GÖRLITZ - Stadt & Land Frühling-Sommer 2023

Page 36

Lauren Leiderman | Klaudia Szeremeta

Fräulein M. | Zittau – Meine heimliche Geliebte

Fanny Bracke | Bauen für die Menschen in Görlitz

Vobis Görlitz | Vorschau: Jewish Remembrance Week

Deutsche Ausgabe 12 Frühling - Sommer 23
Coverfoto von Lauren Leiderman: © Reinhard Schnitzer

GÖRLITZ –

Die neue Ausgabe ist da!

LIEBE LESENDE !

Vielleicht fällt es Ihnen bereits beim Anblick des Covers dieser Ausgabe auf: Es gibt eine kleine Veränderung in den Inhalten unseres Magazins. Selbstverständlich wird es auch weiterhin Fotostrecken und Berichte über die schönen Landschaften und Orte in der Oberlausitz (siehe die Fotoreportage über Zittau in dieser Ausgabe) geben, aber insgesamt werden wir unsere Berichte über Menschen in den Vordergrund rücken, die etwas in unserer Region positiv bewegen und mit ihrer Arbeit und ihrem Wirken dazu beitragen, dass unser Land hier ganz hinten im Osten Deutschlands lebens- und liebenswert ist. Und bleibt…. Seitdem ich in Görlitz lebe – also seit gut sechs Jahren – habe ich immer wieder gelesen, dass unsere Region mehr junge Frauen braucht Es ist tatsächlich zutreffend, dass es nach der Wende eine Zeit gab, in der viele junge Menschen nach ihrer Schule oder Ausbildung Regionen wie die Oberlausitz verlassen haben, um im Westen ihr Glück zu versuchen Dass aber derzeit ein Mangel an engagierten jungen Frauen in Görlitz und Umgebung herrscht, kann ich nicht bestätigen In dieser neuen Ausgabe stellen wir Ihnen junge Frauen aus unserer Region vor, deren Lebensund Berufsweg keineswegs immer geradeaus ging und die mit ihrer Arbeit, Ihrem Fleiß und Ihrer Ausdauer – auch ohne Unterstützung durch eine Frauenquote - beeindrucken Im übrigen bin ich ohnehin der Meinung, dass die Einführung einer IQ-Quote im Hinblick auf verantwortungsvolle Führungspositionen sinnvoller wäre, als die Eignung aufgrund der Zugehörigkeit nach einem bestimmten Geschlecht zu bestimmen. Sein Geschlecht kann man ja heutzutage so oft wechseln wie man möchte; insoweit scheint mir die Forderungen nach einer Frauenquote etwas antiquiert und nicht mehr zeitgemäß zu sein Biologie wird ja angeblich ohnehin unwoke überschätzt

Spätestens seit dem Frühjahr 2020 befinden wir uns in einem andauernden Krisenmodus, wie in einem Riesenrad gefangen, dass sich immer schneller und scheinbar ungesteuert dreht, ausser Kontrolle geraten: Corona, Ukraine, Klima, Flüchtlinge, Energiekrise, Inflation Manchmal mag man das alles nicht mehr hören und hat das Gefühl, dass unsere Gedanken wieder und wieder um die gleichen Themen kreisen Das Positive ist: Es gibt sie noch, die Normalität, ohne den medialen Daueralarm, ohne die mehr oder minder gekünstelte Aufgeregtheit der "Medienschaffenden".

Deshalb tut es es tut es manchmal gut, die Krisen und die Geschwindigkeit der Veränderungen um uns herum für einen Moment oder besser sogar für einige Tage auszublenden Manche nennen das Urlaub

Wir hoffen, dass Sie auch ohne Urlaub in der Lektüre unseres Magazin ein wenig Ruhe und Normalität finden und der Zukunft positiv entgegensehen. Aber vor allem: Bleiben Sie gesund!

Mt herzlichen Grüßen

Hinweise:

GÖRLITZ – Stadt & Land auf Facebook und auf Instagram

Dieses interaktive Magazin lässt sich im Vollbildmodus am besten lesen. Die Interviews und Berichte können im Inhaltsverzeichnis auf den Seiten 4 und 5 durch Mausklick auf das entsprechende Foto aufgerufen werden. Das Navigieren wird durch zusätzliche Steuersymbole am unteren Rand des Magazins erleichtert:

Vollbildsymbol in der Mitte der Navigationszeile über dem Magazin zurück zum Inhaltsverzeichnis

Zurück zur ersten Seite eines Beitrages / zum vorhergehenden Beitrag zum nächsten Beitrag vorblättern

zurück zur letzten Seite zur nächsten Seite vorblättern

Rote kursivgeschriebene Textstellen sowie kennzeichnen verlinkte Webinhalte.

Lesen Sie unsere Datenschutzerklärung

Unsere bisherigen Ausgaben

10 – August 2021

11 – Dezember 2022

Mit viel Freude und in vielen Arbeitsstunden wurden die bisherigen Ausgaben geschrieben Bei den Inhalten ist es das auch wert gewesen, selbst wenn vielleicht nur Tausende und nicht Hunderttausende es von Anfang bis zum Ende lesen werden. So oder so: Wir kommen wieder. Wann? Wir werden rechtzeitig auf Facebook und Instagram bekanntgeben, wann die nächste Ausgabe von GÖRLITZ Stadt & Land erscheint

Sollten Sie Fragen haben oder uns Ihre Unterstützung oder Mitarbeit anbieten, senden Sie uns bitte eine Mail

Unser PORTFOLIO ist hier zu lesen GOLD Publishing

Info Disclaimer

1 - April 2018 2 – August 2018 3 – Dezember 2018 7/8 – April/August 2020 4 – April 2019 5
6
Dezember
– August 2019
2019
Impressum &
INHALTSVERZEICHNIS
9 – Dezember 2020

36 Klaudia Szeremeta

Die Architektin Klaudia Szeremeta ist seit neun Jahren in Görlitz tätig und hat sich auf die barrierefreie Sanierung denkmalgeschützter Häuser spezialisiert Grund genug für uns, die junge Architektin anlässlich unseres Besuchs in ihrer Wohnung zu ihrem bisherigen Lebenslauf und ihrer Karriere zu interviewen und ihr u a zur Architektur und zum Wohnstil einige Fragen zu stellen

Lauren Leiderman ist gebürtige US-Amerikanerin und ist als ausgebildete Opernsängerin in vielen Opernäusern der Vereinigten Staaten aufgetreten Wir lernten Lauren bei ihrer ersten Jewish History Walking Tour kennen, die an einem Samstag Anfang März 2020 in Görlitz stattfand Während der englischsprachigen Stadtführung waren alle Teilnehmer von ihrer Fähigkeit begeistert, mit großer Anteilnahme Episoden aus den letzten sieben Jahrhunderten jüdischer Geschichte in Görlitz zu erzählen. Inzwischen wurde Lauren vor allem als Historikerin mit besonderem Interesse an jüdischer Geschichte über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Durch diese Tätigkeit hat sie mehr als hundert Nachkommen von Opfern und Überlebenden aus der Zeit des Holocaust miteinander verbunden und ein einzigartiges Nachkommens-Netzwerk geschaffen Daneben ist sie als Verwalterin des Stolperstein-Führers Görlitz/Zgorzelec und als Gründerin und CoDirektorin der „Jewish Remembrance Week“ tätig

Zittau lag mir schon lange am Herzen Ich hatte ursprünglich eine Fototour durch diese schöne Stadt bereits im Frühjahr 2020 geplant und für die Sommerausgabe des Jahres vorgesehen. Aufgrund der CoronaPandemie und der damit verbundenen Einschränkungen und Vorschriften wurde - auch im folgenden Jahr - nichts daraus. In 2022 klappte es wieder nicht, da unbekannte Diebe das Stahlträgergerüst der Hirschfelder NeißeBahnbrücke vor Zittau aufgeflext und 60 Meter Kabel entwendet hatten Ein Transport meiner Foto-Ausrüstung mit dem Schienenersatzverkehr kam für mich genauso wenig in Frage, wie eine Fototour im grauen Herbst Aber in diesem Jahr klappte es endlich – an den beiden einzigen sonnigen Tagen im April.

Dieser Beitrag ist nur über diesen Link abrufbar: https://goerlitz-stadt-und-land.de/12 2023_de.php

24 „Fräulein M.“ in Görlitz

Das Anfang Mai im Herzen der Görlitzer Altstadt eröffnete Café & Deli „Fräulein M.“ist lässig, ungezwungen und steht für hochklassige Gastronomie zu angemessenen Preisen, für Liebe zu regionalen, saisonalen und frischen Produkten sowie Freude am Essen und dessen Zubereitung, für Geradlinigkeit, Ehrlichkeit und Spaß am Leben Wir unterhielten uns mit en beiden Betreiberinnen, Anita Strittmatter und ihrer Tochter Martika Tomaszewska, und stellen Fräulein M. in Wort und vor allem auf Bildern vor.

16 Lauren Leiderman
36 Zittau – Meine heimliche Geliebte

VOBIS in Görlitz - Königshufen

Erinnern Sie sich noch? Vobis war vor gut 30 Jahren in vielen Städten Deutschlands die einzige Einkaufsquelle für Homecomputer, PC und Zubehör. Später waren „Geiz ist geil“ und „billig will ich“ angesagt, so dass es von den einstmals über 350 Filialen derzeit nur noch sechs in den neuen Bundesländern gibt – eine davon in Görlitz. Und die ist sehr lebendig und bietet mit über 20 Jahre IT-Erfahrung einen erstklassigen Rundumservice für alle Computer und Notebook Marken sowie eine große Auswahl an Adaptern, Grafikkarten, Prozessoren, LAN, WLAN, LTE und UMTS Produkten. Wir haben uns mit dem Team der Görlitzer Filiale u.a. über Tradition, Zuverlässigkeit und Kundenservice unterhalten.

44 Bauen für die Menschen in Görlitz

Einer der Beweggründe, warum ich 2017 aus dem Ruhrgebiet nach Görlitz gezogen bin, war das historische Stadtbild mit seinen über 4 000 überwiegend restaurierten Kulturund Baudenkmälern - und nicht die wenigen modernistischen Auswüchse in Görlitz, wie z B das Citycenter Ein Artikel der Sächsischen Zeitung und die Reaktion auf Facebook führten zu meinem Artikel zum Thema Stadtplanung, der lediglich als Kommentar verstanden werden sollte.

Die zweite Jüdische Gedenkwoche der Europastadt Görlitz/Zgorzelec vom 19 bis 25 Juni 2023 feiert die ehemalige jüdische Gemeinde in Görlitz und die herausragenden Leistugen ihrer Mitglieder, ihrer Unternehmen, ihrer Familien und ihrer Synagoge und wird der schrecklichen Verfolgung während der Nazizeit gedenken. Nachkommen dieser ehemaligen jüdischen Gemeinde werden aus der ganzen Welt nach Görlitz kommen, um an der zweiten Jüdischen Gedenkwoche in Görlitz teilzunehmen

Fanny Bracke malt sich mit Holz das Leben schön – und für andere gleich mit Sie betreibt eine Manufaktur für Intarsienkunst und bringt mit ihren Kunstwerken aus hauchdünnem, veredeltem Holz Farbe in triste Tage und düstere Gedanken Wir sprachen mit ihr über ihren Lebensweg und beruflichen Werdegang, der sie nach dem Abitur für ein Jahr nach Neuseeland und anschließend nach Greifswald, Pulsnitz, Berlin-Brandenburg, Dessau und am Ende wieder zurück in ihren Heimatort Reichenbach führte. 22 Jüdische

Es wird die größten Zusammenkunft jüdischer Nachkommen in Görlitz seit der Zerstörung ihrer Gemeinde durch das Dritte Reich vor mehr als 80 Jahren

Gedenkwoche (Vorschau)

28
6 Fanny Bracke

DIE MIT DEM HOLZ MALT

Intarsiendesignerin und Kunsttischlerin Fanny Bracke aus Reichenbach übt ein Kunsthandwerk aus, dass deutlich älter ist als sie selbst - nämlich fast so alt wie die Geschichte Europas. Während bei anderen Einlegearbeiten in der Regel Perlmutt, Schmuck- oder Mosaiksteine sowie Metall oder Elfenbein als Materialien zur Dekoration verwendet werden, handelt es sich bei Intarsien um eine Dekorationstechnik, bei der auf einer planen Oberfläche verschiedene Hölzer so in- oder aneinandergelegt werden, dass eine ebene Fläche entsteht Diese verschiedenfarbigen und unterschiedlich strukturierten Hölzer ergeben abstrakte und konkrete Motive, geschwungene sowie auch streng geometrische Muster Der Fantasie sind bei dieser Form der künstlerischen Holzverarbeitung keine Grenzen gesetzt Es gibt nicht mehr viele Künstler in Deutschland, die diese alte Dekorationstechnik professionell betreiben Umso mehr hat es uns gefreut, dass Fanny Bracke uns zu einer Besichtigung ihrer Werkstatt einlud und uns in der Galerie Atelier Nr 7 im Napoleonhaus am Görlitzer Obermarkt Fragen zu Ihrem bisherigen Lebensweg und ihrer beruflichen Karriere beantwortete.

Sie sind in Görlitz zur Welt gekommen und in Reichenbach aufgewachsen. Welche Schulen haben Sie bis zum Studium besucht und wie muss ich mir Ihre Jugendzeit in Reichenbach ganz allgemein vorstellen?

