REGJO Das Magazin für Wirtschaft und Kultur Mitteldeutschland

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Das Magazin für Wirtschaft und Kultur Mitteldeutschland Sachsen · Sachsen-Anhalt · Thüringen

ISSN 1614-2837 www.regjo-mitteldeutschland.de

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REGJO Das Magazin für Wirtschaft und Kultur Mitteldeutschland

Sachsen • Sachsen-Anhalt • Thüringen

2/2016

Forschen für die Wirtschaft • Gründerszene Mitteldeutschland • E-Mobilität • Burgen und Schlösser Schlösser • Leipziger Neuseenland

45. AUSGABE 2/2016 3,90 EUR

REGJO

Idee, Geld und Zeit

Forschung treibt Wirtschaft an

Chemnitz im Fokus

Der Business Angels Sachsen e.V. ist ein hilfreicher

Spitzentechnologie ist essentiell für die Wirtschaft.

Was die Fraunhofer-Institute beitragen und wie Hand-

Katalysator bei Unternehmensgründungen. Ein Inter-

Wer darüber nicht verfügt, braucht Verfahren, um den

werk und Unternehmen davon profitieren. Über Fein-

view mit Dr. Jutta Horezky und Dr. Florian Stapper.

Entwicklungsabstand zu überbrücken.

mechanik, Instrumentenbau und E-Mobilität.


„Fischfilet mit Kartoffelbrei und Rotkohl“ bieten“, ist sich die Familie sicher. Überhaupt seien es die Freiräume und die Möglichkeiten, selbst etwas zu gestalten, was ein Leben auf dem Land attraktiv und anziehend für junge Familien macht. „Mit der Geburt unserer Tochter haben wir unsere Lebensumstände überdacht,“ erzählt seine Frau Lydia. „Leipzig ist eine wunderschöne Stadt in der junge Leute gut leben können, aber ich wollte nicht, Thea begrüßt die Besucher des Schmiedelanddass mein Kind in der Großstadt aufwächst. Das hauses mit einem fröhlichen „Hallo“, lächelt konnte ich mir nicht vorstellen“, so die Mutter der verschmitzt und nimmt Anlauf auf ihren Lieblingskleinen Thea. Sie beschreibt die große Herausforplatz. Wenn es Mama erlauben würde, sie würde derung, in Leipzig einen Kindergartenplatz zu finwahrscheinlich sogar auf der Schaukel übernachden. „Ich wollte mein Kind nicht nur unterbringen. ten. Mit Schwung und einem glücklichen KinderUns ist auch die Qualität der Betreuung enorm lächeln wirbelt sie hoch in die Luft und zeigt stolz wichtig“, so Lydia Hohmann. In Hainichen fiel die ihre Kunststückchen. Besucher halten den Atem Wahl auf den christlichen Kindergarten „Springan und Papa sagt „nicht so hoch Thea“. In ihrem brunnen“, der die kleine Thea herzlich willkommen Garten fühlt sie sich wohl und hat viel Platz zum hieß und in dem sich der Toben und Spielen. Zwerg pudelwohl fühlte. „Mit Norbert Hohmann ist begeis- „Mit der Schmiede haben wir dem KiTaplatz war uns klar, terter Koch. Mit seinem Team einen Schatz gefunden.“ wir kehren in unsere Heimat betreibt er seit 2011 das zurück“, erzählt Norbert Schmiedelandhaus in GreifenHohmann. dorf, einem kleinen Ort im Landkreis Mittelsach„Das ich nach mehr als 10 Jahren zurückkehre sen. „Wir haben nach einem Restaurant Ausschau war nicht absehbar. Heute schätzen wir die Nähe gehalten, dass wir pachten und betreiben können. zu den Großeltern sehr“, so der Familienvater. Unter den Kleinanzeigen sind wir schließlich Gesundes Essen hat nicht nur von Berufswegen fündig geworden“, schmunzelt er. eine große Bedeutung für Familie Hohmann. Das „Mit der Schmiede haben wir einen Schatz kann auch Thea bestätigen. Schon als Kleinkind gefunden. Wir können hier unsere Ideen verwirkdurfte sie ihre Eltern stets in Restaurants begleilichen und unserem Kind aber auch den Gästen ein Kleinod inmitten einer schönen Landschaft

ten. Auf die Frage welches Gericht sie am liebsten isst, antwortet der kleine Gourmet: „Fischfilet mit Kartoffelbrei und Rotkohl, zubereitet von Papa natürlich!“ In seine Heimat, den Landkreis Mittelsachsen, brachte Norbert Hohmann viel mit. Erfahrung, Wissen und Mut, etwas Neues aufzubauen. Dabei ist die Philosophie mit der er seine Gäste verwöhnt, bodenständig, gesund und kreativ zugleich. „Wir bieten Speisen mit einer hohen Qualität. Wir haben keine Speisekarte mit 100 Gerichten. Die Frische, die Regionalität, eine saisonal angepasste Speisekarte, aber auch die gute Qualität der Produkte und natürlich die Qualität der Zubereitung sind unser Geheimrezept“, so der leidenschaftliche Koch. Wer nach einer Fritteuse im Schmiedelandhaus sucht, sucht vergeblich. Auch die Kinderkarte überzeugt mit gesunden und leckeren Gerichten. „Uns ist es wichtig, regionale Netzwerke aufzubauen. Es gelingt zunehmend die Lebensmittel im regionalen Umfeld einzukaufen. Das ist einfach schön und bringt der gesamten Region etwas“, erläutert Lydia Hohmann. Die Tür fliegt auf. Thea stürzt herein, im Schlepptau zwei Freundinnen. „Papa kannst Du uns Eierkuchen machen?“ fragt sie mit erwartungsvollem Blick. Papa kann gar nicht anders. Stolz zieht sie sich mit ihren Freundinnen in den Garten zurück und genießt die besten Eierkuchen der Welt. Auf die Frage was sie einmal werden möchte, antwortet sie ganz spontan: „Lehrerin, am liebsten Reitlehrerin und wenn das nicht klappt, werde ich Köchin“.

... mein Platz . zum Wachsen

www.wirtschaft-in-mittelsachsen.de


REGJO – das sind unter anderem (v.l.) Claus-Peter Paulus (Herausgeber), Daniel Tieg (Distribution/Leitung Marketing) und Anja Bonitz (Vertriebsund Redaktionsassistenz).

Liebe Leserinnen, liebe Leser, ist die Wettbewerbsgesellschaft eigentlich aufgeschlossen für den Transfergedanken? Passt die Einstellung, verwertbare Spitzenergebnisse weiterzugeben, denn zum Streben nach Exzellenz und zum individuellen Gewinnmotiv, das die Wirtschaft antreibt? Von der Schlüsselfunktion neuer Technologien geht eine faszinierende Wirkung aus. Innovativ möchte schließlich jeder echte Unternehmer sein, um seine Marktposition abzusichern und auszubauen. Tüftler und Schrauber haben insbesondere Sachsen in der Phase von Industrie 1.0 groß und bekannt gemacht. Diese mit Gedankenblitzen gesegneten Praktiker und möglichst viele passende Partner in den Forschungseinrichtungen sind in der Phase von Industrie 4.0 erst recht gefragt. Denn – wie das ifo Institut für Wirtschaftsforschung in seiner jüngsten Konjunkturprognose festgestellt hat – die ostdeutsche Wirtschaft wächst in diesem und im nächsten Jahr nicht schneller als die gesamtdeutsche. Der wirtschaftliche Aufholprozess der östlichen Bundesländer tritt weiterhin auf der Stelle. Er benötigt innovative Impulse. REGJO stößt bei seinen Recherchen überall in Mitteldeutschland immer wieder auf Beispiele für gelungenen Technologietransfer, aber auch auf Defizite, die nur durch beharrliche Anstrengungen zu beheben sind. Egal, ob Technologietransfer auf den „Kampf um Köpfe“ reduziert oder als Kombination von Wettbewerb und zielstrebiger Bündelung verteilter Ressourcen praktiziert wird, es geht immer um strategische Fragen des wirtschaftlichen Aufstiegs. Wer mit sich und seiner Umwelt im Reinen ist, braucht keinen Technologietransfer, schon bald aber tröstenden Beistand.

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Was REGJO beim genaueren Hinsehen an der Praxis des Technologietransfers in Mitteldeutschland auffiel, steht komprimiert in dieser Ausgabe. So verstehen wir unseren Auftrag, selbst ein Teil der Unternehmenskultur zu sein, die auf Wissenstransfer und technologische Spitzenpositionen setzt, um im Wettbewerb zu bestehen. Eine schöne Sommerzeit wünscht Ihnen

Claus-Peter Paulus und das REGJO-Team Herausgeber

Titelbild: Andreas Koslowski. Der gebürtige Rheinländer lebt seit 15 Jahren in Leipzig. Er fotografiert seit über 30 Jahren für nationale und internationale Auftraggeber. Über seine Plattform „www.pixapool.de“ sind Auftragsarbeiten buchbar.

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2 INHALT

REGJO

40 Forschung treibt die Wirtschaft an

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Spitzentechnologie ist essentiell für den wirtschaftlichen Aufstieg von Unternehmen. Wer über solche Technologien nicht verfügt, braucht zuverlässige Verfahren, um den Entwicklungsabstand möglichst schnell zu überbrücken – Stichwort Technologietransfer.

Der Business Angels Sachsen e.V. ist ein hilfreicher Katalysator bei Unternehmensgründungen. Ein Interview mit Dr. Jutta Horezky und Dr. Florian Stapper.

Titelthema: „Innovation & Wissens- und Technologietransfer“

Regionale Wirtschaft

47 „Innovationen entstehen vor allem an den Schnittstellen zwischen den Disziplinen“

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Ein Interview mit Prof. Gesine Grande, Rektorin der HTWK Leipzig, über Technologietransfer.

52 Wenn der Meister den Professor trifft Von Technologietransfer profitieren Handwerk und Forschungseinrichtungen der Hochschulen. Was Feinmechanik, Instrumentenbau und E-Mobilität gemeinsam haben.

55 Theorie – Theorie – Praxis Ohne die Fraunhofer-Institute kann über das Thema Wissens-, Innovations- und Technologietransfer nicht gesprochen werden.

56 Innovation schafft Zukunft Als einer der wichtigsten Treiber erweist sich hier bereits seit Jahren futureSAX – die Innovationsplattform des Freistaates Sachsen.

60 So innovativ wie einleuchtend Die Neontechnik Elektroanlagen Leipzig GmbH verknüpft handwerklich-technologisches Können mit Kreativität.

62 H2 – ein Molekül elektrisiert Mit dem Innovationsprojekt HYPOS soll in Mitteldeutschland die Tür zur WasserstoffZukunft aufgestoßen werden.

In Sachsen findet man Europas größtes Cluster für organische und flexible Elektronik – mit fast 40 Unternehmen und 20 Forschungseinrichtungen.

Klarsicht und naive Blicke Louis-Machián Seriot ist 19 alt Jahre und Inhaber der LMS Development Concept.

12 Verantwortung übernehmen Führungskräfte untersuchten gemeinsam das Potenzial von Zuwanderung.

16 Experiment naturnaher Wein 65 Ideenreich Beim IQ Innovationspreis Mitteldeutschland werden jährlich Innovation und Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft ausgezeichnet.

66 Die Wissensschmiede Forschungskooperationen zwischen Unternehmen und Hochschulen, wie der HTWK Leipzig, bringen die Wissenschaft voran und ermöglichen Unternehmen, sich einen Innovationsvorsprung zu erarbeiten.

70 Anschubhilfe für die Energiewende 58 Technologieführerschaft made in Saxony

Idee, Geld und Zeit

Das Projekt „EnergieCity Leipzig“ will die Pleißemetropole zur Hauptstadt für energieeffiziente Technologien machen.

Innovation trifft Forschung: Der Weinbau am Geiseltalsee erfährt wissenschaftliche Begleitung aus Erfurt und Merseburg.

20 Landkreis der Vielfalt Ein Interview mit Landrat Matthias Damm über die Struktur des Wirtschaftsstandortes Mittelsachsen, Engagement und den Prozess des „Zusammenwachsens“.

26 Medien und Digitalisierung Ein Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden des Mitteldeutscher Presseclub e.V. Wolfgang Brinkschulte.


REGJO

INHALT 3

34 E-Mobilität

74 Wasser, Sport, Spaß

94 „Wir sind im Flow“

Vier Maßnahmenpakete eröffnen Perspektiven für den elektrischen Funken im Leipziger Stadtverkehr.

Der Freizeitwert des Leipziger Neuseenlands ist groß, Wassersportler kommen genauso auf ihre Kosten wie jene, die entspannt die Seele baumeln lassen wollen.

Hoch erfolgreich endete die Spielzeit am Theater der Jungen Welt Leipzig – Intendant Jürgen Zielinski schaut kurz zurück und dann nach vorn zum Jubiläum.

Energie und Umwelt

Sport und LebensArt

Kultur und Kunst

36 Grüngas als Motor der Energie wende

78 Sommerkino im Scheibenholz

96 Weltkunst aus Afrika

Studien und Erfahrungen mit Biomethan und Power to Gas zeigen, dass Gas und die Infrastruktur der Motor der Energiewende werden können.

In der heißesten Zeit des Jahres verwandelt sich die Tribüne der ehrwürdigen Leipziger Galopprennbahn in den größten Open-AirKinosaal der Region.

82 Tennis war und ist in Leipzig beheimatet

Tourismus 90 Fest gemauert in der Erde Mehr als 800 Burgen und Schlösser beherbergt die Region. Ein kleiner Rundumblick.

Auf gewachsene Traditionen bauen: Das geplante Tennismuseum erinnert an die Anfänge dieses Sports in Leipzig und bindet die heutige Turnierlandschaft in eine große Geschichte ein.

84 Golfturnier Am 17. September findet der 5. Golf-Wirtschaftscup statt.

Zwischen Harare und Leipzig – eine ungewöhnliche Allianz, eine ungewöhnliche Ausstellung: Bildhauerei aus Simbabwe.

98 Captain America checkt in Leipzig ein 2005 landete der Flughafen Leipzig/Halle in Hollywood und begann eine Filmkarriere als Drehort. Vorläufiger Höhepunkt „Captain America 3 – Civil War“.

101 Semper-Superlative Das diesjährige „Semper Open Air“ lud zu Wagners beliebtester Oper an dessen Geburtstag am 22. Mai ein.

108 Bücherbox 92 Mit der Bahn zur Burg Viele Wege, aber nur wenige Schmalspurbahnen führen zu Schlössern und Burgen.

93 Historisch Wernigerode, die „bunte Stadt am Harz“, stellt sich vor.

86 Wünsche, Wohnen, Wohlgefühl Das Projekt bring-together gestaltet Formen des Zusammenlebens und Wohngemeinschaften für Menschen, die nicht mehr allein leben können und wollen.

REGJO stellt Neuerscheinungen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vor.

110 Kulturkalender Was passiert in Mitteldeutschland? Veranstaltungstipps für die kommenden drei Monate.

88 Fleiß, Leidenschaft und Herzblut Eine Leipziger Gastronomenfamilie setzt auf Teamwork: Drei Restaurants, eine Erfolgsgeschichte und warum Fleiß und harte Arbeit sich auszahlen.

88 Impressum


4 KOLUMNE REGJO

Trennungsschmerz? Farewell! Eine Debatte rund um das Europa der zwei Geschwindigkeiten. Kolumne: Helge-Heinz Heinker

Europa, ein starker Staatenbund Nach Europa drängte alles. Europa verhieß Verlässlichkeit und Prosperität, keine Perfektion, aber Integration. Während im Osten Stein um Stein aus dem Fundament eines noch vor kurzem monolithisch scheinenden Blocks gebrochen wurde, stieg das Ansehen der EU ins Unermessliche. Europa war so friedlich wie nie zuvor in seiner Geschichte. Europa, das war ein starker Staatenbund, so gefestigt im Kern, dass von außen hereindrängende KandiDr. Helge-Heinz Heinker hat Wirtschaftswissenschaften studaten in überschaubarer diert und widmet sich seit über 20 Jahren als freier JourZahl nach reiflicher Prüfung nalist – darunter für REGJO – zentralen Aspekten der Wirtmühelos integriert werden schafts-, Unternehmens- und Verkehrsentwicklung in ganz konnten. Europa gab sich Mitteldeutschland. sozial, achtete tunlichst darauf, dass eine einigermaßen gerechte Balance zwischen mehr oder Lassen wir zunächst Symbole sprechen: weniger Wohlhabenden erhalten blieb. Europa Dass im geschichtsmächtigen Herbst 1989 stützte sich auf seine Industrie und beherzigte vor dem Leipziger Gewandhaus zuerst die seine in fast 200 Jahren akkumulierte ErfahEuropaflagge aufgezogen wurde, während rung, dass der Finanzsektor gefälligst dieser drinnen die sonntäglichen Dialoge immer Industrie zu dienen hat und nicht umgekehrt. befreiter abliefen, ist bekannt. Bald selber Wer am Ende des 20. Jahrhunderts verzur Bundesrepublik zu gehören, konnte gessen hätte, dass nur Europa das globale sich damals kaum jemand vorstellen. MögDreieck mit Nordamerika und Ostasien an den lichst schnell zur Europäischen Union anderen Ecken komplettieren kann, wäre gehören zu wollen, wirkte dagegen wie ausgelacht worden. Anders herum gefragt: ein Sehnsuchtsschub. Lief nicht jeden Wäre es damals – gerade 25 Jahre her – vorAbend im Westfernsehen der offizielle stellbar gewesen, dass in einem wichtigen MitSprachgebrauch darauf hinaus, dass die gliedsland der EU Stimmungen von den RänEU ohne große Umschweife „Europa“ dern her derart hochkochen und ins Zentrum genannt wurde? Und sollte das etwa heider Debatte eindringen können, dass die ßen, in Leipzig, Halle, Dresden und Erfurt Zugehörigkeit dieses Landes zu „Europa“ auf lebten die Menschen nicht in Europa? Zu der Kippe steht? „Europa“ zu gehören, verhieß, nicht vergessen, sondern gut aufgehoben zu sein. Es droht die Totalentwertung Aufrichtig Europa-Geneigte aus einem breiten politischen Spektrum wollten Was ist in schneller Abfolge gravierender Eineinen historischen Wechsel auf Teilnahme schnitte passiert, dass die enorm ausgedehnte und Teilhabe einlösen. Fotografie: Daniel Tieg

Gemeinschaft durch das Brexit-Referendum Ende Juni 2016, mit dem der Austritt Großbritanniens aus der EU festgezurrt wurde, in einen Abgrund blickt? Wieder wendet sich der Blick zurück zur Zeitenwende der Jahre zwischen 1989 und 1991. Insbesondere die französische Zustimmung zur anfangs skeptisch beäugten deutschen Einheit wurde mit dem Verzicht auf die D-Mark und die politische Konstruktion der Surrogatwährung Euro erkauft. Je heftiger die Dementis der damals Mächtigen – Bundeskanzler Kohl und Finanzminister Waigel – vorgetragen werden, dem sei nicht so, desto mehr verfestigt sich der Eindruck, dass die Hinterzimmer-Absprachen in sattsam bekannter Logik von Macht und Einfluss so und nicht anders abgelaufen sind. Entgegen allen Warnungen wurde ohne historische Parallele eine gemeinsame Währung ohne gemeinsame, abgestimmte Wirtschaftspolitik der Teilnehmerstaaten beschlossen. Wie soll so etwas funktionieren, wenn in einer Mannschaft jeder nach den Regeln spielt, die er persönlich für richtig hält – Hauptsache es wird dreist behauptet, das große Ganze bleibe fest im Blick? DefizitObergrenzen und angedrohte Sanktionszahlungen für den Fall der Nicht-Einhaltung entpuppen sich als grandios wirkungslos. Der verrückte Tanz geht weiter und findet seinen ekstatischen Höhepunkt in der Null- bzw. Negativ-Zinspolitik einer außer Rand und Band geratenen Europäischen Zentralbank. Es droht die Totalentwertung der wirtschaftlichen Vernunft wie der Euro-Sparguthaben. Währenddessen werden nun sogar Anleihen von satt mit Liquidität ausgestatteten Unternehmen aufgekauft. Auf den Kerngehalt gebracht heißt das, denen, die auf Geldbergen sitzen, wird Geld geschenkt. Sie finanzieren damit Aktienrückkäufe und konsolidieren eigene Machtpositionen und Konzernstrukturen. Produktive Investitionen führen dagegen ein kümmerliches Dasein. Auch mit geschenktem Geld verharren Kapitalanlagen in Maschinen und Anlagen auf bescheidenem Niveau. Reine Finanzgeschäfte werfen mehr ab. Destruktiver kann Zukunftssicherung kaum laufen.


REGJO KOLUMNE 5

Über Jahre hinweg hat sich eine merkwürdige Unwucht herausgebildet, wobei Großbritannien, das den Euro als eigene Währung gar nicht kennt, aber sich in der parasitären Finanzwirtschaft mit London zur europäischen Kernzone aufgeschwungen hat, heraus wollte aus der EU, während Griechenland, das mit dem Euro schwere Probleme hat, mit Zähnen und Klauen um einen Weiterbestand seiner EU-Mitgliedschaft kämpft. Und mittendrin immer Deutschland, mal als beschwichtigender Notarzt, mal als tadelnder Triumphator, immer aber als freudig akzeptierter Zahlmeister, wobei der Staat aus eingetrieben Steuern die Zeche zahlt, damit im Gegenzug private Banken den Ertrag der „Hilfspakete“ zur Heilung früherer Anleihegeschäfte hintenherum ungeschmälert einstreichen können. Gesamtwirtschaftliche Umverteilungsorgie Denke niemand, dem Wahlvolk fehle das feine Gespür, die schreiende Ungerechtigkeit und das Märchen von der überwundenen Finanzkrise 2007/08 in Grundzügen zu durchschauen, auch wenn auf der Gegenseite die Verrenkungen von „Experten“ noch so groß sind, den wahren Gehalt der gesamtwirtschaftlichen Umverteilungsorgie mit immer neuen Begriffen in denglischer Kunstsprache zu verkleistern. Wenn es eines Beweises bedarf, wie weit die Europa-Entfremdung gekommen ist, die geringe Beteiligung an den Europawahlen würde ihn liefern. Nur noch eine Minderheit scheint überzeugt zu sein, mit ihrer Wahlstimme etwas bewegen zu können. Neben den periodisch wiederkehrenden und langsam einen Ewigkeitsstatus erlangenden Hilfspaket-Gipfeln kommen im Alltag der EU-Europäer vor allem solche Beschlüsse wie die Verdammung der klassischen Glühlampe, der Salzgehalt in deutschen Brötchen, der verbissene Kampf gegen schrumpelige Salatgurken und runzlige Äpfel, die Einfärbung von AutomobilRückleuchten, aber auch menschheitsbeglückende Regelwutattacken zur Sonnenscheinverträglichkeit des Bedienpersonals in bayerischen Biergärten und ähnliche Bürokratenausgeburten an. Dies sollte schwer zu denken geben. Die Bürger erleben Bürokratie, wo sie Demokratie erleben müssten. Auf dem Binnenmarkt gibt es zweifellos genug zu tun, aber bitte in strategischer Dimension und nicht in verzagter Krümelkäse-Fixierung.

Demokratie-Debakel Hat denn ein europäischer Spitzenpolitiker in den Monaten der hochgepeitschten Brexit-Diskussion ein gewichtiges Wort oder gar eine eindringliche Rede zur Substanz oder zum Entwicklungspfad der EU gehalten? Appelle dröhnten gelegentlich, die waren aber so gehaltvoll wie die sattsam bekannten Hohlformeln auf Wahlplakaten. Kommissionspräsident Juncker, der in ruhigeren Zeiten als charmanter Dauer-Umarmer wie ein Staatsschauspieler durch jede Tagesschau schwebt, entschuldigte sein aufreizendes Schweigen damit, dass jedes seiner Worte von der einen oder der anderen Seite in Britannien nur missverstanden werden könnte. Klappe zu, um angeblich Stimmungen zu besänftigen. Ein erstaunliches Selbstbild des wichtigsten Repräsentanten der EU. So kleinmütig ist die Gemeinschaft geworden, dass sie auf eine leidenschaftliche Positionsbestimmung von oben verzichtet. Die Führungsmannschaft hat es offensichtlich verlernt, Herz und Hirn „ihrer“ Europäer zu erreichen. Immer seltener tauchen stichhaltige Begründungen für das politische Handeln auf. Formelkompromisse erschlagen die Strategiedebatte. Das ist kein Kommissions-, sondern ein Demokratie-Debakel. Der dynamischste Wirtschaftsraum der Welt Denn das ganze abgehobene Geschwafel, bei der EU handele es sich um ein Elitenprojekt, richtet ja gerade deshalb solchen Schaden an, weil dem größten Teil der Bürger, die den Wohlstand der Gemeinschaft erarbeiten, unterstellt wird, sie seien zu beschränkt, um die angebliche Genialität der Schalter und Walter in Brüssel und den anderen Hauptstädten zu verstehen. Zu fragen ist doch im Gegenteil, wo der dynamischste Wirtschaftsraum der Welt denn zu finden ist, der Europa 2016 sein wollte, wie die Forschungspolitik aus bürokratischen Verkrustungen gelöst werden kann, wie eine zukunftsfeste Energiepolitik aussehen soll, welche wirksamen Schutzmechanismen gegen die maßlose Bereicherung von Banken und Konzernen durch Steuerbetrug und Steueräquilibristik eingezogen werden, wie sich der unternehmerische Mittelstand aus dem erstickenden Regelungsdickicht befreien kann, wie der Waffenhandel des Friedensnobelpreisträgers EU mit sinistren Regimen in aller Welt endlich unterbunden werden soll und in welchem Maße sich die Union um die Bevölkerungsmehrheit – das sind immer noch die arbeitenden Menschen – und nicht bevorzugt um

gesellschaftliche Randgruppen kümmert. Die ständig beschworene Wertegemeinschaft muss durch mehr erlebbar sein als durch unbeschwertes Reisen von Land zu Land. Ein abstrakter philosophischer Diskurs Einen Trennungsschmerz von Britannien haben Publizisten diesseits und jenseits des Kanals in den Wochen vor dem Brexit-Referendum tiefenpsychologisch diagnostiziert und zu lindern versucht. Doch die reichliche Hälfte der wählenden Briten entschied sich für Ausstieg. Und plötzlich trauen die EU-Oberen dieser nie dagewesenen Zäsur das Zeug zu, in anderen Mitgliedsländern Nachahmer zu finden. Donnerwetter. Wann reißen sie das Steuer herum, anstatt die Apokalypse zu beschwören? Jede britische Entscheidung hätte eine andere EU erzwungen, der Brexit allerdings eine zupackendere als der möglich gewesene Verbleib. In dem Abgrund, der sich nunmehr auftut, gärt Bedrohungspotenzial für Geist und Stil der praktizierten Gemeinschaft. Ein „Weiter so“ nach dem Warnschuss von der Insel würde die EU endgültig ins geopolitische Abseits führen. Eine Europäische Union als Deklamationsverband mit wuchernden Extrawurstenklaven für diejenigen, die über genügend Drohmechanismen verfügen, müsste sich auf wiederkehrende Sonderbehandlungs- oder gar Austrittsdebatten einstellen. So viel Kraft für selbstsüchtige Endlosdialoge kann die Gemeinschaft gar nicht entwickeln, stellt die Aufgabe, ein Europa der 28 im Vergleich mit dem früheren Europa der 12 zu führen, doch an sich schon eine enorm gestiegene Herausforderung dar. Wenn in dieser Situation der Schwächste das Tempo bestimmen und der Unwilligste laufend Richtungskorrekturen erzwingen könnte, dann Gute Nacht, Europa. Parallel zum britischen Farewell muss die Debatte rund um das Europa der zwei Geschwindigkeiten endlich die Ebene eines abstrakten philosophischen Diskurses verlassen. Klare Ansage: Die Zukunft der EU liegt im Europa der zwei Geschwindigkeiten. Das wäre zwar nicht im Sinne der Gründerväter, aber die Entwurfsskizzen der Gemeinschaft sind vor nunmehr rund 60 Jahren entstanden, und die Welt von damals hat nur entfernt noch etwas mit der heutigen zu tun. Allein wenn die EU ihre stärksten Mitglieder sich so intensiv entfalten lässt, wie das deren Potential entspricht, um dadurch Impulse für die Nachzügler auszusenden, denen noch eine lange Entwicklung bevorsteht, hat die Gemeinschaft als Ganzes eine Chance.


6 REGIONALE WIRTSCHAFT REGJO

Die Hochzeit von Idee, Geld und Zeit Business Angels sind ein hilfreicher Katalysator bei Unternehmensgründungen, indem sie Know-how, Kontakte oder Kapital vermitteln. REGJO sprach mit Dr. Jutta Horezky und Dr. Florian Stapper, Vorstände der Business Angels Sachsen e.V.

Interview: Frank Willberg

Fotografie: Christian Modla

REGJO: Zurzeit ist die Gründungstätigkeit eher rückläufig. Trotzdem gibt es einen regelrechten Hype um Start-ups. Sehen Sie dies in Zusammenhang mit der Industrie 4.0 oder als Ausdruck einer neuen Work-Life-Balance? Jutta Horezky: Ich sehe den Grund eher an den Universitäten, wo ein günstiges Umfeld für Existenzgründungen geschaffen wird. Viele Studenten produzieren sehr gute Ideen und werden schon im Rahmen ihres Studiums auf anschließende oder parallele Gründungen vorbereitet. Dabei werden sie vielfältig gefördert. Ich denke an Förderstipendien oder diverse Programme an den Hochschulen. Florian Stapper: Das sehe ich ähnlich. Zwischen Studenten und ihren Professoren herrscht vielfach eine gute Zusammenarbeit. Und aus guten Examensarbeiten kann so eine praktische Anwendung entstehen – egal, ob sie erfolgreich ist oder nicht.

Kurzbiografie Dr. Jutta Horezky Jahrgang 1948, verh. , 2 Kinder Studium Wirtschaftspädagogik mit Promotion im Fach Informatik an der Humboldt Universität zu Berlin Seit 1976 verschiedenen Führungspositionen in der Wirtschaft, davon: • 1992 bis 1996 Führung des Großkundenbereiches der Stadtparkasse Dresden • Ab 1996 Selbständigkeit – Management und Coaching • 1999 bis 2001 Vice President Finance der netlinx AG • 2001 bis 2006 CFO der PC-Ware AG • Parallel Mitbegründerin 2002 der factoring.plus.AG Aktuell: • Aufsichtsratsvorsitzende der factoring.plus.AG • Aufsichtsratsvorsitzende der entiretec AG • Aufsichtsratsvorsitzende der Germania Factoring • Geschäftsführung M1 Factoring • Interimsgeschäftsführung Tiggers GmbH • Vorstand Business Angels Sachsen e.V. Hobby: Motorsport

50 Prozent der Start-ups sind binnen drei Jahren wieder vom Markt verschwunden. Worin verorten Sie die Stellschrauben für ihr Wohl oder Wehe? J.H.: Eine Idee als Geschäftsgrundlage ist das eine. Wichtiger sind die Personen, die dahinter stehen, und die Frage, ob sie unternehmerisches Geschick besitzen. F.S.: Ich würde es so formulieren: Ein guter Unternehmer vermag eine schlechte Idee zum Laufen zu bringen, während ein schlechter Unternehmer auch die beste Idee in den Sand setzen kann. Ein Kapitalgeber finanziert daher immer die Person, weniger ihre Idee. Natürlich schaut er auch auf die Idee, auf die Rahmenbedingungen, etwa ob diese Branche gerade im Kommen ist. Er prüft, inwieweit die Annahmen realistisch sind, beispielsweise die prognostizierten Wachstumszahlen. Aber es steht und fällt mit dem Unternehmer, ob er zum Beispiel bei ersten ernsten Schwierigkeiten die Segel streicht oder nicht. Kapital ist ein gutes Stichwort. Denn oft wird die geringe Kapitaldecke im Osten Deutschlands als Grund für wirtschaftliche Schwierigkeiten genannt. Stimmen Sie dem zu, und könnte die aktuelle Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank diesbezüglich eine befristete Lösung sein? F.S.: Dank der Niedrigzinspolitik bekommt man das Geld im Moment tatsächlich unerhört günstig. Der Punkt ist nur, dass man es erst einmal bekommen muss. Start-ups kommen mit dem, was sie aus Subventionstöpfen erhalten, nicht hin. Daher brauchen sie zusätzlich Eigenkapital oder entsprechende Kredite. Für uns Business Angels stellt sich das so dar: Auf der einen Seite steht in unserer Sichtweise der junge Unternehmer. Der verfügt über seine Geschäftsidee und auch über Zeit. Auf der anderen Seite befindet sich das Kapital, welches weder die Idee noch Zeit hat. Für einen erfolgreichen Geschäftsstart braucht man eine gute Mischung aus allem. Wir Business Angels bringen diese Komponenten zusammen.


REGJO REGIONALE WIRTSCHAFT 7

J.H.: Es muss auch nicht zwangsläufig Kapital eingebracht werden. Oftmals reicht es, Bonität bei der Bank einzubringen, was entsprechend zu Kapital führt. Wichtig ist nebenbei bemerkt auch, dass die Idee in dieser Gründungsphase, in der wir hilfreich zur Seite stehen, immer beim Unternehmer, beim Ideengeber verbleibt. Das ist in unserem Ehrenkodex entsprechend verankert. Für Existenzgründungen wird das vorhandene Netzwerk oft als Erfolgskriterium genannt. Bei Start-ups heißt es Szene statt Netzwerk. Dazu kommt die Hilfe der Business Angels beim Zugang zum Wagniskapital. F.S.: Dafür führen wir regelmäßig sogenannte Matching-Veranstaltungen durch. Bei einem Elevator-Pitch hat der jeweilige Unternehmer zehn Minuten Zeit, um sein Unternehmen zu präsentieren, sich und seine Idee vorzustellen. Pro Abend gibt es in der Regel fünf Präsentationen, in deren Anschluss für potenzielle Kapitalgeber die Möglichkeit besteht, Fragen zu stellen. Und im Nachhinein können sich die Interessenten eingehender unterhalten. Ich würde Business Angels mit einer Heiratsagentur vergleichen, indem wir Ideen beziehungsweise Kapital an den Mann oder die Frau bringen. Und das ist durchaus eine doppelte Bewerbung, ein Zusammenpassen in beide Richtungen. Letztlich sucht sich der Kapitalgeber einen Unternehmer und der Unternehmer einen Kapitalgeber aus. Ist Erfolg auf diese Weise planbar? Bleibt es eine Glückssache? Oder kann Scheitern als ein Schritt zum Erfolg gesehen werden? F.S.: Zu jedem erfolgreichen Unternehmer gehört es dazu, Niederlagen einzustecken. Wer behauptet, keine Rückschläge verarbeitet zu haben, dem könnte ich keinen Glauben schenken. Entweder er lügt, oder eine Niederlage steht unmittelbar bevor. Andererseits heißt es nicht ohne Grund, dass alles, was nicht umbringt, hart macht. Erfolgreiche Menschen sind sehr häufig robust, haben sich dank ihrer psychischen Widerstandskraft durchgeboxt. Gute Beispiele sind Bill Clinton, der aus widrigen Verhältnissen stammt, oder Ralf Rangnick, den wir in Leipzig ja gut kennen. Sensibelchen sind häufig gute Menschen, aber nicht immer gute Unternehmer. Das klingt schwarz-weiß. J.H.: Nun, die Chancen, dass sich das Risikokapital vervielfacht, stehen bestenfalls 50 zu 50. Bei Banken gibt es ein Backoffice als Prüfinstanz mit relativ sturen Gegebenheiten. Wir schauen viel detaillierter und nicht bloß auf ohnehin oft kaum vorhandene Sicherheiten. Ist das Projekt so gut? Kann der Existenzgründer oder Unternehmer das umsetzen? Können wir es gemeinsam erfolgreich machen? Erfolgreiche Start-ups, die sich häufig als Venturekapitalisten hervortun, wandern oft nach Berlin ab. Ich denke an Lukasz Gadowski. Wie groß müssen Leipzig, Dresden oder Jena werden, damit sich das ändert? J.H.: Das hängt nicht unbedingt von der Größe, sondern von der Attraktivität des Standortes ab. Dort zu sein, wo man das Unternehmen weiterbringen kann. Das richtet sich nach der spezifischen Branche. Ganz entscheidend sind auch die verfügbaren Arbeitskräfte und deren Ausbildungsniveau.

Kurzbiografie Dr. Florian Stapper 25.6.1962

Dr. Florian Stapper wurde in München geboren und wuchs in Hamburg und Kiel auf.

1988 – 1991 Nach dem Studium in Bonn und München, absolviert er das Referendariat in Frankfurt/Main und London und schrieb seine Promotion. 1991 – 1993 Im Anschluss arbeitete er als Rechtsanwalt in der Großkanzlei Gaedertz, Vieregge, Quack, Kreile in Wiesbaden. 1993 – 1995 Danach schloss sich eine Zeit als Assistent in der Wirtschaftsprüfung bei Arthur Andersen & Co. GmbH in Hamburg an. 1995 – 1997 Des Weiteren arbeitet er als Rechtsanwalt bei dem Konkursverwalter Metzeler van Betteray & Partner in Düsseldorf. 1997 – 1998 Dr. Stapper machte sich mit einem auf die Insolvenz- und Zwangsverwaltung spezialisierten Anwaltsbüro in Leipzig selbstständig. 1998 - jetzt Seit dem hat Dr. Stapper Unternehmen der verschiedensten Branchen und Größen in der Insolvenz fortgeführt und saniert. Die Kanzlei hat inzwischen mehr als 60 Mitarbeiter an mehreren Standorten.


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Und bürokratische Hemmnisse beziehungsweise Wirtschaftsförderung? Fokussiert die Politik zu sehr auf große Unternehmen? F.S.: Die Leuchtturmpolitik ist in der Tat sehr umstritten, obwohl es natürlich strukturpolitisch eine große Leistung ist, in Leipzig DHL, den Flughafen und zwei Autobauer nebst Zulieferer zusammenzubringen. Trotzdem sollten Große und Kleine gefördert werden. J.H.: Die Fördermittelpolitik müsste wirklich flexibler sein. Zudem dauert die Bearbeitung vielfach zu lange – sechs Monate bis zum Bescheid bieten keine Planungssicherheit. Kleine Unternehmer müssten ganz anders gefördert werden. Die so genannten Qualitätssicherer, welche zwischen Fördermittelgeber und Unternehmen geschaltet sind, sollten für einen schnelleren und unproblematischeren Ablauf genutzt werden. Noch einmal zurück zur Unternehmerpersönlichkeit und den Rahmenbedingungen: Worin liegen ihres Erachtens die Gründe dafür beziehungsweise die Mittel dagegen, dass aus Misserfolgen Erfolg oder aus Erfolg Misserfolg erwächst? F.S.: Es ist tatsächlich mehr der gute Mann oder die gute Frau – und die Betriebswirtschaft. Eine gute Geschäftsidee ist Voraussetzung für ein investitionswürdiges Start-up. Zum Beispiel können drei promovierte Physiker eine tolle Idee haben. Ich würde dort dennoch die Frage stellen: Wer rechnet? Erlauben Sie mir die Frage, was Sie bewogen hat, Business Angel zu werden. J.H.: Ich wollte meine jahrelange Erfahrung weitergeben. Unternehmen haben oft in der Startphase einen falschen Ansatz. Da wollte und will ich etwas bewegen. Es sind ja nicht nur die positiven Kontakte. Auch wenn wir feststellen müssen, dass etwas aus

bestimmten Gründen nicht funktioniert, können wir Anfragen in Gesprächen oder bereits im Vorfeld in die richtige Richtung lenken. Als ich zum Beispiel bei der Bank beschäftigt war, wollte ein Kunde 54 Milliarden Euro – manche Ideen sind nie im Leben realisierbar. F.S.: Ja, ich finde es auffällig, wie viele Gründer nach kurzer Zeit einen Umsatz von 100 Millionen Euro planen. Das ist zur magischen Grenze geworden. Wir sagen dann: Versuch doch erst einmal, in fünf Jahren nachhaltig eine Million Umsatz zu erzielen. Das ist schwer genug, und viele schaffen es nicht. Aber zu meinen Beweggründen: Auch ich wollte eine Plattform schaffen, um Kapitalgeber und Ideengeber zusammenzuführen, damit sich erfolgreiche Unternehmen gründen. Und wie würden Sie Ihr Engagement bewerten? J.H.: Ich glaube, wir können stolz sein. Nachdem wir beide 2007 von der Sächsischen Aufbaubank angesprochen wurden, eine ähnliche Plattform in Sachsen neu zu beleben, haben wir vielen Hilfesuchenden gute Kontakte vermittelt – bei unseren Veranstaltungen oder bei Anfragen übers Netzwerk der Business Angels Sachsen. Es ist einfach wichtig, Ansprechpartner für Ideen zu sein. F.S.: Ich finde, es wird mit jedem Jahr besser. Wir haben gute neue Business Angels gewinnen können. J.H.: Trotzdem suchen wir natürlich weiterhin neue Business Angels, die die Qualität haben und gewillt sind, sich interessanter Projekte anzunehmen. Denn Projekte gibt es genug. Für fünf Vorstellungen auf einer Abendveranstaltung haben wir leicht 20 bis 30 Anfragen.

www.business-angels-sachsen.de


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Klarsicht und naive Blicke Erfolgreich, innovativ, jung. Louis-Macián Seriot ist 19 Jahre alt und Inhaber der LMS Development Concept. Ein Gespräch über die Prägungen der Vergangenheit und Erfindungen für die Zukunft.

Interview: Steffen Georgi, Rene Falkner

Erfinder und Jungunternehmer: Louis-Macián Seriot

Fotografie: Daniel Tieg

Er könne einfach nicht weghören. In Meetings, in Gesprächen sei da diese ununterbrochene Konzentration auf das, was es zu verhandeln gibt und dessen Abspeicherung im Gedächtnis. Worauf – im Nachgang, allein – das Reflektieren folgt: „Auch meiner selbst.“ „Zukunft neu definiert … “ Louis-Macián Seriot ist 19 Jahre jung. Was man ihm ansieht – aber nicht unbedingt anmerkt. Unter Altersgenossen (und nebenher: auch unter älteren Semestern) gibt es nur wenige, die auf so differenzierte Art zur Reflektion fähig sind. Wie ja auch 19-jährige Firmeninhaber eher rar gesät sein dürften. Seriot ist Gründer und Chef der LMS Development Concept. Die Leistungspalette reicht von Automationslösungen bis Softwareentwicklungen. Was Innovationen im Bereich der Inventursoftware (StockTake) ebenso einschließt, wie die Konzeption eines Verfahrens zur „automatischen Defolierung“ (DefoCube), das mit eigens von der Firma OPTEG dafür gebauten Maschinen das Entfernen der Verpackungsfolien von Produkten ermöglicht. Ein technologisches Novum. „Zukunft neu definiert“ ist der Firmenslogan. Einer, der passend ist – und erwachsen aus einer Vergangenheit, die für Seriot nicht nur leicht war, selbst wenn

das an der Oberfläche seiner Lebensbahn anders aussieht. Erfinden, entwickeln, auf den Markt bringen In der Schule musste er nie viel lernen, erzählt Seriot. Es fiel ihm einfach leicht. Und auch das technisches Interesse war früh da. Mit 11 Jahren brachte er sich das Programmieren selber bei. Und als er mit 15 in einem Unternehmen ein Schülerpraktikum machte, stieß er dort das erste Mal auf das Problem der Defolierung. Da hat er erst zugehört, dann – im Nachgang, allein – reflektiert. Und eine Problemlösung auf Millimeterpapier skizziert: „Alles aus einem ziemlich naiven Blick heraus.“ Das Schöne daran: Der „naive Blick“ war technologische Klarsicht, der Lösungsvorschlag praktikabel, mithin ein Zeichen, ein Startsignal. Seriots Geschichte ist aber auch eine von der Gabe, die mitunter Last sein kann. Man weiß es ja: Was Menschen fremd ist, aus ihrem Mittelmaßschema fällt, grenzen sie aus. Eine Erfahrung, die Seriot in seiner Schulzeit machen musste. Es waren Jahre des Mobbings, der Ausgrenzung – doch auch darüber spricht Seriot heute nüchtern reflektierend: „Die wissen nicht, was die anrichten, wenn die sowas tun.“ Rückhalt bot das Elternhaus – und eben seine Gabe,

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Geschäftspartner auf Augenhöhe: Opteg-Chef Dr. Steffen Gürtler

seine Lebensleidenschaft: „Erfinden, Ideen entwickeln, realisieren und auf dem Markt bringen – das wollte ich, das mache ich.“ Außerdem hört er zu, reflektiert, versteht. Auch im zwischenmenschlichen Umgang: „Ich weiß, ich denke in vielem sozialer als andere. Und ja, vielleicht wäre das nicht so, hätte ich nicht die Erfahrungen gemacht, die ich machen musste.“ Erfahrungen der Vergangenheit – die jetzt mithelfen „Zukunft neu zu definieren.“ QR-Code* führt zum kompletten Interview als Video-Stream. Sie benötigen eine Internetverbindung.

www.lms-development-concept.de


Impressionen von der ersten Fuckup Night in Dresden: am 7. April 2016 im Turmcafé der Technischen Sammlung zur siebten Abendstunde.

Scheitern für den Erfolg „Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern“, brachte es Samuel Beckett in „Worstward Ho“ auf den Punkt. Auch Existenzgründer schlecken bis zum wirtschaftlichen Erfolg selten Honig. Text: Frank Willberg

Fotografie: Gründernest

„Fuckup Nights“ sind ein neues, ganz anderes, aber nicht minder hilfreiches Vehikel der Gründerszene. Das Format entwickelte sich 2012 in Mexiko und schwappte vor zwei Jahren nach Deutschland. Schon der prägnante Titel deutet ein verändertes Verhältnis zum Scheitern an. Nun hat die Welle Mitteldeutschland erfasst. „Ich bin nicht gescheitert.“ Gefragt, warum er nach tausenden Fehlversuchen eine Glühbirne entwickelte, erwiderte Thomas Edison: „Ich bin nicht gescheitert. Ich kenne jetzt 1.000 Wege, wie man keine Glühbirne baut.“ Ist das bauernschlau, trotzig oder Ausdruck eines nicht versiegen wollenden Optimismus? Sören Frost haut jedenfalls in die gleiche Kerbe: „Scheitern ist eine Notwendigkeit im Gründungsprozess.“ Mit seinem Gründernest, einer Agentur für Geschäftsmodellentwicklung, hat er an die 400 Gründungen begleitet und auch selbst einige hinter sich. Eine Geschäftsidee sei wie eine Hypothese, die getestet und ausgereizt werden müsse, Schritt für Schritt. Offen für Anpassungen, immer auf der Suche nach einem „minimal funktionierenden Produkt“, welches angenommen wird. Scheitern ist dabei eine wichtige und nahezu unvermeidliche Erfahrung. Achtzig Prozent der Existenzgründer scheitern, so schätzt er, weil sie sich nur auf ihr Angebot, weniger auf die Nachfrage konzentrieren. Weil sich bei etlichen Start-ups und Existenzgründern die Schwierigkeiten und Hindernisse ähneln, ehe sich eine tragfähige Idee herauskristallisiert, hat Frost zuerst das Gründernest ins Leben gerufen, dann ein Gründerfrühstück als Netzwerktreffen der Szene initiiert. Nun gibt er mit den „Fuckup Nights“ in Dresden im Drei-Monats-Rhythmus denen eine Bühne, die es trotzdem versuchten.

