Schlechter Brexit Großbritannien ist weg. Der Kontinent ist aus britischer Sicht isoliert. Gerade deshalb verändert der Brexit sowohl den englischen Versicherungsmarkt als auch die Lage europäischer Versicherer. Alle müssen sich auf die neue Situation einstellen. von Mario Passini
So hat die bisher als wenig notwendig angesehene englische Aufsichtsbehörde stark an Bedeutung und an Befugnissen gewonnen. Die M&A-Deals (Mergers & Acquisitions) werden schwieriger. Das ist wohl auch der Grund, weshalb britische Versicherer im Brexit keinen Nutzen sehen. Doch es gibt noch weitere Probleme für die Branche. Solange Großbritannien in der EU war, hatte die CMA (Competition and Markets Authority) kaum Bedeutung. Jetzt aber erlebt sie ein prägendes Comeback und muss zwingend beachtet werden. Die Behörde entscheidet jetzt wieder über potenzielle M&A-Deals und ist damit auch für europäische Versicherer wichtig geworden. Die Behörde zeige jetzt schon ein starkes Interesse an Interventionen, schreibt das insurancejournal. Die CMA sei auf dem Weg, eine der am stärksten interventionistisch handelnden Wettbewerbsbehörden weltweit zu werden, so ein Experte des Kartellrechts und Anwalt in einer britischen Kanzlei, die übrigens auch am Kontinent (Deutschland) tätig ist. Gerade diese ausgeprägte Interventionsneigung überrascht, wollten doch die Briten gerade mit dem Brexit die Eigenständigkeit über ihren Finanzmarkt gewinnen und die „schreckliche“ rC 02/2021 | 58 | KOLUMNE
EU-Bürokratie abschütteln. Doch während im letzten „EU“-Jahr die Behörde lediglich elf Transaktionen geblockt hat, wird dieses Jahr die Zahl laut einer Analyse der Kanzlei deutlich steigen. Da jetzt mehr Fälle auf den Tisch kommen werden. „Wir können doch nicht darauf warten, dass andere unsere Probleme lösen“, erklärte CMA Chief Executive Officer Andrea Coscelli im Economist. „Wir müssen bereit sein, allein tätig zu werden." An Anlässen wird es nicht mangeln. Gerade hat der US-Casino-Betreiber MGM Ressort dem britischen Wettunternehmen Entain ein ElfMilliarden-Dollar-Angebot für dessen (Online-)Sportwetten-Tochter Ladbrokes unterbreitet.
Die Versicherer sehen keinen Nutzen im Brexit und lehnen den Deal ab Die Brexiteers jubeln. Sie haben ihr Ziel erreicht. Auf dem Rückweg zur Wiederauferstehung einer Art Viktorianischen Zeitalters sind alle anderen durch den Brexit ausgelösten Probleme völlig uninteressant. Die Extremisten müssen auch nicht à la Trump ein Kapitol stürmen. Sie haben eine bequeme, ja überwältigende