Ich habe bis zu meinem sechsten Lebensjahr mit der Familie in Görlitz gewohnt Anschließend sind wir nach Reichenbach zu meiner Großmutter gezogen Nach meiner Kindergartenzeit besuchte ich in Reichenbach die Grundschule Wir haben fünf Minuten von der Schule entfernt gewohnt und somit war der Schulweg für mich als Kind problemlos zu Fuß möglich Ich hatte eine sehr schöne Kindheit Wenn ich im Nachhinein auf diese Zeit zurückblicke, dann bin ich unglaublich dankbar, dass wir nach Reichenbach gezogen sind Es gab viel Freiraum und

aufgrund des direkten Zugangs zur Natur waren wir oft draußen unterwegs; wir besaßen einen großen Garten und dadurch auch die Möglichkeit, Tiere zu halten Dabei haben wir mit Fischen klein angefangen, über Meerschweinchen, bis hin zu Katzen und dann eben auch zu Hunden Und da mein Bruder nur ein Jahr jünger ist als ich, hatten wir beide auch einen ähnlichen Freundeskreis, mit dem wir uns trafen und draußen spielten

Nach der 4 Klasse habe ich dann in Görlitz das Gymnasium besucht So hatte ich u a die Möglichkeit, meine Freizeit mit verschiedenen Kursen oder interessanten Veranstaltungen sowohl in Görlitz als auch in Reichenbach zu gestalten

REICHENBACH / FANNY BRACKE

Nach Ihrem Abitur haben Sie sich entschlossen, für ein Jahr nach Neuseeland zu gehen. Gab es dafür einen besonderen Grund? Das ist eine gute Frage... einen besonderen Grund gab es nicht. Es war damals der Wunsch, einfach mal aus der gewohnten Umgebung auszubrechen und die Welt zu sehen Durch meine Naturverbundenheit gab es auch ein Interesse an dem Land, seiner Landschaft und Natur - nicht zuletzt auch aufgrund des Kinofilms "Der Herr der Ringe", der in Neuseeland gedreht wurde und damals gerade lief Ich wollte ohnehin gerne ein "Work and Travel"-Jahr verbringen, das von verschiedenen Ländern angeboten wurde Letztendlich habe ich mich für Neuseeland entschieden, da eine Schulkollegin auch dorthin wollte und wir uns am Anfang zusammengetan und das organisiert haben

Was meinten denn Ihre Eltern dazu?

Ein wichtiger Impuls kam von meinen Eltern, die mich dabei unterstützt haben Sie waren der Meinung, wir sollten nach dem Abitur zunächst die Welt kennenlernen Das hat sicherlich damit zu tun, dass sie selbst vor der Wende in der DDR nicht diese Möglichkeit hatten

Viele Eltern hätten Bedenken gehabt oder wären dagegen gewesen...

Genau deshalb bin ich Ihnen heute auch sehr dankbar dafür, zumal ich damals noch nicht genau wusste, was ich einmal beruflich machen möchte

Auch mehr als drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung ist der Unterschied zwischen West- und Ostdeutschland immer noch spürbar. Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze und Wohlstand - in vielen Bereichen gibt es noch Schieflagen. Viele junge Menschen haben nach ihrer Schule oder Ausbildung Regionen wie die Oberlausitz verlassen, um im Westen ihr Glück zu versuchen War das für Sie selbst auch eine Option?

Mich hat es damals nicht wirklich in den Westen gezogen Wir hatten Verwandte in Westdeutschland, von daher war der Kontakt in den Westen immer da Ich hatte mich zwar unter anderem auch in Westdeutschland um einen Studienplatz für das Biologiestudium beworben aber ich wurde in Greifswald angenommen Grundsätzlich hat mir das Jahr in Neuseeland mit der weiten Entfernung zu Reichenbach bewusst gemacht, wie wichtig mir die Nähe zu meiner Familie und zu meiner Heimat ist Von daher blieben für mich kürzere Wege nach Hause bei meiner weiteren Ausbildung auch ein wichtiges Kriterium

Was waren denn damals zum Zeitpunkt Ihres Biologiestudiums in Greifswald Ihre beruflichen Pläne und Interessen?

Tatsächlich interessierten mich nach meinem Abitur zunächst eher Biologie und Zoologie, weil mich die Natur und Tiere schon immer fasziniert haben Daher wollte ich beruflich auch etwas damit zu tun haben Während des Studiums habe ich dann festgestellt, dass Wunsch und Realität nicht immer deckungsgleich sind Sichtweisen verändern sich

REICHENBACH / FANNY BRACKE
© TINE JURTZ © TINE JURTZ

Nach dem Abbruch des Studiums wurden Sie in Pulsnitz bei Dresden und in Berlin zur Tischlerin ausgebildet und haben anschließend in Dessau Produktdesign studiert. War Ihnen damals schon klar, welchen Beruf Sie letztlich ausüben wollten?

Es war mir bereits zuvor während meines Aufenthaltes in Neuseeland aufgefallen, dass ich gerne handwerklich arbeite und ich es schön finde, wenn man am Ende sieht, was man erarbeitet oder geschafft hat Mir sind damals viele Menschen begegnet, die vor ihrem Work and Travel-Jahr bereits eine Ausbildung abgeschlossen hatten - zum Beispiel zum Tischler oder Dachdecker - und dadurch natürlich andere berufliche Perspektiven besaßen als ich mit 18 direkt nach dem Abi In Neuseeland habe ich die Wertschätzung fürs Handwerk definitiv kennengelernt

Danach bin ich nach Deutschland zurückgekehrt und hatte die Zusage für das Biologie-Studium in Greifswald Dann habe ich mir gesagt 'Okay, das probierst Du jetzt mal ‘, um später nicht sagen zu müssen 'Hätte ich es doch nur mal versucht ' Jedenfalls wurde mir damals klar, dass ich mehr am Handwerk interessiert bin als an einer wissenschaftlichen Laufbahn So hat es sich ergeben, dass ich mich nach Abbruch des Studiums in Greifswald für das Tischlerhandwerk entschieden habe und in Pulsnitz ein einjähriges Berufsschuljahr absolvierte In dieser Zeit konnte ich mir eine Tischlerei suchen, die mich für das zweite Ausbildungsjahr aufgenommen hat Das war eine sehr

schöne Möglichkeit um direkt in die Berufsausbildung einzusteigen und kein weiteres Jahr zu verlieren.

Für das zweite und dritte Ausbildungsjahr habe ich mich dann für Berlin-Brandenburg als Tischlerei-Standort entschieden.

Berlin war für mich damals reizvoll, weil dort kulturell viel geboten wurde, die besten Bands auftraten und die Stadt auch nicht zu weit von Zuhause entfernt war.

Nach der abgeschlossenen Tischler-Ausbildung in Berlin bin ich nach Dessau gegangen und habe dort ein Designstudium begonnen

Wann stand für Sie fest, dass Ihnen die filigrane Arbeit mit Holz am meisten liegt und Sie im Intarsien-Kunsthandwerk Ihre berufliche Zukunft sehen?

Tatsächlich habe ich das Intarsienkunsthandwerk direkt in meiner Ausbildung kennen- und lieben gelernt Es begleitet mich, seit ich mit der Tischlerausbildung anfing Mit der Zeit spürte ich, dass das eine Tätigkeit ist, in der ich mich komplett wiederfinde und dass es eine Arbeit ist, die ich stundenlang ausüben kann, ohne dass ich merke, wie die Zeit vergeht Ich habe während der Ausbildungszeit schon eine Menge Intarsien nebenbei angefertigt und dieses Kunsthandwerk ebenfalls bei meinem Gesellenstück mit umgesetzt Man kann mit Intarsien die Oberflächen gestalten und veredeln und dadurch besondere Unikate schaffen Aus diesem Grund war das immer ein Teil in meiner Ausbildung, der mir sehr gefallen hat Allerdings

REICHENBACH / FANNY BRACKE
In der Werkstatt: Wer behauptet eigentlich, dass man bei der Arbeit nicht fröhlich sein darf ?

hat der reine Tischlerberuf wenig Gestaltungsmöglichkeiten in dieser künstlerischen Richtung. Weil ich aber diesen Bereich noch perfektionieren wollte, habe ich mich dann nach der Ausbildung für das Designstudium in Dessau entschieden.

Nach einem dreimonatigen Praktikum bei einem Intarsienschneidemeister - sind Sie Anfang 2016 nach Reichenbach zurückgekehrt. Wie ging es anschließend bis zur Gründung Ihrer Intarsienmanufaktur Sachsen in Ihrem "atelier nr 7" in Reichenbach für Sie weiter?

Während meines Designstudiums wurde ich zufällig auf diesen Intarsienschneidermeister aufmerksam und habe mich bei ihm um einen Praktikumsplatz beworben. Das hat geklappt... Drei Monate konnte ich im Atelier des Meisters arbeiten, lernen und ihm bei seiner Arbeit über die Schultern schauen. Und dafür bin ich auch unglaublich dankbar. Dieser Mensch hat in mir das erste Mal den Impuls ausgelöst, mich mit dieser Tätigkeit selbständig zu machen. Dann habe ich mich dafür entschieden, dass dieser Weg in die Selbständigkeit mich auch zurück in meine Heimat führen sollte. Hier hatte ich die Familie, Freunde und Bekannte und war bereits besser vernetzt als in anderen Regionen. Das sind ja alles Punkte, die wichtig sind, wenn man sich für den Weg in die Selbständigkeit entscheidet, der ja nicht unbedingt ein leichter Weg ist.

Zunächst habe ich nach meiner Rückkehr hier in Reichenbach die Räumlichkeiten für mein Atelier gefunden, mich danach um die Ausstattung gekümmert und mit den notwendigen Maschinen und Werkzeugen eingerichtet. Anschließend habe ich andere Intarsienmeister und -künstler besucht, wie zum Beispiel Ulrike Scriba im Süden von Deutschland oder Paul Krenz und Karl-Heinz Schulze aus Dresden. Ich bin sehr dankbar, dass sie mir ihre Zeit gewidmet haben und ich mich mit ihnen austauschen konnte. Sie waren andererseits sehr glücklich darüber, dass auch noch in einer jüngeren Generation Interesse besteht, dieses Handwerk weiterzuführen. Im März 2017 bin ich dann hauptberuflich in die Selbständigkeit gestartet.

Inzwischen haben Sie nach vierjähriger Selbständigkeit im Sommer 2020 im Napoleonhaus am Görlitzer Obermarkt zusammen mit Ihrer Mutter die Galerie atelier nr 7 eröffnet, in der sie Produkte aus ihrem Atelier in Reichenbach anbieten Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Die Zusammenarbeit bestand mit meiner Mutter bereits von Anfang an, da auch sie künstlerisch tätig ist Wir mieten und teilen uns auch dieses Atelier in Reichenbach gemeinsam Hier haben wir beide unseren Arbeitsraum und so war es mit der Zeit auch meiner Mutter wichtig, dass wir in Görlitz einen Raum finden, in dem wir unsere Produkte präsentieren können

Zufällig wurden damals im Görlitzer Napoleonhaus die hinteren Räumlichkeiten gerade frei und da haben wir uns dafür entschieden, unsere Galerie dort einzurichten Ich genieße es, dass ich zusammen mit meiner Mutter diese künstlerische Entwicklung erleben kann und wir uns gegenseitig unterstützen und helfen

Das gemeinsame "atelier nr 7" in Reichenbach ist nur wenige Schritte von Ihrem Elternhaus entfernt und Sie betreiben die Galerie in Görlitz zusammen mit Ihrer Mutter. Man kann Sie vermutlich daher als durchaus heimat- und familienverbunden bezeichnen. Welchen Einfluss hat das Familiäre sowie die Ruhe und Natur Ihrer Umgebung hier in Reichenbach auf Sie?

Einen ganz großen Einfluss.Tatsächlich ist es genau das, was ich möchte. Während der Zeit in meinem Leben, in der ich unterwegs war, befand ich mich irgendwie immer auf der Suche. Ich hatte immer das Gefühl, noch nicht angekommen zu sein. Und als ich dann endlich mit der Klarheit nach Reichenbach zurückkehrte, was ich beruflich machen möchte, war es für mich ein unglaublich befreiendes Gefühl, dass alle früheren Zweifel und Unsicherheiten komplett verschwunden waren. Ich habe schon zuvor die Besuche bei meiner Familie hier in der Heimat sehr genossen. Ich fühle mich hier sehr wohl – es tut sehr gut die Familie in der Nähe zu haben, mit der Region in der man lebt so vertraut zu sein. Trotzdem kann man hier immer wieder etwas Neues entdecken. Das alles empfinde ich als großes Geschenk!

Und wie sehen Sie sich heute als Designerin? Sind Sie eher Künstler? Oder Handwerker?

Das ist eine sehr gute Frage...Ich bin zwar mit Leidenschaft Kunsttischlerin und Intarsiendesignerin, aber tatsächlich mache ich beides: Sowohl Handwerk als auch Kunst. Im Idealfall ist es

REICHENBACH / FANNY BRACKE
REICHENBACH
BRACKE
/ FANNY
REICHENBACH / FANNY BRACKE

Kunsthandwerk. Aber um ein eigenes Unternehmen zu betreiben, braucht es beides. Ich habe sowohl Tischleraufträge als auch Kunstaufträge und daher gehört für mich beides zusammen

In Ihrer Intarsienmanufaktur arbeiten Sie mit den verschiedensten Hölzern Was sind das alles für Hölzer, woher beziehen Sie die, und wie werden daraus diese hochpräzisen, unterschiedlichsten Produkte?

Die Furniere, mit denen ich arbeite, kommen aus aller Welt Ich habe viele Stücke, die ich selber gesammelt oder erworben habe - zum Beispiel während der Ausbildung Ich erhalte aber auch Einiges aus Altbeständen - zum Beispiel, wenn Tischlereien schließen Darüber hinaus beziehe ich besondere Furniere und Edelhölzer von Holzhändlern in Berlin und Leipzig

Dann noch zum zweiten Teil Ihrer Frage Intarsien sind Bilder oder Muster, die aus einzelnen Furnierstücken zusammengesetzt werden und anschließend ein großes Ganzes ergeben Der Arbeitsprozess, die Entstehung eines Kunstwerkes nimmt sehr viel Zeit in Anspruch Das stellt die besondere Herausforderung bei dieser Kunst dar Ich schneide die Furniere mit

dem Skalpell auf Form und dann setze ich Furniere mit einem Fugenband zusammen. Auf diese Weise entsteht ein Bild, das anschließend auf eine Trägerplatte aufgeleimt und haltbar gemacht wird

Anschließend wird es noch geschliffen und geölt oder lackiert So kann man den Prozess, bis die Intarsie gesichert ist und zum Beispiel die Oberfläche eines Möbelstücks veredelt, in aller Kürze beschreiben

Bitte beschreiben Sie uns Ihre Produktpalette

Die umfasst verschiedene handgefertigte Produkte im Bereich Wohnaccessoires - z B Möbel, Schatullen, Wandbilder und Leuchten, sowie im Bereich Modeaccessoires z B zarte Holzfliegen, Handtaschen, Portemonnaies und Etuis, Bucheinbände und Schmuck

Welche Produkte kommen bei Ihren Kunden an und welche gefallen Ihnen persönlich am besten?

