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RHEUMATOIDE ARTHRITIS

Olokizumab: Gute Wirksamkeit und Sicherheit in Phase-III-Studien

Mit Tocilizumab und Sarilumab sind zwei Interleukin (IL)-6-Rezeptorinhibitoren bei rheumatoider Arthritis (RA) zugelassen. Ähnlich wie das auf den letzten Drücker aus dem Spiel genommene Sirukumab setzt auch das in drei Phase-III-Studien geprüfte Olokizumab dagegen direkt an zirkulierendem IL-6 an. Nach positiven Daten einer ersten Phase-III-Studie, CREDO1, bei Patienten mit Versagen auf Methotrexat (MTX), die den in Russland entwickelten IL-6-Inhibitor vorwiegend im osteuropäischen Raum getestet hatte, wurde von Josef S. Smolen, Wien (Österreich), und Kollegen die globale 24-wöchige randomisierte, doppelblinde, aktiv- und placebokontrollierte CREDO2-Studie (erneut mit Patienten nach MTX-Versagen) publiziert. Nur kurz darauf veröffentlichten Eugen Feist, Vogelsang/Gommern, und Kollegen mit CREDO3 die dritte randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Phase-III-Studie, diesmal zu RA-Patienten mit unzureichendem Ansprechen auf TNFα-Inhibitoren.

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In der CREDO2-Studie, deren Erstpräsentation zuvor auf dem ACR-Kongress 2021 erfolgte, wurden 1.648 Patienten mit aktiver RA und unzureichendem Ansprechen auf MTX (im Mittel 54 Jahre, 78 % Frauen, Krankheitsdauer >7 Jahre, DAS28CRP-Score 5,9) im Verhältnis 2:2:2:1 für 24 Wochen auf s.c. Olokizumab 64 mg alle 2 (q2w; n=464) bzw. alle 4 Wochen (q4w; n=479), Adalimumab 40 mg q2w (n=462) oder Placebo (n=243) randomisiert (jeweils in Kombination mit MTX), danach folgte noch ein 20-wöchiges Follow-up.

Primärer Endpunkt war das ACR20-Ansprechen in Woche 12, wobei einerseits jede Olokizumab-Dosis auf Überlegenheit gegen Placebo und andererseits auf Nicht-Unterlegenheit gegen Adalimumab geprüft wurde (mit einer Nicht-Unterlegenheitsmarge von -12 Prozentpunkten an der unteren Grenze des 97,5 %-Konfidenzintervalls zwischen beiden Gruppen). Sekundäre Endpunkte in Woche 12 waren u. a. ein DAS28-CRP-Score <3,2 und ΔHAQ-DI, sowie in Woche 24 ein ACR50-Ansprechen und CDAI ≤2,8.

Nach MTX-Versagen auf Augenhöhe mit Adalimumab

Gut 90 % der Patienten schlossen die 24-wöchige Phase ab, und ca. 86 % gingen in das Follow-up ein. Beide OlokizumabRegime zeigten sich Placebo im primären Endpunkt ACR20 signifikant überlegen (je p<0,001) und gegenüber Adalimumab nicht unterlegen (mit teilweise numerischen Vorteilen). Ein ACR20-Ansprechen in Woche 12 erreichten 70,3 % (q2w), 71,4 % (q4w), 66,9 % (Adalimumab) und 44,4 % (Placebo) der Patienten (Abb. li.). Ein ACR20-Ansprechen hatten nach 2 Wochen bereits 35-45 % der Patienten erzielt, nach ca. 8 Wochen wurde ein Plateau erreicht, das höchste Ansprechen zeigte sich in Woche 18. Auch in den sekundären Endpunkten wurden durchweg signifikante Vorteile gegenüber Placebo (fast immer p<0,001) sowie eine Gleichwertigkeit mit Adalimumab dokumentiert. So erreichten einen DAS28-CRP <3,2 45,3 und 45,7 % vs. 38,3 und 12,8 % der Patienten (Abb. re.). In Woche 24 betrug das ACR50-Ansprechen 50,4 und 50,1 % vs. 46,3 bzw. 22,6 %, eine CDAI-Remission ≤2,8 erreichten 11,2 und 12,1 % vs. 13,0 bzw. 4,1 % der Teilnehmer.

Bei 3,8 (q2w) bzw. 5,1 % (q4w) der Patienten unter Olokizumab kam es zur Bildung von Anti-Drug-Antikörpern. Zu therapieassoziierten unerwünschten Ereignissen (TEAE), überwiegend Infektionen, kam es bei 70,0 und 70,9 % vs. 65,4 (Adalimumab) bzw. 63,4 % (Placebo), zum Abbruch führten diese bei 4,5 und 6,3 % vs. 5,6 bzw. 3,7 %. Es verstarben 5 Patienten unter Olokizumab (je ein hämorrhagischer Schlaganfall und Myokardinfarkt sowie 3 aufgrund von Infektionen), unter Adalimumab (Infektion) und Placebo (plötzlicher Herztod) je ein Patient, was aber aufgrund der geringen Fallzahlen nur eine limitierte Aussagekraft hat.

Das Sicherheitsprofil scheint jenem der IL-6-Rezeptorinhibitoren ähnlich zu sein (höheres LDL-Cholesterin, Anstieg von Leberwerten). Somit kann Olokizumab eine gute Wirksamkeit auf Augenhöhe mit Adalimumab attestiert werden, bei recht guter Verträglichkeit gab es keine neuen Sicherheitssignale. (1)

Anteil von Patienten (%) 80

70

60

50

40

30

20

10

0 70,3 71,4

66,9 Olokizumab q2w (n=464) Olokizumab q4w (n=479) Adalimumab q2w (n=462) Placebo (n=243)

44,4 45,3 45,7

38,3

ACR20 12,8

DAS28-CRP

Abb.: CREDO2-Studie: ACR20-Ansprechen (primärer Endpunkt) und DAS-CRP <3,2 unter Olokizumab (q2w bzw. q4w), Adalimumab und Placebo in Woche 12 (1)

Gute Wirksamkeit auch nach Versagen auf Anti-TNF-Therapie

Etwas kleiner war die CREDO3-Studie, in die 368 Patienten mit mäßiger bis schwerer aktiver RA und unzureichendem Ansprechen auf TNFα-Inhibitoren (im Mittel 53 Jahre, >80 % Frauen, Krankheitsdauer ca. 11 Jahre, DAS28-CRP 6,0) eingeschlossen wurden. Diese wurden zusätzlich zu MTX im Verhältnis 2:2:1 für 24 Wochen auf s.c. Olokizumab 64 mg q2w bzw. q4w oder Placebo randomisiert. Der primäre und die sekundären Endpunkte waren identisch mit jenen in CREDO2, wurden aber alle in Woche 12 erfasst.

