Studierendenzeitung der PH ZĂźrich Nr. 33, 16. September 2019
Vielfalt im Lehrberuf Junge im Kleid Fluchen mal anders ADHS-Mythen im Faktencheck
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Bibliothek
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Einfach anders – Die Virtuellen Ausstellungen der Bibliothek PH Zürich sind kuratierte Literatursammlungen zu unterschiedlichen Themen.
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«Gender & Diversity im Unterricht»
Impressum
Ausgabe: RePHlex Nr. 33, 16. September 2019, Auflage: 1300 Stück Herausgeber: VS PH Zürich, Versammlung der Studierenden der PHZH; Lagerstrasse 2, Büro LAC-E073 8090 Zürich; vs@phzh.ch; www.facebook.com/vsphzh Druck: Merkur Zeitungsdruck AG, Gaswerkstrasse 56, 4900 Langenthal Redaktion: RePHlex, Zeitung des VS PH Zürich, Lagerstrasse 2, Büro: LAC-E073, 8090 Zürich; rephlex@phzh.ch Redaktionsleitung: Michelle Speck Redaktion: Simon Heiniger, Jelena Bosiokovic, Marta Ribeiro, Michelle Speck, Céline Haag, Gino Egli, Miro Müller, Teresa Dreßler, Whitney Huber, Gaétan Surber, Lisa Rebmann Titelbild: Whitney Huber Küche: Michelle Speck Layout & Gestaltung: Simon Heiniger, Michelle Speck, Miro Müller Inserieren: vs@phzh.ch – Einsendeschluss Ausgabe 34: 29. November 2019 Demnächst wird das Bildungsmagazin Artikel der RePHlex übernehmen und anderen Studierenden zu Verfügung stellen. Hier geht es zum Bildungsmagazin: eduwo.ch/bildungsmagazin/ 2
Anders 5
Editorial
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Vielfalt im Lehrberuf Heterogenität unter SchülerInnen gewinnt im Schulalltag kontinuierlich an Bedeutung. Doch wie sieht es bei den Lehrpersonen aus?
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Junge im Kleid Blau für Jungen, Rosa für Mädchen oder doch umgekehrt? Eine Geschichte über einen Jungen im Kleid und das Durchbrechen Gender-Grenzen.
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Fluchen mal anders Niemand kann uns davon abhalten Wörter wie Hure, Arschloch, Spasti oder Bitch zu benutzen. Doch es gibt auch kreative Alternativen.
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ADHS-Mythen im Faktencheck Was es wirklich mit einer der häufigsten, aber nach wie vor enorm missverstandenen Diagnosen unserer Zeit auf sich hat.
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Anders ist das neue Schwarz Wer auffallen will, muss anders sein. Doch was, wenn alle anders sind?
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«Isch da no frei?» Simon gibt dem Druck nach, anders sein zu wollen und schreibt in seiner Kolumne über die ÖV.
2 Impressum 15
Blick hinter die Kulissen
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Portraitiert
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Viel Rauch um nichts
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Pinnwand
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Infos zur Studienreform
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Schulhäuser in Winterthur
30 Rätsel 31 #phlife 31 Comic 32
Dr. PHlex
Exgüsi, wo bleiben die ganzen Pinnwandeinträge? Wir warten auf eure Zusendungen! rephlex@phzh.ch
DIE ZAHL
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«Anders» sein oder nicht sein?
«Anders» denken, fühlen, handeln. Haben wir uns nicht jeder schon mal als «anders» bezeichnet? Im Duden wird «anders» auf verschiedene Arten umschrieben. Man findet Definitionen, wie «auf, andere, abweichende Art und Weise, abweichend, verschieden», «andersartig, fremd, ungewohnt», «besser, schöner».
Illustration Jérôme Philipp
Viele Menschen heutzutage wollen gerne in die Menge hineinpassen. Oft wird man als mutig bezeichnet, wenn man «anders» ist. Viele können aber nicht frei wählen, ob man ein Teil der Menge sein will oder nicht. Für einige ist es schwerer, sich der Mehrheit anzupassen. Es stellt sich die Frage ob «anders» wirklich besser ist. Sollten wir heutzutage, alle versuchen «anders» zu sein? Oder geht es eher darum, Verständnis aufzubringen für Andersdenkende, -fühlende und -handelnde? Es gibt nicht das Normale, an dem sich alles in der Welt ausrichtet, weil was heute «anders» ist, ist morgen «normal». Was sich wiederum ändert, da «Anders» sich vom Normalen unterscheidet. Michelle Speck 5
Vielfalt im Lehrberuf Text Gaétan Surber Illustrationen Whitney Huber
Heterogenität gewinnt im Schulalltag kontinuierlich an Bedeutung. Jedoch richtet sich der Blick dabei vornehmlich auf die SchülerInnen. Während frühere Schulsysteme heterogene Lerngruppen zu vermeiden versuchten, um eine höhere Leistungsfähigkeit zu erzeugen, wird diese Praxis heutzutage in Frage gestellt. Das Potenzial des sozialen Lernens soll durch Heterogenität ausgeschöpft werden. Kann dies auch auf Lehrpersonen übertragen werden? Führen vielfältigere Lehrpersonenbilder zu mehr Sozialkompetenz, gar einem gesteigerten Lernerfolg? Und wie steht es um unsere Lehrpersonenpopulation, bildet diese die gesellschaftlichen Verhältnisse ab? 6
Religion Unterrichten mit Kopftuch? Ein Politikum. Die gängige Argumentation besagt, dass Lehrpersonen als Vertretende eines säkularen Staates keine religiösen Symbole sichtbar tragen sollten. Es wäre jedoch illusorisch zu glauben, dass ein Verbot dieser Symbole dazu führt, dass Lehrpersonen ihre Weltanschauung nicht in die Schule tragen. Lehrpersonen haben wie alle Menschen ihre Überzeugungen und sind trotz Rollendistanz nicht davor gefeit, diese zu akzentuieren. Immerhin ist eine Muslima mit Kopftuch - im Gegensatz zu den stark vertretenen evangelikalen Studierenden - klar als solche erkennbar, womit ihr bezüglich religiöser Vereinnahmung auch automatisch mehr «auf die Finger geschaut wird». Solange Geschlecht Gerechnet auf die letzten fünf Jahre sind sage und schreibe Studentinnen mit Kopftuch Schwierigkeiten haben, über3,6 % der Eingangsstufe-Studierenden männlich. Auf der haupt einen Praktikumsplatz zu finden, wird die religiöse Primarstufe sind es 19,6 % Männer. Lediglich die Sekun- Vielfalt im Lehrberuf wohl unzureichend abgedeckt bleiben. darstufe I ist mit 43,6 % Männeranteil ausgeglichen aufgeSexuelle Orientierung stellt. Manch eine/r wird sich wohl fragen, inwiefern die sexuelle Orientierung für der beruflichen Kontext relevant ist. TatKultur Seit meinem Studienbeginn im Herbst 2017 stand ich mit sächlich erscheint diese Dimension in erster Linie als private vielen Studierenden im Kontakt. Dabei habe ich eine aus- Angelegenheit. Wer jedoch Kinder über einen langen Zeitgeprägte kulturelle Diversität erlebt. Auch bei einer Be- raum begleitet, wird mit Sicherheit auch Persönliches von fragung in meiner Seminargruppe im Rahmen der Studi- sich preisgeben. Kinder sind neugierig und rasch kann dabei enwoche Migration Inland gab ein überwiegender Teil der die Frage nach dem/der PartnerIn auftauchen. SelbstverStudierenden an, über einen Migrationshintergrund zu ver- ständlich ist es legitim, aus Gründen der Privatsphäre keine fügen. Selbstverständlich ist dies nicht repräsentativ, zeigt Auskunft darüber geben zu wollen. Vielleicht möchte man jedoch bewusst etwas aus seinem Leben preisgeben oder sojedoch eine Tendenz auf. gar mal den/die PartnerIn als Begleitperson bei einem Schulausflug einspannen. Behinderung Gibt es Studierende mit körperlicher oder geistiger Behin- Ist der Lehrberuf für LGBTQ+-Lehrpersonen trotz der derung an der PH? Ich habe noch keine Personen mit Behin- ausgeprägten öffentlichen Sichtbarkeit attraktiv? Um dieser derung getroffen oder deren Behinderung hat sich mir