REGJO 02/2012

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REGJO

2/2012

Das Magazin f端r Wirtschaft und Kultur aus Mitteldeutschland

3,90 EUR

ISSN 1614-2837 www.regjo-leipzighalle.de

MEHR WERTE


Zukunft bewegen.

„Ohne Zwischenhalt zum Erfolg. Mit einem Einstieg bei der DB.“ Die Deutsche Bahn ist ein weltweit führendes Mobilitäts- und Logistikunternehmen mit vielfältigen Einstiegsmöglichkeiten und Perspektiven. Mit insgesamt rund 9.000 Auszubildenden und dual Studierenden sind wir einer der größten Ausbilder in Deutschland. Wir bieten Ihnen interessante Berufsperspektiven. Steigen Sie ein und starten Sie mit der DB in eine erfolgreiche Zukunft – als Auszubildender (w/m) in einen modernen Ausbildungsberuf oder als Student (w/m) in ein duales Studium mit der DB als Praxispartner. Derzeit stellen wir u. a. zu folgenden Berufen bundesweit Ausbildungsplätze zur Verfügung: gewerblich-technische Berufe Elektroniker für Betriebstechnik Tiefbaufacharbeiter/Gleisbauer Mechatroniker Industriemechaniker Elektroanlagenmonteur Gebäudereiniger Baugeräteführer Verkehrsberufe Eisenbahner im Betriebsdienst (Fachrichtung Lokführer und Transport) Eisenbahner im Betriebsdienst (Fachrichtung Fahrweg) Kaufmann für Verkehrsservice IT-Berufe IT-Systemelektroniker IT-Fachinformatiker

kaufmännisch-serviceorientierte Berufe Industriekaufmann Kaufmann für Bürokommunikation Fachkraft im Gastgewerbe Fachkraft für Schutz und Sicherheit Fachmann für Systemgastronomie Fachkraft für Lagerlogistik Koch Oder nehmen Sie ein berufsintegrierendes Studium auf, mit dem Sie gleich zwei Abschlüsse in folgenden Fachrichtungen erwerben: Wirtschaftsingenieurwesen (Bachelor of Engineering) mit Berufsausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst, Fachrichtung Fahrweg Elektrotechnik (Bachelor of Engineering) mit Berufsausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik Bauingenieurwesen (Bachelor of Science) mit Berufsausbildung zum Tiefbaufacharbeiter/Gleisbauer Wir bieten Ihnen neben einer attraktiven Vergütung zahlreiche Sozialleistungen, z. B. Fahrvergünstigungen, sowie spannende Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Mehr zu Ausbildung, Bewerbung und weiteren Berufen bei der Deutschen Bahn erfahren Sie unter www.deutschebahn.com/schueler.


»mehr Wert« Liebe Leserinnen, liebe Leser, Neben dem Mehrwert bei der Arbeit geht es auch um einen Mehrwert in der knapp bemessenen Freizeit? Die Ihnen vorliegende Sommerausgabe zum Thema „Arbeit und Leben“ versucht Balance zu halten, so enthält sie Geschichten „Von einem Glockenwart und einem Brockenwirt“, erzählt von der „Zukunft erfinden vor Ort“ und kommt zur Feststellung, dass es „Eine schöne Herausforderung“ ist, Kindergärten zu bauen, wie der Leipziger Sozialbürgermeister Prof. Fabian im Interview erzählt oder berichtet von den „World Skills, der Olympiade der Berufe“. Die Rubrik Umwelt und Energie reicht vom „Forschen für die Energiewende“ an mitteldeutschen Hochschulen bis zu „Flüsterleise und dynamisch“. Das „Erbe der Melancholie“, die „Pilgerfahrt nach Weimar“, „Krach um Bach“ oder „Von Goethe gecoacht“ finden Sie im 44-seitigen, bildreichen Kulturteil. Wir portraitieren Kultur als Arbeit und die Arbeit als ebenso notwendigen Kulturbeitrag für die Gesellschaft in Mitteldeutschland – in Sachsen, SachsenAnhalt und Thüringen. Unsere Arbeit soll Ihnen als Leser zukünftig ebenfalls „mehr Werte“ bieten. Mehr Platz für die Kultur, großzügigere Bildstrecken und mehr Inhalt. Viel Freude beim Lesen und eine wunderbare Sommerzeit wünscht Ihnen

Mitten in der historischen Altstadt von Leipzig liegt das 4-Sterne Seaside Park Hotel. Hinter der denkmalgeschützten Fassade finden Sie 288 Zimmer im Art-Deko-Stil, einen Wellnessbereich, Tagungs- und Banketträume, das „Nikolai Bistro“ und den „Steaktrain“, das etwas andere Steakrestaurant. Park Hotel · Richard-Wagner-Str. 7· 04109 Leipzig Telefon: 0341 / 98 52-0 · Fax: 0341 / 98 52-750 info@parkhotelleipzig.de · www.seaside-hotels.de

Ihr REGJO Team

Bildnachweis Titel: Georg Brückmann, „Apfel ≠ Apfel“, 2 Fotografien je 30 x 35 cm, digitaler C-Print auf Alu-Dibond, kaschiert, 2009

IHR ZUHAUSE IN LEIPZIG

Zwei Äpfel – gleiche Farbe, gleiche Größe. Eigentlich gleicht der eine Apfel dem anderen Apfel. Und doch ist der eine Apfel viel schwerer als der andere. Auf dem Block im Vordergrund steht hingegen notiert: „Apfel = Epoxidharz“. Auf dem zweiten Bild sieht man, dass der Apfel gleich 256 Gramm schwer ist, davor steht aber auf dem Block geschrieben: „Apfel ≠ 256 Gramm“. Der Apfel ist also nun gleich was? Die entgegengesetzten Gleichungen bilden in ihrer jeweils bildlichen und satzzeichenhaften Kombination eine entgegengesetzt überkreuzte Entsprechung. Die Verwirrung ist beabsichtig. Georg Brückmann führt den Betrachter mit seinen Arbeiten gerne aufs Glatteis, indem er mit Erwartungen spielt und diese bricht. Georg Brückmann wurde 1977 in Frankfurt am Main geboren. Von 2001 bis 2003 studierte er zunächst Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Fotografie an der Universität GHS Essen. Anschließend studierte er von 2003 bis 2009 Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig. Seit 2009 absolviert er das Meisterschülerstudium bei Prof. Tina Bara an der HGB Leipzig.

Erleben Sie kulinarische Höhepunkte in stilvollem Ambiente Genießen Sie täglich von 18 bis 24 Uhr unsere Steaks aus US Rumpsteak oder vom Holstein Rind gegrillt auf einem 300 °C heißen Lavagrill und ergänzen Sie dazu diverse Saucen und frische Beilagen. Unsere Tatars vom Rind, Lachs oder Thunfisch sind ein ganz besonderes Geschmackserlebnis. Richard-Wagner-Str. 7 · 04109 Leipzig · Tel.: 03 41/98 52-0 · Fax: -750


01 Editorial

37 Struktur moderner Gesellschaften Interview mit Reinhold Sackmann

05 4 Köpfe - 4 Meinungen 38 Zukunft erfinden vor Ort

Regionale Wirtschaft 06 News 08 MUT 2012 „Jugen trifft Wirtschaft“

10 Tarzan im Förderdschungel emcra bildet Experten aus

Innovation & Tradition 13 Mit Weisheit gefüllt Neuer Leopoldina-Hauptsitz eröffnet

14 Abschied eines Seismografen Geschäftsführer von Infra Leuna geht

15 Der Schwarm macht‘s möglich Crowdfunding als Finanzierungsinstrument

16 Gewinne schaffen ohne Waffen Investments rein ökologisch-ethisch

20 Solide Arbeit Die addfinity testa GmbH im Porträt

22 Innovationspreis SAMAG gewinnt IQ Preis 2012

23 Internationalisierung

Der demographische Wandel bedroht den Osten

40 Eine schöne Herausforderung Interview mit Leipzigs Sozialbürgermeister

43 Dinosaurier am Werk Über fast ausgestorbene Berufe

44 „Arbeit ist ja Teil des Lebens“ Interview mit Prof. Jürgen Wegge

47 Der weite Weg zurück ins Leben Wenn die Erwebsunfähigkeitsrente droht

49 Neue Fachkräfte i-fabrik geht neue Wege bei der Suche

50 Rettungsdienst und Babywunsch Leben und Arbeiten eines Paares

53 Die zweite Chance Aus dem Schaffen eines Azubis der DB AG

55 Olympiade der Berufe Schnelligkeit, Präzision und Siegeswille

56 Bildung braucht Engagement Stiftung der Rahn-Dittrich Group

57 Frischer Wind auf der Messe Erfurt Forum für Unternehmer und Verbraucher

58 Institution für die Bildung

Sergey Frank über „Erfolg im Ausland“

Arbeit und Leben Sachsen e.V.

Titel: Arbeit & Leben

Tourismus

34 Arbeit macht das Leben süß Über Lust und Frust mit der Arbeit

36 Straßenbahnlinie 5 Zwischen Saale und Chemieproduktion

59 Aufbruchstimmung Vier kleine Unternehmen am Hainer See

60 Wunderbar blau Eine Reise zum Geiseltalsee


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62

Italien: Land deutscher Sehnsucht Mit Ryanair von Leipzig/Halle abheben

Energie & Umwelt 64

INHALT 3

100 Das große Erbe der Melancholia Klingervilla startet reguläres Programm

103 Wirtschaftsförderer 108 Buchbox Mitteldeutschland

Forschen für die Energiewende Superkondensatoren und Papierlautsprecher

112 Männerschwimmhalle tanzt! Kunstprojekt von Irina Pauls

69

Geburtsland der Nachhaltigkeit 1. Mitteldeutsche Nachhaltigkeitskonferenz

115 „Heil Leipzig meiner Vaterstadt...“ Richard Wagners 200. Geburtstag in 2013

71

Energieversorgung der Zukunft 1. Ostdeutsches Energieforum

117 Auf der Spur Die Musikstadt im Zeichen ihrer Komponisten

74

34

Flüsterleise und dynamisch Von den Vorteilen der Elektromobilität

118 The History of Now Internationales Festival für Fotografie

75

Arbeiten dort, wo andere hinfahren, um zu leben. Die REGJO-Bilderstrecke stellt Menschen in und aus Mitteldeutschland vor, deren Arbeitsplätze faszinieren.

Europäisches Netzwerk knüpfen Lösungen zur Heimvernetzung

120 Pilgerfahrt nach Weimar Spirituelles Kunstfest „pèlerinages“

76

Ferngasnetze für die Energiewende Wasserstoff versus Methan

123 Designer‘s Open in Runde acht Das Designfestival auf dem DHfK-Gelände

77

Tüfteln, forschen, entwickeln 20 Jahre HTWK Leipzig

126 Unterwegs Hindernisse gemeinsam überwinden

79

Kultur

130 Junge Talente

Ist Kunst Arbeit?

132 Kulturkalender

Kunst zwischen Berufung und Beruf

88

Minne, Mystik, Magdeburg

Eine Auswahl sehenswerter Veranstaltungen

136 Wussten Sie ...?

Eine Reise ins mächtige Mittelalter

136 Impressum 93

Gemeinsam stiften gehen Ein Garten für Leipzig und mehr

94

Die Bauhaus-Idee Zwischen Musterhaus und Reihenhaus

98

Krach und Bach Die Festivalsaison ist eröffnet

99

Musikhaus voraus Ein Platz für Musiker in Leipzig

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Die Vorstellung vom Künstler als Genie und somit Gegenpol zum Arbeitnehmer ist überholt. Der Ruf nach Kreativität und Selbstverwirklichung ist in fast allen Bereichen der Erwerbsarbeit zu hören. Auch die Darstellung im Bild hat Veränderungen durchlaufen.


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PD Dr. med. Sebastian Hartmann

Christian Winter

Stefan Marx

MEINUNG 5

Dr. med. Thomas Lipp

4 Köpfe – 4 Meinungen Karoshi nennt man in Japan den Tod durch Arbeitsüberlastung. Auch in Deutschland steigen die Anforderungen an Arbeitnehmer, oftmals mit negativen gesundheitlichen Folgen. Entlastungsmodelle mit den Ansprüchen des Arbeitsmarktes in Einklang zu bringen, scheint jedoch schwierig. Welche Strategien halten Sie für geeignet, um diesbezüglich nachhaltige Verbesserungen zu erreichen?

PD Dr. med. Sebastian Hartmann, Ärztlicher

Direktor der Helios Klinik Schwedenstein, Fachklinik für Psychosomatik in Pulsnitz: „Eindeutige und erfüllbare Leistungsanforderungen an den Arbeitnehmer, Transparenz in den Entscheidungen der Vorgesetzten, Mitspracherecht der Arbeitnehmer bei der Aufgabenverteilung, Vermeidung von Über- oder Unterforderung, angemessene Leistungsgratifikation, institutionalisiertes Konfliktmanagement, fachliche und emotionale Unterstützung des Einzelnen durch das Team. Auf Seiten des Arbeitnehmers präventive Verbesserung im Umgang mit Stress durch Entspannungsverfahren, Sport und kreative Pausen.“ Stefan Marx , Vorsitzender der IG Metall Jugend Leipzig und Berlin-BrandenburgSachsen:

„Notwendig ist eine gleichmäßige Verteilung der gesellschaftlichen Gesamtarbeits-

zeit durch eine Arbeitszeitreduzierung bei vollem Lohnausgleich ohne eine Steigerung der Arbeitsintensität. Wir brauchen flexible Lebensarbeitszeitmodelle und eine gesetzliche Eindämmung von Überstunden, gekoppelt mit einem Mindestlohn von 8,50 Euro Prekäre Beschäftigung und Niedriglöhne zwingen oft zu Überstunden. Unternehmerisches Risiko darf nicht auf die Beschäftigten abgewälzt werden. Der Wohlstand dafür ist vorhanden.“ Christian Winter, Geschäftsführer der EURO-

GLAS GmbH: „Um die Motivation und Leistungsfähigkeit unserer Mitarbeiter zu unterstützen und langfristig zu sichern, setzen wir auf ein aktives Gesundheitsmanagement mit betrieblichen Sportangeboten und regelmäßigen Gesundheitstagen, um über Ernährung, Bewegung und Stressreduzierung zu informieren. Für Führungskräfte erarbeitet ein Personal Trainer individuelle Ernäh-

Bildnachweis: Helios Kliniken GmbH, IG Metall, EUROGLAS GmbH, Ellen Gruszinsky

rungs- und Fitnesspläne – und fünfmal im Jahr lädt das “Basistraining“ die Kollegen dazu ein, zwei Tage in der Natur zu verbringen. Solche Angebote fördern auch das Betriebsklima.“ Dr. med. Thomas Lipp, Vorsitzender des Hart-

mannbundes, Landesverband Sachsen: „Als Hausarzt halte ich die Entdichtung des Arbeitsablaufes für das Entscheidendste. Die Wenigsten können nach der Arbeit die Tür schließen. Mir scheinen 80 Prozent der Maximalleistung als Optimum, damit man Reserven hat, um Spitzenbelastungen abfedern kann. Außerdem sollte die Arbeit mehr auf die individuellen Fähigkeiten des Einzelnen abgestimmt sein: Je mehr sinnvolle Verantwortung der Einzelne für seine Arbeit übertragen bekommt, umso mehr ist er auch Teil dieser Arbeit. Der Malocher von heute sollte die Fähigkeiten und die Möglichkeiten zum Innehalten und Durchatmen finden und nutzen.“


RegJo

NEWS

A uszeichnung

Halloren auf Rekordkurs Der Hallenser Schokoladenhersteller Halloren ist mit einem kräftigen Umsatzplus ins Jahr 2012 gestartet. Im ersten Quartal steigerte das Traditionsunternehmen seine Erlöse um 21,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Für das gesamte Jahr beträgt die Umsatzerwartung 86 Millionen Euro. Das wäre ein Plus von 26 Prozent gegenüber 2011 und ein Gewinnanstieg um 36 Prozent. Halloren ist vor allem in den neuen Bundesländern verkaufsstark und beschäfIER tigt derzeit etwa 600 Mitarbeiter. Existenzgründer Die IHK Südthüringen hat die ihrer Ansicht nach schlechter gewordene Förderung von Existenzgründern durch die Bundesagentur für Arbeit bemängelt. Nach der Umstellung der Förderung von einer Pflicht- auf eine Ermessensleistung stellten die Gründungsberater der Kammer fest, dass die Agenturen mit einem grundsätzlichen „Nein“ zu vielen Förderanträgen eine regelrechte Blockade aufgebaut hätten. Hauptgeschäftsführer Ralf Pieterwas sagte: „Die Entscheidung über die Inanspruchnahme des Gründungszuschusses scheint weniger vom Geschäftsmodell als mehr von der Kassenlage der jeweiligen Arbeitsagentur abhängig zu werden.“ IER „Kostenpflichtig bestellen“ Nachdem Bundestag und Bundesrat im März einem neuen VerbraucherschutzGesetz zugestimmt haben, tritt dieses nun am 1. August 2012 in Kraft. Es schreibt vor, dass unmittelbar vor Abschicken einer kostenpflichtigen Bestellung im Internet klar und verständlich über den Gesamtpreis der Ware oder Dienstleistung informiert werden muss. IER

Bildnachweis © Silicon Saxony / PR

T-Shirts aus Las Vegas Die Leipziger T-Shirt-Druckerei Spreadshirt will noch in diesem Jahr eine Fabrik in Las Vegas eröffnen. Das wäre bereits die zweite Produktionsstätte in den USA nach Greensburg/Pennsylvania. Mehr als 30 Prozent des Firmenumsatzes sollen in diesem Jahr in Übersee generiert werden, sagte Unternehmenschef Philip Rooke der „Wirtschaftswoche“. Spreadshirt setzte 2011 nach eigenen Angaben 46 Millionen Euro um. IER

W issenschaft

Bildnachweis: © Viktoria Kühne, Fraunhofer IFF

6 Regionale Wirtschaft

Fünf Sterne

Forscher feiern

Silicon Saxony mit Gold für exzellentes Clustermanagement.

Das Magdeburger Fraunhofer-Institut wurde vor 20 Jahren gegründet.

Der Hightech-Standort im Dreieck DresdenFreiberg-Chemnitz hat eine weitere internationale Beachtung gefunden: Die European Cluster Excellence Initiative (ECEI) zeichnete den Branchenverband Silicon Saxony e.V. mit dem GOLD-Label für exzellentes Clustermanagement aus. „Die Fünf-Sterne-Auszeichnung zeigt, dass wir am Standort stark sind und motiviert uns weiter“, sagt Silicon-Saxony-Vorstand Gitta Haupold. Ziel sei es, die Innovationskraft am Standort weiter zu steigern. Die von der Europäischen Kommission ins Leben gerufene ECEI hat seit 2009 Qualitätsindikatoren entwickelt, mit denen sich Clustermanagement bewerten lässt und damit ein unabhängiges Qualitätssiegel etabliert, das international Anerkennung findet. Bei der Bewertung spielt vor allem ein hervorragendes Netzwerkmanagement innerhalb der Cluster eine große Rolle. Neben dem Silicon Saxony haben zwei weitere Netzwerke die Zertifizierung erhalten: ein norwegischer Cluster der Öl- und Gasindustrie sowie ein spanischer Cluster mit Schwerpunkt auf Landwirtschaftstechnik. IER

Die 15. Wissenschaftstage des FraunhoferInstituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) in Magdeburg standen im Juni ganz im Zeichen des 20. Jubiläums der Forschungseinrichtung. Mehr als 500 Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik kamen, um den Trends und Perspektiven der Branche nachzuspüren. Das IFF wurde im Laufe der Jahre zu einem anerkannten Partner zahlreicher Unternehmen. Das weltweit agierende Forschungszentrum blickt auf insgesamt 1.700 Industrieprojekte zurück, bei denen zahlreiche innovative Lösungen besonders in den Bereichen Logistik, Automatisierung, Prozess- und Anlagentechnik sowie Digital Engineering entstanden sind. Das Fraunhofer IFF beschäftigt mehr als 150 Mitarbeiter, die in interdisziplinären Forschungsgruppen tätig sind. Im Zentrum der Arbeit des Instituts steht die Auftragsforschung. Dabei können Produktionsverfahren und -prozesse verbessert oder neue Produkte entwickelt werden, aber auch Personal für zukünftige Aufgaben an HightechArbeitsplätzen qualifiziert werden. IER

Weitere Informationen finden Sie unter: www.silicon-saxony.de

Weitere Informationen finden Sie unter: www.iff.fraunhofer.de


regjo

persönlichkeiten

G esundheit

Bildnachweis: © colourbox.com

Bildnachweis: © Agrarmarketing Thüringen

E ssen & T r inken

Nicht nur Klöße

Stressambulanz

Thüringer Lebensmittelhersteller rücken beim Marketing enger zusammen.

Schnelle und anonyme Hilfe für Mitarbeiter in Krisensituationen.

Unter dem Slogan „Thüringen schmeckt besser“ verfolgen 20 Thüringer Unternehmen der Ernährungsbranche nunmehr eine gemeinsame Vermarktungsstrategie. Sie schlossen sich zu einem Netzwerk zusammen, um untereinander zu kooperieren, Kontakte zur Wissenschaft zu knüpfen oder einen gemeinsamen Einkauf zu organisieren. Mit dabei sind Markenartikler wie das Tiefkühl-Unternehmen Ablig aus Heichelheim, Viba-Nougat aus Floh-Seligenthal, die Greußener Salamifabrik oder die HerzgutLandmolkerei aus Rudolstadt/Schwarza. Der Gesamtumsatz aller Mitgliedsfirmen beläuft sich auf 400 Millionen Euro. Das Netzwerk wird von der Wirtschaft getragen und aus eigenen Mitteln finanziert. Die Mitglieder sind auch um ein positiveres Bild der Branche bemüht, die vor allem aus vielen kleineren Unternehmen besteht: die gute Qualität zu einem oft niedrigen Preis anbieten. Mit 202 Betrieben und fast 19.000 Mitarbeitern ist die Ernährungsbranche einer der umsatzstärksten Industriezweige Thüringens. IER

Seit Mai gibt es in Leipzig einen ganz besonderen Service für Unternehmen und ihre Mitarbeiter. Die „StressAmbulanz“ bietet anonyme Kurzzeitinterventionen bei stressbedingten Belastungen. Mitarbeiter von Unternehmen, die einen Kooperationsvertrag geschlossen haben, können sich in Krisensituationen anonym an die Stressambulanz werden. Dort steht ein erfahrenes Team von Psychologen und Psychotherapeuten, Coaches und Führungskräftetrainern zur Verfügung. Ergänzt wird das Angebot durch Ärzte und Psychiater sowie Suchtberater. Durch stetig steigende Anforderungen im Beruf, Probleme im Unternehmen oder familiäre Krisen geraten Mitarbeiter oft in Situationen, für die sie alleine keine Bewältigungs-Strategien entwickeln können. Für die Unternehmen zieht dies häufig kostenintensive Ausfallzeiten nach sich. Unkomplizierte und schnelle Hilfe in solchen Fällen kann deshalb auch eine sinnvolle Ergänzung des betrieblichen Gesundheitsmanagements sein. Entwickelt und betrieben wird die Stressambulanz vom Leipziger Metabalance-Institut in Kooperation mit der MEDICA-Klinikum, und sie steht auch Privatpersonen offen. IER

Weitere Informationen finden Sie unter: www.agrarmarketing-thueringen.de

Weitere Informationen finden Sie unter: www.metabalance-institut.de

REGIONALE WIRTSCHAFT 7

Der Aufsichtsrat der Carl Zeiss AG wählte im Mai Dr. Dieter Kurz zum neuen Vorsitzenden. Er ist als ehemaliger Vorstandsvorsitzender mit dem Unternehmen bestens vertraut. Im März 2012 wurde Kurz zum Vorsitzenden des Sitftungsrats der Carl-Zeiss-Stiftung bestellt. Laut Stiftungsstatut ist er damit Mitglied der Aufsichtsräte der beiden Stiftungsunternehmen Schott AG und Carl Zeiss AG. Helmut Gumpert ist der neue Präsident des Thüringer Bauernverbandes (TBV). Auf der Landesvertreterversammlung wurde der Vorstandsvorsitzende der Agrofarm Knau eG im Saale-Orla-Kreis in das Amt gewählt. Sein Vorgänger Klaus Kliem, der das Amt seit 1990 innehatte, war aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl angetreten und wurde zum TBV-Ehrenpräsidenten ernannt. Dr. André Ludwig ist seit Mai Juniorprofessor für „Wirtschaftsinformatik, insbesondere Informationssysteme in der Logistik“ an der Universität Leipzig. Die Stiftungsprofessur wird vom Netzwerk Logistik Leipzig-Halle e.V. und mehreren Einzelunternehmen der Logistikbranche über sechs Jahre finanziert. Angegliedert sind ein vom Bund getragenes Forschungsprojekt und der Aufbau eines Labors. Zu den Forschungsthemen seiner Professur gehören unter anderem die Planung, Simulation und Verbesserung von Güterflüssen. Der Maler Neo Rauch ist in Aschersleben mit dem Verdienstorden des Landes Sachsen-Anhalt geehrt worden. Der Künstler nahm die Auszeichnung von Ministerpräsident Reiner Haseloff entgegen. Gewürdigt wurden insbesondere die Verdienste des Malers um seine gleichnamige Grafikstiftung. Rauch hatte seiner Heimatstadt Aschersleben 2010 sein gesamtes seit 1993 entstandenes grafisches Werk geschenkt. Für den Naumburger Dom schuf er 2007 drei Fenster mit Szenen aus dem Leben der Heiligen Elisabeth von Thüringen. Bildnachweis: Carl Zeiss AG, Thüringer Bauernverband, Universität Leipzig, Leipzig Tourismus und Marketing GmbH


8 Regionale Wirtschaft

RegJo

„Jugend trifft Wirtschaft“ zum MUT 2012 Informieren, Orientieren, Karriere planen – Auf dem 8. Mittelständischen Unternehmertag Deutschland treffen sich Jugend und Wirtschaft. Unternehmen informieren Schüler und Studenten über Chancen und Möglichkeiten technischer Berufe.

Text: Thomas Paarmann  Fotografie: Gaby Waldek

Am 11. Oktober 2012 findet zum zweiten Mal „Jugend trifft Wirtschaft – Die Informationsplattform für zukünftige Fachkräfte“ im Rahmen des 8. Mittelständischen Unternehmertages Deutschland (MUT) im Congress Center der Neuen Messe Leipzig statt. Schüler ab der 9. Klasse sowie Studenten können sich im Rahmen des kostenfreien Spezialangebots sowie an den rund 140 Ständen über technische Berufe, Job- und Ausbildungsangebote informieren. Bereits im vergangenen Jahr nutzten etwa 100 Teilnehmer aus mitteldeutschen Gymnasien, Fach- und Hochschulen diese Möglichkeit bei der Siemens Enterprise Communications, Monster.de, IBM, JHL Industriemontagen, Deutschen Telekom, HL-Komm oder den Unternehmen des Netzwerkes Logistik Leipzig-Halle. Mehr als graue Theorie Unter anderem besuchte das Regenbogen-Gymnasium Zwenkau der DPFA-Gruppe „Jugend trifft Wirtschaft“ mit Schülern und dem Schulleiter Niels Schulz. Die Präsentationen der Unternehmen waren „sehr gut, interessant und vielseitig“, so Malte Röhrich und Stefan Wendt (10. Klasse). „Da die Veranstaltung nicht nur auf trockene Theorie, sondern auch verstärkt auf Praxis- und Anwendungswissen ausgelegt war, konnten wir viel lernen, etwa über Berufschancen bei Firmen in der Region, und hatten auch jede Menge Spaß.“ So erfuhren die Schüler viel über Aufstiegsmöglichkeiten und Anforderungsprofile verschiedener Berufe und erhielten die Möglichkeit zur persönlichen und unkomplizierten

Kontaktaufnahme zu den Unternehmen vor Ort, z.B. für Praktika. „Man konnte erfahren, was in der Wirtschaft wirklich passiert. Die Erkenntnisse der Firmenvorstellungen haben wir auch unmittelbar im Unterricht anwenden können“, so Schulleiter Schulz. Auch 2012 werden die Schüler des Regenbogen-Gymnasiums wieder dabei sein. Ingenieure und Facharbeiter sind im Mittelstand sehr gefragt Mit der Spezialveranstaltung reagiert der MUT als bedeutendste Informations- und Kommunikationsplattform für mittelständische Führungskräfte auf das steigende Interesse der Wirtschaft an Lösungen im Bereich Fachkräfte und Personal. Danach fehlen in vielen produzierenden Branchen Ingenieure und andere Akademiker, vor allem aber auch gut ausgebildete Facharbeiter. Gleichzeitig konzentriert sich das Interesse der Schulabsolventen auf einige wenige, oft im Dienstleistungssektor angesiedelte Ausbildungsberufe. Grund ist oftmals die mangelnde Kenntnis über die vielfältigen Karrieremöglichkeiten und hervorragenden Ausbildungsbedingungen gerade auch im Mittelstand. Diese Lücke versucht „Jugend trifft Wirtschaft“ zu schließen. Siemens Enterprise Communications übernimmt als MUT-Initiator erneut die Kosten für Eintritt und Verpflegung der jungen Gäste.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.mittelstaendischer-unternehmertag.de


JETZT TICKETS SICHERN! 23. JUNI BIS 9. SEPTEMBER 2012

HIGHLIGHTS IM MDR MUSIKSOMMER MDR SINFONIEORCHESTER | MDR RUNDFUNKCHOR PIRNA | ST. MARIENKIRCHE – GÖRLITZ | ST. PETER UND PAUL THE KING´S SINGERS WITTENBERG | STADTKIRCHE GÄCHINGER KANTOREI | HELMUT RILLING DRESDEN | FRAUENKIRCHE – SCHMALKALDEN | ST. GEORG SÃO PAOLO YOUTH SYMPHONY ORCHESTRA BAD ELSTER | NATURTHEATER – TAMBACH-DIETHARZ | ALTE TALSPERRE PHILHARMONIE DER NATIONEN | JUSTUS FRANTZ LÖBAU | LANDESGARTENSCHAU – REICHENBACH | PARK DER GENERATIONEN

KARTEN & INFO:

0341.14 14 14 www.mdr-musiksommer.de | www.mdr-ticketshop.de


RegJo

B ildung

Bildnachweis: © emcra GmbH

S ubventi o nen

Bildnachweis: © Werkakademie Leipzig

10 Regionale Wirtschaft

Tarzan im Förderdschungel

Raumzeit

Vielen Unternehmen fehlt es an Fachkenntnissen bei der erfolgreichen Bewerbung um Subventionen: emcra bildet Fördermittel-Experten aus.

Die Werkakademie Leipzig verbindet Kunst und Handwerk.

Tarzan kannte sich im Dschungel aus, schwang sich leicht und unbeschwert von Liane zu Liane, beherrschte die Sprache der Affen und wusste, wo Gefahren lauern. Heute ist es der sprichwörtliche Fördermittel-Dschungel, der für Laien fast undurchdringlich geworden ist. Jährlich vergibt die EU mit verschiedenen Programmen Milliarden an Geldern. Hinzu kommen nationale Förderinstrumente von Bund und Ländern, die meist sehr spezifisch sind. Gemeinsam ist ihnen, gezielt Ideen und Projekte zu unterstützen. Sie stellen deshalb eine interessante Finanzierungsmöglichkeit dar. Doch es fehlt vielen Institutionen und Unternehmen häufig am nötigen Fachwissen, die entsprechenden Mittel zu beantragen und zu dokumentieren. „Die genaue Kenntnis der Funktionslogik der Förderwelt ist für die erfolgreiche Nutzung sehr wichtig. Das zeigt uns die tägliche Praxis“, erläutert Heike Kraack-Tichy, Fördermittelexpertin und Geschäftsführerin des Weiterbildungs- und Beratungsunternehmens emcra. „Viele gute Projekte scheitern an formalen Fehlern oder schlecht ausWeitere Informationen finden Sie unter www.emcra.eu

gearbeiteten Förderanträgen – hier setzen wir mit unseren Weiterbildungen an.“ Bei der emcra GmbH werden Experten ausgebildet, die sich auskennen – die Tarzane des Förderdschungels. Je nach Themenbereich bietet das Unternehmen spezielle zertifizierte Weiterbildungen zu europäischen und nationalen Fördertöpfen an. Unternehmen, öffentliche Träger oder die Sozialwirtschaft können dann auf dieses professionelle Fachwissen zurückgreifen. Mit der „Qualifizierung zum EU-Fundraiser“ wurde 2005 sogar ein eigenes Berufsbild etabliert. Bis heute wurden mehr als 300 EU-FördermittelExperten ausgebildet. Absolventen erschließen sich somit ein neues Arbeitsfeld: „Sie sind diejenigen, die künftig Projektideen und Fördermöglichkeiten zusammenbringen“, beschreibt Kraack-Tichy ihre Aufgabe. Und trotz Schulden- und Euro-Krise ist wohl in diesem Bereich auch künftig kaum mit Einschnitten zu rechnen. Alleine in der laufenden siebenjährigen Förderperiode stehen auf europäischer Ebene mehr als 975 Milliarden Euro zur Verfügung. Viel zu tun für Tarzan. IER

Unter dem Leitsatz „Zum Raum wird hier die Zeit“ präsentiert sich die Werkakademie Leipzig als ein Ort der gestalterischen und künstlerischen Erfahrung, an dem persönliche Neigungen und Talente entwickelt werden. Vor allem sollen junge Menschen mit kunsthandwerklichen, gestalterischen oder künstlerischen Ambitionen auf Studium oder Beruf vorbereitet werden. Es gibt jedoch für alle Wissbegierigen auch die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten nebenberuflich zu erweitern. Die Werkakademie Leipzig bietet mit ihren vielfältigen Aus- und Weiterbildungen (Maskenbildner, Mode- und Textildesign, Bühnenmaler/Bühnenplastiker, Schmuckdesign u.a.), Aufstiegsfortbildungen (Gewandmeister, Objektdesigner, Galerist) sowie der Studienvorbereitung ein breites Spektrum. Mit der Verbindung von Kunst und Handwerk folgt die Einrichtung der Tradition der Leipziger Kunstgewerbeschule. Diese vermittelte neben handwerklichen Fertigkeiten ebenfalls Sinn für Qualität, Geschmack und Stil. RN

Weitere Informationen finden Sie unter: www.werkakademie-leipzig.de


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Bildnachweis: Gerhard Weber

Bildnachweis: © Westin Leipzig

Rec r uiting

Sport

Bildnachweis© Bernd Görne / mantaTHAI

W ellness

REGIONALE WIRTSCHAFT 11

Körper und Geist Mulde-Regatta

Film ab

mantaTHAI: mit dem Knorpelfisch die Balance zwischen Leib und Seele finden.

Flussabwärts durch eine der schönsten sächsischen Landschaften.

Im Leipziger Westin-Hotel stehen Azubis im Scheinwerferlicht.

Warum trägt ein Massagestudio den Namen eines Knorpelfisches? „Der Manta, der seit Millionen von Jahren elegant durch tropische Meere gleitet“, erklärt Inhaberin Tantip Iinuma, „ist ein Synonym für eine ausgewogene Geist-Körper-Balance.“ Und diese sollen die Kunden des neu eröffneten Wellness-Studios mantaTHAI im Leipziger Waldstraßenviertel erfahren. Einseitige Belastungen, falsche Körperhaltung, Bewegungsarmut und Stress: Kaum jemand bleibt heutzutage davon verschont. Es drohen Verspannungen, Rückenschmerzen, Schlaflosigkeit. Dagegen ist vor allem die traditionelle Thai-Massage ein erprobtes Mittel. Viele bieten sie an, doch nur wenige sind wirklich gut geschult. Tantip Iinuma hat ihre Ausbildung in Wat Po Bangkok, der renommiertesten und ältesten Massageschule Thailands absolviert. Neben der traditionellen Thai-Massage bieten sie und ihr Team Aromatherapie, Fußreflexzonen-, Kräuterstempel-, Schulter-NackenRücken- und Hot-Stone-Massagen an. Durch ein flexibles und modernes Reservierungssystem im Internet können Kunden rund um die Uhr einen Termin vereinbaren. IER

Das Flüsschen Mulde wird am letzten Sonnabend im August wieder fest in der Hand der Wassersportfreunde sein. Am Volkshaus in Grimma werden am 25. August Hunderte Faltboote, Kanadier, Kajaks, Ruderund Schlauchboote erwartet. Um 10 Uhr ertönt das Startsignal zu einem der größten ostdeutschen Wassersportereignisse. Für die etwa 800 Teilnehmer steht definitiv der Spaß im Vordergrund, die MuldeRegatta ist kein Wettrennen. Vielmehr sollen farbenfrohe Kostüme und aufwändige Bootsgestaltungen prämiert werden. Eigenbauten, Flöße, Wannen und motorisierte Boote sind allerdings nicht zugelassen. Ziel ist die Anlegestelle des Rudervereins in Wurzen. Bis dahin geht es 21 Kilometer flussabwärts durch die wunderschöne Muldelandschaft. Zahlreiche Vereine und Zuschauer sorgen an den Ufern und Ausstiegen für gute Unterhaltung und beste Verpflegung. Wer als Teilnehmer dabei sein möchte, kann sich noch bis 17. August bei den Stadtverwaltungen Grimma oder Wurzen anmelden. IER

Die gehobene Gastronomie und Hotellerie bietet jungen Menschen große Chancen. Ausbildungsplätze sind gefragt, aber Bewerber mit den nötigen Voraussetzungen nicht so einfach zu finden. Deshalb präsentiert sich das Westin-Hotel Leipzig jetzt mit einem Azubi-Film unter dem Titel „Your Choice! Your Chance!“ im Internet und geht damit neue Wege im E-Recruiting. „Arbeitgeber sind heute gezwungen, an ihrer Attraktivität zu arbeiten, um potenzielle Bewerber auf sich aufmerksam zu machen“, sagt Andreas Hachmeister, der General Manager des Hotels. Deshalb sei es wichtig, vor allem dorthin zu gehen, wo die jungen Menschen sind: bei Youtube, Facebook & Co. Die sozialen Netzwerke seien nicht nur Spiel- und Tummelplatz, sondern ernst zu nehmende Faktoren auch in der Kommunikation mit zukünftigen Mitarbeitern. In dem Film präsentieren vier ausgewählte Azubis des Hotels ihre Aufgabenbereiche. Das First-Class-Businesshotel bildet derzeit 36 junge Menschen in verschiedenen Berufen aus, verteilt auf drei Lehrjahre. IER

Weitere Informationen finden Sie unter: www.mantathai.de

Weitere Informationen finden Sie unter: www.mulderegatta.de

Weitere Informationen finden Sie unter: www.westin-leipzig.com



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Innovation & Tradition 13

Ein weißes Haus mit Weisheit gefüllt In Halle wurde der neue Hauptsitz der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina eingeweiht. Ministerin Schavan: »Die Akademie schlägt eine Brücke zwischen Theorie und Praxis.«

Text: Bastian Salier  Bilder: Leopoldina / David Ausserhofer / Markus Scholz

Zum Festakt zur offiziellen Eröffnung des neuen Hauptgebäudes in Halle am 25. Mai 2012 kamen 400 geladene Gäste. Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, lobte die gelungene Sanierung des 1822 als Domizil einer Freimaurerloge errichteten Hauses, das bis 2001 von der Universität Halle-Wittenberg genutzt worden war. Bund und Land hatten insgesamt rund 17 Millionen Euro für Kauf, Sanierung und Ausbau aufgebracht. Auf rund 6.000 Quadratmetern Fläche befinden sich in dem neuen Hauptsitz gut 200 Räume, zu denen unter anderem ein Festsaal mit Empore und ein Vortragssaal gehören. Politik braucht Wissenschaft

Einweihungsfeier des neuen Leopoldina-Hauptsitzes im großen Festsaal

Der Umzug war längst geschafft. Anfang des Jahres bezog die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina ihre neuen Räume in Halle/Saale. Jetzt kam die Prominenz, um das Gebäude auch offiziell seiner Bestimmung zu übergeben. Aber was bedeuten schon ein paar Monate, wenn es sich um die älteste dauerhaft existierende naturforschende Akademie der Welt handelt? Die später nach Kaiser Leopold I (1640–1705) benannte Einrichtung wurde 1652 als Academia Naturae Curiosorum in Schweinfurt gegründet, fast ein Jahrzehnt vor der Gründung der Royal Society in London. Nach einem Beschluss der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern fungiert sie seit 2008 gleichzeitig als deutsche Nationale Akademie der Wissenschaften unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. Mit Goethe in der Botanik Zahlreiche Nobelpreisträger finden sich unter den aktuell 1.400 gewählten Mitgliedern aus aller Welt. Berühmte Forscher gehörten der Leopoldina zu allen Zeiten an: Albert Einstein, Charles Darwin, Max Planck und Marie Curie etwa. Sogar Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe war Mitglied in der Sektion Botanik.

Bundeswissenschaftsministerin Annette Schavan hob die Rolle der Leopoldina bei der modernen Politikberatung hervor: „Damit schlägt sie eine Brücke zwischen Theorie und Praxis.“ Wichtige Themen seien die Energiepolitik und die Probleme der Demografie. „Niemand kann heute alle wissenschaftlichen Entwicklungen überschauen und die langfristigen Folgen unseres Tuns oder Unterlassens beurteilen“, sagte Ministerpräsident Haseloff ergänzend. In Halle wird die Erhebung der Leopoldina in den Rang einer Nationalen Akademie als Aufwertung für den Wissenschaftsstandort gesehen. So ist die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) seit Anfang Juni jüngstes Mitglied im Leopoldina Akademie Freundeskreis e.V. „Es ist uns eine Herzenssache, die Arbeit der Leopoldina ideell und materiell zu unterstützen“, meinte IHK-Präsidentin Carola Schaar. Die Unabhängigkeit bewahren Das neue „weiße Haus von Halle“ – oder vielmehr „weise Haus“ – ist ganz nach dem Geschmack von Akademiepräsident Jörg Hacker. „Wir fühlen uns hier an der Saale sehr wohl“, erklärte er, und dies bereits seit 200 Jahren. Es müsse ja nicht immer Berlin sein, gab auch die Ministerin zu und wies auf die traditionelle Unabhängigkeit der Leopoldina hin. So konnte sie etwa eine von staatlicher Seite geforderte Anbindung an die Akademie der Wissenschaften der DDR verhindern und blieb als gesamtdeutsche Vereinigung bestehen.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.leopoldina.org


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Persönliche Begrüßung durch Andreas Hiltermann: Mit Wünschen und Dank von zahlreichen Gästen bedacht. Bild unten: „Unsere Chance sehe ich in der Innovation. Und da sind wir aus meiner Sicht auf dem richtigen Weg“, so Andreas Hiltermann, scheidender Geschäftsführer der InfraLeuna GmbH am 29. Juli im cCe Kulturhaus in Leuna.

Abschied eines Seismografen Mit einem herzlich gestalteten Festakt wurde am 29. Juni der langjährige Geschäftsführer Andreas Hiltermann der InfraLeuna GmbH verabschiedet. Er übergibt vertrauensvoll und optimistisch das Zepter an Herrn Dr. Christof Günther.

Text: Claus-Peter Paulus  Fotografie: InfraLeuna GmbH

Lang ist die Schlange der Gäste an der Eingangstür des Kulturhauses in Leuna. Es geht nur langsam voran. Der veranschlagte Beginn der Veranstaltung verschiebt sich um eine Viertelstunde. Grund: Der Mann, um den es an diesem 29. Juni geht, steht in der Tür und wird von jedem persönlich mit Wünschen und Dank bedacht. Fast zweihundert Hände wird er geschüttelt haben, wenn die Tür sich geschlossen hat, das Saxophon im Hintergrund verstummt ist und der Geschäftsführer der LEUNA-Harze GmbH, Klaus Paur, die Worte spricht: „Herr Hiltermann, es ist schade, dass Sie gehen, es gäbe noch viel zu tun.“ Andreas Hiltermann, 62, tauscht an diesem Tag offiziell seinen Posten als Geschäftsführer der InfraLeuna GmbH gegen den Ruhestand ein. Hiltermann 1997 seine Arbeit in Leuna beginnt, war die InfraLeuna GmbH – die Infrastruktur- und Standortvermarktungsgesellschaft – bereits gegründet. Vor dem Manager aus Hannover lagen Demontage, Altlastensanierung, Werbung von Investoren und Neubau. Die nunmehr überdimensionierte Infrastruktur der ehemaligen Leuna-Werke musste zurückgebaut werden. Ein Gaskraftwerk wurde gekauft, um die Energieversorgung für die Unternehmen zu optimieren. Hiltermann empfand in den 15 Jahren die freien Gestaltungsspielräume ohne Konzernspitze als besonders positiv. Der Wirtschaftswissenschaftler war viele Jahre bei einem Energiekonzern tätig und weiß, dass sich in schwerfälligen Konzernstrukturen bedeutende Entscheidungen verlieren können. Er habe am Chemiestandort Leuna im wahrsten Sinne des Wortes Pionier- und Aufbauarbeit geleistet, lobt DOMO-Präsident Jan De Clerck das Engagement Hiltermanns, der in seiner Amtszeit außerdem 14 Ehrenämter übernommen hat. „Ohne InfraLeuna würde der mit 1.300 Hektar größte Chemiestandort der Bundesrepublik nicht laufen“, betont Prof. Dr. Birgitta Wolff, Ministerin für Wissenschaft und Wirtschaft, und das sei „nicht zuletzt dem Weitblick von Menschen wie Andreas Hiltermann geschuldet.“ „Sollen wir nun trauern um Sie, lieber Herr Hiltermann, oder feiern?“ beginnt Dr. Paul Kriegelsteiner, Hauptgeschäftsführer der Chemieverbände Nordost, augenzwinkernd seine Rede. Hiltermann sei immer auf dem Boden seiner Werte geblieben, schnörkellos und

unprätentiös. „Sie sind mein Seismograf in der Branche. Von Ihnen kann ich mir was abschauen und ich mache es gern.“ Und Andreas Hiltermann selbst? Der bedankt sich für die Lorbeeren und nimmt die Bundespolitik hinsichtlich steigender Rohstoff- und Energiepreise in die Pflicht. „Künftig gibt es vermutlich kleinteiligere Strukturen. Unsere Chance sehe ich in der Innovation. Und da sind wir aus meiner Sicht auf dem richtigen Weg.“ Andreas Hiltermann gibt die Führung an seinem Nachfolger Dr. Christof Günther mit ruhigem Gewissen ab. Er wird die neu gewonnene Zeit nun für seine fünf Enkelkinder und zum Golfen nutzen.


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Die Premiere des Dokumentarfilmes „Geschichten hinter vergessenen Mauern“ wurde über die VisionBakery finanziert. Bild unten: Das Team der VisionBakery, Geschäftsführer Stefan Popp unten links

Der Schwarm macht‘s möglich Crowdfunding ist als neues Finanzierungsinstrument für kleine und mittelgroße Kulturprojekte in aller Munde. Die in Leipzig ansässige VisionBakery ist eine von derzeit sieben Plattformen dieser Art in Deutschland.

Text: Dörthe Gromes  Fotografie: VisionBakery, Enno Seifried

Das Wort Crowdfunding – häufig übersetzt mit „Schwarmfinanzierung“ – irritiert zunächst. Dahinter steckt jedoch ein altes Prinzip, das lediglich auf die neuen Kommunikationstechnologien übertragen wird. Es lautet: „Viele Leute mit wenig Geld können mehr erreichen als wenig Leute mit viel Geld“. Projekte aus dem kulturellen und sozialen Bereich leiden häufig an Unterfinanzierung. Das hat zum einen den Grund, dass an der Kulturförderung gespart wird, zum anderen fallen ungewöhnliche Projektideen häufig durch das Förderraster. Vor diesem Problem standen vor zwei Jahren auch die Macher der Leipziger VisionBakery: „Wir hatten viele Ideen, aber kein Geld“, erzählt Geschäftsführer Stephan Popp. So nahmen sie sich die 2009 in den USA gegründete Internetplattform „Kickstarter.com“ zum Vorbild. Nach einjähriger Planungsphase ging am 1.1.2011 ihre eigene Plattform online – annähernd zeitgleich mit anderen Crowdfunding-Portalen. Finanzierungsregeln Crowdfunding beruht darauf, dass Projektinitiatoren ihre Ideen im Internet mit dem Ziel präsentieren, eine bestimmte Summe, die zur Projektverwirklichung gebraucht wird, zu sammeln, zum Beispiel 3.000 Euro, um den Druck eines Buches zu finanzieren. Wer die Idee überzeugend findet, kann das jeweilige Projekt mit einem Geldbetrag sei-

Finanzierung ist Crowdfunding ein Testlauf, ob eine Idee funktioniert oder nicht“, so Popp. „Im Idealfall dient es auch als Marketinginstrument, denn Unterstützer sind gleichzeitig Kommunikatoren.“ Es liegt in der Verantwortung des Initiators, für sein Projekt die Werbetrommel zu rühren. Das geschieht insbesondere über die sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter. Rund 50 Prozent der Projekte bei der VisionBakery sind erfolgreich. Zukunft Crowdinvest?

ner Wahl unterstützen. Dafür darf der Unterstützer eine der Höhe seines Betrages angepasste Gegenleistung erwarten. Das kann eine handsignierte CD, die Einladung zur Premiere des fertigen Films oder auch ein Treffen mit dem Künstler oder Initiator selbst sein. Stephan Popp erklärt die Motivation der Unterstützer wie folgt: „Es gibt vor allem zwei Gruppen von Unterstützern. Die einen sind ideell mit dem Projekt verbunden und wollen darin involviert werden. Für die anderen ist Crowdfunding eine Art Entertainmentshopping. Hier bekommen sie Produkte oder Dienstleistungen, die nirgendwo sonst angeboten werden.“ Wird die gesamte Finanzierungssumme innerhalb einer bestimmten Zeitspanne, üblich sind 30 bis 55 Tage, nicht erreicht, so erhalten alle Unterstützer ihr Geld zurück. Der Projektinitiator geht leer aus, hat jedoch auch keine Kosten zu tragen. „Neben der

Die inhaltliche Bandbreite der Projekte ist groß. Ihnen allen gemeinsam ist, dass es um einen gesellschaftlichen Mehrwert geht. „Der Bau des eigenen Hauses fällt da nicht drunter“, betont der Geschäftsführer. Zur Finanzierung der eigenen Arbeit behält die Plattform von jedem erfolgreichen Projekt zehn Prozent der Summe ein. Noch sei die Arbeit der Visionenbäcker jedoch in erster Linie eine „Herzensangelegenheit“. Laut Stephan Popp tüftelt das Team intensiv an der Erweiterung des eigenen Geschäftsfeldes: „Wir denken stark in Richtung Crowdinvest, also der Finanzierung von Investitionsideen. Neue Mitstreiter, die uns auf diesem Weg unterstützen wollen, sind uns immer willkommen.“ Möglich, dass die VisionBakery bald in eigener Sache auf Sponsorensuche gehen wird. Weitere Informationen finden Sie unter: www.visionbakery.de


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Immer nah am Kunden: Bankazubis verbringen einen Teil ihrer Lehre auf dem ökologisch wirtschaftenden Bauernhof Buchheim-Crossen.