Beide Olokizumab-Regime waren im primären Endpunkt (ACR20 in Woche 12) Placebo signifikant überlegen (60,9 und 59,6 vs. 40,6 %; p=0,03 bzw. 0,04), ebenso im DAS28-CRP ≤3,2 (39,9 und 28,0 vs. 11,6 %; p<0,001 bzw. =0,004). Die Unterschiede im ΔHAQ-DI waren bis Woche 12 nur für das 2-wöchentliche Regime signifikant. Ein ACR50-Ansprechen und einen CDAI ≤2,8 in Woche 12 erreichten 33,3 und 32,3 vs. 15,9 % bzw. 6,5 und 3,1 vs. 0 % der Patienten. TEAE waren unter Olokizumab q2w und q4w etwas häufiger als unter Placebo (65,5 und 65,0 vs. 50,7 %), zu schweren TEAE (meist Infektionen) kam es bei 7,0 und 3,2 vs. 0 %. Schwere opportunistische Infektionen, kardiovaskuläre Ereignisse, gastrointestinale Perforationen oder Todesfälle wurden nicht verzeichnet. Die Wirksamkeit und Sicherheit von Olokizumab waren somit auch in dieser Phase-IIIStudie gut. (2)

Zulassungsanträge für Olokizumab bei RA in Europa und den USA sind offenbar für das kommende Jahr geplant, in Russland, wo der IL-6-Inhibitor entwickelt wurde, ist er bereits seit 2020 (auf Basis der kleineren CREDO1-Studie) zugelassen. Ob sich hier womöglich noch Hürden aufgrund der bestehenden Sanktionen auftun, bleibt abzuwarten, ansonsten sprechen aber sowohl die Wirksamkeit als auch das Sicherheitsprofil klar für eine Zulassung. Im (indirekten) Vergleich zu den etablierten IL-6-Rezeptorinhibitoren ist nicht von einer höheren Effektivität auszugehen, was sich aber nur in einer Head-to-head-Studie klären ließe. m

Quellen:

1 N Engl J Med 2022; 387(8): 715-726 2 Ann Rheum Dis 2022; doi: 10.1136/ard-2022-222630

TREAT-EARLIER: Lässt sich die Entwicklung zur RA stoppen?

Bereits auf dem EULAR-Kongress in Kopenhagen heiß diskutiert wurde die Frage, ob sich bei Risikopatienten mit Arthralgie und subklinischer Gelenkentzündung die Entwicklung zur rheumatoiden Arthritis (RA) durch eine frühe, aggressive Therapie mit DMARDs stoppen oder die spätere Krankheitslast reduzieren lässt. Auch die dort erstmals präsentierte und kurz darauf von niederländischen Rheumatologen um Annette van der Helm-van Mil, Leiden, publizierte randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte 2-jährige Proof-of-Concept-Studie TREAT EARLIER, in der eine Frühintervention mit Methotrexat (MTX) getestet wurde, liefert keine definitive Antworten.

In TREAT EARLIER wurden zwischen 2015 und 2019 (von 901 gescreenten) an 13 ambulanten Rheumazentren im Südwesten der Niederlande 236 Patienten ≥18 Jahre mit klinisch suspekter Arthralgie (CSA; d. h. mit dem Risiko für die Progression zur RA) und subklinischer Entzündung im MRT im Verhältnis 1:1 auf eine i.m. Glukokortikoid (GK)-Injektion (120 mg) und 12 Monate MTX (bis zu 25 mg/Tag) oder Placebo randomisiert mit einem nachfolgend 12-monatigen Follow-up (ohne Fortsetzung der Therapie).

Primärer Endpunkt war die Entwicklung einer persistierenden (≥2 Wochen) klinischen Arthritis (gemäß den RA-Kriterien 2010 oder ≥2 betroffene Gelenke). Sekundäre Endpunkte waren der HAQ, Morgensteifigkeit, Schmerzen und Präsentismus, überdies wurden MRT-Parameter (Tenosynovitis, Synovitis, Osteitis) im RAMRIS-Score erfasst.

Im Ergebnis erreichten nach 24 Monaten mit 19 vs. 18 % vergleichbar viele der Patienten unter MTX bzw. Placebo den primären Endpunkt (Hazard ratio, HR 0,81; 95% KI 0,45-1,48). Der HAQ verbesserte sich unter MTX in den ersten vier Monaten stärker und blieb auch nach 2 Jahren signifikant besser (-0,09; p=0,0042), selbiges galt für Schmerzen (-8 auf einer VAS 0-100; p<0,0001), Morgensteifigkeit (-12; p<0,001) und Präsentismus (-8 %; p=0,0007). Die Gelenkentzündung im MRT zeigte sich nach 2 Jahren ebenfalls anhaltend verbessert (im Mittel -1,4 Punkte; p<0,0001). In einer Subgruppe von Hochrisiko-Patienten für RA wurde die Entwicklung zu einer solchen unter MTX verzögert, nach 24 Monaten bestand aber kein Unterschied (je 67 %). Ähnlich war dies bei ACPA-positiven Patienten, von denen 48 vs. 52 % eine persistierende klinische Arthritis entwickelten. Schwere unerwünschte Ereignisse waren gleich verteilt, das Sicherheitsprofil von MTX war konsistent mit früheren Studien.

Insgesamt wurde der Nachweis einer Prävention der RA verfehlt, eine Modifizierung des Krankheitsverlaufs in der prä-arthritischen Phase der RA jedoch erreicht. Die Studie liefert die bislang beste Evidenz für die Vertretbarkeit einer solchen frühen Intervention. m

RHEUMATOIDE ARTHRITIS IL-6-Inhibition: Calprotectin als Aktivitätsmarker

Die Bestimmung der serologischen Entzündung gestaltet sich (nicht nur, aber auch) bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) unter einer Therapie mit Interleukin (IL)-6-Rezeptorinhibitoren wie Tocilizumab schwierig, da Standardparameter wie ESR und CRP von der IL-6-Inhibition beeinflusst werden. Dass die Serum-Konzentration von Calprotectin (S100A8/S100A9) ein besserer Entzündungsmarker bei mit Tocilizumab behandelten RA-Patienten sein könnte, belegen aktuell veröffentlichte Daten einer retrospektiven Studie deutscher Rheumatologen um Michael Gernert, Würzburg.

