Studierendenzeitung der PH ZĂźrich Nr. 32, 20. Mai 2018
Glückwunsch an Melissa Zoia, die Siegerin unserer Handyumfrage Die stolze Gewinnerin ist mit ihrem Preisstück zu sehen: ein brandneues Handy! Danke fürs Mitmachen. Die Ergebnisse findet ihr auf Seite 18.
Impressum Ausgabe: RePHlex Nr. 32, 20. Mai 2018, Auflage: 1300 Stück Herausgeber: VS PH Zürich, Versammlung der Studierenden der PHZH; Lagerstrasse 2, Büro LAC-E073 8090 Zürich; vs@phzh.ch; www.facebook.com/vsphzh Druck: Merkur Zeitungsdruck AG, Gaswerkstrasse 56, 4900 Langenthal Redaktion: RePHlex, Zeitung des VS PH Zürich, Lagerstrasse 2, Büro: LAC-E073, 8090 Zürich; rephlex@phzh.ch Redaktionsleitung: Michelle Speck Redaktion: Gabriel Mateos Sánchez, Simon Heiniger, Luca Bastianini, Nathalie Hug, Jelena Bosiokovic, Marta Ribeiro, Michelle Speck, Céline Haag, Gino Egli, Miro Müller, Teresa Dreßler, Whitney Huber, Gaétan Surber, Lisa Rebmann Titelbild: Whitney Huber Küche: Céline Haag Layout & Gestaltung: Simon Heiniger, Michelle Speck, Miro Müller Inserieren: vs@phzh.ch – Einsendeschluss Ausgabe 33: 30. August 2019 Demnächst wird das Bildungsmagazin Artikel der RePHlex übernehmen und anderen Studierenden zu Verfügung stellen. Hier geht es zum Bildungsmagazin: eduwo.ch/bildungsmagazin/ 2
Konsum 4
Editorial
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Sklaven des Glücks Unsere Konsumgesellschaft und die Gefahr, der heranwachsenden Süchte
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Fun Facts Konsum Facts zum menschlichen und tierischen Konsumverhalten
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Suche, Swipes und Sex Der Konsum von Liebe und Sex in der heutigen Gesellschaft
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Binge Watching Bist du schon am Komaglotzen?
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Impressum
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Fun Facts Konsum
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Lieber halbherzig als herzlos
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Portraitiert
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Buchrezension
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Pinnwand
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Rätsel
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#phlife
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Comic
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Dr. PHlex
Exgüsi,
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Handykonsum Resultate unserer Umfrage zu eurem Handykonsum
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für die neonfarbene Isolations-Hardshell-Mammutjacke mit Strech-Fleece-Einsätzen, die ich für meine Seespatziergänge gekauft habe.
Fast Fashion Modetrends von heute sind der Müll von morgen
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Wenn der Pilz das Steak ersetzt Alle, die mal das Stück Fleisch weglassen wollen, finden hier alternative Eiweissquellen.
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Homo Consumens Die Nachfrage wird das Angebot immer übersteigen. Haben wir uns vom Konsum verführen lassen?
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Mehr ist weniger Wieso wir uns in die evolutive Sackgasse des Konsumentendaseins begeben
DIE ZAHL
270.kostet ein Stuhl im Eingang des LAB (Designerstühle von Vitra)
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Up-to-date
Ein Tweet macht sich von dannen, mein Akku wird nicht langen. Ich poste meine letzten Käufe, verdränge, dass ich Müll anhäufe.
Illustration Jérôme Philipp
Das Update von dem Ungenutzten dauert und Fastfood in den Schachteln lauert. Ein Megatrend kann niemals warten, das Smartphone wird zum Kaffeeautomaten. Die tausend Freunde haben nichts zu sagen, die Werbemail betäubt nur meine Fragen. Ich brauche dringend einen neuen Chill. Die Festplatte erliegt dem Overkill.
dkb, August 2011 5
Sklaven des Glück Unsere Konsumgesellschaft und die Gefahr, der heranwachsenden Süchte Text Teresa Dressler Illustration Simon Heiniger
Wir sind täglich umgeben von Suchtmitteln und potenziellen Auslösern einer Sucht. Wir Menschen können nach vielem süchtig werden. Angefangen bei der Alkohol- und Drogensucht, über eine Spiel- oder Kaufsucht, bis hin zu einer Adrenalin- oder sogar Arbeitssucht, können wir nahezu allem verfallen. Viele unserer Mitmenschen und vielleicht sogar wir selbst sind bereits Süchtige. Wir merken es gar nicht, da der Zustand für uns zur Normalität geworden ist. Sind wir noch zu retten? Bin ich selbst betroffen? Wie werde ich meine Sucht los? Das sind Fragen, die wir uns stellen sollten. Und genau das habe ich in diesem Artikel versucht. Die Entstehung einer Sucht aus medizinischer Sicht Wenn ein Mensch glücklich ist, wird im Belohnungssystem seines Gehirnes Dopamin ausgeschüttet. Das geschieht bei Gesprächen mit Freunden, bei gemeinsamen Mahlzeiten oder beim Sex. Auch ein Like, das man für ein Foto bekommt, oder eine Whatsappnachricht führen zur Dopaminausschüttung. Die Dosis einer solchen Ausschüttung ist allerdings geringer. Das Gehirn lernt schnell, welche Substanzen oder Verhaltensweisen Dopamin ausschütten und versucht diese wiederherzustellen. Deshalb postet man zum Beispiel mehr Fotos im Internet oder achtet darauf, Fotos zu posten, die mehr Erfolg auf Likes haben. Auch mit den Hashtags kann man natürlich die Like Zahl erhöhen. Wie hängt das mit einer Sucht zusammen? Dopamin kann Auslöser einer Sucht sein. Wenn man beispielsweise Alkohol trinkt, wird im Belohnungssystem der Dopaminspiegel künstlich erhöht. Den erhöhten Spiegel empfindet der Mensch beim wiederkehrenden Konsum als normal, die gleiche Menge Alkohol wird nicht mehr als gleich befriedigend wahrgenommen wie noch vor kurzer Zeit. Also verlangt der Körper künftig mehr, um seinen angestrebten Zustand wiederzuerlangen. Zudem entsteht im Gehirn ein sogenanntes Suchtgedächtnis. Dieses vermerkt gewisse Dinge als positive Erfahrungen und strebt nach deren Wiederholung. Gegen das anzukommen kann sich als schwierig erweisen. Problematisch wird es dann, wenn die Gebiete im vorderen Hirn, die für Urteilsfähigkeit, Planen von Handlungen und das Treffen von Entscheidungen verantwortlich sind, dem tieferen Bereich des Gehirns, in dem sich das Belohnugssystem und das Suchtgedächtnis befinden, unterlegen ist. Dann werden die intuitiven und als befriedigend empfundenen Handlungen ausgeführt, weil der gesunde Menschenverstand zu schwach ist. Auch wenn derjenige weiss, dass ihm sein Handeln nicht guttut, kommt er nicht mehr dagegen an. Wie wird man süchtig? Ein interessantes Experiment mit Ratten hat gezeigt, dass die Umgebung und Gesellschaft eines Individuums grossen
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Einfluss auf dessen Suchtverhalten haben kann. Das Experiment bestand darin, eine Ratte in einen Käfig zu sperren und ihr zwei Trinkflaschen zur Verfügung zu stellen. In einer befand sich herkömmliches Leitungswasser und in der anderen mit Heroin versetztes Wasser. Die Ratte rührte das Leitungswasser kaum an, während sie aus dem anderen Behälter trank bis sie starb. Damit wäre bewiesen, dass Heroin ein sehr hohes Suchtpotential hat. Aber noch nicht, was die Lebensbedingungen mit der Sucht zu tun haben. Daraufhin gab es einen zweiten Versuch, in dem man einen grossen Käfig mit Bällen, Röhren und weiteren Spielsachen für Ratten ausgestattet hat. Dann hat man mehrere Ratten in diesen Käfig gelassen. Auch hier gab es wie im ersten Versuch die Auswahl zwischen Leitungswasser und Heroin-Wasser. Hier trank keine einzige Ratte von dem Heroin versetzten Wasser. Dieser Versuch führte zu der Schlussfolgerung, dass die Ratten einsam waren und aus diesem Gefühl heraus die Droge nahmen. Diejenigen, welche in einer schönen und spannenden Umgebung mit Artgenossen lebten, «brauchten» die Droge nicht. Diesen Heroinversuch kann man auf viele andere Dinge mit Suchtpotential übertragen. Wer umgeben ist von Menschen, mit denen er Zeit verbringen kann und viel unternimmt, neigt weniger dazu, einer Sucht zu verfallen. Dabei spielt die Art der Sucht keine Rolle. Es kann sowohl Spiel-, Handy- oder eben Drogensucht etc. vermeiden. Die Forscher sprechen bei dieser Theorie natürlich von einer Musterlösung, die weit von der Realität entfernt ist. «Wenn alle Menschen glücklich und sorgenfrei wären, gäbe es keine Süchtigen.» In diesem Satz ist eindeutig zu viel Konjunktiv. Aber dennoch zeigt der Versuch einen wichtigen Punkt auf. Abhängigkeit entsteht häufig aus dem Verlangen, vor der Realität und dem Alltag zu fliehen. Ausserdem entsteht sie oft aus dem Versuch, etwas zu kompensieren. Bei den Versuchstieren zeigte sich das darin, dass sie ihre Einsamkeit und Langeweile sowie das Gefühl von Enge mit Hilfe der Droge verdrängen wollten. Bei uns Menschen geschieht das beispielsweise, wenn man sich mithilfe des Internets in eine virtuelle Welt flüchtet, da das eigene reale Leben vielleicht jobtechnisch oder auf die Familie bezogen nicht so läuft, wie man es gerne hätte. Auch Rauschmittel bieten in so einer Situation eine willkommene Pause. Sie lassen den Betroffenen für einen kurzen Moment die Realität vergessen oder zeigen eine verzerrte Sichtweise auf die Realität, die positiv wirken kann. Wir als Gesellschaft können nicht gewährleisten, dass es allen permanent gut geht. Aber wir können auf unsere Mitmenschen achten und im Falle eines Falles Unterstützung leisten und füreinander da sein. Was tun, wenn man süchtig ist? Medizinisch sowie wissenschaftlich ist klar, dass Sucht eine reale Krankheit ist. Sie umschreibt das unwiderstehliche Verlangen nach etwas Bestimmtem. Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Süchten. Die Erste ist die allseits bekannte Süchtigkeit nach einer Substanz. Zu diesem
