Studierendenzeitung der PH ZĂźrich Nr. 22, 14. Dezember 2016
Gesucht: Interviewfragen an Dr. H. Rhyn
Was wolltest du unseren Rektor schon immer fragen? Sende uns deine Fragen bis am 8. Januar an: rephlex@stud.phzh.ch
Impressum
Klarstellung: Nein, das erste Mail haben nicht wir geschrieben. Ja, die Plakate haben wir aufgehängt. Ja, es gab einen schönen Batzen als Finderlohn. Und ja, die Tierchen sind wieder aufgetaucht. Gern geschehen.
Ausgabe: RePHlex Nr. 22, 14. Dezember 2016, Auflage: 1500 Stück Herausgeber: VS PH Zürich, Versammlung der Studierenden der PHZH; Lagerstrasse 2, Büro LAC-E073 8090 Zürich; vs@stud.phzh.ch; www.facebook.com/vsphzh Redaktion: RePHlex, Zeitung des VS PH Zürich, Lagerstrasse 2, Büro: LAC-E073, 8090 Zürich; rephlex@stud.phzh.ch Redaktionsleitung: Gabriel Mateos Sánchez Redaktion: Aisha Green, Régis Ecklin, Lea Bärtschi, Simon Heiniger, Benjamin Nerz, Sevda Nahomy, Luca Bastianini, Antonia Bona, Oriana Iseli, Alessia Geisshüsler, Sharon Ben Ishay, Nathalie Hug, Simon Göldi Titelbild: Redaktion Layout & Gestaltung: Simon Heiniger, Alessia Geisshüsler Küche: Simon Göldi Inserieren: vs@stud.phzh.ch – Einsendeschluss Ausgabe 22: 3. Februar 2017 2
Editorial Hochbetrieb im Umfeld der PH! Es läuft nicht nur das TheraBier, oder der Glühwein ins Glas, sondern auch Demonstranten und Demonstrantinnen demonstrierend an Demonstrationen. Das Akkreditierungsverfahren der PH Zürich ist am Laufen. Ein Dachverband für die verschiedenen Vereine der Studierenden der Pädagogischen Hochschulen? Läuft auch. Natürlich kriegt ihr auch diesmal eins aufs blind gewordene Rechtschreibungs-Auge, der gute Dr. Phlex hat eine fast so schwierige Anfrage, wie das Kreuzworträtsel, es wird berichtet von Deutschkursen für Asylsuchende, dem Normalsein und wie du in übermässig langen Mittagen fit bleiben kannst. Um die viel-seitige Ausgabe (ganze 24) abzurunden, ist auch aus aktuellem Anlass ein Weihnachtsgedicht enthalten! Viel Freude beim Stöbern! Benjamin
2 Impressum 3 Editorial RePHlex an der Demo 4 6 Sudierende aller PHs vereinigt euch! 7 RePHlexionen 8 Portraitiert 10 RePHlex schwitzt 12 Deutsch für alle 13 Pinnwand 14 Medienkontrolle 15 Vernebelungssprache in der Bildungswelt 16 Institutionelle Akkreditierung 18 Eine Nacht auf der langen Strasse 20 Diese Arbeit, die schreibe ich morgen! 21 Kolumne 22 Rätsel 23 Dr. Phlex
Exgüsi Liebe Meerschweinchen-Lady Es tut uns ausserordentlich leid, dass wir deinen Hilferuf zu Marketingzwecken missbraucht haben. Nichtsdestotrotz hat deine Mail-an-Alle-Verfehlung den PH- Alltag von uns allen versüsst. Danke dafür.
DIE ZAHL
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Tonnen Stahl sind im Gebäude der PHZH verbaut. Dies entspricht einem Eiffelturm.
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RePHlex an der Demo Über Stocker und Steiner durch die Bahnhofstrasse von Simon Göldi Fotos Simon Heiniger und kaputtgespart.ch
Als Höhepunkt des «Kantonalen Aktionstags» gegen Sozialabbau hatte ein Bündnis aus Schülerorganisationen, Studierendenverbänden, Gewerkschaften und Linksparteien zum Umzug durch Zürichs edlen Kreis 1 aufgerufen. RePHlex liess sich das nicht entgehen und war dabei. Über den ganzen Tag machten Studierende und Schüler Innen mit kreativen Aktionen auf ihre Anliegen aufmerksam. An der Kanti Zürich Nord bastelten die SchülerInnen und Schüler Transparente und bedruckte T-Shirts. Aus der ZHdK wurde, als Verkörperung des Sparzwangs, das Humankapital vertrieben, um ihm dann gleich an der Uni den öffentlichen Prozess zu machen. Weitere Aktionen fanden bei Berufsbildungsverbänden, in Lehrwerkstätten und an der ETH statt. Ein wenig verwunderlich: an der PH bekam man nichts davon mit. Weder Flyer, noch Transparente, noch eine Rundmail. Doch überraschend, da wir, als Direktbetroffene, besonders interessiert sein müssten. Der Umzug Auf dem Bürkliplatz trafen sich Kindergärtner, Lehrerinnen, Pfleger und Tramfahrerinnen am frühen Abend. Wie bestellt zeigte sich der Herbst nach einem nasskalten Sommerende von seiner Sonnenseite. Die Leute trudelten gemütlich ein und als der Platz gut bis zum Pavillon gefüllt 4
war, begannen die ersten Ansprachen. Von jeder im Bündnis engagierten Organisation durfte eine Person ans Mikrofon. Den tiefsten Eindruck hinterliess Matyas Sagi-Kiss, selbst gehbehindert. An seinem eigenen Beispiel deckte er die Folgen der Abbaupläne bei Behindertentransporten auf. Wird der Kanton sich aus seiner finanziellen Verpflichtung gegenüber Stiftungen wie proMobil, Tixi oder ähnlichen zurückziehen, wird es für Menschen wie Sagi-Kiss immer schwieriger, an unserer Gesellschaft teilzuhaben. Sie werden an den Rand gedrängt und können nur noch «um 18:30 Uhr mit einem Kamillentee ins Bett gehen», wie er es selbst ausdrückte. Nachdem sich alle noch einmal versichern konnten, wofür sie sich an diesem Mittwochabend eingefunden hatten, ging es los! Vorneweg der «Schweinewagen» des vpod, um den sich Junggewerkschafter, gestandene Lehrerinnen und Lehrer, sowie einige ÖV-Angestellte scharten. Danach die SchülerInnen- und Studierendenorganisationen und zu guter Letzt die Revolutionäre, die bei einer Demo in Zürich nicht fehlen durften. Beim Paradeplatz ergoss sich dann die Masse in die teure Bahnhofsstrasse. Vorne wurden, angestimmt vom Schweinewagen aus, Schmählieder auf die Zürcher Regierung gesungen, begleitet von vereinzelten Böllern der Revoluzzer. Buhmann war Finanzdirektor Ernst Stocker. In der Rolle der Buhfrau Bildungsdirektorin Silvia Steiner. Ihr wird vorgeworfen, die Sparaufträge ein bisschen zu eifrig umzusetzen. Auch wenn die Mehrzahl der Teilnehmer unter 30 war, so war doch einiges an Heterogenität auszumachen. VBZ-Angestellte in Uniform schoben kinderwagengrosse Trams und Busse mit, von denen aus sie die Leute mit Tee und Kaffee versorgten. Bei der Uraniabrücke wurde die Limmat überquert und es ging den Quai hoch, zurück zum Bürkliplatz. Auf der Höhe
oben: Der Zug überquert gerade die Münsterbrücke. unten: Mischa, Timo, Lea und Delia vertraten die PH.
ders Rathauses wurde noch einmal gepfiffen und gebuht, die letzten Böller gezündet und das Rathaus mit Feuerwerk eingenebelt. Vom Rathaus war es dann nicht mehr weit zurück zum Bürkliplatz, Start und Ziel des Umzuges. Auch wenn sich die Reihen gelichtet hatten, wurden noch Grussbotschaften aus anderen Kantonen verlesen. Zürich ist nicht der einzige Kanton, der Steuerausfälle durch Bildungsabbau und Sozialleistungen ausbaden muss, im Kanton Waadt kam es zu einer Demonstration mit mehreren Tausend Teilnehmenden. Das OK bedankte sich bei 2500 Teilnehmenden an diesem Mittwochabend in Zürich. Dem RePHlex-Team erschien die Zahl ein wenig gross, es war wohl eher die Hälfte. Die Portionierung in 125 Sparpaketchen (siehe Infobox) war erfolgreich, so lange es niemandem richtig wehtut, wehrt sich auch kaum jemand. Tag der Bildung Die Leute rund um den «Kantonalen Aktionsttag» waren nicht die ersten die sich der Sache annahmen. Bereits 2015 formierte sich Widerstand gegen die Abbaupläne der Regierung. Unter dem Slogan «Tag der Bildung» versammelten sich Studierenden-, LehrerInnen-, Hochschul- und Dozierendenverbände. Ihr Ziel: Der Kanton soll weiter seinen Spitzenplatz in Sachen Bildung beibehalten. Auch unsere PH gehört zu den Mitwirkenden. Am 13. Januar dieses Jahres fand dann besagter Tag erstmals statt. An Hoch-, Be-
oben: Allen voran gehen die ChauffeurInnen des ZVV. unten: Auch Petarden sind Teil des Programms.