In die Studie eingeschlossen wurden 69 RA-Patienten auf einer TocilizumabTherapie. Erfasst wurden die SerumCalprotectin-Spiegel, CRP, ESR und die Notwendigkeit einer Veränderung der DMARD-Therapie aufgrund einer erhöhten Krankheitsaktivität der RA (=aktive RA) sowie der CDAI-Score als Maß der Krankheitsaktivität. Die gleichen Parameter wurden zudem bei 45 Patienten einer Vergleichsgruppe auf TNFαInhibitoren bestimmt.

Im Ergebnis wiesen die mit Tocilizumab behandelten Patienten mit aktiver RA signifikant höhere Calprotectin-Werte auf als solche mit nicht aktiver RA (4.155,5 [IQR 1.865,3-6.068,3] vs. 1.040,0 [IQR 676,0-1.638,0] ng/ml; p<0,001). Ein Calprotectin-Cut-off-Wert von 1.916,5 ng/ml resultierte in einer Sensitivität und Spezifität von jeweils 80,0 % für die Detektion der RA-Krankheitsaktivität. Die Calprotectin-Werte zeigten überdies eine signifikante Korrelation mit den CDAI-Scores (r=0,228; p=0,011). ESR und CRP waren erwartungsgemäß schlechter geeignet, die RA-Aktivität bei Patienten unter Tocilizumab zu bestimmen. Auch bei den auf TNFα-Inhibitoren eingestellten Patienten wiesen jene mit aktiver RA signifikant höhere Calprotectin-Spiegel im Vergleich zu solchen mit nicht aktiver RA auf (5.422,0 [IQR 3.749,0–8.150,8] vs. 1.845,0 [IQR 832,0–2.569,0] ng/ml; p<0,001). Der Calprotectin-Wert mit der besten Sensitivität und Spezifität für die Bestimmung der RA-Aktivität unter einer Anti-TNFTherapie betrug 3.690,5 ng/ml. Ähnliche Ergebnisse waren zuvor in einer spanischer Arbeit generiert worden.

Trotz gewisser Limitationen (monozentrische, retrospektive Studie) könnte Calprotectin nützlich zur Erfassung der Entzündungsaktivität bei RA unter Tocilizumab sein, völlig unbeeinflusst von der IL-6-Inhibition scheint aber auch dieser Parameter nicht zu sein. m

Quelle: Arthritis Res Ther 2022; 24(1): 200

Nächstes Update aus der ORAL Surveillance-Studie

Eine neue Analyse der open-label randomisierten, kontrollierten Postmarketing-Sicherheitsstudie ORAL Surveillance zum Vergleich des Januskinase (JAK)-Inhibitors Tofacitinib mit TNFα-Inhibitoren bei Patienten ≥50 Jahre mit rheumatoider Arthritis (RA) und ≥1 kardiovaskulären Risikofaktor, die Andra-Rodica Balanescu, Bukarest (Rumänien), und ihre internationalen Kollegen publizierten, belegt zusätzlich auch ein höheres Risiko für alle und schwere Infektionen unter Tofacitinib.

In der Studie hatten 4.362 RA-Patienten ≥50 Jahre mit erhöhtem kardiovaskulären Risiko (im Mittel 61 Jahre, 80 % Frauen) nach Versagen auf Methotrexat (MTX) entweder Tofacitinib 2x 5 oder 10 mg/Tag (der Arm mit der höheren Dosis wurde vorzeitig auf 5 mg umgestellt) oder einen TNFα-Inhibitor (Adalimumab bzw. Etanercept) erhalten. Nachdem zuvor bereits eine unter dem JAK-Inhibitor im Vergleich höhere Rate von schweren kardiovaskulären Ereignissen (MACE) und Malignitäten berichtet wurde und zu entsprechenden Warnhinweisen führten (obwohl Real-life-Daten aus Registern meistens keine solche Signale zeigten), fand sich in der neuen Analyse nun auch ein erhöhtes Risiko von Infektionen (71,2 bis 72,5 % vs. 64,1 % unter TNFα-Inhibitoren). Bei der Mehrzahl aller Infektionen handelte es sich um nicht-schwere Infekte der oberen Atemwege (21,2 bis 21,4 vs. 17,6 %). Bei 12,8 bis 15,2 % (Tofacitinib) vs. 12,7 % (TNFi) der Patienten kam es zu Harnwegsinfektionen, bei 11,5 bis 12,1 vs. 4,8 % zu Herpes Zoster.

Auch schwere Infektionen waren unter Tofacitinib häufiger (9,7 bis 11,6 vs. 8,2 %; Hazard ratio, HR 1,17 bzw. 1,48 unter 2x 10 mg/Tag). Tödlich verliefen diese bei 0,4 bis 0,9 % vs. 0,3 % der Patienten. Multiple schwere Infektionen traten gleichfalls häufiger unter Tofacitinib auf, ebenso schwere Herpes Zoster-Attacken. Kein Unterschied zeigte sich hingegen im Hinblick auf latente und opportunistische Tuberkulose. Generell ist zu beachten, dass unter der 2x 5 mg-Dosierung das Infektionsrisiko gegenüber Anti-TNFTherapien nur geringfügig höher ist (außer Herpes Zoster), Vorsicht scheint am ehesten bei Patienten ≥65 Jahre und mit weiteren vorbestehenden Risikofaktoren für Infektionen angezeigt. m

RHEUMATOIDE ARTHRITIS TNF-Inhibition: Nur minimal erhöhtes Psoriasis-Risiko

Dass die Therapie mit TNFα-Inhibitoren etwa bei rheumatoider Arthritis (RA) mit einem erhöhten Risiko für Psoriasis verbunden sein kann, ist keine neue Erkenntnis. Eine nationale dänische Kohortenstudie von David Thein, Kopenhagen, und Kollegen bestätigt jetzt erneut diesen Befund im Vergleich zu Nicht-bDMARDs, zeigt aber auch, dass das absolute Risiko minimal ist und keinen Einfluss auf die geplante Therapiestrategie haben sollte.

Ausgehend von dänischen Patientenregistern (1995-2018) wurden in die Kohortenstudie 109.085 Patienten mit RA (49 %) oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED, 51 %) eingeschlossen, die mit bDMARDs oder NichtbDMARDs behandelt wurden.