Bereich gehören jegliche Drogen und Rauschmittel und beispielsweise Süchte nach Essen oder Adrenalin. Zu der anderen Gruppe, die der Süchte nach Verhalten, zählt man Spielsucht, Kaufsucht und etliche weitere, die mit einer Tätigkeit zusammenhängen. Süchte entstehen nicht von einem Tag auf den anderen. Sie entstehen dadurch, dass man dem Körper eine gewisse Substanz regelmässig verabreicht oder ein gewisses Verhalten wiederholt. Würde man dem Körper zum Beispiel 20 Tage lang Heroin verabreichen, wäre man am 21. Tag süchtig. Es hängt stark von verschiedenen Faktoren ab, wie schnell ein Mensch von etwas süchtig werden kann. Zu diesen zählen die Häufigkeit und die Menge, beziehungsweise die Intensität des Suchtverhaltens. Natürlich hängt es auch stark von der Substanz oder Tätigkeit ab, um die es sich handelt. Viele Menschen, die unter einer Sucht leiden, merken es erst nach langer Zeit. Es gibt spezifische Merkmale, die typischerweise bei Süchtigen vorkommen können. Es kann natürlich auch vorkommen, dass man eines dieser Merkmale aufweist und noch lange nicht betroffen ist. Einige dieser Merkmale wären: • Ein starkes Verlangen zu verspüren, dem man unbedingt nachgeben will. • Die Kontrolle über den Konsum oder die Ausübung zu verlieren. • Eine steigende Dosis kann ein Indiz sein, da Abhängige eine gewisse Toleranz entwickeln und dadurch eine grössere Menge für dieselbe Wirkung gebraucht wird. • Symptome wie Nervosität oder Reizbarkeit können auftreten, wenn man nicht konsumiert. • Wenn jemand andere Interessen oder Mitmenschen vernachlässigt, kann das von einer Abhängigkeit zeugen. • Die Folgen der Einnahme oder des Verhaltens können schädlich sein. Jemand, dem dies bewusst ist und der trotzdem weiter konsumiert, könnte einer Sucht verfallen sein. Schlussendlich ist das Thema Konsum und damit einhergehend die Abhängigkeit eine unendliche Geschichte. Die Forschung ist diesbezüglich noch lange nicht am Ende angelangt. Dennoch wird klar, dass prinzipiell alles was Spass macht oder Glücksgefühle hervorruft, süchtig machen kann. Wir streben alle jeden Tag nach Glück und das unser ganzes Leben lang. Jeder von uns durchlebt immer wieder Höhen und Tiefen. Der Konsum von Rauschmitteln ist durch seine betäubende oder bewusstseinsverändernde Wirkung ein willkommener Ausweg für Einige. Genau wie das Internet eine verlockende Türe in andere Welten bietet oder das Kaufen von Luxusgütern einen Schein des guten Lebens gewährleistet. Wichtig ist, sich bewusst zu sein, dass gerade in unserer Konsumgesellschaft, die Sucht eine Gefahr darstellt. Wir können uns ihr aber stellen, indem wir sie früh erkennen, wahrhaben und dagegen ankämpfen. 7
S T C A F FUN nsum Ko
Text Marta Ribeiro und Teresa Dressler Illustrationen Whitney Huber
Pandas konsumieren pro Tag etwa 15 -30 kg Bambus.
Auch Tiere nehmen Drogen! Delfine ängstigen Kugelfische, indem sie mit ihnen spielen, als wären sie Bälle. Dadurch stossen die Kugelfische ein Nervengift aus, welches die Delfine in einen Rausch versetzt.
Ein durchschnittlicher Schweizer Haushalt gibt jedes Jahr 2‘000.- alleine für Lebensmittel aus, die später nicht konsumiert, sondern weggeschmissen werden.
In einem durchschnittlichen europäischen Haushalt gibt es 18 elektronische Geräte.
Cannabis wurde 1951 in der Schweiz verboten. 8
Die meistkonsumierte illegale Substanz in der Schweiz ist Cannabis. Ein Drittel der Schweizer Bevölkerung (ab 15 Jahren) hat schon einmal Cannabis konsumiert.
Im Durchschnitt schaut ein Netflix-Nutzer 90 Minuten pro Tag Filme und Serien. Die Schweiz exportiert jedes Jahr Kaffee im Wert von über 2 Milliarden Franken. Mit dem Schokoladenexport verdient sie vergleichsweise nur halb so viel, und mit dem Export von Käse sogar "nur" ca. 500 Millionen Franken.
In der Schweiz werden jedes Jahr über 1‘000 Tassen Kaffee pro Person konsumiert.
Um zweieinhalb Avocados zu züchten, braucht es 1’000 Liter Wasser.
Der Herstellungsprozess eines Rindfleischsteaks verbraucht etwa 15’000 Liter Wasser.
Auf der Welt gibt es gleich viele Handyabos wie Menschen. Die Retourenquote bei Zalando Schweiz beläuft sich auf 50%. 9
Lieber halbherzig als herzlos Warum CO2-Sünder wichtig für die Klimabewegung sind Text Gaétan Surber Illustration Lisa Rebmann
Gegner der KlimademonstrantInnen werfen den Jugendlichen vor, dass sie inkonsequent in ihrem Konsumverhalten sind. Es ist jedoch wichtig, auch DemonstrantInnen mit Doppelmoral in die Klimabewegung zu integrieren und zum Nachdenken zu bringen. Kampf fürs Klima Freitagmorgen, 9:00 Uhr: Maximilian und einige KlassenkameradInnen haben sich auf der Polyterrasse versammelt. Das kleine Grüppchen steht etwas abseits der immer grösser werdenden Menge. Für viele ist es ihr erster Klimastreik, gar das erste Mal an einer Demonstration. Unterschiedliche Motive haben die GymnasiastInnen zum Streiken bewegt. Da gibt es die glühenden VerfechterInnen des Klimaschutzes. Sie haben, beseelt durch die aufkeimende Umweltbewegung, auch ihre Klasse an den Streik mitgeschleppt. Jene MitschülerInnen bilden das eigentliche Substrat des Streiks. Sie machen die Menge gross und tragen dadurch das Anliegen in die breite Ge10
sellschaft. Vielleicht mögen sie selbst nicht die grössten AktivistInnen sein, stehen jedoch überzeugt für die Sache ein. Dann gibt es auch einige, die sich nicht sonderlich für die steigenden Meeresspiegel interessieren, sondern lediglich die Gelegenheit nutzen möchten, um mal der Schule einen Morgen fernzubleiben, oder um ihre rebellische Ader auszutesten. Maximilian ist mitgekommen, weil er grundsätzlich von der Idee überzeugt ist. Er bedauert, dass immer mehr Menschen unter den Folgen des Klimawandels leiden und wünscht sich eine Zukunft, in der es sich zu leben lohnt. Ausserdem sind die meisten seiner Klasse gekommen – warum also sollte er mit den wenigen verbleibenden SchülerInnen den Unterricht besuchen? Der Demonstrationszug setzt sich in Bewegung und rasch legt das Grüppchen die anfängliche Zurückhaltung ab. Lauthals skandieren sie: «Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!». Maximilian ist begeistert, geradezu ereifert. Er zückt sein iPhone X und postet ein Bild der Demo in seine Instagram-Story. Nach der Demo bricht das Grüppchen auseinander. Einige SchülerInnen gehen zurück zur Schule, um noch der letzten Lektion des Morgens beizuwohnen. Maximilian und ein Klassenkamerad beschliessen, den langen Mittag zu Hause zu verbringen. Max ruft seine Mutter an, um sich von ihr abholen zu lassen. Um die Wartezeit zu überbrücken, holen sich die beiden einen Kaffee bei Starbucks. Wenige Minuten später steht Mami mit dem