nicht Frage auf den Grund zu gehen, habe ich ein Interview mit einem schwulen Lehrer geführt. In der nächsten Ausgabe der erkennbar gemacht. Daten über Studierende mit Behinderung werden von der PH RePHlex wird dieses Interview, welches die Biografie und Zürich prinzipiell nicht erfasst. Jedoch führten 2003/2004 den Berufsalltag einer homosexuellen Lehrperson genauer Mitarbeitende der PH Zürich eine Untersuchung in Form beleuchtet, erscheinen. einer Befragung bei Studierenden durch. Demnach betrug zu dieser Zeit der Anteil an Studierenden mit Behinderung Fazit 2,5 Prozent. Gemessen am Bevölkerungsdurchschnitt mit Da Lehrpersonen in ihrem Beruf sozial sehr exponiert sind, einem Anteil von rund 15 % Personen mit Behinderung überlegen es sich Angehörige von gesellschaftlichen Randist der an der PH Zürich gemessene Anteil recht niedrig. gruppen zweimal, ob sie diesen Beruf auch wirklich ergreifen Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Angaben auf- möchten. Vielfalt im Lehrberuf ist daher auch ein Indikator grund der uneinheitlichen Definition des Begriffs «Behin- für die Inklusionsbereitschaft einer Gesellschaft. Dass Studerung» stark variieren können. Sind der Lehrberuf und die dierende in manchen der oben ausgeführten Dimensionen ausbildenden Institutionen für Menschen mit Behinderung noch untervertreten sind, zeigt auf, dass für eine angemeszugänglich? Aufgrund dem niedrigen Wert von Studieren- sene Repräsentation der gesellschaftlichen Vielfalt weitere den mit Behinderung, könnte man zum Schluss kommen, Anstrengungen nötig sind. dass dies nicht der Fall ist. Jedoch ist zu berücksichtigen, Ein Garant für bessere Schulen ist Lehrpersonenvielfalt jedass der Lehrberuf für manche Personen mit Behinderung doch nicht. Viel bedeutsamer ist ein offene und bewusste je nach Schweregrad der Behinderung impraktikabel sein Haltung, sowohl seitens der Gesellschaft wie auch der Lehrkann. Die PH Zürich gibt bezüglich Zugänglichkeit für personen selbst. Lehrpersonen sind für vielen HeranwachStudierende mit Behinderung folgendes Statement ab: «An sende Identifikationsfiguren oder gar Vorbilder, weswegen der PH Zürich wurden in den vergangenen Jahren nur sehr bei einer grösseren Vielfalt auch mehr Kinder zu einer Bewenige Personen aus gesundheitlichen Gründen nicht zum zugsperson finden können. Denn mit einer besseren BezieStudium zugelassen, ungeachtet dessen, ob es sich dabei um hung zur Lehrperson ist auch die Bereitschaft der SchülerIneine Krankheit oder Behinderung handelte.» nen höher, sich schulisch und sozial einzubringen. Vielfalt ist kein eindeutiger Begriff, sondern abhängig von den Dimensionen, an welcher sie gemessen wird. Ich möchte mich für diesen Artikel auf folgende klassische Ebenen beschränken: Kultur, Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Behinderung und Religion. Dabei werde ich auf ausgewählte Dimensionen näher eingehen. Leider konnte ich zu diesem Thema wenig Fachliteratur oder Studien, welche sich auf die Schweiz beziehen, finden, weswegen ich mich teilweise auch auf Einschätzungen und Beobachtungen meinerseits stütze. Weiterhin werde ich mich auf Lehrpersonen der Eingangs-, Primar- und Sekundarstufe I konzentrieren.
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Junge im Kleid Text Marta Ribeiro Illustration Simon Heiniger
Ich komme an meinem ersten Praktikumstag nach den Winterferien in den Kindergarten und werde herzlich von diesem einen Kind willkommen geheissen. Es trägt ein wunderschönes rosarotes Kleidchen, hat goldblonde Haare und erzählt mir stolz von seinen neuen Ohrringen, welche es zu Weihnachten erhalten hat. Währenddessen zieht es seine knallgelben Gummistiefel aus und die Finken für den Kindergarten an. Leon ist ein fünfjähriger, aufgestellter und äusserst freundlicher kleiner Junge.Wie alle Kinder in seinem Alter ist er sehr neugierig und nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er etwas zu sagen hat. Doch fiel er mir - im Vergleich zu den anderen Kindern – besonders auf. Als ich an diesem besagten ersten Tag ins Klassenzimmer lief, war ich der festen Überzeugung, er sei ein Mädchen. Erst als er mir die Hand gab und sich mit seinem Namen vorstellte, wurde mir bewusst, dass er ein Junge war. Was mich aber am meisten erstaunte, war, dass es kein Kind zu interessieren schien, was Leon anhatte, obwohl ich damit rechnete, dass die Kinder irgendetwasn dazu sagen würden. Sollte ich die Kindergärtnerin darauf ansprechen oder war es Doing-Gender, was ich damit beging? Einfach stehen lassen konnte ich es auch nicht, da es mich weiterhin beschäftigte. Also entschloss ich mich dazu, sie zu fragen. Ihren Berichten zufolge war es für die SchülerInnen anfangs Schuljahr noch alles andere als selbstverständlich, dass Leon manchmal im Kleidchen und in rosafarbenen Kleidern im Kindergarten auftauchte. Erst nach mehrmaligen Kreisgesprächen, vielen Erklärungen und grossen Auseinandersetzungen mit dem Thema war es für alle Kinder klar, dass es sowohl Jungs wie auch Mädchen gibt, die gerne Kleidchen, Ohrringe und Blümchen tragen.
Weltkriege brachten die Wende Vor dem Ersten Weltkrieg galten keine der heutigen Stereotypen, wonach Mädchen Rosa und Jungen Blau tragen sollen oder Pastellfarben als feminin gelten. In einer Untersuchung von über 500, zwischen 1890 und 1920 in Zeitungen und Zeitschriften erschienenen, Abbildungen und Beschreibungen von Kinderkleidern konnte die Kleiderforscherin Jo Paoletti eine zunehmende Tendenz zur Differenzierung zwischen den Kleidern von Mädchen und Jungen feststellen, bei der die Farbe eine immer wichtigere Rolle spielte. Als abgeschwächte Form von Rot wurde Rosa in den USA zu Beginn des 20. Jahrhunderts als männliche Farbe angesehen und mit Kraft assoziiert. In Elternratgebern und Werbebotschaften wurde Rosa als «entschlossenere und stärkere» Farbe bezeichnet und deshalb als passender für den Knaben deklariert, während Blau mit den Qualitäten «zierlich und anmutig» besetzt und als «hübscher für das Mädchen» empfohlen wurde. Zwischen 1900 und 1940 wurden oft noch beide Farben für beide Geschlechter verwendet, doch das moderne Muster, Blau für Jungen, Rosa für Mädchen, begann sich ab den Dreissigerjahren immer stärker abzuzeichnen. Stereotypen heute und vor 30 Jahren Nachdem ich viele Texte, Artikel und mehrere Studien dazu gelesen hatte, wurde mir klar, dass diese Stereotypen in Bezug auf Kleidung und Aussehen nicht vor ewig langer Zeit aufkamen und nun langsam verschwinden, sondern viel mehr erst seit Kurzem überhaupt so sind, wie wir sie kennen. Anders sieht es bei der Entwicklung der Rollenklischees aus. Der Mann galt schon immer als das stärkere, mutigere und stabilere Geschlecht. Die Annahme, die heutigen Kinder seien weniger von alten Stereotypen
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In allen Kulturen gilt das Geschlecht als wichtige Kategorie für die soziale Differenzierung. Je nach sozialer Herkunft, ob man in einem kleinen Dorf oder einer Grossstadt lebt und welcher Kultur man angehört, sind die Merkmale mehr oder weniger geprägt. Damit alle Kinder zumindest in der Schule die Chance bekommen, sich selbst kennenzulernen und in einem sicheren Umfeld sich so verhalten dürfen, wie sie es wollen, müssen wir als Lehrpersonen das Thema Doing-Gender auf jeden Fall ansprechen und thematisieren. Bereits im Kindergarten kann man anhand vieler Bilderbücher und Rollenspiele die Kinder darauf sensibilisieren, was in der Primarschule dann vertieft werden kann.
