Werte vermitteln
Respekt? VOLL! Braucht unsere Gesellschaft mehr Respekt? Schüler und Schülerinnen, die Lehrkräfte beleidigen, wiederholt den Unterricht stören, am Handy spielen und offenbar keine Regel einhalten. Ein Kindergartenkind, das absichtlich Schneematsch in eine Bäckerei wirft und Eltern, die dieses Fehlverhalten ignorieren. Diffamierungen und Hasskommentare im Internet. Geht in unserer Gesellschaft der notwendige Respekt verloren? Und was ist das überhaupt: Respekt? Das Wort Respekt kann je nach Kontext verschiedene Bedeutungen haben. Zum einen geht es um die Gleichwertigkeit aller Menschen. Demnach ist jede Andersartigkeit zum Beispiel hinsichtlich Verhalten, Denkweise, Moral, Herkunft oder Religion grundsätzlich zuzulassen und nicht zu bewerten; Begegnungen erfolgen auf Augenhöhe, weshalb in der Forschung auch von horizontalem Respekt gesprochen wird. Vertikaler Respekt drückt sich in Form von Anerkennung aufgrund von besonderen Fähigkeiten, Leistungen oder Eigenschaften aus. Darüber hinaus wird der Begriff Respekt aber auch als Anerkennung von Autoritäten verwendet, was in Unterwürfigkeit gegenüber diesen Personen oder Institutionen resultiert oder als Angst vor Machtausübung, was sich in Unterwerfung und blindem Gehorsam ausdrückt. Prof. Dr. Niels van Quaquebeke, Professor für Organisationspsychologie und Führung in Hamburg, warnt davor, in der Debatte um einen vermeintlichen Zuwachs an Respektlosigkeit in unserer Gesellschaft vorschnell Schlüsse zu ziehen. Weder sind ihm wissenschaftliche Untersuchungen bekannt, die eine solche Entwicklung bestätigen, noch konnten Studien wesentliche Veränderungen der Wertestruktur in Deutschland über die letzten Generationen belegen. Allerdings ist im Nachkriegsdeutschland ein deutlicher Verlust an Gehorsam zu verzeichnen. Eine Entwicklung, die ja durchaus positiv interpretiert werden kann – van Quaquebeke zu Folge in Kombination mit einer medial exzessiv zur Schau gestellten Streitlust, der Möglichkeit, im Netz anonym und somit
Foto: Todor Tsvetkov
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seins als gleichwertig anzusehen. Und es bedeutet, dieses Anderssein wahrzunehmen, ohne den Menschen zu verurteilen oder gar verändern zu wollen. Dabei dürfen wir durchaus anderer Meinung sein und können dies auch kundtun, aber eben als unsere Meinung und nicht als Fakt. Und das ist schon in den kleinen Dingen nicht einfach. Früher war nicht alles besser, Wie oft glauben wir im Recht zu sein? Kritisieren sondern anders! den Partner, weil er den Müll nicht richtig hinAber heißt das nun, dass wir nicht mehr Respekt unterbringt oder den Käse falsch schneidet. Wir brauchen? Nein! Es heißt nur, dass früher nicht fallen der Freundin ins Wort oder lästern über alles besser war, nur anders. Unsere Welt braucht den Kollegen, der gerade den Raum verlassen hat. jede Menge Respekt, sie kann gar nicht genug da- Besserwisserei erzeugt vielleicht vorübergehend von bekommen. Und zwar zwischenmenschlich ein Gefühl von Stärke und Überlegenheit, ist aber ebenso wie im übertragenen Sinn gegenüber der immer respektlos. Natur, im Umgang mit den Ressourcen unserer Eltern sind wichtige Vorbilder Erde und nicht zuletzt auch uns selbst gegenüber. Nur wie kann es gelingen, unseren Kindern diesen Dabei sind Erwachsene, die sich respektvoll geWert in all seinen Facetten beizubringen? Sie viel- genüber anderen verhalten, wichtige Vorbilder leicht sogar besser darin zu machen als wir selbst für das Erlernen von Respekt. Kinder beobachten ihre Eltern sehr genau und imitieren deren es bisher waren? Indem wir Respekt leben! Verhalten. Doch noch viel wirksamer als jedes Respekt in Form von Gleichwürdigkeit setzt die Vorbild ist das eigene Erleben. Wenn Eltern reEinsicht voraus, Menschen trotz ihres Anders- spektvoll mit ihren Kindern umgehen, können folgenlos zu beleidigen, einem generellen Fokus auf negative Schlagzeilen und tatsächlich wachsenden Herausforderungen durch eine zunehmend heterogene Gesellschaft allerdings leicht als zunehmende Respektlosigkeit verstanden werden kann.
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Kinderkram Nr. 225 · Dezember/Januar 2020/21