ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur
Deutschland September 2019 / 8 Euro
Workout im Wohnzimmer Fitnessräume, die sich nicht verstecken müssen
Einkehr in Antwerpen
Himmlische Momente im Kloster von Vincent Van Duysen Im Garten der Macht Hinter den Mauern des Élysée-Palasts schlägt das grüne Herz Frankreichs
September 2019 Deutschland 8 € Deutschland, Österreich/ 13 SFr Schweiz
+ BadNeuheiten 2019
Konzentrier dich! Ateliers, Büros, Studios – und ein Palast: zu Besuch bei Keramikerin Claudia Issa, Designerin Pamela Shamshiri & Parfumeur Serge Lutens
Horizon Die Kunst des Reisens.
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MINOTTI.COM
Inhalt September 23 Editorial 24 Impressum 29 Wunderkammer 30 Agenda 34 AD stellt vor
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007 kocht!
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Stil 38
Neuheiten Von badenden Primaten bis zum Esstisch aus Emaille: die Style-News des Monats. 48 Thema 50 Talent 52 Interview Birkenstock 54 Inspiration
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Porträt Frische Früchtchen auf blütenweißer Baumwolle – wir sprechen mit Camilla Fischbacher über 200 Jahre Swissness. 60 Projekt Hieronymus 62 Projekt Hublot
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Porträt Das Londoner Designerduo Doshi Levien hat sieben Lichtskulpturen entworfen – kraftvoll wie die Erde, luftig wie der Himmel.
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Studio
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Strecken, beugen
Je individueller der Fitnessraum, desto effektiver das Training: So gelingt das Home-Gym mit Licht, Luft und Leder.
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Praxis Der nächste Agent 007 wird eine Frau? Dann könnte James Bond seinen Ruhestand in dieser Küche verbringen.
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Architektur 78
Projekt 54
Cover: Trevor Tondro; Fotos: Marco Sieber; Raphaëlle Mueller; Benjamin Brinckmann/Studio Condé Nast
Es brodelt im Design
Bei Mumbai entwarf Case Design eine Schule nur für weibliche Führungskräfte. 82 Radar
86
Garten Elysisch: ein Spaziergang durch den Garten des französischen Präsidenten.
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Panorama 92
Kunst Wie Hannah Ryggen Tagespolitik zu Tapisserien von ewiger Gültigkeit verwob. 97 Bücher 98 Ausstellungen
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Reise Vincent Van Duysen verwandelte ein Kloster in Antwerpen in ein Hotel. 106 Reise Neuheiten 108 Mobil
Inhalt September 124
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Leben
Captain Kellys Gespür für Holz
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Home-Office Pamela und Ramin Shamshiri bezogen ein filmreifes Studio mitten in Hollywood. Ein Gespräch über alten Glanz, neue Realitäten und die Kraft der Geometrie.
130
Serge Lutens
Auf einer Insel vor Tasmanien zimmerten Walfänger um 1830 ein Kapitänshaus. Für den Umbau nahm sich Architekt John Wardle alle Zeit.
130
Leid und Herrlichkeit Serge Lutens baut der marokkanischen Kunst und der Schönheit einen Palast. Begegnung mit einem der Letzten seiner Art.
58
Tuttifrutti 124
Am Rand der Welt
138
Amazonas im Bungalow Eine Liste voller Inspirationen schrieben Claudia Issa und ihr Mann. Ihr Architekt baute in São Paulo daraus ein Haus aus Licht und Schatten.
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Wo Blumen sprechen Was tun, wenn die Tochter plötzlich in London zur Schule gehen möchte? Ganz klar: ein Pied-à-terre einrichten, findet Laura Sartori Rimini.
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Fotos: Ambroise Tézenas/Photo Foyer; Michael Wee; Thomas Skroch (2)
Zusammen ist man weniger allein Für die Designagentur Martin et Karczinski machten Seven Elohim aus einem schlichten Münchner Sixties-Bau eine Abtei der Arbeit.
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Kontrast: Programm Stimulation ist alles – und die Wohnung des Mailänder Architekten Hannes Peer eine gut gebaute Reiztherapie. 172 Summaries 173 AD bei … 174 Adressen 176 Apropos 178 Genie & Spleen
INDONESIEN
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Nihi Sumba der perfekte Platz, um den Rest der Welt zu vergessen. Eine imposante Küste und
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AD Editorial
„Ob in einer Mönchsklause oder mitten in der Stadt – welches sind Ihre Kraftorte?“
Foto: The National Gallery, London/Akg-Images; Porträt: René Fietzek
E inkehr, Ruhe, Askese, Konzentration. Wohl nirgends sonst in der Ideengeschichte des Abendlandes sind diese Vorstellungen eindrücklicher ins Bild gefasst worden als in den unzähligen Darstellungen des Heiligen Hieronymus. Leonardo da Vinci hat ihn gemalt, Ghirlandaio, Dürer, Lucas Cranach der Ältere und viele mehr. Antonello da Messina zeigt den berühmten Kirchenvater, der auf Einladung des Papstes Damasus I ab 382 n. Chr. in Rom und später in Bethlehem das Neue und das Alte Testament ins Lateinische übersetzte – die über Jahrhunderte maßgebliche sogenannte Vulgata –, versunken in seine Schriften „im Gehäus“ (oben, um 1474). Er schuf damit die geradezu emblematisch verdichtete Urszene aller Kontemplation, den Scholar in seiner Kammer. Gerade war das nur 45,5 auf 36 Zentimeter große Ölgemälde, das sonst in der Londoner National Gallery hängt, in der großen Antonello-Retrospektive in Mailand zu sehen – eine der Ikonen der in der italienischen Renaissance geprägten humanistischen Philosophie. Natürlich ist der über seine Schriften gebeugte Gelehrte eine besonders naheliegende Kristallisationsfigur des christlichen Abendlandes für die Maßgabe eines arbeitsam fokus-
sierten Lebens, formuliert aber für uns Heutige vielleicht vielmehr das Bedürfnis nach Rückzug an einen Ort, in dem es über den bloßen Fleiß hinaus vor allem um das Sammeln neuer Kräfte geht. Wir haben uns diesen Monat gefragt, welches eigentlich gegenwärtig unsere Orte sind, an die wir uns zurückziehen können, um im tosenden Wahnsinn der täglichen politischen und gesellschaftlichen Verwerfungen und Veränderungen ganz bei uns selbst zu sein, uns zu konzentrieren. Die Mindspaces, in denen wir sehr bewusst einen Augenblick erleben und kultivieren können. Die Mönchsklause des Hieronymus mag am Anfang dieser Historie stehen, ist jedoch nur eine Möglichkeit von vielen. Es kann ebenso gut das Kloster in Antwerpen sein, das Vincent Van Duysen zu einem Hotel umgebaut hat (S. 102), das labyrinthische Riad, an dem Meisterparfumeur Serge Lutens schon ein Leben lang in Marrakesch arbeitet (S. 130), ein Kapitänshaus voller Strandgut auf einer Insel vor der Küste Tasmaniens (S. 124), das Pied-à-terre der Interiordesignerin Laura Sartori Rimini in Chelsea (S. 148) oder die majestätisch-ruhige Betonarchitektur einer Münchner Kreativagentur (S. 154). Allen wohnt erkennbar die Kraft inne, die im Alltag auseinanderstrebenden Feldlinien fast magnetisch wieder auszurichten. Welches sind solche Kraftorte für Sie? Auch wenn Sie nicht gleich die ganze Bibel neu übersetzen wollen …
O liver Jahn
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ARCHITECTURAL DIGEST. STIL, DESIGN, KUNST & ARCHITEKTUR erscheint in der Condé Nast Germany GmbH Oskar-von-Miller-Ring 20, 80333 München Telefon 089 38104-0 mail@condenast.de, www.condenast.de ad@admagazin.de, www.admagazin.de
Chefredakteur Oliver Jahn
Stv. Chefredakteur & Style Director Art Director Textchef & Kunst Managing Editor Interior/Küche/Bad Textredaktion Stil Bildredaktion Art Department Assistenz der Chefredaktion Mitarbeiter dieser Ausgabe Autoren dieser Ausgabe Fotografen dieser Ausgabe
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Redaktion Dr. Simone Herrmann Inka Baron Barbara Gärtner Eike Schrimm Karin Jaeger Andreas Kühnlein, Florian Siebeck Sally Fuls (Ltg.), Mona Bergers, Nina Luisa Vesic, Friederike Weißbach Thomas Skroch (Ltg.), Isa Lim, Samantha Taruvinga Viviana Tapia (Stv. Art Director), Anastasia Novikova (Trainee) Johanna Hänsch Reinhard Krause, Sophia Lierl, Iain Reynolds, Christof Rostert Larissa Beham, Gesine Borcherdt, Ulrich Clewing, Karen McCartney, Mitchell Owens Filippo Bamberghi, Helenio Barbetta, Benjamin Brinckmann, Martin Diepold, Robert Fischer, Miguel Flores-Vianna, Elias Hassos, Ariel Huber, Kai Sistemich, Ambroise Tézenas, Trevor Tondro, Alain Le Toquin, Michael Wee Emiliano Ponzi Mona Bergers, Nina Luisa Vesic
Büro Mailand Anna Riva, Paola Dörpinghaus Tel. +39 02 29000718, p.dorpinghaus@condenast.it Büro New York Christina Schuhbeck Tel. +1 212 2866856, christina_schuhbeck@condenast.com Schlussredaktion/Dokumentation Lektornet Syndication syndication@condenast.de Redaktion admagazin.de Andreas Kühnlein (Ltg.), Valerie Präkelt (Feature & Social Media Ltg.), Clara Westhoff (Trainee)
Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt Oliver Jahn
...the ultimate cabrio jacket.
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AD Entdeckung
Foto: Thierry Bal/Courtesy the Artist, Lehmann Maupin-New York/Hong Kong, and Victoria Miro-London, Bildmuseet Archive
Wunderkammer
Auf den ersten Blick wirkt „Passages“, die Installation des koreanischen Künstlers Do Ho Suh, wie ein Röntgenbild. Tatsächlich handelt es sich um genähte Paneele aus transluzentem Polyester, mit denen Suh akribisch die Architekturen seiner früheren Wohnorte dokumentiert. Es sind Zwischenräume aus der Vergangenheit; die Grundrisse verblassen, das Gefühl bleibt. FS lehmannmaupin.com
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AD Agenda
Wer, wie, was? Redak tion Johanna Hänsch
Neu eröffnet Hermès, Stuttgart Neue Boutique (ab September) Stiftstraße 3 herme s.com
Galerie Negropontes, Paris Französisches Design 14–16, rue Jean-Jacques Rousseau ne grop onte s- galerie.com
Devon & Devon, Mailand Showroom als Coworking-Space Via San Marco 38, Buchung über: milano@devon - devon.com
Bauwerk Parkett, Frankfurt Neuer Showroom Hanauer Landstraße 126–128 bauwerk-parke t t .com
Eine Schnupftabakdose aus der Juwelenschmiede Friedrichs des Großen, ein brillantenbesetzter Ordensstern, majestätische Porträts: Die Hermitage Amsterdam zeigt höfische Prunkstücke des russischen Kaiserreichs. 14 . 9.–1 5 . 3 . 2 0 2 0, hermitage.nl
Drei Fragen an Birgit Minichmayr Sie spielen in der Bauhaus-Serie „Die Neue Zeit“ Alma Mahler, die Frau von Walter Gropius. Was hat Sie an dieser Rolle gereizt? Sie war die letzte Femme fatale des 20. Jahrhunderts, versammelte interessanteste Künstler um sich und hinterließ einen tiefen Eindruck. Nicht zu vergessen, dass sich Oskar Kokoschka eine AlmaPuppe baute, nachdem sie ihn verließ. Was bedeutet Ihnen das Bauhaus? Bauhaus ist für mich eine unfassbare Schmiede prägendster Designer und Kunsthandwerker. Ich war schon früh angetan von diversen Designs. Auch das „Triadische Ballett“ hat mich sehr beeindruckt, als ich in der Schauspielschule darauf gestoßen bin.
Birgit Minichmayr spielt in der Fernsehserie „Die Neue Zeit“ die Frau des Bauhaus-Gründers Walter Gropius (ZDF, 15., 16. und 17.9., jeweils um 22.15 Uhr, Doppelfolgen). zdf.de
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Hat Sie das Drehen inspiriert? Ich habe die Kindermöbel von Alma Siedhoff-Buscher entdeckt. Die würde ich gerne für meine Kinder haben!
Muuto, Kopenhagen Neues Headquarter Østergade 36–38 muuto.com
Mit Muße In elegant zeitloser Manier designten Dimore Studio das Interior für die Büros des Londoner Vintage-Uhrenhändlers The Watch Club: blau-goldene Farbtöne, eine Deckenlampe von Hans-Agne Jakobsson und bordeauxfarbene Sessel von Luigi Caccia Dominioni. watchclub.com
Fotos: © State Hermitage Museum, St. Petersburg (3); Jérôme Galland; Porträt: Thomas Dashuber
Von Kaiserinnen und Zaren
AD Agenda
Schü el ie Bürste, Baby! Meilensteine von Margiela Er ist das Phantom der Fashionwelt, selbst sein Label ohne Logo. Fast 220 Modelle aus 17 Jahren Maison Martin Margiela (oben Stücke von 1999 bis 2006) versteigert Sotheby’s Paris online. Besichtigung: 20.–25.9.
Das Vitra Design Museum, sonst Hort des schön Funktionalen, widmet sich in der Schau „Objects of Desire“ dem Surrealismus in Design und Kunst. Die Tour de Force ins Reich des Absurden startet 1921 mit Man Rays Nagel-Bügeleisen und endet 2019 mit „Hairbrush“ (oben) von Bless. 28.9.–19.1.2020. de sign -museum.de
sothebys.com
Nicht verpassen! Maison & Objet, Paris Designmesse, 6.–10.9. maison - objet .com
Architekturbiennale, Tallinn tab.e e
London Design Festival Events, Ausstellungen, Messe, 14.–22.9. londonde signfe s tival.com
Architekturbiennale, Chicago Architekturausstellung, 19.9.–5.1.2020
Star der Serien Unter Deutschlands Keramikern war sie ein Unikum: Nicht das Einzelstück lag ihr am Herzen, sondern die Serienproduktion. Sie war Unternehmerin in der DDR (bis zur Enteignung 1972). Und sie entwickelte selbst mit 90 noch frische Formen und Dekore. Nun zeigt die Neue Sammlung in Weiden das Œuvre der großartigen HB – Hedwig Bollhagen (1907–2001). O. Anbietschalen der frühen 50er Jahre. Bis 10.11. dns tdm.de/ he dwig -b ollhagen
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chic agoarchite c turebiennial.org
„Vivere alla Ponti“, Zürich Gio Ponti-Ausstellung von Molteni & C, 26.9.–11.10., Zingg-Lamprecht-Showroom molteni.it
Fotos: Sotheby’s / Art Digital Studio (3); Andreas Sütterlin / © Vitra Design Museum; Christoph Sillem
Eröffnungswoche: 11.–15.9.
Model: Daydreamer Design: Joachim Nees Configure on: jori.com/configurator
innovative seating comfort since 1963
AD stellt vor
Clara Westhoff
Elias Hassos ist ein Freigeist, im übertragenen Sinne wie im geografischen. „Ein ortsgebundenes Studio oder Büro brauche ich nicht, ich arbeite von überall!“ Für uns begab sich der Münchner Fotograf in einen regelrechten Tempel der Arbeit: die asketischen Räume der Kreativagentur Martin et Karczinski. Hassos inszenierte sie als lichte Denkräume, ätherisch, kühl und komfortabel. S. 154
Jakob Schmitt, Robert Fischer, Samantha Taruvinga & Andreas Kühnlein machten es verkehrt herum – zumindest was das per Spiegelblick entstandene Gruppenbild rechts betrifft. Mit allerlei Projektionsflächen ausstaffiert, fuhren der Fotograf (2. v. li.), sein Assistent (g. li.) und unsere beiden Redakteure halb München ab, um den neuen Mercedes EQC ins rechte Licht zu rücken. Schlussendlich machten sie dabei (trotz Attacken hungriger Ameisen oder enttäuschend brach gemähter Wiesen) dann doch alles richtig. S. 108
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Fotos: Thomas Skroch (2); Robert Fischer
möchte Clara Westhoff auf Google überholen. Bislang rangieren dort nämlich die Skulpturen ihrer berühmten Namensvetterin vor den Texten, die Clara für das „Zeit Magazin“, die „WamS“ oder „Piqd“ schrieb. Nun ist die 22-jährige Journalistikabsolventin Online Trainee bei AD, entwickelt Videoformate und schreibt – wie sollte es auch anders sein? – am liebsten: über Kunst. ad-magazin.de
IWC Schaffhausen Portugieser Chronograph BUCHERER BLUE
“CONQUERING UNCHARTED WATERS.”
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Stil
Neuheiten, Thema, Talent, Interview, Inspiration, Porträt, Projekt, Studio und Praxis
Einflussreich Fragt man Matthew Day Jackson nach der Inspiration für seinen Stuhl – nimmt man besser erst einmal Platz darauf: Der Sündenfall (die geschlängelten Sperrholzbeine), die Mondlandung (auf die Sitzfläche aus Laminat wurden lunare Landschaftsstrukturen gedruckt) und eine Reise ins finnische Städtchen „Kolho“ (so der Name der Kollektion) machen aus dem Krakenstuhl einen multivalenten Tausendsassa! 1200 Euro. SF
Foto: Perttu Saksa
madebychoice.com
Redak tion Simone Herrmann und Sally Fuls
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Stil Neuheiten
Dreikissenhoch Die Prinzessin auf der Erbse hielt sich meist im Bett auf. Hätte sie einen Sessel besessen: Es wäre „The Pillow Chair“ (1499 Dollar) von Ash NYC gewesen. ashnyc.com
Prima Primaten 1963 taten fünf nassforsche Makakenaffen es den Menschen gleich – und stiegen erstmals ins Thermalbecken am Fuße der japanischen Shiga-Hochebene. 56 Jahre später saßen ihre tiefenentspannten Nachkommen Porträt für Mooois „Indigo Macaque Red“ (2170 Euro), einen Teppich, der aus Kunst- und Wollfaser gewebt wird. Da braust sich doch der Affe! SF mo o oic arp e t s.com
Bündnis Wohnen
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1 Khaled El Mays setzte seinem „Flora“-Sessel für Nilufar eine opalgrüne Baumkrone aus Samt auf. Preis auf Anfrage nilufar.com 2 Schnittig! Den Küchenklassiker (4,8 Liter, 749 Euro) von KitchenAid gibt es jetzt auch in British Racing Green kitchenaid.de 3 Grün-Anlage: Francesco Balzanos „Colosso side table“ aus Verde Patricia ist limitiert auf 12 Stück, 23 600 Euro, über kolkhoze.fr
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Fotos: Moooi; Ash NYC; Nilufar; KitchenAid; Kolkhoze
Die Grünen
Stil Neuheiten
Ein genialer Geistesblitz
Tougheres Schneiderlein
Ein bisschen wie vom Donner gerührt – sehen CharlesAntoine Chappuis' „Knitted Vases“ aus: Dabei zucken keine bunt gemusterten Stromwellen um die recycelten Glasgefäße, sondern hart gestrickte Leinengriffe im Missoni-Look. Dort gefasst und umgedreht, geht dem Trio übrigens auch kopfüber so manche Blume auf! ch -a - ch.com
Haben Sie sich schon mal einen Anzug maßschneidern lassen? Zeitloses Design, präzises Handwerk und im besten Fall: ein Stück für die Ewigkeit. Unter diesem Motto entwarfen Yabu Pushelberg „Taylor“ für Stellar Works, eine Kollektion, die neben Sofa (ab 3368 Euro) und Sessel auch Glaskabinett und Holzstühle umfasst. Dieser Anzug hat Couturequalität. SF
Ganz schön grob Italien und Marmor! Fein in Form gehämmert, poliert, verkleidet und bis zur Perfektion zum Möbel kultiviert – all das wollten Studio Binocle nicht: Für ihre „Six Tableaux“ (ab 4200 Euro) legten die italienischen Designer unregelmäßige Steinplatten auf stämmige Stelen und schufen so: die Eleganz der Grobmotorik! bino cle.it
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Fotos: Charles-Antoine Chappuis; Yabu Pushelberg; André Ducat
s tellar works.com
Stil Neuheiten
Symbiose aus Form und Farbe Wegnehmen bis zur vollendeten Form. Über Jahre hinweg. So entstanden Gottfried Palatins Porzellandosen. Deren Urformen (Boxen zwischen 260 und 1200 Euro) schneidet, schleift und poliert der Österreicher aus Alabasterblöcken. Gegossen wird nur eine kleine Zahl. Und mit einer Glasur versehen, die der Form leuchtendes Charisma schenkt. RK got t frie dpalatin.at
Höllisch cool In den eiswürfelartigen Sitzblöcken des Designers Pablo Limón fließen Jeff Koons’ Bling-Bling und die Entdeckerlust eines avantgardistischen Autolackierers zusammen. Lüsterglanz und Schliereneffekt resultieren aus mehreren Schichten Silbernitrat (vulgo auch: Höllenstein), die von Hand partiell wieder wegpoliert werden. „Silver Nitrate 01“ und „02“ gibt's in New York in der Patrick Parrish Gallery. Je 9500 Dollar. pablolimon.com
Nur nicht so schüchtern! Lang hat’s gedauert, doch jetzt traut sich Stahlemaille heraus aus dem Bad und brilliert im Wohnbereich. Für Knoll International entwarfen Barber & Osgerby den Memphis-inspirierten Esstisch „Smalto“, dessen Platte und Beine hochglänzende Emaille umfängt: Wir schmelzen dahin wie Glas. 3690 Euro.
Fotos: G. Palatin (3); Pablo Limón; Courtesy of Knoll
knoll.com
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KUNST INSPIRIERT TECHNOLOGIE TECHNOLOGIE VOLLENDET KUNST Mechanismus einer Uhr
Inverter Direct Drive Motor von LG SIGNATURE
DER 1dB UNTERSCHIED. DIE STILLE DES PERFEKTEN HANDWERKS. Im Inneren einer mit hoher Handwerkskunst gefertigten Uhr arbeiten die einzelnen Komponenten in perfekter, leiser Harmonie zusammen. Die LG SIGNATURE Waschmaschine wurde bis zum letzten Detail perfektioniert. Das sorgt für die Minimierung unerwünschter Geräusche bei gleichzeitiger Verbesserung der Waschleistung. Holen Sie sich bei LGSIGNATURE.com, was Sie sich verdient haben.
THE ART OF ESSENCE
Stil Neuheiten Pappel, wechsle dich! Wir haben die Platten auf den Quadern ausgewechselt, die Quader umgedreht und so Hocker daraus gemacht – und wir konnten nichts finden. Nichts, das unpassend wäre: „Misfit“, so nannte Dries Otten nämlich seine neuste Kollektion (ab 4350 Euro) aus Buchen- und Pappelholz. Sitzt wie angegossen, finden wir. drie sot ten.b e
Schlüssel zur Erleuchtung Manchmal braucht es eben Josef Frank zur Selbstfindung. Inspiriert von dessen Textildrucken, überwand Luca Nichetto seine bislang eher minimalistische Farb- und Formensprache und schuf so eine Leuchtenkollektion, die es in sich hat: „Fusa“ (ab 2380 Euro) wird von Nason Morettis Glasbläsern aus Farbresten hergestellt und glimmt, sobald angeknipst, vom Scheitel bis zur Sohle. Erleuchtung – in corpore! SF svensk t tenn.se
Comeback der Falte
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1 Barock im Geiste: Einzelstück mit Faltenwurf aus grünem Marmor auf antikem Messing, von Bower für
The Future Perfect, 14 275 Euro the futurep er fe c t .c om 2 Raphael Navot schwingt bei „Underline“ Flügel aus Nubukleder um die Polster, für Roche Bobois, ab 3300 Euro ro ch e - b ob ois.c om 3 Rückwärtsrolle: Anna Karlins „Slump“, Leinen-Baumwollmix mit Ahornholz, 7250 Dollar annakarlin.c om
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Fotos: Jef Jacobs; Svenskt Tenn; Bower Studios; Roche Bobois; Courtesy of Anna Karlin
Botox ade!
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Stil Neuheiten Geborgenes Licht Gemeinsam mit Wonderglass entwickelte das venezianische Designduo Zaven eine Leuchtenserie, bei der je zwei Platten aus farbigem Gussglas verschmolzen werden und einen Leuchtstab aufnehmen. Aufgehängt sind die „Dune“-Lüster an schwarzen Transportgurten. Sanft wiegt sich das Licht …
Naschmarkt „Schon als Kind träumte ich davon, eines Tages einen eigenen Bonbonladen zu haben“, sagt Helle Mardahl (li.). Mit der Glaskollektion „The Cherry on Top“ hat sich die Kopen hagener Designerin nun ihren Traum erfüllt. Die Leuchten, Vasen und Bonbonnieren wirken wie übergroße, von Hand produzierte Drops. Deren wohlkalkulierte Unre gelmäßigkeiten lassen wir uns gern auf den Augen zergehen. Preise auf Anfrage. RK hellemardahl.com
Fotos: Omar Sartor (3); Geray Mena; Marie’s Corner & Parkett Dietrich; Pete Daly; Maja Karen Hansen (2)
wonderglas s.com
Altes Eisen? Zum Wegwerfen zu schade, das ist der Gedanke hinter den „Remix“Editionen von BD Barcelona. In Teil 3 der Reihe setzt Jorge Penadés aus der Produktion genommene Aluprofile zu eigentümlich technoiden Vasen zusammen – so wird aus verloren gegangener Funktionalität Schönheit. Ist das Lager leer, findet die „Piscis“-Serie (ab 655 Euro) ihr natürliches Ende. RK b dar te ditions.com
Vom Scheitel zur Sohle
Miteinander verwoben Die Rückenlehne verrät, dass beim „DL Lounge Chair“ von DesignByThem auch ein Modemacher die Hände im Spiel hat: der Australier Dion Lee. Die Streifen aus italienischem Sattelleder erinnern an Kettfäden im Webstuhl. 2138 Euro.
Parkett Dietrich geht wieder einmal neue Wege: Die „Landhausdiele Eiche KaschmirGrau“ (94,90 Euro/m2) weist eine Maserung auf, die das Holz wie frisch gekämmt aussehen lässt. Darauf steht Pouf „Alvin“ (660 Euro) von Marie’s Corner. parke t t- die trich.de; marie scorner.com
de signby them.com
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Stil Neuheiten Thema
Acqua-Pastell
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Wenn glühende Hitze die Farben zum Flirren bringt, heißt es für diese Frischmacher: Wasser marsch! Redak tion Nina Luisa Vesic
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Meerumbraust: „Falaise et Porte d'Amont par Gros Temps“ von Claude Monet über rauantique s.com 2 Mit allen VintageWassern gewaschen – Waschbassin von Gio Ponti, 1953 dimore g alle r y.c om 3 Verschwommen! Badeanzug „Palm Springs“, Marysia, 365 Euro ne t-a-p or ter.com 4 Perfekte Welle: Ablage „Ondamarmo“ aus lackiertem Carrara, 890 Euro blo c -s tudios. com 5 Für die Manufacture de Sèvres spielt Arthur Hoffner mit dem Wasser. Limitierte „Fontaine à l'éponge“, 19 000 Euro ar thurh of fn e r.fr 6 Starker Wellengang? Bringt Marmortisch „Ocean Memories“ nicht aus der Balance mathieulehanneur.fr 7 Elementar: Kristallgläser „Stone Age“ alis savolchkova.com
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Fotos: Image courtesy of M. S. Rau Antiques, New Orleans; Dimore Gallery; Net-A-Porter; Ivan Grianti; JPPM/Luc Bertrand; Felipe Ribon; Alissa Volchkova
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.. Opera.. Interior Consultant GmbH - Beatrix Brossling-Weese Furstenberger Strabe 231 A - 60323 Frankfurt/Main Tel 0049 (0) 69-97 20 28 80 - Mobil 0049 (0) 172-6750999 www.opera-interior.de - info@opera-interior.de Angelo Cappellini & C. srl - Showroom via Turati, 4 - Cabiate (CO) Italy - www.operacontemporary.com
Stil Neuheiten Talent
Toro & Liautard Redak tion Mona B erger s
R egie führen, so könnten Hugo Toro und Maxime Liautard es nennen, wenn sie ihre „nicht unbedingt minimalistischen“ Interiors entwerfen. „Wie an Filme treten wir an unsere Inszenierungen heran. Jeder Raum erzählt eine Szene, bildet den Rahmen für Details, Lichteffekte, für das Spiel mit Materialien, Volumen und Epochen, mit denen wir Gefühle, ganz besondere Lebensmomente kreieren wollen.“ In einem Hinterhof des Marais gründeten die Franzosen vor drei Jahren ihr Studio. Kennengelernt haben sich die beiden schon 2008, im Zeichenunterricht an der Talentschmiede Penninghen, wo sie von Anfang an im Duo
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erlernten, ihre eklektischen Raumvisionen umzusetzen. Dem Sterilen und Kalten entfliehen die 30-Jährigen („Maxime ist der Detailverliebte, ich bin fürs Abstrakte, für Farbe zuständig“, sagt Toro) mit unverbrauchter Nostalgie: „Wir sind besessen von alten Handwerkstechniken, die wir vor dem Vergessen retten wollen. Zuletzt haben wir faux marbre eingesetzt.“ Ihre ebenso eleganten wie extrovertierten Interieurs realisierten sie in Stadtpalais, Lofts oder Restaurants wie dem „Grand Café Capucines“ oder dem „Perruche“ im Printemps. Kein Wunder also, dass bei Toro & Liautard gerade die extravaganten Toiletten zur Signatur geworden sind. Was als Nächstes kommt? Eigene Möbel, pardon, Requisiten. toro -liautard.com
Fotos: Leny Guetta
Filmreif! „A Single Man“ von Tom Ford inspirierte Hugo Toro (u., re.) und Maxime Liautard zum maskulinen Bachelor-Pad Turbigo (o.). Klappe, die zweite! Das goldene Lichtermeer an der Decke des „Grand Café Capucines“ (u.) spült die Besucher zurück in die 30er.