Audi Q8 auf der Matte und die beiden lassen sich nach Hause kutschieren. Während sich der Wagen die Strassen des Züriberger Villenquartiers hochschlängelt, erinnert Maximilians Mutter ihren Sohn daran, seine Sachen für den bevorstehenden Wochenendtrip nach Barcelona zu packen. «Denk daran, ein Hemd für die Vernissage deines Onkels mitzunehmen. Und geh heute früh ins Bett, unser Flug geht um 6:30!» Vielleicht etwas subtiler, doch wird von GegnerInnen der Klimabewegung gerne solch ein widersprüchliches Narrativ konstruiert. Obschon Maximilian in diesem Fall fiktiv ist, findet sich das Bild der privilegierten Jugend, welche etwas verwirrt utopische Forderungen in die Welt schreit, im konkreten Meinungsbild vieler Personen wieder. Naiv seien sie blosse TrittbrettfahrerInnen des Klimahypes. Ihnen fehle es an Weitsicht, an Erfahrung und an Pragmatismus, so der Tenor. Arroganz statt Aktivismus Christian Lindner, Parteivorsitzender der deutschen FDP, liess sich kürzlich in der Talkshow «Markus Lanz» zu folgender Aussage hinreissen: «Kann man von Kindern erwarten, dass sie alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomische Machbare sehen? Ich behaupte, Herr Lanz, Sie und ich sehen noch nicht mal alle globalen Zusammenhänge.». Herr Lindner gibt sich dabei betont unprätentiös und tarnt seine Geringschätzung für eine von überwiegend jungen Leuten getragene politische Bewegung. Dieses Muster zieht sich durch grosse Teile der politischen Landschaft. Das Establishment zeigt sich interessiert und offen, weil diesem bewusst ist, dass das völlige Übergehen der Klimathematik keine landläufige Option mehr ist. Greta Thunberg, welche von der «Weltwoche» zur «Kindersoldatin der Linken» stilisiert wird, macht sich in Wahrheit zur PR-Marionette des WEFs. Einmal darf sich das süsse kleine Mädchen, welches es doch so gut mit uns und unserer Welt meint, von der internationalen Wirtschaftselite beklatschen lassen. Zur Kenntnis genommen und ad acta gelegt, vielen Dank. Auch SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga lud bereits einige Klimastreikende ins Bundeshaus ein, um ihnen zu erklären, dass sie deren Engagement prinzipiell begrüsse und diese unterstützen möchte. Dabei verwies sie beinahe stolz auf das CO2-Gesetz, welches schlussendlich von linken Fraktionen des Nationalrats aufgrund des verwässerten Charakters abgelehnt wurde. Weiterhin merkte sie an, dass sie in ihrer Funktion als Bundesrätin dem Kollegialitätsprinzip verpflichtet sei und ihr Handlungsspielraum somit gering sei. Nun fragt man sich, warum Frau Sommaruga die tobenden Kinder überhaupt ins Bundeshaus lädt, wenn doch ein Eingehen auf deren Anliegen nur beschränkt bis gar nicht möglich ist. Schon die mittelalterlichen Monarchen wussten, dass es sich geziemt, auch einmal kritische Meinungen in den Palast zu holen. Da die Egos
der Könige jedoch leicht angekratzt werden konnten, zog man einen Hofnarren für diese Aufgabe vor. Dieser lief durch seine Lächerlichkeit kaum Gefahr, das Antlitz des Königs ernsthaft zu trüben. Jene Aufgabe haben nun die jugendlichen KlimaaktivistInnen zu erfüllen. Sich mit engagierten, jungen Menschen ablichten zu lassen und dabei mit rhetorischer Überlegenheit zu glänzen, ist für einen Berufspolitiker ein willkommenes Selbstdarstellungsvehikel. Doch leider sind die jungen AktivistInnen keine Medienprofis und sich deswegen oft ihrer Aussenwirkung nicht bewusst. Die Gegner der Klimabewegung argumentieren, die junge Generation sei nicht nur mächtig naiv, nein, sie sei auch eine Bande von Doppelmoralisten. Die Jugendlichen hätten keine Mühe damit, die älteren Generationen für ihr Nichtstun zu kritisieren, seien jedoch nicht bereit, ihr eigenes Konsumverhalten zu ändern. Ganz nach «Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!» soll den aufmüpfigen Jugendlichen ihr Individualversagen eingeimpft werden. Dass diese jedoch in ein System hineingeboren wurden, welches die Missachtung von Natur und Mensch strukturell befördert, wird dabei gerne übergangen. Wer sich bei der Diskreditierung der Klimabewegung nicht bloss auf plumpen Adultismus stützen möchte, findet in der «Neuen Zürcher Zeitung» eine vermeintlich wissenschaftliche Argumentation. «Die moralische Falle des Klimastreiks», so titelte Anfang Februar das Blatt, welches sich gemäss seiner Statuten einer freisinnig-demokratischen Grundhaltung verpflichtet fühlt. Im Artikel warnt der Autor vor der Gefahr des Rebound-Effekts. Klimapolitisches Engagement könne bei den Beteiligten klimaschädlicheres Verhalten provozieren. Diese würden sich durch Klimaaktivismus reinwaschen und sich dadurch eine Legitimation verschaffen, um daraufhin klimaschädlicher zu handeln. Klimademos als moderner Ablasshandel? So kann man es sich auch zurechtbiegen. Über den Lebensstil von Klimastreikteilnehmenden lässt sich viel spekulieren. Es dürfte jedoch keine kühne Annahme sein, dass der durchschnittliche ökologische Fussabdruck der Klimastreikenden kleiner ausfallen dürfte als das nationale Mittel. Verantwortung übernehmen Sicherlich finden sich in einer solch grossen Bewegung widersprüchliche Figuren wie Maximilian. Sollte es aber nicht auch das Ziel einer Klimabewegung sein, solche Personen mit grossem ökologischen Fussabdruck miteinzubeziehen, ohne sie dafür zu verurteilen? Eine Klimabewegung muss laut und frech sein. Sie muss ihren Finger entschieden in die Wunde legen. Jedoch muss sie auch eine zusammenstehende und solidarische Gemeinschaft bieten, welche auf Polemik verzichten kann. Dieses Spannungsfeld gilt es zu überwinden, sodass die Klimabewegung mithelfen kann, die Welt in eine nachhaltige Zukunft zu führen. Eine Zukunft, in der Maximilian bewusst auf den Kurztrip nach Barcelona verzichtet. 11
Suche, Swipes und Sex Rechts swipen – HOT. Links swipen – NOT. Allein das reicht schon, damit man erkennt, um was es geht. Richtig: Tinder. von Michelle Speck
Tinder - eine Dating App lanciert von ein paar Studenten der University of Southern California im Jahr 2012, wurde erstmals auf einigen amerikanischen Colleges als einfaches Flirt-Tool verwendet. Innerhalb eines Jahres eroberte es die Dating-Welt und wurde die bekannteste Dating-App. Täglich verbindet es 26 Millionen Menschen, wobei Hauptzielgruppe die jungen Erwachsene bis Anfang 30 sind. Wenige Nutzer sind älter als 50.
NOT
Die Nutzung von Tinder ist unkompliziert, da man nur eines Smartphones mit Internetzugang bedarf. Das Tinder-Profil enthält deinen Namen, dein Alter, Fotos, deine Freundesliste*, und «Gefällt-Mir»-Angaben* (*wenn es mit dem Facebook-Account verbunden wurde). Entsprechend der gewählten Suchkriterien werden dir Profile von Menschen in deiner Nähe gezeigt, bei der du die Wahl hast, nach rechts oder nach links zu wischen. Wenn du nach rechts wischst und die Person am anderen Ende auch, ergibt sich ein «Match». Nun kann man in Kontakt treten. In der Öffentlichkeit ist Tinder jedoch nicht berühmt für eine unkomplizierte Partnersuche, sondern als Plattform für eine schnelle Nummer, da Interessen und Charakter auf den ersten Blick nebensächlich sind und nur das Aussehen eine wichtige Rolle spielt. «Schnell und einfach installiert, schnell und einfach kontaktiert, schnell und einfach koitiert, schnell und einfach konkludiert.» Parodien zu diesem Aspekt von Dating-Apps häufen sich nur so an, wie beispielsweise eine moderne Parodie des Märchens der Cinderella «Tinderella: A Modern Fairy Tale» von CollegeHumor. Einige Studien ergaben jedoch ein differenziertes Bild: Eine niederländische und eine britische Studie fanden bei den Tinder-Nutzern sechs Gründe für den Gebrauch dieser App: Liebe, Sex, unkomplizierte Kontaktaufnahme, Selbstbestätigung, Nervenkitzel, Trend. Überraschenderweise ist Sexkontakt nicht das stärkste Motiv, laut dieser Studie, sondern der Wunsch, einen Partner zu finden. Oft machen zahlreiche Tinder-Dates einen jedoch nicht glücklich, weil die Dates über eine oberflächliche Begegnung und schnellen Sex selten hinausgehen. Laut Cato Jans, ein Psychotherapeut und Paarberater in Hamburg
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suggeriert Online-Dating, dass es da draussen immer noch eine bessere Option gibt und dass es sich deshalb vielleicht gar nicht lohnt, Konflikte zu lösen und in längerfristige Beziehungen zu investieren. Eine andere Studie besagte, dass Tinder-Nutzer weder das Geld noch den Sex wollen, sondern die Bestätigung, da Tinder eigentlich ein Ego-Push ist, da man durch das Durchswipen der Profile jede Menge «Matches» sammeln kann. Es gibt nämlich durchaus Mädchen und Jungs, die sich in einer Beziehung befinden und trotzdem ein Tinder-Profil besitzen, da es ihnen um die Selbstbestätigung geht. Eine Studie in der University of North Texas fand jedoch heraus, dass die Realität auch anders aussehen kann. Eine Verbindung zwischen der Nutzung der App und dem Selbstbewusstsein wäre durchaus da, jedoch nicht immer positiv, besonders bei Männern. Männer swipen meist bei der Nutzung von Tinder bei allen Profilen nach rechts und untersuchen erst wenn sich ein Match ergibt, ob die «Auserwählte» nun wirklich zu einem passen würde. Frauen hingegen gehen die Sache meist kritischer an und swipen nur nach rechts, wenn der Mann ihren Vorstellungen her entspricht. Wenn also ein Mann keine «Matches» erhält, wirkt sich das negativ auf seine Selbstachtung aus, während es bei Frauen nicht so offensichtlich ist. Bei Frauen wird es spätestens sichtbar, wenn ein Match erfolgt, jedoch keine Unterhaltung entsteht.