Keine Angst vorm Scheitern In der Regel treten drei sogenannte Speaker auf, die in begrenzter Zeit von ihren jeweiligen Erfahrungen berichten und spannend aus dem Nähkästchen plaudern. Es gibt Raum für Dialog – gern auch mit einem lockeren Bier. Die circa 200 bis 300 Tickets für eine solche Abendveranstaltung sind unter den vornehmlich jungen Gästen rasch vergriffen. „Unsere vier ‚Fuckup Nights‘ waren mehr als gut besucht“, erzählt Malte Müns aus Magdeburg. Allerdings sei es schwierig, Speaker zu gewinnen. Ganz ähnlich sieht es Juliane Seeber von der Gründerwerkstatt neudeli, die an der Uni Weimar zur deutschlandweiten Gründerwoche wieder eine „Fuckup Night“ veranstalten wird: „Die Redner müssen gut erzählen können, sich trauen, ihren Misserfolg auf der Bühne zu verarbeiten. Oder sie haben nicht mehr daran zu knabbern, weil es danach gut gelaufen ist.“ Auch in Chemnitz gab es Ende Mai die erste „Fuckup Night“. Aber den Vogel schießt Leipzig ab. André Nikolski veranstaltet jeden Monat eine – seit mehr als einem Jahr. Er schätzt den offenen Umgang mit dem Scheitern, die Intensität dieses offenen Formates und auch, dass der Titel manche vor den Kopf stößt. „Das lässt viele aufhorchen.“ Die persönlichen Geschichten würden ein besseres Empathieverhältnis ermöglichen, den Blick dafür schärfen, was es heißt, Unternehmer zu sein. Der Wert der Erfahrung zeige sich darin, erst auf die Nase zu fallen und dann wieder auf die Beine zu kommen. Letztlich gelte es, Gründungswilligen die Angst zu nehmen. www.gruendernest.com/fuckupnights-dresden www.md.fuckupnight.de www.facebook.com/TheFUNChemnitz


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TeilnehmerInnen des Programms „Mitarbeiter für Verantwortung“ bei der Ergebnispräsentation im April 2016.

Verantwortung übernehmen Führungskräfte untersuchten gemeinsam das Potenzial von Zuwanderung. Text: Tobias Prüwer

Fotografie: Franziska Werner/feinesbild.de

Rund 30 Prozent der Mitarbeiter in Leipziger Unternehmen haben einen Migrationshintergrund. Das besagt die Vision für das Jahr 2030, die einer Zukunftswerkstatt zum Programm „Mitarbeiter für Verantwortung“ entsprang. Internationalisierung und Erschließung neuer Märkte, Innovationen durch neue Denkweisen und nicht zuletzt Zuzug von benötigten Fachkräften führen der Vision zufolge zu demografischen Veränderungen in Stadt wie Unternehmen. Neben den Chancen von Migration birgt diese auch Herausforderungen, die es früh zu erkennen gilt. „Wie kann man die wirtschaftlichen Potenziale von Zuwanderung nutzen und stärken?“, bringt Reinhard Wölpert, Geschäftsführer der Metropolregion Mitteldeutschland Management GmbH, das zweite bearbeitete Thema von „Mitarbeiter für Verantwortung“ auf den Punkt. Das Leipziger Programm schafft bei Akteuren aus der Wirtschaft besonderes Interesse für drängende soziale Fragen. Drei Anliegen werden verfolgt: Die inhaltliche Sensibilisierung, das Einbringen eigener Netzwerke und Ressourcen und die gemeinsame Entwicklung von Lösungsansätzen. Fachfremdheit ist für den unverstellten Blick durchaus gewollt. Ziel ist die Initialzündung für ein weitergehendes Beschäftigen mit der Fragestellung, das idealerweise in die Institutionen miteingebunden wird. Das Programm „Mitarbeiter für Verantwortung“ der Metropolregion Mitteldeutschland begann 2014 mit der Problemstellung, die Schulabbrecherquote zu senken. Es wird begleitet von IdeenQuartier und der Common Purpose und im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik des Bundes gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Beim Thema Zuwanderung gilt es, die der Migration und Integration selbst innewohnenden Potenziale zu entdecken. „Da ist natürlich das Unternehmensinteresse, Fachkräfte zu gewinnen“, sagt Reinhard Wölpert. Aber es gehe eben auch um die Frage des guten gemeinsamen Zusammenlebens. „Sich als Unternehmen in der Stadtgesellschaft zu positionieren und die Bereitschaft zu sozialer Verantwortung zu unterstreichen, kann helfen, Vorurteile

abzubauen. Wenn das Stadtklima nicht stimmt, trifft das letztlich auch die Unternehmen.“ „Zuwanderung als Potenzial nutzen“ startete im Herbst 2015 als zweiter Programmdurchlauf von „Mitarbeiter für Verantwortung“. Darin bearbeiten 20 Führungskräfte das Thema einer institutionsübergreifenden Willkommenskultur. Die zugrundeliegende Frage lautete: „Mit welchen Ansätzen gelingt es, die Potenziale, die die Zuwanderung für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung in Leipzig und Mitteldeutschland bietet, aufzuzeigen?“ „Anspruch des Projektes war es, Führungskräfte aus Wirtschaft, Verwaltung und (Stadt-)Politik an einen Tisch zu bringen und dabei sowohl ihre Interessen, als auch ihre Problemlösungskompetenzen zu bündeln – etwas, wofür die Europäische Metropolregion insgesamt steht“, begründet Reinhard Wölpert das Engagement. „Das Ergebnis des zweiten Programmdurchlaufs zeigt, dass dies auch für sehr konkrete Themen und Fragestellungen, wie die Zuwanderung, hervorragend funktioniert und zu erfolgversprechenden Ergebnissen führt.“ Zum Abschluss des sechsmonatigen Projektes, das als Führungskräfteprogramm organisiert wurde, präsentierten die Teilnehmer im April 2016 zwei umsetzungsfähige Konzepte. „Expedition Job“ richtet sich an Handwerksbetriebe und setzt auf eine frühzeitige Berufsorientierung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Im Rahmen eines viertägigen Orientierungsverfahrens sollen diese an Berufsbilder des Handwerks, wichtige Inhalte von Bewerbungsgesprächen und erste Berufseinblicke durch Kurzpraktika herangeführt werden. Das Konzept wird federführend vom Haus Steinstraße e.V. umgesetzt werden. Das zweite Vorhaben fokussiert den Abbau von Vorurteilen und die Verringerung von Hemmschwellen innerhalb von Unternehmen bei der Integration von Flüchtlingen als Arbeitskräfte. Mit den Bausteinen „Aktionstag Integration“ und „Basisworkshop Integration“ sind zwei praxistaugliche Instrumente entstanden, die eigeninitiativ oder mit Unterstützung von Trainern in Unternehmen durchgeführt werden können.


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„Verschiedene gesellschaftliche Player zusammenzubringen, ist produktiv“ Im Gespräch mit Jörg Müller, Geschäftsführer des IdeenQuartiers und Ideengeber des Programms. Interview: Tobias Prüwer

Wer hat im Programm mitgemacht? Mit dem Interesse am Potenzial der Zuwanderung kamen Führungskräfte zusammen, die tatsächlich – das schöne Wort intersektoral passt hier – aus verschiedenen Bereichen stammen: regionale klassische mittelständische Unternehmen, aber auch Global Player, Vertreter aus dem Hochschulbereich, aus der Politik und der Verwaltung und dem sozialen Bereich. Sie haben über insgesamt fünf Workshop-Tage zusammengearbeitet. Die beiden vorgestellten Konzepte stammen aus der Runde? „Expedition Job“ existierte als Projektidee bereits im Vorfeld. Die Runde wurde als eine Art Startrampe genutzt und das Projekt jetzt vom soziokulturellen Träger Haus Steinstraße umgesetzt. Wir haben festgestellt, dass die Methode hervorragend funktioniert, um eine bestehende Idee zügig zum überzeugendem Konzept zu entwickeln. Ressourcen, Power und der andere Blick bilden da die genau richtige Schubkraft. Und das andere Projekt, Aktionstag Integration, kam aus der Runde? Genau. Die Teilnehmer fragten: Was können wir konkret im Unternehmen tun, um das Thema Zuwanderung für uns greifbar und letztlich auch nutzbar zu machen? Wie können wir bei uns Hemmschwellen abbauen, sprachliche und kulturelle Herausforderungen meistern, Unwissenheit aufklären?

Fotografie: Franziska Werner/feinesbild.de

Welches Fazit ziehen Sie? Die Teilnehmer äußerten sich im Anschluss sehr positiv: Wir brechen endlich mal aus der Routine aus, wir erhalten einen Kontext zur Stadt und den hier verhandelten Themen, können unser Netzwerk erweitern. Viele haben auch gesagt, sie hätten mitgemacht, weil sie das Gefühl hatten, sich selbst nützlich in die Stadtentwicklung einbringen zu können. Selbst dazuzulernen, über den Tellerrand zu blicken und sich selbst mit Themen konfrontieren, die vielleicht noch unklar sind, das motivierte. Die Idee, Menschen bei einem ungelösten Thema zusammenzubringen, geht auf? Ja, das funktioniert, wenn das Thema nicht zu komplex ist und tatsächlichen Gestaltungsspielraum bietet. Die Teilnehmer sind motiviert, ihre oft stark beschränkte Zeit wirklich einzubringen mit dem Wunsch, dass etwas Umsetzbares das Resultat ist. Im Idealfall sollte dieses Problem lösbar sein und auch dem Unternehmen nutzen. Man schafft es, für Themen von hoher gesellschaftlicher Relevanz, die aber fern sind von der Lebenswirklichkeit im Unternehmen, ein anderes Verständnis bis hin zur Akzeptanz herzustellen. Und die Menschen nehmen es mit zurück und spiegeln, was sie in diesem Programm erfahren haben. Wie sollte man vorgehen? Wir erstellen gerade einen Leitfaden, der Kommunen und Einrichtungen des öffentlichen Lebens dabei unterstützen soll, solche Themen zusammen mit Unternehmen

und anderen Akteuren zu bearbeiten und Lösungen zu implementieren. Wie identifizieren sie die Themen, bei denen sie nicht weiterkommen, wie beschreiben sie das griffig, wen müssten sie alles mit einbeziehen, um das Thema zu bearbeiten? Dann sollte die Organisation einen externen Moderator als Übersetzer hinzuziehen. Dabei muss der Zeitraum realistisch, aber kompakt und überschaubar sein, so dass so ein Projekt in etwa einem Vierteljahr entwickelt und zum Abschluss geführt werden kann. Die Kommune muss dem Thema Nachhaltigkeit zusichern und die erarbeiteten Ergebnisse in die Lebenswirklichkeit umsetzen. Sonst wird die Frustration groß. Wie sieht die Nachhaltigkeit beim aktuellen Projekt aus? Die „Expedition Job“ wird umgesetzt. Für den „Aktionstag Integration“ braucht es mehr Kommunikation, um es in die Unternehmerschaft hineinzutragen. Die beteiligten Unternehmen aber werden das Modell intern ausprobieren. Es ist also sehr produktiv, verschiedene gesellschaftliche Player zusammenzubringen, um an einem gesellschaftlich relevanten Thema zu arbeiten, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und eine spätere Umsetzung ermöglichen. Und es bildet sich ein Netzwerk von Leuten mit Interesse an gesellschaftlicher Entwicklung. Ich glaube, dass sie auch ohne weitere Begleitung durchaus als kleine Netzwerke von Bestand sind und sie andere Themen debattieren und voranbringen können.


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Unten: Bequeme Boxspring-Betten sorgen für einen komfortablen und erholsamen Schlaf, so dass man morgens fit und erholt in den Tag starten kann.

In der modern und trotzdem sehr gemütlich gestalteten Lounge kann man sich entspannen oder sich auf einen Kaffee bei einem Gespräch treffen.

Neuer Glanz im Seaside Residenz Hotel Nach mehrmonatigen umfassenden Renovierungsarbeiten wurde das Vier-Sterne-Haus im Herzen der Chemnitzer City wiedereröffnet. Neu gestaltete Zimmer sorgen für Wohlfühlatmosphäre. Text: Matthias Weidemann

Fotografie: Seaside Residenz Hotel

Alles neu macht der Mai. Das gilt insbesondere für das Seaside Residenz Hotel in Chemnitz. Nach mehrmonatigen aufwändigen Renovierungsarbeiten wurde es am 12. Mai im Rahmen einer „Eröffnungsfeier unter Freunden“ wiedereröffnet. Susanne Punner leitet das Hotel seit November 2011 als operative Hoteldirektorin und wird dies auch nach der Renovierung tun. Für die 40-Jährige ist ihr Beruf gleichzeitig auch Berufung. Langeweile ist für sie ein Fremdwort: „Das schönste an meinem Job ist, dass jeder Tag voller Überraschungen steckt“, sagt die Chefin von rund 30 Mitarbeitern, die selber schon lange für das Hotel tätig sind. Das Vier-Sterne-Hotel im Herzen der Chemnitzer Innenstadt erhielt neben der modernen Außenfassade auch eine umfassende Neugestaltung des Interieurs. „Alle 187 Zimmer wurden renoviert und erstrahlen nun in modernem und dennoch gemütlichen Design“, so Punner. Ein exklusiver Boardroom ist ebenso entstanden wie eine Lounge, die einen zeitgemäßen und gleichzeitig anheimelnden Charme hat. Einzige Ausnahme bilden Lobby, Bar sowie das Restaurant. „Diese Bereiche sind erst während der letzten fünf Jahre auf den neuesten Stand gebracht worden“ erklärt die Hotelchefin. Wohlfühlatmosphäre mit Mosaik und Blütenmuster Drei Zimmerkategorien stehen für die Hotelgäste zur Verfügung, und zwar in den Klassen Standard, Premium und Deluxe, die alle mit einer Größe von 30 Quadratmetern sehr geräumig sind. Die Zimmer und Bäder der höchsten Kategorie Deluxe wurden vollständig erneuert und verfügen über eine neue Klimatisierung. „Hier bleiben auch für anspruchsvolle Gäste keine Wünsche offen,“ sagt Punner. Für warme

Wohlfühlatmosphäre in den Bädern sorgen rot schillernde Mosaike und Blütenmuster. Punner ergänzt: „Die Premium-Zimmer wurden natürlich ebenfalls komplett renoviert, so dass auch diese vom Fußboden und den Wänden bis hin zu handgefertigten Möbeln und Gardinen in neuem Glanz erstrahlen.“ Die Bäder haben hier ein attraktives „Facelift“ erhalten. In beiden Kategorien schlafen die Gäste beispielsweise in bequemen Boxspring-Betten, können vor einem 43-ZollFernseher und in der zusätzlichen Sitzecke mit eleganten, handgefertigten Sitzmöbeln ausspannen. Wellness und Entspannung mit toller Aussicht Gäste der Deluxe-Kategorie genießen übrigens eine besonders schöne Aussicht über Chemnitz und haben den Vorteil eines garantierten „latecheck-out“ bis 13 Uhr. „Die Zimmer der preiswertesten Kategorie Standard haben wir einer ‚Soft-Renovierung‘ unterzogen. Diese umfasste neue Teppiche, neue Gardinen, den Austausch sämtlicher Stoffe sowie eine attraktive Aufbereitung der Möbel“ erzählt die Hotelchefin. Zudem stehen verschiedene modern ausgestattete Tagungsräume zur Verfügung. Auch Wellness wird im Seaside Residenz Hotel angeboten, wie die Managerin betont: „In einem kleinen Fitness- und Sauna-bereich finden die Gäste Ruhe und Erholung. Hier kann man auf modernen Geräten Sport treiben oder die Licht- und Aromasauna für entspannende Stunden nutzen.“ Somit ist die Chemnitzer City um eine attraktive Location reicher. www.residenzhotelchemnitz.de


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Der Weinbau hat in Sachsen-Anhalt eine lange Tradition. Weinstöcke auf der Abraumhalde sind dagegen ein sehr junges Experiment.

Experiment naturnaher Wein Gute Lagen müssen nicht vom Himmel fallen: Der Weinbau am Geiseltalsee erfährt wissenschaftliche Begleitung aus Erfurt und Merseburg. So trifft Innovation auf Forschung. Text: Franziska Reif

Fotografie: Frank Boxler/Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH

Als Familie Reifert im Jahr 2000 begann, die einstige Abraumhalde am Geiseltalsee mit Weinreben zu bepflanzen, hat wohl niemand geglaubt, dass sich in dieser Lage ein guter Tropfen herstellen ließe. Tatsächlich aber könnte der Standort für den Weinbau schlechter sein: Der Weinberg ist nach Norden und Osten durch Wald geschützt, bei 25 bis 48 Prozent Gefälle herrscht optimale Sonneneinstrahlung, dank des Höhenunterschieds kann kalte Luft nach unten abfließen. Ein weiterer Vorteil ist die Lage am Wärmespeicher Wasser und die stetige Brise, die die Pflanzen vor Pilzbefall schützt. Der Boden unterscheidet sich allerdings erheblich vom Muschelkalk mit Humus, wie er im Saale-Unstrut-Gebiet zu finden ist. Zum Beispiel ist seine Zusammensetzung nicht homogen: „Zwischen Sand und Kaolin haben wir alles“, fasst Rolf Reifert zusammen. Dennoch wurde der Berg 2008 mit dem Zukunftspreis als innovativster Weinberg ausgezeichnet. Boden aktivieren Innovation braucht Forschung. Wissenschaftlicher Beistand kam vom inzwischen emeritierten Siegfried Müller aus dem Fachbereich Gartenbau an der Fachhochschule Erfurt. Er übernahm die agrochemische Begleitung und schaut nach wie vor vorbei. Nach der Freude darüber, dass der Rohboden es möglich machte, MüllerThurgau-Trauben zu ernten, ging es an Bodenverbesserung, Erosi-

onsschutz, Pflanzenstabilisierung. Vom Boden nimmt das Team um Regina Walter vier bis fünf Mal im Jahr Proben, außerdem werden die Blätter regelmäßig untersucht. Walter hat an der Hochschule Merseburg den Lehrstuhl für anorganische und ökologische Chemie inne. Zu den vielfältigen untersuchten Parametern im Labor gehören unter anderem: Korngrößenzusammensetzung, Wasserhaltekapazität, Stickstoff- und Mineralienbilanz, Bestimmung der Gesamtkeimzahlen. In der Auswertung entstehen Hinweise dazu, wie die Organik des Bodens verbessert werden kann. Auf einem Testfeld werden pilzwiderstandsfähige Neuzüchtungen gezogen, die Unkrautbekämpfung erfolgt mechanisch. Nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Erwägungen will Reifert Pflanzenschutzmittel sparsam einsetzen. „Eine vitale, gesunde Pflanze ist widerstandsfähiger“, so sein Credo. Der Pflanzenschutzeinsatz auf dem Weinberg ist teilweise um 50 Prozent zurückgegangen. Nicht nur für den Klimawandel, auch für den Fall, dass der Gesetzgeber Pflanzenschutzmittel einschränkt, ist die Forschung im Weinberg Vorbereitung. Die Krötenbestände in Lachen unterhalb des Weinbergs zeigen, dass es keine Nitratauswaschungen gibt: „Wir machen also nichts falsch“, folgert Reifert. Und Untersuchungen zur Mostqualität haben gezeigt, dass diese ebenfalls verbessert werden konnte. www.weinbau-am-geiseltalsee.de


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Austausch schafft Innovationen Das Mitz in Merseburg hat den Draht zu Partnern aus Forschung, Wissenschaft und Wirtschaft. Text: Franziska Reif

Fotografie: WA creartiv

Seit es 1991 gegründet wurde, unterstützt das Merseburger Innovations- und Technologiezentrum (Mitz) Existenzgründer und kleinere und mittlere Unternehmen mit Beratung, Wissenstransfer und Kooperationsvermittlung. Zur Gründung kam es auf Betreiben vor allem des damaligen Rektors der Hochschule Merseburg und des Beigeordneten des Bürgermeisters, Jürgen Glietsch. „Die Idee solcher Technologiezentren war damals auch in den alten Bundesländern erst fünf Jahre alt“, erzählt Dr. Bernd Schmidt, der ehemalige Geschäftsführer, von der Aufbruchstimmung. Vor der Eröffnung gab es regen Austausch mit Technologie- und Gründerzentren im Westen, Besuche und Gegenbesuche. In der jetzigen Adresse werden Büros, Laborräume oder Flächen für Werkstätten vermietet, zum Service gehören Seminar- und Tagungsräume, zur Infrastruktur die Nähe zur Hochschule Merseburg und der in deren Umgebung liegenden Industrie. Gelebter Technologietransfer Der Unterstützungsaufgabe entsprechend sieht der Mitz-Terminkalender Fortbildungen, Seminare und Beratungen für Gründer und Unternehmer vor, also Veranstaltungen für Gründungswillige auf der einen und zur Existenzfestigung auf der anderen Seite. Die „Wertschöpfungskette“, wie Geschäftsführerin Kathrin SchaperThoma es nennt, verläuft nach der Gründung über Qualifizierungsprogramme vom Land zur Entwicklung und der Einmietung im

Mitz. Die dort ansässigen Firmen kommen unter anderem aus den Bereichen Softwareentwicklung, Mediendesign, IT-Anwendungen und Umweltschutz- und Verfahrenstechnologien. Kunststofftechnik und 3-D-Druck Das Mitz verfolgt einige Projekte, die Kooperationen zu Unternehmen wie öffentlichen Einrichtungen bedeuten. Die Netzwerke sind in der Region und auf Landesebene angesiedelt und reichen auf die Bundes- und die europäische Ebene. Ein Beispiel für erfolgreiche Netzwerkarbeit ist Enficos. 2006 fand an der Hochschule Merseburg das erste Innovationsforum zum Rapid Prototyping (RP) statt – einige der RP-Verfahren sind auch als 3-D-Druck bekannt –, seit 2008 ist das Mitz bei den Netzwerktreffen dabei. „Das ist gelebter Technologietransfer“, sagt Schaper-Thoma über die daraus erwachsenden Möglichkeiten für Forschungsprojekte und Arbeitsgebiete. Inzwischen ist das RP-Forum zusammen mit der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland und dem Thüringer Protonetz zum mitteldeutschen RP-Netzwerk gewachsen, neben der HTWK Leipzig nehmen nun auch Unternehmen aus Thüringen und Sachsen teil. Auch das Mitz selber ist längst gewachsen. 2005 eröffnete das Mitz II, das Kompetenzzentrum für Kunststofftechnik, in Schkopau in der Nachbarschaft zur dortigen Kunststoffindustrie. www.mitz-merseburg.de


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Wirtschaftsförderer in Mitteldeutschland Landeshauptstädte Sitz der Wirtschaftsförderer Autobahn Diese Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn Sie den REGJO-Lesern Ihre Kommune oder Institution auf der REGJO-Karte der mitteldeutschen Wirtschaftsförderer präsentieren möchten, nennen wir Ihnen gern die Konditionen für die kostenpflichtigen Einträge. Unsere Kontaktdaten finden Sie im Impressum dieser Ausgabe oder unter www.regjo-leipzig.de.

Invest Region Leipzig GmbH Geschäftsführer Herr Michael Körner Markt 9, 04109 Leipzig Tel.: 0341 / 26827770, Fax: 0341 / 26827799 info@invest-region-leipzig.de www.invest-region-leipzig.de

Metropolregion Mitteldeutschland Management GmbH Geschäftsführer Herr Jörn-Heinrich Tobaben Geschäftsführer Herr Reinhard Wölpert Schillerstraße 5, 04109 Leipzig Tel.: 0341 / 600160, Fax: 0341 / 6001613 info@mitteldeutschland.com www.mitteldeutschland.com

HALLE SAALE INVESTVISION Entwicklungs- und Verwaltungsgesellschaft Halle-Saalkreis mbH Geschäftsführer Herr Dieter Götte Marktplatz 1, 06108 Halle (Saale) Tel.: 0345 / 2214760, Fax: 0345 / 2214841 info@halle-investvision.de www.halle-investvision.de

Stadt Leipzig Amt für Wirtschaftsförderung Ansprechpartner Herr Dr. Michael Schimansky Martin-Luther-Ring 4-6, 04109 Leipzig Tel.: 0341 / 1235810, Fax: 0341 / 1235825 wifoe@leipzig.de www.leipzig.de


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Stadtverwaltung Altenburg Referat Wirtschaftsförderung Ansprechpartner Herr Tino Scharschmidt Markt 1, 04600 Altenburg Tel.: 03447 / 594840, Fax: 03447 / 594809 tino.scharschmidt@stadt-altenburg.de www.investor-altenburg.de, www.altenburg.eu

Stadt Dessau-Roßlau Dezernat für Wirtschaft und Kultur Beigeordneter Herr Dr. Robert Reck Zerbster Straße 4, 06844 Dessau-Roßlau Tel.: 0340 / 204-2004 Fax: 0340 / 204-2904 wirtschaftsdezernat@dessau-rosslau.de www.dessau-rosslau-wirtschaft.de

Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld | Dessau | Wittenberg mbH Geschäftsführer Herr Harald Wetzel Albrechtstraße 127, 06844 Dessau-Roßlau Telefon: 0340 / 230120, Fax: 0340 / 2301212 mailbox@wf-anhalt.de www.wf-anhalt.de

Landkreis Saalekreis Wirtschaftsförderung Domplatz 9, 06217 Merseburg Tel.: 03461 / 401016, Fax: 03461 / 401012 wirtschaftsfoerderung@saalekreis.de www.saalekreis.de

Stadtverwaltung Bautzen Wirtschaftsförderungsamt Ansprechpartner Herr Alexander Scharfenberg Fleischmarkt 1, 02625 Bautzen Tel.: 03591 / 534590, Fax: 03591 / 534599 wirtschaftsfoerderung@bautzen.de www.bautzen.de

Wirtschaftsförderungsgesellschaft Jena mbH Geschäftsführer Herr Wilfried Röpke Leutragraben 2-4, 07743 Jena Tel.: 03641 / 8730032, Fax: 03641 / 8730059 jenawirtschaft@jena.de www.jenawirtschaft.de

„Wir haben alle Trümpfe”

IMG Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH Geschäftsführer Herr Dr. Carlhans Uhle Am Alten Theater 6, 39104 Magdeburg Tel.: 0391 / 568990, Fax: 0391 / 5689950 welcome@img-sachsen-anhalt.de www.investieren-in-sachsen-anhalt.de

Landratsamt Mittelsachsen Abteilung Kreisentwicklung und Bauen Referat Wirtschaftsförderung und Bauplanung Ansprechpartner Herr Hartmut Schneider Frauensteiner Straße 43, 09599 Freiberg Tel.: 03731 / 7991410, Fax: 03731 / 7991401 hartmut.schneider@landkreis-mittelsachsen.de www.wirtschaft-in-mittelsachsen.de

Burgenlandkreis Wirtschaftsamt Amtsleiter Thomas Böhm Schönburger Str. 41, 06618 Naumburg Tel.: 03445 / 731308, Fax: 03445 / 731105 wirtschaftsamt@blk.de www.burgenlandkreis.de

Stadt Schönebeck (Elbe) Amt für Wirtschaftsförderung und Tourismus Ansprechpartner Herr Ellert Markt 1, 39218 Schönebeck (Elbe) Tel.: 03928 / 710504 wifoe@schoenebeck-elbe.de www.schoenebeck.de

Stadt Lutherstadt Eisleben Stabsstelle Wirtschaft Leiterin Frau Kathrin Gantz Markt 1, 06295 Lutherstadt Eisleben Tel.: 03475 / 655500, Fax: 03475 / 655502 wirtschaft@lutherstadt-eisleben.de www.eisleben.eu

Stadt Aschersleben Wirtschaftsförderung Amtsleiter Herr Matthias May Markt 1, 06449 Aschersleben Tel.: 03473 / 958980, Fax: 03473 / 958920 wirtschaft@aschersleben.de www.aschersleben.de

Landeshauptstadt Magdeburg Wirtschaft, Tourismus und regionale Zusammenarbeit Beigeordneter Herr Rainer Nitsche Julius-Bremer-Straße 10, 39090 Magdeburg Tel.: 0391 / 5402666, Fax: 0391 / 5402619 wirtschaft@magdeburg.de www.magdeburg.de

Landratsamt Landkreis Leipzig Stabsstelle des Landrates Wirtschaftsförderung Amtsleiterin Frau Gesine Sommer Stauffenbergstraße 4, 04552 Borna Tel.: 03433 / 2411050, Fax: 03433 / 2411111 wifoe@lk-l.de www.landkreisleipzig.de

Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld mbH Ansprechpartner Herr Armin Schenk Andresenstraße 1 a 06766 Bitterfeld-Wolfen, OT Wolfen Tel.: 03494 / 638367, Fax: 03494 / 638358 info@ewg-anhalt-bitterfeld.de www.ewg-anhalt-bitterfeld.de


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„Kein Landkreis der Gegensätze, sondern der Vielfalt“ Ein Interview mit dem Landrat Matthias Damm über die Struktur des Wirtschaftsstandortes Mittelsachsen, „Hidden champions“, überregionales Engagement und den Prozess des „Zusammenwachsens“. Interview: Helge-Heinz Heinker

Fotografie: André Kaiser

Der Landkreis Mittelsachsen genießt im Freistaat ohne Zweifel eine besondere Lagegunst zwischen den Oberzentren Dresden, Chemnitz und Leipzig. Wie nutzt der Landkreis diesen natürlichen Vorteil? In der Vermarktung. Der Wirtschaftsstandort Mittelsachsen punktet ganz klar durch seine zentrale Lage im Freistaat, die Verkehrsanbindungen, aber auch durch attraktive Gewerbeflächen. Unternehmen finden hier, insbesondere durch die ländliche Prägung des Landkreises, ein kreatives Umfeld für Investitionen und Erweiterungen. Gerade die Menschen wissen Mittelsachsen als „ihren Platz zum Wachsen“ zu schätzen. Sie schätzen die landschaftliche Schönheit mit zahlreichen Kleinoden an den Flussläufen oder im Erzgebirge, die quirligen Städte mit ihren kulturellen Angeboten und die kurzen Wege zu Kindergarten, Schule und Arbeitsplatz. Auch deshalb gehört unser Landkreis zu den TOP-25-Regionen in Deutschland, wenn es um Familienfreundlichkeit geht. Mittelsachsen als Verwaltungseinheit entstand im Ergebnis der sächsischen Kreisgebietsreform aus Teilen verschiedener früherer Regierungsbezirke. Welche Ergebnisse zeigt der Prozess des „Zusammenwachsens“ heute? Mittelsachsen ist kein Landkreis der Gegensätze, sondern der Vielfalt. Dies ist unsere Stärke, denn wir bestehen aus verschiedenen Teilregionen mit lokalen Strukturen, eigenen Entwicklungen mit ganz vielen Besonderheiten und engagierten Menschen. Darauf müssen wir unsere Aufmerksamkeit richten und die Vielfalt der Stärke fördern. Das vielbeschworene WirGefühl entsteht langsam. Es ist ein Prozess, der sich weiter entwickelt und den wir bestmöglich unterstützen. Bereits heute schon existieren neben der eigentlichen

Kreisverwaltung zahlreiche Vereine und Verbände, die sich mittelsächsisch strukturiert haben – von der Wirtschaft über den Sport und das Feuerwehrwesen. Auf diesem Weg gelingt das Zusammenwachsen. Deutlich spürte man die mittelsächsische Verbundenheit bei dem Hochwasser 2013, die Solidarität war sehr groß. Die Jahre seit 1990 waren von einem tiefgreifenden wirtschaftlichen Strukturwandel geprägt. Auf welche Branchen stützt sich der Landkreis Mittelsachsen nunmehr? Durch Industrie, Handwerk, Dienstleister und Landwirtschaft ist die Region vor allem technisch geprägt. Einen zentralen Schwerpunkt, insbesondere im verarbeitenden Gewerbe, stellt dabei das Thema Metall dar. Gemeinsam mit dem Maschinen-, Fahrzeug- und Ausrüstungsbau sind fast 40 Prozent der Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern in diesem Geschäftsfeld tätig. Die Besonderheit Mittelsachsens liegt in seiner Branchenvielfalt. Viele kleine und mittelständische Unternehmen sorgen für Stabilität, auch in wirtschaftlich turbulenten Zeiten. Verfügt die Wirtschaft in Mittelsachsen über die häufig gesuchten „Hidden Champions“? Oft steckt mehr „Made in Mittelsachsen“ drin als vermutet – mittelsächsische Produkte kennt man über die Grenzen Deutschlands hinaus. Auch viele namhafte Marken haben ihren Geburtsort in Mittelsachsen. Einfallsreichtum und Beharrlichkeit sind zwei wesentliche Eigenschaften der Mittelsachsen. Die Ergebnisse können

sich sehen lassen: Einzigartige Fräsmaschinen, hochgenaue Messgeräte, wegweisende Lösungen in der Abwasseraufbereitung, satellitengesteuerte Landwirtschaftsmaschinen, Aquamobile, Salzchemie für Restauratoren und Thermalquellen, innovative Waben aus Altpapier für die Automobilund Bauindustrie … Die Liste könnte ich noch beliebig fortsetzen. Wie groß ist die landwirtschaftliche Prägung des Landkreises? Landwirtschaft und Ernährungsgewerbe stellen insbesondere im ländlichen Raum einen wichtigen Wirtschaftsfaktor das. Garant dafür ist ein Flächenanteil von 72 Prozent für die Landwirtschaft im Landkreis Mittelsachsen und natürlich eine sehr gute Bodenqualität. Diese hohe Produktivität und ausgezeichnete Qualität geht von den zahlreichen landwirtschaftlichen Unternehmen aus. Neben innovativen Agrardienstleistern haben sich einige Betriebe einer intensiven Direktvermarktung verschrieben.


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Welche überregionalen Wirtschaftskontakte pflegen Mittelsachsen und die hier ansässigen Unternehmen? In Mittelsachsen produzieren die sogenannten „Global Player“. Um nur einige zu nennen: HITACHI, Pierburg und Siltronic haben Niederlassungen im Landkreis. Aber auch mittelsächsische Unternehmen agieren weltweit. Riesige Blätter für Kreissägen finden zum Beispiel ihren Einsatz besonders im osteuropäischen Raum. 2.394 Solarmodule produzieren auf dem Dach der päpstlichen Audienzhalle in Rom Strom. Besonders zu erwähnen sind hier die Kontakte der beiden Hochschulen. Die TU Bergakademie Freiberg agiert insbesondere im Bereich der Ressourcen und die Hochschule Mittweida, University of Applied Sciences, hat in der Medienwelt einen Namen. Wie verläuft die demografische Entwicklung in Mittelsachsen? Der demografische Wandel ist für unseren großen Flächenlandkreis die größte Herausforderung, jetzt und in den kommenden Jahren. Positive Beispiele finden sich bei uns etwa in Freiberg, aber auch ländliche Kommunen meistern den Umschwung gut. Als eine der 13 Modellregionen im Bundesprogramm „Land(auf) Schwung“ arbeiten wir aktuell an kreativen Projekten. Eine Nestbau-Zentrale erleichtert Zuzüglern und Rückkehrern die „Landung“ im Landkreis, ein Kümmerer-Netzwerk vermittelt Dienstleistungen und Angebote rund um das Miteinander der Generationen. Will Mittelsachsen mit einer überregional stärker ausstrahlenden Veranstaltung – Landesausstellung oder Landesgartenschau – stärker auf sich aufmerksam machen? Die Stadt Frankenberg hat sich mit einem guten Konzept erfolgreich für die Landesgartenausstellung beworben. 2019 wird diese und damit auch der Landkreis automatisch stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Die Stadt ist sehr engagiert und ich bin mir sicher, dass es eine einmalige Landesgartenausstellung wird, was wir als Kreis natürlich begrüßen. Gleiches gilt für Burgstädt, denn schon 2017 wird die Stadt das Landeserntedankfest austragen. Das zeigt auch, wie wichtig Landwirtschaft für die Region ist. Darüber hinaus wurden in Mittelsachsen seit seiner Gründung zwei Tage der Sachsen ausgerichtet. Überregional größere Bedeutung hat das größte Volksfest Mittelsachsens – das jährliche Bergstadtfest in Freiberg. Zudem gibt es zahlreiche Veranstaltungen und Feste in Mittelsachsen, welche durch ehrenamtlich tätige Einwohner auf die Beine gestellt werden. Und dies zeigt die lokale Verbundenheit der Menschen. Welche Rolle spielt der Tourismus für die weitere Entwicklung des Landkreises Mittelsachsen? Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig in Mittelsachsen. Der Landkreis verfügt mit seinen Teilen des Erzgebirges und den Flusslandschaften entlang von Mulde und Zschopau über viele reizvolle Landschaften mit vielen Sehenswürdigkeiten, wie Burgen, Schlösser, Klöster, Kirchen, Museen und historische Stadtkerne. Gern lade ich Sie zu einem Besuch in das älteste Stadttheater der Welt nach Freiberg ein, zu einer der zahlreichen Veranstaltungen des Mittelsächsischen Kultursommers oder einer der einzigartigen Aufführungen auf der Seebühne an der Talsperre Kriebstein.


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24 REGIONALE WIRTSCHAFT REGJO

Die SACHSEN Sail zählt zu den erfolgreichsten sächsischen Netzwerkplattformen für Unternehmerinnen und Unternehmer.

Wenn der Wind mit dem Segel Die SACHSEN Sail ist ein Dauerbrenner. Mit dem diesjährigen Törn nach Kopenhagen ist ein weiteres erfolgreiches Event in der Serie zu verzeichnen. Text: Frank Willberg, Daniel Tieg

Fotografie: Claudia Koslowski, Daniel Tieg

Seit der Jahrtausendwende sticht jährlich ein Segelschiff mit sächsischen Unternehmerinnen und Unternehmern, Wirtschaftsexperten und Politikern in See. Der maritime, abgeschiedene Rahmen bietet den Reisenden ganz besondere Bedingungen, um sich auszutauschen, neue Geschäftskontakte und Projekte anzubahnen oder auch um Freundschaften zu schließen. Das Du ist ohnehin obligatorisch, sobald man das Schiff betreten hat. Man rückt zusammen auf begrenztem Raum und erlebt gemeinsam die See. Das verbindet. Macht zum Team. Hans-Jürgen Zetsche, Präsident des SACHSEN Sail Club e.V. bezeichnet die Beziehungen, die auf der SACHSEN Sail entstehen, als äußerst belastbar. Und auch Katja Matysek, die an den meisten SACHSEN Sails teilgenommen hat und seit vielen Jahren mit der Leitung des jährlichen Projekts betraut ist, hebt im Resümee das Gemeinschaftsgefühl hervor, betont den besonderen Netzwerkcharakter.

Die „Santa Maria Manuela“


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Die SACHSEN Sail vereint Unternehmer, Vertreter der Kammern und der Politik. v.l.n.r.: Dr. Thomas Hofmann (Hauptgeschäftsführer der IHK zu Leipzig), Hermann Winkler (u.a. Mitglied des Europäischen Parlaments und des Bundesfachausschusses für Außen-, Sicherheits- und Europapolitik), Hartmut Bunsen (u.a. Präsident des sächsischen Unternehmerverbandes und Geschäftsführer der Messeprojekt GmbH), Dr. Matthias Reuschel (Präsident des Vereins Gemeinsam für Leipzig e.V. und Geschäftsführer der S&P Beteiligungs- und Managementgesellschaft mbH), Uwe Albrecht (Bürgermeister und Beigeordneter für Wirtschaft und Arbeit in Leipzig).

Die Güte des Events zeigt sich mittlerweile auch in der Nachfrage. Frühzeitig waren die für dieses Jahr vorgehaltenen 52 Plätze ausgebucht, musste eine Warteliste für die Interessenten eingerichtet werden. Schwerpunkt Windkraft Jene, die einen Platz belegt hatten, gingen am 20. Mai an Bord der „Santa Maria Manuela“. 1937 gebaut und 2010 aufwendig restauriert, verfügt der elegante portugiesische Viermast-Gaffel-Schoner über elf Segel auf siebzig Metern Länge. Der eigentliche Startschuss zur SACHSEN Sail 2016 war ein Wirtschaftsforum mit dem Motto: „Die deutsche und nordische Energiewende: Schwerpunkt Windkraft“ das einige Stunden vor dem Ablegen auf dem Schiff stattfand. Das Podium des Forums war prominent besetzt, so mit Christian Pegel, dem Minister für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommerns, mit Hermann Winkler, Mitglied des Europäischen Parlaments und des Bundesfachausschuss für Außen-, Sicherheits- und Europapolitik, mit Andree Iffländer dem Vereinsvorsitzenden des WindEnergy Network e.V., des weiteren mit Thomas Kühnert, dem Geschäftsführer der enviaTHERM GmbH, und mit Hartmut Bunsen, der unter anderem das Amt des Präsidenten des sächsischen Unternehmerverbandes bekleidet. Referate hielten Claus Ruhe Madsen, Präsident der IHK zu Rostock, der Unterschiede der Energiewende zwischen Deutschland und Dänemark beleuchtete und Dirk Güsewell, der Leiter der Geschäftseinheit Erzeugung Portfolioentwicklung der EnBW Energie Baden-Württemberg AG, der den Anwesenden interessante Einblicke in das Thema Offshore-Windparks gab. Nach Beendigung des Wirtschaftsforums und des anschließenden Eröffnungsempfangs stach die „Santa Maria Manuela“ in der Abenddämmerung mit Kurs auf Kopenhagen in See. Passend zum Thema Windkraft führte ihr Weg im Laufe der Passage am Offshore-Park „EnBW Baltic 2“ nördlich der Insel Rügen auf Sichtweite vorbei. Netzwerkbeispiel Kopenhagen Am 22. Mai erreichten die SACHSEN-Segler die dänische Hauptstadt. Sie wurde als Ziel für 2016 gewählt, da sie sich trotz ihrer

dezentralen Lage, aber durch das Zusammenwirken wirtschaftlicher, kultureller und politischer Kräfte, zum kosmopolitischen Anziehungspunkt von enormer internationaler Bedeutung und Strahlkraft entwickeln konnte und somit Vorbildcharakter für ein Wirtschaftsnetzwerk vom Format der SACHSEN Sail besitzt. Die faszinierende Atmosphäre der Stadt erfuhren die SACHSEN-Segler beim Landgang. Hier hatten die Organisatoren einige Überraschungen geplant, so stand unter anderem eine etwas andere Stadtrundfahrt mit Fahrradrikschas auf dem Programm, die die SACHSEN-Segler zu klassischen Sehenswürdigkeiten, aber auch zu neueren Bauvorhaben und Stadtentwicklungsprojekten führte. Partner IHK zu Leipzig Der Abend gehörte der IHK zu Leipzig. Auf dem Oberdeck der „Santa Maria Manuela“ eröffnete Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Hofmann den IHK-Wirtschaftsempfang. Die Kammer ist ein langjähriger und wichtiger Partner der SACHSEN Sail. Auch die Kooperationsgespräche mit dänischen Unternehmern am folgenden Tag fanden unter der Ägide der IHK statt. In diesem Rahmen war unter anderem Reiner Perau zu Gast. Der Geschäftsführer der Deutsch-Dänischen Handelskammer in Kopenhagen informierte über Chancen für deutsche Unternehmerinnen und Unternehmer auf dem dänischen Wirtschaftsmarkt. Finn Mortensen, Geschäftsführer der State of Green Kopenhagen sprach über Dänemarks grüne Zukunft. Die Kooperationsgespräche bildeten den Abschluss des Aufenthalts in Kopenhagen. Danach lichtete die Crew der „Santa Maria Manuela“ den Anker zur Rückreise nach Warnemünde, auf der sich die SACHSEN-Segler bis zur Ankunft am Abend des 24. Mai wieder dem Netzwerken widmeten. „In diesem Jahr wird die SACHSEN Sail kurz und knackig“ sagte Hans-Jürgen Zetsche im Vorfeld. Und tatsächlich, die Gesamtreisezeit von fünf Tagen war verglichen mit früheren Törns eher kurz. Der Qualität der SACHSEN Sail 2016 war das jedoch nicht abträglich. www.sachsensail.de


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Digitalisierung auf dem Medienmarkt Fakt ist: Wir befinden uns schon länger mitten in der Digitalisierung. Digitale Medien haben bereits enorm an Bedeutung gewonnen. Die Vorteile der Digitalisierung haben auch die Macher der „Klassiker“ längst erkannt. So wird beispielsweise Information, die ursprünglich für lineares Fernsehen oder Radio oder eben auch für Print aufbereitet wurde, ebenso online wiedergegeben. Diese Entwicklung wird sich künftig verdichten, und es werden auch hier ganz neue Angebote entstehen. Es ist also kein Antagonismus, sondern ein Zusammenwachsen von etwas, das bisher nicht als zusammengehörig empfunden wurde. Im Zuge dieses Prozesses werden sich also neue und spannende Produkte für die Konsumenten ergeben.

Interview: Rene Falkner (Vorsitzender des Bundesverbandes Lokal TV e.V.) und Daniel Tieg (REGJO Magazin Verlag Mitteldeutschland) Fotografie: Andreas Koslowski/PIXAPOOL

Ein Gespräch im Kontext mit Wolfgang Brinkschulte, dem Vorsitzenden des Mitteldeutschen Presseclubs zu Leipzig e.V.

Die Onlinemedien gewinnen zunehmend an Bedeutung. Werden klassische Medien, wie Print, lineares Fernsehen oder Radio, mittelfristig nicht mehr existieren? Wir befinden uns in einer Phase, in der das Thema Digitalisierung nahezu alle Lebensbereiche betrifft und verändert. Mit neuen Chancen und neuen Potenzialen. Was die Medien angeht, werden dennoch auf längere Sicht die „Klassiker“ ihre große Bedeutung behalten. Man muss da nur die Nutzergruppen betrachten. Viele Menschen sind mit klassischen Medien aufgewachsen und wurden durch sie ihr Leben lang begleitet. Für sie wird der hohe Stellenwert dieser Medien als Informations- und als Unterhaltungsquelle gewiss auch noch mittelfristig erhalten bleiben. Würden Sie digitale und analoge Medien als Antagonisten bezeichnen? Ich halte gar nichts davon, digitale und analoge Medien gegeneinander auszuspielen.

