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Zeitung der Versammlung der Studierenden der PH Z端rich Nr. 19, 23. Februar 2016
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Kafi Schnauz
Semesterparty Kafi Schnauz in der Heilen Welt
Kafi Schnauz
Auch in diesem Semester haben wir wieder ein lustiges Programm für euch bereit. Den Start machen in der ersten Woche Glühwein und Bier an der TheraBierBar. Nur sieben Tage später, am 3. März, folgt das „Kafi Schnauz“ mit der Band „Ms. Iles“. Dann am 11. steigt endlich wieder eine Semesterparty. Und das war nur der Anfang! Kommt vorbei, liked uns doch auf Facebook und lest die „Weekly News“ für aktuelle Informationen.
IMPRESSUM
Ausgabevvvvvv RePHlex Nr. 19, 23. Februar 2016, Auflage: 1500 Stück Herausgeber: VS PH Zürich, Versammlung der Studierenden der PHZH; Lagerstrasse 2, Büro LAC-E073, 8090 Zürich; vs@stud.phzh.ch; www.vsphzh.ch Redaktion: RePHlex, Zeitung des VS PH Zürich, Lagerstrasse 2, Büro: LAC-E073, 8090 Zürich; rephlex@stud.phzh.ch Redaktionsleitung: Juri Egger Redaktion: Aisha Green, Carmen Meyer, Daia von Planta, Séverin Kegel, Gabriel Mateos Sánchez, Régis Ecklin, Benjamin Nertz, Lea Bärtschi Freie Mitarbeit: Dominik Mauerhofer, Alain Strebel Titelbild: Redaktion Layout & Gestaltung: Daia von Planta (Seiten 3, 4, 5, 7, 8, 9, 10, 11 ,23), Simon Heiniger (Seiten 1, 2, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 24) Anzeigen: Séverin Kegel; severinkegel@stud.phzh.ch – Anzeigenschluss Ausgabe 20: 15. Mai 2016
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EDITORIAL Geschätzter Leser, geschätzte Leserin In der neunzehnten Ausgabe der RePHlex wird dir so einiges geboten. Juri geht hoch hinaus, ein ehemaliger Rephlexianer berichtet von seinem Praxismaster, du wirst von Daia gedisst und wieder aufgebaut. Vier ganze Seiten sind sprachlichen Themen gewidmet, bei deren Lektüre ich dir einen Helm mit Stirnlampe empfehle, da so manches loses Komma im dunklen Satzwald hängt. Auf der einen Seite schiesst ein feministischer Gastautor gegen den Gebrauch des generischen Maskulinums, auf der anderen Seite schreibt dir die Opposition des feministischen Gastautors seine ganz eigene persönliche Meinung aufs dankbare Weiss. Darüber hinaus wartet auf dich, geschätzte Leserin, geschätzter Leser, eine Geschichte eines Königs, ein Rahmschnitzel mit Nudeln und auch der olle Dr. Phlex darf im Neunzehn nicht fehlen. Es ist Zeit, dich von deinen Abstimmungsunterlagen durchs Einwerfen zu trennen und dich dem exaltierten Lesegenuss der vorliegenden Sammlung sinnlicher Sinnlichkeiten, pleonastischer Schimmelung und zarter Kritik zu widmen. Viel Freude und der eine oder andere tiefgehende Gedanke wünscht dir Beni
Exgüsi Wir entschuldigen uns bei all den Dozenten und Dozentinnen für all die Studenten und Studentinnen, die die RePHlex während des Moduls lesen.
DIE ZAHL
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CA.
MOBILTELEFONE GEHEN JÄHRLICH AN DER PH VERLOREN UND WERDEN AN DER INFORMATION ABGEGEBEN.
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2 Impressum 3 Editorial 4 Die perfekte Lehrperson 7 Anschlagbrett 8 Der Ratgeber des Königs 10 RePHlex schwitzt 12 Sind wir Losers???? 14 Portraitiert 16 Sprachliche Richtigstellung 18 Kolumne 19 Kein Platz der Sprachpolizei 20 PraMa 23 Rätsel und Gewinnspiel 24 Dr. Phlex
DIE PERFEKTE LEHRPERSON
von Aisha Green Bilder Daia von Planta
Ein Schüler hält die Hand hoch: „Also, Sie gehen tatsächlich in die Schule, um Lehrerin zu werden? Versteh ich jetzt gar nicht, wieso man das werden will. Aber darf ich Ihnen dann wenigstens einen Tipp mit auf den Weg geben? Die besten Lehrer sind die jungen, die halt auch lustig sind und cool und gleichzeitig auch streng. Also das sind Sie ja schon, aber kennen Sie den Film „Fack ju Göthe“? Den müssen Sie unbedingt schauen, denn der Typ dort ist absolut der perfekte Lehrer“. Diese Situation geschah vor Kurzem bei einer Stellvertretung in Spreitenbach. Meiner – als angehende Primarlehrerin – ersten Stellvertretung an der Oberstufe. Und wie es sich gehört, nehme ich mir solch durchdachte, konstruktive Kritik meiner Schülerinnen und Schüler immer zu Herzen. Dies führte dazu, dass ich begann, mir folgende Frage zu stellen: Was macht eine perfekte Lehrperson aus? Natürlich muss zuerst klar gestellt werden, dass es den perfekten Lehrer oder die perfekte Lehrerin nicht gibt. Jede Person bringt in diesem Beruf andere Qualitäten mit sich, jedes Kind braucht etwas anderes von dem Menschen, der vorne an der Wandtafel steht. Trotzdem, was verstehen verschiedene Personen – Schülerinnen und Schüler, Schulleiterinnen und Schulleiter, Eltern oder Studierende der PH – unter dem Begriff einer „guten Lehrperson“? Ich spreche mit Anita Schwarz, einer ehemaligen Schulleiterin: „Wenn es bei mir darum ging, eine offene Stelle im Schulhaus zu besetzen, war immer ein Wort das grosse Thema: Motivation. In einem Bewerbungsschreiben oder auch an einem Bewerbungsgespräch lässt sich kaum erkennen, wie eine Person agiert, wenn sie vor einer
Klasse steht. Was man aber meist schnell merkt, ist, wie motiviert jemand ist und mit wieviel Freude eine Person das Unterrichten angeht“. Sie habe nie die „perfekte Lehrerin“ finden wollen, der keine Fehler unterlaufen würden und die ihre Klasse so fest im Griff hätte, dass deren Lautstärkepegel niemals zu hoch und die Liste der vergessenen Hausaufgaben niemals zu lange sein würde. „Meiner Meinung nach sind Offenheit und ein sicheres, einnehmendes Auftreten wahnsinnig wichtige Aspekte einer Lehrperson. Gepaart mit einer natürlichen Verbindung zu den Kindern und der gleichzeitigen Fähigkeit, mit strenger Hand bestimmte Regeln und Erwartungen durchsetzen zu können, besitzt man in meinen Augen bereits viele der Voraussetzungen, um eine sehr gute Lehrperson zu werden. Alles andere, was man für diesen Beruf mitbringen muss, kann man sich während dem Studium oder durch Erfahrungen im tatsächlichen Berufsleben aneignen.“ Mit den Gedanken von Anita Schwarz im Kopf, möchte ich mit einer 5.Klasse, bei der ich seit November stellvertretend als Englischlehrerin unterrichte, das Thema besprechen. Die Schülerinnnen und Schüler werden zuerst aufgefordert, in einem Satz zu beschreiben, was für
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Diesen letzten Punkt sieht Harald Zgraggen, Vater von zwei Primar- und einem Oberstufenschüler, aber etwas anders: „ Meiner Meinung nach sollten Lehrpersonen vor den Schülern, sowie auch vor den Eltern, keine Schwächen zeigen, so weit das möglich ist. Natürlich will ich nicht, dass meine Kinder von einem Eisblock unterrichtet werden, aber wenn ich zum Beispiel an ein Elterngespräch komme und die Lehrerin oder der Lehrer unsicher wirkt, dann verunsichert das auch mich. Ich muss doch wissen, dass meine Kinder von jemandem unterrichtet werden, der kompetent ist und weiss, was er tut“. Anders sieht das Anja Hauser, Mutter einer 6.Klässlerin. Für sie
stehe an erster Stelle, dass eine Lehrkraft den Kindern auf einer gemeinsamen Ebene begegne: „Diese Idee des Lehrers als absloute Autoritätsperson, welche nicht angezweifelt werden kann, ist doch veraltet. Für mich befindet sich eine gute Lehrperson im ständigen Austausch mit ihren Schülerinnen und Schülern. Dazu gehört auch, dass sie sich regelmässigem Feedback ihrer Klasse stellt, dieses als konstruktive Kritik ansieht und sich so immer wieder verbessern kann. Ausserdem gehören für mich zu einer „perfekten“ Lehrerin, einem „perfekten“ Lehrer, Wärme, Empathie und ganz viel Geduld“. Noch einmal etwas anders tönt es, als ich mich auf dem PH-Campus umhöre: „Eine gute Lehrperson ist meiner Meinung nach ehrlich an ihren Schülerinnen und Schüler interessiert, erkennt ihre Kompetenzen und Schwächen und findet so einen passenden Weg, sie zu fördern. Zudem hat sie auch auf persönlicher Ebene ein offenes Ohr für die Kinder. Sie kann aber auch abschalten, sobald sie das Schulhaus am Abend verlässt. Nur so kann man beim Unterrichten sein volles Potential ausschöpfen“. Andere finden, dass man als gute Lehrkraft niemals Routine aufkommen lässt. „Man darf sich nie davor scheuen, neue Methoden, Spiele oder Aufgaben auszuprobieren. Eine sogenannt „perfekte Lehrperson“ hat keine Angst davor, dass etwas einmal nicht funtioniert“. Ein Student gibt mir ein konkretes Beispiel. Seine Sprachenlehrerin in der Oberstufe sei seiner Meinung nach die beste Lehrperson gewesen, die er in seiner ganzen Schulkarriere gehabt hätte. „Ich glaube, das lag daran, dass sie uns einfach ganz viel zugetraut hatte. So machten wir viele kleine Projekte, bei denen wir grosse Teile selbst bestimmen konnten. Ausserdem gab es kaum eine Lektion, in der sie nicht hie und da mal einen Witz machte oder einen Schüler liebevoll auf die Schippe nahm. Trotzdem wussten wir immer, dass sie uns respektierte und alles dafür tat, dass wir gut durch die Oberstufe kommen würden“. Und nach kurzem Nachdenken fügt er noch hinzu, dass das, was er lustigerweise aber noch am allerbesten von ihr in Erinnerung hätte, die Tatsache sei, dass sie immer so gut gerochen hätte. Sobald wir als Lehrerinnen und Lehrer arbeiten, wird von uns von allen Seiten viel erwartet. Und, wie man feststellen kann, nicht von allen Seiten das Gleiche. Doch wie bereits zu Beginn erwähnt, gibt es sie nicht, die eine perfekte Lehrperson. Aber wenn wir nie aus den Augen verlieren, wieso wir diesen Beruf gewählt haben, keine Angst vor Neuem haben, immer wieder über unser Handeln als Lehrperson nachdenken sowie Feedback von anderen annehmen und daran arbeiten, dann sehe ich keinen Grund, wieso wir keine guten Lehrkräfte werden können. Meine fünfjährige Tochter fasst das Ganze übrigens kurz und simpel so zusammen: „Mini Chindergärtnerinne sind alles mega gueti Lehrerinnä, wells luschtig und lieb sind“.
