REGJO 02/2013

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REGJO

33. Ausgabe 2/2013 3,90 EUR

Das Magazin für Wirtschaft und Kultur aus Mitteldeutschland

ISSN 1614-2837 www.regjo-mitteldeutschland.de

Bares Geld

Geld oder Leben

Heimatfilm

Kunst und Geld

Um Nachhaltigkeit und Wachstum geht es bei Mikrokrediten

Der Dokumentarfilmer Mario Schneider erzählt

Kunstgeld, Kunst aus Geld und weitere Zusam-

nehmensfinanzierung und auch im Botanischen Garten.

Land – liebevoll und berührend portraitiert er

– Reflexionen über die verschiedenen Verknüpfungen

und Barterringen, bei verschiedenen Modellen der Unter-

Geschichten aus seiner Heimat, dem Mansfelder Land und Leute.

menhänge zweier Antipoden oder bester Freunde von bildender Kunst und Geld.


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Titelfoto: Casino Baden-Baden, jost

Während wir in der Redaktion an diesem Heft schrieben, versanken Sachsen, Thüringen und SachsenAnhalt im Hochwasser. Von Süden nach Norden schoben sich die Wassermassen von Ortschaft zu Ortschaft. In den Sondernachrichten im Fernsehen waren immer wieder Bilder von Menschen zu sehen, die fassungslos und mit Tränen in den Augen vor ihrem Hab und Gut standen. Wegen der Nähe zum Fluss hatte so mancher keinen Versicherungsschutz mehr. Nach dem Wasser kamen die Aufräumarbeiten, erschwert von erneuten Regenfällen, die dafür sorgten, dass die Pegel in den Wochen nach der Flut nur langsam absanken, teilweise sogar wieder Hochwasserwarnungen ausgesprochen wurden. Veranstaltungen, Konferenzen und Feste wurden abgesagt, sei es, weil die vorgesehenen Räumlichkeiten nicht mehr nutzbar waren, sei es, weil es als pietätlos empfunden wurde, fröhlich zu feiern, während andere leiden. Dies hat für Verschiebungen auch in diesem Heft gesorgt, da so mancher Artikel plötzlich nicht mehr aktuell war. Stattdessen stand plötzlich die Flut 2013 im Vordergrund. Also haben wir Experten dazu befragt, ob solche Katastrophen in Zukunft öfter zu erwarten sind. Auch in der Beilage zum Leipziger Neuseenland sind Hochwasserschutz und eventuelle Versäumnisse von Politik wie Privatpersonen Thema. Und statt der üblichen Rubrik „Wussten Sie, dass...?“ am Ende des Heftes haben wir uns dazu entschieden, zu einer Spende aufzurufen, um denjenigen zu helfen, die sich jetzt Haus, Hof und Existenzgrundlage neu aufbauen müssen (S. 114). Geld ist aber nicht nur nach Katastrophen von Belang, es bestimmt schließlich den Alltag. In der Titelgeschichte wird beleuchtet, warum das so ist, ob Geld mehr als ein Tauschmittel ist und inwiefern Tauschringe und Regionalwährungen die Welt zu einem besseren Ort machen können. Andere Beiträge schauen in die Geschichte des Mammons, sei er schnöde oder nicht, denken über Nachhaltigkeit und den Mittelstand nach und stellen Mikrokredite und verschiedene Modelle der Unternehmensfinanzierung vor. Im Titelinterview sprechen zwei über Wachstum, die sich in ihrem Alltag damit befassen: der Intendant des Theaters der Jungen Welt und der Leiter des Botanischen Gartens in Leipzig. Kunst muss nicht brotlos sein, ein hartes Brot kann es aber werden, mit Schöngeistigem seinen Lebensunterhalt verdienen zu wollen. Der Kulturteil beginnt deshalb mit Überlegungen zum Wert von Kunst und zu Geld in der Kunst – als künstlerischer Topos selbst oder als Notwendigkeit des Kunstbetriebs, über die man ungern spricht, scheint sie doch banal. Weniger banal ist es freilich, wenn Kunstwerke für astronomische Summen den Besitzer wechseln. Da Kunst erstmal keinen Geldwert hat, ist das Ringen um Geldgeber eine Überlebensfrage. Das sieht man aktuell im Zusammenhang mit den geplanten drastischen Kürzungen beim sachsen-anhaltinischen Kulturetat, es war aber auch in der Vergangenheit ein schwieriges Feld: Als „Pumpgenie“ wird Wagner bezeichnet, dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 200. Mal jährte. Wir werfen den Blick zurück auf die verschiedenen Wagner-Programme in Sachsen. Ein weiterer weltberühmter Sohn der Region Mitteldeutschland ist Martin Luther. Auch er bildet einen weiteren Schwerpunkt der Kulturseiten. Der Reformator hat in vielen Ortschaften der drei Bundesländer gewirkt und sie halten die Erinnerung an ihn lebendig. Zum Geld verhielt er sich weitgehend kritisch. Im Besitz, den er hinterließ, befand sich kaum Bargeld, stattdessen Immobilien, Edelmetall und Kunstwerke. Immer wieder hat er gegen „Geizwänste“ und „Wucherer“ gewettert. Gleichzeitig sind Max Webers Überlegungen zum Zusammenhang zwischen Protestantismus und Kapitalismus nicht ganz unplausibel. Und der Volksmund weiß zur Akkumulation von Kapital: „Was hilft das Geld in der Kiste, wenn der Teufel den Schlüssel dazu hat?“

IHR ZUHAUSE IN LEIPZIG Mitten in der historischen Altstadt von Leipzig liegt das 4-Sterne Seaside Park Hotel. Hinter der denkmalgeschützten Fassade finden Sie 288 Zimmer im Art-Deco-Stil, einen Wellnessbereich, Tagungs- und Banketträume, das „Nikolai Bistro“ und den „Steaktrain“, das etwas andere Steakrestaurant. Park Hotel · Richard-Wagner-Str. 7· 04109 Leipzig Telefon: 0341 / 98 52-0 · Fax: 0341 / 98 52-750 info@parkhotelleipzig.de · www.seaside-hotels.de

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In diesem Sinne wünschen wir Ihnen, dass sie immer den passenden Schlüssel dabei haben, außerdem angenehme Lektüre und einen wunderbaren Sommer. Franziska Reif Redaktionsleiterin


1913 25 Wieso eigentlich Geld? 01 Editorial 05 4 Köpfe – 4 Meinungen 96 Kalender

2013

112 Spendenaufruf Flut

Regionale Wirtschaft 06 Gewerberaum-Mietspiegel 2013 Die IHK zu Leipzig sorgt mit dem Mietspiegel für Durchblick bei den Preisen für gewerbliche Mietobjekte.

07 Münzschatz gehoben

JUBI L Ä U M S PAK E T PARK HoTEL LEIPZIG · Zwei Übernachtungen · Seaside Frühstücksbuffet · Park Hotel Welcomepaket · Kostenfreie Wellnessnutzung im Hotel · Ein 3-Gang Menü Abendessen im Restaurant · Eintrittskarte asisi Panometer „Leipzig 1813 – In den Wirren der Völkerschlacht“ · Eintrittskarte Völkerschlachtdenkmal · Zwei Fahrkarten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Ausstellungen

Auf der Burg Querfurt zeigt die Ausstellung „Leben zwischen Krieg und Frieden“ seltene Exponate, darunter den mittelalterlichen Schatz von Nebra.

12 Revolution beim Wasserstoff In Ostdeutschland könnte der Durchbruch für das Gelingen der Energiewende geschafft werden.

Design und Notwendigkeit verbinden sich bei den innovativen Alltagshelfern für ältere Menschen, die Studentin Kirstin Overbeck entworfen hat.

16 Debattenkultur In der Leipziger Innenstadt ist ein Forum entstanden, bei dem Gäste zu aktuellen politischen Themen zusammenkommen und auch mal ordentlich streiten.

Preis pro Person 157 €

Gesundheit & LebensArt

Verlängerung und Zuschläge pro Nacht: Aufpreis für die Juniorsuite 50,00 € Verlängerungsnacht im EZ 87,00 € Verlängerungsnacht im DZ 107,00 €

08 Spazieren und Genießen

Generell gilt – die Buchung unserer Pakete erfolgt auf Anfrage nach Verfügbarkeit und ist spätestens bis 7 Tage vor Anreise möglich, buchbar ab 04.08.13.

10 Unternehmensvitalität hochgerechnet

2013 – Jubiläum 200 Jahre Völkerschlacht bei Leipzig und 100 Jahre Völkerschlachtdenkmal

Energie & Umwelt 18 Nachhaltig durch Innovation Die Photovoltaik-Anlage auf dem Leipziger Gustav-Hertz-Gymnasium ist nur ein Beispiel für die Aktivitäten im Cluster Energie & Umwelttechnik.

14 Das Leben im Griff

· Stadtrundfahrt mit dem oldtimerbus

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Geld ist mehr als ein Tauschmittel, als solches aber selbstverständlich. Kritik am Geld- und Zinssystem hat es immer schon gegeben. Nicht zuletzt wegen der Finanzkrise gibt es auch in Mitteldeutschland Versuche alternativen Wirtschaftens.

20 Kein Masterplan Beim 2. Ostdeutschen Energieforum wurde viel besprochen. Ein Masterplan für die Energiewende seitens der Politik fehlt aber.

21 Intelligent Wohnen Mit dem richtigen Gebäudekonzept können Energiesparen, komfortables Wohnen und Werterhalt kombiniert werden.

Titelthema 32 „Geschichte des Sparens

In der Halle 14 auf dem Gelände der Leipziger Baumwollspinnerei kochen 15 Köche für 600 flanierende Gäste.

Gesundheitsmanagement verursacht in einem Unternehmen nicht nur Kosten, es spart vor allem welche ein.

Lange vor der Einrichtung von Sparbüchern schon waren Menschen darum bemüht, etwas von ihrem Besitz auf die hohe Kante zu legen, um für schlechte Zeiten vorzusorgen.

36 Der Schwarm investiert Neben Crowdfunding gibt es auch die Möglichkeit, über Crowdinvesting eine Finanzierung herzustellen.

38 Mikrokredite in Mitteldeutschland Was als Förderkonzept für Entwicklungsländer begann, ist auch in der westlichen Welt ein Erfolgskonzept.

39 Hilfe zur Selbsthilfe Mikrokredite helfen Menschen in Entwicklungsländern beim Existenzaufbau.


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INHALT 3

56 Kunst und Geld

101 Unterwegs

Kunstgeld, Kunstwerke aus Geldscheinen oder Münzen und die Geldwirtschaft als Motiv – es gibt zahlreiche Zusammenhänge und Verknüpfungen zwischen bildender Kunst und Geld. Einigen dieser Querverbindungen geht REGJO auf die Spur.

Ein Streifzug durch die Landschaft zwischen Harz und Goldener Aue mit Städteportraits, touristischen Tipps und Hintergründigem aus der Gegend.

42 „Jede Pflanze hat ihre Anforderungen“ Der eine begleitet Menschen, der andere Pflanzen beim Wachsen. Über Unterschiede und Gemeinsamkeiten sprachen wir mit einem Intendanten und mit einem Pflanzenökologen.

48 Ostdeutscher Aktienindex Die Entwicklung der ostdeutschen Wirtschaft wird in einem eigenen Index beobachtet.

52 Steuerfahndung Wie wirken sich Off-Shore-Leaks und Daten-CDs auf die Arbeit der mitteldeutschen Finanzministerien aus?

Kultur

70 Wagnerfesttage in Dresden Eine Stadt feiert Geburtstag – eine Rückschau auf das Programm.

72 Das Festjahr ist noch nicht vorüber REGJO sprach mit dem Geschäftsführer des Kuratoriums Richard-Wagner-Jahr 2013 Wolf-Dietrich Rost über die Festtage in Leipzig.

76 Lutherweg Sein bewegtes Leben ließ den Kirchenmann vielerlei Wege nehmen: Anhand historischer Stationen werden diese nachgezeichnet.

REGJO im Interview mit Hans-Werner Schmidt, Direktor des Museums der bildenden Künste Leipzig

64 Förderung durch die Massen Crowdfunding kann ein Finanzierungsmittel öffentlicher Kulturprojekte sein.

66 Große Werke zum Mitsingen Ein Laienchor singt die „Carmina Burana“ im Gewandhaus.

69 Reformer aus Halle Anlässlich seines 350. Geburtstages gedenken die Franckeschen Stiftungen ihres Gründers.

104 Musikalischer Leuchtturm Schloss Stolberg wurde und wird umfangreich saniert. Stardirigent Justus Frantz bringt kulturelles Leben in die alten Mauern im Südharz.

105 Alltag im Kloster In Kloster Helfta sind wieder Zisterzienserinnen eingezogen. Dort leben sie gemäß der benediktinischen Ordensregel „Ora et labora“ und bieten Pilgern die Möglichkeit einer Auszeit in Stille und Kontemplation.

108 Mansfelder Geschichten 88 Paradies der Aufklärung Das Gartenreich Dessau-Wörlitz ist ideales Beispiel einer Landschaftsgestaltung im englischen Stil.

62 Kunst und das liebe Geld

Unterwegs

92 Talente Sechs künstlerische Positionen aus der Region Mitteldeutschland werden vorgestellt.

94 Bücherbox Neuerscheinungen aus Mitteldeutschland.

Mario Schneider stammt aus dem Mansfelder Land. Der Regisseur hat seine Heimat als Thema für bislang drei Dokumentarfilme entdeckt, die man als Liebeserklärungen an den Landstrich bezeichnen kann.



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Frank Kupfer

Burkhard Henning

Prof. Dr. Ralf Merz

MEINUNG 5

Martin Feustel

4 Köpfe – 4 Meinungen Nahezu innerhalb einer Dekade kam es in Deutschland zu zwei verheerenden „Jahrhunderthochwassern“. Der Terminus „Jahrhunderthochwasser“ scheint in diesem Zusammenhang nicht mehr realistisch. Muss man zukünftig mit häufigen Hochwassern diesen Ausmaßes rechnen, wo liegen die Ursachen?

Frank Kupfer, Sächsischer Staatsminister für

Umwelt und Landwirtschaft:

„Der Begriff ‚Jahrhunderthochwasser‘ und die zugehörigen Pegelstände ergeben sich aus Wahrscheinlichkeiten und Statistiken, die Hydrologen nach wissenschaftlichen Kriterien ermittelt haben. Darüber kann man lange philosophieren. Das verheerende Hochwasser 2013 zeigt aber erneut, dass es richtig ist, wovor Klimaforscher schon lange warnen: Wir werden häufiger Wetterextreme haben. Lange Trockenperioden oder – wie 2013 gerade erlebt – extreme Niederschläge, die zu Hochwasser führen. Deshalb müssen wir weiter auf Vorsorge setzen: Wasserrückhalt in der Fläche dort, wo es möglich ist; technischer Hochwasserschutz, um Orte und Menschen mit ihrem Hab und Gut zu schützen, und individuelle Vorsorge, zum Beispiel durch Versicherungen oder bauliche Maßnahmen“. Burkhard Henning, Direktor des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt:

„Allein die Natur bestimmt, wie schnell und wie heftig wir in Zukunft mit einem neuen Hochwasser dieses Kalibers rechnen müssen. Niemand sonst kann das sagen. Wir entscheiden doch nicht, was viel ist

und was wenig. Ein Hochwasser ist ein Naturereignis. Es ist zwar auf eine bestimmte Art und Weise simulierbar, aber nie berechen- oder gar genau vorhersagbar. Die Wissenschaft lässt sich zwar auf eine spannende Interaktion mit der Natur ein, aber es ist kein Duell auf Augenhöhe. Hochwasser werden uns immer heimsuchen – und wir werden immer mit entsprechenden Schutzmaßnahmen darauf reagieren. Da müssen wir in Zukunft sicher umdenken. Fest steht, dass die Formulierung ‚Jahrhunderthochwasser‘ ihre Daseinsberechtigung verloren hat.“ Prof. Dr. Ralf Merz, Leiter des Departments

„Catchment Hydrology“ am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ, Standort Halle (Saale): „Wie viele Jahrhunderthochwasser in ein Jahrhundert passen, kann leider nicht eindeutig beantwortet werden. Ein Jahrhunderthochwasser ist die Bezeichnung einer Wahrscheinlichkeit. Es ist mit dem Würfeln einer Sechs zu vergleichen. Laut Eintrittswahrscheinlichkeit müsste jeder sechste Wurf eine Sechs sein. Manchmal würfelt man jedoch lange keine Sechs, dann wieder mehrere hintereinander. Für zuverlässige Berechnungen sind die Beobachtungen der letzten Jahrzehnte zu kurz, statistische Aussagen nicht zuverlässig. Extreme Hoch-

wasserereignisse treten nicht gleichverteilt über längere Zeiträume auf. Vielmehr gibt es Dekaden, in denen extreme Ereignisse gehäuft vorkommen, dann wieder Perioden ohne extreme Ereignisse. Befriedigende Erklärungen für dieses Phänomen kann die Wissenschaft bis heute leider nicht geben.“ Martin Feustel, Präsident (m.d.W.d.G.B.) der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie:

„Der Begriff ‚Jahrhunderthochwasser‘ wird aus dem hydrologischen Terminus der Auftrittswahrscheinlichkeiten für bestimmte Abflussmengen abgeleitet. Sie werden durch statistische Analyse aus historischen Abflusszeitreihen ermittelt. Ein 100-jährliches Hochwasser ist also eine bestimmte Abflussmenge, die an einem Messpunkt innerhalb des Zeitraums von hundert Jahren statistisch betrachtet mindestens einmal auftritt. Das vergangene Ereignis entstand durch langanhaltende ergiebige Niederschläge, die in der Form zu dieser Jahreszeit nur selten auftreten. Dennoch können ähnliche Wetterlagen auch mehrere Hochwasser dieser Art innerhalb des Rahmens von hundert Jahren verursachen. Es gilt daher, sich bestmöglich darauf vorzubereiten, um Schäden gering zu halten.“

Bildnachweis: Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft, Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ, Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie


6 REGIONALE WIRTSCHAFT

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IHK zu Leipzig veröffentlicht Gewerberaum-Mietspiegel 2013 Bei gewerblichen Mietobjekten stellt sich Mietern, Hauseigentümern, Maklern, Gutachtern und Sachverständigen oft die Frage nach dem angemessenen Preis. Um ihnen für das tägliche Geschäftsleben eine Orientierung zu verschaffen, hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig den Gewerberaum-Mietspiegel neu aufgelegt. Text: IHK zu Leipzig Fotografie: Daniel Tieg

Die aktualisierte dritte Ausgabe basiert auf einer Befragung von IHK-Mitgliedsunternehmen, Freiberuflern, Grundstückseigentümern, Mietern sowie Vermietern und 1.524 ausgewerteten Mietpreisangaben. Der Gewerberaum-Mietspiegel bietet eine kompakte, auf den gesamten IHK-Bezirk Leipzig (Stadt Leipzig, Landkreis Leipzig, Landkreis Nordsachsen) zugeschnittene Zusammenfassung von Mieten für gewerbliche Objekte. Übersichtlich nach Postleitzahl-Gebieten geordnet, können sich sowohl Vermieter als auch Mieter informieren, welche Preisspannen bei der GewerberaumMiete für die unterschiedlichen Objektarten wie zum Beispiel Ladenflächen, Büros oder Produktionsräume in Betracht kommen. Anhand von Diagrammen werden die Mietentwicklungen im Vergleich zu den Zahlen aus dem Jahr 2006 dargestellt. Der Gewerbe-Mietspiegel steht unter www.leipzig.ihk.de im Bereich Recht und Steuern als kostenloser Download zur Verfügung oder kann bei der IHK zu Leipzig angefordert werden: Matthias Weiland, 0341 12671265, weiland@leipzig.ihk.de

www.leipzig.ihk.de

Klein-Unternehmer-Service KUS – Neues Online-Angebot der IHK zu Leipzig Mit dem Klein-Unternehmer-Service (KUS) startet die IHK zu Leipzig ein neues Online-Angebot speziell für kleine Unternehmen. Damit bietet sie dieser Zielgruppe ihr Informationsangebot klar strukturiert und praxisnah an. Unter www.leipzig.ihk.de/kus finden Kleinunternehmer sämtliche für sie wichtigen Informationen und Servviceangebote der IHK. Ob rechtssichere Verträge, Aktuelles zu Steuern und Sozialversicherung, Informationen zu Fördermöglichkeiten, Kooperationen, Investitionen oder Fragen der Firmennachfolge – dank KUS erhalten die kleinen Unternehmen schnell Antworten auf wichtige Fragestellungen ihrer täglichen Geschäftspraxis. Merkblätter und weiterführende Links runden das Onlineangebot ab. „Die aufgeführten Themenbereiche wurden der IHK von den Kleinunternehmen als wesentlich für ihre alltägliche Arbeit genannt. Der Erwartung dieser Gruppe nach einem umfassenden Informationsangebot in gebündelter Form kommen wir mit KUS nunmehr nach“, erläutert Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Hofmann. „Mit dem neuen Service profiliert sich die IHK weiter als erster Ansprechpartner für die unternehmerischen Belange kleiner Firmen.


REGJO Regionale Wirtschaft 7

Die Burg Querfurt galt als uneinnehmbar. Die neue Ausstellung gibt unter anderem Einblicke in Rüstungsstrategien.

Zwischen Edelherren und Schwundgeld Die neue Dauerausstellung auf der Burg Querfurt würdigt die Bedeutung der Festung und nimmt den Alltag der Menschen in den Blick. Unter den teilweise seltenen Exponaten befindet sich auch ein Münzschatz. Text: Franziska Reif Fotografie: Museum Burg Querfurt, R. Lautenschläger

Breiter Burggraben und doppelte Ringmauern, Schießscharten, Bastionen für Kanonen und eine massive Toranlage – die größte Burg Mitteldeutschlands ist wehrhaft. Die Geschichte der Burg Querfurt zeigt, dass das auch besser so ist. Die ältesten Teile der Gebäude stammen aus dem 10. Jahrhundert, seit dieser Zeit war sie auch Stammsitz der Edelherren von Querfurt. Die als uneinnehmbar geltende Festung erlitt während des 30-jährigen Kriegs doch starke Schäden und wechselte in der Folge von Belagerungen mehrfach die Besitzer. Darunter fällt auch die schwedische Besatzung zwischen 1642 und 1650. Weitere Generationen hinterließen ihre baulichen Spuren. Selten zu sehende Exponate Mittlerweile ist die Burg vor allem Museum. Im Frühjahr dieses Jahres wurde eine neue Dauerausstellung eröffnet, die sich dem „Leben in Krieg und Frieden“ widmet. Genauer gesagt soll aber nicht nur die Burg als Anlage aus verschiedenen Jahrhunderten im Mittelpunkt stehen, sondern vor

allem die Menschen dieser Zeiten und ihr Alltag. „Leihgaben dafür kamen vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt“, sagt Heiko Einecke, der verantwortliche Museologe. Deshalb können selten zu sehende und außergewöhnliche Stücke gezeigt werden, darunter eine Reiterspielfigur aus dem 14. und Werkzeug aus dem 10. Jahrhundert, Schreibutensilien oder eines von nur noch wenigen Exemplaren des Sachsenspiegels, des ersten deutschen Rechtsbuchs. Mittelalterlicher Silberschatz Unter den Leihgaben befindet sich der Brakteatenschatz von Nebra, ein Münzfund aus der Zeit Ende des 13. Jahrhunderts. Vergraben wurden die Münzen in einem Gefäß auf einer ehemaligen Siedlungsstelle von Nebra. Diese war oft Schauplatz kriegerischer Handlungen, wie Einecke berichtet. Deshalb vermutet man, dass der Schatz vergraben wurde, um ihn vor dem Feind zu verstecken. Erst 1986 hat man bei Erdarbeiten an der Unstrut die 1.341 Münzen gefunden, die zunächst für Milchdeckel gehalten wurden.

„Darunter befand sich auch Gepräge der Edlen Herren von Querfurt“, so Einecke, zu erkennen an Helm und Wappen. Brakteaten, auch Pfennige genannt, waren einseitig geprägte Silbermünzen, die wegen des damals recht hohen damaligen Silberwerts möglichst dünn gefertigt wurden. Dadurch waren sie leicht zu teilen. Sie haben im Mittelalter Regionalwährungen gebildet, wie sie vor allem im 12. und 13. Jahrhundert fast überall im deutschsprachigen Raum verbreitet waren. In der Zeit vom 9. Jahrhundert bis ins Hochmittelalter hinein hat Geld seine Funktion als Wertsymbol entwickelt – der Materialwert wurde zunehmend unwichtiger. Allerdings wurden die Brakteaten regelmäßig durch anders gestaltete Münzen mit weniger Gegenwert ersetzt. Es wird sie kaum getröstet haben: Aber so ist der Verlust der Schatzbesitzer mit der Zeit kleiner geworden. Museum Burg Querfurt, April–Oktober Di–So 10–18 Uhr, November–März Di–So 10–16 Uhr, Tel. 034771/52190 www.burg-querfurt.de


Foto: MNStudio - Fotolia.com

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Auf die Plätze, fertig, Leipzig! Mitten im pulsierenden, lebendigen Zentrum Leipzigs freut sich das neue InterCityHotel Leipzig auf alle City-Hopper, Fun-Traveller sowie Kultur- und Geschäftsreisende. Zum Wohlfühlen stehen Ihnen 166 helle, klimatisierte Zimmer mit kostenfreien Sky-Kanälen, ein Restaurant, eine BistroLounge und eine Bar zur Verfügung. Zum Arbeiten bieten drei moderne Konferenz- und Veranstaltungsräume den nötigen Platz für Ihre Ausführungen und Ideen. Und nicht zu vergessen: Mit dem FreeCityTicket in der Tasche nutzen unsere Gäste während ihres Aufenthalts Busse und Bahnen in Leipzig kostenlos. InterCityHotel Leipzig Tröndlinring 2 · 04105 Leipzig · Germany Telefon + 49 341 308661 - 0 · Telefax - 900

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Flanierend genießen: Die anspruchsvolle Leipziger Gastronomie zeigt ihre Vielseitigkeit.

Für Genussmenschen Im September laden zwei Leipziger zu einem Flanieren der besonderen Art in die Halle 14: Fünfzehn Köche drehen kulinarisch auf. Verschiedene Zeitschriften ziehen durch die Lande, um Restaurants mit Sternen, Kochlöffeln oder Mützen zu bewerten. Die Leipziger Gastronomie steht dabei gar nicht so schlecht da. Allerdings kommt eine Sparte kaum vor: junge, kreative und mit Leidenschaft versehene Küche, die nicht bedeutungsschwer alte Rituale reinszeniert und sich lediglich an dicke Geldbeutel wendet. Dabei müssen sich die Köche von Kowalski oder Shady, Maître oder Cantona nicht verstecken. Zusammen mit elf anderen treten sie im Fabrikcharme des Kunstzentrums Halle 14 auf der Baumwollspinnerei an, um zu zeigen, dass Kochen „Kunst und Kultur“ ist, wie es Jörg Müller vom Ideenquartier, einer der beiden Initiatoren, formuliert. Tatsächlich wird sich die Veranstaltung in alter Spinnereimanier dynamisch gestalten: Menschen, die gern genießen, können während des Flanierens durch die Halle die kulinarischen Höhepunkte der Küchenmeister kennenlernen. Geladen sind Köche, die bewusst kochen, auf authentischen Genuss setzen und mit regionalen Produkten nicht sparen. Sie alle bieten Kostproben an, heiß oder kalt, herzhaft und süß, die repräsentativ für die jeweilige Küche sind. So wird ein Querschnitt

durch die Leipziger Gastronomie gebildet, bei dem die Küchenchefs ihr Selbstverständnis und Selbstbewusstsein zeigen. Die Leipziger Gastronomie hat ihre Perlen und: „Sie bewegt sich“, sagt Müllers Partner Dominik Brähler von der Leipziger Blues Agency. „Den Leuten ist nicht egal, was sie essen“. Mit der Zusammenkunft von Genießern und Gastronomie soll eine Reihe gestartet werden, die, so hoffen Brähler und Müller, zu einer jährlichen Begegnung „genusssüchtiger“ Leipziger wird: Da kann sich die vielseitige und anspruchsvolle Leipziger Gastronomie dem Publikum vorstellen und miteinander ins Gespräch kommen. Unterstrichen wird die Verbindung von Kunst und Kultur übrigens mit einer Vernissage in der gleicher Nacht am selben Ort. Passenderweise dreht sich die Ausstellung ums Essen. FR

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REGJO GESUNDHEIT UND LEBENSAERT 9

NETZWERKEN E. Wiedenmann?

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BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT

Beruf und Gesundheit Präventive Gesundheitsarbeit wird für Unternehmen immer wichtiger. Wenn Krankenstände und Fluktuation sinken und die Mitarbeiterzufriedenheit steigt, werden Unternehmen produktiver und wettbewerbsfähiger. Betriebliche Gesundheitsförderung macht Mitarbeiter zwar nicht unverwundbar, Verbesserungen an den Arbeitsplätzen und bei den Arbeitsabläufen können aber Fehlzeiten deutlich eindämmen. Wie genau solche Verbesserungen aussehen können, dazu können sich Firmen beraten lassen. Die AOK Sachsen-Anhalt hat nicht nur langjährige Erfahrungen in der Betrieblichen Gesundheitsförderung, sie kann Unternehmen auch über betriebsspezifische Maßnahmen beraten und für sie zugeschnittene Programme entwickeln: „In erster Linie orientieren wir uns am gesundheitlichen Bedarf der Beschäftigten und der betrieblichen Situation und entwickeln spezielle Gesundheitsprogramme für das Unternehmen anhand bewährter Instrumente und Methoden“, so Susann Kupzok, Fachberaterin für Betriebliches Gesundheitsmanagement. Die zwei Schwerpunkte liegen in der gesundheitsgerechten Umgebung und in der Förderung gesunden Verhaltens der Mitarbeiter. RED Susann Kupzok, Fachberaterin für Betriebliches Gesundheitsmanagement bei der AOK Sachsen-Anhalt, Tel. 0391 2 87 84 29 07, susann.kupczok@san.aok.de Servicehotline 0800 2 26 53 54

Segelfreunde Laisser-faire Der Musikpavillon Leipzig im Clara-Park wird 100 Jahre alt.

Die Alexander von Humboldt II. bricht auch 2013 wieder auf zu neuen Ufern.

Das Rezept für städtische Lebensqualität hat der Musikpavillon gefunden. Vom ClaraZetkin-Park umgeben und zentrumsnah gelegen, ist das architektonische und kulturelle Kleinod Treffpunkt für Jung und Alt, für Familien, Liebespaare, Studenten, Punks, Halbstarke oder Geschäftsleute aus der fußläufigen City. Dieses Zusammentreffen ist vielleicht der stärkste Gewinn dieser städtischen Raumsituation, in der der Musikpavillon das Zentrum bildet. Erbaut wurde er 1912 von der Stadt Leipzig, nachdem sich die Leipziger Bürger für eine Möglichkeit von Musikdarbietungen im öffentlichen Raum eingesetzt hatten. Im Jahr 2004 verpachtete die Stadt den Musikpavillon an den Gastronomen und Mäzen Eberhard Wiedenmann, der das Kleinod liebevoll restauriert hat und heute die Tradition öffentlicher Musikveranstaltungen weiterführt. „Ich freue mich, dass hier wieder ein Stück Bürgerlichkeit reinkommt in die Stadt und in diesem Fall sogar noch durch bürgerschaftliches Engagement“, bringt es Architekt Frank Eilmann auf den Punkt. GK

Zum 14. Mal versammelt sich dieses Jahr ein hochkarätiges Team aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien und geht als Mannschaft an Bord des imposanten Großseglers Alexander von Humboldt II. Als Wirtschafts- und Marketingplattform hat die Sachsen-Sail das Anliegen, aktuelle Fragen zu diskutieren, auszuwerten und Lösungsansätze zu finden. Das diesjährige Thema wird „Klar zur Energiewende“ sein und Energie als Grundlage für wirtschaftliches Handeln, Kommunikation und Teilhabe am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel erörtern. Zahlreiche Geschäftsbeziehungen und Projektideen nahmen bereits ihren Ursprung an Bord und konnten zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden. Die Segeltörns führten bisher unter anderem nach Cannes, Malaga, St. Petersburg, Bologna und Riga. Palma, Ibiza und Barcelona sollen dieses Jahr angesteuert werden. Das einzigartige Konzept der Sachsen-Sail beweist, dass der Aufenthalt an Bord ein Gefühl der Freiheit bewirkt, welches die Kommunikation fördert, den Kopf frei macht und den Blick öffnet für neue Horizonte. AB

www.musikpavillon-leipzig.de

www.sachsensail.de


10 GESUNDHEIT UND LEBENSART

RegJo

Unternehmensvitalität hochgerechnet In den Augen mancher bedeutet Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) nur Kosten, die dem Unternehmen nichts bringen. Verbreitet ist auch die Ansicht, dass für die Gesundheit jeder selbst zuständig ist. Text: Sabine Freutsmiedl Fotografie: Fotolia/lassedesignen

BGM kostet nicht nur, es bringt auch Nutzen. Dies belegen Zahlen und weiche Kultur- und Wettbewerbsvorteile gleichermaßen. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen, die Fluktuation und Krankheit unmittelbarer und oft sehr viel schmerzhafter spüren, ist Unternehmensvitalität existenziell wichtig. Stanford-Formel

100

20 Mitarbeiter

Hätten Sie das gewusst? n 1

Einer der ältesten Ansätze, die „Verluste“ in Bezug auf Leistungsfähigkeit und Produktivitätseinbußen zu berechnen, ist die StanfordFormel. Die Experten gehen dabei davon aus, dass nicht hundert Prozent der Belegschaft kontinuierlich vollkommen unbelastet und stressfrei sind, sondern zwanzig Prozent der Mitarbeiter und Führungskräfte ihre volle Leistungsfähigkeit nicht ausschöpfen können. Dies führt zu einer durchschnittlichen Leistungsminderung von 25 Prozent. Für ein Beispielunternehmen mit hundert Mitarbeitern, auf die ein Jahresbrutto von 30.000 Euro entfällt, sieht das so aus:

Anzahl der Mitarbeiter

Hier liegen also Potenziale, die durch Maßnahmen wie Gesundheitsorientiertes Führen, Angebote zur Stressregulation oder externe Mitarbeiterberatung bei beruflichen wie auch familiären Sorgen erschlossen werden können.

0,2 x

x

600.000 x Ergebnis

20 % auffällige Mitarbeiter

30.000 Jahresbrutto pro Mitarbeiter

0.25 25 % Minderleistung

20 =

=

Anzahl der auffälligen Mitarbeiter

600.000 Durchschnittsgehalt auffälliger Mitarbeiter

= 150.000 Kosten durch nicht erbrachte Leistungen

Prozent Krankenstand kostet ein Unternehmen mit 100 Mitarbeitern ca. 92.000 Euro. Die Senkung von z.B. 5 auf 3,5 Prozent bewirkt in diesem Beispiel eine Ersparnis von 138.000 Euro. n Schwelende, chronifizierte Konflikte, Fusionen und Verände rungsprozesse sowie Mobbing und Teamdisbalancen können bis zu 50 Prozent der Arbeitszeit und somit der Produktivität absorbieren und häufig auch längere Fehlzeiten nach sich ziehen. n Konflikte im Arbeitskontext wirken sich messbar gesundheits schädigend aus, was sich auf Leistung, Konzentration, Fehler häufung, Fehlzeiten, Fluktuation, Kundenbetreuung bis hin zur Frühverrentung auswirkt. n Kosten von Fluktuation laut Verdi: Facharbeiter ca. 7.700 Euro, Sekretärin ca. 13.000 Euro, qualifizierter Facharbeiter ca. 25.000 Euro, Führungskraft ca. 205.000 Euro n Beschäftigte ohne emotionale Bindung zum Arbeitgeber sind im Schnitt 3,1 Tage länger krank als engagierte Mitarbeiter. Bei 100 Mitarbeitern summiert sich das auf 31.000 Euro zusätzlich pro Jahr. Und: Wie nimmt der Kunde ein Unternehmen wahr, wenn die Mitarbeiter gestresst sind, die Stimmung schlecht ist und die Kundenbetreuung immer nachlässiger wird? Eine Analyse der Unternehmensvitalität hilft, „Baustellen“ zu finden. Meist sind weiche Faktoren – eine auf Sinn und Werte orientierte Unternehmenskultur, emotional-empathische Führungskompetenz und transparente Kommunikation – wichtige Hebel mit großen betriebswirtschaftlichen Auswirkungen für das Unternehmen. Nähere Informationen: www.metabalance-institut.de


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12 REGIONALE WIRTSCHAFT

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Revolution in der Wasserstoffwirtschaft Ein in Ostdeutschland angesiedeltes Projekt will die Energiewende entscheidend beflügeln. Im mitteldeutschen Chemiedreieck soll es nachhaltige Chemie ermöglichen. Text: IMG Sachsen-Anhalt Fotografie: IMG Sachsen-Anhalt/Bernd Liebl, Ralf Lehmann

„Nichts gibt es in den neuen Ländern so viel im Überfluss wie Strom aus Sonne, Wind und Biomasse“, sagt Prof. Ralf B. Wehrspohn, Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Werkstoffmechanik IWM in Halle/Saale. Das ist eine große Chance. Von Ostdeutschland soll eine Revolution in der Wasserstoffwirtschaft ausgehen. Sie trägt den Namen „Hypos“ (Hydrogen Power Storage & Solutions East Germany). Strom speichern und transportieren Sie bricht aus, wenn es gelingt, den in Abhängigkeit vom Wetter unterschiedlich stark anfallenden Strom aus Wind- und Solarkraftanlagen durch spezielle chemische Verfahren in Wasserstoff umzuwandeln, zu speichern, zu transportieren und kontinuierlich zu nutzen. Für dieses Problem gibt es bisher keine großtechnische Lösung, das Hypos-Projekt weist nun den Weg dorthin. Um die Idee zu verwirklichen, hat sich ein Konsortium aus neunzig Unternehmen zusammengefunden. Zu ihnen gehören weltweit tätige Konzerne wie Linde und Air Liquide ebenso wie der Gasimporteur

und Netzbetreiber VNG und Mittelständler wie die Sunfire GmbH (Dresden) oder das Bitterfelder Unternehmen Miltitz Aromatics. Die Initiatoren von Hypos sind die Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland GmbH, das Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM Halle/Saale und das Cluster Chemie/Kunststoffe Mitteldeutschland. Das Konsortium hat im April beim Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ein Konzept eingereicht, um sich um die Teilnahme am Programm „Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation“ zu bewerben. Im Rahmen des Programms stellt das BMBF bis 2019 insgesamt 500 Millionen Euro für voraussichtlich zehn Projekte zur Verfügung. Die erste Hürde hat das Hypos-Konsortium bereits genommen. Es ist in der Endrunde. Eine Auswahljury hat Ende Juni entschieden, dass Hypos zu jenen 19 Konsortien gehört, die am 16. Juli Idee und Konzept in Berlin präsentieren dürfen. Anschließend werden die zehn Projekte bestimmt, die in den Genuss der Förderung kommen. Insgesamt hatten sich 59 Konsortien um die Aufnahme in das attraktive BMBF-Programm beworben.


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Neunzig Unternehmen haben sich zusammengetan, um das Hypos-Projekt zu verwirklichen, unter ihnen die Miltitz Aromatics GmbH.

„Jetzt kommt die nachhaltige Chemie“ Mit Hypos soll erneuerbarer überschüssiger Strom durch innovative Verknüpfung der Technologie der Wasserstofferzeugung mit der vorhandenen Infrastruktur von Gaspipelines und Gasspeichern in das Energiesystem integriert werden. Genutzt werden soll der „grüne“ Wasserstoff für die Stoffwandlung der Chemie, für den Bedarf der Elektromobilität und als Energiequelle. „Damit wird nicht nur ein Durchbruch für das Gelingen der Energiewende erzielt, sondern es werden weitreichende große gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Wirkungen ausgelöst“, beschreibt Wehrspohn die Vision des Hypos-Konsortiums. Christoph Mühlhaus, Sprecher des Clusters Chemie/Kunststoffe Mitteldeutschland, vergleicht Hypos mit der Herausforderung, die Anfang der 1990er Jahre beim Erhalt und der Neuausrichtung der ostdeutschen Chemie zu bewältigen war. „Jetzt kommt die nachhaltige Chemie“, sind sich Wehrspohn und Mühlhaus einig. Vorhandene Infrastruktur nutzen Ostdeutschland ist aus ihrer Sicht für die Verwirklichung dieser Idee besonders gut geeignet. Denn die Unternehmen des mitteldeutschen Chemiedreiecks haben einen großen Bedarf an Wasserstoff. Er wird derzeit fast ausschließlich aus Erdgas erzeugt.

Wesentliche Standorte des mitteldeutschen Chemiedreiecks sind mit der zweitgrößten deutschen Wasserstoff-Pipeline verbunden. In der Nähe der Chemiestandorte befinden sich bereits Anlagen, die der Verwirklichung des Hypos-Projekts entgegenkommen. So gibt es dort traditionell nicht nur leistungsfähige Umspannwerke der StromnetzBetreiber, die die Standorte einbinden. In ihrer Nachbarschaft befinden sich ebenso traditionell sehr große Speicherkavernen für Gas und wichtige Knoten des Erdgasnetzes. Das bedeutet: Chemiefirmen und Standorte verfügen über Kompetenzen zum großtechnischen Umgang mit Wasserstoff. Das gilt für seine Reinigung, die Druckerhöhung und seine Speicherung. Und sie besitzen viel Erfahrung beim sicheren Umgang mit Wasserstoff. Die Region kann außerdem erhebliche Forschungskompetenz zur Wasserelektrolyse und zur Methanisierung vorweisen. Wasserstoff statt Erdgas Mühlhaus hebt die Möglichkeit hervor, durch Hypos schrittweise den Erdgaseinsatz für die stoffliche Nutzung des Wasserstoffs zu ersetzen. Das würde allein im mitteldeutschen Chemiedreieck die CO2-Emissionen jährlich um ca. 700.000 Tonnen mindern. Es wird davon ausgegangenen, dass Hypos im Jahr 2020 die Gewinnschwelle erreicht. Dann sei die Wirtschaftlichkeit des

„grünen“ Wasserstoffes gegeben, heißt es in dem Konzept. Es empfiehlt: „Die zunächst regional erarbeiteten Systemlösungen können deutschland- und sogar europaweit genutzt werden“. Die Väter von Hypos veranschlagen ein Investitions-Volumen von rund hundert Millionen Euro. 35 Millionen Euro an Eigenmitteln von Unternehmen des Konsortiums sind fest zugesagt. „Die ersten großen Investitionen sind angedacht“, sagt Wehrspohn. Das Konsortium hofft von ganzem Herzen, dass Hypos in das BMBF-Programm aufgenommen wird. Selbst wenn dies nicht geschehe, werde die Idee realisiert, dann eben auf anderen Wegen, so Mühlhaus. Projekte wie der Bau einer Demonstrationsanlage oder der Ausbau der Infrastruktur kämen ohnehin. Aber Hypos bündele die Kräfte, es ginge alles schneller, unterstreicht Wehrspohn. Er ist überzeugt: „Wir legen zur richtigen Zeit die richtige Lösung vor. Wasserstoffpipelines werden die neuen Blutbahnen der Wirtschaft. Ihr Herz schlägt in Ostdeutschland“. Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM Prof. Dr. Ralf B. Wehrspohn Walter-Hülse-Str. 1 06120 Halle T. 0345 5589230 ralf.wehrspohn@iwmh.fraunhofer.de www.hypos-eastgermany.de


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Design für Morgen: Ein innovatives Konzept, das vielleicht bald in Produktion gehen wird.