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Ist dir als Lehrperson oder während einem Praktikum unbewusst nicht auch schon passiert, dass du einen Schüler oder eine Schülerin dafür gelobt hast, dass sie nicht dem Stereotypen entsprechen?
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beeinflusst als früher, ist falsch. Bereits im Kindergartenalter erweisen sich Kinder als stark von Rollenklischees geprägt. Sie wurden in einer Studie gefragt, ob sie gerne ein Junge/Mädchen sind oder ob sie manchmal lieber dem andern Geschlecht zugehören würden. Im Jahr 2010 antwortete von über 100 befragten Jungen nur ein einziger, dass er manchmal gerne ein Mädchen wäre, weil diese so gut in der Schule seien. Gründe, weshalb sie keine Mädchen sein wollten, waren vor allem, weil Mädchen zu blöd zum Autofahren wären, mehr Angst vor Ungeziefer und Spinnen hätten und ausserdem seien Mädchen auch «Heulsusen». Anders als bei den Jungs, geben etwa 20% der Mädchen an, dass sie manchmal auch gerne ein Junge wären und verweisen darauf, dass Jungs Fussball spielen, auf Bäume klettern und mehr Blödsinn machen dürfen.
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Wir schimpfen und fluchen viel und gern, überall und immer, zu allen und jedem. Niemand kann uns davon abhalten Wörter wie Hure, Arschloch, Spasti oder Bitch zu benutzen. Text Teresa Dreßler Illustrationen Whitney Huber
Früher waren dies noch Wörter, die wir im Ausnahmezustand, wenn wir wirklich wütend waren, unseren grössten Erzfeinden an den Kopf geworfen haben. Und die um Gotteswillen nie in Anwesenheit eines Kindes formuliert werden durften. Heutzutage ist das anders. Wir sagen Wörter wie diese in jeder erdenklichen Situation und zu jedem, der gerade da ist. Ob beste Freundin oder flüchtiger Bekannter. Die Ausdrücke haben ihre Wirkung verloren, wenn auch nicht gänzlich doch einen grossen Teil davon. Aber bedeuten tun sie noch das Selbe oder?
cke würden diskriminierend derer gegenüber sein, die tatsächlich betroffen sind. Ich hatte in der Oberstufe damals einen Klassenkameraden, der mit Epilepsie leben musste. Er war einer derjenigen, die es sehr persönlich nehmen, wenn man jemanden mittels der ihm gestellten Diagnose beleidigt. Dies führte jedes Mal zu einem Klassenrat, wenn ein Schüler einen anderen (wenn auch aus Spass) als Spast bezeichnete. Ich konnte seine Wut verstehen, gerade weil viele Schüler erst in der Klassensitzung verstanden, was das Wort Spastiker, dass sie so gerne als Beleidigung verwendeten, tatsächlich bedeutet.
Schimpfwörter sind ein fester Bestandteil unseres alltäglichen Lebens. Sie dienen dem Zweck eine Person oder eine Sache herabzusetzen und zu erniedrigen. Ein grosser Teil unserer Schimpfwörter besteht aus Geschlechtsorganen und Körperausscheidungen oder sind mit diesen zusammengesetzt. Beispiele dafür wären Arschloch, Fotze, Pissnelke oder Schwanzlutscher. Schön und gut, sie erfüllen ihren Zweck und sind unmissverständlich für jeden. Neben den Möglichkeiten jemanden mit einer sexuellen Handlung oder durch Fäkalien zu beleidigen, bieten sich auch Tiere gut an, denen eine bestimmte Eigenschaft zugesprochen wird. Das dreckige Schwein, die zickige Ziege, die hinterlistige Schlange oder der störrische Esel, sind wohl die häufigsten.
Nun zu der anderen Seite der Medaille. Ist eine sogenannte Randgruppe nicht erst dann vollends akzeptiert in der Gesellschaft, wenn man auch über sie Spässe machen darf? Wir dürfen Witze über Christen erzählen aber keine über Juden.Welche Religion ist damit wirklich diskriminiert? Wenn ich meiner Freundin erklären möchte welcher der Schauspieler im Film Django Unchained Sam L. Jackson ist, weiss ich nicht wie ich es sagen soll oder darf. Ich empfinde es als viel schlimmer, wenn ich herumdruckse und seine Augenfarbe oder etwas anderes beschreibe anstatt die Dinge einfach beim Namen zu nennen. Sein Hautton hat nunmal eine dunklere Nuance als die des anderen Hauptdarstellers und das ist das auffälligste Merkmal seines Aussehens. Zur Klarstellung: Damit meine ich weder man soll das N-Wort benutzen, noch man soll gut heissen oder darüber lachen, welche schwerwiegenden Verbrechen Hitler damals angeordnet hat. Anstatt diese Wörter ihres Zweckes zu entfremden und als Beleidigungen zu verwenden, könnten wir ihnen ihre ursprüngliche, harmlose Bedeutung zurück geben und sie dann verwenden, wenn sie wirklich gemeint sind. Seien wir mal ehrlich, es gibt genügen Beleidigungen, die nur den treffen, den ihr treffen wollt und meistens passen diese viel besser. Quasi wie die Faust aufs Auge. Denkt an den Intelligenzallergiker oder die Evolutionsbremse, benutzt das und keiner kann motzen.
Eine weitere Gruppe der Kraftausdrücke sind diejenigen, die einen Menschen dadurch beleidigen, dass sie ihn einer sogenannten Randgruppe zugehörig schimpfen. Diejenigen sind meiner Meinung nach in unserer Gesellschaft das Problem. Unsere Gesellschaft ist so bedacht Diskriminierung und Rassismus zu eliminieren, dass ich Bedenken habe hier von Homosexuellen, Starkpigmentierten oder Betreuten als Randgruppen zu sprechen. Die Medaille hat wie in so vielen Fällen zwei Seiten. Man soll niemanden als behindert bezeichnen, wenn er sich dumm anstellt und keinen als Schwul, der aus welchem Grund auch immer beleidigt werden soll. Diese Ausdrü-
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ADHS-Mythen im Faktencheck Was es wirklich mit einer der häufigsten, aber nach wie vor enorm missverstandenen Diagnosen unserer Zeit auf sich hat. von Miro Müller
Im Lehrpersonenberuf ist es fast unausweichlich, mit ADHS konfrontiert zu werden. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass das diesbezügliche Unwissen auch an der PH teils noch sehr gross ist. Deswegen habe ich in diesem Artikel einige der verbreitetsten Fehlannahmen zum ADHS untersucht. „ADHS ist eine von der Pharmaindustrie erfundene Krankheit mit dem einzigen Zweck, Geld zu scheffeln.“ Falsch. ADHS ist eine tatsächlich existierende und nachweisbare neurobiologische Entwicklungsstörung. Bezeugen lässt sich dies dank Studien, welche in MRIs aufzeigen, dass die Hirnstrukturen von Menschen mit ADHS relativ deutliche Abweisungen von der „Norm“ aufweisen. So lässt sich erkennen, dass bei
Betroffenen der präfrontale Cortex sowie die Parietallappen nur eingeschränkt entwickelt sind. Diese Areale sind nach dem momentanen Stand der Wissenschaft für die Kontrolle der Aufmerksamkeit und der Reaktionen und Handlungen (unter anderem die emotionale Regulation!) in Bezug auf äussere Reize wichtig – also genau für jene Prozesse, mit welchen Menschen mit ADHS oft überdurchschnittliche Schwierigkeiten haben.