HOT
Bei Vielen kann auch ein Suchtverhalten entstehen, ähnlich wie die Abhängigkeit von Social Media, da das «Rechtsswipen» ähnlich ist wie «Likes» und die Anzahl «Matches» ähnlich wie die Anzahl «Follower». Gerade wenn man sich schlecht fühlt, etwas nicht klappt oder man sich einsam fühlt, kommt man wieder darauf zurück und denkt sich: Warum nicht mal wieder ein bisschen schreiben, vielleicht jemanden treffen? Die Frage stellt sich, ob das der richtige Weg ist, um aus diesem Loch zu kommen. Sicher ist jedoch: Durch Dating-Apps wie Tinder kann man sowohl wahnsinnig interessante wie auch absurd langweilige Dates haben – die wirklich aufregenden Geschichten bahnen sich jedoch immer im realen Leben an. 13
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Was bedeutet «Binge Watching»? Von Binge Watching, auch «Komaglotzen» genannt, ist die Rede, wenn man sich mehrere Folgen einer Serie am Stück anschaut.Wer denkt, Binge Watching sei ein aktueller Trend, der mit dem Eintreten von Plattformen wie Netflix oder Prime Video aufgekommen ist, liegt falsch. Binge Watching wurde schon vor über 40 Jahren mit der Erfindung von Videokassetten praktiziert. Die meisten von uns kennen dieses Gefühl: Man beginnt eine extrem spannende Serie und nimmt sich vor, zwischendurch eine Folge anzuschauen. Doch die Folgen enden immer an einem so spannenden Punkt, dass man gar nicht anders kann, als die nächste Folge auch noch anzuschauen. Und die nächste. Und die nächste. Man kann gar nicht anders, als weiterzuschauen. Man ist wie durch ein unsichtbares Seil an den Fernseher gefesselt, weil man unbedingt wissen will, wer denn jetzt gestorben ist oder wer schlussendlich hintergangen wird. Hat man alle Folgen und Staffeln durchgeschaut und eine neue Serie begonnen, um die Zeit zu überbrücken, bis allenfalls weitere Folgen der Lieblingsserie rauskommen. Ich gucke meine Lieblingsserie bereits zum dritten Mal in der Hoffnung, dass die nächste Staffel draussen ist, bis ich die vorherigen vier fertig habe. Wenn man jedoch so tief in der Serie drinsteckt, dass bereits Sonntagabend ist, obwohl man ja am Freitag nur eine Folge der Serie schauen wollte und man sogar den Samstagsbrunch mit den Freunden absagt, erkennt man, dass Binge Watching einige Konsequenzen mit sich bringt.
ACHTUNG! Hohes Suchtpotential! Nachfolgend eine Auflistung von den Top 10 Netflix-Serien, von welchen Netflix-User eine Staffel in maximal 7 Tage gesehen haben: 1. Breaking Bad 2. Orange Is The New Black 3. The Walking Dead 4. Stranger Things 5. Narcos 6. House of Cards 7. Prison Break 8. 13 Reasons Why 9. Grey’s Anatomy 10. American Horror Story
Welche Konsequenzen trägt Binge Watching? Leider trägt der Serienkonsum viele negative Folgen mit sich. In einer Studie, in welcher 432 Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren teilnahmen, stellte man abnehmende Schlafqualität, erhöhte Krankheitsquoten und zunehmende Isolierung von der Aussenwelt fest. Zudem wurde bewiesen, dass Serienjunkies nach 140 Tagen nicht mehr wussten, was sie genau geschaut hatten, während Jugendliche, welche die Serie im wöchentlichen Abstand konsumierten, sich an die genaue Handlung erinnern konnten. Dies hat mit unserem normalen Lernprozess zu tun. Der Mensch kann nicht zu viele Informationen auf einmal aufnehmen. Deshalb können wir uns auch nicht an alles erinnern, wenn wir nicht gestaffelt lernen, oder eben eine Serie schauen. Bist du ein Komaglotzer? Falls du im Besitz eines Netflix-Abos bist, ist die Chance hoch, dass du zu den «Komaglotzern» gehörst. Bestimmt hast du dich auch schon dabei ertappt, wie du nach einer Folge auf den Button «nächste Folge starten» gedrückt hast. Die Frage ist jedoch: Hast du dich unter Kontrolle? Kannst du auf Netflix verzichten, wenn du noch eine Arbeit für die PH beenden musst, oder zwingt dich dein inneres Ich dazu, zuerst die begonnene Folge zu beenden? 15
Portraitiert
von Marta Ribeiro
Wie oft konsumiersch du Serie bzw. Film? 2 Wie oft chaufsch du dir neui Chleider, Schueh, Accessoires? 3 Wie oft konsumiersch du Alkohol und i wellem Mass? 4 Gitts öppis, wod nie druf chönntisch verzichte? 5 Was haltisch du vo eusre Konsumgsellschaft? 1
Melanie, HS17, Primar (oben links)
Mara, HS16, Sek 1 (oben rechts)
Ricco, HS17, Primar (unten links)
Noemi, HS17, Primar (unten rechts)
Wenn ich nöd grad im QP bin, denn sicher so öppe ei Folg am Tag. Also im Schnitt knapp drü Viertelstund täglich.
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Wahrschiendlich sinds scho so eini bis zwei Folge pro Tag.
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Ich luege selte so «Mainstream Serie», aber defür mega viel Dokus und susch bildendi Serie wo min Horizont erwiitere tüend. Eigentlich immer, wenni näb de PH no gnueg Ziit han.
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All zwei Mönet.
Zwei Mal i de Wuche, jewiels am Wuchenend. Ich trinke immer nur so viel, dassi no alles checke, aber doch liecht ahgheiteret bin.
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Mini Zahbürste.
Ich find d Wegwerfgsellschaft schlimm. Ich fänds guet, wenn meh Chleider nachhaltiger produziert werded, ich möcht bim Chleiderikauf meh druf achte, dass ich z.B. Bio-Baumwollsache poste oder ebe i Secondhand läde go ikaufe.
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Ich versuechs sehr ufeme Minimum z bhalte, also eigentlich nur denn, wenn ichs würkli bruch.
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Jewiils a de Therabierbar, aber nur eso viel, dassi no chan wiiterschaffe.
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Die elektronische Grät sind hützutags fast nümm verzichtbar, aber am meiste wür ich glaub mis Handy vermisse.
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Ich glaube, die füehrt eus nöd so wiit. Da mir all demit ufgwachse sind, füehrt trotzdem fast kein Weg dra verbii. Ich verzichte uf Fleisch und versueche nachhaltig z reise, aber es isch eher s Bewusstsii und nöd de Verzicht.
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Sehr wenig.
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Circa zwei Mal ide Wuche und meistens eso, dasses überschaubar isch.
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Wasser und Pflanze.
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Bedauernswert, bedenklich und sehr schwer z hinterfröge. Ich wär au sofort dezue parat, Ihschränkige defür ufzneh.
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Serie luegi jetzt grad eimal i de Wuche, nämli Game of Thrones. Ein bis zwei Mal im Monat luegi en Film. Eich chaufi mir nie neui Chleider, alles scho brucht, ussert Unterwösch. Wenn ich öpis Neus chauf, denn vomene verträtbare Lade.
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Wenni mich mit Fründe triff am Abig flüsst selte kei Alkohol, aber immer im Mass. Also so zwei bis drü Bierli.
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Es Fortbewegigsmittel. Segs jetzt en Bus oder es Tram, woni zwar nöd chaufe aber bruche tuen, oder es Velo woni mir zuetue. Es Fortbewegigsmittel bruch ich.
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Sehr wenig. Unüberleite Konsum im Übermass. Mer sött viel weniger konsumiere, viel meh tusche. Wenn konsumiere, denn sehr überleit und au die ganz grau Energie mit ihberächne. Ich chaufe biispielswiis fast nur Bio ih, organisiere Events, wo mer vo de Neuware wegchunt und meh tuet tusche.
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Handykonsum von Céline Haag Smartphones, die Pest der heutigen Zeit! Aber halt: So schlecht sind die Dinger eigentlich ja doch nicht. An der Umfrage zum Handykonsum haben gut 1'100 Leute teilgenommen. Davon besitzen rund 99% ein Smartphone und nur 1% ein Dumbphone. Gut 65% der Teilnehmer gaben an, dass sie zwischen 1-3 Stunden am Handy verbringen und nur 1.1% zwischen 6 und 12 Stunden. Die Zahlen überraschen nicht. Gemäss mehreren Studien beläuft sich die durchschnittliche Handykonsumdauer auf rund 3 – 4 Stunden am Tag. Die Zahl 3.25 Stunden tauchte dabei in mehreren Studien auf, die ich für das Schreiben dieses Berichtes aufgesucht hatte. Schaut man sich an, was die Teilnehmer in dieser Zeit so machen, fällt auf, dass soziale Interaktionen wie «chatten» und «Social Media», wie auch entspannende Aktivitäten wie Spiele spielen, Musik hören sowie informative Aktionen wie Browsen und Nachrichten lesen, stark überwiegen.