Insgesamt 1,4 % der Teilnehmer entwickelten eine de-novo Psoriasis, zu 9 % handelte es sich um eine Psoriasis pustulosa und bei 91 % um eine nicht-pustulöse Psoriasis. Das mediane Follow-up betrug 1,3 Jahre für Patienten mit nichtpustulöser Psoriasis, 1,2 Jahre für jene mit der recht seltenen Psoriasis pustulosa und 3,1 Jahre für jene, die keine Psoriasis entwickelten. Im Ergebnis wiesen die 20.387 Patienten auf einer Anti-TNF-Therapie ein signifikant 2,38-fach erhöhtes Risiko für eine de-novo Psoriasis im Vergleich zu den 106.765 Patienten, die nicht mit Biologika behandelt wurden, auf –dies entsprach Inzidenzraten von 7,8 (95% KI 7,5-8,9) versus 3,0 (95% KI 2,93,2) pro 1.000 Personenjahre (PJ). Unter TNFα-Inhibitoren betrug die Hazard ratio (HR) für nicht-pustuläre Psoriasis 2,12 (95% KI 1,87-2,40; p<0,001) und für Psoriasis pustulosa 6,50 (95% KI 4,60-9,23; p<0,001) im Vergleich zu den konventionellen Therapien. Die Number Needed to Harm (NNH) betrug 241 PJ für jegliche TNF-assoziierte Psoriasis, 342 PJ für eine nicht-pustulöse Psoriasis und 909 PJ für Psoriasis pustulosa.

Auch wenn eine Sensitivitätsanalyse Hinweise liefert, dass das Risiko nicht auf eine höhere Krankheitslast zurückgeht, sondern eher auf die TNFα-Inhibitoren selbst, die im Vergleich zu anderen bDMARDs mit einem 1,98-fach erhöhten Risiko assoziiert waren, bleibt das absolute Risiko eben doch sehr gering. m

Quelle: JAMA Dermatol 2022; 158(9): 997-1004

Kardiovaskuläre Sicherheit von Hydroxychloroquin im Fokus

Auch bei der RA gilt das vor allem bei systemischem Lupus als Standardtherapie gesetzte Hydroxychloroquin (HCQ) – trotz der Diskussionen während der Corona-Pandemie – als relativ sicheres Medikament, dass das kardiovaskuläre (CV-)Risiko eher positiv beeinflusst. US-amerikanische Experten um Elvira D'Andrea, Boston, bewerteten nun die CV-Sicherheit von HCQ im Vergleich zu Methotrexat (MTX) als First-line-Therapie bei RA anhand von Medicare-Daten.

Aus der Medicare-Datenbank (20082016) wurden 54.462 Propensity-Score–gematchte RA-Patienten ≥65 Jahre mit neuer HCQ- oder MTX-Therapie identifiziert. Primäre Endpunkte waren plötzlicher Herztod oder ventrikuläre Arrhythmien (PT/VA) und schwere CV-Ereignisse (MACE), sekundäre Endpunkte die CV-Mortalität, Gesamtsterblichkeit, Myokardinfarkt (MI), Schlaganfall und Hospitalisierung aufgrund Herzinsuffizienz (HF), auch Therapieänderungen aufgrund HF in der Anamnese wurden erfasst.

Im Ergebnis war HCQ gegenüber MTX nicht mit einem erhöhten Risiko für PT/ VA (Hazard ratio, HR 1,03; 95% KI 0,791,35) oder MACE (HR 1,07; 95% KI 0,971,18) assoziiert. Bei Patienten mit HF in der Vorgeschichte hatten HCQ- versus MTX-Initiatoren jedoch ein höheres Risiko für MACE (HR 1,30; 95% KI 1,08-1,56), CV-Mortalität (HR 1,34; 95% KI 1,06-1,70), Gesamtmortalität (HR 1,22; 95% KI 1,041,43), MI (HR 1,74; 95% KI 1,25-2,42) und HF-Hospitalisierungen (HR 1,29; 95% KI 1,07-1,54).

Die CV-Risiken waren vergleichbar bei Patienten ohne HF in der Anamnese mit Ausnahme eines höheren Risikos für HF-assoziierte Hospitalisierungen unter HCQ (HR 1,57; 95% KI 1,30-1,90). Somit war die CV-Sicherheit von HCQ und MTX bei älteren RA-Patienten ähnlich, zu beachten ist nur das Signal bei vorbestehender Herzinsuffizienz. (1) In einem begleitenden Editorial warnen Elizabeth Blair Solow und Bonnie L. Bermas, Dallas (USA), jedoch vor Überinterpretationen auch jenseits des unüblichen First-line-Einsatzes von HCQ. So war das Follow-up recht kurz (z. T. nur 6 Monate) und der Steady-State von HCQ teilweise noch gar nicht erreicht, auch ist unwahrscheinlich, dass sich so rasch unter HCQ eine Kardiomyopathie entwickeln könnte. Zudem wirkt MTX selbst kardioprotektiv. Es bleibt daher offen, ob es sich um ein relevantes Sicherheitssignal in dieser Subgruppe handelt. (2) m

Quellen:

1 J Am Coll Cardiol 2022; 80(1): 36-46 2 J Am Coll Cardiol 2022; 80(1): 47-49

RHEUMATOIDE ARTHRITIS Überraschende Ergebnisse der PreCARA-Studie

Schon mehrfach hat die prospektive PreCARA-Studie, in der schwangere Patientinnen mit rheumatoider Arthritis (RA) nach einem auf das Erreichen einer minimalen Krankheitsaktivität ausgerichteten Therapieprotokoll behandelt wurden, für interessante Ergebnisse gesorgt. Ziel der aktuellen Analyse von Hieronymus T. W. Smeele, Rotterdam (Niederlande), und Kollegen, war es, das Schwangerschafts-Outcome in einer engmaschig überwachten, gut definierten Kohorte von Frauen mit RA zu untersuchen, wobei insbesondere der Einfluss von TNFα-Inhibitoren im Fokus des Interesses war.

Im Rahmen von PreCARA wurde jetzt den potenziellen Effekten von TNFαInhibitoren während der Schwangerschaft auf das Geburtsgewicht der Kinder nachgegangen. Eine multivariate lineare Regressionsanalyse wurde durchgeführt, um das Geburtsgewicht beeinflussende Variablen zu beschreiben.