BLACK STONE ACCESSOIRES
BAD SERIEN ACCESSOIRES LEUCHTEN SPIEGEL w w w.d e c o r- w a l t h e r.d e
Stil Interview Für jedes Parkett: Das grüne Modell passt zu Faye Toogoods Dining Chairs „Roly Poly“ und Pierre Jeannerets Flechtstuhl im Pariser 1774-Showroom. Oliver Reichert und MarieLouise Sciò (unten re.), die „Valentinos“ (ganz u.) gibt’s im typischen Red oder mit Logo.
die gleichnamige Exklusivlinie, die wir zur Pariser Fashion Week lanciert haben. Nick Vinson gestaltete das Interior – schick und zeitlos, genau der richtige Rahmen für unsere Designkollaborationen. Seit 2018 arbeiten Sie mit Rick Owens zusammen. Wie kam es dazu? Mit unserem Pop-up, der Birkenstock Box, wollten wir in die Großstädte – nach Berlin, Mailand, New York – und zu einer unserer größten Fangemeinden: Los Angeles. Rick Owens studierte hier; es war klar, dass wir ihn fragen würden. Bis heute ist er der Einzige, den wir selbst kontaktiert haben! Welchen Weg schlagen Sie mit der neuen „Birkenstock x Il Pellicano“-Capsule ein? Mit „Il Pellicano“ brechen wir in den Reisekosmos auf. Die Hotelchefin Marie-Louise Sciò hat sich mit großer Verve den Entwürfen gewidmet. Ihre Designs – ihr zuliebe haben wir erstmals Bast verwendet – waren zwar eine Herausforderung, aber genau das macht es am Ende aus. Ein gelungenes Bündnis zweier Familienbetriebe! Und das schönste Erlebnis Ihrer jüngsten Kollaboration mit Valentino? Der Moment, als die wunderbare Frances McDormand in ihrer Valentino-Robe mit unseren knallgelben Birkenstocks auf die Oscar-Bühne trat. Was für ein Auftritt!
Go for it! Birkenstock ist zurück – und hat eine neue Adresse in Paris. CEO Oliver Reichert über Designer, die Oscars und die Magie von 1774.
S eit 2013 sind Sie CEO von Birkenstock. Ihre erste Erinnerung an die Schuhe? Mit 17 Jahren und Schuhgröße 47 gab es für mich keine allzu große Auswahl. Birkenstocks waren die Entdeckung für mich. Ich habe schnell gemerkt: Das ist genau
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mein Ding – bis heute hat sich daran nichts geändert. Ich trage sie immer und überall! Kürzlich eröffnete der neue 1774-Showroom in Paris. Was steckt dahinter? Unser Gründungsjahr! Und ein Innovationslabor: 1774 ist unser Global Office mit Kreativstudio, Marketing, PR und Vertrieb. Hier entsteht auch
Fotos: © DePasquale + Maffini
Inter view Mona B erger s
Stil Inspiration Tex t Nina Luisa Vesic
Produk tion Mona B erger s und Nina Luisa Vesic
Fotos B enjamin Brinckmann
Die Chemie stimmt! Wenn Porzellan, Glas und kokette Vasen mit Metallelementen zu elektrisierenden Tischarrangements reagieren, kommt es zur Geschmacksexplosion. Eins, zwei, drei – Zauberei!
Fotos: Benjamin Brinckmann/Studio Condé Nast
Die neue Formel? Farbe! Im Uhrzeigersinn von links: Pierre Charpins „PC Edition Plate“ mit blauem Dekor für 1616/Arita Japan, 418 Euro. Glasobjekt „Trio Candelabra/Bud Vase“ von Fferrone (330 Euro) neben drei „Arabesque“-Vasen von Serena Confalonieri, ab 500 Euro. Wang & Söderströms Gefäß „Sebae“ aus Jesmonite, 380 Euro. Servierlöffel „Haas Twisted Horn“ aus vergoldetem Edelstahl von L’Objet, Set 240 Euro. Fferrones „Revolution Small Bowl“, 165 Euro. Ölflaschen „Cilindro“ von Ichendorf Milano, je 38 Euro. Ovaler bzw. runder Keramikteller aus HK Livings „Gallery“-Serie, 20 und 12 Euro.
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Mineralmorphose: Vase „Ottilie“ aus Carrara-Marmor (607 Euro) mit Onyx-Schale „Lotte“ (450 Euro) von Bloc Studios. Feine Lamellen umsäumen Sandra Davolios Steingut-Unikat. Ein Amethyst hält den „Aura Mirror“ von Another Human, 1600 Euro. Darunter Tre Products „0,3L Glas“, vier Stück, 89 Euro. Dessertteller „Malachite“ von L’Objet (4er-Set 240 Euro) auf Meissens Speiseteller „Vitruv“ aus Biskuitporzellan (99 Euro). Messingkapsel von Apparatus Studio, 240 Dollar. Auf Serena Confalonieris „Santissimi“-Tablett aus Eisen und Glas (800 Euro): „Small Egg“ von Helle Mardahl (400 Euro), Dibberns Kristallglas „Excelsior“ (103 Euro) und Von Poschingers Champagnerglas (175 Euro).
Stil Inspiration
Foto: Benjamin Brinckmann/Studio Condé Nast
Aggregatzustand: futuristisch! Im Uhrzeigersinn von links oben: Poliertes Aluminium lässt Studio Vits „Cone Light“ spiegeln, 1870 Euro. „Konus“-Glasflaschen von Manufactum, 7 und 15 Euro. Darin Robbe&Berkings versilberter Trinkhalm, 44 Euro. Mintfarbenes „Candy Jar“ von Helle Mardahl, 1210 Euro. Dimitri Bählers Unikat „Bell“ aus Keramik mit Lustro-Glasur, im Set mit Teller und Vase 7500 Euro. Vorne Glasobjekt „Puddle“ von Elinor Portnoy (820 Euro) mit KPM Berlins „Bulb“ aus der „LAB“-Serie, 59 Euro. Brille „Filipa“ von Loewe, 320 Euro, über mythe resa.com. Jochen Holz’ irisierende „Bark Vase“, 720 Euro. Glasdose „Ecrin“ von Nude Glass, 84 Euro.
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Wenn die Johannismit der Erdbeere (re.) und die mit der Zitrone (o.) … dann kann es sich nur um „Garden Party“ (u.) handeln. Camilla Fischbacher hat den Klassiker nach über 20 Jahren zum 200. Jubiläum der Firma neu aufgelegt. Nun findet die Party wirklich im Garten statt.
Der goldene Moiré „Interaction“ mit digitalem Blumendruck (o.) kann aber auch anders: Dreht man ihn um 180 Grad, schillert er silbern! Für den Samt „Benu Talent“ re. werden 138 PET-Flaschen pro Meter recycelt. Ein Samt, den Marta Salas Pouf „René“ (unten) beim Mailänder Salone in Mandarine trug.
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Stil Porträt
Und wer hat's erfunden? … Christian Fischbacher! Im Sankt Galler Haus für feinste Stoffe und Bettwäsche ist Swissness seit 200 Jahren Programm. Camilla Fischbacher über Qualität für die Welt – und Samt aus Plastikflaschen. Tex t Simone Herrmann
Fotos: Christian Fischbacher (5); Thomas Skroch; Marta Sala
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den USA verbracht und war erst in den 50er Jahren an den Bodensee zurückgekehrt. Bereits der Urgroßvater Otto „Happy“ Fischbacher reiste im Dreiteiler mit seiner Tochter Margrit und einer Leiie Johannisbeere? Und die Zitrone auch?“ Camilla Fischbacher ca um die Welt. Und doch gilt Christian Fischbacher, gelten die lacht schallend, als sie erfährt, dass die Kissen vor dem Münchner eleganten Interieurstoffe, die feine Bettwäsche bis heute als der Christian Fischbacher-Showroom nicht nur bei Kunden, sondern Inbegriff der Swissness. Oder, wie man in Sankt Gallen sagt: Quaauch bei kleinen Passanten heiß begehrt sind. Gestern, erzählt die lität zahlt sich aus. Auch bei der Herstellung. ExtralangstapelShowroom-Managerin, sei sie gerade dazugekommen, als sich ein Baumwolle etwa, „das sind die besten drei Prozent der globalen Kind das Zitronenkissen vom Sofa angelte und stolz damit die Baumwollproduktion. Ehrensache, dass die Daunen für unsere Straße hinunterlief. Die Johannisbeere ist schon seit Längerem Kissenfüllungen nicht lebend gerupft werden.“ Und natürlich: die flüchtig. „Garden Party“ heißt das Dessin, Früchtchen und Gemü- hohe Schule der Textilveredelung, alte Handwerkstechniken und Erfindergeist. Beides zusammen ergibt se auf blütenweißer Baumwolle; ganz leicht und luftig wird einem ums Herz, Stoffe wie „Interaction“, einen klassiwenn man es anschaut. „Der Print schen Moiré antique, so wundervoll gestammt aus den 90ern, aber für unsere flammt, dass er auch einen SeidenweJubiläumskollektion haben wir ihn neu ber aus Lyon stolz gemacht hätte. Aber aufgelegt, jetzt auch als Outdoorstoff“, „Interaction“, ein vibrierendes Gewebe erklärt Camilla Fischbacher, deren aus Metallicfäden mit floralem Dessin, Mann Michael das Unternehmen in das im Transferdruck aufgebracht wird, sechster Generation leitet. Sie selbst ist kann mehr: „Es wechselt die Seiten, von Kreativchefin, die erste Frau in 200 JahSilber zu Gold.“ Ein textiles Kunststück. ren! Gestern London, heute München, Auch Fischbachers anderes Lieblingsmorgen wieder Sankt Gallen, wo der projekt, der aus PET-Flaschen recycelte erste Christian Fischbacher 1819 seinen Samt „Benu Talent“, hat im JubiläumsHandel mit Webwaren gründete. „Dass jahr für Aufsehen gesorgt. „Seit 2009 er sich ein Pferd anschaffte, um die beshaben wir experimentiert, aber erst jetzt ten Stoffe auch von weit her holen zu genügt er unseren Qualitätsstandards“, können, war seine klügste Idee“, erzählt sagt sie und streichelt ein pfauenblauFischbacher, und ein leichter amerikaes Seidensamtkissen aus der „Avantgarnischer Akzent mischt sich in ihr radening“-Linie, das so weich ist wie ein sches, lebendiges Deutsch. FortschrittSiamkater hinter den Ohren, so weich … „Die Designstudios in Sankt Gallen und Como lich und weltoffen, das seien alle sind das Herz unseres Unternehmens“, schwärmt „Zugegeben, ‚Benu‘ ist etwas griffiger, daFischbachers gewesen. für ist er outdoortauglich, schwer entCamilla Fischbacher (o.). In der 200-jährigen „Mein Mann und ich sind da hoffent- Firmengeschichte ist sie die erste Kreativchefin. flammbar. Und er ist endlich farbecht, lich keine Ausnahme“, lacht sie. „Wir denn jede Plastikflasche hat einen winhaben uns in Oxford kennengelernt. Micki hat chinesische Kultur, zigen Farbanteil, meistens blau oder grün. Man kann zehn Meter in ich Kunst studiert“, erzählt die Tochter einer Amerikanerin und satter, gleichmäßiger Farbe produzieren, und dann sitzt da plötzeines Iraners, die nach dem Sturz des Schahs in der Schweiz und lich ein dicker Farbfleck, mittendrin, und grinst dich an … Aber den USA aufwuchs, Persien, das Land ihrer Kindheit, immer im jetzt haben wir den Bogen raus, arbeiten mit einem Spezialisten Herzen. Zwei, die sich viel zu erzählen haben. Die mit offenen aus Amsterdam.“ Klar sei sie stolz auf „Benu“, „schließlich kann Augen durch die Welt gehen und von klein auf über den Tellerrand man ja nicht immer nur lamentieren, dass die Umwelt vor die Hunschauten. Nach Jahren in Japan und Malaysia – „Ja, auch dort gibt de geht. Man muss auch etwas tun – 138 PET-Flaschen stecken in es wie in 30 anderen Ländern eine Christian Fischbacher-Depen- einem Meter Samt.“ „Benu“ sei übrigens der Name des altägyptidance“ – kehrten sie mit ihren Kindern nach Sankt Gallen zurück, schen Vogels Phönix. „Ich spreche ihn englisch aus: Be new! Sei in die riesige Villa des Großvaters. Der hatte seine Jugendjahre in neu!“ Damit ist für die nächsten 200 Jahre alles gesagt.
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Punkt, Punkt, Komma, ich Das Internet wird in diesem Jahr 50, die Schrift etwa 5000 Jahre alt. Die Schweizer Manufaktur Hieronymus bringt beides in Einklang. Tex t Sally Fuls
Illus tration Jorge G onzález
R egelmäßig kommt der Chefredakteur des Magazins, das Sie gerade in den Händen halten, ins Stutzen. Nämlich wenn ihm die Autorin dieses Texts digitale Mindmaps, Tabellen oder Moodboards auf dem Laptop zeigt. „Ich mach das ja alles noch per Hand“, entschuldigt sich Oliver Jahn dann fast. Und schaut auf sein Notizbuch. Geht es um das Sortieren von Gedanken, mag der Computer auf den ersten Blick flexibler sein – das Sinnieren mit dem Stift jedoch, das Sichzurückziehen in ein Notizbuch kann zur inneren Reise werden. Diesen Ansatz verwirklicht die Schweizer Schreibwarenmanufaktur Hieronymus in handgebundenen Lederkladden, Tintenfüllern aus Sterlingsilber oder Anspitzern aus bronziertem Messing. Und in einem eigenen Journal, das in limitierter Auflage auf feinste Papiere gedruckt wird. „Mindspace“, so der Titel der Erstausgabe, feiert Orte: physische und solche, die nur im Kopf existieren wie die geheimnisvoll verblichen illustrierte Gedankenwelt des Komponisten Max Richter (oben) oder auch ein M. C. Escher-eskes Computerspiel. Womit Hieronymus total nostalgiefrei zeigt: Auch in Tradition steckt eine ganze Menge Technik. hieronymusmindspace.com
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Think Ink: Der „Sculpture Pen“ (re., 2400 Euro) wird aus einem Block Sterlingsilber geschnitten, das „Writing Pad“ (u., 60 Eu ro) in japanischer Fadenheftung handge bunden. Oben: Die Gedankenlandschaft des Komponisten Max Richter in Tusche.
Fotos: Hieronymus
Stil Projekt
MÜNCHEN SOLLN
Bauhausvilla der Superlative 5 Schlafzimmer, 4 Bäder
MÜNCHEN SCHWABING
Stadtpalais am Siegestor 9 Schlafzimmer, 7 Bäder
MÜNCHEN SOLLN
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Christian Ehbauer Geschäftsinhaber
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Stil Projekt
Tuning in Azur Der Mailänder Fahrzeugveredler Garage Italia kreiert für Hublot eine Uhr – ganz in der Farbe des Himmels. Tex t Friederike Weißbach
R epariert wird hier nicht. So viel ist schon beim Betreten der aufwändig erneuerten 50er Jahre-Tankstelle in Mailand klar. Der Showroom von Garage Italia ist, anders als der Name suggeriert, keine Werkstatt, sondern Ideenlabor von Lapo Elkann, Ururenkel von Fiat-Gründer Giovanni Agnelli. Aber auch Atelier für automotive Verschönerungen, das Mekka all jener, die Serienausstattungen für banal halten. Es geht um Individualität, innen wie außen. Verantwortet wird das kreative Geschäft von Carlo Borromeo – Produktdesigner und Autonarr –, der sich nach Elkanns Zuruf an die Aufgabe machte, für die Schweizer Uhrenmanufaktur Hublot einen Zeitmesser im Sinn von Garage Italia zu veredeln. „Wie alles, was wir hier machen, soll die Uhr klassisch und sportlich sein, dynamisch, aber mit besonderem Dreh.“ Er fand ihn im Mix aus vier verschiedenen Blautönen, inklusive leuchtendem Azur. „Wir sind süchtig nach Blau.“ Die Lünette ist gewagt, aber „eine Uhr soll ja nicht jedem gefallen, sondern Persönlichkeit haben“, findet Borromeo. Angepasst sind die anderen.
Fotos: Hublot
Blaumachen? Keines wegs! Trotz eindeuti ger Farbvorliebe hat Carlo Borromeo (oben) viel zu tun. Der limi tierte „Classic Fusion Chronograph Garage Italia“ (rechts) ist nur das erste Modell der dreiteiligen Konzept serie „Sky, Earth, Sea“ für Hublot. Charakter stark: die Lünette aus himmelblauer Keramik.
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DEUTSCH 09/2019 SEPTEMBER
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Form follows Beauty Das Designerduo Doshi Levien hat sieben Lichtskulpturen entworfen – kraftvoll wie die Erde, luftig wie der Himmel.
W ie Fantasiewesen schweben sie zwischen Himmel und Erde. Wolkenähnlich, ätherisch, ganz leicht. Dabei sind sie aus Metall gefertigt: Aluminium in Automobilqualität, das in den feinfühligen Händen eines Jaguar-Restaurators zu fließenden, kurvenreichen Formen gehämmert wird. „Earth to Sky“ heißen Doshi Leviens Entwürfe, die das Londoner Designerpaar erstmals selbst und ohne namhafte Herstellermarke im Hintergrund produziert hat, „um vollkommen frei zu sein“. Von Beginn an hatten sie eine Lichtkollektion im Sinn. Doch Nipa Doshi und Jonathan Levien wollten keiner Zweckmäßigkeit folgen, sondern „magische Lichtskulpturen“ schaffen. Eine Kombination aus Raum, Licht und Form. Dabei ist das Zusammenspiel von linearen und organischen Formen von essenzieller Bedeutung. „Geometrie ist eher intellektuell, freie Form ist emotional. Ich bin fasziniert von dieser Balance“, sagt Levien. Eine Balance, die sich wie ein roter Faden durch all ihre Entwürfe zieht – neben ihrer Hingabe zum Detail. Für „Earth to Sky“ studierte das Paar die Malerei Le Corbusiers. „Seine Architektur ist so linear, aber wenn man sich seine Tapisserien und Bilder anschaut, sind sie unglaublich organisch, amorph, Abstraktionen des weiblichen Körpers“, er-
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Por trät G eorge Powell
klärt Doshi. Überhaupt sei ihre größte In- Oben links: Jonathan spiration die Malerei, „Öl auf Leinwand, Levien und Nipa Doshi, Miniaturen der Mogul-Zeit, Picasso, Kahlo“. die sich in den Sessel „Paper Planes“ schmiegt, Jonathan Levien wird zunächst Möbel- den das Londoner Detischler. Erst als er seine Ausbildung am signduo für Moroso entRoyal College of Art beginnt, fängt er an, worfen hat. Am Anfang Objekte zu formen, nicht zu konstruieren, eines Projektes stehen sondern auf fließende, intuitive Weise zu Nipa Doshis Zeichnungen unten, auf die erste formen. Ihn interessiert das Werk des ame- Prototypen folgen. rikanischen Künstlers David Smith. Seine „Das ist mein Part“, sagt Stärke liegt im Dreidimensionalen, im Jonathan Levien, der räumlichen Gestalten. Nipa Doshi arbeitet sie von Hand und immer am liebsten zweidimensional, in Form von in Echtgröße formt. Zeichnungen, die am Anfang eines jeden Projektes stehen. Aufgewachsen in Indien, „in einem pinkfarbenen Art déco-Haus, gegenüber war eine Druckerei, ein paar Häuser weiter wurden Fahrräder von Hand gebaut, daneben ein Teehaus“, strömten von klein auf „die unterschiedlichsten Einflüsse“ auf sie ein. Eine unermessliche kulturelle Pluralität, die in jedem Entwurf ihren Ausdruck findet. „Harmonie hat für mich mit Vielfalt und Brüchen zu tun, ein Nebeneinander von unerwarteten Dingen.“ Kontrast, egal ob in Farbe oder Form, sei auch das Zauberwort für die neuen Leuchtenobjekte, sagt Doshi. „Und noch etwas: die Kunst unserer Handwerker. In Indien sagen wir immer, dass Wissen Wissenschaft ist. Aber zu wissen, wie man es macht, ist jenseits der Wissenschaft. Es ist die höchste Erkenntnis.“
Fotos: Jonas Lindström
Tex t Nina Luisa Vesic
Stil Porträt
Sieben Lichtskulpturen umfasst die Kollektion aus Aluminium und Messing. Zuerst wurden Schnittmuster in feinster Handarbeit mit einem kleinen Holzhammer in Form gebracht, danach alle Teile nahtlos miteinander verschweißt.
Mit einem Bein auf der Erde: Die Tischlampe li. steht auf Marmor. Einiges Kopfzerbrechen bereitete den Designern die Präsentation der Leuchtenobjekte – am Ende entschieden sie sich für ihr eigenes Studio, den Ort, an dem die Stücke entstanden sind.
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Personal Training Je individueller das Studio, desto effektiver der Sport: So gelingt das Home-Gym mit Licht, Luft und Leder. Tex t Florian Siebeck
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Stil Studio
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Fotos: François Coquerel; The Life Picture Collection/Getty Images; Luke White/The Interior Archive
enn Charles und Marie-Laure de Noailles die französische Avantgarde in ihr Sommerhaus an der Côte d'Azur luden, kam die nicht nur der wilden Partys wegen. Die Noailles forderten ihren illustren Gästen Höchstleistungen ab: Mit Schwimmbad, Gymnastikraum, einer Squash-Halle und 50 spartanisch eingerichteten Zimmern glich ihre kubistische Villa mehr einem Sportzentrum denn – wie Charles es nannte – einer „petite maison intéressante à habiter“. Von Francis Jourdain ließen die Hausherren ein System synchroner Uhren aufhängen, damit Gäste wie Man Ray, Salvador Dalí oder Pierre Chareau ja pünktlich zur Leibesertüchtigung erschienen. Obwohl die 20er von einem Fitnesswahn sondergleichen geprägt waren, gab es ein Haus wie das der Noailles kein zweites Mal – sie konnten es sich eben leisten. Doch die Zeiten haben sich geändert. „Fitnessräume sind kein Ding der Superrei-
Salon-Gym: Yann Le Coadic und Alessandro Scotto haben eine Villa in Paris zu einem neoklassizistischen Trainingsraum umfunktioniert (li. S.), der Anleihen an den Palazzo della Civiltà Italiana und das Kolosseum nimmt. Gerät ist hier leider nur Dekor. U.: Steve McQueen im Jahr 1963.
chen mehr“, sagt der britische Decorator Hubert Zandberg. In den auf Selbstoptimierung getrimmten Weltstädten, in denen Fitness zu einer Art Ersatzreligion avanciert ist, werden dem Körper auch in der eigenen Wohnung neue Tempel errichtet. Die Vorteile liegen auf der Hand: keine Clubgebühren, keine langen Wege, kein Warten, keine störenden Blicke. Im Londoner Townhouse der Moderedakteurin Deborah Brett hat Hubert Zandberg aus einem fünfeinhalb mal vier Meter großen Raum im Untergeschoss ein HomeGym gemacht. „Am Anfang stehen immer dieselben Fragen: Welche Übungen werden hier gemacht? Welche Maschinen genutzt?“ Jeder Mensch habe unterschiedliche Trainingsabläufe, am Ende dürfe der Raum aber nicht wie ein Hotel-Gym aussehen. „Niemand braucht einen Raum sperriger Geräte, um ausgewogen zu trainieren.“ Und wenn ein Bauherr das bezweifelt? „Dann hole ich ihren Trainer. Auf den hören sie immer.“ Zandberg kommt zupass, dass viele Kunden längst wissen, dass weniger oft
Sattblau getäfelte Wände und Holzelemente stehen in starkem Kontrast zur industriellen Frischluftanlage, die Hubert Zandberg in einem unterirdischen Fitnessraum (o.) für das Londoner Townhouse von Deborah Brett verbaute. „Der Materialmix spricht alle Sinne an, sowohl auf psychologischer Ebene als auch beim Training“, sagt der Designer. „Ein Korridor bringt Tageslicht in den Raum.“
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Stil Studio In einem Apartment in der New Yorker Upper East Side (links) entwarf Studio PPARK einen Indoor-Basketballplatz für die Kinder der Wohnungseigentümer. U. das Haus des Kunstsammlers Michel Fedoroff im französischen Bargemon, dessen mit Holz ausgestalteter Fitnessraum nach außen offen ist.
mehr ist. Für das Townhouse-Gym hat der Interiordesigner fast alle Elemente maßgefertigt: Kletterwände (die zugleich als Aufhängung dienen), Spiegel und Seile können mit wenigen Handgriffen an anderer Stelle im Raum platziert werden. „Fitnessräume dürfen nicht statisch sein.“ Weil sich der
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Raum im Keller befindet, wird natürliches Licht über einen Schacht nach unten geleitet. „Die sattblauen Wandpaneele schaffen einen visuell stimulierenden Kokon, der davon ablenkt, dass es keine Fenster gibt.“ Zugleich kontrastieren sie die industrielle Belüftungsanlage an der Decke. „Zusam-
Fotos: Donna Datan Photography/Workshop/APD; Thomas Heimann; Ullstein Bild/Getty Images; Richard Powers; Gap Interiors/Benjamin Mamet
Thomas Kröger schuf in einem Berliner Altbau (o.) einen voluminösen Fitnessraum für eine Trapezkünstlerin. Kleiner ist das Home-Gym des Möbelhändlers Stephan Weishaupt in Miami (u. re.). Re.: Ossi Oswalda.
men mit dem alten Leder wirkt der Raum nun beinahe wie eine Sporthalle aus der Kindheit“, sagt Hubert Zandberg. „Kind heitserinnerungen sind meist positiv, und positive Assoziationen machen es leichter zu trainieren.“ Eine neutralere Raumwirkung erzielt der Architekt Thomas Kröger mit sei nem lichten Trainingsraum für die Trapez künstlerin und Trainerin Rosiris Garrido in Berlin. „Auch in Deutschland steigt die Nachfrage“, stellt er fest. Der Raum ist ungewöhnlich hell und funktional, weil Rosiris Garrido hier auch Pilateskurse an bietet. Er befindet sich in der zweiten Eta ge eines Altbaus in Charlottenburg. Kröger ließ Stahlträger unter der Decke einziehen und plante eine lange Spiegelwand ein, wichtig zur Trainingskontrolle. Ein Lüf tungssystem war nicht erforderlich, weil die Deckenhöhe von vier Meter für ein aus reichendes Luftvolumen sorgt – zum Quer
lionen Menschen trainieren täglich an seinen Konstruktionen. „Design spielt für Fitness und Wellness mittlerweile eine tra gende Rolle“, sagt er. „Deshalb versuchen wir, unsere Produkte als objets d’art zu be trachten, die sich in möglichst jede Umge bung einpassen.“ Zusammen mit Antonio Citterio bedient Alessandri einen beständig wachsenden Markt für Heimgeräte – mit Fahrrädern, Laufbändern und Crosstrainern. „Antonio verbindet Stil und Technik mit einem ge wissen Understatement“, sagt Alessandri, „und schafft so eine durchgängige und au thentische Atmosphäre.“ Hubert Zandberg findet, je individueller der Fitnessraum gestaltet werde, umso ef fektiver sei das Training. „Viele vergessen: Das ist ihr persönlicher Raum, sie haben dort alle Freiheiten.“ Statt einer Sportmatte etwa könne man auch einen Berberteppich auf den Boden legen. Freiräume seien wich tig. „Wer wenig Platz in der Wohnung hat, sollte sein Geld vielleicht lie ber in einer GymMit gliedschaft anlegen.“
lüften werden die Fens ter geöffnet. Um die Nachbarn vor Lärm zu schützen, ließ Kröger Kautschukböden mit einem entsprechenden Unterbau verlegen, der akustisch vom originalen Boden abgekoppelt ist. Einbauten aus Holz, die zugleich Reifen, Bälle und Gewichte beher bergen, bieten zusätzlichen akustischen Schutz und sorgen für Ordnung. „Wenn man sich auf eine Wand mit Geräten und Gewichten konzentriert“, sagt Kröger, „ist es fast wie eine Erzählung, sehr grafisch und ästhetisch.“ Dass man heute Geräte nicht mehr ver stecken muss, ist Herstellern wie Techno gym zu verdanken. Der sportbegeisterte Designer Nerio Alessandri, der das Unter nehmen 1983 in der Garage seiner Eltern gründete, ist heute Marktführer – 50 Mil Hub er t Zan db erg
„Fitnessräume macht man entweder ganz oder gar nicht: Sie brauchen eine gewisse Größe, sonst sind sie ziemlich sinnlos.“ 69
Stil Studio
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Trimm dich chic
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1 Ergometer „Recline Personal“ von Antonio Citterio für Technogym, Preis auf Anfrage te chnog ym.com 2 Für Kinder und Erwachsene: Gymnastikringe aus Eichenholz von Lillagunga, 139 Euro lillagunga.c om 3 „Olympia“-Hanteln aus schillerndem Stahl von Ulysse Martel & Candice Joyce Blanc für NOV Gallery, Preis auf Anfrage novgaller y.c om 4 Das „Kinesis Personal“ aus Leder ermöglicht mehr als 200 Übungen, Preis auf Anfrage te chnog ym.com 5 Sportbank „Plinten“ von Alexander Lervik aus Holz und Leder, limitierte Edition ler vik.se 6 Expander aus Walnuss von Kenko, 259 Euro kenkos tore s.com 7 Hermès’ „Bolide 1923 – 45 Baseball“ aus Kalbsleder, 9000 Euro herme s.com 8 Reicht für einen Sternschritt: Teppich „Athletica“ von Schoenstaub aus Kunstseide, 2326 Euro scho ens taub.com
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Fotos: Technogym (2); Lillagunga; Raphaëlle Mueller; Helén Pe; Kenko; Hermès; Schoenstaub
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Foto: Manuel Nieberle / Condé Nast Verlag; Bildschirmfoto: Ames
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Architekten Umse t zung: Poliform Contract O r t: Herrliberg, Schweiz Materialien:
· Kochfeldabzug „Bora Professio nal“ aus schwarzem Spezialglas · Schrankfronten aus Spezial furnier von Schotten & Hansen · Boden mit wolkenartigem Tra vertin von RealStein/Antolini · Decke und Wände aus gewachs tem Sonderputz von Pulimeno Einrichtung:
Das macht sie besonders: „Eine Separierung der Küche? Nicht mehr zeitgemäß!“, erklärt Rubén Daluz. In der Casa Mi wird mit Blick auf die Goldküste des Zü richsees gekocht. Der schwarze Monolith ist überhaupt Dreh und Angelpunkt zwischen den Frei flächen und Treppenaufgängen. Dass Gerüche das Weite suchen, verhindert Boras „All Black“Maß anfertigung mit Abzug.
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Fotos: Marco Sieber (2); Granit (2); Petite Friture; Fabrizio Annibali; Skeppshult; Stelton; Karimoku New Standard; Normann Copenhagen; Soeder*; Redecker
· „Barcelona Daybed“ von Ludwig Mies van der Rohe via Knoll · Manufakturlampe von Sé aus lackierten Röhren mit Blattgold
Stil Praxis
#picobello
R ückwirkend stehen einem die Haare zu Berge: Kosmetika gibt es jetzt ohne Parabene, ohne Aluminium, ohne Mi kroplastik – Chemie, die wir uns bis lang bedenkenlos ins Gesicht getupft oder unter die Achseln gerollt haben. Ab sofort lassen wir an unsere Haut nur noch Wasser und Natur. Die Schweizer von s o e de r.c h starteten 2013 die Produktion von Naturseife und entdecken nach der Körperpflege, nach unbelasteten TShirts und Jeans nun auch die Wohnung als Schauplatz für chemische Abrüstung. Ihr „Bio Holzschutzöl“ (u. re., um 22 Euro) ba siert allein auf natürlichen Zutaten. Wer seine Holzflächen lieber wachst, für den gibt es das „Wood Protection Wax“ von granit .com (o., 9,90 Euro). Den Unterschied machen fünf Pro zent Bienenwachs aus, die dem Leinöl beigemengt sind. Auch bei einer an deren haarigen Sache gibt's eine kluge Lösung: Die Fusselbürste von re de cker.de (u. li., 35,95 Euro) hat „Borsten“ aus Kautschuk, die Staub und Tier haare auf Polstern und Kleidung an ziehen wie ein Magnet. Wasser drü ber, Fusseln weg – ahhhh!
