REGJO
43. AUSGABE 4/2015 3,90 EUR
Das Magazin für Wirtschaft und Kultur Mitteldeutschland Sachsen · Sachsen-Anhalt · Thüringen
ISSN 1614-2837 www.regjo-mitteldeutschland.de
Das Magazin für Wirtschaft und Kultur aus Mitteldeutschland
ARBEIT & LEBEN
Alle reden vom Klima
Vollkommen willkommen?
Move On
In letzter Zeit wurde nicht nur in Paris über das Klima
Wie sind die ankommenden Flüchtlinge zu integrie-
Das Werkleitz-Festival 2015 blickte in eine globale
debattiert, sondern bundesweit in mehreren Städten im
ren? Stichwort Beschäftigung.
und digitale Zukunft. Der Dialog und die Kunst sind
Rahmen des „Bürgerdialogs Klimaschutzplan 2050”.
dabei Antrieb und Thema zugleich.
REGJO – das sind unter anderem (v.l.) Laura Maneck (Grafikdesign), Claus-Peter Paulus (Herausgeber), Daniel Tieg (Distribution/Leitung Marketing) und Anja Bonitz (Vertriebsund Redaktionsassistenz).
IHR ZUHAUSE IN LEIPZIG Liebe Leserinnen, liebe Leser, das Jahr geht zu Ende. Spannende, dramatische und auch kontroverse Monate liegen hinter uns. In der Retrospektive zeigt sich wieder einmal die Unberechenbarkeit der Zukunft. So blicken wir gespannt, wenn auch zugegebenermaßen mit etwas gemischten Gefühlen, bereits Richtung 2016. Vor dem Jahreswechsel präsentieren wir Ihnen aber noch wie gewohnt die Winterausgabe des REGJO Magazins. Diesmal erfahren Sie beispielsweise, wie die Integration von Migranten über Ausbildung und Arbeit realisiert werden kann, wie Start-ups auch mit weniger Förderungen erfolgreicher sein können als manches „Leuchturmunternehmen“ oder wie beim „Bürgerdialog Klimaschutzplan 2050” parteiübergreifende Basisdemokratie praktiziert wird. Lesen Sie auch über die historischen Hintergründe mitteldeutscher Landesschulen und deren Funktion als bildungspolitisches Instrument oder folgen Sie im vierten und letzen Teil unseres Chemnitzer Stadtportraits dem Interview mit André Donath, der sehr persönlich seinen bewegten, mit dieser Stadt verbundenen, Lebensweg nachzeichnet.
Mitten in der historischen Altstadt von Leipzig liegt das 4-Sterne Seaside Park Hotel. Hinter der denkmalgeschützten Fassade finden Sie 288 Zimmer im Art-Deco-Stil, einen Wellnessbereich, Tagungs- und Banketträume, das „Nikolai Bistro“ und den „Steaktrain“, das etwas andere Steakrestaurant. Park Hotel · Richard-Wagner-Str. 7 · 04109 Leipzig Telefon: 0341 / 98 52-0 · Fax: 0341 / 98 52-750 info@parkhotelleipzig.de · www.parkhotelleipzig.de
Damit möchten wir uns für dieses Jahr von Ihnen verabschieden. Wir wünschen Ihnen eine friedvolle Weihnachtszeit und einen angenehmen Jahreswechsel. Herzliche Grüße senden Ihnen
Claus-Peter Paulus und das REGJO-Team Herausgeber
just abito suites Ganz viel Luxus gibt es bei uns auch ohne Rezeption, seperaten Wellnessbereich oder fünf Sterne Frühstück … Aber dennoch müssen Sie auf nichts verzichten. Über den Dächern der Grimmaischen Straße. abito suites · Grimmaische Straße 16 · 04109 Leipzig Tel.: +49 - 341 - 98 52 788 · Fax: +49 - 341 - 98 52 750 info@abitosuites.de · abitosuites.de
2 INHALT REGJO
36 Vollkommen willkommen?
6 Gründergeist
Flüchtlinge, wo man hinsieht? Oder beherrschen sie vor allem die mediale Agenda, was die Gemüter erhitzt? In jedem Fall drückt die Frage, wie die, die nun einmal hier sind und ihr Recht auf Asyl nutzen wollen, zu integrieren sind. Stichwort Beschäftigung.
Rahmenbedingungen für Start-ups. Benötigt die mitteldeutsche Gründerszene mehr oder eine andere Förderung?
Titelthema: Arbeit und Leben
Regionale Wirtschaft
39 Job trifft ausländische Fachkraft In vielen Branchen fehlen qualifizierte Mitarbeiter. Bewerber mit ausländischen Abschlüssen sind in den Unternehmen daher sehr willkommen.
40 Berufsbildung schafft Fachkräfte Längst haben sich die alljährlichen Meldungen über Schulabgänger, die ohne Lehrstelle dastehen, in Nachrichten über unbesetzt gebliebene Ausbildungsplätze umgekehrt.
42 Kultur der Beteiligung Von Bürgerbeteiligung können auch Unternehmen und Kommunen profitieren – wenn alle auf Augenhöhe dabei sind.
43 Erst die Kür, dann das Vergnügen Der Nachbarschaftsgedanke wird bei der Leipziger Wohnungsbaugenossenschaft Unitas eG schon seit vielen Jahren groß geschrieben.
44 Zeitenwechsel und Kontinuität Zum ersten Mal verleiht der Wirtschaftsverein Gemeinsam für Leipzig den Via Oeconomica. Ein Wirtschaftspreis – und zugleich mehr als das.
46 Leidenschaftlich erwärmt für BMW und Porsche Der Wermsdorfer Anlagenbauer KET Kirpal Energietechnik GmbH Anlagenbau & Co.KG macht die Energiewende zum guten Geschäft.
49 Tradition und Zukunftsimpulse Zeitbrücken schlagen, Dinge zusammendenken, Sparten zusammenführen: Gemeinsam für Leipzig e.V. vergibt zwei Preise, die dafür exemplarisch stehen.
50 Schlichten statt Richten Schlichtung, Mediation, Schiedsgericht: IHK zu Leipzig wirbt für Möglichkeiten der alternativen Streitbeilegung.
52 Die Gescheit-Schmieden Die ehemaligen Fürstenschulen Sankt Afra, Sankt Augustin und die Landesschule Pforta sind heute Internatsgymnasien, an denen begabte und hochbegabte Schüler besonders gefördert werden.
12
Eine Uniform weniger Es liegt ein Schiff auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt vor Anker, welches den Einheitslook mit maritimer Anmut durchbricht.
16 Kraft, Leidenschaft, Innovation … … lautete das Motto des 25. Sächsischen Unternehmerballs. Die glanzvolle Veranstaltung war diesmal der Rahmen für ein ganz besonderes Jubiläum.
17 Nix Ende Gelände Das Mittelstandsprogramm Leipzigs wächst und gedeiht. Erst langsam, dann „zu gut“, nun immer mehr. Soeben wurde es verlängert und das Budget um ein Drittel auf 600.000 Euro geschraubt.
22 Daten sind das Öl der Zukunft … und die Welt wird eine Suchmaschine? Fakt ist, die zweite Digitalisierungswelle verändert Wirtschaft, Unternehmensführung und unser Verhalten.
56 Danach ging es Schlag auf Schlag Ein Interview mit André Donath über seine Karriere in Chemnitz, die mit einem Imbisswagen begann.
23 Helleres Licht Leuchtdioden versprechen Kostenersparnis, Energieeffizienz und angenehme Lichtfarben. Mywerx aus Barnstädt im Saalekreis hilft bei der Umstellung auf LED.
REGJO INHALT 3
28 Alle reden vom Klima
64 Move On
In letzter Zeit wurde nicht nur in Paris über das Klima debattiert, sondern bundesweit in mehreren Städten im Rahmen des „Bürgerdialogs Klimaschutzplan”.
Das Werkleitz-Festival in Halle blickte vom 9. bis zum 25. Oktober 2015 in eine globale und digitale Zukunft. Der Dialog und die Kunst sind dabei Antrieb und Thema zugleich.
Energie und Umwelt
Kultur und Kunst
32 Der e-Zukunft auf der Spur
66 Perlmutt
73 Momente In Leipzig ist kürzlich das Beteiligungsforum e-Allianz erfolgreich zu Ende gegangen. Kurz darauf erwartete das 9. Expertentreffen Energiemetropole Leipzig wieder zahlreiche Teilnehmer.
34 Erdgas-Verdichterstation Sayda Die Geschichte eines zentralen Netzknotens für die europäische Gasversorgung.
Gesundheit und LebensArt 62 Kleider machen Leute, das gilt auch für Karrieren. Über die Krux von Bekleidungsvorschriften in Firmen und die Herausforderung bei der richtigen Einkleidung von Mitarbeitern.
Die Künstler Rosa Loy und Neo Rauch zeigten im Kunstverein „Freunde aktueller Kunst“ in Zwickau Werke aus der eigenen Sammlung, die überwiegend erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert wurden.
68 Ideeller Zugewinn für alle Seit 12 Jahren veranstaltet der Insolvenzund Zwangsverwalter Dr. Florian Stapper Benefizkonzerte. Ein Gespräch fast gar nicht über Geld, dafür über Familie, spezielle Erbschaften und die Wirkkraft von klassischer Musik und Literatur.
70 Geschichte, Kultur und Events im Geiseltal Die Zentralwerkstatt Pfännerhall ist ein beeindruckendes Industriedenkmal im Herzen Mitteldeutschlands.
63 Der menschliche Körper Overload-Syndrom: Überlastungsphänomenen kann mit dem Wissen der PsychoNeuro-Immunologie begegnet werden.
Der neu erschienene Katalog des Leipziger Künstlers Wolfram Ebersbach zeigt zum ersten Mal und ausschließlich Papierarbeiten, die in den letzten fünf Jahren entstanden sind.
74 Ein Festjahr voller Emotionen Das Jubiläum „1.000 Jahre Leipzig“ geht dem Ende zu. Zeit für den „Leipzig 2015“-Beauftragten Torsten Bonew, eine erste Bilanz zu ziehen.
75 Festival der Klassischen Moderne „Krenek, Weill & Die Moderne“. Unter diesem Motto begegnen sich auch beim 24. Kurt-Weill-Fest Klassik und Jazz, Sinfonik und Kammermusik, Oper und Kleinkunst.
76 Bücherbox REGJO stellt Neuerscheinungen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vor.
78 Kulturkalender 72 Owen Gump. El NiÑO 11. Kunstpreis der Leipziger Volkszeitung vergeben. Eine Ausstellung im Museum der bildenden Künste Leipzig zeigt vom 28. November bis 28. Februar die Werke des Preisträgers.
Was passiert in Mitteldeutschland? Veranstaltungstipps für die kommenden drei Monate.
80 Impressum
4 MEINUNG REGJO
Stille Macht, heimliche Macht? Wie lange kann sich ein ganzes Land seine wirtschaftlichen Risiken schönrechnen? Kolumne: Helge-Heinz Heinker
Fakten gefällig? Gern. Da wächst die deutsche Volkswirtschaft also um rund zwei Prozent pro Jahr. Für dickes Selbstlob reicht das offenkundig allemal. Wer sein Ohr dem Wirtschaftsmotor zuneigt, hört angeblich, wie die Konjunktur brummt. Nur kommen die zwei Prozent in einer Situation total verbilligten Zentralbankgeldes und einer nie dagewesenen Flutung mit Liquidität (wodurch produktive Investitionen angetrieben werden sollen), eines mutwillig nach Dr. Helge-Heinz Heinker hat Wirtschaftswissenschaften stuunten geprügelten Eurodiert und widmet sich seit über 20 Jahren als freier JourKurses (womit der Export nalist – darunter für REGJO – zentralen Aspekten der Wirtangeheizt wird) und drasschafts-, Unternehmens- und Verkehrsentwicklung in ganz tisch gefallener RohstoffMitteldeutschland. preise (was wie eine Kostenbremse wirkt) zustande, und in solch einer Welt einmaBefiel die sagenhafte Kassandra eigentlich ein lig vorteilhafter Sonderfaktoren verblasst schlechtes Gewissen, als sie sich anschickte, die Strahlkraft der angehimmelten zwei ihre unpopulären Weissagungen unter‘s Volk Prozent Wirtschaftswachstum schnell. zu bringen? Vielleicht, ist aber schon lange Dann erzeugen zwei Prozent kein Brumher. Gegenwärtiger sind hingegen die men mehr, sondern allenfalls ein gefälnagenden Selbstzweifel an der üblichen liges Surren. Wahrheits-Dosierung, wie sie in internen DisMehr noch, die aus der Wirtschaftsleiskussionsrunden meinungsbildender Ökotung abgezweigten Steuereinnahmen werden nomen aufkommen. Es heißt offiziell, uns im Handumdrehen als finanzielles Polster für geht es wirtschaftlich richtig gut. Doch stimmt das Wir-schaffen-das-Mantra vereinnahmt, das? Es stimmt einigermaßen, vor allem im mit dem der Flüchtlingszustrom willkommen Vergleich mit vielen europäischen Nachbarn, geheißen wird. Es klingt nach stille Macht, die sich mit wirtschaftlicher Stagnation und heimliche Macht – die Gewissheit, beim rastzementiert scheinenden Arbeitslosenraten losen, ungestörten Schaffen derart wohlhaabplagen. Aber wer will angesichts dieses bend geworden zu sein, dass nun mit gutem relativen Vorteils der deutschen VolkswirtGewissen erst mal exzessiv und ohne lästige schaft denn schon Kassandra sein und sich Vertiefung in Details und Fernwirkungen und seinen Zuhörern eingestehen, dass die ausgeteilt werden kann. Wer im Würgegriff ganze Wahrheit längst als komplette Zumuder vergötzten schwarzen Null in den öffentlitung gilt? Fakten gefällig? Gern.
chen Haushalten an Abstriche an allen möglichen Etatposten gewöhnt wurde, kann sich nur noch wundern, wofür plötzlich und scheinbar problemlos Riesensummen gefunden und locker aufgebracht werden. Um die hypnotische Zauberkraft des Etat-Wunders weiter zu steigern, wird sogar behauptet, dass trotz der zu gewärtigenden gigantischen Sonderlasten, deren Umfang niemand wirklich kennt, als Begleiterscheinung obendrein die schwarze Null zu schaffen ist. Das grenzt an einen operativen Eingriff am offenen Herzen des Wirtschaftskreislaufs unter besänftigender Ankündigung, dass schmerzstillende Mittel nachgereicht werden, vielleicht. Entfremdung zwischen Regierten und Regierenden Auf den Beweis, bei den hochschießenden Sonderausgaben faktisch unlimitiert draufzulegen und zum Schluss Einnahmen und Ausgaben trotzdem ins Lot zu kriegen, darf die unterschwellig bebende Nation als Kollektiv aus freundlichen Wohltätern, vernünftigen Skeptikern und schwäbischen Hausfrauen gespannt sein. Sobald der Nachtragshaushalt des Bundes für 2016 verhandelt werden muss, sind alle (hoffentlich) schlauer und illusionsloser. Weil hierzulande zumindest noch die Prämisse gilt, Wirtschaft sei zur Hälfte Psychologie, ist ein Experten-Gelübde zu vermuten, um eine ehrliche, ausgewogene Einordnung der Wirtschaftsleistung herumzureden und stattdessen lieber die Kunst des Gesundbetens zu perfektionieren. Wer will schon jetzt Kassandra spielen und rufen: Diese Rechnung gerät extrem kurzsichtig, denn trotz unbestrittener Verpflichtung zur Nothilfe, zumal für Menschen aus Syrien (falls denn alle Syrer, die das von sich behaupten, wirklich Syrer sind) trägt das Amalgam aus negierten Obergrenzen des Zuzugs bzw. hastig erwogenen europäischen Kontingenten, an die sich kaum ein Nachbar
REGJO KOLUMNE 5
im gemeinsamen Tollhaus Europa halten mag, aus unübersehbaren finanziellen Risiken und der latenten Gefahr der Überforderung alle Züge einer unheimlichen Entfremdung zwischen Regierten und Regierenden, zwischen Leistungserbringern und Leistungsverteilern in sich. Und die hartnäckige Weigerung der Bundesregierung, die drohenden Lasten für das Steuer- und Sozialsystem auch nur annähernd in Zahlen zu kleiden, kostet Vertrauen und steigert den Druck im Kessel ungebremst weiter. So wird Integration unfassbar. Objektive Beobachtung Viele Sonntagsreden klangen in diesem Herbst über Wochen hinweg so, als müsste sich Deutschland auf eine ausländische Akademikerschwemme aus dem Mittleren Osten gefasst machen und Wellen heranbrandender Facharbeiter aushalten. Die Ernüchterung in Sachen Qualifikation folgte schnell. Das um klare Positionen nicht verlegene Münchner ifo-Institut ging endlich einen Schritt weiter und verlangte Anfang Dezember, das Bildungsniveau der Flüchtlinge systematisch zu erfassen. „Wir stochern derzeit im Nebel“, beklagte Bildungsökonom Ludger Wößmann. Niemand wisse, über welche Qualifikationen die Neuankömmlinge verfügten. Kein Wunder eigentlich, da nicht einmal die Sprachkenntnisse systematisch erfasst werden. Zumindest schätzt das ifo-Institut, zwei Drittel der Flüchtlinge aus Syrien verfügten nicht über eine Ausbildung, wie sie für die Beteiligung an einer modernen Gesellschaft unverzichtbar ist. Repräsentative Nachfragen bei deutschen Firmen erbringen ungeachtet aller (teils unkonventionellen, auf eine harmonische Arbeitswelt fixierten) Integrationsangebote, dass nur 41 Prozent der Unternehmen ein großes Potenzial dafür sehen, Flüchtlinge in ihrer eigenen Branche als Hilfsarbeiter einstellen zu können. 59 Prozent stufen selbst eine solche minimale Einstiegsofferte als gering ein. 37 Prozent glauben an die Aussicht, aus dem zugewanderten Personenkreis Auszubildende einzustellen, 63 Prozent jedoch nicht. Die Aussicht, Facharbeiter aus dem Kreis der Flüchtlinge zu gewinnen, teilen 22 Prozent der Firmen. 78 Prozent winken ab – alles jüngste ungeschminkte Erhebungen des ifo-Instituts. Um Verzagtheit zu vermeiden, muss ein Heranarbeiten an Lösungen damit beginnen, ehrlich zu benennen, wie die immensen Kosten für zu erwartende hunderttausende Sozialfälle aus dem Kreis der nur in diesem Jahr angekommenen Flüchtlinge aufgebracht werden sollen, und zwar für wie viele Jahre, um diese Menschen systematisch auf einen Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt vorzubreiten.
Doch Ehrlichkeit gebietet zu sagen, dass ein vierzigjähriger afghanischer Analphabet trotz aller persönlichen Tragik für den deutschen Arbeitsmarkt so gut wie verloren ist. Die Aussicht, aus ihm und hunderttausenden seiner Schicksalsgenossen rasch einen guten und potenten Steuerbürger zu machen, erscheint damit in einem gedämpften Licht. Wer anderes behauptet, streut eine Generationenlüge. Es scheint, dass es in Deutschland als traditionellem Hort demonstrativer Rationalität und wirtschaftlicher Vernunft noch nie eine solche Diskrepanz zwischen absehbaren, allgegenwärtigen Krisensymptomen und konzeptionellem Unvermögen der Bundespolitik gegeben hat. Wo der Überblick über die Problemlage verloren gegangen ist, kann auch Kontrolle nicht gelingen. Und nennt jemand diesen Missstand riskant, wie es längst geboten wäre? In der Stunde der Wahrheit kommt es darauf an, feine Gesinnungsethik mit kühler Kalkulation zu kombinieren und Fehlanreize rigoros zu kappen. Übertrieben hartherzig ist das nicht. Denn wer sich mit bescheidenen zwei Prozent Wirtschaftswachstum (in der geschilderten makroökonomischen Idealsituation) zutraut, die kommenden Probleme zu packen, muss präziser werden, als es das naive Zutrauen zur Wir-schaffen-das-Propaganda zulässt. Überdosis Beruhigungspillen Jede Überdosis Beruhigungspillen verkürzt nur den Weg bis zum Kollaps des Kreislaufs. Jede Überforderung laugt die Kraft aus, überhaupt helfen zu können. Die deutsche Bundeskanzlerin behauptet ja eisern, sie hätte einen Plan. Es ist wohl ein argwöhnisch gehüteter Geheimplan. Vorläufig jedenfalls scheint das bewährte kaufmännische Prinzip des Wägens und Wagens durch ein verdächtiges „Wuppen“ und Wurschteln ersetzt worden zu sein. Und Europa? Nach der Überwindung der schweren Wirtschafts- und Finanzkrise von 2007 bis 2010 wurde die pathetisch verklärte „Wertegemeinschaft“, die sich seit 25 Jahren nicht mehr zutraut als eine missmutige Zuerwerbsgemeinschaft zu sein, darauf eingeschworen, dass hier „der dynamischste Wirtschaftsraum der Welt“ entstehen soll. Als leuchtendes Zieljahr galt 2015. Der Blick auf die traurige ökonomische Realität in der EU als Ganzes und den Euroraum im Detail zeigt unmissverständlich, warum jede Erinnerung an die dröhnende Vorhersage peinlich vermieden wird. Es heißt, 2016 würde alles besser. Das Wahlvolk verlangt dafür Fakten, die mehr als flüchtige Seelenmassage bewirken.
© asisi, Fotograf Tom Schulze
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6 REGIONALE WIRTSCHAFT REGJO
Heute hat die digitale Revolution ein etwas anderes Gesicht, und dieser putzige Kasten muss im Museum entstaubt werden – doch mit dem Commodore PET 2001 nahm alles seinen Anfang. Er war der erste Heim-PC.
„Tausendmal mehr als BMW“ Der oft beschworene Gründergeist hängt für Start-ups stark von den Rahmenbedingungen ab. Trotz einer Vielzahl von Förderungsmöglichkeiten kommt immer wieder die Frage auf: Benötigt die mitteldeutsche Gründerszene mehr oder eine andere Förderung? Text: Frank Willberg
Fotografie: flickr/asvensson, Heisenberg Media, floheinstein
Regelungswut staatlicher Behörden, aber auch Subventionen einerseits und Monopolstreben und unlauterer Wettbewerb andererseits – es braucht nur einen Funken Zynismus, um die Existenz einer freien Marktwirtschaft vehement zu bestreiten. Aber wie soll sich in diesem, vom Ideal weit entfernten Zustand ein freier Unternehmergeist entfalten? Und wie kommen Existenzgründer in Mitteldeutschland zurecht? Verzerrter Markt Karsten Schaal polemisiert auch gern. Der Leipziger ist mit seinem Unternehmen food. de mittlerweile in Berlin zu Hause und über die eigenen Erfahrungen hinaus als Beisitzer und sächsischer Regionalvertreter im Bundesverband Deutsche Startups e.V.
(BVDS) dicht dran am Geschehen. „Eigentlich könnte man die Fördermittel für Startups zugunsten von Steuererleichterungen einstampfen!“ Stattdessen hinke die Politik dem Trend hinterher, und unsere Gesellschaft verliere auf viele Jahre an Innovationskraft. Denn die Fördermittel seien für Handwerksbetriebe oder große Firmen zugeschnitten. Erstere steigern die Anzahl ihrer Mitarbeiter damit von zwölf auf 14, ätzt Schaal, und für letztere stelle die Ansiedlung von BMW in Leipzig eine treffliche Illustration dar: Jeder einzelne neue Arbeitsplatz war seinen Berechnungen zufolge mit etwa 84.000 Euro an staatlichen Subventionen gefördert. „Dabei sind die Chancen bei Start-ups viel größer, die Anzahl der Arbeitsplätze zu verdoppeln.“ Und es bräuchte wahrscheinlich keine 363 Millionen Euro wie bei BMW.
Verkannte Wirtschaft 4.0 „Fördermittel verzerren den Markt“, kritisiert Schaal. „Eine gute Geschäftsidee muss es allein schaffen“, fügt er hinzu. Anschließend könne ein regelrechter Schneeballeffekt einsetzen, indem erfolgreiche Gründer, die den Markt mit ihrer Idee revolutioniert, ihre Mitarbeiterzahl und die eigene Firmenbewertung vervielfacht haben, in neue Startups investieren. Beispiel Spreadshirt-Gründer Lukasz Gadowski, der nach der Gründung 50 Unternehmungen mitfinanziert habe – ohne Fördermittel –, welche mit insgesamt 3,6 Milliarden Euro bewertet werden, so Schaal: „Der Gegenwert ist tausendmal größer als bei BMW.“ Ein negatives Exempel sieht Schaal im Stand der Digitalisierung in Deutschland im Allgemeinen und
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in Studi-VZ im Speziellen. Die OnlineCommunity war Facebook jahrelang eine Nasenlänge voraus, wurde bereits mit knapp 100 Millionen Euro bewertet. „In der Digitalisierung steckt eine ganze Revolution drin. Alle Bereiche unseres Lebens sind davon betroffen. Aber während wir in Deutschland darüber diskutieren, wird es in China oder Amerika längst gemacht“, betont Schaal. Ideen würden anderswo umgesetzt, Investitionen anderswo getätigt. Aus Datenschutzgründen musste StudiVZ quasi geschlossene Datenbanken ohne Mehrwert für seine Kunden entwickeln und ging pleite. Facebook nicht. Vermehrte Bürokratie
Oben: Die alljährliche Start-up-Tour Berlin vereint Netzwerken – horizontal wie vertikal –, Fundraising, Workshops und prickelndes (Nacht-)Leben der Metropole, die auch die deutsche Gründer-Hauptstadt ist. Unten: Investieren und der schnöde Mammon: weder zum Fenster raus noch mit zu verzwickten Fördermitteln.
„Wir stehen uns mit unserer Bedenkenträgerei selbst im Weg“, urteilt Schaal, und innovative Start-ups würden von gesetzlichen Rahmenbedingungen in Deutschland ausgebremst. Ein Jahr für alle Formalitäten einer Existenzgründung? „Da muss man sich ganz schön ranhalten“, pflichtet Lars Winkler kritisch bei. Er gewann mit seiner Firma BoMaBi im Herbst 2014 das 1. Leipziger PitchBoxing, kann aber dessen ungeachtet noch nicht wie gewünscht durchstarten und expandieren, sondern muss den Großteil seiner Aufträge und Arbeit auslagern. „Start-ups haben keine Lobby“, bemängelt Schaal. Daher habe sich der BVDS aus der Notwendigkeit 2012 gegründet und ist seither Anlaufstelle für Gründer, die sich informieren, untereinander austauschen und vernetzen. Grundsätzlich will der Bundesverband außerdem „die Politiker begeistern, das Potenzial in der Digitalisierung zu entdecken.“ Wie viel an der Stelle zu tun bleibt, verdeutlicht das unglaubliche Zitat von Angela Merkel vom Juni 2013: „Das Internet ist für uns Neuland.“ Veritable Förderung Die Wahrnehmung in den mitteldeutschen Wirtschaftsministerien erscheint auffallend kritikärmer, genau genommen kritiklos. So reklamiert Sachsen einen Spitzenplatz bei der Gründungsförderung an Hochschulen. Von 6.000 Beratungen und mehr als 300 konkreten Unternehmensgründungen aus dem akademischen Bereich zwischen 2007 und 2014 berichtet Kathleen Brühl, Pressereferentin im Sächsischen Wirtschaftsministerium. Mit 81,7 Millionen Euro – davon 71,2 Millionen Euro EUMittel – will Sachsen-Anhalt in der neuen EU-Strukturfondsperiode 2014 bis 2020 sowohl die kommende Gründergeneration sensibilisieren und qualifi-
zieren als auch die aktuell Gründungsinteressierten direkt unterstützen, so Robin Baake, verantwortlich für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des dortigen Wirtschaftsministeriums. Und auch in Erfurt wird nicht mit Eigenlob gespart: „Thüringen ist ein Land der Gründer und Unternehmer“, unterstreicht Stefan Schimming vollmundig und verweist unter anderem auf die im Vergleich zum Bundesdurchschnitt höheren Prozentpunkte bei Gründungen als Personen- und Kapitalgesellschaften bzw. Unternehmen mit Mitarbeitern – das gilt als Fingerzeig für besondere wirtschaftliche Substanz. Im Bereich der Spitzentechnologie verbuche Thüringen einen Anstieg der Unternehmensgründungen von 15 auf 20 und wolle die Gründungsförderung weiter ausbauen, diese durch neue Instrumente wie die Gründerprämie und das Thüringer Mikrokreditprogramm ergänzen und die Beratungsund Unterstützungsangebote für Gründer und KMU im neuen Thüringer Zentrum für Existenzgründungen und Unternehmertum bündeln, welches am 13. November eingeweiht werde, so der Referent im Thüringer Wirtschaftsministerium. Dazu kämen mit dem Thüringer StartUp Fonds (18,75 Millionen Euro) und der Thüringer WachstumsBeteiligungsfonds (37,5 Millionen Euro) zwei neue Beteiligungsfonds. Verklärte Sichtweise Klingt gut. Und selbst die Agentur für Arbeit bescheinigt sich trotz des Rückgangs geförderter Existenzgründungen positive Zahlen: „Insgesamt 97,1 Prozent aller mit dem Gründungszuschuss Geförderten sind sechs Monate nach dem Auslaufen der Förderung nicht in die Arbeitslosigkeit zurückgegangen“, freut sich Frank Vollgold, Pressesprecher der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Sachsen. Aktuell würden 3.600 Menschen in Mitteldeutschland bei ihrer Selbständigkeit mit diesem Zuschuss gefördert, zuzüglich rund 600 Menschen, die sich aus dem Hartz-IVBezug heraus selbständig gemacht haben, mit dem Einstiegsgeld von den Jobcentern – Tendenz ebenfalls rückläufig. „Entscheidend für den Erfolg der Selbständigkeit ist neben den formellen Voraussetzungen vor allem die intrinsische Motivation“, formuliert Vollgold, was kritische Zeitgenossen mit „Wer scheitert, ist selbst Schuld“ übersetzen würden. Womöglich lag jedoch ein Stein zu viel im Weg …
8 ADVERTORIAL REGJO
Die Dienstleistungswirtschaft ist vielfältig und eine stark wachsende Branche im IHK-Bezirk Halle-Dessau.