Eingeschlossen wurden 188 Patientinnen mit RA, von denen 92 (48,9 %) während der Schwangerschaft eine Anti-TNF-Therapie erhielten. Die Krankheitsaktivität (DAS28-CRP) war zu allen Zeitpunkten niedrig, im dritten Trimester betrug der mittlere DAS28-CRP 2,17. TNFα-Inhibitoren waren nicht mit einem Anstieg negativer SchwangerschaftsErgebnisse bzw. -Komplikationen wie niedriges Geburtsgewicht (<2.500 g), (notfallmäßiger) Kaiserschnitt, Hypertonie oder angeborenen Fehlbildungen assoziiert. Interessant war, dass TNFαInhibitoren während der Schwangerschaft in signifikant weniger SGA (small for gestational age)-Mangelgeburten resultierten (p=0,05), ohne zu mehr LGA (large for gestational age)-Kindern zu führen (p=0,73). Das mittlere Geburtsgewicht der Kinder von Frauen mit Anti-TNF-Therapie in der Schwangerschaft war 173 g höher (3,344 vs. 3,171kg, p=0,03). In der multivariaten Analyse waren das Alter der Mutter (β -0,023, 95% KI -0,040 bis –0,0065; p=0,007), der Einsatz von TNFα-Inhibitoren (β 0,20, 95%KI 0,066-0,34; p=0,004), Typ-2-Diabetes (β 0,37, 95%KI 0,12-0,63; p=0,004) und das Gestationsalter (β 0,18, 95%KI 0,150,2; p<0,001) signifikant mit dem Geburtsgewicht assoziiert. Dies ist somit die erste Studie, die zeigte, dass TNFαInhibitoren während der Schwangerschaft von Frauen mit gut kontrollierter RA mit einem höheren Geburtsgewicht der Kinder assoziiert sind. Die zugrundeliegenden Mechanismen sind noch unklar. m

Quelle: Ann Rheum Dis 2022; 81(10): 1367-1373

Smartphone-App kann Patientenversorgung erleichtern

Angesichts limitierter Ressourcen (zu wenigen Rheumatologen) könnte bei manchen RA-Patienten ein Selbstmonitoring per App für Entspannung sorgen. Niederländische Rheumatologen um Bart F. Seppen, Amsterdam entwickelten eine entsprechende Smartphone-App, die eine wöchentliche Überprüfung der Krankheitsaktivität mittels RAPID-3 zwischen den Arztterminen erlaubt. In einer randomisierten, kontrollierten Studie wurde nun die Sicherheit (Nicht-Unterlegenheit im DAS28) und Effektivität (Reduktion der Anzahl von Arztkontakten) des Selbstmonitoring per App mit einer Standardversorgung verglichen.

In der 12-monatigen, auf Nicht-Unterlegenheit angelegten klinischen Studie wurden 103 RA-Patienten mit niedriger Krankheitsaktivität und ohne Therapieveränderungen in den letzten 6 Monaten im Verhältnis 1:1 auf ein Patienten-Selbstmonitoring mit der App mit geplanter Follow-up-Konsultation nach 12 Monaten oder eine Standardversorgung randomisiert.

Ko-primäre Endpunkte waren eine Nicht-Unterlegenheit in Bezug auf den ΔDAS28 nach 12 Monaten (dieses Kriterium war bei einer Differenz von max. 0,5 Punkten erfüllt) und das Verhältnis der mittleren Anzahl von RheumatologenKonsultationen zwischen den beiden Gruppen.

Insgesamt 102 der Patienten schlossen die Studie ab. Nach einem Jahr wurde das Kriterium der Nicht-Unterlegenheit im DAS28 erreicht, nachdem das 95%-Konfidenzintervall des durchschnittlichen ΔDAS28 zwischen beiden Gruppen in der Nicht-Unterlegenheits-Marge lag. Mit -0,04 fiel der Vergleich sogar minimal zugunsten der App-Gruppe aus (95% KI -0,39 bis 0,30). Die durchschnittliche Anzahl der rheumatologischen Konsultationen war in der App-Gruppe um 38 % signifikant geringer (1,7 vs. 2,8, Visit Ratio 0,62; 95% KI 0,47-0,81).

Take-home Message ist, dass ein Selbstmonitoring per App zumindest bei zuvor stabilen, gut eingestellten und wenig aktiven RA-Patienten eine sinnvolle Maßnahme sein kann, nicht zwingend erforderliche Arztbesuche zu reduzieren ohne das Therapieergebnis zu gefährden. m

RHEUMATOIDE ARTHRITIS Im Therapieansprechen Männer offenbar leicht bevorteilt

Nachdem von rheumatoider Arthritis (RA) häufiger Frauen betroffen sind, untersuchte eine skandinavisch-niederländische Gruppe von Rheumatologen um Kristina Lend, Stockholm (Schweden), in einer Post-hoc-Analyse der randomisierten, kontrollierten, Studienarzt-initiierten Phase-IV-Studie NORD-STAR, ob es bei noch DMARD-naiven Patienten mit früher RA unter drei bDMARDs gegenüber einer konventionellen DMARD-Therapie in Kombination mit Methotrexat (MTX) Geschlechtsunterschiede bezüglich der Remissionsraten nach 24-wöchiger Behandlung gibt.

In die NORD-STAR-Studie wurden 812 Patienten ≥18 Jahre mit früher RA (Symptomdauer <24 Monate, 69 % Frauen, 31 % Männer) eingeschlossen und im Verhältnis 1:1:1:1 auf eine konventionelle Therapie mit csDMARDs einschließlich MTX (n=217), Certolizumab (n=203), Abatacept (n=204) oder Tocilizumab (n=188) jeweils plus MTX randomisiert.

Das Geschlecht wurde auf Erhebungsbögen von den Studienärzten oder -krankenschwestern festgehalten. Die Remissionsergebnisse wurden mit logistischen GEE (generalised estimating equations)-Modellen analysiert. In diese flossen Therapie, Zeit, Geschlecht und relevante Interaktionen ein. In der Posthoc-Analyse waren die ko-primären Endpunkte Geschlechterunterschiede in der CDAI-Remission ≤2,8 über die Zeit und in Woche 24 (csDMARD-Therapie als Referenz).

Trotz vergleichbarer Krankheitsaktivität zu Baseline waren die Remissionsraten in Woche 24 bei Männern numerisch höher als bei Frauen (55 vs. 50 % mit csDMARD-Therapie, 57 vs. 52 % unter Certolizumab, 65 vs. 51 % unter Abatacept und 61 vs. 40 % unter Tocilizumab).