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Vorrat? Natürlich
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Eingebüchst 1 Keramikfamilie „Ping“ von Petite Friture, in den Größen „Baby“ bis „Großvater“, ab
60 Euro p e tite friture.com 2 Ans Eingemachte geht's bei Marmorglas „Miss Marble“ von Editions Milano, 351 Euro e ditionsmilano.com 3 Massiv! Skeppshults gussei serne Gewürzdose „Swing S“ mit Walnussdeckel, 44 Euro skepp shult .com 4 Über sichtliche Glasbehälter von Granit, ab 9 Euro granit .com 5 Porzellangefäß „Emma“ von Stelton mit Holzverschluss, auch in Blau, 45 Euro s telton.com 6 Scholten & Bai jings' „Colour Bin Medium“ aus Kastanie und Leder für Karimoku New Standard, in drei Größen, 226 Euro karimoku-news tandard.jp 7 Leichtgewicht: Kunststoffdose „Geo Jar“ von Normann Copenhagen, 20 Euro normann - cop enhagen.com
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Offizieller Partner
Feines Handwerk und seine Macher: Alles handgemacht! Erleben Sie Europas beste Manufakturen und ihre Produkte auf 600 Quadratmetern.
13.–15.9. 2019 Aussteller: Meissen Porzellan-Manufaktur, Frederic Malle Parfums, Wittmann Möbelwerkstätten, Niessing Schmuckdesign, von Poschinger Glasmanufaktur, Jan Kath Design, Lexus Premiumfahrzeuge, Prantl Papiermanufaktur u.v. a.
Magazin in der Heeresbäckerei Berlin
Köpenicker Str. 16-17 Fr 10 – 22 Uhr Sa, So 10 – 20 Uhr Eintritt frei ad-magazin.de/house-of-crafts
ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur
SEIN STYLE, SEIN DRIVE MICK SCHUMACHER: DAS GQ-INTERVIEW SEPTEMBER 2019
GERMANY
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GENTLEMEN’S QUARTERLY
INSIDE DIE WAHRE STORY NE W S E ASO N!
OFFICE STYLE
DESIGNER LOOKS STREETWEAR
Foto: Markus Jans
AB SOFORT IM HANDEL!
GENTLEMEN’S QUARTERLY
Architektur Projekt, Radar und Garten
Foto: Cristobal Palma
Freitreppe ins Glück So ein altes Bootshaus auf Isla Lebe, einer winzigen Insel vor der chilenischen Küste, müsste doch ein entzückendes Ferienretreat abgeben, dachte sich Guillermo Acuña – den überzeugenden Beweis baute der Architekt gleich selbst (um). In verwitternde Schindeln aus Lärchenholz gehüllt, setzt der Bau eine silbrige Patina an und wirkt, als wäre er immer da gewesen. Das Wichtigste aber ist der Eingang in den rundum verglasten ersten Stock, den man über die ausladende Treppe o. erreicht – spektakuläre Aussichten garantiert. s tudioac aa.com
Redak tion Andreas Kühnlein
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Tex t Andreas Kühnlein
Fotos Ariel Huber
Lehrstück auf vier Ebenen
Nahe dem indischen Pune baute Case Design eine Schule, in der die weiblichen Führungskräfte von morgen fürs Leben lernen sollen.
Architektur Projekt
Foto: © Case Design (1)
D ie Führungsetagen der Welt brauchen end lich mehr Frauen. Weil es gerecht ist und weil es, egal wo, auch dem Ergebnis dient. Man kann das auf vielerlei Weise ange hen, kann Quoten einführen, institutionel le Hindernisse abbauen, in Bildung inves tieren. Aus Letzterem ist südöstlich von Indiens Millionenstadt Mumbai gerade ein Stück einzigartige Architektur geworden: die Avasara Academy für junge Frauen. Ins Leben gerufen hat das Projekt die Wirtschaftsexpertin Roopa Purushotha man, mit der Architekt Samuel Barclay seit gut zehn Jahren befreundet ist. Für die Avasara Academy gründete sie eine NGO; das Projekt ist komplett spenden finanziert, einschließlich der Schulgelder und der Kosten für den laufenden Betrieb. 360 hochbegabte Schülerinnen, aus Pune und darüber hinaus, werden hier unter richtet und gezielt auf Führungspositio nen in Wirtschaft und Entwicklung vor bereitet. Jedes Jahr kommt eine weitere Klasse hinzu, und 2020 wird der erste Jahr gang hier seinen Abschluss machen. „Nach all der Vorarbeit ist das wirklich ein be sonderer Moment für mich“, sagt Barclay, selbst Vater einer Tochter. „So ein Projekt ist schon ein großes Privileg.“ Seit seiner Gründung vor sechs Jahren arbeitet das Büro des amerikanischen Ar chitekten an der Avasara Academy, mitt lerweile stehen sechs Gebäude auf einem weitläufigen, 17 000 Quadratmeter großen Campus; luftige, rundum offene Betonsta pel mit bunten Aufbauten auf dem Dach. Die übliche Trennung zwischen Wohn und Unterrichtsgebäuden findet man hier nicht. „Wir wollten die klassischen toten Zonen vermeiden“, erklärt Barclay. Deshalb umfassen sämtliche Häuser beides: Klas senzimmer in den unteren beiden Etagen, Schlaf und Wohnräume für bis zu 500 In ternatsschülerinnen in den beiden Stock werken darüber. „Am wichtigsten waren uns die Zwischenräume“, sagt der Architekt, „die Treppenhäuser, Flure, Veranden. Die Orte also, wo das eigentliche Leben der Mädchen stattfindet, wo sie soziale Kontak te knüpfen und pflegen, einander begegnen, ihre Pausen verbringen und lernen.“ Auch das ist ein Teil eines ganzheitlichen Lern konzepts, das vom „Leadership Center“ bis in den von den Schülerinnen gepflegten
Case Design entwarf nicht nur die sechs Gebäudeteile des Campus, sondern auch die komplette Innenausstattung (o.). Der Großteil der Materialien ist re cycelt, etwa die Holztüren und Mosaikböden. Die Struktur der vierstöckigen Häuser selbst (li. S.) hielten die Architekten so einfach und flexibel wie möglich.
Permakulturgarten reicht. Die Grundstruk tur der Anlage hielten Barclay und seine damalige Büropartnerin Anne Geenen so simpel wie möglich. „Nachhaltigkeit heißt auch, dass man sich über die langfristige Nutzung eines Baus Gedanken macht“, er klärt er. Eigentlich seien es nur ein paar „simple Kisten“: Häuser ohne feste Pro grammierung, in denen man Wände jeder zeit versetzen und neue Raumsituationen schaffen könne. „Sollte das Ganze in zehn
Jahren ein Krankenhaus werden oder eine Wohnanlage, wird es hoffentlich genauso gut funktionieren wie heute.“ Für den Architekten aus Michigan ist Indien ein überaus spannendes Terrain, weil sein Beruf hier auf einer viel enge ren Zusammenarbeit mit den örtlichen Handwerkern basiert, als das in Europa oder den USA üblich ist. Außerdem ge hört Recycling ganz selbstverständlich zum Bauen; alles hier, sagt Barclay, werde
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Architektur Projekt
Klassenzimmer (u.) sind nur ein Teil der Akademie – die Schülerinnen sollen hier auch und vor allem in den Zwischenräumen lernen: in Treppenhäusern (o. li.), Fluren (o. Mitte) und den vielfältigen Übergangszonen zwischen drinnen und draußen (o. re.). Schließlich finde dort das eigentliche Leben statt, sagt Samuel Barclay. Das bunte Farbkonzept entwickelte die Kopenhagener Künstlerin Malene Bach.
Case Design
Porträt: Miranda Parker
wiederverwendet. Sämtliche Türen der Schule und die Flugaschesteine stammen aus abgerissenen Häusern in Mumbai, die Architekten, Mumbai Mosaikböden sind aus Materialresten. „Egal um welche Ressource es geht – Zeit, Energie, Mühe, Stein, Holz, Geld –, man sollte sie bedacht einsetzen und nichts verschwenden.“ So konnte er mehr in Handwerk und Ausführung investieren und den Quadratmeterpreis dennoch bei sagenhaften 350 Euro halten, inklusive Möblierung, Beleuchtung und sämtlichen Installationen. In Samuel Barclays Heimat in den USA Nach sieben Jahren bei Studio (und in Mitteleuropa ist es nicht viel anMumbai gründete Samuel Barclay ders) ist der Übergang zwischen drinnen (o.) 2013 das Büro Case Design. und draußen üblicherweise eindeutig defiSein interdisziplinäres Team macht niert: durch eine in mehreren Schichten nicht nur Architektur, sondern thermisch isolierte Wand – drinnen wird auch Interior- und Landschaftsgegeheizt oder gekühlt, draußen nicht. Hier, staltung, dazu in Kleinstserien im heißen, leicht ariden Klima Punes, gibt auch exklusive Möbel. es unzählige Abstufungen zwischen dem c ase de sign.in geschützten Innenraum und der „Wildnis“ draußen. Der Campus von Avasara umfasst offene Treppenhäuser, überdachte Veranden, schattige Innenhöfe, freie Wiesenflä- die Architekten gemeinsam mit dem New chen; eine Palette an vielfältigen Raumer- Yorker Büro von Transsolar ein System von fahrungen, durch die man sich ganz nach Solarkaminen, die heiße Luft aus den GeVorliebe und Tageszeit bewegen kann. bäuden saugen und kühlere Luft nachströIm Sommer steigen die Temperaturen men lassen. Die Betonkörper der Gebäude hier tagsüber auf über 40 Grad, nachts und ihre unverkleideten Decken dienen kann es empfindlich kalt werden. Trotz- dabei als thermische Masse, die Temperadem verzichtete Case Design komplett auf turschwankungen ausgleicht. Und vor der Klimaanlagen. Stattdessen entwickelten Sonneneinstrahlung, aber auch vor star-
ken Regenfällen oder den Monsunstürmen schützen Bambusscreens, deren Dichte Barclays Team je nach Bedarf und Ausrichtung variierte. „Ein einfaches und überaus kostengünstiges Mittel“, erklärt er, „das mit vorhandenem Material arbeitet und sich ohne großen Aufwand austauschen oder reparieren lässt.“ Und ein Gestaltungsmittel, das die Rohheit der Betonstruktur gemeinsam mit dem Farbkonzept abmildert. Für die intensiven Farben, in denen die Decken und die verspielte Dachlandschaft mit den weithin sichtbaren Solarkaminen leuchten, ist die Kopenhagener Künstlerin Malene Bach verantwortlich. Sie entwickelte eigens für das Projekt Wandfarben auf Basis vor Ort gewonnener und von Hand verarbeiteter Pigmente, die der visuellen Sprache der Anlage einen fröhlichen Ton geben und eine bunte Brücke schlagen in die Gestaltungstraditionen der Gegend. Genau so, sagt Samuel Barclay, versuche er immer zu arbeiten. Standardlösungen gibt es bei Case Design nie, deshalb auch der Name: Alles entwickelt sich aus dem konkreten Fall, soll diesem angemessen sein. Und am Ende ist es genau das, was Gestaltung in Indien für ihn ausmacht: „An einen Prototyp geht man hier genau so ran wie an eine kleine Serie.“ So werde der Weg von einer Idee zum fertigen Ding viel kürzer. Und manchmal kommt dabei ein großer Schritt in eine bessere Zukunft heraus.
Dachlandschaft: Ein Markenzeichen und weithin sichtba res Feature der Ava sara Academy sind die ikonischen Solar kamine rechts, die die Luftzirkulation op timieren und der (komplett passiven) Klimatisierung der Gebäude dienen. Das effektive System entwickelten die Ar chitekten mit den New Yorker Exper ten von Transsolar.
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Wunderwelt im Wald Nein, das ist keine Filmkulisse, und hier leben auch nicht die Ewoks. Azulik Uh May u. ist vielmehr Kulturzentrum und Museum für die lokale Mayakultur, ohne konkrete Pläne oder Entwürfe mitten in den Dschungel Yucatáns gebaut von Künstler und Allround-Genius Eduardo Neira alias Roth. Wie ein lebendiges Wesen wuchert das biomorphe Betongebilde um eine zentrale, 16 Meter hohe Kuppel. Bäume wurden keine dafür gefällt, sondern sorgsam in die Stück für Stück entstehenden Formen integriert. enchantingtrans formation.org
Steinerne Lunge „Breathe“ nennen sich die australischen Architekten, und der Name ist Programm: Ihre Bardolph Gardens atmen durch Backsteingitter und üppiges Grün Luft und Licht in kleine, geschützte Innenhöfe und die Wohnräume dahinter. breathe.com.au
Bullaugen für Landratten
Runde Aussichten
Die Vorlage für das Sheddach der Casa CCFF bei Genf lieferten ein paar alte Industriehallen in der Nähe, Leopold Banchini setzte allerdings auf Holz – und seinen federleichten Entwurf mit charak teristischem Bullauge auf schlanke Stelzen.
Dass das Formenvokabular klassischer Alpenarchitektur in Holz alles andere als erschöpft ist, stellen Innauer Matt immer wieder unter Beweis. In gleich drei Him melsrichtungen öffnet Haus Summer ein kreisrundes Auge – eins in jedem Giebel.
Daniel Zamarbides Gästehäuschen o. hat einen fiktiven Hausherrn – Hugo Barrett, Protagonist in „The Servant“ aus dem Jahr 1963. Wichtigstes Requisit in Joseph Lo seys Film: ein kreisrunder Spiegel, der hier als Fenster zum Hof mehrfach wiederkehrt.
le op oldbanchini.com
innauer-mat t .com
bureau.ac
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Architektur Radar
Kapuzenkleid Der Sturm ist auf dem kargen, knapp über 1000 Meter hohen Iming fjell in Südnorwegen ein häufiger Gast. An der schlichten Berghütte mit Seeblick unten aber beißt er sich die Zähne aus: Mit einem schrä gen „Hoody“ aus Kiefernholz schützte Architektin Grethe Løland das urgemütliche WildnisRetreat vor Wind, Wetter und anderer Unbill. arkitek t vaerelse t .no
Dachtopografie Der Clou an Haus Gables in Atlanta oben ist nicht bloß die verspielte Form mit sechs Giebeln, sondern vor allem das Baumaterial: kreuzweise verleimtes Schichtholz. Auch drinnen experimentierte Jennifer Bonner mit allerlei Stoffen, von Terrazzo bis Vinyl.
Fotos: Tom Ross; Enchanting Transformation; Naaro; Marte Garmann; Leo Espinosa (2); Dylan Perrenoud (2); Adolf Bereuter
jenniferb onner.com
Tiny – aber oho! Das Problem vieler Tiny Houses ist, dass sie formal so langweilig sind. Dass sich dabei auch mit 42 Quadratmetern eine Menge machen lässt, beweist Taco mit seinem pinken Monte House in Yucatán unten: überraschend viel Raum auf zwei Etagen (links), und auf der Terrasse wartet sogar noch ein tiny Infinity Pool. arquite c turacontex tual.com
Redak tion Andreas Kühnlein
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MEN OF THE YEAR 2019
In diesem Jahr vergibt GQ zum 21. Mal die MEN OF THE YEAR AWARDS an herausragende Persönlichkeiten aus Fashion, Entertainment, Sport und Gesellschaft.
KOMISCHE OPER BERLIN 7. NOVEMBER 2019 GQ MEN OF THE YEAR: WIR FEIERN HELDEN. FREIHEIT. ZUKUNFT. MOMENTE, DIE BLEIBEN – DIE PARTY DES JAHRES!
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Elysisch! Wo Emmanuel Macron aufatmet … Hinter den Toren des Élysée-Palasts verbirgt sich der Garten des französischen Präsidenten. Ein kleines Naturparadies und zugleich ein grünes Monument der Republik.
Tex t Simone Herrmann
Fotos Alain Le Toquin
Architektur Garten
D er Präsident erwartet Sie“, scherzt der Sicherheitsbeamte. Nicht ganz, denn im Ehrenhof des Palais de l’Élysée steht nicht Emmanuel Macron (der hat in Brüssel zu tun), sondern Pierre Bonnaure, Chefgärtner und Konservator des Parks. Hinter ihm flattern die Fahnen blau-weiß-rot, Orangenbäumchen stehen vor der Rokokofassade Spalier – hier fahren Staatsgäste vor, dunkle Limousinen, rote Federbüsche, republikanisches Säbelrasseln, das Präsidentenlächeln auf TV-Format gezoomt: ein bekanntes Bild. Seltener, meint der Chefgärtner, während wir über einen Nebenhof um das Gebäude herumgehen, finde der Empfang auf der Gartenterrasse statt. Das sei „persönlicher und …“, Bonnaure wartet einen Moment, bis wir in der Mitte der Terrasse angelangt sind und das Panorama seine ganze Pracht entfaltet, „viel schöner!“ Eine grüngoldene Waldlichtung tut sich auf, sanft gewellter Rasen flutet eine Senkung hinunter, rhythmisiert durch Licht und Schatten, zu beiden Seiten stehen hohe Bäume, Ahorn, Eichen, Platanen, Kastanien, hier und da blitzt der Himmel durch die Baumkronen, webt ein paar zartblaue oder perlmuttluftige Stellen in die Tapisserie aus grünen Blättern. Am Ende der Blickachse springt eine Fontäne ins Grün, weiß schäumend, glitzernd wie ein
Juwel. Eigentlich, erklärt Bonnaure, könne man vom großen Festsaal des Palais aus noch weiter sehen – „bis zur Kuppel des Grand Palais nämlich, die durch die Gitterstäbe des großen Portals, der Grille du Coq, schimmert. Denn der Park ist im Kontext der Stadt konzipiert.“ Ein Landschaftsgarten, 1,5 Hektar groß und doch mitten in Paris, umbraust vom mondänen Getriebe der Avenue Matignon und den Champs-Élysées, ein grünes Monument der Repu-
Hoch über Giscard d’Estaings Buchsparterre: Pierre Bonnaure, der Chefgärtner des Jardin de l’Élysée, bringt die Kiefernwolken an Sarkozys Riesenbonsai in Form (o.). Rasenwege führen zwischen alten Bäumen (li. S., einige Platanen stammen aus dem 18. Jh.) und Blumenbeeten durch den Park.
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Architektur Garten
Jacques Chirac wollte ein Schaf – aber nur von den Lalannes (links). Doch hinter dem Tor mit dem gol denen gallischen Hahn (o., aus der Zeit Napoleons III) sind auch echte Tiere zu Hause. Ne ben Nemo, dem Hund des Präsiden ten, gibt es eine En tenfamilie, Sittiche und ein Bienenvolk.
blik. Auch wenn er, wie das Palais selbst, zwischen 1718 und 1722 für den Comte d'Evreux à la française im höfisch-formalen Stil konzipiert und erst 1773 von Étienne-Louis Boullée unter dem Einfluss der vorrevolutionären Rousseau-Schwärmerei als englischer Landschaftsgarten gestaltet wurde, „übrigens als einer der ersten seiner Art auf dem Kontinent“, Bonnaure lächelt zuvorkommend, „natürlich nach dem Schwetzinger Schlosspark und Sckells Englischem Garten in München“. In Lille geboren, hat er nach ei-
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nem Gartenbaustudium an der Sorbonne Kunstgeschichte belegt, über André Le Nôtres barocke Gartenräume seine Diplomarbeit verfasst und an Louis Benechs Neugestaltung der Tuilerien mitgewirkt, bevor er die Leitung des Jardin de l'Élysée erhielt. Ein feiner Kenner, Ästhet und Praktiker, der mit ebenso viel Verve über die Robustheit des präsidentiellen Rasens („Im letzten Sommer hat er sogar die Kinderparty mit unseren Fußballweltmeistern ohne Blessuren überstanden“) oder die Bekämpfung des Buchsbaumzünslers („Mit dem Bacillus thuringiensis geht das ohne Chemie“) spricht, aber auch für die Schönheit von Osmanthus delavayi, einem duftigen chinesischen Strauch mit kleinen weißen Blüten, zarte Worte findet. Das Herz gehe ihm auf, „wenn er im Winter blüht und so sacht nach Frühling duftet“. Gleich bei den Buchsbroderien, die vor dem Ostflügel zu feudalen Muscheln, Arabesken und Carrés geschnitten sind, hat er die Büschchen gepflanzt. Klein Versailles im Élysée. Bonnaure lacht. „So ungefähr. In den 70ern ließ Valéry Giscard d'Estaing den Rosenhain Poincarés durch diesen Buchsgarten ersetzen.“ Wer die etwas zeremonielle Art Giscard d'Estaings, der mit seinem Freund „Elmüt“ Schmidt vierhändig Klavier spielte und seine Frau AnneAymone siezte, noch in Erinnerung hat, für den seien die sonnenköniglichen Buchsschnörkel durchaus „signifikant“. Auch die große Geste, mit der François Mitterrand den Re-Look des Parks 1992 dem belgischen Gartenkünstler Jacques Wirtz anvertraute, sei „charakteristisch“ für den sozialistischen Präsidenten: Prachtvolle Wasserspiele – neben Bassins und Fontänen legten Wirtz und seine Söhne auch ein buffet d'eau, eine Art Wassertheater, an – entstanden so auf dem Fond von tausendundeinem Grün. Das wiede-
Pierre B onnaure
„Als Kind hatte ich keinen Garten. Und nun arbeite ich im Jardin de l’Élysée, was für ein Glück!“ rum hätte Bernadette Chirac in der Ära ihres Mannes Jacques nur zu gern etwas blumiger gestaltet. Worauf sie Louis Benech berief. Doch der, berühmt für seine subtilen Pflanzenkombinationen, und die resolute Première dame gerieten sich bereits über die Auswahl der Rosen derart in die Haare, dass Benech wutentbrannt hinschmiss und erst in der Dienstzeit der Präsidenten Sarkozy (der Riesenbonsai im Buchsgarten geht auf sein Konto) und Hollande (wünschte sich Honigbienen) wiederkam. Und heute? Un lieu de vivre soll der Garten sein, sagt Pierre Bonnaure, der 2017, fast zeitgleich mit Präsident Macron, sein Amt antrat. Ein lebens- und liebenswerter Ort, zugänglich (obwohl er streng be-
wacht wird) und, ganz im Sinne des Präsidenten – auf der Höhe der Zeit. Weshalb Bonnaure „Biodiversität“ und „Nachhaltigkeit“ auf so unnachahmlich französische Weise übersetzt, dass nun mehrjährige Stauden im Giscard'schen Buchsparterre blühen, keine artigen Beetblumen mehr. Hundsröschen, Silberblatt und Schnittlauch wuchern über die Carrés, Gräser, Sonnenhüte, Salbei und bienenumsummter Sommerflieder. Enten lagern auf dem Rasen – „keine Mandarinenten wie bei Mitterrand, sondern zugeflogene, wilde. Eichelhäher, sogar Halsbandsittiche aus Afrika sind bei uns heimisch geworden.“ Grün schillernd, flitzen sie durch die Platanen. Das Elysium, es liegt mitten in Paris.
Farne, Kakteen, tropische Pflanzen – im Park-Gewächshaus o. überwintern Raritäten und die Orchideen aus dem Palais. Auf Wunsch Präsident Mitterrands legte Jacques Wirtz Anfang der neunziger Jahre einen grünen Landschaftsgarten mit lauschigen Lichtungen und Wasserspielen (links) an.
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10.10.2019 — 12.01.2020
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WWW.VILLASTUCK.DE
Vogue Deutschland, Comme des Garçons, Foto: Thomas Lohr
IST DAS MODE 40 JAHRE ODER VOGUE KANN DAS WEG!? DEUTSCHLAND
Panorama
Foto: Mona Ardeleanu, Courtesy Galerie Thomas Fuchs
Kunst, Bücher, Reise und Mobil
Bundeskunstspiele Die Auswahlsitzungen müssen fies gewesen sein: Sieben Kuratoren von vier Institutionen (Kunstmuseum Bonn, Museum Wiesbaden und das Museum Gunzenhauser der Kunstsammlungen Chemnitz, je vom 19.9. bis 19.1.2020, die Deichtorhallen Hamburg zeigen die Schau vom 7.2. bis 24.5.2020) haben sich auf 500 Arbeiten einigen müssen, die das „Jetzt“ der Malerei präsentieren. 53 junge Malerinnen und Maler erforschen also das oft abgeschriebene Medium, darunter auch Mona Ardeleanu mit „Kuro 2018/IV“, 2018. BG malerei.je tz t
Redak tion Barbara G är tner und Florian Siebeck
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Panorama Kunst
„Webe. Webe!“ Zehn Jahre brauchte die Malerin Hannah Ryggen, bis sie sich das Spinnen, Färben und Weben beigebracht hatte. Dann schuf sie auf einer norwegischen Halbinsel tagesaktuelle Teppiche von ewiger Gültigkeit. Tex t Barbara G är tner
Fotos: Jørn Hagen/Nordenfjeldske Kunstindustrimuseum, Trondheim; Ute Freia Beer/Nordenfjeldske Kunstindustrimuseum, Trondheim; Porträt: Collection of NTNU University Library, Trondheim
S ie nennen sie Hannah, wo immer man hin kommt, hier am Trondheimfjord; vorna mensvertraut, vornamensberühmt. Hannah also, die Südschwedin, die den mittelnor wegischen Maler Hans Ryggen beim Stu dienaufenthalt in Dresden kennenlernte. Sie verliebte sich, heiratete und folgte ihm 1924 nach Ørland, auf diese karge Halb insel, eine windumtoste Fährschiffstunde von Trondheim entfernt. Dort hatte er den Hof der Eltern geerbt, dort wurde sie zur wichtigsten Künstlerin Norwegens. Die Kunstgeschichte ist voll von Paaren, erst arbeiten viele Seite an Seite, doch bald ist es der Mann, der die Ausstellungen be kommt – und die Frau das Attribut „Muse“. Johan Börjesson lacht vergnügt, als freue er sich auf seine Pointe. „Nicht bei Hans und Hannah! Er hat sich um den Hof geküm mert. Und während Hannah die Weltge schichte in ihre Teppiche webte, hat er Bilder von ihr am Webstuhl gemalt.“ Welt geschichte in Teppiche weben – das klingt wie einer dieser schnittigen Marketingsät
Ein Bild der Liebe sollte das epochale „Wir leben auf einem Stern“ (links Seite, 1958) sein, das Hannah Ryggen (oben, 1922 an ihrer ersten Webarbeit, noch in Malmö) für den Regierungssitz in Oslo schuf. Aus Protest gegen die NaziBesatzung Trondheims webte sie „6. Oktober 1942“ (unten, 1943).
ze, die man auf Buchrücken und Flyer druckt. Und doch, es stimmt: Hitler, Mus solini, Carl von Ossietzky, Lyndon B. John son sogar mit Hund – manche Motive ent nahm sie Zeitungsfotos und webte daraus allegorische Szenen. Tagespolitik für die Ewigkeit, geschaffen am dünn besiedelten Rand Norwegens. Johan Börjesson steigt die Treppen hi nab, öffnet Brandschutztüren, streift vorbei an RestauratorenTischen und steht dann in einem Depot tief im Keller des Trond heim Kunstmuseums. Hier bewahrt der Direktor die größte Sammlung an Gemäl den von Hans Ryggen auf, nun entrollt er ganz sacht einen rot leuchtenden Teppich von Hannah: „Grini“, gerade frisch zurück vom Restaurator. Er strahlt. Bald wird er ihn nach Frankfurt schicken, wo die Schirn eine große RyggenAusstellung zeigt. Es ist nicht das erste Mal, dass die Ar beiten der Künstlerin die ganz große Büh ne bekommen, sie nahm an der Weltaus stellung und der VenedigBiennale teil, galt als Genie – und wurde nach ihrem Tod 1970 doch fast vergessen. Ein Buch führte sie später nur noch als „Frau des Malers
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Panorama Kunst
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Abgeschieden und doch über die Verdunklung der Welt stets informiert. Heute kann man sich kaum vorstellen, wie die Ryggens (o.) ohne Radio alle Debatten verfolgten, darunter auch die Tragödie um Carl von Ossietzky, den Friedensnobelpreisträger, der in Gefangenschaft der Nazis elend starb. Hannah Ryggen widmete ihm „Der Tod der Träume“ (u., 1936).
Ein Mann sackt von einer Kugel getroffen zusammen, vor ihm kniet eine sehr schöne, kostümierte Dame, dahinter ein weiterer, nackter Mann. Über dieser Pieta schwebt diabolisch Adolf Hitler, eine Waffe in jeder Hand, so schießt er um sich. Und trifft. Wenn man die Gesichter mit Geschichts büchern vergleicht, erkennt man auf dem
Teppich Winston Churchill, Knut Hamsun und als Sterbenden: Henry Gleditsch, The aterdirektor in Trondheim, von den Nazis an eben jenem 6. Oktober 1942 mit neun weiteren Männern erschossen. Ryggen zeigt ihn im Theaterkostüm, sein Ibsen Stück hätte nur einen Tag nach seiner Er mordung Premiere gefeiert. 1943 war Han nah Ryggen fertig. Doch statt den Teppich einzurollen und ihn auf dem Dachboden vor den Besatzern zu verstecken, soll sie ihn aufgehängt haben. Außen am Haus, dort, wo die Nazis vorbeipatrouillierten. Ob die Geschichte stimmt? Marit Paasche, die eine fabelhafte RyggenMonografie ge schrieben hat und die Frankfurter Retro spektive zusammen mit Esther Schlicht kuratiert, ist nicht sicher; eine Quelle gibt es, sie hält sie für seriös. Aber dass Ryggen furchtlos und stur war, daran zweifelt auch heute, fast 50 Jahre nach ihrem Tod, nie mand. „Sie war sehr direkt, manchmal so direkt, dass so mancher beleidigt war“, sagt Paasche. „Es gibt nicht mehr viele Men schen, die sie tatsächlich erlebt haben. Aber diejenigen, mit denen ich gesprochen habe, beschrieben sie gleichermaßen als grandios und furchteinflößend.“ Kompromisse machte Ryggen nicht. Lie ber lebte sie unter ärmsten Bedingungen (erst 1944 wurde der abgeschiedene Hof an die Elektrizität angeschlossen, Verwandte aus Schweden schickten Pakete mit Bü
Fotos: Collection of NTNU University Library, Trondheim; Anders Sundet Solberg/Nordenfjeldske Kunstindustrimuseum, Trondheim (2); © Trondheim Kunstmuseum, Norwegen
Hans Ryggen“. Erst 2012, als sechs Tapisse rien bei der Documenta in Kassel zu sehen waren, interessierte man sich plötzlich wieder über Norwegen hinaus für die mo numentalen Teppiche der eigenwilligen Hannah Ryggen, die ihre Arbeit immer auch als politischen Aktivismus begriff. „Es ist nicht so wie bei vielen anderen Künstlerinnen, die in der Stille arbeiteten und erst jetzt posthum entdeckt werden“, erklärt Johan Börjesson. „Hannah Ryggen hatte viele Ausstellungen, viele Bespre chungen. Sie war zielstrebig, überzeugt von dem, was sie wollte.“ Wahrscheinlich muss man das, wenn man sich ausgerech net das arbeitsintensive Weben, jedes Stück eine monatelange, ja jahrelange Plackerei, als Ausdrucksmittel aussucht. Es gibt eine Geschichte, die man hier erzählt, und selbst wenn sie nicht stimmt, sagt sie viel darüber aus, was man Ryggen in ihrer Heimat zutraut. Als die Nazis Nor wegen besetzten und am 6. Oktober 1942 in Trondheim den Ausnahmezustand ver hängten, zehn Männer erschossen, da setzte sich Ryggen an ihren Webstuhl und begann mit einem monumentalen Wandteppich, sie nannte ihn nach dem Datum des Schre ckenstages: „6. Oktober 1942“. Auf der ei nen Seite ist ihre Familie. Tochter Mona, Ehemann Hans, sie selbst, die traurig in einem Boot fortsegeln. Daneben: Trubel.