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sie eine gute Lehrperson ausmacht. Ich bekomme darauf hin ein Spektrum von Antworten: „Eine gute Lehrerin ist wie ein bisschen die Mutter in der Schule, also eigentlich mega lieb aber wenn man etwas Blödes macht ist sie auch streng und bestraft einen“, bis zu „gute Lehrperson: sehr klug, hübsch und lustig“ ziemlich viele verschiedenen Antworten. In der darauffolgenden Diskussionsrunde, in der die Kinder das Thema etwas genauer miteinander besprechen, wird das Ganze dann konkreter. Es stellt sich sogar heraus, dass die 5.Klässler ähnliche Eigenschaften an Lehrpersonen schätzen wie die Schulleiterin. „Ich finde wichtig, dass man irgendwie merkt, dass die Lehrerin oder der Lehrer Freude daran hat, mit uns zu arbeiten. Wir können ja nur motiviert sein, wenn unsere Lehrer das auch sind. Die sind ja eigentlich unsere Vorbilder“, erklärt ein Junge. „Stimmt“, wird er schnell von einer Klassenkameradin unterstützt. Es sei ihr aber auch sehr wichtig, dass man sich bei einer Lehrerin respektive einem Lehrer wohlfühlen könne. „Wenn ich ein Problem habe, das ich zu Hause und mit meinen Freunden nicht besprechen kann, dann wäre es wichtig, dass ich damit zu meiner Lehrperson gehen kann. Das ist aber nicht selbstverständlich, überhaupt nicht. Leider würde ich nämlich mit den meisten unserer Lehrkräfte nicht sprechen, wenn ich Sorgen habe“. Ein anderer ganz wichtiger Punkt für die Schülerinnen und Schüler ist die Balance zwischen lockerem und strengem Umgang. Eine gute Lehrperson könne mit der Klasse lachen und zwischendurch mal einen Witz machen. Wenn es aber darauf ankäme, müsse sie mit relativ harter Hand durchgreifen. „Strafen sind nicht so schlimm“, meint ein Kind. „Meistens hat man die ja verdient, und dann macht man es das nächste Mal besser“. Schlimm sei nur, wenn die Strafen immer nur angedroht, aber nie wirklich durchgeführt würden. „Dann kann ich einen Lehrer einfach nicht mehr ernst nehmen“. Eine Lehrkraft muss demnach konsequent sein. Abschliessend meint ein Junge: „Damit ich eine Lehrperson respektiere, muss ich das Gefühl haben, dass sie mich auch respektiert und mich nicht nur als dummen Schüler sieht, der nichts weiss. Und am allerwichtigsten ist, dass Lehrer über sich selber lachen können, wenn einmal ein Missgeschick passiert und sie ihre eigenen Fehler einsehen“.
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DER RATGEBER DES KÖNIGS Text Gabriel Mateos Sánches Bilder Daia von Planta
Es war einmal ein König, der über ein kleines, von Flüssen durchzogenes und mit Seen gesprenkeltes Ländchen regierte. Der König war allseits sehr beliebt und das Volk nannte ihn zuweilen sogar einer der ihren. Es kam nicht selten vor, dass er einem Knappen beim Satteln des Rosses half, einem Schreiner beim Dübeln eines Schrankes assistierte oder mit ein paar Beamten am Stammtisch jasste. Er hatte stets ein offenes Ohr für die Anliegen seines Volkes und fällte seine Entscheidungen mit Bedacht. Dabei stand ihm sein treuer Berater mit Rat und Tat zur Seite, denn das einzige Manko des Königs war, dass er nicht viel von den politischen Zusammenhängen verstand und keine Ahnung von Einfuhrzöllen, Gesetzesparagraphen, bilateralen Verträgen und dergleichen hatte. Doch was ihm an Schlauheit fehlte, machte sein Berater durch Besonnenheit und gesunden Menschenverstand wett. So herrschte der König jahrzehntelang in gutem Einvernehmen mit seinen Nachbaren, was dazu führte, dass der Handel florierte und der Wohlstand des Volkes kontinuierlich wuchs. Bis der Berater eines Tages, dem Laufe aller Dinge folgend, das Zeitliche segnete. Der König und sein Volk waren erschüttert und so begann man erst nach einer siebentägigen Staatstrauer in einem aufwändigen Wahlverfahren einen gebührenden Nachfolger zu suchen. Unzählige bewarben sich, doch einer von ihnen agierte besonders gerissen, indem er seine Kontrahenten mit falschen Anschuldigungen in Verruf brachte. Zudem machte er dem König weis, dass sein Land in grosser Gefahr schwebe und dass er allein wisse, wie gegen die Bedrohungen vorzugehen sei. Der König, gutgläubig wie er war, vertraute ihm und ernannte ihn aus Furcht, Hunger und Vandalen könnten schon bald sein geliebtes Reich heimsuchen, zum neuen königlichen Berater. Von jenem Tag an begann sich in dem kleinen Ländchen einiges zu verändern. Als erstes wurden die bis anhin rege besuchten Audienzen beim König gestrichen, da der König keine Fremden mehr in seinem Palast duldete. Man liess verlauten, dies
sei aufgrund von neuen Sicherheitsmassnahmen unumgänglich. Am Stammtisch war er von da an auch nicht mehr anzutreffen und überhaupt liess er sich nur noch selten blicken. Nur wenig später erliess der König auf Geheiss des neuen Beraters in kurzen Abständen mehrere Gesetzte, welche die Privatsphäre der Bürgerinnen und Bürger beschnitten. So musste man beispielsweise damit rechnen, auf dem Markt von königlichen Spitzeln belauscht zu werden und auch der Inhalt von Briefen war keine persönliche Angelegenheit mehr. Selbstverständlich diente dies lediglich dem Schutz der Bevölkerung, da die Kriminalität laut der offiziellen Bekanntmachung des Beraters drastisch angestiegen sei. Kurz darauf wurde ruchbar, dass der König ein Vermögen in die Rodung eines Waldstückes investieren wolle, nur um den bereits existierenden Weg für weitere Pferdekutschen zu verbreitern – natürlich ebenfalls aus Gründen der Sicherheit! All diese Veränderungen sorgten für eine unterschwellige Verunsicherung, die bald das ganze Land erfasst hatte. An den Stammtischen wurde auf einmal gemunkelt, ausländische Spione hätten sich unters Volk gemischt, um die Ernte zu verderben, die Mädchen zu schänden oder Feuer zu legen, und auch die betuchten Damen in den Teehäusern entrüsteten sich ob solch einer Barbarei. In den darauffolgenden Monaten wurde von königlicher Seite ständig vor möglichen Gefahren gewarnt, bis die Schreckensmeldungen fast täglich an die Öffentlichkeit drangen. Schon bald hielt eine flächendeckende Angst das ganze Land in Atem und man erzählte sich, auch der König sei ein völlig anderer Mensch geworden. Er verlasse kaum noch sein Gemach und sein Berater sei der einzige, der ihn noch sprechen dürfe. Es schien nun tatsächlich so, als ob der König jegliches Vertrauen in sich und die Welt verloren hätte. All dies führte dazu, dass sich die Stimmung im Land zunehmend verdüsterte. Als dann der Tag kam, an dem der Berater vom Balkon des königlichen Palastes ausrief, es
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So kam es, dass der König sein schönes Land aus lauter Furcht vor möglichem Unheil zu Grunde richtete, indem er es, mit der Absicht es zu schützen, in ein Korsett zwängte und so jegliches Leben zum Erstarren brachte. Er hatte auf seinen neuen Berater gehört, sich von der Angst vereinnahmen lassen und war so zu dessen Marionette geworden. Dabei verlor er das Wesentliche aus dem Blick. Sein Misstrauen gegenüber der Welt und den Menschen hatte ihn zum Gefangenen im eigenen, goldenen Käfig gemacht und so endete der König erfüllt von Misstrauen und Bitterkeit, isoliert in seinem mit Samtkissen gepolsterten Gemach. Und schon beim kleinsten Windstoss, der um die Gitter vor seinem Fenster pfiff, schrie er laut auf und griff panisch nach seinem Schwert.
