Studierendenzeitung der PH Zürich Nr. 24, 22. Mai 2017
Dörfs es bizli meh sii? Kenianische Träume Fotolovestory Make Sek A great again? Generation ungeimpft
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Impressum
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Ausgabe: RePHlex Nr. 24, 22. Mai 2017, Auflage: 1300 Stück Herausgeber: VS PH Zürich, Versammlung der Studierenden der PHZH; Lagerstrasse 2, Büro LAC-E073 8090 Zürich; vs@stud.phzh.ch; www.facebook.com/vsphzh Redaktion: RePHlex, Zeitung des VS PH Zürich, Lagerstrasse 2, Büro: LAC-E073, 8090 Zürich; rephlex@stud.phzh.ch Redaktionsleitung: Gabriel Mateos Sánchez Redaktion: Aisha Green, Régis Ecklin, Lea Bärtschi, Simon Heiniger, Benjamin Nerz, Sevda Nahomy, Luca Bastianini, Antonia Bona, Oriana Iseli, Alessia Geisshüsler, Sharon Ben Ishay, Nathalie Hug, Simon Göldi, Martin Wipf, Yasemin San, Manuela Moll Titelbild: Redaktion Layout & Gestaltung: Simon Heiniger, Alessia Geisshüsler, Sharon Ben Ishay Küche: Luca Bastianini Lösungswort Kreuzworträtsel: Mephisto Inserieren: vs@stud.phzh.ch – Einsendeschluss Ausgabe 25: 31. August 2017 2
Editorial Dörfs es bizli meh sii? Praktika sind die Katalysatoren, die Theorie in einer aufwändigen Reaktion zu Lehrerkompetenz werden lassen – so auch das QP. Es fungiert wie ein Verdauungsenzym im menschlichen Körper und hilft mir, die aufgenommene Hirnnahrung zu verwerten. Zwei Beispiele: So wie Laktase in unserem Dünndarm den Milchzucker verarbeitet, transformieren vierundzwanzig Jugendliche im Klassenzimmer die Didaktikmodule zu effizientem Classroom Management. So wie Pepsin ein saftiges Steak zersetzt und meine Muskeln in Bizeps und Popo stählt, wird durch eine gemischte Sek A bis C das Modul Heterogenität zu angewandter Binnendifferenzierung. Fehlt aber das Enzym, wie beispielsweise bei einer Laktoseintoleranz, entstehen Blähungen und Krämpfe. Also ja, wir brauchen mehr Enzyme in unserer Ausbildung. Und nein, ich brauche von der PH nicht noch mehr Nahrung! Es wurde mir genug serviert, der Kopf ist übervoll, die Verdauung streikt. Ich habe genug gelesen, reflektiert, gefilmt, überarbeitet und evaluiert. Was ich brauche sind Enzyme, um das Wissen umzuwandeln. Aber leider habe ich manchmal den Eindruck, dass die PH an Laktoseintoleranz leidet. Gabriel Mateos Sánchez
2 Impressum 3 Editorial 4 Kenianische Träume 6 Fotolovestory 9 Pinnwand 10 Make Sek A great again? 12 Generation ungeimpft 14 «Gern es Bier und e Wurst» 16 Portraitiert 18 All die Film, wo nig no nie... 18 Cool Tool 19 Kurzgeschichte 20 Rephlexionen 21 Kolumne 22 Rätsel 24 Dr. PHlex
Exgüsi, dass s Titelbild nüt mit em Inhalt ztue hät.
DIE ZAHLen
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Campuskarten von Studierenden und
von Mitarbeitern wurden im 2016 ersetzt (weil defekt oder verloren).
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Kenianische Träume Ein Semester als Lehrerin in den Slumbs von Nairobi von Carmen Knöpfel
Antony (4), Schüler der Safisha Africa
«I would like to help people who are in need. And I praise to God to when I grow up to have many money to help all the needy people. Thank you!» (Naomi, 12)
Ein Monat vor diesem Statement lag Naomi mit Tuberkulose in einem kleinen Krankenhaus in einem Slum Nairobis. Sie kämpfte um ihr Leben. Wenn Alice Muhonja, die Schulleiterin von Safisha Africa, nicht eingegriffen hätte, wäre sie später nicht fähig gewesen, uns ihren Traum mitzuteilen. Ihre Eltern sind schon vor fünf Jahren gestorben. Da ihr älterer Bruder das Geld für eine Schuluniform, Bücher und Essen nicht aufbringen konnte, waren die Türen zur Bildung für Naomi geschlossen. Dadurch verbrachte sie die meiste Zeit auf der Strasse. Deshalb war sie eine der 78 Fälle, in welchen der Chief Officer des Slums auf ein Kind auf der Strasse aufmerksam wurde und Alice Mahonja darum bat, dieses in ihrer Charity Schule aufzunehmen. Seit ungefähr einem Jahr ist Naomi nun eine stolze Schülerin. Während meiner Zeit dort hörte ich am Ende des Tages häufig Folgendes: «Thank you for teaching me today, Teacher Carmen!» «Pilot!» (Joseph, 6 und Antony, 4) Lange überlegen musste Joseph eindeutig nicht, als ich ihn nach seinem Traum fragte. Nachdem er für seinen jüngeren Bruder Antony auf swahilisch übersetzt hatte, streckte dieser sofort den Daumen nach oben und begann zu grinsen. Joseph und Antony sind die zwei neusten 4
Schüler von Safisha. Joseph besuchte für kurze Zeit eine öffentliche Schule, in welcher er in einer Klasse mit mehr als hundert Kindern unterrichtet wurde. Die unaufmerksamen Schülerinnen und Schüler zu schlagen, entspricht an den öffentlichen Schulen der Norm und es ist somit nicht verwunderlich, dass einige Narben auf Josephs Armen zu finden sind. Schlussendlich wurde er aufgrund der mangelnden Schuluniform von der Schule verwiesen und landete genau wie Naomi auf der Strasse. Normalerweise besuchen die Kinder in Kenia ab dem vierten Lebensjahr die Schule. Alice nahm die zwei Brüder Joseph und Antony direkt zusammen in ihrer Schule auf. Jeden Morgen kommen sie Hand in Hand mit ihren zu kleinen und kaputten Schuhen zur Schule. Obwohl Antony einer der jüngsten Schüler von Safisha ist, stellt er sich bei jedem Mittagessen als erstes nochmals in die Reihe, um mehr Reis zu bekommen. Zu Hause bekommt er nur sehr wenig zu essen und ist dementsprechend unterernährt. Dass er gesundheitliche Schwierigkeiten hat, ist jedoch überhaupt nicht zu erahnen, wenn man ihn jeden Morgen mit einem riesigen Lachen im Gesicht und ausgestreckten Armen auf einen zurennen sieht. Das ganze System der Schule, die englische Sprache, sich hinzusetzen und zuzuhören ist für ihn momentan noch sehr neu. Joseph holt ihn immer wieder zurück ins Klassenzimmer, begleitet ihn zur Toilette, leistet Hilfestellung beim Essen und kümmert sich wie ein Vater um seinen jüngeren Bruder. Die beiden werden von Teacher Mary mit allen anderen Drei- bis Siebenjährigen unterrichtet. Die Kinder arbeiten meistens selbständig an verschiedenen Aufgaben und helfen einander stets. Dadurch kann Teacher Mary während den Arbeitsphasen problemlos individuelle Unterstützung anbieten. Unterdessen haben Joseph und Antony sogar schon die staatlichen Prüfungen ihrer Altersklassen, welche zwei Mal pro Semester geschrieben werden, bestanden. Das Bestehen dieser Prüfungen wird ihnen später dazu dienen, nach Abschluss der achten Klasse in die Sekundarschule überzutreten.
