Rephlex Ausgabe 26

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Studierendenzeitung der PH ZĂźrich Nr. 26, 11. Dezember 2017


Impressum

Ausgabe: RePHlex Nr. 26, 11. Dezember 2017, Auflage: 1300 Stück Herausgeber: VS PH Zürich, Versammlung der Studierenden der PHZH; Lagerstrasse 2, Büro LAC-E073 8090 Zürich; vs@stud.phzh.ch; www.facebook.com/vsphzh Redaktion: RePHlex, Zeitung des VS PH Zürich, Lagerstrasse 2, Büro: LAC-E073, 8090 Zürich; rephlex@stud.phzh.ch Redaktionsleitung: Gabriel Mateos Sánchez Redaktion: Régis Ecklin, Lea Bärtschi, Simon Heiniger, Benjamin Nerz, Sevda Nahomy, Luca Bastianini, Antonia Bona, Sharon Ben Ishay, Nathalie Hug, Simon Göldi, Martin Wipf, Yasemin San, Manuela Moll, Jelena Bosiokovic, Marta Ribeiro, Lukas Bärlocher, Michelle Speck Schmid Titelbild: Kinga Carp Küche: Simon Göldi, Jelena Bosiokovic, Marta Ribeiro Layout & Gestaltung: Simon Heiniger, Lukas Bärlocher, Michelle Speck Schmid Inserieren: vs@stud.phzh.ch – Einsendeschluss Ausgabe 27: 19. Februar 2018 2


Editorial Klartext statt diplomatische Floskeln Einmal mehr beweist die RePHlex, dass sie eine unkonventionelle Zeitung ist. Wo andere nachbeten, hinterfragen wir. Wo andere blind applaudieren, beobachten wir mit Argusaugen. Der erlauchte Kreis der Dozentenschaft, der von etablierten Bildungsmedien nur Lobeshymnen zu hören bekommt, wird von der RePHlex viermal jährlich ins Stahlbad der kritischen Auseinandersetzung getaucht. Mit folgenden Schwerpunkten warten wir in dieser Ausgabe auf: Ermattung im Lehrberuf, finanzielle Not unter Studenten, Selbstgefälligkeit von Bildungspolitikern, Gendermainstreaming versus Realität und schliesslich ein Kompass, der jedem Studenten den Weg zum erfolgreichen Studienabschluss weist. Wir freuen uns auf kritische Rückmeldungen. Eine erhellende Lektüre wünscht Régis Ecklin

2 Impressum 3 Editorial 4 Das Wasser steht uns bis zum Hals 7 Es geht schon, es geht schon 9 Interviews zum Thema Burnout 11 Pinnwand 12 Ein Dach für alle PH-Studierenden 16 Portraitiert 18 Zwei Lebenswelten 20 Gastartikel von EDUCA SWISS 21 EDUCA SWISS – ein Erfolgsrezept? 22 The Good the Bad the Reflected 24 Gesellschaft im Wandel 26 Kolumne 28 Psychotest 30 Erwürgereiz 31 #phlife und Comic 32 Dr. PHlex

Exgüsi Frau Wüthrich, für den deplatzierten Pinnwandeintrag in der letzten Ausgabe.

DIE ZAHL

24/7 Der Lehrberuf ist ein Fulltime-Job.

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Das Wasser steht uns bis zum Hals 88‘000

Rund . Lehrpersonen arbeiten in der Schweiz an öffentlichen Schulen.

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Stunden arbeitet eine Lehrperson mit Vollpensum im Schnitt während einer Schulwoche.

20%

fühlen sich ständig überfordert.

33%

laufen Gefahr, ein Burnout zu erleiden.

49%

der Lehrpersonen wechseln den Beruf innerhalb der ersten fünf Jahre.1

70%

der Deutschschweizer Lehrpersonen arbeiten Teilzeit,

30%

davon tun dies aus gesundheitlichen Gründen.

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Vorbereitung, Unterricht, Sitzungen, Nachbereitung, Elterngespräche, steigende Klassengrössen, PHPerfektionismus, integrativer Unterricht, Beziehungspflege, Binnendifferenzierung, überfachliche Kompetenzen… Text Gabriel Mateos Sánchez Illustration Manuela Moll Fotos Kinga Carp

Allein auf weiter See Sucht man auf der Webseite der EDK nach den Schlagwörtern Burnout, Stress, Überbelastung oder Erschöpfung antwortet die Seite jedes Mal mit: «Leider kein Such­ergebnis». Diese Meldung ist symptomatisch für die Entwicklungen im Schweizer Bildungssystem. In der Tagesschau vom 31.8.17 äusserte sich Silvia Steiner, Präsidentin der EDK, denn auch sehr süffisant: «Ich glaube, dass viele Instrumente [zur Burnout-Prävention] schon vorhanden sind, dass sie einfach etwas zu wenig genutzt werden. Wir müssen bei der Sensibilisierung ansetzen. Wir müssen die Schulleitungen stärken, damit sie wissen, welche Instrumente sie nutzen können».Von dieser Seite dürfen wir also keine Unterstützung erwarten. Wer nun hofft, der Schweizer Lehrerinnen und Lehrerverband (LCH) decke uns den Rücken, dem wünsche ich Mast- und Schotbruch. Denn obwohl sich der LCH für eine Reduktion der Unterrichtspensen einsetzt, bestach Beat Zemp, Präsident des LCH, im selben Tagesschaubeitrag durch seine fatalistische Haltung: «Es gibt Arbeitsbedingungen, denen ist man ausgesetzt, an denen kann man nichts ändern. Ausser man führt ein betriebliches Gesundheitsmanagement ein und die Schule als Ganzes ändert gewisse Dinge.» So fordert der Lehrerverband beispielsweise, dass die Räume nicht zu laut, nicht zu dunkel und nicht zu stickig seien. Klar, etwas mehr Licht und Sauerstoff, und schon verschwindet das Burnout aus der Bildungswelt.

Die Kinder gehen mit uns unter Gemäss einer Studie aus dem Jahre 2013 leiden rund 10% der 2000 Stadtzürcher Klassenlehrer unter starker emotionaler Erschöpfung. Wenn man davon ausgeht, dass diese 200 Lehrpersonen je 20 Kinder unterrichten, dann werden 4000 Schülerinnen und Schüler von Pädagogen unterrichtet, die sich überfordert fühlen – und das alleine in der Stadt Zürich. (Wer dieses Gedankenexperiment auf die Schweiz ausweiten möchte, lese die Infobox und schnappe sich einen Taschenrechner.) Doch anstatt etwas zu unternehmen, werden uns immer mehr Aufgaben aufgebürdet. Während nämlich die Anzahl Wochenlektionen in den letzten 150 Jahren konstant geblieben ist, stehen mittlerweile etliche neue Aufgaben in unserem Pflichtenheft. Dazu gehören mehr Elterngespräche, der wachsende administrative Aufwand (bspw. durch detailliertere Zeugnisse) und seit dem Behindertengleichstellungsgesetz aus dem Jahr 2004 auch die Integration schwieriger Schüler. Am 22.11.17 berichtete der Tagesanzeiger nun über eine Studie, welche erstmals die Folgen der integrativen Förderung untersucht hat. Obschon die Studie nicht repräsentativ ist, sticht eine Rückmeldung ins Auge: Zwei Drittel der 80 befragten Lehrer und Heilpädagogen gaben an, ihnen stünden nicht genügend Ressourcen für eine angemessene Unterstützung aller Kinder zur Verfügung. Wir brauchen doch nur Schwimmflügeli Es entsteht der Eindruck, dass Politiker und Bildungsbürokraten den Ernst der Lage noch nicht erkannt haben bzw. nicht erkennen wollen. Es geht hier um das höchste Gut der Schweiz: die Bildung. Doch anstatt einzugestehen, dass unser System die Lehrpersonen überfordert, wird das Problem auf die Schulleitungen und die Lehrerschaft abgewälzt; Weiterbildungen und Sensibilisierung sollen das Problem lösen. Womöglich könnte man Yoga-über-Mittag und Meditationszirkel nach Schulschluss einführen, damit wir unsere Mitte wieder finden. Vielleicht lernen wir so schwimmen. Ob zwecks Weiterbildung oder aus Frust am Beruf, geht nicht aus der Statistik hervor.

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Es geht schon, es geht schon Letzte Episoden vor einem Burnout – eine wahre Geschichte

Text Gabriel Mateos Sánchez Fotos Kinga Carp

Irina1 sitzt in ihrer Dreizimmerwohnung. Vor ihr eine Flasche Rotwein, ein leeres Glas und ein Staubwedel. Sie füllt das Glas, so dass Knigge grimmig geschaut hätte, nimmt einen grossen Schluck und beginnt abzustauben. Anschliessend holt sie den Staubsauger. Es ist zwar halb zehn abends, aber das ist ihr scheissegal. «Wenn jemand etwas dagegen hat, soll er klingeln», murmelt sie vor sich hin.