Was heisst das nun jedoch auf den Alltag umgerechnet? Gehen wir, gemäss der Umfrage, von einer durchschnittlichen Handyzeit von zwei Stunden aus. Zwei Stunden über einen ganzen Tag verteilt passieren sehr schnell. 15 Minuten über den Mittag, 30 Minuten während der langweiligen Vorlesung und 1.25 Stunden zuhause, im Bett oder auf der Toilette. Wenn von der Zeit ein Grossteil damit verbracht wird, mit anderen zu interagieren oder sich selbst etwas Gutes zu tun und etwas Musik zu hören oder bei seiner Lieblingsserie abzuschalten, ist das doch eigentlich eine tolle Sache! Natürlich spielt es immer eine Rolle, wo man sein Handy zückt. Passt die Situation gerade? Und was mache ich am Smartphone genau? Stellen wir uns einen Schüler in einer unseren Klassen vor. Während der Mathestunde holt er sein Mobiltelefon hervor und sendet seinen Freunden SMS. Was macht ihr? Es ihm verbieten, vielleicht sogar das Handy einziehen. Der Schüler wird vermutlich wütend werden, es entsteht Unruhe im Unterricht. Hätte man den Schüler in seiner Freizeit im Coop am Handy gesehen, wäre es egal gewesen. Es ist also wichtig, dass Kindern bereits früh beigebracht wird, wann man am Mobiltelefon sein kann und wann nicht. 18
Klar, es wird immer Menschen geben, die sagen, dass das Handy eine Plage und schlecht sei und unser Hirn schmelzen liesse, doch eigentlich ist das ja eine total persönliche Sache. Es gibt Menschen, die ohne ihr Handy gestresster sind, als mit Handy und solche die ohne ihr Smartphone so unruhig sind, dass sie weniger lernen können, als mit ihrem Handy. Das Problem ist, dass diese Menschen bereits eine Sucht entwickelt haben. Klärt man Kinder und Jugendliche bereits im jungen Alter auf, beispielsweise in der Schule, könnte diese Suchtentwicklung verringert werden. Smartphones sind keine bösen Trolle, die in unseren Hosentaschen lauern und uns zurufen, dass wir sie rausholen sollen. Manchmal mag es sich so anfühlen aber eigentlich ist das ja nicht so. Sofern man seinen Verpflichtungen nachkommt und seine Solls erfüllt, hat man sich auch einmal eine Pause verdient. Und wenn diese Pause am Handy stattfindet, weil man sich das wünscht, sollte auch das in Ordnung sein. Beim Start meiner Umfrage wollte ich herausfinden, wie Studierende über ihren eigenen Handykonsum denken und wie sie diesen einschätzen. Herauskam jedoch einiges mehr: Das Mobiltelefon hat keinesfalls nur Schattenseiten. Es fügt nicht nur Schaden zu und ist nicht falsch oder schlecht! Es hilft Menschen auch und ist aus der heutigen Gesellschaft kaum mehr wegzudenken. Die letzte Frage meiner Umfrage wurde rege genutzt und meine liebsten und meiner Meinung nach wichtigsten Kommentare finden sich nachstehend. Ich habe in diesem Artikel versucht, diese aufzugreifen und ihnen gerecht zu werden.
Vieles läuft über das Handy. Während der Studiumszeit finde ich den Laptop jedoch ablenkender, weil mit diesem noch mehr Möglichkeiten offen stehen. Manchmal benutze ich mein Handy auch zum Lernen. (Googeln, Nachfragen von Aufträgen, Mails, ...) Die Fragen zielen darauf ab, dass das Handy negative Auswirkungen hat. Doch es erleichtert mein Leben und macht mich effizient. Es ist wie mit allem, das Mass ist entscheidend!
Das Handy ist zu einem wichtigen Konsumgut unserer Gesellschaft geworden, für manche sogar unentbehrlich. Es reicht nicht aus, irgendein Smartphone zu besitzen, nein, man braucht unbedingt das beste und neuste Modell auf dem Markt, dies bringt unsere Konsumgesellschaft mit sich (was ein anderes Thema ist, das ebenfalls Beachtung und Reflexion verdient). Die Frage sollte nicht sein, ob wir auf das Smartphone verzichten können, sondern welchen Nutzen dieses Gadget für uns hat und wie man es am effizientesten nutzen könnte. Um einen pädagogischen Vergleich zu machen: Der Unterricht sollte auch kompetenz- und nicht defizitorientiert gestaltet werden, man sollte sich darauf konzentrieren, was die Kinder bereits können und nicht darauf, was sie nicht können.
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Fast Fashion Modetrends von heute sind der Müll von morgen Text Nathalie Hug Illustrationen Lisa Rebmann
Vor etwas mehr als 20 Jahren lohnte es sich nicht, jeden Monat in dasselbe Kleidergeschäft zu rennen und den Kleiderschrank neu zu füllen. Das Inventar änderte sich nur alle paar Monate und die Kleidungsstücke waren teuer. Heutzutage ändern sich die Kollektionen wie zum Beispiel bei H&M und C&A bis zu zwei Mal im Monat, das sind 24 Kollektionen pro Jahr. Dazu kommen regelmässige Aktionen und die immer tiefer sinkenden Preise, die uns locken. Das Einkaufen ist günstiger und somit einfacher geworden. Je einfacher, desto schwieriger wird es, dem Kaufen von aktuellen Kollektionen zu widerstehen. Nur wohin führt uns das, wenn kurzlebige Modetrends morgen schon zu Müll werden? Fast Fashion Shopping Vor ein paar Tagen war ich shoppen. Die Reihenfolge der besuchten Läden, hing einerseits von meinen Vorlieben, andererseits von den grossen Aktionsschilder ab, die mir ins Auge sprangen. Im Laden ging ich durch die Reihen, schnappte mir das, was mich optisch ansprach und verschwand in der Kabine. Beim Anblick der vielen Kleider kam mir die Liste in den Sinn, die ich extra für diesen Tag geschrieben hatte. Eine Liste von Kleidungsstücken, welche ich wirklich brauchte. Nun stand ich jedoch vor lauter Dingen, die sicherlich nicht auf meiner Liste waren. Schweren Herzens hängte ich die Kleidungsstücke auf die Stange zurück. Ich fragte mich, was die Hauptgründe dafür sind, dass man einkaufen geht. Woher kommt der Drang, immer das Neuste kaufen zu wollen und ist dieser Drang je zu befriedigen? Von welchen Werbungen und Medien werden wir beeinflusst? Diese Fragen haben mich beschäftigt und bei der Recherche bin ich u.a. auf den Begriff «Fast Fashion» gestossen. Fast Fashion ist der Begriff der Modewelt, welcher auf die vielen verschiedenen Kollektionen pro Jahr und die immer kürzer werdende Zeit zwischen Mode auf dem Laufsteg und Mode im Geschäft hinweist. Kleider sind eben ein kurzlebiges Konsumgut geworden, denn Fast Fashion ist laut Greenpeace billige und schnelllebige Massenware und hat mit ihrer teils sehr schlechten Qualität dazu geführt, dass sich der 20
Konsum von Mode in der Zeit von 2000 bis 2014 auf der Welt verdoppelt hat. Laut Public Eye kaufen wir SchweizerInnen pro Kopf und Jahr 15 Kilogramm Kleidung. Im Durchschnitt tragen wir diese dann sieben bis zehn Mal, bevor wir sie wegwerfen. Etwa die Hälfte davon wird nicht ein Mal angezogen. Jedes Jahr landen davon etwa 50‘000 Tonnen in der Altkleidersammlung. Jeder zweite Mensch gibt an, noch nie ein Kleidungsstück ausgebessert oder zum Schneider gebracht zu haben. Je mehr wir wegwerfen, desto mehr müssen wir kaufen, um das «Verlorene» zu ersetzen. Leider hält uns niemand davon ab. Die Aktionen, die jeden Monat in den Schaufenstern und auf den Websites zu sehen sind, sie fordern uns geradezu auf, noch mehr zu kaufen. Doch was passiert mit der Saisonware, die nicht verkauft wird? Sie wird verbrannt. Fast Fashion ist also dermassen wenig wert, dass die Vernichtung billiger ist, als sie unter ihrem Wert zu verkaufen oder damit noch Upcycling zu betreiben. Um uns vorstellen zu können, wie umweltbelastend dieser Kreislauf ist, macht Greenpeace folgenden Vergleich: Im Jahr 2015 hat die Textilindustrie gleich viel Treibhausgase freigesetzt wie die Schifffahrt und der internationale Flugverkehr zusammen! Wen müssen wir dafür verantwortlich machen? UNS Konsumenten. Denn wir lassen uns von sozialen Netzwerken wie Instagram beeinflussen, die den Kreislauf erst richtig ankurbeln. Aus dem Fast Fashion Kreislauf auszubrechen wird schwierig, aber im folgenden Abschnitt habe ich Möglichkeiten dazu skizziert: Was wir tun können: • Weniger und gezielter einkaufen • Sich bewusst sein, welche Kleidungsstücke in unseren Schränken hängen • Kleider selbst flicken oder flicken lassen, anstatt neue zu kaufen • Uns über die Produktionsbedingungen informieren und unser Kaufverhalten darauf ausrichten • In Secondhandläden und Brockenhäusern einkaufen • An Kleidertauschbörsen teilnehmen (mehr Infos darüber auf walkincloset.ch) • Der Kleidung Sorge tragen, welche wir besitzen
Thema «Kleiderkonsum» in der Schule Wir können nicht nur als Konsumenten, sondern auch als Lehrpersonen etwas gegen diesen Teufelskreis unternehmen, indem wir die SchülerInnen für das Thema sensibilisieren. «Kleiderkonsum» kann gut im Schulalltag behandelt werden. Im Fach Natur, Mensch und Gesellschaft (NMG) kommt das Thema auf der Sekundarstufe I im Schwerpunkt inhaltlichen Perspektive Wirtschaft, Haushalt und Arbeit (WHA) vor. In der Primarstufe ist das Thema im Kompetenzbereich Arbeit, Produktion und Konsum (NMG.6) zu behandeln. In beiden Stufen muss der Kleidungskonsum auch in Bezug auf die Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) thematisiert werden. Im Technischen und Textilen Gestalten (TTG) wird das Thema «Kleiderkonsum» im Kompetenzbereich Kontexte und Orientierung angesprochen. Folgende Kompetenzen sind dabei ausschlaggebend: TTG.3.B.1 Die Schülerinnen und Schüler können bei Kauf und Nutzung von Produkten ökonomische, öko-
logische und gesellschaftliche Zusammenhänge erkennen.
TTG.3.B.2 Die Schülerinnen und Schüler kennen die Herstellung und die sachgerechte Entsorgung von
Materialien und können deren Verwendung begründen.
TTG.3.B.3 Die Schülerinnen und Schüler können handwerkliche und industrielle Herstellung vergleichen.
