REGJO
35. AUSGABE 4/2013 3,90 EUR
Das Magazin für Wirtschaft und Kultur aus Mitteldeutschland
ISSN 1614-2837 www.regjo-mitteldeutschland.de
Arbeitskultur
Arbeit gestern, heute, morgen.
Werkstattbericht
Wohlsein
Das Chemnitzer Industrie-Museum widmet sich der
Vom Wert der Industriekultur: Im Kulturteil
Unterwegs in Thüringen zu Huskys, Korn und
präsident Tillich über Fachkräftemangel und fairen Lohn.
Geschichte des Hand- und Maschinensatzes.
Brennereien, und erholsamen Naturthermen.
Geschichte der Arbeiterbewegung. Sachsens Minister-
blicken wir auf selten gewordene Berufe und die
Kneippkur. Winterliche Entdeckungstour zu Burgen,
MEIN ALTER? NICHT ZU ALT FÜR EINE AUSBILDUNG!
NICHT LÄNGER WARTEN! Bilden Sie jetzt Ihre künftigen Fachkräfte aus. Berücksichtigen Sie auch junge Erwachsene. Weitere Informationen erhalten Sie bei Ihrem Arbeitgeberservice unter 0800 4 5555 20.
Bundesagentur für Arbeit
Fotografie: Sandra Schubert
Liebe Leserinnen, liebe Leser, kaum fällt der erste Schnee, fühlt man, wie alles ruhiger wird. Zeit, sich zu besinnen, ist dennoch ein seltenes Gut, wie unser Titelthema „Arbeit und Leben“ beweist. Etwas modischer ausgedrückt: Die Work-Life-Balance ist bei vielen aus dem Lot. Daher laden wir in der Rubrik Unterwegs ein, in Thüringen die Seele baumeln zu lassen (S. 102). Entschleunigung fasziniert auch die Kunst. Schriftsetzer und Lichtdrucker sind nur zwei Berufe, die fast ausgestorben sind, deren kunstvolles wie zeitaufwändiges Handwerk aber gerade dadurch reizvoll ist. Wie man die Nische als Chance nutzt, beweist die Orgelbauerfamilie Jehmlich aus Dresden (S.46). Ulrike Pietrzyk, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität Dresden, erklärt, warum Stress bei pflegenden Angehörigen ganz oben auf der Agenda jedes Unternehmens stehen müsste (S.61). Denn Arbeit unterliegt genauso wie die Gesellschaft einem ständigen Wandel. Wie das praktisch aussieht, zeigt Ontras, ein überregionaler Ferngasnetzbetreiber, der sich erfolgreich in Familienfreundlichkeit übt (S.65). Außerdem bringt Gesundheitsmanagement viele Unternehmen in Bewegung. Wir werfen einen Blick in die optimierte Arbeitswelt bei der S&P-Gruppe in Leipzig (S.43). Wie aus kleinen Impulsen historische Veränderungen entstehen, zeigt unsere Titelgeschichte zur Arbeiterbewegung. Dr. Horst Steffens, Projektleiter der Ausstellung „Durch Nacht zum Licht? Geschichte der Arbeiterbewegung 1863–2013“, erzählt äußerst charmant die Geschichten, die hinter sechs der Exponate stecken (S.32). Neben diesem Streifzug durch eine Ausstellung entführt eine etwas längere Tour entlang des Lutherweges (S. 74). Von Luther sehr geschätzt war Bernhard von Clairvaux, der viele hundert Jahre vor der Erfindung des Begriffs Burnout sagte: Wenn du dein ganzes Leben und Erleben völlig ins Tätigsein verlegst und keinen Raum mehr für die Besinnung vorsiehst, soll ich dich dann loben? Darin lobe ich dich nicht... Es ist viel klüger, Du entziehst dich von Zeit zu Zeit deinen Beschäftigungen, als dass sie dich ziehen und dich nach und nach an einen Punkt führen, an dem du nicht landen willst... An den Punkt, wo das Herz hart wird. Und frage nicht weiter, was damit gemeint sei; wenn du jetzt nicht erschrickst, ist dein Herz schon so weit... Auf ein so bewegtes wie bedachtes Jahr 2014.
Mitten in der historischen Altstadt von Leipzig liegt das 4-Sterne Seaside Park Hotel. Hinter der denkmalgeschützten Fassade finden Sie 288 Zimmer im Art-Deco-Stil, einen Wellnessbereich, Tagungs- und Banketträume, das „Nikolai Bistro“ und den „Steaktrain“, das etwas andere Steakrestaurant. Park Hotel · Richard-Wagner-Str. 7· 04109 Leipzig Telefon: 0341 / 98 52-0 · Fax: 0341 / 98 52-750 info@parkhotelleipzig.de · www.seaside-hotels.de
Erleben Sie kulinarische Höhepunkte in stilvollem Ambiente Genießen Sie täglich von 18 bis 24 Uhr unsere Steaks aus US Rumpsteak oder vom Holstein Rind gegrillt auf einem 300 °C heißen Lavagrill und ergänzen Sie dazu diverse Saucen und frische Beilagen. Unsere Tatars vom Rind, Lachs oder Thun-
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fisch sind ein ganz besonderes Geschmackserlebnis.
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IHR ZUHAUSE IN LEIPZIG
Lust auf Schnee!
Informationen zum Wintersport im Thüringer Wald finden Sie im eingelegten Flyer.
W W W . T H U E R I N G E R - WA L D . C O M
1913
2013
32 Arbeit in Bewegung Ausstellungsbesuch im Industriemuseum Chemnitz: Durch die Nacht zum Licht? – Geschichte der Arbeiterbewegung 1863–2013
JUBI L Ä U M S PAK E T PARK HoTEL LEIPZIG · Zwei Übernachtungen · Seaside Frühstücksbuffet
Regionale Wirtschaft
Titelthema: Arbeit und Leben
· Park Hotel Welcomepaket
05 Mindestlohn
40 „Ein wesentlicher Bestandteil des Lebens ist Arbeit”
· Kostenfreie Wellnessnutzung im Hotel
Vier Meinungen zum Wert der Arbeit. Was bedeutet eine Lohnuntergrenze?
· Ein 3-Gang Menü Abendessen im Restaurant · Eintrittskarte asisi Panometer „Leipzig 1813 – In den Wirren der Völkerschlacht“
06 „Unser“ Tunnel – eine Leidenschaft Leipziger Citytunnel: Sechs neue S-BahnLinien beschleunigen Mitteldeutschland.
· Eintrittskarte Völkerschlachtdenkmal · Zwei Fahrkarten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Ausstellungen
16 Schnelle Trassen in alle Richtungen Hafen-Hinterlandkonferenz in Magdeburg: Elbeausbau zum transnationalen Korridor.
· Stadtrundfahrt mit dem oldtimerbus Preis pro Person 157 € Verlängerung und Zuschläge pro Nacht: Aufpreis für die Juniorsuite 50,00 € Verlängerungsnacht im EZ 87,00 € Verlängerungsnacht im DZ 107,00 € Generell gilt – die Buchung unserer Pakete erfolgt auf Anfrage nach Verfügbarkeit und ist spätestens bis 7 Tage vor Anreise möglich, buchbar ab 04.08.13. Park Hotel · Richard-Wagner-Str. 7 · 04109 Leipzig Telefon: 0341 / 98 52-0 · Fax: 0341 / 98 52-750 info@parkhotelleipzig.de · www.seaside-hotels.de 2013 – Jubiläum 200 Jahre Völkerschlacht bei Leipzig und 100 Jahre Völkerschlachtdenkmal
20 Networking auf hoher See Maritimer Bericht von der SACHSEN Sail, wo mitteldeutsche Unternehmer netzwerken.
Gesundheit & LebensArt
Interview mit dem Sächsischen Ministerpräsidenten Tillich über Arbeit und seine persönliche Work-Life-Balance.
46 Königinnenmacher Seit sechs Generationen baut das Dresdner Familienunternehmen Jehmlich Orgeln.
48 Familienfreundlichkeit in Sachsen Sächsische IHKs und HWKs durchleuchten die Personalpolitik in Unternehmen. Lesen Sie die Ergebnisse.
54 Arbeitszeit ist Lebenszeit Schwer zu trennen: Arbeit und Leben. Wie steigende Leistung nicht zur Gefahr wird.
Energie & Umwelt
24 Einkehren, Bewegen, Gelassensein Mal die Seele baumeln lassen.
27 Entdecken. Genießen. Bewahren.
Das Naturresort Schindelbruch im Südharz lädt zur Auszeit ein.
65 Familien stärken Die Ontras-Gastransport GmbH ist auch beim Familienmanagement erfolgreich.
67 „Ich kann, weil ich will, was ich muss.“ Konrad Micksch und die Energie-City Leipzig veröffentlichen ein Handbuch zur Energieeffizienz.
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INHALT 3
68 Berufe(n)
84 Auf der Spur
102 Kornbrand & Kneippkur
REGJO stellt fast ausgestorbene Handwerksberufe vor. Das Museum für Grafik und Druckkunst als letzte Bastion des Dinosaurierhandwerks.
Die Leipziger Notenspur führt zu 23 unterschiedlichen Stationen und lässt Musikgeschichte lebendig werden.
Winterliche Genüsse in Thüringen: Ein Abstecher nach Nordhausen, ins Heilbad Heiligenstadt und nach Bad Lobenstein lohnt.
Kultur 74 Der Lutherweg Er verbindet Städte in Sachen, die auf besonderer Weise mit dem Reformator verbunden sind.
Unterwegs 90 Ausgezeichnet Wolf-Dietrich Rost blickt im Interview auf ein ereignisreiches Wagner-Jubiläumsjahr zurück.
109 Fünf Tipps
Eine Handvoll Antworten auf die Frage: Wo geht’s heute hin?
112 Wussten Sie… 78 Hassan Haddad Die Willi-Sitte Galerie in Halle zeigt neue Arbeiten des Leipziger Künstlers.
92 Strauss for ever Richard Strauss steht 2013/14 ganz oben auf dem Spielplan der Semperoper.
Auf der Suche nach dem Besonderen: Unorthodoxe und überraschende Bauten.
Impressum 79 Mattscheibe Der Medienkünstler Björn Melhus verwandelt die Kunstsammlung Jena in einen gesellschaftskritischen Ego-Shooter.
80 DOK Leipzig Ein Rückblich auf die 56. Ausgabe des Dokumentar-Film-Festes.
82 Talente REGJO stellt sechs Künstler aus der Region Mitteldeutschland vor.
94 Hoher Besuch Anlässlich der 200-Jahrfeier der Völkerschlacht besucht Großfürst Romanow den Club International.
95 Designers‘ Open Die Designmesse fand 2013 zum ersten Mal auf der Leipziger Messe statt.
96 Bücherbox Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt. REGJO stellt Bücher aus Mitteldeutschland vor.
89 Weill & die Medien So das Motto des diesjährigen Kurt-Weill-Festes in Dessau.
98 Shalom Die Chemnitzer Tage der jüdischen Kultur gehen in die 23. Runde.
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Hartmut Bunsen
Thomas Voß
Dr. Michael Mertin
MEINUNG 5
Prof. Dr. Oliver Holtemöller
Mindestlohn Die Vor- und Nachteile der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland werden noch immer kontrovers diskutiert. Pro und Kontra spalten die Gesellschaft. Wie haben Sie sich positioniert und aus welchen Gründen? Hartmut Bunsen, Präsident des Unterneh-
merverbands Sachsen e.V. und Geschäftsführer der Messeprojekt GmbH:
„Sachsens Unternehmer sind sich der Verantwortung für ihre Mitarbeiter bewusst und nicht grundsätzlich gegen die gesetzliche Lohnuntergrenze. Diese kann aber nicht flächendeckend und branchenübergreifend festgelegt werden. Verbunden mit wachsender Konkurrenz aus osteuropäischen Ländern und deren niedrigem Lohnniveau könnten viele hiesige Unternehmen dann kaum mehr befriedigende Ertragssituationen erreichen. Auch die Verkürzung des Lohnabstands von Fachzu minderqualifizierten Kräften ist zu bedenken. Hier ist ein ‚Fahrstuhl-Effekt‘ zu erwarten, der dies wieder reguliert. Folgen wären Arbeitsverlagerung ins Ausland und Entlassungen. Die Differenzierung des Mindestlohns nach Branchen und Regionen würde die Konkurrenzfähigkeit kleiner und mittelständischer Unternehmen wahren und Arbeitsplätze erhalten.“ Thomas Voß, Landesbezirksleiter der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen:
„21 von 28 Mitgliedsländern der Europäischen Union haben ihn bereits. Auch
viele deutsche Arbeitgeber fordern ihn. Die gesetzliche Lohnuntergrenze würde Wettbewerbsnachteile beseitigen für jene, die die gute Arbeit ihrer Beschäftigten auch gut bezahlen wollen. Wo Lohn nicht zum Leben reicht, müssen zusätzlich staatliche Leistungen die Existenz sichern. Auf diese Weise werden Unternehmen, die mit Niedriglöhnen ihre Gewinne machen, mit Steuermilliarden subventioniert. In etlichen Branchen wird deutlich weniger gezahlt als 8,50 EUR. Dumpinglohnwettbewerb auf dem Rücken der Beschäftigten – gefördert auf Kosten der Steuerzahler – muss endlich ein Ende haben. Wichtig ist: Der gesetzliche Mindestlohn ist nichts anderes als die existentiell notwendige Lohnuntergrenze.“ Dr. Michael Mertin, Vorstandsvorsitzender der Jenoptik AG und Vizepräsident des CDU-Wirtschaftsrates:
„Diese Forderung ist extrem bedenklich. Ein gesetzlich festgelegter Mindestlohn wäre ein dauerhafter politischer Spielball des Meistbietenden. Schnell würde uns die wirtschaftliche Realität einholen. Ein solcher Mindestlohn wäre auch ein marktwirtschaftlicher Sündenfall: Er gefährdet Arbeitsplätze, Wachstum und setzt die Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft außer Kraft. Dazu gehört die Tarifautono-
mie, die sich über Jahrzehnte bewährt und Wohlstand gebracht hat. Die Lohnfindung – regional- und branchenspezifisch – sollte auch künftig den Tarifpartnern überlassen werden. Ich empfehle jedem Ludwig Erhards Buch ‚Wohlstand für alle‘ von 1957. Die Grundlagen der Sozialen Marktwirtschaft sind heute aktueller denn je!“ Prof. Dr. Oliver Holtemöller, Leiter der Abtei-
lung Makroökonomik am Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) „Löhne sind aus ökonomischer Sicht dann zu niedrig, wenn Arbeitgeber ihre Marktmacht ausspielen können. Allerdings sollte im Niedriglohnbereich, in dem Arbeitnehmer keine hohe Qualifikation benötigen, der Jobwechsel leicht fallen und deshalb die Marktmacht der Arbeitgeber begrenzt sein – es sei denn, persönliche Gründe hindern die Menschen, den Arbeitsplatz zu wechseln. Fakten sprechen dafür, dass geringe Qualifikation Niedriglöhne erklärt. Vom Mindestlohn profitiert nur, wer auch beschäftigt bleibt. Arbeitnehmer, deren Produktivität unter dem Mindestlohn liegt, dürften dagegen von der Arbeitswelt ausgeschlossen werden. Ökonomisch gesehen sind Kombilöhne, möglichst ohne Mitnahmeeffekte, das effizientere und auch verteilungsgerechtere Modell.“
Bildnachweis: Messeprojekt GmbH, Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, Jenoptik AG, Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH)
6 REGIONALE WIRTSCHAFT
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Bahntechnische Ausrüstung, Mai 2013
„Unser“ Tunnel – eine Leidenschaft Auf sechs Linien kommt seit dem 14. Dezember 2013 in Mitteldeutschland eine „richtige“ S-Bahn in Fahrt. Text: Helge-Heinz Heinker Fotografie: Deutsche Bahn AG/Martin Jehnichen und Freistaat Sachsen
Was länge währt, wird gut (spätestens mit Erledigung der Nacharbeiten). Gäbe es den versöhnlich stimmenden Spruch noch nicht – für den City-Tunnel Leipzig müsste er ersonnen werden. Die Inbetriebnahme ist ein Jahrhundert-Ereignis, denn rund hundert Jahre wurde konzipiert, projektiert, gebaut, verworfen und wieder gebaut. Gemessen an der langen Entstehungsgeschichte waren die reichlich zehn Jahre Bauzeit ein Klacks. Gemessen an den baubedingten Zwängen und Provisorien währten diese zehn Jahre wohl eine gefühlte Ewigkeit. Wer nun im Rückblick unbedingt noch Näheres erfahren will, der frage Leipziger Einzelhändler und Gastronomen entlang der innerstädti-
schen Bahntrasse, rund 18 Meter über der Sohle des Milliarden-Bauwerks und trotzdem immer mittendrin im schürfenden Tunneln mit all seinen Nebenwirkungen. Die Tunnel-Saga ist lang, voller dramatischer Wendungen, mit einer kaum noch überschaubaren Besetzungsliste des beteiligten Personals und einem furiosen Finale. So gehört sich das wohl für eine ordentliche Saga. Mit Schwung unter der Stadt hindurch Nun steht er endlich allen offen, „unser“ City-Tunnel. Der stolze Gebrauch des Possessivpronomens wird sich im Handumdrehen einstellen, das ist so sicher wie der
prall zur Schau gestellte Bürgerstolz in der schönsten Stadt Leipzig der ganzen Welt. Er wird genutzt, der City-Tunnel; was ließe sich Besseres sagen über das „größte in Betrieb genommene Infrastrukturprojekt der Deutschen Bahn des Jahrgangs 2013“? Wenn der Dezember kommt, trägt sich Besonderes zu auf dem Leipziger Hauptbahnhof. In einem Dezember (1915) fand die Eröffnung statt, in einem Dezember (1960) war der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg in seinen Grundzügen abgeschlossen, ebenfalls in einem Dezember (2005) startete die S-Bahn nach Halle auf ihrer neuen Trasse durch Gohlis und Möckern. Und nun der Tunnel. Er kommt zwar später, als in den ehrgeizigen Ablauf-
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Mehrdimensionale Ansicht des City-Tunnel-Verlaufes. Stand: Februar 2005
plänen des Jahres 2003 versprochen war, doch wen interessiert das ernsthaft noch? Wichtig für die vielen Beobachter an den reichlich aufgestellten Bauzäunen war wohl, dass sie so ab Sommer 2012 sicher sein konnten, Licht am Ende des Tunnels zu erspähen. Anlässlich diverser Tage des offenen Tunnels verfestigte sich ein Gefühl vom nahenden Ende der Bauerei. In jenen Wochen wurden wichtige Kabel gezogen und die Signale installiert. Ein Jahr später verdichtete sich das TerminRaster zur Gewissheit. Im Juli 2013 sah das Publikum zum ersten Mal die neuen, silbergrau-anthrazit-lindgrünen Triebzüge. Ab August begann der Vorlaufbetrieb der Neuen im Regionalverkehr. Im September erhielt der Eingang zur Station „Markt“ (das wieder aufgebaute Entree zum einstigen Untergrund-Messehaus) seinen letzten Schliff. Ebenfalls im September fand die vorgeschriebene Rettungsübung statt. In der Nacht zum 2. Oktober durchfuhr ein S-Bahn-Zug erstmals den Tunnel in voller Länge. In der Nacht vom 9. zum 10. November übten 350 Komparsen, ob das denn klappt, wenn die Züge im FünfMinuten-Abstand auf sechs S-Bahn-Linien in unterschiedliche Richtungen unterwegs sind. Jeder Übungsteil bekam einen Haken dran.
Das grüne S der Sympathie Vier Wochen vor dem Start putzten sich die Eingangsbereiche zu den vier unterirdischen Stationen fein heraus. Das grüne S über den Türen verbreitete bereits seit Wochen seine einladende Botschaft: Willkommen, Fahrgäste! Die Mitteldeutsche S-Bahn – die Nutzerin des City-Tunnels – war startklar. 1,5 Kilometer Tunnelroute im Herzen der größten mitteldeutschen Stadt werten über 460 Kilometer Streckenlänge des neuen S-Bahn-Netzes zwischen Halle und Hoyerswerda und zwischen Bitterfeld und Zwickau auf. Auf kurzem Weg wächst weite Wirkung. Ohne City-Tunnel keine S-Bahn Mitteldeutschland; die beiden sind Geschwister. Nutzen ziehen daraus die urbanen Ballungsräume ebenso wie die klassischen Pendlerstrecken, die neuen Verbindungen zu den Ausflugsgebieten ebenso wie die Gegenden „weiter draußen“. Leipzig ist eine wachsende Stadt. Ist deshalb die S-Bahn Mitteldeutschland ein wachsendes Nahverkehrssystem? Gut möglich. Auf jeden Fall kommt in zwei Jahren ab Bitterfeld die zweite Stufe in Richtung Dessau und Wittenberg hinzu. In Sachsen-Anhalt bildet sich damit ein klassisches Linien-Ypsilon heraus. Über alle weiteren Schritte (von Leipzig per S-Bahn nach Grimma?, nach Weißenfels?) werden die Fahrgastzahlen entscheiden. Wo der Bedarf
steigt, wird das Angebot kommen. Jede S-Bahn-Fahrt schweißt Mitteldeutschland enger zusammen und schafft einen guten Grund für denkbare Erweiterungen des Liniennetzes. Tunnelblick nach vorn Wenn sich die heutigen S-Bahn-Züge im nördlichen Vorfeld des Leipziger Hauptbahnhofs schwungvoll aus dem City-Tunnel heraus wieder an die Oberfläche arbeiten, grüßen weiter östlich die Relikte des einst begonnenen Leipziger U-Bahn-Tunnels. Zwischen beiden – dem City-Tunnel und dem U-Bahn-Tunnel – liegen 240 Meter bzw. 99 Jahre. Eine lange historische Wegstrecke. Schade, dass sich das historische Tunnelportal inmitten von Betriebsgleisen befindet und öffentlich nicht zugänglich ist. Aus den Regionalzügen nach Dresden und Chemnitz eröffnet sich im Vorbeifahren jedoch ein klares Bild, welchen Fortschritt die Bauweise genommen hat und wie groß der Qualitätssprung zur S-Bahn Mitteldeutschland ist. Das aufgewertete Netz wird sich nützlich einfügen in die mitteldeutsche Infrastruktur, die zu Recht als die tragende Säule für den weiteren Aufstieg der gesamten Region gilt. www.citytunnelleipzig.de
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Deutsch-amerikanischer Schulterschluss – Andreas Koch, Sparkasse Leipzig, Michael Czupalla, Landrat des Landkreises Nordsachsen, Mark Luttrell, Mayor Shelby County, und Wolfgang Klinger vom Landkreis Leipzig (v.l.n.r.).
Know-how-Transfer über den Atlantik Während einer Wirtschaftsreise Anfang Oktober vereinbarten die Regionen Memphis und Leipzig eine strategische Kooperation. Daraus ergeben sich Chancen und Perspektiven für beide Partner. Autor: Carina Brümmer/Westend-PR Fotografie: Marko Mädge/Westend-PR
„Memphis ist bei seiner Auswahl von Partnerschaften mit internationalen Städten sehr wählerisch. Nachdem wir Leipzig kennen gelernt haben, sind wir uns sicher, dass dies eine unserer stärksten Partnerschaften weltweit sein wird. Memphis und Leipzig haben sehr viele Gemeinsamkeiten und wir haben die gleichen Ziele. Ein starker Partner Leipzig wird uns helfen, unser Geschäft in Europa auszuweiten und zu entwickeln“, resümierte Dexter Muller, Senior Vice President der Greater Memphis Chamber, den viertägigen Aufenthalt einer 21-köpfigen Wirtschaftsdelegation aus der Region Leipzig. Die Wirtschaftsreise markierte einerseits den Höhepunkt des dreijährigen Förderprojektes „Region LeipziGO“ – infolgedessen die Stadt Leipzig und die Landkreise Leipzig und Nordsachsen ein gemeinsames Standortmarketing auf den Weg brachten. Andererseits ist sie auch der Beginn der internationalen Akquisetätigkeit der im August gegründeten Wirtschaftsförderung Region Leipzig GmbH (WRL). Gemeinsam profitieren Und diese hätte besser nicht starten können. Der Aufenthalt gipfelte in einem „Memorandum of Unterstanding“ und der damit einhergehenden Vereinbarung einer strategischen Kooperation. Ziel der frisch gegründeten Partnerschaft ist es, die Zusammenarbeit auf den Gebieten des Handels, der Wissenschaft und Technologie, der
Kultur, des Sports und der Stadtentwicklung zu fördern. Speziell im Fokus stehen die Prozessoptimierung in der Logistik, technologische Innovationen, Human Resources und Internationalisierung. „Wir sind mit den Ergebnissen der Wirtschaftsreise sehr zufrieden, haben mit dem ‚Memorandum of Understanding‘ eine wichtige Partnerschaft geschlossen. Jetzt liegt es an uns, diese Kooperation dauerhaft mit Leben zu erfüllen“, betonte Michael Czupalla, Delegationsleiter und Landrat des Landkreises Nordsachsen. Wolfgang Klinger, erster Beigeordneter des Landkreises Leipzig, ergänzte: „Ich war schon bei einigen Wirtschaftsreisen dabei und oft war das Ergebnis nur eine Hoffnung – nach Memphis haben wir hingegen konkrete Ansätze einer perspektivreichen Zusammenarbeit im Gepäck.“ Auf Augenhöhe voneinander lernen Lutz Thielemann, Geschäftsführer der WRL, weiß um die Stärken dieser kontinentalen Verbindung und spricht von „Partnern auf Augenhöhe“, die viel voneinander lernen können und wollen. Dass es sich dabei nicht nur um gute Vorsätze handelt, beweist nicht zuletzt die verbindliche Zusage des Besuches einer Memphis-Delegation für das kommende Jahr in Leipzig. www.invest-region-leipzig.de
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Mehr Engagement in Mitteldeutschland: Airlines bauen das Streckennetz ab Leipzig/Halle Airport in der laufenden Winter- und der kommenden Sommersaison kräftig aus. Viele neue NonstopZiele von Alanya-Gazipasa bis Zürich weden angeflogen.
Wärme statt Winter in Mardeira, Fuerteventura oder Barcelona (von oben nach unten).
Im Winter Sonne tanken In der Wintersaison erweitern zahlreiche neue Ziele den Flugplan Leipzig/Halle Airports. Das Angebot bereichern insbesondere SunExpress, Darwin Airline und Germania. Weitere aufregende Ziele folgen im Sommer. Text: Anja Bonitz Fotografie: dreamstime
Der Leipzig/Halle Airport bereitet sich auf die kalte Jahreszeit vor. Das Wetter ist trüb, die Wolken grau, es riecht bereits nach Schnee. Kein Wunder, dass es gerade zur jetzigen Zeit viele Menschen in den Süden zieht. Der Flughafen Leipzig/Halle ist dafür bestens gerüstet. Seit dem 27. Oktober ist der Winterflugplan gültig. Für die Sonnenanbeter startet SunExpress nach Alanya, Teneriffa, Fuerteventura, La Palma, Gran Canaria und Taba. Der Flughafen Leipzig/ Halle ist übrigens der einzige Flughafen in Ostdeutschland, von dem aus der neue Flughafen Alanya-Gazipasa angeflogen wird. Weitere Verbindungen bestehen zu Zielen in Spanien, Portugal, Marokko und Tunesien, die unter anderem von Air Berlin bedient werden. Condor baut ebenfalls das Engagement aus und nimmt in der Wintersaison 2013/2014 mit Lanzarote, Madeira und Agadir drei weitere Ziele ins Programm. Doch auch für die Fans der kalten Jahreszeit steht Neues auf dem Flugplan. Mit Germania kann man die russische Metropole Moskau entdecken und mit Darwin Airline
in die Stadt der Liebe fliegen oder das winterliche Amsterdam genießen. Mit Vueling nach Barcelona und in die Welt Doch nicht nur im Winter, auch im Sommer werden neue Ziele angesteuert. Die spanische Airline Vueling verkündete Anfang November sieben neue europäische Flugrouten für das nächste Jahr, darunter ein Direktflug von Leipzig/Halle nach Barcelona. Die katalonische Hauptstadt ist eine der weltweit bedeutendsten kulturellen Metropolen. Besonders beeindruckend sind die eigenwilligen Bauwerke des spanischen Architekten Antoni Gaudi mit ihren runden und weichen Formen. Ab 31. März 2014 fliegt Vueling dreimal wöchentlich von Leipzig/Halle nach Barcelona-El Prat. Der Flug nach Barcelona startet immer montags und freitags, im April und Mai zusätzlich auch mittwochs. Von der spanischen Metropole aus können mehr als vierzig Ziele in ganz Europa und Nordafrika angesteuert werden, darunter auch die Balearen (Mallorca, Menorca und
Ibiza) und die Kanarischen Inseln (Gran Canaria, Teneriffa, Lanzarote und Fuerteventura). Das Gepäck kann beim Abflug direkt zum Zielort aufgegeben werden. Neue Ziele auf Malta und in der Schweiz Ab April erweitern ebenso Darwin Airline und SunExpress das Streckennetz und planen die Aufnahme von Verbindungen nach Zürich und Paphos, die Hafenstadt im Südwesten Zyperns. Auch der Flug zur Mittelmeerinsel Malta steht ab 2. Mai für SunExpress auf dem Programm. Die bereits im Winter angeflogenen Ziele Alanya, La Palma und Taba werden weiterhin bedient. „Das Beispiel zeigt, dass sich SunExpress aktiv für neue touristische Destinationen engagiert, die notwendige Fluginfrastruktur schafft und sich nachhaltig für die Weiterentwicklung von Zielgebieten einsetzt“, so Paul Schwaiger, Geschäftsführer von SunExpress. www.leipzig-halle-airport.de
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Unternehmerische Weitsicht Der Saalekreis liegt zwar inmitten der traditionellen mitteldeutschen Chemiestandorte. Wie der Gründerpreis 2013 zeigte, sind die dortigen Unternehmen aber keineswegs nur mit der Chemie befasst. Text: Franziska Reif Fotografie: Fechner & Tom/Total-Raffinerie und Kreisverwaltung Saalekreis
„Mit drei Mitarbeitern habe ich damals ein neues System erdacht und aufgebaut“, erzählt Frank Steller von den Anfängen seiner Firma Steller-Technology. Nun, zwanzig Jahre später, haben er und sein Unternehmen den Gründerpreis des Landkreises Saalekreis gewonnen. Der Preis ging an die besten drei Geschäftsideen im Landkreis, er wurde vom Saalekreis zum zweiten Mal verliehen. Steller-Technology, die den mit 3.000 Euro dotierten ersten Preis mit nach Hause nehmen konnten, entwickeln technische Produkte für Sehbehinderte und Blinde. Diese helfen den Betroffenen, ihr Handicap im Alltag so gut wie möglich zu kompensieren. Nach der Wende hat Steller, der zuvor in einem Rechenzentrum tätig war, als Vertreter für eine ähnliche Firma im Osten Deutschlands gearbeitet und dabei Ideen für die Produkte entwickelt, mit denen er jeden Tag in Kontakt kam. Dies mündete schließlich in der eigenen Firma, aus den anfänglich drei Mitarbeitern sind heute 15 geworden. Die Besonderheit bei Steller-Technology ist das Baukastenprinzip der Produkte mit kompatiblen Modulen. Notwendig sind seine Produkte für immer mehr ältere Menschen, die etwa an altersbedingter Makuladegeneration leiden, aber auch für eine wachsende Zahl von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes. „Mit akkubetriebenen mobilen Lösungen können Schüler ein ganz normales Leben füh-
ren, müssen nicht eine weit von Eltern und Freunden entfernte Sonderschule besuchen oder im Internat wohnen. Sie sind nicht mal gezwungen, im Unterricht in der ersten Reihe zu sitzen“, so Steller über die Vorteile mobiler Sehtechnik. Die Hilfen für Schule oder Arbeitsplatz erleichtern auch den Alltag erheblich. Kamerasysteme erlauben das vergrößerte Betrachten, scannen und lesen vor oder können entfernte Objekte erfassen und wiedergeben. So bildet es auch keine Hürde mehr, Kontoauszüge oder beim Einkaufen das Verfallsdatum eines Produkts zu lesen – auf solche Art Ausgestattete sind nicht ständig auf Hilfe von anderen angewiesen. „An jedem Gerät hängt ein Schicksal“, fasst Steller zusammen. Diese erhöhte Selbständigkeit bedeutet Lebensqualität, die eigentlich vom Arzt verordnet und von den Krankenkassen bezahlt wird. Das ist leider zu wenig bekannt. In einigen Fällen wird nur ein Teil der Kosten übernommen und sogar mancher Arzt weiß nicht darüber Bescheid, wie sich die Bezahlung von medizinisch notwendigen Geräten für Blinde und Sehbehinderte gestaltet. Deshalb ist es eines der nächsten Ziele von Frank Steller, hier für Aufklärung zu sorgen. Das Preisgeld will er an einen sehbehinderten Jungen spenden, bei dem die Krankenkasse nur die Hälfte der Kosten getragen hat.
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Links: Die chemische Industrie hat im Saalekreis eine lange Tradition. Der wirtschaftsstärkste Landkreis des Landes Sachsen-Anhalt kann jedoch mit einer breiten Palette an gewerblichen Ausrichtungen punkten. Die Preisträger des Gründerpreises mit Landrat Frank Bannert (rechts) und der Merseburger Bürgermeisterin Dr. Barbara Kaaden (3.v.l.).
Der zweite und der dritte Platz des Gründerpreises gingen an die Geiseltaler Entwicklungsund Touristikgesellschaft (GET) aus Braunsbedra und an die Zobodesign & Photoart UG. Sie sind mit 2.000 bzw. 1.000 Euro dotiert. Die GET macht sich seit Jahren um die touristische Erschließung des Geiseltalsees verdient und Zobo betreibt in Merseburg ein Fotostudio und eine Agentur für Design und Werbung. Die Breite der Tätigkeitsfelder zeigt sich auch in den restlichen 15 Bewerbungen auf den Preis. Da-runter waren eine Feindestillerie, ein Metalllabor und eine Physiotherapie für Hunde. Die Auswahl und letztlich die Entscheidung über die drei ersten Plätze traf eine zehnköpfige Jury. Kriterien für die Bewertung waren die Geschäftsidee, der zu erwartende oder tatsächliche wirtschaftliche Erfolg des Geschäfts, das Marketing und der Beitrag der Unternehmung zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region. Der Saalekreis, der inmitten des mitteldeutschen Chemiedreiecks liegt, hat also weitaus mehr zu bieten als Chemie. Der wirtschaftsstärkste Landkreis des Landes Sachsen-Anhalt ist unter anderem auch ein Standort für Logistik und Gewerbean-
siedlungen. Dies wird nicht zuletzt durch die gute Verkehrsinfrastruktur befördert. Die Preisverleihung fand im Rahmen des jährlichen Gründer- und Unternehmertags im Merseburger Ständehaus statt, 2013 unter dem Motto „Gründen und Bleiben“. Den Gründer- und Unternehmertag gibt es seit 2000. Damals wurde er von der Wirtschaftsförderung des Landkreises durchgeführt. Seit 2003 wird er gemeinschaftlich vom Landkreis Saalekreis, der Stadt Merseburg und dem Merseburger Innovations- und Technologiezentrum ausgerichtet. Der Fachtag ermöglicht Erfahrungsaustausch, den Auf- und Ausbau von regionalen Netzwerken und Beratung rund um Gründung, Förderung und Finanzierung von Unternehmen. In diesen Netzwerken wird vielleicht auch Frank Steller öfter anzutreffen sein. Ein weiteres Ziel von ihm ist es nämlich, sich verstärkt in der Region zu engagieren. Während Steller-Technology international wie bundesweit tätig ist, ist die Firma in der direkten Nachbarschaft nur wenig bekannt. Möglicherweise werden ihre Produkte bald auch in der Region den Alltag erleichtern.
Beratung für Gründer Die Ego-Piloten des Saalekreises bieten Gründungswilligen kostenfreie Beratung und vielfältige Kontakte. Die Piloten sind bei der Förderbank des Landes, der Investitionsbank Sachsen-Anhalt, angesiedelt. Von den 109 Interessierten, die sie bis September im Jahr 2013 insgesamt beraten haben, haben 58 ein Unternehmen gegründet. Der Bereich Wirtschaftsförderung des Landkreises bietet monatliche Beratertage für Existenzgründer an, zu denen Ansprechpartner von verschiedenen Institutionen gesprochen werden können. Neben Existenzgründung berät die Wirtschaftsförderung unter anderem zu Ansiedlungen, Fördermitteln und Behörden. Ego-Piloten: Merseburger Innovations- und Technologiezentrum GmbH, Fritz-Haber-Str. 9, 06217 Merseburg, Tel. 03461/2599806, Ansprechpartnerin Sylvia Vogel Anmeldung Beratertag: Amt für Wirtschaftsförderung des Landkreises Saalekreis, 03461/401024
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10 0 0 J A H R E Fotografie: Montblanc
Fotografie: Mona Mijthab
JUBILÄUM Fotografie: Fotografie: Univations GmbH
NETZWERK
Kooperation
Schreibkultur
Wir-Gefühl
Die erste „transHal“ verbindet Wissenschaft und Wirtschaft.
Montblanc-Boutique feiert einjähriges Jubiläum in Leipzig.
2015 feiert Leipzig 1.000 Jahre Ersterwähnung und setzt auf bürgerliches Engagement.
Zum ersten „Halleschen Transfertag“ vernetzten sich am 29. Oktober über 150 Wissenschaftler, Unternehmer, Vertreter aus Politik und Verwaltung im Stadthaus Halle. Einmal jährlich soll die Konferenz zukünftig als Plattform für Wissens- und Technologietransfer zwischen dem sachsen-anhaltischen Wirtschafts- und Wissenschaftssektor vermitteln. Die Initiatoren, die Stadt Halle, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Landkreis Saalekreis sowie die IHK Halle-Dessau und die Univations GmbH, zielen mit der Veranstaltung auf die Schaffung nachhaltiger Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ab. Synergien sollen erzeugt werden, die die wirtschaftliche Verwertung innovativer Forschungsergebnisse vereinfachen, aber auch die Unterstützung relevanter wissenschaftlicher Projekte durch die Wirtschaft fördern. Halles Oberbürgermeister Dr. Bernd Wiegand sieht darin eine Kernaufgabe für kommende Jahre, und auch Frank Bannert, Landrat des Landkreises Saalekreis, erklärte die Causa zur „Chefsache“. DT
Die Montblanc Boutique in Leipzig feierte im November 2013 mit vielen Kunden und Freunden der Marke Montblanc das einjährige Bestehen der Boutique in der Mädlerpassage. Bei der Feier zeichnete Gero Hilliger – Karikaturist, Schnellzeichner und Weltrekordhalter – die Profilbilder der Gäste im Minutentakt und zauberte den Kunden dabei ein Lächeln ins Gesicht. Im Jahr 1906 in Hamburg von drei Geschäftsleuten gegründet, steht Montblanc seit mehr als einhundert Jahren für exquisite, handgefertigte Schreibgeräte. Der Montblanc Meisterstück-Füllfederhalter, der erstmals im Jahr 1924 gefertigt wurde, ist zweifelsohne das berühmteste Schreibgerät der Welt. Montblanc, das zum Luxusgüterkonzern Compagnie Financière Richemont S.A. gehört, ist heute in über 70 Ländern mit circa 5.000 Verkaufsstellen, die mehr als 450 exklusive Boutiquen beinhalten, vertreten. In den letzten Jahren ist Montblanc nicht nur in Europa, sondern auch weltweit stark gewachsen. RED
Vor tausend Jahren schrieb der Merseburger Bischof Thietmar in seiner Chronik über Leipzig. Die Leipzigerin Maria Sharichin sicherte sich 992 Jahre später die Domain zum Festjahr. Bei der Gründung des Vereins Leipzig 2015 im Leipziger Rathaus 2013 wurde ihr bürgerliches Mitdenken lobend von Oberbürgermeister Burkhard Jung erwähnt. Leipzig sei als Bürgerstadt berühmt und um dieses bürgerlichen Engagement zu nutzen – finanzieller wie ideeller Art – wäre keine Agentur mit der Organisation des Festjahres beauftragt, sondern ein Verein gegründet worden. „Als Vereinsmitglied hat jeder Interessierte die Möglichkeit, das Jubiläumsmotto ‚Wir sind die Stadt‘ mit Leben zu füllen“, sagt Dirk Thärichen, Geschäftsführer des Vereins. Expertise im Organisieren von Festen hat Thärichen, etwa durch seine Tätigkeit als Direktor des FIFA-FanFestes zur Fußball-WM 2006 in Leipzig. Koordinieren darf das Jubiläum Torsten Bonew als Leiter des Festkomitees. Als Bürgermeister für Finanzen ist er zudem für die Finanzierung mitverantwortlich. JK
www.univations.de
www.montblanc.com
www.leipzig2015.de
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REGJO
Zeitgemäße Logistik: Hybridlok im Magdeburger Hafen.