Erster IHK-Dienstleistungsreport Einen kurzen und kompakten Überblick über die Dienstleistungswirtschaft im südlichen Sachsen-Anhalt gibt der erste Dienstleistungsreport der IHK Halle-Dessau. Text: IHK Halle-Dessau
Fotografie: iStockphoto
Mit knapp 26.000 Unternehmen ist die Dienstleistungswirtschaft zahlenmäßig der stärkste Wirtschaftszweig im südlichen SachsenAnhalt. Gut 48 Prozent aller IHK-Mitgliedsunternehmen gehören der Dienstleistungsbranche an. Mit einem Zuwachs von fast 4.000 Unternehmen innerhalb der letzten zehn Jahre verzeichnet keine andere Branche im IHK-Bezirk ein solches herausragendes Ergebnis. Damit vollzog die Dienstleistungswirtschaft (ohne Kreditgewerbe) von 2005 bis 2014 ein Branchenwachstum von 18 Prozent.
fokussiert sind. 12.000 Unternehmen erbringen ihre Dienstleistungen gegenüber anderen Unternehmen. Über die Hälfte aller Dienstleister (51 Prozent) sind in der Stadt Halle (Saale), im Saalekreis oder im Burgenlandkreis ansässig. Der IHK-Dienstleistungsreport 2015 kann im Servicecenter der IHK Halle-Dessau angefordert werden und ist zudem unter www.halle.ihk.de | Dokument-Nr. 2970824 erhältlich.
Heterogene Branche
Wirtschaftliche Dienstleistungen
Die Dienstleistungswirtschaft ist im südlichen Sachsen-Anhalt breit aufgestellt und sehr heterogen: Ihr gehören über 230 Unterbranchen an. Die drei größten Gruppen bilden dabei die „wirtschaftlichen Dienstleistungen“, die „freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen“ sowie die „sonstigen Dienstleistungen“, wie z.B. die der Fingernagelstudios, Saunen, Partnervermittlungen, Tätowierer und Preisagenturen.
Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen Sonstige Dienstleistungen Finanz- und Versicherungsdienstleistungen Grundstücks- und Wohnungswesen Information und Kommunikation Kunst, Unterhaltung und Erholung
Steigender Unternehmenszuwachs
Gesundheits- und Sozialwesen
Aktuell können innerhalb der Dienstleistungswirtschaft drei Wachstumsbranchen ausgemacht werden: „Kunst, Unterhaltung und Erholung“ sowie „sonstige Dienstleistungen“ und das „Gesundheits- und Sozialwesen“. Diese Branchen verzeichneten in den Jahren 2008 bis 2014 einen Zuwachs um 727 Unternehmen. Dagegen schrumpften die Branchen der Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, der wirtschaftlichen Dienstleistungen sowie die Branche Erziehung und Unterricht im selben Zeitraum um 1.277 Unternehmen. Beliebteste Standorte 78 Prozent (20.138 Unternehmen) aller Dienstleistungsunternehmen im IHK-Bezirk sind Kleingewerbetreibende, die auf lokale Märkte
Stand Dezember 2014
Erziehung und Unterricht
Das tut die IHK für Dienstleister Wie vertritt die IHK die Interessen ihrer Mitgliedsunternehmen in der Dienstleistungsbranche? Welche Serviceleistungen bietet sie den Unternehmen an? Diese und weitere Fragen beantwortet kompakt das kostenfreie Branchenfaltblatt „Dienstleistungswirtschaft“. Die Publikation kann im Servicecenter der IHK Halle-Dessau angefordert werden und ist zudem online unter www.halle.ihk.de | Dokument-Nr. 18858 erhältlich.
Startklar in Ihrer Nähe Entfliegen Sie dem Winter oder planen Sie Ihren Sommerurlaub für das nächste Jahr: Städte- und Sonnenflieger bringen Sie ab Dresden und Leipzig/Halle zu malerischen Stränden und in Europas pulsierende Metropolen. Die schönsten Ziele, von Arrecife bis Zürich warten darauf, von Ihnen entdeckt zu werden. Airlines und Reiseveranstalter haben das Sommerprogramm 2016 frei geschaltet, so dass Ihr nächster Urlaub nur einen Mausklick entfernt ist. Stöbern Sie auf unseren Reiseportalen oder lassen Sie sich fachkundig in den zahlreichen Reisebüros direkt an unseren Airports beraten, die täglich – auch sonn- und feiertags – für Sie geöffnet haben. Sichern Sie sich die besten Angebote für den Sommer 2016 ab Dresden und Leipzig/Halle und nutzen Sie die Frühbucherrabatte. Wir freuen uns auf Sie und wünschen Ihnen einen schönen Urlaub!
Kanaren
Barcelona,
Auf den Kanaren herrschen das ganze Jahr über
die spanische Millionen-Metropole am Mittelmeer, ist
Temperaturen von etwa 18 bis 26 Grad. Daher wer-
reich an Kultur, Geschichte, Lifestyle und Shopping-
den sie auch die Inseln des ewigen Frühlings
Meilen. Die Hauptstadt der Region Katalonien setzt
genannt. Auch die traumhaften Strände, maleri-
Trends und bietet sich zudem als Ausgangspunkt für
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eine abwechslungsreiche Mietwagenreise entlang der
Großstädte sowie der höchste Berg Spaniens (Teide
spanischen Mittelmeerküste an. Auch ein Besuch des
auf Teneriffa) machen diese Inselgruppe zum per-
imposanten Fußballstadions Camp Nou ist von Mit-
fekten Ganzjahresziel. Ab
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lich nonstop nach Barcelona.
Canaria, Lanzarote und Teneriffa.
amburg
ich l g ä t
Leipzig/ Halle
Balearen Zu jeder Jahreszeit ist Mallorca eine Reise wert. Die
Dresden
Mittelmeerinsel lockt mit türkisblauem Wasser zum Baden, idyllischen Bergdörfern und Fischerorten Leipzig/ sowie Ausflügen per pedes oder Rad. In Palma
Halle
nchen
Dresden bezaubert die Kathedrale La Seu mit ihrem BaldaLondon chin von Gaudi. Die Schwesterinsel Ibiza überzeugt Stansted mit herrlichen Landschaften und schickem Life-
Faro Jerez de la Frontera
Malaga Alicante Ibiza
Madeira Teneriffa
/Gran Canaria
Moskau Scheremetjewo Moskau Vnukowo
style. Die AltstadtBasel von Ibiza-Stadt wurde von der Wien Bilbao Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. Debrecen Zürich Ab Dresden und Leipzig/Halle täglich, auch Split Sármellék/ Valencia mehrfach,Barcelona nonstop nach Mallorca,Balaton ab Leipzig/ Sevilla Halle 3 x wöchentlich nonstop nach Ibiza. Palma de Mallorca
Agadir Arrecife/Lanzarote Fuerteventura
Enfidha Djerba
Thessaloniki Lamezia Korfu Terme Kos Heraklion
Rhodos
Varna Burgas Istanbul
Antalya
NEU
Málaga
Paphos
ist die sechsgrößte Stadt Spaniens und nach Sevilla die zweitgrößte Stadt Andalusiens. Von hier aus sind die bekannten Strände der Costa
Hurghada
Flugziele ab Dresden International und Leipzig/Halle Airport
del Sol und das pulsierende Marbella ganz nah.
Sharm el Sheikh
Außerdem lassen sich von Málaga aus Attrakti-
Luxor
onen wie die Alhambra in Granada, die Alt-
Marsa Alam
stadt von Ronda oder der Felsen von Gibraltar entdecken.
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Málaga.
Ab Leipzig/Halle Airport und Dresden International über Drehkreuze Änderungen vorbehalten, Stand: 16.11.2015
Salalah Fotografie: dreamstimes/Archiv Flughafen Leipzig/Halle
REGJO ADVERTORIAL 11
NEU
Split
Paphos
Die Einwohner von Split halten ihre Stadt
Zyperns schier endlose Sandstrände zählen
für die schönste Stadt der Welt. Altstadt und
zu den schönsten in Europa. Ab Mai 2016 ist
Diokletianpalast stehen auf der Unesco-
die Mittelmeerinsel endlich wieder per Non-
Welterbeliste.
das
stopflug ab Mitteldeutschland erreichbar.
Sprungbrett zu einem aufregenden Kroa-
Angeflogen wird Paphos. Ganz im Westen
tien-Urlaub. Die hiesige Adria ist eine der
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gen Buchten und traumhaft gelegenen
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nen Ruinen historischer Bauten versetzen
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12 REGIONALE WIRTSCHAFT REGJO
Eine Uniform weniger Es liegt ein Schiff auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt vor Anker, welches den Einheitslook mit maritimer Anmut durchbricht. Dank der „Saxonia“ präsentiert sich der Verein SACHSEN Sail nun neu und angemessen – letzteres auch in kulinarischer Hinsicht. Text: Frank Willberg
Fotografie: Andreas Koslowski
Ein Augenschmaus. 9,50 Meter misst der Einmaster und ist damit so groß wie zwei normale uniforme Weihnachtsmarktstände. Bullaugen in der Hütte beziehungsweise im Rumpf. Schiffsfässer mit Tauen werden als Stehtische genutzt. Der Mast mit Segel ragt immerhin sechs Meter in den trüben Dezemberhimmel. Aus dem Cateringbereich im Bug duften nicht nur traditioneller Glühwein, Feuerzangenbowle oder Thüringer Bratwurst herüber. Auch maritime Produkte wie Fischbrötchen, Scampi oder Lachswiener und entsprechende regionale Schnäpse werden angeboten, sagt Gastronom Eberhard Wiedenmann. Seemännische Fata Morgana Obendrein sei die Mannschaft im Heck durch Kapitänsmützen gekennzeichnet und mache durch ein Schiffshorn und flotte Sprüche auf sich aufmerksam. Dem Segelschiff auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt fehlt es an nichts. Ende November erfolgte sogar eine prominente Schiffstaufe. PSR-Moderatorin Miss Peggy als Patin taufte den Hingucker auf den Namen „Saxonia“. „In diesem Jahr hat sich die Gelegenheit ergeben, unsere Ideen zu verwirklichen, den Marktstand umzugestalten und das Thema SACHSEN Sail plakativ in Szene zu setzen“, erzählt Sylvia Dether. Der diplomierten Designerin von Messeprojekt Leipzig war es vorbehalten, den Auftritt von SACHSEN Sail e.V. zu gestalten und dabei Maritimes mit Weihnachtlichem zu verbinden. Sie nennt exemplarisch die überdimensionierten leuchtenden Weihnachtskugeln, den Weihnachtsstern auf dem Mast.
Auch der Weihnachtsbaum auf dem Dach und Lichter- und Weihnachtskranzketten stechen ins Auge. Und der Kapitän gleiche dem Weihnachtsmann. Dadurch werde insgesamt eine weihnachtliche Saxonia-Geschichte erlebbar, freut sich Dether. Eine Wirtschaft mit dem Segeln Der Wunsch nach Veränderung, insbesondere der nach Vergrößerung, ist über Jahre gewachsen. Aber noch 2014 erhielt der SACHSEN Sail e.V. auf sein Begehr zur Antwort aus dem Rathaus: „Ihr seid nicht maritim genug!“, so Hans-Jürgen Zetzsche, Präsident des Vereins, welcher sich seit 15 Jahren dem Ziel verschrieben hat, für die Region Sachsen zu werben, Wirtschaftskontakte zu knüpfen und für beide Zwecke einen alljährlichen Segeltörn zu veranstalten. Das Ergebnis dieses Ansporns mit Aussicht auf Besserung lässt sich nun in der Grimmaischen Straße bewundern. „Der Stand wird sehr gut angenommen“, zeigt sich Wiedenmann zufrieden, muss dennoch einen Tropfen Wermut in die Glücksseligkeit gießen: „Aber er gehört eigentlich an eine exponiertere Stelle, um richtig zu wirken.“ Zwei andere Entscheidungen sind bereits gefallen. Das Ziel der SACHSEN Sail 2016 wird Kopenhagen sein. Unter dem Motto „Wirtschaft – Kontakte – Neue Horizonte“ geht es also in nördliche Gefilde. Plätze an Bord sind wie immer rar und begehrt. Und – es wird doch nicht die „Saxonia“ sein, welche die Reise antritt. www.sachsensail.de
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16 REGIONALE WIRTSCHAFT REGJO
Ein Höhepunkt des Abends war die Versteigerung eines Bildes von Michael Fischer-Art (rechts). Auch Hartmut Bunsen (mitte) freut sich für Sabine Zimmer (links), die Gattin des Kaufmännischen Direktors des Universitätsklinikums Düsseldorf Ekkehard Zimmer und über den guten Zweck der Auktion. Der Erlös von 3.200 Euro ging an den Leipziger Flüchtlingsrat.
Breakdance-Crew „The Saxonz“
Kraft, Leidenschaft, Innovation … … lautete das Motto des 25. Sächsischen Unternehmerballs. Die glanzvolle Veranstaltung war diesmal der Rahmen für ein ganz besonderes Jubiläum. Text: Claudia Koslowski
Fotografie: Andreas Koslowski
Kraft beim Start, die notwendige Leidenschaft, um erfolgreich zu sein, und Innovation als Voraussetzung, es zu bleiben. Dies sind drei wichtige Parameter für eine Unternehmensgründung. Auch ein gutes Netzwerk und die Unterstützung durch eine Organisation, die Kräfte und Interessen bündelt, sind von Vorteil. Eine Organisation wie der Unternehmerverband Sachsen. Vor 25 Jahren gegründet, blickt dieser nunmehr auf ein Vierteljahrhundert wirtschaftlicher Erfolgsgeschichte zurück. Gleiches gilt für den Sächsischen Unternehmerball. Zwei Jubiläen also, die sich wunderbar kombinieren ließen. Der Präsident des Unternehmerverbandes Hartmut Bunsen lud daher am 14. November in den Ballsaal des Leipziger Westin Hotels. Unter den 340 Gästen befanden sich unter anderem Sachsens Justizminister Gemkow, CDU-Generalsekretär Kretschmer, SPD-Fraktionschef Panter, der Leipziger Wirtschaftsbürgermeister Albrecht, IHK-Präsident Topf sowie der Präsident des Vereins Gemeinsam für Leipzig Dr. Reuschel, Vertreter der Interessengemeinschaft Ostdeutscher Unternehmerverbände und der Leipziger Oberbürgermeister Jung. Vor allem freute sich Bunsen jedoch über die zahlreichen Mitglieder des Unternehmerverbandes, die der Einladung gefolgt waren. Gedenken an Terroropfer von Paris Die Veranstaltung überschattete allerdings ein tragisches Ereignis, das wenige Stunden zuvor die Welt erschüttert hatte. So wurde der Abend mit einer Schweigeminute für die Opfer des Terrors in Paris eröffnet und Oberbürgermeister Jung unterstrich in seiner Auftaktrede, dass es ange-
sichts der derzeit vielen Flüchtlinge geradezu zynisch sei, wenn die Menschen, die vor Gewalt flüchten und in Europa Zuflucht suchen, nun diesen Terror auch hier erleben: „Gerade jetzt müssen die Menschen in Europa die Kraft aufbringen, zu den Werten der Freiheit und Demokratie zu stehen und sie gegen radikale Ideologien zu verteidigen.“ Stillstand? Undenkbar. Nach Jungs Rede stimmte der Film „25 Jahre Unternehmerverband Sachsen: Bewegte Vergangenheit – Tanzende Zukunft“ auf den eigentlichen Anlass des Abends ein. In der anschließenden Ansprache hob Hartmut Bunsen hervor, dass alle Unternehmer am besten wüssten, dass aller Anfang schwer sei. Fazit: „Ist man erst noch wackelig auf den Beinen, erreicht man durch Leidenschaft an der Arbeit schnell die nötige Sicherheit, die zum Erfolg führt. Stillstand? Undenkbar. In den vergangenen Jahren haben wir mit Freude beobachten können, dass sächsische Unternehmerinnen und Unternehmer immer wieder in der Lage sind, sich neu zu erfinden. Das ist Innovation“, resümierte der Verbandschef. Stillstand war auch auf dem Unternehmerball undenkbar. So begeisterten die Dresdner Breakdance-Crew „The Saxonz“, die gemeinsam mit klassischen Balletttänzern das Leitthema tänzerisch darstellte, und PSR-Moderatorin Peggy Schmidt, die charmant durch die Veranstaltung führte. Die wichtigsten Protagonisten des Abends aber waren die sächsischen Unternehmerinnen und Unternehmer. www.uv-sachsen.org
REGJO REGIONALE WIRTSCHAFT 17
Im Rahmen des Mittelstandsförderprogramms überreichten Dr. Michael Schimansky, Amtsleiter des Amtes für Wirtschaftsförderung der Stadt Leipzig (links), und Ralf Scheler, Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig (rechts), die Urkunden zur Meistergründungsprämie an Handwerksmeisterinnen und -meister.
Nix Ende Gelände Das Mittelstandsprogramm Leipzigs wächst und gedeiht. Erst langsam, dann „zu gut“, nun immer mehr. Soeben wurde es verlängert und das Budget um ein Drittel auf 600.000 Euro geschraubt. Wenn das kein Erfolg und zugleich Indikator für Erfolg ist. Text: Frank Willberg
Fotografie: Handwerkskammer zu Leipzig
Als der Leipziger Stadtrat am 19. Juni 2013 den Beschluss RBV1671/13 (DSV/2900) fällt, ist noch alles offen. Mit Hilfe des damit ins Leben gerufenen Mittelstandsförderprogramms sollte kleinen und mittleren Unternehmen mittels innovations- und technologieorientierter Projektförderung unter die Arme gegriffen werden, damit sie die eigenen Potenziale besser nutzen und die überregionale Wettbewerbsfähigkeit steigern können. Das schnöde Erfolgskriterium Und wie die abgedroschene Phrase richtigerweise besagt: Aller Anfang war schwer. „Zuerst haben wir mit einem ganz kleinen Budget eine Kampagne gestartet.“ Michael Schimansky blickt zurück und schmunzelt zufrieden. Allein der Rundfunk-Spot sei ein Erfolg gewesen. Aber die Aktion mit den Gratis-Postkarten wäre eingeschlagen wie ein Hammer, berichtet der oberste Wirtschaftsförderer. „Ich bin ein Macher“ stand da als griffiger Slogan drauf. Denn Initiative und mutige Macher wollte man seitens des Rathauses belohnen. Die Unterstützung verfolgt drei Richtungen: Bestands-, Gründungs- und Ansiedlungsförderung. Insgesamt wurden mehr als 400 Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen beraten und 249 von 313 eingereichten Anträgen bewilligt. Die beispielsweise im vergangenen Jahr geförderten Unternehmen haben 196 Arbeitsplätze in Leipzig geschaffen. „Der Erfolg hat uns Recht gegeben“, freut sich Schimansky. Denn nach einer gewissen Anlaufzeit sei das Programm – mit vollständigem
Namen heißt es Förderprogramm für Wachstum und Kompetenz im Leipziger Mittelstand – exponential hochgegangen, so dass das Geld schnell ausgeschöpft war. Kernfrage Technologietransfer Wenn am Ende der Fördergelder noch so viel Kalenderjahr übrig ist, helfen nur ein Antragsstopp und eine Verlängerung des bis 2015 befristeten Programms, letzteres geschehen am 28. Oktober 2015. Eine Evaluation durch etwa 170 antragstellende Unternehmen hatte Anfang des Jahres eine Zufriedenheit fast „sozialistischen Ausmaßes“ ergeben: 80 Prozent bewerteten das Verhältnis ihres Aufwandes zur beantragten Fördersumme positiv. Die bürokratischen Hürden wurden größtenteils als sehr gering eingestuft. 2016 werden die erfolgreichen Aspekte des Mittelstandsprogamms weitergeführt. „Kleine Impulse setzen“ nennt es Schimansky. Aber das Programm werde auch überarbeitet und in Teilen spezieller zugeschnitten. Zum Beispiel solle die Elektromobilität aktiv vorangetrieben werden. Energiemanagement ist ein zweites Schlagwort auf der Agenda. Aber im Zentrum stehe unverändert die Frage, wie Forschung und Entwicklung in die Unternehmen getragen werden können, damit der Mittelstand für die Zukunft gerüstet ist. www.leipzig.de/mittelstandsprogramm wirtschaft@leipzig.de
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20 REGIONALE WIRTSCHAFT REGJO
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Fotografie: Club International e.V.
A DV E R T O R I A L
Das Weltgeschehen diskutieren
Gewürdigt
Integration, Stadtplanung und Bevölkerungszuwachs – dies sind nur einige Themen, die der Club International in seinen diversen Diskussionsrunden zur Sprache bringt.
Wolfgang Topf erhält Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.
Der Club International in Leipzig ist mittlerweile eine Institution der Stadtgesellschaft für interessierte Bürger, die aktuelle Themen, vor allem mit internationalem Bezug, bietet. Zahlreiche hochrangige Mitglieder und Gäste machen die Meyersche Villa zu einem Treffpunkt für anregende Gespräche und politische Debatten. Der Club International bietet in diesem Rahmen ausgezeichnete Möglichkeiten für informative Veranstaltungen. So fand am 10. November eine Podiumsdiskussion statt unter der Überschrift „Ist Leipzig schön? Schönheit und Lebensfähigkeit unserer Stadt“. Aus Leipzig und Halle kamen neun engagierte Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Baugewerbe, Handwerk, Forschung und Kultur und sprachen auf dem Podium kontrovers über unterschiedlichste Aspekte der Stadtplanung und -entwicklung mit einem interessierten Publikum. Thematisch ebenso passend war die Veranstaltung kurz darauf am 17. November. Unter dem Titel „Leipzig – die vielfältig wachsende Stadt“ hielt Oberbürgermeister Burkhard Jung (Foto) im ausgebuchten Club einen Vortrag über die Attraktivität der Großstadt Leipzig und ihren nennens-
werten Bevölkerungszuwachs der letzten Jahre. Noch unter dem Eindruck des Terroranschlags in Paris ging er insbesondere auf die mit der Integration der Zuwanderer verbundenen Herausforderungen ein. „Ich stehe ungebrochen zum Recht auf Asyl. Wir haben eine große humanitäre Aufgabe und es bisher gut hinbekommen“, sagte Jung bereits im Interview mit der LVZ. Ein polarisierendes Thema, das im Ambiente des Club International den perfekten Rahmen erhielt. Weitere Veranstaltungen, die demnächst stattfinden, sind: ein „Club Talk“ mit der Journalistin Golineh Atai am 10.12., die Gesprächsreihe „Kontrovers“ mit Prof. Dr. Everhard Holtmann und Sebastian Krumbiegel am 15.12., Prof. Crister S. Garrett ist zu Gast am 14.1. und Prof. Dr. Klaus-Dieter Barbknecht, Rektor der TU Freiberg, am 27.1. Auch 2016 wird der Club International wieder ein umfangreiches Programm für seine Mitglieder und deren Gäste auf die Beine stellen, um gemeinsam mit Expertinnen und Experten über das aktuelle Weltgeschehen zu debattieren. AB
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich verlieh am 25. November unter anderem Wolfgang Topf, Präsident der IHK zu Leipzig, den Bundesverdienstorden. Dr. Thomas Hofmann, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Leipzig, äußerte sich dazu: „Die Verleihung des Bundesverdienstordens an Wolfgang Topf erfüllt uns mit Stolz und Dankbarkeit. Sein herausragendes Engagement für die Belange der Wirtschaft in der Region Leipzig und darüber hinaus wird damit in besonderer Weise gewürdigt“. Das Wirken von Wolfgang Topf zeichnet sich durch ein hohes Maß von ehrenamtlicher Einsatzbereitschaft aus. Bereits seit 15 Jahren übt er das Ehrenamt des Präsidenten der IHK zu Leipzig aus, die die Interessen von etwa 67.000 Unternehmen in der Stadt, dem Landkreis Leipzig sowie im Landkreis Nordsachsen vertritt. Auf Grund seines Einsatzes als Kammerpräsident ist er auch über die Grenzen des Freistaates Sachsen und Deutschlands hinaus geschätzt und anerkannt. Auf regionaler Ebene engagiert sich der Unternehmer insbesondere für die Ausbildung und Qualifizierung junger Menschen. RED
www.club-international.de
www.leipzig.ihk.de
REGJO REGIONALE WIRTSCHAFT 21
Fotografie: Bertram Bölkow
MITEINANDER VERNETZEN Fotografie: Volkmar Heinz
P R E I SV E R L E I H U N G
Ausgezeichnet
Wirtschaft und Politik im Dialog
Am 4. November kürte der Marketing-Club den Gewinner des Leipziger Marketingpreises.
Mittelständischer Unternehmertag Deutschland (MUT) verzeichnet auch im elften Jahr wieder leichtes Wachstum bei den Teilnehmern. Aussteller zufrieden über neu angebahnte Kontakte.
Für den diesjährigen Marketingpreis Leipzig bewarben sich 32 Unternehmen und Institutionen. Darunter waren erstmals auch Werbeagenturen. „Die Jury stand vor einer komplizierten Aufgabe“, so deren Vorsitzender Prof. Manfred Kirchgeorg: „Es erhöhte sich nicht nur die Anzahl, sondern auch die Qualität der Bewerbungen“. Den Hauptpreis erhielt die MAKAI Europe GmbH, die für ein außergewöhnliches Marketing steht. Die Agentur aus Leipzig überzeugte mit ihrem Konzept für Bruno Banani. Mit raffiniertem Überraschungseffekt und vergleichsweise kleinem Budget gelingt es, die Marke „sportlich-olympisch“ mit dem kleinen Staat Tonga so zu verbinden, dass beide davon profitieren. Dieses kreative Herangehen und Ausgestalten im Umfeld der strengen Regeln der olympischen Organisationen ist beispielhaft. Schirmherr der Preisverleihung war erstmals der Sächsische Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Martin Dulig. Er betonte: „Für eine kompetente und erfolgreiche Unternehmensführung mit strategischem Weitblick ist Marketing ein entscheidender Faktor“. RED
Unter den 120 Ausstellern waren bekannte und erfreulich viele neue Gesichter und Unternehmen zu finden. Mit dem Windkraftanlagen-Hersteller Enercon aus Aurich oder der Verbio AG mit Sitz in Zörbig kamen zwei interessante Unternehmen aus dem Energiesektor erstmalig auf den MUT ins Congress Center Leipzig. Auch Landes- und Bundespolitik waren prominent vertreten: mit der Bundesbeauftragten der Bundesregierung für den Mittelstand, der parlamentarischen Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Iris Gleicke, und der Staatsministerin für Gleichstellung und Integration beim Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz, Petra Köpping. Köpping warb bei den Unternehmern um Praktikums- und Ausbildungsplätze für junge, motivierte Flüchtlinge. Über die Bundesagentur für Arbeit werden Sprachkurse für mehrere tausend Menschen angeboten. Neue, an die Entwicklung angepasste Regelungen ermöglichten die Arbeitsaufnahme bereits nach drei Monaten. Auch Iris Gleicke sieht in der aktuellen Zuwanderung mehr Chancen als Risiken und verwies dabei
www.marketing-club-leipzig.de
auf die in Sachsen besonders prekäre demografische Situation. Applaus erhielt sie für ihre Forderung nach einem Einwanderungsgesetz für Deutschland. Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW), präzisierte das knapp-optimistische „Wir schaffen das“ der Kanzlerin zu einem realistischen „Wir können das schaffen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen“. Ohoven rief die Entscheider in Berlin dazu auf, endlich Steuererleichterungen für Wagniskapitalgeber auf den Weg zu bringen. Claus Sauter von Verbio erinnerte daran, dass der Mittelstand der Innovationstreiber Nummer eins ist. Wenn wir die Chancen nutzen wollen, die sich zum Beispiel mit erneuerbaren Energien in der Dritten Welt auftun, dürfen bei Politikerflügen nicht nur die Vorstände von DAX-Konzernen mit an Bord sein. Auch Themen wie Industrie- und Energiewirtschaft 4.0, Zukunftstechnologien und moderne Unternehmensführung standen auf der Tagesordnung. Der zwölfte MUT öffnet am 3. November 2016 seine Pforten. RED www.mittelständischer-unternehmertag.de
22 REGIONALE 22 TITELTHEMA WIRTSCHAFT REGJO REGJO
Daten sind das Öl der Zukunft … und die Welt wird eine Suchmaschine? Fakt ist, die zweite Digitalisierungswelle verändert Wirtschaft, Unternehmensführung, unser Verhalten. Und so widmete die HHL Leipzig Graduate School of Management diesem Thema ein Forum. Text: Frank Willberg
Fotografie: HHL Leipzig Graduate School of Management
Wir Deutschen sind für die USA wahrscheinlich wie die Schweizer für uns: unglaublich langsam, um nicht zu sagen behäbig, konservativ, hinter den sieben Bergen zu Hause. Während aus dem Silicon Valley Innovationen für die digitale Zukunft herüberschwappen und den Markt beherrschen, gestand unsere Bundeskanzlerin ungeniert, das Internet sei für uns neu. Und am Tag des diesjährigen HHL-Forums erklärte das Handelsblatt Deutschland glatt zum digitalen Anfänger. Digitalisierung und Führung Solche Aussagen entwerten natürlich die Arbeit all jener, die die Digitalisierung in Deutschland längst nutzen, gestalten und vorantreiben. Auf dem HHL-Forum 2015 – sein exakter Titel lautete „Führung und Innovation in Zeiten digitaler Transformation“ – dämpfte dies jedoch nur unwesentlich die Stimmung. Führung darf ohnehin als ein Modethema der alljährlichen Veranstaltung gelten, die Wissenschaftler mit den Spitzen aus Wirtschaft und Politik zusammenbringt, Theoretiker und Praktiker zusammen diskutieren lässt. Führung unter sich gänzlich verändernden Rahmenbedingen, sprich in Zeiten der digitalen Transformation, wird auch die HHL-Veranstaltungsreihe 2016 bestimmen. Außerdem hat sich die HHL die Entwicklung eines neuen Leipziger Führungsmodells auf die Fahne geschrieben. Aber zurück zum HHL-Forum, welches erneut mehr als 200 Teilnehmer begrüßen durfte, unter denen große Einigkeit darüber herrschte, wie tiefgreifend der Wandel von der analogen zur digitalen (Wirtschafts-)Welt ist. So charakterisierte Frank Strauß, Vorstandsvorsitzender der Postbank, im ersten Block diese grundlegende Veränderung als „interessanten Bruchpunkt“, da sich mit der digitalen Kommunikation, dem Informationstempo und den Datenmengen neue Geschäftsmodelle auftäten. Man müsse sich neu ausrichten und neu aufstellen, wobei er die Chancen für Wirtschaft und Bankensektor als positiv einschätzt. Allerdings „steht und fällt das Thema Digitalisierung damit, wie sich neben der Technik auch die Menschen weiterentwickeln.“ Strukturen und Geschwindigkeit Auch Prof. Dr. Karola Wille, die Intendantin des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), berichtete, mittendrin in tiefgreifenden Veränderungsprozessen zu stecken, wobei sie eingangs insbesondere auf die enorme Geschwindigkeit des Wandels der gesellschaftlichen Kommunikation hinwies. 40 Prozent der Menschen würden die Nachrichten mittlerweile nicht nur online, sondern sogar mobil abrufen. Soziale Medien würden immer journalistischer. Und der MDR müsse raus aus den klassischen Strukturen und Wegen – neben Fernsehen und Hörfunk habe der Online-Bereich eine trimediale Welt geschaffen, in der sich ein Paradigmenwechsel in der Führungskultur zeige. Ergebnisoffenheit sei eine neue Schlüsselkompetenz, Vordenken und Anweisen überholt und auch Transparenz von großer Bedeutung. Gemeinsame Werte und ein Dialog darüber seien laut Wille die Erfolgsfaktoren in vernetzten Unternehmen. Ganz ähnlich hatte auch Strauß die Situation aus seiner Sicht diagnostiziert: weniger Hierarchien, mehr Netzwerke plus Demokratisierung von Informationshoheit, was einen neuen strukturellen Rahmen verlange und eine gesteigerte interne Kommunikation nach sich ziehe. Prof. Dr. Hans Müller-Steinhagen wies in seinem Beitrag vor allem auf den disruptiven Charakter der Veränderung des Wissenschafts- und Bildungssystems hin, von dem alle Aspekte wie Forschung, Lehre, Verwaltung, Infrastruktur und Führung betroffen seien. E-Learning, Big Data, Industrie 4.0 und speziell die Geschwindigkeit und globale Verfügbarkeit von Informationen haben ein neues Tor aufgestoßen. Disziplinäre wie geografische Grenzen würden verwischt. Der Rektor der Technischen Universität Dresden betonte zudem, dass die bekannte Mitarbeitermentalität „Lassen wir die Führung – das geht vorbei“ an dieser Stelle nicht funktioniere. „Daten werden das Öl der Zukunft sein“, so Müller-Steinhagen. www.hhl.de
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REGJO REGIONALE WIRTSCHAFT 23
Helleres Licht Leuchtdioden versprechen Kostenersparnis, Energieeffizienz und angenehme Lichtfarben. Mywerx aus Barnstädt im Saalekreis hilft bei der Umstellung auf LED. Text: Franziska Reif
Fotografie: fotolia/vladimirfloyd
Ein berühmtes Rätsel beschreibt folgende Situation: Hinter einer Tür befindet sich eine ausgeschaltete Lampe, davor sind drei Schalter. Es gilt herauszufinden, welcher Schalter zur Lampe gehört, dabei darf die Tür nur einmal geöffnet werden. Zur Lösung gelangt der Rätselfreund mit dem Wissen, dass Glühbirnen heiß werden, wenn sie eingeschaltet sind. Mit einer LED-Lampe funktioniert das leider nicht, was allerdings zu den Vorteilen der Technologie mit den Leuchtdioden gehört. Im Gegensatz zu Glühbirnen sind sie keine Wärmestrahler. Schätzungen geben an, dass eine 60-Watt-Glühbirne mit jedem Watt nur 12 Lumen Licht erzeugt, während LEDs mit etwa 60 bis 100 Lumen eine bedeutend eindrucksvollere Lichtausbeute haben. Mit dieser Ausbeute arbeitet die Firma Mywerx in Barnstädt im Saalekreis. Mitte 2014 gegründet, unterstützt Mywerx Unternehmen, Privathaushalte und Kommunen dabei, ihre Beleuchtung von konventionell auf LED umzurüsten. Betriebsleiter Christian Patzenhauer, Techniker (FH) für erneuerbare Energien und nachwachsende Rohstoffe, außerdem Fachplaner Licht (DIAL), erläutert die Entscheidung für den Standort: „Mit der Nähe zu Querfurt, zur Autobahn und den geeigneten Gebäuden hatten wir ausschließlich logistische Gründe“. 2015 hat sich die Firma beim 13. Gründer- und Unternehmertag des Saalekreises im Merseburger Ständehaus im Orktober öffentlich präsentiert.
