumburger Dom, die Marienkirche von Freyburg, das Schloss Neuenburg, das Zisterzienserkloster Pforte und die Burganlagen von Schönburg, Goseck, Saaleck und Rudelsburg, um nur die Repräsentativbauten zu nennen. Insgesamt befinden sich 27 Dörfer in der relevanten Region, an denen die hochmittelalterliche Siedlungsform heute noch ablesbar ist. Als wichtige Handelsstraßen kreuzten sich hier die Via Regia und die Regensburger Straße. Sie verbanden die Region mit den europäischen Handelszentren. Neben den prachtvollen, romanischen Burg- und Kirchenanlagen prägen Laubmischwälder mit historischen Waldgrenzen, Ackerterrassen, Weinberge und Streuobstwiesen die Landschaft und verweisen auch heute noch auf ihre hochmittelalterliche Entstehung vor rund 800 Jahren.
Karte des Antragsgebietes Saale-Unstrut als Weltkulturerbe.
REGJO ADVERTORIAL 117
Feste feiern in der Saale-Unstrut-Region Die Saale-Unstrut-Region liegt zwischen Leipzig und Weimar. Typisch für das nördlichste Qualitätsweinanbaugebiet Europas sind seine romantischen Weinbergshäuschen und malerische Flusstäler. Mittelalterliche Burgen, Klosteranlagen und historische Stadtzentren zeugen von der einstigen Bedeutung dieses Landstriches für die deutsche und europäische Geschichte. Die Vielfalt hochmittelalterlicher Baukunst lässt sich auf unterhaltsamen Streifzügen in die Geschichte entdecken, zum Beispiel am 5. Oktober auf Schloss Goseck unter dem Motto „Ein Schloss und die Blaue Blume“ oder am 6. Oktober auf der geführten Wanderung „Gut und Edel“ durch die Freyburger Terrassenweinberge zum Berghotel Zum Edelacker in Freyburg. „Zwischen fürstlichem Glanz und dienender Armut“ folgt am 13. Oktober eine Sonderführung
durch eine der bedeutendsten hochmittelalterlichen Burganlagen Deutschlands – die Neuenburg in Freyburg. Aber auch zur Weihnachtszeit lohnt ein Besuch: In den festlich hergerichteten Höfen von Naumburg und Weißenfels werden immer am ersten Adventswochenende allerlei Speisen und Getränke, Handwerkskunst und Unterhaltung angeboten. Die Naumburger und Roßbacher Weinberge mögen auf ihre Weise zu einem romantisch-weihnachtlichen Adventserlebnis beitragen. Am vierten Adventswochenende findet jedes Jahr ein von den Weingütern organisierter Weihnachtsmarkt statt. Ihre historische Kulisse nutzen die Merseburger Schlossweihnacht, der Weihnachtsmarkt der Winzervereinigung in Freyburg oder der Weihnachtszauber auf der Burg Querfurt.
Rechts und links der Saale: Die Rudelsburg und die Burg Saaleck. Foto: Guido Siebert
Naumburg – das Kleinod an der Saale-Unstrut-Mündung
Blick auf Naumburg mit dem Dom St. Peter und Paul. Foto: Stadt Naumburg
Eingebettet in die Kulturlandschaft der Saale-Unstrut liegt die fast tausend Jahre alte Domstadt Naumburg. Deren Geschichte wird schon beim Stadtbummel offensichtlich: Kulturdenkmale der Romanik und Gotik und farbenprächtige Bürgerhäuser aus Renaissance- und Barockzeit verbunden durch malerische Gassen. Der Dom St. Peter und Paul, das Wahrzeichen der Stadt, zählt zu den bedeutendsten sakralen Kulturdenkmälern aus der Zeit des europäischen Hochmittelalters. Die in Dom und Domschatz vereinten Kunstwerke
aus Romanik und Gotik ermöglichen spannende Einblicke in die mittelalterliche Liturgie. Die Stifterfiguren im Westchor machten nicht nur die „schönste Frau des Mittelalters“, Markgräfin Uta, weltberühmt, sondern auch ihren Schöpfer, den geheimnisvollen Naumburger Meister. Mit der ältesten Darstellung der Heiligen Elisabeth von Thüringen und den vom Leipziger Malerstar Neo Rauch gestalteten Kirchenfenstern, die Szenen aus dem Leben dieser Heiligen darstellen, befinden sich weitere kostbare Kunstschätze im Dom. Als Gegenstück zum Dom entstand die Stadtpfarrkirche St. Wenzel. Heute beherbergt der spätgotische Bau neben Gemälden aus der Werkstatt von Lucas Cranach d. Ä. eine barocke Orgel des Meisters Zacharias Hildebrandt, die Orgelfreunde aus der ganzen Welt nach Naumburg zieht. Von Mai bis Oktober werden jeden Mittwoch, Samstag, Sonntag und an Feiertagen um 12 Uhr kurze Mittagskonzerte angeboten. Besonders lohnenswert ist der Aufstieg auf den Kirchturm, von dem aus man eine spektakuläre Aussicht über die Dächer der Stadt und auf die umliegenden Saalehänge genießen kann.
Die berühmteste Naumburgerin: die Stifterfigur Uta. Foto: Frank Boxler.
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Freyburg – Jahn-, Wein- und Sektstadt
Alte Stadtmauer in Freyburg. Foto: Hotel Unstruttal.
Auch das Winzerstädtchen Freyburg (Unstrut) liegt inmitten der historischen Kulturlandschaft Saale-Unstrut, die – gesegnet mit fruchtbaren Böden und verwöhnt von viel Sonnenschein – von frühester Zeit an besiedelt war. Freyburgs Altstadt ist ebenfalls von besonderer kultur- und
kunstgeschichtlicher Bedeutung. An vielen Stellen sind noch Teile der mittelalterlichen Stadtbefestigung sichtbar. Zudem ist Freyburg das Zentrum des Weinanbaugebietes Saale-Unstrut. Der Weinbau hat hier eine tausendjährige Tradition. Trocken ausgebaute Qualitätsweine und RotkäppchenSekte sind die Spezialitäten der Stadt. Die historische Rotkäppchen-Sektkellerei verfügt über einen fünfstöckigen in Fels getriebenen Keller, einen denkmalgeschützten Lichthof und ein mächtiges Domkellergewölbe mit dem größten Cuvéefass Deutschlands. Auch die Winzervereinigung Freyburg-Unstrut eG, die einen der größten Holzfasskeller Deutschlands beherbergt, ist einen Besuch wert. Aus der Zeit des Hochmittelalters stammt die Stadtkirche St. Marien. Die kleine Schwester des Naumburger Doms birgt neben zahlreichen Details auch ein kleines Geheimnis. Die Darstellung einer weltlichen Figur im Vierungsturm der Kirche gibt seit Jahrhunderten Rätsel auf. Hat hier der Baumeister vielleicht sein eigenes Bildnis hinterlassen? Weitere touristische Attraktion sind das
Wohnhaus und die Begräbnisstätte von Turnvater Friedrich-Ludwig Jahn, der hier von 1825–1852 lebte, und die Erinnerungshalle der deutschen Turnerschaft von 1903.
