MQ Management und Qualität

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Offizielles Organ der SAQ Swiss Association for Quality | www.saq.ch

06/2019| CHF 14.30 / € 13,50

Das Magazin für integrierte Managementsysteme

ESPRIX 2019

Extra: ESPRIX Swiss Award for Excellence 2019 07 Rückschau: Tag der Schweizer Qualität 04 Design-Thinking durch Querdenker 12 Transformationsrisiken beurteilen 24

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Über Bits, Bytes, IT-Potenziale


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INHALT/APROPOS

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Flash

Im Eldorado der Verpackungsschichten

«Normung verbindet die Welt» 05 Thomas Berner

Die Schweiz ist neutral, pünktlich und aufgeräumt. – Aufgeräumt? Ist die Schweiz in Sachen Abfall wirklich so sauber, wie das Klischee vermuten lässt? Oder trügt diese Fassade? Gegen den Sommer hin werden zum Beispiel Tonnen von Südfrüchten gepflückt und verarbeitet. Eine nicht unbedeutende Komponente zeigen damit einhergehende Verpackungsschichten.

Messansatz für ­Operational Excellence 04 Thomas Berner

ESPRIX Excellence Suisse

ESPRIX Swiss Award for Excellence 2019 07 Thomas Berner

Business Excellence

Der Einsatz von Querdenkern im Design-Thinking-Prozess 12 Tobias Heilmann und Kevin Arman In Nischenmärkten auf Wachstumskurs 14 Interview: Max W. Twerenbold

Branchenfokus

Schweizer Innovation treibt die Industrie 4.0 vorwärts 16 Michael Merz

SAQ/SAQ-Qualicon ag Verbandsnachrichten

I–XII

Schuhe nach Mass für jedes Portemonnaie 18 Noëlle Jufer Blockchain richtig wählen und erfolgreich anwenden 20 Bora Altuncevahir, Hagen Worch

Risiken managen

Verbündete der Nachhaltigkeit 22 Rochus Appert

Eine Studie im Bereich Life Cycle Assessment hat sich mit den aus Italien transportierten Früchten und dem damit verursachten CO2-Impact auseinandergesetzt. Zwei wichtige Indikatoren wie (Verpackungs-) Grösse und Transportweg sind dabei ausschlaggebend (Quelle: Levi et al., 2011*). Ein Beispiel: 30 kg Zitronen aus Palermo werden mit einem mittelneuen 7,5-Diesel-LKW nach Zürich transportiert (Verbrauch 14 l/100 km; Strecke rund 1700 km). Auch wenn die Früchte auf einer wiederverwertbaren Plastikpalette ausgeführt werden, entspricht so ein Transport einem CO2-«Verschleiss» gegen 631 kg. Nachhaltige Früchte hin oder her: Jeder Schweizer produziert jedes Jahr einen Abfallberg von gut 700 Kilo/Kopf. Dies entspricht auch eher einer ausgewachsenen Kuh als einem Wald voller Lorbeeren, was CO2-Äquivalente anbetrifft. Allerdings, die nordeuropäischen Abfallriesen sind augenscheinlich auch erfolgreiche Wiederverwerter: Dänemark rezykliert 213 kg, Norwegen 216 und die Schweiz laut Eurostat 217 kg Abfall pro Kopf. Diese Länder liegen weit über dem EU-Schnitt von 81 Kilo! Untersucht man allerings den digitalen Fussabdruck aller Industrieländer, würden einige Dienstleister durch die Decke schiessen, was ihren Output an Datenmengen anbetrifft. Eine räpresentative Studie des Online-Netzwerks Xing unterstreicht, dass mindestens ein Drittel aller befragten helvetsichen User und Userinnen Informationen verschicktt haben, die sie «lieber nicht» öffentlich wiederfinden würden. Deswegen lohnt sich nicht nur die Kultivierung des «persönlichen Ichs», sondern auch die Durchsicht und Pflege professioneller Netzwerke.

Une alliée du durable 23 Rochus Appert Transfor­mationsrisiken beurteilen 24 Marcel Fallegger, Patrick Balmer, Stefan Hunziker

Qualität sichern

Ohne digitale Qualitätssicherung keine Industrie 4.0 26 Bernd Jost

Michael Merz Redaktor

QS-Welt im Wandel 28 Roman Kuster

Kolumne

Rang 7 ist top ! 30 Stefan Häseli

Weiteres ... Szene 06 Marketplace 29 Meetingpoint 30 Produktenews 17 Agenda/Impressum 31

* Vollständiger Titel der Studie: «A comparative life cycle assessment of disposable and reusable packaging for the distribution of Italian fruit and vegetables». (Levi et al., 2011) ** Die CO2-Äquivalente wurden vom IFEU-Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg berechnet (IFEU, Heidelberg, 2016), wobei die Normen 14040 & 14044 für ProduktÖkobilanzen sowie die Technische Regel ISO/ TS 14067 zum Carbon Footprint von Produkten miteingeschlossen sind. Die Emissionen aller Treibhausgase wie z. B. Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) wurden dabei ebenso berücksichtigt.


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FLASH

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Messansatz für ­Operational Excellence Der diesjährige Seghezzi-Preis würdigt eine Forschungsarbeit zum Thema Operational Excellence in Qualitätskontroll-Laboren der Pharma-Industrie. Er wurde im Rahmen des Tags der Schweizer Qualität am 7. Mai 2019 in Bern verliehen. Thomas Berner

Im Zweijahresrhythmus zeichnet die von Prof. Dr. Hans Dieter Seghezzi gegründete Stiftung für angewandtes Qualitätsmanagement SFAQ Personen aus, die sich in der Förderung des integrierten Qualitätsmanagements besonders verdient gemacht haben. Dieses Jahr geht der mit 10 000 Franken dotierte Preis an Stephan Köhler. Gewürdigt wird seine Dissertation zum Thema «Measuring Operational Excellence Performance – A Mixed-methods Conceptualization and Application in Pharmaceutical Quality Control Laboratories».

Forschungslücke schliessen Die Arbeit beleuchtet einen besonderen Aspekt in der Pharma-Wertschöpfungskette: Operational Excellence in QualitätskontrollLaboren. Die Labore bilden einen nicht zu vernachlässigenden Engpass in der Wertschöp-

fung. Deshalb hat sich in den letzten Jahren ein verstärktes Interesse an Methoden gezeigt, wie die Performance solcher Labore verbessert werden kann. Ein Problem war bisher, dass es dazu kaum vergleichbare Daten und Benchmarks gab. Diese Lücke versucht die Dissertation zu schliessen, indem sie einerseits einen Messansatz für Operational Excellence entwickelt und diesen anderseits anhand von Fallstudien an praktischen Beispielen anwendet. «Der hierbei verfolgte Multi-Method-Ansatz erlaubt es, Zusammenhänge zwischen Qualität und operativer Exzellenz in Qualitätskontroll-Laboren aufzuzeigen und den damit verbundenen Handlungsbedarf herauszuarbeiten», heisst es in der Laudatio.

«Hohe Relevanz» Stephan Köhler hat an der RWTH Aachen sowohl sein Bachelor- als auch sein Masterstu­ dium in Wirtschaftsingenieurwesen mit Ver-

Tag der Schweizer Qualität 2019: für mehr Qualität in der Cybersicherheit Der Tag der Schweizer Qualität widmete sich dem «Tatort Wirtschaft». Dabei ging es um Wirtschafts­ kriminalität – insbesondere auch um Methoden, mit denen Cyberkriminelle arbeiten. IT-Security Consul­ tant Patrick Brielmayer vermittelte dabei einen zum Teil frappierenden Einblick ins Darknet. Nicolas Mayencourt, CEO von Dreamlab Technologies erläuterte, wie besonders das Internet der Dinge neue Einfallstore für Cyberangriffe bietet, und plädierte deshalb für mehr Qualität bei der Cybersicherheit. Marco Salituro und Marc Henauer vom Nachrichtendienst des Bundes erläuterten einerseits SpionageMethoden und wie auch kriminelle Prozesse digitalisiert werden, andererseits wiesen sie auf die Not­ wendigkeit eines ganzheitlichen Risikomanagements hin. Markus Mächler, Cyberermittler bei der Kan­ tonspolizei Zürich, beleuchtete das Thema «Kryptowährungen» und ihre kriminellen Komponenten und Matthias Kiener, Forensiker bei KPMG, zeigte, dass auch heute noch viele Betrügereien auf nicht-digita­ lem Weg ablaufen und dass die grössten Bedrohungen aus dem Inneren von Unternehmen stammen. Ausführlicher Bildbericht auf www.m-q.ch

Bild: SAQ

Stephan Köhler gewinnt den Seghezzi-Preis 2019

Stephan Köhler (Mitte) flankiert von Xaver Edelmann und Martina Zölch.

tiefungsrichtung Maschinenbau absolviert. Seine Dissertation entstand während seiner Tätigkeit als Forschungsassistent und Doktorand am Institut für Technologiemanagement der Universität St. Gallen. Herr Köhler, wie sind Sie auf dieses Thema gestossen? Stephan Köhler: Der Impuls kam direkt aus der Pharma-Industrie. Einen anderen Teil trug sicher auch mein Doktorvater Prof. Dr. Thomas Friedli bei, der mir den notwendigen Raum gewährte, das Thema anfangs aufzugreifen, und mich darüber hinaus in der ungewissen Anfangsphase unterstützte. Wie waren die Reaktionen aus der Branche? Ich stellte im Rahmen meiner Arbeit fest, dass trotz der Schlüsselrolle von QualitätskontrollLaboren Operational Excellence in diesem Bereich nicht überall gelebt wird. Die Bereitschaft der Branche war hoch, in gemeinsamen Projekten den Weg zu Operational Excellence in den Laboren zu beschreiten. Sie haben erörtert, dass Qualitätskontroll-Labore gleichsam einen Flaschenhals in der Wertschöpfungskette bilden. Weshalb ist das so? Die Herausforderungen bestehen im meist hohen Produktfreigabe-Zeitdruck, im komplexitätsgetriebenen Planungsaufwand und in den vielfältigen Verantwortlichkeiten. Auch die je nach Land unterschiedlichen Zertifizierungsstellen und deren Zulassungskriterien bedeuten einen grossen Aufwand. Zum Schluss: Wie geht es nun weiter? Das Benchmarking wird weiter ausgebaut. Für den Wissenstransfer und fachlichen Austausch wird die parallel zur Dissertation lancierte Austauschplattform weiter fortgeführt. Persönlich werde ich noch ein Jahr als Post-Doc der Forschung erhalten bleiben und die Projekte an meine Nachfolger übergeben. Ich selbst strebe eine Tätigkeit in der Industrie an. ■


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Jubiläumsanlass der SNV

«Normung verbindet die Welt» Bild: SNV

Am 23. Mai 2019 beging die Schweizerische Normen-Vereinigung SNV in Baden ihren Jubiläumsanlass zum 100-jährigen Bestehen dieser Institution. Seit einem Jahrhundert ist die SNV die Schweizer Vertreterin der weltweiten und europäischen Normung und handelt zum Nutzen der Wirtschaft und Gesellschaft in unserem Land.

Der Veranstaltungsort in der Trafohalle in Ba­ den war nicht zufällig gewählt. 1919 wurden dort von der damaligen BBC (heute ABB) Transformatoren hergestellt. Und die BBC war es auch, die am 2. Juli 1919 zusammen mit anderen altehrwürdigen Schweizer Indus­ trieunternehmen wie Sulzer oder EscherWyss die «Schweizer Normalien-Kommis­ sion» gründete. Der Zweck: Standards zu schaffen, die überall in der Industrie Gültig­ keit haben. Kaum vorstellbar, wenn heute je­ der Schweizer Kanton eigene Normen, etwa für die Dimensionierung von Steckdosen, hätte … Normen mögen für viele ein trockenes, bürokratisches Thema sein. Doch: «Normung verbindet die Welt», sagte SNV-Präsident Jürg Werner in seiner Eröffnungsansprache. Und Stefan Ramseier, Chef beim ABB-Forschungs­ zentrum in Baden-Dättwil, unterstrich in sei­ nem Grusswort die Notwendigkeit von Kom­ munikation, wenn es um die Umsetzung von notwendigen Standards gehe, die letztlich al­ le das Ziel haben, unser Leben zu erleichtern. Rund 26 000 Normen gelten heute, 1000 da­ von sind reine Schweizer Normen.

gischen Entwicklung – und auch ein Resultat derselben – ist etwa der 5G-Mobilfunkstan­ dard, den Matthias Jungen von der Swisscom erläuterte. 5G bildet nicht nur die technologi­ sche Voraussetzung für das Internet der Dinge, also etwa die Machine-to-Machine-Kommu­ nikation, sondern eröffnet auch sonst neue und flexiblere Möglichkeiten der Datenüber­ tragung, etwa durch sogenanntes Network Slicing, womit bestimmte Netzwerkbereiche zweckgebunden reserviert werden können.

Kein «Innovationstheater», bitte … Viel wird auch über Innovation gesprochen im Zusammenhang mit der Digitalisierung. Jean-Philippe Hagmann entlarvte dabei vie­ les als reines, wenn auch häufig unbeabsich­ tigtes, «Innovationstheater». Viele dieser «In­ novation Labs» oder «Digital Hubs» seien «bloss Kulisse», so Hagmann, der dazu auch ein Buch geschrieben hat. Er ortet in vielen Unternehmen Nachholbedarf in Sachen In­

Bild: Thomas Berner

Thomas Berner

5G-Standard für die weitere Vernetzung Dass Normen keine starren Systeme sind, son­ dern einem stetigen Wandel unterworfen sind, wurde am Jubiläumsanlass der SNV in vier «Inspiration Sessions» gezeigt – jede davon in einem anderen Raum. Das Publikum muss­ te sich also bewegen – wie es auch die industri­ elle Entwicklung tut. Ein Treiber der technolo­

«Normung verbindet die Welt»: SNV-Präsident Jürg Werner bei seiner Eröffnungsansprache.

100 Jahre SNV – im Zeichen von Normungen. Die Darbietung von Lichtkünstler Alex Dowis versetzte das Publikum in Staunen.

novationsfähigkeit. Anstelle von «Ideen» gehe es besser um «Entdeckungen». Es benötige ein besseres Verständnis des Innovationsprozes­ ses: «Das richtige ‹es› machen, bevor man ‹es› richtig macht», so der Referent. Wichtig sei es auch zu klären, wer welche Rolle in diesem «Innovationstheater» spielen soll. Als ent­ scheidend sieht Hagmann hier den «Brücken­ bauer», also jene Rolle, die dafür sorgt, dass sich Avantgardisten und Enabler in einer Or­ ganisation auch richtig verstehen können.

Von Drohnen und Robotern In der grossen Halle ging es dann um eine In­ novation, die sich zum Teil längst etabliert hat: um Drohnen. Diese werden heute bereits viel­ fältig eingesetzt: Als Transportmittel, als Ins­ trument für die Überwachung – überall dort, wo mit geringem Aufwand Bedürfnisse aus der Luft abgedeckt werden müssen. Indes: Mit den Drohnen sind auch neue Risiken entstanden, wie Dominique C. Brack in seiner Präsentation eindrücklich darlegte. Spionage, ja das Lahm­ legen ganzer Flughäfen, wie unlängst bei Lon­ don Gatwick geschehen, sind Szenarien un­ erwünschter Drohneneinsätze. Abwehrmass­ nahmen dafür sind noch wenig ausgereift, wie Dominique C. Brack anhand einer «Abschuss­ übung» demonstrierte: Zwei Teilnehmenden gelang es nicht – trotz ansprechender Ziel­ genauigkeit – eine Spielzeugdrohne mit Spiel­ zeuggewehren abzuschiessen … Robotik und Elektromobilität waren die Themen der letzten «Inspiration Session». Andre­as Hufschmid und Adrian Wachholz zeig­ ten, wie etwa die ABB in beiden Gebieten bereits Technologien bereitstellt, welche in der Indust­ rie und im Verkehrswesen Anwendung finden. Immer angeleitet vom Ziel: Ressourcen – seien menschliche oder natürliche – zu schonen. ■


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SZENE

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Quelle: S-GE

Wyss Fedele neue CEO von Switzerland Global Enterprise

Dr. Simone Wyss Fedele ist promovierte Volkswirtin und eine versierte Kennerin des internationalen Wirtschaftsumfelds.