Am nächsten Tag fühlt sie sich elend. Nachdem sie ihr iPhone drei Mal gesnoozt hat, schält sie sich aus der Bettdecke, schnappt sich einen Jupe, zieht einen Pullover über und setzt ihre soziale Maske auf. Noch kurz die Haare und los. Weil sie so spät dran ist, reicht es nur für einen Coffee-to-go an der Ecke. Als Irina die Praxis betritt, sind ihre Augenringe verschwunden – Schminkkästchen sei Dank. Der Chirurg empfängt sie gereizt und reicht ihr einen Aktenstapel: «Diese Dossiers müssen heute erfasst werden.» Irina lächelt. «Und das nächste Mal tippst du die Telefonnummer bitte richtig ein, verstanden? Das war jetzt schon das drit-

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te Mal.» Er macht auf dem Absatz kehrt, sein Kittel weht wie das Cape eines Antiheros. Irina legt die Akten zum Wust aus Papieren auf ihr Pult und setzt sich hin. Sie ist gelernte MPA2. Schon als Mädchen träumte sie davon, Menschen zu helfen. Weil sie die Herausforderung suchte, hat sie die Weiterbildung zur Chefarztsekretärin absolviert, eine neue Stelle gesucht und prompt gefunden. Am 9. Mai, einem Freitag, hatte sie ihren letzten Arbeitstag gehabt und am 12. trat sie bereits die neue Stelle an. In der Praxis Sonnenegg arbeitet sie nun seit fast zwei Jahren. Was sie noch nicht weiss: In ein paar Tagen wird sie selber Hilfe benötigen. Um sieben macht sie endlich Feierabend. Im Tram berührt jemand ihre Schulter. Abrupt wird sie aus ihren Gedanken gerissen: «Ah, bist du’s doch. Hey Irina, schon lange nichts mehr von dir gehört. Wie läuft‘s?» Irina stutzt, braucht etwas zu lange, bis sie die Frau erkennt: «Oh, hallo… Melanie. Ja, geht gut. Und dir?» «Gut, gut. Viel zu tun, aber sonst geht’s. Hey, ich hätte Zeit, wollen wir was trinken geh‘n?» «Sorry», antwortet Irina automatisch, «meine Wohnung sieht aus wie ein Saustall. Ich muss dringend Mal wieder putzen.» Irina betritt das Treppenhaus. Aus der Ecke vor ihrer Tür schauen die Joggingschuhe beleidigt zu ihr hoch – wie der Labradormischling ihrer Eltern, wenn er nicht auf den Ausflug mit durfte. Ihr Handy klingelt. «Du klingst müde», meint ihre Mutter. «Nö, ist alles in Ordnung», antwortet Irina. «Bist du sicher, Iri?», hakt die Mutter nach. «JA, sag ich doch! Es geht mir guut!» Noch im selben Augenblick bereut sie den Tonfall und schiebt kleinlaut nach:


«Bin nur etwas überarbeitet; schlafe schlecht in letzter Zeit.» Sie erkundigt sich noch kurz nach dem Vierbeiner und verabschiedet sich. Gerade noch rechtzeitig, denn die Abschiedswünsche der Mutter gehen in einem hohen Pfeifen in Irinas Innenohr unter.  Als sie am nächsten Tag die Praxis betritt, rennt sie zuallererst aufs Klo. Die Brühe schiesst aus ihr heraus. Eine gefühlte Ewigkeit sitzt sie gekrümmt auf der Schüssel, und obwohl es seltsam klingt: Es fühlt sich gut an. Am liebsten würde sie den ganzen Tag hier verbringen. Doch nachdem die Krämpfe nachgelassen haben, setzt sie sich wie selbstverständlich an ihr Pult. Ihre Kollegin erkundigt sich: «Alles in Ordnung, Irina? Du warst ziemlich lange da drin.» «Jaja, hab vermutlich was Schlechtes gegessen. Geht schon wieder.» Gerade als sie anfangen will, die Termine der fünf Chirurgen zu koordinieren, klingelt das Telefon. «Verdammt nochmal!», entfährt es ihr, «hier kann man keine Minute ruhig arbeiten.» Sie nimmt den Hörer ab und sagt freundlich: «Ambulante Praxis Sonnenegg, Irina Kaléko.»

Tag sass ich einfach vor dem Bildschirm und plötzlich war da dieses schwarze Loch in meinem Kopf. Es wuchs, die Schwärze umfing mich und all die Verzweiflung, die ich seit Monaten weggeputzt hatte, brach über mich herein. Die Chefs merkten es und sprachen mich an. Das war der schlimmste Punkt. Ich habe nur noch geweint. Eigentlich hätte ich es ja ahnen sollen, aber irgendeinmal funktioniert man nur noch. Daraufhin wurde ich krankgeschrieben. Ich dachte: Es geht schon wieder, es geht schon. Aber es ging eben nicht mehr».

Heute wurde es sogar halb neun, bis sich die Schiebetüren der Praxis hinter ihr schlossen. Auf der Tramfahrt nickt sie ein und steigt eine Station zu spät aus. Zuhause hängt sie ihren Mantel auf, legt ihre Maske ab, entkorkt eine Flasche und noch bevor der Gedanke auftaucht «Habe ich alle Nummern richtig eingetippt?», greift sie zum Staubwedel.

Der Job-Stress-Index 2016 von Gesundheitsförderung Schweiz zeigt, dass jeder vierte Erwerbstätige am Arbeitsplatz gestresst ist und sich erschöpft fühlt3. Zudem fällt auf, dass junge Mitarbeitende deutlich stärker davon betroffen sind. Erschreckend: Innerhalb von nur zehn Jahren hat der Stress bei Erwerbstätigen in der Schweiz um 30% zugenommen. Eine Folge dieser Entwicklung ist die steigende Zahl von Burnout-Fällen. Als besonders gefährdet gelten Berufsgruppen, in denen die persönliche Zuwendung zu anderen Menschen einen wesentlichen Teil der Tätigkeit ausmacht.

An ihrem letzten Arbeitstag startet der Computer mit einem leisen Summen auf, wie er das jeden Morgen tut. Irina öffnet die Buchhaltungssoftware und will die Rechnung abtippen. Aber die Maus ist tonnenschwer, der Bildschirm voller Pflichtfelder und dann… «Keine Rückmeldung» – die Maske fällt. Sie wird mir später erzählen: «Ich habe doch bis dahin immer kompetent meine Arbeit gemacht, war stark. Wieso funktionierte es jetzt nicht mehr? Ich kannte die Software, hatte jahrelang damit gearbeitet, aber an jenem

Name der Redaktion bekannt Medizinische Praxis Assistentin 3 Arbeitsbedingter Stress entsteht per Definition dann, wenn die Belastungen am Arbeitsplatz die eigenen Ressourcen übersteigen. 1 2

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«Ein Grossteil der Probleme ist hausgemacht» Loris Novo, Student an der PH Zürich, führt die hohe Burnout-Rate auf das verquere Lehrerbild sowie weltfremde Durchmischungsprojekte zurück.Verschmitzt und wortgewaltig schildert er seineVision einer Schule, in der wieder Pragmatismus Einzug hält. von Régis Ecklin

Gemäss der Nationalfondsstudie der Fachhochschule Nordwestschweiz fühlt sich jeder fünfte Lehrer «ständig überfordert».Wo siehst du die Ursachen? Der Lehrberuf ist abwechslungsreich, spannend und erfüllend. Man würde auch meinen – und ich glaube, dies wird in der Studie auch hervorgehoben – dass der Beruf den Lehrern wichtig ist und Freude bereitet. Es ist daher alarmierend, dass ausgerechnet Lehrer so oft von Burnouts betroffen sind. Und das, obwohl es durchaus Berufe gibt, die genauso anstrengend oder anstrengender sind. Ich wage die steile These, dass der Lehrberuf mittlerweile die falschen Personen anlockt. Während der Lehrer früher noch eine Autoritätsperson war, soll er heute ein «Begleiter» der Kinder sein. Davon fühlen sich natürlich die sozialeren, emotionaleren aber auch sensibleren Charaktere angezogen. Dass zudem an der PH ein fast schon fahrläsig permissiver Umgang mit Schülern gelehrt wird, führt dazu, dass es den Schülern immer einfacher fällt, dem Lehrer auf der Nase herumzutanzen. Das erlebe ich doch ab und zu im Berufsalltag und in den Praktika. Auch die Eltern loten die Grenzen nur dann aus, wenn 8

sie merken, dass der Lehrer sich das gefallen lässt. Und das tut er immer öfter – weil er keine Führungsperson mehr ist. Hat dir die PH Strategien und Techniken mit auf den Weg gegeben, um präventiv zu handeln? Nein. Es gab durchaus Module, in denen das Thema diskutiert wurde. Dass Sport gesund ist, wusste ich aber schon vor dem Studium. Diese Module sollten sowieso mit Vorsicht genossen werden. Je mehr Burnouts es gibt, desto eher können die Pädagogischen Hochschulen neue Module zur Burnoutprävention anbieten und wegen «Lehrermangel» mehr Mittel anlocken. Es ist also fraglich, ob die PH etwas von einer tieferen Burnout-Rate hat. Vor allem darf man grundsätzlich nie nach mehr Modulen verlangen. Der Zemp denkt jetzt schon laut darüber nach, Kindergärtner mit einem Masterstudium zu schikanieren. Bis Sek-Lehrer einen eigenen Lehrstuhl innehaben müssen, dauert es nicht mehr lange. Wie beurteilst du die Massnahmen, die die PH ergreift, um Burnouts vorzubeugen? In der Ausbildung wird oft von der Work-Life-Balance gesprochen, einer absoluten

Perversion eines Begriffs. Er impliziert, die Arbeit gehöre nicht zum Leben. Dabei ist die Arbeit ein grosser, wichtiger und schöner Teil des Lebens. Insbesondere von jenen, die den Lehrberuf wählen, ein sehr sozialer Beruf, erwarte ich mehr Freude an der Arbeit. Es kann doch nicht sein, dass dem Nicht-Arbeiten bereits in der Ausbildung so viel Bedeutung beigemessen wird. Hier vermisse ich Ehrgeiz und Arbeitsethos. Was würde deiner Meinung nach die Burnout-Rate senken? Zuerst muss die Negativselektion an der PH aufhören. Der Lehrer muss wieder führen können, sonst ist er Freiwild für Schüler und Eltern. Etwas Belastenderes gibt es kaum. Weiter sollte man die unsägliche Niveaudurchmischung abschaffen. Es ist eine unnötig forcierte Erschwerung unserer Arbeit. Wie soll ich Anna, die Ambitionen aufs Gymi hegt, gleich fördern wie Ali, der noch mit der Sprache und den einfachsten Rechnungen hadert? Da ist man schnell mal am Anschlag. Die Lehrer müssen sich auch wieder ihres Auftrags und ihrer Grenzen bewusst werden: Ein Lehrer

wird bezahlt, um den Kindern Wissen zu vermitteln. Zahlreiche Lehrer verstehen sich aber in erster Linie als Erzieher, und vergeuden Unterrichtszeit und Nerven damit, aus den Schülern gute Menschen machen zu wollen. Dabei handelt es sich um eine anmassende Kompetenzüberschreitung, aber noch viel wichtiger: Dieses Ziel kann nicht erreicht werden. Sie werden nie alle Schüler ummodellieren können. Und daran zerbrechen sie. Dass es Lehrer so verzweifelt versuchen und selbstverständlich bei einem Grossteil der Schüler auf Granit beissen, ist der Hauptgrund für ihren Frust. Dabei hat noch kein Schüler die Gymi-Prüfung bestanden, weil er nett war und kein Schüler erhält eine Lehrstelle, weil er gut teilen oder reflektieren kann. Die ganzen Schmetterlingzähler und Baumumarmer müssen aufwachen: Leistung zählt. Der Lehrberuf ist vielleicht anspruchsvoller geworden. Aber ein Grossteil der Probleme ist hausgemacht.