Inwiefern ändert sich der Beruf des Journalisten durch digitale Medien? Der Beruf des Journalisten wird sich durch die digitale Entwicklung auf dem Medienmarkt sicher in manchen Bereichen ändern, in manchen aber auch nicht. Nach wie vor gilt es, interessante Themen zu generieren, zu recherchieren und objektiv zu berichten. Was einem Wandel unterzogen ist, sind unter anderem die Tools, mit denen Journalisten arbeiten können oder dann auch müssen. Da bedarf es neuer Fertigkeiten beziehungsweise der Aneignung neuen Wissens, um diese Tools anzuwenden. Der digitale Produktionsprozess wird sich verändern. Vor welchen Herausforderungen stehen kleine und mittelständische Unternehmen durch die Digitalisierung der Medien hinsichtlich ihrer Presse- und Medienarbeit? Die großen Unternehmen und Konzerne sind mit ihrer digitalen PR-Arbeit mittlerweile sehr gut aufgestellt. Das erwarten auch die Nutzer. Im KMU-Bereich wird das bei vielen Unternehmen allerdings noch etwas dauern. Das heißt nicht, dass hier nicht die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung erkannt wurden, aber um diese digitalen Chancen vollumfänglich auszuschöpfen, braucht es zum einen Geld und zum anderen natürlich auch das entsprechende Know-how. Gerade beim Know-how gibt es noch Nachholbedarf. Da brauchen die kleinen und mittleren Unternehmen oft noch Inspiration. …

Der Mitteldeutsche Presseclub zu Leipzig e.V. versteht sich als Gesprächsforum zu journalistischen und medienpolitischen Themen. Er fördert den journalistischen Informations- und Erfahrungsaustausch und beteiligt sich an Initiativen zur Weiterentwicklung der kulturellen und wirtschaftlichen Rolle Mitteldeutschlands. www.mitteldeutscher-presseclub.de


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The Devon Business Show

In Plymouth findet einmal im Jahr die Devon-Business-Show statt. Die Unternehmermesse zählt zu einer der wichtigsten Veranstaltungen dieser Art Englands und ist nicht nur für Briten interessant. Text: Daniel Tieg

Fotografie: Devon Chambers

„Es sind die Menschen, die Geschäfte machen, nicht die Länder“, sagt James Parsons, der in Southampton geboren wurde und seit den 90ern in Leipzig lebt. Parsons ist ein erfahrener Geschäftsmann, weiß, wovon er spricht. 1997 gründete er in der sächsischen Metropole das ICCSprachinstitut, bietet seither Übersetzungen und Sprachdienstleistungen an. Zudem unterstützt Parsons regionale kleine und mittlere Unternehmen, wenn diese internationale Märkte, insbesondere auch den britischen Markt erschließen wollen. Dafür unterhält Parsons gute Kontakte in seine alte Heimat. Seit zwei Jahren öffnet er in Kooperation mit der in Devon ansässigen PR Agentur Dorcas Media die Türen für Leipziger Unternehmen in die Business-Gemeinschaft im Südwesten Englands. „Wir finden immer die richtigen Business-Partner“, sagt der Leiter der Agentur Kevon Kelway, über die gemeinsame Arbeit mit Parsons „Wir sind beide Netzwerker und müssen uns lediglich unterhalten, um rasch herauszufinden, wer wen treffen sollte, wen wir vernetzen müssen“. Neben der Kooperation mit der Dorcas Media verweist James Parsons dann aber noch auf eine andere exponierte Möglichkeit für ausländische Unternehmen, um auf dem britischen Markt Fuß zu fassen. Inspirierendes Spektrum Die Devon-Business-Show. Die jährlich in Plymouth stattfindende Unternehmermesse, die von der Devon Chamber of Commerce organisiert wird, hat seit ihrem Take-off vor vier Jahren schnell an Bekanntheit und Bedeutung gewonnen. Die teilnehmenden Firmen, die in den verschiedensten Wirtschaftbereichen angesiedelt sind, bieten

ein ausgesprochen vielseitiges und inspirierendes Spektrum für Besucher und Aussteller. Atmosphäre und Miteinander auf der Devon-Business-Show sind überaus herzlich, Gespräche oftmals auch persönlicher Natur. Das schafft Vertrauen, baut Distanzen ab. Man hat schnell das Gefühl, als kenne man sich schon lange und nicht erst seit wenigen Minuten. Das ist natürlich auch gut fürs Geschäft. Rückbesuch avisiert Diese positive Erfahrung konnten im Juli auch einige mitteldeutsche Geschäftsleute machen, die mit Parsons auf dessen Einladung die Messe besuchten. Neben Lars Winkler, dem Chef der BoMaBi GmbH, nahmen unter anderem auch der Geschäftsführer der SWPLAN GmbH, Patrick Jäger, der technische Leiter und Prokurist der provedo GmbH, Andreas Thurm, und André Hemker von der SYNCHRONICS Sprachen und Kommunikation sowie Nico Staude, Head of Business Development Regionalverbund Leipzig, vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e.V. (BVMW) an der Messe teil. Der Geschäftsführer der Devon Chamber of Commerce George Cowcher freute sich sehr über die mitteldeutschen Messegäste und avisierte einen Rückbesuch durch den Plymouth-BusinessVerein zum Mittelständischen Unternehmertag (MUT), der im November in Leipzig stattfindet und vom BVMW ausgerichtet wird. Britisches Flair auf dem größten Kongress des deutschen Mittelstandes – eine überaus charmante Vorstellung. www.dorcasmedia.com/about-kevin


28 REGIONALE WIRTSCHAFT REGJO

Deutscher Marketing-Preis krönt Deutschen Marketing-Tag Einblicke in die Marktstrategien der Besten. Text: Helge-Heinz Heinker

Fotografie: Volkmar Heinz

Agil sein – das ist essentiell für das Marketing jeglichen Zuschnitts. „Marketing goes Agile“ – das ist das Motto des diesjährigen Deutschen Marketing-Tages am 24. November auf dem Messegelände in Leipzig. Denn die Chancen für Lebendigkeit in den Vermarktungsstrategien verbessern sich mit atemberaubender Geschwindigkeit. Nie war für die Marketing-Profis der Zugang zu Kundendaten größer als heute. Jeder „Touchpoint“, an dem sich ein Konsument vorbeibewegt, liefert Erkenntnisse über Einkaufspräferenzen, Konsumstil und Vertriebskanäle, und zwar in Echtzeit. Im Grunde befindet sich die MarketingSzene im Dauerdialog mit der Verbraucherwelt. Aber gerade die Konsumenten sind es andererseits, die den Wert ihrer Daten immer besser erkennen und zu Recht einen sensiblen Umgang damit verlangen. Angebote und Inhalte müssen sich an unterschiedliche Endgeräte der Kunden, an Umgebungsdaten, soziale Verbindungen und Stimmungen anpassen. Fazit: Der einzelne Kunde wird zum „Gravitationszentrum eines individuellen Universums“, sagen die Marketing-Theoretiker Jonathan Gordon und Jesko Perrey. So günstig wie heutzutage waren die Voraussetzungen, die Vermarktungsstrategien an den Einzelnen zu adressieren, nie. Deshalb sehen Gordon und Perrey ja auch ein Goldenes Zeitalter des Marketings heraufziehen: Die Inhalte kommen zum passenden Zeitpunkt auf die Kunden zu. Besucher des Deutschen Marketing-Tags in Leipzig können sicher sein, in den Vorträgen einer ausgesuchten Expertenschar Einblick in das momen-tan Beste der marktorientierten Unternehmensführung zu nehmen. Von Sixt über die Deutsche Bahn bis zu Coca-Cola, Edding und TUI Cruises reicht die Liste der Marketing-Pioniere, die ihre überzeugendsten Referenten nach Leipzig schicken. Und den Abend des Deutschen Marketing-Tages krönt die Verleihung des Deutschen Marketing-Preises. Bewerbungen gab es zur Genüge. 75 schafften es auf die Longlist, 31 im K.-O.-Verfahren auf die Shortlist. Von ihnen wiederum waren Anfang Juni fünf Unternehmen zur Präsentation eingeladen. Wichtigste Bedingung: Präsentation einer speziellen Strategie, die allerdings über unterschiedliche Branchen hinweg Relevanz besitzt. Mymuesli hat als Online-Müslimixer einen eher

Der Deutsche Marketing-Tag ist eine der bedeutendsten Konferenzen in Europa zu allen Fragen rund um Marketing, Vertrieb und Service. Auf dem Branchenevent des Jahres präsentieren mehr als 40 Top-Speaker topaktuelle Branchenthemen auf höchstem Niveau.

bieder scheinenden Markt aufgemischt, Opel schaffte es, nach schweren Jahren mit „Umparken im Kopf“ die Traditionsmarke neu zu positionieren und weitere Käuferschichten zu erschließen, Rügenwalder Mühle reagierte auf den beharrlich sinkenden Fleischkonsum und stieg parallel zum Kerngeschäft konsequent und mit großem Erfolg auf vegane Wurst um, und Weber-Stephen heizte dem Grill-Markt, der nur den Weg zu sinkenden Preisen zu kennen schien, mit Produktinnovationen und Qualität, die etwas kostet, kräftig ein. Die Juroren (unter Beteiligung von Motel One, dem Träger des Deutschen MarketingPreises 2015) haben entschieden – und schweigen beharrlich. Aus der Jury war zu erfahren: Jeder der fünf Finalisten hätte uneingeschränkt den Deutschen Marketing Preis verdient, doch nur einer kann gewinnen. Am 24. November wissen die deutsche Marketingwelt und eine breite Öffentlichkeit mehr. www.marketing-tag.de inkL. VerLeih Des Deu ung Market tschen ing Pre ises 2016

43. Deutscher Marketing tag 24. November 2016 • Leipziger Messe • Marketing goes Agile

www.deutschermarketingtag.de | Eine gemeinsame Veranstaltung von:


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30 REGIONALE WIRTSCHAFT REGJO

ORDENSVERLEIHUNG Fotografie: Andreas Koslowski

Fotografie: Tamas Hegede

NETZWERKEN

Home away from home

Würdigung

Das IAC-Netzwerk öffnet die Türen zu mehr als 250 Clubs weltweit. Eine Mitgliedschaft im Leipziger Club International kann der Schlüssel dazu sein.

Hartmut Bunsen erhält die höchste Auszeichnung des Freistaates Sachsen.

Durch die Mitgliedschaft im Leipziger Club International können die „Non Residential“-Mitgliederprivilegien in allen Clubs wahrgenommen werden. Die deutschsprachige Internetseite des IAC-Netzwerkes beinhaltet eine Übersicht über das weltweite Angebot. Darüber hinaus hat der Leipziger Club International Kooperationsvereinbarungen mit weiteren Business-Clubs in Deutschland abgeschlossen. Der Airport Club in Frankfurt am Main bietet am Terminal A Besprechungsräume für fünfzig Personen an und verfügt ganztägig über einen Restaurantbetrieb. Auf diese Weise kann die Zeit bis zum Anschlussflug effizient für Geschäftstermine genutzt werden. Der Business Club in Hamburg hingegen ist in einem opulenten Anwesen an der Elbe untergebracht. Dieses verfügt neben Tagungsräumlichkeiten und einem Restaurant auch über einen malerischen Park. Auf diesem Weg wird die IAC-Mitgliederkarte zum Schlüssel, der die Türen in der Ferne öffnet. RED

Als Zeichen dankbarer Anerkennung für hervorragende Verdienste um den Freistaat Sachsen und seine Bevölkerung wurde der Verdienstorden des Freistaates Sachsen am 1. Juni in der Schlosskapelle des Dresdner Residenzschlosses durch den sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich an Hartmut Bunsen verliehen. Der Verdienstorden würdigt unter anderem außergewöhnliche Leistungen über einen längeren Zeitraum, im Zusammenhang mit politischem, sozialem, kulturellem oder wirtschaftlichem Engagement, das dem Wohle der Allgemeinheit dient. Bunsen ist Sprecher der Interessengemeinschaft der Unternehmerverbände Ostdeutschlands und Berlins und zugleich Präsident des Unternehmerverbandes Sachsen e.V. Er engagiert sich seit vielen Jahren mit großem Enthusiasmus und Erfolg für die Interessen des sächsischen Mittelstandes und unterstützt darüber hinaus ehrenamtlich den Sport sowie das soziale Miteinander. Die Anerkennung zeigt den hohen Stellenwert, die die Arbeit Bunsens hat. Erstmals wurde der Sächsische Verdienstorden 1997 verliehen. Bislang erhielten 247 Personen diese Auszeichnung, deren Vergabe auf 500 Personen begrenzt ist. RED

„Home away from home“ – ist ein Widerspruch in sich, könnte man meinen. Das weltweite IAC-Netzwerk (International Associate Clubs) bietet in über vierzig Ländern der Welt Stätten an, die das Fernweh schnell vergessen lassen. Es gibt mehr als sechzig Golfclubs, über hundert Clubs mit Fitness- und/oder Sportmöglichkeiten sowie für Geschäftsreisen ausgewählte Treffpunkte für Konferenzen und den Empfang von Geschäftspartnern in den wichtigsten Metropolen der Welt. Das IAC wurde vor über dreißig Jahren gegründet und ist heute ein weltweites Netzwerk, welches die Türen zu mehr als 250 privaten Mitgliederclubs in vielen „hot spots“ rund um den Globus öffnet. Daher bietet es sich an, Geschäfts- oder auch Privatreisen entsprechend der Angebote innerhalb des IAC-Netzwerkes zu planen. Weltweit bieten die Clubs eine große Bandbreite: Die Architektur des Capital Clubs im Finanzviertel von Dubai ist mit seinen fünf Restaurants, Konferenzräumen und Sporteinrichtungen „state-ofthe-art“ und die Räumlichkeiten des gediegenen St. James’s Clubs in London unweit des Piccadilly Circus haben eine Aura aus der viktorianischen Zeit.

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Raffinerie-Geschäftsführer Dr. Willi Frantz (l.) und DOMO-Geschäftsführer Luc de Raedt freuen sich auf die Zusammenarbeit.

Zukunftsinvestition für Leuna Mit einem gemeinsamen Großprojekt stärken die TOTAL Raffinerie Mitteldeutschland GmbH und der Chemieproduzent DOMO Caproleuna GmbH ihre Zusammenarbeit.

· 2 oder 3 Übernachtungen inklusive Seaside Frühstücksbuffet · 1 Seaside Welcomepaket · 1 Voucher á 25 € für das Restaurant STEAKTRAIN · 1 Stadtrundfahrt mit dem Oldtimerbus · Hin- und Rückfahrkarte für die öffentlichen Verkehrsmittel zum Panometer · 1 Eintrittskarte für den Besuch des PANOMETER LEIPZIG

Paketpreis mit 3 Übernachtungen ab 199 € pro Person

Gute Nachrichten zur Hundertjahrfeier des Chemiestandortes: Mit einer Investition von insgesamt 60 Millionen Euro zum Neubau von insgesamt zwei Teilanlagen setzen DOMO und TOTAL am Standort Leuna auf die Zukunft. Die beiden Unternehmen stehen bereits in einem engen Stoffverbund miteinander. In der neuen Teilanlage der Raffinerie wird Benzol, ein Zwischenprodukt aus der Benzinproduktion, angereichert und zur Erzeugung chemischer Produkte in die Wertschöpfungskette von DOMO eingespeist. Beide Anlagen sollen ab Herbst 2017 in Betrieb gehen. „Unsere vertiefte Kooperation stärkt nicht nur uns, sondern auch den Chemiestandort Leuna. Mit dieser und anderen Investitionen wird ein weiteres Kapitel der langjährigen Historie aufgeschlagen“, sagt Raffinerie-Geschäftsführer Dr. Willi Frantz. TOTAL sorge mit dem Neubau für eine noch bessere Integration im Stoffverbund. „Mit der Weiterentwicklung reagieren wir zudem auf die langfristig sinkende europäische Nachfrage nach Ottokraftstoffen, indem wir unsere Ausbeutestrukturen entsprechend anpassen“, so Frantz zur strategischen Ausrichtung der Raffinerie.

Für DOMO, eines der führenden Chemieunternehmen mit Hauptsitz in Leuna, entstehen aus der verstärkten Zusammenarbeit mit TOTAL Vorteile. „Diese Investition sichert uns langfristig den Zugriff auf einen strategischen Rohstoff für unsere integrierte Polyamid-6-Produktionskette“, sagt DOMO-Geschäftsführer Luc De Raedt. DOMO und TOTAL arbeiten seit Jahren eng zusammen. Die Raffinerie liefert bereits Propylen, einen wichtigen Ausgangsstoff zur Herstellung von Caprolactam und Polyamid 6. Polyamid 6 wird unter anderem für die Herstellung von Verpackungsfolien im Lebensmittel- und Pharmabereich, für Spritzgussteile im Bereich Automotive sowie zur Verspinnung von Textilien verwendet. „Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie in Leuna in enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg erfolgreich Synergiepotenziale erschlossen werden“, betont Dr. Christof Günther, Geschäftsführer des Standortbetreibers InfraLeuna GmbH. „Gerade im 100. Jahr des Bestehens ist dies ein starkes Signal für den Chemiestandort Leuna.“ RED www.total-raffinerie.de

Paketpreis mit 2 Übernachtungen ab 159 € pro Person

Wir haben die Kompetenz zum Grillen. Probieren Sie unser Steak vom Strauß! Täglich ab 17 Uhr

Park Hotel · Richard-Wagner-Str. 7 · 04109 Leipzig Telefon: 0341 / 98 52-0 · Fax: 0341 / 98 52-750 info@parkhotelleipzig.de · www.parkhotelleipzig.de


34 ENERGIE UND UMWELT REGJO

BMW Group, Werk Leipzig: Produktion BMW i3, Montage.

Unternehmen greifen nach dem Schalter der E-Mobilität Vier Maßnahmenpakete eröffnen Perspektiven für den elektrischen Funken im Leipziger Stadtverkehr. Text: Helge-Heinz Heinker

Fotografie: Schmied; christophbusse.de

Elektromobilität hält Leipzig in Bewegung. Mit inzwischen 90 Elektrofahrzeugen in der kommunalen Flotte – von der Stadtverwaltung bis zu den großen städtischen Unternehmen – ist Leipzig an die Spitze der deutschen Großstädte gerollt. Rund ein Viertel aller elektrisch betriebenen Leipziger Straßenfahrzeuge fährt unter einem kommunalen Logo. Doch nach dieser Pionierphase mit beträchtlicher „Schwungradfunktion“ der fortschrittlichen Mobilität durch die öffentliche Verwaltung soll der Schalter langsam zur Unternehmenswelt umgelegt werden. „Vorlaufinvestitionen zum Beispiel durch die Leipziger Stadtwerke, die eine systematisch über das Stadtgebiet verteilte LadeInfrastruktur installiert haben, wirken als ein starker Impuls, um in Sachen Elektromobilität ‚hochzuschalten‘“, ist Thomas Lingk,

Abteilungsleiter im städtischen Amt für Wirtschaftsförderung und Chef des Clusters Energie & Umwelttechnik, überzeugt. Jüngst ging das Pilotprojekt Laternenparken in der Leipziger Mozartstraße in Betrieb. Mit reichlich technischem Wissen eröffnen sich damit Perspektiven für die Ladevorgänge der Zukunft. Wirtschaftsverkehr Die beträchtlichen Anfangsinvestitionen haben einen neuen und wachsenden Teilmarkt der urbanen Mobilität erschlossen, und diese Vorleistung gilt es nunmehr intensiv zu nutzen. Viele Blicke richten sich in diesem Zusammenhang auf den Wirtschaftsverkehr in der Stadt. Er übernimmt vielfältige Verteilfunktionen, zeichnet sich durch relativ kurze Wege aus und schließt

laufende Anfahr- und Bremsvorgänge ein. Ökologische Aspekte von der Luftreinhaltung bis zum Verkehrslärm sind immer mit im Spiel. Zu diesem Anforderungsprofil passt die Elektromobilität. Wie komplex die Thematik ist und wie groß das Bündel an Einflussfaktoren, wird jedoch allein schon am Anreizsystem deutlich. So ist es mehr als eine Überlegung wert, den E-Wirtschaftsverkehr durch längere Warenanlieferungszeiten in der Innenstadt zu privilegieren. Die erforderlichen Abstimmungen für den Einsatz der leise surrenden elektrischen Transporter laufen. Lade-Infrastruktur Seit vier Jahren strömt reichlich Energie in das Thema Elektromobilität. Die Stadt Leipzig gruppiert ihre Maßnahmen mit klarem


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BMW i3 vor ihrer Übergabe an die Stadt Leipzig.

Blick auf das Ziel „Stadt der intelligenten Mobilität“ gern in vier Bereiche. Mittlerweile ist eine breite Basis vorhanden, und der erste Bereich umfasst die bereits abgeschlossenen Vorhaben. Norbert Menke, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Leipziger Versorgungs- und Verkehrsbetriebe verweist insbesondere auf die Lade-Infrastruktur. Sie sei mit über 140 Ladepunkten an 60 öffentlich nutzbaren Ladestationen in Leipzig der Schlüssel zum elektrischen Fahren. Auf der Ergebniskonferenz der vom Bund geförderten Leipziger Schaufensterprojekte Elektromobilität Anfang Juni wertete Menke die erreichte Dichte als „bedarfsgerecht“. Jetzt seien die Nutzer am Zuge. Für die Stadtwerke als Stromlieferanten muss die intensive Marktbeobachtung Erkenntnisse liefern, wie in Zukunft mit dem weiteren Ausbau der Lade-Infrastruktur verfahren wird. Klare Ansage der Energiemanager: Stromverkauf allein ist kein lukratives Geschäftsmodell auf dem E-Mobilitätsmarkt. Ladesäulen im Umkreis von Einkaufszentren oder Stätten der Großgastronomie versprechen dagegen günstigere Perspektiven, weil die Parkzeiten der Fahrzeuge synchron Ladezeiten sein könnten. Fördermittel Im zweiten Bereich der E-Mobilitätsmaßnahmen finden sich die wirtschaftlich darstellbaren Maßnahmen vom Ausweisen von Parkflächen für E-Fahrzeuge über die Integration von ÖPNV und Carsharing in einer Kundenkarte bis zu einem Informationstool zur E-Mobilität. Erfreulicherweise ist diese Liste die längste. In der dritten Rubrik folgen die Maßnahmen mit Marktanreizprogrammen. Zum technischen Fortschritt muss das wirtschaftliche Interesse passen. Urbane Hubs, integrierte Mobilitätsangebote, die bis zum Tourismus reichen, aber auch ein künftiges Parkleitsystem zur freien Ladesteckdose füllen diese Liste. Umsetzbar sind all diese Ideen allerdings nur mit gestei-

gertem finanziellen Aufwand, und damit richtet sich der Blick wieder auf die Gewährung von Fördermitteln. Geschäftsideen Maßnahmenbündel vier spielt den Ball ins Feld der unternehmerischen Initiative, nachdem die kommunale Grundfinanzierung zuvor den Boden bereitet hat. Aus engagierten Firmen kommt inzwischen ein weit gefächertes Ideenbündel. Corporate Carsharing, ein Mobilitätskostenrechner, eine Wasserstoff-Infrastruktur, um Energie für Brennstoffzellen zu liefern, und private Elektrofahrzeug-Eigentümer als Anbieter von Transportdiensten zielen neben einer Reihe anderer Geschäftsideen auf e-Mobilität als lohnendes Angebotssegment bzw. als Magistrale zur Kostenersparnis. Bereits im April ist das Unternehmen Clever-Shuttle in das Geschäft der elektromobilen Tür-zu-Tür-Beförderung für Kunden eingestiegen. „Die E-Mobilitäts-Botschaft ist in den Unternehmen angekommen. Wir beobachten eine wachsende Zahl von Geschäftsideen, die vor der Marktreife stehen. Das zeigt uns, dass die Vorleistungen in der kommunalen Leipziger Unternehmensfamilie und seitens der städtischen Wirtschaftsförderung in Sachen Elektromobilität auf fruchtbaren Boden gefallen sind“, zieht Thomas Lingk eine Zwischenbilanz. Wer tiefer in die Materie vordringen will, kann in der zweiten Jahreshälfte im Leipziger Maßnahmen- und Umsetzungskonzept der Elektromobilität nachschauen. Ein großer Kreis von Partnern aus Unternehmen und der öffentlichen Verwaltung macht dieses Papier im Moment „rund“, damit es im Spätsommer dem Stadtrat zugeleitet und beschlossen werden kann. www.leipzig.de


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Wasserstoff-Einspeisung ins ONTRAS-Netz (Gebäude vorn) aus der Power-to-Gas Anlage der enertrag AG in Prenzlau mit Energie spendendem Windrad und Biogasanlage – so könnte es bald in einigen Regionen aussehen.

Grüngas als Motor der Energiewende Die Energiewende stockt. Sie braucht neue Impulse. Studien und Erfahrungen mit Biomethan, anderen Regenerativgasen und Power-to-Gas zeigen, dass Gas und die Infrastruktur der Motor der Energiewende werden können. Der Fernleitungsnetzbetreiber Ontras treibt diese Idee voran. Text: Ralf Borschinsky

Fotografie: Ontras Gastransport GmbH/Jakob Richter, fensehkombinat

Gas spielt eine führende Rolle in der Energieversorgung: 2015 verbrauchte Deutschland mit 860 TWh energetisch 1,44 mal mehr Gas als Strom (600 TWh). Rund ein Prozent davon waren Biomethan, Wasserstoff und andere Regenerativgase, hier zusammengefasst als „Grüngas“. Soll der künftige Energiemix nicht – wie in den Vorjahren – aufgrund übermäßiger Nutzung von Kohlekraftwerken wieder zu mehr anstatt weniger CO2-Emissionen führen, sind Gaskraftwerke unverzichtbar. Die Europäische Kommission würdigt die Rolle von Erdgas in ihrem Strategiepapier zur European Energy Union entsprechend und setzt es bei den 15 „action points“ noch vor Strom an die zweite Stelle. Paradox: Kohlestrom bei Dunkelflauten Deutschland dagegen muss handeln, die Energiewende stockt. Jeder Verbraucher zahlt paradoxerweise über die EEG-Umlage immer häufiger für erzeugten Wind- und Solarstrom, der nicht mehr vom Stromnetz aufgenommen werden kann. Übertragungsnetzbetreiber müssen jährlich tausendfach in die Netzsteuerung eingreifen, um ein Zusammenbrechen des Stromnetzes zu verhindern. 2015 kostete das rund eine Milliarde Euro. Gleichzeitig rutschten an der Strombörse die Preise durch das

Stromüberangebot in den Keller. Dieser Preisverfall sowie durch falsche Anreize enstandene Tiefstpreise für CO2-Zertifikate bewirken, dass effiziente Gaskraftwerke stillgelegt werden, weil sie sich nicht mehr rechnen. Bei Dunkelflauten (sonnen- und windarmes Wetter) müssen daher CO2-intensive Kohlekraftwerke den Strom liefern – schlecht für die CO2-Bilanz und kontraproduktiv für das Erreichen der Klimaziele. Die Regelungen, die diese Fehlallokation bewirkt haben, sind dringend zu korrigieren. Erdgas plus Grüngas senkt Treibhausgasemissionen Trotz dieser Fehlanreize im Strombereich bringt Deutschlands Gaswirtschaft die Energiewende voran: Bis Ende 2016 werden zum Beispiel 182 Biogasanlagen jährlich mehr als eine MilliardeKubikmeter Biomethan ins Gasnetz einspeisen und damit Emissionen von rund zwei Millionen Tonnen CO2 vermeiden. Allein Ontras transportiert davon jedes Jahr bis zu 176 Millionen Kubikmeter Biomethan, etwa 17 Prozent der deutschen Biomethan-Einspeisemenge. Zudem gelangen jährlich bis zu 2,2 Millionen Kubikmeter Wasserstoff ins Ontras-Netz. Auch das spart CO2-Emissionen. Die Erzeugung synthetischer Gase wie Wasserstoff ermöglicht die Technologie „Power-to-Gas“. Sie kann überschüssigen Wind- und Solar-


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Mehrere Milliarden Euro investieren Netzbetreiber wie ONTRAS in die Infrastruktur wie hier in der Lausitz.

Eine von 22: Die Biogasanlage in Thronitz b. Leipzig mit der Einspeiseanlage (gelbes Gebäude links) und dem ONTRAS-eigenen mobilen Biogasverdichter (Blaue Container).

strom als Gas speichern und damit ein zentrales Problem der Energiewende lösen. Und sie ermöglicht die schrittweise Umstellung vom Erdgas zu CO2-neutralem Grüngas. Trotz dieser Potenziale bremsen die aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen die Entwicklung der Gasversorgung in Richtung hundert Prozent Grüngas aus. So ging am 25. Februar 2016 in Thierbach bei Borna die vorerst letzte von insgesamt 22 Biogaseinspeiseanlagen am Ontras-Netz in Betrieb. Seit Januar 2015 gab es lediglich ein einziges Neuanschlussbegehren für Biogas, eine direkte Folge der EEG-Novelle 2014, die keine Mengenziele vorsieht. Zudem wurde die Förderung für die Erzeugung und Einspeisung von Biomethan ins Gasnetz gestrichen. Und die in diesem Jahr angepeilte EEG-Novelle – sollte es beim aktuellen Stand bleiben – erschwert zudem den Einsatz der Power-to-Gas-Technologie. Sofortlösung: Kraftstoff Biomethan spart CO2 Schnellen Erfolg beim Klimaschutz bietet Gas/Grüngas bei der Mobilität. 2014 enthielt der Kraftstoff Erdgas in Deutschland durchschnittlich 20 Prozent Biomethan. Gegenüber einem Benziner reduziert dieses Gasgemisch die CO2-Emission um 40 Prozent und gegenüber einem Diesel um 32 Prozent – fast ganz entfallen Feinstaub und Stickoxide. Mit steigendem Grüngas-Anteil sinkt die CO2-Emission weiter. Mit reinem Biomethan fährt ein Gas-Auto dann fast CO2-neutral, im Juli 2015 gab es das bereits an 170 Zapfsäulen. Obwohl – ausgenommen der ermäßigte Steuersatz für den Kraftstoff Erdgas – politisch nicht gefördert, haben sich Gas-Autos im Gegensatz zu Elektro-Autos bereits im deutschen Markt bewährt, sind preiswert, stehen in vielen Fabrikaten und Modellvarianten zur Verfügung und lassen sich bei vergleichbaren Reichweiten ebenso schnell betanken wie Benziner und Diesel. Die heute knapp 100.000 Erdgasfahrzeuge auf deutschen Straßen beweisen täglich, dass sie Benziner und Diesel vollwertig ersetzen

könnten – ein Schritt zur CO2-neutralen Mobilität. Mit über 920 Erdgas-Tankstellen existiert auch ein akzeptables Tankstellennetz, das sich in einer gemeinsamen Anstrengung von Wirtschaft und Staat rasch weiter verdichten ließe und damit die Nachfrage nach Gas-Autos steigern dürfte. Engagement für „going green“ Weil es so viele Potenziale bietet, engagiert sich Ontras für Grüngas. So beteiligte sich Ontras am dena-Projekt „Power to Gas Potenzialatlas für Deutschland“ und wird mit Partnern in einem Forschungsprojekt untersuchen, wie die vorhandene Gasinfrastruktur abschnittsweise für den ausschließlichen Transport von Wasserstoff genutzt werden kann. Auf europäischer Ebene beteiligt sich Ontras an der „Green Gas Initiative“ (GGI). Weitere GGI-Mitglieder kommen aus Belgien, Dänemark, Frankreich, den Niederlanden, Schweden und der Schweiz. Ziel der GGI ist eine CO2-neutrale Gasversorgung bis 2050. Ontras war federführend beim Erstellen des ersten GGIReports „Gas and Gas Infrastructure – the green commitment“. Außerdem ist Ontras der „European Power to Gas“-Plattform beigetreten und gestaltet deren Inhalte maßgeblich mit. Dort laufen die Aktivitäten der GGI-Mitglieder zu Power to Gas. Die Plattform ist ein Gremium von Akteuren, die die Entwicklung der Power-to-Gas-Technologie in den europäischen Ländern erkunden und darüber berichten. Ontras ist davon überzeugt, dass Grüngas im Allgemeinen und Power-to-Gas im Besonderen wirkungsvolle Motoren der Energiewende werden können.

www.greengasinitiative.eu www.europeanpowertogas.com www.ontras.com


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Förderung einer gedeihlichen Partnerschaft zwischen Wissenschaft und Wirtschaft Im Moment hat die Stadt Leipzig einen Lauf: Es geht ihr wirtschaftlich gut, die Bevölkerungszahl wächst in erstaunlichem Tempo, das kulturelle Angebot repräsentiert Weltklasse in Breite und Anspruch.

Vor 15 Jahren hätte sich wohl jeder mit der Prognose einer solchen Entwicklung schwer getan. Die damalige, schwierige Ausgangsbasis zwang zum Handeln. Impulse für die weitere wirtschaftliche Entwicklung mussten aus der Stadt selbst kommen, denn Investoren zeigten sich auf diesem Gebiet zurückhaltend. Rückblickend war es ein Glücksfall, dass unsere Stadt damals über den Erlös eines Anteilsverkaufs kommunaler Beteiligungen verfügte. Daraus sollte eine Stiftung errichtet werden, die ein überragendes Ziel anpeilte – eine gedeihliche wirtschaftliche Zukunft der Stadt Leipzig und damit auch der Bürger, die hier leben und einen Stolz auf ihre Kommune zeigen, wie er anderswo nur schwer zu finden ist. Für den Aufschwung der Wirtschaft die Konstruktion einer Stiftung zu wählen, war mutig. In den schwierigen Zeitläufen des 20. Jahrhunderts wurde die Stiftungskultur im Osten Deutschlands ja faktisch ausgelöscht. Der Leipziger Stadtrat entschied also weise, als er einen ungewöhnlichen Weg einschlug und für die Errichtung der Stiftung für Innovation und Technologietransfer stimmte. Im Jahr 2001 begann die Stiftungsarbeit. Dass sich alles darum drehen würde, Wissenschaft und Wirtschaft so schnell und so reibungslos wie möglich zusammenzubringen, verstanden die Beteiligten schnell. Über 8 Millionen Euro flossen seither in kleine und große Schlüsselprojekte. Das erste Leipziger Fraunhofer-Institut verdankt seine Entwicklung der Stiftung. Von den Forschungsergebnissen profitiert die aufstrebende Leipziger Biotech-Branche ebenso wie vom Technologietransfer an der Universität Leipzig, die in Sachen Biomedizin und Biotechnologie ebenfalls mit Geld aus der Stiftung arbeiten konnte. Weil auch das Deutsche Biomasseforschungszentrum, der Technologieaufbau des MikroKunststoff-ApplikationsZentrums und der IQ-Innovationspreis Leipzig mit Geld aus der Stiftung gefördert wurden, weil Juniorprofessuren und Stiftungsprofessuren an der Universität, an der Hochschule für Technik, Wirtschaft

Fotografie: Stadt Leipzig/Rainer Justen

und Kultur und am Herzzentrum mit Stiftungsgeld eingerichtet wurden, deshalb liest sich die Aufzählung der Stiftungsprojekte wie das Verzeichnis der praxisnahen Leipziger Wissenschaftseinrichtungen. Und das Center for Entrepreneurial and Innovative Management an der Handelshochschule arbeitet mit Stiftungsgeld an effizienten Wegen, wie der Erkenntnisfortschritt wirkungsvoll in der unternehmerischen Praxis umgesetzt werden kann. Dass die Stiftung außerdem das erste Chapter der Technology Student Association außerhalb der USA, und zwar am Ostwald-Gymnasium in Leipzig, fördert, stimmt mich zuversichtlich, weil damit ein Stafettenstab an die junge Generation weitergegeben wird, im konkreten Fall auf dem Gebiet von technologisch orientiertem Unterricht. Durch das Wirken der Stiftung für Innovation und Technologietransfer wird der Wirtschaftsstandort Leipzig seit dem Jahr 2001 nachhaltig gestärkt. Überprüfbar ist diese positive Bilanz vor allem am Beitrag der Wissenschaftseinrichtungen zur praktischen Nutzung von Spitzentechnologien. Die Stiftung hat anfängliche Skeptiker, die es auch gab, durch ihr praktisches Wirken überzeugt und die Visionäre, die den Stiftungsauftrag konzipiert haben, bestätigt. Hätte die Stadt Leipzig ihre Stiftung für Innovation und Technologietransfer nicht bereits, sie müsste diese verdienstvolle Einrichtung erfinden.

Ihr Burkhard Jung Oberbürgermeister der Stadt Leipzig Vorsitzender der Stiftung für Innovation und Technologietransfer


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Forschung ohne Elfenbein und Turm Der Transfer von Innovationen, Wissen und Technologien in die Wirtschaft sollte eine Selbstverständlichkeit sein. REGJO sprach dazu mit Dr. Thomas Hofmann, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig. Interview: Frank Willberg

Fotografie: IHK zu Leipzig

Was macht Technologietransfer aus Ihrer Sicht einerseits so bedeutsam und andererseits so schwierig? Technologietransfer ist ein wichtiger Hebel, um Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft von Unternehmen zu verbessern. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse müssen ihren Weg in konkrete wirtschaftliche Anwendungen finden. Damit das gelingt, hilft die IHK zu Leipzig beiden Seiten beim notwendigen Brückenschlag. Technologietransfer funktioniert am besten bei anwendungsnaher und angewandter Forschung, das heißt, wenn drängende technisch-technologische Problemstellungen von Unternehmen Ausgangspunkt für die Forschung sind. Im Rahmen einer Kooperation entwickeln sich ein gemeinsames Problemverständnis, Lösungen und strategische Partnerschaften zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Dies ist allerdings keine Selbstverständlichkeit, da potenzielle Partner oftmals nicht voneinander wissen, selten aufeinander zugehen und es bei Forschungskooperationen auf eine solide Vertrauensbasis ankommt. Die IHK zu Leipzig schafft mit Initiativen wie „Wirtschaft trifft Wissenschaft“ Transparenz und baut Berührungsängste ab. Bei unserer Veranstaltungsreihe „Vom Labor in die Praxis – mit Innovationen Unternehmen stärken“ haben Unternehmer die Möglichkeit, sich direkt über Hochschulen und Forschungseinrichtungen der Region und ihr Leistungsspektrum zu informieren und Kontakte zu Wissenschaftlern zu knüpfen. Welche Erfahrungen haben Sie mit der Reihe „Wirtschaft trifft Wissenschaft“ gesammelt? Mit dieser Initiative trägt die IHK zu Leipzig seit dreizehn Jahren zur Intensivierung der regionalen Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen bei, indem insbesondere der Wissens- und Technologietransfer für kleine und mittlere Unternehmen in Gang gebracht wird. In diesem Jahr wurden dadurch 14, insgesamt mehr als 150 Kooperationsprojekte ins Leben gerufen. Ein großer Pluspunkt von „Wirtschaft trifft Wissenschaft“ ist, dass wir technologie- und branchenoffen fördern. Dabei wurden auch größere, staatlich geförderte Forschungsprojekte initiiert.

Gibt es weitere Ansätze, den Wissenstransfer zu verbessern? Um die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands in der Wirtschaftsregion Leipzig weiter zu verbessern, fördern IHK und Stadt Leipzig seit Ende 2013 den Einsatz von vier Technologiescouts bei der Agentur für Innovationsförderung und Technologietransfer Leipzig. Diese unterstützen Unternehmen dabei, ihr Innovationspotenzial zu heben, förderfähige Forschungsund Entwicklungsprojekte zu generieren, und vermitteln dafür Partner aus den hiesigen Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Innerhalb von zwei Jahren wurden aus 291 Erst- und 164 Innovationsberatungen 29 zusätzliche Technologieförderanträge im Gesamtumfang von 600.000 Euro gestellt. Aufgrund dieses Erfolgs wird das Projekt bis Herbst 2020 mit der klaren Zielstellung fortgesetzt, noch mehr förderfähige Projektanträge herbeizuführen und in weiteren Unternehmen ein qualifiziertes Innovationsmanagement einzuführen.


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Forschung treibt die Wirtschaft an Spitzentechnologie ist essentiell für den wirtschaftlichen Aufstieg von Unternehmen und von ganzen Regionen. Wer über solche Technologien nicht verfügt, braucht zuverlässige Verfahren, um den Entwicklungsabstand möglichst schnell und möglichst umfassend zu überbrücken und zu verkürzen. Für den Technologietransfer eröffnet sich damit ein reiches Betätigungsfeld. Text: Helge-Heinz Heinker

Fotografie: Markus Vogelbacher/pixelio.de; Aventics GmbH

Schwenkende Roboterarme und künstliche Intelligenz, Nanopartikel und zyklopische Maschinenteile, brodelnde Experimentiersubstanzen und neue Werkstoffe. Mitteldeutschland ist stolz auf seine seit 1990 entstandene Forschungslandschaft. Dafür gibt es gute Gründe. Ganze Wissenschaftsatlanten bilden ab, was die Universitäten und Hochschulen können und welche außeruniversitären Einrichtungen den Wissensschatz mehren. Zufriedene Wirtschaftsförderer und Wissenschaftsmanager raunen, dass es ohne die Spitzenleistung beim Züchten genügend großer Siliziumscheiben im Helmholtz-Zentrum in Rossendorf bei Dresden wohl nichts geworden wäre mit der Mikroelektronik in der sächsischen Landeshauptstadt. Wer profitiert also von dem beträchtlichen Aufwand, der in Instituten und Laboren betrieben wird? Entstehen daraus geradenwegs oder auf verschlungenen Pfaden marktgängige Produkte, die in der heimischen Wirtschaft dringend gebraucht werden? Passen Unternehmen und Forschungseinrichtungen zusammen? Und sind technologische Sprünge in Sicht? Wie dringend die vorhandenen Produktionsprogramme der Ost-Betriebe durchlüftet und modernisiert werden mussten, gehörte zu den elementaren Einsichten aller Umbruchprozesse seit 1990. Technologietransfer – die Übertragung anwendungsbereiter Erkenntnisse in die industrielle Praxis – avancierte zum Zauberwort. Der Seitenblick nach Westen offenbarte das Grundmuster, wie so etwas in reifen Marktwirtschaften läuft: Leistungsstarke Unternehmen – nicht selten nationale oder globale Marktführer – betreiben eigene Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten oder sind finanzstark genug, sich das erforderliche Wissen einzukaufen. Vom intensiven Wettbewerb getriebene und in stabile ZulieferNetzwerke eingepasste Mittelständler steuern eigene Innovationen bei. Ganze Regionen gedeihen an diesem Miteinander ungestümer industrieller Zugpferde mit ihren mittelständischen Kooperationsschwärmen im Schlepptau. Bis zu der Behauptung, Weltmarktführer-Region zu sein, ist es dann nur noch ein kleiner Schritt. Mangelt es an einer solchen Zusammenarbeit oder leidet sie unter strukturellen Defiziten, muss für Kompensation gesorgt werden. In Ostdeutschland schossen deshalb in der Hoch-Zeit des Aufbaus Ost vor allem die Fraunhofer-Institute aus dem Boden und ergänzten als außeruniversitäre Forschungseinrichtungen das Profil

der Universitäten, die damals gerade selber einen strukturellen Umbruch vollziehen mussten. In Sachsen zum Beispiel flossen jahrelang rund sechs Prozent der Mittel des Landeshaushalts in Wissenschaft und Forschung, was eine bundesweite Bestmarke bedeutete und für die Innovationsfähigkeit respektive Zukunftssicherung des Wirtschaftsstandorts bitter nötig war. Mit Spitzentechnologie zur Wettbewerbsfähigkeit Wie fit die ostdeutsche Wirtschaft vor 25 Jahren war, um gegen die neuen, direkten gesamtdeutschen Wettbewerber etwas Adäquates aufbieten zu können, ist hinlänglich bekannt. Ausgerechnet in dem Moment, als die Betriebe in der untergegangenen DDR so dringend wie niemals zuvor auf einen technologischen Schub angewiesen waren, fehlte er nahezu vollständig. Entwicklungsabteilungen der früheren Kombinate befanden sich in Auflösung, alle Wissenschaftseinrichtungen gerieten auf den Prüfstand der Evaluierung. Konnte sich der Westen weiter darauf konzentrieren, in seinem angestammten Revier wettbewerbsfähig zu bleiben und seine Positionen ausbauen, musste die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen im Osten unter immenser Aufbietung aller Kräfte überhaupt erst wiedererkämpft und errungen werden. „Theoria cum praxi“ – das Leibniz’sche Axiom stand vor seiner größten Bewährungsprobe. Licht und Schatten lagen eng beieinander. Viele bekannte und traditionsreiche Einrichtungen wurden abgewickelt. Rein sachliche Gründe waren dafür nur selten ausschlaggebend. Oft genug dominierte das Motiv, sich ungeliebter Fachkollegen aus dem eigenen Bereich zu entledigen. Doch gerade aus der Freisetzung des bestens qualifizierten Personals ergaben sich Chancen für das aufblühende ostdeutsche Unternehmertum. Die Gründergeneration der frühen 1990er Jahre kam zu einem Gutteil aus abgewickelten Wissenschaftseinrichtungen. Sie musste sich vielfach von einem Tag auf den anderen an ein völlig neues Bewährungsfeld anpassen und unternehmerische Zeichen setzen. Abgewickelt klang für unbedarfte Ohren ja immer als Zweitklassigkeit oder gar Überflüssigkeit. Dass es aus neuen innerdeutschen Konkurrenzgründen vielfach die Besten waren, die nicht mehr in bis dahin gewohnter Weise forschen und entwickeln durften und abgedrängt wurden, blieb seltsam unterbelichtet.