Auf ihrem letzten Werk, dem kleinformatigen „Selbstporträt“ (rechts, 1970), wirkt Hannah Ryggen geradezu heiter. Eine persönliche und politische Katastrophe zeigt sie unten: „Grini“ (1945) hieß auch das Lager der Nazis, in dem ihr Mann Hans monatelang gefangen gehalten wurde. Auf ihrem traumgleichen Teppich reitet Tochter Mona zur Rettung herbei.
Panorama Kunst
„Plötzlich tauchte in mir der Wunsch auf, etwas mit meinen Händen zu schaffen.“ chern, Essen, lebende Gänse), als ihre Kunst an Privatsammler zu verkaufen. „Tapisserien nur für die Reichen, das ist ein Witz!“, schrieb sie an einen Freund. Ihre Kunst sollte in Museen, Schulen, Gemeindezentren hängen. Alle sollten sie sehen. Im größten Gebäude von Ørland, dem Kultursenter, kommt vieles zusammen: Kino, Kita, Polizei, Hotel – und das Hannah Ryggen-Zentrum. Dort ist gerade ein Teil der Ryggen-Triennale installiert (der andere, größere hängt im Nordenfjeldske Kunstindustrimuseum mitten in Trondheim), und neben den Arbeiten der jungen Gegenwartskünstler wird offensichtlich, wie frisch Ryggens Tapisserien, vor allem aber wie traurig aktuell ihre Themen sind: Armut, Ungerechtigkeit, Faschismus, Mutterschaft, Aufrüstung und unser Umgang mit der Natur – es geht ihr immer um alles: um Menschen und was sie sich gegenseitig antun, Mitgefühl und Aufklärung. Käthe Kollwitz fällt einem ein, Ryggen webt, Kollwitz zeichnet die Weber beim Aufstand, die Grausamkeiten, den Hunger der Kinder, so genau, man kann kaum hinschauen. Kollwitz gibt der Armut ein Gesicht, Ryggen der Ungerechtigkeit einen Namen. Oft sind es exemplarische Einzelfälle, die sie webt: „Der Tod der Träume“ hat sie 1936 ein Werk genannt. Darauf: ein lebloser Carl von Ossietzky, gewürgt von Göring, flankiert von Goebbels und Hitler. Sie war mit dem Teppich fertig, noch bevor der Schriftsteller, Pazifist und Friedensnobelpreisträger 1938 in Gefangenschaft der Nazis gestorben ist. 1938 webt sie einen Teppich, den sie Liselotte Herrmann widmet. Die von den Nazis geköpfte Widerstandskämpferin zeigt sie mit ihrem Sohn Walter umgeben von Ornamenten, eine moderne Madonna im Rosengarten. Wenn nun die Ausstellung in Frankfurt öffnet, wird bestimmt auch vom Blau viel die Rede sein. Schweres Melancholieblau, Himmel-, Wasser-, Blaubeerblau. Es taucht oft auf in ihren Arbeiten. Zehn Jahre
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brauchte Ryggen, um sich das Handwerk beizubringen, lang experimentierte sie mit dem Färben, selbst das Ausbleichen im Laufe der Jahre kalkulierte sie ein. Was sie brauchte, fand sie in der Natur, den Webstuhl baute Hans. Und wer nun also bei den Ryggens zu Gast war, den bat sie, in eine Tonne zu pinkeln. Am liebsten waren ihr Männer, besonders wenn die getrunken hatten. Die Tonne stand in der Sonne, täglich wurde gerührt, manchmal kamen Birkenblätter oder Orangenschalen dazu – so entstand das Blau. Wie sie überhaupt zum Weben kam? „Ganz plötzlich wuchs in mir der Wunsch, etwas mit meinen Händen zu machen“, schrieb sie in einer Notiz, „dass ich Bilder weben würde.“ Ryggen machte nie Skizzen: „Wie ein Maler an einer leeren Leinwand etwas aus seiner Einbildungskraft schafft, möchte ich, dass der Weber den Teppich aus der Fantasie hervorbringt. Nur dann kann Weben Kunst sein.“ Sie bewältigt imposante Formate, zwölf Quadratmeter misst „Wir leben auf einem Stern“, ihr epochales Vermächtnis, ein Werk über das Glück, das eine ganz eigene Tragödie erzählt. Zurzeit hängt es im Treppenhaus des Nordenfjeldske Kunstindustrimuseum, al-
le anderen Räume sind zu niedrig, doch 53 Jahre leuchtete es in der Lobby des Highrise, einem Hochhaus im Regierungsviertel Oslos. „Ich habe den kürzesten Weg gewählt: Frau, Mann, Kind“, hat Ryggen einmal gesagt. „Sie sind zusammen. Der höchste Ausdruck des Lebens, der höchste Zweck.“ Sie begann den Teppich 1957, ihr Mann war gerade, nach 33 gemeinsamen Jahren gestorben. „Immer wenn die Trauer am schlimmsten war“, erinnerte sich Ryggen, „hörte ich Hans' Stimme: Sei stark, du hast ihnen etwas zu sagen. Webe. Webe!“ Im Highrise begrüßte es jeden Minister, jeden Mitarbeiter und Bürger mit diesem Bild von Liebe. Dann explodierte am 22. Juli 2011 Anders Breiviks Autobombe vor dem Highrise, acht Menschen wurden getötet, tagelang lag der Teppich im Löschwasser und Schlamm. Inzwischen wurde er restauriert. Nur wenn man genau hinschaut, sieht man die Narben. „Wir leben auf einem Stern“ – das Grandiose und die Grausamkeit, ganz nah beieinander.
26.9.–12.1.2020, Schirn, Frankfurt. Katalog: Prestel, Marit Paasches „Threads of Defiance“ (Englisch): Thames & Hudson. schirn.de
„Man kann nicht fassen, dass die Amerikaner so einen dummen Mann zum Präsidenten gewählt haben“, schrieb Ryggen an einen Freund. Gemeint war Lyndon B. Johnson, den sie auf „Blut im Gras“ (o., 1966) mit Hund zeigt. Die blauen Muster symbolisieren Bomben, die auf die Felder Vietnams zielen.
Foto: Dag Fosse, Courtesy of Kode, Bergen
Ha n n a h Ryg gen
Panorama Bücher
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Fotos: Thomas Skroch (1); Cover- und Innenabbildungen: Schirmer / Mosel Verlag, München (2); © Kunsthistorisches Museum, Wien; Taschen; © Herman Miller Archives; Phaidon; Carl Hanser Verlag, München
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3 Leseprobe Redak tion Oliver Jahn und Florian Siebeck
1 Ein Mann im Zwiespalt Mit Bildern halluzinatorischer Hellsichtigkeit irritierte und euphorisierte Antonin Artaud die Künstler seiner Generation. Selbst den Surrealisten galt der Dramatiker, Dichter und Zeichner zuweilen als zu radikal. Dem Kampf, den Artaud zeitlebens gegen sich selbst führte, trägt diese Werkschau ausgiebig Rechnung. S chirmer /
2 Ein Mann zu Pferd Kaiser Maximilian I. liebte Turniere fast so sehr wie sich selbst. Im halb fiktionalen Heldenepos „Freydal“ ließ er sein Leben in 255 Miniaturen nacherzählen – aus Sorge, von der Nachwelt vergessen zu werden. Wurde er nicht: Taschen holt das Turnierbuch des verklärten Herrschers zu seinem 500. Todestag aus dem Tresor.
3 Ein Mann am Pranger Bernd Polster seziert den Mythos Walter Gropius, bis fast nichts mehr von ihm übrig bleibt. Als Architekt mit großem Ego und wenig Talent, so Polster, lässt Gropius schon früh andere für sich arbeiten. Das Bauhaus habe der beredte Hochstapler wie einen Gutshof geführt, er sei kaum mehr als der „Architekt seines Ruhms“.
4 Ein Mann in Michigan Schon gewusst, dass Herman Miller nie im gleichnamigen Unternehmen tätig war, sondern nur der Schwiegervater des Firmenchefs? Dieses Buch erzählt zum ersten Mal die Geschichte jenes Betriebs, der mit neuartigen Möbeln wie dem „Marshmallow Sofa“ (o.) zum Synonym für zeitgenössisches Design avancierte.
M osel, 2 5 6 S ., 3 9, 8 0 Euro.
Taschen, 4 4 8 S ., 1 5 0 Euro.
Hanser, 6 5 6 S., 3 2 Euro.
Phaidon, 614 S ., 7 9, 9 5 Euro.
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Panorama Kunst Die Tiere und die Moral Der Humanismus von Albrecht Dürer zeigt sich an den Bildern von Tieren. Mit Empathie und Akribie schaffte er grandiose Monumente des Lebens (u. „Der Flügel einer Blauracke“, um 1500). Auf zur großen DürerHuldigung in der Wiener Albertina! 2 0. 9.– 6 .1 . 2 0 2 0 alb er tina.at
Menschliches, Allzumenschliches Ingres malte Ödipus Aug in Aug mit der Sphinx, Francis Bacon lässt seinen Helden effektvoll bluten. Zu sehen ist „Ödipus und die Sphinx nach Ingres“ (o., 1983) in der fabel haften BaconSchau des Centre Pompidou. 11 . 9.–2 0.1 . 2 0 2 0 centrep ompidou.fr
Fensterbilder
Zimmer mit Aussicht
Gemälde sind Fenster zur Welt – und Fensterbilder zeigen den Ausblick des Künstlers. Martinus Rørbye hat seine Hafensicht 1825 mit Blumen zugestellt. „View from the Artist’s Window“ ist Teil der Schau „Danish Golden Age“ im SMK in Kopenhagen (24.8.–8.12.).
Für seine Zeitgenossen waren die Arbei ten von Henri Matisse wie Fenster zu einem grandiosen, farbflirrenden Ufer. Wie sehr sich seine Kollegen daran be rauschten, zeigt die Kunsthalle Mannheim mit „Inspiration Matisse“ (27.9.–19.1.2020), wo auch „Offenes Fenster“ von 1905 hängt.
Bei René Rimbert wird der Betrachter beobachtet: Denn auf dem „Vue sur la ville ou la fenêtre ouverte“ (1929), das im Pariser Musée Maillol (11.9–19.1.2020) in der Ausstellung „Les grands maîtres naïfs“ zu sehen ist, wird er von Vermeers „Mäd chen mit dem Perlenohrring“ angeschaut.
smk.dk
kuma.ar t
muse emaillol.com
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Redak tion Barbara G är tner
Jenseits von Gut und Böse Wer auf Hauswände schreibt, hat oft ein Geltungsbedürfnis – oder eine rebellische Ader. Robin Rhode ist in Südafrika aufgewachsen, geprägt von Politik und William Kentridge. Er bringt die Ästhetik und Illegalität der Street-Art in die Räume der Hochkultur, dieses Mal ins Kunstmuseum Wolfsburg. Ihm geht es nicht ums Plakative, sondern den zarten Moment der Entstehung. Seine Zeichnungen, aus Kreide oder Kohle, dienen fotodokumentierten Performances (o. „Paradise“, 2016) - und bleiben bis zum nächsten Regen. 2 8 . 9.–9. 2 . 2 0 2 0
Fotos: Prudence Cuming Associates Ltd; © Albertina, Wien; Courtesy the artist (2); Archivio Dadamaino, © the artist, courtesy Sammlung Goetz, München; © Jean-Alex Brunelle, © Droits réservés; Collection of Mr. and Mrs. John Hay, Whitney National Gallery of Art, Washington; SMK
kuns tmuseum -wolf sburg.de
Die Kunst ist mehr wert als die Wahrheit Weil sich die Münchner gern als die nördlichsten Bewohner Italiens verstehen, passt es bestens, dass die Sammlung Goetz dort in Bogenhausen zusammen mit dem Museion Bozen über 120 Werke italienischer Kunst präsentiert. Grenzüberschreitend sind auch die Arbeiten: Künstler wie Lucio Fontana, Alighiero Boetti oder Dadamaino (links „Volume“ von 1959) haben seit den 1950er Jahren mit der Zweidimensionalität der Leinwand gerungen, sie zerschnitten, zugeklebt, verhöhnt. Und weil auch die Institutionen kooperieren, gibt es eine Dependance in der Neuen Sammlung. 1 9. 9.–2 9. 2 . 2 0 2 0, Katalog: Hatje Cantz sammlung - go e tz.de
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hailand ist bekannt für seine einzigartige Kultur, seine herzlichen Menschen, die gesunde und köstliche Küche, grandiose und vielfältige Natur-
landschaft sowie traumhafte Strände. Die Trauminsel Reisen Asien-Experten gestalten Ihren individuellen Traumurlaub im Land des Lächelns ganz nach Ihren Wünschen – auch abseits der Touristenpfade. Ob abenteuerliche Urwalderlebnisse, spirituelle Zeremonien und Tempelbesichtigungen, sportliche Aktivitäten oder Wellness auf den Trauminseln, in Thailand gibt es für jeden Urlaubswunsch unzählige Möglichkeiten.
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Trauminsel Reisen Maisie und Wolfgang Därr GmbH Summerstraße 8 · 82211 Herrsching am Ammersee www.TrauminselReisen.de · Telefon +49 8152 9319-0 Info@TrauminselReisen.de
Panorama Reise
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Himmlische Ruh’ Schlafen, wo einst Nonnen lebten: Mit dem „August“ schenkt Vincent Van Duysen einem alten Kloster in Antwerpen ein neues Leben. Tex t G esine B orcherdt
Fotos Rob er t Rieger
Fotos: Robert Rieger/Design Hotels
F ast sind sie noch zu vernehmen, die leisen Schritte der Nonnen, die über verzierte Fliesenböden und dunkle, knarzende Holztreppen trippeln. Wie sie wispern und werkeln, und wie der Duft des Weihrauchs durch die weiß getünchten Gewölbe des alten Augustinerklosters zieht. Der Backsteinbau aus dem 19. Jahrhundert liegt in Berchem, einem Stadtteil südöstlich der Antwerpener Innenstadt. Die Straßen sind hier etwas breiter und ruhiger als die Kopfsteinpflastergassen im Zentrum, an denen sich flämische Fassaden wie Schablonen aus dem Bilderbuch drängen, vor allem Berchems grünes Viertel, das „Groen Kwartier“, ist weit und luftig. Auf dem Gelände eines ehemaligen Militärkrankenhauses hat die Stadt Lazarette und angrenzende Bauten zu Wohnhäusern umgebaut, samt Spielplätzen, Fahrradwegen und dem mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichneten Restaurant „The Jane“. Dort isst man in einer ehemaligen Kirche, die Küche ist im Altarraum. EiIm knapp zehn Meter hohen Kapellgebäude des ehemaligen Augustinerklosters (li.) im Süden Antwerpens befindet sich nun das Restaurant des Hotels „August“ (o.). Das Interior entwarf Vincent Van Duysen selbst – gefertigt wurden die Möbel von Molteni & C, Spiegel und Raumtrenner von Nijboer und die Leuchten von Flos.
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Vi ncent Va n D uysen
„Das Kloster stand 20 Jahre lang leer. Ich wollte es wieder zum Leben erwecken.“
nen Katzensprung entfernt lässt es sich auch in der Klosterkapelle, nun ja: sündigen – in der schönsten neuen Hotelbar der Stadt. Hier ist der Heilige Geist nicht nur wegen der hervorragenden Drinks zum Greifen nah. Die Wände mit den riesigen Fenstern und Pilastern hinauf geht der Blick ins tiefschwarze Deckenrund, wo Licht durch die bunte Fensterrose ins Innere fällt. So festlich diese Bühne scheint, so reduziert ist der Rest des Hauses: In den Kammern, wo bis in die achtziger Jahre noch Nonnen schliefen, kommen heute die Gäste des „August“ zur Ruhe. Die Zimmer sind eine Hommage an das augustinische Leben, allerdings mit allen modernen Annehmlichkeiten. Das „August“ ist nicht einfach nur ein Hotel. Es ist eine Art hortus conclusus, der Spiritualität, Historie und Eleganz auf eine so virtuose Weise vereint, wie es wohl nur dem Architekten und Interiordesigner Vincent Van Duysen gelingen konnte. Als Kind der Stadt, der das Kloster und die Hotelbesitzerin Mouche Van Hool (der auch das Boutiquehotel „Julien“ in Antwerpen gehört) schon lange kennt, näherte er sich dem Projekt mit größtem Respekt. Die ehemaligen Schlafkammern der Ordensschwestern wurden zu 44 Zimmern und Suiten des Hotels umgestaltet (o. der „Experience Room“, rechts der Gartenpavillon mit Bar). Das Interieur der Räume, in Erdtönen und gedecktem Grün gehalten, versteht Vincent Van Duysen (oben r.) als Hommage an den Lebensstil der Nonnen.
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Panorama Reise Das „August“ ist auf fünf Gebäude aufgeteilt, die über Innenhöfe (u. li.) und Gärten miteinander verbunden sind. Wer hier unter freiem Himmel nicht zur Ruhe kommt, findet sein Seelenheil vielleicht in einer der 42 Quadratmeter großen Suiten mit Balkon zum Garten, Wohnzimmer und frei stehender Badewanne (u. re.).
Fotos: Robert Rieger/Design Hotels
„Wir wollten das authentische Ambiente respektieren, es weitge hend unberührt und bescheiden lassen – in einer eleganten Ein fachheit, in der sich sowohl Hotelgäste als auch andere Besucher wohlfühlen. So etwas gab es in Antwerpen bisher nicht.“ Obwohl Van Duysen jedes noch so winzige Detail selbst kre iert hat oder speziell gestalten ließ – von dem Bettüberwurf aus leichtem Leinen, den zierlichen Türklinken bis hin zu den Nuss schälchen an der Bar –, liegt in der Reduktion seiner Handschrift dieselbe Kraft und Erhabenheit, wie sie einer geistigen Stätte na turgemäß innewohnt. „Ich habe eine Schwäche für alte, verlasse ne Gebäude mit Geschichte“, sagt Van Duysen. Als er das Kloster zum ersten Mal besuchte, habe er davon geträumt, wie es aussehen würde, wenn es wieder in seinem alten Glanz erstrahlte. „Ich war beeindruckt von den großen Gärten und der Ruhe, die der Gesamt komplex vermittelte. Das Kloster stand über 20 Jahre leer. Ich wollte es wieder zum Leben erwecken.“ Tatsächlich ist es Van Duysens Sinn für schlichte Formen, na türliche Materialien und gedeckte Farben, der seine Philosophie seit seinen Anfängen in den neunziger Jahren prägt – und der nun bei der Gestaltung seines ersten Hotels voll zur Geltung kommt.
Die größte Herausforderung, sagt er, lag darin, die bestehende Äs thetik beizubehalten und trotzdem ein unverwechselbares Design zu schaffen. Dafür arbeitete er mit Handwerkern zusammen, die behutsam die alten Fliesen und Holzböden restaurierten und Fens terglas für die Kapelle fertigten, das die bunten, aber brüchig ge wordenen Scheiben ersetzte. Sofas und Tische hat er gemeinsam mit Molteni & C entworfen (dass die gedeckten Blautöne der Bezü ge perfekt zu den alten Fliesen passen, ist natürlich kein Zufall), die Lampen von Flos sind angelehnt an das Design von Adolf Loos und wurden eigens für das „August“ entwickelt. Die Teppiche in den Zimmern wurden von einem kleinen Familienbetrieb in Por tugal handgewoben, und die federleichten Gläser, Teller und Ka raffen stammen von der Antwerpener Firma Serax. Über allem liegt eine große Ruhe, wie hier Dinge feinster Qua lität zueinanderfinden. Wer im „August“ ist, entledigt sich all des Ballasts, den einem die profane Welt da draußen aufbürdet. Zu gleich zwingt die Liebe zum Detail den Besucher zur Konzen tration: auf die eigenen Gedanken, Empfindungen und auf den eigenen Körper. Und so hat auch der kleine SpaBereich, in dem man sich oft ganz allein der Versenkung hingeben kann, keinen schnöden Außenpool, sondern eine Art Teich. Zwischen alten Mauern taucht man hier ein wie in ein Taufbecken – und fühlt sich hinterher so klar und erfrischt, als wäre die Hoffnung auf Höheres in diesen Mauern noch immer präsent. Übernachtung im Doppelzimmer ab 165 Euro, inkl. Frühstück. desi gnhotel s.com /augu st
Panorama Reise
Pasticceria trägt Prada Kaffee am Morgen, Cocktails am Abend: Seit fast 200 Jahren ist die „Pasticceria Marchesi 1824“ eine Mailänder Institution. Vor fünf Jahren kaufte die Prada-Gruppe das Familienunternehmen, das nun nicht nur innerhalb Mailands expandiert, sondern auch in den noblen Londoner Stadtteil Mayfair – für die süße Belohnung nach einem langen Tag auf der High Street. pas ticceriamarche si.com
Wo wieder wilde Tiere wohnen Überschaubare sechs Zeltsuiten (ab 470 Dollar, inkl. Verpflegung) hat das neue Luxuscamp von „Wilderness Safaris“ im ruandischen Akagera-Nationalpark. Mit Steppen, Wäldern, Seen und Sümpfen sowie sattgrünen Gebirgen ist er eine der reichhaltigsten Landschaften Ostafrikas, nach Jahren der Wilderei leben sogar wieder Löwen und Nashörner hier. wilderne s s-safaris.com
Spas von Frankreich bis Zypern
Schönheit von innen
Zehn Jahre nach Gründung lässt sich das Beauty-Label Evidens de Beauté von der Innenarchitektin Emmanuelle Simon einen Salon für Gesicht und Haare einrichten – eine Hommage an Japan mitten in Paris, gleich am Palais de Tokyo.
Da kann’s auch mal regnen oder stürmen – selten lagen ein 300 Meter langer Sandstrand und 3000 Quadratmeter großes Spa so nah beieinander wie im neu eröffneten Fünfsternehotel „Parklane“ auf Zypern (DZ ab 170 Euro, inkl. Frühstück).
Im toskanischen Hotel „Monteverdi“ zeigt die Künstlerin und Innenarchitektin Ilaria Miani, dass sie sich nicht nur auf die Restaurierung von Bauernhäusern versteht, sondern auch spätrömisch angehauchte Spas unter der Erde bauen kann (DZ ab 625 Euro).
evidensdeb eaute.com
marriot t .de
monteverditusc any.com
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Redak tion Florian Siebeck
Stilles Mallorca Ab und zu kräht ein Hahn. Ansonsten: Ruhe. Sonnt man sich auf einer der Tec tonaLiegen am Pool der „Finca Serena“, hört man nichts – aber sieht ganz Mallorca. Knapp 20 Minuten vom Flughafen Palma entfernt thront zwischen Olivenhainen, Zypressen und Palmen das im Mai eröffne te Hotel. 25 Zimmer (ab 300 Euro, inkl. Frühstück) verteilen sich auf acht Gebäude, darunter eine 110 Quadratmeter große Villa, ein Spa, sechs Bungalows, und das Haupthaus, dessen Grundmauern im 13. Jahrhundert gelegt worden sind. Dahin ter verbirgt sich ein leise luxuriöses Inte rior mit kreidigem Leinen und antiken Bau ernmöbeln, das zeigt: Stille ist auch ein Stil.
Fotos: Marchesi 1824; Dana Allen (2); Finca Serena Mallorca; Conrad Brown; Hotel Peter & Paul; Bernard Touillon/Monteverdi Tuscany; Matthew Shaw; Damien de Medeiros
f inc aserenamallorc a.com
Dolce Vita in bella British Columbia Dass das „La Tana“ in Vancouver an einen italienischen alimentari erinnert, ist kein Zufall: Mehrere Jahre hatte Inhaber Craig Stanghetta die kleinen Nachbarschaftscafés in Italien erkundet und Ideen gesammelt. Mit seinem Designstudio Ste. Marie übersetzte er sie in tiefgrünen Marmor, handbemalte Tapeten und Antiken aus Italien; Prachtstück ist eine Hängeleuchte von Luigi Caccia Dominioni. c af felatana.c a
Die Säkularisierung von New Orleans Zuerst kam der Hurrikan, jetzt eröffnen in New Orleans die Hotels – neues Leben für die geschundene Stadt. Das „Hotel Peter & Paul“ (DZ ab 109 Dollar) war einst Kirche, Kloster, Schule und Pfarrhaus, für die Umgestaltung haben Nathalie Jordi und ASH NYC einen eigenen Historismus erfunden: Religiöse Gemälde und Wandteppiche von Europa bis Afrika dienten ihnen als Inspiration. hotelp e terandpaul.com
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Panorama Mobil
Die Zukunft naht auf leisen Sohlen Mit dem EQC wagt Mercedes den Sprung in ein neues Zeitalter – und macht den Abschied von der Vergangenheit so komfortabel und leicht, dass man ihn beinahe übersehen könnte. Tex t Andreas Kühnlein
Produk tion Samantha Taruvinga
Fotos Rober t Fischer
Komfortkapsel, auch für die Langstrecke: Mit dem neuen EQC (hier in der Sonderedition „1886“) schlägt Mercedes-Benz ein neues Kapitel auf. Im Stadtverkehr ist der 2,4Tonner überraschend agil. Schluss ist bei 180 Kilometern pro Stunde; das schont Nerven und Batterie.
Digitalanzeigen wie auf der Enterprise, ansonsten aber mercedes typisch und weitgehend vertraut: das Cockpit links. Vom konven tionellen Bruder GLC übernimmt der Neue die Grundform, auch einen Kühlergrill gibt es weiterhin (unten). Unter der Haube des ElektroSUV (g. u.) aber sind gut 85 Prozent der Bestandteile neu.
Assistent: Jakob Schmitt
S ilbrig schimmernd steht sie vor uns: die Zukunft. Zumindest eine Version des sich anbahnenden strombetriebenen Multiversums aus Antriebsoptionen, ästhetischen Neuanfängen und Marketingversprechen. Genauer: die aus Stuttgart, wo sie lange getüftelt und entwickelt haben und nun endlich den Vorhang lüften vor dem, was für Mercedes Elektromobilität in Serie bedeutet. „Mei“, sagt einer im Vorbeigehen, „die Elektroautos. Wer’s mog. I mog’s ned.“ Warum, das weiß er auch nicht so genau, und vielleicht sollte er sich einfach mal reinsetzen, denken wir, auf das leise Flüstern des Motors hören, das gegen die satten Surroundklänge aus der Burmester-Anlage keine Chance hat, die Screens sehen, die von verbleibender Reichweite, Klimaautomatik und der Zukunft im Allgemeinen künden. Und sich vorstellen, wie still seine Stadt sein könnte und wie sauber, wenn nur alle so wären. Vor allem aber würde er sich wundern, wie normal sich all das anfühlt. Die deutschen Autobauer sind late to the game, da gibt’s nicht viel drum rumzureden. Zögerlich kommen auch hier die ersten für die große Serie gedachten Elektromobile auf den Markt, nachdem diverse asiatische Marken und natürlich Tesla das noch kleine Feld seit Jahren mehr oder weniger unter sich aufteilen. Langsam aber kommt Bewegung in dieses Spiel, aus dem sich keiner mehr so recht raushalten kann. Und da ist er nun also, „der Mercedes unter den Elektrischen“, der sicherheitshalber auf den Drive des aktuell bestlaufendsten Segments setzt und sich deshalb klar als SUV (und futuristischer Bruder des GLC) positioniert. Dabei stößt das
Panorama Mobil Auffallendstes Detail: die Adleraugen u. Im rundlichen Heck re. sitzt ein ziemlich schmales Fenster, den Blick nach hinten über nehmen aber ohnehin intelligente Kameraaugen mit 360 Grad Sicht. Das BurmesterSoundsystem (g. u., Sonderausstattung) kommt im flüsterleisen Elektromobil besonders zur Geltung.
Auto in für die Stuttgarter ganz neue Gefilde vor: Zur Markteinführung gibt es eine Special Edition mit „1886“-Emblem, das an die Erfindung des Automobils gemahnt und nicht weniger: Eine Neuerfindung seiner Art will der EQC auch sein. Die – von der raumgreifenden Stille abgesehen – tatsächlich erst einmal überraschend vertraut wirkt: Das Design fügt sich nahtlos in die aktuelle Mercedes-Sprache (und die Produktionsstrecken des GLC) ein und erlaubt sich kaum Extravaganzen; selbst auf den an sich überflüssigen Kühlergrill mochten die Gestalter nicht verzichten, auch wenn der hier in kühner geschnittenen Adleraugen endet. Übers bullig-rundliche Heck zieht sich ein durchgängiges Leuchtband, ein paar blaue Akzente erinnern daran, dass der erste Vertreter der EQ-Reihe nicht nur still, sondern auch sauber fährt. Innerlich mag der EQC für einen scharfen Abzweig in Produktportfolio, Strategie und Technologie stehen, scharfe Kanten aber gibt es an ihm kaum; nur zwei auf der Kühlerhaube und eine, die als sanfter Knick die Flanken entlang und ums Hinterteil läuft; sonst wirkt die Hülle so weich wie ihr gepolstertes Inneres. Und auch dort
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wird sich jeder, der schon einmal in einem Mercedes gesessen hat, auf Anhieb zurechtfinden, auch wenn er an der ein oder anderen Stelle auf ungewohnte Materialien stößt, auf recycelten Kunststoff, Kenaf und Naturkautschuk. 99 Bauteile sind zu 100 Prozent nachhaltig, verkündet der Hersteller stolz; ein kleiner Schritt vielleicht, aber einer, der auch dem ästhetischen Auftritt guttut. 2,4 Tonnen wiegt das Auto inklusive Akku, der theoretisch bis zu 470 Kilometer durchhalten soll. Realistisch sind wohl um die 320, wie sie auch die Verbrauchsanzeige im Display prognostiziert. Halbwegs schlaues Navigieren und ein wenig Zurückhaltung im Umgang mit dem arg verlockenden, weil brachial wirksamen Strompedal vorausgesetzt, kommt man aber auch damit leicht an Urlaubsorte jenseits der Stadtgrenzen. Das Ganze in einem perfekt temperierten, butterweich gedämpften Komfortkokon inklusive Beduftungssystem und Massagesesseln, wie man das nur von Mercedes kennt. Abstriche bringt das neue Unterwegssein keine mit sich, nicht mal im Vergleich zur S-Klasse. Und für die erfreulich kurzen Wartezeiten an der Ladesäule hat der Wagen eine Powernap-Funktion, die auch die Batterien des Fahrers frisch hält. Es ist also eine rundum sanfte neue Generation Stuttgarter Automobilbaukunst, die einen über eventuelle raue Kanten der immer noch jungen Technologie mühelos hinwegträgt. Ein early adopter zu sein hat sich eigentlich nie besser angefühlt.