Die Kirche St. Marien in Freyburg. Foto: Hotel Unstruttal.
Goseck – die Schlosskirche hoch über dem Saaletal Im 9. Jahrhundert befand sich in Goseck innerhalb einer großen nicht mehr erhaltenen Burg ein militärischer und ziviler Verwaltungsmittelpunkt. Um das Jahr 1000 siedelte sich hier eine adlige Familie an, die vom König den Titel eines Pfalzgrafen von Sachsen verliehen bekam und mit Verwaltungs- und Verteidigungsaufgaben an der
Grenze zu den slawisch besiedelten Gebieten betraut wurde. Die Burg Goseck war kurzzeitig die Stammburg dieser Grafenfamilie. 1041 gründete Erzbischof Adalbert von Bremen nach dem Vorbild des Speyerer Domes die monumentale BenediktinerKlosterkirche von Goseck, die sich über dem Saaletal am ehemaligen Stammsitz der
Pfalzgrafen von Sachsen, an der Straße der Romanik, erhebt. Die Kirche ist in ihren Ostteilen bis heute erhalten geblieben. Nicht erhalten und deshalb nur archäologisch erfasst sind die Reste des Langhauses im Schlosshof und im Verbindungsbau zum Schloss. Aus spätromanischer Zeit blieben die Substruktionskrypta erhalten und die steinernen Chorschranken unterhalb der neuzeitlichen Chorschranken. Aus neuerer Zeit bestimmen die Rekonstruktion der Renaissancedecke im Nordquerhaus und die barocken Epitaphien das Raumbild. Der Außenbau zielt mit seiner hoch aufragenden geraden Chorwand am Saale-Steilhang auf eine monumentale Fernwirkung. Noch bis 1945 war Goseck Sitz der Grafen von Zech-Burkersroda. 1997 übernahm die Stiftung Dome und Schlösser in SachsenAnhalt die Schlossanlage und veranlasste die Wiederaufnahme der Sanierungsarbeiten. Heute ist Goseck ein zentraler Ort im UNESCO-Weltkulturerbeantrag.
Blick auf den Chor der Schlosskirche Goseck vom Saaletal aus. Foto: Stiftung Dome und Schlösser, T. Tempel
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ADVERTORIAL 119
Schloss Neuenburg – glanzvolles Zentrum mittelalterlich-höfischer Kultur
Links: Der Festsaal im Schloss Neuenburg. Foto: Schlossmuseum Neuenburg. Rechts: Hoch über Freyburg gelegen – das Schloss Neuenburg. Foto: Schlossmuseum Neuenburg.
SCHLOSS NEUENBURG Die um 1090 durch den Grafen Ludwig den Springer gegründete Neuenburg ist eine der bedeutendsten Burgen des Hochmittelalters. Zwischen 1150 und 1230 entstand unter den Landgrafen von Thüringen eine weitläufige Anlage mit repräsentativen Wohnbauten, mächtigen Mauern und Türmen und der großen Vorburg. Architektonisches Kleinod ist die um 1170/75 entstandene Doppelkapelle mit ihrem herausragenden Kapitellschmuck. Der berühmte preußische Denkmalpfleger Ferdinand von Quast bezeichnete die Ausstattung der Kapelle als das „Vollendetste, was wir vielleicht aus der ganzen Ornamentik des Mittelalters besitzen.“ Zu den großen Namen, die sich mit der Geschichte der Neuenburg verbinden, zählen Kaiser Barbarossa ebenso wie der Dichter und Minnesänger Heinrich von Veldeke und die 1235 heiliggesprochene Landgräfin Elisabeth von Thüringen. Heute ist die von der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt verwaltete Neuenburg ein attraktiver Erlebnisort in Mitteldeutschland und ein Drei-Sterne-Objekt an der Straße der Romanik. Die Dauerausstellung „Burg und Herrschaft“ gewährt Einblicke in die Bau- und Herrschaftsgeschichte, in die Welt von Literatur und Musik und Religiosität und zeigt Baubefunde und Originale aus der hochmittelalterlichen Blütezeit. Darüber hinaus präsentiert sich die Neuenburg mit dem Weinmuseum von Sachsen-Anhalt, der Ausstellung „Wunder-Werk Taschen-Uhr“, der „Kinderkemenate“, den „DomänenMärkten“ und nicht zuletzt mit Europas führendem Festival für mittelalterliche Musik „montalbâne“ als kulturell facettenreich.
Glanzvolles Zentrum mittelalterlichmittelalterlich-höfischer Kultur Die größte Burg der Thüringer Landgrafen und Schwesterburg der Wartburg hat ihre Tore ganzjährig weit für Sie geöffnet. ● Romanische Doppelkapelle ● Historisches Museum ● Weinmuseum ● Uhrenausstellung ● Kinderkemenate ● Küchenmeisterei ● Ferienwohnungen ● Hochzeitsangebote
Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt Museum Schloss Neuenburg Schloss 1 06632 Freyburg (Unstrut) www.schloss-neuenburg.de
Tourist-Information im Marktschlösschen Tel. 0345 122 99 84
Das musikalische Band durch Leipzig – Schritt für Schritt Musik
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Der BVMW – Das Ohr am Herzen des Mittelstandes Der BVMW Sachsen-Anhalt Süd mit seiner Regionalgeschäftsstelle im Burgenlandkreis betreut über 800 Unternehmen mit weiteren 5 Kreisgeschäftsstellen von Wittenberg bis Zeitz. Er ist ein berufs- und branchenübergreifender, parteipolitisch unabhängiger Interessenverband für kleine und mittlere Unternehmen und bietet den Firmenvertretern der Region eine moderne unternehmerische Gemeinschaft. In regelmäßigen Unternehmertreffen können sich die Mitglieder austauschen, sie können Kontakte pflegen, Netzwerke aufbauen und ausloten, wo sie vielleicht mit anderen BVMW-Mitgliedern zusammenarbeiten können. Hauptaugenmerk des Regionalverbandes liegt natürlich auf der Förderung wirtschaftlicher Ziele der Mitgliedsunternehmen und tritt als Dienstleister, u.a. zum Marketing, zur Existenzgründung und –sicherung, zum Personal- und
Innovationsmanagement, in Fragen Recht und Steuern aber auch zur Liquiditäts- und Umsatzsicherung auf. Das Netzwerk ist gut geeignet, Wettbewerbsnachteile gegenüber Großunternehmen auszugleichen. Alleinstellungsmerkmal ist, vor Ort im Unternehmen zu sein, mit den Unternehmern in gleicher Augenhöhe zu reden, um Sorgen und Nöte genauso wie die erfreulichen Dinge zu erfahren. Zwischen 3 und 5 Unternehmertreffen finden monatlich regional und überregional statt.