Das Leben im Griff behalten Das Leben im Alter stellt die Menschen vor besondere Herausforderungen. Der alternden Gesellschaft hat sich das Hochschul-Verbundprojekt „Ü60 – Design für morgen“ gewidmet. Ein herausragender Beitrag gelang Kirstin Overbeck. Text: Redaktion Fotografie: Kirstin Overbeck

Den Folgen des demografischen Wandels wird bislang auf dem Konsumgütermarkt noch zu wenig Rechnung getragen. Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, die Freie Universität Bozen und die Fakultät für Angewandte Kunst in Schneeberg haben sich daher zusammengetan, um ihre Studenten innovative DesignObjekte für ältere Menschen entwickeln zu lassen. Der Anspruch des Vorhabens: die Förderung der Lebensqualität von Senioren mit innovativen Ideen und hilfreichem Mobiliar – abseits der gängigen „Sanitätshaus-Optik“. Vorbereitet wurde das Projekt mit Workshops und Vorträgen, auch der Besuch von Pflegeeinrichtungen und Gespräche mit den Bewohnern und dem Personal gehörten dazu. Dabei erfuhr die Studentin Kirstin Overbeck, dass Stürze älterer Menschen meist in den eigenen vier Wänden geschehen und häufig zur Pflegebedürftigkeit führen. Bei ihren Recherchen stellte sie fest, dass es dazu größtenteils durch fehlende Festhaltemöglichkeiten und das Stolpern über auf dem Boden liegende Gegenstände kommt. „Ich suchte daher nach einer Einrichtungslösung, die zum einen vermehrt Stauraum bietet und zum anderen eine durchgängige Möglichkeit für die Senioren, Halt zu finden.“ Ästhetisches und praktisches Einrichtungselement „Walk the Line“, wie Overbeck ihren Entwurf benannt hat, ist ein dreidimensionales Handlaufsystem, das mit sicheren Haltegriffen

und in das Mobiliar integriert durch die gesamte Wohnung führt. Der durchgehende Handlauf mit seinen funktionalen Adaptionen wird zum gestalterischen Bestandteil der Wohnung. Zudem ist „Walk the Line“ so konzipiert, dass der Fußraum frei bleibt, was wiederum die Gefahr des Stolperns verringert. Herumliegende Sachen verschwinden in den leicht zu erreichenden Regalen. „Das System kann nach dem Baukastenprinzip erweitert und den individuellen Bedürfnissen der Menschen angepasst werden“, so Kirstin Overbeck. Die Ergebnisse des Projektes wurden im Herbst 2012 auf der Grassi-Messe in Leipzig und im Januar dieses Jahres bei der Kölner Möbelmesse IMM Cologne vorgestellt. „Die Resonanz war sehr positiv“, sagt die junge Designerin. „Viele Senioren waren begeistert und haben mich in meiner Idee, die Griffe gezielt als Gestaltungselement einzusetzen, bestärkt.“ Zwar wird sich Kirstin Overbeck in den kommenden Monaten vor allem mit ihrem Masterabschluss beschäftigen. Doch bereits jetzt führt sie intensive Gespräche über eine mögliche Vermarktung ihrer Idee. So ist das Unternehmen Schell Industries, ein Hersteller für Pflege- und Rehaeinrichtungen, während der Kölner Möbelmesse auf ihr Exponat aufmerksam geworden und hat das Potenzial der Erfindung erkannt. „Wenn alles klappt, werden wir vielleicht schon Ende 2013 in Produktion gehen“, erzählt Overbeck. www.kirstinoverbeck.de


Kreativwettbewerb Zur Förderung der Kreativwirtschaft ruft das Land Sachsen-Anhalt in diesem Jahr erstmalig den Wettbewerb BESTFORM aus. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass neben der Landwirtschaft und den traditionellen Industriezweigen die Kreativwirtschaft zunehmend an Bedeutung gewinnt. Diese Branche und ihre Produkte sind sehr vielfältig und kaum auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. So werden unter anderen der Medien-, Verlags- und Werbebereich, die Musik- und Filmwirtschaft, Produktund Kommunikationsdesign, aber auch die Softwareund Spieleindustrie zur Kreativwirtschaft gezählt. In Sachsen-Anhalt liegt der Anteil der Kreativwirtschaft mit 4,9 Prozent an der Gesamtwirtschaft deutlich über dem Bundesdurchschnitt und generiert mittlerweile annähernd so viele Arbeitsplätze wie die chemische Industrie oder der Maschinenbau. Dabei ist die Nähe zwischen produzierender Industrie und Kreativwirtschaft oft größer als gemeinhin angenommen wird. Bestenfalls profitieren beide voneinander. Diesem Umstand trägt der neue Wettbewerb BESTFORM 2013 Rechnung. Der mit Preisen in Höhe von insgesamt 35.000 Euro attraktiv dotierte Wettbewerb will die Zusammenarbeit zwischen Kreativwirtschaft und Industrie fördern. Bewerben können sich jeweils ein – in Sachsen-Anhalt ansässiger – Partner aus der Kreativwirtschaft gemeinsam mit einem Unternehmen aus einem anderen Wirtschaftsbereich, die zusammen ein innovatives Projekt umsetzen oder ein neuartiges Produkt auf den Markt bringen wollen. Der Wettbewerb ist in die Kategorien „Produkt“ und „Kommunikation“ unterteilt. Dabei können nur solche Konzepte eingereicht werden, die noch nicht am Markt sind. Mit dem Wettbewerb sollen Kreativwirtschaft und andere Branchen stärker vernetzt und Potenzial wie Nutzen dieses spezifischen Wirtschaftszweiges öffentlich gemacht werden. Nicht zuletzt soll durch den Wettbewerb die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen angeregt werden. Die öffentliche Preisverleihung wird am 11. November stattfinden. Schirmherren des Wettbewerbs sind der Wissenschafts- und Wirtschaftsminister des Landes, Hartmut Möllring, sowie der Geschäftsführer der Investitionsbank Sachsen-Anhalt, Manfred Maas. DG

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Aufmerksame Zuhörer und nachdenkliche Gesichter beim verbalen Schlagabtausch zwischen den „streitbaren“ Damen in der Leipziger City.

Debattenkultur

Im Leipziger König-Albert-Haus ist ein neues Veranstaltungsformat entstanden. Geladene Gäste diskutieren nun regelmäßig zu aktuellen politischen Themen. Beim zweiten Treffen wurde ordentlich gestritten. Text: Katja Schmal Fotografie: Anette Ehlers

Bereits zum zweiten Mal haben die Gastgeber Anette Ehlers und ihre Kooperationspartner – dieses Mal das Zentrum für Mediation und Beratung mit Reiner Beutelschieß – in ihre Büroräume am Leipziger Markt 9 zum Forum eingeladen. Dieses „Markt9Gelage“ stand unter dem Titel „Streitkultur als notwendiges Element der zivilisierten Gesellschaft“. Für die Rechtsanwältin und Mediatorin Ehlers ein naheliegendes Thema: „Mediation ist ein Handwerk, das Parteien mit Meinungsverschiedenheiten unterstützt.“ Als Anwältin sei das Streiten zwar schon rein beruflich Vorgabe, es gäbe aber eben auch einen gesellschaftspolitischen Rahmen, innerhalb dessen man streiten müsse – kulturell respektvoll und angemessen. Streit ist notwendig Moderiert von Ehlers fanden sich vier Damen auf dem Podium ein. Heike Hellkötter, Amtsleiterin des Amts für Bauordnung und Denkmalpflege, hat sich in den zwei Jahren im Amt mit ihren klaren Ansagen nicht nur Freunde gemacht. Sie meint: „Ich möchte in der demokratisch legitimierten Exekutive mitmischen, dafür beziehe ich Position und lege mich an.“ Peggy Liebscher, persönliche Referentin des Chefs der Sächsischen Staatskanzlei, nennt sich selber eine Vollblutjuristin. „Wer nicht streitet, will nichts vom Leben. Streit schärft unsere Argumentation und festigt Beziehungen. Streit bringt die Gesellschaft nach vorne!“, sagt sie. Petra Schumann, Vorstandssprecherin der Konsumgenossenschaft Leipzig, hat ihre Karriere dort

1975 begonnen. „Ohne Streit, geprägt von einer Kultur – die noch zu definieren wäre – wäre der Konsum nicht da, wo er heute ist, regional und national!“, so Schumann zum Thema. Prof. Dr. Jutta Schnitzer, Generalsekretärin der Akademie für Nationale Wissenschaften Leopoldina in Halle, ist habilitierte Neurowissenschaftlerin. Die Wissenschaftsmanagerin ist die einzige in der Runde, die nicht aus Mitteldeutschland stammt und weiß unterschiedliche Sichtweisen zu schätzen: „Halle und der mitteldeutsche Raum bescheren mir Einblicke in und Kontakte zu Menschen, die zum Teil anders agieren als diejenigen, die in meinem Umfeld mit mir sozialisiert worden sind.“ Streitkultur braucht Respekt Vor dem Hintergrund der verschiedenen Lebensläufe und beruflichen Erfahrungen entspann sich eine Diskussion um die Kultur des Streitens – Einigkeit bestand darin, dass für erfolgreiches Streiten gegenseitiger Respekt notwendig sei. Dies sei immer auch eine Frage des Führungsstils und der Kultur in einer Organisation. Schließlich konnte vom Thema Führungsstil aus ein großer Bogen geschlagen werden: über die dadurch gelebte Streitkultur im Unternehmen und die Überlegungen zum Umgang zwischen Unternehmen und anderen Strukturen zum Streit zwischen Bürger und Verwaltung/Politik. www.anette-ehlers.de www.zmbeg.com


JEDE WAHRHEIT BRAUCHT MUTIGE MENSCHEN, DIE SIE AUSSPRECHEN.

AUCH IM OKTOBER:

DAS MUTIGE TREFFEN KREATIVER KÖPFE ERFORLGREICHER INNOVATOREN QUERDENKENDER VORDENKER IDEENREICHER TRENDSETTER ENGAGIERTER MULTIPLIKATOREN

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Innovation und Nachhaltigkeit Im Leipziger Cluster Energie & Umwelttechnik gibt es zahlreiche Aktivitäten in den Bereichen Solar und Elektromobilität.

Text und Fotografie: Stadt Leipzig Dezernat Wirtschaft und Arbeit, Amt für Wirtschaftsförderung, Abteilung Standortentwicklung/Marketing, Energie/Umwelt

Eine Vielzahl von Unternehmen, Institutionen und Wissenschaftseinrichtungen im Bereich der Energie- und Umwelttechnik belegt die bedeutende Rolle Leipzigs als Schwerpunkt der Nachhaltigkeitsund Energieforschung. Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik finden im Leipziger Cluster Energie & Umwelttechnik eine Plattform für intensiven Austausch und Kooperation. Koordiniert wird die Arbeit im Cluster durch den Verein Netzwerk Energie & Umwelt e.V.

Märke zu erschließen. Ziel der gemeinsamen Anstrengungen ist es, den Solarstrom noch wettbewerbsfähiger zu machen. Dabei wird eine enge Zusammenarbeit von Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung angestrebt. Hierbei kann das Clusterteam auf einen großen Fundus an Erfahrungen aus der Arbeit des Vereins SolarCity zurückgreifen und auch auf praktische Projektarbeit zum Beispiel an Leipziger Schulen.

Gründung des Clusterteams Solar

Projektbeispiel: Photovoltaik-Anlage auf dem Gustav-Hertz-Gymnasium

Das Cluster Energie & Umwelttechnik ist durch die Gründung des Clusterteams am 27. Mai 2013 um eine weitere Arbeitsgruppe gewachsen. Die Neugründung ergänzt die bereits bestehenden Clusterteams Bioenergie, Elektromobilität, Energieeffizienz, Wasser/Abwasser, Händler und Dienstleister. Vierzig Vertreter aus Unternehmen der Solarbranche und Forschungseinrichtungen haben sich zusammengetan, um mit gemeinsamen Projekten und Marketingaktionen den Solarbereich in der Region Leipzig unter den veränderten Rahmenbedingungen voranzubringen und neue

Seit Beginn des Schuljahres 2012/2013 beteiligt sich das GustavHertz-Gymnasium (GHG) als erste Leipziger Schule erfolgreich am bundesweiten Klimaschutzschulenatlas. Dafür hatte sich die Schüler-AG „PV-Anlage auf dem GHG“ beworben und wurde vom Bundesumweltministerium mit einem Display und einem Datenlogger ausgestattet. Die Werte der seit März 2012 fertiggestellten Bürgersolaranlage auf dem Dach des Gustav-Hertz-Gymnasiums in Leipzig-Paunsdorf können von jedem im Internet verfolgt werden. Sie hat einen Peak von dreißig Kilowatt. Auf dem Klimaschutzschulen-


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Gründung Clusterteam Solar (o.). Übergabe BMW Activ-E (links, Foto Bei der Einweihung der PV-Anlage auf dem Gustav-Hertz-Gymnasium BMW Group). (Foto: Rickmeyer).

Energiecluster trifft Wissenschaft am 8. Juli 2013 Bereits zum dritten Mal findet in diesem Jahr die Veranstaltung Energiecluster trifft Wissenschaft statt. Es werden regionale Forschungsprojekte vorgestellt, bei denen Unternehmen des Leipziger Energie- und Umweltclusters als Partner eingebunden werden sollen. Veranstaltungsdetails sind auf www.energiemetropole-leipzig.de veröffentlicht.

atlas sind aktuell 3.010 Schulen und Bildungseinrichtungen aus der gesamten Bundesrepublik versammelt, von denen die einzelnen Projektdaten bilanziert und dargestellt werden und wo sich die Schulen untereinander austauschen können. Akteure aus dem Bereich Elektromobilität finden im Clusterteam eMobilität Raum zur Kommunikation und Kooperation, um Neuentwicklungen auf dem Gebiet der umweltfreundlichen Mobilität zu diskutieren und voranzubringen. Das Clusterteam dient unter Leitung von Christian Grötsch, der auch für die Landesvertretung Mitteldeutschland des Bundesverbandes eMobilität e.V. tätig ist, als gemeinsame Plattform, bestehende Initiativen und Projekte zu bündeln und den dynamischen Zukunftsmarkt Elektromobilität erfolgreich für den Automobil- und Wirtschaftsstandort Leipzig zu erschließen. Die Rahmenbedingungen sind günstig: Die Bundesregierung zielt in ihrem Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität auf die Entwicklung Deutschlands zum Leitmarkt

von batterieelektrisch betriebenen Fahrzeugen. Bis 2020 sollen eine Million Elektrofahrzeuge auf dem deutschen Markt sein. Zur Förderung der Forschung und Entwicklung von alternativen Antrieben hat die Bundesregierung im Frühjahr 2012 vier Regionen in Deutschland als „Schaufenster Elektromobilität“ ausgewählt. Eines davon ist das gemeinsame Schaufenster BayernSachsen „Elektromobilität verbindet“, das auch in der Region Leipzig mehrere Projekte unter Beteiligung von Vertretern des Leipziger Energie- und Umweltclusters ermöglicht. Insgesamt sind im Schaufenster Bayern-Sachsen „Elektromobilität verbindet“ rund fünfzig Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 140 Millionen Euro mit über 150 Partnern vorgesehen. Ende des Jahres soll außerdem im Leipziger BMW-Werk der BMW i3 als erstes elektrisches Serienfahrzeug vom Band laufen – spätestens dann ist die Elektromobilität vollständig in der Praxis angekommen. Der BMW Active-E trägt bereits wesentliche Antriebskomponenten des i3 in sich.

Bundesverband Elektromobilität e.V. als Partner Mit über 1.000 Teilnehmern, 200.000 Besuchern und cirka 1.000 akkreditierten Journalisten werden die Worldskills 2013 (2.–7. Juli) zum weltweit größten Bildungsevent in diesem Jahr. Der Bundesverband Elektromobilität e.V. wird als Partner der Worldskills das neue Cluster Green and Environmental Solutions im Haus der Wettbewerbe präsentieren. Dabei geht es um Berufsbilder und Ausbildungsprofile im Zusammenhang mit regenerativen Energien, Elektromobilität und Umwelttechnologie. Wenn Deutschland sich zum Leitanbieter und zu einem Leitmarkt für Elektromobilität entwickeln soll, müssen mehr junge Menschen für technische Berufe begeistert werden, denn der notwendige Ausbildungsnachwuchs fehlt bislang in vielen Branchen. Die Worldskills 2013 in Leipzig bieten hierzu eine hervorragende Chance. Weiterführende Informationen: www.klimaschutzschulenatlas.de/Gustav-HertzGymnasium Leipzig www.energiemetropole-leipzig.de


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Das zweite Ostdeutsche Energieforum im Congress Center Leipzig blieb nicht ohne Kontroversen.

Energiewende: Das Wie entscheidet Das Ostdeutsche Energieforum debattiert mit Rösler und Altmaier über steigende Strompreise, verlässliche Rahmenbedingungen und über Braunkohle als Technologie für den Übergang. Text: Martin U. Jendrischik Fotografie: Lutz Zimmermann

Trillerpfeifen außerhalb der Halle. Und flotte Sprüche, die eher an Pauken und Trompeten erinnern. Im Innern: Das Ostdeutsche Energieforum. Auch in seiner zweiten Auflage hat die Veranstaltung für jede Menge Diskussionsstoff gesorgt. Dabei ist das Bekenntnis zur Energiewende allen Seiten gemein – das Wie sorgt jedoch für Spannungen zwischen den Zuhörern im Congress Center Leipzig (CCL) und den Zaungästen außerhalb, die – vom BUND Leipzig motiviert – eine Energiewende verlangen, die schneller, dezentraler und näher am Bürger orientiert ist. Masterplan der Politik fehlt Die Politgrößen im mit 400 Mittelständlern gefüllten Saal des CCL sprechen von der Braunkohle als unverzichtbarer Brückentechnologie (Tillich), vom Ausbau der Stromnetze um 5.700 Kilometer (Rösler) und von der Notwendigkeit einer Strompreisbremse, die – laut Versprechen des Ministers – in spätestens drei Jahren aktiv sein soll (Altmaier). Einen Masterplan für die Energiewende hingegen bleiben die Vertreter der Bundesregierung dem Plenum und den Demonstranten ebenso schuldig wie die der ostdeutschen Landesregierungen. Aus Sicht des Mittelstands – organisiert wird das Energieforum von der Interessengemeinschaft der Unternehmerverbände Ostdeutschlands und Berlins sowie den Landesarbeitsgemeinschaften der IHKs Ostdeutschlands – besteht das Bedürfnis nach bezahlbaren Strompreisen und insgesamt verlässlichen Rahmenbedingungen. Auch Vattenfall-Vorstand Tuomo Hatakka fordert „die Steigerung

der Effizienz beim Ausbau der erneuerbaren Energien und die Umsetzung der Energiewende mit marktbasierten Maßnahmen.“ Dr. Mathias Reuschel (IHK zu Leipzig) betont, die sächsischen Unternehmen müssten mit den vierthöchsten Strompreisen in ganz Europa klar kommen. Da dies den Investitionsstandort Ostdeutschland bedrohe, verlangt er die Absenkung der Stromsteuer. Möglichkeiten zur Energiespeicherung Weiterer Schwerpunkt des Ostdeutschen Energieforums ist die gezielte Erforschung von Speichermöglichkeiten, um die fluktuierende Einspeisung regenerativer Energien aus Wind und Sonne im Netz stabilisierend ausgleichen zu können. Hierbei kommt nach dem Geschmack der Zuhörer die Lösung des „Power-to-Gas“ zu kurz, wird der gasförmigen Speicherung von Energie doch angesichts des hervorragend ausgebauten deutschen Erdgasnetzes eine erhebliche Zukunftsperspektive bescheinigt. Für die Energiewende ist auch der weitere Aufbau von Energieerzeugungsanlagen für den Eigenverbrauch von Konsumenten und Unternehmen erforderlich. Schließlich darf die Verbesserung der Energieeffizienz nicht zu kurz kommen: Derartige Maßnahmen ergreift bislang nur jedes dritte mittelständische Unternehmen in Ostdeutschland. Das Gelingen all dieser Vorhaben wird darüber entscheiden, ob die Trillerpfeifen im kommenden Jahr beim 3. Ostdeutschen Energieforum stumm bleiben. www.ostdeutsches-energieforum.de


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Hochwertig und unabhängig

Intelligente Gebäudekonzepte vereinen Energieeffizienz, Wohnkomfort und Werterhalt auf höchstem Niveau. Unschlagbar in diesen Punkten sind Passiv- und Plusenergiehäuser. Text: Ulrike Gierth  Fotografie: Kettner-Haus

Energie ist teuer, gerade in Zeiten der Energiewende. Für den Gebäudesektor stellt sich deshalb die Frage, ob wir es uns überhaupt noch leisten können, nicht im Passivhausstandard zu bauen beziehungsweise zu sanieren. Denn ein Passivhaus vereint eine hohe Energieeffizienz mit einem ausgeprägten Wohnkomfort. Noch freundlicher zur Umwelt und zum Geldbeutel ist das Plusenergiehaus, das auf einem Passivhaus basiert, aber zusätzlich mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet ist und selbst Strom erzeugt. Energie selbst produzieren Ein Plusenergiehaus bewohnt beispielsweise Familie Modler aus Grimma, die in der Jahresbilanz keinen Cent für Wärme und Strom ausgibt. Folgende Rechnung macht das deutlich: Mit ihrer Photovoltaikanlage erzeugen die Modlers rund 7.350 Kilowattstunden (kWh) Strom pro Jahr, wovon sie 1.850 kWh selbst nutzen. Für Heizung, Warmwasser, Haushaltsstrom und Hilfsstrom verbrauchen sie jährlich 5.600 Kilowattstunden. Beziehen sie den Reststrom von 3.750 kWh für durchschnittliche 25 Cent pro kWh, fallen 937 Euro Kosten an. Den Überschuss des selbst erzeugten

Stroms von 5.500 kWh speist Familie Modler für 19,3 Cent pro kWh in das öffentliche Netz ein und bekommt dafür 1.061 Euro vergütet. „Um den Eigennutzungsanteil noch zu erhöhen und die Modlers noch unabhängiger zu machen, planen wir, einen Batteriespeicher zu installieren. Da die Kosten für die Kilowattstunde bezogener elektrischer Energie höher sind als die Einspeisevergütung, wird dies bei steigenden Strompreisen und fallenden Investitionskosten für Batteriespeicher wirtschaftlich sinnvoll“, erklärt Uwe Kettner, Geschäftsführer der BMB GmbH. Seit 22 Jahren ist sein Unternehmen auf Bauen und Sanieren im Passivhausstil spezialisiert. 2004 errichtete Kettner das erste Passivhaus in Sachsen, das vom Darmstädter Passivhaus-Institut zertifiziert wurde. In Grimma sanierte sein Unternehmen die erste sächsische Schule im Passivhausstandard.

den Komponenten verringern die Wärmeverluste des Bauwerks so stark, dass die Bewohner kaum noch heizen müssen. Ein Großteil des Wärmebedarfs wird passiv gedeckt – zum Beispiel durch Menschen oder Haushaltsgeräte im Haus oder die Sonne, die durch die Fenster scheint. Die Restenergie von rund zehn Prozent kann durch regenerative Energiequellen wie thermische Solaranlagen oder Wärmepumpen zugeführt werden. Herkömmliche Heizungssysteme sind nicht mehr notwendig. „Ein Passivhaus hat u. a. wegen seiner hochwertigen Baukomponenten seinen Preis. Allerdings gleichen die langfristigen Einsparungen die Mehrkosten von rund 15 Prozent nach wenigen Jahren wieder aus“, erklärt Uwe Kettner. „Zudem fördert die KfW mit zinsgünstigen Krediten den Bau finanziell. Fakt ist, wer ein Passivhaus baut, kann von einem hohen Werterhalt seiner Immobilie ausgehen.“

Wärmeverluste verringern Die wirtschaftlichste Einsparmaßnahme bei einem Passivhaus ist die optimal gedämmte Gebäudehülle. Daneben kommt eine Komfortlüftung mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung zum Einsatz. Allein diese bei-

Kontakt: Uwe Kettner Tel.: 03437 7076700 info@kettner-haus.de


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Wirtschaftsförderer in Mitteldeutschland Landeshauptstädte Sitz der Wirtschaftsförderer Autobahn Diese Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn Sie den REGJO-Lesern Ihre Kommune oder Institution auf der REGJO-Karte der mitteldeutschen Wirtschaftsförderer präsentieren möchten, nennen wir Ihnen gern die Konditionen für die kostenpflichtigen Einträge. Unsere Kontaktdaten finden Sie im Impressum dieser Ausgabe oder unter www.regjo-leipzig.de.

Metropolregion Mitteldeutschland Leiter der Geschäftsstelle Herr Reinhard Wölpert Schillerstraße 5, 04109 Leipzig Tel.: 0341 / 6001620, Fax: 0341 / 6001613 metropolregion@leipzig.de www.region-mitteldeutschland.com

Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland GmbH Geschäftsführer Herr Jörn-Heinrich Tobaben Schillerstraße 5, 04109 Leipzig Tel.: 0341 / 6001612, Fax: 0341 / 6001613 E-Mail: tobaben@mitteldeutschland.com www.mitteldeutschland.com

IMG Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH Am Alten Theater 6, 39104 Magdeburg Tel.: 0391 / 568990, Fax: 0391 / 5689950 welcome@img-sachsen-anhalt.de www.investieren-in-sachsen-anhalt.de

Stadt Leipzig Wirtschaftsförderung Ansprechpartner Herr Dr. Michael Schimansky Martin-Luther-Ring 4-6, 04109 Leipzig Tel.: 0341 / 1235810, Fax: 0341 / 1235825 wirtschaft@leipzig.de www.leipzig.de


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Stadtverwaltung Altenburg Referat Wirtschaftsförderung Ansprechpartner Herr Tino Scharschmidt Markt 1, 04600 Altenburg Tel.: 03447 / 594840, Fax: 03447 / 594809 tino.scharschmidt@stadt-altenburg.de www.investor-altenburg.de, www.altenburg.eu

Landkreis Harz Wirtschaftsförderung Sachgebietsleiter Herr Wilfried Strauch Dornbergsweg 2, 38855 Wernigerode Tel.: 03943 / 935816, Fax: 03943 / 935815 wirtschaftsfoerderung@kreis-hz.de www.kreis-hz.de

Stadtverwaltung Markkleeberg Wirtschaftsförderung Ansprechpartnerin Frau Kerstin Kaiser Rathausplatz 1, 04416 Markkleeberg Telefon: 0341 / 3533235, Telefax: 0341 / 3533148 kaiser@markkleeberg.de www.markkleeberg.de

Landkreis Saalekreis Wirtschaftsförderung Leiter Referat Landrat Herr Uwe Lehmann Domplatz 9, 06217 Merseburg Tel.: 03461 / 401005, Fax: 03461 / 401012 uwe.lehmann@saalekreis.de www.saalekreis.de

Stadtverwaltung Bautzen Wirtschaftsförderungsamt Ansprechpartnerin Frau Heike Raue Fleischmarkt 1, 02625 Bautzen Tel.: 03591 / 534592, Fax: 03591 / 534599 wirtschaftsfoerderung@bautzen.de www.bautzen.de

Wirtschaftsförderungsgesellschaft Jena mbH Geschäftsführer Herr Wilfried Röpke Markt 16, 07743 Jena Tel.: 03641 / 8730032, Fax: 03641 / 8730059 jenawirtschaft@jena.de www.jenawirtschaft.de

Stadt Schönebeck (Elbe) Amt für Wirtschaftsförderung und Tourismus Ansprechpartner Herr Ellert Markt 1, 39218 Schönebeck (Elbe) Tel.: 03928 / 710504 wifoe@schoenebeck-elbe.de www.schoenebeck.de

Stadt Halle (Saale) Wirtschaftsförderung Ansprechpartner Herr Dr. Heinz Friedrich Franke Marktplatz 1, 06108 Halle (Saale) Tel.: 0345 / 2214760, Fax.: 0345 / 2214776 wirtschaftsfoerderung@halle.de www.wirtschaft-halle.de

Burgenlandkreis Naumburg Weißenfels - Zeitz Wirtschaftsförderung Amtsleiter Herr Thomas Böhm Schönburger Straße 41, 06618 Naumburg Tel.: 03445 / 731308, wirtschaftsamt@blk.de Geschäftsführer WFG mbH Herr Günther Wienhold Tel.: 03442 / 261720, info@wfg-blk.de

Stadt Plauen Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing Ansprechpartner Herr Eckhard Sorger Unterer Graben 1, 08523 Plauen Tel.: 03741 / 2911800, Fax: 03741 / 29131800 eckhard.sorger@plauen.de www.plauen.de

Europastadt Görlitz-Zgorzelec GmbH Ansprechpartner Herr Christoph Ellsel Fleischerstraße 19, 02826 Görlitz Tel.: 03581 / 475712, Fax: 03581 / 475747 c.ellsel@europastadt-goerlitz.de www.europastadt-goerlitz.de

Wirtschaftsförderung Stadt Aschersleben Amtsleiter Herr Matthias May Markt 1, 06449 Aschersleben Tel.: 03473 / 958980, Fax: 03473 / 958920 wirtschaft@aschersleben.de www.aschersleben.de

Stadt Magdeburg Wirtschaft, Tourismus und regionale Zusammenarbeit Beigeordneter Herr Rainer Nitsche Julius-Bremer-Straße 10, 39090 Magdeburg Tel.: 0391 / 5402543, Fax: 0391 / 5402619 rainer.nitsche@ob.magdeburg.de www.ottostadt.de

Landkreis Leipzig Kreisentwicklungsamt Amtsleiterin Frau Gesine Sommer Stauffenbergstraße 4, 04552 Borna Tel.: 03433 / 2411050, Fax: 03437 / 984991050 gesine.sommer@lk-l.de www.landkreisleipzig.de

Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld mbH Andresenstraße 1 a 06766 Bitterfeld-Wolfen, OT Wolfen Tel.: 03494 / 638366, Fax: 03494 / 638358 info@ewg-anhalt-bitterfeld.de


Deutsches Rundfunkarchiv


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Ist Geld nicht alles? Geld ist so allgegenwärtig, dass die Vorstellung einer Wirtschaft ohne allgemeines Zahlungsmittel abwegig oder gar wie ein Rückschritt in die Steinzeit erscheint. In seiner langen Geschichte gingen Wirtschafts- und Geldkritik oft Hand in Hand und bedeuteten meistens Kritik am Zinssystem. Gerade in der Finanzkrise scheint es notwendig, vermeintliche ökonomische Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen. Auch in Mitteldeutschland gibt es Versuche eines Wirtschaftens ohne exponentielles Wachstum.


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Text: Tobias Prüwer, Franziska Reif

„Es fehlt an Geld, nun gut, so schaff es denn“ – der Kaiser klagt, Mephisto rührt die Druckerschwärze an und teilt – als Sicherheit für einen spekulativen Goldfund – Papiernoten aus. Eine solch einfache Lösung aller Geldsorgen ist gegenwärtig vielerorts gefragt, im Land der Helena ebenso wie in Fausts Gefilden. Dass Goethe gar hellseherisch die Blasenbildung einer Luftschlossökonomie beschrieb, da sind sich viele Autoren sicher. Und auch in Wagners anlässlich seines 200. Geburtstags wieder hervorgeholtem „Ring der Nibelungen“ wird der Mythos gegen den Mammon gestellt. Geldkritik ist also in aller Munde, schließlich ist ja auch Krise. Eine Welt ohne Geld scheint dabei heute schwer vorstellbar und doch brauchte es Jahrtausende, bis das Geld zur menschlichen Errungenschaft wurde. Von Tausch und Raub zum Handel Die lange Zeit anerkannte Konventionstheorie zum Ursprung des Geldes wird heute angezweifelt. Sie besagt, die Menschen hätten sich auf bestimmte Dinge als Medium für den Tauschhandel geeinigt, weil das praktischer sei, als immerzu halbe Kühe und sackweise Mehl mit sich zu führen. So einfach war es aber nicht. Man muss sich die Geldentwicklung vielmehr als langen Prozess vorstellen, wie der Tauschhandel selbst auch einer Entwicklung unterlag. Am Anfang des Tausches stand der Raub: Eine Gemeinschaft nahm von der anderen. Verkettet lässt sich dies als Geben und Nehmen verstehen. So bildete sich – vereinfacht erklärt – eine ritualisierte Tauschform heraus. An bestimmten Plätzen legten die Menschen einer Gemeinschaft Dinge fürs andere Kollektiv nieder, dieses hinterließ dann seinerseits Geschenke. Aus solchen Zeremonien resultierte der direkte Tauschhandel. Wie eng Diebstahl und Handel einst verknüpft waren, oder besser: dass Diebstahl eine frühe Form des Warenaustauschs war, kann man an der Merkur-Figur erahnen, der Patron der Diebe und Händler war. Im Deutschen haben „tauschen“ und „täuschen“ dieselbe Wurzel, „Handel“ und „Händel“ – Streit – ebenso. Ziel dieses Tausches war es, anderen nichts schuldig zu bleiben, was den Anthropologen David Graeber veranlasste, in seinem 2011 erschienenen Buch „Schulden: Die ersten 5000 Jahre“ den Kredit, also Forderung und Versprechen, an den Anfang der Ökonomie zu setzen. Das Geld selbst ging aus dem sakralen Bereich hervor, war zudem ein Statusanzeiger und lange Zeit nie bloßes Tauschmedium. Denn Wertgegenstände, magische Amulette, gravierte Stücke, Schmuck hatten mehr als nur eine Tauschfunktion. So verlieh Naturgeld – etwa Tierzähne oder vulvaförmige Muscheln – den Menschen besondere Kräfte. Als Tauschwertbemesser konnten so unterschiedliche Dinge dienen wie Kakaobohnen und Stoffe, Tiere, aber auch Menschen. Aus Metall gegossen – später in Münzform – kam das Geld dann allmählich zu seinen drei heutigen Funktionen: Tausch- und Zahlungsmittel, Recheneinheit und Wertaufbewahrungsmittel als vermeintliche Sicherheit gegen die Wechselfälle des Lebens – Geldhorten nicht aus Gier, sondern aus Angst. Die erste geprägte Münze tauchte vor 2.700 Jahren in Lydien auf. Fortan sollten es Metalle sein – hier insbesondere Gold und Silber –, die Form und Material des Geldes bestimmten, bis sich die werterhaltende und -steigernde Aura des Aurums mit dem Goldstandard im 19. Jahrhundert vollends durchsetzte. Jenes Metall, das immer auch schon Fluchtwert hatte – man versteckte es vor Invasoren, dem Fiskus, heute vor der Wirtschaftskrise –, definierte

ab dann den Münzwert. Zu dieser Zeit hatten sich auch die Papiernoten als Zeichengeld durchgesetzt. Erst 1971 kündigte Nixon die Dollar-Bindung ans Gold auf. Bis Plastik- und digitales Geld ihren Siegeszug antraten, brauchte es noch einige Krisen und Konjunkturen mehr. Eines ist bis heute gewiss: Hundertprozentige Sicherheit gibt es bei Geld- und Goldwert nie. Abstraktionswert und Alternativen „Soll man Geld ... als Gegenstand mit einem immanenten Wert, als Ware, Norm, Maßstab oder als Versprechen ansehen?“, fragte Bischof Berkeley bereits in den 1730ern. Und nicht nur ihm war der abstrakte Geldwert zu Zeiten bewusst, in denen ein bis heute als visionärer Nationalökonom gefeierter Adam Smith noch von Geld als Warenwert schrieb. Geld- wie Goldwert sind und waren nie eine absolute Größe, sondern abhängig von Nachfrage und Referenzwerten. Angesichts der Schwankungen kommt es immer wieder zur Suche nach alternativen Geldanlagen, seien es Whisk(e)ys und Weine, Kois und Kunst. Und auch das Notgeld, das selbst einst als Geldersatzmittel zum Einsatz kam (s. Fotostrecke und Infokasten), ist heute eine Sammlungsanlage. Der jeweilige Umgang mit Geld ist freilich auch immer von der Kultur und persönlichen Erfahrungen geprägt. Gut illustrieren lässt sich das am Vergleich von USA und BRD im 20. Jahrhundert: Während die einen ständiges Wirtschaftswachstum erlebten und steigenden Konsum und Wohlstand verzeichnen konnten, sahen die anderen verlorene Weltkriege, Wertverfall und Währungswechsel und hockten deshalb lieber auf dem Geld beziehungsweise der sicheren Anlage, statt es mit vollen Händen auszugeben. Gemeinsam wirtschaften, gemeinsam profitieren Geldanlagen können auch bedeuten, sich in gewisser Weise von Geschäften unabhängig zu machen, die zum Alltag eines jeden dazuzugehören scheinen. So müssen sich die Einwohner von Kleineichstädt im Saalekreis nicht mehr um Öl- oder Gaspreise sorgen. Der Querfurter Ortsteil kann ungeachtet der internationalen Preisentwicklung heizen. Dies ermöglicht eine Biogasanlage, in der Mist, Gülle oder Getreidereste verheizt werden. Die Abwärme des so entstehenden Stroms, eigentlich ein Nebenprodukt, fließt über eine Leitung in die Grundstücke des Dorfes. Da sich die Kosten für Heizung und Warmwasser auf diese Weise stabil halten lassen, dürften sich auch die für Anlage und Leitungen bald ausgleichen. Diese Kosten können einzelne Haushalte freilich nicht stemmen, weshalb sie von der eigens zu dem Zweck gegründeten Genossenschaft getragen wurden. Genossenschaften als Zusammenschlüsse von Privatpersonen oder Firmen wirtschaften gemeinsam im Sinne des kollektiven Ziels. Vorläufer dieser Idee sind Knappschaften, die gemeinsame Nutzung von Land und Ressourcen in einer Siedlung oder Zusammenschlüsse von Berufsgruppen zur Absicherung ihrer Mitglieder in Notlagen. Sie griffen zum Solidarprinzip als Schutz vor kommenden Widrigkeiten. Die erste gewerbliche Genossenschaft wurde 1847 im sächsischen Delitzsch gegründet, zeitgleich mit der Raiffeisen-Genossenschaft in Rheinland-Pfalz, die für hilfebedürftige Handwerker gedacht war. Dem Pionier der Volksbanken folgte drei Jahre später in Eilenburg eine Einzelhandelsgenossenschaft, die „Lebensmittelassociation“. Der in Teilen Sachsens und Sachsen-Anhalts etablierte Konsum arbeitet nach wie vor nach diesem Prinzip.


