Studierendenzeitung der PH ZĂźrich Nr. 25, 18. September 2017
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Häsch Bock? Melde dich beim Boss: rephlex@stud.phzh.ch
Impressum Ausgabe: RePHlex Nr. 25, 18. September 2017, Auflage: 1300 Stück Herausgeber: VS PH Zürich, Versammlung der Studierenden der PHZH; Lagerstrasse 2, Büro LAC-E073 8090 Zürich; vs@stud.phzh.ch; www.facebook.com/vsphzh Redaktion: RePHlex, Zeitung des VS PH Zürich, Lagerstrasse 2, Büro: LAC-E073, 8090 Zürich; rephlex@stud.phzh.ch Redaktionsleitung: Gabriel Mateos Sánchez Redaktion: Régis Ecklin, Lea Bärtschi, Simon Heiniger, Benjamin Nerz, Sevda Nahomy, Luca Bastianini, Antonia Bona, Sharon Ben Ishay, Nathalie Hug, Simon Göldi, Martin Wipf, Yasemin San, Manuela Moll Titelbild: Simon Heiniger Küche: Simon Göldi Layout & Gestaltung: Simon Heiniger Inserieren: vs@stud.phzh.ch – Einsendeschluss Ausgabe 26: 31. November 2017 2
Editorial Die RePHlex feiert ihre Nr. 25. In dieser Jubiläumsausgabe schauen wir in die Vergangenheit. Im Interview erzählt uns Mirjana Markovic, Mitgründerin der RePHlex, von der Revolution und verängstigten Dozenten. Lea und Antonia sind in unser Archiv hinabgestiegen und haben zutage gefördert, was die PH-Studis in den letzten sechs Jahren beschäftigte. Auch unser Rektor gewährt Einblick in seine Vergangenheit als Lehrer und Simon schaut in der Kolumne auf seine Kindheit zurück. Er fragt sich, wie und wann er eigentlich erwachsen geworden ist. Gleichzeitig blicken wir gespannt auf den Weg vor uns. Für uns alle beginnt ein neues Semester, für etliche sogar das erste. Nicht nur Lernfelder, DHDs und LNWs warten auf uns, sondern fünf TheraBierBars, sieben Kafi Schnauz, eine Sportnacht und als Höhepunkt: die Gründung des Schweizer Dachverbandes aller PH-Studierendenorganisationen am 20. Oktober. Mein Tipp: Haltet euch diesen Freitag frei, denn de gö mr steil. Vüu Erfoug im HS17 Gabriel
2 Impressum 3 Editorial 4 Willkommen zum 31. Semester 5 Gründungsfest des VSPHS 6 6 Jahre RePHlex – was uns und euch bewegte 10 «Es war Revolution» 11 Ehrenurkunde 12 Portraitiert 14 Vermittler und Vorbilder 16 Semesterprogramm HS17 17 Pinnwand 18 Ein Längsschnitt durch die Schweizer Berufslehre 20 Von kindlich zu erwachsen 22 Von Rindern, Fischen und anderen Primaten 23 «Ufzgi» abschaffen? 25 All die Büecher, wo nig no nie... 26 25 Places to be an der PH 28 Cool Tool 29 Dr. PHlex 30 Rätsel und Comic
Exgüsi, dass eusi Wärbig links so überhaupt nöd gender equal isch.
DIE ZAHL
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Seiten hat diese Jubiläumsausgabe. Das sind acht mehr als sonst!
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Willkommen zum 31. Semester Liebe Studentinnen und Studenten
Titel Lead
Text Vorname Nachname Fotos Vorname Nachname
Ganz herzlich begrüsse ich Sie alle zum 31. Semester an der Pädagogischen Hochschule Zürich. Für einige von Ihnen ist es zwar das erste Semester und somit der Beginn des Studiums; für andere das nächste Semester in Ihrem Studium. Für die PH Zürich ist es jedoch das 31. Semester, denn die PH Zürich wurde vor 15 Jahren gegründet. Ein Grund zum Feiern. Vor 5 Jahren zog die PHZH auf den Campus an der Europaallee. Ein weiterer Grund zum Feiern. Aber damit sind der Jubiläen noch nicht genug: Sie halten die 25. Ausgabe von RePHlex, der Studierendenzeitung der PH Zürich, in der Hand. Auch das ein Grund zum Feiern. Ich gratuliere der Versammlung der Studierenden der PH Zürich zur Jubiläumsausgabe ihrer anregenden, kritischen, auch selbstkritischen, kreativen und witzigen Zeitschrift. Die VS PH Zürich engagiert sich darüber hinaus für die Interessen der Studierenden an unserer PH und organisiert vielzählige Anlässe, darunter die «TheraBierBar» und «Kafi Schnauz». Diese sind so erfolgreich, dass vermehrt auch Mitarbeitende der PHZH anzutreffen sind. Die Erstsemestrigen begrüsse ich an dieser Stelle besonders: Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Studienwahl. Sie haben sich für ein Studium entschieden, das zu einem abwechslungsreichen, herausfordernden, zugleich gesellschaftlich hochrelevanten und erfüllenden Beruf führt. Die Kinderzahlen im Kanton Zürich steigen in den kommenden Jahren markant. Wir brauchen zahlreiche engagierte und professionell arbeitende Lehrpersonen – insbesondere auch Kindergärtnerinnen und Kindergärtner. Für den Studienbeginn und für das neue Semester wünsche ich allen viel Spass und gutes Gelingen. Herzliche Grüsse Heinz Rhyn Rektor
Ich habe auf folgenden Stufen unterrichtet: • Angefangen bei einer 3. Klasse • Kurzzeitig 1. & 2. Klasse • An einer stufenübergreifenden Klasse; 7., 8. und 9. • Später eine 5. Klasse Mein erstes Vikariat war... in Port bei Biel – eine Stellvertretung an einer 3. Klasse für ein Jahr. Die Klasse freute sich über einen so jungen Lehrer, die Eltern hingegen machten sich eher Sorgen. Es gab sogar Mütter, die mir beim Unterrichten helfen wollten. Die Klasse war anfangs sehr wild und ich hatte noch zu wenig Erfahrung. Dann machten wir eine Schulreise, die uns zusammenschweisste. Der Rest des Schuljahres wurde richtig toll. Bis heute ist mir in Erinnerung geblieben... wie die Jungs meiner Klasse mitten im Unterricht aufstanden, aus dem Fenster sprangen und auf den Pausenplatz rannten, um Fussball zu spielen. Natürlich wusste bald das ganze Schulhaus davon. Das führte im Nachhinein zu etlichen Diskussionen und ich stand als Lehrer schon etwas blöd da. Ich bestrafte unartige SuS... indem ich sie vor die Türe setzte, wenn sie meinen Unterricht vehement störten. Damals war das noch wirklich eine Strafe, heute wird es eher als Belohnung empfunden (lacht). Striche oder derlei habe ich nie gemacht – das fand ich kindisch.
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6 Jahre RePHlex – was uns und euch bewegte Meilensteine eines Pionierblattes von Lea Bärtschi und Antonia Bona Am 19. September 2011 erschien die erste RePHlex Ausgabe, also vor genau 6 Jahren. Wie hat sich die RePHlex verändert, welche Themen sind immer noch aktuell und was ist denn eigentlich die Aufgabe der RePHlex? Diese Fragen haben wir uns vor der Durchforstung der vorhandenen 24 Ausgaben gestellt und uns auf die Suche nach Antworten gemacht. Was dabei herausgekommen ist, findet ihr hier.
Ausgabe 1
Ausgabe 3 Ausgabe 2
Ausgabe 4
Jahrgang HS12 Noch vor ein paar Monaten mussten die Studierenden an vier Orte rennen, um an ihre Bücher zu gelangen. Pausen fielen kurz oder gänzlich aus, da unsere Vorfahren zwischen den diversen Standorten in der ganzen Stadt pendeln mussten. Mit dem Umzug an die Europaallee fanden die Studis nun alles kompakt an einem Sitz. Doch zu Beginn musste sich die SBB als Chefin des Ganzen beweisen, so stand in einer Ausgabe: «... wenn uns verboten wird, auf unserem -eben nicht eigenen- Hof auf dem Boden zu sitzen, hört der Spass langsam auf. Du weisst nicht, wovon die Rede ist? In den letzten Wochen wurden mehrere PH-Studis von Securitas-Angestellten im Namen der Campusbesitzerin SBB angewiesen, das «Auf-dem-Boden-sitzen» zu unterlassen.»