BVMW Regionalgeschäftsstelle Sachsen-Anhalt Süd Regionalgeschäftsführer Ralf-Dieter Höfer Johann-Gottlob-Rössler-Str. 47 06712 Gutenborn / OT Ossig Tel.: 034423 291596 Fax: 034423 291597 Mail: ralf-dieter.hoefer@bvmw.de Home: www.bvmw.de
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Weinverkostung in einem der vielen Weinkeller der Region. Foto: Saale- Unstrut Tourismus e.V.
Saale-Unstrut – nördlichstes Qualitätsweinanbaugebiet Europas
Der Naumburger Weihnachtsmarkt. Foto: Saale- Unstrut Tourismus e.V.
Schon vor über 1.000 Jahren frönte das Kaiserreich der Ottonen dem Weinbau an Saale und Unstrut. Drei Bundesländer teilen sich heute die 760 Hektar große Weinregion: Sachsen-Anhalt (639 ha), Thüringen (108 ha) und Brandenburg (10 ha). Die
Schönheit der Flusstäler und die Anmut der durch den Terrassenweinbau geprägten Landschaft versprühen einen einzigartigen Zauber. Über fünfzig Privatweingüter laden entlang der Weinstraße zum Probieren, Genießen und Verweilen ein.
Auf den sehr gut ausgebauten Rad-, Wander- und Wasserwegen erschließt sich die Weinregion abwechslungsreich. Von Memleben aus führt die Weinstraße Saale-Unstrut circa 60 Kilometer an Unstrut und Saale entlang und reicht im Norden bis Weißenfels. Rund um Höhnstedt bei Halle lädt eine weitere Weinroute zu einer circa 20 Kilometer langen Tour. Gebietstypisch zeichnen sich die Weine von Saale-Unstrut durch ein elegantes feingliedriges und fruchtiges Bukett mit mineralischen Nuancen aus. Über fünfzig Rebsorten sind hier heimisch. Probiert werden können sie bei Wein- und Hoffesten, Weinverkostungen und Weinbergwanderungen. Festhöhepunkte sind die Jungweinwochen vom 1. April bis 1. Mai, der Freyburger Weinfrühling in den Ehraubergen am 1. Mai, die Saale-Weinmeile zu Pfingsten und die Tage der offenen Weinkeller & -berge am ersten Wochenende im August. Das größte Weinfest der Region ist das Winzerfest am 2. Septemberwochenende in Freyburg. Aber auch im Herbst laden die Winzer zu Federweißenfesten und im Winter zu Advent in die Weinberge ein.
Geo-Naturpark Saale-Unstrut-Triasland Landschaft, Kultur und Geschichte fügen sich im Geo-Naturpark Saale-Unstrut-Triasland zu einem einzigartigen Erscheinungsbild. Hier finden sich wertvolle Naturräume mit einer bemerkenswerten Biotop- und Artenvielfalt. Einmalig ist das Aufkommen submediterraner Pflanzenarten und kontinentaler Steppenarten in Trockenlebensräumen. Dazu zählen Feder- und Perlgras und verschiedene Orchideen. Auch geschützte Kräuter wie das Adonisröschen, die Kuhschelle und der Kreuzenzian bevorzugen die einmaligen Bedingungen vor Ort. Weiterhin bietet die strukturreiche Landschaft Brutgebiete und Rastplätze für zahlreiche Vogelarten und Säugetiere, zum Beispiel der Bienenfresser oder die Kleine Hufeisennase. Aus dem Reich der Insekten sind Segelfalter, Hirschkäfer und Pillendreher hervorzuheben.
Dass der Naturpark eng mit der Geologie verbunden ist, bezeugt bereits der Name Triasland. Die Landschaft verdankt einen ganz wesentlichen Teil ihres typischen Charakters den Gesteinen aus dem Zeitalter der Trias (Dreiheit = Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper). Ohne die vor 250–200 Millionen Jahren entstandenen roten Sand- oder weißen Kalksteine gäbe es die Burgen und Schlösser der Region nicht, nicht den Naumburger Dom, keinen Weinbau und auch nicht die vielen Orchideen. Erst das Zusammenspiel zwischen Trias-Gesteinen, Verwitterung und den Flüssen hat eine derart interessante und reiche Kulturlandschaft hervorbringen können.
Besondere Naturschönheiten im Naturpark Triasland: Die Orchidee Frauenschuh. Foto: Jäger.
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Das Besucherzentrum von Nebra. Foto: Jan Bitter Die Himmelsscheibe von Nebra, abgebildet im Planetarium. Foto: J. Lipták
Arche Nebra – die älteste Darstellung des Kosmos Der Fund, den zwei Raubgräber am 4. Juli 1999 auf dem Mittelberg in der Nähe von Nebra machten, war ein echter Jahrhundertfund für die Archäologie. Die Himmelsscheibe von Nebra, vor über 3.600 Jahren in der frühen Bronzezeit geschmiedet, gilt als älteste konkrete Darstellung des Kosmos und ist bislang weltweit einzigartig. Vergraben wurde die Himmelsscheibe um 1600 v. Chr. zusammen mit einem Bronzeschatz, den die Raubgräber ebenfalls aushoben. Sie erlaubt Rückschlüsse auf die faszinierenden astronomischen Kenntnisse unserer Vor-
fahren und hat unsere Vorstellungen vom Weltbild der Bronzezeit revolutioniert. In dem knapp drei Kilometer vom Fundort entfernt gelegenen Besucherzentrum Arche Nebra dreht sich alles um den Jahrhundertfund. Das Bauwerk ist äußerlich der goldenen Sonnenbarke am unteren Rand der Himmelsscheibe nachempfunden. Im Inneren erzählt eine Dauerpräsentation die teils kuriose Fundgeschichte. Die moderne Kombination aus MultimediaTechnik, Vitrinen in Großskulpturen und Mitmach-Elementen vermittelt dem Besu-
cher eine Fülle an Informationen zum Fund, seiner Entstehungsgeschichte und Bedeutung. Im Planetarium wird das komplexe astronomische Wissen, das auf der Himmelsscheibe verschlüsselt ist, begreifbar gemacht. Die originale Himmelsscheibe ist im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle an der Saale zu sehen. Übrigens ist auch die Himmelsscheibe von Nebra weltkulturerbewürdig: 2013 wurde die Himmelsscheibe von Nebra in das UNESCO-Dokumentenerbe „Memory of the World“ aufgenommen.
Memleben – Schicksalsort ottonischer Kaiser und Könige Die Arkaden im Kloster von Memleben. Foto: Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben
Im Süden von Sachsen-Anhalt, von Nebra aus ein paar Kilometer weiter die Unstrut flussaufwärts, liegt Memleben, ein bedeutender Ort des europäischen Mittelalters. Man staunt, wenn man den Arkaden einer Klosterkirche des 13. Jahrhunderts im blühenden Klostergarten gegenüber steht.