Kapitel xxxx
„Progressiver Luxus“ für eine neue Ära lautet die Botschaft, die Mercedes mit dem EQC aussendet – ohne Abstriche.
Ästhetisch ist der EQC keine Radikalerneuerung, sondern markiert einen sanften Übergang – selbstbewusst tritt er trotzdem auf. Der Einstiegspreis für den neuen Stromer liegt bei gut 71 000 Euro, die exklusiv ausgestattete Sonderedition „1886“ ist ab 85 000 Euro erhältlich.
Design Summit Design Award 2019
How to live/ The greener living summit: how stylemakers can help craft a better future.
Offizieller Partner
Join us! Talks, lectures and AD Design Award
26 Nov th
Munich
Sustainable Elegance Speakers: Tyler BrĹlĂŠ Eoos Ali Malkawi Rossana Orlandi Kasper Pilemand Maria Speake and others
Get your early bird ticket at ad-magazin.de/tickets 26th November 2019 Alte Kongresshalle Munich
ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur
40 JAHRE VOGUE DEUTSCHLAND
SHOP.VOGUE.DE
Leben
in L. A., auf Bruny Island, in Marrakesch, São Paulo, Chelsea, München und Mailand
Ahoi, Emilio!
Foto: Helenio Barbetta/Living Inside
Früher, in den Sixties, hat hier der Maler Emilio Tadini gewohnt. Als Hannes Peer einzog, ein Architekt aus Südtirol, ließ er eine Wohnzimmerwand mit Kacheln von Fornace Bernasconi bedecken. Die in Azurtönen schillernde Tiefseeoptik wirkt wie eine Hommage an den Vertreter der pittura metafisica. Die Konsole entwarf der neue Hausherr selbst – in Rosttönen wie von der Nautilus.
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Home Los Angeles
Independent Woman: Zusammen mit dem Design-Kollektiv Commune erfand Pamela Shamshiri mit rotem Holz, Navajo-Mustern, Tierfellen und viel Sonnenschein ein sehr heutiges Retro-Kalifornien. Nun hat sie mit ihrem Bruder Ramin das Studio Shamshiri gegründet. In ihrem Büro entspannt Australian Shepherd Roquefort auf einem Sofa von Marco Zanuso. Darüber hängt ein Ölgemälde von Preben Hornung. Die Tischtürme schuf John Williams aus den Küchenholzresten, das rote Stoffmuster entwarf Frank Lloyd Wright.
Office
Mitten in Hollywood haben Pamela und Ramin Shamshiri ein filmreifes Studio bezogen. Ein Gespr채ch 체ber alte Glanzzeiten, neue Lebensrealit채ten und die untersch채tzte Kraft der Geometrie.
Tex t Florian Sieb e ck Fotos Trevor Tondro
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Jeden Freitag treffen sich die Mitarbeiter in der offenen Küche (rechte Seite) zum gemeinsamen Frühstück. „Sie ist ein beliebter Besprechungsraum“, sagt Pamela Shamshiri, „besonders für unsere Kunden.“ Am Eichenholztisch von John Williams stehen Vintage-Stühle von Thonet.
Das Büro von Shamshiris Office-Managerin links wurde ebenfalls mit Einbauten von John Williams ausgestattet. Das gesamte Studio dient als Showcase und Materialprobe für Kunden, die in Setzkästen unten einen Blick auf Stoffe, Materialien und Produktmuster werfen können.
W enn man sich bei Ihnen umschaut – Chesterfield-Sofa, Kamin, Tequila-Bar –, fragt man sich schon: Wird hier echt gearbeitet? Pamela Shamshiri: Ich wollte einen Ort, der sich wie eine Wohnung anfühlt, weil das auch der Kern unserer Arbeit ist. Was immer wir anpacken, hat diese Atmosphäre, egal ob es sich um ein Hotel, ein Geschäft oder ein Privathaus handelt. Außerdem restaurieren wir viele historische Gebäude in und um Los Angeles, deshalb wollten wir auch selbst an einem historischen Ort sein. Ich bin froh, dass mein Bruder ihn gefunden hat. Welche Geschichte hat dieses Gebäude? Ramin Shamshiri: Das Haus wurde 1928 vom Stummfilm-Cowboy Fred Thomson und seiner Frau Frances Marion gebaut, einer preisgekrönten Drehbuchautorin – sie nannten es den „Olivenhof“. PS: Und es ist so Hollywood: spanischer Kolonialstil mit Rundbögen und Lichthof. So einen Ort mit Geschichte hatte ich mir für unser Studio immer gewünscht. Teile von „Casablanca“ wurden in unserem Innenhof gedreht! Klar: Für europäische Verhältnisse mag das lächerlich klingen – aber für L. A. ist das schon allerhand. RS: Danach war hier der Pub „Cat & Fiddle“ drin, eine Institution
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Pa mel a Sh a m sh i r i
„Solch einen Ort mit Geschichte habe ich mir immer gewünscht – hier wurde ‚Casablanca‘ gedreht!“
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Runde Sache: Das Studio, in dem die 38 Mitarbeiter arbeiten, huldigt der American Academy in Rom (Rundbögen), dem Büro des Architekten Paul Rudolph (Ebenenwechsel) und dem Stil des kalifornischen Modernisten Irving Gill (Fliesenboden; noch mehr Bögen).
R a m i n Sh a m sh i r i
„Wir sind der Überzeugung, dass gutes Design der Ausgangspunkt für ein erfüllteres Leben ist.“
Konzentration, Kontem plation – und Kommunikati on. Shamshiris Refugium ist in „Green Smoke“ von Farrow&Ball getaucht. Das Studio hat sie mit Bruder Ramin (re. Seite) gegründet, schon der Eingangsbereich zeigt die Wohnzimmerat mosphäre des Büros – mit einem Leuchter von Raak und Roy McMakins „Wing“ in Kaschmir, Tisch: BDDW.
in Hollywood und eine unserer Stammkneipen. Vor fünf Jahren wurde sie geschlossen, dann zog ein Schnittstudio ein. Als wir das Haus kauften, war das Haus aufgeteilt in Dutzende Räume ohne Fenster, es war stockdunkel. Wir haben alles raus gerissen, auch Böden und Wände. PS: Jetzt kommt man rein, und alles wirkt sehr hell und offen. Ich glaube, Geometrie kann wirk lich glücklich machen und erden: Wir haben gro ße Rundbogenfenster und lange Fluchten geschaf fen, an Farben und Proportionen gefeilt. Alles sieht so aus, als wäre es schon immer da gewesen. Bevor Sie Commune mitgründeten, haben Sie auch als Set-Designerin gearbeitet und gelernt, mit Räumen Geschichten zu erzählen. Erzählen Sie hier Ihre? PS: Ramin und ich sind zwischen Teheran und Rom aufgewachsen und haben immer Ferien in L. A. gemacht. Das erklärt den Eklek tizismus: Das Studio ist an die American Academy in Rom ange lehnt, gleichermaßen eine Hommage an L. A. und Hollywood, die Architektur Kaliforniens und den Modernisten Irving Gill. Und ein Wink nach Italien: schön, lässig, warm und vielschichtig. Warum Hollywood? RS: Wir wollten immer im Osten der Stadt sein. Die meisten un serer Mitarbeiter leben hier, genau wie wir. Für die Kunden ist es ein längerer Weg, aber die kommen auch nicht jeden Tag. PS: Hollywood ist das wahre Herz von Los Angeles. Woran arbeiten Sie gerade? PS: Vor wenigen Wochen hat in New Orleans das „Maison de la Luz“ eröffnet, unser erstes Hotel. Wir arbeiten an einem „Four Sea sons“ in Puerto Rico und ein paar Dutzend Privathäusern zwi schen New York und Los Angeles. Sie sind Geschwister und arbeiten seit Jahrzehnten zusammen – erst bei Commune, jetzt hier. Ganz ohne Streit? PS: Es ist schon unsere dritte gemeinsame Unternehmung. Wir haben einfach gemerkt, dass wir ohneeinander nicht auskommen. Ich kenne niemanden, der besser Design und Business verbinden kann als Ramin. Mit dieser Trennung kommen wir uns selten in die Quere. Wir haben auch gelernt, einander Raum zu geben.
RS: Du kennst niemanden besser als deine eigene Familie – da nimmt man das Gute mit dem Schlechten. Es funktioniert in der Regel auch wunderbar, aber wenn einer dann mal olle Kamellen von vor 20 Jahren auspackt, denken unsere Mitarbeiter zu Recht: Mein Gott, muss das jetzt wirklich sein? Schafft das Interior eine familiärere Atmosphäre? PS: Absolut. Jeden Freitag machen wir ein gemeinsames Früh stück, diskutieren Ideen und Entwürfe, abends kochen wir häufi ger zusammen. Ich wollte eine neue Arbeitskultur schaffen, und ich glaube, das Studio ist der erste Schritt in diese Richtung. Ich wollte, dass es ein Haus wird – unser Haus. Und keine verlassene Industriehalle mit Fachwerkdecke. Wer gute Arbeit fördern will, muss Räume schaffen, die das auch ermöglichen. RS: Pam hat in ihrem privaten Bereich sogar eine Dusche und eine Garderobe. Ich habe für mein Büro nur ein paar neugotische Spitzfenster abbekommen (lacht). PS: Ich habe viele Meetings und bin oft unterwegs, zu Hause war ten die Kinder, deshalb nutze ich das Büro auch zur Kontempla tion. Das ist mein Refugium: Die Farben sind etwas dunkler ge halten, es ist ein Ort zum Nachdenken, an dem auch wichtige Gespräche geführt werden, ein Ort für frische Ideen. Also gewissermaßen ein zweites Zuhause. PS: Meine Kinder sagen, hier sei es so schön, dass sie sofort ein ziehen würden. Gibt es ein schöneres Kompliment?
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Bruny Island
Wer am Rand der Welt lebt, misst Zeichen früheren Lebens an diesem Ort zwangsläufig größere Bedeutung bei. In den maßgetischlerten Regalen seines Seefahrerhäuschens sammelt John Wardle auch Funde, deren Funktion sich heute nicht mehr erschließt. Zum Anwesen (re. S.) gehören das Haupthaus und ein neuer Riegel an der Stelle, wo einst Schafscherer logierten.
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Captain Kellys Gespür für Holz Walfänger und Schiffsbauer errichteten um 1830 dieses Kapitänshaus. Für den behutsamen Umbau nahm sich Architekt John Wardle alle Zeit.
Tex t Karen McCar tney
Fotos Michael Wee
Irren ist menschlich: Die steile Treppe zum Dachboden ließ John Wardle von allen Farbschichten befreien, das Ergebnis jedoch überzeugte ihn nicht. Jetzt trägt sie georgianisches Grün. Unten ein Handwaschbecken vor japanischen Fliesen, links von Stürmen bedrohte Eukalyptusbäume am Küstensaum.
M ethodisches Vorgehen und eine vorausschauende Budgetplanung bilden eine solide Basis, um ein 190 Jahre altes Anwesen mit dem gebotenen Respekt in die Gegenwart zu führen. Vor unabsehbaren Weiterungen schützen sie allerdings nur bedingt. Zum Glück, wie das Beispiel von Captain Kellys Haus auf Bruny Island zeigt, einer Insel vor der Südküste Tasmaniens. Der in Melbourne beheimate te Architekt John Wardle erwarb das um 1830 errichtete Walfän gerhaus bereits vor einem Vierteljahrhundert – und verwandte zunächst einmal zehn Jahre darauf, das von Erosion bedrohte Ge lände mit der Anpflanzung von 9000 Bäumen zu stabilisieren. Während dieser Arbeiten wohnten Wardle und sein Team in dem historischen Holzhaus. Genügend Zeit, so sollte man meinen, um mit dessen Geschichte auf Tuchfühlung zu gehen. Doch War dle wollte noch viel tiefer eintauchen und holte einen ausgewiese nen Historiker mit ins Boot. John Matthews dokumentierte das gesamte Projekt und half ihm, aus der Befundung die richtigen Rückschlüsse zu ziehen. Nur so verstand der Architekt allmählich, wie das Haus zusammengefügt war, welche Techniken und Mate rialien zum Einsatz gekommen waren und wie er sich seinerseits bei der Neuauflage auf diese Elemente beziehen könnte. Vor allem fanden die beiden Johns heraus, dass viele verschiedene Personen nacheinander an dem Haus gewerkelt hatten, da sich auch Schiffs bauer zwischen den Walfangzeiten am Bau beteiligt hatten. „Die Vorstellung hat mir sehr gefallen, dass dieses kleine Haus am Rand der Welt über einen langen Zeitraum mit Materialien und Kennt nissen aus unterschiedlichen Teilen der Welt erbaut wurde.“
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Dass Wardle ein Herz für lebendig erhaltene Geschichte hat, beweisen auch die Kunstwerke im historischen Kapitänshaus. An den Wänden dieses Schlafzimmers hängen eigene Galeriekäufe ebenso wie Landschaften, die der Architekt von seiner schottischen Großtante geerbt hat.
John Wardle
„Allein die Revisionen haben das ursprünglich veranschlagte Gesamtbudget verschlungen.“
Spitze Winkel prägen nicht nur die raffinierte Dachkonstruktion im Wohnzimmeranbau, sondern auch die „GE375“-Chairs von Hans J. Wegner und Patricia Urquiolas „Klara“-Sessel (ganz hinten) für Moroso. Die Sidetables sind Entwürfe des Hausherrn. Rechte Seite: Besucher können sich mit der Sturmglocke am Eingang bemerkbar machen.
Isoliert ist das Haus bis heute geblieben. Mit Blick nach Nordosten liegt es auf einer abgelegenen Landzunge inmitten unberührter, urtümlicher Natur. Die Küstenlinie ist wild zerfurcht und von Eu kalyptusbäumen bewachsen, schwarze und rostfarbene Felsen bil den pittoreske Buchten unter einem dramatischen, ständig sich wandelnden Himmel. „Captain Kelly errichtete seine Hütte auf ei nem Kliff. Mit Blick hinaus aufs Meer“, sagt Wardle. „Ein Bauer hätte hier nie gebaut. Bereits in der Wahl dieses Standorts kommt seine Sicht und seine Interaktion mit der Welt zum Ausdruck.“ Als sich die Pläne konkretisierten, das Gebäude zu restaurieren und umzubauen, entschied Wardle, dass es sinnvoll wäre, für die Zeit der Renovierung zunächst einmal einen Übergangswohnsitz zu entwerfen. Fotografien aus dem frühen 20. Jahrhundert zeigten eine Remise, in der Schafe geschoren wurden. Wardle beschloss, genau an derselben Stelle die Shearers Quarters zu errichten. Zu Beginn handelte es sich um ein überschaubares Projekt mit klaren Kostenvorgaben und einem strikten Konzept – „der Nutzung an gemessen, nicht mehr und nicht weniger. Dann aber nahmen un sere Ambitionen Fahrt auf, als mir klar wurde, welche Fähigkeiten auch heute noch von den ortsansässigen Schlossern, Maurern und Zimmerleuten in unser Vorhaben einfließen konnten.“ Am Ende stand ein Gebäude, das in der Architekturwelt viel Aufsehen er regte und diverse Auszeichnungen gewann. In puncto Materialien und Einbindung in die Landschaft sind die Shearers Quarters ein visuell einheitliches, zeitgemäßes und unkompliziertes Statement. Ganz das Gegenteil ist Captain Kelly’s Cottage: ein komplexes, vielschichtiges Gebäude voller Historie. „Über die Jahre hatte es dort eine Reihe unvorteilhafter Interven tionen gegeben“, erinnert sich Wardle, „zum Beispiel wurden die Veranden mit Aluminiumfenstern geschlossen. Aber das Herz des Hauses war intakt geblieben.“ Die Neugestaltung des Hauses machte es erforderlich, den vorhandenen Bau auseinanderzuneh men und neue architektonische Antworten zu finden. Eine Vorge hensweise, die schier endlosen Einfallsreichtum verlangte. „Allein die Revisionen haben das ursprüngliche Gesamtbudget verschlun gen.“ Nur ein Beispiel sind die vor Ort hergestellten Mauersteine, mit denen das Holzständerwerk in der Küche ausgefacht ist. Nach dem es freigelegt war, wurde diese Technik prägend für das ge samte Projekt. Ähnlich wichtig ist der Küchentisch: Er ist ein Hybrid aus einem Klapptisch von 1820, den Wardle bei seinem ersten Besuch in Tasmanien kaufte, und einem runden Säulentisch von 1840, den er vor nicht allzu langer Zeit bei einer Auktion er standen hat. „Die Vermählung dieser beiden Typen lässt mich je des Mal lächeln, wenn ich sie sehe. Ihre Verbindung ist eine Art Emblem für das ganze Haus geworden.“ Die Freude am Herzeigen, eine seltene Eigenschaft bei Archi tekten, verbindet die verschiedenen Elemente des Hauses. In der Küche stellt Wardle, ein begeisterter EbayKäufer, seine Sammlung tönerner Weinkaraffen aus der Bendigo Pottery aus, dazu Kerami ken aus Japan, Großbritannien und, deutlich näher, aus Michael Bugellis Galerie in Hobart. „Das zeitgenössische Geschirr für den täglichen Gebrauch stammt aus hiesiger Produktion und wird im Holzofen gebrannt, so erhält es einen Charakter, der zum Haus passt.“ Wardle war stets ein Anhänger von schlichten Materialien, die auf außergewöhnliche Weise verarbeitet werden, und das neu eingefügte hölzerne Wohnzimmer hat dank Rhythmus und Wie derholung seine eigene Art von durchdachter Logik. Das Panora
mafenster bestand zunächst aus einer großen Glasscheibe, bis der Architekt während der Umbauarbeiten hinaus aufs Meer schaute und ihm plötzlich bewusst wurde, dass diese Aussicht in den zu rückliegenden fast 200 Jahren nur durch eine Vielzahl von Schei ben möglich gewesen wäre. Also entwarf er Doppelglasfenster, die in kleinere Sektionen aufgeteilt sind. John Wardle gibt nicht viel auf vorschnelle Gewissheiten, und seine Fähigkeit, auf Neuentdecktes mit überlegten Revisionen zu reagieren, führte zu einer sich stetig weiterentwickelnden Planung. Das gilt auch für die NutundFederWände im alten Teil des Hau ses, die der Architekt „zu einem ruinösen Preis“ von Schichten aus Plastik und Bleifarben befreien ließ. Mit dem Ergebnis, dass ihm die nackten Wände am Ende zu weit gingen. Also strich er die Treppe in einem eleganten georgianischen Grün, für die Schlaf zimmer wählte er matten Kitt und ein angegrautes Blau. Wardles Selbstvertrauen als Einrichter speist sich aus dem Akt des Sammelns. Auf den Regalen im Wohnbereich und an den Wän den der Schlafzimmer tummeln sich Funde aus Wohlfahrtsläden, aber auch rostige Objekte, die er aus nahe gelegenen Tümpeln ge borgen hat. Hinzu gesellen sich Familienerbstücke und Auftrags arbeiten befreundeter Künstler und Kunsthandwerker, etwa Vor hänge von Maku, einem Modedesigner in Kalkutta, der auf indigogefärbte Stoffe spezialisiert ist, oder Wollüberwürfe aus BurelStoffen aus den Bergen Portugals. Die abschließende Geste war es, das Haus mit einer Bruchsteinmauer zu umfassen, ein ty pisches Baumerkmal dieser Gegend. John Wardles Grundgedanke dabei war, die Mauer auf drei Seiten des Hauses zu errichten, ein wenig weiter als „einen Possumsprung“ entfernt vom alten Nuss baum. Manche Dinge ändern sich eben nie.
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Marrakesch
Fotos: Ambroise Tézenas/Photofoyer
Du sollst dir kein Bildnis machen. Nach dem Vorbild islamischer Kunst hat Serge Lutens die Räume seines Palasts in der Medina mit MuqarnasKuppeln und Maschrabiyyas, mit ZelligeFliesen, Glasfenstern und Samtpolstern (re. Seite) schmücken lassen. Und doch ist es ein Haus nach seinem Bild.
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Leid und Herrlichkeit Tex t Simone Herrmann
Fotos Ambroise TĂŠzenas
Zedernholz, Marmor, Gold und Imagination. Serge Lutens baut der marokkanischen Kunst und der SchĂśnheit einen Palast. Begegnung mit einem der Letzten seiner Art.
Serge Luten s
„Das Haus ist eine Phantasmagorie, die täglich wächst wie etwas Lebendiges.“
„Ich bin ein Obdachloser auf der Suche nach dem Absoluten.“ In diesem Geist hat der Parfumeur seine eigene Alhambra ersonnen. 3000 Quadratmeter Pracht, er selbst lebt in einem winzigen Gelass. Palmen und Jasminsträucher rahmen die Reihe der Marmorbassins in einem der Innengärten (re. S.).
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Zur höheren Ehre Gottes: In der Madrassa schmücken Koransuren die Wände, Messingleuchten scheinen zur Glorie des marokkanischen Kunsthandwerks. Unter der Kassettendecke „en zouac“ der salle d’eau (rechte Seite) ließ Lutens blauen Marmor verlegen, wie ein kubistisches Bild.
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Serge Luten s
„Ich bade hier nur meine Gedanken.“
H
albdunkel. Nach der turbulenten Fahrt durch die Medina von Marrakesch, eingehüllt in Staub und gleißendes Licht, hält der Wagen vor einer offenen Tür. Kühle weht uns entgegen. Und aus dem Clair-obscur das Lächeln von Monsieur Rachid: „Bitte hier entlang, Monsieur Lutens erwartet Sie.“ Dann schließt sich die Tür, und die Halle, das Bassin, die intarsierten Säulen, die bemalte Kassettendecke glimmen noch einmal golden auf, bevor sie zurück ins Dämmerlicht sinken. Durch Spalten an der Decke zirkuliert die Luft, der Lehmbau hält den Raum kühl. Nur das Glucksen des Wassers ist zu hören, ein Duft nach Zedernholz mischt sich in die Kühle. Warm wie der Atem eines großen Tiers, dumpf und süß wie Heu. Schnitzereien, Perlmutt-Intarsien, Samt, geprägtes Leder, Messing, glasierte Kacheln, Marmor, mattes Gold … Wo sind wir hier? In einem dieser Fieberträume von Baudelaire? In einem Gemälde von Gustave Serge Moreau? Wird Salomé aus den Säulengängen treten und um den Kopf des Täufers tanzen? Monsieur Rachid lächelt. Neulich sei die marokkanische Königin gekommen, ging durch die Zimmerfluchten und Innengärten, saß da und schaute. Viele Stunden lang. „Ich habe so etwas noch nie gesehen“, sagte sie, als sie ging. Von den Wänden leuchten die Ornamente, und es wirkt, als wüchsen sie, diese miteinander verwobenen Blumen, Kreise, Rauten und Sterne, als führten sie tiefer in die Wände hinein – und in längst vergangene Zeiten. Die Arabesken der Alhambra scheinen wieder auf, die goldenen Muqarnas, Kuppeln mit prächtigen Stalaktitengewölben, die geschnitzten Maschrabiyyas, Stern an Stern, Mosaikteppiche, Zellige-Fliesen, Bleiglasfenster, in denen die Farben gefasst sind wie Edelsteine – Grün, Rot, Blau, Türkis, ein Gelb wie geschmolzene Sonne. Monsieur Lutens habe das alles erdacht, erzählt sein Assistent mit einer kleinen Verbeugung in den Raum hinein: alles, die goldenen Plafonds, die ziselierten Lüster aus Messing, Jaspis und Alabaster, den farbigen Stuck an Decken und Wänden, die Böden und Möbel, jede Gravur. „Tout!“, ruft Monsieur Rachid auch in den nächsten Räumen, die er vor uns aufblättert, als wäre das Haus ein Bilderbuch. Silberschmuck und Teppiche, Stickereien, Holzskulpturen, die Gemälde und objets d’art aus Lutens' Sammlung sind darin. Längst haben wir die Orientierung verloren, wie in einem Labyrinth. Irgendwo gibt es ein Boudoir, in dem Hochzeitsgürtel der Berber die Wände schmücken, knapp unter der Decke fliegen Schmetterlinge hinter Glas. Zitronenfalter, Pfauenaugen. Wie sollte man hier nicht an die Euphorie der ersten Nacht, an hochfliegende Träume und an ihr Ende denken? Sie fabulieren, diese Räume, erzählen uns Geschichten. Über Serge Lutens, aber vor allem über uns selbst; sie lassen uns unsere inneren Bilder
sehen. Es sind Schauräume. Die Decke der salle d’eau (wer wollte diesen Saal „Bad“ nennen?) aus mitternachtsblauem Marmor sei „en zouac“ bemalt, erklärt Monsieur Rachid, in einer alten marokkanischen Technik, und doch wirkt der Raum wie ein kubistisches Bild. Auch die Orientalisten-Sammlung von Serge Lutens ergibt wieder ein Bild: dem „Teppichmarkt“ von Bernard Boutet de Monvel ist ein Paravent aus Kelims gegenübergestellt, ringsum sind Gemälde von Jacovleff, Jouve, Majorelle zu einem Kaleidoskop aus Farbtönen verknüpft. Bilder im Bild, ein Gesamtkunstwerk. Man muss sie berühren, diese Räume, das Holz, die Webereien, den Marmor an den Wänden, den hellen, schimmernden Tadelakt im Hammam, um zu begreifen, dass es sie wirklich gibt. „Gott ist groß.“ In der Madrassa, wo Koransuren die Wände bedecken, fährt Monsieur Rachid mit der Fingerkuppe den Schriftzug aus Marmor nach, bevor wir in einen der Innengärten treten. Zwei Ringeltauben fliegen klatschend auf. Und plötzlich steht er da. Wie mit der Feder gezeichnet, kerzengerade, das graue Haar zurückgekämmt. Ein Asket mit durchdringenden hellen Kinderaugen. „Gott? Das ist mein Name für die Stärke in uns Menschen“, sagt er, der als der größte Parfumeur der Zeit gilt, Fotograf, Filmemacher, Ästhet, Make-up Artist, in den 70er Jahren Erfinder eines neuen Frauenbilds für Dior, seit 1980 Art Director beim japanischen KosmetikgiLuten s ganten Shiseido, 2000 lanciert er seine eigene Marke. Ein Idol für Generationen junger Gestalter. 3000 Quadratmeter misst sein Palast, Lutens lebt in einer kleinen Zelle, „von einer Schale Milch, zwei Franc pro Tag, nicht einmal das, mehr brauche ich nicht“. Mit Ausnahme der großen Bücherkisten, die aus Paris geliefert werden. C. G. Jung, Sigmund Freud, Nietzsche, Balzac, Baudelaire, Jean Genet – „Notre-Dame-des-Fleurs“ könne er „wieder und wieder lesen!“. Randexistenzen, Außenseiter interessieren ihn, er selbst bezeichnet sich als Extremist. Den Morgen hat er mit Schreiben verbracht. Er denkt über Worte nach, über ihren Klang. „Darin allein liegt schon eine Geschichte. Alle Namen meiner Parfums sind so entstanden. ‚La fille de Berlin‘ etwa. Oder ‚Tubéreuse criminelle‘. Tuberose, das klingt nach Unglück und Verbrechen – tubéreuse, voleuse, malheureuse.“ Schon als Friseurgehilfe in Lille verliebte er sich in die traurigen Mädchen, schminkte sie zu Fantasiegestalten, magnolienblass mit kurzem Haar und violetten Lidern; dem Gesicht von Anjelica Huston entlockte er Poesie und Geheimnis. Keine Püppchen mehr, eigenwillige, geistvolle Frauen! Und wieso sollten sie immer nach Blumen duften? Wie langweilig. Warum nicht nach Moschus, nach Holz und Weihrauch? Wie Männer. Was sollte das überhaupt – maskulin, feminin? Für ihn gab es nur eins: Persönlichkeit. Der einzelne Mensch im Gegensatz zur Masse. „Was einer ist, was einer sein wird – mit sieben Jahren ist es entschieden“, sagt Serge Lutens. Er selbst ist das Kind eines Ehebruchs. „Die Frucht der Sünde.“ Seine Mutter musste ihn weggeben, wurde 1942, im Frankreich der Besatzungszeit, wie eine Verbrecherin abgeurteilt. „Jeder Tag war ein Gedanke an sie.“ Dass sie ihn später wieder zurückholte, nötigt ihm Respekt ab. „Sie hat sich selbst ermächtigt“, erklärt er, „wie das Frauen immer getan haben,
„Im Kampf gegen die Masse bin ich an der Seite der Außenseiter, der Künstler und Monstren.“
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der Vergangenheit des Hauses nach, entdeckt Überreste von Brunnen, Getreidespeichern, Galerien, verborgene Gänge – „ich habe ihre Geschichte aufgesaugt, und daraus meine eigene Version der Historie destilliert“. Es ist ein Gedankenpalast, den die Meister des marokkanischen Kunsthandwerks, Schnitzer, Mosaizisten, Schmiede, Stuckateure zum Leben erweckt haben. „Ich verdanke ihnen alles“, sagt Lutens. Sie arbeiten sur place, unter seiner Aufsicht, wie an einer Dombauhütte – nach den Regeln islamischer Kunst, zur Glorie Gottes, aber auch zur höheren Ehre ihrer Kunst. Das Haus lockt sie aus allen Teilen des Landes herbei, ganze Generationen haben hier ihr Handwerk gelernt und vervollkommnet. Es sind stolze Menschen, voller Demut. Weil sie im Herzen wissen, dass nur absolute Hingabe zu jener Schönheit führt, die Serge Lutens meint. Und doch. „Dort hinten in den Jasminsträuchern“, sagt er am Ende unseres Gesprächs, und man fühlt, wie es ihm durch alle Glieder fährt, „sehen Sie dieses welke Blatt? Es muss weg, ich kann das so nicht stehen lassen.“ Leid und Herrlichkeit. Das Haus erzählt von einem, der auszog, die Schönheit zu finden. Es ist ein Kreuzzug gegen das Mittelmaß, ein Exzess des Einzigartigen, pathetisch, zartsinnig. Und eine große Liebesgeschichte. Monumental: die Halle li. mit Marmorbassin und einer Kassettendecke aus bemaltem Zedernholz. In der Dämmerung seines Studios u. entstand Serge Lutens’ neuer Duft „La couche du diable“ – das Brautbett des Teufels. Ein faustisches Kräfteringen zwischen Hell und Dunkel – Moschus und ein unschuldiger Hauch von Zistrose. M ehr üb er S erg e Luten s’ Riad in M arr ake sch: ad- magazin.de
nur heute glauben alle, Emanzipation ist Frauenfußball. Nein, ich habe meiner Mutter nichts vorzuwerfen.“ Und dennoch. Der Makel blieb. Die Ablehnung des Vaters, der sich nicht zu ihm bekennen wollte, treibt ihn um. Serge Lutens zuckt die Achseln. „Ich will ihn ausgleichen, diesen Makel“, sagt er, „immer noch, in allem, was ich tue. Es muss perfekt sein.“ Das sei, nach Jahren der Psychoanalyse, die einzige Therapie. 1968 kommt er nach Marrakesch, bezaubert von diesem zärtlichen Licht, „das selbst den Staub golden machte. Die Schatten waren wie in den Filmen von Fritz Lang, scharf und schwarz wie ein Fallbeil, und die Luft wehte abends von den Atlas-Bergen herüber, so rein, dass ich an ein anderes Leben glaubte.“ Über ein Jahr lang hatte er nicht mehr geschlafen, „ich war ein Zombie. Paris und der Ruhm ekelten mich an.“ Doch auch in Marrakesch scheint es keinen Ort für ihn zu geben. „Eines Tages berührt mich ein alter Mann am Ärmel: ‚Komm, ich weiß, was du suchst.‘“ Er führt ihn zu einem verlassenen Grundstück in Hart Soura, einem der ältesten Viertel Marrakeschs; vor 1000 Jahren, in der Ära der Almoraviden, lebten hier die Notabeln der Stadt, bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts die französischen Kolonialherren. Hinter Schlingpflanzen und Unkraut wird ein verfallener Backsteinbau sichtbar. „Das Haus war im selben Zustand wie ich – eine Ruine. Aber es war meine Rettung. Seither lebe ich nur noch für das Haus. „Ich bin sein Schuldner, ein Obdachloser in einem Palast.“ Er spürt
Fotos: Filippo Bamberghi/Photofoyer
Lianen los: Vor Cássio Vasconcellos’ Bilder serie „Viagem Pitoresca pelo Brasil“ wirkt die Deckenleuchte von Flos wie eine Schling pflanze. Die Keramik skulpturen darunter und im Patio (rechte Seite) gestaltete die Hausherrin selbst. Der lange Tisch wurde aus brasilianischem Holz geschreinert.