Simone Wyss Fedele wird das Amt als CEO von Switzerland Global Enterprise per 1. Oktober 2019 von Daniel Küng übernehmen. Daniel Küng wird nach über 15 Jahren als CEO von S-GE in den Ruhestand treten. Wyss Fedele ist derzeit Chefökonomin bei Novartis und gehört als Leiterin Politik zur Geschäftsleitung von Novartis Schweiz. In dieser Funktion ist sie für die strategische Interessenvertretung gegenüber Verbänden, Politik und Verwaltung, für Internationalisierungsfragen sowie für den Umgang mit makroökonomischen Trends und Herausforderungen verantwortlich. Zuvor war sie unter anderem für Takeda Pharmaceuticals, Helvetia Versicherungen sowie Endress+Hauser tätig.

maxon motor, der Spezialist für mechatronische Antriebssysteme, rüstet sich für die Zukunft und passt seine Führungsstrukturen an. Die bisherige Geschäftsleitung wandelt sich zur Gruppenleitung. CEO der maxon Gruppe bleibt Eugen Elmiger. Neu erhält der Hauptsitz Schweiz eine eigene, lokale Geschäftsleitung. Diese hat ihre Arbeit am 1. Januar 2019 aufgenommen. Daniel von Wyl, langjähriger Leiter des Bereichs maxon medical, übernimmt neu die Position des Geschäftsleiters in Sachseln. Die definitive Übergabe aller Aufgaben erfolgt 2020.

www.maxonmotor.ch www.s-ge.com

Der SVTI, seit 150 Jahren im Dienst der Sicherheit Der Schweizerische Verein für technische Inspektionen SVTI zählt zu den wichtigsten Schweizer Ins­ titutionen auf dem Gebiet der technischen Sicherheitsaufsicht. Als privatrechtlicher, unabhängiger und nicht gewinn­ orientierter Verein, Mit einem Tag der offenen Tür wurde dessen Entstehung zusammen mit Kunden, Lieferanten, Partnern, auf das Jahr 1869 zu- Behörden und Mitarbeitenden am 17. Mai 2019 rückgeht und der das neue Akademie- und Tagungszentrum in rund 8000 Mitglie- Wallisellen eingeweiht. der zählt, nimmt der SVTI im Auftrag des Bundes und der Kantone behördliche sowie private Aufgaben wahr. Das Swiss Safety Center bietet nun eine noch breitere Dienstleistungspalette für Industrie, Handel und Gewerbe an. Dazu zählen Prüfungen, Zulassungen, Inspektionen, Konformitätsbewertungen, CE-Kennzeichnungen und Zertifizierungen, Begutachtungen, Expertisen, Werkstoffprüfungen, Schadenprävention sowie fachbezogene Aus- und Weiterbildungen. Bild: zVg

Bild: Yves Roth, yvesroth.ch

Bellaiche wird Swico-Geschäftsführerin

Judith Bellaiche, die neue Geschäftsführerin von Swico, dem Verband für die digitale Schweiz. Der Swico-Vorstand hat sich nach einem mehrstufigen Evaluationsprozess entschieden, Judith Bellaiche als Geschäftsführerin des Verbands für die digitale Schweiz Swico anzustellen. Sie bringt das optimale Rüstzeug mit: Sie verfügt über ein juristisches Lizenziat der Universität Basel und hat 2017 einen Executive MBA in General Management der Universität St. Gallen erworben. Nach Berufsjahren in der Finanzdienstleistungsindustrie sowie der Gründung und Führung eines eigenen Unternehmens ging sie in die Politik (Kantonsrätin im Kanton Zürich). Im Rahmen ihres Parlamentsmandats hat sie sich immer wieder für den ICT-Standort Schweiz eingesetzt, so z. B. im Zusammenhang mit der kantonalen Digitalstrategie, der Besteuerung von Start-ups oder der Standortsicherung für den Impact Hub.

www.swico.ch

Mehrere Wechsel im maxon Management

Die SVTI-Gruppe darf im Jahr 2019 auf ihr 150-jähriges Bestehen zurückblicken. Zu den verschiedenen Anlässen im Jubiläumsjahr gesellt sich die feierliche Einweihung des Erweiterungsbaus in Wallisellen.

Weitere Informationen unter www.svti.ch und www.safetycenter.ch


EXCELLENCE SUISSE ESPRIX 07

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ESPRIX Swiss Award for Excellence 2019

Kein gewöhn­ licher Award

Ergebnisse überprüfbar machen

Der ESPRIX Swiss Award for Excellence ist eine Auszeichnung für «die Besten unter den Guten». Seit 20 Jahren wird dieser Qualitätspreis an Unternehmen und Organisationen verliehen, die erfolgreich das EFQM Excellence-Modell anwenden. Thomas Berner

Die Jury hat getagt und unter den Nominationen für den ESPRIX Swiss Award for Excellence die Gewinner auserkoren. Am 21. Juni 2019 findet im Rahmen der 20-Jahr-Jubiläumsfeier der Stiftung ESPRIX Excellence Suisse im Bürgenstock Resort hoch über dem Vierwaldstättersee die Preisverleihung statt. Ein würdiger Rahmen also, haben doch die drei nominierten Organisationen wahrhaftig einen Gipfel erklommen, den es sich nicht einfach so toppen lässt. Der schweizerische Unternehmenspreis ESPRIX wurde 1998 ins Leben gerufen. Ziel des Preises war und ist es, Spitzenqualität in allen unternehmerischen Bereichen zu fördern und die Schweizer und Liechtensteiner Wirtschaft über einen Wettbewerb zu unternehmerischen Höchstleistungen zu motivieren.

Das EFQM-Anerkennungsprogramm –– Committed to Excellence (C2E): Validierung von drei Verbesserungsprojekten; durch ein eintägiges Assessment kann die Auszeichnung C2E 2 Star erreicht werden –– Recognised for Excellence (R4E): Überprüfung der Effektivität und Effizienz des unternehmenseigenen Managementsystems anhand der Kriterien des EFQM-Excellence-Modells. –– EFQM Excellence Award: Assessment der Organisation, je nach erreichter Punktzahl Auszeichnung als Award Winner, -Preisträger oder -Finalist.

ter Unterstützung der Europäischen Kommission – ins Leben gerufen, um ein europäisches Rahmenwerk für das Qualitätsmanagement zu entwickeln. In der Schweiz wird die EFQM durch die Stiftung ES­ PRIX sowie die SAQ als fachliche Träger vertreten. Das EFQM Excellence-Modell dient Unternehmen dazu, ihre Leistungsfähigkeit und Wettbewerbsstärke aufzubauen, zu erhalten und zu steigern.

Die Trophäe für den ESPRIX Swiss Award for Excellence

Rahmenwerk für Qualitätsmanagement Doch wie erreicht man solche «überdurchschnittlichen Ergebnisse»? Ein Instrument dazu bildet der konsequente «Weg der Excellence» nach dem EFQM-Modell. Jedes Jahr beteiligen sich in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein die verschiedensten Organisationen am Anerkennungsprogramm der EFQM, der European Foundation for Quality Management. Diese Stiftung wurde 1988 – un-

Im Prinzip kann jede wirtschaftlich tätige Organisation das EFQM-Modell anwenden. Hinter dem Modell steht der Business-Excellence-Ansatz im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses auf dem Weg zu nachhaltigem Unternehmenserfolg. Das Modell führt in definierten Schritten und mit steigendem Anspruchsniveau zu hervorragenden Ergebnissen. Die Ergebnisse werden durch unabhängige EFQM-Assessoren überprüft und anhand verschiedener Kriterien vergleichbar gemacht. Somit können Organisationen ein wirkungsvolles Benchmarking betreiben und erhalten konkrete Hinweise für Verbesserungspotenzial.

Der Business Excellence verschrieben Es geht letztlich um die Frage, welche Faktoren und Kriterien für den Erfolg exzellenter Organisationen entscheidend sind. Diese Fragen haben sich auch die drei Unternehmen, die wir auf den folgenden Seiten vorstellen, wiederholt gestellt. Unter den kritischen Augen und Ohren von EFQMAssessoren – die übrigens zumeist ehrenamtlich arbeiten – haben sie in einem mehrtägigen Prozess gleichsam die Karten offengelegt und Einblick in die hintersten Winkel ihrer Organisationen gewährt. Eine solche Sicht von aussen ist wohl das wertvollste Element des kontinuierlichen Wegs stetiger Verbesserung. Für alle drei bedeutet die Teilnahme am Wettbewerb einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zu einer auf ­hohem Niveau reifen – eben exzellenten – Organisation. Wer immer auf ein Unternehmen trifft, das sich mit dem EFQM-Logo schmückt, darf aussergewöhnliche Qualität erwarten, die weiter geht als einschlägig bekannte Standards. ■


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Award Winner: Campus Sursee

«Ein Leuchtturm in der Branche» Vom Masterplan zu gelebter Business Excellence: So lässt sich der Weg umschreiben, den der Campus Sursee seit 2015 mit dem EFQM-Modell gegangen ist. Thomas Berner

Entwicklung auf nachhaltiger Basis

spiele. So hat das Bundesamt für Energie (BFE) kürzlich dem Campus Sursee das Zertifikat «2000-Watt-Areal» verliehen. Auch diese Zertifizierung ist letztlich das Ergebnis einer Zielsetzung, die allen Ausbau- und Erneuerungsplänen zugrunde gelegt worden war: sich stetig und nachhaltig zu verbessern.

Im Gespräch: Thomas Stocker, Geschäftsführer Bildungszentrum Bau AG Herr Stocker, was bedeutet der Begriff «Excellence» für Sie? Für mich heisst Excellence, die Erwartungen des Kunden zu übertreffen. Ferner geht es auch darum, sich über Excellence unternehmerische Freiheiten erarbeiten zu können. Campus Sursee arbeitet seit 2015 nach dem EFQM-Modell, schon 2017 erreichten Sie die Stufe R4E**** und jetzt die Nomination für den Award. Sie sind also recht «sportlich» unterwegs. Das ist immer eine Frage, wo man startet. 2015 machten wir eine erste Reifegradmessung und durften feststellen: Wir befinden uns bereits auf einem hohen Niveau. Deshalb lag es nahe, sich den Award als Ziel zu setzen. Aber ich möchte festhalten: Wir betreiben Excellence nicht um des Modells willen, sondern für eine nachhaltige Entwicklung des Unternehmens.

Strategiewechsel für bessere Auslastung

Grosse Investitionen waren mit dieser Veränderung verbunden, nicht nur bauliche. Ebenfalls eingeführt wurde ein klares Prozess­ management nach ISO 9001-Standard. Auch die Firmenkultur sollte sich positiv weiterentwickeln. «Für diesen Zweck eignet sich das EFQM-Modell ausgezeichnet», sagt dazu Thomas Stocker, Geschäftsführer der Bildungszentrum Bau AG. Im Rahmen seiner eigenen Absolvierung eines MAS befasste er sich in seiner Abschlussarbeit mit der praktischen Einführung dieses Modells (siehe Interview). Heute zeigt sich der Campus Sursee in verschiedensten Bereichen «excellent»: Eine – mit den Worten von Thomas Stocker – fast schon «verdächtig tiefe» Personalfluktuation aufgrund einer hohen Mitarbeiterzufriedenheit oder höchste Standards in der Ökologie sind nur einige Bei-

Das Bildungszentrum Bau geht auf die Idee des Schweizer Baumeisterverbands zurück. Dieser wollte ein gesamtschweizerisches Ausbildungszentrum schaffen. 1972 wurde diese Idee Wirklichkeit: Der Campus Sursee öffnete seine Tore. Bis in die 2000er-Jahre wurden Tausende von angehenden Baufachleuten – Maurer, Verkehrswegbauer, Bauführer etc. – durch die Ausbildungsstätte «hindurchgeschleust». Doch die damals schon gute gastronomische und seminartechnische Infrastruktur sollte noch besser ausgelastet werden können. So kam es 2006 zu einem Strategiewechsel: Der Campus Sursee wurde zum Seminar- und Tagungszentrum und mit der vor zwei Monaten eröffneten Sportarena setzt der Campus Sursee einen weiteren Meilenstein. Er etabliert sich damit sowohl im professionellen Sportbereich als Trainings- und Wettkampfstandort als auch im Breitensport als öffentliche Sportstätte für Vereine, Schulen und die Region.

Der Campus Sursee (www.campus-sursee.ch) ist sowohl Bildungszentrum für die Baubranche als auch eine Tagungsstätte mit Hotellerie, Gastronomie und Sportarena auf Top-Niveau.

Wer in der Baubranche heute eine höhere Berufsausbildung absolviert, dem dürfte «Campus Sursee» ein Begriff sein. Jährlich absolvieren 15 000 Teilnehmende eine Weiterbildung am Bildungszentrum Bau. Aber auch andere Organisatoren von Tagungen, Kursen, Seminaren usw. finden eine Topinfrastruktur am Campus Sursee Seminarzentrum. Besitzerin der Bildungszentrum Bau AG und der Seminarzentrum AG ist die Stiftung Campus Sursee. Der Zweck der Stiftung ist nach eigenen Angaben «die nachhaltige Stärkung der Ausund Weiterbildung und dadurch die Profilierung des Bauhauptgewerbes».

Welche Herausforderungen konnten Sie dank des Modells «besser» meistern? Das Modell erleichtert die Verpflichtung zur permanenten Verbesserung. Doch die grösste


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Hürde war auch bei uns: Wie bringen wir das Verständnis dafür runter bis zu allen Mitarbeitern? Uns ist es jedenfalls gelungen, die Mitarbeitenden zum Mitdenken zu bewegen. Alle konnten sich einbringen. Unterstützt haben uns dabei auch die Berichte zu unserem Self Assessment. Aber gleichwohl hat das EFQM-Modell immer noch bei vielen den Ruf, zu komplex zu sein. Klar: Die Grundlagen des Modells sind in e­iner Sprache verfasst, die für «gewöhnliche» Mitarbeitende kaum verständlich ist. Meine ersten Erfahrungen zeigten zudem, dass etwa der PDCA-Zirkel auch bei der Geschäftsführung seine Zeit benötigte, bis er konsequent umgesetzt wurde.

Thomas Stocker, Geschäftsführer der CAMPUS SURSEE Bildungszentrum Bau AG.

Und heute erleichtert das Modell die Rezertifizierungen der ISOStandards? Das ist in der Tat so. Nicht vergessen werden sollte dabei, dass die ISO-Standards eine rela-

Preisträger: Tamedia, Verlagsdienstleistungen Druck & Logistik

«Verbesserungs­ potenziale nutzen» Verlagsdienstleistungen Druck & Logistik ist ein Unternehmensbereich von Tamedia (www.tamedia.ch). Wie die gesamte Printmedien-Branche spürt auch die grösste private Schweizer Mediengruppe den wirtschaftlichen Druck. So gilt es, Veränderungen aktiv zu managen, Wirksamkeit und Effizienz ständig zu verbessern. Thomas Berner

Tamedia Verlagsdienstleistungen Druck & Logistik ist ein Unternehmensbereich der führenden privaten Schweizer Mediengruppe Tamedia. Er besteht aus den vier Organisationseinheiten Centre d’Impression Lausanne, Druckzentrum Bern, Druckzentrum Zürich und der Verlagslogistik. An den drei Druckstandorten werden die eigenen Tamedia-­Zeitungen sowie

auch externe Zeitungstitel produziert und bis zum Zusteller oder Verkaufspunkt ausgeliefert. Tamedia verfolgt eine duale Strategie; sie versucht einerseits die Rentabilität im Bereich der gedruckten Medien zu erhalten und andererseits in digitalen Geschäftsfeldern zu wachsen. Das Zeitungsdruckgeschäft von ­Tamedia hat sich in einem anspruchsvollen Markt erfolgreich durchgesetzt, insbesondere durch eine konstant hohe Auslastung der

tiv statische Angelegenheit sind; sie definieren, was man zu erfüllen hat. Doch ich sehe ISO und EFQM nicht als zwei konkurrierende Systeme, denn – richtig eingesetzt – greifen sie ineinander. Inwiefern sehen Sie im EFQM-Modell auch als gutes Mittel, um in Ihrer Branche wettbewerbsfähig zu bleiben? Ich bin überzeugt davon. Ich sehe den Campus Sursee als Leuchtturm in unserer Branche. Wir zeigen damit, dass auch in der Baubranche nachhaltig gearbeitet wird. Im Bausektor sind viele Unternehmen ISO-zertifiziert. Sinnvoll wäre es, das Modell mehr in die Ausbildung der Baufachleute zu integrieren. Seitens des Baumeisterverbands sind da erste Gedankenspiele vorhanden. Persönlich kann ich grundsätzlich jedem Unternehmen empfehlen, das EFQM-Modell einzuführen. Es gibt inzwischen viele gute Ausbildungen, um sich das Rüstzeug dazu zu holen. Wichtig aber bleibt: Unbedingt die Mitarbeitenden einbeziehen! ■

Druckkapazität dank Drittaufträgen, durch eine optimale Beschaffung und durch systematische Effizienzgewinne dank ständiger Verbesserung entlang der Prozesskette Produktion-Transport-Zustellung. Im folgenden Interview äussert sich Richard Mollet, Leiter Prozesse VLD Tamedia AG, zu den Chancen, die das EFQM-Modell in seinem Unternehmensbereich bietet, und dazu, wie der seit 2012 eingeschlagene Weg weitergeht. Herr Mollet, was bewog Sie, das EFQMModell in Ihrem Betrieb anzuwenden? Richard Mollet: Das EFQM-ExcellenceModell unterstützt Unternehmen und Organisationen dabei, ihre Leistungsfähigkeit und Wettbewerbsstärke langfristig auszubauen und nachhaltig zu steigern. Das in der Praxis seit Jahren vielfach bewährte Denkmodell verlangte von uns, dass wir unser tägliches Tun und Wirken ganzheitlich verstehen. Durch die Anwendung des EFQM-Excellence-Modells arbeiten wir mit den relevanten Faktoren für eine nachhaltig erfolgreiche Organisationsentwicklung und sind in der Lage, die eigene Leistungsfähigkeit aktiv zu steuern und systematisch zu verbessern.