Die Frage lässt sich nicht leicht beantworten, denn mir geht es

REICHENBACH / FANNY BRACKE
Fanny Bracke präsentiert einige Produkte im Görlitzer Atelier Nr 7
PRODUKTE (AUSWAHL) REICHENBACH / FANNY BRACKE

vor allem darum, Designwünsche der unterschiedlichsten Art zu erfüllen. Manche lieben Schatullen, andere kleinere Objekte, wie Schlüsselanhänger und einige finden Wandbilder gut. Es gibt bislang nicht das eine Objekt, dass sich als beliebtestes Produkt herausgestellt hat. Gerade diese Vielseitigkeit unterschiedlichster Kundenwünsche macht die Arbeit für mich sehr interessant Grundsätzlich liebe ich an meinem Beruf den gesamten Entstehungsprozess vom Entwurf bis zur Fertigstellung Produkte nach der Fertigstellung den Kunden zu überreichen, macht mich glücklich Ich genieße den Moment, weil ich selber so viel Herzblut in das Produkt für den Kunden investiert habe Da fällt mir ein, dass Holzfliegen gerade in der letzten Zeit eine Renaissance erleben, die fertige ich wirklich gern an, auch wenn das natürlich „nur“ kleine Kunstwerke sind

Jetzt folgen noch einige eher private Fragen:

Welche 3 Begriffe verbinden Sie mit der Oberlausitz?

„Drei-Länder-Eck“, „Ankommen“ und „Freiraum“. Das ist allerdings eine "Momentaufnahme" und kann in Zukunft durchaus variieren.

Worin unterscheiden sich die Stadt Görlitz und ihr Umland von anderen Regionen in Deutschland und was macht das Leben in unserem Landkreis für Sie persönlich besonders lebenswert?

Görlitz und das Umland haben von allem etwas: Wir haben Berge, wir haben mit dem Olbersdorfer See und dem Berzdorfer See in unserer Region attraktive Ausflugsziele für Menschen, die Erholung am Wasser suchen. Außerdem hat Görlitz im Vergleich zu den Städten, in denen ich bisher gelebt habe, eine einzigartige Altstadt. Wenn eine Stadt eine Geschichte hat und diese heute auch noch sichtbar ist, dann ist das etwas Besonderes Die Vielfalt in unserer Region macht das Leben für mich hier so wertvoll: Man hat die Ruhe, die Natur, man kann unter Leute gehen, man kann aber - ohne weit fahren zu müssen –auch ganz alleine sein und etwas unternehmen Außerdem sind größere Städte wie Dresden, Prag und Wrocław/Breslau oder sogar Berlin, von hieraus recht leicht zu erreichen Mir fällt auf, dass sich die Sichtweise Außenstehender auf unsere grenznahe Lage im Laufe der letzten Jahrzehnte immer mehr geändert hat: Vom "Ende der Welt", "Dunkeldeutschland" oder der "östlichsten Stadt Deutschlands“ hin zu einer, als zentral wahrgenommenen Region in Europa

Haben Sie neben Ihrer beruflichen Tätigkeit noch Zeit für Freizeitvergnügen, Hobbies oder Sport? Besonders in Berufen wie Ihrem, die eine hohe Konzentration erfordern, empfiehlt es sich ab und an abzuschalten und neue Kräfte zu sammeln Wie schaffen Sie das?

Ich habe eine wundervolle Hündin, sie heißt Raja mit ihr ge-

REICHENBACH / FANNY
BRACKE

nieße ich es, draußen regelmäßig zu wandern. Das hilft mir sehr in der Balance zu bleiben. Dieses wundervolle Lebewesen bringt mich dazu, den Stift oder das Werkzeug niederzulegen, rauszugehen und tief durchzuatmen. Das Wandern in der Natur mit meinem Hund liebe ich...

Meine zweite Leidenschaft, die in den letzten Jahren für mich besonders wertvoll wurde, ist das Tanzen. Besonders der argentinische Tango... das ist ein perfekter Ausgleich und gibt mir viel Energie. Ich liebe die vielen Begegnungen mit den Menschen, die Musik und das Reisen zu kleinen Tango-Festivals. Wenn ich tanzen bin, kann ich alles um mich herum vergessen und neue Kraft für Körper und Seele tanken.

Es ist schon interessant, wenn ich bedenke, dass ich vor knapp fünf Jahren kaum jemanden kannte, der Paartänze mochte und ich jetzt regelmäßig zu Tanzveranstaltungen mit hunderten Teilnehmern fahre. So schnell kann sich die Sichtweise auf Dinge im

Leben ändern, wenn man den Blickwinkel wechselt.

Es ist eben alles eine Frage der Perspektive...

Ja, das denke ich. Das Gleiche trifft auch auf Görlitz zu. Es gibt hier in unserer Region natürlich auch einige Dinge, die nicht perfekt sind. Ich sehe die Entwicklung aber insgesamt sehr positiv und habe, bedingt durch meine 10jährige Abwesenheit, die vielen guten Veränderungen in Görlitz und Umgebung innerhalb dieses Zeitraumes bei meiner Rückkehr sehr intensiv wahrgenommen. Jetzt selbst ein Teil dieser positiven Entwicklung zu sein, unsere Region zu unterstützen und weiterhin nach vorne zu bringen, freut mich sehr.

Das ist ein schöner Schlusssatz, Frau Bracke. Vielen Dank für das interessante Gespräch.

+49
35828 - 299 475
REICHENBACH / FANNY BRACKE
© PAUL GLASER

LAUREN LEIDERMAN

Eine Biografie in Interviewform

In Ihrem früheren Leben war Lauren Leiderman eine professionelle Opernsängerin, die nach dem Erhalt des Bachelor of Music am Bostoner Conservatory of Music in vielen Opernhäusern der Vereinigten Staaten aufgetreten ist Sie zog 2014 nach Deutschland und lebt seit 2019 in Görlitz. Hier ist die zweifache Mutter als zertifizierte Lehrerin für Englisch als Zweitsprache tätig und wurde vor allem als Historikerin mit besonderem Interesse an jüdischer Geschichte über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Durch diese Tätigkeit hat sie mehr als hundert Nachkommen von Opfern und Überlebenden aus der Zeit des Holocaust miteinander verbunden und ein einzigartiges Nachkommens-Netzwerk geschaffen. Daneben ist sie als Verwalterin des Stolperstein-Führers Görlitz/Zgorzelec und als Gründerin und Co-Direktorin der „Jewish Remembrance Week“ tätig. Ich hatte kürzlich die große Freude mich mit Lauren Leiderman über ihr früheres Leben in den Vereinigten Staaten sowie ihre unermüdliche Arbeit als Bewahrerin der jüdischen Geschichte in Görlitz und Umgebung zu unterhalten

Lassen Sie uns mit Ihrer Jugendzeit beginnen. Können Sie mir bitte etwas über Ihren familiären Hintergrund im Allgemeinen erzählen: Wo wurden Sie geboren, wie sind Sie aufgewachsen und wo haben Sie Ihre Kindheit verbracht?

Ich wurde in Memphis, Tenesee, am letzten Tag im August 1989 geboren Mein Vater arbeitete während der ersten vier Jahre meines Lebens als Arzt bei der Luftwaffe, so dass wir ein paar Mal umgezogen sind, bis wir uns schließlich in ZentralLouisiana niederließen Meine Eltern stammen beide aus NordLouisiana, und sie wollten, dass wir näher bei der Familie aufwachsen

Was für eine Schule haben Sie als Kind besucht?

Ich ging auf eine öffentliche Schule (Public school) Ich hatte das Glück, eine High School mit einem tollen Kunstprogramm zu besuchen, an dem ich mich sehr gerne und aktiv beteiligte

Wann haben Sie angefangen, sich für die darstellenden Künste zu interessieren, und wann wussten Sie, dass Sie Opernsängerin werden wollten?

Ich habe mit sechs Jahren angefangen, Klavierunterricht zu nehmen Für ein Kind konnte ich Lieder mit meiner Stimme in der korrekten Tonlage nachsingen und ich vermute, dass meine Eltern diese Begabung bemerkten Mein Gesang entwickelte sich in der Mittelstufe weiter, als ich zum ersten Mal in einem Chor sang, aber die Musik war schon vorher ein Teil meines Lebens Eigentlich strebte ich nach dem Abschluss der High School in der zehnten Klasse eine Ausbildung in klassischem Gesang an

Oper ist nicht gerade das, was viele in der High School interessiert. Als Sie merkten, dass Sie das Zeug zur professionellen Sängerin hatten, was hat Sie dann zur Oper

GÖRLITZ / LAUREN LEIDERMAN

gebracht und nicht zum Musical Theater oder zur Popmusik?

Ich wurde stimmlich immer als Mezzosopran eingestuft, da meine Stimme ein eher dunkles Timbre besitzt, was im Chorgesang recht krass heraussticht. Aber letztlich war diese Stimme für die Arbeit als Solistin ziemlich gut geeignet. Nach meiner Teilnahme zwischen der 10. und 11. Klasse an einem zweiwöchigen Sommer-Intensivprogramm für High-SchoolSchüler wurde ich zum ersten Mal von einem Direktor an der Bostoner Oper darauf aufmerksam gemacht, dass ich mich mehr mit klassischer Vokalmusik beschäftigen sollte.

Sie haben Ihr Studium am Bostoner Konservatorium abgeschlossen und anschließend am Boston University Opera Institut studiert. Wenn Sie zurückblicken, was sind Ihre schönsten Erinnerungen und Errungenschaften während Ihrer Opernjahre?

Wissen Sie, meine Zeit am Konservatorium und an der BUOI waren sehr einschneidende Jahre in meinem Leben. Es gab viele extreme Hochs und ebenso extreme Tiefs. Ich würde sagen, meine schönsten Erinnerungen an das professionelle Singen, vor allem an der BUOI, hatte ich im Zusammenhang mit dem ersten Mal, als ich eine neue Rolle mit dem Orchester singen durfte. Während der gesamten Probenzeit wird man von einem Klavier begleitet. Aber wenn man mit 60 anderen Musikern auftritt, mit ihnen gemeinsam atmet, synchron ist, wenn man buchstäblich die Vibration der Musik unter den Füßen spürt... das ist ein sehr starkes Gefühl, das nicht jeder auf der Welt erlebt.

Was war der Grund für Ihren Umzug nach Dresden im Jahr 2014?

Ich kam 2014 nach Dresden, weil ich eine Veränderung suchte Damals sang ich als Teil des Opernstudios (Junges Ensemble) der Knoxville Opera Ich hatte einen Burnout, denn es ist sehr anstregend in Vollzeit aufzutreten und zu singen, selbst bei bester Gesundheit, und zu dieser Zeit kämpfte ich besonders um mein mentales Wohlbefinden Ich hatte einige Freunde, die zu dieser Zeit in Dresden an der Semperoper arbeiteten, und sie ermutigten mich, es in Europa zu versuchen Also kündigte ich meinen Vertrag, packte meine Koffer und wagte den Sprung ins kalte Wasser - ein bisschen verrückt, wenn ich heute darüber nachdenke Aber ich habe es nicht bereut!

Ursprünglich wollten Sie weiter als Künstler arbeiten, aber das schnelllebige Showgeschäft schien Sie schnell gelangweilt zu haben. Wie haben Sie dann (beruflich) weitergemacht?

Ich würde nicht sagen, dass ich mich gelangweilt habe Ich hatte eigentlich eher eine Krise Ich begann zu erkennen, dass die meisten Leute, die in der Opernbranche wirklich erfolgreich

waren (vor allem Frauen), einem bestimmten Muster folgten: Sie haben keine Kinder, erleben oft gescheiterte Beziehungen, die in Scheidung endeten, und haben eine gewisse Neigung zum Alkoholismus. Wenn Opernsänger auftreten oder sich auf eine Aufführung vorbereiten, müssen sie bei bester Gesundheit sein: ihre Stimme, ihr Körper... in der Oper gibt es keine Mikrofone. Es geht nur um dich! Opern zu singen ist einer der wenigen Berufe, bei denen ein, sagen wir mal, 75 % guter Tag ein absoluter Scheißtag ist. Alles unter 99% ist nicht gut genug. Das ist ein enormer Druck, und sehr oft können sich Sänger, nachdem sie eine Produktion erfolgreich hinter sich gebracht haben, auf eine wirklich große und oft ungesunde Weise gehen lassen. Ich spürte, wie ich in diese Welt abrutschte, und so fragte ich mich eines Tages ernsthaft: Was erwarte ich von dem einen Leben, das mir geschenkt wurde? Ich beschloss, eine Pause zu machen, um heraus zu finden, was ich erwarte. Zum Durchatmen. Ich hatte hart gearbeitet, um mein Visum für Freiberufler zu bekommen, also beschloss ich, ein Jahr zu bleiben, um an einer Sprachschule Englisch zu unterrichten... was konnte ein Jahr im Ausland schaden? Um es kurz zu machen: Ich fand heraus, was mir im Leben wichtig war: Ich wollte eine Familie. Ich wollte gesunde Beziehungen. Ich wollte gesund sein. Und seit diesem Tag habe ich es absolut nicht bereut, die Oper als Beruf hinter mir gelassen zu haben. Ich liebe es sogar, die Karrieren meiner Freunde zu verfolgen - viele von ihnen singen heute in der ganzen Welt (und wie der Trend zeigt - ohne Kinder und einige ohne Lebenspartner).

Wie kamen Sie 2019 nach Görlitz?

Ich bin wegen der Arbeit meines Mannes nach Görlitz gekommen Mark arbeitet hier als Orthopädischer Chirurg, und er ist der Grund, warum ich letztendlich länger als das erste Jahr geblieben bin

Im März 2020 nahm ich an Ihrer Führung zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Görlitz teil, bei der Sie alle Teilnehmer mit Ihrem Wissen und Ihrer Leidenschaft für die jüdische Geschichte unserer Stadt beeindruckten. Am Ende der Führung wurde deutlich, dass Sie nicht nur versuchen, eine verdrängte Vergangenheit aufzudecken, sondern sich aktiv dafür einsetzen, jüdisches Leben wieder zurück in die Stadt zu bringen. Aber schon ein paar Tage später kam die Pandemie. Wie ging es für Sie in dieser schwierigen Zeit weiter - und wie kamen Sie mit dem Projekt "Görlitzer Stolpersteine" in Kontakt?

