Studierendenzeitung der PH ZĂźrich Nr. 34, 2. Dezember 2019
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Während der Prüfungsvorbereitungszeit sind Arbeitsplätze für PH-Studierende reserviert. Die entsprechenden Bereiche sind gekennzeichnet.
Impressum
Ausgabe: RePHlex Nr. 34, 2. Dezember 2019, Auflage: 1300 Stück Herausgeber: VS PH Zürich, Versammlung der Studierenden der PHZH; Lagerstrasse 2, Büro LAC-E073 8090 Zürich; vs@phzh.ch; www.facebook.com/vsphzh Druck: Merkur Zeitungsdruck AG, Gaswerkstrasse 56, 4900 Langenthal Redaktion: RePHlex, Zeitung des VS PH Zürich, Lagerstrasse 2, Büro: LAC-E073, 8090 Zürich; rephlex@phzh.ch Redaktionsleitung: Michelle Speck Redaktion: Simon Heiniger, Nathalie Hug, Jelena Bosiokovic, Marta Ribeiro, Michelle Speck, Céline Haag, Gino Egli, Miro Müller, Teresa Dreßler, Whitney Huber, Gaétan Surber, Lisa Rebmann, Chiara Profeta, Dorina Kista, Valentina Botic, Gioia Rodriguez Titelbild: Whitney Huber Küche: Michelle Speck Layout & Gestaltung: Simon Heiniger, Michelle Speck, Miro Müller Inserieren: vs@phzh.ch – Einsendeschluss Ausgabe 35: 24. Januar 2020 Demnächst wird das Bildungsmagazin Artikel der RePHlex übernehmen und anderen Studierenden zu Verfügung stellen. Hier geht es zum Bildungsmagazin: eduwo.ch/bildungsmagazin/ 2
Angst 4
Editorial
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Fiktion oder Real-Life Angst vor der Ausschaffung. Angst, dem Sohn nicht helfen zu können. Angst vor der Zukunft.
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Angst zeichnen Sieben verschiedene Personen versuchen, der Angst ein Gesicht zu geben.
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Zu Hause konnte ich‘s noch... Prüfungsangst mit all ihren Tücken – und Wege, sie zu bekämpfen.
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Keine Angst Tipps und Tricks, um deine Angst zu überwinden.
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Fear Facts Spannende Facts rund um Angst und Phobien.
2 Impressum 16
Portraitiert
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Pinnwand
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Creative Page
26 Pinnwand 30 Rätsel 31 #phlife 31 Comic 32
Dr. PHlex
Exgüsi, dass auf dem Cover den Menschen mit Melanophobie (Angst vor der Farbe Schwarz) Mühe bereiten wird. Achtung Druckerschwärze!
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Ist die Angst zu stark, bist du zu schwach! Die Boomer-Generation schlägt zurück.
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Im Gespräch mit einem schwulen Lehrer Ein schwuler Lehrer erzählt über seine Angst, sich zu outen, und vieles mehr.
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Kolumne Von Entfremdung, schleichenden Veränderungen und einem Abschied.
DIE ZAHL
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Der nächste Freitag der 13. ist am 13. Dezember. Es ist der zweite in diesem Jahr (und Simons Geburtstag).
3
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Angst ist Teil unserer Natur
Herzrasen, beschleunigte Atmung, steigender Blutdruck, Schweissausbrüche und Pupillenverengung – solche Körperreaktionen hat jeder schon einmal gehabt. Sie treten oft in dieser Kombination auf, wenn wir Angst haben. Angst wird im Duden wie folgt definiert: «mit Beklemmung, Bedrückung, Erregung einhergehender Gefühlszustand [angesichts einer Gefahr]; undeutliches Gefühl des Bedrohtseins». Menschen haben im Verlauf der Jahrhunderte auch verschiedene Definitionen gefunden: Wenn man Angst spürt, kriegt man entweder kalte Füsse, rutscht einem das Herz in die Hose, hat man Fracksausen, bekommt man weiche Knie, hat man Torschlusspanik, macht man sich in die Hosen oder ins Hemd. Wenn man das auf das Reich der Tiere bezieht, ist man ein Angsthase, steht wie ein Kaninchen vor der Schlange, bekommt Gänsehaut oder würde am liebsten in ein Mauseloch kriechen.
Illustration Jérôme Philipp
Nun ist es aber so, dass Angstzustände deine Aufmerksamkeit und Leistung steigern, denn man muss auf die drohende Gefahr blitzschnell reagieren, um das Überleben zu sichern. Man ist also in Bereitschaft höchster Leistungsfähigkeit. Manchmal jedoch leistet die Angst im Körper keinen Energieschub, sondern ganz im Gegenteil kommt es zur Immobilisierung. Diese Ausgabe hat zum Ziel, dich nicht kurz vor Weihnachten und Semesterschluss zu paralysieren, sondern dir einen letzten Energieschub zu geben. In diesem Sinne, Vorhang auf für diese angsteinjagende Ausgabe. Michelle Speck 5
Fiktion oder Real-Life? Text Michelle Speck Illustration Whitney Huber
Geschichten – sie versüssen unsere Kindheit und unseren Alltag. Sie beruhen auf Erfundenem oder stammen von erlebten realen Situationen im Leben. Die folgende Geschichte entstand durch eine wahre Begebenheit, wurde jedoch mit Fantasie vereint. Erkennst du, was real bzw. fiktional ist? Erschöpft legte Sara ihre Hand auf die Türklinke und steckte langsam den Schlüssel ins Schlüsselloch. Dabei erhaschte sie einen Blick auf ihre Uhr. «Schon wieder 21 Uhr», dachte sie sich, «wieder ist es so spät.» Sie trat in die kleine 3.5-Zimmer-Wohnung ein und legte leise ihren Schlüssel auf die Kommode. Von irgendwo her hörte sie die bekannte Hintergrundmusik des Computerspiels ihres 10-jährigen Sohnes. Sie schritt zum Schlafzimmer und begrüsste ihren Sohn: «Mirëmbrëma e dashur.» Enes schrak ängstlich auf. Er hatte seine Mutter nicht gehört, weil er gerade die Mission, die er seit 4 Stunden versucht hatte zu erfüllen, abgeschlossen hatte und extrem konzentriert in den Bildschirm starrte. «Hoi Mami», antwortete Enes und blickte wieder wie gebannt in den flickerden Bildschirm. Sara wusste, dass er bereits seit mehreren Stunden am Gamen war. Ändern konnte sie das nicht, da ihr Vater da keine Grenzen setzte. Sie hatte sich schon so oft mit ihm darüber gestritten, aber viel brachte es nicht und letztendlich hatte sie keine andere Möglichkeit, da sie so viel arbeiten musste und Enes nicht alleine zu Hause sein durfte. Sie war auf Vaters Hilfe bei der Betreuung ihres Sohnes angewiesen. «Nicht mehr zu lange machen, Schatz», rief sie beim Hinauslaufen aus dem Zimmer. Sie schlurfte in die Küche und bereitete sich noch schnell ein Sandwich zu, für was anderes hatte sie momentan keine Kraft. Nachdem sie gegessen hatte lief sie zu ihrem Sohn, damit er mit dem Gamen aufhöre und schlafen gehe. Todmüde legte sie sich schliesslich ins Bett, morgen musste sie bereits um 6 Uhr aufstehen, ihren Sohn für die Schule bereit machen und dann arbeiten gehen. Sie versuchte angestrengt einzuschlafen. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es bereits 12 Uhr nachts war. Viele offene Fragen und Gedanken plagten sie jede Nacht beim Einschlafen. So hatte sie sich ihr Leben in der Schweiz nicht vorgestellt, als sie vor 12 Jahren hergekommen war. Dank eines Jobangebots in einer Reinigungsfirma, hatte sie die Aufenthaltsbewilligung B bekommen. Sie hatte Glück mit diesem Job, weil sie nicht gut Deutsch reden konnte und niemand anderes ihr eine Chance geben wollte. Diesen Job durfte sie auf keinen Fall verlieren, denn wenn sie sozialabhängig wird, würde man ihr die Aufenthaltsbewilligung entziehen und dann dürfte sie nicht mehr in der 6
