Regjo Ausgabe 01 2010

Page 1

REGJO Leipzig/Halle

1/2010

Das Regional-Journal f端r Mitteldeutschland

4 EUR

ISSN 1614-2837 www.regjo-leipzighalle.de

Land sucht Mitte


Erste deutsche Dampflokomotive „Saxonia“ Konstrukteur: Prof. Johann Andreas Schubert Deutschland, Wernesgrün (Vogtland), 1838

Antrieb. Made in Germany. Mit der regional verwurzelten Sachsen Bank. Die Dampflokomotive steht für Antriebskraft und Fortschritt. So wie die Sachsen Bank mit ihrem leistungsstarken und zukunftsweisenden Produkt- und Dienstleistungsangebot. Als ein Unternehmen der LBBW-Gruppe bietet sie Ihnen die umfassende Kompetenz eines

Ein Unternehmen der LBBW-Gruppe

erfahrenen, flexiblen Finanzdienstleisters und die besondere Kundennähe einer eigenständig agierenden Regionalbank. Weitere Informationen unter www.sachsenbank.de


regjo LEIPZIG/HALLE

editorial

01

Mittendrin in der Region Mitteldeutschland ist REGJO seit fünf Jahren. Diesmal steht die Mitte selbst im Mittelpunkt unseres Magazins.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

seit fünf Jahren informiert das REGJO-Magazin seine Leser bundesweit über Wirtschaft, Politik und Kultur aus Mitteldeutschland. Die 20. Ausgabe haben wir zum Anlass genommen, uns mit dem Begriff Mitteldeutschland selbst zu beschäftigen. Im Interview erklärt der Soziologe Prof. Dr. Kurt Mühler, warum sich Menschen überhaupt mit Orten identifizieren. In unserer Titelgeschichte widmen wir uns der Geschichte des Begriffs Mitteldeutschland und seiner vielfältigen Wandlungen. Außerdem untersuchen wir die politischen Diskussionen um ein gemeinsames Bundesland Mitteldeutschland, begeben uns auf die Suche nach der Mitte der Mitte und fragen drei Künstler, eine Galeristin und einen Sammler, ob eine mitteldeutsche Kunstszene existiert. Mit der Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland, über deren zehnjährige Geschichte das beiliegende Mittelpunkt-Heft berichtet, und der neuaufgestellten Metropolregion Mitteldeutschland haben wir darüber hinaus zwei wichtige Akteure im Blatt, die sich die Stärkung der Region auf ihre Fahnen geschrieben haben. Unsere neue Rubrik zur mitteldeutschen ITK-Branche startet gleich mit einem Paukenschlag. Knut Löschke, der Gründer und ehemalige Chef von PC-WARE, meldet sich zurück. Im Gespräch mit REGJO steht er Rede und Antwort zu den Fehlern der Vergangenheit und den Plänen für die Zukunft. Es bleibt also spannend in Mitteldeutschland. Und wir bleiben dran, versprochen!

Ihr Kai Bieler Chefredakteur, E-Mail: k.bieler@regjo-leipzighalle.de

Die Ziele des REGJO: Der Wettbewerb zwischen den Standorten in Europa wird schärfer. Die klare Positionierung und Profilierung einer Region sichert das Bestehen in diesem Wettbewerb. REGJO berichtet mit überregionaler Präsenz über Wirtschaft, Kultur und Leben aus der Wirtschaftsregion Leipzig-Halle. Mit kompetenten Beiträgen und einprägsamen Bildern erhöht REGJO die Identifikation der Menschen mit der Region. So gewinnt die Region als Standort weiter an Attraktivität. Bei Bewohnern und Investoren.


02

Inhalt

RegJo LEIPZIG/HALLE

14 Identität als Heimspiel

77 Neo arrangiert Mythen

Im Interview sprach REGJO mit dem Soziologieprofessor Kurt Mühler über die regionale Verwurzelung von Menschen und fragte, ob es so etwas wie eine mitteldeutsche Identität gibt.

Neo Rauch wird 50. Zum Geburtstag des Malerstars aus Leipzig präsentieren das Museum der bildenden Künste Leipzig und die Pinakothek der Moderne München die erste große Retrospektive.

Thema 13 Elf Partner und ein Ziel: Die Metropolregion Mitteldeutschland präsentiert die Ergebnisse ihrer inhaltlichen Neuausrichtung.

18 Mitten im Land: Deutschland sucht seine Mitte. Fünf Kandidaten kämpfen um die Krone. Derweil steht ein anderer Titel bereits fest.

20 Dichtung und Wahrheit: „Mitteldeutschland hat keine einheitliche Geschichte“, sagt Historikerin Monika Gibas. Gemeinsam mit ihr sucht REGJO nach den Wurzeln der Mitteldeutschland-Idee.

Wirtschaft & Wissen 06 BMW setzt auf Leipzig: Der Münchner Autobauer BMW gibt Gas beim Elektroauto. Das Werk in Leipzig wird dabei eine Schlüsselrolle spielen.

09 Zukunft wagen: 171 Millionen Euro – 19 Städte – 19 Themen: Die Internationale Bauausstellung Stadtumbau SachsenAnhalt 2010 zieht Bilanz.

44 „Ich kann halt nicht anders“: Wenige Monate nach seinem Weggang von PC-WARE ist Dr. Knut Löschke zurück in der deutschen ITK-Branche. Im Gespräch mit REGJO berichtet er exklusiv über seine neuesten Pläne.

28 So weit das Auge reicht: Über den Sinn einer Fusion der drei mitteldeutschen Bundesländer wird immer wieder diskutiert. Bislang ohne konkrete Ergebnisse.

78 Aus der Nähe lauter Bäume: Drei Künst-

Kultur & Gesellschaft 33 Interview: Hermann Winkler ist einer der bekanntesten Christdemokraten im Osten Deutschlands. Seit 2009 vertritt er als Abgeordneter Mitteldeutschland im Europaparlament. Im Interview spricht er über seine Arbeit.

86 Jugendhelden: Die aktuelle Foyerausstellung im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig lässt die drei Mosaik-ComicHelden wieder lebendig werden.

88 Vision wird wahr: Neue Schau der Stiftung Moritzburg in Halle zeigt Werke der „Brücke“-Maler.

91 Zerbrechliche Schönheiten: Thüringen 95 Kolumne: Klaus Wurpts, Geschäftsführer der Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland, über die Chancen und Herausforderungen einer Wirtschaftsregion Mitteldeutschland.

ler, ein Sammler und eine Kuratorin nehmen Stellung zu der Frage, ob es eine mitteldeutsche Kunstszene gibt.

Bildnachweis: C. Hüller; U. Walter / VG Bild-Kunst Bonn; Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland; Stadt Magdeburg; Floreijn Invest B.V.

feiert seine 250-jährige Porzellangeschichte. Im Festjahr zeigen 16 Museen des Freistaates ihre Schätze und präsentieren Tradition und Moderne.


regjo LEIPZIG/HALLE

Inhalt 03

55 mitte I punkt

75 Alles Otto

39 Zurück in die Stadt

Die Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland wird zehn. Grund und Anlass für die WIM zur Erstellung eines 16-seitigen Sonderheftes rund um Mitteldeutschland. Rückblick und Ausschau: Seiten 55 bis 74.

Magdeburg ist seit Jahresbeginn „Ottostadt“. Im Interview spricht Rainer Nitsche, Beigeordneter für Wirtschaft, Tourismus und regionale Zusammenarbeit über, die Kampagne.

Im Wandel der Gesellschaft zieht es die Menschen zurück in die Städte, so auch in alte Produktionsstätten der Industrie. Innovationen dienen bei der Neubesiedlung als Motor der modernen Stadtentwicklung.

Advertorial 04 Politik 1: Böhmer, Tillich, Lieberknecht – die Ministerpräsidenten der Länder Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen gratulieren zum 10-jährigen.

06 Historie: Entstehung und Entwicklung der Wirtschaftsinitiative im Überblick.

08 Impulse: Zukunftskonferenzen als Impulsgeber für neue strategische Standortentwicklungen.

10 Cluster: Bottom-up vom „Stärken stärken“ zum Spitzencluster.

12 Innovation: Mit viel IQ zu gebündelter

43 Intelligente Beleuchtung: Die Luxsoli GmbH aus Gera beleuchtet damit Wege und Straßen und ermöglicht so Einsparungen von bis zu 90 Prozent.

53 Auf dem Pfad der Tugend: Rechtsanwalt Detlef Bischoff über das Bank(kunden) geheimnis und Geldtransfers mit der Schweiz und den anderen Bankstaaten Europas.

Spieß gibt dem Coaching-Boom eine neue Dimension – und die notwendige Tiefe.

in Zahlen und Grafiken.

38 Gewerbegrundstücke: Übersicht ausgewählter Gewerbeflächen in Mitteldeutschland

36 Wirtschaftsförderer: Übersicht von Kommunen und Institutionen.

des Flughafens Leipzig/Halle ist mit mehr als 50 Zielen in 17 Ländern der beste Ausgangpunkt für Ihren Traumurlaub.

92 Kulturkalender: Tipps und Termine aus 50 Nur bei uns: Halle setzt in seiner Stadt-

Leuchtturm für Absolventen.

34 Zahlen und Fakten: Mitteldeutschland

48 Balkonien ade!: Der Sommerflugplan 47 Coaching (Serie Teil 1) Rat geben auf Zeit: Mentor Hans-Werner

Mittelstandsförderung.

14 Standort: Fachkräfte sichern mit dem

Service

marketingkampagne auf seine Alleinstellungsmerkmale und Kulturhäuptlinge.

Mitteldeutschland

94 Messekalender: Messen und Kongresse in Mitteldeutschland

18 WIM aktuell: Die Organisation der Wirtschaftsinitiative im Überblick.

19 Politik 2: Gratulation der Oberbürgermeister der Förderstädte.


C h e m n it z | D e s s au-R oß l au | D r e s d e n | E r f u r t | G e r a | H a l l e | Je n a | L e ip z ig | M agd e b u r g | We i m a r | Zw i c k au

Runde Sache Bei uns fanden Bereits Goethe und schiller jede Menge Freiräume für ihre großen Ideen und Taten. Heute ist Mittel­ deutschland die führende Wirtschaftsregion Ostdeutschlands und ein dynamischer Standort mitten in Europa. Rund 35 Hoch schulen und über 100 Forschungseinrichtungen sorgen dafür, dass uns die klugen Ideen auch in Zukunft nicht ausgehen. Inmitten unserer einzigartigen Kulturlandschaften lässt es sich in einer der familienfreundlichsten Regionen Deutschlands nicht nur sehr gut arbeiten, sondern auch exzellent leben. Überzeugen Sie sich selbst!

w w w.reg ion-m it teldeut sc h la nd.com

metropolregion mitteldeutschland


1

3

5

2

4

6

Meinung 05

Bildnachweis: MDV; TOTAL; EKM; Marco Prosch; MBC; Solarvalley Mitteldeutschland

regjo LEIPZIG/HALLE

Namenskunde REGJO fragt seine Leserinnen und Leser: Diesmal Unternehmen und Initiativen der Region, die das Wort „mitteldeutsch“ im Namen tragen, warum sie dies tun und was Mitteldeutschland für sie bedeutet.

1. Steffen Lehmann, Geschäftsführer

3. Ilse Junkermann, Landesbischöfin der

des Mitteldeutschen Verkehrsverbunds (MDV): „Der MDV wurde 2001 im Großraum Halle-Leipzig wirksam – einem Gebiet, das man im 20. Jahrhundert als ‚mitteldeutsches Revier‘ bezeichnete. Zwischenzeitlich wurde das Verbundgebiet nicht nur in Sachsen-Anhalt und Sachsen, sondern sogar bis nach Thüringen erweitert. Alle Zug-, Bus- und Tramlinien im Netz können mit einheitlichen Tickets benutzt werden. Das Wort „mitteldeutsch“ ist also nicht nur umgangssprachlich von Bedeutung.“ 2. Reinhard Kroll, Geschäftsführer der TOTAL Raffinerie Mitteldeutschland GmbH: „Die Mitarbeiter unserer Raffinerie stellen sicher, dass Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen stabil und zuverlässig mit Benzin, Diesel und Heizöl versorgt werden. Außerdem beliefern wir Firmen im mitteldeutschen Chemiedreieck mit Grundstoffen. Unser Unternehmen ist fest in der Region verankert und daran interessiert, dass sich Mitteldeutschland weiterhin gut entwickelt. Wir haben vielfältige Kontakte in der Region, bis hin in die Bereiche Sport, Kultur und Bildung, die wir fördern.“

Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM): „Die EKM liegt hauptsächlich im Territorium von Sachsen-Anhalt und Thüringen, aber auch in Brandenburg und Sachsen. Aus zwei Landeskirchen entstanden, musste sie sich neu verorten. Der Begriff – seit 200 Jahren gebraucht – hat unter anderem einmal das Gebiet vom Harz über den Thüringer Wald bis ins Erzgebirge bezeichnet. Der MDR war die erste Institution, die nach der Wende das Angebot einer neuen Raumkategorie geschaffen hat. Das haben wir genutzt.“ 4. Roman Pliske, Geschäftsführer des Mitteldeutschen Verlags (mdv): „Vor sechs Jahren saß ich noch unzufrieden im Ruhrpott. Kurz darauf kam das Angebot, einen der renommiertesten Buchverlage Ostdeutschlands neu zu positionieren. Der mdv ist mit knapp 65 Jahren schon ‚Rentner‘. Und doch hat er sich unlängst neu erfunden. Der traditionsreiche Name war sicher ein Vorteil, er verweist auf die Standorte Halle und Leipzig, gleichzeitig auf die regionalen Themen-Schwerpunkte. Heute ist Mitteldeutschland für mich Ideenhort und Heimat zugleich.“

5. Jörg Hexel, Geschäftsführer des Mitteldeutschen Basketball Club (MBC): „Wir möchten als sportliches Aushängeschild unserer Region dazu beitragen, die regionalen Stärken deutschlandweit zu präsentieren. Für den MBC bedeutet Mitteldeutschland eine leistungsstarke Wachstumsregion. Wir haben hier einen attraktiven Lebensstandort und eine optimale Verkehrsanbindung. Mit unseren Spielen möchten wir zu einer Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Dafür stehen wir mit sportlichen Erfolgen in der Beko Basketball Bundesliga, denn Mitteldeutschland gehört in die 1. Liga!“ 6. Peter Frey, Geschäftsführer Solarvalley Mitteldeutschland: „Pioniergeist und Unternehmermut, überdurchschnittlich qualifizierte und motivierte Mitarbeiter sowie die Unterstützung der Politik haben Mitteldeutschland zur weltweit einzigartigen Boomregion der Photovoltaik gemacht. Im Spitzencluster ‚Solarvalley Mitteldeutschland‘, Sieger im bundesweiten Wettbewerb, wird die industrielle Basis für die Photovoltaik als weltweit bedeutendste Energietechnologie dieses Jahrhunderts entwickelt und der Wechsel in der Energiestrategie eingeleitet.“


06

magazin

RegJo LEIPZIG/HALLE

A ut o m o bil

P h o t o v o ltaik

Unter Strom

Neue Basis

BMW erweitert sein Werk in Leipzig – Elektroauto soll 2011 vom Band rollen.

S&F Umwelttechnik Thüringen GmbH bezieht neuen Firmensitz in Sömmerda.

Einen dreistelligen Millionenbetrag investiert BMW derzeit in seine Leipziger Niederlassung. In den kommenden Jahren entstehe auf dem Gelände des Bayerischen Autobauers vor den Toren Leipzigs ein „Werk im Werk“ verkündete der Chef des Leipziger Standortes, Manfred Erlacher, Mitte April. Bis 2011 soll hier, neben der bestehenden Produktion der 3er-Klasse, die erste Kleinserie elektrisch betriebener Autos vom Band rollen. Die 600 bis 800 Exemplare des auf der Basis des 1er Coupés entwickelten und bislang als Studie präsentierten Automobils Concept ActiveE zunächst auf den Testmärkten in aller Welt erprobt werden. Das Ziel ist der Ausbau des Standortes Leipzig zum Kompetenzzentrum für die Produktion von Elektroautos. Und auch bei der Karosserie setzt BMW nicht wie bisher auf Stahl oder Aluminium, sondern auf leichte Kohlefasern. Entwickelt in den USA, erfolgt in Deutschland die Verarbeitung. Bis spätestens 2015 soll dann aus dem Werk Leipzig ein großstadttaugliches Elektrofahrzeug in Serie folgen. RA

„Wir haben uns lange genug vorbereitet. Jetzt geht es endlich los.“ Michael Krause und seinem elfköpfigen Team war die Freude über den Umzug in das thüringische Sömmerda anzumerken. Dort hat die S&F Umwelttechnik Thüringen GmbH Mitte März ihren neuen Sitz errichtet. Und von dort aus soll das Photovoltaik-Brachland Thüringen intensiv bearbeitet werden. Außerdem will das Unternehmen damit das S&F Umwelttechnik Photovoltaik-Kompetenzzentrum in Kolitzheim entlasten. Thüringen spielt in der PhotovoltaikBranche eine Schlüsselrolle, vor allem in der Produktion. Firmen wie Bosch Ersol oder Masdar haben hier ihren Sitz. Installierte Dachanlagen gibt es rund um Erfurt, Jena, Suhl oder Weimar dennoch eher selten. Die am 30. Oktober 2009 gegründete Gesellschaft soll mittelfristig das PhotovoltaikKompetenzzentrum in Mitteldeutschland für schlüsselfertige Dachanlagen werden. Für das laufende Jahr 2010 streben Michael Krause und sein Team an, Anlagen mit einer Gesamtgröße von 15 MWp zu projektieren und zu errichten. NJ

Dietmar Beiersdorfer, Fußball-Chef des Red BullKonzerns, ist neuer Vorstandsvorsitzender beim Noch-Fünftligisten RB Leipzig. Das Amt des Vorstandschefs bei den Leipziger Rasenballern war nach dem Rücktritt von Andreas Sadlo im Februar vakant und wurde mit dem ehemaligen Manager des Hamburger SV besetzt. Mit Anton Milner räumte ein Pionier der Mitteldeutschen Solarbranche Ende März überraschend seinen Posten. Dass der ehemalige Q-Cells-Chef allerdings grundlos hinwarf, ist nicht nur unter Experten unwahrscheinlich. Es wird erwartet, dass sich Milner verstärkt in der Branche engagiert. Zu seinem Nachfolger wurde Nedim Cen ernannt. Prof. Dr. Arnis Vilks übernahm am 1. April 2010 interimistisch die wissenschaftliche Leitung an der Handelshochschule Leipzig (HHL). Damit folgt er Prof. Dr. Hans Wiesmeth als Rektor, dessen Amtszeit mit dem 31. März 2010 zu Ende geht. Vilks hat an der HHL den Lehrstuhl für Mikroökonomie inne und war von 2000 bis 2005 schon einmal Rektor der HHL. Carina Heinze ist die neue Geschäftsführerin der Fördergemeinschaft für Polymerentwicklung und Kunststofftechnik in Mitteldeutschland POLYKUM e.V. „Den Wissens- und Technologietransfer für alle Seiten gewinnbringend zu gestalten, ist eine spannende Herausforderung“, sagte die 45-jährige Diplom-Ingenieurin bei Dienstantritt Anfang März. Diana Smikalla verstärkt seit Anfang des Jahres die Medizinische Fakultätsverwaltung in Leipzig. Sie übernahm die Pressearbeit der Fakultät in enger Zusammenarbeit mit der Pressestelle der Universität und ist Ansprechpartnerin für Anfragen rund um Forschung und Lehre der Medizinischen Fakultät.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.bmw.de.

Weitere Informationen unter: www.sf-umwelt.de


regjo LEIPZIG/HALLE

F o r schun g

regionale wirtschaft 07

M e di e n

Keimfrei

Dresdner Kindl

Jenaer Forscher des „Hans-Knöll-Instituts“ entdeckten neues Antibiotikum.

Plastic Logic startet E-Reader-Volumenproduktion in Dresden.

Wissenschaftler aus Jena haben ein neues Antibiotikum entdeckt, das gegen multiresistente Keime, wie sie etwa in Kliniken vorkommen, wirkt. Dabei setzte das Jenaer Forschungsteam auf die heilende Kraft des Komposthaufens. Der Forschergruppe um Prof. Christian Hertweck aus dem LeibnizInstitut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie (Hans-Knöll-Institut) gelang es zum ersten Mal, anaerobe Bakterien, also Mikroorganismen, die nur unter der völligen Abwesenheit von Sauerstoff gedeihen, zur Bildung von Antibiotika zu bewegen. Bis ein Medikament daraus wird, können aber noch bis zu zehn Jahren vergehen. Das Forscherteam meldete die neue Substanz bereits zum Patent an. Denn die Wissenschaftler stehen im Wettlauf mit der Natur, die durch fortwährende Mutation der Organismen solche Resistenzen hervorbringt. Und die Erreger sind einfallsreich. Immer wieder gelingt es ihnen, die Wirkung von Antibiotika zu umgehen. Weltweit suchen Forschungsteams daher nach neuen Quellen für antibakterielle Substanzen. RA

Lange hatte das Kind keinen Namen, nun ist das britisch-amerikanische Unternehmen Plastic Logic endlich zur Taufe seines lange erwarteten und voraussichtlich Anfang 2010 erscheinenden eReaders geschritten: Que heisst der Wunderknabe, der sich mit 10,7-Zoll Displaydiagonale insbesondere für Magazinformate eignen soll. Im Januar wurde er auf der „Consumer Electronics Show“ in Las Vegas der Öffentlichkeit vorgestellt. Hergestellt wird er in Dresden. Seit 2008 tüftelt man hier bereits an der Entwicklung hauchdünner E-Ink-Displays. Nun fährt Dresden die Serienproduktion hoch. Nach der offiziellen Markteinführung in den USA sollen die rund 180 Mitarbeiter nun ab der kommenden Woche im Schichtsystem in die Volumenproduktion einsteigen. Außerdem seien in den nächsten Monaten noch einmal Investitionen in Höhe von mehr als 20 Millionen US-Dollar (rund 14,8 Millionen Euro) geplant, um die Kapazitäten des Werks zu erweitern. In Deutschland müssen sich die Kunden allerdings voraussichtlich noch bis 2011 gedulden. RA

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.hki-jena.de.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.plasticlogic.com.

Galileo-Testfeld In Anwesenheit von Vertretern der Landesregierung Sachsen-Anhalts und der Wirtschaft wurde Mitte März an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg das von der Logistikbranche ersehnte Galileo-Testfeld und Entwicklungslabor für Ortung, Navigation und Kommunikation für Verkehr und Logistik eingeweiht. Das Labor ist nicht das modernste, sondern auch das einzige seiner Art in Europa. Künftig werden hier modernste satellitengestütze Anwendungen für die Verkehrs- und Logistikbranche, den öffentlichen Nahverkehr, die Telematik und die funkgestütze Kommunikation getestet und weiterentwickelt. Langfristiges Forschungsziel ist die Vernetzung der verschiedenen Technologien und der Aufbau von intelligenten, umweltorientierten Verkehrssystemen für Sachsen-Anhalt. Infos unter: www.iff.fraunhofer.de

Bildnachweis: Red Bull, Andreas Stedtler; HHL, POLYKUM e.V.; Uni Leipzig - medizinische Fakultät; BMW; S&F Umwelttechnik; HKI; Plastic Logic; iff Fraunhofer

Verantwortungspartner An der Unternehmensinitiative „Verantwortungspartner für die Region Halle“ beteiligt sich auch der Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e.V. mit dem Projekt „MitWirkung!“. Das Projekt richtet sich mit Bildungsangeboten in „fremde Lebenswelten“ an führende Unternehmensmitarbeiter und setzt gezielt auf die Stärkung ihrer persönlichen und sozialen Kompetenzen durch Engagement im Gemeinwesen. Während des Trainings arbeiten Führungskräfte für eine Woche in einer sozialen Einrichtung und erleben so oft einen Perspektivwechsel, der die Weiterentwicklung ihrer Führungskompetenz bewirken soll. Begleitet wird das Projekt durch eine intensive Vor- und Nachbereitung. Infos unter: www.freiwilligen-agentur.de.


08

regionale wirtschaft

RegJo LEIPZIG/HALLE

Sport

Sport

Marathonfieber

Rote Bullen bauen um

Am 4./5. September 2010 findet der 9. Mitteldeutsche Marathon statt.

Rasenball Leipzig zieht ins Zentralstadion um – und spendiert der ehrwürdigen Arena neue Sitzmöbel

Laufen mit dem Doppelolympiasieger Waldemar Cierpinski – und das alljährlich seit dem Jahre 2002. Diesem Anspruch kann deutschlandweit nur ein Marathon gerecht werden: der Mitteldeutsche Marathon. Im Jahre 2002 fand er erstmalig und auf Initiative der Lauflegende Waldemar Cierpinski statt. Das Besondere an diesem Lauf: Er wird getreu dem antiken Vorbild zwischen zwei Städten ausgetragen. Zum neunten Mal wird diese Laufveranstaltung nun in diesem Jahr am 4. und 5. September stattfinden, und dabei führt die Marathonstrecke von Spergau nach Halle an der Saale. Nahezu 30.000 Aktive im Alter von 5 bis 90 Jahren haben sich in den letzten acht Jahren in die Starterlisten dieses Laufevents eingeschrieben. Traditionell reicht auch 2010 die Palette der angebotenen Wettkämpfe von den Schnupperläufen für Laufeinsteiger in Spergau und Halle über die Marathonstaffel und Wettbewerbe für Walker und Inlineskater bis hin zum Marathon für den trainierten Athleten. Dieses Jahr neu im Programm: ein Viertelmarathon und ein Staffelwettkampf. KS

Red Bull zieht ins Zentralstadion um. Die baldige Heimspielstätte des künftigen Fußball-Regionalligisten Rasenball Leipzig (RBL) wird ab 1. Juli zudem auch Red Bull Arena heißen. Möglich machte das die Beendigung eines Dauerstreits zwischen Stadioneigner Michael Kölmel und der Stadt Leipzig. Ein Beschluss des Stadtrats im März beendete einen Disput um Verträge und sechsstellige Euro-Summen und machte den Weg frei für den Umzug der Rasenball-Fußballer. Die Volksvertreter jedweder Couleur haben anscheinend begriffen: Leipzigs Stadtspitze muss endlich zum rasanten Dauerlauf ansetzen, um ihrerseits die letzte realistische Chance auf Profifußball in der ehemaligen Sportstadt zu wahren. Das Tempo der Roten Bullen zu halten, wird für den Stadtrat indes schwer. Denn die RBL-Macher geben richtig Gas, sollen laut Medienberichten Sponsoring-Verträge mit Adidas, Audi und Förch in der Tasche haben. Mit Medienunternehmer Kölmel einigte sich das Management der Rasenballer indes auf eine Staffelmiete über zehn Jahre. Je nach erreichter Spielklasse

Weitere Infos dazu finden Sie im Internet unter www.mitteldeutscher-marathon.de.

Weitere Informationen zum Fußball-Engagement von Red Bull in Sachsen finden Sie im Internet unter www.redbulls.com/soccer/leipzig.

wird der Mietzins in seiner Höhe angepasst. Spitzenmieten gibt es also erst bei Spitzenfußball. Red Bull-Eigner Dietrich Mateschitz greift für seinen RBL-Geschäftsführer Dieter Gundel noch tiefer in die silberne Getränkedose: In das Leipziger Stadion wird üppig investiert. Ganz oben auf der To-DoListe stehen der Ausbau der Business- und VIP-Boxen, die Installation elektronischer Werbebanden sowie der Einbau von rund 45.000 Sitzen in den Vereinsfarben Dunkelblau und Rot. In der Marketingsprache heißt das „branden“, also auf eine Marke und ihre Farben zuschneiden. Die Gefahr von gestalterischem Einheitsbrei droht hierzulande allerdings nicht – die „Geschwisterstadien“ stehen im österreichischen Salzburg und im fernen New York City. Eines dürfte jedoch bereits jetzt feststehen: Gleich welche Farben die Bestuhlung der künftigen Red Bull Arena haben wird, für die Mehrheit der Leipziger wird das Stadion weiter Zentralstadion heißen. Ambitionen hin, Fußballbegeisterung her. FRS


regjo LEIPZIG/HALLE

S tadtumbau

Kostensenkung für Leipziger Betriebe Kleine und mittelständische Unternehmen können ab sofort ihre Betriebskosten senken, indem sie sich an ÖKOPROFIT (Ökologisches Projekt Für Integrierte Umwelt-Technik) beteiligen. Ziel des einjährigen Projekts ist es, in den Unternehmen Energie- und Wasserkosten sowie Rohstoffverbrauch und Abfall zu senken. Hierzu werden zehn branchenübergreifende Workshops unter Leitung von Experten angeboten. Außerdem erhalten die Unternehmen bis zu vier Vor-Ort-Beratungen, bei denen individuell neue Verfahrensweisen erklärt und geprüft werden. ÖKOPROFIT wird vom Freistaat Sachsen gefördert, sodass Firmen nur einen Eigenkostenanteil von 500 bis 1.000 Euro zahlen. Weitere Infos finden Sie im internet unter www.energiemetropole-leipzig.de.

Sensationsfund

Zukunft wagen

Max-Planck-Forscher entdecken bisher unbekannte Menschenform.

171 Millionen Euro – 19 Städte – 19 Themen: Die IBA Sachsen-Anhalt zieht Bilanz.

August 2005: Archäologen bei einer Konferenz in der Denisova-Höhle im AltaiGebirge im südlichen Sibirien. Noch ahnen Sie nicht, auf welchen Schatz sie drei Jahre später an dieser Stelle stoßen werden: Ein winzig kleines Stück Fingerknochen, vermutlich von einem Kind. An sich noch keine große Sensation. Doch jetzt stellten Experten vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig bei ihren Untersuchungen fest: Der Knochen stammt weder vom Menschen noch vom Neandertaler. Das Forscherteam hatte die uralte mitochondriale DNA aus dem Fingerknochen sequenziert und herausgefunden, dass sie von einer bislang unbekannten Menschenform stammt. Sie habe vor etwa 48.000 bis 30.000 Jahren in den Bergen Zentralasiens gelebt. Das mitochondriale Erbgut, das von der Mutter an die Nachfahren vererbt wurde, ist ein Hinweis auf eine neue Auswanderungswelle aus Afrika. Sie unterscheidet sich von derjenigen, die der Homo erectus, Vorfahre der Neandertaler und des Homo sapiens, beschritten hat. NJ

Seit 1989 hat Sachsen-Anhalt etwa 17 Prozent seiner Bevölkerung verloren – und noch ist der Rückgang nicht gestoppt. Das Land steht damit stellvertretend für eine gesellschaftliche Gegenwart, die auch viele andere Länder in Zukunft noch erwartet. Die Internationale Bauausstellung (IBA) Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010 hat in den vergangenen acht Jahren versucht, Antworten auf die aus dieser Entwicklung resultierenden drängenden Fragen der Stadtentwicklung zu geben. 171 Millionen Euro wurden investiert. In diesem Jahr zieht die IBA nun Bilanz. Bis zum 16. Oktober 2010 sind in den 19 beteiligten Städten die Ergebnisse des intensiven Rück-, Um- und Aufbauprozesses zu besichtigen. Einen Überblick über den gesamten Prozess gibt die zentrale Ausstellung auf 1.200 Quadratmetern im Bauhaus Dessau. Ein breites Veranstaltungsprogramm, darunter zahlreiche Fachkonferenzen, begleitet die Präsentation. Damit lädt die IBA auch zu einem Blick in die Zukunft ein. Denn durch sie ist Sachsen-Anhalt gewissermaßen zum Labor für die Stadt von morgen geworden. NJ

Weitere Infos dazu finden Sie im Internet unter www.mpg.de.