«Wieso nicht einmal Lob?» Wir treffen Felix Bürchler, Dozent an der PH Zürich und Experte im Bereich Schule und Gesellschaft. Mit der RePHlex spricht er erstmals über Zerschlagenheit, Idealismus und seinen halben Porsche. von Régis Ecklin

Herr Bürchler, haben Sie in Ihrem näheren Freundeskreis Erfahrungen mit Burnout gemacht? Ja, ich habe selbst mal so eine diffuse und deftige Zeit erlebt, in der ich die anstehenden Arbeiten nicht mehr fokussiert angegangen bin, wie ich mir das gewohnt war. Da ich nicht zum Arzt ging, habe ich aber keine Diagnose. Und genau hier kann ich einen ersten Tipp von Mensch zu Mensch geben: Ihr zukünftigen Lehrpersonen müsst ganz dringend wissen, dass euch so etwas immer passieren kann! Geht frühzeitig zum Arzt, denn nur dieser kann euch für eine gewisse Zeit freistellen, ohne dass ihr mit Lohneinbussen zu rechnen habt. Sonst geht es euch wie mir: Ich habe – nur um nicht zu meiner Schwäche zu stehen – das Angebot einer Pensenreduktion um 50% der PH angenommen und habe so die Kosten für den partiellen Erwerbsausfall selbst getragen. Das ärgert mich bis heute. Das ist wahrscheinlich fast ein halber Porsche! Worin liegen Ihrer Meinung nach die Ursprünge der emotionalen Erschöpfung so vieler Lehrer? Das ist eine komplexe Geschichte und daher beschränke ich mich auf das,

was ich kann, auf die Allgemeine Pädagogik mit einer Affinität zur Philosophie und Geschichte: Wir leben in einer dualistischen Welt – und der Weg des Guten ist ganz schmal. Ich stelle mir manchmal einen Grat auf einer Bergwanderung vor. Ein falscher Schritt und du fällst in die Tiefe! Diesen Ansprüchen ist die Lehrperson ausgesetzt. Von Seiten der Eltern, der Schulleitungen und Schulbehörden, der Lehrerbildungsstätten, der Medien, der Erziehungswissenschaften, den ökonomischen Bildungsinstitutionen, und so weiter. Habt ihr schon mal einen wissenschaftlichen Text gelesen, der belegt hat, dass wir Lehrpersonen das eigentlich ganz gut machen mit dieser Schule? Nein, die Wissenschaft pickt sich ein Problemchen heraus und muss aufzeigen, wie unheimlich relevant das Thema ist, was die Lehrpersonen alles falsch machen und was für tolle Tools sie anbieten können, um das ‘relevante Problemchen’ als Chance zu nutzen. Ich mache das nicht den einzelnen Forscherinnen und Forschern zum Vorwurf – es ist systembedingt. So auch bei den Schulleitungen. Die müssen ihren Job ja auch legitimieren, darum basteln sie ständig an Qualitätssteigerungen her-

um, weil sonst die Evaluationsstelle des Kantons der betreffenden Schule ein schlechtes Zeugnis ausstellt und die Schulen verpflichtet sind, diesen Evaluationsbericht auch noch ins Internet zu stellen. So entsteht öffentlicher Druck, der alle Akteure betrifft und den letzten beissen die Hunde. Das sind dann die Lehrpersonen. Die Burnout-Rate ist bei Lehrern auffällig hoch, obwohl es noch andere körperlich und geistig anstrengende Berufe mit grosser Verantwortung gibt. Ist der Lehrberuf der strengste, den es gibt? Wieso ausgerechnet Lehrer und nicht andere Berufsgruppen? Arbeitszeitstudien von Lehrpersonen zeigen ein sehr grosses Engagement. Es ist höchste Zeit, dass der neue Berufsauftrag eingeführt wird, der die Lehrpersonen auch vor einer Überbeanspruchung schützt. Ein Beispiel: Auch wenn Lehrpersonen krank sind, sehe ich viele von ihnen, die sich noch ins Klassenzimmer schleppen. Warum machen sie das? Weil die Stellvertretung im kurzfristigen Krankheitsfall einfach miserabel geregelt ist. Die Klasse

einer kranken Lehrperson wird auf das Lehrerkollegium aufgeteilt. Unbezahlte Mehrarbeit übrigens. Jede Lehrperson überlegt sich so genau, ob sie da nicht lieber halb krank Schule geben soll. Es wäre höchste Zeit, in der Volksschule über Pikett-Lehrpersonen nachzudenken! Wie beurteilen Sie die Massnahmen der PHZH zur Burnout-Prävention? Ich habe oben vom Idealismus gesprochen, man könnte dem auch Perfektionismus sagen. Gerade die Pädagogischen Hochschulen leben diesen Idealismus und übertragen diese Ansprüche auf die angehenden Lehrerinnen und Lehrer, aber auch auf die praktizierenden Lehrpersonen! Ist es bei Ihnen mal vorgekommen, dass ein Dozent einfach gesagt hat: «Hey, das haben Sie einfach toll gemacht! Darf ich Ihnen gratulieren?» Ich glaube nicht, oder? Immer haben sie noch etwas, was sie den Studenten mit auf 9


Fortsetzung Seite 9 den Weg geben wollen, und mir kommt der Verdacht, dass es im Wesentlichen darum geht, sich selbst zu legitimieren. Wir Dozenten sind darauf programmiert, die Studis zu fördern. Ein weiteres Beispiel: Alle reden vom Ziel, der Heterogenität der Klassen zu entsprechen. Wohlgemerkt, dem kann und will auch ich mich nicht entziehen. Die Frage ist, wie die Dozenten der PH darauf reagieren. In unzähligen Mentoratsteam-Sitzungen hat sich gezeigt, dass viele Dozenten den Studenten sagen, man würde auf die Heterogenität gut reagieren, wenn die Schulkinder auf unterschiedlichem Leistungsniveaus arbeiten könnten. Die Folge davon: Die Studenten machen drei verschiedene Arbeitsblät-

ter mit unterschiedlichen Leistungsniveaus. Dass das aber auch den dreifachen Arbeitsaufwand bedeutet, wird ausgeblendet. Verlangt Individualisierung zusätzlichen Aufwand, werden wir zudem auf bekannte Unterrichtsmuster zurückgreifen. Ich persönlich würde den Schwerpunkt der gedanklichen Auseinandersetzung mit Heterogenität anders setzen: Erstens soll man die Heterogenität nicht nur auf das Fachliche beziehen, sondern auch auf das Überfachliche. Zweitens soll man wahrnehmen, was man bezüglich Heterogenität schon macht. Wenn wir zu Beginn des Unterrichts an der Tür zum Klassenzimmer stehen und jedes Kind per Handschlag und mit Namen begrüssen, ist das Umgang mit Heterogenität. Der Handschlag ist bei jedem Kind

anders, der Blick auch, die begleitenden Worte ebenso. Jedes Kind fühlt sich individuell wahrgenommen. Einfach wunderbar! Beginnen wir mal mit dieser Denkweise, stellen wir fest, wie gut wir unterwegs sind. Nun folgt der zweite Schritt: Wir müssen darüber nachdenken, wie wir uns ohne weiteren zusätzlichen Aufwand bezüglich Individualisierung steigern können. Nur wenn wir Formen finden, die Heterogenität ohne Zusatzaufwand zu berücksichtigen, werden wir diese beim Berufseinstieg auch umsetzen. Wo würden Sie ansetzen, um die Burnout-Rate zu senken? Das Thema Burnout geht uns alle etwas an. Es ist nicht eine Chef-Angelegenheit, es ist nicht eine Angelegenheit derjenigen, die mit Burnout zu kämpfen haben – wir alle

können eine Kultur leben, in der Burnout weniger häufig vorkommt! Ein achtsamer Umgang miteinander zeigt sich zum Beispiel an der PH, wenn die Studenten den Dozenten ihre Situation kundtun und diese wiederum auf die Situation der Studenten Rücksicht nehmen. Ich frage meine Studenten zu Beginn der Veranstaltung beispielsweise immer wieder, wie sie unterwegs sind. Als weiteren Punkt würde ich empfehlen, mehr Feste zu feiern. Wenn ich mich an den VS-Event von Ende Oktober erinnere, an dem gelacht und getanzt wurde, dann denke ich, dass das wohl die beste Burnout-Prävention ist: eine verantwortungsbewusste Leichtigkeit des Seins.

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Ein Dach fĂźr alle PH-Studierenden

Es ist eine Pionierleistung: Im Oktober haben sich alle PHStudierendenvereine der Schweiz zu einem Dachverband zusammengeschlossen. Zwei Studierende der PH ZĂźrich spielten dabei eine zentrale Rolle.

Dieser Artikel erscheint zeitgleich im Mitarbeitendenmagazin der PHZH, dem ph|inside.

Text Denise Fricker Fotos Sevda Nahomy

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m Abend des 20. Oktobers war es auf dem Campusplatz der PH Zürich etwas lauter und ausgelassener als sonst. Dies lag einerseits daran, dass dort die TheraBierBar stattfand, die einmal mehr zahlreiche Studierende anlockte. Andererseits wurde an diesem Abend auf die Gründung des Dachverbandes der PH-Studierendenorganisationen der Schweiz angestossen. Rund 30 Studierende verschiedener PHs hoben aus diesem Anlass die Gläser, tanzten zur Band «Baba Shrimps» und blieben bis spät in die Nacht. Mittendrin feierten auch Jimmy Goutziomitros, Präsident der Versammlung der Studierenden der PH Zürich (VSPHZH) und Gabriel Mateos Sánchez, Redaktionsleiter der Studierendenzeitung «RePHlex» und Vorstandsmitglied der VSPHZH. Die zwei Studierenden der PH Zürich waren an der Gründung des Dachverbandes wesentlich beteiligt.