LED-Hallentiefstrahler für den industriellen Innenbereich etwa hat ein Aluminium-Gehäuse mit Kupferkern, was ein optimales Hitzemanagement bewirkt und damit eine lange Lebensdauer. Der Strahler ist dimmbar, die Abstrahlwinkel sind variabel, die Ausleuchtung gleichmäßig. Das Licht ist konstant, temperaturunabhängig und flimmert nicht. Für den Strahler treffen die Vorteile zu, die jede LED aufweist: Neben Energieeffizienz und Lichtausbeute haben LEDs angenehme Lichtfarben und eine gute Farbwiedergabe. Dank der Energieeffizienz geht mit den LED-Leuchten auch eine Kostenersparnis einher: Die Ausgaben für die Beleuchtung sind bedeutend geringer als die für konventionelle Beleuchtung, die LEDs rufen zudem während ihrer langen Lebensdauer wenig Wartungskosten auf. Mitarbeiter mit Handicap
Lange Lebensdauer
Der darin enthaltene Beitrag zur Umwelt beginnt schon bei der Herstellung, bei der keine umweltschädlichen Stoffe zum Einsatz kommen, die Produkte selbst sind zu 100 Prozent recycelbar. Zertifizierungen bestätigen die hohe Qualität der Produkte. Ein Partner von Mywerx ist die Heilpädagogische Hilfe Querfurt e.V. Es sind Mitarbeiter mit Handicap, die die Leuchten herstellen. Am Firmenstandort in Barnstädt gibt es zudem eine geeignete Halle, die laut Patzenhauer für die künftige Produktion mit diesen Mitarbeitern vorgesehen ist.
Das Angebot von Mywerx umfasst Beratung, Planung, Installation und Wartung, aber natürlich auch die Leuchten selbst. Der Innogreen
www.mywerx.de www.saalekreis.de
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REGJO REGIONALE WIRTSCHAFT 25
AU S Z E I C H N U N G Fotografie: Bernd Görne
Fotografie: Eigenbetrieb Märkte der Lutherstadt Eisleben
A DV E R T O R I A L
Volker Bremer (Geschäftsführer der LTM GmbH, 4.v.r.) übergibt den „Leipziger Tourismuspreis 2015“ an Rüdiger Pusch (3.v.r.) für das Projekt VINETA auf dem Störmthaler See. Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse (4.v.l.), erhielt den „Leipziger Tourismuspreis 2015“ in der Rubrik „Persönlichkeiten“.
Reformationsjahr Neue Ideen für den Tourismus „Im Anfang war das Wort“ – Das Land feiert in Eisleben.
Die Leipzig Tourismus und Marketing GmbH vergab den „Leipziger Tourismuspreis 2015“ an Unternehmen und Persönlichkeiten, die sich in der Region engagiert haben.
Die Lutherstadt Eisleben erhielt den Zuschlag zur Ausrichtung des Landesfestes im Jahr 2017. „Der 21. Sachsen-Anhalt-Tag wird somit im Jahr des Reformationsjubiläums vom 16. bis 18. Juni 2017 in der Lutherstadt Eisleben gefeiert“, freut sich die Oberbürgermeisterin Jutta Fischer. „Der SachsenAnhalt-Tag lebt besonders von den Menschen, die ,ihre‘ Stadt präsentieren. Es wird ein großes Fest, bei dem das Ereignis Reformation vor 500 Jahren eine Rolle spielen sollte. Aber die Geschichte der Stadt ist über 1.000 Jahre alt. Wir haben zahlreiche Ortschaften, die auf eine lange Tradition verweisen können und diese Geschichte wollen wir gemeinsam erzählen und erlebbar machen. Ich bin mir sicher, wir werden ein Wochenende gestalten, das seinesgleichen sucht“, so Fischer weiter. Sowohl die UNESCO-Welterbestätten, Luthers Geburtshaus und Luthers Sterbehaus als auch Luthers Taufkirche und seine letzte Predigtstätte werden neben vielen weiteren als Besucherorte allen offen stehen. Die Oberbürgermeisterin verspricht: „All diese Orte und die gesamte Stadt werden die Gäste zum Sachsen-Anhalt-Tag würdig empfangen.“ RED
Das Projekt Vineta auf dem Störmthaler See des Krystallpalast Varietés Leipzig ist der diesjährige Gewinner des „Leipziger Tourismuspreises 2015“. Diesen Ehrenpreis schreibt die Leipzig Tourismus und Marketing (LTM) GmbH seit 2002 jährlich aus. Insgesamt wurden siebzehn Unternehmen vorgeschlagen. Bei den Nominierungen musste es sich um innovative Leistungen handeln, die den Tourismus in Leipzig und der Region vorangebracht haben. In diesem Jahr wurde die Auszeichnung zum vierten Mal zusätzlich an eine Persönlichkeit vergeben, die sich in besonderem Maße um die Entwicklung des Tourismus in Leipzig verdient gemacht hat. Die Jury wählte Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse, zum Sieger in dieser Kategorie. Volker Bremer, Geschäftsführer der LTM GmbH, gab die Preisträger im Rahmen des 194. Tourismusfrühstücks am 25. November 2015 vor über 200 Gästen bekannt. In der Laudatio zur Siegerehrung sagte er: „Vineta stellt eine eindrucksvolle Bühne für Kulturhöhepunkte und exklusive Events auf dem Störmthaler See dar. Mit Bootstouren und vielfältigem Programm lockte der schwimmende Ver-
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anstaltungsort im Jahr 2015 über 20.000 Besucher ins Leipziger Neuseenland. Das außergewöhnliche Bauwerk erinnert an die Kirche der überbaggerten Gemeinde Magdeborn. Daher ist unser erster Platz nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel, sondern auch ein ausdrucksstarkes Symbol für die Geschichte der Region“. In der Kategorie Persönlichkeiten wurde Oliver Zille ausgezeichnet, der seit 1991 die Verantwortung für die Leipziger Buchmesse trägt und ihre Neuausrichtung übernahm. Seit 2004 ist er Direktor der Leipziger Buchmesse. Zu seiner Wahl äußerte sich Volker Bremer: „Ausgebuchte Hotels, zufriedene Gastronomen, ausgelastete Taxis und glückliche Autoren – über 250.000 Besucher strömen jedes Jahr zur Leipziger Buchmesse. In diesem Jahr waren Aussteller und Autoren aus 42 Ländern vertreten. Dass sich die Buchmesse, die von manchen Mitbewerbern nach der Wiedervereinigung schon totgesagt wurde, so gut entwickelt hat, ist ein großes Verdienst von Oliver Zille“. RED
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26 REGIONALE WIRTSCHAFT REGJO
„Wir sehen die interessanten Aufsteiger doch schon“
Dr. Georg Flascha
Der Mittelstand in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bewährt sich als Stütze der regionalen Wirtschaft. Ein Vierteljahrhundert großer Umwälzungen war von erstaunlichen Leistungen getragen, doch die kommenden Herausforderungen des Wettbewerbs, der Unternehmensnachfolge und des Ringens um auskömmliche Ertragskraft werden nicht kleiner. Für REGJO Grund genug, Dr. Georg Flascha, den Leipziger Niederlassungsleiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, nach seiner Sicht auf die Dinge zu befragen. Denn schließlich ist er seit 1993 in Mitteldeutschland aktiv und überblickt durch seine Mandate im Bereich der Prüfung und Beratung privater und öffentlicher Unternehmen das vielgestaltige Spektrum der mitteldeutschen Unternehmenswelt. Interview: Dr. Helge Heinz Heinker
Wie stabil entwickelt sich aus Ihrer Sicht der ostdeutsche Mittelstand? Dr. Flascha: Eines vorab: KPMG spricht weniger von Mittelstand als von Familienunternehmen. Und deren Bedeutung hat im Osten Deutschlands in den 25 Jahren deutscher Einheit deutlich zugenommen. In der Startphase hätte ich nicht gedacht, dass so viele neue Unternehmen entstehen. Vor allem die Eigenkapitalsituation, die anfangs völlig unzureichend war, ist viel besser geworden – nicht zuletzt dank der KfW-Programme. Trifft Ihr positiver Befund auch auf die Exportposition zu, die zweite zentrale Herausforderung, die in allen Analysen stand? Dr. Flascha: Die Exportquote ostdeutscher Familienunternehmen ist – von Ausnahmen abgesehen – stark verbesserungsbedürftig. Gründe dafür sind die übliche Unternehmensgröße, die nur eingeschränkte Auslandsaktivitäten zulässt, und ein Markteintritt in Westeuropa, der bestenfalls erst 25 Jahre zurückliegt. Andererseits halten nicht wenige Unternehmen in einzelnen Bereichen starke Exportpositionen in Russland, mit allen Einschränkungen im Gefolge der Wirtschaftssanktionen. Halten Sie Fusionen für einen geeigneten Weg, um schneller zu wettbewerbsfähigen Unternehmensgrößen zu kommen? Dr. Flascha: Solche Fusionen finden doch statt, aber meist in der Weise, dass westdeutsche Unternehmen ostdeutsche übernehmen. Rein ostdeutsche Fusionen bilden die große Ausnahme. Gereichen West-Ost-Fusionen zum Nachteil der regionalen Entwicklung im Osten? Dr. Flascha: In der Regel entstehen neue Unternehmen mit stabiler, nachhaltiger Geschäftsgrundlage. Regional nachteilig wäre es, wenn leitende Funktionen zum neuen Eigentümer in den Westen abwandern würden. Viele Beobachter der Wirtschaftsentwicklung in Mitteldeutschland zeigen sich von den hidden champions überrascht … Dr. Flascha: In Sachsen gibt es eine erhebliche Anzahl von Familienunternehmen, die zum Teil Weltmarktführer sind. Ihre Aktivitäten strahlen auf andere Unternehmen aus, und damit bilden sich regionale Cluster auch außerhalb der führenden Wirtschaftsstandorte.
Wie lässt sich die Innovationsschwäche vieler mitteldeutscher Unternehmen überwinden? Dr. Flascha: Entwicklungsarbeiten in kleinen Unternehmen bleiben ein Schwachpunkt. Deshalb muss es in stärkerem Maße gelingen, Familienunternehmen mit Großforschungseinrichtungen zusammenzubringen. Einen Ansatz liefert die IHK zu Leipzig mit ihren Technologiescouts. Da gibt es schon erste Erfolge. Bessert sich die Situation erst dann spürbar, wenn mitteldeutsche Unternehmen Pioniere mit einer neuen Schlüsselinvestition werden und einen völlig neuen Markt erobern? Dr. Flascha: Ein Vergleich der aktuellen deutschen UnternehmensHitliste mit einem Vorgänger aus der Zeit vor 50 oder 60 Jahren zeigt, welch immense Entwicklung da stattgefunden hat. Nur wenige alte Namen sind geblieben. Insofern bin ich optimistisch, dass es über die Jahre hinweg auch mitteldeutschen Neugründungen gelingen wird, führende Positionen zu erobern. Im permanenten Wandel liegt die Chance des Ostens. Denn wir sehen die interessanten Aufsteiger ja schon – zum Beispiel mit neuen Geschäftsmodellen in der Energiewirtschaft, mit fortschrittlichen e-Commerce- oder SoftwareLösungen. Da steht die mitteldeutsche Region bereits weit vorn. Es entwickeln sich ja nicht nur Zentren wie Leipzig und Dresden, sondern vor allem auch das ungemein kreative Jena oder Freiberg mit seiner Uni, Chemnitz, Erfurt und Magdeburg. Oder schauen Sie nach Bernburg. Da läuft eine erstaunliche Entwicklung. Was Hoffnung macht, ist die Bandbreite der Aktivitäten: An bestimmten Standorten spielen die Aufsteiger ihre Stärke im Dienstleistungsbereich aus, an anderen sind sie eindeutig fertigungsorientiert. Aus der Breite der Aktivitäten erwächst eine summarische Stärke. An welcher Stelle haben die ostdeutschen Unternehmen den größten Handlungsbedarf? Dr. Flascha: Diese Unternehmen, vor allem die Bestandsunternehmen, haben sagenhaft viel aus eigener Kraft geschafft. Das macht sie selbstbewusst. Es darf jedoch nicht dazu verleiten, auf externe Expertise zu verzichten. Erst die Mischung aus intern und extern machts. Wer an der falschen Stelle spart, verschenkt Geld, und das wäre bedauerlich angesichts der kommenden Herausforderungen, wenn wir nur an das Megathema Digitalisierung denken. Vielen Dank für das Gespräch.
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Die Altmark und der demografische Wandel • Gründerszene • Sport im Osten • Kunstvereine in Mitteldeutschland
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die Gesellschaft ihrer Gründungszeit wider.
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Nah am Wasser gebaut
Die Legende von Bilfinger und Berger
Wohnen am Wasser ist ein neuer Trend. In
80 Millionen Deutsche halten Bilfinger für
Mitteldeutschland entstehen mit neuen Gewäs-
einen großen Baukonzern. Doch einige
sern auch neue Ufer, die bebaut werden wollen.
wenige haben den Umbruch nicht verschlafen.
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Alle reden vom Klima Dieser Tage wird nicht nur in Paris über das Klima debattiert, sondern bundesweit in mehreren Städten im Rahmen des „Bürgerdialogs Klimaschutzplan 2050”. Hier soll nicht nur bis 2030 gedacht werden: Das Jahr 2050 gibt den Zeithorizont vor. Text: Esther Niebel
Fotografie: Stumpe
Bereits im Koalitionsvertrag wurde festgelegt, dass der neue Klimaschutzplan unter direkter Einbeziehung der Bevölkerung entwickelt werden solle, um so eine möglichst breite Akzeptanz zu gewährleisten. Am 14. November war es dann so weit: Zeitgleich trafen sich Bürger in Hamburg, Leipzig, Essen, Frankfurt und Nürnberg und diskutierten von 10 bis 17 Uhr über das Klima und welche politischen Maßnahmen ergriffen werden sollen, um dieses bis 2050 zu verbessern. Angefragt wurden die Teilnehmer im Vorfeld anhand des Einwohnermeldeamts über ein Randomverfahren. So wurden zum Beispiel in Leipzig mehrere tausend Personen angerufen, bis sich 420 interessierte Bürger fanden, denen grundle-
gende Informationen und ein Anmeldeformular zugeschickt wurden. Von den Angeschriebenen haben sich schließlich 111 Bürger angemeldet, von denen wiederum 97 auch tatsächlich anwesend waren. Kein Querschnitt der Bevölkerung versammelte sich da also, sondern eine Koalition der Willigen und Motivierten, die fest entschlossen war, wenn sie schon mal so direkt gefragt wird, auch etwas zu sagen. Die Themenfelder Im Vorfeld der Veranstaltung wurden die Themengebiete bekannt gegeben, also die einzelnen Stellschrauben, die Auswirkungen auf das
Klima haben und um die es in der Diskussion gehen sollte: 1. Landwirtschaft und Landnutzung 2. Energiewirtschaft 3. Gebäude 4. Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistung 5. Verkehr. Zu jedem Thema wurde den Teilnehmern zur Vorbereitung ein zwei Seiten starkes Infoblatt zugestellt, um grundlegende Hintergründe darzulegen. Das Infoblatt zur Energiewirtschaft, als Beispiel, liest sich wie folgt: „Spielen wir ein kleines Spiel. Sie schließen die Augen und denken an Klimaschutz. Welche Bilder entstehen spontan in Ihrem Kopfkino? Ein Windrad mit hoher Wahrscheinlichkeit! Oder eine Solaranlage auf dem Dach! Beide Technologien sind untrennbar mit dem Klimaschutz verbunden, denn die Strom- und Wär-
REGJO ENERGIE & UMWELT
Gruppenfoto der Teilnehmer des „Bürgerdialogs Klimaschutzplan 2050” in Leipzig.
meversorgung produzieren fast die Hälfte der deutschen CO₂-Emissionen. Und von allen relevanten Bereichen ist sie derjenige, in dem technische Lösungen heute am günstigsten verfügbar sind.“ Darauf folgt ein Schaubild, in dem man die Hauptemissionsverursacher im Jahre 2010 in Prozentpunkten und das gesamte Emissionsaufkommen in diesem Jahr ablesen kann. Daneben befindet sich ein zweites Schaubild mit denselben Angaben für das Jahr 2050. 2050 werden die absoluten Emissionswerte mit 74 Millionen Tonnen angegeben, im Jahr 2010 lagen sie noch bei 984 Millionen Tonnen. Auch die prozentuale Verteilung der CO₂-Verursacher hat sich laut Schaubild stark gewandelt. Sind 2010 mit 33 Prozent die Stromversorger die Hauptverursacher, so wird angenommen, dass im Jahr 2050 die Landwirtschaft mit 53 Prozent diesen Platz einnehmen wird. Das Hintergrundproblem Leider geht aus dem Schaubild nicht hervor, welche Annahmen, welche Innovationen oder verändertes Verhalten den für 2050 prognostizierten Daten zu Grunde
liegen. Alle Informationen bleiben im Vagen, so wie der Einleitungstext. Und genau darin liegt das Problem der eigentlich engagierten und sehr aufwendigen Veranstaltung: Um verwertbare Lösungsvorschläge zu entwickeln, müssten von den Veranstaltern einige Parameter klar benannt werden. Welchen Status quo haben wir? Was ist der rechtliche Rahmen? Wo liegen die Kosten der einzelnen Verfahren? Wo gibt es mögliche Zielkonflikte und in welchem Rahmen können sich technische Innovationen entwickeln und mit einkalkuliert werden? Natürlich gibt es unter den 97 Teilnehmern auch Personen, die – meist aus beruflichen oder privaten Erfahrungen – ein gewisses Hintergrundwissen mitbringen, das
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der Diskussion zu Gute kommt. Aber das ist zum einen nicht die Regel und zum anderen bezieht sich das Wissen auch größtenteils nur auf einen Teilbereich des Problems, das rechtliche und finanzielle Fragen außer Acht lässt und regional begrenzt ist. Durch den Mangel einer informativen Ausgangsbasis wurden die Teilnehmer also ins kalte Wasser geschubst, ein bisschen wie eine Grundschulklasse, die an den Basteltisch gesetzt wird. Die zweite Frage, die bei der Veranstaltung unbeachtet blieb, war die der Außenpolitik. Besonders in den Tagen des Pariser UN-Klimagipfels, zu dem sich mehr als 80 Staats- und Regierungschefs zusammenfinden, sollte jedem bewusst sein, dass die Bundesrepublik weder umwelt- und machtpolitisch noch wirtschaftlich eine Insel ist. Die meisten Teilnehmer des Bürgerdialogs sind sich dieser Zusammenhänge bewusst, weshalb sie die Darlegung der außenpolitischen und wirtschaftlichen Parameter oder zumindest das offene Ansprechen der Diskussionsgrenzen vermissten. Dieser Umstand verleiht der Veranstaltung einen absurden Anstrich:
der Wille der Beteiligten, von den Veranstaltern bis zu den Teilnehmern, einen politischen Diskurs zu führen, ist groß und hebt sich deutlich von der allgemeinen Politikverdrossenheit ab, und dennoch bleibt es aufgrund mangelnder Information und damit letztlich mangelnder Transparenz eine Diskussion im Wasserglas. Wie es weiter geht Seit dem 24. November wird der Bürgerdialog online weitergeführt. Auf dem Portal werden 77 Handlungsvorschläge als Ergebnisse der Bürgerdialoge in den fünf durchgeführten Städten bekannt gegeben und öffentlich diskutiert. Die Vorschläge reichen von der Forderung nach der Abschaffung von Massentierhaltung und der kompletten Umstellung landwirtschaftlicher Produktion über unabhängigere Forschung zur Speicherung erneuerbarer Energien bis hin zu einer Mobilitätsflatrate, bei der Nutzern für einen monatlichen Festbetrag sowohl ÖPNV als auch Carsharing und E-Bike-Nutzung aus einer, vermutlich staatlichen, Hand zur Verfügung
gestellt wird. Mehrfachnennungen in verschiedenen Städten, wie die Forderung nach einem allgemeinen Tempolimit auf deutschen Autobahnen oder nach respektvollerem und gesünderem Umgang mit Nutztieren, zeigen einen bundesweiten Common Sense in diesen Fragen an. Die vom Portal selbst angezeigte Statistik zählt am 1.12.2015 125 registrierte Teilnehmer, 603 Bewertungen, 80 Kommentare, 15.438 Seitenaufrufe und 2.924 Besucher. Es bleibt zu hoffen, dass sich auf der bis 21.12.15 geöffneten Onlineplattform zum Bürgerdialog die Stimmen und Kommentare weiter sammeln, nicht zuletzt, um den zehn auf den Veranstaltungen gewählten und zwei über die Onlineplattform generierten Bürgerdelegierten Argumente an die Hand zu geben und breiteres Gehör zu verschaffen. Für die erste Jahreshälfte 2016 ist geplant, dass die Delegierten in einem Gremium gemeinsam mit Vertretern von Interessensverbänden, Kommunen und Bundesländern ein Empfehlungspapier erarbeiten, das an die Bundesregierung übergeben wird. www.buergerdialog.klimaschutzplan2050.de
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Der Mediencampus Villa Ida wird am 7. Dezember 2015 unter dem Thema „Leipzig – auf dem richtigen Kurs?“ zum Full House. Beim 9. Expertentreffen der Energiemetropole Leipzig drehen sich die Referate und Forendiskussionen um BioEconomy, E-Mobilität, Digitalisierung sowie Innovationsstrukturen der Region.
Der e-Zukunft auf der Spur Und in der Spur. In Leipzig ist kürzlich das Beteiligungsforum e-Allianz erfolgreich zu Ende gegangen. Kurz darauf erwartete das bestens etablierte 9. Expertentreffen Energiemetropole Leipzig wieder zahlreiche Teilnehmer. Text: Frank Willberg
Fotografie: Stadt Leipzig, Amt für Wirtschaftsförderung
Energiemetropole und Stadt der intelligenten Mobilität. Die saubere Technik von morgen klopft in Leipzig nicht mehr an die Tür – sie ist längst dabei, einzutreten. „Wir sind bei der Elektromobilität unmittelbar vor der Etappe Konzept“, verlautet es in der Tat aus dem Amt für Wirtschaftsförderung. Die Leipziger Antwort Das heißt, es wird konkret. Netzwerk und Lobby pro Elektromobilität sind formiert. Die Politik hat sich per Ratsbeschluss, die Wirtschaft im Beteiligungsforum e-Allianz zum Thema bekannt. „Wir helfen gerne mit, Leipzig zu einem Leuchtturm für emissionsfreie urbane Mobilität zu machen“, sagte beispielsweise Daniel Schäfer, stellvertretender Leiter der BMW Group Werk Leipzig. Nun wird das Thema ein echtes Vorhaben und erhält bis zum ersten Halbjahr 2016 ein Maßnahmenund Umsetzungskonzept. Gesucht wird die Leipziger Antwort auf Fragen, die von Ladeinfrastruktur bis zu etwaiger Parkprivilegierung für Nutzer von e-Autos reichen. Etwa 80 Teilnehmer brachten sich auf dem Beteiligungsforum e-Allianz Anfang November mit Ideen und Anregungen in die Diskussion ein. Einige Arbeitsgruppen werden über den Jahreswechsel hinaus fortgesetzt. Anschließend prüft die Stadtverwaltung die Vorschläge auf ihre Realisierbarkeit. Schließlich wird es der ordnungspolitische Rahmen, welcher zudem mit entsprechenden Mitteln und Personal zu untersetzen ist. „Dann muss es die Verwaltung
zusammen mit der Wirtschaft durchziehen“, heißt es bei Leipzigs Wirtschaftsförderern, die bereits die Ärmel hochkrempeln. Auf dem richtigen Kurs? Vor der e-Allianz als Umsetzungs- und Beteiligungsinstrument wurden bereits an die 500 Unternehmen zu Bedarfen, Vorhaben sowie Akzeptanz der e-Mobilität befragt, wobei allein die Rücklaufquote von mehr als 60 Prozent signalisierte, wie hoch das Interesse ist. Auch auf dem soeben zu Ende gegangenen 9. Expertentreffen ist Elektromobilität ein wichtiger Bestandteil der Agenda gewesen. Inoffiziell ist es sogar bereits die elfte oder zwölfte Auflage der Veranstaltung, welche vom Netzwerk Energie & Umwelt e.V. sowie dem Amt für Wirtschaftsförderung Leipzigs organisiert wird. Wichtiger jedoch als die Zählweise ist die Strahlkraft für die ganze Region und darüber hinaus, wie die rund 200 Teilnehmer belegen. Unter dem Titel „Leipzig – auf dem richtigen Kurs?“ hießen die weiteren diesjährigen Schwerpunkte biobasierte Wirtschaft sowie smarte Energielösungen, zu denen sich Fachleute und Wirtschaft informierten und austauschten, wobei der Fokus über den alltäglichen Horizont hinaus auf globale Tendenzen gerichtet war. Das heißt auch hier: die Zukunft fest im Blick haben und idealerweise mitgestalten. www.energiemetropole-leipzig.de
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Martin Dulig, Sächsischer Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (2.v.r.) im Gespräch mit Jens Kittel, Leiter der Verdichterstation (2.v.l.). Des Weiteren: Geschäftsführer Uwe Ringel (r.) und Markus Wild, Leiter Unternehmensentwicklung, Politik und Kommunikation (l.).