„ADHS-Medikamente sind eigentlich Meth, machen süchtig/abhängig und/ oder machen einen zum Zombie!“ Die meisten ADHS-Medikationen enthalten eine Substanz namens „Methylphenidat“. Das mag anfangs ähnlich klingen, aber unterscheidet sich chemisch sowie in der biologischen Wirkung stark vom als „Meth“ bekannten Methamphetamin. Eine abhängig machende Wirkung ist beim bei Erwachsenen gängigsten Medikament namens „Concerta“ nicht bekannt, wenn es im therapeutischen Kontext eingenommen wird. Im Missbrauchsfall kann sich eine Abhängigkeit ausbilden – für normal behandelte Patienten besteht diese Gefahr aber kaum. Auf der biologischen Ebene bewirkt Concerta nämlich insbesondere eine Erhöhung des Dopaminspiegels im Gehirn. Dopamin ist medizinisch gesehen verbunden mit der Fähigkeit, die eigene Aufmerksamkeit lenken zu können, und dient als Motivator bzw. „Belohnungsstoff“ nach der Erfüllung 12
von Aufgaben. Da von ADHS-Betroffene einen zu niedrigen Dopaminspiegel haben, können sie diesen mithilfe von Medikationen auf ein „normales“ Niveau bringen. Dementsprechend hat das Medikament auf Betroffene auch eine ganz andere Wirkung als auf Menschen ohne ADHS: Letztere werden eher hyperaktiv und überstimuliert, während ADHS-Patienten primär beruhigt und fokussiert werden. Da ADHS ein Spektrum ist, sich individuell verschieden ausprägt und auch andere psychische Einschränkungen mit sich bringen kann (u.a. Depressionen und Angststörungen) ist es auch gut möglich, dass die Behandlung mit dem ersten Medikament, das ausprobiert wird, nicht funktioniert oder starke Nebenwirkungen auslöst – das oft beschriebene „sich-nicht-wie-sich-selbstfühlen“ kann eine davon sein. In diesem Fall ist es aber sehr empfehlenswert, weitere Alternativen auszuprobieren. ADHS kann nicht nur mit verschiedenen Wirkstoffen ähnlicher Wirkung, sondern unter Umständen z.B. auch mit Antidepressiva wirksam behandelt werden.
„Jedes „verhaltensauffällige“ Kind wird heute mit ADHS diagnostiziert! Dabei ist es doch ganz normal, dass Kinder Bewegungsdrang haben...“ Tatsächlich: Impulsive und energiegeladene Verhaltensweisen sind im Kindesalter sehr normal. Stutzig werden sollte man erst, wenn ein Kind auch ab der Mittel- und Oberstufe noch deutliche Probleme mit der Konzentration und der Aufmerksamkeit hat. In diesem Fall wird von Hausärzten eine extensive Abklärung eingeleitet. Erwachsene Personen werden an einen spezialisierten Psychologen oder Psychiater weitergeleitet. Bei diesem finden eine Vielzahl an Gesprächen statt. Dies geschieht in Kombination mit Fragebö-
gen, die von der betroffenen Person sowie deren Eltern ausgefüllt werden, um sichergehen zu können, dass die beschriebenen Symptome auch schon im Kindheitsalter vorhanden waren. Insgesamt kann sich eine solche Abklärung über Monate und viele Termine hinweg ziehen – es handelt sich also keinesfalls um eine Diagnose, die „einfach so mal“ vom Hausarzt gestellt wird! Hierbei erwähnenswert: Die Vermutungen zur Anzahl der von ADHS betroffenen Personen gehen stark auseinander. Die Schätzungen reichen von 5% (also jede 20. Person – ergo ein Kind pro Klasse!) bis zu 20% der Bevölkerung, welche die Symptome für eine Diagnose theoretisch erfüllen!
„Menschen mit ADHS sind doch immer so zappelig und können nicht still sitzen… Ruhige Menschen können gar kein ADHS haben.“ Jein! Bei Menschen mit ADHS ist wie bereits erwähnt die Funktion der zentralen Exekutive, d.h. der unter anderem aufmerksamkeitsfokussierenden „Unterabteilung“ des Gehirns gestört. Deshalb fällt es ihnen auch zum Beispiel schwierig, sich langfristig darauf zu konzentrieren, einen Text zu lesen, SprecherInnen zuzuhören oder bei der Arbeit zu bleiben. Auch Aufträge und Dinge, die erledigt werden sollten, werden oft und lange aufgeschoben und immer wieder auch vergessen. Da andere Reize (Geräusch- und Lärmquellen, Berührungen, visuelle Stimuli…) bzw. Ablenkungen (ansprechendere/“interessantere“ Beschäftigungen) nicht als „weniger wichtig“ eingestuft werden können, erhalten sie oft gleich viel oder sogar mehr Aufmerksamkeit als eine einseitigere Tätigkeit. So ist auch der Stereotyp des ADHSlers entstanden, der mitten im Satz seine Aussage unterbricht, um einem Eichhörnchen nachzurennen. Aber: Diese Ablenkbarkeit kann sich sehr verschieden ausprä-
gen! Manche Menschen mit ADHS sind tatsächlich motorisch sehr aktiv: Sie wippen mit den Beinen, unterbrechen andere beim Sprechen oder spielen die ganze Zeit mit Dingen wie Kugelschreibern oder Haargummis herum. Andere hingegen sind gegen aussen sehr ruhig: Sie sind starke Tagträumer, haben Schwierigkeiten dabei, anderen ohne abzuschweifen lange zuzuhören, sind vergesslich oder verlieren beim Lesen oft den Faden. Diese zwei Ausprägungen werden als der „hyperaktive“ und der „unaufmerksame“ Typus unterschieden. Die meisten Betroffenen haben allerdings Elemente beider Typen, also einen „kombinierten Typus“. Gemeinsam haben alle drei Typen, dass die Betroffenen oft Mühe haben, sich zu organisieren. Dies führt einerseits oft zu Unordnung zuhause und am Arbeitsplatz, da kein effektives Ordnungssystem besteht, und andererseits teils auch zu Schwierigkeiten damit, sich an Termine und Abmachungen zu erinnern. Diese gehen oft vergessen, weswegen auch Verspätungen häufig vorkommen können. Gesamthaft lässt sich aber sagen, dass keinesfalls alle Menschen mit ADHS Zappelphilipp(a)s sind. 13
1. – 6. OKTOBER 2019
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Ein Blick hinter die Kulisse von Michelle Speck
Jeden Tag wird die VS und die RePHlex von ausserordentlichen Menschen an der PHZH unterstützt. Jedoch kennen viele Studierende und Dozierende diese Menschen nicht. Ziel ist es deshalb einen Blick hinter die Kulisse zu geben. In dieser Ausgabe ist es Dominik Weber. Vorhang auf! Wie lange arbeitest du schon an der PHZH? Ich arbeite seit Dezember 2017 an der PHZH. Wie kamst du an die PHZH? Nach 10 Jahren Baustelle/Werkstatt als Stahlbauschlosser suchte ich einen Quereinsteiger-Job, der gesundheitlich nicht so schädlich ist. Was war dein schönstes bzw. schlimmstes Erlebnis an der PHZH? Schönstes Erlebnis: Es gibt kein spezifisches Erlebnis, ich finde es einfach schön, Komplimente für meine Arbeit zu bekommen.Die Weihnachtszeit mit den Christbäumen in den Eingängen und der Glühwein an der TherabierBar machen den Arbeitsplatz immer wieder zu einem schönen Erlebnis. Schlimmstes Erlebnis: Als ein Mann seine Ehefrau an der Lagerstrasse gleich beim Café nebenan erschoss. Was zeichnet dich aus? Ich bin immer aufgestellt und habe ständig ein Grinsen im Gesicht. Was machst du gerne in deiner Freizeit? In meiner Freizeit fahre ich gerne Motorrad auf der Rennstrecke, stehe gerne im Fitnessstudio und im Winter bin ich mit dem Snowboard in den Bergen unterwegs. Was wolltest du den Studierenden und Dozierenden der PHZH schon immer mitteilen? Zu den Studierenden: Räumt euren Abfall bitte so gut es geht selber weg und das
Geschirr am besten zurück in die MENSA. Zu den Dozierenden: Habt ein bisschen mehr Verständnis, dass man nicht zaubern kann und nicht alle Wünsche erfüllt werden können. Würdest du dich als «Anders» bezeichnen? Ja, ich denke auch meine Arbeitskollegen würden mich als «Anders» bezeichnen. Durch meinen Sarkasmus und schwarzen Humor habe ich schon manchen zum Schmunzeln oder Nachgrübeln gebracht. 15
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von Marta Ribeiro und Teresa Dreßler
Was wirsch du bi dine Schüeler andersch mache, als es dini Lehrer bi dir gmacht gha händ? Ich han e rächt e strengi Lehreri gha. Ich glaub, ich wür das i gwüsse Situatione echli glassener näh und vilicht meh abschätze, wo mags die kollegiali Basis liide und wo muesch würkli das Autoritäre duresetze. Welles isch dis Lieblingsschimpfwort? Intelligenzallergiker Was isch de ussergwöhnlichschdi Ahmachspruch, wo dir je endgegebracht worde isch oder du bracht häsch? Du chunsch mir irgendwie bekannt vor, du gsesch us wie mini nöchschti Fründin.