Gewinne schaffen ohne Waffen Die Ethikbank Eisenberg ist ein Vorreiter in Sachen unternehmerischer Sozialverantwortung und investiert das Geld ihrer Anleger nach strengen ethisch-ökologischen Kriterien.

Text: Bastian Salier  Fotografie: © EthikBank eG

Wenn sich ein Bankenchef für die Zerschlagung von Großbanken ausspricht und damit die Forderung von Protestbewegungen wie Attac und Occupy unterstützt, ist das einer Entwicklung geschuldet, wie sie vor Jahren niemand für möglich gehalten hätte. Klaus Euler ist Vorstandschef der Volksbank im thüringischen Eisenberg und findet es nicht nachvollziehbar, dass die kleinen Geldinstitute überreguliert werden, um wenige Riesen in den Griff zu bekommen. Vor zehn Jahren war Euler einer der Mitbegründer der EthikBank eG, einer genossenschaftlichen Direktbank unter dem Dach der Volksbank Eisenberg, die sich in ihrer Anlage- und Kreditvergabepolitik sozialen und ökologischen Kriterien verschrieben hat. Atomkraft und Tierversuche sind tabu Den Anstoß gab Sylke Schröder, heute im Vorstand, damals Prokuristin bei der Volksbank Eisenberg. „Unsere Idee wurde anfangs als völlig utopisch abgetan, heute haben wir längst bewiesen, dass es geht, soziale Verantwortung mit dem Bankgeschäft zu verknüpfen“, sagt Sylke Schröder. Es gibt einen ganzen Katalog von Kriterien, nach denen Anlagen ob ihrer Tauglichkeit bewertet werden. Papiere von Unternehmen, die Atomkraft oder grüne Gentechnik betreiben, die ozonschädigende Chemie herstellen, die an Waffenentwicklung oder -produktion beteiligt sind, die Kinderarbeit und Tierversuche für Kosmetika zulassen, kommen zum Beispiel nicht ins Portfolio. „Im Kreditgeschäft ist die Sache einfach, da schauen wir uns die Kunden an, ob sie zu uns passen oder nicht“, erläutert die Bankerin,

„doch am Kapitalmarkt wird die Sache schon wesentlich komplizierter: Die meisten Konzerne besitzen zahlreiche Beteiligungen und Unterbeteiligungen. Diese alle nach unseren Richtlinien zu bewerten, ist die große Schwierigkeit.“ Als Anlage- und Kreditkunden gerne gesehen sind vor allem solche Unternehmen, die bestimmte soziale und ökologische Standards erfüllen. Dazu gehört beispielsweise die BürgerEnergie Jena eG – nicht nur, weil sie auch nach genossenschaftlichem Prinzip arbeitet, sondern weil sie Einfluss nehmen will auf soziales und ökologisches Handeln. Die Genossenschaft kauft sich mit dem Geld ihrer Mitglieder in die Stadtwerke Jena ein. „Wir wollen, dass die Bürger direkten Einfluss auf ihre Energieversorger nehmen, zum Beispiel um den Klimaschutz voranzubringen“, erklärt Martin Berger, einer der ehrenamtlichen Vorstände und Gründungsmitglied der Genossenschaft. „Umso entscheidender ist es für uns zu wissen, dass die Ethik-Bank verantwortlich mit unserem Geld umgeht und es in Projekte investiert, die sozial und ökologisch sinnvoll sind“, so Martin Berger. Zudem gefällt ihm, dass Vorstand und Mitarbeiter kompetente und engagierte „Menschen wie du und ich“ seien und nicht etwa „Nadelstreifen-Typen“. „Warum findet das nicht jeder gut?“ Bei der EthikBank boomt das Kundengeschäft. Die Einlagen sind 2011 um 15 Prozent auf 122 Millionen Euro und die Anzahl der Kon-


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ten um ganze 37 Prozent gestiegen. Damit trug die EthikBank auch zum erfolgreichen Jahresergebnis der Gesamtbank mit 4,3 Millionen Euro vor Bewertung bei. Doch die nackten Zahlen erklären nicht das Phänomen. Denn vor zehn Jahren wollte noch niemand etwas wissen von den innovativen Bankern aus der Thüringer Provinz. „Bei einer Finanzmesse in Düsseldorf hatten wir stapelweise Anträge für Kontoeröffnungen dabei“, erinnert sich Sylke Schröder amüsiert, „aber kaum einer wollte ein Konto bei uns. Unsere Euphorie wurde mächtig gedämpft und wir haben uns gefragt: Warum findet das nicht jeder gut?“ Vielleicht ist auch inzwischen noch nicht jeder überzeugt, aber es werden zumindest immer mehr, die dieses Umdenken am Finanzmarkt gut finden. Das Schlagwort von der unternehmerischen Sozialverantwortung – auch Corporate Social Responsibility (CSR) genannt – ist inzwischen in allen Unternehmensgrößen angekommen. Selbst bei den großen Konzernen hat sich in diese Richtung viel getan. Denn wer die Entwicklung verschläft, setzt am Ende womöglich alles aufs Spiel. Auch wenn sich die Schlecker-Pleite nicht nur darauf reduzieren lässt: Einen gewissen Anteil mögen Versäumnisse bei der ethischen Ausrichtung der Unternehmenskultur durchaus haben, sind sich viele Wirtschaftsexperten einig.

rungskonzern eine Minderheitsbeteiligung in Höhe von 0,75 Prozent am Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS besitzt, flog er kurzerhand von der Positivliste. Letztlich habe das wohl auch dazu geführt, dass die EthikBank bei der Wahl zur „Bank des Jahres 2011“ von Börse Online und dem Fernsehsender n-tv im Frühjahr 2011 in der Kategorie Vertrauen auf Platz 1 gelandet ist und in der Gesamtwertung auf Platz 2, vermutet Sylke Schröder. Ein fantastisches Ergebnis in einer Zeit, in der es um das Vertrauen in Banken eher schlecht bestellt ist.

nie gedacht, dass das eine so stark wachsende Nische sein wird“, so Sylke Schröder. Die Ausstrahlung auf die gesamte Branche ist enorm. So arbeitet auch das Mutterschiff, die Volksbank Eisenberg, inzwischen längst nach denselben Kriterien bei der Anlage und der Kreditvergabe wie ihre jüngste Tochter. Aus all dem bezieht die radikale Forderung des Bankenchefs Klaus Euler nach einer Zerschlagung der Großbanken ihre mutmaßliche Berechtigung: „Wenn es gelingt, die systemrelevanten Risiken auszuschalten, wäre das die beste Krisenprävention.“

Vorreiter für Traditionsbanken Im Dezember feiert die EthikBank ihr zehnjähriges Bestehen. „Rückblickend hätte ich

Weitere Informationen finden Sie unter www.ethikbank.de

Regionalisierung schont Ressourcen Die Agrargenossenschaft Buchheim-Crossen eG mit ihren mehr als 60 Mitarbeitern ist ein Vorreiter in Sachen CSR. Der klassische Landwirtschaftsbetrieb hat die erste gentechnikfreie Region Thüringens geschaffen und setzt bei seiner Produktion und im eigenen Naturhotel „Etzdorfer Hof“ auf regenerative Energien. Mit der EthikBank haben die Biobauern einen kompetenten Finanzpartner gefunden, der ihre Anliegen versteht. Regionalisierung und damit Schonung der Ressourcen – ein Anliegen, das Bankenchefin Sylke Schröder auch privat am Herzen liegt: „Es ist alles eine Frage des Maßes. Ich habe keinen Spaß am Shoppengehen und kaufe meine Lebensmittel vor allem in der Region.“ Der Einfluss auf eine nachhaltige Wirtschaftsweise beginnt für sie definitiv im Kleinen. Und so wird auch an ihrem Arbeitsplatz der Wille des kleinen Anlegers und Kreditnehmers äußerst ernst genommen. Nachdem Kunden darauf aufmerksam gemacht haben, dass ein großer Versiche-

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Die EthikBank unterstützt aktiv soziale Projekte in aller Welt: Schneiderwerkstatt für Frauen in Afghanistan.


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Solide Arbeit Die addfinity testa GmbH aus Hartha punktet im Bereich Kunststoffspritzguss und Zinkdruckguss. Mit den beiden Tochterfirmen, GSH Sachsen GmbH (Hartha, Sachsen) und TKW Molding GmbH (Blankenhain, Thüringen), entsteht eine mitteldeutsche Unternehmensgruppe, die mit einer klaren Kernkompetenz schon heute über eine breit gefächerte und stabile Kundenbasis verfügt.

Text: Esther Niebel  Fotografie: Sebastian Willnow

„Nichts motiviert mehr als der Erfolg und die damit verbundene persönliche Anerkennung.“

Eine fast 20-jährige Geschäftstradition - Von den Anfängen bis zum Re-Launch 2010

Getreu diesem Motto definiert sich die GSH ganz klar als Dienstleistungsunternehmen, das im Auftrag des Kunden produziert, sich aber nicht mit der bloßen Ausführung, sondern nur mit einer optimalen und zielgerichteten Fertigstellung von Einzelteilen oder auch Komplettlösungen zufrieden gibt. Die daraus resultierende Kundenzufriedenheit motiviert im Gegenzug die Mitarbeiter. Insofern versteht sich die Belegschaft der GSH Sachsen als Team, das sich dem Kunden gegenüber, aber auch dem Unternehmen selbst verantwortlich fühlt. Durch diese Haltung kann eine konstante Leistung garantiert werden, die durch den individuellen Kundenkontakt und die sich daraus ergebenden spezifischen Wünsche immer wieder gewährleistet wird. Darüber hinaus ist es ein Anliegen des Unternehmens, sowohl in der Entwicklung als auch in der Produktion auf dem neuesten Stand zu sein und in Zukunft auch zu bleiben. Um dies zu gewährleisten, werden Mitarbeiter in Seminaren und Weiterbildungen regelmäßig geschult. So wird immer wieder aktuelles Wissen in die Firma gebracht und im Austausch mit den Kunden und den Zulieferern praktisch angewandt und persönlich weiterentwickelt. In den einzelnen Unternehmensbereichen werden dadurch nachhaltige und messbare Erfolge erzielt, die in einem nächsten Schritt zur Erschließung neuer Anwendungsfelder führen.

Kurz nach der Wende wurde die GSH Sachsen gegründet, damals noch unter dem Firmennamen “Rochlitzer Kunststofftechnik“. 1999 kam dann der Umzug von Rochlitz auf das heutige 45.000 m² große Firmengelände in Hartha. 2007 noch wurde eine 3.000 m² große Produktionshalle auf dem Gelände errichtet, bevor die zwischenzeitlich Gluske Sachsen GmbH & Co. KG genannte Firma Insolvenz anmelden musste. Mitte 2010 kam dann die entscheidende Wendung. Die ebenfalls in Hartha ansässige addfinity testa GmbH kaufte das Unternehmen auf und machte es unter dem heutigen Namen GSH Sachsen wieder wettbewerbsfähig. Als 100%ige Tochter der addfinity testa erzielt die GSH Sachsen einen Jahresumsatz in Höhe von 13 Millionen Euro. Die Strategie Mit den Erfolgen der GSH Restrukturierung erhärtete sich die Idee zum Aufbau einer mittelständischen Unternehmensgruppe mit dem Fokus Spritzguss. Unter Einbindung des WMS als finanzierendem Gesellschafter an der addfinity testa wurde der strategische Ausbau der Unternehmensgruppe vorangetrieben. Noch im selben Jahr konnten so Erwerb und Eingliederung der TKW Molding GmbH (vormals Technische Kunststoffteile und Werkzeugbau GmbH & Co. KG) in die Fir-


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mengruppe erfolgen. Die TKW erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 12 Millionen Euro. Die addfinity testa GmbH ist als Holdinggesellschaft für die Koordination und die Verwaltung der beiden produzierenden Firmen zuständig. Die Synergien der Unternehmen, die in Bezug auf die Herstellung und Verarbeitung von Kunststoffen entstehen, können so optimal genutzt werden, auch wenn es in vertrieblicher Hinsicht – aufgrund der unterschiedlichen Branchen – keine Überschneidungen gibt. Das Geschäftsfeld Während die TKW als Zulieferer hauptsächlich im Automobilbau tätig ist, ist das Hauptgeschäftsfeld der GSH Sachsen die Baubeschlagstechnologie. Das heißt, sie produziert Einzelkomponenten von Türen und Fenstern, oft auch in der Materialkombination von Kunststoff und Zink. Außerdem werden die Elektro- und die Sanitärindustrie beliefert. Dabei wird der Kunde von der Entwurfsskizze bis hin zum fertigen Produkt

begleitet. Die Fertigung der für die Montage der Einzelteile nötigen Werkzeuge und deren Lagerung und Handhabung werden dabei von der GSH Sachsen für ihre Kunden ebenso selbstverständlich übernommen wie die Eruierung und Herstellung der für das spezifische Endprodukt geeigneten Werkstoffe und Werkstoffkombinationen. Hartha: Unternehmensstandort mit Tradition Dr. Ulrich Seiler, Geschäftsführer der GSH Sachsen, will in den nächsten Jahren das Geschäftsfeld des Unternehmens weiter ausbauen. Neue Märkte, die es dabei zu erobern gilt, sind die Hygieneindustrie und im Bereich des Zinkdruckgusses die Automobilindustrie. Als Zulieferer der Automobilindustrie ergänzt das Unternehmen seine Produktpalette um die ästhetischfunktionale Herstellung und Bearbeitung von Oberflächen. Hartha bietet der GSH Sachsen viele Vorteile, die laut Dr. Ulrich Seiler unter zwei Aspekten zusammengefasst werden kön-

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nen: Zum einen ist da die Historie des Unternehmens mit einem gewachsenen, kompetenten und engagierten Personalstamm und zum anderen sind die Investitionskosten, die am Standort anfallen würden, gering. Der Baugrund im Industriegebiet Hartha ist im bundesdeutschen Vergleich relativ günstig, woraus sich die Option ergibt, neben dem bestehenden großzügigen Firmengelände zu expandieren und weiteren Baugrund zu erwerben. Die guten internationalen Wettbewerbsbedingungen des Standorts tragen zu den wettbewerbsfähigen Produktionskosten bei. Da die GSH Sachsen seit vielen Jahren selbst ausbildet, kann sie örtlich und personell optimal von den gewachsenen Strukturen des Standortes profitieren, zu denen sie selbst ganz wesentlich beiträgt.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.gsh-sachsen.de, www.tkw-net.de, www.addfinity.de und www.wachstumsfonds-sachsen.de


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SAMAG gewinnt IQ Innovationspreis Das Thüringer Unternehmen hat mit einem neuartigen Elektroantrieb den IQ Innovationspreis 2012 in Halle gewonnen. Insgesamt wurden für den mit 15.000 Euro dotierten Wettbewerb 118 Bewerbungen eingereicht.

Text: Martin Jendrischik  Fotografie: Samag Saalfelder Werkzeugmaschinen GmbH, GWP I Guido Werner

Mit dem neuartigen Elektroantrieb LEANTEC hat die SAMAG Saalfelder Werkzeugmaschinen GmbH vergangene Woche den mit 15.000 Euro dotierten IQ Innovationspreis Mitteldeutschland gewonnen. Der “Leichte Elektroantrieb neuester Technologie” sitzt beispielsweise in der Radnabe und vereint erstmals hohe Drehzahlen mit einem konstanten Drehmoment. LEANTEC soll ab 2014 in Werkzeugmaschinen, Nutz- und Spezialfahrzeugen sowie in der klassischen Elektromobilität eingesetzt werden. Der neue Antrieb hat somit das Potenzial, die Lücke zwischen Direktantrieben und klassischen Motor-Getriebe-Kombinationen – unter Beachtung von Material-, Ressourcen- und Energieeffizienz – zu schließen. LEANTEC überzeugt mit einem Wirkungsgrad von mehr als 95 Prozent sowie einer deutlichen Gewichtsreduktion gegenüber herkömmlichen Elektroantrieben. Diese Gewichtsreduktion resultiert aus dem sparsameren Einsatz von Metallen wie Eisen und Kupferdrähten. Dazu setzten die Entwickler auf den Einsatz neuester Steuerungstechnik und moderner Verbundwerkstoffe, die auch den Verzicht auf teure Rohstoffe wie Seltene Erden erlauben.

Spritzgießmaschinen vorgesehen, und als Beispiel für einen Fahrantrieb wird ein LEANTEC-Radnabenantrieb für Radlader entwickelt.

Gelungenes Teamplay von Wirtschaft und Wissenschaft

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.iq-mitteldeutschland.de

“Der LEANTEC-Antrieb ist das erfolgreiche Resultat eines gelungenen Teamplays zwischen fünf Industrieunternehmen und drei wissenschaftlichen Einrichtungen aus Sachsen und Thüringen”, erklärt WirtschaftsinitiativeGeschäftsführer Jörn-Heinrich Tobaben. “Das Beispiel des diesjährigen Gesamtsiegers zeigt die riesigen Potenziale, welche in der engen Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in Mitteldeutschland stecken”, so Tobaben weiter. Die Sandwichbauweise des Antriebs erlaubt die skalierbare Ausführung für unterschiedliche Anwenderbranchen. Exemplarisch werden Demonstratoren für vier Zielanwendungen gebaut und erprobt: Ein Direktantrieb soll in Rundtischen für Werkzeugmaschinen zum Einsatz kommen, ein weiterer in einer direktangetriebenen Spannvorrichtung zur Schleifbearbeitung von Messern. Bei den stationären Arbeitsmaschinen ist ein LEANTECAntrieb als Hauptantrieb eines Extruders in

Dreifache Auszeichnung für SAMAG Die SAMAG Saalfelder Werkzeugmaschinen GmbH gewann nicht nur den Hauptpreis des IQ Innovationspreises, sondern auch den Cluster-Preis Automotive und den lokalen IQ-Preis Ostthüringen. Die dreifache Auszeichnung für die SAMAG Saalfelder Werkzeugmaschinen GmbH nahmen Geschäftsführer Dipl.-Kaufmann Peter Heiden und Dipl.-Ing. Rainer Lenz, Leiter Forschung und Entwicklung des Unternehmens, am Donnerstagabend vor 300 hochrangigen Gästen in der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften in Halle (Saale) entgegen. Für einen ersten Praxistest wird derzeit ein Traktor mit Elektro-Motoren im thüringischen Stadtilm entwickelt. Ehe jedoch tatsächlich Traktoren an der Steckdose auftanken, wird sicher noch einige Zeit vergehen.

Die Gesamtsieger mit den Preisstiftern: v.l. Dr. Sven Schmidt, Rainer Lenz (SAMAG), Dr. Simone Danek (IHK Halle-Dessau), Peter Heiden (SAMAG), Almut Weinert (IHK Ostthüringen zu Gera), Dr. Thomas Hofmann (IHK zu Leipzig)


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Erfolg im Ausland Immer mehr deutsche Unternehmen erweitern ihren internationalen Wirkungskreis. Unsere Serie „Erfolg im Ausland“ soll deshalb wesentliche Aspekte der Internationalisierung beleuchten und wertvolle Tipps geben. Autor ist der renommierte Unternehmens- und Personalberater Sergey Frank. Mit seiner International Management Consulting in Leipzig und zuvor als Direktor International für die Kienbaum Executive Consultants GmbH hat er in über 15 Jahren viele internationale Projekte erfolgreich realisiert. Seine regelmäßigen Publikationen in verschiedenen Sprachen weisen Frank als Kenner der globalen Märkte aus.

Sergey Frank

Teil 2: International präsentieren – so notwendig und doch nicht immer ganz so einfach Häufig sehen sich Manager oder Unternehmer vor die Aufgabe gestellt, vor ausländischem Publikum Vorträge zu halten und zu präsentieren. Vor allem wenn man nicht in seiner eigenen Muttersprache spricht, birgt dies doch einige Risiken und Fallen, die mit der entsprechenden Vorbereitung gut umgangen werden können. Oft ist Englisch die entsprechende Kommunikationssprache, selbst in anderen Ländern, mittlerweile auch in Osteuropa. Sehen Sie das nicht als Nachteil, sondern als zusätzliche Herausforderung, sich auf ihre Präsentation auch fachlich und inhaltlich besonders gut vorzubereiten.

Wenn auch für die Zuhörer die Präsentationssprache eine Fremdsprache ist, dann verfahren Sie vor allem nach dem Prinzip „KISS“: „Keep it short and simple!“ Verwenden Sie kurze plakative Aussagen, ergänzen Sie den schriftlich fixierten Inhalt der Präsentation durch mündliche Ausführungen, die das Wesentliche herausstreichen. Zusätzlich sollten Sie die Handout-Dokumentation Ihres Vortrages in der lokalen Sprache verfassen und verteilen. Gerade bei fremdsprachigen Vorträgen bietet es sich an, diese vorher laut zu üben, um das richtige Gefühl für den Sprechrhythmus, die Betonung und das zur Verfügung stehende Zeitbudget zu entwickeln.

KISS – Keep it short and simple! Nehmen Sie Humor durchaus ernst! In diesem Zusammenhang gilt auch das Argument der Gegenseitigkeit, der Reziprozität: Wenn Sie zum Beispiel vor Amerikanern auf Englisch präsentieren, hilft häufig eine Bemerkung zu Beginn, die erklärt, dass Englisch nicht ihre Muttersprache ist: „Please pardon my English!“ Die Adressaten werden vermutlich froh sein, nicht mit einer Fremdsprache oder einer Simultanübersetzung konfrontiert zu werden.

In Deutschland fokussiert man sich gewöhnlich auf den Inhalt des Themas, verbunden mit detaillierten Darstellungen mit professioneller Konferenztechnik. In Russland und China legt man fast noch stärker wert auf Nüchternheit und Akkumulation der Fakten. In den USA wird hingegen deutlicher auf den Adressaten der Botschaft abgehoben. Kleine Anekdoten und Show-Effekte

sollen den Vortrag würzen. Humor kann als „Eisbrecher“ fungieren, bei unbedachten oder unangemessenen Bemerkungen und Witzen aber auch peinlich und beleidigend sein. Hier muss unbedingt die Einstellung des Gastgebers dazu berücksichtigt werden. Der Adressat im Mittelpunkt Der Wert einer Präsentation hängt einzig davon ab, ob der Adressat den Inhalt und die Botschaften verstanden hat. Ein solches Ziel zu erreichen, ist vor allem auf internationaler Ebene, wo man Unterschieden in Sprachniveau und Sprachverstehen begegnet, nicht immer ganz einfach. Und dieser Umstand wird oft vergessen: Man erreicht sein Ziel – verstanden zu werden – häufig nicht oder zumindest nicht so, wie man es sich erhofft. Deshalb sind Klarheit und Einfachheit bezüglich der Kerninhalte angesagt und dies gilt noch mehr als bei Präsentationen auf Deutsch. Einfachheit trotz Komplexität – das ist der Schlüssel zum Erfolg!

Weitere Informationen unter: www.sergey-frank.com



Ernst Bünge ist der Glockenwart des Erfurter Doms. Er behütet und erklärt Besuchern die größte frei schwingende mittelalterliche Glocke der Welt: Die „Gloriosa“. Die „Königin aller Glocken“ wurde 1499 erstmals geläutet. Ein ruhmreicher und ehrwürdiger Dienst, den Ernst Bünge da versieht.

ARBEIT UND LEBEN Arbeiten wir, um zu leben, sprich zu überleben? Oder leben wir, um zu arbeiten? Macht Arbeit den Sinn des Lebens aus? Was wäre, wenn uns allen unsere Arbeit plötzlich nur noch Spaß machte? Eine Illusion? Sicher ist: Die alte Lohn- und Industriearbeit hat vielfach ausgedient. Neue Modelle sind gefragt, Arbeit in unser Leben zu integrieren. Wir wollen mit unserer Bildstrecke einige Menschen in Mitteldeutschland vorstellen, deren Arbeitsplätze faszinieren.



Der Brockenwirt Daniel Steinhoff betreibt seine Herberge und sein Restaurant auf dem mit 1142 Metern höchsten Berg Norddeutschlands. Nicht nur, dass der Berg selbst ein Mythos und Wallfahrtsort für Wanderer ist, auch Hotel und „Hexenklause“ gehören zu den atemberaubendsten Ausflugszielen Mitteldeutschlands. Die Sicht ist nicht immer gut, der Aufstieg oft schwer und das Wetter unwirtlich. Aber immer steht durch Familie Steinhoff der Brocken ganz im Zeichen der Gastlichkeit.



Einen Ort der Gemeinschaft und Begegnung hat Ronny Wenk am Cospudener See nahe Leipzig geschaffen. „Shambala“ nennt er das Refugium, das bedeutet im Hinduismus „Schutzzone“. Ein moderner Aussteiger, der seinen Gästen wunderbare Crêpes und Bisonwürstchen anbietet – frisch von Hand zubereitet. Wenn die Witterung mal weniger Gäste auf die Bistumshöhe führt, gibt es trotzdem immer genug zu tun. Dann baut Ronny Wenk weiter an seinem Traum oder widmet sich der Poesie.


30 Arbeit und Leben

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Arbeit macht das Leben süß Arbeit und das süße Leben wollen nicht so recht zusammenpassen. Ohne Arbeit aber gibt das süße Leben gar nicht. Was nicht zusammenpasst und doch zusammengehört – über Lust und Frust mit der Arbeit in Mitteldeutschland.

Text: Tobias Prüwer und Franziska Reif  Fotos: Ellen Gruszinsky

Rügen, Ostseebad Binz: Sommer, Sonne, Sandstrand. An einem herrlichen Tag treffen sich drei Urlauber am Meer, die sich schon aus dem Hotel kennen. André ist Chemielaborant, Bernd Verwaltungsangestellter in einem Baumarkt, Christiane Geschäftsführerin einer Eventagentur, alle drei leben und arbeiten in Mitteldeutschland. Ihre Familien sind jeweils unterwegs und über was unterhält man sich, wenn man sich im Urlaub trifft? Über die Arbeit. Bernd lernt derzeit Schwedisch und hat seinen Vokabeltrainer mit an den Strand genommen. André nörgelt: „Da hast du Urlaub und dann arbeitest du? Mir würde ja was fehlen!“ „Das ist doch keine Maloche“, erwidert Bernd, „ich lerne allein für mich.“ André lässt sich nicht überzeugen: „Ach komm, das ist anstrengend, also ist es Arbeit. Ist eben kein Vergnügen.“ „Also mir macht mein Job Spaß“, meldet sich die Eventagenturchefin. „Heißt das, dass ich dann gar nicht arbeite?“ Will man zwischen Arbeit und Freizeit trennen, muss die Vorstellung von Arbeit mehr enthalten als die Aspekte Mühe und die Abwesenheit von Vergnügen. Rosenzüchten oder Mountainbiken sind auch mühevoll, aber wer diese Hobbys pflegt, wird sie kaum als Arbeit verstehen. Wenn man alles Anstrengende Arbeit nennt, kann man sich vom Leben als Ganzem keinen Begriff machen, denn Arbeit ist natürlich ein Teil dessen. Daher ist Arbeit im eigentlichen Sinne jede sozial-ökonomisch anerkannte Tätigkeit, die Frage ist also, ob sie als Lohnarbeit in den gesellschaftlichen Leistungsaustausch integriert ist. Für den Arbeitsbegriff ist es unerheblich – für die Arbeitenden gewiss nicht –, ob die bezahlte Tätigkeit nun Freude bereitet oder nicht. Und deshalb kann man erwerbslose Menschen nicht gleich Arbeitslose nennen, sie können ja auch ohne Lohnarbeit einer sinnvollen Aufgabe nachgehen und sich über eine solche Beschäftigung definieren. Es muss nicht immer die Lohnarbeit sein, aus der man Respekt und Selbstgewissheit zieht. Derartige Formen der Arbeit sollten angesichts dessen, dass die Vollbeschäftigung in unserer Gesellschaft mutmaßlich unerreichbar ist, mehr in den Blick genommen werden. Aber die Lohnarbeit ist natürlich die Regel, auch schon deshalb, weil man vom Ehrenamt nicht in den Urlaub fahren kann. Veränderte Arbeitswelt Bei ihren zwei Strandbekanntschaften stößt Christianes Bemerkung über den Spaß am Job auf Skepsis. Bernd trennt strikt zwischen Arbeit und Freizeit, was einem Angestellten wie ihm mit zeitlich geeichtem Feierabend leichter fällt als einer selbständigen Unternehmerin. Er meint zu Christiane: „Da biste ja schon im flexiblen Zeitalter angekommen, wo du gar keine richtige Arbeitszeit mehr hast und dich zerreißt zwischen den Tätigkeiten, die nix mehr

Freizeit in Mitteldeutschland Touristen und Übernachtungen Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen

Touristen

7 Mio.

2,9 Mio. 3,6 Mio.

Übernachtungen

17 Mio. 7 Mio.

9,5 Mio.

(Quellen: Tourismusverein Sachsen, Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt, ift Köln, Thüringer Wirtschaftsministerium, Thüringer Landesamt für Statistik)

Ehrenamt, eingetragene Vereine 25.600 18.351 k.A. (Quelle: Registerportal der Länder handelsregister.de)

mit dir zu tun haben!“ Die Veränderungen der modernen Arbeitswelt mit ihrem Auseinanderklaffen von individuellem Sicherheitsbedürfnissen und unternehmerischen Erfordernissen hat bereits der US-Soziologe Richard Sennet 1998 in seiner Studie „Der flexible Mensch“ untersucht. Die Anforderungen im „neuen Kapitalismus“ lassen, so Sennet, die früher gekannten Elemente einer langfristigen Ordnung wie Berechenbarkeit, Arbeitsgarantie und Berufserfahrung hinter kurzfristigere Engagements zurücktreten. Mit der eintretenden Verunsicherung verändern sich Form und Intensität von Identifikationen, Loyalitäten und Verbindlichkeiten. Wenn die Arbeitswelt als fixe Größe korrodiert und fragmentiert wird, gewinnt der Beruf Netzwerkcharakter, nehmen die Schlagwörter der Zeit wie Mobilität, Anpassungsfähigkeit, Schnelligkeit tatsächlich an Wichtigkeit zu. Sennet zeichnet eine recht düstere Analyse und hält den ganz und gar „flexiblen Menschen“ als letzte Konsequenz für unmöglich.


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Erwerbsformen in Prozent

Arbeit nach Qualifikation in Prozent

Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen Anteil atypischer Beschäftigung an allen Erwerbstätigen 37 34 35

einfache Tätigkeiten (ohne Azubis) 11 13 14

Frauen

Arbeitsplätze, die Berufsabschluss voraussetzen

53 49 4

65 65 66 Männer

qualifizierte Tätigkeiten, die (Fach-)Hochschulabschluss voraussetzen

17 14 14

17 15 16 Teilzeit

15 13 13

tätige Inhaber, Vorstände, Geschäftsführer 7 7 6 Midi-Jobs

4 5 3

(Quellen: Betriebspanel 2010 für die Bundesländer des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung)

Geringfügige Beschäftigungen (Mini-Jobs) 7 7 8 Befristete Beschäftigungen 1 7 8 Leiharbeit 1,4 1,8 1,5

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Arbeit sich verändert, auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen: Erwerbsarbeit wird zunehmend in Teilzeit ausgeübt, das Renteneintrittsalter ist angehoben, es gibt Leiharbeit und geringfügige Beschäftigungen wie Mini-Jobs, Arbeitsverträge sind oft befristet und ein ganzes Berufsleben in einer Firma zu verbringen, ist selten geworden. Manche verurteilen die veränderte Situation, andere meinen, eine Chance zu sehen: Ein befristeter Vertrag bietet für beide Seiten den Vorteil, dass ein unangenehmes Arbeitsverhältnis ein absehbares Ende hat. Und statt Vollzeitarbeit haben manche lieber mehr Zeit für Freizeit und

Familie. Dennoch fällt die Flexibilisierung des Arbeitsmarkts mitsamt der sogenannten atypischen Beschäftigungen bei der Bewertung der Qualität von Arbeit meist negativ ins Gewicht. In diese Bewertung spielen viele Faktoren hinein, darunter die Sicherheit am Arbeitsplatz und die Bezahlung, die Möglichkeit zum Ausgleich von Beruf und Privatleben, die Sicherheit der Stelle und die soziale Absicherung, das Zusammenspiel von Qualifikation und Arbeitsanforderungen (schlecht sind Über- wie Unterforderung), Weiterbildungsmöglichkeiten und schließlich die Beziehungen und die Zusammenarbeit am Arbeitsplatz. Der Frust bei und mit der Arbeit ist umso höher, je weni-

ger diese Punkte erfüllt sind. Somit dürften die Beschäftigten in Mitteldeutschland ihre Arbeit nicht überwiegend als positiv bewerten: Sie verdienen wenig und sind oft in Teilzeit, geringfügig und/oder befristet angestellt. Tatsächlich hat das Institut für Wirtschaftforschung Halle (IWH) herausgefunden, dass die ostdeutschen Arbeitnehmer mit den Inhalten ihrer Arbeit, dem Einkommen und der Freizeit insgesamt etwas weniger zufrieden sind als die in Westdeutschland. Die Unzufriedenheit am Arbeitsplatz legt man nicht zum Feierabend ab wie den Arbeitsanzug, sie wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus. Niedriger Stundenlohn, der


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Pendler Sachsen 2011 130.000 Auspendler (8,8 % an allen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten) 16,2 % nach Sachsen-Anhalt 11,2 % nach Thüringen 12,0 % nach Brandenburg 43,3 % in alte Länder 85.000 Einpendler (5,7 %) 32,4 % aus Sachsen-Anhalt 22,9 % aus Thüringen 17,7 % aus Brandenburg 16,0 % aus alten Ländern Positives Pendlersaldo: Städte Dresden, Leipzig und Chemnitz

Sachsen-Anhalt 2011 136000 Auspendler (16 %) 22,0 % nach Sachsen 56,0 % in alte Länder 59.000 Einpendler (8 %) 36 % aus Sachsen 16 % aus Thüringen 13 % aus Brandenburg 24 % aus alten Ländern Positives Pendlersaldo: Sadt Halle

Thüringen 2011 129.000 Auspendler (15,6 %) 15 % nach Sachsen 73 % in alte Länder 53.000 Einpendler (7,1 %) 29 % aus Sachsen 24 % aus Sachsen-Anhalt 39 % aus alten Ländern Positives Pendlersaldo: Stadt Erfurt (Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Statistisches Landesamt Sachsen)

nicht zur Deckung des Lebensunterhalts reicht, aber auch Ketten von lediglich nur befristeten Verträge können zu starken Unsicherheitsgefühlen führen. Deshalb schieben Jüngere die Familiengründung auf. Eine materiell oder arbeitsrechtlich prekäre Beschäftigung erschwert gar die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Atypische Beschäftigung bedeutet aber nicht immer minderwertige Arbeit: Zum Beispiel sind Teilzeit und befristete Verträge in der Wissenschaft absolut üblich. Geteilte Interessen Die Frage nach der Qualität der Arbeit beschäftigt selbstverständlich nicht nur den Arbeitnehmer: Auch Arbeitgeber haben ein Interesse an guten Arbeitsbedingungen ihrer Angestellten. Wer oft krank ist oder sich wegen schlechten Betriebsklimas oder Unterforderung nicht motivieren kann, kostet genauso Geld wie eine hohe Fluktuation von Mitarbeitern. Gerade unter dem beklagten Fachkräftemangel wird die Gestaltung eines optimalen Arbeitsumfeldes wesentlich. Mitteldeutschland kann auf seit Jahren anhaltendes Wirtschaftswachstums insbesondere im Bereich der Industrie zurückblicken, die Arbeitslosenzahlen sind konstant rückläufig und das Haushaltseinkommen steigt. Die Region ist aber sowohl vom demografischen Wandel als auch vom Fachkräftemangel betroffen. „Diese Problematik wird sich in den nächsten Jahren verstärken, vor allem wegen der Abwanderung aus der Region. Deshalb gibt es auch weniger Nachwuchs“, prognostiziert Prof. Dr. Thomas Spengler vom Lehrstuhl für Unternehmensführung und Organisation an der Uni Magdeburg. Dadurch und durch die Alterung der Belegschaften kann ein Mangel an qualifiziertem Personal entstehen: Der Anteil der 20- bis 60-Jährigen wird 2020 um 5 Prozent stärker gesunken sein als der Rest der Bevölkerung. Das bedeutet einerseits, dass Fachkräfte gehalten oder ihr Zuzug in die Region attraktiv gemacht werden müssen, und andererseits, dass es mehr ältere Arbeitnehmer geben wird, die immer wieder Qualifizierungen benötigen,


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deren Erfahrungsschatz aber viel wert ist. Die Konsequenz ist, dass in Mitteldeutschland das Arbeitsumfeld und auch die Lebensbedingungen so attraktiv sein müssen, dass Leute angelockt werden oder gar nicht erst wegziehen. Konkret heißt das: Die Menschen brauchen gute berufliche Perspektiven und ein gesichertes Einkommen, eine familienfreundliche Infrastruktur und eine lebenswerte Umgebung. Die Unternehmen müssen also damit rechnen, dass Berufseinsteiger wie länger gediente Angestellte auch von ihnen hohe Flexibilität und Unterstützung bei der Karriereplanung erwarten. Dies schließt die Weiterbildung ein. Solch eine Personalentwicklung

muss sich auch an Lebensphasen anpassen. Eine lebenslauforientierte Personalarbeit hat aber nicht nur die Themen altersgerechte Arbeitsplatzgestaltung und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Blick, sie beginnt schon bei der Nachwuchsgewinnung. Manche Unternehmen werben bereits in Kindergärten mit pädagogischen Projekten für ihr Berufsfeld: Die Heidelberger Druckmaschinen AG bringt Kindern spielerisch das Thema Sprache und Schrift näher, das Netzwerk Berufliche Orientierung für Schüler und Studierende in Mitteldeutschland BOSS bringt gezielt regionale Akteure zusammen, um jungen Menschen den Berufseinstieg zu erleichtern und die

Unternehmen mit interessiertem Nachwuchs zu versorgen. Mobile Lebensformen Obwohl es an Fachkräften mangelt, hat mancher derzeit Probleme, in der Region dauerhaft einen Job zu finden. Die Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland ist doppelt so hoch wie in Westdeutschland, in Sachsen sind es derzeit etwa 10 Prozent, in SachsenAnhalt etwa 12 Prozent, in Thüringen 9 Prozent. Weil sie vor der Haustür keine Arbeit finden, pendeln einige. Während auch 200.000 Beschäftigte aus anderen Regionen im Bundesgebiet oder gar aus dem Ausland nach Mitteldeutschland hineinpendeln, pendelt der überwiegende Teil mit knapp 400.000 hinaus. Ziel sind die angrenzenden Bundesländer und einige der alten Bundesländer, größere Entfernungen zwischen Arbeitsplatz und Wohnort betreffen eher Höherqualifizierte. Dem IWH


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zufolge sind auch innerhalb Mitteldeutschlands viele Arbeitnehmer mobil – etwa innerhalb der Region Halle/Leipzig, Chemnitz, Zwickau, Dresden oder innerhalb der Thüringer Städtekette Erfurt, Weimar, Jena. Laut Professor Spengler sind die Pendler auch ein Zeichen dafür, was beim Fachkräftemangel schiefläuft: „Hier in Magdeburg merkt man zum Beispiel die Nähe zu Niedersachsen. Die Leute pendeln lieber jeden Tag dorthin, weil sie da 1.000 Euro im Monat mehr verdienen. Gleichzeitig klagen die Unternehmen hier vor Ort, dass sie keine guten Leute finden.“ Der Vorteil der niedrigen Löhne und Lohnstückkosten der Region – mit dem zum Teil auch geworben wird – wird also zum Nachteil. Denn trotz Steigerungen liegt hier das jährliche Haushaltseinkommen pro Kopf immer noch deutlich unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt von 18.983 Euro im Jahr 2009: Im selben Jahr waren es in Sachsen-Anhalt 15.568, in Thüringen 15.514 und in Sachsen 15.881. Zum Vergleich: Hamburg lag bei 24.137 Euro. Spengler ist sich freilich bewusst, dass die Bezahlung nur ein Aspekt unter vielen ist: „Sowohl die Politik als auch die Unternehmen müssen sich was überlegen. Unter anderem braucht es Aus- und Weiterbildung en masse, damit Menschen überhaupt zu Fachkräften werden können.“ Mehrverdienst hin oder her, nicht alle Pendler sind mit ihrem Dasein komplett zufrieden. Der Soziologe Dr. Knut Petzold hat dies mit Kolleginnen an der TU Chemnitz untersucht: „Wir haben dabei verschiedene Pendlerformen finden können. Man

kann sie auch ‚Leidensformen’ nennen, weil sie jeweils verschieden mit ihrer Situation umgehen.“ Während die einen sich geradezu zum Pendeln genötigt sehen und darin nur eine notwendige, aber ungeliebte Übergangsphase sehen, richten andere sich an Wohn- wie Arbeitsort ein, pflegen Kontakte und rechnen damit, dieses Leben bis zur Rente zu führen. Dies geht bisweilen auch mit Spannungen mit dem Partner einher, der am Wohnort sesshaft ist und sich ein Ende des dauerhaften temporären Alleinlebens wünscht. Manchmal profitieren aber auch die „Zuhausegebliebenen“ von den neuen sozialen Kontakten in der Ferne. Für einige Pendler bedeutet ihre Nichtsesshaftigkeit dagegen, dass soziale Kontakte selten sind, weil sie am Arbeitsort nicht gepflegt werden und am Wohnort dafür die Zeit fehlt. Arbeit und Rhythmus Mit den Veränderungen der Arbeitswelt geht also ein Wandel im Lebensrhythmus einher. „Arbeit und Rhythmus“ nannte der Leipziger Nationalökonom Karl Bücher (1847–1930) sein Werk, in dem er den Traum von der Aufhebung der Trennung von Arbeit und Freizeit anstrebte. Er meinte das utopisch. Passen wir heute nicht auf, kann sich das in einer Hinsicht erfüllen: Gerade unter dem Vorzeichen permanenter Erreichbarkeit durch Dienstlaptops oder vom Arbeitgeber gestellte Smartphones ist der Mensch immer „auf Arbeit“, mancher sogar im Urlaub. Das ergibt sich teilweise aus den Anforderungen der Berufe: Während sich unsere


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Binz-Besucher Bernd und André sicher sein können, dass Akten wie Labor über Nacht nicht weglaufen, muss Christiane auch abends oder am Wochenende voll konzentriert dabei sein und für Kunden ein Ohr haben. Schon rudern Unternehmen zurück, bei der Telekom und bei Eon sind Telefonate und E-Mails in der Freizeit tabu, bei VW wird die Weiterleitung von E-Mails aufs Smartphone eine halbe Stunde nach Feierabend abgeschaltet. Selbstständige werden von dieser vernünftigen Regel für sich selber keinen Gebrauch machen können, müssen aber ebenfalls Wege finden, auch mal abschalten zu können, ohne dabei Kunden zu verlieren. Auf ein existierendes Problem scheint der Berg von Ratgeberliteratur zur Work-Life-Balance hinzuweisen. Manch Angestellter leidet darunter, nichts selbst in der Hand zu haben und nur ein kleines Rad im großen Getriebe zu sein, seinem Chef wächst dafür die Verantwortung für Betrieb, Personal und Familie über den Kopf. Und natürlich ist nicht jeder für alles geeignet: André kann sich nicht vorstellen, vor einem nicht enden wollenden Aktenberg zu sitzen, als Unternehmer hätte Bernd keine ruhige Nacht mehr und Christiane wäre es im Labor zu still. Alle drei arbeiten gern in ihren jeweiligen Berufen. Wer seine Existenz mit Aufgaben bestreitet, die er gern macht und sinnvoll findet, hat schon viel gewonnen. Dennoch: Inwiefern jeder Unternehmer sich selbst verwirklicht, ist ebenso fraglich wie die Selbstverwirklichung eines jeden Arbeitnehmers. Wahrscheinlich ist es nur eine Minderheit, die den Luxus einer Arbeit hat, die ganz zu ihr passt.

Schutz vor Überarbeitung

1. Den Zeitplan realistisch einteilen – wer sich zu viel aufbürdet, fühlt sich schnell entmutigt oder gar als Versager.

2. Nicht alles muss sofort erledigt werden. Dinge, die warten können, dürfen aufgeschoben werden.

3. Grübeln Sie nicht ständig über die Arbeit nach. Ungelöste Probleme bleiben bis zum nächsten Arbeitstag einfach auf dem Schreibtisch liegen.

4. Fühlen Sie sich nicht für alles verantwortlich. Geben Sie Aufgaben ab.

5. Das Gefühl der Missachtung treibt manche zu kontraproduktivem Ehrgeiz. Konzentrieren Sie sich auf sich: Sie machen Ihre Arbeit gut, beherrschen Ihr Handwerk. Auch wenn Sie nur ein kleines Rädchen unter vielen zu sein meinen, Ihr Rädchen ist wichtig.

6. Wer sich dauerhaft überlastet und demotiviert fühlt, sollte das Gespräch suchen: mit Freunden oder Angehörigen, um die Lage zu analysieren, aber vor allem mit dem Chef.


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Zwischen Saale und Chemieproduktion Die Straßenbahnlinie 5, die Überlandbahn mit einer der längsten Strecken Europas, ist Zeugin des industriellen und wirtschaftlichen Wandels in Mitteldeutschland. Text: Franziska Reif  Fotografie: Stadt Leuna, Thomas Ziegler

Im Norden der Stadt Halle, unweit der Dölauer Heide, ist die Welt eher von Grün denn von der Industrie geprägt. Hier beginnt die so genannte Techniklinie 5 ihre neunzigminütige Fahrt Richtung Süden. Bald nach dem Start wird die Umgebung urbaner und auf dem Hallenser Riebeckplatz herrscht die verkehrstechnische Unübersichtlichkeit, für welche dieser berüchtigt ist und die zu DDR-Zeiten den Spruch „Kraftfahrer, meidet den Alkohol und den Thälmannplatz!“ prägte. Inzwischen entspannen Ampelregelungen die Situation. Schon 1902 startete vom Riebeckplatz eine Vorläuferin der Linie 5, die von Halle über Ammendorf und Schkopau nach Merseburg führte. In Ammendorf stand übrigens die erste Brikettfabrik der Welt. Über Saale und idyllische Auelandschaften hinweg geht es auch heute nach Schkopau. In den hier ansässigen Buna-Werken begann 1937 die weltweit erste Produktion von Synthesekautschuk, im VEB wurde ab 1958 Carbid hergestellt. Dies verursachte einen charakteristischen beißenden Geruch im Ort und dauerhafte hellgraue Ablagerungen auf Blättern und Dächern. Eine Anekdote berichtet davon, dass vor einem Besuch Honeckers das Gras auf dem Werksgelände grün angemalt worden war. Solche Maßnahmen sind heute nicht mehr nötig: Das zur Dow Olefinverbund GmbH gehörende Gelände ist ebenso modern wie die Kunststoffproduktion und das verträumte Schkopau alles andere als grau. Geschichtsstunde im Deutschen Chemie-Museum Einzelheiten zur Historie nicht nur der Buna-Werke kann erfahren, wer noch ein paar Haltestellen weiterfährt und in Merseburg das Deutsche Chemie-Museum aufsucht. Der Weg führt auf das Gelände der „Ingenieurschmiede“ Hochschule Merseburg. Mit dem theoretischen Wissen aus dem Museum lässt sich die Fahrt in der 5 Richtung Leuna vorbereiten. Der Ort entstand erst in den 1920ern nach dem Bau der Leunawerke, der 1916 begann. Ganz im fortschrittlichen Sinne der Zeit wurde Leuna als Gartenstadt angelegt, was auch heute noch sichtbar ist – bemerkenswert ist neben der Architektur der Platz, der zwischen den Gebäuden für Grünes gelassen wurde –, lange Zeit aber im Widerspruch zur ewigen Flugasche aus dem damals größten Chemiewerks Europas zu stehen schien. Hinter den nicht enden wollenden Werksmauern haben heute etwa 100 Unternehmen ihren Sitz. Richtung Bad Dürrenberg führt der Weg aber nicht dort entlang, sondern wieder durch die Saaleaue. Von der Saalebrücke im Ort erblickt man das Gradierwerk, das der Stadt den Kur-Status einbrachte. Dieses Werk hat nämlich ausnahmsweise mal nichts mit Industrie oder chemischer Produktion zu tun, sondern dient der Salzgewinnung. Die etwa 32 Kilometer lange Fahrt auf einer der längsten Straßenbahnstrecken Europas endet hier – Gelegenheit, um durch den Kurpark am Gradierwerk zu schlendern und salzhaltige Luft zu atmen. Weitere Informationen finden Sie unter: www.techniklinie-5.de


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»Wenn man sich zu sehr mit der Arbeit identifiziert, wird es destruktiv« Die Strukturen moderner Gesellschaften und ihr Wandel sind das besondere Interesse des Lebenslaufsoziologen Reinhold Sackmann. Er erklärt uns, was es mit der sozialen Dynamik auf sich hat und wie sie sich auf das Verhältnis von Arbeit und Leben auswirkt.

Interview: Tobias Prüwer  Fotografie: Norbert Kaltwaßer

Befinden wir uns in einer Leistungsgesellschaft und was bedeutet das für uns? Wir sind zunehmend in einer Leistungsgesellschaft. Aber es gibt nach wie vor Ungleichheiten nach Geschlecht, Alter, Herkunft – die sind nicht leistungsbezogen. Insgesamt erhöht sich die Konkurrenz zwischen den Menschen. Für uns als Dritte, als Konsumenten, hat das Vorteile, setzt uns aber als Produzenten mehr unter Druck.

demografischen Situation. Früher gab es 2–5 Bewerber auf jeden Platz, Unternehmen konnten wählen. Zugleich sind die Anforderungen an den Arbeitsplätzen gestiegen. Niedrigqualifizierte Auszubildende scheitern heute eher im Betrieb als in der Berufschule. Um die Stärke des deutschen Ausbildungssystems zu pflegen, wird man sich stärker um die Auszubildenden kümmern müssen.

Das Tempo der Arbeitsmarktveränderungen hat zugenommen – wie bewerten Sie das? Die durchschnittliche Beschäftigungsdauer ist in Deutschland noch relativ hoch, allerdings ist das stark rückläufig. Und das muss man unterschiedlich bewerten: Manche Menschen bevorzugen kurzfristige Jobs und setzen auf Veränderungen, andere befinden sich in Lebenssituationen, die Sicherheit brauchen. Gleiches gilt für die Unternehmen, die beispielsweise auch nicht immer mit dauerhaften Beschäftigten arbeiten können. Bei den Familien passt sich ihre Rhythmik tendenziell der Arbeitswelt an. Partnerschaften werden brüchiger und früher aufgekündigt. Das kann destabilisierend wirken, anderseits sind Familien ja ein Puffer, der Veränderungen auffängt. Die Arbeitgeber werden auch über die Work-Life-Balance ihrer Mitarbeiter nachdenken. Wenn man Arbeit an den Lebensläufen vorbei organisiert, kann man schwer über Fachkräftemangel klagen.