Schweiz leben und müsste zurück nach Albanien. Das war keine Option für sie. Ihr Chef wusste das ganz genau und liess sie oft länger arbeiten ohne Pause. Aber eine andere Möglichkeit hatte sie nicht. Sara drehte sich auf die Seite. Morgen hatte sie um 5 Uhr nachmittags ein Gespräch mit den Lehrpersonen von Enes. Sie hatten extra eine Übersetzerin organisiert. Was sie sie wohl fragen würden? Sie wusste Enes war nicht der Beste in der Schule und auch nicht der Fleissigste. War dies der Grund, weshalb die Lehrpersonen ausdrücklich nach einem Gespräch gefragt hatten? Sie lag noch lange wach und malte sich alle möglichen Angriffspunkte in ihrem Kopf aus. Nach einer sehr langen Zeit schlief sie unruhig ein. Der nächste Morgen war wie jeder Morgen: purer Stress und Chaos. Sie verabschiedete sich von Enes und stieg in die Tram, um zur Arbeit zu gelangen. Hoffentlich hatte der Chef nicht vergessen, dass sie heute früher gehen musste, wegen dem Gespräch in der Schule. Der Morgen in der Arbeit verlief wie immer. Als die Mittagspause näher rückte, machte sich Sara auf den Weg zum Büro ihres Chefs. Sie wollte nochmals Bescheid geben, dass heute der Termin in der Schule war. Sie klopfte nervös an die Tür. «Herr Rubio, darf ich eintreten?» Herr Rubio brummte laut: «Ja. Was brauchen Sie, Frau Krasniqi?» Sara erinnerte ihn schüchtern daran, dass sie heute früher gehen musste wegen dem Gespräch. «Dann gibt’s aber keine lange Mittagspause heute, Frau Krasniqi. Ich wollte Sie auch fragen, ob Sie wieder am Samstag arbeiten könnten?» Sara willigte schnell ein. Sie durfte bloss nicht ihren Job verlieren und sie wusste nicht, wie es ankommen würde, wenn sie nein sagen würde. Als sie sich am Nachmittag auf den Weg in die Schule machte wurde sie mit jedem Schritt nervöser. Sie wollte nicht als schlechte Mutter gelten, weil sie sich wirklich viel Mühe gab, Enes das Beste zu bieten, was möglich war. Die Lehrpersonen begrüssten sie freundlich und Sara setzte sich hin. Enes sass auf ihrer anderen Seite und guckte gelangweilt zur Decke hoch. Während die Lehrpersonen Sara über die aktuelle Lage mit Enes berichteten, wurde ihr immer mulmiger zumute. Grund dafür war, dass Enes in der Schule sehr nachgelassen hatte. In Saras Kopf dreh-
te sich alles. Sie fragte sich, wieso ihr das nicht aufgefallen war. Sie informierte sich ja bei ihrem Vater und ihrem Sohn andauernd über die Situation in der Schule und beide hatten nichts Beunruhigendes gemeldet. «Frau Krasniqi?», drei Augenpaare guckten neugierig in ihre Richtung. «Oh, ähm, entschuldigen Sie, ich habe gerade nicht aufgepasst. Was war die Frage?», antwortete Sara schnell. «Wie viele Stunden pro Tag sitzt Ihr Sohn vor dem Computer oder Fernsehen?», wiederholte die Dolmetscherin. Sara überlegte verkrampft einen Augenblick nach, ob sie nun lügen oder die Wahrheit sagen sollte. Wie viele Stunden ihr Sohn spielte, wusste sie ja auch nicht so genau. Sie fühlte langsam wie ihre Hände anfingen zu schwitzen. Sie musste irgendwas antworten, sonst würde das ziemlich schräg bei den Lehrpersonen ankommen. «2 bis 3 Stunden.», antwortete sie mit unsicherem Ton. «Frau Krasniqi, uns ist aufgefallen, dass Enes seine Hausaufgaben nicht macht, sehr müde im Unterricht ist und einfach keine Lust hat, am Klassengeschehen teilzunehmen. Die Mitschüler haben erzählt, dass er jeden Abend bis spät abends online ist. Vielleicht würde es Ihnen helfen, einen Termin mit der Schulsozialarbeiterin abzumachen. Diese könnte Sie in diesen Angelegenheiten zu Hause unterstützen.»
Sara nickte, wusste aber, dass das Einhalten eines solchen Termins schwer werden würde, da sie ja arbeiten musste. «Ich weiss nicht so recht, ob ich Zeit dafür habe. Ich arbeite viel und in meiner Freizeit, würde ich gerne einbisschen Zeit mit meinem Sohn verbringen.», antwortete sie bedrückt. Dem Rest des Gesprächs hörte sie nur noch mit halbem Ohr zu, da ihre Gedanken wieder im Kopf kreisten. Offensichtlich wollten die Lehrpersonen Sara Hilfe anbieten, um ihrem Sohn auf die rechte Bahn zu verhelfen. Sie wollte ihrem Sohn ebenfalls unbedingt helfen, aber sie war nun einmal alleinerziehend und in einer schwierigen Situation mit ihrer Arbeit und ihrem Chef. Sie musste Prioritäten setzen und momentan verliefen diese auf das Wohlergehen ihres Sohnes. Dafür sorgte sie mit dem Geld, dass sie von ihrer Arbeit bekam. Es kam nicht in Frage, ihren Beruf zu kündigen bzw. sich gegen ihren Chef zu stellen, weil mit einer Sozialabhängigkeit würde sie zurück nach Albanien müssen. Das konnte sie ihrem Sohn nicht antun. Aber sie wollte ihm helfen. Schule war nun mal wichtig, damit er in der Zukunft einen guten Beruf finden würde. Aber wie konnte sie ihm helfen? Einen anderen Job suchen, hatte sie schon mal probiert. X-Bewerbungsgespräche musste sie kurzfristig absagen, weil sie länger arbeiten musste. Offen und ehrlich durfte sie ja nicht zum Chef sein. Er würde sie direkt kündigen und dann könnte sie ihrem Sohn nicht helfen. Nicht in der Schweiz bleiben, war keine Option. Was konnte sie nur machen? Was? Sie blickte auf ihren Sohn herab. Dieser lächelte ihr zu und gab ihr die Hand, während die Lehrpersonen zum Abschluss des Gesprächs kamen. War sie eine schlechte Mutter? Konnte sie ihrem Sohn wirklich nicht helfen? Wie würde ihre Zukunft und die ihres Sohnes wohl aussehen? Und wie konnte sie sich aus diesem Teufelskreis losreissen. Ob das Leben wohl jemals einfacher werden würde? Es könnte sein, dass du irgendwann die Lehrperson bist, die das Elterngespräch mit Sara führt. Vielen Eltern mit einer B-Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz geht es so, wie ihr. Wie würdest du es angehen? Ziehe keine voreiligen Schlüsse, sondern befasse dich mit dem Thema und den Ängsten der Eltern. 7
Text Teresa Dressler
Verschiedene Menschen in verschiedenen Lebenssituationen und aus verschiedenen Altersklassen haben dieselbe Aufgabe bekommen: Nimm ein DIN-A4-Blatt und stelle Angst dar. Die Aufgabe wurde verschieden interpretiert: Einige haben etwas dargestellt, vor dem sie Angst haben. Andere haben eine Situation aufgezeigt, in der Angst Gegenstand ist. Und dann gibt es noch die, die versucht haben, die Angst als Substantiv darzustellen. Hier die Ergebnisse:
Simone D., 58, Sozialarbeiterin
Ana Luca D., 24, Hebamme
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Nico L., 6, Kindergartenkind
Charlotte N., 15, SchĂźlerin Sekundarstufe
Filip M., 21, Student Primar PHZH
„Ihre Anfrage ehrt mich. Es ist mir jedoch nicht möglich, ihrem Wunsch nachzukommen. Für mich kann die Darstellung eines Gefühls kein direkter Auftrag sein, weder von mir noch von jemand anderem. Zu gross ist die Gefahr, dass Illustrationen entstehen, die die Vielschichtigkeit unserer Gefühle auf einfache Zeichen und Symbole reduzieren. (....) Könnte ich Comics zeichnen, hätte ich wohl ja gesagt, weil das Zugespitzte in der Illustration kein Problem und im Comic erwünscht ist. (...) Es gibt aber durchaus Maler, die das starke Gefühl der Angst gemeistert haben. Edvard Munch hat mit seinem Schrei eine Ikone gesetzt.“ Brigitte S., 64, Dozentin der PH, Fachbereich BG
Stephan S., 57, Architekt
Die Künstler haben sich unterschiedlich schwer getan mit der Aufgabe. Keiner hat sie als einfach aufgefasst. Jeder und jede hat sich vor dem Erstellen des Bildes intensiv mit der Frage beschäftigt, wie sich Angst anfühlt und wie Angst für sie aussieht. Ich habe mir von allen erklären lassen, was die Idee hinter dem jeweiligen Bild ist. Ich habe diese Erklärungen bewusst zurückgehalten, da die Bilder für sich sprechen sollen und dies meiner Meinung nach auch tun. 9
Zu Hause konnte ich’s noch… Text Jelena Bosiokovic Illustrationen Lisa Rebmann und Simon Heiniger
Und jetzt? Jetzt sitze ich vor dieser Matheprüfung, kann nicht mal den Stift in den Händen halten, weil meine Hände so schwitzen. Schweiss? Wieso zum Teufel schwitze ich? Mir ist eiskalt. Na toll.. Jetzt zittere ich auch noch. Echt super! Tick… Tack… Tick… Tack… Wer kann sich denn bei diesem Lärm nur konzentrieren? Seit wann ist diese Uhr so laut? VERDAMMT, die Zeit läuft und ich habe noch keine einzige Zahl aufgeschrieben. Was soll ich denn auch aufschreiben, wenn ich nichts weiss? NICHTS. Komm schon, zu Hause konnte ich’s doch noch…
Prüfungsangst. Jeder und jede von euch, liebe RePHlex-Leserinnen und -Leser, kennt diesen Begriff, aber wer von euch weiss denn wirklich, was Prüfungsangst ist? Wie erkennen wir als zukünftige Lehrpersonen solch eine belastende Situation? Und vor allem: Wie können wir die betroffenen Schülerinnen und Schüler adäquat unterstützen? Du hast Glück, ich habe die Antworten auf deine Fragen!