Weitere Infos unter: www.iba-stadtumbau.de

Konzeptfahrzeug Nios auf Ami Es wiegt nur nur 160 Kilogramm, fährt mit einer Brennstoffzelle und einem Elektromotor: „Nios“. Das ultraleichte Fahrzeug wurde von einem Team Studierender der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle, der Hochschule Merseburg (FH) und der TU Chemnitz entwickelt. Das Auto besteht aus annähernd 70 Prozent regenerativen Materialien von denen rund 90 Prozent recyclingfähig sind. „Nios“ ist ein kleines Energiewunder. Auf der AMI, der Auto Mobil International in Leipzig, wurde das Fahrzeug zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Im Gegensatz zu den meisten Showcars ist „Nios“ ein voll einsatzfähiger Fahrzeugprototyp. Mit ihm werden die Studenten im Mai beim Shell Eco-marathon 2010 in der Klasse „UrbanConcept" auf dem Eurospeedway Lausitz starten. Weitere Informationen zu „Nios“ und dem Projekt finden Sie im Internet unter http://www.projekt-hydrokultur.de.

Bildnachweis: T. Schaper; T. Schulze; K. Finstermeier, Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie; IBA-Büro GbR, M. Uhlmann; Hochschulpressestelle „Nios“ 3D Rendering erstellt von C. Molnar

W iss e nschaft

regionale wirtschaft 09


10

Advertorial

RegJo LEIPZIG/HALLE

B ildun g

S pa r kass e l e ipzi g

Business XXL

Gutes Gewissen und tätige Hilfe

Das ICC-Sprachinstitut bahnt mit EnglischTraining neue Business-Kontakte an.

Die Sparkasse Leipzig ist ein leidenschaftlicher Botschafter des Stiftungsgedankens. Sie setzt sich dafür ein, dass die Stiftungskultur nach Mitteldeutschland zurückkehrt.

Das eigene Business-Englisch verbessern, Europa sehen und neue Geschäftskontakte knüpfen? „Das geht vollkommen problemlos“, erklärt James Parsons, Direktor des ICCSprachinstituts Leipzig. „Mit einem GO International XXL-Sprachkurs, der die Teilnehmer nach Polen und Irland bringt.“ Während des Kurses werden Grundlagen für professionelles Business mit englischsprachigen Geschäftspartnern gelegt. Die Teilnehmer trainieren für Situationen in Verhandlungen und für Verkaufsgespräche. Teil des Kurses sind Reisen nach Krakau und Dublin. Hier werden die Sprachfähigkeiten bei Treffen mit lokalen Unternehmern erprobt. Teilnehmen können Inhaber von Kleinund Mittelständischen Unternehmen (KMU) in Sachsen, Selbstständige und Freiberufler. Parsons: „Für sie besteht die Möglichkeit der 80-prozentigen Förderung der Kursgebühren durch die Sächsische Aufbaubank.“ Mitarbeiter von KMUs dürfen ebenso teilnehmen. Sie können einen Ausgleich für Verdienstausfälle während der Sprachreisen beantragen. FRS

Mitteldeutschland – starkes wirtschaftliches Herz des gesamten Landes. Dieser eindeutige Befund drängt sich auf beim Blick einhundert Jahre zurück. Wer den Weg an die Spitze genauer rekapituliert, entdeckt schnell ein starkes Bürgertum als den entscheidenden „Treiber“ jener Entwicklung, die Wohlstand brachte. Viele berühmte Gemälde würden heute nicht im Museum der bildenden Künste in Leipzig hängen, wenn es dafür keine Stifter gegeben hätte, und die Franckeschen Stiftungen in Halle tragen ihre Herkunft sogar im Namen. Dass viele Einrichtungen, vom Sozialbereich bis zum Sport, von der Mehrung privater Vermögen profitierten, ist gelebte Stiftungskultur. Bürgersinn hieß schon immer auch Stiftungssinn. Doch der Stiftungsgedanke benötigt Erweckung. Sechzig lange Jahre war er in Ostdeutschland verschüttet. Das soll sich nun ändern. Ein leidenschaftlicher Botschafter des Stiftungsgedankens ist die Sparkasse Leipzig. Im Osten Deutschlands ist sie die einzige, die das Generationenmanagement in ihrer Vermögensberatung verankert hat. Sie will zeitgemäße

Weitere Informationen unter www.icc-sprachinstitut.de sowie unter der 0341 - 550 22 460.

und bestandskräftige Antworten auf neue Fragen geben, die aus der Entwicklung der Gesellschaft, der Vermögen und der Familienstrukturen resultieren. Unterstützung bei der Nachfolgeplanung gehört ebenso zu ihrem Angebot wie eben das weite Feld der Stiftungen – von der Besetzung eines ehrenamtlichen Stiftungsvorstands bis zur Anfrage an möglichst viele Stifter, die sich ihrer Stadt und den Menschen verpflichtet fühlen. Ende 2009 lud die Sparkasse Leipzig zu ihrem 2. Stiftertag ein. An einem Sonnabendvormittag trafen sich 150 von der bürgerlichen Idee Überzeugte mit interessierten potenziellen Stiftern. Es gehe darum, „eine nachhaltige Spur der Menschlichkeit auf dem Planeten zu hinterlassen“, so Martin Bücher, Privatkundenvorstand der Sparkasse Leipzig. Wer stiftet, haucht Teilen seines Vermögens einen höheren Zweck ein. Geht es mir gut, kann ich der Allgemeinheit etwas zurückgeben. Das kommt prima an und nützt dem persönlichen Ansehen. So wächst die Aufgeschlossenheit für das Thema und die Region gewinnt allmählich ihre Bürgerlichkeit zurück. HHH

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter: www.sparkasse-leipzig.de/privatebanking.


M usik

En g a g e m e nt

P r e isv e r l e ihun g

Klangvoll

Denkmalpflege

Preisgekrönt

Der MDR MUSIKSOMMER 2010 präsentiert erstklassige Solisten und Ensembles.

Die Weiße Villa in Aschersleben wird saniert.

The Westin Leipzig erhält „Business Diamond 2010“ in der Kategorie „Hotellerie“.

Der Sommer kommt und Mitteldeutschland ist im Musiksommerfieber. Impfen ist zwecklos und Nebenwirkungen sind nicht ausgeschlossen. Mit Hélène Grimaud, eine der besten Pianistinnen Frankreichs, und einer Schumann-Gala in Zwickau startet der nächste MDR MUSIKSOMMER am 12. Juni 2010. Künstler wie Nigel Kennedy (Foto) oder das City of Birmingham Symphony Orchestra mit Schlagzeuger Martin Grubinger gastieren. Außerdem feiert die neue Reihe „Klang Räume“ Premiere. Musik und Architektur werden hier so in Szene gesetzt, dass aus einem Konzert ein Erlebnis für alle Sinne wird. Zum ersten Mal wird am 7. August zu einer rauschenden Ballnacht geladen. Im Dresdner Ballhaus Watzke, einem der bekanntesten Tanz- und Vergnügungslokale in der Elbmetropole, darf und soll getanzt werden. Die LeipzigBigBand sorgt für die passenden Rhythmen, und den traumhaften Blick von der Ballhaus-Terrasse auf die Elbe und das nächtliche Dresden gibt es gratis dazu. CB

Die Lebenshilfe Harzvorland gGmbH ist seit zwanzig Jahren als Träger verschiedenster Einrichtungen in der Betreuung und Beschäftigung behinderter Menschen aktiv. Neben den überregional bekannten und wirtschaftlich sehr erfolgreichen Werkstätten sind die zahlreichen Wohngruppen und Betreuungseinrichtungen aus der Stadt Aschersleben nicht wegzudenken. Den Höhepunkt des allgegenwärtigen Prinzips der Integration und Partizipation stellt das jüngste Projekt des Trägers dar, die Sanierung der Weißen Villa, eines herausragenden Denkmals an exponierer Stelle in Aschersleben. Als unmittelbarer Bestandteil des Bestehornparks, eines Bildungsstandortes für zahlreiche Träger von der Grundschule bis zur Erwachsenenbildung, und somit im Herzen des Geländes der Landesgartenschau 2010, entsteht eine Begegnungsstätte für Wohnen und Kultur sowie multifunktionale Nutzung im Zentrum der Stadt. Das Projekt zeigt: Wirtschaftlicher Erfolg, Daseinsfürsorge für behinderte Menschen und städtebauliches Engagement sind kein Widerspruch. TD

Das Westin Leipzig ist mit dem „Business Diamond“ in der Geschäftsreisekategorie „Hotellerie“ als bestes Business Hotel Deutschlands ausgezeichnet worden. Die seit 2006 vom Busche Verlag und der Berliner Tagungsund Eventagentur „Buchungsservice 24“ jährlich verliehene Auszeichnung hat sich inzwischen als eine branchenrelevante Institution etabliert. Die offizielle Verleihung des „Business Diamond 2010“ fand am 24. Januar 2010 im Leipziger Westin Hotel statt. So durfte der Preisträger als Wohlfühl-Gastgeber für dieses Event gleich seine Qualitäten unter Beweis stellen. Die ehrenvolle Laudatio für die Kategorie „Hotellerie“ hielt Jan Hofer, Chefsprecher der Tagesschau und selbst seit vielen Jahren Stammgast im LuxusBusiness-Hotel. General Manager Andreas Hachmeister nahm den Diamanten voller Stolz stellvertretend für seine 180 Mitarbeiter entgegen: „Mein Team gibt täglich 100 Prozent für unsere Gäste. Sie gehen mit Leidenschaft auf die emotionalen Bedürfnisse unserer Kunden ein, was jedem Einzelnen ein ‚Zuhause-Gefühl‘ vermittelt.“ AR

Weitere Infos unter www.mdr-musiksommer.de. Tickets erhalten Sie unter Tel.: 0341/ 14 14 14.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.lebenshilfe-harzvorland.de.

Weitere Infos unter: www.westin.com/Leipzig

Bildnachweis: ICC-Sprachinstitut; Sparkasse Leipzig; J. Schuler; Lebenshilfe Harzvorland gGmbH; The Westin Leipzig

RegJo LEIPZIG/HALLE Advertorial 11


12

Advertorial

RegJo LEIPZIG/HALLE

F usi o n

T o u r ismus

Nach der Fusion mit Spitzweg und Klose Rechtsanwälten in Potsdam hat die Kanzlei nun bereits vier Standorte in Mitteldeutschland.

Bimmelbahn rund um den Geiseltalsee ist in neue Saison gestartet.

Am 25. März wurde in Potsdam der Fusionsvertrag mit Wirkung zum 01. April zwischen Hümmerich & Bischoff, Rechtsanwälte und Steuerberater, und der Potsdamer Kanzleien von Spitzweg Partnerschaft sowie Klose Rechtsanwälte, Potsdam, feierlich unterzeichnet. Nun sind Hümmerich & Bischoff Rechtsanwälte und Steuerberater in Partnerschaft mit Standorten in Halle (Saale), Leipzig, Dresden und Potsdam vertreten. „Wir haben die sich bietende Chance zum Zusammenschluss gerne wahrgenommen. Alle Beteiligten kennen und schätzen sich seit vielen Jahren. Wir haben uns zwar schon oft, aber immer nur von Fall zu Fall wechselseitig unterstützt. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, die bisherige Zusammenarbeit zu verstetigen und die Expertise der ausgewiesenen Spezialisten zu bündeln“, so Detlef Bischoff, Sprecher der Kanzlei Hümmerich & Bischoff. „Wichtig war uns vor allem, den engen persönlichen Kontakt und das daraus erwachsene hohe Maß an Vertrauen, das uns unsere Mandanten seit vielen Jahren entgegenbringen, nicht aufs Spiel zu setzen. Aber das sollte bei jetzt 25

Das Wetter hatte es am diesjährigen Karfreitag gut gemeint. Bei strahlendem Wetter gab „Lokführer“ Andreas Rumpelt in der Marina Mücheln das Startsignal zur Eröffnungsfahrt des Geiseltal-Express am Geiseltalsee. Zu einer knapp dreistündigen Fahrt mit Informationen zur Region lud die Geiseltaler Entwicklungs- und Touristikgesellschaft am Freitagmorgen ein, um die Saison mit der Tourenlok zu eröffnen. Mit 28 Personen und damit bis auf den letzten Platz gefüllt fuhr die Kleinwegebahn auf der Strandpromenade einmal rund um den See. Seit dem 2. April bricht der GeiseltalExpress nun jeden Samstag und Sonntag um 10, 14 und 17 Uhr von der Marina Mücheln zu der Rundtour auf. Zustiege ab Neumark, Frankleben oder vom Weinberg sind möglich. Auf Vorbestellung fährt der Express aber auch in der Woche. Wer das Besondere mag, kann sich beim Unternehmen auch über die Mondscheinfahrt informieren, einer Sonderfahrt in den Sonnenuntergang, bei der sich die Seenlandschaft bei Mondschein in eine glitzernde Zauberwelt verwandelt. NL

Berufsträgern und rund 40 Mitarbeitern kein Problem sein“, ergänzt Rechtsanwalt Arne Steindorf und bringt den Gewinn der Fusion für die Kanzleien schlagwortartig auf den Punkt: „Kompetenz gewonnen, Schlagkraft verbessert, Beratungsspektrum erweitert – was will man mehr?!“Auch für den Potsdamer Gesellschafts- und Steuerrechtler Dr. Andreas Klose steht eine umfassende Beratungsleistung im Mittelpunkt: „Primäres Ziel ist es, unsere anspruchsvolle Mandantschaft nicht nur mit dem spezialisierten Angebot einer ‚Anwaltsboutique‘ zu beraten, sondern ihnen ein breites, gleichwohl fundiertes Beratungsspektrum bieten zu können. Mit dem qualifizierten Team, das wir nun beisammen haben, zählen wir in unserem Umfeld sicherlich zur Spitzengruppe der rechts- und steuerberatenden Kanzleien.“ Hümmerich & Bischoff ist nunmehr die flächendeckende, wirtschaftsberatende Kanzlei in Mitteldeutschland. Mandanten sind vor allem Unternehmer, Freiberufler, die mittelständische Wirtschaft und die öffentliche Hand, daneben aber auch viele Bürger der Region. OK

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.huemmerich-partner.de.

Buchen können Sie den Express unter 03463333935. Dort erhalten Sie auch weitere Infos.

Bildnachweis: CONNEX; GET

Hümmerich & Bischoff wächst weiter Bahnromantik


regjo LEIPZIG/HALLE

Thema 13

Elf Partner und ein Ziel Auf ihrer 3. Jahreskonferenz in Chemnitz präsentierte die Metropolregion Mitteldeutschland die Ergebnisse ihrer inhaltlichen Neuausrichtung. Jetzt wollen sich die elf Städte verstärkt konkreten Projekten widmen.

Text: Kai Bieler

Fotografie: Kai Bieler

„Jeder, der einmal in seiner Stadt oder seinem Unternehmen ein neues Logo einführen wollte, weiß, was das bedeutet. Wir haben es geschafft, uns zu elft auf einen neuen Namen und ein neues Erscheinungsbild zu einigen.“ Ein wenig Stolz auf das Erreichte schwang mit in den Worten von Barbara Ludwig, Oberbürgermeisterin der Stadt Chemnitz, mit denen sie die 3. Jahreskonferenz der Metropolregion Mitteldeutschland Ende März im Industriemuseum der Stadt eröffnete. In der Tat hat der 1997 unter dem Namen „Sachsendreieck“ als „Europäische Metropolregion“ anerkannte Zusammenschluss mitteldeutscher Städte im vergangenen Jahr spürbar an Fahrt aufgenommen. Mit der Aufnahme neuer Mitglieder bündeln mit Chemnitz, Dessau-Roßlau, Dresden, Erfurt, Gera, Halle/Saale, Jena, Leipzig, Magdeburg, Weimar und Zwickau nun elf Städte aus Sachsen, SachFür die Strukturpolitik und Förderprogramme der EU gewinnen die Metropolregionen in Europa zunehmend an Bedeutung.

sen-Anhalt und Thüringen ihre Interessen in der Metropolregion Mitteldeutschland. Diese will als „Netzwerk der Netzwerke“ die Potenziale und Ressourcen von Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur bündeln und dadurch zur nachhaltigen Stärkung der Region beitragen. Im Rahmen des mit der Einigung auf den neuen Namen „Metropolregion Mitteldeutschland“ im Mai 2009 gestarteten Prozesses der inhaltlichen und organisatorischen Neuausrichtung wurde neben dem komplett überarbeiteten Internetauftritt auch ein neuer Leitfaden der Metropolregion entwickelt. Das auf der Konferenz erstmals der Öffentlichkeit vorgestellte Papier beschreibt die Ausrichtung, Ziele und Handlungsfelder der Metropolregion Mitteldeutschland und dient als Handlungsrahmen für die beteiligten Akteure. Der

neu aufgelegte Wissenschaftsatlas sowie die Leitlinien zur Familienfreundlichkeit bilden weitere konzeptionelle Grundlagen für die zukünftige Projektarbeit. Zu den für das laufende Jahr geplanten Vorhaben der Arbeitsgruppen gehören unter anderem eine Roadshow zum Wissenschaftsstandort Mitteldeutschland, eine im September in Leipzig stattfindende Konferenz zur Familienfreundlichkeit, die Entwicklung eines touristischen Wegweisers zur Kulturlandschaft der Metropolregion Mitteldeutschland sowie die Realisierung eines Online-Kulturkalenders. Darüber hinaus will die Metropolregion auf nationaler und europäischer Ebene verstärkt als Interessenvertreter Mitteldeutschlands gegenüber Politik und Wirtschaft auftreten. So ist eine gemeinsame Resolution mit der Metropolregion Nürnberg geplant, die sich gegen die Abkopplung Mitteldeutschlands vom Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn wendet. Zum Abschluss der Konferenz übergab Barbara Ludwig den symbolischen Staffelstab an Dirk Hilbert, Erster Bürgermeister der Stadt Dresden. Für die nächsten zwei Jahre wird die Geschäftsstelle der Metropolregion Mitteldeutschland turnusmäßig in der sächsischen Landeshauptstadt angesiedelt sein. In seiner Antrittsrede kündigte Hilbert an, sich verstärkt den Themen Demografie und Fachkräftesicherung widmen zu wollen. Die stärkere Zusammenarbeit mit anderen Akteuren und Initiativen aus der Region sowie eine verbesserte Außenwahrnehmung der Metropolregion Mitteldeutschland sollen weitere Themenschwerpunkte bilden. So werde bereits jetzt ein Konzept für den gemeinsamen Auftritt der Mitgliedsstädte auf der Gewerbeimmobilienmesse EXPO REAL 2011 erarbeitet.

Weitere Informationen zur Metropolregion Mitteldeutschland finden Sie im Internet unter www.region-mitteldeutschland.com.


»Identität als Heimspiel« Menschen brauchen Orte, mit denen sie sich identifizieren können, sagt Prof. Dr. Kurt Mühler. Im REGJO-Interview erklärt der Soziologe außerdem, warum es noch keine mitteldeutsche Identität gibt.

Interview: Nadine Jukschat

Fotografie: Christian Hüller

Herr Mühler, mit welcher geografischen Region identifizieren Sie sich? Mit Leipzig – hier bin ich aufgewachsen, hier lebe und arbeite ich. Doch so einfach kann man das eigentlich gar nicht sagen. Denn unseren Forschungen zufolge bilden raumbezogene Identifikationen ein Mehrebenensystem. Sie sind schalenförmig aufgebaut. Wobei man mit lokaler Identität beginnt, also dem Wohnort oder dem Wohngebiet, in dem Menschen leben. Das ist der soziale Nahbereich, in dem Identifikation am intensivsten stattfindet. Darum herum bauen sich dann weitere Formen regionaler Identifikation auf, bis hin zur Identifikation mit einer Nation oder Europa. Obwohl wir heute in einer globalisierten Welt leben, ist die lokale Identität die wichtigste? Mit Globalisierung wird ja oftmals gemeint, dass dann alles Kleinräumige antiquiert wird und verschwindet. Dafür lassen sich aber empirisch keine Hinweise finden. Trotz aller Globalisierung kann man sagen: Es gibt diesen Nah- und Erfahrungsbereich von Menschen. Das ist jener Bereich, der unmittelbar von Personen erlebt wird, in den sie das größte Vertrauen haben, wo sie sich am besten orientieren können, sich auskennen. Ihr Heimspiel gewissermaßen. Früher, in den ersten Gesellschaften, waren das kleine Gruppen, die sich abgeschottet haben, gegen alles was sie umgab. Moderne Welten haben es nun geschafft, große Gruppen aufzubauen. Aber dieser Ursprungsbereich, dieser kleine Erfahrungsbereich, der wird immer bleiben und meiner Meinung nach auch immer der Kern raumbezogener Identifikation sein. Warum identifizieren sich Menschen überhaupt mit einer Region? Menschen haben das Bedürfnis, sich Gruppen zuzurechnen. Wichtig dabei ist, dass solchen Gruppen bestimmte, positive Merkmale zugeschrieben werden. Außerdem sollten sie möglichst exklusiv sein. Erst dadurch ent-

steht ein Anreiz, sich ihnen zugehörig zu fühlen. Es geht dabei um einen positiven Effekt für das Selbstbewusstsein. Das ist der Grundmechanismus, der überhaupt Objekte zu Identifikationsobjekten werden lässt. Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe in einem Territorium, also eine raumbezogene Eigengruppe, ist so eine Möglichkeit. Eine andere Form ist das Geschlecht, also dass man sich als Mann oder Frau fühlt. Neben diesen Basisgruppen, die gewissermaßen selbstverständlich sind, gibt es eine Vielzahl anderer Möglichkeiten. Ein Segelclub kann so eine Eigengruppe sein, aber zum Beispiel auch die eigene Berufsgruppe. Wann können sich Menschen mit einem Ort identifizieren? Müssen sie dafür dort aufgewachsen sein? Das Aufgewachsensein ist für eine Heimatvorstellung wichtig. Mit dem Geburtsort und dem Milieu, in dem man groß geworden ist, verbindet sich mehr oder weniger lebenslang die Vorstellung von dem, was Heimat für einen ist. Etwas anderes ist es, wenn Menschen räumlich mobil werden, das heißt, ihren Wohnort wechseln. Dann kann ihre raumbezogene Identifikation sich ändern, während Heimat gleich bleibt. Neben der Sozialisation trägt die Lebensqualität in einer Region entscheidend zur Identifikation mit einem Ort bei. Dazu gehören zum Beispiel das kulturelle Angebot, der Arbeitsund Wohnungsmarkt oder die Infrastruktur vor Ort. Und der dritte Faktor ist relative Deprivation. Das bedeutet, dass Menschen das Gefühl haben, benachteiligt zu sein und diskriminiert zu werden, weil sie in einem bestimmten Gebiet wohnen und sich darum stärker mit dieser Region identifizieren. Das ist ein Phänomen, das Forscher vor allem in Bezug auf Ostdeutschland untersucht haben. Ostdeutschland ist also – aus welchen Gründen auch immer – ein Identifikationsobjekt. Gilt das auch für Mitteldeutschland? Da muss man zwei Dinge unterscheiden. Ja,

es gibt eine mitteldeutsche Identität, ganz klar, denn solche Identitäten sind Konstruktionen. Und diese Konstruktion von Mitteldeutschland existiert. Die andere Frage ist, ob Menschen im Alltag diese Konstruktion annehmen. Das glaube ich im Fall von Mitteldeutschland eher nicht. Warum nicht? Zum einen spricht dagegen, dass nicht ganz klar ist, was man sich unter Mitteldeutschland vorstellen soll. Es handelt sich dabei um ein historisch sehr flexibles Konstrukt. Das war einmal das Wirtschaftsgebiet Halle/ Leipzig – ein sehr beachtetes, starkes Wirtschaftsgebiet, was man auch entsprechend zur Geltung bringen wollte. In der westdeutschen Politiksprache der 1960er Jahre wurde der Begriff verwendet, um indirekt auf die Nichtanerkennung der Oder-Neiße-Grenze zu verweisen. Damit war Mitteldeutschland ein Synonym für die DDR oder Ostdeutschland. Und heute haben wir drei Bundesländer, die Mitteldeutschland repräsentieren sollen. Zum anderen ist der Markt an regionalen Identifikationsangeboten zu groß. Auf der nationalen und auf der lokalen Ebene ist alles klar. Aber der Bereich dazwischen lässt viele verschiedene Regionalbezüge zu. Könnten Sie das an einem Beispiel verdeutlichen? Also sagen wir, jemand wohnt in Plauen. Da gibt es das Vogtland, Sachsen, Mitteldeutschland, Ostdeutschland – das ist ein bisschen viel. Und eine Identifikation mit Mitteldeutschland hat für den Alltag der Menschen keinen großen Nutzen. Zumal die Bundesländer als Identifikationsobjekte ziemlich stark etabliert sind. Ganz anders sieht das in der Wirtschafts- und Finanzwelt aus. Die Mitteldeutschland-Idee ist für Wirtschaftsakteure mit positiven Effekten verbunden. Für sie ist sie ein Signal dafür, dass hier ein relativ großes, stabiles Gebiet mit einem ganz erheblichen Wirtschaftspo-


regjo LEIPZIG/HALLE

Interview 15


tenzial und zusammenwachsenden Administrationen existiert. So etwas schafft Planungssicherheit und das ist wichtig für Investoren. Ich glaube, in der Wirtschafts- und Finanzwelt wird Mitteldeutschland sehr wohl wahr- und angenommen. Aber im Alltag der Bürger hat das keine Relevanz. Das kann sich zukünftig natürlich ändern, ganz klar. Unter welchen Voraussetzungen? Zwei Dinge: Erstens müsste Mitteldeutschland öfter thematisiert werden. In den Medien, im Alltag. Dass dieses Mitteldeutschland etwas Eigenständiges darstellen soll, ist gar nicht so im Bewusstsein der Menschen. Sie können damit nicht viel anfangen und wissen nicht, was sie darunter verstehen sollen. Allenfalls verbinden sie den Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) damit. Und das zweite wäre die Fusion von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu einem Bundesland. Dann wäre Mitteldeutschland eine administrative, etablierte Bezugseinheit, zu der man eine Beziehung aufbauen kann. Das heißt, wenn man die administrativen Strukturen schafft, entwickelt sich automatisch auch eine mitteldeutsche Identität? Im Grunde ja. Auf der anderen Seite zeigt sich aber auch, dass dies einigermaßen schwierig ist. Schon bei der sächsischen Gemeindereform 1999 konnte man sehen, wie groß allein die Widerstände zum Beispiel von Markkleeberg oder Taucha waren, nach Leipzig eingemeindet zu werden. Ein anderes Beispiel sind die zahlreichen Proteste der Bürger in Sachsen-Anhalt gegen die Kreisgebietsreform 2007 und den Zusammenschluss der Landkreise Köthen, Bitterfeld und Anhalt-Zerbst zum Kreis Anhalt-Bitterfeld. Da zeigte sich, wie tief die tradierten Einheiten als Identifikationsobjekt verwurzelt sind. So etwas verschwindet nicht von heute auf morgen, und das sollte man auch nicht von oben auf dem Reißbrett entwerfen. Sie haben den MDR bereits angesprochen. Seit 1999 produziert der Sender die „Geschichte Mitteldeutschlands“. Welche Rolle kann so eine Serie für die Identifikation mit Mitteldeutschland spielen?

Solche Fernsehsendungen können dazu beitragen, dass die Menschen wissen, was sie unter Mitteldeutschland überhaupt verstehen sollen. Man zeigt damit, worin besteht ein mögliches Identifikationsobjekt, was sind seine positiven Seiten, wie hat es sich entwickelt, wie wird es sich verändern. Das ist gewissermaßen Material für Identifikation. Aber das heißt noch nicht, dass es tatsächlich zu einer Identifikation mit Mitteldeutschland führt. Der Weg dahin ist viel länger, und dieser Prozess ist auch nicht planbar à la: So viel Geldeinheiten werden hinein gesteckt, so viel Identifikation kommt heraus. Das funktioniert nicht. Menschen haben ihren eigenen Willen. Das heißt, eine Institution zu installieren, die sich das Marketing für Mitteldeutschland auf die Fahne schreibt, würde nichts bringen? Ja und nein. Das würde die Kenntnis von Mitteldeutschland verbreitern. Aber inwieweit – und das ist ja der eigentlich Knackpunkt – diese Kognitionen tatsächlich zur Identifikation mit der Region führen, ist eine ganz andere Geschichte. Das würde ich eher bezweifeln. Sie sagen, das Wissen über eine Region ist die Voraussetzung dafür, sich mit ihr zu identifizieren. Aber ist nicht gerade die Diffusität des Begriffs Mitteldeutschland auch eine Chance? Das ist eine interessante Idee. Es gibt ein durchaus objektiv nachweisbares Objekt, wie eben ein Bundesland, aber die Eigenschaften, die man ihm zurechnet, sind subjektive Konstruktionen. Wir haben zum Beispiel gefragt, was Menschen sich unter Sachsen vorstellen. Ob das Hinterwäldler sind, ob die großzügig sind, freundlich. Und da sieht man, dass sie den Sachsen ganz unterschiedliche Dinge zuschreiben. Diese gewisse Diffusität ist also immer im Spiel. Doch es ist ein objektivierbares Ganzes nötig, auf das die Eigenschaften bezogen werden. Und bei raumbezogenen Identifikationen sind das die Grenzen eines Territoriums. Nun weiß man natürlich, dass zum Beispiel Sachsen in seiner Geschichte auch sehr unterschiedliche Territorien umfasst hat. Aber die Administration Sachsen war immer das, was aktuell unter dem Einflussbereich der sächsischen Landesregierung beziehungsweise


regjo LEIPZIG/HALLE

Interview 17

Prof. Dr. Kurt Mühler wurde 1953 in Leipzig geboren. Nach dem Abitur mit integrierter Ausbildung zum Betriebs- und Verkehrseisenbahner studierte er von 1973 bis 1977 Soziologie in Leipzig. Direkt im Anschluss promovierte er hier zu Prognosemethoden sozialer Veränderungen. 1986 folgte die Habilitation zum Thema Wertewandel im Erwachsenenalter. Sechs Jahre später wurde er als Professor für Soziologie an das Institut für Soziologie der Universität Leipzig berufen. Seine Schwerpunkte in der Lehre sind Methoden der empirischen Sozialforschung, Sozialisation und Kriminalsoziologie. In seiner Forschungstätigkeit konzentriert er sich auf verschiedene Gebiete der Mikrofundierung sozialwissenschaftlicher Erklärung. Von 1999 bis 2006 beschäftigte er sich zusammen mit Karl-Dieter Opp im Rahmen eines DFG-Projekts mit den Ursachen für die Identifikation von Bürgern mit ihrer Region und deren Wirkung auf ihr individuelles Handeln.

des sächsischen Königshauses lag. Also bei aller Subjektivität: Dieses Objekt muss klar vorhanden sein. Und bei Mitteldeutschland ist das im Fluss. Darum ist die Region als Identifikationsobjekt gegenwärtig kaum durchsetzbar. Angenommen, die Menschen würden sich mit Mitteldeutschland identifizieren, hätte das eher positive oder negative Konsequenzen? Das hängt mit den Ursachen der Identifikation zusammen. Im Grunde gibt es zwei Formen regionaler Identifikation. Eine eher tradierte, schließende Form, die aus entsprechenden Ursachen entstanden ist – der Unsicherheit, der Angst der Benachteiligung. Und es gibt eine andere Art, die sehr fortschrittlich und dynamisch sein kann. Die kann zum Beispiel aus dem Stolz auf die eigene Region entstehen, dem Gefühl, dass sie sich besonders entwickelt, dass sie starke Wirtschaftskraft besitzt und so weiter. Welche unterschiedlichen Folgen für das Handeln der Menschen resultieren daraus? Eine Annahme besteht darin, dass durch regionale Identifikation das Sozialengagement gestärkt wird. Wenn Menschen sich mit einer Region identifizieren, sind sie auch bereit, etwas für diese Region zu tun. Es wächst die Wahrscheinlichkeit, dass sie beispielsweise in einem Verein mitarbeiten oder ein Ehrenamt übernehmen. Sie sind eher bereit, in diese Region zu investieren.