Wenige Meter entfernt sind außerdem einige Mauerteile einer Monumentalkirche aus dem 10. Jahrhundert erhalten, darunter Bestandteile des südwestlichen Querhauses und der südlichen Langhauswand. Ein Grundriss ist durch eine Pflasterung für die heutigen Besucher nachgezeichnet und
verdeutlicht die überwältigende Größe jenes Kirchenbaus. Bereits vor dem Bau der Klosterkirche war Memleben ein wichtiger Aufenthaltsort der ottonischen Herrscherdynastie. Als Sterbeort König Heinrichs I. († 936) und Kaiser Otto des Großen († 973) ging er endgültig in die Geschichte ein. Otto II. und seine sagenumrankte Gattin, Mitkaiserin Theophanu, stifteten in Memleben ein Benediktinerkloster, das innerhalb kurzer Zeit zu einer bedeutenden Reichsabtei aufstieg. Das Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben befindet sich in der ehemaligen Klausur des Klosters und zeigt verschiedene Dauerausstellungen zu den ottonischen Herrschern, zur Buchherstellung in ottonischer Zeit, zur Baugeschichte des Klosters und schließlich zum Weinanbau, denn die ältesten Zeugnisse des Weinanbaus an Saale und Unstrut führen nach Memleben zu den Benediktinern. Der größte Schatz aber liegt unter der zweiten Klosterkirche im Verborgenen und besteht aus einer wunderbaren spätromanischen Krypta.
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Das Merseburger Schloss mit Dom. Foto: Reinhard Henze Leipzig/Halle
Renaissance-Schloss Merseburg mit Kulturhistorischem Museum Oberhalb der Saale formiert sich mit dem großartigen Merseburger Dom und dem Residenzschloss der Merseburger Bischöfe, später der Herzöge zu Sachsen-Merseburg, eine der beeindruckendsten Stadtansichten Mitteldeutschlands. Das im Schloss beheimatete Kulturhistorische Museum bietet anhand wertvoller und einmaliger Exponate einen faszinierenden Überblick über die Geschichte des Schlosses sowie der Stadt und ihrer Umgebung von der Ur- und Frühgeschichte an. Merseburg hatte als ottonischer Pfalzort, mittelalterlicher Bischofssitz, barocke Herzogsresidenz und als preußischer Regierungssitz eine große politische und kulturelle Bedeutung. Der Museumsrundgang spiegelt dies wider und führt unter anderem durch die historische Hofstube und die Gewölbekeller des Schlosses. Neben einer repräsentativen Auswahl historischer Feuerzeuge wird seit 2010 als zweite, überregional angelegte Sammlung die ca. 200 Exponate umfassende Ausstellung feiner Glasperlarbeiten des 19. und 20. Jahrhunderts präsentiert.
Sonderausstellung 2013 Neumarktkirche/Becket: Thomas-Reliquienschrein aus Limoges Ende 12. Jh. in Emailtechnik als Teil der aktuellen Sonderausstellung. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
Die bis zum 27. Oktober geöffnete Sonderausstellung „Die romanische Neumarktkirche zu Merseburg und ihr Patron Thomas von Canterbury“ anlässlich des 20-jährigen Bestehens der „Straße der Romanik“ informiert erstmals in unserer Region über das Leben und die Verehrung Thomas Beckets – des berühmten Erzbischofs von Canterbury, der nach seiner Ermordung 1170 europaweit verehrt wurde. Die ihm bereits um 1180/90 geweihte Neumarktkirche St. Thomae Cantuariensis befindet sich unweit von Dom und Schloss. Vom 16. November 2013 bis zum 16. Februar 2014 wird die Ausstellung „Geformt.
Gebrannt. Gebraucht – Keramik des Mittelalters und der Reformationszeit aus der Sammlung der Stiftung Moritzburg Halle (Saale)“ gezeigt. Diese erstmals seit 1956 wieder zu sehenden zerbrechlichen Schätze reichen von schlichten Gebrauchsgefäßen hin zu künstlerisch herausragenden Arbeiten wie filigranen Tonfiguren. Die wichtigsten Präsentationen der nächsten Jahre werden 2014 die Person des Merseburger Bischofs Thilo von Trotha, 2015 „1000 Jahre Merseburger Dom“ und 2016 die 100. Wiederkehr der Gründung des Ammoniakwerks Merseburg, der späteren „Leuna-Werke“, behandeln.
Weitere Informationen über die Saale-Unstrut Region und die einzelnen Ausflugsziele finden Sie unter: www.welterbeansaaleundunstrut.de www.naumburg-tourismus.de www.schlossgoseck.org www.freyburg-tourismus.de www.saale-unstrut-tourismus.de www.weinregion-saale-unstrut.de www.naturpark-saale-unstrut.de. www.himmelsscheibe-erleben.de www.kloster-memleben.de www.saalekreis.de www.dome-schloesser.de.
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Goseck: Krypta, 2009/10 wiederhergestellter ursprünglicher Zustand, Blick von Nordwesten auf die beiden Altarnischen, im linken Fenster ein Eisengitter von 1046.
Architektonische Spurensuche Text: Redaktion
Fotografie: Janos Stekovics
„Macht. Glanz. Glaube“ lädt ein zum Entdecken und Zeitreisen. Fachleute stellen in diesem Band Einzelmonumente und historische Zusammenhänge vor, etwa Freyburg mit Schloss Neuenburg und der Stadtkirche St. Marien. Die Texte berichten von spannenden Details und neuesten Erkenntnissen. Steinerne Zeugen aus der Zeit des Hochmittelalters findet man in der male-
rischen Gegend, wo Saale und Unstrut zusammenfließen, in außergewöhnlicher Dichte. Im südlichen Sachsen-Anhalt befinden sich Bauwerke wie der berühmte Naumburger Dom, das ehemalige Zisterzienserkloster Pforta und Schloss Goseck. Diese Relikte aus dem Mittelalter sind von immenser kunst- und baugeschichtlicher Bedeutung. Natur, Kultur und historische Bauten bilden eine Herr-
schaftslandschaft der Zeit zwischen dem 11. und dem 13. Jahrhundert, wie sie weltweit nirgendwo sonst erlebbar ist. Reichlich und größtenteils farbig bebildert, ersetzt der Band natürlich keine Reise. Er enthält aber eine Fülle von Informationen und illustriert den Weg der Region zum UNESCO Welterbe.
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Freyburg: Die Neuenburg, erbaut aus Schaumkalk, steht direkt auf diesem wichtigsten Baumaterial der Region.
Burgenlandkreis: Die Schweigenberge bei Freyburg mit ihren hellen Kalksteinmauern. Das Saale-Unstrut-Gebiet ist vom Steillagen-Weinbau mit zahlreichen Weinbergsmauern geprägt.
Macht. Glanz. Glaube: Auf dem Weg zum Welterbe. Eine Zeitreise in die hochmittelalterliche Herrschaftslandschaft um Naumburg Förderverein Welterbe an Saale und Unstrut e.V. (Hg.) Stekos historische Bibliothek, Band III Verlag Stekovics Wettin-Löbejün OT Dößel 2013 296 Seiten, 365 Abbildungen 25,00 € www.steko.net
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Romantik und Algebra Die Liebe zwischen dem Dichter Novalis und Sophie von Kühn gehört zu den ergreifendsten der Literaturgeschichte. Sie spielte an einem Ort, der heute in aller Unscheinbarkeit abseits üblicher Tourismus-Routen zu finden ist. Zum Glück.