rufs- und Mittelschulen machten Aktivisten auf die Misere aufmerksam. Am Abend hätte es dann auf dem Bürkliplatz zur grossen Kundgebung mit tausenden von Leuten kommen sollen. Leider rief ein Aktionsbündnis zu einer unbewilligten Nachdemonstration auf, die Organisatoren bekamen kalte Füsse und sagten den Event ab. Ob «Kantonaler Aktionstag» oder «Tag der Bildung», gut setzen sich Menschen aus breitem politischen Spektrum für die Bedürfnisse der Schule ein. Der Kampf geht weiter! Infobox Ende letzten Jahres las man es das erste Mal in Zeitungen oder hörte es im Radio. Rückläufige Steuereinnahmen und prognostizierte Defizite zwingen den Kanton zum Sparen, 1.8 Milliarden Franken bis 2019. Eingespart wird in 125 Sparpacketen: Von der Jugendberatung über Streichung von Renaturierungsprojekten bis zum Pendlerabzug in der Steuererklärung wird die Last verteilt, was manche auch als fair bezeichnen. Schweizweit wird im Bereich Bildung über eine halbe Milliarde Franken eingespart. Im Kanton Zürich werden es ab 2016 bis 2019 jährlich 49 Millionen sein, davon 20 Millionen in der Volksschule. Dies trotz mehr Schülern, immer höheren Ansprüchen an uns Volksschullehrpersonen und der unmittelbar bevorstehenden Einführung des neuen Lehrplans 21. Für uns heisst das konkret: grössere Klassen und höhere Pensen bei gleichem Lohn. 5
Studierende aller PHs, vereinigt euch! von Gabriel Mateos Sánchez
Am 28. Oktober 2016 fand der zweite nationale PH-Tag statt. Wir waren uns einig: Ein Zusammenschluss aller PH-Studierenden organisationen würde uns mehr Mitsprache ermöglichen und die Lehrerbildung verbessern. VSPHS – Ein Verband aller PH-Studierendenorganisationen der Schweiz Fakt ist: Zurzeit bäckt jede PH ihren eigenen Kuchen – so auch jede Studierendenorganisation. Das ist schade, denn durch die fehlende Zusammenarbeit werden wertvolle Innovationen nur an den einzelnen Hochschulen umgesetzt. Doch das erste nationale Treffen im Frühling zeigt schon Wirkung: Zum Beispiel erhalten die Studierendenvertreterinnen und -vertreter der PH St. Gallen neuerdings auch Sitzungsgelder für ihr Engagement an der Hochschule, weil sie aufzeigen konnten, dass dies an der PH Zürich selbstverständlich ist.
Mit der Gründung dieses Dachverbandes wollen wir die Kommunikation unter den einzelnen Institutionen intensivieren, um so die Qualität der Lehrerausbildung zu verbessern. Wenn nämlich 20‘000 Studierende sich zu Wenn 20‘000 Wort melden, müssen sogar Studierende sich zu Politiker ein zweites Mal hinhören. So würde endlich Wort melden, müssen eine Instanz der Studieren- sogar Politiker ein den auf nationaler Ebene zweites Mal hinhören. geschaffen. Das Ziel lautet einerseits, unsere Ausbildung mehr mitzugestalten, indem wir z.B. mehr Praxisnähe fordern. Andererseits erhoffen wir uns, politische Beschlüsse vermehrt beeinflussen zu können – beiwpielsweise. die anfallenden Sparmassnahmen, die uns alle betreffen werden. Auch der neue Direktor der PH St. Gallen, Prof. Dr. Biedermann, unterstütze uns in diesem Bestreben: «Zum Wohle der Lehrerbildung in der Schweiz sollen sie sich einbringen, Diskussionen anstossen – untereinander, aber auch auf nationaler Ebene.» Los geht’s! Bei der Zusammenstellung der Pilotgruppe, die sich der Gründung annimmt, zeigte sich die typische Schweizer Problematik: Wie stellt man eine Gruppe von Leuten zusammen, in der möglichst alle Sprachregionen und MenVon Nord nach Süd: • PH Schaffhausen • PH Thurgau • SH Logopädie Rorschach • PH Nordwestschweiz (Aarau, Basel, Brugg-Windisch, Liestal, Solothurn) • PH Zürich • IH für Heilpädagogik Zürich • PH St. Gallen • PH Bern, Jura und Neuenburg • PH Zug • PH Luzern • PH Schwyz • PH Graubünden • PH Bern • PH Freiburg • PH Waadt • PH Wallis • SUPSI in Locarno
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Kurzer Rückblick - Das Treffen in Brig Der 1. April 2016 war ein historischer Tag für die Studierendenorganisationen der Schweizer PHs. Zum allerersten Mal traf man sich zu einem lockeren Austausch unter Gleichgesinnten. Der Zulauf war gross und so hatten beinahe alle 17 Organisationen1 ihre Vertreterinnen und Vertreter ins Rhonetal entsandt. Der Impuls zu einem solchen Treffen kam von der Rektorenkonferenz der schweizerischen Hochschulen (swissuniversities). Sie ist das gemeinsame hochschulpolitische Organ der Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen und vertritt die Interessen der Hochschulen gegenüber Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit. In Brig wurden aber bald Stimmen laut, die eine professionelle Organisation forderten, den Austausch zu intensivieren. Die Idee eines schweizweiten Dachverbandes aller PH-Studierendenorganisationen war geboren! talitäten vertreten sind? Schlussendlich einigten wir uns auf folgende Zusammensetzung: Lukas Farni (BE), Samuel Rion (VS), Siliva Isler (SZ), Jimmy & ich (ZH) und Friedrich Stucki als Vertreter des VSS2. Es war ein regelrechter Kraftakt, doch als die Pilotgruppe endlich stand, konnten wir uns aufmachen, diesen Meilenstein zu feiern und gönnten uns ein zünftiges Abendessen im Restaurant Marktplatz. Zum Abschluss legten wir die Rolle der vernünftigen Lehrpersonen einmal mehr ab und zogen weiter durch die Bars der St. Galler Altstadt. Wie geht’s weiter? Die Pilotgruppe wird in den kommenden Monaten die Statuten erarbeiten. Dabei steht uns Frau Marlies Stopper, Rechtsdozentin an der PHZH, mit Rat und Tat zur Seite – DANKE Marlies! Noch ist einiges unklar: Wie viele Stimmen haben die einzelnen PHs in der Delegiertenversammlung? Wer sitzt im Vorstand und wie viele Sitze sind zu vergeben? Wer finanziert die Organisation? Und am allerwichtigsten: Der konkrete Sinn und Zweck des Verbandes muss noch offiziell formuliert werden. Beim nächsten Treffen im kommenden Frühjahr soll das erarbeitete Konzept dann besprochen und gegebenenfalls ergänzt werden, um es schlussendlich in die Vernehmlassung zu schicken. Denn damit das Vorhaben langfristig bestehen kann, müssen möglichst alle Studierendenorganisationen den Statuten zustimmen. Abschliessend lässt sich also festhalten, dass abgesehen von einigen bürokratischen und organisatorischen Hürden, die Gründung eines schweizerischen Verbandes aller PH-Studierendenorganisationen in greifbare Nähe gerückt ist. 1
Gemäss swissuniversities.ch Verband der Schweizer Studierendenschaften
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RePHlexionen von Antonia Bona
Ist unsere Generation irgendwie kaputt? Haben wir vielleicht alle einen Produktionsfehler und sollten retourniert oder repariert werden? Ich begegne so vielen jungen Menschen, die an Depressionen, Angstzuständen und Essstörungen leiden, dass ich mich frage, ob wir in dieser Welt, die auf Leistung und Optimierung ausgelegt ist, an einem Punkt angelangt sind, an dem es nicht mehr möglich ist, zufrieden mit sich selbst zu sein. Natürlich trägt das gesellschaftliche System eine Teilschuld, aber wir sollten nicht vergessen, dass WIR die Gesellschaft, die Zahnräder im System sind. Vielleicht sind es also nicht die zu hohen Erwartungen der anonymen Gesellschaft, sondern eher unsere eigenen? Oft sind wir unsere härtesten Kritiker und während wir an der PH lernen, dass jedes Kind und jede(r) Jugendliche(r) ihren/seinen Platz in der Gruppe verdient hat und sowohl wertgeschätzt als auch individuell gefördert werden soll, sind wir selbst allzu oft in Schwarz-Weiss-Bildern gefangen. Es wird höchste Zeit, in Farben zu denken! Und ich weiss, dass das nicht einfach ist in einer Welt, die manchmal nur in Einer und Nullen aufgeteilt zu sein scheint. Es ist Zeit für den Menschen 2.0, und dabei handelt es sich nicht um ein Upgrade, sondern um ein Downgrade. Denn wenn wir öfters mal auf «Keine Rückmeldung – das Programm reagiert nicht» machen würden, wären wir alle zufriedener und weniger hart mit uns selbst. Wieder einmal zu lange Serien geschaut und zu viel Süsses gefuttert? Na und?! Koste deine schlechte Laune doch einfach mal so richtig aus und zeige allen, dass du heute nicht gut drauf bist! Denn Menschen sind nun mal keine Maschinen. Wir müssen nicht funktionieren – nur leben, und zwar am besten in Farbe – «wäreds 3, 4, 5, 6, 7, wo gärn möchte zäme blibe, gäbs ä Räägeboge!»