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Amazonas im Bungalow Tex t L arissa B eham
Fotos Filippo Bamberghi
SĂŁo Paulo
Radiohead und John Baldessari: Die Keramikerin Claudia Issa und der Werbefilmer Alexandre Gama schrieben ihrem Architekten eine lange Liste der Inspirationen. Der baute daraus ein Haus aus Licht und Schatten.
An Claudia Issas Atelier (links die Werkbank im Anschnitt) schließt sich ein offen gestalteter Empfangsraum für Gäste an: Sessel und Tischchen von Moroso, Bodenleuchten „Balloons“ von Brokis. Die steingraue Wendeltreppe, ein Entwurf des Architekten Marcio Kogan, führt vom ebenerdigen Studio in den darüberliegenden privaten Teil des Hauses.
Alexandre G ama
„Kontraste sind magisch. Sie lassen Raum für Zwischentöne.“
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Für die MineralInstallation im Esszimmer versah Issa 85 Tonproben mit Fingerabdrücken. Das Sideboard darunter wurde aus Resten des Holzbodens angefertigt, Tisch und Stühle sind von Jader Almeida.
Linke S.: Die Küche ist ein Entwurf der Hausherrin und wird in Deutschland von Leicht produziert. Im gelben Steckkasten-Raumteiler mischen sich Eigenentwürfe unter Selettis „Palace“-Kollektion.
Unter dem Labelna men Konsepta ent wirft und gestaltet Claudia Issa Vasen und Skulpturen wie die Serie „Elos“ (zwei Teile davon hält sie links in ihren Händen). U.: Das riesige Ess zimmerfenster rahmt Beaucarnea und Scheibenblumenge wächse, die aus AmazonasWäldern herverpflanzt wurden.
Re. Seite: Hinter Sofa systemen von B & B Italia und Ovo Design stellte Alexandre Gama seine Lieblings stücke an die Wand: die ikonischen „Trio XD“Lautsprecher von Avantgarde, im Regal links das dazugehöri ge Soundsystem samt Plattensammlung. Stehleuchte von Fresh West, Bodenleuch ten vorn von Brokis.
Alexandre G ama
„Unser Haus ist Museum, Galerie und Musikstudio zugleich.“
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E ine Treibholz-Karawane, die auf den Stromschnellen eines brasilianischen Fluss-Riesen dahingleitet: So balancieren die Vasen und Skulpturen der Keramikkünstlerin Claudia Issa hier auf einem überlangen Tisch im Patio. Es ist ein Aperitif, ein Vorgeschmack auf dieses Haus, das sich mit großen Toren öffnet: Issas Geschöpfe versammeln sich darin, in Gruppen, in Serien oder als Relief an der Wand. Jedes dieser kleinen Völkchen von Objekten und Gefäßen hat einen eigenen Charakter, sie sind wie freundliche Hausgeister, manche patronisierend, mysteriös, andere cool-elegant. Einen Teil ihres Zuhauses hat sich Claudia Issa als Atelier vorbehalten, an einer Flanke des Patios. Und auch ihr musikbegeisterter Mann Alexandre Gama richtete sich im Gebäude ein Studio ein, samt hochambitioniertem Multimediasystem, es ist ein schallisoliertes Refugium, in dem Gama, wie er sagt, „ungestört in exquisite Soundwelten abtaucht“. Mit ihren Leidenschaften haben die beiden viel Erfolg. Sie experimentiert als gefeierte Keramikerin neben Ton und Terrakotta auch mit Glas und Holz. In ihrer Formensprache verfolgt sie das Organisch-Moderne – noch lieber erschafft sie aber ein ganz eigenes Vokabular. Gama wiederum fand vor allem in der Werbung und der Musikindustrie mit seiner Agentur Neogama viel Anerkennung, sogar den Löwen in Gold beim Werbefilmfestival in Cannes hat man ihm schon mehrfach verliehen.
Naheliegend also, dass dieses Paar auch beim Hausbau höchste Ansprüche hat und deshalb mit Marcio Kogan nicht nur einen der wichtigsten zeitgenössischen Architekten Brasiliens beauftragte – sondern einen Baumeister, der nebenbei auch ein talentierter Filmemacher ist. Zum Jahreswechsel 2001 zogen sie ein. „Ich erinnere mich genau: Claudia war schwanger, unsere Erwartungen waren hoch und die Temperaturen noch höher, und uns war ein wenig mulmig beim Gedanken an unser neues Haus und unser neues Leben“, erzählt Alexandre Gama. Heute ist Marcio Kogan ein Freund. Inzwischen gehören auch die Töchter Luiza und Stella zur Familie, und das Anwesen in Alto de Pinheiros, einem der grünsten und feinsten Viertel São Paulos, das Kogan mit drei Mitarbeitern seines Studio MK27 entwarf, wurde 2015 noch einmal kunstvoll erweitert, nachdem die Eigentümer auch das angrenzende Grundstück gekauft hatten. Bevor sich Kogan allerdings an die ersten Entwürfe machte, beschrieben ihm Issa und Gama ihren eigenen ästhetischen Kosmos. „Wir waren absolut klar in unseren Vorstellungen. In unserem Briefing haben wir ihm Bilder von Künstlern gezeigt, von Antony Gormley, John Baldessari und Richard Long. Bücher, Zitate, Gedichte von João Cabral de Melo Neto und Songs von Steve Reich, Brian Eno, Tom Jobim oder Radiohead – eben Dinge, die wir lieben, die uns ausmachen, die zeigen, wer wir sind. Und wir wollten: Platz, Licht, hohe Decken; ein durch und durch eigenständiges Haus, das sich abhob, das modern war und gewagt.“ Der Architekt
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Peter Gabriel seinen fand das alles großartig. „Unser Grund- Welcome to the jungle: einer Galerie im oberen Teil zur BiblioVorm Bullaugenfens berühmtesten Hit gedanke“, sagt Gama, „war von Anfang thek. Runde Formen kehren überall ter im Tonstudio oben „Sledgehammer“ aufan: Wie würden ein Museum, ein Muwieder: in der kuppelähnlich gestalteten links hat Alexandre nahm. Rechte Seite: sikstudio und eine Galerie aussehen, Gama seine VintageDeckenleuchte in Claudia Issas Atelier; Vom Esszimmer aus wenn sie zusammen ein Wohnhaus er- Drummachines hinter im Umriss der Wendeltreppe, die sich betritt man ebenerdig Saarinens Tulip Chair den mehr als 1500 geben sollen?“ von dort zu den Schlafräumen nach Quadratmeter groGemeinsam mit Kogan und der Ar- arrangiert. Das Bild oben windet, wie auch in den handgerechts daneben zeigt ßen Garten, den die fertigten Tellern oder im „Bullauge“ in chitektin Diana Radomysler bestimmte seinen „Studer A80“Hausbesitzer mit wuGamas Studio, dem mit Abstand kleinsIssa auch die Inneneinrichtung. Doch Rekorder, ein rares chernden tropischen mit der Möblierung haben sie sich Zeit Stück aus der Musikten Fenster hier. Dabei streicht das Haus Bäumen und Büschen aus den Amazonasgelassen. „Wir mögen den Gedanken geschichte (produziert die Längen der Quaderform heraus, in von 1970 bis 1988), Wäldern locker durchdes Weniger-ist-mehr“, erklärt der jedem Raum, bei den Banketttischen im mit dem zum Beispiel strukturierten. Esszimmer und im Patio, mit dem Pool, Hausherr. „Wir haben das Gebäude als der sich als blaues Band durch den Gargroße weiße Schachtel gesehen, die wir mit so wenig wie möglich vollstellen wollten, eben nur mit dem, ten zieht. Dort wachsen Elefantenbäume, Palmen und Erdnusswas wir wirklich haben mussten.“ Heute erstrecken sich die pflanzen, zwischen die sich süßlich und schwer der Duft von Wohnräume über 1000 Quadratmeter und zwei Ebenen. Oft domi- Orchideen mischt, wenn die gerade blühen. niert ein Gegensatz von Hell und Dunkel. „Weil der Kontrast an Natur und Kunst, im Esszimmer dann spiegeln sie sich ins Endsich magisch ist und weil so alles, was dazwischenliegt, sichtbar lose: Dort stehen sich die Flora vor der Fensterfront und die wandwerden darf“, betont Gama. Dazu kommen etliche Nuancen von füllenden Bilder vom Amazonas-Urwald des Fotografen Cássio Grau und Grün, die durch die überdimensionalen Fenster dringen Vasconcellos gegenüber. Sie sind urwüchsig wie Ölgemälde und und zusammen mit dem hellen Beige der Innenräume vom Regen- angeregt von den Werken europäischer Maler und Forscher, die im wald erzählen. Immer wieder zeigt sich auch die Technikbegeiste- frühen 19. Jahrhundert das Land erkundeten. rung des Hausherrn: Leuchter wie Filmscheinwerfer, überhaupt Marcio Kogans Architektur feiert die Brasilianische Moderne. scheint Licht für das Paar „die fruchtbarste Spielwiese des Designs“ Und im Gama Issa House verbindet sich das Wilde, die Wärme und zu sein. Passend dazu fügen sich Gamas ikonische kreisrunde Weite Südamerikas mit dem Reduziert-Kühlen – fugenlos, leichtLautsprecher im Wohnzimmer ein, das er ihretwegen music hall füßig und voller Lebendigkeit. Alexandre Gama formuliert es taufte – dabei wird der 20 Meter lange und haushohe Raum mit schnörkelloser: „Das Haus ist, was wir sind.“
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Tex t Mitchell O wens Produk tion Hamish B owles Fotos Miguel Flores-Vianna
Wo Blumen sprechen Was tun, wenn die Tochter plötzlich in England zur Schule gehen möchte? Klarer Fall für Laura Sartori Rimini: den Nachwuchs unterstützen und ein Pied-à-terre einrichten.
Chelsea
Die Tite Street in Chelsea gilt als Keimzelle des Ästhetizismus. Laura Sartori Rimini würdigt diesen Umstand mit einem entspannten Kunstmix. Im Esszimmer oben hängen Zeichnungen von Louise Bourgeois und Tomaso Buzzi, das Foto im Flur ist von Inge Morath. Im Schlafzimmer (li. Seite) flankieren Werke von Christian Bérard und Cecil Beaton einen Turbanträger.
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Geschichtslose Interieurs sind für Laura Sartori Rimini tabu. Auf der re. S. steht sie im Wohnzimmer ihres Londoner Piedà-terre, das sie mit einer antiken Ledertapete der Duchesse de Berry auf Zeitreise schickt. Hervé Van der Straetens Leuchte auf dem Schreibtisch ganz o. verweist dezent auf die Jetztzeit. Stoffbordüren gliedern oben die Schlafzimmerwand.
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L
ieb gewonnene Routinen machen das Leben leicht und angenehm, Duchesse de Berry, der charismatischen Schwiegertochter Charles’ X diese Erfahrung hat auch Laura Sartori Rimini gemacht, die weib- von Frankreich. Die Täfelungen von spanischer oder vielleicht liche Hälfte des Designduos Studio Peregalli. Sobald Projekte ihre venezianischer Herkunft waren in „sehr, sehr heruntergekommeAnwesenheit in London erforderlich machten, nahm sie bislang nem“ Zustand, als Sartori Rimini sie bei einer Auktion entdeckte. das Flugzeug von Mailand und stieg im „Claridge’s“ ab oder im Sie ließ sie restaurieren und installierte sie in ihrem Wohnzimmer. „Blakes Hotel“. Doch vor ein paar Jahren wurde diese Gewohnheit Gemustert mit einem Wirbelwind aus Blüten, wirkt die Wandverauf einmal infrage gestellt – als nämlich ihre Tochter Vittoria ver- kleidung recht extravagant für einen Unterschlupf dieser bescheikündete, sie wolle demnächst in England zur Schule gehen. denen Dimension, aber genau das war auch die Absicht: „Ein Pied„Es war ein kleiner Schock“, sagt Laura Sartori Rimini, eine ele- à-terre ist kein Haus, in dem man jeden Tag wohnt. Wichtig ist, gante Blondine mit dem Look eines Filmstars aus den 30er Jahren. dass man einfach die Tür öffnen und sich wohlfühlen kann – alles, „Wir waren immer davon ausgegangen, dass Vittoria bei uns die was man dafür benötigt, sind frische Blumen.“ Schule beendet und dann in Italien studiert.“ Ihr Mann Emanuele, Blüten der nie verwelkenden Art füllen die Räume, zieren WänAnwalt und Juraprofessor an der Mailänder Università degli Studi, de, einen Perserteppich aus dem 18. Jahrhundert, sogar einen gowar mit den Plänen der Tochter anfangs gar nicht einverstanden, belinbespannten Kaminschirm. „Ich liebe Natur im Haus“, sagt die doch der Designerin gelang es, die Wogen zu glätten. „Wenn sie Designerin und schwärmt, dass die alljährliche Chelsea Flower uns darum bittet, muss es ihr ja wichtig sein“, betont sie. „Als Show nur wenige Häuserblocks entfernt stattfindet. Im Bad blüMutter, dachte ich, muss ich ihr beistehen.“ Und so kam sie auf den hen japanische Iris-Aquarelle, und das winzige Esszimmer ist ausGedanken, ein Londoner Pied-à-terre einzurichten, „eine kleine gekleidet mit einem Garten aus Päonien, Kirschblüten und SternUnterkunft für Vittoria, für mich, wenn ich sie besuchen komme, magnolien. Inmitten dieses ewigen Frühlings hat die Designerin für die Familie, für alle. Und auch für meinen Job.“ Altes und Neues versammelt, „wie ich es immer gern tue“. Ins Sartori Riminis berufliches Schaffen ist geprägt von klassi- Auge fällt eine skulpturale bronzene Tischlampe von Hervé Van schen Interieurs, die den Duft lang vergangener Zeiten heraufbe- der Straeten. Viele ihrer Lieblingsstücke sind aber so klein, dass schwören – festgehalten in dem Buch „Grand Tour: The Worldly man schon genau hinsehen muss, um ihren zauberhaften Charme Projects of Studio Peregalli“, das sie und ihr Geschäftspartner zu erkennen. „Ich bin nicht reich, ich bin eine Arbeiterin“, betont Roberto Peregalli im vergangenen Jahr herausgegeben haben. Im Laura Sartori Rimini. Und sie sei auch kein Fan von „schlichten Grunde ist es nur folgerichtig, dass sie in der Tite Street landete, Interieurs mit einem einzelnen Kunstwerk, das Millionen gekostet einer hübschen Reihe geklinkerter Häuser in Chelsea, die gegen hat. Man kann Häuser schön einrichten, ohne Unsummen auszuEnde des 19. Jahrhunderts gebaut wurden. Vorreiter des Ästhe- geben – man muss nur Gegenstände von guter Qualität finden, die tizismus haben damals hier gewohnt, Künstler wie Oscar Wilde, nicht die Welt kosten.“ Als Belege dienen gerahmte spanische KaJames McNeill Whistler und John Singer Sargent, die ganz Lon- cheln, antike Radierungen mythologischer Szenen, zwei Porträts don in ihren Bann zogen. Whistler lebte sogar im Haus nebenan, Turban tragender Herren und eine Kristallkaraffe aus dem 19. Jahrund gewiss hätte der Impressionisten-Heißsporn an den dunkel hundert, die als Vase für Ritterspornblüten herhält. Im Entree, das schimmernden Farbharmonien dieser Wohnung Gefallen gefun- nun eine gewölbte Decke adelt, steht eine Safawidenvase von groden. Man kann sich gut vorstellen, wie ein hingerissener Whistler ßer Schönheit unter einem vergoldeten Spiegel von Alessandro eine leicht verwirrte Laura Sartori Rimini überredet hätte, ihm Diaz de Santillana, dem berühmten venezianischen Glaskünstler. chez elle Porträt zu sitzen, und das dabei entstehende Meisterwerk „Ich liebe es, Dinge um mich zu haben, die Freunde von mir ge„Arrangement in Bernstein und Rubin“ genannt hätte. schaffen haben“, lautet ihr Kommentar. „Ich wollte ein vielschichtiges englisches Zuhause“, erklärt die Eine weitere Herzensbeziehung zeigt sich in den kreativen Innenarchitektin. Was man als „staatenlose Eleganz“ bezeichnen Tricks der Innenarchitektin – etwa den an die Schlafzimmerwänkönnte, ist ihr ein Graus – kostspielige, aber zugleich auch unfass- de applizierten Jacquardstreifen oder einer Vielzahl roter Samtkisbar neutrale Ausstattungen, wie sie dieser Tage für die internati- sen im Patchworkstil. Solche Kniffe lernten sie und Peregalli von onalen Oligarchen in London unerlässlich geworden sind. „Eng- ihrem Mentor, dem Meister des Atmosphärischen: Renzo Mongiland ist ein kleines Land“, sagt Sartori Rimini, „aber seine ardino. „Er hat uns gezeigt, dass man mit Stoffen zaubern kann, Bewohner haben die halbe Welt erobert und eine Menge Er- indem man sie zerschneidet und wieder neu zusammensetzt, dass innerungsstücke mitgebracht.“ Der Zündfunke für die schmuck- man mit Bordüren und Einfassungen ganz einfach spielen und kästchenartige Einrichtung ihrer Wohnung war ein antikes Set experimentieren kann“, sagt Sartori Rimini. „Der entscheidende vergoldeter, handbemalter Ledertapeten. Einst gehörten sie der Gedanke dabei ist, dass etwas nur für Sie gemacht wurde.“ Botanische Symbiose: Die chinoise Tapete im Esszimmer (rechte Seite) kreuzt Pfingstrosen, Kirschblüten und Sternmagnolien wie Sartori Rimini die Stile. Stiche mit Landschafts- und Architekturdarstellungen kombiniert sie mit einer Konsole von Hervé Van der Straeten, elektrifizierten Kerzenleuchtern aus Japan und englischen Stühlen, die indische Stoffbezüge tragen.
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Zusammen ist man Tex t Florian Siebeck Produk tion Isa Lim & Thomas Skroch Fotos Elias Hassos
weniger allein
MĂźnchen
Denkräume: Interior designerin Mela Gruber und Architekt Florian Dressler von Seven Elohim (linke S., rechts) verhal fen Peter Martin zu einer neuen Heimat für seine Agentur. Im Büro des Chefs hängen Bilder der Fotografin Elinor Carucci, aus der Ecke leuchtet „Mito raggio“ von Occhio.
Einen Ort, der den Worten Gehalt verleiht: Den wünschte sich Peter Martin von den Gestaltern Seven Elohim. Gemeinsam schufen sie eine Abtei der Arbeit. 155
Die Räume sollen wie ein „modernes Kloster“ wirken. Ein Designanspruch, dem sich auch die Wasserspender unterwerfen. Sie erinnern an Taufbecken. Die maßgefertigte Küche rechts ist der am häufigsten genutzte Besprechungsraum, Kundenmeetings enden oft in abendlichen Kochevents.
Warmes Holz und sanftfarbener Stoff (Loro Piana) brechen die raue Atmosphäre des Rohbetons und fördern den Austausch in den Büroräumen links. Die Raumtrenner dienen auch als Bücherregale. „In jedes gute Kloster gehört schließlich eine gute Bibliothek“, sagt Designerin Mela Gruber.
An warmen Tagen verlegen viele Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz auf den Balkon oder die Terrasse, die die Agentur mit einer neu geschaffenen Akademie verbindet. Manche bleiben für Sundowner nach Feierabend – „es gibt kaum einen besseren Ort dafür in München“, findet der Chef Peter Martin.
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Große Geste: Die Felder der Rippendecke im Empfangsbereich münden in einem Stern, dem Logo der Agentur. „Unsere Kunden fühlen sich in diesen Räumen wahnsinnig wohl“, sagt Inhaber Martin – so sehr, dass einige von ihnen die Besprechungsräume für ihre eigene Arbeit mieten. Alle Vasen von Schlichtes Design München.
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as erste Büro lag in einer alten Kunstdruckerei. Ein fast quadrati scher Raum mit geklinkerten Wänden und großen Fenstern, die Decken fünfeinhalb Meter hoch. „Dass wir da rausmussten, war eine Katastrophe für mich“, erzählt Peter Martin. Für seine Agen tur Martin et Karczinski, mit der er seit 19 Jahren großen Kon zernen wie der Lufthansa bei der strategischen Ausrichtung ih rer Marken hilft, ist die Architektur auch ein Manifest der Arbeit. Doch über die Jahre ist die Firma zu groß geworden. Vergleichba re Räume zu finden, zumal in München, schien unmöglich. So fiel die Wahl eben auf einen entkernten Zweckbau aus den Sechzigern am Rande der Maxvorstadt. Abgehängte Decken, klei ne Fenster – aber groß genug für die gut 100 Mitarbeiter. Nur: Wie bringt man hier seine Haltung zum Ausdruck? Und vor allem: mit wessen Hilfe? „Man kennt ja die üblichen Adressen“, sagt Martin. All die internationalen Büros. „Die sagen dann: So ist es.“ Peter Martin aber, Macher, Chef, Kreativer, sagt über sich: „Ich brauche niemanden, der mir Ideen geben muss. Ich habe jemanden gesucht, mit dem ich das wirklich gemeinsam machen kann.“ Auf einer Veranstaltung lernt er Mela Gruber kennen. Sie war Bühnenbildnerin und führt nun zusammen mit ihrem Partner, dem Architekten Florian Dressler, das Büro Seven Elohim. Beide vereint eine unkonventionelle Herangehensweise. „Es gibt Natur gesetze, die sind größer als wir selbst“, sagt Gruber. „Dafür wird man in der klassischen Architektur meist nur belächelt.“ Sie befra gen Peter Martin zu seinen Geburtskoordinaten, sprechen mit ihm nicht über Quadratmeter, sondern über Atmosphären und Ener gien. „Wenn man sich wirklich auf uns einlässt“, erklärt Florian Dressler, „ist es ein sehr intimer Prozess.“ Bei der ersten Begehung ist Mela Gruber wenig zuversichtlich. Die Waschräume im Nordosten sind „energetisch falsch gelegen“, die Fenster grünstichig, die Decken niedrig. „Ich habe zu Florian gesagt: Das machen wir nicht. Wir können nur verlieren.“ Der Zu fall will es, dass ein kaputtes Deckenteil herunterhängt und den Blick auf die Rippendecke des Rohbaus öffnet. „Und dann“, sagt Mela Gruber, „haben wir aus der Rippe eine Tugend gemacht.“ Im großen Besprechungsraum führen drei Deckenfelder nun in eine Flucht, münden in zentraler Achse am Eingang zum Si
gnet der Agentur – einem Stern. Für Peter Martin eine Metapher: „Gute Marken entstehen, wenn Inhalt, Form und Haltung über einkommen. Und wir machen unsere Kunden zum leuchtenden Stern am Markenhimmel.“ Die sakrale Symbolik ist beabsichtigt. „Wir wollten ein modernes Kloster schaffen.“ Der Konferenztisch ähnelt der Tafel des letzten Abendmahls, Wasserspender aus Na turstein erinnern an Taufbecken, darüber leuchtet Zumthors „Can dela di Vals“. „Die Räume vermitteln eine andächtige Stimmung“, findet Peter Martin. „Und kommunizieren: Was an diesem Tisch besprochen wird, muss Haltbarkeit, Offenheit, Ehrlichkeit haben.“ Die neuen Räume sollten menschlicher, nahbarer sein als die slicke, weiße SchleiflackÄsthetik der Nullerjahre. Die alten Büro stühle von Konstantin Grcic aus weißem Leder lässt Mela Gruber mit grauem Flanell beziehen. Nur Konferenzräume sind verglast, es dominieren Naturstein und massive Eiche. Die meisten Möbel wurden eigens entwickelt, etwa die mit Loro PianaStoffen bezo genen Raumtrenner samt Staufächern, die den SechserArbeitsin seln mehr Privatsphäre geben, mit 1,65 Metern aber gleichwohl so niedrig sind, dass sich niemand eingeengt fühlt. Hinter Lamellen türen verbergen sich akustisch isolierte Sitznischen. Kein Lärm, keine Unordnung stört die schöpferische Ruhe. Nichts deutet da rauf hin, dass auf zwei Etagen rund 100 Menschen arbeiten. Damit die sich tatsächlich treffen, gibt es nur im Eingangs bereich im zweiten Stock eine große Kaffeemaschine. Die maßge fertigte Stahlküche dahinter wird auch für Termine mit Kunden häufig genutzt. „Man lernt sich beim gemeinsamen Kochen neu kennen“, sagt Peter Martin. „Wenn Geschäfte scheitern, liegt es ja nicht daran, dass das Knowhow nicht vorhanden gewesen wäre. Es scheitert oft am Zwischenmenschlichen.“ Und gerade im Zwischenmenschlichen, im Zuhören und Ana lysieren liegt die Kunst von Seven Elohim – und in einem Gespür für die Tonalität von Räumen. Mit rosa Pigmenten etwa lasieren sie die grüngraue Betondecke. Eine Nuance nur, und schon hat man nicht mehr das Gefühl, die Decke falle einem auf den Kopf. „Miteinander“, sagt Mela Gruber, „ist uns ein schönes Werk gelun gen. Und das Schönste daran war die Zusammenarbeit.“ Ganz oben im Penthouse befindet sich Peter Martins Büro mit einer weiteren Küche, dazu Sofas, Kamin und ein Alkoven für DeadlineNächte. An guten Tagen sieht man von der Terrasse bis zu den Alpen. Oft hat er hier Besuch von Vorständen, die wichtige Unternehmen leiten, die aber auch ganz menschliche Sorgen und Ängste plagen. Menschen, die sich fragen, welchen Beitrag sie in der Welt leisten. Hinter Martins Tisch hängen Arbeiten der Fotografin Elinor Carucci. Es sind intime Aufnahmen ihrer Familie, Bil der der Verletzlich und Vergänglichkeit. Peter Martin schaut sie lange an. „Sie hel fen, perspektivisch zu denken und zu han deln.“ Und sich festzulegen. So wie er, der für mindestens zehn Jahre in diesen Räu men bleiben wird – so lange läuft der Mietvertrag. „Ich habe gehofft, dass der Tag kommt, an dem ich diesen Umzug als etwas Positives sehe“, sagt Peter Martin. „Und heute ist er gekommen.“
Der Farbakkord und das Design „für ein schönes Miteinander“, wie es sich Peter Martin wünschte, zieht sich vom Eingangsbereich in der zweiten Etage (li. S., u. li.) bis zur Terrasse des Penthouse (li. S., u. re.) in der fünften. Die kleinen Sitznischen in den Raumtrennern wurden auf Anregung der Mitarbeiter entwickelt – außen hört man von den Gesprächen nichts.
Pe ter Mar tin
„Dass unsere Arbeit Substanz haben muss, ist klar. Die Frage ist: Wie wollen wir diese Zeit verbringen?“
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Kontrast: Programm Stimulation ist alles – und die Wohnung von Hannes Peer eine gut gebaute Reiztherapie.
Tex t Ulrich Clewing
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Fotos Helenio Barbet ta
Fotos: Helenio Barbetta/Living Inside
Mailand
Der Architekt Hannes Peer komponiert Gegensätze zum harmonischen Raumbild: Das Relief am Eingang etwa ist ein Werk der Künstlerin Ursula Huber. Die Leuchte „Poliedri“ stammt von Carlo Scarpa, die Bodenfliesen entwarf Bobo Piccoli, der oft mit Gio Ponti kollaborierte. Li. Seite: Midcentury-Tisch mit Flohmarkt-Funden, den Sessel „Pylon“ designte Tom Dixon (Cappellini).
Im Living hat der Hausherr eine ganze Wand mit Fliesen von Fornace Bernasconi bedeckt, die man am ehesten in einem U-Bahnhof vermuten wĂźrde. Blick auf Blau bieten die Sessel des Brasilianers Percival Lafer aus den 60ern, der Stuhl in Form einer Hand ist aus Indonesien, 19. Jahrhundert. Die Konsole ist von Hannes Peer.
Ha n ne s Peer
„Ich liebe es, wenn Freunde fragen: ‚Sah es hier schon immer so aus oder ist das von dir?‘“
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Ha n ne s Peer
„Ich mag Dinge und Farben, die clashen.“
Die Fliesen am Boden gehören zur Originalausstattung der Wohnung, in der der Maler Emilio Tadini ab den 1960er Jahren lebte. Rechte Seite: Küche „Free Steel“ von Euromobil. Auf dem Berberteppich stehen Prototypen (!) von Gio Pontis „Superleggera“ von 1955. Wandleuchten von Peer, der auch die Decke nach dem Vorbild von Piero Portaluppis Villa Necchi Campiglio gestaltete.