Text: Steffen Georgi Foto: Jan Dörre
Der Park liegt unterhalb des Schlosses, auf dessen rechter Seite und wie geborgen in einer sanften, baumumstandenen Senkung. Die Sonne ist noch nicht lange aufgegangen. In ihrem Licht glänzt feucht das Gras. Im Schatten der Linden, die oberhalb des Parks an der alten, mit Feldsteinen errichteten Schlossmauer entlang eine kleine Allee bilden, ist es noch kühl. Aus dem Dorf kräht ein Hahn herüber. Sonst ist es still. Ein Schloss. Ein Park. Ein Spätsommermorgen. Alles ganz malerisch, wenn auch nichts Besonderes. Hat man mehr erwartet? Einen stärkeren Eindruck? Gar die Aura des Einzigartigen? Und das nur, weil dieser Ort einst die Kulisse für ein Drama bildete, das vor über 200 Jahren seine Aufführung fand? Ein Drama, literaturgeschichtlich weltberühmt, dabei kein Imaginiertes, sondern vom Leben selbst geschrieben und vom Wesentlichen, Liebe und Tod also, handelnd. Ein Drama, das auch heute noch zu Tränen rühren könnte, würden die Zeiten solcher Empfindsamkeiten nicht längst schon vorüber sein. Unser Blick ist profan rational geworden. Trist
vor lauter Sachlichkeit und Sachverstand. Die Welt ist entzaubert. Aber ist sie das wirklich? Oder ist es nur unser Blick auf sie? Und was wäre ein Mittel dagegen? Romantisieren ist Potenzieren Wie wäre es damit: „Die ganze Welt muss romantisiert werden!“ Denn: „Romantisieren ist nichts, als eine qualitative Potenzierung.“ Das heißt „Romantisieren ähnlich dem Algebraisieren“ ist das Programm. Und formuliert wurde es, in diesem Wortlaut, der glühende Emphase mit mathematischer Logik kurzschließt, von jenem Friedrich von Hardenberg, der als Dichter unter dem Pseudonym Novalis eine der bedeutendsten, eine der geradezu mythisch aufgeladenen Gallionsfiguren deutscher Romantik werden sollte. Und dass er das wurde, verdankt sich gerade auch jener Begegnung an einem 17. November 1794, hier an diesem Ort, in Grüningen, heute Teil der Gemeinde Greußen im Kyffhäuserkreis, wo die-
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amtmann Coelistin August Just, der den jungen Adligen in die Verwaltungslaufbahn einarbeiten soll. Just, mehr Freund als Vorgesetzter, später zudem einer der ersten Biographen Hardenbergs, nimmt diesen mit zu einer Dienstreise nach Grüningen. Im dortigen Schloss ist der Amtmann gern gesehener Gast. Auch Hardenberg wird das bald sein. Eine bloße Viertelstunde habe, so schreibt er später, hier über sein Leben entschieden. Eine Viertelstunde – und Hardenberg erliegt einem Zauber, ob dem man als nüchterner Heutiger sagen könnte, er schuldet sich der reinen, eben romantisierenden, Projektion eines jungen Mannes mit stark ausgeprägter Neigung zur Schwärmerei. Ausgelöst wird die durch Sophie von Kühn, Stieftochter des im Grüninger Schloss residierenden Hauptmanns Johann Rudolf von Rockenthien und Tochter von Sophie Wilhelmine von Kühn. Als Hardenberg das Mädchen kennenlernt, ist sie gerade zwölf Jahre jung. Das Äußere – ein Geheimniszustand
ses Schloss und dieser Park sich befinden. Er mutet fast ein wenig versteckt an, liegt nicht nur abseits der Touristenrouten, sondern auch abseits des Dorfes selbst, hinter den Schatten alter Bäume, am Ende einer Nebenstraße. Es ist der Ort, an dem sich an besagtem Novembertag zwei Lebenslinien kreuzten, die, wie in einem Aufflammen, ein Muster ahnen lassen, in dem die Vorsehung eingewoben scheint: „Ein Augenblick entschied über mein Schicksal“, schreibt Hardenberg
über diese Begegnung. Und er hat Recht, auch wenn er noch nicht weiß, welcher Art dieses Schicksal sein wird. Nur eine Viertelstunde Zweiundzwanzig Jahre ist da der im mansfeldischen Schloss Oberwiederstedt geborene Hardenberg. Ein Jurastudium in Jena, Leipzig und Wittenberg hatte er im Juni mit bestem Examen abgeschlossen, seit Oktober verdingt er sich in Tennstedt beim Kreis-
Das Grüninger Schloss beherbergt heute einen Altenstift. Name: „Pflegeheim Sophie von Kühn“. Am schmiedeeisernen Eingangstor zum Gelände ist in einem Aushangkasten ein Morgenstern-Zitat zu lesen: „Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird.“ Eine Auffahrt führt in leichtem Bogen zum Schloss, dessen gelbe Fassade freundlich strahlt. Auf der rechten Schmalfront (jener, an der vorbei man in den Park gelangt) steht ein Tor-Gebäude, in dem die Heimverwaltung untergebracht ist. Kein Mensch ist zu sehen. „Das Äußere ist ein in Geheimniszustand erhobenes Inneres“, behauptet Novalis. Aber auf welches Innere, sollte dieser Satz stimmen, verweist dann dieser Ort, so wie er sich hier zeigt? Von welchem Geheimnis spricht er – außer von der Ironie des Schicksals, dass ein Altenheim nach jemandem benannt ist, der über seine früheste Jugend nicht hinaus leben durfte? Sophie von Kühn wird schnell Gefallen gefunden haben an dem jungen Mann, der ihr den Hof macht. Er ist redegewandt, souverän, charmant. Seine Studienzeit bescherte ihm nicht nur die Freundschaft zu Friedrich Wilhelm Schelling und Ludwig Tieck, sondern auch diese und jene Frauenbekanntschaft. Soll heißen: Hardenberg
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war eben alles andere als weltfremd. Keiner, dessen Dasein jenes anämisch „träumende Hinsterben“ war, das ihm Heine später andichtete. In seinem kurzen Leben brachte es Hardenberg außer zum Juristen noch zum Bergbauingenieur, Saline-Techniker, Geologen. Und all das war nie der ungeliebte Broterwerb eines Menschen, der „eigentlich“ in ganz anderen Sphären schwebt. Nein, Hardenberg stand durchaus pragmatisch im Leben; nur eben, dass sich die ihm eigenen eigentümlichen Denk- und Empfindungslandschaften und ihre spezifische literarische Reflektion immer aus verschiedenen, auch scheinbar widersprüchlichen Schichten (Emphase und Logik!) formierten. Dazu, nicht zu vergessen, sah der Junge gut aus. Man kennt es, das feingeschnittene Gesicht mit den schwarzen Augen. Vom „lichtbraunen Haar in herabfallenden Locken“ schwärmt Freund Tieck. Er spricht allerdings auch von Händen und Füßen, die „zu groß und ohne feinen Ausdruck“ gewesen seien. Ein bukolisches Idyll Ob Sophie gelegentlich über diese Hände und Füße spottete? Man kann es sich vorstellen ob dem, was man über sie, wie auch über die Art des Umgangs weiß, den man auf dem Grüninger Schloss pflegte. Es herrschte eine Atmosphäre, in der noch einiges eingespeist war von der Geisteshaltung des Rokoko. Die Ära bürgerlichen Biedersinns stand erst bevor. In Grüningen ging es tolerant, herzlich, gern auch deftig zu. Sofies Familie jedenfalls hatte nichts gegen eine Verbindung des Mädchens mit Hardenberg einzuwenden.
