Studierendenzeitung der PH Zürich
Nr. 49, 11. Dezember 2023
Wo sind die Vulven? 10
Toxische Männlichkeit im Schulalltag 14
Lust auf Lust 22
Studierendenzeitung der PH Zürich
Nr. 49, 11. Dezember 2023
Wo sind die Vulven? 10
Toxische Männlichkeit im Schulalltag 14
Lust auf Lust 22
Materialien für den Kindergarten und die Schule Elternratgeber und Kreativbücher Tonträger, Spiele und Spielwaren
Oberdorfstrasse 32 ∙ 8001 Zürich ∙ 044 265 30 00 lesen@kinderbuchladen.ch ∙ www.lesestoff.ch
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Ausgabe: RePHlex Nr. 49, 11. Dezember 2023, Auflage: 600
Herausgeber: VS PH Zürich, Versammlung der Studierenden der PHZH; Lagerstrasse 2, Büro LAC-E073 8090 Zürich; vs@phzh.ch
Druck: Merkur Zeitungsdruck AG, Gaswerkstrasse 56,4900 Langenthal
Redaktion: RePHlex, Zeitung des VS PH Zürich, Lagerstrasse 2, Büro: LAC-E073 8090 Zürich; rephlex@vs.phzh.ch
Redaktionsleitung: Luis Hernandez, Sarah Lyons
Redaktion: Adriana Lienerst-Saez, Elena Küng, Luis Hernandez, Maria-Grazia Jud, Mascha Baldauf, Roy Toirac, Sarah Lyons
Titelbild: Maria-Grazia Jud
Illustrationen: Dream by Wombo, Maria-Grazia Jud, Schülerinnen der 5. Klasse Schulhaus Buchwiesen
Layout: Roy Toirac
Inserieren: vs@phzh.ch - Einsendeschluss Ausgabe 50: 26. Januar 2024
6
Ach, wie gut, dass niemand weiss, was Feminismus wirklich heisst.
Persönliche Stellungnahme zu Stigmata und Klischees.
8
Kleines 1x1 zur Vulva
Schlitz, Scheide… Vulva!
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Stimmungsschwankung ist keine Erkrankung!
Lieber Maxim, bitte halt einfach die Fresse.
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Wo sind die Vulven?
Ein Aufruf an alle Firmen zur Gleichstellung der Plastikgenitalien!
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Toxische Männlichkeit im Schulalltag
Vom männlichen Geschlecht und davon, dass Feminismus eben nicht bloss Frauensache ist.
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Medienempfehlungen
FINTA Empfehlungen durchs Band
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5. Klässlerinnen und Frauenpower
Empowerment durch Kinderaugen sehen
22
Lust auf Lust
Eine Gastautorin berichtet von einem lustvollen Workshop.
dass nur 1 Uusgab cho isch.
In der Schweiz leisten Frauen durchschnittlich 32 Stunden unbezahlte Arbeit pro Woche. (vgl. Männer: 22.8h)
Ach, wie gut, dass niemand weiss, was Feminismus wirklich heisst. Das ist der Titel des ersten Textes, den ihr in dieser Ausgabe antreffen werdet. Feministische Texte wurden in der Geschichte der RePHlex immer wieder veröffentlicht, doch die 49. Ausgabe stellt die erste RePHlex dar, die sich ausschliesslich diesem grossen Thema widmet.
Wer etwas Neues lernen möchte, muss Zeit und Arbeit darin investieren. Dasselbe gilt auch für den Feminismus. Es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein, dass unsere Texte nur einen Bruchteil des feministischen Diskurses abdecken. Ein so breites Thema kann nicht in 24 Seiten einer Studierendenzeitung gepackt werden und das Lesen dieser Ausgabe wird auch nicht ausreichen, um sich selbst als Profi auf dem Gebiet bezeichnen zu können. Was diese Zeitung aber kann, ist einen Einblick geben in den Feminismus im Bildungssystem wie auch jede einzelne Person, die diese Ausgabe liest, zumindest ein bisschen feministisch weiterbilden.
Aus diesem Grund haben wir uns bewusst für den Namen „feministische Bildung“ und nicht für „Feminismus“ als Titel dieser Ausgabe entschieden.
Alle Texte und Illustrationen in dieser Ausgabe stammen ausschliesslich von FINTAQ**-Personen. Wir laden alle Leser:innen (besonders die, die „eigentlich mit dem Feminismus nicht viel am Hut haben“) dazu ein, vor ihrem „aber...“ eine Pause zu setzen und sich einfach mal auf die Texte einzulassen und die Illustrationen zu geniessen.
Wer doch noch ein „aber...“ anzubringen hat, ein Feedback geben möchte oder eine Idee für die nächste Ausgabe hat, darf uns dies gerne über den QR-Code an den RePHlex-Kästen (oder auf der zweitletzten Seite) mitteilen.
Viel Spass beim Lesen!
Euer RePHlex-Team.
Anmerkung: FINTAQ* steht für Frauen, Intersex, Non-Binäre, Transgender, Agender und Genderqueer. Das Sternchen soll alle Menschen einschliessen, deren Geschlechtsidentität sich mit keiner der genannten Identitäten deckt. Es sind also alle Menschen gemeint, deren Geschlechtsidentität nicht cis-männlich ist (unabhängig der sexuellen Orientierung).