Tamara Bühler H18 Primar Vollzeit
Was machsch du andersch als anderi Mensche? Ich bruch viel Anglizisme. Das isch sone Chrankheit vo mir, wo ich nüme weg bring. Was haltisch du devo, dass mer Chind hützutags scho im Alter vo 14 Jahr hormonell therapiere chan und e gschlechtsveränderndi Operation bereits ab 18i möglich isch? Ich find das e super taffi Frag, wenni ehrlich bin. Ich finds au rächt schwer, mich i die Lüt inne zversetze. Ich weiss nöd, was es heisst, mit em falsche Gschlächt uf d Wält zcho. Es isch sicher en Meilestei, womer im Lebe setzt, aber ich glaube, dass Lüt scho sehr früe wüssed, wo sie hiighöret.
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Dorothée Schneider H16 Primar Teilzeit
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Welles isch dis Lieblingsschimpfwort? Ich säg rächt oft Gopferdammi, Scheisse und susch hani eifacht gern so de alti Zürislang, de findi scho no cool. Zum Biispiel e Frau, wo viel Party macht und schnell mit eme Maa is Bett hüpft isch e Schliefente. Oder Lämpechatz findi au no cool.
Welles isch dis Lieblingsschimpfwort? Schrott. Wänn ich öpis als negativ bezeichne, ischs eifach en Schrott, oder? Es chan e Person oder e Sach si.
Was wirsch du bi dine Schüeler andersch mache, als es dini Lehrer bi dir gmacht gha händ? Ich han en rächt lehrerzentrierte Unterricht gha, scho i de Unterstufe. Die einzig Aktivität, wo mer gha hett, isch gsi, wemmer mit de Ufgabe fertig isch, sich selber öpis im Üebigsbuech usezsueche.
Was wirsch du bi dine Schüeler andersch mache, als es dini Lehrer bi dir gmacht gha händ? Wo ich no id Schuel bin, isch das ganze Heterogenitätszüg nöd asatzwiis ufcho und drum jetzt natürlich d Heterogenität meh berücksichtige.
Was isch de ussergwöhnlichschdi Ahmachspruch, wo dir je endgegebracht worde isch oder du bracht häsch? Ich wird eich so guet wie nie agsproche und bin Single, falls das öpert liest. Was machsch du andersch, als anderi Mensche? Was ich feschtgstellt han im Schriftmodul, wo mir Teilziitler ersch im 6. Semester gha hend, isch, dass ich die einzigi bin, wo d Buechstabe würklich komplett andersch schriebt. Also ich mach d Strich i die ander Richtig. Zum Biispiel bim «B» vo unde ufe oder bim «X» fang ich vo unde links a. Was haltisch du devo, dass mer Chind hützutags scho im Alter vo 14 Jahr hormonell therapiere chan und e gschlechtsveränderndi Operation bereits ab 18i möglich isch? Ich finds relativ schwierig e Antwort uf das zgäh, will ich mir nöd chan vorstelle, wie sich das für es Chind afühlt, oder generell für en Mensch afühlt, wo im falsche Körper gebore isch. Ich chan nur säge, dass Bekannti, wo i sonere Situation sind, das sehr früeh wüssed, wenn öpis nöd stimmt und ich find, wemmer ame Chind e Brülle git, ihm d’Sägelohre anäht, wieso sött mer das nöd scho früäner mache?
Ralph Hilpert H18 Primar Vollzeit
Was isch de ussergwöhnlichschdi Ahmachspruch, wo dir je endgegebracht worde isch oder du bracht häsch? Also ich bin jetzt scho sit 19 Jahr mit minere Frau zämme, vo dem her hani so öpis lang nüme erlebt. Damals han ich en uh schlechte Tag gha bim Schaffe. Ha müesse im Container öpis go sueche, woni usversehe furtgschmisse han. A dem Tag hani so nüt meh zverlüre gha, dassi minere zuekünftige Frau aglüte han, öb sie Luscht hetti öpis go trinke am Abig. S isch mer so schlecht gange, dassi denkt han, ez würi sogar no e Absag vo ihre erträge. Was machsch du andersch weder anderi Mensche? Am liebschte wür ich chnühöchi Söcke träge, derf aber weg minere Frau nöd. Ihrere Meinig nah chönti mi grad selber ad Wand nagle a de PH, wenni so da uftauche würd. Was haltisch du devo, dass mer chind hützutags scho im Alter vo 14 Jahr hormonell therapiere chan und e gschlechtsveränderndi Operation bereits ab 18i möglich isch? Ich chas fascht nöd säge. Ich denke, wemmer devo betroffe isch oder wemmer öpert kännt, wo devo betroffe isch, cha ja nöd irgend es Gsetz entscheide, was guet für die Lüüt isch. Das söttet die Lüüt selber chöne entscheide. Vo dem her bin ich sehr liberal, was das abelangt. 17
Viel Rauch um nichts Text Gaétan Surber Illustrationen Lisa Rebmann
Seit meinem 16. Lebensjahr führe ich eine On-Off-Beziehung. Mein Auserwählter hört auf den Namen Nico. Als wir uns kennenlernten, war Nico immer nur in Begleitung seines Freundes Can anzutreffen. Can war stets in ein grünes filziges Gewand gehüllt und verströmte einen sonderbar süsslichen Duft. Ich lernte die Beiden schnell schätzen und wir verbrachten gemeinsam viele lustige und entspannte Sommerabende.