Das Unikat! Mitgliederbeiträge beim VS sind in den meisten PHs Pflicht. Leider haben viele Studierendenorganisationen trotzdem nicht die finanziellen bzw. personellen Ressourcen, um Events wie die TBB aufzuziehen oder eine Studierendenzeitung zu unterhalten. Soweit Jimmy und ich das in Erfahrung bringen konnten, sind die TBB, Kafi Schnauz und die RePHlex nämlich in der ganzen Schweiz einmalig! 7
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Gianluca HS14, Vollzeit Sek
PORTRAITIERT
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Was zeichnet dich aus? Ich grilliere die heissesten Würste an der TheraBierBar.
Was war dein schlimmster Fehler, den du begangen hast? Ich bin immer brav!
Wieso haben wir dich wohl ausgewählt fürs «Porträtiert»? Ich habe beim Schere, Stein, Papier verloren. Was wird deine erste Tätigkeit sein, nachdem du die PH abgeschlossen hast? Ich werde vikarisieren, um die verschiedenen Schulhäuser und ihre Teams kennenzulernen. Ist dir heute schon etwas Dummes oder Peinliches passiert? Ich werde gerade interviewt…
Was ist dein erster Gedanke, wenn du morgens aufstehst? Oh Mann… Schlummermodus!
Wenn du dir einen Indianernamen geben könntest, wie würdest du dich nennen und wieso? Der weisse Adler. Das ist mir spontan eingefallen und ich finde den Adler ein geiles Tier. Was hast du gemacht, als du zum allerersten Mal auf dem PHZH-Campus gestanden bist? Ich habe die Italienischprüfung versucht, obwohl ich kein Wort Italienisch spreche. Und nein, ich habe sie nicht bestanden.
Was machst du am 11. April 2066? Ich komme von der Silvesterparty nach Hause. Eine geile Band, die nicht jeder kennt? Scars on Broadway. Wenn du Lust auf Süsses bekommst, welchen Dessert holst du dir? Tiramisu.
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Text Lea Bärtschi Fotos Sevda Nahomy
Marc Fäh HS15, Teilzeit Primar
Wenn du heute dieWelt von morgen retten müsstest, wie würdest du das anstellen? Ich würde allen an der TheraBierBar eine Runde spendieren.
Wen wir dieses Semester an der TheraBierBar getroffen haben.
Felix Bürchler Dozent Bildung und Erziehung
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Wenn du eine Superkraft besitzen könntest, welche hättest du gerne? Das Fliegen. Erzähl uns einenWitz. Was macht ein Schwarzer im Cockpit eines Flugzeugs? Er ist Pilot, du Rassist! Hast du schon einmal etwas Illegales gemacht? Einmal? (lacht) Ich habe mal mit ein paar meiner Jungs einen dieser Stahlfische vom Bellvue-Brunnen abgeschraubt. Wieso weiss ich nicht mehr.
Alina Münch HS16, Vollzeit Primar
Wann war das? Ich glaube, ich war damals 19 Jahre alt.
Du bist ein Fan von…? Musik, Bewegung und Sport.
Wenn du ein Schuh wärst, von welcher Marke wärst du dann? Elgg.
Wenn du ein Modul an der PHZH streichen könntest, welches wäre das? Definitiv das Lernfeld!
Was zeichnet dich als guten Dozenten aus? Mein tiefes und ehrliches Interesse am Werdegang der Kinder und das gemeinsame Nachdenken mit meinen Studis über Themen.
Erzähl mir von einem speziellen ersten Mal in deinem Leben. Mein erstes Mal in Australien. Ich war von der ähnlichen Infrastruktur überrascht und überwältigt von der Natur und ihrer Vielfalt. Natürlich habe ich dann auch zum ersten Mal ein Känguru gestreichelt. Kennst du einen Geheimtipp, was die PH betrifft? Der Töggelichaschtä im LAB in der Stubä. Ich bin im ersten Semester und habe den erst letztens gerade entdeckt. Sammelst du etwas?Wenn ja, was? Ich sammle Erfahrungen, vor allem auf Reisen.
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Wie sieht dein Morgenritual aus? Aufstehen, duschen, z’Mörgälä und an die PH hetzen.
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Zu langer Mittag, was tun? von Benjamin Nerz
Wenn der PH Student oder die PH Studentin einen Blick in den neuen Stundenplan wagt und an einem Wochentag von 08:15 bis 09:50 und von 16:15 bis 17:50 drin steht, dann weiss der PH Student oder die PH Studentin, dass das Semester ein Ärgernis wird. Gerade wenn die Tage im Winter kürzer werden und der PH Student oder die PH Studentin nicht in der näheren Umgebung der PH wohnt, kann es überaus frustrierend sein, dass die Präsenzpflicht solche Stundenplankrater auch noch für obligatorisch erklärt. Der PH Student oder die PH Studentin besteigt dann früh morgens, noch in der Dunkelheit, die muffige S-Bahn, um sich spät abends von derselben, noch immer muffigen S-Bahn, wieder heimbringen zu lassen. Dazwischen beschäftigt sich der PH Student oder die PH Studentin mit der Frage, wo und womit man am besten die Zeit totschlägt, oder wo es noch einen Arbeitsplatz zu finden gibt. Alternativ zu den Leistungsnachweisen oder Realitätsfluchtversuchen könnte sich der PH Student oder die PH Studentin auch sportlich betätigen. Der Weg zum Fitnessraum der PH Zürich ist leider abwechslungsreicher, als das, was der Fitnessraum selber zu bieten hat. Zugegeben, das ist überspitzt, trotzdem sind es zwölf Türen, die der PH Student oder die PH Studentin von der Aussenhülle des Gebäudes her durchschreiten muss, um auf einem Zickzack über drei Etagen hinweg durch das gesamte LAC und gefühlt via Oerlikon, zum Fitnessraum zu finden.Wenn der PH Student oder die PH Studentin dann merkt, dass die Legi noch im Schränkchen liegt, weshalb sich zwei der Türen nicht öffnen lassen, dann überlegt sich der PH Student oder die PH Studentin, ob das nicht schon als Sport zählen kann, der Schweiss steht ja bereits auf der Stirn, die Dusche lockt, keiner hat es bemerkt. Gutes Workout, denkt sich der PH Student oder die PH Studentin, die Fitnessgeräte bleiben so auch länger unbeschadet. #Nachhaltigkeit. Wenn der PH Student oder die PH Studentin lieber den rauen Wind, anstatt der lauen Lüftung, lieber die brennende Sonne, anstatt des klitschnassen Schweisstuchs auf der Haut spürt und lieber durch eine Allee, anstatt auf dem Laufband rennt oder einfach lieber die prächtige Welt anstatt der schmächtigen Bürokraten in den Büros gegenüber des Fitnessraums sieht, so könnte der PH Student oder die PH Studentin in den Räumlichkeiten der PH verzweifeln. Damit das nicht passiert, gebe ich dir, dem PH Studenten, der PH Studentin, drei Routen zur Auswahl, die ich regelmässig selber zum Rennen benütze und nur empfehlen kann. 10
Route 1
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6 Route 1 Die erste Route ist illustriert, die anderen beiden musst du selber erkunden, ich gebe dir hier die wichtigen Eckpunkte an. Bevor du losrennst, kannst du die Route ja einmal online abchecken. Route 2 Start bei der Tramstation Sihlquai, entlang der Sihl, Richtung Norden, dann die Brücke Mattensteg und den Drahtschmidlisteg überqueren, links ab, am Dynamo vorbei, und dann so lange den Kloster Fahr-Weg entlang, wie dein Herz pulsiert. Diese Route ist allgemein spannend, um Zürich zu entdecken. Es lohnt sich auch, da und dort eine Alternative auszuprobieren und den Kreis 5 etwas näher zu erkunden. Ab dem unteren Letten wirst du meist auf Kies rennen, davor auf Teer. Die Route hat keine Ampel und keine Strassenübergänge, jedoch ist sie stellenweise eng, sodass nicht immer das eigene Tempo durchgesetzt werden kann. Auf der Höhe Hardturmsteg ist auf der Südseite der Limmat ein Brunnen. Wenn du dort wendest, ist die Route ca. 6.5 km lang, aber wie gesagt, du kannst deinen Lauf problemlos der Limmat entlang verlängern.