Hallo Sarafina ;) Wenn sich jemand neu für Secondhandshopping interessiert, was für Orte würdest du dann empfehlen? 08:12
Hey Nathalie! Ehrlich gesagt gestaltet sich das Ganze in der Schweiz etwas schwieriger als im Ausland. Die Auswahl ist nicht so gross und die Kleider sind teurer hier. Für mich sind Barcelona und London die Secondhandhimmel, wobei Barcelona günstiger ist. 09:10 Und wenn du jetzt nicht gerade in der Weltgeschichte umherreist, wo gehst du dann shoppen?
Zum Thema «Shoppen im Secondhandladen» folgt nun ein Kurzinterview mit der Tänzerin Sarafina. Bei einem früheren Gespräch mit mir, hat sie ihre Leidenschaft zum Secondhandshopping zum Ausdruck gebracht, weshalb ich sie kurzerhand zum Interview bat.
10:05
In Zürich oder Oerlikon gehe ich sehr gerne ins Brockenhaus oder beispielsweise in den Laden «Fizzen». Es gibt viele kleine Läden. Die Suche nach diesen kann auch reizvoll sein.
11:36
Gibt’s auch Onlineshops, die du nutzt? 12:22
Online bestelle ich oft bei «asosmarketplace». Dort gibt es neben neuen und vintage Klamotten vor allem Secondhandsachen, die von Privatpersonen und Shops hochgeladen und verkauft werden. Hier finde ich immer etwas, wenn ich nach etwas spezifischem Ausschau halte.
13:01
Danke für deine Tipps! 13:02
Bitte gern :D 13:03
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Wenn der Pilz das Steak ersetzt Fleischlose Eiweissquellen im Vergleich Text und Fotos Miro Müller
Laut einer Umfrage der schweizerischen Organisation Swissveg bezeichnen sich inzwischen über 30% der Schweizer Bevölkerung als Vegetarier, Veganer, oder Flexitarier. Aufgrund der grossen Auswahl an pflanzlichen Produkten ist dieser Umstieg jedoch nicht immer einfach. Um einen solchen möglicherweise zu erleichtern, haben wir untenstehend die wichtigsten pflanzlichen Eiweissquellen in Bezug auf die Punkte Nachhaltigkeit, Nährwert und finanzielle Erschwinglichkeit verglichen. Tofu (Soja) Das aus geronnener Sojamilch, genau genommen aus gepresstem „Soja-Quark“, hergestellte Tofu ist eine der bekanntesten Eiweissquellen für Vegetarier und Veganer. Tofu hat eine relativ geringe Kaloriendichte, und enthält im Vergleich dazu gesehen sehr viel Eiweiss. Jedoch ist Tofu aufgrund seiner Herstellung aus oftmals gentechnisch veränderten Sojabohnen umstritten – und zudem werden für den Anbau eines Grossteils ebendieser Sojabohnen südamerikanische Urwaldflächen gerodet, um Platz für Grossplantagen zu schaffen. Bio-Tofu oder Tofu aus lokalem Anbau schafft Abhilfe, ist jedoch oft teurer. Allerdings: Für die Herstellung einer fleischlichen Kalorie benötigt man im Schnitt sieben pflanzliche Kalorien – und Sojabohnen sind eines der Hauptfuttermittel der Fleischindustrie. Dieser Rechnung entsprechend sind Soja und Tofu also als Nahrungsmittel für den Menschen trotzdem noch weitaus ökologisch vertretbar als Fleisch. Quinoa Die Nüsschen der gleichnamigen Pflanze sind in den letzten Jahren zur absoluten Trendnahrung geworden, und die grossen Lebensmittelproduzenten geben ihr Bestes, einem alle möglichen gesundheitlichen Vorteile davon zu bewerben. Tatsächlich ist Quinoa eine relativ gute pflanzliche Eiweissquelle, und zudem reich an diversen Spurenelementen. Vor einer Weile braute sich allerdings ein Sturm an der Superfood-Front zusammen: Die ursprünglich von Bauern in Peru als Maisersatz angebaute Pflanze sei global so beliebt, dass ärmere Leute diese nicht mehr essen würden und Bauern ihre Ernte lieber verkaufen, als sie selbst zu nutzen. Infolgedessen verwestlichte sich die Diät der Peruaner, was ungesunde, neue Ernährungsgewohnheiten zur Folge hat, wie zum Beispiel der Umstieg auf weitaus günstigeres Junk-Food. Zudem schadet die aus ökonomischen Gründen inzwischen oft auf Monokulturen basierende Quinoa-Bewirtschaftung den lokalen Ökosystemen: Die Fruchtbarkeit der Felder verschlechtert sich zunehmend, während gleichzeitig Schädlingsplagen Tür und Tor geöffnet werden. 22
Nachhaltigkeit Nährwert Erschwinglichkeit
Nachhaltigkeit Nährwert Erschwinglichkeit
Linse Die Linse ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Ihr Anbau ist sehr einfach, die Linsenpflanze gedeiht relativ anspruchslos. Essbar sind allerdings einzig ihre Samen. Roh sind diese ungeniessbar, und sie müssen zunächst eingeweicht werden, bevor sie gekocht werden können. Tellerlinsen müssen ca. eine Stunde gekocht werden, aber für im Durchmesser kleinere Linsen (z.B. rote Linsen) kann auch bereits eine halbe Stunde ausreichen. Der Aufwand zahlt sich zudem aus: Linsen haben einen mit Tofu vergleichbaren Nährwert (etwas weniger Kalorien/100g, dafür mehr Eiweiss), aber sind zusätzlich reich an diversen Ballaststoffen sowie Eisen, Magnesium und Zink. Zudem kann die Linse auch gut hierzulande lokal angebaut und verkauft werden, was einen massiven Pluspunkt für ihre Ökobilanz darstellt. Im rohen Zustand ist sie preislich sehr erschwinglich, und für kochfaule Menschen ansonsten auch in der Dose erhältlich. Quorn „Quorn“ ist laut Wikipedia der Name eines Dorfs in England, einer Kleinstadt in Südaustralien und eines Marskraters. Hier geht es aber nicht um irdische oder ausserirdische Orte, sondern um ein Fleischersatzprodukt: Quorn wird, stark vereinfacht gesagt, aus fermentierten Schlauchpilz-Bestandteilen hergestellt. Das mag fremdartig klingen, doch die besagten Schlauchpilze sind unter anderem enge Verwandte der Champignons und Trüffel, mit welchen Westeuropäer schon lange kochen. Quorn ist somit ein industriell hergestelltes und relativ stark verarbeitetes Produkt, das in seinem Geschmack und seiner Konsistenz Fleisch nicht unähnlich ist. Es enthält Ballaststoffe sowie viel Eiweiss, welches zudem für den menschlichen Körper ähnlich gut absorbierbar ist wie tierisches Eiweiss. Der Nachteil: Viele Quornprodukte werden mit aus Hühnereiern gewonnenem Eiweiss hergestellt. Vegane Alternativen existieren, sind aber leider noch nicht weit verbreitet. Seitan Momentan noch beinahe ein Geheimtipp in der veganen Küche: Seitan besteht vollständig aus Weizenprotein, und ist mit 75g Eiweiss pro 100g mit Abstand das proteinreichste Nahrungsmittel in dieser Aufzählung. Seitan-Produkte sind zwar nicht ganz günstig, aber motivierte Köche können es durch ausdauerndes Kneten und Auswaschen von Vollkornmehl-Teig auch einfach zuhause herstellen. Geschmacklich sowie in der Konsistenz ist Seitan, richtig gewürzt und zubereitet, fast ununterscheidbar von Fleisch – ungewürzt schmeckt es aber nicht nach viel. In der Ökobilanz fällt Seitan im Vergleich zu Tofu- und Sojaprodukten etwas ab, da unter anderem auch der dafür verwendete Weizen oft importiert wird. Zudem ist Seitan das einzige Produkt auf dieser Liste, welches nicht ganz alle Aminosäuren, die der menschliche Körper benötigt, abdecken kann. Zudem ist es aufgrund seines hohen Glutengehalts für Menschen mit Zöliakie ungeeignet.