40 Jahre Erdgas-Verdichterstation Sayda Die Geschichte eines zentralen Netzknotens für die europäische Gasversorgung. Text: Ralf Borschinsky
Fotografie: Ontras Gastransport GmbH
Die Verdichterstation Sayda der Ontras Gastransport GmbH ist nunmehr 40 Jahre in Betrieb. Aus diesem Anlass besuchte Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig am 24.11.2015 die Station und übermittelte das Grußwort der sächsischen Staatsregierung. „Tagtäglich müssen Millionen Menschen mit Energie zum Heizen, Kochen und Autofahren versorgt werden. Die Verdichterstation in Sayda sorgt dafür, dass Erdgas zum richtigen Zeitpunkt dorthin fließt, wo es gebraucht wird. Als wichtiger Knotenpunkt im Energienetz leistet sie einen bedeutenden Beitrag zur Versorgungssicherheit“, so der Minister. Uwe Ringel, Geschäftsführer der Ontras Gastransport GmbH, betonte beim Rundgang: „Heute hat die Verdichterstation Sayda eine zentrale Bedeutung im Rahmen des europäischen Gasnetzes erlangt, die weit über ihre ursprüngliche Rolle als Übernahmepunkt für russisches Erdgas hinaus reicht“. Sayda sei zu einer wichtigen Schnittstelle für die sichere Gasversorgung mehrerer europäischer Länder geworden. Damit
erfülle diese Station auch eine wichtige Aufgabe im Rahmen des Konzepts zur Versorgungssicherung Sachsens und Deutschlands.
dort aus Gas in Richtung Norden, Westen, Süden oder Osten transportiert werden. Modernisierungsarbeiten
Die Geschichte von Sayda Das erste russische Erdgas strömte am 2. Mai 1973 über Sayda ins Netz der DDR. Ende 1975 ging der erste Verdichter in Betrieb, um Gas aus Russland zu übernehmen und ins Netz der DDR zu verteilen. 1985 kam die Gasversorgung Westberlins hinzu. Nach der Privatisierung blieb Sayda Übernahmepunkt für russisches Erdgas. Mit dem Transport von norwegischem Erdgas nach Tschechien änderte sich 1997 erstmals die Transportrichtung. In den Folgejahren führte die Marktentwicklung dazu, dass diese Mengen heute nur noch einen Teil des jährlichen Gasdurchsatzes der Station ausmachen. Dafür ist Sayda heute ein zentraler Netzknoten zur Sicherung der Gasversorgung innerhalb des europäischen Netzverbundsystems. Je nach den Anforderungen des Marktes kann von
Diese Entwicklung erforderte eine komplette Modernisierung der Anlage. Ab 1993 wurden über mehrere Jahre die gesamte Gebäudetechnik erneuert, der Schallschutz optimiert und die Emissionswerte durch entsprechende Umbauten gesenkt. Derzeit werden die Brennkammern der Verdichter umgebaut, um ab 2016 beim Betrieb die Grenzwerte der dann geltenden Verordnung zur Durchführung der Bundes-Immissionsschutzverordnung (BImSchV) einzuhalten. Rund 14.000 Messpunkte auf der gesamten Anlage liefern rund um die Uhr wesentliche Betriebsdaten und melden Störungen. Die wichtigsten 120 Messpunkte lösen im Notfall Alarm aus. Ein zentrales NotAus-System sorgt für einen schnellen Betriebsstopp der gesamten Station im Bedarfsfall. www.ontras.com
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Vollkommen willkommen? Flüchtlinge, wo man hinsieht? Oder beherrschen sie vor allem die mediale Agenda, was die Gemüter erhitzt? In jedem Fall drückt die Frage, wie die, die nun einmal hier sind und ihr Recht auf Asyl nutzen wollen, zu integrieren sind. Stichwort Beschäftigung. Text: Frank Willberg
Fotografie: IQ Netzwerk, Fotolia/Kzenon
Es ist ein bisweilen ungeliebtes, nichtsdestotrotz mittlerweile offenes Geheimnis: Deutschland ist de facto ein Einwanderungsland. Davon kann auch die ausgiebige Diskussion über die Integrationswilligkeit nicht ablenken. Böse Zungen behaupten ohnehin, dass auch die deutsche Gesellschaft sich den neuen Bürgern gegenüber offen und integrationsbereit zeigen sollte – egal ob sie nur kurz, befristet oder dauerhaft unter uns leben. Aber dieses politische Glatteis will dieser Artikel eigentlich tunlichst meiden, denn über so genannte Integrationsbilanzen herrscht unverändert unverhohlener Streit, insbesondere bezüglich der türkischen Gastarbeiter im Zuge des Anwerbeabkommens von 1961. Anlässlich der Verabschiedung des neuen Zuwanderungsgesetzes vor nunmehr zehn Jahren stellte Tanja Wunderlich, ihres Zeichens Program Officer Immigration and Integration beim German Marshall Fund of the United States, allerdings erfreut fest: „Steuerung statt
Scheuklappen, das ist immerhin ein Anfang.“ Zuwanderung sei aus wirtschaftlichen Gründen im nationalen Interesse Deutschlands. 22 der 30 Millionen Menschen, welche seit den 1950er Jahren zu uns gekommen seien, hätten Deutschland wieder verlassen. „Wir improvisieren nicht mehr nur pragmatisch. Deutschland ist noch kein modernes Einwanderungsland – aber es wird gerade dazu.“ Ausländer in die Fachkräftelücke Fakt ist, mit dem Gesetz hat sich einiges verändert. Zum einen fungiert es selbst als kleiner Eisbrecher. Zum anderen trägt es dem ohnehin zaghaft einsetzenden Tauwetter Rechnung. Dies ist wahrscheinlich vor allem der Not des Fachkräftemangels geschuldet. „Sechs von zehn offenen Stellen nicht besetzt“, titelte beispielsweise die sächsische Tagespresse. Der Freistaat hat eine Fachkräftestrategie
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tausend Einwohner dauerhaft sesshaft werden, sind es in Deutschland nur 0,3 Menschen. Ein echter Paradigmenwechsel
Sachsen 2020 ins Leben gerufen, das benachbarte Sachsen-Anhalt ein Fachkräftesicherungsportal. In Thüringen gibt es nun eine Agentur für Fachkräftegewinnung (ThAFF), die zum Beispiel um Auspendler buhlt. Neuerdings ziert die ThAFF-Homepage des Weiteren auch ein Link zur Abteilung Welcome Center Thuringia, welches Menschen aus dem Ausland hilft, die in Thüringen leben, arbeiten oder sich ausbilden lassen möchten. An die demografisch düstere Zukunft ist der lauter werdende Ruf nach einem modernen Zuwanderungsgesetz geknüpft. „Ohne Zuwanderung würde das Erwerbspersonenpotenzial bis zum Jahr 2050 um rund ein Drittel sinken“, so der erste Satz im Bericht 1/2015 des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Eine Studie der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) über die dauerhafte Arbeitsmigration in Deutschland diagnostizierte 2012 die zehn am schwersten zu besetzenden Stellen: von qualifizierten nichthandwerklichen Berufen über IT-Spezialisten und Fahrer bis hin zu Ingenieuren. Aber während in manchen arabischen Emiraten oder Sultanaten die Zahl der Ausländer die der Einheimischen übersteigt, in Neuseeland oder Südkorea knapp drei Arbeitsmigranten auf
Allerdings zeigt die Bundesstatistik, dass nicht mehr 98 Prozent aller Asylbewerber früher oder später abgeschoben werden. Betrug die Ablehnungsquote zu Zeiten der Verabschiedung des Zuwanderungsgesetzes 2005/2006 noch 93,5 Prozent, werden aktuell nur 58,8 Prozent der Asylanträge abgelehnt, was ein historisches Tief darstellt. In Sachsen-Anhalt und Thüringen wurden 2015 circa 12.000 Asylanträge, in Sachsen mehr als 22.000 gestellt. Selbstverständlich sind Asyl und Einwanderung zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Eine Integration von Asylbewerbern war von Gesetzes wegen lange nicht vorgesehen – ganz im Gegenteil. Insbesondere der Zugang zum Arbeitsmarkt blieb ihnen faktisch komplett verwehrt. Auch in diesem Punkt haben diverse Gesetzesnovellen in der jüngeren Vergangenheit für zarte Bewegung gesorgt. Seit einem Jahr gilt nun für Asylsuchende mit Aufenthaltsgestattung sowie Personen mit Duldung eine verkürzte Wartefrist von drei Monaten, ehe sie für einen konkreten Fall eine Arbeitserlaubnis bei der Ausländerbehörde beantragen können. Der Arbeitsmarktzugang bleibt nachrangiger Natur – die Vorrangprüfung durch die Agentur für Arbeit entfällt in der Regel nach 15-monatigem Aufenthalt. Aber auch an dieser Stelle künden Ausnahmen von der neuen Zeitrechnung in Sachen Beschäftigung für Menschen mit Migrationshintergrund: Berufsausbildung, Studium, Praktika, Bundesfreiwilligendienst sowie Freiwilliges Soziales Jahr können ohne Zustimmung der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung in Angriff genommen werden. Hochqualifizierte müssen lediglich Abschluss beziehungsweise Qualifikation nachweisen. Parallel wird außerdem die Residenzpflicht ab dem vierten Aufenthaltsmonat abgeschafft. Integration durch Ausbildung oder Beruf „Es gibt keine bessere Integration als die über den Beruf“, so die Aussage von Gerald Grusser, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Erfurt. „Eine Vielzahl der aktuell nach Deutschland kommenden Menschen ist im erwerbsfähigen Alter. Sie in Ausbildung und Arbeit zu integrieren, bedeutet, ihnen Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe und eigenständige Existenzsicherung zu geben. (Ausbildungs-)Betriebe leisten damit einen Beitrag zur Deckung des Fachkräftebedarfs und zur wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands. Wobei wir hier nur die ‚Wirtschaftsleistung‘ der Geflüchteten betrachten“, formuliert es Christian Laas, Öffentlichkeitsarbeiter des IQ Netzwerks Sachsen-Anhalt. IQ steht für Integration durch Qualifizierung und ist ein Förderprogramm, welches seit 2005 in 16 Landesnetzwerken die Arbeitsmarktchancen für Menschen mit Migrationsgeschichte verbessert. Ganz ähnlich sieht es Anette Haas, die Leiterin der IAB-
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Arbeitsgruppe „Migration und Integration“: „Arbeit beziehungsweise berufliche Ausbildung führt nicht nur zu mehr ökonomischer und finanzieller Unabhängigkeit, sondern erleichtert auch den Aufbau sozialer Kontakte mit Deutschen und führt damit auch zu einer Verbesserung der Deutschkenntnisse. Sprachkenntnisse sind der Schlüssel für eine nachhaltige gesellschaftliche Integration.“ Die Chancen zum Arbeitsmarktzutritt variieren natürlich. Sandra Scheibe, Koordinatorin im sächsischen -Netzwerk, umreißt Auftrag und Handlungsrahmen des Programms mit drei Stichpunkten: „1. Anerkennungsund Qualifizierungsberatung als Fachberatung ergänzend zu den Regelanbietern, 2. Anpassungsqualifizierungen gekoppelt mit Sprachausbildung bei teilweiser Gleichwertigkeit der Abschlüsse, 3. Stärkung interkultureller Kompetenz bei den Akteuren der Arbeitsmarktintegration sowie Moderation von Austausch und Vernetzung.“ In einem IQ-Papier heißt es: „Den Perspektivwechsel wagen: Jeder Zugewanderte bringt Potenziale mit. Es liegt an uns, diese für unsere Gesellschaft nutzbar zu machen!“ In Thüringen erklärten sich 74 Prozent der Unternehmen bereit, Flüchtlinge als Arbeitskräfte einzusetzen, bei Firmen mit mehr als 250 Mitarbeitern sogar 97 Prozent. Verkannte Freizügigkeitsdividende „Dass wir Menschen, die aufgrund von Krieg, Vertreibung und politischer Verfolgung ihre Heimat verlassen mussten, aufnehmen, ist eine Selbstverständlichkeit“, betont Bodo Finger, Präsident der Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft e.V. „Menschen, die ein Bleiberecht haben, müssen schnell in unsere Gesellschaft und auch in den Arbeitsmarkt integriert werden.“ Asyl und Zuwanderung sollten nicht vermischt werden. Für Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften, „die wir für unser Land gewinnen möchten, brauchen wir klare Regeln.“ „Durch die qualifizierte Zuwanderung aus EU-Staaten erzielt Deutschland eine messbare Freizügigkeitsdividende“, heißt es diesbezüglich im Jahresgutachten 2013 des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration. Dies werde hierzulande noch viel zu wenig wahrgenommen. „Dass jetzt verstärkt Hochqualifizierte in die Bundesrepublik kommen, ist ein sensationeller Erfolg, und darauf können wir stolz sein“, betont auch Migrationsforscher Klaus Bade. Zwar bemängelte die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, Professor Doktor Jutta Allmendinger, vor einiger Zeit, dass Ankömmlinge in Deutschland häufig eine dauernde Holschuld hätten – eine Holschuld nach Informationen, eine Holschuld nach Einladungen, eine Holschuld auch nach Freundlichkeit. „Wir brauchen das Prinzip der offenen Türen, des Respekts und der Anerkennung.“ Aber bei einer aktuellen Umfrage befürworteten 73,8 Prozent der Befragten eine Erleichterung der Zuwanderung für Fachkräfte aus dem NichtEU-Ausland. Weitere 15,5 Prozent bejahten dies für Arbeitskräfte aller Qualifikationsgruppen.
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Wenig ostdeutsche Migrationsgeschichten In den mitteldeutschen Bundesländern ist die Situation jedoch speziell. „Auch wenn die Zuwanderung 2014 in Ostdeutschland deutlich gestiegen ist, leben nur 4,8 Prozent Personen mit Migrationsgeschichte in Ostdeutschland“, erläutert Anette Haas. In der gesamten Bundesrepublik beträgt ihr Anteil 18,7 Prozent. Auch hinsichtlich der absoluten Anzahl der Ausländer laut Ausländerzentralregister 2014 bildet Mitteldeutschland neben Mecklenburg-Vorpommern das Schlusslicht. „Bis auf Berlin und Leipzig fehlen wirtschaftsstarke Zentren, die für Zuwanderer besonders attraktiv sind. Ebenso ethnische Netzwerke. Gerade östliche Grenzgebiete und strukturschwache Kreise kämpfen mit Langzeitarbeitslosigkeit, es gibt wenig Stellen für geringer Qualifizierte.“ Gleichwohl würden Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung demographisch bedingt stärker sinken als in Westdeutschland. Am Ausbildungsmarkt gebe es gute Chancen im Lebensmittelverkauf, in der Gastronomie und Hotellerie sowie in Bau- und Ausbauberufen. Trotzdem stockt die Integration in Mitteldeutschland. Während die Erwerbslosenquote bei Personen mit Migrationshintergrund im Bundesdurchschnitt 14,1 Prozent beträgt, sind es in den neuen Bundesländern 31,6 Prozent. „In SachsenAnhalt leben rund 68.000 Personen mit Migrationsgeschichte. Viele von ihnen verfügen über berufliche Bildungsabschlüsse oder andere wertvolle Qualifikationen, die hierzulande nicht anerkannt werden“,
berichtet Christian Laas. Genau hier setzt das IQ Netzwerk mit beruflichen Anerkennungs- und Qualifizierungsverfahren an, damit im Ausland erworbene Berufsabschlüsse – unabhängig vom Aufenthaltstitel – häufiger in eine bildungsadäquate Beschäftigung münden. Denn vor dem Hintergrund des demografischen Wandels sowie dem daraus resultierenden Fachkräftemangels müssten alle Potenziale aktiviert werden. „Mehrwert“ der Flüchtlinge Die Wahrnehmung von Menschen mit Migrationsgeschichte sei häufig defizitär geprägt, prangert Laas an. „Ausländische Arbeitskräfte arbeiten wie Sie und ich in nahezu allen Berufszweigen – in manchen über-, in manchen unterproportioniert. Sie tragen wesentlich zum Funktionieren und zur Leistungsfähigkeit etlicher Wirtschaftsbereiche in Deutschland bei, sind aus Automobilbau, Gesundheit und Pflegebereich sowie Gastronomie nicht wegzudenken. Einem Produkt sieht man nicht an, welcher Anteil Arbeitsleistung ausländischer Arbeitnehmer in ihm steckt.“ Unabhängig von dieser „monetären“ wirtschaftlichen Betrachtung würden sie unsere Kultur, unseren Speiseplan, unser Land bereichern. Ganz ähnlich die Einschätzung von Anette Haas: „Ausländische Arbeitskräfte bereichern den Arbeitsmarkt und fördern die Vielfalt. Sie sind häufig Firmengründer, tragen zu einem vielfältigeren Produkt- und
Dienstleistungsangebot bei und befördern gesellschaftliche Innovationen. Zusätzlich fördert kulturelle Vielfalt die Produktivität durch kreative Problemlösungen.“ Die OECD ermittelte, dass es in Europa durchschnittlich fünf bis sechs Jahre dauert, ehe Flüchtlinge mehrheitlich in Arbeit kommen. Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung erwirtschaftet ein Flüchtling nach fünf bis sieben Jahren mehr, als er den Staat kostet. Die Neuankömmlinge würden langfristig Einkommen schaffen, die Unternehmenserträge steigern und die Produktivität der Firmen erhöhen. Auch eine Bertelsmann-Studie errechnete, dass in Deutschland lebende Ausländer pro Kopf durchschnittlich 3.300 Euro mehr an Steuern und Sozialabgaben einzahlen, als sie an Sozialversicherungsleistungen kosten. Andere Schätzungen schreiben ihnen sechs Prozent beziehungsweise 128 Milliarden Euro unseres Bruttosozialprodukts zu. Christian Laas bemüht ein Mannschaftsbild: „In der Fußballbundesliga sind aktuell fast die Hälfte aller Spieler Ausländer. Manchmal lässt sich der Beitrag einer einzelnen Gruppe zum Erfolg nicht exakt messen, wie etwa durch Siegtore. Dennoch spielt die ganze Mannschaft mit.“ Deshalb sei der Blick für die Potenziale von Zugewanderten zu schärfen, interkulturelle Kompetenz bei den Arbeitsmarktakteuren auf- und Diskriminierung abzubauen – für eine gelingende Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Migrationsgeschichte.
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Job trifft ausländische Fachkraft In vielen Branchen fehlen qualifizierte Mitarbeiter. Bewerber mit ausländischen Abschlüssen sind in den Unternehmen daher sehr willkommen. Unterstützung bietet ihnen das Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“, damit die langfristige Zusammenarbeit gelingt. Text: Redaktion
Fotografie: Monkey Business/fotolia
Der Marokkaner Herr C. ist in Deutschland angekommen – zum zweiten Mal nach seiner Einreise im Jahr 2012. Seit März 2015 arbeitet der 35-Jährige Elektriker bei einer Leipziger Firma im Bereich Schaltschrankbau. Mit dieser Tätigkeit ist es ihm gelungen, die im Rahmen des Gleichwertigkeitsfeststellungsverfahrens festgestellten wesentlichen Unterschiede im Vergleich zur deutschen Ausbildung zum Elektroniker, Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik, auszugleichen. Eine große Chance für Herrn C. in der Elektrobranche, in der Fachkräfte dringend gesucht werden. Unternehmen der Region Leipzig öffnen sich für ausländische Fachkräfte Offenheit gegenüber ausländischen Fachkräften ergab auch eine Umfrage, die im Oktober 2015 unter den Unternehmen der sächsischen Industrie- und Handelskammern durchgeführt wurde. 63 Prozent der befragten Unternehmen signalisierten ihre grundsätzliche Bereitschaft, Flüchtlinge und Asylbewerber einzustellen. Allerdings werden hohe Anforderungen an die potenziellen Bewerber gestellt: So nennen 59 Prozent gute bis sehr gute Deutschkenntnisse und 45 Prozent eine nachweislich abgeschlossene Berufsausbildung als wichtige Voraussetzungen. Unterstützung durch das Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ Das IQ Netzwerk Sachsen als Teil des Förderprogrammes „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ unterstützt Unternehmen, die ausländische Fachkräfte einstellen wollen. „Job trifft ausländische
Fachkraft“ heißen die kostenfreien Informationsveranstaltungen und Seminare, die über IQ angeboten werden. Sie sind auf die Fragen der Unternehmen zugeschnitten. Erläutert wird das konkrete Vorgehen, wenn sie Mitarbeiter mit ausländischen Wurzeln einstellen und an ihr Unternehmen binden wollen. Die Handwerkskammer zu Leipzig sowie die ZAW Zentrum für Aus- und Weiterbildung Leipzig GmbH sind in der Region Leipzig Partner im IQ Netzwerk Sachsen und Ansprechpartner für die Fragen der Unternehmen. Das Förderprogramm unterstützt ausländische Fachkräfte auch, wenn es um die Anerkennung ihrer ausländischen Berufsabschlüsse geht. Neben der fachlichen Qualifizierung im Rahmen des Anerkennungsprozesses werden gleichzeitig auch die Deutschkenntnisse auf das Niveau gebracht, das im beruflichen Alltag erforderlich ist. IQ schließt Menschen mit ausländischem Berufsabschluss ein, die bereits in Deutschland leben sowie Fachkräfte, die perspektivisch hier arbeiten wollen. Silke Lorenz Telefon: 0341 2188-363 E-Mail: lorenz.s@hwk-leipzig.de Daniela Bensch Telefon: 0341 468639-54 E-Mail: daniela.bensch@zaw-leipzig.de Gesellschaft der IHK zu Leipzig
Weitere Informationen unter: www.netzwerk-iq-sachsen.de und www.anerkennung-sachsen.de
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Berufsbildung schafft Fachkräfte Längst haben sich die alljährlichen Meldungen über Schulabgänger, die ohne Lehrstelle dastehen, in Nachrichten über unbesetzt gebliebene Ausbildungsplätze umgekehrt. Dies ist auch eine Folge demographischer Veränderungen. Text: Franziska Reif
Fotografie: Michael Bader/Genese
Mirko Schmidt* denkt darüber nach, hinzuschmeißen. Der 17-Jährige ist mitten in seiner Ausbildung zum Koch und fühlt sich von seinem Ausbilder vor allem als billige Arbeitskraft missbraucht: „Meinen Chef interessiert es nicht, wann ich Berufsschule habe, und ich bekomme auch nichts gezielt beigebracht, sondern muss da anpacken, wo gerade Not am Mann ist.“ Mirko hat bereits die Fühler ausgestreckt und von einem Hotel das Angebot erhalten, dort die Ausbildung fortzusetzen. Der Betrieb liegt allerdings sehr ländlich und ist für einen Minderjährigen ohne Führerschein nur schwer zu erreichen, zumal die Arbeitszeiten entweder sehr früh beginnen oder sehr spät enden, Schmidt also dann unterwegs sein muss, wenn kein Bus fährt. Berufsbilder treffen auf Wirklichkeit Dass Azubis ihre Ausbildung abbrechen, ist in Sachsen, SachsenAnhalt und Thüringen nicht selten. Fast 28 Prozent waren es, die 2013 in Sachsen die Ausbildung schon während es ersten Jahres kündigten und entweder den Ausbilder oder gleich den Ausbildungsberuf wechselten. Die Ausbilder sehen hier vor allem falsche Vorstellungen vom künftigen Beruf und mangelnde Reife der Azubis als Problem, die Azubis selbst nennen Konflikte mit Vorgesetzten und schlechte Arbeitsbedingungen als Gründe. Dabei sinkt laut Bundesinstitut für berufliche Bildung (BIBB) die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge kontinuierlich mit jedem Jahr. Angesichts von Meldungen, dass Betriebe vermehrt nach Auszubildenden suchen, kann dies nur bedeuten, dass sich die Zahl der Stellen für Azubis insgesamt verkleinert. Tatsächlich hat das BIBB festgestellt, dass Betriebe sich zunehmend aus dem Ausbildungsmarkt zurückziehen. Zwischen 2007 und 2013 ist ihre Zahl deutschlandweit um 52.000 gesunken. Dennoch ist zwischen 2012 und 2014 der Anteil an Ausbildungsplätzen, die unbesetzt geblieben sind, an allen angebotenen betrieblichen Ausbildungsplätzen gestiegen, und zwar von knapp 20 Prozent auf 27 Prozent. Das Problem der unbesetzten Ausbildungsstellen trifft kleine Betriebe bis zu 19 Beschäftigten stärker als mittlere und große und neben den Branchen Landwirtschaft, Bergbau, Hotellerie und Gastronomie besonders Bau und Einzelhandel. Kaum Probleme mit der Stellenbesetzung haben dagegen die Bereiche rund um Kfz, Forschung und Entwicklung, Chemie und Pharmazie und Energie- und Wasserversorgung. Einige Betriebe haben aus der Entwicklung nun ihre Schlüsse gezogen und bilden nicht mehr aus. Neben dem Mangel an Bewerbern nennen sie als Gründe auch, dass sie die Erfahrung von vorzeitiger Kündigung seitens der Azubis gemacht haben oder dass die angebotenen Ausbildungsberufe unattraktiver werden. Unbesetzte Stellen Angesichts von immer wieder zu vernehmenden Warnungen wegen des erhöhten Fachkräftebedarfs, einer leicht gesunkenen
Arbeitslosigkeit und insgesamt recht optimistischen Prognosen für die künftige wirtschaftliche Entwicklung lässt sich kaum glauben, dass Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Dabei lag der Anteil an Vakanzen in Ostdeutschland 2014 bei 41,1 Prozent. Mitteldeutschland ist eine Region, die sich mit dem demographischen Wandel und dem künftigen Fachkräftemangel auseinandersetzen muss. Auch in Zukunft können die drei Bundesländer weitere Abwanderung erwarten. Zusammen mit der Alterung der Belegschaften könnte es zum Mangel an qualifiziertem Personal kommen, dem derzeit nicht mit entsprechender betrieblicher Ausbildung entgegengesteuert werden kann. Fachkräfte halten, ihren Zuzug begünstigen, Ältere weiterqualifizieren – dafür braucht es, ganz allgemein gesprochen, ein attraktives Arbeitsumfeld in Form von beruflichen Perspektiven und der Aussicht auf ein sicheres Einkommen, eine angenehme Umgebung und gute Bedingungen für Familien. Schulen als Partner Die wenigsten dieser Faktoren lassen sich von einzelnen Unternehmen allein sicherstellen, schon gar nicht, wenn sie sich gerade um die Nachwuchsgewinnung sorgen. Tatsächlich setzen manche Betriebe sehr früh an, um junge Leute für ihren Bereich zu interessieren. Das Netzwerk Berufliche Orientierung für Schüler und Studierende in Mitteldeutschland BOSS vernetzt regionale Akteure, veranstaltet unter anderem Wochen des offenen Unternehmens für Schüler oder erlaubt Lehrern per Praktikum einen Einblick in den Betriebsalltag. Auf diese Weise werden nicht nur Kontakte zwischen Wirtschaft und Schulen hergestellt, die Lehrer sind auch versierter, wenn es an den Schulen um die berufliche Zukunft geht. Die Schulen sind zudem der Ort, der dabei helfen kann, falsche Vorstellungen über bestehende Berufe zu entkräften, auf dass vorzeitig abgebrochene Ausbildungen künftig weniger werden und so der Frust für Azubis wie Ausbilder verkleinert wird. Dort muss ebenfalls gegen die derzeit teilweise immer noch hohe Quote der Schulabbrecher vorgegangen werden, die in Sachsen bei knapp 9, in Sachsen-Anhalt bei fast 11 und in Thüringen bei nur 7 Prozent liegt. Auch bei der Bezahlung hat das einzelne Unternehmen kaum großen Handlungsspielraum. Die hohen Pendlerzahlen von Beschäftigten, die in Mitteldeutschland wohnen, aber woanders arbeiten, deuten darauf hin, dass mancher lieber dahin pendelt, wo es mehr Geld zu verdienen gibt. Resultat: Die hiesigen Unternehmen klagen, dass sie keine guten Leute finden. Gerade junge Leute dürften sich angesichts der Löhne, die sie nach ihrem Abschluss erwarten, überlegen, ob sie dem Ausbildungsbetrieb dann noch als Fachkraft zur Verfügung stehen wollen. Mirko Schmidt wird jetzt erstmal in einer anderen Küche jobben, seinen Führerschein machen und hofft, wenn er volljährig ist, im Hotel anfangen zu können.
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Laborarbeiten im Unternehmen Radici
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Kultur der Beteiligung Von Bürgerbeteiligung können auch Unternehmen und Kommunen profitieren – wenn alle auf Augenhöhe dabei sind. Text: Tobias Prüwer
Fotografie: iStocphoto.com/Alija
„So wie bei ‚Per Anhalter durch die Galaxis‘ geht es natürlich nicht“: Drei Tage nach der Eröffnung der frisch umgebauten Leipziger KarlLiebknecht-Straße empfängt Sabine Willenberg im anliegenden Ideenquartier zum Gespräch über Bürgerbeteiligung. „Die Menschen müssen als Partner mit Mitspracherecht in die Planungen einbezogen werden“, statt wie in Douglas Adams’ Science-FictionStory bei der Sprengung der Erde für eine Umgehungsstraße vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. „Der Anspruch der Bevölkerung auf Beteiligung an Großprojekten ist sehr hoch“, sagt Willenberg. Auf diesen müssten Unternehmen und Kommunen reagieren. Das diene nicht nur der Befriedung potenzieller Konflikte, sondern sie können davon zusätzlich profitieren.