Gute Ideen gut verkauft

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Wenn es im Kreis dieser Unternehmenspioniere des Ostens eine Besonderheit gab, dann war es ihre vorrangig naturwissenschaftlich-technische Prägung. Deshalb musste ein detailliertes Verständnis für die inhaltlichen Finessen des Technologietransfers nicht erst umständlich vermittelt werden. Kaufmännische Schnellkurse komplettierten damals das Wissen, um aus eigenen Forschungsergebnissen auf schnellstem Wege gefragte und profitable Produkte zu entwickeln und in jeder Beziehung zu den in der Mehrheit betriebswirtschaftlich und juristisch geprägten Geschäftsführern des Westens aufzuschließen. Viele fachlich bestens geschulte Ost-Akademiker begannen in den frühen 1990er Jahren wie zu Werner von Siemens’ Zeiten eine Karriere als Unternehmensgründer – allerdings mit dem einen gravierenden Unterschied, dass um 1870 fast alle Unternehmen klein waren, während 1990 mutige Kleine sofort gegen dominante Große antreten mussten. Dieses Kräfteverhältnis zwang zur Spezialisierung und zu technologischen Spitzenleistungen, folglich zum Technologietransfer. Für die nächste Innovationswelle genügte das mitgebrachte Wissen der nach Lebensjahren mittelalterlichen, auf ihrem Unternehmerposten weiterhin recht jungen Gründer nicht mehr. Aber die Besten von ihnen waren zugleich ja auch gut vernetzte Wissensmanager, was ihnen anfangs kaum jemand zugetraut hätte. Leistungsfähige Forschungseinrichtungen mussten in der Wachstumsphase der Neulinge am Markt laufend Erkenntnisse liefern, die in partnerschaftlich verbundenen Unternehmen zur Marktreife gebracht wurden oder der Vervollkommnung des vorhandenen Sortiments dienten. Der Vorteil einer Technischen Universität vor Ort war dabei nicht von der Hand zu weisen. Ob in Dresden, Freiberg, Chemnitz, Magdeburg oder Cottbus – überall entstanden rund um die TUs viele neue unternehmerische „Schnellboote“, die den strukturellen Umbruch der Wirtschaft tragen und beschleunigen konnten. Umgekehrt wurde in Leipzig bis tief in die Industrie- und Handelskammer

hinein Unbehagen geäußert, dass in der Sächsischen Staatsregierung die hochschulpolitische Grundsatzentscheidung gefallen war, an der Alma Mater des westsächsischen Wirtschaftszentrums keine technische Fakultät zu etablieren und stattdessen die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) – immerhin mit striktem Praxisbezug – zu gründen. Blickrichtung Unternehmenspraxis In Sachen Technologietransfer trägt das Verhältnis insbesondere zwischen Universitäten und Unternehmen in Deutschland völlig andere Züge als in den viel pragmatischer agierenden Vereinigten Staaten. In den USA forschen Universitäten unverkrampft im Auftrag der Industrie und haben kein Problem damit, weil eine breite Öffentlichkeit dieses Zusammenwirken akzeptiert. Mehr noch, amerikanische Hochschulen registrieren manche recht deutsche Debatte rund um das Selbstverständnis des Hochschulbetriebs oft genug mit Verwunderung. In Deutschland verstehen sich die Universitäten traditionell als akademische Wissensvermittler und Hort der Forschung. Berufsorientierung zu geben und pragmatisch Aufträge im Produktionsvorfeld von Unternehmen zu erfüllen, gilt eher als verpönt. Erst im Juni 2016 äußerte der kämpferisch auftretende Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Prof. Horst Hippler, von Hause aus ein Fachmann der Physikalischen Chemie, sein Unbehagen über wiederkehrende Forderungen aus der Unternehmenswelt, die deutschen Universitäten mögen doch eine stärkere Orientierung für den künftigen beruflichen Einsatz ihrer Studenten bieten, um ihnen einen glatteren beruflichen Einstieg als heute vielfach üblich zu ermöglichen. Präsident Hippler reagierte in bekannter Manier. Akademische Bildung sei das eine, Berufspraxis etwas anderes, beschied der höchste Repräsentant der „Stimme der Hochschulen“, als die sich die Hochschulrektorenkonferenz versteht. In diesem Kontext bemerkte ein mit höchsten akademischen Weihen versehener ostdeutscher Spezialist, der innerhalb der eigenen Karriere Spuren sowohl in universitärer Lehre und For-


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schung als auch bei Unternehmensgründungen hinterlassen hat: „Die kühle Distanz zwischen unabhängiger universitärer Forschung und Aufträgen aus der Industrie erzeugt immer dann Reibungen, wenn es gilt, Drittmittel aus Unternehmen einzuwerben. Warum sollten Firmen Geld für Forschungsvorhaben lockermachen, wenn in den Laboren nicht strikt anwendungsorientiert gearbeitet wird?“ Es gilt ohnehin, dass für den Technologietransfer eher die angewandte als die Grundlagenforschung geeignet ist, und dabei haben die Fachhochschulen richtig gute Karten. Darüber hinaus laufen intensive Bemühungen, immer mehr Brücken zwischen der vermeintlich praxisferneren Grundlagenforschung und ihrer wirtschaftlichen Anwendung zu schlagen. Unter dem Stichwort „industrielle Gemeinschaftsforschung“ wird an gangbaren Wegen gearbeitet, um potentielle Partner auf diesem weiten Feld zusammenzubringen und zum Beispiel neue Technologien branchenübergreifend für eine unternehmerische Nutzung aufzubereiten. Der Verband des Deutschen Maschinen- und Anlagenbaus (VDMA) wird nicht müde, dieses Feld zu beackern. Wie steinig der Pfad auch des Technologietransfers ist, hat nicht zuletzt das Scheitern des Konzepts von „Solar Valley“ gezeigt. Dem gelungenen ersten Schritt der wissensgetriebenen Solarzellenproduktion in Thalheim bei Wolfen folgte der zweite, auf schnelle Hochzüchtung der Basisinnovation gerichtete zu zaghaft. Ehe die nächsten Innovationsschritte die industrielle Reife erreichten, hatten Wettbewerber in Fernost eine Massenproduktion des Ausgangsprodukts aus dem Boden gestampft – und die anfängliche mitteldeutsche Exzellenzposition war weg. Kampf um Köpfe Unternehmenslenker packen das Thema Technologietransfer pragmatisch an. Es ist für sie vor allem ein „Kampf um Köpfe“. Manager picken sich im Ergebnis von Praktika vorsorglich die Besten eines Jahrgangs heraus – möglichst in der Idealkombination von solidem fachlichen Hintergrund mit betriebswirtschaftlich-kaufmännischem Talent. Aufsteigende Entwickler, die ihr Produkt auch richtig bepreiFotografie: Fraunhofer IWU; Bernd Müller/Fraunhofer IWU

sen und geschickt vermarkten können, sind im Wettbewerb um Ideen und ihre unternehmerische Relevanz die Idealbesetzung. Die Anfangsbefürchtung, ohne eine Technische Universität am eigenen Standort mit einem schwer zu kompensierenden strukturellen Nachteil geschlagen zu sein, hat sich verflüchtigt. Heutige Spezialisten sind schon am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn darin erfahren, in Netzwerken zu arbeiten. Dieser Austausch in unentwegt wechselnden personellen Konstellationen setzt sich als Teil der Forschungskultur durch und beschleunigt den Technologietransfer – solange betriebliche Interessen gewahrt und vertraulich bleiben, wo Vertraulichkeit verlangt wird. Technologietransfer ist vor allem eine Frage der Größe. Es ist offensichtlich, dass seitens der Forschungseinrichtungen der Austausch von Wissen mit gewichtigen betrieblichen Einheiten besser gelingt, weil dort in der Regel ein versierter Mitarbeiter oder gleich ein ganzer Stab oder eine Fachabteilung mit dieser Aufgabe betraut wird, während in kleinen oder Kleinstbetrieben mehrheitlich eine solche Spezialisierung einfach nicht zu leisten ist. In ihrem jüngsten Jahresbericht weist die IHK zu Leipzig für den eigenen Bezirk zum Beispiel nur 300 Unternehmen aus, die kontinuierlich Forschungs- und Entwicklungsprojekte umsetzen. Für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Region ist das zu wenig – vor allem weil die Unternehmen hier im sächsischen Vergleich mit Abstand die wenigsten Mittel für Investitionen in Forschung und Entwicklung ausgeben. Die kritische Masse Gewohnt, in naturwissenschaftlichen Analogien zu denken, orientieren Management-Lehrer wie der Rektor der Handelshochschule Leipzig (HHL Leipzig Graduate School of Management), Prof. Andreas Pinkwart, beharrlich auf die „kritische Masse“, um eine Entwicklung zum Laufen zu bringen. Soll heißen: Ohne eine gewisse Größe der Anwender neuer Erkenntnisse läuft nichts. Der betriebliche Innovationsprozess lebt vom Ausmaß des Anwendungsfeldes. Erst ab einer bestimmten Dimension sind zufriedenstellende Ergebnisse für beide Seiten zu erwarten. Wer zu klein ist und das Feld der erforderlichen Losgrößen neuer, innovativer Produkte nur bedingt bespielen kann, bekommt eher früher als später ein Problem.


Damit sich der Größenklassennachteil vieler einheimischer Betriebe nicht reproduziert und zum Nachteil künftiger Herausforderungen verfestigt, hat sich zum Beispiel die Industrie- und Handelskammer zu Leipzig auf ihre Fahnen geschrieben, mit Hilfe von Technologiescouts eine Brücke des Wissenstransfers in einheimische mittelständische Strukturen zu bauen. Das entsprechende Pilotprojekt, das zusammen mit dem Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Leipzig getragen und gefördert wird, läuft seit dem 1. Januar 2014. Das Ziel heißt, dem Innovationsgeschehen in der Region Leipzig eine größere Dynamik zu verleihen und mehr Unternehmen an eigene Forschungs- und Entwicklungsprojekte heranzuführen. Denn häufig genug muss die Machbarkeitslücke zwischen der not-

wendigen Erneuerung des Produktionsprogramms und der mangelnden Passfähigkeit kleiner Unternehmens- und großer Forschungsstrukturen geschlossen werden. Deshalb hat die Agentur für Innovationsförderung und Technologietransfer GmbH vier erfahrene Ingenieure angeheuert, die im Auftrag der IHK als Technologiescouts zwischen Wissenschaft und Wirtschaft agieren, sichten, beraten und vermitteln. Außeruniversitäre angewandte Forschung Idealerweise sind es die zahlreichen, mit großzügiger öffentlicher Finanzierung aufgebauten Fraunhofer-Institute, die mit ihren breit gefächerten Profilen in der angewandten Forschung als Partner der Unternehmenswelt zur Verfügung stehen. Fraunhofer-Institute mit unterschiedlichem fachlichen Zuschnitt gibt es in Dresden, Leipzig und Chemnitz, aber auch in Halle, Leuna, Freiberg und Jena. Auch sie sind als Partner der Wirtschaft auf passende Größenordnungen ihrer industriellen Anwender angewiesen. In Chemnitz klappt das im Maschinenbau beispielhaft. Ein Klick genügt und die Web-Präsenz des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und UmforFotografie: robomotion GmbH

mtechnik IWU führt den Besucher sofort in das Presswerk 4.0. Wo maschinelle Hightech-Giganten mit ihren ausgefeilten und sündhaft teuren Werkzeugen aus glatten Blechen in Sekundenschnelle kompliziert geformte Karosserieteile formen, geht es um die Halbierung der Stillstandszeiten, und die Flexibilität soll steigern. Solch eine Botschaft hören Anwender gern. Technologietransfer gehört für die Chemnitzer deshalb zum Tagesgeschäft. Die Großen des Bereichs Automotive gehen dort ein und aus. Das IWU glänzt mit produktionstechnischer Forschung und Entwicklung. Von Bauteilen und Verfahren über komplexe Maschinensysteme bis zur ganzen Fabrik reicht das Leistungsspektrum, das die historischen Stärken des sächsischen Maschinenbaus konsequent auf die Anforderungsgipfel des 21. Jahrhunderts gehoben hat. Der Leichtbau und damit der sinkende Materialeinsatz liefert einen wichtigen Antrieb. Der Lohn: Das Chemnitzer IWU fungiert als Leitinstitut für ressourceneffiziente Produktion innerhalb der FraunhoferGesellschaft. Wie weit kleine Firmen als Anwender des Innovationsstroms in Frage kommen, steht auf einem anderen Blatt. Da ist neben Produktion dringend auch Diffusion von Wissen gefragt, was im Wettbewerb wiederum nicht selbstverständlich ist. Aus den äußerst kleinteiligen Strukturen des heutigen sächsischen Maschinenbaus ragen nur wenige größere Mittelständler heraus, die auf Augenhöhe zu den Großforschungsstrukturen passen. Auf diesem Gebiet besteht besonders in der Leipziger Region weiterhin Nachholbedarf. Dass auch die ganz kleinen, hoch spezialisierten Maschinenbauer innovationsfreudig sind, ist unstrittig. Manche sind so eng spezialisiert, dass es für die Weltmarktführerschaft auf einem einzelnen, schmalen Spezialgebiet reicht – „Hidden Champions“ eben. Um jedoch auf die Herausforderungen des Zukunftsthemas Industrie 4.0 in ganzer Breite vorbereitet zu sein, bedarf es gebündelter Anstrengungen. Die Aufgabe, passende Wege des Technologietransfers für die Absicherung der Zukunftsfähigkeit kleiner Hersteller im Maschinenbau möglichst reibungslos zu ebnen, wurde an Transfermanager übertragen. Eine Koordinierungsstelle an der Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur stellt die notwendigen Verbindungen her. Im Selbstlauf entstand diese Steuerungseinheit des Technologietransfers nicht. Management des Technologietransfers hieß in diesem exemplarischen Fall, neben den unbestrittenen fachlichen, ingenieurtechnischen Spitzenleistungen, die aus der sächsischen Nachbarschaft kommen, unbedingt auch die regionalwirtschaftlichen Aspekte im Blick zu haben und zu fördern. Für diesen gesamtheitlichen Ansatz ist eine in jeder Hinsicht besondere Leipziger Stiftung wie geschaffen. Stiften, um zu forschen „Der Maßstab ist das Unternehmen“, zeigt sich Heide Gutsfeld, Leiterin der Geschäftsstelle der Leipziger Stiftung für Innovation und Technologietransfer, überzeugt und legt nach: „Es geht um die Wirtschaft.“ Die fördernde Stiftung für die praktische Anwendung von Forschungsresultaten gibt es seit dem Jahr 2000. Im Rückblick fiel der Endstehungszeitraum der Stiftung in die schwierigste Phase des Strukturwandels der Leipziger Wirtschaft. Porsche hatte bereits seine


Entscheidung zum Bau des Leipziger Werkes bekanntgegeben, ließ das künftige Fabrikgelände planieren und setzte ein psychologisch nicht hoch genug zu veranschlagendes Zeichen für die industrielle Zukunft einer ganzen Region, die noch von den Narben einer rasanten De-Industrialisierung gezeichnet war. In dieser Situation kam der finanzielle Ertrag aus einem Anteilsverkauf der Leipziger Stadtwerke gerade recht. Der Leipziger Stadtrat beschloss, den unverhofften Geldsegen in eine Stiftung mit konsequenter Technologieorientierung zu geben, um vor Ort den wirtschaftlichen Wandel voranzutreiben und wieder Achtungszeichen setzen zu können. Dass der Hebel beim Forschungsbetrieb angesetzt werden musste, war schnell klar. Zwischen 2001 und 2015 flossen insgesamt 8,5 Millionen Euro an Fördermitteln aus der Stiftung für Innovation und Technologietransfer in eine Vielzahl von Projekten, aus denen das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) herausragt. In den Aufbau des ersten Leipziger FraunhoferInstituts floss mit vier Millionen Euro zwischen 2006 und 2010 der Löwenanteil aller von der TechnologietransferStiftung ausgereichten Mittel. Entsprechend hoch sind die Erwartungen, mit Spitzenforschung anwendungsbereites Wissen für die aufstrebende BiotechBranche am Standort Leipzig zu erzielen. Ein anderer Schwerpunkt ist der Technologietransfer vom FraunhoferIWU in den regionalen Maschinenbau. Produkt- oder unternehmensbezogen dürfen die Förderprojekte der Stiftung nicht sein, um sicherzustellen, dass nicht auf Umwegen verdeckte Probleme einzelner Unternehmen gelöst werden. Wichtig ist dagegen, gewonnene Erkenntnisse aus Förderprojekten auch Dritten zugänglich zu machen, um eine möglichst breite Wirkung des Anschubs für den praktischen Wissenszuwachs zu gewährleisten. „Der Wirtschaft muss etwas zurückgegeben werden“, fasst Heide Gutsfeld ihr Credo eines gelungenen Technologietransfers zusammen. Innovativ, aber riskant Technologietransfer ist aufwendig und mit unternehmerischen Risiken behaftet. Alle Pläne drehen sich schließlich

um technologisches Neuland. Innovative Verfahren und neue Produkte, die unter Laborbedingungen zufriedenstellend funktionieren, müssen ihre Eignung in den Dimensionen der Serienproduktion erst noch nachweisen. Förderbanken finden auf diesem Gebiet ein reiches Betätigungsfeld. Um Zugangsschwellen abzubauen, hat zum Beispiel die Sächsische Aufbaubank ein Programm Technologietransferförderung aufgelegt. Es zielt darauf ab, das technische und das finanzielle Risiko bei der Integration neuer Technologien abzudecken. Geht es in bestehenden Unternehmen immer darum, via Technologietransfer einen bestehenden Entwicklungsabstand zu verkürzen und Schlüsseltechnologien zum marktgerechten Durchbruch zu verhelfen, so kommt der Technologietransfer auf der Ebene von Start-up-Unternehmen nicht umhin, bewusst den Anfang zu bilden. Kräftig sprudelnde frische Ideen müssen bei den Einsteigern in die Unternehmenswelt erst noch auf die Ebene der Anwendungsreife gehoben werden. Gründer benötigen zunächst eine tragfähige finanzielle Ausgangsbasis, um überhaupt zum Wachstum ansetzen zu können. Technologietransfer und Risikokapital sind an dieser Stelle verschwistert. „Verpartnern“ nennt der Rektor der HHL Leipzig Graduate School of Management, Andreas Pinkwart, das Verfahren gern. Im Rahmen der Leipziger städtischen Wirtschaftsförderung und getrieben vom Managementwissen der im europäischen Spitzenfeld angekommenen Business School HHL wurde ein Knoten für die Entfaltung unternehmerischer Talente gelöst und der kreativen Szene im Wortsinn Raum gegeben. Das Resultat heißt SpinLab – The HHL Accelerator und ist in der Leipziger Baumwollspinnerei zu finden. Bisher hat das einstige Industrieareal einen exzellenten Ruf in der internationalen Kunstszene; inzwischen vergrößert das Spinlab diesen Ruf auf einem weiteren Gebiet. Der Beschleuniger von Gründungsideen wirkt seit drei Jahren, wird neben Berlin und München bundesweit aber bereits als äußerst muntere Innovationsschmiede wahrgenommen. Erst kürzlich hat das Spinlab weitere 670

Die kurze Geschichte des Handwerks: Rad erfunden, Pyramiden gebaut, Mars erkundet, Abfluss repariert.

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W W W.HWK-CHEMNITZ.DE

Unser grö


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wird. Für eine rein abstrakte Geschäftsidee greift auch ein Risikokapitalgeber selten in seine Schatulle, bekennt Christian Knott (übrigens ein HHL-Absolvent), der den Privatinvestor Capnamic Ventures in Köln führt und einen geschlossenen Fonds mit 40 Millionen Euro im Rücken hat. Praxisprojekte schließen innerbetriebliche Lücken

Quadratmeter angemietet, wo angehende Unternehmenspioniere in großen, ungenutzten Fabriksälen ohne Trennwände sitzen und konzentriert an der Umsetzung eigener Produktideen arbeiten, aber offen genug für den Vernetzungsdialog mit den Nachbarn ihre Räume nutzen. Erreicht die Innovation ihre Anwendungsreife, folgt der Umzug aus der Ideenschmiede in erste eigene Räume. Auch dafür bietet das Spinnereigelände noch genügend Platz. Und der Erfolg in Sichtweite spornt die Nachrücker im Spinlab zu noch größeren eigenen Anstrengungen an. So gedeiht eine knisternde Gründeratmosphäre. Was die Herausforderungen an den Technologietransfer betrifft, so sind bestehende kleine und mittlere Unternehmen und Start-ups gar nicht so weit voneinander entfernt. Mit dem Ziel einer weiteren erfolgreichen regionalen Wirtschaftsentwicklung wäre es deshalb wünschenswert, wenn sie möglichst reibungslos zusammenfänden. Auch daran denkt die HHL. Andreas Pinkwart kann sich sowohl im SpinLab als auch im Center for Entrepreneurial and Innovative Management (CEIM), das die Entrepreneurship-Aktivitäten an der HHL koordiniert und von der Leipziger Stiftung für Innovation und Technologietransfer gefördert wird, auf das Sponsoring namhafter deutscher Konzerne stützen. Der HHL-Rektor erinnert gern an die Spreadshirt-Unternehmensgeschichte. Das Social-Commerce-Unternehmen für Gestaltung und Vermarktung individuell via Internet gestalteter T-Shirts musste 2002 notgedrungen noch in Nebenräumen der Handelshochschule beginnen. Da sind die Freiräume im heutigen SpinLab für die aktuelle Gründergeneration doch von anderem Zuschnitt. Ruft das das CEIM mit Unterstützung vom SpinLab zum Investors Day, zieht es Erkunder aus ganz Europa an die Weiße Elster. Sie bringen Wagniskapital mit und lassen sich gern von tragfähigen Ideen kurz vor der Marktreife überzeugen. Die Idee an sich wäre zu wenig. Es muss Realismus drinstecken in den Projekten. Eine halbe Million Euro – oder ein Hunderttausender mehr – hat auf diese Weise schon so mancher Innovation zum Durchbruch verholfen, was sich für die Risikokapitalgeber auszahlt, weil andere Anlageklassen in Zeiten anhaltender Null-Zins-Öde ihre Attraktivität eingebüßt haben. Die Faustregel lautet, dass etwa 24 Monate, bevor die ersten Umsätze in der Kasse klingeln, Risikokapital an Start-ups gegeben Fotografie: Fraunhofer IWU

Eine weitere Möglichkeit, dem Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, sind Praxisprojekte in Kooperation mit Studierenden der HHL. „Wie vermarkte ich meine neue technische Entwicklung?“ oder „Welche logistische Prozesskette eignet sich für mein Produkt?“ – diese oder ähnliche Fragestellungen aus den Bereichen Marketing, Logistik und Strategie sind in Praxisprojekten der HHL in der Vergangenheit umgesetzt worden. Martina Beermann, Leiterin des Abteilung Unternehmensbeziehung/Karriereservice der HHL, sagt: „Durch die Praxisprojekte schließen die Unternehmen eine innerbetriebliche Lücke. Häufig haben die Firmen nicht die notwendige Personalkapazität oder das erforderliche Know-how für den Wissens- und Technologietransfer.“ Durch die Praxisprojekte erleben die Firmen im wahrsten Sinne des Wortes einen positiven „Push“. Befragungen von Praxispartnern der HHL zeigen: Gut 95 Prozent der Unternehmen setzen die erarbeiteten Konzepte in der Praxis um. Technologietransfer bleibt ein weites Feld. Es kann mit technischen, aber auch mit kaufmännischen Innovationen bestellt werden. Hier ein neues Produkt, da ein pfiffiger Vertriebsweg, dort ein neues Nutzungskonzept im Geist des Teilens. Das Internet hat die Spielräume außerordentlich erweitert. Deshalb wäre es zu kurz gegriffen, wenn Technologietransfer nur auf Patentauswertung reduziert würde. Der ständige Ideenfluss in Richtung Marktreife erfordert vielmehr eine entsprechende Unternehmenskultur und trägt über den erwarteten Markterfolg zur Stärkung dieser immateriellen Unternehmensstärke bei. Nicht zu vergessen: Der Technologietransfer muss sich als großer Bruder einer sauber geregelten Unternehmensnachfolge bewähren. Zu jeder neuen Generation von Unternehmenslenkern passt eine innovative Produkt- oder Verfahrensgeneration, die das eigene Unternehmensprofil zukunftsfest macht und Wachstum sichert, geradezu ideal. Und weil nach einem Vierteljahrhundert Marktwirtschaft im Osten im Moment gerade dieser Generationswechsel ansteht und so viele Unternehmensnachfolgen zu regeln sind, ist parallel dazu ein Schub marktreifer frischer Produkt- und Verfahrensideen besonders willkommen. Die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit läuft auf eine Bewährungsprobe für gelingenden Tech-nologietransfer hinaus.


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„Innovationen entstehen vor allem an den Schnittstellen zwischen den Disziplinen“ Professorin Gesine Grande steht seit Oktober 2014 als Rektorin an der Spitze der Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK Leipzig), der einzigen technisch geprägten Hochschule in der Wirtschaftsregion im Nordwesten von Sachsen. Zweifellos ein guter Grund, bei der Rektorin nachzufragen, wie sie das Thema Technologietransfer sieht, ob kleine Unternehmen dafür überhaupt infrage kommen, wie Technisches und Kaufmännisches zueinander passen und welche Fäden zusammenlaufen müssen, um Spitzenpositionen beim Erkenntnisfortschritt und seiner praktischen Anwendung zu halten. Interview: Helge-Heinz Heinker

Fotografie: Johannes Ernst; Stephan Flad

Frau Professorin Grande, welchen Stellenwert besitzt das Thema Technologietransfer in der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig? Das ist für uns ein sehr wichtiges, facettenreiches Thema, und die Hochschule ist dafür bestens aufgestellt. Um es deutlich zu sagen: Technologietransfer dreht sich bei uns vor allem um einen Transfer über Köpfe. Der Austausch läuft dabei auf verschiedenen Ebenen. Eine Reihe von Fachleuten aus Unternehmen ist bei uns in die Lehre eingebunden, und in den Unternehmen werden Bachelorund Masterarbeiten zu Forschungs- und Entwicklungsthemen geschrieben. Wie eng die Studenten dabei am Erkenntnisfortschritt dran sind, zeigt sich auch daran, dass manche Arbeiten eine Zeit lang einem Vertraulichkeitsschutz unterliegen, weil sie Unternehmensinteressen berühren. Aber Technologietransfer zieht sich letztlich durch alle Bereiche unserer Hochschule und ist auch zentrales Element all unserer Forschungs- und Entwicklungsvorhaben. Wir wollen schließlich nicht für die Schublade forschen, sondern gemeinsam mit Akteuren der Region technologische und gesellschaftliche Herausforderungen lösen. Erstreckt sich die Zusammenarbeit in Sachen Technologietransfer auch auf die zahlreichen kleinen Unternehmen in Mitteldeutschland? Natürlich, von der niedrigschwelligen Zusammenarbeit in Praxisprojekten bis hin zu drittmittelfinanzierter Forschung ist hier alles möglich, das funktioniert auch mit kleinen Unternehmen. Dafür gibt es auch finanzielle Anreize, bspw. durch das „Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand“ des Bundeswirtschaftsministeriums, das vor allem auf der Unternehmensseite nachgefragt ist. Ein anderes Beispiel ist die Initiative „Wirtschaft trifft Wissenschaft“ der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig, die vor allem das Zustandekommen von Kooperationsbeziehungen mit Unternehmen der Region im Auge hat und so den Anstoß für die weitere Projektzusammenarbeit gibt. Oder die Veranstaltungsformate „Vom Labor in die Praxis“ bzw. „Treffpunkt Innovation“, die wir gemein-

sam mit der IHK sowie der Handwerkskammer zu Leipzig seit vielen Jahren durchführen und in deren Rahmen wir unsere Labore für Firmen öffnen. Gibt es eine kritische Masse, die erreicht werden muss, um in Sachen Technologietransfer überhaupt erfolgreich sein zu können? Kritische Masse spielt dort eine Rolle, wo wir konstatieren müssen, dass in den westdeutschen Bundesländern zwei Drittel der Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen an Hochschulen durch leistungsstarke Unternehmen getragen werden, während in den neuen Bundesländern die Verhältnisse genau umgekehrt sind: Zwei Drittel der Forschungsaufwendungen an ostdeutschen Hochschulen stammen aus öffentlichen Fördermitteln, die Wirtschaft vor Ort steht für ein Drittel. Wie diese Gewichte verteilt sind, kann nicht ohne Auswirkungen bleiben. Förderinitiativen wie „Unternehmen Region“ helfen zum Glück mit, das ostdeutsche strukturelle Defizit auszugleichen und unterstützen regionale Verbünde zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen vor Ort. So sind wir aktuell in mehreren großen Forschungskonsortien aktiv, innerhalb


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derer an neuen Technologien – in unserem Fall beispielsweise dem Hightech-Verbundwerkstoff Carbonbeton oder „grünem“ Wasserstoff – mit jeweils über 100 Partnern aus Forschung und Wirtschaft gemeinsam gearbeitet wird. Immer wichtiger wird dabei der Austausch über die Fachdisziplinen hinweg. Die Innovationen entstehen dank der Zusammenarbeit verschiedener Partner, und vor allem an den Schnittstellen zwischen den Fächern. Was ist derzeit Ihr größtes Vorhaben? Zweifellos die Bewerbung für die Ausschreibung „FH-Impuls“ mit dem interdisziplinären Projekt „Bauen 2030“, an dem Bauingenieure, Energietechniker und Wirtschaftswissenschaftler gemeinsam arbeiten wollen. Hier haben wir die erste Runde in der bundesweiten Antragstellung erfolgreich absolviert, warten derzeit gespannt auf das Ergebnis der Endauswahl. Aber um sich an derartigen Ausschreibungen überhaupt beteiligen zu können, sind stabile Partnerschaften in der Region nötig, etwa für konkrete Teilprojekte oder für Ko-Finanzierungszusagen. Dafür kommen dann wohl eher größere Praxispartner infrage .... Richtig, denn für ein solches Vorhaben werden große Summen gebraucht. Wir reden an dieser Stelle über mehrere Millionen Euro an Förderbeträgen, und rund eine halbe Million müssen die beteiligten Partner beisteuern – das ist Teil der Ausschreibung. Fotografie: Stephan Flad

Pflegt die HTWK Leipzig einen Austausch mit den großen Werksniederlassungen in der Region? Ja, seit einigen Jahren kooperieren wir beispielsweise erfolgreich mit dem BMW Werk Leipzig. 2014 und 2015 hat die ESF-Nachwuchsforschergruppe METEORIT – das Akronym steht für MEnschTEchnik-Kooperation in der ArbeitsORganisation durch Intelligente Technologien – mit BMW als Partner ein höchst praktisches Forschungs- und Untersuchungsumfeld für die Frage gefunden, wie der Mensch in der modernen Industrieproduktion durch intelligente Technologien und Maschinen unterstützt werden kann. Es ging z.B. darum, das Zusammenspiel von Mensch und Roboter zu optimieren oder die Ergonomie ständig wiederkehrender Montageschritte zu analysieren, um künftig automatisiert Aussagen zur Vermeidung ungesunder Bewegungsabläufe treffen zu können. Wie fällt das Selbstbild der HTWK Leipzig aus? Die HTWK Leipzig ist vor allem eine Hochschule in der Region und für die Region. Lässt sich das am Einsatz der Absolventen nachweisen? Genau nachzuzählen ist nicht einfach. Wir wissen aber, dass Absolventen von Hochschulen für Angewandte Wissenschaften sich eher eine Stelle in der Region suchen als Universitätsabsolventen. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass durch unsere anwendungsorien-


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tierte Ausrichtung die regionale Bindung gestärkt wird – durch Praktika oder Abschlussarbeiten kommen unsere Studierenden schon sehr früh in Kontakt mit den Unternehmen vor Ort. In Leipzig laufen viele Fäden in der Leipziger Stiftung für Innovation und Technologietransfer zusammen ... Die Stiftung zeichnet sich aus unserer Sicht durch ein langjähriges, verdienstvolles Wirken aus. Sie versetzt uns – wie andere Wissenschaftseinrichtungen in der Region auch – beispielsweise in die Lage, zukunftsträchtige Gebiete in Forschung und Lehre abdecken zu können, etwa durch das Instrument Stiftungsprofessur. Wir haben dadurch Kompetenzen auf den Gebieten Medizintechnik oder Photovoltaik hinzugewinnen können. Beide Professuren wirken aus der Hochschule in Richtung Praxis. Die Stiftung leistet dafür Input mit erheblicher Hebelwirkung. Arbeitet die HTWK Leipzig auch mit der HHL Graduate School of Management zusammen? Die Zielgruppen der HHL sind sicher andere als bei uns. Umso mehr freut es mich natürlich, dass wir gut zusammenarbeiten und gerade in den letzten drei Monaten mit dem gemeinsamen HTWK-HHLBootcamp neue gemeinsame Stärken entwickelt haben. Dabei drehte sich alles darum, ausdrücklich das betriebswirtschaftliche Know-how der HHL-Studenten mit der technischen Expertise von HTWK-Studenten zusammenzubringen. Im Rahmen des Bootcamps haben vier interdisziplinäre Teams aus Beteiligten beider Einrichtungen gemeinsam an neuen Geschäftsideen gearbeitet und Netzwerke geknüpft. Ohne Managementkenntnisse würde dem Technologietransfer eine wichtige Dimension fehlen. Wie deckt die HTWK Leipzig das ab? In der Tat geben wir unseren Absolventen verstärkt unternehmerische Kompetenzen mit. Deshalb bieten wir auch verschiedene Studiengänge für Wirtschaftsingenieure an. Wir bilden zahlenmäßig die meisten Wirtschaftsingenieure in Sachsen aus! Mit dieser Kompetenz wollen wir künftig sichtbarer werden. Der Hauptteil der Studieninhalte liegt dabei in den jeweiligen Ingenieurswissenschaften, 30 bis 40 Prozent in den Wirtschaftswissenschaften. Diese Querschnittskompetenz wird in der Praxis extrem gut nachgefragt. Das Hauptziel des Bologna-Prozesses an europäischen Hochschulen bestand ja darin, den Praxisbezug in den Bachelor- und Master-Studiengängen zu stärken, was für einen gelingenden Technologietransfer nicht unerheblich ist. Stellt Sie der erreichte Entwicklungsstand zufrieden? Vorab so viel: Auf einen großen Praxisbezug haben die HTWK Leipzig und ihre Vorgängereinrichtungen schon immer Wert gelegt. Was den Bologna-Prozess angeht, so gab es Kinderkrankheiten und erheblichen Anpassungsbedarf. Doch nun sind Bachelor und Master voll etabliert und werden von der Praxis angenommen. Sind Sie eine glückliche Rektorin? Sieht man das nicht? Aber Spaß beiseite. Glück ist eine schwierige Kategorie. Deshalb drücke ich es lieber so aus: Ich halte es für ein Privileg, eine solche Hochschule führen zu dürfen und habe keinen Tag bereut, seitdem ich in dieser Position als Rektorin der HTWK Leipzig bin.

Vita von Prof. Gesine Grande Ausbildung 1983 – 1988

Studium der Psychologie an der Universität Leipzig

1988

Diplom für Psychologie an der Universität Leipzig (Georg Meyer Preis der Universität Leipzig)

1997

Promotion „Doctor of Public Health“ an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld (Dissertationspreis der WestfälischLippischen Universitätsgesellschaft)

2012

Habilitation an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, Venia Legendi für Medizinische Psychologie

Berufspraxis 1988 – 1991

Wissenschaftliche Mitarbeiterin der UniversitätsFrauenklinik in Leipzig

1991 – 1994

Wissenschaftliche Mitarbeiterin in verschiedenen medizin-psychologischen und gesundheitswissenschaftlichen Forschungsprojekten, Universitäten Essen und Bielefeld

1995 – 2003

Wissenschaftliche Mitarbeiterin/Assistentin an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften, AG Sozialepidemiologie und Gesundheitssystemgestaltung (Prof. Dr. B. Badura), Universität Bielefeld

9/2003 – 12/2013

Professorin (C2) für Psychologie an der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften, HTWK Leipzig

1/2014 – 9/2014

Professorin (W3) für Prävention und Gesundheitsförderung, FB 11, Universität Bremen

seit 10/2014

Rektorin der HTWK Leipzig


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Deutschlands Innovationselite ausgezeichnet Vier Unternehmen aus Chemnitz schaffen den Sprung in die TOP 100. Text: Sabine Schlüter, Barbara Maria Zollner Fotografie: Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH, KD Busch/compamedia

Vier Unternehmen aus Chemnitz gehören 2016 zu den innovativsten mittelständischen Unternehmen in Deutschland: die Software-Unternehmen Baselabs GmbH und community4you AG, das Maschinenbau-Unternehmen Heckert GmbH und die prudsys AG, Spezialist für Echtzeitanalysen. Am 24. Juni 2016 wurden in Essen im Rahmen des Innovationswettbewerbs TOP 100 zum 23. Mal die innovativsten Mittelständler Deutschlands ausgezeichnet – insgesamt 238 Unternehmen in drei Kategorien. Zu den Preisträgern zählen mithin elf sächsische Unternehmen. „Die pure Lust am Tüfteln und Erfinden ist typisch für Sachsen und gilt für unsere Unternehmen aus Chemnitz ganz besonders“, sagt Sören Uhle, Geschäftsführer der CWE – Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft. „Das hat Einfluss auf unsere Leitbranchen Automobil- und Zuliefererindustrie, Infor-

Uwe und Margarita Bauch (community4you AG), Jens Scholz (prudsys AG), Matthias Brand und Simone Illing (Heckert GmbH) und Sören Uhle (CWE mbH) auf dem roten Teppich der Top 100-Preisverleihung in Essen (v.l.n.r.).

mationstechnologie, Maschinen- und Anlagenbau sowie Leichtbau und Textiltechnik bei der Entwicklung zukunftsweisender Innovationen. Wir freuen uns sehr, dass jetzt gleich vier Unternehmen aus Chemnitz in den hochkarätigen Kreis der TOP-100-Unternehmen aufgenommen wurden.“ Der Prognos-Zukunftsatlas 2016, in dem sich Chemnitz als einer der Gewinner im langzeitigen Ranking seit 2004 um 100 Plätze verbessern konnte, bescheinigt der Stadt wegen ihrer hohen wirtschaftlichen Dynamik und ihrer demografischen Entwicklung gute Zukunftschancen. Der Wirtschaftsstandort Chemnitz ist von Konzernen wie Siemens, VW und IBM, von mittelständischen Unternehmen und von einer regen Start-up-Szene geprägt.

Die ausgezeichneten Unternehmen 2016 aus Chemnitz Baselabs GmbH Automatisiertes Fahren im Fokus Das Softwareunternehmen für automatisiertes Fahren überzeugte als „Top Innovator“ vor allem durch seine besonders dynamische und offene Kommunikationskultur im Unternehmen, die das Innovationspotenzial jedes Mitarbeiters weckt. Die Baselabs GmbH ist ein Softwareentwicklungs-Unternehmen für Sensordatenfusion in automatisierten Fahrzeugen.

community4you AG Mobile Plattform für Fuhrpark- und Leasingmanagement Der innovative Softwarehersteller für Unternehmenslösungen im Bereich Fuhrpark- und Leasingmanagement überzeugt. Die community4you AG entwickelte als erster Mittelständler ihre eigene Technologie- und Integrationsplattform – open-EIS. Mit dieser Plattform lassen sich einzelne Anwendungsbausteine zu einer mobilen Komplettlösung kombinieren, die den individuellen Kundenbedürfnissen gerecht wird.

www.baselabs.de

www.community4you.de

Heckert GmbH Präzision für kubische Werkstücke Die Innovationskraft belegen unter anderem die Weltpremieren, die auf den „Technology Days Transportation & Industrial Components 2016“ vorgestellt wurden: So kommen die neuen Focus-Bearbeitungszentren ohne dickes Pflichtenheft mit speziellen Ausrüstungswünschen aus. Genauso innovativ ist das neue Hochgenauigkeitspaket, dank dem das Klimatisieren von Hallen überflüssig wird. Die in Chemnitz ansässige Heckert GmbH ist ein Maschinenbauunternehmen der schweizerischen Starrag Group.

prudsys AG Spezialist für Echtzeitanalysen im Online-Handel Die prudsys AG ist Technologieführerin für Omnichannel-Personalisierung im Handel. Dank flexibler Innovationsprozesse und eines guten Ideenmanagements ist der IT-Spezialist in dem schnelllebigen Markt erfolgreich. Das Top-Management selbst widmet 80 Prozent seiner Arbeitszeit der Beschäftigung mit Innovationen. Die prudsys AG hat sich auf Echtzeitanalysen im Online-Handel spezialisiert und fördert das persönliche Einkaufserlebnis der Kunden von über 200 Onlineshops in 34 Ländern.

www.starrag.com

www.prudsys.de

Über TOP 100: Über 4.000 Unternehmen interessierten sich in diesem Jahr für eine Teilnahme an der TOP 100. Bewertet wurden die Unternehmen wieder von Prof. Dr. Nikolaus Franke und seinem Team vom Lehrstuhl für Entrepreneurship und Innovation der Wirtschaftsuniversität Wien. Sie fragten über 100 Parameter in fünf Bewertungskategorien ab: „Innovationsförderndes Top-Management“, „Innovationsklima“, „Innovative Prozesse und Organisation“, „Innovationsmarketing/ Außenorientierung“ und „Innovationserfolg“. Die TOP 100 zählen in

ihren Branchen zu den Schrittmachern. Unter den Unternehmen sind 97 nationale Marktführer und 32 Weltmarktführer. Im Durchschnitt erzielten sie zuletzt 40 Prozent ihres Umsatzes mit Marktneuheiten und Produktverbesserungen, die sie vor der Konkurrenz auf den Markt brachten. Zusammen meldeten die Mittelständler in den vergangenen drei Jahren 2.292 nationale und internationale Patente an. Die TOP 100 planen ferner, in den kommenden drei Jahren rund 9.500 neue Mitarbeiter einzustellen.


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„Die HHL bietet neueste betriebswirtschaftliche Methoden und entwickelt Unternehmerpersönlichkeiten. Sie ist damit einer der führenden Gründungs- und Innovationsplattformen in den neuen Ländern.“ Prof. Dr. Andreas Pinkwart Rektor und Inhaber des Stiftungsfonds Deutsche Bank Lehrstuhls für Innovationsmanagement und Entrepreneurship an der HHL

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Bei einer Veranstaltung in der Technischen Universität Chemnitz trafen sich Meister und Hochschullehrer, um rund um das Thema Biokunststoffe zu diskutieren und Erfahrungen und Kenntnisse auszutauschen.

Wenn der Meister den Professor trifft Vom Technologietransfer profitieren Handwerk und die Forschungseinrichtungen der Hochschulen. Was Feinmechanik, Instrumentenbau und E-Mobilität gemeinsam haben, erfahren Sie hier. Text: Matthias Weidemann

Fotografie: Handwerkskammer Chemnitz; BMF GmbH; Gütter

„Grau, treuer Freund, ist alle Theorie …“ meinte schon Mephisto in Goethes „Faust“. Nach diesem Motto wollen die Handwerkskammer Chemnitz (HWK) und Hochschulen, Universitäten sowie Forschungseinrichtungen aus der Region ihre Zusammenarbeit intensivieren. Motto des Projektes: „Meister trifft Professor“. Steffi Schönherr, Beauftragte für Innovation und Technologie an der HWK: „In erster Linie sind innovative und technologieorientierte sowie an neuesten technischen Entwicklungen interessierte Handwerksunternehmen angesprochen.“ Es ist erstaunlich, was passiert, wenn Handwerk auf Forschung trifft. Kooperation zwischen Handwerk und Forschung Handwerksunternehmen sollen, so Steffi Schönherr, mittels praxisorientierter Präsentationen und Rundgängen durch die Einrichtungen und Forschungslabore fachliche Ansprechpartner und technische Dienstleistungen, aber auch aktuelle Forschungsergebnisse kennenlernen. Die Technik-Beauftragte: „So können neue Kooperationswege erschlossen werden. Neugier ist ausdrücklich erwünscht,

auch wenn keine konkreten Innovationsprojekte anstehen.“ Auf der anderen Seite sollen sich wissenschaftliche Einrichtungen über das Know-how und die Leistungsfähigkeit des Handwerks informieren. Gute Fachleute, die Neuentwicklungen in der Praxis testen, den Bau von Modellen und Prototypen übernehmen und Hinweise zu speziellen Anwendungsgebieten geben können, würden ebenfalls profitieren, so Steffi Schönherr. Mentale Schranken überwinden Von dem Projekt, so ist sich Steffi Schönherr sicher, seien viele positive Effekte zu erwarten. Dazu zählten auch die Überwindung von mentalen Schranken, die manchmal noch gewinnbringenden Kooperationen im Wege stünden. „Das beinhaltet ebenso die bessere Erschließung von technologieorientierten Förderprogrammen für Handwerksunternehmen und die intensive Zusammenarbeit im Bereich Aus- und Fortbildung“, so Schönherr. Die Veranstaltungsreihe „Meister trifft Professor“ wird zu wechselnden Themen etwa zwei bis drei Mal im Jahr angeboten. Geplant sind in diesem Jahr


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noch Veranstaltungen mit der TU Chemnitz (Sporttechnik) und der WHS Zwickau (Elektromobilität, Speichertechnik). Revolution in der Sandstrahltechnik Ein geradezu leuchtendes Beispiel für Technologietransfer und gleichzeitig für das Thema „Meister trifft Professor“ ist der Feinwerkmechanikermeister Ronny Bernstein von der BMF GmbH aus Grüna. Gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Eberhard Köhler, dem Leiter des Steinbeis-Innovationszentrums Chemnitz, entwickelte er die völlig neuartige Sandstrahlanlage „Twister“ zur energieeffizienten und automatisierten Oberflächenbearbeitung von metallischen Kleinteilen. Gemeinsam verbesserten sie die Anordnung der Funktionselemente und deren Kinematik. Die Drehteller der zentral angetriebenen Satelliten-Aufnahme der Werkstücke rotieren dabei kegelförmig. Somit kann eine optimale Oberfläche – einschließlich Unterseiten – durch gleichmäßigen Strahlgutbeschuss erzielt werden. Mit Hilfe dieser Erfindung sind die bisherigen kleinen Handstrahlanlagen mit hohem manuellen und energetischen Aufwand und unterschiedlicher Qualität nun passé. Die Entwicklung dieses Sandstrahlautomaten hat das Sandstrahlen revolutioniert. Zahlreiche Innovationspreise eingeheimst Das Verfahren ist einer der wenigen technischen Vorgänge, die noch nicht einer Automatisierung unterzogen waren. Bisher bedurfte es einer ruhigen Hand und viel Erfahrung. Der Sandstrahl-Automat brachte dem 2007 gegründeten Unternehmen den Durchbruch. Für diese Entwicklung wurde das Unternehmen mit mehreren Preisen ausgezeichnet. So erhielt Bernstein den Intec-Preis 2013, den Seifritz-Preis 2014, den Bundesinnovationspreis 2015, den IQ Innovationspreis Mitteldeutschland 2015, den Sächsischen Staatspreis für Innovation 2015 sowie den Umweltpreis der Handwerkskammer Chemnitz 2016. Es gehört zu Bernsteins Philosophie, mit eigenen Endprodukten ein solides Firmenfundament zu setzen. Durch die patentierte Schaufelgeometrie sinkt der Verschleiß des Schleuderrades und die Strahlmittelwolke trifft besonders schonend auf die Oberfläche der Bauteile, so dass Werkstücke mit einer Wandstärke von weniger als 0,5 mm gestrahlt werden können. Das könnte ins-

Oben: Das Innenleben des „Twister“. Hochpräzise Feinmechanik ermöglicht das Sandstrahlen von empfindlichen Flächen wie zum Beispiel in der Medizin- oder Uhrenindustrie. Unten: Geigenbaumeister Robert König, Cellobaumeister Stefan Kreul und Christian Gütter vom Institut für Musikinstrumentenbau Zwota mit dem innovativen Griffbrett, das den Einsatz von Edelhölzern erspart.

besondere Unternehmen aus der Medizintechnik und der Uhrenindustrie interessieren. Ronny Bernstein rechnet damit, dass sich die Anschaffung eines Twisters schon im ersten Jahr refinanziert. Gegenüber konventionellem Sandstrahlen würden die Energiekosten pro Teil bei einem Strompreis von 25,43 Cent/kWh von 0,038 auf 0,0018 Euro sinken. Die Lohnkosten pro Teil würden sich bei einem Stundenlohn

von zehn Euro von 0,31 auf 0,03 Euro reduzieren. Die Kosten für Verschleiß beziffert Bernstein auf einen Euro pro Stunde. Instrumentenbau sucht Alternativen Technologietransfer macht auch vor dem Instrumentenbau nicht halt. Den Beweis liefern zwei Meister ihrer Zunft aus Markneukirchen: Geigenbaumeister Robert König


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Das Tesla ModellS ist eine Limousine, hat die beeindruckende Reichweite von 400 km und kann beim Autoservice Demmler (ASD) aus Wilkau-Haßlau gemietet werden.

und Cellobaumeister Stefan Kreul. Normalerweise verwenden Instrumentenbaumeister besondere Holzarten, meist seltene Tropenhölzer, vor allem Ebenholz. Das hat Robert König aus der traditionsreichen Musikinstrumentenbaustadt auf eine Idee gebracht: „Warum sollte es nicht möglich sein, Instrumente mit modernen Ersatzmaterialien zu bauen? Von der Idee habe ich meinem Kollegen Stefan Kreul berichtet.“ Vor dem Hintergrund, dass wichtige Sorten von Ebenholz gegenwärtig nicht mehr ohne Zertifikat gehandelt werden dürfen, war das naheliegend. „Vor allem, weil besonders der Export nach den USA sehr strengen Regeln unterliegt. Eine Alternative zu Tropenhölzern ist also nicht nur nachhaltig, sie erleichtert auch den Handel. Für den Export von Streichinstrumenten stellt der Ersatz von geschützten Hölzern eine wichtige Basis für den zukünftigen Handel dar. Weiterhin werden natürliche Schwankungen der Materialeigenschaften von Hölzern ausgeglichen“, so König. Umweltpreis der Handwerkskammer „Wir entwickelten einen Ebenholzersatzstoff, der nachhaltig, ressourcenschonend produziert werden kann“ erzählt Kollege Stefan Kreul. Das Ergebnis: ein Griffbrett aus zu hundert Prozent recyceltem Papier, NaturFotografie: ASD

harz und einem Nadelholzkern aus Fichte. Kreul hat bei der Entwicklung eng mit dem Institut für Musikinstrumentenbau Zwota zusammengearbeitet. Das lohnte sich in zweifacher Hinsicht. Robert König: „Wir erhielten den Umweltpreis 2016 der Handwerkskammer Chemnitz.“ E-Mobility von der Idee zum Konzept E-Mobilität ist ein Schlagwort der Gegenwart. Dennoch führen E-Autos immer noch ein Schattendasein. Auch in Autohäusern kann man die leisen und flotten „E-KWs“ mit der Lupe suchen. Nicht so beim Autoservice Demmler (ASD) aus Wilkau-Haßlau im Landkreis Zwickau, hier befasst man sich schon seit acht Jahren mit E-Autos. „2008 haben wir das erste E-Auto angeschafft. Bald kamen zwei weitere hinzu. Mit diesen boten wir Probefahrten an“, erzählt Friedhelm Bilsing, E-Mobilitätsexperte bei ASD. So konnten die Mitarbeiter erste Erfahrungen in Sachen Service und Technik sammeln. Das führte schließlich zu einem Technologie-Transfer: „Wir fragten die Sächsische Energieagentur, ob sie sich an einem Schaufenster ‚E-Mobilität‘ beteiligen wollte.“ So wurde die Idee zu einem Konzept geboren, welches alle Aspekte der E-Mobilität berücksichtigt. Für den wissenschaftlichen Hintergrund begeisterte man die Westsächsische Hochschule Zwickau.