«It will be my greatest dream at the moment if I could just see these children when they are old and have jobs and families. Because I believe that each and every one of them will make it.» (Teacher William, 21)
Teacher William ist der Sohn der Schulleiterin und begann vor vier Jahren, nach Abschluss der Schule, als Freiwilliger bei Safisha zu arbeiten. Inzwischen ist er der Lehrer der ersten bis vierten Klasse und wird von den Kindern vergöttert. Er wurde zu Beginn genau so wie wir PH-Studenten ins kalte Wasser geworfen und vor die Klasse gestellt. William standen auf seinem Entwicklungsweg jedoch keine Hilfsmittel zur Verfügung. Nein, alle Unterrichtsmaterialien stammen aus je einem Lehrmittel pro Klasse, einer kleinen Kreide und einer schwarz angemalten Wand.
«Travel around the world by bicycle.»
Carmen Knöpfel mit einer Schülerin der Safisha Africa
Diesen Satz habe ich vor zwei Jahren in ein Buch einer Freundin geschrieben, als sie mich nach meinem Traum gefragt hatte. Unterdessen haben sich meine Träume fleissig weiterentwickelt. Nach dem Abschluss der Pädagogischen Hochschule Zürich war es mein Traum, in die Ferne zu ziehen und ein neues Bildungssystem kennenzulernen. Unterdessen teile ich zusätzlich Teacher Williams Traum. Die Kinder schenkten mir jeden Tag ein riesiges Lachen und es war eine unbeschreibliche Erfahrung, während eines Semesters die fünfte Klasse von Safisha unterrichten zu dürfen. Viele weitere Eindrücke von Afrika haben mich schlussendlich dazu gebracht, alle meine Träume miteinander zu verbinden und die Reise von Namibia zurück nach Nairobi mit dem Fahrrad anzutreten. Drei meiner abenteuerlustigen Freunde werden die Reise Anfangs Ap-
ril mit mir zusammen antreten. Die Velotour soll dazu dienen, auf Safisha Africa aufmerksam zu machen. Wir erhoffen uns auf der über 6000 Kilometer langen Reise genügend Spenden zusammenzukriegen, um eine neue Schule für Safisha Africa zu bauen. Dies würde bedeuten, dass... • ... mehr Kindern eine Schulbildung ermöglicht werden kann. • ... jede Klasse ein eigenes Zimmer bekommt. • ... ein Pausenplatz gebaut wird. • ... eine nachhaltige Unterstützung für Safisha Africa aufgebaut wird. Mehr Informationen und die Möglichkeit, bei der Verwirklichung der kenianischen Träume mitzuhelfen, findet ihr unter: www.cycleforsafishaafrica.wordpress.com
(Teacher Carmen, 23)
Safisha Africa Welfare Foundation Safisha Africa ist eine Schule in einem Slum der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Die NGO ermöglicht es momentan 78 Kindern, welche ohne Safisha Africa auf der Strasse leben würden, eine staatlich anerkannte Schulbildung zu erhalten. links: Teacher Willy mit einer Schülerin der Safisha Africa 5
Die PHerliebten Freitagmorgen sitzen Yves und Valeria im Vorlesungssaal. Es herrscht peinliches Schweigen...
Ob der Alkohol Schuld war?
Haben Val und ich uns gestern...?
Denn gestern an der Therabierbar ist so einiges passiert...
Was soll ich nur tun? Ich bereue den Kuss kein bisschen!
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...aber Yves ist doch mein bester Freund.
Valeria, wie
Das ist ja Valeria!
läuft‘s?
Oh Yves! Lang ist es her!
Am nächsten Donnerstag findet das Kafi Schnauz statt.
Prost!!
Der Abend ist voll im Gange..
Die peinliche Stimmung ist verflogen und vergessen...
Hahaha!
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Die Zeit vergeht wie im Flug... Yves hat eine Idee.
Echt jetzt?
Aber klar! Alles echt passiert! Yves ist echt süss!
Oh nein ist es schon so spät? Mein letzter Zug... ...ob ich ihn noch
Du kannst auch zu mir kommen, Valeria. Ich wohne ja gleich um die Ecke!
erwischen werde?
Hand in Hand gehen sie nach Hause. Hoffentlich schläft Mami schon...
Ist sein Badezimmer wohl sauber?
Text Sharon Ben Ishay Fotos Sevda Nahomy 8
Die PHerliebten - Ende
Pinnwand
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Make Sek A great again? Fast 60 Jahre Erfahrung in der Bildungslandschaft. Persönliche Gedanken zum Beitrag «Nivellierung nach unten» (RePHlex Nr. 23). Schulzeit Früher war die Sekundarstufe in drei Niveaus geteilt: Sek, Real und Oberschule. Schüler/innen, welche auf besondere Hilfe angewiesen waren (oder wenn die Lehrpersonen ihren Bedürfnissen nicht gerecht werden konnten), wurden in Sonderschulklassen unterrichtet. Ich habe dies sowohl als Schüler, und Ende der Siebzigerjahre auch als Seklehrer, so erlebt und gelebt. Das System war eben so, und ich habe damals nie hinterfragt, ob auch ein anderes System möglich wäre. Darum wurde ich in meiner Laufbahn als Schüler und Lehrer kaum mit Heterogenität oder Integration konfrontiert, einzig in der Unterstufe gab es einen Schulkameraden mit einer geistigen Behinderung. In meiner Erinnerung arbeitete er im Unterricht mit. Seine Beiträge waren nicht immer passend, aber oft lustig, und manchmal spazierte er spontan durchs Klassenzimmer. An unseren Klassenzusammenkünften nimmt er regelmässig teil, er gehört ganz dazu und war und ist selbstverständlicher Teil unserer Klasse. Wenn ich bei diesen Klassentreffen jeweils einen Blick auf die Schul- und Berufslaufbahnen meiner ehemaligen Klassenkamerad/innen werfe, stelle ich immer wieder fest, dass das Leistungsniveau auf der Sekundarstufe häufig nicht über Erfolg oder Misserfolg entschied. Ganz andere Faktoren spielen für eine Berufslaufbahn eine wichtige Rolle: Sozialkompetenz, Selbstwirksamkeit sowie das Vertrauen in sich und ins Leben. Auch bei meinen Verwandten in den Bergregionen gab es interessanterweise schon damals Mehrklassenschulen und keine Sonderklassen. Dafür einen Mittagstisch, da die Kinder unmöglich über Mittag nach Hause konnten. Und auch jetzt noch wird an diesen Orten «mit erstaunlicher Halsstarrigkeit niveau- und altersdurchmischter Unterricht durchgeführt», wie Régis Ecklin es bezeichnen würde. Studium Während meines Pädagogikstudiums in den 80er Jahren habe ich mich intensiv mit Schulgeschichte befasst. Dabei hat sich gezeigt, dass das Schulsystem schon immer von Kontinuität (oder Halsstarrigkeit?) geprägt war, denn vieles wurde jahrzehntelang kaum verändert: • Die Schulklassen nach Jahrgängen wurden im 19. Jahrhundert eingeführt, denn dank der Taufregister hatte man den Überblick, wer schulpflichtig ist. • Die Schulhäuser mit Klassenzimmern wurden jahr10
von Ronald Fink
zehntelang im ähnlichen Stil gebaut, wie zu Beginn der obligatorischen Schulzeit. • Wir sprechen immer noch von «unterrichten», wie damals in Preussen, als es galt, die Jugend von oben her auf den Verwaltungsstaat auszurichten. Und wir definieren gute Schule so, wie wir sie in unserem Umfeld erleben, so hat sie sich bewährt; darum finden wir andere Lösungen nicht wirklich hilfreich – die Schule mag Veränderungen grundsätzlich nicht so gerne. Kaum eine der Schulreformen wurde mit Begeisterung umgesetzt. Weiterbildung Eine interessante Erfahrung habe ich in der Weiterbildung mit Lehrpersonen an der PH gemacht: Wenn man sie auffordert, eine Schule auf der grünen Wiese ohne jede Vorgaben zu gestalten, entstehen selten (altbewährte) Konzepte mit Schulhäusern und Klassenzimmern mit Jahrgangsklassen. Viele der Beispiele erinnerten eher an kleine Communities, bunt durchmischt und ohne Einschränkungen. In Gesprächen mit Studierenden, die für ein oder zwei Semester an einer Schule in Neuseeland, Kanada, England, Frankreich oder Skandinavien waren, stellte ich fest, dass die Schulen und der Schulalltag oftmals ganz anderes organisiert und strukturiert sind als bei uns – und die Schulen funktionieren trotzdem, sie bewähren sich, obwohl teilweise 12 Jahre lang fast keine Selektion stattfindet. «Vom 1. bis zum 9. Schuljahr besuchen alle Kinder dieselbe Klasse. Die Finnen schafften den Wechsel von einem selektiven System, wie wir es kennen, zu einem selektionsfreien System, indem sie konsequent auf innere Differenzierung im Unterricht setzten» (Hans Joss, Berner Bund, 03.09.2014). Das relativiert einmal mehr unsere Vorstellung von «bewährt»; man erkennt, dass sich jedes System bewährt. Die Frage ist, für wen bewährt es sich? Inklusion Als Kind gehörte es zu meinem Verständnis, dass Menschen mit Trisomie 21 Aussenseiter sind, die eigentlich nicht zur «normalen» Gesellschaft gehören. «Du bisch an Möngi» war dann auch ein häufig benutztes Schimpfwort. Erst vor einigen Jahren, als ich den Dokumentarfilm «Alphabet» sah, wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass ich mich seither nie ernsthaft damit auseinandergesetzt habe, wozu Menschen mit Trisomie 21 – oder mit speziellen