Gemeinsames Ziel
Bürgerexperte: Skepsis und Potenziale
Beispiel Karli, Leipzig
Unter Federführung von Willenberg hat die Agentur Ideenquartier 2015 eine Erhebung zur Bürgerbeteiligung in Mitteldeutschland erstellt. Dafür wurden Unternehmen, Landkreise und Städte befragt, was sie hierüber denken. Rund 100 beteiligten sich. Natürlich ist bei jenen, die noch keine entsprechenden Erfahrungen gemacht haben, die Skepsis am größten. Die anderen aber schätzen das Potenzial der Beteiligung. 40 Prozent der Befragten sehen hierin eine mögliche Stärkung der Bürgerschaft, die wiederum Grundlage von Demokratie und Wirtschaft sei. „Bürgerbeteiligung verschafft Kosten- und Zeitersparnis sowie ein Klima der Akzeptanz“, sagt Willenberg, „sie vergrößert die Reputation und die Bürger sind obendrein stolz auf das gemeinsame Projekt.“
Als gelungenes Beispiel kann der fertig gestellte Umbau der Leipziger Karl-Liebknecht-Straße gelten, in den das Ideenquartier als Kommunikationsagentur einbezogen war. „Die Leipziger Verkehrsbetriebe wussten sehr wohl, dass die Umgestaltung der Karl-Liebknecht-Straße auf Mitgestaltungsinteresse der unmittelbaren Anlieger und Händler stößt und bei unterlassener oder nicht systematisch geführter Kommunikation scheitern kann“, erklärt Ideenquartier-Geschäftsführer Jörg Müller. Darum haben sie sich zusammen mit der Stadt um einen intensiven Beteiligungsprozess bemüht und erfolgreich abgeschlossen. – Und so kam es nicht wie in „Per Anhalter durch die Galaxis“.
Dafür ist Kompromissbereitschaft auf allen Seiten vonnöten. Wenn jemand eine bloße Antihaltung an den Tag legt, kann ein Beteiligungsprozess nicht gelingen. „Es geht um den Austausch rationaler Argumente, nicht darum, wer die größte Lobby oder Protest-Facebook-Gruppe hat“, so Willenberg. Wirtschaft, Verwaltung und Bürgerschaft müssen das als Gemeinschaftsprojekt begreifen. Da helfen externe Moderatoren, weshalb Ideenquartier jüngst gemeinsam mit Neuland-PR das Kompetenzzentrum Bürgerbeteiligung gegründet hat. Hier entwickeln Experten Verfahren, wie sich Beteiligungsprojekte begleiten lassen.
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Links: Martin Rüger, Assistent des Unitas-Vorstandes, rechts: Horst Tessnow, gewählter Mitgliedervertreter und seit 2005 Vertreter im Wahlausschuss der Unitas.
Erst die Kür, dann das Vergnügen Der Nachbarschaftsgedanke wird bei der Leipziger Wohnungsgenossenschaft Unitas eG schon seit vielen Jahren groß geschrieben. Aber alle Angebote und Projekte blieben leere Hüllen und der Nutzen gleich null, würden sie nicht ehrenamtlich mit Leben erfüllt – von Horst Tessnow zum Beispiel. Text und Fotografie: Frank Willberg
Sie streiten fast. „Er ist uns zu nichts verpflichtet“, bekräftigt Martin Rüger, Assistent des Unitas-Vorstandes, aber sein Gegenüber, das 82-jährige Paradebeispiel Horst Tessnow, kontert prompt: „Natürlich bin ich euch das schuldig!“ Immerhin habe Unitas ihn 1988 auf der Wohnungssuche erlöst und er sich seinerzeit geschworen, dies bei Gelegenheit zurückzugeben. Da lässt er nicht mit sich reden. Miteinander wohnen und leben Würde jeder derart aktiv sein und nachbarschaftliche Hilfe und Gemeinschaftsgedanken ernst nehmen, wäre die (Miet-)Welt eine andere. Unitas als Genossenschaft bietet dafür ideale Voraussetzungen: „Wir vermieten nicht nur und lassen uns vom Gewinn leiten, sondern handeln vor allem im Interesse unserer Mitglieder“, stellt Rüger gleich zu Beginn klar. Beispiele dafür gibt es zuhauf, und fast überall hat Horst Tessnow seine Finger im Spiel. „Miteinander wohnen“ lautet das Motto, welches nach Lösungen über das nackte Mietverhältnis hinaus strebt, beispielsweise mit einer Sozialarbeiterin, die hilfreich zur Seite steht, oder dem kostenlosen Verleih von Festzeltgarnituren für Hausfeste. Um der zunehmenden Anonymisierung in den städ-
tischen Wohngebieten entgegenzuwirken und die genossenschaftliche Idee nach vorne zu bringen, wie es Rüger formuliert, hat Unitas 2007 das Projekt „Nachbar ich brauch dich“ ins Leben gerufen, tritt dabei aber eigentlich vor allem als Vermittler in Gestalt dreier Projektmitarbeiter auf. Die Verzahnung über diese Anlaufpunkte sei etwas, was nicht jede Wohngenossenschaft habe, von gewöhnlichen Mietverhältnissen ganz zu schweigen. Dort sei es an der Tagesordnung, dass sich nicht alle Nachbarn kennen und grüßen oder gar helfen. Die Unitas ermutigt die Bewohner zur zwanglosen Nachbarschaftshilfe: gegenseitig die Blumen gießen, Haustiere hüten, Kinder betreuen, Einkäufe hochtragen. Freiwillige Freizeitangebote In Grünau wurde 2003 außerdem der Nachbarschaftsverein „Miteinander Wohnen und Leben e.V.“ ins Leben gerufen, zu dessen Gründungsmitgliedern Horst Tessnow zählt und in dem seither etliche niedrigschwellige Freizeitangebote initiiert wurden: Chor, Bücherstube, Stricken, Spielenachmittage, Infoveranstaltungen, Selbsthilfegruppen oder Ausflüge. Die Unitas unterstützt den Verein auf verschiedene Weise. Sie vermietet die
Räumlichkeiten, sponsert gelegentlich Sachpreise und hilft bei einigen Veranstaltungen, indem sie die Gäste mit dem firmeneigenen Kleinbus zur Veranstaltung fährt und so die Teilnahme ermöglicht. Tessnow als passionierter Hobbymusiker stellt quartalsweise das Programm für Musiknachmittage mit Kaffee und Kuchen auf die Beine und organisiert des Weiteren ein regelmäßiges Frühstücksbowling. Da Tessnow zudem ein gewählter Mitgliedervertreter und seit 2005 sogar im Wahlausschuss vertreten ist, ist er als Sprachrohr und Organisator nicht nur aktives Vorzeigemitglied, sondern auch personifizierte Schnittstelle, besser Bindeglied. Denn in Spitzenzeiten hielt er zu 177 Mitgliedern direkten Kontakt, schrieb mehr als 100 Neujahrsgrüße, kümmerte sich um Geburtstage und Ähnliches. „Wir müssen nicht alle verliebt sein“, sagt er, aber gemeinschaftlich könne man nur gewinnen. Das harmonische Miteinander, die gemeinsamen Aktivitäten gäben ihm selbst Kraft. Ein Teil des Gewinns fällt auch für die Unitas-Genossenschaft ab – sie hat sozusagen ein Ohr an der Masse und kann Probleme beheben, bevor sie hochkochen. Wie gesagt, gemeinschaftlich kann man nur gewinnen. www.wg-unitas.de
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Zeitenwechsel und Kontinuität Zum ersten Mal verleiht der Wirtschaftsverein Gemeinsam für Leipzig den Via Oeconimca. Ein Wirtschaftspreis– und zugleich mehr als das. Text: Steffen Georgi
Fotografie: Dieter Grundmann/Westend-PR
Es war zu Zeiten des sogenannten Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation, da verlief die Via Imperii, „die Straße, die vom Reiche kommt“, von Stettin nach Rom und kreuzte die Via Regia, also die „königliche Straße“, welche wiederum in ihrer weitesten Ost-West-Ausdehnung von Moskau und Kiew bis Santiago di Compostela reichte, just an jenem Marktflecken an den Ufern von Pleiße, Parthe und Weißer Elster, der heute als Leipzig bekannt ist. Also als die Stadt, die 2015 ja ausgiebig ihr 1000-jähriges Bestehen feierte, was, wie immer bei solchen Anlässen, allerlei der einschlägigen, gern auch vor sich hin weihräuchernden Events mit sich brachte. Aber darüber hinaus auch diese und
jene Initiative, die eine wirkliche Selbstverortung und auch Selbstvergewisserung dieser Stadt und ihrer Traditionen versuchte. Der Wirtschaftspreis „Via Oeconomica“ gehört fraglos in diesen Bereich. Wider allen Zeitenwechseln Die Medaille ist aus Bronze und ihre Gravur zeigt die Umrisse des Leipziger Stadtgebietes mit eben jenen zwei Linien im Schnittpunkt, die die Kreuzung von Via Imperii und Via Regia markieren. Aus dieser Kreuzung entspringt gewissermaßen, was jetzt aus gegebenem Anlass, eben jenem 1000-jährigen Jubiläum, als „Via Oeconomica“ ins Leben
gerufen wurde. Initiiert vom Verein Gemeinsam für Leipzig, kurz GfL, in Kooperation mit Leipzig 2015 e.V. und dem Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt, verbirgt sich hinter der programmatischen Ausrichtung der Wortmarke Via Oeconomica auf den ökonomischen Aspekt, durchaus auch die Assoziation einer, wenn man so will, „Straße durch die Zeit“, in der sich zugleich die Anerkennung für eine wirtschaftliche Standfestigkeit, wider allen Zeitenwechseln manifestiert. Es ist genau das, worin hier das Besondere liegt. Ganz klar, Via Oeconomica ist ein Wirtschaftspreis. Aber einer, der vor allem auch Kontinuität als Erfolg begreift– und genau diese auszeichnet. Oder wie es GfL-Vorstand
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Wolf Winkler erläutert: „1.000 Jahre Leipzig war ein willkommener Anlass, im Zusammenhang mit den diesbezüglichen Aktionen, auch die – und darauf kam es uns an – Tradition des Wirtschaftsstandortes Leipzig sichtbar zu machen. Es war vor allem eine Frage, die uns umtrieb: Wer sind eigentlich die Unternehmen, die, wenn freilich noch keine 1.000, so doch aber schon 100 Jahre hier sind? Die diese Zeiten, diese 100 Jahre, die ja welche akuter politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Wechsel waren, trotz allem überstanden haben.“
Leipzig– und das eben generationenübergreifend. Gesucht waren Unternehmen, die in der Stadt gegründet wurden und heute noch hier ansässig sind. Und das mit Ausstrahlung über die Region hinaus.“ Tatsächlich trug sich dann einiges zusammen, was diesen Kriterien entsprach und es galt, aus einer wahrlich nicht geringen Zahl an in Frage kommenden potentiellen Preisträgern, vier auszuwählen, die 2015 die Auszeichnung entgegen nehmen durften.
Klares Standortbekenntnis
Am 12. Oktober war es so weit. Die erste Preisverleihung des Via Oeconomica Wirtschaftspreises fand im Festsaal des Alten Rathauses statt. Die Schirmherrschaft hatte Siegmar Gabriel inne und natürlich waren zahlreiche Gäste aus Wirtschaft, Politik, Kultur anwesend. Es gab Ansprachen von Martin Dulig, Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. Von Dr. Mathias Reuschel, Präsident von Gemeinsam für Leipzig, und Torsten Bonew, Bürgermeister und Beauftragter für „1.000 Jahre Leipzig.“ Soweit wie üblich bei derlei Anlässen. Und vielleicht doch nicht so
Womit der Ideenimpuls gegeben war. Schnell wurde eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von GfL-Beirat Mario Busch gebildet und mit der Recherche begonnen. Wichtig dabei war, so Winkler, von vornherein, trotz der Ausrichtung als Wirtschaftspreis, nicht nur „reine“ Wirtschaftsunternehmen, sondern etwa auch Gastronomie oder Verlage bei der Auswahl zu berücksichtigen. Winkler: „Priorität bei der Suche nach in Frage kommenden Preisträgern hatte eben vor allem das: das klare Standortbekenntnis zu
Nicht ganz „wie üblich“
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ganz „wie üblich.“ In seiner Rede verwies Martin Dulig auf die wirtschaftlichen Erfolge der letzten Jahre–aber eben nicht, ohne eine entscheidende Frage zu stellen: „Doch was sind die Erfolge wert, wenn man sich selbst genügt? Jetzt müssen wir den zweiten Schwung für die Zeit nach der Aufbauphase nehmen. Wir stehen vor großen Herausforderungen– und Leipzig hat diese mit seiner offenen Bürgerschaft immer gemeistert.“ Ein Preis auch gegen die Selbstgenügsamkeit? In der Tat kann man da nur hoffen, dass er seine Wirkung tut. Welche Firmennamen sind es nun, die unter der Kreuzung der Via Imperii und Via Regia auf der Bronzemedaille eingraviert sind? 2015 ging der Preis an die BBG Bodenbearbeitungsgeräte Leipzig GmbH, die Giesecke und Devrient Wertpapierdruckerei GmbH, die HHL Leipzig Graduate School of Management und die Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft mbH. Und wie fällt das Resümee insgesamt aus, mit einem vielleicht auch etwas (selbst-) kritischen Blick auf die Via Oeconomica 2015? Aber ganz im Ernst: Ende gut, alles gut. Ein guter Preis und eine gelungene Veranstaltung mit positivem Feedback.
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Leidenschaftlich erwärmt für BMW und Porsche Der Wermsdorfer Anlagenbauer KET Kirpal Energietechnik GmbH Anlagenbau & Co. KG macht die Energiewende zum guten Geschäft. Text: Helge-Heinz Heinker
Fotografie: KET/Buchheim/C+P
Lange nicht mehr gesehen: Da hängt ja tatsächlich eine rote Stoffbahn von der Decke der Werkhalle herunter. Doch nicht die vom Mahlstrom der Geschichte verschlungenen Losungen stehen drauf – was zu diesem Unternehmen auch gar nicht passen würde, sondern ein Anspruch von Dauer: Zukunft gestalten, auf das Detail achten, das Ziel im Blick. Der aufmunternde Slogan findet sich in einer Werkhalle in Wermsdorf, mitten in Sachsen, mitten im Fertigungsbereich der KET – Kirpal Energietechnik. Geschäftsführer Kristian Kirpal stellt sich als „reiner Techniker“ vor – so wie sein Vater, der KET vor 25 Jahren gegründet hat. Zu DDR-Zeiten gab es in Wermsdorf ein Fachkrankenhaus mit einer Heizungsanlage in bedenklichem Zustand. Es gab den Heizungstechnik-Fachmann Kurt Kirpal und den Wunsch des Krankenhauses, dass er sich
hauptamtlich um die gründliche Modernisierung der Anlage kümmert. Und es gab den Wunsch des Technikers, die Herausforderung anzunehmen. Mit der Wende wollte er seine Expertise unternehmerisch einsetzen. Im Eigenheim entstand die KET. 1997 lief es erneut im Krankenhaus auf eine damals neue Contracting-Variante für ein Heizwerk am Schnittpunkt von Technik und Ökonomie hinaus, die – weil solide geplant – trotz des Risikos, das einer Pionierlösung immer anhaftet, bis heute hält. Da Kurt Kirpal wie viele andere DDR-Techniker den Schritt in die Selbstständigkeit erst 1990 und damit nach über 20 Jahren beruflicher Erfahrung vollziehen konnte, war er zum Zeitpunkt der Unternehmensgründung längst im gesetzten Alter. Das erklärt, warum bereits eine saubere Lösung für die Unternehmensnachfolge gefunden werden musste.
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Nachfolgeregelung Alles lief auf den Sohn Kristian Kirpal hinaus, der nach seiner Berufsausbildung zum Mess-, Steuer- und Reglungstechniker sein Ingenieurwissen im Fach Versorgungstechnik an der Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) erworben hatte, bereits während des Studiums per Leistungsvereinbarung Aufträge für den Betrieb des Vaters ausführte und 1997 als junger Projektingenieur folgerichtig dort einstieg. 2006 übertrug ihm der Senior erste Geschäftsanteile und damit stieg die Verantwortung. Kristian Kirpal war nunmehr auch unternehmerisch gefordert. An seinem 40. Geburtstag hat ihm sein Vater – nach allem, was in diesem Land an steuerlichen Aspekten vorab zu klären war – KET übergeben. „Nun ist es deine Firma“, sagte Kurt kurz und knapp zu Kristian Kirpal. Das war 2013. Wenn solch eine Einstellung in einigen tausend weiteren Fällen konsequent durchgezogen würde, hätte dieses Land eine erhebliche Herausforderung weniger. Doch wie glatt ist sie denn verlaufen, die Nachfolgeregelung des Wermsdorfer Energietechnik-Spezialisten? „Mein Vater hat sich konsequent zurückgezogen und mich agieren lassen. Er hat losgelassen, und das war entscheidend, auch wenn er regelmäßig weiter im Betrieb erscheint und gern auf Unternehmertreffen geht, ohne sich in das operative Geschäft einzumischen“, bekennt der Sohn. Große Harmonie also? „Naja, wir haben seither auch ein paar lautstarke Dialoge geführt“, erinnert sich Kristian Kirpal. Sein Wunsch, ganz Ingenieur zu sein, um an fortschrittlichen Lösungen tüfteln zu können, führte zur Einstellung
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zweier Prokuristen, die ihm den Rücken im Finanzbereich und in der Fertigung freihalten. Ob das denn sein müsse, fragte der Vater, der als Allrounder und Betriebs-Patriarch alle Schalthebel selber bedient hatte. „Es muss“, erwiderte der Sohn, und seit der Umsatz des Unternehmens von sechs auf zehn Millionen Euro pro Jahr geklettert ist, fragt der Vater nicht mehr. „Eigentlich sind es ja bloß Rohre“, beantwortet Kristian Kirpal mit lässigem Understatement die Frage nach der Fertigungsbasis in den beiden Wermsdorfer Werkhallen. Dass die über 40 Mitarbeiter, die fast ausnahmslos aus der ländlichen mittelsächsischen Region kommen, den hochwertigen Rohren etwas Besonderes entlocken, steht fest. Es soll wohl heißen: Auf die Wertschöpfung kommt es an. Entscheidend bleibt, was ein Spezialist aus den bezogenen Teilen macht. Innovationspreis mittelständische Wirtschaft Die Firma KET steht als Anlagenbauer an vorderster Front der deutschen Energiewende. So leidenschaftlich sich der Senior Kurt Kirpal als erfahrener Ingenieur auch über die unausgegorenen Aspekte der politisch motivierten Umgestaltung, wie zum Beispiel die Netzentgelte oder die Kostenverteilung bei der Einspeisung regenerativer Energien („eine klare Benachteiligung der ostdeutschen Wirtschaft“), echauffieren kann, so systematisch hat er das Unternehmen auf moderne Energieversorgungsanlagen getrimmt. Sohn Kristian Kirpal spult die Fakten der Innovationsgeschichte ab, die für einen Betrieb mit 40 Personen und drei Robotern nicht unbedingt selbstverständlich
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Die Ingenieure Kurt und Kristian Kirpal sind ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge im Familienbund.
sind. Drei Jahre entwickelten Vater und Sohn zusammen mit der TU Bergakademie Freiberg die erste mit Erdgas betriebene Brennstoffzelle in Sachsen. Sie führten das Projekt zur Einsatzreife und mussten gleichwohl erkennen, wie hart die technische Reife an der Kostenwirklichkeit des Marktes zerschellen kann. Die Materialkosten waren einfach zu hoch. So blieb der Prototyp ein funktionierender Einzelgänger. Auch wenn Forschungsförderung das Vorhaben vorantrieb, blieb das Risiko für den Mittelständler beträchtlich. Doch weil sich aus dem Suchvorgang nach neuen technischen Lösungen ein 3D-Projektierungsverfahren auskoppeln und für den Fertigungsprozess adaptieren ließ, wofür es 2004 den Innovationspreis der mittelständischen Wirtschaft gab, haben sich die Anstrengungen gelohnt. Denn nun kommen die Rohre wieder ins Spiel – Rohre, aus denen dezentrale, kompakte Energieversorgungssysteme entstehen, vor allem Heiz-, Kälte-, Kühlwasser- und Druckluftzentralen im Kundenauftrag. Es sind bloß Rohre „Wir leben von Einzelfertigung“, bekennt Kristian Kirpal und legt auch gleich nach, dass dieses Konzept in Zeiten der dominanten Serienfertigung durchaus seine Berechtigung hat. „Wir stecken mehr Anstrengungen in den Planungsprozess und bauen individuelle Anlagen, jedes Mal eine maßgeschneiderte technische Lösung, die am besten zum jeweiligen Kunden passt.“ Und einer dieser Schlüsselkunden ist das BMW-Werk Leipzig. Dort an die geschätzte Lieferantennummer und den ersten Auftrag zu kommen, ist kein Automatismus von Angebotsabgabe und postwendender Begeisterung namhafter Kunden. Auftraggeber wie BMW und Porsche wollen umworben sein, springen höchst selten auf die erste Offerte an. Sie wollen testen, wie ihre potentiellen mittelständischen Partner ticken. Doch im Zuge einer solchen
Geschäftsanbahnung wachsen alle Beteiligten und der Stolz auf Kunden dieser Klasse ist aus jedem Satz des Geschäftsführers Kristian Kirpal herauszuhören. Weil sich die Welt weiter dreht und kein Vorsprung ewig währt, hält KET zielstrebig nach tragfähigen Auslands-Engagements Ausschau. Vater Kurt Kirpal ist dafür der geeignete Fährtenleser. Er kann sich riesig darüber freuen, wenn er anlässlich von Delegationsreisen der sächsischen Wirtschaft mit seinen pragmatischen Präsentationen im Handumdrehen die höchste Kontaktdichte aller Mitreisenden hinkriegt. Unternehmerische Ingenieure sind eben eine praktisch veranlagte Spezies, die fix eine gemeinsame Sprache finden und schnell erkennen, woraus sich ein lohnendes Geschäft entwickeln könnte. Zum Beispiel im Zuge einer Komponentenfertigung in der Türkei oder in Südafrika (nach genauen Marktanalysen) oder mit zuverlässigen Absprachen, welche Teile des erworbenen Wissens dorthin transferiert werden. Dass die Unternehmensnachfolge des Wermsdorfer Anlagenbauers systematisch und mit Blick auf eine weitere erfolgreiche Entwicklung gepackt wurde, hat das Sächsische Wirtschaftministerium zu einer Auszeichnung im Rahmen ihres „Meilensteine“-Programms bewogen. KET in der zweiten Generation, das ist vor allem die Fortsetzung der Suche nach anspruchsvollen ingenieurtechnischen Lösungen und optimierten Produkten. Umsatzsteigerung ist dort kein vordergründiges Ziel. Aber wenn Kristian Kirpal auf die zentrale Herausforderung seiner Übernahme der Geschäftsführung gefragt wird, folgt die Antwort prompt: „Ich musste Kaufmann werden“, bekennt der Unternehmenslenker, der doch immer „nur“ reiner Techniker sein wollte, mit einem verschmitzten Blick. Könnte heißen: Für eine Management-Schule wäre KET ein anregender und lehrreicher mittelständischer Business Case. www.ket.de
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Tradition und Zukunftsimpulse Zeitbrücken schlagen, Dinge zusammendenken, Sparten zusammenführen: Gemeinsam für Leipzig e.V. vergibt zwei Preise, die dafür exemplarisch stehen. Text: Steffen Georgi
Fotografie: Christoph Sandig
Das Wort „Tradition“ ist, wenig überraschend, aus dem Lateinischen entlehnt. Tradere ist das „hinüber geben“, traditio die Überlieferung. Zum inzwischen elften Mal wird in diesem Januar die „Leipziger Lerche“ verliehen. Womit dieser Preis, dessen Intention es ist, Personen und Institutionen auszuzeichnen, die sich um das Ansehen der Messestadt weit über die Grenzen selbiger hinaus verdient gemacht haben, inzwischen genau auch das ist: eine Tradition. Aktiver Brückenschlag Ins Leben gerufen wurde sie 2006 von Gemeinsam für Leipzig e.V., also jenem umtriebigen Verein, der 2015 auch erstmals einen weiteren Preis, die Via-Oeconomica-Medaille initiierte (siehe auch Beitrag „Zeitenwechsel und Kontinuität“ in diesem Heft). Es lohnt sich, diese parallelen Initiativen an Preisauslobungen des Vereins, der in seinem Hauptanliegen die Förderung des Mittelstandes in der Region zum Ziel hat, im Kontext zu betrachten. Denn was hier im Grunde versucht wird, ist eine Definition und Handhabung der Tradition jenseits dessen, was man gewissermaßen als konservierten Konservatismus definieren könnte. Wozu, nur nebenbei gesagt, gerade Konservative erstaunlich oft und reflexhaft neigen. Ums „Konservieren“ geht es hier indes eben gerade nicht. Vielmehr um den aktiven Brückenschlag aus der Vergangenheit in die Zukunft. Um die Wahrnehmung und Fixierung jener Fundamente, die sich verschiedensten Unternehmen verdanken, welche lange genug in dieser Stadt beheimatet sind, um sie als Traditionsunternehmen zu bezeichnen. Und um die Impulsgeber unserer Gegenwart, die nicht zuletzt auf diesem Fundament Zukunftsarbeit leisten. Es geht also in der Tat um ein aktives „Hinüber-geben“, ein Weiterwirken vom Gestern im Heute zum Morgen hin. Nicht nur Wirtschaft im Fokus Und es ist wohl diesbezüglich kaum ein Preisträger prädestinierter als jener, an den diese 11. Leipziger Lerche überreicht wird. Nach Bernd-Lutz Lange, Neo Rauch, Saxonia Media Filmproduktion GmbH oder BMW AG, um nur einige Beispiele zu nennen, wird im Januar das Gewandhausorchester die Auszeichnung entgegen nehmen. Denn auch das gehört unbedingt zur Programmatik: Neben den zeitlichen Perspektiven, gilt es auch, die verschiedenen Sparten zu verknüpfen. Nicht nur Wirtschaft ist hier im Fokus, sondern eben auch Wissenschaft, Sport und Kultur. Der Mensch lebt nicht von der Arbeit allein. Und Tradition ist eben nicht nur eine Frage der selbstgewissen Vergangenheitsbeschwörung. Was so durchaus auch als eine Art Credo des Vereins Gemeinsam für Leipzig formuliert werden könnte, der Vergangenheit und Gegenwart als die Basis begreift, aus der sich Impulsfunken für die Zukunft schlagen lassen. Preise wie Leipziger Lerche oder Via Oeconomica stehen dafür exemplarisch.
www.gemeinsam-fuer-leipzig.de
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Schlichten statt Richten Schlichtung, Mediation, Schiedsgericht: IHK zu Leipzig wirbt für Möglichkeiten der alternativen Streitbeilegung. Text: Jörg Hübner
Fotografie: Lupo, Thorben Wengert/pixelio.de
Unpünktliche Lieferungen, Baumängel, Zahlungsverzug – das Wirtschaftsleben bietet viel Konfliktpotenzial. Oft wird eine sachliche Diskussion über ein einfaches Problem plötzlich von Emotionen geprägt, die Positionen verhärten sich. Wenn eine einvernehmliche Lösung dann in weite Ferne rückt, sehen viele Streitparteien nur noch einen Weg: einen langwierigen Gerichtsprozess. Dabei gibt es mehrere Alternativen zum Richterspruch, die nicht nur die Betriebskasse, sondern auch die Nerven aller Beteiligten schonen. Die Industrie- und Handelskammer zu Leipzig (IHK) bietet mit Mediations- und Schlichtungsverfahren sowie einem privaten Schiedsgericht einen umfassenden Service an, um Wirtschaftskonflikte außerhalb der staatlichen Gerichtsbarkeit zu lösen. Alle wichtigen Informationen zu den Streitbeilegungsverfahren der IHK zu Leipzig und dem Schiedsgericht finden interessierte IHK-Mitglieder unter www.leipzig.de/streitbeilegung sowie in einer übersichtlichen Broschüre zum Thema. Diese enthält zudem praktische Leitfäden für die Durchführung und Muster für die Vereinbarung der Verfahren.
Vorteile Ob inner- oder zwischenbetrieblich, ob Kauf- oder Baurecht: Streitfragen, die mittels Mediation, Schlichtung oder einem Schiedsgericht geklärt werden können, sind nahezu unbegrenzt. Gerade aus unternehmerischer Sicht haben die Verfahren klare Vorteile. Geschäftliche Interessen werden stärker berücksichtigt, denn Schiedsrichter, Mediatoren und Schlichter bringen die entsprechende Sachkunde mit. Positiv wirkt sich in den Streitbeilegungs- und Schiedsverfahren zudem die Verschwiegenheitspflicht aller Beteiligten aus. Diese Vertraulichkeit sowie die Flexibilität und Schnelligkeit der Verfahren sorgen dafür, dass das Image des Unternehmens nicht zu Schaden kommt. Gleiches gilt für die Zusammenarbeit der Parteien: Da sie bei Mediation und Schlichtung an der Entscheidung mitwirken, geht niemand als „Verlierer“ nach Hause und der Streit kann endgültig beigelegt werden.