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Hannes Peer mag „Faux“-Elemente wie falsche Kamine und vorgeblendeten Marmor an den Türen, die dadurch zu Portalen werden. Die Feuerstelle in der kleinen Bibliothek u. li. ist allerdings original aus dem Jahr 1965. Nur die Holzpaneele stammen von Peer, ebenso wie die stählerne Konsole „5mm“, deren Einzelteile von Schwalbenschwanz-
Verbindungen zusammengehalten werden, wie sie in der Tischlerei üblich sind – bevor er in Mailand Architektur studierte, machte er eine Ausbildung zum Schreiner. Die Wandleuchte designte Gioffredo Reggiani in den 70er Jahren, Peer hat sie aus der Mailänder Galerie Magazzino76. Für ihn sind die Seventies das letzte Jahrzehnt, „in dem man noch Utopien wagte“.
G erade ist man noch am „Caffe Dobermann“ vorbeigeschlendert, das auf den ersten Blick nicht wirklich in die Gegend zu passen scheint, da öffnet sich in dieser ruhigen Seitenstraße vor einem Haus eine Türe, dann noch eine, und man tritt ein in eine neue, eigene Welt, wo die Kontraste etwas ganz anderes markieren als die Untiefen der Mailänder Gastronomie. Città Studi heißt das Viertel, frei übersetzt: Studentenstadt. „Lucio Fontana hat hier gelebt, und einer seiner Nachbarn war Gio Ponti“, sagt Hannes Peer. Seit etwa einem Jahr wohnt der 42-jährige Architekt im ersten Stock einer der Stadtvillen, die man dort öfters sieht, und auch sein Apartment hatte einen bekannten Vorbesitzer. Emilio Tadini war ein Maler der pittura metafisica, zu seinen Freunden zählten Giorgio de Chirico und Carlo Carrà. „Einer seiner Söhne hat mich vor Kurzem besucht und meinte, er käme sich in meiner Wohnung vor wie in der dreidimensionalen Version eines der Gemälde seines Vaters“, erzählt Peer und lacht. „Das hat mir natürlich gefallen.“ Er hat aber auch einiges unternommen, damit sich hier die Realität in Richtung magischer Realismus verschiebt. In Peers Wohnung gibt es Kamine ohne Abzug und Türen, die den Portalen römischer Barockpaläste nachempfunden sind. Teile der Wände wurden mit mächtigen grau-weiß gemaserten Marmorplatten oder mit verwunschen tiefblau leuchtenden Fliesen gekachelt, die man sonst nur aus U-Bahnhöfen kennt. In der zauberhaften, aber winzigen Bibliothek steht ein Sessel mit Samtpolster im Tiger-Print, vis-à-vis hängt eine große flämische Tapisserie aus dem späten 16. Jahrhundert. Sie gewährt einen Blick in eine arkadische Landschaft und befindet sich erst seit so kurzer Zeit in Peers Besitz, dass sie noch nicht auf den Fotos zu sehen ist. Der lange Esstisch wiederum, an dem er üblicherweise seine Gäste bewirtet, ist ein Eigenentwurf von Peer. Er hat eine leuchtend rot lackierte Oberfläche und ist aus acht vage würfelförmigen Einzelteilen aus Stahl, die man nach dem Essen auseinanderziehen und verschieben kann. Davor stehen Stühle von Willy Rizzo aus den Siebzigern, in der damals (und heute wieder) so aktuellen Kombination von Silber (Stahl) und Gold (Messing). Und
über allem schwingen sanft sieben schmale Schienen im Som merwind, die, ebenfalls aus Stahl, aneinander befestigt sind wie ein Mobile von Alexander Calder oder Bruno Munari, einem der Lieblingsdesigner des Hausherren. Es ist ein Leuchter, den Peer für die Mailänder Galerie Nilufar designte. Mit anderen Worten, die ses 200 Quadratmeter große Apartment ist wie eine Reiztherapie: Peer hat unzählige feine visuelle Akupunkturnadeln gesetzt, um die Wahrnehmung des Betrachters zu stimulieren und ihn in einen Zustand erhöhter Aufmerksamkeit zu versetzen. „Es stimmt“, sagt Hannes Peer, der seine Laufbahn in den Bü ros von Rem Koolhaas und Zvi Hecker begann. „Ich liebe Kontras te. Und ich mag es auch sehr, wenn mich Freunde fragen: ‚Sah es hier schon immer so aus oder ist das von dir?‘“ Peer, der ne ben seiner Tätigkeit als Architekt einmal die Woche an der Nuo va Accademia di Belle Arti Interiordesign lehrt, hat dafür sogar einen Begriff geprägt: „nostalgische Utopie“. Es ist ein Blick zu rück im Konjunktiv, bei dem er das Vorhandene prüft, modifiziert und ergänzt, bis er an dem Punkt angelangt ist, an dem „ich sa gen kann, so hätte es gewesen sein können“. Konkret bedeutet dies, dass er sein Apartment zwar vollkommen verändert, es in gewisser Weise aber auch erhalten hat. Wenn man so will, hat er es repariert, ähnlich wie ein japanischer Kunsthandwerker, der zerbrochene Gefäße in der KintsugiTechnik mit Goldlack wieder zusammenfügt. „Das finde ich eine sehr romantische Idee“, sagt Hannes Peer, „dass Dinge auch Fehler haben dürfen und man sie trotzdem in Ehren hält.“ In dieser Wohnung gibt es eine Menge solcher Bruchlinien. Zum Beispiel hat Peer das Living vergrößert, indem er die Wand zu einem der alten Kinderzimmer einriss – um die Stelle zu kenn zeichnen, verlegte er im Boden ein Messingband. In einem der
Korridore fällt einem beim Rundgang ein Querträger auf, der da relativ unvermittelt aus der Mauer hervorkragt. „Der Gang hatte eine abgehängte Decke. Als ich sie entfernen ließ, kam dieser Trä ger zum Vorschein. Ich hatte nun die Wahl, alles wieder zu ver kleiden oder ihn so offen dastehen zu lassen. Wo das endete, se hen Sie ja“, sagt der gebürtige Südtiroler und tätschelt zärtlich den TTräger, der heute im Übrigen eine Ding gewordene Erinnerung daran ist, dass dieses Haus im Jahr 1900 das erste Gebäude aus Stahlbeton in Mailand war. Eine ähnliche Überraschung hatte man schon am Eingang erlebt: Dort wirkte eine Wand mit ihrem rohen Beton wie ein Werk der Arte povera, während die andere ein flaches Relief zeig te, scheinbar ebenfalls aus Beton (tatsächlich liegt nur eine dünne Schicht davon auf einer Holzkonstruktion), auf dem eine Reihe von Figuren mit dem Hintergrund verschmelzen. Es ist eine Ar beit der Künstlerin Ursula Huber, der Mutter des Designers. Mit seinem Stil, Architektur wie bei einem Palimpsest als Sum me vieler übereinanderliegender Schichten zu verstehen, hat Peer vor allem in einer Szene Erfolg. „Die Bruno Munari nannte meisten meiner Auftraggeber kommen seine Mobile „unnütze aus der Fashionbranche“, bestätigt er. Maschinen“ – Hannes „Dort ist man besonders neugierig und Peer ließ sich davon zu weltoffen, das kommt mir sehr ent dem Leuchter anregen, gegen.“ Und womöglich charakteri den er für die Galerie siert ihn das besser als alles andere; Nilufar gestaltete. Auch die Glastüre und den wie in der Mode stammen seine Ein verstellbaren Esstisch flüsse und Inspirationen von überall, hat er entworfen. Dass sie sind buchstäblich grenzenlos. Han die Stühle (von Willy nes Peer braucht dafür nur die geeig Rizzo) 50 Jahre älter nete Hardware. sind, fällt gar nicht auf.
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Los Angeles (p. 116)
ter, jasper, and brass. “Tout”, he repeats in Studio Shamshiri transforms a Hollywood the next rooms on our tour, which include villa into a home from home for its staff. a salle d’eau of midnight-blue marble and a With their comfy sofas, tequila bar, and room featuring two camels positioned bespacious dining kitchen, it’s sometimes neath a dome. This vast and ever-growing hard to believe these are actually offices – phantasmagoria is the work of perfumer but then, for Pamela and Ramin Shamshiri, Serge Lutens, who came to Marrakech in that was the desired effect. Cofounders of 1968 but initially struggled to find his feet. Commune, the siblings have now set up As he was about to leave in 1974, an eldertheir own design practice, installing it in a ly man led him to a ruin in the old neighSpanish Colonial-style villa that, having borhood of Hart Soura. “The house was last been used as a cutting studio, was split my salvation,” Lutens says. “I soaked up its into dozens of windowless rooms. After history and made it mine.” Realized with buying the 1920s house, built for an ac- the aid of Morocco’s finest artisans, its tor/screenwriter couple, the pair ripped renovation, on the other hand, flowed eneverything out and set about creating inte- tirely from his own imagination. riors with a warm, welcoming vibe. Their informal feel not only shapes aspects of the São Paulo (p. 138) firm’s culture – breakfast meetings at the Marcio Kogan’s Gama Issa House is long oak dining table, cooking sessions in a triumph of tropical modernism. the evenings – but also echoes its output: When Claudia Issa and Alexandre Gama “Everything we do has that same atmo- began thinking about their new abode, they sphere, whether it’s a hotel, store, or home.” asked themselves: “What would it look like if you rolled a museum, recording studio, Bruny Island (p. 124) and gallery into a home?” For answers, they turned to architect Marcio Kogan, who reA Melbourne-based architect breathes sponded with a sleek rectangular box connew life into an old seaman’s retreat. After purchasing Captain Kelly’s Cottage, taining spaces that reflect the couple’s diJohn Wardle’s first task was to plant some verse needs – Issa is a ceramicist, Gama an 9,000 trees in order to stave off erosion. ad agency boss and audiophile. That pasSituated on a remote headland south of sion for music is evident not only in his Tasmania, the house itself had over the portholed studio but in the 20-meter-long years suffered various indignities, includ- living room too, where horn-shaped Avanting the insertion of aluminum-frame win- garde speakers set the tone. Elsewhere, dows. The core of the 1830s building, there are further circular forms – such as a however, remained intact and has been large dome-like pendant – plus long banrespectfully restored, with additions such queting tables that echo the house’s shape. as the timber-lined living room harmon- The color schemes, meanwhile, focus on izing well with the original structure. monochrome contrasts, though there are Layers of paint were stripped from the also pale earth tones and greens – not least old tongue-and-groove walls, where bare from the tropical plantings outside. wood now contrasts with blocks of muted color, while the kitchen’s brickwork was Chelsea (p. 148) also exposed. Linking the different spaces Milan’s Laura Sartori Rimini establishes is Wardle’s love of display, with Bendigo a pied-à-terre filled with vibrant florals. Pottery carafes, British and Japanese cer- As one half of Studio Peregalli, she creates amics, and rusty found objects among the glorious evocations of bygone times, so it’s items on show. unsurprising to hear Laura Sartori Rimini bemoan the expensively neutral decors Marrakech (p. 130) that are now de rigueur among London’s international oligarchs. For her own ChelHow a temple to Moroccan art was born sea apartment, located in a row of Victorifrom a French perfumer’s fertile mind. “Monsieur Lutens planned it all,” says his an townhouses, the designer took her cue assistant, bowing into the space. And “it”, from a set of hand-painted antique leather in this dim-lit grand hall, means every- panels patterned with a whirlwind of thing from intricate carvings to golden flowers. More blooms cover cushions, coffered ceilings to chandeliers of alabas- chair seats, and even a tapestry fire screen,
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B y Iain Reynolds
while the dining room walls display peonies, cherry blossoms, and magnolias. Within this eternal springtime, Rimini has assembled treasures old and new, including Hervé Van der Straeten designs, framed Spanish tiles, and a beautiful Safavid vase, above which hangs a gold mirror by glass artist Alessandro Diaz de Santillana.
Munich (p. 154) Branding expert Peter Martin creates a serene sanctuary for his growing team.
Moving his agency from its previous premises, a five-meter-high space in a former printing workshop, was a real wrench – after all, the chances of finding somewhere larger yet similarly characterful in Munich were practically nil. Instead Peter Martin plumped for a functional 1960s building on the edge of Maxvorstadt, then turned to design practice Seven Elohim to add the requisite atmosphere. Today, the revamped spaces boast a spare, almost monastic feel, thanks to concrete ceilings whose ribs converge on a large star (the company logo), thick concrete pillars, and font-like drinking fountains. In its details, however, the redesign also caters for specific work-life needs: fabric-clad partitions thus lend privacy to each desk cluster and there are sound-insulated think pods that were added at the staff’s request.
Milan (p. 162) Stimulation therapy: this architect’s apartment is a feast for the senses.
At Hannes Peer’s Città Studi home, reality often seems to tip over into magic realism – so much so that when the son of previous owner Emilio Tadini came to visit, he said it was like being in a 3D version of one of his father’s pittura meta fisica paintings. There are faux fireplaces, doors modeled on baroque palace portals, and walls clad in deep-blue tiles that could be straight from a subway station. A lone girder protrudes from a corridor wall (previously hidden by a suspended ceiling) and a brass strip in the living room floor marks the line where a knocked-through wall once stood. The furnishings, too, brim with visual stimuli and feature numerous own-design pieces, among them a long, lacquered red dining table, around which are 1970s Willy Rizzo chairs, and a steel-bar pendant light that nods to Bruno Munari’s mobiles.
AD bei …
David Kohn
Alexander Kollo, Christoph Schulz
Hubertus Hamm, Hermann Rogger
Alexander Gutzmer
Josef Staber, Robert Meinel-Gauf, Marleen Faul, Maximilian Kröll, Alexander Kollo, Hubertus von Flotow (v.li.n.re.)
Euroboden-Büro Berlin
Tom Ising
20 Jahre Euroboden Die Himmelsleiter erklimmen – durften Gäste von Eurobodens 20. Geburtstag. Der Münchner Immobilienentwickler feierte im Berliner Lobe Block, einem brutalistischen Treppenbau, von dessen Dachterrasse aus die allesamt schwarz gekleideten Gratulanten mit Gin Basil Smashs und Halloumi-Burgern in den Händen über die ganze Stadt blickten. Ganz in Weiß waren dagegen die Jubilare, die zuvor ihr erstes Berliner Büro mit einer Lesung von Alexander Gutzmer eröffneten. Ein strahlender Tag, der zu WestBam und George Michael in eine ebensolche Nacht überging. SF Euroboden im Lobe Block
Alma Rieder, Christian Brandes
Fotos: Martin Diepold; Kai Sistemich
Oscar Loya
Martin Moll, Oliver Jahn, Stefan F. Höglmaier
Euroboden-Mitarbeiter mit Oliver Jahn
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S. 17: Pierre Charpin, Teller S. 23: Jean Emile Victor Prouvé, Schreibtisch S. 52: Pierre Jeanneret, Stuhl
S. 116: Preben Hornung, Gemälde S. 148: Christian Bérard, Aquarell
S. 54: Pierre Charpin, Teller S. 66: Gerrit Thomas Rietveld, Stühle S. 70: Alexander Lervik, Bank
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S. 92: Hannah Ryggen, Wandteppich S. 93: Hannah Ryggen, Wandteppiche S. 94: Hannah Ryggen, Wandteppich
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S. 95: Hannah Ryggen, Wandteppiche S. 96: Hannah Ryggen, Wandteppich
S. 98: Henri Matisse, Gemälde
Abonnementbetreuung Deutschland und Österreich: AD ARCHITECTURAL DIGEST Leserservice, Postfach 290, 77649 Offenburg, Tel. 0781 6394509, E-Mail abo@ad-magazin.de. Schweiz: AD ARCHITECTURAL DIGEST Leserservice, Postfach, 6002 Luzern, Tel. +41 41 3292244, E-Mail ad@leserservice.ch. USA: AD ARCHITECTURAL DIGEST (German) (USPS no 0024066) is published monthly by Condé Nast Verlag GmbH. Subscription price for USA is $ 80 per annum. K.O.P.: German Language Pub., 153 S Dean St, Englewood NJ 07631. Periodicals postage is paid at Englewood NJ 07631 and additional mailing offices. Postmaster: Send address changes to: AD Architectural Digest (German), GLP, P.O. Box 9868, Englewood NJ 07631. All other countries: see Deutschland. © 2019 by Condé Nast Germany GmbH, München. AD ARCHITECTURAL DIGEST is published 10 times in 2019. AD STIL, DESIGN, KUNST & ARCHITEKTUR NR. 202 © 2019 Condé Nast Germany GmbH ARCHITECTURAL DIGEST erscheint in den USA bei The Condé Nast Publications Inc.
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Foto: Benjamin Brinckmann/Studio Condé Nast; Styling: Inka Baron & Friederike Weißbach
Urheber- und Reproduktionsrechte
Brasilien: Vogue, Casa Vogue, GQ, Glamour Russland: Vogue, GQ, AD, Glamour, GQ Style, Tatler, Glamour Style Book
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ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur
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Workout im Wohnzimmer Fitnessräume, die sich nicht verstecken müssen
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Einkehr in Antwerpen Himmlische Momente im Kloster von Vincent Van Duysen
36 Künstleraquarellstifte in der Atelierbox. Hochwertigste Materialien und über 250-jährige Erfahrung sorgen dafür, dass Faber-Castell Aquarellbuntstifte in ihrer Leuchtkraft und Aquarellierbarkeit unübertroffen sind.
Im Garten der Macht Hinter den Mauern des Élysée-Palasts schlägt das grüne Herz Frankreichs
September 2019 Deutschland 8 € Deutschland, Österreich/ 13 SFr Schweiz
+ BadNeuheiten 2019
Der Farbauftrag lässt sich nachträglich fein oder flächig vermalen und entfaltet dabei seine einzigartige Farbkraft. Je nach verwendetem Papier löst sich der Farbauftrag auf und verhält sich dann wie die klassische Aquarellfarbe.
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ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur
AD Genie & Spleen
Illus tration Emiliano Ponzi
Gut zur Lücke
Manchmal zeigen leere Rahmen die ganz große Kunst. Isabella Stewart Gardner war Perfektionistin. 1903 eröffnete sie ein Museum mit allerlei Souvenirs (darunter Werke von Raffael, Tizian und Botticelli), die die Society-Lady von Reisen mitbrachte. Zu Hause in Boston kuratierte und diktierte sie – bis die Hängung stimmig war. Und weil Perfektion nicht zu toppen ist, verfügte sie die Beständigkeit dieses Arrangements – über ihren Tod hinaus. 1990 dann: ein Einbruch. Bilder im Wert von 500 Millionen Dollar fehlen seither, Raffael & Co. ließen die Diebe im Unverstand hängen. Von da an blieben einige Rahmen leer – und demonstrieren so den Kunstsinn ihrer Sammlerin. SF
Die Oktober-Ausgabe erscheint am 11. September 2019 178
DIESES KUNSTWERK KANN JEDER HABEN, ABER NUR 150 BEKOMMEN ES.
Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Avenso GmbH, Ernst-Reuter-Platz 2, 10587 Berlin
HANDSIGNIERTE, LIMITIERTE KUNST ONLINE UND IN 30 GALERIEN WELTWEIT.
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Sonderheft September 2019
Bad 2019
Wannen, Fliesen, Armaturen: Die schรถnsten Neuheiten
The original
Neu: VOLA Weiß matt Seit 1968 bringt VOLA Farbe ins Leben VOLA GMBH Schwanthalerstraße 75A D-80336 München (089) 599959-0 vola@vola.de
vola.com
Bad 2019
Architectural Digest. Stil, Design, Kunst & Architektur erscheint in der Condé Nast Germany GmbH Oskar-von-Miller-Ring 20, 80333 München Telefon 089 38104-0 mail@condenast.de, www.condenast.de ad@admagazin.de, www.admagazin.de Chefredakteur Oliver Jahn Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt
Auf dem Cover Bademantel „Tow“ (300 Euro) von s o c i e t y l i m o n t a . c o m auf lederbezogenem Bügel „Scott“, 193 Euro g i o b a g n a r a . c o m . Armatur „090FM“ (1440 Euro) aus mattiertem Chrom von v o l a . c o m mit Standbassin „Albume“ aus Cristalmood, 2100 Euro a n t o n i o l u p i . i t . Handspiegel „Poise“ mit Metallgriff, 69 Euro f e r m l i v i n g . c o m . Dunkelgrünes Leinentuch von Communauté de biens (7 Euro) und Ekobos Strandtuch in Koralle (39 Euro), beides s m a l l a b l e . c o m . Weißes Gästehandtuch aus Waffelpiqué (15 Euro) von h a y . d k , gestreiftes Wellness-Towel aus Baumwolle, 62 Euro t h e o r g a n i c c o m p a n y . d k . Grün & orange: Leinenmix-Tücher „Terva“, je 18 Euro l a p u a n k a n k u r i t . f i . Wasserfeste Tapete „Declivo“, 89 Euro/m2 l o n d o n a r t . i t . Verlosung: Individualisiertes Stangensystem von Rackbuddy auf a d - m a g a z i n . d e / b a d 2 0 1 9 .
Redaktion Stv. Chefredakteur & Style Director Dr. Simone Herrmann Leitung Friederike Weißbach Art Director Inka Baron Managing Editor Eike Schrimm Interior / Küche / Bad Karin Jaeger Stil Sally Fuls (Ltg.), Mona Bergers, Nina Luisa Vesic Bildredaktion Thomas Skroch (Ltg.), Isa Lim, Samantha Taruvinga Art Department Viviana Tapia (Stv. Art Director), Anastasia Novikova (Trainee) Assistenz der Chefredaktion Johanna Hänsch Mitarbeiter dieser Ausgabe Reinhard Krause, Sophia Lierl Fotografen dieser Ausgabe Benjamin Brinckmann, Richard Powers Stylisten dieser Ausgabe Inka Baron, Friederike Weißbach Büro Mailand Anna Riva, Paola Dörpinghaus Tel. +39 02 29000718, p.dorpinghaus@condenast.it Büro New York Christina Schuhbeck Tel. +1 212 2866856, christina_schuhbeck@condenast.com Schlussredaktion/Dokumentation Lektornet Syndication syndication@condenast.de Redaktion admagazin.de Andreas Kühnlein (Ltg.), Valerie Präkelt (Feature & Social Media Ltg.)
6 Waschtische
22 Marmor
Morgentoilette als Stilshow: die neuen
Kubus, Quader & Zylinder: Im Bad
Bassins aus Keramik, Stahl und Stein.
beginnt die minimalistische Steinzeit.
8 Burgbad
24 Fliesen
Stefan Diez schuf Stauraum-Module aus
Heiratsantrag in Keramik und Lavastein:
Glas, die Bad & Co. aufleuchten lassen.
Muster-Knaben halten um Ihre Wand an.
10 Wannen
26 Schwarz
Dem Alltag entplanschen: Hier wird der
Vom Seifenspender bis zum Brausekopf –
Tauchgang auch optisch zum Erlebnis.
diese Bademeister treffen ins Schwarze.
14 Grohe
28 WCs
Die Armaturen-Serie „Icon 3D“ von Grohe
Die smarten Features dieser Toiletten
spielt raffiniert mit unserer Seherfahrung.
grenzen an Zauberei.
16 Duschen
30 Popham
Ommm! Aus diesen Nassmachern fließt,
Von Marrakesch aus revolutioniert ein
strömt und regnet es meditativ.
amerikanisches Duo das Fliesendesign.
18 Antoniolupi
34 Devon & Devon
Mit Durchblick: Antoniolupis neue
Zum 30. Jubiläum der Florentiner Marke
Becken wirken wie aus Weingummi.
gibt’s eine marmorne Sonderedition.
Unternehmenskommunikation/PR Henrike Zock, Director Corporate Communications presse@condenast.de, Tel. -413
20 Armaturen
34 Internationales Impressum
Finanzen Roland Riedesser, Finanzdirektor
Mit Hebel, Knäufen oder Rädern – so drehen Sie im Bad mächtig auf! 4
Publisher André Pollmann Anzeigen/Vermarktung Sales Christina Linder, Head of Sales christina.linder@condenast.de, Tel. -430 Christine Weinsheimer, Head of Digital Sales christine.weinsheimer@condenast.de, Tel. -466 Brand Advertising Andrea Latten, Brand Director Vogue & AD andrea.latten@condenast.de, Tel. -276 (verantwortlich für Anzeigen) Marketing Angela Reipschläger, Head of Marketing angela.reipschlaeger@condenast.de, Tel. -793 Ingrid Hedley, Marketing Director ingrid.hedley@condenast.de, Tel. -142 Kathrin Ölscher, Marketing Director kathrin.oelscher@condenast.de, Tel. -746 Creative Studio Carsten Schilkowski, Head of Creative Studio carsten.schilkowski@condenast.de, Tel. -365 Advertising Operations Katharina Schumm, Head of Revenue Management, Ad & Marketing Service katharina.schumm@condenast.de, Tel. -135 Vertrieb Alima Longatti, Head of Direct Marketing & CRM alima.longatti@condenast.de, Tel. -301 Einzelverkauf MZV GmbH & Co. KG, Karsten Reißner (Bereichsleitung) Herstellung Leitung Lars Reinecke, Director Production Digitale Vorstufe/Druck Mohn Media, Mohndruck GmbH Carl-Bertelsmann-Straße 161 m, 33311 Gütersloh
Geschäftsführerin und Herausgeberin Jessica Peppel-Schulz
Foto: Benjamin Brinckmann/Studio Condé Nast; Produktion: Inka Baron und Friederike Weißbach
Inhalt
Immersion 2017 / Badewannen, design Neri&Hu Ascension 2018 / Accessoires, design Neri&Hu Immersion 2017 / Waschbecken, design Neri&Hu Fez 2 2018 / Armaturen, design Benedini Associati Lato 2015 / Möbelprogramme, design Benedini Associati Flat XL 2002 / Möbelprogramme, design Benedini Associati Dot Line 2016 / Spiegel und Accessoires, design García Cumini Agenturen für Deutschland: PLZ 0-1-2-3: Exclusive Collection info@exclusive-collection.eu - 0175 2066348 PLZ 4-5-6: VIS-A-VISUELL welcome@vis-a-visuell.com - 0163 6933339 PLZ 7-8-9: agentur pallauf info@pallauf.de - 0171 8541608
www.agapedesign.it
Bad-Neuheiten
Fast zu schön, um Bad zu sein! Die Krux schicker Badmöbel? Kaum jemand bekommt sie zu Gesicht. Das spanische Designduo MUT umgeht das Thema elegant und schuf mit „Arco“ versatile Waschkonsolen (4606 Euro) und Spiegel (532 Euro) mit verstecktem Regal und Details aus Messing, die sich in jedem Raum sehen lassen könnten. Der Badtrend 2019: Unser Rückzugsort feiert den großen Auftritt! ex-t.com 6
Fotos: West One Bathrooms; Davide Lovatti; Boffi; Hülsta; Laufen; Bette; Ceramica Globo; Alape
Te x t M o n a B e r g e r s , S a l l y F u l s , F r i e d e r i k e W e i ß b a c h u n d N i n a L u i s a Ve s i c
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Waschtische
Blickfang: Becken Die Morgentoilette als Stilshow – Wasser ergießt sich besonders erfrischend in diese neuen Waschbassins aus Keramik, Stahl und Stein. 1 Spritzschutz: ultraleichter Keramikwaschtisch „Elle“ mit Rückwand c e r a m i c a c i e l o . i t 2 Schlankes Schwergewicht! Lang gezogenes Becken „L14“ aus dem Stein Pietra d’Avola, 16 320 Euro b o f f i . c o m 3 Perfekte Einheit: Hülstas „Tetrim Bad“ lässt den Corian-Waschtisch mit dem Unterschrank verschmelzen h u e l s t a . c o m 4 Saphirkeramik
ermöglicht die dünnen Beckenwände von Marcel Wanders’ „The New Classic“-Kollektion, 512 Euro d e . l a u f e n . c o m 5 Schicke Schüssel: „Bettecraft“ aus glasiertem Titanstahl, 810 Euro b e t t e . d e 6 Konfetti im Bad? Keramikbecken „Le Pietre“ im Terrazzo-Look, 637 Euro c e r a m i c a g l o b o . c o m 7 Tiefseeblau: Alapes „Aqua Deep Blue“ aus glasiertem Stahl mit subtilem Farbverlauf, ab 595 Euro a l a p e . c o m
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Bad 2019
Tricolore aus Strahlen Für Burgbad entwickelte Stefan Diez ein Stauraum-System aus buntem Glas in den Farben Rot, Grün und Blau. Licht sorgt dafür, dass die Kuben mit dem Raum verschmelzen.
Te x t F r i e d e r i k e W e i ß b a c h
L aut additiver Farbtheorie ist jeder Farbton eine Mischung aus rotem, grünem und blauem Licht. So kommt es, dass die drei Töne ideen- wie namensgebend für Stefan Diez' Kollektion „rgb“ sind. Sein für Burgbad realisiertes System besteht aus vertikalen Trägerprofilen, mit denen sich Module aus bunten Glasplatten direkt an die Wand montieren lassen. Kein klassischer Schrank, keine Rückwand. „Wenn man die Rückwände weglässt, bringt Glas eine ganz neue Transparenz, das Möbel legt sich wie eine zarte Schicht über die darunter fortlaufende Wand“, erläutert Diez das Konzept. Je 8
nach Beleuchtung – und im Gegensatz zu opaken Flächen – werfen die transparenten Volumen bunte Schatten und werden so zur Symbiose aus Möbelstück und Raum. Die Formen sind minimalistisch, die Funktionen ergeben sich aus der Zusammenstellung verschiedener Module: Schrankelemente kombinieren sich horizontal zum Sideboard, ohne Seitenplatten ergeben sich Regalwände. Ein Glasdeckel macht den Korpus zur Vitrine, der Waschtisch erhält einen Unterschrank. Für den Einsatz in der Küche ist eine Arbeitsplatte im Programm, Schubkästen und Wäschekorb sollen überall für Ordnung sorgen. Doch wie aufgeräumt kann durchsichtiger Stauraum überhaupt aussehen? Diez erklärt: „Licht scheint durch die transparenten Volumen und färbt den Inhalt monochrom. So wirkt er geordnet und homogen.“ Schlüssig, denn Ziel jeder Farbenlehre ist: Ordnung in Licht und Farbe zu bringen.
Fotos: Gerhardt Kellermann/Burgbad; Porträt: Fabian Frenzel/Burgbad
Stefan Diez (oben links) schuf das Modulprogramm „rgb“ für den Badmöbelhersteller Burgbad. Ob als Regal mit Schubkästen, als Waschtischunterschrank, mit Wäschekorb oder als geschlossener Kubus – die farbigen Schatten lassen jeden Raum aufglimmen.
NEXSYS DIE BESSERE LÖSUNG PERFEKT KOMBINIERT: DIE VORTEILE EINER EMAILLIERTEN DUSCHFLÄCHE MIT DEM DESIGN EINER RINNENDUSCHE.
kaldewei.de
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Badewannen
Im Rausch der Sinne
1 Baden mit Panorama: „BettePond Silhouette“ aus glasiertem Titan-Stahl (6900 Euro) von Tesseraux + Partner für b e t t e . d e 2 Wie eine Woge steigt „Meisterstück Emerso“ von Arik Levy an. Aus Stahlemaille, ab 8704 Euro k a l d e w e i . d e 3 Auf Tuchfühlung
gehen: Badetücher aus Baumwolle und Leinen, Set ab 125 Euro s o c i e t y l i m o n t a . c o m 4 Getragen wird die Badewanne „XViu“ aus Sanitäracryl von einem Metallgestell in Champagner oder Mattschwarz, 5445 Euro d u r a v i t . d e 5 Abstrakte Kunst fürs Bad: Waschlappen „Frottee di Mare“ aus Baumwolle, gewirkt nach Zeichnungen der Künstlerin Nina Hebting, 5er-Set 101 Euro f r o t t e e d i m a r e . c o m 6 Stromlinienförmiger Bug: „Lancetta“ aus biobasiertem Cristalplant, 6295 Euro f a l p e r . i t 5
Fotos: Bette; Kaldewei; Society Limonta; Duravit; Frottee di Mare; Falper
Einsinken, den Alltag davonplätschern lassen und entspannt auftauchen: In diesen Wannen wird der Tauchgang zum optischen Erlebnis.