Jahrgang HS11 Die Pädagogische Hochschule Zürich gibt es seit 2002 und wurde mit dem Titel einer Hochschule umstrukturiert und professionalisiert. In der ersten Ausgabe der RePHlex wurden die Vorteile und Nachteile dieser Reformierung der Lehrerausbildung diskutiert. Wieso sollte die Ausbildung zum Lehrer keine Lehre sein? Zwar nicht erstaunlich aber trotzdem nennenswert: bereits damals waren die BE-Prüfung und das Lernfeld 1 die Sorgenkinder der Studis, trotzdem hat sich nichts geändert. Unsere Vorgänger
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konnten sich aber schon zu jener Zeit an der TheraBierBar kurieren. Habt ihr gewusst, dass aufgrund des Lehrermangels im Kanton Zürich die PH-Studis bereits eine Klasse übernehmen durften? «Das Angebot, im letzten Jahr der Ausbildung eine Klasse zu übernehmen und etwa 50% zu arbeiten, stiess bei den Studierenden auf grosses Interesse». Firsts: • Campuskarte eingeführt • RePHlex-Boxen aufgestellt
Ausgabe 5
Ausgabe 6
Unser Verein der Studierenden bringt’s! Die Umweltgruppe, die Vorreiter des heutigen Vereins für Nachhaltigkeit (VN), hat eine Umfrage bezüglich der Papierlawinen an der PH lanciert. 300 Studis haben mitgemacht und die Meinungen nahmen eine klare Tendenz an. Sie wollten entweder gar keine Handouts mehr und wenn, dann nur zweiseitig und einfarbig gedruckt sowie verkleinert. So wie wir es heute kennen. Danke Umweltgruppe!
Ausgabe 10
Ausgabe 12
Ausgabe 9
Ausgabe 11
Firsts: • Altpapierständer in den Seminarräumen • Erstmals ein Impressum in der Zeitung • Redaktionswechsel in der RePHlex
Jahrgang HS13
Ausgabe 7
Ausgabe 8
Schon gewusst, dass Romanischlehrer nicht nur in Graubünden ausgebildet werden? Auch an der PHZH wird gelehrt, die vierte Landessprache zu lehren. Allerdings bestand der Wunsch, das Ganze etwas zugänglicher und attraktiver zu gestalten. Auch in diesem Jahr war die Relevanz des Lernfelds wieder Thema «91% der befragten Studis gaben an, während dem Praktikum keine der im Modul Lernfeld erarbeiteten Konsequenzen für den Unterricht angewendet zu haben.» In den beiden Frühlingsausgaben ging es um allerlei Schwierigkeiten. Es wurde sowohl darüber berichtet, wie schwierig es sein kann, ohne gymnasiale Maturität an der PHZH auf-
genommen zu werden, als auch über Anfangsschwierigkeiten von Neulehrern bis hin zu Schwierigkeiten, die in Schweizer Gefängnisschulen bestehen können. Firsts: Ausgabe 12 hat die meisten Firsts! • Erste Kleidertauschbörse an der PH • Erstes Mal Dr. Phlex mit gleichem Bild wie heute • Erstes Mal «die Zahl» im RePHlex. Die Zahl der Ausgabe: 16’000 WC-Papierrollen werden pro Jahr an der PH Zürich verbraucht. • Erstes Mal «ALÄPP» App Tipp 7
Jahrgang HS14 Die Anwesenheitspflicht wurde auch schon vor drei Jahren heiss debattiert. Eine Studentin bemerkte schelmisch: «Die Zimmer wären ohne Anwesenheitspflicht ja nicht halb leer, sondern halb voll.» Aber auch ernstere Themen kamen vor. So wurde z.B. das Schweizer Bildungssystem von der RePHlex unter die Lupe genommen. «Statt die eigenen Kinder auszubilden, spart man das Ausbildungsgeld und sahnt im EU Raum die fertig ausgebildeten Akademiker und Fachkräfte ab.» Man hat sich in diesem RePHlex-Jahr auch über die ständigen Sparmassnahmen geärgert und um das Überleben des Erasmus-Programms
Ausgabe 17
gebangt. Es wurde zurückgeblickt auf die Zeit des Lehrersemis und über aktuelleres geschrieben, wie z.B. über die Untervertretung von Lehrpersonen mit Migrationshintergrund. Neben dem Appell an die Studis, ihrem Studium etwas wohlgewollter gegenüberzustehen, gab es auch den schwerwiegenderen Appell, Pädophilie an der PH öffentlich zu thematisieren.
Ausgabe 18
Firsts: • Erstes Mal «Exgüsi» • Erstes Mal «Überlebensguide» für PHZH-Neulinge • Erstes Mal «RePHlex schwitzt»
Jahrgang HS15
Ausgabe 14 Ausgabe 13
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Das Lehrersemi anno 1945 wurde vorgestellt. Wir haben erfahren, dass die Studenten des Lehrerseminars ihren ersten kleinen Einblick in den Lehrberuf erst im dritten von vier Studiumsjahren bekamen. «Damals sass man zu viert in den Unterricht an einer Übungsschule. Unser Auftrag war es, den Übungslehrer zu beobachten und Notizen zu schreiben. Später würden wir dann darüber sprechen. Nun ja, beobachtet haben wir, darüber gesprochen wurde aber eigentlich nie.» Kämpfen wir also weiterhin für mehr Praktika während der Ausbildung, selbst wenn es weitere 72 Jahre dauern sollte, um einen Fortschritt zu
Jahrgang HS16
Ausgabe 19
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erzielen. Es wurde in diesem Jahrgang aber auch über die Generation Y gesprochen, Toilettenpapier wurde gewürdigt und es wurde über «die perfekte Lehrperson» philosophiert. Das PH-Studium stand im Vergleich mit anderen Hochschulen. Abgerundet wurde die Ausgabe mit einer Reportage der Autonomen Schule Zürich (ASZ). Firsts: • RePHlex in Zeitungspapier • 15. Ausgabe, ein Jubiläum wurde gefeiert
Bei diesen RePHlex-Ausgaben wurde zum Thema Bildung noch eingehender recherchiert: Es ging unter anderem um die Demonstration in Zürich gegen die Sparmassnahmen in der Bildung – die RePHlex war aktiv dabei. Aber auch die Deutsch-für-alle-Kurse, welche fleissige PH-Studenten lanciert und umgesetzt haben, wurden vorgestellt, inklusive 3 Interviews mit Flüchtlingen. Der Zusammenschluss aller PH-Studierendenorganisationen der Schweiz, kurz VSPH, kam vor. Eine Reportage über die Ausbildung zur Lehrperson in anderen Ländern lieferte spannende Einblicke in die interkontinentalen Unterschiede im Bildungs- und Erziehungswesen. Das für viele unvorstellbare Homeschooling wurde unter die Lupe genommen und ist, wenigstens für uns, kein inadäquates, mysteriöses
Ausgabe 21
«das-machen-nur-komische-Eltern»Ding mehr. Im Interview mit unserem bis dahin etwas unsichtbar scheinenden Rektor, Herr Rhyn berichtete er, wie und wo er anzutreffen ist. Last but not least, eine Darlegung über die heutige Klassenführung der Lehrpersonen mit kritischem Auge auf unsere Dozierenden und Leitfäden an der PHZH. Ein Text, welcher langfristig zum Nachdenken animiert. Firsts: • Institut Unterstrasse erstmals bei der RePHlex mit dabei! • Jodel über Tonmeersäuli Jagd, welche von der RePHlex inszeniert worden ist. • Einige neue Rubriken: RePHlexionen, CoolTool, All die Bücher, wonig no nie… • Foto-Love-Story
Ausgabe 23 Ausgabe 22
Ausgabe 24
Seit 6 Jahren berichtet die RePHlex über das, was an der PH los ist, stellt Studis, Mitarbeitende und Projekte vor, greift Beschwerden auf und schreibt über Module und LNWs. Sie diskutiert über bildungspolitische Themen, schreibt aber auch einfach mal unterhaltsame Geschichten oder gibt Tipps vom App übers Essen bis hin zum Studium selbst. Sparten und Leute kamen und gingen, aber einige Themen wie Lernfeld und Sparmassnahmen blieben. Klargeworden ist, dass der VS viel erreicht hat für uns Studis und mehr Einfluss hat, als viele meinen. Es ist Zeit, dies anzuerkennen und wertzuschätzen. Leider ist das Interesse der Studis am Geschehen an der PH Zürich nicht mehr so gross wie früher. Es wird oft kritisiert, aber kein Einsatz gezeigt. Die Aufgabe der RePHlex ist es, Studis zu informieren, zum Nachdenken und Lachen zu bringen, sie zu vertreten und auch mal ins Fudi zu treten. Denn Fakt ist, dass keine andere PH eine solche Fülle an Angeboten von Studis für Studis hat wie die PH Zürich. Und dazu gehört auch die RePHlex. 9
Gab es so etwas wie ein zündendes Ereignis? Der Zünder war die Idee, eine Umfrage zur B&E-Prüfung zu machen (siehe Seite 6). Alle regten sich über diese Prüfung auf, aber niemand suchte den Kontakt zur Hochschulleitung. Das wollte ich gemeinsam mit Simone Huber und Rahel Germann ändern. Wir wollten ein Sprachrohr für die Studis sein, wollten provozieren, den Status Quo ändern. Natürlich auf eine konstruktive Weise, das war uns immer wichtig. Daher rührt auch der Name «RePHlex» – eine Reaktion auf etwas. Ich gehe davon aus, dass ihr das nicht alleine gemacht habt. Wer war bei der Revolution denn noch dabei? Ganz wichtig war eben Simone Huber. Während ich die Organisation im Hintergrund übernahm, pflegte sie den Kontakt zum Team. Ich war froh, dass ich das nicht auch noch machen musste, denn ich hatte alle Hände voll zu tun mit der Finanzierung. Die grünen R-Zeitungsboxen hat uns Martin Urscheler gezimmert und Tobias Hiller war der erste Layouter (siehe auch die nächste Seite mit allen Ehemaligen).