Schnelle Trassen in alle Richtungen Auf der Hafenhinterland-Konferenz in Magdeburg wurde der Ausbau der Elbe als transnationaler Korridor von der Europäischen Union gefordert. Text: Manfred Schulze
Fotografie: Ralf Lehmann, Michael Kranz/IMG
Warenströme in einer globalisierten Welt suchen sich immer die besten Wege, das ist einer der Grundsätze moderner Logistik. Dort, wo sich leistungsfähige Straßen, Schienenstränge oder Wasserstraßen kreuzen, wo Flächen und Arbeitskräfte zu günstigen Preisen zu bekommen sind, entstehen und entwickeln sich die Knoten für den Warenumschlag und die Weiterverarbeitung. Und zwar am ehesten dort, wo man von einer zentralen Lage aus möglichst viele Kunden mit dem geringstmöglichen Aufwand an Zeit und Kosten erreichen kann. Sachsen-Anhalt erfüllt diese Kriterien in vielerlei Hinsicht, vor allem rund um die industriellen Zentren von Magdeburg und im Raum Halle, der sich – nicht nur wegen des gemeinsamen Flughafens am Schkeuditzer Kreuz – wirtschaftlich nicht von Leipzig trennen lässt. „Wir liegen nicht nur zentral innerhalb Deutschlands mit ausgezeichneten Anbindungen etwa zu den Seehäfen von Hamburg oder auch Rostock“, so Landesverkehrsminister Thomas Webel auf im November durchgeführten Hafen-Hinterlandkonferenz in Magdeburg. „Wir liegen auch strategisch wichtig an den transkontinentalen Verkehrskorridoren, deren Ausbau die EU in der nächsten Haushaltsperiode besonders fördern wird“, so der Minister. Er verweist dabei darauf, dass beispielsweise in Magdeburg die Wasser-
straßen-Kreuzung von Mittellandkanal mit der Elbe jetzt fertig ausgebaut ist und die A 14 aus Richtung Tschechien, Bayern und Sachsen in den nächsten Jahren nach Norden verlängert wird. Auch der Bahnausbau läuft inzwischen auf Hochtouren: In Halle entsteht für mehr als 300 Millionen Euro die modernste Zugbildungsanlage Europas, der neue Güterverkehrskorridor in Richtung Polen ist in Bau und die ICE-Schnellbahnstrecke von Halle nach Erfurt, die auch für den Gütertransport neue Möglichkeiten bringen wird, geht bereits in zwei Jahren in Betrieb. Im soeben beschlossenen EU-Haushalt sind Fördermittel für den Ausbau von Infrastrukturprojekten in Höhe von 26,2 Milliarden Euro im Zeitraum bis 2020 festgeschrieben. Trotz der Reduzierungen aus dem Infrastrukturfonds für die Region könne mit Förderquoten von 20 Prozent und mehr gerechnet werden, sofern es sich um einen der transeuropäischen Verkehrskorridore handelt. Die Mittel hierfür seien verdreifacht worden, berichtete Dr. Alexander Vogt, Berater für Verkehrspolitik im Europaparlament, auf der Konferenz. Neben Rhein und Donau steht auch die Elbe als internationaler Korridor im Papier. Die Elbe habe zwar bislang mengenmäßig kein vergleichbares Güterverkehrsaufkommen wie Rhein oder Donau, sei aber für die Anbindung Tschechiens an den Hamburger Hafen
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Podiumsdiskussion „Wie wird die Lage im Hafenhinterlandverkehr in Europa beurteilt?“ Diskussionsteilnehmer von links nach rechts: Karl-Heinz Ehrhardt (Geschäftsführer der Magdeburger Hafen GmbH), Frank Marquard (Geschäftsführer der Operations / COO Hermes Fulfilment GmbH), Axel Plaß (Geschäftsführer der Konrad Zippel Spediteur GmbH & Co. KG), Mira-Christine Mühlenhof (Moderatorin), Ingelore Hering (Abteilungsleiterin für Industrie und maritime Wirtschaft im Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr), Thomas Webel (Minister für Landesentwicklung und Verkehr in SachsenAnhalt), Dr. Bernd Egert (Staatsrat der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation der Hansestadt Hamburg)
von großer Bedeutung. Die Verkehrsexperten in Brüssel erwarten nach einem Elbausbau ein starkes Verkehrswachstum, weil bisher die Wassertiefe für einen ganzjährigen Verkehr nicht ausreicht und auch dreilagige Containertransporte aufgrund der Brückenhöhe nicht möglich sind. Allerdings gibt es bislang Vorbehalte gegen den Elbausbau in Berlin, wo man sich noch nicht einmal zu einer A-Kategorisierung des Flusses durchringen konnte. Diese Haltung könnte allerdings das erklärte Ziel des Hamburger Hafens gefährden, den Containerumschlag bis zum Jahr 2030 zu verdoppeln. Denn dort sind nicht nur die Flächen für eine längere Lagerung der Stahlboxen heute schon knapp, auch die Transportwege auf Schiene und Straße sind praktisch an den Kapazitätsgrenzen. „Wir versenden zwei Drittel der Waren in das Hinterland, allerdings gehen nur zwei Prozent der Container weiter mit dem Binnenschiff, obwohl wir inzwischen 26 moderne Verladeterminals betreiben“, sagte Dr. Bernd Egert, Staatsrat der Behörde für Wirtschaft der Hansetadt Hamburg. Dieser Anteil soll mittelfristig auf mindestens fünf Prozent gesteigert werden, was aber entwe-
der den Neubau einer Schiffsschleuse bei Scharnebeck zum Elbe-Seitenkanal oder den grundlegenden Elbausbau voraussetze. Oder auch beides – schließlich gilt vor allem die Binnenschifffahrt mit einem Anteil von derzeit nur knapp neun Prozent am Gütertransport als einziger Verkehrsträger, der noch einen großen Mengenzuwachs verkraften kann. Doch unabhängig vom Ausbau der Wasserstraßen beurteilt das Verkehrsgewerbe die aktuelle Situation in SachsenAnhalt bereits heute als deutlich besser als in vielen anderen Teilen der Bundesrepublik. „Wir haben den großen Vorteil, dass wir morgens nicht typischerweise kurz hinter der Autobahnauffahrt im Stau stecken bleiben“, sagt Sven Köcke, Sprecher der Finsterwalder Transport und Logistik GmbH in Halle/Saale und zugleich Vorsitzender des des Landes-Logistikbeirates SachsenAnhalt. Seit dem Fall der Mauer wurden zwischen Stendal, dem Ostharz und Halle praktisch alle vorhandenen Autobahnen saniert und ausgebaut, darunter die wichtige NordSüdachse der A 9 und die Ost-West-Trasse der A 2 dreispurig in jede Richtung. Die gut
ausgebaute und ausreichend dimensionierte Infrastruktur bringt dem Verkehrsgewerbe einen deutlichen Kostenvorteil, weil der Lkw in der Stunde immer rund 80 Euro Kosten verursacht – diese aber auch schnell wieder einbringt, wenn er nicht im Stau steht. Immer mehr Unternehmen haben inzwischen ihre Logistikzentren in der Region angesiedelt. Hier ragt vor allem der Wirtschaftsraum Halle/Leipzig mit dem Schkeuditzer Autobahnkreuz hervor, wo inzwischen unter anderem Rossmann, Kaufland, die Nagel-Group oder die Hagebau-Gruppe ihre regionalen Distributionszentren aufgebaut haben. „Wir haben hier etliche Lager, in denen auch für die benachbarten osteuropäischen Märkte kommissioniert und verladen wird, was natürlich unser Geschäft als Spediteur beflügelt“, versichert Sven Köcke. Zahlreiche Spediteure aus Sachsen-Anhalt machen bereits mehr als die Hälfte ihres Umsatzes mit solchen grenzüberschreitenden Transporten. www.logistik-sachsen-anhalt.de/ Hafenhinterland-Konferenz
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Mitteldeutschland in Zahlen & Fakten Arbeit nach Qualifikation in Prozent, Anteil an allen Erwerbstätigen Land/Arbeit
Einfache Tätigkeiten
Arbeitsplätze, die Berufsabschluss voraussetzen
qualifizierte Tätigkeiten, die (Fach-) Hochschulabschluss voraussetzen
tätige Inhaber
Sachsen
12
66
15
7
Sachsen-Anhalt
13
67
13
7
Thüringen
12
66
15
7
Quelle: IAB Betriebspanel, Wellen 1996 bis 2012, Stand: 30. Juni 2012
Erwerbsformen in Prozent Erwerbsform
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Thüringen
Teilzeit
15
15
15
Geringfügige Beschäftigungen (Mini-Jobs)
8
8
8
Midi-Jobs
5
5
3
Befristete Beschäftigungen
8
7
7
Leiharbeit
2,1
1,7
2,2
Quelle: IAB Betriebspanel, Wellen 1996 bis 2012, Stand: 30. Juni 2012
Pendler Land
Wohnort
Auspendler
Auspendlerquote in %
Arbeitsort
Einpendler
Einpendlerquote in %
Sachsen
1.496.224
133.063
8,9
1.453.815
90.654
6,2
Sachsen-Anhalt
836.410
137.422
16,4
757.366
58.378
7,7
Thüringen
830.066
127.384
15,3
758.858
56.176
7,4
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Stand: 30. Juni 2012
20 REGIONLAE WIRTSCHAFT
REGJO
Networking auf hoher See SACHSEN Sail 2013 – mitteldeutsche Unternehmer und Manager vernetzten sich im Oktober zum 14. Mal auf einem Businessforum der ganz besonderen Art
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Segeln ist oft harte Arbeit. Ein gutes Team ist unerlässlich. Manchmal wird jede Hand gebraucht, um den Kurs zu halten. Linke Seite: Die 2011 in Dienst gestellte Alexander Humboldt II vereint modernste Technik mit traditioneller Seefahrt. 1360 Quadratmeter Segelfläche verleihen dem Schiff eine Geschwindigkeit bis zu 14 Knoten.
Text: Daniel Tieg
Fotografie: Daniel Tieg
„Hol weg“, hallt es über das Deck der Alexander Humboldt II. Der Bootsmann ruft das Kommando, um die Rahen in eine bessere Position zum Wind zubringen. Gemeinsam arbeiten Crew und Passagiere an den Tauen der imposanten 65 Meter langen Dreimastbark. Das Manöver soll die Fahrtbedingungen des Seglers optimieren. Es braucht Kraft, Koordinationsvermögen und Teamgeist, dies umzusetzen. Kongruente Erfordernisse zum eigentlichen Geschäftsalltag der meisten an Bord. Denn die 70 Passagiere sind mitteldeutsche Unternehmer und Manager, die sich einmal jährlich zu einem Segeltörn verabreden, um Kontakte zu knüpfen, Projekte zu initiieren und die Region international bekannter zu machen. „Hol weg“, ertönt es abermals… dann endlich das erlösende Kommando: „Lass fallen“. Die Aktion war erfolgreich. Kapitän Rainer Schlacke ist zufrieden. Das Schiff liegt nun gut am Wind. „Klar zur Energiewende…“ Viele Häfen haben die SACHSEN-Segler in den letzten Jahren angesteuert, sind in nor-
wegischen Fjorden gekreuzt, haben Stürmen auf Atlantik, Nord- und Ostsee die Stirn geboten. Die diesjährige Passage führte sie über das Mittelmeer. Unter dem Motto „Klar zur Energiewende“ segelten die Wirtschaftsbosse und Manager in sieben Tagen von Palma de Mallorca über Ibiza nach Barcelona. Zwischen Nachtwache, Backschaft und Segelsetzen beschäftigten sie sich dann auch zwei Tage intensiv mit Themen zu nachhaltiger Energieversorgung. In der zum Konferenzraum umfunktionierten Schiffsmesse referierten hochrangige Repräsentanten des Mittelstandes und großer Unternehmen, so Vertreter von Siemens, VNG oder Niles-Simmons, über Möglichkeiten zur Erzeugung nachhaltiger Energien sowie über deren effiziente Nutzung bei Produktionsabläufen und Wertschöpfungsprozessen. Problematiken wurden diskutiert und Lösungswege erarbeitet. „Wichtig ist und bleibt, Strategien zur Senkung des Energieverbrauchs zu entwickeln“, resümierte Hartmut Bunsen, Präsident des sächsischen Unternehmerverbands. Ein weiterer bedeutender Punkt, betonte der langjährige SACHSEN-Segler, sei es,
Möglichkeiten zur Generierung eigener Energien zu erschließen. An Bord gibt es kein „Sie“… Neben der Erörterung wirtschaftlicher Themen ging es den SACHSEN-Seglern auf der Reise vor allem um eines: Netzwerken. Ein fast zu statisch erscheinender Begriff, assoziiert man ihn mit der Atmosphäre, die auf einem Schiff entsteht, das unter sternenklarem Himmel auf Reede liegt und dessen ruhige Auf- und Ab-Bewegungen dem Rhythmus von Gitarrenklängen zu folgen scheinen, die ein sanfter Wind von Achtern durch die Nacht weht. Hans-Jürgen Zetzsche, Präsident des SACHSEN Sail Club Leipzig e.V. sieht es so: „Die SACHSEN Sail ist anders als jeder denkbare Stehempfang in einem Hotel. Die gemeinsame Fahrt auf einem Segelschiff ist hervorragend dazu geeignet, belastbare Kontakte zu knüpfen. Hier entstehen sogar Freundschaften.“ Und so ist es auch. Auf der SACHSEN Sail gibt es kein „Sie“ – und danach in aller Regel auch nicht mehr. www.sachsensail.de
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REGJO
Wirtschaftsförderer in Mitteldeutschland Landeshauptstädte Sitz der Wirtschaftsförderer Autobahn Diese Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn Sie den REGJO-Lesern Ihre Kommune oder Institution auf der REGJO-Karte der mitteldeutschen Wirtschaftsförderer präsentieren möchten, nennen wir Ihnen gern die Konditionen für die kostenpflichtigen Einträge. Unsere Kontaktdaten finden Sie im Impressum dieser Ausgabe oder unter www.regjo-leipzig.de.
Metropolregion Mitteldeutschland Leiter der Geschäftsstelle Herr Reinhard Wölpert Schillerstraße 5, 04109 Leipzig Tel.: 0341 / 6001620, Fax: 0341 / 6001613 metropolregion@leipzig.de www.region-mitteldeutschland.com
Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland GmbH Geschäftsführer Herr Jörn-Heinrich Tobaben Schillerstraße 5, 04109 Leipzig Tel.: 0341 / 6001612, Fax: 0341 / 6001613 E-Mail: tobaben@mitteldeutschland.com www.mitteldeutschland.com
IMG Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH Am Alten Theater 6, 39104 Magdeburg Tel.: 0391 / 568990, Fax: 0391 / 5689950 welcome@img-sachsen-anhalt.de www.investieren-in-sachsen-anhalt.de
Stadt Leipzig Wirtschaftsförderung Ansprechpartner Herr Dr. Michael Schimansky Martin-Luther-Ring 4-6, 04109 Leipzig Tel.: 0341 / 1235810, Fax: 0341 / 1235825 wirtschaft@leipzig.de www.leipzig.de
REGJO REGIONALE WIRTSCHAFT 23
Stadtverwaltung Altenburg Referat Wirtschaftsförderung Ansprechpartner Herr Tino Scharschmidt Markt 1, 04600 Altenburg Tel.: 03447 / 594840, Fax: 03447 / 594809 tino.scharschmidt@stadt-altenburg.de www.investor-altenburg.de, www.altenburg.eu
Landkreis Saalekreis Wirtschaftsförderung Leiter Referat Landrat Herr Uwe Lehmann Domplatz 9, 06217 Merseburg Tel.: 03461 / 401005, Fax: 03461 / 401012 uwe.lehmann@saalekreis.de www.saalekreis.de
Landkreis Harz Wirtschaftsförderung Sachgebietsleiter Herr Wilfried Strauch Dornbergsweg 2, 38855 Wernigerode Tel.: 03943 / 935816, Fax: 03943 / 935815 wirtschaftsfoerderung@kreis-hz.de www.kreis-hz.de
Stadtverwaltung Bautzen Wirtschaftsförderungsamt Ansprechpartnerin Frau Heike Raue Fleischmarkt 1, 02625 Bautzen Tel.: 03591 / 534592, Fax: 03591 / 534599 wirtschaftsfoerderung@bautzen.de www.bautzen.de
Stadtverwaltung Markkleeberg Wirtschaftsförderung Ansprechpartnerin Frau Kerstin Kaiser Rathausplatz 1, 04416 Markkleeberg Telefon: 0341 / 3533235, Telefax: 0341 / 3533148 kaiser@markkleeberg.de www.markkleeberg.de
Wirtschaftsförderungsgesellschaft Jena mbH Geschäftsführer Herr Wilfried Röpke Markt 16, 07743 Jena Tel.: 03641 / 8730032, Fax: 03641 / 8730059 jenawirtschaft@jena.de www.jenawirtschaft.de
„Wir haben alle Trümpfe”
Stadt Schönebeck (Elbe) Amt für Wirtschaftsförderung und Tourismus Ansprechpartner Herr Ellert Markt 1, 39218 Schönebeck (Elbe) Tel.: 03928 / 710504 wifoe@schoenebeck-elbe.de www.schoenebeck.de
Stadt Halle (Saale) Wirtschaftsförderung Ansprechpartner Herr Dr. Heinz Friedrich Franke Marktplatz 1, 06108 Halle (Saale) Tel.: 0345 / 2214760, Fax: 0345 / 2214776 wirtschaftsfoerderung@halle.de www.wirtschaft-halle.de
Burgenlandkreis Wirtschaftsamt Ansprechpartner: Thomas Böhm (Amtsleiter) Schönburger Str. 41, 06618 Naumburg Tel.: 03445 731308, Fax: 03445 731105 wirtschaftsamt@blk.de
Stadt Plauen Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing Ansprechpartner Herr Eckhard Sorger Unterer Graben 1, 08523 Plauen Tel.: 03741 / 2911800, Fax: 03741 / 29131800 eckhard.sorger@plauen.de www.plauen.de
Europastadt Görlitz-Zgorzelec GmbH Ansprechpartner Herr Christoph Ellsel Fleischerstraße 19, 02826 Görlitz Tel.: 03581 / 475712, Fax: 03581 / 475747 c.ellsel@europastadt-goerlitz.de www.europastadt-goerlitz.de
Wirtschaftsförderung Stadt Aschersleben Amtsleiter Herr Matthias May Markt 1, 06449 Aschersleben Tel.: 03473 / 958980, Fax: 03473 / 958920 wirtschaft@aschersleben.de www.aschersleben.de
Stadt Magdeburg Wirtschaft, Tourismus und regionale Zusammenarbeit Beigeordneter Herr Rainer Nitsche Julius-Bremer-Straße 10, 39090 Magdeburg Tel.: 0391 / 5402543, Fax: 0391 / 5402619 rainer.nitsche@ob.magdeburg.de www.ottostadt.de
Landkreis Leipzig Kreisentwicklungsamt Amtsleiterin Frau Gesine Sommer Stauffenbergstraße 4, 04552 Borna Tel.: 03433 / 2411050, Fax: 03437 / 984991050 gesine.sommer@lk-l.de www.landkreisleipzig.de
Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld mbH Andresenstraße 1 a 06766 Bitterfeld-Wolfen, OT Wolfen Tel.: 03494 / 638366, Fax: 03494 / 638358 info@ewg-anhalt-bitterfeld.de
24 GESUNDHEIT & LEBENSART
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Einkehren, Bewegen, Gelassensein Ob Kurzurlaub, Müßiggang oder kulinarische Landpartie: Die Gelegenheit, mal die Seele Baumeln zu lassen, sollte niemand ungenutzt vorübergehen lassen. Text: Tobias Prüwer Fotografie: Ralph Kreusels, Guido Werner / Thüringer Tourismus GmbH
Gerade der Winter ruft zu Besinnung und Besinnlichkeit auf. Nach aufwühlenden Herbststürmen bietet diese ruhigere Jahreszeit auch in den kälteren Monaten drinnen wie draußen Möglichkeiten, Körper und Geist zu pflegen. Die sollten nicht ungenutzt belieben: Denn Zufriedenheit und Wohlbefinden sind nicht nur seelische Faktoren, sondern beugen gesundheitlichen Risiken vor. Sich wohl befinden Viele Orte in der Region locken für einen wohltuenden Kurzurlaub. Entspannung hat das Bio- und Nationalparkhotel Wernigerode im Harz zum obersten Ziel erklärt. Am Fuß des Brockens gelegen, bietet es Genüsse aus biologischem Anbau, Massagen und eine fantastische Umgebung: Die Bergwildnis des im Nationalpark Harz treibt den Urlauber ins überwältigende Grün. Um die weitere Harzumgebung zu erkunden und hier auf Städtetrip zu gehen, ist Quedlinburg die perfekte Basisstation. Gleich mehrere idyllische Hotels in Fachwerkarchitektur gewähren in der Domstadt Obdach. Im Einsiedeler Baumhaushotel kann man in den luftigen Höhen der Blätterkrone und oder Erdhaus geborgen nächtigen. Wem das zu nobel ist, für den kommt das Klosterleben auf Zeit vielleicht zum rechten Moment, um einmal Stille und Einkehr zu erfahren. Vier Klöster in Mitteldeutschland – etwa das thüringische Priorat St. Wigberti oder das mittelsächsische Kloster Wechselburg – bieten Gelegenheit zum Nachdenken und Neudenken bei einfachen Tätigkeiten. Ihre Gär-
ten sind ideale Orte, für winterliche Spaziergänge und neugieriges Schneegestöber(n). Grüne Genüsse – auch im Winter gut Andere Klostergärten stehen allen Besuchern offen. Bei Blankenburg im Harz befindet sich die artenreichste Gartenanlage dieser Art. Das ehemalige Kloster Michaelstein beheimatet zwei nach mittelalterlichem Vorbild errichtete Gärten mit fast 400 verschiedenen Pflanzenarten. Mit den angebauten Medizin- und Küchenkräutern wie Bohnenkraut, Borretsch, Lein und Sauerampfer wusste schon Hildegard von Bingen nutzbringend und geschmacksförderlich zu hantieren – im Winter freilich muss man sie getrocknet oder konserviert genießen und kann sie zu ungewöhnlichen Gemschmacksmixen kombinieren. Wie das geht, lehren Kochschulen. Diese Einrichtungen sind seit einigen Jahren vielerorts entstanden und bringen Interessierten die lukullische Kunst bei. Hier kann man auch lernen, wie man kulinarische Geschenke anfertigt. Mit selbst gerührtem Orangengelee an Granatapfelkernen, süßsauer eingelegtem Kürbis oder handgerollten Krokantpralinchen lässt sich schließlich jeder gern überraschen. Für weniger geschickte Küchenhelfer halten regionale Anbieter schmackhafte Produkte bereit. Eine Empfehlung sind die Fruchtaufstriche aus Wildobst von Sornziger Wilde, die zwischen Leipzig und Dresden ansässig ist. Ihre säuerlich-herbe Vogelbeerkonfitüre
mundet gerade zu Wildgerichten und die selten zu findende die Mispel weckt am Frühstückstisch die Lebensgeister. Auch Produkte wie die frischen Nudeln für den Heimgebrauch aus der Dresdner Pastamanufaktur oder der geräucherte Bördespeck und Ziegenpeter von der Börde Käse GmbH aus Vahldorf bei Magdeburg schmecken als innere Erbauung. Der Weg ist das Ziel Geradezu heiß und äußerlich in der Anwendung ist das Saunieren. Es stärkt nicht nur das Immunsystem, sondern entspannt die Seele. Mildere Wonnen bieten heiße Quellen. Es gibt 40 Thermalbäder in Mitteldeutschland und selbst die Miniaturform im Spülbecken – „Sie baden gerade ihre Hände darin“ – entfaltet noch wärmende Wirkung. Moorbäder, wie sie etwa im nördlichsten Zipfel Sachsen an der polnischen Grenze in Bad Muskau angeboten werden, sind ebenso entspannend. Auch etwas mehr Bewegung mag dem Wohlbefinden nicht schaden – im Gegenteil. „Wer geht, sieht im Durchschnitt anthropologisch und kosmisch mehr, als wer fährt“, bemerkte der Dichter Johann Gottlieb Seume, der einst vom sächsischen Grimma aus seinen „Spaziergang nach Syrakus“ antrat. Man muss jedoch nicht in die Ferne schweifen, um dieser Wertschätzung des Flanierens folgen zu können. Denn hiesige Gartenparadiese und Parklandschaften sind wie gemacht zum Lustwandeln – auch oder gerade im Winter. Dazu eignet sich auch der Baumkronenpfad im Hainich oder der aussichtsreiche Malerwanderweg in der Sächsischen Schweiz, der sich durch die Berg- und Felsenwelt auf beiden der Elbe zieht. Das Herumschlendern mag in einer Welt voll Hast fast als anstößig gelten. Dabei stimmte das Lob des Müßiggangs bereits
T R A D IT IO N , KÖNNEN, K E N N E R S C H A F T: ROTKÄPPCHEN FLASCHENGÄRUNG.
26 GESUNDHEIT & LEBENSART
REGJO
Aristoteles an, indem er die Glückseligkeit in der Muße verortete. Galt ihm diese als lustvolles Denken, so hätte er gewiss zugestimmt auch den Spaziergang als ein solches zu bezeichnen. Gerade in der kältesten Jahreszeit ist ein Winterspaziergang gut für Körper und Geist – nicht zuletzt stärkt er das Immunsystem. Das Spazieren bedeutet, sich
Zeit zu nehmen und hebt sich dadurch vom Wandern ab, bei dem es in erster Linie um das Ankommen geht. Es nimmt die sprichwörtlich gewordene Zen-Sentenz des Wegs, der das Ziel ist, ernst. Gelassensein lohnt sich: Zufriedenheit und Wohlbefinden sind nicht nur seelische Faktoren, sondern beugen auch gesundheit-
lichen Risiken vor, etwa Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Wie die seit 1967 in Großbritannien durchgeführte Whitehall Studie herausfand, betrifft das sogar schwerwiegende Risiken. So hatten die in Job und Freizeit Zufriedenen ein um 13 Prozent geringeres Risiko der Herzgefäßverengung als die Unzufriedenen.
Eintauchen und Wohlfühlen
4-Sterne-Superior-Komfort, ein exzellentes Wellnessangebot, kulinarische Genüsse und naturnahe Erholung – mit dieser Kombination garantiert das HEIDE SPA Hotel & Resort in Bad Düben ein Wohlfühlerlebnis, das lange in Erinnerung bleiben wird. Ruhe finden Sie in der abwechslungsreichen Saunalandschaft mit fünf verschiedenen Saunen oder in der Badewohlfühlwelt mit 32°C Wassertemperatur. Entspannung für Body & Soul wird im Wellness- und Therapiebereich groß geschrieben. Zahlreiche Treatments für Gesicht und Körper sowie
Mooranwendungen stehen hier zur Auswahl. Die Wohlfühl- und Erlebnisbereiche sind mit dem Hotel über einen Bademantelgang verbunden. 75 Zimmer und Suiten, nach den einzelnen Jahreszeiten gestaltet, warten auf Sie. Das Kaminzimmer mit Bibliothek und die Lobby mit Hotelbar laden zudem ein, den Tag bei einem Glas Wein oder einem guten Buch zu beschließen. Das Hotelrestaurant Allegro sowie zwei À-laCarte-Restaurants verwöhnen Sie mit regionalen Spezialitäten. Besondere Angebote des Hauses sind die Freundinnen-Wellnes-
stage sowie Verwöhntage für Zwei inklusive zwei Übernachtungen, Halbpension und Wellnessprogramm. Das HEIDE SPA Hotel & Resort erhielt in diesem Jahr für sein innovatives Wohlfühlkonzept „Siusili®“, das nach slawischem Vorbild entwickelte wurde, erstmals eine Nominierung für den renommierten European Health & Spa Award und wurde schließlich mit dem 4. Platz in der Kategorie Best Signature Treatment ausgezeichnet. www.heidespa.de
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Entdecken. Genießen. Bewahren. Das Naturresort Schindelbruch im Südharz lädt zur Auszeit ein. Eine Wohlfühl-Heimat inmitten einer faszinierenden Winterlandschaft, wo man Natur mit allen Sinnen erleben kann. Text: Naturresort Schindelbruch/Dorett Auerswald Fotografie: Naturresort Schindelbruch
Winter pur, weiß, mit verschneiten unberührten Wäldern, Spuren von wilden Tieren im Schnee und verzuckerten Tannenzapfen mitten in Deutschland: Diese Märchenlandschaft ist im Harz zu erleben, dem nördlichsten Mittelgebirge Deutschlands mit dem Brocken als höchstem Berg. Der Wechsel der Jahreszeiten ist im Harz intensiv erlebbar und so verwundert es nicht, dass jede Jahreszeit mit ihren Reizen den Harz als Reiseziel attraktiv macht. „Natürlich“ genießen in behaglicher Umgebung Der Winter ist hier besonders begehrt und so freuen sich die Gäste im Naturresort Schindelbruch im Südharz auf ein Hotel in idyllischer Naturlage. Es befindet sich direkt am Auerberg und steht für herzliche Gastlichkeit in privater Atmosphäre. Zum exklusiven Anwesen gehören 98 Zimmer und Suiten, eine Kaminlobby und Bibliothek, das Gourmetrestaurant Silberstreif sowie zwei weitere Hotelrestaurants, die Hotelbar und Vinothek, dazu eine Vielzahl
gemütlicher Rückzugsorte. Achtsamkeit ist das zentrale Thema im Hotel: Authentisch sein und dem Anspruch eines „Natur“Resorts gerecht werden steht im Zentrum aller Bemühungen des Hauses und wird auch im Spa konsequent umgesetzt. Im fast 2.000 Quadratmeter großen Wellnessbereich mit dem neuen Badehaus lässt sich eine Auszeit gerade jetzt genießen. Das Schwimmbad, geöffnet über zwei Etagen, die Ruheräume und ebenso das urige Saunadorf sind nur ein Teil dieses außergewöhnlichen Refugiums. All diese Besonderheiten sind im gleichnamigen Arrangement „Auszeit“ zusammengefasst und eine perfekte Einladung, um noch vor oder gerade nach den Feiertagen die herrliche Winterruhe mit allen Annehmlichkeiten zu genießen. Tagesausflüge in verzauberte Winterlandschaften Das solitär gelegene Naturresort Schindelbruch empfiehlt sich zudem als perfekter Ausgangspunkt in die beliebte Reiseregion.
Im „Schindelbruch“ angekommen, ist das nur sechs Kilometer entfernte Stolberg eine erste Ausflugsempfehlung. Das Fachwerkstädtchen mit rund 380 nostalgischen Fachwerkfassaden, die auf das Feinste herausgeputzt sind, ist ein Wintertraum. Vor allem, wenn man nach dem Aufstieg zum Stolberger Schloss, welches auf einem Bergsporn thront, mit dem zauberhaften Blick über die schneebedeckten Ziegeldächer belohnt wird. Zauberhafter Winterharz, der sich für immer ins Gedächtnis einprägt. Ebenso sind das nahe Quedlinburg oder die Altstadt von Wernigerode weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Das Naturresort Schindelbruch im Südharz, eine Einladung zum Entdecken, Genießen und Bewahren. Das Naturresort Schindelbruch, erstes klimaneutrales Hotel Mitteldeutschlands, überzeugt mit einer energieeffizienten Bauweise, der Nutzung von Erdwärme und Wärmerückgewinnung. Eine Ladestation für Elektroautos und E-Fahrräder zum Ausleihen stehen den Gästen zur Verfügung. www.schindelbruch.de
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Kulturvisionen
„DER! Tisch“
Die Leipziger Kulturpaten feiern ihr fünfjähriges Bestehen und übergeben ihren aktuellen Förderern zum Dank einen exklusiven Linolschnitt
2-Sterne-Restaurant FALCO bietet Kulinarisches zum urbanen Lifestyle.
der Bagel-Brothers GmbH, bei der Presseveranstaltung am 22. November und übergab das Geld in Form von Fünf-EuroScheinen in einer Bagel-Tüte an Jörg Müller, Gründer und ehrenamtlicher Kulturpaten-Geschäftsführer. Ein weiteres großes Dankschön ging an Gotthard Dittrich, Geschäftsführer der Rahn-Dittrich Group, als ersten und treuesten Unterstützer. „Ohne Unternehmen, die sich aktiv als Förderer und Paten engagieren, würden die Kulturpaten nicht funktionieren“, bekräftigte Müller. Als Belohnung für die langjährigen Förderer haben sich die Kulturpaten ebenfalls etwas einfallen lassen und kleine Kunstwerke überreicht. Mit einer exklusiven Jahresedition, einer limitierte Auflage eines Linolschnitts mit dem sympathischen Titel „Gabi“, geschaffen von Sebastian Speckmann, zeigen sie ihre Verbundenheit. Für das kommende Jahr haben die Leipziger Kulturpaten bereits 25 neue Kulturpatenschaften ins Visier genommen. AB
Dreh- und Angelpunkt des Angebots „DER! Tisch“ im FALCO ist eben jener 12er-Tisch. Das ist so genial wie einfach. Denn ein 12erTisch ist eine Revolution in Sachen gehobener gastronomischer Esskultur. Statt unter sich zu bleiben, kann man hier andere Gäste kennenlernen und über das Essen ins Gespräch kommen. Experimentell ist auch die Küche. Sie soll nicht nur munden, sondern ein gemeinsames Erlebnis sein. Daher wird das 4-gängige „Menü Spezial“ vom Chef Peter Maria Schnurr festgelegt und der Gast wird überrascht. DER! Tisch ist aber auch Ausgangspunkt anderer Art: Wer gemeinsam tafelt, will vielleicht mit den Tischnachbarn weiterziehen und die Leipziger Kulturlandschaft erkunden, so der Traum von Spiritus Rector Schnurr. Lockere, ungezwungene Lounge-Atmosphäre ganz puristisch mit H2O und optional Wein auf dem Tisch zum Selbsteinschenken sind die konsequente Fortsetzung des klaren, kulinarischen Konzeptes. DER! Tisch wird dienstags bis samstags 18.00 Uhr bis 22.00 Uhr bespielt und mittags – dann aber nur exklusiv. JK
www.leipzigerkulturpaten.de
www.falco-leipzig.de
Kultur braucht Wirtschaft und Wirtschaft braucht Kultur, davon sind die Leipziger Kulturpaten überzeugt. Seit 2008 vernetzten sie die Kultur- und Kunstszene mit Unternehmern, Fachleuten, Freiberuflern und Führungskräften. Durch ihre praktische und persönliche Unterstützung werden die Kultureinrichtungen gestärkt und geschätzt. Anlässlich des fünften Jahrestages wurde dies am 19. November mit 130 Gästen gefeiert. Hier wurde sich der Anfänge erinnert und zukünftige Visionen besprochen. „Kulturpatenschaft ist ein Maß an Hilfe, das kann man gar nicht beziffern“, sagte Theatermacher Albrecht Wagner zur Kulturpatenschaft von Heimrich & Hannot. So sind in den letzten fünf Jahren bereits 120 Patenschaften entstanden, darunter auch die mit der BagelBrothers GmbH. Sie bietet seit diesem Sommer den ersten Leipziger Kultur-Bagel „Der Pate“ an, wobei pro verkauftem Bagel ein Erlös von 50 Cent direkt an die Kulturpaten gespendet wird. „Seit August haben wir 2.375 Stück verkauft. Wir runden die Summe jetzt gern auf 1.500 Euro auf“, so Förderer Sven Gerling, Geschäftsführer
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Tourist-Information im Marktschlösschen Tel. 0345 122 99 84 Marktplatz 13, 06108 Halle (Saale) www.stadtmarketing-halle.de Bildquelle: Jens Barkschat
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Wasser marsch! So heißt es im Bad Lausicker Kur- und Freizeitbad Riff, das seit Kurzem ein ganz besonderes Highlight zu bieten hat. Das Kinderbecken im Außenbereich wurde zu einem multifunktionalen Wasserspielplatz umgebaut, der ein Wassererlebnis ganz besonderer Art garantiert. Während die Kleinsten auf dem wasserspeienden Seehund „Balena“ sitzen und dem Spritzvergnügen an den Wasserkanonen zuschauen, spielen andere an den Wassersäulen, bis diese eine tolle Wasserfontäne ergeben. Nervenkitzel pur bereitet ein mutiger Sprung vom Drei- oder Fünf-Meter-Turm. Ein wahrhaft wildes Rutschvergnügen verspricht die 125 Meter lange Reifenrutsche „Crazy River“. Wer es weniger wild mag, sollte die 118 Meter lange Riesenrutsche wählen. Während sich die einen austoben, haben Erholungssuchende die Möglichkeit, im Außen-Solebecken mal richtig die Seele baumeln zu lassen. Die großzügige Saunalandschaft mit sechs verschiedenen Saunen, Saunagarten, Kneipptretbecken, Whirlpool und Kaminraum bringt Ihren Körper in Wallung! Um danach vollends herunterfahren zu können, stehen verschiedene Ruhebereiche zur Verfügung. Der zusätzlich geschaffene Wellnessbereich mit Unterwasser-Massage-Bädern, Körperpackungen auf der Schwebeliege und klassischen manuel-
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„Pferde lügen nicht“ Nicht jede Führungskraft ist sich bewusst, wie sie führt, und noch seltener, wie sie besser führen könnte. Bei „silent language“ in Leipzig, dem pferdegestützten Management-Coaching, kann man das mit Hilfe von Pferden lernen. Text: Carolin Wilms Fotografie: Swen Reichhold
Führungskräfte sind meist kopfgesteuert, haben jahrzehntelang Wissen angehäuft, entwickeln Strategien und taktieren. Mitunter sagen und tun sie Dinge und erwarten das Gegenteil davon. Ist dabei Führung noch klar zu erkennen? Was kommt auf der anderen Seite an? Was wird den Mitarbeitern zu verstehen gegeben? Bei vielen Coaching-Methoden wird in Feedback-Runden dem Manager sein Führungsverhalten als Fremdwahrnehmung aufgezeigt. Oft führen die Rückmeldungen aber nicht zum Kern der Sache, da die Menschen, die diese geben, auch kopfgesteuert sind und die Ergebnisse wiederum verzerren. Das Pferd als Medium „Pferde lügen nicht“, sagt Silke Mary Vollmers, „sie sind als Herdentiere auf kompetente und verlässliche Führung angewiesen.“ Vollmers, die das pferdegestützte Manager-Coaching „silent language“ leitet, setzt bei ihren Seminaren auf die Unbefangenheit von Pferden. Wenn der Teilnehmer ein Pferd am Strick durch die Halle führt, spürt das Pferd sofort, mit welcher Art von Führung es zu tun hat und zeigt es. Wie
führen wir ein Pferd, und führen wir genauso im Büro: An der kurzen Leine, missverständlich, ungeduldig, unsicher oder Laisser-faire? Ein erfahrener und weltgewandter Coach wie Vollmers hat einen Blick für die Reaktionen des Pferdes. „Pferde wirken als vorurteilslose Spiegel“, erklärt die frühere Managerin. Sie kennt beide Sphären: Die knallharte internationale Berufswelt und die Regungen der Tiere. Vollmers fungiert als Übersetzerin für die Teilnehmer und gleichzeitig als Coach, der Hinweise gibt oder auch nur Fragen zum Selbsthinterfragen stellt. Aus dem Bauch Sie will durch die vielen rationalen Schichten im Kopf hin zum Bauch: zur Intuition, zum unverstellten Wahren. Nach der Reflektion durch das Pferd setzt die Selbstwahrnehmung beim Seminar-Teilnehmer ein, die wieder einen freien Blick auf das eigene Ich und die Wirkung freigibt, die wir entfalten. Bei einem unverbindlichen Kennenlern-Termin erklärt Silke Vollmers auch spezielle Coaching-Angebote wie die Gen-
der-Aufstellungen. Wie führen Frauen und wie führen Männer? Welche Fähigkeiten kommen wann am besten zum Einsatz? Männer und Frauen lernen gemeinsam, wie sie sich in der Geschäftswelt ergänzen können. Ein anderes Spezialangebot gibt es für Außendienstler und Verkäufer. Wieweit muss der Verkäufer auf den Kunden eingehen, um seine Bedürfnisse zu verstehen und sich darauf einzustellen? Im Park des malerisch gelegenen Gutes Knauthain bei Leipzig arbeitet „silent language“ mit Mr. Mir und Raffaello, zwei in ihrem Wesen und ihrer Physis ganz unterschiedlichen Pferden in der nahe gelegenen Reithalle. Die Teilnehmer werden nicht reiten und müssen keine Affinität zu Pferden haben.
www.silentlanguage.de
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Arbeit in Bewegung Das Industriemuseum Chemnitz zeigt die Ausstellung „Durch Nacht zum Licht? Geschichte der Arbeiterbewegung 1863– 2013“. Der Projektleiter der Ausstellung, Dr. Horst Steffens (TECHNOSEUM Mannheim), stellt sechs Exponaten vor. Text: Dr. Horst Steffens
Im Industriemuseum Chemnitz ist bis zum 1. Mai 2014 eine Ausstellung zu besichtigen, die bei ihrer ersten Präsentation im TECHNOSEUM Mannheim mehr als 60.000 Besucher anzog. Rund 500 Exponate aus über zwei Jahrhunderten zeugen von einem wechselvollen Auf und Ab der Arbeiterbewegung, ihren Erfolgen und Irrwegen sowie ihrer immerwährenden Hoffnung auf eine freie, soziale und friedliche Gesellschaft. Vor dem Hintergrund des Wandels von Arbeit seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts verfolgt die Ausstellung das Leben in der Arbeiterbewegung von der Zeit der Handwerksgesellen bis in die Gegenwart von Leiharbeit und von „Arbeitssklaven“ etwa in fernöstlichen Produktionsstätten. Unter dem Begriff „Arbeiterbewegung“ werden Parteien, Gewerkschaften, Genossenschaften, Kul-
tur- und Sportorganisationen und auch religiöse oder atheistische Gruppierungen verstanden. Diesem weiten Begriff von „Arbeiterbewegung“ entspricht, dass die Ausstellung nicht nur die alten sozialen Bewegungen thematisiert, sondern auch die neuen sozialen Bewegungen mit einschließt. Damit baut sie auch Brücken zu den gegenwärtigen Arbeiter- und Volksbewegungen im südlichen Europa und im arabischen Frühling.