Oh nein! Ich hatte ganz vergessen, dass Sie dabei waren! Danke für die Unterstützung Das war ein wirklich erfrischender erster Schritt, die jüdische Geschichte von Görlitz zu erzählen Ehrlich gesagt, hat mich die Pandemie dazu motiviert, noch intensiver

GÖRLITZ / LAUREN LEIDERMAN
Lauren Leiderman mit drei Jahren Die Jahre in den Opernhäusern: Lauren Leiderman als Tisbe , eine von Don Magnificos Töchtern, in Rossinis „La Cenerentola“ (oben li. und re.)
GÖRLITZ / LAUREN LEIDERMAN
Als Katisha in „Der Mikado“ von Gilbert und Sullivan in einem Projekt der Boston Opera

nach Antworten auf die Fragen zu suchen, die mir eh unter den Nägeln brannten... Ich hatte viel Zeit und ich denke, ich habe sie gut genutzt. Damals begann ich, Zoom-Telefonate zwischen den jüdischen Nachkommen von Görlitz zu organisieren. Ursprünglich waren wir eine Gruppe von 5 Personen, die sich alle paar Wochen trafen. Eines Tages fragte ich nach, wer in Görlitz für die Stolpersteine zuständig ist, aber niemand konnte meine Frage beantworten. Der brillante Mann (Bernd Bloß), der das gemacht hatte, war verstorben und niemand wusste, wer die Nachfolge antreten würde. Damals ahnte ich noch nicht, dass ich schon bald einer derjenigen sein würde, die das übernehmen.

einen Ozean voneinander entfernt waren, eine wunderbare Freundschaft. Wir haben beide voneinander gelernt – und das dauert bis zum heutigen Tag an. Und es war Judis Frage, die eines Tages den Anstoß zu unserer Nachkommengruppe gab. Sie fragte einfach: „Lauren, glaubst du, dass es irgendwo noch andere Nachkommen wie mich gibt?“

Und ich antwortete: „Lass es uns herausfinden.“ Drei Jahre später habe ich mehr als 130 von ihnen miteinander verbunden.

Wie sind Sie auf das Poesiealbum von Eva Judd geb. Goldberg gestoßen, das auf Seite 23 eine Widmung ihrer Freundin Anne Frank enthielt und Sie zu Ihrem Buch "Das Poesiealbum

Während des ersten Lockdowns der Pandemie hatten Sie bald die Idee, mit überlebenden jüdischen Flüchtlingen und Nachkommen jüdischer Menschen, die Görlitz verlassen mussten, in Kontakt zu treten. Was hat Sie zu dieser umfangreichen Recherche motiviert und hatten Sie schon einen Plan, was Sie damit erreichen wollten?

Die erste jüdische Nachfahrin, die ich fand, war Judi Hannes Mendelsohn Jemand (damals noch ein Geheimnis) hatte für ihre Urgroßmutter einen Stolperstein bestellt Die Familie Hannes hatte absolut keine Ahnung, dass jemand für Amanda einen Stolperstein bestellt hatte, und als ich sie kontaktierte, war es das erste Mal, dass sie etwas davon erfuhren Das war für mich etwas seltsam, denn wenn man normalerweise einen Stolperstein bestellt, sollte man dies mit dem Segen der Familie tun Dieser Schritt war unterlassen worden Nichtsdestotrotz entwickelten Judi und ich während dieser Zeit, in der wir beide

von Eva Goldberg" inspirierte?

Während Corona habe ich unter anderem in den OnlineArchiven jüdischer Museen nach Personen gesucht Oft gibt es dort eine Menge zum Durchsehen Ich suchte nach Namennach allem, was mir helfen könnte, einen Weg zu finden, der zu einem aktuellen Aufenthaltsort dieser Familien führen könnte Es war in den späten Nachtstunden, als ich im OnlineArchiv des United States Holocaust Memorial Museum nach "Görlitz" suchte und aufgrund dieser Suche ein Suchergebnis "Poesie Book" fand Ich war begeistert zu sehen, dass es sich um etwas Authentisches aus Görlitz handelte (und nicht aus Gorlice, Polen, das von Museen oft fälschlicherweise als Görlitz kategorisiert wird) und dass es aus dem Zeitraum stammte, der mir half (Görlitz vor 1941) Nachdem ich das vollständig hochgeladene Buch durchgeblättert hatte, war ich

GÖRLITZ / LAUREN LEIDERMAN
Hochzeit mit Mark Leiderman am 7. September, 2017 auf Zypern (alle Fotos auf den Seiten 17 – 19: private Archivbilder)

schockiert, als ich Annes Seite fand, und noch seltsamer war, dass mich alle an der Görlitzer Geschichte Interessierten für verrückt hielten, als ich danach fragte. Keiner hier wusste etwas darüber.

Ihr Buch wurde am 1. November 2021 in drei Sprachen (Polnisch, Englisch und Deutsch) unter großem Beifall der Kritik und der Öffentlichkeit veröffentlicht. Noch im selben Monat haben Sie die erste jüdische Gedenkwoche organisiert, was rückblickend als die logische Konsequenz Ihrer umfangreichen Recherchen und der vielen Kontakte, die Sie ermöglicht haben, gesehen werden kann. Bitte erzählen Sie uns etwas darüber. Wie ist es gelaufen, und wie war die Resonanz?

Das waren ziemlich aufregende Zeiten. Zudem war ich damals im 8. Monat mit meiner Tochter Abital schwanger. Für mich ging es bei der Jüdischen Gedenkwoche ursprünglich nur um die Nachkommen. Die anderen Faktoren waren für mich nicht so wichtig. Ich wollte, dass sie hierher kommen und eine positive Erfahrung erleben, indem sie sich wieder mit ihren Wurzeln verbinden. Was mich überrascht hat, war die Wirkung, die sie auf die Görlitzer von heute hatte. Es war eine wirklich unerwartete Überraschung, die ich in Demut erfahren habe. Ich denke, meine schönste Erinnerung an die Woche ist die Gedenkveranstaltung anlässlich der Reichspogromnacht, als Jodi Wallach in der Synagoge vor den Nachkommen sprach. Es war die Verbindung einer alten Tradition (das Gedenken der Stadt) mit einer neuen Tradition (die zurückkehrenden Familien). Noch heute sprechen mich Görlitzer an und sagen mir, wie bedeutungsvoll das war und ich kann nicht widersprechen. Es war ein Moment, der mir für immer in Erinnerung bleiben wird.

Nächsten Monat findet vom 19. bis 25. Juni 2023 die zweite Jüdische Gedenkwoche in Görlitz statt. Bitte verraten Sie uns etwas über den Ablauf - was können wir erwarten? Das stimmt - ich bin auch schon ganz aufgeregt! Wir haben ein fantastisches Programm: Als ich letzten Sommer in Jerusalem war, um Marks Familie zu besuchen, habe ich einige wirklich erstaunliche Artefakte aus Görlitz gefunden Eines davon war ein Original-Konzertprogramm vom 14 Februar 1928, das von der Jüdischen Jugendgruppe Görlitz aufgeführt wurde Viele der ursprünglichen Künstler sind die Eltern/Großeltern von Nachkommen in unserer Gruppe Am 22 Juni werden wir dieses Konzert in Anwesenheit der Familienangehörigen der Originalkünstler nachspielen Am 21 Juni findet im Garten der Alten Synagoge ein Open-Air-Kino statt, bei dem ein faszinierender Dokumentarfilm von Dr Jeffrey Peck mit dem Titel „Sojourners“ (Gäste) gezeigt wird, in dem es um deutsche Juden geht, die nach dem Holocaust nach Deutschland zurückkehren, und warum sie dies tun Dr Peck kommt zu dieser Vorführung nach Görlitz Am 22 Juni werden wir 21 neue Stolpersteine verlegen Wir veranstalten einen Schabbat Gottesdienst in der Görlitzer Synagoge Wir stellen die Ergebnisse des Schmetterlingsprojekts vor: Das ist ein umfangreiches regionales Schulprojekt, bei dem wir über jüdische Jugendliche und Kinder, die vor dem Holocaust in unserer Region lebten,

sprechen werden. Am 25. Juni wird es ein Fest in der Synagoge geben, und vieles mehr. Wir haben mehr als 50 Nachfahren, die aus allen Kontinenten. außer der Antarktis, nach Görlitz kommen, um mit uns zu feiern.

Das vollständige Programm finden Sie auf unserer Website www.jrwgoerlitz.com.

Nun zu einigen eher privaten Themen und Fragen:

Wie unterscheiden sich die Stadt Görlitz und ihre Umgebung für Sie von anderen Regionen in Deutschland, die Sie bisher besucht haben? Was macht das Leben hier für Sie besonders lebenswert?

Ich bin einer dieser seltsamen Auswanderer, die eigentlich nur in Sachsen gelebt haben! Ich muss sagen, dass ich überrascht war, wie sehr sich Görlitz regional von Dresden unterscheidet. Bevor ich hierher zog, hatte ich keine Ahnung, was "Schlesien" ist, geschweige denn Niederschlesien. Ich habe schnell gelernt, dass es wirklich ein starker und schöner Bestandteil des Charakters von Görlitz ist. Für mich ist es ein anderes Gefühl als in Städten, die historisch gesehen zu Sachsen gehören, wie Zittau. Ich lebe gerne hier. Ich liebe, dass wir weniger als eine Stunde von herrlichen Bergen entfernt sind. Ich liebe unsere polnischen Nachbarn, habe viele polnische Freunde und habe viel von ihnen gelernt. Und natürlich mag ich es sehr, dass das Leben in Görlitz ein bisschen wie das Leben in einem Freilichtmuseum ist. Die Geschichte ist hier so leicht zu visualisieren, und das hilft mir bei meiner Arbeit, anderen dabei zu helfen, etwas über die jüdische Geschichte der Stadt zu lernen.

Was gefällt Ihnen an Görlitz und der Umgebung besonders gut - welche Sehenswürdigkeiten würden Sie Besuchern empfehlen?

In der Stadt selbst gibt es unzählige Kleinode, die man besuchen kann. Natürlich mag ich den Jüdischen Friedhof in unserer Stadt sehr. Er liegt etwas abseits der üblichen Touristenorte in Görlitz, aber er ist ein erstaunlicher, heiliger Ort, der einen Besuch wert ist - vor allem wegen der regionalen jüdischen Geschichte. Hinsichtlich der Umgebung würde ich empfehlen, ein Auto zu mieten und das wunderschöne Riesengebirge zu erkunden! Sklarska Poreba ist ein Lieblingsort meiner Familie, aber wir lieben auch die Lavendelfelder von Lawenda Na Uboczu in Gryfow Slaski im Juni könnte man meinen, man sei in der Provence

Ich will versuchen, es zusammenzufassen: Ihr Mann Mark arbeitet als Chirurg im Städtischen Krankenhaus Görlitz; Sie haben mit Ihrem Sohn Aidan und Ihrer Tochter Abital zwei entzückende Kinder; Sie arbeiten als Englischlehrerin; Sie sind außerdem Gründerin und Leiterin der Jüdischen Gedenkwoche sowie eine der Verwalterinnen des Stolperstein-Führers Görlitz/Zgorzelec; nebenbei auch Schriftstellerin und Mitarbeiterin der Hillerschen Villa gGmbH in Zittau. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass ich etwas vergessen habe.

Wie schaffen Sie das alles - und außerdem: Haben Sie noch Zeit für Hobbys, Freizeitaktivitäten oder Sport?

GÖRLITZ / LAUREN
LEIDERMAN

Gut gemacht! Das hört sich alles richtig an... und das ist eine gute Frage, über die ich selbst versuche mir klar zu werden. Ich liebe es zu kochen, und im Herbst kann man mich in den Wäldern rund um unsere Stadt beim eifrigen Pilzesuchen beobachten. Ich behaupte mal, das ist meine Lieblingszeit im Jahr! Mark beschwert sich oft, dass ich zu viel arbeite, und er hat nicht Unrecht. Er hilft mir, das Gleichgewicht zu halten, wenn ich mich wirklich aufrege und es übertreibe, was durchaus vorkommen kann. Ich liebe es, mit meinem Sohn mit Legosteinen zu bauen, und Abital hat mich in meiner Liebe zum Kochen unterstützt. Und eines Tages möchte ich mir ein Klavier kaufen (kein Keyboard, sondern ein richtiges), weil ich immer noch gerne darauf spiele. Ich treibe auch gerne Sport, und zwar zweimal pro Woche.

Was tun Sie selbst, um fit zu bleiben?

Ich bin ein stolzes Mitglied der "Super Girls" in Zgorzelec. Diese Frauen sind erstaunlich, und diese Momente in meiner Woche lassen mein Gehirn wirklich für eine Stunde "anhalten".

Ich glaube nicht, dass Sie solche Situationen erleben werden, aber... wenn Sie einen Moment haben, in dem Sie etwas nicht tun wollen, was bringt Sie in Bewegung? Wie motivieren Sie sich?

Oh, ich habe manchmal Flauten... wir sind alle Menschen. Und das Leben ist eine Mischung aus Hochs und Tiefs. Wenn ich niedergeschlagen bin, versuche ich, meine Schritte kleiner

zu machen. Einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ich konzentriere mich auf die kleinen Schritte und versuche einfach, den nächsten richtigen Schritt zu tun. Normalerweise hilft es mir, das Leben in kleineren Schritten anzugehen, wenn ich niedergeschlagen bin.

Der Song "Music" von John Miles dürfte Ihnen bekannt sein. Die ersten beiden Zeilen lauten: "Music was my first love and it will be my last...".

Ich habe Sie vor ein paar Wochen am Holocaust-Gedenktag in Rothenburg singen hören. Es ging mir unter die Haut und ich kann mir kaum vorstellen, dass wir Sie in Zukunft nicht mehr auf der Bühne sehen werden. Wie ist das mit Ihnenwas bedeutet Musik für Sie heute?