«Es war Revolution» Im Interview mit der RePHlexMitgründerin Mirjana Markovic von Gabriel Mateos Sánchez
W ie bist du auf die Idee gekommen, eine Studierendenzeitung zu gründen? Es war Revolution (lacht). Weisst du, vieles stimmte nicht in unserem ersten Studijahr H09: die Präsenzregelung war ein Witz – weil nicht existent, das Frageschema an der B&E-Prüfung taugte nichts und vor allem die fehlende Wertschätzung, das war schlimm. Wir fühlten uns einfach nicht ernst genommen. Ich wusste: Entweder ich mach jetzt etwas Konstruktives, oder ich muss das Studium wechseln. «Mötzle» war für mich keine Alternative, das machten andere schon zur Genüge. 10
Du sagtest «Finanzierung». Wie hast du das angepackt? Nach der ganzen Geschichte mit der B&E-Umfrage hat sich Marlies Stopper dafür eingesetzt, dass wir einen Sitz im Vorstand des VS bekommen. Bereits an der ersten Sitzung haben wir dann beschlossen, dass es eine Zeitung braucht, damit wir solche Inhalte wie die Resultate der Umfrage veröffentlichen können. Da das Ressort «RePHlex» aber gerade erst entstanden war, existierte noch kein Budget – wir mussten uns die Mittel also selber verdienen. Als allererstes habe ich dann mein Word geöffnet, sechzehn Seiten durchnummeriert und die Preise für die Inserate festgelegt. Mit diesem schäbigen Worddokument suchte ich nach Investoren (lacht). Und dann? Ich habe den ganzen Sommer an der Finanzierung gearbeitet, und es lohnte sich. Der VS, der Lernmedien Shop, Boa Lingua und einige mehr unterstützten uns. Das Problem war nur: zu Beginn wollte kein Dozent mit uns ein Interview machen. Erst als der Prorektor sich zur Verfügung stellte, trauten sich die andern auch. Ich hatte damals den Eindruck, die PH unterstütze uns wenig. Im Nachhinein glaube ich, sie fürchteten sich davor, was da im Gange war. Schliesslich waren sie doch interessiert und alle, auch der Rektor, nahmen sich Zeit. Wie reagierte dein Umfeld? Viele Mitstudierende fragten mich: «Wieso machst du das?» Meine Antwort: «Ich kann nicht anders, die Studierenden brauchen ein eigenes Sprachrohr.» Mir war das Timing mega wichtig. Wir mussten die Zeitung am ersten Studitag des Semesters «BÄÄÄM» hinlegen! Ich hatte damals das Gefühl, es gehe um Leben und Tod – Revolution eben!
der Studierendenzeitung der PH Zürich
Hiermit bedanken wir uns... bla bla bla Nei, im Ärnst: Ihr sind alles geili Lüüt! Ohni euch gäbs das Blatt nöd! Danke.
Adrian Scherrer Aisha Green Alain Strebel Alessia Geisshüsler Anina Gutmann Annina Fehlmann Antonia Bona Benjamin Nerz Carmen Meyer Claude Curty Claudine Birbaum Daia von Planta David Schaufelberger Denis Maurer Denise Tepe Dominik Mauerhofer Esther Spälti Gabriel Mateos Sánchez Hüseyin Ucmak
Irini Papaioannou Judith Leumann Julia Rietze Julia Bärtschi Juri Egger Judith Leumann Katja Voinova Laura Roth Lea Bärtschi Lea Hediger Luca Bastianini Lukas Kindler Lukas Lippert Madeleine Levy Manuel Wirth Manuela Moll Martin Schnetzler Martin Urscheler Martin Wipf
Matt Philpott Mirjana Markovic Nathalie Hug Oriana Iseli Rebekka Bischof Régis Ecklin Remo Storchenegger Samuel Gossner Sevda Nahomy Severin Kindler Sharon Ben Ishay Simon Göldi Simon Heiniger Simone Huber Stefan Müller Svenja Dempwolf Tabea Lindauer Tobias Hiller Vera Honegger
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Nathanael, HS15, Vollzeit Sek II Was ist die dümmste Schülerantwort, die du je bekommen hast? Händ Sie de Scheiss gmacht? Ich muss dazu sagen, er meinte mein sorgfältig, eigen gestaltetes Arbeitsblatt, passend zum Thema, woran ich lange gearbeitet hatte.
Queens oder Beatles? Ganz klar Queens. Wieso? Ich bin mit ihnen gross geworden. Z.B. das Lied «Bicycle Race» könnte ich mir immer noch jeden Tag anhören.
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Was ist deiner Meinung nach der schlimmste Ort an der PH? Die Treppe zum Coop. Sie müsste mindestens gleich gross sein wie die anderen Treppen. Ich reklamiere hier auf hohen Hast du einen Spitznamen? Ja, diverse. Nate, Natl, Näggi, Niveau: Welche Uni hat direkt unter sich einen Coop mit ZuDaggel, Nati, Nätu. gang? Daggel? Namensschöpfer ist mein Va- Wovon lebst du? ter: Ich hatte mich mal wieder Von meinem Nebenjob als Barbeim Essen wie ein Hund be- keeper und vom Ausprobieren. nommen… also wie ein Dag- Das Studileben besteht aus Ausprobieren und Geniessen! gel. Wieviel sollte ein PH-Dozent deiner Meinung nach verdienen? Fiese Frage! Ungefähr 10‘000 CHF pro Monat.
Ramona, HS16, Vollzeit Primar viele Dinge unternommen. Vom Hofbräuhaus bis zur EM 2010 Portugal vs. Spanien, zum Bavaria Filmstudio und noch vieles Hast du einen Spitznamen? Rame, bitte mit «e» am Schluss. mehr. Wir hatten eine unglaubDie Züricher sagen es immer lich gute Zeit. mit «ä». Was ist die dümmste Schülerantwort, die du bekommen hast? Welche Farbe hat deine Aura? Schwarz. Spass! Vielleicht rot? Si chömer SnoopDog laufä la? Ich kenne mich damit nicht so Ein Drittklässler, pfui! gut aus… Würdest du dich nochmals für das Dein bestes Erlebnis aus deiner PH-Studium entscheiden? Fix. Der Beruf passt definitiv zu Schulzeit: Ich hatte sehr viele geniale Er- mir. Es gefällt mir zu unterrichlebnisse in meiner Schulzeit. ten und das Privileg zu haben, Daher kann ich nicht sagen, einen solch abwechslungsreiDAS ist das Beste. Aber eines chen und genialen Beruf ausvon den besten Erlebnissen war zuüben. Ich fühle mich an der ganz sicher mein Abschlussla- PHZH sehr wohl, die Leute hier ger in der 3. Sek. Wir waren sind super! Grosses Plus: Therain München und haben enorm BierBar!!! Stell dich mit drei Adjektiven vor. Laut, lustig und sympathisch.
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TIERT
TRAI
Nora, HS15, Vollzeit KUST Was kannst du besonders gut? Reden und zeichnen.
bevorzuge ich der kargen Flora. Ich liebe alles, was man im Wasser tun kann. Tauchen, schnorcheln, schwimmen etc.
Was zeichnest du? Frauen. Am liebsten füdliblutt. Ich finde den weiblichen Körper Schlimmster Ort an der PH? extrem ästhetisch. Ich zeichne Alle Räume im Sommer. sie aber auch gerne in aufwändigen Kostümen und Kleidern. Wie lautet die Formel für die Zinsberechnung? Was war dein Hassfach in der Schule Ämmm… Wie gesagt, ich bin nicht gut in Mathe. und wieso? Mathematik. Ich war nie gut daHeute noch was vor? rin. Klar, trinken und feiern an der TheraBierBar. Kirgistan oder Malediven?Wieso? Malediven. Meer und Strand
Désirée, HS15, Vollzeit Primar Was ist das Schlimmste, was je ein Lehrer zu dir gesagt hat? Ich war in der 2. Klasse und meine Lehrperson, die noch sehr autoritären Frontalunterricht gab, sagte vor der ganzen Klasse, dass ich das Fach Mathe wohl am liebsten zum Mond schiessen würde. Somit war dann allen klar, dass ich Mühe mit Mathe hatte. Merci, clever gelöst!
Wen wir dieses Semester an der TheraBierBar getroffen haben. von Sevda Nahomy
weggefressen haben und sie deshalb ausgestorben sind. Was kannst du besonders gut? Egal was und wie du mir etwas wirfst, ich fange es!