Dr. Horst Steffens und Dr. Torsten Bewernitz, TECHNOSEUM Mannheim
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Bild: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig (Bearbeitung durch TECHNOSEUM Mannheim)
Würdige Herren, respektabler Hund In ihren Anfängen fehlte der ersten deutschen Arbeiterpartei nur eines: die Arbeiter. Die Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeiter-Vereins (ADAV) vor 150 Jahren gilt als die Geburtsstunde der ersten politischen Partei der Arbeiterbewegung. Das Foto zeigt Gründungsmitglieder und geladene Gäste und ist wohl am Morgen des 23. Mai 1863 in Leipzig entstanden. Dass der berühmte Ferdinand Lassalle so am Rande rechts außen sitzt, kann daran liegen, dass er zum Aufnahmezeitpunkt noch nicht Präsident, sondern eben nur Gast war. Heute können Fachleute immer noch nicht allen Personen einen Namen zuordnen. Es fehlen Vergleichsbilder, das Foto war noch nicht so alltäglich wie heute.
Sieht so aber eine „Klasse“ aus, von der Karl Marx meinte, damit schaffe sich die Bourgeoisie ihre eigenen Totengräber? „Proletarier“ sind auf diesem Foto nicht zu erkennen, wohl aber würdige Herren aus dem 19. Jahrhundert in der Mode ihrer Zeit mit einem respektablen Hund namens „Hasso“. Sie alle zusammen sind also die Avantgarde der Arbeiterklasse im Jahre 1863! Im wirklichen Leben repräsentieren diese Herren verschiedene Berufe und unterschiedliche politische Karrieren: unter ihnen ein promovierter Chemiker (Dammer), ein Sprachlehrer und Journalist (Becker), ein Buchhalter und Rechtsanwaltsgehilfe (Perl), ein
Schuhmachermeister (Vahlteich), ein Tischler (York), ein Schlosser und Dichter (Audorf) und endlich auch ein Arbeiter, der Zigarrenarbeiter Fritsche. Bei vier von ihnen wissen wir, dass die Gesellenwanderzeit ihre „politische Schule“ gewesen ist, zwei weitere waren 1848/49 bereits Teilnehmer an den revolutionären Bewegungen. Es bedurfte einiger Zeit und vor allem der Weltwirtschaftskrise von 1873, die mit einer riesigen Streikwelle verbunden war, bis aus der kleinbürgerlich und handwerklich geprägten Partei eine wirkliche Arbeiterpartei wurde.
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Bild: TECHNOSEUM Mannheim
Ein Gemälde mit zwei Heimaten Mit der Ausstellung in Chemnitz kehrt ein Gemälde nach Sachsen in sein Ursprungsland zurück! Seine Odyssee ist eine typisch deutsche Geschichte. Aus der Signatur ist erkennbar, dass es 1891 in Schneeberg (Sachsen) von einem G. Jacob gemalt worden ist. In Anlehnung an das weltbekannte „Die Freiheit führt das Volk“ von Eugene Delacroix hat der Maler nach Aufhebung des Sozialistengesetzes 1890 das internationale Proletariat als Motor des Fortschritts entdeckt. Offenkundig hing es damals in der Wohnung einer Arbeiterfamilie, aus der ein Familienmitglied Anfang der 1920er Jahre in Speyer am Rhein neue Arbeit gefunden hatte. Die Familie, die bald nachkam, stand in Speyer im Rufe, eine „ursozialdemokratische Familie“ zu sein. Bei der Machtübernahme der Nazis 1933 wurde das Bild ausgerahmt und gerollt in einem Ofenrohr unter Stroh auf dem Speicher versteckt.
Nach 12 Jahren Hitler war das Bild in Vergessenheit geraten. Erst der Enkel des ehemaligen Besitzers entdeckte es wieder, als er den Speicher entrümpelte – ein Streik bei den Flugzeugwerken Speyer Ende der 1990er Jahre hatte ihm Zeit dazu gegeben. Der damalige Betriebsrat der VFW Speyer übergab das Bild an den Hauptvorstand der IG Metall in Frankfurt, wo es restauriert wurde. Seitdem wird das Gemälde in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit eingesetzt, das Original schmückte das Bildungszentrum Sprockhövel. Mit den Ausstellungen in Mannheim und Chemnitz kehrt es also in zwei Heimaten zurück: dorthin, wo es vor den Nazis gerettet worden ist und dorthin, wo es entstanden ist.
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Bild: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
Der Letzte wird der Erste sein! Im Arbeitersport wurden gesellschaftliche Alternativen vorgelebt: Vor allem die Arbeiter-Radfahrer hatten hunderttausende Anhänger. Arbeiterbewegung will die Gesellschaft verändern, sie will sie gerechter, humaner, sozialer und freier machen. Deshalb wurden die bürgerliche Ellenbogengesellschaft und das kapitalistische Leistungsstreben auch im Sport abgelehnt: „Massensport statt Kampfrekord“, Gruppenchoreographien statt Soloshows – überall stand Gemeinsamkeit und Solidarität im Vordergrund. Während die Turnvereine in der Tradition von Friedrich Jahn ein „Frisch – Fromm – Fröhlich – Frei“ in ihren Wappen
führten, prangte auf der Brust von Arbeitersportlern das Emblem des Arbeiter-Turnund Sportbundes: „Frisch – Frei – Stark – Treu“. Das olympische „Schneller – Höher – Weiter“ wurde in keiner Sportart so abgelehnt wie beim Arbeiter-Radfahrer-Bund „Solidarität“. Bereits 1890 gegründet, verfügte er in den 1920er Jahren über mehr als 300.000 Mitglieder und war die weltweit bedeutendste Radfahrer-Organisation. Eine genossenschaftliche Fabrik namens „Frisch-
auf“ produzierte die Fahrräder. Neben dem Kunst- und Saalradsport war eine Freiluftdisziplin die Domäne der Arbeiterradfahrer: Das Langsam-Fahren. Die Regeln waren einfach: Eine bestimmte Strecke musste immer vorwärts fahrend absolviert werden. Aber Sieger war derjenige, der als Langsamster und Letzter ins Ziel kam. Das verlangte eine artistische Beherrschung von Körper und Rad! Wahre Könner benötigten so für 100 Meter etwa 15 Minuten!
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Bild Skulptur Haus der Geschichte der Bundesrepublik, Bonn; Bild Postkarte: Udo Achten, Düsseldorf
Schwerter zu Pflugscharen Was haben ein biblischer Slogan und ein Symbol der DDR-Opposition mit einer Postkarte der Arbeiterbewegung zu tun? Manchmal sind sie reichlich verworren, die historischen Bezüge von Slogans und Symbolen: So auch die Worte des Propheten Micha, die seit dem Anfang der 1980er Jahre untrennbar verbunden sind mit einer durchaus heroischen Skulptur. Beide zusammen bildeten lange Zeit das wichtigste Erkennungszeichen der Opposition im realsozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden. Hier wuchs etwas zusammen, das eigentlich nicht zusammengehört.Die Skulptur von Jewgeni Wutschetitsch ist Teil einer Trilogie, deren beiden
anderen Skulpturen in Wolgograd und Berlin alles andere als „pazifistisch“ sind. Dass die „Bildmarke“ der DDR-Friedensbewegung ausgerechnet in der Sowjetunion, wenn auch nach Stalin, geschaffen wurde, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Auch das biblische Micha-Wort ist in seiner theologischen Auslegung nicht immer eindeutig als nicht-kämpferisches Friedensgebot interpretiert worden. Trotzdem hat sich auch die Arbeiterbewegung seiner Botschaft bedient. Dass die Opposition im Realsozialismus sich die Traditionen der
sozialistischen Arbeiterbewegung aneignete, mag daran liegen, dass die vielen Strömungen in der Arbeiterbewegung für fast jeden Geschmack etwas parat haben: Jedenfalls hat aber die Erste-Mai-Postkarte aus der Zeit des deutschen Kaiserreichs nicht verhindern können, dass die sozialdemokratische Reichstagsfraktion in überwältigender Mehrheit und im Taumel des Nationalstaates 1914 den Kriegskrediten zustimmte. Bis in die Gegenwart blieb die Hoffnung des Propheten Micha unerfüllt.
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Bild: Industriemuseum Chemnitz)
Geniale Tüftler „made in GDR“ Unglaubliche Geschichten kann die „Terminuhr mit Wunderblock“ erzählen, die zum 20. Jahrestag der DDR-Gründung 1969 das Staatsgeschenk für Diplomaten war. Als elektronisches Wunderwerk sollte die Uhr ein Zeichen der technologischen Leistungsfähigkeiten des Sozialismus sein, mindestens dem Kapitalismus ebenbürtig. Lange bevor es die digitale Terminerinnerung gab, hatte die DDR bereits ihre Terminuhr. Zwei Lehrlinge des VEB Technisch-Physikalische Werkstätten in Thalheim, die an der Herstellung der Uhr beteiligt waren, hätten die Uhr und die Feierlichkeiten beinahe dem Gespött preisgegeben: Bei der Endkontrolle in Thalheim fiel auf, dass einige wenige Uhren zur Terminerinnerung nicht die Anfangstakte der DDR-Hymne, sondern die bundesdeutsche Hymne spielten. Hastig wurden bereits ausgelieferte Exemplare zurückgerufen und erneut kontrolliert. Die Strafe für die beiden Lehrlinge, ein strenger Verweis, lässt darauf schließen, dass es sich bei der Aktion nicht um bewussten Widerstand, sondern eher um einen Bubenstreich gehandelt hatte. Staats- und Parteichef Walter Ulbricht, damals 76 Jahre alt, hatte bei Beratungen über das Staatsgeschenk die entscheidende Frage gestellt: Was ist, wenn ich zwar an einen Termin erinnert werde, aber nicht mehr weiß, um welchen es sich handelt? Er selbst
kannte die Lösung: Als Kind hatte er mit einer sogenannten „Zaubertafel“ gespielt, deren Beschriftung immer wieder zu löschen war. So einen Notizzettel wolle er auf der Uhr. Die Thalheimer kamen ins Schwitzen: In der DDR gab es keine „Zaubertafeln“ oder „Wunderblöcke“, aber im Westen bot Walt Disney solche an. Kurz entschlossen besuchte eine Mitarbeiterin Verwandte in West-Berlin; zurück kam sie mit den benötigten Zaubertafeln. Dabei war es streng verboten, für die Uhr Bauteile aus dem kapitalistischen Ausland zu verwenden. Das war auch der Grund, warum die elektronische Terminuhr ein Fake war. Im Westen gab es damals Schwingquarze und integrierte Schaltkreise nur in sehr teuren Tischuhren von Junghans, Patek Philippe, Citizen und Seiko. Um nicht noch mehr Westkram in die Uhr einbauen zu müssen, kamen die Ingenieure auf eine findige Idee: Sie mussten ihre elektronischen Bauteile nur mit einem elektromechanischen Armbanduhrwerk aus dem VEB Ruhla verbinden, um zur richtigen Sekunden-Zeit die Terminerinnerung zu starten – geniale Tüftler „made in GDR“!
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ADVERTORIAL Bild: Dirk Hanus
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Industriekultur in Chemnitz Historische Kettenflieger, glühendes Eisen und Tanzvirtuosen in Industriegebäuden – die 5. Tage der Industriekultur stehen ganz im Zeichen der Moderne. Tausende Menschen aller Altersgruppen strömen jährlich bei der „Früh- und Spätschicht“ in Fabrikhallen und Forschungslabore. Die Tage der Industriekultur im September entführen ihre Besucher gekonnt auf einen Gründerzeitmarkt rund um das Rathaus und lässt sie die Zeit vor über 100 Jahren mit einem langen Tanzabend und Fahrgeschäften von anno dazumal erleben. Bei dem Kulturprogramm „Industriewelten“ haucht das Städtische Theater alten Industriegemäuern der Moderne neuen Atem ein. Chemnitz ist die „Stadt der Moderne“ – im 19. Jahrhundert entwickelte sie sich zu einer der Wiegen des deutschen Spezialmaschinenbaus und des Fahrzeugbaus und ist bis heute Motor der sächsischen Industrie. Das Industriemuseum in einer ehemaligen Gießereihalle erzählt von der Innovationskraft sächsischer Unternehmen, der beeindruckend schöne Kaßberg ist eines der größten erhaltenen Gründer- und Jugendstilviertel Europas, die von Henry van de Velde entworfene Villa Esche ein Gesamtkunstwerk des Jugendstils. In eben jener Villa Esche manifestiert sich, welch fruchtbare Verbindung Industrie und Kultur in
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Chemnitz seit Jahrhunderten miteinander eingehen. Der Textilunternehmer Herbert Eugen Esche stattete um die Wende zum 20. Jahrhundert die halbe Damenwelt Europas mit seinen Strumpfwaren aus. Er gab dem aufstrebenden Designer Henry van de Velde seinen ersten Bauauftrag in Deutschland. Nicht weniger als den kompletten Lebensbereich und den Alltag eines Menschen sah van de Velde als Designobjekt. Am Übergang vom Jugendstil zur Moderne prägte van de Velde seine Epoche und nahm Einfluss auf die Entwicklung des Bauhaus und dessen Schüler. Eine davon war die Chemnitzerin Marianne Brandt, die sich zu einer der aufregendsten Gestalterinnen des 20. Jahrhunderts entwickelte. Ab dem 31. Januar 2014 kommen sie zusammen: Designobjekte Marianne Brandts und die Architektur van de Veldes – in der Ausstellung „Von Chemnitz in die Welt und wieder zurück – Die Bauhauskünstlerin Marianne Brandt“. Die wird Schau bis zum 8. Juni 2014 in der Villa Esche zu sehen sein. RED www.industriekultur-chemnitz.de
Gewerkschaften für ein gutes Leben
„Meine Kinder sollen es einmal besser haben als ich.“ So lautete ein Grundversprechen unserer Gesellschaft, auf das sich ganze Generationen verlassen hatten. Heute gilt dieses Versprechen nicht mehr. Ursache ist die Wirtschafts- und Finanzkrise, die Aufkündigung des sozialen Konsenses durch Arbeitgeber und die Durchsetzung neoliberaler Politik. Zwei Drittel der heute unter 35-Jährigen waren bei ihrem Berufseinstieg mit unsicherer und schlecht bezahlter Beschäftigung oder gar Arbeitslosigkeit konfrontiert. „Generation Praktikum“ ist nicht nur ein Schlagwort. Viele junge Menschen werden so an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Wir wollen, dass jeder die Chance hat, ein existenzsicherndes Leben aufzubauen. Dazu braucht es sichere und gute Arbeit, die tariflich fair entlohnt wird sowie planbare Arbeitszeiten und berufliche Zukunftsperspektiven bieten. Seit 150 Jahren treten Gewerkschaften für eine Gesellschaft ein, in der Gerechtigkeit, Freiheit, Solidarität, Gleichheit, Würde, Mitbestimmung und Respekt an Bedeutung gewinnen. Machen Sie mit! http://www.dgb.de
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„Ein wesentlicher Bestandteil des Lebens ist Arbeit” Der Sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich über die wirtschaftliche Entwicklung des Freistaats, den Traum von Vollbeschäftigung und seine persönliche Work-Life-Balance. Interview: Tobias Prüwer & Franziska Reif Fotografie: Sächsische Staatskanzlei/Jürgen Jeibmann
Zum Start eine Plattitüde: „Arbeit macht das Leben süß“, weiß der Volksmund. Stimmen Sie zu? Wer arbeitet – egal ob in einem kleinen Betrieb oder großen Unternehmen, als Hausfrau oder in einem Ehrenamt – fühlt sich gebraucht und bringt sich in die Gesellschaft ein. Er leistet einen Beitrag für unser gesellschaftliches Miteinander. Entweder der
selbst verdiente Lohn oder die Anerkennung und Wertschätzung anderer für seine Arbeit können einem schon das Leben versüßen. Branchen, die auch künftig als wichtig im Freistaat gelten, sind die Automobilindustrie, der Maschinenbau, die Energietechnik, der Umweltschutz und die Bahntechnik. Sachsen wird zudem als wesentlich für die Ingenieursausbildung in der BRD gehandelt.
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Steht diese Positionierung im Wettbewerb mit den anderen mitteldeutschen Ländern? Ist ein Standortwettbewerb zwischen Bundesländern gesund? Sachsen ist stolz auf seine starken Branchen. Sie stehen auch weiterhin im Mittelpunkt der Wirtschaftspolitik. Nach meiner Wahrnehmung hat jedes Land in Ostdeutschland andere Branchen, in denen es stark ist. Wir kannibalisieren uns in Ostdeutschland nicht gegenseitig. Unsere Politik schließt aber keine Kooperationen aus. Vielmehr haben sich in den Branchen Cluster gebildet, die oft über Landesgrenzen hinaus zusammenarbeiten. Der Wettbewerb ist bis zu dem Punkt „gesund“, wo Branchen im innerdeutschen oder innereuropäischen Wettbewerb stehen. Die Mikro- und Nanoelektronik als eine der Schlüsseltechnologien und damit wichtigen Branchen im Freistaat, die auch für ganz Europa von entscheidender Bedeutung ist, steht allerdings im globalen Wettbewerb. Hier stoßen wir bei der Förderung an Grenzen, die von der Europäischen Kommission gezogen werden. Wir laufen Gefahr, in Europa den globalen Wettbewerb in diesem Bereich, der für die weitere erfolgreiche Entwicklung und Sicherheit in Europa enorm wichtig ist, zu verlieren. Hier müssen wir gemeinsam mit der Bundesregierung und der Europäischen Kommission zu einer Entscheidung kommen, wenn wir nicht den Anschluss verlieren wollen. Wir brauchen gleiche Lösungen wie in der Flugzeugindustrie (Airbus) für die Chipindustrie. Laut Langzeituntersuchung des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sind ostdeutsche Arbeitnehmer mit den Inhalten ihrer Arbeit, dem Einkommen und der Freizeitgestaltung weniger zufrieden als westdeutsche. Woran liegt das? Die Untersuchung vom IWH vergleicht die Jahre 1994 und 2009. Jetzt schreiben wir 2013. Es ist erkennbar, dass sich die Zufriedenheit im Laufe dieser Jahre in Ostdeutschland stetig verbessert hat. Dies ist ein Prozess der gegenseitigen Annäherung, der unter anderem auch von der allgemeinen Wirtschaftssituation abhängig ist. Wie aus dem Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit 2013 zu erkennen ist, hat sich die Situation in Ostdeutschland weiter positiv entwickelt. Den Vergleich
mit anderen Regionen müssen weder Sachsen noch die anderen ostdeutschen Länder scheuen. Übrigens unterscheiden sich die Zufriedenheitswerte in der Untersuchung des IWH Halle in Ost und West in den meisten Parametern nur geringfügig. Der Anteil atypischer Beschäftigungen steigt auch in Sachsen. Die Bruttodurchschnittslöhne haben sich zwischen 1996 und 2012 unter westdeutschem Niveau sowie unter dem Ost-Niveau entwickelt. Welche Entwicklungen erwarten Sie hier? Bei der Art der Beschäftigungsverhältnisse gibt es keine „typisch“ sächsische Entwicklung. Der Anteil der Leiharbeitsverhältnisse sinkt aber eher. Er beträgt weniger als drei Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse. Die Bruttodurchschnittslöhne in Ostdeutschland liegen immer noch unter westdeutschem Niveau. Die Produktivität erreicht in Ostdeutschland lediglich 79,4 Prozent Westdeutschlands. Für erfolgreiche Arbeit sollte auch ein fairer Lohn bezahlt werden. Dies sollten aber nicht die Politiker, sondern die Tarifpartner miteinander vereinbaren. Wenn das jetzt im Koalitionsvertrag eine Kommission, an der auch die Tarifpartner beteiligt sind, machen soll, begrüße ich das. Wir dürfen aber nichts tun, was zu einem möglichen Arbeitsplatzverlust führen kann. Gibt es in Sachsen einen Fachkräftemangel? Was kann getan werden? Die demografische Entwicklung in Sachsen bringt es mit sich, dass wir zukünftig weniger Arbeits- und Fachkräfte haben werden. In einigen Branchen oder Regionen ist dies bereits heute der Fall. Deshalb hat der Freistaat im Rahmen einer Fachkräftestrategie schon vor einiger Zeit seine Bedarfe und die Möglichkeiten, wie diese Bedarfe gedeckt werden könnten, gebündelt.
die Rahmenbedingungen verbessern, etwa durch den Ausbau von Kitas, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen. Die Arbeitswelt entwickelt sich dynamisch weiter. Deshalb werden wir auch in Zukunft mit Arbeitsmodellen zu tun haben, die sich nicht mehr mit klassischer Vollbeschäftigung umschreiben lassen. Sie werden vielmehr den individuellen Bedürfnissen jedes Einzelnen gerecht werden. Aufgrund des in Zukunft eher zunehmenden Fachkräftebedarfs werden wir darauf angewiesen sein, jedem mit seinem persönlichen (Zeit- oder) Beschäftigungsprofil eine Beschäftigung zu ermöglichen. Wie wahrt ein Ministerpräsident persönlich die Balance zwischen Arbeit und Leben? Warum trennen Sie in Ihrer Frage Arbeit und Leben? Das eine ist meiner Meinung nach nicht vom anderen zu trennen. Es wäre ja bedauerlich, wenn es so wäre. Ein wesentlicher Bestandteil des Lebens ist Arbeit. Außerdem sichert Arbeit uns und anderen die Existenz. Wenn Sie aber mit Leben eigentlich Freizeit meinen, so mache ich es nicht anders als alle anderen berufstätigen Menschen auch: Neben meiner Arbeit nehme ich mir so viel Zeit wie möglich für meine Familie und meine Freunde. Wir danken für das Gespräch.
Stanislaw Tillich hat als Konstrukteur in einem Elektronikunternehmen, als Angestellter beim Rat des Kreises Kamenz und als mittelständischer Unternehmer gearbeitet. Seit 1987 ist der Sorbe CDU-Mitglied. Er war Abgeordneter in der ersten frei gewählten Volkskammer und nach deren Auflösung zunächst Beobachter und danach Mitglied
Welche Rolle kann die Politik im Komplex Arbeit, Lohn und Vereinbarkeit spielen? Kann es Vollbeschäftigung geben?
im Europäischen Parlament. Ab 1999 war er
Primär ist die Organisation von Arbeit, die Bedingungen und die Frage des Entgelts eine Angelegenheit der Tarifautonomie. Die Tarifpartner müssen eine ausgewogene Balance zwischen allen Bedarfen und Bedürfnissen finden. Der Staat kann aber
Staatskanzlei, ab 2004 Staatsminister für
in Sachsen Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten, ab 2002 Chef der Umwelt und Landwirtschaft und ab 2007 Staatsminister für Finanzen. Seit 2008 ist er sächsischer Ministerpräsident.
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Dr.-Ing. Mathias Reuschel, Vorsitzender S&P Gruppe
In finanziellen Fragen baut die S&P Gruppe ganz auf uns – getreu dem Motto „Bewusst planen – zuverlässig realisieren“. Unser Engagement gilt der regionalen Wirtschaft.
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Grüne Oase für die Mitarbeiter Die S&P-Gruppe in Leipzig fördert durch einen ganzheitlichen Ansatz des betrieblichen Gesundheitsmanagements das Wohlbefinden der Mitarbeiter. Mangelnde Bewegung und einseitige Belastung sollen so der Vergangenheit angehören. Text: Anja Bonitz Fotografie: Ronny Ecke
„Arbeit ist das halbe Leben“, sagt bereits ein altes Sprichwort und es stimmt. Fast alle Menschen verbringen einen Großteil ihrer Zeit am Arbeitsplatz. Dabei kämpfen die Arbeitnehmer auf Dauer mit einseitiger Belastung, falscher Haltung, Rückenschmerzen und anderen Krankheitsbildern. Konsequenz ist oft mangelnde Motivation und sinkendes Engagement bei den Mitarbeitern. Wie dem entgegengewirkt werden kann, fragte sich die S&P-Gruppe in Leipzig, ein Verbund von Ingenieuren und Architekten. „Ein Unternehmen kann nur soviel leisten, wie seine Mitarbeiter leisten können“, sagt Mathias Reuschel, Vorsitzender der S&P-Gruppe. Ein erfolgreiches Gesundheitsmanagement sollte geschaffen werden, denn der Arbeitsausfall der Angestellten ist ein erheblicher Kostenfaktor für die Firma. Bewegung und Entspannung im Aktivgarten Daraufhin verwirklichte S&P am Standort Leipzig das Projekt „S&P-Aktiv&Vital“. Ressourcen zur Erhaltung und Verbesserung
der Leistungsfähigkeit und Gesundheit sollen nun genutzt, die Mitarbeiterzufriedenheit erhöht, das Betriebsklima verbessert und die Fehlfunktionen und Beschwerden minimiert werden. „Bei der Sanierung des etwa 2.100 Quadratmeter großen Grundstücks sollte die alte Bestandsbepflanzung erhalten bleiben und zu mehr als nur einem Garten werden“, erläutert Dr.-Ing. Mathias Reuschel. „Gemeinsam mit dem Team von Meam-Aktivital, einem Schwesterunternehmen der Medica-Klinik, entwickelten wir die Idee von einem Aktivgarten“. Nun können die Mitarbeiter ihre Pausen im Grünen verbringen und Übungen zur Entspannung, Dehnung und Fitness unter fachmännischer Anleitung eines Physiotherapeuten durchführen. Im Arbeitsalltag ungenutzte Sinne schärfen Ein barfuss zu absolvierender Rundweg, der über verschiedene Strukturen wie Holz und Kiesel führt, schult die Wahrnehmung. Einheimische und exotische Pflanzendüfte regen beim Spazierengehen die Fantasie an
und fördern die Kreativität. Beim BocciaSpiel erproben und trainieren die Ingenieure und Architekten ihre Hand-AugenKoordination. Mit Hilfe einer Aktivbank und des Balancierbalkens können vielfältige Bewegungsübungen ausgeführt werden. „Die visuellen und olfaktorischen Reize bieten dem Gehirn Abwechslung und sorgen neben der Frischluft so für Entspannung“, erklärt Dr. René Toussaint, ehemaliger Chefarzt der Medica-Klinik. Im eigens eingerichteten Therapieraum können die Mitarbeiter zusätzlich einmal die Woche für dreißig Minuten eine Massage gegen einen geringen Eigenanteil genießen. Doch nicht nur in den Pausen, auch am Arbeitsplatz sollen angenehme Bedingungen geschaffen werden. Jeder Arbeitsplatz wird unter ergonomischen Gesichtspunkten analysiert. Dabei spielen Sitz- und Tischhöhe sowie die Position des Computers eine individuelle Rolle. Die Umgebung wird so auf jeden Arbeitnehmer abgestimmt, damit auch das lange Sitzen zum Vergnügen wird. www.sup-sahlmann.com
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Mediation zur Konfliktlösung Immer mehr Unternehmen setzen auf Mediation, um Konflikte kostengünstig wie zeitsparend zu lösen. Das Sächsische Institut für Mediation e.V. (SIM) bietet Informationen zum Verfahren an und berät bei der Auswahl eines Mediators. Text: Cornelia Fach-Petersen LL.M Fotografie: Sophia Kesting
Immer mehr Unternehmen setzen auf Mediation, um Konflikte kostengünstig wie zeitsparend zu lösen. Das Sächsische Institut für Mediation e.V. (SIM) bietet Informationen zum Verfahren an und berät bei der Auswahl eines Mediators. Mediation ist ein außergerichtliches, vertrauliches Verfahren, bei dem eine neutrale Person (Mediator) die Konfliktparteien (Medianten) auf ihrem Weg zur Konfliktlösung unterstützt. Vorteil dieser Methode: Die Parteien bleiben „Herr über das eigene Verfahren“. Der Konflikt wird nicht an eine außenstehende Instanz wie ein Gericht delegiert, die die verborgenen Interessen der Parteien bei der Entscheidungsfindung meist nicht berücksichtigen kann. Im Gegensatz dazu eröffnen sich im Mediationsverfahren weitere Optionen. Ein Mediationsverfahren besteht aus fünf Abschnitten: Eröffnung des Verfahrens, Positionsbeschreibung durch die Parteien („Was will ich?“), Ermittlung der Interessen der Parteien („Warum will ich etwas?“), Lösungssuche („Welche Optionen entsprechen den gemeinsamen Interessen?“) und letzten Endes die Vereinbarung zwischen den Parteien, die den Konflikt nachhaltig und einvernehmlich beendet. Ein Beispiel: Zwei Gesellschafter streiten über die strategische Ausrichtung ihres Unternehmens. Der Konflikt erreicht binnen kürzester Zeit einen operativen Grad, der die Arbeitsfähigkeit des Unternehmens gefährdet. Resultate werden nicht mehr rechtzeitig und in der erforderlichen Qualität geliefert. In einer Mediation werden die unterschiedlichen Beweggründe und Interessen der Gesellschafter geklärt und gemeinsam Vorschläge für die zukünftige Zusammenarbeit konzipiert. Am Ende des Prozesses stehen Lösungen, die von den Beteiligten selbst entwickelt und mitgetragen werden. Die Arbeitsfähigkeit ist wieder hergestellt.
Wo kann Mediation eingesetzt werden? Die Mediation kann in fast allen Bereichen des menschlichen Lebens (z.B. Schule, Familie, soziales Umfeld) eingesetzt werden. Im wirtschaftlichen Kontext besteht oft Regelungsbedarf bei Unternehmensnachfolgen, bei gesellschaftsrechtlichen Konflikten, aber auch im Rahmen von innerbetrieblichen Problemen oder bei Konflikten zwischen Unternehmen. Welche Vorteile bietet die Mediation? Konfliktkostenstudien einer namhaften deutschen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft haben ergeben, dass Konflikte am Arbeitsplatz erhebliche Kosten verursachen. Innerbetriebliche Mediation zahlt sich aus, indem sie den Betriebsfrieden erhalten sowie innere Kündigungen oder durch Konflikte verursachte krankheitsbedingte Abwesenheiten vermeiden kann. Gleiches gilt für Rufschädigungen von Unternehmen. Mediationsverfahren zwischen Unternehmen können kommerzielle Dauerbeziehungen retten. Im Vergleich zu Gerichtsverfahren entstehen bei der Mediation gerade bei hohen Streitwerten deutlich geringere Kosten, um nur einiges zu nennen. Ziele des Sächsischen Instituts für Mediation e.V. (SIM) Das „SIM“ ist ein gemeinnütziger Verein und wurde 2003 zunächst unter dem Namen „Leipziger Institut für Wirtschaftsmediation“ gegründet. Ziel ist die Förderung der Bekanntheit der Mediation als außergerichtliche Streitbeilegungsmethode. SIM bietet eine Plattform für Wirtschaftsmediatoren bzw. Mediatoren anderer Bereiche und veranstaltet Fortbildungen mit namhaften Mediatoren aus dem In- und Ausland. www.sim-mediation.de
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Foto: Sonja Witter/Shotshop.com
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Königinnenmacher Seit 1808 und sechs Generationen baut und restauriert das Dresdner Familienunternehmen Jehmlich Orgeln – mit weltweitem Renommee und regionaler Erdung. Text: Steffen Georgi Fotografie: Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH und Daniel Tieg
„Die Orgel“, verkündete einst Wolfgang Amadeus Mozart in einem Brief an Vater Leopold, „ist doch in meinen Augen und Ohren die Königin aller Instrumente.“ Eine Zuschreibung, die zum beflügelten Wort wurde und die, trotz der typisch mozartschen Emphase, einen Umstand genauestens fixiert: Eine Königin für Augen und Ohren ist die Orgel – dass Mozart den visuellen Eindruck gleichwertig neben dem auditiven platziert, verrät einiges über diesen Komponisten und über Aura und Wirkung jenes Instrumentes, dem er Referenz erweist. Königinnen, geschaffen, um in der Liturgie die „Herzen mächtig zu Gott und zum Himmel zu erheben…“. Doch nicht nur Gläubigen verhilft die Orgel zu Höhenflügen, auch skeptischere Geister, wie der Autor Stanislaw Lem, erliegen dem Zauber:
„Man kann zwanzigmal Atheist und Materialist sein und doch zugleich in der Magengrube einen süßen Druck verspüren, wenn man Orgelspiel vernimmt.“ Regional verankert, weltweit agierend Es lohnt, derlei Äußerungen im Hinterkopf zu haben, wenn man die Möglichkeit hat, einem der weltweit renommiertesten und traditionsreichsten Orgelbauer-Unternehmen einen Werkstattbesuch abzustatten. Weil man dabei sehen kann, dass auch das „Königliche“ seine Voraussetzung im Handwerk hat, dass sich Höhenflüge durch die Bodenständigkeit der Tradition ermöglichen und auch unter den Maßgaben der Globalisierung ein Familienbetrieb sein Selbstverständnis und Selbstbewusstsein
aus regionaler Verwurzelung schöpft. All das trifft auf Jehmlich Orgelbau Dresden zu: „Regional verankert, weltweit agierend“, bringt es Geschäftsführer Ralf Jehmlich auf den Punkt. Dass die Auftragslage des Unternehmens ein Netz von Fernost in die USA, von Skandinavien durch ganz Europa spannt und das Auftragsvolumen sich dabei im Drei-Millionen-Euro-Bereich bewegt, ist eben nur der eine wichtige Aspekt. Der andere: die dezidierte Verwurzelung in der sächsischen Region. „Unsere Orgeln klingen sächsisch“ Diese Verwurzelung reicht über 200 Jahre zurück und macht das Unternehmen zum weltweit ältesten Orgelbaubetrieb in Familienhand; seit inzwischen sechs Generatio-
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Links: Zwischen Überlieferung und Innovation, Handwerk und Kunst, regionaler Verwurzelung und internationalem Renommee: Blick in die Werkstatt von Jehmlich Orgelbau Dresden – dem weltweit ältesten Familienbetrieb seiner Art. Mitte: Schönheit und Wohlklang. Eine Königin für Augen und Ohren: Orgel in der Basilika Mariä-Himmelfahrt in Krzeszów/Polen. Rechts: Orgelbauer in sechster Generation: Geschäftsführer Ralf Jehmlich
nen, deren erste noch bei einem Schüler Gottfried Silbermanns gelernt hat. Und natürlich fühlt man sich dem verpflichtet. Aus gutem Grund: „Man erkennt eine Jehmlich-Orgel am Klangcharakter, einem der einzigartig ist: Sehr silbrig, von großer Gravität, in höheren Lagen nicht schrill“, erklärt Ralf Jehmlich, fügt lächelnd hinzu: „Unsere Orgeln klingen in gewisser Weise sächsisch“. Das heißt: „Die menschliche Klangfärbung findet ihr Adäquat im Orgelklang. Steife Brise, spitzer Mund, sagt man ja etwa im Norden – was in den dort gebauten Orgeln Niederschlag findet. Wir hier ziehen die Münder breiter – und so sind auch die Pfeifenmünder unserer Orgeln breiter.“ Tradition und Innovation Die Firma Jehmlich Orgelbau befindet sich im hinteren Hofterrain einer Gründerzeitvilla, die in eher wenig attraktiver Neustädtischer Gegend an stark befahrener Straße steht und dort wie ein Kontrapunkt im Gefüge der Umgebung wirkt. Ein wenig wie aus der Zeit gefallen. Ein Gefühl, das einen auch ankommen mag, wenn man durch die Jehmlich-Werkstätten geführt wird. Es geht dort still zu, fast gemessen. Eine Katze, die
so selbstbewusst wie gelassen durch die Räumlichkeiten streift, verstärkt eine Atmosphäre, die etwas von einem In-sichRuhen hat. Es herrscht Konzentration ohne Anspannung. Betriebsamkeit ja, Hektik nein. Orgelbauer, Restauratoren, Konstrukteure, Intonateure, Tischler, Metallpfeifenmacher – 25 Angestellte hat das Unternehmen. Zwischen Restauration und Neubau teilt sich das Arbeitsspektrum, wobei Aufträge für neue Orgeln inzwischen hauptsächlich aus dem Ausland kommen. Deutsche Kirchen sind mit den Instrumenten weitgehend versorgt – Restaurationen indes haben so einige nötig. Ein spannendes Tätigkeitsfeld, wie Ralf Jehmlich betont. Gerade alten Orgeln den ursprünglichen Klang zu erhalten, ist eine Herausforderung. Neue Technologien und Materialien stehen dem oft im Weg: „Nur mit modernen Verfahren kommt man da nicht zu Rande. Man muss kreative Wege gehen – und auch was das betrifft, kann man von den Altvorderen einiges lernen. Die Grätsche zwischen Tradition und Moderne, darum geht es.“ Priorität hat dabei immer der akustische Aspekt: „Die Orgel ist das einzige Instrument, das den gesamten Hörbereich des Menschen abdeckt. Und natürlich: Orgelbau ist ein Kunst-Handwerk, dessen haupt-
sächliche künstlerische Komponente der Klang ist.“ Alles richtig – und doch zeigt es, was die Firma Jehmlich an Orgeln vorzuweisen hat, dass man Mozarts Prämissen auch hier verinnerlicht hat: Mit Königinnen, die nicht nur schön klingen, sondern auch schön aussehen. Schulter- und Zukunftsblicke Seit 2006 ist Ralf Jehmlich Geschäftsführer des Unternehmens, auch wenn „der Seniorchef noch beratend über die Schulter blickt.“ Der Seniorchef, das ist Horst Jehmlich, der zuvor die Geschicke der Firma leitete. Doch was bringt die Zukunft? Wem wird Ralf Jehmlich einst beratend über die Schulter blicken? Zwei Töchter und ein Sohn sind da: „Natürlich fördern wir das Interesse. Haben die Hoffnung, dass die Kinder das Unternehmen weiterführen. Zwingen aber kann man keinen – nur locken.“ Mit einer Arbeit, die abwechslungsreich und anspruchsvoll technische, kaufmännische und künstlerische Aspekte vereint. Die Genauigkeit, Liebe zum Handwerk und zur Musik einfordert. Bleibt zu hoffen, dass dafür auch die siebente Jehmlich-Generation ihre Leidenschaft entdecken wird.