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Bild: Tamedia

Welche Herausforderungen konnten dank des Modells gemeistert werden? Die erfolgreiche Umsetzung der anspruchsvollen Konsolidierungsstrategie beruht unter anderem auf den regelmässigen Standortbestimmungen auf Basis des EFQM-Excellence-­ Modells. Die in diesem Zusammenhang jährlich durchgeführten Analysen sowie Selbstund Fremdbewertungen haben einerseits Fortschritte sichtbar gemacht, andererseits auch Handlungsfelder für Verbesserung und Weiterentwicklung aufgezeigt. Aus den Erkenntnissen in Bezug auf Stärken und Optimierungsbereiche der Organisation wurden entsprechende Massnahmen abgeleitet und umgesetzt. Wo werden Sie im Zusammenhang mit weiteren Verbesserungen künftig den Fokus setzen? Wir werden die Standortbestimmung, welche wir in Zusammenhang mit der Teilnahme am ESPRIX Award 2019 durchgeführt haben, nutzen, um identifizierte Stärken zu er-

Die ständige Optimierung von Abläufen ist eine unabdingbare Notwendigkeit, um sich in verändernden Märkten erfolgreich zu konsolidieren.

halten und relevante Verbesserungspotenziale zu nutzen. So werden wir beispielsweise die Harmonisierung unserer Leistungs- und Unterstützungsprozesse über alle Standorte und Organisationseinheiten weiter vorantreiben. Darüber hinaus werden wir sicherstellen, dass weiterhin ein enger Austausch der Führungs- und Prozessteams stattfindet, um unser umfassendes Managementsystem stetig zu verbessern und weiterzuentwickeln. Inwiefern ist das EFQM-Modell ein gutes Mittel, in der Printindustrie wettbewerbs­ fähig zu bleiben? Das EFQM-Modell hilft nicht nur uns, sondern auch anderen Unternehmen und Organisationen, langfristig leistungsstark und wett­ bewerbsfähig zu bleiben. Es bietet eine ideale Reflexionsfläche, zeigt «blinde Flecken» auf und beleuchtet die Unternehmensführung aus einer ganzheitlichen Perspektive. Dank dem EFQM-Modell konnten wir auf strategischer wie auch operativer Ebene massgebliche

Finalist: Stiftung die rodtegg

«Warum wir uns nie ausruhen können ...» Menschen mit Handicaps haben es nicht leicht im Leben. Umso notwendiger sind Institutionen, die sie unterstützen. Die Stiftung die rodtegg (www.rodtegg.ch) ist eine solche – eine, die diese wertvolle Arbeit stetig verbessert. Thomas Berner

Die rodtegg in Luzern ist eine private Stiftung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit

einer körperlichen oder mehrfachen Beeinträchtigung. Sie bietet Schulung, Therapien, Ausbildung, Arbeit, Wohnmöglichkeiten und Beratung mit dem umfassenden Ziel, die

Optimierungen für eine nachhaltig erfolgreiche Organisationsentwicklung erzielen. In einer vor allem durch Preiskampf – Stichwort: steigende Papierpreise – und sinkende Volumina geprägten Branche: Welche Rolle spielt da Qualität? Qualität ist und bleibt nach wie vor prioritär und bezieht sich auf sämtliche Bereiche und Prozesse: sei es hinsichtlich der Erfüllung der Anforderungen unserer Kunden, ihrer Bedürfnisse und Erwartungen, in Bezug auf die Qualität des Zeitungsdrucks, aber auch in Bezug auf andere wichtige Anforderungen, beispielsweise pünktliche Zustellung, wettbewerbs­ fähiger Preis. Ziel muss es sein, die Effizienz zu steigern und gleichzeitig die Qualität zu sichern. Als Leiter Prozesse: Wie viel Ihrer Zeit beansprucht das Thema «Qualität»? Und speziell das EFQM-Modell? Die ständige Optimierung unserer Organisation und Abläufe ist eine unabdingbare Notwendigkeit, um die herausfordernde Konsolidierungsstrategie in einem anspruchsvollen, sich dauernd verändernden Markt weiter erfolgreich umzusetzen. Als umfassendes Führungs- und Bewertungsmodell unterstützt uns das EFQM-Excellence-Modell dabei und hilft uns, die Qualität zu sichern und gleichzeitig die Prozesse effizienter zu gestalten. ■

Selbstständigkeit und Selbstverantwortung der ihr anvertrauten Menschen zu fördern. Heute sind es rund 240 Schülerinnen und Schüler, Auszubildende und Erwachsene, welche die Angebote der Rodtegg nutzen.

Anspruchsvolle Arbeit Die Arbeit mit Behinderten ist anspruchsvoll und bringt auch «hinter den Kulissen» viel Aufwand mit. Gesellschaftliche, wirtschaftliche oder auch politische Entwicklungen gilt es laufend in die operativen Prozesse aufzunehmen. Ein aktuelles Thema ist etwa die Sexualität von Menschen mit Beeinträchtigungen. Das erste Konzept stammt aus dem Jahre 2007 und wird jetzt der aktuellen Situation entsprechend angepasst und überarbeitet. Wo in der täglichen Arbeit Veränderungsbedarf gesehen wird (z.B. Nasszellen im Wohnheim, Freizeitraum), wird das Anliegen umgehend umgesetzt, je nachdem werden dazu Projekte lan-


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ciert. Die Wirkung der Veränderungen wird mit bestehenden Indikatoren (z.B. Kundenzufriedenheit) gemessen.

Vielfältige Stakeholder Qualität wird bei der Rodtegg gross geschrieben, um die Vorgaben und Ansprüche der Stakeholder – etwa der Kanton, die IV, Krankenversicherer, Schulgemeinden, Eltern, Mitarbeitende, Bewohner/-innen – erfüllen zu können. 2008 liess sich die Stiftung erfolgreich nach ISO 9001:2000 zertifizieren. Doch damit gab man sich nicht zufrieden: Mit dem EFQMModell setzte die Geschäftsleitung auf ein In­ strument, um die kontinuierliche Verbesserung ganzheitlich angehen zu können. 2013 erfolgte die Anerkennung R4E***. Doch auch diese Auszeichnung soll nur ein Meilenstein auf dem weiteren Weg bleiben: 2018 bewarb die Rodtegg sich deshalb erfolgreich für die Teilnahme am ESPRIX Award for Excellence – ein Schritt, der etwa durch das Auditteam der SQS, das für die ISO-Rezertifizierung (Aufrechterhaltungsaudit) zuständig war, besonders gewürdigt wurde.

Die Arbeit mit Behinderten besser würdigen Direktorin Luitgardis Sonderegger-Müller sieht die Nomination für den ESPRIX-Award nicht nur als «Lohn» für den betriebenen Aufwand. Vielmehr will sie damit zeigen, dass die Arbeit in sozialen Institutionen genauso nach unternehmerischen, betriebswirtschaftlichen und qualitätsorientierten Kriterien verläuft

«Zvieri-Impression» aus dem Wohnheim.

wie in der Privatwirtschaft. Vehement wehrt sie sich gegen die Klischeevorstellung, der sie immer wieder begegnet: «Das ist doch schön, mit Behinderten zu arbeiten. Die geben einem doch so viel Schönes und so viel Freude zurück.» Das sei nur die halbe Wahrheit: «Wir müssen täglich beweisen, dass wir professionell arbeiten, weil wir gegenüber unseren Geldgebern unter einem starken Legitima­ tionsdruck stehen», so Sonderegger-Müller. Wie viele andere Institutionen auch arbeitet die Stiftung rodtegg mit klar definierten Prozessen. In diesen werden Präzisierungen in Form von Konzepten, Ablaufschemata, Reglementen und Weisungen vorgenommen. Das ist zuweilen komplex; doch dank der Selbstbewertung mit dem EFQM-Modell konstatierten einige Mitarbeitende am Schluss: «Erst jetzt haben wir den Betrieb richtig kennen­ gelernt.»

Im Gespräch: Luitgardis Sonderegger-Müller, Direktorin

Luitgardis Sonderegger-Müller.

Frau Sonderegger-Müller, Sie haben das EFQM-Modell als Weiterführung der ISOZertifizierung im Betrieb eingeführt. Was kann EFQM «besser» als noch ISO 9001:2008? Das EFQM-Modell ist dynamischer und mehr auf kontinuierliche Verbesserungsprozesse fokussiert, ja es erlaubt die kontinuierliche Verbesserung erst. Wir haben denn auch festgestellt, dass eine Selbstbeurteilung nach dem EFQM-Modell besser möglich ist als nur nach dem ISO-Standard. Wir machen Mitarbeitende zu Beteiligten, sie denken mit, geben immer wieder Feedbacks. Dies fördert die Identifizierung mit dem Betrieb.

Was sind die grössten Herausforderungen bei der Arbeit mit dem EFQM-Modell? Sich stetig verbessern zu wollen ist eine Haltung, eine Philosophie. An den zweimal jährlich stattfindenden und für alle Mitarbeitenden obligatorischen Haustagungen arbeiten wir regelmässig daran. Denn das Modell lässt sich nicht «verankern», man muss es auf alle Mitarbeiter­ ebenen herunterbrechen. Für jedes Kriterium haben wir deshalb fünf bis sechs Fragen anschaulich formuliert – Fragen, die sich Mitarbeitende immer stellen sollten, um zu erkennen, wo die Rodtegg Verbesserungsbedarf hat. Bis Excellence, also das Ziel, erreicht ist? Endgültige Excellence lässt sich nicht erreichen. Denn das Umfeld verändert sich immer weiter. Deshalb bleiben wir stets gefordert, mit den Entwicklungen Schritt zu halten. Technologie und Digitalisierung sind in diesem Zusammenhang etwa zu nennen. Wie stark lassen Sie sich auf dem Weg zur Excellence durch Dritte begleiten? Den ganzen Prozess liessen wir durch EFQMExperten begleiten. Die Bewerbungsdokumente für die Stufe R4E*** haben wir 2013 aber selbst verfasst – erstaunlicherweise kamen wir damit sogar durch … Die Nominierung für den Award hätten wir alleine aber wohl nicht geschafft. Immer wieder eine Aussensicht zu erhalten erwies sich als sehr wertvoll. Welches erste Fazit ziehen Sie nun aus dem Bewerbungsprozess? Schwer zu sagen. Vielleicht eine Erkenntnis: Weshalb können wir uns nie ausruhen? ■


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Innovation erfolgreich meistern

Der Einsatz von Querdenkern im Design-Thinking-Prozess Design-Thinking ist ein Werkzeug zur Generierung innovativer Design-Thinking im Überblick Der Begriff «Design» bedeutet erst einmal das formgerechte und funkLösungen. Dafür werden Querdenker gesucht. Es war bislang nicht klar, wie sie identifiziert und wo sie mit ihren Merkmalen tionale Gestalten oder Formen von Dingen. Dieses wird auf Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle übertragen. Design-Thinim Prozess gewinnbringend eingesetzt werden können. Eine king hilft, Antworten auf bestehende Fragen zu entwickeln. Lösungen erste Übersicht mit Kriterien des Querdenkers samt Zuordnung sollten sich konsequent an den Kundenbedürfnissen orientieren, die zu verschiedenen Prozessschritten hilft dabei, Ideen zu genesubjektiv und emotional sein können. Der Design-Thinking-Prozess rieren, zu planen und umzusetzen. folgt dabei einem sehr strukturierten Ablauf und erfolgt iterativ, d. h. Tobias Heilmann und Kevin Arman

Durch die digitale Transformation wird bis 2025 in Europa eine industrielle Bruttowertschöpfung von circa 1,42 Billionen CHF erzielt [1]. Daher innovieren und investieren viele Unternehmen aktuell und in den kommenden Jahren vor allem verstärkt in den Bereichen Artificial Intelligence (AI) resp. AI-Produkte, Plattformen und Big Data [2]. Es ist also wichtig für den Unternehmenserfolg, mit überzeugenden und innovativen Lösungen Kundenbedürfnisse befriedigen zu können [3]. Und dabei ist es nachrangig, ob es sich um Produkte, Dienstleistungen oder neue Geschäftsmodelle handelt. Aber wie können Unternehmen Innovation mit ihren Mitarbeitenden betreiben? Kann Design-Thinking helfen? Und wenn: In welchen Innovationsphasen sollten Mitarbeitende anhand ­ihrer Stärken und Schwächen eingesetzt werden, damit der Design-Thinking-Prozess zum Erfolg wird? Helfen dabei Querdenker?

Dr. Tobias Heilmann ist Studiengangsleiter MAS Wirtschaftspsychologie, Fernfachhochschule Schweiz (FFHS) www.ffhs.ch, Dozent Marken-, Werbe& Personalpsychologie, Behavioral Economics und Statistik / Methoden an FFHS, UZH, ETH Zürich. Er ist Geschäftsführer & Berater bei campaignfit GmbH, www.campaignfit.ch.

Kevin Arman, MSc Innovation Management (FFHS), ist Global Key Account Manager bei Swiss International Air Lines, www.swiss.com. Er ist verantwortlich für multinationale Firmenkunden und fungiert zudem als Multiplikator der disruptiven Distributionsstrategie der Lufthansa-Gruppe.

wiederholend in Schlaufen. Man geht unergiebige Schritte immer wieder durch, bis vor allem potenzielle Kunden zufrieden sind. Erst dann geht es in die Umsetzung. Der Design-Thinking-Prozess [4] gliedert sich in verschiedene Phasen mit verschiedenen Ergebnissen, die hier in aller Kürze skizziert werden: 1. Verstehen: Themenpool und Projektplan sind erstellt. 2. Beobachten: Beobachtungs- und Interviewprotokolle von Nutzern und Experten sind vorhanden; Testprotokolle bestehender Lösungen liegen vor. 3. Synthese: User Journey und Kundenbedürfnisse sind klar. 4. Ideengenerierung: Strukturierte und bewertete Ideen zur Bedürfniserfüllung sind vorhanden. 5. Prototyping: Prototypen in unterschiedlichen Ausführungen liegen vor. 6. Testen: Test- und Feedbackprotokoll von Nutzerinnen und Nutzern liegt vor. Beschreibung des Geschäftsmodells anhand verschiedener Kriterien liegt vor. Der gesamte Prozess ist im Kern durch vier Prinzipien geprägt: 1. Man stellt den Menschen samt Bedürfnissen als Ausgangspunkt jeglicher Innovation in den Vordergrund. 2. Es wird ein interdisziplinäres Team zusammengesetzt, weil man hofft, dass «mehr Augen mehr sehen», d. h. verschiedene Kompetenzen und Fähigkeiten zusammenfallen. 3. Im Prozess sind Anpassungen jederzeit möglich und man kann quasi wieder einen Schritt zurück machen. 4. Es wird ein kreativer Arbeitsort gewählt, an dem man aus dem normalen Arbeitsalltag ausbrechen kann. Aber bevor es losgeht, fragt man sich: Wer macht mit? Und da wird es schwierig. Denn Innovation geht selbstverständlich mit Kreativität einher [5] – aber welche Personen sind kreativ oder können andere Sichtweisen einnehmen und sollten eigentlich am Design-ThinkingProzess teilnehmen, damit dieser ein voller Erfolg wird? In diesem Zusammenhang wird im Alltag oft vom Querdenker gesprochen, wobei fast immer unklar ist, was das genau bedeutet. Wir wollen Ihnen eine erste Übersicht bereitstellen.


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Kernmerkmale, Stärken und Schwächen des Querdenkers.