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Römische Bäder
Seifen „Soap on a Rope“ Claus Porto Pflanzenöle, Walnussextrakt je 20 Euro clausporto.com
Ans rosso pompeiano erinnert ihr sattes, warmes Braunrot. Doch bevor man an Stabianer Thermen denkt – die aus Keramik und Kalk gearbeitete Wanne der „Clay Bath Series“ ist für ganz persönliche Baderituale, ab 7500 Euro. studioloho.com
Familiensache Stetig entwickelt Agape seine 1998 lancierte Bad-Ikone weiter – der neuste Spross der eleganten Wannenbande bekam noch delikatere Formen, zartere Kanten und kleinere Dimensionen verpasst. „Spoon M“ (u.) besteht aus biobasiertem Cristalplant, Preis auf Anfrage. agapedesign.it
Badematte „Cliffside“ Cold Picnic Baumwolle ca. 63 Euro coldpicnic.com
Winzige Wannen
Außen Kupfer, innen Nickel – Drummonds fertigt seine ikonische Badewanne jetzt auch als Mini-Version: „Baby Tyne“, 5940 Pfund.
In die Fluten steigen: „Amiata“ aus Quarrycast, einem Gemisch aus vulkanischem Kalkstein und hochwertigen Harzen, ab 4130 Euro.
Mit sanft ansteigendem Rand hält die japanisch inspirierte Nussbaum-Sitzwanne „True Ofuro“ jede Badewelle im Zaum, 38 000 Euro.
drummonds-uk.com
vandabaths.com
aquaticabath.eu
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Fotos: Claus Porto; Jan Verlinde/Studio Loho; Cold Picnic; Aquatica Plumbing Europe; Courtesy Vandabaths; Drummonds; Agape
Klein, aber fein
ŠTHG Paris
Brassware | Nihal Collection, design by Xavier Cartron
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Extrem flach und dabei innen hohl: Der Wasserhahn von Grohes „Atrio Icon 3D“ sieht aus, als bestünde er nur aus einem Stahlblechbogen. „Allure Brilliant Icon 3D“ (links) deutet eine Trogform an, das Wasser rauscht aber durch die beiden Seitenwände des Hahns. Preise auf Anfrage. g r o h e . c o m
Te x t R e i n h a r d K r a u s e
Und es fließt doch! Mit Wasser zaubern: Grohes innovative Armaturen-Serie „Icon 3D“ spielt höchst raffiniert mit unseren Seherfahrungen.
as Zauberkünstler vor allem beherrschen müssen, ist die hohe Schule des Als-ob. Dem verblüfften Publikum führen sie etwas vor, das es eigentlich gar nicht geben
die beiden bislang realisierten Serien zwar de facto im 3D-Drucker Gestalt annehmen, aber mit der Illusion spielen, sie bestünden aus Elementen, denen ausgerechnet das dritte D abhandengekommen ist. Wie, zum Kuckuck, kann durch etwas so Flaches, ja Plattes wie den Wasserhahn von „Atrio“ Wasser fließen? „Allure Brilliant“ treibt das Spiel noch weiter: Wo bei anderen Armaturen Volumen ist, gibt es hier scheinbar nur noch die äußere Kontur aus zwei geknickten Blechen – Origami in Stahl. Der „Trick“ erklärt sich ganz einfach: Das Material aus dem Metalldrucker ist so extrem dünn, präzis und fest, dass es sehr wohl einen Hohlraum umhüllt. Wie der Prozess genau abläuft, wollen wir und Sie gar nicht wissen. Zu schön, wenn man aus dem Staunen gar nicht herauskommt. Was aussieht wie Mehl, ist Metallpulver, das Grohe im 3D-Laserdrucker in 4700 mikrofeinen Schichten brennt (li.). Künftig sollen auch Individualanfertigungen Wirklichkeit werden.
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Fotos: Grohe
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darf – streng hüten sie ihr Geheimnis, wie sie das Unmögliche gegen alle Vernunft scheinbar doch haben wahr werden lassen. Grohe, Urgestein unter Deutschlands Armaturen-Firmen, gibt gerade sein Debüt als Wasser-Illusionist und lässt uns dabei ein ganz klein wenig in die Karten schauen. Es geht um eine Innovation namens „Icon 3D“, wobei die Zauberei darin besteht, dass
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Duschen
Im Flow bleiben Tiefe Entspannung garantieren diese neuen Nassmacher. Es strömt, plätschert und regnet ab sofort meditativ auf uns nieder. Ommm! 1 Farbtherapie: In vier Szenarien rauscht das Wasser aus Fantinis Deckendusche „Acquafit Dream“. Mit Brausemischer in Stahl, Preis auf Anfrage f a n t i n i . i t 2 Goldregen! Messinggarnitur „Le 9“ von THG Paris, Handbrause 1457 Euro t h g - p a r i s . c o m 3 Sternförmig fällt das Wasser aus Volas Kopfbrause „060“, in vielen Farben, 1760 Euro v o l a . d e 4 Die Duschablage aus Aluminium von Keuco gibt’s nun auch mit Klebehalterung, um 120 Euro k e u c o . c o m 5 Gemischtes Doppel: Platinarmatur und gelber „Meta“-Regler von Dornbracht, Preise auf Anfrage d o r n b r a c h t . c o m 6 Gelenkig ist Grohes Regendusche „310 Mono“ dank Kugelsystem, Preis auf Anfrage g r o h e . d e
Shower-Show
Abgelaufen!
Dallmers Duschrinne „Ceraframe Individual“ gibt’s in vier Finishs mit passender Abdeckung – auch befliesbar. Preis auf Anfrage.
3 cm flach: Aus einem Mineralgemisch besteht die Duschtasse „Trentamillimetri“ von Scarabeo Ceramiche, Preis auf Anfrage.
Einbaufertig samt Ablaufrinne ist Kaldeweis fugenlose Duschfläche „Nexsys“ aus Stahlemaille. In acht Größen, ab 1146 Euro.
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scarabeosrl.com
kaldewei.de
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Fotos: Fantini; THG Paris; Alex Wilson / Vola; Keuco; Meiré und Meiré / Dornbracht; Grohe; Kaldewei; Scarabeo Ceramiche; Dallmer
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Relax in „Reflex“! Die frei stehende Wanne von Antoniolupi passt nicht nur perfekt zum bedruckten Samtteppich davor, sondern auch zu den Standbecken der „Albume“-Reihe u., die ebenso aus dem Kunstharz Cristalmood gefertigt werden. Alle Preise auf Anfrage.
S chon schade. Dass man ja meistens nur ma ximal zwei Waschbecken im Badezimmer unterbringen muss. Im Falle von Antonio lupis neuster Serie „Albume“ zeigt sich der Charme nämlich besonders in kunterbun ten Grüppchen: Die hochgebockten Be cken tauchte Designer Carlo Colombo in saftige Gummibärchenfarben. Ingwer et wa, Limette, Sangria, Petroleum, Kobalt oder Bernstein gehören zur Farbrange der Kollektion, die in eigens entwickeltem transluzentem Kunstharz, Cristalmood ge nannt, verwirklicht wird. Das noch flüssi ge Material wird in Model gepresst, wobei
sich mitunter Luftbläschen im Werkstück festsetzen und individuelle Farbnuancen entstehen, die jedes Badmöbel zum Unikat machen. Nach dem Aushärten wird der Rohling manuell gesandet, poliert und an schließend fixiert; das macht die Wasch becken besonders widerstandsfähig ge gen Kratzer. Auch im großen Maßstab hat sich Cristalmood bereits als smarte Inno vation bewährt (oben der Badewannen Pionier „Reflex“), zumal es viel leichter ist als herkömmliche Materialien. Wer nun von Grandezza doch nicht ganz lassen mag, findet in der Marmor variante des Sockels einen kraftvollen Konterpart. Schwarzer oder weißer Car rara bildet dann gewissermaßen die Scho kobasis für den fruchtigen Badezimmer Sweetie. Mhmm!
Te x t S a l l y F u l s
Waschbecken mit Durchblick: Antoniolupis transluzente Badmöbel lassen tief blicken – in zehn höchst appetitlichen Farben wie aus Weingummi. 18
Fotos: Antoniolupi
In the Cristalmood for Love
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Heiß & kalt Mit Hebel, Knäufen oder Rädern – diese neuen Mischer drehen richtig auf!
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1 Einarmiger Beau: Mischer „Nikko“, ab 152 Euro z u c c h e t t i k o s . i t 2 „Allure Brilliant“ gibt es in zehn Finishs (hier: „Hard Graphite“, gebürstet), 1257 Euro g r o h e . d e 3 Rechter Winkel in Chrom: Einhebelmischer „Edition 90“, in drei Höhen, ab 540 Euro k e u c o . c o m 4 Regelt stufenlos: stählerne Mischbatterie „Lutezia Plus“ c e a d e s i g n . i t 5 Schnittige Wandarmatur „ZL“ aus Messing mit Chromfinish, 2140 Euro t o t o . c o m 6 Klare Linie: „Cilindro“ aus Stahlrohr, 1340 Euro f a l p e r . i t 7 „Beluga“ in Messing mit gebürsteter PVD-Beschichtung, 1524 Euro t h g p a r i s . c o m 8 Update mit Bling: Der Mischer „CL.1“ hat Regler aus Kristallglas d o r n b r a c h t . c o m 9 Das unbeschichtete Messing von „TH 1233“ entwickelt Patina, 1743 Euro l e f r o y b r o o k s . c o m 10 Waterworks’ Zweihandmischbatterie „Foro“ aus Nickel, 3490 Euro m a t e r i a l - k o n z e p t . d e
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Fotos: Zucchetti.Kos; Grohe; Keuco; Cea Design; Toto; Falper; THG Paris; Gerhardt Kellermann/Dornbracht; Lefroy Brooks; Waterworks
Armaturen
Feines Handwerk und seine Macher: Erleben Sie Europas beste Manufakturen und ihre Produkte auf 600 Quadratmetern.
13.–15.9. 2019
Magazin in der Heeresbäckerei Berlin Köpenicker Str. 16-17 Fr 10 – 22 Uhr Sa, So 10 – 20 Uhr
Aussteller: Meissen Porzellan-Manufaktur, Frederic Malle Parfums, Wittmann Möbelwerkstätten, Niessing Schmuckdesign, von Poschinger Glasmanufaktur, Jan Kath Design, Lexus Premiumfahrzeuge, Prantl Papiermanufaktur u.v. a.
Offizieller Partner
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Marmormetrie Kubus, Quader, Kreis, Zylinder – geometrische Formen beamen den sonst so opulenten Kalkstein ins minimalistische Stein-Zeitalter. 1 „The Pyrford Single Marble Washstand“ aus Arabescato, 5289 Euro c a t c h p o l e a n d r y e . c o m 2 Wanne „Balnea“ (32 000 Euro) von Elisa Ossino für s a l v a t o r i . i t 3 Patricia Urquiolas Waschtisch „Sonar“ mit Nero Marquina-Top, ab 2857 Euro d e . l a u f e n . c o m 4 „Liquid Purple“ aus Steinware (304 Euro/m2 ), Diesel Living mit i r i s c e r a m i c a . c o m 5 „Maximum Precious Stones“ in Marmoroptik w w w . g r a n i t i f i a n d r e . d e 6 Standb e cken „Vulcano“ aus Nero Portoro, 7320 Euro l i t h e a . i t 7 B adewanne „In-Out“ aus Verde Alpi, a g a p e d e s i g n . i t 8 Handtuchhalter „Nouveau TTS“ aus Metall und Nero Marquina,
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Fotos: Catchpole & Rye; Salvatori; Laufen; Iris Ceramica; Fiandre Architectural Surfaces (2); Thomas Pagani / Lithea; Agape; Notoo Studio; Inbani; Antoniolupi; THG Paris
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358 Euro e x - t . c o m 9 Ebenfalls aus schwarzem Marquina ist der Waschbecken-Zylinder „Giro“ mit elliptischen Metalldetails. Preis auf Anfrage i n b a n i . c o m 10 Carrara-Streifen geben der Schale „Gessati 45“ lineare Strenge a n t o n i o l u p i . i t 11 „Le 9“, PierreYves Rochons Armatur aus Messing und Howlith (ab 3850 Euro), ist ein Entwurf für t h g - p a r i s . c o m
CeraFloor Individual. Ästhetik auf ganzer Linie. Variabel im Design Duschrinnen von Dallmer überzeugen durch prämiertes Design und hohe Reinigungsfreundlichkeit
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Eine neue Fliese … ist wie ein neues Leben! Deshalb stellen wir hier zehn Kandidaten zum Heiraten vor. Diese Bad-Boys bitten Sie nämlich: um Ihre Wand. 1 „Tile Rombo“ aus Ätna-Lavastein von File Under Pop, 912 Euro/m2 f i l e u n d e r p o p . c o m 2 Die 15 Farben von Wow Designs „Tear Mix“ werden per Zufall pro Box gemischt, 52 Euro/m2 w o w d e s i g n e u . c o m 3 Cristina Celestinos Steingutkacheln „Capriccio“ für Fornace Brioni, 250 Euro/m2 f o r n a c e b r i o n i . i t 4 Glasierte Lavasteinfliesen „Cristalli 19“ von Made a Mano, ab 275 Euro/m2 m a d e a m a n o . c o m 5 Marazzis „Eclettica“ misst 40 x 120 cm, Preis auf Anfrage m a r a z z i . d e 6 Barber & Osgerby entwarfen „Primavera“ für Mutina, ab 230 Euro/m2 m u t i n a . i t 7 Das Wandmosaik „Chevron“ glänzt mit goldenen Spiegelreliefs, von Antique Mirror, 1050 Euro/m2 a n t i q u e m i r r o r . i t 8 Lavasteinfliesen „Excinere“ von Formafantasma für Dzek, 474 Euro/m2 d z e k d z e k d z e k . c o m 9 Porzellankacheln „Lines“ von Ceramica Bardelli, 60 Euro/m2 c e r a m i c a b a r d e l l i . c o m 10 Bisazzas blumiges Glasmosaik „Petit Trianon“, 927 Euro/m2 b i s a z z a . c o m 24
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Fotos: Ditte Isager/File Under Pop; Wow Design; Mattia Balsamini/Fornace Brioni; Heidi Lerkenfeldt for Made a Mano; Marazzi Group; Mutina (2); Mattia Iotti/Antique Mirror; Nick Ballon/Courtesy of Dzek; Ceramica Bardelli; Bisazza
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ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur
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Dank der innovativen Karaffe und einem neuen Papierfiltertyp ermöglicht die Chemex hochwertigem Kaffee seinen nuancierten Geschmack zu entfalten. Sie ist ideal für Kaffeetrinker, die einen feinen und aromatischen Kaffee bevorzugen.
Einkehr in Antwerpen
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ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur
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Farbe
Mehr Kontrast!
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Seifenspender, Waschbecken oder Brausekopf – diese puristischen Bademeister treffen mit ihrer kraftvollen Eleganz voll ins Schwarze. 1 Sieger Designs Waschtisch „Steel 19“ (2916 Euro) aus glasiertem Stahl für a l a p e . c o m 2 + 5 Handtuchring
(105 Euro) und Seifenspender (231 Euro) von Philippe Starck für d u r a v i t . d e 3 + 15 „Club“-Serie (ab 186 Euro) und WC-Bürste „Bar“ (210 Euro) aus Messing von d e c o r w a l t h e r . c o m 4 Konstantin Grcic entwarf die Stahlbecher samt Ablage aus Agapes Serie „Mach 2“. Preise auf Anfrage a g a p e d e s i g n . i t 6 Axors Standarmatur „Edge“ aus schwarz poliertem Chrom von Jean-Marie Massaud, ab 3625 Euro a x o r - d e s i g n . c o m 7 Einhandmischer „Closer“, ab 457 Euro, von z u c c h e t t i k o s . i t 8 Michael Anastassiades’ Rotgussarmatur „AA/27“ aus der gemeinsamen Kollektion „Aboutwater“ von Fantini
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„Ich könnte ein ganzes Buch über Schwarz schreiben!“ Chris tian Dior
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und Boffi, Preis auf Anfrage f a n t i n i . i t 9 „ Anello“ mit kreisrundem Hebel (Preis auf Anfrage) von g e s s i . c o m 10 Schwarze Regenwolke: „Rainfinity“ mit Aluminiumkopf (2243 Euro) von h a n s g r o h e . d e 11 Messingbrause in schwarz gebürstetem Chromfinish, 1800 Euro, von k e u c o . c o m 12 Waschschale „Miena“ aus Stahlemaille, ab 570 Euro, von k a l d e w e i . d e 13 Villeroy & Bochs „Memento 2.0“ aus Titanceram, 805 Euro v i l l e r o y - b o c h . d e 14 Thronen wie einst: „Civitas“ (589 Euro) von a r t c e r a m . i t
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Fotos: Alape; Duravit (2); Jörg Baumann; Agape; Axor/Hansgrohe; Zucchetti.Kos; Fantini Rubinetti; Gessi; Hansgrohe; Keuco; Reinhard Hunger/Kaldewei; Villeroy & Boch; The.Artceram; Decor Walther
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Lokus Pokus An Zauberei grenzen die smarten Features dieser reinlichen Newcomer. Auf die Plätze, fertig – hex! 1 Schlank zeigt sich die neu aufgeleg-
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Magisches Örtchen Wie eine reguläre Toilette kommt „Save!“ daher und lässt sich auch genau so benutzen. Der Clou? Die WC-Keramik von Laufen trennt das Abwasser – zur nachhaltigen Wasserwirtschaft. Erhältlich ab 2020, Preis auf Anfrage. de.laufen.com 6
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Fotos: Scarabeo Ceramiche; Duravit; Vitra Bad; Agape; Catchpole & Rye; Geberit; Laufen
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te WC-Keramik „Teorema 2.0“ von Scarabeo Ceramiche. Mit Wandabfluss, 750 Euro s c a r a b e o s r l . c o m 2 Per App oder Fernbedienung lässt sich Duravits Dusch-WC „Sensowash Starck F“ steuern, ab 2950 Euro d u r a v i t . d e 3 Berührungsfrei nutzbar ist „V-Care 1.1 Comfort“ von Vitra Bad dank eingebautem Sensor. Mit Brause- und Trocknerfunktion, 3100 Euro v i t r a - b a d . d e 4 Ruheoase? Villeroy & Bochs „Collaro“ inklusive Deckel mit Soft Closing-Mechanismus, 940 Euro v i l l e r o y - b o c h . d e 5 Hoheitsgebiet: „The Regency“ von Catchpole & Rye mit vernickeltem Spülkasten und Sitz aus Eiche, 3831 Euro c a t c h p o l e a n d r y e . c o m 6 An die Wünsche von vier Nutzern erinnert sich das Dusch-WC „Aquaclean Sela“ von Geberit. Mit Whirl Spray-Technologie, 2327 Euro g e b e r i t . d e
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Entführung ins Serail Willkommen im Mekka der Kacheln! Seit 13 Jahren revolutioniert das Duo Popham von Marrakesch aus das Design von Wand und Boden.
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Der Innenhof von Dar Noury trägt „Backgammon“-Fliesen in „Slate“ und „Milk“. Zur ersten Home-Collection von Caitlin und Samuel Dowe-Sandes (hier mit Tochter Georgina) gehören die „Golden Egg“Leuchten im Hintergrund. Die Kacheln im Wohnzimmer (re. S.) huldigen Ellsworth Kelly.
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Fotos Richard Powers
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Auf die Spitze getrieben: Das Bad re. prunkt mit Sechsecken aus „Hex Arti choke“, die Schlafzimmerwand o. trägt einen bunten Mix aus „Hex Thirds“.
Kacheln und Konsorten: Das Programm von Pop ham+ umfasst Messing tischchen, Ruhebänke, Kissen und den raffiniert asymmetrischen Woll teppich „Splinter“. Das EKGartige Muster der Fliesen wurde dem Brettspiel Backgammon entlehnt – Ehrensache, dass es auch eine Spiel variante aus Messing und Zement gibt (re. S.).
W essen Verdienst ist es, dass man beim Thema Fliesen heute nicht mehr sofort und ausschließlich an Badezimmer denkt, sondern auch an Küchen? Flure? Wände? Ganze Wohnwelten aus Kacheln? Klare Sache: Popham! Ohne das durchaus etwas eigenwillig zu nennende Paar aus Kalifornien wären die Zehnerjahre sicher nicht das Jahrzehnt des großen Fliesenrevivals geworden. Hersteller cooler, moderner Zementfliesen gibt es heute einige, Caitlin und Samuel Dowe-Sandes jedoch pflasterten den Weg dorthin. Dabei fing alles mit einer großen Fatigue an. Das Ehepaar (sie: PR-Frau, er: aus der Filmbranche) hatte irgendwann genug von seinem bisherigen geregelten Leben in Los Angeles und genehmigte sich 2006 ein Jahr Auszeit in Marokko. Kaum jedoch waren die beiden in Marrakesch gelandet, kehrten die Lebensgeister ebenso schnell zurück, wie sich der Pioniergeist meldete. Die Expats entdeckten nämlich ein 250 Jahre altes Dar inmitten der Medina, der historischen Altstadt. Ein Traum, der zum Verkauf stand. Ähnlich einem Riad ist Dar Noury um einen Innenhof herum gebaut, verfügt aber über keinen Garten. Die Dowe-Sandes fingen an, das kleine, direkt neben einer Moschee gelegene Schmuckstück zu renovieren. Fliesenbetriebe gab es in der Umgebung zuhauf, allerdings waren deren Muster so verschnörkelt und traditionell wie die Firmen selbst. Immerhin ließen sich Handwerker finden, die bereit waren, bei den Dekoren gewissermaßen in den ersten Gang zurückzuschalten und sehr viel simplere Dessins auszuprobieren. „Wir dachten“, erinnert sich Caitlin Dowe-Sandes, „dass unsere Muster vielleicht auch anderen Menschen gefallen könnten.“ Das taten sie – und aus dem Sabbatical wurde eine bis heute anhaltende Mission. Im Programm sind derzeit 110 Farbnuancen und 114 Dekore auf zwölf Grundformen. 95 Prozent der Produktion gehen in den Export, aber auch in marokkanischen Hotels und Restaurants findet man inzwischen Popham-Kacheln. „Ohne unser Team von Handwerkern, die uns bei allen Experimenten mit Engagement und Freude an der Sache unterstützten, hätten wir es nie geschafft“, da ist sich die Design-Quereinsteigerin sicher. „Erst nach fünf Jahren haben sie uns verraten, dass sie uns anfangs höchstens ein halbes Jahr gaben. Wer in einem fremden Land bestehen will, dessen Sprache man nicht spricht, braucht einen festen Willen und langen Atem. Wir haben durchgehalten und waren immer selbst vor Ort, um Popham Design zu einem Erfolg zu machen.“ Der Name der Firma lässt allerdings vermuten, dass Heimweh durchaus eine Rolle spielte: Caitlin Dowe-Sandes wuchs in Maine auf, in einem Küstennest namens Popham Beach. „Unser Fliesendesign sollte ganz aktuell sein, deshalb durfte unser Label nicht zu traditionell oder marokkanisch klingen. So verfielen wir auf einen Namen, den zwar keiner richtig aussprechen kann, der uns aber jeden Tag an Zuhause erinnert.“ Längst hat auch die neue Heimat Spuren im Portfolio hinterlassen. Der schattige Innenhof von Dar Noury etwa ist mit „Backgammon“ gepflastert, dessen Muster auf das in Nordafrika noch immer sehr beliebte Brettspiel zurückgeht. Ins Große geweitet, bekommt der Zackendekor eine flirrend leichte Note. Durch türlose orientalische Rundbögen geht es von hier in die angrenzenden
Wohnbereiche – jeder von ihnen ist mit einem anderen PophamDesign ausgelegt. Das Wohnzimmer etwa trägt „Kelly“ (nach Ellsworth Kelly) aus großflächigen Segmenten, deren schwungvoller Maldekor sich nicht zu einem geschlossenen Fliesenbild fügt, sondern eine heitere Unruhe erzeugt. Sogar der raumhohe Kamin wurde in das fröhliche Legespiel einbezogen. Heute dient Dar Noury den Dowe-Sandes als Gästehaus und Showroom, nicht mehr als Zuhause. „Die Medina hat etwas Magisches, ihre Exotik hat uns gleich in den Bann gezogen. Auf Dauer spürt man aber, wie chaotisch es hier zugeht; das macht den Alltag etwas anstrengend“, räumt Caitlin Dowe-Sandes ein. „Als unsere Tochter Georgina unterwegs war, wurde es Zeit, eine Alternative zu suchen. Vor acht Jahren sind wir in einen kleinen Bungalow in Gueliz umgezogen.“ Als Stil-Labor jedoch ist Dar Noury noch immer die Keimzelle von Popham Design. Und von Popham+. Unter diesem Label ergänzen neuerdings auch Kleinmöbel und Leuchten das Portfolio. „Wir haben immer davon geträumt, nicht nur Fliesen herzustellen. Wir lieben Messing! Die Herausforderung besteht darin, unsere Entwürfe in handwerklich hoher Qualität zu fertigen. Es brauchte Zeit, bis wir die richtigen Partner gefunden hatten. Jetzt sind wir so weit, unsere erste Kollektion zu präsentieren.“ Das Netz an Vertragspartnern umfasst inzwischen viele Länder (in Deutschland ist es Material & Konzept in München). Auf pophamdesign.com findet sich aber auch ein Fliesenkonfigurator mit hohem Suchtpotenzial: Aus dem Baukasten der Kollektionen lassen sich immer neue faszinierende Varianten legen, die so ganz sicher niemand sonst auf der Welt besitzt.
„Wir lieben Fliesen, aber auch Messing!“ Caitlin D owe - S ande s
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Ein Königreich für eine Badewanne! Majestätischer Marmor, zeitloser Stil: Devon & Devon feiert sein 30. Jubiläum mit einer Sonderedition. Auguri! Te x t F r i e d e r i k e W e i ß b a c h
Chief Executive Officer Roger Lynch In the USA Artistic Director, Anna Wintour Vogue, Vanity Fair, Glamour, Self, GQ, GQ Style, The New Yorker, Condé Nast Traveler, Allure, AD, Bon Appétit, Epicurious, Wired, Teen Vogue, Ars Technica, Pitchfork, Them, Iris International Wolfgang Blau, President London HQ, Vogue Business, Condé Nast College of Fashion and Design Großbritannien Vogue, House & Garden, Tatler, The World of Interiors, GQ, Vanity Fair, Condé Nast Traveller, Glamour, Condé Nast Johansens, GQ Style, Love, Wired Frankreich Vogue, Vogue Hommes, AD, Glamour, Vogue Collections, GQ, AD Collector, Vanity Fair Italien Vogue, Glamour, AD, Condé Nast Traveller, GQ, Vanity Fair, Wired, La Cucina Italiana, Experienceis Deutschland Vogue, GQ, AD, Glamour, GQ Style Spanien Vogue, GQ, Vogue Novias, Vogue Niños, Condé Nast Traveler, Vogue Colecciones, Vogue Belleza, Glamour, AD, Vanity Fair Japan Vogue, GQ, Vogue Girl, Wired, Vogue Wedding, Rumor Me Taiwan Vogue, GQ, Interculture
N ur 30 Jahre? Kaum zu glauben, dass das Florentiner Unternehmen mit dem urbritischen Namen erst 1989 gegründet wurde. Schließlich wirken seine Wannen und Armaturen, als hätten sie im Stilmix aus Hollywood Regency und europäischem Klassizismus schon seit Generationen die Bäder der Happy Few geschmückt. Anlässlich des Jubiläums legt Devon & Devon nun zwei Klassiker in limitierter Sonderedition auf: eine frei stehende neoromantische Badewanne auf solidem Sockel und eine Armatur im 40er Jahre-Look mit hinreißenden Marmordetails. Der Clou: Es handelt sich um goldgeäderten schwarzen Portoro-Marmor, einen eleganten Stein aus dem Gebiet zwischen der Toskana und Ligurien. Seine Verwendung im Bad – filmreif und eine Demonstration italienischer Handwerkskunst! Ein Hoch auf 30 ewig schöne Jahre! 34
Indien Vogue, GQ, Condé Nast Traveller, AD Published under Joint Venture Brasilien: Vogue, Casa Vogue, GQ, Glamour Russland: Vogue, GQ, AD, Glamour, GQ Style, Tatler, Glamour Style Book Published under License or Copyright Cooperation Australien: Vogue, Vogue Living, GQ Bulgarien: Glamour China: Vogue, AD, Condé Nast Traveler, GQ, GQ Style, Condé Nast Center of Fashion & Design, Vogue Me, Vogue Film Deutschland: GQ Bar Berlin Griechenland: Vogue Hongkong: Vogue Island: Glamour Korea: Vogue, GQ, Allure Mittlerer Osten: Vogue, Condé Nast Traveller, AD, GQ, Vogue Café Riyadh Niederlande: Vogue, Glamour, Vogue The Book, Vogue Man, Vogue Living Polen: Vogue, Glamour Portugal: Vogue, GQ, Vogue Café Porto Rumänien: Glamour Russland: Vogue Café Moscow, Tatler Club Moscow Serbien: La Cucina Italiana Südafrika: House & Garden, GQ, Glamour, House & Garden Gourmet, GQ Style, Glamour Hair Thailand: Vogue, GQ Tschechische Republik und Slowakei: Vogue, La Cucina Italiana Türkei: Vogue, GQ, La Cucina Italiana Ukraine: Vogue, Vogue Café Kiev Ungarn: Glamour Chairman of the Board of Directors Jonathan Newhouse
Fotos: Devon & Devon
Vollendet veredelt: Seltener Portoro-Marmor ziert Devon & Devons Jubiläumskollektion. Die Wanne „Aurora30“ (o.) ist außen hauchdünn mit Alu beschichtet. Auf Hochglanz poliert: die Messingarmatur „Morris30“ (rechts) mit Chrom-Finish. Wanne und Armatur im Set (je 30 Stück) 30 000 Euro.
Mexiko und Lateinamerika Vogue Mexico and Latin America, Glamour Mexico, AD Mexico, GQ Mexico and Latin America
IXMO_solo DIE SENSATION IN DER DUSCHE
Ein Thermostat fßr die Dusche, das in nur einem Element alle Funktionen vereint: Einstellung von Wassertemperatur und –menge mit integriertem Schlauchanschluss. Die Bedienung ist einfach, die Armatur einzigartig. www.ixmo.de
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