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Familienfreundlichkeit in Sachsen Aufgaben und Probleme: Ergebnisse der dritten gemeinsamen Unternehmensbefragung der sächsischen IHKs und HWKs unter dem Titel „Familienorientierte Personalpolitik in sächsischen Unternehmen“. Text: Jan Zimmermann Fotografie: Michael Bader
Wer ein gut funktionierendes Unternehmen führen will, braucht fähiges Fachpersonal. Doch gerade solches wird immer knapper. Die Unternehmen müssen also etwas unternehmen, um ihre qualifizierten Mitarbeiter an sich zu binden. Ein Großteil der Betriebe in Sachsen setzt deshalb auf Familienfreundlichkeit. Dies ergab eine Unternehmensbefragung durch die sächsischen Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern zum Thema „Familienorientierte Personalpolitik in sächsischen Unternehmen“ im Mai und Juni dieses Jahres. In 88 Prozent der rund 1.100 befragten Unternehmen wurden zur Zeit der Befragung Mitarbeiter mit kleinen und schulpflichti-
gen Kindern und/oder pflegebedürftigen Angehörigen beschäftigt. In Anbetracht immer knapper werdender Fachkräftepotenziale gaben 87 Prozent dieser Unternehmen an, familienorientierte Maßnahmen einzuführen, um ihre Mitarbeiterbindung zu verbessern. 95 Prozent davon unterstützten solche Mitarbeiter – vor allem in Form von flexiblen Arbeitszeitregelungen und/oder arbeitsorganisatorischen Maßnahmen. Problem Elternzeit Gerade im Bereich der Arbeitsorganisation sahen sich die Hälfte aller Unternehmen durch Mitarbeiter mit Familienpflichten vor
Probleme gestellt. Insbesondere die Situation durch Mitarbeiter in Elternzeit, von der gut ein Drittel der Unternehmen sachsenweit, in Leipzig sogar 38 Prozent betroffen waren, erwies sich als schwierig. Die genommene Elternzeit ist bei Müttern und Vätern unterschiedlich. Während sich Mütter in der Regel mindestens ein Jahr für ihr Neugeborenes nehmen, sind es bei Vätern meistens nur wenige Monate. Dennoch wurde die Elternzeit beider Geschlechter von den Unternehmen jeweils als ähnlich problematisch gewertet. Kompensiert wurden langfristige Ausfälle im Allgemeinen durch meist befristete Neueinstellungen, während man kurzfristige Ausfälle überwiegend durch eine Umverteilung der
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Unternehmen mit arbeitsorganisatorischen Problemen durch Elternzeit
41,3 41,6 37,7
dar. bei Inanspruchname durch Mütter
27,7 26,5 25,3
dar. bei Inanspruchname durch Väter
27,7 28,3 27,2
durch Betreuung von Kindern
38,0 34,8 32,3
dar. wegen fehlender Betreuungsangebote
23,9 18,6 13,5 21,7 21,8 22,3
dar. wegen nicht bedarfsgerechter Öffnungszeiten
durch Freistellung zur Pflege Angehöriger
4,3 6,2 6,4 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 Anteil der Unternehmen in % (bezogen auf alle Unternehmen mit Mitarbeitern mit Familienpflichten)
Arbeit auf andere Mitarbeiter zu lösen suchte. Von den Unternehmen, die Mitarbeiter mit familiären Pflichten beschäftigten, vermeldeten in der Stadt und im IHKBezirk Leipzig über 40 Prozent arbeitsorganisatorische Probleme durch Mitarbeiter in Elternzeit. Sachsenweit gab mit 37,7 Prozent ebenfalls mehr als ein Drittel dasselbe Problem an. Problem Betreuung Elternzeit ist nicht das einzige arbeitsorganisatorische Problem, mit dem sich Unternehmen mit familiär eingebundenen Mitarbeitern konfrontiert sehen. Auch nach der Elternzeit und längst wieder aktiv für das Unternehmen tätig, haben Eltern noch auf längere Zeit kleine Kinder, die rund um die Uhr betreut werden müssen. So bemängelte knapp ein Drittel (32,3 Prozent) dieser befragten Unternehmen die Betreuungssituation von Mitarbeiterkindern. In Leipzig wiesen die Unternehmen gleichzeitig verstärkt auf einen konkreten Missstand hin, an dem etliche junge Eltern schon seit Längerem beim Schritt aus der Elternzeit verzweifeln: mangelnde Betreuungsangebote. Die Stadt Leipzig ist
die einzige Region in Sachsen, in der Probleme wegen fehlender Betreuungsangebote häufiger genannt wurden als solche wegen nicht bedarfsgerechter Öffnungszeiten von Kinderbetreuungseinrichtungen. Ein weiteres, wenn auch vergleichsweise weniger schwerwiegendes Problem ist die Freistellung von Mitarbeitern zur Pflege von Angehörigen. Hiervon sind zwischen 4,3 Prozent (Stadt Leipzig) und 6,4 Prozent (Sachsen) der Unternehmen betroffen, die Mitarbeiter mit familiären Verpflichtungen beschäftigen. Dieser Status quo dürfte jedoch keinesfalls als feststehend angesehen werden. In Anbetracht des demografischen Wandels wird Mitarbeitern mit zu pflegenden Angehörigen in Zukunft voraussichtlich immer mehr Gewicht zukommen. Gemeinsamer Handlungsbedarf Ob Kinder oder zu pflegende Angehörige – die Familie hat für die meisten obersten Stellenwert, und so werden sich Arbeitnehmer, wenn sie die Wahl haben, in der Regel für einen Arbeitsplatz entscheiden, in dem Familie und Beruf für sie vereinbar sind. Unternehmen tun also gut daran, sich für Familienfreundlichkeit
Prüfer in der Berufsbildung Die IHK zu Leipzig sucht kontinuierlich praxiserprobte Fachkräfte, die Freude daran haben, ihr Fachwissen ehrenamtlich in den Dienst der beruflichen Bildung zu stellen und eine adressatengerechte Prüfung zu gestalten. www.leipzig.ihk.de/pruefer
einzusetzen. Ein Großteil der Unternehmen in Sachsen bemüht sich bereits dementsprechend. Wolfgang Topf, Präsident der IHK zu Leipzig: „Eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für jedes Unternehmen zur langfristigen Beschäftigungssicherung wichtig. Das Engagement der Unternehmen in diesem Bereich ist sehr hoch, jedoch finden sich die Aktivitäten nicht ausreichend in der Öffentlichkeit wieder.“ Mit dem Engagement der Unternehmen allein ist es jedoch nicht getan. „Um Sachsen langfristig als familienfreundlichen Standort auszubauen, bedarf es gemeinsamer Aktivitäten von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik“, so Topf. Er fordert daher eine stärkere Unterstützung und die Förderung kreativer Ansätze und Ideen vor Ort in den Kommunen. Kinderbetreuung und schulische Ganztagsbetreuung müssten flexibler und flächendeckend bedarfsorientiert ausgebaut werden. Das Schaffen familienfreundlicherer Strukturen im öffentlichen Bereich ist also notwendig für eine optimale familienorientierte Personalpolitik der Unternehmen. Beim Thema Familienfreundlichkeit im Beruf sind alle gefragt. https://www.leipzig.ihk.de
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Text: Carolin Wilms
Der 09. Oktober 1989 ging als „Tag der Entscheidung“ in die Geschichte ein. Quelle: Museum in der Runden Ecke (Ost & Europa Photo Jürgens)
Entfaltung: Runde Ecke in Leipzig Post wurde in der Runden Ecke immer bearbeitet, allerdings ganz unterschiedlich. Zu DDR-Zeiten untersuchte die Stasi dort täglich 2.000 Briefe. Heute empfängt die Poststelle der Stasi-Unterlagenbehörde Anträge auf Akteneinsicht. Text: Carolin Wilms Fotografie: BStU, Außenstelle Leipzig, Volkmar Heinz
Das architektonisch außergewöhnliche, rund zulaufende Eckhaus am Dittrichring 24 war beim Einzug schon zu eng. Die Bezirksverwaltung der Staatssicherheit brauchte Anfang der fünfziger Jahre für die zunehmende Anzahl von Mitarbeitern mehr Platz, um die Bürger überwachen zu können. Über die Jahre entstand baulich ein in sich geschlossener Komplex. Die personelle Überwachungsdichte in der DDR zählte laut Tobias Hollitzer, Leiter des Museums in der Runden Ecke, zu den höchsten im gesamten Ostblock. Im Bezirk Leipzig mit seinen 1,5 Millionen Einwohnern waren zuletzt 2.400 offizielle und 10.000 inoffizielle Mitarbeiter der Stasi tätig. „Auch die Leipziger Messe und der internationale Flughafen Leipzig band einige Personalkapazitäten bei der Stasi“, sagt er.
Die umfassende Durchdringung und Beobachtung der Bevölkerung und Besucher, auch durch Telefonüberwachung und Postkontrolle, war die zentrale Aufgabe des Staatssicherheitsdienstes in Leipzig, wie die dabei entstandene Dokumentation belegt. Auch auf Erden hat das letzte Hemd keine Taschen Als wesentlicher Garant für den Erhalt der SED-Diktatur kontrollierte das sogenannte „Schild und Schwert der Partei“ auch den Briefverkehr mit dem westlichen Ausland in der Runden Ecke. Dabei entnahm die „Abteilung M“ (Postkontrolle) den Briefen unter anderem das Geld, und damit dieses seinerseits nicht spurlos bei den Mitarbeitern verschwand, bekamen sie enge Arbeits-
kittel ohne Taschen. Mit der friedlichen Besetzung des Gebäudes am 4. Dezember 1989 durch das Bürgerkomitee wurde dem Tatendrang in der Runden Ecke ein Ende gesetzt. Nach der Sicherung der teilweise schon zerstörten Unterlagen wurden die Türen versiegelt. Gerade rechtzeitig konnte man dadurch verhindern, dass alle Unterlagen vernichtet wurden. Auch die Akten der dezentralen Einheiten der Bezirksverwaltung, sogenannte Kreisdienststellen, wurden im Laufe des Dezembers 1989 in die vom Volksmund so bezeichnete Runde Ecke am Dittrichring gebracht. Die Stasi-Mitarbeiter hinterließen 8.626 laufende Meter Archivgut und mehr als 2.400 Säcke vorvernichtetes Material, wobei die vor der Besetzung „gekollerten“ Unterlagen (Papierschnipsel, die mit Wasser
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Oben: Das Leipziger Lichtfest 2013. (Foto: Punctum Schmidt) Unten links: Postkontroll-Stube: Misstrauen auf allen Ebenen. (Foto: BStU, Außenstelle Leipzig) Unten rechts: Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig und Bundespräsident Joachim Gauck entzünden neben weiteren Gästen Kerzen bei der Festveranstaltung. (Foto: Westend-PR)
zu einem Brei verarbeitet wurden) unwiederbringlich zerstört wurden. Die archivierte Überlieferung des Stasi ist weltweit einzigartig Mit Inkrafttreten des Einigungsvertrages am 3. Oktober 1990 entstand die Behörde
des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU). Unter der Ägide dieser Einrichtung wurden in Leipzig bislang 89 Prozent des vorhandenen Schriftgutes erschlossen. Im Jahr 2012 wurden in der Außenstelle Leipzig 6.347 Anträge auf
Akteneinsicht gestellt, gut 900 Anträge mehr als im Vorjahr. „Viele Menschen sagen, dass sie erst einen zeitlichen Abstand zu den Ereignissen brauchten, um einen Antrag zu stellen“, erklärt Frau Regina Schild, Leiterin der Außenstelle Leipzig, die auch 24 Jahre nach der Friedlichen Revolution ungebrochene Nachfrage.
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1990 wurde die Forderung erfüllt. Quelle: Museum in der Runden Ecke“ (Volkmar Heinz)
Runde Ecke: früher Symbol für Unterdrückung, heute für Selbstbefreiung In Leipzig als einer von heute zwölf Außenstellen der Berliner Zentrale wurden 210.234 Anträge gestellt. Dies entspricht einem Anteil von 7,2 Prozent an den insgesamt knapp drei Millionen Anträgen auf Akteneinsicht seit dem Inkrafttreten des Stasi-
Als Wendepunkt der Friedlichen Revolution gilt in der Geschichtsschreibung der 9. Oktober 1989, an dem 70.000 Leipziger Bürger nicht nur zum ersten Mal ungehindert an der Runden Ecke vorbeigingen und dem Regime friedlich ihre Macht abtrotzten, sondern sich von den 5.400 bewaffneten Einsatzkräften nicht einschüchtern ließen, zumal im Vorfeld die Drohung gestreut wurde, dass man auf eine Konfrontation mit der Bevölkerung vorbereitet sei. Hatte das Regime nur zwei Tage vorher (zum 40-jährigen Bestehen der DDR) noch in mehreren Städten der DDR das Aufbegehren der Bürger mit dem Schlagstock und durch Verhaftungen niedergerungen, war die Ohnmacht der Staatsmacht am 9. Oktober in Leipzig offenkundig. Der 9. Oktober ist seit 2009 städtischer Gedenktag in Leipzig Mit dem Lichtfest ehrt die Stadt Leipzig den Mut seiner Bürger und begeht diesen Tag der Erinnerung mit verschiedenen Veranstaltungen in der Innenstadt. Leuchtender Höhepunkt ist das Bestücken einer großen 89 mit Kerzen auf dem Augustusplatz. In diesem Jahr kamen 30.000 Besucher, um den Darbietungen beizuwohnen. www.leipziger-freiheit.de/lichtfest/lichtfest-2013/
Unterlagengesetzes vom Dezember 1991. Dieses Gesetz, so die BStU auf ihrer Webseite, „ ist die Grundlage für die Öffnung der Archive unter Wahrung des Datenschutzes. Damit wurde juristisches Neuland betreten, denn nirgendwo zuvor sind Akten des Geheimdienstes einer Diktatur in solchem Ausmaß vor der Vernichtung bewahrt und vom Rechtsstaat offen gelegt worden.“ Die Hälfte der Anträge kommt mit der Post.
Zeitgeschichte am Original-Ort zu zeigen, ermöglicht das Museum in der „Runden Ecke“ mit seiner ständigen Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“. Gut 100.000 Besucher interessierten sich im Jahr 2012 für die Ausstellung in der authentischen Umgebung, an die die einstige Nutzung des Gebäudes mit Linoleumfußboden, Scherengittern und nicht zuletzt der charakteristische Geruch, der sich bis heute in den ehemaligen Dienstzimmern hält, erinnert. Die Sammlung der Gedenkstätte ist in ihrer Geschlossenheit einmalig und umfasst 40.000, zum Teil einzigartige Objekte. Der Besucher kann originale Transparente von den Montagsdemonstrationen bis zu Geruchskonserven, Wanzen und Geräte zum Aufdampfen von Briefen besichtigen und erfährt auch Wesentliches über den Aufbau sowie die Arbeitsweise des Stasi. Diese Stätte soll mahnen, aber gleichzeitig auch politisch bilden und vor allem jungen Menschen der Nachwende-Generation die Möglichkeit geben, ein reflektiertes DDR-Geschichtsbild zu entwickeln.
www.runde-ecke-leipzig.de
Das Magazin für Wirtschaft und Kultur aus Mitteldeutschland
1/2005
REGJO Das Magazin beschreibt den Wandel in Wirt-
REGJO
4/2010
Das Magazin für Mitteldeutschland
4 EUR Das Regional-Journal für den Wirtschaftsraum Leipzig/Halle (Saale)
ISSN 1614-2837 www.regjo-leipzighalle.de
2/2008
4 EUR
ISSN 1614-2837 www.regjo-leipzig.de
„Amerika“ als Neuanfang
schaft, Gesellschaft, Forschung und Kultur in Sachsen,
Altenburg Bitterfeld Borna Dessau-Roßlau Jena Köthen Merseburg Naumburg Torgau Weißenfels Wittenberg
Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet
Luthers Land
Wissensdurst
Das Regional-Journal für den Wirtschaftsraum Leipzig/Halle
2/2008
Quo vadis?
Es berichtet kontinuierlich in den Rubriken regionale 1/2005
1/2007 www.regjo-leipzig.de Schutzgebühr 4 EUR
Das Regional-Journal für den Wirtschaftsraum Leipzig/Halle Altenburg Dessau Wittenberg Bitterfeld Delitzsch Torgau Grimma Merseburg Weißenfels Naumburg Jena
2/2007 www.regjo-leipzig.de Schutzgebühr 4 EUR
Zusammenhängen, zeigt Mitteldeutschland wie es ist: vielfältig, unverstellt, kreativ und widersprüchlich.
Umbau Ost
1/2007
Der X-Faktor
Das Regional-Journal für den Wirtschaftsraum Leipzig/Halle
REGJO Das Magazin sucht nach Hintergründen und
Quadratur des Kreises
Der Faktor Mensch
und Trends.
Das Regional-Journal für den Wirtschaftsraum Leipzig/Halle Altenburg Dessau Wittenberg Bitterfeld Delitzsch Torgau Grimma Weißenfels Naumburg Jena
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tur, Kultur & Tourismus über Aspekte, Veränderungen
1/2005
Wirtschaft, Energie & Umwelt, Immobilien & Architek-
Die Sonderhefte 2014 aus dem REGJO-Verlag: Vernetzt Euch
Verbände, Vereine und Initiativen der mitteldeutschen Wirtschaft – Wer ist wer? Sommer 2014
Deutsch-Russische Beziehungen Teil 2
Kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit – was verbindet uns? Herbst 2014
25 Jahre „Friedliche Revolution“
Herbst 2014
Telefon 0341 975 67 1 0 E-Mail abo@regjo-mitteldeutschland.de und Abo-Formular www.regjo-mitteldeutschland.de
Die spezifischen Mediadaten senden wir Ihnen gerne zu. Bitte melden Sie sich auf: info@regjo-mitteldeutschland.de
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Arbeitszeit ist Lebenszeit Dass Arbeit und Leben sich kaum voneinander trennen lassen, klingt wie eine Binsenweisheit. Dennoch ist es unerlässlich, sich durch ständig steigende Leistung nicht selbst zu gefährden. Text: Sabine Freutsmiedl & Bernd Werner Fotografie: Skley / flickr, Benjamin Watson / flickr
Wer gibt sich morgens an der Unternehmenstür als Privatperson ab, schlüpft dann in die Rolle des Funktionsträgers und am Abend wieder raus aus dem Funktionsträger, rein in die Privatperson? Wohl keiner. Sorgen und Probleme belasten und begleiten uns in die eine wie in die andere Richtung. Eine verhagelte Projektpräsentation kann uns schon einmal den Feierabend oder das Wochenende verderben und uns bei familiären Verpflichtungen lustlos oder gereizt reagieren lassen. Und wenn uns private Probleme Sorgen und schlaflose Nächte bereiten, dann steht es mit unserer Konzentration, Aufnahmefähigkeit und Produktivität im Beruf auch nicht zum Besten. Individuelle Grenzen sind kein Individualproblem Stellen sich die Probleme größer und zusammenhängender dar, wie es bei strukturellen, familiären, arbeitsbezogenen oder anderen kollektive Probleme der Fall ist, sind reine Zeit- und Selbstmanagement-Verbesserungen alleine nicht ausreichend. Vom modernen Menschen wird viel erwartet. Wir sollen uns und unsere Abläufe möglichst kontinuierlich optimieren, im Rahmen des Zeitmanagements Mehrbelastung sozialverträglich unterbringen, informiert und erreichbar sein und nebenbei unseren Stresspegel gut im Blick behalten. Wir sollen in der Lage sein, uns zu entspannen und unser Leben in einer guten Balance zu halten. Die Wahrheit sieht jedoch oft anders aus. Wir kommen in unserer freien Zeit nicht mehr „runter“, können unsere freie Zeit nicht genießen. Das Gedankenkarussell lässt sich nicht mehr stoppen. Wir reagieren auf Ansprache nervös und aggressiv, statt entspannt und interessiert. Es schleicht sich in allen Lebenslagen ein ungutes Gefühl von permanenter Unzulänglichkeit ein. Damit verbundene destruktive Lebens- und Arbeitsmuster zu erkennen und selbstwirksam zu verändern, bedeutet Rückenwind nach innen.
Kennen Sie das? Es ist das Dilemma der Leistungsträger und Motivierten, sich in eine „interessierte Selbstgefährdung“ hineinzumanövrieren: • Ich will und kann viel leisten. • Steigende Leistungsanforderungen nehme ich als eine neue Herausforderung an – oft ohne Prüfung der eigenen Ressourcen. • Ich versuche, die eigenen hohen Ansprüche an die Arbeit mit den geringer werdenden zeitlichen Ressourcen in Balance zu bringen. • Ich gerate öfter trotz gutem Zeit- und Selbstmanagement an die Grenzen objektiver und subjektiver Bewältigungsfähigkeit. • Das werte ich dann oft als persönliche Niederlage. • Ich denke, dass ich häufig auf Verschleiß fahre…
„Interessierte Selbstgefährdung“ ist der Fachbegriff für diese scheinbar freiwillige chronische Überlastung. Die Folgen für persönliche Kreativität, Vitalität und Wohlbefinden treten zunächst unmerklich ein. Die Gefahr psychischer und physischer Erkrankung wächst, ohne dass der Bezug zum Entstehungsgefüge bewusst würde.
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Selbstwirksamkeit als Lebenskunst Selbstwirksamkeit ist eine bedeutsame persönliche Eigenschaft. Sie befähigt uns, ausgewogen und selbstbestimmt mit allen Anforderungen umzugehen. Wir sind Herr unserer Entscheidungen und verfügen über Bewältigungs- und Verhaltensoptionen. Das erhöht unsere Flexibilität und Integrität auf der Grundlage psychischmentaler und physiologischer Variabilität. Das macht uns stark und nachhaltig leistungsfähig, ohne „auszubluten“. Selbstwirksamkeit bezeichnet die erworbene Überzeugung, über wertvolle persönliche Ressourcen zu verfügen, die uns innere Freiheit und Balance erfahren lassen. Diese Form der intelligenten Lebenskunst lässt uns authentisch sein im Denken, Fühlen und Handeln und stärkt den Zugang zu unserer Selbstwahrnehmung. Somit gelingt es uns leichter, uns vor Überlastungen zu schützen und Grenzen zu setzen, wo es nötig ist. Die gute Nachricht ist – wir können lernen selbstwirksam zu leben! Der HRV-Scan – Selbstgefährdung physiologisch messen Die Kunst der Selbstwirksamkeit geht einher mit dem Bewusstsein für seine eigene
Belastungssituation. Stressbelastung und Stressbelastbarkeit sind objektivierbar und messbar, da psychisch-mentale Stresskreisläufe immer auch mit einem physiologischen (körperlichen) Stresskreislauf einhergehen. Selbstgefährdung ist somit kein diffuses, sich konkreter Analyse entziehendes Phänomen, sondern fassbar und veränderbar. Ein traditionell präventionsmedizinischer Schlüssel dazu ist unser Herz mit der Veränderlichkeit von Herzfrequenz und Herzrhythmus, der Herzrhythmus-Variabilität, abgekürzt HRV. Eine gute HRV bildet aber nicht nur Resilienz, also Widerstandskraft, ab sie ist zugleich auch ein Generalindikator für Regenerationsfähigkeit und Belastbarkeit. Deren Messung (HRV-Scan) basiert auf einer speziellen computergestützten EKG-Auswertung, die im Einzelsetting und im Rahmen von Gesundheitstagen in Unternehmen unaufwendig möglich ist. Auf der Grundlage klinischer Vergleichsstudien wird dabei auch das biologische Alter ermittelt, ein eher symbolischer Parameter, der in beide Richtungen vom kalendarischen Alter abweichen kann. Das Ergebnis des HRV-Scans spiegelt den individuellen, physiologischen Spielraum wider, in dem ressourcenbewusst und flexibel mit Anforderungssituationen umge-
gangen werden kann. Werden diese natürlichen Grenzen für längere Zeit überschritten, geht dies zulasten von Regenerationsfähigkeit und Resilienz – und somit zulasten von Lebensqualität. Glückliche Aktivisten durch emotionales Selbstmanagement Wir alle wünschen uns mehr Selbstbestimmtheit und Ausgeglichenheit. Glücklich derjenige, der sein Leben selbst in die Hand nimmt und sich Unterstützung in diesem Prozess sucht. Eigenaktivität und Selbstreflexion im Rahmen eines Selbstwirksamkeitscoachings stabilisieren die Psyche nachhaltig. Der Blick auf den eigenen HRV-Scan bringt ein Mehr an Erkenntnis und der Aufbau von Selbstwirksamkeit schenkt uns Balance und persönliche Gestaltungsfreiheit. Der Weg in die gelebte Selbstbestimmung kann beginnen.
Sabine Freutsmiedl, Betriebspsychologin (FH) Geschäftsführerin Metabalance Institut Dr. Bernd Werner, HerzBalance Trainer und BGM Berater Metabalance Institut www.metabalance-institut.de
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Stress: Alles nur psychisch? Heutzutage scheint Stress dazuzugehören. Gerade die beruflichen Anforderungen an den Einzelnen steigen. Dabei ist Stress nicht nur das Anzeichen dafür, gebraucht zu werden. Er kann sich gefährlich auf Körper und Seele auswirken. Text: Dr. Matthias Freutsmiedl Fotografie: mrPliskin / iStock
„Ich habe so viel Stress um die Ohren“, wird häufig beklagt. Doch was bedeutet Stress für unsere Gesundheit? Generell wird zwischen dem gutem „Eustress“ und dem schlechtem „Dysstress“ unterschieden. Diese Differenzierung bezeichnet lediglich die innere, individuelle Bewertung einer Anforderung. Stress ist nämlich dem Wesen nach nichts anderes als eine Anforderung, ein Reiz, der beantwortet werden will. Dauerstress, sei es „guter“ oder „schlechter“, wirkt sich bei mangelnder Regeneration im Körper immer gleich ungünstig aus. Es gibt objektive und subjektive Stressoren. Zu den objektiven Stressoren gehören etwa Schlafentzug, chronische Infektionen, Umweltgifte, schwere Operationen, Hitze, Kälte, Lärm, Isolation, hohe Bevölkerungsdichte, monotone Arbeit, Unter- und Überforderung und schlechte Arbeitsbedingungen. Bei den subjektiven Stressoren kann es sich dagegen um negative Denkmuster, Feindseligkeit, Dominanzstreben oder Konkurrenzdenken handeln, aber auch um falsche Situationsbewertungen, Zeit- und Leistungsdruck, zu hohe Erwartungen, Enttäuschungen, empfundene Bedrohung oder Hilflosigkeit. Die neueren Erkenntnisse aus der Psycho-Neuro-Endokrino-Immunologie, d.h. aus der Erforschung der Verbindung von Seele und Nervensystem, Hormon- und
Immunsystem, bezeichnen den komplexen Stress des modernen Menschen als einen der wesentlichen Killer des 21. Jahrhunderts. Was auf der psychischen Ebene mit Begeisterung anfängt und sich langsam in einer Abwärtsspirale von Rückzug, Apathie, Lethargie, Sucht und totalem Ausgebranntsein zeigt, wirkt sich ähnlich katastrophal auch auf der körperlichen Ebene aus. Wirkung von Dauerstress im Körper Für den Körper bedeutet Dauerstress nämlich: Es kommt zu einem dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel, der zu Schäden in Nieren, Augen, Gefäßen und im Gehirn führt. Bluthochdruck und Muskelabbau sind ebenfalls zu verzeichnen. Dauerhaft hohe Stresshormonspiegel stören die Frontalhirnfunktionen, die für Planung, Aufmerksamkeit, Situationsanalyse, Urteilskraft, Entscheidungsfindung und Konfliktkontrolle stehen. Chronischer Stress führt zum Absterben von Nervenzellen, was auf lange Sicht die Demenzentwicklung befördert. Häufig zeigen sich bei Langzeitstress auch wiederkehrende Infekte als Folge der stressbedingten Immununterdrückung. Ausgeschüttete Entzündungsfaktoren bewirken den vermehrten Abbau unseres „Glückshormons“. Dies hat ebenfalls Folgen: Depressionen, Ängste und Schlaflosigkeit. Hohe Spiegel des Stresshormons Cor-
tisol gehen einher mit chronischer Fatigue- Symptomatik und schweren Schlafstörungen, niedrige Spiegel im Blut finden sich dagegen bei Depression, chronischen Nacken- und Kreuzschmerzen und totaler Erschöpfung. Chronischer Stress, komplexe Wirkungen Seele und Körper sind intensiv miteinander vernetzt. Deshalb ist es möglich, dass die Auswirkungen von chronischem Stress den ganzen Menschen betreffen. Die konkreten Stressfolgen können mit modernen Verfahren diagnostiziert werden. Dazu gehört die Testung der Stresshormone, des Entzündungsstatus und der Herzratenvariabilität. Sie können mit nicht toxischen Vitaminen, Mikronährstoffen, Aminosäuren und bioidentischen Hormonen erfolgreich ganzheitlich therapiert werden. Lange wurden zu leichtfertig Psychopharmaka verschrieben, weil dem vorschnellen Urteil über die Symptomatik des Patienten die Empfehlung folgte: „Das ist alles nur psychisch. Hier haben Sie ein Antidepressivum, gehen Sie zum Psychologen.“ Dies ist nach heutigem Wissen unwissenschaftlich und wird dem Patienten nicht gerecht. www.ganzmed.eu
Der BVMW – Das Ohr am Herzen des Mittelstandes Der BVMW Sachsen-Anhalt Süd mit seiner Regionalgeschäftsstelle im Burgenlandkreis betreut über 800 Unternehmen mit weiteren 5 Kreisgeschäftsstellen von Wittenberg bis Zeitz. Er ist ein berufs- und branchenübergreifender, parteipolitisch unabhängiger Interessenverband für kleine und mittlere Unternehmen und bietet den Firmenvertretern der Region eine moderne unternehmerische Gemeinschaft. In regelmäßigen Unternehmertreffen können sich die Mitglieder austauschen, sie können Kontakte pflegen, Netzwerke aufbauen und ausloten, wo sie vielleicht mit anderen BVMW-Mitgliedern zusammenarbeiten können. Hauptaugenmerk des Regionalverbandes liegt natürlich auf der Förderung wirtschaftlicher Ziele der Mitgliedsunternehmen und tritt als Dienstleister, u.a. zum Marketing, zur Existenzgründung und –sicherung, zum Personal- und
Innovationsmanagement, in Fragen Recht und Steuern aber auch zur Liquiditäts- und Umsatzsicherung auf. Das Netzwerk ist gut geeignet, Wettbewerbsnachteile gegenüber Großunternehmen auszugleichen. Alleinstellungsmerkmal ist, vor Ort im Unternehmen zu sein, mit den Unternehmern in gleicher Augenhöhe zu reden, um Sorgen und Nöte genauso wie die erfreulichen Dinge zu erfahren. Zwischen 3 und 5 Unternehmertreffen finden monatlich regional und überregional statt.
BVMW Regionalgeschäftsstelle Sachsen-Anhalt Süd Regionalgeschäftsführer Ralf-Dieter Höfer Johann-Gottlob-Rössler-Str. 47 06712 Gutenborn / OT Ossig Tel.: 034423 291596 Fax: 034423 291597 Mail: ralf-dieter.hoefer@bvmw.de Home: www.bvmw.de
LK Saalkreis (0,5
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Fachkräftesuche mit PFIFF
In Sachsen-Anhalt geht eine Landesinitiative den Fachkräftemangel an. Diese sollen im Bundesland nicht nur gehalten werden, auch Rückkehrer und Neuzuzügler sollen durch eine Willkommenskultur gewonnen werden. Text: Petra Rauch Fotografie: INSM, flickr
„Unternehmen sagt Investition wegen Fachkräftemangel ab“: Schockierender kann eine Schlagzeile für eine Kommune kaum sein. Und doch meldete die Freie Presse im Oktober 2013, dass ein westdeutscher Hersteller von Bohr- und Fräswerkzeugen von der geplanten Erweiterung seines Chemnitzer Produktionsstandorts vorerst absieht. Man finde keine adäquaten Mitarbeiter, heißt es zur Begründung. Es sei trotz intensiven Suchens nicht gelungen, Fachkräfte einzustellen. Statt der Schaffung 50 neuer Jobs steht nun die Rückabwicklung des Kaufvertrags mit der Stadt an. Sachsen-Anhalt: Gegen Abwanderung, für Zuzug Zwar ist der seit Jahren an die Wand gemalte Fachkräftemangel mitunter ein medial überzeichnetes Phänomen. Er kann aber, das zeigt das Chemnitzer Beispiel, doch ernste Konsequenzen haben. Besonders Regionen, und von solchen ist Mitteldeutschland geprägt, in denen geringere Löhne gezahlt werden und die ländlichen
Charakter haben, zeigen sich für viele Menschen als nicht sonderlich attraktiv. Weil hier zudem die Ausbildungsstellen gering sind, ist Abwanderung von jungen Menschen an der Tagesordnung. Dagegen gilt es etwas zu tun. „Fachkraft im Fokus“: Unter dieser Dachmarke unterstützt eine sachsenanhaltinische Initiative Unternehmen bei der Suche nach Fachkräften und vermittelt entsprechend Qualifizierten geeignete Stellen. Das Projekt PFIFF, geleitet vom Bildungswerk der Wirtschaft Sachsen-Anhalt e.V., richtet sich in erster Linie an Menschen mit abgeschlossenem Studium oder absolvierter Berufsausbildung. Auch Menschen, die sich derzeit in Ausbildung befinden und sich nach einer Anschlussbeschäftigung umschauen, werden beraten. Im Blick hat PFIFF aber zusätzlich auch potenzielle Rückkehrer: „Oder sind Sie vielleicht aus Sachsen-Anhalt weggegangen und möchten gern zurück, weil sich unser Land sehr positiv entwickelt hat und weil Ihre familiären Bindungen hierher noch bestehen?“
PFIFF: Eine „Willkommenskultur“ aufbauen In einigen Industriezweigen – der Chemie, dem Maschinenbau, der Metall- und Elektroindustrie, der IT-Branche, der Automobilzulieferindustrie und der Solar-Technologie – herrscht laut PFIFF akuter Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, weil diese Bereiche gut aufgestellt sind. Die Initiative lädt dazu ein, Stellenprofile aufzugeben und bietet eine Jobbörse an. Fünf Regionalstellen gewährleisten die Beratung vor Ort. Neben der direkten Stellensuche informieren die Mitarbeiter über die wirtschaftlichen Entwicklungen der Region und über Weiterbildungsmöglichkeiten, unterstützen bei Existenzgründungen und vermitteln Ansprechpartner für Wohnungssuche, Kindereinrichtungen, Schulen und Freizeitvereinen in der avisierten Region. Die Einrichtung einer „Willkommenskultur“ heißt das bei PFIFF – damit sich zugezogene Fachkräfte vom ersten Tag an angekommen fühlen. www.pfiff-sachsen-anhalt.de
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Hand in Hand für’n Mittelstand Die Nexxt-Initiative Unternehmensnachfolge hat sich die Stärkung der Selbständigkeitskultur zum Ziel gesetzt. Die Plattform bringt Firmen-Übergeber und -Übernehmer zusammen und leistet Informationsarbeit.
10 %
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Gründe für Übergaben 86 % das Erreichen des Ruhestandsalters 10 % Übergaben aufgrund von Tod 4 % Krankheit des Eigentümers Quelle: Institut für Mittelstandsforschung Bonn, www.ifm-bonn.org
86 %
Text: Petra Rauch Grafik: TRNDLB
Dem Land droht die Unselbständigkeit. Der Fachkräftemangel und der demografische Wandel wirken sich negativ auf die Unternehmensnachfolge gerade bei kleinen und mittleren Firmen aus. Da der selbständige Mittelstand das Rückgrat der deutschen Wirtschaft darstellt, bemühen sich nun mehrere Initiativen darum, Unternehmen in der Nachfolgefrage zu unterstützen. 110.000 Übergaben bis 2014 Laut der letzten Befragung zur Unternehmensnachfolge plant die Mehrheit der Übergeber eine Übertragung des Unternehmens. Das Gros der Befragten mit Übergabeplänen strebt eine familieninterne Nachfolge an, meist an einen Sohn. Die meisten Übernehmer kamen als familieninterne Nachfolger ins Unternehmen. Angesichts des hohen Anteils familieninterner Übernahmen überrascht es nicht, dass rund 60 Prozent der Befragten das Unternehmen unentgeltlich übertragen bekommen haben. Unternehmensanteile wurden entweder komplett oder zum Teil verschenkt, oder sie verblieben in den Händen des Alteigentümers. Für den Kauf von Unternehmen griffen andere Übernehmer – nicht überraschend – am häufigsten auf eigene Ersparnisse zurück oder nahmen einen Bankkredit auf. Das Institut für Mittelstandsforschung schätzt, dass im Zeitraum von 2010 bis 2014 für rund 110.000 Familienunternehmen, das sind drei Prozent aller Familienunternehmen, die Übergabe ansteht.
Übergeber und Existenzgründer zusammenbringen Eine solche, an der geregelten Unternehmensübernahme orientierte Initiative ist Nexxt. Dies ist ein gemeinsames Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, der Kreditanstalt für Wiederaufbau sowie Vertretern von Verbänden, Institutionen und Organisationen der Wirtschaft, des Kreditwesens und der Freien Berufe. Die Nexxt-Partner verfolgen das Ziel, ein günstiges Klima für den unternehmerischen Generationswechsel zu schaffen. Das soll über eine Aktionsplattform geschehen, die das Thema der Unternehmensnachfolge und der Existenzgründung umfassend präsentiert und hilfreiche Informationen hierzu bündelt. Zentraler Treffpunkt für alle Unternehmerinnen und Unternehmer, die Betriebe übergeben oder übernehmen wollen, ist das Internetportal Nexxt. Von der Finanzierung, rechtlichen und steuerlichen Belangen, der richtigen Kommunikation und Übertragungsformen erfahren hier die Firmen-Übergeber und -übernehmer alles über das Thema Nachfolge. In einer digitalen Börse lassen sich Angebote und Gesuche erstellen und Regionalpartner finden. In Mitteldeutschland sind es 91 Partner, die regionale Unterstützungsleistung anbieten. Ein Expertenforum steht zusätzlich zur Beratung bereit, ein Veranstaltungskalender zeigt Interessierten regionale Möglichkeiten auf, sich persönlich zu treffen. www.nexxt.org
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„Pflege Angehöriger kann teilweise zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses führen“ Ulrike Pietrzyk, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität Dresden, im Gespräch über das Projekt „Gesund und leistungsfähig – Vereinbarkeit von Beruf und Pflegeverantwortung“. Dr. Ulrike Pietrzyk studierte Psychologie und promovierte an der TU Dresden. Seit 2007 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der Arbeitsgruppe Wissen-Denken-Handeln, mit dem aktuellen Arbeitsschwerpunkt: Vereinbarkeit von Beruf und Pflegeverantwortung.
Interview: Anja Bonitz Fotografie: SZENESHOOTING.DE Inhaber Tobias Ebert
Die Gesellschaft befindet sich in einem demografischen Wandel. Was bedeutet die bevorstehende Verdopplung der Pflegebedürftigen und die verringerte Zahl der Erwerbstätigen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber? Einen unmittelbaren Niederschlag findet diese Entwicklung im Pflegesektor, in dem bereits heute ein Fachkräftemangel zu verzeichnen ist. Aus diesem Grund müssen zukünftig auch Angehörige in die Pflege mit einbezogen werden. Für Unternehmen bedeutet es, dass immer mehr Beschäftigte neben dem Beruf Pflegeaufgaben übernehmen. Die Doppelbelastung durch Pflege und Beruf kann bei fehlenden Unterstützungsmöglichkeiten zur Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit, einem erhöhten Krankenstand und teilweise sogar zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses führen.