Ein anderer Aspekt ist, dass die Bereitschaft wächst, zu bleiben. Identifikation ist ein Verwurzelungsfaktor. Und das ist relevant, wenn sie beispielsweise daran denken, dass Ostdeutschland seit 1946 Wanderungsverluste hat, die heute immer noch stabil bei circa 50.000 Menschen pro Jahr liegen. Wenn es also gelingt, dass sich Menschen intensiver mit ihrer Region oder einer Region Mitteldeutschland identifizieren, kann das ihre Abwanderungsabsicht bremsen. Wie sehen mögliche negative Konsequenzen aus? Etwas, das in diesem Zusammenhang diskutiert wird, ist, dass Eigengruppenidentifikation zu Fremdgruppenabwertung führen kann. Das wird sehr oft in Verbindung mit Ausländerfeindlichkeit thematisiert. Ich sprach bereits am Beispiel Ostdeutschlands von relativer Deprivation als ein Anreiz für regionale Identifikation. Das kann dazu führen, dass Menschen Fremde als eine Ursache der eigenen Diskriminierung ansehen. Grundsätzlich impliziert regionale oder nationale Identifikation aber nicht vorab etwas Abwertendes gegenüber anderen Gruppen. Welche Potenziale hat die Region Mitteldeutschland in Bezug darauf? Das kann man vorab so nicht sagen. Es ist ja nicht klar, aus welchem Grund sich Menschen mit Mitteldeutschland identifizieren. Möglicherweise nehmen sie Mitteldeutschland genau wie Ostdeutschland aus dieser

Benachteiligung heraus wahr. Dann sehen sie darin eher eine Art Burg, um sich gegen andere zu schützen und das Eigene darzustellen. Genauso könnte die Identifikation mit Mitteldeutschland daraus entstehen, dass man stolz ist auf die Entwicklung der Region. Darauf, dass Mitteldeutschland, wenn man es mit den neuen Bundesländern insgesamt vergleicht, eine sehr dynamische und lebendige Region ist. Das führt dann zu ganz anderen Konsequenzen. Wenn Städte wie Magdeburg „Heimatschachteln“ verschicken, können sie also durchaus mit Erfolg an das Heimatgefühl der Abgewanderten apellieren? Nicht wirklich. Es ist ein Bemühen, sich in Erinnerung zu bringen und das sollte man durchaus versuchen. Aber die Erfahrung zeigt, wenn eine gewisse Zeit des Wegbleibens überschritten ist, kommen die Menschen nicht mehr zurück, weil sie sich inzwischen mit ihrer Zuwanderungsregion identifizieren. Und letztendlich muss man auch realistischerweise sagen, dass Menschen natürlich in erster Linie ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen. Das heißt, wenn die harten Faktoren, wie die Situation am Arbeits- oder Wohnungsmarkt, gegen eine Region sprechen, dann nützt auch Identifikation mit ihr nichts. Wenn es also keine Arbeit gibt, dann wandern Menschen eben ab und kehren sehr wahrscheinlich nicht zurück.


Mitten im Land Deutschland sucht seinen Mittelpunkt. Fünf Kandidaten gehen an den Start, die Favoriten kommen aus Thüringen. Während sie sich um die Krone streiten, steht ein anderer Titel bereits fest: der Mittelpunkt Mitteldeutschlands.

Text: Sigrid Gaulrapp

Fotografie: Tom Schulze, Gemeinden Landstreit, Flinsberg und Niederdorla

Im Mittelpunkt stehen – das ist schon ein erstrebenswertes Ziel. Da wird man gesehen, beachtet, hat eine gute Position, erntet Erfolg und Liebe. Was es dazu noch braucht? Schönheit, Klugheit, Talent, Regsamkeit und eine Portion Glück. Das haben fünf Orte, die von fünf unterschiedlichen Geografen mit fünf unterschiedlichen Methoden als Mittelpunkt Deutschlands ermittelt wurden. Vier davon liegen in Thüringen Für das niedersächsische Krebeck bei Göttingen ging das Geodätische Institut München nicht vom deutschen Staatsgebiet als Fläche aus, sondern berücksichtigte auch alle Unebenheiten in Form von Polygonzügen. Für die exakte Berechnung stehen jedoch noch keine geeigneten Algorithmen zur Verfügung, sodass sie nicht abgesichert ist. Obwohl die Gemeinde bereits einen ansehnlichen Gedenkstein auf dem vermeintlichen Mittelpunkt errichtet hat, fällt sie aus unserer Betrachtung heraus. Da waren’s nur noch vier. Kein symbolischer Stein, kein Baum. Die Eichsfeld-Gemeinde Silberhausen verzichtet auf den Mittelpunktstitel – obwohl sie Anspruch darauf hätte.

Zum nördlichsten „Mittelpunkt“ – 10°11’ östlicher Länge, 51°19,7’ nördlicher Breite – ließ uns Bürgermeister Bernd Beck vom Heilbad Heiligenstadt wissen: „Nicht wir wollen unbedingt im Mittelpunkt stehen, sondern bei uns steht der Mensch mit seinem Wohlbefinden im Mittelpunkt. Heilbad Heiligenstadt ist eine faszinierende Gesundheits- und Urlaubsregion direkt am Mittelpunkt Deutschlands. Denn wenige Jahre nach wiedererlangter Einheit war es für uns eine große Freude, dass Flinsberg, seit 15.06.1991 Ortsteil von Heilbad Heiligenstadt, nach Berechnungen von Geodäsie-Fachleuten der Universität Bonn als Mittelpunkt Deutschlands bestimmt wurde.“ Ein alter Praktiker, der Lehrobermeister i. R. Norbert Glöckner aus Gera, ermittelte im Dezember 1996 die Eichsfeld-Gemeinde Silberhausen als Mittelpunkt, indem er eine experimentelle Bestimmung des physikalischen Schwerpunktes durchführte. Das kann man sich so vorstellen, dass das deutsche Staatsgebiet im Gleichgewicht auf einer Nadel balanciert, deren Spitze exakt auf Silberhausen zeigt. Silberhausen hat noch keinen symbolischen Platz für den berechneten Mittelpunkt eingerichtet, keinen Mittelpunktstein gesetzt und keinen Baum gepflanzt, als wolle die Ortschaft uns damit sagen: „Na, wir treten doch nicht in Konkurrenz zu unserer Kreisstadt!“ Da gibt es also nur noch drei Bewerber. Die Gemeinde Niederdorla bei Mühlhausen kann von sich behaupten, dass sie als erster Mittelpunkt benannt wurde. Denn bereits am 20. Oktober 1990 kam aus Dresden von Dr.-Ing. Heinz Finger die Nachricht, dass er den Ort durch Mittelung der Extrempunkt-Koordinaten als Mittelpunkt Deutschlands bestimmt hat. In ihrer Freude pflanzten die Einwohner eine Kaiserlinde und setzten


regjo LEIPZIG/HALLE

Thema 19

Die Kandidaten: Nach Berechnungen der Hochschule Erfurt liegt das „Gut Landstreit“ bei Eisenach (oben) am Mittelpunkt Deutschlands. Der Bürgermeister Bernd Beck vom Heilbad Heiligenstadt sieht das anders. Flinsberg (mitte), das zu seiner Stadt gehört, gebühre Geodäsie-Fachleuten der Universität Bonn zufolge der Titel. Ein weiterer Kandidat: Niederdorla mit seinem Bürgermeister Ronald Stiefel (unten). Das Dorf stützt sich auf Berechnungen eines Dresdner Wissenschaftlers.

daneben bei 51°10’ nördlicher Breite und 10°27’ östlicher Länge eine Steinplatte. Später fügten sie noch einen attraktiven Stein hinzu. Die Geschicke der knapp 1.400 Einwohner zählenden Gemeinde lenkt Ronald Stiefel als ehrenamtlicher Bürgermeister zusammen mit dem zwölfköpfigen Gemeinderat. „Im Vergleich zu Heiligenstadt und Eisenach sind wir nur ein Winzling. Aber wir haben auch einen Superlativ: das größte Erdenwerk Europas. Ob für den Kleingarten oder den Park – wir liefern die genau richtige Erde in alle Himmelsrichtungen. Und die beliebten Hainich-Konserven stammen auch vom Mittelpunkt Deutschlands“, meint Stiefel. Der Mühlhausener Bürgermeister Peter Bühner steht auf der Seite seines kleinen Nachbarn und plädiert für die Region als Deutschlands Mittelpunkt: „Mühlhausen war bereits im Mittelalter Mittelpunkt Deutschlands: 1198 wurde in der Mühlhäuser Königspfalz Philipp, der jüngste Sohn Kaiser Friedrich I. Barbarossas, zum deutschen König gewählt. 1525, als hier Thomas Müntzer wirkte, war es Mittelpunkt der radikalen Reformation und des Bauernkrieges. Und 1707/08 wirkte hier Johann Sebastian Bach und machte Mühlhausen zu einem Mittelpunkt in der damaligen Musikwelt. 800 Schafe und nur zwölf Einwohner lebten in Landstreit, einem Mini-Ortsteil von Eisenach, als Dr. Burkhard Happ von „Im Vergleich zu Heiligenstadt und Eisenach sind wir nur ein Winzling“, sagt Ronald Stiefel.

der Pädagogischen Hochschule in Erfurt im Februar 1997 zu dem Ergebnis kam, dass hier Deutschlands Mittelpunkt bei 51° nördlicher Breite und 10°20’ östlicher Länge liege. Dazu hatte er per Computer die Deutschlandkarte in 90.000 Bildpunkte zerlegt. Die Schafe sind weggezogen. Die Einwohnerzahl erhöhte sich auf 14. Zu ihnen gehört Dieter Bachmann, Inhaber des Reiterhofs „Gut Landstreit“ mit neun Pferden. Wanderreiten ist die Speziali-

tät auf seinem Gut, einem umgebauten ehemaligen Neubauernhof. In kaum 100 Metern auf bequemem Wanderweg erreicht der Gast bereits den Wartburgblick. „Der von Legenden umwucherten Burg sollte aufgrund ihrer großen symbolischen und geschichtlichen Bedeutung die Ehre als Mittelpunkt gebühren“, meint der Gastgeber. „Was die Wartburg im Gegensatz zu uns alles zu bieten hat! Uns kennt ja kaum einer.“ Eisenachs Oberbürgermeister Matthias Doht gönnt dem rührigen Gutsbesitzer die hervorragende Lage, erhebt keine Ansprüche auf den Mittelpunktstitel und sieht das ganz ähnlich: „Mit der Wartburg verfügt Eisenach über eines der bedeutendsten Symbole für die Deutsche Einheit; der größte Komponist aller Zeiten, Johann Sebastian Bach, ist hier geboren und Martin Luther sowie die Heilige Elisabeth sind eng mit der Stadt verbunden. Dies zeigt, dass Eisenach schon vor hunderten von Jahren ein kulturelles und geistiges Zentrum war. Seit der Wiedervereinigung hat die Stadt ihren Platz im Herzen Deutschlands wiedergefunden, und dass der geografische Mittelpunkt (auch) auf Eisenacher Gebiet liegt, ist ein weiterer Beleg für die Bedeutung unserer Stadt.“ Es bleiben also die drei Mittelpunktskandidaten Flinsberg, Niederdorla und Landstreit im Kampf um den Titel. Einen Mittelpunkttitel können wir aber bereits jetzt vergeben: Den für den Mittelpunkt Mitteldeutschlands. Der liegt im Dreiländereck von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bei Lucka. Markiert wird er durch den Dreiherrenstein. Ursprünglich nach der Völkerschlacht von Leipzig errichtet, kann der Obelisk viele Geschichten erzählen. Seinen großen Auftritt erlebte er aber in der Silvesternacht 1991 zum 1. Januar 1992, als sich der Deutsche Fernsehfunk am alten Grenzpfeiler von seinem Publikum verabschiedete und der Mitteldeutsche Rundfunk mit seinem Ruf „Drei Länder – ein Sender“ übernahm. Damit wurde der Dreiherrenstein zum Mittelpunktstein Mitteldeutschlands erhoben – und ist es bis heute.

Ihre Meinung ist gefragt! Wem steht der Titel als Mittelpunkt Deutschlands zu – Landstreit, Flinsberg oder Niederdorla? Schreiben Sie uns mit einer kurzen Begründung, wo für Sie der Mittelpunkt Deutschlands zu finden ist. REGJO Marbachstraße 2, RECLAM Haus 04155 Leipzig oder an info@regjo-leipzighalle.de


Dichtung und Wahrheit Industrielles Dreieck, Land Luthers, Goethes und Schillers oder Hochburg der Schreberg채rten. Die Mitteldeutschland-Idee hat viele Wurzeln. Eine Geschichtsstunde.


regjo LEIPZIG/HALLE

Thema 21


Waldsterben In Sachsen wachsen laut Volksmund die schönen Mädchen auf den Bäumen. Die Realität sieht zunehmend anders aus. Bis zum Jahr 2020 wird sich der Anteil der über 80-Jährigen verdoppeln, während die Gruppe der 18- bis 25-Jährigen um fast die Hälfte schrumpft.


regjo LEIPZIG/HALLE

Thema 23



regjo LEIPZIG/HALLE

Text: Nadine Jukschat

Thema 25

Fotografie: Christian Hüller, Tom Schulze

Mitteldeutschland hat keine Geschichte. Es ist nicht so, dass die Region auf dem Territorium der heutigen Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen historisch uninteressant ist. Ganz im Gegenteil. Und auch die Geschichte um Mitteldeutschland ist lang. „Aber eine einheitliche Geschichte Mitteldeutschlands lässt sich nicht konstruieren“, sagt Monika Gibas. Die Historikerin hat sich im Rahmen des an der Jenaer Universität angesiedelten Forschungsprojekts „Deutschlands Mitte“ gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern sechs Jahre mit dem Konstrukt Mitteldeutschland in all seinen Facetten beschäftigt. Jetzt sitzt sie in ihrer Leipziger Altbauwohnung und breitet auf dem runden Holztisch vor sich einige Bücher aus, die aus dem Forschungsprojekt hervorgegangen sind. „Mitten und Grenzen“ heißt ein Sammelband, ein anderer „Mythen der Mitte“. Noch immer fasziniert sie das Thema. 1951 wurde Monika Gibas in Lutherstadt Eisleben geboren. Seit 1969 lebt und arbeitet sie in Leipzig. Trotzdem sagt sie: „Ich bin Mansfelderin.“ Mitteldeutsche? Nein, dass sei sie nicht. Doch was ist dieses Mitteldeutschland überhaupt? Kaum ein Wort ist so schillernd, so diffus und so vieldeutig wie dieses. „Der eigentliche Begriff stammt aus den frühen 1920er Jahren“, sagt Monika Gibas. Deutschland sollte zu dieser Zeit – nach der Novemberrevolution, dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zusammenbruch des Kaiserreiches – neu gegliedert werden. „Man wollte eine Struktur schaffen, die den modernen Zeiten angemessener war.“ Darüber, wie sie aussehen soll, wurde heftig diskutiert. Die treibenden Kräfte waren dabei die Wirtschaftsakteure. „Wenn man sich die Quellen ansieht, ist ganz klar, wer da mitdiskutiert hat. Das waren die Landtage, die Wirtschaftsleute in den Landtagen, die Industrie- und Handelskammern.“ Ihnen sei es in erster Linie darum gegangen, die wirtschaftlichen Grenzen effektiver zu stecken, damit Wirtschaftsräume nicht durch eine „ziemlich willkürliche“ Länderstruktur beschnitten werden. Die Idee, eine Großregion Mitteldeutschland zu schaffen, war zu dieser Zeit in aller Munde. Doch es gab ganz unterschiedliche Vorstellungen, wie die Region aussehen und welches Ausmaß sie haben könnte. „Das variierte, je nachdem welche Disputanten an der Diskussion teilnahmen“, erklärt Gibas und fügt hinzu: „Und dann wurde gestritten, was die Kernregion von so einem Mitteldeutschland sein soll. Es gab zum Beispiel Vertreter, die sagten, unbedingt Leipzig. Andere sagten, das muss die Region um Chemnitz sein und so weiter.“ Kaum ein Begriff ist so schillernd, so diffus und so vieldeutig wie das Wort Mitteldeutschland.

Exportschlager Seit fast 200 Jahren findet das Erzgebirgische Räuchermännchen seine Liebhaber in aller Welt. Weniger naturalistisch aber mindestens ebenso erfolgreich ist die moderne Malerei, die unser Räuchermann in der Mærzgalerie auf dem Gelände der Leipziger Baumwollspinnerei für sich entdeckt.

Ihren Höhepunkt erreichte die Mitteldeutschland-Diskussion mit der 1927 in Merseburg veröffentlichten Denkschrift „Mitteldeutschland auf dem Weg zur Einheit“. Darin wurde eine mitteldeutsche Gesamtlösung proklamiert, bei der die Provinz Sachsen – etwa das heutige Land Sachsen-Anhalt (ohne Dessau) inklusive dem Norden Thüringens – die Kernregion bildete. Der Freistaat Sachsen gehörte diesen Plänen allerdings nicht dazu. Es folgte eine Flut von Protesten und Stellungnahmen, die den herausgebenden Landeshauptmann Erhard Hübener schließlich dazu bewegte, eine der heutigen Länderstruktur entsprechende dreiteilige Neugliederung in Sachsen-Anhalt, Großthüringen und Sachsen vorzuschlagen. Die Debatten gingen bis Mitte der 30er Jahre weiter. Schließlich verliefen sie im Sande, weil die Nationalsozialisten andere



regjo LEIPZIG/HALLE

Thema 27

Ist keine Mitteldeutsche Die Historikerin Monika Gibas forschte über sechs Jahre an der Universität Jena zu „Deutschlands Mitte“. Sie wurde 1951 in Lutherstadt Eisleben geboren, lebt und arbeitet seit 1969 in Leipzig. Trotzdem sagt sie von sich selbst: „Ich bin Mansfelderin.“

Strukturreformen durchführten und das Reich in Gaue einteilten. „Von Mitteldeutschland war als eigenständiger Struktur dann nicht mehr die Rede.“ Und auch nach dem Zweiten Weltkrieg spielte Mitteldeutschland in diesem Sinn keine Rolle mehr. Der Begriff wurde zwar weiterverwendet, bekam jedoch einen völlig neuen Sinn, wie die Historikerin erklärt: „Im Westen Deutschlands gab es im Zuge revanchistischer Vorstellungen immer noch die Idee, Ostdeutschland liegt mit Pommern und Königsberg hinter der Neiße.“ So wurde Mitteldeutschland zum Synonym für die DDR und damit ein politischer Begriff. Der Begriff Mitteldeutschland ist primär ein Produkt von Politikern und Wirtschaftsakteuren.

Gut 60 Jahre nach der großen Reichsreform-Debatte der 1920er Jahre entzündete sich mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik die Diskussion erneut. Schon in der alten Bundesrepublik war in den 1980er Jahren eine Föderalismusreform im Gespräch gewesen. Mit der Wiedervereinigung wurde die Reform nun greifbar. „Es entwickelte sich eine richtig heiße Debatte darum, wie die DDR aufgeteilt wird.“ Dass die Bezirke abgeschafft werden sollten, war klar. Die heutige Länder-

struktur hingegen war nur eine von vielen diskutierten Möglichkeiten. „Es gab viele Protagonisten, die nicht fünf neue Bundesländer wollten, sondern weniger und darunter eben auch ein Mitteldeutschland. Dabei gab es wieder viele Ideen, wie dieses Mitteldeutschland aussehen könnte“, erklärt Monika Gibas und deutet auf die verschiedenen Karten in dem Buch „Mitteldeutschland“, welches ihr Jenaer Kollege Jürgen John 2001 herausgeben hat. Im Wesentlichen umfasst Mitteldeutschland dabei immer das Territorium der drei Bundesländer Sachsen, SachsenAnhalt und Thüringen. Mal wird es jedoch nördlich auf der Höhe von Magdeburg beschnitten, mal gehört die Lausitz nicht mehr dazu, und dann wieder reicht Mitteldeutschland bis nach Hessen hinein. „Es gab um Mitteldeutschland diese zwei großen Debatten. Die eine Anfang der 1920er Jahre im Rahmen der Neukonstruktion der Weimarer Republik und die andere nach 1990, die ja bis heute nachwirkt.“ Beide Male ging es primär um Wirtschafsräume. Doch der Begriff hat noch eine andere Dimension. Das Territorium, über das die Strukturplaner redeten, war bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts zur kulturellen Mitte Deutschlands und zum Herz der Nation stilisiert

worden. „Es ging dabei gar nicht so sehr um regionale Grenzen. Die Debatte drehte sich um Themen wie: Was ist die deutsche Nation, was macht sie aus? Was ist unsere Identität?“ Diese Fragen sind es, die Monika Gibas ganz besonders interessieren. Sie beschäftigt sich seit Jahren damit, wie Geschichtsbilder „Eine einheitliche Geschichte Mitteldeutschlands lässt sich nicht konstruieren.“

konstruiert werden und welche Rolle Akteure dabei spielen. Im 19. Jahrhundert prägten zunächst die bürgerlichen Eliten die Debatte. Sie hoben Luther, Bach, Schiller und Goethe in den Wertehimmel der Nation. Später, mit dem Fortschreiten der Industrialisierung, beteiligten sich auch die technischen und wirtschaftlichen Eliten an der Wertedebatte. Wichtige Ingenieure und Unternehmer wie die Jenaer Karl Zeiss und Ernst Abbe wurden zu ihren Heroen. „Seltsamerweise wirkten die tatsächlich alle in diesem Raum, der dadurch zur deutschen Mitte hochstilisiert wurde“, so Gibas. Aber deshalb von einer „einheitlichen Geschichte Mitteldeutschlands“ zu sprechen, sei schlicht nicht möglich und gehe an der historischen Realität vorbei.


So weit das Auge reicht Über den Sinn einer Fusion der drei mitteldeutschen Bundesländer wird seit Jahren diskutiert. Bislang ohne Ergebnis. Die sich ändernden Rahmenbedingungen könnten das in Zukunft ändern.


regjo LEIPZIG/HALLE

Thema 29

Segeln statt Kohlen schleppen Jahrzehntelang fraßen sich riesige Braunkohlebagger durch die mitteldeutsche Landschaft. Über den Städten hing im Winter der Smog von tausenden Braunkohleheizungen. Heute laden ausgedehnte Seenlandschaften zum Wassersport ein – und Kohle gibt es fast nur noch im Baumarkt.

Text: Thomas Magosch, Kai Bieler

Fotografie: Christian Hüller, Tom Schulze

Der Ort scheint bewusst gewählt. So, als solle die politische Weitsicht des Vorhabens unterstrichen werden. Ganz oben im 155 Meter hohen Leipziger City-Hochhaus treffen sich die Ministerpräsidenten aus Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt, um ihre Vision eines starken Mitteldeutschlands zu beschließen. Damit sollen die drei Bundesländer zu einer „wettbewerbsstarken, sozial und ökologisch fortschrittlichen Region in der Mitte Europas“ werden. „Unser Land, so weit das Auge reicht“, flachst einer der Teilnehmer des Treffens angesichts der grandiosen Aussicht. Das war im Herbst des Jahres 2002. Von den 16 Punkten der damals beschlossenen „Initiative Mitteldeutschland“ konnten sich die drei Länder bis heute nur auf den zentral organisierten Strafvollzug für Frauen verständigen. Was also ist geblieben von der Vision eines mitteldeutschen Bundeslandes? Einer der wenigen politischen Akteure, die sich seit Jahren regelmäßig dafür aussprechen, ist Jens Bullerjahn (SPD), Finanzminister in Sachsen-Anhalt: „Ich bin nach wie vor der Meinung, dass freiwillige Zusammenschlüsse von kleineren Ländern sinnvoll sind, um größeren Ländern auf Dauer wirtschaftlich Paroli bieten zu können.“ Über den Prozess einer immer stärkeren Kooperation der drei Länder solle man bis zum Jahr 2025 zur „Bildung eines gemeinsamen starken Landes Mitteldeutschland mit Zentrum im Großraum Leipzig/Halle kommen“. Unterstützung für seine Position bekam Bullerjahn erst im März dieses Jahres von den Jusos seines Bundeslandes, die auf die „enormen Einsparpotenziale bei der Verwaltung“ durch eine solche Fusion und die gleichen demografischen und wirtschaftlichen Probleme in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen verweisen. In der Regel reichen die Reaktionen auf solche Vorstöße aber von verhaltener bis deutlicher Ablehnung, besonders bei den jeweiligen Landesregierungen. Aus drei schwachen Bundesländern werde nicht automatisch ein starkes, so der damalige Ministerpräsident von Thüringen, Dieter Althaus. Dabei scheint es für die Fusion eine Reihe guter Gründe zu geben. In den drei Bundesländern zusammen leben zusammen derTrotz negativer demografischer Entwicklung und sinkender Finanzmittel stößt die Idee einer Länderfusion immer wieder auf Ablehnung.

zeit etwa 8,7 Millionen Einwohner, Tendenz sinkend. Zum Vergleich: in Nordrhein-Westfalen leben 17 Millionen, in Bayern 12 Millionen Menschen. Noch eindeutiger fallen die Zahlen beim Blick auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit aus. So beträgt der kumulierte Anteil Sachsens, Sachsen-Anhalts und Thüringens am gesamtdeutschen Bruttoinlandsprodukt gerade mal acht Prozent (siehe auch Seiten 34 und 35). Und die finanziellen Spielräume werden in Zukunft noch enger. Im Jahr 2019 wird der Solidarpakt II auslaufen, durch den beispielsweise Sachsen jährlich Zuschüsse von rund drei Milliarden Euro bezieht. Bereits 2013 wird Ostdeutschland den Status als Ziel 1-Fördergebiet der Europäischen Union verlieren, was erheblich


Hoffähig geworden Der Siegeszug der Thüringer Rostbratwurst von der lokalen Eigenheit zur internatonal gefragten Spezialität ist unaufhaltsam. Zwischenzeitlich erfreute sich die Rostbratwurst weltweit so vieler Nachahmer, dass der Name 2004 von der EU als geographische Spezialität geschützt wurde.


regjo LEIPZIG/HALLE

Thema 31

Aufklärer aus Leidenschaft Für Dr. Tobias Liebert, Kommunikationswissenschaftler und Lehrbeauftragter an der Leipzig Media School, bietet der diffuse Begriff „Mitteldeutschland“ durchaus integrative Chancen. Mit Leidenschaft und aus rein privatem Interesse betreibt und „füttert“ er seit Jahren die Homepage www.mittel-de.de mit allen Daten, Fakten und Erkenntnissen aus und über die Region. Auch die REGJO-Redaktion fand in ihm einen beschlagenen Kenner, gedukdigen Aufklärer und engagierten Unterstützer bei all unseren Recherchen rund um das Thema Mitteldeutschland.

weniger Mittel aus Brüssel zur Folge haben wird. Angesichts solcher Zahlen könne eine Neugliederung der Länder zu effizienten Entscheidungsstrukturen und zu einer Ordnung „halbwegs gleichstarker und zumindest aus sich heraus lebensfähiger Bundesländer“ führen, so der langjährige Präsident des Bundesverfassungsgerichts Hans-Jürgen Papier in der Zeitung „Parlament“. Diese hätten zukünftig nur eine Daseinsberechtigung, wenn „auch finanziell eine wirkliche Eigenstaatlichkeit besteht und eigenständige Gestaltungen möglich sind“. Für Prof. Dr. Wolfgang Renzsch, Leiter des Instituts für Politikwissenschaften an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ist eine „auf Dauer stärkere regionale Differenzierung“ dagegen wichtiger als derartige Fusionspläne. Der ausgewiesene Föderalismusexperte sieht keinen zwingenden Zusammenhang zwischen der Größe und der Wirtschaftsstärke bzw. -schwäche eines Bundeslandes. Und er führt erstaunliche Vergleiche an: „Die Diskrepanz zwischen den Bundesländern Mecklenburg und Baden-Württemberg ist weitaus geringer als zwischen den ärmsten und reichsten Bundesstaaten in den USA oder zwischen den Kantonen in der Schweiz.“ Die Zukunft läge für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vor allem in der Spezialisierung und der Besetzung von Nischen, wie beispielsweise dem Chemienetzwerk in Sachsen-Anhalt, das europaweit führend ist. Die Zukunft Europas liegt nach Renzsch eindeutig in den Regionen, die sich in Zukunft im Wettbewerb mit ande-

ren europäischen Regionen sehen werden. Der Nationalstaat und mit ihm die Länder verlieren dabei als Akteure zunehmend an Einfluss. So werden bereits in der nächsten Förderperiode ab 2013 die europäischen Metropolregionen erstmals als Bezugspunkte in der EU-Strukturförderung auftauchen. In Brüssel werden sie zunehmend als wichtige Impulsgeber und Motoren der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung in Europa gesehen. Auf diese neuen Rahmenbedingungen zu reagieren, ist auch das Ziel der Metropolregion Mitteldeutschland. Der Zusammenschluss von elf Städten aus Sachsen, Sachsen„Nicht der Große frisst den Kleinen, sondern der Schnellere den Langsamen.“

Anhalt und Thüringen will die länderübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur verbessern und als Interessenvertretung der Region gegenüber der EU auftreten. Auch die drei Bundesländer unterstützen die Kooperation finanziell und durch beratende Mitarbeit in deren Gremien. Auch wenn dies einige Beteiligte anders sehen, eine Art Vorstufe zu einem Bundesland Mitteldeutschland will die Metropolregion, die nicht die Landkreise zwischen den Städten umfasst, explizit nicht sein. Weniger Berührungsängste mit einer Länderfusion hat dagegen die regionale Wirtschaft in Mitteldeutschland, die in vielen Bereichen bereits eng verknüpft ist. Dabei

geht es aber weniger um abstrakte Strukturen, sondern eher um die Verbesserung der praktischen Rahmenbedingungen für die Unternehmen. Den Aufbau länderübergreifender Clusterstrukturen hat sich etwa die Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland, ein Zusamenschluss strukturbestimmender Unternehmen der Region, auf ihre Fahnen geschrieben. Dazu müsse „Mitteldeutschland als Wirtschaftsregion endlich bei allen Verantwortlichen ins Spiel kommen“, fordert ihr Geschäftsführer Klaus Wurpts in einer Kolumne in dieser Ausgabe von REGJO. Dazu gehörten eine einheitliche Technologieförderung, eine gemeinsame Hochschulund Forschungspolitik, ein einheitliches Standortmarketing und gemeinsame Verbundförderungen. Es gehe nicht um eine Länderfusion, sondern „eine Klammer, um Kräfte zu bündeln, damit die hohe Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklungsprozesse aufrecht erhalten werden kann.“. Das sieht Prof. Dr. Wolfgang Renzsch ähnlich. Entscheidend seien eine schlanke und effiziente Verwaltung, schnelle Genehmigungsverfahren und ein offenes Ohr für innovative Tendenzen. „Nicht der Große frisst den Kleinen, sondern der Schnellere den Langsamen“, so Renzsch.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.mitteldeutschland.com, www.mittel-de.de, www.region-mitteldeutschland.com, www.ipw.ovgu.de, www.sachsen.de, www.sachsen-anhalt.de, www.thueringen.de



regjo LEIPZIG/HALLE

Thema 33

»Lobbyarbeit für Mitteldeutschland« Hermann Winkler ist einer der bekanntesten Christdemokraten im Osten Deutschlands. Der 47-jährige Ingenieur stammt aus Grimma, war Chef der Sächsischen Staatskanzlei und vertritt seit 2009 den Freistaat Sachsen im Europaparlament.