Nationales Mitspracherecht Die Gründung des Dachverbandes nahm im April 2016 ihren Anfang. In Brig trafen sich damals zum ersten Mal die Vertreterinnen und Vertreter aller PH-Studierendenvereine. Dabei stellte sich heraus, dass die Vereine sehr ähnliche Anliegen verfolgen. Für Jimmy Goutziomitros und Gabriel Mateos Sánchez war deshalb klar, dass es nicht bei diesem einen Austausch bleiben darf. Während der Semesterferien steckten sie ihre Köpfe zusammen und arbeiteten die Idee eines Dachverbandes aller PH-Studierendenvereine der Schweiz aus. Die Ziele: einen Beitrag zur Verbesserung der Lehrerbildung leisten, den Austausch unter den einzelnen Studierendenvereinen fördern und eine Stimme auf nationaler Ebene erhalten. «Wir wollen nicht länger nur Zuschauer sein, sondern aktiv mitdiskutieren», sagt Jimmy Goutziomitros.

PH-Studis aus der ganzen Schweiz. Auch Mara und Sarah, unsere Event-Chefinnen, sind oben links zu sehen. Vile Dank öich zwöi und öirem Team. Isch ä tolle Obe gsi!

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«Wenn sich 20‘000 Studierende aus der ganzen Schweiz zusammenschliessen, erhalten wir auf nationaler Ebene ein Mitspracherecht.» Diskussionsstoff gebe es genug, ist der Student überzeugt: von immer grösser werdenden Klassen bis zu Eltern, die mehr mitbestimmen wollen. Auch beim Thema Gesundheit wollen sie mitreden, sagt Gabriel Mateos Sánchez: «Jede dritte Lehrperson befindet sich in einem Burnout-Prozess. Weshalb ist das so?» Neuland für die Pilotgruppe Beim nächsten Treffen aller PHs im Oktober 2016 stellten die zwei PHZH-Studierenden ihre Ideen vor – und sie überzeugten, wie die Reaktionen zeigten. Eine fünfköpfige Pilotgruppe nahm sich in der Folge der Gründung des Dachverbandes an, diskutierte über Statuten, Reglements und Paragraphen und hielt ihre Grundsätze schriftlich fest. Unter anderem wurde festgelegt, dass jeder PH zwei Delegierte zur Verfügung stehen – unabhängig von ihrer Grösse. An einem vierstündigen Sitzungsmarathon auf der Rigi segneten die PH-Studierendenorganisationen die Statuten schliesslich ab. Der Gründung des Dachverbandes vom 20. Oktober in Zürich stand damit nichts mehr im Wege.

Voller Einsatz – lokal und national Jimmy Goutziomitros und Gabriel Mateos Sánchez setzen sich auch auf dem Campus der PH Zürich für die Anliegen der Studierenden ein (siehe Box). «Ich möchte etwas bewegen und den Studienalltag verbessern. Schliesslich haben wir ein gemeinsames Ziel und wollen alle Lehrerinnen und Lehrer werden», sagt Jimmy Goutziomitros. Auch Gabriel Mateos Sánchez bringt sich gerne ein: «Wenn ich merke, dass etwas nicht gut läuft, habe ich Mühe, mich damit abzufinden.» Ihr Engagement für den Dachverband hat sich gelohnt: Elf Studierendenvereine sind ihm bereits beigetreten, weitere Interessierte können sich laufend anmelden. Zum Vorstand gehören neben Studierenden der PHs Luzern, Bern, FHNW und Berne-Jura-Neuchâtel auch Gabriel Mateos Sánchez und Jimmy Goutziomitros – Letzterer in der Funktion als Präsident. Die zwei PHZH-Studierenden sind sich sicher, dass sie auch in dieser neuen Konstellation gut zusammen funktionieren werden. Bis anhin waren sie sich nur in einer Frage uneinig: Welche Farbe sollte das Armband für die Gründungsfeier auf dem Campusplatz haben. Neon, goldig, türkis oder doch schwarz?

Wissenswert Versammlung der Studierenden der PH Zürich (VSPHZH) Alle immatrikulierten Studentinnen und Studenten der PH Zürich gehören der Versammlung der Studierenden (VSPHZH) an. Sieben davon bilden den Vorstand. Der Vorstand vertritt die Interessen und Anliegen der Studierenden gegenüber der Studienleitung sowie in der Hochschulversammlung und setzt sich für bessere Studienbedingungen ein. Darüber hinaus kümmert sich die VSPHZH um neue Studierende, publiziert die Studierendenzeitung «RePHlex» und organisiert Events.

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Andri, HS17 Sekundarstufe Wieso hast du dich für dieses Studium entschieden? Weil ich von vielen Leuten gehört habe, dass das Studium sehr gemütlich sei (lacht). Natürlich auch, weil ich gerne mit Menschen zusammenarbeite. Du hast nun die Macht, etwas an der PHZH zu ändern.Was wäre das? Wir würden alle weniger Reflexionen schreiben! Was ist besser:TheraBierBar oder Kafi Schnauz? TheraBierBar. Wieso? Weil ich den Kafi Schnauz gar nicht kenne.

Fotos Marta Ribeiro Text Yasemin San

Stina, HS17 Primar Wieso hast du dich für diesen Studiengang entschieden? Weil ich klein bin und die Primarschüler noch kleiner als ich sind (lacht)! Ich arbeite sehr gerne mit Kindern zusammen, die jünger sind. Da ich eine jüngere Schwester habe, weiss ich, wie es ist, mit kleineren Kindern zu agieren. Zudem war meine Oberstufenzeit aufgrund der Lehrperson nicht so toll und ich möchte eine bessere Lehrerin werden! Was war bisher dein schlimmstes Erlebnis im Studium? Bis jetzt habe ich noch nichts Schlimmes erlebt. Wenn du etwas ändern könntest an der PH, was wäre das? Dass man am Mittag in der Mensa auch das Essen, welches man selber mitgenommen hat, essen darf! Was ist besser:TheraBierBar oder Kafi Schnauz? Bisher war ich noch nicht am Kafi Schnauz, aber die TheraBierBar gefällt mir! 16


Jelena, HS17 Primar Was hat dich dazu bewogen, dieses Studium anzutreten? Ich wusste dies bereits seit der zweiten Klasse. Ich bringe den Leuten sehr gerne Dinge bei, ich helfe ihnen und unterstütze sie gerne. Vor allem aber umgebe ich mich gerne von Kindern. Was war bisher dein schlimmstes Erlebnis im Studium? Darf ich nur eine Sache sagen (lacht)? Also, ganz ehrlich: Man erwartet von uns Studierenden, dass man jeden Tag erreichbar ist und immer seine Mails checkt, aber ich selber habe seit drei Wochen keine Antwort vom Sekretariat erhalten! Was würdest du an unserem Studium ändern? Präsenzpflicht! (Überlegt) Hmm.. was noch? Ich hatte letztens so viele Dinge!

Herzlich Willkommen liebe Erstsemestler!

Führst du etwa eine Liste? Nein, das war als ich mich über dieses Thema mit dem Sekretariat aufregte, da kam alles hoch! Die Struktur des Unterrichts! Wir werden nicht gut auf die Prüfungen vorbereitet. Dafür aber auf die Praxis. Ich finde, es sollte eine Mischung daraus geben. Mein Vorschlag: Basiskompetenzprüfungen alle im ersten Semester oder in Form einer Studienwoche, so dass man das Studium ohne diese Basiskompetenzen nicht antreten darf.

Tishon, HS17 Primar Wieso hast du dich für dieses Studium entschieden? Ja, ähmmm, keine anderen Optionen (lacht). Was war dein schlimmstes Erlebnis an der PHZH? Da gibt es eigentlich nichts. Fällt mir gerade echt nichts ein. Stell dir vor, du könntest etwas an der PHZH ändern, was wäre das? Dass man nicht so viel Pflichtlektionen hat. Also die Präsenzpflicht! Was bevorzugst du: TheraBierBar oder Kafi Schnauz? Definitiv TheraBierBar, schau dir das mal an (Zeigt auf die vielen tanzenden und lachenden Menschen)!

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Zwei Lebenswelten Ohne fachliches Grundwissen, dafür mit missionarischem Anspruch, wollen uns Sozial- und Humanwissenschaftler weismachen, Männer und Frauen seien hinsichtlich Begabung, Interessen und Verhalten gleich. Höchste Zeit, dass biologischer Sachverstand in die Diskussion einfliesst. Text Régis Ecklin Fotos Marta Ribeiro und Simon Heiniger

Sie organisieren sich in Glaubensgemeinschaften, die «Diversity_Gender» und «Gender Studies» heissen, und predigen die Gleichheit der Geschlechter. Mit der Unbeirrbarkeit von Bekehrten treiben sie die Verbreitung dieses Dogmas an Hochschulen und Universitäten voran. Faktenschwäche wird mit Meinungsstärke wettgemacht. Die Wissenschaft wird nicht bemüht, denn diese hassen sie wie das Tor zur Unterwelt. Zwei Geschlechter – zwei Körper Bei den Sportprüfungen an der PH unterstehen Männer und Frauen unterschiedlichen Notenskalen. Den ersten Unterschied zwischen Adam und Eva hat man also sogar in der Kathedrale der Gender-Ideologie anerkannt. Männer sind in der Regel grösser, stärker und schneller. Diese Unterschiede sind nicht konstruiert oder anerzogen, sondern dem Genmaterial und der unterschiedlichen Verteilung der Hormone geschuldet. Androgene, männliche Sexualhormone, begünstigen Muskelaufbau und Aggressivität. Und davon hat der Mann rund zehnmal mehr. 18