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Unterschiede Mediations- und Schlichtungsverfahren sind in Ablauf und Zielsetzung sehr ähnlich. Beide Verfahren sind rein freiwilliger Natur und bewegen die Streitparteien dazu, gemeinsam aktiv und auch eigenverantwortlich an einer interessengerechten Lösung ihres Konflikts zu arbeiten. Im Unterschied zur Mediation gestaltet sich die Schlichtung jedoch ein wenig förmlicher, da feste Fristen und Termine den Ablauf dieses Verfahrens bestimmen. Außerdem unterstützt ein Mediator lediglich die Kommunikation und Lösungssuche der Parteien, während der Schlichter die Aufgabe erhält, die verschiedenen Positionen zu bewerten und einen Entscheidungsvorschlag zu unterbreiten. Ob sie diesen Vorschlag annehmen, entscheiden die Parteien selbst. Die dritte Form der Konfliktlösung – das Schiedsgericht – weist einige Unterschiede zu den beiden erstgenannten Alternativen auf. Im Schiedsverfahren wird die Entscheidung durch einen Dritten, den Schiedsrichter oder ein Schiedsgericht, herbeigeführt. Ein Schiedsgerichtsverfahren bietet einen gleichwertigen Rechtsschutz wie ein staatliches Gericht, gestaltet
sich jedoch deutlich flexibler, da eine Vielzahl an Instanzen wegfällt. Zudem steht das Schiedsgericht den Parteien in Verfahrensfragen auch als neutraler Berater zur Seite. Die Durchführung von Schiedsverfahren hat bei der IHK zu Leipzig eine jahrelange Tradition. Zuständig für alle Serviceleistungen rund um die Themen Mediation, Schlichtung und Schiedsgericht sind die Mediations- und Schlichtungsstelle sowie die Geschäftsstelle des Schiedsgerichts der IHK zu Leipzig. Hier werden unter anderem Beratungsleistungen zu alternativen Konfliktlösungswegen, Informationen zu kompetenten Wirtschaftsmediatoren und die Unterstützung bei der Anbahnung der Verfahren angeboten. Ansprechpartnerin ist die Justiziarin Margitta Poppe (Tel. 0341 1267-1178, poppe@leipzig.ihk.de).
www.leipzig.ihk.de
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Die Gescheit-Schmieden Die ehemaligen Fürstenschulen Sankt Afra, Sankt Augustin und die Landesschule Pforta sind heute Internatsgymnasien, an denen begabte und hochbegabte Schüler besonders gefördert werden: ein Zusammenhang, der nicht von ungefähr kommt. Text: Esther Niebel
Fotografie: Ilberg
Die ehemaligen Fürstenschulen Sankt Afra, Sankt Augustin und die Landesschule Pforta sind heute Internatsgymnasien, an denen begabte und hochbegabte Schüler besonders gefördert werden: ein Zusammenhang, der nicht von ungefähr kommt. Die drei in Sachsen und Sachsen-Anhalt gelegenen Schulen verbindet weit mehr, als ihre heute Funktion als Bildungsanstalt für Hochbegabte auf den ersten Blick vermuten lässt. Die Gründung der jeweiligen histo-
rischen Anlagen geht auf Klosterstiftungen zurück. Bereits 1137 gründet Udo I., Bischof von Naumburg, das vor den Toren Naumburgs an der Saale gelegene ZisterzienserKloster Claustrum apud Portam. 1205 stiftet Bischoff Dietrich II. von Kittlitz das Augustiner-Kloster Sankt Afra in Meißen. Noch im selben Jahrhundert, im Jahr 1287, wird Sankt Augustin in Grimma ebenfalls für Augustinermönche begründet. Die Klöster, Horte des gemeinschaftlichen Lebens, der Arbeit, aber auch der vor allem theolo-
gischen Bildung, wurden nach der Reformation im 16. Jahrhundert geschlossen. Martin Luther selbst war vor seinem Bruch mit der katholischen Kirche auch Augustinermönch gewesen. Erst nach dem Studium der freien Künste, die die Fächer Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie umfassten, sowie antiker und scholastischer Philosophen war er in das Kloster eingetreten. Das Leben als Mönch war kein Hindernis, seine Studien fortzusetzen und schließlich in Wittenberg als Doctor
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Seite 52: Landesschule Sankt Augustin: Das erste Schulgebäude entspricht im wesentlichen der Architektur des Klosters im 17. Jahrhundert. Seite 53, links: Innenhof des ehemaligen Zisterzienser-Klosters Schulpforte. rechts:Schlafsaal in St. Augustin im Jahr 1891.
Theologiae einen Lehrstuhl innezuhaben. Das Leben Luthers kann als Beispiel dafür gelten, wie stark damals das geistliche Leben mit dem Bildungswesen verknüpft war, und letztlich, und das ist eventuell noch höher zu bewerten, mit Bildung und der Hoheit über Bildung Politik gemacht wurde. Die Gründung der Fürsten- und Landesschulen: „Cuius regio, eius religio“ Mit der Einführung der neuen Landesordnung gründete Moritz von Sachsen 1543 in den ehemaligen Klöstern Landesschulen für Knaben. Die drei Schulen, die vor allem auf ein späteres Universitätsstudium vorbereiten sollten, seien, so der Pädagoge Friedrich Paulsen, die damals leistungsstärksten im protestantischen deutschsprachigen Raum gewesen. Nach ihrem Vorbild wurden viele weitere Schulen gegründet. Einer der Grundgedanken der Schulen war es, auch
Kindern aus nicht-adligen Familien humanistische Bildung zu vermitteln. Ganz im Sinne des Protestantismus trugen die Fürsten die Kosten, wenn es den Familien der Schüler nicht möglich war. Es sei von den Landesfürsten beabsichtigt gewesen, dass die Schulen „stabilisierende Rückwirkungen“ auf die Reformation ausüben sollten, so die These von Volker Beyrich. „Damit es mit der Zeit an Kirchendienern … nicht Mangel gewinne“, heißt es dementsprechend in der Stiftungsurkunde der Landesschulen. Laut Beyrich studierten von 25 Knaben, die 1550 in Sankt Augustin in Grimma zur Schule gingen, 15 später Theologie. Außerdem wurden die meisten ehemaligen Schüler in den Dienst der Fürsten gestellt. So steht die Tradition des sächsischen Pfarrhauses, das neben dem Einfluss auf das spirituelle Leben auch erhebliche Wirkung auf das kulturelle und soziale Leben im Lande hatte, auch in engem Zusammenhang mit dieser neuen
Form der Bildungsanstalt. Die Landesschulen waren bis Ende der 1940er Jahre reine Knabenschulen, anfänglich galt sogar für die Lehrer das Gebot des Zölibats. Dies hatte zwei ganz praktische Gründe: aus Platzgründen musste sich das gesamte Lehrerkollegium einen Schlafsaal teilen, außerdem wollte man verhindern, dass im Internat Frauen wohnten. Wer die Erziehung der Kinder in die Hand nimmt, formt die Gesellschaft von morgen Bereits 1935 wird die Landesschule Pforta in eine nationalpolitische Erziehungsanstalt, die NPEA Naumburg, umgewandelt. Damit war sie zu diesem Zeitpunkt eine von dreizehn Einrichtungen zur Heranbildung nationalsozialistischen Führernachwuchses in der Tradition der Kadettenanstalten. Im Vordergrund standen die Ausbildung an der Waffe und Leibesübungen, weshalb sich die soge-
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Sankt Augustiner Schulorchester in den 1920er Jahren.
nannten Napolas mit Kriegsbeginn auch zur Nachwuchsrekrutierung der Wehrmacht und der Waffen-SS eigneten. Sankt Augustin konnte, unter anderem wohl auch wegen des Widerstand des Rektors Georg Fraustadt, dem gleichen Schicksal entgehen. Dennoch wurde die Schule 1936 per Dekret gleichgeschaltet und der humanistische Lehrplan zugunsten ideologischer Fächer umgestaltet. Als letzte der drei ehemaligen Landschulen wurde Sankt Afra 1942 gleichgeschaltet. Auf gemeinsame Proteste der Lehrer und Schüler reagierte die NS-Führung mit dem Austausch „unliebsamer Elemente“, um freie Machtausübung über die Bildungsanstalt zu gewinnen. Grabenkämpfe zu DDR-Zeiten „Wie sich nachweisen lässt, wurden die Schulen und Hochschulen in der Zeit der
Systemkonkurrenz der beiden deutschen Staaten zunehmend ‚in die geistigen und politischen Auseinandersetzungen einbezogen, waren geistiges Kampffeld“, beschreibt Dirk Heinecke die schulische Situation der getrennten deutschen Staaten während des Kalten Krieges. Aber bis es so weit kommen konnte, waren die Besatzungszonen kurz nach dem Krieg erst einmal damit beschäftigt, die Schulbetriebe wieder aufzunehmen und eine Entmilitarisierung und Entnazifizierung nach Maßgaben des Potsdamer Protokolls vorzunehmen. Um dies möglichst schnell zu erreichen, war es naheliegend, sich an den Unterrichtsinhalten der Weimarer Republik zu orientieren und diese, zumindest vorübergehend, wieder einzuführen. So wurden in Schulpforta nach dem Krieg der altsprachliche Unterricht und die fundierte musikalische Ausbil-
dung wieder eingeführt. Innerschulische Auseinandersetzungen gab es allerdings, als 1949 neben dem altsprachlichen zum ersten Mal auch ein naturwissenschaftlicher Zweig eingeführt wurde. Die neuen Schüler kamen geschlossenen aus einer Klasse aus Köthen und – im Gegensatz zu den bürgerlichen, kirchennahen Altsprachlern – aus Arbeiterfamilien. Nicht nur die familiären Hintergründe der Schüler waren denkbar unterschiedlich, auch die im- und explizite politische Haltung. War es traditionell üblich, dass die älteren Schüler den jüngeren gegenüber weisungsbefugt waren, orientierte sich die neue Rangordnung nun zunehmend nach der FDJ-Mitgliedschaft. Die Köthener Klasse fühlte sich zunächst wie ein unerwünschter Fremdkörper, aber die Situation wandelte sich im Laufe der Jahre zu ihren Gunsten.
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André Donath in dem von ihm geführten Turm-Brauhaus. Die Einrichtung hat er über viele Jahre selbst zusammengetragen. Seit der Eröffnung 2004 wird hier vor Ort gebraut. Im Keller des historischen Gebäudes befindet sich der Brauclub, der im gleichen Jahr eröffnet wurde.
„Danach ging es bei mir Schlag auf Schlag und ich habe jedes Jahr ein neues Lokal aufgemacht.“ Geboren in Karl-Marx-Stadt, wohnhaft in Chemnitz, steht auf dem Personalausweis von André Donath. Heute betreibt der 51-Jährige, zum Teil auch mit Partnern, mehrere Restaurants, ein Café und einen Club in seiner Geburtsstadt, der er nicht durchgehend treu geblieben ist. Im Interview mit REGJO erzählt er, warum er kurz nach der Wiedervereinigung hierher zurückkam und wie er mit einem Imbisswagen seine Karriere startete. Mit seiner Beschreibung zeichnet er ein anderes Bild von Chemnitz, das einer Studie zufolge anhand der Kriterien Wirtschaft, Bevölkerung und Offenheit 2015 zum dritten Mal unter den 30 größten deutschen Städten den letzten Platz einnimmt. André Donath ist Vorstandsmitglied der IG Innenstadt und Teil der Stadtmarketing-Kampagne „Die Stadt bin ich“, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Wahrnehmung der Stadt von außen, aber auch die der Chemnitzer selbst positiv zu verändern. Frei nach dem Motto „Eine positive Einstellung schafft auch erfreuliche Realitäten“ will Chemnitz zeigen, dass Baron Münchhausen im übertragenen Sinn durchaus nachahmenswert ist und auch eine Stadt sich selbst erneuern kann.
Text: Esther Niebel
Fotografie: Sebastian Willnow
Warum sind Sie, wenn auch nur für kurze Zeit, von Chemnitz weggezogen, um dann ziemlich schnell wieder zurückzukehren? Zu DDR-Zeiten war ich Jugendclubhaus-Leiter. Ich wollte aber immer mehr machen, was damals nicht möglich war. Deshalb habe ich einen Ausreiseantrag gestellt und kurz vor der Wende versucht, das Land zu verlassen. In Ungarn wurde ich beim Fluchtversuch erwischt und saß eine Nacht im Gefängnis. Danach wurde meine Ausreise aber bewilligt und ich habe ein Jahr in München gelebt. Kurz nach der
Wiedervereinigung bin ich nach Chemnitz zurückgekommen. So wie mir ist es auch einigen anderen gegangen. Menschen, die wie ich noch zu DDRZeiten ausgereist sind, kamen unter den neuen politischen Vorzeichen wieder. Da hatte man schließlich die Freiheiten, um derentwillen man ursprünglich ausgereist war, auch in der Heimat. Im Westen hat mich die Oberflächlichkeit gestört. Mir ist zwar eine große Freundlichkeit entgegengebracht worden, aber die ging nur bis zur Haustür. Richtige Freundschaften waren schwer zu schließen. Und so bin ich
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mit vielen Ideen und großem Elan hierher zurückgekommen. Chemnitz ist vielleicht auf den ersten Blick nicht die schönste Stadt, schaut man aber genauer hin, gibt es in Chemnitz und Umgebung viel Besonderes zu entdecken. Und wie gesagt, für mich sind es vor allem die Menschen, die Chemnitz ausmachen. Sie haben sich dann selbstständig gemacht. Wie hat alles angefangen? Eigentlich hat alles schon in München angefangen, als ich meinen Kontokorrentkredit ausgereizt hatte. Ich habe meine über die Jahre gesammelten Antiquitäten genommen und im Pfandleihhaus zu Geld gemacht. Von diesem Geld habe ich mir einen Imbisswagen gekauft, den ich von München nach Chemnitz gezogen habe. In Chemnitz wurde mir ein Standort genehmigt, Leipziger- Ecke Hartmannstraße, der sich als wirklich sehr gut herausstellte. Verkauft habe ich Burger, Bratwurst und Fritten. Die Leute hatten Heißhunger auf Fastfood und das Geschäft lief gut. Es gab zu der Zeit kaum Großhändler und so bin ich morgens ganz früh zum Schlachthof gefahren und habe Fleisch gekauft, um daraus Pellets zu machen. Die Burger-Brötchen hat ein Bäcker für mich extra hergestellt, da es die sonst nicht zu kaufen gab. Mittags standen die Leute bei mir Schlange und ich habe einen Burger nach dem anderen verkauft, wie am Fließband. Nachts bin ich manchmal aufgewacht und habe diese Bewegung gemacht: Burger wenden, umdrehen und die Bratwurst drehen, dann zurück und
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Patty aufs Brötchen, Pommes abtropfen, Salz und so weiter. Ich habe diese Bewegungen tagsüber so oft wiederholt, dass sie mich nicht mehr losgelassen haben. Abends ging das Geschäft dann weiter. Da habe ich hauptsächlich Dosengetränke verkauft. An einem Wochenende habe ich 20 bis 25 Collis Bier verkauft, wobei auf einen Colli immer 24 Dosen kamen. Und da stand ich dann, bis keiner mehr was wollte, oft bis 24 Uhr. Auch meine Eltern konnte ich von der Selbstständigkeit überzeugen, so dass wir am Ende drei gemeinsame Standorte hatten. Allerdings sind da auch Welten aufeinander geprallt. Zum Beispiel war mein Vater anfänglich schwer davon zu überzeugen, in eine teure Fritteuse zu investieren. Als die Ausgaben relativ schnell wieder eingespielt waren, hat er sich dann aber doch gefreut. Vor ungefähr 20 Jahren, als die Stadt zunehmendes Interesse hatte, die Imbisswägen aus dem Stadtbild zu entfernen, und die Geschäfte schwieriger wurden, habe ich den Imbiss verkauft und mein erstes Billardcafé auf dem Kaßberg aufgemacht. Hatte der Imbisswagen auch einen Namen? Ganz am Anfang hieß er „Auf einen Biss“, später habe ich ihn nach meinem Namen „Mc Donath’s“ genannt. Kurz bevor es in Chemnitz richtig los ging mit internationalen Konzernen und Franchise-Unternehmen, rief mich der damalige McDonald’s Lizenznehmer Herr Hübner an, ich solle die Werbung mit Mc Donath’s lieber abmachen, das würde sonst Ärger geben. In meinem jugendlichen Eifer dachte ich, wer will mir verbieten, an meinen Imbiss meinen Namen zu schreiben, und so hörte ich nicht auf ihn. Der Ärger kam zeitnah ins Haus, in Form eines anwaltlichen Schreibens mit der Aufforderung, die Außenwerbung abzubauen und nie mehr Werbung in dieser Form zu machen. Schadenhöhe und Streitwert beliefen sich auf 500.000 DM, die Anwaltskosten der Gegenseite lagen bei 7.000 DM. Allein schon die auf dem Briefkopf aufgelisteten weltweiten Firmensitze der Anwälte nahmen eine halbe Seite ein. Zum damaligen Zeitpunkt war der Billardsalon bereits eröffnet und der Imbiss fast verkauft. Ich habe mich dann vom Rechtsreferenten der Industrie- und Handelskammer und einem Patentanwalt beraten lassen, die mir beide empfahlen, auf jeden Fall die Finger davon zu lassen und mich nicht mit McDonald’s anzulegen. Auf den Rat hab ich gehört. Gestritten wurde dann lediglich um die Schadenshöhe. Am Ende musste ich 2.500 DM zahlen. Da bin ich noch einmal mit einem „blauen Auge“ davon gekommen. Wie sind Sie dann „sesshaft“ geworden? Als ich mit meinem Imbiss angefangen habe, gab es auf dem Platz einen Frisör, einen Zeitungskiosk und einen Eisladen. Als ich den Wagen verkaufte, gab es die schon alle nicht mehr. Die Sozialstruktur des Platzes hat sich zu dieser Zeit stark verändert und so habe ich mich nach etwas Neuem umgesehen. 1993 habe ich dann auf dem Kaßberg mein erstes Lokal, den „Billardsalon Donath“, eröffnet. Meine Freunde und ich haben gerne Billard gespielt, aber wir wussten nie, wo wir hingehen sollten. So entstand die Idee für den Salon. Das Interesse an Billard war so groß, dass ich zwei Jahre später den Billardpoint mit 34 Billardtischen aufmachte. Dann folgten Fürstenkeller, Lobster’s und Café Moskau. Es ging praktisch Schlag auf Schlag und ich habe fast jedes Jahr ein neues Lokal aufgemacht.
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Gab es auch Rückschläge, die Sie einstecken mussten? Leider haben die „Ups and Downs des Lebens“ auch mich nicht verschont. Sehr große Negativinvestitionen waren das 50CentKonzert in der Chemnitz Arena, das Allpizza-Konzept in der Galeria Kaufhof oder das Café Central im Chemnitzer Stadtzentrum, dass leider schlussendlich auch das Café Moskau mit in die Insolvenz gerissen hat. Das sind Erfahrungen, die mich immer wieder auf den Boden der Realität zurückgeworfen haben. Aber mein Lebensmotto lautet „Am Ende bereut man immer die Dinge im Leben, die man nicht versucht hat.“ Im Unternehmertum gibt es leider keine Erfolgsgarantien. Wie hat sich Chemnitz in den letzten Jahren entwickelt? Die Stadt hat es nicht leicht, die Fehler, die zu DDR-Zeit und nach der Wiedervereinigung stadtplanerisch gemacht wurden,
zu kompensieren. Wenn man bedenkt, wie Chemnitz noch vor zehn oder zwanzig Jahre aussah, ist die Entwicklung wirklich erstaunlich. Das Stadtbild hat sich, besonders im direkten Vergleich zur DDR-Zeit, unglaublich verbessert. Zum Beispiel gibt es mittlerweile wieder ein lebendiges Stadtzentrum, die vielen architektonischen Zeitzeugen unterschiedlicher Epochen in der Stadt, wie das Schocken, das Tietz, die Villa Esche, das Stadtbad, wurden wieder hergerichtet und neuen Aufgaben zugeführt. Viele Freunde und Bekannte, die einige Jahre nicht mehr hier waren und dann sehen, was sich alles getan hat, sind von der innerstädtischen Entwicklung völlig überrascht. Auch die kulturelle und kreative Szene hat sich mittlerweile stark entfaltet. Ganz besonders freue ich mich, dass sich Bands und Künstler, wie Kraftklub, Steffen Volmer, Jan Kummer und Gregor-Torsten Kozik zu unserer Stadt bekennen und hier bleiben.
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Fotografie: IMC/D. Hanus, Chemnitz
A DV E R T O R I A L Fotografie: Museum für Naturkunde Chemnitz
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291 Millionen Jahre alte Ur-Schachtelhalm-Zweige konserviert in Vulkangestein
Wo Natur Wissen schafft!
Technikaffin
Das Museum für Naturkunde Chemnitz besitzt die größte geo- und biowissenschaftliche museale Sammlung der Stadt.
Das Sächsische Industriemuseum Chemnitz – Industrie im Wandel erleben.
Zu den Schätzen des Museums für Naturkunde Chemnitz gehört eine der wichtigsten wissenschaftlichen Kollektion fossiler Pflanzen der ganzen Welt. Zu internationalem Ruhm hat es der „Versteinerte Wald“ von Chemnitz gebracht, der im Atrium des „TIETZ“ seine volle Pracht entfaltet. (Das „TIETZ“ gehört mit nahezu einer Million Besuchern pro Jahr zur am stärksten frequentierten Kultureinrichtung der gesamten Region.) Mehr als 300.000 Sammlungsstücke zählt das Museum heute. Neben versteinerten Bäumen und wertvollen getrockneten und gepressten Pflanzen sind Mineralien, Kristalle und Gesteine aus aller Welt zu bestaunen. Im Insektarium lassen sich lebende Insekten, Spinnen und Gliederfüßer hautnah beobachten. Besucherinnen und Besucher erfahren, wie Tiere mit den Knien hören, mit den Füßen schmecken oder mit tausend Augen in die Welt sehen können. Wie Tiere hausen und zusammen leben zeigen der „Gläsernen Bienenstock“, die Schmetterlingsvitrine und die Installation der Blattschneiderameisen. Die museumseigene Sammlung liebevoll präparierter Tierkinder lässt vor allem die Herzen der jüngsten Besucherinnen und Besucher höher schlagen.
Wo einst Eisenguss und Maschinenbau das Leben der Menschen bestimmten, zeugt heute ein restaurierter Museumskomplex von der gelungenen Umnutzung eines denkmalgeschützten Industriegeländes. Begeben Sie sich auf einen Streifzug durch die sächsische Industriegeschichte. Lassen Sie sich vom Erfindungsreichtum sächsischer Ingenieure und Unternehmer faszinieren und erleben Sie restaurierte Maschinen aus verschiedenen Epochen in Aktion. Die Ausstellung ist in Themenfelder untergliedert, in denen wichtige Bereiche der industriellen Welt vorstellt werden – vom Bergbau und der Textilindustrie über den Maschinen- und Automobilbau bis hin zu sozialen Folgen der Industrialisierung. Ein Highlight der Ausstellung ist ein durch die gesamte Halle laufendes silbernes Band, auf dem sich eine Auswahl herausragender sächsischer Erzeugnisse und Erfindungen wiederfindet. Erstaunlich, was alles aus Sachsen kommt und welche neuen Entwicklungen der Freistaat zu bieten hat.
Schwerpunkte der Dauerausstellung sind die Entstehung und die pflanzliche und tierische Vielfalt des „Versteinerten Waldes“ von Chemnitz. Per Videoinstallation führt die Entdeckungsreise Besucherinnen und Besucher 291 Millionen Jahre zurück ins Perm, wo sie Zeugen einer Katastrophe werden. Ohrenbetäubend ist die Explosion des Vulkans im Osten von Chemnitz, dessen Glutlawine sich mit Orkangeschwindigkeit zu Tal wälzt, 30 Meter hohe Baumriesen wie Streichhölzer knickt, das Leben der FeuchtwaldOase unter einer dicken Aschenschicht begräbt und die Welt von damals im Museum für Naturkunde Chemnitz heute wieder lebendig werden lässt. Wechselnde Sonderausstellungen und das einzigartige „Fenster in die Erdgeschichte“ an der Grabungsstelle des Museums sorgen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen immer aufs Neue für Begeisterung und machen den Museumsbesuch zu einem unvergesslichen Erlebnis. RED
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www.naturkunde-chemnitz.de
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Kleider machen Leute, das gilt auch für Karrieren REGJO sprach mit David van Laak, Inhaber der Marke DAVID VAN L. über die Krux von Bekleidungsvorschriften in Firmen und die Herausforderung bei der richtigen Einkleidung von Mitarbeitern. Interview: REGJO
Fotografie: David van L.
Wie viele Männer kaufen ihre Anzüge bei Ihnen, um sie beruflich zu tragen? Der Anteil liegt stabil bei ca. 60 Prozent. Das liegt auch daran, dass wir mit unseren Anzügen all jene ansprechen, die sich festlich kleiden möchten oder einen besonderen Anlass haben. Gibt es denn bestimmte Anforderungen, die Ihre Kunden beim Anzugkauf erfüllt sehen wollen? Im Geschäftsbereich verfügen die meisten bereits über Erfahrung und genießen unsere Größenauswahl und die Souveränität, mit der wir ihnen entgegen treten. Die Gespräche finden auf Augenhöhe statt, wenngleich wir den Gast immer in den Mittelpunkt stellen und uns explizit auf ihn einstellen. Der eine will ruckzuck fertig sein, der andere bringt Zeit mit und genießt die großzügige Atmosphäre, wieder andere haben ihre Partnerin dabei. Sie waren ja selber lange im oberen Management von Großunternehmen tätig. Wie geht man denn dort mit Bekleidungsvorschriften um? Das führt ganz häufig zu Konflikten. Am einfachsten ist es natürlich, wenn Mitarbeiter von sich aus Wert auf einen adäquaten Auftritt legen. Oft wird aber von Unternehmen selber schwammig formuliert, wie ein Outfit auszusehen hat. Auch die Führungskräfte scheuen sich häufig davor, konkret das Äußere ihrer Mitarbeiter anzusprechen. Haben Sie da irgendeine Lösung? Wenn Sie einen guten Betriebsrat haben, dann können Sie dies mit ihm gemeinsam besprechen und auch so vor die Mitarbeiter treten. Das schafft Verbindlichkeit. Anderenfalls rate ich immer zur kompletten Firmenausstattung durch einen erfahrenen Dienstleister. Was sind denn die Vorteile? Zum einen spart der Mitarbeiter Geld und freut sich, dass das Unternehmen hier Fürsorge trägt. Er muss sich auch keine Gedanken machen, ob es richtig oder falsch ist, was er heute trägt. Innerhalb von Teams steht damit auch die fachliche Kompetenz mehr im Vordergrund. Nur weil sich der eine besser kleiden kann als der andere, hat er jetzt nicht mehr automatisch mehr Aufmerksamkeit. Kleider machen Leute, das gilt auch für Karrieren. Für das Unternehmen sind das ja ziemliche Kosten. Nicht wirklich. Zum einen handelt es sich in der Regel um Betriebsausgaben, sodass sie für den Mitarbeiter nicht steuerpflichtig sind. Außerdem haben wir sehr attraktive Preislagen. Vor allem aber entledigt sich das Unternehmen eines äußerst lästigen Themas und hat hier endlich Ruhe im Karton. Wobei achten Sie denn bei Firmeneinkleidungen besonders? Was auf keinen Fall passieren darf, ist, dass sich ein Mitarbeiter unwohl fühlt und dies ist bei uns auch nie passiert. Durch unsere herausragende Passform und die Möglichkeit, alle Anzüge im Baukasten auszuwählen, sitzen Sakko und Hose immer perfekt. Alles andere macht auch keinen Sinn und würde sonst genau das Gegenteil bewirken. www.davidvanl.de
REGJO GESUNDHEIT & LEBENSART
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Die Architektur des menschlichen Körpers Overload-Syndrom: Überlastungsphänomenen kann mit dem Wissen der Psycho-Neuro-Immunologie begegnet werden. So lassen sich neurobiologische Stressregulation und Coaching-Werkzeuge kombinieren – präventiv, korrektiv und eigenverantwortlich. Text: Bernd Werner, Metabalance Institut für Gesundheitsmanagement und Präventionszentrum Leipzig
Viele kennen das: im klassischen medizinischen Sinn noch nicht richtig krank, aber subjektiv häufen sich Befindlichkeitsstörungen wie chronische Müdigkeit, Infektanfälligkeit, Magen-Darm-Probleme oder Beschwerden im Muskel-SkelettBereich. Die Regeneration in der Freizeit findet nicht mehr ausreichend statt, Lebensfreude und Leistungsfähigkeit leiden immer mehr. Die innere Architektur des menschlichen Körpers ist überfordert, im Overload. Was führt zu dieser Ansammlung oberflächlich nicht zusammenhängender Symptome, was führt wieder in die Leistungsfähigkeit und was ließe sich präventiv tun? Schritt 1. Selbstregulation verbessern: Damit Ihr Körper optimal funktioniert, muss die Regulation stimmen. Auf einer ganz elementaren Ebene besteht diese Regulation aus einem rhythmischen Wechsel von Körperanspannung und Körperentspannung. Geeignete Minipausen können dabei helfen, nicht ganztags im Anspannungsmodus zu verharren.
Fotografie: www.flickr.com/ chnappischnap
Schritt 2. Stressverarbeitungssystem modernisieren: Das stammt noch aus der Steinzeit. Immer wenn Sie ganz verbissen (gestresst und genervt) auf etwas reagieren und sich verausgaben wie in Lebensgefahr, sind Sie im selbstschädigenden „Steinzeitmodus“. Übungen zum neurobiologischen Stressabbau bringen Sie auch in Belastungssituationen in eine ruhige Energie. Schritt 3. Gefühle – Selbstwahrnehmung und Selbstmanagement trainieren: Unser Immunsystem bildet jeden Gefühlszustand ab und arbeitet so, wie wir uns fühlen. Lernen Sie, auch unangenehme Gefühle zulassen zu können, ohne von ihnen beherrscht zu werden. Schritt 4. Gedanken – Selbstsabotage durch Kopf-Kino und Autopiloten beenden: Gedankliche Dramatisierungen lassen einen Film in Ihrem Kopf entstehen, der Ihr Immunsystem messbar für Stunden lahm legt. Diese Selbstsabotage wird durch unentwegte innere Monologe vollendet: Sie leben gleichsam im Autopiloten. Drücken Sie die Stopp-Taste.