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Route 3 Start bei der Rio Bar. Begib dich auf den Holzsteg namens Schanzengrabenpromenade. Folge dem Steg bis zum Hallenbad City. Dann gehst du die grüne Treppe hoch, durch den Alten Botanischen Garten in Richtung See. Dabei folgst du dem Schanzengraben. Es hat stets Unterführungen, mit welchen du den Strassen ausweichen kannst. Wenn du dann beim See angelangt bist, gibt es zwei Optionen: a) Entweder du rennst links, über die Quaibrücke und danach dem See entlang bis zum Zürichhorn. Wenn du dort wendest und denselben Weg zurück nimmst, hast du ca. 7 km abwechslungsreichen Weg hinter dich gebracht. b) Oder du rennst rechts, Richtung Rentenwiese, respektive Arboretum und geniesst die andere Seite des Zürichsees à discrétion. Beide Optionen sind hauptsächlich geteerte Strassen mit kurzen kiesigen Abschnitten. Die Route ist meistens frei oder genügend breit, um allfälligen Passanten auszuweichen. Wenn du den richtigen Weg wählst, wirst du von keiner Ampel behindert und hast freien Lauf mit dem einen oder anderen Treppenintervall. Am See findest du immer wieder einen Brunnen zur Erfrischung. Deine Sachen kannst du in der PH Garderobe deponieren. Vergiss dein Schlössli nicht! Viel Freude beim Rennen und Erkunden! 11
Deutsch für alle von Claudio Cantieni
«Das Leben ist zu kurz, um Deutsch zu lernen.» Eine Gruppe von Studierenden will diese Aussage von Oscar Wilde widerlegen, indem sie ab sofort gratis Deutschkurse für Asylsuchende anbietet. «Deutsch für alle: Deutschkurse für Flüchtlinge an der PHZH» heisst das Projekt. Begonnen hat alles mit einer Mail-an-alle, die darauf aufmerksam machte, dass die Ressourcen für ein solches Projekt vorhanden wären, denn nicht nur die 1. Semester-Studis mühen sich mit der Deutschkompetenz ab. Den Menschen, die sich fern ihrer teilweise zerstörten Heimat mit einer fremden Sprache durchschlagen müssen, wollten wir Studierende helfen. Ein paar Sitzungen, Mails und Abklärungen später stand dann ein motiviertes Team aus Studierenden aller Studiengänge bereit, um die Deutschkurse in die Tat umzusetzen. Glücklicherweise überliess uns das Projekt «welcome2school» seine Warteliste und so konnte bereits ohne gross die Werbetrommel schlagen zu müssen, der Startschuss für die ersten Kurse gegeben werden. Seit dem 7. November besucht nun eine Klasse von ca. 30 Asylsuchenden den täglich stattfindenden Unterricht. Die Lehrpersonen arbeiten im Teamteaching, um Niveaudifferenzierung zu ermöglichen. Zudem ge-
währleistet das Springer-Team, dass der Kurs auch wirklich jeden Tag (inkl. Samstag!) stattfinden kann. Es war ein turbulenter Beginn, denn statt der erwarteten 25 Teilnehmer, standen auf einmal 35 neugierige Leute im Raum, sodass zusätzliche Stühle organisiert werden mussten. Aber trotz des kleinen Durcheinanders war es ein erfolgreicher Start in dieses hoffentlich noch lange währende Projekt! Die Initiative der Studierenden wird zudem von unserem geliebten VS, der Hochschulleitung sowie diversen Dozierenden unterstützt. Ein grosses Dankeschön an dieser Stelle! Es ist erstaunlich, wie die Not dieser Menschen die Pädagogik auf ihre ursprüngliche Aufgabe zurückbesinnt: Menschen zu bilden und fürs Leben in einer Gesellschaft zu befähigen. Denn für die Asylsuchenden ist die Sprache ein wichtiger Schlüssel um partizipieren zu können. Und Partizipation – das wissen wir alle – ist die Grundvoraussetzung dafür, dass man sich in einer neuen Umgebung einleben kann. In einer Schweiz, die sich zunehmend vom Fremden abschottet, versucht das Projekt «Deutsch für alle» ein Zeichen zu setzen. Gemeinsam setzen sich junge, engagierte Frauen und Männer für eine Gesellschaft ein, in der man aufeinander zugeht! Das Projekt ist noch nicht ausgereift und es gibt noch viele Ideen, die auf umsetzungsfreudige Mitarbeiter warten. Auch neue Lehrpersonen sind stets gesucht! Bist du interessiert, auf irgendeine Art mitzuwirken? Bitte kontaktiere uns, wir freuen uns auf dich! Melde dich bei: tamiraernst@stud.phzh.ch
Studierende in Aktion. Dank ihrer Partizipation werden auch komplizierte Partizipien klar erklärt. 12
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von Régis Ecklin
Zeitungen wollen gelesen werden. Das Schlagwort erreicht mehr Leser als die subtile Argumentation. Journalisten ziehen deshalb die rhetorische Kettensäge dem Skalpell vor. Die formalen Finessen bleiben dabei oft auf der Strecke.
Den Anfang macht die Gratiszeitung 20 Minuten. Während der Europameisterschaft war dort zu lesen: «Ungaren übertölpeln Kollers Österreicher.» In Ungarn leben aber erstaunlicherweise Ungarn, und nicht Ungaren. In einer Kolumne der Weltwoche war der Ausdruck «auf gleicher Augenhöhe» zu lesen. Wenn sich zwei Leute auf Augenhöhe begegnen, dann sind sie bereits gleichgestellt. Sonst könnte man auch von einer gleichzeitigen Simultanität sprechen. Die Frankfurter Allgemeine titelte: «Ein Weltmeister und zwei Zwillinge für Rio». Wer von Zwillingen spricht, meint bereits zwei Zwillinge, womit sich 14
die Zahlenangabe hier erübrigt. Man spricht auch nicht von einem Zweierpaar – ausser während eines Kartenspiels. Die NZZ schrieb kürzlich von einer «Zeitdauer». Da dieser Ausdruck im Duden vorkommt, darf man ihn durchaus benutzen. Aber legal heisst noch lange nicht legitim. Die Dauer gibt in jedem Fall eine Zeit an, womit man sich für Zeit oder Dauer, die in vielen Fällen Synonyme sind, entscheiden sollte. Sonst ersinnt die Zürcher Zeitung bald auch Ausdrücke wie «Gewichtsmasse» oder «Distanzlänge». Freisinnig sowie frei von Sinnen. Auch die Pfründenempfänger des Staatsfernsehens erfinden Wörter. In ihrer Eigenwerbung «SRG SSR – Service public und Qualität» ist mehrfach die Rede von «Programmschaffenden».Wie an der PH werden offenbar auch am Leutschenbach Partizipien über Prinzipien gestellt. Das Problem ist, dass das Verb «programmschaffen» nicht existiert. Man kann aber nur aus existenten Verben ein Partizip bilden. Deshalb sind auch die Begriffe «Mentorierender» und «Quereinsteigender», die sich momentan noch in der Inkubationsphase befinden, schwachsinnig. Der Blick wiederum hat seine Mühe mit dem Bindestrich: Er spricht von einem Klima-Wandel und von Pferde-Flüsterern. Der Divis bremst den Lesefluss und sollte nur dort gesetzt werden, wo er hilft, die Übersicht zu behalten. Die obersten Maximen des Schreibens sind Verständlichkeit und Lesbarkeit. Einen guten Text erkennt man daran, dass er sich flüssig liest. Wortkreationen mit Sternchen, Gender-Gap oder Binnen-I (wie es die WOZ höchst militant verwendet) sind also stilistischer Unfug. Bei jedem Bindestrich kann der Leser kurz Luft holen, was bei Ausdrücken wie Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung und Dampfschifffahrtsgesellschaft-Verwaltungsratspräsident durchaus nützlich ist. Konstrukte wie Klima-Wandel, Sprach-Polizei (RePHlex) oder Unfall-Prävention (Watson) geben dem Leser jedoch bestenfalls Kopf-Schmerzen, da sie den Lese-Fluss behindern. Fast schon kriminell sind Bindestriche, die man zwischen Wörter setzt, die bereits über ein Fugen-s verfügen. Die Schweizerzeit berichtete beispielsweise über eine Parlaments-Kommission, der Blick sprach von einem Schicksals-Tag und Watson erklärte, wie man eine Installations-Datei herunterlädt, dabei ersetzt das Fugen-s gerade den Bindestrich. Der Leser wird mit den Ausdrücken Parlamentskommission, Schicksalstag und Installationsdatei spielend fertig. Die Goldmedaille im sprachlichen Niveaulimbo holt sich der Tages-Anzeiger, der selbst in seinem Namen Fugen-s und Bindestrich vereint. Ein wahrhaftiges Qualitäts-Blatt.