Ach, wie gut, dass niemand weiss, was Feminismus wirklich heisst.Text: Adriana
Seit ich mich als Feminist*in bezeichne, ist mir klargeworden, wie viel Unklarheit tatsächlich rund um den Begriff Feminismus herrscht. Anders als bei Veganismus, unter dem sich die meisten Personen eine Vorstellung machen können, die auch mehr oder weniger mit der Realität übereinstimmt, scheint Feminismus ein Mysterium zu sein und vor allem missverstanden. Leute reagieren auf mein «Feminist*inSein» - abwertend bis anerkennend (was eher selten ist). Dabei haben die meisten Leute meines Erachtens keinen blassen Schimmer, worum es beim Feminismus wirklich geht. Um von Anfang an ein paar Vorurteile aufzuräumen, hier die vier häufigsten Reaktionen und meine Antworten darauf:
Nein, ich hasse Männer nicht. Aber ich lehne das Patriarchat ab. Weiße Männer sind in diesem patriarchalischen System die privilegierteste Gruppe. Sie bekommen Macht und Stärke zugeschrieben, aber andere Aspekte, wie Schwäche und Zärtlichkeit, werden ihnen aberkannt. Durch diese Eigenschaften üben Männer Macht über andere aus, nicht weil sie es zwangsweise wollen, sondern viel mehr, weil sie dafür vom System belohnt werden. Dabei schaden
Warnung:
In diesem Artikel teile ich meine persönliche Meinung, ich spreche weder für alle Frauen* noch Feminist*innen.
sie anderen Personen sowie sich selbst. Aus diesem Grund braucht es ein alternatives Skript für Männlichkeit, eine sogenannte feministische Männlichkeit. Doch bell hooks bringt das Problem auf den Punkt: Wie wird man etwas, das man sich nicht vorstellen kann?
«Ich bin auch dafür, dass Mann und Frau gleichgestellt sind.»
Im Feminismus geht es nicht wirklich, oder nicht ausschliesslich, um die Gleichstellung zwischen Mann und Frau**, das ist eines der üblichen Fehlkonzepte, das man antrifft. Feminismus richtet sich nicht danach, dass Frauen gleich werden sollen wie Männer. Wir sind nicht gleich und wollen es auch nicht sein. Nach bell hooks ist Feminismus eine Bewegung, die darauf abzielt, Sexismus, sexistische Ausbeutung und Unterdrückung zu beenden. Sexismus ist nicht beendet, wenn Frauen so werden wie Männer, dafür müssen wir das System ändern, vielleicht sogar abschaffen. Erst, wenn wir frei von jenen sexistischen Zwängen sind, können wir einander als Menschen auf Augenhöhe begegnen, und ich spreche hier nicht nur von Männern, sondern genauso von Frauen –weil wir alle den Sexismus internalisiert haben.
«Du hasst also Männer?»«Wir Männer sind, aber auch benachteiligt, denn wir müssen ins Militär.»
Diesen Kommentar kann ich NICHT mehr hören. Aber meinetwegen. Meine Antwort hier: “You have to fight your own battles!” Wenn ihr nicht mehr ins Militär wollt, dann geht auf die Strasse dafür, macht eine Petition, macht irgendwas. Das Wahlrecht für Frauen ist auch nicht einfach so vom Himmel gefallen (vor allem in Appenzell Innerrhoden). Nutzt also dieses Argument nicht, um von einer Benachteiligung zu sprechen oder um eine Illusion von zwei Seiten zu schaffen; Frauen gegen Männer. Diese zwei Seiten gibt es nicht, zumindest nicht wirklich. Am besten schliesst ihr euch auch am Feminismus an, denn mit dem Fall des Patriarchats wird auch das Militär fallen, da bin ich mir ziemlich sicher.
«Ah…deshalb rasierst du dir die Beine nicht.»
Absolut korrekt.
Die Idee von Feminismus hat sich jetzt vielleicht etwas kon-
kretisiert. Möglicherweise wurden aber mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Vielleicht muss ich euch aber genau mit dem im Stich lassen. Feminismus zeichnet sich wahrscheinlich genau dadurch aus, dass er nicht so einfach zu fassen ist. Vielleicht sollten wir nicht von einer immer gleichbleibenden Definition ausgehen. Feminismus wandelt sich, wie auch wir uns wandeln. Vor 50 Jahren wollten die Frauen der Schweiz wählen gehen, einkaufen ohne die Erlaubnis ihres Partners oder einfach mal Hosen anziehen (schaue «die göttliche Ordnung»). Heute ist der Kampf ein anderer. Ich erhoffe mir, dass Feminismus heute im Sinn von bell hooks eine Bewegung für alle ist. Feminismus bedeutet, ungleiche Machtverhältnisse anzufechten und zu erkennen, dass diese Ungerechtigkeiten mit grösseren Unterdrückungssystemen verbunden sind. Diese ungleichen Machtverhältnisse finden sich nicht nur in Geschlechtskategorien, sondern auch in Klasse und ethnischer Herkunft. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Feminismus das Potenzial hat, das Leben aller Menschen zu verbessern und insbesondere unsere Gesellschaft zu einer besseren zu formen. Wir müssen uns einfach darauf einlassen.
Wenn ich von Frauen spreche, spreche ich von Menschen, die sich als solche verstehen. Ich entschuldige mich für den binären Sprachgebrauch, natürlich meine ich alle FLINTA-Personen und Personen, welche sich ganz ausserhalb des Spektrums verstehen.
Gleich zu Beginn aktive Mitarbeit: Welchen Begriff brauchst du für die Genitalien von Menschen mit Penis? Und bei Menschen mit Vulva? Na, war es bei beiden der genannte Begriff? Wenn nicht, dann ist der folgende Text für dich!