Werte Leserin, werter Leser Diese kurze Geschichte mag erfunden sein und übertrieben wirken, doch werden dir die Parallelen zu unserem geliebten Schweizer Ländchen kaum entgangen sein. Die Geschichte ist ein Aufruf zur Besonnenheit. Ein Aufruf den gesunden Menschenverstand zu gebrauchen. Und somit ein Plädoyer für die Vernunft! Denn wir alle wurden mit dieser wundervollen Gabe ausgestattet und vergessen leider des Öfteren, davon Gebrauch zu machen. So fungiert diese kurze Erzählung nicht nur in Bezug auf unser eigenes Leben sowie die bevorstehenden Abstimmungen in der Schweiz als Gleichnis, sondern insbesondere hinsichtlich gewisser Tendenzen in vielen westlichen Staaten. Sie soll aufzeigen, dass es äusserst gefährlich sein kann, sich von seinen Ängsten leiten zu lassen. Angst mag früher, zu Zeiten als der Mensch noch in Höhlen hauste und Blitz und Donner für den Zorn der Götter hielt, ein äusserst hilfreiches Werkzeug der Evolution gewesen sein. Sie bewahrte uns beispielsweise davor, es mit einem Grizzly aufzunehmen, indem der Hormoncocktail einen Fluchtreflex einleitete, oder schärft bis heute unsere Sinne, wenn wir nachts durch den Wald laufen. Doch leider wird Angst von der herrschenden Klasse zunehmend missbraucht, um Menschen zu manipulieren. Diese Leute packen den Menschen dort, wo sein humanistisches Denken am verletzlichsten ist; bei den tierischen Instinkten. Dabei scheinen wir zu vergessen, dass Mauern und Stacheldraht in der Menschheitsgeschichte noch nie die erhoffte Lösung brachten, sondern das Ab- bzw. Ausgrenzung lediglich noch mehr Angst schürt, während Begegnung mit vermeintlich Fremdem Vertrauen schafft und uns ermöglicht alte Grenzen neu zu überdenken. Lasst uns also besonnen handeln, denn Angst ist selten ein guter Ratgeber.
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sei aus Gründen der Sicherheit unabdingbar, die Grenzen des Landes unverzüglich dichtzumachen und zu befestigen, da es handfeste Beweise für eine ausländische Bedrohung gebe, schlug die Verunsicherung endgültig in eine landesweite Angststarre um. Kaum jemand wagte es noch, sich längere Zeit ausserhalb seiner eigenen vier Wände aufzuhalten – die früher mit Leben erfüllten Städtchen waren wie ausgestorben. Auch die Regenten der Nachbarländer wandten sich daraufhin nach und nach ab und unterhielten nur noch die allernötigsten diplomatischen Beziehungen, was in einer Erlahmung des Warenaustauschs resultierte. Dies wirkte sich verständlicherweise negativ auf den Wohlstand des kleinen Volkes aus. Zudem hatte der König bereits seit längerem dringende Anliegen der Bevölkerung, wie Investitionen in die Bildung oder die Gesundheitsvorsorge, vernachlässigt, weil er mit seinen Bemühungen um die Sicherheit des Landes alle Hände voll zu tun gehabt hatte. Über die Jahre mischte sich die Angst und die mangelnde Perspektive zu tiefer Verzweiflung, welche sich dann schlussendlich in Demonstrationen und Vandalen entlud, die blutig niedergeschlagen werden mussten.
REPHLEX SCHWITZT:
SKITOURING
Text Juri Egger Bilder Regina Hammerschmid
Wer im Sommer gerne Berge besteigt oder wer sich auf der Skipiste nur noch langweilt und abseits der Markierungen den Pulverschnee sucht, für den ist das Skitouring genau das Richtige. Angesprochen auf Schneetouren reagieren viele Leute panisch und rufen aus: Lawinengefahr! Für Anfänger ist das alleinige Tourengehen auch brandgefährlich. Die Alternative, ein Bergführer ist für das Studierendenportemonnaie aber unerschwinglich. Abhilfe schafft der Zürcher Studenten Skitourenclub (ZSS). Der ZSS ist ein Mitgliederverein des ASVZ und für Studierende aus allen tertiären Bildungseinheiten zugänglich. Mit einem Mitgliederbeitrag von 40 Franken pro Jahr ist man dabei und profitiert von den Leistungen des Vereins. Während der Wintersaison und bei entsprechenden Verhältnissen bietet der ZSS seinen Mitgliedern etliche Touren und Kurse an. Skitouren werden jeweils zwei bis drei Tage vor Durchführung ausgeschrieben und man kann sich als Mitglied unkompliziert anmelden (auf der Internetseite findet man alle weiteren Informationen www.skitouring.ch). Meine Tour mit dem ZSS führte mich auf den Wissigstock (2887m). Wir waren 10 Teilnehmende und vier Tourenleiter. Mit dem öffentlichen Verkehr gelangten wir bis zur Talstation von Oberrickenbach und liessen
uns mit der Luftseilbahn auf die Bannalp befördern. Von da an wurden die Felle montiert und los marschiert. Die Verhältnisse waren suboptimal: wenig und eisiger, harter Schnee liessen die Skier teilweise seitlich abrutschen, was vor allem in steilerem Gelände den Aufstieg erschwerte. Nach ungefähr 5 Stunden erreichten wir den Gipfel und man gratulierte sich feierlich. Der starke Wind sorgte für beissende Kälte, weshalb der Gipfellunch verschoben werden musste. Die Abfahrt war zu Beginn herrlich: fast perfekter, weicher Tiefschnee für ca. 100 Höhenmeter dann kam der eisige Teil für den Rest der Abfahrt. Zugegeben, die suboptimalen Verhältnisse machen es diesen Winter schwierig, guten Tiefschnee für die Abfahrt zu finden. Doch ist die Abfahrt überhaupt nicht massgebend für den Erfolg einer Skitour. Massgebend ist der Kontakt mit der Natur, die Stille zu fühlen und die Bergluft einzuatmen. Und wenn man auf dem Gipfel den Blick über das überwältigende Bergpanorama schweifen lässt und die Grösse der Berge an Eindruck gewinnt, dann kommt man sich winzig und unbedeutend vor, alles Menschliche verliert an Dringlich- und Wichtigkeit - nicht das Gefühl der Gleichgültigkeit erschleicht einen, sondern man fühlt sich unbekümmert und unbeschwert und wird für einen kurzen Augenblick vollkommen ruhig.
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Was war deine Erwartung an das Skitouring? Ich war ein bisschen skeptisch. Da ich noch nicht lange mit den Skiern im Tiefschnee fahre, verliere ich teilweise die Kontrolle. Die Abfahrt ging dann aber problemlos und ohne einen einzigen Sturz. Wie hast du dich auf die Tour vorbereitet? Puh, für eine Skitour muss man schon einiges vorbereiten: Am Vortag ging ich ins CAB und lieh mir vom ZSS gratis ein Lawinenverschüttetensuchgerät, eine Sonde und eine Schaufel. Dann musste ich den Rucksack mit Fellen, Harscheisen, warmen Kleidern, Picknick, Thermosflasche, Sonnebrille, Skibrille und Handschuhen füllen. Am Morgen schaute ich noch den Wetterbericht und das Lawinenbulletin an. Wie hast du dich auf der Tour gefühlt? Es hat teilweise heftig gestürmt, da fühlte ich mich wie auf einer Expedition im hohen Norden. Die letzten Meter auf den Gipfel waren dann schon anstrengend, vermutlich wegen der dünneren Luft, oder vielleicht doch wegen meiner Kondition? Was hat dich erstaunt? Die Tourenleiter vom ZSS sind nicht ausgebildete Bergführer, wie man sie vom SAC kennt. Dennoch haben sie einen Grundkurs für das Leiten von Skitouren auf voralpinen Gelände beim SAC absolviert. Es erstaunte mich, wie professionell und fürsorglich sie mit uns umgingen. Einer Teilnehmerin hat sich beispielsweise ein Ski gelöst und schlitterte den Hang hinunter - einer der Tourenleiter zögerte keinen Moment und holte den Ski. Wie hast du dich nach der Tour gefühlt? Entspannt. Es hat etwas Schönes, nach einer Tour mit dem Zug nach Zürich zu fahren. Man nähert sich gemächlich dem Zentrum. Im Zug ist es ja meistens sehr ruhig, so kann man sich langsam auf den Lärm und den Stress der Stadt einstellen.