Nico tritt in mein Leben Der Sommer neigte sich dem Ende zu und ich merkte, wie Nico ein Feuer in mir entfacht hatte. Ich wollte mehr. Wir begannen uns zu zweit zu treffen. Anfänglich war es etwas ungewohnt, so ganz allein mit ihm. Doch der Kontakt intensivierte sich rasch. Trafen wir uns zu Beginn nur einige Male pro Woche, wurden daraus schnell einige Male pro Tag. Ich merkte, dass mir Nico nicht sonderlich guttat. Wenn ich länger ohne ihn war, dann war ich gereizt und unkonzentriert. Ausserdem merkte ich, wie viel Raum er in meinem Alltag eingenommen hatte. Es gab keinen Tag, an dem ich nicht mit ihm war. Darüber hinaus belastete unsere Beziehung meine Finanzen. Also fasste ich den Entschluss, den Kontakt zu ihm abzubrechen. Die Trennung war einfacher als gedacht. Zwar
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war ich in den ersten Tagen ziemlich schlecht gelaunt und dachte oft an ihn, doch gewöhnte ich mich rasch an einen Alltag ohne ihn. Schwieriger war es jedoch, wenn er mir in der Öffentlichkeit begegnete. Viele meiner Freunde hatten weiterhin mit ihm zu tun, doch auch damit arrangierte ich mich. Ich sah ihn regelmässig und wir pflegten einen distanzierten Umgang. Die Rückkehr Etwas mehr als zwei Jahre später traf ich ihn eines Samstagabends vor meinem Lieblingsclub wieder. Ich war bereits reichlich angetrunken und wir kamen ins Gespräch. Eins führte zum anderen und wir landeten wieder in der Kiste. In den nächsten Jahren folgten längere Episoden von Zusammensein und Trennung. Ich kann nicht mit ihm, aber auch nicht ohne ihn. Dabei weiss ich doch eigentlich, dass es sich ohne Nico besser lebt. Doch in schwachen Momenten ist er stets präsent. Sein süsser Lockruf zieht mich immer wieder zu ihm hin.
Warum rauchen Menschen? Ich bin jedoch nicht der Einzige, welcher die Finger nicht von Nico lassen kann. In der Schweiz greift gemäss Bundesamt für Statistik jeder vierte Erwachsene regelmässig zum Glimmstängel. Doch was bewegt die Menschen dazu, viel Geld für etwas auszugeben, was objektiv gesehen nur Nachteile bringt? Augenscheinlich ist natürlich der Suchtaspekt. Doch wer bereits Probiererfahrung hat, weiss, dass die ersten Zigaretten meist recht scheusslich oder zumindest gewöhnungsbedürftig schmecken. Auch stellt sich die Abhängigkeit nicht direkt nach dem ersten Tabakgenuss ein. Weswegen überwinden sich RauchanfängerInnen regelrecht, um zu das Rauchen lieben zu lernen? Die Motivationen sind so vielfältig wie die RaucherInnen selbst. Vielleicht möchte man sich in eine soziale Gruppe integrieren. Hierbei wird oft der Begriff «Gruppenzwang» oder das englische Pendant «peer pressure» verwendet. Ich empfinde diese Ausdrücke als nicht prägnant, denn sie suggerieren, dass einzelne Akteure innerhalb einer Gruppe bewusst Druck ausüben. In meiner Jugend gab es keine Person, welche mich offensichtlich zum Rauchen gedrängt hat. Es gab auch kein «Othering» von Nichtrauchern. Es war vielmehr die Präsenz von RaucherInnen im sozialen Umfeld und die Verfügbarkeit von Tabakprodukten, welche meinen Weg zum Rauchen geebnet haben.
stil also Rebellion verkörpern? Die Antwort ist einfach: die Ikonen der Popkultur. Keith Richards, Jimi Hendrix, Marilyn Monroe, Elvis - alle waren sie dem Rauchen zugetan. Auch Intellektuelle wie Albert Camus oder Günther Grass machten vor der Zigarette respektive der Pfeife nicht halt. Hier fungiert das Rauchen eher als Verkörperung einer bedächtigen und weltmännischen Art. Ein Churchill, dem keine Zigarre in den Lefzen hängt? Unvorstellbar. Es mag vielleicht kindisch klingen, aber James Dean sieht mit Zigarette im Mundwinkel halt viel cooler aus. Ob nun Rowdytum, Eleganz oder snobistische Kultiviertheit - Rauchen hilft den Menschen ihre Identität zu finden. Als ich meiner Mentorin eröffnete, dass ich seit einigen Wochen dem Rauchen abgeschworen habe, entgegnete sie mir, man müsse doch nicht immer so puritanisch sein. In diesem Sinne: Smoke on! (oder auch nicht, gerade ihr als zukünftige Lehrpersonen!!!)
Rauchen ist in erster Linie eine kulturelle Praxis, ein sozialer Akt. Schon die Mayas konsumierten Tabak, allerdings etwas zeremonieller als der Detailhandelsangestellte bei seiner «Znünizigi». RaucherInnen berichten oft, dass es leichter fällt, neue Personen kennenzulernen, wenn man sich draussen zum Rauchen trifft. Nebst Alkohol fungiert also auch das Rauchen als soziales Schmiermittel unserer Gesellschaft. Identität: Raucher Was hat mich zum Rauchen angestiftet? Ich empfand Rauchen immer als einen subversiven Akt. Gerade wenn man an einer akuten Teenie-Depression (Entschuldige den despektierlichen Umgang mit psychischen Erkrankungen!) leidet, kann man seinem Schwermut mit Casper-Songs und Zigaretten Ausdruck verleihen und gleichzeitig gegen das elterliche Gesundheitsdiktat rebellieren. Die Zigarette als Ausdruck der Gegenkultur. Eigentlich lächerlich, schliesslich macht man sich als RaucherIn zum Sklaven der Tabakmultis. Wie soll dieser konsumistische Lebens-
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Studienreform dieses Jahr Text Michelle Speck
KiGa: - Entwicklung gibt 1 ECTS-Punkt mehr - Lernfelder sind fix und es gibt kein freies Angebot mehr - «Unterricht wissenschaftlich betrachtet» heisst nun Unterrichtsqualität, wie in den anderen Studiengängen - Vorlesung „Horizonte, Gesellschaft und Bildung“ wird zu einem Seminar und ist somit nicht mehr im letzten Semester angelegt - FE Teil 2 gibt 1 ECTS-Punkt mehr
KUst: - Neuer, eigenständiger Studiengang - Aufteilung in Basisphase, Praxisphase und Wahlphase - Erstes Semester 30 statt 28 ECTS-Punkte - Lernen und Entwicklung werden zusammengezogen zu einem Modul, dafür Teil 1 und Teil 2 - Medienbildung im ersten Semester gestrichen - Stimmbildung neu im ersten Semester - Keine Lernfelder mehr - Didaktik Kurse 1 & 2 in den ersten zwei Semestern je 3 ECTS-Punkte - Bei der Berufspraxis gibt es 1 ECTS-Punkte weniger, d.h. weniger Zeitaufwand - Neu: Inklusive Bildung 3 ECTS-Punkte - Am Ende des ersten Jahres: ZP Deutsch und Bildung und Erziehung, Diplomprüfung 1 in Bewegung und Sport und Mathematik, P2, Studienwochen zu den Praktika, Diplomprüfungen 1 in Kunst/Design, NMG, B&E, Musik/Performance - Medienbildung erst in der Praxisphase - FE zu einem Seminar, genannt Forschende Haltung - Neu: Berufspraxis 3 - Wahlmodule im 3. Zwischensemester - Unterrichtsqualität statt Coaching - Neu: Grafomotorik und Schreibdidaktik - Wahlfächer im 3. Jahr - Im 3.Jahr gibt es die Diplomprüfungen 2, Lernvik, Schlusspraktikum
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Weisst du, was sich bei den Studiengängen KiGA, KUst und Primar mit der Studienreform geändert hat? Die Infoboxen mit einigen Änderungen können dir weiterhelfen.