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Dass Geld nicht wertneutral ist, was Ökonomenkreise meist zugrunde legen, wird in der Wirtschaftskrise mehr als deutlich. Von der reinen Funktion als Zahlungsmittel ist Geld nämlich schon längst abgekommen, es hat eine Wertfunktion erhalten. Da es in sich selbst wertschöpfend ist, wird es angelegt und so dem Umlauf entzogen. Da verwundert es nicht, dass Kritik am Geld häufig auch mit Kritik an Zinsen verknüpft war und ist. Manch einer sah im Geld gar ein derartiges Grundübel, dass er nicht nur die Zinsen, sondern auch das Geld selbst abschaffen wollte. Eine solche Welt skizzierte etwa Thomas Morus (1478–1535) in „Utopia“. Derartige Überlegungen bilden sozusagen das Gegenprinzip zu zwei parallelen Prozessen: die aktuelle Abkopplung der Finanzmärkte von Warenproduktion, Dienstleistungen und sonstiger Wertschöpfung und die Integration sämtlicher Bereiche des Lebens – auch zum Beispiel wissenschaftliche Forschung oder soziales Leben – in ein System von Geldkreisläufen. Mit der Finanzkrise im Euroraum zeigt sich zudem die Verknüpfung von Finanzkreisläufen und Politik und dass Wirtschaftsräume schon lange nicht mehr auf den nationalen Rahmen beschränkt werden können, weil das Geld global unterwegs ist. Transparenter Markt, realer Wert Regionalwährungen sind ein Versuch, Zahlungsmittel und ihren Wert auf ein transparentes und überschaubares Maß zu bringen, den Geldfluss real zu machen. Tauschringe stellen die praktische Möglichkeit dar, diese negativen Effekte zu kompensieren. Die Idee ist nicht neu, es sind einige historische Beispiele bekannt. So wurden im Hochmittelalter Brakteaten als Zahlungsmittel eingesetzt, das mit einem gewissen Wertverfall verbunden war und somit zum Ausgeben animierte. In der österreichischen Gemeinde Wörgl versuchte man 1932 der allgemeinen Not durch ein eigenes Zahlungsmittel zu begegnen. Die ersten Fortschritte wurden zunichte gemacht, als dieses Unterfangen von staatlicher Seite verboten wurde. Inspiriert wurde das „Experiment“ vom Kaufmann Silvio Gesell (1862–1930) und seiner Idee des Schwundgelds. Robert Owen gründete 1832 eine Arbeitsbörse, in der Dinge für ihren in Stunden gemessenen Arbeitsaufwand getauscht wurden – sie endete im Bankrott. Jeder kann was Tauschringe sind ein Weg, Bartergeschäfte ein anderer, Waren oder Dienstleistungen zu handeln oder zu tauschen, ohne Geld in Fluss zu bringen. Finden sich mehrere Menschen zusammen, kann eine Art Kreis entstehen, bei dem Gegenstände, Fertigkeiten und Kenntnisse getauscht werden, wie es sicher jeder im Kleinen aus dem Alltag kennt: Fürs Haareschneiden gibt’s einen Rührkuchen, der Umzugshelfer bekommt ein Mettbrötchen und für den nächsten Urlaub das Zelt verliehen, die PC-Retterin freut sich über ein gutes Buch. Tauschringe erleben in Deutschland seit den 1990ern einen Boom, derzeit soll ihre Zahl dreistellig sein. Einer der ersten war der 1992 gegründete und inzwischen wieder eingestellte „döMak“-Tauschring in Halle. 1994 besorgte ein Kongress in Dessau der Idee einen gewissen Aufwind: Unter dem Titel „Wirtschaft von unten – People’s Economy“ trafen sich 600 internationale Teilnehmer; Gruppen aus den USA, Großbritannien oder den Niederlanden stellten sich vor, im Anschluss gründeten sich weitere Tauschpro-

jekte im deutschsprachigen Raum. Elke Cichosch vom Tauschring Dresden zählt die Beweggründe der Mitglieder auf: „andere Leute treffen, sich austauschen und den kleinem Geldbeutel kompensieren“. Beim monatlichen Markttag können Waren ausgetauscht werden, außerdem gibt es immer ein Thema, das meist mit einem Vortrag gekoppelt ist, zum Beispiel Tipps für den Garten oder Rezepte. Vielen der etwa siebzig Mitglieder des Dresdner Vereins geht es also darum, am Leben teilzuhaben, obwohl sie nicht viel Geld haben. Bieter und Suchende finden in der Marktzeitung zusammen, die auf Papier und online eingesehen werden kann. Die Tauschgeschäfte werden verbucht und in „Talenten“ verrechnet. Mit solch einer Äquivalenzeinheit arbeiten viele Tauschringe, um die Leistungen oder die dafür eingesetzte Zeit gegeneinander verrechnen zu können, der Batzen des Leipziger Tauschrings ist etwa an den Euro angelehnt. Der Begriff „Talente“ unterstreicht den Fokus auf die menschlichen Potenziale. In Dresden gilt, dass zehn Talente einer Stunde entsprechen. Dies ist auch in Jena der Fall. Dort ist das Ziel der meisten Mitglieder ebenfalls, Dinge erhalten zu können, die sie sich in Euro nicht leisten könnten. Erika Glüheisen vom Tauschring Jena erzählt: „Gerade Kleinigkeiten wie Haareschneiden oder Hosenändern sind nicht gerade erschwinglich.“ Deshalb kann der Verdacht der Schattenwirtschaft kaum aufrechterhalten werden: „Der materielle Hintergrund ist marginal, es wird nicht unternehmerisch nachhaltig gearbeitet“, fasst Cichosch zusammen. Zudem vermag es die punktuelle gegenseitige Hilfe wie Pflanzenpflege gegen Kinderbetreuung nicht, Unternehmen vom Markt zu drängen oder zu ersetzen. Allerdings gibt es Dienstleistungen, die man nur auf einem bestimmten professionalisierten Level ausführen kann oder bei denen das Standesrecht beachtet werden muss. Nicht jeder kann Rechtsberatung oder Massagen anbieten. Obwohl Mitstreiter immer willkommen sind, mussten in Jena wie in Dresden Mitglieder aus anderen Gründen abgelehnt beziehungsweise ausgeschlossen werden: „Manch einer denkt, er kann sich eine kostenfreie Putzfrau bestellen, ohne jemals eine Gegenleistung zu erbringen“, so Cichosch. Entgegen des landläufigen Verdachts ist es also nicht das Geld allein, das zur Unmoral verführt. Die bei den Tauschringen erbrachten Leistungen werden über Guthabenkonten miteinander verrechnet, kleine Mitgliedsbeiträge decken laufende Kosten. Das als Ursache für wirtschaftliche Stagnation angesehene Horten soll bei einigen über eine Umlaufsicherungsgebühr vermieden werden, das Soziale wird über Treffen, Markttage oder eine gemeinsame Zeitung hergestellt. Die promovierte Ökonomin Eva-Maria Hubert forscht seit Jahren zum Thema Tauschringe und Komplementärwährungen und kommt zu dem Schluss, dass den Tauschringen, trotz der Unterschiede zwischen den jeweiligen Gruppen, folgende Prinzipien gemeinsam sind: Gegenseitigkeit und Eigenverantwortung, Wohlfahrtssteigerung, lokale Bindung, Komplementärwährung und Zinslosigkeit. Regiogeld für regionale Wertschöpfung Talente, Taler oder Batzen: Nicht immer findet das Tauschen also ohne eine Art Währung statt, teilweise existiert das Äquivalent nicht nur fiktiv. Ungefähr fünfzig solcher Regionalwährungen gibt es in Deutschland, in Mitteldeutschland beispielsweise den Regio in Brandenburg und Sachsen-Anhalt, den Elbtaler in der Region Dresden, die Landmark in Südthüringen, den Lausitzer oder den Lindenthaler in der Region Leipzig/Halle. Im sachsen-anhaltinischen


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Güsen konnte mit dem dortigen Urstromtaler die Gründung eines Fördervereins der Feuerwehr ermöglicht werden, für die die Euros fehlten. Mit dem sächsischen Zschopautaler wurden Solardächer gekauft und installiert und die erste Bürgersolarstromanlage in Magdeburg wurde ebenfalls teilweise mit Regionalgeld bezahlt. Um eine regionale Währung zu etablieren, müssen möglichst viele Mitstreiter gewonnen werden. Während in Tauschringen unter Privatpersonen und beim Bartern unter Geschäftsleuten gehandelt wird, kann das Regionalgeld beide Gruppen miteinander verbinden. Den Akteuren geht es beim Regionalgeld im Sinne ihres regionalen Handelns auch darum, dass Dienstleister und Produzenten ihre Waren in der näheren Umgebung absetzen können und nicht auf lange Transportwege inklusive der dazugehörigen Logistik angewiesen sind. Diese regionalen Wirtschaftskreisläufe können gerade für kleine und mittlere Unternehmen von Vorteil sein und generieren zudem regionale Wertschöpfung. Regionale Probleme regional lösen Aus Sicht der meisten Ökonomen sind Tauschringe und Regionalwährungen unsinnig und lassen sich höchstens als Mittel der Regionenvermarktung verstehen, sozusagen als PR-Gag. Entsprechend werden sie in der einschlägigen Literatur höchstens am Rande erwähnt, als Notiz zur eigentlichen Wirtschaft. Schließlich beruhe das derzeitige überregionale Wirtschaftssystem auf der Arbeitsteilung unter vielen Personen und Institutionen, die auf regionaler Ebene nicht zu leisten sei, von der aber alle profitierten. Wenn diese Art des Wirtschaftens Nachteile bringe, etwa lange Transportwege

für die Umwelt, dann könnten diese auch innerhalb des Systems reguliert werden. Außerdem könnten Komplementärwährungen eine gesetzliche Währung nicht ersetzen, weil dafür nicht genügend Geldmenge vorhanden sei. Für Margrit Kennedy und Bernard Lietaer dagegen bedeutet Regiogeld, dass Regionen entsprechend ihrer lokalen und sozialen Spezifika handeln und somit auch Probleme in Griff bekommen können. Die in Chemnitz geborene Architektin, Ökologin und Währungsexpertin und der Finanzexperte befassen sich seit über zwei Jahrzehnten unter anderen mit Komplementärwährungen. Ihnen zufolge wird damit letztlich die Finanzkraft der Region gestärkt, weil das Geld im Idealfall dort – innerhalb eines geschlossenen Wirtschaftssystems – verbleibt. Dies setzt freilich voraus, dass die Struktur vor Ort solch geschlossene Strukturen zulässt, die Region also in der Lage ist, sich selbst zu versorgen. Eine derartige Stärkung der regionalen Wirtschaft hat der mitteldeutsche Barterring im Sinn. Diese Kombination aus Regiogeld, privatem Tauschkreis und gewerblichem Barter-Ring ist ein Modell der Initiative Dessau, an dem einige hundert Menschen teilnehmen. Die Verbindung zu anderen Barterringen soll auch überregionalen Warentausch ermöglichen. Inwiefern der Ring erfolgreich ist, konnte bis Redaktionsschluss nicht ermittelt werden: Die Webseite liegt brach, das Telefon ist nicht besetzt. Für die nächsten Jahre sagt Kennedy im Gespräch mit der Journalistin Kathrin Lasch eine Serie von „Pleiten, Pech und Pannen“ voraus, die nur verhindert werden könnte, wenn das Finanzsystem international auf andere Grundlagen als auf zu verzinsende Kredite gestellt wird, um mit der

nicht exponentiell wachsenden Realwirtschaft auf Augenhöhe zu sein. Kennedy und Lietaer fordern dabei keineswegs, dass Regiogeld das konventionelle Finanzsystem ablöst, sondern sie können sich vorstellen, dass mehrere Geldsysteme parallel existieren. So konnten Regionalwährungen dabei helfen, aus Elendsvierteln in Brasilien eben dieses Elend zu vertreiben, indem Konsum, Produktion und Vertrieb lokal konzentriert werden, während gleichzeitig der Real weiterhin seine Gültigkeit besaß und besitzt. Im Kleinen können also Tauschringe und Komplementärwährungen ökonomische Gewissheiten infragestellen. Soweit, dass sie die Notenbank in Gefahr bringen würden, sind sie aber freilich noch lange nicht.

Aus der Not geboren Im Ersten Weltkrieg wurden die Reichsgoldmarkmünzen, Silbernominale sowie Kupferund Nickelkleingeld nach und nach für die Kriegswirtschaft eingezogen. Zudem kam es zur rasanten Geldentwertung. Die aus dem Zahlungsverkehr verschwundenen Münzen machten Geldersatzmittel notwendig. Einer ersten Notgeldausgabe 1914 folgten mehrere Wellen, die sich bei der Gestaltung der Scheine mehr bemühten. Regionale Sagen, Anekdoten aus der Stadtgeschichte und anderes Lokalkolorit fanden sich auf den Scheinen, die bald schon Sammlerbegehr weckten. Mit der Hyperinflation 1923 verschwanden sie aus dem Zahlungsverkehr.


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Vom Sparschwein zum Sparbuch „Spare in der Zeit, so hast du in der Not“: die Geschichte des Sparens zeigt, dass den Menschen schon immer daran gelegen war, etwas auf die Seite zu legen – sei es Geld oder Getreide.


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Vertrat die Meinung, dass ein einfaches Leben und der Verzicht auf Luxusgüter die richtige Lebensführung darstellen: Franz von Assisi (1181/81–1226).

Text: Armin Höhling Bild: Zenodot Verlagsgesellschaft mbH

„Biedermeier!“ Bettina Kubasch klatscht begeistert in die Hände. „Ohne Hammelkeulen-Ärmel ist es eher eine sparsame Ausführung des Modestils“, fügt sie hinzu und zeigt auf eine Dame im schwarzen Kleid. Zum 22. Mal findet das Wave-GotikTreffen in Leipzig statt. Ausgefallen sind die Kostüme, die während der Auftaktveranstaltung, dem Viktorianischen Picknick, getragen werden. Kubasch nickt anerkennend. Die Studentin für Finanzmanagement schwänzt dafür die Vorlesung. Viele Modeepochen sind vertreten. Besonders beeindruckt ist Kubasch von einem Pärchen im pompösen Barock-Dress. Leicht lakonisch bemerkt sie, dass sie für diese Bekleidung noch etwas sparen müsse. „Sparsamkeit gehört seit eh und je zur menschlichen Kulturgeschichte“, fügt sie hinzu und lacht. Zu diesem Thema habe sie eine Hausarbeit schreiben müssen und die volle Punktzahl erhalten. Geld kann man nicht essen Bis in das 18. Jahrhundert hinein spielte Kapital in Form von Geld bei den meisten Menschen kaum eine Rolle. Wichtiger war es, Getreide- oder Lebensmittelvorräte für schlechte Zeiten anzulegen. Die Familie sollte allzeit versorgt bleiben. Schon der Athener Xenophon hatte in seiner um 360 v.u.Z. geschriebenen Hauswirtschaftslehre festgehalten, dass „Sparsamkeit Nutzen in Haushalt und Landwirtschaft bringe“, weiß Kubasch zu erzählen. So brachten die Griechen ihr Vermögen in das Schatzhaus des Tempelbezirks oder füllten zu Hause eine Thesauros genannte Spardose. Sie ist Namensgeberin des späteren Wortes „Tresor“. „Nach den monetären Exzessen des römischen Kaisers Nero“, fährt Kubasch fort, „wurden die antiken Tugenden von Besonnenheit und maßvollem Umgang mit den Gütern der Welt in die christliche Lehre aufgenommen.“ Um 1200 besann sich Franz von Assisi auf ein einfaches Dasein, das im 15. Jahrhundert Girolamo Savonarola, der wohl berühmteste Prediger der

„Einfachheit des christlichen Lebens“, als Antwort auf die Verschwendungssucht der Medici propagierte. Fanatisch ließ er Luxusartikel öffentlich verbrennen. Zur Zeit der Reformation rückte der einzelne Haushalt in den Vordergrund. „Luther hat davon gesprochen, dass ‚Sparsamsein das beste Einkommen‘ ist“, erinnert sich die Studentin ihres Aufsatzes. Die Aufgabe des Sparens sei der Hausfrau zugefallen, die durch Umsicht den Fortbestand der Familie sichere und dadurch zugleich eine gesellschaftliche Aufwertung erhielt. „Das ist kaum mehr nachvollziehbar“, sagt Kubasch nachdenklich. Das von Goethe so betitelte „evangelische Gesetz der Sparsamkeit“ habe hier einen Ausgangspunkt. Auf den Hund kommen Was in der Antike als kleiner Tresor galt, ist seit dem späten Mittelalter als Spartopf im Norden und als Sparkrug im Süden des deutschen Kulturraums sowohl sprachlich als auch gegenständlich nachgewiesen, erläutert die angehende Finanzmanagerin. Eine vornehmere Bezeichnung sei „Sparkästchen“ gewesen, das sich auch als Extrafach in großen Geldtruhen fand. Wer auf diesen sprichwörtlichen „Hund“ kam, konnte sich nur noch mit Notgroschen seine kärglich gewordene Existenz sichern. Als Kind habe sie natürlich eine Büchse in Gestalt eines Schweins gehabt. Früher als Fruchtbarkeitssymbol verehrt, erhielt das Tier erst in der Barockzeit seinen Status als Glücksbringer. „Das über die Jahrhunderte entstandene verschiedenartige Design ist kaum zu überblicken“, fügt Kubasch hinzu. Es reiche von einfachen und kunstvoll verzierten Blechbüchsen über Porzellanpokale bis hin zu narrativen Motiven mit mechanischen Vorrichtungen. Die Idee vom Sparen im Sinne individueller Daseinsvorsorge wurde im 18. und 19. Jahrhundert immer wichtiger. Seit den Anfängen der Industriellen Revolution verlor das soziale Gefüge der alten Ordnung an Bedeutung. Kubasch philosophiert: „Die Grundherrschaften auf dem

Land hatten zwar den Einzelnen in der Freiheit beschränkt, ihm jedoch Sicherheit geboten. Die Zünfte in der Stadt verloren bezüglich der Kranken- und Altersvorsorge ebenso an Einfluss.“ Dagegen formierten sich Kapital und Arbeit neu. Die Maschinenkultur schuf neue Berufsgruppen und eine neue Form von Armut. Sparbücher gegen die Armut Um dieser Situation entgegenzuwirken, wurden Mechanismen zur Selbsthilfe entwickelt. In mehreren Wellen gründeten sich Sparkassen. Kubasch entsinnt sich: Hamburg 1778, Wien 1819, Leipzig 1826. Das institutionelle Buchsparen löste das häusliche Sparschwein ab. „Durch die fachgerechte Geldmehrung ließen sich die neuen Lohnempfänger, deren Existenz stets als unsicher galt, nicht nur zur Selbstverantwortung animieren“, erklärt sie weiter, „sondern auch einer sozialen Disziplinierung unterwerfen.“ Denn Eigentum hatte einen systemstabilisierenden Effekt. Sparsamkeit wurde zum Erziehungsideal. In den 1930er Jahren wurden „Volksgenossen“ mit wortgewaltigen Versen dazu aufgerufen: „Jede ersparte Mark macht Deutschlands Wirtschaft stark.“ Ein großer Teil floss in die Rüstungs- und Kriegsfinanzierung, ergänzt die Studentin. Kubaschs Großmutter habe ihr erstes Sparbuch ein Leben lang im Nachtschrank aufbewahrt und stets einen Satz daraus zitiert: „Kisten und Kasten füllen sich, ist die Hausfrau wirtschaftlich.“ Nichts anderes hatte Xenophon bereits 2.000 Jahre früher gelehrt. Mit Blick auf die irdischen Ressourcen ist Sparsamkeit heutzutage sogar wieder eine Tugend geworden. Bei welchem Institut Kubasch ihr Geld arbeiten lässt, verrät sie nicht. Es gebe auch andere Wege der Geldmehrung, sagt die Finanzmanagerin in spe und lacht, denn auf dem 23. Wave-GotikTreffen möchte sie in einem Barock-Kleid auftreten.



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Markus Brütsch, Vorstandsvorsitzender der Fundsters AG.

Risikofinanzierung durch Crowdinvesting Crowdfunding- und Crowdinvesting-Plattformen schießen derzeit wie die Pilze aus dem Boden. Eine der jüngsten ist die Fundsters AG, die auf ein innovatives Geschäftsmodell setzt. Text: Dörthe Gromes Fotografie: Fundsters AG

Was 2008 in den USA mit der Plattform kickstarter.com begann, ist mittlerweile auch in Deutschland angekommen: Die Finanzierung von Projekten durch Crowdfunding. Es gibt Plattformen mit einem regionalen Fokus (Berlin Crowd) oder solche mit einem besonderen Thema wie Sciencestarter (Wissenschaft) und Krautreporter (Journalismus). Das Prinzip ist jeweils dasselbe: Die Projekte werden vorgestellt, viele Menschen geben kleine Beträge und bekommen dafür eine vom Projektinitiator angebotene Gegenleistung. Die Finanzierung kommt nur zustande, wenn eine festgelegte Summe innerhalb einer bestimmten Zeit erreicht wird. Finanzierung abseits der üblichen Wege Das Bedürfnis ist groß, Projekte zu finanzieren, ohne auf die üblichen Geldgeber wie Stiftungen, öffentliche Hand oder Banken zurückzugreifen. Das betrifft neben NonProfit-Projekten vor allem Start-ups. „Für Unternehmensgründer ist es hierzulande

schwierig, Geld für die Umsetzung ihrer Ideen zu generieren“, sagt Markus Brütsch, Vorstandsvorsitzender der in Meerbusch ansässigen Fundsters AG. Brütsch ist Absolvent der Handelshochschule Leipzig. Zusammen mit drei Partnern gründete er im vergangenen Jahr die Fundsters AG, seit Dezember ist die Plattform online. Es können sowohl NonProfit- als auch Profit-Projekte beworben werden. Als bislang einzige deutsche Crowdinvesting-Plattform hat Fundsters einen von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin gebilligten Verkaufsprospekt. Damit können Start-ups über die Plattform Eigenkapitalfinanzierungen von mehr als 100.000 Euro erhalten, ohne dass sie dafür einen eigenen gesetzlich vorgeschriebenen Verkaufsprospekt erstellen müssen. Darüber hinaus fungiert die Plattform als Treuhänder zwischen Unternehmen und Investoren. So schließen die Start-ups keine Einzelverträge mit den Investoren, sondern nur mit der Fundsters Venture Capital GmbH, einem Tochterun-

ternehmen der Plattform. Das reduziert den Verwaltungsaufwand für die Firmen und erleichtert den zukünftigen Einstieg weiterer Investoren. Konkurrenz unter den Plattformen Die Crowdfunding-Plattformen finanzieren sich darüber, dass sie einen gewissen Prozentsatz der Finanzierungssumme als Gebühr veranschlagen, meist zwischen fünf und zehn Prozent. „Wir rechnen damit, dass sich die Plattform innerhalb von zwei Jahren selbst trägt“, so Brütsch. Selbsternannter Marktführer ist die Dresdner Plattform Seedmatch, die nach eigenen Aussagen bislang 42 Projekte mit einem Gesamtvolumen von über 6,5 Millionen Euro finanziert hat. Da hat die Fundsters AG noch einiges aufzuholen. Doch Markus Brütsch ist optimistisch: „Crowdfunding ist kein Strohfeuer, der Bedarf für diese Art der Finanzierung ist da.“ www.fundsters.de


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Sieht die mitteldeutschen Potenziale vor allem zwischen den Clustern: Dr. Manfred Kirchgeorg, Professor an der Handelshochschule Leipzig.

Mittelstand vor neuen Herausforderungen

Der mitteldeutsche Mittelstand muss über Bundesgrenzen hinausdenken. Nachhaltigkeit und Mittelstandsfinanzierung waren außerdem unsere Themen mit Prof. Dr. Manfred Kirchgeorg, Inhaber des Lehrstuhls für Marketingmanagement an der Handelshochschule Leipzig. Text: Armin Höhling Fotografie: HHL Leipzig Graduate School of Management

Angesichts von Katastrophen wie das Hochwasser in diesem Frühjahr tritt der inzwischen fast schon inflationär gebrauchte Begriff der „Nachhaltigkeit“ wieder ins Bewusstsein und wird mit neuem Inhalt gefüllt: Es wird verstärkt darüber nachgedacht, wie sich solche verheerenden Vorkommnisse vermeiden lassen. Auch Manfred Kirchgeorg bestätigt, dass der Begriff zwar abgenutzt, aber nach wie vor aktuell ist. Kirchgeorg leitet den Lehrstuhl für Marketingmanagement an der Handelshochschule Leipzig (HHL). Die Gelder, die zur Beseitigung von Schäden in einem Ausmaß von gegebenenfalls 20 Milliarden Euro aufgebracht werden müssten, fehlten für innovative und soziale Zwecke. „Das kurzfristige Denken geht somit zu Lasten der zukünftigen Wohlfahrt“, fügt der Professor hinzu. Die Frage des nachhaltigen Wirtschaftens verfolgt die Hochschule seit ihrer Wiedergründung 1992. Ihr Anspruch ist es, effizientes und verantwortungsvolles Handeln miteinander zu verbinden. Dies gelänge, denn viele der Absolventen gründeten

eigene Unternehmen, unterstreicht Kirchgeorg. Zudem sei erkennbar, dass die Finanzkrise Studenten und Professoren sensibilisiert habe. Clusterbildung trägt Früchte In einer Studie über die Wettbewerbsfähigkeit Mitteldeutschlands, die Kirchgeorg im Dezember 2011 erarbeitet hat, wird gezeigt, dass die größten Innovationspotenziale für die Unternehmen und den Standort „zwischen“ den Clustern liegen. Die Anfang 2000 vorangetriebene Strategie der Vernetzung und Clusterbildung in vielen Bereichen trage jetzt Früchte. „Hier gilt es, auch in den nächsten Jahren am Ball zu bleiben“, sagt Kirchgeorg. Als Erfolgsbeispiel könnten sogenannte Smart Specialisation Cluster genannt werden. Beispielsweise versuche das „BioEconomy-Cluster“, ein vom Bundesforschungsministerium gefördertes Spitzen-Cluster in Mitteldeutschland, vielfältigste Branchen miteinander zu verbinden.

Innovationsstrategien fördern Freilich muss auch der Mittelstand weiterhin ernst genommen werden. Der Marketingstratege weiß, dass bei Neuinvestitionen vielfach bis zu 50 Prozent Eigenkapital zum Einsatz kommen. „Das ist solide“, sagt Kirchgeorg und ergänzt, dass aber auch Fremdkapital wichtig sei. Denn Wachstums- und Innovationsstrategien erfordern eine größere Kapitalbasis. Vielfach berichten kleinere Betriebe im Osten der Republik davon, nur schwer Risikokapital für Innovationsprozesse zu bekommen. Kirchgeorg ist kein Finanzexperte, jedoch könnte er sich vorstellen, dass Innovationsallianzen eine Hilfestellung bieten, um Kräfte zu bündeln. Gerade die Förderung der Vermarktungsprozesse von Innovationen sei ein Hebel, um Positionen im Wettbewerb nachhaltig auszubauen. Dann heißt es am Ende auch nicht „Land unter“. www.hhl.de


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Wenn wenig viel helfen kann Auch in der westlichen Welt können Mikrokredite große Hilfe leisten. Gerade Jung- und Kleinunternehmern nützt diese Unterstützung. Text: Tobias Prüwer, Franziska Reif Fotografie: Regine Schöttl - Fotolia.com

Zweiradmechaniker Manuel Schmidt trug sich mit dem Gedanken, in einer mitteldeutschen Kleinstadt selbst eine Werkstatt zu eröffnen. Ein passendes Ladengeschäft war schnell gefunden. Er benötigte nur noch Werkzeug und Ausstattung. Das kostete allerdings Geld, das Schmidt nicht hatte. Schmidt ist kein Einzelfall. Ob Puppenspieler, Kurierfahrer oder Friseurmeisterin: Gerade für junge Menschen, ohne Sicherheiten oder arbeitslos, dafür mit einem guten Konzept im Kopf, ist die Finanzierung regelmäßig eine hohe Hürde. Dies gilt auch dann, wenn sie zunächst nur eine Büroausstattung oder Gerätschaften benötigen, sprich, die notwendigen Mittel sich in einem vergleichsweise kleinen Rahmen bewegen. Laut Kreditanstalt für Wiederaufbau geht es für die knappe Mehrzahl der Gründer um Beträge unter 5.000 Euro. Bei einer Bank brauchen sie – auch wegen der Geringfügigkeit der Summe – dennoch nicht anzuklopfen. Die Hälfte der Existenzgründer hat Finanzierungsprobleme Jüngst berichtete die IHK Thüringen, dass rund die Hälfte der Existenzgründer Probleme bei der Finanzierung hat. Für solche Fälle gibt es den Mikrokreditfonds Deutschland. Er beläuft sich auf hundert Millionen Euro aus dem Haushalt der Bundesregierung und dem Europäischen Sozialfond. Die Zahl der Mikrofinanzinstitute beläuft sich derzeit bei über fünfzig, seit 2010 wurden in der Bundesrepublik mehr als 12.000 Kredite vergeben. In Mitteldeutschland werden oft erstmalig bis zu 10.000 Euro zur Verfügung gestellt, zu einem Zinssatz bis zu 8,9 Prozent und bei einer Laufzeit von maximal fünf Jahren.

Schnelle Popularität Die Darlehen für Klein- und Jungunternehmer haben sich in der westlichen Welt seit den 1980ern verbreitet. Auch in Mitteldeutschland erfreut sich das Modell großen Zulaufs. Laut Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Leipzig etwa wurden im Jahr 2012 23 Kredite vergeben, darunter fünf Folgekredite. Auch wenn es für die Verwendung des Geldes kaum eine Beschränkung gibt, weiß man beim Amt, wofür es meist benötigt wird: „Sehr häufig wird Wareneinkauf mit dem Kredit vorfinanziert, vielfach unterstützt er eine Auftragsvorfinanzierung, Werbemaßnahmen, Weiterbildung, Büroausstattung, Ladeneinrichtung oder andere Ausstattung“. Was für manchen Antragsteller als beschwerlich empfunden wird, ist die Benennung von Bürgen. Dies ist allerdings dem Modell geschuldet, bei dem die Bürgen aus dem sozialen Umfeld die Sicherheit herstellen. Probleme müssen keineswegs selbstverschuldet sein: Säumigkeit der Auftraggeber, eine unvoraussehbare Entwicklung am Markt oder Krankheit können die pünktliche Ratenzahlung erschweren. „In solchen Fällen werden individuelle Gespräche geführt und wir bieten Lösungsmöglichkeiten an, zum Beispiel eine Tilgungsaussetzung oder eine Ratenreduzierung“, so das Amt für Wirtschaftsförderung.

www.dmi.de


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Dank eines Mikrokredits konnte Betty Aute aus Uganda in Werkzeug investieren. Nun kann sie sogar das Schulgeld für ihre Nichte zahlen.

Aus der Region in die Welt Wenn die Armen dieser Welt in Not geraten, dann hilft ihnen keine Bank weiter. Menschen aus unserer Region springen ein und geben Männern und Frauen in Entwicklungsländern eine Chance. Text: Kai Becker Fotografie: Opportunity International

Mühevoll versucht Betty Aute die harten Schilfhalme zu durchtrennen. Mit dem Schilf stellt sie Matten her, für das Einkommen ihrer achtköpfigen Familie aus Uganda. Aute braucht dringend Geld, um sich neue Messer und Äxte kaufen zu können, sonst wird die ganze Familie Hunger leiden müssen. Sie hat Glück: Hierzulande gibt es Menschen, die mit einer Geldspende aushelfen. Als Vermittler wirken dabei Hilfsorganisationen, die Armut mit den Spendengeldern effektiv bekämpfen – als Hilfe zur Selbsthilfe in Form von Mikrokrediten. So gibt beispielsweise Opportunity International Deutschland Menschen wie Aute eine Chance. Damit aus dem Geldsegen keine Last wird, erhalten sie begleitende Schulungen zu Themen, die die jeweilige Tätigkeit optimal unterstützen. Solidarisch in einer gemeinsamen Welt Eine von ihnen ist Doris Claßen. „Ich habe Glück gehabt, dass ich auf der Sonnenseite geboren wurde“, sagt die Unternehmensbe-

raterin, die 2008 nach Leipzig gezogen ist. Für sie Grund genug, „einen Teil des Glücks weiterzugeben, nicht zuletzt in Form von Geldspenden“, mit denen sie die Arbeit von Opportunity unterstützt. Aus Nächstenliebe handelt Barbara Nafziger aus Chemnitz: „Gerade weil wir in einem reichen Land leben, sollten wir an die denken, die es nicht so gut getroffen haben.“ Wie Claßen nach Afrika flog die vierfache Mutter nach Asien, um sich persönlich von der Wirksamkeit der Hilfsprojekte zu überzeugen. Auch in Asien gibt es also viele Männer und Frauen, deren Leben sich mit etwas Unterstützung nachhaltig verändern lässt. Geschehen ist dies bereits der Inderin Sheela Shantakumari. Sie lebte mehr schlecht als recht vom Verkauf von Saris. Gerne hätte sie ihr Geschäft auf eine breitere Grundlage gestellt, doch dazu fehlten die finanziellen Mittel. Eine Veränderung trat erst ein, als ihr Freunde von Opportunity erzählten – sie bewarb sich erfolgreich um Förderung: Die örtlichen Mitarbeiter glaubten an ihr unternehmerisches Geschick und vertrauten ihr

die zur Geschäftserweiterung benötigten Mittel leihweise an Armut ist weiblich Opportunity unterstützt insbesondere Frauen, weil diese zu siebzig Prozent die Armen der Welt verkörpern. Shantakumari, Aute und ihre Familien profitieren nachhaltig von dem Kredit und den begleitenden Schulungen. Dank der professionellen Begleitung ist die Rückzahlung der geliehenen Starthilfe in der Regel kein Problem, ganze 95 Prozent aller Kredite werden wieder zurückgezahlt. Die rückfließenden Gelder verbleiben im jeweiligen Entwicklungsland und werden in Form neuer Kredite an Menschen in Not vergeben, so dass weitere Arme von diesem Geldkreislauf profitieren. Ganz im Sinne von Barbara Nafziger und Dorit Claßen, die wissen, dass ihre „Spende zirkuliert, nicht irgendwo versinkt, sondern mehr oder weniger recycelt wird“. www.oid.org


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„Für die Verwendung gibt es kaum Beschränkungen“ Mit dem Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung der Stadt Leipzig, Herrn Dr. Michael Schimansky, sprachen wir über die Mikrofinanzierung in Leipzig und über die Vorteile von Mikrokrediten. Text: Steffi Emde Fotografie: Mahmoud Dabdoub

Aus welchen Branchen stammen die Menschen, die bei Ihnen Mikrokredite beantragen? Aus dem Handwerk, Dienstleistung, Handel, Gastronomie und aus freien Berufen. Wofür benötigen sie die Finanzierung? Sehr häufig wird Wareneinkauf mit dem Kredit vorfinanziert, vielfach unterstützt der Kredit eine Auftragsvorfinanzierung, Werbemaßnahmen, Weiterbildung, Büroausstattung, Ladeneinrichtung, Computer und andere technische Ausstattung. Der Vorteil des Kredites ist, dass es kaum Beschränkung für die Verwendung gibt. In welchen Dimensionen erfolgt die Mikrokreditvergabe in Leipzig? Bisher war die Vergabe der Mikrokredite jährlich gleichbleibend mit rund 40 Krediten, von Mai 2010 bis Juni 2013 wurden insgesamt 72 Mikrokredite vergeben. Das insgesamt ausgereichte Kreditvolumen beträgt 337.050 Euro. Wir würden uns freuen, wenn mit diesem Interview zusätzliche Nachfrage entsteht. Sind die Mikrokredite ein Instrument zur Förderung der Wirtschaft in der Stadt? Die Beschaffung von Fremdkapital in geringer Höhe ist für kleine Unternehmen schwierig. Insbesondere Unternehmensgründer aus der Arbeitslosigkeit haben erhebliche Probleme, kleine Darlehen zu erhalten. Die geförderte Vergabe von Mikrokrediten ermöglicht neu gegründeten und bestehenden kleinen Unternehmen die Finanzierung und Verwirklichung ihrer Geschäftsidee. In vielen Fällen hat eine Unternehmensgründung die Arbeitslosigkeit beendet. Das Mikrofinanzierungsprogramm ist also ganz klar ein Instrument zur

Förderung von Kleinstunternehmen, die wachsen können und Wirtschaftswachstum auf allen Ebenen ist wichtig für die Region Leipzig. Wie gehen Sie mit Zahlungsausfällen um? Unsere Kreditnehmer müssen sich jeden Tag unternehmerischen Herausforderungen und Problemen stellen, die sich gelegentlich auf die Rückzahlung des Mikrokredites auswirken. So können z.B. Zahlungsverzug bei den Auftraggebern, Probleme in der Entwicklung des Geschäftes oder auch persönliche Gründe wie Krankheit eine pünktliche Zahlung der monatlichen Raten gefährden. In solchen Fällen werden individuelle Gespräche geführt. Wir unterstützen die Kreditnehmer auch dabei, die eigentliche Ursache für die jeweiligen Zahlungsprobleme zu beheben, z.B. durch einen Unternehmensberater. Warum haben Sie Vertrauen in Menschen ohne Sicherheiten, die Banken aber nicht? Anders als bei Banken stehen bei uns nicht die Unternehmen mit ihren Renditeversprechen, sondern unternehmerische Menschen im Mittelpunkt. Wir vertrauen den Bürgern in Leipzig, wenn sie Bürgen finden, die ihnen ebenfalls vertrauen. Für eine Bank ist dies keine gute Sicherheit – für uns schon. Wenn Probleme auftreten, können wir sie gemeinsam mit den Kreditnehmern und Bürgen beheben und das Geschäft wieder zum Laufen bringen. www.mikrokredit-leipzig.de, Ansprechpartnerinnen: Kathrin Schwertfeger, Andrea Auf der Masch, 0341/4912105104


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Sprachkompetenz – eine Investition, die sich auszahlt Ohne fundierte Fremdsprachenkenntnisse – zumindest des Englischen – wird es zunehmend schwerer, qualifizierte Arbeit zu finden, Karriere zu machen und den Geschäftserfolg von Unternehmen, ob KMU oder Großkonzern, dauerhaft zu steigern. Text: James Parsons Fotografie: Christian Hüller

Eine aktuelle, globale Studie des britischen nationalen Sprachenzentrums CILT zeigt, dass Sprachkenntnisse den Exporterfolg europäischer Firmen signifikant steigern. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die in Mitarbeiter mit Sprachkenntnissen investieren, können demnach bis zu 44 Prozent höhere Exportgeschäfte erzielen. Deutschland machte 2011 mehr als eine Billion Euro Umsatz aus internationalen Geschäften. Ein Unternehmen, das hier keine aktive Sprachstrategie verfolgt, handelt also geradezu fahrlässig. Irene Missen, Personalexpertin der Vermittlungsagentur Euro London, schätzt, dass zusätzliche Fremdsprachenkenntnisse zu Gehaltssteigerungen von 10–15 Prozent führen können. EIWUS – Erste Hilfe für Bewerber Häufig hat man vor einem Vorstellungsgespräch nicht die Zeit, einen Sprachkurs zu besuchen. In solchen Fällen vermag das deutschlandweite Projekt EIWUS (kurz für „Englisch in Wort und Schrift“) kurzfristig zu helfen. Es bietet kompetentes Interview-

Training und die Übersetzung von Lebenslauf und Anschreiben an. Nichtsdestotrotz führt aber an einem fundierten Englischkurs über kurz oder lang kein Weg vorbei. Kunden, die ihr Englisch aufbessern wollen, empfehle ich stets einen dreigeteilten Lehransatz für optimale Nachhaltigkeit und wirklich dauerhaften Spracherwerb: Intensivkurs, regelmäßiger Unterricht sowie einen Auslandsaufenthalt. Dabei kommen Gruppen- und Einzelunterricht zum Einsatz und es wird versucht, täglich den Kontakt zur Sprache herzustellen. Generell gilt: Für jeden existiert ein individueller, maximal effektiver Weg zum soliden Spracherwerb. Es gibt eine Reihe von praktischen Hilfestellungen, um den richtigen Weg zur Sprachkompetenz zu finden. Eine davon ist der Europäische Referenzrahmen für Sprachen, welcher unterschiedliche Niveaustufen beschreibt. Damit können Interessierte nicht nur leicht ihr jetziges Sprachniveau bestimmen, sondern sich auch realistische Ziele setzen. Außerdem lohnt der Vergleich verschiedener Sprachschulen und Unterrichtskonzepte.

Spracherwerb – für jeden das richtige Rezept Gegenüber früheren Zeiten hat sich das englische Sprachniveau in Mitteldeutschland stark gesteigert, was zweifellos der exzellenten Fremdsprachenausbildung an den Schulen zu verdanken ist. Schlusslicht beim Sprachenlernen im europäischen Vergleich ist dagegen Großbritannien – und es bekommt dafür umgehend die Quittung: Eine aktuelle Studie britischer Wirtschaftsexperten besagt, dass britische Unternehmen pro Jahr mehrere Milliarden Euro aufgrund fehlender Fremdsprachenkenntnisse verlieren. Der tatsächliche Verlust ist weitaus größer und lässt sich nicht nur in Zahlen ausdrücken. Um Ludwig Wittgenstein zu zitieren: „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“.

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„Jede Pflanze hat spezifische Anforderungen. Das ist wie in der Schule“ Sonnenschein, Vögelzwitschern, Blütenduft: Bei unserer Zusammenkunft im Mai gleicht der Botanische Garten der Universität Leipzig einem Paradies. Wir treffen dessen Geschäftsführer, den Pflanzenökologen Christoph Wirth, und den Intendant des Leipziger Theater der Jungen Welt (TdJW), Jürgen Zielinski, um uns über das Thema Wachstum auszutauschen.

Interview: Tobias Prüwer und Franziska Reif Fotografie: Björn Siebert

Garten und Theater haben gemeinsam, dass Leute hingehen, um zu schauen. Was können beide voneinander lernen?

Ketzerisch gefragt: Ist die Arbeit mit Schulklassen kein Selbstläufer, weil Lehrer dankbar über die Pause sind?

Zielinski: Theater ist eine Begegnungsoase. Wir sind Wachstumsbegleiter und schauen, was im Zyklus von Leben und Tod passiert. Der Garten leistet viel Nachwuchsarbeit. Stichwort grüne Schule, da gibt es Möglichkeiten zur Zusammenarbeit. Wirth: Das Erzählen von Geschichten. Wir haben hier Lebewesen, die wachsen und enorm viel Pflege brauchen. Dabei kann der Betrachter nicht direkt zugucken. Daher fangen wir an, Geschichtenschneisen zu legen, erzählen etwa, wie die einzelne Pflanze mit dem Wasser umgeht, machen den Zugang zur Information zum Erlebnis.

W: Wir haben viel mehr Nachfragen, als wir Kapazitäten haben. Und mit Kindern ist das eine besondere Herausforderung, weil es hier ja viel statischer als im Zoo ist. Aber wir müssen auch Öffentlichkeitsarbeit machen. Z: Die Lehrer verordnen keine Theaterbesuche, sondern wir kämpfen dafür, dass Schüler zu uns kommen. Denn für manche Lehrer geht Büffeln vor Theaterbesuch, und die Schulen werden mit Angeboten anderer Kulturanbieter überschwemmt. Theaterschaffen ist keine Frage der Quantität. Wir wollen qualitatives Jugendtheater, deshalb spielen wir nicht vor 600 Kindern, sondern halten an der kleinen Form fest.


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Ein Quantitätsproblem hätten Sie auch, wenn Tausende den Garten stürmten: Kontemplation Ade. W: Eng wird es tatsächlich bei unseren Schauen, den Orchideen- oder Kakteenschauen etwa. Das betrifft auch unsere bepflanzte Fläche. Hier herrscht ein Fließgleichgewicht, wir können nicht alles so wachsen lassen, wie es ist, und müssen voraus denken. Jede Pflanze hat spezifische Anforderungen; das ist wie in der Schule, wo die Lehrerin auch die individuellen Fähigkeiten des einzelnen Schülers erkennen muss. Z: Schöner hätte ich es nicht ausdrücken können. Wachstum durch Drosselung? Z: Das ist mein erklärtes Ziel. Man muss auch mal innehalten, bevor Verschleiß einsetzt. Ich kann den Druck auf Spieler und Mitarbeiter nicht weiter erhöhen, da muss man auch mal Volumen zurückstutzen. Ich habe gelesen, dass beim Zurückstutzen von Pflanzen mehr Seitenstränge entstehen. W: Als Botaniker weiß man: Wachstum hat seinen Preis. Bei viel Wasser, vielen Nährstoffen, viel Licht ist es günstig, schnell zu wachsen, unter einer Reihe von Bedingungen aber nicht. Deshalb gibt es Pflanzen, die darauf spezialisiert sind, langsam zu wachsen. Die nennt man Oskars, nach Oskar Matzerath aus der „Blechtrommel“. Ein hochgezüchtetes Basilikum aus dem Baumarkt verändert sich im Garten auch, kriegt kleinere Blätter, wächst langsamer, konserviert Nährstoffe. Müssen Sie eine Wachstumsnorm erfüllen? Z: Der Oberbürgermeister sieht ja unseren Erfolg. Nahezu alle Kulturstättenleiter haben Zielvereinbarungen in ihren Arbeits-

verträgen, die Frage ist nur, wie weich oder hart das formuliert ist. Viel wichtiger ist unsere Reputation über die Stadtgrenzen hinaus, auch wenn es hier nicht immer wahrgenommen wird, wenn wir zum Beispiel einen deutschlandweiten Preis bekommen. W: Forschung und Lehre ist unsere Aufgabe, das kann man aber nicht unbedingt gut messen. Für die Öffentlichkeitsarbeit haben wir übrigens null Budget, das machen unsere Mitarbeiter glücklicherweise nebenbei. Wir sind halt eine sächsische Hochschule. Was sagt der Künstler, der Wissenschaftler zum sogenannten negativen Wachstum? W: Pflanzen wachsen vollkommen anders als wir. Sie müssen wachsen, sonst sterben sie. Wenn die Krone von dem Baum da vorne nicht mehr wächst und keine Hormone mehr produziert, weiß die Wurzel nicht, was sie machen soll. Wir Menschen wachsen dagegen determiniert, das ist irgendwann ausgefüllt und dann wachsen wir nur noch innerlich – oder in die Breite. Als Ökologe weiß ich sehr wohl, dass Ressourcen endlich sind und sich irgendwann ein Gleichgewicht einstellt. Andererseits: Als einige Pflanzen sich mit Bakterien zusammengetan haben, um Stickstoff zu produzieren, hat sich die Produktivität der Vegetation vervielfacht. Auf so etwas spekuliert man ja beim wirtschaftlichen Wachstum auch immer mit: Dass jemand die geniale Lösung findet, um über die bekannten Ressourcenrestriktionen hinwegsehen zu können. Z: Wenn jemand heranwächst, was braucht er wirklich, um glücklich zu sein? Mir gefällt der Aspekt von „Simplify your life“. Es gibt ja bei vielen Jugendlichen eine Fixierung auf Marken und Äußerlichkeiten, die Eltern in die Verzweiflung treibt

und unangenehme Erscheinungen mit sich bringt. Von außen gibt es Hochglanzwerbung, innen muss man Orientierung innerhalb des Systems finden. Es geht darum, Menschen beim Wachsen zu begleiten? Z: Das ist unsere Mission. Wir legen bei jungen Menschen den Stimulus für Folgebesuche in anderen Kultureinrichtungen, in Theatern und Museen. Wir sind Kulturinfarkt-Vermeider. W: Kultur- und Naturgenuss muss man beides erlernen, das hat etwas mit Auflösungsvermögen zu tun. Z: Die verschiedenen Ästhetiken könnten ein Nullwachstum haben und, ähnlich wie die Oskars, verharren. Nicht als Stillstand, sondern als Kontemplation. Wann waren Sie denn das letzte Mal im Theater, Herr Wirth? W: Ich war jetzt ein paar Mal mit meinen Kindern im TdJW und das hat die schon beeindruckt. Es bleibt länger im Gedächtnis als ein Film, wir kommen da immer wieder darauf zurück. Wann waren Sie das letzte Mal in der Natur, Herr Zielinski? Z: Ich war letztens der Natur wegen in Naumburg. Ansonsten beschränkt sich das leider auf meine Urlaube und meinen Balkon, da habe ich gerade nachgerüstet.