Allmacht und Ohnmacht sind oft nahe beieinander. Die Sprache kann Tatsachen verschleiern, aber sie kann keine Tatsachen schaffen.
Immer mehr Hochschulen versuchen, die Sprache ihrer Studenten zu kontrollieren. Sprachleitfäden, die jeglicher grammatikalischen Grundlage entbehren, schiessen wie Pilze aus dem Boden. Auch der Bund hat sich mit seinem 192-seitigen Genderverzeichnis bereits aus jeder seriösen Diskussion verabschiedet. Die Besessenheit der Behörden nach Sprachkontrolle ist auf die weit verbreitete Annahme zurückzuführen, die Sprache beeinflusse das Denken. Wenn das der Fall wäre, wäre der Satz «Wie kann ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?» kein Witz, sondern eine rhetorische Frage. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Jeder ernstzunehmende Psychologe bestätigt, was nie hätte zur Diskussion stehen dürfen: Das Denken steuert die Sprache, nicht umgekehrt. Seitdem man nicht mehr Neger sagen darf, gibt es keinen einzigen Rassisten weniger auf der Welt. Oder käme jemand auf die Idee, Fiebermesser zu verbieten, um Krankheiten vorzubeugen? Vor diesem Hintergrund ist es verantwortungslos, dass sich im Schulwesen ein Jargon, gespickt mit Euphemismen und rhetorischen Eiertänzen, etabliert hat. Probleme werden nicht mehr beim Namen genannt in der Vorstellung, das Wort forme die Realität. Man spricht von «verhaltensauffälligen» Schülern, statt von frechen. Sie werden als «aktiv», noch beschönigender als «mit-
teilungsfreudig», bezeichnet, wenn sie in der Lektion reinrufen und ihnen Anstand und Disziplin fehlen, um aufzustrecken. Dann gibt es die Schüler, die «unabhängig» sind oder «ihren eigenen Kopf haben», was natürlich Formulierungen sind, die sich den Eltern gut verkaufen lassen. Was kann man schon gegen Unabhängigkeit oder Entschlossenheit haben? Tatsächlich heisst diese Leerformel aber, dass das Kind den Lehrer nicht respektiert oder ein grundsätzliches Problem mit Autorität hat. Gemäss heutigem Bildungsdogma sind alle Schüler gleich. Es passt nicht ins Weltbild, dass es unter ihnen einfach Rotzbengel, Faulenzer und Egozentriker gibt, denen von Zeit zu Zeit die Leviten gelesen werden müssen. Man schwurbelt fleissig um die Tatsachen herum. Auch dass nicht jeder Schüler geboren ist, um Schuberts Unvollendete zu vollenden oder Einsteins Theorie zu relativieren, wird beharrlich negiert. Jeder Schüler könne alles erreichen, wird kolportiert. Wer durchs Band ungenügend ist, wurde früher noch als schlechter Schüler charakterisiert und heute mit viel rhetorischer Schminke als Schüler mit «besonderem Bildungsbedarf» deklariert. Aber nicht nur an der Front wird fleissig mit Beschönigungsformeln operiert. Zahlreiche Dozenten der PH befinden sich in einem regelrechten Schaumbad von Wohlfühlvokabeln. Wer denkt, das Gegenteil der Stärke sei die Schwäche, verkennt den Zeitgeist. Der moderne Pädagoge spricht vom «Entwicklungsbereich». Er soll auch nicht bewerten, sondern «rückmelden». Strafen soll er schon gar nicht, sondern, wenn schon, dann «intervenieren». Generell wurde alles, was nach Militär tönt, zum Abschuss freigegeben: Die Klassenführung wurde durch das «Klassenmanagement» ersetzt und Übungssammlungen, die dem Schüler eine Vertiefung in das Gelernte und Repetitionsmöglichkeiten für die Prüfung bieten, gibt es in den modernen Lehrmitteln immer weniger, denn Übungssammlungen sind Ausdruck der verpönten «Drillmethode». Dann gibt es noch das Evangelium der Ich-Botschaften, das die direkte und unmissverständliche Kommunikation durch ein dreistufiges Rückmeldungsmodell ersetzt, das a) Wahrnehmung der Störung, b) Wirkung auf den Lehrer und c) den Wunsch des Lehrers formuliert. Das sieht dann so aus: Statt «Jeton, sei ruhig» sagt man: «Jeton, mir ist aufgefallen, dass du schwatzt. Das Schwatzen stört mich beim Erklären. Bitte hör auf zu schwatzen.» Und in einem vierten Schritt fragt man sich dann, weshalb die PH von anderen Studenten nicht ernst genommen wird. 15
«Institutionelle Akkreditierung» – Was gaht’s mich aa? Beispielsweise, wenn... • ...du dich gefragt hast: Wozu die ganzen Modulveranstaltungen eigentlich bewertet werden, wenn sich die Ergebnisse kaum vergleichen lassen? • ...dich Stundenplanüberschneidungen mangels Abstimmung der PH-Abteilungen Aus- & Weiterbildung genervt haben. • ...es dir stinkt, dass dein PH-Diplom im Ausland unter Umständen nix wert ist.