In einer adjustierten Analyse (konventionelle Therapie als Referenz) bestand die einzige signifikante Differenz zwischen Männern und Frauen im TocilizumabArm (pInteraktion=0,015); Männer in dieser Gruppe hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine CDAI-Remission gegenüber jenen auf csDMARDs (Risikodifferenz 0,12; 95% KI 0,00-0,23), während Frauen unter Tocilizumab gegenüber jenen auf csDMARDs eine solche seltener erreichten (-0,05; 95% KI -0,13 bis 0,02).

Unabhängig von der Therapie zeigten sich in diesem Patientenkollektiv mit früher RA somit etwas höhere Remissionsraten bei Männern, signifikant war die Differenz allerdings nur im Falle von Tocilizumab, was bei IL-6-Rezeptorinhibitoren womöglich auf besonders ausgeprägte geschlechtsspezifische Effekte hinweist. m

Quelle: Lancet Rheumatol 2022; 4(10): e688-e698

Bei ACPA-Negativität bessere Prognose von Männern

Mit der Frage, ob sich bei früher RA das klinische Outcome von Frauen und Männern in Abhängigkeit vom Autoantikörper-Status unterscheidet, befassten sich schwedische Rheumatologen um Giovanni Cagnotto, Malmö, anhand der Analyse zweier südschwedischer Beobachtungsstudien.

In beiden Kohorten wurden konsekutive Patienten mit früher RA (≤12 Monate) nach dem ACPA-Status stratifiziert.

Primärer Endpunkt war eine Remission (DAS28 <2,6) in Monat 12. Sekundäre Endpunkte waren eine Remission in Monat 6 und ein gutes EULAR-Ansprechen in Monat 6 und 12 im Vergleich zum Ausgangswert. In logistischen Regressionsmodellen, adjustiert auf Alter, DAS28 und HAQ-DI zu Baseline, wurde die Beziehung zwischen Geschlecht und klinischem Outcome, stratifiziert nach dem ACPA-Status, untersucht. Von den insgesamt 426 Patienten waren 160 ACPA-negativ (37,6 %) und 266 (62,4 %) ACPA-positiv. In Monat 12 erreichten 27,1 % (38/140) der Frauen und 24,1 % (13/54) der Männer mit ACPApositiver RA eine DAS28-Remission. Bei ACPA-negativer RA erreichten dieses Ziel nur 16,0 % (13/81) der Frauen, aber 48,6 % (18/37) der Männer.

Letztere hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit für das Erreichen einer Remission nach 12 Monaten in der ACPA-negativen Gruppe (gepoolte adjustierte Odds ratio, OR 4,79; 95% KI 1,97-11,6), nicht aber in der ACPA-positiven Gruppe (gepoolte adj. OR 1,06; 95% KI 0,49-2,30).

Männliches Geschlecht war (nur) bei früher ACPA-positiver RA mit einem besseren klinischen Verlauf assoziiert. Das schlechte Abschneiden von Frauen mit früher seronegativer RA legt nahe, dass es sich um einer schwer zu behandelnden Patientengruppe handelt. m

PSORIASIS-ARTHRITIS Schlechteres Ansprechen von Frauen auf IL-17A-Inhibition

Das Therapieansprechen kann bei Frauen und Männern mit Psoriasis-Arthritis (PsA) durchaus unterschiedlich ausfallen, so zeigten frühere Studien ein schlechteres Ansprechen und niedrigere Retentionsraten von Frauen mit PsA auf TNFα-Inhibitoren im Vergleich zu Männern. Nachdem dies für die Interleukin (IL)-17A-Inhibition mit Ixekizumab noch wenig untersucht war, widmete sich ein internationales Team um Lihi Eder, Toronto (Kanada), dieser Fragestellung und wertete die gepoolten Daten zweier randomisierter, placebokontrollierter Phase-III-Studien aus.

Nach Subgruppen (Frauen/Männer) analysiert wurden die gepoolten Daten der SPIRIT-P1- und SPIRIT-P2-Studie, in der Ixekizumab alle 4 und 2 Wochen bei Patienten mit aktiver PsA geprüft wurde. Die Effektivität wurde an den Anteilen von Frauen bzw. Männern festgemacht, die ein ACR20/50/70-Ansprechen, eine minimale respektive sehr niedrige Krankheitsaktivität (MDA/VLDA) und eine Remission oder niedrige Krankheitsaktivität (LDA) im Disease Activity Index for Psoriatic Arthritis (DAPSA)-Score bis Woche 156 erreichten.

Im Vergleich zu den männlichen Patienten waren die eingeschlossenen Frauen zu Baseline älter, hatten einen höheren BMI und niedrigere CRP-Spiegel, mehr druckschmerzhafte Gelenke (TJC), einen schlechteren HAQ-DI und mehr Enthesitis (Leeds Enthesitis Index).

Bis Woche 156 zeigten Frauen in allen Therapiearmen niedrigere Ansprechraten als Männer in allen analysierten Komposit-Scores (ACR20/50/70; MDA/ VLDA; DAPSA LDA/Remission) mit signifikanten Unterschieden zu mehreren Zeitpunkten in beiden IxekizumabArmen. Auch fanden sich bei Frauen geringere numerische Veränderungen ab Baseline in individuellen Komponenten der Komposit-Scores. Damit zeigte sich auch in diesen Studien und zwar im Grunde für alle PsA-Manifestationen ein besseres Ansprechen von Männern (auch wenn die klinische Signifikanz fraglich ist), das hier partiell durch die schlechteren Ausgangswerte der Frauen erklärbar ist. Ein Ansatzpunkt sind bei PsA und Spondyloarthritis bekannte Aspekte wie z. B. mehr Schmerzen und periphere Arthritis bei Frauen.

Dennoch bleiben noch viele Fragen zu Geschlechterunterschieden sowohl unter TNFα- als auch IL-17A-Inhibitoren offen, die es daher dringend besser zu adressieren gilt. m

Quelle: Rheumatol Ther 2022; 9(3): 919-933

Psoriasis-Patienten: Bessere Früherkennung ist möglich

Die Früherkennung von Patienten mit PsA und vor allem solchen mit axialer Beteiligung (axPsA), ist noch unbefriedigend. Potenzial hat das Screening von Psoriasis-Patienten mit entsprechend hohem Risiko durch ein dermatologisches Screening mit anschließender Weiterüberweisung zum Rheumatologen. Dass dies ein gangbarer Weg ist, belegt eine von Theresa Hunter, Indianapolis (USA), und Kollegen publizierte prospektive, multizentrische, in Deutschland durchgeführte Studie.