Interview: Frank Schmiedel

Fotografie: PD

Herr Winkler, wie nehmen Sie Mitteldeutschland von Brüssel und Straßburg aus wahr? Mitteldeutschland und vor allem Sachsen ist meine Heimat und der wichtigste Bezugspunkt meiner politischen Arbeit. Unsere Region liegt seit der EU-Osterweiterung im Herzen der europäischen Union und spielt eine zentrale Rolle. Das gilt für das Logistikdrehkreuz im Großraum Leipzig-Halle ebenso wie für die kulturellen Zentren Dresden und Meißen, Dessau oder Erfurt sowie die grenzübergreifenden Begegnungsräume, etwa im Dreiländereck. Mitteldeutschland hat unter schwierigen Bedingungen eine Erfolgsgeschichte kleiner und mittelständischer Unternehmen geschrieben, die dynamisch und innovativ agieren. Dieser Weg spricht für sich und kann auch für andere Regionen in Europa richtungsweisend sein. Mitteldeutschland, insbesondere Leipzig, war die Keimzelle der friedlichen Revolution in der damaligen DDR – diese hat die heutige Gestalt der Europäischen Union erst ermöglicht. Wie kommunizieren Sie die herausragende historische Rolle Ihrer Heimat in Europa? Die wichtige Rolle Mitteldeutschlands beim politischen Umbruch in Europa schwingt in der Ausübung meines Mandats allein deswegen immer mit, weil sie mein Denken und Handeln geprägt hat. In vielen Gesprächen mit Abgeordneten aus dem Westen Europas aber auch aus den neuen Mitgliedsstaaten im Osten wird dies immer wieder deutlich. Darüber hinaus bin ich bestrebt, diesen Teil der deutschen Geschichte bekannter zu machen. So habe ich mich dafür eingesetzt, dass Ende 2010 eine Ausstellung des Freistaats Sachsen zur friedlichen Revolution in Brüssel zu sehen sein wird. Welche Ziele haben Sie sich für die aktuelle Legislaturperiode gesetzt, wie können Sie Mitteldeutschland konkret helfen? In erster Linie sehe ich die Europaabgeord-

neten als Vertreter ihrer Regionen an. Daher betrachte ich es als meine Aufgabe, aktive Lobbyarbeit für Mitteldeutschland und seine Bürger zu betreiben. Ich möchte eine Brücke schlagen und ein Stück unserer Region mit nach Brüssel und Straßburg nehmen. Ein wichtiges Thema in dieser Legislaturperiode ist die Fortschreibung der Europäischen Struktur- und Förderpolitik nach 2013. Hier werde ich mich im Rahmen des Möglichen dafür einsetzen, dass für Mitteldeutschland faire Übergangsbedingungen auf dem Weg zu selbsttragendem Wachstum geschaffen werden. Würde man den neu entstandenen, innovativen Branchen vorschnell die Unterstützung entziehen, wären 20 Jahre Aufbauarbeit umsonst gewesen. Zugleich müssen traditionelle mittelständische Betriebe und das Handwerk durch europäische Politik unterstützt werden, anstatt vor unnötige bürokratische Hindernisse gestellt zu wer-

den. Einen weiteren Schwerpunkt setze ich im Dreiländereck, wo seit der Osterweiterung des Schengener Abkommens vor allem hinsichtlich der Sicherheit viele Fragen offen geblieben sind. Was vermissen Sie an Mitteldeutschland, wenn Sie in Brüssel und Straßburg sind? Nichts, denn ich pendele wochenweise zu den Sitzungen nach Brüssel und Straßburg. In dieser Hinsicht geht es mir wie den vielen anderen, die jede Woche für die Arbeit ihre Familie zurücklassen müssen. Lebensmittelpunkt und Schwerpunkt meiner Arbeit ist und bleibt Sachsen, was auch durch meine Bürgerbüros in Leipzig, Dresden, Bautzen und Zittau zum Ausdruck kommt.

Mehr Informationen zur Arbeit Hermann Winklers finden Sie unter www.hermann-winkler.eu.


Mitteldeutschland in Zahlen Die Top 100 Unternehmen des Ostens haben 2006 knapp 90 Milliarden Euro Umsatz gemacht und 217.000 Mitarbeiter beschäftigt. Der Umsatz allein der Volkswagen AG betrug im gleichen Jahr knapp 105 Milliarden Euro, und rund 325.000 Menschen arbeiteten in dem Unternehmen. Anzahl der Schrebergärten-Mitglieder in den Landesverbänden für Kleingärtner in Sachsen: 220.000, Sachsen-Anhalt: 250.000 und Thüringen: 74.000 Anzahl der Mitglieder im Landesverband Bayern: 48.000 oder Rheinland-Pfalz: 11.000 Betreuungsquote für Kinder unter drei Jahren in Sachsen: 36,5 %, Sachsen-Anhalt: 52,7 % und Thüringen: 38,9 % Betreuungsquote für Kinder unter drei Jahren in den alten Ländern: 12,2 % Anteil der Katholiken in der Bevölkerung in Sachsen: 3,6 %, Sachsen-Anhalt: 3,6 %, Thüringen: 7,9 % Anteil der Katholiken in der Bevölkerung in Bayern: 56,3 % oder im Saarland: 65,1 % Zahl der Denkmäler auf der UNESCO Welterbeliste in Deutschland: 33 Zahl der UNESCO Welterbestätten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen: 7 Nettoabwanderung der Bevölkerung im Jahr 2007 aus Sachsen: 11.200, Thüringen: 13.300 und Sachsen-Anhalt: 17.500 Menschen Im gleichen Jahr erzielte Bayern eine Nettozuwanderung von 31.500 Menschen. 2006 lag der Bruttotariflohn einer Friseurin in der niedrigsten Lohngruppe in Sachsen bei 3,82 Euro. Die gleiche Friseurin hätte in den alten Ländern mindestens 6,28 Euro verdient. Quelle: Alle Zahlen stammen aus deutschen Medien sowie anderen Quellen.

2010 – 2030 – 2060: Demografischer Wandel in Ost und West Von einer Bevölkerungspyramide kann beim Blick auf die Grafik keine Rede mehr sein. Viele Industriestaaten weisen diese Form der Altersstruktur auf. Die Gründe dafür sind eine niedrige Geburtenrate und eine hohe Lebenserwartung. Männer

Frauen

Sachsen-Anhalt

Quelle: Statistisches Bundesamt, 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung


RegJo LEIPZIG/HALLE Service 35

Sachsen

Sachsen-Anhalt

Thüringen

Einwohnerzahl

4.183.404

2.373.485

2.261.236

Fläche in km²

18.419,70

20.446,31

16.172,10

Bruttoinlandsprodukt in Mrd. EUR

95,12

53,79

49,83

Arbeitslosenquote in %

12,90

13,60

11,40

Schulden in Mill. EUR

11.980

20.080

15.707

Schulden je Einwohner in EUR

2.869

8.468

6.926

neugeborene Kinder in 2008

34.411

17.697

17.332

Ausländerquote in %

2,7

1,8

2,1

Quelle: Statistische Ämter der Bundes und der Länder

199 364 541

13.528 19.790 31.545

8.817.125 10.754.200 17.968.100

Zusammen haben Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen fast so viele Einwohner wie BadenWürttemberg. Ihr Bruttoinlandsprodukt dagegen ist nur etwa halb so hoch.

485.700 585.800 905.800

Mitteldeutschland im Vergleich

Mitteldeutschland Baden-Württemberg Nordrhein-Westfalen

Einwohnerzahl

Quelle: Statistische Ämter der Bundes und der Länder

Baden-Württemberg

Anzahl Beschäftigte im Öffentlichen Dienst

Kosten für Beschäftigte im Öffentlichen Dienst in Mill. EUR

Bruttoinlandsprodukt in Mrd. EUR


Wirtschaftsförderer in Mitteldeutschland

Stadt Leipzig Stadt Leipzig Wirtschaftsförderung Dr. Michael Schimansky Martin-Luther-Ring 4-6, 04109 Leipzig Tel.: 0341/ 123 58 10, Fax: 0341/ 123 58 25 wirtschaft@leipzig.de www.leipzig.de

Stadt Halle (Saale) Wirtschaftsförderung Dr. Heinz Friedrich Franke Marktplatz 1, 06108 Halle (Saale) Tel.: 0345 / 221- 47 60, Fax.: 03 45 / 221- 47  76 wirtschaftsfoerderung@halle.de www.wifoe.halle.de

Landeshauptstadt Magdeburg – Dezernat für Wirtschaft, Tourismus und regionale Zusammenarbeit Rainer Nitsche Julius-Bremer-Straße 10, 39104 Magdeburg Tel.: +49 391/ 540 2543, Fax: +49 (0) 391/ 540 2619 rainer.nitsche@ob.magdeburg.de www.magdeburg.de

Wirtschaftsförderungsgesellschaft Jena GmbH Wilfried Röpke Markt 16, 07743 Jena Tel.: 03641/87300-30, Fax: 03641/87300-59 wifoe@jena.de www.jena.de


regjo LEIPZIG/HALLE

Landkreis Saalekreis

wirtschaft 37

Leiter Referat Landrat/Wirtschaftsförderung Uwe Lehmann Domplatz 9, 06217 Merseburg Tel.: 03461/ 40 10 05, Fax: 03461/ 40 10 12 uwe.lehmann@saalekreis.de www.saalekreis.de

Burgenlandkreis NaumburgWeißenfels-Zeitz Wirtschaftsförderung Amtsleiter Thomas Böhm Schönburger Straße 41, 06618 Naumburg Tel.: 03445 / 73 13 08 Geschäftsführer WFG mbH Günther Wienhold Tel.: 03442 / 261720

Europastadt Görlitz-Zgorzelec GmbH

Wirtschaftsförderung Stadt Aschersleben

Christoph Ellsel Fleischerstraße 19, 02826 Görlitz Tel.: 03581/47 57-12, Fax: 03581/47 57-47 c.ellsel@europastadt-goerlitz.de www.europastadt-goerlitz.de

Amtsleiter Matthias May Markt 1, 06449 Aschersleben Tel.: 03473 / 95 89 80, Fax: 03473 / 95 89 20 wirtschaft@aschersleben.de www.aschersleben.de

IMG Investitions- und Marketing gesellschaft Sachsen-Anhalt mbh Die IMG Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH ist die Ansiedlungsund Marketingagentur des Landes. Unsere Mitarbeiter bieten alle Leistungen rund um die Ansiedlung von Unternehmen. Von der Standortsuche über die Investitionsberatung bis zum Behörden- und Projektmanagement. Außerdem vermarkten wir das Land nach außen und entwickeln touristische Konzepte. Überzeugen Sie sich selbst: Wir stehen früher auf! IMG Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH Am Alten Theater 6, 039104 Magdeburg Tel.: 0391/56 89 90, Fax: 0391/568 99 50 welcome@img-sachsen-anhalt.de www.investieren-in-sachsen-anhalt.de

Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH Landeshauptstädte Sitz der Wirtschaftsförderer Flughafen Autobahn Diese Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn Sie den REGJO-Lesern Ihre Kommune oder Institution auf der REGJO-Karte der mitteldeutschen Wirtschaftsförderer präsentieren möchten, nennen wir Ihnen gern die Konditionen für die kostenpflichtigen Einträge. Unsere Kontaktdaten finden Sie im Impressum dieser Ausgabe oder unter www.regjo-leipzig.de.

Die landeseigene Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) baut Brücken: Für Investoren auf ihrem Weg nach Sachsen und für sächsische Unternehmen auf ihrem Weg in die Welt. Wir bieten stets aktuelle Angaben zu Wirtschaftsdaten, unternehmensbezogene Standortangebote, Kontakte zu regionalen Entscheidern, Zugang zu Branchennetzwerken sowie Hilfestellung bei der Erschließung neuer Märkte und der Anbahnung von Kooperationen. Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) Bertolt-Brecht-Allee 22, 01309 Dresden Tel.: 0351/213 80, Fax: 0351/213 83 99 info@wfs.saxony.de www.wfs.sachsen.de


38

Immobilien

RegJo LEIPZIG/HALLE

Gewerbegrundstücke in Mitteldeutschland

Fläche: Nutzungsart: Misch- Vermarktung Ansprechpartner Telefon: Internet: E-Mail: (ha) Gewerbe Industrie nutzung durch:

SACHSEN Stadt Leipzig IPN Industriepark Nord Leipzig-Plaußig 344,00 j j n Stadt Leipzig Gewerbepark Leipzig – Nordost 117,00 j j n Stadt Leipzig / LESG Gewerbegebiet Torgauer Str. 65,00 j n n Stadt Leipzig Gewerbegebiet Leipzig Althen 26,00 j n n Stadt Leipzig Gewerbegebiet Böhlitz-Ehrenberg 6,00 j n n Stadt Leipzig Schönauer Straße

0341/123 5828 www.leipzig.de 0341/1235684 0341/9927733 www.leipzig.de 0173/2929766 0341/1235844 www.leipzig.de 0341/1235823 www.leipzig.de 0341/1236683 0341/1235651 www.leipzig.de 0341/1235823

Katja.schmidt@leipzig.de Renate.becker@leipzig.de

Stadt Markkleeberg An der Koburger Straße Gewerbegebiet Wachau Eulenbergallee Rathausstraße im Zentrum Bornaische Straße 123

0341/3533235 0341/3533235 0341/3533235 0341/3533235 0341/3533235

www.markkleeberg.de www.markkleeberg.de www.markkleeberg.de www.markkleeberg.de www.markkleeberg.de

kaiser@markkleeberg.de kaiser@markkleeberg.de kaiser@markkleeberg.de kaiser@markkleeberg.de kaiser@markkleeberg.de

www.will-gmbh.de www.will-gmbh.de www.will-gmbh.de www.will-gmbh.de www.will-gmbh.de

info@will-gmbh.de info@will-gmbh.de info@will-gmbh.de info@will-gmbh.de info@will-gmbh.de

Landkreis Leipzig Goldener Born, Thierbach Industrie- und Gewerbepark Espenhain Grimma Nord, Grimma Ranstädter Mark, Markranstädt Wurzen Nord

0,30 0,47 0,22 0,31 0,40 83,00 141,00 17,00 24,00 45,00

j j j n n

n n n n n

n n n j j

Stadt Markkleeberg Stadt Markkleeberg Stadt Markkleeberg Stadt Markkleeberg Stadt Markkleeberg

j j j j j

j j n n n

n n n j n

WILL Wirtschaftsförderung Leipziger Land GmbH WILL Wirtschaftsförderung Leipziger Land GmbH WILL Wirtschaftsförderung Leipziger Land GmbH WILL Wirtschaftsförderung Leipziger Land GmbH WILL Wirtschaftsförderung Leipziger Land GmbH

03433/20910 03433/20910 03433/20910 03433/20910 03433/20910

Biq Standortentwicklung Herr Ralph Schüler und Immobilienservice GmbH Europastadt Görlitz- Herr Wolfgang Rothe Zgorzelec GmbH Europastadt Görlitz- Herr Wolfgang Rothe Zgorzelec GmbH Europastadt Görlitz- Herr Wolfgang Rothe Zgorzelec GmbH Europastadt Görlitz- Herr Wolfgang Rothe Zgorzelec GmbH

03542/8982256 www.biq.de

Stadt Görlitz Industrie- und Gewerbegebiet Hagenwerder 50,40 j j n Gewerbegebiet Görlitz-Markersdorf 21,74 j j n am Hoterberg Gewerbegebiet „Görlitz-Klingewalde“ 7,48 j n n Gewerbegebiet „Ebersbach“ 46,70 n j n Industrie- und Gewerbegebiet Kodersdorf 80,00 n j n „Kranichsberg/Sandberg“

Frau Kerstin Kaiser Frau Kerstin Kaiser Frau Kerstin Kaiser Frau Kerstin Kaiser Frau Kerstin Kaiser

Konrad.kutter@leipzig.de Axel.schulze@leipzig.de k.koall@lesg.de Kerstin.luense@leipzig.de Renate.becker@leipzig.de

ralph.schueler@biq.de

03681/475748

www.europastadt-goerlitz.de

w.rothe@europastadt-goerlitz.de

03681/475748

www.europastadt-goerlitz.de

w.rothe@europastadt-goerlitz.de

03681/475748

www.europastadt-goerlitz.de

w.rothe@europastadt-goerlitz.de

03681/475748

www.europastadt-goerlitz.de

w.rothe@europastadt-goerlitz.de

SACHSEN-ANHALT Stadt Magdeburg Industrie- und Logistik-Centrum 98,00 GI, GE Stadt Magdeburg Herr Böttcher 0391/5402624 www.ilc-magdeburg.de Rothensee (ILC) www.magdeburg.de/immobilie Gewerbegebiet Ölmühle 7,10 GIe, GEe, GE Stadt Magdeburg Herr Böttcher 0391/5402624 www.magdeburg.de/immobilie Gewerbegebiet Windmühlenstr. 3,50 MI, GEe, GE Stadt Magdeburg Herr Böttcher 0391/5402624 www.magdeburg.de/immobilie Ebendorfer Ch. 9,60 GE, SO-Einzelhandel Stadt Magdeburg Herr Böttcher 0391/5402624 www.magdeburg.de/immobilie Wissenschaftshafen 7,10 SO Innov. + Wissenschaft, Stadt Magdeburg Herr Böttcher 0391/5402624 www.wissenschaftshafen.de GE, MI,SO Sport+Freizeit www.magdeburg.de/immobilie Stadt Halle Industriegebiet Halle-Saalekreis an der A14 230,00 j j n Stadt Halle (Saale) Wirtschaftsförderung 0345/2214760 www.wifoe.halle.de Gewerbe- und Industriegebiet Halle-Ost 93,00 j j n Stadt Landsberg 034602/2490 www.stadt-landsberg.de Industriepark Ammendorf 100,00 j n n LIMSA Sachsen-Anhalt 0345/688912100 www.limsa.sachsen-anhalt.de Riebeckviertel 95,00 j n n Stadt Halle (Saale) Wirtschaftsförderung 0345/2214760 www.wifoe.halle.de Technologiepark weinberg campus 30,00 Sondernutzung Stadt Halle (Saale) Wirtschaftsförderung 0345/2214782 www.weinbergcampus.halle.de

boettcher@ob.magdeburg.de boettcher@ob.magdeburg.de boettcher@ob.magdeburg.de boettcher@ob.magdeburg.de boettcher@ob.magdeburg.de wirtschaftsfoerderung@halle.de info@stadt-landsberg.de poststelle-sued@limsa. sachsen-anhalt.de wirtschaftsfoerderung@halle.de wirtschaftsfoerderung@halle.de

EWG Anhalt-Bitterfeld TechnologiePark Mitteldeutschland/ 116,00 j j n Zweckverband "TechnologiePark Mitteldeutschland" 03494/383210 www.technologiepark-mitteldeutschland.de Standort Heideloh info@technologiepark-mittel- deutschland.de P-D ChemiePark Bitterfeld-Wolfen 1000,00 j j n P-D ChemiePark Bitterfeld Wolfen GmbH 03493/72488 www.chemiepark.de chemiepark-gmbh@tpnet.de Gewerbe- und Industriegebiet Köthen-Ost 55,00 j j n Stadt Köthen 03496/425318 www.koethen-anhalt.de wirtschaftsfoerderung@ koethen-stadt.de Gewerbegebiet westlich der BAB 9 42,00 j j n Stadt Sandersdorf-Brehna 03493/801-0 www.sandersdorf.de info@sandersdorf-brehna.de Gewerbegebiet „Kirschallee“ Zerbst/Anhalt 25,00 j n n Stadt Zerbst/Anhalt 03923/754213 www.stadt-zerbst.de juergen.konratt@stadt-zerbst.de Saalekreis MerseburgAirpark Merseburg 70,00 n j n Stadt Merseburg Herr Bachmann 03461/445462 www.saalekreis.de Gröbers, Gewerbepark Gröbers 110,00 n j n Gemeinde Kabelsketal Herr Salomon 034605/33250 www.saalekreis.de Beuna, Industrie- und Gewerbepark Beuna 29,00 n j n Stadt Merseburg Herr Bachmann 03461/445462 www.saalekreis.de Leuna, Chemiestandort Leuna 473,00 n j n InfraLeuna GmbH Herr Naundorf 03461/434167 www.saalekreis.de Sietzsch, Industrie- und 93,00 n j n Stadt Landsberg Herr Hoppe 034602/24920 www.saalekreis.de Gewerbegebiet Sietzsch

wirtschaftsfoerderung@ merseburg.de bauamtsleiter@kabelsketal.de wirtschaftsfoerderung@ merseburg.de m.naundorf@infraleuna.de c.hoppe@stadt-landsberg.de

Thüringen Stadt Altenburg Gewerbegebiet Nord-Ost I + II 12,85 j j n Stadt Altenburg Herr Tino Scharschmidt 03447/594840 www.investor-altenburg.de Gewerbegebiet Nord-Ost III 13,00 j n n Stadt Altenburg Herr Tino Scharschmidt www.investor-altenburg.de Gewerbegebiet Weißer Berg 1,79 j n n Stadt Altenburg Herr Tino Scharschmidt www.investor-altenburg.de Gewerbegebiet Poststraße 4,54 j n n Stadt Altenburg Herr Tino Scharschmidt www.investor-altenburg.de Saalfeld-Rudolstadt Industriegebiet „Am Bahnbogen“ Saalfeld 33,00 n j n IGZ GmbH Herr Knut Jacob 03672/308100 www.wifag.igz-rudolstadt.de Industriegebiet Rudolstadt-Schwarza 108,40 n j n IGZ GmbH Herr Knut Jacob 03672/308100 www.wifag.igz-rudolstadt.de Industrie- und Gewerbegebiet 278,30 j j n IGZ GmbH Herr Knut Jacob 03672/308100 www.wifag.igz-rudolstadt.de „Maxhütte“ Unterwellenborn Gewerbe- und Industriegebiet 15,90 j n n IGZ GmbH Herr Knut Jacob 03672/308100 www.wifag.igz-rudolstadt.de „An der Münze“ Königsee Gewerbegebiet Kirchhasel 25,40 j n n IGZ GmbH Herr Knut Jacob 03672/308100 www.wifag.igz-rudolstadt.de

tino.scharschmidt@ stadt-altenburg.de tino.scharschmidt@ stadt-altenburg.de tino.scharschmidt@ stadt-altenburg.de tino.scharschmidt@ stadt-altenburg.de wifag@igz-rudolstadt.de wifag@igz-rudolstadt.de wifag@igz-rudolstadt.de wifag@igz-rudolstadt.de wifag@igz-rudolstadt.de


regjo LEIPZIG/HALLE

Immobilien 39

Zurück in die Stadt Im Wandel der Gesellschaft zieht es die Menschen zurück in die Städte, so auch in alte Produktionsstätten der Industrie. Innovationen dienen bei der Neubesiedlung als Motor der modernen Stadtentwicklung. Ein beispielhafter Abriss.

Interview: Anette Ehlers

Fotografie: Floreijn Invest B.V.

Wer kennt sie nicht, die verfallenen Denkmäler unserer Vorväter, der Begründer der modernen Industrie des 19. Jahrhunderts. Heute sind diese an den Herausforderungen und Auflagen, die wir alle stellen, zu messen, energieeffizient, modern, eingebettet in Grün. Politik kann mit Förderinstrumentarien Rahmenbedingungen setzen; so bei Solar und Windenergie. Wem aber gefällt wirklich ein Glasdach auf einem solchen vormals stolzen Gebäude, unvorstellbar ein Windrad mitten in der Stadt, Schlagschatten werfend. Die Städte schrumpfen einerseits wegen des Geburtenrückgangs, dem demografischen Wandel; andererseits wollen die Menschen wieder in das urbane Leben der Städte. Die Speckgürtel der Städte waren in den 1970er Jahren entstanden, als die Stadtplanung das Leben aus den Innenstädten verbannt hatte, strikt zwischen Handel, Gewerbe und Wohnen zu trennen suchte. Heute ist die Monotonie Vergangenheit; die Identifikation mit dem Quartier in der Stadt durch die Bewohner zählt. Industrielle Brachflächen bieten die

Chance einer Neugestaltung von Wohnen und Arbeiten. So hat der zentrumsnahe Stadtteil Leipzig Plagwitz mit der Einheit Deutschlands den unmittelbaren Niedergang erlebt; die verbrauchte und auf völligen Verschleiß gefahrene Industrie erhielt den Todesstoß; die Arbeitsplätze fielen zu tausenden weg, das Quartier entleerte sich unmittelbar. Die Stadt Leipzig schuf Anfang der 1990er den Rahmen zur Ansiedlung kleiner und mittelständischer Unternehmen, förderte das Kleingewerbe und die Sanierung der alten Fabriken zu modernen Wohnformen in Lofts und wies freie sanierte Flächen zu Grünflächen oder als Entwicklungsflächen für Stadthäuser aus. Die Offerte eines Technologiezentrums zur Unterstützung von Existenzgründern und die Förderung der Ansiedlung von Kultureinrichtungen schufen über die Jahre einen bunten Stadtteil. Bis heute zieht das benachbarte Schleußig und Plagwitz selbst viele Familien an, die mit kreativen Ideen und klassischem Handwerk den Stadtteil zu neuem Leben erwecken. Doch wie sollen die Mieter oder auch Eigentümer von Wohnungen oder Gewer-

beräumen in den alten Industriedenkmälern neben der meist geringen Nettomiete die ständig steigenden Nebenkosten leisten? Der Denkmalschutz, der auf diesen Gebäuden gilt, hat sich nach der nicht mehr ganz jungen Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes auch an den wirtschaftlichen Möglichkeiten und Interessen des Eigentümers zu orientieren. So konnte schon mancher Kompromiss erzielt werden, um nicht durch alte Fenster die Wärme in die frische Luft zu blasen; aber eine wirkliche energetische Sanierung – so das Zauberwort im zurzeit allerorten abzuarbeitenden Konjunkturprogramm II – kommt nur selten zustande. Hier muss innovativ nachgearbeitet werden, damit nicht in wenigen Jahren die Nebenkosten die Nettomiete übersteigen. Nun gilt es, alle Kernkompetenzen zusammenzuführen, um die Waage zu halten zwischen dem Erbe der Vergangenheit und den Herausforderungen der Zukunft.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.urban-leipzig.de.

Leipzig/Plagwitz Herausforderungen des modernen Stadtlebens stellen sich in der Umgestaltung brachliegender Stadtteile, hier am Beispiel einer gelungenen Sanierung zur Schaffung von Arbeitsplätzen.


40

Advertorial / Immobilien

RegJo LEIPZIG/HALLE

Stark im Osten, stark in den Zentren TLG IMMOBILIEN zieht positive Bilanz zur Entwicklung der Einzelhandelsmieten in Dresden. Nahversorgungsprojekte entstehen als Reaktion auf die demografische Entwicklung. Aktuell investiert TLG in der Altstadt, in Striesen und Klotzsche.

Text: Edith Grether

Fotografie: TLG IMMOBILIEN GmbH

In Dresden florierte der Einzelhandel auch im Jahr 2009 – trotz der schwierigen konjunkturellen Lage. Zu dieser Einschätzung kommt die Niederlassung Süd der TLG IMMOBILIEN. Das ostdeutsche Immobilienunternehmen hat die Entwicklung seiner Einzelhandelsmieten in der sächsischen Landeshauptstadt im vergangenen Jahr unter die Lupe genommen. Danach liegen die Spitzenmieten für Ladenflächen zwischen 80 und 120 Quadratmeter bei bis zu 110 Euro/Quadratmeter, was einem Zuwachs von 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Im Segment zwischen 300 und 500 Quadratmeter sind die Preise unverändert zwischen 50 und 80 Euro/Quadratmeter stabil geblieben. Dass die Situation im Dresdner Einzelhandel positiv ist, hat seine Ursache u. a. in der stetig steigenden Einwohnerzahl (512.157 zum 30. Juni 2009) und der damit zusammenhängenden Nachfrage. Die Versorgungslage in der Elbmetropole hat mit einer Einzelhandelsfläche von 1,7 Quadratmeter pro Einwohner einen guten Standard. Bei der Realisierung neuer Einzelhandelsprojekte durch die Stadtplaner wird die Innenstadt stärker fokussiert als Neubauprojekte auf der grünen Wiese. Beispiele dafür sind die im September 2009 eröffnete „CENTRUM Galerie“ in der Prager Straße sowie die noch in Bau befindliche Erweiterung der Altmarkt-Galerie. Klaus-Dieter Schwensen, Leiter der Niederlassung Süd der TLG IMMOBILIEN, prognostiziert: „Mit der Verdichtung der Einzelhandelsflächen im Bereich Prager Straße und Neumarkt wird die Prager Straße auch in Zukunft die wichtigste Einkaufsstraße bleiben.“ Die TLG IMMOBILIEN, die federführend am Erweiterungsbau der Altmarkt-Galerie beteiligt ist, geht mit den Stadtplanern d’accord und möchte mit ihren Projekten die Zentren stärken. Dabei geht es nicht nur um die Innenstadt. Auch in andere Stadtteile investiert das ostdeutsche Immobilienunternehmen. In dem Wohn- und Geschäftshaus, das derzeit in der Schandauer Straße in Dresden-Striesen entsteht, werden zwei zentrale Lebensbereiche mitei-

nander kombiniert: Wohnen und Einkaufen. Im Erdgeschoss soll ein Branchenmix aus Lebensmitteln, Drogerieartikeln und weiteren Gegenständen des täglichen Bedarfs entstehen. Für den Fachmarkt oder kleinteiligen Einzelhandel sind Nutzungen in den Bereichen Drogerie, Apotheke, Friseur, Blumenladen, Optiker oder auch Textilhandel angedacht. Der Wohnungsbestand wird sich insgesamt aus 43 Zweizimmerwohnungen zusammensetzen. Eine Besonderheit in dem Wohn- und Geschäftshaus ist das Angebot „Servicewohnen für jung und alt“. Gemeinsam mit dem Partner „Lebenshilfe Sachsen Neue Einzelhandelsprojekte präferieren innerstädtische Bereiche gegenüber der grünen Wiese.

e. V.“ bietet die TLG IMMOBILIEN die unterschiedlichsten Serviceleistungen an – für die perfekte Rundum-Versorgung vor Ort. Diese reichen vom Abwesenheitsservice bei Urlaub oder Dienstreise (Briefkasten leeren, Blumenpflege etc.) über Einkaufsservice und Pflegeleistungen bis hin zu gemeinsamen Aktivitäten in der Freizeit (Videoabend, Wochenendausflüge etc.). Sämtliche Dienstleistungen lassen sich je nach Bedarf buchen. Angesichts der aktuellen demografischen

Entwicklung (immer mehr ältere Menschen) ist es von immenser Bedeutung, Angebote wie diese zu schaffen. Ein weiteres Nahversorgungsprojekt wird in Dresden-Klotzsche realisiert. 5,3 Mio. Euro investiert die TLG IMMOBILIEN hier in den Bau eines Einkaufszentrums. Mit der Nahversorgungseinrichtung in der Boltenhagener Straße Ecke Karl-Marx-Straße, die kurz vor ihrer Fertigstellung steht, entstehen zeitgemäße Einkaufsmöglichkeiten für die Bewohner des Stadtteils. Neben einer Reihe kleinerer Läden sind Frida/Konsum und Rossmann die Magneten in dem architektonisch anspruchsvollen Gebäudekomplex. Das 2.650 Quadratmeter große Einkaufszentrum wird über 75 Parkplätze verfügen. In der Gerichtsstraße schließlich entsteht ein Ärzte- und Geschäftshaus. Im Erdgeschoss werden ein Lebensmittelmarkt, eine Apotheke und kleinere Läden untergebracht. In den drei Obergeschossen können sich Arztpraxen und Büromieter niederlassen. Die Fertigstellung ist für das vierte Quartal 2010 vorgesehen.