Stirbt der Mittelstand wirklich? Das ist eine wechselhafte Sache. Der Mittelstand ist seit 150 Jahren betroffen, war aber sehr robust, weil er sich immer angepasst hat. In Ostdeutschland herrscht eine spezifische Situation: Einerseits wurde der Mittelstand in der DDR stärker ausgeschaltet, gleichzeitig hat die Zerschlagung der Großkombinate als Wendefolge zu mehr Mittelstandsbetrieben als in Westdeutschland geführt. Hierin könnte eine Stärke liegen.

Gutes Stichwort: Fachkräfte fehlen, heißt es, andererseits werden Ausbildungsstellen nicht nachgefragt. Ein Widerspruch? Nein. Das ist Ausdruck einer veränderten

Gehen Selbstverwirklichung und Arbeit zusammen? Einerseits sehe ich eine positive Entwicklung. Wir haben heute mehr Arbeitsplätze, mit denen sich die Leute identifizieren können. Im Fließbandzeitalter waren das weit weniger. Die Menschen sehen, dass sie etwas Sinnvolles machen. Aber es gibt hier schon neue Gefährdungen und Erkrankungen: Wenn man sich zu sehr mit der Arbeit identifiziert und keine Identität neben der Arbeit hat, dann wird das in dem Moment destruktiv, wo Niederlagen auftreten. Vielen Dank für das Gespräch.

Reinhold Sackmann Inhaber des Lehrstuhls für Soziologie, insbesondere Sozialstrukturanalyse moderner Gesellschaften, an der Universität Halle-Wittenberg


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Zukunft erfinden vor Ort Der demografische Wandel bedroht vor allem den Osten Deutschlands: Mit ihrem neuen Förderprogramm will die Robert Bosch Stiftung unkonventionelle Ideen und Netzwerke in benachteiligten Regionen unterstützen.

Text: Bastian Salier  Fotografie: Christian Hüller

In Ostdeutschland könnte es demnächst sehr einsam werden. Das Statistische Bundesamt rechnet damit, dass bis zum Jahre 2060 die Einwohnerzahlen in den fünf neuen Bundesländern noch einmal drastisch zurückgehen werden – um bis zu 37 Prozent. Bereits seit Jahren ist dieser Trend erkennbar und geht einher mit einer massiven Überalterung: Junge Menschen ziehen weg – meist der Arbeit hinterher. Die Alten bleiben. Auch andere groß angelegte aktuelle Studien bestätigen die Entwicklung. Zudem setzt sich die Urbanisierung fort: Großstädte, darunter Dresden und Leipzig, wachsen bis 2030 voraussichtlich um bis zu 15 Prozent ihrer Bevölkerung, während das thüringische Suhl oder Dessau in Sachsen-Anhalt besonders stark schrumpfen werden. Geisterstädte in der Provinz? Der demografische Wandel ist in unserer Gesellschaft kein überraschendes Phänomen. Seit Jahren sind die Geburten in Deutschland rückläufig – und zwar in Ost und West. Der medizinische Fortschritt erhöht die Lebenserwartung der heutigen Generationen auf ein nie dagewesenes Maß. Die Bevölkerungsstruktur hat sich bereits in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend verändert und erfordert nun tiefgreifende und vielfältige Anpassungsmaßnahmen in politischer, volkswirtschaftlicher, sozialer und kultureller Hinsicht. „Wir werden immer weniger und immer älter“, ist ein Slogan, der sich wie ein Schreckgespenst auf der sozialpolitischen Agenda die-

ses Landes breit macht. Doch ist es vielleicht ja nur eine Frage dessen, wie wir damit umgehen! Am deutlichsten sichtbar werden die Probleme in den ländlichen Regionen Ostdeutschlands. Der Bevölkerungsrückgang und die damit verbundene Überalterung schreiten hier noch viel stärker voran als im Westen. Die Eigenverantwortung stärken Daran möchte die Robert Bosch Stiftung nun etwas ändern. Unter dem Namen „Neulandgewinner – Zukunft erfinden vor Ort“ will sie Menschen fördern, die unkonventionelle Wege gehen, um die Lebensqualität vor Ort zu verbessern. „Dabei soll die Eigenverantwortung der Menschen gestärkt werden, die mit guten Programmideen mithelfen wollen, ihrer Region ein neues Selbstbewusstsein zu verschaffen“, so Kathrin Rieger, geschäftsführende Gesellschafterin der ZAROF. Gesellschaft für Organisations- und Regionalentwicklung mbH. ZAROF. leitet im Auftrag der Robert Bosch Stiftung das Projektbüro „Neulandgewinner“. Mit einer kurzen Projektskizze können sich Privatpersonen, Vereine oder Initiativen bewerben, die eine Idee haben, wie der Wandel in ihrem Umfeld ganz konkret besser gestaltet werden kann. Meist fehlt es aber vor allem an Geld, um gute Ideen von der Theorie in die Praxis umzusetzen. Deshalb unterstützt die Robert Bosch Stiftung die Vorhaben – je nach Finanzbedarf – mit bis zu 50.000 Euro Projektmitteln. Außerdem vorgesehen ist die professionelle


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Robert Bosch Stiftung

Begleitung und Unterstützung bei der nachhaltigen Entwicklung und eigenverantwortlichen Umsetzung der Projekte. Schulungen und gemeinsame Workshops sollen der Vernetzung der Programmteilnehmer dienen, um einen Erfahrungsaustausch herbeizuführen. „Oft sind gute Ideen ja auch auf andere Orte und Regionen übertragen“, ist sich Kathrin Rieger sicher. Innovativ und dem Gemeinwohl verpflichtet Und damit sich die verwirklichten Ideen und Vorhaben möglichst herumsprechen und keine Einzelfälle bleiben, will die Robert Bosch Stiftung die Projekte der Teilnehmer für eine große Öffentlichkeit sichtbar machen und so auch eine gesellschaftliche Diskussion anstoßen. „Denn Geld allein schafft keine Arbeitsplätze und verändert keine Strukturen.“ Es sind die einzelnen Personen mit ihren Ideen und Netzwerken, die zur Wiederbelebung der benachteiligten Regionen beitragen. „Die Bewerbungen für das Programm ‚Neuland-

gewinner – Zukunft erfinden vor Ort’ müssen bis zum 31. Juli 2012 eingereicht werden und durchlaufen anschließend ein mehrstufiges Auswah lverfahren“, so d ie Ansprechpartnerin im Projektbüro Ines Falkenhan. Die Kriterien der Robert Bosch Stiftung sind einfach und transparent: Das Projekt sollte auf eine lokale oder regionale Problemlage vor Ort reagieren, innovativ und gemeinwohlorientiert sein. Ein nachhaltiger Nutzen und die Teilhabe möglichst vieler Menschen sollten ebenfalls gewährleistet sein. Das Programm ist auf die neuen Bundesländer begrenzt und auf zwei Jahre Förderung angelegt. Der Informations- und Antragsworkshop wird voraussichtlich im September, die Auswahlgespräche im November stattfinden. Die Förderung der ausgewä h lten P rog ra m mtei l neh mer beginnt im Januar 2013.

Mehr Informationen finden Sie unter: www.bosch-stiftung.de/neulandgewinner

Die Robert Bosch Stiftung gehört zu den großen unternehmensverbundenen Stiftungen in Deutschland. Seit mehr als vierzig Jahren folgt sie dem philanthropischen Vermächtnis des Firmengründers Robert Bosch (1861-1942). Dieser hat mit unternehmerischer Vision, politischer Weitsicht, Zivilcourage und seinen gemeinnützigen Initiativen Maßstäbe für die Arbeit der Robert Bosch Stiftung gesetzt. 1964 wurden die zum Nachlass gehörenden Geschäftsanteile der Familie Bosch an der Robert Bosch GmbH auf die von Robert Bosch bereits 1921 gegründete Vermögensverwaltung Bosch GmbH übertragen, die 1969 ihren Namen in Robert Bosch Stiftung GmbH änderte. Die Beteiligung der Stiftung am Stammkapital der Robert Bosch GmbH von 1,2 Milliarden Euro beträgt 92 Prozent. Die Robert Bosch GmbH ist ein weltweit agierender Konzern mit etwa 300.000 Mitarbeitern. Das Unternehmen fühlt sich den Idealen ihres Gründers verpflichtet und beteiligt sich nicht an der Entwicklung von Waffentechnik. Auch die Auslandsniederlassungen haben einen hohen sozialen Standard im Sinne ihrer Mitarbeiter.


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Prof. Dr. phil. Thomas Fabian Prof. Dr. phil. Thomas Fabian (geb. 1955) studierte Psychologie an der Universität Bremen. 1994 bis 2006 war er Professor für Psychologie im Fachbereich Sozialwesen an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig. 2004 bis 2006 war er Mitglied der SPD-Fraktion im Leipziger Stadtrat. Seit 2006 ist er Bürgermeister und Beigeordneter für Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule der Stadt Leipzig. Fabian ist Vater von drei Kindern.

Eine schöne Herausforderung Familienfreundlichkeit wird in Leipzig groß geschrieben. Prof. Dr. Thomas Fabian, Beigeordneter für Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule der Stadt, erklärt im Gespräch mit REGJO, wie sie konkret umgesetzt wird.

Interview: Dörthe Gromes  Fotografie: Christian Nitsche, Andeas Schmidt (Leipzig Tourismus Marketing)

Herr Prof. Dr. Fabian, inwiefern kann die Familienfreundlichkeit einer Stadt dazu beitragen, ihre wirtschaftliche Position zu stärken? Unternehmen achten bei Ansiedlungsentscheidungen immer stärker auf die Rahmenbedingungen, die eine Stadt bietet. Das beginnt mit den Möglichkeiten, durch gute Kinderbetreuungsangebote und Schulen Beruf und Familie miteinander in Einklang zu bringen. Das geht weiter mit dem Vorhandensein von günstigem Wohnraum und reicht bis zu Freizeitangeboten. Ein familienfreundliches Klima erleichtert es jungen Menschen, Familien zu gründen und sichert so langfristig die Zukunftsfähigkeit einer Stadt. Die Umsetzung von Familienfreundlichkeit ist ein verwaltungsübergreifendes Querschnittsthema. Wie wird damit in den Leipziger Dezernaten umgegangen? Der Stadtrat hat 2005 zwei strategische Ziele verabschiedet, die als Grundlage für alle politischen Entscheidungen dienen. Zum einen die Schaffung guter Rahmenbedingungen für Arbeitsplätze, zum anderen eine ausgeglichene Altersstruktur, was wiederum Familienfreundlichkeit impliziert. Weiterhin haben wir einen Aktionsplan für eine kinder- und familienfreundliche Stadt von 2011 bis 2015 entwickelt, in dem Handlungsschwerpunkte definiert und mit konkreten Umsetzungsmaßnahmen hinterlegt sind – vom Ausbau der Kindertagesstätten bis zur Familienfreundlichkeit der Verwaltung. Um eine Stadt familiengerecht zu gestalten, müssen alle Akteure zusammenwirken, nicht nur Verwaltung und Politik, sondern auch Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Wir haben deshalb die Leipziger

Erklärung für Familienfreundlichkeit verabschiedet, der inzwischen weit über 100 Unterzeichner aus ganz unterschiedlichen Bereichen beigetreten sind. Jeder Unterzeichner verpflichtet sich, eine konkrete Maßnahme umzusetzen. Davon abgesehen halte ich es für entscheidend, welche Grundhaltung die Akteure einer Stadt gegenüber Kindern und Familien haben, ob sie ihnen vermitteln, dass sie willkommen sind, und ihnen helfen, ihr Leben zu meistern. Gibt es weitere Maßnahmen, die die Stadt in Sachen Familienfreundlichkeit umgesetzt hat? Ja, viele! Leipzig ist zum Beispiel eine der wenigen Städte, die ein Familieninfobüro haben, und das wird insbesondere von nach Leipzig neu zugezogenen Familien häufig besucht. Seit Anfang 2012 bekommt jedes hier geborene Kind ein Willkommenspaket. Seit 2009 loben wir den Familienfreundlichkeitspreis aus, mit dem wir besonderes Engagement auszeichnen und gute Beispiele für familienfreundliches Handeln bekannt machen wollen. Und wir veranstalten jedes Jahr ein großes FamilienSpieleFest im Rathaus. Trotz des intensiven Ausbaus von Kinderbetreuungsplätzen hält das Angebot mit der Nachfrage derzeit nicht Schritt. Wie stellt sich die Stadt dieser Herausforderung? In Leipzig wurden in den letzten Jahren über 30 neue Kitas gebaut, das Angebot bei der Tagespflege stark erweitert, so dass 2012 über 24.000 Betreuungsplätze für Klein- und Vorschulkinder zur Verfügung stehen. Dieses Jahr gibt die Stadt Leipzig über 180 Millionen


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Spielplatz am Pleißenmühlgraben in Leipzig

Euro für die Kinderbetreuung aus, das ist der größte Posten im städtischen Haushalt. Aufgrund der ständig steigenden Geburtenrate – 2011 kamen in Leipzig 5.600 Kinder zur Welt – müssen wir noch zahlreiche neue Kindertagesstätten bauen. Ich bin zuversichtlich, dass uns das in den nächsten Jahren gelingen wird. Schließlich ist es auch eine schöne Herausforderung, Kapazitäten aufbauen zu müssen, weil eben mehr Kinder geboren werden. Nicht zuletzt haben wir neben dem Ausbau an Plätzen auch in die Weiterentwicklung der pädagogischen Angebote in den Kitas investiert. Wir haben in Leipzig eine große Trägervielfalt mit unterschiedlichen pädagogischen Konzepten und thematischen Schwerpunkten, vom Lernen der französischen Sprache über die Heranführung an Naturwissenschaften und Technik bis zum Waldkindergarten. Der positive demographische Trend drückt sich auch in steigenden Schülerzahlen aus. Wie plant die Stadt, diesen Mehrbedarf zu decken, zumal viele Schulgebäude in

schlechtem baulichen Zustand sind? Wir stehen vor einer sehr großen Aufgabe, Schulgebäude müssen nicht nur saniert, sondern auch neu gebaut werden. Deshalb wird die Stadt Leipzig mehr Geld für Investitionen in Schulen bereitstellen, und ich gehe auch davon aus, dass wir mehr Fördermittel für den Schulhausbau bekommen werden. Insofern bin ich überzeugt, dass wir das mit dem Konjunkturpaket II aufgenommene Tempo der letzten Jahre in Sachen Schulausbau halten und steigern werden. Familien mit Kindern sind einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt. In Leipzig bezog 2009 jedes dritte Kind unter 15 Jahren Sozialgeld. Zugleich ist Leipzig noch immer eine wirtschaftlich strukturschwache Stadt. Wie wird diesem Problem entgegengewirkt? Familienfreundlichkeit bedeutet auch, Familien in schwierigen Lagen zu unterstützen. Wir haben in Leipzig ein relativ hohes Maß an Einkommensarmut. Die Stadt tut viel für Familien in schwierigen

Lebenslagen, zum Beispiel durch die Weiterentwicklung von Kindertagesstätten zu Familienzentren, den Ausbau von Ganztagsangeboten sowie die Kinder- und Jugendförderung. Trotz angespannter Haushaltslage werden keine Kürzungen in diesem Bereich vorgenommen. Schließlich geht es uns darum, einer langfristigen Armut entgegenzuwirken. Alle großen Städte sind durch widersprüchliche Entwicklungen gekennzeichnet. In Leipzig spüren wir jedoch noch immer eine grundlegende Aufbruchstimmung. Das äußere Erscheinungsbild der Gebäude und Straßenzüge in vielen Stadtteilen wird immer schöner, hier gibt es viele Parkanlagen und sogar ein Netz von Gewässern. Besucher schwärmen immer wieder von der lebhaft-quirligen Atmosphäre in der Stadt. All dies trägt dazu bei, dass Leipzig als familienfreundlich erlebt wird. Leipzig ist eine Großstadt, die wirklich alles bietet. Herr Fabian, wir danken Ihnen für das Gespräch.


Gute Musik und viel Entspannung

Die Konzerte im Überblick:

Kurkonzerte – eine neue Konzertreihe im MDR MUSIKSOMMER Dass gute Musik auch viel mit Entspannung zu tun hat, zeigt die Jahrhunderte alte Tradition der Kurkonzerte, die der MDR im Rahmen des Musiksommers zu neuem Leben erweckt. Das Festival nimmt die schöne Tradition auf und entwickelt das Konzept mit Wellness-Angeboten weiter. So können die Konzertbesucher neben den schönen Kuranlagen ohne Aufpreis mit einer Stadtführung die Orte kennenlernen und die lokalen Thermen nutzen. Zu erleben sind die Thüringer Konzerte in Bad Sulza, Bad Langensalza, Bad Berka und Bad Salzungen. „Mit der Konzertreihe ist im Themenjahr „Gesundheit und Wellness in Thüringen 2012“ ein tolles Produkt entstanden, dass es unseren Gästen ermöglicht sowohl das Kulturland als auch das Wellnessland Thüringen zu genießen.“ sagt Bärbel Grönegres, Geschäftsführerin der Thüringer Tourismus GmbH.

Von Klassik bis Jazz; Sonus Brass Ensemble Bad Sulza • Kurpark und Goethe Gartenhaus 2 3. August 2012, 18.00 Uhr Brass Partout Bad Langensalza • Friederikenschlösschen 10. August 2012, 19.30 Uhr One Day of Music; Harmonic Brass Bad Berka • Kurpark 12. August 2012, 16.00 Uhr American Classics: Sächsische Bläserphilharmonie Gesang: Ines Agnes Krautwurst, Dirigent: Thomas Clamor Bad Salzungen • Gradiergarten 25. August 2012, 17.00 Uhr

Bad Sulza

Kur- und Weinstadt

Die Hauptstadt des Thüringer Weinbaus steht für Musik- & Kulturgenuss über und unter Wasser. Legendär: Baden in Licht & Musik im „mit Wasser gefüllten Konzertsaal“. Außergewöhnlich: Literarischer Aufguss im Lektarium der „Sauna der Zukunft“. Spektakulär: Vollmondkonzerte, Liquid Sound Festival und Klassik unter Wasser. Wann schweben Sie in der atemberaubenden Toskana Therme…?

Die Kur- und Rosenstadt Bad Langensalza lädt mit ihrer denkmalgeschützten historischen Altstadt inmitten von 10 zauberhaften Themengärten zum Besuch ein. Entspannen Sie sich in heilendem Solewasser in unserer Friederiken Therme.

Bad Berka Das Goethe-Bad im Grünen

Bad Berka – Entspannung in herrlicher Natur direkt vor den Toren der Kulturstadt Weimars. Nicht verpassen: 3mal täglich von Mai bis Sept.: „Bad Berkaer Parkgeflüster“ – das einzigartige Licht-Klang-Erlebnis in Thüringen.

Bad Salzungen bietet mit starken Sole-Heilquellen bis 27%, sauerstoffreicher Luft und reizmildem Bioklima beste Voraussetzungen für einen erholsamen Besuch.


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Dinosaurier am Werk Alt, aber nicht tot: Mehr Berufe als man ahnt sind noch nicht ganz, sondern nur fast ausgestorben. Von Druckhelfern, Korbmachern und Kunstblümlerinnen.

Text: Tobias Prüwer  Fotografie:Kunstblume Sebnitz: Copyright René Gaens, Porzellanmanufaktur Ludwigsburg GmbH

Aschenbrenner und Zokelmacher, Flitterschlager und Pechsieder: Die Liste untergegangener Berufe ist lang. Einige sind schon vor Jahrhunderten ausgestorben, viele hat die Industrialisierung dahingerafft, andere sind unter späteren Modernisierungswellen dahingesiecht. In vielen Fällen ist das kein Verlust, war das Tätigkeitsfeld nicht gerade verlockend. Wer wollte schon wie die Aschenbrenner wochenlang durch unwegsames Gelände ziehen, um aus umher liegenden Ästen und Zweigen Asche zu machen? Auch der ähnliche Köhlerberuf war ganz und gar kein Zuckerschlecken und wird heute nur noch zwecks Traditionspflege ausgeübt. Brauchtum und Touristenattraktion zugleich ist der Türmer, den sich die Stadt Chemnitz noch leistet. In historischem Gewand bietet er Stadtführungen an: „Hört, ihr Leut’, und lasst euch sagen...“ So sind gerade viele mühselige Handwerksberufe dem Fortschritt zum Opfer gefallen, weil der Bedarf nachließ oder maschinell gedeckt werden konnte. Wer näht sich heute noch jene Metallplättchen mit Loch-Flitter auf die Kleidung, welche einst der Flitterschlager fertigte? Und Pech wird seit mehr als hundert Jahren schon industriell produziert. Es gibt aber ein paar alte Berufe, die nicht ganz verschwunden sind. In vielen Fällen handelt es sich dabei um fast ausgestorbene Handwerksberufe, die sich entweder als geschichtsbewahrende Besonderheit, Edel- und Luxusproduktion oder hoch spezialisiertes Gewerbe

erhalten haben. Neben den – noch – verbreiteten (Möbel-)Tischlern und Schustern gibt es eine ganze Reihe von Berufen, die inzwischen selten zu finden sind: Da wären der Korbmacher und der Scherenschleifer, und der nur noch in den oberen Gerichten anzutreffende Gerichtsdiener – nicht zu verwechseln mit den Justizbeamten – hält Türen auf, reicht Akten, erledigt Botengänge. Der Bogenfänger als Hilfstätigkeit für Ungelernte ist aufgegangen in einem anderen Job ohne Berufsabschluss: der Druckhelfer. Dieser geht vor allem bei der Herstellung von Werbeartikeln wie dem Bedrucken von Kugelschreibern und Feuerzeugen zur Hand, leistet Assistenzarbeiten bei der Bedienung der Druckmaschinen, beim Sortieren und in der Qualitätskontrolle. Nur noch wenige hundert Schrankenwärter wachen in Deutschland über jene Bahnübergänge, die nicht durch technische Einrichtungen zu sichern sind. In der Seidenblumenstadt Sebnitz in der Sächsischen Schweiz üben sich die Blümlerinnen noch in der Kunst, artifizielle Floristik für Braut- und Deko-Gestecke zu fertigen. Porzellanmaler finden sich nicht nur in der Meißener Manufaktur. Seltener geworden, aber nicht verschwunden sind auch Seiler und Küfer/Fassbinder/Böttcher. Und auch wenn sie oft von Brücken abgelöst worden sind, noch setzen einige Fährleute von einem Flussufer zum anderen über. So verkehrt die Saalefähre Brachwitz täglich.


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»Arbeit ist ja Teil des Lebens« Jürgen Wegge ist Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der TU Dresden. In REGJO spricht er über sinnvolle Beschäftigung, manchen Vorteil mittelständischer Unternehmen und die richtige Dosis Arbeit.

Text: Tobias Prüwer  Fotografie: Pressestelle TU Dresden

Wie lässt sich gute Arbeit bemessen? Sie ist definiert in den Normen DIN EN ISO 10075, DIN EN ISO 6385 2004 und dem Arbeitsschutzgesetz. Dort sind eine Reihe relevanter Kriterien aufgeführt. Es geht insbesondere um ganzheitliche Arbeitstätigkeiten, die sinnvoll sind und Lebensfreude geben: Etwa die Rückmeldung durch die Arbeitstätigkeit oder Handlungsspielräume, sowohl in der zeitlichen Dimension als auch mit Blick auf die Arbeitsinhalte. Ist es besser, keine Arbeit zu haben als eine, die nicht den Normen entspricht? Insbesondere die Arbeitslosigkeit ist intensiv untersucht worden. Personen, die ihre Arbeit verlieren, sind in der Regel kränker als Arbeitende. Das liegt daran, dass Arbeit eine Vielzahl von Funktionen hat, nicht nur der Grundsicherung materieller Bedürfnisse dient. Sie gibt auch eine Zeitstrukturierung und Lebenssinn. Ein Beispiel, das ich in Vorlesungen gern gebe: 35 Prozent der Ehen werden bei der Arbeit gestiftet. Man darf also die sozialen Kontakte im beruflichen Umfeld nicht unterschätzen. Eine Ausnahme: Bad Jobs. Wenn Sie in einem Job mit wenig Handlungsspielraum und Arbeitsplatzsicherheit beschäftigt sind, mit schlecht gestalteter Beschäftigung und kurz-zyklischen, undurchschaubaren Tätigkeiten, steht es für Ihre Gesundheit besser, wenn Sie arbeitslos sind. Ist es für Arbeitslose wichtig, sich eine sinnvolle Beschäftigung, sei es als Ehrenamt oder Hobby, zu suchen? Mein Vorgänger am Dresdner Lehrstuhl, Prof. Peter Richter, hat nachgewiesen, dass ein Ehrenamt für sie positive Auswirkungen hat. Allerdings bleiben diese nicht lange bestehen, die ehrenamtliche Tätigkeit ist also kein langfristiger Ersatz für Arbeit. Die Wirtschaft in Mitteldeutschland ist eher kleinteilig organisiert. Welche Handlungsmöglichkeiten haben die Geschäftsführer angesichts von Fachkräftemangel und demografischem Wandel? Die klein- und mittelständischen Unternehmen, kurz: KMUs, verfügen hoffentlich über genauso kompetente Geschäftsführer wie die großen Unternehmen. Wir hatten kürzlich auf einem Treffen des Deutschen Demografie Netzwerks (DDN) eine interessante Diskussion mit Vertretern der Agentur für Arbeit. Sie meinten, dass die Ratschläge an Unternehmer, die das Netzwerk hinsichtlich der Attraktivität der Arbeitsplätze anbietet – wie Familienfreundlichkeit oder Entlohnungsfragen – für die KMU nicht so recht umsetzbar sind. Das seien Ratschläge an Großunternehmen, um den KMUs wertvolle Fachkräfte wegzuschnappen. Grundsätzlich denke ich, die Regeln guter, demografiegerechter Arbeitsgestaltung und Personalpolitik gelten für alle. Die Prinzipien der altersgerechten Führung, Teilzeitmöglichkeit usw. sollten alle beachten. Zwar kann bei Kleinunternehmen nicht immer so strategisch gedacht werden,

aber sie binden ihre Leute gewöhnlich besser an sich. Wir haben in einer repräsentativen Umfrage der deutschen Erwerbsbevölkerung von 2011 z.B. festgestellt, dass die erlebte Altersdiskriminierung in Großbetrieben höher ist. Weil die Kleinunternehmen familiäreren Charakter haben? Ja. Man könnte eigentlich annehmen, die Großen hätten viel mehr Optionen, könnten mehr in Ergonomie investieren, Leute versetzen und andere Arbeitsbedingungen schaffen, wofür den kleineren die Kapazitäten fehlen. Aber überraschenderweise ist die erlebte Altersdiskriminierung in den KMUs geringer. Das Miteinander der Generationen ist besser umgesetzt, was für den Vorteil der KMUs spricht. Das kann an der größeren Notwendigkeit bei KMUs liegen, jeden individuell entsprechend seiner Stärken und Schwächen ins Unternehmen einzubauen, was das Erleben von Wertschätzung fördert. Das wird ja hinsichtlich des Facharbeitermangels wichtiger. Ja, man kann feststellen: Je älter die Menschen werden, umso größer wird die Varianz in der Leistungsfähigkeit und Gesundheit. Daher muss man eine individualisierte oder altersgerechte Führung haben. Wie äußert sich Altersdiskriminierung? Das ist nicht nur das Nichteinstellen von Älteren, sondern findet auch im Job statt. Es geht um die Beförderung, um die Zulassung für Weiterbildung etc. Die Leute fühlen sich etwa nicht wertgeschätzt, wenn sie durch eine solche Nichtzulassung vermittelt bekommen, es lohne sich nicht mehr, in die Älteren noch zu investieren. Sie haben herausgefunden, dass heterogene Teams besser funktionieren? Da muss man differenzieren. Die Forschung hat aber gezeigt, dass es auf das jeweilige Merkmal ankommt. Bei der Intelligenz zum Beispiel ist Heterogenität nicht gut: Die besten Teams sind diejenigen mit lauter intelligenten Leuten. Beim Geschlecht ist es anders: Bei den allermeisten Aufgaben und in den allermeisten Kontexten ist eine Mischung von Männern und Frauen gut. Wenn im Team zum Beispiel mehr als 70 Prozent Frauen sind, das hat eine Studie bei einer großen Landesverwaltung ergeben, machen sich die Frauen gegenseitig krank. Mit Blick auf die Gesundheit ist es also nicht dienlich, homogen weibliche Teams zu haben. Dann hat Schlecker aber auch alles falsch gemacht ... [lacht] Kann schon sein. Wir haben in der Studie mit über 5.000 Personen über Jahre hinweg beobachten können, dass in diesen Teams die Gesundheitsbeschwerden der Frauen größer waren. Die


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Jürgen Wegge Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der TU Dresden

Männer haben nicht darauf reagiert. Es ist also komplizierter mit der Teamheterogenität. Es geht z.B. auch eher nach hinten los, wenn man Jung und Alt zusammenbringt und in der Führung nichts tut. Wie managt man das richtig? Im Team darf das Alter kein Thema sein, sonst werden Vorurteile aktiviert. Da geht es ums Ausbleiben von Altersdiskriminierung seitens der Führung und einer entsprechend guten Arbeitsplatzgestaltung. Wie sieht die aus? Das ist nicht so einfach. In der Automobilproduktion etwa, wo leistungsbezogen bezahlt wird, gibt es Arbeitsplätze, an die man ältere Mitarbeiter zum Beispiel aufgrund der zu bewegenden Gewichte nicht mehr heranlassen kann. Da hat man „Schonarbeitsplätze“ entwickelt – was schon Diskriminierung darstellt. Idealerweise müssen Sie verhindern, dass ältere Leute bestimmte Dinge nicht mehr tun können. Das kann man mit rechtzeitiger Rotation und erhöhter Ganzheitlichkeit erreichen. Wodurch entsteht Freude an der Arbeit? Und was, wenn ich partout keine Lust darauf habe? Was die Freude betrifft: Die derzeit weit verbreitete „Affective-Events“-Theorie geht davon aus, dass es bestimmte Arbeitsereignisse oder Objekte sind, die zu Emotionen – positiven oder negativen – führen. Wenn man Ziele erreicht, Anerkennung ern-

tet, stolz auf das Geleistete ist, fördert das Freude. Und was soll man tun, wenn man keine Passung hat, darauf zielt die zweite Frage: Das ist schlecht! Denn die Passung einer Person in ihren Werten und Einstellungen und der Organisation ist ganz wichtig für die Zufriedenheit und auch die Fluktuationsabsicht. Wenn Sie mit Ihrem Arbeitsplatz nicht zufrieden sind, dann steigt natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass Sie diesen verlassen oder aufgrund ungenügender Leistung gekündigt werden. Daher ist eines der wichtigsten Ziele der personalpsychologischen Arbeit, diese Passung zu erhöhen. Wie motiviert sich ein Unternehmer? An unserem Institut hat Dr. Dominika Dej eine eigene Skala zur Messung des unternehmerischen Erfolgs entwickelt. Es ist nicht nur der wirtschaftliche Anteil, auch Autonomie gegenüber dem AngestelltSein oder gesellschaftlich sinnvolles Tun sind Motive des Unternehmers. Dass es ein komplexes Gebilde ist, wie Unternehmer Erfolg definieren, wird von den Wirtschaftswissenschaften oft übersehen. Wie hält man die Work-Life-Balance? Wir reden eher von der Life-DomainBalance; Arbeit ist ja Teil des Lebens. Natürlich muss man eine Balance zwischen den verschiedenen Welten hinbekommen, in denen man sich bewegt. Wenn sie mehr als 50 Stunden in der Woche arbeiten, hat das für die meisten Leute gesundheitlich negative Auswirkungen.

Wie findet man zum richtigen Maß? Dafür sind gute Selbstführungskompetenzen unerlässlich. Sich selbst die Zeit regulieren und Erholung schaffen, ist wichtig. Wenn die Welten zwischen Freizeit und Beruf verschwimmen, die Leute etwa permanent erreichbar sein sollen, ist die Gefahr groß, sich nicht mehr erholen zu können. Man muss mehr in sich selbst hineinhören? Dazu gibts viel psychologische Forschung ... Ich kann ja nicht ständig zum Psychologen laufen und fragen, ob ich alles richtig mache ... Das ist ja das Kernproblem. Häufig erkennen die Menschen nicht, dass sie etwas falsch machen. Oft braucht es einen Berater. Sich selber am Schopf aus dem Sumpf zu ziehen, schaffen die meisten nicht, daher brauchen sie Hilfe bei der Reflexion. Ein Zeitmanagement- oder Selbstführungsseminar kann da sinnvoll sein. Das ist ein komplexes Problem, das man ernst nehmen muss. Was für den einen gut ist, muss es für den anderen nicht sein. Ein Kollege checkt täglich im Urlaub eine Stunde E-Mails und schaltet dann komplett ab. Er wäre nervöser zu wissen, dass nach dem Urlaub hunderte Nachrichten warten. Andere können das nicht. Häufig ist der Lebenspartner schon ein guter Seismograf. Rat und Hilfe von außen ist für die Selbstführung wichtig. Nur in sich selbst zu hören und zu glauben, so erkennt man sein individuelles Maß, ist eine Illusion. Vielen Dank für das Gespräch.


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Der weite Weg zurück ins Leben Körperliche Probleme nach einem Unfall oder aufgrund zu hoher Belastung im Job können jedem von uns zu schaffen machen. Oftmals sind auch Depressionen die Folge. Einrichtungen wie die FAW gGmbH, Akademie Leipzig helfen beim Weg zurück in den Alltag.

Text: Martin Jendrischik, Daniel Tieg  Fotografie: Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH

Fälle wie die von Martin K. gibt es einige in der Kartei der Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) in Leipzig. Der 34-Jährige steht mehrere Jahre im Berufsleben als Fliesenleger, als sich die körperlichen Strapazen erstmalig bemerkbar machen: Bandscheibenvorfall! Gerade auf dem Wege der Besserung kommt der nächste Rückschlag: Martin K. wird auf Grund der langen Krankschreibung von seinem Arbeitgeber entlassen. Erwerbsunfähigkeitsrente Er fühlt sich nicht mehr gebraucht, betrachtet sich nun als nutzloses Mitglied der Gesellschaft. Hinzu kommen Zukunftsängste, fehlende Tagesstrukturen, Stress mit der Familie. Eine schwere Depression ist die Folge. Dann die Empfehlung der Ärzte: Erwerbsunfähigkeitsrente. Keine gute Prognose, die Rentenansprüche sind gering. Aufstockung auf Hartz-IV-Niveau hört sich nicht gut an. Herr K. stellt bei seinem Rentenversicherer einen Antrag auf berufliche Rehabilitation. Dass Martin K. nach drei Jahren medizinischer und beruflicher Rehabilitation heute wieder in Vollzeit tätig ist und qualifiziert die Kunden eines Fachgeschäfts berät, verdankt er auch dem Reha-

management der FAW Leipzig. Das gemeinnützige Unternehmen entwickelte ein dreistufiges Rehabilitationsprogramm, um Menschen wie Martin K. den Weg zurück auf den Arbeitsmarkt zu ermöglichen (s. Graphik). „Dem Auftrag entsprechend unserer Kostenträger prüfen wir, ob für den Rehabilitanden eine Umschulung in Frage kommt oder ob eine gesundheitlich angepasste Vermittlung der richtige Weg für die erfolgreiche Integration auf dem ersten Arbeitsmarkt ist“, berichtet Ines Bethke, langjährige Rehamanagementbeauftragte der FAW Leipzig. Es folgt die konsequente Erarbeitung beruflicher Perspektiven in Form von Berufswegplanung, Ermittlung eines geeigneten Umschulungsberufes oder die Begleitung und Unterstützung während eines Langzeitpraktikums. Auch nach erfolgreicher Vermittlung übernehmen die Mitarbeiter des Rehamanagements die weitere Begleitung, um den dauerhaften Vermittlungserfolg zu sichern. Die Vorgehensweise wird dabei immer individuell auf den Einzelfall abgestimmt. Das Team des Rehamanagements, bestehend aus Psychologen und Sozialpädagogen, unterstützt monatlich ca. 30 Reha-

bilitanden. Die Bilanz ist gut: „70 Prozent aller Teilnehmer des individuellen Rehamanagements schaffen den Sprung zurück in den beruflichen Alltag“, sagt sie. Oberstes Ziel ist dabei immer die Wiedereingliederung auf dem ersten Arbeitsmarkt. Arbeitgeber profitieren Von einer erfolgreichen beruflichen Rehabilitation profitieren letztlich auch Arbeitgeber. Praktika im Vorfeld ermöglichen eine zuverlässige Einschätzung der Leistungsfähigkeit und Fachkenntnis des vielleicht zukünftigen Mitarbeiters. So können die in den Personalabteilungen der Unternehmen gelegentlich noch vorhandenen Vorurteile effektiv ausgeräumt werden, so Bethke weiter. Martin K. hat es geschafft. Die Freude an Arbeit und Leben ist zurückgekehrt. Ebenso das Gefühl, nicht im Stich gelassen und gebraucht zu werden. Und er hat gelernt, in einer Gesellschaft zu bestehen, in der ausgefahrene Ellenbogen oft mehr zählen, als ihr manchmal guttut. Weitere Informationen finden Sie unter: www.faw-leipzig.de


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Leipzig ist das bessere Berlin, sagen die Medien. Großstadt – das muss nicht heißen: jeden Morgen Stau auf der Stadtautobahn oder eine Stunde U-Bahn bis zum Arbeitsplatz, sagen wir. Großstadt – das heißt: eine Stadt, in der Ideen groß werden können. Ideen zu wirtschaftlichen Erfolgen. Eine Stadt mit kurzen Wegen, vielen Möglichkeiten und einem besonders lebenswerten Umfeld. Egal ob Schriftsteller oder Journalist, Verlagsmitarbeiter oder Grafiker, Maler, Architekt, Designer, Filmschaffender oder Musiker – Sie sind nicht allein: Etwa 30.000 Leipziger arbeiten heute in der Kultur- und Kreativwirtschaft und machen die Branche damit zu einer der lebendigsten in der Stadt. Wir haben nicht nur Raum zum Leben und Arbeiten, wir haben auch die richtige Atmosphäre

dazu. Dass am Ende zum Beispiel der Preis der Leipziger Buchmesse steht oder wie für Neo Rauch eine Einzelausstellung im New Yorker Metropolitan Museum of Art, das können wir natürlich nicht versprechen. Aber dass Leipzig und seine einzigartige Lebensqualität Sie inspirieren werden, das können wir versprechen. Denn das ist Leipziger Freiheit. Sie haben Lust auf Leipzig bekommen? Wir haben das Angebot: bunte Spinnerei, hohe Kultur, kleine Kunstbühnen, spannende Architektur, quirlige City. Leistungen: 2 Ü/F in einem 4-Sterne City-Hotel, „Leipzig kompakt“-Sightseeing Tour (2,5 h) ab 129,00 I p. P. im DZ · EZ-Zuschlag ab 35,00 F Gültigkeit: ganzjährig, vorbehaltlich der Verfügbarkeit Anmeldeschluss: vier Wochen vor Anreise

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Neue Wege bei Suche nach Fachkräften Eine Internetagentur mit Herz für die Familie: Das Bewerberportal der i-fabrik stellt die Bedürfnisse der Bewerber in den Mittelpunkt und bietet Lösungen für die Medizinbranche.

Text: Anett Fritzsche, i-fabrik GmbH  Fotos: Ellen Gruszinsky

Bereits in einer Studie aus dem Jahr 2010 hat die Unternehmens- und Rechtsberatung PwC den Fachkräftemangel im Medizinbereich konstatiert. Nach den Studienergebnissen werden im Jahr 2020 ungefähr 56.000 Vollzeitstellen von Ärzten und 140.000 Vollzeitstellen für Pflegepersonal fehlen. Bis 2030 hat die Unternehmensberatung gar eine Lücke von 950.000 Fachkräften ermittelt. Eine riesige Herausforderung für Kliniken und medizinische Versorgungszentren, für die es schon jetzt gilt, eine Lösung zu finden. Bewerberportal geht auf Bedürfnisse der zukünftigen Mitarbeiter ein Nicht nur im medizinischen Bereich wird es zukünftig immer wichtiger, rechtzeitig Nachwuchs zu fördern und die richtigen Bewerber anzusprechen. Die einfachste und beliebteste Möglichkeit bietet heutzutage natürlich die Ansprache über das Internet. Fast jedes mittelständische oder große Unternehmen listet den Navigationspunkt „Karriere“ oder „Jobs“ auf seiner Seite. Da der Fachkräftemangel aber heute schon spürbar ist, reicht es nicht mehr aus, Stellen einfach nur anzubieten. „Die heutigen Bewerber wollen selbst umworben sein“, weiß Götz Schlegel, Geschäftsführer der i-fabrik GmbH. Die Leipziger Internetagentur i-fabrik GmbH hat zunächst für die medizinische Branche ein speziell für diesen Bedarf zugeschnittenes Online-Bewerberportal entwickelt. Mittlerweile kann das Portal aber in

jede beliebige Website integriert werden. Dort melden sich Bewerber entweder direkt per Online-Formular für ein Stellenangebot oder legen ein passwortgeschütztes Benutzerprofil für sich an. Im ersten Fall findet der zukünftige Mitarbeiter eine Auflistung aller vakanten Stellen, die durch eine detaillierte Suchfunktion, geordnet nach Kategorien, problemlos nach Relevanz sortiert werden kann. Hat sich der Bewerber wie im zweiten Fall für das Benutzerprofil entschieden, erhält er nach der einmaligen Registrierung eine Benachrichtigung, sobald eine zutreffende Stelle vakant ist. Neben den Stellenangeboten und Benutzerprofilen kann das Unternehmen seine Standortvorteile auch ausführlich präsentieren. Denkbar wären hier zum Beispiel Informationen zu Kinderbetreuung, Kultur- und Freizeitangebot oder Weiterbildungsangebote.

maßnahmen oder unkomplizierte Freistellung im Krankheitsfall gelebte Realität. Dass sich dieses Engagement für die eigenen Mitarbeiter lohnt, zeigt die Verleihung des Familienfreundlichkeitspreises der Stadt Leipzig im Jahr 2010. Weitere Informationen finden Sie unter: www.ifabrik.de

Agenturleben im Wandel Die Agentur hat das Bewerberportal nicht zuletzt auch auf Grund eigener Erfahrungen bei der Personalsuche entwickelt. Da in der IT-Branche ebenfalls Fachkräftemangel herrscht, geht man bei der i-fabrik GmbH seit einigen Jahren neue Wege. Während viele Agenturen als „Potenzialverheizer“ mit langen Arbeitszeiten und niedrigen Löhnen verschrien sind, setzt die Internetagentur auf Familienfreundlichkeit und Work-Life-Balance. So sind gleitende Arbeitszeit, finanzielle Unterstützung der Kindertagesplätze, gesundheitliche Förder-

Götz Schlegel, Geschäftsführer der i-fabrik GmbH


50 Arbeit und Leben RegJo

Von Rettungsdienst und Babywunsch Die Arbeit als Feuerwehrmann und Rettungsassistentin bestimmt das Leben von Mario Ruß und Maria Both. Neben dem Job bei der Berufsfeuerwehr engagiert sich das Paar nach Feierabend ehrenamtlich. Einblick in einen anstrengenden Alltag.

Text: Peter Krischunas  Fotografie: Peter Krischunas

24 Stunden Dienst in der Feuer- und Rettungswache Leipzig Nord schieben – für Mario Ruß ist das Alltag. Seine Lebensgefährtin Maria Both leistet 12-Stunden-Dienste beim Deutschen Roten Kreuz in der Messestadt. Zu Hause sieht man sich da eher selten. „Deshalb kommunizieren wir oft nur über Zettel oder SMS“, meint der 40-jährige Mario Ruß. Die Familienplanung unter einen Hut zu bekommen, ist bei den Schichtsystemen alles andere als einfach. Trotzdem hält die 26-jährige Rettungsassistentin an ihrem Kinderwunsch fest. Vor zwei Jahren haben sich die beiden kennengelernt. Whisky, ein sechsjähriger Golden Retriever, spielt eine wichtige Rolle in ihrem Leben. „Wir sehen ihn auch als eine Art Test für unser späteres Kind“, sagt Mario Ruß ohne Scherz. Da sie viel Zeit auf Arbeit verbringen, kümmern sich seine Eltern um den Hund. „Nur so kann es später auch mit unserem Baby klappen“, meint Maria Both. Länger als ein halbes Jahr will sie auf keinen Fall zu Hause bleiben. „Sonst fehlt uns das Geld.“

kommt, gönnt er sich erst einmal ein paar Stunden Auszeit. Maria Both: „Da muss man ihn in Ruhe lassen.“ In ihrer kleinen Zweiraumwohnung in Regis-Breitingen ist das jedoch schwierig. Deshalb zieht sich Mario Ruß in das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) im Ort zurück, wo er ehrenamtlich als stellvertretender Stadtwehrleiter fungiert, zurück. Dort erledigt er technische Arbeiten. Zudem pflegt er als Administrator die Homepage der Regiser Feuerwehr. „So habe ich ihn vor zwei Jahren kennengelernt. Ich akzeptiere das voll und ganz“, erzählt die Lebenspartnerin. Sie dagegen entspannt sich mit Musik. Die Regiserin spielt seit dreizehn Jahren Querflöte. Die Nachbarn sind jung, haben Verständnis dafür, berichtet Maria Both – auch dafür, dass in der Nacht der Piepser angeht und beide zum Alarm der Regiser FFW rausrücken müssen. Nächtliches Poltern in der Wohnung und quietschende Reifen vom Auto gehören dazu. „Bislang hat sich noch keiner beschwert. Es kann schließlich um Leben und Tod gehen.“ »Die Nordwache könnte auch inmitten von New York stehen«

Freiräume für den Partner sind wichtig Mario leistet neben seinem 24-Stunden-Feuerwehrdienst ab und an auch 12-Stunden-Dienste auf dem Rettungstransportwagen (RTW). Der basiert ab dem 40. Lebensjahr auf Freiwilligenbasis. Dafür stehen in der Wache Nord zwei Einsatzfahrzeuge bereit. Wenn der Partner nach solch einer Doppelschicht nach Hause

Vor 27 Jahren begann Mario in der Jugendwehr in Regis-Breitingen. Vor 17 Jahren klappte es endlich mit dem Traumjob in der Feuerwache Nord im Leipziger Stadtteil Gohlis. Die Feuerwehr Leipzig gliedert sich in 4 Berufsfeuerwehrwachen und 24 Freiwillige Feuerwehren. „Unser altes Ziegelstein-Gebäude ist das schönste von allen. Es könnte auch mitten in New-York stehen“, berichtet


regjo Arbeit und Leben 51

Das Ehrenamt frisst Marcel Laux auf. Nach seinem Dienst in der Feuerwache arbeitet er täglich noch in der FFW Brandis.

Mario stolz. Er führt durch das einhundert Jahre alte, denkmalgeschützte Gebäude. Unten in der Gerätehalle stehen die Einsatzfahrzeuge. Hier gibt es immer viel zu tun. Die Kameraden testen die Rolltore und die Gerätschaften auf den Fahrzeugen. Im Labyrinth der oberen zwei Stockwerke befinden sich die Räume der Einsatzleitung, mehrere Ruhe- und Bettenräume sowie die Ausbildungsräume, in denen neben den Berufsfeuerwehrleuten auch die Kameraden der 27 Freiwilligen Wehren von Leipzig regelmäßig weitergebildet werden. Mario Ruß führt ebenfalls solche Kurse durch. In der Küche steht Brandmeister Jörg Färber. Große Ansprüche ans Essen würden die Kameraden nicht stellen. „Aber es muss viel und heiß sein“, scherzt der Leipziger, der gerade Kartoffelsuppe mit Bockwurst anrührt. Bei Alarm muss er ebenfalls mit rausrücken. Im Alltag, wenn die Jungs die Technik warten, schwingt Jörg Färber den Kochlöffel. Dass sich beide gefunden haben, war für Mario wie ein Steinchen im „Lebens-

puzzle“. „Es passte einfach, ohne dass wir viel dazu tun mussten“, so der Oberbrandmeister. Maria und Mario: Das Puzzlesteinchen Berufsfeuerwehrmänner sind zu Hause oft in leitenden Stellen in den Freiwilligen Wehren aktiv. Die Folge ist der Mangel an Freizeit für private Unternehmungen. Mario Ruß ist seit diesem Jahr stellvertretender Wehrleiter und Hauptlöschmeister in der FFW Regis-Breitingen. „Schon als Kind habe ich davon geträumt, in der Feuerwehr zu arbeiten“, erinnert sich der gelernte Elektriker. Die ausgebildete Rettungsassistentin Maria Both wird beim DRK in Leipzig als Sanitäterin eingesetzt. Die Belastung ist immens hoch. Ihr Dienstrhythmus wechselt ständig zwischen zwölf Stunden im Rettungstransportwagen (RTW) und unterschiedlichen Einsatzzeiten im Krankentransportwagen (KTW). Im RTW fährt sie Einsätze, die bis hin zu schweren Notfällen

wie Schlaganfall oder Herzinfarkt reichen. „Doch die Leute rufen immer öfter auch bei Lappalien an, die kostbare Zeit beanspruchen“, klagt Maria Both. Deshalb soll sie den Notarzt bei seiner Arbeit entlasten. Das Ganze nennt sich Rendezvous-System. Handelt es sich um harmlosere Verletzungen wie Knochenbrüche, muss sich der Sanitäter (oder Rettungsassistent), der im Rettungswagen unterwegs ist, um die Patienten kümmern, während der Arzt im Notarztwagen bereits weiterfahren kann. „Das verschafft ihm Freiräume“, erklärt Maria. Maria Both und Mario Ruß sind aber bei weitem nicht die einzigen, die durch das zusätzliche Ehrenamt mit einer hohen Belastung zu kämpfen haben. Ehrenamtliche Arbeit gehört in der Berufsfeuerwehr zum guten Ton, geht aber auf Kosten der Familie Auch Marcel Laux ist einer permanenten Verfügbarkeit ausgesetzt. Der Kollege von Mario Ruß ist in der FFW der 10.000-Ein-


52 Arbeit und Leben

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Mit der Querflöte findet Maria einen seelischen Ausgleich zum harten Alltag.