Schritt 5. Programme – Selbststeuerung zurückerlangen: Indem bestimmte neuronale Gruppen unseres Gehirns bei scheinbar ähnlichen Anlässen gemeinsam feuern, werden aus Erlebnissen unsere Erfahrungen – mental repräsentiert als neuronale Programme. Das ermöglicht uns zwar einerseits Lernen und Effizienz, andererseits reagieren wir eingeschränkter und voraussagbarer. Schritt 6. Verhalten – funktionale Bewältigungsstrategien erwerben: Unser Verhalten erzeugt immer wieder eine endlose Kette von Missverständnissen und Verwirrungen. In diesem Kreislauf fühlen wir uns macht- und energielos. Lernen Sie, Ihr Verhalten zu reflektieren und dort Veränderungen einzuleiten, wo Ihr Potenzial entwickelt werden will. Funktionale Bewältigungsstrategien machen das Leben nicht nur leichter, sie festigen auch Gesundheit, Zufriedenheit und Erfolg.
www.metabalance-institut.de
64 KULTUR & KUNST REGJO
Move On
Das Werkleitz-Festival in Halle blickte vom 9. bis zum 25. Oktober 2015 in eine globale und digitale Zukunft. Der Dialog und die Kunst sind dabei Antrieb und Thema zugleich. Text: Esther Niebel
Seite 64: Christoph Wachter und Mathias Jud: „Landung in Australien“, im Rahmen des Forschungsprojektes „Capital of the World“, Seite 65, oben: Verena Friedrich: “The long now”, Seite 65, unten: Isabell Wachter: „Two Days at the Falls“
Fotografie: Christoph Wachter und Mathias Jud, Isabell Spengler, M. Rapine, Copyright: Wellcome Library London
Dass es in Bewegung ist, kann das WerkleitzFestival für sich nicht nur inhaltlich beanspruchen. Bereits 1993 in dem auf halber Strecke zwischen Dessau und Magdeburg gelegenen Dorf Werkleitz zunächst als Biennale ins Leben gerufen, ist es 2003 nach Halle gezogen und findet seit 2008 jährlich als Festival statt. Die Gründungsidee, die Architektur des Veranstaltungsortes mit einzubeziehen, gibt dem Festival bis heute ein Gesicht und ist für Veranstalter und die teilnehmenden Künstler immer wieder Herausforderung und Inspiration. Während die dreitägige Konferenz im Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung direkt am Riebeckplatz tagt, befinden sich das diesjährige Festivalzentrum und die Ausstellungs-
räume in einem ehemaligen Druck- und Verlagshaus in unmittelbarer Nähe. 1911 baute die Hallesche Zeitung das heute sanierungsbedürftige Gebäude, als das Mediengeschäft boomte, als Verlagssitz. So passt der geschichtsträchtige Veranstaltungsort ausgesprochen gut zu dem Themenfeld des Werkleitzfestes, das sich im weitesten Sinne mit Medien, Medienrezeption und deren individuellen und gesellschaftlichen Rückkopplungsprozessen befasst. Alles in Bewegung: Die Konferenz Parallel zu Ausstellung und Veranstaltungen des Werkleitz findet an den ersten drei Tagen eine internationale Konferenz statt. Im
REGJO KULTUR & KUNST
Fokus steht dabei die Veränderung der Medien im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Umwandlungsprozessen. Es wird von der These ausgegangen, dass mediale Kommunikation nicht mehr als Einbahnstraße von professionellen Medienmachern zu Informationskonsumenten verläuft, sondern dass das Phänomen der Social-MediaKommunikationskanäle demokratisiert und globalisiert hat und Videoplattformen wie Youtube, Myvideo oder Vessel das Bewegtbild zum Universalkommunikator avancieren ließen. Über die allgemeine medientheoretische Bedeutung dieser Entwicklung hinaus befasst sich die Konferenz auch mit den künstlerischen Beiträgen des European Media Art Networks, die während des Werkleitzfestivals gezeigt werden, und ihrem politischen Gehalt. Eröffnet wurde die Konferenz mit einer Séance, von der es im Vorfeld hieß, dass der Medienexperte Baruch Gottlieb versuchen werde, zu dem verstorbenen Medientheoretiker Marshall McLuhan Kontakt aufzunehmen. Allerdings stellte sich die Séance letztlich als nerdiger Witz dar, in dem, garniert mit etwas Hokuspokus, McLuhan in alten Filmaufnahmen immer noch gültige Gedanken über Medien und ihre Bedeutungen formulierte. Mit aktuellem Einstieg: Die Ausstellung Geht man von der Konferenz zu den Ausstellungsräumen in der Leipziger Straße, so fällt auf, dass sich in Halle etwas verändert hat. Bekam man hier Ausländer zuvor so gut wie überhaupt nicht zu Gesicht, so ist die Situation rund um den Riebeckplatz für Hallesche Verhältnisse schon erstaunlich. Grund für die flanierenden Kleingrüppchen, die in Städten wie Frankfurt oder Berlin gar nicht auffallen würden, ist das im ehemaligen Maritim-Hotel untergebrachte Flüchtlingsheim direkt am Riebeckplatz. Diese Beobachtung ist auch schon die richtige Einstimmung für die erste Arbeit der Ausstellung. Fast raumfüllend steht da ein Schlauchboot, die Arbeit „Dinghy from Lesbos“ des Künstlerduos Christoph Wachter und Mathias Jud. Das Schlauchboot ist Teil ihres Forschungsprojektes „Capital of the World“, das ursprünglich in Australien begonnen hatte, „wo Bootsflüchtlinge in geheimen, militärischen Aktionen auf See abgefangen, deportiert und rechtswidrig jahre-
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lang interniert werden. Wachter und Jud laden die Marginalisierten ein, gemeinsam spezifische Werkzeuge zu entwickeln, die ein machtpolitisches Dispositiv enthüllen und fatale Mauern des Schweigens überwinden“, heißt es im Programm des Werkleitzfestes über die Arbeit. Als sich in Europa die Flüchtlingskatastrophe 2015 zusehends zuspitzte, reisten Wachter und Jud nach Griechenland auf die Insel Lesbos, um ihre Arbeit vor Ort fortzusetzen. Das Schlauchboot „Dinghy from Lesbos“ ging, mit Frauen, Männern und Kindern an Bord, am 10. September 2015 an Land. Es sei nicht leicht gewesen, so das Künstlerduo, an das Boot zu kommen. Meistens zerstörten die Flüchtlinge die Boote direkt nach der Landung, um zu verhindern, dass Mensch und Boot von der Küstenwache oder von aufgebrachten Anwohnern wieder auf See abgedrängt werden. Kunst & Wissenschaft „The long now“ lautet der poetische Titel einer Installation von Verena Friedrich. Wie macht man die Dauer eines Momentes sichtbar? Der Beitrag, den Friedrich zur klassischen Frage der Kunstgeschichte nach der Vanitas liefert, ist die künstliche Verlängerung des Augenblicks. Dabei schwebt eine Seifenblase in einem nach außen hin verschlossenen Glaskasten. Im Verlauf der Zeit sinkt die Seifenblase leicht ab, aber sie hört nicht auf zu existieren. Entgegen jedem Erfahrungswert, bleibt sie am Leben und gibt so dem Moment einen Hauch von Ewigkeit. Es ist diese Irritation, die uns die Vergänglichkeit erst richtig bewusst macht. Möglich machen diesen „Augenblick, verweile doch, du bist so schön“ die von Verena Friedrich geschaffenen Bedingungen: Die Seifenblase besteht aus einer speziellen, Stabilität gebenden Mischung, die Luft, in der sich die Seifenblase bewegt, hat eine bestimmte Temperatur und der Luftdruck erfüllt optimale Bedingungen, um die Seifenblase möglichst lange am Leben zu erhalten. So ermöglicht die Naturwissenschaft nicht erst die verlängerte Lebensdauer der Seifenblase, gleichzeitig wird sie auch zum Spiegel des menschlichen Vermögens, bis zu einem gewissen Grad seine eigenen Bedingungen für sich und seine Umwelt zu erschaffen. www.moveon.werkleitz.de
„Das Messen“, Neo Rauch, Öl auf Leinwand, 156x204cm, 2014 „Die andere Seite“, Rosa Loy, Kasein auf Leinwand, 130x110cm, 2009
Perlmutt Die Künstler Rosa Loy und Neo Rauch zeigten im Kunstverein „Freunde aktueller Kunst“ in Zwickau Werke aus der eigenen Sammlung, die überwiegend erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Text: Esther Niebel
Fotografie: Uwe Walter
„So viele Besucher hatten wir noch nie“, schwärmt der Vorsitzende des Kunstvereins Klaus Fischer. Und damit hat er zweifellos Recht. Für die Dauer der Ausstellung ist das sächsische Provinzstädtchen Zwickau zu einem Hotspot der Kunstwelt avanciert. Zwar hatte das Künstlerpaar zuvor schon gemeinsam ausgestellt, 2011 im Museum Essl in Wien und 2013 in zwei parallel laufenden, aber getrennten Ausstellungen in den Kunstsammlungen Chemnitz, jedoch noch nie zuvor die eigene Sammlung gezeigt. Wie die Sammlung selbst, so lautet auch der Ausstellungstitel „Perlmutt“, der nicht nur auf die Qualität anspielt, sondern sicherlich auch für die Nachhaltigkeit und hintergründige Entstehungsgeschichte der Werke steht. Die Perlenhochzeit Daneben gibt es aber noch eine weitere, sehr persönliche Bedeutungsebene: Neo Rauch und Rosa Loy, die selbst gebürtige Zwickauerin ist, feierten zur Eröffnung der Ausstellung ihren 30. Hochzeitstag im Kunstverein. So war der 30. September nicht nur für die Freunde aktueller Kunst ein ganz besonderer Tag, sondern auch für das Künstlerehepaar, das mit rund 200 geladenen Gästen die Vernissage feierte. Die gezeigten Werke schließlich, Papierarbeiten sowie klein-, mittel- und großformatige Leinwände, spiegeln verschiedene Etappen des 30-jährigen Ehelebens der prominenten Künstler wider. Bei den Arbeiten handelt es sich um Geschenke, die sich die beiden gegenseitig über die Jahre gemacht haben, so viel wurde verraten. Was aber im Einzelnen dahinter steckt, ob die Bilder dem Partner geschenkt wurden, um sie nicht hergeben zu müssen, ob sie entstanden sind, um dem Partner eine ins Bild gegossene Botschaft zu übermitteln, oder ob die Bilder zu ihrer Entstehungszeit, vielleicht auch nur zufällig, Zeugen wichtiger Ereignisse geworden sind und sie dadurch zu einer Perle, einem Zeitzeugen einer Ehe geworden sind, bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen. Die Portraits Begrüßt wird der Ausstellungsbesucher von zwei Portraits der Künstler. Linkerhand ein kleinformatiges Selbstportrait Neo Rauchs: jung, mit langen Haaren und Muskelshirt. Irgendwie entsteht der Eindruck, dass das Gesicht viel zu groß für den Rest des Körpers ist. Die bei Selbstportraits oft schwere Reflexion der Selbstreflexion fehlt zugunsten einer entwaffnend ehrlichen Darstellung eines jungen Mannes. Diesem Bild gegenüber hängt Rosa Loy. Die Malerin, von ihrem Mann im Stile der 1920er Jahre portraitiert, scheint förmlich aus der Zeit gefallen, lässt an Frauenportraits Max Beckmanns denken. So wirft das Bild den Betrachter, der glaubte, private Details entdecken zu können, wieder zurück auf die überpersönliche Spielwiese der Kunstgeschichte. www.freunde-aktueller-kunst.de
Geschichte als Sensation
Festspieleröffnungskonzert Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Violine: Ernst Kovacic · Dirigentin: Ariane Matiakh
Zar & Diktator
Krenek, Weill & Die Moderne
Ernst Krenek: Der Diktator Kurt Weill: Der Zar lässt sich photographieren Dirigent: Daniel Carlberg · Anhaltische Philharmonie Dessau
Nils Landgrens improvisierte Zeitreise Anhalt Jazz Trio feat. Nils Landgren
Time for Some Musicals with Nils Best of the Best: Mendoza & Landgren am Broadway
Die DreiGroschenoper Ensemble Modern Orchestra · Internationale Sängerbesetzung Dirigent: HK Gruber
Meister des MOdernen Orchester der Komischen Oper Berlin Dirigentin: Giedre· Šlekyte·
11. 10. 2015 – 17. 1. 2016
Spielerisches Können Anhaltische Philharmonie Dessau Violine: Ernst Kovacic · Dirigent: Daniel Carlberg
Von nachtmusiken und Nachtigallen
www.mdbk.de
Leopoldinum Chamber Orchestra Dirigent: Ernst Kovacic
www.kurt-weill-fest.de
26.11.15 - 1.5.16
eine design-ausstellung
Karl Schmidt-rottluff 490 Werke in den Kunstsammlungen Chemnitz 13.12.2015 – 10.4.2016
www.konstantin-grcic-panorama.de Eine Ausstellung des Vitra Design Museums und Z33 Hasselt Global Sponsor
Main Partner
Kunstsammlungen Chemnitz
theaterplatz 1 | 09111 Chemnitz | www.kunstsammlungen-chemnitz.de Karl Schmidt-Rottluff, Seehofallee, 1956, Öl auf Hartfaser, 88,3 x 102,3 cm, Kunstsammlungen Chemnitz Foto: bpk/Kunstsammlungen Chemnitz/May Voigt © VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Paul Delaroche, Napoleon I. in Fontainebleau am 31. März 1814 nach Empfang der Nachricht vom Einzug der Verbündeten in Paris, 1845
Delacroix Delaroche
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Das internationale Quintett der Protagonisten des Abends setzte sich zusammen aus: (v.l.n.r. ) Klavier – Heiko Reintzsch (Deutschland), Bass – Ricardo Marquez Llamas (Spanien), Sopran – Sigrun Saevarsdottir (Island), Mezzosopran – Claire Gascoin (Frankreich), Bariton – Philipp Jekal (Deutschland).
Ideeller Zugewinn für alle Seit 12 Jahren veranstaltet der Insolvenz- und Zwangsverwalter Dr. Florian Stapper Benefizkonzerte. Ein Gespräch fast gar nicht über Geld, dafür über Familie, spezielle Erbschaften und die Wirkkraft von klassischer Musik und Literatur. Text: Steffen Georgi
Fotografie: Sebastian Willnow
Es gibt ein hübsches Bonmot des Komponisten Jean Sibelius: „Über Musik kann man nur mit Bankdirektoren reden. Künstler reden ja nur übers Geld.“ Florian Stapper ist weder Künstler noch Bankdirektor, dafür ist der promovierte Jurist einer der erfolgreichsten Insolvenz- und Zwangsverwalter Deutschlands und somit, ähnlich einem Bankdirektor, fest verankert in der Welt der nüchternen Analysen, Zahlen, Marktwerte. Kurz: in der Welt des Geldes, zu der sich hier freilich noch die der Paragraphen gesellt. Indes: Es lässt sich trefflich mit diesem Mann über Musik reden. Und nicht nur über die. „… und dann: diese Musik“ Einmal im Jahr, jeweils im Vorfeld der Adventszeit, lädt Florian Stapper in die
Räumlichkeiten seines Leipziger Kanzleidomizils, um dort eine Tradition fortzuführen, die man als Pflege eines kulturellen Familienerbes bezeichnen kann. Es ist – und das ist vielleicht das Schönste daran – ein ganz und gar immaterielles Erbe, keins des ökonomischen Zugewinns. Es ist die klassische Musik, die hier mit Konzerten in den atmosphärisch dafür bestens geeigneten Räumlichkeiten der Kanzleivilla gepflegt wird. „Ja, das ist ein Erbe“, erzählt Stapper. „Eins, das von meinem Großvater, dem Hamburger Anwalt Dr. Helmut Seifert, herkommt. Einmal im Jahr richtete der ein Konzert für Mandanten, Freunde und Kollegen aus. Es gab eine kleine Ansprache, ein paar Dankesworte – und dann: diese Musik.“ Man muss das schon hören, wie Stapper, den man mit gutem
Recht als nüchternen Vernunftmenschen charakterisieren darf, von „dieser Musik“ spricht. Und sich erinnert: „Es spielte damals immer das Wührer Quartett, ein zu der Zeit Anfang und Mitte der 70er bekanntes Hamburger Ensemble. Ich selbst war ja noch ein Kind, als ich in diesen Konzerten saß. Aber mein Großvater ließ mich immer teilhaben, er forcierte das geradezu. Was auch damit zu tun hatte, dass ich der einzige männliche Enkel war.“ Stapper lächelt: „Was das anging, war der Mann doch recht old-fashioned. Das geschah ja nicht gedankenlos. Für mich jedenfalls war das alles sehr beeindruckend.“ Und der Beginn einer Leidenschaft: „Die Liebe zur Klassik habe ich ganz klar dort gelernt. Und lernen muss man das schon, dieses Verhältnis zu dieser Musik.“
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denken“, dieses „phantasievolle Hineindenken“ auch in einem psychologischempathischen Sinne beherrscht. Das ist doch genau auch das, was man von der Musik, der Literatur, der Kunst lernen kann. „Deswegen halte ich es ja auch für bedenklich“, so Stapper, „dass zu viele Menschen heute für diese Dinge immer weniger Interesse aufbringen. Es gibt da kaum noch ein Bedürfnis, das über Beruf, bestenfalls noch Familie, hinausweisend existiert.“ Hat das zugenommen mit den Jahren? Stapper: „Ja, das empfinde ich schon so. Und natürlich sind das auch Symptome für einen gewissen kulturellen Verfall. Ich bin jedenfalls dankbar für das, was ich von meinem Großvater wie auch meinen Eltern mitbekommen habe. Und ich versuche, das weiterzugeben.“ Ein Zugewinn für alle
Initiator und Gastgeber des Benefizkonzertes Dr. Florian Stapper (Mitte) und die Organisatoren von der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. Prorektor für künstlerische Praxis Prof. Berthold Schmid ( 1.v.l.), Rektor Prof. Martin Kürschner (2.v.l.), Kanzler Oliver Grimm (2.v.r.), Prorektor für Lehre und Studium Prof. Gerald Fauth (1.v.r.).
Menschen tiefer begreifen Zahlen, Paragraphen, Analysen. Die Welt des Juristen, des Insolvenz- und Zwangsverwalters. Und dann Sätze wie diese: „Musik ist eine Ausweitung, die über das Wort, die Ratio, hinausgeht. Die großen Komponisten lassen Stimmungen Klang werden“, sagt Stapper. Musik, weniger als Weltflucht denn als Welterweiterung begreifend, als die Ausdehnung eines Wahrnehmungshorizontes in dem Sinne, wie es Victor Hugo beschreibt: „Musik drückt aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“ Ein Satz, der gut zeigt, wie wiederum Stimmungen Worte werden können. Ganz selbstverständlich schlägt auch Stapper die Brücke von der Musik zur Literatur, zu Tolstoi, Zweig, Kafka. Warum gerade diese drei? Stapper überlegt: „Kafka kämpfte sein ganzes kurzes Leben gegen sich selbst. Das ist faszinierend, aber auch erschreckend. Bei Tolstoi kann man gut verfolgen, wie es geht, psychologisch in eine Figur hineinzukriechen. Und was Zweig betrifft, da lese ich gerade Maria Stuart. Die Beschreibung der Intrigen, die Machtmechanismen, das
Humane, das verloren geht, lassen einen insgesamt Dinge und Menschen wirklich tiefer begreifen … Und ja, das ist auch für meine Arbeit gut.“ Etwas weitergeben So direkt und pragmatisch lassen sich gegensätzliche Welten verknüpfen. Man ahnt, dass Stapper, der über sich und seine berufliche Profession sagt, er sei „wirtschaftlich phantasievoll“ und möge es, sich „in ein Unternehmen hineinzu-
Die Erlöse aus den Benefiz-Konzerten gehen und gingen unter anderem an die Internationale Mendelssohn Akademie Leipzig / IMAL (www.mendelssohn-akademie.de), an den gemeinnützigen Verein Operation Restore Hope – Dr. Wachsmuth & Dr. Völpel (www.operation-restore-hope.de / www.wachsmuth-voelpel.de) und an den Leipziger Arbeitslosenchor „La Boheme”.
Für Florian Stapper war schon früh klar, dass er eines Tages die großväterliche Tradition fortsetzten würde. Seit nun mehr 12 Jahren ist das der Fall. Das voradventliche Konzert ist in seiner Kanzlei selbst schon eine Tradition. „Das ist auch ein Luxus, den ich mir leiste“, gesteht Stapper. „Einmal im Jahr schenk ich mir und anderen ein Konzert. Und ich freue mich sehr, dass das wirklich angenommen wird, gerade auch von Leuten, die sonst kaum bis gar nicht mit dieser Musik in Berührung kommen.“ Diese Musik – Beethoven, Chopin, Schubert, Dvořák – wird natürlich nicht mit voller Orchesterkraft dargeboten, so viel Platz ist in der größten Villa nicht, aber immer mit erstklassigen Musikern, die sich nicht zuletzt einschlägigen Kontakten zu Professoren der Leipziger Musikhochschule verdanken. Und um doch noch kurz übers Geld zu reden: Sämtliche dieser Konzerte sind Benefizkonzerte. Ein ökonomischer Zugewinn für einige, ein ideeller für alle. Eine schöne Tradition – und weit mehr als das.
GESCHICHTE, KULTUR UND EVENTS IM GEISELTAL Die Zentralwerkstatt Pfännerhall ist ein beeindruckendes Industriedenkmal im Herzen Mitteldeutschlands. Direkt am Geiseltalsee, dem größten von Menschenhand erschaffenen See Deutschlands gelegen, beherbergt die ehemalige mechanische Werkstatt heute ein Besucher- und Veranstaltungszentrum der besonderen Art.
Geschichte erleben… •
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Dauerausstellung „Fundort Pfännerhall“ mit einer originalgroßen Nachbildung eines eurasischen Altelefanten und einer Replik des populären Geiseltal-Urpferdchens Führungen Wechselnde Themenausstellungen zum Berg bau und Wissenswertem rund um das Geiseltal Lern- und Aktivprojekte für Kindergruppe und Schulklassen
Das Team der Zentralwerkstatt und des Café Pfännerhall freuen sich auf Ihre Buchung oder Ihren Besuch. Wir haben für Sie geöffnet von Mittwoch bis Sonntag in der Zeit von 10 bis 18 Uhr sowie jederzeit nach Vereinbarung. Ausstellung und Führungen: 034633-90825 Veranstaltungen und Catering: 034633-33935 Mehr Informationen: www.get-geiseltal.de www.besucherzentrum-geiseltal.de
Fotografie: Kathrin Butter, Roter Elefant: Moritz Götze
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A DV E R T O R I A L
Fotografie: Owen Gump, ohne Titel (839), 2005, © beim Künstler, courtesy Galerie BQ, Berlin
Fotografie: IMC/D. Hanus, Chemnitz
Fotografie: „Public Space“, Vitra Design Museum/Mark Niedermann
KUNSTPREIS
Avantgardistisch
Owen Gump. El NiÑO
„Konstantin Grcic. Panorama. Eine DesignAusstellung“.
11. Kunstpreis der Leipziger Volkszeitung vergeben. Eine Ausstellung im Museum der bildenden Künste Leipzig zeigt vom 28. November bis 28. Februar die Werke des Preisträgers.
Konstantin Grcic ist einer der wichtigsten Designer unserer Zeit. Seine Entwürfe verbinden industrielle Ästhetik mit experimentellen, künstlerischen Elementen. Sie sind ernsthaft und funktional, sperrig und teilweise irritierend. Manche von Grcics Designs, etwa der „Chair_One“ (2004) oder die Leuchte „Mayday“ (1999), gelten bereits heute als Designklassiker. Mit „Konstantin Grcic. Panorama“ präsentiert das Grassi-Museum für Angewandte Kunst Leipzig vom 26. November bis 1. Mai die bislang größte Einzelausstellung zu Grcic und seinem Werk. Eigens für diese Ausstellung hat Grcic mehrere raumgreifende Installationen entwickelt, die seine persönlichen Visionen für das Leben von morgen darlegen: ein Wohninterieur (Life Space), ein Designatelier (Work Space) und einen Stadtraum (Public Space). Sie zeigen fiktive Szenarien und konfrontieren den Betrachter mit den Inspirationen und Fragen des Designers. Höhepunkt der Inszenierungen ist das 30 Meter lange Panoramabild, das eine Architekturlandschaft der Zukunft zeigt. RED
Der 1980 in Kalifornien geborene, heute vorwiegend in Berlin lebende Fotograf Owen Gump ist 11. Preisträger des Kunstpreises der Leipziger Volkszeitung. Gump ist Quereinsteiger und entdeckte die Fotografie erst bei seinem Studium der Stadtplanung. Bei einem Stipendiumsaufenthalt in Deutschland entschied er sich, Künstler zu werden. Daraufhin hat er an der Kunstakademie Düsseldorf bei Thomas Ruff und Walter Nikkels und anschließend bei Peter Piller an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig studiert. Owen Gumps Fotografien laden dazu ein, die Landschaften des US-amerikanischen Westens – die Wüste Nevadas, die Küste Kaliforniens – nicht durch die Brille des Naturschönen zu betrachten, sondern in ihnen all das Eingeschriebene zu erkennen, was die unterschiedlichen Nutzungen dieser Landstriche – sichtbar oder unsichtbar – hinterlassen haben. Die Fotos geben den Blick auf eine Bühne frei, auf der sich die symbolischen Assoziationen jedes Betrachters als Schauspieler betätigen können. Was sich tatsächlich an den aufgenommen Orten abgespielt hat, ist lediglich ein Teil
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der Handlung, der sich mit der Phantasie des Publikums vermischt. „Seine Bilder überwältigen und wirken gleichzeitig nach, denn sie sind doppelbödig. Idee und Form gehen zusammen“, sagt Martin Engler, Sammlungsleiter für die Kunst der Gegenwart im Frankfurter Städel Museum, der den Gewinner vorgeschlagen hat, gegenüber der LVZ. Die Ausstellung und der im Verlag der Buchhandlung Walther König erschienene Katalog wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler konzipiert und realisiert. Die Leipziger Volkszeitung stiftete den Kunstpreis 1994 aus Anlass ihres hundertjährigen Bestehens. Seitdem wird er alle zwei Jahre in Kooperation mit dem Museum der bildenden Künste Leipzig vergeben – 2015 zum 11. Mal. Die bisherigen Preisträger sind: Via Lewandowsky, Neo Rauch, Jörg Herold, Tamara Grcic, Daniel Roth, Matthias Weischer, Claudia Angelmaier, Julius Popp, Jochen Plogsties und Sebastian Nebe. RED
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REGJO KULTUR & KUNST
Wolfgang Ebersbach, Spiegelung (Restaurant), Kasein auf Papier, 2013
K ATA L O G Fotografie: Kunstsammlungen Chemnitz/PUNCTUM/Bertram Kober © VG Bild-Kunst, Bonn 2015
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Schmidt-Rottluff
Momente
Die Kunstsammlungen Chemnitz zeigen die umfänglichste Ausstellung des Künstlers.
Der neu erschienene Katalog des Leipziger Künstlers Wolfram Ebersbach zeigt zum ersten Mal und ausschließlich Papierarbeiten, die in den letzten fünf Jahren entstanden sind.
Der 1884 in Rottluff (heute ein Stadtteil von Chemnitz) geborene Karl SchmidtRottluff (Illustration: Selbstbildnis 1944, Öl auf Leinwand), gehört zu den bedeutendsten deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts und war Mitbegründer der Künstlergruppe „Brücke“, die als Wegbereiter des deutschen Expressionismus gilt. Vom 13. Dezember 2015 bis zum 10. April 2016 werden die Kunstsammlungen Chemnitz, die etwa 490 Werke des Künstlers als eigenen Bestand und in Form von Dauerleihgaben bewahren, diese der Öffentlichkeit präsentieren. Dazu gehören sechzig Gemälde, zwei Skulpturen, über 350 Arbeiten auf Papier und Exponate aus der angewandten Kunst. Im Rahmen der Ausstellung werden noch nie gezeigte Arbeiten aus den Schaffensjahren zwischen 1899 bis etwa 1971 gezeigt. Im zur Ausstellung erscheinenden Katalog werden alle Werke abgebildet, dokumentiert und größtenteils kommentiert sein. Zudem findet während der Laufzeit der Ausstellung ein interessantes Begleitprogramm mit vielen Vorträgen statt. RED
Ein Moment, so flüchtig wie ein Augenaufschlag. Ein Blick, der ein Detail einfängt und seiner alltäglichen Nebensächlichkeit entreißt. Poesie und Würde, die dadurch entstehen, dass normalerweise Unbeachtetes festgehalten, neu gesehen und dadurch einer anderen Bedeutungsebene zugeführt wird. Wolfram Ebersbach, der sich mit monumental-pastosen Schwarz-Weiß-Arbeiten bereits einen Namen machte, hat sich einem weiteren Medium zugewendet: Seine zumeist 60 x 80 Zentimeter großen Papierarbeiten, auf denen er mit Kasein malt, haben etwas Grafisches. Die Farbpalette, die sich in den letzten Jahren überwiegend zwischen Schwarz und Weiß bewegte, hat sich um beige Brauntöne und rostige Rottöne mit ein paar Ausreißern in Blau und Violett erweitert. Thema ist nach wie vor der urbane Raum. War jedoch zuvor der Blick auf die Höhepunkte der Stadt, das Archetypische, ihren Grundcharakter gelegt, so ist er jetzt abgeschweift auf die Zwischentöne, die Ausschnitte, das Banale und man könnte sagen das Hässliche, wäre da nicht dieser neue Zauber, den Wolfram Ebersbach den Dingen durch seine Darstel-
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lung zu verleihen weiß. Einem banalen Bauzaun gibt er silbrig-tanzende Linien, die in ihrer vagen Unschärfe alles sein können. Die durch die Spiegelung sich scheinbar ins Unendliche ausbreitenden Lichter eines Restaurants werfen die Frage nach Wahrnehmung und ihrem Realitätsgehalt auf. Jedes Bild steht schließlich Kopf. Warum kann da eine Lampe nicht wie ein Bumerang umdrehen und wieder auf den Betrachter zukommen? Der im Oktober 2015 erschienene Katalog umfasst 66 farbige Abbildungen auf 80 Seiten sowie einen einleitenden Text der Kunsthistorikerin Silvia Gaetti: „Einzelne Situationen werden von dem Künstler nicht mehr wie bisher als Aquarellskizzen auf Papier gebracht, sondern häufig mit einer digitalen Kamera festgehalten. Es entstehen dabei fotografische Skizzen, die die Flüchtigkeit der Erscheinungen wiedergeben. Sie werden anschließend teils ausschnitthaft in den Arbeiten auf Papier übernommen und manchmal neu interpretiert.“ EN
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74 KULTUR & KUNST REGJO
Ein Festjahr voller Emotionen Am 20. Dezember endet das Jubiläum „1.000 Jahre Leipzig“. Monate prall gefüllt mit Eindrücken und Emotionen liegen dann hinter den Leipzigern – Zeit für den „Leipzig 2015“-Beauftragten Torsten Bonew, eine erste Bilanz zu ziehen. Text: Leipzig 2015 e. V.