Standesgemäß war er mehr als nur eine passable Partie und was den Altersunterschied betraf, so war der zwar ungewöhnlich, aber keinesfalls unakzeptabel. Womit dann also diese Liebesgeschichte ihren Lauf nehmen konnte, deren erstem, dem glücklicherem Teil, bis heute – oder vielleicht gerade heute – etwas irritierend Verspieltes anhaftet. Ein bukolisches Idyll. Ein Schwelgen. In den Briefen, die man von Sophie kennt, zeigt sich, wenn auch gern in holpriger Orthographie, ein Mädchen von wacher Intelligenz. Lebenstüchtig, selbstbewusst. Gelegentlich launisch. Hardenberg bietet ihr das „Du“ an, sie beharrt auf dem „Sie.“ Er nennt sie „Söffchen“, mag ihr „Tabaksrauchen“, ihre Art, sich „zu freuen und zu betrüben“, ihre Gabe zu „freyem Lebensgenuss“. Ist amüsiert von ihrer Gespensterfurcht. Sie mache sich nicht viel aus Poesie, notiert er, dem die Poesie lebenswichtig wird. Und auch das sieht er: „Meine Liebe drückt sie oft.“ Am 17. März 1795, an Sophies 13. Geburtstag, gehen beide ein Verlöbnis ein. Im November, also ein Jahr nach ihrer ersten Begegnung, erkrankt das Mädchen. In welche Welt weht das Blatt „Die Welt zum Traum und der Traum zur Welt.“ Auch so ein Novalis-Satz. Flüchtig schwebend, wie die Spätsommerweben im Sonnenlicht, in diesem Park, der in seiner Stille tatsächlich etwas Traumhaftes bekommt. Ist das Zauber oder nur Wahrnehmung? Poesie oder Psychologie? Woran liegt es, dass man mit solch Sätzen
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im Kopf diesen Ort genauer zu sehen beginnt? Das Moos auf rissigen Steinstufen. Das wettergedunkelte Holz der Bänke. Wie schnell die Sonne höher steigt. Und dass das Gras noch taunass ist, dort, wo die alte Rotbuche ihren breiten Schatten wirft. Am 20. November 1795 schreibt Friedrich von Hardenberg seinem Bruder Erasmus von der Erkrankung Sophies: „Die Leber stark entzündet – die heftigsten Schmerzen, seit dem Montag schlaflose Nächte, brennendes Fieber – Schon war ihr zweymal zur Ader gelassen – Sie war sehr matt, konnte sich nicht rühren – aber heiter und gelassen.“ Tatsächlich scheint Sophie sich bald wieder zu erholen. Im Frühjahr geht es ihr gut – im Sommer folgt der Rückschlag. Die Familie bringt sie nach Jena. Operationen an der Leber werden durchgeführt. Effektive Narkotika gibt es noch nicht. Die Schmerzen müssen die Hölle sein. Die Wunde eitert. Das Fieber lässt sich nicht senken. Kurz vor Weihnachten kehrt die Kranke zurück nach Grüningen. Senkungsabszess plus Tuberkuloseinfektion. Ein Martyrium. Dass Sophie tapfer leidet, wird bezeugt. Und wo
in ihren letzten Wochen Ärzte und Familie vielleicht noch auf Gott und Wunder hoffen, geht Hardenbergs Blick schon in eine „künftige Welt“. Dorthin, wo allein die Hoffnung blühe, die er hier eben verliere. Es ist der Wunsch „dass ich nicht mehr wie ein verzweifelter Spieler lebe, dessen ganzes Wohl und Weh davon abhängt, ob ein Blütenblatt in diese oder jene Welt fällt.“ Ein Wunsch, ohne Illusionen, in welche Welt das Blütenblatt fallen wird. Sophie stirbt am 19. März, zwei Tage nach ihrem 15. Geburtstag. Letzte Grüße zum Abschied An der Grüninger Dorfkirche, die oberhalb des Ortes auf einem kleinem Hügel steht, erinnert eine Tafel an Sophie, auf einer weiteren an der Friedhofsmauer sind die Worte zu lesen, die Hardenberg als letzten Gruß einst ins Kirchenbuch schrieb: „Verblühe denn, du süße Frühlingsblume…“ Und ja, auch das mag man als bittere Ironie des Schicksals lesen: Wie mit diesem Verblühen Hardenbergs Poesie aufblüht. Geschrieben hat er schon immer – aber der
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Novalis, als der er berühmt ist, wird er erst in den Jahren nach 1797. In seinem Leben nie über die Grenzen Mitteldeutschlands hinauskommend, wird seine Literatur eine der Entgrenzung, und somit keine der bürgerlichen Sinnstiftung, sondern die einer universellen Sinnsuche, die Traum und Wirklichkeit, Mystik und Wissenschaft zu versöhnen weiß. Wenn auch in dunklen Färbungen. 1800 erscheinen die „Hymnen an die Nacht“, Todessehnsucht ist das Kompositum, das Novalis der deutschen Sprache beschert. Am 25. März 1801 stirbt er in Weißenfels an den Folgen der Tuberkulose. Er ist 29 Jahre alt. Was nachfolgt, ist vor allem Verklärung. Beim Verlassen des Friedhofes weht einem ein plötzlich aufkommender Windstoß ein paar Blütenblätter samt dem Duft verwelkter Blumen nach – und ja: Man ist geneigt, es als Abschiedsgruß zu nehmen. Einen ironischen, natürlich. Die Kirchturmuhr schlägt Mittag. Sonst ist es still. Und noch immer hat man keinen Menschen gesehen.
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Daten, Zahlen, Fakten Fläche: Einwohner: Städte und Gemeinden: Flüsse:
1.414 Quadratkilometer 190.545 (Stand 30.06.2012) Naumburg, Hohenmölsen, Lützen, Teuchern, Weißenfels, Zeitz, Freyburg, Nebra, Elsteraue, An der Finne, Droyßiger-Zeitzer Forst, Unstruttal, Wethautal Saale, Unstrut, Weiße Elster Die Kreisstadt ist Naumburg.