Nachhaltigkeit Nährwert Erschwinglichkeit
Nachhaltigkeit
(wenn vegan)
Nährwert Erschwinglichkeit
Nachhaltigkeit Nährwert Erschwinglichkeit 23
Wenn alle Stricke reissen Haben Lehrpersonen die Macht, die Zukunft von Kindern zu beeinflussen? Eine Rezension des Buchs «Wir Kinder vom Bahnhof Zoo» Text Jelena Bosiokovic Illustration Miro Müller
Ich bin mir sicher, dass fast alle, die gerade die RePHlex in den Händen halten, wenigstens einmal von diesem Buch gehört haben. Es werden sich einige unter euch befinden, die die Geschichte von Christiane F. auch bereits kennen. Ich hoffe es! Dieses Buch war mein persönlicher Anfang vom Ende. Ich habe seither praktisch nur noch Biografien mit erschreckenden Kinderschicksalen gelesen. Für die unter euch, die dieses Buch noch nicht kennen oder denen der Inhalt entfallen ist, werde ich in diesem Artikel einen Einblick in das Buch verschaffen, jedoch nicht alles verraten. Das Thema des Buchs habe ich in den Schulalltag übertragen und mir einige Fragen gestellt, die für angehende oder auch bereits praktizierende Lehrpersonen von Interesse sein sollten. Einblick ins Buch Das Buch handelt von der wahrhaftigen Geschichte von Christiane F. Sie hatte eigentlich eine ziemlich unbeschwerte Kindheit. Eigentlich. Im Alter von sechs Jahren war diese jedoch vorbei. Sie zog mit ihrer Familie nach Berlin in eine Hochhaussiedlung namens Gropiusstadt. In dieser Hochhaussiedlung gab es viele Verbote, und ein paar kleine Bäume waren das einzige Grün, was sie zu Gesicht bekam. Für ein Kind vom Lande war das ein ziemlich drastischer Tapetenwechsel. Ihr Vater begann gewalttätig gegenüber ihr, ihrer Schwester und ihrer Mutter zu werden. Sie wurden regelmässig verprügelt. Die Mutter trennte sich vom Vater, als dieser sie fast in der Badewanne ertränkte. Kurz nach der Trennung kam Christianes Mutter mit Klaus zusammen, welcher schon bald darauf bei ihnen einzog. Durch die Trennung genoss Christiane viel grössere Freiheiten als andere Kinder in ihrem Alter. Sie zog ihr eigenes Ding durch, machte sich einen Spass aus Streitereien mit ihrem Vater, schwänzte regelmässig die Schule und verlor somit den Anschluss – schulisch wie auch sozial. Irgendwann freundete sie sich mit Kessi an. Diese öffnete ihr die Tore in die Welt der Drogen. Im evangelischen Jugendhaus, dem Haus der Mitte, rauchte Christiane zum ersten Mal Dope und machte ihre ersten sexuellen Erfahrungen mit einem Jungen namens Kathi. Kurz darauf nahm sie auch LSD und experimentierte mit verschiedenen Aufputsch- und Schlafmitteln. Als ihr das alles zu langweilig wurde, probierte sie es mit Heroin. Sie nahm es zum ersten Mal im Sound, einer Drogendisco, wo sie auch die Liebe ihres Lebens traf – Detlef. Er war bereits heroinabhängig. Detlef ging für sie anschaffen, was in Christiane ein 24
schlechtes Gewissen auslöste und so begann auch sie auf dem Strich Geld zu verdienen. Zu diesem Zeitpunkt war Christiane F. 14 Jahre alt. Der Rest der Geschichte wird nicht schöner... Meine persönlichen Gedanken Als ich das Buch für diesen Artikel nochmals zur Hand nahm, habe ich ihn durch meine persönlichen Erfahrungen von einem neuen Blickwinkel aus betrachtet, nämlich aus der Perspektive der Lehrperson. Christianes Lehrerinnen und Lehrer haben sich laut ihr nicht gross für sie interessiert. Sie wurde zwar ab und an mal ermahnt und auf die Konsequenzen für ihre Zukunft aufmerksam gemacht, aber wirklich eingesetzt haben sie sich nicht für ihre problematische Schülerin. Es mag an meinem überaus ausgeprägten Helfersyndrom liegen, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie man als Lehrperson einfach zuschauen kann, wie eine der eigenen Schülerinnen zu Grunde geht. Nun stellte sich mir die Frage: Wie weit darf ich als Lehrperson überhaupt in solch einem Fall gehen? Im Winterzwischensemester besuchte ich die Gesundheitswoche, wo an einem Tag der Studienwoche genau diese Frage besprochen wurde. Gelernt habe ich, dass man als Lehrperson auf gar keinen Fall auf eigene Faust handeln darf. Wenn man solch einen Fall in der Klasse haben sollte, ist es also vorgeschrieben, dass die Lehrperson ein Gespräch mit dem betroffenen Schüler oder der betroffenen Schülerin und deren Eltern veranlasst und auf jeden Fall die Schulleitung involvieren sollte. Die Massnahmen und das weitere Vorgehen werden dann von der Schulleitung übernommen. Sie und die Eltern entscheiden, wie es genau weiter geht und ob vielleicht ein Schulpsychologe oder eine Schulpsychologin hinzugezogen werden soll.
Doch: ...was, wenn die Schulleitung nichts oder nicht genug unternimmt? ...was, wenn es die Eltern nicht interessiert? ...was, wenn das Kind nicht genug ernst genommen wird? ...was, wenn noch mehr dahinter steckt? ...was, wenn wir zu spät eingreifen? ...was, wenn...?
Könnt ihr einfach rumsitzen und Däumchen drehen, wenn ihr wisst, dass es einem eurer Schüler oder Schülerinnen nicht gut geht, also so Christiane-F.-mässig nicht gut geht? Ich könnte das nicht. Auf meinem Weg zur PHZH hatte ich mit vielen Mitschülern, Freunden und Kindern zu tun, die auf die schiefe Bahn geraten waren und vielleicht faszinieren mich Geschichten wie die von Christiane auch deshalb so. Durch das Beobachten und auch teilweise Miterleben von ähnlichen Geschichten hatte ich genügend Zeit, um mir persönliche Gedanken dazu zu machen, was diese Kinder alle gemeinsam haben: Sie waren allein. Es gab keinen in ihrem Leben, der ihnen Halt, Geborgenheit oder Glauben schenkte. Keiner, der ihnen sagte, dass sie es schaffen könnten, wenn sie es nur fest genug versuchen. Keiner, der ihnen zuhörte, sie ernst nahm. Ich werde niemals den Satz einer Lehrperson zu einem meiner Freunde vergessen: «Du hast es ja nicht weit bis ins Gefängnis.» Er wohnte gegenüber des Jugendgefängnisses. Oder auch: «Du bist selbst Schuld, dass du gemobbt wirst.» Was muss ein Kind getan haben, um solche Worte zu verdienen? Es werden vielleicht nicht alle meiner Meinung sein, jedoch denke ich, dass der Beruf als Lehrperson viel mehr mit sich
bringt, als nur den Bildungsauftrag, welcher ohne Frage an erster Stelle steht. Pädagogen sollten vielmehr auch einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der Kinder nehmen, vor allem bei den Kindern, denen das Leben sonst nicht viel Positives gibt. Lehrer sollten Vorbilder sein, nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern. Sie sollten sich für ihre Schülerinnen und Schüler einsetzen und für sie da sein. Ich bin davon überzeugt, dass viele kriminelle Wege nicht eingeschlagen worden wären, wenn diese Kriminellen im Kindesalter eine stabile Bezugsperson, ein Vorbild und jemanden, der an sie glaubt, gehabt hätten. Christianes Schicksal wäre mit Sicherheit auch ein anderes gewesen, wenn in dieser sensiblen Zeit wenigsten eine Lehrperson aufgestanden und etwas getan hätte. Keiner, und da bin ich mir wirklich sicher, hat alles in seiner Macht stehende getan, um ihr zu helfen. Keiner. Die meisten, die diesen Artikel lesen, sind angehende Lehrpersonen. Ich habe viele Fragen an euch… Warum wirst du Lehrer oder Lehrerin? Was begeistert dich an diesem Beruf? Was ist deine Geschichte? Wie wirst du die Kinder in ihrer Entwicklung unterstützen? Inwiefern profitieren die Kinder von dir? Was ist dein Ziel beim Unterrichten? Aber eine Frage brennt mir besonders auf der Zunge: Schaust du zu oder greifst du ein - welche Art von Lehrperson möchtest du sein? 25
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H
m onsumens
Text Luca Bastianini Illustration Simon Heiniger
Die Nachfrage wird das Angebot immer übersteigen. Wir SchweizerInnen haben uns vom Konsum verführen lassen. Mit dem Aktionsplan zur grünen Wirtschaft will die Regierung nun eine ressourcenschonende Wende in der Wirtschaft und dem Konsumverhalten bewirken. Das scheint auch notwendig, da man die 2.8 Planeten nicht hat, die wir für unseren momentanen Lebensstil bräuchten. Wir sind scheinbar gefangen in einem Wachstumsteufelskreis. Geschaffene Potenziale wie die Autobahn lösen zwar ein Problem, schaffen aber auch wieder neue, wie die Ausbreitung des Siedlungsraums oder beispielsweise auch das neue 5G-Handynetz. Wenn wir dadurch mehr Daten transportieren, dann werden wir das auch tun und alsbald nicht mehr ohne dieses Volumen auskommen. Man könnte sagen, es wird in den «Mainstream» aufgenommen. Dinge, welche für andere Generationen kaum vorstellbar waren, sind heute selbstverständlich. Negativ gesagt scheinen Egoismus, Habgier und niedere Bedürfnisse auf Kosten der Gemeinschaft in den Vordergrund zu rücken. Doch was wäre eine praktikable Antwort, was wäre die richtige Haltung? Die Antwort lautet klar «Verzicht»! Es muss so drastisch gesagt werden. Wenn Jugendliche am Klimastreik teilnehmen, dann muss damit eben auch ein konsequentes Konsumverhalten einhergehen. Nicht fliegen, keine nicht-saisonalen Nahrungsmittel und nachhaltige Kleidung, um einige Beispiele zu nennen. Leider fällt man dabei oft ins Moralisieren, was ein schlechter Motivator ist. Besser wären positive Anreize und staatliche Regulierung – also eine Steuerung des Angebots. Wieso sollte man auch SUVs verkaufen, wenn dafür gar kein rationales Bedürfnis besteht? Da schreien sie alle, die Liberalen: «Nicht mit meiner Freiheit!» oder «Arbeitsplätze!», aber wie steht es mit der Freiheit der kommenden Generationen? Haben sie denn kein Anrecht auf eine intakte Umwelt? Sollten wir die heute bekannten Probleme nicht jetzt aus einer Position der Stärke angehen? Wir hätten es in der Hand. Ähnlich wie beim Fasten, kann der Verzicht auf Konsum reinigend und bewusstseinssteigernd wirken. Das Prinzip des Verzichtes, um es mit Kant zu sagen, kann als universelles Prinzip betrachtet werden, dass für alle gelten sollte. Auf