Wie konnte es zu dem vorliegenden Fachkräftemangel im Pflegebereich kommen? Der entstehende auch altersbedingte Ersatzbedarf an Fachkräften trifft auf die erhöhte Nachfrage, die nicht bedient werden kann, da sich nur eine geringe Anzahl von Schulabgängern für diesen Beruf entscheidet. Gründe werden unter anderem im mangelnden Ansehen des Berufes, den geringen Aufstiegschancen und den eingeschränkten Verdienstmöglichkeiten gesehen. Die Mehrfachbelastung durch Beruf und Pflege plus eventuelle Kinderbetreuung ist sehr schwer zu organisieren. Welche Möglichkeiten gibt es, dies zu händeln? Zunächst sieht der Gesetzgeber verschiedene Möglichkeiten vor. Entsprechend dem Pflegezeitgesetz kann sich jeder pflegende Angehörige bis zu zehn Tage unbezahlt pro
Kalenderjahr freistellen lassen. Eine Freistellung von bis zu sechs Monaten muss beantragt werden. Seit dem 1. Januar 2012 ist zudem das Gesetz über die „Familienpflegezeit“ in Kraft getreten. Auch der Arbeitgeber kann etwas leisten. Um pflegende Mitarbeiter im Unternehmen zu halten, ist Offenheit und Transparenz bezüglich des Themas erforderlich. Vereinbarkeitslösungen können z.B. durch arbeitsorganisatorische Maßnahmen, wie etwa flexible Arbeitszeiten, zur Entlastung der Mitarbeiter beitragen. Sie bieten praxisnahe Unterstützung für Unternehmen. Wie funktioniert das bzw. wie ist Ihr Projekt aufgebaut? Der Arbeitgeber erhält anhand eines Kurztests erste Informationen zum aktuellen und zukünftigen Vereinbarkeitsbedarf. Interessierte Unternehmen werden im Rahmen der Projektlaufzeit bei der Entwicklung von passenden Lösungen kostenneutral begleitet. Als neutrale Institution kommen wir hier mit Beschäftigten ins Gespräch und stecken gemeinsam betriebliche Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege mit ab. Nach Abschluss des Projektes erhalten die Unternehmen die entwickelten und erprobten Lösungsansätze in einer Art Baukastensystem mit kommentierten Fallbeispielen. www.beruf-pflege.org
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In der Fremde zu Hause Ein Gespräch zwischen dem REGJO-Verlag und Burga Melke, Inhaberin des Boarding-Appartmenthauses Blaues Palais in Leipzig. Ihre 40 Appartements verfügen über Dusche bzw. Bad, Miniküche und Balkon oder Terrasse, bei Bedarf komplett oder zur Ergänzung möbliert. Text: Redaktion Fotografie: privat
Boarding-Appartmenthaus, das klingt nach Flughafen. Nein, es hat nichts mit dem Boarding am Flughafen zu tun. Wir sind eine preiswerte Antwort für die mobilen Arbeitswelten, deren Beschäftigte in Leipzig ein Zuhause auf Zeit suchen. Bei uns kann man sich in der Fremde zu Hause fühlen. Was bedeutet das Prinzip des Boardings? Nun, das ist ganz einfach. Viele Berufe fordern wechselnde Einsatzorte auch über längere Zeit. Hierfür sind übliche Hotelangebote oft zu teuer und treffen auch nicht immer den eigentlichen Bedarf. Eine Wohnung zu mieten, ist für relativ kurze Zeiträume meist nicht möglich. Dafür sind wir die Alternative. Wie sind die Appartements eingerichtet? In unseren Appartements kann man sich selbst etwas kochen. Man will auch nicht immer zum Essen in ein Restaurant gehen. Und das Frühstück im Pyjama einzunehmen, hat doch auch Charme. Was macht man zum Beispiel mit der Schmutzwäsche? Sprechen Sie einfach mein Team an, wir waschen im Haus oder geben es in eine Reinigung. Frühstück bekommen Sie von uns vorbereitet in den Kühlschrank gestellt oder wir erledigen Ihre Ein-
käufe. Das nehmen Sie dann alles zu sich, wann Sie wollen. Alles ein Kann – kein Muss. Worauf führen Sie die Nachfrage nach Ihrem Angebot zurück? Flexibilität, Mobilität und z.T. nur begrenzte Arbeitsverträge erlauben nicht mehr, dass man dauerhaft an einem Ort seiner Tätigkeit nachgehen kann. Aber auch die Vermeidung von langen Anfahrtswegen zum Arbeitsplatz ist ein Grund, vor allem im Winter mit dem Auto. Die Menschen müssen immer flexibler sein. Das stimmt. 57 Prozent aller Männer und 39 Prozent aller Frauen sind laut Meinungsforschungsinstitut YouGov mittlerweile bereit, berufsbedingt temporär umzuziehen. Mobilität ist ein Muss, dem man sich immer weniger entziehen kann, gerade bei Berufsanfängern. Haben Sie das Gefühl, dies ist ein internationaler Trend? Wir haben viele Berufspraktikanten aus Osteuropa bei uns. Sie machen in Leipzig ein Praktikum mit der Aussicht auf eine Lehrstelle. Wer also Mitarbeiter, Auszubildende, Studenten, Dozenten von entfernten Orte für eine Weile nach Leipzig holen möchte und eine Unterkunft sucht, der kann sich bei mir zum Boarding melden – aber nicht wundern, wenn da kein Flugzeug steht. www.blaues-palais.de
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Kirsten Pfeiffer macht Arbeitnehmer mobil
Herbert Kaffenberger verbindet Arbeit und Touristik
Nichts für zwischendurch REGJO im Gespräch mit Experten für das berufliche Reisen. Der Geschäftsführer der COCO Job Touristik, Herbert Kaffenberger und Kirsten Pfeiffer, Geschäftsführerin der JTS Job-Travel-Solution in Leipzig, darüber, wie man zeitgemäß mobile Arbeitswelten organisiert. Interview: Redaktion Fotografie: privat
In Ihrem Firmenlogo liest man „Job Travel Solution GmbH – the Staff Care Company“. Was bedeutet das? Wir sind quasi die „Nanny“ für Geschäftsgruppenreisen und mobile Teams – wir nennen das Job-Travel. Wir kümmern uns mittels unserer Rundum-Sorglos-Pakete um Firmen-Mitarbeiter auf Reisen. Was umfasst die Organisation von Mitarbeiter-Reisen und -Unterbringungen? Wir sorgen für Unterkunft, Verpflegung, Transfer und den täglichen Shuttle zum Einsatzort europaweit. Wie kann man sich Ihre Arbeit vorstellen? Von der Recherche, Buchung, Organisation über Qualitätskontrollen vor Ort bis hin zu den Preisverhandlungen und Rechnungskontrollen – alles aus unserer Hand! Wir schaffen das „Zuhause auf Zeit.“ Sie sind also der alleinige Ansprechpartner für den Kunden? Richtig. Letztendlich liegt unserem Kunden
nur eine von uns geprüfte Abrechnung vor. Auf unserer JTS-Webplattform können z.B. Namen der Reisenden und gebuchte Zimmer geändert werden. Somit kann er zu jeder Zeit alles verfolgen, was sein Team während der Dienstreise betrifft. Wie groß ist der Aktionsradius der JTS? Wir verfügen über einen Buspool von 150 Bussen. Der agiert von Skandinavien bis zum Mittelmeer und vom Kanal bis an den Ural.
passende Lösung. Doch je früher desto besser. Für welche Zielgruppen ist Ihre Dienstleistung relevant? Die Bandbreite ist riesig. Von Firmen mit Montageteams, Ausbildern, Kongressteilnehmern, Revisionsingenieuren bis hin zu Zeitarbeitern, Verbänden und Künstlergruppen für Tourneen. Also alles Firmen und Institutionen mit Gruppenreiseaufkommen?
Das alles muss ja einiges kosten?
Genau.
Nein. Unsere Arbeit bezahlt sich über den Einkauf, den wir als Profis ganz anders verhandeln können. Wir kennen eben alle Abläufe und Hintergründe im Tourismus genau. Daran lassen wir unsere Kunden partizipieren.
Dazu brauchen Sie aber eine enorme Logistik!
Wie kurzfristig kann man bei Ihnen buchen? Es lohnt sich zu jedem Zeitpunkt, mit uns zu sprechen. Wir finden immer eine
Ja, das stimmt! Das ist nichts für zwischendurch, was man neben der eigentlichen Arbeit organisieren kann. Da brauchen Firmen professionelle Unterstützung. Gelernt ist eben gelernt. Aber das ist das streng gehütete Geheimnis einer jeden guten Nanny! www.jts-eu.com
Die EnergieCity Leipzig GmbH errichtet eine Erlebniswelt und eine Marketingplattform für Energie- und Umwelttechnik und für nachhaltiges, energieeffizientes Bauen und Sanieren. Es entsteht ein Ausstellungs- und Demonstrationszentrum sowie eine Bildungsstätte und ein Eventtreffpunkt unter dem Oberbegriff „Fit für den Klimawandel“. Das Projekt wird sowohl real als auch virtuell aufgebaut und strahlt überregional aus.
Kontaktdaten: EnergieCity Leipzig GmbH, Nikolaistraße 33-37 in 04109 Leipzig Ansprechpartner: Prof. Dr. Hans-Jochen Schneider (Geschäftsführer), Telefon: 03 41 / 35 59 16 27, Fax: 03 41 / 35 59 16 29 E-Mail: ecl@energiecity-leipzig.de, Internet: www.energiecity-leipzig.de
Die EnergieCity Leipzig bedankt sich bei Ihren Kooperationspartnern:
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Rund um die Uhr sorgt das Team vom Ontras-Vertragsdispatching dafür, dass stets die richtigen Mengen mit den gewünschten Drücken transportiert werden und an den entsprechenden Netzkopplungspunkten bereit stehen.
Familien stärken Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen, ist häufig ein aufreibender Balanceakt für alle Beteiligten. Dass es auch anders geht, zeigt das Familienmanagement der Ontras-Gastransport GmbH. Text: Dörthe Gromes Fotografie: Ontras
Bereits zum zweiten Mal erhielt das Leipziger Unternehmen im Juni dieses Jahres ein Zertifikat für das Bestehen des bundesweit anerkannten Audits „berufundfamilie“. Dabei handelt es sich um ein Managementinstrument, das Unternehmen, Behörden und Hochschulen hilft, eine familienbewusste Personalpolitik umzusetzen. Derzeit gibt es insgesamt 1.017 Zertifikatsträger in Deutschland, 530 davon sind Unternehmen. Entwickelt wurde das Audit von der „berufundfamilie“ gGmbH, die 1998 von der gemeinnützigen Hertie-Stiftung gegründet wurde. Es umfasst acht Handlungsfelder – Arbeitszeit, Arbeitsorganisation, Arbeitsort, Information, Führung, Personalentwicklung, geldwerte Leistungen und Service für Familien. Abgestimmt auf die Bedürfnisse der jeweiligen Institution werden dann in jedem dieser Handlungsfelder konkrete Maßnahmen identifiziert und umgesetzt. Gleitzeit und mehr So können zum Beispiel die über 270 Ontras-Mitarbeiter zwischen 6 und 21 Uhr Gleitzeit arbeiten. „Damit unterstützen wir das sichere und soziale Umfeld und sorgen
für ein positives Arbeitsklima. Entscheidend ist doch, dass die Aufgaben am Ende sachund fristgerecht erledigt sind, und nicht, wann dies geschieht“, kommentiert der Pressesprecher des Unternehmens Ralf Borschinsky das Gleitzeitmodell. Des Weiteren arbeitet Ontras mit der PME-Familienservice-Gruppe zusammen. Diese deutschlandweit aktive Firma bietet Unternehmen, Behörden und Verbänden familienbezogene Dienstleistungen an. So erhalten Ontras-Mitarbeiter dort Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Kinderbetreuungsplätzen, es werden Ferienfreizeiten für Kinder vermittelt, Beratung in Lebenskrisen angeboten oder die Betreuung von pflegebedürftigen Angehörigen organisiert. Diese familienfreundlichen Maßnahmen scheinen Wirkung zu zeigen. Im vergangenen Jahr bekamen 12 Mitarbeiter/innen Nachwuchs. Eine ähnlich hohe Anzahl von Geburten erwartet Ontras auch in diesem Jahr. Familie: Mehr als nur Kinder Eine familienbewusste Personalpolitik beschränkt sich jedoch nicht nur auf Kinder-
betreuung. Bedingt durch die demographische Entwicklung wird zunehmend die Pflege der eigenen Eltern oder Schwiegereltern für viele Erwerbstätige zu einer Angelegenheit, bei der sie auf die Unterstützung ihres Arbeitgebers angewiesen sind. „Für Ontras besitzt Familienfreundlichkeit eine hohe Priorität“, so Borschinsky. „Denn wenn es familiäre Probleme gibt, wirkt sich das früher oder später fast immer auf die Arbeit aus. Mitarbeiter, die sich wohl fühlen, können auch mehr leisten.“ Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein Prozess, der ständig weiterentwickelt und dem aktuellen Bedarf angepasst werden muss. So ist für 2014 bei Ontras angedacht, unter bestimmten Voraussetzungen auch das Arbeiten von zu Hause zu ermöglichen. Die Ontras-Gastransport GmbH betreibt mit 7.200 Kilometern das zweitlängste Fernleitungsnetz für Erdgas in Deutschland. Sie ist ein Tochterunternehmen der VNG – VerbundnetzGas-Aktiengesellschaft. www.ontras.com
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VERKEHRSSICHERHEIT Foto: Jenoptik AG
Fotografie: Kettner-Haus
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Schön gemütlich im Plusenergiehaus Lächeln erfahren Umweltschonendes Wohnen hat nichts mit Verzicht zu tun. Im Gegenteil, in hocheffizienten Häusern ist es dank des hervorragenden Raumklimas noch behaglicher als in der konventionellen guten Stube.
Thüringer Kampagne: Smileys auf Geschwindigkeitsdisplays loben Autofahrer für richtiges Tempo.
Deshalb entscheiden sich immer mehr deutsche Bauherren für ein Plusenergiehaus. Das liegt zum einen am Erneuerbare-EnergienWärmegesetz, nach dem für Neubauten ein bestimmter Prozentsatz des jährlichen Wärme- und Kältebedarfs aus erneuerbaren Energien gewonnen werden muss. Zum anderen liegt es am überzeugenden Konzept des Plusenergiehauses, das andere effiziente Bauweisen klar in den Schatten stellt. Eine optimal gedämmte Gebäudehülle und eine intelligente Lüftung mit Wärmerückgewinnung verringern die Wärmeverluste des Plusenergiehauses so stark, dass die Bewohner kaum noch heizen müssen. Die Wärme entsteht zum Großteil auf passive Art und Weise – z. B. durch den Menschen selbst, der im Ruhezustand ungefähr 80 Watt Wärme abgibt. Auch Haushaltsgeräte oder die Sonne, die durch die Fenster scheint, eignen sich als Wärmequelle. Die Restenergie von rund zehn Prozent kann durch regenerative Quellen wie thermische Solaranlagen oder Wärmepumpen zugeführt werden. Das Plusenergiehaus zeichnet sich durch eine weitere Komponente aus. Wie
Wer das Tempo seines Autos wie vorgeschrieben drosselt, wird in Thüringen mancherorts mit einem Lächeln belohnt: Bei der Kampagne „Lächeln rettet Leben“, vorgestellt von Verkehrsminister Christian Carius und Jenoptik-Vorstand Michael Mertin (Foto), stellen Geschwindigkeitsdisplays entweder ein lobend-lächelndes oder ein mahnend-trauriges Gesicht dar. Der bewährte Erziehungsansatz, erwünschtes Verhalten zu ermutigen, hält somit Einzug in den Straßenverkehr. Die radarbasierten Geräte erfassen Geschwindigkeit, Datum, Uhrzeit und Fahrtrichtung. Aus den Daten leitet die Kommune ab, was in der Verkehrsüberwachung – sei es in der Ortsdurchfahrt, vor Schule oder Kindergärten – noch zu tun ist. Im Jahr 2010 führte in Thüringen zu schnelles Fahren zu 42,1 Prozent der Unfälle mit Toten und Verletzten. 2013 und 2014 bezuschusst der Freistaat das Projekt mit 200.000 Euro. Die Jenoptik AG in Jena bietet die „DisplayEdition Thüringen“ als Projektpartner zu einem Sonderpreis an. JD
www.kettner-haus.de
sein Name sagt, erzeugt es ein Plus an Energie, und zwar mit seiner Photovoltaikanlage auf dem Dach. Diese überschüssige Energie, die im Haushalt gerade nicht gebraucht wird, speisen die Bewohner ins öffentliche Netz und erhalten dafür eine Vergütung. Doch so oft wie möglich wird die selbsterzeugte Energie natürlich für Heizung, Warmwasser, Haushaltsstrom und Hilfsstrom genutzt. Scheint die Sonne einmal nicht, beziehen die Bewohner Strom ganz normal über ihren Versorger. In der Jahresbilanz fällt die Einspeisevergütung höher aus als die Stromkosten – das bedeutet Nebeneinnahmen statt Nebenkosten. In den besten Händen Wer sich über das Plusenergiehaus informieren möchte, ist bei der BMB GmbH Kettner-Haus in Grimma genau richtig. Geschäftsführer Uwe Kettner und sein Team überzeugen ihre Kunden immer wieder mit ihrer langjährigen Erfahrung und ganz persönlichen Betreuung von der Planung bis nach der Schlüsselübergabe. UG
www.thueringen.de
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„Ich kann, weil ich will, was ich muss.“ Mit der Energiewende findet momentan ein fundamentaler Wandel der Energieversorgung statt. Knappe Ressourcen, Risiken der Kernenergie und klimaschädliche Treibhausgasemissionen erfordern ein Umdenken. Nicht nur in der Politik, sondern auch im Alltag. Text: Andrea Klaus Fotografie: Konrad Micksch und NAIT / flickr
Konrad Micksch veröffentlicht daher zusammen mit der Energie-City Leipzig GmbH Ende 2013 sein Handbuch „Energieeffizienz und Erneuerbare Energien für Wohngebäude“. In diesem Buch gibt der gelernte Elektroingenieur und DiplomBetriebswirt einen Überblick über die aktuellen Mittel der Energieeinsparung und die vielfältigen Möglichkeiten energieeffizienten Bauens. Ziel ist es, neben den technischen Aspekten auch über Wirtschaftlichkeit, soziale Fragen und Gesetze zu informieren. Die Zielgruppe des Buches ist so vielfältig wie die behandelten Themen. Planern, Architekten und Ingenieuren dient es als Nachschlagewerk, Wohnungseigentümern und Mietern als Hilfestellung bei der Analyse und Entscheidungsfindung. Sogar Handwerker und Baufacharbeiter können ihr berufliches Fachwissen mit dieser Übersicht erweitern, während es Unternehmern, Bankmitarbeitern und Behörden als Leitfaden für die Vorbereitung von Entscheidungen bezüglich Energiefragen nützt. Nachhaltigkeit als Erlebniswelt Ein weiterer Anlass des Buches ist zudem die Vorbereitung konkreter Projekte mit der Energie-City Leipzig GmbH. Unter Einhaltung der Richtlinien für Energieersparnis
und Nachhaltigkeit ist zunächst die Sanierung von 100 Einfamilienhäusern geplant. Folgen sollen weitere 100.000 sowie das Energie-Event-Center in der Nähe des Leipziger Hauptbahnhofs. Das Ausstellungsgebäude wird unter dem Thema „Zeit für Nachhaltigkeit“ errichtet, denn bereits Immanuel Kant sagte: „Ich kann, weil ich will, was ich muss.“ Deshalb wird dort durch energieeffizientes Bauen und Sanieren nicht nur eine „neue Art des Bauens“ vermittelt, sondern es dient gleichzeitig als Erlebniswelt für nachhaltige Energie- und Umwelttechnik. Neben der Präsentation innovativer Anlagentechniken werden zudem Vorträge, Schulungen und Veranstaltungen stattfinden. Es dient damit als Technologiezentrum sowie als Plattform für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit.
Systeme vorgestellt. Dazu zählt das Smart Home, welches neben Wohn- und Lebensqualität durch die Vernetzung und Fernsteuerung von Haushaltsgeräten sowie die Installation automatisierter Abläufe auch die Energieeffizienz steigert. Eingesetzt werden hierbei ferngesteuerte Schalter, Jalousien oder sogar Waschmaschinen. Eine weitere Möglichkeit ist das Smart Metering, welches den Einsatz intelligenter Zähler beschreibt. So können die Verbrauchswerte einzelner Geräte bestimmt und die Energieeinsparung optimiert werden. Diese beiden Systeme stehen eng im Zusammenhang mit intelligenten Stromnetzen (Smart Grid), die die kommunikative Vernetzung und Steuerung von Stromerzeugern und der Elektrizitätsversorgung beinhalten.
Mehr Lebensqualität durch Energieeffizienz Die verschiedenen Maßnahmen für eine Energieeinsparung durch die Minimierung von Energieverlusten und die Erhöhung von Energiegewinnen spielen auch im Handbuch „Energieeffizienz und Erneuerbare Energien für Wohngebäude“ eine große Rolle. Des Weiteren ist die Nutzung erneuerbarer Energien ein wichtiger Aspekt. Für die Umsetzung dieser Prozesse werden im Buch zudem verschiedene intelligente
www.energiecity-leipzig.de
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Titel: Thomas Kurz ist gelernter Schriftsetzer und Drucker. Im Haus wird er der „Allrounder“ genannt, denn er wird Schritt für Schritt von seinen Kollegen in alle Abteilungen des Museums eingearbeitet. Langfristig sollen, anstelle der einzelnen Experten, zwei fachübergreifende Mitarbeiter die Besuchergruppen durch das gesamte Haus begleiten können.
Selten gewordene Spezialisten Schriftgießer, Maschinensetzer, und Galvanoplastiker – sie haben Berufe erlernt, die aufgrund technischer Weiterentwicklungen als überholt gelten. Einige wenige dieser Spezialisten, die ihr Handwerk verstehen, gibt es aber noch. Text: Carolin Modes Fotografie: Museum für Druckkunst, Kai Hofmann
Die Produktion von Büchern und anderen Druckerzeugnissen hat sich rasant verändert. Den Startschuss gab im 15. Jahrhundert die Erfindung Johannes Gutenbergs mit dem Handgießinstrument zur Vervielfältigung von Büchern durch ein Druckverfahren mit beweglichen Lettern. Das händische Kopieren von Büchern war abgelöst. Vom Handguss bis hin zum maschinengesteuerten Komplettguss – die Herstellung war trotz allem lange unglaublich aufwendig und wurde von zahllosen Spezialisten ausgeführt- erforderte riesige Gebäude für Maschinen und Lagerflächen und verbrauchte tonnenweise Material. Durch die Digitalisierung hat sich vieles grundlegend verändert. Das Museum für Druckkunst in Leipzig hat es sich glücklicherweise zum Auftrag gemacht, diese Entwicklung und ein Stück Industriekultur nicht nur zu erhalten, sondern auch lebendig zu vermitteln. Im
Gebäude einer ehemaligen, traditionsreichen Druckerei entsteht an originalen wie funktionsfähigen Maschinen und im Dialog mit ausgebildeten Druckern, Gießern und Setzern echte Werkstattatmosphäre. Das Museum versammelt knapp 100 voll funktionsfähige Maschinen und Werkzeuge, die noch mit historischen Druck-, Satz- und Gießtechniken aus drei Jahrhunderten arbeiten. Um die 10.000 Besucher zählt es nach eigenen Angaben jährlich. In der Schriftgießerei, im ersten Obergeschoss des historischen Gebäudes in der Nonnenstraße, arbeitet Andreas Wengler. Hier gießt er maschinell Lettern für den Handsatz. Er ist einer der Letzten in Deutschland, die dieses Handwerk gelernt haben und es noch aktiv betreiben. Geboren wurde Andreas Wengler 1953 in Leipzig. Er wuchs direkt neben dem Museum für Druckkunst auf. Allerdings war es damals natürlich noch kein Museum,
sondern eine aktive Druckerei, der VEB Offizin Andersen Nexö. Unter dessen Dach wurden bis in die 1970er Jahre mehrere Druckereien zusammengefasst, die bis 1990/1991 an verschiedenen Standorten in Leipzig produzierten. Eigentlich war es nur ein Zufall, dass er schließlich in einer Schriftgießerei in Leipzig zum Justierer und Galvanoplastiker ausgebildet wurde und dort von 1978 bis 1991 arbeitete. Zunächst erstellte er Matrizen, Gussformen der einzelnen Buchstaben, was etwa sechs Wochen für eine Schriftgröße beanspruchte. „Man sieht und spürt den Unterschied bei einem Buch, das mit Hochdrucklettern hergestellt ist. Aber Handsatz ist etwas, was nur noch Liebhaber betreiben.“ „Und dann war Schluss 1991.“ Glücklicherweise rettete ein privater Sammler aus
A PROJECT OF
TEL: +49 (0) 341 98 99 84 00 / MAIL: INFO@THEPOSTLEIPZIG.COM / WEB: WWW.THEPOSTLEIPZIG.COM
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Andreas Wengler ist eigentlich gelernter Justierer und Galvanoplastiker. „Ich habe aber auch eine Schrift komplett neu gemacht“, erinnert sich Andreas Wengler, „das war die Maxima. Die wurde von Professor Gerd Wunderlich hier in Leipzig entworfen. Von 6 Punkt bis 48 Punkt, halbfett, mager, kursiv – fast sieben Jahre hat sich der ganze Spaß hingezogen.“
München die Technik und das vorhandene Fachwissen. Er lagerte die Maschinen ein und warb drei Mitarbeiter an – Andreas Wengler war einer von ihnen –, mit dem Ziel ein Museum zu gründen. Nach drei Jahren war es soweit. Aber Andreas Wengler hatte zuvor nur als Justierer und Galvanoplastiker gearbeitet und nicht als Schriftgießer. Deshalb ließ er sich zusätzlich den Schriftguss von einem Kollegen aus dem ehemaligen Betrieb im Museum beibringen. Alle Lettern, die beispielsweise für den Museumsshop oder in der Setzerei benötigt werden, stellt Andreas Wengler selbst her. Bestellungen gehen manchmal ein, wenn auch selten. „Handsatz ist etwas, was nur noch Liebhaber betreiben. Das ist ein Beruf, den es dann wirklich mal nicht mehr gibt.“ So sind die Vorführung der Maschinen und die Erklärung der einzelnen Arbeitsschritte eines Schriftgusses für die Besucher im ersten Obergeschoss sein hauptsächlicher Aufgabenbereich im Museum.
Inzwischen werden Schriftgießer oder Justierer und Galvanoplastiker nicht mehr ausgebildet. „Zu meiner Zeit wurden damals noch Schriftgießer ausgebildet, von denen ist aber heute keiner mehr in diesem Bereich tätig. Es ist ja auch kein Beruf mehr.“ Seinen einzig verbliebenen Berufskollegen Rainer Gerstenberg kennt er gut. Dieser betreibt eine Schriftgießerei in Darmstadt, welche im Haus der Industriekultur ansässig und Teil des Hessischen Landesmuseums Darmstadt ist. „Wir zwei haben auch immer wieder miteinander zu tun, ich hab sogar ein Bild von ihm hier“, berichtet Wengler gerührt. So wird im Museum für Druckkunst selbst zumindest „Nachwuchs“ angelernt. Thomas Kurz, der als Drucker und Setzer angestellt ist und die Werkstatt im Erdgeschoss betreut, wird seit einiger Zeit von Andreas Wengler in den Schriftguss eingelernt. „Die Maschinen bedienen oder erklären ist kein Problem“, sagt Andreas Weng-
ler, „aber er hat eben noch keine Schrift gemacht in dem Sinn, dass er mal einen kompletten Auftrag hergestellt hat oder so.” Am 18. September 1989 war es so weit: Freitags wurde für die Sonnabendausgabe mit der alten Technik gearbeitet und am Sonntag mit Computern für die neue Ausgabe. Auch Roland Müller, der in der dritten Etage des Museums für Druckkunst Besuchern die Druckmaschinen erklärt und vorführt, ergriff damals, wie sein Kollege zwei Etagen unter ihm, seinen Beruf des Schriftsetzers aufgrund des Bedarfs in der Branche. Seine Lehre als Druckformenhersteller absolvierte er in Leipzig, wobei er in Bad Lausick aufwuchs und die ersten Jahre täglich nach Leipzig pendelte. 1976 begann er bei der Druckerei der Leipziger Volkszeitung als Schriftsetzer. Dort wurde er auch gefragt, ob er zum Maschinensetzer, zum Linotype-Setzer,
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umlernen wolle, weil diese noch dringlich gebraucht würden. „Das hat mir Spaß gemacht, innerhalb eines Vierteljahres hatte ich mir das Wissen angeeignet“, erzählt er. Diesen Beruf hat er 15 Jahre lang ausgeübt, parallel dazu wurde er zusätzlich zum Redaktionslayouter ausgebildet. „Die Wende brachte es mit sich, dass man immer mehr Computer einsetzte. Das war sowieso geplant, aber dass es so schnell gehen würde…“, wundert er sich bis heute. „Am 18. September 1989 war es so weit, freitags wurde für die Sonnabendausgabe mit der alten Technik gearbeitet und am Sonntag mit Computern für die neue Ausgabe. Es wurde komplett umgestellt übers Wochenende. Es ist ganz gut gelungen, es gab viel Applaus überall und wir waren plötzlich ein führendes Verlagshaus.“ 2005 kam es zu einer Umstrukturierung und Entlassungswelle bei der Druckerei der Leipziger Volkszeitung, die zur Einsparung seiner Stelle und Entlassung von Roland Müller führte. „Es war ein glücklicher Zufall, dass sie jemanden wie mich, einen Maschinensetzer, gerade dann brauchten am Museum“. So konnte er innerhalb eines Jahres wieder an seine geliebten Maschinen zurückkehren. Nun bedient er sie als Museumsangestellter, erklärt und führt sie mit fundiertem Fachwissen den Besuchern vor. Er kennt zu jeder einzelnen Maschine die technischen Details, ihre spezifische Verfahrensweise und kann diese historisch einbetten. An seinem gelernten Beruf hingegen begeistert ihn vor allem die Technik. „Ich habe gespürt, dass mir die Maschine eine gute Pflege zurückgab. Es war eine richtige Symbiose mit der Maschine“, erklärt Roland Müller beinahe liebevoll. Sein Nachfolger, den er bereits nach und nach anlernt, ist Thomas Kurz, kurz der „Allrounder“ genannt.
„Es war ein glücklicher Umstand: Da stand ein Artikel in der Zeitung vom Museum und ich hatte neu in Leipzig eine Arbeit gesucht. Ich dachte, ehe du jetzt eine Bewerbung loslässt, rufst du erst mal an.“ Thomas Kurz wird Schritt für Schritt in alle Abteilungen des Museums eingearbeitet. Er soll derjenige Mitarbeiter werden, der alle Maschinen im Haus kennt – alle knapp 100 Maschinen bedienen, warten, vorführen und erklären kann. Er wurde 1966 in Olbernhau im Erzgebirge geboren. Von 1982 bis 1984 absolvierte auch er eine Schriftsetzerlehre und arbeitete anschließend bei seinem Vater in der eigenen Druckerei. Schließlich übernahm er die Druckerei komplett, musste sie nach einigen Jahren aber wieder aufgeben. Als er 2008 auf Stellensuche in Leipzig war, las er einen Artikel über das Museum, rief direkt an, um nach einer freien Stelle zu fragen, und bekam sie. „Jetzt fahre ich auf Messen und führe dort die Maschinen vor, beispielswiese auf die Buchmesse oder Handwerksmesse. Ansonsten bin ich für das Erdgeschoss zuständig, vertrete die Kollegen in den anderen Etagen und erledige Satzsowie Druckarbeiten für das Museum und alles, was eben anfällt“, beschreibt er seinen Aufgabenbereich. Es sieht nun ganz aktuell auch danach aus, dass in Kürze ein zweiter technischer Mitarbeiter eingestellt werden kann, der sich ebenfalls dieses breite Wissen aneignen wird. Statt den bisherigen „Meistern ihres Fachs“ plant Susanne Richter, Direktorin des Museums, langfristig fachübergreifende Mitarbeiter ausbilden zu lassen, die die Besucher durch das gesamte Haus begleiten können. Der Vorteil wird dann sein, dass Mitarbeiter so eine Gruppe von Anfang bis Ende führen können. Aber sie
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In städtischen oder staatlichen Museen gibt es kein Geld für Maschinenführer und die Ausbildung eines Fachkräfte-Nachwuchses, sagt Frau Richter, Direktorin des Museums. Sie hebt den Vorteil der privaten Stiftung, die hinter dem Museum für Druckkunst Leipzig steht, hervor – die Stiftung wolle explizit Kontinuität durch die „Meister ihres Fachs“ fördern.
werden zukünftig trotzdem darauf angewiesen sein, dass ehemalige Kollegen gerne aushelfen und ihr spezifisches Wissen einbringen. Darüber hinaus arbeitet das Museum bereits jetzt, wie in Zukunft, punktuell für Kurse oder Workshops mit freien Mitarbeitern zusammen. „Es gibt keine vergleichbare Einrichtung, die in so hoher Qualität für ein breites Publikum Technik und Handwerk erlebbar macht.“ Hierin sieht Frau Richter auch ganz deutlich den Vorteil der Trägerschaft des Museums für Druckkunst sowie seines Standorts: „Wir sind als private Stiftung in einer sehr glücklichen Lage. Wir haben zwar deutlich weniger Geld, aber dafür unterstützen unsere Stifter unser Konzept und wollen für Kontinuität sorgen. Auch wenn sich in den nächsten Jahren etwas verändern wird, ist in Leipzig noch sehr viel Wissen und auch Interesse von jüngeren Leuten vorhanden.“ Das
Museum für Druckkunst wurde 1999 von einer Privatsammlung in eine private Stiftung überführt. Die Stiftung nennt sich Werkstattmuseum für Druckkunst und wird vor allem durch die Stiftung Giesecke & Devrient sowie die Stadt Leipzig und weitere Unternehmen unterstützt. Anfang November 2013 wurden nun Giesecke & Devrient für dieses langjährige gesellschaftliche Engagement mit dem ersten Sächsischen Industriekulturpreis ausgezeichnet. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird von der Johann-Andreas-Schubert-Stiftung und der Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft gestiftet. Er dient der Pflege, Erhaltung und Weiterentwicklung des kulturellen Reichtums Sachsens Abschließend lässt sich fest halten, dass sich die industriellen Verfahrensweisen in vielen Bereichen geändert haben und damit einige Berufe wie Schriftsetzer oder -gießer, aber auch Blümler oder Holzspielzeugmacher vom Aussterben bedroht sind. Aufwendige Handarbeit hat ihren Preis und den wol-
len nur wenige zahlen. Die günstigere Variante, aus der Serienfertigung oder dem Ausland, übt eben ihren Reiz auf die Wegwerf-Gesellschaft aus.
www.druckkunst-museum.de
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Weltgeschichte in der Provinz Es tut gut, uns von dem, was uns täglich belastet, frei zu machen - der Lutherweg bietet Ihnen dazu die Gelegenheit. Der „Lutherweg in Sachsen“ lädt ein, die Wirkungsstätten der Reformation zu besuchen. Entdecken Sie die Spuren, welche die Reformation bis heute in einer traditionsreichen, historisch gewachsenen Landschaft hinterlassen hat. Der Lutherweg führt als spiritueller Wanderweg durch landschaftlich reizvolle Regionen. Er verbindet Städte, Stätten und Orte, an denen Martin Luther und seine Wegbegleiter wirkten
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Text: Roland Mischke, TV SBuHL e.V. Fotografie: Wolfgang Siesing/TV SBuHL e.V.
Der Lutherweg in Sachsen verbindet Städte, in denen die Reformation besonders prägend wirkte. In Löbnitz, nicht weit von Bitterfeld entfernt, war Luther gern zu Gast bei Ernst von Schönfeldt. Hier soll er den Psalm 111 übersetzt haben. Die Backsteinbasilika (1185), in der er predigte, wurde 1688 zur Saalkirche umgebaut. Eine Sensation ist die Bilderdecke (1691), die größte ihrer Art in Deutschland. 250 Kassettenfelder sind zu bestaunen. Rechtsstreit in Bad Düben Die heutige Kurstadt Bad Düben besitzt eine über 1.000-jährige Burg. Luther hat die Stadt auf seinen Reisen mehrfach tangiert. Schon 1519 setzte sich hier die Reformation durch. Der Kaufmann und Rebell Hans Kohlhase (durch Heinrich von Kleist als „Michael Kohlhaas“ in die Literatur eingebracht), ein Mensch von ausgeprägtem Gerechtigkeitsempfinden und im Kampf gegen den Feudalismus, bat Luther um Rat. 1534 schrieb ihm der Reformator einen Brief, in dem er ihn aufforderte, nicht Rache zu üben. Die Sühneverhandlung fand in der Burg statt. Sie ging nicht gut aus für den „Protestanten“, aber die Gerechtigkeitsidee pflanzte sich fort. In Süptitz, einem Ortsteil von Dreiheide, war Luther 1529. Er bevorzugte den Wein, der seit dem 13. Jahrhundert
auf den Südhängen der Süptitzer Höhen angebaut wurde. Kurfürst Johann Friedrich ließ dem Reformator hin und wieder ein Fässchen bringen. So etwa im Oktober 1543, als Luther in Wittenberg ein Fass alten Wein und ein Fass heurigen Most erhielt, „so gut uns der Allmächtige denselben dieses Jahr beschert hat“. Zwei Jahre später bedankte sich der Kirchenmann für ein „halbes Fuder Süptitzer“, ein halbes Fuder Gohrenberger und vier Eimer Wein aus Jessen, dazu ein „Schock Karpfen und drei Hechte“. „Es ist auf einmal zu viel, wäre genug ein Stück von jedem gewesen“, schrieb er dem Kurfürsten. Nonnen und Klosterflucht In Schildau am Nordrand der Dahlener Heide, nahezu vollständig von Wald umgeben, soll die Spezies der Schildbürger stark vertreten gewesen sein, Bürokraten, die allerlei amtliche Fehlentscheidungen fabrizieren, weil sie nicht genügend denken. Luther hat die Stadt wohl nicht besucht. Er visitierte aber das nahegelegene Kloster Marienpforte, nachdem es im Zuge der Säkularisierung aufgelöst worden war. Dort hielt er in der Sitzenrodaer Kirche St. Marien, die auf einem Hügel steht, eine flammende Predigt „Wider die Klatschmäuler und den bösen Leumund“.
Von Mügeln ist ein Kuriosum bekannt. Seit 1539 wurde in der Stadtkirche St. Johannis der lutherische Gottesdienst abgehalten, obwohl das Städtchen offiziell weiter katholisch blieb. Erst 1581, als der letzte katholische Bischof von Meißen – wozu das Mügelner Land gehörte –, Johann IX., zum Protestantismus übertrat, wurde die Gegend evangelisch. Im Kloster Marienthal in Sornzig lebten Zisterzienserinnen. Als sie 1523 von der Flucht ihrer Schwestern aus Nimbschen hörten, setzten sich sechs Nonnen ab. Sie hatten einen Helfer, Heinrich Kelner aus Mittweida, den die Obrigkeit festnehmen ließ; er wurde geköpft und gepfählt. Spätmittelalterliche Frömmigkeit Döbeln ist bekannt geworden durch die Machenschaften des Ablasspredigers Johann Tetzel. 1508 verführte der geschäftstüchtige Kirchenmann Gläubige dazu, sich ihr Seelenheil durch hohe Abgaben zu erkaufen. Die Einwohner beschwerten sich bei Herzog Georg dem Bärtigen, der Tetzel aus der Stadt wies. Die Reformation in Döbeln beginnt, wie in mehreren Orten, mit einem verheirateten Pfarrer. Jacob Seydler nimmt seine Köchin zur Frau, woraufhin er arretiert wird. Melanchthon und andere Wittenberger Theologen schaffen es, dass er unter Auflagen frei gelassen wird. Weil er in der Kirche nicht mehr predigen darf, tut er es im Rathaussaal. Seydler wird
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abermals verhaftet, flieht, wird wieder gefangen und des Landes verwiesen. Doch der protestantische Gedanke ist gestreut. Die Nikolaikirche, das älteste Bauwerk der Stadt, hat neben einem elf Meter hohen Altar weitere Kunstschätze zu bieten, die Altarbemalung soll auf die Cranach-Schule zurückgehen. Einzigartig ist der Mirakelmann, eine Holzfigur mit beweglichen Gliedmaßen, die hier aufbewahrt wird. Unter der Herrschaft einer „starken“ Frau Ob Martin Luther in Waldheim war, ist umstritten. Zwar hielten Mönche des Augustinerklosters lebhafte Beziehungen zum Wittenberger Augustinerkloster, dem Luther vorstand. In seiner Funktion als Visitator könnte er in Waldheim gewesen sein, Belege dafür gibt es nicht. Verbürgt ist aber, dass Herzogin Elisabeth von Sachsen die lutherischen Ideen mit Durchsetzungskraft förderte. Als Witwe verwaltete sie die Herrschaft Kriebstein, zu der auch Waldheim gehörte. 1539 verließen die meisten Mönche das Kloster, zwei wechselten in den evangelischen Dienst. Waldheims Stadtkirche St. Nicolai (1336) stand zuerst auf dem Marktplatz. Beim Stadtbrand 1832 wurde sie zerstört. Der klassizistische Neubau (1842) entstand auf dem Kellerberg, die Kirche ist mit 1.200 Sitzplätzen und einer Orgel mit 1.700 Pfeifen ungewöhnlich groß. In Mittweida sind erste Spuren des reformatorischen Geistes ab 1524 nachweisbar. Weil viele Bewohner den evangelischen Gottesdienst im nahe gelegenen Ringethal besuchten, wurden auf Betreiben des katholischen Bischofs 73 Personen aus der Stadt verwiesen. 1537 konnten sie zurückkehren, als Herzogin Elisabeth von Rochlitz im Amt Rochlitz, zu dem auch die Stadt Mittweida zugehörig war, die Reformation einführte. Der Lutherweg in Sachsen im romantischen Muldental Der alte Wallfahrtsort Penig wurde zum ersten Mal in einer Urkunde von 1313 als Stadt erwähnt. 1250 wurde die Kirche „Unser Lieben Frauen auf dem Berge“ zur Peniger Hauptkirche ernannt. Die Gläubigen strömten herbei, weil vom Marienbild in der Kirche wundertätige Wirkungen ausgehen sollten. 1539 wurde offiziell die Reformation eingeführt, die Marienkirche erhielt einen evangelischen Altar. Er ist ein Geschenk von Wolf von Schönburg. 1664 holte man den Bildhauer Christoph Walter, er verschaffte der Kirche ein umfassendes Bilderprogramm. 1688 fügte dem der Schneeberger Maler Constantin Seitz noch eine Kassettendecke mit 70 großformatigen Bildtafeln hinzu. In Wolkenburg im Tal der Zwickauer Mulde hat Martin Luther den Schlossherrn angepumpt. 1541
schenkte er seiner Frau Katharina das Gut Zöllsdorf, zum Betriebsbeginn bat er um zwölf Scheffel Korn und 24 Scheffel Hafer. Alles wurde korrekt abgezahlt. Wolkenburg geht auf eine Gründung von Wiprecht von Groitzsch im Jahr 1103 zurück. Die danach entstandene Burganlage wurde ab 1694 zum Schloss umgebaut. 1529 war der Ort evangelisch geworden. Auch in Crimmitschau fanden Luthers reformatorische Gedanken beim Bürgertum rasche Aufnahme. Auffällig ist, dass es über den Schulmeister Johann Krüginger zu einer sozialkritischen Dichtung kommt, die biblische Stoffe aufgreift und auch in Theateraufführungen einbringt. 1529 kam die Reformation nach Crimmitschau, in der Kirche St. Laurentius wird heute daran erinnert. Das bleigefasste Buntglas des „Gustav-Adolf-Fensters“ zeigt Luther, der die Bibel hochhält. Martin Luther und der sächsische Adel Manche Historiker bejahen es, andere widersprechen. Hat Martin Luther in der Kapelle der Burg Gnandstein, der besterhaltenen romanischen Wehranlage Sachsens, gepredigt? Es gibt keinen Datumsbeleg. Dennoch hat die reformatorische Bewegung den Ort frühzeitig erreicht. Die Herren von Gnandstein waren von Anfang des 15. Jahrhunderts bis 1945 die von Einsiedel. Die Familie gehörte zu den ersten sächsischen Adelsdynastien, die sich der lutherischen Bewegung anschlossen. Belegt ist das durch den intensiven Briefwechsel, der unter Haubold von Einsiedel und seinen Brüdern – den wesentlich jüngeren Halbbrüdern Heinrich Hildebrand und Heinrich Abraham – mit Luther und anderen Reformatoren geführt worden ist. Die Schlösser Forder- und Hinterglauchau erzählen von der Zeit der Schönburger Herren, die lange in der Stadt Glauchau und der Region regierten. Sie standen in Kooperation mit den mächtigen Wettinern, achteten aber stets auf ihre Unabhängigkeit. 1534 fanden Konsultationen über die Annahme des evangelischen Glaubens statt. Im Oktober 1542 hielt der Leipziger Superintendent Johann Pfeffinger auf Betreiben der Herrschaft in der St. Georgenkirche zu Glauchau die erste evangelische Predigt. Tourismusverband „Sächsisches Burgen- und Heideland“ e.V. Niedermarkt 1, 04736 Waldheim Tel: 034327 / 9660 www.lutherweg-sachsen.de
DEUTSCHE UND INTERNATIONALE KERAMIK SEIT 1946 ZEITGLEICH: RICHARD BAMPI PREIS www.grassimuseum.de
1. bis 9. Februar 2014
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in jazz
9. Internationales Jazzfestival | Halle (Saale) 6. Februar, 20 Uhr | Oper Halle
Schneeweiss & Rosenrot | Noa 7. Februar, 20 Uhr | Oper Halle
Lines for ladies | Reut Regev feat. Jean-Paul Bourelly 8. Februar, 20 Uhr | Oper Halle
Clara Ponty Quartet | Jazz aus der Eurasischen Mitte 9. Februar, 17 Uhr | Konzerthalle Ulrichskirche, Halle
Jasmin Tabatabai & David Klein Quartett
Ausführliches Programm: www.womeninjazz.de
Karl Fulle, „Woge“, 2003, Schenkung Petra Verberne, Foto: Christoph Sandig.