von Björn F. Rath
Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos: Inzwischen gibt es einen Hebel, solcherlei Unzulänglichkeiten erfolgversprechend anzugehen, eben die sogenannte «Institutionelle Akkreditierung». Was ist das? Das Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetz (HFGK), welches seit dem 1. Januar 2015 in Kraft ist, schreibt nicht nur vor, dass sämtliche Schweizer Hochschulen ein eigenes Qualitätssicherungssystem einrichten, sondern auch, dass die Qualitätssicherung nach nationalen Kriterien und internationalen Standards erfolgswirksam umgesetzt wird. Zukünftig darf sich eine Bildungsinstitution ohne Institutionelle Akkreditierung offiziell nicht mehr als «Hochschule», «Universität» oder «Pädagogische Hochschule» bezeichnen (nicht zuletzt um die internationale Anerkennung der Studienabschlüsse zu erleichtern). Zudem ist die Institutionelle Akkreditierung Voraussetzung für die öffentlich-rechtliche Beitragsberechtigung. Also, keine Kohle ohne Institutionelle Akkreditierung! Was bedeutet dies für unsere Hochschule? Mittlerweile sucht auch die Pädagogische Hochschule Zürich die Institutionelle Akkreditierung bis zum Jahr 2022 zu erreichen. Zunächst hat unsere Hochschulleitung ein Delegationsteam beauftragt, den Grad der Übereinstim16
mung mit insgesamt 18 Qualitätsstandards (u.a. zu Lehre, Forschung und Dienstleistungen, Ressourcen und Kommunikation) zu ermitteln. In der Folge haben im Februar 2016 elektronische Interviews auf der Führungsebene der PH und im Vorstand der Hochschulversammlung (HSV) stattgefunden, in der auch die Versammlung der Studierenden (VSPHZH) vertreten ist. Was heisst das für uns Studierende? «Hochschulen mit aktiver studentischer Mitwirkung erfahren auf vielen Ebenen eine Qualitätssteigerung. So sind studentische Vertretungen nicht nur Ansprechpartner, sondern auch Partner in strategischen Entscheiden. Wird die Hochschule von Mitwirkung getragen, sind Entscheidungen breiter abgestützt, reflektierter gefällt und nachhaltiger umgesetzt. So heisst es im HFKG, dass ‹den Hochschulangehörigen angemessene Mitwirkungsrechte zustehen›» [Auszug der «Studentischen Mitwirkungsstandards an Schweizer Fachhochschulen» des Verbands der Schweizerischen Studierendenschaften (VSS)]. Was ist bisher passiert? Juan Cuenca, der Leiter der Hochschulentwicklung a.i. an der PH, hat den Vorstand des VSPHZH im April 2016 spontan kontaktiert (Muchas gracias!): «Zur Beurteilung des Erfüllungsgrads der einzelnen Qualitätsstandards sammeln wir Nachweise, wie etwa Beispiele zu durch-
geführten Evaluationen von Modulen. Die Studierenden stellen für die Akkreditierung eine wichtige Interessengruppe dar, deren Mitwirkung und Einbezug bei Geschäften der PH und im Studium es zu beachten gilt.» Während des Akkreditierungsprozesses an der PH wird auch ein (externer) Studierender an der Gruppe der Qualitätsauditoren teilnehmen (!). Nachdem der Artikelverfasser aufgrund seiner Zertifizierung als studentischer Gutachter beim VSS in Bern bereits im Auditorenpool registriert war, hat ihn der Vorstand des VSPHZH einerseits zum Qualitätsreferenten bestimmt, andererseits hat er Juans Bitte entsprochen, als «studentische Ansprechperson» zur Verfügung zu stehen. Unterdessen ist das individuelle Fragebogen-Feedback der Vorstandsmitglieder des VSPHZH zu den Qualitätsstandards der PH von Juan in seinen Bericht zum «Vorprojekt Institutionelle Akkreditierung» im Juni dieses Jahres eingeflossen. Zudem hat sich ein fruchtbarer Qualitätsdialog mit Juan entwickelt: «Ich finde es sehr wichtig, dass alle Studierenden frühzeitig über die Institutionelle Akkreditierung informiert
werden. Gegenwärtig sind wir daran, ein Qualitäts-Management-System zu konzipieren, welches die bisherigen Aktivitäten in einer Art Manual zusammenfasst. Dabei spielt auch die Konstituierung eines Qualitäts-Gremiums unter Beteiligung des VSPHZH eine wichtige Rolle», so Juan Cuenca. Kürzlich hat ein Folgetreffen mit Juan stattgefunden, in dem bereits die Aspekte studentischen Qualitätsentwicklungsbedarfs (z.B. für ein standardisiertes Evaluationssystem an der PH) konkretisiert worden sind. Wie geht’s weiter? Es bleibt zu hoffen, dass die PH Zürich im Zuge ihrer Bemühungen zur kontinuierlichen Optimierung ihrer Qualitätsstandards die Studierenden verstärkt als bedeutende Bedarfsträger in der Hochschulbildung wahrnimmt. Langfristig kann dies jedoch nur gelingen, sofern sich die Studierenden (auch du bist gemeint!) für die Verfolgung ihrer Interessen auch entsprechend einsetzen (Stichwort: Vollversammlungsbeteiligung...)!
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Eine Nacht auf der langen Strasse von Antonia Bona
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Es regnete in jener Nacht. In jener Nacht als Nadia alleine mitten auf der Langstrasse ging, Kragen hochgekrempelt, Hände tief in den Manteltaschen vergraben. Die Regentropfen liefen über Nadias Haare, weiter in ihren Kragen und langsam den Nacken hinunter. Es schauderte sie. Längst war alles an ihr durchnässt und klebte kalt an ihrem Körper. Sie hätte schneller gehen sollen, um warm zu bekommen, aber sie konnte nicht. Die Müdigkeit zog sie zur Erde hin und raubte ihr die Kraft. Ein Auto fuhr vorbei. Dann noch eines, aber diesmal mit Gehupe und einem langen Stinkefinger. «Scheisskerl!», dachte sich Nadia und ging weiter. Sie liebte es mitten auf der Strasse zu gehen, und dies mitten in der Nacht. Da erschien ihr immer alles so klar und deutlich. Sie liebte es, die Lichter zu betrachten, die Schaufenster mit ihren Kuriositäten zu mustern und fremde Gestalten in der Ferne zu beobachten. Manchmal machte sie eine wie sie dumm an, aber Nadia ignorierte sie einfach und ging weiter. Dann endlich ergab sich eine Gelegenheit, sich in einem geheizten Zimmer aufzuwärmen. Es ging schnell. Zu schnell, als dass ihr Mantel getrocknet wäre oder wenigstens die Strümpfe.
Und dann lief sie weiter, draussen durch die regnerische Nacht und ärgerte sich über den aufkommenden, beissend kalten Wind, der sich nicht nur durch ihre Knochen, sondern auch durch ihre Seele zu beissen schien. Nadia beschloss, sich in einem Hauseingang kurz aufzuwärmen und ihre von den hohen Hacken geplagten Füsse etwas auszuruhen. Sie setzte sich auf den Treppenabsatz, zündete sich eine Zigarette an und zog genüsslich daran, ganz so, als ob sie die Zigarette in einem Zug fertig rauchen wollte. Da bemerkte sie einen Schatten, der hinter eine Mülltonne huschte und kurz darauf in einer Seitengasse verschwand. Als sich Nadia etwas nach vorne neigte, sah sie, wie der Schatten wieder hervorhuschte und wedelnd auf sie zukam. Der schwarze Hund war gross und durchnässt wie sie, hatte aber bedeutend bessere Laune und wollte gestreichelt werden. Sie drückte ihre Zigarette aus und strich dem Streicher durchs nasse Fell. Er freute sich darüber und setze sich neben sie auf den Boden. Nadia liess ihre eine Hand auf dem Kopf des Hundes ruhen, während sie sich wieder zur Strasse drehte und müde auf den Boden starrte. Dann fing sie an, die alten Kaugummis
auf dem Trottoir zu zählen, die von ihren Kauern achtlos dort hingespuckt worden waren. Sie hatte einen unangenehmen Geschmack im Mund und hätte jetzt gerne einen Kaugummi gehabt. Oder einen warmen Kaffee, der ihr die steif gewordenen Hände wärmen würde. Der Hund wimmerte, leckte sich über die Nase und rückte näher. Er legte seinen Kopf in ihren Schoss und sie kraulte ihm die Ohren. Sie sollte eigentlich weitergehen, weiterarbeiten, aber sie hatte keine Lust. Ein Nachtbus brauste an ihnen vorbei und Nadia erkannte hinter den beschlagenen Scheiben müde Gesichter, die nur noch nach Hause und ins Bett wollten. Jetzt stand sie doch auf und lief weiter in Richtung der wummernden Musik. Der Hund folgte ihr und als sie zu ihm hinunterschaute, bemerkte sie, dass ihre Strümpfe Laufmaschen hatten. «Scheisse, nicht schon wieder! Die Dinger werden wohl absichtlich so gemacht,