Stell dir vor, du hast einen Schüler, er geht in jeder Hinsicht auf die Barrikade. Dein Tipp? Schwierige Frage, muss sicher immer individuell gelöst werden. Es gibt ja auch nicht nur ein Wie heisst die Hauptstadt von Ni- Rezept für Pizza oder? caragua? Ich bin kein wandelndes Lexi- Wenn du dich verstecken müsstest, kon, aber Dank dem QP weiss wo wäre das? ich jetzt alles über Dinosaurier! Sägi nöd, Gheimnis! Sonst wäre es ja kein potenzielles Versteck Okay, dann erzähl uns etwas über mehr! die Dinos. Es gibt ja verschiedene Theorien Erkläre den Begriff: Förbete über das Aussterben der Dinos. Isch das en Begriff usem AppiNun eine davon besagt, dass sich zöll? Keine Ahnung, ein gemeindie Dinos gegenseitig die Eier sames Eierfärben an Ostern? 13
Vermittler und Vorbilder von Régis Ecklin
In der modernen Schule ist der Lehrer entbehrlich und Faktenwissen unwichtig. Gestützt auf einen Mythos, schafft die Schweiz ihr erfolgreiches Schulmodell schrittweise ab.
Das Lehrerbild hat sich gewandelt. Die moderne Pädagogik sieht den Lehrer als Architekten von Lernlandschaften, dessen Aufgabe darin besteht, Arbeitssettings zu konstruieren und sich selbst möglichst aus dem Geschehen herauszuhalten. Wissen soll nicht mehr weitergegeben werden. Immer mehr Schulen sind der Überzeugung, dass Schüler «selbstbestimmt» lernen sollen. Das manifestiert sich in Lernateliers, in denen jeder Schüler seinen eigenen Arbeitsplatz hat und selbstständig Schularbeiten erledigt. Dieses Setting nannte man früher schlicht Hausaufgaben. Herkunft Woher kommt dieser Trend, dem immer mehr Schulen blind hinterherrennen? Sein Ursprung liegt in Finnland. Anno 2000 erreichten die finnischen Schulen bei den PISA-Tests Bestwerte. Seither gehört die Pilgerreise nach Finnland ins Portfolio jedes Bildungsexperten und Bildungspolitikers. Im neuen Mekka der Bildung wurden wenige Jahre vor dem Erdbebenresultat Lernateliers, kooperative Lernformen und selbstorganisiertes Lernen eingeführt. Die moderne Schule als bunte Wohlfühloase, scheinbar auch noch erfolgreich, passte perfekt in das Weltbild politischer Parteien. Fahnenschwenkend und himmelhoch jauchzend wurde die Verbreitung dieses Dogmas auch hierzulande vorangetrieben – geleitet vom Reflex, statt von der Reflexion. Seither kann die Aversion gegen Wissen ausgelebt und didaktische Schlaumeiereien höher gewichtet werden als die Fachkompetenz der Lehrer. Insbesondere die konstruktivistische Idee des «individuellen» und «entdeckenden» Lernens erfreut sich grosser Beliebtheit. Laut den Grundlagen des Lehrplans 21, deren Existenz in politi14
schen Diskussionen jeweils prominent unterschlagen wird, sollen Schüler ihr Lernen selbständig gestalten, während der Lehrer auf seine Rolle als Begleiter reduziert wird. Von Methodenfreiheit, einem Begriff, der in den Grundlagen 2010 noch vorkam, ist in der aktuellen Version nicht mehr die Rede. Auch Repetition und Übung sind mittlerweile verpönt. Wenn Dozenten heute gefragt werden, weshalb in neuen Lehrmitteln kaum mehr Übungssammlungen enthalten seien, antworten viele von ihnen im Brustton der Selbstzufriedenheit, man habe sich vom «Drill-Modell» verabschiedet. Wichtig sei heutzutage, dass die Schüler das jeweilige dem Thema zugrunde liegende System begriffen. Ein faszinierend schräges Weltbild. Ein Amateur des FC Turbenthal versteht das Fussballsystem gleich gut wie Ronaldo. Dass letzterer regelmässig zum weltbesten Fussballer gekürt wird, ist darauf zurückzuführen, dass er härter und länger trainiert. Ganz nach dem Drill-Modell. Beethoven dürfte seine Tonleitern tausende Male geübt haben und Da Vinci wird seine Finger jahrzehntelang wundgemalt haben, bis Mona Lisa seinem Pinsel entspringen konnte. Trockenes Repetieren, Einüben und Überlernen ist nicht die Verunmöglichung von Kreativität und Erfolg, sondern die Voraussetzung. Wie fragwürdig die Drill-Leugner arbeiten, zeigt sich auch daran, dass in der Bildungswelt Themen wie Selbstreflexion, Sozialkompetenz und Erlebnisorientierung mittlerweile eine grössere Bedeutung beigemessen wird als den Kernkompetenzen Lesen und Schreiben. Dass laut neuester PISA-Studie jeder fünfte Schulabgänger nach neun Jahren an der Volksschule funktionaler Analphabet ist, ist nicht nur eine Schande, sondern auch die logische Folge des falsch gesetzten Fokus. Lernen findet in der Interaktion statt Tatsächlich förderte das «selbstorganisierte Lernen» in Finnland interessante Resultate zutage, nachdem man es durch das Feinsieb der Praxis laufen gelassen hatte. Die unsichtbaren Didaktiker aus dem Norden erlebten 2012 einen seismischen Tag, als ihre PISA-Resultate auf Talfahrt gingen. 25 Punkte hatten sie gegenüber den Werten von 2003 eingebüsst. «Das entspricht dem Lernerfolg eines
ganzen Schuljahrs», sagt Dr. Christine Sälzer vom Zentrum für internationale Bildungsvergleichsstudien. Der Erfolg, der um die Jahrtausendwende verbucht werden konnte, war noch dem alten System geschuldet, in dem die finnischen Schulen von Disziplin und enger Führung geprägt waren. Bildung ist eine träge Materie, vergleichbar mit der Gartenarbeit. Was man heute sät, kann man nicht morgen ernten. Es müssen Jahre verstreichen, bis die Folgen eines neuen Modells sichtbar werden. Die Früchte, von denen Finnland Ende der Neunziger zehrte, waren in den Jahrzehnten gesät worden, in denen Lehrerautorität, Gehorsam und Hierarchie die Maximen des Schulwesens waren. Frontalunterricht war die Norm. Auch heute sind die asiatischen Länder mit den traditionellen Bildungssystemen an der Weltspitze. Dort ist man sich schon lange einig: Lernen findet in der Interaktion statt – und zwar zwischen Lehrer und Schüler. Gruppenarbeiten und Ateliers mögen für einzelne Repetitionsphasen sinnvoll sein, doch als Fundament des Unterrichts mit dem Lehrer als blossen Organisator haben sie sich nicht bewährt. Grundlagenirrtum Was in der ganzen Euphorie um das selbstorganisierte Lernen vergessen geht, ist, dass Schüler, wenn sie etwas selbst erarbeiten, anderthalb bis doppelt so viel Zeit brauchen, wie wenn es ihnen erklärt wird. Jede Lektion, in der man sie ein Thema alleine studieren lässt, verliert enorm an Lernpotential. Dass zumindest Lehrplan- und Lehrmittelentwickler die Lernzeiteinbussen anerkennen, zeigt der Lehrplan 21. Zahlreiche Lernziele wurden nach hinten verschoben (kleines Einmaleins, Rechnen im Zahlenraum bis 100 etc.) oder ganz weggelassen (grosses Einmaleins, schriftliche Multiplikation und Division etc.). Prozente, Potenzen und Wurzeln müssen nur noch mit dem Taschenrechner ausgerechnet werden können. Auch die Lehrplan 21-kompatiblen Lehrmittel brillieren durch Abflachung: weniger Text, weniger Tiefgang, weniger Inhalt. Wer bereits ein Lernatelier besucht hat, weiss: Vor allem die schwachen Schüler sind dort kaum produktiv. Zu klein sind Motivation und Verbindlichkeit und zu schwach der Einfluss des Lehrers, der nicht jedem Schüler individuell über die Schulter schauen kann. Während die schlechten Schüler durch die Maschen fallen, erledigen die guten in den Ateliers Aufträge und oft auch alle Hausaufgaben. Der Lernerfolg wäre am grössten, wenn die Schüler während den Schulstunden wieder so viel wie möglich von den Lehrern beigebracht bekämen (didaktische Variationen selbstverständlich nicht ausgeschlossen) und diesen Stoff dann als Hausaufgaben wiederholen und vertiefen würden. So wäre die Zeit effizient genutzt. Auch von den idealistischen Beteuerungen, die Schüler würden zu mehr Selbständigkeit erzogen, soll man sich nicht blenden lassen. In Schulen, die selbstorganisiertes Lernen, Lernlandschaften und weitere Zeitgeisterscheinungen vorantreiben, trifft man genau gleich viele Schü-