1,3 Millionen Euro vom Bundesverkehrsministerium „Dann haben wir gemeinsam den Antrag für das Projekt ‚Elektromobilität vor Ort aus einer Hand in der Zukunft‘ im Rahmen des Schaufensters ‚Bayern Sachsen ELEKTROMOBILITÄT VERBINDET‘ gestellt“, so Bilsing. „Im Sommer 2013 wurde das Projekt schließlich durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur bewilligt.“ Inzwischen umfasst der ASD-Pool 50 E-Fahrzeuge. „Interessenten sind Handwerker, Firmen, Behörden, aber auch Privatpersonen“, weiß Bilsing. Wer sich mit dem Thema befasst, weiß, dass die Batterieleistung immer noch einen Schwachpunkt darstellt. Anders beim E-Pionier Tesla. Friedhelm Bilsing: „Die Tesla ModellS Limousine hat die beeindruckende Reichweite von 400 km.“ Das Fahrzeugangebot bei ASD reicht vom Klein- bis zum Geschäftswagen. „Interessenten können die Fahrzeuge kostengünstig mieten, um Erfahrungen zu sammeln.“ Das Projekt ist eines von rund 40 im „Schaufenster Bayern Sachsen ELEKTROMOBILITÄT VERBINDET“ und wird mit 1,3 Millionen Euro vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert.

www.hwk-chemnitz.de


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Ein Mitarbeiter des Fraunhofer IWU steuert mit seinem Tablet einen Justage-Vorgang für die Produktion von Autotüren.

Theorie – Theorie – Praxis Ohne die Fraunhofer-Institute kann über das Thema Wissens-, Innovations- und Technologietransfer nicht gesprochen werden. Dies illustriert nicht zuletzt der Vergleich mit der Max-Planck-Gesellschaft und der Helmholtz-Gemeinschaft. Text: Frank Willberg

Fotografie: Fraunhofer IWU

Aus unserer Sprache lässt sich Bedeutsames ablesen. Nicht ohne Grund ist mit der Sprachphilosophie eine Disziplin entstanden, die im thematischen Dreieck Sprache – Bedeutung – Wirklichkeit forscht. Zum Beispiel wird eine patriarchale Gesellschaft den Begriff „Herrschaft“ hervorbringen, während „Frauschaft“ in keinem Duden zu finden ist. Fast noch deutlicher liegen die Dinge bei Namensgebungen: Früher vererbte Berufe verfestigten sich in Familiennamen. Und heutzutage heißt die Fraunhofer-Gesellschaft eben nicht Helmholtz oder Planck.

angewandte Auftragsforschung“ und sei somit eine wohl weltweit einzigartige Schnittstelle des Wissenstransfers, fügt der Hauptabteilungsleiter Strategie und Internationales beim Chemnitzer Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU) mit dezentem Stolz hinzu. Zumindest ist Fraunhofer die größte europäische Organisation für angewandte Forschungs- und Entwicklungsdienstleistungen. „Schnittstelle des Wissenstransfers“

Forschung ist nicht gleich Forschung Max Planck war theoretischer Physiker, Quantenphysiker, um genau zu sein. Die Max-Planck-Gesellschaft fördert die Wissenschaften, hauptsächlich durch transdisziplinäre Grundlagenforschung. Die HelmholtzGemeinschaft deutscher Forschungszentren stammt aus der Kernforschung, betreibt heute Großforschung, will also „große und drängende Fragen von Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft beantworten“. Und Herrmann von Helmholtz galt passenderweise als Universalgelehrter und wurde auch „Reichskanzler der Physik“ genannt. Ganz anders Joseph von Fraunhofer: Zwar war auch er ein Vertreter der Physik. Aber er begründete den wissenschaftlichen Fernrohrbau, war letztlich nicht nur Optiker, sondern auch Unternehmer. Dazu kommt, dass die Budgets der Forschungsgemeinschaften Max Planck und Helmholtz zu etwa 70 Prozent mit öffentlichen Mitteln finanziert werden, während das Verhältnis bei Fraunhofer genau andersherum ist. „Wir erwirtschaften 70 Prozent und erhalten 30 Prozent vom Bund“, bestätigt Michael Kuhl. „Fraunhofer macht

Dieser Schritt von der Theorie zur Anwendung, Nutzbarmachung und eben Praxis ist kein Automatismus und oft nicht ohne Hemmnisse. Kleine und mittlere Unternehmen besitzen nur wenige Ressourcen für eigene Forschung. Wie also schafft es die Digitalisierung in den Mittelstand? Das IWU in Chemnitz arbeitet an Antworten. Da ist zum Beispiel der „Lösungsbaukasten Mittelstand“, mit dem nicht bloß Maschinen digital vernetzt, sondern Menschen als zentrale Entscheider eingebunden und mobile Endgeräte hinsichtlich ihrer Nutzerfreundlichkeit erprobt werden. Im Herbst soll im IWU außerdem ein ähnliches Projekt starten, bei dem Mittelständler für das Thema Industrie 4.0 sensibilisiert und ihnen Hilfsmittel an die Hand gegeben werden. In Workshops soll ihre Bereitschaft geprüft und geweckt werden. Praktische Demonstrations-Tools zeigen, wie „Big Data“ zu „Smart Data“ werden und sich aus Daten Antworten finden lassen, die Produktivität steigern, die Fehlerrate senken und aus dem Mittelstand dank Wissenstransfer einen Mittelstand 4.0 werden lassen.


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Innovation schafft Zukunft – auch in Sachsen Als einer der wichtigsten Treiber erweist sich hier bereits seit Jahren futureSAX – die Innovationsplattform des Freistaates Sachsen. Text: futureSAX

Fotografie: BLEND3 Frank Grätz

Im Laufe der Jahrhunderte hat der sächsische Erfindergeist für zahlreiche bahnbrechende Innovationen gesorgt. Doch der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Auf der einen Seite leben in Sachsen viele kluge Köpfe mit zukunftsweisenden Ideen und auf der anderen Seite gehört der Freistaat zu einer der forschungsintensivsten Regionen Europas. In der intensiven Verzahnung beider Erfolgsfaktoren liegt die Zukunft des Innovationsstandortes Sachsen, der vornehmlich von KMUs ohne eigene F&E-Abteilungen geprägt ist. Für die ansässigen Unternehmen und Start-ups nimmt das Thema Wissens- und Technologietransfer daher zunehmend eine entscheidende Rolle ein, um am globalen Markt weiterhin Schritt halten zu können. Dafür bietet futureSAX – die Innovationsplattform des Freistaates Sachsen – ideale Unterstützung. Als Projekt des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr regt futureSAX mit vielfältigen Formaten sachsenweit und branchenüber-

greifend zum intensiven Austausch an und sorgt dafür, dass die vielfältigen und bereits bestehenden Innovationen sichtbar werden. Ein Instrument stellt hierbei die futureSAX-Innovationsbörse dar, die Wissenschaftlern und Unternehmern bei der Partnersuche hilft. Auch das Know-how-Netzwerk, bestehend aus 45 sächsischen Transferakteuren, unterstützt dabei, vorhandene Ideen in neue Produkte, Prozesse und Dienstleistungen zu überführen und damit Vorteile im globalen Wettbewerb zu sichern. Das Engagement von futureSAX geht jedoch weit über den Transferbereich hinaus. 1999 als Businessplan-Wettbewerb für die IT-Branche ins Leben gerufen, entwickelte sich futureSAX bis heute zur Innovationsplattform des Freistaates Sachsen und bietet Unternehmern und Gründern vielseitige Angebote rund um den Innovationsprozess. Mit einem branchenübergreifenden Netzwerk von über 6.000 Akteuren aus Wissenschaft


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und Wirtschaft ist futureSAX heute die ideale Plattform, um innovative Ideen mit den richtigen Partnern bis zur Marktreife weiterzuentwickeln und passende Investoren zu finden. Ausgezeichnete sächsische Innovationen Sachsen ist ein Land der Ideen. Genau davon konnten sich die über 450 Besucher, darunter Gründer, Unternehmer, Wissenschaftler und Kapitalgeber, auf der futureSAX-Innovationskonferenz am 6. Juni in der Gläsernen Manufaktur in Dresden selbst überzeugen. Über 100 Ideen und Konzepte aus der Welt der Innovation – u.a. von Teilnehmern des futureSAXIdeenwettbewerbs 2016 – präsentierten sich in einer multimedialen Ausstellung ihren Gästen. Als Höhepunkt der Konferenz zeichnete der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig die innovativsten Gründerideen aus dem Freistaat aus. Die Preisträger konnten sich über Preisgelder in Gesamthöhe von 30.000 Euro freuen. Den ersten Platz sicherte sich das Team „Senorics“ von der Technischen Universität Dresden mit ihren bahnbrechenden Hightech-Sensoren für die Landwirtschaft. Auf dem zweiten Platz

folgte die Leipziger Rhebo GmbH mit ihrer Industrie-4.0-Lösung, dem „Rhebo Industrial Protector“. Über den dritten Platz konnte sich schließlich das Freiberger Gründerduo der LAVIU GmbH freuen, das die Jury mit ihrem weltweit patentierten Lovetoy überzeugte. Von der Idee zum marktfähigen Produkt Die futureSAX-Innovationskonferenz ist vor allem alljährlicher Treffpunkt von Innovatoren aus ganz Sachsen. Ziel ist es, den Teilnehmern mittels informativer und interaktiver Formate aus dem breiten futureSAX-Leistungsangebot neue Impulse zur Gründung sowie zum Wachstum zu geben. So luden interaktive Arbeitsgruppen ein, gemeinsame Zukunftsthemen zu bearbeiten oder individuelle Fragen zu gründungs- und unternehmensrelevanten Themen zu diskutieren. Der Weg von der ersten Idee zum marktfähigen Produkt ist lang und oftmals ist der Schlüssel zum Erfolg der richtige Partner an der Seite. Vor diesem Hintergrund nutzten zahlreiche Start-ups und Unternehmen die Konferenz als Bühne, um im Rahmen der futureSAX-Investoren-Roadshow sowie der

futureSAX-Innovationsbörse live ihre Innovationsprojekte zu präsentieren und ihre Gesuche an potentielle Kapitalgeber sowie Kooperationspartner aus Wissenschaft und Wirtschaft zu adressieren. Erst wenige Monate ist es her, als es der Biconex GmbH, Gewinnerin des futureSAX-Ideenwettbewerbs 2013, gelang, ein erstes Investorengespräch auf der futureSAX-Investoren-Roadshow im Herbst 2015 in ein 1,5-Millionen-Euro-Investment umzuwandeln. In der futureSAX-AlumniAusstellung zeigten sich eindrucksvoll der Ideenreichtum sowie die Innovationskraft in Sachsen. So stellten auch ehemalige Teilnehmer des futureSAX-Ideenwettbewerbs sowie des Sächsischen Staatspreises für Innovation ihre ausgezeichneten Ideen vor und zeigten, wie sich diese bis heute weiterentwickelt haben. Viele dieser Innovationen sind mittlerweile bis zur Marktreife gelangt oder haben sich am Markt durchsetzen können. Nichtsdestotrotz steht ihnen futureSAX als Partner und Netzwerk auch zukünftig unterstützend zur Seite.

www.futuresax.de


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Text: Sylvia Weiß, Cornelia Jahnel

Technologieführerschaft made in Saxony In Sachsen findet man Europas größtes Cluster für organische und flexible Elektronik – mit fast 40 Unternehmen und 20 Forschungseinrichtungen. Hier wird die gesamte Wertschöpfungskette von der Forschung bis zu fertigen Produkten abgedeckt.

Fotografie: Baldauf & Baldauf Fotografie, André Wirsig; JTC

In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden zahlreiche Erfolgsgeschichten im Bereich Innovations- und Technologietransfer geschrieben. Zu ihnen gehört auch die der Heliatek GmbH aus Dresden. Der weltweite Technologieführer in punkto organischer Photovoltaik auf Basis kleiner Moleküle ist eine Ausgründung des Institutes für Angewandte Photophysik der Technischen Universität Dresden (IAPP). Dort hat man unter langjähriger Führung von Professor Karl Leo den Brückenschlag zwischen der Forschung an innovativen Produkten und der Ausgründung sowie Begleitung junger Unternehmen im Bereich der organischen Elektronik bereits mehrfach erfolgreich vollzogen. Dazu brauchte es aber nicht nur exzellente, anwendungsreife Forschungsergebnisse, die in Serienproduktion überführt werden konnten. Vielmehr bedurfte es auch der Wissenschaftler, die das „Unternehmer-Gen“ in sich tragen und bereit waren, den sicheren Platz am Institut zu verlassen und mutig den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Zudem galt es neben der Gewährleistung einer exzellenten Ausbildung, bereits junge Forscher für den Weg ins Unternehmertum zu begeistern und auf die damit verbundenen Herausforderungen vorzubereiten. Forschung in Industrie überführen Heliatek kann in diesem Jahr schon auf eine zehnjährige Firmenentwicklung zurückblicken. Ihre Erfolgsgeschichte wird im Folgenden beispielhaft für viele der jungen innovativen Technologieunternehmen Sachsens aufgezeigt. Mit einer kleinen Gruppe aus Gründern von der TU Dresden und der Universität Ulm sowie einem Business Angel ging die Heliatek GmbH 2006 erfolgreich an den Start und war sogleich Preisträger beim futureSAX-Gründerwettbewerb. Nach weiterer interdisziplinärer Grundlagenforschung in der organischen Photovoltaik konnte der technologische Durchbruch bei den organischen Solarzellen die Investoren schließlich überzeugen, eine Pilotfertigung zu finanzieren. Ab 2009 erfolgte der Technologietransfer aus dem Labormaßstab in eine industrielle Fertigungsumgebung. Dr. Martin Pfeiffer – Gründungsmitglied der Heliatek – fasst die ersten Jahre wie folgt zusammen:


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„Um Forschung in die Industrie zu überführen, ist der Aufbau eines Start-ups die richtige Kombination aus erhöhtem Druck und der Leidenschaft, die angestrebte Produktentwicklung kosteneffizienter und zeitlich effektiver umzusetzen.“ Aufbau und Wegbereitung Große Unterstützung fanden die jungen Unternehmer im lokalen und regionalen Netzwerk. So konnten sie die universitäre Infrastruktur nutzen und mit Technologiepartnern aus der Region zusammenarbeiten, darunter das Leibniz-Institut für Polymerforschung und verschiedene Fraunhofer-Institute. Hinzu kamen international erfolgreiche

Firmen wie die Novaled AG und Partner auf europäischer Ebene wie das Holst Centre und das Imperial College London. Der Freistaat Sachsen bietet außerdem ein sehr aktives Geflecht aus Verbänden und Initiativen, die junge Technologieunternehmen bei den ersten Schritten der Gründung, der Finanzierung, dem Aufbau und der Wegbereitung für internationale Markteintritte begleiten. Wichtige Unterstützung erhielt Heliatek zudem von der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS), die die Ansiedlung von innovativen, wettbewerbsfähigen Unternehmen in Sachsen und die Unterstützung sächsischer Firmen bei deren internationaler Positionierung zu ihren Hauptaufgaben zählt. Insbesondere die „Sachsen-live“-Gemeinschaftsstände auf verschiedenen Leitmessen waren für Heliatek ausgezeichnete Plattformen, um sich dem internationalen Publikum zu zeigen und ihren Bekanntheitsgrad sowie die Absatzchancen zu erhöhen. In den vergangenen Jahren war das Unternehmen gemeinsam mit der WFS unter anderem auf der „BIG 5“ in Dubai, der „nano tech“ in Tokio und der „Semicon West“ in San Francisco. Und auch die WFS-Unternehmerreisen wurden von Heliatek genutzt. Erst im April dieses Jahres nahmen die Dresdner an der Delegationsreise des sächsischen Ministerpräsidenten nach Südkorea und Singapur teil. Insbesondere für junge Unternehmen sind diese Reisen von großer Bedeutung. Sie erhalten vor Ort einen ersten Eindruck von den jeweiligen Län-

dern und können persönlich erste Kontakte zu potenziellen Partnern knüpfen. Dies erleichtert weiterführende Aktivitäten auf den Zielmärkten. Pilotprojekte erfolgreich vermarkten Heliatek konzentriert sich nun auf die Entwicklung massenmarktfähiger Produkte aus dem Bereich gebäudeintegrierter organischer Photovoltaik und automobiler Applikationen. Seit 2014 erfolgt die internationale Markteinführung des HeliaFilm®, der organischen Solarfolie mit einzigartigen Produkteigenschaften: ultra-leicht, flexibel und weniger als einen Millimeter dünn. In den vergangenen zwei Jahren konnte Heliatek erfolgreich große Pilotprojekte zum Beispiel in Deutschland, Singapur, China und erstmals auch in Ägypten umsetzen. Das Dresdner Unternehmen steht heute bereits an der nächsten Wachstumsstufe. Geplant ist die Umsetzung einer Produktionsanlage im Industriemaßstab, die spätestens 2018 die steigende Nachfrage nach HeliaFilm® seitens der internationalen Industriepartner und Kunden bedienen soll.

www.heliatek.com www.invest-in-saxony.net


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Das City-Hochhaus mit dem Logo-Schriftzug „eeX“ der Leipziger Strombörse. Die 24-Quadratmeter-Anlage verbraucht weniger als 1.000 Watt – die Hälfte der Leistung eines Staubsaugers.

So innovativ wie einleuchtend Die Neontechnik Elektroanlagen Leipzig GmbH verknüpft handwerklich-technologisches Können mit Kreativität. Vom Genossenschaftsbetrieb mauserte sie sich zum international agierenden Unternehmen. Text: Matthias Weidemann

Fotografie: Christian Modla, Volkmar Heinz

nehmen. So werden Lichtwerbeanlagen u.a. nach Dubai, Sharm El Sheik, Hongkong, Dublin, Großbritannien oder in die USA geliefert. Zudem konzipierte und installierte NEL jüngst das Wegeleitsystem in der Elbphilharmonie in Hamburg. Natürlich rückt NEL auch die Region ins rechte Licht. Beispiele sind der Leipziger Hauptbahnhof oder die Außenwerbung für das Cityhochhaus in Leipzig, Sitz der Strombörse. Hier wurden zwei Logo-Schriftzüge „eeX“ montiert. Was elegant und „einAngebotsvielfalt leuchtend“ wirkt, war jedoch eine echte Herausforderung. „Die 24-QuadratmeterVon einem Genossenschaftsbetrieb entwickelte Anlage wird in der Regel gedimmt mit 50 bis 60 sich NEL zum international agierenden UnterProzent betrieben, hat weniger als 1.000 Watt im Verbrauch – die Hälfte der Leistung eines Staubsaugers. Bei 100 Prozent Ausleuchtung werden 1.800 Watt nicht überschritten. Positiver Nebeneffekt: längere Lebensdauer und hohe Wartungsfreundlichkeit“, so Dr. Uwe Teichert von NEL. Doch das NELLichtspektrum ist laut Teichert wesentlich breiter: „Man denke nur an die WeihAuch der Hauptbahnhof erstrahlt dank modernster LED-Technik in neuem nachtszeit, da ist die Licht, genauso wie das Wintergartenhochhaus, das von NEL mit einem moVielfalt der LEDdernen Beleuchtungsdesign ausgestattet wurde. Es begann 1961 mit der Gründung eines genossenschaftlichen Handwerksbetriebs. Seit 1991 hat sich die NEL Neontechnik Elektroanlagen Leipzig GmbH auf Projektsteuerung, Montage und Wartung energieeffizienter Lichtwerbeanlagen aller Größenordnungen spezialisiert. Das handwerkliche Können der Elektrofachleute und Glasdesigner wird mit modernster Technik und Kreativität verknüpft.

Beleuchtung sehr groß. Von innovativen Lichterketten bis hin zu zwei- und dreidimensionalen aufwendig inszenierten Lichtobjekten ist ziemlich alles möglich.“ Die Angebotsvielfalt des Leipziger Unternehmens erstreckt sich auch auf andere hochtechnologische Sparten, sagt Teichert: „Wir bieten auch digitale Bildschirmlösungen zum Beispiel für die Gastronomie an.“ So präsentieren integrierte Monitore, Touchscreens oder Display-Stelen in Restaurants, Bistros oder Bäckereien aktuelle Angebote, informieren Kunden mit Imagefilmen und wichtigen Infos etwa rund um Nahrungsmittel und deren Inhalte. Die Bildschirmsysteme verfügen über eine Zertifizierung der elektromagnetischen Verträglichkeit. Große Konkurrenz Das Spektrum der NEL ist umfangreich. Seit 2007 entwickelt die Tech-NEL, ein NEL-Tochterunternehmen, Betten für Neugeborene. Soft-Skater-Rollen und eine Gasdruckfeder sorgen für erschütterungsfreien Transport. Die transparente Babywanne erlaubt ständigen Sichtkontakt, ist zudem mit Luftlöchern versehen, minimiert so das Risiko eines plötzlichen Kindstods. Das große Angebotsspektrum ermöglicht es, sich in diesen Geschäftsfeldern erfolgreich zu behaupten, ist doch die Konkurrenz gerade im Bereich LED groß. Dr. Teichert: „NEL bietet die notwendige Erfahrung und Fachkompetenz. Deshalb machen wir bei der Qualifikation unserer 70 Mitarbeiter und Servicepartner keine Kompromisse. Motivierte Spezialisten sichern unsere hohe Produkt- und Dienstleistungsqualität. Zur Freude unserer Kunden.“ www.nel.de


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Das BIC (Business & Innovation Centre) in Leipzig- Die BIO CITY LEIPZIG ist ein Technologie- und Gründerzentrum im BePlagwitz bietet Raum für Existenzgründer und junge reich Biotechnologie. Sie vereint Forschung und Wirtschaft miteinander. Technologieunternehmen.

Freiräume für Unternehmen Impulsgeber und wichtiger Partner der Leipziger Cluster- und Wirtschaftsförderung: Die Leipziger Gewerbehofgesellschaft. Text: Kai Thalmann, LGH Leipziger Gewerbehof GmbH & Co. KG

Fotografie: Studio 80, Leipzig

In mehr als 20 Jahren hat sich die LGH Leipziger Gewerbehof GmbH & Co. KG mit ihrem breiten Portfolio an gewerblichen Flächen, die sich in zwölf Standorten über das gesamte Gebiet der Stadt Leipzig erstrecken, als ein wichtiger Partner der Wirtschaftsförderung der Stadt Leipzig etabliert. Durch die Errichtung der BIO CITY LEIPZIG und die media city leipzig fördert die LGH zum einen erheblich die Clusterstrategie der Stadt Leipzig in den Bereichen Gesundheitswirtschaft und Biotechnologie sowie Medien und Kreativwirtschaft. Demgegenüber steht als weiterer Baustein der Wirtschaftsförderung die stetige Unterstützung von kleinen und mittelständischen Unternehmen durch entsprechende Mietflächenangebote – zum Beispiel im BIC (Business Innovation Centre) in Leipig-Plagwitz. Die Förderung der KMU erstreckt sich von der Neugründung über Ansiedlung bis zu Umzug oder Erweiterung. Die bereits in der Vergangenheit hohen Ver-

mietungsquoten konnten in den letzten Jahren noch einmal gesteigert werden. Dabei schätzen die in den Gewerbeimmobilien ansässigen Firmen vor allem den Service und die Leistungen der LGH Leipziger Gewerbehof GmbH & Co. KG und ihrer Mutter, der LGH Service GmbH, die durch ihr professionelles Facility Management die Unternehmen von allen immobilienbezogenen Prozessen entlastet.

(Technologietransfer-Konferenz für Lebenswissenschaften) oder den Deutschen Biotechnologietagen 2016 steht die BIO-NET als ein starker Vernetzungsakteur in den Bereichen Biotechnologie, Life Science und Medizintechnik am Standort Leipzig bereit und bietet Unterstützung in den Bereichen Technologietransfer, Marketing und Finanzierung. Engagement im Bereich der Clusterstrategie

Erfolgreiche Vernetzungsaktivitäten Neben den Dienstleistungen im Bereich des Immobilienmanagements findet sich im Beteiligungsportfolio der LGH Service GmbH mit der BIO-NET Leipzig Technologietransfergesellschaft mbH auch ein weiterer wichtiger Bestandteil der Clusterförderung der Stadt Leipzig im Bereich der Gesundheitswirtschaft und Biotechnologie. Mit den erfolgreichen Vernetzungsaktivitäten und den Erfahrungen bei der Durchführung von Events wie der bionection

Durch die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre zeigt sich die LGH Leipziger Gewerbehof GmbH & Co. KG auch für die Zukunft und die damit verbundenen Aufgaben gut aufgestellt, um sich weiter im Bereich der Clusterstrategie zu engagieren. Hierbei bleibt der Bereich Biotechnologie verbunden mit der Standortentwicklung insbesondere auf der Alten Messe ein besonderer Schwerpunkt.

www.lgh-leipzig.de


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H2 – ein Molekül elektrisiert Mit dem Innovationsprojekt HYPOS soll in Mitteldeutschland die Tür zur Wasserstoff-Zukunft aufgestoßen werden. Text: Helge-Heinz Heinker

Fotografie: Linde AG

Projekte gibt es, die leben nur vom Überschuss. Vom zeitweiligen Überschuss an Energie aus erneuerbarer Erzeugung zum Beispiel, weil gerade der Wind besonders stürmisch blies oder die Sonne Lust am Scheinen hatte. Das Ganze heißt HYPOS und liest sich in voller Länge als Hydrogen Power Storage & Solutions East Germany. Die Idee, die dahintersteckt, bedeutet, in Spitzenmengen anfallende Wind- und Solarenergie nicht für die Verzerrung der kurzfristigen Strompreise an der Energiebörse zu missbrauchen, sondern zur Elektrolyse zu nutzen, also aus Wasser Wasserstoff und Sauerstoff herzustellen. Das Spaltprodukt Wasserstoff wiederum fungiert als Speichermedium des überschüssigen Stroms und ist ein vorteilhafter Energieträger. Er lässt sich bei Bedarf verbrennen, um wieder Strom zu produzieren, er wird als Treibstoff in „sauberen“ Verbrennungsmotoren herangezogen oder zwecks Methan-Erzeugung verwendet, was auf industriell hergestelltes Erdgas hinausläuft. Die entsprechenden technischen Anwendungen sind bekannt und ausgereift. Mit Beharrlichkeit und Innovation Der Haken: Es muss mit sehr hohen Drücken gearbeitet werden. Entsprechend streng geraten die Anforderungen an Aufbewahrungsbehälter für den Wasserstoff, an Rohre und Dichtungen. Mit Beharrlichkeit und innovativem Ingenieurgeist sind die technischen Problemstellungen allerdings lösbar, davon ist die wachsende HYPOS-Mitgliederschar überzeugt. Weltkonzerne wie Air Liquide

und BMW, Forschungspioniere wie das Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik in Halle und das Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung füllen die mittlerweile auf 112 klangvolle Namen angewachsene Mitgliederliste, aber auch industrielle Mittelständler wie Kumatec, ein Anlagenspezialist aus Neuhaus-Schierschnitz in Thüringen, der für die Entwicklung eines skalierbaren Hochdruckelektrolyseurs zur Produktion von Wasserstoff mit dem IQ Innovationspreis Mitteldeutschland 2016 ausgezeichnet wurde, und die Miltitz Aromatics GmbH aus Bitterfeld. Spitzenentwicklungen fördern Die Bundesregierung hat ein Faible für Wasserstoff. Faktisch unbegrenzt verfügbar, als alternativer Energieträger für die Energiewende wie gerufen, aber eben auch mit zahlreichen geräte- und netztechnischen Herausforderungen behaftet, fliegen dem H2-Molekül die Sympathien zu und die Fördergelder hinterher. Aus dem Bundesforschungsministerium flossen und fließen maximal 45 Millionen Euro in die mitteldeutsche Wasserstoffthematik, von denen bereits 35 Millionen Euro verplant sind, damit sich Deutschland einen strategischen Vorteil mit dieser Zukunftstechnologie sichert. Mitteldeutschland liebt Innovationen. HYPOS erwies sich als passgenau für das Programm Zwanzig20 des Bundesforschungsministeriums, das darauf zielt, Spitzenentwicklungen in regionalen wirtschaftlichen Verbünden zu fördern. HYPOS ist ein Innovationsprojekt, das inhalt-


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lich als themenoffenes Netzwerk angelegt und von der juristischen Konstruktion her in einem Verein in Halle angesiedelt ist, per Geschäftsbesorgungsvertrag im operativen Tagesgeschehen aber von der Metropolregion Mitteldeutschland Management GmbH betreut wird. Der regionale Zuschnitt ist ein Pluspunkt. So finden benachbarte Stärken-Träger am synergetischsten zusammen. Bekanntheitsgrad erhöhen Metropolregion-Geschäftsführer Jörn-Heinrich Tobaben ist von H2 inspiriert. „HYPOS muss sichtbar werden“, zeigt er sich überzeugt. „Eine Markenbekanntheit existiert“, kann er zufrieden registrieren. Eine breite Öffentlichkeit weiß aber spürbar viel zu wenig, wie weit an die Spitze Mitteldeutschland in Sachen Wasserstoff marschiert ist und aus einer Spitzentechnologie Geschäftspotenzial entwickelt. Fachkreise wissen Bescheid. Wenn HYPOS regelmäßig im November zum Expertentreff nach Bitterfeld ruft, fühlten sich 2015 rund 120 Spezialisten angesprochen. Und 2016 sind 150 Tagungsteilnehmer ein durchaus realistisches Ziel. Firmen aus den USA und Japan scheuen den langen Weg an eine der historischen Wiegen der WeltChemie nicht, um im Bilde zu bleiben, was hier an Spitzentechnologie für das 21. Jahrhundert ausgebrütet wird. HYPOS hat sich wellenförmig entwickelt. In der ersten Welle musste das Thema an die passenden Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Personen herangetragen werden. Die zweite Welle war bereits auf greifbare Resultate aus mittelständischen Firmen fixiert. Unternehmen, die schon mit der Wasserstofftechnologie vertraut waren, sollten mit den von ihnen produzierten Apparaturen die Technologie anwendungsbereit zuschneiden und per Pilotanwendungen bis kurz vor die Marktreife treiben. Kumatec zum Beispiel rollt im Moment eine kleine Wasserstoff-Tankstelle aus, um dem neuartigen Kraftfahrzeug-Treibstoff ein wachsendes Einsatzfeld zu verschaffen. Und bei Miltitz Aromatics ist das Pilotprojekt rund um Wasserstoff und Synthesegas für die prozesswirtschaftliche Nutzung

angelaufen. Nunmehr gilt es, die praktischen Einsatzinseln zu komplexen, technisch verwobenen Pilotprojekten zusammenzufassen. Die Wirtschaftlichkeit steigern Eignen sich dafür die vorhandenen, ursprünglich auf andere Stoffe zugeschnittenen Rohrleitungsnetze? Halten sie die notwenigen Prozessdrücke aus? Können unterirdische Gasspeicher, über die VNGVerbundnetz Gas seit Jahrzehnten verfügt, für die Wasserstoff-Speicherung genutzt werden? All das sind strategische Detailfragen, die über eine möglichst umfassende Tragfähigkeit des Wasserstoff-Themas in Mitteldeutschland entscheiden. Eine entwickelte Wasserstoffwirtschaft kann nur vernetzt ihre Vorteile ausspielen. Erzeuger, Rohrleitungssysteme, Speicher und Tankstellen formen infrastrukturell das miteinander verwobene Ganze und steigern die Wirtschaftlichkeit. Der Verbund wirkt als Treiber der Kostendegression. HYPOS führt vereinzelte, punktuelle Stärken genau in dieser Richtung zu einem funktionalen Ganzen zusammen. Deshalb gibt es auch keine Einzelantragsteller für die begehrten Fördermittel. Die Pionierprojekte spielen ihre Stärke als Verbundprojekte aus. Schnell geraten dann auch die Leipziger Ambitionen, einer der deutschen Hotspots der Elektromobilität zu sein, in den Blick: Hat eigentlich irgendwann jemand behauptet, elektrisch angetriebene Straßenfahrzeuge geraten allein mit Hightech-Batterietechnologie in Bewegung? Könnte denn nicht auch die Brennstoffzelle als Antriebseinheit dienen? Der dafür benötigte Brennstoff heißt Wasserstoff.

www.hypos-eastgermany.de


Gewinne können auch wachsen, ohne dass die Natur eingeht.

Unsere Leistungen für Unternehmen:  Förderung von innovativen Projektideen über die Initiative „Wirtschaft trifft Wissenschaft“  Innovationserstberatung  Informationen zur Technologieförderung  Informationen zu Forschung und Entwicklung speziell für KMU  Technologiescouts – von der Idee zum Projekt  Kontaktanbahnung zu Leipziger Hochschulen und Forschungseinrichtungen  Innovative Netzwerke gestalten

Wie, weiß die

– 11. bis 14. dustriekultur n 4. Tage der In n bei der Aktio hautnah erlebe August Industrie formationen zum Programm ktor“ In r „Offenes Wer ndustriekultu ipzig.ihk.de/i le w. unter ww

wirtschaft-bewegen.de/innovation-umwelt

Direkt zur Website:


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IQ Innovationspreis Leipzig 2016: WAVELABS Solar Metrology Systems GmbH mit der Preisstifterin Leipziger Stiftung für Innovation und Technologietransfer und dem Juryvorsitzenden. V.l.n.r.: Dr. Wilhelm Gerdes (Cell.Copedia GmbH), Dr. Torsten Brammer (WAVELABS Solar Metrology Systems GmbH) und Heide Gutsfeld (Leipziger Stiftung für Innovation und Technologietransfer).

Ideenreich Auch in diesem Jahr nahmen sächsische Unternehmen erfolgreich am IQ Innovationspreis Mitteldeutschland 2016 teil. Jährlich werden dabei Innovation und Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft ausgezeichnet. Text: Redaktion

Fotografie: Guido Werner/GWP

Gleich mehrere erste Plätze belegten Unternehmen aus Sachsen beim IQ Innovationspreis Mitteldeutschland 2016. Der Gesamtsieger kam jedoch aus dem Landkreis Sonneberg. Die Auszeichnungen wurden am Abend des 23. Juni im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung vor rund 300 hochrangigen Gästen in den Franckeschen Stiftungen zu Halle vergeben.

haltenen Edelmetalle und Gläser vollständig zu recyceln. Den IQ Innovationspreis Leipzig gewann die WAVELABS Solar Metrology Systems GmbH mit dem portablen Solarmodul-Tester „SINUS2100 Outdoor“. Dieser erlaubt erstmals den schnellen, wiederholgenauen und kosteneffizienten Funktionstest von bereits installierten und produzierenden Solarmodulen.

Die Gewinner Der Gesamtsieger So wurde die Chemnitzer autinity systems GmbH für die Innovation „VibroControl“ mit dem Clusterpreis Automotive ausgezeichnet. Die Software erlaubt die Echtzeitüberwachung der Qualität und Betriebssicherheit von Produktionsprozessen und ist bereits bei den Automobilzulieferern ZF und GETRAG sowie bei BMW im Einsatz. Der Clusterpreis Energie/Umwelt/ Solarwirtschaft ging an die Loser Chemie GmbH aus Zwickau für die Entwicklung eines neuen Recyclingverfahrens für Dünnschicht-Solarmodule. Die Innovation verhilft erstmals dazu, Module in ihre Bestandteile zu zerlegen und die darin ent-

Den Gesamtpreis des IQ Innovationspreis Mitteldeutschland 2016 ging für die Entwicklung eines kostengünstigen und skalierbaren Hochdruckelektrolyseurs zur Produktion von Wasserstoff an die Kumatec Sondermaschinenbau & Kunst-stoffverarbeitung GmbH aus Neuhaus-Schierschnitz. „Wasserstoff wird zukünftig eine zentrale Rolle beim Umbau unserer Energieversorgung spielen: Als Speichermedium für Ökostrom, für die Mobilität mit Brennstoffzellenautos und als alternativer Grundstoff für die Chemie“, begründet JörnHeinrich Tobaben, Geschäftsführer der Metropolregion Mitteldeutschland Management

GmbH, die Juryentscheidung und erklärt weiter: „Die ausgezeichnete Innovation setzt an einer der größten Herausforderungen für die flächendeckende Nutzung dieser Technologie an, der je nach Bedarf skalierbaren Erzeugung von Wasserstoff zu marktfähigen Preisen.“ Unterstützung marktfähiger Produkte Mit dem IQ Innovationspreis Mitteldeutschland fördert die Europäische Metropolregion Mitteldeutschland neuartige, marktfähige Produkte, Verfahren und Dienstleistungen zur Steigerung von Innovation und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft der Region. In der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland engagieren sich strukturbestimmende Unternehmen, Städte und Landkreise, Kammern und Verbände sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus Sachsen, SachsenAnhalt und Thüringen mit dem gemeinsamen Ziel einer nachhaltigen Entwicklung und Vermarktung der Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturregion Mitteldeutschland. www.iq-mitteldeutschland.de


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Die Ingenieurschmiede Die HTWK Leipzig stellt sich ihrer Rolle als ingenieurwissenschaftlich-technisches Kompetenzzentrum der Region.

Über Stiftungsprofessuren können Wachstumsstrukturen der Region nachhaltig unterstützt werden. Prof. Werner Korb (l., Stiftungsprofessur für „Ergonomie und Simulation in der operativen Medizin“), links unten: Prof. Faouzi Derbel (r., Stiftungsprofessur für „Smart Monitoring und Online-Diagnostik“ bis 2014), rechts unten: Prof. Jens Schneider (r., Stiftungsprofessur für „Mechanik von Werkstoffen der Photovoltaik“).

Deutschlands wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftlicher Wohlstand basieren auf der Fähigkeit zur Innovation. Vor allem technologische Weiter- und Neuentwicklungen haben Deutschland dabei weltweit als „Land der Ingenieure“ bekannt gemacht. Die Mehrheit dieser Ingenieure hat an einer Fachhochschule studiert. In wachsendem Umfang widmen sich diese „Hochschulen für Angewandte Wissenschaften“, wie sich die Fachhochschulen heute selbstbewusst nennen, inzwischen einer weiteren zentrale Rolle: Sie arbeiten in Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zusammen mit Unternehmen, häufig KMU der Region, anwendungsorientiert an Produktund Verfahrensneuerungen. So entstehen im Umfeld der Hochschule vielfältig miteinander verwobene Innovationscluster, die den gesamten Standort stärken. In der Metropolregion Leipzig-Halle kommt der HTWK Leipzig als größter Hochschule mit ingenieurwissenschaftlichem Profil eine besondere Funktion zu. „Wir sind uns unserer Verantwortung für die Region bewusst“, erklärt der Prorektor Forschung der Text: Rebecca Schweier

HTWK Leipzig Prof. Markus Krabbes. „Das betrifft einerseits die Nachfrage nach gut ausgebildeten Absolventinnen und Absolventen insbesondere in den technischen Fächern, aber auch unsere Unterstützung der regionalen Unternehmen und Branchen durch unsere wissenschaftliche Expertise. Wir begreifen es als strategische Aufgabe, den Übergang von der Wissensgenerierung zur Wissensnutzung zu erleichtern und zu intensivieren.“ Für dieses Anliegen bedient sich die HTWK Leipzig verschiedener Ansätze: So wurden beispielsweise in Kooperation mit regionalen Unternehmen und Netzwerken bislang drei Stiftungsprofessuren an der HTWK Leipzig eingerichtet, deren inhaltliche Ausrichtung eng auf umliegende Wachstumsstrukturen abgestimmt sind. Die von der Leipziger Stiftung für Innovation und Technologietransfer seit 2011 getragene Stiftungsprofessur „Ergonomie und Simulation in der operativen Medizin“ beispielsweise stärkt Leipzig als Standort der Gesundheitswirtschaft und Biotechnologie. Aus Teilen der Forschungsgruppe um Stiftungsprofessor

Fotos: Kristina Denhof (oben); Stephan Thomas (links); Rebecca Schweier (rechts)

Werner Korb hat sich 2015 bereits ein Startup gegründet, welches weltweit chirurgische Trainings an einem eigens entwickelten Simulationssystem anbietet. Ein weiteres Beispiel für gelebten Technologietransfer ist das Forschungs- und Transferzentrum (FTZ) der Hochschule. Über das FTZ können Unternehmen der Region im Rahmen von Forschungsaufträgen auf die Expertise und Forschungsinfrastruktur zurückgreifen. So prüfen Forscher des FTZ u.a. entwicklungsbegleitend Energieversorgungsanlagen und Geräte mit integrierter Elektronik auf ihre Funktion und elektromagnetische Verträglichkeit und unterstützen so Unternehmen bei der Produktentwicklung. Jährlich werben die HTWK Leipzig und das angeschlossene FTZ von Land, Bund und EU mehrere Millionen Euro Fördermittel für anwendungsbezogene Forschung ein, oft in direkter Kooperation mit einem oder mehreren Unternehmen. Von den Ergebnissen dieser Projekte profitiert am Ende die gesamte Region.


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Vom Forschungsprojekt zum Geschäftsfeld Forschungskooperationen zwischen Unternehmen und Hochschulen bringen die Wissenschaft voran, ermöglichen den Unternehmen aber auch, sich einen Innovationsvorsprung gegenüber Wettbewerbern zu erarbeiten. Die Kooperation von AviComp und HTWK Leipzig ist hierfür ein Beispiel.

Verdichter kommen vor allem in der petrochemischen und chemischen Industrie zum Komprimieren von Gasen zum Einsatz. Die Leipziger Firma AviComp hat sich auf die Automatisierung der komplexen Maschinen spezialisiert.

Kooperationsbeziehungen sind ein bisschen wie gute Freundschaften: Man lernt sich scheinbar zufällig kennen, findet Interesse an der Lebenswelt und den Fähigkeiten des anderen. Gemeinsame Erlebnisse schaffen Vertrauen und einen Mehrwert für beide Seiten. So war es auch zwischen der HTWK Leipzig und der AviComp Controls GmbH, deren heute enge Kooperationsbeziehung ihren Anfang mit einem studentischen Praktikum nahm. AviComp ist eine weltweit agierende Firma mit Sitz in Leipzig, die sich auf die Automatisierung von industriellen Verdichtern und Turbinen spezialisiert hat. Rico Schulze, damals noch Elektrotechnik-Student an der HTWK Leipzig, schrieb nach dem Praktikum seine Diplomarbeit bei AviComp. Anschließend wurde er als frisch gebackener Absolvent übernommen und betreute seitdem mehrere aufeinander aufbauende Forschungsprojekte, auch in Kooperation mit seiner Hochschule. Dabei entstan-

den in enger Zusammenarbeit Softwarekomponenten und Systeme, die eine Simulation der Anlagen und eine Zustandsbewertung von Verdichtern ermöglichen. Mittlerweile leitet Schulze die F&E-Abteilung von AviComp. Parallel dazu arbeitet er an seiner Doktorarbeit. „In der Automobilentwicklung ist es längst üblich, die Funktionsweise von komplexen Steuerungsvorgängen wie zum Beispiel der Bremsautomatik bereits vor dem Einbau ausgiebig zu testen und Extremsituationen zu simulieren. Dazu wird das Steuerungssystem an einen Prüfstand angeschlossen, in welchem das Fahrzeug virtuell nachgebildet ist“, erklärt Rico Schulze. „Gemeinsam mit der HTWK Leipzig haben wir diese sogenannte ‚Hardware-in-the-Loop‘-Simulation auch für rotierende Maschinen einsatzfähig gemacht.“ Gefördert wurden die Projekte über das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand des Bundeswirtschaftsministeriums. Mit den Ergebnissen kann AviComp nun die Steuerung eines Verdichters bereits testen, bevor dieser fertiggestellt ist – für den Kunden spart das Zeit und Geld, für AviComp kostbare Nerven und weite Dienstreisen. Auch für die Fehlersuche in bestehenden Anlagen ergeben sich neue Möglichkeiten. „Dieser technologische Vorsprung stellt für uns ein enorm wichtigen Wettbewerbsvorteil dar – und er hat sich bereits in lukrativen Aufträgen ausgezahlt“, so Schulze. Von den Ergebnisse profitieren beide Seiten

Rico Schulze (3. von links) kam über ein studentisches Praktikum zur Firma AviComp. Heute leitet er dort die F&E-Abteilung und betreut auch gemeinsame Forschungsprojekte mit seiner ehemaligen Hochschule, der HTWK Leipzig.