LIEBE PH-STUDIERENDE,
SIND
WIR
LO
von Daia von Planta und Gabriel Mateos Sánchez
Kennst du das? Du lernst Studierende einer anderen Hochschule kennen und verwickelst dich in ein angeregtes Gespräch mit ihnen. Deine Gegenüber wirken sympathisch und eure Konversation entwickelt sich prächtig. Alles scheint perfekt. Doch dann wirft jemand die Frage in die Runde, die dir das Blut in den Adern gefrieren lässt: „Was studiered ihr eigentli?“ Während die ETHund UZH-Studenten ihre ellenlangen Titel runterbeten und die Umstehenden anerkennend nicken, bildet sich auf deiner Stirn ein Schweissfilm. Und schon richten sich die Augenpaare auf dich. Du holst tief Luft und probierst so natürlich wie möglich zu klingen, doch dein Mund ist plötzlich viel zu trocken und aus deiner Kehle ertönt ein krächzendes „Ich studiere ah de PH“. Stille. Vielsagende Blicke werden ausgetauscht und dann, je nach sozialer Kompetenz deiner Gesprächspartner, kommen sie, die Sprüche: „Chasch din Name tanze?“, „Fülsch es?“, „Herzig!“, „Isch vo dir die Forschigsarbet über Schereschnitt?“ - gefolgt vom endlosen Arsenal an PH-Witzen. Ja, der PH-Student ist eine belächelte Gattung in der Welt der Akademiker. Ihrer Ansicht nach sind unsere Forschungsarbeiten nicht annähernd wissenschaftlich, die Ansprüche an den Prüfungen im Vergleich zur ETH ein Witz, und wenn wir mal Stress haben im Studium, jammern wir ihnen die Ohren voll. Unsere Ängste bestehen darin, dass wir den „Criss Cross“ im Seilspringen nicht lernen oder den Farbkreis nicht bis zum Abgabetermin fertig schaffen. Es sei ein Studiengang zweiter Klasse, für Unentschlossene, Möchtegernakademiker und gescheiterte Studierende. Der Spruch: „Falls ich d‘Semesterprüefige nöd bestahne, fang ich viellicht au a de PH ah“, ist fast schon eine Redewendung.
Sogar in einem durchschnittlichen Zürcher Lehrerzimmer wird der PH-Student belächelt. Es scheint dort gang und gäbe zu sein, die PH ins Lächerliche zu ziehen. Immerhin ist in den „Lieber du als ich“-Sprüchen eine Portion Mitleid spürbar. Die PH sei mit ihren vielen Theorien viel zu weit von der Praxis, der sogenannten Realität, entfernt. Erst nach Studienabschluss, wenn man ins kalte Wasser geworfen werde, erfahre man, was es bedeute, ein „richtiger“ Lehrer zu sein. In Folge der eben geschilderten Situationen, wäre es eigentlich zu erwarten, dass sich die PH-Studierenden in die dunkelsten Ecken des Campus verkriechen und in ihrem Selbstmitleid versinken. Doch dem ist nicht so. Auch sie können mit sich selber hart ins Gericht gehen. Wenn ein PH-Student in einem emotionalen Moment über die PH Zürich herzieht, ist einem danach ganz bang zu Mute, wenn man denkt, dass diese Institution der Grundstein für die Bildung von morgen ist. Denn wenn die PH-Studierenden etwas vereint, dann ist das die Selbstironie. Die besten PH-Witze kommen immer noch von den PH-Studierenden selbst. Aber wo ist unser Stolz geblieben? Wir werden vielleicht nicht in einem spezifischen Gebiet eine hochqualifizierte Fachkraft, aber zählen als Allroundtalente. Zudem bringen wir viele Eigenschaften mit, die allseits gerngesehen sind. So muss man als Lehrperson beispielsweise engagiert, teamfähig, kreativ und eine Treppe voller Adjektive zugleich sein. Zudem gehören wir doch zu einem der wenigen Studiengänge, in denen wir uns für einen konkreten Beruf entschieden haben und sogar von Anfang an
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SERS???? genau diese Interessen der PH-Studierenden zu wenig ernst genommen. Dadurch fühlen wir uns mit unseren Anliegen vernachlässigt. Von Seite der Dozierenden heisst es wiederum, dass die Aufträge oft lustlos und Leistungsnachweise minimalistisch erledigt werden. Zudem herrsche eine äusserst demotivierte Haltung, welche „keine Lust am Lehrerstudium zeigt“. Zugegeben, dieses Auftreten ist alles andere als konstruktiv, jedoch als Reaktion auf die herrschenden Zustände durchaus nachvollziehbar, wenn man sich der oben erwähnten Qualitäten und Interessen einer Lehrperson besinnt.
Ein solch stolzer PH-Studierender bin ich beispielsweise dann, wenn ich in einem Modul eine anspruchsvolle Leistung zeige und so, gegen den unansehnlichen Ruf der PH Zürich ankämpfen kann. Dies ist vor allem in jenen Modulen möglich, in denen ich die didaktischen Theorien direkt in der Praxis anwende oder, die zumindest sehr praxisorientiert sind. Denn mit dem Wissen, dass mich die vermittelten Inhalte im späteren Berufsleben weiterbringen, verinnerliche ich sie nicht nur vertiefter sondern zeige insgesamt eine motiviertere Grundhaltung. In der Fachsprache nennt man dieses Phänomen übrigens Lebensweltbezug. Die Anforderungen und der damit verbundene Mehraufwand dürfen dabei ruhig höher sein, solange ich den Sinn meiner Arbeit sehe. Dies wirkt sich nicht nur auf meine erworbene Kompetenz aus, sondern auch auf den Ruf der PH Zürich. Damit ein solcher Wandel möglich wäre, müsste eine Vielzahl von Modulen im Interesse der Studierenden stärker an der Praxis ausgerichtet werden. Momentan werden jedoch
Offenbar ist dies eine komplexe Problematik, die nicht vollumfänglich in einem RePHlex-Artikel durchleuchtet und diskutiert werden kann. Aber angesichts der eingeschränkten und teilweise destruktiven Kommunikation zwischen Dozierenden und Studierenden kommt einem unweigerlich Watzlawicks drittes Axiom in den Sinn – „die Zirkularität der Kommunikation“ oder der sogenannte Teufelskreis. Um ihm zu entkommen, gibt es für die Betroffenen nur einen einzigen Ausweg, der darin besteht, die Situation zu erkennen und das eigene Verhalten zu hinterfragen, um es dann bewusst zu ändern. Dafür ist jedoch der Wille auf beiden Seiten notwendig. So stellt sich nun die Frage: Wie kann die Partizipation der Studierenden an der Gestaltung des Studiengangs verbessert werden, damit wir unsere positiven Qualitäten auch in der Ausbildung zeigen können? Also liebe PH, reflektiert mal!
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die Arbeitsbedingungen mehr oder weniger kennen. Ja, wir haben unsere Motivation bereits vor Studienbeginn in einem dreiseitigen Schreiben kundgetan. Wir wählen den Beruf nicht, weil wir Karriere machen wollen, sondern aus Überzeugung und wenn PH-Studierende über das Bildungssystem oder über den Lehrerberuf in der Praxis zu reden beginnen, entfacht sich in unseren Augen plötzlich ein Feuer. Dann blühen wir auf und sind kaum mehr zu stoppen. In solchen Momenten weisen wir auch die arrogantesten Rechenschieber in die Schranken. Es scheint also doch noch Hoffnung zu geben und irgendwo tief in uns ein kleines bisschen Stolz zu schlummern.
Stell dir vor, du bist ein Tier.Welches wärst du und weshalb? Ein Reh, weil ich mich im Turnen genau so bewege wie eines. Das behaupten zumindest meine Freundinnen.
Was wolltest du ursprünglich werden? Warum bist du es (nicht) geworden? Lehrerin war schon immer mein Traumberuf, seit ich selber im Kindergarten war. Was macht eine gute Lehrperson für dich aus? Sie ist engagiert und hat eine gute Beziehung zu ihren Kindern.
Wieso haben wir dich deiner Meinung nach für das Portraitiert auserwählt? Weil ich gerade sehr sympathisch gelacht habe.
Wieso willst du Lehrerin werden? Um die Kinder auf ihrem Lebensweg begleiten zu können.
Woran erkennst du, dass du jemanden liebst? Woran, dass dich jemand liebt? Am Kribbeln im Bauch. An schönen Gesten wie lieben Worte und schönen Blicken. Was willst du schon lange an dir ändern, aber schaffst es einfach nicht? Dinge für die PH nicht immer auf den letzten Drücker machen. Wenn du etwas an deiner Erziehung ändern könntest, was wäre das? Mehr Disziplin. Als drittes Kind und einziges Mädchen wurde ich in meiner Familie ein bisschen zu sehr verwöhnt.