ler an, die zu spät erscheinen, ihre Hausaufgaben nicht erledigen, das Material vergessen und nicht auf Prüfungen lernen. Den salbungsvollen Selbstbeschreibungen der betreffenden Schulen hat sich die Realität noch nicht gebeugt. Die Arbeit geht der Selbstverwirklichung voran Was wiederum der Realität entspricht: Im Kanton Zürich steigt die Quote der Gymischüler, die die Probezeit nicht bestehen, seit Jahren an. Insbesondere im Kurzzeitgymnasium ist die Durchfallquote mit über 22% gegenüber 2009 mit knapp 17% enorm gestiegen. Die unseriösen Experimente der Volksschule, die man ohne empirischen Nachweis ihres Mehrwerts eingeführt hat und nun forciert, dürften ihren Anteil daran leisten. Mit Vorbereitungskursen bekommt man eine Prüfung nämlich hin, auf die Dauer wird das Bestehen im Gymnasium aber schwierig, wenn man seine Kernkompetenzen in vorgegaukelter Selbständigkeit, statt in Wissen und Fleiss ansiedelt. Auch die Arbeitswelt stellt der aktuellen Schulpolitik kein überragendes Zeugnis aus. Jugendpsychologe Allan Guggenbühl setzt die hohe Anzahl Lehrabbrecher, die vor allem in Attestlehren zu verzeichnen ist, mit der Laissez-faire-Pädagogik in Zusammenhang. Vor allem schwache Schüler seien durch das System der Individualisierung überfordert. «Sie müssten strenger geführt werden. Kommen sie dann in einen Lehrbetrieb, wo sie genaue Vorgaben unter Zeitdruck zu erfüllen haben, haben sie Mühe. Sie realisieren nicht, dass sie sich anpassen müssen und es nicht um Selbstverwirklichung geht.» Lernen statt «entdecken» Eine Rückbesinnung auf die ursprüngliche Rolle des Lehrers tut not. Die Vorstellung des Lehrers als Lernkoordinator soll durch den Lehrer, der den Schülern Wissen und Grundfertigkeiten mitgibt, ersetzt werden. Dieser Eindruck eines Begleiters, der den Schülern auf Augenhöhe Impulse gibt, vermittelt den Jugendlichen ein diffuses Lehrerbild, das den Lehrer nicht mehr als übergeordnete Bezugsgrösse, sondern als Ratgeber zeichnet. Und wo Gültigkeit und Grenzen fehlen, gedeiht das Chaos – also das genaue Gegenteil der erhofften Freiheit. Insbesondere bei schwachen Schülern ist die Gefahr, aus Überforderung oder aus Mangel an Verbindlichkeit zurückzubleiben, gross. Guter Unterricht wird laut John Hattie geführt von einem aktiven, fordernden und fördernden Lehrer. Zudem ist die Unabhängigkeit, in die man Schüler mit dem selbstorganisierten Lernen entlässt, nicht altersgerecht. Eine solche Autonomie ist erst auf höheren Bildungsstufen, die man freiwillig besucht, sinnvoll. Selbständigkeit erreichen Schüler, indem der Lehrer ihnen zeigt, wie man richtig arbeitet. Indem er einfordert, dass sie pünktlich erscheinen, ihre Hausaufgaben erledigen und Termine einhalten – und nicht indem er sie sich selbst überlässt. Kinder brauchen Vermittler und Vorbilder. Und eine Prise Drill. 15
Semesterprogramm 17
September
21 28
Eröffnung TheraBierBar Kafi Schnauz – Moosestache Poetry Slam
Oktober
5 12 20 26
AllPHolks Semesterparty im Bagatelle TheraBierBar TheraBierBar-Spezial – Gründungsfeier VSPHS Kafi Schnauz - Quiznight hosted by Moe
November
2 9 16 17 23 30
Kafi Schnauz TheraBierBar Kafi Schnauz Sportnacht Kafi Schnauz – Moosestache Poetry Slam TheraBierBar
Dezember
7 14 21
16
Kafi Schnauz – Quiznight hosted by MJ Kafi Schnauz TheraBierBar
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Ist die Berufsschule Ein Längsschnitt zu schwierig durch die Schweizer geworden? Berufslehre von Antonia Bona
Auch schon Geschichten gehört Der Berner SP-Nationalrat Matthias Aebischer meint, dass auch Absolvon Sek-A-SchülerInnen, die Mühe venten der höheren Berufsbildung einen Bachelortitel bekommen haben eine Lehrstelle zu bekommen, sollten, einen «Professional Bachelor» zum Beispiel. Was meinst du weil Lehrmeister befürchten, diese dazu? Lehrlinge würden mit ihrem 4er-Schnitt Die Berufsbildung muss im Allgemeinen attraktiver werden. Aber wie, ist die die Berufsschule nicht meistern? Handelt Frage. Akademiker haben ihre Titel, in der Berufsbildung gibt es halt andere es sich dabei um Schauermärchen oder TatTitel, die aber nur bedingt mit den akademischen vergleichbar sind. Ein Ansachen? Um herauszufinden, ob die Schweireiz für den Weg in die höhere Berufsbildung ist gut, aber es soll nicht sein, zer Berufslehre wirklich immer schwieriger dass dadurch eine Verlagerung weg von der Praxis stattfindet. Ich finde, wird, habe ich mich mit dem Berufsschullehrer dass unser System ein Erfolgsmodell ist, die Jugendarbeitslosigkeit ist Markus Bürkli getroffen, der schon seit über 20 sehr niedrig. Unser Reichtum beruht meiner Meinung nach auf dem Jahren Jugendliche auf ihrem schulischen AusbilSystem 2/3 Lehre, 1/3 Uni. Wichtig ist, dass das Denken von «du dungsweg in ihren Beruf begleitet. Er hat viele Verhast am meisten Chancen mit einem Uniabschluss» verschwindet. änderungen miterlebt und weiss, ob an dem GemunDer politische Wille, das Prestige der Lehre zu fördern, ist da, kel etwas dran ist, oder ob es sich doch nur um einen aber die Eltern haben eben auch einen grossen Einfluss. Der Knochen ohne Poulet handelt. akademische Titel scheint in vielen Köpfen mehr wert zu sein. Es müsste auch unbedingt mehr Geld zur Verfügung gestellt Markus unterrichtet seit 1991 an der GBC, der Gewerbwerden, damit insbesondere berufliche Weiterbildungen lichen Berufsschule Chur. Als ausgebildeter Primarlehrer nicht so extrem teuer werden. In den letzten 25 Jahren entschied er, sich auch noch zum Berufsschullehrer ausbilden hat es zwar schon etwas mehr Geld gegeben, aber in die zu lassen. Zusätzlich arbeitet er im Bereich Coaching, SuperUniversitäten fliesst immer noch ein Vielfaches. vision und Mediation. Ist die Berufsschule anspruchsvoller geworden als vor zehn Jahren? Müssen die SuS inhaltlich mehr wissen? Und welche allgemeinen Veränderungen stellst du fest? Auffällig ist, dass Lehrabbrüche und Wechsel extrem zugenommen haben. Hat es mit Überforderung zu tun? Meine Hypothese ist, dass es eher mit fehlender Selbständigkeit und Eigenverantwortung zusammenhängt. Früher mussten viele noch zuhause mitarbeiten, heute habe ich oft den Eindruck, dass das Zuhause für die SchülerInnen 18
Markus und ich bei unserem eineinhalb stündigen Gespräch im Café Maaron in Chur.