Zwei Geschlechter – zwei Gehirne Untersuchungen des Psychologen Simon Baron-Cohen von der Universität in Cambridge haben gezeigt: Bereits im Kleinkindalter werden Geschlechterunterschiede bemerkbar. Zeigt man Säuglingen das Bild eines menschlichen Gesichts und ein Mobile, tendieren die Mädchen zum Gesicht, während Buben ihre Aufmerksamkeit dem technischen Gebilde schenken. So wie sich Körper von Männern und Frauen unterscheiden, unterscheiden sich auch ihre Gehirne. Personenbezogenheit der Frauen und Objektbezogenheit der Männer sind bis ins Erwachsenenalter zu beobachten. Frauen bevorzugen Berufe mit unmittelbar persönlichem Kontakt und wählen öfter soziale Berufe wie Lehrerin, Krankenschwester und Coiffeuse, während Männer die Ausbildung zum Ingenieur, Schreiner und Automechaniker vorziehen. Und das trotz diverser Programme, die Männer an die PH und Frauen an die ETH bringen wollen. In Skandinavien und den USA sind ähnliche Vorhaben schon grandios gescheitert. Ein Vermögen wurde investiert, um Frauen für naturwissenschaftliche Fächer zu gewinnen, doch die Frauen entschieden sich weiterhin für frauentypische Berufe. Eigenständig, eigenwillig und geleitet von ihren Vorlieben und Interessen. Der norwegische Soziologe Harald Eia kommentiert das Ergebnis wie folgt: «Mädchen finden technische Berufe nicht unweiblich. Sie haben auch keine Angst davor, als Mann zu gelten. Sie finden sie einfach langweilig.» Die auseinanderklaffenden Neigungen und Begabungen von Mann und Frau erklärt die Forschung mit der Tatsache, dass Empathie und Systematik in der gleichen Region des Hirns hervorgerufen werden und in Konkurrenz zueinander stehen. Dass Frauen im Durchschnitt feinfühliger und sozial geschickter sind als Männer, hat zur Folge, dass sie Gesichter und Emotionen besser lesen können. Fähigkeiten, die bei der Kindererziehung nicht unwichtig sind. Sie haben generell eine höhere Wahrnehmungsgeschwindigkeit, sie sind kommunikativ begabter, drücken sich flüssiger und


variantenreicher aus und lernen Sprachen schneller. Auch der Befund, dass Mädchen mehr lesen als Jungen, lässt sich damit erklären, dass sie sich stärker für Personen, Geschichten und Schicksale interessieren. In der Schule sind Mädchen den Knaben in Sprachen oft überlegen, während die Jungen ihre Stärken in den Naturwissenschaften verorten. Ihr Talent liegt nämlich im Systematisieren. Sie haben ein differenzierteres Zahlenverständnis und ein ausgeprägteres räumliches Vorstellungsvermögen, was sich in den IQ-Tests niederschlägt. Dort erzielen Männer im Schnitt zwei Punkte mehr als Frauen. Das erklärt auch, warum knapp 90% aller Autisten männlich sind. Sie sind laut Simon Baron-Cohen so etwas wie Supermänner. Sie sind mit typisch männlichen Eigenschaften wie klar strukturierter Analysefähigkeiten und Zahlenaffinität maximal ausgestattet, während sie beim Erkennen von Gesichtern, Lesen von Emotionen und weiteren zwischenmenschlichen Angelegenheiten grosse Mühe bekunden. Noch ein Gedanke apart: Würde die verbreitete Vorstellung stimmen, wonach Männer- und Frauengehirne austauschbar und das Geschlecht anerzogen sei, würde man Transsexuellen die Existenz absprechen. Transsexuelle sind per Definition Männer mit Frauenhirnen oder umgekehrt. Zwei Geschlechter – zwei Charaktere Die unterschiedlichen Hormone rufen auch unterschiedliche Charakterzüge hervor. Männer sind kompetitiver als Frauen, weshalb sie mehr Kaderstellen besetzen. Frauen haben oft andere Ansprüche an den Beruf. Wie in der Familie müssen auch im Büro die Beziehungen gut sein. Harmonie im Team ist den meisten Frauen mehr wert als der Chefposten, der einen höheren Lohn verspricht, aber gleichzeitig mehr Konkurrenz, offene Machtkämpfe und Reibereien beinhaltet. Die meisten Männer wiederum stören sich weniger an Hackordnungen, Auseinandersetzungen oder daran, dass sie jemand nicht mag. Und das blüht jeder strebsamen Person auf ihrem Weg nach oben. Aus diesem Grund ist der politisch immer wieder geäusserte Wunsch nach Frauenquoten in Kaderpositionen absurd. Mehr noch: Er offenbart eine paternalistische Haltung gegenüber Frauen, denen man den Wunsch nach einem Chefposten zuschreibt, aber die Fähigkeit, ihn ohne politische Schützenhilfe zu erreichen, abspricht. Mehr Sexismus geht nicht. Zudem zeigt er die Verlogenheit der ganzen Bewegung: In der Kanalreinigung will man keine Frauenquote, auf klimatisierten Teppichetagen, wo frau mit High Heels und Bluse herumstolzieren kann, schon. Zwei Geschlechter – zwei Dispositionen Männliche Föten sind bereits in frühem Zustand der Embryonalentwicklung höheren Dosen von Testosteron ausgesetzt. Das mache Knaben ein Leben lang streit- und risikofreudiger, bilanziert der Evolutionsbiologe Axel Meyer. Das gesunde Mass an Zurückhaltung ist bei Frauen aus einem einfachen evolutionsbedingten Grund stärker aus-

geprägt: Für die Frau als körperlich schwächeres Geschlecht ist die Welt gefährlicher. Die kleinere Risikolust ist daher ein Schutzmechanismus für das fragilere, aber auch wertvollere Geschlecht. Da Frauen nur eine begrenzte Zahl von Nachkömmlingen bekommen können, hängt das Fortbestehen unserer Art wesentlich stärker von ihnen ab. Männer hingegen tendieren aufgrund ihrer erhöhten Impulsivität und Risikobereitschaft grundsätzlich stärker zum Extrem. Nobelpreisträger und Massenmörder sind in der Regel Männer, so wie auch die Liste der erfolgreichsten Unternehmer ebenso von Männern dominiert wird wie jene der Langzeitarbeitslosen, Alkoholiker, Obdachlosen und Selbstmörder. Gleiches gilt in der Bildung: Die Sekundarstufen B und C sind genauso männlich dominiert wie die Doktorwürde und die Professuren. Zwei Geschlechter – zwei Vorlieben Männer sind fasziniert von Formen, Frauen von Charakteren. Darum hat die Frau in erster Linie schön zu sein, um als begehrenswert zu gelten, während Männer durch Charakterstärke bestechen müssen. Ein moderner Aphorismus besagt: Weil sich Männer in das Aussehen verlieben, schminken sich Frauen und da für Frauen das Gesagte zählt, lügen Männer. Grundsätzlich gilt: Unterschiede ziehen sich an. Der Partner soll möglichst viel von dem in die Beziehung hineinbringen, was man selbst nicht hat. Der biologische Grund ist folgender: Je vielfältiger das Genmaterial der Eltern, desto ausgeprägter sind Immunkräfte und intellektuelle Leistungsfähigkeit der Nachkommen. In den Augen der Männer ist die ideale Frau also hübsch. Sie zeichnet sich obendrein durch Fürsorglichkeit und diplomatisches Geschick aus – also das, was Männer in viel kleinerem Ausmass besitzen. Der Frau als schutz- und familienorientiertes Geschlecht ist beim Mann Stärke und Durchsetzungsfähigkeit wichtig. So genannte Bad Boys, also Rüpel, Schelme und Revolutionäre, üben auf viele Frauen eine besonders starke Anziehungskraft aus. Diese ist darauf zurückzuführen, dass rücksichtsloses Verhalten mit Selbstbestimmtheit und somit der Fähigkeit, die Frau zu beschützen, assoziiert wird. Zudem ist die Frau vom unangepassten Verhalten des Bad Boys fasziniert. Er weckt in ihr nicht selten den Wunsch, ihn zu ändern, ihn zu verbessern, ihn zu erziehen – wie ein Kind. Männer ohne Ecken und Kanten sind bereits fertig erzogen. Die Frau fühlt sich weniger gebraucht. Zwei Geschlechter – ein Team Wer behauptet, Mann sei Frau und Frau sei Mann, suhlt sich in einer Lebenslüge. Die Frau wäre nichts anderes als ein mickriger Mann und der Mann eine unvernünftige Frau. Frauen und Männer haben gewöhnlich verschiedene Interessen und Stärken. Versuchen wir also nicht, aus Frauen bessere Männer und umgekehrt zu machen, sondern akzeptieren wir die Unterschiede und lernen voneinander. 19


Was tun, wenn das Geld für die Ausbildung fehlt?

Text Claude Siegenthaler (Geschäftsführer EDUCA SWISS) Fotos Michelle Speck

In der Schweiz herrscht eigentlich Chancengleichheit. Auch in der Bildung. Trotzdem kriegt nicht jeder die Bildung, die seinem Potenzial entspricht. Das ist unter anderem eine Frage des Geldes. EDUCA SWISS ermöglicht durch Coaching und privatem Geld Bildung für jene, die anderswo dafür keine Unterstützung finden. Die Finanzierung eines Studiums wird normalerweise aus eigenen Mitteln, mit Geld der Eltern und für die wirtschaftlich Schwächsten allenfalls dank kantonalen Stipendien und anderen Fördergeldern geleistet. Doch es gibt eine wachsende Nachfrage nach Bildungsunterstützung in Lebenssituationen, für die es keine privaten oder staatlichen Gelder gibt. Sei es, weil die Eltern das Studium nicht finanzieren können oder wollen, sei es, weil man bereits einen Beruf ausübt und einige Jahre gearbeitet hat und deshalb selten für Stipendien in Frage kommt. In der Schweiz sind davon ca. 10‘000 Menschen pro Jahr betroffen und in ihrer beruflichen Entwicklung benachteiligt. Häufig stammen sie aus bildungsfernen Kontexten und haben es doppelt schwer, weil ihnen auch seltener das Vertrauen in ihre Fähigkeiten und beruflichen Potenziale entgegengebracht wird. EDUCA SWISS wurde gegründet, um die Chancengleichheit, insbesondere in der höheren Beruflichen Bildung einschliesslich Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogische Hochschulen, zu fördern. Dazu bietet die Stiftung ein kostenloses Coaching bei der Planung und Umsetzung einer Aus- oder Weiterbildung an. Die Kandidaten erstellen zusammen mit ihrem persönlichen Coach ein realistisches Budget und einen Plan bis zur Berufstätigkeit, der allenfalls auch Praktika einschliesst. Dabei geben sie auch Hinweise, wo Geld gespart oder zusätzliche Finanzmittel erschlossen werden können. Nicht selten wird damit ein Projekt bereits umsetzbar – wer einen durchdachten Plan hat, gewinnt auch im Umfeld oder bei privaten Stiftungen eher Geldgeber. 20

Sollte danach noch eine Lücke bestehen, so vermittelt EDUCA SWISS zinsgünstige Bildungsdarlehen von Privatpersonen oder Stiftungen. Diese Darlehensgeber engagieren sich persönlich und häufig auch als Mentoren. Kandidaten werden über das ganze Bildungsprojekt bis zum Berufseinstieg und einer allfälligen Rückzahlung begleitet. Sie können bei Bedarf ihren Coach beziehen. Das ist angesichts der hohen Abbruchquote in der tertiären Bildung von 25% besonders wichtig. Mit einem guten Plan und den durch EDUCA SWISS vermittelten Beziehungen schafft man so nicht nur die finanziellen Voraussetzungen, sondern viel wichtiger noch: Man gewinnt Sicherheit und (Selbst-) Vertrauen in den eigenen Weg. Das ist für den Erfolg einer Ausbildung nachweislich der wichtigste Erfolgsfaktor.