17. 11. 2013 – 23. 3. 2014
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Neue Arbeiten des Leipziger Künstlers Hassan Haddad werden in der Galerie Sitte gezeigt.
Der menschliche Faktor Der Leipziger Künstler Hassan Haddad präsentiert vom 19.01. bis 14.04.2014 seine Gemälde in der Willi-Sitte-Galerie in Merseburg. Gemälde, die Geschichten erzählen von Ereignissen und Schicksalen und darüber hinaus ganz von uns selbst. Text: Anja Reuter Fotografie: Hassan Haddad
Ein junger Mann sitzt mit hängendem Kopf, in sich versunken und isoliert von der Umwelt in der Straßenbahn. Adam und Eva schwingen sich durch eine Pendeltür in ein modernes „Paradies“ hinein. Schulkindern sind Flügel gewachsen, gleichsam wie im Märchen, die sie über die Gewalttätigkeiten und Grausamkeiten ihres Alltags hinweg tragen… Aber auch da, wo der Mensch nicht in persona erscheint, sind seine Spuren erkennbar, ist seine Präsenz spürbar. Das Ende eines Weges kann trotz desaströser Umstände gleichzeitig ein Neubeginn sein. Die Tristesse eines kalten, nebligen Tages am Seeufer mit entlaubten, verästelten, knochigen Bäumen trifft auf ein melancholisches, verwirrtes Gemüt. Eine trostlose, kaputte Stadtlandschaft, wo der sinkende Mond einziger Lichtpunkt ist, zeugt von Zerstörung und Niedergang, die dem Menschen geschuldet sind. Der menschliche Faktor im Konkreten wie im Allgemeinen in einer mehr und mehr „entseelten“ Welt ist das, was den Künstler beschäftigt und antreibt. Ein philosophischer Diskurs über das Menschsein im globalen Zeitalter Hassan Haddad wurde Anfang der 60er Jahre unweit der irakischen Hauptstadt Bagdad geboren. Er studierte an der Academy of Fine Arts in Bagdad Graphikdesign und Kunst. Seit Ende der 90er Jahre lebt und arbeitet Haddad in Leipzig. Das Interesse an der „Dramatik des Menschseins“, eine gute Beobachtungsgabe und der distan-
zierte Blick eines Fremden auf die andere Kultur, auf deren positive und negative Facetten, haben ihn nicht nur persönlich irritiert und verunsichert. Das hat ihn gleichzeitig immer wieder zur schöpferischen Gestaltung angeregt. Viele seiner Themen lagen gewissermaßen auf der Straße, Alltagssituationen und -befindlichkeiten, die jeder kennt, aber oft nicht mehr bewusst wahrnimmt. Nichts ist so, wie es scheint Prinzipiell hat Hassan Haddad die figurative, gegenständliche Malerei in einer eigenwilligen Art für sich als Ausdrucksform gefunden, indem er mit surrealen Verschiebungen, allegorischer Überhöhung, phantastischen Elementen Lebendigkeit und Spannung erzeugt und oftmals seine orientalischen Wurzeln nicht verleugnet. Auch Themen wie Krieg, Katastrophen und dessen humanitäre Folgen, zu denen uns die Medien tagtäglich visuell überfluten, finden eindringlich, mit Einfühlungsvermögen, epischer Erzählkraft und ohne Effekthascherei eine ästhetisch meisterhafte Widerspiegelung in seinen Werken. Das künstlerische Vermögen und das engagierte Denken und Arbeiten Hassan Haddads hat den „Förderkreis Willi-Sitte-Galerie e.V.“ bewogen, den Künstler in Nachbarschaft mit Werken aus über 60 Jahren Schaffenszeit von Willi Sitte zu präsentieren. www.willi-sitte-galerie-merseburg.de
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Zwischen „Psycho“ und Pappmaschee Der renommierte Medienkünstler Bjørn Melhus stattet der Kunstsammlung Jena einen Besuch ab. Seine Schau „I love You“ bildet einen ansehnlichen Querschnitt der letzten 20 Jahre ab Text: Tobias Prüwer Bild: Bjørn Melhus
Er gehört zur ersten Generation, die mit dem Fernsehen groß geworden ist. Der 1966 geborene Bjørn Melhus ist ein TVNative, sozusagen, der Blick in und durch die Röhre wurde zum Lebensbegleiter seiner Altersgruppe. Heute gehört der Deutsch-Norweger zu den international bekanntesten Videokünstlern Deutschlands. Eine Auswahl seiner Werke zeigt die Kunstsammlung im Stadtmuseum Jena. Werbespots waren es, die Melhus zunächst nach seiner Ausbildung als audiovisueller Designer dreht. Dann sucht er die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Medium Film, kreiselt um die Frage, wie wir über dieses die Welt wahrnehmen. Wie strukturieren Kino und Fernsehen unser Sehen und Denken, wie fügen sie sich in unsere Umwelt ein oder ordnen diese neu? Was machen projizierte Waren- und Werbewelten mit den menschlichen Bedürfnissen? Um das sichtbarer zu machen, sampelt Melus das vorgefundene Alltagsmaterial, setzt Clips und News, Spielfilme und Serien zu Collagen zusammen. Dabei setzt er weniger auf das Dokumentarische und
offensichtlich Aufklärende. Durch Reduktionen und Dopplungen, Wiederholungen und Zerrspiegel rückt vielmehr der Blick auf Details, an den Rand, in die Peripherie. Seit mehr als 20 Jahren nun setzt er sich mit der Medienkunst und den Mitteln der AV-Medien auseinander. Er tritt selbst in seinen Kurzfilmen auf. Seine berühmteste Rolle ist die Dorothy aus dem US-amerikanischen Kinderbuch „The Wizard of Oz“: Mit einer grünen Schleife im Haar deklamiert er Sätze über Kindheit und Heimat. Im 13-Minüter „I am not the Enemy“ (2011) etwa spielt Melhus alle Rollen gleich selbst. Indem er aus Kriegs- und Antikriegsfilmen Zitate von Kriegsheimkehrern entlehnt und in deutscher Reihenhauslandschaft neu platziert, schafft er Verfremdungseffekt und schärft den Fokus. Was bedeutet es für eine nachheroische Gesellschaft, die nicht weiß, wie sich Krieg überhaupt anfühlt, dass sie dennoch Kriege führt? Auch der Kurzfilm „Murphy“ (2008) ist an dieser Thematik interessiert: Dialogsequenzen aus Hubschraubergefechten in „Das fliegende Auge“ flackern in mono-
chromen Flächen auf, die auf das Posttraumatische Belastungstrauma verweisen. Eher melancholisch – und ein wenig skurril – fällt Melhus’ Hommage ans ScienceFiction-Genre der 1960er aus. Das Video „Captain“ (2005) spielt in einer Pappmascheewelt und spiegelt die Hoffnungen auf den technologisch-wissenschaftlichen Fortschritt. Unter dem Titel „I love You“ zeigt die Kunstsammlung Jena Melhus’ Arbeiten aus den Jahren 1991–2013, also einen ansehnlichen Querschnitt seines Schaffens. Für viele seiner Arbeiten trifft das Urteil zu, das Melhus über sein Hitchcock„Psycho“-„Remake“ „Das Badezimmer“ sagte: „Ich glaube, der Film funktioniert sowohl bei Zuschauern, die das Quellenmaterial kennen, als auch für die, die es nicht kennen.“ Bjørn Melhus, „I love You“, 14.12.–23.2.2014, Di–So, wechselnde Zeiten, Städtische Museen Jena, Kunstsammlung www.jena.de
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FILMFEST Bild: Emily Woods
I N N O V AT I O N
Bild: DOK-Film Motiv 2013
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BESTFORM
Internationale Filme und Gäste
„MoSan“ – Eine mobile Sanitärlösung gewinnt den ersten Wettbewerb.
Eine unendliche Zahl an Dokumentar- und Animationsfilmen sowie Beiträgen, die zwischen den klassischen Genres angesiedelt sind, wird jedes Jahr zum Dok-Filmfest in Leipzig geboten.
Der neue Wettbewerb des Landes SachsenAnhalt prämiert innovative Produkte und Marketing-Strategien, die durch Partnerschaften von Kreativen und Industrie entstanden sind, mit dem Ziel, die Kreativwirtschaft zu stärken und neue Impulse in anderen Branchen zu fördern. Die freischaffende Industrie-Designerin Mona Mijthab und die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) erhielten den ersten Preis des Landeswettbewerbes BESTFORM 2013 in der Kategorie „Produkt“. Mona Mijthab aus Magdeburg entwickelte gemeinsam mit der GIZ eine kleine leichte Sitztoilette zur Verbesserung der sanitären Situation in dicht besiedelten Armutsvierteln in Entwicklungsländern. Die „mobile sanitation“, oder kurz MoSan genannt, benötigt weder Wasser noch Strom. Stattdessen werden die Fäkalien vom Urin getrennt und mit Asche bedeckt. Anschließend können aus ihnen Rohstoffe wie Biogas, Kompostdünger und Feuerbriketts gewonnen werden. Die innovative Idee und Gestaltung überzeugten die Jury. CM
Es war ein neuer Rekord. Die 56. Ausgabe des Dok Leipzigs, des internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm, zählte in diesem Jahr 41.500 Zuschauer. „Dank eines größeren Kinosaals konnten wir bei den Zuschauern noch einmal zulegen. Da aber auch dieser Saal sehr oft ausverkauft war, haben wir so ziemlich das Maximum erreicht“, sagt Festivaldirektor Claas Danielsen. Die Auswahl an 346 Filmen aus 57 Ländern überzeugte und zog Besucherschwärme in die verschiedenen Festivalkinos in Leipzig. Viel internationales Publikum in den Kinoreihen ließ gemeinsam mit den Filmen aus aller Herren Länder und den auf die Vorführungen folgenden Gesprächsrunden mit den jeweiligen Regisseuren so internationales Flair in den Kinos aufkommen, wie es in Leipzig selten ist. Eine wichtige Neuerung in diesem Jahr war das verbesserte Ticketsystem, welches nun online den Ticketkauf für alle Vorstellungen in allen Spielstätten ermöglichte. So konnte der Besucher sich zu Hause durch das vielfältige Programm arbeiten, einzelne Favoriten auswählen
www.bestform2013.de
und die entsprechenden Tickets direkt online bestellen. Bei der feierlichen Abschlussveranstaltung am 02. November wurden schließlich im Schauspiel Leipzig insgesamt 17 Preise im Gesamtwert von 69.500 Euro verliehen. Die Goldene Taube im internationalen Wettbewerb für Dokumentarfilm, welche mit 10.000 Euro dotiert ist und vom MDR gestiftet wird, ging beispielsweise an „Stop the Pounding Heart“ von Roberto Minervini. Als Begründung nannte die Jury: „Diese im ländlichen Amerika spielende Geschichte vom Erwachsenwerden überraschte und fesselte die Jury mit ihrer vertraulichen und rein cineastischen Herangehensweise. Seine wagemutige, unvoreingenommene Darstellung dieser streng religiösen Familie ist erfrischend und aufregend zugleich.“ Mit der Goldenen Taube für den besten Animationsfilm, dotiert mit 5.000 Euro, wurde weiterhin der slowenische Beitrag „Boles“ von Špela Cadež ausgezeichnet. Alle Preisträgerfilme sind immer am letzten Festivalsonntag noch einmal zu sehen. CM www.dok-leipzig.de
Galerie Kleindienst
Aufbruch Weill & die Medien
aktuell
21.2.–9.3.2014
Neues vom Tage GMD Antony Hermus & Anhaltische Philharmonie
Henriette Grahnert „Freund November“ 16.11. – 21.12.2013
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The Firebrand of Florence Staatsoperette Dresden Keine Experimente Ensemble Modern Wireless Weill Julia Hülsmann
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Tilo Baumgärtel 11.01. – 15.02.2014
Das Berliner Requiem Orchester der Komischen Oper Berlin Fantasien mit Weill MDR Sinfonieorchester & Daniel Hope und vieles mehr … www.weill.de
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CHRISTIAN BUSSENIUS, SEKTOR 42, 2013
T H O M A S TA U B E , S O R R Y T H AT I A S K E D , 2 0 1 3
Tanz der Körper
In der Fremde
Selbstreflektion
Skurrile, sexuelle Handlungen, überspitzte Körperformen und Rollenbilder.
Isolierte und in sich gekehrte Figuren vor rätselhafter Kulisse.
Auf der Suche nach Antworten über die unklare Zukunft des Fernsehens.
Justyna Koeke arbeitet in ihren Performances, Skulpturen und Installationen mit Körpern. Zumeist ihr eigener Körper, aber auch der anderer Akteure, vollführt sexuell aufgeladene, skurrile Exzesse. Grellbunte Kunststoffmaterialien verhüllen dabei Körperteile, entblößen die vermeintlich versteckten Formen aber gleichzeitig in stark übersteigerter Form. Gnadenlos überspitzt die Künstlerin die beiden Geschlechter in ihren Rollen und tradierten Bildern wie der Madonna, des Muskelmanns oder der Meerjungfrau. Lediglich Gesichter sind, abgesehen von ihrem eigenen, nie zu erkennen. Ihr Anliegen ist nicht die Aussage über einzelne Individuen, viel mehr transportieren die Arbeiten den Wunsch nach Aufweichung der starren gesellschaftlichen Grenzen zwischen Körper und Geist, Realität und Fantasie, Männlichkeit und Weiblichkeit. Justyna Koeke, geboren 1976 in Krakow, Polen, 1999 – 2005 Studium der Bildenden Künste in Nürnberg, Krakow, Stuttgart, Warschau, lebt und arbeitet in Ludwigsburg und Krakow. CM
Es sind meist vereinzelte Männerfiguren, die Christian Bussenius isoliert vor einem Bildhintergrund wie vor einer Kulisse posieren lässt. Sie scheinen nicht in ihre Umgebung zu passen. Weder formal noch inhaltlich fügen sich Figuren und der sie umgebende Raum zu einem logischen Ganzen. Meist löst Christian Bussenius die angedeuteten Gegenstände, Bildräume und Landschaften im Hintergrund in grafische Formen und abstrakte Farbflächen auf. Innenräume sind jedoch zumeist durch ein sehr dunkles Rot charakterisiert, Außenräume durch ein kühles Blau. Es scheint auch öfter etwas von den Zügen des Künstlers selbst in den von ihm dargestellten Figuren zu liegen. Verwirrspiel, Rätsel und Geheimnis liegen in der Luft der stimmungsvollen Momentaufnahmen und eingefrorenen Gesten. Bussenius, geboren 1978 in Magdeburg, 2002 – 2008 Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, zunächst Klasse Arno Rink, dann Klasse Neo Rauch, 2008 – 2011 Meisterschüler ebenda. CM
Die 7-Kanal-Installation „Sorry that I asked“ ist die kritische Auseinandersetzung von Thomas Taube mit dem Medium Fernsehen. Hierfür fing er die persönliche und professionelle Sicht von sieben Fernsehjournalisten auf das Fernsehen und seine Zukunft ein, die er in einem zweiten Schritt zu einer eigenen visuellen und inhaltlichen Aussage zusammen führte. Alle sieben Protagonisten, die im ruhigen, gleichmäßigen Wechsel zu sehen sind und sich auf einem fortwährenden Gang durch das verlassene Sendezentrum des ORFs befinden, bekommen Teilaussagen der sieben Originalaufnahmen in den Mund gelegt. In dem dreißigminütigen Film ist jeder Protagonist auf jeweils einem Stockwerk zu sehen. Die sieben Teile beziehen sich auf die sieben Kernbereiche der Fernsehproduktion. Es herrscht ein verstörender Wechsel zwischen sehr ruhigen Bildern und sich überlagerndem Stimmengewirr. Thomas Taube, geb. 1984 in München, seit 2008 Studium Medienkunst an der HGB Leipzig, Klasse Prof. Clemens von Wedemeyer und seit 2010 Gaststudent an der HBK Braunschweig bei Prof. Candice Breitz. CM
Weitere Informationen zu Justyna Koeke finden Sie unter www.potemka.de.
Weitere Informationen zu Christian Bussenius finden Sie unter www.potemka.de.
Weitere Informationen zu Thomas Taube finden Sie unter www.thomastaube.de.
Foto: Mateusz Torbus
J U S T Y N A K O E K E , E X T R E M E B E A U T Y, 2 0 1 2
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A N DRE A ME N G, BE SIEGT ES LAND (AUSSCHN.), 2011
DANIEL KLAWITTER, GLÄSERNER KÄFIG, 2007
M A R I A E I N E R T, O R T 4 , 2 0 1 1
Bunt und bissig
Biomorph
Fata Morgana
Leuchtende Primärfarben laufen letztlich nur auf eine hinaus: Drei Farben: schwarz.
Künstliche Formen, die jedoch das Leben selbst in sich zu tragen scheinen.
„Die Beziehung von inneren Zuständen gegenüber äußeren Umständen.“
Was schert es schon das Abendrot, was die Menschen so treiben. Ob Sieg, Niederlage oder Expansion „die Sonne tönt nach alter Weise in Brudersphären Wettgesang“… Die Fahne hängt schwarz und schlapp und macht sich in ihrer Deprimiertheit fast etwas lächerlich in Anbetracht des spektakulären Sonnenuntergangs. „Nimm‘s hin, am Ende des Tages kräht einfach kein Hahn mehr nach dir“ scheint uns Andrea Meng, zwar mit einem Augenzwinker, aber dennoch ernst gemeint, zu sagen. Selbst mit den von der Künstlerin angebotenen Mitteln des Humors gar nicht so einfach umzusetzen, denn lachen lässt es sich bekanntlich am besten über andere. Aber auch hier trickst uns Meng aus: als erstes sind ihre Bilder bunt, dann lustig und dann erst entpuppen sie sich als bitterböse. Sarkastischironisch zeigen sie direkt auf den Betrachter. Andrea Meng, 1975 in Weimar geboren, 1999–2007 Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, 2007–08 Studium an der Akademie der Bildenden Künste Wien, Fachklasse für erweiterten Raum bei Daniel Richter, lebt und arbeitet in Leipzig. EN
Fast wie die DNS des Lebens selbst scheinen die Plastiken Daniel Klawitters. Ein Wurm, ein Pflanzensamen, ein Bakterium. All diese Assoziationen rufen seine Arbeiten hervor. Dabei schwingt da noch ein Allgemeineres, etwas Abstraktes, etwas Übergeordnetes mit. Man kann sich nicht mal entscheiden, ob das wurmartige Etwas, dass sich dem Betrachter entgegen schlängelt mehr an ein aggressives Tier oder eher an eine bereits abgestorbene Pflanzenspore erinnert. Leben in seiner Latenz, Potenz und schließlich in seiner Vergänglichkeit, jenseits jeder Hirarchisierung der Lebewesen, wird uns hier sinnbildlich vor Augen geführt. Letztlich scheint es egal, ob es sich um menschliche DNS, ein Tier oder etwas pflanzliches handelt, da alle Lebensformen dem ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens unterworfen sind, der hier in einem Moment kumuliert. Klawitter, 1962 in Berlin geboren, 1990–95 Studium der Malerei/Grafik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, 1995–97 Meisterschüler, lebt und arbeitet in Eichwalde. EN
„Doppelbelichtungen, Verzerrungen, Überund Unterbelichtungen. Lange Belichtungszeiten halten ein Zeitfenster fest und die Bewegung darin. Ich nehme mir Zeit, meine Raumwahrnehmung zu schärfen und mich zu positionieren. Der fotografierte Moment bleibt ein sehr persönlicher, jedoch in der Abstraktion der Mittel ein verschlüsseltes Bild.“ Maria Einert nutzt ganz bewusst alle in der Fotografie möglichen Fehlerquellen, um der abgelichteten Realität etwas entgegenzusetzen. Ihre persönliche Wahrnehmung, Mehrdimensionalität, Gleichzeitigkeit und schließlich den interpretatorischen Freiraum für den Betrachter schafft sie so und lässt damit ihre Aufnahmen über die reine Fotografie hinauswachsen. Die Fotografie konnte sich schließlich auch erst als wirkliche Kunstform etablieren, als sie über die reine Abbildung der offensichtlichen Realität hinaus ging. Maria Einert, geboren 1985 in Chemnitz, 2005–11 Studium an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, bei Müller-Reimkasten lebt und arbeitet in Dresden und Leipzig. EN
Weitere Informationen zu Andrea Meng finden Sie unter www. artfacts.net.
Weitere Informationen zu Daniel Klawitter finden Sie unter www.galerie-seitz.de.
Weitere Informationen zu Maria Einert finden Sie unter www.maria-einert.de.
84 KULTUR
REGJO
Nachgehen, Nachhören, Nachvollziehen Wo haben sie gewohnt, gegessen, gelernt und geliebt? Diesen Fragen geht die Leipziger Notenspur quer durch Leipzig nach und lässt so den durch viele große Geister der Musikgeschichte geprägten Genius Loci erfahrbar werden.
REGJO KULTUR 85
Text: Esther Niebel Fotografie: Werner Schneider, Sven Winter, Kartendesign Gaby Kirchhof, www.fenchelino.com.
23 unterschiedliche Stationen sind es, die die Leipziger Notenspur verbindet. Genau genommen eigentlich 23 und eine halbe, zählt man die Klanginstallation in Kretschmanns Hof mit dazu. Die Klangdusche vermittelt klassische Musik und Lebensart. Die Atmosphäre der Stadt wird anhand von Alltagsgeräuschen und über Einspielungen von mit Leipzig verbundenen Musikstücken wiedergegeben. Und obwohl die Klangdusche keine wirkliche Station auf der Leipziger Notenspur ist, spiegelt sie das Anliegen dieses Projektes gut wieder. Wie die Notenspur selbst ist sie ein Hybrid, der Verschiedenes anbietet, der aber auch die aktive Vorstellungskraft des Rezipienten einfordert, da nur so ein lebendiges Bild der Musik- und Stadtgeschichte entstehen kann. Eine Spur aus Edelstahlintarsien Die durch 155 Edelstahlintarsien gekennzeichnete 5,3 Kilometer lange Notenspur führt vor allem durch die Leipziger Innenstadt. 800 Jahre Musikgeschichte, wovon die letzten 300 Jahre von herausragenden Komponisten geprägt wurden, in der Dichte neben Wien weltweit einmalig, sollen in ihrer Ambivalenz und in ihrer Spannung zwischen Hoch- und Alltagskultur erfahrbar werden. Das Gewandhaus zu Leipzig, wer kennt es nicht? Das Orchester gehört zu den TopTwenties der weltbesten Orchester. Auf Ini-
tiative des ehemaligen Gewandhauskapellmeisters Kurt Masur wurde das Neue Gewandhaus als einziger Konzerthausneubau in der DDR errichtet und 1981 am Augustusplatz eröffnet. In der NotenspurStation 2, dem Mendelssohn-Haus in der Goldschmidtstraße, wohnte Felix Mendelssohn Bartholdy die letzten zwei Jahre seines Lebens bis 1847. Das Haus wird heute zum einen als Musiksalon genutzt, zum anderen soll es mit seiner Originalausstattung an den großen Musiker erinnern, der als Gewandhauskapellmeister, Komponist und Gründer des ersten Konservatoriums für die höhere Bildung von Musikern in Deutschland Leipzig zum damaligen Mittelpunkt der musikalischen Welt machte. „Ich sehne mich jetzt ganz fabelhaft nach der Welt, nach Kunst, nach Künstlern – überhaupt nach Geist. Also Presto! Auf baldiges Wiedersehen!“ schrieb der norwegische Dirigent und Komponist Edvard Grieg an seinen Leipziger Verleger Max Abraham, in dessen Haus in der Talstraße er oft zu Gast war. Grieg hatte von 1858 bis 1862 am hiesigen Konservatorium studiert, was seine enge Bindung an Leipzig begründete. Im Haus von Max Abraham entstand schließlich 1888 auch die erste Peer-GyntSuite. In direkter Nachbarschaft befindet sich die ehemalige Musikbibliothek Peters, Notenspur-Station 4. Außer dem Musikverlag C. F. Peters, der 1800 zunächst unter dem Namen Bureau de Musique gegründet worden war und mit dem Besitzerwechsel
nach dem neuen Eigentümer Carl Friedrich Peters umbenannt wurde, betrieb Max Abraham auch die Musikbibliothek Peters. Diese stellte die erste öffentliche Fachbibliothek ihrer Art dar und durfte ganz im Sinne ihres aufgeklärten Gründers Abraham, seinerzeit ebenfalls ein absolutes Novum, auch von Frauen genutzt werden. Bei der hohen Dichte historisch musikalischen Lebens erscheint es nur folgerichtig, dass Leipzig über einen großen Bestand alter Musikinstrumente verfügt. Im Grassi, der NotenspurStation 5, ist seit 1929 das der Universität Leipzig angegliederte Museum für Musikinstrumente untergebracht, das mit über 5.000 Instrumenten die größte Musikinstrumentensammlung Deutschlands beherbergt. Zu den Kostbarkeiten der Sammlung zählen der älteste original erhaltene Hammerflügel der Welt. Weiter geht es auf den nahe gelegenen, 1536 von Herzog Georg eingeweihten, Alten Johannisfriedhof. Der mittlerweile zum Park umgestaltete Friedhof umfasste früher ein wesentlich größeres Areal. Heute lassen sich auf dem Alten Johannisfriedhof die Gräber des Thomaskantors und Wagner-Lehrers Christian Weinlig sowie Wagners Mutter Johanna Rosines und Wagners Lieblingsschwester Rosalie finden. Vier Jahre, von 1840 bis 1844, wohnten Robert und Clara Schumann, geborene Wieck, im heute so genannten SchumannHaus, der Station 7. In dem restaurierten klassizistischen Haus lässt sich heute wieder
Der Sommersaal im Bosehaus, Sitz des Bach-Museums. Eine den Saal erweiternde Musikempore kann durch ein bewegliches Deckengemälde verschlossen werden.
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arte epl Spor thalle 9. Wagner-Denkmal ays nstr tr. . 10. Oper Leipzig 11. Alte Nikolaischule 12. Nikolaikirche 13. Altes Rathaus 14. Museum der bildenden Künste – Beethoven 15. Zum Arabischen Coffe Baum 16. Hôtel de Saxe
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Neue Theater aus dem Jahre 1886 wurde hier wieder aufgebaut und nahm 1960 mit den Meistersingern von Nürnberg unter der Leitung von Joachim Herz den Opernbetrieb erneut auf. Ein paar Gehminuten vom Augustplatz entfernt befindet sich die Notenspurstation 11, die Alte Nikolaischule. In der 1512 gegründeten Schule drückten neben Wagner auch G. W. Leibnitz und Ch. Thomasius die Schulbank. Seit dem Wagner-Jubiläumsjahr 2013 beherbergt die Alte Nikolaischule die Dauerausstellung „Der junge Richard Wagner“. Station 12, die Nikolaikirche, befindet sich direkt neben der Nikolaischule. Die eigentlich spätgotische Kirche, deren Baugeschichte bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht, wurde von 1784 bis 1797 klassizistisch umgebaut. Hier wurden 1724 die Johannespassion und 1734 der erste Teil des Weihnachtoratoriums von Bach uraufgeführt. Bach war als Thomaskantor und Director musices neben der Thomaskirche und der Nikolaikirche für zwei weitere, heute nicht mehr erhaltene, Leipziger Kirchen verantwortlich. Für die Kirchen komponierte Bach bis zu 60 Kantaten pro Jahr. Bevor Bach jedoch sein Amt antrat, unterschrieb er 1723 im Alten Rathaus, Station 13, seinen Amtsvertrag. Im Bachzimmer kann man heute noch ein Originalportrait Bachs sowie eine Originalhandschrift bewundern. Der Pfeiferstuhl an der Nordseite des Festsaales, auf dem zu besonderen Anlässen die Stadtpfeifer Musik für die im
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Die Musikverlage im Grafischen Viertel, die Nummer 8 der Spur, stellen einen weiteren wichtigen Baustein in der Geschichte Leipzigs als bedeutende Musikmetropole dar. 1719 gründete hier Bernhard Christoph Breitkopf den weltweit ersten Musikverlag, den späteren Breitkopf & Härtel Verlag. Weitere Musikverlage waren der C. F Peters und der Hofmeister Verlag. Indem die Verlage teilweise Erstveröffentlichungen wichtiger Werke Beethovens, Schumanns, Liszt, Wagners und Schumanns herausbrachten sowie bedeutende Editionen und Kompendien, verbanden sie nicht nur die Komponisten eng mit der Stadt, sondern begründeten auch den Ruf Leipzigs als musiktheoretische Stadt mit. In den Grünanlagen bei der Oper treffen wir auf die von Max Klinger 1904 entworfene Büste des in Leipzig geborenen Richard Wagners. Station 10, die Oper Leipzig, schließt direkt in Richtung Augustusplatz an die Grünanlage an. Das durch den Krieg zerstörte
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das künstlerische Flair dieser Zeit, in der die Frühlingssinfonie und der erste Satz des a-Moll-Klavierkonzertes entstanden und Gäste der Schumanns wie Mendelssohn Bartholdy, Liszt und Wagner gern gesehene Gäste waren, nachvollziehen.
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2. Mendelssohn-Haus 3. Grieg-Begegnungsstätte 4. Ehemalige Musikbibliothek Peters 5. Museum für Musikinstrumente 6. Alter Johannisfriedhof 7. Schumann-Haus 8. Grafisches Viertel – Musikverlage
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Drei Fragen an Prof. Werner Schneider, Initiator und Mitbegründer der Leipziger Notenspur. Bereits 1998 haben Sie der Stadt das Notenspur-Projekt vorgeschlagen, das zunächst nicht auf offene Ohren stieß. 2006, nach einer Machbarkeitsstudie, hat die Stadt das touristische Potential der Notenspur schließlich erkannt. Nach der Eröffnung der Leipziger Notespur 2012 haben Sie den Vorantrag auf die UNESCOWeltkulturerbe-Liste eingereicht, 2013 ist die Leipziger Notenspur-Initiative mit dem Europäischen Initiativpreis für Kultur ausgezeichnet worden. Was ist so innovativ an dem Projekt? Was uns von anderen UNESCO-Weltkulturerbeorten unterscheidet, ist, dass es uns nicht nur um einen Ort oder ein Gebäude geht. Uns geht es vor allem um den Geist, der diesen Orten erst seine Bedeutung verliehen hat und sie bis heute für uns interessant macht. Wir wollen Musik, Architektur, Geschichte und Biografien von Musikern auch jenseits von Institutionen erfahrbar machen. Wichtig dabei ist der Aspekt des Selbst-Entdeckens, in dessen Prozess sich die Spaziergänger auf der Leipziger Notenspur die Musikgeschichte dieser Stadt so aneignen können, wie sie es möchten. Anliegen der Leipziger Notenspur ist es, sowohl verschiedene kulturelle Bereiche innerhalb der Stadt zu verknüpfen, als auch den emotionalen Anteil der Musik, der die Kraft hat, unterschiedliche Sprach- und Kulturräume zu verbinden, ins Bewusstsein zu bringen und erlebbar zu machen. Können Sie das an einem Beispiel erläutern? Sehr am Herzen liegt mir eine Station auf der Leipziger Notenspur, die an jüdische Musiker erinnert, deren Biografie und Wirken durch die Nationalsozialisten abgebrochen wurde. Stellvertretend für bedeutende Komponisten, deren Erinnerung in unserer Stadt fast ausgelöscht ist, kann an Erwin Schulhoff und Hanns Eisler erinnert werden. Erwin Schulhoff, ein kosmopolitischer Komponist und Pianist, der als erster Jazzelemente in die klassische Musik integrierte, starb 1942 im Internierungslager. Hanns Eisler, der Komponist der Nationalhymne der DDR, überlebte zwar im amerikanischen Exil, wurde dort jedoch aufgrund seiner linksgerichteten Überzeugung des Landes verwiesen. Wir möchten diesem in Vergessenheit geratenen Erbe wieder ein Zuhause geben, es in der Stadt verorten.
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Festsaal Versammelten erklingen ließen, und der Bläserbalkon am Rathausturm, von dem Musik für die Bürgerschaft gespielt wurde, geben Hinweis darauf, welche Bedeutung Musik für die Stadt besaß. Bildende Kunst, Essens- und Schlafkultur Selbst die bildende Kunst Leipziger Provenienz lässt sich nicht von der Musik trennen. So ist eins der bedeutendsten Werke des Symbolismus die über drei Meter hohe Beethovenplastik Max Klingers, zu sehen im Museum der bildenden Künste Leipzig, Station 14. Als nächste Station folgt eins der ältesten Kaffeehäuser Europas. Nachweislich wird im „Zum Arabischen Coffe Baum“ seit 1711 Kaffee ausgeschenkt. Robert Schumann ging hier in den Jahren 1833 bis zu seiner Hochzeit 1840 regelmäßig ein und aus. Der Festsaal des Hôtels de Saxe, Station Nummer 16, wurde im 18. und 19. Jahrhundert als Konzertsaal genutzt. Das 1808 gegründete Gewandhaus Quartett gab hier die ersten Streichquartettkonzerte in Leipzig überhaupt. Aber neben der Bedeutung des Hotels für die Musikkultur beherbergte es natürlich auch Übernachtungsgäste wie 1796 die Witwe W. A. Mozarts und im Jahre 1835 F. Chopin.
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Haben Sie konkrete Vorstellungen davon, welcher Ort sich dafür eignen würde? Geradezu prädestiniert hierfür wäre die Elsterstraße 35, in der Erwin Schulhoff wohnte, als er am Konservatorium studierte. Dort gibt es einen denkmalgeschützten Raum, dessen Innenausstattung noch aus der Studentenzeit Schulhoffs stammt. Ein anderer möglicher Ort wäre das Eisler-Geburtshaus, das sich allerdings in einem trostlosen Zustand befindet. Auch der Gedenkort an die Ez-Chajim-Synagoge ist leider in einem beklagenswerten Zustand.
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Der zum Park umgestaltete Alte Johannesfriedhof.
Oben: MDR-Kubus. Unten: Namenstafel im „Zum Arabischen Coffe Baum“.
Nirgendwo in der Stadt ist Bach so präsent wie rund um den Thomaskirchhof. Hier hat er gewohnt und komponiert. An der Thomaskirche, der Station 17, wurde 1212 das Augustiner Chorherrenstift und mit ihm der Thomanerchor gegründet. Bis heute singen die Thomaner jeden Freitag und Samstag Motetten. Gegenüber der Thomaskirche befindet sich das Bosehaus, in dem das Bach-Archiv untergebracht ist. Da die alte Thomasschule, in der Bach mit seiner Familie wohnte, nicht mehr erhalten ist, wurde das ehemalige Wohnhaus des Kaufmanns und Freund Bachs G. H. Bose zum Museum und Archiv umgestaltet. Neben Handschriften und Originaldokumenten, Möbeln und alten Musikinstrumenten gibt das Haus auch Auskunft über die Wohnkultur zu Bachs Zeiten. Attraktion ist der Sommersaal des Hauses, dessen Deckengewölbe als zusätzlicher Resonanzkörper geöffnet werden kann.
chen, das das Bild Leipzigs als vielfältige Musikstadt, deren Protagonisten sich gegenseitig befruchtet haben, vervollständigt. Das Gleiche gilt für das Erste Gewandhaus: 1781 wurde im ehemaligen Tuch- und Zeughaus der erste Leipziger Konzertsaal eröffnet. Mozart gab hier 1789 ein öffentliches Konzert, Clara Wieck hatte in dem vollständig holzgetäfelten Raum 1828 als Neunjährige ihren ersten Auftritt. Die Station 22, Aula und Universitätskirche St. Pauli, sind zwar ebenfalls nicht mehr erhalten, jedoch erinnert heute die nach wie vor zur Universität Leipzig gehörende Fassade an die 1968 gesprengte Kirche. In direkter Nachbarschaft des Neuen Leipziger Gewandhauses, an dem sich der Rundweg der Notenspur schließt, befindet sich die Station 23, der MDR-Kubus. Der Klangkörper dient dem MDR-Rundfunkchor und Sinfonieorchester nicht nur als Probenraum, sondern vor allem als akustisch und technisch anspruchsvolles Aufnahmestudio für Hörfunk- und CD-Produktionen. Über eine verglaste Brücke können die Musiker direkt ins Gewandhaus gelangen, der öffentlichen Spielstätte des Chors und Orchesters. Ein weiteres Symbol der Verbundenheit des Leipziger Musiklebens.
Der Bogen schließt sich Leider nicht mehr erhalten sind die Originalbauten der NotenspurStationen 19 und 20, das Geburtshaus Clara Wiecks und das bereits erwähnte, von F. Mendelssohn Bartholdy 1843 gegründete Alte Konservatorium. Auch wenn die Gebäude selbst verschwunden sind, so bildet doch die Erinnerung an sie ein weiteres Mosaikstein-
www.leipziger-notenspur.de
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JAZZ VON FRAUEN
EXPRESSIONISTEN Bild: Archiv Gerlinger
Bild: Carsten Fleck
Bild: Archiv Kurt Weill Gesellschaft
MUSIKFEST
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Kurt Weill Fest
Weltklasse-Jazz
Dialoge
Klang- und Zeitreise in Dessau unter dem Motto „Aufbruch – Weill & die Medien“.
Festival Women in Jazz bringt musikalische Hochkaräter nach Halle.
Expressionistische Malerei in der Stiftung Moritzburg, Halle/Saale.