eine reine Wohlfühloase ist. Dies führt zu (zu) grossen Herausforderungen beim Eintritt ins Berufsleben. Von den Fächern her hat sich meiner Meinung nach Folgendes verändert: Sport ist differenzierter geworden. Die kognitiven Anforderungen des ABU (allgemeinbildender Unterricht) sind, denke ich, nicht gestiegen, dafür werden heutzutage Medienkompetenz, Kreativität, Auftreten, Sozialformen, Projekte und die selbständige Wissensbeschaffung gefordert. Hinzu kommt, dass einiges, was wir heute im Fachunterricht mit den SuS machen, früher erst in den Meisterkursen gemacht wurde. Das ist aber auch nachvollziehbar, denn z.B. Sanitäranlagen waren vor 30 Jahren technisch einfacher. Heute gibt es kompliziertere Installationen, mit denen die Lehrlinge klarkommen müssen. Die Berufe sind technisch anspruchsvoller geworden. Anhand welcher Aspekte stellst du das fest? Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass Am Beispiel der sinkenden normativen Sprachkompetenz (z.B. Recht- durch technische Errungenschaften der Fachunschreibung) sieht man deutlich, dass die Jugendlichen in gewissen Berei- terricht zwangsläufig schwieriger geworden ist chen weniger, in anderen wesentlich mehr Kompetenzen mitbringen. Ich und von den SchülerInnen zusätzlich immer würde sagen, dass die Summe aller Kompetenzen gleich gross oder etwas bessere Medienkompetenzen verlangt wergrösser geworden ist als noch vor 15 Jahren. Die Frage ist nur, welches die den. Dafür ist z.B. die Rechtschreibung wesentlichen Kompetenzen für Schule und Beruf sind. nicht mehr so wichtig wie früher und die Abgesehen von einigen neuen Methoden hat sich in der Schulstube nicht viel ver- Anforderungen im ABU sind etwas geändert. Aber die SchülerInnen haben sich verändert. Einerseits sind sie kommunika- sunken. Die Berufsschule ist also trotz tiver und offener geworden. Ich schätze ihre kritische Art im Unterricht. Andererseits veränderter Anforderungen nicht gibt es weniger Querulanten – die Zeit der Revolution ist vorüber. Die SchülerInnen viel schwieriger geworden. Allerschauen, dass ihr Verhalten ihnen nicht schadet. Sie sind meines Erachtens selbstbewuss- dings wissen wir als angehende Lehrpersonen nun, was zu tun ter, aber auch hedonistischer geworden. ist: Ausdauer und SelbständigWorauf achten Lehrmeister bei der Auswahl ihrer Lehrlinge heutzutage im Ver- keit unserer SchülerInnen fördern, damit sie als zugleich zu früher? Lehrmeister achten mehr auf die Arbeitshaltung. Sind die Lehrlinge motiviert, sehen sie die Ar- künftige Lehrlinge Erfolg beit und befolgen sie Anordnungen? Und ganz wichtig: Selbständigkeit und Durchhaltevermögen! haben können. 19
von kindlich
zu erwachsen 20
Kindlich Die Kindheit. Der erste Baustein. Die prägendste Zeit unseres Lebens. Viele Eigenschaften und Verhaltensweisen lassen sich als direkte Folgen unserer Kindheit sehen. Wie siehst du deine eigene Kindheit? Nostalgisch oder melancholisch? Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, dann ist dies ein Traum. Die Erinnerungen scheinen weit weg zu liegen. Und oft sind sie wie Fragmente. Der Duft von geschnittenem Gras, das Geräusch von Schritten im Schnee oder ein Bild mit Oma. Diese versetzen mich in einen bestimmten Augenblick zurück. Seitdem habe ich mich so stark verändert, dass diese Zeit weit zurückzuliegen scheint. Und doch ist sie Teil von mir. Wie ein innerster Kern. Wie der kleinste Teil dieser ineinander schachtelbaren Matrjoschka Holzpuppen. Ob unsere Kindheit nun gut oder schlecht war, was wir anderen Kindern wünschen, ist eine unbeschwerte Kindheit. Die Möglichkeit, sich seinen kindlichen Gefühlen hinzugeben und Raum zu haben, sich entfalten zu können. Dazu gehört eine kindliche Freude, Neugier, Naivität, Unschuld und Natürlichkeit. Auch wenn die Kindheit nicht ohne Herausforderungen sein soll, gilt sie als etwas, das beschützt werden muss. Sie ist ein Ideal unserer modernen Gesellschaft, ein aufgehender Stern, der neue Möglichkeiten verkündet. Der Wandel Die einzige Konstante in unseren Leben ist der Wandel und so kommen wir an einen Punkt, an dem wir langsam erwachsen werden. Früher wurden Mädchen und Jungen durch Initiationsriten in die Gesellschaft der Erwachsenen aufgenommen. Durch ein Ritual oder eine Prüfung wurde man von einem Moment zum anderen erwachsen. Auch wenn natürlich gewisse emotionale und kognitive Entwicklungsprozesse erst ablaufen mussten, wurde man sozial schon als vollwertiger Erwachsener angesehen – mit eigenen Verantwortungen und
Pflichten. Heute ist dies nicht mehr ein bestimmter Moment, sondern ein längerer Prozess. Über Jahre hinweg machen wir Schritte in unserer Entwicklung zu einer erwachsenen Person. Wir wägen ab, welche Eigenschaften wir behalten wollen und welche wir noch entwickeln müssen, um unserer Vorstellung eines Erwachsenen gerecht zu werden. Ein Baum wirft im Herbst seine Blätter ab, da er es sich aus Energiegründen nicht mehr leisten kann, die Blätter auch im Winter zu behalten. So verabschieden auch wir uns von Eigenschaften und Zuständen, die wir nicht als erwachsen empfinden, für die wir keinen Platz mehr haben oder die wir aus sozialen Gründen nicht behalten wollen. So gehen bei diesem Wandel aber auch gewisse Dinge verloren: Die Leichtigkeit, mit der wir durchs Gras rannten. Die Sorglosigkeit, mit der wir stundenlang im Sandkasten spielten. Wie die Welt nur auf die Grenzen des Sandkastens schrumpfte. Die Freude, mit der wir durchs Laub stampften. Wir werden mit einem Bewusstsein erwachsen, dass wir nie mehr so fühlen werden, wie wir es als Kind einst taten. Erwachsen Gerade dadurch, dass der Prozess des Erwachsenwerdens über die letzten Jahrzehnte immer länger geworden ist, wird es auch schwieriger festzustellen, wann man denn nun genau erwachsen ist. Älter wird man immer, doch wann ist man erwachsen? Als Kind hätte ich gesagt, dass man erwachsen ist, wenn man sich angepasst hat, schöne Kleider trägt und arbeiten geht. In der Jugendliteratur sieht man es immer wieder: Das Erwachsenwerden wird zu Beginn als etwas Schlechtes dargestellt. Es bedeutet, sich dem Druck hinzugeben, konform zu sein. Das hat aber meist ein versöhnliches Ende. Das Erwachsenwerden wird als notwendiger Prozess angesehen, der sich positiv gestalten lässt, indem man nicht mit seiner Kindheit abschliesst, sondern
indem man einen Teil davon mit sich nimmt. Die Wilden Kerle würden dies folgendermassen ausdrücken: «Alles ist gut, solange du wild bist!» Eigenwilligkeit soll nicht verloren gehen. Als Erwachsener finde ich die Frage schon schwieriger. Ich habe gesehen, wie Personen gewisse Eigenschaft nur abwarfen, da sie das Gefühl hatten, dies allein würde sie erwachsener machen. So wurde Naivität durch Ironie ersetzt und Neugierde durch Coolness. Das hat sicher auch damit zu tun, dass man sich klar von etwas abgrenzen will. Man will es unter allen Umständen vermeiden, kindisch zu wirken. Für mich drückt sich Erwachsensein dadurch aus, dass man sein Leben selbst in die Hand nimmt. Man setzt sich selbst Ziele und nimmt Verantwortungen wahr. Mein jüngeres Ich wäre erstaunt. Erwachsensein bedeutet nicht, sich anzupassen, sondern seinen eigenen Lebensweg zu gestalten. Es bedeutet nicht, Freiheiten einzubüssen, sondern die Freiheit zu haben, seine Ziele selbst erarbeiten zu können. Als Lehrer haben wir ein gewisses Privileg täglich an den Leben von Kindern und Jugendlichen teilzuhaben. Wir können von ihrer Energie und ihren Sichtweisen profitieren. Wir können ein Vorbild sein, indem was es bedeutet erwachsen zu sein und dabei unsere eigenen Werte zu reflektieren und zu erweitern.
Simon Heiniger 21
Von Rindern, Fischen und anderen Primaten Drei tierische Impressionen des Stadtlebens Text Gabriel Mateos Sánchez Illustration Kinga Carp
Manchmal wenn ich durch den Zürcher Hauptbahnhof gespült werde, fühle ich mich wie ein Rind. Besonders wenn sich das Konglomerat aus Verkäuferinnen, Bankangestellten, Studis, Tussen vor einer Roll treppe staut und darauf wartet, kanalisiert zu werden. Schulter an Schulter in Richtung Schleuse trippelnd, den Schweiss des Nachbarn oder die süsse Blondine in der Nase, tauchen in mir Bilder von Metallgeländern und Kolonnen von Nutztieren auf. Ich versuche mich abzulenken, indem ich die Nackenhaare eines Bankers zähle, aber mitunter überwältigen mich diese Bilder, sodass mir ein verzweifeltes «Muuuuu» entfährt. Doch es scheint niemanden zu stören. Vielleicht, denke ich dann, haben sie sich mit ihrem Zweck abgefunden.
Kürzlich las ich ein PM Magazin mit dem Titel «Das geheime Erbe des Neandertalers». Darin stand, Forscher hätten herausgefunden, dass jeder Europäer Gene des Neandertalers in seinem Erbgut trage. Vermutlich sei das fremde Erbgut durch etliche gewollte oder erzwungene Schäferstündchen in unsere DNA gelangt. Weiter stand, dass nicht jeder Europäer gleich viele Stücke des alten Neandertaler-Genpuzzles in sich trage. Einige hätten mehr, andere weniger. Mir kamen Szenen des Vorabends in den Sinn – beim Anstehen vor dem Plaza. «Interessant», dachte ich, «das erklärt einiges.»
Auf dem Nachhauseweg im Quartier überhole ich einen Mann. Mehrere Sekunden gehen wir auf selber Höhe. Diese Nähe zu einem Fremden – eine befremdliche Situation. Ich schaue nach links und grüsse. Er öffnet seinen Mund in stummer Überraschung wie ein Fisch an Land. Er gehört nicht hierhin, könnte man meinen. Seiner natürlichen Umgebung beraubt, schottet er sich ängstlich ab, flüchtet in eine Welt by Dr. Dre.
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«Ufzgi» abschaffen?
An der Frage, ob Hausaufgaben abgeschafft gehören oder nicht, scheiden sich die Geister. Auch die Redaktion der RePHlex ist sich uneins.