In der Studie wurden nach dermatologischem Screening 100 erwachsene Patienten mit bestätigter Psoriasis (Pso)-Diagnose im Fall chronischer Rückenschmerzen (≥3 Monate), einem Krankheitsbeginn im Alter <45 Jahre und keiner Vortherapie mit einem bDMARD oder tsDMARD in den 12 Wochen vor dem Screening an eine spezialisierte rheumatologische Klinik überwiesen. Die dort erfolgende rheumatologische Untersuchung beinhaltete klinische, Labor- und genetische Untersuchungen sowie eine Bildgebung mit konventionellem Röntgen und einem MRT der Sakroiliakalgelenke (SIG) und Wirbelsäule. Primärer Endpunkt war der Anteil von mit axialer PsA diagnostizierter Patienten unter allen überwiesenen Pso-Patienten.

Insgesamt 14 Patienten (einschließlich 3 mit sowohl axialer als auch peripherer Beteiligung) wurden mit axPsA diagnostiziert und 5 mit einer alleinigen peripheren PsA. Alle mit axPsA diagnostizierten Patienten hatten in der Bildgebung aktive entzündliche und/oder strukturelle (post) entzündliche Veränderungen in den SIG und/oder der Wirbelsäule. Bei 5 Patienten wurden im MRT Veränderungen im Sinne einer axialen Beteiligung nur an der Wirbelsäule gefunden. Alle außer einem Patienten mit PsA (13/14 mit axPsA und 5/5 mit peripherer PsA) erfüllten die CASPAR-Kassifikationskriterien für PsA. Die ASAS-Kriterien für axSpA erfüllten 9 (64,3 %) der mit axPsA diagnostizierten Patienten.

Ein einfach gehaltenes Dermatologenzentriertes Screening könnte somit durchaus einen Beitrag zur früheren Identifizierung einer (axialen) PsA bei Risiko-Patienten mit Psoriasis leisten. m

PSORIASIS-ARTHRITIS Axiale PsA versus Spondyloarthritis mit Psoriasis

Kanadische Rheumatologen um Dafna D. Gladman, Toronto, strengten einen Vergleich an zwischen der isolierten axialen Psoriasis-Arthritis (PsA), axialen PsA mit peripherer Beteiligung und isolierten radiografischen axialen Spondyloarthritis (ankylosierenden Spondylitis, AS). Zugleich fahndeten sie anhand von Registerdaten bei Patienten mit isolierter axialer PsA nach Prädiktoren für die Entwicklung einer peripheren Beteiligung.

Aus je einer PsA- und AS-Kohorte heraus wurden Patienten mit PsA mit axialer Erkrankung und isolierte axiale Patienten mit AS und Psoriasis identifiziert. Mit Hilfe einer logistischen Regression erfolgte ein Vergleich zwischen isolierter axialer PsA mit axialer PsA und peripherer Beteiligung und mit isolierter axialer AS mit Psoriasis. Cox-proportionale Modelle dienten der Untersuchung von Prädiktoren für die Entwicklung einer peripheren Erkrankung aus einer zuvor isolierten axialen PsA.

Von den 1.576 Patienten mit PsA wiesen nur 2,03 % eine isolierte axiale Erkrankung auf, während bei 29,38 % zugleich eine axiale und periphere Beteiligung vorlag. HLA-B27-Positivität (Odds ratio, OR 25,00; 95%KI 3,03-206,11) und niedrigere HAQ-Scores (OR 0,004; 95%KI 0,00-0,28) waren mit einer isolierten axialen Erkrankung assoziiert. HLA-B27 war ebenfalls prädiktiv für die Entwicklung einer peripheren Erkrankung im weiteren Verlauf (Hazard ratio, HR 7,54; 95%KI 1,79-31,77). Von den 1.688 Patienten mit AS hatten 4,86 % eine isolierte axiale Erkrankung mit Psoriasis. Isolierte axiale Patienten mit PsA waren bei Diagnosestellung älter (OR 1,06, 95%KI 1,01-1,13), hatten mit höherer Wahrscheinlichkeit Nagelläsionen (OR 12,37; 95%KI 2,2269,07) und mit geringerer Wahrscheinlichkeit entzündlichen Rückenschmerz (OR 0,12; 95%KI 0,02-0,61) im Vergleich zu Patienten mit isolierter axialer AS mit Psoriasis. Darauf folgt, dass eine isolierte axiale PsA und AS mit Psoriasis relativ selten auftreten. HLA-B27-Positivität ist mit isolierter axialer PsA assoziiert und könnte helfen, Patienten zu identifizieren, die über die Zeit eine periphere Beteiligung entwickeln. Die isolierte axiale PsA, die mit einem besseren funktionellen Status assoziiert ist, scheint sich somit klinisch von der isolierten axialen AS mit Psoriasis zu unterscheiden. m

Quelle: Ann Rheum Dis 2022; doi: 10.1136/ard-2022-222537

AXIALE SPONDYLOARTHRITIS Positive Befunde im MRT stets im klinischen Kontext sehen

Die MRT spielt eine Schlüsselrolle in der Diagnostik der axialen Spondyloarthritis (axSpA). Jedoch sollten die MRT-Befunde für sich alleine nicht überinterpretiert werden, da es an einer detaillierten Beschreibung an den Sakroiliakalgelenken (SIG) und der Wirbelsäule bei gesunden Probanden noch mangelt. Belgische Experten um Thomas Renson und Dirk Elewaut, Gent, suchten nun in einer Studie bei Gesunden in Abhängigkeit vom Alter nach im MRT detektierbaren SIG- und Wirbelsäulenläsionen.

In der Studie einer MRT-Untersuchung (SIG, Wirbelsäule) unterzogen wurden 95 gesunde Probanden ohne Rückenschmerzen im Alter von 20-29, 30-39 und 40-49 Jahren. Mit dem SPARCC-Score wurden Knochenmarködeme (BME) und strukturelle Läsionen der SIG bestimmt, Entzündung und strukturelle Läsionen der Wirbelsäule mit dem SPARCC MRTIndex und dem CANDEN MRI ScoringSystem. Die ASAS-Definition für ein positives MRT für Sakroiliitis/Spondylitis wurde überprüft. Die MRT-Befunde wurden mit jenen von axSpA-Patienten aus der „Belgian Inflammatory Arthritis and Spondylitis“-Kohorte verglichen. Von den Teilnehmern ≥30Jahre erfüllten 17,2 % die Definition eines positiven MRT für Sakroiliitis, bei Jüngeren war dies selten. SIG-Erosionen (20,0 %) und Fettläsionen (13,7 %) waren in allen Altersgruppen nachweisbar.