Wissen Sie, das Gute daran ist, dass ich es nicht bereue und ein gesundes Verhältnis zu meiner Entscheidung habe, den professionellen Gesang aufzugeben, das bedeutet: Ich kann es immer noch genießen. Kein Groll. Kein Bedauern. Ich fühle mich geehrt, wenn jüdische Nachkommen mich bitten, bei Veranstaltungen wie der Jüdischen Gedenkwoche zu singen, und ich liebe diese kleinen Gelegenheiten, aufzustehen und etwas vorzutragen. Aber das Beste ist, selbst wenn es am Ende nur 75 % sind, ist das gut genug für mich. Und diese Freiheit zu haben, das ist so befreiend!

Und wer weiß - vielleicht singe ich ja bei einem unserer Konzerte in der Jüdischen Gedenkwoche. Kommt und findet es heraus.

Das Poesiealbum von Eva Goldberg (Deutsche Version)

Lauren Leiderman | 1. November 2021

► amazon

Album przyjaźni Evy Goldberg (Wersja polska)

Lauren Leiderman | 1. November 2021

► amazon

The Poesie Book of Eva Goldberg (English edition)

Lauren Leiderman | 1. November 2021

► amazon

GÖRLITZ / LAUREN LEIDERMAN
GÖRLITZ / Jüdische Gedenkwoche 2023 – Das Schmetterlingsprojekt
Erfahren Sie mehr…

Über die Woche..

Die ersten Juden kamen vor fast tausend Jahren nach Görlitz, wurden aber in zwei Siedlungsperioden verfolgt, ermordet oder zur Flucht gezwungen. Nachdem sie 1396 aus Görlitz vertrieben worden waren, durften die Juden bis 1847 nicht mehr in der Stadt leben. Zwischen 1847 und den 1930er Jahren blühte die jüdische Gemeinde in Görlitz auf und gedieh. Im Jahr 1933 wurde das Leben der Juden in Görlitz dann gefährlich. 1940 gab es diese jüdische Gemeinde nicht mehr; alle waren entweder geflohen oder wurden durch die Grausamkeiten der Nazis ermordet.

Die Jüdische Gedenkwoche Görlitz/Zgorzelec würdigt die lebendige ehemalige jüdische Gemeinde Görlitz und erinnert an die Leistungen ihrer Mitglieder, ihre Unternehmen, ihre Familien und ihre Synagoge, aber auch an die schreckliche Verfolgung während der Nazizeit. Nachkommen dieser ehemaligen jüdischen Gemeinde werden in Görlitz und Zgorzelec aus der ganzen Welt zusammenkommen, um diesen Anlass zu feiern.

Die Jüdische Gedenkwoche Görlitz/Zgorzelec umfasst Vorträge von Überlebenden und ihren Kindern, Vorlesungen renommierter Historiker, Filme, Fotoausstellungen und Diskussionen, die alle darauf abzielen, die Lehren aus diesem Erbe weiterzugeben, um den vielen humanitären Krisen, denen wir heute gegenüberstehen, Hoffnung und Menschlichkeit zu verleihen.

Mehr

GÖRLITZ / Jüdische Gedenkwoche 2023
Informationen: jrwgoerlitz.com jrwgoerlitz

Temperamentvoll und attraktiv: Das Mutter-Tochter-Duo Anita Strittmatter und Martika Tomaszewska betreibt das „Fräulein M.“

Alles neu macht der Mai: Fräulein M.

Man fühlt sich einfach wohl und herzlich willkommen im „Fräulein M “, dem neuen Café und Deli Fräulein M ist da, wo das Leben ist: mittendrin, im Herzen der Altstadt von Görlitz. Wo man sich trifft, wo etwas los ist, wo man gerne Zeit verbringt. Das Fräulein M. begrüßt seine Gäste in stylishem Ambiente – hell, einladend und freundlich. Genauso einladend und freundlich wie das Team unter Leitung von Martika Tomaszewska und Ihrer Mutter Anita Strittmatter, das seine Gäste gerne verwöhnt. Man kann dort ganz hervorragend einen Kaffee, etwas Süßes, ein Frühstück, Lunch oder einen Drink genießen – ganz wie man mag. Mit der Familie, mit Freunden oder solo: Freuen Sie sich einfach auf eine gute Zeit im neuen Görlitzer Treffpunkt!

Wir haben uns im Fräulein M. einmal umgesehen und sich mit Annita Strittmatter und Martika Tomaszewska unterhalten.

Hallo Anita, hallo Fräulein M. oder wie darf ich Sie anreden?

Martika Tomaszewska: Fräulein M. natürlich. Aber mein vollständiger Name ist Martika Tomaszewska

Zunächst meinen herzlichen Glückwunsch zur Eröffnung von Ihrem Café & Deli „Fräulein M.“ hier mitten in der Altstadt von Görlitz.

Anita, wenn ich Sie ansehe mag ich kaum glauben, dass inzwischen mehr als drei Jahre vergangen sind, seit wir Sie für „GÖRLITZ – Stadt & Land“ interviewt und über Ihre ‚Casa Nova Pizza Pasta Manufactura‘ berichtet haben.

In der Zwischenzeit ist offensichtlich auch einiges Positives geschehen, aber ich vermute, dass die Coronapandemie das Casanova und Ihr Team genauso erschüttert hat, wie die Gastronomiebranche ganz allgemein. Daher bitte ich um ein kleines Update, was sich in der Zwischenzeit bei Ihnen ereignet hat.

Anita Strittmatter: Das kam ja für uns alle sehr überraschend; wie überall in der Welt Ich habe zunächst versucht, weiterhin möglichst positiv zu denken und mein Team zusammenzuhalten Das ist geglückt: alle sind geblieben, alle sind immer noch im Casanova tätig wir haben diese schwierige Zeit überlebt Ich weiß, dass zahlreiche Beschäftigte in der Gastronomie vor-

GÖRLITZ / Fräulein M. - Café & Deli

übergehend in anderen Berufen gearbeitet haben oder sogar ausgestiegen und seit damals nicht mehr in der Gastronomie tätig sind. Aber wir konnten – zum Teil auch dank Kurzarbeit –zusammenbleiben und haben in den Sommermonaten , wann immer es erlaubt war, unser Restaurant geöffnet. Ich denke, das hat uns motiviert und stark gemacht, diese schwierige Zeit zu überstehen.

Wenn ich mich richtig erinnere, war Ihre Tochter vor drei Jahren noch nicht im Casanova tätig und lebte noch nicht oder nicht mehr in Görlitz oder Zgorzelec. Was hat Martika wieder in unsere schöne Europastadt gebracht?

AS : Der Grund war natürlich auch die Pandemie. Es musste damals eine sehr schnelle Entscheidung getroffen werden, die zu einer Flucht aus ihrem damaligen Wohnort Berlin-Mitte führte. Man mag sich heute vielleicht nicht mehr daran erinnern, aber damals ging es zum Teil um Stunden. Mehr Zeit blieb nicht, um das Nötigste zusammenzupacken, die Wohnung abzuschließen und zum Hauptbahnhof zu fahren, um noch einen Zug zu erreichen

MT : Das war das Problem, denn die Züge sind zum Teil nicht mehr gefahren Es herrschte damals eine regelrechte Panikstimmung

AS : Dann ist sie das erste Mal nach Hause gekommen Wir dachten ja zunächst, es würde sich im Höchstfall um einige Wochen handeln Aber daraus wurden drei Monate Erst danach konnte sie wieder zurück nach Berlin fahren Vorher brauchte es zum Beispiel wichtige Gründe, um mit dem PKW nach Berlin zu fahren Einfach mal in der Wohnung nachsehen, ob noch alles in Ordnung ist, wäre vermutlich als wichtiger Grund nicht akzeptiert worden Es wurde ja alles sehr streng kontrolliert

Und nach den drei Monaten war ja auch noch völlig unklar, wie es weitergeht…

AS : Sie hatte ja zuvor eine Tanzschule besucht und sollte als

GÖRLITZ / Fräulein M. - Café & Deli
Genießen Sie in stylischem Ambiente! Im Herzen der Stadt.
GESCHMACKVOLL. GEHOBEN. GEÖFFNET. Alle Fotos auf dieser Seite: Fräulein M.

Tänzerin neben ihrem Studium bei Veranstaltungen auftreten, aber das brach ja auf einmal alles für eine unbestimmte Dauer weg. Konzerte und kulturelle Veranstaltungen, aber auch Stadtfeste wurden abgesagt und es war zu dem Zeitpunkt kein Licht im Tunnel zu sehen, ab wann wieder Veranstaltungen möglich sein würden. Die Situation war reichlich unklar und unstabil. Martika studiert in Breslau Psychologie im Rahmen eines Fernstudiums, aber das Studium wird angesichts ihres Berufswunsches noch mindestens 5 Jahre dauern

MT : Das Studium der forensischen und klinischen Psychologie erfordert viel Zeit

AS : Daher wollte sie natürlich zusätzlich auch arbeiten und Geld verdienen Und aus dem Grund hat sie bei mir immer dann im Casanova gearbeitet, wenn wir öffnen durften Im Sommer 2021 hatte sich die Situation anscheinend wieder normalisiert und sie hatte sich in Berlin wieder eine Wohnung genommen, sie besuchte auch wieder die Tanzschule aber dann ab September/Oktober 2021 ging wieder nichts mehr

Wegen des erneuten Lockdowns!

MT : Ich musste erneut meine Wohnung abgeben das war es dann für mich Da habe ich mich dann aus Berlin verabschiedet und mich entschieden, in Görlitz zu bleiben

Ich gehe davon aus, dass es sich beim „Fräulein M.“ um ein Herzensprojekt von Ihnen beiden handelt. Wie und wann kam es dazu und wer hatte die Idee zu diesem Café und Deli?

MT : Eigentlich war das meine Idee. Ich wohnte ja einige Zeit in Berlin und dort gab es solche Lokale und die haben mir hier, wenn ich in Görlitz war, immer gefehlt. Und deshalb lag es nahe, etwas Ähnliches in einer geeigneten Location in Görlitz einzurichten.

In Amerika sind Delis Feinkostgeschäfte mit integriertem Imbiss. Delis in Deutschland sind überwiegend tagesgastronomische Betriebe, die neben dem Speisen- und Getränkeverzehr, Feinkostprodukte im Außerhausverkauf anbieten. Woran orientiert sich das gastronomische Konzept von „Fräulein M.“ – was bietet Ihr an?

AS : Wir legen großen Wert auf Biozutaten von lokalen Zulieferern Sehr wichtig ist auch das Gaue’s Sylter Brot, das wir aus Hamburg geliefert bekommen und das eine spezielle schweizer Mehlmischung enthält Das schmeckt so fantastisch, dass wir es für unsere Brot- und Sandwichangebote verwenden Gewundert hat uns, dass dieses Brot bei vielen Görlitzern beliebt und auch bei uns sehr gefragt ist, denn man kann es hier in Görlitz im Handel gar nicht kaufen

MT : Wir bieten natürlich zu den Speisen und Getränken vegane Optionen und Alternativen an.

AS : Eistee und Limonaden gibt es auch in schwach gesüßten Varianten und zu unserem Kaffee bieten wir verschieden Milchsorten an: Soja-, Mandel- , Hafer- und lactosefreie Milch.

GÖRLITZ / Fräulein M. - Café & Deli

Hervorheben möchte ich noch, dass alle Kuchen hier bei uns in zwei Backöfen von einer Konditorin auf traditionelle Weise zubereitet werden. Das schmeckt man natürlich auch….

Hmm, das stimmt, der besondere Kuchenduft macht tatsächlich Appetit… Vielleicht noch ein paar Sätze zu Ihrem Team: Wer ist alles dabei ?

AS : Neben der bereits erwähnten Konditorin unterstützt uns noch eine Tante von mir, die hier einen speziellen Lieblingskuchen backt Außerdem hilft uns noch eine Frau aus Kassel, die für uns Stachelbeer-Baiser-Torte, Eierlikörkuchen sowie einen Rüblikuchen, nach eigenem Rezept, zubereitet Den nennen wir dann auch „Gundis Kuchen“, nach ihrem Vornamen Gudrun und zeichnen ihre Kuchen auch in unserer Vitrine entsprechend aus

Vielen Dank für das nette Gespräch. Bleibt mir nur noch, Ihnen beiden weiterhin viel Glück und Erfolg mit „Fräulein M.“ zu wünschen!