dass sie bei jeder verdammten Berührung gleich kaputt gehen!» Nadia spürte ihre Zehen und hielt deshalb gegenüber eines Nachtclubs, um sich halbwegs auf ein Fenstersims zu stützen. Sie strich sich die klammen Haare aus dem Gesicht und band sie im Nacken zusammen. Dann zupfte sie sich ihr Kleid zurecht, öffnete ihre Handtasche und kramte darin nach ihrem Lippenstift. Der Hund war verschwunden. Ein «Hey du!» von links riss sie aus ihren Gedanken. Sie musterte ihn kurz und nickte dann lächelnd, während sie seine Hand nahm und mit ihm in einer Seitengasse und kurz darauf in einem Haus neben einer Bar verschwand. Eine halbe Stunde später stand Nadia an der Kasse eines kleinen Ladens, gähnte und freute sich auf ihren warmen Kaffee. Der Verkäufer kannte sie und grüsste freundlich: «Wie läuft’s, Nadia?» Sie antwortete aber nur mit ei-
nem «Aha» und begann ihren Kaffee zu schlürfen. Wieder draussen schaute sie sich um und suchte einen neuen Platz. Der Regen hatte aufgehört und einige Partyrabauken schwankten vergnügt grölend und sich umarmend über die Langstrasse. Einer kickte in eine Bierflasche, die mit gläsernem Geräusch auf die andere Seite der Strasse schlitterte und dort am Randstein zerbarst. Nadia beobachtete nun wieder die Lichter – rote Rücklichter der vorbeifahrenden Autos, grüne, pinkfarbene und gelbe Neonschriften über den Bars, Nachtclubs und Geschäften, weisse und gelbe Lichter in den Fenstern - und über allem die schwarze Nacht. Als sie ihren leeren Kaffeebecher in den nächsten Abfalleimer geworfen hatte und weiter der Langstrasse entlang über alte Kaugummis, Flaschen, Zigarettenpäckchen und Chipstüten lief, kam ihr der schwarze Hund wieder entgegenstolziert. «Da bist du ja wieder!», begrüsste sie ihn. Vor den Fastfoodständen bildeten sich lange Schlangen hungriger Betrunkener, bekiffter oder bereits verkaterter junger Leute, die über Nacht zufrieden ein Stückchen gealtert waren. Der schwarze Hund blieb stehen und schnupperte gierig nach dem Fleisch der Kebabbuden. Nadia schmunzelte und brachte ihn zu einem etwas abseits des Nachtrummels gelegenen Burgerstands, wo sie zwei Hot Dogs bestellte, einmal mit und einmal ohne Ketchup. Der Hund konnte vor lauter Aufregung nicht stillsitzen und sprang umher, bis Nadia ihn mit dem Hot Dogs zu einer Parkbank in der Nähe lockte. Vergnügt beobachtete sie ihn, während sie selbst in das heisse Brötchen biss. Sie
mochte den schmutzigen, schwarzen Wuschel. Als sie beide fertiggegessen hatten, sich der Wuschel das Maul und Nadia sich die Finger leckte, begann es zu schneien, zuerst nur leichte, dann dicke Flocken. Beide schauten zum Himmel empor. Obwohl sie nicht weit vom Nachtleben entfernt sassen, schien plötzlich alles so still und schlafend. Zusammen mit Wuschel setzte sich Nadia in einen Hauseingang und beobachtete das Schneetreiben. Von weitem hörten sie dumpfe Bässe und den Verkehr, aber hier war es ruhig und der kleine Park, der vor ihnen lag, wurde langsam aber stetig weisser. Wunderschön, fand Nadia, wie sich die Schneeflocken sanft über die Bäume, Hecken und Parkbänke legten, die geparkten Autos, Velos und Abfalleimer bedeckten. Am liebsten wäre sie hier sitzen geblieben, aber sie wusste, dass sie noch zu arbeiten hatte und raffte sich auf und ins Getümmel zurück, mit dem schwarzem Hund an ihrer Seite. Er wartete mit ihr vor einem Nachtclub und beobachtete das Kommen und Gehen. Zwei Typen blieben vor Nadia stehen und grinsten ihr ins Gesicht. «Zwei okay?», fragten sie und vergruben ihre Hände lässig in den Hosentaschen. Als Nadia wieder auf die Strasse trat und sich fröstelnd den Kragen hochschlug, musste sie lachen, weil vor ihr der Hund umherhüpfte und nach Schneeflocken schnappte. «Zeit nach Hause zu gehen, Wuschel», meinte Nadia und machte sich auf den Weg zu ihrer Wohnung. Der Hund folgte ihr, weiterhin nach den dicken Flocken schnappend, und auch Nina streckte nun ihre Zunge heraus, um ein
paar der Flocken zu fangen. Bald stand sie vor ihrer Wohnung, steckte den Schlüssel ins Türschloss und trat ins Treppenhaus. Der Hund folgte ihr in den dritten Stock. Endlich Zuhause, schleuderte Nina ihre Highheels in die eine und ihren Mantel in die andere Ecke. Schnell zog sie ihre nassen Sachen aus und schlüpfte in ein trockenes Pyjama. Dann eilte sie zum Herd und setzte Teewasser auf. «So. Was machen wir mit dir?», fragte sie den schwarzen Hund. Mit einer Tasse Grüntee schlurfte Nadia ins Bad, liess warmes Wasser in die Badewanne einlaufen, gab Seife hinzu und schmiss noch ein paar Gummienten hinein, die sie mal in einem Hotel hatte mitgehen lassen. Zuerst schien Wuschel etwas skeptisch, kaute dann aber vergnügt auf einer Gummiente herum, während Nadia ihm das Fell schrubbte. Jetzt schnappte er nach den Seifenblasen anstatt nach den Schneeflocken. Nachdem Nadia den Hund
trocken gerubbelt hatte, liess sie das Badewasser ab und hüpfte selbst noch schnell unter die Dusche. Danach setzte sie sich mit ihrem Wuschel aufs Sofa. «Wem du wohl gehörst?», überlegte Nadia. Aber darum würde sie sich morgen kümmern. Ein Halsband trug der Hund jedenfalls nicht. Gemeinsam starrten sie aus dem Fenster und in die späte Nacht hinein. Es schneite immer noch und langsam wurde alles weiss und verschwand unter der reinen Schneedecke. Morgen würde sie wieder mitten auf ihrer langen Strasse gehen. Sie würde die Lichter betrachten, die Kaugummis zählen und vielleicht würde sie der Hund begleiten. Allerdings hoffte sie, dass er ihr die Kunden nicht vergraulen würde. Sie sollte den nassen Mantel aufhängen und sich die Zähne putzen, aber dann müsste sie aufstehen und darauf hatte sie jetzt keine Lust. Dazu war es gerade viel zu gemütlich. 19
Diese Arbeit, die schreibe ich morgen! Vorweihnachtsgedicht von Aisha Green
Die Tage werden kürzer, die Mäntel werden länger, Menschen kaufen Krimskrams, wie Seifen und Traumfänger. Diese packen sie dann schön ein, in Papier oder vielleicht auch ein Tuch und bringen es dann der Grosstante, beim alljährlichen Besuch. Überall ist es am leuchten, irgendwie ist es ganz still. Kinder schreiben Zettel. «Was ich zu Weihnachten geschenkt haben will». Allgemein ist die Stimmung gut, das Lächeln der meisten ganz breit. Denn ist sie nicht wunderschön, diese Vorweihnachtszeit. Alle haben Spass und werfen mit Geld um sich, dank dem 13. Monatslohn, doch für uns als Studis der PH in Zürich, gleicht diese Zeit eher einem Hohn. Denn während die Welt ihre Zeit damit verbringt, Geschenke einzupacken, steht bei uns Lernen und Schreiben auf dem Programm, anstatt Kekse zu backen. Oft fühlt es sich an, als wäre man das Christkind, welches grad Geschenke verteilt, so vollbeladen sind Rucksack und Tasche, wenn man an die PH eilt. Doch schaut man am Nachmittag aus den grossen Fenstern hinaus in die Dunkelheit, wird das Herz – trotz voller Agenda – ganz warm. Denn man weiss: Es ist bald so weit. Bald schon beendet die Dozentin die Veranstaltung, wünscht einen schönen Abend, ganz fröhlich und munter und man eilt dank Vorfreude mit federnden Schrittes die Treppenstufen hinunter. Umgeben von Freunden steht man dann da, im künstlichen Kerzenschein, die Wangen gerötet, der Bauch schön gewärmt, vom klebrigen Glühwein. Und dann denkt man schon leicht beschwipst: «Diese Arbeit, die schreibe ich morgen», denn schlussendlich gilt halt auch für uns: In der Weihnachtszeit vergiss alle Sorgen!
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Von Norm und Konform Peter sitzt im Zug auf dem Weg in die Schule. Er schaut sich die Leute um sich herum an und denkt: «Alle diese Leute, sie sind so normal. Sie gehen ihrem täglichen Leben nach, ohne mal anzuhalten und nachzudenken. Ich aber sehe die Welt mit einem anderen Blick.» Steffi, die neben ihm sitzt, denkt genau das Gleiche. Normalität Hast du dich auch schon einmal bei diesem Gedanken erwischt? Aus irgendeinem Grund habe ich wie Peter und Steffi manchmal das Gefühl, spezieller zu sein als meine Mitmenschen. Ein Anflug von Narzissmus? Vielleicht, doch viel eher scheint es mir, dass ich in solchen Momenten die Fähigkeit zur Empathie verliere. Man sieht nur noch die Komplexität des eigenen Lebens. Das einzige Leben, das man mit all seinen Facetten, Konflikten, Errungenschaften, Routinen und Sorgen kennt, ist das eigene. Im Leben der meisten Leute bin ich nur ein Statist. Tauche für einen kurzen Moment im Hintergrund auf oder sitze für eine Zugfahrt neben der Person. Nur mein Leben kenne ich aus erster Hand. Ich kenne meine Absichten, Gedanken und Ambitionen zu jedem Zeitpunkt. Und so habe ich das Gefühl, ich sei etwas Spezielles. Die Wahrheit ist jedoch: Ich bin nicht speziell. Keiner von uns ist es. Wir sind alle ganz normal.