Weitere Infos finden Sie im Internet unter www.tlg.de. Telefon: 01802 / 854 - 854


RegJo LEIPZIG/HALLE Energiewirtschaft 41

Gewichtige Stimme ONTRAS, zweitgrößter Ferngasnetzbetreiber Deutschlands, warnt vor nationalen Alleingängen und engagiert sich für europaweite Regelungen zum Gastransport.

Text: Sigrid Gaulrapp

Fotografie: EGMONT The D GROUP Germany; ONTRAS

„Erst die europaweite Harmonisierung von Rahmenbedingungen und Netzcodes schafft die Voraussetzungen für einheitliche grenzüberschreitende Gastransporte“, betonte ONTRAS-Geschäftsführer Ralph Bahke (im Bild rechts) bereits Anfang März auf der Konferenz über die Sicherung der Gasversorgung Europas in Brüssel. „Nationale Alleingänge verursachen zusätzliche Kosten, welche die Endverbraucher zahlen müssten.“ Um die europäischen Regelungen praxisnah zu gestalten, wirkt ONTRAS insbesondere im ENTSOG (European Network of Transmission System Operators for Gas), federführend mit beim Entwickeln von Transparenzregeln und einer europaweiten Kapazitätsbewirtschaftung. Dafür sind vor allem ausreichend lange Umsetzungsfristen wichtig. Nur dann lassen sich alle Prozesse und IT-Systeme sicher entwickeln, einrichten, testen und in Betrieb nehmen. Zudem könnten europaweit einsetzbare Lösungen Kosten sparen. In Deutschland sind Netzzugang und Gastransport einfach. Die Entgelte sind reguliert. 206 Gasunternehmen konkurrieren um Haushaltskunden, die zwischen 23

Anbietern je Postleitgebiet wählen können. Dennoch wollen Brüssel und Berlin noch mehr regulieren. Ende 2009 hat die Gruppe europäischer Regulierer für Elektrizität und Gas (ERGEG) einen Entwurf für RahmenLeitlinien für die Kapazitätsvergabe an Grenzübergangspunkten vorgelegt. Daraus zu entwickelnde Netzcodes sind frühestens 2011 zu erwarten. Unbeeindruckt davon sind Bundesnetzagentur (BNetzA) und Bundesregierung entschlossen, schon 2010 neue nationale Rege„Europäische Rahmenbedingungen harmonisieren und Anreize für Investitionen in die Gasinfrastruktur schaffen!“

lungen einzuführen. Die BNetzA hat Anfang Februar ein Festlegungsverfahren zum Neugestalten des Kapazitätsmanagements eingeleitet. Dazu müssen die 13 betroffenen Netzbetreiber – darunter auch ONTRAS – bis Ende April ein Standardangebot abgeben. Dieses soll unter anderem die Ein- und Ausspeisekapazitäten an Netzkopplungspunkten zu Nachbarländern und Marktgebieten bündeln sowie Kapazitätsprodukte und buchbare

Zeiträume standardisieren. Seit Ende Februar 2010 liegt der erste Entwurf einer neuen Gasnetzzugangsverordnung (GasNZV) vor. Beide Papiere sind nicht ausreichend aufeinander abgestimmt. Zudem könnten sich bei Änderung der GasNZV Konflikte beim Umsetzen ergeben. Auch akzeptiert der Bund im GasNZV-Entwurf Übergangsregelungen für ausländische Netzbetreiber, die keine Kapazitätsbündelung wollen, anstatt auf europäische Regeln zu warten. Die Politik will mehr Wettbewerb und günstige Gaspreise. Dazu ONTRAS-Geschäftsführer Bahke: „Derzeit bedingen jedoch hohe Regelenergieumlagen und Biogas-Wälzungsbeträge in Deutschland erhöhte Netzkosten zusätzlich zum regulierten Entgelt. Erst wenn es gelingt, solche Entwicklungen zu beseitigen, können europaweite Rahmenbedingungen und Regelwerke beim Gastransport zu günstigen Netzentgelten führen und damit den Transportanteil beim Gaspreis niedrig halten.“

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.ontras.com.


42

Energiewirtschaft

RegJo LEIPZIG/HALLE

»Enorme Energiepotenziale« Der German-Indian Round Table informierte am Jahresbeginn in Halle über den wachsenden Markt für erneuerbare Energien auf dem indischen Subkontinent. Ein mitteldeutsches Unternehmen ist bereits in Mumbai tätig.

Text: Frank Schmiedel

Fotografie: Keith Wheatley – Fotolia.com

Stromversorgung im ländlichen Raum erreicht werden sollen. Um diese Ziele zu erreichen, ist Indien auf ausländische Investitionen im Solarbereich angewiesen und bietet interessierten Unternehmen dafür attraktive Rahmenbedingungen wie etwa Steuerfreiheit bis zu zehn Jahren und erhebliche Zollbefreiungen. Die Stromgewinnung aus Biomasse ist neben der Solartechnologie ebenfalls auf dem kontinuierlichen Vormarsch. Welche Form der Energiegewinnung liegt in einem Land mit üppiger und ganzjähriger tropischer Vegetation wohl näher? So wird bis zum Jahr 2022 eine Gesamtleistung von rund 2.500 Megawatt allein aus der Verstromung biogener Abfälle angestrebt. Die C.A.R.E. Biogas GmbH aus Schkopau (Sachsen-Anhalt) hat diese Chancen in Indien erkannt. Wie Geschäftsführer Dr. Harald Rötschke eindrucksvoll berichtet, ist es zusammen mit einem indischen Partner gelungen, von der Die Regierung in Delhi hat den Willen, die Gewinnung von Solar- und Biomasse-Energie langfristig zu fördern und auszubauen.

Welche Chancen warten auf deutsche Energie-Unternehmen in Indien? Mehr als 70 Vertreter mitteldeutscher Unternehmen und Forschungseinrichtungen der Energiebranche, von Energieversorgern, Wirtschaftsförderungsgesellschaften, Ministerien bis zu Banken, informierten sich zum Jahresstart über die Möglichkeiten für deutsche Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien im weltweit größten Wachstumsmarkt. Die Stadt Halle und der German-Indian Round Table hatten zu Jahresbeginn in den großen Saal des BioZentrums auf dem Weinberg Campus eingeladen. Ashok Kumar, Leiter der Wirtschaftsabteilung der indischen Botschaft in Berlin, informierte anschaulich über die derzeitigen Maßnahmen der indischen Regierung, den Einsatz regenerativer Energien nachhaltig zu fördern. Mit 10.925 Megawatt im Jahre 2009 stellt derzeit die Windenergie noch den Spitzenplatz unter allen Formen erneuerbarer Energien in Indien dar. Die weltweit führenden Unternehmen der Windbranche sind längst vor Ort. Aus Sicht mitteldeutscher Unternehmen dürfte interessant sein, dass Indien mit der sogenannten „Nehru National Solar Mission“ bis zum Jahre 2022 eine Leistung von 20.000 Megawatt in das Stromnetz einspeisen möchte – und weitere 2.000 Megawatt Leistung für die dezentrale

Stadt Mumbai einen Auftrag zu erhalten. Der Kontrakt umfasst die Sanierung der größten städtischen Mülldeponie inklusive Trennung biogener Abfälle und deren anschließende Verstromung mittels Biogasanlage. Bei geschätzten 17 bis 18 Millionen Einwohnern und mit rund 4.000 Tonnen biogener Abfälle pro Tag, dürfte der Betrieb der Deponie durch das Schkopauer Unternehmen zukünftig gesichert sein. Marie-Christine Gröne vom Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie, hat die bisherigen Indien-Erfahrungen deutscher Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien eingehend untersucht und ihre Ergebnisse anschaulich präsentiert. Fazit ihrer Untersuchungen: Der Markt und die Verhältnisse in Indien sind nicht einfach, gute Vorbereitung, Zeit und Geduld daher ein Muss für jeden Markteinstieg. Entscheidend ist aber, dass Indien ein enormes Potentzial im Bereich Solar- und Biomasse-Energie hat. Die Regierung in Delhi hat den Willen, diese Formen der Energieerzeugung langfristig zu fördern und auszubauen. Insbesondere deutsche Unternehmen können von dieser Entwicklung profitieren und langfristig gute Geschäfte in Indien machen. Bei fernöstlichen Spezialitäten und zahlreichen Gesprächen fand auch dieser German-Indian Round Table erst am späten Abend sein Ende. Es bleibt zu hoffen, dass mehr Unternehmen aus Mitteldeutschland ihre Chancen in Indien erkennen und auch nutzen.

Weitere Informationen gibt es im Internet beim Ministry for New and Renewable Energy in New Dehli (www.mnes.nic.in); Marie-Christine Gröne (www. wupperinst.org); RA Markus Hoffmann (www.dorschner-hoffmann.com) und Mr. Ashok Kumar (www.indischebotschaft.de).


RegJo LEIPZIG/HALLE Advertorial / Energiewirtschaft 43

Intelligente Beleuchtung Mitlaufendes Licht – damit beleuchtet die Luxsoli GmbH aus Gera je nach Bedarf Wege und Straßen und ermöglicht Einsparungen von bis zu 90 Prozent. In Düsseldorf sind bereits Wege mit der innovativen Technologie ausgestattet.

Text: Frank Schmiedel

Fotografie: LUXSOLI GmbH

„Lighting ahead“ ist ihr Motto, und sie nimmt es wörtlich: die Luxsoli GmbH beleuchtet mit innovativen LED-Straßenleuchten Wege und Straßen „im voraus“. Mit ihrem Konzept des „Mitlaufenden Lichts“ bietet sie die Möglichkeit, die Kosten für die öffentliche Beleuchtung drastisch zu senken. Und die Kommunen haben es nötig: In Deutschland entfallen 19 Prozent der Energiekosten auf Beleuchtung. „Da läßt sich enorm viel einsparen“, meint Ralf Mades, Geschäftsführer

der Luxsoli GmbH, die im thüringischen Gera angesiedelt ist. Beim „Mitlaufenden Licht“ leuchten die intelligenten LED-Straßenleuchten erst dann hell auf, wenn ihre Bewegungsmelder erkennen, dass sich jemand nähert. Sie sorgen ebenfalls dafür, dass die nächsten Leuchten gleich mit aufleuchten. Daher ist der Weg – oder Straßenabschnitt vor dem Verkehrsteilnehmer immer bereits hell genug. Hinter ihm werden die Leuchten wieder auf einen gewünschten Wert heruntergedimmt – und sparen dem Betreiber täglich Geld. Das Innovative: Die LED-Leuchten verfügen über eine digitale Steuerung, die es ermöglicht, dynamisch auf Beleuchtungsanforderungen zu reagieren. So kann beispielsweise die Lichtintensität je nach Verkehrsaufkommen oder Wetterlage hoch- oder herabgesetzt werden. Das innovative Konzept der hellen Köpfe aus Gera kommt auch bei Unternehmern und Entscheidern Mitteldeutschlands an: Mit ihren überzeugenden und umweltfreundlichen Einfällen gewann Luxsoli bei der diesjährigen „Elevator Pitch Night“ in Leipzig die Kategorie „Innovativste Geschäftsidee“. Die Vorteile, die auch bei der Veranstaltung in der Messestadt präsentiert wurden, liegen klar auf der Hand: Anstatt ganze Straßenabschnitte aus Kostengründen nachts abzuschalten, kann nach Bedarf beleuchtet werden. Anwohner und Kommunen freuen sich gleichermaßen. Für letztere besonders wichtig: Mit den Leuchten von Luxsoli können sie schon heute die Ökodesign-Richtlinien der EU für Beleuchtung einhalten. Nach mehrjähriger Entwicklung wurde die Luxsoli GmbH Ende 2008 von Prasad Gangavkar, Ralf Mades und Hans Effertz (v.l.n.r.) gegründet. Der Standort Gera überzeugte die Firmengründer durch eine ausgezeichnete Infrastruktur und ein innovations- und investitionsfreudiges Klima. Der Spezialist für innovative LED-Straßenleuchten ist mittlerweile Arbeitgeber von zwölf Experten. Neben der Netzvariante werden die LED-Straßenleuchten auch als Solar- und Hybridversion angeboten. Die Hybridleuchten können sowohl aus dem Stromnetz als auch mit Photovoltaikmodulen versorgt werden. Ralf Mades erläutert: „Absolute Betriebssicherheit bei hoher Energieeinsparung und damit geringer Umweltbelastung. Das sind die Argumente, die unsere Kunden überzeugen.“ Düsseldorf, die Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens, profitiert bereits von Luxsolis „Mitlaufendem Licht“. Seit kurzem sind dort entlang des Rheins Solarleuchten von Luxsoli installiert. Fußgänger und Radfahrer werden von einem vorauslaufenden Lichtfeld auf ihrem Weg begleitet. Eine hoch energieeffiziente Beleuchtungslösung, die sich auszahlt.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.luxsoli.de oder per Mail an info@luxsoli.de.


»Ich kann halt nicht anders« Wenige Monate nach seinem Weggang von PC-WARE ist Dr. Knut Löschke zurück in der deutschen ITK-Branche. Im Gespräch mit REGJO berichtet er über seine Pläne mit der Softline AG und wie er in den Aufsichtsrat der Bahn kam.

Interview: Kai Bieler

Fotografie: privat

In den vergangenen Wochen konnte man gleich mehrfach von neuen Aufgaben lesen, die Sie übernehmen werden. Eine davon ist ein Sitz im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn. Wie kam es dazu? Ich bin vom sächsischen Ministerpräsidenten Tillich angesprochen worden, ob ich den vakanten Posten übernehmen würde. Ich war ja quasi arbeitslos und hatte Zeit. (lacht) Daraufhin gab es ein Gespräch mit Bundesverkehrsminister Ramsauer, nach dessen Verlauf ich mich entschlossen habe, die Aufgabe zu übernehmen. Warum? Den neuen Kurs des Bundesverkehrsministers und des Vorstandes, die Deutsche Bahn wieder zu einem Unternehmen zu machen, das durch Pünktlichkeit, Sauberkeit, technische Zuverlässigkeit und konsequente Kundenorientierung überzeugt, kann ich sehr gut mittragen. Das gilt auch für die Tatsache, dass der Börsengang eines Teils der Bahn jetzt nicht mehr den einzigen Bezugspunkt für das unternehmerische Handeln darstellt. Ich bin fest überzeugt davon, dass „öffentliche“ Unternehmen wie die Bahn in erster Linie der Daseinsfürsorge zu dienen haben und nicht der Profitmaximierung. Für die Region Mitteldeutschland stehen mehrere wichtige verkehrspolitische Entscheidungen der Bahn an. Was wollen Sie in dieser Hinsicht im Aufsichtsrat bewegen? Natürlich werde ich versuchen, die Interessen der mitteldeutschen Bundesländer zur Sprache zu bringen. Die Frage wird sein, wie sich das im Rahmen des Aufsichtsrates umsetzen lässt. Aktuell bin ich dabei, mich in das komplexe Thema einzuarbeiten und führe dazu viele Gespräche. Auch Ihre mehrmonatige Trennung von der ITK-Branche ist vorbei, seit Sie mit zwölf Prozent als strategischer Investor bei der Münchner Softline AG eingestiegen sind ... Ich kann halt nicht anders. Nein, im Ernst: Meine erste Reaktion auf den erzwungenen Weggang von PC-WARE war: Du willst nie wieder etwas mit IT zu tun haben. Aber ich habe schnell gemerkt, dass ich mein Rentnerdasein noch nicht antreten will. Dabei würde ich sehr schnell auch an persönlichem Schwung, an eigener Präsenz verlieren. Mein Leben war 20 Jahre lang von früh um sieben bis abends um acht streng getaktet. Ich konnte einfach nicht von einem Tag auf den anderen nur noch untätig rumsitzen. Warum fiel Ihre Wahl ausgerechnet auf die Softline AG? Ich habe mich intensiv in der deutschen ITK-Branche umgesehen und mit vielen, hochinteressanten Firmen gesprochen. In dieser Phase hat mich der Vorstand der Softline AG, die ich seit vielen Jahren kenne, angesprochen. Die Chance, im Rahmen der geplanten Kapitalerhöhung in das Unternehmen einzusteigen, habe ich dann genutzt.

Welche Aufgaben werden Sie bei der Softline AG übernehmen? Ursprünglich war geplant, dass ich als Berater oder im Aufsichtsrat tätig bin. Aber ich will mit Kunden und Partnern sprechen, mich operativ für den Erfolg der Softline AG einbringen. Deshalb werde ich den Vorstand verstärken, um aktiv an der Aufbauphase mitzuwirken. Die Softline AG bietet ein Leistungsportfolio an, das auf den ersten Blick dem der PC-WARE sehr ähnelt. Ist der Markt groß genug für ein solches direktes Konkurrenzverhältnis, oder worin unterscheiden sich die beiden Geschäftsmodelle? Wir wollen keine PC-WARE 2.0 werden. PC-WARE ist maßgeblich durch den Handel mit Softwarelizenzen gewachsen. Dieses Geschäft hat sich aber massiv verändert. Der Markt ist stark umkämpft und die Margen sind massiv geschrumpft. Was aber die Kunden verstärkt fordern, ist die Beratung für den Aufbau eines Software- und IT Asset Managements, das den Wert der IT für das Unternehmen besser nutzbar macht. Gleichzeitig ändern sich die Anforderungen von Unternehmen an ihre IT immer schneller. Deshalb werden wir unseren Kunden zum Beispiel unter der Marke „Managed Desktop 2.0“ flexible Software as a Service-Angebote machen. Was verbirgt sich dahinter? Ein Angebot zum Outsourcing der IT-Infrastruktur, das sich speziell an Klein- und Mittelständische Unternehmen richtet. Dabei wird eine einzige Monatspauschale alles abdecken, von den Servern bis zum Support, und zwar ohne Vorauszahlungen oder Mindestlaufzeit. So erhalten unsere Kunden täglich genau die IT, die sie für ihre Geschäftsprozesse brauchen. Das ist ein komplett neuer Ansatz. Der Hardwarehandel wird bei der Softline AG keine Rolle spielen? Natürlich können wir mit Hilfe unserer Kooperationspartner alles beschaffen. Aber wozu soll ich jemandem einen Computer liefern, wenn ich ihm auch sagen kann: Geh zum Händler um die Ecke und hol dir den günstigsten Rechner. Aber dann stellt der Kunde fest, dass er damit allenfalls die Erdbeschleunigung messen kann: Einfach runterfallen lassen und die Zeit stoppen. Aber wir zeigen ihm, wie er den Rechner in seine Abläufe und Strukturen integrieren kann, installieren ihm die benötigte Software und unterstützen ihn beim Management seiner Lizenzen. Die Technik bekommen Sie an jeder Straßenecke, aber nicht die Menschen, die kundenorientiert und ohne Schaumschlägerei ihre Arbeit machen. Welche Bedeutung hat der Standort Leipzig für die Softline AG? Wir haben eine funktionierende aber noch leere Hülle geschaffen, die es jetzt mit Ideen und Menschen zu füllen gilt. Dafür bietet Leipzig ein großes Potenzial an hoch qualifizierten Fachkräften, die zu den besten in Deutschland gehören. Der Sitz unserer Tochtergesellschaft


regjo LEIPZIG/HALLE

wurde 1950 in Leipzig geboren, wo er später Kristallographie studierte. Nach Promotion und Habilitation wechselte er 1986 von der Wissenschaft in die EDVBranche und entwickelte die erste eigene Software. 1990 gründete er mit zwei weiteren Gesellschaftern die PC-WARE, deren Vorstand er bis zum 25. Juni 2009 war. Seit dem Frühjahr 2010 engagiert sich Dr. Knut Löschke als Gesellschafter und Vorstand beim IT-Dienstleister Softline AG. Außerdem hat er eine Professur für „Kultur und Ethik des Unternehmertums“ an der HTWK Leipzig. Dr. Knut Löschke ist verheiratet, Vater von zwei Kindern und wohnt in Leipzig.

Softline Solutions, zuständig für die Bereiche Consulting und Support, befindet sich bereits in Leipzig. Wir werden den Aktionären deshalb empfehlen, auch den Hauptsitz des Unternehmens nach Leipzig zu verlegen. Eine endgültige Entscheidung darüber wird die nächste Hauptversammlung Ende Juni oder Anfang Juli treffen. Dann könnten hier in den nächsten ein bis zwei Jahren weitere 100 bis 150 Stellen entstehen. Was wollen Sie persönlich bei der Softline AG anders machen als in den fast 20 Jahren bei PC-WARE? Eine bittere Erfahrung war, das ich bei PCWARE nicht verhindern konnte, dass der Charme eines inhabergeführten Unternehmens verloren ging. Dieser besteht in flachen Hierarchien und einer Konstanz in der Führungsebene. Dadurch haben solche Unternehmen eine hohe Akzeptanz im Markt und sehr feste Kundenbeziehungen. Das war mir immer sehr wichtig. In den letzten vier bis fünf Jahren ist PC-WARE aber so stark gewachsen, dass der „familiäre Charakter“

durch eine von Controllern und Buchhaltern geprägte Atmosphäre verdrängt wurde. Diesen Fehler nicht zu wiederholen, ist meine wichtigste Lehre aus der Vergangenheit. Wie wollen Sie das sicherstellen? Der Schlüssel dazu sind kleine Teams, die sich selbst so organisieren und fühlen, als wären sie ein Familienunternehmen. Außerdem müssen sie unmittelbar am Erfolg des Unternehmens partizipieren, sowohl finanziell als auch durch soziale Anerkennung. Sie sind dafür bekannt, sich und Ihren Mitarbeitern ehrgeizige Ziele zu setzen. Gilt das auch für die Softline AG? Klar gibt es die! Die Gesellschafter stimmen darin überein, mit der Softline AG sowohl organisch als auch anorganisch zu wachsen. Der derzeitige IT-Markt in Deutschland und Europa bietet dafür gute Chancen. Unser Ziel ist es, innerhalb der nächsten drei Jahre zu einem der wichtigsten IT-Dienstleister in Deutschland zu werden und darüber hinaus auch in Europa zu wachsen.

Ausgezeichnetes Wachstum Die Leipziger ipoque GmbH wurde Ende März mit dem 3. Platz beim sächsischen Wettbewerb „Unternehmer des Jahres“ geehrt. Das von Klaus Mochalski, Hendrik Schulze, Frank Stummer und Klaus Degner vor fünf Jahren ohne Fremdkapital gegründete Unternehmen wurde damit für seine erfolgreiche Entwicklung ausgezeichnet. Der Anbieter von Lösungen zum Internet-TrafficManagement beschäftigt heute fast 60 Mitarbeiter und beliefert Kunden in über 60 Ländern. Der PRX Traffic Manager ermöglicht die Erkennung, Kontrolle und Optimierung von Netzwerkanwendungen. Im Mittelpunkt stehen dabei Protokolle, die für Peer-to-Peer-Tauschbörsen (P2P), Instant-Messaging-Dienste (IM) oder Voice over IP (VoIP) genutzt werden. (Infos: www.ipoque.com)

Thomas Mikolajick, Professor für Nanoelektronische Materialien an der TU Dresden und Direktor des NaMLab, ist neuer Koordinator des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Spitzenclusters Cool Silicon. Auf der Vollversammlung aller Cool-SiliconPartner wurde Professor Mikolajick am Mittwoch, den 31. März 2010 einstimmig zum Koordinator gewählt. Der Wechsel wurde notwendig, da sich der bisherige Koordinator Prof. Gerhard Fettweis verstärkt um die Bewerbung der Technischen Universität Dresden (TUD) als Exzellenzuniversität kümmern wird. Über 60 Unternehmen und Forschungseinrichtungen haben sich im Projekt „Cool Silicon“ zusammengeschlossen, um Technologien zu entwickeln, die den Energieverbrauch von Mikrochips und Informationstechnologien deutlich senken sollen. (Infos: www.cool-silicon.org)

Bildnachweis: ipoque GmbH

Dr. Knut Löschke

IT 45


46

IT

RegJo LEIPZIG/HALLE

Selfmade in Central Germany Die bluechip Computer AG und die bluechip Sport-Arena im hügeligen Altenburger Land sind Leuchttürme der Wirtschaft und des Sports. Das Unternehmen gelangte zum richtigen Zeitpunkt mit harter Arbeit zum Erfolg.

Text: Sigrid Gaulrapp

Fotografie: bluechip Computer AG

Mit seinem Gesellenstück, einem Computer, hatte Hubert Wolf bereits Ende der 1980er Jahre die Weichen gestellt. Der Zielbahnhof jedoch war eine geschichtsbedingte Überraschung, denn er lag in einer anderen Gesellschaftsordnung, in einem anderen Wirtschaftssystem. Den künftigen Vorstandsvorsitzenden einer Aktiengesellschaft hat damals in dem jungen Studenten der Automatisierungstechnik an der TH Chemnitz wohl niemand gesehen. Selfmademen gibt’s auch in Mitteldeutschland! „Meine Frau und ich spürten, dass uns die neuen Bedingungen eine Chance boten und wir etwas geben konnten, was die jungen Unternehmen dringend brauchten: Computer, auf die speziellen Bedürfnisse zugeschnitten“, erläutert Wolf seine Motivation, 1992 in die Selbstständigkeit zu gehen. „Anfangs haben wir alles selber gemacht, vom ersten Kundenkontakt über die spezifische Konfiguration bis hin zur Auslieferung beim Kunden am Einsatzort. Vergnügen und Freizeit waren unsere Fremdwörter.“ Das Prinzip der individuellen Betreuung und Anpassung ist auch ohne diese Fremdwörter Grundsatz geblieben, bei nunmehr 220 Mitarbeitern und einer Jahresproduktion 2009 von 135.000 PCs gegenüber damals 8.004. Der Umsatz im vergangenen Jahr lag bei 74,85 Millionen Euro, wobei die Krise auch um bluechip keinen großen Bogen machte. Im 2000 bezogenen, neu erbauten Firmensitz wird auf 25.000 qm unter dem Motto gearbeitet: „Wir kümmern uns um Ihren Erfolg und lassen uns jederzeit daran messen!“ Bei bluechip kann man heute einen PC ordern und übermorgen „maßgeschneidert“ im Betrieb anschließen. Bluechip agiert in den Geschäftsfeldern Herstellung und Vertrieb von frei konfigurierbaren Servern, Workstations, Notebooks und PCs unter dem bluechip-Eigennamen, dem Handel mit peripheren Geräten, Notebooks und Komponenten über Fachhändler und Systemhäuser sowie der Distribution von Produkten ausgewählter Markenhersteller und von hardwareorientierten Entwicklungs-, Logistik- und Servicedienstleistungen. Eine Neuentwicklung ist ein Modularserver, der in Verbindung mit der Virtualisierung eine extrem hohe Performanceleistung aufweist. „Für uns als Mittelständler ist von großer Bedeutung, dass die Sparkasse Altenburger Land eine hervorragende Entwicklung genommen hat und wir einen wichtigen Finanzpartner vor Ort haben“, betont der CEO. Dass Hubert Wolf (Bild links) samt Vorstand auch wieder „Freizeit“ denken kann, beweist die bluechip-Arena, in die die Aktiengesellschaft mehrere hunderttausend Euro investiert hat. „Gut angelegtes Geld“, meint der Chef. „Denn das ist ein Werbeträger, Motivation für die Belegschaft und ein Ziel für die Region. Die Kollegen wissen, so etwas kann man sich nur leisten, wenn man gut und erfolgreich arbeitet.“ Die Zeichen sprechen dafür, dass die bluechip Computer AG die Wege des ZFC Meuselwitz auch künftig so erfolgreich begleiten kann. Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.bluechip.de.


RegJo LEIPZIG/HALLE Coaching 47

Rat geben auf Zeit „Coaching ist – anders als Training – nur an Befähigte adressiert.“ Mentor Hans-Werner Spieß gibt dem Coaching-Boom eine neue Dimension – und die notwendige Tiefe.

Text: Hans-Werner Spieß

Fotografie: Spieß Media

Coaching ist in aller Munde, doch kaum jemand weiß, welche Bedeutung es hat. Coaching gilt als eine Art Betreuung und Unterstützung für Führungskräfte oder herausragende Experten. Wer gecoached wird (der „Coachee“ oder Klient), scheint aufgewertet zu werden. Anders als Training ist Coaching nur an die Talentierten addressiert. Während Training und Beratung im Wesentlichen auf die Verbesserung von Leistungsfähigkeit abzielen, und Mentoring das Platzieren von Leistungsträgern unterstützt, erfüllt Coaching eine weitere spezifische Aufgabe: die Verbesserung der Leistungsbereitschaft einer Person. Diese Unterscheidung ist wesentlich, um die Bedeutung von Coaching zu verstehen und um die Anforderungen an den Coach und dessen Arbeit zu beschreiben. Beim Coaching geht es darum, den Wirkungsgrad einer grundsätzlich leistungsfähigen Person zu verbessern. Wissen, Talent und Ausbildung sind in der Regel bereits vorhanden. Nun kommt es darauf an, dass Wille und Bereitschaft zum zielgerichteten Einsatz dieser Qualitäten gefördert, gefordert und ausgebildet werden. Gleichzeitig müssen Lücken im Know-how des Coachee aufgedeckt und Maßnahmen zu deren Abdeckung eingeleitet werden. Dies erfordert vom Coach ein besonderes Fingerspitzengefühl, weil die Motivation zur Leistung, der Wille zur Anwendung von Wissen und Talent, nicht erzwungen Der Coach kann kein nachsichtiger Freund sein. Fehler müssen angesprochen werden.

werden kann. Vor allem in Unternehmen, die sich von den Prinzipien und Strukturen hierarchischer Führung zugunsten partnerschaftlicher und teamorientierter Arbeitsverhältnisse abwenden wollen, leistet der Coach einen wesentlichen Beitrag. In modernen hierarchiearmen Organisationen muss darauf geachtet werden, dass im Verhältnis zwischen Coach und Klient nicht die Strukturen von Über- und Unterordnung gelebt

werden, die im Unternehmen so nicht mehr gelten sollen. Gleichzeitig kann der Coach nicht nachsichtiger Freund sein. Lücken müssen aufgezeigt, Fehler angesprochen werden. Der Spagat zwischen Führung und Ausbildung auf der einen Seite und Motivation und kameradschaftlicher Begleitung auf der anderen Seite ist zu bewältigen. Daher müssen Coach und Klient von Anfang an ein Einverständnis finden, das die Ziele des Coachings und dessen Umsetzungsprinzipien festlegt. Coach und Klient müssen zusammenpassen und zusammenarbeiten wollen, Coachinginhalte und -verfahren müssen sich in die (ggf. angestrebte) Unternehmenskultur einfügen. Ein

guter Coach hat Lebenserfahrung und wirkt mit praktischer Lebensklugheit, ohne esoterischen „Klimmbimm“ oder akademische Gehirnakrobatik. Er ist Ratgeber auf Zeit, der Wege weist – ein Weiser, der hilft. Im Idealfall wird dann das Prinzip des Coachings zum Prinzip der Führung erhoben. Wenn alle Führungskräfte ihre Mitarbeiter im Sinne eines Coachings führen, sodass diese in die Lage versetzt werden, ihre beste Leistung nicht nur geben zu können, sondern zu wollen, wird aus der Förderung der Besten eine Förderung zum Besten.