EDUCA SWISS ist die Schweizerische Stiftung für Bildungsförderung und Finanzierung. Die seit 2016 operative gemeinnützige Stiftung hat bislang rund 200 Kandidaten begleitet und für über 90% aller Bildungsprojekte mit Finanzbedarf konnten Bildungsdarlehen vermittelt werden. Aktuell stellen Private rund CHF 1‘000’000 zu einem durchschnittlichen Zins von 2.9% zur Verfügung. EDUCA SWISS ist bereit in den kommenden Jahren jeweils bis zu 500 Personen pro Jahr zu begleiten. www.educaswiss.ch oder auf Facebook.


Text Nathalie Hug Fotos Marta Ribeiro

EDUCA SWISS – ein Erfolgsrezept?

Was tun, wenn man das Geld für eine Ausbildung an einer Universität nicht aufbringen kann? Wenn man für ein Stipendium nicht geeignet ist? Ich habe mich mit Barbara getroffen und mich mit ihr über ihre Erfahrungen mit der Stiftung EDUCA SWISS ausgetauscht. Wie sah deine Lebenssituation vor dem Kontakt mit EDUCA SWISS aus? Ich habe Jus studiert und einige Jahre in Büros Fliessbandarbeit erledigt, sodass ich wusste, dass diese Arbeit keine Zukunft für mich hat. In meiner Freizeit begann ich mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Irgendwann kam die Erkenntnis, dass ich dies zu meinem Beruf machen wollte. Das Geld für ein Studium an der PH hatte ich jedoch nicht auf der Seite und durch meine Berufsberaterin bin ich auf die Stiftung EDUCA SWISS gestossen. Wie hast du Kontakt zu EDUCA SWISS aufgenommen? Zuerst muss man ein ziemlich umfangreiches Dossier ausfüllen, dabei verschiedene Fragen beantworten und es dann in das System von EDUCA SWISS hochladen. Das Dossier gleicht einem Bewerbungsschreiben. Anschliessend bekommt man einen Coach zugeteilt, dieser hilft dabei, deine Finanzplanung und dein Dossier, wenn nötig, fertigzustellen und spricht mit dir über deine Zukunftspläne. Wie ging es dann weiter? Nachdem man das Dossier fertig überarbeitet hat, schreibt man eine kleine Übersicht über sich selbst, die dann den Investoren zugeschickt wird. Diese schauen sich das Dokument an und wenn sie Interesse an dir haben, können sie das detaillierte Dossier bei EDUCA SWISS anfordern. Wenn man sich mit den Investoren trifft, muss man wie bei einem Bewerbungsgespräch auf jegliche Fragen vorbereitet sein, denn man möchte ja anschliessend einen Vertrag abschliessen. Während des Gesprächs entscheidet sich der Investor für oder gegen einen Vertrag. Das klingt alles sehr gut. Das Geld muss dann aber wieder zurückgezahlt werden? Genau. Auch hier wird anhand des Finanzplans geklärt, wie

Barbara und Nathalie im Gespräch

deine Ausgaben aussehen und wann du voraussichtlich das Geld zurückzahlen kannst. Der Betrag plus Zinsen kann entweder in Raten oder auf einmal zurückgezahlt werden. Da ich neben dem Studium noch arbeite (das Geld der Investoren reicht nur mit meinem Einkommen gemeinsam für meinen Lebensunterhalt), versuche ich meine Schulden so tief wie möglich zu halten. Dies ist mir wichtig. Gibt es etwas, was dich überrascht hat? Man ist mit allen per Du und und alle sind sehr hilfsbereit. Natürlich wird von einem erwartet, dass man vieles alleine macht. Wenn man jedoch Fragen hat, erhält man Unterstützung Inwiefern hat sich deine Ausbildungssituation verändert? Es ist so, dass ich ohne EDUCA SWISS diese Ausbildung nicht machen könnte. Da es meine zweite Ausbildung ist, habe ich kein Anrecht auf Stipendien. Banken brauchen eine Sicherheit, welche ich ihnen nicht bieten kann und dann bleibt nicht mehr viele Möglichkeiten. In der Schweiz gibt es leider kaum Organisationen, die einem da helfen können. Daher gäbe es meine Bildungssituation ohne EDUCA SWISS gar nicht. Die PHZH ist ein Ort, wo man aufeinander schaut, viel zusammen unternimmt und sich austauscht. Daher fühle ich mich hier, im Gegensatz zu meiner früheren Berufswelt, sehr wohl. Würdest du die Stiftung EDUCA SWISS weiterempfehlen? Ja! Ich habe eine Sicherheit und eine Lösung, bei der ich mich gut aufgehoben fühle. Definitiv würde ich es weiterempfehlen! Man muss sich einfach im Klaren sein, dass es kein Stipendium, sondern ein Darlehen ist und dass der ganze Prozess bis zum Abschluss der Rückzahlung noch ein paar Jahre weiterläuft und man einen gewissen Druck spürt. 21


the GooD the BaD

the ReflecteD von Benjamin Nerz

Ich bin seit der Ausgabe 12 ständiges Mitglied der RePHlex. Wenn man die Ausgaben zurückblättert, ergibt das den Beginn des Frühlingssemesters 2014. Ich startete mein Studium im Herbst 2013 und freute mich wie ein Schnitzel neben den Pommes auf diese Ausbildung und vor allem auf den Lehrerberuf. Jetzt bin ich auf dem besten Weg, dieses Studium endlich abzuschliessen – in der regulären Zeit, was kurioserweise die Ausnahme darstellt. Während dieser Zeit habe ich vieles wirklich Tolles, einiges Mühseliges und so manches Bedenkliches erlebt. Deswegen auch der Titel in der Anlehnung an den Western, den ich selber auch nicht gesehen habe. Keine Sorge, es kommt nicht zum Stand-Off, auch wenn ich mit mancher Persona an der PH gerne mal auf einem staubigen Dorfplatz vor dem Saloon ein zackiges Wortduell führen würde. Aufmunitioniert wäre ich auf alle Fälle nach viereinhalb Jahren PH. Ich hätte Granaten beissenden Spotts für so manche Veranstaltung und reihenweise Patronen von erlebter Inkompetenz. Aber auch wirklich gute Begegnungen. Ich glaube, ich schweife ab. Das soll ja eben keine dieser Abrechnungen werden, bei denen am Schluss alle verlieren. Worte der Auferbauung und des Mutes sind viel wichtiger und nachhaltiger in unserem Leben als Spott und Hohn. Zynismus wird leider zu oft mit konstruktiver Kritik verwechselt. Aber dies sollte eigentlich auch keine Predigt werden. Was soll der Artikel dann? Ein Füller? Lorem ipsum dolor? Gehörte auch mal wieder abgedruckt, einverstanden. Nein, was ich hier zu bieten habe, ist eine kurze Anleitung, wie du dein Studium in der regulären Zeit über die Runden bringen kannst. Denn glaube mir, nach vier Jahren PH wünschst du dir einfach, möglichst bald fertig zu werden. Also lass uns gleich mal starten.

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P ERSTER TIPP

Termine. Alles an der PH ist terminiert. «Verpass nicht dich anzumelden!» wird dir bestimmt zwanzig Mal in deiner Studienlaufbahn gesagt. Man glaubt es kaum, doch es passiert trotzdem immer wieder, dass sich Leute nicht anmelden, zu wenig oft im Modul sind, zu spät abgeben, im Praktikum notorisch mit Verspätung eintrudeln, Planungen verschlampen, oder irgendein Mail der Mentorin verpassen und deshalb das Dokument zu den Zielen zum Praktikum irgendwie nicht schreiben und dann angerüffelt werden. Oder der Fehler nicht bei einem selber liegt – man sich für das Coaching zum Schlusspraktikum anmeldet, dies aber vom Sekretariat nicht gesehen wird und man dann mit potentiellem Nichtbestehen des Praktikums konfrontiert wird... Kurzum: Verpass die Termine nicht. Und wenn du dir nicht sicher bist, ob du für eine Prüfung oder einen Kurs wirklich angemeldet bist, geh den Leuten auf die Eier(stöcke); frage nach bis Klarheit herrscht. Kann ja nicht sein, dass für jedes noch so kleine Ereignis eine neue Anmeldemaske und ein neuer (teils mehrschrittiger) Ablauf nötig ist. Ach, da stehe ich schon wieder auf dem Dorfplatz und reibe eine Prise Staub in den Händen.

P

ZWEITER TIPP

Häng dich rein, wo es sich lohnt. Nur da. Die Lernfelder sind zum Glück seit dem HS 17 für Sek-Studierende abgeschafft worden. Wurde auch Zeit. Dennoch wirst du mit verschiedentlichem Quark konfrontiert, der dann das Essenzielle überlagert und deine Zeit frisst. Bei allem Ätzenden: Sparprogramm fahren, und immer schön in den Rückmeldebogen reinbashen. Ist doch nicht die Möglichkeit, dass uns so viel Mist zugemutet wird. Warum sollte sich eine Lehrperson im Umfang von 4 Credits über die Esskultur von Schülerinnen und Schülern berieseln lassen und das Ganze dann wieder im A4 Format bulimieren? Oder weshalb wird man an der PH in der Deutschausbildung mit der dreifachen Schippe Leseförderung mit Handlungs- und Produktionsorientiertem Unterricht zugedeckt, ohne auch nur eine Portion davon zu erhalten, wie sinnvoller Grammatikunterricht durchgeführt wird? Und da poliere ich bereits wieder meine Revolver, sorry.