Deborah Primar 2014H
Warst du populär in der Schule?Wie ist es heute? Sicher (lacht). Die Leute kennen mich, ich bin ein Netter und habe es mit vielen gut. Woran erkennst du, dass du jemanden liebst? Woran, dass dich jemand liebt? Wenn ich die ganze Zeit an sie denke oder wenn sie im Club die ganze Zeit hinter mir steht. Was ist dein Sternzeichen? Trifft es auf dich zu? Zwilling: positive Menschen mit einem Bedürfnis nach Harmonie. Ja, das trifft auch auf mich zu. Wieso haben wir dich deiner Meinung nach für das Portraitiert auserwählt? Weil ich ein unterhaltsamer, interessanter „Giggu“ bin. Was wolltest du ursprünglich werden? Warum bist du es (nicht) geworden? Biologie-Lehrer an der Kantonsschule. Leider habe ich mein Biologie-Studium „verkeckt“. Was hältst du von den Sparmassnahmen? Schnauze! Wieso willst du Lehrer werden? Weil es ein sehr abwechslungsreicher Job ist, der viel mit
David Primar 2013H
PORTRAITIERT
Warst du populär in der Schule?Wie ist es heute? Nein überhaupt nicht. Auch heute an der grossen PH nicht.
Menschen zu tun hat – sei es mit Kindern oder anderen Lehrpersonen – und weil es an der PH viele Frauen gibt. Was macht eine gute Lehrperson für dich aus? Sie ist authentisch, fair und nimmt ihre Rolle als Lehrperson ernst. Was machst du als erstes, wenn du mit der Ausbildung fertig bist? Ferien am Strand. Am liebsten irgendwo in Asien... Vielleicht nach Japan zu Juri.
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Warst du populär in der Schule? Ja eh, wir waren die Grünen vom Dorf, immer mit dem Velo unterwegs, kein Auto, keinen Fernseher (immerhin einen Staubsauger!!) und deshalb oft ein Gesprächsthema.
Stell dir vor, du bist ein Tier.Welches wärst du und weshalb? Ein Erdmännchen. Die sind sozial, jeder hat seine Aufgabe und sie sind mega herzig. Sie können auf zwei Beinen stehen!
Wieso haben wir dich deiner Meinung nach für das Portraitiert auserwählt? Wegen meiner grossen Brille.
Was wolltest du ursprünglich werden? Warum bist du es (nicht) geworden? Clownin. Irgendwie bin ich es ja heute trotzdem. Ich übe diese Berufung wohl dennoch unbewusst aus. Was kannst du besser, als die meisten deiner Freunde/Freundinnen? Mit den Ohren wackeln. Was hältst du von den Sparmassnahmen? Manchmal muss man sparen, das ist halt so. Aber es ist scheisse, wenn man es in der Bildung tut. Weshalb kommst du montagmorgens gerne an die PH? Weil es hier mega viele tolle Menschen gibt... und wegen der lieben Präsenzpflicht.
Lea Primar 2014H
Wieso willst du Lehrerin werden? Ich will eigentlich nicht Lehrerin sondern Heilpädagogin werden. Deshalb mache ich die PH. Es ist wichtig, dass man die vorhandenen Ressourcen in die Bildung investiert und so den Kindern wichtige Werte und Wissen vermitteln kann, damit sich die Gesellschaft positiv entwickelt.
Woran erkennst du, dass du jemanden liebst? Eine schwierige und tiefe Frage... Ich glaube, man erkennt es daran, dass man jemanden nicht einfach nur sehr gerne in seiner Umgebung hat, sondern auch die ganze Person akzeptieren kann, mit allen Schwächen und Macken.
Lars Sek I BA 2013H
Warst du populär in der Schule?Wie ist es heute? Nein, voll nicht. Heute musst du meine Mitstudenten fragen, das weiss ich nicht. Stell dir vor, du bist ein Tier.Welches wärst du und weshalb? Ein Walhai, der macht nichts Anderes, als mit offenem Maul umhergleiten, das gefällt mir. Was kannst du besser, als die meisten deiner Freunde/Freundinnen? Ich bin emphatischer.Was nicht immer nur ein Vorteil ist.
Was hältst du von den Sparmassnahmen? In einem Land wie der Schweiz, das vor allem im Dienstleistungssektor tätig ist, ist Wissen eine Ressource, die man nicht unterschätzen darf. Und Bildung ist der Kern des Ganzen.Wenn man die Menschheit weiterbringen will, muss man auf die Bildung setzten. Es geht nicht anders. Was macht eine gute Lehrperson für dich aus? Sie sollte authentisch sein und eine klare Linie haben. Und zudem sollte sie selber Freude haben, wenn sie jemandem etwas beibringt. Weshalb kommst du montagmorgens gerne an die PH? Ich könnte dir jetzt x Gründe sagen, was an der PH schlecht läuft. Aber unter dem Strich macht die PH keinen schlechten Job. Und zudem hat es grossartige Menschen hier. Wieso willst du Lehrer werden? Wenn ich eine gute Lektion gebe, erfahre ich einen extremen Flash, das mache ich am liebsten auf dieser Welt!
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von Séverin Kegel und Daia von Planta Fotos Sevda Nahomy und Daia von Planta
Mit Bier und Mikrofon ausgestattet pirschte die RePHlex an der TheraBierBar umher und überrumpelte PH-Studierende mit ihren Fragen.
Wenn du etwas an deiner Erziehung ändern könntest, was wäre das? Lernen, im richtigen Moment auf den Mund zu sitzen.
SPRACHLICHE RICHTIGSTELLUNG von Régis Ecklin
S t u d i e r e n d e r
P r a k t i k a s
w e l c h e s
MISSVERSTÄNDNISSE STILFRAGEN MODEWÖRTER D o z i e r e n d e r
L e r n e n d e r
„Nächste Woche hält ihr einen Vortrag über euer Lieblingsplüschtier und lädt die Präsentation anschliessend auf odyssee.schül.ch hoch.“
S e r v i c e P u b l i c
Wer in diesem Satz die Fehler nicht sieht, sollte jetzt auf keinen Fall aufhören zu lesen. Zu oft werden Konjugationen, die der schweizerdeutschen Form zu ähnlich sind, instinktiv so umgeformt, dass sie sich von unserer Sprache möglichst klar abheben. „Ihr hält“ und „ihr lädt“ sind aber auf Hochdeutsch genau so falsch wie Kim Kardashians Wimpern. „Halten“ und „laden“ werden in der zweiten Person Plural gleich konjugiert wie ausnahmslos jedes andere Verb, nämlich mit dem unveränderten Vokal, der auch im Infinitiv zum Einsatz kommt. Dass man nicht „ihr trägt“ sagt, hat jeder von uns im Laufe der Primarschule gelernt. Dass aber die korrekten Formen „ihr haltet“ und „ihr ladet“ auf der Strecke geblieben sind, ist schade.
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Ein Service Public wie die SRG, welcher so erfolgreich ist, sollte Praktikas anbieten und Lernende ausbilden – aber das ist nur meine persönliche Meinung.
Der leseflussbehindernde Stolperstein „welches“ Viele Studenten, die soeben ihre ersten sprachlichen Gehversuche erfolgreich gemeistert haben und sich deshalb schon als rhetorische Salsatänzer missverstehen, versuchen krampfhaft ihren überschaubaren Wortschatz aufzubessern, indem sie jedes mögliche Relativpronomen durch das schwerfällige Modewort „welches“ ersetzen. Zahlreiche Hobbyautoren erliegen noch der Fehlvorstellung, dieses Wort werte den Text stilistisch auf. Diese Eloquenzatrappe wird aber insbesondere durch ihre masslose Überbeanspruchung meist nur zu einer Bodenwelle auf einem sonst potentiell glatten Text. Die unergründlichen Weiten der DeutschLateinischen Grammatik Die Pluralbildung von Fremdwörtern ist eine Übung, die man nicht unterschätzen sollte. Dass Rhythmusse ebenso wenig existieren wie Agendas, ist dem Otto Normalsprachgebraucher bereits bekannt. Auch wenn unbeholfene Annäherungsversuche an schwierigere Pluralformen wie diejenigen von Genus (Genera) und Kasus (Kasus – bitte die Form Kasi nie mehr verwenden) zwar noch regelmässig scheitern, ist der Plural ein Phänomen, mit dem sich breite Kreise eigentlich abgefunden haben. Und doch hört man das Wort Praktikas noch regelmässig. Ein Praktikum, zwei Praktika. Das Plural -s ist hier nicht mehr nötig. Den Doppelplural gibt es nur auf Frodos und Sams Reise zum Schicksalsberg, als Gollum sie „Hobbitse“ nennt und über „Orkse“ flucht. Seien wir also kein Gollum und verabschieden uns von Wörtern wie „Praktikas“ und „Kommatas“.