Primar: - Studierende werden in zwei Gruppen (A und B) unterteilt, die versetzt die Module besuchen. - Lernen und Entwicklung (zusammengeführt) 1 und 2 - Neu: Heterogenität in der Migrationsgesellschaft - Geändert: «Medienbildung» zu «Medienbildung und Informatik» - Neu: Inklusive Bildung: Sonderpädagogik - Recht im ersten Semester - Ethik, Religion, Gesellschaft. Fragen und Herausforderungen - Fremdsprachenkompetenz (1 ECTS) nach dem 1. Jahr - In den Kompaktwochen kann man Wahlmodule besuchen - Neu: Wahlmodule während dem Semester - Neu: P2 - Diagnose, Beurteilung und Förderung als Modul - Keine Lernfelder - Neu: Praxisbezug ergänzend zum Modul «Unterrichtsqualität» - Neu: Praxisbezug zu Profilfächern - Neu: Modul «Inklusive Schule: Zusammenarbeit» - Neu: Module «Sozialisation in Familie, Volksschule und Gesellschaft» bzw «Sozialisation und Soziologie» - Neu: Modul «Bildung und Gesellschaft gestern – heute – morgen» - «Vertiefungsarbeit» wird Bachelorarbeit genannt - Diplomprüfungen in Profilfächern im Zwischensemester nach dem Lernvik - Diplomprüfungen BE, BPA, Pflichtfächer, Profilfächer am Ende des 3. Jahres
ECTS-Punkte nach Pflichtanteil, Wahlpflichtanteil und Wahlanteil und die zugehörige Verantwortung
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Schulhäuser in Winterthur von Simon Heiniger
Schulhäuser haben ein ganz eigenes Erscheinungsbild. Egal welchen Stil sie haben oder was ihr ursprünglicher Zweck war, haben sie diese gewisse Schulhaus-Ausstrahlung. Dabei lösen sie doch immer die Frage danach aus, was in diesem Gebäude wohl täglich stattfindet und was darin schon alles erlebt und gelernt wurde. Eichliacker (Primar), 1902: Dass man genau weiss, mit was man es zu tun hat, steht in goldenen Buchstaben über dem Eingang «Schulhaus».
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Talwiesen (Kindergarten und Hort), 1948: Das ehemalige Fabrikgebäude einer Feilenhauerei wurde 2009 umfunktioniert. (oben) Geiselweid (Primar und Kindergarten), 1901: Mit seiner Sandsteinfassade und Untertraufmalerei das schönste Schulaus im Kanton? (rechts)
«Gmeindhüsli» Töss, 1827: Das ehemalige Schulhaus wird nach der Nutzung als Gemeindehaus wieder für Sonderpädagogik-Unterricht genutzt.
Zinzikon (Kindergarten), 1992: Der wohl etwas andere Baustil. Hauptsache jedoch: Den Kinder gefällt es anscheinend sehr.
Brühlberg (Primar und Kindergarten), 1902: Ehemaliges Wohlfahrtshaus der Schweizerischen Lokomativen- und Maschinenfabrik. Seit 1994 findet darin Unterricht in altersgemischten Gruppen statt.
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Anders ist das neue Schwarz Wer auffallen will, muss anders sein. Doch was, wenn alle anders sind? von Céline Haag
Normal zu sein, das war immer mein Ziel, schon als kleines Kind. Dazu zu gehören und nicht aufzufallen. Mein erster Thek war ein süsser Rucksack, schliesslich bin ich ein Mädchen. Mit Schmetterlingen drauf und Blumen. Ich trug zwar kein rosa, dafür andere helle Farben, wie orange oder weiss. Und weil Mädchen Jungen doof fanden, habe ich nicht mit den Jungs gespielt.
Gleich sein um jeden Preis In der Sekundarstufe war mein Verlangen nach Normalität sogar noch stärker. Jedoch war ich darin ziemlich schlecht. Die, die immer schwarz trug, etwas zu dick war und ein leichtes Aggressionsproblem hatte, die war nicht normal. Ich versuchte es aber trotzdem. Versuchte, mit dem neusten iPhone, dem neusten iPod und den besten Kopfhörern in die Norm zurück zu rutschen, bis ich unterging in der Menge. In der Lehre wurde ich sogar ausgeschlossen wegen meines „Andersseins“. Eine Mitschülerin sagte mir einmal, dass sie erst nicht mit mir hatte sprechen wollen, weil ich immer ein Taschenmesser an meinem Schlüsselbund hatte und weil ich gerne das Militärmuster trug. „Aber jetzt wird alles anders... oder?“ Und dann war da die PH. An der PH würde ich sicherlich hineinpassen. Mittlerweile wirke ich nämlich ganz schön normal. Manchmal trage ich sogar Farbe! Doch nein, die PH, die ist eine Welt für sich. Hier sind alle anders. Hier trifft man Menschen mit Rastalocken, Piercings, Tattoos, dicke und dünne Menschen, weisse und schwarze, kleine und grosse und viele Freidenker und manche Verrückte. Alle haben andere Ideen und Vorstellungen und irgendwie sind viele von den Studenten hier nicht so, wie man sich den normalen Menschen vorstellt. Genau das ist jetzt mein Problem. Ich wollte normal sein, wurde normal und jetzt bin ich es wieder nicht, weil normal hier nicht normal ist. An der PH sind die Menschen nicht darauf aus, 26
in eine Norm hineinzupassen. Man wird dazu aufgefordert, anders zu denken, neu zu denken, erfinderisch zu sein, und das sieht man den meisten Studierenden auch an. Und spricht man mit ihnen, so haben einige von ihnen sehr spezielle Vorstellungen vom Leben, von der Schule oder vom Glauben. Und damit habe ich per se kein Problem. Doch wenn alle Menschen anders sind, sind dann nicht wieder alle normal? Und wenn alle, die anders sind, normal sind, sind dann die, die normal sind, nicht anders? Normal alternativ Als mir eine Freundin von der PH erzählte, dass sie sich selbst immer als alternativ betrachtet hat und dass das auch ihr Ziel war, und sie sich nun an der PH als fast schon normal fühle, musste ich beinahe lachen. Sie ist durchaus alternativ, mit Rastalocken, eigenen Idealen, einem Steinerschule-Hintergrund und mit Kleidern, die sie so lange trägt, bis sie wortwörtlich auseinanderfallen. Und darauf ist sie stolz, das macht sie aus. Sie hat sich als weisse Frau dazu entschieden, sich Rastalocken zu machen, um eben genau anders zu sein. Doch dann kam sie an die PH und sie fiel nicht mehr auf. Vielleicht ist das ja ein Ziel der PH: Menschen anzuziehen, die eigentlich wussten, wer sie waren, und sie dann dazu zu bringen, sich selbst zu überdenken und sich neu zu definieren? Sich selbst eben zu reflektieren. Falls ja, haben sie eine gute Arbeit dabei geleistet. Mir geht es jedenfalls so, und meiner Freundin sicherlich auch. Ich bin mir nur noch nicht sicher, ob ich mich wirklich ändern möchte...