P DRITTER TIPP

Sei ein Assi. Ja, richtig gelesen: Sei ein Assi. «Was, dir passt der Termin nicht und du möchtest mir deine Kackzuteilung reindrücken?» «Leck mich.» Das ist die einzige Antwort. Natürlich zählt die Regel nicht für deine Freunde – Logisch. Sei auch auf der Hut vor unvorteilhaften Gruppenzuteilungen. Weigere dich in Notsituationen, also wenn du weißt, dass das schlicht nix wird mit dieser Type. An der PH darf sich jeder, mit gewissen formalen Voraussetzungen einschreiben. Fleiss, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit gehörten nicht unbedingt dazu. Mir ist mal eine Kommilitöse unter dem «No, no, no way -Radar» durch. Lern-

feld Abschlussarbeit. Besagte Person schreibt ihren Teil erst Last-minute, tut so, als würde sie unseren Teil der Arbeit gleich auch noch gegenlesen, unterlässt dies jedoch geflissentlich, sendet uns den gesamten Text am Morgen der Abgabe zurück. Wir kucken nochmal drüber, da ein gewisser Verdacht während des Semester aufkam.Verdacht bestätigt. Ihr gesamter Teil bestand nur aus unhaltbarem Gebrabbel und Worthülsen. So sass ich dann mit einem Teamkollegen nochmals den ganzen Morgen des Abgabetags an besagter Lernfeldarbeit. Schlussendlich haben wir ihren gesamten Teil neu geschrieben... Und da prüfe ich bereits wieder die Patronentrommel...

P VIERTER TIPP

Sei doch kein Assi. Finde Freunde, denn auf Ego das Studium durchziehen ist keine Möglichkeit. Die meisten deiner Kommilitonen sind sehr nett und erfreuliche Bekanntschaften. Geniesst gemeinsam die liederlichen Abende an der TheraBierBar. Und immer schön den Fuss am Spasspedal, so macht’s Freude, so wird’s leichter.

P FÜNFTER TIPP

Leg dich nicht mit den Dozierenden an. Immer nett lächeln und winken und sich freuen, wenn die Credits am Ende auf erfüllt stehen. Dass man in einem Fach, das den Namen Unterrichtsqualität trägt, mit der qualitativ letzten Kanüle von Unterricht bedient wurde, ist fast schon wieder amüsant. Jedoch hat das einigen meiner Kollegen die Kesseltemperatur gehoben, Dampf wurde abgelassen, was sich als Bärendienst für die Betroffenen erwies, die sich deswegen mit ungerechtfertigten Nachholaufträgen rumschlagen mussten. Beim gleichen Dozenten, im gleichen Fach habe ich mit freundlichem Lächeln, dem Erfüllen der Anforderungen und ohne viel Ärger das Modul auf abgewinkt bekommen. Also bringe nur dann Kritik an einem Dozierenden an, wenn du davon ausgehen kannst, dass diese auch bei Sinnen sind. Oha, da hat sich wohl doch ein Schuss gelöst, wie schusselig von mir.

P SECHSTER TIPP

Sei nett mit deinen Praxislehrern. «Ich freue mich auf die Zeit mit Ihrer Klasse.» Wenn dieser Satz stimmt, dann schreib Ihn beim Kontaktaufnehmen. Zeige deine Dankbarkeit für die Möglichkeit des Praktikums. Stimmt der Satz nicht so ganz, schreib ihn trotzdem.Wärst du in der Position der Praxislehrer, du würdest dich auch positiver auf die Begegnung einstellen. Ich hatte verschiedenste Praxislehrpersonen und habe nicht nur Erfreuliches dabei erlebt. Wenn jedoch auf positiver Ebene gestartet wird und du dir Mühe gibst, das Verhältnis auch mit Gegenwind weiterhin positiv zu gestalten, wird sich dies auch auf deine Erfahrung und Note positiv auswirken. Sei nicht zu stolz, um freundlich zu sein. Das wars, Duell vorüber. Ich geh in den Saloon. «Gern es Rekord.» «Macht drüü Frankä.» «Danke, tschau.» 23


«GESELL schaft EN im

WANdel»

das neue LEHRMITTEL im Test

von Régis Ecklin

Vor einigen Monaten ist das neue Geschichtslehrmittel «Gesellschaften im Wandel» erschienen. Erstellt wurde das Werk grösstenteils von Lehrern, Historikern und Didaktikern. Wo liegen die Stärken und Schwächen des Buchs, das Jugendliche einladen soll, den Wandel der Welt und der Schweiz zu entdecken?

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Switzerland first Entgegen dem Zeitgeist haben es die Autoren geschafft, der Schweizer Geschichte im Getümmel und Getöse internationaler Umwälzungen einen bemerkenswerten Platz zu sichern. Ob sich das Kapitel nun um die Krise im Spätmittelalter oder den Kalten Krieg dreht; der Standpunkt der Schweiz ist vertreten. Entstehung der Eidgenossenschaft, Marignano, konfessionelle Spaltung, Helvetik, Schweiz im Zweiten Weltkrieg und Direkte Demokratie gehören zu den historischen Pfeilern, die den Schülern nicht vorenthalten bleiben. Dabei werden die Themen immer kurz und knapp, in einer leicht verständlichen Sprache und begleitet von ansprechenden Illustrationen präsentiert – ganz dem Leseniveau der heutigen Volksschule angepasst. Das Mantra der diskriminierten Frau Auf der anderen Seite liessen es sich die Autoren nicht nehmen, reichlich feministischen Agitprop zu verbreiten. Ein Kapitel widmet sich vornehmlich Iris von Rotens Kampf für Gleichberechtigung. Dabei mahnen die Autoren: «Allerdings ist dieser Kampf trotz Stimmund Wahlrecht nicht vorbei. Auch heute sind die Frauen zum Beispiel in der Arbeitswelt den Männern nicht vollständig gleichgestellt und nehmen weniger Führungspositionen ein.» Nach zehn Seiten geht die Jeremiade weiter: Man könne zwar auf Verbesserungen zurückblicken. «Trotzdem ist der Weg zu einer vollkommenen Gleichstellung von Frau und Mann in allen Lebensbereichen noch lang.» Zahlreiche ähnlich polemische Passagen sind zu finden. Dabei wird regelmässig beteuert – aber selten belegt. Wer das Buch liest, gewinnt den Eindruck, die Frau werde in der Schweiz systematisch unterdrückt. Dass dem nicht so ist, ist eine Binsenwahrheit. Ein Mindestmass an Realitätsbezug wäre willkommen gewesen. UNO als Gradmesser für Menschenrechte Grundsätzlich werden supra- und internationale Organisationen im Lehrmittel eher nach ihren Absichten als nach ihren Taten beurteilt, was eine seriöse Auseinandersetzung mit ihnen verunmöglicht. Nehmen wir das Beispiel der UNO, die im Lehrmittel kurz vor der Heiligsprechung steht. Über die UNO sollte man Folgendes wissen: Weniger als die Hälfte der Mitgliedsstaaten sind Demokratien, zahlreiche unter ihnen verfolgen Homosexuelle, zwangsverheiraten Kinder, steinigen Ehebrecherinnen oder treten Menschenrechte anderweitig mit Füssen. Das wird aber im Lehrmittel fleissig unterschlagen. Die Autoren heben dafür un-

kritisch, ja zeremoniell hervor, wie die Schweiz von ausgerechnet dieser Organisation gerügt wurde: «Der Stand der Menschenrechte ist in der Schweiz gut. Bei der Gleichstellung von Frau und Mann, beim Thema Rassismus und beim Umgang mit Zugewanderten stellten die UNO und Menschenrechtsorganisationen jedoch Verstösse fest: Nach wie vor erhalten Frauen in der Schweiz vielerorts für dieselbe Arbeit weniger Lohn als Männer. Vor Wahlen und Abstimmungen wird mit rassistischen Plakaten Stimmung gegen Ausländerinnen und Ausländer gemacht.» Nicht einmal der Konjunktiv wird bemüht, was deutlichmacht, dass die Autoren diese Einschätzung teilen. Dass es Ausländern in keinem Land besser geht als in der Schweiz, wird ausgeblendet. Dass die «Lohndiskriminierung» im Gegensatz zur Lohnungleichheit unter namhaften Ökonomen höchst umstritten ist, ebenfalls. Fragwürdige Auslassungen Erderwärmung, Diskriminierung der Frau, Multikulti, und Ähnliches nimmt im Geschichtsbuch einen prominenten Platz ein. Namen, Daten und Fakten wurden aber sparsam gestreut. Ereignisse, denen man eine gewisse welthistorische Tragweite kaum absprechen kann, beispielsweise der Nahostkonflikt, der Koreakrieg, der Vietnamkrieg und die Golfkriege werden grosszügig ausgelassen. Am lautesten ist aber das Schweigen über die rund 100 Millionen Tote, die der Kommunismus zu verantworten hat. Auch seine massenmörderischen Vertreter Stalin, Mao, Fidel Castro und Che Guevara werden im Buch mit asketischer Disziplin totgeschwiegen. Über die Kommunisten stehen grobfahrlässig knappe Sätze wie: «Ihr Ziel war eine Gesellschaft, in der alle Menschen gleich sein sollten.» Über die IS-Schergen könnte in der nächsten Ausgabe des Geschichtsbuchs stehen: «Ihr Ziel war eine Gesellschaft, in der alle Menschen gläubige Muslime sein sollten.» Fazit «Gesellschaften im Wandel» ist ein guter Versuch. Einfache Formulierungen, gestraffter Inhalt und anschauliche Bilder machen aus dem Lehrmittel ein Buch, das Schüler gerne aufschlagen dürften. Aber auch eines, das inhaltlich viele Lücken aufweist. Würde man die fehlenden historischen Kapitel auf Kosten der massiv übervertretenen Gender- und Wohlfühlthemen nachliefern, befände sich «Gesellschaften im Wandel» auf dem Weg zu einem durchaus brauchbaren Lehrmittel. Bis es aber so weit ist, lautet das Fazit eindeutig: Auftrag nicht erfüllt.