1960, Primarschule, Kilchberg, Klasse von Herrn Ernst
Bedürfnissen – eigentlich fähig sind. Denn im Film wird Pablo Pineda Ferrer portraitiert, er ist Lehrer in Spanien und der erste Europäer mit Trisomie 21, der einen Universitätsabschluss hat. Zum gleichen Thema schreibt Kirsten Ehrhardt in ihrem Buch «Henri – Ein kleiner Junge verändert die Welt»: «Eine Freundin aus Kanada hat mich einmal gefragt: «Gibt es denn bei euch keine Behinderten?» Doch, die gibt es, aber die haben wir aus dem Alltag wegorganisiert. Zuerst schon im Kindergarten, dann in der Schule, später in Behindertenwerkstätten und Wohnheimen» (S.82). Weiter schreibt Kirsten Ehrhardt auf Seite 82, dass 75% der Deutschen ohne Behinderung der Meinung sind, die Lebenssituation der Behinderten habe sich verbessert während sich jeder zweite Mensch mit Behinderung nicht ausreichend wertgeschätzt fühlt. Ihr Fazit: Wir haben im Alltag zu wenig Kontakt mit Behinderten. Das Altbewährte hat sich eben doch nicht für alle bewährt und ich bin froh, dass nicht nur in meinem Kopf oder bei den «Bildungsfunktionären» ein Umdenken stattgefunden hat. Altbewährtes Wenn man den Gedanken von Régis Ecklin «zurück zum Altbewährten» konsequent weiterdenken würde, müsste man nicht nur in der Sekundarschule diesen Einheitsbrei beenden, sondern auch in der Primarschule. Auch hier wird mit erstaunlicher Halsstarrigkeit niveau- und altersdurchmischter Unterricht durchgeführt. Ganz zu schweigen vom Kindergarten, der ja per se schon im-
mer jahrgangs- und niveaugemischt war und vermutlich das breiteste Spektrum an Durchmischung überhaupt aufweist. Warum also nicht hier schon mit A-, B- und C-Gruppen beginnen? Weiter könnte man sich ja überlegen, ob wir auch den Alltag in der Gesellschaft auf homogene Leistungsgruppen ausrichten wollen: Wohnquartiere für A, B und C-Menschen? Fazit Nicht nur das Bildungssystem, unser ganzes Zusammenleben ist viel zu komplex, um einfach nur Altbewährtes zurückzufordern, und die Begriffe «alt» und «bewährt» sind zu beliebig für eine ernsthafte Auseinandersetzung; überlassen wir doch solche Forderungen den Politikern (vgl. Überschrift), denn in etlichen Berichten wird die Meinung vertreten, dass so ein Selektionsmodell uns und unsere Gesellschaft nicht weiterbringt. Bildung ist ein Menschrecht, alle Menschen haben spezielle Lernbedürfnisse und auf die muss Rücksicht genommen werden. Dass es heute nicht überall richtig läuft, liegt meines Erachtens nicht am falschen System, sondern daran, dass unser jetziges Schulsystem für niveau- und altersdurchmischtes Lernen nicht optimal aufgestellt ist. Aber Inklusion ermöglicht es uns, auf die besonderen Bedürfnisse einzugehen und die Kinder und Jugendlichen gemeinsam auf ein Leben in einer funktionierenden Gemeinschaft vorzubereiten. Ehrhardt, Kirsten. 2015. Henri – Ein kleiner Junge verändert die Welt. München: HeyneVerlag. 11
Generation ungeimpft von Régis Ecklin
Der moderne Lehrer ist keine übergeordnete Grösse mehr, sondern ein Berater. Fehlverhalten der Schüler wird nicht mehr sanktioniert, sondern diskutiert. Das hat schwerwiegende Folgen für beide Seiten. In der Schweiz tritt jeder dritte Lehrer bereits nach fünf Jahren zurück. Dass so viele Neulehrer ihrem Beruf den Rücken kehren, ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass sie mit der Klassenführung überfordert sind. In der Ausbildung wird nämlich Autorität mit Machtmissbrauch gleichgesetzt, und der unverzichtbare Wert, den Führungskraft und Grenzsetzung in der Bildung und der Erziehung haben, wird von Dozenten verkannt. Negativbehaftung von Autorität «Wie die Zucht, so die Frucht» lautete bis in die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts die Devise der Lehrer. Den Pädagogen wurde vor Amtsantritt die Warmherzigkeit chirurgisch entfernt, unhinterfragte Autoritätshörigkeit war die Norm und regelkonformes Verhalten wurde mit Gewalt erzwungen. Seit Jahren stellt niemand mehr in Frage, dass diese Riten den Kindern mehr geschadet als genützt haben. Und gerade dieser Konsens hat den Keim für das nächste Problem gelegt: Die harschen Umgangsformen wurden verteufelt, und man begann dafür, das andere Extrem zu idealisieren. Heute heiligt der Kampf gegen Autorität alle Mittel, Disziplin gilt als reaktionär, Grenzen als menschenunwürdig und das Wort Strafe wird ebenso wenig in den Mund genommen wie eine Giftampulle. Dieses Dogma richtet nicht weniger Schaden an als das frühere – und zwar für alle Beteiligten. Die Bildungsrevolution der letzten Jahre frisst nicht nur ihre Kinder, sondern auch ihre Lehrer. Kapitulationserklärung Sinnbildlich für diese aufdringlich permissive Pädagogik sind die schöngeistigen Leitfäden, die an Pädagogischen Hochschulen ausgeteilt werden und bemerkenswerte 12
Ratschläge geben, wie man mit Unruhestiftern umgehen sollte. Ein Bespiel: • Oft konzentrieren wir uns in Konfliktsituationen auf das störendeVerhalten unseres Gegenübers.Wir sollten stattdessen mit Veränderungen bei uns selbst beginnen. [...] • Geben Sie dem Verhalten Ihres Gegenübers eine andere Interpretation • Suchen Sie möglichst auch nach positiven Deutungen für das Verhalten eines Kindes. [...] • Suchen Sie nach gemeinsamen Zielen und Kooperation Lehrer werden dazu ermutigt, sich selbst zu ändern, wenn ein Schüler sich nicht an Regeln hält oder den Unterricht beeinträchtigt. Weiter soll man das Verhalten der Schüler positiv deuten – als läge der Fehler im Auge des Betrachters. Der Schüler soll zudem nach Übertretungen bei den Zielen und Massnahmen mitreden dürfen. Das ist so, als dürfte er nach einer schlechten Note bei der Gestaltung der nächsten Prüfung mitreden. Schöngeistigkeit mit einer gehörigen Portion Dada. Dieser behördlich verordnete Fatalismus ist massgeblich dafür verantwortlich, dass viele Hochschulabgänger keine Klasse führen können. Sie werden darauf geschult, alles, ausser den Schüler selbst, als primäre Ursache für Fehlverhalten zu sehen. Sie haben oft keine nachhaltigen Lösungen für Probleme und erleben deshalb die schwierigen Schüler als enorme Belastung. Gerade im rauen Alltag von Sek-B- und C-Klassen kommt eine derartige Nachsicht einer Kapitulationserklärung gleich. Lehrer-Schüler Beziehung ist eine hierarchische Beziehung Es liegt in der Natur von Kindern, die Grenzen auszuloten und zu experimentieren, wie weit ihr Handlungsspielraum beim jeweiligen Lehrer reicht. Das heisst aber nicht, dass die Schüler möglichst viel Freiheit haben wollen und schon gar nicht, dass sie möglichst viel Freiheit brauchen. Schüler brauchen klare, von oben vorgegebene Strukturen. Sie brauchen ein Vorbild, das sie in ihren Stärken und Schwächen anerkennt. Erziehungswissenschaftler Jürg Ruedi meint: «Schüler wollen nicht verwöhnt werden. Sie wollen einen Lehrer mit einer Linie.» Wenn Schüler eine klare Linie des Lehrers und eine enge Klassenführung wollen, stellt sich natürlich die Frage, weshalb die Tugenden wie Disziplin und Regeltreue dann nicht automatisch von jedem Schüler selbst kommen.