Sollte zu den Symptomen noch eine depressive Grundhaltung beobachtbar sein, handelt es sich nicht mehr um eine herkömmliche Prüfungsangst, sondern um eine, welche therapiebedürftig sein könnte. In diesem Fall ist es enorm wichtig, mit den Eltern Kontakt aufzunehmen und die Beobachtungen und das weitere Vorgehen zu besprechen, denn hier muss eventuell sogar professionelle Hilfe hinzugezogen werden.
Was heisst denn «Prüfungsangst» genau? Prüfungsangst ist eine besondere Art der Angst, welche dann zum Vorschein kommt, wenn die Betroffenen ihre Leistungsfähigkeit oder fachlichen Kenntnisse zeigen müssen. Der Angstpegel steigt linear, je mehr vom Bestehen der Prüfung abhängt. Er kann so weit steigen, dass die Prüflinge derartig gelähmt sind, dass das gelernte Wissen gar nicht mehr abrufbar ist.
Oft werden die Anzeichen nicht ernst genommen und als «Nervosität» abgetan. «Be the change you want to see in the world.» Es fängt bei dir an. Sei aufmerksam. Nimm deine Beobachtungen ernst. Prüfungen sollten unsere Schützlinge nicht quälen, sondern ihre Leistungen widerspiegeln. Diese Grundvoraussetzung ist jedoch bei den Schülerinnen und Schülern, welche unter dieser Angst leiden, nicht gegeben. Wenn du dich also fragst - Wieso hat er/sie nun solch eine schlechte Note erzielt, wenn er/ sie das im Unterricht doch noch wusste? – sollten all deine Alarmglocken läuten: Schau genauer hin!
Aber… wie erkenne ich denn Prüfungsangst? Kinder können solch ein Gefühl schwer kategorisieren oder in Worte fassen. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, dass wir als ihre Lehrpersonen sensibilisiert sind und so auch die Anzeichen erkennen können. Die Prüfungsangst ist eine Mischung aus körperlichen und psychischen Beschwerden. Körperlich Starkes Schwitzen Mundtrockenheit Herzrasen Übelkeit Schwindel Enge im Hals Frösteln Zittern Kopfschmerzen Erhöhter Blutdruck Schlafstörungen 10
Psychisch Innere Unruhe Angstgefühle Konzentrationsstörungen Ein blockiertes Gedächtnis Negative Denkschleifen
Das Erkennen der Angst ist sicher der erste Schritt zur Besserung, jedoch endet es nicht damit. Nach dem Erkennen folgt die Behandlung. Leichte Prüfungsangst ist gut durch Selbsthilfe überwindbar. Hier gilt für uns: Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Dem Kind ist nicht geholfen, indem die angstverursachenden Situationen vermieden werden, im Gegenteil: Ängste können sich so sogar verstärken! Stattdessen muss die Angst erkannt und strukturiert werden. Wir erstellen also mit dem Kind zusammen eine Angsthierarchie: 1. Das Kind schreibt typische, angstauslösende Situationen auf. Beispiele hierfür können das Warten kurz vor der Prüfung, der Vorabend oder Morgen vor der Prüfung, die Prüfung selbst, die gesamte Vorbereitung der Prüfung und das Denken an die Prüfung sein. 2. Der betroffene Schüler oder die betroffene Schülerin soll die aufgeschriebenen Punkte nun danach sortieren, wie stark sie Angst verursachen.
Mithilfe der Angsthierarchie werden diese ganzen undefinierten Gefühle fassbar für das betroffene Kind und nicht mehr so furchteinflössend, da wir die Angstauslöser klar definiert und strukturiert haben. Die Angst ist kein schwarzes und ungewisses Loch mehr. Wir müssen sie also nur noch überwinden, diese schwarze Angst. Ich habe hier aus verschiedenen Quellen sieben Tipps zusammenstellt, die vor allem bei der Vorbereitung auf die Prüfung helfen:
Lernstoff einteilen Wenn der ganze Stoff in kleine Teilschritte zerlegt und portionsweise gelernt wird, kann das Gehirn das Gelernte besser verarbeiten, aber vor allem wirkt die Menge nicht mehr so bedrohlich. Ausserdem ist jede geschaffte Portion ein (kleines) Erfolgserlebnis, was den oder die Betroffene zusätzlich motiviert.
Pausen!!! Wir sind keine Maschinen – und sogar diese sind irgendwann überlastet. Das BRAC-Prinzip (Basic Rest Activity Cycle) besagt, dass spätestens nach 90 Minuten eine kleinere Pause und nach vier Stunden eine grosse Ruhepause eingelegt werden muss. Während der Auszeit soll unbedingt etwas anderes gemacht werden, damit das Hirn nach der Pause wieder fit und aufnahmefähig sein kann.
Erfolgskontrollen Um wirklich sattelfest an der Prüfung zu sein, sollte das Gelernte aufgeschrieben werden. Karteikärtchen sind hier ein doppeltes Geschenk: Der Stoff wird aufgeschrieben und der Lernerfolg gleichzeitig überprüft.
Zeitplan Um der menschlichen Prokrastination, welche zu Zeitdruck führt, entgegenzuwirken, erstellt man zusammen mit dem Kind einen Zeitplan und kommuniziert diesen den Eltern, damit sie auch ein Auge auf dessen Einhaltung haben, denn Selbstdisziplin ist noch nicht bei allen betroffenen Kindern gegeben.
Schlaf Der absolut wichtigste Punkt – wichtiger als Essen, Trinken oder Einteilen des Stoffes. Schlaf ist die Grundvoraussetzung für erfolgreiches Lernen, denn das Gehirn verarbeitet im Schlaf nicht nur die Eindrücke des Tages, es lernt auch! Zu wenig Schlaf verhindert, dass sich das Gelernte setzen kann und schlimmer noch: Steigender Schlafmangel führt dazu, dass die Aufnahmefähigkeit und Belastbarkeit sinkt. Man reagiert zunehmend überfordert: Futter für Panik!