Text: Rebecca Schweier

Fotos: AviComp (oben); Stephan Thomas (unten)

Einen beträchtlichen Teil der Kosten für die gemeinsamen Forschungsprojekte muss AviComp selbst stemmen – für das mittelständische Unternehmen aber alles andere als ein Verlustgeschäft: „Wir wissen, dass wir in Forschung investieren müssen. Durch die Kooperation mit der HTWK Leipzig können wir uns das fördern lassen und haben gleichzeitig einen kompetenten Partner, der uns mit seinem methodischen Know-how ideal unterstützt“, so Schulze. Doch auch die Wissenschaft profitiert von der Kooperation: Rico Schulze promoviert im kooperativen Verfahren an der HTWK Leipzig und der Universität Magdeburg. Dass dabei auch die Erkenntnisse aus den Forschungsprojekten eine Rolle spielen, liegt auf der Hand. Zum Schreiben der Dissertation hat ihn seine Firma für 18 Monate freigestellt. Noch in diesem Jahr möchte Rico Schulze seine Doktorarbeit einreichen.


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Auf dem Dach der HTWK Leipzig finden sich zwei in ihrem Leistungsumfang einzigartige Klimaprüfzellen. Im Inneren messen die Wissenschaftler der HTWK Leipzig, wie sich neuartige Fassadenkonstruktionen auf das Raumklima auswirken.

Hightech über den Dächern Seit 2015 befinden sich auf dem Dach der HTWK Leipzig zwei Klimaprüfzellen. Hier kann die Funktionstüchtigkeit von Fassadenkonstruktionen unter realistischen Bedingungen getestet werden. Text: Rebecca Schweier

Foto: Jenny Retke (links), Andreas Schröder (rechts)

Wenn ein Fenster undicht ist, merkt man das sofort: Es zieht, Lärm dringt ein, die Heizwärme verpufft ungenutzt. Ähnliches gilt für schlecht gedämmte Wände. Entsprechend ist all das, was den Innenraum eines Gebäudes von seiner Umwelt trennt, ungemein wichtig für die Wohnqualität und die Energieeffizienz des Gebäudes. „Aber, der gesamte Hausbau muss in Zukunft noch intelligenter und nachhaltiger werden“, so Alexander Kahnt, Leiter der Forschungsgruppe „Nachhaltiges Bauen“ an der HTWK Leipzig. Innovative Fassaden, so die Vision der Wissenschaftler, sollen beispielsweise Strom-, Belüftungs-, Kühl- und Heizleitungen aufnehmen. Doch bevor derartige Neuentwicklungen wirklich in Häuser eingebaut werden können, müssen diese auf ihre Funktionstüchtigkeit hin überprüft werden – schließlich möchte niemand erst an einem echten Bauprojekt testen, ob die Fassade wirklich (aus-)hält, was sie verspricht. Der Außenklimaprüfstand auf dem Dach der HTWK Leipzig Um neue Konstruktionen in voller Größe, unter realen Bedingungen und über einen längeren Zeitraum zu erproben, steht dem Institut für Betonbau der HTWK Leipzig seit Frühjahr 2015 ein Außenklimaprüfstand zur Verfügung. Dieser besteht aus zwei baugleichen, auf dem Dach der HTWK Leipzig aufgestellten Klimaprüfzellen, in deren Westseite neuartige Fassadenkonstruktionen eingebaut werden können. Von außen sind die Klimaprüfzellen dem Leipziger Wetter ausgesetzt. Im Inneren der Klimaprüfzellen sind Sensoren für Lichteinfall, Feuchtigkeit, Temperatur und Schall verteilt. Außerdem lässt sich untersuchen, wie viel Energie benötigt

wird, um den Innenraum zu klimatisieren. Die Investition in die in dieser Größe und Ausstattung deutschlandweit einzigartigen Klimaprüfzellen wurde durch Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung ermöglicht. Aktuell wird eine ultraleichte Fassadenkonstruktion getestet, welche in ein energieautarkes Haus eingebaut werden soll. In die Textilbeton-Wände ist ein Großteil der Gebäudetechnik bereits integriert, die Steuerungselemente und Batteriespeicher für die Solaranlagen zum Beispiel. Das spart kostbaren Platz und Gewicht. Gleichzeitig soll die Fassade ihren Teil zu einer bestmöglichen Energieeffizienz beitragen. Geprüft wird die Fassadenkonstruktion im Auftrag des Lausitzer Forschungskonsortiums „autartec“, das sich die Entwicklung funktionstragender Bauteile für Gebäude mit weitgehend autarker Strom-, Wärme- und Wasserversorgung auf die Fahnen geschrieben hat. Die Validierung und Weiterentwicklung unter echten Witterungsbedingungen durch die Bauspezialisten der HTWK Leipzig ist dabei ein wichtiger Baustein. Fast ein Jahr lang wird nun auf dem Dach der HTWK Leipzig geprüft, wie gut die Fassade wirklich Wind und Wetter standhält und wie viel Heiz- und Kühlenergie tatsächlich benötigt wird. Für die sich anschließende Erprobung hat sich das autartec-Konsortium etwas ganz Besonderes ausgedacht – ab kommendem Jahr werden die entwickelten Bauteile am Beispiel eines „schwimmenden Hauses“ in der Niederlausitz getestet. Am Außenklimaprüfstand der HTWK Leipzig wird sich dann schon die nächste Fassadenkonstruktion beweisen müssen. www.validlab.de


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Dr. Gerold Bausch (2. von links) berät Unternehmen zum Innovationspotenzial der Digitalisierung. Mit dem Leipziger Reinigungsunternehmen profi-con entwickeln er und seine Arbeitsgruppe nun ein sensorbasiertes System zur Qualitätsüberwachung bei Reinigungsvorgängen.

„KMU müssen die Chancen der Digitalisierung nutzen“ Dr. Gerold Bausch vom Forschungs- und Transferzentrum der HTWK Leipzig berät als Transfermanager Unternehmen aus der Region zum Innovationspotenzial der Digitalisierung. Gefördert und begleitet wird das Projekt von der Leipziger Stiftung für Innovation und Technologietransfer. Ein Interview. Text: Rebecca Schweier

Foto: Cleanroom Magazine

Herr Dr. Bausch, Ihre Arbeitsgruppe befasst sich schon seit längerem mit den Anwendungsmöglichkeiten von sogenannten eingebetteten Systemen im Medizinkontext. Aber warum sollten sich Unternehmen auch jenseits der Medizintechnik mit diesem Thema auseinandersetzen? Durch die Digitalisierung werden die Zeiträume, in denen sich Geschäftsmodelle verändern, immer kürzer. Fängt man erst an zu forschen und entwickeln, wenn ein anderes Unternehmen mit einem erfolgreichen Produkt am Markt ist, kann es schon zu spät sein. Mittlerweile können sogar etablierte Branchenriesen ihr Geschäft fast über Nacht an junge Firmen mit neuen Geschäftsmodellen verlieren. Die Firma WhatsApp zum Beispiel besteht aus wenigen Mitarbeitern und hat den Mobilfunkanbietern in kürzester Zeit mit einer winzigen App die Grundlage für das Milliardengeschäft mit den SMS entzogen. Solche Umbrüche gibt es derzeit in vielen Bereichen wie der Mobilität, der Energieversorgung und bei Finanzen und Versicherungen. Als Transfermanager beraten Sie vor allem kleine und mittlere Unternehmen der Region. Wie kommen Sie mit Unternehmen in Kontakt? Zum einen wollen wir auf breiter Basis die hiesigen KMU auf die Chancen der Digitalisierung aufmerksam zu machen und nutzen dazu eigene Veranstaltungen. Im September 2015 haben wir beispielsweise mit dem vom Bundesforschungsministerium unterstützten Innovationsforum „Embedded Innovation“ vorgestellt, welche Potenziale das sogenannte „Internet der Dinge“, also das digitale Vernetzen physischer Produkte durch Sensoren, Aktoren und Software, für Unternehmen bietet.

Daneben komme ich auf Veranstaltungen der regionalen Wirtschaftsverbände, über das Netzwerk der Leipziger Stiftung oder bei weniger formellen Treffpunkten wie z.B. dem Unternehmerstammtisch Leipziger Westen ins Gespräch mit innovationsfreudigen Unternehmen. Oftmals entstehen hier schon erste Ideen, die dann gemeinsam bis zu einem Proof-of-Concept weiterentwickelt werden. Wie läuft der weitere Entwicklungsprozess dann ab? Genauso wie man das vom Rapid-Prototyping mit dem 3D-Drucker kennt, stehen uns auch beim „Internet der Dinge“ viele Werkzeuge zur Verfügung, mit denen wir in kurzer Zeit kostengünstig erste Ideen und Prototypen umsetzen können. Dafür nutzen wir die Ressourcen der Hochschule oder des angegliederten Forschungs- und Transferzentrums (FTZ). Mit dem ersten Entwurf gehen wir dann zum Kunden und probieren die neue Idee aus. Hier lässt sich schnell feststellen, ob der Ansatz den gewünschten Effekt erzielt und wirtschaftlich ist. An welchen Projekten arbeiten Sie zurzeit? Aktuell arbeiten wir beispielsweise mit dem Leipziger Firma profi-con zusammen, einem u.a. auf die Reinigung von sterilen Räumen der Pharmaindustrie, Medizintechnik, Gen- und Biotechnologie spezialisierten Unternehmen. Gemeinsam entwickeln wir ein neues System zur Erfassung von Dekontaminationsvorgängen in Reinräumen. www.labp.htwk-leipzig.de


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Anschubhilfe für die Energiewende

Der Leipziger Prof. Hans-Jochen Schneider ist der Initiator des Technologietransfer-Projektes „EnergieCity Leipzig“.

Das Projekt „EnergieCity Leipzig“ will die Pleißemetropole zusammen mit seinen Partnern zur Hauptstadt für energieeffiziente Technologien machen. Energiewende und umweltfreundliche Technologien werden in Kooperation mit Unternehmen, Instituten, Organisationen und Kultureinrichtungen verwirklicht – „Nationales Schaufenster Energiewende“ als Großprojekt. Text: Matthias Weidemann

tuten, Organisationen und Kultureinrichtungen. „Bisher haben wir ein Netzwerk von 60 ganz unterschiedlichen Partnern und sind dabei, weitere in unser Projekt mit einzubeziehen“, so Schneider. Dabei erstreckt sich das Spektrum auch auf Energie sparende Beleuchtung, E-Mobilität sowie nachhaltiges umweltfreundliches Bauen und Sanieren. Ein kleines Beispiel dafür sind hocheffiziente LED-Leuchten. An der Ostseite des Hauptbahnhofes wurden Anfang des Jahres zwei moderne LED-Laternen installiert. Die beiden jeweils nur 70 Watt Leistung verbrauchenden Lichtpunkte strahlen eine Fläche von über 1.250 Quadratmetern aus. Für das gleiche Ausleuchtungsergebnis wäre mit konventionellen Leuchtmitteln ein Doppeltes an Stromverbrauch notwendig. Übrigens ein ganz treffendes Beispiel, wie gelungene Kooperation in der Umwelttechnologie funktionieren kann, wurde von EnergieCity Leipzig für dieses Projekt doch die Gratz Luminance GmbH mit ins Boot geholt. Beacon-Technologie für direkte Kommunikation

Ein weiteres Highlight des Projektes wird dabei das innovative, auf Beacon-Technologie basierende Kommunikationssystem „shoutr.Boxx“ sein, das eine direkte Rückmeldung der Nutzer erlaubt. Mit dieser Technologie kann man über ein sogenanntes Content Management System mit Smartphones, Tablets und anderen Medien in Interaktion treten. Gleichzeitig können sich Interessierte direkt technische Daten, Datenblätter, Bilder und Videos auf ihre Geräte herunterladen. Eine zukunftsorientierte Kommunikationslösung. Doch die Zukunftspläne des 77-jährigen Tauchaers reichen weit über solch ein Anschauungsobjekt hinaus. EnergieCity Leipzig plant an der Ostseite des Hauptbahnhofes einen Ausstellungspavillon. Der grüne Eyecatcher wird Raum sein für Info-Veranstaltungen, Präsentationen, Schulungen oder Pressekonferenzen, wo sich auch die aktuell 60 Kooperationspartner vorstellen werden. Mit deren Hilfe soll aus dem Quader ein Technologiezentrum werden, das neugierig machen und Bewusstsein dafür wecken soll, was auf unserem geschundenen Planeten geschieht und wie wir mit unseren begrenzten Ressourcen schonender umgehen können.

Fotografie: Matthias Weidemann; Energie City Leipzig

Prof. Dr. Hans-Jochen Schneider ist ein Energiebündel und ein wahres Beispiel für biologischen Energietransfer. Denn seine positive Energie überträgt sich unweigerlich auf andere. Kein Wunder, dass auch die „real existierende“ Energiewende eine Herzensangelegenheit von ihm ist. Das war auch der Grund, warum der studierte Informatiker das Zukunftsprojekt EnergieCity Leipzig (ECL) aus der Taufe hob. „Der Mensch muss eine Zukunft haben“, meint der Projektleiter. Hinter EnergieCity Leipzig verbirgt sich so etwas wie ein Technologietransferzentrum. Damit sollen Unternehmen, deren Kunden, aber auch ganz normale Bürger über erneuerbare Energien, deren effiziente Nutzung sowie interaktive Vernetzung informiert und aufgeklärt werden. „Sie sollen selbst über die Möglichkeiten der Energieersparnis und die damit verbundenen Techniken nachdenken.“ Im besten Falle rege man die Menschen dazu an, selbst etwas aktiv für die Umwelt und für die Energiewende zu tun. LED als leuchtendes Beispiel für Energieeffizienz Doch EnergieCity Leipzig ist mehr als „nur“ ein Thinktank in Sachen umweltfreundlicher Technologien. Das beweisen an der Praxis orientierte Projekte. Das Unternehmen ist ebenso eine Vertriebs- und Marketingplattform in Sachen erneuerbare Energien mit einem großen Netzwerk an beteiligten Unternehmen, Insti-

EEC: Spielerische Aufklärung und schlichte Überzeugungskraft Dazu soll auch das EnergieEvent Center (EEC) beitragen. Das EEC soll auf dem großen freien Platz auf den ehemaligen Gleisen 2 bis 5 im Leipziger Haupt-


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EnergieCity Leipzig plant an der Ostseite des Hauptbahnhofs einen Ausstellungspavillon. Der grüne Eyecatcher wird Raum sein für Info-Veranstaltungen, Präsentationen, Schulungen oder Pressekonferenzen, wo sich auch die aktuell 60 Kooperationspartner vorstellen werden.

bahnhof entstehen. Es wird das Zentrum für ein „Nationales Schaufenster Energiewende“ auf der Fläche von der Größe eines Fußballfeldes bilden. Ein pulsierendes Technologie-, Event- und Erlebniszentrum rund um erneuerbare Energien, Umwelttechnik und E-Mobilität. Und das mit tausenden von Besuchern, ob Ingenieure, Architekten, Bauherren, Unternehmer, Gewerbetreibende, Politiker oder einfach Privatleute und Bürger, die miteinander, jeder in seinem Feld, etwas zur Klimawende beitragen können, so dass das Leben in absehbarer Zukunft nicht nur in Leipzig lebenswert bleibt. Dazu werden verschiedene kleinere Ausstellungsmodule aufgestellt, in denen Besucher sich interaktiv diesen Themen annähern. „Ein Millionenprojekt, das den Hauptbahnhof noch attraktiver macht und aufwerten wird“, sagt Schneider. Das EnergieEvent Center (EEC) setzt dabei auf spielerische Aufklärung, auf schlichte Überzeugungskraft interaktiver Szenarien, auf die Faszination großer Visionen und auf das Staunen angesichts der Vielzahl technisch ausgereifter und bezahlbarer Effizienzlösungen. Das Ausstellungskonzept integriert vier Einsatzgebiete, nämlich private Haushalte, Industrie, Gewerbe und Kommunen, in die Themen nachhaltiger Energie-und Ressourceneinsparungsstrategien. Das Projekt selbst ist eine erfahrbare Verwirklichung dieser Maßnahmen, ausgestattet mit der Fülle heutiger intelligenter Energieerzeugungs-, speicherungs- und -steuerungssysteme. Leipzig – Energetische Stadt der Zukunft Die an Exponaten der Ausstellung angebrachten Transponder senden Signale an die Smartphones, I-Pads oder Tablets der Besucher, registrieren automatisch deren Standort, liefern entsprechende Informationen und treten in einen gegenseitigen, anregenden „Dialog“. So können individuelle Interessen der Besucher schneller erfragt und, wenn gewünscht, spätere Kontakte erleichtert werden. Dabei wird sogar zwischen Geschäftspartnern, Kunden oder Privatpersonen, welche sich einfach nur für umweltfreundliche, innova-

tive Techniken interessieren, unterschieden. Warum nicht mal herausfinden, wie viel man selbst im Alltag zum CO2-Austausch beiträgt? Oder wie Einsparungen bei Heizung und Kühlung unter Einsatz einer anderen Technologie oder einer breiteren Vernetzung energieeffizienter Aktionen möglich werden. Faszinierende Perspektiven, echte Augenöffner. Dabei wurde Leipzig bewusst als Standort für das Projekt EnergieCity gewählt. Schließlich will man die stetig wachsende Pleißemetropole zur energetischen Stadt der Zukunft machen, smart, effizient, vital und sozial. Damit sollen Antworten auf die drängenden Herausforderungen und Fragen urbaner Lebenszentren des 21. Jahrhunderts gefunden werden: Wie kann die Energiewende in den Städten und den metropolen Ballungsräumen Deutschlands gelingen? Wie der zielgerechte Umbau hin zu einer nachhaltigen, vielfältigen, lebenswerten und bezahlbaren Stadt? Schließlich ist die Umgestaltung zur sozialen „Smart City“ mit urbaner, umweltgerechter Mobilität mit eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben. E-Mobilität kommt Schlüsselstellung zu Der E-Mobilität komme dabei eine Schlüsselstellung im Individualverkehr zu. Das sei letztendlich auch eine volkswirtschaftlich bedeutsame Komponente, so Prof. Schneider. Speziell zum „Schaufenster Energiewende“ im Hauptbahnhof wurde das vorbereitende Projekt „Design Thinking“ ins Leben gerufen, eine Art fortgeschrittenes Brainstorming. Dabei werden mögliche Nutzungskonzepte für das Projekt im Hauptbahnhof von allen Seiten beleuchtet. Der Prozess bildet inhaltlich die logische Fortsetzung einer Zukunftswerkstatt, die unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Ines Carstensen von der SRH Hochschule in Berlin mit Prof. Schneider und dem Architekten, Herrn Prof. Stephan Meyer-Miethke, sowie Mitgliedern und Unterstützern der ECL durchgeführt wurde. Ziel des kreativen Workshops war es, mit Methoden des Design Thinking neue Ideen, Nutzungen und Produktpositionierungen für die Erstellung


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Neubau Hotelkomplex und Fernbusterminal Leipzig am Hauptbahnhof Ostseite.

eines „Nationalen Schaufensters der Energiewende“ auf dem weiträumigen mit historischen Bahnhofsbögen umspannten Gleisbereich 2 bis 5 des Leipziger Hauptbahnhofs zu generieren. Aber wie sich ein Bild von den Zielen, Ausrichtungen und Visionen des Projektes machen? Ganz einfach. Bis zum Baubeginn des neuen Hotelkomplexes und des neuen unterirdischen Fernbusterminals (S&G Development GmbH / Gerber-Architekten) werden in den kommenden Wochen und Monaten verschiedene Veranstaltungen auf dem Ostvorplatz des Leipziger Hauptbahnhofes stattfinden, die nicht zuletzt auch neugierig machen werden auf das spannende Projekt EnergieCity Leipzig. Die Event-Termine in den Monaten Juli bis September 2016 finden jeweils freitags und samstags von 12 bis 18 Uhr statt. Zusammen mit dem Grünen Ring Leipzig werden jeweils zwei Eventtage rund um die Themen E-Mobilität, nachhal-

Zusammen mit dem Grünen Ring Leipzig werden jeweils zwei Eventtage rund um die Themen E-Mobilität, nachhaltiges und energiesparendes Bauen bzw. Sanieren und Energieeffizienz veranstaltet. Fotografie: S&G Development GmbH / Gerber-Architekten; Energie City Leipzig

tiges und Energie sparendes Bauen bzw. Sanieren und Energieeffizienz veranstaltet. Apropos E-Mobile: Faszinierend wird dann ein Blick in das EnergieEvent Center (EEC) sein. Denn E-Autos sind ein Teil von energie- und ressourceneffizienten Mobilitätskonzepten, die insbesondere in städtischen Ballungsräumen auf einen Mix aus Car-Sharing, umweltschonender Eigenkalorienverbrennung und öffentlichen Verkehrsmitteln bauen. So ist der Showroom dann auch sichtbarer Anlaufpunkt für ein Pilotprojekt, dass im Mix der Fortbewegungsmöglichkeiten den Bereich e-mobiles Car-Sharing unter die Lupe nimmt und Konzepte für die Alltagstauglichkeit in der Praxis testet. Es gibt nur eine Erde Schließlich, so Prof. Schneider, seien Energie und Ressourcen Themen, die man nicht voneinander trennen könne. Es gibt eben nur eine Erde. Das verdeutlichen auch die Fakten des WWF-Living Planet Reports von 2012: „Wenn die gesamte Menschheit wie ein Durchschnittsbürger Indonesiens leben würde, würden derzeit nur 2/3 der Biokapazität der Erde verbraucht werden. Bei einem globalen Ressourcenverbrauch mit dem Lebensstandard Deutschlands würde die Menschheit schon zwei Erden benötigen, und mit dem aktuellen ökologischen Fußabdruck der USA müssten gar vier Welten zur Verfügung stehen. Oder anders gesagt, die Erde braucht zwei Jahre, um sich von der ökologischen Belastung, die wir Deutsche ihr in einem Jahr zufügen, wieder zu regenerieren.“ Dazu passt auch eine der Lieblingsstories von Prof. Schneider: „Die Erde begegnet einem durchs Weltall ziehenden Kometen, der den blauen Planet fragt, wie es ihr gehe. Die Erde antwortet, sie leide an Homo sapiens. Hierauf antwortet der Planet: ‚Mach dir mal keine Sorgen, das geht vorüber.‘“. Er schmunzelt und meint: „Genau das soll eben nicht passieren. Der Mensch muss eine Zukunft haben.“ Dafür legt sich Prof. Hans-Jochen Schneider weiter ins Zeug. www.energiecity-leipzig.de


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Braucht der Mittelstand Technologie-Scouts? Wettbewerbsfähigkeit durch Innovationen. Inwiefern können Technologie-Scouts Unternehmen unterstützen? Text: Dipl.-Kfm. Wilfried J. Krämer, Dr.-Ing. Dietrich Lembke Fotografie: fotolia/Robert Kneschke

In welchem Umfang ist der Einsatz von Forschungseinrichtungen, Technologiezentren und -scouts sinnvoll, wenn es um Innovationen geht, die der langfristigen Absicherung der Wettbewerbsfähigkeit eines mittelständischen Unternehmens dienen sollen? Diese Frage versuchen die Autoren dieses Artikels zu beantworten, die Managementfunktionen im Mittelstand wahrgenommen und Prozesse der Einführung und Entwicklung von Produktinnovationen verantwortlich geleitet haben. Eine Innovation ist entweder marktoder technologiegetrieben und sollte zu einem höheren Kundennutzen und/oder zu niedrigeren Kosten führen. Dabei konzentrieren sich die Innovationsaktivitäten auf Produkte und Technologien, aber auch auf Prozesse bei Kunden und Lieferanten. Solche prozessualen Innovationen, z.B. in Vertrieb und Service oder im Produktionsprozess, können zu einer erheblichen Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit führen.

Antriebskräfte für Produkt- und Prozessinnovationen, das haben z.B. Studien über die Erfolgsstrategien der sogenannten Hidden Champions (unbekannte mittelständische Weltmarktführer) ergeben, sind das Topmanagement und die Kunden dieser erfolgreichen Unternehmen. Danach folgen andere Unternehmensbereiche wie Vertrieb und Konstruktion. Lieferanten und die Wissenschaft mit ihren Universitäten und Forschungseinrichtungen stehen als Impulsgeber hintenan. Die vom Markt getriebenen Innovationen, die einen unmittelbaren Kundennutzen stiften, sind für alle Branchen relevant. Das Ingenieurbüro, die Bank, der IT-Dienstleister, die Steuer- oder Rechtsanwaltskanzlei, der Industrie- oder Handwerksbetrieb oder das große Handelsunternehmen, ein Querschnitt der Mitglieder von Gemeinsam für Leipzig e.V., muss seine Produkte, Leistungen und Prozesse permanent verbessern, um wettbewerbsfähig zu werden oder zu bleiben.

Die Dauerhaftigkeit von Wettbewerbsvorteilen hängt von der Durchdringung im Unternehmen ab. Eine Technologie kann für eine bestimmte Zeit durch ein Patent geschützt werden, danach ist sie für den Wettbewerb frei zugänglich. Werte, Kompetenzen und Prozesse, die im Unternehmen durch die Organisation und insbesondere die Mitarbeiter verwurzelt sind, erhöhen dauerhaft die Wettbewerbsfähigkeit. Die Qualifikation der Belegschaft und die Fähigkeiten des Managements sind hierbei von entscheidender Bedeutung. Es geht um die Konzentration auf Kernkompetenzen und die Fokussierung auf Marktsegmente, es geht um das Erkennen von Wachstumspotentialen. Dabei sucht der weitsichtige Unternehmer die Kooperation mit solchen Forschungseinrichtungen, die nicht nur Technologietrends erkannt oder gar bestimmt haben, sondern die eine marktfähige Umsetzung in konkrete Produkte unterstützen können. Nur die Unternehmen selbst sind in der Lage, ihre Kompetenzen und Entwicklungsmöglichkeiten nahe am Marktgeschehen richtig einzuschätzen und in Kooperation mit den Kunden Produkte und Prozesse innovativ zu gestalten. Welche Rolle bleibt dann noch für einen Technologie-Scout?

www.gemeinsam-fuer-leipzig.de


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Wasser, Sport, Spaß Das Leipziger Neuseenland wartet in jedem Sommer mit Neuerungen auf. Der Freizeitwert der neuen Landschaften ist groß, Wassersportler kommen genauso auf ihre Kosten wie jene, die entspannt die Seele baumeln lassen wollen.

Text: Franziska Reif

Fotografie: Andreas Schmidt; Anna Wellendorf / /Leipziger Tourismus und Marketing GmbH

Ein sportliches Großevent im sogenannten Leipziger Neuseenland ist die jährliche Sieben-Seen-Wanderung, die inzwischen vierzig Touren beinhaltet – für Nachteulen wie für Frühaufsteher, für Ehrgeizige wie für Gemütliche. Über 6.000 Wanderfreunde nahmen in diesem Mai teil. Fantasie in der Gestaltung der Boote und Spaß am Sich-Messen kommen beim Drachenbootfestival am Cospudener See zusammen, das seit dem Jahr 2000 ausgetragen wird. Hier geht es wie bei den verschiedenen Segelregattas auf den einzelnen Seen um den Sport auf dem Wasser und, natürlich, um den Spaß dabei. Wasserwandern bedeutet neben den Erlebnissen auf den Gewässern des Neuseenlands, die verschiedenen Umgebungen am Ufer mit per Muskelkraft angetriebenen Booten zu erkunden. Der Gewässerverbund hat sieben unterschiedliche Kurse ersonnen, die künftig auf insgesamt 200 Kilometern Länge durch mehr oder weniger urbane Bereiche der Stadt Leipzig, durch den Auwald und über die Seen führen sollen. Es sind noch nicht alle Kurse vollständig befahrbar, so fehlt zum Beispiel noch die Verbindung zwischen

Cospudener und Zwenkauer See. Am Harthkanal wird derzeit gearbeitet. Nach Fertigstellung kann vom Stadthafen westlich der Leipziger Innenstadt bis zum Hafen Zwenkau durchgepaddelt oder auch gesegelt werden. Wer einigermaßen kanuerfahren ist, startet in Pegau und fährt auf der Weißen Elster die knapp 28 Kilometer zum Stadthafen. Neben Paddeltouren bieten die meisten Seen die Möglichkeit zu segeln oder zu surfen. Davon ausgenommen sind die Gewässer, die dem Naturschutz vorbehalten sind, darunter der Grabschützer oder der Werbeliner See. Stand-up-Paddeling ist immer öfter zu beobachten, sei es auf dem Floßgraben, auf dem Schladitzer oder auf dem Cospudener See. Cospudener See Nicht zuletzt wegen seiner guten Erreichbarkeit von der Leipziger Innenstadt aus ist der Cospudener See gerade an heißen Sommer-


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See als Nachfolger des Tagebaus Cospuden selbst. Wie in der einstigen Elsteraue wird es hier freilich nie wieder aussehen. Für Segler gibt es Wasser- und Landliegeplätze, Bootsführerscheine und Schnupperkurse können in verschiedenen Boots- und Surfschulen absolviert werden, die Bootsverleihe haben auch Katamarane im Angebot. Kulkwitzer See

tagen auch derjenige, zu dem die Massen strömen. Einen Anteil an dieser Beliebtheit dürfte die gut ausgebaute Infrastruktur zum Gewässer und um das Gewässer herum haben. Die Badestellen haben sich ausdifferenziert: Am einen Ende gleicht das Treiben eher einem Laufsteg, anderswo wird Beachvolleyball gespielt und wer sich nicht begaffen lassen will, findet auch sein privates Eckchen direkt am Wasser. Im Jahreskalender haben sich verschiedene sportliche oder musikalische Veranstaltungen an unterschiedlichen Orten etabliert. Außerdem ist der Cospudener See bereits seit 2000 fertig geflutet. Das ist viel Zeit für die Landschaft, der man nicht ansieht, dass sie ebenso künstlich angelegt wurde wie der

Der einzige Volljährige im Leipziger Neuseenland wurde bereits ab 1963 geflutet, gebadet wird hier seit 1973. Entsprechend ist man um die anderthalb Quadratkilometer Wasserfläche im Westen Leipzigs herum sehr gut auf Touristen und Badegäste eingerichtet. Es gibt mehrere Badestrände – darunter auch einen behindertengerechten Badesteg – und einige Restaurants und Imbisse. Am bekanntesten ist der Kulki – auch überregional und in Europa – sicher als der See für Taucher. Die kommen gern von weiter her und wohnen dann zum Beispiel auf dem zum See gehörigen Campingplatz. Jedes Jahr verzeichnet der Kulkwitzer See eine halbe Million Besucher, ungefähr 35.000 Übernachtungen fügt er dem wassertouristischen Zähler der Stadt Leipzig jährlich hinzu. Die sportlichen Höhepunkte in jeder Saison sind Marathon und Triathlon. Am See sind mehrere Segelvereine ansässig, es wird gesurft und gerudert. Der See hat eine Wasserskianlage und ist übrigens auch bei Anglern beliebt. Auch im Winter ist Activity möglich: Auf der Lausener Seite gibt es einen Rodelberg. Markkleeberger See Einer der beiden Seen, die aus dem Tagebau Espenhain entstanden sind, ist der

Markkleeberger See. Der Name deutet in die richtige Richtung: Die 252 Hektar Wasserfläche befinden sich auf dem Gebiet der Stadt Markkleeberg und sind von dort auch gut erreichbar, sogar mit der Straßenbahn. Seit der Flutung 2006 entwickelt sich die Seepromenade am dortigen östlichen Ufer, Badestrände gibt es an allen Abschnitten außer im Süden. Vom Hang schauen kleine Einfamilienhäuser und eine Ferienhaussiedlung in die Gegend. Lohnend ist der oberhalb von ihnen entlang führende Uferrundweg. Der Abraum der Kohlegewinnung hat hier mit der Crostewitzer Höhe einen im Leipziger Umland selten zu findenden Berg geschaffen. Da das Material dafür irgendwo herkommen muss, kann das Gewässer mit etwa 57 Metern für sich beanspruchen, der tiefste See des Leipziger Neuseenlands zu sein. Berühmtheit erlangte der Kanupark im südlichen Bereich, der unter anderem Wildwasserrafting auch für Laien – Kinder ab 12 Jahren – ermöglicht und Schauplatz für internationale Wettkämpfe ist. Auch am Markkleeberger See können Sportbootführerscheine erworben oder Segelboote und Kanus, Schlauchboote, SUPs und Katamarane ausgeliehen werden. Störmthaler See Der Störmthaler See ist das andere Gewässer, das dem Tagebau Espenhain zu verdanken ist. Mit dem Markkleeberger See verbindet ihn nicht nur die gemeinsame Geschichte und der Geopfad. Der Geopfad umfasst ein gutes Dutzend Stelen an beiden Seen, die in die Erdgeschichte blicken lassen, Themen sind unter anderem Fische, Seekühe und Meeresschildkröten, die Eiszeit oder tertiäre Flusslandschaften. Eine weitere, ganz physische Verbindung ist die


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Kanuparkschleuse. Mit deren Eröffnung 2013 wurde ein entscheidender Schritt in die Verwirklichung der Vision von miteinander verbundenen Gewässern im Neuseenland getan – es fällt übrigens kaum auf, dass zwischen den Geschwistergewässern die A38 verläuft. Auf der 730 Hektar großen Wasserfläche verkehren nicht nur Kanus, sondern auch ein Fahrgastschiff. Eine Attraktion mitten im Wasser ist die schwimmende Vineta, eine Nachbildung des Turms der einstigen Magdeborner Kirche, die im Zuge der Initiative „Kunst statt Kohle“ entstanden ist. Wer es zum Dispatcherturm an der Magdeborner Halbinsel schafft, bekommt im Bistro einen Imbiss. Jedes Jahr im August findet auf der Halbinsel das HighfieldFestival statt. Vom Hafen in der Grunaer Bucht aus startet ein 100 Jahre alter Motorsegler seine Rundfahrten. Unweit davon ist der Surfstrand, im Hafen sind Liegeplätze für Segler. Die Surfschule unterrichtet auch Kanu- und Stand-up-Paddeln und vermietet entsprechende Geräte. Auf der Magdeborner Halbinsel wird ein Triathlon veranstaltet. Dort gibt es auch eine Anlage zum Bogenschießen. Eine weitere Attraktion sind die Amphibienfahrzeuge in zwei verschiedenen Größen, die ein Wasser-Land-Erlebnis ohne Umsteigen ermöglichen. Der Traum vom Fliegen erfüllt sich dank Wasserdruck mit einem Jetlev-Fly. Schladitzer See Im Landkreis Nordsachsen, ungefähr auf halber Strecke zwischen Delitzsch und Leipzig, liegen die knapp 220 Hektar, die das Ergebnis einer nur kurzen Bergbaugeschichte bilden: Der Tagebau Breitenfeld wurde 1986 eröffnet und kurz nach der Wende schon wieder stillgelegt. Seit 2008 ist der Schladitzer See ein Badesee, die Schladitzer Bucht steht ganz im Zeichen des Wassersports: Es werden Anfänger- und Fortgeschrittenenkurse im Windsurfen, Segeln und Katamaranfahrten angeboten, Surfmaterial, Segelboote und Katamarane können ausgeliehen werden. Am Strand geht es weiter mit der Körperertüchtigung, nämlich auf den Volleyballanlagen. Dem Wassersport-Image zum Trotz hat der See aber auch ruhige Ecken, in denen sich in aller Beschaulichkeit am Strand liegen lässt. Ab und an taucht ein Flugzeug im Blickfeld auf, das den nahen Flughafen Leipzig/Halle ansteuert oder von dort startet. Zwenkauer See Der größte und gleichzeitig der jüngste See im Neuseenland südlich von Leipzig ist der seit 2015 freigegebene Zwenkauer See mit seinen 970 Hektar Wasserfläche. Dass seine Flutung erst so spät einsetzte, war im Juni 2013 ein Glück für die Bewohner von Leipzig und Halle: Als die Weiße Elster mit mehr als 300 Kubikmetern in der Sekunde heranrollte, konnte das Wasser in den See geleitet werden, dessen Wasserspiegel binnen weniger Tage um drei Meter anstieg. Im Bereich des gut ausgebauten Hafens, am Kap Zwenkau, lässt sich wohnen und arbeiten, am Hang entstehen Wohnhäuser. Aussicht verheißt das dem weltweit größten Abraumförderturm Fotografie: Andreas Schmidt / /Leipziger Tourismus und Marketing GmbH

nachempfundene Gebäude oberhalb des Hafens, das das Herzstück des Bergbaupavillons bildet und in dem sich auch Gastronomie befindet. Westlich des Hafens hat der Sporthafen 160 Liegeplätze. Das Fahrgastschiff MS Santa Barbara dreht vom Hafen aus schon seit 2008 seine Runden. Der wassersportliche Schwerpunkt des Sees liegt beim Segeln. Hainer See Ähnlich wie der Bockwitzer See, der in die 7-Seen-Wanderung eingebunden ist, geht der Hainer See gerne mal unter, wenn es um das Leipziger Neuseenland geht. Dabei ist das Gewässer in Neukieritzsch mit einer Fläche von 560 Hektar verkehrtechnisch sehr gut angebunden und touristisch erschlossen. Nach Schließung des Tagebaus Witznitz II 1993 wurde er von 1999 bis 2010 geflutet. Landschaftliche Reize sind neben dem Wasser die Steilküste und der Kippendamm, der den Hainer vom Kahnsdorfer See trennt. 2010 wurde das Gewässer über einen Kanal an die Pleiße angeschlossen. Es besteht eine noch gesperrte Gewässerverbindung zum Haubitzer See. Das Wassersportvergnügen reicht von Segeln und Surfen bis zum Wasserski. Der Sandstrand Kahnsdorf hat ein Beachvolleyballfeld und an der Lagune Kahnsdorf befinden sich Anglerhütten und Bootshäuser. Hier sind auch verschiedene Gewerbe angesiedelt. Wer übernachten will, findet ein breites Angebot vom Campen bis zur Ferienwohnung vor. Der Kahnsdorfer See, der aus demselben Tagebau entstanden ist, ist Vorranggebiet für Natur und Landschaft. Somit bleibt er sich selbst überlassen und ist ein lohnendes Ziel für Naturfreunde. Geiseltalsee Der Geiseltalsee im südlichen Sachsen-Anhalt ist mit seinen fast 19 Quadratkilometern der größte künstliche See Deutschlands und gehört nicht mehr zum Neuseenland im Süden von Leipzig. Den See umgeben Wald- und Erholungsflächen. Im Norden wird am Weinberg „Goldener Steiger“ auf 30 Hektar Fläche Wein angebaut, der in der dazugehörigen Straußwirtschaft verkostet werden kann, Aussicht über das Gelände des Sees inklusive. Aussicht verheißen auch die drei dafür gedachten Türme. An der Marina Mücheln kann, wer sein Fahrrad vergessen hat, sich für den 27 Kilometer langen Rundweg und darüber hinaus eines leihen. Der GeiseltalExpress verbindet die Fahrt um den See mit Wissensvermittlung. Außerdem gibt es an der Marina Imbiss, Restaurant, Liegeflächen und Antwort auf sämtliche Fragen zu Booten oder zum See selbst. Segelschule, Floßverleih und Tauchzentrum sowie ein Fahrgastschiff bedienen verschiedene Wasserfreuden. Für die Übernachtung können ein Hausboot, eine Ferienunterkunft oder der Campingplatz oberhalb des Strand Stöbnitz bezogen werden. www.leipzigerneuseenland.de leipziger-neuseenland.de www.geiseltalsee.de


© Hüller Fotografie © mattrose

© Photo-2U.de (20)

Radfahren entlang der Mulde Auf insgesamt über 400 Kilometern Mulderadweg können Sie kulturhistorische Sehenswürdigkeiten entdecken und artenreiche Flora und Fauna erkunden. Los geht es an zwei verschiedenen Quellen: Starten im Erzgebirge entlang der Freiberger Mulde oder fahren die Zwickauer Mulde ab Schöneck im Vogtland entlang, bevor sich beide Flussläufe bei Sermuth vereinigen und als Vereinigte Mulde in DessauRoßlau in die Elbe münden. Von moderat bis anspruchsvoll - Der Mulderadweg bietet Etappen für alle Ansprüche: Natürliche Auenlandschaften entlang der Vereinigten Mulde laden zum Verweilen ein und eignen sich perfekt für Tagesausflüge. Genießen Sie die Weitläufigkeit entlang der Zwickauer Mulde und entdecken Sie Mitteldeutschland aus einer ganz neuen Perspektive.

www.mulderadweg.de

Koordinierungsstelle Mulderadweg c/o Leipzig Tourismus und Marketing GmbH Augustusplatz 9 · D-04109 Leipzig Tel. +49 (0)341 7104-372 · mulderadweg@ltm-leipzig.de

Begeben Sie sich entlang der Freiberger Mulde auf die Spuren der Industrialisierung und bewegen Sie sich auf zahlreichen An- und Abstiegen in einer abwechslungsreichen und spannenden Landschaft. Auch abseits des Radweges wird Sie die Vielzahl an Aktivitäten und Sehenswertem begeistern. Erforschen Sie rustikale Industrie- und Handwerksgeschichte in verträumten Ortschaften, entdecken Sie kulturelle Highlights in mittelalterlich geprägten Städten, Burgen und Klöstern, bestaunen Sie ursprüngliche Landschaften von herrlichen Aussichtspunkten und folgen Sie den typischen Muldemäandern.

Herzlich willkommen am Mulderadweg …


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Tribüne frei für das Sommerkino im Scheibenholz! Am 13. Juli geht es los: Mit einer Pre-Opening-Party startet das LVZ-Sommerkino im Scheibenholz. In der heißesten Zeit des Jahres verwandelt sich die Tribüne der ehrwürdigen Leipziger Galopprennbahn in den größten Open-Air-Kinosaal der Region.


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Alexander Leip, Geschäftsführer der Scheibenholz GmbH, Andreas Hahn, Moderator, Wolfgang Welter, Geschäftsführer der Krostitzer Brauerei GmbH, und Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung stoßen auf den Saisonauftakt 2016 an. Text: Esther Niebel

Fotografie: Craig Stennett, Daniel Stefan, Dirk Knofe

Es sind nicht nur die großen Ideen, die ein Geschäftsmodell erfolgreich machen. Unter Umständen kommt es vor allem auf die Umsetzung an. Ein Sommerkino im Scheibenholz gab es bereits vor der Sanierung der Tribüne. Die Zuschauer nahmen hinter den Rängen Platz, wahlweise auf Plastikstühlen oder auf dem Boden, während die Filme aus einem Bauwagen auf die damals abrissreife Tribüne projiziert wurden. Alexander Leip, seit 2012 Geschäftsführer der Scheibenholz GmbH und durch seine vorherige jahrelange Tätigkeit als Buchmacher bestens mit dem Gelände vertraut, hatte von Anfang an die Idee, das Sommerkino von der Hinterseite nach vorne auf die Tribüne zu bringen. Die sowieso vorhandene Bestuhlung mit 800 überdachten Plätzen und zusätzlichen 150 Liegestühlen unter freiem Himmel sowie die einmalige Aura des Scheibenholzes könnten nur richtig zum Tragen kommen, wenn man das Pferd sprichwörtlich von vorne aufsattelt, lautet sein Credo. „Wir versuchen das Scheibenholz zurück auf eine Ebene zu bringen, die es historisch verdient“, so Leip über die Neuerungen.

„Natürlich ist das Scheibenholz zuallererst eine Sportstätte. Vor gut zwanzig Jahren war die Situation aber noch eine ganz andere. Damals war der Pferderennsport weltweit der publikumswirksamste Sport überhaupt. In jedem Land und in jedem politischen System gab es eine Pferderennbahn. Heute ist das leider anders. Das macht die Aufgabe sicherlich nicht einfacher.“ Leipzigs grüne Mitte im Aufbruch Die Scheibenholz GmbH muss allein 30 Hektar Grünfläche bewirtschaften, dazu kommen noch die Gebäude und ihre Instandhaltung. Selbst bei knapp 20.000 Besuchern wie beim mittlerweile bundesweit bekannten Aufgalopp am 1. Mai lässt sich ein solcher Betrieb ohne Unterstützung aus Politik und Wirtschaft nicht kostendeckend bewirtschaften. Da ist zusätzlich die Fantasie der Betreiber gefragt, andere Veranstaltungen, die von der Infrastruktur aber auch von der Einzigartigkeit der Anlage profitieren können, ins Haus zu holen. „Die Stimmung ist einzigartig und die Leute haben Spaß.

Die Leipziger haben großes Interesse an der Rennbahn. Jeder hier kennt das Scheibenholz. Und trotz dieser Unterstützung ist es durch die hohen Fixkosten schwer, schwarze Zahlen zu schreiben“, ergänzt Leip die Stärken und Schwächen, mit denen er als Geschäftsführer umgehen muss. Nach wie vor sieht er im Rennbetrieb sein Kerngeschäft, hält aber den kreativen Umgang mit anderen Veranstaltungen für notwendig und wünschenswert. Und das hat auch Auswirkungen auf die Gestaltung der Renntage selbst. Mittlerweile steht jedes Galoppevent unter einem bestimmten Motto. So ist der Familienrenntag am 28. August vor allem den Kindern und der letzte Renntag der Saison am 15. Oktober der internationalen Kultur und Küche gewidmet. Neben den Themen-Renntagen ist die Galopprennbahn Scheibenholz Schauplatz des Kultursommers mit dem neu etablierten Open-Air-Kino und regelmäßigen Floh- und Trödelmärkten. Weitere Veranstaltungen, die unter dem Zeichen des Crossovers von Kultur und Unterhaltung stehen, sind in Planung. Schritt für Schritt wird so das Scheibenholz ganz


14. Juli bis 3. August Programm*

unterschiedlichen Zielgruppen zugänglich gemacht und neu belebt.