Fräulein M. | Peterstraße 13, 02826 Görlitz

info@fraeuleinm.cafe

03581 684 54 40

fraulein.m_

GÖRLITZ / Fräulein M. - Café & Deli
SPEISEKARTE– AUSZUG–
Zur ► historischen Denkzettel – VOBIS Werbung in den 1990ern

TRADITION, ZUVERLÄSSIGKEIT & KUNDENSERVICE

in Görlitz-Königshufen

Wer kennt das nicht? Man sitzt gerade an einer wichtigen Arbeit und ausgerechnet mittendrin streikt der Rechner und gibt plötzlich und unerwartet seinen Geist auf. So geschah es mir vor einigen Wochen, als ich gerade an der Layoutgestaltung für diese Ausgabe von GÖRLITZ – Stadt & Land arbeitete Der PC machte mir mit spontanen Neustarts, Dateifehlern, Bluescreens usw usw das Leben kurzzeitig zur Hölle Die Fehlersuche ließ zwar einen Defekt der Grafikkarte vermuten, aber ich bin kein Techniker und nach der Sicherung der Daten und dem Öffnen des PC, traute ich mir aufgrund seiner Enge und des Kabelsalats im Innern des Gerätes einen Austausch der Grafikkarte nicht zu Was tun? Ich erinnerte mich an einen früheren Ausflug zum Neiße Park in Görlitz Königshufen Damals rieb ich mir verwundert die Augen, als ich dort das Schaufenster einer VOBIS - Filiale entdeckte. Vobis? Ich erinnerte mich: Die Zeiten, in denen mehr als die Hälfte aller deutschen Haushalte ihren ersten Personal Computer in einer der einstmals über 350 Filialen von Vobis erworben hatten, sind zwar schon lange Geschichte Dennoch steht der Name VOBIS (lat „für Euch“) auch heute noch für die erfolgreiche Vermarktung von Home-PC mit OS/2 von IBM und Windows 95 ab Mitte der 1990ger Jahre Die größte Bedeutung erreichte VOBIS 1997 mit 776 großflächigen Filialen und gewaltigen Umsätzen in 11 Ländern

Zum Millennium begann der Absturz: In Deutschland wurde zunehmend „Geiz geil“-und plötzlich waren ElektronikFachmarktketten angesagt, die mehr auf Geiz als auf Service Wert legten Wer einmal versucht hat, einen alten Rechner in diesen Fachmärkten reparieren zu lassen, kann vermutlich nachempfinden, warum ich dem Besuch dieser Geschäfte genauso wenig Angenehmes abgewinnen kann wie einer Wurzelspitzenresektion beim Zahnarzt. Kurz gesagt, ich versuche möglichst beidem aus dem Weg zu gehen

Zurück zu Vobis Inzwischen sind nur noch 6 Standorte in Deutschland unter der Firmierung der Marke Vobis aktiv Es handelt sich dabei um solche Franchise-Partner, die rechtzeitig die Synergie zwischen IT- Systemen und der Festnetz-

GÖRLITZ / VOBIS IN KÖNIGSHUFEN
In der Görlitzer VOBIS-Geschäftsstelle tätig: Geschäftsführer Gotthard Kober mit den Technikern Marco Ziegrick (li.) und Thomas Hamann (re.)

kommunikation/Telekommunikation-Sparte erkannt und verstärkt auch auf Service zu Produkten aus beiden Welten gesetzt haben. Dass fachliche Kompetenz und schnelles, kundenorientiertes Arbeiten keine leeren Worthülsen aus einem Handbuch der Servicewüste Deutschland sind, wurde mir bereits bei meinem ersten Besuch der Vobis-Filiale in Görlitz-Königshufen klar Dort wurde gar nicht erst versucht, mir eine der im Lager befindlichen teuren Grafikkarten oder sogar einen neuen Rechner anzudrehen, sondern umgehend eine passende, für meine Zwecke völlig ausreichende Grafikkarte bestellt Na klar nicht jeder Rechner muss ein High End Gerät sein; sondern es kommt - auch hinsichtlich seiner Ausstattung sowie der zu verwendenden Software - auf die Aufgaben an, die er erfüllen soll Jedenfalls wurde ich bereits am nächsten Tag telefonisch von einem Mitarbeiter der VOBIS-Filiale informiert, dass meine Karte eingetroffen sei Sie wurde umgehend installiert und ich konnte meinen funktionsfähigen PC bereits nach einem weiteren Tag wieder abholen

Aufgrund meiner positiven Erfahrung möchten wir ihnen die VOBIS Filiale, deren Geschäftsführer Gotthard Kober sowie die beiden Techniker Marko Ziegrick und Thomas Hamann im Gespräch vorstellen

Hallo Herr Kober – vielleicht können Sie und Ihre beiden Mitarbeiter sich einmal kurz vorstellen. Wo wurden Sie geboren, wo sind Sie aufgewachsen, welche Schulen haben Sie besucht und wo ggf. studiert?

Gotthard Kober: Ich wurde am 23.02.1961 in Rodewisch im Vogtland geboren, bin dort auch aufgewachsen und lebte bis zur 10. Klasse dort. Anschließend zog ich nach Görlitz um und erlernte den Beruf des Facharbeiters für Nachrichtentechnik bei der Deutschen Post in Görlitz. Danach studierte ich 3 Jahre in Zittau und war 10 Jahre lang als Berufssoldat in Sachsen tätig.

Nach der Wendezeit habe ich ein Kurz-Diplomstudium in Sachen Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) in Berlin absolviert.

Marco Ziegrick: Ich kam 1965 in der Lutherstadt Wittenberg zur Welt, nach der 10. Klasse wurde ich zum Facharbeiter für Betriebsmess-, Steuerungs- und Regelungstechnik (BMSR-Mechaniker) ausgebildet. Es folgte das Studium zum Ingenieur für Industrielle Elektronik und nach der Wende eine Weiterbildung zum Informatiker.

Thomas Hamann: Ich wurde am 17.02.1975 in Görlitz geboren und bin bis zur 8. Klasse in Girbirgsdorf bei Görlitz aufgewachsen. Anschließend folgte im Braunkohlekraftwerk Hagenwerder eine Lehre als Industriemechaniker Nach der Wende wurde ich 3 Jahre lang zum Bau- und Möbeltischler umgeschult und arbeitete danach von 1993 bis 1999 im elterlichen Betrieb Bautischlerei Hamann

Ab dem Jahr 2000 war ich im Technischen Support für T-Online> AOL- > Compuserve -+ Apple- > Adobe tätig und wurde 2016 zum Fachinformatiker für Systemintegration umgeschult.

Wie und wann kamen Sie zu Vobis und welche berufliche Tätigkeit haben Sie ggf. zuvor ausgeübt?

GK: Zum Ende meines BWA-Studiums in Berlin bewarb ich mich als IT-lnteressierter bei VOBIS in Dresden Ich musste eine Probezeit absolvieren und wurde anschließend sofort angenommen

MZ: Nach Ende der Weiterbildung zum Informatiker war ich

seit Anfang 1993 bei VOBIS in verschiedenen Tätigkeiten und Filialen tätig. Seit dem Jahr 2000 arbeite ich hier in Görlitz.

TH: Im Zuge der Umschulung führte ich ein einjähriges Praktikum bei Vobis durch und wurde umgehend übernommen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Filialen haben Sie den Namen VOBIS weitergeführt bzw. behalten. Gab es dafür einen besonderen Grund?

GK: Da wir seit 1994 in Görlitz unter dem Namen „VOBIS" in der Region einen großen Kundenkreis akquirieren konnten war es naheliegend, auch unter anderen Bedingungen unter dem

GÖRLITZ / VOBIS IN KÖNIGSHUFEN

„Alles da, alles nah“ im großen VOBIS Shop in Görlitz-Königshufen

gleichen Namen vom Kunden wahrgenommen zu werden. Bekannt wurden wir allerdings nicht nur durch aggressive Preise, sondern durch ausgezeichneten Service und Fachkompetenz.

Auch mehr als drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung ist der Unterschied zwischen West- und Ostdeutschland immer noch spürbar. Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze und Wohlstand - in vielen Bereichen gibt es noch Schieflagen. Viele junge Menschen haben nach ihrer Schule oder Ausbildung Regionen wie die Oberlausitz verlassen, um im Westen ihr Glück zu versuchen. War das für Sie selbst auch eine Option?

GK: Da ich in Berlin ein Diplomstudium absolvierte, stand mir natürlich plötzlich ganz Deutschland offen Jedoch kam für mich durch meine Familienbindung hier in der Region keine andere Option in Frage, als in der Nähe tätig zu sein

MZ: In den 90er Jahren war ich an verschiedenen Orten in Deutschland tätig, Anfang der 2000er Jahre kam ich nach Görlitz Eine Option in die westlichen Bundesländer zu gehen, die gab es für mich durchaus, aber das wäre nur des Geldes wegen gewesen Ich habe es vorgezogen, im Osten zu bleiben weil meiner Meinung nach der menschliche Zusammenhalt hier

besser ist.

TH: Das Verlassen meiner Heimat war für mich nie ein Thema, obwohl ich mehrfach die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Zum einen wollte ich meinen Vater mit seiner eigenen Bautischlerei nicht alleine lassen und zum anderen bin ich der Meinung, dass ich mich woanders nicht wirklich wohl gefühlt hätte Es gibt leider immer noch sehr viele Punkte, in denen es zwischen West- und Ostdeutschland Unterschiede gibt, aber wir „OSSIS" sind ein Stück weit kreativer (lacht)

Letztlich bin ich immer noch der Meinung, dass man auch hier Arbeit findet Wenn man es will und ein bisschen Glück hat, dann schafft man das auch

Was bieten Sie hier in Görlitz als wichtigste Dienstleistungen an?

GK: Hier in Görlitz bieten wir praktisch einen „Rundumservice" hinsichtlich Computer, Notebook, Smartphone, Internet, ITEndgeräte etc an Für uns spricht, dass fachlich hoch qualifiziertes Personal die Kunden bedarfsgerecht beraten und bedienen kann

Gibt es einen Vor-Ort-Service und kommen sie, wenn der Rechner ausfällt auch für eine Reparatur nach Hause?

GÖRLITZ / VOBIS IN KÖNIGSHUFEN

GK: Wir bieten seit 5 Jahren auch einen regionalen Vor-OrtService an. Hierbei wird die Arbeitszeit beim Kunden (je 15 min) reell abgerechnet.

Jetzt folgen noch einige eher private Fragen: Welche PC -Konfigurationen nutzen Sie privat?

GK: Privat nutze ich ein kleines Notebook mit Touchdisplay.

MZ: Natürlich einen selbst zusammen gebauten PC, sowie ein Notebook für unterwegs.

TH: Privat nutze ich einen logischerweise selbst auf meine Bedürfnisse zusammengestellten PC. Ein zentraler Verwaltungs- PC steuert Zugriffe aller Familienmitglieder, außerdem noch ein Notebook , sowie ein VR Headset.

Worin unterscheiden sich die Stadt Görlitz und ihr Umland von anderen Regionen in Deutschland und was macht das Leben in unserem Landkreis für Sie persönlich besonders lebenswert?

GK: Görlitz ist eine sehr schöne Stadt und die meisten Men-

schen hier haben „ein Herz und eine Seele" für diese Region. Viele Menschen in unserer Region schätzen auch was man leistet und bringen dies auch uns gegenüber zum Ausdruck.

TH: Die Frage lässt sich sehr leicht beantworten. Gegenüber anderen Regionen empfinde ich es hier als sehr ruhig. Wenn man das Chaos in den Großstätten sieht, dann ist man wieder froh hier zu sein. Das mögen andere als langweilig empfinden. Es ist eine Wohltat, wenn man abends um 21 Uhr durch die Straßen laufen kann und es ruhig ist. Ich habe im direkten Vergleich mit Berlin Neukölln dort wesentlich negativere Erfahrungen gemacht.

Haben Sie neben Ihrer beruflichen Tätigkeit noch Zeit für Freizeitvergnügen, Hobbies oder Sport? Wenn ja für welche?

GK: Die Freizeit verlebe ich gern mit meiner Frau und zu Hause heimwerkere ich gern am Haus.

MZ: In der Freizeit bin ich gern zu Fuß oder mit dem Fahrrad in der Umgebung von Görlitz unterwegs. Falls dann noch Zeit ist, nehme ich gerne noch ein gutes ,analoges' Buch zur Hand und lese.

Shop Görlitz – Nieskyer Str. 100, 02828 Görlitz + 49 3581 316426 GÖRLITZ / VOBIS IN KÖNIGSHUFEN

SCHÖNER WOHNEN mit Klaudia Szeremeta

Auf diese Frau kann Görlitz bauen . . .

Wir kennen Klaudia Szeremeta fast genau seit fünf Jahren In der ersten Ausgabe von GÖRLITZ - Stadt und Land berichteten wir damals über ihr Restaurant "Slawomir's Küche“, das sie in der Dresdner Straße im März 2018 in den sanierten Räumlichkeiten eines ehemaligen Haarsalons in Görlitz eröffnet hatte. Das Restaurant kam zwar gut an und die Kritiken in den sozialen Netzwerken waren durchweg positiv, doch irgendwann fehlte der Architektin die Zeit für diese Nebenarbeit.

Inzwischen ist Klaudia Szeremeta seit neun Jahren in Görlitz tätig und hat sich auf die barrierefreie Sanierung denkmalgeschützter Häuser spezialisiert Grund genug für uns, die junge Architektin anlässlich eines Besuchs in ihrer Wohnung zu ihrem bisherigen Lebenslauf und ihrer Karriere zu interviewen und ihr u.a. zur Architektur und zum Wohnstil einige Fragen zu stellen.

Hallo Klaudia, da wir uns bereits länger kennen, bleiben wir auch hier und heute einfach beim "Du". Wir haben vor fünf Jahren anlässlich „Slawomir‘s Küche“ über Dich berichtet. Inzwischen ist viel passiert und viele unserer Leser haben den damaligen Artikel vielleicht noch nicht gelesen. Daher zunächst ein paar Fragen zu Deinem Lebensweg bis zu dem Zeitpunkt als Du nach Görlitz gezogen bist. Woher kommst Du, welche Schulen hast Du besucht und wo (und was) hast Du studiert?

Ich komme aus Boleslawiecz (früher: Bunzlau), bekannt durch die Bunzlauer Keramik, einer Stadt, die ca 45 Kilometer von Görlitz entfernt ist Ich habe in Breslau Architektur, Städtebau

und Innenarchitektur studiert Danach habe ich mich entschieden, in Görlitz ein Praktikum zu absolvieren Aus diesem Grund bin ich schon während meines Studiums nach Görlitz gezogen und habe zwei Jahre im Architekturbüro von Herrn Kück gearbeitet

Wieso viel Deine Wahl ausgerechnet auf Görlitz?

Ganz einfach weil Ich vom ersten Moment an in Görlitz verliebt war Ich bin damals aus dem Zug ausgestiegen, dann die Berliner Straße Richtung Postplatz gelaufen und ich fand die Stadt auf Anhieb wunderschön Danach habe ich den Wilhelmsplatz und die Augustastraße entdeckt Da war mir eigentlich

GÖRLITZ / KLAUDIA SZEREMETA

sofort klar, dass ich unbedingt hier arbeiten möchte.

Welche Vorbilder hast Du im Bereich Architektur/Innenarchitektur und gibt es Bauwerke, die Dich beeindrucken und inspirieren?