Prüfung simulieren Je vertrauter die Situation ist, desto weniger Angst löst sie aus. Probeprüfung ist das Zauberwort. Das heisst jetzt nicht, dass wir hunderte von Prüfungen für solche Fälle erstellen müssen, aber vielleicht lohnt es sich, eine Probeprüfung zu erstellen für Schülerinnen und Schüler, die sich adäquat vorbereiten wollen – so gibt es auch keine Bevorzugung oder «Blossstellung», wenn nur das Kind, welches an Prüfungsangst leidet, eine erhält.
Leistungsphasen Eine optimale Vorbereitung kann erst getroffen werden, wenn der Lernplan auch auf die ganz persönlichen und individuellen Leistungstypen angepasst ist. Hier sind drei Chronotypen zu unterscheiden: Eulen, Lerchen und der Normaltyp. • Eulen sind Nachtmenschen. Ihre Leistungsfähigkeit fährt gegen 9 Uhr hoch, hält dafür aber bis spät in die Nacht an. • Lerchen sind Frühaufsteher. Ihre Höchstleistung ist bereits vor dem ersten Kaffee der Eulen sichtbar. • Die Normaltypen liegen genau in der Mitte. In der Schweiz überwiegen die Eulen. Das heisst also, dass das erste wichtige Hoch zwischen 10 und 12 Uhr erreicht wird, das zweite zwischen 15 und 18 Uhr und das letzte folgt dann gegen 21 Uhr. Stundenlanges Quälen und Zwingen bringt also gar nichts – wie bereits im vorherigen Punkt erwähnt.
Mit diesen sieben Tipps sollte bereits ein grosser Brocken der Angst aufgelöst werden, aber alle Vorbereitung der Welt hilft nichts, wenn die Panik während der Prüfung selbst aufkocht. Es gibt auch während der Prüfung etliche Strategien, Ruhe zu bewahren, indem man beispielsweise Atemübungen macht, die einfachen Aufgaben zuerst löst und so weiter… aber die kennt ihr bereits! Ich habe aber einen kleinen – aber extrem hilfreichen – Bonus-Tipp: Shake your toe! Hört sich vielleicht lächerlich an, aber es hilft. Warum? Um die beiden grossen Zehen bewusst und aktiv bewegen zu können, muss das Gehirn einen Teil von seiner im Stress geblockten Energie abgeben. Dieser Trick funktioniert aber nur, wenn das Wackeln wirklich bewusst ausgeführt wird. Startet mal einen Selbstversuch – ihr werdet mir danken. Garantiert! 11
Keine Angst!
Wie man mit Angst und Nervosität umgehen kann Text und Illustrationen Miro Müller
Dass Hemmungen gut sein können, hat Manni Matter auch schon erkannt. Doch manchmal ist es eben verdammt anstrengend und einschränkend, Angst zu haben. Für diese Fälle findest du hier ein paar Tipps und Strategien. Verlässliche Vorbereitung
Schrittweise Annäherung
Innere Unruhe kann aus dem Gefühl entstehen, nicht ausreichend vorbereitet zu sein, um das, was kommt, bewältigen zu können. Insbesondere für Anlässe, die eine hohe geistige Leistung und Präsenz verlangen (wie Prüfungen, Auftritte und Vorträge), ist zuallererst wichtig, sich auch ausreichend vorbereitet zu fühlen! Wichtig ist dabei, herauszufinden, was einem hilft. Wie und wo lernst du am besten? Kannst du Vorträge besser komplett frei, mit Kärtchen und/ oder mit einer PowerPoint abhalten? Halte dich hierbei weniger an Empfehlungen Anderer und mehr an dein eigenes Gefühl: Schlussendlich weisst du selbst am besten, was für dich funktioniert.
Mit dem Kopf durch die Wand zu rennen, mag für einige Leute funktionieren – andere haben aber zu grosse Angst vor dem Schädelbruch. In diesem Fall lohnt es sich, sich etwas zu überlegen, das gerade so knapp ausserhalb der eigenen Komfortzone liegt. Wenn du nervös im Umgang mit unbekannten Menschen bist, musst du nicht direkt vom scheuen Einzelgänger zum extrovertierten Partytier werden. Fang stattdessen doch mal ein kurzes Gespräch mit der älteren Dame im Zug an, die sich so freundlich bedankt, wenn du ihr den Platz freimachst. Oder such den Kontakt zu den Freunden deiner Freunde: Die Chance ist gross, dass ihr so einiges gemeinsam habt. Wenn du Höhenangst hast, kann der Sprung vom Einmeterbrett schon ein riesiger Fortschritt sein! Feier dich für jede noch so klein scheinende Überwindung und such Zwischenschritte zu Hindernissen, die noch zu gross scheinen.
Physische Bedürfnisse Vorkonfrontation Oft gibt es Wege, Ängste bereits im sicheren Umfeld zu konfrontieren, bevor du dich ihnen stellen musst. Du hast Angst, vor Leuten zu sprechen? Halte deinen Vortrag schon vorher einmal vor Freunden und hol ihre Rückmeldungen ein. Oder melde dich für einen Theaterkurs an. Prüfungsängste? Mach eine Probeprüfung, lass dich von jemandem abfragen oder versuch, einem Laien den Prüfungsstoff zu erklären.
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Nichts ist so anstrengend wie das erste Modul am Morgen – und das letzte am Abend. Müdigkeit macht uns zu Pessimisten und lässt vieles weitaus schlimmer erscheinen, als es eigentlich ist. Selbst kleine Ängste und Verstimmungen haben da gerne schnell einmal Panikattackenpotential. Schlagen einem die Sorgen schon so auf den Magen, dass sie einen weder nachts schlafen, noch tagsüber geregelt essen lassen, kann Bewegung ein sehr gutes Ventil sein: Sie ermöglicht, Frustrationen und Spannungen abzubauen und gleichzeitig den Kreislauf wieder etwas in Schwung zu bringen – ganz egal, ob du nun Spaziergänge, Joggen, Boxen, Rudern oder Basketball bevorzugst.
Meditation
Worst-Worst-Case-Szenario
Unter Druck wird dein Kopf zum Schlachtfeld. Bewaffnet mit diversem, aus deinen besten und schlimmsten Erinnerungen zusammengepflücktem Arsenal dreschen sich deine Gedanken gegenseitig unbarmherzig die Köpfe ein. In diesem Moment ist man selbst oft nicht mehr als überforderter Zuschauer des geistigen Massakers. Eine Möglichkeit für Stille zu sorgen, kann es sein, deinem Hirn einfach den Antrieb abzudrehen. Statt dass du also versuchst, dich abzulenken oder einfach weiterhin deinen Alltag durchzuboxen, könntest du dir auch einige Minuten Zeit nehmen und vielleicht doch einmal diese komischen Meditationsübungen ausprobieren, von denen all die Hipster schwärmen. Du musst dabei auch gar nicht zum Dalai Lama werden: Setz oder leg dich einfach so hin, dass es dir bequem ist. Schliess die Augen und hör auf deinen Atem. Was auch immer in deinem Kopf abgeht, ist nicht gut oder böse, sondern schlichtweg egal – nur dein Atem zählt jetzt. Es geht auch nicht darum, nicht abgelenkt zu werden, denn anfangs ist das sowieso fast unmöglich. Stattdessen ist es jedes Mal wieder als Erfolg und Fortschritt zu werten, wenn du wieder zu deinem Atem zurückfindest – es gibt also nichts zu verlieren. Du kannst nur gewinnen!
Das „professional self“ Die Vorbereitung sitzt, du bist bereit und trotzdem ist da in den letzten Sekunden vor der Konfrontation dieses mulmige Gefühl in deinem Bauch. Das Adrenalin kickt, deine Hände sind schwitzig. In diesem Moment ist es wichtig, ruhig zu atmen und auf dein „professional self“ zu vertrauen. Denn: Genauso wie man manchmal ganze Unterhaltungen führt, ohne wirklich zuzuhören, oder sich plötzlich an längst vergessen gemeintes Fremdsprachenvokabular erinnern kann, ist einem das Ausmass der eigenen Kompetenz bei weitem nicht immer voll bewusst. Du kannst und weisst also weitaus mehr, als es dir in diesem Moment erscheinen mag! Auch wenn da direkt vor dem Bewerbungsgespräch dieses grosse schwarze Loch in deinem Kopf ist und dein Hirn in Endlosschlaufe den Teletubby-Song singt: Dein inneres „professional self“ ist da und bereit, die Kontrolle zu übernehmen. Halte dir die ersten ein bis zwei Sätze und/oder Handlungen im Kopf, die du am Anfang brauchen wirst. Der Rest wird sich automatisch ergeben.