Ist ein Lernender nicht auch ein Blinzelnder? Oder ein Atmender? Der Ausdruck „Lernender“ gehört zur gleichen Kategorie wie die unparodierbaren Wortkreationen „Dozierender“, „Studierender“ und neuerdings auch „Fahrender“. Wenn Zigeuner „Fahrende“ sind, sind dann Obdachlose bald „Sitzende“? „Lernender“ wird in der ebenfalls vom Homogenisierungswahn befallenen Privatwirtschaft als Synonym für Lehrling verwendet, während es in der Gutmenschenund Pädagogensprache ein modernes Wort für Schüler sein soll. Somit beraubt man die Sprache ihrer Genauigkeit, schafft Missverständnisse und erhält im Gegenzug – gar nichts. Oder ist Lehrling vielleicht ein Wort mehr, das sexistisch oder in sonst einer Art diskriminierend ist? Muss man „Lernender“ sagen, weil sich sonst Minderheiten wie Linkshänder, Aargauer und Einhörner nicht angesprochen fühlen könnten? Dieser Begriff ist natürlich höchst genderkorrekt und emanzipiert. Das Einzige, wovon er sich aber wirklich emanzipiert, ist die sprachliche Logik. Lehrlinge lernen zunächst nicht den ganzen Tag, sondern nur einige Stunden. Danach sind sie nicht mehr lernend, sondern je nach Sorte lesend oder kiffend. Und wofür haben wir Bezeichnungen für Berufe, wenn man nachher nur die Tätigkeit beschreibt? Wie lange es wohl noch dauert, bis in politische Überkorrektheit verrannte Sozialromantiker statt Schiedsrichter „Pfeifender“ sagen, statt Journalistin „Schreibende“ und statt Feuerwehrmann „Löschender“ – eine groteske Sprachprimitivisierung. Die zu oft ignorierte Definition von Meinung Das ist aber nur meine persönliche Meinung. Dieser Aussagerelativierer, mit dem sich charakterschwache Konfrontationsscheuer präventiv für ihre Ansichten entschuldigen, enthält einen störenden Pleonasmus. Kann eine Meinung etwas anderes als persönlich sein? Was meint der Duden dazu? Kann sie unpersönlich sein? Oder objektiv? Natürlich nicht, eine Meinung ist immer persönlich und meiner Meinung nach gibt es in der Sprache zu viele Modeerscheinungen, die keine Existenzberechtigung haben.
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Das Service Public Phänomen Es existiert wahrscheinlich kein Satz, der den Zeitgeist besser einfängt als dieser. Selbstverständlich leben wir in einer globalisierten Welt, aber weshalb sprechen Journalisten und Talkshowintellektuelle, die sonst keinen Satz auf Französisch zustande bringen, nicht von einer öffentlichen Dienstleistung, sondern von einem Service Public? Dient Molières Sprache hier als Bildungsprothese?
BLEIBENDE ERLEBNISSE Ausnahmsweise habe ich einmal keine Ideen und keinen Plan für meinen Text. Da ich das Herbstsemester im fernen Frankreich im Austausch und nicht in Zürich verbrachte, ist es unmöglich etwas über den Studentenalltag in der Schweiz zu schreiben. Es bliebe natürliche die Variante über meinen Austausch zu schreiben. Aber mal ehrlich: Wen interessiert das schon? Ich glaube der Grossteil der Leute, die ich kenne, hat schon längere Zeit im Ausland gelebt und einen Sprachaufenthalt gemacht. Dies wiederum bedeutet, dass sie alle die kleinen und grossen Sorgen, Probleme und Freuden einer solchen Erfahrung kennen. Es ist also nicht nötig, dass ich meine auch noch präsentiere.
sie mir den Eistee meines Bruders über die Hosen. Am zweiten Abend räumte sie die Salatteller etwas schwungvoll ab und der Rest Salatsauce spritzte unter anderem auf mein T-Shirt und meine frischgewaschenen Hosen. Die Eisteehosen klebten zu stark, als dass ich sie noch einmal hätte tragen können. Wenn das so weiter gehen würde, müsste ich noch neue Kleider kaufen gehen oder im Trainer zum Nachtessen erscheinen. Am dritten Abend hatte dann meine Mutter die Saucenspritzer auf der Bluse. Seit diesen Erlebnissen habe ich jeweils Angstzustände und Schweissausbrüche, wenn jemand meinen Teller mit Saucenresten abräumt oder dem Gegenüber das Getränk bringt.
Eine Idee hätte ich noch, sozusagen eine Reserveidee. Diesen Sommer hatte ich nämlich zwei traumatische Erlebnisse, die immer noch nachwirken. Sie sind schrecklich banal, aber trotzdem bleibend. Trauma ist nicht wirklich ein passendes Wort, aber nicht einmal der Duden kann mir ein besseres vorschlagen. Im Juni während dem „stage professionnel“ machte ich meine ersten Erfahrungen mit AirBnB. Bei der Wohnung angekommen, hatte ich zuerst einige Mühe, die kaputte Türe zu öffnen. Bald darauf trafen auch meine Mitbewohnerinnen ein und konnten mich unterstützen. Nachdem wir die Zimmer verteilt, unser Gepäck verstaut und gegessen hatten, war es schon spät und Zeit zu schlafen. Ich setzte mich aufs Bett und „rums“ sass ich einen Stock tiefer. Mein Puls raste wie nach einem Sprint. Da war doch tatsächlich das Bett unter mir zusammengekracht! Ich verbrachte die folgenden Nächte auf der Matratze auf dem Boden. Nachdem der „bricoleur“ den Rost wieder zusammengeflickt hatte, war mir jeden Abend mulmig zu Mute, wenn ich ins Bett stieg. Eigentlich hätte ich lieber weiter auf dem Boden geschlafen. Seit diesem Erlebnis ist mir jedes unbekannte Bett unheimlich und ich lege mich nur mit grösster Vorsicht hinein. In der Nacht getraue ich mich dann jeweils kaum, mich zu bewegen. Erholsamer Schlaf gibt es daher nur noch zu Hause oder ab der zweiten oder dritten Nacht, wenn sich das Bett als stabil erwiesen hat.
Ein weiteres Essenstrauma liegt schon einige Jahre zurück. Ich habe es inzwischen ganz gut verarbeitet und Vorsichtsmassnahmen ergriffen, dass mir das Gleiche nicht wieder passiert. Das Ganze dreht sich um Rahmschnitzel mit Nudeln. Das beste Rahmschnitzel mit Nudeln kocht sowieso meine Mutter, trotzdem habe ich dieses Gericht einige Male in verschiedenen Restaurants bestellt. Das, was mir jeweils serviert wurde, hatte bei weitem nicht das Recht „Rahmschnitzel mit Nudeln“ genannt zu werden. Einmal war die Rahmsauce eher eine Bratensauce, ein andermal das Fleisch zäh und die Nudeln auch eher Spaghetti. Nach der dritten oder vierten schlechten Erfahrung beschloss ich, dieses Gericht nicht mehr zu bestellen. Ich hab es bis heute nicht bereut. Wenn es einmal vorkam, dass meine Begleitperson im Restaurant Rahmschnitzel wählte, war ich jeweils schon beim Anblick froh ein anderes Gericht bestellt zu haben. Es hat mir auch noch nie jemand von einem Rahmschnitzel aus einer Restaurantküche vorgeschwärmt.
Das zweite Trauma trifft einen ganz anderen Bereich des Lebens: das Essen. In den Sommerferien verbrachte ich einige Tage in einem netten Hotel in den Bergen. Jeden Abend gab es ein Dreigangmenü. Das Servicemädchen, sie war wirklich jung und stand noch am Anfang ihrer Ausbildung, war sehr ungeschickt. Am ersten Abend schüttete
Darf ich eigentlich über so banale Traumata schreiben, wenn es auf der Welt Menschen gibt, die wirkliche Horrorerlebnisse erlebt haben? In den Nachrichten sieht man fast täglich Flüchtlinge. Die Erlebnisse auf ihrer Reise kann man sich gar nicht vorstellen. Zu schrecklich und unbegreiflich scheinen sie mir. Alles, was ich zu diesem Thema sage, denke oder schreibe, scheint mir nichtssagend zu sein. Ich kenne nur mein eigenes Leben, meine eigenen Sorgen und Freuden. Darf ich also über meine trivialen Traumata schreiben? Ich finde ja. Ich kenne ja nur mein Leben und ich denke es ist besser, wenn ich beim Schreiben dort bleibe, wo ich mich auskenne. Allem anderen werde ich, wie gesagt, nicht gerecht. Carmen Meyer
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KEIN PLATZ DER SPRACHPOLIZEI In der letzten Ausgabe veröffentlichten wir einen Text mit dem Titel „Sprachliche Richtigstellungen: Ein Denkanstoss für die Sprach-Polizei der PHZH“. Dabei sprach sich der Autor dafür aus, jegliche Doppelnennungen wegzulassen und stattdessen das generische Maskulinum zu verwenden, um den Sprachfluss zu erhalten. In dieser Ausgabe legt nun Dominik Maurhofer seinen Standpunkt zu diesem Thema dar.