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Ansprechpartnerin für den Wachstumsbereich: Harriet Krzyzowski

Gewinnbringender Sparringspartner Ob etabliert und wachsend, in Gründung oder vor der Nachfolgefrage: Unternehmen können bei den S-Beteiligungen Ansprechpartner finden, die mehr zur Verfügung stellen als nur Geld. Text: Franziska Reif Fotografie: Tom Schulze

Die Neue ZWL GmbH hat es getan, die Bubbles and Beyond GmbH und auch die Fiosystems AG: Sie haben von einer Beteiligung der Leipziger Sparkassen-Beteiligungsgesellschaft profitiert. Die Beteiligung an kleinen und mittleren Unternehmen wird von der Tochter der Sparkasse Leipzig seit 1999 fokussiert. Bei einem insgesamt zur Verfügung stehenden Kapital von 132 Millionen Euro wurden bislang 57 Millionen Euro in über 110 Beteiligungen investiert. Die Investition in die regionale Wirtschaft ist das erklärte Ziel der Beteiligungsgesellschaft. Kontakte und Erfahrung Die Unterstützung liegt aber keineswegs nur im monetären Bereich. Die Mitarbeiter der S-Beteiligungen kennen den regionalen Markt, haben Geschäftskontakte, Erfahrungen in der Managementpraxis und können bei Unternehmensplanung und Controlling zur Seite stehen. Dabei behält der Kunde immer seine Unabhängigkeit, wird ihm nicht ins Tagesgeschäft reingeredet: „Wir sind weder Verleger noch Zahnradhersteller“, stellt Beteili-

gungsmanagerin Harriet Krzyzowski klar. Ebenso muss niemand befürchten, dass er Außenstehenden auf ewig Rechenschaft schuldig ist: Das Ende des Beteilungsverhältnisses wird im Vorfeld klar vereinbart. Auch rein quantitativ gibt es Beschränkungen: Direkte Beteiligungen werden nicht über 49,9 Prozent hinaus eingegangen. Enge Begleitung Neben der klassischen Form der Beteiligung bieten die S-Beteiligungen auch Venture Capital an. Während ersteres sich an bereits etablierte Unternehmen richtet, die sich in einer guten Ausgangsposition befinden und große Wachstumsziele anstreben, ist das Venture Capital für junge Unternehmen interessant, deren Breakeven meist nicht in den ersten zwei Jahren zu erwarten ist. Gegenüber anderen Formen der Unternehmensfinanzierung hat das Beteiligungsmodell einige Vorteile oder kann eine sinnvolle Ergänzung dazu bilden. „Wir bieten die Liquidität für die Umsetzung von Vorhaben, ohne nur auf die Sicherheiten zu

schauen“, beginnt Krzyzowski die Aufzählung. Natürlich prüfen S-Beteiligungen die möglichen Risiken. Außerdem ist die Begleitung der Unternehmen sehr eng, wobei die S-Beteiligungen auch das Know-how und den Erfahrungsschatz ihrer Mitarbeiter zur Verfügung stellen. So kann S-Beteiligungen bei strategischen Entscheidungen „als Sparringspartner“ fungieren, wie es Krzyzowski formuliert. Zudem können sie auf ein großes Netzwerk zurückgreifen: „Sei es die Hilfe bei der Personalsuche, die Kontaktherstellung zu passenden Geschäftspartnern und Beratern oder die Vermittlung zu weiteren Investoren und Förderinstituten“, so Krzyzowski. Die S-Beteiligungen sind darüber hinaus Managementpartner für den Wachstumsfonds Mittelstand Sachsen und den Technologiegründerfonds Sachsen GmbH.

Ansprechpartner für den Wachstumsbereich: Harriet Krzyzowski (harriet.krzyzowski@s-beteiligungen.de), für den Frühphasenbereich: Daniel Hübner (daniel.huebner@s-beteiligungen.de). Weitere Informationen: www.s-beteiligungen.de


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Dem Gemeinwohl verpflichtet Die Sparkasse Leipzig fördert nicht nur den Mittelstand. Eine Ausstellung informiert über ihre mehr als 180 Jahre währende Geschichte. Text: Armin Höhling Fotografie: Sparkasse Leipzig

Versteckt liegt das kleine Museum auf der Empore des ehrwürdigen Gebäudes der Sparkasse Leipzig am Schillerpark. Eine schmale Treppe führt hinauf. Über die Brüstung dringt Lärm aus dem Foyer. Es ist Lärm des 21. Jahrhunderts: Automaten rattern, drucken Kontoauszüge oder spucken Geldscheine aus. Dazwischen sind immer wieder fünf Silben zu hören, Silben der Diskretion: Der Nächste, bitte! Selbstverständlich: Gesellschaftliches Engagement Markus Haberland steht am Geländer und lächelt. „Früher ging es nicht unbedingt leiser zu“, sagt er und deutet auf einige Glasvitrinen. Der Student der Kunstgeschichte betreut nicht nur die hauseigene Kunsthalle, sondern auch das Museum des Geldinstituts. Seit 2001, dem 175. Geschäftsjahr der Sparkasse, präsentiert es hier deren Werdegang in fünf Abteilungen. Hinter Glas liegen Stempel, Geldkassetten und Sparbücher. Die Geräuschkulisse von einst lässt sich erahnen. Nur das Rascheln von Papier sei fremd geworden, sagt Haberland. Aufgeschlagen liegt das Kassenbuch der 1820er Jahre. Es weist Heinrich Brockhaus als Kunden aus. Des Verlegers Lexikon diente dem Allgemeinwohl. Diesem habe sich die Sparkasse Leipzig von Beginn an verpflichtet, weiß Haberland. Stand einst die Armenfürsorge im Mittelpunkt, gehe es heute um die Förderung von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Es gehöre zur Geschäftsphilosophie, unternehmerischen Erfolg und gesellschaftliches Engagement zu koppeln. Das seit 1826 verfolgte soziale Anliegen ist eng verknüpft mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Messestadt. Ein Teil der erwirtschafteten Überschüsse fließt damals wie heute als Dividende in die Bereiche Kunst und Kultur, Sport, Bildung und Soziales. Sport, Mundart und Tiere Viele wirtschaftliche Einschnitte seien gut überstanden worden, weil der Guthabenszins stets ein Prozent niedriger lag als der Darlehenszins, erklärt der Kunststudent. Zur aktuellen Finanzkrise schweigt er. Jedoch nehmen sich sicher bald Leipziger Bühnen dieses Themas an. Dem Wagnerjubiläum gemäß wird in Berlin schon Elfriede Jelineks „Rein Gold“ aufgeführt. 2012 bildete das Festjahr „800 Jahre Thomana“ einen der Glanzpunkte der Leipziger Kulturförderung.

Auch Sport bringt Menschen zusammen. Haberland spricht aus Erfahrung. Beim 9. Jedermann-Rennen hatte er bei den Sparkassen-Neuseenclassics dreißig Kilometer nicht nur für sich, sondern auch für einen guten Zweck zurückgelegt. Ein Euro der Meldegebühr kam einem Kinderhospiz zugute. Dieses Jahr will er sich einem anderen der 13 Wettbewerbe der Sparkassen-Challenge stellen. Mehr als 900 gemeinnützige Einrichtungen erhielten 2012 rund 4,8 Millionen Euro von der Sparkasse Leipzig. Die Bandbreite reicht von Joblinge gAG zur Qualifizierung junger Menschen ohne Ausbildungsplatz über das Institut zur Bewahrung der Sächsischen Mundart in Borna bis hin zu Tierpatenschaften im Zoo. Haberland schmunzelt. Leider habe sich der Riesenotternachwuchs Pablo und Diego vor ihm noch versteckt gehalten. Gibt es Ihrer Erfahrung nach einen spür- und messbaren Unterschied zwischen Ost und West? Nein, einen solchen Unterschied zwischen „Ost“- und „West“-Kunden definieren wir nicht. Vielmehr stehen bei der ganzheitlichen Beratung der Sparkasse Leipzig Kriterien wie die jeweilige Finanzsituation, die Anlageziele, die Risikoneigung sowie die Erfahrungen und Kenntnisse des Kunden im Mittelpunkt. Stichwort Finanzkrise: Werden junge Kollegen und Auszubildende an einen anderen, vielleicht verantwortungsbewussteren oder sensibleren Umgang mit Geld und Krediten herangeführt, als es bei den Generationen vor der Finanzkrise der Fall war? Der verantwortungsvolle Umgang mit dem Geld ihrer Kunden gehört von Beginn an, das heißt seit 187 Jahren, zum Leitbild der Sparkasse Leipzig. Strukturell kennzeichnend für alle Sparkassen ist die Ausrichtung der Kreditpolitik auf Geschäftsfelder, die einen örtlichen Bezug haben, insbesondere auf den Mittelstand und auf das breite Privatkundengeschäft in der Region. Diese Ausrichtung bietet den Instituten ein solides, nachhaltig auskömmliches Geschäftsmodell mit stabilen Betriebsergebnissen und beherrschbaren Risiken.


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In den letzten Jahren wurde die Entwicklung des Ostdeutschen Aktienindex durch die Krise in der Solarbranche etwas gebremst. Sie hat vor allem ostdeutsche Unternehmen getroffen.

Hallorenkugeln und Mifa-Räder Die ostdeutsche Industrie hat insgesamt weniger börsennotierte Unternehmen als die westdeutsche. Zu ihrer genaueren Beobachtung wurde vor einigen Jahren der ostdeutsche Aktienindex aufgelegt. Text: Franziska Reif Fotografie: shutterstock

In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich die ostdeutsche Wirtschaft anders entwickelt als die westdeutsche. Es gibt hier deutlich weniger größere Unternehmen und am Aktienmarkt sind die ostdeutschen eindeutig unterrepräsentiert; zudem entwickeln sich ihre Wertpapiere seit Beginn der Neunziger schleppender als westdeutsche. Als bis 2000 einige Unternehmen aus dem Osten an die Börse gingen, wurde das vielfach als Anzeichen dafür gewertet, dass es mit den von Altbundeskanzler Kohl versprochenen blühenden Landschaften doch was werden könnte. Darunter war die Intershop Communications AG aus Jena, Anbieter von E-Commerce-Produkten. Ihr Börsengang war 1998, das Papier schnellte in die Höhe. Der Zusammenbruch des Neuen Marktes machte auch der Firma zu schaffen – der Kurs sank schließlich in die Tiefe. Die Q-Cells-Aktie hat eine ähnliche Berg- und Talfahrt erlebt, von rund 80 Euro Ende 2007 fiel ihr Wert auf unter einen Euro. Anfang 2012 wurde sie aus dem TecDax ausgeschlossen. Kein Vergleich von Ost und West Insgesamt gibt es dreißig börsennotierte Unternehmen, die ihren Sitz in Ostdeutschland haben. Sie sind im Ostdeutschen Aktienindex zusammengefasst. Er wurde 2008 gegründet, um deren Wertentwicklung zu beobachten. Sie wird einmal monatlich von der in Dresden sitzenden unabhängigen Vermögensverwaltung Damm, Rumpf, Hering gemessen, die den Index mitkonzipiert hat. Während sich in der Branche mancher wundert, weshalb auf diese Weise ein ostdeut-

scher Wirtschaftsraum konstruiert wird, ist dies gar nicht das Ziel: „Wir glauben, dass die Entwicklung der Wirtschaft auch im Osten abgebildet werden muss, und zwar mit echten ostdeutschen Unternehmen, die nicht nur Tochterfirmen westdeutscher darstellen“, sagt Lutz Hering. Ebenfalls geht es nicht darum, Ost und West miteinander zu vergleichen. „Über zwanzig Jahre nach der Wende denken wir nicht mehr in diesen Kategorien. Dennoch ist es beeindruckend zu sehen, wie manche sich innerhalb kurzer Zeit vom VEB zum Aktienunternehmen hochgearbeitet haben.“ Elmar Peine, promovierter Volkswirt aus Berlin, ein weiterer Kopf hinter dem Index, sieht die Vergleichbarkeit angesichts einiger westdeutscher Schwergewichte nur bedingt gegeben: „Der Vergleich ist nicht das primäre Anliegen, es geht vielmehr um Dokumentation.“ Krise der Solarbranche Der ostdeutsche Aktienindex enthält vier Branchen. Am besten läuft derzeit der Bereich Medizintechnik. Außerdem gibt es traditionelle Marken wie Halloren oder Mifa und weitere Unternehmen aus dem Bereich Film und Kunst. In den letzten fünf Jahren hat sich der Index etwas schlechter entwickelt als vergleichbare gesamtdeutsche Aktien. Dies ist vor allem auf die vierte Branche, die erneuerbaren Energien, zurückzuführen, die im Osten stark vertreten sind und die mit der Krise der Solarbranche gelitten haben. www.dammrumpfhering.de/site/presse/kolumne.php


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Forschung und Entwicklung sind auch kleinen und mittleren Unternehmen möglich. Die Vermittlung in entsprechende Programme und zu passenden Hochschulen kann die BBI WB übernehmen.

Regionales Netzwerk Wer eine Idee hat, zu ihrer Umsetzung aber Ressourcen und Infrastruktur braucht, kann sich an die BBI Wirtschaftsberatung GmbH (BBI WB) wenden. Hier helfen Mitarbeiter mit Sachkenntnis und Know-how. Text: Franziska Reif Fotografie: Fotolia/Alexander Raths

Ein mitteldeutsches Unternehmen hat eine innovative Idee. Um diese Idee umzusetzen, braucht es Forschungsinfrastruktur und finanzielle Mittel. Hier kann die BBI Wirtschaftsberatung vermitteln: Die BBI WB stellt bei Bedarf den Kontakt zu Forschungseinrichtungen und Hochschulen her und unterstützt bei der Beantragung öffentlicher Fördermittel. So haben selbst kleine Unternehmen die Möglichkeit zu forschen und zu entwickeln, wie sie es aus eigener Kraft nicht geschafft hätten. 1993 gegründet, hilft die BBI WB als vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie autorisiertes Beratungsunternehmen Unternehmen bei der Ideenbewertung, der Vorbereitung und Umsetzung von Produkt- und Verfahrensinnovationen und der Vermittlung von Kooperationspartnern.

ergibt sich aus solch einer Zusammenarbeit mehr: „Jemand, der beim letzten Projekt noch Doktorand an der Hochschule war, ist beim nächsten Projekt schon im Forschungsunternehmen angestellt.“ Schließlich werden auch Wege erschlossen, über die die Finanzierung gesichert werden kann. Entsprechende Programme von Bund, Ländern und EU wurden in der Vergangenheit sogar noch verstärkt. Das hat den positiven Effekt, dass trotz Finanzkrise Entlassungen, Kurzarbeit oder Abwanderungen von Unternehmen vermieden werden konnten. Die Programme zur Innovationsförderung dienen also der Allgemeinwirtschaft. Erfolgsgeschichten gibt es einige. Im Jahr betreut die BBI mehr als fünfzig Unternehmen. „In 95 Prozent können wir einen Erfolg verbuchen“, freut sich Gust.

Vom Netzwerk profitieren

Von der Innovation zum Anschlussprojekt

Unternehmen werden mit dem ganzen Know-how der BBI-Mitarbeiter und ihrem Netzwerk unterstützt – in Theorie und Praxis, wie Geschäftsführer Michael Gust betont. Hilfe kann aber auch in Form von Ressourcen-Vermittlung erfolgen, etwa wenn es um Räumlichkeiten oder Spezialanlagen geht. Schließlich wird, wie schon beschrieben, bei Bedarf auch der Kontakt zu Hochschulen und deren Infrastruktur hergestellt. „Wenn ein Unternehmen für seine Innovation eine bestimmte Laborausrüstung benötigt, muss es die nicht unbedingt für einen sechsstelligen Betrag kaufen, sondern kann zum Beispiel auf die Ausstattung einer Hochschule zurückgreifen“, erläutert Gust den Vorteil für das Unternehmen. Nicht selten

Die Beratung durch die BBI WB kann von unterschiedlicher Dauer sein und bis hin zur Markteinführung oder gar zu Folgeprojekten reichen. Die BBI WB ist außerdem nicht an bestimmte Branchen gebunden, auch wenn es freilich gewisse Schwerpunkte gibt. „Deutschland als Hochlohnland muss gerade im Bereich Innovation punkten: Nachhaltigkeit, Wiedereinsetzbarkeit oder Material- und Ressourceneffizienz sind wichtige Vorteile gegenüber anderen Ländern“, fasst Gust die wirtschaftliche Bedeutung von Innovationen und Forschung zusammen. www.bbi-wb.de


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Investieren in Sachsen-Anhalt: Hinter blauem Marmor werden bei der Investitionsbank des Landes dafür die Konzepte geschnürt.

Region stärken Die Investitionsbank Sachsen-Anhalt fördert im Sinne der Landespolitik. Auf diese Weise werden in verschiedenen Bereichen von Mittelstand bis Kommune Impulse gesetzt. Text: Franziska Reif Fotografie: Investitionsbank Sachsen-Anhalt

Die Investitionsbank Sachsen-Anhalt (IB) unterstützt mit einer breiten Auswahl an Produkten zur Finanzierung und Förderung. Dies können Zuschüsse, Darlehen oder Bürgschaften sein, die aus den verschiedenen Programmen von EU, Bund oder dem Land stammen. Angesprochen sind kleine, mittlere und große Unternehmen und, neben den privaten, auch öffentliche Kunden. Damit ist die IB die zentrale Förderbank für Sachsen-Anhalt. Das Institut begreift sich vor allem als Anprechpartner für den Mittelstand. Der Fokus auf die Mittelstandsfinanzierung wird insbesondere durch KMU-Darlehensfonds begleitet, nämlich Sachsen-Anhalt MUT, SachsenAnhalt IDEE, Sachsen-Anhalt WACHSTUM, Sachsen-Anhalt IMPULS. Dafür werden maßgeschneiderte Produkte geboten, die Passung wird innerhalb der Beratung gefunden. Hier bewährt sich das Prinzip der bundeslandweiten Standorte und Partner: In zwei Städten Sachsen-Anhalts betreibt die IB Büros, nämlich in Magdeburg das Förderberatungszentrum und in Halle das Regionalbüro, aber auch in sieben weiteren Städten sind Berater vor Ort.

Viele Förderungsschwerpunkte Bei ihrer Beratung zur Förderung orientiert sich die IB immer an den Zielen der Politik der Landesregierung. Daraus erklären sich auch die Schwerpunkte, bei denen die IB vor allem auf folgende Punkte achtet: die regionale Wirtschaft stärken, kleine und mittlere Unternehmen und Gründer fördern, Forschung und Entwicklung finanzieren, Kommunen unterstützen und die Stadtentwicklung in Richtung attraktiver Lebensräume vorantreiben. Die Bereiche der Förderung sind breit gestreut und liegen in den folgenden Sektoren: Wirtschaftsförderung, Kommunalfinanzierung, Wohnungsbauförderung, Agrarund Umweltförderung und im Bereich Kultur, Medien, Bildung und Tourismus. Dies alles geschieht im Sinne des öffentlichen Auftrags, den die IB hat. Durch ihre punktgenaue Vorgehensweise und die Erfahrung der Mitarbeiter ist es möglich, das Angebot von Geschäftsbanken sinnvoll zu ergänzen. Damit ist die IB erfolgreich: Im Geschäftsjahr 2012 konnte die IB 2.078

Zuschüsse über 307,6 Millionen Euro und 1.023 Darlehen über 234,7 Millionen Euro bewilligen. Somit konnte daran gearbeitet werden, konjunkturelle Impulse zu geben und die regionale Wertschöpfung zu stärken. Soforthilfeprogramm Hochwasser Aus aktuellem Anlass hat die Landesregierung Sachsen-Anhalts ein Programm zur Hochwasser-Soforthilfe für Unternehmen aufgelegt. In dessen Rahmen können Schäden mit bis zu 50.000 Euro erstattet werden, in Einzelfällen sogar mit bis zu 100.000 Euro. Die IB hat dafür – zusammen mit den Industrie- und Handelskammern und mit den Handwerkskammern – Vorort-Termine in den vom Hochwasser betroffenen Regionen abgehalten.

www.ib-sachsen-anhalt.de kostenfreie Investoren-Hotline 0800 5600 757: Mo–Do 8–18, Fr 15 Uhr


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Oh, wie schön ist Panama Essig mit Oasen: Gehen die mitteldeutschen Finanzbehörden infolge von Daten-CD-Kauf und Off-Shore-Leaks verschärft in die Strafverfolgung von Steuerflüchtigen? Text: Tobias Prüwer Fotografie: vilainecrevette - Fotolia.com

FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß ist derzeit das prominenteste Beispiel, das sich in die Selbstanzeige flüchtete. Seit dem Erwerb der Steuersünder-CDs aus Lichtenstein und der Schweiz sowie Offshore-Leaks vom April 2013 ist der Druck auf Abgabenverweigerer gestiegen. Hat dies auch Auswirkungen in Mitteldeutschland? REGJO bat die drei zuständigen Finanzministerien um Auskunft. Personaldecke gleich geblieben In Sachsen sind derzeit 111 Steuerfahnder aktiv (2010: 116; 2011: 110), Thüringen gibt eine Zahl von rund 50 Steuerfahndern an, die seit 2008 trotz Stellenabbaus in der Verwaltung konstant blieb. Während dieses Zeitraums hat sich die Personalausstattung von 68,31 Vollzeitäquivalenten in SachsenAnhalt nicht verändert. Alle Ministeriumssprecher weisen darauf hin, dass mit höherem Personaleinsatz nicht proportional steigende Mehrsteuern zu erwarten sind. Steuerhinterziehung ist abhängig von der

Wirtschaftskraft und der Einwohnerzahl, wie Thüringen bestätigt: „Die verminderte Einkommens- und Vermögenssituation spiegelt sich insbesondere bei der Anzahl der Fälle für Thüringen auf den sogenannten Daten-CDs wider.“ Dabei sei der auf die ostdeutschen Bundesländer insgesamt entfallende Datenanteil niedrig. „Auch in Sachsen“, heißt es aus dem Freistaat, „gibt es zwar Steuerfahndungsfälle, bei denen durch schwierige Ermittlungen große Steuerschäden aufgedeckt werden. So hat zum Beispiel die sächsische Steuerfahndung im vergangenen Jahr Fälle mit Steuerschäden in bis zu zweistelliger Millionenhöhe aufklären können. Dabei ging es [...] um fingierte Lieferungen in das Ausland oder Scheinfirmengeflechte. Derartige Fälle sind jedoch in Sachsen seltener als in Regionen mit deutlich stärkerer Wirtschaftskraft.“ Neue Ermittlungsmöglichkeiten In Sachsen-Anhalt sind seit 2010 32 Selbstanzeigen mit Bezug zu ausländischen Bank-

daten eingegangen (2010: 25; 2011: 4; 2012: 3; 2013: bis Redaktionsschluss 0). Die geschätzten Mehrsteuern betragen 4,1 Millionen Euro. Das Land hat sich am Ankauf von sechs CDs anderer Länder beteiligt. Sachsen und Thüringen hatten jeweils an fünf Ankäufen Anteil, in letzterem wurde bei den Selbstanzeigen keine Erhöhung infolge der Daten-Ankäufe bemerkt. Sachsen zufolge habe das Agieren der Finanzbehörden bundesweit zu mehr Selbstanzeigen geführt. „Seit 2010 gab es sachsenweit 154 Selbstanzeigen im Zusammenhang mit Kapitaleinkünften aus der Schweiz (Stand 10. Mai 2013). Insgesamt wurden in diesen Fällen bislang fast zwei Millionen Euro hinterzogene Steuern nacherklärt.“ Kein Bundesland hat sein Vorgehen geändert, Thüringen ergänzt: „Allerdings haben die Presseveröffentlichungen durchaus zu Erkenntnissen über neue Ermittlungsmöglichkeiten geführt. So ist es [...] nunmehr möglich, über das Internet Recherchen im Handelsregister von Panama zu führen.“


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Kunst und Geld – Antipoden oder beste Freunde? Es gibt Kunstgeld, Kunst aus Geld und natürlich Kunst für Geld – diesen und anderen Querverbindungen geht dieser Artikel auf die Spur.


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Umseitig: Installationsansicht „Jackpot“ von Benedikt Braun. Foto: Benedikt Braun.

Text: Carolin Modes Abbildungen: Benedikt Braun, Ikon Gallery, Galerie Queen Anne, Money Factory – Simone van gen Hassend, Herbie Erb, Sebastien Marteau, Hans Peter Kuhn, Klaus Killisch, Ronald Lippok, Wolfram Adalbert Scheffle und Klaus Staeck

Geld und Kunst haben beide an sich keinen eigentlichen Gebrauchswert, man kann sie nicht essen oder sich damit einkleiden. Ihre Werthaftigkeit liegt in einem anderen Bereich. Mit Geld kann man Güter oder Dienstleistungen erwerben. Kunstwerke generieren Assoziationen, Gedanken und Anregungen und damit Wert. Sie haben auch einen Geldwert, der inzwischen durch zahlreiche Berichte über den Kunstmarkt im öffentlichen Fokus steht. Die Wirtschaftskrise hat gerade wieder den Bedarf einerseits nach kritischer Hinterfragung bestehender wirtschaftlicher Strukturen und andererseits nach innovativen, kreativen Lösungen geweckt. Wer ist dafür prädestiniert, wenn nicht Künstler und ihre Kunst? Die Reflexion gegebener Umstände und kreative Ideen sind schließlich genau ihr Metier. Geld taucht als Motiv in Geld-, Finanz-, Tausch- und Handelsszenen seit der frühen Neuzeit recht häufig auf. Rückblickend

war die Darstellung von Geld religiös bedingt lange ein heikles Motiv. Schließlich galt das Streben nach Gewinn und Wohlstand als Teufelswerk und dem Geld wurde eine fast satanische Rolle zugeschrieben. Erst nach der Aufweichung des Zinsverbotes, der Unterscheidung zwischen Wucherzins und vernünftigem Zins, wurde die geächtete Geldwirtschaft allmählich gesellschaftlich akzeptabel. Der französische Maler Cyril Massimelli, der in Dresden lebt, zeigt beispielsweise in seinem Werk „Money Jungle“ von 2013 eine Szene in einem surrealen Bankgebäude. Die Szene ist von Menschen in alltäglichen Bankangelegenheiten am Schalter und in Gesprächen dominiert. Jedoch breitet sich direkt über dem arkadengesäumten Innenhof ein blau-weißer Himmel aus und versetzt das sonst so abgesicherte Bankgeschäft in eine irritierend offene, ungeschützte Umgebung.

Eine sonderbare Szene. Dank der Freiheit der Malerei verleiht der gebürtige Franzose und nun Dresdner, Cyril Massimelli, in seinem Werk „Money Jungle“, 110 x 150 cm, von 2013 der Bankszene einen ungewöhnlichen Abschluss und öffnet einen blauen Himmel über der Bankkulisse


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Installationsansicht „Cash Cow“ von Benedikt Braun. Bild: Benedikt Braun

“Eating Money – An Auction” war eine Performance von Cesare Pietroiusti and Paul Griffiths. Die beiden Künstler veranstalteten 2007 eine Auktion in der Ikon Gallery in Birmingham, in der sie jeweils zwei Geldnoten in vier verschiedenen Währungen zur Versteigerung anboten. Dem glücklichen Ersteigerer wurden die Banknoten erst nach Verzehr und Verdauung der Geldscheine durch die beiden Künstler sowie der sich damit vollziehenden Transformation in ein Kunstwerk übermittelt.

Kunstwerke aus oder mit Geld Notaphilie bezeichnet die Papiergeldkunde oder das Sammeln von Papiergeld. Im Gegensatz zur Numismatik, dem Sammeln von Münzen, ist die Notaphilie deutlich weniger bekannt und dennoch das teurere Sammelgebiet. Geldscheine und Münzen können aber nicht nur an sich gesammelt werden, sie werden auch von zahlreichen Künstlern in Kunstwerke umgesetzt, die in private oder institutionelle Sammlungen eingehen oder dort präsentiert werden. Der italienische Künstler (und Mann der Documenta-13-Leiterin Carolyn Christov-Bakargiev) Cesare Pietroiusti macht beispielsweise Kunst mit Geldnoten, indem er sie wortwörtlich verspeist – unzerkaut schluckt und verdaut – und schließlich wieder an ihre Eigentümer übergibt. Durch den Prozess des Durchwanderns im Körper des Künstlers verleiht er ihnen einen künstlerischen Wert. Geld wird zu Kunst und damit, aus ökonomischer Sicht, zu künstlerischem Wert. Pietroiusti hinterfragt in seinen Arbeiten immer wieder die Wertschöpfung in der Kunst, die Grundsätze der Ökonomie und spielt mit absurden Situationen. Im Laufe seiner künstlerischen Laufbahn hat er sich mehr und mehr auf Performances konzentriert und somit weniger Kunstwerke verkauft. Dieser Fakt enttäuschte ihn zunächst, jedoch entdeckte er, dass dies schließlich die letzte Konsequenz des von ihm verfolgten Ansatzes bedeutet. Nun verkauft er keine Arbeiten mehr, son-

dern verschenkt sie nur noch, um das bestehende System zu unterwandern, zu durchbrechen und den Gegensatz von Geld und Kunst aufzulösen. Der 1979 in Konstanz geborene und seit 2001 in Weimar lebende Künstler Benedikt Braun beschäftigt sich in seinem Werk mit Armut und sozialer Ungleichheit, der breiten Kluft zwischen Arm und Reich. Dies setzt er oft ironisch-komisch in Objekte und Installationen um, in die er sich selbst als Motiv und Zielscheibe einbindet. Aber auch Geld verwendet und zweckentfremdet er gerne in seinen Arbeiten. So rattern beispielsweise bei der Installation „Jackpot“ von 2010 fünfzigtausend Ein-Cent-Münzen ohrenbetäubend laut über zwei gegenläufige und mit zwei Blechen verbundene Schuttförderbänder, die drei Meter lang sind. Der Betrachter ist fasziniert von der unglaublichen Menge und Summe an Geld, die hier vor seinen Augen vorbeifließt. Kurz die Hand hinein tauchen, eine Handvoll herausgreifen oder die herausgesprungenen Münzen aufsammeln? Die Gier nach Geld wird stimuliert, der Besucher Teil der Performance. Ohne Gehörschutz sind jedoch Performance und der Geldfluss unerträglich. Auch ein Mundschutz empfiehlt sich gegen den Abrieb der Münzen, der als feiner Kupferstaub die Luft erfüllt – trotz nie abreißenden Geldstroms also kein Paradies. Die Installation „Cash Cow“ von 2009 spuckt im gleichmäßigen Minutentakt ebenfalls Ein-Cent-Münzen. Die beiden Hörner des sinnbildlichen „Goldesels“ ver-

weisen optisch und ironisch auf ihren Namen und „Zweck“. Als Cash Cow werden Produkte bezeichnet, mit denen hohe Gewinne erwirtschaftet werden. Auch ein Betrachter, der lange genug ausharrt, würde theoretisch einen Gewinn von täglich 1.440 Cent durch die „Cash Cow“ von Benedikt Braun erhalten. Im Rahmen der Performance „Geben ist das Schönste im Leben“ von 2011 drehte er, wie ein vermeintlicher Obdachloser auf einen Campingstuhl auf dem Marktplatz in Weimar sitzend, den Spieß um und verschenkte hundert Euro in Ein-Cent-Münzen, die er großzügig vor sich auf den Boden streute. Es dauerte nicht lange und schon fanden sich zahlreiche Passanten ein, die die Ein-Cent-Münzen wie Tauben vom Boden pickten. Bei kurzer Überlegung wird klar, dass dabei pro Passant letztlich nur eine sehr geringe Geldsumme zu erbeuten war. Gerade die kleinste deutsche Geldeinheit, das EinCent-Stück, als Einzelstück gerne auch zum Glücksbringer umfunktioniert, wird von Braun dazu benutzt, die übertriebene Faszination des Geldes und die Gier danach zu reflektieren. Kunstgeld Bereits 1993 initiierte die Künstlergruppe „Ioë Bsaffot“, was „gefälschte Papiere“ auf Rotwelsch bedeutet, eine Aktion, in deren Rahmen „Knochengeld“ als ein alternatives Zahlungsmittel gestaltet und in Umlauf gebracht wurde – mit Duldung der Landes-


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zentralbank Berlin. 54 Künstler wie Via Lewandowsky, A. R. Penck, Klaus Staeck oder Wolfgang Müller entwarfen hierfür jeweils einen Knochengeld-Schein, kopierten, nummerierten und signierten sie von Hand. Die 20-Knochen-Scheine wurden in einer hundertfachen Auflage gedruckt. Sie konnten jeweils für einen Gegenwert von 20 DM in der Galerie „o zwei“, der „Dezentralbank“, erworben werden und wurden in knapp dreißig Läden und Kneipen im Viertel akzeptiert. Die Läden stempelten die Scheine zum Beweis des Umlaufs, gaben Wechselgeld in DM heraus und konnten die Scheine ohne Wertverlust in der Galerie zurücktauschen. Damit das Geld im Umlauf blieb, sah das Konzept der knapp zweimonatigen Kunstaktion vor, dass jeder Schein pro Woche einen Knochen, bzw. eine DM, an Wert verlor, wenn er nicht durch Nachkauf eines Klebemarken-Coupons für eine DM ausgeglichen wurde. Auch der Begriff „Knochengeld“ stellte einen Bezug zu diesem Ansatz her und verwies auf Diogenes zurück, der vorgeschlagen hatte, Geld solle aus Knochen hergestellt werden, damit es stinke und nicht gehortet werden kann. Nach sieben Wochen wurde die Knochengeld-Aktion erfolgreich abgeschlossen und gilt seitdem als das erste alternative Geldprojekt in Deutschland seit 1900, welches nicht durch Justiz oder Polizei vorzeitig abgebrochen wurde. Im Anschluss an die Aktion wurde ein Teil der Scheine versteigert. Einen ähnlichen Ansatz verfolgte das Projekt der „MONEYFACTORY“ ebenfalls in Berlin. 2010 gestalteten Künstler 1.000.000-Dollar-Scheine, die anschließend mittels einer mas-

kierten Druckmaschine digital und ohne Auflage gedruckt sowie für einen Euro pro Stück verkauft wurden. Jeder der einen Euro eintauschte, konnte so sein Geld symbolisch blitzschnell vermehren und gleichzeitig ein Kunstwerk erwerben. Erklärtes Ziel der Aktion war es, der Wirtschaftskrise durch Geldvermehrung entgegenzuwirken und gleichzeitig die Kunst zu fördern. Der „neue“ Ansatz: Kunst fördert Wirtschaft Dass Unternehmen sich der Kunst annehmen und sie fördern, ist ein altbekanntes Vorgehen. Doch inzwischen häufen sich die Meinungen, dass auch Kunst die Wirtschaft fördern kann. Hierzu werden bereits seit einiger Zeit Kunstwerke von kleineren Agenturen an Unternehmen vermittelt und vermietet, die so eine anregende Umgebung für Mitarbeiter und Kunden in den Geschäftsräumen schaffen. Darüber hinaus bieten Vernissagen den Firmen Gelegenheit, ihre Kunden und Mitarbeiter in einem besonderen Ambiente zusammenzubringen und damit an sich zu binden. Aber nicht nur das hat die Kunst der Wirtschaft zu bieten, sondern auch künstlerische Strategien und Kompetenzen für eine zukunftsweisende Betrachtung, bei der Wirtschafts- und Wissenschaftssysteme integriert werden. Inzwischen gibt es hierzu Forschungsbände, die die Innovationskraft des künstlerischen Denkens untersuchen, und Symposien, in denen Experten diskutieren und erläutern, auf welche Weise Kunst Unternehmen mehr als schöne Bilder an den

Die Installation „MONEY-FACTORY“ von Simone van gen Hassend und Herbie Erb in der Ausstellung „Kunst in der Krise“ vom 8. bis 28. Juli 2010 im Kunsthaus Bethanien in Berlin ist zeitgleich Produktionsstätte und Präsentationsfläche der gestalteten Geldscheine und anderer kleinerer Kunstwerke der beteiligten Künstler. Gezeigt wurden Fotoarbeiten, Videos, Bilder, Objekte und Reliquien der Performance „Geldaktion“, die in der Installation stattfand. Foto: Money-Factory, Berlin


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Beispiel für einen Factory-Dollar, gestaltet von Sebastien Marteau.

Wänden liefern kann. Die Kunst kann vielmehr der Wirtschaft als Ideenpool dienen, andere Richtungen und Prozesse anstoßen, beispielsweise wie man optimal FirmenVisionen transportiert und Mitarbeiter damit fasziniert. Vielleicht reichen diese Ideen und gebündelten Kräfte sogar bis hin zu einem Paradigmenwechsel, von einer produktivitätsgetriebenen Wirtschaft zu einer ganz anderen Art der Ökonomie.Ein auf zwei Jahre angelegtes Forschungsprojekt der HTW Berlin untersucht unter dem Titel „Arts push Business – Kunst-Unternehmens-Kooperationen als Motor für Wirtschaft und Kunst (KUK)“ nun auch das tatsächliche Potenzial und die Wirkungskraft von Kunst für Unternehmen. Es soll überprüft werden, welche künstlerischen Techniken, Arbeits- und Denkweisen sowie Produkte Unternehmen effektiv einsetzen können – und zwar in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Organisations- und Personalentwicklung, Unternehmenskommunikation, Markenführung und Marketing. Man darf auf die Ergebnisse und die Begegnungsplattform, die auf das Forschungsprojekt aufbauen soll, gespannt sein. Das Künstlerleben auf der Insel der Glückseligen Einerseits scheinen Künstler die Gegenposition zur breiten Masse mit einem vermeintlich eintönigen, fremdbestimmten Arbeitsalltag zu leben. Sie besitzen das Maximum an Freiheit – selbstbestimmt und absolut frei aus sich heraus zu schaffen –, die sich andere nicht leisten können und um die sie deshalb beneidet werden. Der Künstler kann somit auch einen Stand außerhalb der Mehrheitsgesellschaft einnehmen und diese deshalb kritisch beo-

bachten und reflektieren. Er kann und soll eine moralische Instanz darstellen und den anderen, den Teilnehmern der industrialisierten und kapitalisierten Arbeitswelt, den Spiegel vorhalten, ihnen aber auch Abwechslung zu ihrer täglichen Entfremdung, schöne und unkonventionelle Unterhaltung sowie ansprechende, aber bitte nicht zu unkonventionelle Augenfreude bieten. Für ihn als Person gelten die üblichen gesellschaftlichen Konventionen nicht, es wird viel mehr erwartet, dass er sich anders verhält und Gesellschaftsregeln, Höflichkeitsfloskeln und Machtstrukturen ignoriert. Gerne etwas cooler, etwas unangepasster und etwas schriller – typischer Künstler eben. Dass genau diese Art von Verhalten auch eine Form der Anpassung an Klischees ist, ist leider auch wahr. Kunstkauf als Geldanlage Interessanterweise dient gerade der Kunstkauf oft auch dazu, sich in einen vermeintlich ökonomiefernen Bereich einzukaufen. Eine Welt, die eigentlich ja mit Geld nur sekundär etwas zu tun haben möchte. Künstler sprechen nicht gerne offen über die Preise ihrer Arbeiten. Auch kleben in Galerien keine Preisschilder an den Werken, obwohl es hier natürlich eindeutig um deren Verkauf geht. Je höher der Preis, desto heimlicher wird er in der Regel gehalten, um den Verdacht der reinen Geldanlage oder des flachen Luxusgutes fernzuhalten. Kunstsammler wollen oft mit ihrem Kauf nicht nur die Arbeit an sich erwerben, sondern mehr über den Künstler wissen, mit ihm und dem Galeristen abends noch auf der Aftershow-Party an der Bar rumhängen und andere interessante Künstlerpersönlichkeiten kennenlernen. Natürlich

ist auch das Ausgeben scheinbar unendlich hoher oder übertriebener Summen für Kunst nicht wider ökonomische Überlegungen. Denn wenn jemand sehr hohe Geldmengen für etwas ausgibt, was für viele keinen erkennbar gleichwertigen Gegenwert hat, verunsichert und erstaunt er diese breite Masse so, dass er damit gleichzeitig einen höheren gesellschaftlichen Rang erwirbt. Das „Verschwenden“ von Unsummen für andere Luxusgüter wie Autos oder Yachten hat aber einen anderen Charakter als der Erwerb von Kunst oder ganzer Sammlungen. Diese scheinen ungleich distinguiertere und geschmackvollere Investitionen angesichts der in der Gesellschaft etablierten Wertschätzung der Künste. Als Künstler oder Kunsthändler mit Kunst Geld verdienen Schätzungen besagen, dass der Anteil der Künstler, die nicht von ihrer Kunst leben können, bei 95 Prozent liegt. Für einen Künstler und die Preise, die für seine Arbeiten angesetzt werden, ist es von großer Bedeutung, von welchen Galerien er vertreten wird und in welchen Museen er ausstellt, dies nennt sich Statustransfer. Indexe und Ratings von Zeitschriften oder Internetplattformen stellen genau dies in Zusammenwirkung mit erzielten Auktionsergebnissen in Zahlen und Kurven dar und bilden so den Erfolg eines Künstlers ab. Große Auktionshäuser propagieren Kunst als Investmentanlage, was der Monetarisierung der Kunst Vorschub leistet. Rekordergebnisse für einzelne Arbeiten schaffen es als Schlagzeilen garantiert in alle Medien. Selbst diese großen Häuser sind inzwischen auch im Online-Geschäft tätig und wickeln Millionenverkäufe vollständig virtuell ab. Viele Künstler haben eine eigene Website,


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Im Rahmen einer zweimonatigen Kunstaktion wurde in knapp dreißig Läden und Kneipen in Berlin mit „Knochengeld“ bezahlt. Die Geldscheine waren hierfür von Künstlern wie Hans Peter Kuhn, Klaus Killisch, Ronald Lippok, Wolfram Adalbert Scheffle und Klaus Staeck gestaltet worden. Schon der Begriff „Knochengeld“ verwies auf Diogenes, der vorgeschlagen hatte, Geld solle aus Knochen hergestellt werden, damit es stinke und nicht gehortet werden kann.

auf der sie ihre Arbeiten zeigen, meist aber nicht in Verbindung mit einer direkten Verkaufsoption. Außerdem eröffnen immer mehr Plattformen im Netz, auf denen Künstler sich selbst präsentieren und oft auch ihre Werke direkt vermarkten. Für die vielen Galerien ist die Situation ebenfalls nicht einfach. Allein in Berlin versammeln sich inzwischen nach Schätzungen des Instituts für Strategieentwicklung (IFSE) mehr als 400 Galerien, von diesen erreichen nur cirka 100 eine Sicht-

barkeit am Kunstmarkt und sind wirtschaftlich aus eigenen Mitteln überlebensfähig. Das Institut schätzt darüber hinaus, dass der Gesamtumsatz 2012 über 100 Millionen Euro liegen wird und abhängig von wenigen Galerien und deren Umsatzschwankungen ist. Dabei erwirtschaften die meisten Galerien, genau genommen 58 Prozent, einen Jahresumsatz von 50.001 bis 500.000 Euro. Wer in diesen Bereich einsteigen möchte, sollte zunächst nicht auf eine üppige Bezahlung hoffen, häufig läuft

der Zugang über unbezahlte Praktika. Auch die Höhe des späteren Verdienstes als freier oder angestellter Mitarbeiter in einer Galerie oder als Galerist selbst variiert stark. 56 Prozent der Berliner Galerien geben laut IFSE übrigens auch an, dass Malerei die ökonomisch wichtigste Gattung für sie ist, mit großem Abstand folgen dann mit nur 13 Prozent die Fotografie sowie, mit jeweils 9 Prozent, Skulptur und Zeichnung.