Mi, 13. Juli:

Eventkino: Pre-Opening-Party ab 20 Uhr (kostenfreier Eintritt): • Live-Musik mit Bang! Mustang! • Talk mit den Filmproduzenten Susann Wentzlaff & Jörg Junge von Mediaheadz • Dokumentarfilm: Being Bruno Banani

Do, 14. Juli:

Wunschfilm: Go Trabi Go

Fr; 15.Juli:

Schlussmacher

Sa, 16. Juli:

Eventkino: Französischer Abend: • Live-Musik mit dem französischen Singer-Songwriter Antoine Villeoutreix • Film: Birnenkuchen mit Lavendel

So, 17. Juli:

Money Monster

Di, 19. Juli:

The Jungle Book

Mi, 20. Juli:

Dirty Dancing

Do, 21. Juli:

Norbert Wehrstedts Filmtipp: What the fuck heisst REDIRECTED

Fr, 22. Juli:

Deadpool

Sa, 23. Juli:

Fack ju Göhte

So, 24. Juli:

London Has Fallen

Di, 26. Juli:

Spotlight

Mi, 27. Juli:

Carol

Do, 28. Juli:

Norbert Wehrstedts Filmtipp: Sicario

Fr, 29. Juli:

Man lernt nie aus

Sa, 30. Juli:

Eventkino: Star Wars-Kostüm-Aktion • Die ersten 30 Besucher an der Abendkasse, die in Star-WarsKostümen kommen, erhalten Freikarten • Film: Star Wars: Das Erwachen der Macht

So, 31. Juli:

Bridge of Spies: Der Unterhändler

Di, 2. August:

Eventkino: Filmnacht mit Clemens Meyer • Kurzfilm: Von Hunden und Pferden • Talk mit Clemens Meyer (Drehbuch) & Thomas Stuber (Regie) • Film: Herbert

Mi, 3. August:

Sing Street

Mehr als nur Sommerkino Die eintrittsfreie Pre-Opening-Party mit Live-Musik, dem Dokumentarfilm „Being Bruno Banani“ und anschließendem Talk mit den beiden Filmproduzenten am 13. Juli gibt die erste Einstimmung, bevor es am 14. Juli mit dem Kinoprogramm richtig losgeht. Die Kinobesucher können sich auf eine ausgewogene Mischung aus Programmkino, Blockbustern und Klassikern freuen. Von Dramen, wie dem Film „Herbert“, für den der Leipziger Schriftsteller Clemens Meyer das Drehbuch schrieb, über den Evergreen „Dirty Dancing“ bis hin zu der französischen Komödie „Birnenkuchen mit Lavendel“ werden alle Genres bedient. Bereichert wird das Programm durch zusätzliche Highlights, etwa einem Konzert des französischen Singer-Songwriters Antoine Villoutreix zum französischen Abend am 16. Juli oder einem Talk zum Film mit Clemens Meyer und dem Regisseur von „Herbert“ Thomas Stuber am 2. August. So ist das Publikum auch über die Filmvorführungen hinaus eingeladen, die lauen Hochsommernächte auf diesem großartigen Gelände zu genießen. www.sommerkino-leipzig.com

Einlass ist immer ab 20 Uhr. Filmstart je nach Dämmerungsbeginn zwischen 21 und 22 Uhr. Montags ist vorführungsfrei. Preise regulär: Tageskasse: 8,50 Euro / Vorverkauf: 7,50 Euro Dienstag ist Kinotag: 1 Euro vergünstigter Eintrittspreis! *Änderungen vorbehalten


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Die Siegerin der Leipzig Open 2016 Valeriya Strakhova, links mit dem Siegerpokal und rechts in Aktion.

Tennis war und ist in Leipzig beheimatet Auf gewachsene Traditionen lässt sich am besten bauen: Das geplante Tennismuseum erinnert an die Anfänge dieses Sports in Leipzig und bindet die heutige Turnierlandschaft in eine große Geschichte ein. Text: Sarah Vannini

Fotografie: Ronny Ecke, Förderverein Sportmuseum Leipzig

Da der Tennissport in den 80er und 90er Jahren boomte und zum Volkssport avancierte, ist der Öffentlichkeit kaum bekannt, dass die Anfänge dieses Sports in Leipzig zu finden sind. Als Messestadt orientierte man sich an der vor allem europäischen Avantgarde und so sind die Ursprünge des Tennis bis vor cirka 400 Jahren zurückzuverfolgen. Damals trafen sich Fürsten und Kaufleute und spielten – mit großen Lederhandschuhen angetan, um die Hände vor dem harten Aufprall zu schützen – auf

dem Marktplatz vor dem Mückenschlösschen Tennis. Anfang des 20. Jahrhunderts wird der sächsische Tennisverband gegründet und 1912 gewinnt der Leipziger Heinrich Schomburgk Olympisches Gold im gemischten Doppel, was den Sport endgültig in der Stadt etabliert. Rund 95.000 Unikate, die auf eine intensive Auseinandersetzung und lange Tradition des Tennissports in Leipzig verweisen, haben sich seit dieser Zeit angesammelt und warten nun auf das vom Oberbürgermeister zugesicherte und lange überfällige Tennismuseum. Mit kontinuierlicher Nachwuchsförderung zum Erfolg

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Nach der Wiedervereinigung hatte es der Tennissport in den neuen Bundesländern zunächst schwer. Insofern war der 30. September 1990 ein von langer Hand geplanter Glücksfall für den Tennisnachwuchs in Leipzig. Die damals Weltranglistenerste Steffi Graf übergab ihren mit 45.000 US-Dollar dotierten Siegercheck des 1. Profiturnieres an den damaligen Präsidenten des Sächsischen Tennisverbandes Wolfgang Lassmann, um mit der Spende den Nachwuchs vor Ort zu fördern und langfristig turnierfähig zu machen. Die SteffiGraf-Stiftung wurde gegründet, damit das Geld gewinnbringend angelegt werden konnte, und mit dem Ziel, über die Jahre hin eine starke Tennisjugend aufzubauen und zu fördern. „Mit der Gründung der Stiftung und den späteren Zustiftungen Leipziger Bürger und Unternehmen haben wir die Früchte gesät, die wir momentan ernten. Noch nie zuvor war unser Nachwuchs so stark wie in diesem Jahr, was mehrere Siegerplätze bei deutschen Kindermeisterschaften beweisen. Ich bin sehr stolz und glücklich darüber, dass unsere jahrelange Arbeit zum Erfolg geführt hat“,


Oberbürgermeister Burkhard Jung und Professor Wolfgang Lassmann beim Betrachten der für das Leipziger Tennismuseum vorgesehenen Exponate. Die erste öffentliche Tennisanlage Leipzigs am Mückenschlösschen, errichtet 1892 von Ernst Förster.

kommentiert der gegenwärtige Ehrenpräsident des Sächsischen Tennisverbandes Wolfgang Lassmann die Entwicklung. Die Leipzig Open 2016 Vom 6. bis 21. August werden die Leipzig Open ausgetragen. In diesem Rahmen finden gleich vier Turniere parallel statt: Auf der LTC-Anlage am Sportforum wird das ITF-Weltranglistenturnier für Damen ausgetragen, bei dem neben den Tennis-Weltranglistenpunkten ein Preisgeld in Höhe von 15.000 US-Dollar für Einzel und Doppel vergeben wird. Die 18. Internationalen Sächsischen Meisterschaften, bei denen es um Punkte der nationalen Rangliste geht, kann man im Leipziger Tennisclub 1990 verfolgen. Der Tennisnachwuchs bis zum 14. Lebensjahr trifft sich im Rahmen des Turniers zum Steffi-Graf-Team-Cup. Und schließlich wird noch ein Sponsoren-Turnier ausgerichtet, zu dem sich Führungskräfte und Manager der regionalen Wirtschaft zusammenfinden. Hier geht es darum, den Spaß am Sport mit dem Engagement für Tennis und seine Bedeutung in und für die Stadt zu verbinden und öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. Mike Barke, Ge-schäftsführer der Leipzig Open und selbst erfolgreicher Unternehmer zu seiner Motivation: „Ich spiele seit vielen Jahren Tennis in meiner Freizeit und habe daher Zugang zu dieser Sportart. Meine Hauptmotivation als gebürtiger Leipziger ist aber vor allem, die Region zu stärken und als Austragungsort der Leipzig Open im internationalen Terminkalender zu etablieren und langfristig noch präsenter zu machen.“


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Fotografie: Andreas Becker

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Golfturnier Am 17. September findet der 5. GolfWirtschaftscup statt.

Nach den erfolgreichen Turnieren der letzten Jahre laden der Unternehmerverband Sachsen e.V. und der Verein Gemeinsam für Leipzig e.V. ihre Mitglieder auch 2016 wieder in den Golf-Park Leipzig-Seehausen ein. Neben einem spannenden sportlichen Ereignis ist es auch ein Ziel der Veranstaltung, Unternehmer aus der Region Leipzig und Sachsens zu vernetzen. Damit möchten die Veranstalter einen Beitrag zur Stärkung der Wirtschaft des Freistaates leisten. Auf der reizvollen Golfanlage im Leipziger Norden werden sich 72 Golfer im Einzel nach Stableford mit Teamwertung messen. Neben den Brutto- und Netto-Siegern wird es zudem wieder den „Longest-Flight by Turkish Airlines“ sowie den „Nearest-tothe-Pin“ geben. Für Interessierte, die noch nicht wesentlich mit dem Golfsport in Berührung gekommen sind, steht ein Schnupperkurs auf dem Programm. Im Anschluss an das Turnier ist zum Abendempfang geladen, auf dem die Siegerehrung stattfinden wird und in dessen Rahmen Golfer und Gäste den Tag in lockerer Runde ausklingen lassen können. RED www.uv-sachsen.org www.gemeinsam-fuer-leipzig.de

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Gründerteam von bring-together: Christoph Wieseke, Mary-Anne Kockel, Karin Demming (v.l.n.r.).

Wünsche, Wohnen, Wohlgefühl Nach dem Motto „Willkommen in der Patchwork Community“ gestaltet das Projekt bring-together Formen des Zusammenlebens und Wohngemeinschaften für Menschen, die nicht mehr allein leben können und wollen. Text: Karin Demming

Fotografie: Alexandra Demming

Der permanente Wandel prägt die Zeit, in der wir leben. In einer leistungsorientierten Gesellschaft, die nach ständiger persönlicher Optimierung und Individualität verlangt, vermissen immer mehr Menschen das Gefühl von Stabilität und Sicherheit. Die Vereinzelung der letzten Jahre führt letztendlich zur Vereinsamung und oft sogar zur Isolation. Der demografische Wandel hat viele Gesichter und dessen Auswirkungen spüren sozial Schwächere, Alleinerziehende und alte Menschen zuallererst. Beeindruckende Zahlen: Laut statistischen Erhebungen gab es bereits 2014 über 16 Millionen Singlehaushalte in Deutschland, Tendenz steigend. Das sind Fakten, die nachdenklich machen sollten, denn viele Alleinstehende sind mit zunehmenden Alter auf die Hilfe anderer angewiesen. In der Gemeinschaft „Wir müssen und wir können etwas verändern“ – davon sind die Gründer von bringtogether überzeugt. Pro Gemeinschaft anstatt jeder für sich, Wahlfamilien schaffen, die sich gegenseitig helfen und unterstützen. Die Idee dabei ist, dass mit Wohngemein-

schaften jeder die Chance haben soll, sein Leben selbstbestimmt, in Würde und in Gemeinschaft verbringen zu können. Die Gemeinschaft als erstrebenswerte Lebensform, die uns stützt und uns die nötige Stabilität bietet. Viele neue Wohn- und Gemeinschaftsformen haben sich in den letzten Jahren entwickelt und die ersten Erkenntnisse zeigen, wie facettenreich gemeinschaftliches Wohnen sein kann. Bei den meisten Menschen bestehen noch reichlich Vorurteile. Deshalb stellt bring-together in seinem Online-Magazin zahlreiche realisierte Wohnprojekte vor. Ausgewählte Beispiele, Geschichten und Interviews sollen inspirieren und zum Nachahmen anregen. bring-together möchte Fachwissen und Erfahrungswerte für alle zugänglich machen, aufklären und zu einem Umdenken in der Gesellschaft beitragen. Für dieses Vorhaben wurde das Gründerteam durch ein Stipendium des Social Impact Lab Leipzig gefördert. Menschen zusammenbringen Kein Wohnprojekt gleicht dem anderen. So individuell wie wir Menschen sind ist auch

jede Gemeinschaft in ihrer Ausrichtung und in ihrem Lebenskonzept. Diese Reichhaltigkeit macht das Thema spannend und anspruchsvoll zugleich. Viele Hürden sind zu überwinden, bis die erste Wohngemeinschaft ihren Weg in die Realität findet. Unterschiedliche Bedürfnisse der Einzelnen werden meist erst während der Planungsphase eines Projektes erkannt. Das ist auch der Grund, warum der Realisierungsprozess oft viele Jahre dauert. bring-together möchte dieses Problem durchdacht lösen, indem es Menschen mit gleichen Werten, Vorstellungen und Lebensphilosophien zusammen bringt, um aufeinander abgestimmte Wohnprojekte realisieren zu können. bring-together steht den Suchenden beratend zur Seite, damit sie in Eigenregie ihre neuen Mitstreiter und Lebensgesellen bequem und in einer kürzeren Zeit finden können. Je nach ihren persönlichen Wünschen können sie über das Portal Fachwissen für bestimmte Wohn- und Gemeinschaftsformen finden, andere Wohnprojekte anschauen und entscheiden, welche zu ihnen passen. Lebensqualität erhöhen Wann ist denn der richtige Zeitpunkt, sich für eine Gemeinschaft zu interessieren und über seine Zukunft nachzudenken? Wie will ich im Alter leben? Jüngere Menschen stellen sich diese Fragen meist noch nicht. Oft haben sie gerade die Studenten-WG verlassen und möchten nun frei und unabhängig sein. Der Wert einer Gemeinschaft erschließt sich einem oft im zweiten Teil des Lebens. Auf dem Weg zu dieser Erkenntnis spielen persönliche Umstände oder auch Schicksalsschläge eine Rolle, zum Beispiel, wenn die eigenen Eltern weit weg wohnen und plötzlich krank oder hilfsbedürftig werden. Ähnlich ist es mit spät Geschiedenen, die sich ihren Lebensabend mit ihrem Partner gewünscht hätten. Ihre Lebensqualität würde sich durch eine Gemeinschaft erheblich verbessern. Gerade in schwierigen Situationen erleichtert eine Hilfe von außen den notwendigen Schritt, in eine Gemeinschaft zu finden. Auf dem Portal bring-together kann man sich nach alternativen Wohnformen umsehen und erste Überlegungen anstellen. Ein Ziel von bring-together besteht darin, gerade die jüngeren Menschen zu einem Umdenken zu inspirieren, um der Vereinsamung im Alter entgegenzuwirken. Richtungsweisend und für ein besseres Miteinander bietet die Plattform eine Möglichkeit, die eigene Zukunft in Gemeinschaft mitzugestalten und positiv zu verändern. www.bring-together.de



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Bild oben: Das Wort Familie hat für die Shtjefnis eine große Bedeutung: Es steht für Zusammenhalt, Teamwork, gemeinsame, harte Arbeit und Erfolg. Von den 27 Mitarbeitern sind viele aus dem familiären Umfeld. Bild unten links: Mit seinen Brüdern Benis, Spiros und Zamos bildet Leonardo Shtjefni (v.l.n.r.) das Rückgrat des Familienunternehmens. Teamwork und strenge Arbeitsteilung sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Bild unten rechts: Eltern der Brüder.


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Fleiß, Leidenschaft und viel Herzblut Eine Leipziger Gastronomenfamilie setzt auf Teamwork, Familie, Zusammenhalt und Liebe zum Beruf, der gleichzeitig auch Berufung ist. Drei Restaurants, eine Erfolgsgeschichte und warum Fleiß und harte Arbeit sich auszahlen. Text: Matthias Weidemann

Fotografie: Picturework.eu/Dirk Knofe

Griechisch, mediterran, familiär und das mit viel Fleiß, Leidenschaft und Herz. So könnte man diese Geschichte zusammenfassen. Aber das würde der Familie Shtjefni aus Leipzig nicht gerecht werden. Denn es steckt viel mehr dahinter, wie Leonard (Leonardo) Shtjefni zu berichten weiß. Der agile 29-Jährige ist für das Management und die Organisation von drei Restaurants in Leipzig zuständig: das „Akropol Olympia“ in der Berliner Straße, das „Olymp“ in der Dammstraße und das „Taverna Klassikos“ in der Zschortauer Straße. Familie hat für die Shtjefnis in vielerlei Hinsicht eine große Bedeutung. Das steht für Zusammenhalt, Teamwork, gemeinsame, harte Arbeit und Erfolg. „Erfolg kommt nicht von ungefähr. Gerade in der Gastronomie muss man beweisen, dass Gastlichkeit nicht nur ein Wort ist. Dazu gehören Leidenschaft zum Beruf, der Berufung zugleich ist. Man muss sympathisch rüberkommen, zuverlässig sein, den Gästen eine perfekte Gastronomie bieten, vor allen Dingen was Küche und Service betrifft.“ Das Team ist eingespielt Leonardo Shtjefni bildet mit seinen Brüdern Benis (41), Spiros (37) und Zamos (31) das Rückgrat des Familienunternehmens. Teamwork und strenge Arbeitsteilung sorgen für einen reibungslosen Ablauf, alles im Interesse des Wohles der Gäste. Der Restaurant-Manager: „Benis ist der Chefkoch, mit seiner Leidenschaft und Kreativität sorgt er dafür, dass die Küche immer auf dem höchsten Niveau ist. Spiros besorgt den Einkauf, achtet streng auf Qualität und beste Zutaten. Zamos, der als letzter zum Team gestoßen ist, spielt das ‚Mädchen‘ für alles, ist da, wo er gebraucht wird. Ich kümmere mich um Management und Organisation.“ Das hat sich im Laufe der Jahre perfekt eingespielt, wobei man auch mal experimentiert hat, wie Shtjefni lachend erklärt: „Wir haben die Rollen getauscht, so dass jeder die Funktion der anderen ausgefüllt hat. So merkten wir, dass wir mit dem, was wir vorher gemacht haben, auf dem richtigen Posten waren.“ Das hat, so der agile Gastronom, den Vorteil, dass man mit Freude und ganzem Herzen seinen Job macht. „Es ist wichtig, dass man sich wohl fühlt. Wer mit Freude bei der Arbeit ist, überträgt das auch auf die Mitarbeiter. Das sorgt für Motivation und Zufriedenheit, was wiederum den Gästen zugute kommt. Fast alle Gäste wissen, dass wir ein Familienbetrieb sind. Auch ein Grund, warum man sich bei uns wohl fühlt. Wir behandeln sie wie einen Teil der Familie.“

Dezentes, mediterranes Ambiente Von den 27 Mitarbeitern sind viele aus dem familiären Umfeld. „15 der Angestellten sind Familienmitglieder. Unsere anderen Mitarbeiter sind griechisch und deutsch. Wenn man so will, sind wir ein multikulturelles Team“, sagt der Gastronom. Seit einigen Jahren lebt Shtjefni in Leipzig, anfangs zusammen mit einem seiner Brüder. Jahrelang haben sie hart gearbeitet, täglich 12 bis 14 Stunden: „Anders geht das in dieser Branche nicht. Heute haben wir dank der Arbeitsteilung auch mal zwei Tage die Woche frei. So hat man auch mal Zeit für die Kinder, kommt gut gelaunt und gerne an die Arbeit zurück.“ Das Restaurant in der Zschortauer Straße ist als letztes dazu gekommen. „In der Taverna Klassikos sind wir seit 2015. Auch hier haben wir Wert auf eine geschmackvolle Inneneinrichtung gelegt.“ Wohltuend ist, dass trotz der mediterran-griechischen Küche nicht der gewohnte „griechische Stil“ dominiert. „Dorische Säulen und solche Sachen werden Sie bei uns nicht finden. Wir setzen auf dezentes und geschmackvolles Ambiente, dass eine mediterransüdliche Atmosphäre verbreitet, in der sich die Gäste wohl fühlen. Das passt übrigens zu unserer Küche. Die ist griechisch angehaucht, aber nicht komplett griechisch, wodurch wir auch ein wesentlich breiteres, kulinarisches Spektrum haben und den Gästen mehr Abwechslung bieten können.“ Lampenfieber ist immer dabei Das wird sehr geschätzt. Trotz aller Professionalität und Erfahrung ist Lampenfieber für Leonardo Shtjefni kein Fremdwort. Besonders wenn große Veranstaltungen anstehen: „Das ist schon komisch, da kribbelt es immer noch und man wird nervös. Wird alles klappen, stimmt der Ablauf, die Organisation? Sind die Gäste zufrieden?“ Aber was wäre das für ein Gastronom, wenn alles Routine wäre, das Geschäft zwar gut läuft, aber eben ohne Leidenschaft und Herz. Und genau diese Eigenschaften stehen im Familienbetrieb Shtjefni im Vordergrund. Dazu zählt für Leonardo übrigens auch, dass man mit den Gästen kommunizieren kann. Er spricht mehrere Sprachen fließend und ist nun dabei, Englisch zu lernen, denn er weiß: „Es ist eine Frage der Höflichkeit, wenn man die Gäste in ihrer Sprache anspricht. So etwas wird sehr geschätzt, wie die Erfahrung zeigt.“ So kann er auch erfahren, was die Gäste wollen: „Wir lernen jeden Tag dazu, auch, was die Wünsche und Erwartungen der Gäste betrifft. Deshalb fragen wir immer nach Anregungen, Ideen und konstruktiver Kritik. So etwas ist Pflicht und eine Selbstverständlichkeit für jeden Gastronomen.“ www.akropol-olympia-leipzig.de www.taverna-klassikos.de www.restaurant-olymp-leipzig.de


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Fest gemauert in der Erde Mehr als 800 Burgen und Schlösser beherbergt die Region. Ein kleiner Rundumblick. Text: Tobias Prüwer

Schlösser und Burgen kommen einfach nicht aus der Mode. Gut, heute dienen sie eher selten als Privatwohnsitze, sind dafür umso mehr lohnende Besuchsziele. Wie sehr die vermauerten Residenzen und Verwaltungssitze die Landschaft prägten, zeigt zum Beispiel die aktuelle Thüringer Landesausstellung über das Adelsgeschlecht der Ernestiner. Vier Museen zeichnen die Politik der Herzöge nach, die die Region über rund 500 Jahre mitbestimmten. Darunter befinden sich mit Schloss Friedenstein in Gotha und dem Weimarer Stadtschloss selbst zwei interessante Zwingbauten. Den Bauwerken der Ernestiner werden wir auf dieser kleinen Burgen- und Schlosswallfahrt wieder begegnen. Die Urburg

Blick auf die Wartburg, Eisenach.

Elisabeth-Kemenate, Wartburg.

Luthers Teufelsaustreibung und der Sängerkrieg: Sagenumwoben ist die Wartburg in Eisenach. Die auf einem 400 hohem Felsplateau thronende Anlage gilt als Urburg der Deutschen und ist doch teilweise ein nachgebautes Als-ob. Der einstige Hort der Thüringer Landgrafen und Wirkstätte der Heiligen Elisabeth ist ein Imaginationsort par excellence – und ein schönes Reiseziel. Allein der Blick ins Land und auf die Hörselberge ist reizvoll, die Gegend lädt zum Wandern ein. Übers Mittelalter erfährt man auf der Wartburg nur bedingt etwas. Wesentliche, das Bild der Burg prägende Elemente wie Bergfried und Torhalle wurden erst im 19. Jahrhundert errichtet und romantisierend mittelalterlich nachempfunden, weshalb sie zugleich ein Museum des deutschen Historismus ist. Das machte sie perfekt als Vorlage für einen anderen Sehnsuchtsbau: Schloss Neuschwanstein. Schloss, Burg, Schloss Burgk? Die Unterscheidung zwischen Burgen und Schlössern ist ein historischer Irrtum. Im Mittelalter selbst wurden beide – zusammen mit der Feste – synonym benutzt. Burg wie Schloss bezeichneten mauerngeschützte Gebäude und Gebäudeensembles vom Herrenhaus und Wohnturm bis zu großen Komplexen. Erst in der Frühen Neuzeit hat man die Unterscheidung in wehrhafte Burgen und schicke Schlösser getroffen, die aber dadurch unterlaufen wird, dass man an Burgen in späteren Jahrhunderten Umbauten durchführte. Ein Beispiel ist das Merseburger Schloss im Renaissancestil, das auf einer früheren Anlage steht. Es schmiegt sich über der Saale gut sichtbar schön an den Dom. Dort kann man nicht nur angebliche Teufelspuren Fotografie: Wartburg Stiftung Eisenach


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Zu den ältesten Burganlagen Sachsens zählt die Burg Mildenstein. Urkundlich wurde sie erstmalig 1046 erwähnt. Neben Kaiser Barbarossa residierten später die Wettiner auf der Burg. Damit wurde die Burg Mildenstein Gerichtshof und Gefängnis. Das Leben und Leiden der damaligen Zeit ist bei einem Rundgang innerhalb der meterdicken Mauern nachvollziehbar. Zudem wird die Burg vielseitig genutzt, unter anderem für Ausstellungen und Konzerte.

bestaunen, sondern auch die abgeschlagene Hand des Gegenkönigs Rudolf. Besonders schön kann man den Burg-Schloss-Anachronismus am malerischen Schloss Burgk im Voigtland ablesen, wo sich der Ortsname von der Festung ableitet und man diese Schloss genannt hat. Im einstigen Residenz- und späteren Jagdschloss wird an bestimmten Tagen die eingebaute Silbermannorgel gespielt. Was alles zu einer Burg gehört, welche architektonische Entwicklung der Bautyp nahm, ist im Burgenmuseum Heldburg zu erfahren. Hier, im südlichsten Zipfel Thüringens, wird noch in diesem Jahr die Dauerausstellung fertig gestellt. Beim Rundgang durch die Burg erfährt der Besucher in chronologischer Abfolge, wie im Zuge der Epochen der Burgenbau verändert wurde, und lernt am Beispiel der Veste Heldburg, wie diese durch die Renaissance geprägt ist. Bekannte Klischeebilder zu Burgen, ihren Bewohnern und dem Leben auf der Burg werden widerlegt und als Träumereien späterer Jahrhunderte entlarvt. Dazu dienen auch zahlreiche Burgenmodelle, die durch hohe Detailgenauigkeit bestechen. Eine Playmobil-Burg macht das Thema Ritterburg den Kindern anschaulich. Informativ führt auch die Ausstellung der Burg Mildenstein im sächsischen Leisnig in die Funktion von Burgen als in Stein gebaute Macht ein. Man erfährt vom Alltag hinter dicken Mauern und von Gerichtsbarkeit und Folter. Von noch einer Besonderheit ist hier zu hören: Mildenstein war kein Adelswohnsitz, sondern eine Amtsburg, die ganz im Sinne der Verwaltung stand. Auch diesen Burgentypus gab es; er korrigiert die romantische Vorstellung, dass nur Ritter Burgen bewohnten. Und der Blick von hoch oben auf die Mulde ist auch nicht zu verachten. Aussichten Viele Burgen und Schlösser sind nicht nur aufgrund ihrer eigenen Erscheinung einen Besuch wert, sondern auch wegen der Aussicht, die sie bieten. Hierzu empfiehlt sich zum Beispiel ein Besuch der Drei Gleichen an, die in der Nähe von Gotha als markante Wegmarken an der A4 wachen. Über die Schau ins Fotografie: Thomas, D.; Jens Hauspurg/Thüringer Tourismus GmbH

Dornburger Schlösser, Rokokoschloss, Saaletal.

Land verfügt auch die berühmte Festung Königstein und von der Ortenburg mitten in Bautzens Innenstadt hat man einen wunderbaren Blick auf die Spree. Mehrere Schlippen in der Mauer und Treppen führen hier zum Fluss hinunter – der Beginn eines reizvollen Spaziergangs. Nicht zu vergessen ist die Aussicht, die man vom Kyffhäuserdenkmal hat, das in den Ruinen der Reichsburg Kyffhausen steht. Schönwettertage lassen von hier aus einen weiten Blick in die Goldene Aue zu. Garten- und Wasserkunst Auch die Wasserburg Heldrungen – ihre Geschichte reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück – sieht heute eher schlossartig aus. Das liegt am Umbau, der zu Beginn des 16. Jahrhunderts erfolgte. Zwei Grabensysteme schützen die gewaltige Wehranlage. Die spätgotische vierflügelige Schloss- und Festungsanlage ist die einzige, vollständig erhaltene, befestigte Wasserburg französischer Festungsbaukunst Deutschlands. Gleich zwei Schlösser namens Schönfeld residieren in der Region. In der Altmarkt gelegen, ist das eine mit neobarocker Hülle als Event-Location mit Parklandschaft zu mieten. Das sächsische Schloss Schönfeld im Landkreis Meißen wurde als Wasserburg erstmals im 13. Jahrhundert erwähnt. Es erfolgten mehrere Umbauten, heute zählt das Schloss zu den bedeutendsten Neorenaissanceschlössern der Region. Die Dornburger Schlösser Um diesen Text nicht zur bloßen Aufzählung werden zu lassen – allen Anlagen gerecht werden kann man bei über 800 Burgen und Schlössern in der Region nicht – soll ein Schloss genauer in Betracht gezogen werden. Genauer gesagt handelt es sich um drei: nämlich die Dornburger Schlösser. Die ehemalige Sommerresidenz der Großherzöge von Sachsen-Weimar-Eisenach erheben sich wenige Kilometer von Jena entfernt über dem Saaletal. Das einzigartige Ensemble mit Altem Schloss, Rokoko- und

Renaissanceschloss wird durch Schlossgärten verbunden. Das älteste Bauteil des Alten Schlosses ist ein achteckiger Bergfried einer mittelalterlichen Burganlage aus dem 12. Jahrhundert. Nach der Zerstörung 1451 im Thüringer Grafenkrieg erfolgten erste Aufbauarbeiten und schließlich bis 1574 der Umbau zu einem Schloss im Renaissancestil. Prachtvolle Holzdecken haben sich im sogenannten Rittersaal, der ehemaligen Hofstube im Erdgeschoss des Südflügels, erhalten. Mitte des 18. Jahrhunderts kam das Rokokoschloss, das als Lustschloss und Feldherrensitz errichtet wurde. Für die Talseite wurde ein sichtbar verfugtes Untergeschoss gebaut, um den militärischen Aspekt des Schlosses als Feldherrensitz zu unterstreichen. Das Interieur bietet allerhand Sehenswertes, etwa Stuckdecken und farbige Wandpanele, wertvolles chinesisches Porzellan und niederländische Keramiken. Sieben Rittergüter Dornburgs standen einst dort, wo das heutige Renaissanceschloss steht. Das Herrenhaus wurde ab Mitte des 16. Jahrhunderts errichtet, das äußere Erscheinungsbild mit den markanten Giebeln prägen aber Umbauten aus dem 17. Jahrhundert. Bis heute umgibt und verbindet die Schlösser ein vielblühendes Gartenreich. Vor dem Renaissanceschloss breitet sich ein Landschaftsgarten aus, es gibt Eschen- und Rosengänge, Weinberge am Felshang sowie Obst-, Stauden- und Gräsergarten. Diese lobte, na klar: Goethe, den überhaupt das ganze Ensemble begeisterte: „Die Aussicht ist herrlich und fröhlich, die Blumen blühen in den wohlunterhaltenen Gärten, die Traubengeländer sind reichlich behangen, und unter meinem Fenster seh ich einen wohlgediehenen Weinberg, den der Verblichene auf dem ödesten Abhang noch vor drei Jahren anlegen ließ und an dessen Ergrünung er sich die letzten Pfingsttage noch zu erfreuen die Lust hatte. Von den andern Seiten sind die Rosenlauben bis zum Feenhaften geschmückt und die Malven und was nicht alles blühend und bunt, und mir erscheint das alles in erhöhteren Farben wie der Regenbogen auf schwarzgrauem Grunde.“


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Seit über 120 Jahren fährt die Lößnitzgrundbahn täglich auf schmaler Spur zwischen Radebeul und Radeburg. 1884 ging der dampfbetriebene Lößnitzdackel als vierte sächsische Schmalspurbahn in Betrieb. Ausgangspunkt der einstündigen Tour ist die Karl-May-Stadt Radebeul. Die Strecke mit ihren 11 Bahnhöfen und Haltepunkten führt über 17 Brücken durch den malerischen Lößnitzgrund, über den Dippelsdorfer Teich und vorbei an Wäldern und Wiesen bis zum Jagdschloss Moritzburg und weiter in die Karnevals- und Zillestadt Radeburg.

Mit der Bahn zur Burg Viele Wege, aber nur wenige Schmalspurbahnen führen zu Schlössern und Burgen. Text: Tobias Prüwer

Fotografie: Andreas, Klipphahn

Mancherorts kann man mit dem Esel zu einer Burg hochsteigen, mit dem Zug kommt man häufig immerhin in die Nähe. Seltener ist da der Weg zu Schloss und Burg mit Spezialbahnen. So verbindet die Harzquerbahn als Schmalspurbahn in Meterspur die Städte Nordhausen in Thüringen und Wernigerode in Sachsen-Anhalt – und lässt entlang der Strecke die Schönheiten des Harzes gewahr werden. Und der besondere Clou: Die Wagen werden von Dampflokomotiven gezogen. Märchenschloss Am Streckenende Wernigerode steht das gleichnamige Schloss, gern auch Märchenschloss genannt. Und das nicht ohne Grund. Sein jetziges Antlitz erhielt die im Mittelalter errichtete Anlage im 19. Jahrhundert. Das so entstandene malerische Repräsentationsschloss ist damit ein illustres Beispiel für die Vorstellungen, die man damals von solch einem Bau hatte. Schon

von der Ferne winkt das turmgekrönte Ensemble. Bei Umrundung des Baukörpers verändert sich die Ansicht der Außensilhouette alle 45 Grad. Folgerichtig wurde das Schloss mit seinen entsprechenden Sammlungen zum ersten deutschen Zentrum für Kunst und Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts entwickelt. Lößnitzdackel Die zwischen Radebeul-Ost und Radeburg verkehrende Lößnitzgrundbahn wird von den Einheimischen der „Lößnitzdackel“ genannt. Die täglich bis zu 14 verkehrenden Züge bringen die Reisenden zu gleich zwei imposanten Gebäuden. Bekannt ist das Schloss Moritzburg, und zwar nicht nur aufgrund seiner Rolle als Kulisse im winterlichen Märchen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ und der jährlichen Hengstparade. In traumhafter Landschaft, zwischen Wald und Teichen liegt der Barockbau, der August dem

Starken als Jagdschloss diente. Davon gibt die beherbergte Jagdtrophäensammlung Auskunft. Mit der Sichtachse zur Moritzburg verbunden ist das gut zwei Kilometer entfernte Fasanenschlösschen im Rokokostil. Es bietet sich als Ziel beim Rundgang durch die herrliche Anlage an. Fährt man mit der Lößnitzgrundbahn weiter, gelangt man zum Haltepunkt Berbisdorf. In der Ortsmitte befindet sich ein Wasserschloss, ein wirkliches, außerhalb der Region wenig bekanntes Kleinod. Seine heutige Form bekam der mittelalterliche Bau wiederum im 19. Jahrhundert. Leider kann man das teilweise noch restaurierungsbedürftige Schloss nur von außen begutachten. Es gehört einem Privatmann. Doch allein schon die Außenansicht macht den zweigeschossigen Rechteckbau mit Walmdächern, von Wassergräben eingebettet, zum reizvollen Objekt. Die Fahrt mit dem Lößnitzdackel endet in Radeburg. Dort steht dem Namen zum Trotz keine Burg und ein Schloss ist auch nicht zu erwarten.


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Historisch

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Wernigerode, die „bunte Stadt am Harz“, stellt sich vor. Malerisch in die reizvolle Mittelgebirgslandschaft des Harzes eingebettet, liegt Wernigerode. Der mittelalterliche Stadtkern mit seinen farbenfrohen Fachwerkbauten aus sechs Jahrhunderten, enge Gassen, wunderschöne Gärten und idyllische Winkel prägen das Gesicht der 1121 erstmals erwähnten Stadt. Einzigartige Sehenswürdigkeiten, wie das Rathaus, das Kleinste oder das Schiefe Haus, unterstreichen das historische Flair und lassen die Vergangenheit auf Schritt und Tritt lebendig erscheinen. Hoch über der Stadt erhebt sich majestätisch das Schloß Wernigerode®, das Zentrum für Kunst- und Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts. Romantische Gärten und Parks laden zum Träumen und Entspannen ein. Wernigerode bietet nicht nur viel Fachwerk, sondern auch zu jeder Jahreszeit viele kulturelle Höhepunkte. Dank der idealen Lage eignet sich die Stadt als günstiger Ausgangspunkt für Ausflüge und Wandertouren in die geschichtsträchtige Umgebung des Harzes. Eisenbahnromantik pur bieten dabei die Harzer Schmalspurbahnen, die schnaufend zum 1.141 Meter hohen Brocken fahren. RED www.wernigerode-tourismus.de

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„Wir sind im Flow“ Hoch erfolgreich endete die Spielzeit am Theater der Jungen Welt Leipzig – Intendant Jürgen Zielinski schaut kurz zurück und dann nach vorn zum Jubiläum. Interview: Tobias Prüwer Fotografie: Stefan Hoyer; Tom Schulze

REGJO: Erst der „Faust“-Preis des Bundes, dann der Sächsische Theaterpreis und neben den Auszeichnungen kann Ihr Haus hohe Auslastungszahlen vorweisen, von den Gastspielreisen in mehreren Länder ganz abgesehen: Wie blicken Sie zurück auf diese Spielzeit? Schon im Januar hatte ich geäußert, dass dies gefühlt die erfolgreichste Spielzeit meiner Intendanz ist. Dass das so weiter ging, ist natürlich toll. Wir kommen gerade aus Breslau von den Feierlichkeiten zur Kulturhauptstadt Europas, wo wir den einzigen deutschen Beitrag zum „Flow“-Festival gezeigt haben. Man könnte also meinen: Wir sind im Flow. Und ich habe den Eindruck, dass sich die Menschen mit uns freuen. Das ist schön, denn der Theaterbetrieb ist ja oft auch von Konkurrenz geprägt. Fühlen Sie sich in Ihrer Arbeit bestätigt? Meine Arbeit selbst zu kommentieren, fühlt sich komisch an, das überlasse ich anderen. Aber natürlich macht es glücklich, wenn mit dem Tanz-SchauspielCrossover „Crystal“ zum Thema Rausch gerade eine Produktion bei den Sächsischen Theatertagen ausgezeichnet wurde, für die wir ein Risiko eingegangen sind. Ein künstlerisches, aber auch das Risiko, ob wir uns das überhaupt leisten können. Da ist das Preisgeld für den Theaterpreis des Bundes natürlich auch eine willkommene Reinvestition. Das klingt nach einem langen Anlauf für das bevorstehende Jubiläum. Das haben wir uns frühzeitig überlegt: Feiert man nur 25, 50, 100? Aber wenn die DEFA und einige andere in diesem Jahr auch ihr 70-jähriges Bestehen feiern, dann hat das Gründe. In der politischen Gemengelage zwischen AfD und immer noch Pegida ist es stets wichtig zu erinnern, was vor der 70 stattgefunden hat. Allein das ist Grund genug. Darüber hinaus sind wir nicht nur das zuerst gegründete, sondern eines der letzten überlebenden Kinder- und Jugendtheater in Deutschland. Werden diese nicht genug wertgeschätzt? Da hilft eine Episode aus Tübingen: Zur Feier des dortigen Theaters hielt der Bürgermeister eine Rede und


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bedankte sich beim Intendanten, dass er auch das Jugendtheater beibehält. Wenn ihm das so wichtig ist, meinte ich, dann solle er das Jugendtheater doch selbstständig machen. Das kam nicht bei allen gut an. Wollen Sie mit der nächsten Spielzeit die vorige noch toppen? Das habe ich mich auch gefragt. Wir wollen neue Fragen stellen, beziehungsweise beim Stellen neuer Fragen weitermachen. Im positiven Sinne Volkstheater zeigen, das alle angeht. Mit Formen und Formaten immer wieder auch über das Gewohnte hinausgehen. Das Sommertheater wird als großes theatrales Picknick am Zwenkauer See stattfinden, eine dreisprachige Produktion befindet sich unter den elf Neuinszenierungen. Von Franz Fühmann werden wir das „Wintermärchen“ nach Shakespeare als Uraufführung zeigen. Der Lindenauer Markt wird zum Marktplatz der Kulturen, wo eine Soundinstallation wie der Turm zu Babylon viele Sprachen einsammelt. Es steht also Vielfalt auf dem Jubiläumsprogramm, die Feier am 6. November ist nur ein Moment unter vielen spannenden. Statt uns auf den zu Tode zitierten Lorbeeren auszuruhen, wollen wir unser Profil weiter schärfen. Das Spielzeitmotto lautet „Wir.“ Wer ist damit gemeint? Jeder, der sich angesprochen fühlt. Im Kern meint das die innigliche Verbindung mit unserem gewachsenen Publikum. Das ist keine Floskel, das ist wirklich so: Unser Publikum ist treu. Wir ziehen unser Publikum nicht groß, sondern schaffen es für die Ewigkeit. Wir haben Fans, die mit uns aufgewachsen sind und bis heute gern kommen. Das mag an unserer erklärten Philosophie liegen, dass wir Stoffe und Themen erarbeiten, die mit der Realität und der Lebenswelt des Publikums zu tun haben. Das „Wir“ steht natürlich auch als Symbol

Jürgen Zielinski, Intendant am Leipziger Theater der Jungen Welt.

für eine Situation, in der die Zeichen der Zeit nicht leicht einzuordnen sind. Eine Zeit der Konflikte, in der die Fragen auf uns alle einstürzen. Da kann das Theater Orientierung anbieten. Sie haben einmal gesagt, das TdJW ist in der Welt angekommen. Was heißt das? Wir werden den Weg, internationale Kooperationen und Gastspielreisen zu machen, weitergehen. In Israel, wo wir schon mehrfach waren, geht es weiter, es gibt Anfragen aus Georgien und anderen Ländern. Und wir werden Jugendtheatermacher aus vielen Ländern, die ich über die Jahre kennengelernt habe, nach Leipzig einladen, um hier über die Möglichkeiten des Austausches zu sprechen. Da steht auch die Frage im Raum, wie wir dauerhaft Subventionen dafür bekommen können. Es gibt in Deutschland kein bundesgefördertes Kinder- und Jugendtheater-Festival. Und ein solches auf Dauer einzurichten, ist mein Ziel. Wenn das erreicht ist, kann ich mich dann hoffentlich in gut vier Jahren als Intendant verabschieden.

Vielen Dank für das Gespräch. Mit „Emil und die Detektive“ eröffnete Das Theater der Jungen Welt im November 1946. Die Leipziger Einrichtung ist das älteste professionelle Kinder- und Jugendtheater Deutschlands. Gleich drei Preise – den Theaterpreis des Bundes, den des Fachmagazins Deutsche Bühne und den Sächsischen Thea-terpreis wurden ihm in der vergangenen Spielzeit verliehen. Jürgen Zielinski ist seit 2002 Intendant am Haus. Sei Ansatz liegt auf der Idee des Mehrgenerationenhauses: Alle Altersgruppen sollen als Zuschauer willkommen sein, die Abendstücke auch für die Erwachsenen funktionieren, die Stücke für die Kleine auch für ihre älteren Begleiter etwas bieten. Zudem ist es zum Markenkern des Hauses geworden, ungewöhnlich Orte zu bespielen, seien es die Leipziger Kanäle, der Botanische Garten oder einfach die Straße.

www.theaterderjungenweltleipzig.de


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Weltkunst aus Afrika Zwischen Harare und Leipzig – eine ungewöhnliche Allianz, eine ungewöhnliche Ausstellung: Der Galerist Jürgen Lenz und der Insolvenz- und Zwangsverwalter Dr. Florian Stapper zeigen zeitgenössische Bildhauerei aus Simbabwe. Text: Steffen Georgi

Fotografie: Christian Modla

In den Leipziger Kanzleiräumen der Stapper Insolvenz- und Zwangsverwaltung werden nicht nur juristisch-wirtschaftliche Problemfälle gelöst, sondern ist immer wieder auch Kunst zu erleben. Darauf wurde nicht zuletzt schon hier im Regjo-Magazin hingewiesen. Dass dabei der Fokus vornehmlich auf Konzerten mit klassischer Musik liegt, schließt indes Ausstellungen bildender Künstler nicht aus. Der Grund dafür ist einfach: „Mir gefällt das“, so Kanzleichef Dr. Florian Stapper, „wenn diese Büroräume hier mehr als nur Büroräume sind. Und außerdem ist gute Kunst ja immer auch stimulierend und inspirierend.“ Tradition und Emanzipation Das trifft fraglos auf das zu, was momentan in den Räumlichkeiten in der Karl-Heine-Straße zu sehen ist. Hierbei handelt es sich um 40 Exponate sogenannter Shona-Skulpturen. Hergeleitet vom Namen der Hauptbevölkerungsgruppe Simbabwes, vereinen sich hinter dieser Bezeichnung Steinplastiken der verschiedensten Bildhauer des Landes, welche ihrerseits wiederum zu den bedeutendsten Hervorbringungen zeitgenössischer

Der Jurist, der Galerist und die Kunst: Florian Stapper (links), Jürgen Lenz und eine Shona-Skulptur.

afrikanischer Kunst gehören. Dass Shona-Skulpturen seit den 1960er Jahren immer wieder auch in den renommiertesten Museen, vom Pariser Centre Pompidou bis zum Modern Art New York ausgestellt wurden, mag für sich sprechen. Dass neuere Arbeiten renommierter simbabwischer Künstler jetzt in Stappers Leipziger Kanzleiräumen zu sehen sind, auch. Spiritualität und Abstraktion, Archaik und Modernität, Tradition und Individualität. Shona-Kunst war einst durchaus ein Novum innerhalb dessen, was man gemeinhin als „afrikanische Kunst“ bezeichnete – und was oft „nur“ traditionelles Kunsthandwerk meinte. Freilich: Dies ist eine Wahrnehmung, die sich auch jenen westlichen Sichtweisen schuldete, die bekanntermaßen nicht immer frei von Ignoranz sind. Und doch lässt sich das Emanzipatorische der Shona-Kunst nicht leugnen. Ist sie doch vor allem eins: Weltkunst. Afrikanische Weltkunst. Intuitive Anziehung „Diese Skulpturen vermögen einen auf sehr eigene Art zu berühren“, erzählt Stapper mit Blick auf die Exponate in seinen Kanzleiräumen. „Schon zur Ausstellungseröffnung fiel mir auf, dass jeder der Gäste schnell vor seinem favorisierten Werk stand.“ Als herrsche da eine intuitive Anziehung, zwischen der Ausstrahlung des jeweiligen Kunstwerks und der jeweiligen Persönlichkeit des Betrachters. Eine insgeheime Entsprechung, die oft entsteht, wenn Kunst zu erleben ist, die den Namen Kunst auch wirklich verdient. Seit 1992 hat sich Galerist Jürgen Lenz auf Shona-Skulpturen spezialisiert, ist ein Kenner der Materie und mithin der Szene in Simbabwe. Der Allianz Stapper/Lenz verdankt sich somit eine Ausstellung, die – weit mehr als nur ästhetische Aufhübschung von Büroräumen – stimuliert und inspiriert. Und wohl auch diesen und jenen Wahrnehmungshorizont erweitert. www.gondwanasculptures.com www.stapper.in


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Captain America checkt in Leipzig ein 2005 landete der Flughafen Leipzig/Halle in Hollywood und begann eine wenig bekannte Filmkarriere als Drehort. Vorläufiger Höhepunkt ist der ausgedehnte Showdown im aktuellen Blockbuster „Captain America 3 – Civil War“. Text: Frank Willberg

Fotografie: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Erstaunlich. Mehr als zwanzig Kinofilme wurden seit 2001 am und im Flughafen Leipzig/Halle gedreht. Dazu kommen zehn Fernsehproduktionen und -serien von „Tatort“ über „GZSZ“ und „SOKO Leipzig“ bis zu „In aller Freundschaft“. Wie schafft es ein Airport derart oft in die Flimmerkiste und vor allem auf die große Leinwand? Flughafen Leipzig gut in Szene „Captain America 3“ steht kurz davor, über eine Milliarde Dollar einzuspielen und in die Top Ten der erfolgreichsten Blockbuster vorzudringen – mit Leipzig im Mittelpunkt der cineastischen Aufmerksamkeit. Denn während die Szenen am Reichstag und am Sony Center in Berlin im Laufe der Produktion immer kürzer gerieten, quasi untergehen, dehnten sich die Sequenzen am Flughafen immer weiter aus. „Was im Gedächtnis bleibt, ist der Flughafen Leipzig/Halle“, betont Markus Bensch, Location Scout für das Studio Babelsberg. „Es war einmalig“, schwärmt Regisseur Anthony Russo. „Der Leipziger Flughafen war exakt das, wonach wir suchten: ein unglaublich toller Spielplatz für den Kampf zwischen den Superhelden.“ Die markante Architektur, das sehr starke Design seien Gold wert für Filmemacher. Dem pflichtet Bensch bei: „Leipzig/ Halle ist architektonisch einer der interessantesten Flughäfen Deutschlands.“ Außerdem sei er frei stehend, nicht verbaut, also gut auch von Weitem zu filmen, und obendrein mit einer schicken Kombination mit ICE-Strecke gesegnet. Wie für den Film gemacht.