Ein Denkanstoss stiess Gedanken an.1
von Dominik Maurhofer
In der letzten Ausgabe der RePHlex empörte sich ein Artikel ob der Sprachpolizei der PHZH. Mit nachvollziehbaren Argumenten verwies er auf die grammatikalische Eigenheit des generischen Maskulinums, die, anders als viele Nennungen der weiblichen und männlichen Form, wie z. B. Schülerinnen und Schüler vermuten lassen, solche Doppelnennungen überflüssig macht. Wieso soll also die weibliche und die männliche Form genannt werden, wenn die männliche für beide Geschlechter reicht, ja sogar der Duden dies empfiehlt? Mit diesem nachvollziehbaren Argument der Umständlichkeit plädierte besagter Artikel für eine pragmatische Nutzung des generischen Maskulinums, vergass aber ob dieser Kritik an der durch die politische Korrektheit verkomplizierten Sprache, dass die feministischen Stimmen sehr wohl Kenntnis von dieser sprachlichen Feinheit haben und nicht bloss aus einer Tollheit heraus die Doppelnennung verlangten, sondern die generischen Maskulina direkt als diskriminierend angriffen. Wenn dieser Angriff, der übrigens schon über vierzig Jahre alt ist und mit empirischen Studien Bestärkung erfuhr, mit dem Argument des generischen Maskulinums pariert wird, so lässt dies nur den Schluss zu, dass die Diskussion grundsätzlich nicht verstanden wurde und reaktionäre Gedankenkonstrukte den scharfen und verständnisvollen Blick behindern. Wer nun eine Fürsprache zugunsten der politischen Korrektheit erwartet, liegt weit neben meiner Intention. Die Überreste dieser schon alten Diskussion in der breiten Öffentlichkeit sind nicht mehr als Höflichkeiten, die in falscher Absicht zur politischen Korrektheit hochstilisiert werden. Tatsächlich ist mit der Doppelnennung der beiden Geschlechter bloss ein fauler Kompromiss entstanden, der sich nun hartnäckig in der öffentlichen Diskussion hält, aber kaum die Grundfeste der feministischen Kritik berührt. Ausgehend von der Prämisse, dass die Sprache und das Denken einander bedingen, haben sich feministische Stimmen, die einem Chor gleich in sämtlichen Tonlagen operieren, über die materialistische Unterdrückung der Frau ausgeweitet und den Sprachgebrauch selbst in
ihre Kritik aufgenommen. Das Ziel dabei ist die stetige Auseinandersetzung, eine produktive Entwicklung der Sprache und der gesellschaftlichen Ordnung, welche Platz für jegliche Formen der Selbstwahrnehmung bietet. Eine Forderung, welche den Prozess über das Resultat stellt – in unserer lösungsorientierten Welt eine Ungeheuerlichkeit, weswegen sich viele im Widerspruch zum Adjektiv „stetig“ an einer Einigung beteiligen, in der Doppelnennung genügend Fortschritt erkennen und die echte politische Diskussion vergessen. Sie beanspruchen den Gegenpol zum reaktionären Denken und bieten ihm gerade so die Existenzberechtigung an; eine Spannung provozierend, die davon ablenkt, wie die Wissenschaft weit entfernt mit neuen Erkenntnissen aufwartet – Erkenntnisse, die unseren zukünftigen Beruf direkt betreffen. Stehen wir doch nach abgeschlossenem Studium vor Schulklassen, betätigen uns als Hüter der Zukunft; hat uns die Gesellschaft ja die Verantwortung übertragen, nach ihren Kindern zu schauen und ein gesundes Heranwachsen ihrer Geister zu garantieren, wozu auch eine Entfaltung ihrer Persönlichkeit gehört. Uns allen sollte klar sein, dass Kinder und Jugendliche erst beginnen in gesellschaftlichen Normen zu denken, weswegen es zerstörerisch für diese junge Persönlichkeiten sein kann, wenn sie gewaltsam in dieses enge Korsett gesteckt werden. Wir tragen die Verantwortung für eine Entwicklung der ungestörten Selbstwahrnehmung, die kaum geschieht, wenn wir uns über das soziale Geschlecht, auch genannt Gender, lustig machen und nicht die Tragweite der von uns mitgetragenen Sozialisation erkennen. Dass die Sprache hierbei hilfreich ist, ist nicht von der Hand zu weisen, schliesslich gestaltet die Interaktion unser Selbst mit, kann verunsichernd und abweisend auf uns wirken, wenn sie uns nach starren Kategorien ordnet und unsere Selbstwahrnehmung fremdbestimmt. Die Doppelnennung als Ausdruck der politischen Korrektheit ist das Resultat einer nicht beendeten Diskussion, welche, vertrieben von der fadenscheinigen Lösung, die breite Öffentlichkeit scheut. Eine Sprachpolizei, ob sie nun die Doppelnennung verteidigt oder alte Regeln neu beschwört, hilft ihr nicht dabei, in einer immer orientierungsloseren Gesellschaft von neuem Fuss zu fassen.
Wer Quellen verlangt, wird sie in dieser Kritik nicht finden. Lest als Beginn im Wikipedia Artikel „generisches Maskulinum“ das Kapitel „Stand der Diskussion“, welches mehr als 60 Einzelnachweise genau zu diesem Thema bietet: https://de.wikipedia.org/wiki/Generisches_Maskulinum#Stand_der_Diskussion
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PraMa „PraMa“ steht für praxisbegleitender Master und richtet sich an Sekundarstudierende, die ihre Bachelorphase hinter sich haben und den Master berufsbegleitend abschliessen möchten. Ich habe im August 2015 als Fachlehrer in der Sekundarschule Lindenbüel in Volketswil ein 50% Pensum übernommen und möchte euch Studierenden den PraMa-Studiengang etwas genauer vorstellen. Als ich zum ersten Mal von PraMa hörte, steckte mein Vollzeitstudium noch in den Kinderschuhen. Es war ein Student aus einem der oberen Semester, der mir erzählte, dass er eine Vorlesung nachholen müsse, weil er im sogenannten PraMa-Studiengang wäre und manche Module verschoben hätte. „Es lohnt sich“, sagte er, denn das Unterrichten als Ausgleich neben dem PH- und Uni-Alltag mache Spass. Ja, er schwärmte so sehr von diesem Studiengang, dass mir der Gedanke kam, später auch
Das Doppelleben von Alain Strebel
so in den Beruf einzusteigen. Dies war etwa in meinem Dritten Semester an der PH, also bereits ein Weilchen zurück. Im Hinterkopf behielt ich aber diese Möglichkeit des Masters. Die Zeit der letzten paar Jahre an der PH Zürich verging wie im Flug. Ich stürzte von Leistungsnachweis zu Leistungsnachweis, schrieb Uni-Prüfungen, absolvierte Praktika in diversen Fächern und Schulen, besuchte natürlich fleissig die Therabierbar und unterstütze die RePHlex. Plötzlich war 2015. Nach der Infoveranstaltung vereinbarte ich ein Treffen mit den PraMa-Verantwortlichen. Gemeinsam wurde ein Stundenplan ausgearbeitet, worauf ich mich auf Stellensuche machen konnte. Meine erste Bewerbung schickte ich an die Schule, die ich im zweiten Praktikum bereits hatte kennenlernen dürfen. Mich überzeugte das offene und interessierte Team und ich malte mir Hoffnungen aus, weil es sich um ein grosses Sekundarschulhaus mit vielen Lehrpersonen handelte. Während der Wartephase
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Herr Strebel vor seiner 1. Geografieklasse im Lindenbüel Kollegen kennen. Durch die geknüpften Kontakte wurde mir der Zugang zu Unterrichtsmaterialien vereinfacht. Ich traf in den letzten beiden Sommerferienwochen Kollegen in der Schule zum gemeinsamen Vorbereiten. Bis das Semester der PH anfing, hatte ich genügend Zeit um mich mit Material einzudecken und schon ein paar Wochen vorzubereiten. Mein Eindruck aus dem P2 war daher nicht falsch: Das Team ist hilfsbereit! Als der Unterricht dann im August aufgenommen wurde, war es ein tolles Gefühl. Das erste Mal mit voller Verantwortung vor der Klasse. Kein Mentor, kein Mitstudent und auch kein Praxislehrer hinter der Klasse. Klar, man wird weiterhin beobachtet. Die Bewegungen und Aussagen werden aber nicht mehr von einer erwachsenen Person notiert. Dafür schauten mich 22 Kinderaugenpaare erwartungsvoll an. Regeln wurden vereinbart, Hefter ausgeteilt und viele Namen gelernt. Ich unterrichte an fünf Klassen. Da kommen mehr als 80 Schülernamen zusammen. Und weil Frisurentechnisch momentan keine grosse Vielfalt anzutreffen ist, dauerte dies einen Moment. Der Unterricht in den verschiedenen Fächern ist
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kontaktierte ich telefonisch weitere Schulleitungen, um abzuklären, ob es sich überhaupt lohnt eine Bewerbung einzureichen. Man teilte mir eigentlich mit, Französischlehrer würden mit offenen Armen begrüsst werden. Dennoch konnte ich noch ein paar Bewerbungsunterlagen einreichen. Insgeheim hoffte ich aber auf die Schule, die ich bereits kannte. Ich empfehle euch Studierenden: Macht in den Praktika und euren Vikariaten die Augen auf! Wie ist die Schule organisiert? Wie ist die Stimmung unter den Lehrpersonen? Kannst du dir vorstellen dort zu arbeiten? Für PraMa-Studenten ist es besonders wichtig, dass der Ort stimmt. Schliesslich ist man für mindestens zwei Jahre an diese Schule gebunden. Während des Quartalpraktikums im sechsten Semester gab ich so langsam die Hoffnung auf. Und genau dann kam ein Anruf von der Sekundarschule Lindenbüel! Mit Biegen und Brechen konnte ein Stundenplan für mich ausgearbeitet werden. Dies war im letzten April. Nach den letzten Absprachen mit der Schulleitung wurde ich noch vor den Sommerferien ans Jahresschlussessen eingeladen und lernte weitere zukünftige Kolleginnen und
sehr abwechslungsreich. Ich unterrichte an einer ersten Sek A Geografie und an einer zweiten Sek B Mathematik. Weiter unterrichte ich in den dritten Klassen die Wahlfächer Algebra und Website in gemischten Niveaus. Da ich keiner Klasse mehr als ein Fach unterrichte und mein Pensum mit 50% noch tief ist, ist es leider nicht möglich ein eigenes Klassenzimmer zu erhalten. Als Fachlehrer wandere ich momentan von Zimmer zu Zimmer. Aber keine Angst! Viele meiner PraMa-Studienkollegen belegen ein Zimmer mit anderen Lehrpersonen zusammen.