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Hans-Werner Schmidt führt durch die Ausstellung „Wagner−Klinger−May“. Von links: Harald Langefeld (Sparkasse Leipzig), Staatsministerin Sabine von Schorlemer, Hans-Werner Schmidt, Kulturbürgermeister Michael Faber. Foto: Punctum / Alexander Schmidt.

Die Kunst und das liebe Geld Alle wollen gute Ausstellungen, die Publikum von weit jenseits der Stadtgrenzen anziehen. Nur wo soll das Geld für Blockbuster-Ausstellungen herkommen? REGJO sprach mit dem Direktor des Museums der bildende Künste Leipzig, Dr. Hans-Werner Schmidt, über Finanzierungsengpässe und wie sich trotzdem interessante Ausstellungen entwickeln lassen.

Interview: Esther Niebel

Was für eine Betriebsform steckt hinter dem Museum der bildenden Künste Leipzig? Das Museum bildet ein eigenes Amt, das Amt 43 um genau zu sein. Sie sprechen also mit einem Amtsleiter. Wer gibt dann also das Geld? Die Kommune und zwar nur die Kommune zu 100 Prozent. Mit diesen 100 Prozent kommen wir aber bei Weitem nicht aus, da damit nur die Fixkosten wie Heizung, Wasser, Strom, die Personalkosten, sowie die für die Sicherheit getragen werden. Kosten für Ausstellungen sind dabei eine kleine Größe. Und haben Sie die Möglichkeit, bei den Fixkosten einzusparen? Zum Beispiel die Heizung um drei Grad nach unten zu regulieren, das hält Besucher und Bilder frisch, oder aber durch verringerte Öffnungszeiten Einsparungen zu erzielen? Nein, da sind uns die Hände gebunden. Aus konservatorischen Gründen, die auch für die Versicherung eine Richtgröße sind,müssen wir ein bestimmtes Raumklima halten und was die Öffnungszeiten angeht, wäre dies ein Politikum. Würden wir immer nur bis 17 Uhr öffnen, handelten wir uns den Vorwurf der Arbeitnehmerfeindlichkeit ein. Dies wiederum würde auch den Stadtrat nicht erfreuen, der schließlich die Kostenübernahme beschließen muss.

Hatten Sie schon mal eine Blockbuster Ausstellung, die über den Verkauf von Tickets finanzieren werden konnte? Nein, davon sind wir weit entfernt. Aber das geht allen Museen so. Ausnahmsweise mal anders lief das bei der MOMA-Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie, aber ansonsten übersteigen die Ausstellungskosten die Einnahmen durch Ticketverkäufe. Gibt die Kommune, neben der Übernahme der Fixkosten, auch Geld für Ausstellungen? Ja, da gibt es ein gewisses Kontingent. Aber keine einzige Ausstellung ist mit diesem Kontingent finanzierbar. Man kann sagen, dass pro Ausstellung jeweils drei Viertel Fremdgelder akquiriert werden müssen. Das Problem für eine gesicherte Planung ist, dass wir keinen institutionellen Partner haben, der uns langfristig finanziell unterstützt und sich nicht nur projektgebunden engagiert. Das MdbK ist im Besitz einer umfangreichen Graphischen Sammlung. Bereitet diese einem Direktor mehr Last oder Lust, inhaltlich und finanziell gesehen? Die Besonderheit der Graphischen Sammlung ist, dass sie zwar im Haus präsent, praktisch jedoch als Ganzes bleibt sie unsichtbar. Das ist ein Strukturproblem. Weil die Werke eben lichtgeschützt in Kas-


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Hans Holbein [der Jüngere], Sitzende Madonna mit dem Kinde, 1519. Foto: Museum der bildenden Künste.

Rembrandt van Rijn, Kostümstudie. Foto: Museum der bildenden Künste.

Gian Lorenzo Bernini, Karikatur des Papstes Innozenz XI., 1676. Foto: Punctum / Bertram Kober.

setten aufbewahrt werden und man sie nur temporär entnehmen kann. Dies ist ein Grundsatzproblem von allen Museen. Es gibt umfangreiche grafische Sammlungen, die aber immer nur in Auswahl in Kabinettausstellungen sichtbar werden beziehungsweise nach Absprache dem Besucher vorgelegt werden können. Die Graphischen Sammlungen unterscheiden sich in Ausrichtung und Umfang erheblich. Immer jedoch sind die Grafiken, die Schätze im Verborgenem.

vergleichbar opulent aufgestellt sind. Das sind die Vatikanischen Sammlungen und das englische Königshaus. Die Fachwelt weiß um diesen Umstand in Leipzig, nur der Öffentlichkeit ist er wenig bekannt. Deshalb planen wir zur Jahreswende 2014/15 eine große Bernini-Ausstellung hier im Haus.

Und auch hier wieder die Frage nach der Finanzierung der Ausstellung: Ist diese schon gesichert? Nein. Man kann sagen, dass ein wesentlicher finanzieller Baustein der Ausstellung gesichert, die restliche Finanzierung aber noch völlig offen ist. Aber dennoch muss die Planung auf allen Ebenen weiter voran gehen

Jeder kann sich also ans Museum wenden und sich einen Termin geben lassen, um sich Grafiken anzusehen? Ja, das sind erhebende Momente, wenn man zu einem Museum kommt und sagt: Ich würde mir gerne von Dürer die Melancholie anschauen. Die Präsentation ist dann wirklich nur für Sie. Daraus ergibt sich natürlich ein Flair der Exklusivität, was die Sache besonders spannend macht. Was würde Sie denn als die „Highlights“ der Graphischen Sammlung bezeichnen? Wenn Sie mich das so fragen, kann ich nur antworten, dass ich kürzlich gemeinsam mit Jeannette Stoschek, der Leiterin der Graphischen Sammlung, einen Termin im Vatikan habe. Das Museum der bildenden Künste Leipzig besitzt eine große Sammlung des italienischen Hochbarockkünstlers Gian Lorenzo Bernini und es gibt nun noch zwei andere Sammlungen in der Welt, die

Das heißt, momentan bemühen Sie sich um Leihgaben? Ja, genau. Die Vorlaufzeit für eine solche Ausstellung ist natürlich enorm. Zunächst erstellen wir ein Exposé und entwickeln die Ausstellung und im Zuge dessen suchen wir Kontakt zu anderen Sammlungen, die Werke von Bernini besitzen und die uns natürlich auch hinsichtlich der wissenschaftlichen Aufbereitung des Werkes behilflich sein können. Im Exposé entwickeln wir zunächst den Gedanken, wie der Ankauf der Bernini-Werke zustande gekommen ist. Im 18. Jahrhundert hat der Rat, was heute der Leipziger Stadtrat ist, die Werke angekauft. Über die Anzahl der Werke lässt sich nur schwer Auskunft geben, da es sich um Klebebände, insgesamt 52 Stück, handelt. Damals haben die Sammler nicht einzelne Blätter aufbewahrt, sondern Grafiken oder Zeichnungen in Alben geklebt, wie bei Briefmarkensammlungen. Die Sammler haben sich selbst eine gewisse Reihenfolge überlegt und haben sie dann nach einem eigenen Prinzip geklebt. Klebeband 6 enthielt die zahlreichen Zeichnungen Berninis und seiner Werkstatt.

Förderer des Museums der bildenden Künste Leipzig e.V. Tel.: 03 41 / 21 69 99 18 foerderer.mdbk@leipzig.de www.foerderer-mdbk.de Weitere Partner/Förderer des Museums der bildenden Künste Leipzig: http://www.mdbk.de/museum/partner-undfoerderer/ Aktuelle Wechselausstellung im MdbK: Weltenschöpfer. Richard Wagner. Max Klinger. Karl May mit Räumen von rosalie bis 15. September 2013


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Massenförderung Crowdfunding ist in aller Munde. Die Vor-Finanzierung durch kollektive Unterstützung ist vor allem im Kulturbereich eine Möglichkeit, Projekte zu realisieren.


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Text: Tobias Prüwer Fotografie: Annie Bertram

„Trotz alledem ist es für uns eine sehr schwierige Situation, die an die Grenzen der Belastbarkeit geht“, so beschreibt Monique Förster vom Kunsthaus Erfurt im Magazin hEFt ihre Schwierigkeiten mit der Haushaltssituation in der Thüringer Landeshauptstadt. Denn dort ist noch immer kein Haushalt für 2013 beschlossen worden. „Für große zusätzliche, temporäre Projekte im Stadtraum [...] fehlen leider die Kapazitäten“, so Förster. Tina Morgenroth vom Verein Klanggerüst erklärt: „Wir haben uns darauf beschränkt, andere Töpfe mit finanziellen Mitteln aufzutun und dort Mittel zu beantragen.“ Nicht nur in Erfurt ist die Finanzierung kultureller Projekte schwierig. In vielen Kommunen sollen wenige Fördermittel auf zu viele Anträge verteilt werden und auch die Förderung vom Bund reicht nicht aus. Crowdfunding scheint sich da immer mehr als Finanzierungsalternative anzubieten. Der Schwarm wird’s wuppen Crowdfunding, also die Schwarmfinanzierung, meint die Finanzierung von Projekten durch viele Menschen. Das läuft über verschiedene Internetanbieter. Eine Mindestkapitalmenge muss durch die Geldgeber erreicht werden, damit die anvisierte Aktion starten kann. Davon behält der Anbieter einen Prozentsatz für sich für die Vermittlungsleistung. Nach Angaben des „Crowdfunding Industry Report“ waren im April 2012 exakt 452 Crowdfunding-Plattformen weltweit aktiv, davon die Mehrheit in Nordamerika und Westeuropa. Zusammen haben diese Plattformen knapp anderthalb Milliarden US-Dollar eingeworben und über eine Million Projekte finanziert. Vier verschiedene Modelle hat der Kommunikationsexperte Wolfgang Gumpelmaier ausgemacht: Equity-based Crowdfunding sieht eine Erfolgsbeteiligung vor, Lending-based Crowdfunding ist mit einer Rückzahlung verbunden, das Donation-based Crowdfunding ist spendenorientiert und Rewardsbased Crowdfunding schließlich zielt auf Prämien oder andere nichtmonetäre Teilhabe am Erfolg.

Postkarten und Wissenstransfer Gerade letzteres Modell zeigt sich als besonders geeignet für den Kulturbereich, wie Sebastian Volberg beobachtet hat, bevor er sich selbst ins Abenteuer Massenförderung stürzte. „Crowdfunding habe ich vorher noch nicht gemacht. In der Regel sind das ja Kreative, von denen man irgendwann ein Produkt bekommt“, so Volberg, der in Erfurt sein Staatswissenschaftsstudium abgeschlossen hat. „Bei mir sind das Gespräche und Postkarten von überall.“ Der 24-Jährige hat eine Mentoring-Initative gegründet, woraus der Gedanke erwuchs, diese Idee nun bundesweit zu verbreiten. Dabei dreht sich alles um den Wissenstransfer – sei es in einem Netzwerk, das Jugendliche fördert oder Jobpaten anbietet. Volberg bot also auf Visionbakery eine einjährige Mentoring-Reise an. Bei 28 Unterstützern sammelte er 476,60 Euro ein, ungefähr ein Zehntel seiner Gesamtkosten. Viele Postkarten hat er auf seiner Reise mit der Deutschen Bahn als Dankeschön schon verschickt und zwei Menschen in verschiedenen Bahnhofcafés seine Idee vis-a-vis vorgestellt. Crowdfunding besaß für Volbergs Projekt neben dem finanziellen Aspekt auch einen Werbeeffekt. „Ich hatte dabei schon den Hintergedanken, dass ich meine Idee durch diese Mit-Finanzierung von Anfang an gut verbreiten kann. Das hat auch gut funktioniert.“ Transparenz und Kommunikation Die Bewerbungsidee war für das Auerworld Festival eher nachrangig. Hier sollte die Plattform Startnext dazu dienen, mit einem Ticketverkauf das Openair im Weidenrutenpalast für den Juli 2013 abzusichern. Vorgesehen war ein zu erreichender Mindestbetrag von 18.000 Euro – wäre dieser nicht erreicht worden, hätten die Veranstalter das Auerworld wegen Planungsunsicherheit abgesagt. Presseverantwortliche Agnes Krummrich erklärt: „Wir wollten neue Wege gehen, weil über die Förderanträge erst sehr spät entschieden wird, zudem mussten wir das Gelände schützen und daher ein Besu-

cherlimit setzen.“ „Am Ende ging es durch die Decke“, berichtet Krummrich von der positiven Erfahrung. Mehr als 33.000 Euro kamen für die 15. Auflage des Festivals zusammen, doch das war kein Selbstläufer. „Das war ein großer Aufwand, Transparenz und Kommunikation waren dabei sehr wichtig, bedeuteten aber auch viel Arbeit.“ an habe die ganze Zeit hinterher bleiben und immer wieder in sozialen Netzwerken auf die Aktion hinweisen müssen. Gelohnt habe es sich aber. Ob man es im nächsten Jahr wieder so durchführt, wird das Team nach dem Juli-Ereignis entscheiden. Demokratisches Unterstützen „Beim Crowdfunding wirst du als Verbraucher mündig gemacht“, lobt Christian von Aster das Modell. Gerade hat der Regisseur und Autor seinen Film „Die Schlimmsten aller Trolle“ auf der Burg Querfurt (siehe REGJO 1/2013) abgedreht, der via Visionbakery mitfinanziert wurde. Seine Verfilmung des Trolllebens unterstützten 114 Menschen mit insgesamt 6.925 Euro – das waren 115 Prozent der angepeilten Summe. Dafür konnten sie gestaffelt von der Postkarte über das Troll-T-Shirt bis hin zur Filmrolle Geld geben. Ein Fan sei extra aus der Schweiz angereist, um mitzuspielen. „Was ich schätze“, so von Aster, „ist der unglaublich demokratische Prozess, das Publikum mitfinanzieren zu lassen.“ Aber auch er gibt den Arbeitsaufwand zu bedenken, den diese Finanzierungsform mit sich bringt. Es heiße kommunizieren, kommunizieren, kommunizieren. Ein weiterer Nachteil: „Die Plattformen bekommen in jedem Fall ihre zehn Prozent.“ Daher überlegt von Aster, ob er noch einmal den Weg geht. „Ich erreiche die Leute, die meine Sachen unterstützen, auf Lesungen und per Newsletter ja auch direkt, ohne nötige Vermittlungsgebühr. Außerdem kann man Pech haben und muss 5.000 Postkarten signieren, wie letztens der ‚Nicht Lustig‘-Cartoonist Joscha Sauer. Das stelle ich mir wirklich nicht lustig vor.“


Besiegeln eine neue Kulturpatenschaft: Steuerberater Walter Wilfert mit Sven Windisch und Katrin Wolf vom Leipzig singt e.V.

„Carmina Burana” zum Mitsingen Für viele ambitionierte Laiensänger ist es ein Traum: Ein Mal eines der großen Chorwerke selbst zu singen. Der Verein Leipzig singt ermöglicht diesen Wunsch. Text: Dörthe Gromes Fotografie: Thomas Kunert

Es wird sicher ein besonderes Erlebnis, wenn am 29. September im Leipziger Gewandhaus ein Chor aus 600 Laiensängern unter der musikalischen Leitung von Erik Schober die „Carmina Burana“ von Carl Orff aufführen wird. Unterstützt werden die Sänger unter anderem von Musikern des Gewandhaus- und MDR-Orchesters sowie von den Solisten Anne Görner, Stephan Gogolka und Daniel Blumenschein. Organisiert wird das Konzert vom Leipzig singt e.V., der bereits zum dritten Mal in Leipzig ein solches Mitsingkonzert auf die Beine stellt.

nisten nicht im Grabe herumdrehen, falls nicht jeder Ton perfekt sitzt“, begründet Anja Lehmann ihre Motivation. Dieses Jahr werden beide wieder teilnehmen. Nicht zuletzt machen für sie die vielen Begegnungen mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Städten das Erlebnis von Leipzig singt aus. Dieses Jahr werden sogar Teilnehmer aus Großbritannien, Frankreich und der Schweiz erwartet.

Vorbild Berlin

Eine kleine Gruppe von Ehrenamtlichen stemmt die Organisation des Konzertes. „Da kommen in Hochzeiten gut zehn bis zwanzig Stunden pro Woche zusammen, erzählt die Vorstandsvorsitzende Katrin Wolf. Dank einer kürzlich aufgenommenen Kulturpatenschaft mit Walter Wilfert von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton AG wird dem Verein zumindest eine Last künftig abgenommen: die Steuererklärung. „Die verschlingt immer sehr viel Energie“, so Wolf. „Deshalb sind wir sehr froh, dafür einen kompetenten Partner gefunden zu haben. Nun können wir uns umso besser auf unser eigentliches Anliegen konzentrieren“, erzählt die energiegeladene junge Frau. Termine im Gewandhaus hat sie schon vorsorglich bis 2016 für Leipzig singt reserviert.

Die Idee, Laiensänger zusammen mit Profimusikern ein chorsinfonisches Werk aufführen zu lassen, hat der Chefdirigent des Rundfunkchors Berlin Simon Halsey Anfang der 2000er Jahre aus seiner britischen Heimat mitgebracht. Seit mittlerweile zehn Jahren genießen die Mitsingkonzerte dort eine sehr große Popularität. Katrin Wolf, damals Studentin in Berlin, war davon begeistert. Nach ihrem Umzug an die Pleiße dachte sich die junge Frau: „So etwas müssen wir doch auch in der Musikstadt Leipzig hinbekommen“. Deshalb gründete sie 2010 mit einigen Gleichgesinnten besagten Verein Leipzig singt. Ein Jahr später folgte das erste Konzert mit 250 Sängern in der evangelisch-reformierten Kirche. Damals nahmen auch Anja und Dietmar Lehmann aus Riesa teil: „Es war wunderschön, in einer riesigen Gruppe von Menschen zu stehen, die alle ein Stück singen, weil ihnen das Spaß macht.“ Die beiden begeisterten Freizeitsänger waren von der Idee des Mitsingkonzerts sofort angetan. „Klassische Musik wird oft auf elitäre Art vermittelt. Uns macht es einfach Spaß, die Werke für uns zu entdecken und wir glauben auch fest daran, dass sich die Kompo-

Hilfe von den Kulturpaten

Das Mitsingkonzert findet am 29.9.2013 um 17.30 Uhr im Großen Saal des Gewandhauses zu Leipzig statt. Eintrittskarten gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen. www.leipzig-singt.de


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BÜRGERGEIST

KULtUR 67

Fotografie: Manfred Drechsel

Fotografie: Standortmarketing Mansfeld-Südharz

KLASSIK UND JAZZ

Musikfestival Stiftungsversammlung Der 1. Leipziger Stiftungstag fand gemeinsam mit dem 10. Sächsischen Stiftungstag am 15. Juni im Gewandhaus statt. Derzeit sind rund 70 gemeinnützige Stiftungen in Leipzig aktiv. Diese relativ große Zahl überrascht zunächst, da die meisten Stiftungen in der breiten Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden. Um dies zu ändern, wurde der 1. Leipziger Stiftungstag veranstaltet, auf dem 42 gemeinnützige Stiftungen erstmals zusammen auftraten. „Wir hoffen, auf diese Weise die Stiftungen wieder verstärkt in das öffentliche Bewusstsein zurückzubringen“, sagt Angelika Kell von der Stiftung „Bürger für Leipzig“. Schließlich sei Leipzig seit jeher eine Stifterstadt gewesen: „Die Geschichte unserer Stadt, insbesondere seine Bau- und Gartenkultur, wurde geprägt vom Bürgergeist. Das Stifterhandbuch aus dem Jahr 1902 zählte über 1.000 Stiftungen. Allein die ‚Stiftung eines Menschenfreundes‘, die Karl Christian Philipp Tauchnitz der Stadt vermachte, umfasste ein Vermögen von umgerechnet 40 Millionen Euro.“ Auf Initiative der Stiftung

„Bürger für Leipzig“ wurde vor zwei Jahren ein informelles Netzwerk der Leipziger Stiftungen ins Leben gerufen. Der Stiftungstag ist das erste öffentlichkeitswirksame Ergebnis dieser Zusammenarbeit. Über 500 Besucher nutzten die Gelegenheit, sich über die Aktivitäten der Stiftungen zu informieren. Das thematische Spektrum der Stiftungen reichte das von Belangen der Denkmalpflege über die Förderung von Kindern bis zum Umweltschutz. Neben „alteingesessenen“ Stiftungen wie die der Meyer’schen Häuser (seit 1900) präsentierten sich junge Stiftungen, zum Beispiel die 2009 gegründete Stiftung „Ecken wecken“. Die Organisatoren zogen eine positive Bilanz der Veranstaltung. „Ich gehe davon aus, dass wir den Stiftertag wiederholen werden“, so Angelika Kells positives Resümee des Treffens. . DG www.buerger-fuer-leipzig.de

Eine Mischung aus klassischer und moderner Musik im romantischen Ambiente. Zum 12. Mal findet das Festival „2000+1 Nacht – Fantastisches aus Klassik und Jazz“ in Schloss und Schlosspark Schlettau statt. Unter dem Leitmotiv „Nostalgie und Vision“ verschmelzen im märchenhaften Ambiente des „Genius Loci“ Tanzformen in der Musik mit verträumten Improvisationen und leidenschaftlichen Fantasien. Der erste Abend wird eine Hommage an den großen Komponisten Guiseppe Verdi mit außergewöhnlichem Programm. Im Rahmen der etablierten Reihe Musik und Literatur treten die virtuose Sopranistin Svetlana Katchour, der EchoKlassik-Preisträger Julian Riem am Klavier und weitere renommierte Künstler auf. An den darauf folgenden Tagen wechseln sich lateinamerikanisch gewürzter Jazz und russische Märchenoper mit argentinischen Tango-Rhythmen und Gipsy-Swing ab. Den krönenden Abschluss bildet am Sonntagabend die Blues- und Rocksängerin Joy Fleming. Sie bildet ein besonderes Highlight in der musikalischen Bandbreite dieses vielseitigen Festivals. AB 15.–18.8., Schlettau www.schloss-schlettau.de


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S Ä C H S I S C H E S TA AT S K A P E L L E

Angekommen im Alltag Die Sächsische Staatskapelle Dresden vor ihrer zweiten Saison mit Chefdirigent Christian Thielemann. Jetzt beginnt der Alltag. Die Sächsische Staatskapelle Dresden und ihren immer noch neuen Chefdirigenten Christian Thielemann verband eine lange Verlobungszeit, den Auftakt dazu setzte im Herbst 2009 Anton Bruckners 8. Sinfonie. Die erste gemeinsame Saison war voller Höhepunkte – Tourneen durch Europa, Asien und in die USA, die Übernahme der Salzburger Osterfestspiele, Thielemanns erste Oper in Dresden („Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss), die erste Opernpremiere („Manon Lescaut“ von Giacomo Puccini), zudem viel Richard Wagner zu dessen Geburtstag. Und doch war es die Fortsetzung einer guten Beziehung. Denn viele Dresdner Musiker kannte Thielemann längst aus dem Bayreuther Festspielorchester. So war es kein Wunder, dass Christian Thielemann zur Jahrespressekonferenz Mitte Mai resümierte, er fühle sich „so gut aufgehoben wie selten in meinem Leben“. Der Blick nach vorn geht auf den nächsten Jubilar, der eng mit Dresden verbunden war. Richard Strauss, dessen 150. Geburtstag 2014 bevorsteht, wird opulent gefeiert, schließlich sind neun seiner 15 Opern an

Enrico Lübe, Foto: Rolf Arnold

Fotografie: Matthias Creutziger

PERSONALIE

IntendantenWechsel Wie Enrico Lübbe das bestehende Theaterpublikum halten und neues gewinnen will.

der Elbe uraufgeführt worden. Ein Sonderkonzert mit Thielemann wird Ausschnitte daraus präsentieren, Strauss zieht sich durch mehrere Konzerte und steht auch bei den nächsten Osterfestspielen in Salzburg im Zentrum, wenn Florentine Klepper „Arabella“ in Szene setzt. Von Wolfgang Rihm, dem künftigen Capell-Compositeur, ist unter anderen die Uraufführung seiner Orchesterfassung des letzten Strauss-Liedes „Malven“ zu erwarten. Als neuer Capell-Virtuose wird der Ausnahmepianist Radu Lupu in Dresden sowie auf Gastspielen quer durch Europa Präsenz zeigen. Erstmals dirigiert Franz Welser-Möst die Musiker als Gast. Die Zusammenarbeit mit herausragenden Dirigenten und Solisten wird ebenso fortgesetzt wie der schon traditionelle Saisonstart mit dem Gustav Mahler Jugendorchester Ende August sowie die Internationalen Schostakowitsch-Tage Gohrisch im Monat darauf. Als Erster Gastdirigent bleibt Myung-Whun Chung der Kapelle ein wichtiger Partner. ME

„Vielfalt“, betont Enrico Lübbe mehrfach bei der Vorstellung seiner ersten Spielzeit. Die Aufgabe des neuen Leipziger Schauspiel-Intendanten lautet, das unter dem scheidenden Sebastian Hartmann angezogene junge Publikum zu halten und zugleich älteres zurückzuholen. Mit sechs Premieren gestaltet Lübbe seinen Auftakt als Mini-Festival. Insgesamt sind 30 Leipzigpremieren geplant. Die Wahl Lübbes, der an der städtisch eingesetzten Auswahlkommission vorbei durchgedrückt wurde, hatte vor einem Jahr für Diskussionen gesorgt. Der 37-jährige gebürtige Schweriner ist in Leipzig kein Unbekannter, er hat hier studiert und als Hausregisseur am Schauspiel gewirkt. In Chemnitz, wo er ab 2008 Schauspielchef war, stieß seine Arbeit auf vorwiegend positive Resonanz. Allerdings geriet das Haus 2011 in die Schlagzeilen, als die Leipziger Hochschule für Musik und Theater ihr dortiges Schauspielstudio schloss – zwecks Profilschärfung. Während auf den kleinen Spielstätten auch junge Dramatik gezeigt wird, ist die große Bühne Lübbe zufolge „klassischen, starken Stoffen der Weltdramatik“ vorbehalten. TP

www.staatskapelle-dresden.de

www.schauspiel-leipzig.de


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Studienzentrum August Hermann Francke: Archiv und Bibliothek.

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Denkmal August Hermann Franckes.

Ein Reformer aus Halle Dem Vermächtnis des Theologen, Pädagogen und Unternehmers August Hermann Francke wird dieses Jahr anlässlich seines 350. Geburtstages in vielfältiger Weise gedacht. Text: Dörthe Gromes Fotografie: Ingo Gottlieb, Markus Scholz

Nur sehr wenigen Menschen ist es vergönnt, ein so weitreichendes Werk zu hinterlassen wie August Hermann Francke (1663–1727). Es war eine anonyme Spende, die heute klein anmutende Summe von vier Talern und 16 Groschen, welche der Theologe geschickt nutzte, um sein Lebenswerk zu beginnen: den Aufbau der Franckeschen Stiftungen. Da er aufgrund seiner pietistischen Überzeugung der Universitäten von Leipzig und Erfurt verwiesen worden war, nahm Francke 1692 eine Pfarrstelle in Glaucha an. Die Kleinstadt vor den Toren Halles war damals von Armut und Elend gezeichnet. Francke gründete zunächst eine Armenschule, später ein Waisenhaus. Die Schule erwarb sich schnell einen so guten Ruf, dass auch Bürger und Adlige ihre Kinder dorthin schickten. 1709 wurde eine Mädchenschule errichtet, zu dieser Zeit eine Besonderheit, da der Bildung von Mädchen damals kaum Gewicht beigemessen wurde. Durch Franckes nimmermüde Anstrengungen entstand innerhalb von drei Jahrzehnten eine Schulstadt von überregionaler Ausstrahlung. Zur finanziellen Unter-

stützung der Bildungseinrichtungen veranlasste Francke die Gründung von Erwerbsbetrieben – Druckerei, Buchhandlung, Apotheke. Außerdem prägte er als Professor die Theologische Fakultät der Universität Halle. Dort wurde unter seiner Regie großer Wert auf intensives Bibelstudium sowie eine praxisnahe Ausbildung gelegt. Weltweite Wirkung und wechselhaftes Geschick Die Geschicke der Stiftungen verliefen nach Franckes Tod 1727 wechselhaft. Doch bewahrten sich die Stiftungen über 200 Jahre lang ihre rechtliche Eigenständigkeit. Diese ging nach dem Zweiten Weltkrieg verloren, als die Stiftungen 1946 in die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg integriert wurden. Die christliche Tradition der Stiftungen wich sozialistischen Bildungsvorstellungen. Auch baulich verfielen sie in den folgenden Jahrzehnten. Zudem wurde ohne Rücksicht auf das historische Bauensemble eine Schnellstraße durch das Stiftungsgelände geführt.

Neubelebung nach der Wende Noch zu Wendezeiten startete die Aktion „Rettet die Franckeschen Stiftungen!“, der Verfall konnte dank des engagierten Eingreifens vieler Bürger – darunter auch des damaligen Außenministers der BRD HansDietrich Genscher – gestoppt werden. In den letzten 20 Jahren ist auf dem Stiftungsgelände ein moderner Bildungskosmos entstanden. Heute finden sich dort über 40 Einrichtungen, die Franckes Vermächtnis weiterführen, darunter drei Kindergärten, vier Schulen, universitäre und außeruniversitäre Institute, das Kinderkreativzentrum „Krokoseum“, Bibliotheken, ein Bibelzentrum und die Bundeskulturstiftung. Im Jubiläumsjahr informiert eine Sonderausstellung über Leben und Wirken August Hermann Franckes. Außerdem finden verschiedene Tagungen, Vorträge, Konzerte und Feste statt. Nähere Informationen zu den Jubiläumsaktivitäten unter: www.francke-halle.de


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Tatiana Pechnikova als Juive in der Semperoper.

Eine Stadt feiert Geburtstag Richard Wagner in Dresden – das Jubiläumsjahr in der sächsischen Hauptstadt brachte zwar keinen „Ring“, dafür aber Bögen, die sich öffnen und schließen. Text: Michael Ernst Fotografie: Matthias Creutziger, Oliver Killig

Richard Wagner war ein umtriebiger Mensch. Schon in ganz jungen Jahren hatte der Knabe zwei Väter und wechselnde Familiennamen zu bewältigen; aus Richard Geyer wurde erst im Halbwüchsigenalter jener Richard Wagner, wie er heute bekannt ist. Sein Leben lang hatte dieser Mann Probleme wegen und mit Frauen und lange vor der Erfindung heutiger Mobilitätsbegriffe war der Dichter-Komponist wie ein Getriebener quer durch Europa unterwegs. Nirgendwo aber hat er so viel Lebenszeit zugebracht wie in Dresden. Kindheitsjahre, Kreuzschulzeiten, eine Anstellung „auf Lebenszeit“ als Hofkapellmeister, revolutionäre Umtriebe und bald darauf die lebensrettende Flucht in die Schweiz, langjährige Ächtung und erst im fortgeschrittenen Alter wieder Besuche dank einer

Amnestie – all das verbindet den Meister mit Sachsens Hauptstadt. Grund genug, so sollte man meinen, dass der Jubilar zu seinem 200. Geburtstag hier in ganz besonderer Weise gewürdigt wird. Semperoper im Wagner-Jahr Ein Blick in den Spielplan der Semperoper erweist diese Annahme rasch als Fehlanzeige. Kein „Ring des Nibelungen“ in Dresden, obwohl Willy Decker die Tetralogie dort vor einigen Jahren reichlich ambitioniert in Szene gesetzt hat. Statt dessen ein wenig Repertoire – der „Lohengrin“ etwa, den Christine Mielitz 1983 dort inszenierte. Es gab allerdings Neuproduktionen im Opernbereich. Zu den


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Olaf Schubert trifft Richard-Wagner-Festveranstaltung am 21. Mai.

Salzburger Osterfestspielen kam Ende März „Parsifal“ heraus, eine nicht unumstrittene Inszenierung von Michael Schulz, die im kommenden Herbst in Peking und irgendwann auch in Dresden gezeigt werden soll. Dem „Fliegenden Holländer“, dessen Premiere für Mitte Juni anstand (Regie: Florentine Klepper), ging im Mai „La juive“ voraus, „Die Jüdin“ von Fromental Halévy. Dieses Stück Musiktheater macht die Beeinflussung Wagners sehr deutlich. All seinen sonst so streitbaren Äußerungen zum Trotz hat er sich just zu diesem Werk sehr wohlwollend geäußert – es sei dahingestellt, ob ehrlichen Herzens oder nur aus Berechnung. Mit der konzertanten Aufführung von Gaspare Spontinis „Vestalin“ („La Vestale“) wurde kurz vor der Sommerpause eine weitere Oper präsentiert, die mit Wagners Dresdner Wirken in Zusammenhang steht. Sächsische Staatskapelle – die „Wunderharfe“ Insbesondere die Sächsische Staatskapelle – von ihrem einstigen Kapellmeister angeblich als „Wunderharfe“ verehrt – hatte in den zurückliegenden Wochen und Monaten natürlich alle Hände voll zu tun mit ihrer doch sehr persönlichen Wagner-Pflege. Chefdirigent Thielemann und seine Mitstreiter haben kluge Programme erarbeitet, mit denen sie Wagnerianer in Dresden und außerhalb zu beglücken verstanden. Schon zu ihren Auftritten in Salzburg wurde das Publikum der Osterfestspiele mit kräftiger Kost à la Wagner bedacht – und war des Lobes voll für diesen würdigen Umgang. In Dresden selbst jedoch zelebrierte das Orchester gleich zwei

„Wagner-Geburtstagskonzerte“. Ein erstes in der Frauenkirche, wo unter anderem „Das Liebesmahl der Apostel“ mit dem berühmten „Dresdner Amen“ erklang, von dem Wagner zu mehreren Kompositionen inspiriert worden ist. Das zweite, am Vorabend des 200. Geburtstags, erwuchs gar zu einem grandiosen Volksfest und wurde auf dem Theaterplatz vor der Semperoper von Olaf Schubert moderiert. Der selbsternannte Betroffenheitslyriker zog die Massen vors Haus, in dem Thielemann und die Kapelle mit Tenor Jonas Kaufmann einen Querschnitt aus Wagners „Faust“Ouvertüre, „Rienzi“, dem „Fliegenden Holländer“ sowie „Lohengrin“ und „Tannhäuser“ zelebrierten. Nach einer „Wagner-Show“ wurde das Konzert auf den Platz übertragen, die begeisterten Menschen stimmten abschließend sogar ein Geburtstagsständchen an. Mit demselben Programm, in das sinnvollerweise auch das Orchesterstück „Fraternité“ von Hans Werner Henze mit aufgenommen wurde, startete die Staatskapelle zu einer Wagner-Geburtstagstournee nach Paris, Wien und Venedig. Bis kurz vor seinem Tod im Herbst 2012 hatte sich Henze als Compositeur der Kapelle mit Wagners Schaffen befasst und wollte den Dresdnern sogar noch eine Uraufführung bescheren, zu der es dann leider nicht mehr gekommen ist. In Wagners Sterbestadt Venedig hätte sich damit ein doppelter Bogen geschlossen. Ein Teil von Wagners „Wunderharfe“ war ebenfalls beim vielbeachteten Geburtstagskonzert auf dem Grünen Hügel in Bayreuth zugegen, wo Christian Thielemann das Festspielorchester leitete, dem zahlreiche Musiker aus Dresden und Leipzig angehö-

ren. Eine nicht nur künstlerische Meisterleistung, sondern auch eine gelungene Logistik. Was sonst noch geschah Obwohl der Schaffenskraft eines Wagners heute immer nur bruchstückhaft begegnet werden kann, erwiesen sich die Dresdner Programme zu Ehren des Meisters als ausgewogen – die Dresdner Philharmonie präsentierte ebenfalls ausverkaufte Geburtstagskonzerte mit Wagner-Bearbeitungen und seinem „Siegfried-Idyll“ und flocht einzelne Werke bereits in die laufende Konzertsaison mit ein. Die Dresdner Musikfestspiele wiederum arrangierten sich in Koproduktionen mit anderen Kulturinstitutionen und nahmen deren Wagner-Huldigungen mit auf, kombinierten Musik und Brieflesungen und boten im Wagner-Jahr auch so manchen Blick über den Tellerrand hinaus. In der Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber jedoch wurde Wagner verweigert – mit gutem Grund, denn neben ihm gilt es noch einen weiteren Jubilar zu ehren: Giuseppe Verdi stammt ebenfalls aus dem Jahr 1813. Anlass für eine Hochschulproduktion seiner Spätoper „Falstaff“. Wagner zum Nachlesen: Die „Dresdner Hefte“ (Ausgabe 112) protokollieren in lesenswerter Form das Kolloquium „Richard Wagner in Dresden“, mit dem im Herbst 2012 das Richard-WagnerJahr eingeleitet worden ist.

www.staatskapelle-dresden.de www.richardwagnermuseum.de www.dresdnerphilharmonie.de www.musikfestspiele.com


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Die Wagner-Festtage sind vorüber, das Wagner-Jahr dauert noch an Dem einen zum Genuss, dem anderen schon zum Überdruss haben die Wagner-Freunde in Leipzig ganze Arbeit geleistet. „Wagner ist Leipziger“, das zumindest sollte nach den Festtagen jeder in dieser Stadt wissen. Auch Katharina Wagner stimmte in ihrer Festrede diesem Slogan zu, jedoch nicht ohne Wagner ganz herzugeben: „Wagner ist auch Bayreuther“, war ihr schließlich wichtig zu ergänzen. Nicht nur Bayreuth ist hellhörig geworden, was Leipzig im Wagner-Jahr auf die Beine gestellt hat, auch die nationale und internationale Presse berichtet über das Aufrüsten der Geburtsstadt Wagners 2013. REGJO sprach mit Wolf-Dietrich Rost, Geschäftsführer des Kuratoriums Richard-Wagner-Jahr 2013, über die Vorbereitung, den Festakt und die Hintergründe. Interview: Esther Niebel

Wann haben Sie mit der Planung des Jubiläumsjahres begonnen? Vor gut sechs Jahren ging es los. Am 13. Februar 2008 haben wir uns als Kuratorium konstituiert. Ab dem Datum hat sich das gesamte Kuratorium zwei Mal im Jahr getroffen. Die ersten Sitzungen dienten der Selbstfindung und auch der Strukturierung der Arbeit. Wir haben uns eine Geschäftsordnung gegeben, um festzulegen, unter welchen Rahmenbedingungen wir zusammenkommen. Im Zuge dessen wurde ich als Geschäftsführer berufen. Für Strukturierung und Grundidee sind sicher ein bis zwei Jahre ins Land gegangen. Es gibt ja verschiedene Stellen rund um Richard Wagner. Was macht der Verband, was macht der Verein und was macht das Kuratorium? Die drei Leipziger Wagner – Vereine sind wie Oper, Gewandhaus, Hochschule, MDR u.a. Mitglied im Kuratorium. Die haben ja schließlich die Potentiale. Auch die LTM, Leipzig Tourist und Marketing GmbH, ist ein ganz wichtiger Partner. Diese Institutionen haben die Möglichkeiten, Dinge zu realisieren und sie haben die Programme letztlich gestaltet. Der Richard-Wagner-Verband hat

beispielsweise den internationalen Richard-Wagner-Kongress vorbereitet, die Universität mit Professor Loos hat die wissenschaftliche Konferenz vorbereitet, die parallel zum Kongress stattfand, die Oper Leipzig hat sich natürlich um die Aufführung von Opern gekümmert. Wir im Kuratorium haben die Möglichkeiten der einzelnen Häuser und Einrichtungen zusammengetragen, diskutiert und teilweise auch koordiniert. Sie haben den einzelnen Stellen aber nicht reingeredet? Nein. Es gab aber die Situation, dass sich einzelne Projekte außerhalb ziemlich weit entwickelt haben, die dann erst ziemlich spät mit ins Programm aufgenommen wurden. Zielstellung des Kuratoriums war es, ein gemeinsames und abgestimmtes Programm aller Akteure vorzubereiten. Ganz konkret war die Idee der Definition und Festlegung der Festtage als Höhepunkt des Jubiläumsjahres vom 16. bis zum 26. Mai. Zielstellung war praktisch, aus dem gesamten Jahr 2013 ein Festjahr zu machen. Der absolute Höhepunkt war zwar der 22. Mai, gar keine Frage, aber auch die anderen Festtage hatten ihre Ausstrahlung.