In Sachen Architektur gab es bereits während meines Studiums Vorbilder: Zum einen der Architekt Frank Loyd Wright Mir gefällt besonders sein Fallingwater-Haus, das zwischen 1935 und 1939 80 KM südöstlich von Pittsburgh (Pennsylvania) gebaut wurde Auch nach beinahe 90 Jahren überzeugt das zu den bekanntesten Gebäuden in den USA gehörende Gebäude durch seine zeitlose Architektur

Der zweite Architekt, der mich beeindruckt hat, ist Ludwig Mies van der Rohe, der als Vertreter des Minimalismus in der modernen Architektur berühmt wurde Ein gutes Beispiel , wie er mit Licht und Formen spielte, ist der von ihm 1929 anlässlich der Weltaustellung in Barcelona erbaute "BarcelonaPavillon", der auch heute noch ultramodern aussieht

Zu den Bauwerken Mich hat schon immer das Haus Schminke begeistert, das 1932 und 1933 vom Architekten Scharoun hier ganz in der Nähe in Löbau errichtet wurde und zu den wichtigsten Wohnhäusern der klassischen Moderne zählt Dieses Gebäude kennenzulernen und dort zu übernachten war beeindruckend Man hat sich damals schon sehr viele Gedanken gemacht, wie sich die Architektur auf die Bewohner dieses Hauses auswirkt

Was sind die größten Herausforderungen für die Architekturbranche?

In Görlitz gibt es für meine Branche eine ganz spezielle Herausforderung. Es sind die Gründerzeithäuser, bei denen die größte Schwierigkeit darin besteht, den Grundriss der ursprünglichen Wohnungen den Bedürfnissen der heutigen Mieter anzupassen Wir haben heutzutage völlig andere Ansprüche als die Menschen vor hundert Jahren und dementsprechend auch andere Raumbedürfnisse Zum Beispiel war es damals durchaus üblich, dass alle Kinder gemeinsam in einem Zimmer schliefen und in Sachen Bäder und Küchen war man damals - wenn die überhaupt räumlich getrennt waren - nicht besonders anspruchsvoll Heute legt man Wert auf eine großzügige Küche, jedes Kind bekommt sein eigenes Zimmer und die Wohnungen sollen möglichst noch ein zweites Bad sowie ein Gäste-WC enthalten Dazu am besten noch ein separater Wäscheraum Meistens soll in diesen alten Häusern mit mehreren Etagen dann auch noch ein Fahrstuhl eingebaut werden Das ist schon eine wirklich sehr schwierige anspruchsvolle Arbeit, sich mit den Bestandsgrundrissen zu beschäftigen und ohne Zerstörung der Substanz gut geschnittene Grundrisse für die neuen Wohnungen zu entwickeln

Mal ganz ehrlich: Es gibt in vielen Städten in Deutschland schlechte Beispiele zeitgemäßer Architektur, die sich inmitten von Straßenzügen mit geschmackvoll sanierten Gebäuden

GÖRLITZ / KLAUDIA SZEREMETA
Das Esszimmer im Wintergarten mit Blick auf den Garten.

wie Krebsgeschwüre abheben. Woran liegt es, dass es wenigen Architekten gelingt, ein einzelnes Gebäude als Teil eines Ganzen zu integrieren und sie statt dessen lieber ihr eigenes Genie verewigen?

Das sehe ich etwas anders Ich habe in der Innenstadt von Görlitzer noch nichts entdeckt, was mich wirklich stört Fake Baustile, die alt wirken sollen, sind auch nicht besser als Häuser aus späteren Bauzeiten Schönheit ist auch auch immer relativ In Görlitz haben wir viele Gründerzeitfassaden, die mit Stuck und Dekoelementen geschmückt sind; die neueren Fassaden sind dagegen eher zurückhaltend und einfach gehalten Ob das gut ist oder nicht, das ist schwierig zu entscheiden Alles in allem ist Görlitz für mich eine wunderschöne Stadt mit einer Substanz, die man erhalten soll, aber neue Objekte sollten meiner Meinung nach wie neue Häuser aussehen Ich bin kein Fan davon, neue Objekte wie historische Bauten aussehen zu lassen Das wirkt dann wie eine Verkleidung Ich finde, das Neue darf durchaus abweichen von dem historischen Baustil, zumal es auch irgendwie ehrlicher ist, als dem Mieter

mit einem neuem, historisch gestylten Gebäude Glauben zu machen, dass er zum Beispiel in einem 200 Jahre alten Haus wohnt.

Ich habe mir bereits einige von Dir sanierte Wohnungen in dem Gebäude Wielandstraße 6 in der Görlitzer Südstadt angesehen und war sehr beeindruckt. Nach Deinem eigenen Haus hier in der Krölstraße und einem Haus für einen anderen Bauherren in der Carl-von-Ossietzky-Straße ist es das dritte Gebäude in Görlitz, dass Du in Eigenregie saniert hast und es werden bestimmt noch viele folgen. Wie muss man sich den Ablauf eines solchen Sanierungs- und Renovierungsprozesses vorstellen - von der ersten Überlegung bis zur Wohnungsübergabe an die jeweiligen Mieter?

Der Ablauf bei den von mir sanierten Gebäuden ist eigentlich immer sehr ähnlich: ich treffe mich mit den Bauherren, sie zeigen mir ihre Bestandspläne, wir besprechen dann, wie viele Wohnungen in dem Gebäude zukünftig sein sollen, wie groß die einzelnen Wohnungen sein sollen, ob es sich um EinRaum-Appartements handelt oder Wohnungen mit 5 Zimmern und ob das Haus einen Fahrstuhl enthalten soll. Wir reden also über die ganzen Fragestellungen und Details, die ich benötige, um anschließend einen Entwurf oder mehrere Entwürfe zeichnen zu können Anschließend einigen wir uns mit dem Bauherren auf ein Konzept Wenn später die Baugenehmigung kommt, beginnt die Arbeit auf der Baustelle Das ist ein wirklich aufwendiger Prozess, denn davor müssen noch die Leistunsgverzeichnisse, die sogenannten LVs, erstellt werden In einem Leistungsverzeichnis finden die beteiligten Unternehmen alle Gewerke - also die handwerklichen und bautechnischen Leistungen - die ihrerseits erbracht werden sollen Zu diesen einzelnen Leistungen benötige ich die Preise von den Handwerkern Mit einem korrekten und ausführlichen Leistungsverzeichnis sind dann auch genaue Kostenkalkulationen möglich Am Ende gehören auch die Terminpläne dazu, so dass dann eine Auftragserteilung möglich ist

Das ist ja wirklich eine sehr komplexe und aufwendige Arbeit. Das stimmt Besonders wenn man sich überlegt, wieviel Dokumentation dahinter steht und wieviel Management erfor-

Die Treppe zum Home-Office
GÖRLITZ / KLAUDIA SZEREMETA
Die Liebe zur Einrichtung ist in allen Details erkennbar

derlich ist. So bin ich als Architektin auch alleine dafür verantwortlich, wann die beteiligten Handwerker auf der Baustelle zu erscheinen haben und - vor allem - in welcher Reihenfolge. Nur so ist möglich, dass einzelne Arbeitsschritte abgeschlossen sind und es nicht zu unnötigen Verzögerungen kommt. Das ist eine wirklich präzise Zeit- und damit auch Preiskalkulation, die ich zu erstellen habe. Am Ende sind die ganzen Abnahmen durchgeführt, die Schlussrechnungen geprüft... diese ganzen Unterlagen verteilen sich auf mehrere Aktenordner, in welchen auch die kopierten Rechnungen einsortiert werden. Alles geht anschließend noch einmal zum Amt, zur Prüfung beim Brandschutz... und dann, ganz am Ende - nach mehreren Monaten schwieriger Arbeiten - erfolgt die Übergabe der Wohnungen an die Mieter.

Hast Du derzeit - soweit Du das verraten kannst - noch weitere Projekte in Arbeit?

Aktuell (Stand: Anfang März 2023) habe ich zwei Baustellen, die eine ist noch neu und die andere ist bereits ein Jahr alt und wird in diesem Jahr beendet. Sie befindet sich an der Emmerichstraße 57. Die neue Baustelle befindet sich an der James-von-Moltkestraße 33 und ist etwas Besonderes, denn dort entstehen ausschließlich vier besonders großzügige Wohnungen, ein wirklich wunderbares Objekt. Andere Projekte

sind zum Beispiel Einfamilienhäuser, die ich für einen Bauträger entwerfe und zeichne. Das ist für mich eine sehr tolle Arbeit: Ich entwerfe schön geschnittene Grundrisse für Neubauten für Familien, die auch von außen beeindruckend aussehen.

Wie sieht der kreative Prozess aus - welche Werkzeuge benutzt Du?

Ich arbeite grundsätzlich mit dem ArchiCad-Programm, dass unter anderen 2D-Linienzeichnungen in 3D umwandeln kann. Danach sind die Perspektiven als 3D-Bild bearbeitet. Die neuste Version besitzt wirklich alle notwendigen Werkzeuge und Perspektiven um tolle 360-Grad -Visualisierungen herzustellen.

Gibt es aktuell irgendwelche innenarchitektonischen Trends? Natürlich gibt es immer irgendwelche Trends. Ich neige eher dazu dieses Thema individualistisch anzugehen und mich nach den Wünschen des Bauherrn zu richten. Nicht jeder Bauherr mag das , was gerade modern und angesagt ist. Würde ich versuchen, ihm irgendetwas einzureden, dann bestünde die Gefahr, dass er später unzufrieden ist. Die Innenarchitektur ist derart vielseitig, dass jeder Bauherr das Haus oder die Wohnung seinen Wünschen anpassen kann. Wir können von extrem minimalistisch bis komplex klassizistisch zeichnen. Das ist für mich das Besondere an der Innenarchitektur, dass man

GÖRLITZ / KLAUDIA SZEREMETA
Auch den Tisch im Wohnraum hat Klaudia Szeremeta entworfen. © KLAUDIA SZEREMETA
GÖRLITZ / KLAUDIA SZEREMETA
Im Home-Office von Klaudia Szeremeta . . .

fühlt sich auch Klaudias Kater Leo wohl .

GÖRLITZ / KLAUDIA SZEREMETA

unendlich viele Bereiche und Möglichkeiten hat, die Wünsche des Bauherrn umzusetzen.

Die Einrichtung Deiner Wohnung, in der ich zumindest einige fertiggestellte Zimmer fotografieren konnte, gefällt mir ausgesprochen gut. Wie würdest Du Deinen persönlichen Stil beschreiben? Was ist Dir bei der Einrichtung Deiner Wohnung wichtig?

Mein persönlicher Stil ist ein bisschen klassisch mit modernen Elementen gemischt, man könnte es auch "Moderne Klassik" nennen mit Naturmaterialien wie Leder und Holz kombiniert und auf jeden Fall elegant

Jetzt folgen noch einige eher private Fragen… Was würdest Du jetzt alternativ arbeiten, wenn Du nicht Architektin geworden wärst? Gab es da in Deiner Jugend auch einen anderen Berufswunsch?

Als Kind konnte ich mir vorstellen, Zahnärztin oder Tierärztin zu werden. Später habe ich mich dann für meinen heutigen Beruf entschieden.

Hast Du neben Deiner beruflichen Tätigkeit noch Zeit für Hobbies, Freizeitvergnügen oder Sport? Wenn ja - verrate uns bitte wofür....

Bis vor wenigen Jahren hatte ich tatsächlich noch mehr Freizeit zum Beispiel war Reiten damals ein Hobby von mir Ich besaß

ein eigenes Pferd und bin fast jeden Tag mit ihm ausgeritten. Seit dem Tod meines Pferdes ist die Arbeit mehr und mehr zu meinem Hobby geworden. Deshalb werde ich mir auch kein neues Pferd mehr zulegen. Ich beschäftige mich tagsüber eigentlich ausschließlich mit Immobilien und meinen Projekten.

Besonders in Berufen wie Deinem, die eine hohe Konzentration und zeitliche Flexibilität erfordern, empfiehlt es sich, ab und an abzuschalten und neue Kräfte zu sammeln. Was tust Du selbst um fit zu bleiben?

Das ist tatsächlich nicht ganz einfach Es gibt manchmal Tage, an denen ich nicht mehr weiß, wie ich heiße (lacht) Da gibt es dann so viel zu erledigen viele Baustellen zu besuchen und am Ende ist das alles noch in den Leistungsverzeichnissen zu beschreiben, Fotos sind abzulegen und zu beschriften Dann gibt es außerdem Tage, an denen ich möglichst ausschließlich an Projekten am PC arbeitete

Das trenne ich: An den Tagen mit Baustellenbesuch kümmere ich mich anschließend um die LV-Dokumentation und Rechnungsprüfung, aber an diesen Tagen zeichne ich nicht Wenn ich dagegen Projekte entwickle und zeichne, kommen möglicht nur Tage ohne Baustellenbesuche und andere Tätigkeiten in Frage, denn da muss ich tagsüber konzentriert und ungestört arbeiten können

Aber zurück zur eigentlichen Frage: Im Winter fahre ich gerne

Für die Solid-Haus GmbH plante Klaudia Szeremeta diese Häuser in Bautzen
GÖRLITZ / KLAUDIA SZEREMETA
© Solid-Haus GmbH, Weißwasser

Ski und im Sommer reise ich mit meinem Mann häufiger für zwei, drei Tage zur Ostsee und dort treffen wir uns mit Freunden. Das lenkt mich auch etwas vom Alltag ab. Darüber hinaus achte ich auf ausreichend langen Schlaf und Entspannung und versuche, den Alltag möglichst ruhig und unaufgeregt zu meistern.

Woher schöpfst Du ganz allgemein Deine Inspiration?

Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal entdecke ich in einem Fliesen-Geschäft eine neue Kollektion, die mir gefällt und dann stelle ich mir vor, wie ein Badezimmer mit diesen Fliesen aussehen könnte... Manchmal kommen - wie ich schon erwähnt hatte - die Bauherren mit eigenen Ideen und ich lasse mich durch ihre Vorschläge und Bilder inspirieren.

Am häufigsten ist jedoch, dass ich in einem leeren Raum stehe und mir diesen Raum gedanklich renoviert und eingerichtet vorstelle - ich sehe bereits vor meinen geistigen Augen, wie er am Ende aussehen soll. Insofern werde ich meistens durch leere Räume inspiriert.

Manchmal auch durch eine Grundrisszeichnung. Dann stelle ich mir bereits vor, wie man die Räume ordnen und aufteilen kann. Ich bin jedoch der Meinung, dass diese Fähigkeit eine Grundvoraussetzung ist, um überhaupt als Architekt arbeiten zu können.