Das 22. Kurt-Weill-Fest präsentiert vom 21. Februar bis 9. März 2014 über 50 Konzerte, die von Sinfonik über Kammerkonzert bis zu Jazz reichen und von einem umfangreichen Rahmenprogramm flankiert werden. Antony Hermus ist gemeinsam mit der Anhaltischen Philharmonie Dessau „Artistin-Residence“. Sie werden das Festival musikalisch prägen. Aber auch die Komische Oper Berlin wird unter anderem mit dem Berliner Requiem, dirigiert von Johannes Kalitzke, zu Gast sein. Klaus Doldinger ist mit „Passport“ da und das MDRSinfonieorchester konzertiert mit Stargeiger Daniel Hope. Die Staatsoperette Dresden zeigt Kurt Weills Broadway-Operette „The Firebrand of Florence“. Ausflüge in den Jazz, beispielsweise mit Julia Hülsmann, gehören genauso zum Festival wie die Grenzbewegungen zwischen Surf-Rock und Grammophon von den Los Twang! Marvels. Die Relevanz des Rundfunkpioniers Kurt Weill für die heutige Jugend stellt der Sender WeillFM unter Beweis. Jugendliche aus der Stadt lassen so das Festival im Radio erlebbar werden. RED
Längst reicht seine Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen hinaus: Nun steht das Festival Women in Jazz direkt unter der Schirmherrschaft der Stadt Halle/Saale. Die neunte Ausgabe bringt Kulturkreise zusammen, die in Sachen Jazz bisher wenig in Austausch getreten sind. So trifft europäischer Jazz auf Künstlerinnen aus dem Nahen Osten, um die Vielfalt der Stile erlebbar zu machen. Hochkaräter aus der internationalen Szene wie Noa, Clara Ponty und Reut Regev präsentieren ihr hohes musikalisches Niveau, deutscher Swing ist mit der singenden Schauspielerin Jasmin Tabatabai vertreten. Das Miteinander, das Women in Jazz in den Mittelpunkt rückt, drückt sich auch bei Schneeweiss & Rosenrot aus. Das multinational besetzte Quartett erhielt den Publikums-Echo 2012. Dass Jazzer nie rasten, zeigt das Hallenser Festival mit einem neu eingerichteten Forum für elektronische Musikerzeugung. Und beweist damit ebenso, das Women in Jazz stets in Bewegung bleibt, um Weltklasse-Musikerinnen in der Saale-Stadt zu präsentieren. PRA
Unter dem Titel „Unmittelbar und unverfälscht. Die Brücke-Maler und ihre Motive“ zeigt das Kunstmuseum des Landes SachsenAnhalt auf der Moritzburg eine Sonderausstellung zum Expressionismus. Die Ausstellung mit Bildern aus der Sammlung Hermann Gerlingers widmet sich ganz den Gemälden der „Brücke“-Maler und deren künstlerischem Dialog. Die Sammlung Gerlingers zeigt das breite Spektrum jedes einzelnen Mitglieds dieser Künstlergruppe von den frühen Anfangsjahren über die Jahre des Suchens nach Eigenständigkeit bis zu deren Auflösung und die Spätwerke der unterschiedlichen Maler. Die Bezeichnung „Brücke“-Kunst geht auf einen Zusammenschluss junger Architekturstudenten 1905 in Dresden zurück. In den folgenden Jahren traten bedeutende Künstler wie Emil Nolde, Max Pechstein und Cuno Amiet dem Kreis bei. Durch diesen Zuwachs und die enorme Entfaltung des künstlerischen Profils erlangte die Gruppe vor Beginn des Ersten Weltkrieges eine große Präsenz und etablierte sich als erste deutsche Avantgardebewegung im 20. Jahrhundert. AB
www.kurt-weill.de
www.womeninjazz.de
www.stiftung-moritzburg.de
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Volker Bremer, Geschäftsführer der LTM GmbH, 2.v.r., übergibt den „Leipziger Tourismuspreis 2013“ an das Kuratorium Richard-Wagner-Jahr 2013, das von Oberbürgermeister Burkhard Jung, 4.v.r., und Wolf-Dietrich Rost, 5.v.r., repräsentiert wurde.
Ausgezeichnet Author: Sara Vannini Fotografie: Bernd Görne, Jens Schlüter
Am 27. November wurde das Kuratorium Richard-WagnerJahr 2013 mit dem Tourismuspreis in der Kategorie Unternehmen/Institution ausgezeichnet. Der Geschäftsführer des Kuratoriums Wolf-Dietrich Rost, der gemeinsam mit Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung den Preis entgegennahm, blickt im Interview mit REGJO auf ein ereignisreiches Jubiläumsjahr zurück. Das Kuratorium wurde vom Leipzig Tourist und Marketing (LTM) Verband noch vor der Leipziger Spinnerei und vor dem Förderverein Völkerschlachtdenkmal ausgezeichnet. Was lässt aus touristischer Sicht das Kuratorium an die erste Stelle rücken? Die hiesigen Veranstaltungen rund um das Wagner-Jubiläumsjahr 2013 entwickelten eine große Wirkung und Ausstrahlung weit über die Stadtgrenzen Leipzigs hinaus. Mit rund 180 über das Jahr verteilten Veranstaltungen zum Thema Wagner haben wir eine unglaubliche Bandbreite und Vielfalt darstellen können. Von Anfang an war es Ziel des Kuratoriums, ein Programm nicht nur für das klassische Wagner-Publikum zu gestalten, sondern auch nicht eingefleischte Wagnerianer für das Thema Wagner zu interessieren und vielleicht sogar zu begeistern. Dies scheint uns gelungen zu sein, was man an der Auszeichnung des Kuratoriums mit dem Tourismuspreis ablesen kann, aber auch an Besucherzahlen und Übernachtungsgästen. Die Oper Leipzig hatte während der Wagner-Festtage vom 16. bis 26. Mai zu jeder Vorstellung ein ausverkauftes Haus, sie zählte
in zehn Tagen insgesamt 10.500 Zuschauer. Über das Jahr hinweg besuchten 50.000 Interessierte die verschiedenen Ausstellungen zum Thema Wagner in der Stadt, allein von Januar bis August stieg die Zahl der Übernachtungsgäste in Leipzig im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent. Diese Zahlen sprechen für sich und machen nicht nur Wagner-Fans glücklich. Was waren für Sie persönlich die Höhepunkte im Wagner-Jubiläumsjahr 2013 und welche Veranstaltung hat Sie am meisten überrascht? Der Geburtstag Wagners, also der 22. Mai, war für Leipzig und für mich persönlich schon ein ganz besonderer Tag. Begonnen hat der Tag mit der Denkmalseinweihung der Wagner-Plastik von Stephan Balkenhol. Über die Wagner-Plastik selber mag man denken, was man will, dennoch wurde ein lange unvollständig gebliebenes Denkmal vollendet und feierlich eingeweiht. Dann folgte der Festakt in der Oper Leipzig mit vielen interessanten Gästen aus Politik und Gesellschaft, der Verleihung des Richard-Wagner-Preises und als Höhepunkt die Musik aus den Meistersingern. Am Abend rundete im großen Hörsaal der Universität die halbszenische Aufführung der Götterdämmerung unter der Leitung von David Timm den Tag ab. Am meisten überrascht hat mich hingegen Wagner Reloaded von Gregor Seyffert, der, musikalisch begleitet vom MDRSinfonieorchester, das Leben Wagners als modernes Ballett inszeniert hat. Meine anfängliche Skepsis schlug in Begeisterung
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Festakt anlässlich des 200. Geburtstags Richard Wagners am 22. Mai in der Oper Leipzig. Ulf Schirmer dirigiert das Gewandhausorchester.
ren. Opernintendant Ulf Schirmer möchte die Wagner-Festtage um den 22. Mai langfristig im Spielplan verankern, die RichardWagner-Stiftung Leipzig wird ab 2013 jährlich den Richard-Wagner-Preis verleihen und auch Universitätsdirektor David Timm wird Wagner weiterhin verstärkt im Programm führen. Was 2013 in Sachen Wagner angestoßen wurde, soll in Zukunft weiterentwickelt werden, damit Wagner eine feste Größe in Leipzig wird. www.richard-wagner-leipzig.de Anzeige
Richard Wagner wirbt als „Herr des Rings“ für die Wagner Festtage in Leipzig.
um. Das Stück ist eine gelungene Symbiose von Musik und Tanz und nähert sich Wagner ganz zeitgenössisch in spektakulären, multimedialen Bildern. Sind Sie der Ansicht, dass es Leipzig 2013 mit seinen zahlreichen Veranstaltungen rund um Wagner geschafft hat, auch von außen als Wagner-Stadt wahrgenommen zu werden?
Dessen bin ich mir sicher. Von Gästen wurde mir immer wieder bestätigt, dass das Programm, das in Leipzig geboten wurde, in seiner Fülle und mit dem speziellen Fokus auf Wagners Frühwerk außergewöhnlich sei. Viele überregionale Medien berichteten über die Aktivitäten in Leipzig. Das Interesse, das uns entgegengebracht wurde, war groß und beflügelt natürlich, das Thema Wagner weiterzufüh-
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Evelyn Herlitzius singt die Elektra bei Premiere am 19.01.2014 in der Semperoper
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Richard Strauss ein bisschen früher Das Wagner-Jahr 2013 ist noch nicht ganz beendet und bereits jetzt bestimmt das nächste große Jubiläum den Spielplan 2014: Die Semperoper schaut nach vorne und stimmt sich auf den 150. Geburtstag von Richard Strauss ein. Text: Esther Niebel Fotografie: Matthias Creutziger
Didaktisch könnte es gar nicht besser geplant worden sein, als es das Leben selbst ganz offensichtlich eingerichtet hat: Auf den 200-jährigen Geburtstag Richard Wagners folgt direkt im Anschluss das Jubiläumsjahr anlässlich des 150. Geburtstag von Richard Strauss. Die beiden Musiker sind nicht nur über ihren gemeinsamen Vornamen verbunden, sondern weisen darüber hinaus viele Parallelen auf. Richard Strauss, genau 51 Jahre jünger als Wagner, hat sich als Dirigent gegenüber dem Werk des älteren Komponisten verdient gemacht und hat sich von diesem zweifelsohne auch künstlerische Anregung geholt. Die Semperoper ist mit beiden Musikerpersönlichkeiten auf ganz besondere Weise verbunden. Richard Wagner verbrachte in seiner Jugend und später von 1842 bis 1849, ab 1843 als Königlich-Sächsischer Hofkapellmeister, entscheidende Jahre in Dresden. In einem Vorgängerbau der heutigen Semperoper wurden der „Rienzi“, der „Fliegende Holländer“ und der „Tannhäuser“ uraufgeführt. Eine weit höhere Anzahl an Uraufführungen, nämlich neun seiner insgesamt fünfzehn Opern, hat Richard Strauss der Semperoper beschert. Was die beiden Musiker jedoch vor allem anderen vereint, ist die Tatsache, dass die beson-
dere Art, ihre Musik zu interpretieren, einen maßgeblichen Anteil an der Entwicklung der Klangkultur der Dresdner Staatkapelle hat. Dresden − das „Dorado für Uraufführungen“ Natürlich bestimmen Werke von Richard Strauss immer den Spielplan der Semperoper mit. Das Publikum hört ihn nicht nur gerne, auch die Staatskapelle spielt ihn gerne. Dies liegt einerseits an seinem unprätentiösen und trotzdem süßen Klangs, andererseits ist es ihr eben im Laufe der Jahre in Fleisch und Blut übergegangen. Aber es geht noch mehr Strauss und das wird in den Spielzeiten 2013/14 und 2014/15 unter Beweis gestellt. Auf das Verhältnis der Dresdner Staatskapelle zu Richard Stauss lässt sich die philosophische Frage des Henne-Ei-Problems besonders gut übertragen. Wurden in Dresden so viele Strauss-Opern uraufgeführt, weil das Ensemble sich klanglich dafür besonders gut eignete? Der Komponist beschreibt sein Verhältnis zu diesem Orchester rückblickend in einem Brief so: „Aus der Fülle der herrlichsten Erinnerungen meiner künstlerischen Laufbahn rufen die Klänge dieses Meisterorchesters stets
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Ariadne auf Naxos, Wiederaufnahme am 09.03.2014
von neuem Gefühle innigster Dankbarkeit und Bewunderung wach.“ Oder wurde die Dresdner Staatskapelle erst durch die vielen Uraufführungen im Laufe der Zeit zum „Strauss-Orchester“? Sicherlich ist ein bisschen von beidem zutreffend. Anzunehmen ist jedoch, dass diese gegenseitige Befruchtung ohne persönliche Bindungen in der Form nicht stattgefunden hätte. Ernst von Schuch, von 1889 bis zu seinem Tod 1914 Generalmusikdirektor an der Semperoper, interessierte sich zunächst nicht besonders für den rund 20 Jahre jüngeren Komponisten aus München. Erst bei der gemeinsamen Arbeit an der „Feuersnot“, der ersten in Dresden uraufgeführten Strauss-Oper änderte sich die Beziehung und entwickelte sich zu einer ein Leben lang anhaltenden künstlerischen Freundschaft und Förderung. Unter der Leitung von Schuch hatten 1905 „Salome“, 1909 die „Elektra“ und 1911 der „Rosenkavalier“ Weltpremiere. „Salome“ wurde vom Publikum sofort begeistert aufgenommen, wohingegen sich der Erfolg der wilderen „Elektra“ ein bisschen verzögert einstellte. Wie zuvor Wagner stellte auch Strauss vor allem die Sopranistinnen auf eine harte Probe. Auch seine
Partituren wurden zunächst von mancher Seite als unsingbar bezeichnet, bis sich die Stimmen und, in dem Fall sogar die behandelnden Ärzte, an die Anforderungen gewöhnt hatten. Elektra läutet den Strauss-Programmschwerpunkt ein Am 11. Juni 2014, wenn sich Strauss’ Geburtstag zum 150. Mal jährt, dirigiert Christian Thielemann zu Ehren des Dirigenten und Komponisten ein Geburtstagskonzert, das aus der Oper live auf den Theaterplatz übertragen wird. Gespielt werden Auszüge aller Opern von Strauss, die in Dresden uraufgeführt wurden. Aber kein Geburtstag ohne Einstimmung, man will ja schließlich wissen und ganz frisch vor Ohren haben, wen man da feiert und vor allem warum. Aus diesem Grund gibt es an der Semperoper bereits kurz nach Jahreswechsel die erste Strauss-Premiere. Am 19.01.2014 dirigiert Christian Thielemann eine Neuproduktion der „Elektra“, die von Evelyn Herlitzius gesungen wird. Weitere Strauss-Höhepunkte in der Spielzeit 2014/15 sind mehrere Symphoniekonzerte sowie die konzertante Aufführung des „Guntram“ und
die Wiederaufnahme der „Adriane auf Naxos“ und der „Salome“. Ende Juni runden ein Ballettabend und Mitte Juli das „Klassik picknickt“ das Programm zu Ehren Strauss’ ab. Am 6. bis 20. November setzen die RichardStrauss-Tage einen weiteren Akzent und leiten gleichzeitig in die neue, unter anderem ebenfalls Strauss gewidmete Spielzeit 2014/15 über. Während der Festtage im November werden die Opern „Arabella“, die zuvor anlässlich der Salzburger Osterfestspielen Premiere feierte, „Capriccio“ und „Daphne“ gespielt. Sowohl der Strauss-Liebhaber als auch der Strauss-Frischling darf also auf die kommende Spielzeiten gespannt sein: Ersterer bekommt multiple Vergleichsmöglichkeiten geboten, Zweiterer kann sie als intensives Strauss-Einführungsseminar nutzen. Auch Christian Thielemann betrachtet noch immer Strauss als Herausforderung, so bemerkt er im Interview mit Elke Heidenreich: „Das Orchester leise zu halten, an der richtigen Stelle durchsichtig zu sein und an der richtigen Stelle zuzuchlagen, und das ist schwer, weil das Orchester bei Strauss so groß ist.“ www.semperoper.de
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Seine Kaiserliche Hoheit Thronfolger Kaisersohn und Großfürst von Russland, Georgii Mihalovich Romanov, Vizepräsident der IC Solev, Andrey Golubev, der Berater der Kanzlei des russischen Kaiserlichen Hauses Yuri Myshonkov, und der Erste Vorstand der Russischen Adelsversammlung, Alexander KorolovPereleshin (v.l.n.r.).
Festlicher Abend und hoher Besuch Am ereignisreichsten Wochenende des Jahres für das offizielle Leipzig – dem des Gedenkens an die Völkerschlacht – lud die Peter-Degner-Stiftung zum Empfang in den Club International. Text: Jana Dichelle Fotografie: Daniel Tieg
Für den festlichen Ausklang dieses 18. Oktobers, an dem ein protokollarischer Höhepunkt den nächsten gejagt hatte, zählten auch Benita Goldhahn, Vizepräsidentin des Club International, Andrey Golubev, Vizepräsident des Moskau IC Solev, Kai-Uwe Döhler, Geschäftsführer der Connection Company und Claus-Peter Paulus, Geschäftsführer des REGJO-Verlags, zu den Gastgebern. Der extensive Festkalender hatte derweil alles im Griff – und begründete auch die verspätete Ankunft des Ehrengastes, des in Madrid lebenden Sprosses der einstigen Zarenfamilie Romanow, Großfürst Michaiil Georgi Romanow – Sohn von Maria Wladimirowna, Großfürstin von Russland und Franz Wilhelm, Prinz von Preußen. Orchester und Cellosolist Unterdessen unterhielten sich rund 100 Gäste bei Kaminfeuer und klassischer Musik: Impresario Peter Degner war es gelungen, das Robert-Schumann-Sinfonieorchester unter der Leitung von Erik Schober, den spanischen Cellovirtuosen Fermin Villanueva und die Leipziger Pianistin Anja Halefeldt zu verpflichten. Mit der Ankunft des Großfürsten senkten sich die Stimmen, es folgte ein Blitzlichtgewitter. Veranstaltungsmanager Peter Degner zitiert später den Ehrengast: „Der Großfürst empfand den Abend als den Höhepunkt seines Leipzig-Aufenthalts.“ Die Gäste standen in kleinen Grüppchen beieinander; man sprach Russisch und Deutsch. Visitenkarten wechselten die Besit-
zer, und mit ihrem Catering stimmte die Firma Lübberts thematisch auf das Jahr 1813 und die Nationen ein, die an der Völkerschlacht beteiligt waren: Die Auswahl enthielt grünen Speck mit Kaviar oder Saumagen mit Rotweinsauce und Maronenpüree. „Damals wie heute werden Kooperationen noch immer über die gemeinsamen Sinne von Aromen und Sympathien geknüpft“, philosophierte KaiUwe Döhler, der für das Catering verantwortlich zeichnete. „Herzlicher Umgang“ Gläser wurden gefüllt – auch solche für Wodka. Torsten Junghans, ansonsten mit seiner Vodkaria in der Gottschedstraße zu Hause, sorgte für eine Verkostung des russischen Nationalgetränks. Anette Stapper, Geschäftsführerin des Club International, freute sich über „die Ehre, Veranstaltungsort für diese besondere Begegnung sein zu dürfen.“ Auch Benita Goldhahn, Vorstand des Club International, ist sich sicher, dass „der Abend so gut vorbereitet und in seinem Kunstgenuss so wohltuend war, dass er deutschen und russischen Gästen in angenehmer Erinnerung bleiben wird.“ Und auch REGJO-Geschäftsführer Claus-Peter Paulus freute sich über den Verlauf des Abends, dem intensive russisch-deutsche Vorbereitungen vorausgegangen waren: „Die Festlichkeit zeigt, wie Menschen – welcher Nation auch immer, adelig oder bürgerlich – herzlich miteinander umzugehen verstehen.“
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Bild: Archiv Kurt Weill Gesellschaft
W I S S E N S K U LT U R Bild: Daniel Tieg
DESIGNMESSE
Designers’ Open als Inspiration
Otto will’s wissen
Das Designfestival 2013 präsentiert verschiedene Themenbereiche, Sonderausstellungen und Workshops. Es zählt zu den größten Veranstaltungen für Design in Deutschland.
Die Uni Magdeburg klärt auf: Vorlesungsreihe mit renommierten Wissenschaftlern
Die Besucher nutzten das vielfältige Angebot und betrachteten die Designers’ Open als Ideengeber und Inspirationsquelle. „Die Designers’ Open bieten die Möglichkeit uns einem breiten Publikum zu präsentieren; ganz gezielt in einem Umfeld, das nicht primär architektonisch bzw. baulich ausgerichtet ist.“, sagte Prof. Dr.-Ing. Alexander Stahr von der Fakultät Bauwesen der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig. Das erste Mal auf den Designer Open ist Rebekka Schraml, die hier ihre „catzign cloud“ vorstellt. Eine funktionales und ästhetisches Produkt, das in Zusammenarbeit mit Designer Karsten Guth entstand und einen Kontrast zu den einfallslosen Kratzbäumen bildet. Das Modelabel lasalina präsentierte eine Green-FashionKollektion, deren Produkte fast alle wendbar und somit wandelbar und vielseitig sind. „Wir sind sehr zufrieden mit den diesjährigen Designers’ Open“, fasst Geisenberger zusammen. AK
Otto von Guericke pumpte keine heiße Luft. Forsch und forschend war er ums Schaffen von Wissen bemüht. Diesem Ansinnen geht die Guericke im Namen führende Universität Magdeburg auch mit einem neuen Projekt nach. Seit Oktober heißt es nun einmal im Monat „Wissenschaft im Rathaus“. In Zusammenarbeit mit der Stadt präsentieren Wissenschaftler im Rahmen der Vorlesungsreihe ihre aktuelle Forschung der interessierten Öffentlichkeit. Der Gelehrtenturm wird kurzerhand transparent gemacht, auch eigentlich fachfremde aber neugierige Bürger sollen integriert werden. Des Weiteren verlangt er von den Forschern einen Wissenstransfer jenseits des Uni-Kontextes. Unterschiedliche Wissensgebiete werden dabei vorgestellt, die Schwerpunkte der Magdeburger Universität werden aber auch hier das Programm bestimmen. Nach Vorträgen über Informationstechnik und Immunbiologie gibt es im Januar Einblicke ins menschliche Gehirn. Der Neurobiologe Frank Ohl denkt darüber nach, wie Bedeutung entsteht. TPR
www.designersopen.de
www.uni-magdeburg.de
Über 13.000 Besucher zählten die Designers’ Open 2013, bei denen insgesamt 200 Aussteller und Partner die Designszene hautnah erlebbar machten. Die neuesten Trends aus Mode-, Produkt- und Industriedesign wurden in diesem Jahr erstmals in der Glashalle der Leipziger Messe präsentiert. „Das Konzept ist aufgegangen. Dem Mode- und dem Industriedesign mehr Raum zu geben sowie Architektur erstmals zu positionieren, hat sowohl Aussteller und Besucher überzeugt.“, sagte Markus Geisenberger, Geschäftsführer der Leipziger Messe. Bereits drei Tage vor dem offiziellen Messebeginn öffneten die sogenannten DO/ Spots in Leipzig, Halle und Dresden. Mit Produktschauen, Vernissagen, Workshops und vielem mehr sind sie mittlerweile ein wichtiger eigenständiger Festivalbereich. Im Bereich DO/Market hatten Besucher die Möglichkeit neue Waren zu kaufen. Modedesigner präsentierten sich unter DO/ Fashion erstmals mit einem eigenen Bereich und bei DO/Industry wurden Innovationen aus Technologie- und Materialforschung vorgestellt. Ebenso erhielt die Architektur in diesem Jahr ein eigenes Forum.
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REGJO
Immer dem Hinkelstein nach
Abschied für immer
Text: Tobias Prüwer Cover: Johannes Groht
Stonehenge und Newgrange: Die britisch-irischen Inseln sind bekannt für ihre Standing Stones. Menhire kennt man auch aus Asterix & Obelix, sind es doch jene Hinkelsteine, die dort ständig herumgeschleppt werden. Doch Menhire gibt es auch in Deutschland – und gar nicht wenige. Sie sind aber verschieden dicht gestreut. Bayern etwa hat fünf, Rheinland-Pfalz 79, in Niedersachsen stehen 28 Menhire, in Mecklenburg-Vorpommern 13. Es ist selbst ein Mega-Projekt, das der Fotograf Johannes Groht in acht Jahren realisierte: Er hat alle Menhire Deutschlands besucht und sie auf Film gebannt. Sein Prachtband mit dem prosaischen Namen Menhire in Deutschland gibt faszinierende Kunde vom alten Kulturgut mitten in der Natur. Neben einleitend-erhellenden Essays zu verschiedenen Megalith-Aspekten vereint der opulente Band fantastische Fotos von wirklich jedem bekannten oder nur vermuteten Menhir. In Mitteldeutschland lassen sich rund 150 Megalithbauten über Wald und Wiesen erwandern. Menhire überziehen in hoher Dichte Nordthüringen und Sachsen-Anhalt – der Bildband führt alle Interessierten auf ihre Spur.
Text: Tobias Prüwer Cover: Verlag Dr. Ziehten
ISBN 978-3-943904-18-5
Weitere Informationen: www.dr-ziethen-verlag.de
MENHIRE IN DEUTSCHLAND
Die Aktion Leichenhalle Hans-Hermann Krug Verlag Dr. Ziehten Oschersleben 2013 14,99 €
Johannes Groht
Johannes Groht
Sie waren Schulfreunde. Heute ist der eine Major, der andere Bestatter. Dann verrät einer den anderen an die Staatssicherheit und 20 Jahre später treffen sie wieder aufeinander – um eine Fluchthelferaktion zu starten. Der Zufall bringt die beiden am neu eingerichteten Leichenüberführungsstützpunkt am Grenzübergang Marienborn in der Nähe von Magdeburg zusammen. Hierüber sollen verstorbene DDR-Bürger ins kapitalistische Ausland verbracht werden, wenn es ihr Wunsch gewesen war, in alter Heimaterde West bestattet zu werden. Nun soll die Sargschleuse zum Fluchttunnel werden. Derart absurd liest sich nicht nur die Ausgangslage des Romans „Die Aktion Leichenhalle“. Auch die weitergehende Handlung ist durchtränkt vom Abwegigen. Ausgerechnet der Majors-Sohn spielt aufmüpfig Dissidentenlieder vor Kirchenpublikum. Die Bestattertochter, wegen der die ganze Aktion überhaupt gestartet wurde, will nicht mehr in den Westen – sie hat sich verliebt. Und dann tanzt da noch eine spärlich bekleidete Schlangenbeschwörerin durchs Bild. Hans-Hermann Krug hat ein witzig-bekömmliches Buch vorgelegt, dessen Dramaturgie einfach stimmt. Keine ablenkenden Schlenker, aber auch keine allzu zielgerichtete Handlungsgerade machen es sehr unterhaltsam. Gelernt ist gelernt, könnte man sagen. Immerhin ist Krug der ehemalige Intendant des Theaters Annaberg-Buchholz.
MENHIRE IN DEUTSCHLAND Herausgegeben von Harald Meller
Menhire in Deutschland Johannes Groht Herausgegeben von Harald Meller, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt Halle 2013 504 S. 49,90 € Weitere Informationen: www.menhire.net
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Mit der Bimmel durchs Gestern Text: Tobias Prüwer Cover: Lehmstedt
Am Anfang stand die Aussicht auf einen guten Gewinn. Wie so oft beflügelte auch in der Geschichte des Leipziger Personennahverkehrs Merkur die Entwicklung. Englische Investoren sahen in der Gründung der Leipziger Pferde-Eisenbahn eine profitable Kapitalanlage und so ging diese im Mai 1872 auf Probefahrt vom Kuchengarten in Reudnitz bis zum Augustusplatz. Zwei Tage später begann der planmäßige Betrieb der zweispännigen Pferdebahnlinien, die fortan zwischen Augustusplatz und Reudnitz sowie zwischen Roßplatz und Eiskeller pendelten. Ein knappes Vierteljahrhundert später rückte bereits der letzte Pferdebahnwagen im Depot Eutrizsch ein und die Geschichte der elektrischen Straßenbahnen in Leipzig brach an. Aus 141 Jahren Leipziger Straßenbahn gibt es vieles zu berichten und noch mehr zu sehen. Andreas Martin entführt in alten Aufnahmen zu einer historischen Stadtrundfahrt durch die Leipziger Quartiere. Mittels Postkarten und Archivfotos aus mehreren Jahrzehnten erscheinen Promenadenring und Paunsdorfer Siedlung, Chausseehaus und Connewitz im Glanz verblichener Tage. Beschreibungen ordnen die Ansichten jeweils ein, so dass der Bildband weit mehr als die Straßenbahngeschichte dokumentiert. Das Werden des heutigen Leipzig wird so im reichhaltig wie liebevoll bestücktem Band anschaulich. Die Leipziger Straßenbahn. Eine historische Rundfahrt Andreas Martin Lehmstedt Leipzig 2013 176 Seiten mit 310 farbigen Abbildungen 19,90 €
Stimmen von der „Urkatastrophe“ Text: Tobias Prüwer Cover: Buchfunk
Im kommenden Sommer gilt es einmal mehr, des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs zu gedenken. Weil er sich zum 100. Mal jährt, werden die erinnerungspolitischen Bemühungen wie medialen Unternehmungen immens in der Zahl sein. Der Leipziger Verlag Buchfunk hat bereits jetzt eine Auseinandersetzung mit dem Gedenkjahr zum Hören vorgelegt, die bemerkenswert ist. Sie lässt die Stimmen von jenen erheben, die den Krieg miterlebt haben. So kommen 17 Autoren – von Anna Seghers bis Kurt Tucholsky, Hans Fallada bis Georg Trakl – zu Wort. Diese Anrufungen aus der Vergangenheit werden nicht zur Erklärung der „Urkatastrophe“. Sie machen das Damals aber erfahrbar, indem sie von Kriegsbegeisterung wie vom Massenmord berichten. Ernst Toller: „Ja, wir leben in einem Rausch des Gefühls. Die Worte Deutschland, Vaterland, Krieg haben magische Kraft, wenn wir sie aussprechen, verflüchtigen sie sich nicht, sie schweben in der Luft, kreisen um sich selbst, entzünden sich und uns.“ 1914–1918 – Große Autoren erzählen vom Ersten Weltkrieg Buchfunk Leipzig 2013 2 Audio-CDs, Spieldauer: 153 Minuten 19,90 € Weitere Informationen: www.buchfunk.de
Weitere Informationen: www.lehmstedt.de
B O X
REGJO
MUSIKDRAMA Fotografie: privat
J Ü D I S C H E K U LT U R
Fotografie: Tino Sieland
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Shalom
Der Berg in der Kunst
Feste Größe im Festivalkalender: Die Chemnitzer Tage der jüdischen Kultur finden bereits zum 23. Mal statt.
Das Theater Nordhausen inszeniert Eugen d’Alberts Oper „Tiefland“.
Blinzes gefüllt mit verschiedenem Gemüse, Tscholent-Rinderragout mit Kartoffeln und weißen Bohnen: Chemnitz bietet etwas für Sachsen Einmaliges. Mit dem Schalom-Restaurant gibt es hier seit dem Jahr 2000 ein jüdisches Restaurant, das koschere Speisen serviert. Doch auch für jüdische Kultur über die Kulinarik hinaus ist Chemnitz bekannt. So werden vom 8. bis 23. März 2014 die Tage der jüdischen Kultur Chemnitz stattfinden. Mehr als 40 Veranstaltungen lockten 2013 die Besucher und trieben ihre Zahl in den Rekordbereich. Über 7.000 Gäste zählte der veranstaltende Verein auf dem Festival. Mitveranstalter Egmont Elschner erklärte dazu der Presse: „Die hohe Besucherzahl ist aber auch dem Umstand geschuldet, dass die Theater Chemnitz sich mit einer Opernaufführung und zwei Sinfoniekonzerten einbrachten. Bei den Veranstaltungen außerhalb der Theater-Leistungen hatten wir eine Auslastung von 92 Prozent.“ Die angepeilte Ziellinie von 4.000 Besuchern hätten aber auch diese Veranstaltungen, darunter befanden sich Führungen, Workshops, Lesungen und Konzerte, überschritten. Auch in der neuen Ausgabe wird das Programm ähnlich vielfältig sein. Bis Redaktionsschluss lag es allerdings noch nicht vor. Mit dem Seminar „Zur Zukunft des Judentums in Deutschland“ gingen die Tage im März 2013 zu Ende – und dokumentierten zugleich das Aufblühen auch der Jüdischen Gemeinde Chemnitz, deren Geschichte mehr als 125 Jahre zurückreicht. Um das Geduldspiel des Wartens zu verkürzen, kann man sich ja schon einmal einen koscheren Appetithappen im Restaurant Schalom abholen. PRA
Am 17. Januar 2014 feiert das thüringische Theater Nordhausen die Premiere des Musikdramas „Tiefland“ von Eugen d’Albert. Der Komponist d’Albert selbst war eng verbunden mit Thüringen. Ab 1881 vervollkommnete er in Weimar sein Klavierspiel bei Franz Liszt, und von 1885 bis 1889 lebte er in Eisenach. Die Oper jedoch entführt in die Pyrenäen. Dort lebt der Schäfer Pedro in der natürlichen Idylle der Berge. Sebastiano, der Herr über die Ländereien, zieht ihn hinein in die sündigen Machenschaften im Tiefland. Er plant, eine reiche Frau zu heiraten, um seine Schulden zu tilgen. Gleichzeitig will er den jahrelangen Missbrauch seiner Ziehtochter Marta weiterführen. Um das zu vertuschen, soll Pedro, der sich nach einer Frau sehnt, Marta heiraten. Trotz anfänglich so heimtückischer Konstellation siegt in dieser Oper das Gute: Pedro wird die Wahrheit erfahren und bei der aufrichtigen Marta die Liebe finden. Er wird Sebastiano bestrafen und mit Marta ein gemeinsames Leben in der Unverdorbenheit der Berge führen. Unter der musikalischen Leitung seines Generalmusikdirektors Markus L. Frank spielt das traditionsreiche Loh-Orchester Sondershausen. Regie führt Toni Burkhardt, Oberspielleiter am Theater Nordhausen. Die Bühne ist von Ausstattungsleiter Wolfgang Kurima Rauschning, die Kostüme gestaltet Udo Herbster. Eugen d’Alberts 1903 uraufgeführte Oper zeigt musikalisch Anklänge an den italienischen Verismo eines Pietro Mascagni („Cavalleria rusticana“) und an die Leitmotivik Richard Wagners. Eingängige Motive, große sinfonische Bögen und musikalische Dramatik zeichnen die Musik aus. PRA
www.tdjk.de
www.theater-nordhausen.de
REGJO KALENDER 99
19. Januar bis 14. April „Hassan Haddad - Der menschliche Faktor“
bis 31. Januar „STEFAN WEWERKA schlagartige veraenderungen“
Der Leipziger Künstler Hassan Haddad zeigt in seiner Ausstellung ca. 25 Gemälde, die sich thematisch den menschlichen Befindlichkeiten in einer mehr und mehr „entseelten“ Welt zuwenden. Merseburg, Willi-Sitte-Galerie (www.willi-sitte-galerie-merseburg.de)
Retrospektiv angelegte Ausstellung im Stile des konstruktiven Dadaismus. Magdeburg, Forum Gestaltung (www.forum-gestaltung.de)
Messen, Kongresse & Tagungen
Freizeit & Sport
24. bis 25. Januar „saxxes 2014 – Die Mittelstandsmesse“ Dialogorientierte Plattform für Unternehmer, Selbständige und leitende Angestellte. Dresden, Messe www.saxxess.de 25. bis 26. Januar „Oldtema“ Die Oldtema ist ein Markt für Veteranenfahrzeuge, Oldtimerteile und alles, was mit dem Hobby “Oldtimer” zu tun hat. Erfurt, Messe www.oldtema.de 07. bis 09. Februar „Reisen, Freizeit, Caravan“ Diese Messe bietet umfangreiche Informationen zum Thema Reisen und Camping. Halle (Saale), Messe www.messe-rfc.de
28. Februar bis 02. März „LBA - 24. Landes-Bau-Ausstellung SachsenAnhalt“ Diese Ausstellung zeigt aktuelle Trends und Entwicklungstendenzen auf dem Bausektor. Magdeburg, Messe www.expotecgmbh.de
bis 22. Dezember „23. Seiffener Weihnachtsmarkt“ Weihnachtsmarkt mit jahrhundertealter Tradition, geprägt von einzigartiger erzgebirgischer Handwerkskunst. Kurort Seiffen, Am Rathaus www.seiffen.de
01. März „Jobmesse Chemnitz“ Zahlreiche Aussteller informieren über Jobs, Karriere, Ausbildung und Existenzgründung. Chemnitz, Messe www.jobmesse-chemnitz.de
03. bis 05. Januar „Biathlon-Weltcup in Oberhof“ Zum 23. Mal erwartet das Wintersportzentrum Oberhof die Topathleten aus rund 35 Nationen. Oberhof, DKB-Skiarena www.weltcup-oberhof.de
01. bis 03. März „Cadeaux Leipzig“ Fachmesse für Geschenk- und Wohntrends. Leipzig, Messe www.cadeaux-leipzig.de
31. Januar bis 16. Februar 2014 „7. Harzer KulturWinter“ Vielfältiges kulturelles Programm, zu erleben in Schlössern, Museen, Theatern, Handwerksbetrieben, Bergwerken und Klöstern der Region. Harz, verschiedene Veransatltungsorte www.harzinfo.de
27. Februar bis 02. März „Immobilien 2014“ Hier wird Fach- und Privatinteressenten ein großes Angebot rund um das Thema Wohn- und Gewerbeimmobilien geboten. Leipzig, Messe www.immobilienmesse-leipzig.de
13. bis 16. März „Leipziger Buchmesse“ Frühjahrstreff der Buch- und Medienbranche. Das Angebot umfasst alles vom Sach-, Hör- und Kunstbuch über Zeitschriften, Comics und Kinderbücher bis hin zu Bildungsmedien und Fachbüchern. Leipzig, Messe www.leipziger-buchmesse.de
27. Februar bis 02. März „Haus 2014“ Diese Messe gibt einen Gesamtüberblick über das aktuelle Angebot in den Bereichen Bauen, Sanieren, Einrichten und Energie sparen. Dresden, Messe www.baumesse-haus.de
14. bis 16. März „Magdeboot“ Zum Angebot dieser Messe zählen Motorboote, Segelyachten, Kanus und Bootszubehör, sowie alles für den Wassersport. Magdeburg, Messe www.magdeboot.de
Bildnachweis: Hassan Haddad, Saskia Hubert
22. bis 23. Februar 2014 „61. Deutsche Leichtathletik-Hallenmeisterschaften“ Ein sportliches Highlight für alle LeichtathletikInteressierten. Leipzig, Arena www.lvsachsen.de 29. März 2014 „Sommergewinn Eisenach“ Großer Festumzug, bei dem Frau Sunna Herrn Winter im Streitgespräch besiegt. Eisenach, Innenstadt www.sommergewinnszunft.de
100 KALENDER
REGJO
21. Februar bis 09. März „Kurt Weill Fest Dessau“
21. bis 30. März „10. Bach-Festival-Arnstadt: Modern-Vielseitig-Weltklasse“
Lassen Sie sich begeistern für Kurt Weill, seine Musik und seine Zeit. Dessau, Wörlitz, Lutherstadt-Wittenberg (www.kurt-weill.de)
Erleben Sie preisgekrönte Musiker und genießen Sie das musikalische Vermächtnis Johann Sebastian Bachs an Originalschauplätzen. 21.3. Ludwig Güttler, 23.3 Sebastian Klinger u.v.m. Arnstadt, diverse Veranstaltungsorte (www.bachfestival.arnstadt.de)
Musik, Theater und & Tanz 14. bis 15. Dezember „Die Schneekönigin“ Ein Weihnachtsballett für Kinder nach dem Märchen von Hans Christian Andersen mit der Theaterballettschule Magdeburg. Magdeburg, AMO Kultur- und Kongresshaus www.mvgm.de
18. Januar Premiere „Werther“ Eine der kantabelsten und ausdrucksstärksten Opern des französischen Repertoires. Weimar, Nationaltheater www.nationaltheater-weimar.de
10. Februar „The Blues Band“ Das sind die fünf Musiker, die ihren eigenen britischen Rhythm & Blues entwickelt haben und so in der internationalen Szene bekannt wurden. Erfurt, Museumskeller www.museumskeller.de
21. Dezember „The Rock Christmas Legends” In einer vorweihnachtlichen Rocknacht treffen drei legendäre, britische Rockbands aufeinander. Leipzig, Haus Auensee www.mawi-concert.de
18. Januar „The Giora Feidman Jazz-Experience“ Innovativ, frech und inspirierend spielen Giora Feidman und drei junge Musiker ein Crossover von Klezmer und Jazz. Jena, Volkshaus www.jenakultur.de
27. Dezember „Johann-Strauß-Gala“ Diese Gala möchte mit den beliebtesten Werken aus seinem Lebenswerk das kompositorische Schaffen von Strauß ehren. Görlitz, Theater www.g-h-t.de
21. bis 26. Januar „Ballett Revolución“ Junge kubanische Tänzer begeistern mit waghalsigen Sprüngen und sinnlichen Moves zwischen Ballett und Streetdance. Leipzig, Oper www.ballet-revolucion.de
05. Januar „Zauber der Operette“ Operettengala der bekanntesten Operettenmelodien. Köthen, Veranstaltungszentrum Schloss Köthen www.bachstadt-koethen.de
25. Januar Premiere „Die Zauberflöte“ Nach wie vor zählt Mozarts „Zauberflöte“ weltweit zu den beliebtesten Opern. Halle (Saale), Oper www.buehnen-halle.de
28. Februar Ballett „Giselle“ Romantisches Ballett von Jaroslaw Jurasz mit Musik von Adolphe Adam. Halberstadt, Theater www.harztheater.de
12. Januar Ballett „Schwanensee“ Das populärste und meist aufgeführte klassischromantische Märchenballett des internationalen Ballett-Repertoires. Zerbst, Stadthalle www.stadt-zerbst.de
04. bis 09. Februar „Women in Jazz 2014: Jasmin Tabatabai“ Mit einer Melange aus modernen Musikstilen bewegen sich die Gesangssolist(inn)en auf percussivem Gebiet, fasziniert vom Instrument Stimme. Halle, Konzerthalle Ulrichskirche www.womeninjazz.de
25. März „The World Famous Glenn Miller Orchestra directed by Wil Salden” Für alle Liebhaber der Swing- und Big-Band-Musik der 40er Jahre. Gera, Theater www.glenn-miller-orchestra.de www.dresden.de
Bildnachweis: Kai Bienert, Singer Pur/ Markus Amon
12. Februar „Big-Band-Gala 2014“ Das Jugendjazzorchester des Landes SachsenAnhalt bietet eine Big-Band-Gala mit klassischem, aber jugendlich-unverstaubtem Sound. Zeitz, Theater im Capitol www.lmr-san.de 15. bis 23. Februar „Dresden tanzt“ zur 4. Biennale Tanzausbildung Die zehn staatlichen deutschen Tanzausbildungsinstitutionen zeigen ihr Können. Dresden, diverse Veranstaltungsorte www.biennale-tanzausbildung.de
REGJO KALENDER 101
Neu im Spielplan „In einer Winternacht“
bis 19. Januar „Gudrun Brüne – Malerei“
„In einer Winternacht“, die große Weihnachtsproduktion dieser Spielzeit am Theater der Jungen Welt Leipzig, ist ein zeitgenössisches Märchen aus Island mit Live-Percussion und Musik. Leipzig, Theater der Jungen Welt (www.theaterderjungenweltleipzig.de)
Gudrun Brüne steht für die Leipziger Schule, was sich im Symbolismus ihrer Bilder äußert. Halle, Kunstforum (www.kunstforum-halle.de)
Bildende Kunst 14. Dezember bis 16. Februar „StillLeben. Carl Schuch und die zeitgenössische Stilllebenfotografie“ Gegenüberstellung von Stilllebenmalerei von Carl Schuch und aktueller Stilllebenfotografie. Zwickau, Kunstsammlungen www.kunstsammlungen-zwickau.de
bis 12. Januar „Was für ein Zirkus! Grafiken deutscher und internationaler Künstler zu einem beliebten Thema.“ Gezeigt werden Werke großer Künstler, die ihre Impressionen vom Zirkus festgehalten haben. Bautzen, Museum www.bautzen.de
15. Dezember bis 17. Februar „Lothar Zitzmann. Lapidarer Realismus“ Zitzmann verzichtet auf ablenkende Details und findet zu einer Klarheit in Form und Komposition. Jena, Kunstsammlung www.jena.de
bis 19. Januar „Zeitenwende. Frühe Druckgraphik aus Italien und den Niederlanden“ Die Druckgraphik tradierte gestalterische Ideen und Inhalte religiöser wie weltlicher Natur. Dresden, Staatliche Kunstsammlungen www.skd.museum/de
15. Dezember bis 24. März „Objekte, Malerei & Grafik von Karl-Heinz Adler“ In seinen Collagen, Objekten und in seiner Malerei hat Karl-Heinz Adler ästhetische Lösungen von außerordentlicher Eleganz gefunden. Bad Elster, KunstWandelhalle kunstwandelhalle.de
bis 31. Januar „Der Berg der Kristalle in Südostafrika“ Diese Ausstellung zeigt die außergewöhnlichen Mineralfunde des Mount Malosa. Gera, Museum für Naturkunde www.gera.de
bis 05. Januar „Die Künstlerfreundschaft zwischen Franz Mon und Carlfriedrich Claus“ Die Ausstellung präsentiert über 200 herausragende Werke der Künstlerfreunde. Chemnitz, Kunstsammlungen www.kunstsammlungen-chemnitz.de
bis 31. Januar „Vom Leben gezeichnet. Grafik von Dennis Klostermann“ Klostermanns Bilder erzählen kleine Geschichten, die sich mehrerer Bedeutungsebenen bedienen. Weimar, Volkshochschule www.weimar.de
bis 11. Januar „Eberhard Havekost. Retrospektive 1“ Gemälde des täglichen Lebens, basierend auf digitalem Fotomaterial, am Computer verfremdet. Dresden, Galerie Gebrüder Lehmann galerie-lehmann.com
bis 09. Februar „Frieder Heinze. Zeichen und Wunder“ Gezeigt wird die Vielfalt der Motive und Techniken Frieder Heinzes: Bildleinwände, Stein oder Ton. Magdeburg, Kloster Unser Lieben Frauen www.kunstmuseum-magdeburg.de
Bildnachweis: TdJW/Tom Schulze, Gudrun Brüne
bis 28. Februar „Aboriginal Art from Ntaria“ Die Künstler (Aranda) zeigen in 20 Landschaftsbildern die enge Verbundenheit zu ihrem Land. Leipzig, GRASSI Museum für Völkerkunde www.mvl-grassimuseum.de bis 28. Februar „Namenlose Empfindung. Jean Paul und Goethe im Widerspruch“ Die Ausstellung zeichnet an Hand ausgewählter Briefe und Dokumente die komplizierte Beziehung beider Künstler in 16 Stationen nach. Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv klassik-stiftung.de bis 02. März „Johannes Wüsten – Hubertus Giebe“ Mit kritischem Blick betrachten Wüsten und Giebe ihre Gegenwart, spiegeln sie in der Geschichte und schöpfen daraus ihre Bildmotive. Görlitz, Galerie Brüderstraße www.museum-goerlitz.de bis 02. März „Annette Schröter. Nun Papierschnitte 2008–11“ Fragmente alter Industriearchitektur, Graffitis, Tags und Logos werden zum geschnittenen Bild. Erfurt, Angermuseum www.erfurt.de bis 30. März „Opus VII: Vier Landschaften“ Klingers kürzester grafischer Zyklus zeigt Industrielandschaften und mysteriöse Landschaftsmotive. Leipzig, Museum der Bildenden Künste www.mdbk.de
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Kornbrand und Kneippkur Nordhausen, Heilbad Heiligenstadt, Bad Lobenstein: Auch jenseits der großen Tourismusmagneten gibt’s in Thüringen Lohnendes zu entdecken. Ein Abstecher ins Grüne Herz. Text: Tobias Prüwer und Franziska Reif Bilder: Korenke PR (Brennerei)
„Trinke was klar ist“: Alte Branntweinfässer schmücken den gepflasterten Hof des repräsentativen Jugendstilensembles. Von Weitem schon verkündet ein Schornstein, dass hier etwas Feuriges vorgeht. Wir befinden uns am Anfang einer Führung durch die Nordhäuser Brennerei, die 2052 eine Schnapszahl im Jubiläum führen kann. Anno 2013 feierte sie ihren 506. Geburtstag. Uns führt Mitarbeiterin Daniela Külbel durch das Areal aus Backstein- und Fachwerkhäusern im Jugendstil, das für die damalige Kornbrennerei errichtet wurde. Die eigentliche Herstellung erfolgt heute in einem Werk an anderem Standort in Nordhausen – die Produktion von 200 Flaschen am Tag würde die Kapazitäten der alten Räume sprengen. Sie dienen nun als Anschauungsobjekte, um neugierigen Besuchern wie uns den Brennvorgang näherzubringen.