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Links: Anlässlich des Richard-Wagner-Festaktes dirigiert Ulf Schirmer am 22. Mai in der Oper Leipzig das Gewandhausorchester und den Chor der Oper Leipzig. Foto: Stadt Leipzig/Jens Schlüter. Mittel: Oberbürgermeister Burkhard Jung enthüllt am 22. Mai das Wagner-Denkmal von Stephan Balkenhol. Foto: Stadt Leipzig. Rechts: Geschäftsführer des Kuratoriums Richard-Wagner-Jahr 2013 Wolf-Dietrich Rost.

Gab es die Idee, den „Ring des Nibelungen“ im Wagner-Jahr in Leipzig aufzuführen? Es gab eine Überlegung, dass vier unterschiedliche „Ring“-Produktionen aus ganz Europa, also vom „Rheingold“ bis zur „Götterdämmerung“, hier an die Oper Leipzig geholt werden sollten. Dies wäre mit erheblichen Kosten, vier sehr unterschiedlichen Handschriften und letztlich keiner eigenen Leipziger Produktion verbunden gewesen. Nachdem Ulf Schirmer als neuer Intendant an der Oper Leipzig berufen wurde, nahm er sich gleich den „Ring“ vor. Bis jetzt wurde das „Rheingold“ aufgeführt und bis zum Ende des Jahres soll noch die „Walküre“ kommen. Den kompletten „Ring“ schaffen wir dieses Jahr leider noch nicht. Aber bis zum Jahr 2016 soll er komplett sein, dafür braucht man eben auch einen etwas längeren Atem. Eine ganz wichtige Aufgabe des Kuratoriums war auch die Abstimmung mit den

anderen Wagner-Städten wie Dresden und Bayreuth. Und dann kam auch aus Bayreuth von Katharina Wagner die Idee, die wir sofort aufgegriffen haben: Wir sollten gemeinsam die Frühwerke machen, die „Feen“, „Liebesverbot“ und „Rienzi“. Das Orchester, das Gewandhausorchester, kam aus Leipzig, die Solisten, die Inszenierung dann aus Bayreuth, darin bestand dann das Zusammenspiel. Und wir als Kuratorium haben solche Ideen aufgenommen und in der Folge unterstützt. Es waren ja auch entsprechende finanzielle Mittel notwendig, um all dies zustande zu bringen. Sind Sie bisher mit dem Festjahr zufrieden? Was waren Ihre persönlichen Highlights? Das waren natürlich die Festtage selbst und dazu die Kooperation Leipzig – Bayreuth, die ich als außergewöhnlich ansehe. Das ist ein großer Gewinn für beide Städte. Dann der Geburtstag selber mit der Denk-

maleinweihung – bei aller Streitigkeit um die Gestaltung des Denkmals. Der Festakt war feierlich und wir waren stark im Fokus der Medien, die Bundespolitik war präsent. Dann war die Aufführung der „Götterdämmerung“ in der Universität ein klarer Höhepunkt. Dieses ungewöhnliche, leidenschaftliche Ensemble, das war toll. Wie geht es nach 2013 weiter? Werden die angestoßenen Kooperationen weitergeführt? Leipzig als die prägende Geburts- und Jugendstadt und Dresden als Stadt, in der er die meiste Zeit seines Lebens verbracht hat – das ist ein außergewöhnliches und auch ein verbindendes Erbe. Im Zuge des Jubiläumsjahres und der Vorbereitung sind schließlich viele persönliche und auch professionelle Kontakte entstanden. Diese gilt es in Zukunft zu pflegen und auszubauen.


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„Tell trifft Wagner – Begegnungen am Vierwaldstättersee“ Ein Theaterstück mit Musik von Ursula Haas, Guy Krneta und Bertrand Roulet, inszeniert von Meret Matter unter der Impresario-Leitung von Beat Toniolo. Musikgenie und Freiheitsheld erwarten die Besucher am Vierwaldstättersee. Text: Ursula Haas Fotografie: Armin Grässl

Was passiert, wenn Richard Wagner in der Schweiz nichts Musikalisches einfällt und Wilhelm Tell zur heldischen Tat schreitet? Eine Komponierkrise des Meisters bringt das leichtfüßige Drama ins Laufen. Die Münchner Schriftstellerin Ursula Haas und der Basler Schriftsteller Guy Krneta nehmen sich theatralisch und humorvoll der beiden großen Männer an. Naturkulisse Auf den beiden Bühnen auf der WaldWeidli-Wiese oberhalb von Urnersee und „Rütli“ erwartet. die Besucher ein besonderer Kulturanlass. In der lauschigen, idyllischen Natur ist ein Theaterstück mit Musik und Chorgesang zu erleben, gespielt von international von Bühne und Fernsehen bekannten Schauspielerinnen und Schauspielern. Nachwuchsmusikerinnen und Musiker, treten zusammen mit einem gemischten Laienchor aus der Zentralschweiz auf. Ein bisschen Wagnertöne werden erklingen und neue, dem Ohr wohltuende Klänge von Bertrand Roulet, dem Schweizer Komponisten, Pianisten und Dirigenten, bereichern die Szenen. Wagner, Cosima und Undine bringt die Autorin Ursula Haas über drei Akte in theatralische Aktion, und Wilhelm Tell entspringt in zwei Akten der Feder (oder aus dem PC) und Fantasie des renommierten Basler Autors Guy Krneta.

Bekannte Mimen Die versierte Berner Regisseurin Meret Matter wird das vergnügliche Out-door-Theaterstück auf die Waldweidli-Bühne bringen. Die Rolle der Undine, die in drei Verkleidungen auftritt (als König Ludwig II., als Mathilde Wesendonck und als Naturgeschöpf) erfüllt die bekannte Fabienne Hadorn in allen Facetten. Die am Theater Basel arbeitende Dresdnerin Katka Kurze, in Rollen von Friedrich Schiller bis Sarah Kane erprobt, wird die Person und Entwicklung der Cosima Wagner mit großer Verve und Eigenart darstellen. Albrecht Hirche aus Berlin, mit großem Inszenierungs- und Rollenspektrum in seiner Vergangenheit auch in der Schweiz häufig aktiv und erfolgreich, nimmt sich Richard Wagners an, und Andrea Zogg als Wilhelm Tell wird Schweizer Herzen höher schlagen lassen; just nicht nur als Tatort- Kommissar in „Dütschland“ prominent. Die Schriftsteller Haas und Krneta holen die Götter Wagner und Tell vom Sockel, aber ohne den beiden liebevoll verfallen zu sein. Mit Augenzwinkern integrieren sie das Allzumenschliche von uns allen in die Geschichte. Dieses Theaterstück ist für den mystischen Ort am See bestens geeignet.

Ursula Haas, Schriftstellerin und Librettistin (www.poetessa.de), wohnt in München. Letzte Veröffentlichungen: „Drei Frauen“ (Roman) Kyrene Verlag, „Ich kröne dich mit Schnee“ (Gedichte/Ghasele) Verlag Michaelsbund.


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Wagner und Tell oder to burn is not enough Brennen ist nicht genug Das wunderschöne Waldweidli, im Hintergrund der Urnersee, Der Einfall gebiert das Genie ein Teil vom Vierwaldstättersee. Das Barett aus Samt krönt den Meister Diene, Weib, diene Brennen ist nicht genug Die Tat schafft den Held Freiheit ohne den Gesslerhut Opfre, Sohn, opfre Unser Herz schwillt an Der Schuss in den Apfel Der Tristan-Klang to burn is not enough Sehnsucht & Erfüllung Seelisberg, im Herzen der Schweiz, hoch über dem Vierwaldstättersee und dem Rütli, bekannt als schmerzliche Krätze Gründungsort der Schweiz, war und ist Erholungs- und Kraftort für internationale Gäste. Bekannte r stle Kün Denker und Staatsmänner wie Konrad Adenauer, Leo Tolstoi, Hermann Hesse, Heinrich Federer, den t umschling Gottfried Keller, Elias Canetti und natürlich Richard Wagner haben im mystischen Seelisberg Erholung und Muße gefunden. Die Schriftsteller Ursula Haas und Guy Krneta lassen Richard Wagner nn Ma n che s di hel und den zusammen mit seiner Partnerin Cosima nochmals in Seelisberg als Gäste Halt machen. TELL TRIFFT WAGNER to burn is not enough Tickets online buchbar auf www.ticketcenter-uri.ch oder www.seelisberg-ruetli-festival.ch Anzeige

Gedicht von Ursula Haas, exklusiv für REGJO

Ticketkategorien: Erwachsene CHF 49, Erwachsene CHF 39 Aufführungen: 31. Juli bis 18. August, 20 Uhr, Termine auf www.seelisberg-ruetli-festival.ch


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Auf den Spuren der geistlichen Wende Das S채chsische Burgen- und Heideland ist ein Kernland des protestantischen Glaubens. Der Lutherweg f체hrt zu Orten, an denen wichtige Etappen der Reformation stattfanden.


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Text: Roland Mischke Fotografie: Wolfgang Siesing

Nur kein falscher Schritt, kein auffälliges Verhalten. Martin Luther ist von Angsterfüllt, aber auch im trotzigen Glauben, als er sich im schmalen Korridor zwischen dem ernestinischen und dem albertinischen Herrschaftsgebiet bewegt. Hier kann er von Vertretern der fremden Herrschaft aufgegriffen und ins Gefängnis geworfen werden. Es sind nur einige hundert Meter über die Straße zwischen Frauwalde und Meltewitz bis zum Übergang über die Mulde. Schafft er es, bleibt er ein freier Mann. Reisen auf Umwegen Geschichte kann spannend sein wie ein Krimi. Als Luther 1521 von Wittenberg nach Grimma reiste, musste er in Sorge sein wegen der Häscher. Seit Kurzem stand er unter Reichsacht, als Geächteter durfte er das Territorium des albertinischen Herzogs Georg nicht betreten. Deshalb nahm er auf dem Weg nach Süden nicht die kürzere Strecke über Leipzig. Der Reformator konnte sich auf die Protektion Friedrichs des Weisen verlassen. Der ernestinische Kurfürst garantierte ihm freies Geleit innerhalb seines Herrschaftsgebiets. Deshalb wählte Luther einen Umweg, reiste über Torgau, Schildau, Wurzen und Trebsen nach Grimma. Die kurze Strecke im Feindesland meisterte er souverän. Er habe einem höheren Schutz vertraut, schrieb er in einem Brief an den Fürsten. Reformation verändert das Land Der Lutherweg lässt durch die Pfade und Stationen, die der Gottesmann auf seinen häufigen Reisen absolvierte, die brodelnde Zeit der Reformation in Sachsen noch einmal aufleben. Es waren Fürsten und Bürger, Adlige und Bauern, die sich für oder gegen die geistliche Wende engagierten. Die Reformation hatte sich flächendeckend ausgebreitet, sie bewirkte Flucht und Vertreibung, führte Menschen aber auch in eine

Der Lutherweg verbindet Bayern mit Sachsen-Anhalt, Coburg mit Wittenberg. Vier Bundesländer und die dortigen Kirchen und Tourismusverbände haben sich für den Pilgerweg zusammengetan.


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Mittelpunkt der Stadt: das Renaissance-Rathaus in Grimma.

Hoch über der Freiberger Mulde thront die Burg Mildenstein in Leisnig.

neue Heimat und zu neuem Selbstbewusstsein. Und wo Martin Luther auftrat, liefen die Menschen zu ihm über. In Torgau wurde 1520 die erste evangelische Predigt gehalten, 1522 bekannte sich die Residenzstadt der Ernestiner mit ihren prachtvollen Hinterlassenschaften an Renaissancebauten zur Reformation. Hier ratifizierte man den Torgauer Bund und andere Verträge, die das lutherische Bekenntnis beinhalten und bis heute in lutherischen Kirchen weltweit gültig sind. Die 1544 geweihte Schlosskirche war der erste evangelische Kirchenbau. Luther war etwa vierzig Mal in Torgau. Sein Lieblingsgetränk: „Torgisch Bier“.

ten Sozialordnung in deutschen Landen, ließ sie 1523 drucken und mit seinem Vorwort verbreiten. Ein Quantensprung der Reformation. Da wurde klargestellt, welche Aufgaben Geistliche, Handwerker, Lehrer und andere Berufsrepräsentanten haben, aber auch was Kindern, Behinderten, Armen, Waisen und Fremden zustand. Die Gemeinschaftsregeln der gelten auch heute noch. Rochlitz ist verbunden mit Herzogin Elisabeth von Hessen, die nach Sachsen geheiratet hatte und nach dem Tod ihres Gemahls die Burg Kriebstein – vielleicht die schönste im Sächsischen Burgenund Heideland – und die Ämter in Rochlitz in Besitz nahm. Sie war eine profilierte Reformatorin, die dem Protestantismus zum Durchbruch verhalf. Keine andere Frau hat in Luthers Zeit die evangelische Lehre so vorangebracht. Viele angesehene Bürger gewann sie für den Fortschritt des Geistes, womit die neue Konfession konsolidiert wurde. Zugleich war Elisabeth tolerant. Sie zwang Untertanen nicht, ihr bedingungslos zu folgen, sondern dem eigenen Gewissen. In ihrer Ägide entstand die Kirchenstruktur, wie sie immer noch üblich ist: Kirchenbezirke wurden Superintendenten unterstellt, die geistlichen und sozialen Aufgaben durch Zuständigkeiten gewährleistet.

Vorbereitung in Grimma Häufig führten ihn seine „Visitationen“ nach Grimma, ein bedeutender Standort der evangelischen Lehre. Hier verfasste Luther die Schmalkaldischen Artikel – zur Vorbereitung eines vom Papst 1537 in Mantua einberufenen Konzils. Luther hat darin die Basis gemeinsamer Glaubensartikel der römischen Kirche definiert und deutlich gemacht, von welchen man im protestantischen Raum keinesfalls weichen werde. Aus dem nahegelegenen Kloster Nimbschen stammt seine Frau Katharina von Bora, die ihr Gelübde als Zisterzienserin brach, aus dem Kloster floh und 1525 Luther heiratete. In die Kaufmannssiedlung Colditz entsandte Luther evangelische Geistliche, im gewaltigen Schloss, das den Ort bis heute überragt, amtierte ein Schlossprediger. Der gepflegte Kirchengesang der Schüler hat den protestantischen Glauben in viele Familien gebracht. Soziale Ordnung Die Kleinstadt Leisnig mit ihrem hübschen Marktplatz war eine wichtige Station für den Reformator. Er kam 1522/23 für je eine Woche, von Gemeindevertretern gebeten, und entwarf seine Schrift „Dass eine christliche Versammlung oder Gemeine Recht und Macht habe, alle Lehre zu beurteilen“, die schnell Verbreitung fand. Die „Ordnung eines gemeinen Kastens“ wurde von der Gemeinde selbst auf Papier festgehalten. Luther war beeindruckt von der ers-

Reformatorische Ideen In Zwickau predigte Luther 1522 vor 14.000 Menschen, viele waren aus der Umgebung herbeigeströmt. Die „Perle in den kurfürstlichen Landen“, wie Kurfürst Friedrich der Weise die reiche Stadt des Silberabbaus nannte, wurde eine Drehscheibe der Reformation. Mit sozialrevolutionären Strömungen und Thomas Müntzer hatten Zwickaus Einwohner der Reformation den Weg bereitet und waren damit zeitweise sogar über sie hinaus gegangen.In Borna hat Luther sich oft aufgehalten. Die Bewohner baten ihn um einen „feinen Prediger“, woraufhin der Reformator 1520 Wolfgang Fuß dorthin entsandte, der so kraftvoll predigte, dass fast die ganze katholische Gemeinde sich für den Protestantismus entschied. Im nahegelegenen Neukieritzsch unterhielt Luthers Frau Katharina das Gut Zöllsdorf, verweilte dort wochenlang und produzierte einen erheblichen Teil der Nahrungsmittel für die


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Lutherweg zwischen Löbnitz und Schnaditz.

Wittenberger Hauswirtschaft und die große Familie mit den vielen Gästen. Streit in der Pleißenburg Für Leipzig sind sieben Besuche Luthers historisch verbürgt. Nachdem er sich 1519 bei einer Disputation in der Pleißenburg mit Herzog Georg angelegt hatte, musste er die Stadt einige Jahre meiden. Leipzig, Ort der Buchdrucker, verbreitete später vierzig Prozent aller Schriften des Reformators, die 95 Thesen sogar als Plakatdruck. Nach dem Tod des Herzogs 1539 lud die Stadt Luther ein, er hielt Predigten und sprach mit Bürgern. 1540 wurde Leipzig protestantisch, Luthers Gefährte Philipp Melanchthon kümmerte sich fortan besonders um die geistlichen Angelegenheiten und baute die humanistisch-reformatorische Universität mit auf. Hier verband sich die Reformation auch mit der Kirchenmusik, die unter Johann Sebastian Bach als Thomaskantor ihre Hoch-Zeit erlebte. Im Stadtgeschichtlichen Museum wird bis heute der Lutherbecher aufbewahrt, den ihm der schwedische König Gustav I. Wasa schenkte. Ebenso

befindet sich dort der Ring Katharina von Boras mit eingraviertem Hochzeitsdatum. Im Museum der Bildenden Künste sind Gemälde von Luther, Melanchthon und anderen Persönlichkeiten der Reformationsgeschichte zu sehen. Eilenburg war ein Lieblingsstädtchen Luthers, gegen Ende seines Lebens erwog er gar, dorthin zu ziehen. Luther musste eingreifen, als es Unruhen in Eilenburg gab, weil die Stadt zum Protestantismus übertrat. Hier wurden Schriften Luthers gedruckt, die anderswo verboten waren. Pfarrer Martin Rinckart, in Eilenburg geboren, schrieb dort einen der bekanntesten evangelischen Choräle: „Nun danket alle Gott“. Er wurde in viele Sprachen übersetzt und fand auch Eingang in katholische Gesangbücher. Im Sächsischen Burgen- und Heideland hat die Reformation sich zuerst und prägend durchgesetzt. Der Lutherweg erinnert an diese Ereignisse und führt seine Wanderer zu den authentischen Stätten.


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Amme der Reformation Am Lutherweg in Sachsen gelegen, präsentiert sich Torgau als politisches Zentrum der Reformation.

Text und Fotografie: Tic

Die Stellung als kursächsische Residenzstadt und eine gut entwickelte Wirtschaft stärkten das Torgauer Bürgertum. Martin Luthers Lehre fiel hier auf fruchtbaren Boden, mehr als vierzig Aufenthalte des Reformators sind belegt. So erklärt sich der Ausspruch: „Wittenberg ist die Mutter und Torgau die Amme der Reformation.“ Evangelische Fürsten schlossen den Torgauer Bund zur Verteidigung der Glaubensfreiheit. Luther, Melanchthon, Jonas und Bugenhagen erarbeiteten die Torgauer Artikel als Grundlage des Augsburger Bekenntnisses. Von der Torgauer Residenz aus wurde das Schutzedikt für den Druck der Gesamtausgabe der Bibel in Wittenberg erlassen. Martin Luther weihte die Torgauer Schlosskirche als ersten protestantischen Kirchenbau. Torgau wurde für Katharina, die Lutherin, nicht nur die letzte Station auf ihrem Lebensweg, sondern war auch die erste Station auf ihrem Weg ins bürgerliche Leben.

Stadtführungen täglich von Ostern bis Oktober Treff: TIC Tourist-Information im Rathaus Stadtrundgänge durch eine der schönsten Renaissancestädte Deutschlands mit Besichtigung der Sonderausstellung im Schloss täglich 14 Uhr Spannende Abendführungen mit Blick in die Sonderausstellung von Mai bis September auch Montag–Freitag 18 Uhr

Reformationszeit für Genießer (3 Tage) ganzjährig 2013/2014, nach Voranmeldung 179 EUR pro Person im Doppelzimmer, 205 EUR pro Person im Einzelzimmer, inkl. 19 % Mehrwertsteuer und inkl. anfallende Eintrittsgelder, gilt ab 2 Teilnehmer 2 Übernachtungen/Frühstück in einem Dreisterne-Hotel 1 Mittagessen und ein 3-Gänge-Menü 1 zweistündige Stadt- und Kirchenführung, exklusiv – nur für Sie! 1 Besuch der ehemaligen Kurfürstlichen Kanzlei und des Torgauer Museumspfades 1 Besuch der Sonderausstellung im Schloss 1 Besuch der Ausstellung Wurzeln und Flügel 1 Orgelprobe 1 interessantes Gespräch über Katharinas Ehering, 1 Kaffee- oder Teepause mit Gebäck und 1 Torgau Präsent

Torgau – Amme der Reformation, eintägig ganzjährig 2013/2014, nach Voranmeldung 39,00 EUR pro Person inkl. 19 % Mehrwertsteuer und Eintrittsgelder, gilt ab 2 Teilnehmer 1 zweistündige Stadt- und Kirchenführung, exklusiv – nur für Sie! 1 Besuch der Sonderausstellung im Schloss 1 Besuch der Katharina-Luther-Stube 1 Besuch der Ausstellung Wurzeln und Flügel 1 Informationsmaterial

Churfürstliche Guardie – Die sächsischen Kurfürsten und ihre Leibgarden im Zeitalter der Reformation Noch bis 31. Oktober 2013 werden auf Schloss Hartenfels mehr als 200 ausgewählte Objekte, die vormalig der Bewaffnung und Ausstattung kursächsischer Leibgarden dienten, präsentiert. Die in ihrer Qualität und Vielfalt einmaligen Bestände der Rüstkammer Dresden werden erstmalig vor dem Hintergrund der kursächsischen Konfessionspolitik eingehend beleuchtet. Täglich bis September 10–19.30 Uhr, Oktober täglich 12–17 Uhr

Glaubensbekenntnisse auf kurfürstlichen Prunkwaffen und Kunstgegenständen der Reformationszeit – eine Sonderausstellung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden von März bis September 2014 Als Beitrag der Lutherdekade haben die Rüstkammer und das Grüne Gewölbe der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden eine repräsentative Auswahl kurfürstlicher Prunkwaffen und Kunstgegenstände mit Glaubensbekenntnissen der Reformationszeit zusammengestellt. Die Ausstellung möchte zum Nachdenken über Fragen um Glaube und Macht gestern und heute anregen. Ein Novum der Ausstellung besteht darin, dass die Kunstwerke jeweils aus der Perspektive eines Kunsthistorikers und eines Theologen vorgestellt und interpretiert werden. Täglich 10–18 Uhr, März–April nur 12–17 Uhr

März–Oktober 2015: Luther und die Fürsten – eine der vier nationalen Sonderausstellungen im Rahmen des Reformationsjubiläums März–Oktober 2016: Torgau und die Wettiner März–Oktober 2017: Torgau – die Residenzstadt der Reformation

Torgau-Informations-Center, Markt 1, 04860 Torgau, Telefon: 03421 70140, Fax: 03421 701415, info@tic-torgau.de, www.tic-torgau.de


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Das Schloss in Wurzen wurde Ende des 15. Jahrhunderts von Bischof Johann VI. von Saalhausen gebaut.

Wurzen am Lutherweg Wer auf dem Lutherweg Wurzen quert, kann auf ganz besondere Weise Reformationsgeschichte entdecken. Text: C. Hanspach, Pressestelle der Stadt Wurzen Fotografie: K. Just, Wurzen

Herzog Moritz liebäugelte damals seinerseits mit der Kurfürstenwürde und rückte dem ungeliebten Vetter mit einer eigenen Streitmacht entgegen. Luther und Landgraf Philipp von Hessen gelang es, den Streit zwischen den beiden Regenten zu schlichten. Und da die Geharnischten beim Abzug mit Osterfladen bewirtet wurden, wird die Wurzener Fehde auch „Fladenkrieg“ genannt. An wenigen Orten entlang des Lutherweges ist noch so viel originale Bausubstanz erhalten wie in Wurzen. Im 1114 geweihten Dom St. Marien werden seit 1542 evangelische Gottesdienste abgehalten – während nebenan im Schloss noch bis 1582 die katholischen Bischöfe residierten. Vor dem Dom steht der Lutherbrunnen, der vom Domkapitel und angesehenen Wurzener Bürgern gestiftet wurde und auch im Dom ist der Reformator mehrfach präsent. Ein Urenkel Luthers,

Johann Martin Luther (1616–1669), Eigentümer des Rittergutes im benachbarten Hohburg, war von 1649 bis zu seinem Tod Stiftsherr im Wurzener Dom, sein Sohn Johann Martin Luther aus zweiter Ehe mit Margarete Sophie ebenso.

2000+1 nacht

das Musikfestival im schloss schlettau Fantastisches aus KlassiK und Jazz

Im Wurzener Schloss fand nachweislich Reformationsgeschichte statt. 1491 bis 1497 erbaut, ist es als eines der ältesten Schlösser Deutschlands fast noch im Originalzustand erhalten. Luther selbst hat zwar nie einen Fuß nach Wurzen gesetzt, aber in den sogenannten Fladenkrieg eingegriffen. Wurzen und das Wurzener Land (Stift Wurzen) waren nach der 1485 erfolgten Leipziger Teilung unter die gemeinsame Schutzherrschaft der Ernestiner und Albertiner gestellt. Das Stift Wurzen war weltlicher Besitz des Bistums Meißen. Beide sächsische Linien waren letztendlich zwar auf eine Trennung von Kirche und Staat in diesem Gebiet aus, jedoch hatte Kurfürst Johann Friedrich eigenmächtig vom Stift eine Türkensteuer gefordert, die das Stift nicht zahlen wollte. In der Karwoche im März 1542 zogen auf seinen Befehl die Torgauer Geharnischten nach Wurzen aus, um die Gelder zur Finanzierung des Türkenkrieges einzutreiben.

15. – 18. august 2013 donnerstag 19.30 uhr „Verdi“ Roman der Oper es liest Michael Rotschopf. svetlana Katchour, Julian Riem, streichquartett dt. staatsphilh. Freitag 19.30 uhr Bruno Böhmer camacho trio & cuba nova samstag 19.30 uhr svetlana Katchour, liv Migdal, abg. Kammersolisten, Manuel nawri sonntag 16.00 uhr Joscho stephan & Band 20.00 uhr Joy Fleming & Band Kartenvorverkauf: schloss schlettau 09487 schlettau tel. 03733 66019 info@schlossschlettau.de Änderungen vorbehalten!


RegJo Fotos: Altenburger Tourismus

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Die Schlosskirche in Altenburg: Auch hier predigte Luther.

Steuermann der Reformation KULTUR- UND FESTSPIELSTADT BAD ELSTER

HIGHLIGHTS IM

KÖNIG ALBERT THEATER BAD ELSTER

Sa. 15.06. | 19.30 Uhr WLADIMIR KAMINER Lesung & Show So. 23.06. | 19.00 Uhr »STANFORD PLAYS BEETHOVEN« Orchesterkonzert Sa. 03.08. | 19.30 Uhr THE FLYING PICKETS (UK) A-CAPPELLA IN CONCERT Fr. 09.08. | 19.30 Uhr MIDORI & MORITZBURG FESTIVAL ORCHESTER Orchesterkonzert Fr. 16.08. | 19.30 Uhr | Int. Jazztage HUGO STRASSER & BLUE MOON ORCHESTRA JAZZ IN CONCERT So. 29.09. | 19.00 Uhr ULRICH NOETHEN Lesung und Konzert So. 27.10. | 19.00 Uhr KLAUS HOFFMANN CHANSONS IN CONCERT TICKETS & INFOS : 037437 / 53 900 www.koenig-albert-theater.de

„Wenn ich nicht gewesen wäre, nimmermehr wäre es mit Luthero und seiner Lehr so weit kommen“, behauptete Georg Spalatin, der in Altenburg wirkte. Altenburg war neben Weimar, Torgau und Wittenberg eine der Residenzen der Wettiner Kurfürsten und ist eng mit dem Namen Georg Spalatins verbunden. Er war als Sekretär und Beichtvater der engste Mitarbeiter und Vertraute des Kurfürsten Friedrich. Als überzeugter Anhänger Luthers war er bis 1524 der fast ausschließliche Kontakt zwischen den beiden Protagonisten. 1525 wurde Spalatin Superintendent in Altenburg. Er blieb politisch einflussreich und eng mit Luther verbunden. Ab 2014 ist der Spalatin-Rundweg zu authentischen Orten der Reformation beschildert. Der Weg führt vom Renaissance-Rathaus über den Altenburger Markt zum Augustinerkloster. Das prächtige Rathaus hat Nicolaus Grohmann errichtet, großer Architekt der Renaissance und Baumeister der ersten evangelischen Kirche im Torgauer Schloss. Kaiser Friedrich I. Barbarossa ließ die „Roten Spitzen“ des Klosters als ersten romanischen Backsteinbau in Mitteldeutschland erbauen. Das interaktive Informationszentrum des Nationalen Kulturdenkmals ist ab Juli eröffnet. Weiter geht es bergan zum über tausend Jahre alten Residenzschloss Altenburg. Im Schloss- und Spielkartenmuseum befinden sich über 6.000 historische Kar-

tenspiele aus fünf Jahrhunderten. Eine umfangreiche Ausstellung zu Spalatin wird bis Ende 2014 zu sehen sein. In der zum europäischen Kulturerbe gehörenden St. Bartholomäikirche, der ersten evangelischen Stadtkirche mit der sehenswerten romanischen Krypta, predigte Spalatin. Ein weiterer Reformationsort ist die Brüderkirche. An der Stelle der Jugendstilkirche stand ein Franziskanerkloster, das Spalatin auch als Mädchenschule nutzte. Ein Luther-Enkel ist hier begraben. Bei Altenburg kreuzten sich einst die Via Imperii und die Handelsstrasse von Naumburg – Böhmen, der Peter-und-Pauls-Weg. Altenburg mit dem Spalatin-Rundweg wird mit der Beschilderung von 90 Kilometern Lutherwegen im Altenburger Land bis Ende 2013 zum Drehkreuz der thüringischen, sächsischen und sachsen-anhaltinischen Lande. Verschiedene Programme und Führungen lassen diese historischen Orte lebendig werden. CB, FR Sonderausstellung Residenzschloss Altenburg: 18.5.–2.11.2014 www.spalatin.info


Fotografie: Manfred Lohse/TMGS

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Mit seinem pflanzenumrankten Rundturm, eingerahmt von den stattlichen Bäumen des Parks, erinnert das Schloss Gattersburg an Märchen vergangener Zeit. Von der Dachterrasse genießt man unter anderem bei Kaffee und Kuchen die einmalige Aussicht auf den Fluss.

Mit allen Wassern gewaschen Warum es keinen Grund gibt, um die romantische Stadt Grimma im Sächsischen Burgenland einen Bogen zu machen.

Nachdem Grimma erneut von der Mulde überflutet wurde, wird nun emsig gewerkelt: Die Aufräum- und Sanierungsarbeiten in der Stadt werden stetig vorangetrieben. Zahlreiche kleine Läden in der überfluteten Altstadt bieten wieder Waren an und zeigen damit: „Wir machen weiter“. Das verheißt Optimismus und viel Mut, beides steckt an. Ein Ortsteil der Stadt ist das sächsische Urlaubsdorf Höfgen. Hier können allmählich auch wieder Gäste empfangen werden. Wenn alles gut geht, stehen schon bald die historische Wassermühle und der Freisitz des dazugehörigen Gasthauses für Besucher offen. Grimmas Dampferflotte steuert das „Dorf der Sinne“ seit einigen Tagen schon an. Im Urlaubsdorf kann man Leben auf dem Land erfahren, das wie aus der Zeit gefallen ist: Fachwerkhäuser, verträumte Dorfstraßen, Hühner, Ziegen, Schafe und eine unendlich anmutende Landschaft mit Obstbaumwiesen. Im Museum Schiffmühle, die letzte noch funktionstüchtige im deutschen Raum, wird gezeigt, wie zu früheren Zeiten Energie erzeugt wurde. Bedeutend urbaner gelegen ist da das Göschenhaus Grimma, Deutschlands einziges Verlegermuseum. Das mag angestaubt klingen, tatsächlich gibt es dort aber ein breites Angebot für Kinder. Das Gelände wurde vom Wasser verschont und freut sich auf Besucher,

ebenso der Wilhelm-Ostwald-Park – die Wohn- und Arbeitsstätte des Chemikers und Nobelpreisträgers Wilhelm Ostwald, südlich von Grimma. Gasthäuser und Übernachtungsmöglichkeiten stehen dort zur Verfügung. Ein Wahrzeichen der Stadt ist die Pöppelmannbrücke. Sie wurde durch das Augusthochwasser 2002 zerstört und zehn Jahre nach ihrem Teileinsturz wieder eingeweiht. Dem diesjährigen Hochwasser

hielt sie stand. Die Muldeüberquerung trägt den Namen ihres Planers, des Barockarchitekten Matthäus Daniel Pöppelmann, und wird von Fußgängern und Radfahrern genutzt. Sie gilt als der Radwege-Knotenpunkt im Sächsischen Burgenland – in Grimma treffen mehrere Radwege aus verschiedenen Ecken Sachsens und SachsenAnhalts aufeinander. KS


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Dreharbeiten: eine von 26 Stationen des Lutherwegs.

Lebendig in Szene gesetzte Geschichte .

Orte der Reformation wirkungsvoll in Szene gesetzt Die Leipziger Filmproduktionsfirma alekto-film dreht den offiziellen Imagefilm für den Sächsischen Lutherweg. Interessierte Gäste konnten bei den Dreharbeiten exklusive Blicke hinter die Kulissen werfen - REGJO war dabei. Text: Daniel Tieg Fotografie: alekto-film, Daniel Tieg

Seit September 2011 verbindet der Lutherweg Sachsen authentische Wirkungsstätten Martin Luthers und wichtige Orte der reformatorischen Bewegung. Auf insgesamt 340 Kilometern führt der Weg quer durch den Freistaat und verknüpft 26 Stationen mit dem Mitteldeutschen Lutherweg und dem internationalen Netz spiritueller Wanderwege. In der aktuellen Lutherdekade zum 500-jährigen Jubiläum der Reformation soll der Lutherweg als gesamteuropäisches Angebot international für die Region werben und zahlreiche Touristen nach Mitteldeutschland ziehen. Damit auf Messen und internationalen Tourismus-Veranstaltungen die Werbetrommel ordentlich gerührt werden kann, wird die Vermarktung mit einem Imagefilm und einem Kinospot unterstützt. Produziert werden die Filme von der Leipziger Produktionsgesellschaft Alekto-film, die in Abstimmung mit den Tourismusverbänden und der evangelischen Landeskirche ein innovatives Filmkonzept entwickelte. Internationale Vermarktung mit Imagefilm Die Setproduktionen für den Lutherfilm starteten Mitte April und werden bis Ende

Juli abgeschlossen sein. Anschließend folgen Studioarbeiten sowie der Nachdreh spezieller Szenen und Spezialaufnahmen. Geplant ist die Fertigstellung des Films für Dezember diesen Jahres. Seine Uraufführung wird der Streifen bei der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin im März 2014 erleben. Alekto-film ist für solche Filmproduktionen ein renommierter Ansprechpartner. Das Leipziger Medienunternehmen bietet das komplette Leistungsspektrum der Film- und Fernsehproduktion mit Reportagen, Dokumentarfilmen, Fernsehbeiträgen, Industriefilmen und Werbespots. Spezialisten für Filme und Medienproduktionen So produzierte Alekto-film den offiziellen Fernsehspot für die Eishockey-Weltmeisterschaft in Deutschland, setzte die Kanuslalom-Weltmeisterschaft im slowenischen Tacen als Medienpartner live in Szene und porträtierte das deutsche Kanu-Nationalteam. Zu den Produktionen des mit dem Pressepreis ausgezeichneten Unternehmens gehören ebenso Filmporträts mit Persönlichkeiten wie Joachim Fuchsberger, Kata-

rina Witt oder Paul Kuhn. Einen festen Platz im Portfolio nehmen Imagefilme und Werbefilmproduktionen für Unternehmen, Regionen und Kommunen ein. Die Dreharbeiten für den Lutherweg Sachsen stehen im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Immer wieder sind Pressevertreter beim Aufnahmeteam am Set. Diese positive Resonanz gab für Alekto-film den Ausschlag, Gästen die Teilnahme an ausgewählten Drehterminen zu ermöglichen. An historischen Orten konnte dem Filmteam bei den Dreharbeiten über die Schulter geschaut werden, wenn sich Türen für die Filmaufnahmen öffneten, die ansonsten fest verschlossen sind.

Alekto-film ist für Anfragen im Internet unter www.alekto-film.de, per Mail an info@alekto-film.de oder unter der Telefonnummer 034297/987168 zu erreichen


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Fotos Jan-Pieter Fuhr

KÜRZUNGEN Jan Vogler, Foto: Jim Rakete

K L A S S I K S TA R S

Moritzburg Festival Das Festival der Kammermusik bei Dresden feiert sein 20-jähriges Jubiläum. Das Moritzburg Festival zählt zu den international führenden Festivals seiner Art. Die künstlerische Leitung übernimmt dieses Jahr wieder Jan Vogler, der 1993 gemeinsam mit Peter Bruns und Kai Vogler das jährlich stattfindende Kammermusikfestival gegründet hat. 21 Veranstaltungen stehen auf dem Programm – mit Musikstars wie den Geigern Midori, Nicola Benedetti, Kai Vogler und Mira Wang, dem Bratschisten Nils Mönkemeyer oder der Sopranistin Juliane Banse. Aber auch 45 Nachwuchstalente aus aller Welt werden sich zum achten Mal im Rahmen der Festival-Akademie gemeinsam Orchesterwerke und Kammermusikstücke erarbeiten und als Festival-Orchester unter der Leitung von Dirigent Eric Jacobsen aufführen. Composer-in-Residence des Jubiläumsjahrs ist Wolfgang Rihm. Gespielt wird erstmals in einem Hangar der Elbe Flugzeugwerke Dresden, außerdem wie jedes Jahr in den barocken Sälen von Schloss Moritzburg, in Schloss Proschwitz, im Palais im Großen Garten und in der Frauenkirche Dresden sowie in der Gläsernen Manufaktur von Volkswagen. CM 10.–25. August 2013, Moritzburg www.moritzburgfestival.de

Sieben Millionen weniger In einem halben Jahr von 36 auf 29 Millionen – zusätzlich sollen den Theatern und Orchestern in Sachsen-Anhalt bereits ab 2014 jährlich die Mittel gekürzt werden.

Es ist nicht nur eine drastische Kürzung, sondern auch eine extrem kurzfristige. Mitte Juni verkündete Kultusminister Stephan Dorgerloh in Magdeburg, dass bereits ab nächstem Jahr insgesamt sieben Millionen Euro weniger an Fördermitteln für Theater und Orchester in Sachsen-Anhalt bereit gestellt werden sollen. Die Theater in Dessau-Roßlau, Halle und Eisleben sind am schwerwiegendsten betroffen. Ihnen sollen die Zuschüsse um insgesamt drei Millionen Euro gekürzt werden. Die Landesbühne Eisleben ereilte die schockierende Nachricht, dass ihre Zuschüsse von 1,3 Millionen Euro vollständig gestrichen werden sollen. Das könnte ein plötzliches Ende für die Landesbühne bedeuten, die gerade noch in Fusionsgesprächen mit dem Nordharzer Städtebundtheater war. Wie die drei Theater nun innerhalb nur eines halben Jahres ein Konzept entwickeln sollen, um derartige Summen einzusparen, wird dabei ihnen überlassen. Ein von der Landesregierung beauftragter Kulturkonvent hatte zuvor ein Jahr lang getagt – u.a. mit dem Ergebnis, dass die Kultur in Sachsen-Anhalt mehr Geld brauche. Die Empfehlung wurde erst diesen Februar verkündet und nun offensichtlich ignoriert.

Doch noch sind die Kürzungspläne von der Landesregierung und vom Landtag nicht abgesegnet worden und Proteste werden allerorts laut. In Halle, Magdeburg, Dessau-Roßlau, Halberstadt, Wernigerode und Naumburg – überall hatten sich schon im Mai Demonstranten unter dem Motto „5 vor 12. Kulturabbau in Sachsen-Anhalt verhindern“ versammelt, um gegen die Kürzungen mobil zu machen, als noch gar keine konkreten Zahlen bekannt gemacht worden waren. Dem Ruf des Anhaltinischen Theater Dessau zur Mahnwache und Protestaktion folgten beispielsweise am 28. Juni rund 2.000 Menschen. Oberbürgermeister der Stadt Dessau-Roßlau, Klemens Koschig, protestierte mit einer Axt über der Schulter gegen die Kürzungspläne des Landes und forderte ein Ende des Sparkurses in der Kultur zu Lasten der Kommunen. Um genau fünf Minuten vor zwölf seilten sich in symbolträchtiger Inszenierung zwölf Kletterer aus 30 Metern Höhe vom Dach des Theaterhauses ab, zusätzlich wurde das Haus mit Hunderten Pflöcken und Seilen sinnbildlich an seinem Platz verankert. CM


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G e m e inschaftsk o nz e rt

Sebastian Hempel - Beziehungskiste

Fotografie: Guido Werner

MACHT DER KUNST

OSTRALE Verheißung für die Zukunft Das Young Philharmonic Orchestra Jerusalem Weimar spielt das Benefizkonzert des Bundespräsidenten. Geschichte wird lebendig in der Perspektive des Anderen, ihr Musizieren ist eine Verheißung für die Zukunft: Die Musikerinnen und Musiker des Young Philharmonic Orchestra Jerusalem Weimar gehen nach Gründung des Orchesters im Jahr 2011 nun erneut auf Konzertreise durch Deutschland und Israel. Zum Auftakt gestalten die Studierenden der Jerusalem Academy of Music and Dance und der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar das Benefizkonzert des Bundespräsidenten Ende Juli. Der Erlös des Konzerts kommt der Internationalen Jugendbegegnungsstätte der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und MittelbauDora zugute. Die Begegnungsstätte wurde vor fünf Jahren aus Anlass des 63. Lagergeburtstags eröffnet und dient vorrangig dazu, das pädagogische Angebot der Stiftung noch vielfältiger zu gestalten. Die Reihe „Benefizkonzert des Bundespräsidenten“ wurde 1988 von Richard von Weizsäcker begründet. In diesem Jahr laden Bundespräsident Joachim Gauck und die Landesregierung des Freistaats Thüringen nach Weimar ein. Im Beisein des Bundespräsidenten und von Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht spielt das Young Philharmonic

Orchestra Jerusalem Weimar unter der Leitung von Michael Sanderling Bertold Goldschmidts Passacaglia für Orchester, Felix Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert in e-Moll, Gustav Mahlers Lieder aus „Des Knaben Wunderhorn“ und Dmitri Schostakowitschs Sinfonie Nr. 6 in h-Moll. Solisten sind die Geigerin Sunny Tae und der Bariton Florian Götz. Ministerpräsidentin Lieberknecht zeigte sich im Vorfeld beeindruckt von dem interkulturellen Musikprojekt. „Die jungen israelischen und deutschen Musiker geben ein eindrucksvolles Symbol für Hoffnung und Gemeinschaft. Es wird sicher ein unvergessliches Konzerterlebnis“, sagte Lieberknecht. RED Karten sind bei der Tourist-Information Weimar und über die Ticket-Hotline 03643-745745 erhältlich. Nach dem Konzert laden Bundespräsident und Ministerpräsidentin alle Konzertbesucher zu einem Empfang in das Foyer der Weimarhalle ein.