Angst ist dann am stärksten, wenn sie andauernd im Hinterkopf lauert. Sie beeinflusst unser ganzes Denken, ist aber gleichzeitig nur selten wirklich voll in dessen Fokus. Warum also nicht einmal die ganze Sache auf den Kopf stellen? Stell dir die aller-aller-allerschlimmsten Ausgangsmöglichkeiten der Situation, die dir Angst macht, vor: Du trittst vor die Klasse und stolperst zuerst einmal über deine Schuhe. Dein Ex-Freund sitzt beim Vortrag in der vordersten Reihe und lacht dich aus und dein Dozent öffnet schon bei deinem zweiten gestammelten Satz augenrollend seinen Flachmann, um sich einen ordentlichen Schluck zu genehmigen. Neben solch bizarren Fantasieszenarien scheinen auch plötzlich die eigentlichen Ängste weitaus kleiner und unbegründeter. Denn tatsächlich wird es wohl kaum so schlimm von statten gehen, wie es sich unser Hirn gerne immer wieder ausmalt.
Selbstbelohnung Geschafft! Du bist zum ersten Mal alleine auf Reisen und gerade in deinem Hotel aufgewacht. Oder du hast zum ersten Mal einen völlig Fremden um eine Wegbeschreibung gebeten, oder endlich deine Diplomprüfung abgelegt. Was auch immer du gerade geschafft hast: Gratulier dir! Klopf dir deine Schulter wund, gönn dir was. Zeig dir selbst, dass du stolz auf dich bist. Viele Ängste sind irrational und genau darum auch so schwer zu überwinden. Mit Ängsten lässt sich nicht diskutieren und argumentieren. Sie hören nur auf die Sprache der Durchsetzung deiner eigentlichen Bedürfnisse. Sich Ängsten zu entledigen benötigt also vor allem eine grosse Selbstkontrolle und Charakterstärke – Eigenschaften, die du soeben bewiesen hast. Feier dich!
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S T C A F R A E F
eiro a Rib ann t r a M Text isa Rebm L ionen
rat
Illust
Bereits im Alter von drei Monaten sind Babys dazu in der Lage, in Gesichtern Angst zu erkennen. Tripophobia ist die Angst, noch keinen Urlaub gebucht zu haben.*
Die Fähigkeit zur Angst ist genetisch vererbbar.
Angst ist eine der wenigen Emotionen, welche ein Psychopath empfinden kann.
Man unterscheidet insgesamt etwa 600 verschiedene Phobien.
Angst ist die zweithäufigste psychische Störung weltweit (nach der Depression). 14
*Du wurdest gerade geprankt! Tripophobia ist die Angst vor Löchern.
Angstschweiss stinkt immer, trotz Deo.
Angst stammt aus den Verben gr. «agchein» und lat.«angere» und bedeutet übersetzt «würgen» oder «die Kehle zuschnüren».
Wer unter der Krankheit Emetophobie leidet, hat panische Angst vor dem Erbrechen.
Etwa fünf Prozent aller Menschen erkranken in ihrem Leben an einer sogenannten Panikstörung. Frauen etwa doppelt so häufig wie Männer.
Hätte die Menschheit keine Furcht, wäre sie längst ausgestorben. Die Hälfte aller SchülerInnen haben mindestens gelegentlich Angst vor der Schule. 15
von Marta Ribeiro
Pascal, Primar HS18
Wellere Angst würsch du dich gern stelle, hesch es bis jetzt aber nonig gschafft? Ich wür säge d’Höhenangst. Ich gah scho immer wieder neumets höcher ufe, aber biispielswiis Bungeejumpe chönti mir überhaupt nöd vorstelle.
Wellere Angst würsch du dich gern stelle, hesch es bis jetzt aber nonig gschafft? Ich han eh sehr grossi Angst vor churzem chöne überwinde und zwar bini go Bungee springe.
Portraitiert
Anja, Primar HS18
Wie schützisch du dini zuekünftige Schüelerinne und Schüeler vor Prüefigsangst? Ich find, wemmer d’Schüeler immer wieder demit konfrontiert und e Prüefig nöd als Usnahmesituation darstellt, sondern als Chance z zeige, was mer chan, hilft das vielne Schüeler, nöd in Stress z cho. Was isch dini gröschti Angst oder sogar e Phobie? Ich han e Phobie vor Heugümper. Als 5-jährigs Maitli hani Mal eine vo nöchem welle beobachte und sit mich de riesig Heugümper plötzlich ahgumpet hätt, chani nüt i de Wise raschle ghöre ohni grad devo z’springe. Welles Wort fallt dir sofort ii, wenn du de Begriff Angst ghörsch? Spinne! Welli Ängst chöntet dinere Meinig nah Lehrer usde LGBTQ+ Community in Bezug uf de schuelischi Alltag ha? Dass sie vo Eltere oder Mitarbeiterkollege nöd akzeptiert und respektiert werdet und drum nöd eso sii chönd, wie sie sind. 16
Wie schützisch du dini zuekünftige Schüelerinne und Schüeler vor Prüefigsangst? Indem ich mit ihne Wäg versueche zfinde, um die Angst z’umgah. Ich han selber es Ziitli lang es relativ unentspannts Verhältnis gha zu Prüefige. Mitere Lehrperson zemme hani denn die für mich geignete Wäg gfunde, zum mich selber chöne beruhige anere Prüefig. Was isch dini gröschti Angst oder sogar e Phobie? Mini gröscht Angst isch, dassi irgendwenn nümme die Lüt um mich han, wo mir würkli wichtig sind wie d Fründin und d Familie. Welles Wort fallt dir sofort iih, wenn du de Begriff Angst ghörsch? Spinne! Welli Ängst chöntet dinere Meinig nah Lehrer usde LGBTQ+ Community in Bezug uf de schuelischi Alltag ha? Wemmer sich dezue bekänne tuet, chans sie, dass je nach Ort, wo mer unterrichtet, d’Eltere eim massiv ahfeindet oder abstempflet als schlechti Lehrperson.
Shalin, KUSt HS19
Wellere Angst würsch du dich gern stelle, hesch es bis jetzt aber nonig gschafft? Ich han e Spinnephobie gha, woni grad erscht bewältiget han. Ich chan sie mittlerwiil selber entferne, aber nonig ahlange. Wie schützisch du dini zuekünftige Schüelerinne und Schüeler vor Prüefigsangst? Ihne nöd sGfühl geh, dass Prüefige alles sind und dass es nöd nur druff ah chunt, was mer für e Note het. Ich wett ihne mit uf de Wäg geh, dass es ok isch, mal e Prüefig z versaue. Was isch dini gröschti Angst oder sogar e Phobie? D’Spinnephobie hani ja etz überwunde, dahär eigentlich keini meh. Welles Wort fallt dir sofort iih, wenn du de Begriff Angst ghörsch? Unkontrollierbar. Welli Ängst chöntet dinere Meinig nah Lehrer usde LGBTQ+ Community in Bezug uf de schuelischi Alltag ha? D’Eltere. Will d’Chind sind ja immer offe für alles, ussert sie bechömet öppis anders vo dihei mit uf de Wäg.
Andi, Primar HS18
Wellere Angst würsch du dich gern stelle, hesch es bis jetzt aber nonig gschafft? Ich sött mal no es rächt unangehms Gspröch mitteme Kolleg füehre. Wie schützisch du dini zuekünftige Schüelerinne und Schüeler vor Prüefigsangst? Mit mim Humor. Was isch dini gröschti Angst oder sogar e Phobie? Mini gröscht Angst isch, dass min zweite Brüeder au no verstirbt. Welles Wort fallt dir sofort iih, wenn du de Begriff Angst ghörsch? De Tod. Welli Ängst chöntet dinere Meinig nah Lehrer usde LGBTQ+ Community in Bezug uf de schuelischi Alltag ha? Vode Eltere, wo no in alte Muster denket und ihri sexuell Orientierig als öppis Schlächts ahluege tüend.