Vielen fällt die Verwendung der Begriffe «Vulva» oder «Vagina» schwerer als «Penis». Das zeigt, wie schlecht die Aufklärung und auch die Sozialisation der Begriffe ist. Generell über den Körper lernen und sprechen wir sehr viel; zu Hause, in der Schule oder in der Freizeit. Alle betonen immer, wie wichtig dieses Wissen über den Körper ist, jedoch wird selten bis nie über die Genitalien von Menschen mit Vulva gesprochen. Noch viel schlimmer, es wird nicht nur zu wenig darüber geredet, sondern auch Falschinformationen verteilt oder Begriffe verwendet, die längst Geschichte sein sollten. Ein weitverbreiteter Fehlgebrauch ist das Wort «Vagina». Umgangssprachlich, so wie auch im Unterricht wird der Begriff oft falsch verwendet. Was
innere Vulvalippe
oft als Vagina verstanden wird, ist korrekter Weise eigentlich die Vulva. Die Vagina ist ausschliesslich der Schlauch, der die äusseren und die inneren Geschlechtsorgane miteinander verbindet. Die Vulva hingegen sind alle äusseren Geschlechtsorgane. Sie besteht aus den äusseren und inneren Vulvalippen, auch bekannt als Labien oder Schamlippen, dem Venushügel, der Klitoris und dem Scheidenvorhof.
Ich kann hier leider nicht auf alles genauer eingehen, aber ein paar Begriffe habe ich herausgepickt.
Erstens: Die Klitoris ist nicht nur das kleine Ding, das sichtbar ist! Sie ist viel grösser! Die beiden Klitorisschenkel können bis zu 11 cm in die Oberschenkel reichen. Und auch sie sind reichlich mit Nerven ausgestattet, sie hat viel mehr Nerven als die Eichel, es muss nur richtig damit umgegangen werden.
Zweitens: Schamlippen?! Merkt ihr selber, oder? Meine Lieben wir sollten uns halt wirklich nicht schämen müssen!! Und damit sich auch die künfti-
äussere Vulvalippe
gen Generationen nicht schämen müssen, sollten wir diesen Begriff doch einfach lassen.
Drittens: Der Scheidenvorhof ist jener Bereich zwischen den inneren Vulvalippen, in den die Vagina und die Harnröhre münden. Aber auch dieses Wort hat eine gewisse Problematik. Das Wort Scheide zeigt sehr schön, was die Sprache machen und aussagen kann. Ihr habt alle schon von der Debatte über die Nutzung des generischen Maskulinums (Verwendung männlicher Substantive und Pronomen) gehört, jedoch gibt es auch Wörter, die wundervoll aufzeigen, dass wir in einem patriarchalen System leben. Dafür schauen wir uns das Beispiel Scheide an: Scheide ist auf Lateinisch «Vagina» Dieses Wort kennen wir auch von der Schwertscheide, in die das Schwert gesteckt wird und ja, es ist genau so gedacht. Scheide bedeutet «um etwas reinzustecken» und dabei ist nichts anderes gemeint als der Penis. So, erste Gedanken? Ziemlich krasse Abwertung für etwas das so viel kann.
Harnröhreneingang
Also, kurzes Fazit: Die Sprache macht sehr viel aus und kann viel auslösen, ohne dass es uns bewusst ist. Zum einen sollten wir alle die Körperteile korrekt benennen können und um aus den patriarchalen Strukturen auszubrechen, müssen wir auch unseren Sprachgebrauch hinterfragen und gewisse Dinge ändern oder anpassen.
Text: Mascha
Illustration: Maria
«Du bist wiedermal so unausgeglichen, hat da jemand wieder seine Tage?»
Wie schön es ist, diesen Satz zu hören, wenn man eh schon wütend ist… auch wenn’s stimmt, brauchen wir das echt nicht zu hören. Besonders wenn Maxim uns gerade dermassen auf die Eierstöcke gegangen ist, dass so eine Aussage das ganze nur noch schlimmer macht: Manchmal ist nicht die Regel schuld, sondern einfach du, Maxim. Aber sind wir mal ehrlich mit uns selbst: Wir wissen alle, dass wir Stimmungsschwankungen haben und das ist okay. Schliesslich haben wir einen Zyklus von zirka 30 Tagen (Männer
24 Stunden). Damit wir uns da in einer Welt, die sich nicht die Bohne für unseren Zyklus zu interessieren scheint, auch ein wenig wohl fühlen, gibt es einige Dinge, die wir tun können.
Die Weibliche Energie ist etwas unglaublich Schönes und um diese auch zu schützen, gibt’s hier ein paar Tipps einer unqualifizierten Person, die aber selbst eine (ehemalig unausgeglichene) Frau ist:
Deine Energie ist wie eine Batterie: Gibst du sie an Personen ab, die dir keine oder schlechte Energie zurückgeben, ist es klar, dass du irgendwann keine mehr hast und dich müde und angepisst fühlst. Sei also aufmerksam, wem du was abgibst, lass sie dir auch von niemandem nehmen, denn sie gehört alleine dir. <3
Umgib dich mit Menschen die dir guttun, überlege dir auch, wer dich in deinem Leben nährt, und wer nicht. Falls du dir schon lange überlegt hast, diese eine Person aus deinem Leben zu entfernen: das ist dein Zeichen.