27. Juli 2013, 19.30 Uhr, Weimarhalle

Das Motto der Kunstschau lautet dieses Jahr „Wir überschreiten den Rubikon“. Es ist das siebte Mal, dass die Ostrale internationale künstlerische Positionen um das Ausstellungszentrum im historischen HansErlwein-Schlachthofgelände in Dresden zusammenbringt. Mehr als 90 Gruppenund Einzelpositionen aus 17 Nationen sind dieses Jahr vertreten, wie beispielsweise Arbeiten verschiedener schwedischer Künstler, zusammengestellt von Galerist Knut Hartwich, raumgreifende Installationen von Takehito Koganezawa und skurrile Selbstportraits von Lilith Love aus den Niederlanden. Aber auch zahlreiche deutsche Künstler mit engem Bezug zu Dresden wie Via Lewandowsky, der mit seiner Soundinstallation „Applaus“ die diesjährige Ostrale eröffnet, Jan Brockof, Jakob Flohe, Sebastian Hempel, Benjamin Stölzel und Sara Hoppe präsentieren Werke, die sich mit der Macht der Kunst zur Überwindung sozialer, kultureller und gesellschaftlicher Grenzen auseinandersetzen. „Die Ostrale soll Standortfaktor sein für das spukhafte und humorvolle Spiel mit Machtstrukturen und Ideologien“, so Andrea Hilger, künstlerische Leitung der Kunstschau. CM

5. Juli bis 15. September 2013 www.ostrale.de


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Braucht keine lange Taxifahrt: das IC-Hotel in Bahnhofsnähe.

Hotelkette nimmt Fahrt auf Von Jahr zu Jahr zieht es immer mehr Gäste, Besucher, Touristen und Geschäftsleute in die sächsische Metropole Leipzig. Die Nachfrage an Unterkünften wächst, das InterCityHotel antwortet. Text: Anja Bonitz Fotografie: IC-Hotel

Die Messestadt Leipzig hat ein neues Touristendomizil. Im Herzen der Stadt, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Leipziger Hauptbahnhof, gegenüber dem jüngst eröffneten Shoppingcenter „Höfe am Brühl“, wird das neueste InterCityHotel eingeweiht. Hier erwarten die Gäste 166 Zimmer, ein großzügiger Konferenzbereich, Tagungsräume, ein Restaurant, Bar und eine Bistro-Lounge, die zu einem netten Gespräch mit Freunden und Geschäftspartnern oder einfach zum Ausspannen einlädt. Perfekte Lage zu moderaten Preisen „Freundlich, zeitsparend, bequem“, unter diesem Motto eröffnen die neuen, modernen InterCityHotels überall in Deutschland. Das Konzept des gehobenen Mittelklasse-Hotels in perfekter Lage ist bei den Business- und Städtereisenden gut angekommen und hat sich bewährt. Allein im letzten Jahr haben wieder zwei in den Städten Darmstadt und Bonn eröffnet und dieses Jahr nun auch in der sächsischen Metropole Leipzig. Im Herbst folgt dann das bisher größte Haus der Hotelgesellschaft – das InterCityHotel Berlin Hauptbahnhof. Was macht diese Hotelkette so beliebt? Moderate Preise und die Nähe zu Verkehrsknotenpunkten wie Bahnhöfe oder Flughäfen. Neben den modern eingerichteten und in warmen Farben gehaltenen Zimmern gibt es überall im Hotel WLAN und Snacks zu jeder Tageszeit. Geschäftstermine und Stadterkundungen können dabei mit den im Zimmerpreis bereits enthaltenen „FreeCityTickets“ kostenfrei erreicht werden.

Eine Plattform für Nachwuchskünstler Eine besondere Note verleihen den Hotels Fotografien, die im Rahmen einer einzigartigen Kooperation mit Studenten der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig entstanden sind. Bereits für das InterCityHotel in Mannheim kreierten Susann Dietrich und Michael Jahn Fotoserien für die öffentlichen Bereiche und Zimmer des Hotels. Die einzigartigen Fotokunstprojekte der jungen Nachwuchskünstler bringen frischen und zur Diskussion anregenden Wind in sämtliche Räumlichkeiten. Für Leipzig machte Susann Dietrich in „Wohldefinierte Nullmenge“ die historische Bedeutung der Stadt als Buchstadt zum Ausgangspunkt für ihre Interpretation des Buchs als Schnittstelle zwischen Kunst und Leben. „Vom Kommen und Gehen – der Leipziger Ring“ ist von den Montagsdemonstrationen inspiriert, die 1989 auf dem Leipziger Ring ihren Anfang nahmen, und zeigt verschiedene kleine und große Orte im Gebiet des Stadtrings. Die InterCityHotel GmbH bietet gemeinsam mit ausgewählten deutschen Kunsthochschulen jungen Künstlern eine Plattform, ihre Werke einem größeren Publikum zu präsentieren. Von Kunststudenten geschaffene Fotoarbeiten, die auf das jeweilige Hotel und seine Umgebung abgestimmt sind, schmücken seit 2008 alle bisher neu eröffneten und renovierten InterCityHotels. www.intercityhotel.com/de/leipzig


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Schloss Wörlitz – direkt nach der Enthüllung Portikus und neue Fassade. Kulturstiftung DessauWörlitz.

Gartenreich der Träume Ein landschaftliches Paradies – auf 142 Quadratkilometern erstreckt sich das Gartenreich Dessau-Wörlitz, erschaffen von einem Regenten, der tolerante Politik und humanistische Reformen in den Vordergrund stellte. Text: Anja Bonitz Fotografie: Kulturstiftung DessauWörlitz, Bildarchiv, Heinz Fräßdorf

Inmitten der herrlichen Auenlandschaft, geschmiegt an die sanften Biegungen der Elbe und Mulde, liegt das Gartenreich Dessau-Wörlitz. Diese landschaftlichen Anlagen spiegeln die vollkommene Harmonie des Menschen mit der Natur wider und gelten als Inbegriff der Aufklärung in Deutschland. Entstanden sind sie aus einer Vision des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740– 1817). Dieser begann, inspiriert durch die Ideen der Aufklärung und die Eindrücke, die er auf seinen ausgedehnten Studienreisen nach England und Italien gesammelt hatte, ab 1764 eine Parkanlage zu kreieren, die ihresgleichen suchte. Beratend zur Seite stand ihm dabei zu jeder Zeit sein geschätzter Freund und Baumeister Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1736–1800). So entstand bis 1800 ein Gesamtkunstwerk, das eine harmonische Verbindung von Mensch, Natur und Kunst darstellte und in seinem Charakter als ein Park – ein Gartenreich – von unendlicher Weite zu sein schien. Landschaftsgestaltung im englischen Stil Dieser eindrucksvolle Garten beherbergt eine Vielzahl an Schlössern, Gebäudeensembles und Parkanlagen. Als die bedeutendste kann man hier wohl die Wörlitzer Anlagen nennen. Mit dem Schloss Wörlitz, dem Gründungsbau klassizistischer Architektur in Deutschland, gelten die im Stil eines englischen Landschaftsgar-

tens gehaltenen Wörlitzer Anlagen als eine der frühesten Schöpfungen ihrer Art in Deutschland. Die Grundsteinlegung des Schlosses erfolgte 1769, die Fertigstellung 1773. Neben den Wörlitzer Anlagen hat das Gartenreich weitere Kleinodien und Meisterwerke der Architektur zu bieten. Schloss und Garten Luisium bildeten das private Refugium der Fürstin Louise. Von 1774 bis 1778 ließ Fürst Leopold III. das als „Tempel der weiblichen Tugenden“ bezeichnete klassizistische Schloss erbauen. Ein weiteres bedeutendes Bauwerk ist Schloss Mosigkau. Es wurde als Sommersitz der Prinzessin Anna Wilhelmine von Anhalt-Dessau in den Jahren 1752 bis 1757 errichtet. Das heute liebevoll als „kleines Sanssouci“ bezeichnete Haus zählt zu den wenigen weitgehend erhaltenen Rokokoensembles Mitteldeutschlands. Ebenfalls als Sommersitz genutzt wurde das Schloss Oranienbaum. Henriette Catharina, Gemahlin des Fürsten Johann Georg II. von Anhalt-Dessau und frühere niederländische Prinzessin aus dem Hause Oranien-Nassau, ließ sich schon 1683 dieses einzigartige Architekturensemble holländischer Prägung erbauen. Kennzeichnend für das Gartenreich ist auch das Nebeneinander mehrerer Architekturstile. So entstand neben den zahlreichen klassizistischen Bauwerken ab 1773 das sogenannte Gotische Haus in den Wörlitzer Anlagen, privater Rückzugsraum des Fürsten Franz. Es gehört zu den frühesten und besterhaltenen neogotischen Architekturen auf dem europäischen Kontinent. Das wohl


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Kahn auf dem Wörlitzer See.

fertiggestellt ist. Die Sanierung aller Räume soll bis 2018 beendet sein. Breit gefächerte Kostbarkeiten

Theatergruppe vor dem Gotischen Haus im Gartenreich Dessau-Wörlitz.

skurrilste Bauwerk innerhalb der Wörlitzer Anlagen ist die künstliche Insel „Stein“. Sie entstand von 1788 bis 1794 und vereint eine Anzahl neapolitanischer Reminiszenzen. Am Fuße des künstlich angelegten Vulkans liegt auf dieser Insel ebenfalls die Villa Hamilton, ein Freundschaftsmonument für den britischen Diplomaten Sir William Hamilton und eines der reizvollsten klassizistischen Bauwerke in Deutschland. Wegen der vollendeten Harmonie von Natur, Kunst und Pädagogik, getragen vom Ideal einer Vereinigung des Schönen mit dem Nützlichen, wurde das Gartenreich Dessau-Wörlitz im Jahr 2000 zum Welterbe der UNESCO erklärt. Die Urkunde spricht von einem „herausragenden Beispiel für die Umsetzung philosophischer Prinzipien der Aufklärung in einer Landschaftsgestaltung, die Kunst, Erziehung und Wirtschaft harmonisch miteinander verbindet“. Auch die kontinuierliche Denkmalpflege wird gelobt.

Sanierung der Fassade bereits abgeschlossen Es ist ein langwieriger und kostspieliger Aufwand, doch der Erhalt der Gartenanlage Dessau-Wörlitz ist ein wichtiges Anliegen, welches die Europäische Union, die Bundesrepublik Deutschland und das Land Sachsen-Anhalt fördern. Heute obliegen der Kulturstiftung DessauWörlitz die Pflege und Erhaltung des Gartenreichs für künftige Generationen. Im März 2013 konnte ein wichtiges Etappenziel bei der Restaurierung des Wörlitzer Schlosses präsentiert werden. 240 Jahre nach der spektakulären Einweihung des Gebäudes am 22. März 1773 ist der Gründungsbau des deutschen Klassizismus wieder in seiner ursprünglichen äußeren Gestaltung zu sehen. Seit Jahren haben erhebliche Schäden das herausragende Architekturzeugnis gefährdet. Insbesondere Hausschwamm und tierischer Befall hatten die Bausubstanz stark angegriffen, vor allem die Fassade, die nunmehr

Bis dahin finden natürlich trotz allem fortwährend Veranstaltungen und Ausstellungen im Gartenreich statt. Vom 15. Juli bis 1. September diesen Jahres wird zum Beispiel die Sonderausstellung „Frischer Wind in Oranienbaum – Die Sprache der Fächer“ gezeigt. Zu besichtigen sind über einhundert wertvolle und ungewöhnliche Fächer, die früher als Standessymbole und als Attribute höfischer Etikette genutzt wurden. Kleider, Schmuck und Mobiliar, bedeutende Gemälde und Grafiken aus den Sammlungen der Kulturstiftung DessauWörlitz sowie zahlreiche Fächer aus dem Haus Oranien-Nassau bereichern die Ausstellung. Konzerte der außergewöhnlichen Art Besonderes Kultur- und auch Naturspektakel ist dieses Jahr wieder der Gartenreichsommer, der mit seinen zahlreichen Konzerten viele Gäste anzieht. Auf dem Wasser, im Schloss oder im Garten der Wörlitzer Anlagen kann wunderbare Musik, entweder auf einer Gondel, im festlichen Ambiente oder mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen, genossen werden. Die Konzerte finden von Mai bis September an vielen Orten im Gartenreich statt. www.gartenreich.com www.gartenreichsommer.de


90 KULTUR

RegJo

F E S T I VA L I N T H Ü R I N G E N

Hugo Strasser, Foto: CVG

C H U R S Ä C H S I S C H E J A Z Z TA G E

Jazz und Groove 10. Internationale Jazztage begeistern mit Staraufgebot vom 16. bis 18. August.

Nur ein Höhepunkt beim Grasgrün-Festival: das Musikduo Friend ’n Fellow.

Sommerkultur in Meiningen Klassik, Rock und Schauspiel: „GRASGRÜN“ sorgt in Thüringen für anspruchsvolle Unterhaltung den ganzen Sommer lang. Wer „grasgrün“ hört, denkt an Sommer: blühende Wiesen, Sonne, anregende Cocktails, Konzerte im Park und daran, das Leben draußen genießen zu können. „GRASGRÜN“ heißt die Marke, mit der Meiningen neben Weimar, Erfurt und Jena in Thüringen ambitionierte Sommerkultur für alle Freunde niveauvoller Unterhaltung präsentiert. Das Festival lädt vom 8. Juli bis 31. August zu mehr als dreißig Veranstaltungen ein. Ob Klassikfreund, Rock- und Soulfan oder Theatergänger – alle kommen bei den außergewöhnlichen und hochwertigen Angeboten auf ihre Kosten. Das Meininger Theater gibt Vorstellungen der Oper „Die Puritaner“, der Operette „Der Bettelstudent“ und der Schauspielinszenierung „Die erotischen Abenteuer des Monsieur R.“. Mit ihrem Konzert „Sommernacht“ stimmt die Meininger Hofkapelle auf den Sommer ein. Im letzten Jahr schon sprühten die Auftritte der Insel-Bühne im Schlosshof vor Satire, Witz und Spielfreude. Wer das verpasst hat, sollte sich schon bald um Tickets für „Richard“, die Neuinszenierung

Mit der 10. Ausgabe der Internationalen Jazztage wird die historische „Festspielmeile der kurzen Wege“ in Bad Elster wieder in sommerliche Jazz-Farben getaucht. Am Freitag, dem 16. August, eröffnet die große Swinglegende Hugo Strasser gemeinsam mit dem Blue Moon Orchestra das Jubiläum. Am darauffolgenden Samstag gastiert einer der erfolgreichsten Altisten der Gegenwart, Jochen Kowalski, mit seinem begeisternden Klassik-Jazz-Programm erstmals im König-Albert-Theater. Das Konzertexperiment ist ein Brückenschlag zwischen zwei Musikwelten. Kowalski erfüllt sich damit einen großen Wunsch: Er singt seine barocken Lieblingsarien und das Jazz Quintett Berlin interpretiert dazu passende Werke von Purcell, Bach, Händel und Hasse auf reizvolle Weise im „jazzigen Gewand“. Zum Abschluss präsentiert das Jugend-Jazzorchester Sachsen am Sonntag ein verspieltes und abwechslungsreiches Promenadenkonzert. Die Nachwuchsjazzer bieten traditionellen Jazz und Swing kombiniert mit modernem Drive und Groove. RED

von Volker Insel, bemühen. Alle, die da waren, ahnen, dass sie sich zwar um den 2013 allgegenwärtigen Komponisten Wagner drehen wird, aber gewiss kein ernstes Drama zu erwarten ist. Das Hörspielfestival „Parkgeflüster“ bietet Hörspiele für alle Altersgruppen – umsonst und draußen – und wird ergänzt durch zwei Filmnächte im Schlosspark. Musikalisch präsentiert sich das Festival vielfältig, vor allem jedoch hochkarätig: mit Crossover, Soul, Jazz, Weltmusik, Rock und Klassik. Höhepunkte des Festivals sind das Konzert des Duos Friend ’n Fellow im Rahmen des MDR-Musiksommers und das Konzert mit dem Motion Trio, das auf seinem Instrument, dem Akkordeon, Weltklasse ist und keinesfalls Mainstream spielt. Balkan-Rock und Klassik: Alles, was bei den Konzerten der polnischen Musiker zu hören ist, kann an Virtuosität kaum überboten werden. Wer beide Konzerte nicht verpassen möchte, sollte sich das Kombiticket sichern. RED

Karten für die Veranstaltungen, alle Infos zum Aufenthalt, den gesamten Spielplan und Tickets erhalten Sie in der Touristinformation Bad Elster im Königlichen Kurhaus: Telefon 03 74 37/5 39 00, touristinfo@badelster.de bzw. auf der Website www.badelster.de. 10.–25. August 2013, Moritzburg

www.meiningen.de

www.moritzburgfestival.de


REGJO KULTUR 91

Podiumsdiskussion am 23. Juni in der Werkschauhalle der Spinnerei Leipzig. Von links nach rechts: Miriam Vlaming, Arno Rink, Marc Gisbourne, Francis Mallett, Rayk Goetze. Foto: Stefan Nöbel-Heise.

Mit gutem Grund Unter dem Titel „Menschliches, Allzumenschliches“ zeigt die Werkschauhalle die erste Retrospektive des Malers Robert Lenkiewicz in Deutschland. Text: Esther Niebel

Obwohl die figürliche Malerei in Großbritannien seinerzeit völlig out war, hat sich Robert Lenkiewicz in seinen Bildern nur ihr verpflichtet. Bereits als Kunststudent, so Kurator der Lenkiewicz Foundation Francis Mallet, sei er in den Bann seiner altmeisterlichen „Helden“ wie Rembrandt, Caravaggio, Hals, Velázquez und Courbet geraten. Heute, 2013, könnte man diese Ahnenreihe oder auch Wahlverwandtschaft, wie sie im Ausstellungskatalog bezeichnet wird, über Lucian Freud bis zu John Currin oder Martin Eder weiterentwickeln. Und damit hätten wir auch schon einen der Gründe genannt, warum die erste umfassende Einzelausstellung außerhalb Englands hier in Leipzig, der Hochburg der deutschen figurativen Malerei, stattfindet. Figur und Figur gesellt sich gern Auf den ersten Blick fällt es in Leipzig gar nicht auf, dass Robert Lenkiewicz in einem weitergeführten altmeisterlichen Stil figürlich malt, da wir uns ja an einem Ort befinden, in dem Malerei quasi per definitionem figürlich ist. Was bedeutet dieser Umstand nun in Hinblick auf die Rezeption der Ausstellung? Ist das Leipziger Publikum besonders kritisch, da es ein Figur-geschultes Auge entwickelt hat? Oder ist es den Inhalten, den Themen der Malerei gegenüber aufgeschlossener, da es sich an der Form nicht reibt und diese einfach „durchwinkt“?

Wahrscheinlich trifft beides ein wenig zu, womit wir auch schon bei dem zweiten Grund wären, die Ausstellung hier stattfinden zu lassen. Nicht nur die Vorfahren von Lenkiewicz hatten Verbindungen zu Deutschland, sein Vater war vor seinem Londoner Exil zeitweise Pferdehändler in Sachsen, auch literarisch orientierte er sich an deutschen Geistesgrößen wie Goethe, Schiller und Nietzsche. Sind wir so? fragt Monopol im Titelthema der Juniausgabe und bezieht sich damit auf die Schwermut und Düsterkeit deutscher Malerei. Immer wieder sei versucht worden, die Maler dieser Richtung in eine Entwicklungslinie zu bringen, die am Ende der Untersuchung eine gewisse zwangsläufige Folgerichtigkeit aufzuweisen scheint. Lenkiewicz würde sich für eine solche Entwicklungskette auch ganz hervorragend eignen. So lautet das Motto der Podiumsdiskussion, die anlässlich der Ausstellungseröffnung am 23. Juni stattfand, auch: „Der Künstler als soziales Gewissen“. Über die Frage, ob ein Künstler eine soziale Aufgabe hat, beziehungsweise ihm gesellschaftlich zugeschrieben wird, kamen Francis Mallett und der Kunstkritiker Mark Gisbourne mit Vertretern der Leipziger Kunstszene, Prof. Arno Rink, Rayk Goetze und Miriam Vlaming ins Gespräch.

Barbara Bridgeman und Caroline Young, 1976, 142 × 162 cm. Öl auf Leinwand, Projekt 3 – Geistige Behinderung. Foto: The Lenkiewicz Foundation Trust.

Obdachlosigkeit, Alkoholismus, Verfall, Tod, geistige Behinderung, Erotik und Obsession Mitte der 1960er Jahre, als die Londoner Kunstszene sich selbst feierte und sich thematisch um die von Menschen erschaffene Kunstwelt drehte, verließ Lenkiewicz London und zog sich nach Plymouth zurück. Menschen am Rande der Gesellschaft und Menschen in schwierigen Lebenssituationen wurden seine Themen. Er gliederte seine Arbeiten anhand von Themenkomplexen, die er pragmatisch „Projekte“ nannte. Es ist das Menschliche, das individuelle Schicksal eingebettet in eine bestimmte gesellschaftliche Situation, das den Maler interessiert. Man fühlt sich an die Neue Sachlichkeit erinnert – nur Ort und Zeit haben sich gewandelt. Die Figur ist bis heute geblieben, das soziale Gewissen allerdings nicht, so das Fazit der Paneldiskussion. Arno Rink wird sogar besonders deutlich, indem er auf die Frage nach dem sozialen Gewissen des Künstlers angibt, auf diese Frage allergisch zu sein.

23.06. – 21.07.2013 Robert Lenkiewicz Menschliches – Allzumenschliches 13.07.2013, 14 Uhr Painting Demonstration mit der Robert Lenkiewicz-Schülerin Louise Courtnell Werkschauhalle / Halle 12 Spinnereistr. 7 04179 Leipzig www.lenkiewiczfoundation.org/


92 TALENTE

RegJo

R . P. M e szar o s , im schatt e n . . . , 2 0 0 9 ( aus S . )

Tabitha R U b , G urk e n b e i N acht, 2 0 1 2

M a j a gratzf e ld , g e bdund e n , 2 0 1 2

Klare Sache

Lüsterne Augen

Ohne Grenzen

Seit 2006 legte er seine aufwendigen Holzschnitte kompromisslos als Unikate an.

„Ist ein Hauptdarsteller eines Bildes erst mal gefunden, ergibt sich der Rest.“

Ein Kunstformen überschreitendes Experiment mit analogen Fotografien.

In sich gekehrte Personen und Menschengruppen platziert Meszaros in intimen oder bedrohlich wirkenden Räumen. Es sind figurative Darstellungen von Alltagsfragmenten, die er in traurig-schöne Bilder überführt. Am meisten beschäftigt sich Meszaros mit zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Auflehnung gegen Faschismus, Rassismus und Antisemitismus schon lange sein Thema. Die aktuelle politische Lage in Ungarn beschäftigt und bedrückt ihn so sehr, dass er eine komplette Serie von 16 Unikaten – farbige Holzschnitte, die auf Lindeholzplatten gedruckt wurden – schuf. Es werden pro Bild im Schnitt 60 Druckplatten übereinander gedruckt, die schon während des Druckprozesses vernichtet werden. Eine kompromisslose Arbeitsweise, die keinen Fehler duldet. Diese stringente Haltung spiegelt sich auch in der klaren, thematischen Aussage seiner Werke wieder. Richard Paul Meszaros, geboren 1984 in Nordhausen, aufgewachsen in Ungarn. 02–07 Universität der Bildenden Künste Budapest, lebt und arbeitet in Leipzig. CM

Es ist ein kurzer Moment, ein flüchtiger Eindruck, der jedoch direkt ein wahres Interesse bei Tabitha Rub wecken muss. „Das bedeutet, dass ich zuweilen mit lüsternen Augen die Welt nach einem für mich interessant darzustellendem ‚Ding‘ abtaste.“ Dann geht alles ganz schnell. Ein für uns sofort lesbares Objekt rückt die Malerin dabei in den Fokus, ohne es ideologisch aufzuladen oder narrativ einzubinden. Die einzelnen Objekte, die in ihren Fokus geraten, sind Fundstücke aus ihrer unmittelbaren Umgebung. Diese setzt sie neu zusammen und führt sie teilweise in erfundene Szenen um, bleibt dabei jedoch immer ganz nahe an ihrem Protagonisten. Durch die formatfüllende Einzelpräsentation der oft sehr kitschigen und skurrilen Objekte verleiht sie diesen oft einen menschlichen Charakter und Gurken verwandeln sich plötzlich fast zu Tänzern im Disko-Licht. Tabitha Rub, geboren 1987 in Baden AG (Schweiz), seit 2009 Studium der Malerei an der Hochschule für Gestaltung und Buchkunst in Leipzig, seit 2011 in der Fachklasse von Prof. Annette Schröter. CM

Maja Gratzfeld hinterfragt in ihren aktuellen Arbeiten einerseits die Grenzen der Fotografie hinsichtlich anerkannter Verfahrensweisen, ästhetischer Potenziale und ungewöhnlicher Trägermaterialien, andererseits thematisiert sie auch die Grenzen des Individuums in Bezug auf seine Prägung und Bindungen in einer zunehmend globalisierten Welt. Das als veraltet geltende Medium der analoDas als veraltet geltende Medium der analogen Fotografie bietet ihr den Freiraum, in den verschiedenen Stufen des fotochemischen Prozesses einzugreifen. Korrespondierend zum Thema setzt sie Bildträger wie Beton, Holzpaletten oder Stoff ein. Dadurch wird sensibel und dinglich zugleich die Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte oder den Erfahrungen mit den „melting pots“ der gegenwärtigen Welt abgebildet. Maja Gratzfeld, geboren 1982 in Saarlouis, 2006–‘08 Studium der Bildenden Künste, HfBK Dresden, 2008–10 in der Klasse von Prof. Christian Sery, 2010–11 Master bei Prof. Ralf Kerbach, seit 2011 Meisterschüler ebenda, 2012–13 Bezalel Academy of Art and Design in Jerusalem. CM

Weitere Informationen zu Richard Paul Meszaros finden Sie unter www.richard-paul-meszaros.com.

Weitere Informationen zu Tabitha Rub finden Sie unter www.klasse-schroeter.de/tabitha.html.‎

Weitere Informationen zu Maja Gratzfeld finden Sie unter www.majagratzfeld.com.


REGJO TALENTE 93

Eva G a e ding , A uf e nthalt ( A usschnitt ) , 2 0 1 2

J. S ilb e rmann , H o lzkultur ( A usschnitt ) , 2013

J A n T h o mas , B lack M A st e r , 2 0 1 0

Ausblicke

Behausungen

Chimären

Die klassische Technik des Aquarells verstärkt die Ambivalenz moderner Veduten.

Der Blick ist freigegeben und verstellt zugleich: eine Matapher auf tiefer Liegendes.

Moderne hölzerne Fabelwesen zwischen Comicfigur und gotischer Bestie.

Eva Gaeding bewegt sich. In Städten, Vororten, ländlichen Gebieten ist sie auf der Suche nach Zeichen der Zivilisation. In kleinen Formaten entsteht seit 2008 eine Serie von Momentaufnahmen in klassischer Aquarelltechnik. Es treten Motive auf, die sie transformiert und teilweise zu großen Bildern anwachsen lässt. Traditionelle Naturansichten neu zu interpretieren, ist ihr Anspruch. Auffällig dabei ist ihre ungewöhnliche Farbwahl. Abstrakte Farbfelder befinden sich inmitten von gegenständlicher Landschaftsmalerei. Die sanfte Technik prallt auf triste Darstellungen von billigen Zweckbauten oder anderen alltäglichen Tableaus. Plätze, an denen sich ein Umbruch vollzogen hat, oder Orte, die zwischen Vergangenheit und Innovation stehen, rücken in ihren Fokus. Hinterlassenschaften, Abriss, Neugestaltung. Angezogen von Widersprüchen, zeigt uns Gaeding einen neuen Blick auf moderne Landschaftsmalerei. Eva Gaeding, 1982 in Bautzen geboren, studierte bei Gille und Hachulla an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, seit 2010 Meisterschülerin bei Ingo Meller. EN

Eigentlich ist es kein Schutzraum, kein gesicherter, anheimelnder Rückzugsort, den uns Johanna Silbermann da zeigt, obwohl es sich per Definitionem um Variationen von Häusern handelt. Aber darum scheint es der Malerin nicht zu gehen. Es geht ihr nicht um die emotional aufgeladene Darstellung von sozialen Orten. Vielmehr klammert sie mit einem nüchternen und dennoch malerischen Blick menschliche Affekte, die in uns wie Urbilder gespeichert sind, aus, um so dem Betrachter keine Vorgaben zu machen. Der Betrachter wird aufgefordert, sich selbst den Bildern in einem aktiv-dialogischen Prozess zu stellen und seine Gefühle in Hinblick auf das Dargestellte zu hinterfragen. Das Haus, in der Tiefenspychologie und Traumdeutung als Sitz der Seele interpretiert, wird uns von Silbermann als emotional unbeschriebenes Blatt angeboten, dass wir mit eigenen Emotionen zu ergänzen aufgefordert werden. Johanna Silbermann, 1982 in Halle geboren, 2005–10 Studium der Künste an der UdK Berlin, 2011 Meisterschülerstudium bei Burkhard Held, seit 2011 lebt und arbeitet sie in Berlin und Meinersen. EN

Seltsam muten sie an, die Wesen, die Jan Thomas da aus dem Holz herausschält. Das weiche, helle Holz nimmt den archaisch-zwittrigen Mischwesen, die wie Relikte aus einer vorchristlichen Zeit wirken, ihre Unheimlichkeit. Janusköpfig, ziegenfüßig und oft waldschratig kommen sie daher, wobei die kindlich wirkenden zu großen Köpfe und die teils in manieristischer Art überzeichneten langen Finger den Plastiken etwas Naiv-unschuldiges verleihen. Die Arme, wie bei Zombies leicht vom Körper abgespreizt, als ob sie ferngesteuert würden oder sie beweisen wollten, dass sie nichts zu verbergen, dass sie nichts in der Hinterhand haben. Das lässt sie nicht wie bedrohliche Ungeheuer, sondern wie schutzbedürftige Wesen aus einer anderen Zeit erscheinen, die aus irgendeinem Grund bis heute überdauert haben und nun evolutionär völlig unangepasst einen absolut funktionalen und ästhetischen Gegenentwurf zur unserer modernen Welt darstellen. Jan Thomas, geboren 1970 in Salzgitter, 1996–2003 Studium und Meisterschülerstudium an der Kunsthochschule Halle, seit 2013 Lehrauftrag an der Burg Giebichenstein. EN

Weitere Informationen zu Eva Gaeding finden Sie unter www.eva-gaeding.de.

Weitere Informationen finden Sie unter http:// johannasilbermann.blogspot.de.

Weitere Informationen zu Jan Thomas finden Sie unter www.jan-thomas.com..


94 Kultur RegJo

Hallenser Wohnwelten Text: Tobias Prüwer Cover: Hasen Verlag

„Die Geschichte des Kleinwohnungsbaus in Halle“: Fasst man den Inhalt von „Tür an Tür – Wand an Wand“ auf diese Weise zusammen, dann hört sich das langweilig an. Dabei hat dieses spannende Büchlein genau das zum Thema. Allerdings ist die Herangehensweise der Autorin ungewöhnlich, lesens- wie anschauenswert. Denn Simone Trieder führt diese Geschichte beispielhaft mit einem Spaziergang durch die 13 Wohnungen vor, in denen sie im Laufe der Jahre gelebt hat. Mit einem reichen Erinnerungsschatz füllt sie diesen vergangenen Wohnraum, und ihre Berichte reichen immer wieder über diesen hinaus. Von Kindheit und DDR-Alltag, Umbruchszeit und Angekommen in der neuen Welt der neuen Bundesländer ist so zu erfahren, vom Umziehen und Einrichten, Zurücklehnen und Umgestalten. Die vielen beigefügten SchwarzWeiß-Fotos illustrieren und kommentieren Trieders Schilderungen zu einem farbigen Bild Hallenser Wohnwelten.

Ambossgrollen und Wagnertuba Text: Tobias Prüwer Cover: edition AZUR

Über Wagner ist in den vergangenen Wochen viel geschrieben, von Wagner viel gespielt worden. Eine besondere Perspektive auf den Komponisten zeigt das Musikinstrumenten-Museum der Universität Leipzig in seiner aktuellen Schau. „Goldene Klänge im mystischen Grund“ versammelt Instrumente, die extra für Wagner hergestellt oder von ihm für die Bühne adaptiert wurden. Ausführlich in Wort und Bild sind sie auch im gleichnamigen Buch beschrieben. Denn Wagner wünschte sich nicht nur ein zweites Orchester, um seinen Ideen angemessenen Ausdruck zu geben, sondern experimentierte sehr gern auch mit allerlei Klangwerk. Diverse Hörner – vom Jagd- bis Nachtwächtergebläse – befinden sich unter den dargestellten Instrumenten und spezielle, für den „Ring“ gefertigte, später sogenannte Wagnertuben. Man sieht die Tristanschalmei, Beckmessers Laute und die Parsifal-Glocken. Auch die speziell von Wagner entworfene Donnermaschine kann sich sehen lassen: Auf einer Art Trommel schlagen dank Kurbelantrieb vier Schlägel aufs Fell, um den Einsturz von Klingsors Schloss zu untermalen. Und natürlich fehlt der Amboss aus dem „Rheingold“ nicht. „Goldene Klänge im mystischen Grund“ Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig (Hg.) Zweisprachige Ausgabe: Deutsch und Englisch Koehler & Amelang Leipzig 2013 112 Seiten 19,90 €

Tür an Tür – Wand an Wand. Eine Wohnografie Simone Trieder Hasen Verlag Halle 2012 172 Seiten 19,95 € Weitere Informationen: http://hasenverlag.de

Weitere Informationen: http://henschel.txt9.de


regjo

Kultur 95

Schwarze Gurken und Sonne über Gelassenheit Mitteldeutschland Text: Tobias Prüwer Cover: Reinecke & Voß

Text: Tobias Prüwer Cover: Mitteldeutscher Verlag

Was machte sein Opa im April 1945 im Führerbunker? Wieso besaß er eine von Hitler mit persönlicher Dankesbekundung versehener „Mein Kampf“-Ausgabe? Der Journalist Torben Tresebius ist beim Ausmisten der Sachen seines verstorbenen Großvaters sichtlich irritiert. War Opa doch ein Nazi? Er geht den Spuren nach und stolpert mit Hilfe eines Historikers und sehr zum Unmut einer im Geheimen agierenden Clique tief in die braune Vergangenheit. Es klingt wie der Plot eines zigfach gehörten, schlechten Verschwörungsromans, ist aber die Ausgangslage für einen recht kurzweiligen Thriller, welcher die meisten Macken des Genres auslässt. Gut, die Alliteration im Namen des Helden nicht, aber die Handlung ist wendungsreicher und nicht durch plumpe Dialoge à la Dan Brown verstellt. Mit Informationen über die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus gespickt und an vielen mitteldeutschen Schauplätzen angesiedelt, ist „Alpendohle“ für die beginnende Urlaubssaison durchaus zu empfehlen. Denn es bleibt spannend bis zum immer schrägere Züge annehmenden Schluss. Aber warum sollte man nicht einmal über eine andere Operation Walküre spekulieren, eine Weltherrschaft der Amazonen skizzieren und Hitler einen Bastard andichten? Kurzum: Wer den Film „Iron Sky“ liebte, wird dieses Buch mögen. Alpendohle Swen Ennullat MDV Halle 2013 424 Seiten 12,99 €

„Wo gibt’s das sonst noch, dass ein Volk mit seiner eigenen Austreibung Touristikwerbung macht?“ Mit spitzer Feder widmet sich das „Encheiridion Vandalicum“ dem Schicksal der Sorben. Jürgen Buchmann trägt Anekdoten und Bemerkenswertes zusammen, um Charakter und Eigenart dieses Völkchens zu beschreiben. Diese bestehen insbesondere in einer stoischen Ruhe, die Zumutungen von deutscher Seite über sich ergehen zulassen – egal, ob ihnen wieder ein bilingualer Kindergarten geschlossen oder das nächste Dorf der Braunkohle weichen muss. Damit gewinnt das Buch eine spannende Perspektive, hört man doch gemeinhin, diese ostsächsische ‚Minderheit‘ solle sich mal nicht so haben. Buchmann reichert die mit Esprit verfasste und gallige gewürzte Schrift mit einer (fiktiven) Auflistung der wichtigsten Werke der sorbischen Literaturgeschichte an, um den Ruhm des Kulturvolkes zu mehren. Kurzum eine kluge, aber auch nachdenklich stimmende Lektüre für jeden, der in die Seele jener Region blicken möchte, wo die Gurken gezüchtet werden. Encheiridion Vandalicum oder Das Buch von den Wenden Jürgen Buchmann Reinecke & Voß Leipzig 2012 76 Seiten 10 € Weitere Informationen: reinecke-voss.de

Weitere Informationen: www.mitteldeutscherverlag.de

B O X


96 Kalender

RegJo

14. August „Neil Young & Crazy Horse Alchemy Tour“

Der legendäre kanadische Rockstar tritt im spektakulären Ambiente des Elbufers auf. Dresden, am Elbufer (www.neilyoung.com)

bis 25. August „Karl-Georg Hirsch und Andreas Brylka. Faszination Holzstich und Buchillustration“

Zwei Künstler – eine grafische Technik: Mit Werken aus fünf Jahrzehnten zeigt die Ausstellung erstmals zwei der wichtigsten deutschen Buchillustratoren in einer gemeinsamen Schau. Leipzig, Museum für Druckkunst (www.druckkunst-museum.de)

Messen, Kongresse & Tagungen

Freizeit & Sport

02. bis 07. Juli „WorldSkills Leipzig 2013“ Dieser Kongress bietet vielfältige Fachtagungen und Seminare zum Thema berufliche Bildung. Leipzig, Congress Center www.worldskillsleipzig2013.com

07. bis 08. September „Kindermesse“ Die Messe für Kinder und alle, die die Welt mit Kindern erleben. Dresden, Messe www.kindermesse-dresden.de

27. Juni bis 25. August „Filmnächte am Elbufer“ Das wahrscheinlich schönste Open-Air, Kino- und Konzertfestival in Europa. Dresden, Elbufer dresden.filmnaechte.de

06. Juli „JOBfinder“ Die Veranstaltung dient der Vermittlung offener Ausbildungs-, Studien- und Arbeitsplätze. Erfurt, Messe www.jobfinder-messe.de

14. bis 15. September „Dresdner Herbst BAU“ Die Messe rund um Wohnen, Bauen, Sanieren, Renovieren und Energiesparen. Dresden, Erlwein-Capitol www.dresdner-herbst-bau.de

12. bis 14. Juli „US Car Convention“ Ein Treffen aller Fahrzeuge amerikanischer Bauart – egal ob auf zwei, vier oder sechs Rädern. Dresden, Ostragehege Messe www.us-car-convention.de

14. bis 17. September „Le Gourmet“ Eine Messe, die Genuss in seinen geschmackvollsten Facetten und eine bunte Vielfalt erlesener Spezialitäten aus aller Welt präsentiert. Leipzig, Messegelände www.gourmet-leipzig.de

06. Juli „4. SaaleHorizontale-Staffellauf“ Wunderbare Ausblicke auf Berge‚ Burgen und Schlösser machen diesen Team-Lauf zu einem unverwechselbaren Naturerlebnis. Wanderweg SaaleHorizontale www.saalehorizontale-staffel.de

02. bis 04. August „Haus & Garten Träume“ Ausstellung für Heim, Hausbau, Garten, Modetrends, Wellnesstrends und kulinarische Spezialitäten. Ohrdruf, Burg www.messen.de 31. August bis 01. September „Antiquitäten- und Sammlermesse“ Zahlreiche Aussteller bieten Antiquitäten wie Glas, Porzellan, Schmuck, Gemälde, Möbel u.v.m. zum Kauf an. Bad Elster, Festsaal im Kurhaus www.messen.de

21. bis 22. September „Haus + Hof“ Die Messe bietet Inspiration und Ideen für den Hausbau, Umbau und Einrichtung. Magdeburg, Messe www.mvgm-online.de 27. bis 29. September „Haus.Bau.Energie.“ Hier versammeln sich alle Anbieter von Produkten und Dienstleistungen der Bereiche Hausbau und Modernisierung unter einem Dach. Erfurt, Messe www.haus-bau-energie.de

Bildnachweis: MAWI Concert Konzertagentur GmbH, Karl-Georg Hirsch / Andreas Brylka

06. bis 07. Juli „Deutsche Jugend- und Junioren-Meisterschaften im Kanu-Slalom“ Hier trifft sich der Kanu-Slalom-Nachwuchs, um die deutschen Meistertitel auszufahren. Markkleeberg, Kanupark www.kanupark-markkleeberg.com 17. August „Ballonglühen“ Ein magisches Erlebnis mit Musikshow und dem faszinierenden „Nightglow“ der Heißluftballone. Erfurt, Altstadt www.erfurt.de 07. September „Pyro Games 2013“ Feuerbilder und Fontänen erhellen den Abendhimmel und verwandeln ihn in ein gigantisches Farbenmeer. Gräfenhainichen, Ferropolis www.pyrogames.de


regjo

12. bis 27. Juli „54. Weimarer Meisterkurse“ Ein Festival, bei dem 200 junge Musiker, weltbekannte Solisten, Sänger, Dirigenten und Orchester aus aller Welt das Publikum einladen, klassische Musik neu zu erleben. Weimar, Hochschule für Musik (www.hfm-weimar.de/meisterkurse)

KALENDER 97

13. Juli bis 05. August Shakespeares „Romeo und Julia“ im Sommertheater

Die wohl leidenschaftlichste und gleichzeitig traurigste Liebesromanze der Weltliteratur. Leipzig, Gohliser Schlösschen (www.gohliser-schloss.de)

Musik, Theater & Tanz 21. Juni „Les Miserable“ Premiere Das packende Musical-Drama nach dem Roman von Victor Hugo. Magdeburg, Domplatz www.theater-magdeburg.de

05. Juli bis 31. August „MDR Musiksommer“ Abwechslungsreiches und vielseitiges Angebot in Sachen Klassik. Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen www.mdr.de

28. Juni bis 24. August „Ekhof Festival“ Thema des diesjährigen Festivals ist die Liebe mit all ihren Facetten, ihrer Freude und ihrem Schmerz. Gotha, Schloss Friedenstein www.ekhof-festival.de

11. bis 15. Juli „8. Internationales Folklorefestival Danetzare“ Dieses farbenprächtige Festival schlägt kulturelle Brücken und ist Symbol für ein weltoffenes und tolerantes Erfurt. Erfurt, Zitadelle Petersberg www.danetzare.de

01. bis 10. Juli „Traditionelles Sommertheater“ Die Studenten der Hochschule “Felix Mendelssohn Bartholdy“ präsentieren Shakespeares „Wie es euch gefällt“. Leipzig, Museum am Grassi www.sommertheater-leipzig.com 04. bis 21. Juli „DomStufen-Festspiele 2013: Turandot von Giacomo Puccini“ Openair-Spektakel um die Liebesgeschichte der chinesischen Königstochter Turandot. Erfurt, Domplatz www.theater-erfurt.de 05. Juli „Der Glöckner von Notre Dame“ Premiere Opulentes Theaterstück über die Geschichte des gutmütigen Quasimodo und der mittellosen Zigeunerin Esmeralda. Halle, Oper www.buehnen-halle.de

13. Juli „Wahn, Wahn, überall Wahn” Open-Air-Konzert-Nacht mit den Werken von Wagner, Liszt und anderen, gespielt von der Staatskapelle Weimar. Weimar, Park an der Weimarhalle www.nationaltheater-weimar.de 13. Juli bis 24. August „BachOrgelFestival“ Dieses Jahr werden unter dem Motto “Bach trifft Wagner” großartige Orgelkompositionen vorgestellt. Leipzig, Thomaskirche www.thomaskirche.org 28. Juli „Die große Johann Strauß Gala“ Das Rundfunk-Sinfonieorchester Prag entfesselt einen wahren Walzerrausch auf der Bühne. Magdeburg, Seebühne im Elbauenpark www.mvgm-online.de

Bildnachweis: Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, Unternehmen Bühne Leipzig

02. bis 11. August „Classic Open“ Bei freiem Eintritt können die Konzerte internationaler Künstler genossen werden, von Klassik über Musical bis Jazz und Pop ist alles dabei. Leipzig, Marktplatz www.classic-open-leipzig.de 25. August „The Big Chris Barber Band“ Chris Barber zieht das Jazzpublikum bei jedem Konzert magisch in seinen Bann. Sangerhausen, Rosenarena sangerhausen-tourist.de 06. bis 15. September „La Cour – Les Saltimbanques“ Großartige Artisten von Weltruf, die mit spannender Artistik und Komik begeistern. Köthen, Veranstaltungszentrum Schloss Köthen www.koethen-anhalt.de 07. September „Lohengrin“ Premiere Romantische Oper des deutschen Komponisten Richard Wagner. Weimar, Deutsches Nationaltheater www.theater-eisenach.de 27. September „Double Drums – das Percussion-Erlebnis der Extraklasse“ Double Drums verschmilzt Musik, Film und Show zu einem Gesamtkunstwerk, das Anspruch und Entertainment miteinander vereint. Haldensleben, KulturFabrik www.haldensleben.de


R Ü F T S E F EIN DAS KINO ionen t k u d o r P thouser A e u e n Brand h vor. ts ellen sic tliche Previews öffen e v i s u l k sstart . x e E d n u B r weit vo euren s s i g e R heit von n e s e w n In A nden. e f f a h c s und Film f Sie! u a s n u n Wir freue

13.

filmkunst messe leipzig

16.–20.9.2013

Kinobar Prager Frühling Passage Kinos Schauburg

www.filmkunstmesse.de

Eine Veranstaltung der AG Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater e. V.