Weitere Infos: www.spiess-denkwerkstatt.de

Vita Hans-Werner Spieß (Jahrgang 1951) lernt Maschinenbauschlosser, steigt als technische Führungskraft ins mittlere Management erst bei AEG, später bei Krupp auf. Ab 1976 Tätigkeit als leitender Sozialmanager. Später Streetworker in Berlin-Kreuzberg, dazu Dozent an der FHSS Berlin. 1987 wird der gebürtige Essener Unternehmensberater, im gleichen Jahr Gründung der Denkwerkstatt. 1993 gründet er das Institut für soziale Innovation GmbH in Hameln und leitet das Institut. Lehrauftrag an der Uni GH Paderborn ab 1997, seit 2003 Lehrauftrag an der Ruhr-Universität Bochum. 2009 sammelt Spieß all seine Unternehmungen unter dem Dach der Spieß Netzwerk GmbH. Ab dieser REGJOAusgabe nimmt sich Hans-Werner Spieß der Feinheiten des Coachings an und gibt den Lesern wertvolle Hinweise und Denkanstöße zur Eigenmotivation.


Balkonien ade! Fernweh garantiert: Der neue Sommerflugplan des Flughafens Leipzig/Halle ist mit mehr als 50 tollen Zielen in 17 Ländern der beste Ausgangspunkt für Ihren Start in den Traumurlaub.

Text: Nadine Jukschat

Fotografie: Flughafen Leipzig/Halle

Egal, ob Sie Abenteuer suchen, sich an tollen Stränden erholen oder fremde Kulturen entdecken möchten − vom Flughafen Leipzig/Halle aus erreichen Urlauber schnell und bequem ihr Traumziel. Über 50 Ziele in 17 Ländern machen garantiert Lust auf die Ferne. Traumziele wie Zypern, Tunesien, Griechenland oder die Kanarischen Inseln erreichen Sie vom Flughafen Leipzig/Halle.

Zu den klassischen Sommerreisezielen zählt auch in diesem Jahr wieder die Baleareninsel Mallorca. Mehrmals täglich starten von Leipzig/Halle aus Flieger – allein Air Berlin bis zu zweimal täglich – und erreichen in knapp zwei Stunden das Ferienparadies im Mittelmeer. Die Hauptstadt Palma bezaubert durch ihre Mischung aus spanisch-katalanischen und arabischen Baustilen. Besonders charakteristisch sind die schmalen Gassen, die teilweise nur über Treppen miteinander verbunden sind. Die gotische Kathedrale La Seu im Süden der Altstadt zählt zu den Hauptattraktionen der Stadt. Auch ein Besuch im Vorort Cala Major lohnt. Hier können Kunstbegeisterte das Atelier des katalanischen Malers Joan Miró besichtigen. Palma bietet aber nicht nur kulturelle Sehenswürdigkeiten, sondern auch ein pulsierendes Nachtleben mit vielen Bars und Diskotheken. Wer keine Lust auf den städtischen Trubel hat, kann das Hinterland erkunden und hier romantische Dörfer, silbern glänzende Olivenhaine und malerische Buchten finden. Das beliebteste Reiseziel von Leipzig/Halle aus ist mit bis zu 25 Flügen pro Woche die türkische Stadt Antalya. Mit ihrem medi-

terranen Charme und einer interessanten Kultur- und Nachtszene verzaubert sie ihre Gäste. Die Hafenstadt ist auch ein guter Ausgangspunkt für Entdeckungsreisen in die Umgebung. Zum Beispiel für eine Fahrt in den 75 Kilometer östlich gelegenen Badeort Side, wo einst Markus Antonius und Kleopatra ihr Liebesnest einrichteten. Oder wie wäre es mit einer Reise nach Malta? Immer mittwochs und sonntags fliegt Sie Air Malta nonstop auf die Insel im Mittelmeer. Eine atemberaubende Unterwasserlandschaft mit 30 Meter Sichtweite macht sie zu einem Paradies für Taucher. Der kleinste Staat Europas ist aber auch für Kulturfans eine Reise wert. Die Hauptstadt Valetta ist reich an kulturellen Schätzen und gehört, wie auch die steinzeitlichen Megalith-Tempel und Grabstätten Maltas, zum UNESCO-Weltkulturerbe. Mit Pariser Charme und Wiener Schmäh durch den Sommer, zum Tauchen nach Malta oder ins Reich der Pharaonen nach Ägypten.

Weltkulturerbestatus genießt auch Österreichs Hauptstadt. Die UNESCO hat die Wiener Altstadt sowie die ehemalige Sommerresidenz der Kaiserfamilie, das Schloss und den Park Schönbrunn, mit dem begehrten Titel geadelt. Nicht ohne Grund, denn in Wien können Besucher die imperiale Atmosphäre aus der Zeit der Habsburger hautnah erleben. Einmal in die Geschichte eingetaucht, bietet sich ein gemütlicher Nachmittag in einem der traditionellen Wiener Kaffeehäuser an. Lohnenswert sind auch ein Theaterabend im Burgtheater sowie ein Spaziergang durch den Prater. Die Parkanlage


regjo LEIPZIG/HALLE

Tourismus 49

53 Ziele weltweit Der neue Sommerflugplan des Flughafens Leipzig/Halle bietet bis 30. Oktober wöchentlich bis zu 256 Flüge zu 53 Zielen weltweit.

Unschlagbar günstig parken Der Flughafen Leipzig/Halle hat seine Parkgebühren für den Sommer gesenkt und ist damit Deutschlands günstigster Flughafen.

ist mit 600 Hektar fast dreimal so groß wie der Berliner Tiergarten. Von Leipzig/Halle aus bringt Sie Austrian Airlines täglich nach Wien. Mit Paris lockt im Sommer eine weitere Weltstadt. Air France fliegt die französische Hauptstadt täglich an. Zu den Highlights der Stadt an der Seine zählt neben dem Eiffelturm und der Kathedrale Notre Dame vor allem der Louvre. Dessen Ausstellung umfasst weltbekannte Werke wie die Skulptur der Venus von Milo oder die Mona Lisa von Leonardo da Vinci. Ein Muss für jeden Besucher ist auch das Centre Pompidou. Das Kunstund Kulturzentrum beeindruckt allein durch seine Architektur. Außerdem beherbergt es eine der bedeutendsten Sammlungen von Kunstwerken des 20. Jahrhunderts. Doch damit nicht genug. Über die Drehkreuze Paris und Wien erreichen Sie von Leipzig/Halle aus eine Vielzahl aufregender Ziele in der ganzen Welt.

Mehr Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.leipzig-halle-airport.de.

Wer jetzt den diesjährigen Sommerurlaub plant, sollte auch die Parkgebühren der einzelnen Abflughäfen unter die Lupe nehmen. Hier punktet der Flughafen Leipzig/Halle. Mit den neuen Parkgebühren ist er Deutschlands günstigster Flughafen. Auf den Parkplätzen P2 und P4 zahlen Reisende für bis zu acht Tage Parken nur noch 30 Euro. Bis zu 15 Tage kosten nur noch 50 Euro. Noch günstiger wird Eine Woche parken für nur 20 Euro − da freut sich die Urlaubskasse.

es ab 1. Mai auf dem P20. Der Saisonparkplatz befindet sich direkt neben dem Tower. Eine Woche Parken kostet hier nur noch 20 Euro, zwei Wochen 35 Euro. Der Clou: Wenn der Abflug morgens, aber die Ankunft nach einer Woche erst abends erfolgt, wird trotzdem nur eine Woche berechnet. Denn eine Woche zählt bis zum achten Tag! Mit dem kostenlosen ParkplatzShuttle kommt man vom Parkplatz zum

Check-in beziehungsweise nach dem Flug vom Ankunftsbereich zum Parkplatz. Insgesamt stehen Reisenden am Flughafen Leipzig/Halle rund 6.000 Parkplätze zur Verfügung, 2.000 davon im Parkhaus. Wer lieber auf Nummer sicher geht, kann sich seinen Parkplatz auch schon vorab kostenlos reservieren. Dies ist für das Parkhaus und den Parkplatz P4 möglich. Anmeldungen werden mindestens vier Wochen vor Parktermin unter 0341/224-1247 entgegengenommen. Oder Sie schreiben eine Email an: parkleitzentrale@leipzig-halle-airport.de. Gäste mit Handycap und einem „aG“, „H“ und „BI“ im amtlichen Ausweis parken kostenfrei. Ihnen stehen im Parkhaus in unmittelbarer Nähe der Aufzüge sowie in der vordersten Reihe des P2 gekennzeichnete Parkplätze zur Verfügung. Übrigens: Auf der Homepage des Flughafens befindet sich ein ParktarifKalkulator, mit dessen Hilfe Sie die genau anfallenden Kosten vor dem Abflug berechnen können.


Nur bei uns – einfach einmalig Halles Kulturhäuptlinge – das Händel-Haus, die Moritzburg, die Franckeschen Stiftungen, die Kultur GmbH, das Landesmuseum für Vorgeschichte, die Martin-Luther-Universität sowie die Burg Giebichenstein schreiben ihre Kooperation fort.

Text: Stefan Voß

Fotografie/Grafik: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt / Landesmuseum für Vorgeschichte Halle, seidenmatt – visuelle kommunikation

Halle ist die Stadt der vielen Alleinstellungsmerkmale und Kulturhäuptlinge: Georg Friedrich Händels Geburtshaus und die Händelfestspiele, die Himmelsscheibe von Nebra, die Totenmaske Martin Luthers, das größte Flächenarchitekturdenkmal Europas, eine im Original erhaltene barocke Wunderkammer, der Sitz der Bundeskulturstiftung und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, drei Burgen sowie die älteste deutschsprachige Universität – das alles gibt es nur in Halle. Grund genug für die Stadtmarketing Halle (Saale) GmbH (SMG), daraus eine Kampagne für Halles Kulturhäuptlinge zu formen: „nur bei uns“. Die Geburtsstunde der Kampagne „nur bei uns. In Halle an der Saale“ war die Internationale Tourismusbörse 2008 in Berlin. Hierzu All die erfolgreichen Institutionen könnten einzeln nicht in diesem Umfang für sich werben.

hat die SMG die sieben stärksten halleschen Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen für eine gemeinsame Marketingkooperation gewinnen können. Die halleschen Kulturflaggschiffe vereinen ihre kulturellen und touristischen Höhepunkte seither unter dem Motto „nur bei uns“ in Broschüren, Anzeigen oder in bundesweiten Plakatserien. Zur Kooperation zählen die Stiftung Händel-Haus, die Stiftung Moritzburg – Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, das Landesmuseum für Vorgeschichte, die Franckeschen Stiftungen zu Halle, die Burg Giebichenstein – Hochschule für Kunst und Design Halle, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie die Kultur GmbH

Halle, die sich aus der Oper Halle, der Staatskapelle Halle, dem Neuen Theater sowie dem Thalia Theater zusammensetzt. All diese erfolgreichen Institutionen kamen überein, dass es ihnen einzeln nicht möglich wäre, in diesem Umfang und Umfeld und gegen geringe Eigenbeteiligung für sich zu werben. Seit Kampagnenstart wurden eine Fülle einzigartiger Veranstaltungen als touristische Pakete vermarktet: das internationale Festival „Theater der Welt“, die Dauerausstellung zur Himmelsscheibe von Nebra sowie die archäologischen Sonderausstellungen „Fundsache Luther“ und aktuell „Elefantenreich – Eine Fossilwelt in Europa“ im Landesmuseum für Vorgeschichte, die Händel-Festspiele, die Wiedereröffnung des Erweiterungsbaus der Moritzburg, die Rekonstruktion des Wohnhauses von August Hermann Francke in den Franckeschen Stiftungen, die Sammlungen Hermann Gerlinger, Einar Schleef und Lyonel Feininger, die Jahresausstellung der Burg Giebichenstein oder die Lange Nacht der Wissenschaft. Ziel der Kampagne, die sich an Kultur-, Kurz- und Städtereisende richtet, ist der Image-Aufbau Halles als Händel- und Kulturhauptstadt. So informiert die Kulturbroschüre „nur bei uns.“ jährlich in einer Auflage von 25.000 Exemplaren auf Plakaten in München, Hannover, Erfurt, Leipzig, Magdeburg oder Weimar, in Anzeigen und auf Messen wie der „Horizont“ in Karlsruhe, „Tourismus und Caravaning Leipzig“ oder der ITB in Berlin über die kulturellen Highlights in Halle an der Saale. Anzeigen und Advertorials umfassen zum Beispiel DIE ZEIT, ZEIT Kultursommer und ZEIT-Reisen, „DB-Mobil“ oder Kulturmagazine in Focus und Spiegel.


RegJo LEIPZIG/HALLE Advertorial / Standortmarketing 51

„nur bei uns.“ deckt auf Sonderseiten die Bandbreite der USPs von Halle ab; so zum Beispiel, dass die Neue Residenz seit dem 15. Jahrhundert Sitz des Kardinals Albrecht von Brandenburg, Erzbischofs von Magdeburg und Kurfürsten von Mainz war, den Martin Luthers Reformationsbewegung 1541 aus Halle vertrieb; dass Luther 1545/46 dreimal in Halles Marktkirche predigte und seine Totenmaske dort noch heute liegt; dass Halles Marienbibliothek die älteste evangelische Kirchenbibliothek der Welt und das Glockenspiel des Roten Turms das zweitgrößte der Welt ist. Die 1694 in Halle gegründete MartinLuther-Universität Halle-Wittenberg ist nicht nur die älteste und mit über 19.000 Studenten größte Bildungseinrichtung in Sachsen-Anhalt. Die kurbrandenburgische Landesuniversität war im 18. Jahrhundert über viele Jahrzehnte die führende und modernste deutsche Hochschule und hatte jahrzehntelang die höchsten Studentenzahlen aller Universitäten im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Mit den Franckeschen Stiftungen errichtete der Theologe und Pietist August Hermann Francke (1663–1727) binnen 30 Jahren ein diakonisches Zentrum, das erste deutsche Kinderkrankenhaus, ein Waisenhaus, Schul- und Wohngebäude, Werkstätten, Gärten und eine Apotheke. Die christlich inspirierte Schulstadt, in der bis zu 2.500 Menschen lebten, umfasst ferner das längste Fachwerkhaus Europas sowie die einzige im Original erhaltene barocke Kunst- und Naturalienkammer der Welt. Die 1710 von Carl Hildebrand von Canstein gegründete Bibel-

anstalt in den Franckeschen Stiftungen ist zudem die älteste der Welt. Die einst als Residenz der Magdeburger Erzbischöfe errichtete Moritzburg zählt zu den eindrucksvollsten spätmittelalterlichen Burganlagen Mitteldeutschlands. Zu ihren vielen Besetzern gehörten unter anderem Albrecht von Wallenstein und der kaiserliche Feldherr Tilly. Der Dreißigjährige Krieg hinterließ 1637 bis 1639 Spuren der Verwüstung im gesamten West- und Nordflügel sowie in der Süd-Westbastion. Der 2008 aus einem internationalen Architektenwettbewerb hervorgegangene Erweiterungsbau, dessen Das Landesmuseum für Vorgeschichte ist eines der bedeutendsten Museen Europas.

moderne Dachlandschaft auf die bewegte Sprache der bestehenden historischen Satteldächer und Giebel antwortet, ist Weltarchitektur pur, in der die imposanten Sammlungen eine würdige Heimstatt finden. Der berühmteste Schatz der Stadt findet sich im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle: die 3.600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra, einer der bedeutendsten archäologischen Funde des 20. Jahrhunderts und die weltweit älteste konkrete Darstellung astronomischer Phänomene. Ferner verfügt das Landesmuseum über eine der ältesten, mit mehr als elf Millionen Funden umfangreichsten archäologischen Sammlungen Deutschlands und ist eines der bedeutendsten archäologischen Museen in Mitteleuropa. Die Burg Giebichenstein (9. Jh.) war im Erzbistum Magdeburg unter anderem Sterbe-

bzw. Aufbahrungsstätte mehrerer Bischöfe und diente dem König als „Staatsgefängnis“ für Mitglieder des Hochadels. Auch Ludwig der Springer, Landgraf von Thüringen, war hier für seinen Mord am Pfalzgrafen von Sachsen inhaftiert. Heinrich IV. gastierte hier 1064, Friedrich I. Barbarossa berief 1157 die Fürstenversammlung auf die Burg ein, um den zur deutschen Ostexpansion geplanten Polenfeldzug vorzubereiten. Die heutige Burg Giebichenstein ist eine moderne Kunst- und Design-Hochschule mit universitärem Status, an der über 1.000 Studierende aus über 20 Staaten studieren. Bekannt ist Halle auch und gerade als Geburtsstadt von Georg Friedrich Händel (1685–1759), dessen Opern, Oratorien und Kantaten ihn berühmt machten. Noch heute zeugt viel vom Leben und Werk Händels in Halle: sein Eltern-, Geburts- und Wohnhaus mit dem neu eröffneten Händel-Museum, die Marktkirche, in der Händel getauft wurde, sowie die Händel-Festspiele, die die Stadt Halle bereits seit 1922 zu Ehren ihres großen Sohnes veranstaltet – dazu zahlreiche Konzerte zum Beispiel des Händelfestspielorchesters. Inmitten des Marktplatzes erinnert ein 3,20 Meter hohes Bronzestandbild Händels auf einem Marmorsockel an den großen Komponisten. Ohne Händel hätte Halle nicht den ältesten weltlichen Knabenchor Deutschlands, ein weltweit anerkanntes Internationales Kinderchorfestival oder die Stadtmarke „Händelstadt“.

Weitere Infos: www.stadtmarketing-halle.de



RegJo LEIPZIG/HALLE Advertorial / Geld 53

Zurück auf den Pfad der Tugend ... Mythos und Wahrheit über das Bank(kunden)geheimnis und Geldtransfers mit der Schweiz und den anderen Bankstaaten Europas.

Text: Detlef Bischoff

Fotografie: CONNEX

Die Verlautbarungen von Hans-Rudolf Merz, Finanzminister der Schweiz, gelten als Messlatte der Schweizer Banken- und Volkswirtschaft. Im März 2008 versprach er anlässlich einer Parlamentsdebatte: „An diesem Bankgeheimnis werdet ihr euch die Zähne ausbeißen.“ Im Februar 2010 verkündete er nach zwei zwar staatlichen, (il)legalen Ankäufen gestohlener Bankkundendaten: „Irgendwann müssen wir die Diskussion über das Bankgeheimnis führen!“ Die derzeit diskutierten und teilweise umgesetzten Entwicklungen, die sich gegen den ökonomischen Schutz des Bankkunden richten, wurden durch Gesetze gegen Bankenkriminalität, Geldwäsche und Drittstaaten-Korruption sowie die Befürchtung eines nicht mehr überschaubaren Geldtransits durch die Euro-Zone verursacht – und wurden zum allgemeinen Bürgerschreck. Schweizerische und österreichische, wie auch Liechtensteiner und Luxemburger Banken beginnen Anlageprodukte zu entwickeln, die sowohl nach dem drohenden Wegfall des Bankkundengeheimnisses als auch unter den Voraussetzungen eines vollständigen Datenaustausches nach deutschem Vorbild die Anonymität ihrer Kunden bewahren – die sogenannten „Asset-Wrapper“. Die geltenden deutschen, schweizerischen und europäischen Gesetze kennt und berücksichtigt in diesem Dickicht von Spekulationen und Denunziationen hierbei offensichtlich niemand mehr. Denn, wie so oft, würden – bei korrekter Anwendung und klarer Kommunikation – die vorhandenen Regeln vollkommen ausreichen, um Staat und Bürger vor Kriminalität schützen. Und so einfach wäre es: 1. Bei Geldtransfers von mehr als 12.500 Euro vom In- ins Ausland (und vice versa) ist der Transfer den Behörden (beispielsweise der Deutschen Bundesbank) anzumelden. Der Zoll darf durchaus auch ohne konkrete Verdachtsmomente im Grenzland (50 km) sowie auf Flughäfen Personen- und Objektkontrollen (Kfz, Gepäck) durchführen. Bei

konkreten Verdachtsmomenten darf er darüber hinaus auch Leibesvisitationen anordnen. 2. EU-Richtlinien, Doppelbesteuerungsabkommen, EU-Verträge mit Drittländern und Geldwäschegesetze mit umfangreichen Rechtshilfevorschriften regeln die Einhaltung, aber auch die Grenzen der Bank(kunden)geheimnisse. Diese sind in der Schweiz und in Österreich eingeschränkt, in Liechtenstein und Luxemburg sowie Monaco und den Kanalinseln seit Jahrhunderten gesetzlich geschützt. In Deutschland selbst gibt es allerdings kein gesetzlich geschütztes Bankgeheimnis. Es ist jedoch „ausgehöhlt“ ableitbar aus § 311 II b BGB. Grundregel ist und bleibt dabei derzeit: Basierend auf einer Vereinbarung mit der Europäischen Union ziehen Schweizer Banken von den Zinserträgen der Geldanlagen seit Juli 2008 20 Prozent Quellensteuer ab. Von Juli 2011 an werden es sogar 35 Prozent sein. Allerdings anonym. Dies reicht jedoch nach Auffassung des Autors in allen Fällen privater Geldanlagen – und dies ist die Mehrheit der Unsicherheiten – in den sogenannten Bankenländern Europas sicherlich aus. Großvermögen unterliegen ebenfalls den Überwachungsvorschriften oben genannter Gesetze. Wenn überhaupt, sollte hier die konsequente Anwendung dieser Vorschriften kontrolliert und durchgesetzt werden. Bei allen Straftaten – mit Ausnahme der „möglichen“ einfachen Steuerwiderhandlung über die Differenz der Quellensteuer zur deutschen Besteuerung hinaus – bestehen ebenfalls klare Meldepflichten. Allein die Beschaffungspflicht von Daten und die Erbringung von Beweislasten können heute also Stein des rechtsstaatlichen Anstoßes sein. Dies führt den Autor zur Diskussionsthese, dass alleine das Bank(kunden) geheimnis und die strenge Beachtung der Grundgesetze des Datenschutzes den deutschen Bürger und Unternehmer nicht zum

Detlef Bischoff ist Rechtsanwalt und Geschäftsführer der Connex Steuer- und Wirtschaftsberatung GmbH mit Hauptsitz in Halle (Saale) sowie Sprecher der Rechtsanwaltskanzlei Hümmerich & Bischoff.

Geldflüchtling und Steuersünder mutieren lassen werden. Das Gegenteil wird eher der Fall sein. Transparenz und Kommunikation geltender Regeln sowie eine konsequente Handhabung durch den Staat, die mit gleicher Sorgfalt durchgeführt wird, wie dieser selbst es von seinen Bürgern erwartet, führen schließlich zu allgemeiner Rückbesinnung, Beachtung und Einhaltung ehrbarer Kaufmannstugenden.

Weitere vertrauliche Hinweise und Informationen zum Thema erhalten Sie unter 0345-2178460.


Ihr Partner für

BIogasanlagen

MARKT

In der regIon

Bei uns werden Marktchancen großgeschrieben: 12.700 Aussteller, 40 Messen und 1,6 Mio. Besucher aus 80 Ländern lassen internationale Märkte zusammenwachsen.

Projektentwicklung und Beratung der Investoren

Und jetzt kommen Sie!

Erarbeitung von Förder- und Finanzierungsanträgen

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 10.05. – 15.05.2010 ISPO – The 13th World Congress of the International Society for Prosthetics and Orthotics Research and Innovation for Human Technology www.ot-forum.de 12.05. – 15.05.2010 ORTHOPÄDIE + REHA-TECHNIK International Trade Show and World Congress for Prosthetics, Orthotics, Orthopaedic Footwear Technology, Compression Therapy and Rehabilitation Technology Paralympic Day und Publikumstag: 15. Mai 2010 www.ot-leipzig.de –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 26.05. – 28.05.2010 International Transport Forum 2010 Transport and Inovation (Gastveranstaltung, Zutritt nur für Fachbesucher) www.internationaltransportforum.org –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 07.06. – 12.06.2010 INTERSCHUTZ 2010 – Der Rote Hahn Internationale Leitmesse für Rettung, BrandKatastrophenschutz und Sicherheit (Gastveranstaltung, Zutritt nur für Fachbesucher) www.interschutz.de –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 08.07. – 11.07.2010 GAMES CONVENTION ONLINE Browser | Client | Mobile Business: 08. – 10.07.2010 Public: 09. – 11.07.2010 www.gamesconvention.com –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Auszug · Änderungen vorbehalten

Genehmigungsanträge nach dem Bundes-Immisionsschutzgesetz Baubetreuung in allen Phasen der Investition

Planungsbüro Matthias Thorwirth Ihr Team rund um das bauen in der landwirtschaft

arthur-scheunert-allee 136 14558 nuthetal oT bergholz-rehbrücke Tel.: 033200/513 40 Fax: 033200/51 34 23 E-Mail: thorwirth@thorwirth-planungsbuero.de

Tel.: 0341 678-0 · www.leipziger-messe.de

www.thorwirth-planungsbuero.de


mitte l punkt


mitte l punkt


mitte l punkt


mitte l punkt


mitte l punkt


mitte l punkt


mitte l punkt


mitte l punkt


mitte l punkt


mitte l punkt


mitte l punkt


mitte l punkt


mitte l punkt


mitte l punkt


mitte l punkt


mitte l punkt


mitte l punkt


mitte l punkt


mitte l punkt


Anzeige U4


regjo LEIPZIG/HALLE

STandortmarketing 75

Alles Otto oder was? Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg ist seit Jahresbeginn „Ottostadt“. REGJO sprach mit Rainer Nitsche, Beigeordneter für Wirtschaft, Tourismus und regionale Zusammenarbeit, über die Hintergründe und Ziele der Kampagne.

Interview: Kai Bieler

Fotografie: Stadt Magdeburg

Seit Jahresbeginn präsentiert sich Magdeburg unter der neuen Dachmarke „Ottostadt“. Welches Image und welche konkreten Inhalte wollen Sie unter diesem Namen transportieren? Die Bürgerinnen und Bürger Magdeburgs haben in den vergangenen Jahren die reichhaltige Geschichte der Stadt in Mittelalter und Neuzeit wiederentdeckt. Dafür steht zum einen Kaiser Otto I., der Magdeburg im 10. Jahrhundert zum Zentrum seines Reiches machte. Zum anderen prägte Otto von Guericke im 17. Jahrhundert nachhaltig die Geschichte Magdeburgs. Als Naturwissenschaftler machte er das Vakuum technisch nutzbar und als Bürgermeister gestaltete er Magdeburgs Wiederaufbau nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg maßgeblich mit. Beide Persönlichkeiten bedeuten für die Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger historische Größe, Aufbruch in eine neue Zeit und besondere Stärken in Forschung und technischer Entwicklung. Dies soll die Dachmarke Ottostadt transportieren und damit das Image einer modernen, wandlungsfähigen Metropole. Welche Ziele verfolgen Sie mit der Kampagne? Wir mussten in bundesweiten Umfragen feststellen, dass Magdeburg gemessen an seiner Bedeutung nicht bekannt genug ist und auch mit negativen Begriffen in Verbindung gebracht wird. Zwar steigt die Beliebtheit unter Touristen an, doch wissen wir aus Investorengesprächen, dass die Stadt bei Standortentscheidungen von Unternehmen nicht ausreichend berücksichtigt wird. Dies wollen und müssen wir ändern. In der zweiten Phase der Kampagne ab 2011 soll die Ottostadt Magdeburg bundesweit kommuniziert werden. Damit wollen wir Fragen provozieren, Interesse wecken und so unsere Stadt mit positiven Inhalten und Eigenschaften ins Gespräch bringen. Wie werden die Magdeburger und Magdeburgerinnen in die Kampagne einbezogen? Ihre Frage beinhaltet bereits die wohl wichtigste Voraussetzung für den Erfolg der Kampagne. Schon mit deren Bekanntwerden und der Entscheidung des Stadtrates im Spätsommer 2009 setzte eine intensive Diskussion unter den Einwohnern Magdeburgs ein: mit viel Kritik, noch mehr Fragen, aber auch neugierigem Interesse bis hin zur aktiven Bereitschaft, mit vielen Ideen mitzuwirken. Inzwischen überwiegt die Zustimmung, ja sogar Leidenschaft unter jenen, die als Verantwortungsträger, Multiplikatoren und Meinungsmacher in Kultur, Wirtschaft sowie Wissenschaft und Forschung gelten. Damit geben wir uns aber noch nicht zufrieden. Nach dem Kampagnenauftakt wird es nun viele Aktionen mit den Bürgerinnen und Bürgern geben. Unter verschiedenen Slogans wie „Otto informiert“, „Otto feiert“, „Otto macht Musik“- und „Otto inspiriert“ sind eine Vielzahl von Veranstaltungen, Volkshochschulseminaren, Infoangeboten, Sport- und Bürgerfesten sowie kulturelle Events geplant.

Welche Marketingaktivitäten sind für 2010 unter dem Label „Ottostadt Magdeburg“ vorgesehen? Bis zum Jahresende richtet sich die Kampagne an die Magdeburgerinnen und Magdeburger sowie die Bewohner des Umlandes. Deshalb konzentrieren wir uns 2010 im Marketing und in der Öffentlichkeitsarbeit auf die Region, etwa durch den Einsatz von Plakaten und Spruchbändern an Fassaden, am Hauptbahnhof und an den Zufahrtsstraßen Magdeburgs, sowie auf die Zusammenarbeit mit regionalen Medien. Trotzdem geht die öffentliche Resonanz schon jetzt weit über das Stadtgebiet hinaus. So war durch die ZDF-Übertragung der Weltmeisterschaftboxkämpfe am 17. April 2010, unter anderem mit dem Magdeburger Lokalmatador Robert Stieglitz, die Ottostadt Magdeburg mit ihrem neuen Logo für ein Millionenpublikum deutschlandweit sichtbar. Viel wichtiger ist es zum jetzigen Zeitpunkt aber, dass die Botschaft der Ottostadt Magdeburg, das Logo, das Corporate Design, die Werbemittel, mithin die gesamte Dachmarke von den Menschen und Einrichtungen in der Stadt verwendet und nach außen getragen werden. Dazu rufen wir alle interessierten Akteure auf.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.ottostadt.de.


Stark für die Region.

Mobilität

für Mitteldeutschland Die TOTAL Raffinerie am Chemiestandort Leuna gehört zu den Top 10 Unternehmen im Osten Deutschlands. Als Teil der französischen TOTAL Gruppe stärkt sie die Wirtschaftskraft der Region und setzt Maßstäbe in Sachen Sicherheit und Umweltschutz.

TOTAL Raffinerie Mitteldeutschland GmbH Maienweg 1 06237 Leuna Telefon: (03461) 48-0 www.total.de


regjo LEIPZIG/HALLE

Kultur 77

Neo arrangiert Mythen Zum 50. Geburtstag des Malerstars aus Leipzig präsentieren das Museum der bildenden Künste Leipzig und die Pinakothek der Moderne München die erste große Retrospektive von Neo Rauch.