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Hunger!

von Simon Heiniger Illustrationen Manuela Moll Hunger verändert uns. Er schleicht sich heimlich von hinten an. Als Erstes hört man nur ein leises Knurren. «Ist sicher nur die Verdauung gewesen», beruhigt man sich. Doch schon bald macht sich ein allgemeines Unbehagen breit. Das Knurren wird durch ein Rumoren abgelöst. Das Bedürfnis, Nahrung zu sich zu nehmen, übersteigt, was man geglaubt hat, aushalten zu können. Es 26

dringt einem nur noch ein instinktiver Schrei aus der Kehle: «Hunger!» Naja, vielleicht läuft es nicht ganz so dramatisch ab, doch dass Hunger unsere Stimmung beeinflussen kann, hat wahrscheinlich jeder schon einmal erlebt. Dies sagt uns auch die Werbung:Wir müssen ein Snickers essen, dass wir nicht zur Diva werden. Im Englischen gibt es für das sogar ein

Kofferwort: hangry (hungry+angry). Es ist ein Gefühl, dem man sich nicht gerne aussetzt. Ausserdem verleitet er uns zu Dingen, welche wir sonst nicht tun würden. Mit leerem Magen einzukaufen, geht aufs Portmonnaie. Doch das Gefühl, den Hunger befriedigen zu können, zählt gleichzeitig auch zu den schönsten auf der Welt. Aus dieser Hinsicht ist Hunger auch etwas Schönes, denn wir haben das


Privileg zu wissen, dass wir dieses stillen können und dabei mit Freude erfüllt werden. So geniesse ich es auch ab und zu, hungrig zu sein. Denn wie überall sonst auch ist die Vorfreude doch die schönste Freude. Willentliches und unwillentliches Hungern Es gibt tatsächlich auch Leute, die sich willentlich dem Hunger aussetzen. Bei Diäten hungert man, um seinen zu grossen Appetit zu kompensieren. Welch verschwendeter Aufwand! Denn dabei steigt der Hunger nur noch mehr, da Fettreserven abgebaut werden und der Körper diese wieder aufbauen will. Ausserdem steigt nach einer Diät das Körpergewicht bei der Mehrheit der Personen. Eine andere Art wäre das Fasten. Wenn man sich in diesem Kontext dem Hunger stellt, tut man dies meist, um seine Willensstärke oder Hingabe unter Beweis zu stellen. Andere tun es auch, um die eigene Wahrnehmung zu fördern. So kann ein starkes Hungergefühl das Bewusstsein intensivieren. Man wird sich seinen körperlichen Bedürfnissen bewusst, wodurch man sich stärker spürt. Gleichzeitig entzieht man sich dem Konsum. Man entdeckt so vielleicht auch andere Bedürfnisse, die man durch Essen unterdrückt. Wie sich das Hungergefühl wohl anfühlt, wenn man mehrere Tage nichts gegessen hat, ist für mich unvorstellbar. Genauso, dass jeder neunte Mensch hungern muss oder an Unterernährung leidet. Die Tatsache, dass Welthunger existiert, ist eine Peinlichkeit unserer modernen Gesellschaft, die mich in Ohnmacht versetzt. Wie konnte es geschehen, dass wir so unfähig sind, ein auf dem Papier so simples Problem nicht aus der Welt zu schaffen? Wohlgemeintes Signal Im Prinzip ist Hunger nur ein Signal des Körpers: «Ich brauche Nährstoffe». Beim Entstehen des Hungergefühls sind in unserem Körper zahlreiche Faktoren und Hormone beteiligt. Sie können von innen durch das

Zusammenziehen des Magens oder den Abbau von Fetten oder von aussen durch Düfte oder stimulierende Bilder ausgelöst werden. Durch das Involviert-Sein von diversen Hormonen ist unser Verdauungstrakt auch stark mit unserer Psyche verbunden. Magenverstimmungen schlagen auf die Laune und umgekehrt. Leider haben nicht alle ein gutes Verhältnis zu ihrem Essverhalten und Hunger. Nach einer Studie des Bundesamtes für Gesundheit haben 3.5 Prozent aller Schweizerinnen und Schweizer einmal eine Essstörung in ihrem Leben, wobei die Dunkelziffer hier vermutlich relativ hoch ist. Der Prozentsatz ist deutlich höher als in unseren benachbarten Ländern. Eine Essstörung deutet meist auf Unstimmigkeiten in anderen Lebensbereichen hin. Störungen, welche eine doch so natürliche Tätigkeit aus dem Gleichgewicht bringen. Doch auch in dieser Hinsicht gesunde Menschen haben nicht ein vollkommen natürliches Verhältnis zu ihrem Hunger. Als Kind konnte man nicht anders, als mit dem Besteck auf den Tisch zu klopfen und «Hunger!» zu schreien oder, wenn man keinen Bock auf Essen hatte, sich einfach ganz zu verweigern. Kinder sind viel mehr im Einklang mit ihrem Hungergefühl. Später wird es dann aber auf die drei Mahlzeiten geschult. Den Kindern wird beigebracht, dass man zu bestimmten Zeiten isst und nicht dann, wenn man hungrig ist. Eltern haben oft nicht das Vertrauen in ihre Kinder, dass diese selbst über ihr Essverhalten bestimmen können. «Iss immer den ganzen Teller auf». «Wieso hast du jetzt schon wieder Hunger?»

persönliche, emotionale Bedeutung. Wenn dir eine fremde Person beim Essen zuschauen würde, wäre dies schon etwas seltsam. Bei Freunden oder Familie wäre es ganz etwas anderes. Mit ihnen teilen wir sehr gerne unsere Mahlzeiten. Mit ihnen essen wir, um zusammen den guten Appetit und die Gefühle zu teilen. Weihnachten ist wohl das beste Beispiel. Wir kommen zusammen, um das Essen und die Gemeinschaft zu geniessen und zu schlemmen. Dabei steht der Hunger nicht im Vordergrund und wir werden wahrscheinlich auch ein wenig über den Hunger essen. Nur ein wenig. Hunger ist unser ständiger Begleiter und Ratgeber. Er gehört in all seinen Formen zu unserer Existenz. Dem können wir nicht entkommen. Er macht unsere Existenz stärker spürbar und macht uns lebendiger. Ich hungere, also bin ich.

Satt Essen ist für uns mehr als seine ursprüngliche Bedeutung der Aufnahme von Nährstoffen. So ist ein Stück Schokolade ein «Glücklich-Macherli» und «Haribo macht Kinder froh...». Wir essen, um uns zu befriedigen, zu stimulieren, um zu geniessen oder wenn wir bei emotionaler Schwäche comfort food zu uns nehmen. So hat Essen für jeden eine 27


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#phlife

Comic

von Manuela Moll

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Dr. PHlex

Es plagt dich PH-Kummer? Du kannst dich nicht konzentrieren? Nicht zögern: Dr. PHlex konsultieren!

Lieber Dr. Phlex In meinem Freundeskreis beschäftigen wir uns schon länger mit der veganen Lebenseinstellung. Bei einer unserer »Radiesli – Pausen” waren wir uns uneinig bei der Frage auf: »Schlucken oder Spucken Veganer?” An der letzten Therabierbar lernte ich eine junge, sympathische Frau kennen. Wir führten eine sehr spannende Unterhaltung. Sie erwähnte nebenbei, dass sie vegan ist. Ich habe mich bei dem Gedanken ertappt, ob es bei der veganen Sexualität auch Einschränkungen gibt. Ich kann deswegen kein Auge mehr zu tun. Es raubt mir den Schlaf. Bitte hilf mir Dr. Phlex. Ist es ethisch und moralisch vertretbar menschliche Flüssigkeiten wie zum Beispiel, Speichel oder Sperma zu schlucken? Ich schätze die Offenheit der PH-ler für die Aufklärung dieser sehr belastenden Frage. Wir freuen uns, die Antwort in der nächsten Publikation der Rephlex zu lesen. Liebe Grüsse PHna

Bibliothek

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Liebe PHna Eine wahrhaftig essentielle Frage die du da aufwirfst. Ich, Dr. Phlex, fragte mich jedoch beim Lesen deiner Nachricht, ob du wirklich aufgrund der Fragen oder eher wegen der jungen, sympathischen Frau von der TheraBierBar deines kostbaren Schlafes beraubt wurdest. Trotzdem möchte ich mich natürlich deiner Frage widmen. Ein Veganer isst nicht nur kein Fleisch, sondern empfindet in der Regel auch die Verarbeitung von Tieren und tierischen Produkten als etwas, worauf verzichtet werden müsste. Würde man menschliche Sekrete zu tierischen Produkten zählen, wäre in der Folge bereits deren Zutage-Fördern problematisch. Eine laufende Nase und der damit verbundene Proteinverlust wären dann verwerflich und man würde Veganer daran erkennen, dass sie ständig die Nasen hochzögen. Sex würde indes komplett flach fallen. Wenn man es also als das betrachtet, was es ist, nämlich menschliches und nicht tierisches Produkt könnte man entweder, im Falle des Schluckens, dem Gedanken verfallen, dass kannibalistische Sexualpraktiken vollzogen werden oder beim Spucken der Zerstörung menschlichen Potentials nachtrauern. Beides hat mit Veganismus herzlich wenig zu tun. Mein Rat an dich ist deshalb folgender: Starte eine Erhebung. Du scheinst ja bereits eine vegane Community zu haben, bei welcher du mit deiner Untersuchung beginnen könntest. Falls du dich dazu durchringen würdest, liebe PHna, würde ich des Weiteren davon abraten, besagte sympathische junge Dame an der nächsten Therabierbar mit deinem Gedankengang zu belästigen. Obwohl wir im Zeitalter des sexuellen Aufgeklärtseins leben, heisst das nicht, dass überall mit Geschlechtsteilen und deren Sekreten gewirbelt werden sollte. Es freut niemanden, wenn sich bereits beim ersten Gespräch der Hauptgedanke um Sex dreht. Frag sie lieber nach ihrer Leidenschaft. Und erst wenn sie dir, wie es ja Veganer selten lassen können, die volle Vracht veganer Veisheit vermitteln versucht, verrätst du ihr deine Vrage veganer Unvissenheit zu deren Sexualpraktiken. Dass sie dann dein Rüebli nicht kriegen wird, ist ja wohl beiden klar, es gibt nur wenig Öderes, als zum vünvhundertstenmal über die bösen Vleischvresser invormiert zu verden und wie sie der Velten Ende herbeivühren, vird ihnen nicht bald Einhalt geboten. Viva la Veggielution. Dein Dr. PHlex P.S.: Veganismus ist wie ein Penis. Es ist okey einen zu haben, aber er muss nicht der Öffentlichkeit gezeigt werden.


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