Lade dich auf, um deine Batteriedauer auch zu verlängern, pflege sie:
Praktiken wie Yoga, Meditation, Tagebuch führen, kreativ sein, spazieren gehen, gute Musik hören, genug Essen (!), mal eine heisse, lange Dusche nehmen, regelmässige Selfcare-Days einzuplanen – all das hilft dir dabei, dich ein wenig in Balance zu halten. Mach, was dir Freude bereitet, mach, was dich und deine Seele nährt. Bringe dich selber in den Mittelpunkt deines Lebens.
Kräuter wie Salbei, Himbeerblätter, Kamille, Frauenmantel, Grüner Hafer, Zitronenmelisse und noch viele weitere helfen dir dabei, dich wohlzufühlen und können bei deiner Periode sogar erstens dazu beitragen, dass sie regelmässiger ist und zweitens Krämpfe mildern. Diese Kräuter gibt’s als Tee oder Tabletten, dafür gehst du dich am besten mal in einer Apotheke informieren.
Lerne, „nein“ zu sagen. Ich weiss, es ist unglaublich schwer, nicht allen zu gefallen, aber manchmal musst du dein eigenes Wohl in Schutz nehmen und einfach mal „nein“ sagen, wenn du eigentlich keine Lust hast (hier meine ich beispielsweise Einladungen etc.).
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2 3 9
Sage dir selber jeden Morgen vor dem Spiegel, wie toll du bist und was du an dir magst, positive Einstellung macht nämlich einiges aus. Ich weiss, haben wir schon 1000 Mal gehört, aber probier’s wirklich aus. Du verdienst es nämlich, von dir selbst zu hören, wie toll du bist.
Penisförmige Geschenkartikel wie Zahnbürsten, Teigwaren, Feuerzeuge etc. haben mich schon immer zum Kichern gebracht. Seit ich es aber in Margarete Stokowski’s Buch „Untenrum Frei“ gelesen habe, fällt es mir auch auf: Überall wo ein Penis ist, ist für den „weiblichen Gegenpol“ ein Paar Brüste oder ein Po abgebildet. Jedes Mal, wenn ich jetzt im Fizzen oder sonst einem Geschenkladen bin, nerve ich mich ab dieser „Gleichstellung“ von Penis und Brüsten. Das wirft einige Fragen bei mir auf: Wieso verärgert mich das? Bin ich verklemmt? Hat Margarete Stokowski mir den Spass an penisförmigen Spassartikeln verdorben?
* Für diejenigen, die nicht verstehen, wieso es so wichtig ist, dass die Vulva ihre Anerkennung bekommt: Un kenntnis über die Genitalien wirkt sich auf die Sexualität aus. Das Auseinandersetzen mit den Geschlechtsorganen kann zu mehr Selbstbewusstsein führen und auch zu einer befriedigenderen Sexualität. Auch wenn diese Aus einandersetzung nicht in erster Linie durch Spassartikel in einem Laden passieren würde, würden diese Artikel die Normalisierung der Vulva positiv beeinflussen. Hier ist noch anzumerken, dass es wichtig ist, dass nicht nur Schönheitsideale wie glatte Vulven mit kaum sichtbaren inneren Vulvalippen repräsentiert werden sollen, sondern verschiedene Farben, Formen und Frisuren. Dasselbe gilt auch für die Penisse. :)
Ich bin mir dessen bewusst, dass die Welt grössere Probleme hat, als unterrepräsentierte Plastikvulven.* Trotzdem ist es an der Zeit, dass Marken aufhören, Brüste mit Penissen zu vergleichen, weil sie schlicht und einfach nicht miteinander vergleichbar sind. Brüste werden unnötig sexualisiert, wo hingegen Vulven durch ihre Unterrepräsentation weiterhin ein Mysterium bleiben. Den Firmen, die von diesen Geschenkartikeln profitieren, kann man sagen: Vermutlich wird es vielen unangenehm sein, wenn man in einem Laden neuerdings Pussy zu Gesicht bekommt. Vielleicht werden sich anfangs viele Menschen an ihre vertrauten Penisse halten, weil sie einfach lustiger und nicht so extra-feministisch sind. Doch wie das mit allen Veränderungen so ist, werden sich die Leute daran gewöhnen. Die Vulven werden sich vielleicht an genau so viel Beliebtheit erfreuen, wie die Penisse (die anfangs vermutlich auch nicht sonderlich beliebt waren, sich jedoch aus der Sicht des Profits bewährt haben) und das Gleichgewicht des Universums ist wieder hergestellt.
1 . I N D E I N E R K L A S S E H A T E S W A H R S C H E I N L I C H N I C H T N U R S C H Ü L E R .
S P I E G L E D I E S E R E A L I T Ä T I N D E I N E R S P R A C H E W I E D E R , W E N N D U M I T
U N D Ü B E R D E I N E S C H Ü L E R * I N N E N S P R I C H S T ( G E S P R O C H E N : S C H Ü L E R
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2 . V E R M E I D E S T E R E O T Y P I S C H E D A R S T E L L U N G E N . I H R B E H A N D E L T D A S
T H E M A B E R U F E ? Z E I G E B I L D E R V O N L A S T W A G E N F A H R E R * I N N E N , M Ä N N L I C H E N P F L E G E R N U N D I T - S P E Z I A L I S T I N N E N .
3 . N I C H T A L L E K I N D E R H A B E N E I N E M U T T E R U N D E I N E N V A T E R . M A C H
D I E S E R E A L I T Ä T S I C H T B A R , W E N N D U Ü B E R F A M I L I E N S P R I C H S T O D E R
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4 . I N D E I N E M T E A M H A T E S W A H R S C H E I N L I C H N I C H T N U R L E H R E R .