Erosionen fanden sich vor allem bei Probanden ≥40Jahre (39,3 %). BME (35,7 %) und Fettläsionen (28,6 %) an der Wirbelsäule fanden sich ebenfalls häufig bei über 40-Jährigen. Dessen ungeachtet fanden sich nur bei einem Probanden ≥3 Wirbelkanten mit entzündlichen Läsionen. SIG/Wirbelsäulen-SPARCC-Scores sowie das Scoring der Gesamtzahl struktureller Läsionen stiegen progressiv mit dem Alter an.

Somit lassen sich häufig auch bei Gesunden strukturelle SIG-Läsionen im MRT finden. Speziell bei älteren Probanden beeinflusst das häufige Auftreten entzündlicher und struktureller Läsionen im MRT deren Spezifität für axSpA, was relevante Implikationen für die MRT-Interpretation bei Patienten mit Verdacht auf axSpA hat – der Befund sollte also zur Klinik „passen“. m

AXIALE SPONDYLOARTHRITIS Bei Früherkennung mehr auf Ophthalmologen setzen

Zur besseren Früherkennung von Patienten mit axialer Spondyloarthritis (axSpA) richten sich die Anstrengungen primär auf die frühere Zuweisung von Orthopäden und Hausärzten, dabei sollte man aufgrund typischer Komorbiditäten Gastroenterologen und Ophthalmologen keinesfalls vernachlässigen. So analysierten kürzlich Judith Rademacher, Berlin, und Kollegen die Prävalenz der axSpA bei Patienten mit akuter anteriorer Uveitis (AAU), um mit axSpA assoziierte Parameter zu identifizieren und mögliche Überweisungsalgorithmen zu evaluieren.

Prospektiv wurden 189 konsekutive Patienten mit nicht-infektiöser AAU rekrutiert und einer strukturierten rheumatologischen Untersuchung einschließlich MRT der Sakroiliakalgelenke (SIG), die eine definitive Diagnose oder den Ausschluss einer begleitenden SpA erlaubte, unterzogen. Der exakte Test nach Fisher und Mann–Whitney-U-Test wurden zum Vergleich von AAU-Patienten mit und ohne axSpA genutzt und auch logistische Regressionsanalysen durchgeführt. Die Sensitivität und Spezifität, positiv prädiktive Werte, positive und negative Lkelihood Ratios (LRs) wurden für die Überweisungsstrategien analysiert. Von allen AAU-Patienten wurden 106 (56 %) mit SpA diagnostiziert. In der großen Mehrzahl der Fälle (93 %) handelte es sich primär um eine axiale SpA, bei 7 % um eine periphere SpA. Bei 74 Patienten (70 %) handelte es sich um die Erstdiagnose einer SpA.

In multivariaten logistischen Regressionsanalysen waren eine Psoriasis (Odds ratio, OR 12,5; 95% KI 1,3-120,2), HLA-B27-Positivität (OR 6,3; 95% KI 2,416,4), erhöhtes CRP (OR 4,8; 95% KI 1,912,4) und männliches Geschlecht (OR 2,1; 95% KI 1,1-4,2) mit dem Vorliegen einer SpA assoziiert. Hingegen war keiner der opthalmologischen Parameter prädiktiv für eine SpA. Das rheumatologische Evaluations-Tool zeigte eine höhere Spezifität für die Erkennung einer SpA als das ASAS-Überweisungs-Tool (42 vs. 28 %), das dafür eine etwas höhere Sensitivität aufwies (78 vs. 80 %). Jedoch hätten beide Überweisungsstrategien etwa 20 % der SpA-Patienten „übersehen“.

Take-home-message ist somit, dass sich in diesem Kollektiv von AAU-Patienten generell viele, aber vor allem auch viele zuvor nicht diagnostizierte SpA-Patienten befanden Daher sollte im Grunde bei allen AAU-Patienten mit muskuloskelettalen Symptomen eine rheumatologische Untersuchung veranlasst werden. m

Quelle: Arthritis Rheumatol 2022; doi: 10.1002/art.42315

Neuer Biomarker zur Identifizierung von Overlap mit CED

Bei Patienten mit axialer SpA tritt häufig eine begleitende chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED), insbesondere ein Morbus Crohn (MC) auf. Dänische Experten um Signe Holm Nielsen, Herlev, untersuchten die Assoziation zwischen Biomarkern des Kollagenabbaus in gesunden Kontrollen und Patienten mit axSpA, MC und MC-axSpA-Overlap mit dem Ziel, Biomarker zur Identifizierung von Patienten zu finden, die sowohl eine axSpA als auch einen Morbus Crohn aufweisen.

Die ASAS-Kriterien erfüllende Patienten mit axSpA (n=13), solche mit Biopsiebestätigtem MC (n=14), Patienten mit axSpA/MC-Overlap (n=10) und gesunde Kontrollen (n=11), die einer Routine-Koloskopie unterzogen wurden, gingen in die Untersuchung ein.

Erfasst wurden Kollagen-Biomarker für Typ III, IV, VI und X (C3M, C4M, C6M and C10C) in Plasma-Proben aller Probanden. Eine statistische Analyse (ANCOVA) wurde adjustiert auf das Alter durchgeführt, ferner eine AUROC-Analyse und Spearman-Korrelationen. Im Ergebnis war C4M signifikant höher in Patienten mit axSpA/MC-Overlap im Vergleich zu axSpA, MC und den gesunden Kontrollen (alle p<0,0001). In einer AUROC-Analyse zeigte C4M eine komplette Separation zwischen Patienten mit axSpA/MC-Overlap gegenüber den gesunden Kontrollen und Patienten mit axSpA oder MC mit einer AUC von 1,00 (p=0,0001). Keine Unterschiede zwischen den Gruppen fanden sich für C3M, C6M und C10C. Es gab keine Korrelationen zwischen den Kollagen-Biomarkern und CRP, BASDAI, SCCAI (Simple Clinical Colitis Activity Index) oder dem HBI (Harvay-Bradshaw Index für Morbus Crohn).

Der Abbau von Typ IV-Kollagen, quantifiziert durch C4M, differenziert somit vollständig Patienten mit axSpA/MCOverlap von solchen mit axSpA oder MC, einen exzessiven Kollagenabbau und epithelialen Turnover anzeigend. Sollten sich diese Befunde bestätigen, könnte C4M genutzt werden, um Patienten mit beiden Erkrankungen zu identifizieren. m

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