Gefördert durch:

Das musikalische Band durch Leipzig – Schritt für Schritt Musik Erleben Sie hautnah die Atmosphäre schöpferischer Orte! Notenspur-Förderverein e.V. | c/o Universität Leipzig, ISB Grimmaische Str. 12 | 04109 Leipzig www.notenspur-leipzig.de | mail@notenspur-leipzig.de Tel.: 0341 9733741

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KALENDER 99

06. Juli bis 27. Oktober „Die romanische Neumarktkirche zu Merseburg“

12. Juli bis 13. Oktober „6. Höhler Biennale – tiefGANG“

bis 10. November „Ägyptische Mumien – Eine Reise in die Unsterblichkeit“

Einen Schwerpunkt bildet der Kirchenpatron Thomas von Canterbury. Merseburg, Kulturhistorisches Museum (www.saalekreis.de)

Zu sehen sind Spiegel-, Klang-, Licht- und Objektinstallationen 8–10 m unter der Erde. Gera, unter der Altstadt (www.hoehlerbiennale.de)

Diese Ausstellung zeigt das religiöse Konzept des Jenseits im alten Ägypten. Nebra, Arche Nebra (www.himmelsscheibe-erleben.de)

bis 25. August „Gestochen Scharf. Von Dürer bis Kirkeby“ Gezeigt werden rund 85 Meisterwerke druckgrafischer Kunst vom 15. Jh. bis zur Gegenwart. Zwickau, Kunstsammlungen www.kunstsammlungen-zwickau.de

06. September bis Januar 2014 „Blutige Romantik – 200 Jahre Befreiungskriege“ Mit rund 500 Exponaten werden die Ereignisse der Napoleonischen Kriege in Erinnerung gerufen. Dresden, Militärhistorisches Museum www.mhmbw.de

bis 01. September „Wir wollen freie Menschen sein“ Zwanzig Plakate erzählen die Geschichte des DDR-Volksaufstandes vom 17. Juni 1953. Leipzig, Museum im Stasi-Bunker Machern www.runde-ecke-leipzig.de

07. September bis 01. Oktober „Poesie des Funktionalen“ Ausgewählte Arbeiten des 5. Internationalen Marianne-Brandt-Wettbewerbs 2013. Chemnitz, Sächsisches Industriemuseum www.saechsisches-industriemuseum.de

bis 01. September „Anschlag. Plakate zur Mediengeschichte“ Werbende Anschläge zu Buch, Schrift, Papier und anderen Medien. Leipzig, Deutsches Buch- und Schriftmuseum www.dnb.de

08. September bis 22. Dezember „Heinrich Vogeler. Leben in der Kunst“ Ein Maler, der die Realität mit den Mitteln der Kunst in eine „schönere Wirklichkeit“ transformierte. Apolda, Kunsthaus Apolda Avantgarde www.kunsthausapolda.de

01. bis 24. November „Henry van de Velde, der Maler und die NeoImpressionisten“ Henry van de Veldes Schaffen wird erstmals singulär vorgestellt und zu den Arbeiten seiner Zeitgenossen in Beziehung gesetzt. Jena, Kunstsammlung www.museen.jena.de

bis 29. September „Experimentelles Schuh-Design“ Die Auswahl zeigt Schuhe als Skulpturen im Kleinformat. Künstler stellen Erstaunliches und Bizarres vor und eröffnen eine Vielfalt ästhetischer und kultureller Facetten. Leipzig, Grassi Museum für angewandte Kunst www.grassimuseum.de

04. September bis 05. Januar „Helden nach Maß“ Die Ausstellung widmet sich Heldengeschichten, Legenden und Symbolen aus der Zeit der Befreiungskriege und deren Höhepunkt, der Völkerschlacht von 1813. Leipzig, Stadtgeschichtliches Museum www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de

bis 03. November „Johannes Heisig: Sehnsucht und Erlösung – Malerei und Graphik“ Präsentiert werden Werke u.a. aus der Eisenacher Geschichte, von der Heiligen Elisabeth über Johann Sebastian Bach bis Richard Wagner. Eisenach, Prediger Kirche www.eisenach.de

Bildende Kunst 27. Juni bis 13. Oktober „Vom Bauhaus nach Palästina: Chanan Frenkel, Ricarda und Heinz Schwerin“ Die Ausstellung macht die Vielfalt der BauhausRezeption in Israel sichtbar. Dessau, Bauhaus www.bauhaus-dessau.de 13. Juli bis 25. August „Ge-Schichtungen“ Assemblagen, Collagen, Zeichnungen und Objekte von Einhart Grotegut. Stolpen, Burg Stolpen www.burg-stolpen.org bis 28. Juli „Fliegende Edelsteine“ Exotische Schmetterlinge im Freiflug können bei der 12. Schmetterlingsshow bewundert werden. Chemnitz, Botanischer Garten www.fv-boga-chemnitz.de bis 04. August „Terra infirma“ In regelmäßigen Abständen bereist der Fotograf Frank Höhler zumeist entlegene Gegenden der Erde, die bei längerem Aufenthalt ihre bizarre Schönheit preisgeben. Leisnig, Burg Mildenstein www.burg-mildenstein.de bis 11. August „Über Grenzen“ Mit rund 200 Farb- und Schwarzweiß-Fotografien fragt diese Ausstellung danach, welche Realitäten an den Grenzen unserer Gegenwart herrschen. Dresden, Deutsches Hygiene-Museum www.dhmd.de

Bildnachweis: Museum Schnütgen, Köln (© rba_c012402), Jan Thomas / Jana Holec, Ägyptisches Museum Florenz


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08. Juli - 31. August 2013

Motion Trio auf Welttournee | Unglaubliche Töne | Konzert 02.08. 20:00 | Schloss Elisabethenburg, Innenhof

Live am Berg | 10.08. 21:00 | Freizeitzentrum „Rohrer Stirn“ Das Meininger Rockspektakel im Schwimmbad Parkgeflüster | 3. Meininger Hörspiel-Wochenende 17.08. 14:00 - 22:00 | 18.08. 14:00 - 19:00 | Schlosspark Zuhören | Entspannen | Picknicken | Eintritt frei

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Richard - Schauspiel mit Musik Open-Air-Theater mit der Inselbühne Leipzig 08.08. | 09.08. | 10.08. jeweils 20:00 11.08. 18:00 | Schloss Elisabethenburg | Innenhof Erleben Sie die (vermeintliche) Aufzeichnung einer TV-Show zum Wagner-Jubiläum, unterhaltsam in Szene gesetzt

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Alle Veranstaltungen unter: www.meiningen.de/grasgrün

Gesundheit fördern, AOK-Aktivbonus nutzen und 50 € Prämie für jeden AOK-Versicherten erhalten. Eine 4-köpfige Familie kassiert so bis zu 200 €.

Tickets unter: www.mkgd.de | Tourist-Information Meiningen | T 03693 44650

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Cathrin Pfeifer & Band | Pousse Blues Waltz | 25.08. 19:30 | Stadtkirche


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Magdeburg

Hettstedt Gerbstedt

Stollberg (Harz)

Mansfeld

Lutherstadt Eisleben

Sangershausen Kelbra (Kyffh.)

Allstedt

Mansfeld-Südharz bringt Besucher zum Staunen Grußwort des Landrats des Landkreises Mansfeld-Südharz für das Wirtschafts- und Kulturmagazin REGJO Der Landkreis Mansfeld-Südharz ist eine gleichsam junge wie uralte Landschaft mitten in Deutschland. Sie war die Heimat des ersten deutschen Kaisers Otto I., der hier in Wallhausen vor den Toren Sangerhausens die Welt erblickte. Die Reformatoren Martin Luther und Thomas Müntzer lebten und wirkten hier genauso erfolgreich wie der Dichter Novalis, der Komponist Carl Christian Agthe und der Naturforscher Gustav Adolf Spengler, der Maler Einar Schleef…. die Liste der Persönlichkeiten, die unser Landstrich hervorgebracht hat, ließe sich beliebig erweitern. Der Landkreis Mansfeld-Südharz darf sich zu den schönsten Landschaften Deutschlands zählen. Dazu gehören die fruchtbare Goldene Aue, die einzigartige Biosphärenreservat-Karstlandschaft Südharz, das Mansfelder Land mit atemberaubenden Landschaften genauso wie der Süße See, die blaue Perle der Region. Scheinbar aus dem Nichts tauchen in den Tälern des Südharzes verträumte kleine Dörfer mit liebevoll sanierten Fachwerkhäusern aus dem Morgennebel auf und verzücken den Besucher immerfort aufs Neue.

Wenn Sie heute die Kegelhalden entlang der Autobahnen A 71 und A 38 erblicken, dann wissen Sie: Ich fahre durch den Landkreis Mansfeld-Südharz. Die Kegelhalden, diese Denkmale des Bergbaus, haben in unserer Zeit nur noch touristische Bedeutung. Jahrhunderte lang lebte der Landstrich vom Bergbau, doch die Wirtschaft wandelt sich: Neue Unternehmen, neue Branchen ließen sich in unserem Landkreis nieder. Der Blick der Menschen im Landkreis richtet sich nicht nur auf ihre Geschichte, sondern vorrangig in Richtung Zukunft. Auch diese Bemühungen sorgen landauf, landab für Erstaunen. Schauen Sie doch einfach mal bei uns vorbei und lassen auch Sie sich von den Menschen im Landkreis Mansfeld-Südharz zum Staunen verführen.

Dirk Schatz Landrat


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Zahlen, Daten, Fakten Fläche: 1448,60 Quadratkilometer Einwohner: 148.065 (Stand 31.12.2011) Städte: Sangerhausen, Allstedt, Gerbstedt, Hettstedt, Kelbra (Kyffhäuser), Lutherstadt Eisleben, Mansfeld-Lutherstadt Flüsse: Böse Sieben, Eine, Gonna, Helme, Rohne, Thyra, Weida, Wipper

In Hettstedt wurde 1785 nicht nur die erste deutsche Dampfmaschine Wattscher Bauart offiziell in Betrieb genommen. Dort steht auch die einzige vollständig und original erhaltene historische Druckerei Deutschlands.

Der Landkreis Mansfeld-Südharz wurde im Zuge der Gebietsreform im Jahr 2007 durch die ehemaligen Landkreise Sangerhausen und Mansfelder Land gebildet. Er liegt im Südwesten des Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Kreisstadt ist Sangerhausen.

Die Mansfelder Schächte und Hütten waren die wichtigsten deutschen Kupfer- und die bedeutendsten europäischen Silberlieferanten.

Der Martinsriether Fastnachtsverein im Landkreis Mansfeld-Südharz, der bereits 1809 gegründet wurde, ist der älteste Karnevalsverein in ganz Deutschland.

Das erste klimaneutrale Hotel in Mitteldeutschland ist das Hotel Schindelbruch in Mansfeld-Südharz.

Lebten in Mansfeld-Südharz: der Urgroßvater des Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe, der Sohn Johann Sebastian Bachs und der Politiker Adolf Grimme, der in Sangerhausen zur Schule ging und nach dem der wichtigste deutsche Kulturpreis benannt wurde.

Elsterglanz sind ein Komikerduo aus der Lutherstadt Eisleben. Das Markenzeichen des aus Gilbert Rödiger und Sven Wittek bestehenden Duos ist die Mansfelder Mundart gemischt mit DDR-Begriffen und Eigenarten des Mansfelder Landes.

Beim jährlich stattfindenden Eisleber Wiesenmarkt handelt es sich um das größte Volksfest Mitteldeutschlands.

Geburts- und Sterbehäuser Martin Luthers befinden sich in der Lutherstadt Eisleben.

Bildrechte: Landkreis Mansfeld-Südharz, H. Noack


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Nach umfangreichen Umbauarbeiten sind Teile des Schlosses Stolberg nun wieder zugänglich. An einem Hotel wird derzeit noch gebaut. Leben will außerdem Stardirigent Justus Frantz in die alten Mauern bringen.

Musikalischer Leuchtturm im Südharz Im Schloss Stolberg entstehen ein Hotel und eine Spielstätte für hochkarätige musikalische Angebote. Dafür wurde Stardirigent Justus Frantz engagiert. Text: Uwe Gajowski Fotografie: Landkreis Mansfeld Südharz/H. Noack (links); Steffi Rohland (rechts)

Das altehrwürdige Gemäuer des Schlosses Stolberg könnte sicherlich vielerlei Geschichten erzählen, immerhin stammt sein ältestes Bauteil, der Rundturm, aus der Zeit um 1200. Verträumt und trutzig thront es auf dem nach drei Seiten abfallenden Berg oberhalb der Europastadt Stolberg im Südharz. Sein heutiges Aussehen erhielt das Schloss durch Umbauten zwischen 1690 und 1700. Mit Musik wird nun der Bogen in die Zukunft des Schlosskomplexes geschlagen. Konzerte im Innenhof Stardirigent Justus Frantz gastierte mit seiner Philharmonie der Nationen Anfang Juni bereits zum zweiten Mal im Schloss, diesmal unter anderem mit Beethovens 6. Sinfonie. Derlei Konzerte könnte es demnächst mehr geben, denn seit einigen Jahren bemühen sich der Dirigent und die Stadt Stolberg, im Schloss eine Musikakademie zu etablieren. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz als Eigentümerin des Schlosses würde es

nicht ungern sehen, wenn in die historischen Räumlichkeiten neues Leben einzieht, denn sie hat viel Geld in den Erhalt des Bauwerkes investiert. Bis 2008 setzten der Bund, das Land Sachsen-Anhalt, die Europäische Union, die Stadt Stolberg und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz zur Instandsetzung des Ensembles cirka zwölf Millionen Euro an Förder- und Eigenmitteln ein. Seit März 2008 ist deshalb das Schloss zu Teilen wieder für die Öffentlichkeit zugänglich und wird als touristisches Zentrum und „Haus des Gastes“ genutzt. Das Stolberger Schloss wird kein „Groschengrab“ wie so manches andere. Der Eigentümer macht Nägel mit Köpfen, bestätigt Wolfgang Zimpel von der Stiftung Denkmalschutz. In diesen Tagen laufen die Umbauarbeiten eines Schlossflügels in ein attraktives Hotel an, auch ein renommierter Betreiber aus der Region ist bereits gefunden.

ein Schlosshotel Platz, etwa kulturelle Aktivitäten der Kommune oder Musikveranstaltungen. Eine dauerhafte musikalische Spielstätte für die Philharmonie der Nationen von Justus Frantz würde den „Leuchtturm“ – und als solchen sehen die Akteure das Stolberger Schloss – weiter aufwerten. Dem weltweit bekannten Dirigenten schwebt ein hochkarätiges Musikfestival analog des Schleswig-Holsteiner Musikfestivals vor: „So ein Festival kann unglaublich viel Fremdenverkehr aktivieren“, ist sich der Stardirigent sicher. Frantz spricht angesichts des noch nicht gehobenen Touristenpotenzials von Stadt und Schloss Stolberg von einem „Harzer Eifelturm“. Soweit ist es zwar noch nicht – das Kleinod hoch über Stolberg räkelt sich gerade aus seinem Dornröschenschlaf. In wenigen Jahren aber könnte Stolberg tatsächlich ein kultureller und touristischer Leuchtturm im und für den Südharz sein.

Leuchtturm oder Eifelturm Im Komplex findet freilich noch mehr als

www.stolberger-schloss.de


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Stille und Einkehr auf dem Areal des Klosters - gänzlich weltabgewandt ist Priorin Fabianek aber nicht.

Krone der deutschen Frauenklöster Im Kloster Helfta ticken die Uhren ruhiger. Nun hat der Pilgerort der Zistersienserinnen neuen Glanz erhalten. Text und Fotografie: Volker Gajowski

Der laue Frühlingswind streicht über die sattgrünen Blätter der teilweise uralten, teils neu gepflanzten Bäume im Ortsteil Helfta der Lutherstadt Eisleben. Rechter Hand, ortsauswärts Richtung Halle/Saale, öffnet sich ein Weg. Geradezu steht eine wiederaufgebaute Kirche, ein schmaler Durchgang führt in den mehrere Hektar großen Garten. Ist der Besucher hierher gelangt, befindet er sich mitten auf dem Gelände des Zisterzienserinnenklosters St. Marien zu Helfta. Es war im 13. Jahrhundert bekannt als „Krone der deutschen Frauenklöster“, berühmt durch die wissenschaftliche Bildung der Ordensfrauen und deren Christusmystik. Dort, wo die Mystikerinnen gewirkt haben, versuchen die Zisterzienserinnen seit 1999 einen Neuanfang, sieben Schwestern zogen zunächst in ein Provisorium. Eröffnung 2001: Kurse und Durchatmen Im August 2001 konnte das Bildungs- und Exerzitienhaus der Schwestern eröffnet werden. Aus den ehemaligen Stallungen war ein einladendes Gasthaus mit Ein- und Zweibettzimmern entstanden, ein Ort der

Stille und des Aufatmens. Es geht aber nicht nur um Urlaub, wie Priorin Agnes Fabianek erzählt: „Ein Anliegen ist es uns, als Ordensfrauen in der modernen Zeit, mit unserem ganzen Leben Zeugnis abzulegen für die Gottes- und Nächstenliebe – durch das stellvertretende Gebet für alle Menschen und durch die karitative Liebe in unseren sozialen Einrichtungen.“ Die Schwestern sind also keineswegs abgeschottet, sondern stehen mit beiden Beinen im Leben. „Jede Schwester soll von der Arbeit ihrer Hände leben, wie es in der Benediktusregel steht“, erzählt Fabianek. Die Priorinsteht dem Kloster mit seinen derzeit zwölf Schwestern seit nunmehr vier Jahren vor. Läuft das Leben hinter den Klostermauern nach den gleichen Regeln wie vor Jahrhunderten ab, so ist der moderne Alltag auch dort angekommen. Priorin Fabianek kommentiert lächelnd: „Selbstverständlich arbeiten wir mit Computern. Und die Schwestern haben Internetanschluss“. Arbeiten und Beten An Arbeit im jungen alten Kloster mangelt es wahrlich nicht: Pflege von Haus und Gar-

ten, Verwaltung, Betreuung von Gästehaus, Klosterladen und Pforte, wissenschaftliche Arbeit, Vorträge, Exerzitien und nicht zuletzt die Betreuung der jährlich vielen tausend Pilger, die Jahr für Jahr nach Helfta kommen. Das Caritas-Pflegeheim am Kloster ist gut belegt. Erst vor wenigen Tagen wurde ein Erweiterungsbau mit 32 neuen Pflegeplätzen und einer Pflegeoase eröffnet. Zum Angebot gehört auch das MontessoriKinderhaus St. Marien. „Das Kloster ist offen für alle Altersstufen“, betont Schwester Fabianek, die mit der Einrichtung einer Jugendherberge auf dem Areal liebäugelt. Dies ist ein Wagnis, wie auch Wiedereinrichtung des Klosters an der Schwelle zum 21. Jahrhundert. Wie die Besucherzahl zeigt, hat es sich gelohnt. Das Wagnis darf als gelungen betrachtet werden. M. Priorin Agnes Fabianek Kloster St. Marien zu Helfta Lindenstrasse 36 D-06295 Lutherstadt Eisleben Tel.: 03475 711 500 Fax: 03475 711 555 pforte@kloster-helfta.de


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R o s e npark

Die pittoresken Fachwerkgassen Stolbergs werden vom Schloss bewacht.

Blumenreich

Hugo Strasser, Foto: CVG

HARZREISE

Harz erleben

In Sangerhausen präsentiert sich ein 12,5 Hektar großer Pilgerort für Rosenfreunde.

Höhlen, Wanderwege, Münzen und ein Schloss – der Luftkurort Stolberg liegt in idyllischer Landschaft und kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Text: Katja Schmal Fotografie: Tourist-Information Stolberg

Das historische Städtchen Stolberg hat die richtige Mischung für einen Ausflug: Natur und Geschichte. Hier wurde um 1489 Thomas Müntzer geboren, 1525 kehrte er zurück und predigte in der St.-Martini-Kirche, in der auch Reformator Martin Luther im April 1525 auf der Kanzel stand. Oberhalb der Stadt thront das prächtige Barockschloss (erste Burg vor 1210 erbaut, Umbau 1690 bis 1720), mit Teilen aus Renaissance und Klassizismus. 400 Fachwerkhäuser aus fünf Jahrhunderten prägen ihrerseits das Stadtbild mit den mittelalterlichen Gässchen und künden vom damaligen Reichtum des Ortes, der sich auf Erzabbau und die Münzprägung, Handel und Handwerk gründete. Heute ist der Tourismus wesentliches Standbein der heimischen Wirtschaft des Luftkurorts. Die historische Münzwerkstatt im Gebäude des Museums „ALTE MÜNZE“ gibt mit funktionsfähigen Gerätschaften aus dem 18. Jahrhundert Einblicke in diesen Teil der Stadtgeschichte. Gelegenheit für Erkundungen bietet auch die Umgebung: Das Biosphärenreservat Karstlandschaft, das die Stadt im Süd-

harz umgibt, hält mit der Karsthöhle Heimkehle eine der größten Höhlen Deutschlands bereit. Führungen werden ganzjährig angeboten. Der episodische See Bauerngraben ist ein interessantes Phänomen: Es kann passieren, dass er plötzlich verschwindet. Das ist beim größten eisernen Doppelkreuz der Welt nördlich von Stolberg sicher nicht zu erwarten. Das in Anlehnung nach Plänen von Schinkel 1896 errichtete Josephskreuz ist 38 Meter hoch und wiegt 125 Tonnen. Von der obersten Plattform aus ist bei guten Sichtverhältnissen ein Blick über die herrlichen Harzwälder, zum Brocken, zum Kyffhäuser, bis zum Inselsberg im Thüringer Wald und manchmal bis zum Magdeburger Dom möglich. In der Nähe erblickt man das Örtchen Schwenda mit der Barockkirche Kirche St. Cyriakus und Nicolai, die der Frauenkirche in Dresden nachempfunden ist. Nach all den Natureindrücken zurück in der Stadt, kann der Tag mit einem Programm der Kleinkunstbühne „AndersweltTheater“ ausklingen. www.tourismus-suedharz.de

Wunderschöne Farben und köstlicher Duft, so weit das Auge reicht. Ein Meer aus 8.300 verschiedenen Rosensorten ist in der Kreisstadt Sangerhausen heimisch. Hier befindet sich die wohl größte und bedeutendste Rosensammlung der Welt – das EuropaRosarium. Kletterrosen, die sich an Pyramiden und Säulen emporranken, 300 seltene Baum- und Straucharten und Rosenattraktionen, wie die „Grüne“ und die „Schwarze Rose“, verschiedene Moosrosen, die echte Ölrose, die kleinsten Rosen der Welt oder Rosen aus Goethes Garten vervollständigen die Szenerie dieser beeindruckenden Garten- und Wildrosenlandschaft. Besondere Höhepunkte sind wechselnde Sonderausstellungen einheimischer Künstler, kulturelle Veranstaltungen verschiedenster Art und das traditionelle Berg- und Rosenfest, zu dem alle zwei Jahre die Rosenkönigin gekrönt wird. Jährlich bewundern über 100.000 Besucher die Vielfältigkeit dieser ganz besonderen Blume und erfreuen sich an der herrlichen Kulisse dieses über hundert Jahre alten Rosenparks. AB www.europa-rosarium.de Steinberger Weg 3 06526 Sangerhausen Tel. 03464/572522


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31.05.13 17:50


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Die Protagonisten Heinz und Fred Reichwald .

Mansfelder Geschichten Der Regisseur, Autor und Filmkomponist Mario Schneider stammt aus dem Mansfelder Land. In seinen Dokumentarfilmen erzählt er ungewöhnliche und berührende Geschichten aus seiner Heimat.

Text: Dörthe Gromes Fotografie: Joachim Blobel, Mario Schneider

Das Mansfelder Land, gelegen im Südwesten von Sachsen-Anhalt, zählt zu den wenig bekannten Gegenden Deutschlands. Wird die Region in den Medien thematisiert, so dominieren ihre Probleme: hohe Arbeitslosigkeit, kaum Chancen für die Jugend, Abwanderung. Im Gegensatz zu diesem tristen Medienbild zeugen die Dokumentarfilme des in Halle lebenden Regisseurs Mario Schneider davon, dass ein ganz anderer Blick auf das Mansfelder Land möglich ist. Bislang sind drei Filme entstanden – „Helbra“, „Heinz und Fred“ und „MansFeld“. Letzterer ist erst vor Kurzem im Kino angelaufen. Obwohl die Filme jeweils unterschiedliche Themen behandeln, sind sie alle in der Gegend um die kleine Ortschaft Helbra verortet. Schneider ist dort aufgewachsen, verbrachte in diesem Landstrich eine glückliche Kindheit. Seine Filme sind Liebeserklärungen an die Region und an ihre Menschen. Die problematischen Seiten der Heimat blenden sie jedoch nicht aus. Drogen und Bergbau So erzählt „Helbra“ von der Drogensucht dreier Freunde und deren schwierigem Versuch, ihrem Leben Sinn und Richtung zu geben, ohne auf Drogen zurückzugreifen. Es gelingen ihm sehr intime Einblicke in die Familien der jungen Männer, in ihre Verzweiflung, ihre Hoffnung, ihre Stärke. Daneben gibt es im Film wiederholt Bezüge zur Bergbautradition des Mansfelder Landes. Was zunächst beliebig anmutet, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Verweis auf einen größeren gesellschaftlichen Zusammenhang.

Das Mansfelder Land ist eine Gegend, die über 800 Jahre lang vom Kupferschieferbergbau geprägt wurde. Der Bergbau und die Verhüttung der Rohstoffe waren die dominierenden Industriezweige der Region, mit dem Bergbau hing alles zusammen: Arbeitsplätze, Infrastruktur, Vereinsleben. Auch die Landschaft selbst mit ihren wie Fremdkörper wirkenden Halden wurde durch den Bergbau geformt. Mit der Wende brach diese jahrhundertealte Tradition abrupt ab und hinterließ eine große Leere, die längst nicht überwunden ist. „Das größte Problem der Region ist die fehlende Identifikation“, erzählt der Filmemacher. „Früher gab es die Identifikation mit dem Bergbau, der ist weggebrochen. Bislang gibt es keinen gleichwertigen Ersatz dafür.“ Auch Mario Schneider hat vor der Wende einige Jahre in der Kupferhütte Helbra gearbeitet: „Dadurch verstand ich besser, wie der Mansfelder tickt. Zum Beispiel ist die Lautstärke, mit der sich die Leute unterhalten, eine andere, weil man unter Tage und auch auf der Hütte eben laut reden musste. Das ging alles nur über ein halbes Schreien, welches dann zum Normalton wurde. Es hat sich über die Jahrhunderte so entwickelt, das man eben laut miteinander redete, auch streng und kurz und nicht lange um den heißen Brei herum.“ Mansfelder Typen Diese etwas ruppige Zärtlichkeit charakterisiert auch die Protagonisten von „Heinz und Fred“. Es ist ein liebevolles Portrait zweier


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Bergbauhalde, Foto aus dem Film „Mansfeld“.

Außenseiter, Vater und Sohn, die ihre Zeit damit verbringen, alte Maschinen wieder in Gang zu bringen. Was im heutigen Wirtschaftssystem als unproduktive Zeitverschwendung angesehen wird, verschafft den beiden einen Lebensinhalt, der Sinn und Freude stiftet. Für einen Dokumentarfilm ungewöhnlich verwendet Schneider hier Elemente des Fiktionalen und der Überhöhung. So kommentiert ein unsichtbarer Mundarterzähler die Taten von Heinz und Fred und verleiht der Geschichte dadurch einen märchenhaften Anstrich. Im Grunde erzählen Schneiders Filme Familiengeschichten. Dies ist auch in seinem aktuellen Film „MansFeld“ der Fall, in dem er drei Jungen an der Schwelle zum Erwachsenwerden begleitet. Tom, Paul und Sebastian stammen aus sehr verschiedenen Familien, sie alle nehmen jedoch aktiv am traditionellen Mansfelder Pfingstbrauch teil. In diesem archaischen Ritual vertreiben die in weiße Gewänder mit farbenfrohen Hüten gekleideten Kinder mit ihren langen, lautknallenden Peitschen den Winter. Der wiederum wird durch die sogenannten „Dreckschweine“ symbolisiert. Das sind Männer, die sich in einem Schlammloch suhlen. An diesem Tag nehmen die Kinder probeweise die Position der Erwachsenen ein. „Mich interessiert, was aus den Kindern von heute werden kann“, kommentiert Schneider seinen Film. „Sebastian, Tom und Paul sind sehr unterschiedliche Jungen. Ich wollte wissen, wie jeder von ihnen mit den Geheimnissen dieser Welt und der auf sie zukommenden Verantwortung umgeht.“

Heimatfilme Insgesamt vier Jahre Zeit und sehr viel Herzblut hat Schneider in „MansFeld“ gesteckt. Herausgekommen ist ein genau beobachtender Film, der sehr nah dran ist an den Kindern, ihren Familien und ihrem Umfeld. „Eine solche Nähe zu den Protagonisten geht immer nur über Vertrauen, ohne Vertrauen kann kein Dokumentarfilmer arbeiten“, erläutert er seine Herangehensweise. Dieses Vertrauen mag auch darauf beruhen, dass Schneider seine Protagonisten bei aller Widersprüchlichkeit stets als starke Charaktere zeigt. Die Filme von Mario Schneider überzeugen durch eine sehr sorgfältige und ausdrucksstarke Kameraarbeit. Es sind bildgewaltige, durchkomponierte Filme. So fängt die Kamera Details ein, die man im Alltag oft übersieht. Wenn etwa die Jungen in „MansFeld“ das Knallen mit ihrer langen Peitsche üben, sieht man die im Gegenlicht glitzernden Staubkörner durch die Luft tanzen. Eine wunderbar poetische Szene. Überhaupt spielt die raue Landschaft des Mansfelder Landes mit ihren bizarren Schlackehalden eine wichtige Rolle in den Filmen. Die Menschen formen die Landschaft und werden ihrerseits durch sie geprägt. Diese enge Verbundenheit der Menschen mit ihrem Land wird in den Filmen von Mario Schneider für den Zuschauer sichtbar: Es sind Heimatfilme im besten Sinne des Wortes.

Zur Person Neben seiner Arbeit als Regisseur ist der 1970 geborene Mario Schneider auch als Filmkomponist und Autor tätig. Im Jahr 2000 schloss er sein Studium als Diplomfilmkomponist an der Musikhochschule München ab. Zusammen mit Eike Goreczka und Christoph Kukula betreibt er die 42film GmbH in Halle. Dort werden Spielund Dokumentarfilme entwickelt und produziert. www.42film.de


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Mitten in der Natur und ökologisch für die Natur: Vier-Sterne-Hotel Schindelbruch.

Umweltmanagement im Wellnesshotel Das Naturresort Schindelbruch im Harz wagt eine Investition in die Zukunft. Text: Redaktion Fotografie: Hotel Schindelbruch

Das Naturresort Schindelbruch zeigt sich nach zweijährigen Ausbau- und umfassenden Erweiterungsmaßnahmen nun für die Gäste auf besondere Weise gut gerüstet: „Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit sind kein Trend, sondern in vielen Unternehmen und Organisationen Anspruch und gelebte Realität. Genauso ist es im Schindelbruch: In unserem großen, sensibel bewirtschafteten Naturresort zeigen wir, wie ökologische Vernunft auf Vier-Sterne-PlusNiveau möglich ist. Das überzeugt auch unsere Gäste“, so der Geschäftsführer Dr. Clemens Ritter von Kempski. Dieses Herangehen erfordert die Einhaltung hoher Standards, die aktuell durch die Europäische Union zertifiziert wurden. Die Investitionen betragen seit 2008 mehr als 16 Millionen Euro, die zukünftig auch die über 60 Arbeitsplätze in der Hotelanlage sichern. Hohe EU-Standards Das Naturresort Schindelbruch hat sich seit 2009 zum ersten klimaneutralen Hotel in Mitteldeutschland entwickelt. Das dahinter stehende komplexe ökologische Konzept

umfasst intelligente haustechnische Lösungen von der Wassergewinnung über den Energiemix aus Ökostrom, Pelletsheizung und Erdwärme, die Wärmerückgewinnung oder auch hochwertige Dämmung aus natürlichen Materialien bis zur eigenen Bio-Kläranlage und eine konsequent umweltbewusste Organisation des gesamten Hotelalltags. Bereits jetzt lässt sich das Hotel jährlich über die Kooperation Klimahotels Deutschland einen eigenen CO²-Fußabdruck erstellen. Im Schindelbruch mit seinen 99 Zimmern und Suiten, Kaminlobby, Bibliothek, drei Restaurants und Wellnessbereich gehört auch „Green Meeting“ zum festen Bestandteil des Hotelangebotes. Dies spricht eine ständig größer werdende Zielgruppe an, die sich ihre Veranstaltungen als klimaneutral zertifizieren lassen möchte. Ergänzend dazu können Gäste ihre Anreise mit Hilfe des CO²-Rechners des Hotel-Partners CO²OL ausgleichen. Auch für die klimaneutrale Anreise mit der Bahn hält das Hotel das passende Angebot bereit. Mit der Fertigstellung der Außenanlagen entsteht zudem eine eigene Tankstelle für Elektrofahrzeuge.

Von der Quelle bis zum Wipfel Im Sommer 2013 wird der Spa-Bereich mit dem neuen Badehaus um 850 Quadratmeter auf drei Etagen eröffnet. Authentisch sein und dem Anspruch eines Natur-Resorts gerecht werden steht im Zentrum aller Bemühungen. Diese Achtsamkeit von der Quelle bis zu den Baumwipfeln gehört nun auch zum konsequent umgesetzten SpaKonzept. Zusätzlich zu den Energieeffizienzmaßnahmen punktet das Naturresort Schindelbruch mit seinen großzügigen und individuell gestalteten Grün- und Parkanlagen, eingebettet in die 2.500 Hektar großen Buchenwälder mitten im Naturpark Harz, die vom Eigentümer des Hotels bewirtschaftet werden.

Das Naturresort Schindelbruch ist Mitglied bei Wellness-Hotels & Resorts Deutschland und Klima-Hotels. www.schindelbruch.de


Impressum: 9. Jahrgang, Ausgabe 33. ISSN 1614-2837 Hauptredaktionsschluss: 28. Juni Anzeigenschluss: 28. Juni Erscheinungstermin: 02. Juli Herausgeber: REGJO – Das Magazin Magazinverlag Mitteldeutschland GmbH Moschelesstraße 7, Steche-Haus, 04109 Leipzig Telefon: (03 41) 975 60 39, Telefax: (03 41) 974 72 58 REGJO ist eine eingetragene Marke (39867052) der REGJO – Magazin Verlag Mitteldeutschland GmbH www.regjo-leipzighalle.de, info@regjo-leipzighalle.de Redaktionsleitung: Franziska Reif

Redaktion: Carolin Modes und Esther Niebel (Kultur), Martin Jendrischik (Umwelt und Energie), Tobias Prüwer und Franziska Reif (Titelthema)

Wussten Sie, ... …dass die Pegel der Flüsse Elbe und Donau seit 500 Jahren nicht mehr so hoch waren wie im Juni diesen Jahres? …dass sich der volkswirtschaftliche Schaden der Flut 2013 nach Schätzungen auf etwa 12 Milliarden Euro beläuft und somit höher ist, als man den Schaden der Flut von 2002 beziffern musste? ...dass Sie Menschen helfen können, die durch die Flut geschädigt wurden?

Autoren: Kai Becker, Anja Bonitz (AB), Christine Büring (CB), Jana Dichelle, Michael Ernst, Sabine Freutsmiedl, Uwe Gajowski, Ulrike Gierth, Steffen Georgi (SG), Dörthe Gromes, Ursula Haas, C. Hanspach, Christina Hauser (CH), Armin Höhling, Martin Jendrischik (MJ), Giorgos Kalaitzis (GK), Roland Mischke, Carolin Modes (CM), Esther Niebel (EN), James Parsons, Tobias Prüwer (TP), Petra Rauch (PR), Redaktion (RED), Franziska Reif (FR), Katja Schmal (KS), Daniel Tieg Lektorat: Tobias Prüwer

Anzeigen: Claus-Peter-Paulus, Philipp Thorwirth, Steffi Emde, Ramona Gossow sowie scharfe media e.K., Kathrin Kummer, Olessya Mertins, Vincent Stephan, Torsten Scharfe Vertriebspartner: SIBLOG Logistik GmbH

Verlagsrepräsentanz: Doris Claßen, Steffi Emde, Ramona Gossow Übersetzungen: ICC Sprachinstitut, James Parsons

Art Direction & Layout: C. Ruhrmann, TRNDLB Fotografie: Joscha Steffens, Daniel Tieg Titelfoto: Joscha Steffens

Distribution/Marketing: Daniel Tieg

Messen und Kongresse: Daniel Tieg, Anja Bonitz Schlussredaktion: Franziska Reif,

Aktion Deutschland Hilft, das Bündnis deutscher Hilfsorganisationen, bittet um Spenden für die Hochwasser-Hilfe 2013 Aktion Deutschland Hilft e.V. Spenden-Stichwort: Hochwasser-Hilfe 2013 Spendenkonto: 10 20 30 Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00 IBAN DE29370205000008322501, BIC: BFSWDE33XXX Charity SMS: SMS mit ADH10 an die 8 11 90 senden (10 € zzgl. üblicher SMS-Gebühr, davon gehen direkt an Aktion Deutschland Hilft 9,83 €) Spenden-Hotline: 0900 55 10 20 30 (Festnetz kostenfrei, mobil höher) Sicher Online spenden: www.aktion-deutschland-hilft.de Aktion Deutschland Hilft e.V. ist als gemeinnützig anerkannt. Ihre Spende ist steuerlich absetzbar Bildnachweis: Reuters

Geschäftsleitung, Herausgeber: Claus-Peter Paulus (V.i.S.d.P.)

Erscheinungsweise: Quartalsweise Druck: Silber Druck OHG

Geprüfte Auflagen und Verbreitung: Der Verlag unterliegt mit der Auflage und Verbreitung des REGJO Magazins (das Wirtschafts- und Kulturmagazin für Mitteldeutschland) der Kontrolle zur Feststellung von Werbeträgern. REGJO – Das Magazin für Mitteldeutschland ist Gewinner des Silber-Award im Wettbewerb um den BCP (Best of Corporate Publishing) 2010 in der Kategorie B2B Medien/Entertainment/Kultur. Weitere Infos zum Award und den diesjährigen Preisträgern erhalten Sie unter: www.bcp-award.de

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Dr.-Ing. Mathias Reuschel, Vorsitzender S&P Gruppe

In finanziellen Fragen baut die S&P Gruppe ganz auf uns – getreu dem Motto „Bewusst planen – zuverlässig realisieren“. Unser Engagement gilt der regionalen Wirtschaft.

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Rubrik 113


Erste deutsche Dampflokomotive „Saxonia“ Konstrukteur: Prof. Johann Andreas Schubert Deutschland, Wernesgrün (Vogtland), 1838

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Antrieb. Made in Germany. Mit der regional verwurzelten Sachsen Bank. Die Dampflokomotive steht für Antriebskraft und Fortschritt. So wie die Sachsen Bank mit ihrem leistungsstarken und zukunftsweisenden Produkt- und Dienstleistungsangebot. Als ein Unternehmen der LBBW-Gruppe bietet sie Ihnen die umfassende Kompetenz

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