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Ist die Angst zu stark, bist du zu schwach! Text Valentina Botic Illustration Lisa Rebmann
«Opa, du warst doch Lehrer und hast ganz viel Erfahrung. Hattest du da irgendwelche Ängste?» «Pah, Ängste?! Meine liebe Sophie, lass mir dir mal was erklären: Es heisst nicht umsonst, die GUTE, alte Zeit: Früher durfte man als Lehrer die Meinung sagen. Zu meiner Zeit hast du als Lehrer deine Schüler nach ihrer Leistung bewertet und so den Übertritt in die Oberstufe oder ins Gymnasium organisiert, ohne Anwalt bei Gesprächen und ohne anspruchsvolle Eltern. Heute tippen diese Snob-Eltern mit den Laptops am Gespräch und stellen doch jedes Wort auf die Goldwaage. Wenn du mich fragst: Die heutigen Lehrer haben doch alle nur Angst vor Konflikten! Halte dich an Richtlinien, ziehe dich zurück, sei, anstatt ehrlich und direkt, vorsichtig und zurückhaltend und sichere dich natürlich von allen Seiten ab, denn als Lehrperson bist du eine Zielscheibe bei jedem «falschen» Wort. Dass heute mehr als genügend Wörter als «falsch» betrachtet werden, ist ohnehin schon klar. Als Lehrer oder Lehrerin bilden wir die Gesellschaft von Morgen mit. Bei Eltern ist das Gymnasium für ihre Kinder ein Muss geworden. Mein liebes Kind, frage dich doch mal: Müssen wir Lehrer den Eltern gefügig sein und die Kinder mitverziehen, nur weil man Angst vor der Auseinandersetzung hat? Angst vor dem Anwalt? Angst vor Schwierigkeiten? Das ist natürlich der einfache Weg. Sei ehrlich: Einfach ist eben nicht immer gleich richtig! Hast du Angst, den Eltern zu sagen, dass die Leistungen der Kinder nicht für die Sekundarstufe A reichen? Hast du Angst, den Eltern zu erklären, dass die Hausaufgaben nicht zu viel, sondern nötig für die Bildung ihres Kindes sind? Hast du Angst, zu sagen, dass ein Kind undiszipliniert ist und sagst stattdessen, es habe «Konzentrationsschwierigkeiten»?» «Nein, Opa, du übertreibst doch! Ich habe doch keine Angst!» «Ist Angst ein zu extremes Wort? Gut, dann nennen wir es «Bedenken». Besser?» «Das ist schon besser.»
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«Ist doch ein schönes Gefühl, wenn du das hörst, was du willst und nicht das, was du sollst. Genau dasselbe wird den Eltern vermittelt. Ein Kind, das auffällig laut und undiszipliniert ist, wird als «unkonzentriert» bezeichnet und zum Schulpsychologen geschickt. Warum? Weil du als Lehrer kein Rückgrat besitzt, um auf den Tisch zu hauen und zu sagen, dass das Kind lernen muss, ruhig zu sein, wenn dies von ihm verlangt wird. Es ist einfacher, die Psychologen einzuschalten und die Eltern mit dem Wort «Konzentrationsschwäche» zu besänftigen: Als Lehrperson bist du fein raus und hast dich sogar um ein Kind gesorgt. Wow, haben die Mut bewiesen! Nach ein paar Jahren erhält das einfach temperamentvolle Kind Ritalin oder sonst irgendeine Droge, um stillgelegt zu werden. Das hat man ja grossartig gemacht! Kein Wunder lacht man über die heutige Generation!» «Was schlägst du vor?» «Obwohl man die Arbeit mit den Kindern schätzt und gerne hat, soll man Lehrer aus Leidenschaft sein und einen sinnvollen Beitrag zur nächsten Generation leisten und dennoch ein wenig streng sein. Du zeigst deinen Schülerinnen und Schülern, dass nicht du, sondern das ganze Schulsystem etwas von ihnen verlangt: Disziplin, Fleiss und Bereitschaft. Im Leben fliegt einem nicht einfach alles zu, nur weil Mama oder Papa dafür streiten. Dies sollst du auch den Snob-Eltern und den Meine-Kinder-sind-perfekt-Eltern vermitteln, so ungerne sie nach dies hören. Ohne Fleiss kein Preis.» «Das kann man doch nicht machen!» «Natürlich kann man. Ist aber die Angst vor solchen Konflikten zu stark, dann ist man in diesem Beruf an der falschen Stelle: Zu schwach! Als Lehrer brauchst du ein dickes Fell. Wahre Lehrer aus Leidenschaft sind vielleicht die strengsten, haben aber auch die motiviertesten Schüler, mit welchen sie alles Mögliche erreichen können, weil der Lehrer etwas mit ihnen zusammen erreichen will. Die Lehrer heute werden von allen Seiten kritisiert – zu Recht! Solche Memmen-Lehrer brauchen wir nicht! Brich lieber dein Studium ab, Kleine, wenn du dazugehörst.» «Reg dich ab Opa, langsam bekomme ich aber Angst vor dir.»
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Im Gespräch mit einem schwulen Lehrer von Gaétan Surber
Chreis Foif, in einem Bistro mit mediterranem Ambiente, gepaart mit Industrial Chic. Ich treffe auf meinen Interviewee Jérémy. Bei Kaffee und Kippe berichtet er mir von seinen Erfahrungen als schwuler Mann im Lehrberuf und warum er es wichtig findet, dass Kinder vielfältigeVorbilder haben. Kommunizierst du deine Homosexualität gegenüber den Kindern, den Eltern und dem Team? Den Kindern und Eltern gegenüber habe ich es noch nie kommuniziert. Ich arbeite seit nun sieben Jahren im Beruf, während zwei Jahren als Klassenlehrperson, den Rest als Vikar. Im Team war mein Schwulsein nie ein Geheimnis. Ich habe mich aber nie explizit geoutet. Es ist meist durch andere befreundete Lehrpersonen durchgesickert. Hast du merkwürdige Reaktionen seitens des Teams erlebt? Nein gar nicht. Einmal gab es jedoch eine lustige Situation. Als ich neu an einer Schule angefangen hatte, arbeitete dort auch eine ehemalige Mitstudentin von mir. Sie hat dann im Team herumerzählt, dass ich «mega de Player» sei. Dies lag wohl daran, dass ich an der PH viele Kolleginnen hatte. Sie hatte dies scheinbar etwas missverstanden. Das Lustige daran war, dass die meisten im Team bereits wussten, dass ich schwul bin. 22
Du hast eine Klasse zwei Jahre lang begleitet. Gab es dort Kinder, die auch mal nach der Partnerin oder dem Partner gefragt haben? Ja, dies wurde schon gefragt, also nach einem Partner natürlich nie. Sie haben gefragt, ob ich eine Freundin habe und ich habe diese Frage einfach immer verneint, was den Kindern als Antwort genügte. Ich habe meistens Unterstufe unterrichtet und in diesem Alter setzen sich die Kinder noch nicht so sehr mit dem Thema Beziehung auseinander. Nun könntest du auf diese Frage auch folgendermassen antworten: «Nein, ich habe keine Freundin, aber einen Freund.» Was sind deine Beweggründe dafür, deine Sexualität für dich zu behalten? Jaaa, also wenn diese Frage aufkam, war es für mich immer so: Ich sage zwar nein, jedoch denke ich immer, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt wäre, um darüber Auskunft zu geben. Es wäre jetzt eigentlich wichtig. Es ist schon etwas, womit ich mich auseinandersetze und es ist für mich noch nicht definitiv festgelegt, dass ich mich den Kindern gegenüber nicht outen werde. (Jérémy überlegt) Also – der Grund, weswegen ich mit nein antworte, ist, dass ich in diesem Moment Prob-
Kinder sind ja oft noch geistig flexibler. Ja, aber vielleicht auch noch eher im jüngeren Kindesalter. Wenn man auf der Mittelstufe arbeitet, Wie schätzt du denn dann ist es auch mehr ein die Eltern und Kinder ein? Kannst du dir vor- Thema auf dem Pausenstellen, dass es negative platz. Schwul wird noch sehr oft als Schimpfwort Reaktionen gibt? Ich habe immer in QUIMS- verwendet. Ich hatte zwar noch nie längerfristig eine Schulen gearbeitet, wo es viele stark religiös gepräg- eigene Mittelstufenklasse, aber in der Klasse, in te Familien hat. Ich hatte welcher ich ein Vikariat eigentlich immer ein sehr gemacht habe, hätte ich gutes Verhältnis mit den Eltern und ich denke, dass mich nicht outen wollen. Ich glaube, das wäre dann ich dies nicht aufs Spiel recht «tough» geworden. setzen wollte. Ich denke aber gleichzeitig, dass es mir auch ein bisschen egal Und gerade, wenn du sein kann, was sie denken. ohnehin nur für eine kurze Zeit dort bist, Es kommt mehr von mir aus, dass ich mich in diesen stellt sich die Frage, ob es überhaupt «lohMomenten nicht geounenswert» wäre, sich tet habe. Ich bin jedoch zu outen. davon überzeugt, dass ich Lohnen würde es sich mit negativen Reaktionen ohnehin. Ich glaube für von Eltern hätte rechnen mich wäre es einfach eine müssen. Bei den Kindern hätte dies vermutlich hohe recht schwierige Zeit. Aber Wellen geschlagen und das ich sehe es schon so, dass Ganze hätte sich im Schul- wir eigentlich die Personen sind, welche dies machen haus innerhalb kürzester müssten – also als gutes Zeit herumgesprochen. Beispiel voranzugehen. Ich habe mich zwar nie Wir sind als junge Männer selbst geoutet, aber wir noch nicht so weit von den haben die verschiedenen Kindern entfernt. Formen der Sexualität in der Unterstufe zum Was wiederum ein Thema gemacht. Dabei Privileg ist. waren die Reaktionen der Kinder sehr positiv. Es gibt Exakt, sie finden uns noch cool. Gerade wir könnten Kinder, welche vielleicht im Moment etwas überfor- am meisten bewirken, wenn die Kinder merken: dert sind, aber auch viele Kinder, die erzählen: «Jaa, «Er ist schwul und er ist ein cooler Lehrer» ich kenn au öppert. Min Onkel isch au schwul und er isch mega nett.» Du hast vorher eine leme vermeiden möchte. Dies betrifft sowohl die Reaktionen der Eltern wie auch die der Kinder.