D E S H A L B H E I S S T E S A U C H " T E A M Z I M M E R " U N D N I C H T
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6 . M I S T E D E I N E B Ü C H E R E C K E U N D D I E S C H U L B I B L I O T H E K A U S .
B Ü C H E R , D I E D I S K R I M I N I E R U N G E N R E P R O D U Z I E R E N O D E R S O G A R
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7 . Ä N D E R E D I E G E S C H I C H T E N , D I E D U V O R L I E S T , V O R O D E R E I N F A C H
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9 . B E Z I E H B E I D I S K R I M I N I E R E N D E M V E R H A L T E N I N D E I N E M
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W I R E M P F E H L E N N I C H T : M F M ( M Y F E R T I L I T Y M A T T E R S )
K O L L E K T I V K R I T I S C H E
L E H R P E R S O N E N
H o m e p a g e : h t t p s : / / k o l l e k t i v k r i l p c h /
M a i l : k o l l e k t i v k r i l p @ i m m e r d a c h
I n s t a g r a m : k o l l e k t i v k r i l p
Text: Elena
Illustration: Maria
Definition Toxische Männlichkeit:
Toxische Männlichkeit führt zur Diskriminierung aller anderen Geschlechter, z.B. in Form von Misogynie (Frauenfeindlichkeit) sowie Homo- und Transfeindlichkeit.
Toxische Maskulinität – diesen Begriff habt ihr mit Sicherheit schon alle mal gehört, oder gebraucht.
Es gibt nichts schlimmeres als Männer, die ein so geringes Selbstbewusstsein haben, dass sie sich selbst hinter einer klebrigen, giftigen Wand von Cockyness und absolutem Machogetue verstecken müssen, und andere, besonders Frauen, kleinmachen, um sich selbst besser zu fühlen. Fallbeispiel: Eine Frau gibt einem toxischen Mann einen Korb: «Nein, ich möchte nicht mit dir schlafen, Maxim.» Maxim dann:
«Du bist eh eine Nutte»
(Typisches Beispiel eines toxischen Mannes, der nicht mit Abweisungen umgehen kann und es allen anderen zum Problem macht.)
Wie werden denn Männer zu diesen wandelnden Icks? Werden sie so geboren? Und was können wir, Lehrpersonen, dagegen tun?
Diese Frage haben wir uns, und wahrscheinlich schon viele andere vor unserer Zeit, gestellt und versuchen sie mal zu beantworten.
Als erstes müssen wir den Begriff ‘Toxische Maskulinität’ mal etwas genauer unter die Lupe nehmen: Beschuldigt eine Frau einen Mann toxischer Männlichkeit, bestätigt dieser in seiner Reaktion gegen den Vorwurf genau die Annahme, und das eigentlich jedes Mal.
Frau: «Hey Maxim dein Verhalten ist grad echt anstrengend. Würdest du dich mal mit deinen Gefühlen auseinandersetzen, müsstest du sie nicht an mir auslassen.» Maxim: (Wie hier veranschaulicht, kann die arme Maus Maxim, sich in der Tat nicht mit seinen eigenen Gefühlen auseinandersetzen.)
«Pff nur Homos heulen, bin doch keine Pussy.»
Natürlich steht diesen Menschen keine Prise Selbstreflexion zu, weshalb sie ihr Verhalten einfach auf andere schieben –
ist ja logisch, an toxischer Männlichkeit sind nach toxischen Männern natürlich die Frauen schuld. Auch wenn dieses Problem ohne unser von Männern aufgebautem Patriarchat gar nicht erst existieren würde... oder doch?
Schliesslich sind es doch die Frauen, mit den vielen und zu hohen Erwartungen an unsere geliebten Herren.
Mit meinen 21 Jahren als Frau habe ich viele Meinungen darüber gehört, was wir Frauen denn von Männern wollen, oder besser, wünschen. Denn viele Frauen haben sich damit abgefunden, dass zahlreiche Erwartungen durch die Inkompetenz männlicherseits, sie zu erfüllen, bloss ein Traum bleiben.
Was sind denn jetzt also diese Erwartungen, die oft in den Sand gesteckt und durch das geliebte ‘bare minimum’ ersetzt werden?
Toxische Männlichkeit führt zur Diskriminierung aller anderen Geschlechter, z.B. in Form von Misogynie (Frauenfeindlichkeit) sowie Homound Transfeindlichkeit.
Kurz: Viele Frauen wollen das Gegenteil eines toxischen Mannes, er soll auch mal seine «weibliche» Seite zeigen –aber warte mal...
Wieso sind denn die toxischen Männer so wie sie sind?
Ganz klar entspricht das, was Frauen wollen, genau dem Gegenteil davon, was doch so viele Männer krampfhaft versuchen auszustrahlen.
Bei vielen beginnt es schon im Kindesalter. Vorurteile wie z.B.