Schokoladenseite statt Glücksfund Die Erstentdeckung für Hollywood durch das Studio Babelsberg als Produktionsfirma erlebte LEJ, so das offizielle Kürzel des früheren Schkeuditzer Flughafens, vor elf Jahren. „Flight Plan“ mit Jodie Foster spielt zwar in Berlin beziehungsweise im Flugzeug, jedoch versprühten die hauptstädtischen Flughäfen nicht genug urbane Modernität. Also schlüpfte LEJ erfolgreich in diese Rolle und legte somit den Grundstein für eine weitere gedeihliche Zusammenarbeit und Partnerschaft mit den Filmemachern. „Oft sind es Glücksfunde“, erzählt Bensch. „Man kommt an einen interessanten Ort, macht Fotos und bewahrt das Motiv im Herzen auf.“ Mitunter vergingen jedoch Jahre, ehe sich beim Lesen eines Drehbuchs jenes Motiv im Hinterkopf meldet und aktuelle Vorstellungen mit verblassten Erinnerungen und vergilbten Fotos abgeglichen werden würden. „Wir haben mal die Berliner Mauer in Breslau nachgebaut, weil ich 20 Jahre zuvor dort gewesen war und mich an eine spezielle Straße erinnerte“, so der Drehortexperte. Sensationelle Partnerschaft entwickelt Der Airport zwischen Leipzig und Halle stellt als Gebäudekörper eine vergleichsweise naheliegende Moderne dar. Aber insbesondere amerikanische Filmemacher fliegen nicht allein auf die


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Szenenbilder von „Captain America 3 – Civil War“, die unter der Regie von Anthony und Joe Russo vom Babelsberg Studio in Leipzig produziert wurden.

Architektur. Nach 9/11 wurden Location Scouts in den USA verhaftet, als sie Flughäfen fotografierten, weiß Bensch. Die Sicherheitsauflagen – das heißt -einschränkungen – erschweren Filmarbeiten zusätzlich ungemein. LEJ hingegen hat den Dreh diesbezüglich raus – zur Freude der Russo-Brüder, welche laut Bensch „hellauf begeistert“ davon waren, was hier möglich ist und, vor allem, was hier zustande gebracht wird. Natürlich sei man in erster Linie unverändert ein Airport, unterstreicht Uwe Schuhart. Flughafenspezifische Abläufe müssten gewährleistet bleiben, Sicherheitsaspekte beachtet werden. „Aber wir machen schon vieles möglich“, so der Pressesprecher der Mitteldeutschen Airport Holding. „Wir haben es im Sommer schneien oder eine Junkers JU52 aus den frühen 1930er Jahren bei uns fliegen lassen.“ Bei „Captain America 3“ sei er nach den ersten Trailern jedoch sehr dankbar dafür gewesen, dass es Spezialeffekte gibt, denn in dem großem Kampf bleibt im Film kaum ein Stein auf dem anderen, kippt am Ende sogar noch der Tower um. Vom Babelsberger Filmteam adoptiert „Ich habe den Dreh geliebt“, gestand Joe Russo. „Die Crew war fantastisch und die Settings verleihen dem Film europäisches und internationales Flair zugleich.“ Vieles an dem Film war sehr geheim, berichtet Bensch. „Lange Zeit wusste niemand, was eigent-

lich gedreht werden sollte.“ Für das Babelsberger Studio sei es daher enorm wichtig gewesen, im Flughafen LEJ einen vertrauensvollen Partner zu haben. Und den hatten sie. „Die Flughafenszene am Filmende ist darum so lang geworden, weil sich die Zusammenarbeit so sensationell gut gestaltete“, stellt Bensch fest. Vielleicht ist es dem Umstand geschuldet, dass LEJ nachts seine wahre Größe entfaltet, während der Passagierverkehr tagsüber dem Airport einen familiären Charakter verleihe. Aber die Verantwortlichen – allen voran Susann Walther – seien derart offen und kooperativ gewesen, so der Location Scout, hätten sich voll reingehängt und das Filmprojekt offenbar selbst toll gefunden, dass Susann Walther vom Babelsberger Filmteam regelrecht adoptiert wurde und der Filmanteil zu Leipzigs Gunsten wuchs. Einen Oscar für die beste Film-Location gibt es noch nicht, und da LEJ dank „Captain America 3“ nun auch recht bekannt geworden sei, werde für den nächsten Hollywood-Auftritt noch etwas Wasser die Elster und die Pleiße runterfließen (müssen), um dem Kinopublikum genug Abwechslung zu präsentieren. Aber als kleines Dankeschön bekam die Flughafenbelegschaft Anfang Mai eine eigene Kinovorstellung mit Marvels Helden.

www.studiobabelsberg.com www.leipzig-halle-airport.de


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BERATUNG Fotografie: Gilles Raynaldy, Des collégiens courent sous une pluie d’été, 2009 (Ausschnitt)

Fotografie: Evelyn Richter, Musikviertel, Leipzig 1976 © Ostdeutsche Sparkassenstiftung

FOTOGRAFIE IN DER DDR

Gehaltene Zeit

Gut beraten

Vom 3. Juli bis 3. Oktober zeigt das Museum der bildenden Künste Leipzig die Ausstellung „Ursula Arnold. Arno Fischer. Evelyn Richter. Gehaltene Zeit“.

KulturPaten vermitteln auch 2016 neue Patenschaften und bieten verstärkt Workshops an.

Erstmals werden in einer Museumsausstellung die drei Fotografen Ursula Arnold (1929–2012), Arno Fischer (1927–2011) und Evelyn Richter (*1930) gemeinsam präsentiert und ihre umfangreichen Œuvres in charakteristischer Auswahl miteinander in Beziehung gesetzt. Gemeinsamkeiten, Unterschiede und die jeweilige spezifische Sichtweise werden deutlich. In der Ausstellung sind drei Lebenswerke und Lebensläufe der wichtigsten Vertreter der sozial-künstlerisch engagierten Fotografie zu entdecken, die jeweils einen eigenen Weg wählten, um sich den herrschenden Bildvorstellungen der DDR zu entziehen. Während Arno Fischer als Autodidakt zur Fotografie gelangte, haben Ursula Arnold und Evelyn Richter jeweils eine Lehre als Fotografin absolviert und die traditionelle Porträtfotografie im Atelier erlernt. Die beiden jungen Fotografinnen lernten sich 1953 in Leipzig kennen. Sie studierten im Anschluss an ihre Lehre an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst. Fortan verband sie eine tiefe Freundschaft und sie pflegten den künstlerischen Austausch. Arno Fischer und Evelyn Richter begegneten

sich 1957 in Leipzig. Fischer war von Richters Arbeiten begeistert. Beide suchten künftig den Austausch und verfolgten ihre Arbeiten mit gegenseitigem Respekt. Während Ursula Arnold 1957 in Berlin eine Stelle am Fernsehen als Kamerafrau begann und nur noch privat fotografierte, arbeiteten Evelyn Richter in Leipzig und Arno Fischer in Berlin als Fotografen im eigenen Auftrag weiter. Alle drei Fotografen suchen und finden ihre Motive im Alltag. Subjektiv geprägte Bilder aus und von ihrer unmittelbar erlebten Umwelt entstehen. Die offizielle Bildsprache der DDR lehnen sie ab, ihre Fotografien widersprechen dem propagierten sozialistischen Weltbild. Vielmehr stellen ihre Werke Fragen und erzählen Geschichten, die hinter den Bildern liegen. Die erste große Museumsausstellung des 2009 gegründeten Evelyn-Richter-Archivs soll überregional den Blick auf die immer noch vernachlässigte Aufarbeitung der Fotografie in der DDR lenken und die Diskussion national weiter öffnen. RED

Vom 25. Juni bis 3. Juli fand die 7. Ausgabe des Festivals für Fotografie f/stop in Leipzig statt. In Zusammenarbeit mit internationalen Künstlern, Kuratoren und Referenten wurde ein umfangreiches Ausstellungsund Veranstaltungsprogramm konzipiert. Doch muss ein Festival medial gut vermarktet und angekündigt werden. Hierbei kommt das Unternehmen Spreadshirt ins Spiel, dessen PR-Fachfrau Mary Worch den Veranstaltern seit Anfang des Jahres tatkräftig unter die Arme greift. Viola Heth, zuständig für das Marketing des Festivals, sagte zur Entstehung der Patenschaft: „Ende April erfuhr ich von einem KulturPatenWorkshop zum Thema Pressearbeit, der in Vorbereitung des Festivals genau zum richtigen Zeitpunkt kam. Da binnen weniger Tage leider alle Plätze vergeben waren, schlugen mir die KulturPaten eine Alternative vor: eine persönliche Beratung durch Mary Worch von Spreadshirt. Seither berät uns Frau Worch bei Bedarf zu Fragen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und verrät hilfreiche Tipps zur aktiven Ansprache von Journalisten“. RED

www.mdbk.de

www.leipzigerkulturpaten.de


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OPER UNTER FREIEM HIMMEL Fotografie: Daniel Koch

© Pechstein - Hamburg/Tökendorf 2016; Foto: Fotoatelier Lorenz

AUSSTELLUNG

Max Pechstein, Im Kanu (Auslegerboot), 1917, KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-PechsteinMuseum

Max Pechstein

Semper-Superlative

Der Traum vom Paradies. Max und Lotte Pechsteins Reise in die Südsee.

Das diesjährige „Semper Open Air“ lud zu Wagners beliebtester Oper an dessen Geburtstag am 22. Mai ein: Dresden wurde mit einer absoluten Starbesetzung beschenkt und damit die Vorreiterrolle in Sachen Wagner-Inszenierung betont.

Vom 9. Juli bis 3. Oktober widmen die KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU MaxPechstein-Museum der Reise Pechsteins und seiner Frau Lotte zu den Palau-Inseln eine einzigartige Ausstellung. 1914 begonnen, war die Reise vom Wunsch motiviert, „allem Gezwungenen und Kultivierten“ zu entfliehen. Rückblickend vom Künstler als Abenteuer beschrieben, war sie aber auch voller Strapazen und nahm mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs einen unvorhergesehenen Verlauf. Die Zeit in den deutschen Kolonien wurde für Max Pechstein zu einem bedeutenden Thema seiner Kunst und bildet den Höhepunkt seiner Memoiren. Inwieweit erfüllten sich Pechsteins Vorstellungen vom unberührten Paradies? Was erlebten er und seine Frau tatsächlich? Die Reisetagebücher von Max und Lotte sind nun erstmals öffentlich zu sehen. Sie offenbaren die unterschiedlichen Perspektiven und auch die Diskrepanz zwischen Ideal und Wirklichkeit. Bislang unbekannten Südseeszenen von Pechstein werden in der Ausstellung historische Fotografien und seltene Objekte der palauischen Kultur an die Seite gestellt. RED

Wie schön, dass neue technische Standards nicht immer nur der Massenkultur dienen. Einmal im Jahr bietet auch die Semperoper auf dem Theaterplatz ein kostenloses Public Viewing an. Die im Opernhaus aufgeführte Inszenierung wird auf einer Mega-Leinwand übertragen und jeder, der möchte, kann sich die Aufführung ansehen. Was die Spieldauer angeht, wurde das Publikum in diesem Jahr ganz besonders auf die Probe gestellt. Immerhin geht „Lohengrin“ vier Stunden, zählt man die Einführung zum Stück und zur aktuellen Inszenierung durch die beiden Moderatoren Axel Brüggemann und Wigald Boning dazu, sogar fünf. Aber wenn man weiß, wofür, scheint es auch heutzutage an Ausdauer nicht zu mangeln. Die zu den Pausenzeiten übertragenen Interviews mit Anna Netrebko und Piotr Beczala, die euphorisch über die gemeinsame Arbeit sowie die Zusammenarbeit mit Christian Thielemann und der Sächsischen Staatskapelle sprachen, bestätigten einmal mehr den Eindruck, dass für diese Aufführung Künstler zusammengefunden haben, die über ein äußerst hohes Maß an Talent und Ausbildung verfügen, ergänzt durch persönliches Engagement und Leidenschaft. Natürlich kann man mal

www.kunstsammlungen-zwickau.de

wieder nach Henne und Ei fragen, fest steht aber sicherlich, dass sich an der Semperoper immer wieder Traditionsbewusstsein, Leidenschaft und persönliches Engagement gegenseitig bereichern und diese Eigenschaften Neueinsteiger ins WagnerFach mitreißen. Seit Wagner selbst in Dresden als Kapellmeister wirkte, wird der Sächsischen Staatskapelle ein besonders für seine Opern entwickelter Klang nachgesagt, Christian Thielemann ist gilt momentan wohl als der Wagner-Kenner und Interpret schlechthin, und schließlich die beiden Star-Sänger Anna Netrebko und Piotr Beczal, die der Kapellmeister eigens für diese besondere Aufführung gewinnen konnte. Bezüglich der Inszenierung wurde jedoch kein Risiko eingegangen: Christine Mielitz’ Bühnenbild und Kostüme des „Lohengrins“ kann man nach über 200 Aufführungen schon als Klassiker bezeichnen. Wagner hätte an der Kostümierung, die sich in der bildnerischen Wirkung zwischen einem Tiziangemälde und der „Nachtwache“ von Rembrandt bewegt, in seiner phantasievollen Bombastik auch sicherlich seine Freude gehabt. EN www.semperoper.de


Gehaltene Zeit

3. 7. – 3. 10. 2016 www.evelyn-richter-archiv.de

Ursula Arnold, Husemannstraße, Berlin 1965 © Ostdeutsche Sparkassenstiftung

URSULA ARNOLD ARNO FISCHER EVELYN RICHTER

MEISTERFOTOGRAFIE

Günter Rössler Michael Bader Ausstellung 17.8.– 31.10.2016

Haus Böttchergäßchen Böttchergäßchen 3 04109 Leipzig Di – So, Feiertage 10 –18 Uhr www.stadtmuseum-leipzig.de

MDR HARZ OPEN AIR

Samstag

03.09.2016 ab 16 Uhr im Bürgerpark Wernigerode

NIEDECKENS

STEFANIE HEINZMANN •JAMIE-LEE

108 Fahrenheit •Planet Ö •www.wernigerode.de Tickets auf www.wernigerode-tourismus.de oder an den bekannten Vorverkaufsstellen.


REGJO KULTUR UND KUNST 103

DON GIOVANNI Fotografie: Daniel Koch

Fotografie: Erzbistum Berlin

DER PAPSTCHOR IN MITTELDEUTSCHLAND

Singen für die Ökumene

Er liebt sie alle

Der Countdown zum Lutherjahr 2017 läuft und wenn schon der Papst nicht persönlich vorbeikommen kann, so hat er doch als Zeichen der Ökumene seinen persönlichen Chor geschickt.

Am 12. Juni fand die Premiere der MozartOper „Don Giovanni“ in der Semperoper statt.

damit nach den Regensburger Domspatzen und dem Leipziger Thomanerchor der drittälteste Chor Deutschlands. Das ist im Vergleich zu dem Sixtinischen Chor, der um das Jahr 600 von Gregor dem Großen als persönlicher Chor gegründet wurde, allerdings kein Alter. Jedoch besteht der Sixtinische Chor im Gegensatz zum Kreuzchor, der ein reiner Knabenchor ist, aus 35 jugendlichen und 20 erwachsenen Sängern. Der letzte Auftritt vor dem Rückflug nach Rom fand in der Dresdener Frauenkirche statt. Als Mahnmal gegen den Krieg wurde lange Zeit auf den Wiederaufbau der durch den Zweiten Weltkrieg zerstörten Frauenkirche verzichtet. Erst nach der Wiedervereinigung wurde die Kirche zwischen 1994 und 2005 wiedererrichtet und soll seitdem ein Zeichen der Versöhnung setzen. Insofern war das Abschiedskonzert d oppelt s ymboltr äc htig und s tand sowohl für die europäische als auch für die konfessionelle Versöhnung. EN

Der Stoff ist ein Klassiker. Die Figur des Don Giovanni führt dem Publikum die Tragik des Menschseins vor Augen und spitzt den Geschlechterrollen-Kampf bis zur Manie zu. Don Giovanni liebt sie alle, Dicke, Dünne, Kleine, Große, Brünette und Blonde. Nur leider verliert er das Interesse, sobald er die Verehrte einmal besessen hat. Da ist der Konflikt natürlich vorprogrammiert, wenn die Frauen in der Liebe den langfristigen Beschützer suchen, der allein für sie da sein soll. Die Dresdner Inszenierung verlegt den Handlungsort der Oper von Sevilla nach New York. Das Setting würde gut zu „Wer hat Angst vor Virginia Wolf“ passen, lässt aber die Charaktere der Mozartoper wie Fremdkörper wirken. Don Giovannis Liebe zu den Frauen wird metaphorisch durch Modellkomparsen dargestellt, wodurch die Thematik etwas Oberflächliches und Einseitiges bekommt. Gott sei Dank tröstet die durchweg gute Gesangsleistung weitgehend über das misslungene Setting hinweg. Schauspielerisch sticht Guido Loconsolo hervor. Die Rolle des Leporello gibt er sehr authentisch, wobei ihm zusätzlich natürlich zugutekommt, dass er italienischer Muttersprachler ist. EN

Das erste Konzert gab die „Capella Pontificia Musicale Sistina“ in der St.-Hedwigs-Kathedrale unter der Schirmherrschaft des Erzbischofs Dr. Heiner Koch. Der Auftritt in Berlin war während der dreitägigen Konzertreise allerdings der erste und letzte des Chores in einer katholischen Kirche. Der zweite Auftritt fand am 18. Mai in der Schlosskirche St. Marien in Wittenberg, der Mutterkirche der Reformation, statt. Hier wirkte Martin Luther, hier predigte er erstmalig gegen den Ablasshandel und schlug 1517 mutmaßlich seine 95 Thesen an das Portal. Der Chor, der in Rom zumeist in der Sixtinischen Kapelle probt und daher auch seinen Namen hat, wurde auf Einladung des sachsen-anhaltinischen Ministerpräsidenten Reiner Haseloff von Papst Franziskus an den Ort der Wiege der Reformation geschickt, um für die Verständigung der beiden großen christlichen Konfessionen ein Zeichen zu setzen und zu werben. Am 19. Mai probte der Chor gemeinsam mit dem traditionsreichen Kreuzchor. Der Dresdner Chor feiert in diesem Jahr seinen 800. Geburtstag und ist

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104 KULTUR UND KUNST REGJO

ADVERTORIAL Fotografie: C. Hanspach

Fotografie: Marco Borggreve

GEWANDHAUSKAPELLMEISTER

Jedes Ende ist ein neuer Anfang Festprogramm Ein gutes Jahrzehnt leitete Riccardo Chailly als Gewandhauskapellmeister das berühmte Leipziger Orchester. 2018 wird Andris Nelsons das von seinem Vorgänger vorzeitig beendete Amt übernehmen. Laut Vertrag hätte er eigentlich bis 2020 bleiben sollen. Jetzt ist aber alles anders gekommen und Riccardo Chailly hat Oberbürgermeister Burkhard Jung um seine Entlassung gebeten. Dieser hat dem Gesuch „in Anerkennung der außerordentlichen Verdienste von Riccardo Chailly um die künstlerische und internationale Reputation des Gewandhaus-orchesters“, wie in der Pressemeldung zu lesen ist, entsprochen. In dem Amt des Gewandhauskapellmeisters nachfolgen wird ihm der 1978 in Riga geborene Andris Nelsons. Der von der internationalen Presse als „junger Überflieger der Klassikszene“ gelobte Nelsons studierte Trompete und belegte Meisterkurse im Fach Dirigat. Er hat bereits mehrere preisgekrönte Musikeinspielungen veröffentlicht, unter anderen hat er für seine Interpretation der 10. Symphonie von Dimitri Schostakowitsch gemeinsam mit dem Boston Symphony Orchestra einen Grammy für das beste Album in orchestraler Musik verliehen bekommen. Nachdem Riccardo Chailly sein Abschiedskonzert und zwei Konzerte am 23. und 24. Juni absagte, sprang Andris Nelsons kurzfristig für die zwei

Abonnementkonzerte ein. Ein Leser der Leipziger Internetzeitung schreibt enttäuscht über den abrupten Abgang Chaillys: „Leider muss man festhalten, bei den Ankündigungen und Erwartungen, die mit seiner Arbeit in Leipzig verbunden waren, dass ihm das Gewandhaus ein Lippenbekenntnis, nie aber eine Herzensangelegenheit war.“ Unbestreitbar ist, dass Ricardo Chailly mit seinen Aufführungszyklen und Aufnahmen von Beethoven, Brahms, Bruckner, Schuhmann und Mahler im In- und Ausland viel Lob bekommen hat. Leider nützt diese Reputation nicht viel, wenn er seine Auftritte in Leipzig häufig absagen musste. In Zukunft wird er sich ganz auf seine Arbeit an der Mailänder Scala und mit dem Lucerne Festival Orchester konzentrieren. Andris Nelsons jedenfalls freue sich auf seine Zeit in Leipzig. Er sagt, mit seiner Designation zum Gewandhauskapellmeister gehe einer seiner Träume in Erfüllung. EN

Wurzen lädt auch in diesem Jahr wieder zu einem wundervollen Parkfest ein. Ein abwechslungsreiches Programm auf drei Bühnen im Stadtpark, das ist das Parkfest in Wurzen, das dieses Jahr vom 12. bis 14. August stattfindet. Hier ist für jeden etwas dabei: Rummel, Markttreiben, Gastronomie, attraktive Verkaufsangebote und eine Menge Spaß garantieren ein unterhaltsames Wochenende. Ein Blick ins Festprogramm offenbart auch für dieses Jahr große Namen und Partygarantie mit MDR JUMP auf TOUR und MICAR sowie der großen Radio-SAW80er-Jahre-Party. Traditionell treten auf dem Wurzener Parkfest auch wieder einheimische Newcomer auf. Im Gepäck haben sie die Sounds der 80er Jahre, Oldies und Schlager. Mehrere DJs verwandeln den Stadtpark abends in eine Partyarena. Das Wurzener Parkfest ist ein Fest für die ganze Familie. Daher dürfen auch die Kleinen nicht zu kurz kommen. Unweit des Spielplatzes wird die Kinderbühne am Samstag und Sonntag vom Thema Max und Moritz dominiert. Animationen, wie eine Trommelwerkstatt oder Interaktives Theater, erfreuen neben dem Kinderschminken sicher jedes Kind. Der Eintritt ist wie jedes Jahr frei. RED www.kultur-in-wurzen.de


FL SIC A H IH NIE ERN RE RK S M A IE SO RT SI M EN CH M ER NO IHR UR CH E L A VO UB R !

10. SEPTEMBER 2016

Reservieren Sie Ihre Flanierkarten auf unserer Homepage www.leipziger-opernball.com/karten oder telefonisch unter 0341 2156977.


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REGJO

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GESCHICHTE, KULTUR UND EVENTS IM GEISELTAL Die Zentralwerkstatt Pfännerhall ist ein beeindruckendes Industriedenkmal im Herzen Mitteldeutschlands. Direkt am Geiseltalsee, dem größten von Menschenhand erschaffenen See Deutschlands gelegen, beherbergt die ehemalige mechanische Werkstatt heute ein Besucher- und Veranstaltungszentrum der besonderen Art.

Geschichte erleben… • Dauerausstellung „Fundort Pfännerhall“ mit einer originalgroßen Nachbildung eines eura- sischen Altelefanten und einer Replik des populären Geiseltal-Urpferdchens • Führungen • Wechselnde Themenausstellungen zum Berg - bau und Wissenswertem rund um das Geiseltal • Lern- und Aktivprojekte für Kindergruppe und Schulklassen

Das Team der Zentralwerkstatt und des Café Pfännerhall freuen sich auf Ihre Buchung oder Ihren Besuch. Wir haben für Sie geöffnet von Mittwoch bis Sonntag in der Zeit von 10 bis 18 Uhr sowie jederzeit nach Vereinbarung. Ausstellung und Führungen: 034633-90825 Veranstaltungen und Catering: 034633-33935 Mehr Informationen: www.get-geiseltal.de www.besucherzentrum-geiseltal.de

Fotografie: Kathrin Butter, Roter Elefant: Moritz Götze


108 BÜCHERBOX

REGJO

B Dunkle Poesie Text: Tobias Prüwer

Cover: Edition Roter Drache

„Höllenherz“: Der Titel von Christian von Asters neuem Werk beinhaltet bereits alles Wesentliche. Im Text des Leipziger Autors geht es um Liebesleid und Seelenschmerz. Ein namenloser Teufel wird aus der Hölle verstoßen, weil er tatsächlich ein Herz hat. Als Wanderer durch die Welt trifft er auf Menschen, denen er seine Liebe schenken möchte. Doch bringt seine Zuneigung ihnen den Tod, hinterlässt jedes zerwühlte Bett einen leeren Körper, bis der Gehörnte seine Meisterin findet. Wie in Dantes „Göttlicher Komödie“ durchschreitet der Protagonist seine Höllenkreise, stößt auf der antiken Mythologie entlehnte Figuren. In an alte Märchenprosa angelehnte Sprache legt von Aster eine düstere, poetische Parabel über die Verletzlichkeit in der Liebe und in der Freundschaft vor. Die Botschaft ist verpackt in einem schönen Hardcover-Album und mit ausdrucksstarken Bildern (Sergej Schell) in Schwarz-Grau-Rot versehen. Die Illustrationen dieses Blätter- und Lesebuchs können als eine Art Stillleben mit Kreatur auch für sich stehen. Christian von Aster: Höllenherz Edition Roter Drache Remda-Teichel 2016 64 Seiten 12,00 Euro www.roterdrache.org

Große Geschichte von Klein Text: Tobias Prüwer

Cover: Klett Kinderbuch

Und dann ist aus „Klein“ doch noch ein großer Erfolg geworden. Damit ist Stina Wirsén das scheinbar Unmögliche gelungen: ein Kinderbuch zu einem unappetitlichen Thema, nämlich Gewalt gegen Kinder, zu verkaufen. Niemand, so ist die lautstarke Forderung, hat das Recht, Kindern Angst zu machen; schon gar nicht zu Hause. Nachdem der Absatz schleppend verlief, schaffte es der Verlag – darin Klein ganz ähnlich –, mit einem öffentlichen Hilferuf via Facebook, die gebührende Aufmerksamkeit doch noch aufs Buch zu lenken. Sehr anrührend wie behutsam ist die Geschichte von Klein erzählt, einem weiß-grauen niedlichen Knäuelwesen, das gern hinterm Ohr gekrault wird. Es lebt mit Groß und Stark zusammen, mag seine Kita und leidet, wenn Groß und Stark zu Hause schimpfen. Und das tun die ständig, sie streiten nicht nur miteinander, sondern auch mit Klein. Zum Glück ist Jemand da, der hilft. Und dazu sind Große auch da, wie die Kinder im Buch zwischen den komischniedlichen Zeichnungen erfahren: „Wenn man alles erzählt, dann gibt es Große, die einem helfen. Denn alle, die groß sind, sollen sich um die kümmern, die klein sind. So ist das.“ Stina Wirsén: Klein Klett Kinderbuch Leipzig 2016 40 Seiten 9,95 Euro www.klett-kinderbuch.de


C

REGJO BÜCHERBOX 109

Tschechische Lokomotive Text: Tobias Prüwer

Heilanstalt Comic Text: Tobias Prüwer

Cover: Rotopol Press

Kunst wird eine heilsame Wirkung nachgesagt. Sie kann kathartisch, also reinigend sein. Und auch Lachen gilt als gesund. „Von Spatz“ animiert das Zwerchfell also auf künstlerisch-witzige Art gleich doppelt. Damit hat Anna Haifisch ihr erstes Buch herausgebracht, ja, jene Leipziger Comic-Zeichnerin und HGB-Absolventin, die jüngst durchs Online-Magazin Vice weltweit bekannt wurde. Dort gab es im Strip „The Artist“ Anekdoten aus dem Künstlerleben, Geschichten von Kreativität, Straucheln und Weiterwerkeln. Gewissermaßen schließt „Von Spatz“ hier an. In einer Entzugsklinik kommen allerlei berühmte und weniger bekannte Zeichner und Comic-Figuren zusammen, leben ihre Launen aus und müssen die der anderen ertragen. Insbesondere Walt Disney gibt den Mürrischen, wenn er in der Maltherapie vor den Herausforderungen des Realismus steht. Anna Haifischs abgedrehtes Universum in sicherem Krakelstrich und quietschbunten Farben macht einfach Spaß, man muss es so frei heraus sagen. In Optik und Wortwitz gehen ihre komischen Einfälle wunderbar auf, fügen sich zur schiefen Ebene, auf der selbst der ernsteste Kunstansatz herrlich ins Schräge kippt.

Cover: Voland & Quist

Emil Zátopek: Muss man den vorstellen? Vielleicht. Der Leichtathlet (1922–2000), Spitzname: tschechische Lokomotive, holte Weltrekorde und war Olympiasieger. Mehrere Medaillen mit den fünf Ringen konnte der Langstreckenläufer, der sich selbst trainierte, erringen. Nach der sportlichen Erfolgslaufbahn wurde Zátopek Offizier im Verteidigungsministerium, setzte sich im Prager Frühling für den Abzug der sowjetischen Panzer ein. Schlicht „Zátopek“ heißt denn auch die Comicbiografie von Autor Jan Novák und Zeichner Jaromir99. Von letzterem stammt das ebenfalls bei Voland & Quist erschienene grafische VertreibungsTrauma „Alois Nebel“. Bestechend sind die Bilder, die in ihrer Flächigkeit und auch durch die Rotdominanz leichte Anklänge an den Sozialistischen Realismus haben. Selbst die Sport-Sequenzen sind von einer Ruhe getragen, die ganz dem Erzählfluss entspricht. Im Zentrum steht der Mensch, nicht der Held Zátopek, dessen Lebensgeschichte aus der Perspektive seines Trainerdaseins erzählt wird. Jan Novák und Jaromir99: Zátopek Voland & Quist Dresden und Leipzig 2016 204 Seiten 24,90 Euro www.voland-quist.de

Anna Haifisch: Von Spatz Rotopol Press Kassel 2016 68 Seiten 18,00 Euro www.rotopolpress.de

H BOX


110 KULTURKALENDER REGJO

30. September bis 03. Oktober „modell-hobby-spiel“

3. und 4. September um 19.30 Uhr „Das Abschiedsdinner“

Die Messe für alle Modelleisenbahner, Modellbauer, kreativ Tätige, Spieler und Sammler. Leipzig, Messe www.modell-hobby-spiel.de

Wie wird man unlieb gewordene Freunde los und das, ohne dass sie davon wissen? Man gebe ein Abschiedsdinner! Intime Kammerkomödie von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière. Leipzig,Theater der Jungen Welt www.tdjw.de

Messen & Tagungen

Musik, Theater & Tanz

12. bis 14. August „LebensArt“ Gezeigt werden neue und exklusive Trends aus den Bereichen Haus, Garten und Lifestyle. Dessau-Roßlau, Georgenpark www.lebensart-messe.de

06. bis 21. August „Moritzburg Festival“ Die Konzertprogramme umfassen die gesamte facettenreiche Palette der Kammermusik-Literatur. Moritzburg, Schloss Moritzburg www.moritzburgfestival.de

bis 27. August „Sommertheater Tiefurt“ Die 11. Sommertheater–Saison ist mit drei Stücken dem Dichterfürsten Goethe gewidmet. Tiefurt, Kammergut www.weimarer-sommer.de

16. bis 18. September „Grüne Tage Thüringen“ Zahlreiche Aussteller präsentieren ihre Produkte und Dienstleistungen aus den Bereichen gesunde Ernährung, Gartenbau und Forstwirtschaft. Erfurt, Messe www.gruenetage.de

11. bis 28. August „DomStufen-Festspiele Erfurt“ Im Mittelpunkt von Puccinis Oper „Tosca“ steht die tragische Liebesbeziehung zwischen der Sängerin Floria Tosca und ihrem Geliebten, dem Maler Mario Cavaradossi. Erfurt, Domstufen www.domstufen.de

27. August Premiere „Die Entführung aus dem Serail“ Ein musikalischer Genuss Mozarts über eine Entführung von Konstanze und ihre Dienerin Blonde in den Orient. Bad Lauchstädt, Goethe-Theater www.goethe-theater-bad-lauchstaedt.de

17. bis 18. September „Baumesse Dresden“ Messe rund um Planen, Bauen, Kaufen und Finanzieren des Eigenheims und anderer Immobilien. Dresden, Messe www.messe-bkw.de 17. bis 18. September „Haus + Hof“ Hier werden vielfältige Leistungen, Beratungen und Produkte rund um das Thema Wohnen und Bauen angeboten. Magdeburg, Messe www.expotecgmbh.de 18. September „Deine eigenART“ Selbstgemachte Produkte, einzigartige Unikate, handgefertigte Mode, Accessoires und Designerstücke zeichnen diese kreative Messe aus. Leipzig, Stadtbad www.deine-eigenart.de

bis 14. August „Yiddish Summer“ Interkulturelles jiddisches Kulturfestival inklusive Workshops und Konzerten. Weimar, verschiedene Veranstaltungsorte www.yiddishsummer.eu 21. bis 23. August „12. Internationale Jazztage“ In sommerliche Jazz-Farben eingetaucht präsentiert Bad Elster zahlreiche Konzerte auf den historischen Bühnen der Kultur- und Festspielstadt. Bad Elster, Königliche Anlagen www.badelster.de 19. August bis 04. September „Kunstfest Weimar“ Thüringens größtes Festival für Theater, Musik und Tanz. Weimar, verschiedene Veranstaltungsorte www.kunstfest-weimar.de

Bildnachweis: Leipziger Messe GmbH/Tom Schulze; Theater der Jungen Welt/Tom Schulze

28. August „Feier zum 267. Goethe-Geburtstag“ Vielfältiges Angebot an Musik, Theater, Lesungen, Tanz, Film und kulinarischen Genüssen. Weimar, Römisches Haus www.weimarer-sommer.de bis 28. August „Ekhof-Festival Gotha“ Die große Vergangenheit des Theaters ist zugleich das Programm des Festivals im weltweit ältesten vollständig erhaltenen Schlosstheater. Gotha, Schloss Friedenstein www.ekhof-festival.de 28. Oktober Premiere „Der Zauberlehrling“ Ein Junge träumt von großen Abenteuern und macht sich auf den Weg, die Welt zu entdecken. Im dunklen Wald trifft er auf ein düsteres Schloss. Magdeburg, Theater www.theater-magdeburg.de


REGJO KULTURKALENDER 111

31. Juli bis 7. August „RingelnatzSommer Wurzen“

19. bis 23. September „16. Leipziger Filmkunstmesse“

Ausstellung „Ringelnatz in Privathand“, Einweihung des Ringelnatz-Kunstpfades, Theater „Schöner scheitern mit Ringelnatz“. www.ringelnatz-verein.de

Die Leipziger Filmkunstmesse ist das größte Forum für Arthouse-Kino und -Filme und zeigt ausgewählte Stücke der kommenden Saison in exklusiven Previews. Leipzig, verschiedene Veranstaltungsorte www.filmkunstmesse.de

Bildende Kunst 11. August bis 20. November „Jean Lurçat“ Bildteppiche, Malerei und Grafik der Meister der französischen Moderne. Halle (Saale), Kunstverein „Talstrasse“ www.kunstverein-talstrasse.de 17. August bis 16. Oktober „Günther Rössler & Michael Bader – Meisterfotografien“ Gezeigt werden kraftvolle, zeitlose Fotografien mit hohem ästhetischen Anspruch, spannende Zeitdokumente und einzigartige Kunstwerke. Leipzig, Stadtgeschichtliches Museum www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de bis 21. August „Italienische Landschaft der Romantik“ Lichtvolle Landschaftsbilder und Gemälde, die das Poetische der Natur, die Farben- und Formenpracht des Südens widerspiegeln. Bad Muskau, Neues Schloss www.skd.museum bis 21. August „Clemens Tremmel. Ekstasis“ Bei diesen eindrucksvollen Naturpanoramen trifft mystische Schönheit auf trübe Melancholie. Chemnitz, Kunstsammlungen www.kunstsammlungen-chemnitz.de 30. August bis 30. Oktober „Kraft des Aufbruchs“ Farbenprächtiges Erlebnis der Künstler Heckel, Pechstein u.a., die auf ihrer Suche nach einer neuen Bildsprache erste Akzente zu setzen vermochten. Halle (Saale), Kunstmuseum Moritzburg www.stiftung-moritzburg.de

Bildnachweis: Joachim Ringelnatz Verein Wurzen e.V.; FKM 2015

04. September bis 20. November „Sammlung Opitz-Hoffmann“ Inhaltlicher Schwerpunkt liegt bei Zeichnungen, Multiples und Fotografien der deutschen und internationalen Kunst zwischen 1970 und 2000. Jena, Kunstsammlung www.jena.de

bis 25. September „Timm Rautert. Bildanalytische Photographie 1968 – 1974“ Ein planvoll ausgearbeitetes Ensemble analoger Schwarzweiß- und Farbfotografien, Bild-TextKompilationen und Bedienungsanleitungen. Dresden, Residenzschloss www.skd.museum

bis 04. September „Horst Peter Meyer. Neusaetze“ Neben neuen Radierungen zeigt die Ausstellung auch die Malerei Meyers und wagt einen Rückblick auf vier Jahrzehnte künstlerisches Schaffen. Apolda, Kunsthaus Apolda Avantgarde www.kunsthausapolda.de

bis 03. Oktober „Tapio Wirkkala. Finnisches Design – Glas und Silber“ Anlässlich des 100. Geburtstags von Wirkkala werden 250 Objekte des finnischen Künstlers gezeigt. Leipzig, GRASSI Museum für Angewandte Kunst www.grassimuseum.de

bis 11. September „Magie des Augenblicks“ Einmalige Kollektion zeitgenössischer französischer Kunst mit Konzentration auf den Post-Impressionismus. Halle (Saale), Kunstmuseum Moritzburg www.stiftung-moritzburg.de bis 25. September „Xanti Schawinsky. Retrospektive“ Diese Retrospektive vereint erstmals Schawinskys Arbeiten aus allen Schaffensperioden des Malers, Fotografen und Bühnenbildners. Magdeburg, Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen www.kunstmuseum-magdeburg.de bis 25. September „Von der Flüchtigkeit des Glücks“ Die Fotografien Phillip Toledanos beschäftigen sich mit den Aspekten Alter, Abschied und Sterblichkeit. Dresden, Deutsches Hygiene-Museum www.dhmd.de

bis 03. Oktober „Arnold, Fischer, Richter. Gehaltene Zeit“ Drei Lebensläufe und Lebenswerke von einflussreichen Fotografen, die jeweils einen sehr eigenen Weg wählten, um sich den Bildvorstellungen der DDR zu entziehen. Leipzig, Museum der bildenden Künste www.mdbk.de bis 01. November „Der eigene Antrieb“ Eine Ausstellung zu Fahrraddesign und Fahrradkultur. Dresden, Kunstgewerbemuseum www.der-eigene-antrieb.de bis 06. November „Max Klinger. Letzte Jahre“ Gezeigt werden die in dieser Zeit entstandenen grafischen Werke Klingers. Naumburg, Max-Klinger-Haus www.museumnaumburg.de


112 REGJO

Wussten Sie, ... über das erste Autofahrerbier, die deutsche Leidenschaft für Countrymusik und eine seltene Art der Kegelvariation … … dass auf der Leipziger Messe 1972 das erste alkoholfreie Bier vorgestellt wurde? Im Verlauf der Biergeschichte hat der Versuch, auch alkoholfreies Bier herzustellen, eine lange Tradition. Tatsächlich wurde Bier, das alkoholfrei genannt werden durfte, allerdings erst in den siebziger Jahren entwickelt. In der damaligen DDR setzte sich der Braumeister Ulrich Wappler für die VEB Engelhardt-Brauerei, die ihren Stammsitz in Berlin hatte, mit einem Verfahren auseinander, mit dem alkoholfreies Bier gewonnen werden konnte. Im Jahre 1972 wurde auf der Leipziger Messe erstmals „Aubi“, ein sogenanntes Autofahrerbier, vorgestellt, welches zunächst an den Autobahnraststätten der DDR in 0,5-Liter-Flaschen für 0,75 Mark je Flasche erhältlich war. Seit 1998 ist „Aubi“ eine geschützte Marke der thüringischen Dingslebener Privatbrauerei Metzler und wird dort als alkoholarmes Bier mit einem Alkoholgehalt von weniger als 0,5 Volumenprozent gebraut. … dass in Thüringen alljährlich das größte deutsche Country- und Westernmusik-Open-Air stattfindet? Das Festival ist das inzwischen wohl größte und bedeutendste Country-Open-Air Deutschlands. Tausende Fans strömen jeden Sommer aus allen Himmelsrichtungen in die mehrtägige Country-Hochburg am idyllischen Bergsee Ratscher nahe Schleusingen. Seit Festivalbeginn 1988 wird hier die beste Country- und Westernmusik geboten. Wer in der CountrySzene Rang und Namen hat, gastierte bereits bei diesem traditionsreichen Ereignis. Bekannte Künstler wie Linda Feller, Tom Astor und Gunter Gabriel begeisterten schon mehrfach mit ihren Auftritten das Publikum. Darüber hinaus gehört es zum Credo der Veranstaltung, immer wieder auch hochkarätige Künstler aus den USA und damit aus dem Mutterland der Country-Musik exklusiv zu präsentieren.

Impressum: ISSN 1614-2837 12. Jahrgang, Ausgabe 45 Hauptredaktionsschluss: 15. Juni Erscheinungstermin: 11. Juli Herausgeber: REGJO – Das Magazin Magazinverlag Mitteldeutschland GmbH Nikolaistraße 16, 04109 Leipzig Telefon: (03 41) 975 72 47, Telefax: (03 41) 974 72 58 REGJO ist eine eingetragene Marke (39867052) der REGJO – Magazin Verlag Mitteldeutschland GmbH www.regjo-mitteldeutschland.de, info@regjo-mitteldeutschland.de Regionale Wirtschaft: Frank Willberg Energie und Umwelt: Dr. Helge-Heinz Heinker Titelthema: Dr. Helge-Heinz Heinker, Frank Willberg Sport und Lebensart: Franziska Reif Tourismus: TobiasPrüwer Kultur und Kunst: Esther Niebel, Steffen Georgi Online-Redaktion: Daniel Tieg, Anja Bonitz Redaktion: Anja Bonitz (AB), Daniel Tieg (DT), Frank Willberg (FW), Franziska Reif (FR), Dr. HelgeHeinz Heinker (HHH), Steffen Georgi (SG), Tobias Prüwer (TP), Esther Niebel (EN), Matthias Weidemann (MW), REGJO (REG), Redaktion (RED) Gastautoren: Wilfried J. Krämer, Dr. Dietrich Lembke, futureSAX, Kai Thalmann, Sylvia Weiß, Cornelia Jahnel, Sabine Schlüter, Barbara Maria Zollner, Rebecca Schweier, Karin Demming, Ralf Borschinsky, Sarah Vannini Lektorat: Franziska Reif Anzeigen: Claus-Peter Paulus, Steffi Emde, Ramona Kitzing Vertriebspartner: SIBLOG Logistik GmbH Art Direction & Layout: Dirk Schröck, TAKEZO Graphic artwork Fotografie: Daniel Tieg, Andreas Koslowski, Christian Modla, Dirk Knofe Titelbild: Andreas Koslowski Distribution/Marketing: Daniel Tieg Messen und Kongresse: Anja Bonitz, Daniel Tieg Verlagsassistentin: Anja Bonitz Schlussredaktion: Daniel Tieg, Anja Bonitz, Franziska Reif Geschäftsleitung, Herausgeber: Claus-Peter Paulus (V.i.S.d.P.) Veröffentlichung: Quartalsweise Druck: Aumüller Druck GmbH & Co. KG

… dass das Mansfelder Land die einzige Region der Welt ist, in der die seltene Sportart Platzbahnkegeln wettkampfmäßig betrieben wird? Das Platzbahnkegeln ist eine regionale Sonderform des Kegelns, bei der die Kugel geworfen anstatt gerollt wird. Sie hat einen Durchmesser von maximal 24 Zentimetern. Die Kegel haben einen Durchmesser von 10 und eine Höhe von 50 Zentimetern. Einzig der Königskegel ist 3 Zentimeter höher. Aus 6 Metern Entfernung muss der Spieler versuchen, möglichst viele der neun Kegel mit einem Wurf zu treffen. Das Kegeln findet üblicherweise im Freien statt und kommt als Wettkampfsport nur im Mansfelder Land und im südlichen Sachsen-Anhalt vor. Dort werden seit 1964 Meisterschaften ausgetragen. Damit ist dies die einzige Region der Welt, in der dieser Sport wettkampfmäßig betrieben wird. Das Spiel wurde wahrscheinlich von Bergleuten aus Österreich mitgebracht. Diese wanderten um 1500 in die Region ein, als der Kupferabbau aufblühte. Bis heute hat sich Platzbahnkegeln im Mansfelder Land gehalten. Bildnachweis: pixplosion/pixelio.de; Paul-Georg Meister/pixelio.de; Rainer Sturm/pixelio.de

Geprüfte Auflagen und Verbreitung: Es gilt der Mediaplan 2016, gültig ab Dezember 2015. REGJO – Das Magazin für Mitteldeutschland ist Gewinner des SilberAward im Wettbewerb um den BCP (Best of Corporate Publishing) 2010

Medienpartnerschaften:


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Der Kolibri. Mit 40 bis 50 Flügelschlägen pro Sekunde kann er auf der Stelle fiegen und präzise manövrieren.

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