Diesen scheinbaren Widerspruch erklärt die Pädagogin Ursula Drews: «Disziplin ist zwar auch bei notorisch undisziplinierten Schülern erwünscht, aber selbst wollen diese Schüler nichts dafür tun. Die Hilfe soll von aussen kommen, das heisst am besten von einem strengen Lehrer. Der Lehrer soll bestimmen, wo es langzugehen hat. Er soll die Richtung festlegen, ein Abdriften von der angegebenen Richtung verhindern und letztlich auch für Sanktionen sorgen.» Zur Untauglichkeit erzogen Den Schülern wird heute durch die Appeasement-Erziehung eine angemessene Vorbereitung auf die Berufswelt verwehrt. Es wäre interessant zu erfahren, wie viele Lehrmeister sich beim Fehlverhalten von Lehrlingen auch an die oben aufgeführten Punkte halten und den Fehler jeweils bei sich selbst suchen. Der Kernauftrag der Schule liegt darin, die Schüler für ihre nächste Station fit zu machen. Die Schüler müssen so ausgebildet werden, dass sie für den «Abnehmer», sei es eine weiterführende Schule oder bereits die Arbeitswelt, einen Mehrwert generieren können. Ein angehender Lehrling, dem Gehorsam, Disziplin und Selbstverantwortung fehlen, ist in der Wirtschaft wertlos. Die Volksschule produziert momentan massenweise zukünftige Lehrabbrecher und Schwervermittelbare. Es ist also grobfahrlässig, die Lehrer darauf zu schulen, den Schülern mit Verweis auf Entfaltung und Selbstbestimmung keinen Umgang mit Grenzen und Autorität beizubringen. Und Lehrer, die den Ball dankend annehmen und aus Angst, sich ihre Beliebtheit bei den Schülern zu verspielen, ihre Führungsrolle ignorieren, handeln schlicht egoistisch. Das Grenzparadox Der grösste Irrglaube der heutigen Pädagogik liegt in der Annahme, möglichst viel Freiheit und möglichst wenig Grenzen seien für den Schulbetrieb und den Lernerfolg förderlich. Weit gefehlt. Grenzenlosigkeit bedeutet im-
mer Orientierungslosigkeit. Ohne Orientierung ist es nicht möglich, ein Ziel zu verfolgen, und wer kein Ziel hat, auf das er hinarbeiten kann, ist ein Sklave seiner eigenen Laune und Triebhaftigkeit. Von der erhofften Freiheit entfernt man sich mehr denn je. Würde die Menschheit nur ihren Instinkten folgen, wäre nirgendwo Kultur entstanden, wir würden uns nicht von Tieren unterscheiden. Kultur ist laut Sigmund Freud die Sublimierung gezähmter Triebe. Später, beim Heranwachsen, werden die Jugendlichen die äussere, durch Grenzen und Verzicht entstandene Disziplin in Selbstdisziplin umwandeln. Der Weg dahin führt aber nur über äusseren Zwang. Vom echten Leben abgeschirmt Faszinierenderweise werden gerade jene Lehrer, die stets eine klare Linie verfolgt haben, den Schülern besser in Erinnerung bleiben als die Wendehälse. Den Schülern wird im Nachhinein klar, was sie an einem strikten, aber fairen Lehrer hatten. Eine strenge Hand ist nicht die Verunmöglichung, sondern die Bedingung für langfristige Beliebtheit. Lehrer müssen aufhören, für jedes Fehlverhalten Entschuldigungen zu finden. Das krampfhafte Uminterpretieren von Unterrichtsstörungen, um dem Schüler letztlich jegliche Schuld abzusprechen, beraubt den Schüler der Möglichkeit, eine Resilienz zu entwickeln. Der wohl renommierteste Anwalt der autoritativen Erziehung ist Professor Jordan Peterson, der seit Jahren mit messerscharfen Analysen und pointierten Formulierungen zart besaitete Studenten in kollektive Dauerhysterie versetzt. Das Gebot der Stunde fasst er kurz und knapp zusammen: «Bildungsinstitutionen müssen die reale Welt abbilden und mit den Jugendlichen den Umgang pflegen, den sie draussen in der Gesellschaft antreffen werden. Die Kinder müssen diszipliniert werden, wenn sie etwas tun, das ihnen schaden würde, wenn sie es im echten Leben täten.» Schaffen wir im Klassenzimmer also wieder einen Realitätsbezug. Die Schüler werden es uns danken. 13
«Gern es Bier und e Wurscht» Ungezählte Flaschen Bier, 2160 Würste, 26 TheraBierBars und 28 mal das Kafi Schnauz... schön war’s! von Manuel Juon
Vor über vier Jahren legte Martin Tosoni mit seinem Team den Grundstein für die heutige TheraBierBar. Sie zimmerten die Barwagen, kauften einen Grill und das nötige Equipment. So verschönerten sie den Donnerstagabend der PH-Studis. Stetig wurde das Angebot erweitert und im Herbst 2014 eröffneten sie das Studicafé Più. Unser Team & ich Nach fünf Semestern hinter der Bar machten sie sich auf die Suche nach Nachfolgern. Da ich bereits ab meiner ersten PH-Woche Stammgast an der TBB war, meldete ich mich sofort. Und bald war klar: Auf mich wartete von nun an eine Aufgabe mit grosser Verantwortung: Das Stillen durstiger Kehlen am Donnerstagabend. Dass dies nicht alleine zu schaffen war, liegt auf der Hand. Felix überzeugte mich mit seinen Worten «Ich han schomal anere Bar gschaffet und chan das sicher guet.» Bereits am ersten Abend im Café Più zeigte sich, dass er nicht übertrieben hatte. An der Kaffeemaschine überzeugte er ebenso wie mit dem Cocktailshaker. Mit ihm kamen
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Andrin und Gianluca ins Team. Ersterer entpuppte sich schnell als unser Mann für alle Fälle und fühlte sich besonders beim Ausschenken und Trinken von Bier wohl. Als Chef-de-Glüähwii erwärmte er die Gemüter unserer Gäste auch in der kalten Jahreszeit zuverlässig. Gianluca fand schnell seine Bestimmung: Der Bündner wachte stets über die heissesten Würste des Campusplatzes. Aus den Boxen dröhnten neu Sarahs Beats. Elin verdrehte mit ihrem Lächeln manchem Besucher den Kopf und begeisterte mit ihrem Tischservice. Aus dem Kafi Più wurde 2015 das Kafi Schnauz. Es entwickelte sich schon bald zu einem Kafi mit Kultur – stets erhellten wir die Gemüter mit gratis Konzerten, Quiznights oder Poetry Slams. An dieser Stelle möchte ich besonders Laura Roth für ihr Engagement danken: Ohne deine Ideen wäre das Kafi Schnauz heute nicht, was es ist. Auch Moe leistete bei der Organisation ganze Arbeit – Woche für Woche hast du den Geschmack der Leute getroffen – geili Sach!