Querdenker: Out-of-the-box-Denken ist unverzichtbar bei der Ideengenerierung Ein Querdenker denkt (a) eigenständig, (b) originell und oft werden dessen Ideen und Ansichten (c) nicht verstanden oder akzeptiert. So die bislang greifbarste Beschreibung. Wirtschaftsführer heben immer wieder im Rahmen von Innovationen hervor, dass Querdenker eine entscheidende Rolle spielen. Aber da präzise Kriterien bislang fehlen und sich deshalb solche Querdenker in Unternehmen nicht zielsicher identifizieren lassen, ging eine an der Fernfachhochschule Schweiz (FFHS) durchgeführte Forschungsarbeit in Form von semistrukturier-

jektmitglieder – aufzuwerten oder so weit zu verbinden, dass Ideen noch wettbewerbsfähiger werden. (B) Synthese: Trotz seiner Stärke, komplexe Frage- und Problemstellungen rasch zu erkennen, steht das analytische Zusammentragen von Erkenntnissen in dieser Phase im Vordergrund – und das ist keine Stärke des Querdenkers. Psychologische Verfahren können Unternehmen dabei unterstützen, die richtige Auswahl und Planung von Innovationsteams und -prozessen vorzunehmen, um den gewünschten Erfolg zu erzielen. Das schont Zeit und Nerven und sichert mit grösserer Wahrscheinlichkeit wirtschaftlichen Erfolg. ■

«Innovation geht selbstverständlich mit Kreativität einher.» ten Experteninterviews mit Innovationsexperten und -expertinnen (mittleres und oberes Management; verschiedene Branchen) genau dieser und anderen Fragen nach und führte eine Anforderungsana­ lyse [6] durch. Im Rahmen der Analyse wurde auf Fähigkeiten, Persönlichkeitseigenschaften und Verhaltensweisen von Querdenkern, ihren Stärken und Schwächen als auch die beste Passung zu den verschiedenen Phasen des Design-Thinking-Prozesses geachtet. Im Kern zeigen die Ergebnisse folgendes vereinfachtes Bild: Der Querdenker fällt vor allem durch das kreative «Out-of-thebox»-Denken auf und kann durchaus in alles Design-Thinking-Phasen eingesetzt werden. Vor allem in zwei Phasen kommen die Eigenschaften des Querdenkens besonders zum Ausdruck: (A) Ideengenerierung: Hier kommt der Querdenker voll zum Einsatz und ist unverzichtbar. Er besitzt die Fähigkeit, die Ideen – auch der anderen Pro-

Literaturverzeichnis [1] Bloching, B., Leutiger, P., Oltmanns, T., Rossbach, C., Schlick, T., Remane, G., ... & Shafranyuk, O. (2015). Die digitale Transformation der Industrie; Was sie bedeutet. Wer gewinnt. Was jetzt zu tun ist. Roland Berger Strategy Consultants and BDI, Munich, Berlin, February. [2] Ringel, M., Grassl, F., Baeza, R., Kennedy, D., & Manly, J. (2019, 21. März). Most Innovative Companies 2019 – Chapter 1: Innovation in 2019. Abgerufen am 1. April 2019, von https://www.bcg.com/publications/2019/most-innovative-companies-innovation.aspx [3] Accenture (2015). Improving Customer Experience Is Top Business Priority for Companies Pursuing Digital Transformation, According to Accenture Study news release, ­https://newsroom.accenture.com/news/improving-customer-experience-is-top-businesspriority-for-companies-pursuing-digital-transformation-according-to-accenture-study.htm. [4] Leifer, L., Meinel, C., & Plattner, H. (2011). Design Thinking Research. [5] Rank, J., Pace, V. L., & Frese, M. (2004). Three avenues for future research on creativity, innovation, and initiative. Applied psychology, 53(4), 518-528. [6] Flanagan, J. C. (1954). The critical incident technique. Psychological Bulletin, 51, 327–358.


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Kistler Group, Winterthur

In Nischenmärkten auf Wachstumskurs Die inhabergeführte Kistler Group prägt durch ihre einzigartige Sensortechnologie zukünftige Innovationen in der Automobilindustrie und Industrieautomation sowie zahlreichen aufstrebenden Branchen. Mit breitem Anwendungswissen und der absoluten Verpflichtung zur Qualität leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung aktueller Themen wie elektrifizierte Antriebstechnologie, Emissionsreduktion oder Industrie 4.0. CEO Rolf Sonderegger gibt Einblick. Interview: Max W. Twerenbold

Herr Sonderegger, Ihr Unternehmen wird in der Schweiz als «Hidden Champion» wahr­ genommen. Wieso das? Unsere Produkte werden u.a. in der Motorenentwicklung und -überwachung sowie Fahrzeugtechnik eingesetzt. Die Auto-Industrie ist einer der wichtigsten Märkte für Kistler. Daher haben ausländische Absatzmärkte eine hohe Relevanz für uns: 98 Prozent der am Hauptsitz in Winterthur hergestellten Produkte werden exportiert. Die verstärkte Entwicklungsarbeit fordert einen hohen Bedarf an qualifizierten Mitarbeitenden. In der Schweiz positionieren wir uns daher in erster Linie als Arbeitgeber, der Talente und Fachkräfte sucht und ihnen Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Wir pflegen enge Kontakte zu Universitäten und Hochschulen und bieten Praktikumsplätze an. Unser Bezug zur ETH ist Teil unserer Firmen­ geschichte, hat aber auch einen personellen Aspekt: Der Präsident der Hochschule ist Mitglied des Verwaltungsrats der Kistler Gruppe. Kistler ist «Weltmarktführer in der dynami­ schen Messtechnik zur Erfassung von Druck, Kraft, Drehmoment und Beschleunigung» … Ja, Kistler misst extrem rasche Vorgänge – und das in einem ausgeprägt internationalen

Prof. Max W. Twerenbold, St. Gallen, berichtet regelmässig über unternehmerische Best Practice.

Wettbewerb. Unser Geschäftsmodell ist nicht vorrangig auf Produkte, sondern auf Lösungen für spezifische Anwendungen am Markt ausgerichtet. Internationale Wettbewerber begegnen uns deshalb nicht im Gesamtmarkt, sondern in den einzelnen Anwendungsfeldern. Die Fokussierung auf verschiedene Nischenmärkte zeichnet unsere Strategie aus. Das umfassende Portfolio kommt in Bereichen wie der Motorenentwicklung und -überwachung, Fahrzeugtechnik, Kunststoffund Metallverarbeitung sowie Montagetechnik und Biomechanik zum Einsatz. «Vorsprung durch Innovation» lautet Ihre Devise … Pro Jahr werden etwa sechs neue Anwendungsfelder auf ihre Eignung für Kistler geprüft. Je nach Chancen- und Wachstumspotenzial investieren wir in den Markteintritt. Unsere «Innovation Machine» basiert auf ­einem geführten und strukturierten Prozess, der im Jahresverlauf durch klar definierte «Gates» hindurch muss. Hier drei Beispiele: –– Auf der Grundlage der piezoelektrischen Messtechnik hat Kistler vor einigen Jahren das neue Geschäftsfeld der dynamischen Achslastwägung «Weigh in Motion» entwickelt. Wir lancierten ganz neue Produkte im Markt, die wesentlich einfacher in der Anwendung (Einlage in die Strasse) und markant günstiger sind als Bestehendes. Das schlug sehr rasch erfolgreich ein.

–– Die Technologie von Kistler ist auch in der Formel 1 zu Hause: Messungen des Zylinderdrucks stellen sicher, dass der Fahrer jederzeit die maximale Motorenleistung zur Verfügung hat. –– Und ein Beispiel aus der Marktnische «biomechanische Anwendungen»: Im Spitzensport finden sich die von Kistler instrumentierten, hochsensiblen Startblocks für Sprinter und Spitzenschwimmer. Wie planen Sie Firmenübernahmen? Wir haben letztes Jahr die Grenze von 2000 Mitarbeitenden überschritten. Mit den beiden 2018 getätigten Akquisitionen – LIK Mechanical and Electrical Technology Co., Ltd. in Shanghai und SMETEC Gesellschaft für Sensor-, Motor- und Energietechnik mbH – hat Kistler die eigene Marktposition strategisch weiter ausgebaut, vor allem in der optischen Messtechnik und der automatisierten Fertigung. Gemeinsam mit unserer M & AAbteilung legen wir die Strategie und Suchfelder für künftige Akquisitionen fest. Unsere Experten beobachten den Markt laufend und haben enge Kontakte. In den letzten Jahren konnten wir so 13 Unternehmen akquirieren. Alle haben sich positiv weiterentwickelt. Da wir über einen Eigenfinanzierungsgrad von über 80 Prozent und substanzielle Barmittel verfügen, finanzieren wir die Transaktionen selbst. Sie sagen, Spitzentechnologie erfordere «nicht nur Exzellenz entlang der gesamten

Kistler Group

Rolf Sonderegger, CEO der Kistler Gruppe. Kistler ist Weltmarktführer für dynamische Messtechnik zur Erfassung von Druck, Kraft, Drehmoment und Beschleunigung. Über 2000 Mitarbeiter an 61 Standorten weltweit entwickeln neue Lösungen und bieten anwendungsspezifische Services vor Ort. SQS-zertifiziert nach ISO 9001 www.kistler.com


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Messkette, sondern auch ein Qualitätsver­ sprechen» … Genau. Wir können dieses Versprechen weltweit auf höchstem Niveau einlösen, weil wir die ganze Wertschöpfungskette inklusive Vertrieb in eigener Hand haben. Wir arbeiten praktisch ohne fremde Distributoren. Mit den eigenen Leuten ist gesichert, dass die Produkte am Markt fachlich kompetent angeboten werden. Wie sind die Erfahrungen mit dem Manage­ ment-System? Der Markt diktiert immer wieder neue Zertifizierungen. Diesen Vorgaben müssen wir Folge leisten. Das SQS-zertifizierte Managementsystem funktioniert gut, die Zusammenarbeit mit den Auditoren ebenso. Bei den Audits bin ich als CEO persönlich dabei. «Digitale Transformation hat oberste Prio­ rität», lautet ein weiterer Kistler-Leitsatz … Von unserer Produktstrategie her, sind wir schon seit vielen Jahren in diesem Feld unterwegs. Industrie 4.0 als Teilbereich der Digita-

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lisierung will die ganze industrielle Wertschöpfungskette automatisieren. Weil wir im Prozess messen, können wir mit dem Signal diesen Prozess, die Maschine oder die gesamte Anlage steuern. Wir verstehen Digitalisierung als Konzept, weniger als Einzelprojekt. Wohin steuern Sie in die Zukunft? Mein Vater war Mitbegründer des Unternehmens. Als Ökonom und seit 17 Jahren CEO ­achte auch ich auf ständige Weiterentwicklung. Das prägt unsere Firmenhistorie. Bis 2001 waren wir ein klassischer Komponen­ tenhersteller. Hohe Produktionskosten und Währungsabhängigkeiten bedingten 2003 die Änderung des Geschäftsmodells und die Positionierung als Systemhersteller. 2011 machten wir mit «Kistler Next» den Entwicklungsschritt als Anbieter kundenspezifischer Lösungen mit dem Ziel, einen Umsatz von 500 Millionen Schweizer Franken zu erreichen. Die neue Organisationsstruktur nach Divisionen und ­ Anwendungen wurde eingeführt. Kistler ist engagiert in der Fahrzeugindustrie, der For-

Die einzelnen Drähte der Sensoren werden in feinster Handarbeit unter dem Mikroskop miteinander verdrahtet.

schung und Entwicklung sowie der Produk­ tionsüberwachung. Weltweit zählen wir rund 14 000 aktive Kunden. Um zusätzlichen Kundennutzen zu generieren, wird das Produktportfolio laufend ausgebaut. Derzeit wandeln wir uns erneut, indem wir neben Lösungen vermehrt auch Services anbieten. ■

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16 BRANCHENFOKUS IT-TRANSFORMATION UND INDUSTRIE 4.0

HANNOVER MESSE 2019

Schweizer Innovation treibt die Industrie 4.0 vorwärts Rund 20 Schweizer Unternehmen und Institutionen nutzten den 140 m2 grossen SWISS Pavilion von ICTswitzerland und T-Link im Messebereich «Digital Factory» für ihren internationalen Auftritt an der Hannover Messe 2019. Die Schweizer Unternehmen präsentierten sich in verschiedensten Bereichen der Industrie 4.0. Michael Merz

Innovativ und wettbewerbsfähig – genau dies sollte die Schweizer ICT-Wirtschaft im Ausland repräsentieren sowie ihre Stärken besser verkaufen; so das Fazit von ICTswitzerlandGeschäftsführer Andreas Kaelin. Die Schweiz war mit drei Gemeinschaftsständen vertreten: an den beiden bewährten von SCHOCH Marketing organisierten SWISS Pavilions «Research & Technology» und «Industrial Supply» sowie an dem seit 2018 von T-LINK in Kooperation mit dem Dachverband ICTswitzerland organisierten SWISS Pavilion im Bereich «Digital Factory». Letzterer lief unter dem Slogan «SWITZERLAND – Excellence in Digital Transformation».

Innovation (SBFI) international anerkannte Hochschulen mit an Bord. Zahlreiche Start-ups aus verschiedenen Forschungsinstitutionen nutzten die Plattform für erste Schritte auf dem internationalen Markt. Von den insgesamt 120 Startups der EPFL waren dieses Jahr 11 mit dabei. «Der SWISS Pavilion bietet für uns die perfekte Plattform, um Schweizer Innovationskraft zu demonstrieren und Forschungsprojekte mit Unternehmen weltweit zu initiieren. Zusätzlich ist es für unsere Start-ups die Gelegenheit, sich international zur Schau zu stellen», erklärt Antoine Jourdan, Direktor von Switzerland Innovation Park Network West EPFL.

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Dominic Gorecky, Head of Swiss Smart Factory des Switzerland Innovation Park Biel, ergänzt: «Wir Schweizer sind im internationalen Vergleich oft sehr zurückhaltend, dabei müssten wir uns in Sachen Innovation nicht verstecken. In vielen Bereichen der Industrie 4.0 sind wir besonders wettbewerbsfähig und das können wir zeigen.»

Cafeteria I4.0 Lernfabrik Wie renommierte Unternehmen und die Forschung voneinander profitieren und Technologie für klassische Prozesse zugänglich machen, veranschaulichte Daniel Gillmann, Stiftungsgründer der Cafeteria I4.0: «Die Cafeteria I4.0 ist eine Lernfabrik, die Anwendungen der Industrie 4.0 erlebbar macht. Zusammenarbeit ist dabei der Schlüssel zum Erfolg. Durch die Umsetzung der verschiedenen Technologien unserer Trägerfirmen Solve Engineering, Trumpf und Omron können wir Schweizer Innovationen auch hier in Hannover sichtbar und verständlich transportieren.» Auch Technologie von Bossard, einem der grössten Aussteller am SWISS Pavilion, findet sich in der Cafeteria I4.0. Deutschland ist für die Schweiz der wichtigste Handelspartner und die Hannover Messe das Tor zu den wichtigsten internationalen Märkten. Andreas Kaelin betont: «Die Wissensnation Schweiz muss beim Export von ICT-Dienstleistungen wieder an Stärke gewinnen! Während die ICT-Dienstleistungsbilanz vor wenigen Jahren noch ausgeglichen war, ist sie nun auf ein Minus von drei Milliarden Franken gerutscht.» ■ Hinweis: Die nächste Hannover Messe findet vom 20. bis 24. April 2020 statt.

Diverse Schweizer Start-ups Unter dem Motto «Integrated Industry – Industrial Intelligence» demonstrierten rund 80 Schweizer Aussteller vom 1. bis 5. April 2019 an der Hannover Messe, wie die physische und virtuelle Welt in den industriellen Wertschöpfungsprozessen verschmelzen. Im Zentrum stand die Darstellung der Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft der Schweiz. Mit der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL), der Berner Fachhochschule (BFH) und der Interstaatlichen Hochschule für Technik Buchs (NTB) waren dank der Unterstützung des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und

Die Delegationsreise mit ihrem hochkarätigen Programm vor Ort konnte dank der Unterstützung von Accenture, Ericsson, IBM und Microsoft organisiert werden.

Bild: ICTswitzerland


SAQ Generalversammlung >> Die 53. ordentliche SAQ-Generalversammlung vom 7. Mai 2019 im Kursaal Bern fand ausnahmsweise nach dem Tag der Schweizer Qualität statt. Grund dafür war die umfangreiche Statutenrevision, die den SAQ-Mitgliedern zur Abstimmung vorgelegt wurde.

Namen des gesamten SAQ-Vorstandes für sein Engagement und sein aktives Wirken bei der Weiterentwicklung des Bereichs Business Excellence und wünscht ihm weiterhin alles Gute, Erfolg und Gesundheit. Die Vorstandsmitglieder Felix Dettwiler, Raphaël Granges, Lothar Natau und Peter Pedross werden für eine Amtsperiode von einem Jahr in corpore wiedergewählt. Bestätigt wurde auch die Revisionsstelle, Gewerbetreu-

hand AG, Bern, für ein weiteres Jahr. Im Anschluss begrüsste der Präsident herzlich die neue Geschäftsführerin Marlyse Roulin, die einige Worte an die Versammlung richtete. Danach verabschiedete er mit warmen Worten den jetzigen Geschäftsführer, Peter Bieri, der in den wohlverdienten Ruhestand geht, und schlug ihn als SAQ-Ehrenmitglied vor. Die Versammlung stimmte dem Antrag mit Akklamation zu.

Redaktion SAQ Swiss Association for Quality

Agenda g >> Marlyse Roulin und Ruedi Lustenberger Gewohnt routiniert leitete der Präsident Ruedi Lustenberger die Versammlung. Nach der Begrüssung des Ehrenmitglieds, Josef Keller und der neuen SAQ-Geschäftsführerin, Dr. Marlyse Roulin ging er kurz auf das letzte Geschäftsjahr ein. Unter anderem dankte er René Senn und Martin Koblet den Organisatoren der letztjährigen KVS. Diese jährlich stattfindende Konferenz für den SAQ-Zentralvorstand sowie den Vorständen der Sektionen und Fachgruppen fand 2018 im Baselbiet statt. Danach folgte die Präsentation der Jahresrechnung durch den Geschäftsführer, Peter Bieri. Dieser blickte auf ein erfolgreiches Jahr mit einer Zunahme des Jahresgewinns von 15 Prozent. Danach präsentierte Peter Bieri die Verbandsziele 2019, unter anderem sind dies die Mitgliederbindung und -gewinnung sowie der Ausbau der Social Media-Aktivitäten. Sämtliche Traktanden wurden einstimmig MQ | 6/2019

genehmigt und dem Vorstand sowie dem Geschäftsführer Décharge erteilt. Danach kam es zum Haupttraktandum, der Statutenrevision. Nach einer kurzen Einführung durch Ruedi Lustenberger und einigen zusätzlichen Erklärungen von Dr. Lothar Natau, Christian Eugster und Michael Vogt, ging der Präsident gewandt jeden Punkt der neuen Statuten zügig durch. Die gesamte Statutenrevision wurde mit grossem Dank an die Arbeitsgruppe einstimmig verabschiedet.

Wiederwahlen, Verabschiedung und Ehrungen Unter dem Traktandum Wahlen, stellte sich der Präsident Ruedi Lustenberger zur Wiederwahl. Er wurde mit Akklamation wiedergewählt. Nach einer neunjährigen Amtsdauer trat Dr. Uwe Bartsch aus dem Vorstand zurück. Der Präsident dankt ihm auch im

>> Anmeldung und weitere Infos unter www.saq.ch

>> Sektion Aargau/Solothurn Thema Datum Ort

Datenschutzverordnung 3. Juli 2019 Forum Swissprinters AG

>> Sektion Bern Thema Datum Ort

Möglichkeiten der Digitalisierung 27. August 2019 Bildungszentrum Wald Lyss

>> Sektion Ostschweiz Thema Datum Ort

Geometrische Produktspezifikationen 28. August 2019 NTB Campus Buchs

>> Sektion Zürich Thema Datum Ort

Stress und Bewegung – Auswirkungen im Alltag 27. Juni 2019 Stiftung zum Glockenhaus

>> Fachgruppe Medizinprodukte Thema Datum Ort

Risikomanagement - (EN) ISO 14971:2019 27. Juni 2019 Hotel Arte, Olten

>> HENS Health Excellence Netzwerk Schweiz Thema Datum Ort

Jubiläumsveranstaltung 25. Juni 2019 UniversitätsSpital Zürich, Zürich I


Tag der Schweizer Qualität

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>> Weitere Bilder auf www.saq.ch

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Bilder: Willy Kaufmann, Les Morettes 5, CH-1587 Constantine

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Sektion Bern

Mehr Qualität im Gesundheitswesen durch Digital Health >> Am Berner Abend zeigte Referent Daniel Zahnd, wie die Digitalisierung im Gesundheitswesen Einzug hält. Nebst den technologischen Megatrends sprach er auch über die Auswirkungen in der Gesellschaft. Prof. Dr. Daniel Zahnd, Studiengangleiter der Berner Fachhochschule für die Weiterbildungen zum MAS Digital Health, führte in das Dreieck zwischen Patienten, Ärzten und Gesellschaft ein.

Einfluss der Innovationen Zahnd zeigte auf, wie die Medizin traditionellerweise stark von technischen Innovationen geprägt ist und führte als Beispiel die Beatmungstherapie mit der Eisernen Lunge auf: «Bis 1960 war die Kinderlähmung (Poliomyelitis) ein grosses Problem. Kinder, die diese Krankheit hatten und eine Zwerchfell-Lähmung erlitten, mussten beatmet werden gemäss dem damaligen Stand der Beatmungstechnik». Daniel Zahnd zeigte ein Bild mit einem Krankensaal voller Patienten in Eisernen Lungen. Die Patienten wurden teilweise monatelang – bis die Lähmung der entsprechenden Muskulatur wieder verschwand – in einen luftdichten Stahlkörper gelegt, in dem eine mechanische Unterdruckbeatmung durchgeführt wurde. Daniel Zahnd, der auch auf Erfahrungen als Leiter Qualitätsmanagement in der Insel Gruppe zurückblickt, erklärte die Konsequenzen, wenn bei der Eisernen Lunge ein Leck auftauchte oder wenn der Strom ausfiel: «Dieser Fall war eine tödliche Bedrohung für die Patienten.» Eine Impfung gegen die Kinderlähmung war ab 1960 verfügbar, die nächste InnovaIV

>> Daniel Zahnd tion gegen diese Krankheit. In der Folge ging die Anzahl Krankheitsfälle stark zurück.

Smartphones für mündige Patienten Als aktuelles Beispiel für die technologische Entwicklung nennt Daniel Zahnd das Smartphone: «Heute sind über 20 Sensoren in einem Smartphone eingebaut.» Mit diesen Sensoren können vielfältige Daten erhoben werden, die ein Monitoring des Gesundheitszustands erlauben. So kann beispielsweise

die Apple Watch 4 dank eingebauter EKG-Funktion ein Vorhofflimmern des Herzens erkennen. Laut neusten Studien sind dank dieser Funktionalität bereits Menschenleben gerettet worden. Solche Technologien haben einen grossen Einfluss auf die Gesellschaft, wie Zahnd erklärte: «Der Patient entwickelt in Zukunft eine neue Haltung. Er überlässt sich nicht mehr allein dem Doktor, sondern wird mündig in Bezug auf seine eigene Gesundheit.» Die Medizin wird in diesem Sinne demokratisiert.

Elektronisches Patientendossier Zum Start seiner Ausführungen zum Thema Elektronisches Patientendossier (EPD), machte Daniel Zahnd eine kleine Umfrage und forderte dazu das SAQ-Publikum auf: «Hand auf, wer das Thema EPD kennt!». Nur rund die Hälfte der SAQ-Teilnehmeinnen und -Teilnehmer streckten auf, was von Zahnd so kommentiert wurde: «Man liest leider nicht viel darüber in den Medien, aber schon in einem Jahr, ab April 2020, müssen alle Spitäler die Patientendaten, die während eines Aufenthalts anfallen, elektro-

nisch erfassen und potenziell in Ihr Patientendossier ablegen.» Das Thema sei kontrovers und rufe viele Skeptiker auf den Plan, insbesondere auch aus dem Umfeld der Gesundheitsfachleute, wo Telefon und Fax immer noch ein weit verbreitetes Kommunikationsmittel sind. Betreffend das Misstrauen rund um die Datensicherheit hat Zahnd eine klare Meinung: «Aus meiner Sicht wird dies überbewertet. Beim E-Banking wurde das Problem mit der Datensicherheit gelöst und findet eine breite Akzeptanz. Es gibt zudem Beispiele aus dem Ausland, wo die elektronische Patientenakte erfolgreich eingeführt wurde und viel Nutzen bringt. So etwa in Estland oder in Österreich.»

Fachkräfte für das Gesundheitswesen der Zukunft Als Studiengangleiter der Berner Fachhochschule liess es sich Daniel Zahnd nicht nehmen, die Möglichkeiten zur Weiterbildung in Digital Health vorzustellen: «Der Studiengang integriert die bisher eher getrennten Fachgebiete Medizintechnik, Medizininformatik und Life Sciences. Weiterbildungswillige mit Abschluss von Universitäten, Fachhochschulen aber auch Berufsabgänger mit Erfahrung im Gesundheitswesen bilden sich in diesen drei Säulen weiter. Die entsprechend ausgebildeten Fachleute haben ausgezeichnete Karrieremöglichkeiten.

Text und Bilder: Benedikt Aeberhardt

Weitere Infos betreffend der Weiterbildung an der BFH zum MAS Digital Health unter www.ti.bfh.ch/mas-dh

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Sektion Ostschweiz

Datenschutz und Datensicherheit >> Mit der fortschreitenden Digitalisierung steigt die Anforderung an den Schutz der Daten rapide an. Nicht zuletzt deshalb hat sich die Sektion Ostschweiz mit ihrer Veranstaltung vom 20. März 2019 eingehend dem Thema DSGVO (Datenschutzgrundverordnung der EU) angenommen. Viel Unsicherheit über die Anwendbarkeit auf Schweizer Unternehmen war schon bei den informellen Gesprächen unter den Teilnehmern herausspürbar, bevor der Vortrag begann, und viele beklagten sich über das Halbwissen, welches verbreitet wird. Kaum hatte die Referentin, mag. iur. Maria Winkler von IT & Law Consulting GmbH, mit ihrem Vortrag begonnen, konnte man spüren, dass es genau ihr Ziel ist, Unsicherheiten zu beseitigen und korrekte Informationen zu den brennenden Fragen zu vermitteln. Schnell war klar, für welche Länder die Anwendung der DSGVO zwingend vorgeschrieben ist und wie es mit dem Datenschutzgesetz in der Schweiz aussieht. Allein schon die Erklärung der grundlegenden Begriffe liess manchen ein Aha-Erlebnis erfahren. Da die DSGVO sich auf natürliche und nicht auf juristische Personen bezieht, kann vereinfacht festgestellt werden, dass im Business to Bu-

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>> Maria Winkler siness (B2B) Geschäft, welches wohl die häufigste Zusammenarbeitsform zwischen Schweizer Firmen und der Europäischen Union darstellt, die Anwendung der DSGVO keine grossen Probleme bereitet. Wer allerdings im Business to Customer (B2C) Bereich tätig ist, muss sich sehr wohl bewusst sein, dass er damit fast zwangsläufig Daten über natürliche Personen erhebt und damit zum «Verarbeiter» von Daten wird.

Die Referentin stellte klar, dass es durchaus Konflikte geben kann zwischen verschiedenen Rechtvorschriften, bei denen auch unter Fachleuten keine einheitliche Meinung herrscht. Darum ist zu erwarten, dass Grundsatzentscheide von Gerichten folgen müssen um Klarheit zu schaffen, welche Vorschrift im Einzelfall vorgeht. Es kann zum Beispiel vorkommen, dass für eine korrekte Vertragserfüllung Personendaten verarbeitet und gespeichert werden müssen. Dies kollidiert unter Umständen mit dem Recht auf Löschung (Art. 17 der DSGVO). Grundsätzlich kann so oder so festgestellt werden, dass Personendaten auf rechtmässige Weise verarbeitet werden müssen. Sie müssen dem Zweck angemessen und sachlich richtig sein. Das Unternehmen, welches Personendaten sammelt, verarbeitet oder speichert, muss nachweisen können, dass die Anforderungen des Datenschutzes eingehalten werden. Dies kann das Schweizer Datenschutzgesetz DSG wie auch die DSGVO betreffen. Dass die Vorschriften der DSGVO durchaus ernst zu nehmen sind, zeigt sich spätestens dann, wenn Frau Winkler die

Konsequenzen für Verstösse aufzeigt. Bussen von bis zu 4 Prozent des gesamten weltweit erzielten Umsatzes des vergangenen Geschäftsjahres sind als Sanktionen vorgesehen. Unter Umständen also die gesamte Ebitmarge. Zusammenfassend zeigt die Referentin auf, was es für Schweizer Unternehmen zu tun gibt. Sie rät dringend davon ab, sich einfach mit einer abgeänderten Datenschutzerklärung von einem anderen Unternehmen zufrieden zu geben, und verweist stattdessen auf gute Muster, welche im Internet zum Download bereitstehen. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer liessen in den anschliessend geführten Gesprächen durchblicken, dass sie in allen bisherigen Informationsveranstaltungen zu diesem Thema nicht annähernd so gut informiert wurden wie an diesem einen Abend. Im Anschluss an das sehr informative Referat führte die Sektion die Mitgliederversammlung für das vergangene Jahr durch.

Text und Bilder: René Senn und Gabriela Hüppi GH Mediendienste GmbH

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Sektion Zentralschweiz

Im Lift mit dem CEO … >> Wir tun uns oftmals schwer, unsere Anliegen so vorzubringen, dass sie beim Empfänger in unserem Sinn ankommen. Wie kann ich in kurzer Zeit mein wichtigstes Anliegen überzeugend präsentieren?

Stellen sie sich vor: Sie warten schon seit längerem auf einen Termin bei der Geschäftsleitung, um dort einen wichtigen Antrag vorzustellen. Eines Morgens steigen sie in den Lift und haben plötzlich den CEO vor sich. Eine Chance, die sie nutzen sollten, aber wie? An der SAQ-Veranstaltung der Sektion Zentralschweiz gab der Referent Vinzenz Rast wertvolle Tipps, wie man auf eine solche Situation vorbereitet sein sollte. Er ist seit 2008 Leiter des Kompetenzzentrums «Professionelle Kommunikation», Fachverantwortlicher für Kommunikation Deutsch und Mitglied der Institutsleitung am Institut für Kommunikation und Marketing an der Hochschule Luzern – Wirtschaft.

und – das war eine der Haupterkenntnisse der Veranstaltung – ich nenne das Wichtigste zuerst. Anschliessend liefere ich dazu einige wenige, «knackige» Fakten und Begründungen. Ich vermeide es, im Fachjargon zu sprechen, um auch dann verstanden zu werden, wenn sich der Empfänger in meiner Domäne weniger gut auskennt. Wichtig ist dann auch,

den Nutzen für die Firma zu betonen. Ziel ist es, dass der CEO mein Anliegen kennt und dass er es angeht. Neben dem Verbalen (Verständigung mit Worten) ist auch dem Nonverbalen und dem Paraverbalen Beachtung zu schenken. Zur nonverbalen Kommunikation gehören etwa die Mimik und Gestik, der Augenkontakt oder auch die Kleidung. Den grössten Teil unserer nonverbalen Signale senden wir unbewusst. Die paraverbale Kommunikation ist mitentscheidend, wie wir wahrgenommen werden, vor allem durch die Stimmlage, den Tonfall, den Resonanzraum und das Sprechverhalten wie Artikulation, Lautstärke, Sprechtempo und Sprachmelodie einschliesslich Sprechpausen und Schweigen. Auch wenn mehr Zeit zur Verfügung steht als während einer relativ kurzen Liftfahrt, das Prinzip von «In der Kürze liegt die Würze» sollte auch im Berufsalltag, an Geschäftsmeetings oder selbst in einem privaten Gespräch angewendet

werden. Dann ist man für den «Ernstfall» am besten gewappnet. Besser als «Lange Rede, kurzer Sinn» ist noch immer «Kurze Rede, langer Sinn».

Text und Bilder: Esther Salzmann

Wie kommuniziere ich? Da der CEO mich höchstwahrscheinlich nicht kennt, sage ich ihm kurz, wer ich bin und was meine Funktion in der Firma ist. Dann komme ich zum Kern VI

>> Vinzenz Rast MQ | 6/2019


Section Genève

Clinique des Grangettes – son système qualité autour de la sécurité du patient >> Sous la pression de ses partenaires et ses concurrents, la Clinique des Grangettes décide en 2016 d’obtenir une certification ISO 9001.

Madame Baulet, directrice des soins, explique que lorsque les réflexions ont débuté, ni la direction ni les collaborateurs ne savaient comment mettre en place un système qualité et quel réel apport cela pouvait représenter. Un certain nombre de contraintes étaient prises en compte dès le début. Le système devait être clair, représentatif, utile et motivant. Il devait cadrer l’activité mais ne pas l’enfermer ni empêcher l’évolution. C’est la

raison pour laquelle le choix de la norme ISO s’est imposé car «les ingrédients sont donnés mais la recette est libre». Le département de stérilisation a été choisi comme service pilote pour ce projet en raison du cadre déjà très strict nécessaire à cette activité et la certification ISO 9001:2015 de la totalité de la Clinique a été obtenue en 2018. La responsable Qualité, Madame Masson, a mis le système en place en collaboration

avec les chefs de services réunis dans un groupe qualité. Un outil a été développé sur intranet pour déclarer les événements indésirables et les incidents. Des objectifs ont été déterminés et des indicateurs mis en place. Les partenaires et leurs attentes réciproques ont été listés. Tout ce travail a été perçu comme très intéressant et a permis de se poser les bonnes questions et remettre en cause certains fonctionnements. La motivation des collaborateurs et leur implication ont été les éléments principaux du succès de ce projet. Une autre clé importante de réussite a été d’adapter la norme aux soignants et aux chefs de services et de ne pas imposer des pratiques. Les audits d’accompagnement réalisés par la responsable Qualité ont beaucoup

aidé en prenant en considération les nécessités de gestion des différents services. L’approche qui a été choisie pour la gestion des incidents est le London Protocol dont le but est d’assurer une enquête exhaustive et réfléchie et l’analyse d’un incident clinique, allant au-delà de l’identification plus habituelle de la faute et de blâme. Madame Blanc, adjointe à la directrice des soins et responsable de la maternité et l’application du protocole qui consisten à un entretien très précis sur la chronologie des faits et une analyse de l’incident et des facteurs contributifs circonstanciels ou systématiques. L’expérience de ces dernières années a permis à la Clinique des Grangettes d’apprécier la valeur ajoutée de la mise en place du système qualité. La communication est plus claire, les façons de faire sont uniformisées. Alors que les non-conformités étaient auparavant signalées au cas par cas, elles sont désormais monitorées, ce qui permet d’analyser les causes communes et de faire évoluer les pratiques. La traçabilité et l’efficience des activités sont assurée. Les collaborateurs sont encouragés à signaler les incidents. Les métiers des soins sont des métiers dangereux et il faut en avoir conscience.

Texte: Laurence Gilardi Photos: mis à disposition

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VII


Section Valais

La qualité dans un laboratoire médical hospitalier >> Cette année, la première manifestation de la section Valais de la SAQ à l’Institut Central des Hôpitaux de l’Hôpital du Valais a été précédée de l’assemblée générale de la section. Le comité décide à cette occasion de se réorganiser et, malgré le départ de l’un des siens, il se voit renforcé par l’adhésion de trois nouvelles membres. Son objectif, à moyen terme, est de consolider les liens avec les membres actuels de la section et de prospecter pour en trouver de nouveaux.

>> Nathalie Tuberosa remercie les intervenants Le docteur Michel Rossier, membre de la direction de l’Institut Central des Hôpitaux et chef des laboratoires, présente le développement de l’ICH depuis sa création en 1976. Fondation, reconnue d’utilité publique, la mise en commun de ses ressources a permis la création de 13 services. En 2006, l’ICH a été rattaché à l’Hôpital du Valais.

Acteur important dans le diagnostic médical, l’institut se distingue par la transversalité mise en place pour assurer un niveau de standardisation entre ses différents sites. Avec environ 3,7 millions d’analyses par an, l’automatisation permet à l’ICH de relever, en partie, le défi de la qualité.

L’automatisation, un pas de plus vers la qualité L’attente des usagers du système de santé porte principalement sur la fiabilité et la rapidité des résultats de laboratoire. Léonard Allégroz, manager qualité à l’Institut Central des Hôpitaux de l’Hôpital du Valais, détaille le système de management de la qualité qui répond aux exigences de la norme ISO 15189. Et pour répondre à ces exigences, le maintien des compétences est essentiel. C’est pourquoi, pour pouvoir travailler à l’institut, une formation interne complémentaire est nécessaire. De plus, une revalidation des acquis est régulièrement demandée aux collaborateurs. Malgré toutes ces précautions, des erreurs peuvent survenir aux trois étapes de l’analyse: avant l’arrivée de l’échantillon au laboratoire, pendant sa période d’analyse à l’institut, et lors de la transmission des résultats. Bien que représentant

un très faible pourcentage, les erreurs les plus fréquentes arrivent principalement dans les phases pré- et post-analytiques lorsque la procédure n’est pas automatisée. L’erreur la plus courante est l’erreur d’étiquetage. Pour optimiser la fiabilité des résultats, aucun résultat ne sort du laboratoire sans qu’il ne soit validé. Des défis de taille attendent l’ICH de l’Hôpital du Valais dans les cinq prochaines années. Tout d’abord, le Centre hospitalier de Rennaz qui verra le jour en 2019 et qui sera le seul hôpital à être géré par deux cantons en Suisse. Les hôpitaux valaisans se concentreront, quant à eux, sur les sites de Brigue, Sion et Rennaz. D’autres challenges sont à relever pour l’Institut Central des Hôpitaux comme de nouveaux aménagements, notamment le doublement de la surface du site de Sion pour 2024, l’augmentation de l’automatisation ou encore une quantité d’analyses en hausse.

Texte et photos: Nathalie Bellon

>> Échantillons prêts à être analysés VIII

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Partner

Equipement de production: CPAutomation SA accompagne la transformation digitale de ses clients >> Dans un environnement de production industriel globalisé, compétitif et automatisé, les besoins des entreprises manufacturières sont de plus en plus exigeants. Les équipements de production se doivent d’être plus flexibles, intelligents et interconnectés. La révolution digitale touche aujourd’hui toute les industries. Elles doivent s’adapter et tirer profit des nouvelles technologies de rupture, telles que l’intelligence artificielle, le big data, la robotique collaborative ou l’inter-connectivité des objets. «Pour nos clients, l’utilisation des nouvelles technologies de la digitalisation ne doit pas être une fin en soi, mais doit aider à améliorer la qualité des pièces produites et optimiser la productivité de l’entreprise», relève Marcel Dubey, CEO de CPAutomation.

20 ans d’expérience au service de l’industrie Forte de 20 ans d’expérience, CPAutomation SA accompagne ses clients dans la digitalisation de leurs usines et propose des équipements de production clé-en-main basés sur des plateformes standardisées (Figure 1). Pour les cas les plus complexes, l’entreprise propose également des solutions sur mesure. Les clients de CPAutomation bénéficient d’une large gamme de compétences dans les domaines du micro-assemblage/ micromanipulation, de l’usinage

laser et de l’inspection visuelle automatique. Pour assurer la disponibilité de ses équipements et la qualité des pièces produites, CPAutomation a complété sa gamme avec un logiciel de surveillance des procédés (Figure 2) qui permet de suivre en

temps réel toutes les variables pertinentes des machines.

CPAutomation SA Z.I. du Vivier 22 CH-1690 Villaz-St.Pierre www.cpautomation.ch www.youtube.com/user/ CPAutomationChannel fr.linkedin.com/company/ cp-automation-sa Dorothée Perriard Marketing & Communication Manager T +41 (0)26 653 71 31 marketing@cpautomation.ch

>> Figure 2: Plateforme IIOT

Business Excellence

Auf dem Weg zu Excellence Im Anschluss an ein erfolgreiches Assessment durfte die SAQ folgende Organisationen auszeichnen und gratuliert herzlich:

>> Figure 1: CP Series, la plateforme d’automation flexible de CPAutomation MQ | 6/2019

EFQM Verpflichtung zu Excellence (C2E) 2 Stern

EFQM Verpflichtung zu Excellence (C2E)

– Regionales Seniorenzentrum Solino, Bütschwil

– Sanatorium Kilchberg AG, Kilchberg – Stiftung YOU COUNT, Erlenbach im Simmental IX


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steht für Qualität im deutschen Fussballtor Bundesamt in Ittigen subjektive Prüfung mit einem Sinnesorgan Material für Mühlsteine mittlerer Qualität (Ergussgestein) zielorientiertes Mitarbeitergespräch (Abk.) nachhaltige Verwendung von Geschenken, die nicht den eigenen Qualitätskriterien entsprechen intern. Organisation of Employers (Abk.) Markt für Reparatur langlebiger Konsumgüter (Abk.) Denkmethode zur Ideenfindung Ausgleichstrategie für unbefriedigende Arbeitstage Tätigkeit zum Generieren von Daten Kommt vorm Umsetzen (meistens). periodische Überprüfung von Messmitteln Menschliche Zuwendung für Qualitätssicherer (z.B. bei steigender Fehlerquote) Ausdruck für grossartig Unternehmensausrichtung Basis für Verbesserung Wandel zum Besseren (jap.) Darstellungsform von Daten Gegenteil von Fälschung ISO 9001 ist eine Unerwünschter Vorfall mit hohem Lernpotenzial Lieblingswort mit «Q» Abkürzung für «alles korrekt» Amerikanischer Q-Guru Begriff aus der japanischen Kampfkunst Guter Ort um QM und QS zu lernen Anteil einer Gesamtanzahl SAQ-QUALICON (Kurzform für Freunde) Getrocknetes Gras So fühlt sich der QM, wenn der externe Auditor keine Abweichung gefunden hat. Japanischer Q-Guru Agile Methode 42 44

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34 Prüfung des Erststücks 35 Verlauf, Ablauf, Vorgang 36 Messung von Reaktionen auf hohe Belastungen. War 2011 Wort des Jahres. 37 Dort kann man zum Master Quality Leadership werden. 38 Im QM wären manchmal Nerven aus diesem Werkstoff nützlich. 39 Methode zur Verbesserung von Prozessen 40 «Spielfeld» für Zahlenfreunde 41 Fehler passieren meist so 42 Wenn etwas auch für nichtausgebildete Hellseher vorhersehbar ist. 43 P – D - … - A

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44 Der Fisch, der den Dingen gern auf den Grund geht. 45 Taschenrechner war gestern. Die App, die Rechenaufgaben via Kamera scannt und löst. 46 Methode der Produktionsprozesssteuerung 47 internationale Organisation mit Sitz in der Westschweiz.

48 Ziel oder Traumzahl für Fehler 49 Gefühl, das beim QM aufkommt, wenn der externe Auditor nicht zufrieden ist 50 Zeigt Orte oder Richtungen an, meist in Pfeilform 51 verwandelt Zahlen in Bilder

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66 Ausdruck des Lobs für erfolgreiche Qualitätssicherung 67 Six … 68 Statistische Prozesslenkung (Abk.) 69 … - D – C - A 70 Produktentstehungsprozess (Abk.) 71 Brauchen Qualitätsleute manchmal, wenn sie etwas Neues einführen wollen 72 Führen am Ort des Geschehens 73 Acceptable Quality Limit (Abk.) 74 Teil der Qualitätssicherung 75 Hier ist alles schön ordentlich und übersichtlich sortiert. 76 Swiss Association for Quality (Abk.) 77 Wenn es nichts zu verbessern gibt, läuft alles … 78 Gegenteil günstig 79 überflüssig 80 Zeigt 12 Mal im Jahr Trendverläufe und den Status der Zielerreichung 81 Verlauf, Entwicklung 82 Das, was zum grossen Teil unter der Oberfläche liegt 83 trainieren 84 Verschwendung (jap.) 85 Sitz der ISO 86 Der sollte immer geschlossen sein. 87 Das, was man feiern soll. 88 Gute Idee von jemand anders. 89 Norm in der Automobilindustrie

Das bekommt der Kunde Poka … Gibt es in gelb, grün und schwarz. Ding oder Ort zum Ansetzen. Kraftwandler, der für Wirkung sorgt Gegenteil von «war schon immer so» P-D-C-… Eigenschaft eines Qualitätsexperten, wenn sie eine neue Methode einführen wollen Zahlen, Daten, Fakten (Abk.) Engl. «Umblätter-Diagramm» (…Chart) Die Methode mit der 5 drin Art, etwas zu tun Wenn alles im Griff ist Qualität kann man managen und … Das, was am Ende rauskommt

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90 Tool zum lösen eines Kreuzworträtsels oder zum Ausfüllen von Checklisten. 91 Prozessfähigkeitsindex 92 Test, Pilot 93 Das, was nicht in den Verkauf kommt. 94 Methode zur Risikoanalyse 95 Da kommen die Resultate einer Prüfung rein. 96 Lieblingsbeschäftigung der Qualitätsleute. 97 Abgleich der Anforderungen mit realisiertem Produkt 98 schlank 99 P - … – C - A 100 Messlatte zum Vergleichen 101 Schweizer Institut für Betriebsökonomie (Abk.) 102 Kein Kann - Kriterium 103 Nicht falsch 104 Menschliche Einflüsse reduziert 105 … 4.0 106 Kaum beeinflussbar 107 Gespräch zu zweit 108 Land mit Qualitätsfreude 109 Fluss in Olten 110 Qualitätsmanagementsystem (Abk.) verkehrt herum 111 Einfaches Messmittel

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Das Lösungswort beschreibt ein wichtiges Element der Qualitätssicherung. LÖSUNGSWORT: 1

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Kunst neben altehrwürdige Impressionisten hängt. Ganz sicher auch vom süssen Duft, der das lauschige Museumscafé erfüllt, wenn die Museumsdamen frischen Kuchen servieren. Qualität fängt eben bei den Menschen an. Das spürt man hier auf Schritt und Tritt. www.langmatt.ch

>> Lampenschirm Nummer 7. Schon wieder Ausschuss. Wieso gelingt es nicht, fehlerlos zu produzieren? Als Experte für Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung kennen Sie ganz bestimmt des Rätsels Lösung. Testen Sie Ihr Wissen im Qualitätssicherungs-Kreuzworträtsel. Zu gewinnen: Qualität für alle Sinne. Von uns persönlich getestet und ausgewählt.

1. Preis Ein Abendessen für zwei Personen im Landhotel Hirschen in Erlinsbach im Wert von CHF 250.–.

3. bis 5. Preis Je ein Gutschein für zwei Personen für ein SAQ-QUALICON-Event nach Wahl im Wert von CHF 100.–. Im Daily Business ist oft wenig Platz für neue Ideen und anregende Impulse. Stillstand und Monotonie sind aber die natürlichen Feinde der Qualität. QQ kümmert sich um regelmässigen frischen Wind im Qualitätsdasein und lädt Sie ein zu Best PracticeInspiration, trendigen Impulsen und ungewöhnlichen Perspektiven. Wählen Sie in der Event-Reihe «QQ-Impulse» die Themen aus, die Sie interessieren. www.saq-qualicon.ch/events

Qualität beginnt bei der Auswahl der Lieferanten. Biodiversität, ProSpecieRara und Slow Food sind im Hirschen in Erlinsbach nicht nur leere Floskeln, sondern die Ideen werden hier aus Überzeugung gelebt, gekocht und mit viel Leidenschaft dem Gast kredenzt. Regionales «Lieferantenmanagement» erlaubt ausschliesslich saisonale Menüs. «Geschmack erzählt in schönster Weise vom Himmel», steht da an der Tür. Schöner könnten wir es auch nicht beschreiben. www.hirschen-erlinsbach.ch

2. Preis Ein gediegenes Picknick für zwei Personen im idyllischen Garten des Museums Langmatt in Baden inkl. Museums-Eintritt im Wert von CHF 110.–. Wenn Bilder sprechen könnten … würden sie im Museum Langmatt von den guten Geistern erzählen, die in den Museumsräumen allmorgendlich frische Rosen aus dem angrenzenden Garten aufstellen. Und von dem kleinen, mutigen Team, das unkonventionelle XII

>> Teilnahmebedingungen Kreuzworträtsel-Wettbewerb Die Teilnahme an diesem Wettbewerb kann ausschliesslich online über www.saq-qualicon.ch/kreuzwortraetsel erfolgen. Mit der Teilnahme an diesem Gewinnspiel anerkennen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die online beschriebenen Teilnahmebedingungen: www.saq-qualicon.ch/kreuzwortraetsel/teilnahmebedingungen.php Teilnahmeschluss ist der 30. September 2019. Die Preise werden unter allen Einsendungen mit dem korrekten Lösungswort verlost. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Dozenten der QQ und SAQ sind von der Verlosung ausgeschlossen.

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PRODUKTENEWS

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MMS-Inspection-Serie und Terascope-System als Highlights

Praxisgerechte Software Safely unterstützt Sie, all Ihre Aufgaben und Vorgänge zur Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben oder Richtlinien mit einem minimalen Aufwand umzusetzen. Sie steigern dadurch nicht nur die Effizienz, sondern schaffen gleichzeitig mehr Transparenz und Rechtssicherheit im Bereich der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes. Erfahren Sie mehr unter www.safely.swiss

Renishaw und Wenzel präsentieren gemeinsame Lösungen Renishaw, ein führendes Technologieunternehmen in den Bereichen industrieller Messtechnik, Medizintechnik und additive Fertigung (3D-Metalldruck) und die Wenzel Group, ein führender Hersteller innovativer Messtechniklösungen für die Koordinatenmesstechnik, verstärken ihre Zusammenarbeit in den Feldern Shopfloor und Koordinatenmesstechnik. Im Zuge der Zusammenarbeit kann nun das Equator-Prüfgerät von Renishaw auch direkt über die bekannte Wenzel Software «WM | Quartis» zur Programmierung und Auswertung angesteuert werden. Das Equator-Prüfgerät ist nun auch Teil des Portfolios von Wenzel. www.wenzel-group.com

Neue Version 2019.2 von ConSense IMS ENTERPRISE

helmut-fischer.com

www.consense-gmbh.de

Bild: helmut-fischer.com

schen Substraten. Dabei lässt sich jede einzelne Schicht auf ihre Qualität überprüfen. Da die Technologie berührungslos arbeitet, kann sie sogar bei noch nasser Lackierung eingesetzt werden.

Übersichtlich, ansprechend, intuitiv – und erneut mit weiteren innovativen Features ausgestattet: Bei der neuen Version 2019.2 von ConSense IMS ENTERPRISE, die ab sofort erhältlich ist, steht der Anwender im Fokus. Die neue Version wurde nicht nur mit neuen Funktionen versehen, sondern auch die Usability wurde ganz im Sinne der Philosophie des Unternehmens – akzeptierte und gelebte Managementsysteme zu schaffen – noch weiter optimiert. Mit der Software lässt sich ein transparentes und akzeptiertes Integriertes Managementsystem realisieren, das alle erforderlichen Regelwerke unter einer Oberfläche abbildet. Das Flaggschiff unter den ConSense-Softwareprodukten ist eine effiziente Lösung, die sich insbesondere für den internationalen und mehrsprachigen Einsatz in Unternehmen mit komplexen, dezentral verteilten Organisationsstrukturen eignet.

Die «MMS-Inspection-Familie» ist nicht nur gegenüber Stössen und Staub, sondern auch gegen Strahlwasser (IP65) resistent.

Matooma, le leader français du M2M, déploie ses solutions en Suisse Matooma est une scale-up européenne spécialisée dans les services IoT/M2M et les solutions de connexion par carte SIM. Lancée en 2012 par Frédéric Salles, Nadège Salles et John William Aldon, l’entreprise affiche aujourd’hui l’un des développements les plus rapides dans le domaine de la connectivité par carte SIM avec une croissance annuelle de 50% et l’obtention de plusieurs distinctions. Une fois de plus, Matooma confirme sa bonne dynamique et se lance officiellement dans trois nou- Matooma est experte dans la connexion et la veaux pays européens : la Suisse, gestion des objets connectés par carte SIM. la Belgique et le Luxembourg. Matooma souhaite commencer par ces pays avec pour objectif de réaliser un million d’euros de chiffre d’affaires par pays sous 3 ans. comme la référence européenne dans son doL’ambition de Matooma est claire : développer maine. son système de communication et de gestion des objets connectés afin de s’imposer, à terme, www.matooma.com Photo: www.matooma.com/fr

Messtechnikspezialist Helmut Fischer GmbH hat auf der Control 2019 in Stuttgart gleich zwei Highlights präsentiert. Das erste ist die neue MMS-Inspection-Familie, die auf Inspektionen im Korrosionsschutz zugeschnitten ist. Das zweite ist das Terascope-System, über das sich in einem einzigen Arbeitsschritt jede einzelne Lackschicht bei einem Mehrschichtsystem – etwa in der Automobillackierung – bestimmen lässt. Die MMS-Inspection-Serie besteht aus einem Dreier-Set – zur Schichtdickenmessung, Überprüfung des Oberflächenprofils und Ermittlung des Taupunkts. Gleichzeitig sind alle wichtigen Standards implementiert. Unter anderem SSPC-PA 2 und ISO 19840. – Das als automatische Messzelle in eine Lackierlinie integrierbare TerascopeSystem nutzt sogenannte Terahertz-Strahlung, also den elektromagnetischen Frequenzbereich zwischen 0,1 und 10 Terahertz, zur Schicht­ dickenmessung. Die Vorteile des neuen Verfahrens: Es misst mit hoher Zuverlässigkeit Lackschichten von 5 Mikrometern bis zu mehreren Millimetern auf metallischen und nichtmetalli-

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18 BRANCHENFOKUS IT-TRANSFORMATION UND INDUSTRIE 4.0

Industrie 4.0 in der Schuhindustrie

Schuhe nach Mass für jedes Portemonnaie

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z.B. via Post nach Hause geliefert. Für die Anbieter erschliesst sich damit zugleich ein riesiges Potenzial an Informationszugewinn, da die von den Kunden hinterlegten Daten und Onlineaktivitäten gespeichert sind und gezielt ausgewertet werden können. Daraus lassen sich beispielsweise künftige Bedarfe ableiten, die entsprechenden Rohstoffe frühzeitig bestellen sowie die Kunden gezielt bewerben. Ein weiterer, entscheidender Vorteil ist der radikal veränderte Cashflow. Bei Mass Customization bezahlen die Kunden ihre Schuhe, bevor sie produziert werden. Zusätzlich entfallen die nicht wertschöpfende Lagerhaltung und die damit verbundenen Kosten.

Im schnelllebigen und stark umkämpften Schuhmarkt müssen sich Schuhproduzenten diversen Herausforderungen stellen. Die Kunden erwarten eine ständige Verfügbarkeit und die Anforderungen an Qualität, Komfort und Ästhetik sind individuell sehr Industrie 4.0 als Wegbereiter für Mass Customization unterschiedlich. Zudem sind auch die Dimensionen der Füsse sehr verschieden. Noëlle Jufer

Die modischen Trends ändern sich immer schneller und erst wenn die Verkäufe der aktuellen Kollektion gestartet sind, zeigt sich, welche Modelle gut nachgefragt werden. Die Nachproduktion dieser Modelle gelingt in der geforderten kurzen Zeit nur selten, da beispielsweise die Lieferzeit für Leder, das auf eine ganz bestimmte Farbe eingefärbt werden muss, mehrere Monate betragen kann. Unter anderem führt all dies dazu, dass im Durchschnitt weniger als die Hälfte der gesamten Schuhproduktion für Westeuropa in diesem Zielmarkt regulär verkauft werden kann. Der Rest wird zu teilweise massiv reduzierten Preisen abgesetzt oder muss sogar entsorgt werden.

Lösungsansatz Mass Customization Mass Customization bedeutet Schuhe auf Mass, kosteneffizient gefertigt auf Massenproduktionsmaschinen. Eine Marktumfrage in Westeuropa hat gezeigt, dass die Kunden bereit sind, auf massgefertigte Schuhe bis zu zwei

Dr. Noëlle Jufer ist Partner der Dr. Acél & Partner AG, zertifizierte Lean Managerin. Ihre Kompetenzfelder sind: Digitalisierung, Industrie 4.0, Lean Management, Produktions- und Prozessoptimierung, Logistikmanagement, Fabrikplanung und Organisationsentwicklung. Die Dr. Acél & Partner AG ist eine Unternehmensberatung in Zürich. Das Team bilden 10 Mitarbeitende sowie ein Netzwerk aus 140 Beratern in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Tschechien und China. www.acel.ch

Wochen zu warten und 20 % mehr zu bezahlen. Damit wird der Mass-Customization-Ansatz für Schuhproduzenten attraktiv, wenn es gelingt, die Produktion kostengünstig auf Losgrösse 1 umzustellen, die geforderte Lieferzeit von maximal zwei Wochen zu erreichen und einen durchgängigen, konsistenten Informations- sowie Materialfluss zu etablieren. Durch Mass Customization können Schuhproduzenten bis zu 100 % der gesamten produzierten Menge zu regulären Preisen absetzen. Der heute hohe Anteil an nicht regulär verkauften und deswegen stark reduzierten oder gar entsorgten Schuhen entfällt. Denn hinter jedem Paar Schuhe, das produziert wird, steht ein realer Kundenbedarf und eine verbindliche Kundenbestellung. Dies hat gleichzeitig einen direkten positiven Einfluss auf die Ökobilanz. Weiter vergrössert sich der Marktanteil, denn Mass Customization ver­ einigt die Kundenanforderungen nach ge­ nauer Passform und gewünschtem Design. Das bestehende Verkaufsstellennetz lässt sich auf ein paar wenige, gezielt platzierte Showrooms reduzieren. In diesen können die Kunden z.B. die Modelle und Materialien anschauen und anfassen. Das kompetente Verkaufspersonal hilft beim Erstellen des Kundenprofils, unterstützt bei der Konfiguration und scannt die Füsse. Die generierten Daten werden anschliessend im Kundenprofil hinterlegt und sind danach für den Kunden online verfügbar. Für die Kunden bedeutet das ein ganz neues und erweitertes Einkaufserlebnis. Sie konfigurieren und bestellen ihr ganz persönliches Produkt jederzeit und von jedem beliebigen Ort. Dieses wird ihnen dann bequem

Die Entwicklungen von Industrie 4.0 nach heutigem Stand der Technik bieten die Chance, Lösungsansätze wie Mass Customization in die Realität zu übertragen und kosteneffizient umzusetzen. Im Kern von Industrie 4.0 steht die Durchgängigkeit von Daten und Informations­ flüssen über die gesamte Wertschöpfungskette, was eine zwingende Voraussetzung für die Produktion von Losgrösse 1 darstellt. Dazu ­gehören auch die durchgehende Verknüpfung und laufende Synchronisation der in der Wertschöpfungskette eingesetzten Datenmanagementsysteme. Die digitale Produktentwicklung bietet heute ausgereifte Methoden und Werkzeuge, um den Kunden viele Varianten anbieten zu können, bei vollständig definierten generischen Produktstrukturen. Für die Produzenten bedeutet dies eine hohe externe Variantenvielfalt (grosse Auswahl für die Kunden) bei gleichzeitig geringer interner Varianz dank Standardisierung und modularem Aufbau der Produkte. Die hohe Variantenvielfalt für die Kunden entsteht durch Kombination der Produktkomponenten oder -module. Zur Veranschaulichung: Beispielsweise besitzt ein Schuh fünf Komponenten, die alle in drei unterschiedlichen Varianten vorliegen, so beträgt die innere Varianz drei mal fünf (15) und die äussere Varianz drei hoch fünf (243). Daneben hat die generische Produktstruktur ­einen weiteren entscheidenden Vorteil: alle Stücklisten, Montagepläne usw. der zugehörigen Varianten (im obigen Beispiel 243) werden vollautomatisch, regelbasiert und nur auf Bedarf aus der generischen Struktur abgeleitet, z.B. direkt durch die Konfiguration des Kunden im Webshop.


Industrie 4.0 ermöglicht ein vollautomatisches Durchsteuern der kundenspezifischen Produkte durch die automatisierte oder auch teilautomatisierte Produktion. In der Fertigung gilt es, die Komponenten und Module nach den kundenspezifischen Massen und allenfalls weiteren Spezifikationen wie Materialauswahl usw. herzustellen. Dazu wird der Steuerungscode für automatisierte Fertigungsmaschinen wie zum Beispiel CNC-Fräsmaschinen oder 3D-Drucker definiert und parametriert. Die Parameter wirken auf alle Elemente des Steuerungscodes, die material- oder kundenspezifisch sind, also vom gewählten Material und/oder von den Massen der Kunden abhängen. Durch die Konfiguration der Kunden wird der Maschinensteuerungscode vollautomatisch auf die Kundenspezifikationen vervollständigt. Damit können auch variantenspezifische Komponenten ohne Mehraufwand gefertigt werden, vergleichbar zu einer Massenproduktion von Standardprodukten. Über den gesamten Fertigungs- und ­anschliessenden Montageprozess wird dank durchgängigem Informationsfluss sichergestellt, dass die korrekten Komponenten und Module dem richtigen Kunden zugeordnet und in der vorgesehenen Reihenfolge miteinander verbaut werden. Dazu müssen alle Einzelteile gekennzeichnet sein und maschinell erkennbar sein. Es existieren heute viele verschiedene und weit verbreitete Lösungen für alle denkbaren Automationsgrade der Produktion; angefangen bei manueller Kommis­

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IT-TRANSFORMATION UND INDUSTRIE 4.0 BRANCHENFOKUS 19

Bild: Pixabay.com

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Schwer im Trend: Sneakers – je individueller, desto besser. Mit «Losgrösse 1» lässt sich dank Industrie 4.0 individuelles Schuhwerk «massschneidern».

sionierung und Warenerkennung mit Strichcode bis hin zu vollautomatischer Zusammenstellung und Transfer an die Montageplätze.

Erprobte Beispiele In der Schuhindustrie wurde ein solcher Lösungsansatz bereits mehrfach erfolgreich umgesetzt. Zwei zufällig ausgewählte Beispiele dazu sind: –– myVALE: Flipflops mit massgefertigtem Fussbett anhand des Fussabdrucks, kundenspezifisches Design mittels Konfiguration (>35 Mio. Möglichkeiten)

–– Risch Shoes: Herrenschuhe nach Mass mit Fussscan, kundenspezifisches Design mittels Konfiguration, Show Room mit sämtlichen Modellen der Kollektion Analoge Lösungsansätze sind für die Produktion von vielen weiteren Gütern umsetzbar und bringen entsprechende Vorteile. Es lohnt sich, die Möglichkeiten von Industrie 4.0 zu nutzen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und anzubieten. Die damit verbundenen Chancen und Potenziale sprechen für sich. ■


20 BRANCHENFOKUS IT-TRANSFORMATION UND INDUSTRIE 4.0

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Infrastrukturlösungen für Smart Contracts

Blockchain richtig wählen und erfolgreich anwenden Bei der Umsetzung von Blockchain-Lösungen müssen Unternehmen geeignete, ihren Zielen entsprechende Infrastrukturen verwenden. Welche Auswahlmöglichkeiten gibt es und worauf müssen Unternehmen bei der Wahl der Infrastrukturen achten? Bora Altuncevahir, Hagen Worch

Die Blockchain-Technologie steht derzeit im Fokus der Öffentlichkeit. Neben dem Einsatz von Kryptowährungen wird zunehmend der Einsatz der Technologie in Unternehmen thematisiert. Dies ist der Fall, weil mit der fortschreitenden Digitalisierung eine sichere und effiziente Abwicklung von Transaktionen im Internet an Bedeutung gewinnt. Die Blockchain-Technologie leistet dabei einen entscheidenden Beitrag.

Einsatz von Blockchain Blockchain als dezentrales System verteilter Datenbanken kann aufgrund von Konsensalgorithmen die Integrität von einer Transaktionshistorie garantieren. Mit sogenannten Smart Contracts, d.h. mit von allen Beteiligten akzeptierten vordefinierten Regeln und Verträgen, können Transaktionen zwischen den Parteien automatisiert werden. Dies führt zur Minimierung der Transaktionskosten und zu Effizienzsteigerungen innerhalb der Wertschöpfungskette eines Unternehmens und damit zu Wettbewerbsvorteilen. Ein Smart Contract bildet auf der Blockchain die Vereinbarung zwischen zwei Parteien ab. Er prüft kontinuierlich, ob eine vertraglich vereinbarte Situation eintrifft, und führt automatisch die zuvor im Programmcode festgelegte Aktion aus. Smart Contracts ermöglichen damit Prozess- und Geschäftsmodellinnovationen. Deshalb betrachten die Firmen einer weltweiten Studie der Unternehmensberatung Deloitte die Relevanz von Blockchain als eine ihrer fünf strategischen Prioritäten. Über 80 % der Befrag-

ten sind der Meinung, dass sich die Technologie in den kommenden Jahren durchsetzen wird.

Wahl der Blockchain Heute kann mithilfe von unterschiedlichen Entscheidungsmodellen evaluiert werden, ob sich der Einsatz der Blockchain-Technologie für ­einen Anwendungsfall eignet. Die meisten Modelle stammen aus der Beratungspraxis. Wissenschaftlich fundierte Modelle fokussieren insbesondere auf systematische Kriterien, nach denen die Tauglichkeit des Einsatzes einer Blockchain-Lösung evaluiert wird. Bei der Evaluierung können Unternehmen wie folgt vorgehen: 1. Zunächst wird der Bedarf untersucht, ob mehrere verifizierend teilhabende Parteien in einem Anwendungsfall notwendig sind. Weiterhin wird bei der Datenhaltung geprüft, ob eine für alle Parteien nachvollziehbare Transaktionshistorie gespeichert werden muss oder eine traditionelle Datenbank ausreicht. 2. Es wird analysiert, ob für die Abstimmungsfunktion und die Datenhaltung ein vertrauenswürdiger Intermediär benötigt wird. Trifft dies zu, wird die Verfügbarkeit einer vertrauenswürdigen Drittpartei geprüft. Existiert keine solche Drittpartei, kann der Einsatz von Blockchain erwogen werden. 3. Es wird der Bedarf eines öffentlichen Zugriffs auf die Blockchain abgeklärt sowie der Bekanntheitsgrad und das Vertrauen der Teilnehmenden eruiert. Von diesen Aspekten hängt die Wahl der Blockchain-Infrastruktur ab. 4. Die für die Anwendungen benötigte Geschwindigkeit der Trans­ aktionen wird abgeklärt. Das Ergebnis dieses systematischen Vorgehens ist die Erstellung eines Vorschlags zur Nutzung einer zugangsbeschränkten oder zugangsunbeschränkten privaten oder öffentlichen Blockchain. Die Analyse kann aber auch zu der Feststellung führen, dass keine Blockchain benötigt wird.