«Jungen weinen nicht»
werden schon früh vermittelt. Natürlich behalten die Kinder diese Ansicht dann bis ins Erwachsenenalter: Diese Vorurteile werden aber nicht nur an Jungen, sondern auch an Mädchen vermittelt, die dann mit dieser Sichtweise solche Vorurteile auch an die Männer übertragen. Ein weinender Mann kann für einige Frauen dann als unattraktiv oder schwach erscheinen. Dabei weiss man doch eigentlich, dass Emotionen zu zeigen, heutzutage sogar als Stärke gilt, aber doch haben wir alle ein ähnliches Bild vom Mann: als Superheld, als Fels in der Brandung, als Beschützer. Dass diese Ansichten bestehen, haben wir beispielsweise auch Kinofilmen oder Werbungen oder uns selbst zu verdanken. Natürlich muss ich als Frau auch zugeben, dass ich diese Qualitäten durchaus ansprechend finde, was jedoch langfristig viel wichtiger ist, ist ein emotional erwachsener Mann, der sich mit sich selbst auseinandersetzen kann. Also sind auch Männer von Vorurteilen geplagt, nicht nur Frauen. Der einzige Unterscheid dabei ist, dass bei beiden Fällen die Vorurteile/ Erwartungen von Männern selbst geformt sind. Wie sollen Männer also aus einem System, welches ihre Vorfahren so aufwändig kreiert haben, fliehen? Ich denke dazu gibt es keine Antwort, weil man dem System nicht wirklich entfliehen kann. Was man aber kann, ist lernen, Vorurteile oder Erwartungen zu hinterfragen, sie zu verändern. Und für diese Veränderung sind wir, Lehrer:innen, ganz wichtig. Wir als Lehrpersonen haben einen sehr gros-
sen Einfluss auf unsere zukünftige Generation. Und zwar alle. Wir sollen den Kindern beibringen, dass genau diese Vorurteile, die sich wie ein lästiger Virus durch etliche Generationen durchgezogen haben und unsere Gesellschaft verseuchen, endlich vernichtet werden müssen.
Wir haben die Chance, einen Schlussstrich zu ziehen.
Aber wie denn jetzt? Natürlich habe ich nicht die Kompetenz dazu, zu sagen, wie wir eine Generation zu verändern haben, mache es aber trotzdem: Am besten funktioniert das, wenn wir unseren eigenen Verstand und unsere Offenheit ein wenig ankurbeln und unser Ego ein wenig runterdrehen. Wir können alle in uns hineinschauen, uns fragen, welche Vorurteile an die Geschlechter und alles was dazwischen liegt, wir (auch unbewusst) mit uns schleppen.
In der Schule können wir den Kindern zum Beispiel beibringen, dass es wichtig und auch gesund ist, Emotionen zu zeigen. Wir können Kindern beibringen, einander zu akzeptieren und respektieren, dass man nicht immer gleiche Meinungen vertreten muss und es auch okay ist, so zu sein, wie man will. Besonders in unserer heutigen Gesellschaft, wo alles schnelllebig ist und wir alle wie Frösche in einem Teich von Trend zu Trend hüpfen und versuchen, allen anderen zu gefallen. Wo bleiben wir da? Wo ist denn das Verlangen, sich selbst zu gefallen? Und genau das ist es, was toxische Männlichkeit ausmacht. Männer mit toxischem Verhalten haben ihr ganzes Leben damit verbracht,
anderen zu entsprechen, zu gefallen, sich zu schützen vor Verletzung, Demütigung etc. Und das alles, weil ihnen nie jemand beigebracht hat, in sich selbst zu schauen, selbstbewusst zu sein und (ich entschuldige meine vulgäre Sprache) keinen f*** zu geben, was andere über einen denken. Weil man nämlich genau als Kind lernen sollte, dass man wertvoll ist, so wertvoll, dass man von seinen Mitmenschen erwarten darf, dass sie einen so akzeptieren, wie man ist und diejenigen die das nicht tun, Menschen sind, welche ihren eigenen Wert wohl noch nicht erkannt haben. Bringen wir unseren Kindern, besonders Jungen, die in diesem Prozess gerne vergessen gehen, bei, wie wertvoll sie sind, dass sie sich selbst lieben und vertrauen können, dass sie sich von niemandem, der keine guten Absichten hat, etwas sagen lassen müssen. Dann haben wir unser Ziel erreicht. Dann sind wir auf gutem Weg, eine neue Generation von selbstsicheren Menschen zu schaffen, die ihre eigenen Probleme mit sich selbst zu lösen wissen. Eine Welt ohne giftige Vorurteile und Standards, denen niemand entsprechen kann, aber will, eine Welt, ohne toxische Maskulinität. Eine Welt, in der Männer keine «richtigen Männer» mehr sein müssen und Frauen nicht mehr sein müssen «wie es sich gehört».
Bevor wir aber von uns selbst erwarten können, Kinder richtig zu formen, müssen wir zuerst an uns selbst arbeiten.
Der Wandel beginnt nämlich in uns selbst.
Genauso wie wir an die PH gehen, um zu lernen, wie wir eine gute Lehrperson werden, sollten wir diese Zeit auch nutzen, um uns von innen aus bereit zu machen, eine neue Generation zu formen. Also ran an die innere Arbeit, denn auch du bist wertvoll und das darfst und musst du auch wissen! <3
Ich bin ein Fan von ARTE. Der deutschfranzösische Kultursender hat einige gute Serien im Petto, Stream gratis auf der Website www.arte.tv/de.
H24, 24 Frauen, 24 Geschichten
Diese 24 verschiedenen Kurzserien folgen Frauen und zeigen Formen von Gewalt auf, die sich gegen Frauen richten. Basierend auf wahren Begebenheiten thematisiert dieses Format Themen wie Missbrauch, Mobbing und Selbstmord. Künstlerisch kreativ und mit herausragender Besetzung schafft es die Serie Unausgesprochenes auszusprechen.
Bei dieser Serie habe ich so manche Träne vergossen. Berührend und äussert gelungen!