Bildrechte: Roland Zimmer, Philipp Naumburg, Sylvio Rosbroj, Gerd Seidel, Gerd Grimm • Fotos mit freundlicher Unterstützung des Saale-Unstrut-Tourismus e.V.
Die Brikettfabrik „Herrmannschacht“ in Zeitz ist die weltweit älteste erhaltene Brikettfabrik der ersten Generation. Unter anderem wird dem Besucher die Herstellung von Briketts aus Rohbraunkohle mit Hilfe des originalen Maschinenbestandes aus dem 19. Jahrhundert erklärt.
Persönlichkeiten wie die weltberühmten Komponisten Georg Philipp Telemann, Johann Sebastian Bach und Heinrich Schütz lebten und wirkten in der Region. In Weißenfels steht das original erhaltene Wohnhaus des Musikers Schütz, der hier seinen Lebensabend verbrachte.
In der Nähe von Goseck kann man das älteste Sonnenobservatorium Europas besichtigen. Vor ungefähr 7.000 Jahren erbauten es Steinzeitmenschen, um den Verlauf der Sonne zu beobachten. 2004 wurde es freigelegt und 2005 originalgetreu rekonstruiert.
In der Nähe Nebras wurde eine ca. 3.700 bis 4.100 Jahre alte Bronzeplatte mit Applikationen aus Gold ausgegraben, die offenbar astronomische Phänomene und religiöse Symbole darstellt. Die Himmelsscheibe von Nebra gilt damit als die weltweit älteste konkrete Himmelsdarstellung.
Die Geschichtsschreibung für die Weißenfelser Region verzeichnet zahlreiche kriegerische Auseinandersetzungen. Am bekanntesten ist die Schlacht bei Lützen im Jahr 1632, in der der schwedische König Gustav II. Adolf sein Leben ließ. An der Stelle, wo man nach der Schlacht seinen Leichnam fand, steht heute ein Denkmal.
Im Schloss Neu-Augustusburg ist das einzige Museum in Deutschland eingerichtet, das Originalschuhe aus zwei Jahrtausenden zeigt. Es werden völkerkundliche Besonderheiten des Schuhwerks und die Entwicklung der europäischen Schuhmode veranschaulicht.
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Täglich, außer montags „Die Kinderkemenate auf Schloss Neuenburg“
Als Ritter oder Edelfräulein können kleine Besucher die Burg erkunden. Freyburg, Schloss Neuenburg (www.schloss-neuenburg.de)
13. Oktober „Hochzeitsmesse auf Schloss Burgscheidungen“
Hier dreht sich alles um das Thema Hochzeit. Höhepunkt ist die große Brautmodenschau. Burgscheidungen, Schloss Burgscheidungen (www.schloss-burgscheidungen.de)
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19. Oktober „Stürmisch war die Nacht“ Premiere
Geheimnisse des Burgenlandes mit schaurigen Balladen und alte Sagen auf dem Wasser. Naumburg, Theater, auf der Unstrutnixe (www.theater-naumburg.de)
Veranstaltungstipps für den Burgenlandkreis 12. Oktober „Klangzeit Naumburg“ Feine Kammermusik auf Fingerspitzen mit Werken von Mozart, Naumann und Beethoven. Naumburg, Hotel „Zur Alten Schmiede“ www.naumburg.de
bis 01. November „Neue Kunst in alten Mauern“ Gezeigt werden Werke der Malerei, Grafik, Bildhauerei, Objektkunst, Medienkunst uvm. Freyburg, Schloss Neuenburg www.schloss-neuenburg.de
23. November 22. Meisterkonzert „Barocke Kostbarkeiten“ Das Programm stellt europäische Größen einer musikalischen Epoche nebeneinander. Weißenfels, Fürstenhaus www.weissenfels.de
12. bis 13. Oktober „Deutsche Meisterschaften der Junioren und Jugend in Standard“ Tanzsportwettbewerb mit ca. 130 Tanzpaaren aus allen Bundesländern, dazu Ehrengäste vom Deutschen Tanzsportverband. Weißenfels, Stadthalle www.tsc-weissenfels.de
01. bis 23. November „5. Weißenfelser Theatertage“ Vielfältiges Programm: vom Theaterspiel über Lesungen, Musicals und Opern. Weißenfels, Kulturhaus www.theatertage-weissenfels.de
30. November bis 22. Dezember „Weihnachtsmarkt in Naumburg“ Festlich geschmückter Weihnachtsmarkt in gemütlicher und stimmungsvoller Atmosphäre. Naumburg, Markt www.naumburg-im-advent.de
08. bis 16. November „22. Bad Sulzaer Musiktage“ Musikwettbewerb für Kinder und Jugendliche im Fach Gitarre, Querflöte, Klavier etc. Den Abschluss bildet das traditionelle Preisträgerkonzert. Bad Sulza, diverse Veranstaltungsorte www.bad-sulza.de
01. Dezember „Emil und die Detektive“ Premiere Eine wunderschöne und spannende Kindergeschichte von Erich Kästner. Naumburg, Theater www.theater-naumburg.de
13. Oktober „Zauber der Operette“ Aus der Fülle von Operetten hat das Ensemble die schönsten Stücke ausgewählt und zu einem Ganzen gefügt. Freyburg, Lichthof der Rotkäppchen Sektkellerei www.rotkaeppchen.de 27. Oktober „Benefizkonzert MDR Sinfonieorchester“ Gespielt werden Stücke von Copland, Mendelssohn-Bartholdy und Antheil. Freyburg, Rotkäppchen Sektkellerei www.rotkaeppchen.de
bis 10. November „Die Schlacht von Großgörschen. Zwischen Borodino und Waterloo“ Diese Ausstellung zeigt die bedeutsame Schlacht bei Großgörschen, bei der Napoleon einen hart umkämpften Sieg errang. Freyburg, Schloss Neuenburg www.schloss-neuenburg.de
31. Oktober „Die Leiden des jungen Werther - Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe“ Doppelpremiere Naumburg, Theater www.theater-naumburg.de
16. November 2013 bis 16. Februar 2014 „Elisabeth - Die Legende einer Heiligen“ Auszüge aus dem Musical im Rahmen von Wandelkonzerten am authentischen Wirkungsort. Freyburg, Schloss Neuenburg www.elisabeth.schloss-neuenburg.de
Bildnachweis: Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt/Thomas Tempel, Bernd Artinger, Theater Naumburg
14. Dezember „Bachs Weihnachtsoratorium für Kinder“ Die Weihnachtsgeschichte bearbeitet und erzählt von Michael Gusenbauer mit der Musik von Johann Sebastian Bach. Naumburg, Marienkirche www.vereinigtedomstifter.de 14. Dezember „Deutschlands größter Märchenumzug mit traditionellem Weihnachtsmarkt“ Ein lebendiges Märchenbuch zieht durch die Straßen Bad Bibras und präsentiert in Bildern die bekannten Märchen der Kinderzeit. Bad Bibra, diverse Veranstaltungsorte www.weihnachtsmarkt-deutschland.de
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Wussten Sie, ... Von architektonischen Besonderheiten, extravaganten Hafenanlagen und modernen Holzkonstruktionen…
…dass sich das schmalste Fachwerkhaus Deutschlands in Eisenach befindet? Das auf ein Alter von 250 Jahren geschätzte Gebäude ist nur 2,05 Meter breit. Kein Wunder, dass es von Touristen und den Einwohnern Eisenachs oftmals übersehen wird. Dabei hat das Häuschen eine bewegte Geschichte hinter sich. Der ehemalige Besitzer Wolfgang Köhler kämpfte vor über 100 Jahren um den Erhalt des Hauses, welches vom Abriss bedroht war, und erwirkte 1902 sogar dessen Sanierung. In den folgenden Jahren diente das Fachwerkhaus als Obst- und Gemüseladen. Die Fassade wurde vor rund 15 Jahren vom aktuellen Eigentümer Klaus Trippstein grundrestauriert. Die 20 Quadratmeter Wohnraum sind auf zwei Etagen verteilt und beherbergen seit 1991 eine kleine Ausstellung von Kunstgegenständen und historischem Mobiliar. Das schmalste Haus Deutschlands ist am Johannisplatz 9 zu besichtigen.