Ja
Die Volksschule soll Chancengleichheit schaffen! Ein hehres Ziel, wie wir aus den Didaktik und B&E-Vorlesungen wissen; ein fernes, wie wir es in den Praktika selbst erfahren haben. Die Schülerinnen und Schüler bringen unterschiedliche Talente, Fähigkeiten und Fertigkeiten in ihren Rucksäcken mit. Diese Rucksäcke werden zu Hause meist von den Eltern gepackt. Das ist natürlich. Jeder will seine Kinder so gut wie möglich auf die Welt da draussen vorbereiten und ihnen Vorteile gegenüber den anderen verschaffen. Doch je mehr wir Lehrpersonen die Schülerinnen und Schüler zu Hause arbeiten lassen, desto mehr fallen diese unterschiedlichen Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler ins Gewicht. Hausaufgaben mindern die Chancengleichheit! Ein Argument der Hausaufgabenverfechter ist, dass Hausaufgaben die Schülerinnen und Schüler zur Selbstorganisation anhalten. Die Schülerinnen und Schüler führen Aufgabenhefte und planen, wann sie was erledigen. Metakognitive Lernstrategie in ihrer Reinform. Nun die Krux: Diese Kompetenzen werden nicht so erworben, sie sind Voraussetzung für das Bestehen in dieser Hausaufgabenkultur. Wem nicht Eltern oder ältere Geschwister diese Art des Lernens mitgeben, hat wenig Chancen, sich selbst zu organisieren. Weiter sind Hausaufgaben immer mit einem Zwang verbunden. Jeder von uns kann sich an diese Freitagnachmittage erinnern, als die Lehrperson bis zum Klingeln keine Aufgaben erteilte. Ein Anflug von Güte oder hat sie’s einfach vergessen? Zwang bringt unweigerlich Kontrolle mit sich, ohne einander können sie nicht existieren. Dieses repressive System ist das Gegenteil einer anregenden Lernatmosphäre. Wer den Sinn sieht und von der Wirksamkeit seiner Tätigkeiten überzeugt ist, lernt schneller, nachhaltiger und von sich aus. Die Schülerinnen und Schüler müssen in ihrer Freizeit Aufgaben lösen, die für die einen so schwer sind, dass sie Stunden damit verbringen und die sie von Selbstzweifel geplagt nachts kaum schlafen lassen. Für die andern sind dieselben Aufgaben so simpel und sinnlos, dass sie die Schule nicht anders als ein Ort des Abarbeitens leerer Pflichtaufgaben und der Repression erleben können. Wer sich dem nicht beugt wird im Zeugnis abgestraft, was sich auf die Einteilungen beim Stufenübertritt oder sogar auf die Möglichkeiten der Berufswahl auswirkt. Simon Göldi
Nein
Schaffen wir Mathematik ab, da gewisse Schüler bereits vor ihrer Einschulung rechnen können, während andere noch nicht richtig zählen können. Schaffen wir Deutsch ab, schliesslich gibt es Schüler, die fremdsprachig aufwachsen. Schaffen wir Englisch ab, denn anglophone Kinder haben einen unaufholbaren Vorsprung. Soll man alle Bereiche abschaffen, in denen es Ungleichheiten geben könnte? Die Abschaffung der Hausaufgaben würde alle Schüler zurückbinden. Weniger Lernziele würden erreicht, womit das Schulniveau endgültig auf Tauchstation ginge. Und Unterschiede bezüglich Interesse, Auffassungsgabe, Gedächtnis, Konzentrationsvermögen und IQ bestünden weiterhin. Von der Chancengleichheit wäre man noch weit entfernt. Hausaufgaben bieten die einmalige Gelegenheit, das Gelernte zu repetieren, zu vertiefen und zu erweitern. Sie geben den Schülern zudem eine Rückmeldung über ihren Lernstand und darüber, wie viel sie alleine bewältigen können. Stichwort Selbständigkeit. Hausaufgaben zeigen den Schülern deutlicher als alle Beteuerungen der Lehrer, dass sie für sich lernen, und nicht für die Schule. Ohne Hausaufgaben ist die Botschaft: «Zu Hause wirst du nie arbeiten müssen.» Spätestens in der Berufsschule oder an der Uni merken sie, dass die Präsenzzeit nicht ausreicht, um sich mit einem Thema vertieft auseinanderzusetzen. Und was passiert ohne Hausaufgaben mit den Schülern, die am Ende der Lektion mit den Aufträgen nicht fertig werden? Erledigen sie sie in der folgenden Lektion, während die anderen Schüler bereits das nächste Thema in Angriff nehmen? Oder beginnt man mit der ganzen Klasse ein neues Kapitel im Wissen darum, dass einige Schüler erst die Hälfte des vorherigen begriffen haben? Viele Aufgaben, die selbständig erledigt werden können, würden unnötig Unterrichtszeit besetzen; Vokabeln lernen, Einmaleins repetieren oder das Lesen von längeren Texten. Das soll zu Hause in aller Ruhe gemacht werden. Ohne Hausaufgaben im Angebot gäbe es wohl einen Exodus in Richtung Privatschulen. Die Prämisse «Nur wer es sich leisten kann, erhält gute Bildung» würde zementiert, und Chancenungleichheiten zwischen Arm und Reich somit verstärkt. Der Tag hat 24 Stunden. Mit durchschnittlich etwas mehr als fünf Stunden Schule scheint es zumutbar, noch ein wenig Hausaufgaben zu erhalten. Das hat noch keinen Schüler in ein Burnout getrieben. Régis Ecklin
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Pädagogische Hochschule Zürich Lehrmittelverlag Zürich éducation21
Der Studiladen im Campus PH Zürich Hier erhältst du deine Studienliteratur nicht nur zu günstigen Preisen, sondern auch schnell und unkompliziert.
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Über Morde, Politiker und Schachpartien von Sharon Ben Ishay
Man stelle sich die Schweiz nach einem extremen Rechtsrutsch vor: Die «eidgenössischen Demokraten» sind die stärkste Kraft im Bundesrat und tagen mittlerweile im Hallenstadion. Der Parteipräsident heisst Wille – «Der Wille des Volkes!» – und ist für das Volk eine Vaterfigur, ein Führer, ein Idol. Kurz gesagt: Patriotismus ist ganz stark in Mode. Die Wiedereinführung der Todesstrafe steht bevor und Überwachungskameras folgen jedem einzelnen Bürger auf Schritt und Tritt. In dieser unheimlichen Schweiz der Zukunft lebt Kurt Weilemann, ehemaliger Journalist, der seiner goldenen Zeit als angesehener Schreiber nachtrauert. Er ist Pessimist, regt sich dauernd, aber mit viel Genuss, über die Jugend sowie auch über alle Rentner auf und fühlt sich längst nicht mehr respektiert, geschweige denn in seinem Beruf gebraucht. Kein Wunder, dass er die angstvolle Botschaft, die er von einem alten Arbeitskollegen erhält, als erste Anzeichen der Demenz abtut. Doch kurz darauf verunglückt dieser auf dubiose Weise. Schnell wird Weilemann misstrauisch und ihm wird klar: Es war kein Unfall. Doch wer wollte ihn beseitigt haben und wieso? Eilig nimmt er die Hinweise auf, doch man ist ihm dicht auf den Fersen, denn die Spur, die er verfolgt, liegt ganz und gar nicht im Interesse der stärksten Partei der Schweiz... Charles Lewinsky («Fast eine Familie» und «Melnitz») ist einer der meistgelesenen Autoren der Schweiz und führt uns mit seinem ersten Politkrimi humorvoll in eine düstere Zukunftsversion der Schweiz hinein. «Der Wille des Volkes» erschien im Nagel & Kimche Verlag am 21.8.17
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25 Places to be an der PH
Text Sharon Ben Ishay und Gabriel Mateos Sánchez
Wo...
1) ...gibt es das beste Toilettenpapier an der PH? Tatsächlich gibt es im LAC, ganz zuoberst bei den BG-Räumen das sanfteste Klopapier der ganzen PH.
11) ...wirst du beim Mittagessen garantiert nicht gestört? Im LAA (7. Stock) gibt es einen Innenhof versteckt mit Bänkli und Tischen, wo du dich der Rush Hour an der PH entziehen kannst.
2) ...machst du dir ganz schnell Freunde? In der Mensa, beim Vitaminreich oder in der Cafeteria im LAB (Stock J) triffst du auf Julia und andere nette Angestellte des ZFV.
12) ...wirst du vom Lehrer zum Pirat? In der Hafenkneipe kannst du deinen Alltag sehr gut mit Rum vergessen und so tun, als wärst du der Kapitän eines Schiffes, das weit auf den Ozean hinaussegelt.
3) ...kannst du dich therapieren lassen? Natürlich an der TheraBierBar. Dort kannst du dich mit Wurst und Bier von allem erholen.
13) ...gibt es das beste Zmittag weit und breit? Bei Rosita an der Lagerstrasse 25 winkt dir das grösste und prallste Sandwich der Europaallee.
4) ...wird für beachtliche Unterhaltung gesorgt? Am Kafi Schnauz im LAA begeistern dich Sarah, Mara & Co mit Livebands, Slam Poeten und Quiznights. 5) ...gibt es Sofas, einen Fussballkasten und eine Stereoanlage? In der Stube im LAB, Stock E, gleich vis-à-vis vom Eingang, ausgestattet mit allem was das Herz begehrt. 6) ...bekommen verzweifelte Schreiber Unterstützung? Im Schreibzentrum helfen dir Tutoren und Tutorinnen bei deinen Schreibarbeiten – aber ungern bei Zitierfragen. 7) ...verstauen die Sportlichen ihre Fahrräder und anderes? Im LAC Stock C befindet sich der Veloraum. Da hat’s übrigens immer freie Schliessfächer.