Das Fazit nach sechs Monaten Bereue ich die Wahl des praxisbegleitenden Masters? Definitiv nicht. Die Berufspraxis ist lehrreich und die Abwechslung zum PH-Alltag wertvoll. Ich muss sogar zugeben, dass ich wieder gerne ab und zu in ein PH Seminar sitze. Ich höre dann einfach zu. Unglaublich. Ist es strenger als der Regelstudiengang? Ja, ist es. Strenger insofern, dass man weniger Freizeit und Ferien hat. Während den Semesterferien findet Schulunterricht statt und während den Schulferien ist das Semester an der PH und der Uni in vollem Gange. Daran habe ich keinen Gedanken im Voraus verschwendet. Es gibt Tage, da bleibe ich lange in der Schule um noch vorzubereiten oder zu korrigieren. Da leidet das Sozialleben etwas. Stressig war es besonders gegen Ende des Semesters, wenn Leistungsnachweise und Prüfungen an der PH und der Uni anstanden und es in der Schule auch Zeit war Prüfungen zu schreiben und vor allem zu korrigieren. Dies muss aber nicht bei allen Studenten der Fall sein. Da ich aber Natur und Technik im Profil habe, zieht sich PraMa gibt es seit: Anzahl Studierende: Zulassung: Studienverlängerung:
2010 (2008 Vorform aufgrund des akuten Lehrermangels) momentan ungefähr 35 - Bachelorphase abgeschlossen inklusive allen Praktika - Mindestpensum: 10 Wochen lektionen Festanstellung (kein Vikariat) um 1 bis 2 Semester
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Alain sitzt im Seminar und lernt von Dozenten und Mitstudenten an der PH.
die Fachausbildung der Universität bis weit in den Master. Dies wäre zwar auch im Regelstudiengang der Fall, macht es aber schwieriger bei der Stundenplangestaltung im praxisbegleitenden Master. Um Schule und PH zu vereinbaren, musste ich lernen besser zu planen und effizienter zu arbeiten. Der Aufwand, den ich in den ersten drei Jahren für die Lektionen aufgewendet habe wäre in der Praxis nicht umsetzbar. Von Verlaufsplanungen ist natürlich nicht mehr die Rede. Dennoch schreibe ich mir eine abgespeckte Version von Hand jeweils für jede Lektion auf. Neben dem Inhalt und dem Material steht da auch viel Organisatorisches drauf. Ich habe begonnen mir Zeitlimiten zu setzen: Zum Beispiel eine Prüfung in einer Stunde korrigiert zu haben. Oder auch in zwei, je nach Fach und Schülerzahl. Ich definiere Arbeitszeiten und nehme wenn möglich keine Schulsachen mit nach Hause. So muss ich irgendwann fertig sein, auch wenn das Arbeitsblatt nicht perfekt aussieht. Es gibt so manches, das ich nicht an der PH gelernt habe, was aber der Schulalltag fordert. Nämlich all das, was abläuft und abgesprochen werden muss bevor nur eine Minute unterrichtet werden kann. Das Unterrichten ist eine willkommene Abwechslung zu den Univorlesungen. Ich sehe hauptsächlich Vorteile in dieser Form des Masters. Die PH ermöglicht den PraMa-Studierenden das Fach- und das Schlusspraktikum an einer eigenen Klasse zu absolvieren. Dies bedeutet, dass man diese Lektionen besser planen kann, als wenn man in einer fremden Klasse unterrichten muss. Zum Zeitpunkt dieser Praktika werde ich die Klassen bereits ein bzw. fast zwei Jahre kennen. Meine Leistungsnachweise in den PH-Modulen gestalte ich endlich praxistauglich. Es hat sich nämlich gezeigt, dass umfangreiche Leistungsnachweise aus den vergangenen drei Jahren nicht umsetzbar sind, auch wenn die Dozenten jeweils zufrieden waren. Auch die gesammelten Erfahrungen im und vor allem um den Unterricht im Schulalltag werden sich später auszahlen. Noch bin ich kein Klassenlehrer, habe aber je länger um so genauere Vorstellungen, wie das dann aussehen wird. Als junger Lehrer frisch ab PH, hat man so gut wie kein Unterrichtsmaterial. Vieles muss erstellt und erprobt werden. Mit den unterschiedlichen Klassen habe ich die Möglichkeit in diversen Fächern, Methoden anzuwenden, Arbeitsblätter zu generieren, Grobplanungen aufzuschreiben und später diese wieder zu verwenden und anzupassen. So kann ich, wenn ich das Studium in zwei Jahren abschliesse, bereits auf ein breites Spektrum von Materialien zurückgreifen anstatt dann alles auf einmal erstellen zu müssen. Und zum Schluss ein kleines aber doch erwähnenswertes Detail: In diesem Master verdient man mindestens 1800 Franken pro Monat. Die anderen Studi-Jobs kannst du an den Nagel hängen!
RÄTSEL
GEWINNSPIEL Löse die beiden Aufgaben und schicke uns deine Lösung. Mit etwas Glück gewinnst du einen 20-Stutz-TheraBierBar-Gutschein! Aufgabe 1 Was ist auf dem Campusplatz nicht verboten? a) Hunde füttern b) Skateboard fahren c) in der Sonne sitzen d) Kinder anschreien
Aufgabe 2 Vermisst jemand sein... Ding? Seit Jahren steht es in der Stubä (LAB-E056). Jeder hat sich bei seinem Anblick schon mal seine Gedanken gemacht, was seine Funktion sein könnte. Es kursieren die wildesten Theorien und Gerüchte darüber... Was ist das für ein Ding? Schicke uns deinen epischsten Einfall! (am besten mit Bild)
rephlex@stud.phzh.ch
von Daia von Planta
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Einsenden an:
Lieber Dr. PHlex Ich brauche deinen Rat! Obwohl ich nun im 2. Semester an der PH bin, weiss ich immer noch nicht, wie ich mich in dieser Gemeinschaft, bestehend aus Pädagoginnen und Pädagogen, verhalten soll. Irgendwie habe ich noch nicht herausgefunden, wo und wie ich mich einordnen kann. In meinem früheren Beruf war das kein Problem, doch hier an der PH ticken die Menschen anders als da draussen in der Wildnis. Kannst du mir weiterhelfen? Vielen Dank für deine Hilfe! Deine G.
Liebe G.
DR. PHLEX
Es plagt dich PH-Kummer? Du kannst dich nicht mehr konzentrieren? Nicht zögern: Dr. PHlex konsultieren!
Ich sehe dein Problem. Lass es mich dir anhand eines Beispiels erklären. Ich vergleich die PH mal mit einem Zoo. Alle sind in einem Käfig aus Reglementen und Richtlinien eingesperrt. In ihren Käfigen haben sie alles, was sie zum Überleben brauchen: eine Futterstelle, ein stilles Örtchen, diverse Rückzugsmöglichkeiten und noch vieles mehr, was den Käfig komfortabler erscheinen lässt. Im PH-Zoo lassen sich einige seltsame Geschöpfe beobachten - so unter anderem die Zebras. Sie sind mit ihrem zeitlosen schwarz-weiss Mustern stets im Trend, zudem sind sie nur in der Herde anzutreffen, wobei man keines vom anderen unterscheiden kann, da alle genau gleich aussehen. Eine weitere Sehenswürdigkeit im PH-Zoo sind die Elefanten. Sie gehen schwerfällig, haben eine dicke Haut und stecken ihren Rüssel stets in Angelegenheiten, die sie nichts angehen. Dann haben wir da noch die Hyänen. Sie lauern sabbernd den schönen Zebras auf, bringen aber nur hysterisches Gelächter hervor. Natürlich jagen sie nur in der Gruppe, sonst würde die Beute womöglich gelangweilt von dannen ziehen. Selbstverständlich gibt es auch an der PH die Könige des Tierreichs: So stolzieren die Löwen mit ihren hübschen Mähnen und ihren imposanten Gebissen durch den Campus. Eine wahre Augenweide. Doch ein Löwe kommt selten allein. Im Schlepptau hat er sein Harem-Löwinnen-Rudel, was ihn also noch gefährlicher macht. Die Kanarienvögel zeichnen sich durch ihr buntes Federkleid aus und sind deshalb von weitem erkennbar. Ganz anders als die Chamäleons, sie haben ihren Stil noch nicht gefunden und bekennen keine Farbe. Sie passen sich dem momentanen Trend an und wechseln andauernd ihren Typ. Zu guter Letzt sind da noch die Honigdachse. Sie kennen jeden Fluchtweg, sind nachts als auch tagsüber aktiv und stellen sich sogar den Löwen in den Weg. Nicht etwa wegen ihres Mutes nein, sondern weil nur dieser Nervenkitzel sie noch an der PH hält. Also liebe G., finde das Tier in dir! Liebe Grüsse dein Zoobesucher alias Dr. PHlex
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