Worin unterscheiden sich für Dich die Stadt Görlitz und ihr Umland von anderen Regionen in Deutschland und was macht das Leben hier für Dich persönlich besonders lebenswert? Das ist für mich nicht einfach zu beantworten, da ich noch nicht viele Städte und Regionen in Deutschland kennengelernt habe. Okay, ich war schon in Berlin und Hamburg und habe einige Male Dresden besucht. Dresden unterscheidet sich jetzt hauptsächlich durch die Größe von Görlitz. Für mich als Architektin bietet Görlitz aber die besten beruflichen Möglichkeiten und deshalb ist das Leben hier für mich besonders lebenswert.

Welche Wünsche für die Zukunft hast Du und vor allem: Gibt es bereits ein Projekt, das derzeit in Planung ist und auf das Du dich sehr freust?

Nun zunächst möchte ich weiter an neuen Projekten arbeiten. Ich freue mich, mit Bauherren zusammen arbeiten zu können, die meinen Stil zu schätzen wissen und zudem viel Wert auf eine gute Planung legen sowie auf Qualität und eine hochwertige Ausstattung. Ich habe ja bereits zuvor einige neue Projekte erwähnt, an denen ich derzeit arbeite und einige andere in Planung. Die aktuellen Projekte Moltkestraße 33 und Emmerichstraße 57 sind am Tag der offenen Tür am 18. Juni öffentlich zugänglich. Das sind wunderschöne Häuser, da kann ich einen Besuch unbedingt empfehlen.

Beratung | Planung | Bauleitung KLAUDIA SZEREMETA arch.szeremeta@gmail.com GÖRLITZ / KLAUDIA SZEREMETA

BAUEN FÜR DIE MENSCHEN

Entwurf: Süd- und Ostfassade des Senckenberg-Forschungscampus

GÖRLITZ / BAUEN FÜR DIE MENSCHEN IN GÖRLITZ

MENSCHEN IN GÖRLITZ

GÖRLITZ / BAUEN FÜR DIE MENSCHEN IN GÖRLITZ
© AGZ Zimmermann Architekten GmbH

Renovierte Altbauten und Neubauten im Hintergrund prägen die harmonische Skyline von Zgorzelec am Ostufer der Neiße

BAUEN FÜR DIE MENSCHEN IN GÖRLITZ

Ende Januar berichtete die Sächsischen Zeitung über einen modernen Neubau, der in der Görlitzer Nicolaivorstadt als Mehrfamilienhaus eine Baulücke zwischen zwei historischen Gebäuden schließen soll. Die meisten Kommentare der Leser waren negativ, aber beeindruckt hat mich vor allem die Aussage, es sei nicht der Sinn des Lebens, ausschließlich in den Spuren der Ahnen zu wandeln. Der Schreiber legte nach, es sei arm, wenn Städte wie Görlitz keine zeitgenössischen Spuren haben dürften Ich hätte zu dieser Aussage einiges erwidern können, aber dazu ist mir besonders auf Facebook meine verbleibende Lebenszeit zu kostbar In den letzten Jahren sind ohnhin in sozialen Netzwerken sachliche Diskussion und ein Gedankenaustausch kaum noch möglich, da in unserer Gesellschaft der kulturelle Konsens verschwunden ist, der es ermöglicht, Debatten zu führen und Kompromisse auszuhandeln Besonders die Themen Corona, Waffenlieferungen an die Ukraine, E-Mobilität sowie Gendersprache und –wissenschaften haben jedoch deutlich gemacht, dass es anstelle dieses Konsens einr tiefe Spaltung in der deutschen Gesellschaft gibt Das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung stößt sehr schnell dort an seine Grenzen, wo der Meinungskorridor des eigenen Standpunktes verlassen wird

Jedenfalls musste ich noch lange über den Artikel in der Sächsischen Zeitung und die Kommentare auf Facebook nachdenken Architektur hat mich schon immer interessiert und letztlich waren es neben einigen persönlichen Gründen auch die Bausünden in meiner Heimatstadt Kamen bei Dortmund und ihren Nachbarstädten im Ruhrgebiet, sowie in Dortmund selbst, die mich 2017 zu einem Umzug nach Görlitz - in die Geburtsstadt meiner Eltern - bewegten Doch zuvor staunte ich während einer sonntäglichen Wande-

rung am Phoenix-See in Dortmund Hörde Bauklötze über die architektonischen Artefakte, die sich dem Auge des Betrachters an den Hängen des künstlichen Sees aufdrängen (Fotos auf der rechten Seite)..

Vorgewarnt durch euphorische Berichte regionaler Medien, die den Phoenix-See bereits großspurig mit der Hamburger Außenalster verglichen, waren meine Erwartungen nicht besonders hoch. Sie wurden allerdings von dem, was ich dort an Scheußlichkeiten entdeckte, weit unterboten. Nun lässt sich ja über Geschmack bekanntlich vortrefflich streiten, aber das "anspruchsvolle Wohngebiet" mit "Einfamilien-, Doppel-, Reihen- und Mehrfamilienhäuser in Form von Stadtvillen und Terrassenhäusern" (Phoenix See Entwicklungsgesellschaft mbH) erinnert mich an die ersten – mißlungenen – Versuche in meiner Kindheit, mit Legosteinen eine Siedlung zu gestalten: Am Phoenix See gleicht kein Haus dem anderen und doch ist ihnen allen eines gemeinsam: Sie ähneln Schuhkartonagen, sind quadratisch, eckig aber nicht gut Trotzdem scheint es Menschen zu geben, die viel Geld ausgeben, um in so etwas ihr Dasein fristen zu wollen, zum Beispiel zahlreiche Fußballprofis von Borussia Dortmund Ich habe allerdings in diesem Gucci-Ghetto keine gesehen - nur die vor einigen Häusern abgestellten Edel-Limousinen deuteten auf Spuren menschlichen Lebens hin „Die Häuser sehen zwar scheußlich aus, aber die Aussicht vom Hang aus ist doch klasse“, hörte ich einen Spaziergänger am See seiner Ehefrau ehrfurchtsvoll ins Ohr raunen Stellt sich die Frage, was an der Aussicht auf diesen nierenschalenförmigen kahlen Tümpel inklusive weiterer architektonischer Grausamkeiten am gegenüberliegendem Ufer interessant sein soll Selbst die Mietshäuser und ersten Arbeitersiedlungen vom Ende des 19 Jahrhunderts waren so gut gebaut, dass sie auch heute noch

GÖRLITZ / BAUEN FÜR DIE MENSCHEN IN GÖRLITZ

begehrt sind. Sogar aus Gefängnissen jener Zeit lassen sich attraktive Wohnungen machen – während manche neuen Luxusvillen - wie eben die meisten am Phoenix-See - heute aussehen wie Gefängnisse. Das Dilemma, dem man sich dort konfrontiert sieht, ist nicht zuletzt ein Ergebnís des heutigen Bestrebens immer dem Neuen auf der Spur zu sein, blind für das Bessere und blind für traditionelle Werte, für das über lange Jahre bewährte.

Diese Art moderner Architektur stellt Hypothesen auf, die sich kraft ihrer Andersartigkeit nicht beweisen müssen, weil sie im Moment angesagt sind, die aber, wenn ihre Untauglichkeit nach 20 oder 30 Jahren zum Vorschein kommt, mit Sicherheit ein Opfer der Spitzhacke werden dürften.

Nun werden einige Leser fragen „Was hat das mit Görlitz zu tun?" Denen kann ich nur antworten „Sehr viel“ Auch wenn es

zur Zeit noch viele leerstehende Wohnungen in überwiegend renovierungsbedürftigen Altbauten Im Görlitzer Zentrum sowie der Südstadt gibt, so wird die Situation auf dem Wohnungsmarkt in wenigen Jahren völlig anders aussehen. Das CASUS Zentrum für datenintensive Systemforschung, das derzeit noch im Bau befindliche Senckenberg Forschungsinstitut sowie das Deutsche Zentrum für Astrophysik (DZA), das als nächstes nach Görlitz kommt, sind Einrichtungen, die Personal aus aller Welt anziehen. Dieses Personal, das sicherlich nicht zu den Geringverdienern zugerechnet werden kann, achtet neben einer interessanten berufliche Aufgabe auch auf attraktiven Wohnraum. Nebenbei wächst die IT-Branche mit ihren aktuell über 1.000 Beschäftigten in der Neißestadt stetig. Dass die Webseite WELCOME GÖRLITZ ZGORZELEC bereits das "Silicon Valley Görlitz" bewirbt, mag manchem Ein-

GÖRLITZ / BAUEN FÜR DIE MENSCHEN IN GÖRLITZ
Auf dieser Seite: Beispiele für die Legohaus-Architektur am Phoenixsee in Dortmund

heimischen etwas übertrieben erscheinen, aber eines ist sicher: Auch die Spezialisten dieser Unternehmen wollen wohnen. Und das möglichst nahe an ihrem Arbeitsplatz. Und wenn der Wohnraum nicht mehr in alten Bauten zur Verfügung steht, dann müssen eben neue Häuser gebaut werden.

solange sie sich stilistisch vom Gesamtbild der Stadt nicht wie ein Krebsgeschwür abheben. Als gelungenes Beispiel für einen perfekt integrierten Neubau darf m.E. der schon bald fertiggestellte Neubau des Senckenberg-Museums Ecke Bahnhofstraße /Jakobstraße (siehe Seite 84/85) in Görlitz gelten. Auch die er-

Friedrich Wilhelm Schumacher, Baumeister und Stadtplaner von 1909 – 1933 Oberbaudirektor in Hamburg

Dagegen ist nichts zu sagen, so lange der Baustil dieser neuen und modernen Häuser mit ihren Fassaden nicht wie ein Fremdkörper inmitten von renovierten Altbauten wirkt und das gesamte Stadtbild zerstört Zum Glück gibt es in Görlitz bisher wenige solcher architektonischen Verirrungen, denn ein großer Teil der Attraktivität unserer Stadt als Urlaubs- und Wohnort generiert sich aus dem Interesse an der Architektur unserer Innenstadt und nicht an den wenigen „zeitgenössische Spuren“ des modernistischen Städtebaus Ich kann mir kaum vorstellen, dass Touristen beigeistert vorm City Center Frauentor stehen bleiben, um dessen Anblick für die Lieben daheim auf ihrem Smartphone festzuhalten Zum Glück ist das Gebäude einer der wenigen Neubauten in der weitgehend erhaltenen historischen Görlitzer Innenstadt Solche Verunstaltungen gibt es leider in fast jeder Deutschen Stadt zu bestauen, dafür muss man nicht extra nach Görlitz reisen Städtebauliche Wunderwerke wie Paris, Prag oder eben auch Görlitz konnten hingegen nur bestehen bleiben, weil so gut wie kein moderner Architekt darin sein eigenes Genie verewigen wollte und in ihnen herumpfuschen durfte Selbstverständlich können neue Häuser auch wie neu aussehen,

sten Entwürfe des DZA zur zukünftigen Gestaltung seiner Gebäude auf dem Görlitzer Kahlbaumareal (Abbildung oben links auf dieser Seite) stimmen zuversichtlich Es wäre ohnehin ratsam, wenn sich Architekten bei der Entwicklung von neuen Gebäuden an Immanuel Kants kategorischen Imperativ erinnern würden: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde “ Auf die Architektur bezogen bedeutet dies in etwa „Baut in einer Weise, dass Ihr selbst und Eure Familie zu jeder Zeit mit Freude Eure Gebäude benutzen, in ihnen wohnen und arbeiten, die Freizeit verbringen und in ihnen alt werden könnt “

Leider wird und wurde das ausgerechnet von vielen bekannten modernistischen Highttech-Archtitekten wie zum Beispiel Richard Rogers und Norman Foster anders gesehen Diese neigen dazu – ähnlich wie viele Politiker dieser Tage - Wasser zu predigen und Wein zu trinken – oder anders gesagt: Sie bewohnen privat elegante Altbauten in charmanten Wohnvierteln, wo Handwerkskunst, traditionelle Werkstoffe und humane Maßstäbe das architektonische Gesamtbild prägen Dagegen zwingen Sie den Städten und ihren Bewohnern aus

„Wir müssen uns immer mehr bewusst sein, dass es nicht eine private Sache ist, wenn man ein Bauwerk in eine Stadt stellt.“
GÖRLITZ / BAUEN FÜR DIE MENSCHEN IN GÖRLITZ
Entwurf des DZA-Campus in Görlitz © DESY / Staab Architekten

ideologischen Gründen moderne Bauten auf, in denen sie selbst nie wohnen würden.

Zum Glück gibt es aber einige positive Beispiele, die belegen dass es auch anders, bzw. besser geht. Dass zeitgenössische Architektur mit edelen Materialien möglich ist, beweist die Residence Crown des Architekten HC Demyttenaere in der belgischen Küstenstadt Knokke. Überhaupt scheinen die Stadtplaner in Knokke einen wunderbaren Weg gefunden zu haben, wie man städtebauliche und architektonische Normen realisiert, die für die erfolgreiche Entwicklung von neuen Stadtvierteln inmitten einer Stadt mit vielen denkmal geschützten Altbauten unerlässlich sind Ein gutes Beispiel hierfür ist der 25 Hektar große Stadtteil Heulebrug (siehe Fotos oben rechts und unten), der als zu sammenhängender

Stadtteil geplant, sich nahtlos an den Badeort Knokke-Heist an der belgischen Nordküste anschließt. Es wurde zur Deckung des Bedarfs an Sozialwohnungen errichtet und spiegelt in seiner Organisation und Zusammensetzung das traditionelle Stadtgefüge von Knokke-Heist wider, so dass es nicht als Wohnungsbauprojekt, sondern vielmehr als natürliche Erweiterung der Stadt verstanden werden kann. Dort wurden die Gebäude auf den Grundstücken so angeordnet, dass Garagen und Parkplätze aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit gehalten werden. Baumaterialien, Dachneigungen, Fenstergeometrien und architektonische Details werden kontrolliert, um eine Umgebung zu schaffen, die in sich stimmig und mit den traditionellen Vierteln von Knokke-Heist kompatibel ist.

Residence Crown in Knokke © DHR Projects NV Knokke-Heist © DPZ CoDesign
GÖRLITZ / BAUEN FÜR DIE MENSCHEN IN GÖRLITZ
Knokke-Heist © ID Photo Agency

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.