Und jetzt? Mit dem sicheren Gefühl, die Richtigen für unsere Nachfolge gefunden zu haben, durften wir Mara Keitel und Sarah Metzler einarbeiten. Mit grossem Engagement stellten sie sich mit ihrem neuen Team dieser Aufgabe und standen bereits die ersten Abende erfolgreich hinter der Bar. Viel Erfolg! Vielen Dank euch allen Dieser RePHlex-Artikel reicht nicht aus, um meine Wertschätzung euch gegenüber in Worte zu fassen. Ich werde die Abende hinter der Bar mit euch weit über
das Studium hinaus in meinem Herzen tragen. Jeden Donnerstag haben wir gemeinsam den Campusplatz in eine kleine Wohlfühloase verwandelt und so den Studis das Studieren versüsst. Wenn am 1. Juni der letzte Ton verstummt, die letzte Wurst verkauft und das letzte Bier getrunken ist, blicke ich auf eine denkwürdige Zeit zurück und freue mich, in Zukunft auf der anderen Seite des Tresens mit euch anstossen zu können. Und natürlich auch ein ganz grosses Dankeschön allen Durstigen, die am Donnerstag jeweils vor dem Tresen stehen und sagen: «Gern es Bier und e Wurscht».
ASVZ erhöht Beitragsgebühr In den vergangenen zehn Jahren hat der ASVZ sein Angebot – sei es betreffend Vielfalt der Sportarten, wöchentlichen Lektionen oder Infrastruktur – aufgrund des immer grösser werdenden Besucheraufkommens und der daraus folgenden grösseren Nachfrage massiv ausgeweitet. Aus ehemals 85 Sportarten wurden 134, aus ehemals 300 wurden wöchentlich 600 geleitete Lektionen, mehrere Anlagen wurden eröffnet oder erweitert. Dabei wurde immer sowohl auf Bewährtes gesetzt als auch Neues geschaffen und sowohl für Studierende als auch für Mitarbeitende der Hochschulen sowie Alumni/Alumnae eine Möglichkeit des Ausgleichs zu Studium und Beruf geschaffen. Im ASVZ tut man sich selber Gutes. Die stetige Anpassung und Erweiterung des Angebots hat nun erstmals seit 10 Jahren (Studierende) bzw. 7 Jahren (Mitarbeitende/ Alumni/Alumnae) Auswirkungen auf die Jahresbeiträge. Der ASVZ-Vorstand sowie die Hochschulleitungen der Zürcher Hochschulen haben entschieden, die Jahresbeiträge auf Herbst 2017 moderat zu erhöhen. Studierende leisten ab Herbstsemester 2017 einen obligatorischen Beitrag von CHF 30.- pro Semester, Mitarbeitende der Hochschulen bezahlen ab 1. September 2017 CHF 210.-, Alumni/Alumnae CHF 560.- für ihre Jahresmitgliedschaft. Sie erhalten dafür Zugang zu einem Sportangebot, das bezüglich Vielfalt, Qualität und Angebotsdichte seinesgleichen sucht. 15
Por trai tiert
Wen wir dieses Semester an der TheraBierBar getroffen haben.
aber heute Morgen unterrichtete ich in einer Schule. Ich unterrichte IF während vier Lektionen pro Woche und ich musste heute ein neues Computerprogramm einführen, mit dem sie schreiben lernen. Weil ich gerade so viele Prüfungen anstehen habe, konnte ich mich nicht wirklich ins Programm einarbeiten und dachte, dass ich es kurz vorher schnell machen könne. Deshalb habe ich dann immer falsche Anweisungen gegeben und musste mich danach immer korrigieren, weil wieder etwas nicht stimmte. Schlussendlich ging es dann doch. Hast du schon einmal etwas Illegales gemacht? (lacht) Ja. Ich habe mal als Kind von einem Kiosk Pokémonkarten geklaut. Ein Film zumWeiterempfehlen? Pan’s Labyrinth. Ist auf ästhetischer Ebene ein super Film. Eine Band, die nicht jeder 2. Mensch kennt? Pixies.
Dario Nessi H14 Was hältst du von Pythagoras? Habe ich noch nicht so viel in meinem Leben gebraucht, ausser in der Schule. Also wenn man Lehrer wird, kann man ihn sicher gebrauchen, sonst habe ich eigentlich keine grosse Meinung zu Pythagoras (lacht). Was zeichnet dich aus? Dass ich vielseitig interessiert bin. Ich habe verschiedene Interessensbereiche, denen ich auch aktiv nachgehe. Ist dir heute etwas Peinliches passiert? Ist nicht wirklich super peinlich, 16
Una Meienberger HS16 Was hältst du von Pythagoras? Oh, f*** Mathe! Die hat etwas erzählt, jetzt lernen wir das und vergessen das wieder! Wie so viele
Andere das machen. Was hast du gedacht, als du zum allerersten Mal auf dem PHZH-Campus gestanden bist? Ich war vorher schon öfters unten an der PHZH vorbeigelaufen. Als Erstes fiel mir sofort auf, dass richtige Dächer fehlen, um darunter zu stehen, wenn es regnet. Auch Kübel hat es wenig. Was denkst du, was wird im Jahr 2040 anders sein als jetzt? Zu viel! Zu viel!? Vieles. Politisch, wenn wir im 2040 überhaupt noch existieren und wir uns nicht selber ausgelöscht haben mit irgendwelchen Atombomben. Die Technik wird Überhand genommen haben, vielleicht regieren dann sogar Roboter, who knows? Aber wir werden wahrscheinlich keine Bäume mehr abholzen für Papier, wenn es überhaupt noch Bäume gibt. Auch werden 50% aller Lebewesen ausgestorben sein. Warum? Umwelt, Fleisch, generell einfach wie wir uns verhalten und wie wir essen. Je nachdem werden wir dann Essen selber produzieren, weil gewisse Tiere nicht mehr existieren. Wir haben zu viele davon geschlachtet oder diesen Tieren fehlt einfach die richtige Nahrung um über Generationen. Die Überpopulation von einem Lebewesen und das Aussterben von vielen anderen. Wenn du ein Schuh wärst, welche Marke wärst du am liebsten und warum? Ein Schuh?! Oh, das ist schwer, denn ich kenne mich nicht so aus mit Schuhen. Ich glaube aber, ich wäre eine Ledersandale. Ist schön offen, sieht aber elegant aus und ist bequem. Man kann sie auch zu vielen Sachen kombinieren. Eine Band, die nicht jeder 2. Mensch kennt? Undercover Hippies.
nen und Schüler machen kann, sind sicherlich interessant und spannend. Trotzdem muss man diese Dinge als Dozent nicht stundenlang mit den Studierenden durchgehen.Wir kennen uns damit schon aus.
damit ich noch ein paar Minuten liegen bleiben kann, bevor ich aufstehen muss. Das ist auch lässig. Und dann gehe ich auf die Toilette, putze meine Zähne und dann raus aus dem Haus. Kein Frühstück, nur ein Kaffee unterwegs.
Welches Modul würdest du unbedingt beibehalten wollen? Auftrittskompetenz.
Wie oft machst du Selfies? Selfies? Eigentlich habe ich eine Art Aversion gegen Selfies. Denn es geht für mich in die gleiche Richtung wie das «Dabben». Es ist halt so, wenn man so etwas zu oft macht, kommt es zur Übernutzung und dann wird es einfach nur noch blöd (lacht). Aber ich würde sagen, so eins pro Quartal.