Güterabwägung beschrieben. Einerseits das gute Verhältnis zu den Eltern und andererseits den Wunsch, eine Identifikationsfigur für Kinder sein zu können. Nicht nur um eine Identifikationsfigur für zukünftige LGBTQ+-Personen sein zu können, sondern auch um zu zeigen, dass man von der gesellschaftlichen Norm abweichen, und dies durchaus selbstbewusst vertreten kann. Genau. Und das ist eigentlich sowieso das, was man in einer Klasse zu vermitteln versucht. Wir sind eine Klasse von 20 Kindern und alle sind anders. Und es muss trotzdem funktionieren. Man muss trotzdem aufeinander Rücksicht nehmen. Die Anerkennung des Andersseins. Was würdest du queeren BerufseinsteigerInnen empfehlen? Mach das, wozu du dich bereit fühlst. Ein Outing benötigt viel Energie und als Berufeinsteiger*in ist es ohnehin recht schwierig. Mir ist es wichtig zu spüren, dass mein Team und meine Schulleitung im Fall von Problemen hinter mir stehen. Dies würde ich bei einem Outing berücksichtigen. Wird seitens der ausbildenden Institutionen genug gemacht, um auf diese Problematik einzugehen? Während meines Studiums wurde dies gar nicht thematisiert. Damals habe ich einen Teil meiner Bachelorarbeit zu diesem Thema geschrieben. Meine
Mentorin war erstaunt, als ihr bewusst wurde, dass dies an der PH gar nicht thematisiert wird, obschon es für LGBTQ+-Personen eine hohe Relevanz hat. Es sollte sicherlich Erwähnung finden. Ich wüsste jedoch nicht genau, in welcher Form dies umgesetzt werden sollte. Diese Thematik betrifft nun mal nur eine Minderheit der Lehrpersonen direkt. Klar, trotzdem sollten sich alle Lehrpersonen damit auseinandersetzen. Denn es geht nicht um die Lehrperson, sondern um die „Klient*innen“ unseres Berufsfeldes und die können nunmal auch queer sein. Worüber genau hast du den erwähnten Teil deiner Bachelorarbeit geschrieben? Über den Umgang einer Lehrperson mit ihrer Sexualität. Für mich diente diese Arbeit auch als Vorbereitung für den Berufseinstieg. Damals war meine Schlussfolgerung, dass ich mich nicht outen werde. Die Studien, mit welchen ich mich im Rahmen der Arbeit auseinandersetzte, belegten, dass ca. 80 % der Lehrpersonen Diskriminierungserfahrungen erlebt hatten. Während meiner Zeit als Lehrer, habe ich jedoch nur positive Erfahrungen gemacht. Was möchtest du den zukünftigen Lehrpersonen, welche dieses Interview lesen, mitgeben? Auseinandersetzung mit Diversität hilft allen Kindern. Setzt euch als Lehrpersonen mit eurer
Sprache und euren Rollenbildern auseinander. Versucht Stereotypen nicht zu unterstützen oder gar zu verstärken. Zum Schluss noch eine biografische Frage: Gab es in deiner Jugendzeit queere Identifikations figuren in deinem Umfeld und falls nein, hättest du dir welche gewünscht? Ich hatte gar keine und hätte mir auf jeden Fall welche gewünscht. Es gab weder FreundInnen noch ältere Erwachsene. Ich glaube das hat mir schon sehr gefehlt. Man weiss ja nicht genau, wie man damit umgehen soll, was es genau ist. Auch wurde sexuelle Vielfalt während meiner ganzen Schullaufbahn kein einziges Mal thematisiert. Das ist aus meiner Sicht ein grosses Problem. Aber ich weiss nicht wie es jetzt ist, vielleicht hat es sich auch verändert. Nachdem ich mich in der letzten Ausgabe bereits mit derVielfalt von Lehrpersonen auseinandergesetzt hatte, wollte ich nun zusätzlich eine
Lehrperson porträtieren, welche sich in irgendeinerWeise von der Mehrheitsgesellschaft unterscheidet. Ich wollte herausfinden, inwiefern Lehrpersonen in ihrem Berufsfeld mit Ängsten bezüglich ihres Andersseins konfrontiert sind und wie sie damit umgehen, ob sie gar selbst Ängste entwickeln. Wir leben in einer Gesellschaft, die noch immer deutlich von kulturellen und sozialen Normen geprägt ist. Dies zeigt sich in zahlreichen öffentlichen Debatten, in denen Gender, Herkunft, Religion, etc. kontrovers diskutiert werden. DieWelt ist komplizierter, differenzierter und polarisierter geworden. Viele Menschen fürchten, dass ihnen die so fragil gewordene Identität entgleitet und besinnen sich in der Reaktion auf traditionelleWerte zurück. Es ist recht einfach, diese Angst vor Diversität zu verurteilen.Viel anstrengender ist es jedoch, dies nicht zu tun und mit den Menschen hinter dieser Angst in den Dialog zu treten. 23
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Entfremdung Beobachter: Als Abschied versucht Simon ind seiner letzten Kolumne der Entfremdung ein Gesicht zu geben. Es wird ihm jedoch nicht vollständig gelingen, ist sie doch zu komplex und vielschichtig. Schlussendlich ist es aber auch aber ein subjektives Gefühl, sich von etwas zu entfernen. So hat wohl trotzdem jeder einen Bezug. Entfremdung: Eine natürliche Beziehung wird gestört. Etwas Selbstverständliches ist nicht mehr von selbst zu verstehen. Etwas, das einem so vertraut war, löst sich ab und wird fremd. Einen solchen Prozess konnte ich in den letzten Jahren bei einem Freundeskreis von mir feststellen. Die Freundschaft hat sich in der Sekundarstufe entwickelt. In einer Zeit, in der es noch selbstverständlich war, sich jeden Tag zu sehen. Wir waren praktisch immer zu viert unterwegs. Egal, was in der Schule gerade lief, man konnte darauf zählen, seine Freunde zu treffen, auf dem Pausenplatz abzuhängen und direkt nach der Schule noch mehr Zeit miteinander zu verbringen. Wir waren verschieden, ergänzten uns aber gut. Wir dachten, dass diese Freundschaft für immer anhalten würde. Mit dem Eintritt in die Berufslehre und dem späteren Einstieg ins Berufsleben begannen sich jedoch Dinge zu verändern. Wir sahen uns weniger, neue Freunde kamen dazu, Freundschaftskonstellationen erweiterten sich. Neu musste man sich organisieren, wenn man sich sehen wollte. Die Veränderungen kamen langsam und so waren wir uns ihnen kaum bewusst. Niemand hatte sich dafür entschieden – wir entfernten uns voneinander. Eine solche Entfremdung kennen wohl die meisten, gerade bei Freunden, welche man schon aus jungen Jahren kennt. Als junge Person entwickelt man sich noch stark und dass man sich da auch in unterschiedliche