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10) ...wirst du untergebracht, wenn du die Treppen runterfällst? Im LAC Stock E gibt es Betten für all die armen Tröpfli, die sich an der PH in ein Unglück gestürzt haben.
14) ...verschläfst du ganz sicher das nächste Modul? Im rechten Flügel der Bibliothek, im obersten Stock, gibt es die bequemsten Sitzsäcke des ganzen Campus. Achtung: Nicht für effizientes Arbeiten geeignet. 15) ...scheint die Sonne am wärmsten? Wer sucht, der findet wunderbare Terrassen im LAC, LAB und LAA. 16) ...kannst du dein Gehirn nach Univorlesungen neustarten? Im Uniturm, Stock L, findest du das ASVZ Relax mit Ruheliegen, Entspannungsmusik sowie einem Meditationsraum. Bring ein Schloss mit, damit du deine Wertsachen einschliessen kannst.
8) ...entspannen sich die ganz Verspannten? Bei Franziska und ihren Massagen. Anmeldung unter: stud.phzh.ch/Dienstleistungen
17) ...kannst du von deinen nächsten Ferien träumen? Der Transa gehört mittleiweile schon zum festen Bestandteil der PHZH, wenn du also länger Mittag hast und in eine Outdoor Welt eintauchen möchtest, dann stöbere im Transa unten in der Europaallee-Passage. Nur schade, dass unser Studiportemonnaie keine Investitionen zulässt.
9) ...findest du Arbeitsplätze, an denen du ungestört studieren kannst? In der Bibliothek kannst du mit deiner Campuscard einen Arbeitsraum für dich alleine mieten. Darin kannst du deine Didaktikschmöker bis zu einer Woche liegen lassen.
18) ...holst du alle gestalterischen Basiskompetenzen auf? Im gemütlichen Werkstattatelier am Mittwochnachmittag darfst du deiner Kreativität freien Lauf lassen. (Anmeldung nötig)
19) ...gibt es ein echtes Labyrinth nebst den Gängen der PH-Gebäude? Fünf Gehminuten von der PH entfernt, liegt das Kasernenareal mit einem echten Labyrinth aus Blumen, Steinen und Pflanzen. Zum Philosophieren, Studieren und Pausieren perfekt geeignet. 20) ...bringst du deine Gofen hin, falls du welche hast? Mamis und Papis an der PH aufgepasst: Im obersten Stock des LAB gibt es eine herzige Kita, die sich gerne um deine Schätzli kümmert! 21) ...fühlst du wie ein Gentleman des 19. Jahrhunderts? Im Kulturraum im LAB gleich links vom Eingang kannst du dich in einem Salon deinen müssigen Gedanken hingeben. Fehlt nur noch die Opiumpfeife… 22) ...kann sich der arme Student einen Batzen dazuverdienen? Bei der Versammlung der Studierenden (VS) gibt es sinnvolle Möglichkeiten um dem Studentenschicksal der
Armut zu entkommen: RePHlex, Events und der Verein für Nachhaltigkeit. Auch das Schreibzentrum, das Digital Learning Center und der Catering-Service brauchen immer mal wieder Verstärkung. 23) ...gibt es teureren Kaffee als im LAA? Im LAD bei den Ökonomen, wo auch sonst alles teurer ist. Dafür kannst du stilsichere Damen im Deux-Pièce beobachten und wertvolle Gespräche über profit optimization, Porsche und Armani mithören. 24) ...werden Nase und Magen der Sek Studierenden an der Uni geschmeichelt? An der Haldenbachstrasse 2 kannst du dir beim Florist und Blumenladen «Basilikum» ausgezeichnete Mittagsmenus und Sandwiches erbeuten. 25) ...trainierst du dir am schnellsten die Schoggi vom Vortag ab? Beim ASVZ und im Fitnessraum im LAC. Der ASVZ bietet dir unzählige Stunden, die dir die nötige Ausdauer verleihen, um problemlos all die Treppen an der PH zu erklimmen.
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edmodo.com Focus on teaching not paperwork von Lea Caluori
Was ist das? Die Plattform Edmodo ist wie eine Art Facebook für die Schule. Mit ihr kann man... • Lernziele am Ende der Lektion überprüfen, bspw. mit einem Quiz oder einer Umfrage. • Aufträge erteilen. • die SuS bei den Hausaufgaben unterstützen. • Materialien hochladen. • offene Lektionen gestalten. • Diskussionen führen oder über die Schulreise abstimmen. Wie funktioniert es? 1. Die Lehrperson erstellt kostenlos einen Account und eine Gruppe. 2. Die SuS erstellen ebenfalls einen Account – auch gratis. 3. Die LP lädt die SuS in die Gruppe ein.
Hast du auch ein Tool, welches dir den Schulalltag erleichtert? Dann schicke uns eine Mail! rephlex@stud.phzh.ch
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Dr. PHlex
Es plagt dich PH-Kummer? Du kannst dich nicht konzentrieren? Nicht zögern: Dr. PHlex konsultieren! Lieber Dr. Phlex Ich habe von meiner Kollegin gehört, dass du den PH-Studis mit deinen Ratschlägen treu zur Seite stehst. Mein Studium hat zwar noch nicht begonnen, aber gestern kam schon meine Campuscard per Post. Am 18. September geht’s endlich los! Voller Vorfreude habe ich bereits alle meine Ordner beschriftet und mir eigens dafür ein Regal aus der Brocki besorgt. Auch die nötige Literatur habe ich mir gekauft. Ich freue mich riesig darauf, mit Kindern zu arbeiten. Nur etwas macht mir Angst: Ich habe gehört, alle PH-Studierenden müssen Mandalas ausmalen. Stimmt das? Ich kann das nicht! Das letzte Mal als ich es versucht habe, war ich in der Primarschule. Meine Lehrerin veranlasste daraufhin eine Abklärung wegen Störungen der Feinmotorik. Bitte Dr. Phlex, kannst du mir erklären, wie man ein Mandala ausmalt? Ich hoffe, du kannst mir helfen. Liebe Grüsse, Tamara Ollpatsch
Liebe Tamara Das hast du richtig gehört, gern geschehen. Deine Freude ist durchaus berechtigt, deine Herangehensweise aber etwas übermotiviert. Bevor du dir ein eigenes Regal didaktischer Wonneproppen anlegtest, die du wahrscheinlich wenn, dann nur Auszugsweise lesen wirst, hättest du auch einen Rundgang durch die Bibliothek machen können. Dabei wärst du auf drei Etagen vielen Regalen, zwar nicht aus der Brocki, aber dafür umso dichter bestückt mit Literatur, begegnet. Und du würdest da sogar nette Personen finden, die dir beim Recherchieren und Schreiben helfen. Darüber hinaus fändest du Einzel- sowie Gruppenarbeitsplätze mit Strom aus Dosen und Internet ohne Kabel. Und weißt du, was das Beste ist? Du darfst in der Bibliothek Kaffee trinken und futtern, ohne dass du es zuvor reinschmuggeln musst. Darum ist mein geflüsterter Rat an dich, dass du deine gekauften Schinken am nächsten PH-Bücherflomi schnellstmöglich sonst wem andrehst und dich mit dem Erlös an der TheraBierBar populär machst. Denn was die Zeit an der PH wirklich ausmacht, sind nicht Bücher, sondern Menschen und Gemeinschaft. Was das Mandala ausmalen angeht, so darfst du damit gerne eine neue Tradition oder Selbsthilfegruppe starten, ich würde es aber lieber jenen wandernden Geistern überlassen, die selber nicht im Stande sind, eine eigene Form zu finden. Sei lieber kreativ; klatsche Farbe auf eine Leinwand und nenne es Kunst, schlage auf Eimer und nenne es Rhythmus, bohre ein Loch in eine Holzlatte und nenne es Lampe, rühre in einer Schüssel, nenne es Feinkost, oder geh mit hundert anderen im Kreis hüpfen, schreien und klatschen und nenne es Superkondi. Egal was, mach es aus Freude und lass den anderen ihre Freude an dem, was sie gerne machen, auch wenn es dir in einigen Fällen wirklich lachhaft erscheinen wird. So werden auch dir die nächsten drei bis viereinhalb Jahre, bis dein Lehrersein wirklich losgeht, Freude bereiten. Dein Dr. Phlex P.S.: Wer sich aus ökologischen Gründen vegan ernährt, aber mit dem Flugzeug in die Ferien fliegt, der hat seine Strafe bereits selber gewählt. P.P.S.: Ja, ja der Dr. Phlex, ganz entgegen dem Zeitgeist! Geschätzter Veganer, geschätzte Veganerin lies das P.S. in Bezug auf meine gesamte Antwort und drücke dabei ein Auge zu. Ja, grinsen darfst du auch. Aber nicht zu lange. Es verbraucht Kalorien.
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Rätsel Finde die 10 Unterschiede und gewinne einen ThereBierBar-Gutschein im Wert von 40 Franken. Schick uns einfach eine Mail mit dem Bild und den angestrichenen Fehlern.
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PH und die Media
Bibliothek
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Comic
von Manuela Moll
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