Impressum: 9. Jahrgang, Ausgabe 34 ISSN 1614-2837 Hauptredaktionsschluss: 20. September Anzeigenschluss: 25. September Erscheinungstermin: 01. Oktober
Herausgeber: REGJO – Das Magazin Magazinverlag Mitteldeutschland GmbH Moschelesstraße 7, Steche-Haus, 04109 Leipzig Telefon: (03 41) 975 60 39, Telefax: (03 41) 974 72 58 REGJO ist eine eingetragene Marke (39867052) der REGJO – Magazin Verlag Mitteldeutschland GmbH www.regjo-mitteldeutschland.de, info@regjo-mitteldeutschland.de Redaktionsleitung: Juliette Kaiser
Redaktion: Carolin Modes und Esther Niebel (Kultur), Tobias Prüwer und Franziska Reif ( Titelthema)
Autoren: Anja Bonitz (AB), Prof. Anette Ehlers (AE), Andrea Klaus (AK), Carolin Modes (CM), Carolin Wilms (CW), Dörthe Gromes (DG), Daniel Tieg (DT), Esther Niebel (EN), Franziska Reif (FR), Dr. Helge-Heinz Heinker (HHH), Juliette Kaiser (JK), Michael Ernst (ME), Redaktion (RED), Petra Rauch (PR), Steffen Georgi (SG), Tobias Prüwer (TP), Dr. Zita Á. Pataki (ZA) Lektorat: Franziska Reif
Anzeigen: Claus-Peter Paulus, Steffi Emde, Ramona Gossow sowie scharfe media e.K., Kathrin Kummer, Olessya Mertins, Vincent Stephan, Torsten Scharfe Vertriebspartner: SIBLOG Logistik GmbH
Verlagsrepräsentanz: Doris Claßen, Steffi Emde, Ramona Gossow Übersetzungen: ICC Sprachinstitut, James Parsons
Art Direction & Layout: C. Ruhrmann, TRNDLB
…dass zwei Kilometer östlich von Moritzburg Sachsens einziger Binnenleuchtturm steht? Am westlichen Ufer des Moritzburger Großteichs, unweit der Stadt Dresden, befindet sich der 21,8 Meter kleine Binnenleuchtturm. Dessen Errichtung und die weiterer maritimer Bauwerke geht auf die Schlacht bei den Dardanellen im Jahre 1770 zurück, als die russische Flotte von Kaiserin Katharina der Großen das Marineheer der Türken besiegte. Von diesem Ereignis beeindruckt ließ Friedrich August III. eine ganze Küstenlandschaft nachbauen. Es entstand eine Hafenanlage mit Anlegestelle und einer Mole, auf der der Leuchtturm gebaut und Kanonen aufgestellt wurden. Perfektioniert durch den Bau von Kriegsschiffen diente das Areal zur Imitation von Seeschlachten und damit zum Amüsement der kurfürstlichen Gesellschaft, die sich an Land und zu Wasser an den prachtvoll gestalteten Schauspielen ergötzte. …dass der Jahrtausendturm Magdeburg mit 60 Metern das höchste Holzgebäude Deutschlands ist? Der Jahrtausendturm entstand 1999 anlässlich der Bundesgartenschau. Architektonisches Vorbild war der 52,5 Meter hohe Galileoturm in Zürich, der im Zuge der Heureka-Ausstellung aufgebaut, jedoch danach wieder abgebaut wurde. Auf dessen Grundlage errichtete man einen höheren Holzturm im Elbauenpark Magdeburg, der eines der wichtigsten Highlights der BuGa 1999 darstellte. Im Turm befindet sich eine Ausstellung zur 6.000-jährigen Entwicklungsgeschichte von Mensch, Technik und Wissenschaft, die mit vielen anschaulichen, teils interaktiven Experimenten sowie 250 Exponaten und Darstellungen aufwartet. Darunter ist ein Foucault’sches Pendel, das in der Turmspitze aufgehängt ist und die Rotation der Erde demonstriert, und ein astronomisches Fernrohr, durch das man die Uhr des Magdeburger Domes ablesen kann. Bildnachweis: Fachwerkhaus: Udo Schröter • Binnenleuchtturm: Schloss Moritzburg & Fasanenschlösschen • Jahrtausendturm: M. Prinke
Fotografie: Joscha Steffens, Swen Reichhold, Marco Warmuth, Daniel Tieg, Jan Dörre, Christoph Ruhrmann Titelfoto: Thomas Riehle / ARTUR Images Distribution/Marketing: Daniel Tieg
Messen und Kongresse: Daniel Tieg, Anja Bonitz Schlussredaktion: Juliette Kaiser Geschäftsleitung, Herausgeber: Claus-Peter Paulus (V.i.S.d.P.)
Erscheinungsweise: Quartalsweise Druck: Silber Druck OHG Geprüfte Auflagen und Verbreitung: Es gilt der Mediaplan 2013. Besonderheit der Ausgabe ist die englischsprachige Beilage. Der Verlag unterliegt mit der Auflage und Verbreitung des REGJO Magazins (das Wirtschaftsund Kulturmagazin für Mitteldeutschland) der Kontrolle zur Feststellung von Werbeträgern. REGJO – Das Magazin für Mitteldeutschland ist Gewinner des Silber-Award im Wettbewerb um den BCP (Best of Corporate Publishing) 2010 in der Kategorie B2B Medien/Entertainment/Kultur. Weitere Infos zum Award und den diesjährigen Preisträgern erhalten Sie unter: www.bcp-award.de Partner des Verlages:
Medienpartnerschaften:
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Dr.-Ing. Mathias Reuschel, Vorsitzender S&P Gruppe
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