Eine Band, die nicht jeder 2. Mensch kennt? The Falling Dice.
Matthias Bänningen HS16 Was hältst du von Pythagoras? Ist ein sehr interessanter Mensch gewesen, hat viel gerechnet und philosophiert. Und die Theorie ist super auf rechtwinklige Dreiecke anwendbar. Warum denkst du, habe ich dich zum Porträtieren ausgewählt? Weil ich gross bin und andere Menschen überrage, darum sieht man mich so gut. Erzähl mir von einem speziellen ersten Mal. Das war das erste Mal, als ich wegen dem Saufen ins Spital musste – zum Glück das einzige Mal. Da war ich 15 Jahre alt und machte gerade ein Austausch-Halbjahr in Jersey, Kanada. Ein Freund hatte da den Ausweis seines Bruders dabei und ich durfte deshalb zum ersten Mal Vodka probieren. Es kam nicht so gut raus, denn da gibt es Vodka, bei dem man den Alkohol nicht schmeckt. Ich habe eine halbe Flasche geext und musste das KFC ankotzen. War lustig.
Jochi Stamm H15
Was hältst du von Pythagoras? Pythagoras war ein grausam gescheiter Mensch. War glaube ich aus Winterthur, ein «geile Siech». Ja, man kann ihn immer wieder brauchen. Ich konnte ihn immer bei der Arbeit gut gebrauchen. Ich habe ja vor der PH noch eine Lehre als Zimmermann gemacht und auch bei der Berufsmatura, war schon immer cool mit ihm zu arbeiten. Ja, Wenn du ein Modul abschaffen könntest, immer lässig. welches wäre das? Das ist schwer zu sagen. Ich glaube, Wie sieht dein Morgenritual aus? abschaffen würde ich keines, nur um- Ja, mein Morgenritual. (überlegt) Eistrukturieren. Hauptsächlich wegen gentlich ganz einfach: Ich stehe auf, den Dozenten, die PH-Studenten wie brauche drei Wecker – aber nicht weil Primarschüler behandeln. Gewisse Sa- ich schlecht aufstehen kann. Meine Wechen, welche man mit den Schülerin- cker klingeln einfach schon viel zu früh,
Falls du jetzt die Möglichkeit hättest, die Welt von Morgen zu retten, was würdest du ändern? Ich würde Religionen abschaffen. Denn ich finde, wenn man die Welt anschaut, ist der Hauptgrund von vielen Problemen Religion. Sie ist ein Player in vielen Problemsituationen. Wenn man zum Beispiel schaut, dass in irgendwelchen Ländern Dinge unter dem Einfluss von Religieon entschieden werden, so hat man den Eindruck, dass dies alles nur schwieriger macht. Ich bin sicherlich für die strikte Trennung von Politik und Religion. Ich kann mir vorstellen, dass es so etwas wie irgendein übermenschliches Wesen gibt. Ob das Gott oder was auch immer entspricht, ist für mich irrelevant. Ein Film zumWeiterempfehlen? Wegen dem schwarzen Humor, würde ich sagen: «Brügge sehen... und sterben?». Eine Band, die nicht jeder 2. Mensch kennt? Migre Le Tigre von Sevda Nahomy
Por trai tiert
Ein Film zumWeiterempfehlen? Fight Club. Auch das Buch ist hammer.
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All die Film, wo nig no nie... Verleugnung Mick Jacksons Gerichtsdrama, in dem Geschichtsfälschung, Redefreiheit und der Holocaust thematisiert werden, geht unter die Haut. Deborah Lipstadt, eine amerikanische Universitätsprofessorin für Holocaust-Studien, wird 1996 wegen Verleumdung angeklagt. Der Kläger heisst David Irving, ist britischer Autor, selbsternannter Historiker und überzeugter Holocaust-Leugner. Lipstadt hat ihn in ihrem Buch als Geschichtsfälscher und Lügner bezeichnet, was Irving nicht auf sich sitzen lassen kann. Als er Lipstadt in einer ihrer Vorlesungen besucht und sie schliesslich mit einer Anklage provoziert, nimmt sie diese Herausforderung an. Da Irving ein britischer Autor ist und im Vereinigten Königreich der Angeklagte – in diesem Fall Lipstadt – die nötigen Beweise hervorbringen muss, klagt Irving sie auf der Basis des englischen Rechts an. Doch wie beweist man einen Massenmord? Um sich vorzubereiten, reisen Lipstadt und ihr Anwaltsteam nach Ausschwitz, um dort im Konzentrationslager Belege für den Massenmord an den Juden zu finden. Die Verhandlungen beginnen und die beiden Parteien lie-
Filmrezension von Nathalie Hug
fern sich einen unerbittlichen Kampf. Doch wer wird sich durchsetzen können? Der Film «Verleugnung» ist in mehrfacher Hinsicht aufwühlend. Es wird ein Ereignis angesprochen, das schrecklich tiefe Wunden in unsere Gesellschaft gerissen hat. Der Holocaust wirkt für mich meistens sehr unerreichbar und weit entfernt, dieser Film macht mir jedoch abermals bewusst, dass der Zweite Weltkrieg weniger als hundert Jahre her ist. Der Film ist sehr gut aufgebaut, es gibt keine lange Einführung, sondern steigt direkt ins Thema ein, was mir sehr gut gefällt. Die Figur von Deborah Lipstadt (Rachel Weisz) wird sehr gekonnt umgesetzt. Die Figur des Gegenparts David Irving (Timothy Spall) könnte tiefgründiger sein. Über den ganzen Film hinweg spürte ich eine gewisse Spannung, die nie nachliess und durch sehr eindrückliche Aufnahmen des Konzentrationslagers in Ausschwitz und Nahaufnahmen von Gesichtsausdrücken noch verstärkt wurde. Das Gerichtsdrama «Verleugnung» ging mir unter die Haut, liess meine Emotionen hochkommen und regte mich bis zur Schlafenszeit noch zum Nachdenken an.
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Tel Aviv von Aisha Green
Er wischt sich den Kreidestaub, der an seinen Fingern klebt, an seinen Hosen ab. Sie sind beige, ein kleines bisschen zu eng um den Bauch. Bestimmt schon zehn Jahre alt. Früher, da hat er darauf geachtet, was er anzieht. Bunt sollte es sein. Etwas aussagen. Weniger etwas sagen als etwas schreien, eigentlich. Ich bin anders! Ich bin kreativ! Er hat gemalt, damals. Anstatt mit Kreide waren seine Hände mit Ölfarben bedeckt. Er schaffte es nie, die Hände so gut zu waschen, dass nichts mehr von der Farbe übrig war. Du bist ein Schmutzfink, sagte seine Mutter immer. Du bist so talentiert, sagte Rosa. Rosa liebte seine Bilder. Sie war immer so fasziniert von allem, was er mit Pinsel oder Kohle kreierte. Als er sie das erste Mal gezeichnet hatte – skizziert, vielmehr – hat sie geweint. Sie sass da, auf dem kleinen Sofa in ihrer kleinen Einzimmerwohnung, und hat geweint. Nicht nur ein paar wenige Freudentränen, die man schnell mit der Hand wegwischen kann. Nein, Rosa hat geschluchzt. Und das war der Moment, als er ihr zum ersten Mal gesagt hatte, dass er sie liebte. Hätte er damals gewusst, was er heute weiss, hätte er das nicht gesagt. Er hätte seine Sachen in seine dunkelblaue Sporttasche gepackt und wäre weggerannt. Ohne sich einmal umzudrehen. Vielleicht hätte er den nächsten Zug nach Paris genommen. Oder ein Flugticket nach New York gekauft. Oder Barcelona, Tel Aviv. Südafrika. So viele Orte, die er besuchen wollte. So viele Möglichkeiten, die er damals noch gehabt hätte. Aber er packte seine Sachen nicht, rannte nicht weg und kaufte sich kein Flugticket. Er setzte sich neben sie auf das Sofa und blieb bei ihr. Er blieb auch, als sie vor ihm stand, sich über ihren Bauch strich und sagte, er müsse sich eine anständige Arbeit suchen. Eine, die einen ordentlichen Lohn bedeuten würde. Sie würden mehr Geld brauchen, wenn die Zwillinge erst da seien. Er blieb, als sie ihm gegenüberstand, einen der Zwillinge im Arm – er weiss nicht mehr, welchen der beiden, konnte er sie doch damals schon kaum unterscheiden – und ihn anschrie, weil er erneut erst spät Abends mit nach Whiskey stinkendem Atem zur Wohnungstür hineingekommen war. Hineingestolpert, sagte Rosa. Doch auch sie blieb. Sie blieb, während er sich zum Lehrer ausbilden liess und als Konsequenz seine Pinsel und Staffeleien immer weniger hervor nahm. Er habe jetzt halt keine Zeit mehr dafür, sagte er. Das seien ja sowieso nur jugendliche Träumereien gewesen.