Richtungen entwickeln kann, liegt auf der Hand. Wenn ich aber zurückblicke, kann ich auch eine Entfremdung gegenüber mir selbst erkennen. Ich schaue auf die Person zurück, welche ich einmal war und frage mich, ob sie noch in mir drinsteckt. Sie kommt mir so fremd vor und doch habe ich mich aus ihr entwickelt, lässt sich doch eine direkte Linie von ihr zu mir ziehen. In einer Entwicklung ist Entfremdung wohl unvermeidbar. So begibt man sich an einen Ort, an dem man vorher noch nicht war, schaut zurück und merkt, dass man nicht mehr die gleiche Person ist. Wie bin ich da gelandet? War es eine schleichende Veränderung oder eine bewusst Entscheidung? Entfremdung ist nicht nur etwas Persönliches. Auch bei Veränderungen auf gesellschaftlicher Ebene treten immer Entfremdungsprozesse auf. Sei es nun die Individualisierung, die Urbanisierung, der Kapitalismus oder der technische Fortschritt, ihnen allen ist gemein, dass durch sie eine für uns natürlich empfundene Beziehung gestört wird. Gerade mit der Natur selbst hat wohl die grösste Entfremdung stattgefunden. Zum einen haben wir ein Bewusstsein entwickelt, was uns von allen Lebewesen unterscheidet. Einige Leute denken, dass das Universum ein Bewusstsein hat und wir ein Teil davon sind, lässt es sich nicht ändern, dass unser alltägliches Empfinden uns zu verstehen gibt, dass wir uns durch die Fähigkeit, uns selbst zu beobachten und zu reflektieren, speziell abheben. Durch das Bewusstsein nehmen wir uns selbst als Individuum wahr und grenzen uns so ab. Als Steigerung davon können Vereinzelung und Abgegrenztheit gegenüber der Natur und anderen Menschen gesehen werden. Für mich kann es so weit gehen, dass ich die Rolle des Beobachters so stark einnehme, dass ich mich von mir selbst dissoziiere. Wenn ich mich als
handelndes Individuum wahrnehme und beobachte, stellt sich die Frage, wer dann der Beobachter ist. Er ist Teil von mir und doch distanziert. Bewusstsein hat also durch seine Abgrenzung auch mit Entfremdung zu tun. Vor kurzer Zeit habe ich mich wieder mal mit den Freunden der Sekundarstufe getroffen. Auch wenn wir uns in vielen Bereichen entfremdet haben, andere Ansichten teilen und unterschiedliche Lebensstile haben, verbindet uns doch einiges. So gelingt es uns, wieder Verbindungen zueinander zu knüpfen. Zusätzlich schätze ich auch ihre Andersartigkeit, welche mir neue Perspektiven gibt. Und all dies gibt mir die Chance, Entfremdungen zu überwinden. Beobachter: Simon versuchte den Text noch abzurunden und einen positiven Ausblick zu geben. Es bleibt jedoch, dass wir uns unumkehrbar von einer Natur entfremdet haben, welche Form sie auch haben mag. «Im Prinzip ja nichts schlechtes», wirst du dir denken, «niemand will wie in der Steinzeit leben». Stellenweise wird uns diese Entfremdung aber wieder einholen. Mach dich also gefasst.
Simon Heiniger 27
Be creative! Text und Bilder CĂŠline Haag
Was machst du eigentlich mit deiner alten Rephlex? Gelesen hast du sie ja schon, und jetzt? Sei kreativ, mach was aus ihr! Wie wäre es mit Origami?
Buchzeichen 1
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Baum 1
2
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Papierherz 1
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Öffnung
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Hoch- und wieder runterfalten
Längsseite ca. 1/10tel kürzer als Querseite
4
5
6
Gleichzeitig hineinpusten
Ecken in die Laschen stecken und eindrücken
Was könnte man noch aus einer alten RePHlex machen? Zeig es uns! Wir haben bei den R-Boxen Klebeband und Schnur bereitgelegt, damit du deine Kunstwerke an die R-Boxen hängen kannst. Das schönste Werk gewinnt einen Preis! 29
Rätsel
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Es plagt dich PH-Kummer? Du kannst dich nicht konzentrieren? Nicht zögern: Dr. PHlex konsultieren!
Heiliger Dr. Phlex, stiller Dr. Phlex 1. Oktober, ich laufe in die Migros rein, kaufe meine sieben Sachen, gehe zur Kasse und was sehe ich da? WEIHNACHTSDEKORATION! Halloween ist noch nicht einmal durch und schon hängen überall Weihnachtskugeln und Weihnachtsmänner. Fehlt nur noch die Weihnachtsmusik. Sogar Adventskalender werden bereits angeboten, und zwar nicht nur in den grösseren Kaufhäusern wie Migros und Coop, sondern auch Beautyläden und Co. Man wird berieselt durch Zimtduft und „Last Christmas“ und in Versuchung geführt durch Schokolade und Glühwein.Wie soll ich damit umgehen? Was soll ich tun, um all dem zu entkommen? Schönes Geschenkeöffnen schon einmal! Maria Theresa
Liebe Maria Ho ho ho! Es geht wieder los! Geschenke kaufen, mit Glühwein zudröhnen und mit Keksen und Weihnachtsschmorbraten fett fressen. Was denkst du wohl, wieso das so früh losgeht? Geld, Geld, Geld! Und fühlst du dich nicht wohl in diesem Wirrwarr aus Punsch, Glühwein, Keksen und potentiellen Geschenken? Was? Bekommst du etwa Kopfschmerzen vom dauernden Geruch von Zimt, Orangen, Nelken und Granatapfel und von den fünf, dauernd in Endlosschlaufe laufenden Weihnachtsliedern? Get over it! Die Klimaerwärmung ist allgegenwärtig, die Jahreszeiten werden immer irrelevanter. Bald wird es keine vier Jahreszeiten mehr geben. Der Sommer kommt früher und bleibt länger, genauso wie der Winter! Dann können wir doch auch im Winter früher anfangen, die Festtage zu feiern. Was bliebe uns denn sonst noch an frohen Sachen? Nichts ist mehr froh heute. Wir müssen feiern, um unsere Sorgen zu verdrängen. Und wie geil ist es denn, dass es jedes Jahr wieder Feste gibt, an denen von uns erwartet wird, dass wir feiern? Dass wir glücklich sind und singend und tanzend zusammenkommen? Aber wenn dir das zu viel ist, dann verkriech dich zu Hause, iss und trink nicht, denn wenn du essen willst, musst du Essen besorgen, und wenn du Essen besorgst, musst du in einen Laden gehen, und in den Läden, da lauert sie: die Festtagsstimmung. Sie wird dich finden und erschlagen – ob du das nun willst oder nicht! Schaff dir also am besten einen grossen Vorrat an Büchsenravioli an und verkriech dich für drei Monate in deinem Keller, damit du keine Internetverbindung, keinen Radioempfang und keine Satellitenverbindung hast. Schotte dich ab vor dem Lachen, dem Streit, dem Singen und den „Ho ho ho“s und „Ha ha ha“s. Verkriech dich und komm erst dann raus, wenn alle Memes, News, Posts und Tweets abgelöst wurden und die Osterhasen aus ihren Löchern purzeln. In diesem Sinne wünsche ich dir schon einmal ein erfolgreiches Eiersuchen! Dr.
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