EU debattiert über Änderungen der Arbeitszeiten

freiwilliger Arbeit noch funktioniert, hängt von der Entscheidung zur EU-Arbeitsrichtlinie ab. Bis April 2012 wurde darüber debattiert, die Wochenarbeitszeit in ganz Europa auf 48 Stunden zu begrenzen. Bis dahin wurde in der Richtlinie nicht klar zwischen Arbeitnehmer und Ehrenamtsinhaber unterschieden. In der Rahmenrichtlinie ist die Rede davon, dass Arbeitnehmer Beschäftigte eines Arbeitgebers sind, auch in „Kultur- und Freizeittätigkeiten“. Einige Bundestagsabgeordnete legten es so aus, dass besonders Stellen, wo Ehrenamtler Tätigkeiten durchführen, die auch von hauptberuflichen Angestellten durchgeführt werden, unter diese Regelung fallen. „Dies hätte nicht nur die ehrenamtlichen Bereiche, sondern auch die Berufsfeuerwehren vor ein unlösbares Problem gestellt“, glaubt Mario Ruß. Im April wurde die Debatte vorerst auf Eis gelegt. Mario Ruß und Maria Both wissen nicht, ob sie darüber lachen oder weinen sollen. „Ein positiver Bescheid hätte viele Arbeitsplätze im Feuerwehr- und Rettungsdienst gekostet. Auf der anderen Seite hätten wir mehr Zeit für uns gehabt.“

Die Belastung für die Feuerwehrmänner und -frauen im Rettungsdienst ist hoch. Wie lange die Mischung zwischen beruflicher und

Weitere Informationen finden Sie unter: www.facebook.com/FFRegis

wohner-Stadt Brandis, östlich von Leipzig gelegen, kommissarisch eingesetzter Stadtwehrleiter. Das Ehrenamt frisst ihn auf. „Neben meinem Beruf investiere ich nach Feierabend täglich mindestens zwei Stunden, je nach Arbeitsaufwand“, so der 34-Jährige. Darüber sind seine Ehefrau und das zweieinhalbjährige Kind alles andere als glücklich. Und noch ein weiteres Problem brennt Laux wie auch Mario Ruß auf den Nägeln. Bei den Alarmierungen der Freiwilligen Wehren fehlen vor Ort oft genügend Einsatzkräfte. Der wichtigste Grund dafür: Städtische Arbeitsplätze werden kaum mit Feuerwehrleuten besetzt. Die sind meist außerorts beruflich unterwegs. Doch wie Laux meint, geht es auch anders, wie beispielsweise in Wurzen. Dort hat Stadtbrandmeister Thilo Bergt eine Anstellung in der Stadtverwaltung bekommen. Dafür musste Bergt im Frühjahr 2012 an Sachsens Landesfeuerwehrschule in Nardt den Lehrgang „Mittlerer feuerwehrtechnischer Dienst“ absolvieren.


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Christian Oehme ist Gebäudereiniger aus Leidenschaft. Seine gute berufliche Perspektive verdankt er der Einstiegsqualifizierung „Chance plus“.

Die zweite Chance Koch, Gebäudereiniger oder doch Lokomotivführer? Die Vielfalt der Ausbildungs- und Jobchancen bei der Deutschen Bahn ist gewaltig. Weil ein Generationenwechsel ansteht, investiert das Unternehmen in sein Personalmarketing.

Interview: Martin Jendrischik  Fotos: Ellen Gruszinsky

„Für mich ist es der schönste Beruf überhaupt“, erzählt der 28-jährige Christian Oehme, während er den Abfalleimer im Regionalexpress leert, wenige Sekunden damit verbringt, die beiden gegenüberliegenden Sitzflächen abzukehren und sich anschließend an die Glasreinigung der Türscheiben im Abteil macht. Oehme ist Gebäudereiniger aus Leidenschaft. „Ich mag es, dass der Beruf so abwechslungsreich ist“, so die Begründung Oehmes, der kurz davor steht, seine Ausbildung bei der DB Services AG erfolgreich abzuschließen. Die Palette der Tätigkeiten ist breit: Von der Büroreinigung, über die Gebäudereinigung innen und der Glasfassade außen, bis zur Fahrzeugreinigung und der Säuberung der erstklassigen DB Lounge. „Dort muss es wirklich sehr sauber sein“, weiß Oehme. Und auch vielfältiges Fachwissen ist gefragt: „Vor allem bei der Grundreinigung kann man viel verkehrt machen, wenn man nicht genug über Physik oder Chemie weiß“, berichtet Oehme. Die Ansprüche an seinen Beruf würden oftmals unterschätzt. Der Auszubildende hat eine besondere Karriere hinter sich: Aus

gesundheitlichen Gründen konnte er seine absolvierte Ausbildung zum Metallbauer nicht zu seinem Beruf machen. So musste eine neue Ausbildungsstätte her. Über das Programm „Chance plus“ erhielt Oehme schließlich eine zweite Chance: Einen Praktikumsplatz als Gebäudereiniger bei der Deutschen Bahn. Hier erlernte Oehme die ersten Schritte im Fach des Gebäude-reinigers – und bereits nach zwei Dritteln der anvisierten Praktikumsdauer von einem Dreivierteljahr bewarb er sich erfolgreich auf den Ausbildungsplatz. Einstiegsqualifizierung „Chance plus“ ist eine Einstiegsqualifizierung der Arbeitsagentur, die die Bahn nutzt, um geeignete Auszubildende in verschiedenen Ausbildungsberufen zu finden. „Die Ausbildungs- und Arbeitsplatzmöglichkeiten sind bei der Bahn sehr, sehr vielfältig“, berichtet Sabine Zwanzig aus der neuen Abteilung Operatives Personalmarketing und Rekrutierung Region Südost. Das ehemalige Staatsunternehmen muss dringend in die Auffrischung des Personals investieren, weil Tausende Mit-

arbeiter in den nächsten zehn Jahren in Rente gehen. Das Durchschnittsalter im Konzern, der bundesweit 195.000 Mitarbeiter hat, liegt bei fast 50 Jahren. Für junge Schulabsolventen, Quereinsteiger oder Hochschulabsolventen bietet dieser Generationenwechsel tolle Perspektiven: Die Übernahmechancen für Azubis liegen bei 94 bis 97 Prozent. Oehme wird nach bestandener praktischer Prüfung als Gebäudereiniger bei der Bahn anfangen. Als Auszubildender profitiert der Leipziger davon, dass das Unternehmen mehr zahlt, als es der Tarifvertrag vorsieht. „Wenn ein Zug kommt und man im Gefahrenbereich zwischen den Gleisen gerade zu einem Zug läuft, dann ist schon eine gewisse Aufregung da“, beschreibt Oehme seine Tätigkeit. Diese hat oftmals noch einen weiteren, angenehmen Nebeneffekt: „Ab und zu hat man Zeit, die Aussicht zu genießen, wenn man hoch oben eine Glasfassade reinigt…“ Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.deutschebahn.com/schueler


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Technisches Know-how und ein kühler Kopf sind die besten Voraussetzungen für die Teilnehmer der WorldSkills 2012 in Leipzig.

Die Olympiade der Berufe Schnelligkeit, Präzision und absoluter Siegeswille sind Eigenschaften, die die Teilnehmer eines ganz besonderen Wettstreits mit den Olympioniken in London verbinden. Das Event kommt 2013 erstmals nach Mitteldeutschland.

Text: Mirjam Schmidt, Martin Jendrischik  Fotografie: © Festo

Eine Art olympischer Geist weht durch Mitteldeutschland. Grund ist ein besonderes Event, das das Leipziger Messegelände im Sommer 2013 in eine außergewöhnliche Wettkampfarena verwandeln wird: „Die WorldSkills sind ein globales Fest der beruflichen Bildung“, erklärt Dr. Claus Andresen, Geschäftsführer der WorldSkills Leipzig 2013 GmbH. Die „Olympiade der Berufe“ findet alle zwei Jahre statt – und erstmals wieder in Deutschland, nachdem 1953 München der Ausrichter der WorldSkills war. Doch was genau passiert in den Tagen vom 2. bis 7. Juli 2013 auf dem Areal der Leipziger Messe? In 45 Disziplinen, deren Bandbreite von modernen technischen Berufen über das klassische Handwerk bis hin zu Dienstleistungstätigkeiten reicht, treten 1.000 Teilnehmer unter 23 Jahren – Schüler, Auszubildende und Studenten – in Wettstreit miteinander. Sie müssen in begrenzter Zeit Aufgaben lösen und erhalten anschließend eine Bewertung. 61 Länder wollen Mannschaften zu den Meisterschaften entsenden. Damit sind die WorldSkills

Leipzig 2013 der größte Berufewettbewerb aller Zeiten. Für die Region Leipzig sind die WorldSkills ein wirtschaftliches und touristisches Highlight: Neben den Teilnehmern erwarten die Veranstalter rund 200.000 Besucher, 3.000 Fachleute aus Berufsausbildung, Wirtschaft und Politik sowie rund 2.000 Medienvertreter aus aller Welt. Ziel ist es, berufliche Ausbildung grenzüberschreitend zu fördern und Standards voranzutreiben. Damit die Veranstaltung gelingt, suchen die Veranstalter rund 2.000 Volunteers, beispielsweise für die Bereiche Akkreditierung oder Besucherservice. „Volunteers peppen nicht nur ihren Lebenslauf auf, sondern sammeln auch Lebenserfahrung“, sagt Thomas Metzel vom Volunteer Management. Erfahrung, von der auch Jessica Wermter-Savi zu berichten weiß: Die 18-jährige Deutsch-Brasilianerin begleitete bei den WorldSkills 2011 in London das brasilianische Team als „Team-Host“, koordinierte den Tagesablauf der Mannschaft, fungierte als Übersetzerin und half bei Fragen.

„Ich habe damals viele Freunde gewonnen, zu denen ich noch heute Kontakt halte“, so Wermter-Savi. „Ich würde mich sehr freuen, auch 2013 wieder dabei zu sein und erneut die Flagge der brasilianischen Mannschaft tragen zu dürfen.“ Sogar Volunteer-Bewerbungen aus Südafrika und Südkorea liegen den Veranstaltern bereits vor. Hinter der Olympiade der Berufe steht WorldSkills International – der Dachverband aller national und regional tätigen Skills-Verbände. Die Non-Profit-Organisation vernetzt Ausbilder, Pädagogen und Unternehmen aus aller Welt und bietet eine Plattform zum internationalen Erfahrungsaustausch. Die WorldSkills Leipzig 2013 werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr sowie aus dem Europäischen Sozialfonds gefördert und aus Wirtschaft und Gesellschaft unterstützt. Weitere Informationen finden Sie unter: www.worldskillsleipzig2013.de


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Tonangebend: Vorstandsvorsitzender Gotthard Dittrich, Vorstand Sven Höhne, Vorstand Sameh Elmahmoudy (v.r.)

»Bildung braucht Engagement« Ende vergangenen Jahres wurde die Europäische Stiftung der Rahn Dittrich Group für Bildung und Kultur ins Werk gesetzt: Mit mehr als 5 Millionen Euro Kapitalstock ist sie eine der größten Stiftungen im Freistaat Sachsen. Der Stifter und Stiftungsvorstandsvorsitzende Gotthard Dittrich im Gespräch mit REGJO.

Interview: Bastian Salier  Fotografie: Europäische Stiftung der Rahn Dittrich Group für Bildung und Kultur

Herr Dittrich, seit mehr als zwei Jahrzehnten engagieren Sie sich im Bereich Bildung und Kultur. War diese Lebensaufgabe schon am Beginn Ihrer beruflichen Karriere vorgeprägt? Nein, keineswegs. Ich habe an den Universitäten Bremen und Hamburg Ökotrophologie und Betriebswirtschaft studiert und war danach zunächst im Außenhandel tätig. In diesem Zusammenhang hatte ich längere Zeit auch in der DDR zu tun, sodass ich den Landstrich jenseits von Elbe und Saale recht gut kennenlernen konnte. Nach der Einheit gründete ich unter anderem mit dem Ehepaar Rahn, das Erfahrungen in der Führung von privaten Schulen besaß, vor 22 Jahren die Wirtschaftsakademie Dr. P. Rahn & Partner. Das war der Beginn des heute als Rahn Dittrich Group (RDG) bekannten Firmenverbundes. Wir sind vorwiegend in den neuen Bundesländern tätig, aber auch an Standorten im Ausland, z. B. im polnischen Zielona Góra und in Kairo. Die RDG setzt im Profil ihrer Bildungseinrichtungen sehr stark auf kulturelle Aspekte, wie auch die Stiftung sich für Bildung und Kultur engagiert. Wie kam es dazu? Das hat verschiedene Gründe. Viele unserer Schulen befinden sich in Gebäuden, die architektonisch und kulturgeschichtlich sehr bedeutsam sind. Dazu gehört das Schumann-Haus in Leipzig, das ehemalige Zisterzienserkloster in Neuzelle und die sogenannte Schmidtsche Villa in Altenburg. Außerdem werden wir in naher Zukunft alle unsere Leipziger Bildungseinrichtungen – von der Kita bis zum Gymnasium – auf einem gemeinsamen Campus vereinigen. Und zwar in einem Komplex von industriegeschichtlich interessanten Fabrikgebäuden im traditionsreichen Graphischen Viertel. Wir wollen dieses mit den Häusern verbundene Erbe pflegen. Zudem wollen wir durch eine musisch-künstlerische Durchdringung des Unterrichts kreatives Lernen und nachhaltige Lernergebnisse wirksam fördern.

Die RDG engagiert sich auch in Osteuropa und im arabischen Raum. Welche Idee steckt dahinter? Die Vermittlung von Fremdsprachen und gediegenen Kenntnissen über andere Kulturen sowie die Erziehung zu Toleranz und Völkerverständigung steht bei uns ganz obenan. Deshalb gehören länderübergreifende Projekte überall fest zum Programm. Bereits 2008 hat meine Mutter, Anneliese Ruppelt-Dittrich, an unserem Standort Zielona Góra die fast gleichnamige Europäische Stiftung für Bildung und Kultur gegründet. Von ihr werden unter anderem ein Gymnasium und ein Lyzeum betrieben. Gemeinsam mit der brandenburgischen Stiftung Stift Neuzelle hat sie ein bemerkenswertes deutsch-polnisches Bildungsbrückenprojekt in Gang gesetzt, das die materiellen Bedingungen für Schüler und Lehrer an beiden Standorten erheblich verbessert hat. Ähnliche Intentionen verfolgen Sie auch mit der neuen Stiftung. Welche Aufgabe ist für Sie im Augenblick die wesentlichste? Die RDG betreibt als freier Bildungsanbieter Ersatzschulen, die mit ihren besonderen Ausprägungen und Konzepten spezielle Bedürfnisse befriedigen. In einigen Bundesländern, etwa in Sachsen, übernimmt der Staat mittlerweile leider nicht mehr das Schulgeld für Kinder aus sozial schwachen Familien, die gerne eine Ersatzschule besuchen möchten. Hier wollen wir mit der Stiftung diesen Rückzug des Staates auszugleichen versuchen, um nicht ungewollt Schulen für Begüterte zu schaffen. Wir möchten jedem, dem unsere spezielle Ausrichtung zusagt, durch Stipendien den Weg zu unserem Angebot ebnen. Aber der Stiftung geht es um viel, viel mehr, beispielsweise um die Förderung besonders begabter Schüler, die Unterstützung von Völkerverständigungsinitiativen und die Bereicherung des kulturellen Lebens. Vielen Dank für das Gespräch! Weitere Informationen finden Sie unter: www.rdg-stiftung.eu


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Frischer Wind auf der Messe Erfurt Als zweitgrößter Messestandort in den neuen Bundesländern hat sich die Messe Erfurt GmbH als Forum für Unternehmen und Verbraucher in der Region etabliert und ist zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor in Thüringen geworden.

Interview: Messe Erfurt  Fotografie: Messe Erfurt

Die durch die Messe Erfurt GmbH generierte Umwegrentabilität stärkt die regionalwirtschaftliche Entwicklung und wirkt somit positiv auf Lebensqualität, Image und Attraktivität der gesamten Region. Auch sorgt die Messe Erfurt GmbH durch ihre Aktivitäten direkt und indirekt bei zahlreichen klein- und mittelständischen Unternehmen der Thüringer Wirtschaft für zahlreiche Produktions- und Beschäftigungseffekte.

Akteure der Windbranche. Erneuerbare Energien, Energieumbau sowie Energieeffizienz werden mit allein fünf Veranstaltungen immer mehr zu Schlüsselthemen im Kalender der Messe Erfurt. „Thüringen als GreenTech-Land und Vorreiter bei erneuerbaren Energien bietet dafür die besten Rahmenbedingungen. Wir sind als Messe ein perfekter Rahmen, Potenziale, Know-how und Fortschritte in diesem Bereich abzubilden“, sagt Messegeschäftsführer Wieland Kniffka.

Im Juni wurde die Messe Erfurt 15 Jahre alt Thüringer Immobiliengespräche Am 15. Juni wurde die Messe Erfurt 15 Jahre alt. Doch statt halbe Jubiläen zu feiern, kündigte Messechef Wieland Kniffka an diesem Tag lieber eine neue Veranstaltung im Bereich erneuerbare Energien an. Zur ersten Veranstaltung mit dem Titel „Wind.Energie – Mitteldeutsche Branchentage“ werden im November 2012 über 30 Aussteller und mindestens 300 Fachexperten erwartet. Ziel ist es, die industrie- und wirtschaftspolitischen Chancen für die mittelständisch geprägte Windindustrie für die Region zwischen Hessen und SachsenAnhalt herauszuarbeiten, Exportchancen zu prüfen, darüber hinaus kritisch die Maßnahmen zur Energiewende in der Region zwischen Main und Elbe zu begleiten und Impulse zu setzen. Angesprochen werden mit der Veranstaltung neben der interessierten Öffentlichkeit vor allem Politiker aller Ebenen, Verwaltungen, Gemeinden, Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen, Kirchen, Kammern, Verbände sowie die

Ebenfalls im Juni hatte die Premiere der Thüringer Immobiliengespräche rund 100 Spitzenvertreter der Immobilienwirtschaft in das Congress Center der Messe Erfurt geführt. Neben der Installation von neuen Veranstaltungen will Wieland Kniffka das Messegelände logistisch und baulich auf Vordermann bringen. „Ab 2015 bzw. 2017, wenn Erfurt ICE-Knotenpunkt ist und man Berlin in unter zwei Stunden, München in etwas über zwei Stunden sowie den Leipziger Flughafen in 28 Minuten erreichen kann, können wir Messen und Gastveranstaltungen, die bisher aufgrund der schlechteren Anbindung einen Bogen um Erfurt gemacht haben, für uns begeistern.“ Zu den ersten Projekten gehört der Umbau des ehemaligen Messebistros in ein modernes Restaurant für Aussteller, Kongress- und Messebesucher. Das neue Restaurant soll ab Herbst 2012 multifunktional sowohl für den gastronomischen Betrieb als auch für

Wieland Kniffka, Geschäftsführer der Messe Erfurt

Tagungen, Pressekonferenzen und kleinere Messeevents genutzt werden. Außerdem wird das Besucher-Leitsystem auf dem Messe-Gelände mit LCD- und Plasmabildschirmen ausgestattet, die auch an Aussteller vermarktet werden können.

Messe in Zahlen Hallenfläche: 25.000 qm Aussteller 2011: 5.998 Besucher 2011: 542.161 Veranstaltungen gesamt: 185

Weitere Informationen finden Sie unter: www.messe-erfurt.de www.mitteldeutscher-windbranchentag.de


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Geballte Kompetenz: Das Team von Arbeit und Leben Sachsen.

Institution für die Bildung Ganzheitliche Unterstützung für Menschen und Unternehmen bietet die Initiative Arbeit und Leben Sachsen.

Text: Frank Schott  Fotografie: Arbeit und Leben

Arbeit und Leben Sachsen ist eine staatlich anerkannte und landesweit tätige Organisation der politischen und sozialen Jugend- und Erwachsenenbildung. Mit Sitz in Dresden, Leipzig und Chemnitz realisiert sie Projekte in gemeinsamer Trägerschaft des DGB mit seinen Einzelgewerkschaften und den Volkshochschulen in Sachsen. Zu den Leistungen der Einrichtung zählen dabei die Entwicklung und Umsetzung von Projekten, die Durchführung von Seminaren, Workshops und Trainings, die Organisation und Ausrichtung von Fachtagungen und Konferenzen, das Erstellen von Evaluationen, Studien und Expertisen sowie die Entwicklung von neuen Bildungskonzepten und -instrumenten. Arbeit und Leben Sachsen ist mehrfacher Träger des Innovationspreises Weiterbildung des Freistaates Sachsen. Jährlich nehmen über 14.000 Teilnehmende fast 1.000 Veranstaltungen in Anspruch. Grundgedanke Teilhabe Der Bildungsauftrag bei Arbeit und Leben orientiert sich am Grundgedanken der Teilhabe. Menschen werden unterstützt und befähigt, im gesellschaftlichen Leben und in der Berufs- und Arbeitswelt kompetent mitzuwirken und die eigene Umwelt mitzugestalten. In Projekten und Veranstaltungen werden dabei verschiedene Zielgruppen in ihren ganz spezifischen Lebenslagen unterstützt. Dazu zählen Schüler, Jugendliche, Auszubildende, Beschäftigte, Alleinerziehende und ältere Arbeitsuchende. Die enge Anbindung an die Sozialpartner gewährleistet dabei stets ein abgestimmtes Vorgehen mit wichtigen Akteuren. So bestehen Kooperationsbeziehungen

mit über 600 Unternehmen in Sachsen, mit den regionalen Arbeitsverwaltungen, den Kammern, Schulen und der Politik. Lebensbegleitendes Lernen Beispielhaft für das Wirken von Arbeit und Leben Sachsen ist das externe Ausbildungsmanagement. Seit 1999 unterstützt die Einrichtung insbesondere kleine und mittlere Unternehmen sowie Jugendliche vor und während der betrieblichen Ausbildung. Einen Schwerpunkt stellt das passfähige Zueinanderfinden von Unternehmen und Jugendlichen dar, dazu zählen zunehmend auch junge Menschen mit schlechten Startchancen. Insgesamt konnten so bereits über 1.000 Ausbildungsverhältnisse flankiert werden, die Ausbildungsabbruchquote in den betreuten Unternehmen liegt mit 5 Prozent weiter unter der üblichen Höhe von 23 Prozent. Doch nicht nur junge Menschen stehen im Fokus: Projekte zur Unterstützung alleinerziehender Mütter und Väter helfen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Frauen werden bei der Weiterqualifizierung im Arbeitsverhältnis begleitet, die Kompetenzen älterer Arbeitsuchender aufgedeckt, weiterentwickelt und den Unternehmen zur Verfügung gestellt. Die Beispiele verdeutlichen: Arbeit und Leben Sachsen ist ein starker Partner im gesamten Prozess des lebensbegleitenden Lernens.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.arbeitundleben.eu


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Jens Hank ist Inhaber der Sportbootschule „Hafenpoller“.

Thomas Czwing bietet zwei Quadtouren durch die Seenlandschaft an.

Hier herrscht noch Aufbruchstimmung Am Hainer See im Süden des Leipziger Neuseenlands bieten derzeit vier kleine Unternehmer ihre touristischen Dienste an. Doch aller Anfang ist schwer.

Text und Fotografie: Peter Krischunas

Thomas Czwing war 2010 mit seiner Firma Wiggela Fun Cars der erste an dem 5,7 Quadratkilometer großen See. Der ehemalige Zeitsoldat bietet zwei Quadtouren an, die rund 15 Kilometer Rundweg um den Hainer See und die große Tour Seenlandschaft (zusätzlich mit Störmthaler See). Zudem stehen vier Segways für leichte Touren zur Verfügung. Der Startpunkt ist am Schillerhaus in Kahnsdorf. Später soll der Start direkt an die Lagune neben die geplante Hafenanlage am Hainer See verlagert werden. 2011 verbuchte Czwing 1500 Kunden. Das macht eine Steigerung von 150 Prozent gegenüber 2010 aus. Der 41-Jährige übergab jetzt das Management an André Mehner, der sein Büro am Cosbudener See am Pier 1 betreibt. Aufsehenerregend: Jens Hank, Inhaber der Sportbootschule „Hafenpoller“, rüstete ein Tenderboot der MS Deutschland in ein Schulschiff um, das auch für Meetings gebucht werden kann. Vor zwei Jahren wurde der 51-Jährige arbeitslos. Der studierte Karosseriebauer entschied sich für die Eröffnung seiner Sportbootschule mit

14 Booten. Die Typen sind Optimist für Kinder, Jolle für Erwachsene, Katamaran, Trimaran, Plattbodenschiff und Kimmkieler. Hank ist Mitglied im Verband Deutscher Sportbootschulen und bildet Segler und Motorbootsportler aus. Im Angebot stehen zudem Kindergeburtstagsfeiern auf den Booten. Lars Kapitza hat sich für den Hainer See entschieden, „weil hier noch Aufbruchsstimmung herrscht.“ Der 28-jährige Bornaer zählte in seiner Wasserskischule im letzten Jahr 250 Kunden. „Wasserski und Wakeboarden am Boot sowie Kitesurfen bietet der Bornaer am Nordufer des Hainer Sees bei Espenhain an. Zudem ist die Trendsportart Stand-up-Paddeln aus den USA hier sehr beliebt. Kapitzas Team besteht aus ausgebildeten Wakeboardlehrern. Fritz Kayser Mosebach ist seit 2009 einer der wenigen Bootsbauer im Raum Leipzig. In der Lagune Kahnsdorf betrieb er im vergangenen Jahr einen Verleih von Ruder- und Elektrobooten. Zuvor war er als Manager für über 200 Mitarbeiter ver-

antwortlich. Dann erkannte der 49-Jährige im Neuseenland seine Chance zum Neufanfang. „Ich drückte die Reset-Taste und machte mich selbstständig. Doch die Bootsvermietung am Hainer See lief sehr schleppend“, erklärt der letzte Holzbootsbaulehrling (1979) der Leipziger „Bootsbau Herold“. In der Saison 2012 hat er nun die Weichen neu gestellt und konzentriert sich verstärkt auf den Zwenkauer See. Seine Werft befindet sich derzeit auf einem ehemaligen Armee-Gelände in Naunhof. Sie soll an den Zwenkauer See verlegt werden, sobald der größte See im Leipziger Südraum fertiggestellt ist, die Flutung läuft bis Ende 2013. Seit langem arbeitet Kayser Mosebach an der Entwicklung eines Motorbootes mit Brennstoffenzellen-Antrieb, extra für das Leipziger Seengebiet. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.wiggela.de www.hafenpoller.de www.kayser-bootsbau-sachsen.de www.wake-beach.de


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Wunderbar blau Erkundungen am Geiseltalsee im Landkreis Merseburg-Querfurt: Der 80 Meter tiefe See, hervorgegangenen aus einer ehemaligen Tagebaulandschaft, wird Ende Juli für Schwimmer, Segler und Camper freigegeben – zumindest teilweise.

Text: Anja Mutschler  Aquarelle: Michael Mutschler

Fragen der Größe nähert man sich am besten von oben. Aus der 500-km-Perspektive nur wenige blaue Flecken. Der Bodensee misst sich mit seinen europäischen Kollegen, dem Genfer See oder dem Plattensee. Dieser Wettstreit im Seen-Memory ändert sich die nächsten paar hundert Kilometer nicht, die man mit dem satellitengesteuerten Web-Flugzeug auf Deutschland herunterschwebt. Erst ab 25 Höhenkilometer blinkt es blau auf den Karten von Google oder Microsoft: die Müritzer Seenplatte schiebt sich zuerst ins Bild, dann folgen Chiemsee und Ammersee und der Fleck südlich von Hannover entpuppt sich als Steinhuder Meer. Und da – ein wenig hinuntertrudeln noch, aber eine Ahnung hat man schon, der Geiseltalsee: größer als alle anderen Tagebauseen in der Region, ja sogar der größte künstliche See Deutschlands. Vier Mal größer als der Cospudener See, hat der Geiseltalsee die Goitzsche bei Bitterfeld als größten See der Region abgehängt. Der Große Wannsee von Berlin passt beinahe sieben Mal hinein. Der lag allerdings quasi immer schon im Süden von Berlin. Diese Standorthoheit muss sich der gerade erst zur Nutzung freigegebene Geiseltalsee im Landkreis MerseburgQuerfurt noch erarbeiten. Nach den Baggern kamen die Paddler Fragen der Schönheit nähert man sich am besten historisch: Auf der Autofahrt von Leipzig nach Mücheln – eine angenehm knappe halbe Stunde über die A38 – vergegenwärtige ich mir den großen Wandel dieser Region: 300 Jahre herrschte hier das Braunkohlere-

vier. Man ahnt, dass mit den großen Maschinen vor allem im 20. Jahrhundert auch die große Hässlichkeit kam. „Dreckige Erde“ nannten sie die Braunkohle hier. Ersetzt man Erde mit Scholle oder gar Heimat, klingt das schon fast verzweifelt. Nach der Stilllegung 1993 mussten die Menschen noch mal zehn lange Jahre warten, bis die Flutung der Mondlandschaft begann. Zehn Jahre: das ist eine ganze Jugend, manchmal eine ganze Ehe. Und auch die Freigabe war eine schwere Geburt. In Kürze wird er teilweise freigegeben: Dann endlich dürfen in der Marina Mücheln Boote ankern, auf dem Campingplatz bei Stöbnitz Zelte und Wohnwagen residieren. Und auf einer Uferlänge von 5 Kilometern kann man endlich auch baden. Empfindsames Zeichen der Hoffnung Wir fahren durch Braunstedt, wo der zweite Hafen schon in Planung ist. Vorerst begrüßen uns leicht angegilbte Plakate von Kneipen, Wohnanlagen und Ausflugszielen. Wer viel durch den Osten gereist ist, erkennt diese empfindsamen Zeichen der Hoffnung wieder: Zu schwach für einen kritischen Diskurs und – gerade deshalb – so wichtig. Die Zukunft keimt zwischen schon neuen und noch alten Häusern. Zahlreiche Publikationen und Broschüren zeugen vom Engagement der Anrainer. Ein Weinberg und über 250 teils seltene Tierarten bevölkern das rund 800 Hektar große Areal um den 18 Quadratkilometer großen See. Den Radwanderweg entdecken wir schnell: Skater, Radler und Jogger nutzen den kantenlosen Asphalt. Nur ein bisschen steil und eng sei es an einigen Stellen, sagen zwei Männer uns später. Sie fahren vor der Sportschau schnell mal die 30 Kilometer um den See. Wir steuern die Marina Mücheln an, den seit 2008 in Betrieb befindlichen Hafen mit Café und Infocenter. Ein bisschen ist es wie im Urlaub: wenn nach dem Straßengrau plötzlich das Blau dominiert. Am Ende einer kurvigen Straße blitzt das Wasser keck durch noch junge Wipfel. Blau – sattes Blau, tiefes Blau, ein Blau, das Weite verspricht. Die Regel von der Absorption des Wassers besagt: Je tiefer das Gewässer und je heller das Licht, desto blauer die Farbe. Der Geiseltalsee ist knapp 80 Meter tief. Zum Vergleich: die Ostsee ist 100 Kilo-


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meter vom Strand entfernt erst 60 Meter tief. Der Geiseltalsee ist selbst tiefer als der Stechlinsee, der tiefste natürliche See Ostdeutschlands. In Garzweiler nahe Mönchengladbach soll ab 2045 ein noch viel größerer Tagebausee entstehen und er wird unglaubliche 180 Meter tief sein. Ich stelle mir vor, dass in einigen Jahrhunderten die Menschen alle Löcher, die sie gegraben hatten, mit Ozeanblau gefüllt haben. Dann sieht die Erde aus 500 Kilometer Entfernung vielleicht auch aus wie der Mond: ein blaulöchriger Käse, in dem jeder ein Boot, jeder seinen eigenen Strandplatz hat. 20 von 45 Tagebauseen in Mitteldeutschland Das Gesetz schreibt vor, dass geschlossene Abrisshalden rekultiviert werden müssen. Wollte die DDR-Regierung aus dem Loch im Geiseltal noch einen Wasserspeicher machen, war schon 1991 klar, dass die Region diese Chance weitaus größer begreift: als Touristenmagnet. Deshalb ist es auch so wichtig, dass der Geiseltalsee derzeit

der größte künstliche See Deutschlands ist. Es ist eine Frage, die ich während meines Aufenthaltes nicht beantworten kann: Ob ein Superlativ, den man ja mit dem menschlichen Auge gar nicht überblickt, zum Erleben beiträgt. Fühlt man sich zum Beispiel an einem Atlantikstrand erhabener als an der Ostsee? Oder genügt einem das Atlantikhafte an manchen Ostseetagen? Wir versuchen im Verlauf dieses Tages mehrfach den See mit den Augen zu umfassen. Das ist nicht leicht: Der See bestand einst aus drei kleinen Gewässern und er windet sich ein bisschen bodenseehaft in die Kanten der alten Halde. Und, ja, er ist wirklich groß. Unser Gefühl, dreißig Minuten von Zuhause entfernt an einer an einer windigen, kargen, ja meerhaft wirkenden Küste sich zu erholen, streitet sich mit der Erwartung an die Natur. An einigen Stellen ist sie schon fertig, etwa

wenn man hinter dem Campingplatz den Berg hinausläuft und einem Waldweg folgend unendlich viele Vögel hört und sieht, auch alte Pappelhaine. An anderen hat sie noch Glatzen. Andererseits: wirkt die Ostsee nicht auch umso atlantischer, umso näher sie bei uns liegt? Der Geiseltalsee ist erfrischend nah. Sein Wasser ist wunderbar blau. Und die Natur um ihn wird ihrer ureigenen Aufgabe nachkommen und weiter wachsen.


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Italien: Land deutscher Sehnsucht Eine Reise ins sonnendurchflutete Kulturland südlich der Alpen erfreut sich bei den Deutschen seit Jahrhunderten großer Beliebtheit. Heute fliegt Ryanair Urlauber bequem und direkt vom Flughafen Leipzig/Halle zu drei Zielen in Italien.

Text: Kai Bieler Fotos: Dreamstime; Photocase, iStockPhoto

Johann Wolfgang von Goethe brauchte noch drei Anläufe, bevor er 1786 endlich zu seiner Italienreise aufbrach. In den Zeiten des Wirtschaftswunders reisten hunderttausende Deutsche im vollbepackten VW-Käfer über die Alpen, um Pizza und Pasta, lichtdurchflutete Landschaften und die Strände der „Capri-Fischer“ zu erleben. Wer heute "la dolce vita" geniessen möchte, braucht eine derart abenteuerliche Anreise nicht mehr auf sich zu nehmen. Im Rahmen des aktuellen Sommerflugplans bietet Ryanair Direktverbindungen zu gleich drei Zielen in Italien vom Flughafen Leipzig/Halle an. So fliegt die Airline jeweils mittwochs, freitags und sonntags vom Leipzig/Halle Airport nach Mailand-Bergamo. Die Millionenstadt gilt als das Zentrum Italiens in Sachen Wirtschaft, Kultur und Mode. Ein Opernabend in der Scala, die neueste Prêtà-Porter-Mode oder ein Heimspiel bei einem der berühmten Fußballclubs AC und Inter: Die norditalienische Metropole hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. Exquisite Mode, die größte gotische Kathedrale der Welt und eines der berühmtesten Bilder der Kunstgeschichte erwarten die Besucher Mailands

Das bekannteste Wahrzeichen Mailands ist der Dom, die größte gotische Kathedrale der Welt. Besonders bei schönem Sommerwetter lohnt dessen Besichtigung, nicht nur wegen der angenehm kühlen Atmosphäre. Wenn draußen die Sonne scheint, funkeln die farbigen Fenster im riesigen Inneren wie ein Kaleidoskop. Für Museums-Fans bietet Mailand gleich mehrere Highlights. Im Refektorium der Dominikanerkirche Santa Maria delle Grazie ist mit Leonardo da Vincis Abendmahl eines der berühmtesten Bilder der Welt im Original zu besichtigen. Dem Werk des kreativen Genies

widmet sich das Leonardo da Vinci Nationalmuseum der Wissenschaft & Technologie. Freunden der italienischen Oper sei dagegen das Museum der Mailänder Scala empfohlen. In Rom gibt es mehr Kirchen, als das Jahr Tage hat, sagt das Sprichwort. Die größte und berühmteste unter ihnen ist der Petersdom. Die Grabeskirche des Apostel Petrus ist das zentrale Heiligtum der römisch-katholischen Kirche. Bis zu 60.000 Menschen finden bei Messen in ihrem Inneren Platz. Seit diese durch Papst Benedikt XVI. abgehalten werden, haben deutsche Katholiken noch einen Grund mehr, in die italienische Hauptstadt zu „pilgern“. Ein Besuch in der „Ewigen Stadt“ Rom reicht kaum, um all ihre Sehenswürdigkeiten zu besichtigen

An nahezu jeder Ecke der „Ewigen Stadt“ begegnen Touristen beeindruckenden Zeugnissen ihrer mehr als 2.700 Jahre alten Geschichte. Das Kolosseum, größtes antikes Amphitheater der Welt, das fast vollständig erhaltene Pantheon, das Forum Romanum und die Engelsburg, als Mausoleum für Kaiser Hadrian erbaut, zeugen noch heute von der einstigen Pracht des Römischen Reiches. Ein Urlaub reicht da kaum für den Besuch der vielen Sehenswürdigkeiten. Doch wer eine Münze über die rechte Schulter in die Fontana di Trevi, den berühmtesten Brunnen der Stadt, wirft, kehrt laut der Legende auf jeden Fall zurück. Mit dieser Gewissheit lässt sich ein Urlaub in Rom entspannt genießen. Bei Streifzügen durch die Stadt am Tiber findet sich immer ein Platz zum Entspannen und mit Sicht auf eine der zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Dreimal pro Woche verbindet Ryanair den Flughafen Leipzig/Halle mit Rom. Wem bei seiner Italienreise mehr der Sinn nach Strand und ländlichem Idyll steht, der sollte Trapani


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Urlaub gestern und heute Eine Italienreise im ersten eigenen PKW bildete in den 1950er und 1960er für viele Deutsche den Beginn des modernen Urlaubstourismus. Heute bringt Ryanair Reisende vom Flughafen Leipzig/Halle aus mehrmals wöchentlich nach Mailand, Rom und Trapani.

für sich entdecken. Die auf einer sichelförmigen Landzunge an der nordwestlichen Küste Siziliens gelegene „Stadt zwischen zwei Meeren“ ist weithin bekannt für ihre exzellenten Weine. Die Küste zwischen Trapani und Marsala ist geprägt von einer Vielzahl kleiner Inseln, glitzernden Salinen und zahlreichen Windmühlen. Von Trapani lassen sich auch per Boot die Ägadischen Inseln oder per Auto die zahlreichen Strände und Sehenswürdigkeiten Siziliens entdecken. Ryanair fliegt in diesem Sommer vom Leipzig/Halle Airport jeweils zweimal wöchentlich das Sonnenziel an. Hochmoderne Flugzeugflotte Dabei bedeutet preisbewusstes Fliegen mit Ryanair keinen Verzicht auf Bequemlichkeit und Sicherheit. So verfügt die irische Airline über eine hochmoderne Flugzeugflotte von 290 Boeing 737-800NG. Darüber hinaus weist Ryanair unter rund 450 untersuchten Airlines weltweit den geringsten Gepäckverlust aus: Lediglich 0,5 Gepäckstücke pro 1.000 Passgiere gehen verloren, wie eine unabhängige Studie des Luftfahrt-Dienstleisters SITA für das Jahr 2011 belegt. Kein Wunder, dass sich das Ryanair-Angebot weltweit steigender Beliebtheit bei Urlaubern und

Geschäftsreisenden erfreut. Seit Aufnahme des Flugverkehrs in Deutschland im April 1999 hat Ryanair bis zu diesem Frühjahr 66.666.666 Passagiere zu ihren Zielen und wieder zurück transportiert. Der Jubiläums-

passagier landete übrigens am 9. Mai dieses Jahres am Flughafen Leipzig/Halle. Dabei handelte es sich um einen Dresdener, der mit seiner Ehefrau von einer einwöchigen Urlaubsreise aus Malaga zurückkehrte.

Fliegen mit Ryanair: So funktioniert es Buchung: Mit nur wenigen Mausklicks können Ryanair-Flugtickets jederzeit im Internet unter www.ryanair.de gebucht werden. Alternativ ist die Buchungszentrale telefonisch erreichbar unter: 0900-1160500 (0,62 Euro pro Minute aus dem deutschen Festnetz). Bezahlung: Den Flug mit Ryanair können Reisende mit Visa und Mastercard sowie Maestro, Visa Connect, Visa Electron und Visa Delta bezahlen. Dafür fallen jeweils sechs Euro Gebühren an. Mit dem Ryanair Cash Passport, eine MasterCard Prepaid Karte, bietet die Fluglinie ein Zahlungsmittel an, mit dem Passagiere die Gebühren umgehen können. Gepäck: Die Mitnahme von Handgepäck (55cm x 40cm x 20cm) bis zu 10kg ist kostenlos. Die Gebühr für ein weiteres Gepäckstück (max. 15kg) beträgt bis zu 100 Euro. Online-Check-In: Über den Abschnitt „Buchung bearbeiten“ oder unter „Online-CheckIn“ auf der Startseite der Ryanair-Homepage ruft der Fluggast seine Reservierung auf und füllt die erforderlichen Informationen zum Reisedokument aus. Anschließend muss der Gast die Bordkarten nur noch jeweils einzeln ausdrucken. Der Online-Check-In ist 15 Tage bis vier Stunden vor der planmäßigen Abflugzeit verfügbar. Für Passagiere, die nicht online einchecken und ihre Bordkarte am Flughafen neu ausdrucken lassen, erhebt Ryanair eine Neuausstellungsgebühr von 60 Euro.


Die TU Chemnitz entwickelt auch Papiersolarzellen, die kostengĂźnstig gedruckt werden kĂśnnen und sehr flexibel einsetzbar sind.


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ENERGIE & UMWELT 65

Forschen für die Energiewende Superkondensatoren als Energiespeicher der Zukunft, Solarzellen und Lautsprecher gedruckt auf Papier oder schwimmende Fundamente für Windenergie auf dem Meer – mitteldeutsche Hochschulen forschen an Lösungen für die Energiewende.

Text: Martin Jendrischik  Fotografie: TU Chemnitz / Hendrik Schmidt, © H. S. Leipner, TU Freiberg / Fotoagentur nordlicht

Die Energiewende ist in Deutschland derzeit in aller Munde. Doch vielfältige Schwierigkeiten sind ungelöst. Der Netzausbau stockt, und vor allem: Es mangelt an Speicherkapazitäten, um die zeit- und wetterabhängigen regenerativen Energien wie Wind- und Solarenergie in das Netz einspeisen zu können. Bislang sind viele Potenziale ungenutzt. Wissenschaftler aus Mitteldeutschland wollen einen Beitrag dazu leisten, dass sich das in der naher Zukunft ändern kann. Forscher der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg haben die Idee des „SuperKon“-Energiespeichers geboren. Grundlage ist die physikalische Speicherung von elektrischer Energie in Dünnschichtbauelementen. Kondensatoren haben generell den Vorteil, dass sie schneller ge- und entladen werden und viele tausend Lade- und Entladezyklen erlauben. Doch bislang ist die Energiedichte nicht ausreichend. Daher erforschen die Wissenschaftler neuartige Kondensatoren aus Komposit-Materialien, die vergleichbare Energiedichten wie die von verfügbaren, aber in der Anwendbarkeit begrenzten Doppelschichtkondensato-

ren erreichen sollen. Daran beteiligen sich 15 Mitarbeiter der Fachbereiche Physik, Chemie und Materialwissenschaften der Uni, die Forschung erfolgt im Rahmen des ForMaT-Programms (Forschung für den Markt im Team) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Dazu werden jeweils die besten Eigenschaften von keramischen Stoffen sowie von Kunststoffen gezielt genutzt. „Unsere Vision ist es, in zehn Jahren einen Superkondensator als Speicher für Windenergie zu haben“, berichtet Projektleiter Hartmut Leipner. Einen wichtigen Meilenstein wollen die Wissenschaftler schon bis Jahresende erreichen: Dann soll ein erster Demonstrator fertig sein. Solarmodule auf Papier An anderen Stellschrauben der Energiewende drehen derzeit Wissenschaftler der TU Chemnitz um Prof. Arved Hübler. „Wir sind uns sicher, den Durchbruch in der organischen Elektronik schaffen zu können“, sagt Hübler. Gemeinsam mit seinem Team vom Institut für Print- und Medientechnik

hat Hübler unter anderem Solarzellen entwickelt, die auf Papier gedruckt werden. Die als 3PV (printed paper photovoltaics) bezeichnete Technologie nutzt herkömmliche Druckverfahren sowie Standardpapiere, wie sie in Zeitschriften und Plakaten zum Einsatz kommen – und benötigt lediglich spezielle Druckfarben mit elektrischen Eigenschaften, um die notwendigen Strukturen auf dem Papier zu drucken, die bei Lichtbestrahlung Strom erzeugen. Vorteil: Da die hierbei eingesetzten Druckverfahren wie Offsetdruck sehr kostengünstig sind, könnten die Papiersolarmodule deutlich billiger Strom produzieren als vergleichbare Solartechnologien auf Basis von Silizium. Doch der Erfindersinn geht noch viel weiter: Im Mai stellte Hübler einen Lautsprecher auf Papier vor, der ebenfalls gedruckt werden kann und ganz normal an einen Verstärker angeschlossen wird. So sind in der Zukunft Tapeten denkbar, die Musik abspielen oder Werbe-Postkarten, die – ausgestattet mit den Papiersolarmodulen – Energie erzeugen können und dadurch so attraktiv werden, dass sie vom


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Schwimmende OffshoreFundamente erforscht die TU Bergakademie Freiberg zusammen mit Partnern.


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ENERGIE & UMWELT 67

Bild oben: Ein Lautsprecher aus Papier: Die Forschungs-Innovation aus Chemnitz sorgt für viel Aufmerksamkeit weltweit. Bild rechts: Messaufbau zur elektrischen Vermessung von SuperKondensator-Teststrukturen

Empfänger der Werbung nicht weggeschmissen, sondern aufgehoben werden. Intelligente Verpackungen könnten in Zukunft mit aufgedruckten Solarzellen viele Zusatzfunktionen mit Strom versorgen – von Displays bis zu Sensoren. Seit Wochen sorgen die Erfindungen von Hübler international für viel Gesprächsstoff – zuletzt brachten die Wissenschaftler einen „Solarbaum“ mit zur drupa, der wichtigsten Messe der Druckindustrie. Schwimmende Windkraftanlagen Während die Solarzellen aus Papier eine völlig neue Technologie zur Erzeugung von Energie darstellen, haben Wissenschaftler der TU Bergakademie Freiberg eine Möglichkeit geschaffen, die Fundamente von Offshore-Windenergieanlagen – also von Windenergieanlagen auf dem Meer – zu verändern. Bislang werden diese Windräder tief im Meeresboden verankert, sind dadurch aber extremen Bedingungen ausgesetzt und äußerst aufwändig im Hin-

blick auf Installation und Wartung. Je tiefer das Meer, umso schwieriger werden die Bedingungen für Offshore-Windenergieanlagen. Ganz anders bei der Technologie aus Freiberg: Gemeinsam mit dem Dresdner Consulting- und Engineering-Unternehmen GICON hat Frank Dahlhaus, Professor für Baukonstruktion und Massivbau in Freiberg, eine schwimmende Plattform nach dem so genannten Tension-leg-Platform-Prinzip entwickelt. „Vertikale und diagonale Verspannungen halten bei dieser Methode die Schwimmkörper, also die Plattform, auf der das Windrad steht, in Position“, erklärt Prof. Dahlhaus. „Von den Auftriebskörpern, die die Plattform über Wasser halten, reichen straffe Seile vertikal bis auf den Meeresgrund, an dem sie über Verankerungen festgespannt werden. Von dort führen Seile diagonal zurück zum Schwimmkörper.“ Die Plattform werde dadurch leicht unter Wasser gezogen und in einem „starren System“ stabilisiert. Denkbar sind auf Basis dieser Technologie

sogar Windenergieanlagen in sehr tiefen Gewässern bis zu einer Tiefe von 800 Metern. Und: Die Kosten werden dadurch in Grenzen gehalten, dass die Windenergieanlagen im Hafen komplett zusammengesetzt und dann mit einem Boot zum Bestimmungsort gezogen werden können. Die ersten Versuche mit den schwimmenden Offshore-Fundamenten jedenfalls verliefen vielversprechend: „Selbst eine ungeplante 20-Meter-Welle konnte das Tragwerk gut verkraften“, freut sich Dahlhaus. Ab 2013 will Dahlhaus nun den nächsten Schritt wagen: Gemeinsam mit GICON, der Universität Rostock und dem Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern soll eine Pilotanlage der TLP-Konstruktion in der Ostsee getestet werden.

Weitere Informationen unter: www.super-kon.uni-halle.de, www.pppv.de, http://www.gicon.de/geschaeftsbereiche/gte/ sof.html


International Management Consulting mit dem PLUS an Mehrwert Was machen wir anders? Als weltweit erfahrenes Team mit dem langjährigen Internationalisierungsberater Sergey Frank an seiner Spitze wissen wir, wo globalisierenden Unternehmen der Schuh drückt. Und wir wissen, dass dieser oft an vielen verschiedenen Stellen drückt. Aus diesem Grund beraten wir unsere Klienten mit einem ganzheitlichen Beratungsansatz.

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RESSOURCEN

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Schonend

Geburtsland der Nachhaltigkeit

Die TU Bergakademie Freiberg lud zum Treffen der Ressourcenuniversitäten.

Unternehmerische Verantwortung und Nachhaltigkeit sind in Unternehmen fest verankert. Doch die Komplexität der Maßnahmen steigt – darüber diskutierten Experten kürzlich in Dresden.