den Schulalltag könnte man dies umformulieren und sich fragen, ob unseren Kindern mehr Verzicht guttun würde? Diese Frage wäre zynisch, wenn sie dazu führte, dass ihre Rechte verletzt würden. Wenn aber der Überkonsum zu Krankheiten wie Depression und Diabetes führt und weitere negative Folgen mit sich bringt, wieso sollte man ihn, also den bewussten Verzicht und den nachhaltigen Konsum, dann nicht propagieren? Wieso sollte man einem realen Überfluss nicht einen regulierenden Verzicht entgegensetzen dürfen? Verzicht, welcher zu Achtsamkeit, zum Aufbau von Strategien und einer höheren Frustschwelle führen kann. Wir müssen uns fragen, was zur kindsgerechten Erziehung gehört und was eben nicht. Soll man ihnen also möglichst viel Konsum ermöglichen bzw. vorleben oder ist das Gegenteil richtig? Ich glaube, in dieser Frage muss man sich klar positionieren. Das Prinzip des Konsums als oberstes leitendes moralisches Prinzip einer Gesellschaft muss endlich korrigiert werden, wollen wir überhaupt noch eine Zukunft haben. Leider gibt der bequeme Mensch viel zu oft den Verlockungen des Alltags nach. Wir sind eben nicht ganz frei in unserem Denken und Handeln, sondern mitunter triebhaft. Die Geschichte hat gezeigt, dass der Mensch immer alle Möglichkeiten nutzt, die er auch hat. Die «Alten» nutzen ihr Wahlrecht und bestimmen so über die nichtwählenden «Jungen». Zum Glück scheint es so, als sei sich die neue Generation wenigstens des Problems bewusst, Klimastreik sei Dank. Nun müssen diesen Einigkeitsbekundungen aber auch echte Taten folgen. Nur harte Einschnitte können die Probleme lösen, welche uns die letzten Generationen hinterlassen haben. Vordergründig gilt es, die demokratische Kontrolle über die Kapitalmärkte wiederzuerlangen. Mit dieser können die Ressourcen geschützt werden und ein globales Konzept zur Rolle der Menschheit auf diesem Planeten entwickelt und umgezusetzt werden. Persönliche Bedürfnisse und Freiheiten müssen dabei zurückstehen. Diese geplante Konsolidierung wäre zwar äusserst schmerzhaft und sicher auch mit Zwang verbunden, aber die ungesteuerte Konsolidierung, auf welche zusteuern, hat sicherlich schlimmere Konsequenzen. Los jetzt, übernehmen wir die Kontrolle! 27
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sem Masse auch Unabhängigkeit. Diese Kombination, dass wir unsere Rolle als Konsumenten als Selbsterfüllung sehen und dass der Konsum gleichzeitig eine Wertekommunikation ist, zeigt, dass wir uns spätestens jetzt im SpätkapiWas denkst du, wie viele Gegenstände talismus befinden. Er hat Überhand besitzt du wohl? gewonnen. Die Maschinerie ist so Der Durchschnitt einer Person in Euro- effizient darin geworden, uns Güter zu verkaufen und Sachen anzudrehen, dass pa liegt anscheinend bei 10’000 Dinsie ein Eigenleben entwickelt hat und gen. Auf den ersten Blick schien mir sogar politische Grenzen überschreitet. diese Zahl schon sehr gross, doch bei genauerem Nachdenken musste ich mir Wo führt das nur hin? selbst eingestehen, dass sie gar nicht Wenn man da seiner Fantasie nur ein so unwahrscheinlich ist. Als ich bei meinem letzten Umzug all mein Zeugs wenig freien Lauf lässt, kann man diese Steigerung des Konsumerismus einfach in Kartonkisten verpackte und jeden einzelnen Gegenstand in die Hand neh- weiterspinnen. Wenn man dann auch men musste, war ich schon überrascht, noch den Brandbeschleuniger Digiwie viele Kisten ich füllen konnte. Man talisierung hinzutut, ergibt sich eine sieht ganz klar, wie viele Gegenstände gefährlich potente Mischung. Genau man eigentlich hat. Wie viele Konsum- dies macht Marc-Uwe Kling in seinem satirischen Roman «QualityLand». güter man sich so in seinem Konsumentendasein angeschafft hat. Wie viele Dieser spielt in einer Zeit, in der sich Nationen aufgelöst haben und es nur davon wirklich nötig sind? Anfangs des 20. Jahrhunderts besass eine ganze noch «Länder» nach Einflusszonen verschiedener Onlinehändler gibt. Familie knapp 1’800 Gegenstände. Eines davon das besagte QualityLand. Die grosse Errungenschaft des Kapita- Darin gibt es TheShop, den weltweit lismus ist, dass viele Leute den Konsum beliebtesten Versandhandel, welcher durch einen Algorithmus von seinen mit Freuden, und ganz unkritisch, zu Kunden genau weiss, welche Produkihrer Lebensaufgabe gemacht haben. Die Basis des Kapitalismus bildet der te sie bewusst oder unbewusst haben Konsument, der gut erzogen gehörig wollen und ihnen diese automatisch konsumiert und so das System antreibt. zuschickt, ganz ohne, dass sie diese beIn diesem Umfeld sozialisiert, beeinstellen zu müssen. Super praktisch! Als die Hauptperson Peter zu Beginn des flusst unser Konsumverhalten einen Grossteil unserer alltäglichen Entschei- Romans seine Freundin verliert, bringt ihm eine Drohne von TheShop ein dungen und Ambitionen. Ob diese Six-Pack Bier, ohne dass er dieses bevollständig unsere eigenen sind, lässt sich bezweifeln. Tatsache ist jedoch, wusst bestellt hätte. Als er es entgegen dass uns Kaufen Freude bereitet. Und nimmt, merkt er, dass er sich eigentlich da kann ich mich selbst auch nicht gerne besaufen will. Bezahlt wird über herausnehmen. Für wie lange dieses TouchKiss. Dazu presst er einfach seine Gefühl anhält und wie glücklich uns Lippen auf sein Tablet, das die Transder Besitz dieser Konsumgüter macht, aktion bestätigt. Kritische Stimmen ist jedoch eine andere Frage. Doch behaupten, dass diese Zahlungsweise unsere Besitztümer haben nicht nur nur eingeführt wurde, dass der Kunde einen Wert für uns allein. Im Koneine noch stärkere emotionale Bindung zum Kauf herstellt. In dieser Dystopie text der Gesellschaft tragen sie auch ist das Individuum fast nur noch Objekt eine Wirkung gegen aussen, seien sie in der kapitalistischen Maschinerie. nun ein Statussymbol oder sonstiges Statement. Eine teure Uhr funktioniert Es wird bei Stange gehalten, um ein möglichst glücklicher und effizienter nicht genauer – sondern sogar eher weniger –, sie bringt aber eine gewisse Konsument zu sein. Kling beleuchtet eine Extrapolation unseres KonsumFinanzkraft zum Ausdruck. So zeigt die ständig Outdoor-Jacken-tragende verhaltens auf beängstigende, lustige Person ihre Sportlichkeit und in gewis- Weise. Eine klare Leseempfehlung.
Does it spark joy? Natürlich besitzen wir Gegenstände nicht nur, weil wir einfach Konsumenten sind, sondern auch, weil wir sie brauchen, weil sie uns Freude bereiten. Doch wie viele der 10’000 Gegenstände brauchen wir wirklich, machen uns wirklich glücklich? Die aufsteigende Ordnungsberaterin und Netflix-Star Marie Kondo stellt sich in solchen Situationen die Frage: „Does it spark joy?“ Wenn die Antwort darauf „Nein“ lautet, bedankt man sich beim Gegenstand und schmeisst ihn weg. Damit räumt man nicht nur auf, sondern bewirkt auch «dramatische Bewusstseinsänderungen». Wegschmeissen oder Weggeben – man kann die Sachen ja auch ins Brocki bringen – wird zur moralischen Handlung. Im Prinzip kann ich diesem Grundsatz nur zustimmen. Wir haben nicht 10’000 Gegenstände, weil diese uns alle glücklich machen. Eine reduzierte und so fokussiertere Lebensweise würde uns sehr wahrscheinlich nur gut tun. Gleichzeitig darf jedoch nicht vergessen werden, dass die Ursache für die vielen Gegenstände unser Konsumverhalten ist. Wenn wir dies nicht ändern, würde es beim ständigen Wegwerfen bleiben. Als Basis des Kapitalismus haben wir es ja eigentlich in der Hand, unsere Konsumgesellschaft zu verändern. Nicht nur für uns, sondern auch für die Umwelt wäre es gut, wenn wir uns aus der Rolle des passiven Konsumenten emanzipieren. Gleich nachdem wir weniger fliegen und sich die Wirtschaft von selbst reguliert...
Simon Heiniger 29
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Sehr geehrter Herr Dr. PHlex Man hört so viel über die Work-Life-Balance und wie man sich sein Leben ausgewogen gestalten soll. Schule, Arbeit, Freizeit, Beziehung, Spielsucht und Parties jeden Abend, alles muss ich unter einen Hut bringen! Mein grösstes Problem ist jedoch folgendes: Ich schaffe es einfach nicht, mich von meiner Portfolioarbeit loszureissen und meine Netflix-Serie fertig zu schauen. Langsam verliere ich den Anschluss.
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Meine liebe Portia Work-Life-Balance ist in der Tat das A und O. Zwischen den mürrischen Dozenten, den besoffenen Partygängern, den für sich selbst Lorbeeren einheizenden Chefs und der Game-Community des Online-Casinos die richtige Mischung zu finden, und gleichzeitig den hohen Erwartungen der Familie und der Gesellschaft im Allgemeinen gerecht zu werden, ist das zu erstrebende Ziel. Dabei muss man sich nur gut genug anstellen. Den torkelnden Barbesuchern muss man eben schnell genug ausweichen. Tausend kleine Einsätze sind vertretbarer, als fünf grosse. Dozenten können nur dann Druck ausüben, wenn man tatsächlich im Unterricht erscheint. Und das Portfolio? „Meh Freiziit“, und das Problem ist gelöst, Jon Snow ahoi. Wer braucht denn da noch eine Beziehung? Das Sixpack und Daenerys Doppel-Ds sollten doch ausreichen, um sich selbst eine schöne Zeit zu gestalten. Und auch mich zieht es nun zurück zu meinem geliebten Tyrion. Adios und viel Glück and don’t fuck it up! Dr. PHlex
Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband