rottenplaces Magazin 2/2020

Page 60

SAARLAND

Grube Göttelborn bekommt frisches maschinenhaus

Umfassend modernisiert wurde die Anlage zwischen 1938 und 1941. Mit der Inbetriebnahme des 1959 fertiggestellten Fördermaschinenhauses, in dem sich die elektrische Fördermaschine befindet, waren die Erweiterungen der Grube Göttelborn abgeschlossen und die Grube erstmals voll betriebsfähig. Das Maschinenhaus bedient sich der Formensprache der 1920er Jahre. Es handelt sich um einen mit Ziegeln ausgefachten Stahlskelettbau. Die Fenster sind flächenbündig eingesetzt, sodass eine dünn gespannte Architekturhaut das Äußere vom Inneren trennt. Der derzeit ungenutzte Bau wird als Hülle für eine Hausim-Haus-Konstruktion dienen. Eine reversible Struktur aus gestapelten Seecontainern soll den Luftraum im Innern des Maschinenhauses nutzen und als Wohnstätte und Ergotherapiepraxis dienen. Im massiven, vorhandenen Kellergeschoss soll ein Sportstudio entstehen, das der Sohn des Bauherrn betreiben will. Das Gebäude und die gleichfalls unter Denkmalschutz stehende Fördermaschine sowie die Bedienwarte und der Laufkran an der Hallendecke bleiben erhalten und bieten von den einzelnen Ebenen unterschiedliche Ansichten. Die größte geplante Veränderung ist eine Öffnung im oberen Bereich der Halle, um einen Ausblick in die Landschaft zu ermöglichen. Mit der Schließung der Anlage im Jahre 2000 gingen die Hoffnungen vieler Bergleute, aber auch ein Stück

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Glaubwürdigkeit der Politik verloren, schließlich hieß es bis zum endgültigen Aus: „Die Kohle an der Saar ist sicher.“ Die Grube Göttelborn stellt heute ein Symbol der verfehlten Kohlepolitik dar, wurde doch der neue, neue Zeiten versprechende Schacht IV nur sechs Jahre genutzt. Im November 1997 wurde der Plan aufgegeben, mit Hilfe einer Großinvestition den Verbund Göttelborn/ Reden zu einer der leistungsfähigsten Förderanlagen im europäischen Bergbau zu machen. Sinkende Kohle-Subventionen hatten weitreichende Anpassungsmaßnahmen im Ruhr- und Saarbergbau erforderlich gemacht. Im Vergleich zu anderen Energieträgern war die Kohle aus Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig. Die ursprüngliche Ausgabe von umgerechnet 200 Millionen Euro war bei der Fertigstellung des Fördergerüsts Göttelborn IV im Jahre 1994 noch als „Investition für die Zukunft“ bezeichnet worden. Auf der Grube Göttelborn befand sich während des Zweiten Weltkrieges ein Zwangsarbeiterlager, dieses lag am Ortsausgang Göttelborns, rechts der Straße nach Merchweiler. Ende August 1944 wurden dort mehr als 258 Ostarbeiter zu Arbeitsdiensten gezwungen. Als weitere Zwangsarbeiter aus dem Lager Elm nach Göttelborner verlagert wurden, gelang 44 von ihnen die Flucht. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt. Zwischen dem 3. Oktober und dem 5. November 1944 musste die Grube 359 Zwangsarbeiter zu Schanzarbeiten freistellen, dabei gelang weiteren 60 Personen die Flucht. Bei Jagdbomberangriffen der Alliierten am 14. und 23. Februar 1945 wurden zahlreiche Insassen des Lagers getötet. Die meisten Gefangenen des Lagers, vor allem sowjetische Kriegsgefangene eines nahe gelegenen Gefangenenlagers, kamen durch den sogenannten Russenstollen, dessen Eingang sich früher hinter dem alten Magazingebäude der Grube Göttelborn befand, zur Zwangsarbeit in die Grube. 2005 wurde der Eingang verschlossen, der Stollen wurde verfüllt.

Foto: atreyu/CC BY-SA 3.0

Quierscheid (dsd/aw). Für Abdichtungsarbeiten am Dach und die Erneuerung der Verglasung am Maschinenhaus II der Grube Göttelborn in Quierscheid stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) dank der Lotterie GlücksSpirale 50.000 Euro zur Verfügung. Das aus den 1950er Jahren stammende Denkmal war eine der wichtigsten saarländischen Steinkohle-Gruben, die von der Saarbergwerke AG, später von der Ruhrkohle AG (RAG) betrieben wurde. Das Bergwerk wurde Ende des 19. Jahrhunderts gegründet und mehrfach ausgebaut.


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