Mitte Juni trafen sich Vertreter aus mehr als 50 internationalen Universitäten an der TU Bergakademie Freiberg und riefen das Weltforum der Ressourcenuniversitäten für Nachhaltigkeit ins Leben. Ziel der gemeinsamen Initiative der Bergakademie und der russischen Bergbauuniversität St. Petersburg war es, über internationale Vernetzung und die Verbesserung der Ausbildung von Fach- und Führungskräften im Ressourcenbereich zu debattieren. Zudem war es ein Ziel, die Position der Ressourcenuniversitäten, die sich der Forschung und Lehre im Bereich der Rohstoffgewinnung widmen, weltweit in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zu stärken. Besonders im Zuge der Energiewende gewinnt die qualifizierte Debatte über massiv steigenden Rohstoffbedarf, schwieriger werdende Lagerstättenbedingungen und Energiegewinnung immer mehr an Bedeutung. Der schonende Umgang mit Ressourcen und Rohstoffen ist daher von zentraler Bedeutung für Gesellschaft und Umwelt. MS

Nachhaltigkeit ist mehr als ein Modetrend – diese Erkenntnis verband die Teilnehmer der 1. Mitteldeutschen Nachhaltigkeitskonferenz, die Ende März auf Einladung des gemeinnützigen INUR – Institut für nachhaltige Unternehmensführung und Ressourcenplanung e.V. nach Dresden gekommen waren. Und: Nachhaltigkeit hat viel mehr mit Sachsen zu tun, als man im ersten Augenblick meint: „Sachsen ist das Geburtsland der Nachhaltigkeit“, sagte Frank Kupfer, Sachsens Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft und Schirmherr der Konferenz. „Im Jahre 1713 wurde durch den sächsischen Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz zum ersten Mal der Begriff der Nachhaltigkeit geprägt. Er wollte mit dem Nachhaltigkeitsprinzip die ökonomischen Grundlagen des damaligen Königreiches Sachsen für die Zukunft sichern, nämlich den Silberbergbau und die dazu notwendigen Holzvorräte.“ Seitdem habe sich der Gedanke weit über den Bergbau und die Forstwirtschaft hinaus entwickelt. In unserer heutigen Zeit ist unterneh-

Weitere Infos unter: www.tu-freiberg.de

merische Verantwortung ein komplexes Thema und viel umfangreicher als noch vor 20 oder 30 Jahren. Darin waren sich die 150 Teilnehmer der Konferenz aus Wirtschaft, Politik, Verwaltungen und gemeinnützigen Organisationen weitgehend einig. Gerade mittelständische Unternehmen hätten Corporate Social Responsibility in ihr Unternehmen oft fest verankert – würden aber wenig unternehmen, um dies auch nach außen hin imagefördernd zu kommunizieren. Letztlich entwickelten sich, so eine weitere Erkenntnis der Konferenz, Unternehmen, die sich und ihr Handeln langfristig nachhaltig ausrichten, auch wirtschaftlich deutlich besser als Unternehmen, die das nicht tun. In Vorbereitung der Konferenz wurde in Zusammenarbeit zwischen dem INUR e.V., der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden und der Westsächsischen Hochschule Zwickau eine Studie zur „Relevanz von Nachhaltigkeits- und CSR-Themen in sächsischen KMU“ durchgeführt. Die Studie wurde zur Konferenz vorgestellt. MJ

Download der Studie: http://bit.ly/IXifRC


Die EnergieCity Leipzig GmbH errichtet eine Erlebniswelt und eine Marketingplattform für Energie- und Umwelttechnik und für nachhaltiges, energieeffizientes Bauen und Sanieren. Es entsteht ein Ausstellungs- und Demonstrationszentrum sowie eine Bildungsstätte und ein Eventtreffpunkt unter dem Oberbegriff „Fit für den Klimawandel“. Das Projekt wird sowohl real als auch virtuell aufgebaut und strahlt überregional aus. Der Vorstand der Berliner GASAG, Andreas Prohl sagte beim Ostdeutschen Energieforum in Leipzig: „Wir müssen die Bürger auf dem langen Weg bis 2050 mitnehmen, die Bürger kennen die Konsequenzen der Energiewende noch nicht. Wir müssen sie ihnen kommunizieren.“ Die Kommunikation der Energiewende sollte durch das EnergieEvent Center, den Leuchtturm für Energieeffizienz – Erneuerbare Energien – Nachhaltiges Sanieren in Leipzig am Hauptbahnhof durch die EnergieCity Leipzig erfolgen.

Kontaktdaten: EnergieCity Leipzig GmbH Georgiring 1-3 04103 Leipzig Geschäftsführer: Prof. Dr. Hans-Jochen Schneider und André Jaschke Telefon: 03 41 / 35 59 16 27 Fax: 03 41 / 35 59 16 29 E-Mail: ecl@energiecity-leipzig.de Internet: www.energiecity-leipzig.de

Die EnergieCity Leipzig bedankt sich bei Ihren Kooperationspartnern:


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In Leipzig diskutierten Energie-Experten wie der frühere Umweltminister Prof. Klaus Töpfer (rechts) über eine der wichtigsten Zukunftsfragen Deutschlands: Wie kann die Energiewende in ökonomisch wie ökologisch vertretbarem Rahmen realisiert werden?

Energieversorgung der Zukunft Haushalte und Unternehmen in Ostdeutschland sowie Bund, Länder und Kommunen – jede Gruppierung ist von der Energiewende betroffen und hat eigenständige Interessen. Was fehlt, ist ein Masterplan, der diese bündelt.

Text: Martin Jendrischik

Fotografie: IHK zu Leipzig

Die Energiewende wird oft mit einem Marathon verglichen. Eine Mammut- oder Herkulesaufgabe, die – wenn verstanden als Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft hin zu einer rohstoffarmen und ressourcenschonenden Welt – eine Generationenfrage darstellt. Für viele Menschen ist das gigantische Projekt kaum greifbar, kaum zu fassen. Zu viele Anknüpfungspunkte, zu viele Fachausdrücke wie Demand Response, energetische Gebäudesanierung oder Netzentgelt bestimmen die (fach-)öffentliche Debatte. Eine Herausforderung der besonderen Art also, mit der man leicht überfordert sein könnte. Für einen Leistungssportler wie Hartmut Bunsen, früher Ruderer und Mitglied der Nationalmannschaft der DDR, heute Sprecher der Unternehmerverbände Ostdeutschlands und Berlins, ist die Energiewende die richtige Herausforderung. Mit

Energie und viel Krafteinsatz hat Bunsen zusammen mit den Landesarbeitsgemeinschaften Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Berlin der Industrie- und Handelskammer das 1. Ostdeutsche Energieforum im Mai in Leipzig organisiert. Mehr als 400 Teilnehmer aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik diskutierten im CCL der Leipziger Messe über die aktuellen Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Energiewende. Kein Masterplan erkennbar Dabei kritisierte nicht nur Bunsen selbst, dass kein Masterplan erkennbar sei: „Ein Masterplan Energiewende ist dringend notwendig, um dieses Großprojekt zu stemmen“, so Bunsen. Durch die anhaltenden Verzögerungen

vor allem im Netzausbau sowie die fehlenden wirtschaftlichen Speichertechnologien, drohten die Energiepreise massiv zu steigen. „Das gefährdet die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, insbesondere in Ostdeutschland.“ Wolfgang Topf, Präsident der IHK zu Leipzig, sagte: „Die Energiewende beeinflusst eine gesamte Prozesskette: von der Erzeugung über den Transport, Handel, Verbrauch, die Rückführung bis hin zu den Klimaschutzzielen.“ Insbesondere der Infrastrukturbereich stehe vor erheblichen Herausforderungen: „Ob intelligente Vernetzung oder neue Kraftwerks-, Speicher- und Antriebstechnologien – der Forschungsaufwand für Wirtschaft und Wissenschaft ist immens. Gelingt die Energiewende, wird dies globalen Vorbildcharakter haben und die Exportchancen deutscher Umwelttechnik beflügeln. Die Potenziale gilt


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Erwartete Auswirkungen der Energiewende Durch Energiewende werden...

die Strompreise erheblich steigen.

Durch Energiewende wird...... 6,5 6,6 6,3

7,7 8,1 8,8

massive Veränderungen im Landschaftsbild sichtbar werden.

7,3 7,7 7,4 5,4 5,4 5,2

die Schadstoffe in der Luft vermindert. Versorgungsengpässe in der Stromversorgung eintreten.

5,1 5,1

Deutschland eine vorreiterrolle in der europäischen und weltweiten Energiepolitik einnehmen.

Deutschland wirtschaftlich stärker.

7,0 3,8

der Wirtschaftsstandort Deutschland geschwächt.

5,1 6,8 3,4 3,4

Arbeitsplätze gefährdet. 6,8

Haushalte Kommunen Unternehmen Die Angaben stammen von der Studie „Energiewelt Ost“ (2012)

es jetzt freizusetzen durch verlässliche politische Rahmenbedingungen.“ Steigender Strompreis und Versorgungssicherheit sind Themen, die den Betrieben in Ostdeutschland wahrlich auf den Nägeln brennen. Das belegt die Studie „Energiewelt Ost“ des Kompetenzzentrums Öffentliche Wirtschaft und Daseinsvorsorge der Universität Leipzig und der enviaM-Gruppe: 74 Prozent der insgesamt 133 befragten, energieintensiven Unternehmen sehen die Versorgungssicherheit aufgrund fehlender Netze, Kraftwerke und Speicher gefährdet. Zwar erwarten die Betriebe, dass Deutschland durch die Energiewende eine Vorreiterrolle in der Welt einnehmen wird. Gleichzeitig befürchten sie jedoch, dass Deutschland als Wirtschaftsstandort geschwächt wird und Arbeitsplätze aufgrund der Veränderungen gefährdet sind. Die Konsequenz: Viele energieintensive Unternehmen wollen effizientere Technologien einsetzen, um intern massive Energieeinsparungen zu bewirken. Insgesamt ist die Akzeptanz der Energiewende bei diesen Unternehmen deutlich geringer ausgeprägt als bei Haushalten und Kommunen: Nur 37 Prozent akzeptieren die Energiewende und die dafür notwendigen Maßnahmen, während sich 37 Prozent der ostdeutschen Unternehmen dagegen aussprechen. Bei den Haushalten hingegen befürworten 81 Prozent die Energiewende, bei den Kommunen 69 Prozent. Vernunft und Augenmaß Die Kritik, ein Masterplan sei nicht vorhanden, ließ Staatssekretär Dr. Bernhard Heitzer, der Bundeswirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler vertrat, nicht auf sich sitzen. „Ich kann Ihnen versichern, die Bundesregierung bringt die Energiewende mit Vernunft und Augenmaß voran“, so Heitzer. Die Bundesregierung habe ein klares Energiekonzept vorgelegt und arbeite an dessen Umsetzung: „In den fünf Kernbereichen Netzausbau, Kraftwerksneubau, Energieeffizienz, Erneuerbare Energie und Energieforschung hat die Bundesregierung umfangreiche Maßnahmenbündel beschlossen.“ Wichtig sei jedoch, so Heitzer, dass auch die Bundesländer mit der Regierung an einem Strang zögen. Momentan gebe es von 16 Bundesländern 16 einzelne

kleine Energiewenden – aber keine aufeinander abgestimmte Gesamtlösung. Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig, neben Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich einer der Vertreter der Bundesländer beim Ostdeutschen Energieforum, forderte dagegen ein Kraftwerksbeschleunigungsgesetz und kritisierte den stockenden Netzausbau: „Von den 4.500 Kilometern neue Stromnetze, die wir brauchen, sind bislang ganze 214 realisiert“, sagte Machnig. Ein Umstand, den Ende Mai auch Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Videobotschaft und beim Besuch der Bundesnetzagentur einräumte. „Das KompetenzWirrwarr in der Bundesregierung muss aufhören“, forderte Machnig an die Bundesregierung gerichtet. „Sechs Ministerien haben derzeit Verantwortlichkeiten für die Energiepolitik – nach der nächsten Bundestagswahl muss sich das ändern. Es muss ein Energieministerium geben.“ Europäische Energiestrategie Während die Abstimmung zwischen den Bundesländern einerseits und zwischen Ländern und Regierung anderseits stockt, was im Mai zum Energiegipfel im Kanzleramt führte, forderte EU-Energie-Kommissar Günther Oettinger eine europäische Abstimmung der Energiestrategie. „Von einem europäischen Energienetz kann noch keine Rede sein.“ Europa will bis 2020 ein Fünftel seiner Stromerzeugung auf Basis von erneuerbaren Energien bewerkstelligen. Dabei liegt die zentrale Herausforderung nicht nur im koordinierten Ausbau der Netze, sondern auch darin, ausreichend Energiespeicher zu entwickeln und zu finden. „Die Netze stabil zu halten, ist eine unglaublich schwierige, technische und auch wirtschaftliche Leistung der Übertragungsnetzbetreiber“, so Oettinger. Wie die Energieversorgung der Zukunft aussehen soll, wurde im Rahmen des Ostdeutschen Energieforums eifrig diskutiert. Dabei waren sich etwa Thomas Prauße, Geschäftsführer der Stadtwerke Leipzig, Dr. Nedim Cen, Vorstandsvorsitzender des Solarkonzerns Q-Cells, und Dr. Ingo Luge, Vorstandsvorsitzender der E.ON Energie AG einig, dass die Energiezukunft dezentral, intelligent, erneuerbar und CO2-arm oder


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M einungen

Schwerpunkte der Energiewende für energieintensive Unternehmen Skala von 1: unwichtig bis 10: sehr wichtig, n=27

Wolfgang Topf (Präsident IHK zu Leipzig)

9,6

9,4

6,7

6,3

6,2

Preissicherheit

Versogungssicherheit

Staatliche Förderung

Klimaschutz/ Nachhaltigkeit

Netzausbau

4,7

4,2

Ausbau erneu- Atomausstieg erbare Energien

Die Angaben stammen aus der Studie „Energiewelt Ost“ (2012)

sogar CO2-frei sein wird. „Wir als E.ON wollen dabei ein Teil der Lösung sein“, bekannte Luge, während Cen betonte, der Strukturwandel in der Energieversorgung könne nur in einem Miteinander von Energieversorgern, der Erneuerbare Energien-Branche, den Stromkunden sowie der Politik gelingen: „Die zunehmende Dezentralisierung der Energieerzeugung ist unaufhaltsam und notwendig. Die Erneuerbaren Energien bieten den etablierten Energieversorgern große Chancen, erfordern aber auch die Übernahme von Initiative und Verantwortung“, bilanzierte Cen. Energie aus Abwärme erzeugen „Ich bin auch an den kleinen Lösungen interessiert”, sagte der ehemalige Bundesumweltminister Dr. Klaus Töpfer. „Das Smart Grid etwa in seiner Endausbaustufe brauchen wir, keine Frage. Aber das hinzubekommen ist keine Aufgabe von Monaten, sondern von Jahrzehnten”, so Töpfer. Daher sei es ganz wichtig auch die kleinen Dinge, die kleinen Maßnahmen zu denken und umzusetzen, um am Ende das große Projekt der Energiewende meistern zu können. Als Beispiel nannte Töpfer etwa die Nutzung von Abwärme in der Industrie, um Energie zu erzeugen oder die Nutzung von Kühltruhen in Supermärkten oder Kühlhäusern zur gezielten Verschiebung von Lasten in Zeiten, in denen viele erneuerbare Energien ins Netz eingespeist werden. Auch lokale Smart Grids in Wohngebieten, die sich autark versorgen könnten, zählte er dazu.

»Gelingt die Energiewende, wird dies globalen Vorbildcharakter haben und die Exportchancen deutscher Umwelttechnik beflügeln.«

Der Weg hin zur sauberen Energieerzeugung der Zukunft kann nach Ansicht von Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich dabei nur mithilfe der Braunkohle geschehen. Die Braunkohle sei eine wichtige Brückentechnologie in Ostdeutschland und die Arbeitsplätze dürften nicht gefährdet werden. Eine Position, die zeigt, dass das Ostdeutsche Energieforum eine Veranstaltung war, bei der sich alle Teilnehmer vor allem an den Realitäten orientierten und gemeinsam etwas in die Wege leiten wollen. „In Ost- und speziell Mitteldeutschland ist die gesamte Wertschöpfungskette der Energiebranche angesiedelt: Von der Erzeugung per Braunkohle und regenerativer Energien über die Verteilnetzbetreiber und den Handel an der Strombörse EEX bis zu den industriellen Großverbrauchern wie der Chemiebranche“, bilanzierte Wirtschaftsinitiative-Geschäftsführer Jörn-Heinrich Tobaben. Deshalb sei der sichere Übergang zur Energieversorgung der Zukunft von besonderem Interesse für die regionale Wirtschaft. „Das Ostdeutsche Energieforum wird sich als Austausch- und Kontaktplattform zur Energiewende weiter einbringen“, sagte Ruderer Bunsen in seinem Abschluss-Statement und kündigte gleich an, man werde sich in einem Jahr wiedersehen und hoffentlich über Fortschritte der Energiewende diskutieren können. „Die neuerliche Auflage findet am 29. und 30. April 2013 in Leipzig statt.“ Mehr Informationen finden Sie unter www.ostdeutsches-energieforum.de

Dr. Günther Oettinger (EU-Energie-Kommissar) »Was Europa braucht, ist eine europäische Energiestrategie im globalen Verbund. Aber derzeit existiert ein Investitionsstau etwa beim Netzausbau. Von einem europäischen Supergrid kann noch keine Rede sein.«

Jörn-Heinrich Tobaben (Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland) »Der sichere Übergang zur Energieversorgung der Zukunft ist von besonderem Interesse für die regionale Wirtschaft. Unsere Unternehmen in Mitteldeutschland können deutschlandweit einmalige Kompetenzen in die Bewältigung der anstehenden Umstrukturierungsprozesse einbringen.«

Andre Jaschke (EnergieCity Leipzig) »Als EnergieCity Leipzig haben wir den Gedanken des Ostdeutschen Energieforums von Beginn an unterstützt. Beim Event konnten wir viele gute Gespräche führen.« Bildnachweis:IHK zu Leipzig, IHK zu Leipzig, Wirtschaftsinitiative Mitteldeutschland, EnergieCity Leipzig


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Flüsterleise und dynamisch Als das Auto das Messegelände verlässt, ist das Staunen groß: Obwohl es dynamisch auf der Messe-Allee entlangsaust, ist nur ein Surren zu hören. Der Wagen ist ein Tesla Roadster. Und er vereint die Vorteile der Elektromobilität.

Text: Martin Jendrischik  Fotografie: TESLA MOTORS GmbH

Der Tesla ist ein Elektroauto der Sorte „Sportwagen“ und Promis Liebling, zumindest in Kalifornien – und gleichzeitig ein umweltfreundlicher Sportwagen der Gegenwart. Mitte Juni prägten die Teslas und andere Elektroautos erstmalig Leipzigs Stadtbild. „Etwa 4000 Besucher der Auto Mobil International nutzten die vielfältigen Probefahrtmöglichkeiten allein bei Elektroautos - die Resonanz war positiv beeindruckend“, freut sich Dr. Winfried Damm vom Verein Netzwerk Energie & Umwelt Leipzig. Nicht nur die AMI hat Mitteldeutschland in Sachen alternative Antriebe einen Schub verliehen. Die Entscheidung der Bundesregierung, Sachsen gemeinsam mit Bayern zum „Schaufenster für Elektromobilität“ zu küren, hat Kräfte freigesetzt. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Förder-Projekte beginnen, hofft Damm: „Derzeit gibt es ein reges Feintuning der Projekte zwischen Bundesregierung und Schaufensterregionen.“ Gefördert werden soll u.a. ein Projekt, das prüfen wird, inwieweit Laternenmasten auch als Ladesäule für Elektromobilität geeignet sind. Außerdem soll die Autobahn A9 von Leipzig nach München mit Ladesäulen ausgerüstet werden. Elektromobilität im Alltag Erste Erfahrungen mit Elektroautos im Alltag sammeln derzeit auch die Mitarbeiter einer Dresdner Tochtergesellschaft der DNV KEMA Energy & Sustainability. Das Unternehmen hat die Federführung im Projekt „SaxMobility II“ übernommen und stellte in diesem Kontext u. a. eine Kampagne für grünere Autos in Europa namens „Clean Drive“ vor. „Unsere Mitarbeiter nutzen den Opel Ampera

seit März für Geschäftsfahrten bis zu 400 Kilometer“, berichtet Kristian Seidl, Berater bei DNV KEMA. Dabei habe es am Anfang leichte Berührungsängste mit dem Auto mit Reichweitenverlängerung gegeben, der kein reines Elektroauto ist, sondern ein Hybridfahrzeug. „Inzwischen haben wir aber 7.000 Kilometer problemlos zurückgelegt“, so Seidl. Die Listen der Mitarbeiter, die das Auto über das Wochenende nutzen wollen, sind lang. Mobilitätskonzepte denken Die Bundesregierung will bis 2020 bereits 1 Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen sehen. „Um das zu erreichen, sollte vermehrt über Mobilitätskonzepte nachgedacht werden“, sagt Damm, der auch bei den Stadtwerken Leipzig, einem der Konsortialpartner von SaxMobility II, u.a. für Elektromobilität zuständig ist. So wird gerade an einem Abrechnungssystem über mobile Endgeräte gearbeitet, das die etablierten ÖPNV-Systeme aus Dresden und Leipzig (Handyticket, easyGo) verbindet und eine systemübergreifende Nutzung möglich machen soll. So kann der Kunde in Zukunft per Smartphone sein Elektroauto an öffentlichen Ladestationen aufladen, ein ÖPNV-Ticket kaufen oder ein Elektroauto im Rahmen von E-Carsharing ausleihen. Das „Car and More Sharing“ wird seit Juni mit drei Elektrofahrzeugen und verschiedenen Elektrorollern am Campus der HTW Dresden getestet.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.energiemetropole-leipzig.de


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Energie & Umwelt 75

Europäisches Netzwerk knüpfen Während Europa in der Eurokrise auseinanderzubrechen droht, herrscht auf anderen Gebieten deutlich mehr Einheit. Ein Beleg ist das Ziel, im Bereich der erneuerbaren Energien ein europäisches Metanetzwerk zu schaffen.

Text: Martin Jendrischik  Fotografie: © Wolfgang Jargstorff, Portrait: Norman Rembarz

Die Arbeit des Leipziger Netzwerks Energie und Umwelt (NEU e.V.) geht weit über die Stadtgrenzen hinaus. Denn der Verein hat sich nicht nur die Bündelung der Kräfte in der Region zum Ziel gesetzt, sondern auch die Zusammenführung der hiesigen Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und kommunaler Verwaltung mit anderen, vergleichbaren Netzwerken etwa in Rumänien, Griechenland oder Polen. Zu diesem Zweck wird das Transnational Renewable Energy Cluster, kurz TREC, im Rahmen eines EU-Projektes aufgebaut. „Über TREC können beispielsweise die über 400 Akteure des Leipziger Clusters Energie und Umwelt mit derzeit 40 Partnern in Rumänien, 35 in Polen und 25 in Griechenland zusammengebracht werden“, sagt Vereinsvorstand Romann Glowacki, der als Innovationskoordinator beim Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) arbeitet. Leipziger Delegation in Rumänien DBFZ und NEU e.V. bauen gemeinsam das europäische TREC-Netzwerk auf. „Dazu gehören vor allem die Erkundung der regionalen Schwerpunkttätigkeiten und die Vertiefung der Zusammenarbeit mit den jeweiligen Netzwerkmanagern“, berichtet Glowacki. TREC wird mit Fördermitteln des EU-Programms Interreg finanziert. Zuletzt machte sich eine Leipziger Delegation auf den Weg nach Rumänien, um in Klausenburg das dortige TREC-Netzwerk kennen-

zulernen. Schwerpunktthemen dort sind Biokraftstoffe, Solar- und Windenergie sowie Wasserkraft. „In der Region ist auch Rumäniens führendes Forschungszentrum für Biokraftstoffe angesiedelt“, berichtet Glowacki. Ein Aspekt, der Parallelen zur Region Leipzig aufzeigt – hier ist neben dem DBFZ auch das Spitzencluster BioEconomy angesiedelt.

Interesse an der Erschließung von Auslandsmärkten oder Geschäftskontakten mit den Regionen haben. Diese sind eingeladen, ihre Bedürfnisse, Bedarfe und Anregungen zu formulieren: Der Workshop „Geschäftskontakte mit Rumänien, Griechenland, Polen und Ungarn“ am 9. Juli bietet hierzu im Kubus des Umweltforschungszentrums die nächste Gelegenheit.

Partnerschaft mit Łódź Das DBFZ begleitet die Aktivitäten im TREC-Projekt wissenschaftlich. So wird die thematische Ausrichtung der Netzwerke in Ungarn (Energiewirtschaft und -politik), Griechenland (Transformation einer Braunkohleregion) und Polen (Bioenergie) untersucht. Gemeinsam mit dem BioenergieNetzwerk in Łódz´ wurde kürzlich ein Projekt im Bereich der Fortbildung von promovierenden Ingenieuren durchgeführt. „Ziel ist stets die Nutzbarmachung dieser Netzwerke und Kontakte für Unternehmen des Leipziger Energie- und Umweltclusters“, so Glowacki. Vor dem Hintergrund einer traditionell auf Handel und Austausch ausgelegten Stadt entstehe durch die internationale Vernetzung eine weitere Spezialisierung im Bereich der Energie- und Umweltwirtschaft, die zur weiteren Wertschöpfung in der Region beitragen könne. Die Aktivitäten des TREC-Netzwerks sind gute Gelegenheit für Unternehmen aus dem Energie- und Umweltsektor, die ein

Romann Glowacki, Innovationskoordinator beim Deutschen Biomasseforschungszentrum Weitere Informationen finden Sie unter www.energiemetropole-leipzig.de


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RegJo

Ferngasnetze für die Energiewende Stillstehende Windkraftanlagen trotz Wind – ein Bild, das in Deutschland häufiger wird. Das Problem ist die mangelnde Möglichkeit, den Überschussstrom durch Leitungen nach Süden zu transportieren oder diesen mittelfristig zu speichern.

Text: Martin Jendrischik  Fotografie: Ontras VNG Transport GmbH

Kaum sonst ein Land verfügt über ein solch ausgebautes Erdgasnetz. Vielfältig miteinander vernetzt, transportiert die Energieautobahn das Erdgas für die Wärme- und Stromerzeugung sowie zur stofflichen Nutzung. Dabei ist das Erdgasnetz beim Ein- und Ausspeisen des Gases flexibel und hat Kapazitäten, die als KurzfristSpeicher dienen können. Ein Viertel des jährlichen Gasbedarfs lässt sich überdies in unterirdischen Gasspeichern zwischenlagern. „Das Erdgasnetz mit seinen 443.000 Kilometern Gasleitungen sowie die Power-to-Gas-Technologie sind wichtige Vorteile bei der Speichersuche“, sagt ONTRAS-Pressesprecher Dr. Ralf Borschinsky. Power-to-Gas-Technologie bedeutet, überschüssigen Strom aus Windkraft- und Solaranlagen zur Erzeugung von Wasserstoff durch Elektrolyse zu nutzen. Wasserstoff kann dann direkt ins Gasnetz gelangen oder mit CO2 zu Methan als Hauptbestandteil von Erdgas veredelt und anschließend eingespeist werden. Vermischt mit Erdgas, kann das regenerativ erzeugte Gas andernorts verbraucht oder in Speichern zeitlich unbefristet gelagert werden. Wasserstoff versus Methan „Bei der direkten Einspeisung von Wasserstoff können 70 Prozent der Energie gespeichert werden, die sonst ungenutzt blieben“, berichtet Borschinsky. Diese Lösung sei auf den ersten Blick der Veredlung zu Methan (speichert 56 Prozent dieser Energie) überlegen. Doch die Wasserstoff-Einspeisung birgt auch Restriktionen und verursacht Kosten. „Wasserstoff verändert die Eigenschaften des Erdgases. Wir müssen jedoch eine definierte Bandbreite bei der Beschaffenheit einhalten“, sagt Borschinsky. Deshalb darf der Wasserstoffanteil in einer Leitung nur wenige Prozent der darin vor-

handenen Erdgasmenge erreichen. Die maximale Einspeisemenge hängt von den örtlichen Einspeisebedingungen ab. Schon ab einem Anteil von einem Prozent Wasserstoff im Netz sind nach Berechnungen des nationalen Netzentwicklungsplans Gas Investitionen von über 100 Millionen Euro notwendig, weil z.B. Messeinrichtungen wasserstofftauglich umgerüstet werden müssen. Mehr Energieausbeute durch Prozesswärme Regenerativ erzeugtes Methan kann dagegen unbegrenzt ins Gasnetz eingespeist und gespeichert werden. Auch lässt sich durch die Nutzung der anfallenden Prozesswärme die Energieausbeute bei der Methanisierung erhöhen. „Als Netzbetreiber sind wir für beide Möglichkeiten offen. Denn Power-to-Gas ist im Vergleich zu Pumpspeichern und Batterien der vorteilhafteste Energiespeicher“, so Borschinsky. Power-to-Gas könne jedoch den Ausbau der Stromnetze nicht ersetzen. „Aber der wesentlich kurzfristiger realisierbare regionale Abbau des Stromüberangebots durch Power-to-Gas kann wesentlich zur Entspannung der Situation beitragen.“ Bei der Standortwahl sollten nach Ansicht der ONTRAS die Belange von Strom und Gas gleichermaßen berücksichtigt werden: „Ideal wäre hier ein volkswirtschaftlicher Ansatz, um geeignete Marktmodelle zu entwickeln und die Kosten sachgerecht zu verteilen.“ Nur wenn am Ende der Einsatz regenerativer Energien für alle auch bezahlbar bleibe, könne das Gasnetz seine Rolle als tragende Säule der Energiewende voll übernehmen. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.ontras.de


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Energie & Umwelt 77

Im Leipziger Süden entsteht der Neubau eines Labor- und Institutsgebäudes für Maschinenund Energietechnik der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK Leipzig).

Tüfteln, forschen, entwickeln Die Energiewende kann nur mit einer stark praxisorientierten Wissenschaftslandschaft gelingen. Eine mitteldeutsche Hochschule stellt sich gerade im Rahmen einer Neu-Positionierung auf die Herausforderungen ein.

Text: Martin Jendrischik  Fotografie: HTWK Leipzig

Die technologischen Innovationen, die aufgrund der Energiewende in den kommenden Jahren zur Marktreife gebracht werden müssen, kommen oft direkt aus Wissenschaft und Forschung. Doch die Anforderungen ändern sich häufig, interdisziplinäres Arbeiten und Forschen ist gefragt. „Das Geschäft ist zu schnelllebig geworden, um eigene Strukturen wie Fakultäten oder Studiengänge permanent daran anzupassen“, sagt Prof. Markus Krabbes, Prorektor für Wissenschaftsentwicklung einer der großen technischen Hochschulen Mitteldeutschlands. Die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK Leipzig), im Leipziger Süden in Connewitz angesiedelt, stellt sich zum 20-jährigen Bestehen gerade durch einen Profilierungsprozess neu auf, um diesen Anforderungen gerecht werden zu können.

entsprechende Vertiefungsrichtungen in den grundständigen Studiengängen. Innerhalb der Profillinie „Bauen und Energie“ steht dabei die Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Herausforderung „Ressourcen schonen“ im Mittelpunkt von Lehre und Forschung. Das Thema Bauen beschäftigt die HTWK Leipzig im Jubiläumsjahr nicht nur in Forschung und Lehre: Demnächst soll die Fakultät Maschinenbau und Energietechnik von Markkleeberg nach Connewitz in ein großes, derzeit an der Karl-LiebknechtStraße neu entstehendes Gebäude ziehen. Außerdem werden die Außenstellen der Fakultät Medien vollständig am Campus vereint, in einem frisch sanierten Altbau. Stadtteilprägende Neubauten wie das Medienzentrum und die neue Hochschulbibliothek wurden bereits im Jahr 2009 eröffnet.

Nicht jeder Mode nachrennen

150 Drittmittel-Mitarbeiter

Dabei stehen Profile wie „Bauen und Energie“ im Vordergrund der Positionierung, die interdisziplinär von unterschiedlichen Fakultäten, beispielsweise „Bauwesen“ oder „Maschinenbau und Energietechnik“ getragen werden. „Die Vernetzung durch fakultätsübergreifendes Denken ist die große Klammer, die unserem Leitbild entspricht“, so Krabbes. Man sei „zu groß“ aufgestellt, um „jede Mode mitmachen“ zu können. Daher werde es beispielsweise keinen speziellen Studiengang für regenerative Energien an der HTWK Leipzig geben – dafür aber

Die Hochschule ist traditionell im Bereich Energie- und Umwelttechnik exzellent aufgestellt, geht sie doch unter anderem aus einer traditionsreichen Bauhochschule und Ingenieurschulen für Energiewirtschaft und Automatisierungstechnik der DDR hervor. Krabbes ist auch im Netzwerk Energie und Umwelt (NEU e.V.) engagiert und arbeitet in dessen Beirat mit daran, Wertschöpfung in diesem Sektor in der gesamten Region Leipzig zu generieren. Dabei sind der starke Praxisbezug und die klare Netzwerk-Fokussierung sowohl der Hochschule wie auch des

Vereins besonders wertvoll. In den vergangenen Jahren stiegen die Drittmittel, die die HTWK Leipzig einwerben konnte, auf mehr als acht Millionen Euro – dadurch sind mehr als 150 Drittmittel-Mitarbeiter angestellt. Im Verbund mit Unternehmen und Institutionen wie dem NEU e.V. beschäftigt sich die Hochschule u.a. mit der Energieeinspar- und Energiespeicher-Thematik und ist in vielen anderen Bereichen aktiv. Nicht unwahrscheinlich, dass hier in Zukunft weitere kleinere und größere Unternehmen neu entstehen werden, die ihre Gründung im Wesentlichen der HTWK Leipzig zu verdanken haben.

Prof. Markus Krabbes, Prorektor für Wissenschaftsentwicklung der HTWK Leipzig

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.htwk-leipzig.de


78 Kultur

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KULTUR Wo gehen in der Kultur Leben und Arbeit ineinander über? REGJO befragt vier bildende Künstler, hier Elena Kozlova vor ihrem Bild „Sog“, zu ihrem Verhältnis von Kunstschaffen und Leben. Darauf folgen weitere Kulturnachrichten.


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KULTUR 79

Aquarell: „Vollbeschäftigung“ von Enrico Freitag

Ist Kunst Arbeit? Die Vorstellung vom Künstler als Genie und somit Gegenpol zum Arbeitnehmer ist überholt. Der Ruf nach Kreativität und Selbstverwirklichung ist in fast allen Bereichen der Erwerbsarbeit zu hören. Auch die Darstellung der Arbeit im Bild hat Veränderungen durchlaufen.

Text: Carolin Modes  Fotografie: Ellen Gruszinsky

Die Kunst als kreativer, schöpferischer Prozess stellte lange den alternativen Gegenentwurf zum bestehenden Arbeitsbegriff dar. In der Loslösung von ökonomischen Zwängen und Machtstrukturen bis hin zur Kritik daran und zu ihrer Parodie wurde und wird sie als Gegenpol zur Arbeit begriffen. nzwischen verkörpert die Kunst allerdings auch die höchste Erfüllung des neuzeitlichen Paradigmas von Arbeit: Kreativität und Selbstverwirklichung sind in der Arbeitswelt mittlerweile zur allgegenwärtigen Forderung geworden. Die künstlerische Darstellung von Arbeit Arbeit ist auch ein prominentes Motiv und Thema künstlerischer Reflexionen und Darstellungen. Über viele Jahrhunderte hinweg bildeten Künstler Menschen bei der Arbeit ab, wenn auch die Motivationen hierfür völlig verschieden waren. Die Intention der Künstler reichte von der Allegorisierung, Heroisierung und Verklärung der Arbeit, bzw. des Arbeitenden, bis hin zur Darstellung der tatsächlichen Arbeitsbedingungen von Elend, Entfremdung und Ausbeutung der Arbeiter. Bilder von der Bestellung des Lands durch das Volk, die Repräsentanz der Herrschaft, kollektivierte Arbeit zur Herstellung von Waren oder die Arbeit des Menschen mit Maschinen und in Fabriken sind uns geläufige Bildthemen. Die Anforderungen an die Kunstwerke und Künstler haben sich verändert, das Primat der reinen, realitätsgetreuen Abbildung, der symbolischen Aufladung oder propagandistischen Inszenierung wurde vor allem von dem Gebot abgelöst, etwas Originäres, Neues und Einzigartiges zu schaffen.

Kunst zwischen Berufung und Beruf Auch gilt der Künstler längst nicht mehr nur als egozentrisches Genie, das im rauschhaften Exzess spätnachts das Kunstwerk gebiert. Dass die Kunst ihre Rechtfertigung in sich selbst findet, gilt nach wie vor, doch dient die Kunst den Künstlern auch zur Sicherung ihres Lebensunterhalts. Die meisten Künstler sehen ihr künstlerisches Schaffen heutzutage als berufliche Tätigkeit an, der sie meist mit einem erstaunlich geregelten Arbeitsalltag nachgehen. So ist es keine Seltenheit, sondern eher die Regel, dass man von Montag bis Freitag morgens um 8 Uhr ins Atelier kommt und um 19 Uhr wieder geht. Nicht ohne Grund steht der Begriff „Brotlose Kunst“ jedoch für Tätigkeiten und Handlungen beruflicher Art, die für den Ausführenden zwar von großer Bedeutung sind, von der Gesellschaft jedoch maximal als interessant empfunden werden und darüber hinaus auch nicht in ausreichendem Maße zum Lebensunterhalt des Ausführenden beitragen. Nur eine sehr kleine Minderheit der Künstler schafft es, sich im Laufe der Zeit so zu etablieren, dass sie ausschließlich von ihrer Kunst leben kann. Die große Mehrheit hingegen geht neben der künstlerischen Arbeit einer weiteren beruflichen Tätigkeit zur finanziellen Absicherung nach. REGJO hat vier junge Künstler aus der Region Mitteldeutschland zu ihrem Verständnis ihres künstlerischen Schaffens sowie ihrem Verhältnis von Arbeit und Leben befragt.


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Bildende Künstler wie Enrico Freitag müssen sich zunächst stets alleine im Atelier ihren Werken stellen und sind meist selbst ihre größten Kritiker.

Enrico Freitag Text: Carolin Modes  Fotografie: Ellen Gruszinsky

In seinen Werken, ob Malerei oder Aquarell, widmet sich Enrico Freitag meist der Figur. Historische und soziale Inhalte, Selbstreflexion und klassische Bildthemen der Malerei bestimmen dabei seine Motivwahl. In letzter Zeit schuf er basierend auf historischen Aufnahmen zahlreiche kleinformatige, monochrome Aquarelle, in denen in sich gekehrte Menschen in typischen Arbeitsposen abgebildet sind. Doch statt üblicher Arbeitsgerätschaften halten sie typische Malutensilien wie Pinsel oder Farbtuben in den Händen. Enrico Freitag wurde 1981 in Arnstadt in Thüringen geboren, dort verbrachte er seine Kindheit und Jugend, bis er 2002 das Studium der Freien Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar begann. Im Rahmen dessen nahm er an verschiedenen Projekten in den Bereichen Malerei, Video und Installation bei Prof. Norbert Hinterberger, Prof. Liz Bachhuber und Prof. Barbara Nemitz teil. Seit 2007 gehört er zum engen Kreis der Galerie Eigenheim in Weimar. Er lebt und arbeitet freischaffend in Weimar.

Spielt der Begriff Arbeit für Sie und Ihr Schaffen eine Rolle? Und wenn ja, welche? In der Malerei hat das Bild der Arbeit eine sehr ausgeprägte Tradition. Eine gewisse Grundlage für meine derzeitigen Malereien und Zeichnungen sind zum Teil historische Dokumentar-Photographien, wovon ein Teil aus dem Kontext der DDR-Wirtschaft stammt. Aus diesem Ursprung heraus entwickele ich meine aktuellen Werke, indem ich das Ausgangsmaterial in meine Malerei übertrage und weiterentwickle. Gibt es eine eindeutige Trennung zwischen Arbeit und Leben in Ihrem Leben bzw. Alltag? Meine Arbeit ist die Malerei und diese gehört für mich untrennbar zu meinem Leben. Es ist für mich alltäglich, dass ich ins Atelier gehe, um an einem Werk zu arbeiten.


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Ein Blick ins Atelier auf zwei großformatige Leinwände, an denen Enrico Freitag gerade arbeitet.

Sind Sie ausschließlich als bildender Künstler tätig oder üben Sie noch weitere Tätigkeiten aus? Und wenn ja, warum? Ich arbeite fast ausschließlich als bildender Künstler. Das Ganze ist eher eine Frage der Zeit. Noch vor zwei, drei Jahren habe ich regelmäßig nebenbei gearbeitet. Auch heute nehme ich vereinzelt Aufträge im Bereich Web- bzw. Grafikdesign an. Meist eher als Freundschaftsdienst, als um damit Geld zu verdienen. Einen weiteren großen Teil meiner Zeit nimmt die Arbeit in der Galerie Eigenheim ein. Dort kümmere ich mich darum, die Ausstellungen verschiedener Künstler mit zu realisieren, dies nimmt meist mehrere Tage in Anspruch. Nicht zu vergessen sind Konzerte, Lesungen bzw.

sonstige Veranstaltungen, die wir als Team der Galerie Eigenheim veranstalten. Woran arbeiten Sie gerade oder woran haben Sie gerade gearbeitet? Momentan arbeite ich an zwei Serien großformatiger Bilder, wovon zumindest eine bis Mitte September zu meiner Soloausstellung fertig werden sollte. Die Arbeiten reflektieren den Künstler als Schaffenden, als Produzent eines Werkes. Sie sind eine Weiterentwicklung der Grafikserie von 2011. Ich sammle sehr viel historisches, dokumentarisches Material. So erschließe ich mir die historische und auch die kunsthistorische Dimension meiner Themen – das ist mein Fundament. Aus diesem ganzen Material

heraus ergeben oder finden sich Muster. Solche Muster fesseln mich Gemeinsamkeiten und Zusammenhänge herauszufiltern, zu verarbeiten, zu verfremden und neu umzusetzen. So fließen, teilweise mehr, teilweise weniger intendiert, auch autobiografische Momente wie beispielsweise meine eigene künstlerische Arbeit oder mein künstlerisches Umfeld in die Arbeit mit ein. Meine Werke sind somit Synthese meiner Forschungs- und Recherchearbeit, meiner analytischen Auseinandersetzung mit geschichtlichen Begebenheiten und meiner Tätigkeiten als Künstler. Vielen Dank für das Gespräch.


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Unendlich viele feine Kugelschreiberlinien formen rote Farbschlangen, die sich ineinander winden.

Elena Kozlova spielt mit Stilen, Bildsprachen und Techniken, auch einen enorm hohen zeitlichen Aufwand nimmt sie dabei in Kauf.

Elena Kozlova Text: Carolin Modes  Fotografie: Ellen Gruszinsky

Elena Kozlova macht den künstlerischen Schaffensprozess zum Thema und Motiv ihrer Arbeiten – Handschrift, Originalität und Authentizität definieren das Künstlerische sowie gleichzeitig Kontextualität, Verwurzelung in der Tradition und die Rolle des Künstlers im gesellschaftlichen Gefüge. Elena Kozlova hinterfragt nicht, was authentisch ist, sondern wie ein Bild bzw. ein Künstler als authentisch wahrgenommen wird. Dafür spielt sie verschiedene Stile, Bildsprachen und Techniken durch, um im Prozess zu beobachten, inwieweit sie diese Pluralität an Instrumenten nutzen kann. Damit verpflichtet sie sich einem Schaffensprozess, der permanente Veränderungen, Transformationen und Korrekturen durchläuft und bricht so gängige Erwartungshaltungen an Künstler wie eine einheitliche Handschrift oder Malstil. In unzählbaren Arbeitsstunden setzte Elena Kozlova beispielsweise mit Ölfarbe Punkt auf Punkt auf eine Leinwand, um die Oberfläche von Asphalt zu imitieren und dessen Ästhetik aufzuzeigen. Von der Ferne erkennt der Betrachter eine schwarze, jedoch nicht monochrome Fläche, die vor seinen Augen zu verschwimmen und zu flirren scheint. Je näher er jedoch an die Arbeit „Asphalt“ von 2008 herantritt, desto mehr löst sich die Fläche in Details, in einzelne völlig verschiedenfarbige Punkte auf. Im gleichen Verfahren entstand die Arbeit „Sog“ von 2012, auch hier setzte Elena Kozlova Punkt auf Punkt. Durch unterschiedliche Farbkombinationen weisen dreieckige Flächen in ein Zentrum und entwickeln dabei einen Sog, der den Betrachter geradezu anzieht und auffordert näherzutreten, so dass der Oberfläche die gebotene Aufmerksamkeit gewidmet wird. Die Arbeit „Roter Faden“ von 2012 verfolgt

ebenfalls ein Thema weiter, dem sich Elena Kozlova bereits in vorangegangenen Arbeiten widmete. Hierbei beschäftigt sie sich mit Bildstörungen und Überschneidungen von Linien oder Strängen, die einen Bildraum so dicht füllen, dass das Auge keinem einzelnen Strang mehr folgen kann und außer Chaos nichts mehr zu erkennen ist. Mittels feiner Kugelschreiberlinien formt sie in „Roter Faden“ dieses dreidimensional wirkende Farbschlangengewirr, in welchem der Blick des Betrachters fasziniert die Verfolgung eines Stranges aufnehmen wird, um kurz darauf angesichts der vielen Überschneidungen und Windungen verloren zu gehen. Immer wieder überschreitet Elena Kozlova auch die Grenze von der zweidimensionalen Leinwand hin zu dreidimensionalen Objekten, die aber ebenfalls die Malerei zum Thema haben sowie vorwiegend aus Ölfarbe bestehen. So können beispielsweise Figuren wie „Der Vollblutmaler“, „Mr. Nobody“ oder „Der goldene Schiss“ auch als ironischer Kommentar zur Malerei und zum Kunstmarkt gedeutet werden. Elena Kozlova wurde 1973 in Tver in Russland geboren. Von 1990 bis 1997 studierte sie Germanistik an der Universität Tver bis zum Diplomabschluss und Staatsexamen. Daran schloss sie bis 2004 ein Studium der Bildenden Kunst und der Kunstpädagogik am Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifswald an; sie erhielt Abschlüsse in spanischer Philologie und Deutsch als Fremdsprache. Von 2004 bis 2008 absolvierte sie noch ein Studium der Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Prof. Sighard Gille und Prof. Anette Schröter mit anschließendem Meisterschülerstudium bis 2012 bei Prof. Anette Schröter.


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Farbtupfer auf Farbtupfer auf Farbtupfer platzierte Elena Kozlova für die Arbeit „Sog“ von 2012.

Spielt der Begriff Arbeit für Sie und Ihr Schaffen eine Rolle? Und wenn ja, welche? Wenn ich in mein Atelier gehe, dann sage ich: „Ich gehe arbeiten“. Ich messe diesem Begriff keine zentrale oder übergeordnete Rolle zu. Wenn ich eine Idee habe, zu deren Verwirklichung ich viel Zeit brauche und viel arbeiten werde, ängstigt es mich nicht, sondern dient mir eher als Anreiz. Gerade in einem langen Arbeitsprozess begreife ich immer mehr, was an einer visuellen Vorstellung in meinem Kopf mir so spannend vorkommt und wie es auf die Leinwand zu transformieren ist. Gibt es eine eindeutige Trennung zwischen Arbeit und Leben in Ihrem Leben bzw. Alltag? Für mich gibt es eine Trennung zwischen Arbeit und meinem Privatleben, so wird

nie direkt mein Leben auf die Leinwand projiziert, z.B. was Motive betrifft. Aber natürlich bin ich als Person eine Einheit und alles, was mich umgibt, prägt mich. Aus dem Leben schöpfe ich Bilder, Motive, Gedanken, die ich dann verdaue und in meine Bilder übersetze. Sind Sie ausschließlich als bildende Künstlerin tätig oder üben Sie noch weitere Tätigkeiten aus? Und wenn ja, warum? Ich bin nicht nur als bildende Künstlerin tätig. Ich denke, die Gründe sind vielschichtig. Einerseits, weil ich nicht sicher bin, ob ich meinen Lebensunterhalt allein durch Verkäufe sichern kann – ich brauche eine gewisse finanzielle Stabilität. Dazu kommt die Illusion, dass ich dadurch vom Kunstmarkt etwas unabhängig und

nicht dermaßen auf den Verkauf angewiesen bin. Außerdem arbeite ich im Atelier allein und manchmal tut ein Tapetenwechsel einfach gut. Leider fühlt sich diese selbstgewählte und gleichzeitig notgedrungene Flexibilität unterschiedlich an, mal ist es in Ordnung, mal ist es super anstrengend. Woran arbeiten Sie gerade oder woran haben Sie gerade gearbeitet? Über ungelegte Eier sollte man nicht sprechen. Aber ich kann so viel verraten, dass ich mich gerade mit Bildern beschäftige, die sich durch interessante Oberflächen auszeichnen. Es handelt sich also eigentlich um eine Fortsetzung ... Vielen Dank für das Gespräch.


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Die beiden Fotografien der Arbeit „Super Arm“ thematisieren die Armut – „Lieber Arm ab als arm dran“.

Benedikt Braun Text: Carolin Modes  Fotografie: Benedikt Braun, Galerie Queen Anne, Ellen Gruszinsky

Benedikt Braun beschäftigt sich in seinen Arbeiten immer wieder mit sich selbst als Referenzobjekt, an dem er gesellschaftliche Strukturen sichtbar macht, und hält der Gesellschaft so den Spiegel vor. Er setzt seine Themen mit Humor, aber auch schonungslos und frei von vermeintlicher Schicklichkeit oder gutem Ton mittels der Medien Fotografie, Video, Performances und Objekte um. Dabei inszeniert er seine Person meist als Hauptprotagonist und nimmt sich selbst als seine eigene Muse unverhohlen aufs Korn, gleichzeitig aber auch alle anderen. Die Beschäftigung mit finanzieller Armut oder Reichtum und das damit verbundene soziale Schichtensystem finden sich beispielsweise in Installationen wie „high light“ aus dem Jahr 2012, in der er die Beleuchtung auf der Unterseite einer Tisch-

platte anbringt. Wer hier sinnbildlich unterhalb Platz nimmt, ist im Zusammenhang des Werkes von Braun klar. Der Titel „high light“ setzt diesem Gedanken natürlich noch die Krone auf. In der Fotoarbeit “Super Arm“ von 2012 portraitiert er sich zweimal mit abgehacktem Arm und wilden Grimassen. Nach dem Motto „Lieber Arm ab als arm dran“ kommentiert und persifliert er stellvertretend seinen eigenen sozialen Status. Benedikt Brau wurde 1979 in Konstanz geboren. Von 2001 bis 2009 studierte er Visuelle Kommunikation und Freie Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar. Seinen Abschluss als Diplom-Designer absolvierte er 2007, seinen Abschluss als Diplom-Künstler 2009. Seit 2010 lebt und arbeitet er freischaffend in Weimar.


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Benedikt Braun erklärte sich selbst zum ultrafreien Künstler und bildet meist anhand seiner eigenen Person soziale Strukturen ab.

Spielt der Begriff Arbeit für Sie und Ihr Schaffen eine Rolle? Und wenn ja, welche? Natürlich spielt der Begriff eine Rolle in meinen Schaffen. Das letzte Jahr stand unter dem Motto SUPER ARM. Hier habe ich das Spannungsfeld „Armut – Reichtum“ in diversen Werken behandelt und die Frage der Arbeitslosigkeit drängt sich in diesem Kontext ebenfalls auf. Gibt es eine eindeutige Trennung zwischen Arbeit und Leben in Ihrem Leben bzw. Alltag? Nein. SUPER ARM wurde nicht zuletzt deshalb zum Thema, da ich selbst verhältnismäßig arm bin und die Gänge zum Arbeitsamt nur aus einer künstlerischen Haltung heraus ertragen kann. Als Performance getarnt, können sie zum Teil sogar auch erheiternd und unterhaltsam sein. Am Anfang meines ersten Bewilligungszeitraums habe ich in einer mehrmonatigen Performance nicht nur die Sitzungen beim Amt genossen, sondern sämtliche Klischees und Vorurteile eines Hartzers gelebt. Sind Sie ausschließlich als bildender Künstler tätig oder üben Sie noch weitere Tätigkeiten aus? Und wenn ja, warum? Als selbsternannter ultra-freier Künstler kann ich jegliche Tätigkeit, sei sie auf den ersten Blick noch so kunstfern, als Kunst deklarieren. Somit behaupte ich, dass ich ein 24/7 Künstler bin und nur Kunst mache. Woran arbeiten Sie gerade oder woran haben Sie gerade gearbeitet? Die Frage nach Armut und Reichtum lässt mich immer noch nicht los. Wobei meine eigene Armut mich langsam zu langweilen beginnt. Somit trägt das Jahr 2012 die Überschrift ERFOLG und VERRAT. Hier rückt sich die Moral verstärkt ins Licht. Vielen Dank für das Gespräch.


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Erst gepresst und dann fein säuberlich wieder zusammen gesetzt werden die „Insekten“ von Erik Weiser.

In naher Zukunft möchte Erik Weiser nicht nur kleine Spielzeugautos in die Presse schicken, sondern auch echte Fahrzeuge in Kunstobjekte verwandeln.

Erik Weiser Text: Carolin Modes  Fotografie: Ellen Gruszinsky und Erik Weiser

Oft setzt sich Erik Weiser mit Themen über längere Zeiträume in Werkgruppen auseinander oder entwickelt langfristig angelegte Projekte gemeinsam mit anderen Künstlern. Zusammen mit Moritz Frei entstanden 2010 die Projekte „KUNSTGEWINNSPIEL“, „Einzelausstellung für 1,99 Euro“ und „Kunstraum Benjamin Richard“. Im Rahmen des Kunstprojektes „Einzelausstellung für 1,99 Euro“ konnten sich Interessenten aller Art und Berufstätigkeit für eine Ausstellung bewerben. Einzige Bedingung war es, einen Bewerbungsbogen auszufüllen und 1,99 Euro zu bezahlen. Dann entschied das Los, wer die Ausstellung gewann, welche im ebenfalls von Weiser und Frei betriebenen Projektraum „Benjamin Richard“ stattfand. Dort wurden auch die Ergebnisse des „KUNSTGEWINNSPIELS“ präsentiert. Um die Absurdität der mehr als zahlreichen Gewinnspiele und ihrer unsinnigen Preise zu verdeutlichen, nahmen die beiden innerhalb eines Jahres an hunderten von Gewinnspielen teil und schufen aus den erhaltenen Sachpreisen neue Objekte. Seit 2011 arbeitet Erik Weiser gemeinsam mit Julia Wilmes an dem Fotoprojekt: „PERIPHERAL VISIONS“. In mehreren Bildreihen rücken die beiden Künstler mit Objekten, Momenten und Zufälligkeiten gezielt jene Situationen in den Fokus, die sonst nur aus dem Augenwinkel wahrgenommen werden. Die Werkreihe „coleoptera“ besteht aus Insektenkästen. Diese sind jeweils mit einem oder mehreren bunten Insekten aller Größen und Formen bestückt. Jedoch handelt es sich bei diesen Insekten eigentlich um Spielzeughubschrauber, Mini-Lastwägen und kleine Sportflitzer, die Erik Weiser mit einer tonnenschweren Presse erst zerdrückt, um sie anschließend feinsäuberlich, wenn auch teil-

weise leicht verändert, neu zusammenzusetzen. Frisch lackiert sowie nach Form und Typ gruppiert, sehen diese aus wie große Käfer, Libellen und andere Insekten. Erst bei näherer Betrachtung entpuppt sich der Flügel eines Insekts als Autotür oder das Mundwerkzeug seines Nachbarn als Schaufel eines Baggers. Erik Weiser wurde 1978 in Annaberg­-Buchholz geboren. Er studierte von 1998 bis 2004 Kunstgeschichte, Kulturwissenschaft und Religionswissenschaft an der Universität Leipzig. Seit 2001 ist er als freiberuflicher Maler, Gestalter und Schriftsteller tätig.

Spielt der Begriff Arbeit für Sie und Ihr Schaffen eine Rolle? Und wenn ja, welche? Natürlich. Arbeit ist für mich nicht allein etwas materiell Geprägtes, dient demzufolge nicht nur zur Sicherung des Lebensunterhaltes. Für mich ist Arbeit eine gezielte, ernsthafte Auseinandersetzung mit einem Thema. Das künstlerische Schaffen ist eine intensive Arbeit mit und an sich selbst im ständigen Austausch mit der Gesellschaft und dem Alltag. Gibt es eine eindeutige Trennung zwischen Arbeit und Leben in Ihrem Leben bzw. Alltag? Nein. Trotz allem trenne ich in verschiedene Arbeitsfelder. Nicht jede Arbeit dient der Selbstverwirklichung. Sind Sie ausschließlich als bildender Künstler tätig oder üben Sie noch weitere Tätigkeiten aus? Und wenn ja, warum?


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Bildunterschrift Lorem ipsum dolor sit amet, consectetuer adipiscing elit. Aenean commodo ligula eget dolor.

Schädlingsbefall auf dem Fensterbrett - eine ganze Horde Käfer wartet noch darauf, in Kästen sortiert und zum Ausstellungsobjekt zu werden.

Ich arbeite in unterschiedlichen kreativen Bereichen z.B. eben auch als Gestalter. Dies dient mir einerseits zur Lebenssicherung, gleichzeitig aber auch zur inneren Stabilität. Andere Arbeit bietet mir Kontrast zur Kunst und ich umgebe mich mit Menschen – Menschen außerhalb des Kunstbetriebs. Somit erweitert sich für mich mein Blickfeld. Gleichzeitig spielt sich Kunst für mich zu einem Großteil im Kopf ab und andere, auch körperliche Arbeiten geben mir Zeit, die Kunst reifen zu lassen. Die finanzielle Unabhängigkeit steht natürlich im Vordergrund, dies bietet mir die Möglichkeit, meine Kunst unab-

hängig vom Kunstmarkt entstehen zu lassen – ich lebe nicht von Stipendien und dem Druck, ständig verkaufen zu müssen, und ich kann mir und meiner Kunst Zeit geben. Woran arbeiten Sie gerade oder woran haben Sie gerade gearbeitet? Ich arbeite gerade daran, Insekten aus echten Fahrzeugen realer Größe zu pressen und an der Umgestaltung einer Internetseite. Im Juli werde ich als erstes Testobjekt für die Insektenreihe mit Fahrzeugen in realer Größer eine Vespa zerdrücken. Die Schwierigkeit sehe ich beim „Wiederzu-

sammensetzen“ und weniger beim Pressen selbst. Da das Blech von echten Fahrzeugen sehr dünn ist, wird das Schweißen zu einer sehr diffizilen Angelegenheit. Vielleicht werde ich diese auch nieten müssen, aber das wird sich im Prozess dann zeigen. Danach möchte ich mich gerne an einem Porsche oder Mercedes in Originalgröße versuchen. Es wäre natürlich wunderbar, wenn sich über REGJO gleich ein Partner finden würde. Wer also sein Auto in ein lebensgroßes Kunstwerk verwandeln möchte – bitte melden! Vielen Dank für das Gespräch.


Minne, Mystik, Magdeburg Otto-Motor: Unter dem Motto „Reise ins prächtige Mittelalter“ führt die Stadt Magdeburg in die Zeit Ottos I. Auf dem mittelalterlichen Fest wird es zudem kleine Zeitreisen geben, die an andere Epochen der Stadtgeschichte erinnern, wie die Erfindung der Luftpumpe.

Text: Jens-Uwe Jahns  Fotografie: Engelbert Dudek

Das Mittelalter ist so populär wie nie: Kinder lieben Ritterspiele, treten mit Holzschwertern im Wald gegen imaginäre Gegner an, inszenieren stundenlang mit Playmobil oder Lego Burgbelagerungen. Bücher und Filme wie „Herr der Ringe“ oder „Eragon“, Rollen- und Gesellschaftsspiele mit mittelalterlichen Themen sind beliebter denn je. Im Fernsehen laufen Mittelalter-Dokus zur besten Sendezeit. Trotz Pest und Cholera, trotz dunkler Gesellen und stinkender Städte – heute verklären die Menschen das Mittelalter zu einer goldenen Epoche. Wie es wirklich zuging in jener Zeit, will Magdeburg mit dem zweiten „Kaiser-Otto-Fest“ vom 31. August bis 2. September 2012 zeigen. Die Richtung ist allerdings schon klar: Mit dem Slogan „Reise ins prächtige Mittelalter“ wirbt die eigens gegründete Kaiser-Otto-Fest GmbH für das historischste Fest der Landeshauptstadt. Ohnehin verweist Magdeburg gern auf seine grandiose Geschichte. Zu Recht, denn Magdeburg war tatsächlich eine der bedeutendsten mittelalterlichen Metropolen des Heiligen Römischen Reiches. Schon der Name der Stadt tauchte erstmals im Mittelalter auf – als bedeutender Grenzhandelsort an der Ostgrenze des Fränkischen Reiches im Diedenhofener Kapitular Kaiser Karls des Großen von 805. Der große Aufschwung kam für Magdeburg aber erst zu Lebzeiten von Kaiser Otto I., der 968 die Erhebung Magdeburgs zum Erzbistum mit den Suffraganbistümern Merseburg, Havelberg, Brandenburg und Zeitz durchsetzte. Daran – und an viele andere Insignien des Mittelalters – erinnert die „Otto-Stadt“ am ersten Septemberwochenende mit dem größten Mittelalterspektakel Mitteldeutschlands. Als Veranstal-

tungsgelände nutzt die Stadt den historischsten Bereich, den sie zu bieten hat: Er reicht vom Kloster Unser Lieben Frauen (11. Jahrhundert) über den Fürstenwall (1725), Möllenvogteigarten (1370), Bastion Cleve (1618-1548) bis zum Dom (1209-1520). Mehr als ein Spektakel mit Rittern und Bettlern Magdeburg will aber nicht nur ein Spektakel mit Rittern und Bettlern präsentieren, sondern zugleich ein Fest, das an bedeutende

Kaiser Otto I Geboren am 23. November 912 als Sohn von König Heinrich I. Nach dem Tod Heinrichs 936 wurde Otto am 7. August 936 in Aachen zum König gekrönt. In Magdeburg gründete er ein Bistum, das für die Ausbreitung des Christentums jenseits der Elbe maßgeblich verantwortlich war. Papst Johannes XII. krönte ihn 962 zum Kaiser – es war der Beginn für eine viele Jahrhunderte währende enge Abhängigkeit zwischen Kaiser und Papst. Mit der Kaiserkrönung wurde Otto nicht nur zum legitimen Nachfolger Karls des Großen, er begründete auch die Jahrhunderte andauernde Tradition der fränkischen und deutschen Kaiser. Otto I. nannte sich jetzt „Durch Gottes günstige Gnade erhabener Kaiser.” Am 7. Mai 973 starb Otto I. in Memleben. Von mittelalterlichen Historikern wie Thietmar, Widukind von Corvey und Otto von Freising wurde Otto I. zum Begründer des Heiligen Römischen Reiches ernannt.


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Ereignisse der Stadtgeschichte so authentisch wie heute möglich erinnert. So wird die Kaiserkrönung von Otto I. nachgestellt, ein öffentlicher Gerichtstag nach „Magdeburger Recht“ (geschrieben vom Magdeburger Eike von Repgow) abgehalten und natürlich Hochzeit mit Editha gefeiert. Tragende Rollen bekommen weltberühmte Magdeburger wie Mechthild von Magdeburg, eine der bedeutendsten Mystikerinnen Mitteleuropas, Otto von Guericke, Erfinder der Luftpumpe, Wunderheiler Dr. Eisenbart, Till Eulenspiegel oder die aus Magdeburg stammende amerikanische Bürgerkriegslegende General Friedrich Wilhelm von Steuben. Besucher erleben in der Mittelalter-Metropole das Mittelalter hautnah: Wenn sich die historisch nachgebauten Stadttore am 31. August 2012 öffnen, laden mittelalterliche Münze, Badehaus, Gaukler und Spielleute, Ablasshändler, Hofnarren, Kerkermeister, Bettelorden, Ritterwerkstatt oder Magdeburger Originale ein. Eine Festtafel stellt nach, was die „feine Gesellschaft“ von einst verspeiste. So richtig bunt aber wird das Fest zu Ehren Kaiser Ottos durch

eher finstere Gesellen des Mittelalters: Diebe und Halunken, Kerkermeister und Henker, Ablasshändler und Zahnreißer, Geißler und Flagellanten, Feuerdrachen und Dudelzwerge, Ritter und Gaukler, Spielleute und Herolde, Bettler und Färber, Stelzenläufer und Feuerspucker, Wahrsager und Wunderheiler, Hofnarren und Hofdamen, Kerkermeister und Henker.

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Rang nach Magdeburg, der einstigen Lieblingspfalz Ottos des Großen, ein. Die Ausstellung zeigt erstmals die Bedeutung des Kaisertums in der europäischen Geschichte des ersten Jahrtausends. Kostbare Originalobjekte aus Antike und Frühmittelalter verdeutlichen Macht und Anspruch des römischen Kaisertums sowie die Wandlungen dieser Herrscheridee im Frühmittelalter.

Landesausstellung In Magdeburg wird Ende August nicht nur gefeiert. Mit der Landesausstellung „Otto Imperator – Kaisertum im ersten Jahrtausend“ (27. August bis 9. Dezember 2012) wird im Kulturhistorischen Museum der Stadt daran erinnert, dass sich 2012 zum 1100. Mal der Geburtstag Kaiser Ottos des Großen und zum 1050. Mal seine Kaiserkrönung jährt. Nach den großen Magdeburger Europaratsausstellungen »Otto der Große« 2001 und »Heiliges Römisches Reich« 2006 sowie der Ausstellung »Aufbruch in die Gotik« 2009 lädt das Kulturhistorische Museum im Jahr 2012 wieder zu einer Ausstellung von europäischem

Tickets ab sofort für 5 Euro im Vorverkauf. An den drei Veranstaltungstagen dann für 7 Euro vor Ort. 3-Tages-Ticket kostet 11 Euro im Vorverkauf und 15 Euro an der Abendkasse. Für Kinder bis zu 6 Jahren ist der Eintritt frei, Kinder zwischen 7 und 16 Jahren zahlen 2,50 im Vorverkauf und 4 Euro an der Abendkasse. www.kaiserottofest.de


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Freitag, 13. Juli 17–19 Uhr Kinder-

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Alles Fri(e)dA oder wAs? 19–20 Uhr internationaler

programm

zeiten

zwischen den 19–20 Uhr

spielwettbewerb

internationaler Hör-

20–23 Uhr

abendprogramm

BonnY And the hinking sinking lAdies

die geister, die ich rieF DienStag, 17. Juli 17 19 Uhr Kinder- & Jugendprogramm e i n e gAnz normAle FAmilie? 19 20 Uhr

SamStag, 14. Juli 15–19 Uhr Kinder-

internationaler Hörspielwettbewerb

20 – 23 Uhr

abend-

programm Ahoi und Yee-hAw! live: Annie

& Jugend-

es wollen zwei AuF reisen geh’n programm

23 Uhr

20–

abendprogramm Alternative

mittwoch, 18. Juli 10–12 Uhr Hörspiel-wecKruf

geschichtenerzähler uwe hilBig 17 19 Uhr Kinder- & Jugendprogramm wenn ihr mich FrAgt…! 19 20 Uhr live:

internationaler Hörspielwettbewerb 20–23 Uhr

abendprogramm peers

And

pressure DonnerStag, 19. Juli 17 19 Uhr Kinder- & Jugendprogramm wAs ist zu hAuse? 19 20 Uhr internatio–

naler Hörspielwettbewerb 19–20 Uhr

internationaler Hörspielwettbewerb

20 23 Uhr abendprogramm stücke zum glück live: cAndlelig ht dYnAm ite — di e wilden schwäne –

Sonntag, 15. Juli 15–19 Uhr Kinder-

& Jugend-

die wiese hört rot aKtion: hörspielwerkstAtt mit rAdio BlAu 19 programm

20 Uhr

internationaler Hörspielwettbewerb

abendprogramm geschichten Aus chinA und JApAn 20–23 Uhr

montag, 16. Juli 17–19 Uhr Kinder-

Stark für Kultur

Kasper & Co.

Die Kulturstiftung des Bundes feiert am 6. Juni in Halle ihren 10. Geburtstag.

Das Figurentheaterfestival Synergura lässt in Erfurt die Puppen tanzen

Der Auftakt des Jubiläumsaktes wurde in der Oper Halle begangen. Festredner waren u.a. der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff und Kulturstaatsminister und Stiftungsratvorsitzender Bernd Neumann. Eine Lesung mit Gedichten von Durs Grünbein sowie die musikalische Darbietung von Stücken aus dem 20. und 21. Jahrhundert des Ensemble Modern Orchestra rundeten den Festakt ab. Nach einem Stadtspaziergang öffnete am Abend die Kulturstiftung den Innenhof und lud zum Tanz bei Live-Musik von Moop Mama. Die Kulturstiftung des Bundes wurde 2002 gegründet und zählt europaweit zu den größten ihrer Art. Ziel der Stiftung ist es, bundesweit international angebundene Kulturprojekte verschiedenster Gattung zu fördern. In ihrer 10-jährigen Geschichte konnte sie bisher Projekte wie z. B. schrumpfende Städte, das Projekt Migration, den Tanzplan, den World Cinema Fund, den Fonds Heimspiel, den Fonds Wanderlust, das Netzwerk Neue Musik, die Kulturagenten begleitend unterstützen. EN

Als einziges internationales Theaterfestival in Thüringen findet die Synergura alle drei Jahre statt. Weil die Finanzierung 2011 nicht gewährleistet war, mussten Figurentheaterfans ein weiteres Jahr warten. Vom 4. bis 8. Juli nun zeigen auf Einladung des Theaters Waidspeicher zwölf Ensembles aus ganz Europa in 23 Veranstaltungen die Kunst des Puppenspiels. Eröffnet wird das Festival vom Künstlerkollektiv Familie Flöz mit dem bizarren Publikumsfavoriten „Hotel Paradiso“ (s. Foto), ein Alptraum in den Alpen. Der Tübinger Figurenvirtuose Frank Soehnle geht dem künstlerischen Schaffen des Bildhauers Giacometti nach. Die bereits in Leipzig gefeierte Produktion „Punch & Judy in Afghanistan“ von Stuffed Puppet (Niederlande) wird einmal mehr mit bitterer Ironie begeistern und „The World’s Most Amazing Stories“ sind von der Tel Aviver Gruppe Talking Object Theatre zu erfahren. Und auf dem Anger wird eine interaktive Installation des Papiertheater Nürnberg aus Passanten Publikum machen. TP

Weitere Informationen finden Sie unter: unter www.kulturstiftung-des-bundes.de

Weitere Informationen finden Sie unter: www.waidspeicher.de

20.02.12 16:27

programm

Hörspielwettbewerb

Bildnachweis: Michael Vogel

Bildnachweis: Bundeskulturstiftung

F estakt anlässlich des 1 0 . Jubiläums

& Jugend-

programm krimikri 17 – 19 Uhr

20–23 Uhr

abend-

Freitag, 20. Juli

Kinder- & Jugendprogramm

wer hAt Angst vorm…? live: geschichtenerzählerin dörte hentschel 19–20 Uhr

internationaler Hörspielwettbe-

20–23 Uhr abendprogramm lost in JAzz live: “BeneAth the underdog” — Annäherung An chArles mingus

werb

20–23 Uhr abendprogramm ein eremit kommt selten Allein live: die tippgemeinschAFt stellt sich vor Sonntag, 22. Juli 15–19 Uhr 4. Kinder-

werb

19–

und JugendHörspielwettbewerb 20 Uhr internationaler Hörspielwettbwerb live: preisverleihung

20–23 Uhr

FinAlspiel live: Feuershow mit inFlAmmAti

15–19 Uhr

SamStag, 21. Juli Kinder- & Jugendprogramm wiesengewusel 19– live: stüBAphilhArmonie 20 Uhr internationaler Hörspielwettbe-

hoerspielsommer.de


regjo

Kultur 91

Bildnachweis: Gerhard Weber

Bildnachweis: Frank-Heinrich Müller

L eipzige r H ö r spiels o mme r , 1 3 . - 2 2 . Juni

N aumbu r ge r W einfeste

Naumburger Meister reloaded

Gemeinsam hören

In der Region Saale-Unstrut finden bis in den Oktober hinein Weinfeste statt. Mit einer neuen Ausstellung in Naumburg lassen sich die Feierlichkeiten mit etwas Kultur würzen.

Das deutschlandweit größte Hörspielfestival kommt 2012 ins zehnte Jahr.

Aufgrund des milden und sonnigen Klimas gedeiht der Wein im Saale-Unstrut-Gebiet prächtig. Dieser wird aber nicht nur profan in Flaschen gefüllt und verkauft. Vielmehr bieten sich den ganzen Sommer über Gelegenheiten, bei Weinfesten die regionalen Tropfen in geselliger Runde zu verkosten. Auf dem Weingut in Zscheiplitz etwa wird dies am 07. Juli unter dem Motto „Grillen und Chillen“ mit Jazz und Barbeque verbunden. Während der nächsten Wochen kann man sich bei mehr als 40 Hof-, Winzer- und Ortsfesten zwischen Kloster Pforta, Höhnstedt und Zeitz die Klinke in die Hand geben, etwa der Krönung der Thüringer Weinprinzessin in Bad Sulza beiwohnen oder in Naumburg neben dem Weinfest den traditionellen Töpfermarkt und das Drehorgelfest erleben. Die Saison reicht bis in den Herbst hinein: Bis Anfang Oktober winken noch einige Federweißerfeste in der Region. Inmitten all dieser bacchantischen Möglichkeiten liegt Naumburg. Die über 1000-jährige Stadt war im letzten Jahr

Ganz Leipzig fiebert während der zehn Festivaltagen mit, dass der Wettergott dem Hörspiel wohl gesonnen sei und die jährlich rund 10.000 Besucher im Richard-Wagner-Hein sich dem Hörgenuss im Trockenen hingeben können. Trotz dieser nicht zu beeinflussenden Unsicherheit ist der Leipziger Hörspielsommer seit seiner ersten Veranstaltung 2003 und der Vereinsgründung 2005 stetig gewachsen, so dass er mittlerweile als größter seiner Art internationale Beachtung findet. Neben dem umfassenden Programm, das nicht nur Hörspielklassiker, sondern auch Neubearbeitungen und experimentelle Hörstücke sowie Kinderhörbücher umfasst, gibt es verschiedene Rahmenprogramme und einen Wettbewerb zur Förderung des internationalen Nachwuchses. Dabei kann das Publikum über die Einsendungen des Kinder- und Jugendwettbewerbs entscheiden, wohingegen eine Jury, der u.a. der Schriftsteller Clemens Meyer angehört, über den internationalen Hörspielwettbewerb entscheidet. Alle FavoritenStücke werden im Laufe des Wettbewerbs vorgestellt. EN

Schauplatz der Landesausstellung Sachsen-Anhalt, die 195.000 Besucher angelockt hatte. Unter dem Titel „Der Naumburger Meister – Bildhauer und Architekt im Europa der Kathedralen“ wurde erstmals das Schaffen des Bildhauers umfassend gebündelt, der als einer der größten im mittelalterlichen Europa gilt und unter anderem die berühmte Stifterfigur der Markgräfin Uta im Naumburger Dom geschaffen hat. Die Schau eröffnete aber auch einen Einblick in den künstlerischen und kulturellen Austausch im Europa des 13. Jahrhunderts, denn immerhin hat der Naumburger Meister Spuren in Mainz, Meißen, auf der Île de France oder in der Champagne hinterlassen. Am 30. Juni 2012 eröffnet in der Westklausur des Naumburger Doms eine neue Sonderausstellung, die einen Querschnitt der Exponate der Landesausstellung bietet. Der Besucher kann in dieser Kulturschau den Schaffensprozess des Naumburger Meisters erleben und seine Wege wie Werke nachvollziehen. KS

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.weinbauverband-saale-unstrut.de, www.saale-unstrut-tourismus.de, www.naumburger-dom.de

Weitere Informationen finden Sie unter: www.hoerspielsommer.de


Bruno Rockstroh, Mitinhaber ROCKSTROH DRUMS

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regjo

Kultur 93

Die Stiftung „Bürger für Leipzig“ ist als Bürgerstiftung konzipiert und setzt sich unter anderem für die Integration durch Bildung ein.

Gemeinsam stiften gehen Leipzig ist stolz auf seine lange Geschichte als Bürgerstadt. Ein wichtiger Bestandteil bürgerschaftlichen Engagements waren seit jeher Stiftungen. Die 2003 gegründete Stiftung „Bürger für Leipzig“ knüpft an diese Tradition an.

Text: Dörthe Gromes  Fotografie: Ralf Adler, Christian Schneider/Light Pollution

Um das Jahr 1900 herum gab es über 1.000 Stiftungen in Leipzig. Ihre Zahl reduzierte sich enorm durch die Weltwirtschaftskrise, während der Nazidiktatur verloren die übrig gebliebenen fast alle ihre Eigenständigkeit. Nach 1945 lebte in Leipzig nur noch eine Stiftung: die Meyer‘schen Häuser. „Diktaturen können mit Stiftungen nichts anfangen, da ihnen ihre Unabhängigkeit ein Dorn im Auge ist“, erklärt Angelika Kell, Vorstandsvorsitzende und Gründungsmitglied der Stiftung „Bürger für Leipzig“, diesen Rückgang. Mittlerweile gibt es wieder rund 70 Stiftungen in der Messestadt. Die Stiftung „Bürger für Leipzig“ nimmt unter ihnen eine Sonderrolle ein, da sie explizit als Bürgerstiftung konzipiert ist.

tungen als eine Art Dach, unter dem viele verschiedene Stiftungszwecke Platz finden. Auch muss man keineswegs ein Millionenerbe hinterlassen, um auf diese Weise mit seinem Geld etwas Sinnvolles anzufangen. Auf circa 200.000 Euro beläuft sich aktuell das Vermögen der Stiftung. Projekte werden nur aus den Vermögenserträgen finanziert, der Grundstock selbst bleibt unangetastet. Deshalb wirbt „Bürger für Leipzig“ zusätzlich um Spenden, sie belaufen sich auf insgesamt 160.000 Euro seit ihrer Gründung.

Sonderstatus Bürgerstiftung

Ein aktuelles Projekt der Stiftung ist „Ein Garten für Leipzig“. Ziel ist die Wiederherstellung des historischen Rosengartens im Mariannenpark. 600 Rosenpaten werden gesucht, aber auch Baum- und Bankpaten. Seit Jahren erfolgreich ist das Stipendienprogramm „Musik macht schlau“, das Kindern aus wenig begüterten Familien Musikunterricht ermöglicht. Auch für die Integration von Migranten und die Förderung ehrenamtlichen Engagements im Alter macht sich die Stiftung stark. Daneben engagiert sich „Bürger für Leipzig“ für die Vernetzung mit anderen Stiftungen. So wurde auf ihre Initiative hin letztes Jahr das „Stiftungsnetzwerk Leipzig“ als informelle Austauschplattform ins Leben gerufen. „Gerade die kleineren Stiftungen, die sich kein professionelles Stiftungsmanagement leisten können, profitieren von diesem Erfahrungsaustausch“, so Kell. Für 2013 ist ein erster Leipziger Stiftungstag angedacht, auf dem sich die Stiftungen der Öffentlichkeit präsentieren wollen.

Bürgerstiftungen, von denen es deutschlandweit circa 300 gibt, zeichnen sich dadurch aus, dass sie in der Regel von mehreren Stiftern gemeinsam errichtet werden. Ihr Wirkungskreis zielt immer auf eine bestimmte Stadt oder Region, der Stiftungszweck ist sehr breit angelegt und reicht von kulturellen über soziale bis zu Umweltthemen. Bürgerstiftungen legen Wert auf ihre politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit sowie auf Transparenz nach innen und außen. So werden regelmäßig Geschäftsberichte veröffentlicht, was für Stiftungen keine generelle Pflicht ist. „Bürger für Leipzig“ zählt mittlerweile 84 Privatpersonen und fünf Unternehmen zu seinen Stiftern. Für Privatpersonen ist es schon ab 500 Euro möglich, sich als Stifter zu beteiligen. „Viele Menschen müssen jedoch überhaupt erst auf die Idee gebracht werden, dass Stiften für sie sinnvoll sein kann“, erzählt Kell. „Dabei sind Bürgerstiftungen gerade für Menschen attraktiv, die überlegen, welche Wirkung ihr letzter Wille haben soll. Das sollte schon zu Lebzeiten gut durchdacht sein.“ Im Grunde fungieren Bürgerstif-

Ein Garten für Leipzig und mehr

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.buerger-fuer-leipzig.de


Nach der Restaurierung des Meisterhauses Feininger im Jahre 1994 und des Meisterhauses Schlemmer 2001/02 wurde die ursprüngliche Farbgestaltung der Räume wiederhergestellt.

Die Bauhaus-Idee Walter Gropius wollte zunächst das Kunsthandwerk wiederbeleben und die Trennung zur Kunst aufheben. Schließlich begründete er mit dem Bauhaus-Gedanken ein umfassendes Gestaltungs- und Lebenskonzept.

Text: Esther Niebel  Fotografie: Yvonne Tenschert 2011, Wolfgang Thöner 2002, Stiftung Bauhaus Dessau / VG BILD-KUNST Bonn 2012

Vom Musterhaus in Weimar zum Reihenhaus in Dessau

Stijl“ ihren Ausdruck fand. Das Individuelle in Architektur, Design und Lebensstil, das die Gruppe als willkürlich auffasste, sollte zugunsten eines Universellen, den Menschen verbindenden aufgegeben werden. 1926 entstanden schließlich, parallel zur Bauhaus-Universität, die Meisterhäuser, in denen die am Musterhaus exemplarisch entwickelten Ideen reihenweise umgesetzt wurden. Ziel war es, Arbeitsund Lebensraum der am Bauhaus beschäftigten Lehrer zu vereinen, um somit eine in Bezug auf ihre Bedürfnisse funktionale Einheit zu schaffen. Vielen Dozenten des Bauhauses gingen die Standardisierungen Walter Gropius, der selbst Vorgaben für die Wandfarbe der einzelnen Zimmer machte, zu weit. Wassily Kandinsky zum Beispiel rückte in dem für ihn vorgesehenen Haus von den funktionalen Vorgaben Gropius‘ zugunsten einer intuitiven Farbgestaltung der Räume ab. An anderen Dingen, wie den Einbauküchen der Häuser, für deren optimale Nutzung ein bestimmter vorgegebener Bewegungsablauf eigehalten werden musste, konnten die Bewohner hingegen nichts so einfach ändern. Auch Zimmereinteilung und Einbauschränke waren gleichsam architektonische Setzungen, mit denen sich die Hausbewohner zu arrangieren hatten. Und dennoch, vor allem wenn man bedenkt, dass es sich bei den Bauhaus-Lehrern um Künstlerpersönlichkeiten handelte, war die allgemeine Akzeptanz des neuen Lebenskonzepts groß und man kann im Nachhinein Walter Gropius zur Erfindung des Home-Offices gratulieren.

In Weimar wurde 1923 erstmalig die Idee von der Einheit von Arbeits- und Lebensraum unter einem Dach in dem Musterhaus „Am Horn“ umgesetzt. Nüchtern, funktional und programmatisch war Architektur und Einrichtung des Hauses im Stile der Neuen Sachlichkeit, die vor allem in der niederländischen Ausprägung „De

Weitere Informationen finden Sie unter: www.bauhaus-dessau.de www.das-bauhaus-kommt.de www.bauhaus2009.itsrv.de www.bauhaus.erfurt.de

Das Kunsthandwerk sollte wiederbelebt und somit der industriellen Produktion entrissen werden. Die Ausführung sollte dabei nach wie vor traditionell von statten gehen, wohingegen Design und Formensprachen im Experiment neu entwickelt wurden. Die Architektur, praktisch als Herberge aller anderen Künste, nahm dabei als Gesamtkunstwerk eine Schlüsselrolle ein. „Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau,“ heißt es daher auch im Gründungsmanifest von 1919. Aber das war noch lange nicht alles. Das Bauhaus-Konzept machte es sich zur Aufgabe, alle Lebensbereiche neu, effizient und praktisch umzustrukturieren. Viele Ideen, die das Bauhaus zur Avantgarde der Moderne werden ließ, sind heute nicht mehr wegzudenken und fester Bestandteil unseres alltäglichen Lebens. Ziel des Bauhauses war es, durch die industrielle Produktion von Gebrauchsgegenständen wie Möbeln und Geschirr und durch schlichte, modulare Architektur von Häusern den Unterschied der Lebensqualität von Bürgertum und Arbeitern deutlich zu verringern bis aufzuheben. Neue Materialien wie Stahlrohr oder Plastik kamen beim Möbelbau und bei der Wohnausstattung erstmalig zum Einsatz. Vorteil dieser neuen .Werksstoffe war ihre uneingeschränkte Verfügbarkeit, relativ einfache Verarbeitungsmöglichkeit und nicht zuletzt ihre Wirtschaftlichkeit. Diese Eigenschaften schafften gute Voraussetzungen für die industrielle Produktion und damit theoretisch auch für den Massenkonsum.


Das Regional-Journal für den Wirtschaftsraum Leipzig/Halle Altenburg Dessau Wittenberg Bitterfeld Delitzsch Torgau Grimma Weißenfels Naumburg

REGJO

3/2006

4/2010

Das Magazin für Mitteldeutschland

www.regjo-leipzig.de Schutzgebühr 3 EUR

4 EUR

ISSN 1614-2837 www.regjo-leipzighalle.de

Wissensdurst

1/2005

1/2005

Gesundheitsstandort im Fokus

Das Regional-Journal für den Wirtschaftsraum Leipzig/Halle

3/2005

Das Regional-Journal für den Wirtschaftsraum Leipzig/Halle (Saale)

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2/2008

4 EUR

ISSN 1614-2837 www.regjo-leipzig.de

Drum prüfe, wer sich ewig bindet

Luthers Land

„Amerika“ als Neuanfang

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Quo vadis?

1/2005

1/2005

Das Regional-Journal für den Wirtschaftsraum Leipzig/Halle

2/2008

Meisterwerke

Das Regional-Journal für den Wirtschaftsraum Leipzig/Halle

Das Regional-Journal für den Wirtschaftsraum Leipzig/Halle

2/2006

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Der X-Faktor

Umbau Ost

Das Regional-Journal für den Wirtschaftsraum Leipzig/Halle

1/2007

Anpfiff

Quadratur des Kreises

Der Faktor Mensch

Immer gut in Form

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Das Magazin für Wirtschaft und Kultur aus Mitteldeutschland

REGJO Das Magazin beschreibt den Wandel in Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung und Kultur in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Es berichtet kontinuierlich in den Rubriken regionale Wirtschaft, Energie & Umwelt, Immobilien & Architektur, Kultur & Tourismus über Aspekte, Veränderungen und Trends. REGJO Das Magazin sucht nach Hintergründen und Zusammenhängen, zeigt Mitteldeutschland wie es ist: vielfältig, unverstellt, kreativ und widersprüchlich.

Keine ABO-Karte mehr? Dann unter: Telefon 0341 975 67 1 0 E-Mail abo@regjo-leipzighalle.de und Abo-Formular www.regjo-leipzighalle.de

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RegJo

S O M M E R T H E AT E R

A uftakt Z eichnungszyklus

Bildnachweis: Thalia Theater

Bildnachweis: © Theaterfotograf Peter Awtukowitsch

T H E AT E R

Bildnachweis: Archiv Gerlinger

96 Kultur

Freilufttheater

Thalia ohne Haus Tagebuch

Von Räubern und wahrer Liebe: Die Sommertheater in Plauen und Zwickau locken.

Geschlossenen: Die Intendantin Annegret Hahn verlässt das Thalia Theater Halle.

Würdigung der Vielfalt von Ernst Ludwig Kirchners zeichnerischem Werk

Mit zwei Klassikern der unbeschwerten Theaterkost zeigt sich das Theater Plauen Zwickau in dieser Freiluft-Saison. Als Kulissen dienen die Burg Schönfels und das Parktheater Plauen. Eine wilde Räuberpistole ist mit „Das Wirtshaus im Spessart“ zu sehen. Axel Stöcker lässt finstere Gesellen zusammen kommen, um die Comtesse von Sandau als Geisel zu entführen. Doch im spektakulären Verwirrspiel – das komplette Schauspielensemble ist an der Produktion beteiligt! – kann die schöne Adlige entkommen und doch wartet schon ein mutiger Retter. Kein Entrinnen wird es für alle Musicalliebhaber geben, wenn es dann heißt: „Hello, Dolly!“. Das beliebte Musik- und Tanzspiel von Jerry Herman und Michael Stewart steht seit Jahren auf den Hitlisten der Musicalhäuser. Sopranistin Ute Simone (R: Rainer Wenke) gibt die Heiratsvermittlerin Dolly Levi, die sich mittendrin in der Erfolgskarriere selbst verknallt. Freie Luft und Liebe: Das wird ein Hit. TP

Lange hatten die Verteidiger des Thalia Theaters um dessen Spielstätte des Kinderund Jugendtheaters gerungen. Diese wird nun geschlossen und das Ensemble wird auf die Kulturinsel ziehen, deren Zentrum das Neue Theater ist. Dank Einkommensverzicht konnte das Theater gerettet werden. Als Reaktion auf die Schließung nahm Annegret Hahn, langjährige Intendantin des Thalia ihren Hut. Sie sei, so gab die Theater, Oper und Orchester GmbH Halle Ende Mai bekannt, mit sofortiger Wirkung bis zum Ende ihres Vertrages im Juli 2014 von der Arbeit freigestellt worden; die Trennung erfolge einvernehmlich. Nun wird Matthias Brenner, künstlerischer Direktor des Neuen Theaters, auch die künstlerische Leitung der Sparte Thalia Theater übernehmen. Hahn, die vor rund zehn Jahren Intendantin des Kinder- und Jugendtheaters wurde, hatte seit längerem Kämpfe um den Fortbestand des Theaters auszutragen. Erste Schließungspläne aufgrund von Sparmaßnahmen wurden 2010 laut. TP

Die Straßen und Gebäude von Dresden, das großstädtische Nachtleben, seine Freunde, Freundinnen und Modelle sowie später Schweizer Bauern und Alpenlandschaften hält Ernst Ludwig Kirchner in seinen Zeichnungen fest. Zahllose Skizzenbücher und etwa 10.000 Zeichnungen, Aquarelle und Pastelle zeugen wie ein visuelles Tagebuch von seinem Leben und seinen Schaffensphasen. Die neue Ausstellung „Ernst Ludwig Kirchner - Ein gezeichnetes Leben“ aus der Sammlung Hermann Gerlinger vom 24. Juni bis 23. September 2012 nimmt Bezug auf Kirchners Lebensstationen – Dresden, Berlin und Davos. Die Vielfalt der Zeichnungen Kirchners hinsichtlich der thematischen Bandbreite der Motive und des Einsatzes der Techniken sowie die gestalterische Vitalität beeindruckt. In der Ausstellung im Kunstmuseum Moritzburg ermöglichen 64 Werke aus der Sammlung von Hermann Gerlinger einen nahezu vollständigen Überblick über Kirchners zeichnerisches Schaffen. CM

Weitere Informationen finden Sie unter: www.theater-plauen-zwickau.de

Weitere Informationen finden Sie unter: www.thaliatheaterhalle.de

Weitere Informationen finden Sie unter: www.kunstmuseum-moritzburg.de


regjo

Kultur 97

Schirmherrschaft: Staatsminister Bernd Neumann [Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien]

Bildnachweis: ZGF

Jugendkultu r en

Mit 17... – Jung sein in Deutschland Eine neue Wechselausstellung im Zeitgeschichtlichen Forum beschäftigt sich mit der Jugend als Zeit der Entdeckungen, der radikalen Überzeugungen und der Widersprüche.

In dem Schlager „Mit 17 hat man noch Träume…“ singt Peggy March 1965 von der herrlichen Leichtigkeit der Jugend und gewinnt damit den Titel der Deutschen Schlagerfestspiele. Die Jugend ist eine Zeit der Entdeckungen und der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Normen und Wertvorstellungen. Mit diesem prägenden sowie oft schwierigen Lebensabschnitt beschäftigt sich die Ausstellung „Mit 17... Jung sein in Deutschland“ vom 13. Juli bis 04. November 2012 im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig. Rund 800 Exponate, interaktive Medienstationen, Musik und szenische Bilder beleuchten die Bandbreite und Entwicklung zentraler Jugendthemen in der Öffentlichkeit. Die Entdeckung der Sexualität, die Inszenierung des eigenen Körpers und die erste Liebe, aber auch die Rebellion gegen Eltern oder andere Autoritäten und die Positionierung zu Religion, Ausbildung, Beruf und Freizeit werden in der Ausstellung thematisiert. Sich selbst entdecken und ausprobieren in der Abgrenzung zu bestimmten

Gruppen oder Werten findet immer auch über Mode, Freizeitverhalten und Musik statt. So ist die Vielfalt der Jugendkulturen groß und von ständigem Wandel geprägt. Jede junge Generation kreiert neue oder verändert alte Stile und ist damit stets eine begehrte Zielgruppe für Werbung und Konsumindustrie. In der SED-Diktatur konnte schon ein individualisierter Lebensstil schwerwiegende Folgen haben, wie der Fall Michael Gartenschläger in der Ausstellung zeigt. Michael Gartenschläger gründet in der DDR einen Ted-Herold-Fan-Club, protestiert gegen den Bau der Berliner Mauer und gerät zunehmend mit der Justiz in Konflikt. Bis er schließlich in einem Schauprozess zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe verurteilt wird. Die Ausstellung macht aber auch neueste Entwicklungen sichtbar, wie die starke Veränderung in der Kommunikation, den Organisationsformen und dem Freizeitverhaltens der Jugendlichen durch den Zugang zu elektronischen Medien, allem voran dem Internet. CM

INTERNATIONALES MUSIKFESTIVAL WITTENBERG »Die Gesänge der Welt «

6.–15. Juli 2012 Programmhöhepunkte Sa 07. Juli 2012, 21:30 Uhr Christuskirche Nico and the Navigators: »Cantatatanz – ein Bachabend, getanzt« Mi 11. Juli 2012, 19:30 Uhr Schlosskirche Mogiljower Stadtkapelle [Weißrussland] Orthodoxe Gesänge Sa 14. Juli 2012, 19:30 Uhr Stadtkirche St. Marien kammerorchesterbasel »DAS HIMMLISCHE LEBEN« Johann Sebastian Bach | Gustav Mahler SO 15. Juli 2012, 17:00 Uhr Stadtkirche St. Marien »MISA CRIOLLA« Projekt CaNTO! – Kulturen begegnen einander – ein lateinamerikanisch-deutsches Konzertprojekt Mit dem chilenischen Ensemble Piray

TICKETS UND INFORMATIONEN

unter [03491] 433 585 [0,12 Euro/min Mobilfunktarife abweichend]

www.musikfestival-wittenberg.de Weitere Informationen finden Sie unter: www.hdg.de gefördert durch die


98 Kultur

RegJo

Krach und Bach Elektro-Rock-Jazz-Barock-Metal-Pop. Die Festivalsaison ist eröffnet. Ein paar regionale Veranstaltungstipps für alle musikalischen Geschmäcker, die Sommermonate mit Hörgenuss zu verbringen

Text: Tobias Prüwer  Fotografie: FKP Scorpio Konzertproduktionen GmbH

Zunächst ein Glückwunsch: Das legendäre Musikfestival „Zappanale“ in Bad Doberan darf seinen Namen behalten und auch im August 2012 wieder im Geist Frank Zappas stattfinden. Dessen Witwe hatte diesen aus Markenschutz angefochten – und unterlag. Musikliebhaber müssen allerdings nicht bis an die Ostseeküste reisen, um in den Genuss hin- und mitreißender Klangkunst zu kommen. Mindestens ebenso legendär ist Deutschlands größtes FolkRoots-Weltmusik-Festival in Rudolstadt, das in seiner 22. Ausgabe (5.–8.7.) 60 Bands auf 20 Bühnen verteilt präsentiert. Der World Music Award Ruth winkt wieder einem Gewinner und unter dem Länderschwerpunkt China wird die ganze Innenstadt zur Tanzfläche. Straßentänze stehen in diesem Jahr im Fokus und das magische Instrument 2012 ist die Druck-und-Zieh-Orgel Konzertina. Lauter An den Störmthaler See rufen vom 17.–19.8. die Beatsteaks und Placebo, Sportfreunde Stiller, Jupiter Jones und 35 andere Bands. Dann heißt es wieder für 25.000 Fans: Highfield. Zum dritten Mal nun findet Ostdeutschlands größtes Indie-Festival am neuen Ort statt, nachdem es vom thüringischen Kranichfeld nach Sachsen gezogen ist. Zum fünften Sommer in Folge rockt es beim Stereo City Festival in Altenburg (24.–26.8.): unter anderem mit Deine Mutter, DJ Hell, Klangkarussell. Elektronischer geht es beim 16. SonneMondSterne (10.–12.8. in Saalburg/Th.) zu, erste Bands wie die Hip-Hop-Elektriker Deichkind, Bigbeat-Punker von The Prodigy und Mix-Artist Fatboy Slim sind bereits bestätigt. Für Indie-Elektro steht das Melt! (13.–15.) in der „Stadt aus Stahl“: In Ferropolis bei Gräfenhainichen treten

102 Bands an den Start. Mit einem sachlichen Titel, aber ebenso lebendigem Line-Up ist das Magdeburger Festival Rock im Stadtpark (3.–5.8.) zu erleben: Allein Rock-Dominatrix Jennifer Rostock ist den Besuch wert. Und richtig krachen lassen es dann Hard-CoreCombos wie Napalm Death in Weißenfels beim No Silent Backlands (26.–28.7.). Leiser „Cool Experience“: Unter diesem Motto holen die 35. Leipziger Jazztage (21.–30.9.) Größen wie den Norweger Stian Westerhus oder die WDR Big Band und mit zum Beispiel dem Evgeny Ring Quartet auch Neuentdeckungen in die verschiedenen Spielorte. Buchstäblich barock verneigt sich das Gothaer Schloss Friedenstein am 25.8. vor seinen Gästen. Ganz dem Stil der Üppigkeit verpflichtet, gipfelt der Tag in einen Barock-Ball und festliches Konzert der Thüringen-Philharmonie Gotha. Über die ganze Sonnensaison verteilt, bittet der 21. MDR-Musiksommer zu klassischer Musik. Die Reihe Gartenträume etwa wartet mit familiären Konzerten in den historischen Parkanlagen wie dem Gartenreich Dessau-Wörlitz auf. Und wer sich musikalisch einfach nicht entscheiden kann, der ist vielleicht beim Leipziger Hörspielsommer (13.–22.7.) richtig: Das deutschlandweit größte Hörspielfestival bringt heuer zum 10. Mal Hochkaräter des inszenierten Wortes ans grüne Ufer des Elsterbecken.

Mehr Informationen zu den Festivals der Region: www.festivalhopper.de


regjo

Kultur 99

Musikhaus voraus In Leipzig wird vorrangig das klassische musikalische Erbe gepflegt und in großem Stil vermarktet. Bach, Thomaner, Mendelssohn, Wagner. Doch wo ist in der Stadt eigentlich Platz für die Musik und die Musiker von heute und morgen?

Text: Dörthe Gromes  Fotografie: Antje Kröger, Dirk Rauscher

Diese Frage stellen sich die beiden jungen Musiker Antonio Lucaciu und Sascha Stiehler seit einiger Zeit. Die gebürtigen Vogtländer, die zusammen das „Duo Stiehler/Lucaciu“ (Saxofon, Klavier) bilden, kamen zum Studium nach Leipzig und erleben, dass viele ihrer Kollegen spätestens nach dem Abschluss die Stadt in Richtung größerer Metropolen verlassen. Ihrer Beobachtung nach liegt das unter anderem daran, dass hier Infrastruktur und Netzwerke für freischaffende Musiker jenseits des Klassikbereiches fehlen. Musik entsteht in der Regel im Zusammenspiel mit anderen und für‘s Zusammenkommen braucht es Orte, die der Kreativität förderlich sind. Einen solchen Ort möchten Stiehler und Lucaciu in Leipzig schaffen. „Schließlich können wir nicht warten, bis uns jemand die perfekte Umgebung bietet“, so die beiden Mittzwanziger. „Daher wollen wir die Sache selbst in die Hand nehmen.“ Raum für Arbeit und Vernetzung Ihre Vision ist ein Haus, das Musikern professionelle Arbeitsbedingungen offeriert. Es soll ein Aufnahmestudio beherbergen sowie Raum bieten für Proben, Kommunikation und Vernetzung. „Außerdem können dort verwandte Berufe aus der Kreativwirtschaft andocken, zum Beispiel Musiklabels, Booking-Firmen oder Veranstaltungstechniker“, erläutert der Saxofonist Antonio Lucaciu.

Inspirationsquelle für die Idee ist das Projekt „Zughafen“, das seit circa zehn Jahren im alten Erfurter Güterbahnhof residiert. Rund um den erfolgreichen Popmusiker Clueso haben sich dort zahlreiche Künstler und Kreativfirmen angesiedelt. Momentan befindet sich das Projekt noch in der Konzeptionalisierungsphase. „Derzeit halten wir vor allem die Augen nach in Frage kommenden Immobilien und Projektpartnern auf und versuchen, die Idee möglichst weit zu streuen“, erklärt Sascha Stiehler. „Wir gehen da mit viel Enthusiasmus und einem gewissen naiven Elan ran“, ergänzt sein Kollege Lucaciu. „Gleichzeitig ist uns bewusst, dass wir einen langen Atem brauchen, um das Projekt zu entwickeln.“

ihre eigene Musik und die von befreundeten Kollegen veröffentlichen. Dieses Jahr waren sie Teil der Künstlerischen Leitung des Greizer Jazzwerks. Das ist ein mehrtägiges Jazzfestival in der ostthüringischen Kleinstadt. „Wir sehen uns nicht nur als Musiker, sondern auch als Projektinitiatoren und Netzwerker“, betonen beide, „vor allem aber als Künstler, die eine gesellschaftliche Verantwortung tragen.“

Suche nach Partnern und Finanzierung Jury und Publikum der diesjährigen Elevator Pitch Night konnten die beiden quirligen Musiker mit ihrer Vision schon überzeugen. Sie gewannen prompt den BBC-Mediensowie den Publikumspreis. Trotz ihrer Jugend haben Stiehler und Lucaciu, die sich bereits aus der Schulzeit kennen, schon einige Projekte auf die Beine gestellt. So initiierten sie 2010 gemeinsam mit dem jazzclub leipzig e.V. den „Liveclub Telegraph“, wo der jazzmusikalische Nachwuchs sein Podium findet. Im selben Jahr gründeten sie das Musiklabel „Egolaut“, auf dem sie

Weitere Informationen finden Sie unter: www.stiehler-lucaciu.de


100 Kultur

RegJo

Das große Erbe der Melancholia Nach der Eröffnungsausstellung „Klinger - ...und ewig lockt das Weib“ markiert „Melancholia“ den Auftakt zum regulären Ausstellungsprogramm in der Klinger-Villa. Gezeigt werden Arbeiten von Hans Aichinger, Sarah Jones und Ingar Krauss.

Text: Esther Niebel  Fotografie: Klinger-Forum e.V.

Melancholia, den seelischen Zustand von unmotivierter Nachdenklichkeit bis Traurigkeit, kann man fast schon als deutsches Kulturgut bezeichnen. Es gibt kaum jemandem, bei dem mit diesem griechischen Begriff nicht Vorstellungen verbunden sind und Assoziationsketten ausgelöst werden. Melancholia gilt als genuine Eigenschaft des Künstlers, durch dessen seelische Gestimmtheit und die daraus resultierende Durchlässigkeit erst wahre Kreativität möglich wird – wir denken an Dürer, an Friedrich und an Böcklin – und uns läuft ein romantischer Schauer den Rücken runter. Dem Kinogänger unter den Ausstellungsbesuchern wird sicherlich der neuste Film von Lars von Trier einfallen, der die dunkle, die lähmende Seite der Melancholia thematisiert. Die Kuratorin der Ausstellung Dr. Margit im Schlaa bezeichnet von Triers Interpretation sogar als suizidial. Dass sie sich trotzdem für diesen Ausstellungstitel entschieden hat, erklärt die Kuratorin damit, dass sie es als Bereicherung empfinde, wenn Besucher mit bestimmten Vorstellungen in die Ausstellung kommen, diese aber schließlich aufgrund der Abweichungen revidieren und dadurch zum genauen Hinsehen und zum Nachdenken anngeregt werden. Die Melancholie des Erwachsenwerdens Betritt man die Ausstellungsräume der Klinger-Villa, wird man von Kinderportraits empfangen. Oder sind es doch eher schon kleine

Erwachsene, die dem Besucher, in der Regel, ohne ihn anzusehen, gegenübertreten? Ihnen allen gemeinsam ist eine tiefe Versunkenheit, sei es in sich selbst oder in die Tätigkeit, mit der sie gerade beschäftigt sind. Als Betrachter wird man sich nicht ganz schlüssig, wie stark diese Versunkenheit auch dem Schutz vor fremden Blicken dient, denen die Heranwachsenden ausweichen wollen, weil sie selbst nicht so genau wissen, wer sie sind. Ihre Fragilität, ausgelöst von dem körperlichen und seelischen Umbruch, den sie gerade durchmachen, macht sie gerade Erwachsenen, die dieses Stadium der Unsicherheit hinter sich gelassen haben, gegenüber scheu. Sie wollen nicht beobachtet werden, denn kluge Ratschläge helfen hier auch nicht weiter. Im Gegenteil, sie verhöhnen förmlich die neu erwachende Selbstwahrnemung der Jugendlichen mit Sätzen wie „das ist doch ganz normal“, „da muss man eben durch“ oder „das geht jedem so in deinem Alter“. Und eigentlich wissen wir als Betrachter all das. Wir wissen, dass diese Art der Tröstung kein bisschen weiterhilft. Und wir wissen auch, dass wir die Heranwachsenden mit unseren Blicken verschonen sollten. Es sind schließlich keine Kinder mehr, die in ihrer naiven Unschuld die Blicke kaum registrieren. Dieses Wissen macht uns als Beobachter offen für die Emotionen der Dargestellten. Es öffnet uns für einen sensiblen und diskreten Blick, der jeden Verdacht auf Voyeurismus ausschließt, da wir uns an unsere eigene Pubertät erinnern und uns durch diese Emphatie mit den Jugendlichen verbünden.


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Kultur 101

Bilder von links nach rechts: Sarah Jones, Back Garden (Charlton) IV (Ausschnitt), 1999, c-print auf Aluminium, 150 x 150 cm, courtesy Maureen Paley, London, in: Melancholia; Ingar Krauss, o.T. (Ausschnitt) Berlin 2004, c-print, 49 x 55 cm, in: Melancholia; Sebastian Speckmann, Herd (Ausschnitt), Linolschnitt, 30 x 42 cm, 2011, courtesy Galerie Kleindienst; Abbilung nächste Seite: Hans Aichinger, Ohne Titel, 2007, Öl auf Leinwand, 180 x 140 cm, courtesy maerzgalerie Leipzig / Berlin

Die Künstler Es ist kein Zufall, dass die ausstellenden Künstler alle selbst Eltern sind. Bei aller Schonungslosigkeit der Darstellung dieser ambivalenten Lebensphase schwingt auch ein liebevolles Verständnis mit, dass ein Zu-Nahe-Treten verhindert. Mit der großformatigen Malerei des Leipziger Künstlers Hans Aichinger stellt die Kuratorin den Bezug zur zeitgenössischen Leipziger Kunst her und setzt gleichzeitig das Thema der Ausstellung. Aichingers Bilder seien ihr unter die Haut gegangen, so Margit im Schlaa. Seinen Arbeiten an die Seite stellt sie die Schwarz-Weiß-Fotografien des Berliner Künstlers Ingar Krauss sowie zwei großformatige Aufnahmen der britischen Fotografin Sarah Jones. Sarah Jones verlässt mit ihren Arbeiten das Sujet des Portraits, indem sie die Portraitierten in einem stark inszenierten bühnenartigen Setting aufnimmt. Symbolschwer sind Apfelbaum und Rose, mit

denen das Mädchen dargestellt ist und das über sein individuelles Schicksal auf ein kollektives kulturelles Gedächtnis hinausweist. Es geht um den Verlust kindlicher Unschult und das schleichende Aufkeimen von Sexualität. Bewusstsein und damit Verantwortung sind die Wolken, die am kindlichen Himmel aufziehen. Die Klinger-Villa Max Klinger, dessen einziges bauliches Zeugnis in seiner Vaterstadt die Klinger-Villa ist, verbrachte selbst seine Kindheit und Jugend hier. Insofern stellt die Ausstellung einen Brückenschlag zwischen dem von Klinger an diesem Ort verbrachten Lebensabschnitt und dem Vereinsziel des Klinger-Forums, das vor allem über die Präsentation zeitgenössischer Kunst das kulturelle Engagement Leipziger Bürger fördern will, dar. Das Konzept scheint aufzugehen. Über sechstausend

Besucher haben hier bis Dezember 2011 die Eröffnungsausstellung gesehen. Aber auch andere Veranstaltungen wie Lesungen, Konzerte und Salonabende lockten Besucher an, die neben dem gebotenen Programm die Villa als authentischen historischen Ort würdigten. Die nächste Ausstellung in der KlingerVilla wird am 15. September eröffnet. Bis zum 9. Dezember 2012 wird es um das Erhabene und Schöne in der Natur, aber auch um Naturgewalt gehen. Den Linolschnitten des Leipziger Künstlers Sebastian Speckmann werden Fotografien von Stephanie Kloss, Berlin, und ein Video von Christoph Brech, München, zur Seite gestellt. MELANCHOLIA Hans Aichinger, Ingar Krauss, Sarah Jones 22.04. – 22.07.2012 Klinger Villa, Karl-Heine-Str. 2, 04229 Leipzig Fr 12–18 Uhr, Sa u. So 10–18 Uhr www.klingerforum-leipzig.de



Wirtschaftsförderer in Mitteldeutschland

Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland GmbH Geschäftsführer Herrn Jörn-Heinrich Tobaben Nikolaistraße 28-32, 04109 Leipzig Tel.: 0341 / 6001612, Fax: 0341 / 6001613 E-Mail: tobaben@mitteldeutschland.com www.mitteldeutschland.com

Landkreis Saalekreis Wirtschaftsförderung Leiter Referat Landrat Herr Uwe Lehmann Domplatz 9, 06217 Merseburg Tel.: 03461 / 401005, Fax: 03461 / 401012 uwe.lehmann@saalekreis.de www.saalekreis.de

Stadt Magdeburg Wirtschaft, Tourismus und regionale Zusammenarbeit Beigeordneter Herr Rainer Nitsche Julius-Bremer-Straße 10, 39090 Magdeburg Tel.: 0391 / 5402543, Fax: 0391 / 5402619 rainer.nitsche@ob.magdeburg.de www.ottostadt.de

Stadt Plauen Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing Ansprechpartner Herr Eckhard Sorger Unterer Graben 1, 08523 Plauen Tel.: 03741 / 2911800, Fax: 03741 / 29131800 eckhard.sorger@plauen.de www.plauen.de

Stadt Schönebeck (Elbe) Amt für Wirtschaftsförderung und Tourismus Ansprechpartner Herr Ellert Markt 1, 39218 Schönebeck (Elbe) Tel.: 03928 / 710504 wifoe@schoenebeck-elbe.de www.schoenebeck.de

Stadt Leipzig Wirtschaftsförderung Ansprechpartner Herr Dr. Michael Schimansky Martin-Luther-Ring 4-6, 04109 Leipzig Tel.: 0341 / 1235810, Fax: 0341 / 1235825 wirtschaft@leipzig.de www.leipzig.de

Geschäftsstelle Metropolregion Mitteldeutschland c/o Landeshaupstadt Dresden An der Kreuzkirche 6, 01067 Dresden Tel.: 0351 / 4882296, Fax: 0351 / 4882298 metropolregion@dresden.de www.region-mitteldeutschland.com

IMG Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH Am Alten Theater 6, 039104 Magdeburg Tel.: 0391 / 568990, Fax: 0391 / 5689950 welcome@img-sachsen-anhalt.de www.investieren-in-sachsen-anhalt.de

Landkreis Nordsachsen Amt für Wirtschaftsförderung, Landwirtschaft und Tourismus Amtsleiterin Frau Uta Schladitz R.-Wagner-Str. 7a, 04509 Delitzsch Tel.: 034202 / 9881050, Fax: 034202 / 9881055 uta.schladitz@lra-nordsachsen.de www.landkreis-nordsachsen.de

Stadtverwaltung Altenburg Referat Wirtschaftsförderung Ansprechpartner Herr Tino Scharschmidt Markt 1, 04600 Altenburg Tel.: 03447 / 594840, Fax: 03447 / 594809 tino.scharschmidt@stadt-altenburg.de www.investor-altenburg.de, www.altenburg.eu

Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld mbH Ansprechpartner Herr Armin Schenk Andresenstraße 1 a, 06766 Bitterfeld-Wolfen, OT Wolfen Tel.: 03494 / 638366, Fax: 03494 / 638358 info@ewg-anhalt-bitterfeld.de Niederlassung in Zerbst


WeiĂ&#x;enfels

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leeberg

Landeshauptstädte Sitz der Wirtschaftsförderer Autobahn Diese Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn Sie den REGJO-Lesern Ihre Kommune oder Institution auf der REGJO-Karte der mitteldeutschen Wirtschaftsförderer präsentieren möchten, nennen wir Ihnen gern die Konditionen für die kostenpflichtigen Einträge. Unsere Kontaktdaten finden Sie im Impressum dieser Ausgabe oder unter www.regjo-leipzig.de.


Wirtschaftsförderer in Mitteldeutschland

Stadtverwaltung Delitzsch Referat Wirtschaftsförderung und Tourismus Referatsleiterin Frau Ricarda Steinbach Rathaus,/Markt 3, 04509 Delitzsch Tel.: 034202 / 67109, Fax.: 034202 / 62897 ricarda.steinbach@delitzsch.de www.delitzsch.de

Europastadt Görlitz-Zgorzelec GmbH Ansprechpartnerin Frau Mandy Kriese Fleischerstraße 19, 02826 Görlitz Tel.: 03581 / 475718, Fax: 03581 / 475747 m.kriese@europastadt-goerlitz.de www.goerlitz.de

Wirtschaftförderungsgesellschaft Jena mbH Geschäftsführer Herr Wilfried Röpke Markt 16, 07743 Jena Tel.: 03641 / 8730032, Fax: 03641 / 8730059 jenawirtschaft@jena.de www.jenawirtschaft.de

„Wir haben alle Trümpfe“

Stadtverwaltung Bautzen Wirtschaftsförderungsamt Amtsleiter Herr Alexander Scharfenberg Fleischmarkt 1, 02625 Bautzen Tel.: 03591 / 534-590, Fax: 03591 / 534-599 wirtschaftsfoerderung@bautzen.de www.bautzen.de

Landkreis Leipzig Kreisentwicklungsamt Amtsleiterin Frau Gesine Sommer Stauffenbergstraße 4, 04552 Borna Tel.: 03433 / 2411050, Fax: 03437 / 984991050 gesine.sommer@lk-l.de www.landkreisleipzig.de

Burgenlandkreis Naumburg Weißenfels - Zeitz Wirtschaftsförderung Amtsleiter Herr Thomas Böhm Schönburger Straße 41, 06618 Naumburg Tel.: 03445 / 731308, Fax: 03445 / 731105 wirtschaftsamt@blk.de www.burgenlandkreis.de

Stadt Halle (Saale) Wirtschaftsförderung Ansprechpartner Herr Dr. Heinz Friedrich Franke Marktplatz 1, 06108 Halle (Saale) Tel.: 0345 / 2214760, Fax.: 0345 / 2214776 wirtschaftsfoerderung@halle.de www.wifoe.halle.de

Landkreis Harz Wirtschaftsförderung Sachgebietsleiter Herr Wilfried Strauch Dornbergsweg 2, 38855 Wernigerode Tel.: 03943 / 935816, Fax: 03943 / 935815 wirtschaftsfoerderung@kreis-hz.de www.kreis-hz.de

Wirtschaftsförderung Stadt Aschersleben Amtsleiter Herr Matthias May Markt 1, 06449 Aschersleben Tel.: 03473 / 958980, Fax: 03473 / 958920 wirtschaft@aschersleben.de www.aschersleben.de

Regionalmanagement Region Leipzig-Westsachsen Regionalmanagerin Frau Anja Terpitz Haus der Wirtschaft im Landkreis Leipzig Schulstraße 67, 04668 Grimma Tel.: 03437 / 760807, Fax: 03437 / 760801 anja.terpitz@region-leipzig-westsachsen.de www.regio-westsachsen.de

Stadtverwaltung Markkleeberg Wirtschaftsförderung Ansprechpartner Frau Kerstin Kaiser Rathausplatz 1, 04416 Markkleeberg Telefon: 0341 / 3533235, Telefax: 0341 / 3533148 kaiser@markkleeberg.de www.markkleeberg.de


Hochzeit traumhaft feiern

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108 Kultur

RegJo

Bereit zur Überforderung Text: Tobias Prüwer  Cover: Matthes & Seitz

Gewalt hat viele Spielarten – der Philosoph Byung-Chul Han fragt, in welchen Formen sie heute auftritt und was das für das Leben in der Leistungsgesellschaft heißt. War in früheren Gesellschaften die externe Gewalt noch typisch, ist sie nun – Han zufolge – wesentlich subkutan und schlägt sich als Selbstverletzung des Subjekts viral, medial und psychisch in den Individuen nieder. Um zu zeigen, wie es zu diesem Formenwandel kam, skizziert Han zunächst die Historie der Gewalt. So ist zu erfahren, wie sie als religiöse Erfahrung am Anfang jeder Gemeinschaft steht und diese zusammenschweißt. Diese Logik des Opfers sieht Han auch im Kapitalismus noch am Werk, nur dass hier statt Blut das Geld fließt. Indem Han dann klar zwischen (neutraler) Macht und Herrschaft differenziert, erhält er eine analytische Kategorie, mit der sich der Wechsel in der systemischen Gewalt von Fremd- hin zur Selbstausbeutung zeigen lässt. Letztere sei die heute prägende Gewalterfahrung. Setzte noch die Kontrollgesellschaft auf äußerliche Abschöpfung, so hat sich das Gewalttätige im Leistungsprinzip verinnerlicht und wirkt sich als Selbst-Exploitation bis zur Entkräftung aus. Weil sie von innen kommt, ist diese Gewalt von einer scheinbaren Positivgestimmtheit getragen, die sie gefährlich macht: Das Subjekt sieht sich vor unzähligen Möglichkeiten und Freiraum und wird selbst zum Projekt. Han vergleicht das System der Anschaulichkeit halber mit einem Arbeitslager, in dem das Individuum Sträfling und Aufseher zugleich ist. In der um sich greifenden Dopingkultur regiert der Zwang zur Körperoptimierung, was in seiner harmloseren Form im Fitnessstudiobesuch resultiert, aber auch gravierend ausfällt. Erschöpfung, Ausgebranntsein, Depressionen sind demzufolge die heutigen Volkskrankheiten. „Das Leistungssubjekt überlässt sich dem freien Zwang zur Maximierung der Leistung“, bringt Han die grassierende Überforderung auf den Punkt.

Topologie der Gewalt Byung-Chul Han Matthes & Seitz, Berlin 2011 191 Seiten Preis 19,90 € Weitere Informationen: www.matthes-seitz-berlin.de

Von Goethe gecoacht Text: Martin Jendrischik  Cover: Küthe Verlag

„Wie Sie einfach genial Arbeit und Leben meistern“ – was der Untertitel des als Buch und Hörbuch verfügbaren Ratgebers „Goethe für Manager“ verspricht, hält das 353 Minuten lange Hörbuch weitestgehend. Denn Johann Wolfgang von Goethe verstand nicht nur etwas vom genialen Dichten, sondern war als Maler, Naturwissenschaftler, Theaterleiter, Politiker und Manager auch ein Tausendsassa, der sich Strategien überlegte, seinen Alltag zwischen Leben und Arbeit vorbildlich zu organisieren. Die Autoren Stefan Küthe, er arbeitet in Büros in Delitzsch und Leipzig als praxisorientierter Trainer und Coach, und Monika Schuch haben Goethes gesamte Weisheit für ein erfülltes, ausgeglichenes Leben aus seinem dichterischen Werk, seinen Briefen und Gesprächen in die Neuzeit übersetzt. So entsteht ein Ratgeber-Hörbuch, das zahlreiche Tipps rund um Zeit- und Selbstmanagement, Motivation oder Kommunikation gibt. Fazit, ganz im Sinne von Goethe: „Jeder Augenblick ist von unendlichem Wert.“ Goethe für Manager Stefan Küthe und Monika Schuch Küthe Verlag, Leipzig 2010 Höhrbuch Preis 20,95 € Weitere Informationen: www.stefan-kuethe.de


regjo

KULTUR 109

Zug um Zug Heimatliche Fundgrube Text: Bastian Salier  Cover: Hinstorff

Dass Till Eulenspiegel aus Sachsen-Anhalt kommt und dort den Großteil seiner Streiche verübt hat, ist Legende – und eine sehr schöne noch dazu. Aber wussten Sie auch, dass Henny Porten, der erste deutsche Stummfilmstar, eine gebürtige Magdeburgerin ist? Noch gar nicht so lange her ist die Einrichtung von Deutschlands erstem Nacktwanderweg: Seit 2010 führt der Harzer Naturistenstieg – Wanderstiefel immerhin sind erlaubt – von Dankerode zur Wippertalsperre. Noch viel mehr solcherart Information findet sich im kürzlich erschienenen zweiten Band „Heimatkunde – Alles über SachsenAnhalt“. Von A wie Altmark bis Z wie Zucker werden jede Menge denkwürdige und bisweilen unerhörte Fakten vor dem Leser ausgebreitet. So ist vom Mais-Boom ebenso zu erfahren wie die Namensherkunft der Magdeburger Börde. Was es mit dem Stichwort Backstein auf sich hat, kann man nachlesen und erfahren, wie und warum der Saalekreis zu seinem „E“ kam. Die häppchenartige Aufbereitung des Stoffes mag wohl an der ursprünglichen Idee gelegen haben, denn die „Heimatkunde“ ist eigentlich ein Fernsehformat. Seit 2009 wird es als Serie im MDR-Regionalmagazin „SachsenAnhalt heute“ ausgestrahlt. Jede Folge präsentiert in skurrilen Cartoon-Collagen fünf bis sieben erstaunliche Fakten zu einem Thema, das immer mit der Region zu tun hat. Diese finden sich nun in den beiden Bänden aus dem Hinstorff-Verlag wieder, aufgeschrieben von Heiko Kreft, der auch das Fernsehformat produziert hat, und höchst amüsant illustriert von Luis F. Masallera. Das Buch ist eine wahre Fundgrube. Apropos: So soll es im Jerichower Land angeblich jede Menge verbuddelte Schätze geben, tonnenweise Gold, vergraben im Wald.

Heimatkunde – Alles über Sachsen-Anhalt Band 2 Heiko Kreft / Luis F. Masallera (Illustration) Hinstorff, Rostock 2012 128 Seiten Preis 12,99 € Weitere Informationen: www.hinstorff.de

Text: Tobias Prüwer  Cover: Voland & Quist

Fahrpläne bestimmen sein Leben, bis die Schatten der Vergangenheit nach ihm greifen: Fahrdienstleister Alois Nebel ist mit seinem geordnetem Dasein eigentlich zufrieden. Im an der tschechoslowakisch-polnischen Peripherie gelegenen Ort Bílý Potok zu Hause, meidet er Menschen privat und versenkt sich gern in alte Zugfahrpläne, die er sammelt und auch auf der Toilette noch mit Vergnügen liest – weil es immer das gleiche ist. In dieses Regelmaß schleicht sich Weltkriegsgeschichte. Nebel wird von Visionen geplagt, deutscher Eroberung und Vertreibung der Sudetendeutschen, Sowjetbesatzung. Nebel muss seinen Geist kurieren und dann fällt auch noch der Eiserne Vorhang. Dem tschechischen Kultautor Jaroslav Rudiš ist eine sinistre Geschichtsstunde geglückt, die Jaromir 99 in klaren Schwarz-WeißZeichnungen festhält. Zug um Zug werden bei der Lektüre die Zeitschichten freigelegt, lange Verdrängtes in diesem grandiosen Comicwerk zutage gefördert.

Alois Nebel Jaroslav Rudiš, Jaromir 99 Voland & Quist, Dresden 2011 360 Seiten Preis 24,90 € Weitere Informationen: www.voland-quist.de

B O X


RegJo

N aumbu r ge r D o m

kamme r musik v o m feinsten

Bildnachweis: Rene Gaens

Bildnachweis: Erik Niedling

2 4 . Juni bis 0 5 . A ugust 2 0 1 2 - W eima r

Bildnachweis: Bildarchiv der Vereinigten Domstifter

110 Kultur

Ein Jahr noch

Spitzenmusiker

Kulturgeschichte

Wie wäre es, noch genau ein Jahr zu leben zu haben? Was beginnen, was beenden?

Das Moritzburg Festival 2012 – Das Kammermusik-Festival mit französischer Note.

Eine neue Sonderausstellung zu Weg und Werken des Naumburger Meisters.

Der Künstler Erik Niedling lebte ein Jahr lang, vom 01. März 2011 bis zum 29. Februar 2012, nach Vorgabe von Ingo Niermann so , als sei es sein letztes. Erik Niedling sollte im Gegenzug dafür in dem von Schriftsteller Ingo Niermann konzipierten Pyramidenberg begraben werden. Hierfür wird eine mindestens 200 Meter hohe Pyramide aus einem Berg herausgeschlagen. Nach Niedlings Beisetzung wird diese Pyramide mit ihrem Abraum wieder bedeckt und die ursprüngliche Form des Berges hergestellt werden. Die Ausstellung zeigt den Entwurf von Niedlings Grabkammer, der der Grundriss des Neuen Museum Weimar zugrundeliegt. Niedling widmete sich dieses Jahr lang ganz seinem eigenen Leben und produzierte eine ganze Reihe an eigenen Arbeiten als Grabbeigaben und Relikte seines Lebens. Besonders eine Nacht wurde in diesen Werken aufgearbeitet – die Nacht, in der er in seiner Heimatstadt Erfurt an einer Reihe physischer und psychischer Ausschreitungen beteiligt war und nach der sein Entschluss fiel, Künstler zu werden. CM

Unter der künstlerischen Leitung des Cellisten Jan Vogler findet vom 5. bis 19. August 2012 ein Festival für Kammermusikliebhaber aus aller Welt statt. Die Schirmherrschaft hat dieses Jahr der französische Botschafter in Deutschland, Maurice Gourdault-Montagne, übernommen und legt den Programmfokus auf Werke französischer Komponisten wie Saint-Saens, Franck, Fauré, Milhaud und Ravel. Zu den Künstlern des diesjährigen Festivals gehören Spitzenmusiker wie die Geigerin Alina Ibragimova, der Cellist Alban Gerhardt, die Bratschisten David Aaron Carpenter und Lise Berthaud, die Pianistin Lise de la Salle und der Pianist Eldar Djangirov. Die Spielstätten des Festivals sind traditionsgemäß das Schloss und die Kirche Moritzburg, Schloss Proschwitz sowie erstmals auch das Landgestüt Moritzburg und das Palais im Großen Garten in Dresden und die Gläsernen Manufaktur von Volkswagen in Dresden. Nächstes Jahr wird das Moritzburg Festival dann vom 11. bis 25. August 2013 sein 20-jähriges Jubiläum feiern. CM

Die Ausstellung „Weg und Werke des Naumburger Meisters“, die am 30. Juni 2012 in den neuen Sonderausstellungsräumen des Naumburger Doms eröffnet wird, rundet das einzigartige Kulturensemble von Dom, Domfreiheit, Domgarten, Kreuzgang, Marienkirche und Klausur aufs Neue ab. Die Landesausstellung „Der Naumburger Meister“ lockte 2011 bereits fast 200.000 Besucher aus ganz Europa in den Naumburger Dom. Es ist unter anderem das Verdienst des Kulturvisionärs und ehemaligen Dechanten der Vereinigten Domstifter, Graf von Zech-Burkersroda. Graf Zech war mehr als zehn Jahre der maßgebliche Motor und Macher hinter den wichtigen Veränderungen und Erfolgen in Naumburg. In den restaurierten und neugestalteten Ausstellungsräumen, welche zuvor einen Teil der Landesausstellung präsentierten, stehen die hochwertigen Abgüsse des Bamberger Reiters und die Figuren des Mainzer Lettners sowie wertvolle Urkunden und Handschriften aus dem Bestand der Vereinigten Domstifter. CM

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.neuesmuseumweimar.tumblr.com.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.moritzburgfestival.de

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.naumburger-dom.de


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F ilm

Bildnachweis: Guido Werner

Bildnachweis: Dr. Semechin, VMD

MUSIK

Bildnachweis: Steffen Junghans

D ie G eschichte des F liegens

KULTUR 111

Luftreise!

Musikmeister

Filmsommer

Das Verkehrsmuseum Dresden hebt zu seinem 60. Geburtstag ab.

Vom 13. bis 28. Juli begeistern die Meisterkurse in Weimar Schüler und Zuhörer.

Neues Filmfest „Trekoulor“ zeigt Produktionen aus Deutschland, Frankreich und Polen.

Am 5. Mai 2012 öffnet die neue Dauerausstellung zur Geschichte des Fliegens. „Die Luftfahrt-Ausstellung ist der erste große Baustein für ein neues Verkehrsmuseum, bei dem der mobile Mensch im Mittelpunkt steht“, kündigt Joachim Breuninger, Direktor und Geschäftsführer des Verkehrsmuseums Dresden, an. Eindrucksvoll inszeniert lädt die Ausstellung auf einer Fläche von 500 m² zu einer spannenden Reise durch 200 Jahre Luftfahrtgeschichte und zum Mitmachen ein. Die ersten Ballonaufstiege im 18. Jh., die Ära der Luftschiffgiganten, die Gleitversuche Lilienthals und die ersten motorisierten Flüge bis zu den modernen Ferienfliegern können nacherlebt werden. Aber auch die Geschichte der DDR-Luftfahrtindustrie und interaktive Themen zur Flugphysik sind in einem eigens dafür ausgestatteten Experimentierraum aufbereitet worden. Das Mitmachen wird im Verkehrsmuseum groß geschrieben. Im Experimentierraum zur Physik des Fliegens kann gebastelt, Materialien unter die Lupe genommen und noch vieles mehr erlebt werden. CM

Die Meisterkurse der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar sind seit 53 Jahren fester Bestandteil des Kulturlebens der Thüringer Kleinstadt. Dieses Jahr gibt es neben den altbewährten öffentlichen Klassen von Studenten und Meistern – es werden unter anderem die Klarinettistin Sharon Kam, die Cellisten Michael Sanderling und Alban Gerhardt sowie der Geiger Ingolf Turban erwartet – allerhand Neues zu entdecken. So lädt die renommierte „Lautten Compagney Berlin“ erstmals zu einem „Meisterkurs Barockoper“ ein. Der musikalische Leiter Wolfgang Katschner wird die Händel-Oper „Rinaldo“ gemeinsam mit jungen Sängern einstudieren und sie am Ende der Probenwoche zur Aufführung bringen. Auch die Neue Musik findet ihren Platz bei den Weimarer Meisterkursen. Am 16. Juli werden neben der „Chamber Symphony“ von John Adams auch Werke von Teilnehmern des Kompositionsworkshops uraufgeführt. Daneben wird es allabendliche Konzerte von Meistern und Schülern geben. DG

Im Sommer herrscht Kinoflaute in Deutschland, die großen Festivals finden alle von September bis Juni statt. Da kommt ein neues Filmfest wie gerufen. Vom 18. bis 22. Juli wird in Weimar „Trekoulor“ aus der Taufe gehoben. Das Filmfest ist nicht nur für die Klassikerstadt eine Neuheit, auch die Ausrichtung auf deutsche, französische und polnische Filme ist in Deutschland einmalig. Schließlich werden seit dem ersten Treffen der damaligen Außenminister dieser drei Länder im August 1991 in Weimar die Beziehungen zwischen diesen Nationen besonders gepflegt („Weimarer Dreieck“). „Trekoulor“ zeigt neue und ältere Spiel-, Dokumentar-, Jugend- und Kinderfilme aus den besagten Ländern. Eine Retrospektive ist Andreas Dresen gewidmet, der seinen neuen Film „Herr Wichmann aus der dritten Reihe“ persönlich vorstellen wird. Auch die preisgekrönte polnische Produktion „Suicide Room“ wird gespielt. Flankiert wird das bunte Programm durch Publikumsgespräche mit Regisseuren und Produzenten. – Ein Grund mehr, Weimar zu DG besuchen.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.verkehrsmuseum-dresden.de

Weitere Informationen finden Sie unter: www.hfm-weimar.de/meisterkurse

Weitere Informationen finden Sie unter: www.trekoulor.de


Leipziger Männerschwimmhalle tanzt! Das neue Kunstprojekt der Leipziger Choreografin Irina Pauls, „Tanzt die Männerschwimmhalle“, belebte im Juni das Leipziger Stadtbad – einst das erste Wellenbad Europas.

Text & Interview: Anne Henkel  Fotografie: Szenenfotos von Olaf Martens, Portrait von Michael Waldau

Die Leipziger Choreografin Irina Pauls schwärmt dafür, stimmungsvolle Orte des öffentlichen Raums künstlerisch zu entfremden. 2008 widmete sie sich dem Flughafen Leipzig/Halle: Die starren Bewegungsabläufe der Passagiere auf den Rolltreppen lösten sich in lebendige Elemente des Tanzes auf. Den Wasserlauf, der heute unter der Parkfläche in der Carl-Maria-von-Weber-Straße rinnt, holte sie 2011 durch eine Performance zumindest gedanklich an die Oberfläche zurück. Bis Ende Juni belebte sie nun ein weiteres Wahrzeichen Leipzigs: Das Stadtbad, das auf eine bewegte Geschichte blickt. 1916 ging es als erstes Wellenbad Europas in Betrieb, 2016 wird es als Badeoase wiedereröffnet. Dazwischen liegt eine siebenjährige Schließung wegen Sanierungsarbeiten und nun die Verwandlung in eine Event-Location. Seit April 2012 finden Veranstaltungen direkt auf dem leeren und abgedeckten Schwimmbecken statt. Doch wie bewegt man sich in einem Schwimmbad, in dem es kein Wasser mehr gibt? Gemeinsam mit 11 Künstlerinnen und Künstlern aus Mitteldeutschland spürte Irina Pauls dieser Frage in einem performativen Rundgang durch die Leipziger Männerschwimmhalle nach. Mit einer Inszenierung aus Tanz, Gesang und Musik, kombiniert mit sieben Solo-Performances, weckte sie die einstige Badeoase aus ihrem siebenjährigen Schlaf. Dabei diente das Schwimmbad nicht nur als ästhetische Kulisse, sondern auch als Quelle der persönlichen Inspiration und Assoziation der Künstler: Die Badeanstalt als öffentlicher Vergnügungsort, in dem sich Jung und Alt zum Schwimmen, Planschen, Lachen trifft, ist zugleich auch Raum innigster Intimität. Nur mit einem Badeanzug bekleidet, warfen sich die Badegäste voyeuristische Blicke zu und betrachteten selbstkritisch ihre eigenen Körper. Tanzend, sprechend, singend und im Trockenen schwimmend, machen die Künstler diese Spannung zwischen Öffentlichkeit und Intimität erfühlbar. „Tanzt die Männerschwimmhalle“ war ein lebendiges und vielfältiges Kunstprojekt, das durch die Initiative !mehrTANZ in Zusammenarbeit mit der Förderstiftung Leipziger Stadtbad ermöglicht wurde. Zusätzliche finanzielle Förderung und Unterstützung erhielten die Künstler von Leipziger Förderern, Mäzenen und Partnern.


regjo

KULTUR 113

Irina Pauls - Den professionellen zeitgenössischen Tanz in Mitteldeutschland zu fördern, ist für die Leipziger Choreografin eine Herzensangelegenheit.

»Ein magischer Ort mit faszinierender Ausstrahlung« „Tanzt die Männerschwimmhalle“ ist eine Tanz-Performance an einem ungewöhnlichen Ort. Warum haben Sie gerade das Leipziger Stadtbad gewählt? Das Leipziger Stadtbad und speziell die Männerschwimmhalle ist für mich ein magischer, faszinierender Ort mit starker Ausstrahlung. Das Gefühl, Menschen haben die Halle gerade erst verlassen, ist da konserviert. Das Schwimmen in öffentlichen Badeanstalten bringt den Menschen so intensive, persönliche, sinnliche Erfahrungen: Geräusche, Gerüche, Körperkontakte. Das Schwimmen zu lernen, ist für viele eine spezielle Herausforderung gewesen. An diese Erfahrungen möchte ich anknüpfen und beim Publikum solche Eindrücke wachrufen. Und nun diese Übergangssituation: Ein Schwimmbad ohne Wasser, das Badebecken abgedeckelt, kein Wasser, wo doch dieses Element der Halle seinen Sinn gab. Sich damit zu befassen, ist wirklich sehr reizvoll. Die Ausschreibung für Ihr Kunstprojekt

erhielt große Resonanz. Wonach haben Sie die Performances ausgesucht? Für unseren Rundgang habe ich Performances gewählt, die das Thema Wasser und Baden auf sehr eigene Weise und sehr persönlich beleuchten. Mir ist es ein wichtiges Anliegen, verschiedene künstlerische Sichten zu verbinden. Alle Performer freuen sich sehr über den Austausch und die gegenseitige Inspiration. Da wir ja mehrere Rundgänge am Tag machen, werden wir viel Zeit miteinander im Stadtbad verbringen und es auf unsere Weise beleben ... Wenn mehrere Künstler ihren persönlichen Assoziationen nachgehen, entsteht eine Vielfalt an Ideen. Wie ist es Ihnen gelungen, diese zu vereinen? Unser gesamtes Konzept beruht auf dem direkten Kontakt zwischen Zuschauern und Darstellern ohne einen Sicherheitsabstand. Sich als Solist zu präsentieren, ist immer ein besonderes Wagnis. Ungeschützt begegnen sich die Performer und die Zuschauenden, wie auch beim Baden steht so der „entkleidete“ Körper im Fokus. Unser Rundgang ist wie eine Führung. Eine Performance beinhaltet, die Zuschauer durch die Halle von

Künstler zu Künstler zu leiten und durch das Erzählen zu verbinden. Zum anderen gibt es den zentralen Punkt meiner Arbeit „Blöße“ mit drei Tänzerinnen und dem Sänger. Wie erfahren die Zuschauer „Blöße“ in Ihrer gleichnamigen Inszenierung? Da taucht man in die verschiedensten Facetten der Intimität beim Baden ein und so verdichten wir das vorher erwähnte Thema des „Entkleidens“: Die Körper in Konfrontation mit sich selbst, das Eintauchen in Wasser als Erneuerung, die Nacktheit zeigt sich in der Verhüllung. Rituale der Körperpflege vollziehen sich in der Performance „vor geöffneten Türen“. Oder der Blick des Voyeurs, bei uns der Sänger, der hinschaut und den Reiz des Heimlichen verstärkt. So werden auch die Zuschauer mit ihrer Schaulust konfrontiert. Ihre Perspektive ist das Schlüsselloch. Vielen Dank für das Gespräch

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Auf der Spur Die Musikstadt Leipzig ganz im Zeichen ihrer klassischen Musiker und Komponisten: Unter dem Motto „Musik bewegt die Stadt“ wurde die Leipziger Notenspur im Mai mit einem umfassenden Programm für Jung & Alt eröffnet – eine Nachlese.

Text: Dr. Zita Agota-Pataki  Bilder: Clemens Wolf, Utz Schlicht

Die Edelstahlintarsien sind gut zu erkennen in der Leipziger Innenstadt. Integriert in das Straßenpflaster weisen sie Fans und Anhängern klassischer Musik den Weg entlang der Leipziger Notenspur, die auf einem 5,3 Kilometer langen Pfad zu den wichtigsten Wohnund Schaffensstätten berühmter Leipziger Komponisten führt. Die Spur bietet für Jung und Alt vielerlei Unterhaltung wie das BeLauschen von Leben und Werk der hiesigen Komponisten per Telefon, eine Klangdusche oder ab September auch interaktive Rätselspiele auf der Notenwand. Bereits die feierliche Eröffnung im Mai zeigte, dass der einmalige Wegweiser eine Attraktion für Touristen und Einheimische gleichermaßen werden kann.

Notenspur im Rahmen eines Festaktes statt. Im Beisein des Initiators der Notenspur, Prof. Dr. Werner Scheider, riefen die Stadtpfeifer vom Balkon des Alten Rathauses wie in alten Zeiten das Publikum zum Marktplatz und kündigten die Eröffnungsrede des Leipziger Oberbürgermeisters an. Darin verwies Leipzigs Stadtoberhaupt Burkhard Jung mit Stolz auf die einzigartige Musikgeschichte Leipzigs und lobte das Projekt, das – wie Jung betonte – aus der Bürgerschaft heraus für die Stadt initiiert wurde. Für die musikalische Untermalung sorgte das A-Cappella Ensemble amarcord, als auf dem Marktplatz 23 Ballons – jeder stand für eine der Stationen der Notenspur – gen Himmel gesandt wurden. Mitmach-Angebote für Jung und Alt

Notenspurhymne ein Highlight Eines der Highlights am Eröffnungstag war die Ur-Aufführung der „Notenspurhymne“, die Thomaskantor Georg Christoph Biller komponiert hatte. Am Thomaskirchhof lud diese Premiere zum Mitsingen ein. Bis zur offiziellen Eröffnung am Nachmittag blieb den vielen hundert Leipzigern, die der Notenspur gleich am ersten Tag folgen wollten, die Gelegenheit zum Eintauchen in die Musikgeschichte bei Führungen entlang der Notenspur. Auf dem Marktplatz vor dem Alten Rathaus fand die offizielle Eröffnung der

Von den Plätzen aus wurden die Klänge in den Straßen hörbar und bald erfüllte die Musik die ganze Stadt. Viele Bürger beteiligten sich an den musikalischen Angeboten, wie etwa beim Singen mit dem Opern- und Gewandhauschor auf den Stufen der Oper. Vor allem die kleinen Gäste hatten Spaß an der Kinderrallye. Einen würdevollen Abschluss schließlich fand der Tag innerund außerhalb des Grassi-Museumskomplexes. Dort spielte u.a. die Uni-BigBand auf, ertönten Klänge orientalischer Musik neben Chansons der 30er Jahre. Gäste konnten einzigartige Videoinstallationen zu klassischer

Musik erleben sowie eine Vorführung auf einem besonderen Schatz im Musikinstrumentenmuseum: der Kinoorgel. Führungen über den historischen Johannisfriedhof rundeten das Angebot des Abends ab. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.notenspur-leipzig.de


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»Heil Leipzig, meiner Vaterstadt ...« ... die eine so kühne Theaterdirektion hat. So eng wie im „Ring“ waren sich Richard Wagner und seine Geburtstadt nicht immer. Erst nach Jahrzehnten schlossen sie Frieden miteinander. Heute laufen die Vorbereitungen auf Wagners 200. Geburtstag 2013.

Text: Dr. Zita Agota Pataki   Fotografie: Richard-Wagner-Verband Leipzig

Einige Jahrzehnte lang hatte Richard Wagner ein Problem mit seiner Geburtsstadt Leipzig. Schon 1834 wurde hier die Uraufführung seiner ersten Oper „Die Feen“ verhindert. Der Zustand änderte sich erst 1878: Der damalige Operndirektor Angelo Neumann holte Wagners Opus magnum „Der Ring des Nibelungen“ nach dem Bankrott der ersten Bayreuther Festspiele 1876 zum ersten Mal außerhalb der Festspielstadt auf die Bühne. Es feierte am Neuen Theater Leipzig einen rauschhaften Erfolg. Wagner hatte Neumann die Erlaubnis für die Aufführung des sechzehnstündigen Opernzyklus in Leipzig erteilt. Anschließend wurden zwei Verträge für das „Richard-Wagner-Theater“ geschlossen, das Werk in Deutschland und ganz Europa zu spielen. Längst war es auch in die USA gelangt. Dies war ein unvergleichlicher Erfolg des kleinen Sachsen, der die Bühnen der Welt eroberte und erstmals ein Gesamtkunstwerk schuf. Man begann, mit Wagner Geld zu verdienen. Wagner-Welle überall auf dem Globus Bis sich am 22. Mai 2013 der Geburtstag Wagners zum 200. Mal jährte, wurde diese Erfolgsgeschichte fortgeschrieben. Aktuell surfen viele Musiker auf der Wagner-Welle mit unzähligen Inszenierungen überall auf dem Globus. Der Leipziger Opernintendant Ulf Schirmer hat im Rahmen einer Umfrage ermittelt, dass „Der Ring des Nibelungen“ die Wunschliste der Besucher anführt. Dessen Vorabend „Rheingold“ bleibt aber der einzige Ring-Teil an Sachsens Bühnen im Jubiläumsjahr. In Sachsen-Anhalt wird in Dessau mit

der Ring-Vorstellung begonnen und Halle wird die Co-Produktion mit Ludwigshafen 2013 vollenden. „Wagnern“ wird es also allenthalben. Der Vorsitzende des Wagner-Verbands und inzwischen Leipziger Wagner-Jahr-Beauftragter, Thomas Krakow, reiste im Mai nach New York, um die USamerikanischen Wagner-Verbände sowie Gäste aus Australien, Neuseeland, Irland und England zu treffen. Krakow konnte viele internationale Wagnerfreunde für Leipzig als Wagner-Stadt und Mitteldeutschland als Wagner-Standort begeistern. Schließlich hatte der „Meister“ hier seine erste Lebenshälfte verbracht, wurde von Stadt und Region geprägt und letztlich prägend für beide. Für Leipzig aber geht es darum, sich zu positionieren: Eine große Wagner-Fangemeinde reist zu interessanten Inszenierungen weltweit und ist bereit, dafür auch hohe Geldbeträge zu investieren. Ein harter Kern dieser Fans besucht jede erreichbare Inszenierung vom „Ring“, der geradezu kultisch verehrt wird. Welch Frevel, möchte man meinen, die Besucher an Mitteldeutschland und Leipzig vorbeiziehen zu lassen. Krakow hat in New York einen Verbündeten gefunden, der das Potential erkennt: Deutschlands Generalkonsul Busso von Alvensleben. Bei der „Rheinfahrt“ auf dem Hudson River wurden Pläne geschmiedet, wie man den amerikanischen Wagnerianern Mitteldeutschland näherbringt – Ergebnisse werden sicherlich im Wagner-Jahr 2013 zu sehen sein. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.wagner-verband-leipzig.de

Als eines der führenden Firstclass-4-Sterne-Hotels im Herzen Leipzigs liegt uns daran, die Schätze und Kulturgüter der Musikstadt Leipzig in der Welt bekannt zu machen. Durch die Unterstützung der Leipziger Notenspur übernimmt das Hotel Royal International seinen Beitrag, unsere Stadt Leipzig von seiner besten Seite zu zeigen. Freuen Sie sich mit uns auf einen beschwingten Spaziergang durch das traditionelle und moderne musikalische Leipzig! Kontakt: Tel: 0341 23 00 06 -6 Mail: kontakt@royal-leipzig.de


118 Kultur

RegJo

Véronique Besnard, o.T., aus der Serie: Kings Road, 2007

The History of Now f/stop 2012 - Das internationale Festival für Fotografie fand vom 23. Juni bis 1. Juli 2012 zum fünften Mal statt. Nach einer personellen sowie inhaltlichen Neuausrichtung thematisierten dieses Jahr vier Ausstellungen die mediale Macht der Bilder sowie die dokumentarischen Strategien in der zeitgenössischen Kunstpraxis.

Text: Carolin Modes  Fotografie: © Véronique Besnard, Nils Petersen und f/stop

Politik macht immer Bilder, Bilder machen immer Politik. Die mediale Rezeption von Osama Bin Ladens Tod, des spannungsreichen Protests während des arabischen Frühlings in Ägypten sowie die opulenten Inszenierungen der Independence Days asiatischer und afrikanischer Staaten standen unter anderem im Fokus von f/stop in diesem Jahr. Der Begriff des Dokumentarischen und die Problematik der fotografischen Berichterstattung wurden dabei hinterfragt. Darüber hinaus wurden vor allem auch die Konsequenzen beleuchtet, die sich daraus für das Verhältnis von künstlerischer Fotografie und medialen Bildern ergeben. Wie kann man auf aktuelle Ereignisse reagieren? Welche Auswirkung hat die Allgegenwart fotografischer Bilder auf unsere Wahrnehmung und wie gehen Künstler damit um? f/stop wurde 2007 zum ersten Mal veranstaltet und bis 2010 jährlich vom Zentrum für zeitgenössische Fotografie Leipzig e.V. ausgerichtet. m März 2011 wurde Kristin Dietrich abgesetzt, die das Festival viermal geleitet hatte. Nach inhaltlicher Neuorientierung und einem Jahr Pause wird f/stop zukünftig alle zwei Jahre stattfinden. In diesem Jahr hatten Christin Krause und Thilo Scheffler gemeinsam die neue künstlerische Leitung übernommen, Sebastian Hau

kuratierte eine Buchausstellung. Vera Lauf und Judith Kästner organisierten das Begleitprogramm von f/stop, welches in Talks, Lectures, Workshops, Filmen und Führungen die aktuellen Möglichkeiten und Bedingungen visueller Beschreibungen von Realität auslotete. Die Macht der Bilder Dem längst etablierten Misstrauen gegenüber fotografischen Bildern zum Trotz erfährt der Glaube an ihre Authentizität immer wieder Erneuerung. Der Einsatz von Bildern kann enorme Wirkung entfalten wie die Beispiele von Amateuraufnahmen aus dem Irak und Afghanistan gezeigt haben. Die Rezeption in der Kunst zeichnet sich im Vergleich zum Journalismus durch mehr Freiraum aus. Der Blick kann auch auf die abseitigen Schauplätze gerichtet werden, mittels neuer Betrachtung von historischem Material Bezüge zu zeitgenössischen Fragestellungen herstellen oder sich dem gewohnten Bild gänzlich verweigern. Für die Hauptausstellung in der Halle 12 auf dem Gelände der Leipziger Baumwollspinnerei wurden in diesem Kontext vom Leitungsduo Arbeiten von Adam Broomberg & Oliver Chanarin, Ulrich Gebert, Maryam Jafri, Sven Johne, Leon Kahane, Kor-


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Kultur 119

Blick in zwei der Ausstellungshallen des f/stops auf dem Gelände der Leipziger Baumwollspinnerei. Nicht nur in zahlreiche Fotografien verschiedenster Herangehensweisen, Techniken und Präsentationsformen, sondern auch in Videoarbeiten und Künstlerbücher konnten die Besucher sich vertiefen und sich mit der Macht der Bilder auseinander setzen.

pys/Löffler, Armin Linke & Fabian Bechtle, Willem Popelier, Ivor Prickett, Özlem Sulak, Arne Schmitt und Mona Vatamanu & Florin Tudor ausgewählt. Neue Strukturen Die Ausstellung des Fotobuch-Experten Sebastian Hau zeigte eine Auswahl von zehn Fotobüchern, die sich mit der Migration an den Grenzen Europas auseinandersetzen. Die Bücher von Véronique Besnard, Ad van Denderen, Eric Giraudet de Boudemange, Jim Goldberg, Samuel Gratacap, Olivier Jobard, Seba Kurtis, Jan Lemitz, Christopher Stewart und Henk Wildschut wurden im archiv massiv, ebenfalls auf der Spinnerei, präsentiert. Die neue Struktur von f/stop beinhaltet auch die Einladung eines Künstlers, als

Kurator zu agieren oder eine Einzelausstellung zu realisieren. In diesem Jahr zeigte das Künstlerduo Andree Korpys und Markus Löffler neben einer Arbeit in der Gruppenausstellung eine Auswahl ihres Werks in der Halle 14 der Spinnerei, welches die Inszenierungen von Politik und deren Repräsentation als Formen kultureller Praxis hinterfragte. Ebenfalls in der Halle 14 fand die vierte Ausstellung des f/stops statt. Die Professorinnen Elisabeth Neudörfl (Folkwang Universität der Künste Essen), Heidi Specker (Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig) und Hito Steyerl (Universität der Künste Berlin) beschäftigen sich sowohl in ihrer eigenen künstlerischen Arbeit als auch in ihrer Lehre mit Praktiken des Dokumentarischen in der zeitgenössischen Kunst und präsentierten auf dem Festival eine

Auswahl an studentischen Arbeiten beziehungsweise eigenen Arbeiten. Insgesamt besuchten über 4.500 Besucher f/stop in diesem Jahr. So zählen die Veranstalter zwar weniger Besucher als bei den letzten beiden Festivals, die Gründe hierfür können jedoch vielfältig sein. Wahrscheinlich muss die neue Festivalausrichtung und -struktur erst einmal neues Vertrauen auf der Seite der Künstler und Besucher gewinnen, wofür nun der Grundstein gelegt ist. Für das Organisatoren-Team steht fest, dass das Festival erneut in zwei Jahren im Sommer stattfinden wird, ein genauer Termin folgt. Weitere Informationen finden Sie unter: www.f-stop-leipzig.de


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Pilgerfahrt nach Weimar Zum spirituellen spartenübergreifenden Kunstfest 2012 „pèlerinages“ vom 24. August bis zum 9. September reisen Künstler und Besucher aus der ganzen Welt in die Liszt-Stadt Weimar.

Text: Esther Nebel  Fotografie: Maik Schuck, Koen Broos

Obwohl das Klavierstück „Anrufung“ („Invocation“) von Franz Liszt dem Fest sein Motto verleiht und Nike Wagner als künstlerische Leiterin einberufen wurde, wird in Weimar kein reines Musikfest gefeiert. Trotz des Schwerpunkts des Programms, der unbestreitbar auf der Darbietung klassischer Musik liegt, kommen die anderen Künste wie Tanz, bildende Kunst, Literatur und Film nicht zu kurz. Franz Liszt, der von 1848 bis 1861 immer wieder in Weimar wohnte und dessen Wohnhaus im Süden des Stadtzentrums heute als Museum dient, war nicht nur einer der produktivsten Komponisten des 19. Jahrhunderts, sondern auch ein zutiefst gläubiger Mensch. Mit der Verbindung von biblischen und anderen religiösen Texten mit Musik war Franz Liszt einer der Wegbereiter der sinfonischen Dichtung. Neben seinen Werken kommen während der zwei Wochen unter anderem auch Werke von J. S. Bach, Ludwig van Beethoven, Wolfgang Amadeus Mozart, Pierre Boulez und Maurice Ravel zur Aufführung. Kunstfest Weimar – ein spirituelles Fest Geistigkeit und Innerlichkeit, Beschwörung und Schöpfung stellen den thematisch roten Faden dar, der sich durch das Festivalprogramm zieht. Damit ist nicht nur der spirituelle Zugang zur Welt gemeint, sondern auch der allgemein kreativ-schöpferische. Gleichsam eine Rückbesinnung auf bleibende und authentische Werte. Eine Abkehr von äußerer Eitelkeit und Schnell-

lebigkeit zugunsten einer harmonischen Innerlichkeit. So ist es kein Zufall, das sich die Festivalorganisation für eine parallel stattfindende Ausstellung mit „Arte povera“-Künstlern entschieden hat. Konzept dieser Künstlergruppierung ist es, mit einfachen, „armen“ Materialien einen neuen und bescheidenen Blick auf die Welt und die ihr zugrundeliegende Energie zu werfen. Gezeigt werden ab Sonntag, den

26. August, unter anderem Werke von Marisa und Mario Merz, Pier Paolo Calzolari, Giovanni Anselmo, Alighiero Boetti, Pier Paolo Calzolari und Jannis Kounellis im Neuen Museum in Weimar. Die Exponate sind alle samt Leihgaben des Museums Liechtenstein-Vaduz, das über die weltweit bedeutendste Arte-povera-Sammlung verfügt. Neben der Ausstellung ist die Neuproduktion des amerikanischen Regisseurs, Lichtdesigners und Bühnenmagiers Robert Wilson ein weiterer Höhepunkt des Festes. Mithilfe von Klang- und Lichtinstallationen bringt er Franz Liszts „Via Crucis“ auf die Bühne und macht aus dem reinen Musikerleben ein spektakuläres Rundumereignis. Ebenfalls passend zum Thema ist das Tanzstück des flämisch-marokkanischen Choreographen Sidi Larbi Cherkaoui mit dem Titel „Babel“ sowie das mit „Gnosis“ überschriebene Tanztheater des britisch-indischen Künstlers Akram Khan. Wir dürfen gespannt sein auf die Aufführungen, bei denen Weltreligionen mit zeitgenössischem Tanz, Pantomime und Musik verwoben werden. Schließlich beteiligen sich auch Studenten der Weimarer Bauhaus-Universität mit eigenen Beiträgen an dem Kunstfest. In einer alten Scheune geben sie Kommentare und Interpretationen zu Liszts „Anrufung“ ab. Weitere Informationen finden Sie unter: www.kunstfest-weimar.de „Babel“ – Gesamtkunstwerk aus Tanz, Musik und Kabarett des flämisch-marokkanischen Choreographen Sidi Larbi Cherkaoui


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Kulturverstärker. Wir gratulieren den Leipziger Kulturpaten zur Auszeichnung „Ausgewählter Ort 2012“ im Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ und wünschen weiterhin viel Power bei der Förderung von Leipzigs Kultur.


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Kultur 123

Designers’ Open gehen in die achte Runde Das Festival für Design präsentiert sich vom 25. bis 28. Oktober 2012 auf dem Campusgelände der Sportwissenschaftlichen Falkultät der Universität Leipzig und verwandelt die Stadt zum internationalen Schauplatz für Design.

Text: Designers Open GmbH  Fotografie: Designers Open GmbH

Bereits zum achten Mal finden vom 25. bis 28. Oktober in Leipzig die Designers’ Open statt und die Initiatoren Jan Hartmann und Andreas Neubert können wieder mit einem repräsentativen Schauplatz für Mitteldeutschlands größtes Designfestival aufwarten: Zentrum des diesjährigen Design-Festivals ist das Gelände der ehemaligen DHfK, der heutigen Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig, von wo aus die neusten Trends und Innovationen aus der europäischen Kreativwelt präsentiert werden. Damit verwandelt sich Leipzig in eine Designmetropole, die bereits über die Landesgrenzen hinaus in der Fachwelt und Öffentlichkeit wahrgenommen wird. „Wir sind sehr glücklich, die Sportwissenschaftliche Fakultät für die Designers’ Open gewonnen zu haben. Die großzügigen und vor allem architektonisch bemerkenswerten Räumlichkeiten bieten das perfekte Ambiente, in die Welt von Design und Architektur einzutauchen“, so Jan Hartmann, Geschäftsführer und Initiator des Festivals. Zum Auftakt der Designers’ Open, die 2012 erneut unter der Schirmherrschaft von Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich stehen, wird auch erstmals parallel der Sächsische Staatspreis für Design verliehen. Eine Würdigung, die den hohen Stellenwert der Veranstaltung im mitteldeutschen Raum unterstreicht.

Neben der zentralen Messe mit den Bereichen DO/Market und DO/Industry werden auch die DO/Spots als externe Ausstellungsorte stadtweit Ziele der Besucher werden. Hier beteiligen sich Kreativstudios, Ateliers, Geschäfte und Galerien mit einem speziellen Angebot. Mit Marktplatz, Sonderausstellung und Fachkonferenz geht das Veranstaltungsformat über den Rahmen einer üblichen Messe hinaus und gibt so innovativen Entwicklungen Raum.

reifen Produkten. Hier tauschen sich Designer mit Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft aus. Intelligente Technologien aus den Bereichen inMOTION, ENERGetic und natureTECH stehen hingegen mit »smart technology – new design« im Fokus der Fachkonferenz, der kuratierten Sonderausstellung und des eigenen Messebereichs. Weitere Informationen im Internet unter www. designersopen.de

Über die Designers’ Open 2012 Die Designers’ Open sind ein viertägiges Festival für Design, das jährlich wechselnd an architektonisch bedeutsamen Leipziger Orten stattfindet. Nationale und internationale Designer zeigen ihre Konzepte und Produkte auf zwei Messen: DO/Market wendet sich an den Endverbraucher und zeigt Interior- und Modedesign. Dabei geben drei Sonderbereiche Einblicke in aktuelle Entwicklungen: Off/Spring präsentiert Produkte und Ideen für Kinder, Open/ Air für Balkon, Garten und andere Outdoor-Bereiche und Spin/Off zeigt mit aktuellen Diplom- und Bachelorarbeiten Ideen des jungen Unternehmertums auf. Der Messebereich DO/Industry versteht sich als Impulsgeber für Innovationen aus Forschung und Entwicklung bis hin zu markt-

Initiatoren Andreas Neubert und Jan Hartmann


BALLOONS IN THE CITY – 18. SAXONIA INT

E S E TWI

S Arena E F : ORT Bull d e R r vo

„Balloons in the City“ – das ist das Motto der 18th SAXONIA INTERNATIONAL BALLOON FIESTA vom 26. bis 29. Juli 2012. Seit 1995 begeistert das bunte Himmelsspektakel die Leipziger und ihre Gäste. Nach 17 Jahren ist es nun Zeit für Veränderung ….

Text: WOHLFAHRT GmbH  Fotos: WOHLFAHRT GmbH

Diesmal wird das beliebte Leipziger Event in unmittelbarer Nähe der Innenstadt, auf der Festwiese vor der Red Bull Arena, stattfinden. Über 50 Heißluftballons, Modellballons und Luftschiffe werden erwartet. Und jede Ballonfahrt geht über die City! Auch die SKY LOUNGE präsentiert sich in neuer Gestalt. Auf erhöhtem Terrain, direkt unterm Glockenturm, hat man bei Buffet und Wein den besten Blick auf die Massenstarts der Ballons und das Ballonglühen. Die ideale Location für Firmenfeiern, Kundeneinladungen oder auch einen romantischen Sommerabend zu zweit. Das Ballonglühen findet, wie gewohnt, am Donnerstag- und Samstagabend statt. Am Freitagabend wird bei Einbruch der Dunkelheit eine Brennerparade für Gänsehautfeeling sorgen. An allen vier Tagen erwartet die Fiesta-Besucher außerdem Live-Musik. Stamping Feet, Christian Haase & Band, Stilbruch und die Gwärschläschor mit ihrer Guggemusik werden die Bühne rocken. Auch zahlreiche Schausteller, Fahrgeschäfte und Caterer sind natürlich wieder dabei und bieten Spaß und Unterhaltung für die ganze Familie. Moderiert wird das Programm von Donnerstag bis Sonntag von n-tv-Moderatorin Rommy Arndt und dem Hamburger Ballon-Experten Ike Clef-Prahm. Mit dem Umzug auf die Festwiese wird die BALLOON FIESTA noch attraktiver für die Leipziger und die Gäste der Stadt. Allerdings

wird die Realisierung des Events damit auch teurer. Hinzu kam, dass der bisherige Hauptsponsor kurzfristig ausgestiegen ist. Daher wird die Veranstaltung ab diesem Jahr wieder Eintritt kosten. 5 Euro zahlt jeder Erwachsene, aber erst ab 16 Uhr. Kinder unter 1,40 Meter kommen kostenlos hinein. Veranstalter Hans-Peter Wohlfahrt meint: „Die Vorbereitungen für die BALLOON FIESTA beginnen jeweils bereits im September des Vorjahres. Die Absage des Hauptsponsors war ein schwerer Rückschlag. Deswegen sind wir froh und auch ein wenig stolz, dass wir die Veranstaltung trotzdem auch in diesem Sommer anbieten können, und das mit noch größerer Attraktivität.“ Am Sonntag ist Familientag! Da ist der Eintritt generell frei. Zusätzlich gibt es am Sonntag die „FIESTA-TALER“ im Wert von 0,50 Euro, die an allen Fahrgeschäften und Verkaufsständen eingelöst werden können. Der neue Veranstaltungsort bietet auch logistisch einige Vorteile: So ist die Festwiese sehr einfach mit der Straßenbahn zu erreichen und auch Parkplätze sind ausreichend vorhanden.

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Bild links: Die Skulptur im Vordergrund ist eine Arbeit von Elisabeth Howey, „Ohne Titel“, 2004. Bei dem Bild im Hintergrund handelt es sich um ein Werk von Uta Zaumseil, „Chillout Area“, 2009. Bild oben: Im Vordergrund sind zwei Arbeiten von Annett Oehme zu sehen: „Apfel“, 2012 (links) und „Die süßesten Früchte“, 2007/2010 (rechts).

Unterwegs Wenngleich noch immer ohne feste Vereins- und Ausstellungsräume, feiert die Leipziger Jahresausstellung 2012 gleich zwei Jubiläen, eine gelungene Ausstellung und eine erfolgreiche Patenschaft mit der FAIRNET GmbH und der Messeprojekt Leipzig GmbH.

Leipziger Künstlern und Kunstfreunden gegründet worden. 1927 wurde die vorerst letzte Leipziger Jahresausstellung gezeigt bis zu seiner Neugründung im Februar 1992 und der ersten Jahresausstellung 1993. Auch wenn der Verein noch immer ohne festen Ausstellungsraum agiert, ist in den letzten 20 Jahren ein lebendiger Verein mit über 100 Mitgliedern entstanden, der jährlich neben der Leipziger Jahresausstellung die Preisträgerausstellung präsentiert. Zum Jubiläumsjahr machte der Verein seinen fehlenden festen Sitz sogar zum Programm. So war die Jahresausstellung dieses Jahr mit 37 verschiedenen, künstlerischen Positionen vom 9. Mai bis 3. Juni 2012 mal wieder im kreativen Leipziger Westen „UNTERWEGS“ und bespielte mit Malerei, Installation, Plastik und Skulptur eine große Halle des Westwerks. Den diesjährigen Preis der Leipziger Jahresausstellung, mit einer Summe von 8.000 Euro dotiert, erhielt Alexej Meschtschanow. Hindernisse gemeinsam überwinden

Text: Carolin Modes  Fotografie: Sylvia Schade

Der Kunstverein Leipziger Jahresausstellung e.V. feiert dieses Jahr ein doppeltes Jubiläum: 20 Jahre Wiedergründung und 100 Jahre Gründung des ersten Vereins Leipziger Jahresausstellung. Vor hundert Jahren fand die erste eigenständige Leipziger Jahresausstellung statt, initiiert vom gleichnamigen Verein. Dieser war aus dem Deutschen Künstlerbund Leipzig heraus von Max Klinger, und weiteren

Dank der Leipziger KulturPaten wurden mit FAIRNET, Gesellschaft für Messe-, Ausstellungs- und Veranstaltungsservice mbH, und Messeprojekt Leipzig auch neue Unterstützer gefunden. Ohne diese wäre eine Ausstellung im Westwerk nur schwer realisierbar geworden, wie Prof. Rainer Schade, Vereinsvorsitzender, kommentiert: “Wir sind alle begeistert von der großzügigen und gestalterisch hervorra-


genden Lösung. Das Westwerk ist kein einfacher Raum, trotzdem konnten wir die Kunstwerke hier optimal präsentieren. Ohne die Unterstützung und das Know-how von FAIRNET wäre das nicht möglich gewesen.” FAIRNET ist deutschlandweit eines der führenden Dienstleistungsunternehmen für Messen, Events und Kongresse, dessen Stärke in der Beratung und kreativem, strategischem Denken liegt, um so Produkte, Ideen und Visionen originell und hochwertig in Szene zu setzen. Die Kernkompetenz der Messeprojekt Leipzig GmbH, die von FAIRNET ebenfalls für die Leipziger Jahresausstellung gewonnen werden konnte, liegt darin, mittels eines riesigen Eigenbestands an Systemstandbaumaterial und Veranstaltungstechnik sowie einer eigener Tischlerei für den individuellen Standbau Messestände in unendlich skalierbaren Größen, Formen, Farben und Materialien realisieren zu können. Der leitende Prokurist der FAIRNET, Dirk Deumeland, resümiert: „Unser Engagement für die Jahresausstellung war eine gelungene und kreative Zusammenarbeit.

Mit der Kulturpatenschaft wollen wir die Leipziger Kunst- und Kulturszene aktiv unterstützen, um Stadt und Standort weiter zu entwickeln.” Gemeinsam weiterreisen!? Aufgrund dieser gelungenen Kooperation und einer durchweg positiven Resonanz der rund 3.000 Besucher wird die Kulturpatenschaft auch nach der Jahresausstellung weitergehen. Derzeit sucht die FAIRNET GmbH nach geeigneten Lagerräumen, um die großen Plattenwände, die für die Hängung der Kunstwerke aufgestellt worden waren, aufzubewahren. Es gibt inzwischen auch erste Überlegungen zwischen den drei Partnern, die Kulturpatenschaft auch für die Leipziger Jahresausstellung 2013 fortzusetzen.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.leipzigerkulturpaten.de/ www.leipziger-jahresausstellung.de www.fairnet.de

Dirk Deumeland, leitender Prokurist der FAIRNET GmbH und engagierter Leipziger Kulturpate


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Die Gewinner

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Meisterstücke

Die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen präsentiert die Förderankäufe 2012.

Je eine Grafik pro Auflage überlässt der Maler Neo Rauch seiner Heimatstadt.

Vom 16. bis 18.11.2012 spielen junge Nachwuchstalente um 15 Meisterviolinen.

Es ist so weit - die Entscheidung ist gefallen. Von den 36 nominierten Künstlern haben es 26 geschafft. Die unabhängige Jury der Kulturstiftung hat sich am 6. Juni entschieden und ihre diesjährigen Ankäufe festgelegt. Für einen Gegenwert von 15.000 Euro wurden Werke von Künstlern erworben, die entweder ihren Lebens- oder Arbeitsmittelpunkt in Sachsen haben und somit einen engen Bezug zur Region aufweisen. Die Ankäufe sollen einen repräsentativen Querschnitt zeitgenössischer Kunst verschiedener Medien wie Gemälde, Installationen, Fotografie widerspiegeln. Angekauft wurden u.a. Werke von Sven Braun, Sara Hoppe, Thomas Möckern, Juliana Ortiz, Jim Whiting und Julius Popp. Nach der Bekanntgabe der Ankäufe am 6. Juni werden die Werke vom 09. bis zum 17 Juni in der von Michael Arzt und Florian Reich kuratierten Ausstellung in der Halle 14 zu sehen sein. Hervorzuheben sei in diesem Jahr die hohe malerische Qualität der Ankäufe und der spielerische Umgang der Künstler mit der kunstgeschichtlichen Überlieferung. EN

Je ein Exemplar jeder Auflage des bisherigen grafischen Werkes des in Aschersleben aufgewachsenen Künstlers ging als Schenkung an seine Heimatstadt in den Bestand der Grafikstiftung Neo Rauch ein. Deren erste Vorsitzende ist Kerstin Wahala von der Galerie EIGEN + ART. So kann die Stiftung zu ihrer Eröffnung auf einen Fundus von ca. 65 Werken zurückgreifen, von denen nun 29 Grafiken in der Ausstellung „Neo Rauch. Das grafische Werk – Erster Teil“ vom 1. Juni 2012 bis zum 3. März 2013 zu sehen sind. Die beiden aktuellsten Blätter der Ausstellung: „Standort“ und „Nachtjäger“ sind beide von 2012. Auch in Zukunft soll bei jeder neu entstehenden Grafik je ein Exemplar der Auflage in den Bestand der Stiftung übergehen. In wechselnden Ausstellungen im Riegelbau des Bestehornparks in Aschersleben werden die Arbeiten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zur Eröffnung der Ausstellung erschien ein Katalog, der das gesamte grafische Werk von 1993 bis 2012 des Malers umfasst. EN

Am 7. Violin-Förderwettbewerb der Ostdeutschen Sparkassenstiftung der Länder Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und dem Freistaat Sachsen kann teilnehmen, wer im Alter zwischen 12 und 21 Jahren ist und seinen Lebensmittelpunkt seit mindestens vier Jahren in den vertretenen Ländern hat. Die 15 Geigen, die bei dem Wettbewerb für zwei Jahre vergeben werden, stammen alle aus Werkstätten junger deutscher Geigenbauer und wurden im Auftrag der Sparkassenstiftung gefertigt. Neben der Leihgabe einer Meistergeige erwartet den diesjährigen Gewinner des Wettbewerbs noch ein Soloauftitt im Rahmen der Sinfoniekonzerte der Anhaltischen Philharmonie. Das öffentliche Vorspielen des Wettbewerbs beginnt am 16.11. um 16 Uhr im „Alten Theater“ in Dessau. Am 18.11.2012 werden bereits die Preisträger feststehen, die im Anschluss an ihre namentliche Bekanntgabe ein Abschlusskonzert der Festivaltage im Rangfoyer des Anhaltischen Theaters geben werden. EN

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.halle14.org

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.grafikstiftungneorauch.de

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.ostdeutsche-sparkassenstiftung.de


130 Kultur

RegJo

Olaf A mbe r g , O S T E N ( A usschnitt ) , 2 0 0 7

J ö r n L ies , o . T. , 2 0 1 2 ( A usschnitt )

N o r a M . B A ch , Onc o ming ( A usschn . ) , 2 0 1 2

Stadtlandschaft

So oder anders

Bedrohung

Wenn unsere Umwelt unser Produkt ist, so sind wir auch Produkt derselben.

„Wie man es erzählen kann, so ist es nicht gewesen“ (Christa Wolf).

Das Unheimliche wird durch den SchwarzWeiß Kontrast auf die Spitze getrieben.

Olaf Amberg sucht sich seine Motive in der unmittelbaren Umgebung seines Ateliers im Norden Dresdens. Die Industriebrachen an der Peripherie der Stadt sind für ihn historische Artefakte, Zeugen eines sozialen Umbruchs und nicht zuletzt Symbole gebauter, artifizieller Schönheit. „Die Landschaft ist für mich auch immer wieder ein Mittel, die momentane eigene Befindlichkeit auszudrücken, und wenn man es etwas pathetischer formuliert, dient sie als Spiegel der Seele.“ Diese Durchlässigkeit, das Aufnehmen des Außens und die anschließende Wiedergabe des Gesehenen, ist wohl auch der Grund für Ambergs impressionistischexpressionistische Malweise, in der sich die Farben des Auges mit den Farben der Seele abwechseln oder gar vermischen. Olaf Amberg, geboren 1975 in Meiningen, 1999–2005 Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, Malerei/Grafik bei Prof. Klotz, Prof. Hopfe und Prof. Adamski, lebt und arbeitet freischaffend als Künstler in Dresden. EN

Das etwas nicht stimmt bei den Bildern, die Jörn Lies uns da zeigt, ist klar. Es ist auch gar nicht sein Anliegen, seine Interventionen zu verschleiern – im Gegenteil. Gern auch mal mit roter Farbe verändert er im Netz oder in Printmedien gefundene Fotos. Diesen historischen Bildern, in der Regel aus der Zeit zwischen 1900 und 1960, die der Nachwelt teils bedeutungsschwer wichtige und weniger wichtige Ereignisse in Erinnerung halten wollen, fügt Lies mit seinen Interventionen neue Bedeutungsebenen hinzu. Durch den Witz, den er dabei unter Beweis stellt, durchbricht er nicht nur die Last des historischen Erbes, sondern hinterfragt gleichzeitig die Glaubwürdigkeit von Fotografien und von historischen Überlieferungen im Allgemeinen. Jörn Lies, geboren 1976 in Berlin, 2000–2006 Studium der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Prof. Timm Rautert und Prof. Helfried Strauß, 2006–2009 Meisterschüler bei Prof. Helfried Strauß, lebt und arbeitet in Leipzig. EN

Es hat schon etwas Genüssliches, wie Nora Mona Bach Bedrohung inszeniert. Sie türmt sie gleichsam wie Wolken am Himmel auf, die sich zusammenballen, um die Menschheit, die Zivilisation, zu bedrohen und schließlich zu vernichten. Die Gefahr kommt von außen, sie konzentriert sich auf menschliche Behausungen, wird praktisch von der Zivilisation angezogen und steht dem Schutzbedürfnis der Menschen gegenüber. Man fühlt sich an Sodom und Gomorra erinnert. Nach der Hybris kommt die Katharsis und nach der Destruktion, dem Zusammenbruch, kommt der Wiederaufbau, der Neubeginn. Diesen Moment des Übergangs fängt die Künstlerin in ihren Lithografien ein, die sie in mühsamer Arbeit erstellt, statt sie flüchtig auf Papier zu bringen. Auf diese Weise, durch den Prozess der Arbeit, verleiht sie ihren Bildern einen weiteren Moment der Tiefe. Nora M. Bach, geboren 1988 in Chemnitz, 2006–2012 Studium der Malerei/Grafik an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, lebt und arbeitet in Halle. EN .

Weitere Informationen über Olaf Amberg finden Sie im Internet unter www.olafamberg.de

Weitere Informationen zu Jörn Lies finden Sie im Internet unter www.joernlies.com

Weitere Informationen zu Nora Mona Bach finden Sie unter www.nora-mona-bach.de


regjo

T o m A cke r mann , Ohne titel , 2 0 0 8

ch r istiane budig , T wist, 2 0 1 0

Kultur 131

N ina R ö de r , T he r esia ( ausschnitt ) , 2 0 0 9

Freie Bildsprünge Glasgeschichten

Großmutter

Sukzessive Transformation der Alltagsästhetik in malerische Bildwelten.

Geblasen, gegossen, gefused, geschmolzen und ge- sowie verformt.

Künstlerische Auseinandersetzung mit Erinnerungen und der Familiengeschichte.

Am Anfang seiner Malerei steht bei Tom Ackermann stets der schichtweise Farbauftrag ohne bereits konkrete Bildvorstellung. Durch diese Schichten entwickelt Ackermann eine Art verdichteten Bildkosmos, aus dem heraus er das spätere Bild wie durch Sedimentation entwickelt. Diese offene malerische Anordnung beschreibt Ackermann als „Freiraum für Bildsprünge“. Aus einem Sammelsurium von malerischen Versatzstücken, welche potenzielle Bildmöglichkeiten in sich bergen, verknüpft er Bilder der Vergangenheit sowie der Gegenwart neu. Dabei untersucht Ackermann Kommunikationsstrategien privater Schnappschüsse und die Ästhetik medialer Bilder, entkoppelt sie und überführt sie sukzessiv in malerische Bildwelten voll von grellbunten Farbschlangen, Mickeymäusen, Monstertrucks und wilden Tiere. Tom Ackermann, geboren 1984 in Gera, seit 2005 Studium der Freien Kunst bei Prof. Barbara Nemitz an der Bauhaus-Universität Weimar, seit 2011 freischaffend, lebt und arbeitet in Weimar. CM

Die plastischen Arbeiten von Christiane Budig bewegen sich zwischen einer figürlichen und formal reduzierten, klaren Formensprache. Formaler Ausgangspunkt der meist mehrteiligen Arbeiten ist oft ein Körperfragment. Hände und Füße oder deren Abdrücke beginnen dann eine Geschichte zu erzählen. „Eine Geschichte – vieldeutig, erfunden, gefunden oder erlebt und mit offenem Ende“, erklärt Christiane Budig. Ambivalente Szenerien lösen widersprüchliche Emotionen beim Betrachter aus. Das Material Glas reizt Budig mit seiner fragilen Festigkeit, samtiger Härte, Verletzlich- und Verletzbarkeit. Für die Installation „Twist“ formte sie beispielsweise Sitzflächen aus fragilem Glas, die zum Sitzen ungeeignet sind, jedoch menschliche Abdrücke aufweisen. Christiane Budig, geboren 1969 in Luckenwalde; 1994-96 Studium an der Hochschule für Kunst und Design Halle, Fachbereich Design: Glas  /  Keramik; 1996–2002 Kunststudium im Fachbereich Glas, Malerei, Grafik an der HfKD Halle; 2002 Diplom; seitdem freischaffend in Halle tätig. CM

Nina Röder setzt sich in ihrem Schaffen oft mit dem Konzept der Erinnerung auseinander. In der Serie „Theresia” abstrahierte und inszenierte sie Erinnerungen ihrer Großmutter, die durch Krieg und Vertreibung an Verlustangst und Depression litt, neu. Hierfür baute Nina Röder surreale Räume aus originalen Möbeln, Tapeten und Kleidungsstücken der Großmutter in einem leer stehenden Haus in Weimar nach und begab sie sich selbst in die Hauptrolle der Theresia. So entstanden für diese Serie sechs Fotografien – halb auf Erinnerungen, halb auf Fiktionen der Künstlerin beruhende, künstlich-befremdliche und surreale Szenen, die von der seelischen Verletzung der Theresia im Kontrast zur heimatlichen Idylle zeugen. Nina Röder, geboren 1983 in Neuendettelsau, 2006–2009 Studium der Medienkunst/Mediengestaltung, Master of Fine Arts, Schwerpunkt Fotografie Bauhaus-Universität Weimar, seit 2012 künstlerische Mitarbeiterin für Fotografie, Fakultät Medien, an der Bauhaus-Universität Weimar. CM

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.uni-weimar.de/projekte/chroma

Weitere Informationen zu Christiane Budig finden Sie unter www.christiane-budig.de

Weitere Informationen zu Nina Röder finden Sie unter www.ninaroeder.de


11. Oktober „8. Mittelständischer Unternehmertag - MUT“

Jeden Samstag bis November „PHÖNIX-TOUR-ORIGINAL“

Die Vielzahl von Seminaren und Workshops, Unternehmenspräsentationen, prominent besetzten Plenen und Podiumsdiskussionen macht auch dieses Jahr wieder einen Besuch lohnenswert. Leipzig, Congress Center Leipzig (www.mittelständischerunternehmertag.de)

Die Bus-Erlebnistour 9 Uhr ab Leipzig ins Leipziger Neuseenland. Gruppenfahrten täglich. Tel.: 0341 8605901 (www.rundum-leipzig.de)

Messen, Kongresse & Tagungen

Freizeit & Sport

06. bis 08. Juli „Haus- und Gartenträume“ Hier präsentieren regionale Aussteller ihre Produkte, ihr Unternehmen und Dienstleistungen. In entspannter Atmosphäre kann man viel Neues entdecken. Gelände der Bundesgartenschau, Gera www.arcos-marketing.de

02. bis 03. September „Faszination Haar und Kosmetik“ Zwei Tage lang ist Erfurt der Showroom des Stylings. Im Rahmen der Messe werden zudem die Mitteldeutschen Meisterschaften der Friseure ausgetragen. Messe Erfurt, Congress Center www.faszination-haar-kosmetik.de

27. Juni bis 26. August „Filmnächte am Elbufer“ Das bekannte und wahrscheinlich schönste Open-AirKino- und Konzertfestival bietet seinen Gästen zum 22. Mal beste Unterhaltung durch Filme und Musiker. Dresden, Freilichtgelände Königsufer www.dresden.filmnaechte.de

10. bis 11. Juli „VOCATIUM DResden 2012“ Eine Fachmesse für Ausbildung und Studium bei der qualifizierte Kontakte das Ziel sind. Dresden, Congress Center www.messen.de

12. bis 14. September „12. Internationale Schienenfahrzeugtagung“ In Dresden werden aktuelle Erkenntnisse und Entwicklungen diskutiert. Internationales Congress Center, Dresden www.rad-schiene.de

08. Juli „20. Régates de Baquet“ Das 20. Internationale Badewannenrennen mit originell gestalteten Badewannenbooten findet statt. Leipzig, Völkerschlachtdenkmal www.natobadewanne.wordpress.com

18. bis 20. Juli ,,4. Int. Conference on Stem Cells and Tissue Formation” Es beschäftigen sich int. Experten aus verschiedenen Blickwinkeln mit Stammzellbiologie. Zentrum für regenerative Therapien, Dresden www.conventus.de

14. bis 18. September „127. Versammlung der GDNÄ“ Ein interdisziplinärer Wissensaustausch über „Gesellschaft braucht Wissenschaft - Mobilität und Interaktion“. Georg-August-Universität, Göttingen www.gdnae.de

13. bis 15. Juli „US Car Convention“ Zum zweiten Mal heißt es amerikanische Trucks, Zweiräder und Autos aller Klassen und Modelle wilkommen. Messe Dresden, Ostragehege www.us-car-convention.de

10. bis 12. August „LebensArt “ Vor der Kulisse des Schkopauer Schlossparks werden neben Neuheiten der Wohn- und Einrichtungsszene auch Antiquitäten gezeigt. Schlosspark Schkopau www.lebensart-messe.de

18. bis 19. September „DiKOM Expo“ Die Fachmesse rund um digitale Kommunen und andere öffentliche Körperschaften. Das Portofolio umfasst alle Aspekte der Informationstechnologie. Leipzig, Messe www.hundkmesse.de

21. Juli „Elbe in Licht und Flammen“ Nach einem Nachmittag voller Unterhaltung auf fünf Bühnen wird am Abend der Höhepunkt, eine Lichtund Feuerwerksinszenierung, für Begeisterung sorgen. Magdeburg, Elbufer www.magdeburg-tourist.de

01. bis 03. September „CADEAUX“ & „COMFORTEX“ Fachmessen für Geschenk- und Wohntrends sowie für Raumgestaltung. Messe Leipzig www.cadeaux-leipzig.de, www.comfortex.de

29. bis 30. September „LEBEN 2012 – aktiv & gesund“ Ernährung, Sport, Fitness, Wellness, klassische und alternative Medizin sind hier Themenschwerpunkte. Zwickau, Stadthalle www.zwickautourist.de

04. August „8. Parkhauslauf“ 681 Höhenmeter gilt es zu überwinden, um von einem herrlichen Ausblick auf das Elbufer belohnt zu werden. Dresden, Universitätsklinikum Carl-Gustav Carus www.wirinderlausitz.de

Bildnachweis: Mittelständischer Unternehmertag; fotothek-mai.de - Karl Detlef Mai; Stadt Zwenkau; Maik Sorms; Gohliser Schloss


regjo

KALENDER 133

10. bis 12. August „Laurentiusfest“

23. Juni bis 15. Juli „Operette auf der Seebühne“

Juni bis August „Diese Sehnsucht in mir“

Das Drei-Tage-Fest der Stadt und der Vereine im Waldbad von Zwenkau. Zwenkau (www.zwenkau.de)

„Die Großherzogin von Gerolstein“ von Jacques Offenbach auf der einzigartigen Seebühne Kriebstein. (www.mittelsächsisches-theater.de)

Der Zarah Leander-Abend mit Antje Poser und Marcus Ludwig im Festsaal des Gohliser Schlösschen. Leipzig (www.gohliser-schloss.de)

Musik, Theater & Tanz 03. bis 06. August „13. Int. Wartburgfahrertreffen in Eisenach“ Ein Höhepunkt für alle Nicht-Wartburg-Fahrer wird die große Sonntagsausfahrt der Teilnehmer rund um Eisenach sein. Eisenach, Festplatz Spicke www.wartburgtreffen.de

06. Juli „Hello, Dolly“ (Premiere) Ein Musicalklassiker, der mit Humor, Gefühl und Charme sowie großen Tanz- und Musikthemen sein Publikum begeistern wird. Plauen, Parktheater www.theater-plauen-zwickau.com

21. Juli „PHILHARMONIC ROCK“ Die Vogtland-Philharmonie präsentiert mit hochkarätigen Solisten Welthits aller Genres. Lasershow und Feuerwerk runden das Spektakel an der Elbe ab. Seebühne im Elbauenpark www.philharmonicrock.com

17. August „Annaberger Klosterfest“ Anlässlich des 500-jährigen Jubiläums zur Weihe des Klosters lädt die Bergstadt zu einem Fest. Annaberg-Buchholz www.erlebnisland-erzgebirge.de

12. bis 29. Juli „DomStufen Festspiele 2012“ Neben „Die Lombarden“ (Oper von Verdi) wird auch das Kindermusical „Pippi Langstrumpf“ zu sehen sein. Erfurt, Domstufen www.domstufen.de

02. bis 04. August „Via Thea - 18. Internationales Straßentheaterfestival“ Internationale Künstler und Theatergruppen verwandeln die Straßen und Plätze für drei Tage in eine Kunststadt. Görlitz / Zgorzelec www.viathea.de

17. bis 19. August „12. Leipziger Wasserfest“ Das mittlerweile traditionelle Fest für Jung und Alt stellt die Vision der „Wasserstadt Leipzig“ in den Fokus. Leipzig www.wasserfest-leipzig.de

13. bis 28. Juli „53. Weimarer Meisterkurse“ Öffentlicher Unterricht, Konzerte, Orchester, Oper, Lesungen, Musikfilme u.v.m. Weimar, Hochschule für Musik Franz Liszt www.hfm-weimar.de/meisterkurse

03. bis 12. August „18. Classic Open“ Der Leipziger Markt verwandelt sich für zehn Tage in eine musikalische und kulinarische Oase. Leipzig, Markt www.classic-open-leipzig.de

23. bis 27. August „Goethe-Weinfest“ Anlässlich des 263. Geburtstags von J. W. Goethe wird direkt vor dem Goethehaus ein Weinfest gefeiert mit besonders erlesenen Rebensäften aus der Region. Weimar, Goethehaus www.weimar-tourist.de

14. Juli „Festliches Jubiläumskonzert“ Die Veranstaltung anlässlich des 10-jährigen Jubiläums von Konzerten entlang der Straße der Romanik wird durch das Rossini-Quartett ausgestaltet. Magdeburg, Konzerthalle Georg Philipp Telemann www.magdeburg-tourist.de

07. bis 16. September „Mendelssohn Festtage 2012“ Seit 1997 wird das mehrtägige Fest für eine der berühmtesten Musikpersönlichkeiten der Stadt veranstaltet. In diesem Jahr stehen die Festtage unter dem Motto „Glaube“. Leipzig, Gewandhaus und Augustusplatz www.gewandhaus.de

25. August „Mulde Regatta“ Hunderte Faltboote, Kanadier, Kajaks, Ruder- und Schlauchboote werden am Startpunkt 10 Uhr erwartet. Grimma, Volkshausplatz www.grimma.de

17. Juli „4. Dresdner Schlössernacht” Diese Nacht bietet wunderschöne Kulissen, gehobene Gastronomie sowie Künstler und Akteure. Dresden, verschiedene Elbschlösser www.dresdner-schloessernacht.de

16. September „Robert le Diable - Robert der Teufel“ (Premiere) 19.30 Uhr beginnt die Oper in fünf Akten von Giacomo Meyerbeer in französischer Sprache. Erfurt, Theater - Großes Haus www.theater-erfurt.de


28. Juli bis 2. September „Schlossfestspiele“ Die unwiederstehlische Verbindung von Natur und Kultur macht den besonderen Reiz der Wernigeröder Schlossfestspiele aus. Konzerte mit dem Philharmonischen Kammerorchester und Rossinis Oper „Aschenputtel“ gestalten die Abende. Wernigerode, Schloss Wernigerrode (www.pkow.de)

Bis 06. September „Die Essenz der Dinge“ Design und die Kunst der Reduktion. Was haben Faustkeil und Smartphone gemeinsam? Sie sind der Inbegriff von Reduktion in der Gestaltung. Die Sonderausstellung zeigt sowohl DesignIkonen als auch die „unscheinbaren Helden des Alltags“ und spürt den Ursprüngen und Zielen der Konzentration auf das Wesentliche nach. Leipzig, Grassimuseum www.grassimuseum.de

13. bis 28 Juli „Weimarer Meisterkurse“

53. Weimarer Meisterkurse Konzert Oper Lesung Film | 13. – 28. Juli 2012 Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar

www.hfm-weimar.de/meisterkurse

Dabei sein, wo Musik geschaffen wird! Gut 200 junge Musiker, renommierte Solisten, Sänger, Dirigenten und Orchester aus aller Welt kommen nach Weimar, proben und spielen Konzerte, diskutieren und laden das Publikum ein, klassische Musik neu zu erleben. Weimar, Hochschule für Musik www.hfm-weimar.de/meisterkurse

Bildnachweis: Philharmonisches Kammer Orchester; Collection Vitra Design Museum, Weil am Rhein; Foto: Andreas Sütterlin; Hochschule für Musik Weimar


regjo

KALENDER 135

bis 23. September „Protestantische Musikkultur“

bis 31. August „Druck und Schmuck“

bis 22. Juli „Melancholia“

„Weil sie die Seelen fröhlich macht.“ Eine Ausstellung der Franckesche Stiftungen im Historischen Waisenhaus Halle (www.francke-halle.de)

Beate Eismann verleiht historischen Druckformen in zeitgenössischem Schmuck ein neues Gewand. Leipzig (www.druckkunst-museum.de)

Die Ausstellung beschäftigt sich allesamt mit der psychologischen Ausleuchtung der Pubertät. Klinger Villa (www.klingerforum-leipzig.de)

bis 08. Juli 2012 „Walter Libuda – Kopf im Sand“ In der Ausstellung stellt der Künstler aus einer distanzierten Perspektive die menschliche Existenz als groteske und seltsam schöne Tatsache dar. Wernigerode, Galerie Erster Stock www.kunstverein-wernigerode.de

bis 19. August 2012 „Klaus Staeck: Max-Pechstein-Ehrenpreis“ Die Stadt Zwickau widmet den Ehrenpreis und die Ausstellung in diesem Jahr dem politisch motivierten Künstler, Grafiker und Verleger Klaus Staeck. Zwickau, Kunstsammlungen www.kunstsammlungen-zwickau.de

bis 02. September 2012 „Judith Joy Ross - Photographien seit 1982“ Die Fotografin gehört zu den bekanntesten der Gegenwart und stellt die bisher umfassendste ihrer Sammlungen vor. Magdeburg, Kunstmuseum www.kunstmuseum-magdeburg.de

21. Juli bis 22. Juli 2012 „Jahresausstellung der Burg Giebichenstein“ Interessante Einblicke in die Arbeiten der Studierenden aus den vergangenen Semestern. Halle, verschiedene Veranstaltungsorte www.burg-halle.de

bis 19. August 2012 „Weltensammler“ Internationale Außenseiterkunst der Gegenwart aus der Sammlung Korine und Max. E. Ammann. Erfurt, Kunsthalle www.erfurt-kunsthalle.de

ab 16. September „Pablo Picasso - Suite Vollard“ Es sind hundert grafische Werke von Pablo Picasso zu sehen. Chemnitz, Museum am Theaterplatz www.kunstsammlungen-chemnitz.de

22. Juli bis 7. Oktober 2012 „Georg Baselitz. Romantiker kaputt.“ Es werden Gemälde aus der Sammlung GAG gezeigt, deren Schwerpunkt auf den Werken von Baselitz liegt. Halle, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt www.stiftung-moritzburg.de

21. August bis 21. Oktober 2012 „ARGONAUTEN oder ERFOLG IST ALLES“ Die Ausstellung richtet den Blick auf die Sinnhaftigkeit menschlicher Normen und des Miteinanders. Chemnitz, Neue Sächsische Galerie www.neue-saechsische-galerie.de

bis 3. Oktober 2012 „Best of exponaRt“ Zum zehnjährigen Bestehen präsentieren die Holzbildhauer und -gestalter Arbeiten in der Jubiläumsschau. Lichtenstein, Daetz-Centrum www.daetz-centrum.de

10. August bis 07. Oktober 2012 „Gabriele Wattenrott“ Der Oberlausitzer Kunstverein stellt Malereien der Zittauer Künstlerin Gabriele Wattenrott aus. Zittau, Galerie Kunstlade www.oberlausitzer-kunstverein.de

bis 25. August 2012 „telling time“ Die Werke von Jorma Puranen und Sebastian Schrader experimentieren mit „Zeit auf einer zeitlosen Ebene“. Leipzig, maerzgalerie www.maerzgalerie.com

bis 21. Oktober 2012 „Otto Dix – Die Sammlung Alfred Gunzenhauser“ Zu Ehren des Künstlers Otto Dix zeigt das Museum Gunzenhauser Highlights seiner Kunstsammlung. Chemnitz, Museum Gunzenhauser www.kunstsammlungen-chemnitz.de

bis 12. August 2012 „Wunschbilder“ Die Sammlung der Stadt Jena ist eine verhältnismäßig junge und setzt auch in dieser Ausstellung vornehmlich auf Kunst der Gegenwart. Jena, Kunstsammlung www.jena.de

ab 28. August „Lebensfluten - Tatensturm“ Goethe ist und bleibt aktuell. In neun Sektionen zeigt die neue Austellung die Vielschichtigkeit Goethes weit über sein literarisches Schaffen hinaus. Weimar, Goethe-Nationalmuseum www.goethe2012.de

bis Januar 2013 „geteilt | ungeteilt “ Kunst in Deutschland 1945 bis 2010 - die Galerie Neue Meister zeigt erstmals auf breiter Fläche deutsch-deutsche Kunst von der Nachkriegszeit bis heute. Dresden, Galerie Alte Meister, Albertinum www.skd.museum.de

Bildende Kunst

Bildnachweis: Frankesche Stiftung, © Museum der Bildenden Künste; Museum für Druckkunst; Hans Aichinger


Wussten Sie, ... Über ein Gesellschaftsexperiment in Übersee, silberne Knöpfe in Schokolade und die Ursprünge des Kindergartens …

… dass ein Sachse versuchte, in Amerika das Paradies zu gründen? Christian Gottlieb Priber, geboren 1697 in Zittau, wanderte 1735 nach Amerika aus. Der Doktor der Jurisprudenz fand Aufnahme bei den Cherokee-Indianern, erlernte ihre Sprache und integrierte sich in deren Leben. Priber verfasste ein Buch mit Gesetzen, die das Zusammenleben der Indianer regelten und welche auch von ihnen akzeptiert wurden. Gleiche Rechte für Frauen und Männer, Gleichheit aller Menschen ungeachtet der Hautfarbe, Asyl für entlaufene Sklaven, Gemeinbesitz und die Vereinigung der indianischen Völker oder auch Ehescheidungen waren die humanistischen Ansätze. Er nannte sein System das „Königreich des Paradieses“. Allerdings war Priber den britischen Kolonisatoren ein Dorn im Auge und wurde 1743 inhaftiert. Zwei Jahre später starb er im Gefängnis und somit auch sein Gesellschaftsexperiment. … dass die berühmten Hallorenkugeln eine salzige Geschichte haben? Die in Halle (Saale) ansässige Hallorenschokoladenfabrik AG gilt als die älteste Schokoladenfabrik Deutschlands. Hier werden seit über 200 Jahren auch die so genannten Hallorenkugeln gefertigt. Erst im letzten Jahr verlieh die Deutsche Lebensmittelgesellschaft (DLG) der Süßigkeit den „Goldenen Preis“. Als Halloren werden allerdings ursprünglich die Mitglieder der 1491 gegründeten Hallenser Bruderschaft der Salzwirker bezeichnet, die aus Sohle Siedesalz herstellten. Die Festkleidung der Halloren beinhaltet neben Dreispitz, einer Kniebundhose aus schwarzem Samt und Strickstrümpfen mit Zopfmuster auch 18 silberne Kugelknöpfe. Auf das Aussehen dieser Knöpfe ist die Form der Hallorenkugel zurückzuführen. Derzeit besteht die Bruderschaft der Halloren noch aus 53 Mitgliedern. … dass der erste Kindergarten in Thüringen eröffnet wurde? 1840 gründete Friedrich Wilhelm August Fröbel den weltweit ersten Kindergarten im thüringischen Bad Blankenburg. Die Begriffsfindung bezeichnete er als Offenbarung, ließ sich doch seine Vorstellung von fortschrittlicher Kindeserziehung am Besten mit guter Hege und Pflege von jungen Pflanzen durch einen Gärtner vergleichen. In diesem Zusammenhang schuf Fröbel auch den Beruf der Kindergärtnerin. Dem gebürtigen Oberweißbacher lag vor allem die pädagogische Förderung der Kinder am Herzen. Somit unterschied sich seine Einrichtung maßgeblich von den bisher existierenden bloßen Aufbewahrungsstätten für Kinder. Neben seinem Erziehungskonzept entwickelte Fröbel auch zahlreiche pädagogische Spielmittel, um bei Kindern Kreativität, Konzentration und das Erkennen logischer Zusammenhänge zu schulen. Bildnachweis: Priber: Künstler: Ulrike Dornis / Foto: Claus Bach; Halloren: Steffen Kohlert; Kindergarten: sdenness / Fotolia

Impressum: 8. Jahrgang, Ausgabe 29 ISSN 1614-2837 Hauptredaktionsschluss: 28. Juni 2012 Anzeigenschluss: 28. Juni 2012 Erscheinungstermin: 4. Juli 2012 Herausgeber: REGJO – Das Magazin Magazinverlag Mitteldeutschland GmbH Moschelesstraße 7, Steche-Haus, 04109 Leipzig Telefon: (03 41) 975 60 39, Telefax: (03 41) 974 72 58 REGJO ist eine eingetragene Marke (39867052) der REGJO – Magazin Verlag Mitteldeutschland GmbH www.regjo-leipzighalle.de, info@regjo-leipzighalle.de Redaktionsleitung: Martin Jendrischik Ressortleitung: Bastian Salier (Regionale Wirtschaft), Tobias Prüwer & Franziska Reif (Titelthema), Carolin Modes & Esther Niebel (Kultur), Martin Jendrischik (Energie/Umwelt) Autoren: Tobias Prüwer (TP), Dörthe Gromes (DG), Janet Schönfeld, Kai Bieler, Daniel Tieg, Katharina Hölker, Carolin Modes (CM), Esther Niebel (EN), Franziska Reif, Martin Jendrischik (MJ), Bastian Salier (IER), Peter Krischunas, Sergey Frank, Anett Commichau (AC), Katja Schmal, Prof. Anette Ehlers, Dr. Zita Ágota Pataki Übersetzungen: James Parsons ICC Sprachinstitut Art Direction & Layout: Christine Friedrich-Leye Lektorat: Franziska Reif Fotografie: Norman Rembarz, Sebastian Willnow, Antje Kröger, Christian Hüller, Peggy Urbanczyk, Martin Claassen, Wolfgang Zeyen, Jost, Marco Warmuth, Antje Kröger, Ellen Gruszinsky Titelfoto: Georg Brückmann Layout- und Verlagsassistenz: Franziska Krüger Geschäftsleitung und Herausgeber: Claus-Peter Paulus (V.i.S.d.P.) Leitung Marketing: Giorgos Kalaitzis Distribution/Marketing: Daniel Tieg Verlagspraktikantin: Mirjam Schmidt Erscheinungsweise: Quartalsweise Druck: LÖHNERT-DRUCK Handelsstraße 12, 04420 Markranstädt Geprüfte Auflagen und Verbreitung: Der Verlag unterliegt mit der Auflage und Verbreitung des REGJO Magazins (das Wirtschafts- und Kulturmagazin für Mitteldeutschland) der Kontrolle zur Feststellung von Werbeträgern. REGJO – Das Magazin für Mitteldeutschland ist Gewinner des Silber-Award im Wettbewerb um den BCP (Best of Corporate Publishing) 2010 in der Kategorie B2B Medien/ Entertainment/Kultur. Weitere Infos zum Award und den diesjährigen Preisträgern erhalten Sie unter: www.bcp-award.de Partner des Verlages:


enjoy. sensational. cuisine.


TANGENTE

Jetzt 100 Euro für Ärzte ohne Grenzen: Mit zwei limitierten Sondermodellen des Klassikers Tangente – einmal größer, einmal kleiner – unterstützt NOMOS Glashütte die medizinische Nothilfeorganisation. Je 1000 Mal gibt es die schlichten Uhren mit roter Zwölf, Manufakturwerk, Saphirglasboden und kleinem Hinweis auf Ärzte ohne Grenzen. Schön: Sie kosten dennoch nicht mehr als sonst. 1240 respektive 1360 Euro. Diese NOMOS-Fachhändler helfen beim Helfen: Augsburg: Bauer & Bauer; Berlin: Christ KaDeWe, Lorenz; Bielefeld: Böckelmann; Bonn: Hild; Bremen: Meyer; Darmstadt: Techel; Dortmund: Rüschenbeck; Dresden: Leicht; Düsseldorf: Blome; Erfurt: Jasper; Hamburg: Becker; Koblenz: Hofacker; Köln: Berghoff, Kaufhold; Ludwigsburg: Hunke; Lübeck: Mahlberg; München: Bucherer, Fridrich, Kiefer; Münster: Freisfeld, Oeding-Erdel; Stuttgart: Niessing; Ulm: Scheuble. Überall: Wempe. www.nomos-store.com und www.nomos-glashuette.com


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