Alle Gedanken, die wir jeden Tag haben, wurden schon tausende Male zuvor gedacht. Wer kann schon von sich behaupten, einen echt originalen Gedanken gedacht zu haben? Oder etwas wirklich Ausserordentliches getan zu haben? Ein Leben zu führen, das spezieller ist als das der anderen? «Aber», magst du dich nun fragen, «ist denn nicht jeder von uns ein einzigartiges «Schneeflöckli»? Wir sind doch alle so verschieden!» Das Wort «speziell» brauchen wir meistens nicht, um auszudrücken, dass jemand spezieller ist als alle anderen Menschen, sondern wir brauchen es um unsere Wertschätzung einer anderen Person zu zeigen: «Für mich bist du speziell.» Dies hebt uns aber noch nicht von der Masse ab. Jeder von uns ist anders, jedoch nicht speziell. Auf den ersten Blick mag es paradox klingen: Normalität bedeutet anders zu sein. Jede Person ist ein Individuum. Wir müssen uns unserer Unterschieden bewusst sein. Bewusst, dass wir nicht wie die Anderen sind. Und das bedeutet es, normal zu sein. Konformität Als Gesellschaft können wir es jedoch nicht lassen, diese Normalität definieren zu wollen. Wir legen ein Spektrum fest, in dem man anders sein darf. Wer sich über diese Grenzen der Normalität bewegt, wird nicht mehr gleichbehandelt oder sogar aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Nicht jedes Anderssein passt in unser Schema. Es gab Zeiten, in denen es sogar sehr gefährlich war, nicht das zu sein, was die damalige Gesellschaft als Norm empfand. Waren es nun Juden, Schwarze, Homosexuelle oder Gottesleugner. Auch heute können wir mit gewissen Arten von Anderssein nicht gut umgehen: Menschen, die nicht in unsere definierten Geschlechterrollen passen, Menschen mit Behinderungen und leider sind auch immer noch Nationalitäten und Ethnien ein Thema.
Manchen Leuten macht die Tatsache, dass Menschen von ihrer eigenen Kategorisierung abweichen, Angst. Es bilden sich Gruppen, die sich dadurch begründen, dass sie Menschen verachten, nur weil sie anders sind. Ansichten und Handlungen dürfen nicht durch, «aber die Person ist doch nicht normal!«, begründet oder legitimiert werden. Weil gewisse Leute nicht Teil der Mehrheit sind, heisst das noch lange nicht, dass sie nicht zur Normalität gehören. Die Normalität darf nicht von der Mehrheit auf andere übertragen werden. Sonst würde ein Zwang zur Anpassung erzeugt werden. Eine Tyrannei der Mehrheit. Sobald eine Gesellschaft festschreibt, was normal ist und was nicht, erbaut sie Grenzen zwischen den Menschen. Unsere Normalität beinhaltet eine Diversität. Es ist normal, dass wir uns unterscheiden und somit müssen wir uns nicht anpassen. Die Normalität soll keinem Konformitätszwang unterstellt sein! Man muss sich nicht der Mehrheit anpassen. Denn du bist normal.
Simon Heiniger 21
Rätsel
von Alessia Geisshüsler und Sharon Ben Ishay
Kreuzworträtsel 1. Schweizer General im 2. Weltkrieg 2. Lateinisch: Haus 3. Jüngster Sohn Donald Trumps 4. Genfer Pädagoge im 18. Jh. 5. Singvogel 6. Serbischer Erfinder im Bereich Elektrotechnik 7. Eiweiss 8. Fremdwort: überflüssig 9. Vorname ATP Weltranglistenerster 10. Chinesischer Künstler 11. Französisches Freizeit-Kugelspiel 12. Endhaltestelle VBZ-Tram Nr. 8 Buchstabenbund Alle gleichen Buchstaben werden mit einer Linie verbunden. Keine der Linien darf eine andere kreuzen und es müssen alle Kästchen – bis auf das schwarze – benutzt werden. Die Linien dürfen nur waagrecht und senkrecht von der Mitte eines Kästchens zum nächsten geführt werden.
Lösungen Rebus Seite 23 Lösungswort 1: Klaustrophobie (Klon, Australien, Alien, opho, Biene) Lösungswort 2: Taxonomie nach Bloom (Taxi, Kimono, Nachos, Blume) 22
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Lösungswort: Samichlaus 1. Guisan 2. Domus 3. Barron 4. Rousseau 5. Rotkehlchen 6.Tesla 7. Protein 8. obsolet 9. Andy 10.Weiwei 11. Pétanque 12. Hardplatz Lösungen Kreuzworträtsel Seite 22 Lösungen Buchstabenbund Seite 22 Rebus Finde die gesuchten Begriffe.
Dr. Phlex
Es plagt dich PH-Kummer? Du kannst dich nicht mehr konzentrieren? Nicht zögern: Dr. PHlex konsultieren! Lieber Dr. Phlex So, mein erstes Semester ist bald vorbei und... ich HASSE die PH! Am liebsten würde ich mich von der Terrasse des LAB direkt auf die Lagerstrasse stürzen. Um ehrlich zu sein: Die Module Auftrittskompetenz und Medienbildung sind ein Witz und das Lernfeld war eine einzige Tortur! Nur das DHD I war ganz okay; vor der Klasse fühlte ich mich wohl, aber wieso unterrichten wir nur alle zwei Wochen? Soll ich das Studium abbrechen? Ich hätte wirklich die allergrösste Lust dazu. Ich brauche deinen Rat, bitte. Liebe Grüsse M. Ötzli
Lieber M. Ötzli Hass ist ein grosses Wort, vor allem wenn es grossgeschrieben wird. Wir haben verschiedene, öffentlich zugängliche Terrassen an der PH und so frage ich mich, wie man denn die PH Zürich hassen kann, wenn sie uns an dieser zentralen Lage solch schöne Flächen zur Verfügung stellt? Möchtest du aber trotzdem hasserfüllt springen, so wähle deine Absprungplattform weise, da du ja möglichst vielen Mitmenschen zeigen möchtest, wie arm du bist. Denn dass du bemitleidenswerter M. Ötzli freiwillig an der PH Zürich studieren musst, während der grösste Teil der Kosten deines Studiums vom Kanton gedeckt wird, ist verständlicherweise unerträglich. Also wähle auch eine passende Zeit für deinen Auftritt, um deine letzte Botschaft möglichst publikumswirksam zu gestalten. Schreibe doch eine kleine Verlaufsplanung für deinen Sprung. Als Einstieg würde sich eine unverständliche Rede per Megaphon eignen, Hauptteil wäre wohl das Klettern auf das Geländer und der Sprung, der knackige Schluss kommt dann von alleine auf dich zu. Scherz beiseite. Auftrittskompetenz und Medienbildung sind nicht einmal im Ansatz die schlimmsten Module an der PH. Du wirst noch auf diversen anderen, tieffliegenden, didaktischen Doppeldeckern durch die Lernlandschaften brummen. Damit du deswegen nicht an einem Aufpralltrauma enden musst, habe ich hier zwei Varianten für dich, wie du trotzdem früher oder später vor einer Klasse stehen kannst: 1. Wechsle an die Uni, wähle das Fach, das dir entspricht, und werde Gymilehrer. 2. Fokussiere dich auf deinen eigenen Lerngewinn in den Modulen. Also darauf, was du persönlich mitnehmen kannst, was dich interessiert und wo du mehr wissen willst. Gehe diesen Dingen nach, dafür hast du genügend Zeit. Wenn dir die Pflicht an der PH dabei im Wege steht, kannst du mit dem Minimalstandard in den meisten Bereiche relativ effizient abschliessen und wieder zu deinem Interessenbereich abzweigen. Ab und an kann es sogar passieren, dass du etwas lernst, was dich gar nicht interessiert, aber dann trotzdem hilfreich sein wird. Gerade in der Auftrittskompetenz durfte ich, Dr. Phlex, viele lustige Aktivierungsspiele kennen lernen. Probiere so etwas mal mit einer Klasse aus, vielleicht kommt doch noch etwas wie Spass dabei heraus. Nun zu der Frage, weshalb du nur alle zwei Wochen unterrichten kannst im DHD: Glaube mir, später wirst du dir für einige Lektionen, die du da halten durftest, an die Stirn fassen. Mein Rat in Kürze: Halte die Ohren steif, nimm, was du kriegen kannst, und gehe deinen Weg. Klingt abgedroschen? Ist es auch, aber dennoch hilfreich. Mein allgemeiner Gesundheitstipp zum Schluss: Zum Kühlschrank joggen ist kein Sport. – Dein Dr. Phlex. 24