Der Jugendstil prägt auch die einstigen Produktionsräume; so schmückt ein Fries vom Anfang des 20. Jahrhunderts den Brennraum mit Destillatgefäßen. Schilder weisen auf Arbeitsrichtlinien hin: „Reiner Korn nur gedeiht, wo Ordnung herrscht und Sauberkeit.“ Das Brennen hat nicht nur in dieser Brennerei eine lange Tradition, erklärt Fremdenführerin Külbel, ganz Nordhausen steht dafür. Die Goldene Aue vor den Toren der Stadt stellte als Kornkammer Roggen und Gerste bereit, der Eichenwald lieferte Energie für die Destillation und Ausgangsmaterial für Fässer und das frische Harzquellwasser einen Geschmack bestimmenden Rohstoff für das Endprodukt, den Korn.
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Flickenteppich Thüringen Die Region Nordhausen wird aufgrund ihrer nördlichen Randlage mitunter von Thüringen-Touristen übersehen. Dabei gibt es hier schicke Ecken, auf die wir gleich zurückkommen werden. Dabei ist das ein Grundproblem für alle Thüringenreisenden. Es gibt einige Sehenswürdigkeiten und Stätten, die in ihrer Bekanntheit wie Leuchttürme herausragen, viele andere interessante Orte und spannende Kuriositäten bleiben da zu Unrecht spärlich besucht. Erfurt, Weimar und Jena springen als Städte sofort in den touristischen Blick auf das Kultur- und Naturland. Kultur- und geschichtsträchtige Namen wie Goethe und Schiller, Nietzsche und Luther sind mit ihm verbunden. Dass das Land auch Hitler als Mustergau galt, ist weniger bekannt. Dabei ist es gar nicht so leicht, von dem einen Thüringen zu sprechen, denn das Flächenland wurde im Lauf der Geschichte recht
willkürlich zusammengestückelt. Was hinterm Wald lag – also südlich vom Kamm des Thüringer Waldes – war mit dem Rest oft unverbunden. Man hört das heute noch an den Thüringer Dialekten, die Südregion spricht mit einer deutlich ans Fränkisch erinnernden Zunge. Schon am Burgentrio Drei Gleichen, die ihrem Namen zum Trotz in der Geschichte nie denselben Besitzer hatten, wird der Thüringer Flickenteppich deutlich. Zwei des zwischen Gotha und Arnstadt liegenden Ensembles sind heute noch beeindruckende Ruinen, eine, die Wachsenburg, dient als Hotel und Restaurant. Das trifft auch auf die bedeutendste jener Burgen zu, für deren Vielzahl Thüringen gerühmt wird: Die Wartburg. An ihr kann man schön ersehen, wie sich die Aufladung eines Ortes als Tourismusmagnet vollzieht. Hier soll der legendäre Sängerkrieg akustisch getobt
haben, den Moritz von Schwind in vollen Farben mit einem historisierenden Fresko auf der Burg festhielt. Die Heilige Elisabeth wirkte auf dem Berg über Eisenach und Luther hielt sich hier als religiös Verfolgter im Asyl auf. „Bei der gegenwärtigen Liebe und Leidenschaft zu den Resten der alten deutschen Kunst“, meinte Goethe über die Restaurierung dieser als Symbol des Deutschtums überfrachteten Burg, dann werde sie „künftig noch manche Pilger zählen.“ Das tut sie bis heute. In aller Regel sind das aber – vom alljährlichen Burschenschaftstreffen einmal abgesehen – nicht mehr teutonisch-interessierte Besucher, sondern Menschen, die einfach etwas von der Geschichte erfahren wollen, den Blick ins Land genießen und schauen, was es abseits der bekannten Attraktionen noch zu entdecken gibt im so genannten Grünen Herz Deutschlands.
Der Teufel hat den Schnaps gemacht Musste Luther sich auf der Wartburg des Teufel mit dem Tintenfass erwehren, so hat der Leibhaftige die Nordhäuser – glaubt man Ludwig Bechsteins Märchensammlung – das Kornbrennen gelehrt. „Und er zeigte auch den Nordhäusern allen miteinander, wie der Schnaps gemacht wird, und versprach ihnen viel Geld und Gut, wenn sie’s lernten und Branntwein brennten.“ Das ließen sie sich nicht zwei Mal sagen und auch wenn die Mitarbeiterin der Traditionsbrennerei Daniela Külbel die Entstehungsgeschichte ins Reich der Legenden verweist, hat der Korn der Stadt Reichtum gebracht. Hier wurde 1789 das erste Reinheitsgebot für Kornbrände erlassen. Darin ist festgehalten, dass mindestens zwei Drittel Roggen und maximal ein Drittel Gerste eingesetzt werden dürfen. Wie nun geht das Brennen vor sich? Külbel macht den Destillationsvorgang im Brennraum an den kupfernen Brennblasen anschaulich. Das geschrotete Korn wird mit Wasser zu Maische verarbeitet. Ist sie dank Malz verzuckert, kommt Hefe hinzu, Alko-
Der historische Hof der über 500 Jahre alten Nordhäuser Brennerei. Korn und Co. werden inzwischen woanders hergestellt, im Ensemble Besuchergruppen das Brennen nahegebracht.
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Hier entstehen klare Destillate.
hol und Kohlensäure entstehen. Zu früheren Zeiten wurde die vergorene Maische zum Destillieren in Brennkessel gefüllt, die erhitzt wurden, während mittlerweile eine
Brennsäule verwendet wird. Beim Erhitzen verdampft der Alkohol, dann wird er aufgefangen, gekühlt und wieder verflüssigt. Dieser Rohbrand wird anschließend durch weitere Destillation trinkbarer gebracht. Bis er tatsächlich getrunken werden kann, muss der Feinbrand mit Wasser versetzt und gelagert werden. Dadurch wird der Alkoholgehalt auf ein verträglicheres Maß gesenkt und der Tropfen kann reifen. Um den Alkoholgehalt nicht sensorisch testen zu müssen, was auch wegen der großen Produktionszahl menschlich nicht zu leisten wäre, gibt es Weingeistzähler. Ein ausgestelltes Exemplar wurde um 1900 hergestellt. Die von der Maische übrig gebliebene Schlempe dient übrigens als Tierfutter.
Jeder Korn wird doppelt gebrannt und erst ab 38 Prozent kann von Doppelkorn gesprochen werden, darunter heißt das Getränk Korn. In der ehemaligen Niederlage – auch sie schmückt ein Jugendstilfries – wurden Fässer und Flaschen schließlich mit dem klaren Destillat befüllt und für den Versand fertig gemacht. Inzwischen finden in diesem Raum Trauungen und Theater statt. Eine dort zu findende Empfehlung für ein Getränk namens Harzer Fuhrmann wirkt etwas zweifelhaft, bildet aber immerhin einen Reim: „Gern hält man an und trinkt einmal / Fährt froh dann über Berg und Tal.“
Brennpunkt Nordhausen: Thüringens nördliches Zentrum Nicht nur der Schnaps ist es, der Nordhausen, für das schon eine karolingische Königspfalz belegt ist, zur Blüte brachte. Aber Tabak und Korn haben die „Stadt auf der Sonnenseite des Harzes“, wie es das
Stadtmarketing nennt, Nordhausen bekannt gemacht. Mit ihren rund 44.000 Einwohnern ist sie bis heute das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Nordthüringens und verfügt über ein Theater. Einge-
Roland am Nordhausener Rathaus
Fachwerkidylle in Nordhausen
bettet in eine herrliche Umgebung ist die Stadt, in deren Kern man an vielen Ecken Geschichte wittert. Eine Rolandsfigur am Rathaus bezeugt den Sonderstatus Nordhausens, der weder Erfurt noch Jena oder
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Ein Panoptikum
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Weimar vergönnt war: Sie war als freie Reichsstadt relativ autonom. Der Tabak und die Kornbrennerei haben die Stadt bekannt gemacht. Das Gebäude des heutigen Museums Tabakspeicher beherbergt ein Museum mit Ausstellungen zu Handwerk, Gewerbe, Industrie und Archäologie. Bewegte Stadtgeschichte vermittelt durch Medien- und Hörstationen unterstützt das Nordhausener Museum. In Jugendstil und Historismus erbaut, ist das Kunsthaus Meyenburg ein Ort kulturellen Austausches. Konzerte finden statt und wechselnde Sonderausstellungen zeigen regionale wie internationale Künstler. Die KZ-Gedenkstätte MittelbauDora hält als europäischer Gedächtnisort mit einem Dokumentationszentrum und Außenanlagen die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus wach. Kurzweil versprechen der Reptilienzoo mit über 50 Tierarten und einem Streichelzoo und die Harzer Schmalspurbahnen, die mit Dampflokomotiven auf kurvenreiche Fahrt in den Harz bis zum legendenumwoben Brocken führt. Informationen zur Region Geschichte, virtueller Rundgang und Produkte der Echter Nordhäuser Traditionsbrennerei: www.traditionsbrennerei.de Informationen zur Stadt Nordhausen: www.nordhausen.de Offizielle Seite von Bad Lobenstein: www.bad-lobenstein.de Die Ardesia Therme Bad Lobenstein liegt am Rande des Schiefergebirges: www.ardesia-therme.de Stadtinformation Heilbad Heiligenstadt: www.heilbad-heiligenstadt.de Das Gesamtkonzept eines modernen Gesundheitszentrums der Kurparkklinik Heiligenstadt: www.kurparkklinik-heiligenstadt.de
Märchenhaft und heilsam: Kurbad Heiligenstadt
So sagenhaft sein Ursprung ist, so nüchtern stellt sich der fiskalische Umgang mit dem Korn dar. Wie die Brennereiführerin Külbel erklärt, beträgt die Branntweinsteuer heute 3,50 Euro pro Flasche von 0,7 Liter Volumen. Deshalb sind alle Gefäße im Schauraum verplombt, damit niemand die Steuer prellt. Im Zollkeller eine Etage tiefer lässt sich nachvollziehen, wie über den Zins früher gewacht wurde: Geöffnet werden konnte der vergitterte Raum nur von zwei Personen gleichzeitig, einen Schlüssel hatte der Brenner, den anderen der Zöllner. Literat Ludwig Bechstein (1801–1860) hat nicht nur die diabolische Rezepturschenkung aufgeschrieben. Als Sammler Thüringer Märchen bewahrte er einiges für die Nachwelt. Viele seiner Erzählungen – wie „Vogel Holgott und Vogel Mosam“ – finden sich bei den Gebrüdern Grimm nicht. Diese trafen im Eichsfelder Heiligenstadt zu einer letzten Absprache zusammen, bevor sie sich an ihr „Deutsches Wörterbuch“ wagten – es sollte erst nach ihrem Tod fertig gestellt werden. Grund genug aber, das Heilbad mit in die Deutsche Märchenstraße zu integrieren, die sonst um Thüringen einen Bogen macht und in Schnörkeln von Hanau nach Bremen führt. „Schneeweißchen, Rosenrot und der Bär“, „Tischlein Deck Dich“ und
„Rumpelstilzchen“ sind in der Heiligenstadt-Region angesiedelt. Bekannt ist Heiligenstadt vor allem als Kurbad. Ganz im Grünen, ruhig und zentral im Heinrich-Heine-Kurpark, befinden sich die mittels Glasgang verbundenen Häuser der Kurparkklinik. Das Ambiente erscheint fast eher als Hotelkomfort denn medizinische Einrichtung, weshalb hier auch Gesundheitsurlauber Ruhe und Entspannung suchen. Sie hat sich weit über die Thüringer Landesgrenzen hinaus einen Namen als Reha-Fachklinik einen Namen gemacht. Ihr Schwerpunkt liegt in der Behandlung orthopädischer und internistischer Indikationen einschließlich der Schmerztherapie. Das Therapiekonzept der Kurparkklinik kann man als ganzheitlich beschreiben. Modernste diagnostische und therapeutische Einrichtungen und regelmäßig geschultes und erfahrenes Fachpersonal verspricht das Klinikkonzept. Individuell entworfene Therapiepläne sollen den Patienten nach operativen Eingriffen im Bereich des Bewegungsapparates, des Herzens und der Blutgefäße oder nach einem Herzinfarkt im Rahmen einer stationären Anschlussrehabilitation die besten Bedingungen für die Heilung und Regeneration verschaffen.
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In Moor getunkte Selbstironie: Bad Lobenstein
Der Heilkunst hat Thüringen einiges zu verdanken. Hier wurde der menschliche Zwischenkieferknochen entdeckt, die erste deutsche Poliklinik eingerichtet, wurden die Glasaugen erfunden und erblickte die erste Zahnbürste das Licht der Karieswelt. Einer der ältesten medizinischen Gärten Mitteleuropas gedeiht in Jena. Märchensammler Bechstein war übrigens gelernter Apotheker. Ein weiteres Kur- und Entspannungsbad liegt an einer deutschen Ferienstraße: Bad Lobenstein. Die Deutsche Alleenstraße zieht sich von Rügen zum Bodensee und ihr Baumbestand lässt sich in Thüringen zwischen Eisenach über Meiningen, Arnstadt, Saalfeld und Pößneck begutachten. Die Kurstadt Lobenstein siedelt zwischen den Ausläufern des Thüringer Waldes und des Frankenwaldes, unweit des Thüringer Meeres. Mit ihren über 70 Kilometern Staulänge gilt die Saale-Kaskade als das größte zusammenhängende Stauseegebiet Europas. Neben der Möglichkeit, um Bad Lobenstein traumhafte Naturlandschaften zu erleben, kann man im staatlich anerkannten Moorheilbad Erholung finden. Bereits vor 150 Jahren führte die Entdeckung von eisenhaltigen Quellen und Moorvorkommen zur Gründung eines Eisenmoorbades. Heute setzt die ArdesiaTherme – Motto: „Moor – Wasser - Licht“ – Moor- und Heilkur im natürlichen, ortsgebundenen Thermalwasser fort. Auch
Wellnesssuchende zieht es in die Stadt. Mit der Median-Klinik bietet eine moderne Reha-Einrichtung für Orthopädie und Psychosomatik stationäre Kuraufenthalte an. Allein Bad Lobensteins romantisch-beschauliche Umgebung sorgt für Entspannung. Einem Jagdhund hat Lobenstein der Sage nach seine Existenz zu verdanken. Als Kaiser Ludwig der Bayer auf Wildbretfang ging, verirrte sich einer seiner Lieblingshunde. Man folgte dem Tier durchs Dickicht und schließlich fand man es auf einem Stein liegend. Der Herrscher machte den Namen fest: „Dieser Stein ist zu loben“. Im Wappen der Stadt ist bis heute ein schwarz-weißer Jagdhundekopf abgebildet. Tatsächlich wurde Lobenstein erstmals 1250 als Rittersitz erwähnt. Eine Burg des Hochmittelalters liegt über dem Stadtzentrum und diente früher zur Bewachung des Handelsweges zwischen Leipzig und Bamberg. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg zerstört. Der 35 Meter hohe Bergfried und ein weiterer Turm sind bis heute erhalten und bieten sich zur Wanderung als malerische Kulisse für den Blick ins Land an. In der Stadt gibt es ein Regionalmuseum. Das Neue Schloss am Kurpark mit Gartenpavillon macht als barocke Anlage Lust aufs Flanieren. Alles über die Bierlagerung erfährt man im Markt Höhler. Der historische Bierfelsenkeller ist wieder durch Führungen öffentlich zugänglich,
besteht aus einem 55 Meter langen Stollen und einer 20 Meter großen Kammer und ist fast halb so groß wie der Bad Lobensteiner Marktplatz. Dieser wird täglich mehrmals benetzt: Vom Turm des Rathauses scheint eine Figur über einen Trichter in ein Fass zu urinieren und eben auch weiter um sich zu spritzen. Das ist ein ironischer Kommentar auf den Necknamen der Lobensteiner: Weil einst die Handwerksweber den Ammoniak zur Tuchherstellung aus menschlichem Urin gewannen, nannte man sie die „Lommesteener Fässleseecher“. Fässer gibt’s auch im Keller der Nordhäuser Brennerei zu sehen, wo Führerin Külbel vermutet, dass Korntrinken wohl eine Generationsfrage ist. Jedenfalls sei der Verbrauch reinen Korns rückläufig, weshalb die Brennerei inzwischen mit einem breiteren Getränkeportfolio aufwartet, darunter „Harzer Grün“, ein Halbbitter aus 67 Kräutern, und verschiedene Liköre, so ein Zimtlikör für die Winterzeit oder ein 20 Jahre gereifter Kornlikör – der einzige in Deutschland. Jenseits des flüssigen Vergnügens gibt’s Trüffel, Fruchtaufstrich, Senf. Klar wie Korn ist, dass am Ende unserer lehrreichen Führung die Verkostung steht. Und was wir probieren dürfen: Liköre mit Whisky-Rauch und Ingwer, mit Orangen-Note und türkischem Rosenöl. Wir goutieren mit dem Luther falsch zugeschobenen Product-Placement: „Hier stehe ich und kann nicht anders und trinke jetzt ein Glas Nordhäuser Doppelkorn.“
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Kurztrip in die Wartburgstadt Eisenach, die beschauliche Kleinstadt am westlichen Rande des Thüringer Waldes, erlangte nicht nur durch die Wartburg mit Martin Luther und dessen Übersetzung des Neuen Testaments oder Johann Sebastian Bach, dessen Geburtsstadt Eisenach ist, sondern auch durch den Automobilbau, der den legendären Dixi, den Wartburg 353 und heute den Opel Adam hervorgebracht hat, internationale Berühmtheit. Für einen Kurztrip nach Eisenach, empfiehlt sich der Auf-
enthalt in einem der beiden Hotels der arcona Hotels & Resorts – im 5-Sterne Hotel auf der Wartburg direkt am Fuße des UNESCO Welterbes oder im 4-Sterne Steigenberger Hotel Thüringer Hof, im Herzen der Wartburgstadt. Ob Konzerte im Palas der Wartburg, Ausstellungen im Stadtschloss, ob Sommergewinn oder Weihnachtsmarkt, ob Rennsteiglauf oder Nationalpark Hainich – lernen Sie den Facettenreichtum Eisenachs und seiner Region kennen.
Hotel auf der Wartburg Auf der Wartburg 2, 99817 Eisenach Tel: +49 3691 797-0 Fax: +49 3691 797-100 www.wartburghotel.arcona.de Steigenberger Hotel Thüringer Hof Karlsplatz 11, 99817 Eisenach Tel: +49 (0) 3691 28-0 Fax: +49 (0) 3691 28-190 www.eisenach.steigenberger.de
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5 Tipps Huskyfahrt
Andenken
Gartenbau
Auf einem hohen Berg im Kyffhäusergebirge wurde unter Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa, eine Burg errichtet. Von der Reichsburg Kyffhausen, einst eine der größten Burgen des Mittelalters, sind heute noch sehenswerte Ruinen geblieben. Nach dem Tod Kaiser Wilhelms I. 1888 wurden vielerorts repräsentative Denkmäler zu Ehren des Verstorbenen errichtet. Das Kyffhäuserdenkmal ist eines der größten und bekanntesten. Sein 81 Meter hoher Turm stellt sowohl Wilhelm I. als auch Barbarossa dar.
Der Egapark in Erfurt ist ein 36 Hektar großes Parkgelände im Südwesten der Stadt. Ab 1961 fand hier regelmäßig die Internationale Gartenbauausstellung statt. Der Park ist somit das bedeutendste Gartendenkmal der 1960er Jahre in Deutschland und gehört zu den wichtigsten Zeugnissen der Gartenarchitektur dieser Zeit. Attraktionen für die Winterzeit sind vor allem die tropischen Pflanzenschauhäuser mit dem Schmetterlingshaus, der Aussichtsturm, die Sternwarte und das einzige Gartenbaumuseum des Landes.
Sternenhimmel
Bratwurst
Am 18. Juli 1926 öffnete das Zeiss-Planetarium Jena seine Türen. Entstanden ist es nach einer Idee von Oskar von Miller. Nach den ersten öffentlichen Versuchsvorführungen 1924 in einer provisorischen Kuppel auf dem Dach der Zeiss-Werke wuchs die Nachfrage enorm. Dies veranlasste die Firma zur Planung eines ständigen Planetariums. Auf einer Gesamtprojektionsfläche von 900 m2 sieht man den Sternenhimmel und die Bewegung der Gestirne vollkommen unabhängig von Zeit und Witterung.
Das erste deutsche Bratwurstmuseum widmet sich in seiner ständigen Ausstellung der Geschichte der traditionellen Herstellung und dem kulturellen Stellenwert der Bratwurst im Allgemeinen und ihrer Thüringer Ausprägung im Besonderen. Anhand zahlreicher Exponate wird der Weg vom Schwein zur Wurst nachvollziehbar. Geräte und Maschinen aus mehreren Jahrhunderten legen Zeugnis ab über die technische Entwicklung der Wurstherstellung, von der reinen Handarbeit bis zur heutigen industriellen Produktion.
www.kyffhaeuser-denkmal.de
Ein ganz großes Erlebnis wartet im Thüringer Wald. Hier kann man die einzigartige Landschaft von einem Hundeschlitten aus genießen. Bevor das Abenteuer losgeht, werden die Gäste mit den Hunden und der Technik des Gespannfahrens vertraut gemacht. Danach darf auf dem Gastsitz des Schlittens Platz genommen werden. Von den Schlittenhunden und dem erfahrenen Musher können sich die Abenteurer die Schönheit der einheimischen Natur zeigen lassen. Oder man probiert sich selbst als Musher und durchstreift den Thüringer Wald mit dem eigenen Schlittenhundegespann. In einem ganz- oder halbtägigen Musher-Training wird alles Wissenswerte rund um das Führen, Trainieren und Lenken eines Hundegespanns vermittelt. Angefangen beim Anschirren der einzelnen Hunde bis hin zum Start- (und natürlich auch Stop-) Kommando lernt man die Welt aus der Sicht eines Mushers kennen. Nach einer kleinen Stärkung machen sich die Abenteurer, mit ihrem eigenen Gespann, wieder auf und davon durch den Thüringer Wald. Im Anschluss wartet eine rustikale Brotzeit. www.huskyerlebnisse.de www.alpakatouren.de
www.planetarium-jena.de
Bildquellen: David Kraft, Thomas Härtrich, Thüringer Tourismus GmbH, W. Don Eck, SWE Stadtwerke Erfurt GmbH, cyclonebill, flickr
www.egapark-erfurt.de
www.bratwurstmuseum.net
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Denn an uns kommt niemanD vorbei. Als dynamischer Wirtschafts- und Logistikstandort punktet die Metropolregion Mitteldeutschland bei Unternehmen und Investoren durch ihre zentrale Lage, die exzellente Verkehrsinfrastruktur und die Nähe zu den Wachstumsmärkten Mittel- und Osteuropas. Neben traditionellen Industriezweigen wie der Automobilbranche, dem Maschinenbau und der Chemieindustrie ist die Region auch ein attraktiver Standort für die Hochtechnologiebranchen Mikro elektronik, Biotechnologie und E-Commerce. BMW, Porsche, DHL und Dow sind hier ebenso zu Hause wie Intershop, Amazon und DELL. Überzeugen Sie sich selbst! w w w.reg ion-m it teldeut sc h la nd.com
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Zahlen, Daten, Fakten Fläche: Einwohner: Größte Städte: Größte Flüsse:
16.172,50 Quadratkilometer 2.221.222 (Stand 31.12.2011) Erfurt, Jena, Gera, Weimar, Gotha, Nordhausen, Eisenach, Suhl, Altenburg, Mühlhausen, Ilmenau, Saalfeld, Arnstadt, Rudolstadt, Sondershausen, Apolda Werra, Saale, Unstrut, Gera, Ilm, Weiße Elster
Die Hauptstadt ist Erfurt.
Der größte Stausee Deutschlands befindet sich in Thüringen. Die Bleilochtalsperre bei Saalfeld führt 215 Millionen Kubikmeter Wasser und wurde zwischen 1926 und 1932 gebaut. Benannt ist sie nach den Bleilöchern, die sich vor der Anstauung dort befanden und in denen Blei abgebaut wurde.
In Erfurt kann man über die bis heute einzige beidseitig bebaute Brücke nördlich der Alpen spazieren. Die 120 Meter lange Krämerbrücke zählt zu den bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Jedes Jahr im Juni findet hier das größte Altstadtfest Thüringens, das Krämerbrückenfest, statt.
In Bad Frankenhausen steht der schiefste Kirchturm der Welt. Grund ist das Salz- und GipsGestein, das sich hier vor etwa 250 Millionen Jahren in einem riesigen Meer ablagerte. Löst sich das Salz aus dem Untergrund, kann sich der Boden senken. Der Turm ist bereits mehr als vier Meter aus der Senkrechten geneigt.
Johann Sebastian Bach, deutscher Komponist sowie Orgel- und Klaviervirtuose des Barock, wurde am 31. März 1685 in Eisenach geboren. Grundstein des dem Komponisten gewidmeten Bachhaus Eisenach ist ein etwa 550 Jahre altes Fachwerkhaus, das in der Mitte des 19. Jahrhunderts fälschlich als Bachs Geburtsstätte identifiziert wurde. Sein wahres Geburtshaus befand sich ein paar Meter weiter und steht heute leider nicht mehr.
Als „Junker Jörg“ weilte Martin Luther vom 4. Mai 1521 bis 1. März 1522 auf der Wartburg. Luthers spartanisch eingerichtetes Quartier war eine kleine Stube über dem ersten Burghof. Hier übersetzte er in nur elf Wochen das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche
Bildquellen: Photo-König Bad Lobenstein, Bildeigner: Thüringer Tourismus GmbH, Toma Babovic, Thüringer Tourismus GmbH, Bachhaus Eisenach, Wartburg Stiftung Eisenach
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Wussten Sie, ... Über stomatologische Revolutionen, Klebstoffinnovationen und einen Bau, der hoch hinaus wollte.
…dass Christoph von Hellwig, Stadtphysikus von Bad Tennstedt, um 1700 die Zahnbürste erfand? Die Idee der Zahnbürste gibt es schon lange. Bereits um 1500 wurden in China Zahnbürsten mit Borsten entworfen, welche die Form eines Pinsels hatten. Die Borsten stammten aus dem Nacken von Hausschweinen und wurden an Stielen aus Bambus oder Knochen befestigt. In Europa stand man den Importzahnbürsten aus China skeptisch gegenüber, weil die groben Eberborsten das Zahnfleisch zum Bluten brachten. Die weiche Alternative aus Pferdehaar setzte sich ebenso wenig durch, da sie ihre Wirkung verfehlte. Um 1700 entwickelte dann Christoph von Hellweg den Prototypen der Zahnbürste, wie sie heute genutzt wird. William Addis gründete mit dieser Erfindung 1780 die erste Firma, die Zahnbürsten professionell aus Kuhknochen und -borsten herstellte.
Impressum: 9. Jahrgang, Ausgabe 35 ISSN 1614-2837 Hauptredaktionsschluss: 20. November Anzeigenschluss: 20. November Erscheinungstermin: 16. Dezember
Herausgeber: REGJO – Das Magazin Magazinverlag Mitteldeutschland GmbH Moschelesstraße 7, Steche-Haus, 04109 Leipzig Telefon: (03 41) 975 60 39, Telefax: (03 41) 974 72 58 REGJO ist eine eingetragene Marke (39867052) der REGJO – Magazin Verlag Mitteldeutschland GmbH www.regjo-mitteldeutschland.de, info@regjo-mitteldeutschland.de Redaktionsleitung: Juliette Kaiser
Redaktion: Carolin Modes und Esther Niebel (Kultur) Autoren: Anja Bonitz (AB), Andrea Klaus (AK), Carolin Modes (CM), Carolin Wilms (CW), Dörthe Gromes (DG), Daniel Tieg (DT), Esther Niebel (EN), Franziska Reif (FR), Dr. Helge-Heinz Heinker (HHH), Jana Dichelle (JD), Juliette Kaiser (JK), Jan Zimmermann (JZ), Manfred Schulze (MS), Redaktion (RED), Petra Rauch (PR), Steffen Georgi (SG), Tobias Prüwer (TP) Lektorat: Franziska Reif
Anzeigen: Claus-Peter Paulus, Steffi Emde, Ramona Gossow sowie scharfe media e.K., Kathrin Kummer, Olessya Mertins, Vincent Stephan, Torsten Scharfe Vertriebspartner: SIBLOG Logistik GmbH
…dass es der Eisenacher Hugo Kirchberg war, der in den 1930er Jahren den Tesafilm berühmt machte? Begonnen hat alles mit dem Apotheker Dr. Oscar Troplowitz, der Ende des 19. Jahrhunderts an einem Wundpflaster arbeitete, das sowohl fest kleben als auch hautverträglich sein sollte. Das Ergebnis seiner Entwicklung war eine Klebmasse, die zwar hervorragend haftete, aber die Haut reizte. Der Vorgänger des Tesafilms war erfunden. Wenige Jahre später kreierte die Kontoristin Elsa Tesmer aus den Silben ihres eigenen Namens das Kunstwort „Tesa“. Zum Erfolg führte das Produkt trotzdem erst Hugo Kirchberg, der die Erfindung mit dem Namen verknüpfte und das erste Abrollgerät als Verarbeitungshilfe anbot. Mit treffenden Werbeslogans wie: „Zum Kleben, Flicken, Basteln“ verhalf er dem Produkt schließlich zum Durchbruch.
…dass 1915 in Jena das erste deutsche Hochhaus gebaut wurde? Die Technologie, Hochhäuser zu bauen, war in Europa schon im Mittelalter vorhanden, wie der Kirchenbau belegt. Das erste nichtreligiöse, frei stehende Hochhaus Deutschlands entstand 1915 auf dem Werksgelände der Carl-Zeiss AG in Jena. Entworfen wurde es vom Architekten Friedrich Pützer. Mit elf Geschossen erreichte der Bau eine Höhe von 43 Metern. Mit seinen rasterartig angeordneten Fenstern besitzt es eine an US-amerikanischen Vorbildern orientierte Fassade. In dem Gebäude waren Teile der optischen Werkstätten des Zeiss-Konzerns untergebracht. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude leider schwer beschädigt. Nach umfassender Sanierung beherbergt die ehemalige Zeiss-Produktionsstätte heute Büros, Appartements und Arztpraxen. Bildnachweis: Zahnbürste: Science Museum London, flickr • Tesafilm: Nhuhoai, flickr • Hochhaus: JenaKultur/Martin Kober
Verlagsrepräsentanz: Doris Claßen, Steffi Emde, Ramona Gossow
Art Direction & Layout: C. Ruhrmann, TRNDLB Fotografie: Joscha Steffens, Swen Reichhold, Marco Warmuth, Daniel Tieg, Jan Dörre, Sophia Kesting Titelbild: oliman1st / Fotolia
Distribution/Marketing: Daniel Tieg
Messen und Kongresse: Daniel Tieg, Anja Bonitz Schlussredaktion: Juliette Kaiser Geschäftsleitung, Herausgeber: Claus-Peter Paulus (V.i.S.d.P.)
Erscheinungsweise: Quartalsweise Druck: Silber Druck OHG REGJO – Das Magazin für Mitteldeutschland ist Gewinner des Silber-Award im Wettbewerb um den BCP (Best of Corporate Publishing) 2010 in der Kategorie B2B Medien/ Entertainment/Kultur. Weitere Infos zum Award und den diesjährigen Preisträgern erhalten Sie unter: www.bcp-award.de
Partner des Verlages:
Medienpartnerschaften:
20 Jahre DeutschNorwegische Energiepartnerschaft. Wirtschaft. Gesellschaft. Dialog. Seit der Unterzeichnung des ersten Erdgasliefervertrags vor 20 Jahren verbindet die VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft (VNG) und seine norwegischen Partner eine erfolgreiche Energiepartnerschaft. Die Gründung der VNG Norge AS im Jahr 2006 und die Aufnahme von Explorations- und Produktionsaktivitäten waren weitere wichtige Meilensteine dieser Beziehung. Darüber hinaus engagiert sich VNG in verschiedenen gesellschaftlichen Initiativen für den kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Norwegen. www.vng.de
Wir machen Weltstars. Ohne castingshOWs.
Wir sachsen sind immer für eine überraschung gut. Das haben kürzlich auch die jungen Sänger des Thomanerchors mit ihrem Spontankonzert auf dem Times Square eindrucksvoll bewiesen. Wir tragen unsere Liebe zur Musik und Kunst gern in die Welt. Der Leipziger Thomanerchor und der Dresdner Kreuzchor sind dafür zwei unserer berühmtesten Botschafter. Sie sind Teil einer langen Musiktradition Sachsens, für die unter anderem Namen wie Bach, Mendelssohn und Wagner stehen. Seit über 800 Jahren wird Kultur bei uns gelebt – und gefördert. Wo wir sonst noch den Ton angeben, erfahren Sie hier: www.so-geht-sächsisch.de