Fotos: Sebastian Willnow, Westend-PR, Stadt Leipzig
Eines der Anliegen des Jubiläumsjahres war es, die Bürger Leipzigs in den Mittelpunkt zu rücken. Kann man nun von einem neuen Gemeinschaftsgefühl sprechen? Ich bin davon überzeugt, dass wir mit dem Festjahr ein neues Bewusstsein für die Geschichte dieser großartigen Stadt geschaffen haben. Es gab und gibt viel positives Feedback und eine breite Unterstützung quer durch die Stadtgesellschaft. Erstmals wurde das „Längste Bürgerfest“, das die Region bislang gesehen hat, organisiert. Wie sieht hier die Bilanz aus? Die Idee zum „Längsten Bürgerfest“ ist von den Menschen in der Region großartig aufgenommen worden. Über 200 große und kleine Feste mit großem Publikumszuspruch haben gezeigt, dass sich die Leipzigerinnen und Leipziger in den Bürgervereinen der Stadt- und Ortsteile von dem Gedanken leiten ließen, einen breiten Interessenkreis für die 1.000-Jahr-Feier zu begeistern. Insgesamt gab es mehr als 400 Veranstaltungen im 1.000-Jahre-Kalender. Ihre persönlichen Highlights? Wir haben ganz bewusst Veranstaltungen ausgewählt, die Leipzigs reiche Geschichte und Gegenwart zeigen. Ob Kultur, Sport, Religion, Wirtschaft oder Wissenschaft, ob Konzerte, Ausstellungen oder Kongresse – in diesem Potpourri wurde wirklich jeder fündig.
Da ist es schwer, einzelne Events herauszugreifen. Natürlich war das StadtFestSpiel „Lipsias Löwen“ vor Tausenden Besuchern ein unvergessenes Ereignis. Aber auch die Wiedereröffnung der Kongresshalle und das Festkonzert im Rosental waren Meilensteine. An der Ausgestaltung des Programms konnten sich auch ehrenamtliche Inititativen und Vereine beteiligen. Bei der Planung des Festjahres war uns das wichtig und ich freue mich, dass dieser Gedanke von den Leipzigerinnen und Leipzigern so begeistert aufgenommen wurde. Bürgerschaftliches Engagement ist ja ein entscheidendes Merkmal unserer Stadt. Gerade diese Veranstaltungen, die mit viel Herzblut ehrenamtlich auf die Beine gestellt wurden, haben mich berührt. Dazu zählen die Bürgerfeste ebenso wie die Notenspur-Nacht der Hausmusik und viele andere. Sie verkörpern für mich wunderbar das Motto unseres Festjahres „Wir sind die Stadt“. Zu sehen, wozu wir imstande sind, wenn wir gemeinsam anpacken, macht mich stolz. Dafür liebe ich Leipzig. Haben Sie noch einen Tipp für die letzten Tage des Jubiläums? Am 20. Dezember, dem Tag der urkundlichen Ersterwähnung, gibt es ein abschließendes Fest auf dem Richard-Wagner-Platz: mit einem großen Geburtstagskuchen, Musik und vielen Überraschungen. Dazu lade ich Sie herzlich ein.
www.leipzig2015.de
REGJO KULTUR & KUNST
PAT E N S C H A F T Fotografie: S. Hofschlaeger/pixelio.de
Fotografie: Lukasz Rajchert
A DV E R T O R I A L
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Festival der Klassischen Moderne
Hilfsbereit
Krenek, 12.11.1937: „Dann bei Weills. Sehr nett. Gute Ratschläge, alles sehr sympathisch. Angenehme Atmosphäre.“
Eine Kulturpatenschaft zur Begrünung des „Wilden Westens“.
„Krenek, Weill & Die Moderne“. Unter diesem Motto begegnen sich auch beim 24. Kurt Weill Fest Klassik und Jazz, Sinfonik und Kammermusik, Oper und Kleinkunst. Kurt Weill ist wieder der ideale Reiseleiter für Zeit- und Klangreisen durch das 20. Jahrhundert. Und auch der 150. Geburtstag von Kandinsky wird gefeiert: Seine Bühnenbild-Entwürfe für eine Ballettproduktion der „Bilder einer Ausstellung“ sind Ausgangspunkt für hochkarätige Konzerte. Im Zentrum des Festes stehen mit Weill und Krenek zwei Superstars der Weimarer Republik, schufen sie doch mit „Die Dreigroschenoper“ und „Jonny spielt auf“ die meistgespielten Opern der Zeit. Souverän balancierten sie über die Grenze von ernster und unterhaltender Musik und setzten Maßstäbe für die Musik des 20. Jahrhunderts. Seinen Ausgangspunkt findet das Fest im Jahr 1925, als innerhalb eines halben Jahres die Uraufführung des ersten Violinkonzerts von Krenek und die deutsche Erstaufführung des Violinkonzerts von Weill in Dessau stattfanden. Gemeinsam mit der Ernst-Krenek-Institut-Privatstiftung Krems blickt das Festival zurück in diese spannende Zeit und würdigt in
besonderer Weise den 25. Todestag von Krenek. Ein Höhepunkt wird die Koproduktion von Anhaltischem Theater Dessau und Kurt Weil Fest sein, die die Operneinakter „Der Zar lässt sich photographieren“ von Weill und „Der Diktator“ von Krenek auf die Bühne bringt. Charismatische Herrscher begegnen bewaffneten Frauen: Zwei Kriminalfälle, die unterschiedlicher nicht erzählt werden könnten, treffen an diesem Abend doch Tragödie und Komödie aufeinander. Mit Ernst Kovacic präsentiert das Festival einen der international führenden Geiger und Dirigenten für die Musik des 20. Jahrhunderts. Mit seinen fünf Konzerten führt er auch die Riege der über 400 Musiker des Festes an, unter denen mit Nils Landgren, HK Gruber, das Ensemble Modern, James Holmes, Ute Gfrerer und Cornelia Froboess alle Artist-in-Residence der zurückliegenden Jahre zu finden sind. In über 50 Veranstaltungen in DessauRoßlau, Wörlitz, Wittenberg, Halle und Magdeburg zeigt sich das Kurt Weill Fest wieder als ein Festival der Klassischen Moderne. RED
Das Team der Garten- und Landschaftsbau Schilling GmbH kümmert sich um alles, was grün ist. Anlässlich ihres 25. Firmenjubiläums entschieden sich Geschäftsführer Ulf-Peter Schilling und seine Mitarbeiter daher, eine weitere Kulturpatenschaft zu übernehmen: die gärtnerische Pflege des Bau- und Aktivspielplatzes „Wilder Westen“ in Plagwitz. Dies ist eine Initiative des Vereins KIWEST, die viele junge Menschen aus dem Stadtteil und dem benachbarten Flüchtlingshaus zusammenbringt. An der Ecke Markranstädterstraße/Klingenstraße finden Kinder und Jugendliche seit Herbst 2009 einen Raum zur kreativen und erlebnisorientierten Freizeitgestaltung. Nun sollte der Spielplatz verlegt werden. Mit vereinten Kräften wurden deswegen 100 Quadratmeter Großsteinpflasterfläche hergestellt, wodurch dem KIWEST e.V. am ersten Oktoberwochenende der planmäßige Umzug auf den neuen Standort am Bürgerbahnhof Plagwitz ermöglicht wurde. Über den Winter wird es weitere Unterstützung geben, sodass die Kids das Gelände pünktlich zum Frühjahresstart in Besitz nehmen können. RED
www.kurt-weill-fest.de
www.leipzigerkulturpaten.de
76 BÜCHERBOX REGJO
Melodien der Dinge Text: Tobias Prüwer
Impro an der Elbe Text: Tobias Prüwer
Foto: Ost-Nordost Verlag
„Das kleine Liverpool“: Der Magdeburger Musikclub Café Impro war eine legendäre Institution, der sogar Louis Armstrong mal einen Besuch abstattete. Im Jahr 1965 eröffnet, bot es Musikern wie Musikfans über Jahrzehnte einen Ort der Zusammenkunft für Austausch, Musizieren, Tanzen und Ausbruch aus dem DDR-Alltag. Von der Jazz-Instanz bis zum Rock’n’Roll-Laden zeichnet Ludwig Schumann die Entwicklung des Cafés nach. Viele kleine Geschichten, erfreuliche Begegnungen und Anekdoten, aber auch Niederlagen hat er im Bändchen versammelt. Es kommen viele Zeitzeugen zu Wort. Zusätzlich sorgen Fotos und Originaldokumente dafür, dass man in die Atmosphäre des Musikschuppens, die ein Gast „Oase Magdeburgs“ nannte, eintauchen kann. Neben Hochgefühlen stellt sich aufgrund der dokumentierten anhaltenden Stasiüberwachung auch ein Beklemmungsgefühl ein. Geschönt wird hier zum Glück nichts. Mit „Das kleine Liverpool“ liegt somit ein interessantes Stück Lokalgeschichte vor, das den Dabeigewesenen sicherlich Erinnerungen zurückholt und alle anderen staunen macht über dieses ehemalige Kleinod Café Impro. Ludwig Schumann: Das kleine Liverpool Ost-Nordost Verlag Magdeburg 2015 192 S., 15,90 Euro www.ostnordost.de
Foto: Voland & Quist
„Dörte, Dööörte / Du bist der Ausweg aus der Spaßgesellschaft“: Ginge es nach Rainald Grebe, dann ist mit Dörte nicht viel anzufangen. Geht es aber nicht, weshalb Zeichner Max Rademann einfach eine ganz andersartige Namensvetterin in seinem Kinderbuch auf den Weg schickt. Mit rotem Zopf, Sommersprossen und einem Flicken auf dem Knie saust das Mädchen durch die Welt und lauscht den Melodien der Dinge. Überall entdeckt sie Musik, im Rattern des Zuges etwa, wo sie auf den mürrischen Unkönig Willy trifft. Beim Regen unterm Blätterdach ebenso, als sie den Gekrönten schon fast weichgekocht hat mit ihrer umwerfenden Art. Und dann genießen beide vom Berg aus die Aussicht auf das ganze Land bis weit zum Meer hin. Einen schönen Tagesausflug hat Rademann in Filz- und Buntstift inszeniert – nur manchmal noch sind Radierreste zu sehen, was den peniblen Betrachter leicht stören mag. Dafür fallen die Charaktere aber hübsch drollig aus. Stimmungsvoll ist die beigefügte CD, die die Geschichte als Hörspielversion enthält. Alle Lieder, von denen erst Dörte allein und dann zusammen mit Willy träumt, sind hier zu hören. Es sind kleine synthetische Interpretationen von Regengeräuschen und Waldrauschen, Eisenbahngeklonke und Hubschrauberschrapschrap. Damit stellt die CD auch eine feine Einführung in die elektronische Musik dar. Ein Ausweg aus der Spaßgesellschaft ist diese Dörte also mitnichten. Max Rademann: Die Dörte und der Unkönig Voland & Quist Leipzig 2014 27 S., 1 CD, 18,90 € www.voland-quist.de
REGJO BÜCHERBOX 77
Fantastische Musikeinführung Text: Tobias Prüwer
B O X Who is Who Text: Tobias Prüwer
Foto: Connewitzer Verlagsbuchhandlung
Foto: Machtwort Verlag
Willkommen im Labyrinth der Musik, willkommen in Noteshenge! Tief unter dem Steinkreis im englischen Stonehenge liegt ein Rätselreich verborgen, dem man nur durchs Lösen musikalischer Kniffeleien wieder entkommen kann. Dummerweise wird der Leser durch einen Fehltritt an der Oberfläche genau in diese geheimnisvolle Welt der Klänge und Tonarten, von Rhythmus und Notenzeichen hingeworfen. Und muss sich da herausrätseln. Autor Julian Oswald nimmt den jugendlichen Abenteurer mit auf eine Entdeckungsreise zu vielen Themen der Musik. Geradlinig funktioniert das nicht. Man hangelt sich von Rätsel zu Rätsel, steigt kreuz und quer durchs Buch, weil die Lösung einer Frage erst die Seitenzahl nennt, wo es mit der Handlung weitergeht. Nicht nur die jungen Leser werden hier gefordert, auch so manch musikalisch Ahnungsloser – wie der Autor dieser Rezension – wird beim Ratemarathon über 80 Stationen ins Schwitzen geraten. Zum Glück hat Oswald Tipps und auch die Komplettlösungen dem Buch angehängt, sodass der Unkundige sich nicht endlos verliert, sondern mit Freude viel Neues lernt, während er „Das Geheimnis von Noteshenge“ erforscht.
„Wir sind nach Dingen krank, die wir nicht kennen. / Wir sind sehr jung. Und fiebern nach der Welt. / Wir leuchten leise. – Doch wir brennen. / Wir suchen immer Wind, der uns zu Flammen schwellt.“ (Ernst Wilhelm Lotz) Die Namen im Inhaltsverzeichnis lesen sich wie das Who is Who deutscher Literatur Anfang des 20. Jahrhunderts. Kafka und Benn, Lasker-Schüler und Mann, Trakl, Werfel, Heym. In seiner Reihe „Vom Jüngsten Tag“ zeigte Verleger Kurt Wolff sein ganz besonderes Geschick, literarische Entdeckungen zu machen. In einem gleichnamigen Lesebuch macht die Connewitzer Verlagsbuchhandlung mit Wolff bekannt, dessen Verlag seine ersten Jahre 1913–19 in Leipzig erlebte. Zwischen den bis heute großen Namen sind auch ein paar unbekannte Perlen, an denen sich der Leser erfreuen kann, so der eingangs zitierte Ernst Wilhelm Lotz. Ansonsten lädt der Streifzug durchs Buch ein, sich intensiver mit Wolff und den vorgestellten Autoren auseinanderzusetzen – und nach der Welt der Literatur zu fiebern. Peter Hinke (Hg.): Vom jüngsten Tag, Ein Lesebuch des Kurt Wolff Verlages 1913-1919. Connewitzer Verlagsbuchhandlung Leipzig, 2015 144 S., 15 EUR www.cvb-leipzig.de
Julian Oswald: Das Geheimnis von Noteshenge Machtwort Verlag Dessau 2014 186 S., 11,50 Euro www.machtwortverlag.de
78 KALENDER REGJO
13. bis 21. Februar „Mitteldeutsche Handwerksmesse“
04./06. Februar und 08. März um 20 Uhr „My Name is Peggy“
Mitteldeutsche Plattform für Information, Beratung und Auftragssicherung des Handwerks. Leipzig, Messe www.handwerksmesse-leipzig.de
Das Theater der Jungen Welt zeigt im Restaurant Stelzenhaus das bitterkomische Stück „My Name is Peggy“ über die Partnersuche einer Frau im besten Alter – im Anschluss gibt es ein mediterranes Buffet. Restaurant Stelzenhaus, Weißenfelser Straße 65h in Leipzig, Infos & Karten: www.tdjw.de
Messen & Tagungen
Musik, Theater & Tanz
14. bis 17. Januar „Partner Pferd“ Rund 250 Aussteller präsentieren ihre Produkte und Dienstleistungen für Freizeitreiter, Pferdebesitzer und Reitsportinteressierte. Leipzig, Messe www.partner-pferd.de
14. Januar Uraufführung „Ich bin Kain“ Ein Stück über den Anfang von allem: der Welt, der Menschheit, der Angst und der Religion. Eine Spekulation darüber, was die Bibel verschweigt. Weimar, Deutsches Nationaltheater www.nationaltheater-weimar.de
10. Februar „Big-Band-Gala 2016“ Das Jugendjazzorchester Sachsen-Anhalt bietet seit über 20 Jahren gelungene Konzerte, auch auf internationalen Bühnen. Zeitz, Theater www.zeitz.de
15. bis 16. Januar „Chance Halle“ Fachmesse für Ausbildung, Weiterbildung, Existenzgründung, Beruf und Personal. Halle (Saale), Messe www.chance-halle.de
22. Januar Premiere „Dornröschen“ Ballett in drei Akten und einem Prolog von Gonzalo Galguera mit Musik von Peter Tschaikowsky. Magdeburg, Opernhaus www.theater-magdeburg.de
29. bis 31. Januar „Automobilmesse Erfurt“ Größte Verkaufsmesse für Autos, Tuning und Zubehör in Mitteldeutschland. Erfurt, Messe www.automesse-erfurt.de
30. Januar Premiere „Le Nozze di Figaro“ Eine scharfsinnige Gesellschaftssatire und ein bis heute gültiges Meisterwerk über Sex, Macht und Liebe. Leipzig, Oper www.oper-leipzig.de
26. Februar Premiere „Carmen“ Die Geschichte von Georges Bizets gleichnamiger Oper ist zum zeitlosen Mythos geworden und gehört zu den erfolgreichsten Werken des Opernrepertoires. Leipzig, Musikalische Komödie www.oper-leipzig.de
25. bis 28. Februar „Energie Dresden“ Fachausstellung für regenerative, effiziente und zukunftsorientierte Energien. Dresden, Messe www.baumesse-haus.de
03. Februar „Franz Schubert: Die Winterreise“ Mit Christopher Jung (Bariton) von der Ev. Hochschule für Kirchenmusik Halle und Piotr Oczkowski (Klavier) von der Hochschule für Musik Detmold. Halle (Saale), Händel-Haus www.ehk-halle.de
04. bis 06. März „Landes-Bau-Ausstellung Sachsen-Anhalt“ Zahlreiche Aussteller präsentieren umfassende Informationen, Produkte, Dienstleistungen, aktuelle Trends und Entwicklungstendenzen auf dem Bausektor. Magdeburg, Messe www.lba-baumesse.de
03. Februar „Danceperados of Ireland – A Show of Irish Music, Song & Dance” Die Danceperados überzeugen mit überschäumender Lebendigkeit und Authentizität. Halle (Saale), Steintor-Varieté www.steintor-variete.de
Bildnachweis: Leipziger Messe GmbH/Lutz Zimmermann; Restaurant Stelzenhaus in Leipzig
10. März „Glenn Miller Orchestra directed by Wil Salden” Grandiose Show im Sweet- und Swingsound der 30er und 40er Jahre. Zwickau, Konzert- und Ballhaus Neue Welt www.zwickautourist.de 11. bis 20. März „23. Magdeburger Telemann-Festtage“ Unter dem Motto „Telemann und das Konzert“ stehen Werke im Mittelpunkt, die Telemann einst selbst als Konzertveranstalter präsentiert hat. Magdeburg, verschiedene Veranstaltungsorte www.telemann.org 31. März „5. Sinfoniekonzert - Naturgewalten“ Das Philharmonische Orchester Plauen-Zwickau spielt Bartók, Saygun und Beethoven. Zwickau, Konzert- und Ballhaus Neue Welt www.zwickautourist.de
REGJO KALENDER
79
März bis Mai „SONGTAGE Gera“
06. bis 10. April „Monstronale Festival“
Hier spielen (inter)nationale Singer/Songwriter, Folk-, Pop- und Jazz-MusikerInnen. Gera, verschiedene Veranstaltungsorte www.songtage-gera.de
Internationaler Wettbewerb für Animations- und Realfilme, der sich vor allem an Filmemacher und Regisseure, die sich als Forscher auf die Suche nach dem „Anderen“ begeben, richtet. Halle (Saale), verschiedene Veranstaltungsorte www.monstronale.org
Bildende Kunst 10. Januar bis 13. März „Glanzlichter 2015 “ Durch einen Wettbewerb können jedes Jahr die preisgekröntesten Naturfotografien aus aller Welt in einer Ausstellung präsentiert werden. Gotha, Schloss Friedenstein www.stiftungfriedenstein.de 10. Januar bis 28. März „Vom Allmächtigen zum Leibhaftigen“ Himmel und Hölle in der Sammlung SØR Rusche Oelde Berlin. Apolda, Kunstverein Apolda Avantgarde www.kunsthausapolda.de bis 13. Januar „gesichtet“ Der in Weimar als freischaffender Künstler lebende Adam Noack zeigt seine neuen Arbeiten, die in den letzen zwei Jahren entstanden sind. Weimar, C.Keller & Galerie Markt 21 www.weimar.de 24. Januar bis 29. März „K: KafKa in KomiKs“ Graphic Novel-Ausstellung, basierend auf Graphic Novels von David Mairowitz. Leipzig, Museum für Druckkunst www.druckkunst-museum.de 07. Februar bis 16. Mai „Hans Purrmann: Die Farben des Südens“ Eine repräsentative Auswahl von 90 Gemälden und 34 Arbeiten aus Hans Purrmanns farbintensivem Schaffen von 1903 bis zum Spätwerk. Erfurt, Angermuseum www.erfurt.de
Bildnachweis: SONGTAGE Gera/PR; LensShifter/Maik Preißer
bis 14. Februar „Es waren schöne glänzende Zeiten ... “ Mit ausgewählten Kunstwerken soll die Rezeption der Renaissancekunst durch die romantischen Autoren und die Anfänge der modernen Kunstgeschichte verdeutlicht werden. Jena, Romantikerhaus www.jena.de bis 14. Februar „Most Excellent – Ausgezeichnet!“ Die Ausstellung versammelt junge Schmuckkünstler, Bildhauer und Künstler, welche sich genreübergreifend mit dem Heldentum auseinandersetzen. Chemnitz, Wasserschloss Klaffenbach www.wasserschloss-klaffenbach.de bis 28. Februar „Heilige Lanze, Donnerkeile und Europa auf dem Stier“ Museumsobjekte aus aller Welt, die seltsam, merkwürdig und skurril erscheinen. Gotha, Schloss Friedenstein www.stiftungfriedenstein.de bis 29. Februar „Alicia Paz. The Garden of Follies“ Bilder und Skulpturen als Wechselspiel der Eindrücke aus dem Leben der Künstlerin. Magdeburg, Kloster Unser Lieben Frauen www.kunstmuseum-magdeburg.de bis 07. März „Freundschaft! Mythos und Realität im Alltag der DDR“ Wie kann sich Freundschaft unter den Bedingungen einer realsozialistischen Gesellschaft entwickeln? Jena, Stadtmuseum www.jenakultur.de
bis 03. April „Als der Tod das Fliegen lernte“ Einzigartige Fotoaufnahmen dokumentieren die Entwicklung der Luftfahrt in Europa. Dresden, Verkehrsmuseum www.verkehrsmuseum-dresden.de bis 17. April „Immer bunter. Einwanderungsland Deutschland“ Diese Ausstellung beleuchtet die verschiedenen Phasen der Zuwanderung nach dem Zweiten Weltkrieg. Leipzig, Zeitgeschichtliches Forum www.hdg.de/leipzig bis 24. April „Leonardo da Vincis Maschinen“ Spannende Informationen über Leonardos Leben, seine Zeitgenossen und die Renaissance. Naumburg, Galerie im Schlösschen www.schloss-klippenstein.de bis 01. Mai „Konstantin Grcic. Panorama. Eine Design-Ausstellung“ Grcics Entwürfe verbinden industrielle Ästhetik mit experimentellen, künstlerischen Elementen. Leipzig, Grassi Museum für Angewandte Kunst www.grassimuseum.de bis 22. Mai „Krieg – eine archäologische Spurensuche“ Eine archäologische Spurensuche, die bei den Jägern und Sammlern beginnt und bis zu den Kriegern der Bronzezeit führt. Halle (Saale), Landesmuseum für Vorgeschichte www.lda-lsa.de
80 REGJO
Wussten Sie, ... über das größte Glockenspiel in Europa, die Schönheit des Molkereihandwerkes und die Heimat kleiner, bärtiger Männer … … dass der Rote Turm in Halle an der Saale der einzige freistehende Glockenturm Deutschlands ist? Im Jahre 1506 wurde in Halle ein gewaltiges Bauprojekt vollendet: Der Rote Turm im Zentrum des halleschen Marktplatzes. Nach 88 Jahren Bauzeit erhielt er seinen Knopf mit 246 Stacheln als abschließende Bekrönung. Seitdem ist er eine besondere Zierde der Stadt Halle und gehört zur Fünf-Türme-Silhouette der Saalestadt. Er ist der einzige freistehende Glockenturm Deutschlands, beheimatet das größte Glockenspiel in Europa und das drittgrößte Glockenspiel weltweit. Seine 76 Glocken haben insgesamt ein Gewicht von 45 Tonnen. Das Gewicht der einzelnen Glocken variiert stark, so wiegt die größte Glocke acht Tonnen und die kleinste Glocke 10 Kilogramm. Zwischen 8 Uhr am Morgen und 22 Uhr am Abend ertönen jede viertel Stunde ausgewählte Volkslieder und Musik von Georg Friedrich Händel. Diese Melodien werden zur vollen Stunde auch vom Big Ben in London gespielt.
Impressum: ISSN 1614-2837 11. Jahrgang, Ausgabe 43 Hauptredaktionsschluss: 16. November Erscheinungstermin: 14. Dezember Herausgeber: REGJO – Das Magazin Magazinverlag Mitteldeutschland GmbH Nikolaistraße 47, NIKO 47, 04109 Leipzig Telefon: (03 41) 975 72 47, Telefax: (03 41) 974 72 58 REGJO ist eine eingetragene Marke (39867052) der REGJO – Magazin Verlag Mitteldeutschland GmbH www.regjo-mitteldeutschland.de, info@regjo-mitteldeutschland.de Regionale Wirtschaft: Frank Willberg Energie und Umwelt: Esther Niebel Titelthema: Franziska Reif, Frank Willberg, Dr. Helge-Heinz Heinker Kultur und Kunst: Esther Niebel Online-Redaktion: Laura Maneck Redaktion: Anja Bonitz (AB), Daniel Tieg (DT), Frank Willberg (FW), Franziska Reif (FR), Dr. Helge-Heinz Heinker (HHH), Steffen Georgi (SG), Tobias Prüwer (TP), Esther Niebel (EN), REGJO (REG), Redaktion (RED) Gastautoren: IHK Halle-Dessau, Dr. Ralf Borschinsky, Leipzig 2015 e.V., Claudia Koslowski, Jörg Hübner, Dr. Bernd Werner Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder. Lektorat: Franziska Reif
… dass sich der schönste Milchladen der Welt in Dresden befindet? Betitelt als schönster Milchladen der Welt steht die Dresdner Molkerei Gebrüder Pfund seit 1998 im Guinness-Buch der Rekorde. Wände, Decken und Boden bestehen aus phantasievoll gestalteten Fliesengemälden im Stil der Neorenaissance. Die handgemalten farbigen Darstellungen stammen aus der Dresdner Steingutfabrik Villeroy und Boch und erzählen die Geschichte des Molkereihandwerkes. Begonnen hatte alles im Jahre 1879, als ein Landwirt aus Reinholdshain namens Pfund die Idee hatte, die Bewohner der Stadt Dresden täglich mit frischer Milch zu versorgen. So eröffnete er einen Laden. Ein Jahr später gesellte sich sein Bruder Friedrich Pfund dazu. So entstand der Name: Dresdner Molkerei Gebrüder Pfund. Aufgrund einer Überproduktion an Milch stellten sie als erste Molkerei in Deutschland Kondensmilch, Babynahrung und Milchseife her. Heute bietet Pfunds Molkerei hauptsächlich Rohmilch-Käseprodukte an. … dass Gräfenroda in Thüringen der Geburtsort der Gartenzwerge ist? Der 1821 in Gräfenroda geborene Heinrich Dornheim erlernte als Wandergeselle die Herstellung von Terrakottaware und errichtete 1856 eine völlig neue Produktionsstätte in Gräfenroda. Aus einheimischer Tonerde stellte er naturgetreue Hirschköpfe her und nannte sein Gewerbe „Tierköpferei“. Sein Schüler Philipp Griebel gründete im Jahr 1874 seine eigene Firma und wirkte von 1880 bis 1890, neben einigen anderen Modelleuren dieser Zeit in Gräfenroda, an der Entwicklung des bekannten Gräfenrodaer Gartenzwerges mit. Bereits ab 1884 wurden die kleinen Männer mit der Zipfelmütze bei der Leipziger Messe vorstellig, die ein wichtiger Vertriebskanal für die zukünftige Gartenzwergmanufaktur darstellte. Das Unternehmen des einstigen Schöpfers Philipp Griebel produziert bis heute individuell gefertigte Gartenzwerge aus Keramik. Auf dem Firmengelände befindet sich außerdem das Museum über die Geschichte der Gartenzwerge. Bildnachweis: Stadt Halle (Saale)/Thomas Ziegler, Pfunds Molkerei Dresden, so/pixelio.de
Anzeigen: Claus-Peter Paulus, Steffi Emde, Ramona Kitzing Vertriebspartner: SIBLOG Logistik GmbH Art Direction & Layout: Laura Maneck Fotografie: Daniel Tieg, Frank Willberg, Sebastian Willnow, Andreas Koslowski, Ellen Gruszinsky Titelbild: iStockphoto/portishead1 Distribution/Marketing: Daniel Tieg Messen und Kongresse: Anja Bonitz, Daniel Tieg Verlagsassistentin: Anja Bonitz Schlussredaktion: Daniel Tieg, Anja Bonitz, Franziska Reif Geschäftsleitung, Herausgeber: Claus-Peter Paulus (V.i.S.d.P.) Veröffentlichung: Quartalsweise Druck: Nordbayerischer KURIER GmbH & Co. Zeitungsverlag KG Geprüfte Auflagen und Verbreitung: Es gilt der Mediaplan 2015.
REGJO – Das Magazin für Mitteldeutschland ist Gewinner des SilberAward im Wettbewerb um den BCP (Best of Corporate Publishing) 2010
Medienpartnerschaften:
Bierdeckel Erfnder: Robert Sputh Deutschland, Mittelndorf (Sächsische Schweiz), 1892
utschland: e ld e t it M Ort in , Für Sie vor rfurt, Halle E , n e d s e r z, D in Chemnit rg. d Magdebu n u ig z ip e L
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