Freie Liebe
Wie haben wir Sex und wieso? Ovidie und SophieMarie Larrouy haben eine innovative Mini-serie geschaffen, welche sich nicht davor scheut, Unangenehmes anzusprechen und nicht davon zurückschreckt patriarchale sexuelle Praktiken anzuprangern.
Ein Meisterwerk – urkomisch, ohne dabei an Aussagekraft zu verlieren!
Haus Kummerveldt
Diese Serie versetzt uns zurück in die deutsche Kaiserzeit. Wir folgen Luise von Kummerveldt, welche nur das Schreiben im Kopf hat. Nur blöd haben die geschichtliche Epoche und ihr Bruder ganz anderes im Sinn für sie – heiraten soll sie endlich! Aber Luise lässt sich nicht so leicht vom Patriarchat beeindrucken und sorgt ordentlich für Trubel. Ein Gegennarrativ zu Bridgerton, das wir dringend gebraucht haben!
Vepsestikk
Vepsestikk, was Wespenstich auf Norwegisch heisst, ist eine norwegische Newcomerinnen Band aus Bergen. Die vier jungen Frauen sind unglaublich talentiert und bewegen sich zwischen Indie und Punk zwischen Sanftheit und Härte.
Ich habe sie letzten Monat live in Oslo gesehen. Geile Stimmung, geile Band und musikalisch unglaublich talentiert!
Faust & Kupfer
KeteKalles
KeteKalles oder «heb d‘fresse», wie wir auf Schweizerdeutsch sagen würden, ist eine feministische Band aus Barcelona. Sie kombinieren Rumba und Latin Beats mit feministischen Texten. Sie singen über Liebe, Gewalt und versuchen mit ihrem Beat das Patriarchat zu zerschmettern.
Die Band wurde mir diesen Winter von einer Spanierin in Napoli empfohlen und seither dröhnt ihre Musik regelmässig durch meine Kopfhörer.
Schweizerischer Podcast von Lisa Christ und Miriam Suter (Autorin von Hast du Nein gesagt?). Mit Podcastfolgen wie Bundesrätinnen, Elternzeit oder Verhüllungsverbot arbeiten sie die schweizerische politische Lage auf. Oder sie reden über persönlichere Themen wie Sexualität. Ein Podcast aus der Region für die Region – irgendwo zwischen ironisch und hässig, idealistisch und pragmatisch.
Feuer & Brot
Feuer & Brot ist ein deutscher Podcast von den Kindheitsfreundinnen Maxi und Alice (die Autorin, von Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten.) Sie sprechen über Popkultur und diskutieren über jene aus einer intersektionellen feministischen Perspektive. Toller Podcast, der unterhaltet und trotzdem zum Denken anregt!
Feminismus für alle – bell hooks
Feminismus ist Neuland für dich? Dann ist dieses Buch das genau das Richtige! Mit 20 kurzen Kapitel gibt bell hooks einen guten Überblick über die feministische Bewegung von seinen Anfängen bis heute. Ihr Kredo: Feminismus ist eine Bewegung, die sich an alle richtet! Leicht leserlich, empathisch und auf den Punkt gebracht!
Süss – Ann-Kristin Tlusty
Ein Buch, welches darüber redet, wie Frauen zu sein haben – nämlich süss. Doch genau diese Eigenschaften werden in einem patriarchalen, kapitalistischen System oft ausgenutzt. Eine feministische Kritik sowie ein Appell an Frauen, ihre Vielfältigkeit zu erkennen und zu leben – sei es in der Sanftheit oder in der Stärke (jedoch kein Potenzfeminismus!)
Besonders gefallen haben mir die alltagsnahen Geschichten, Tlusty erzählt von sich selbst sowie von ihren Freund*innen und schafft somit einen persönlichen Rahmen.
Identitti – Mithu Sanyal Identitätspolitik ist gerade gross. Die Autorin trifft mit diesem Werk den Puls der Zeit und lädt die Leser*innenschaft ein, sich mit der Frage auseinanderzusetzen: Was definiert unsere Identität und wer hat das Recht, sich mit was zu identifizieren? Durch die Perspektive der Hauptfigur Nivedita erleben wir hautnah, wie sie inmitten des Chaos ihres Lebens auf Identitätssuche geht und diese zentralen Fragen klärt.
Nivedita ist ein spannender Hauptcharakter – authentisch, sexuell und verwirrt. Frau* kann sich mit ihr identifizieren!
Sprache und Sein – Kübra Gümüşay
Ein Buch, dass nach einer Sprache sucht, die Menschen nicht auf Kategorien reduziert. Ein Buch, das die Stimme Leuten gibt, welche keine Stimme haben und erklärt, wieso dem so ist. Gümüşay nimmt uns an der Hand und zeigt uns, inwiefern Sprache Macht ist, marginalisiert aber auch verbinden kann. Gümüşay erzählt klug und pointiert – mich berührt besonders, wie sie über ihre Muttersprache, das Türkische, spricht.
wurden gefragt, was für sie das Wort “Frauenpower” bedeutet. Wer wollte, durfte diese Ideen gestalterisch umsetzen.
Auf den folgenden Seite findet ihr, was daraus entstanden ist.