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Eventdaten HS 19 September
Oktober
November
Dezember
19 Therabierbar
03 Kafi Schnauz
01 Kafi Schnauz
05 Therabierbar
27 Semesterparty
10 Therabierbar
07 Kafi Schnauz
12 Kafi Schnauz
17 Kafi Schnauz
14 Therabierbar
20 Therabierbar
24 Kafi Schnauz
21 Kafi Schnauz
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22 Sportnacht 28 Kafi Schnauz
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«Isch da no frei?» von Simon Heiniger
Als Kolumnist mit Ansprüchen habe ich mich bis jetzt immer davor gesträubt, über die öffentlichen Verkehrsmittel zu schreiben. Ich gebe nun dem Druck jedoch nach, anders sein zu wollen. Es scheint eine Art Übergangsritus zu sein, um als wahrer Kolumnist zu gelten. Doch ich will mich nicht über die ÖV beschweren – es gibt wohl nichts Langweiligeres. In ihnen findet das leben statt und so sind sie Ort für zahlreiche, spannende Beobachtungen. An dieser Stelle drei meiner Beobachtungen: Extrem gierig Wir alle kennen sie und haben uns schon über sie aufgeregt: die Einsteig-Drängler. Schon als der Zug stillsteht, haben sie sich eine Pole-Position vor der Zugtür erkämpft. Beim Hissen der Pneumatik zuckt ihr Vorderbein schon in Antizipation und als die Tür gefühlsmässig nur Millimeter offen steht, drücken sie sich schon an aussteigenden Fahrgästen vorbei, um sich einen möglichst guten Platz zu ergattern. Ihr Kopf streckt sich in die Höhe, wie ein Vogel schauen sie sich um und erfassen die Lage. Ist ein Ziel gesichtet, schreiten sie im Stechschritt den Gang hinunter. Seht das jetzt bitte nicht als Beschwerde. Ich mache hier lediglich Beobachtungen. Ausserdem habe ich es mir zur Freude gemacht, die Platz-Geier an ihren Platz zu verfolgen. Da angekommen, hängen sie meist mit gleichgültiger Mine in ihrem Sitz, als sässen sie schon ewig an diesem Ort und geben sich Mühe, ihr Abteil möglichst ausladend wirken zu lassen. Eine Tasche wird oft auch gebraucht, um den von sich beanspruchten Raum zu erweitern. Von dem lasse ich mich allerdings nicht abschrecken. So frage ich die Freundlichkeit wie eine Keule schwingend: «Isch da no frei?»
Pärchenstellungen Es gibt zwei verschiedene Arten von Pärchen: Die einen sitzen im Viererabteil nebeneinander und die anderen sich gegenüber. Beim ersten Gedanken scheint das Gegenübersitzen distanzierter, da man sich ja schon rein körperlich weniger nah ist. Die Distanz ist gerade so weit, dass es schwierig wird, Zärtlichkeiten auszutauschen. Wenn man jedoch miteinander redet, schaut man sich vielleicht mehr in die Augen. Und was ist schon intimer, als sich in die Augen zu schauen? Das ist beim Nebeneinandersitzen aufgrund der Kopfstellung nur für kurze Zeit möglich. Was sagt nun die Platzierung im Viererabteil über ein Pärchen aus? Das wär mal eine spannende Studie. Im Zug durchs Weltall Vor ein paar Wochen fuhr ich in einem Langstreckenzug, der plötzlich mit einem Ruck mitten in einem Tunnel Halt machte. Es war kurz vor dem Flughafen und der Zug war mit Pendlern, Gelegenheitsfahrern, Ausflüglern und Touristen gefüllt. Der unerwartete Halt löste ein leises Raunen bei den Fahrgästen aus und die einen begannen schon sich im Zug umzublicken und aus dem Fenster zu schauen, um eine Ursache oder irgendeinen Hinweis für das ausserordentliche Ste-
henbleiben zu finden. Hinzu kam, dass schon seit Zürich die Lüftungen ihre Aufgabe nicht erledigten. Wir sassen also alle zusammen in einem stickig heissen Zug in einem Tunnel, ohne die Möglichkeit aussteigen zu können. Dann geschah jedoch etwas, das ich noch selten so erlebt habe. Während sich die Leute mit einer Zeitung Luft zuwedelten und das Oberteil auf der Brust so nach vorne und zurück bewegten, gerieten die Leute miteinander ins Gespräch und im ganzen Zugwagen entwickelte sich eine spezielle Stimmung. Die einen regten sich auf, die anderen nahmen die Situation mit Humor, doch man fühlte sich irgendwie verbunden. Wir alle sassen in diesem Zug und teilten das gleiche Schicksal. Da kam mir in den Sinn, dass die Erde ja eigentlich auch ein Zug ist und unsere Situation nicht ganz unähnlich. Wir düsen alle zusammen mit einem Gefährt auf einem geraden Pfad durchs Weltall. Die Lüftung haben wir kaputt gemacht und es wird immer heisser. Dabei können wir nicht einfach aussteigen, sondern müssen uns unseren Problemen gemeinsam stellen. Dass wir auf diesem Stein durchs Weltall flitzen, verbindet uns doch. Manchmal wünschte ich mir, wir würden uns mehr auf diese Verbundenheit fokussieren. 29
Rätsel
von Céline Haag
Die Lehrer... Der Lehrer in rot befindet sich ganz rechts. Der Lehrer in blau steht nicht neben dem Lehrer in rot. Der Lehrer in orange trägt einen pinken Hut. Der Lehrer mit einem blauen Hut steht nicht neben dem Lehrer mit einem schwarzen Hut. Der Lehrer mit einer gelben Brille steht links. Der Lehrer neben ihm trägt eine violette Brille. Der Lehrer mit einem blauen Hut trägt eine schwarze Brille. Der Lehrer mit weissen Handschuhen trägt einen roten Mantel. Der Lehrer mit schwarzen Handschuhen befindet sich nicht neben dem Lehrer mit weissen Handschuhen. Der Lehrer mit gelben Handschuhen befindet sich neben dem Lehrer mit schwarzen Handschuhen.
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#phlife
Langeweile in der Kompaktwoche
Comic von Gino Egli
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Dr. PHlex
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Liebe Dr. Phlex Ich habe gerade versucht, einen Portfolioeintrag irgendwie zusammen zu flicken. Aber das ist gar nicht so einfach! Wo kommt die Theorie überhaupt her, was muss rein und wie lange muss er sein? Ausserdem sind (beziehungsweise wären) doch noch Ferien... Wie soll das nur gehen? Wie soll ich es nur schaffen, diese Höllenqualen zu überstehen und mich an das grösste Übel der PH zu setzen? DEM PORTFOLIO! Dun, Dun Dun!! Bitte hilf mir!
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Meine gequälte Portfolia Du bist nicht allein. Alle an der PH kennen deinen Schmerz und deinen Verlust an Motivation. Hör bloss nicht auf die Leute, die behaupten, ein Eintrag pro Semester sei doch ein Kinderspiel. Du wirst Schmerzen leiden, Tränen vergiessen und schwitzen wie eine Sau bei deinem Versuch, den dir unbekannten Erwartungen deines Mentors gerecht zu werden. Ich rate dir, rüste dich aus! Schokolade, vielleicht eine Packung Cleanex – für Nase und Co., wenn du weisst, was ich meine – und natürlich Alkohol. Schliess dich ein in einen Keller, Kerker, die PH-Bibliothek oder woraus auch immer du nicht entfliehen und auch die Sonne kaum sehen kannst. Steck dir Tampons in die Ohren und beiss auf ein Stück Holz, und dann ran ans Werk. Verliere keine Zeit, schalte das WLAN aus und deaktiviere Netflix. Entledige dich allem, was dir im Leben Freude bereitet. Mach Schluss mit deinem Freund und storniere die Ferien, da musst du durch – denn nur wer leidet, kann gewinnen. „No pain no gain“, wie man so schön sagt. Und wenn du dann dran sitzt, weinend und schwitzend, auf deinen Holzstab beissend, zitternd vor Anstrengung, vergiss nicht, dass nach deinem ersten Eintrag noch vier weitere warten und du diese mit genau der gleichen Motivation hinter dich bringen wirst wie den Ersten. Ein ewiges Hin und Her von Reflexionen, Theorie und Praxis, bis dir schwindlig wird und du deine zweite Flasche Vodka aufmachen musst. Und immer weiter. Es gibt kein Zurück. Du willst Lehrerin werden, also musst du da durch. Ein Kinderspiel, Tortur der guten alten Art. Und wenn du sie dann alle hast, dann und erst dann, darfst du aus deinem Loch herauskriechen, dich recken und strecken, die Knochen knacken lassen und dich ausnüchtern, damit du bereit bist für das nächste Übel, für den nächsten Auftrag und die nächste Arbeit, obwohl du eigentlich nur noch schlafen möchtest und nichts mehr sehen möchtest ausser deiner Lieblingsserie und einem saftigen Burger. Und für einen Moment bist du frei. Und für diesen Moment lebst du. Also geh, Portfolia, geh und lebe für diesen einen Moment.