Text: Sigrid Gaulrapp Fotografie: Uwe Walter / VG Bild-Kunst Bonn

„Made in Leipzig“ heißt in der Malerei die Marke, die sich zur internationalen Spitze entwickelt hat, vertreten durch die sogenannte Neue Leipziger Schule, meist in den Ateliers in der Spinnerei zu Hause. Ihr Hauptvertreter ist der 1960 in Leipzig geborene Neo Rauch. In seiner Generation gilt er als Vertreter deutscher Kunst im Ausland – wie zuvor Georg Baselitz, Sigmar Polke oder Gerhard Richter. Die aber malten überwiegend abstrakt. Und Neo Rauch malt realistisch. So, Von 18. April bis 15. August sind in der Retrospektive 120 in der Öffentlichkeit bisher noch nicht oder wenig gezeigte Werke zu sehen.

wie man es bei den Meistern der Leipziger Schule gründlich lernen konnte, bei Bernhard Heisig, Werner Tübke, Wolfgang Mattheuer und Arno Rink. Neo Rauch hat zu einem eigenen Erzählstil gefunden, oft mit bizarren Szenen, in denen er seine Hauptdarsteller und deren Personal äußerst eigenwillig mischt. Da treffen Leute zusammen, die sich in Zeit und Raum nie begegnen könnten. Da begibt er sich in die Welt der Träume und rekonstruiert sie. Da wird Geschichte dargeboten als ein Strudel von Geschichten. Häufig haben sich seine Figuren aus verschiedenen Jahrhunderten in seine Bildwelten verlaufen. Ihre Kostümierung ordnet sie dem frühen Bürgertum, dem britischen Landadel, der Französischen Revolution, dem Biedermeier und der Romantik oder auch der gegenwärtigen Gesellschaft zu. Neo Rauchs Realismus ist ein Neo-Surrealis-

mus. Versatzstücke der Historie werden mit Versatzstücken der Wirklichkeit kombiniert, er arrangiert zeitübergreifende Mythen, die uns faszinieren, deren Verschlüsselung wir jedoch nicht so einfach knacken können. Zu den bekanntesten Neo-Rauch-Gemälden aus den letzten Jahren gehören „Fluchtversuch“ von 2008, mit der umgestürzten Kutsche, und „Vater“ von 2007, in dem der Künstler wahrscheinlich sein eigenes Trauma aufgearbeitet hat, denn Neo Rauch hat seine Eltern frühzeitig durch einen Bahnunfall verloren. Aufsehen erregte er auch mit dem bereits aus dem Jahre 1998 stammenden RennfahrerBild „Etappe“, das Hollywood-Star Brad Pitt im vergangenen Jahr auf der Art Basel für knapp eine Million Dollar erwarb. Von den Gemälden auf der jetzigen Jubel-Ausstellung ist die Mehrzahl auch bereits verkauft, viele davon an private Sammler (so „Krönung I“ und „Vater“ sowie „Fluchtversuch“), oftmals in Übersee. Das bedeutet, dass diese Bilder wahrscheinlich nicht so bald wieder, wenn überhaupt, in der deutschen oder europäischen Öffentlichkeit auftauchen werden. „Die Fuge“ (Foto) von 2007 dagegen kann nach Ausstellungsende wieder in der Hamburger Kunsthalle besichtigt werden. Es lohnt also auf jeden Fall, in Leipzig und in München in die beiden Museen reinzuschauen – das wird so schnell nicht wieder geboten. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.mdbk.de.


Aus der N채he lauter B채ume Drei K체nstler, ein Sammler und eine Kuratorin nehmen Stellung zu der Frage, was f체r sie Mitteldeutschland ist und ob es eine mitteldeutsche Kunstszene gibt.


regjo LEIPZIG/HALLE

Thema 79



regjo LEIPZIG/HALLE

Text: Carolin Modes, Esther Niebel

Thema 81

Fotografie: Holger Karas

Da stehen wir nun und versuchen Licht ins Dunkel zu bringen. Zwei Fragende und zwei Begriffe – „Mitteldeutsche Kunstszene“. Angesichts der Unschärfe dieser Begriffe fühlen wir uns wie Don Quichotte und Sancho Panza. Aber das macht nichts. Man kann auch einen Pudding an die Wand nageln. Dafür bedarf es lediglich einer ausreichenden Menge an Nägeln, die ein Raster ergeben, an dem der Pudding befestigt ist. Unser Raster ergibt sich durch drei Künstler, eine Galeristin und einen Sammler. Ihnen allen haben wir die Frage nach der Existenz einer mitteldeutschen Kunstszene gestellt. Vor allem aufgrund der unterschiedlichen Herkunft und des ungleichen Alters der Befragten haben wir verschiedene Antworten erhalten. Wir glauben, dass gerade in der Vielfalt der Antworten der größte Wahrheitsgehalt steckt. Unser erster Gespächspartner ist Cyril Massimelli. Er zog 1999 von Paris nach Dresden. Zu diesem Zeitpunkt kam er auch das erste Mal mit Kunst aus der ehemaligen DDR in Berührung. Er erinnert sich an seine ersten Eindrücke und wie fremd ihm diese Begegnungen waren. Er konnte keinen Zugang finden zu dieser Kunst. Er empfand „Vor allem, wenn man die Sache von Paris aus betrachtet, ist Dresden far, far east.“ (Cyril Massimelli)

Paris – Dresden Massimelli ist wegen der Liebe nach Dresden gezogen. Zunächst war er mit der Kunst vor Ort wenig vertraut und hat Zeit gebraucht, sie schätzen zu lernen. Heute hat sich der hiesige künstlerische Einfluss als weiteres Mosaiksteinchen in seinen europäisch geprägten Hintergrund eingefügt.

Wolfgang Mattheuer als illustrativ, Bernhard Heisig als expressionistisch. Er vermisste das klassisch Malerische, das ihn als Künstler bisher beeinflußt hatte. Erst Jahre später, so Cyril Massimelli, in einer Ausstellung, die er 2006 in Leipzig besichtigte, kam er zu dem Urteil, dass „die Kunst hier gut sei“. In der Ausstellung „Zeitraum“ von Neo Rauch fand er schließlich das Malerische, das ihm gefehlt hatte. Seit dieser Zeit ist Leipzig für ihn ein Kunstzentrum geworden, das er regelmäßig bereist, um sich Anregungen zu holen. Dennoch bleibt er von seiner Prägung her in erster Linie ein Pariser und in zweiter ein europäischer Maler. In den Museen Europas hat er sein künstlerisches Auge an den Alten Meistern geschult. Er räumt jedoch auch ein, dass er sich an die großen Leinwände erst getraut habe, nachdem er sich dem Einfluss der Leipziger Malerei geöffnet hat. Mittlerweile



regjo LEIPZIG/HALLE

Thema 83

Aufgabe der Medien Um den Begriff Mitteldeutschland zu etablieren, bedarf es der Medien. Der Mitteldeutsche Rundfunk hat nicht nur die Aufgabe, das mitteldeutsches Sendegebiet zu bespielen, sondern auch ein solches zu erschaffen, indem er auf die Region identitätsstiftend und einigend wirkt.

gehören Lucas Cranach, Hans Holbein, Max Beckmann und Neo Rauch genauso zu seinen künstlerischen Inspirationsquellen wie Tizian, Veronese, Velázques oder Denis Hopper. Eine mitteldeutsche Kunstszene gäbe es deswegen jedoch noch lange nicht. Den Begriff Mitteldeutschland empfindet Cyril Massimelli als artifiziell. Um Mitteldeutschland zu legitimieren, bräuchte es gemeinsame Attribute für die Region, die seiner Meinung nach fehlen. So empfindet er den künstlerischen Unterschied zwischen Leipzig und Dresden bereits als enorm. Obwohl er in Dresden lebt, ist ihm die Dresdner Posi„Menschen aus der ganzen Welt kommen, um von der Szene zu profitieren.“ (Rosa Loy)

tion fremder, da sie weniger auf die Malerei fokussiere und expressionistischer sei. Einen wesentlich emotionaleren Bezug zu der Thematik hat die Malerin Rosa Loy, die wir in ihrem Atelier in Leipzig besuchen. Sie ist in Zwickau geboren und studierte zwischen 1985 und 1990 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig Malerei. Nachdem sie die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und eventuell noch Niedersachsen als jenes Gebiet, das sie als Mitteldeutschland bezeichnen würde, zusammengefasst hat, fällt ihr der Brocken ein. „Eigentlich ist der Brocken für mich Mitteldeutschland“. Womit sie sich ziemlich genau für die Mitte der Mitte, in nord-süd-

licher und in ost-westlicher Hinsicht entschieden hat. Auf die Frage hin, ob es eine mitteldeutsche Kunstszene gebe, bekommen wir ein klares „Ja“ als Antwort. Dabei begreift sie darunter neben der bildenden Kunst auch Literatur und Musik. Der Nährboden für Kultur sei in Mitteldeutschland und im Speziellen in Sachsen besonders reich. Die Medien hätten die Macht, diesen Begriff so zu etablieren, dass er Bestand haben wird. Allerdings bedauert es Rosa Loy, dass in den Begriff „Mitteldeutschland“ nicht auch alte Bundesländer mit einbezogen werden. „Schade, dass diese Chance nicht ergriffen wird, um ein Ost-West übergreifendes ‚wir‘ entstehen zu lassen.“ Was jedoch ihr künstlerisches Schaffen als Malerin anbelangt, so sieht sie sich selbst primär in der sächsischen Tradition verortet. Auch wenn grundsätzlich der künstlerische Inhalt ausschlaggebend für Interesse oder Desinteresse sei. Ganz pragmatisch geht der Erfurter Künstler MichaL. Schmidt mit der Frage nach Mitteldeutschland um. „Mitteldeutschland ist für mich als Erfurter erst einmal, dass ich – egal in welche Richtung ich fahre – noch eine ganze Weile unterwegs bin.“ Seit der Wende versteht er Mitteldeutschland als geografischen Hinweis seiner Lage. Während seiner Kindheit in der DDR lebte er eher am südwestlichen Rand des Landes. Darüberhinauszuschauen sei schließlich nicht möglich gewesen. Nach der Wende sei der Begriff zur Schaffung einer gesamtdeutschen Identität

eingeführt worden. Dies habe bei ihm jedoch kein Zugehörigkeitsgefühl ausgelöst. Seine künstlerischen Bezugspunkte sieht er zum einen in Weimar, da er dort an der Bauhausuniversität studiert habe, und zum anderen in Erfurt, da er dort wohne und arbeite. Aber im Prinzip gehe es ihm darum, Geschichten „Es gelingt mir nicht, einen indirekten oder gar einen direkten Bezug meiner Arbeit zu einer eventuellen Charakteristik Mitteldeutschlands zu erkennen.“ (MichaeL. Schmidt)

zu erzählen. Geschichten über den Menschen, über Macht, Versuchung, Lust, Verlust und Erkenntnis. So fühlt er sich verkannt, wenn man ihm sagt, dass sich seine Malerei am berühmten Leipzig orientiere. MichaL. Schmidt möchte nicht in eine Schublade gesteckt werden, da so seine künstlerische Vielschichtigkeit verloren gehe. Die Existenz einer mitteldeutschen Kunstszene negiert er: „Es gibt sicherlich mitteldeutsche Kunstszenen, aber die eine?“ Im Dunstkreis der Hochschulen könne sich so etwas wie eine Szene formieren, nur ließe sich darüber streiten, was deren Charakteristika sind und wodurch sie sich voneinader unterscheiden. In Berlin besuchen wir den Unternehmer und Sammler Dr. Dr. Thomas Rusche. Er ist für uns der ideale Ansprechpartner, da seine Familie seit zwei Generationen niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts sammelt. Hinzu kommt, dass er sich selbst


Der Realismus und die Figur Das sind die beiden Merkmale, die die mitteldeutsche Kunstszene vereinen. Wie lange dieser gemeinsame Nenner die Kunstszene noch zusammenh채lt oder ob er durch ein anderes pr채gendes Merkmal ersetzt wird, kann heute nicht mit Bestimmtheit vorausgesagt werden.


regjo LEIPZIG/HALLE

Thema 85

Qualität ... kann handwerkliches Können aber auch die Aussage, die Idee, die durch ein Bild zum Ausdruck kommt, bedeuten. Letzteres ist ein grundlegend, ersteres ein wünschenswertes Kriterium für gute Kunst.

seit fünf Jahren intensiv mit zeitgenössischer Kunst beschäftigt und diese mit einem Schwerpunkt auf Leipziger Künstler erwirbt. „Als sich die Grenzen öffneten, hat das handwerkliche Können, die Qualität der Malerei aus dem Osten den Westen überrascht.“ Und mit Osten meint er nicht nur die ehemalige DDR, sondern den gesamten ehemaligen Ostblock, da hier von Staats wegen die altmeisterliche figürliche Malerei gepflegt wurde. Vor allem das Kraftzentrum Leipzig habe mit seiner hohen Dichte an guten Malern überzeugt und überzeugt noch heute. Dennoch ist die Herkunft eines Künstlers kein Kriterium für Thomas Rusche, sich für ein Kunstwerk zu entscheiden. Wichtig ist für ihn, dass durch das Werk etwas Inneres bewegt wird. Er will von der Kunst berüht werden, die äußeren Merkmale spielen dabei „Bei uns Zuhause war die Malerei des 17. Jahrhunderts hoch angesehen und Tübke der Hero.“ (Dr. Dr. Thomas Rusche)

keine Rolle. Und dennoch ist es überdurchschnittlich oft Kunst aus Leipzig, die den Sammler überzeugt. Das wird schnell deutlich, wenn man sich in seiner Stadtwohnung umsieht. Aber im Endeffekt sind es die einzelnen Künstlerpersönlichkeiten und ihr Werk, die den Sprung in die Sammlung schaffen. Vielleicht verbindet sie eine gute handwerkliche Ausbildung, die allein jedoch macht noch keinen guten Künstler. Inhaltlich verbinde mitteldeutsche Kunst, dass sie keine religiösen Themen behandelt. Nun, wo die politisch-sozialen Rahmenbedingungen für diese besonderen Entwicklungen entfallen, bleibt abzuwarten, ob es weiterhin Gemeinsamkeiten geben wird, die rechtfertigen, von einer mitteldeutschen Kunstszene zu sprechen. Unsere letzte Station führt uns nach Leipzig, an die Hochschule für Grafik und Buchkunst. Dort haben wir einen Termin mit Christine Rink, die hier seit vielen Jahren die Galerie des Hauses leitet.

Der Begriff Mitteldeutschland spiele für sie erst seit der Wende eine Rolle. Der Begriff stehe vor allem für Sachsen, das Mitteldeutschland maßgeblich präge. In ihrer Arbeit als Galeristin orientiere sie sich, schon wegen der Hochschule, weitgehend vor Ort, jedoch gibt es auch starke nationale und europäische Bezugspunkte. Für Studenten sei zum „Begrifflichkeiten werden überbewertet – immer schon.“ (Christine Rink)

Beispiel die erste prägende Instanz der Professor an der Hochschule, danach komme bereits die internationale Kunstszene als Einflussfaktor. Geschuldet ist dieser Umstand dem Streben danach, über den eigenen Tellerrand zu schauen, sowie der Suche nach Qualität. Dennoch gibt es, laut Christine Rink, eine mitteldeutsche Kunstszene. Die Schwierigkeit einer solchen liegt jedoch in der Abgrenzung. „Noch zu DDR-Zeiten fand man sich zusammen gegen etwas, was ja heute nicht mehr der Fall ist.“ Heute konstituiere sich die Gemeinsamkeit eher durch den Blick von außen. So stellen überall auf der Welt sächsische Künstler gemeinsam aus und werden dadurch auch als Gemeinschaft wahrgenommen. Inhaltlich ist hierbei der gemeinsame Nenner die starke Orientierung am Realismus und an der Figur. Diese Gemeinsamkeit könne sich jedoch auflösen, da die stilistischen Dinge einem Wandel unterliegen. Fest steht, dass Mitteldeutschland ein großes künstlerisches Potenzial birgt. Die Frage nach der tatsächlichen Verbundenheit bleibt. Gerade in der Kunst, wo der individuelle Ausdruck im Vordergrund steht, ist es schwer, von einer Einheit zu sprechen. Wie immer, wird man von der Ferne einen Wald, aus der Nähe lauter Bäume sehen.


86 86

magazin

RegJo RegJo LEIPZIG/HALLE LEIPZIG/HALLE

F e stival

A usst e llun g

Stimmgewaltig

Jugendhelden neu entdecken

Internationales Festival für Vokalmusik „a cappella“ vom 15. bis 22. Mai in Leipzig.

Mit den Digedags erlebten zahlreiche Jugendliche in der DDR ungeheure Abenteuer. Das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig erweckt die drei Kobolde noch einmal zum Leben.

Es ist wie ein eigener kleiner Kosmos: Jedes Jahr im Mai kehren die Leipziger Sänger von amarcord von ihrer regen Konzerttätigkeit für eine gute Woche zurück in ihre Heimat. Im Schlepptau haben sie die Welt der Vokalmusik. Das Festival „a cappella“ steht an. 1997 war es noch eine Art musikalisches Geburtstagsfest von amarcord, zu dem sie befreundete Gesangsgruppen einluden. Heute ist das Festival eine feste Größe im Kulturleben Mitteldeutschlands mit internationalem Ruf. Das Publikum bescheinigt „a cappella“ eine Sonderstellung in der deutschen Festivallandschaft. Die US-amerikanischen Vokaljazzer und Weltstars Take 6 bezeichneten es im letzten Jahr sogar als „A-cappellaHeaven“. Der Erfolg des Festivals liegt im Konzept und dem Anspruch von amarcord: Die Ensembles kommen nicht nur aus allen Erdteilen, sondern bringen auch ihre ganz eigene Klangwelt mit. Etabliertes und Neues auf höchstem Niveau stehen dabei gleichberechtigt nebeneinander. So hat das Leipziger Festival auch eine Art Messe-Charakter – „a cappella“ ist Zentrum für den internationalen Austausch mit und über die Stimme. FM

Dig, Dag und Digedag – so hießen die drei Kobolde, mit denen zahlreiche Jugendliche in der DDR in Mosaik-Hefte versunken wundersame Abenteuer bestritten, ins antike Rom oder gar ins Weltall reisten. Bis zu 660.000 Stück betrug die Auflage des monatlich erscheinenden Comics – trotz Papiermangels. Ausgedacht hat sich die drei Figuren mit den Knollennasen Johannes Hegenbarth alias Hannes Hegen – und das eher nebenbei: Bei seinen Vorstudien für das Rumpelmännchen, einem kleinen Männlein mit Rauschebart und großem Sack, das ab 1954 die DDR-Bürger zur Altstoffsammlung anspornen sollte. Anlässlich des 85. Geburtstages des Berliner Comiczeichners, Karikaturisten und Grafikers zeigt das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig nun die Ausstellung „Auf den Spuren der Digedags. Erste Erkundungen“. Leser und Fans der Digedags können ihren Jugendhelden dort noch einmal neu begegnen und sie aus einem ganz anderen Blickwinkel kennenlernen. So wird der kreative und künstlerische Entstehungsprozess der

Weitere Infos unter www.a-cappella-festival.de

Zeitschrift Mosaik anhand von Originalen anschaulich. Zu sehen ist unter anderem auch der Entwurf zum ersten Mosaik-Heft „Dig, Dag, Digedag auf der Jagd nach dem Golde“ von 1955, in dem die Figuren noch etwas steif daherkommen und sich in ihren Gesichtszügen deutlich von späteren Heften unterscheiden. Darüber hinaus gibt die Ausstellung Einblicke in Hegenbarths Arbeit als Chronist seiner Zeit und Theatermaler. Gezeigt werden auch einige Werke seiner Frau Edith, darunter die Farbskizze von Dig, Dag und Digedag auf dem Rücken des Löwen Nero von 1957 (Foto). Es ist eine erste kleine Auswahl von rund 100 Grafiken aus dem Archiv von Johannes Hegenbarth, welche die aktuelle Foyerausstellung im Zeitgeschichtlichen Forum präsentiert. Der Künstler hatte im Juli 2009 rund 48.000 Blätter und Einzelobjekte an das Museum übergeben. Tiefere Einblicke in die in ihrem Umfang und ihrer Vollständigkeit einzigartige Sammlung soll eine große Mosaik-Ausstellung im Herbst 2011 geben. NJ

„Auf den Spuren der Digedags. Erste Erkundungen“ bis 16. Mai 2010 im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.hdg.de.


regjo LEIPZIG/HALLE

L it e r atu r

Magazin 87

Szene

Hartmut Hennebach, der Inhaber der Leipziger Gosenschenke „Ohne Bedenken“ und Botschafter dieses besonderen Biers, hat am 26. März seinen 60. Geburtstag gefeiert. Seit über zwei Jahrzehnten ist er in Sachen Gose aktiv. 2005 gab er im Eigenverlag „Das Buch Gose“ heraus.

Morbider Charme Dunkle Welten Zweiter Fotoband von Marc Mielzarjewicz zeigt die Schönheit des Verfalls.

Gibt es anno 2010 noch eine Gothic-Szene? Die Antwort verrät ein Buch aus Leipzig.

Hauptberuflich ist Marc Mielzarjewicz Senior Key Account Manager bei einer Softwareund IT-Firma in Leipzig. Doch seine Leidenschaft gilt der Fotografie. Seit vielen Jahren durchkämmt der 39-Jährige marode Industriearchitektur. „Es macht einfach großen Spaß, man riecht und spürt noch immer, wie dort früher gearbeitet wurde.“ Vor allem Bauten aus der Gründerzeit haben es ihm angetan. „Das waren echte architektonische Meisterwerke, gerade, wenn man sie mit der Industriearchitektur der Gegenwart vergleicht.“ Sie verfallen zu sehen, tue weh, sagt Mielzarjewicz. Darum versucht er, sie in seinen Fotos zu bewahren. Nachdem Mielzarjewicz 2008 bereits einen schwarz-weiß Fotobildband über solche „Lost places“ in seiner Heimatstadt Halle veröffentlicht hatte, sind in diesem Frühjahr gleich zwei neue Fotobände von ihm im Mitteldeutschen Verlag erschienen. „Lost places Leipzig“ zeigt die traurige Schönheit von Plätzen wie dem Lindenauer Hafen oder der ehemaligen Gohliser Drahtseilbahnfabrik. Der dritte Bildband widmet sich den brandenburgischen Beelitz-Heilstätten. NJ

Die „schwarze Szene“ ist seit ihren Anfängen in den ausgehenden 1970ern ein internationales Phänomen, das sich großer Popularität erfreut. „Schillerndes Dunkel“, herausgegeben von Kulturwissenschaftler Alexander Nym, versucht, einen breiten Einblick in diese sub- und gegenkulturelle Bewegung zu geben, Entwicklungen, Motive, aber auch Ideen und Widersprüche aufzuzeigen. In diesem 400 Seiten umfassenden, reich bebilderten Werk kommen neben internationalen Künstlern auch Journalisten, Wissenschaftler, DJs und Veranstalter, aber auch „normale“ Szenegänger zu Wort. Der Schwerpunkt liegt auf Deutschland, doch wagen viele Beiträge einen Blick weit über den Tellerrand hinaus. Neben wissenschaftlichen Essays, Erfahrungsberichten und interessanten Anekdoten wird auch den künstlerischen Ausdrucksformen in Wort und Bild viel Platz eingeräumt. Durch den multiperspektivischen Ansatz tritt die innere Zerrissenheit dieser Subkultur erst voll in Erscheinung. „Schillerndes Dunkel“ geht sogar weiter und fragt, ob es anno 2010 überhaupt noch eine Gothic-Szene gibt. APL

Weitere Infos unter: www.marodes.de

Alexander Nym (Hg.): Schillerndes Dunkel, Plöttner Verlag, Leipzig 2010

Olaf Schubert, Dresdner Comedian und selbsternannter Weltverbesserer, ist Ende Februar mit dem renommierten Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnet worden. Der Preis wird jährlich vom Mainzer Forum Theater unterhaus verliehen und ist mit 5.000 Euro dotiert. Derzeit tourt Schubert mit seinem Programm „Meine Kämpfe“ durch Deutschland. Rolf Hoppe ist am 16. März mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnet worden. Der 79-jährige Dresdner Schauspieler wurde sowohl für seine künstlerischen Leistungen als auch für sein Engagement für den Wiederaufbau nach dem Jahrhunderthochwasser in Sachsen geehrt, begründete die Staatskanzlei in Dresden die Entscheidung. Georg Klein hat am 18. März den begehrten Preis der Leipziger Buchmesse 2010 in der Kategorie Belletristik erhalten. Geehrt wird der 1953 in Augsburg geborene Schriftsteller für sein gerade im Rowohlt Verlag erschienenes Buch „Roman unserer Kindheit“. „Überbordend poetisch“ sei dieser „virtuose Kinderschauerroman für Erwachsene“, lobte die Jury.

Bildnachweis: M. Jehnichen; ZgF; M. Mielzarjewicz; -J. Igelhaut; Gosenschenke; A. Rival; M. Uhlherr; Momentphoto.de; R. Bonß

Sasha Waltz hat am 7. März 2010 den Leipziger Caroline-Neuber-Preis erhalten. Die Berliner Choreografin gehört der Jury zufolge zu den herausragenden Vertreterinnen des zeitgenössischen Tanzes. Die Auszeichnung ist mit 6.000 Euro dotiert und wird seit zwölf Jahren an weibliche Theaterschaffende für besondere Leistungen vergeben.


88

Magazin

RegJo LEIPZIG/HALLE

A usst e llun g

F ilmp r o j e kt

A usst e llun g

Vision wird wahr Ansichtssache

Subversive Poesie

Neue Schau der Stiftung Moritzburg zeigt Werke der „Brücke“-Maler.

Sechs polnisch-deutsche Kurzfilme feiern beim Filmfest Dresden Weltpremiere.

Die Jenaer Kunstsammlung zeigt Kunst aus dem Berliner Untergrund der 1980er Jahre.

Vor 100 Jahren bemühten sich die Künstler der „Brücke“ um eine Ausstellung im Museum in der Moritzburg – vergeblich. Dabei war die Gruppe zu dieser Zeit bereits gefragt. Die Ausstellungen der Expressionisten 1910 in Weimar und Dresden waren bahnbrechende Erfolge. Ein Jahr zuvor hatten sich die Maler das erste Mal zum gemeinsamen Arbeiten an den Moritzburger Teichen bei Dresden getroffen. Nie wieder kamen sie sich in ihrer Kunst so nah. Jetzt ist der Wunsch der „Brücke“ doch noch Wirklichkeit geworden. Gestützt auf den Katalog der Galerie Arnold in Dresden aus dem Jahr 1910, haben die Austellungsmacher der Stiftung Moritzburg in Halle nachempfunden, wie die Ausstellung in Halle vor 100 Jahren hätte aussehen können. Unter dem Titel „1910 Vision – 2010 Wirklichkeit“ präsentieren sie bis zum 20. Juni rund 70 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken von Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl SchmidtRottluff und Hermann Max Pechstein aus der Sammlung Hermann Gerlinger. NJ

Sechs polnisch-deutsche Blickwinkel voller Eigensinn und Fantasie – das ist das Ergebnis einer ungewöhnlichen Kunstaktion. Im Rahmen des Projekts „Ansichtssache“ des Leipziger Vereins OSTPOL arbeiteten Autoren des renommierten Leipziger Literaturinstitutes (DLL) gemeinsam mit polnischen Nachwuchsregisseuren der Filmschule Lodz ein Jahr lang an sechs Kurzfilmen. Sie lassen die Zuschauer teilhaben an den Auseinandersetzungen der jungen Generation mit ihren Ängsten und Hoffnungen. Zugleich sind sie Ausdruck des kreativen Umgangs mit den Sichtweisen des jeweils anderen. Auf dem internationalen Kurzfilmfestival in Dresden (20. bis 25. April) werden die Filme nun zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert, anschließend sollen sie auf verschiedenen Filmfestivals laufen. Das deutsch-polnische Projekt war bereits die zweite Auflage der „Ansichtssache“. Seit 2008 bringt der Verein jedes Jahr Studenten des DLL mit Nachwuchs-Regisseuren einer anderen Nation zusammen. Im ersten Jahr war die Ukraine Partnerland, 2010 geht es mit der Türkei weiter. NJ

Sie trafen sich in privaten Wohnungen, Ateliers und auf Dachböden oder Hinterhöfen im Berliner Arbeiterbezirk Prenzlauer Berg. Dort organisierten sie Lesungen, Ausstellungen, Konzerte, Modenschauen oder Theateraufführungen jenseits des staatlichen Kunst- und Kulturbetriebs. Es war ein schillernder Mikrokosmos, der vor allem im Ostberlin der 1980er Jahre florierte. Enge Netzwerke erlaubten den Dichtern, bildenden Künstlern, Fotografen, Bands und Zeitschriftenmachern dieser Szene eine völlig neue Art der Kreativität. Aus ihrer engen Zusammenarbeit entstanden beispielsweise originalgrafische Zeitschriften und zahlreiche Künstlerbücher, die allesamt in Selbstverlagen und in nur wenigen – oftmals von Hand gefertigten – Exemplaren erschienen. Die Ausstellung „Poesie des Untergrunds“ der Kunstsammlung Jena stellt nun 38 der wichtigsten Vertreter dieser Szene mit ihren Werken vor. Neben Bildern, Plastiken, Zeichnungen, Fotografien und Videos werden auch viele persönliche Zeugnisse der Akteure zum Teil erstmals gezeigt. NJ

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.stiftung-moritzburg.de.

Weitere Infos unter: www.ostpol-leipzig.de

„Poesie des Untergrunds“ bis 23. Mai 2010 in der Kunstsammlung Jena.


regjo LEIPZIG/HALLE

Magazin 89

S ammlun g

Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung übergab das Evelyn-Richter-Archiv dem Museum der bildenden Künste Leipzig.

Die junge Frau in der Kammgarnspinnerei Leipzig widmet sich voller Anspannung ihrer Arbeit. Sie hat die Verantwortung für die automatische Maschine und ihren Anteil an der Planerfüllung übernommen und damit einen Teil ihrer Unbefangenheit verloren. Dennoch scheint sie zufrieden in ihrem Alltag, wenn auch nicht restlos glücklich. Das 1970 entstandene Foto ist typisch für Evelyn Richter, die es vor allem in ihren Porträts versteht, den Augenblick der Konzentration festzuhalten, sei es beim Violinvirtuosen David Oistrach oder beim anonymen Bahnreisenden. Sie fotografiert in erster Linie Menschen – nur wenige ihrer Aufnahmen sind menschenleer. Schon in den frühen Bildnissen ihrer Dresdner Lehrjahre gibt es die Hinwendung zu den einfachen Menschen, deren Gesichter noch von der Hoffnung geprägt oder schon vom Leben gezeichnet sind. Es gelingen ihr Gesellschafts- und Zeitporträts, die sich von den gewünschten sozialistischen Jubelbildern unterscheiden, sich durch Aufmerksamkeit, Genauigkeit, Eingelassenheit und ihre Intensität auszeichnen. Wegen ihrer

sprechenden Bilder hat sie T. O. Immisch, der Fotoexperte der Stiftung Moritzburg Halle, eine Bilderdichterin genannt. Evelyn Richter, 1930 in Bautzen geboren, ist in ihrem künstlerischen Werk fest mit Leipzig verbunden. Ihr 1953 in Leipzig begonnenes Studium musste sie bereits nach zwei Jahren durch Exmatrikulation beenden. 1981 wurde sie dennoch Hochschulprofessorin; bei ihr studierten Erasmus Schröter, Christiane Eisler, Bertram Kober, Wieland Krause, Werner Lieberknecht. Evelyn Richter widmete sich der Reportage, ihre Bilder aber sind nie voyeuristisch, sondern gründen in Anteilnahme und der Motivation, gesellschaftliche Zustände aufzuzeigen. Fotografie ist ihr Mittel der Geschichtswahrnehmung. Sie untersuchte in ihren Bildern die sozialen Gegebenheiten ihrer Mitmenschen und kritisierte darin den sozialistischen Gesellschaftsentwurf. Ende vorigen Jahres fügte die Ostdeutsche Sparkassenstiftung ihren Verdiensten um die Kultur die Übergabe des Evelyn-Richter-Archivs an das Museum der bildenden Künste hinzu. SiG

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.evelyn-richter-archiv.de.

Ökologischer feiern in Ferropolis Die Veranstalter der Musikfestivals „Melt!“ und „splash“ wollen ihr Engagement in der Baggerstadt Ferropolis ausbauen. Dabei soll es vor allem mehr Veranstaltungen geben, die auch die Bevölkerung von Gräfenhainichen und der umliegenden Gemeinden ansprechen. So wird vom 13. bis 15. Mai ein Frühlingsfest gefeiert, bei dem unter anderem der Liedermacher Gerhard Schöne auftritt. Für Europas größtes Indie-Musikfestivel „Melt!“ und das Hip-Hop-Festival „splash!“ im Sommer kündigten die Veranstalter Vorabpartys und ein größeres Kulturprogramm an. Außerdem wollen die Festivalmacher den CO²-Ausstoß und den Müll bei den Veranstaltungen deutlich reduzieren. Damit soll Ferropolis umweltfreundlichster Festivalort werden.