Sie blieb, obschon er mit jedem Tag, den er in der Dorfschule verbringen musste, um Geld für sie und ihre Kinder zu verdienen, missmutiger wurde. Sie blieb, als sie zwei Frauen auf dem Markt miteinander tuscheln hörte. Der Lehrer Baumann, das sei ein schlimmer Kerl. Viel zu streng sei der, meinte die eine. Er würde doch jetzt einfach seinen Frust darüber rauslassen, dass aus ihm eben nichts Grosses geworden sei, erwiderte die zweite. Nur Lehrer. Rosa ging erst, als er sie so fest gegen die Wand drückte, dass ihr die Luft weg blieb. Es war ein besonders anstrengender Tag gewesen in der Schule. Als er nach Hause kam, erzählte sie ihm mit strahlenden Augen, dass die Zwillinge die Möglichkeit hätten, mit der Schulklasse nach Tel Aviv zu reisen. Dort wollte sie auch immer hin, sagte sie verträumt. Aber er, dieser alte Langweiler, hätte sich ja nie gross für Fremdes interessiert. Was hätte sie nur alles machen können, wenn sie ihm nie begegnet wäre. Sie wollte ihn nur necken. Er kannte das eigentlich nur zu gut, ihre Art von Humor. Aber an diesem Abend platze irgendwo in ihm drin irgendetwas. Als er sie gegen die Wand drückte – so fest, dass ihr die Luft wegblieb – liess er alles raus, was er während den vergangenen Jahren gut in seiner Brust eingeschlossen hatte. Er schrie, er weinte. Er zählte alles auf, auf das er hat verzichten müssen. Wegen ihr. Wegen der Zwillinge. Wegen dem Tag, an dem er nicht seine blaue Sporttasche gepackt, sondern sich neben sie gesetzt und ihr seine Liebe gestanden hat. Paris, New York, Barcelona oder Tel Aviv. Südafrika. Und als er damit fertig war, ging sie. Er schliesst die Fenster und rückt noch kurz die Stühle zurecht. Für heute ist Schluss, es ist Zeit, nach Hause zu gehen. Schon lange erwartet ihn keine Frau mehr, die ihm mit einem Lächeln im Gesicht Suppe serviert. Keine schrillen Kinderstimmen, welche ihm unbedingt zeigen müssen, an was sie den ganzen Tag lang gebastelt haben. Manchmal, wenn er am Abend in sein grosses, leeres Haus zurückkehrt, denkt er darüber nach, ein Blatt Papier hervorzunehmen und einfach zu zeichnen. Er tut es nie. Als er das Klassenzimmer verlassen will, bemerkt er noch etwas. Vor ihm auf dem Boden liegt ein Farbstift, den wohl ein Schüler liegen gelassen hat. Er bückt sich und hebt den Stift auf. Rosarot. Rosa. Tränen steigen ihm in die Augen. Er wäre so gerne Künstler geworden. 19
RePHlexionen von Benjamin Nerz
Bereits als kleines Kind lernte ich Dinge zu unterscheiden. Aus Haustieren wurden Hunde, Katzen und was die Leute sonst noch so hielten. Hunde wurden wiederum zu grossen netten und kleinen nervigen Hunden. Aus grossen Hunden wurden dann Golden Retriever, Doggen, Chowchows. Unseren eigenen, etwas zu klein geratenen, aber mit der typischen blauen Zunge ausgestatteten Chowchow, nannten wir Anny. Ich will aber, geschätzte Leserin, geschätzter Leser, nicht etwa in Kindheitsnostalgie versinken, sondern den Lernprozess der Unterscheidung ansprechen. Worte werden beim Aufwachsen zunehmend genau, bis wir auf Hochschulniveau dazu angehalten werden, Begriffe voneinander klar abgegrenzt zu verwenden. Die Notwendigkeit dafür ist offensichtlich. Wenn es aber nicht um Begriffe, sondern um Menschen geht, geraten Kategorisierungen und feingliedrige Einteilungen in Schieflage. Auch das ist offensichtlich. Gegen diskriminierende Ausprägungen solcher Unterscheidungen wird oft «awareness geraist». Leider scheint die Bewusstsein nur bei jenen zu steigen, die sich bereits um
Unter
Gleichstellung bemühen. Und auch die Liga der Gleichstellung schafft Feindbilder, nämlich gegen jene, die ihre Ansichten ignorieren oder ablehnen. Wie aber können alle auf dem Klettergerüst der Gesellschaft zuoberst stehen? Es hilft, auf Augenhöhe Meinungen zu diskutieren und anzuerkennen. Auch hilft es, Mitmenschen Freiraum zur Veränderung zu lassen und sie nicht auf Aussagen festzunageln, um Argumente zu gewinnen. Noch viel wichtiger scheint es aber, sich selber den Freiraum für Veränderung zu nehmen, sich anzupassen und weiterzuentwickeln. Wir liebten unsere Anny, auch wenn wir beim Spazierengehen oft 30kg Hund hinter uns her schleiften. Wir hofften, sie würde dadurch einsichtig und möge die gleiche Route wie wir einschlagen. Oh, wie wurden wir enttäuscht! Heute schlendere ich manchmal im Park und schaue mir blühende Bäume aus der Nähe an. Mein Hund hat mich erzogen.