Über Instagram stiess ich anfangs Juli 2023 auf ein Angebot, welches direkt mein Interesse weckte. Es war ein kostenloser Workshop namens «Lust auf Lust», welcher, angeleitet von zwei angehenden Sexualpädagoginnen, im Streikhaus des feministischen Streikkollektivs stattfand. Meine Neugier war gross und ich konnte mir nicht ganz vorstellen, was mich da erwarten würde. Gemeinsam mit einer Freundin beschloss ich, einfach einmal hinzugehen (per Email meldete ich uns beide an). Dort angekommen folgten wir der Beschilderung die Treppe hoch in einen kleinen Raum, der mit Kissen und Yogamatten ausgelegt war. Es waren bereits andere Menschen dort, die sich leise miteinander unterhielten. Die Stimmung war sehr einladend und ich fühlte mich wohl. Auf ein Stück Klebeband schrieben wir unseren Namen und unsere Pronomen. Trotz ge öffneten Fenstern war es sehr warm im Zimmer. Die Leiterinnen begrüssten uns (wir waren etwa 15 Menschen) herzlich und begannen den Work shop mit einer Übung, bei der wir uns in einer Skala von 1-10 einstellen mussten. Es erinnerte mich an eine klassische PH-Aktivität, nur, dass dabei Aussagen kamen wie «Ich weiss genau, wie ich selbst Lust bekomme».
Im Anschluss erfuhren wir in einem Theorieteil von Lust und Erregung und auch, dass die beiden nicht Synony me sind. Diese zwei können miteinander auftreten, müssen jedoch nicht. Es kann ja auch sein, dass man Lust hat, aber eben (noch) nicht erregt ist (oder umgekehrt). Wir lernten, dass man diese beiden Faktoren in Kurven darstellen kann und je nach Reiz, diese Kurven ihren Peak frühzeitiger oder später erreichen.
In verschiedenen Übungen regten wir unsere Sinne an und erfuhren neue Methoden, wie Lust auf verschiedene Wege hergestellt werden kann. Neben dem Toffifee-langsam-imMund-zergehen-lassen blieb mir besonders eine Aktivität, die wir zu zweit ausführten – zu ruhiger Musik mit Trommelklängen liessen wir uns vom Gegenüber ganz fein mit den Fingerspitzen berühren. Dabei war es wichtig, dass wir vorher abmachten, wo Berührungen okay sind und wo nicht. Das Berührt-werden sowie auch das Berühren war für mich
in diesem Rahmen ein ungewohntes Erlebnis, welches mit Aufregung aber auch Entspannung zugleich verbunden war. Im Anschluss tauschten wir uns in der ganzen Runde aus, welche Reize uns Lust bereiten. Sind es bestimmte Gerüche? Sind es visuelle oder auditive Reize? Die unterschiedlichen Antworten waren sehr interessant und anregend. Zum Abschluss legten wir uns hin und wurden durch eine Körperreise mit positiven Affirmationen geleitet. Die Atmosphäre war so ruhig und friedlich, dass meine Freundin neben mir kurz einnickte. Ganz am Ende erhielten wir sogar noch eine kleine (freiwillige) Hausaufgabe: Wir sollten uns ein Szenario ausdenken, welches für uns maximal lustvoll und erregend ist. Wichtig dabei ist, dass es nicht zwingend in die Realität umsetzbar sein muss, sondern auch nur in der Fantasie existieren kann. Am besten sollten wir dieses Szenario verschriftlichen. Ich beschloss, mir dafür ein kleines Büchlein anzuschaffen und meine Hausaufgabe dort drin festzuhalten. Den Raum verliess ich mit verschiedensten Gedanken und Inspirationen. Der Workshop hat mich angeregt, mich mehr mit meiner persönlichen Lust, und wie ich in meinem Alltag damit umgehe, auseinanderzusetzen. Neben den neuen Ideen, wie ich Lust auch noch herstellen könnte, nahm ich vor allem die Achtsamkeit mit, mit welcher ich mir und meinem Körper begegnen kann. Fazit für mich: Um meine persönliche Lust zu verstehen ist es wichtig, dass ich mich intensiv mit mir selbst und meinem Körper auseinandersetze. Dies muss nicht immer liebevoll oder entdeckerisch sein, aber ich möchte merken, wie mein Körper auf verschiedenste Reize reagiert und lernen, diese aktiv einzusetzen.
@feministischerstreik_zh
Text: Gastautorin
Illustration: Kind
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Liebe PH Wir wollten dich fragen, was du zu diesem Zitat zu sagen hast:
„Bei männer.ch, dem Dachverband der progressiven Männerorganisationen, hatten wir verschiedene Projekte, um die Geschlechterbalance in pädagogischen und sozialen Beru- fen zu verbessern. Der Männeranteil an Primarschulen sinkt rasant, bei Kitas und Kindergärten ist er eh schon im einstelligen Prozentbereich. Dabei ist gut belegt, dass Kinder von vielfältigen Bezugspersonen profitieren – und insbesondere Jungen männliche Identifikationsfiguren brauchen, damit sie sich nicht an problematischen virtuellen Helden orientieren. Solange kein Mangel an Studierenden herrscht, tun die pädagogischen Hochschulen dafür kaum etwas.“
(Theunert 2023)
Was tust du, liebe PH, damit der Männeranteil an Primarschulen steigt oder zumindest erhalten bleibt? Wir freuen uns über deine Antwort an rephlex@vs.phzh.ch
Liebe Grüsse
PHragen über PHragen
Quelle: Theunert, Markus. 2023. „Der Mann ist zugleichGefangener und Wächter seiner eigenen Zelle.“ Interview von David Hunziker. WOZ, die Wochenzeitung. 23. November 2023. https://www.woz.ch/2347/markus-theunert/der-mann-ist-zugleich-gefangenerund-waechter-seiner-eigenen-zelle
Bild: Kelly Sikkema