Bildnachweis: Erich Heckel Nachlass, Hemmenhofen, Gaienhofen (Ausschnitt); OSTPOL; K. Killisch, Das Mondgesicht; E. Richter; A. Kehrer

Motiviert und nie voyeuristisch

Preis für Voland & Quist Der Dresdner Verlag Voland & Quist ist bei der Leipziger Buchmesse mit dem mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis der Kurt Wolff Stiftung ausgezeichnet worden. 2004 von Sebastian Wolter und Leif Greinus gegründet, publiziert der Verlag vor allem junge Literatur sowie die Texte junger osteuropäischer Autoren wie Edo Popovic oder Kriszta Bódis. Mit dem erfolgreichen Band „Schmidt liest Proust“ von Jochen Schmidt gelang es dem Verlag, jüngere Leser für Marcel Proust zu begeistern. Die Jury überzeugte vor allem das Konzept des Verlags, geschriebene und gesprochene Literatur zu verbinden. So legt Voland & Quist großen Wert auf Lesungen, und nahezu allen individuell gestalteten Büchern liegt eine CD oder DVD bei. Die Kurt Wolff Stiftung widmet sich seit 2000 der Förderung einer vielfältigen Verlags- und Literaturszene.


Neo Rauch, Krönung I, 2008, Öl auf Leinwand, 250 × 190 cm © 2010 VG Bild-Kunst Bonn

Neo Rauch Gleichzeitig Pinakothek der Moderne München

Begleiter

18.4. –15.8.2010 www.neo-rauch-ausstellung.de


Magazin 91

F e stival

A usst e llun g

Erbepflege

Zerbrechliche Schönheiten

Zum Tod des letzten Richard-WagnerEnkels Wolfgang Wagner am 21. März 2010

Thüringen feiert seine 250-jährige Porzellangeschichte. Im Festjahr zeigen 16 Museen des Freistaates ihre Schätze und präsentieren Tradition und Moderne.

„Wir trauern um eine Persönlichkeit, die wie keine zweite das Erbe des großen Leipziger Vorfahren pflegte,“ erkärt Thomas Krakow, Vorsitzender des Richard-Wagner-Verbandes Leipzig. „Den noch auf Anregung seines Großvaters von Leipzig aus ins Leben gerufenen Richard-Wagner-Verbänden fühlte er sich stets verbunden.“ 2005 trug er sich ins Goldene Buch der Stadt Leipzig ein. Dem Herkunftsort der Familie väterlicherseits, Müglenz bei Wurzen, überbrachte Wolfgang Wagner persönlich den Erlös des Bayreuther Benefizkonzertes von 2001 zur Restaurierung der Kirche. Wolfgang Wagners Schwester Verena Lafferentz-Wagner, Ehrenmitglied im Wagner-Verband Leipzig, wird am 20. Mai zur Festveranstaltung anlässlich des 197. Geburtstages erwartet. Dank der finanziellen Unterstützung der Volksbank Leipzig konnte der RichardWagner-Verband Leipzig ein weiteres Exponat für eine künftige Dauerausstellung erwerben: Bankdirektor Christoph Kothe (links) überreichte die Original-Farbradierung „Richard Wagner in Paris“ von Lionello Balestrieri (1905), an Thomas Krakow. SIG

Thüringen, das Reich der Glasmacher, ist auch Porzellanland. Und das seit 250 Jahren. Dieses Jubiläum feiern die Museen mit einem Festprogramm. Der offizielle Startschuss fällt am 17. April mit einer Eröffnungsveranstaltung in Rudolstadt. Bis 31. Oktober zeigt das Thüringer Landesmuseum Heidecksburg seine Sonderausstellung „Menschen-Bilder“. Thüringer Manufakturen haben unabhängig von Massenproduktion und Gefälligkeitskunst jungen Bildhauern eine kreative Chance gegeben. Die Schau, ein Rundgang durch Jugendstil, Art déco und Expressionismus, belegt ein gewandeltes Menschenbild: das martialische des Nationalsozialismus, die heroischen Aktivisten des sozialistischen Realismus und individuelle Konzepte. Mit ihren Porzellanschätzen feiern zwei Museen die Wiedereröffnung neugestalteter Museumsräume. Im Thüringer Museum in Eisenach wurde die historische Beletage im barocken Residenzschloss restauriert und dient nun vom 18. April bis 3. Oktober einer „Reise durch das Thüringer Rokoko – Schätze aus der Porzellansammlung“.Ein schöner Auftakt zur Wiedereröffnung des Angermu-

Weitere Infos: www.wagner-verband-leipzig.de

Weitere Infos unter www.museumsverband.thueringen.de und www.thueringerporzellanstrasse.de.

seums in Erfurt nach einem Umbau ist ab 13. Juni die Schau „Weißes Gold in Erfurt“, ein Querschnitt vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Originell geht es zu im Stadtmuseum Pößneck, wo bis 19. Oktober Tabakdosen und Wackelköpfe gezeigt werden. Ein reizvolles Randgebiet stellt das Deutsche Spielzeugmuseum in Sonneberg vom 14. Mai bis 29. August vor: Porzellan-Puppenköpfe wurden in Köppelsdorf bei Sonneberg hergestellt, vom vermutlich weltgrößten Hersteller Armand Marseille. Als besonderer Anziehungspunkt erweist sich gewiss die Kombination von neuen Thüringer Kreationen und Aktfotografien auf der Leuchtenburg bei Kahla: „Nackt in Kaolin“ zeigt bis 30. November Experimente Jenaer Fotografen mit dem Erfurter Aktmodell Nadine inmitten von Porzellanfabriken. Insgesamt 16 Museen erinnern gemeinsam an das Ereignis. Als Partner des Museumsverbandes fungieren der Förderverein „Thüringer Porzellanstraße“, die FriedrichSchiller-Universität Jena und die Thüringer Tourismus-Gesellschaft. SIG

Bildnachweis: Dietmar Fischer; Museumsverband Thüringen

regjo LEIPZIG/HALLE


92

KALENDER

RegJo LEIPZIG/HALLE

2. Juni: Wiederaufnahme „My Fair Lady“

10. bis 20. Juni: „Bachfest Leipzig 2010“

Erzählt wird die Geschichte der Eliza Doolittle nach dem Theaterstück Pygmalion G.B. Shaws. (www.theater-erfurt.de)

Dieses Jahr rücken neben Bach die wichtigen Bach-Interpreten Brahms und Schumann in den Fokus. (www.bach-leipzig.de)

Musik, Theater & Tanz 22. April „Grosses Concert“ Szenen aus Goethes Faust vertont von Robert Schumann für Soli, Chor und Orchester. 20.00 Uhr, Leipzig, Gewandhaus www.gewandhaus.de

28. April Uraufführung: „MyState“ Tomas Schweigen entwickelte dieses sozio-politische Stück mit dem Jenaer Ensemble. 20.00 Uhr, Jena, Theaterhaus www.theaterhaus-jena.de

29. Mai „Musik im Händelhaus“ Der Pianist und Spezialist für historische Tasteninstrumente Jos van Immerseel musiziert. 18.00 Uhr, Halle, Händelhaus www.haendelhaus.de

23. April „Admeto, König von Thessalien“ Die Geschichte, die in dieser Oper von Händel erzählt wird, hat das Zeug zur Soap-Opera. 19.30 Uhr, Leipzig, Oper www.oper-leipzig.de

7. Mai „Italienisch für Fortgeschrittene“ Gianmaria Testa gehört zu den wichtigsten italienischen Liedermachern. 20.00 Uhr, Jena, Volksbad www.volksbad.jena.de

3. Juni „Eröffnungskonzert der Händel-Festspiele“ Das Händelfestspielorchester Halle spielt unter der Leitung von Karl-Heinz Steffens. 19.30 Uhr, Halle, Händelhalle www.haendel-halle.de

25. April Premiere: „Nana“ Die Oper von Manfred Gurlitt verarbeitet den Romanstoff Émile Zola. 18.00 Uhr, Erfurt, Großes Haus www.theater-erfurt.de

10. Mai „Afreecanos-Omar Sosa Quintett“ Der Schüler von Ruben Gonzales zählt zu den interessantesten Pianisten der Jazzszene. 20.00 Uhr, Dresden, Semperoper www.semperoper.de

5. Juni Premiere: „Faust“ (Margarete) Oper in fünf Akten von Charles Gounod in französischer Sprache mit deutschen Untertiteln. 18.00 Uhr, Dresden, Semperoper www.semperoper.de

27. April „Max Raabe: Übers Meer“ Musikalisch begleitet wird Max Raabe von seinem Pianisten Christoph Israel. 20.00 Uhr, Leipzig, Gewandhaus www.gewandhaus.de

16. Mai Gastspiel: David Garrett „Recital“ Der US-amerikanische Geiger spielt Stücke von Bach, Beethoven, Brahms und Ravel. 20.00 Uhr, Dresden, Semperoper www.semperoper.de

12. Juni „Zum 200. Geburtstag von R. Schumann“ Festtagskonzert mit Werken von Robert Schumann und Max Milton. 20.00 Uhr, Jena, Philharmonie www.jenaer-philharmonie.de

27. April „La Bayadère – Die Tempeltänzerin“ Ballett in zwei Akten, Choreografie von Aaron S. Watkin nach Marius Petipa. 19.00 Uhr, Dresden, Semperoper www.semperoper.de

28. Mai „20.000 Meilen unter dem Meer“ Uraufführung des Musicals von Jan Dvorák frei nach dem gleichnamigen Roman von J. Verne. 20.00 Uhr, Eisenach, Theater Eisenach www.theater-eisenach.de

16. Juni „Bach tanzt“ Der Ballettabend wird untermalt von der Musik Johann Sebastian Bachs. 19.30 Uhr, Leipzig, Oper www.oper-leipzig.de

Bildnachweis: Theater Erfurt, Foto: Lutz Edelhoff; Bach-Archiv Leipzig, Foto: Gert Mothes; Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Rüstkammer, Foto: David Brandt; WOLS: Pavillon de l'Élégance, 1937


regjo LEIPZIG/HALLE

Kalender 93

Ab 7. März: „Orientalische Pracht im Residenzschloss“

12. April bis 17. Mai: „WOLS – Fotograf, Maler, Grafiker“

Die Türckische Cammer wird eröffnet. Eine der umfangreichsten Sammlungen orientalischer Kunst. (www.skd.museum)

Gezeigt werden Auszüge aus den vier Schaffensphasen des vielfältigen und wichtigen Künstlers. (www.hgb-leipzig.de)

Bildende Kunst 5. Februar bis 23. Mai „Zeichenraum Wunderkammer“ Matthias Beckmann auf den Spuren der Wunderkammern in Deutschland. Halle, Franckesche Stiftungen www.francke-halle.de

18. April bis 15. August „Neo Rauch – Begleiter“ Einzelausstellung mit neuen Arbeiten des Leipziger Malers. Leipzig, Museum der bildenden Künste www.mdbk.de

30. Mai bis 10. Oktober „VON VORN“ Ausstellung mit Arbeiten von Meisterschülern von Prof. Neo Rauch. Aschersleben, Bestehornpark www.landesgartenschauaschersleben2010.de

14. Februar bis 6. Juni „Gruppenausstellung“ G. Baselitz, S. Schneider, H. Unger, N. StenKnudsen, K. Mediz, O. Kokoschka, L. Corinth. Chemnitz, Kunstsammlungen www.kunstsammlungen-chemnitz.de

20. April bis 17. Oktober „Gefangenes Licht“ Moderne Glaskunst. Fantastische Formen, kraftvolle Farben und außergewöhnliche Techniken. Leipzig, Grassi Museum für angewandte Kunst www.grassimuseum.de

1. Mai bis 28. August „Matthias Weischer“ Einzelausstellung mit neuen Arbeiten des Leipziger Malers. Leipzig, Galerie Eigen+Art www.eigen-art.com

27. Februar bis 6. Juni „Erich Kissing – Mythos Sehnsucht“ Retrospektive mit etwa 100 Exponaten – umfassendste Ausstellung seines Werkes überhaupt. Bad Frankenhausen, Panorama Museum www.panorama-museum.de

30. April bis 5. September „Von Leipzig in die Welt“ Europas erstes Porzellan – 300 Jahre Meißener Porzellan auf der Leipziger Messe. Leipzig, Stadtgeschichtliches Museum www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de

29. Mai bis 15. August „Demon Darlings“ Skulpturen und Zeichnungen des Künstlers Michael Nitsche aus Braunschweig. Jena, Kunstsammlung www.jena.de

Ab 19. März „Die Dinge des Lebens“ Ready-mades – Alltägliche und triviale Gegenstände in neuen Sinnzusammenhängen. Leipzig, Kunsthalle der Sparkasse www.kunsthalle-sparkasse.de

30. April bis 19. Juni „La Familia – Undine Bandelin“ Eröffnungsausstellung einer neuen Galerie im Leipziger Westen. Leipzig, Galerie Queen Anne www.modes-niebel.de

5. Juni bis 21. November „Wunschbilder“ Neuerwerbungen der Kunstsammlung Jena – Malerei, Zeichnungen, Fotografien und Videos. Jena, Kunstsammlung www.jena.de

28. März bis 20. Juni „Oskar Kokoschkas Antike“ Eine europäische Vision der Moderne. Eine Verbindung von Freiheit und Schönheit. Halle, Kunstforum Halle www.hallescher-kunstverein.de

30. April bis 19. Juni „WAS IST SCHÖN?“ Eine kritische Bestandsaufnahme des heutigen Schönheitsdiskurses. Dresden, Deutsches Hygiene-Museum www.dhmd.de

27. Juni bis 25. Juli „Stillleben 1990 – 2010 in Sachsen-Anhalt“ Ausstellung des Halleschen Kunstvereins e.V. aus Anlass seiner Wiedergründung vor 20 Jahren. Halle, Kunstforum Halle www.hallescher-kunstverein.de


94

Kalender

RegJo LEIPZIG/HALLE

24. April bis 10. Oktober: „Landesgartenschau“

26. bis 28. April: „International Transport Forum“

Nicht nur für Gartenliebhaber – Landesgartenschau in Aschersleben. (www.landesgartenschauaschersleben2010.de)

Die neusten Entwicklungen im Transportsektor werden vorgestellt. (www.internationaltransportforum.org )

Freizeit & Sport

Messen, Kongresse & Tagungen

22. April „Fußball: Deutschland gegen Schweden“ Der immer wieder spannende Klassiker im Frauenfußball. 16.00 Uhr, Dresden, Stadion www.dynamo-dresden.de

24. bis 25. April „Cosmetica Leipzig 2010“ Leipzig verwandelt sich in ein Mekka für Schönheitsprofis und Wellnessfans. Leipzig, Messe www.leipziger-messe.de

25. bis 28. Mai „AIMS“ 8. Internationale Konferenz zum Thema Dynamische Systeme und Differenzialgleichungen. Dresden, Technische Universität www.dresden.de

26. bis 27. April „Swan Lake“ Das Akrobatik-Ballett Swan Lake zeigt eine spektakuläre Interpretation von „Schwanensee“. 20.00 Uhr, Erfurt, Arena www.erfurt-arena.de

07. bis 9. Mai „5. Doktorandentagung“ Die Tagung bietet die Möglichkeit, sich über laufende Forschungen auszutauschen. Jena, Friedrich-Schiller-Universität www.doktorandentagung.de

2. bis 3. Juni „DWA“ Landesverbandstagung Nord-Ost und Sachsen/ Thüringen zum Thema Wasserwirtschaft. Leipzig, Neue Messe www.dwa-st.de

5. Mai „38. Guts-Muths-Rennsteiglauf“ Rund 15.000 Sportler starten beim größten Crosslauf Europas durch den Thüringer Wald. Eisenach, Markt www.eisenach.de

8. Mai „Nachtflohmarkt“ Hier kann man bis spät in die Nacht Krimskrams und Antiquitäten erwerben. 14.00 – 23.50 Uhr, Dresden, Messe www.messe-dresden.de

5. bis 6. Juni „13. Kleinplanetentagung 2010“ Vorträge und Diskussionen rund um die Kleinplanetenforschung. Drebach, Planetarium www.minorplanets.de/KPT2010/

14. Mai „Jena per Fahrrad“ Entdeckungstour, auf der bekannte und unbekannte Sehenswürdigkeiten besichtigt werden. Jena, Markt www.jena.de

18. bis 19. Mai „Rapid.Tech“ Marktchancen und Anwenderpotenzial der Rapid-Technologie werden vorgestellt. Erfurt, Messe www.messe-erfurt.de

17. bis 22. Juni „Ernährung 2010“ 9. Dreiländertagung mit Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Leipzig, Neue Messe www.ernaehrung2010.de

15. bis 16. Mai „Hallesche Erdgas-Werfertage 2010“ 2010 werden wieder mehr als 500 Sportler aus 20 Nationen und über 140 Vereinen erwartet. Brandberge, Sportzentrum www.hallesche-werfertage.de

29. April bis 1. Mai „Wessen Krise?“ Ursachen, Reichweiten und mögliche Folgen der Weltwirtschaftskrise werden diskutiert. Halle, Martin-Luther-Universität http://wigeo.geo.uni-halle.de/

19. Juni „JOBfinder“ Über hundert Aussteller bieten eine Übersicht über Arbeits- und Ausbildungsplätze in Thüringen. 10.00 – 15.00 Uhr, Erfurt, Messe www.messe-erfurt.de

Bildnachweis: Messe- und Veranstaltungsgesellschaft Magdeburg GmbH; Leipziger Messe GmbH/Rainer Justen


regjo LEIPZIG/HALLE

Meinung 95

Der mitteldeutsche Weg Eine Region Mitteldeutschland gibt es eigentlich nicht. Der Begriff bezeichnet weder einen festen geografischen Raum mit einheitlicher Geschichte noch eine Bevölkerung mit kollektiver Identität. Es gibt eine sogenannte mitteldeutsche Mundart, die sich quer durch Deutschland zieht. Ansonsten hat der Begriff Mitteldeutschland seit über 100 Jahren nur zwei Funktionen. Zum einen verwenden ihn Politiker und Geografen für großräumige Grenzziehungs-Planspiele. So gab der Landeshauptmann der preußischen Provinz Sachsen in Merseburg schon 1927 die Denkschrift „Mitteldeutschland auf dem Weg zur Einheit“ heraus, in der auch moderne Fusionsbefürworter gute Argumente finden. Die zweite Funktion Mitteldeutschlands liegt in seiner Aneignung durch Unternehmen und Verbände zur Bezeichnung ihres regionalen Verflechtungsraumes. Schon 1921 gab es einen „Wirtschaftsverband Mitteldeutschland“, dessen Gebiet „die Provinz Sachsen, die Freistaaten Anhalt, Sachsen und Thüringen“ umfasste. Seit den 1990er Jahren geht die Entwicklung in den neu gegründeten drei Bundesländern wieder erkennbar in diese Richtung. Die Zahl mitteldeutscher Kongresse, Verbände oder Niederlassungen hat sich seither mehr als verdreifacht. Gekennzeichnet ist das heutige Mitteldeutschland der Wirtschaft durch das Fehlen von Konzernzentralen, zu geringen Forschungsaufwendungen der zahlreichen Kleinbetriebe sowie einer nur schwachen Verbindung zu den vielen Hochschul- und Forschungseinrichtungen. Eine vor diesem Hintergrund benötigte, gemeinsame regionale Innovationsstrategie gibt es aber nicht. Gerade erst wurde ein „Solarvalley Mitteldeutschland“ als Bundes-Spitzencluster gefeiert, schon schießen allerorts selbsternannte neue „Cluster“ für erneuerbare Energien aus dem Boden. All dies könnte dem Normalbürger der drei mitteldeutschen Länder zunächst egal sein, geht es ihm heute doch deutlich besser als seinen osteuropäischen Nachbarn in den

angrenzenden ehemaligen Brüderstaaten. Eine ortskundige, bürgernahe Verwaltung ist gegenüber einer vermeintlich zentralistischen Großstaaterei ebenso von Vorteil wie kulturelle Vielfalt und regionaler Wettbewerb. Die drei Landesverwaltungen mit ihren Unterbauten haben hier in den letzten zwanzig Jahren erfolgreiche Arbeit geleistet. Doch nun stehen Sachsen, SachsenAnhalt und Thüringen und damit die Wirtschaftsregion Mitteldeutschland vor zwei enormen Herausforderungen: Dem demografischen Wandel, der eine immer kleinere und ältere Gesellschaft hinterlässt, sowie dem Rückgang der Förderquoten durch die Europäische Union (ab 2013) und deutschen Solidarpakt (ab 2019), durch den Einnahmerückgänge der öffentlichen Haushalte von rund 30 Prozent zu verbuchen sein werden. Hier muss Mitteldeutschland als Wirtschaftsregion endlich bei allen Verantwortlichen ins Spiel kommen. Eine einheitliche Technologieförderung, eine gemeinsame Hochschul- und Forschungspolitik, ein einheitliches Standortmarketing und gemeinsame Verbundförderungen wie die mitteldeutschen Cluster bedeuten keine Länderfusion, sondern eine Klammer, um Kräfte zu bündeln, damit die hohe Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklungsprozesse aufrecht erhalten werden kann. Wie eine repräsentative Umfrage der Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland zeigt, wird Mitteldeutschland von rund der Hälfte der Deutschen als sympathisch und innovativ wahrgenommen und liegt noch vor dem Ruhrgebiet. Wer hier einmal gelebt hat, möchte die Region nicht mehr verlassen. Die Entwicklungsdynamik ist geradezu spürbar. Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben das Zeug, zu den erfolgreichsten Wirtschaftsregionen Europas zu zählen und damit seinen Bewohnern noch mehr Wohlstand zu bieten. Doch dafür brauchen wir nun einen neuen, gemeinsamen Weg für die Wirtschaftsregion Mitteldeutschland.

Bildnachweis: Uwe Frauendorf

Die Förderung einer gemeinsamen Wirtschaftsregion bietet den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen einen Lösungsweg für die anstehenden Herausforderungen.

Klaus Wurpts ist Geschäftsführer der Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland. Darin engagieren sich strukturbestimmende Unternehmen sowie Kammern und Städte aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit dem gemeinsamen Ziel einer nachhaltigen Entwicklung und Vermarktung der Wirtschaftsregion Mitteldeutschland. (www.mitteldeutschland.com)


96

Kultur & Gesellschaft

RegJo LEIPZIG/HALLE

Impressum:

Wussten Sie, ... Denkwürdiges, Sonderbares und Wissenswertes – Formel-1-Helme aus Magdeburg, Leipzig in der New York Times, Chemnitzer Patente und eine Schatztruhe. ... dass Formel-1-Piloten mit HightechHelmen aus Magdeburg fahren? So zum Beispiel Michael Schumacher. Seit Jahren arbeitet er mit dem Magdeburger Helmhersteller Schubert zusammen. „Er hat unseren Ingenieuren immer enorm viel Input zur steten Optimierung der Helme gegeben“, so Marketingleiter Marc-Thorsten Lenze. Seit 2001 sind die Magdeburger exklusiver Entwicklungspartner der Scuderia Ferrari. Jetzt rüsten sie neben deren Team auch Schumacher und seinen Mercedes-Kollegen aus.

6. Jahrgang, Ausgabe 20 ISSN 1614-2837 Hauptredaktionsschluss: 01. April 2010 Anzeigenschluss: 08. April 2010 Herausgeber: REGJO – Verlag für regionales Marketing GmbH, Marbachstraße 2, RECLAMHaus, 04155 Leipzig, Telefon: (0341) 975 32 44, Telefax: (0341) 975 72 47, www.regjo-leipzighalle.de, E-Mail: info@regjo-leipzighalle.de REGJO ist eine eingetragene Marke (39867052) der Regjo − Verlag für regionales Marketing GmbH Chefredaktion: Kai Bieler (V.i.S.d.P.) (k.bieler@regjo-leipzighalle.de) Redaktionsmanagement: Regine Aselmann (r.aselmann@regjo-leipzighalle.de) Autoren: Regine Aselmann (RA), Nadine Jukschat (NJ), Thomas Magosch (TM), Sigrid Gaulrapp (SIG), Klaus Wurpts, Andreas Plöger (AP), Frank Schmiedel (FRS), Anette Ehlers, Markus Hoffmann, ClausPeter Paulus, Kai Bieler Kultur Talente & Kalender: Carolin Modes & Esther Niebel (MN) Lektorat: André Hille Art Direction & Layout: Astrid Stieler

(layout@abcreativ.de) ... dass Leipzig zu den weltweit spannendsten Orten des Jahres 2010 zählt? Fotografie: Tom Schulze, Christian Hüller, Holger Karas, Dietmar Fischer, Kai Bieler So sieht es jedenfalls die New York Times. Sie empfiehlt für 2010 Leipzig neben Los Angeles, Titelfoto: Holger Karas Patagonien oder Seoul als einen von 31 „places Anzeigen/Advertorials: Steffi Emde, to go“ – vor allem wegen der lebendigen und Philipp Thorwirth, Claus-Peter Paulus Kleine Variante des Logos DasKulturlandschaft. Logo und FirmierungDie Galerien auf frischen der Baumwollspinnerei oder das MusikfestiProjektmanagement: Christian Mascher (c.mascher@regjo-leipzighalle.de) val PopDie UpGrößen sprechen für Leipzig. Zudem geben 8 mm die runden Geburtstage von Bach, Schumann Das Logo liegt in zwei kleinen und einer mittleren Variante vor. Verlagsrepräsentanz: Artus, Steffi Emde 100Reinhard % aber auch Neo Verwendung Rauch in diesem Jahrunter Anlass Von einer des Logos 8 mm Höhe ist abzuVerlagsassistenz: Katja Trumpler für zahlreiche und Ausstellungen. 23,5 mm sehen, daKonzerte sonst die Bedeutung des weißen Schriftzuges auf (k.trumpler@regjo-leipzighalle.de)

21,5 mm

rotem Fond verloren geht. Ab einer Logohöhe von 16 mm ist die Geschäftsführung: Claus-Peter Paulus ... dass die Wiege des deutschen Patentmitgelieferte mittlere Variante zu benutzen.

Richard -Wagner - Verband gesetzes in Chemnitz liegt? Heft im Heft: Info-Magazin der Wirtschaftsinitiative Leipzig Als am 25. Mai 1877 das Patentgesetz in Kraft für Mitteldeutschland (V.i.S.d.P.), Gemeinsam Firmierung wird das Logo als eine festste- Ausgabe 6, April 2010 mitte l punkt, trat, erfüllte sich mit einder Traum des Chemnitzer hende Einheit eingesetzt. Anordnungen der kleinen Oberbürgermeisters Wilhelm Zwei André. Er hatte sind inHerstellung: AB-Creativ - Agentur für Text und Bild Variante – unter dem und rechts daneben. GbR, Dittrichring 17, 04109 sich lange fürzulässig den Schutz von Logo Erfindungen 10,2 mmLeipzig, Telefon: (0341) 983 78-66/-67, Telefax: (0341) 350 54 99 eingesetzt – die Thermoskanne (um 1870) von 125% E-Mail post@abcreativ.de, www.abcreativ.de Adolf Um Ferdinand Weinhold ein Beispiel Beispielsweise Stifteistzunur beschriften, wird die längere VarianDruck: Druckhaus Dresden GmbH, für Chemnitzer – und das Gesetz te, also beiInnovationen der die Firmierung rechts daneben angeordnet ist, www.druckhaus-dresden.de konzipiert. Es war einkann Erfolg Chemnitz: empfohlen. Diese aberfür wiederum ungünstig bei DrucksaBereitschen, 1891wie zählte sechsmal mehr PatentErscheinungsweise: Quartalsweise Flyernesoder Ähnlichem sein. Dort sollte die Variante anmeldungen als der Reichsdurchschnitt. angewendet werden, bei der die Firmierung unter dem Logo

Auflage: 14.837

steht.

Bezugsbedingungen: Jahresabonnement ... dass Johann Sebastian Bach Aktionär 13 mm 16,- EUR inkl. Mehrwertsteuer und zzgl. Zustellgeder Freiberger Silbermine war? für 4 Ausgaben; Einzelpreis 4,- EUR. 150% Der Zeilenumbruch ist notwendig, da die Firmierungbühr immer, Die Anteile versteckte er in einer riesigen, auch mit in sehr kleinen Größen, gut lesbar sein muss, um das Logo eisernen, elf(!) Schlössern gesicherten Kooperationspartner des REGJO Verlages: zu ergänzen. Die Schrift in der selben Größe, ohne einem ZeiGeldkassette. Zu bewundern ist sie neben origilenumbruch in der Firmierung, würde nicht mehr eindeutig mit nalen Bach-Handschriften und anderen Kostdemim Logo korrespondieren und harmonieren. barkeiten neuen Leipziger Bach-Museum. Anlässlich Bachs 325. Geburtstag wurde das in denDie vergangenen zwei völligstufenlos, neu aber immer promittlere Variante desJahren Logos kann gestaltete Museum am 21.werden. März eröffnet. Gut Stauchen ist nicht portional, vergrößert Strecken oder 7 Millionen erlaubt.Euro hatten der Umbau und die Neueinrichtung gekostet.

Für die mittlere Variante wird zur werblichen Firmierung des Logos auch eine rechtliche Version mitgeliefert. Empfohlen Bildnachweis: Schubert GmbH; U. Walter; Technische Universität Chemnitz; G. Motheswird diese Variante, aber nur wo diese Bezeichnung tatsächlich erforderlich ist.

Richard -Wagner - Verband Leipzig

6,5 mm

8 mm


Die phantastischen 4 ...

Perfekte Lage mitten in der City, am traditionsreichsten Handelsort der Stadt, städtebaulich optimal integriert. Einzigartiges Raumgefühl durch ein Ensemble aus überdachten Gassen und Höfen mit 25 Meter hohen Decken. Markenstarker Einzelhandel, konsumnahe Dienstleistungen, Gastronomie, Kunst, Kultur und regelmäßige Aktionen. • Lattermann‘s Hof: Mode und hochwertige Artikel • Drey Schwanen Hof: Kultur und Entertainment • Goethe Hof / Plauenscher Hof: Gastronomie, Well-Being Die Bauaktivitäten haben bereits begonnen. Geplante Eröffnung: Herbst 2011. Schon bald kann man sie wachsen sehen: die phantastischen 4 Höfe am Brühl. Mehr unter www.phantastische-geschaefte.de

management für immobilien AG www.mfi.eu · E-Mail: mfi.essen@mfi.eu


Landeshauptstadt Magdeburg IBA 2010

o t t oliebt die e b l e Das Jahr 2010 ist das Jahr der Internationalen Bauausstellung (IBA) Stadtumbau Sachsen-Anhalt. 19 Städte unseres Bundeslandes zeigen, wie sie ausgewählte Quartiere entwickelt haben, damit sie lebenswert und gut gerüstet für die Zukunft sind. Das Magdeburger IBA-Thema „Leben an und mit der Elbe“ verdeutlicht, wie wichtig der Fluss für die Stadt und ihre weitere Entwicklung ist. Brachflächen entlang der Elbe werden reaktiviert, Räume zum Wohnen und Arbeiten entstehen.

Stadt und Fluss rücken wieder zusammen. Die Präsentation des Magdeburger IBA-Beitrages beginnt mit den Ausstellungen „IBA 2010 Magdeburg“ und „Kulturlandschaft Elbe“ ab 20. April im IBA-Shop in der Regierungsstraße 37. Am 24. April wird am Petriförder der IBA-Pfad mit zahlreichen Stationen im Umfeld der Elbe eröffnet. Der IBAPfad zeigt beeindruckend, wie positiv sich Magdeburg in den vergangenen Jahren an seinem Fluss entwickelt hat.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.