scheiden
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Entscheiden. Verpassen. Zweifeln. Entscheiden Ich weiss nicht, wie es bei euch ist, aber Entscheidungen zu treffen, finde ich nicht immer ganz einfach. Heutzutage haben wir eine schier unbeschränkte Auswahl an Möglichkeiten. Wo sollen wir essen gehen? Libanesisch, italienisch, mexikanisch oder asiatisch? Welche Ausbildung soll ich machen? Ist der Weg über die Lehre oder eher das Gymnasium etwas für mich? Welche Richtung soll ich studieren? Unserer Generation stehen wahrscheinlich mehr Möglichkeiten zur Verfügung als je einer anderen zuvor. Und ich würde es auch nicht anders haben wollen! Wir sind aber auch die Generation, die lernen muss, mit dieser Vielfalt umzugehen und uns der Herausforderung zu stellen, uns auf einen Lebensentwurf festzulegen. Doch sind wir aufgrund dieser Freiheit glücklicher? Mit mehr Freiheit kommt auch mehr Verantwortung. Jeder ist seines Glückes Schmied. Wenn man nichts erreicht, wenn die eigenen Entscheidung nicht Früchte tragen, ist man selbst schuld. Für manche Menschen kann dies ein entmutigender Ausblick sein. Verpassen Im Rahmen einer Studie wurden Manager zum Treffen von Entscheidungen befragt. Obwohl sie die Macht haben, frei zu entscheiden, haben sie das Gefühl, nicht aus freien Stücken handeln zu können. Jede Entscheidung hat Konsequenzen und gerade bei Personen in Führungspositionen können diese grosse Auswirkungen haben. Ihre Entscheidungen haben ein grosses Gewicht und so stehen sie unter Druck, die bestmögliche und somit einzig richtige Entscheidung zu treffen. Kann man dies dann überhaupt noch als freie Entscheidung bezeichnen, wenn aus einer Vielzahl an Fakten eine richtige Antwort hervorkommen soll? Die Vielfalt an Entscheidungen und der Wunsch, die einzig richtige Entscheidung zu tref-
fen, stehen sich im Weg. Eine grosse Auswahl an Möglichkeiten kann also auch bewirken, dass wir uns nicht frei fühlen. Dieses Bedürfnis nach Klarheit kann bei manchen Personen sogar so weit führen, dass sich eine «option paralysis» einstellt. Diese beschreibt den Zustand, sich bei der Fülle an Möglichkeiten nicht entscheiden zu können. Die Qual der Wahl. Jede Entscheidung wird zur Ablehnung tausender Alternativen. Jede Entscheidung bedeutet, dass ich etwas anderes – vielleicht besseres – verpasse. Zweifeln Als wäre der Schritt zur Entscheidung nicht schon genug, werden wir danach auch noch von Zweifeln geplagt. War das nun die richtige Entscheidung? Oder ist das Gras grüner auf der anderen Seite? Die Unsicherheit ist leider die Begleiterin jeder Entscheidung. Entscheidungssicherheit ist ein Widerspruch in sich. Um mit dieser Unsicherheit umgehen zu können, reden sich manche ein, es gäbe ein Schicksal oder einen überirdischen Plan. Egal welche Entscheidung sie fällen, schlussendlich wird schon das Richtige herauskommen. Diese Einstellung ist jedoch der Feind der Entscheidung. Eine Ausrede, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Eine Ausrede, nicht zu lernen, sich den Konsequenzen zu stellen. Zweifel ist unser ständiger Begleiter, es gibt kein Entkommen. Besser man gewöhnt sich an ihn. Dies ist jedoch einfacher gesagt als getan. Zweifel ist etwas Ekliges. Er kann an uns nagen und uns lähmen. Um dies erträglich zu machen, hilft mir die Sicht eines Philosophen. René Descartes schlussfolgerte aufgrund der Tatsache, dass er in der Lage war, alles und jedes auf dieser Welt zu bezweifeln, dass er ein Bewusstsein hatte. Das Zweifeln bestimmt die Existenz, weil ihr Ausgang zu Selbstbewusstsein führt. Wer zwei-
felt, denkt. Wer zweifelt, existiert. So war sein persönliches Motto nicht das berühmte cogito ergo sum – Ich denke, also bin ich, sondern ein Satz, der sozusagen die nächste entscheidende Stufe beschreibt: Dubium sapientiae initium. Der Zweifel ist der Weisheit Anfang. Akzeptieren Mir hilft das Bewusstsein über diese unausweichlichen Tatsachen dabei, Entscheidungen zu treffen. Entscheiden bedeutet immer, etwas anderes zu verpassen, und Zweifeln ist nur eine Begleiterscheinung. Ich finde so zu einem Frieden. Gerade für uns als Lehrpersonen finde ich es wichtig, diese Grundsätze zu lehren und Schülerinnen und Schüler zu ermutigen, Entscheidungen zu treffen und Akteure zu werden. Es gibt keine perfekte Entscheidung. Entscheidungen quälen uns. Das ist Teil unserer Existenz. Zu leben bedeutet, zu entscheiden. Zu entscheiden bedeutet, zu zweifeln, zu verpassen, mutig zu sein.
Simon Heiniger 21
Rätsel
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von Luca Bastianini
Das LĂśsungswort ist im Impressum zu finden.
PH und Social Media Crappy Tic-Tac-Toe
Comic
von Manuela Moll
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Dr. PHlex
Es plagt dich PH-Kummer? Du kannst dich nicht konzentrieren? Nicht zögern: Dr. PHlex konsultieren!
Lieber Doktor Phlex Ich bin jetzt seit fast drei Jahren an der PH Zürich und bin ratlos! Mindestens achtzig Prozent meiner Kommilitonen laufen wie die Schlümpfe herum. Sind sie nicht blau, dann bestimmt in GoreTex gehüllt. Im Sommer tragen sie Jesuslatschen oder manchmal gar keine Schuhe. Im Winter ist es ein grau-braun-khaki Mix. Ungebügelte Pullover, Birkenstock-Sandalen, Stricksocken und ungepflegte Frisuren, Wildwuchs der Gesichtsbehaarung und weiss Gott wo sonst noch. Und dann gibt’s noch diese Typen, die mit Zivildienstkleider rumlaufen! Seit ich das sehen musste, habe ich ein ständiges Zucken im linken Auge. Ich möchte mich ja gerne zu der werdenden Lehrerschaft zählen, aber mein Modebewusstsein kriegt langsam aber sicher Depressionen! Was kann ich nur tun, damit das wieder besser wird?
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Liebe Grüsse, Anna Legig Liebe Anna Legig GoreTex ist wasserdicht, GoreTex ist atmungsaktiv; lerne von GoreTex. Widerstehe den auf dich einprasselnden Eindrücken der fehlgeleiteten Textilindustrie. Lass die Fauxpas abperlen und nimm wie die nützliche Membran nur das Reine, das Gute, die Luft auf. Mit aktivem Atmen kriegst du Sauerstoff, der dir hilft, die Erkenntnis zu erlangen, dass jedes Individuum so rumlaufen darf und soll, wie es dies für richtig hält. Übrigens wusste ich gar nicht, dass man Pullover bügeln könnte, geschweige denn sollte. Mit deiner Anfrage trittst du mir ein wenig auf den Schlips, da auch ich, Dr. Phlex, wahrscheinlich bereits Teil dieser Seiden-Wolle-Bast-Abteilung bin, die unbekümmert in Flipflops über die ästhetischen Normen des Business-Chic hinweglatscht und sich freundlich-ranzig das Shirt zum dritten Mal anzieht, Socken wechselt, wenn die zweite Zehe hallo sagt und stets als erstes die Membran einer Regenjacke checkt – denn wenn es beim Fahrrad fahren regnet, hilft diese mehr als der teuerste Bahnhofstrasse-Fummel. Der eigentliche Skandal ist nicht, dass es Leute gibt, die mit recycelten Textilien, fair-trade Klamotten, umweltbewussten Produkten, funktionalen Jacken oder einfach nur langweiliger Kleidung herumlaufen. Nein, der Skandal liegt in Kinderarbeit, in den Arbeitsbedingungen der Fabriken, in der Verwendung von echtem Pelz, in der Umweltverschmutzung von Färbereien und dem Transport der Waren, in der Rodung von Urwäldern, um mehr Rohstoffe zu gewinnen und in der Werbung, die uns immer wieder vorgaukelt, welcher idiotische Trend gerade angesagt und was untragbar geworden ist, damit wir möglichst viel kaufen, tragen, haben und bald wegwerfen. Alternativ wird der Schrank weggeworfen und ausgewechselt. In der IKEA steht sicherlich ein von LEDs beleuchtetes, mit goldenen Beschlägen verunstaltetes Ultra-Pax Monstrum bereit, welches unfassbare Berge modischen Selbstbewusstseins zu verschlingen vermag. Falls du, A. Legig noch nicht verstanden hast, was ich dir zu sagen versuche, dann hier der Klartext: Ich empfehle dir, geschätzte A. Legig, höflichst, deinen bornierten Blick vom, zugegebenermassen oft nicht als chic zu beschreibenden, Modebewusstsein deiner geschätzten Kommilitoninnen und Kommilitonen abzuwenden und dich stattdessen den wahren Problemen der Welt zuzuwenden. Dein deprimiertes Modebewusstsein wird dann möglicherweise bald von einem eifrigen Umweltbewusstsein abgelöst. Dann wird die Welt weniger chic, dafür schöner. Freundlichst grüsst, Dein Dr. Phlex, P.S.: 24 Schnäppchenjagd ist kein Sport.