Arten der Blockchain Bora Altuncevahir doziert an der Fernfachhochschule Schweiz (FFHS) im CAS Blockchain sowie im MSc-Studiengang in Innovation Management zu Technologie- und Innovationsmanagement, Corporate Strategy, Advanced Business Strategy.

Dr. Hagen Worch ist Forschungsfeldleiter «Innovation & Entrepreneurship» am Institut für Management & Innovation (IMI) der FFHS und Dozent für Innovationsökonomik, Innovationsmanagement und Entrepreneurship im MSc Business Administration.

Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Blockchains: öffentliche und private. Öffentliche Blockchains werden gewählt, wenn das Netz uneingeschränkt für jeden Teilnehmer nutzbar sein soll und der Zugang für alle offen ist. Das entspricht der Idee des offenen Internets. Da öffentliche Blockchains allen zur Verfügung stehen, benötigt das System ein Proofof-Work- oder Proof-of-Stake-Verfahren, damit keine Missbräuche stattfinden können. Dagegen wird eine private Blockchain gewählt, wenn der Zugang zu einem geschlossenen Netzwerk nur durch Berechtigung möglich sein soll.


Bild: pixabay.com

Die Blockchain-Technologie dürfte sich in den nächsten Jahren weiter durchsetzen.

Wahl der Blockchain-Infrastruktur Jede Blockchain-Initiative erfordert die Wahl einer geeigneten Blockchain-Infrastruktur. Mittlerweile besteht ein vielfältiges Angebot an solchen Infrastrukturen, die sich jedoch z.T. deutlich in ihren Anwendungsmöglichkeiten unterscheiden. So stellt sich für Unternehmen die Frage, welches Ziel sie mit einer Blockchain verfolgen und welche Mehrwerte die entsprechende Infrastruktur bieten soll. So gibt es öffentliche und private Blockchains. Öffentliche Blockchains sind beispielsweise Bitcoin und Ethereum. Letztere bietet Entwicklern und Nutzern Softwarekomponenten und -lösungen für die Entwicklung dezentraler Applikationen, den sogenannten DApps. Blockchain-Anwendungen vielfältiger Art können programmiert werden. Ethereum ist kostenlos und von jedem frei programmierbar. Jeder Benutzer von DApps kann auf die Ethereum-Blockchain zugreifen. Ethereum ist insbesondere in drei Anwendungsgebieten einsetzbar: –– in Bereichen Blockchain-basierter IT, wo Informationen in einem auf Ethereum-basierten digitalen Ledger gespeichert werden, die effi­ zienter als die heutigen zentralen Identifizierungsverfahren sind und ein grosses Potenzial bei Echtheits- und Qualitätsnachweisen haben –– in der Supply Chain und der Logistik, wo Blockchain für Transparenz und Unveränderbarkeit sorgen und damit die Logistikabwicklung erleichtern und Mängel in Lieferketten aufspüren soll –– in der Geräteverwaltung im Bereich Internet der Dinge, wo Ethe­ reum-basierte Anwendungen intelligente Verträge erstellen, um Interaktionen der angeschlossenen Geräte zu ermöglichen Nebst den Vorteilen der unabhängigen dezentralen Plattform sowie den Möglichkeiten individualisierter Blockchain-Lösungen gilt als Nachteil von Ethereum die beschränkte Skalierbarkeit durch die Konsensfindung und fehlende Vertraulichkeit der Transaktionsdaten. Private Projekte oder Konsortien setzen dagegen häufig auf private Blockchains. Hyperledger ist beispielsweise eine Open-Source-Plattform für private und zugangsbeschränkte dezentrale Datenbanken. Unternehmen wird es somit ermöglicht, eigene Blockchain-Lösungen zu entwickeln. So beruht das Hyperledger-basierte Hyperledger Fabric auf einem Plug&Play-System, bei dem der Konsensalgorithmus bestimmbar ist und Tools zur Umsetzung einer privaten Blockchain ­verfügbar sind. Dies ermöglicht die richtige Zuteilung der Rechte und Informationen an die Netzwerkteilnehmenden. Hyperledger besticht mit einer hohen Skalierbarkeit. Auch bietet es einfach implementierbare Lösungen für das Informations- und Rechtemanagement. Mit standardisierten Baukastenlösungen sowie der hohen Durchsatzgeschwindigkeit sind dies optimale Bedingungen für den Einsatz für private und geschlossene Projekte. Hyperledger kann auch im Finanzsektor eingesetzt werden, allerdings kann die modulare Architektur nicht alle Spezialfälle des Finanzsektors abdecken. Dagegen setzt B3i, ein Rückversicherungskonsortium mit Sitz im Trust Square in Zürich, beispielsweise auf R3 Corda. Corda ist die führende Plattform zur Etablierung von zugangsbeschränkten Blockchains, die spezifisch für die Finanzindustrie sind. Die Plattform besticht durch hohe Skalierbarkeit und die Integrationsmöglichkeit von Meta-Dateien wie Verträgen in die Blockchain. R3 Corda wurde von

Banken und Technologieunternehmen entwickelt, um private und zugangsbeschränkte Blockchain-Lösungen umzusetzen, Smart Contracts zu implementieren und die Konsensgenerierung auf der Transaktionsebene statt Netzwerkebene zu erzielen. Spezifische Features stellen sicher, dass zwischen den einzelnen Parteien Transaktionen einzigartig und valide sind. Die Plattform besitzt ebenfalls eine hohe Durchsatzgeschwindigkeit. Auch besteht die Möglichkeit, Vereinbarungen und Verträge den Transaktionen beizufügen.

Plattformen mit Vor- und Nachteilen Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Ethereum eine relativ schnell einsetzbare Plattform ist, während Hyperledger Fabric mit ihrem modularen Aufbau punktet. R3 Corda ist besonders für zugangsbeschränkte Lösungen geeignet. Im Bereich der Transaktionsvolumen hinken öffentliche Blockchain-Plattformen den privaten deutlich hinterher, während im Bereich der Transaktionsgebühren alle Plattformen heutigen zentralen Systemen gegenüber weitaus überlegen sind. ■

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22 RISIKEN MANAGEN

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Bild: zVg

Blockchain-Technologien

Verbündete der Nachhaltigkeit Blockchain weist enormes Potenzial auf. Zu den zahlreichen Einsatzbereichen der Technologie gehören Anwendungen in der Datenspeicherung und -übertragung an mehrere Benutzer. Das könnte vor allem im Zusammenhang mit Nachhaltigkeits­ themen besonders effizient sein. Rochus Appert

Kryptowährungen stellen nur die Spitze des Blockchain-Eisbergs dar: Das spiegelt sich auch in den riesigen Summen wider, die in die Entwicklung dieser Technologie geflossen sind – und noch immer fliessen. Im Jahr 2018 wurden Gelder in der Höhe von rund 2,1 Mil­ liar­den US-Dollar in die Blockchain-Technologie investiert; doppelt so viel wie 2017. Und bis 2021 soll sich jüngsten Schätzungen zufolge die Zahl auf über 9 Milliarden Dollar erhöhen. Heute investieren mehrere grosse Unternehmen massiv in Blockchain, um das Spektrum der Anwendungsmöglichkeiten weiter auszuloten. Diese Initiativen zielen unter anderem darauf ab, Lösungen für die vielen Umwelt-, Sozial- und Governance-Probleme zu finden, mit denen Unternehmen sich täglich konfrontiert sehen. Dass man Lieferketten zurzeit nicht rückverfolgen kann, ist eines davon. Tatsächlich kann der Weg zwischen Produzent und Endverbraucher lang sein und Hunderte von Interessengruppen einbeziehen. Für die betroffenen Unternehmen ist es daher schwierig sicherzustellen, dass alle Beteiligten ihre Auflagen zu Produktsicherheit, Umweltauswirkungen oder Sozialstandards ordnungsgemäss umsetzen. Dank Blockchain können diese Unternehmen jedoch die Historie ihrer Produkte Schritt für Schritt und zu deutlich reduzierten Kosten verfolgen. Walmart, ein führender amerikanischer Einzelhändler, gab kürzlich bekannt, dass der Einsatz dieser Technologie es ihm ermöglicht hat, die Dauer seines Rück-

verfolgungsprozesses von Nahrungsmittelprodukten von sechs Tagen auf zwei Sekunden zu reduzieren. Auch JD.com, der chine­ sische Online-Einzelhandelsriese, hat angekündigt, dass er die Blockchain zur Überwachung seines Fleischangebots nutzen will, um die illegale Medikamentenabgabe in Schweinemastbetrieben zu bekämpfen. Ein weiteres vielversprechendes Anwendungsgebiet ist die Verteilung erneuerbarer Energien. In einem Stromnetz ist es nicht möglich, Elektronen aus erneuerbaren Energiequellen von solchen aus fossilen Brennstoffen zu unterscheiden. Für Endverbraucher ist es aber zuweilen wichtig, die nicht erneuerbare Spreu vom nachhaltigen Weizen zu trennen. Es gibt bereits ein System zur Verfolgung verschiedener Energiequellen, aber es ist ineffizient und hemmt eher die Bereitschaft, in grüne Energie zu investieren, als fördernd zu wirken. Im Gegensatz dazu ermöglicht die Blockchain-Technologie kleinen Energieerzeugern, direkt mit Kunden in der Nähe zu verhandeln. Die Kunden können so konsequent ausschliessen, dass sie mit Strom aus dem allgemeinen Stromnetz versorgt werden. Ein solches Modell hat der britische Stromerzeuger Centrica im Rahmen seines lokalen Energieprogramms auf den Markt gebracht. Die Blockchain-Technologie kommt in sehr heterogenen Bereichen zur Anwendung, die vordergründig wenig gemein haben. Zurzeit nutzt man sie auf Gebieten wie Geldwäscheprävention, Cybersicherheit oder bei Stimmrechtsvertretungen anlässlich von Ge-

Rochus Appert , Geschäftsführer BMO Global Asset Management (Swiss) GmbH.

neralversammlungen. Was die Stimmrechtsvertretung betrifft, so ist das aktuelle Ver­ fahren unpraktisch und ineffizient, da die Stimmrechtsanweisungen von einer Vielzahl von Vermittlern übertragen werden, die nicht miteinander verbunden sind. In diesem Jahr wurde Blockchain erstmals auf einer Generalversammlung eingesetzt. Implementiert von Broadridge Finan­ cial Solutions, hat es Banco Santander zum ersten Mal in einem solchen Kontext genutzt. So vielversprechend die Technologie auch sein mag, sie steckt noch in den Kinderschuhen. Ihre Anwendungen bergen eine Reihe von Risiken, die anzugehen sind, bevor Blockchain ihr volles Potenzial entfalten kann. Eines dieser Risiken ist, dass es keinen international anerkannten Standard gibt. Das ist ein grosses Hindernis. Obwohl die Definition einer Blockchain ziemlich klar ist, kann die Funktionsweise jeder Blockchain stark variieren. Somit können einige Ketten nur «in Silos» arbeiten und nicht mit anderen kommunizieren. Das verunmöglicht ihren grossflächigen Einsatz und verursacht in diesem Zusammenhang zusätzliche Weiterentwicklungskosten. Schliesslich steht eine Technologie, die auf der Garantie basiert, dass kein Austausch je gelöscht werden kann, im Widerspruch zum Recht auf Vergessen. Letzteres ist seit einiger Zeit in der allgemeinen Verordnung über den Datenschutz in Europa verankert. Fazit: Die Blockchain hat nach dem Ausmerzen letzter Vorbehalte das Zeug dazu, eine effiziente Lösung von Nachhaltigkeitsproblemen zu werden. ■ www.bmogam.com


RISIKEN MANAGEN 23

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Technologie blockchain

Un frein important

Une alliée du durable La blockchain recèle un énorme potentiel d’applications dans la conservation et le transfert des données à de multiples utilisateurs. Elle pourrait s’avérer particulièrement efficiente dans la résolution des problèmes liés à la durabilité. Rochus Appert

Les cryptomonnaies ne représentent que la pointe de l’iceberg en termes d’utilisation de la blockchain: en témoigne l’importance des in­ vestissements consentis pour le développe­ ment de cette technologie. Leur total devrait avoisiner les 2,1 milliards de dollars en 2018, soit le double de ce qui a été dépensé en 2017. Et d’ici à 2021, les estimations tablent sur un montant de plus de neuf milliards. À l’heure actuelle, plusieurs grandes entreprises inves­ tissent massivement dans cette technologie afin d’élargir le spectre de ses applications. Ces dernières visent entre autres à apporter des so­ lutions aux multiples problèmes environne­ mentaux, sociaux et de gouvernance auxquels les entreprises sont confrontées au quotidien. La traçabilité dans les chaînes d’ap­ provisionnement est l’un d’entre eux. En effet, la distance entre producteur et con­ sommateur final peut être longue et inclure des centaines d’intervenants. Pour les en­ treprises concernées, il est donc difficile de s’assurer que leurs impératifs en matière de sécurité des produits, d’impacts envi­ ronnementaux ou de normes sociales sont bien appliqués par tous les acteurs. Or, grâce à l’utilisation de la blockchain, ces entreprises peuvent suivre pas à pas le ­ ­cheminement de leurs produits et ce à un coût fortement réduit. Ainsi, Walmart, ent­ reprise américaine leader de la grande distribution, affirmait récemment que ­ l’utilisation de cette technologie lui avait permis de ramener de six jours à deux se­ condes le suivi de ses comestibles vivants.

Rochus Appert , Directeur BMO Global Asset Management (Swiss) GmbH

De même, JD.com, le géant chinois du com­ merce en ligne a annoncé son intention de recourir à la blockchain pour assurer le sui­ vi de son approvisionnement en viande, afin de lutter contre l’utilisation illégale de médicaments dans les élevages de porcs. La distribution d’énergies renouvela­ bles est un autre domaine d’application pro­ metteur. Dans un réseau électrique, il n’est pas possible de distinguer les électrons émanant de sources d’énergie renouvelable de ceux produits à partir de combustibles fos­ siles. Or, pour le consommateur final, la dis­ tinction peut être importante. Il existe déjà un système d’énergie de traçage des différen­ tes sources d’énergies mais il est inefficient et réduit la propension à investir dans les éner­ gies vertes. En revanche, la technologie des chaînes de blocs permet à de petits pro­ ducteurs d’énergie de négocier directement avec la clientèle située à proximité et leur évi­ te de devoir passer par le réseau général. Un modèle de ce type a été lancé par le pro­ ducteur d’électricité britannique Centrica dans le cadre de son programme dédié aux énergies locales.

La blockchain pourrait s’avérer particulièrement efficiente dans la résolution des problèmes liés à la durabilité.

D’autres applications de cette technologie sont envisageables dans des domaines aussi divers que le blanchiment d’argent, la cyber sécurité ou encore le vote par procuration lors des assemblées générales d’actionnaires. Pour ce qui concerne le vote par procuration, le processus actuel est peu pratique et inefficient du fait que les instructions de vote sont trans­ mises par toute une série d’intermédiaires qui ne sont pas connectés entre eux. Cette année, pour la toute première fois, la blockchain a été utilisée lors d’une assemblée d’actionnaires. Mise en place par Broadridge Financial So­ lutions elle a été utilisée à l’occasion de l’assemblée générale de Banco Santander. Aussi prometteuse soit-elle, cette tech­ nologie en est encore à ses premiers balbutie­ ments et, de ce fait, ses applications recèlent un certain nombre de risques auxquels il sera nécessaire de pallier avant qu’elle puisse déployer tout son potentiel. L’un d’entre eux concerne le fait qu’il n’existe pas de standard reconnu au niveau in­ ternational. Ceci constitue un frein important. Bien que la définition d’une blockchain soit as­ sez claire, le mode de fonctionnement de cha­ cune d’entre elles peut fortement varier. Cela signifie que certaines chaînes ne pourront fonc­tionner qu’en silo et seront incapables de communiquer avec d’autres, ce qui réduit leur utilisation à grande échelle et, potentiellement, augmente leurs coûts de développement. Finalement, pour une technologie qui repose sur la garantie qu’aucun échange ne pourra être effacé se heurte de front au droit à l’oubli qui a tout récemment été entériné dans le cadre du règlement générale sur la protection des données en Europe. ■ www.bmogam.com

Quelle: Pixabay


24 RISIKEN MANAGEN

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Digital Risk

Transfor­mationsRisiken beurteilen Unter dem Schlagwort «Digital Risk» wurden auch kritische Aussagen zur digitalen Transformation vernehmbar. Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ hat dazu bereits im Herbst 2018 in Zusammenarbeit mit SwissERM eine Studie publiziert. Darauf basierend, erscheint nun ein Tool, welches aufzeigt, welche Chancen und Risiken besonderer Aufmerksamkeit bedürfen und welche organisationalen Aspekte zu beachten sind. Das «Digital Risk Framework»

Wie beurteilen Schweizer Unternehmen die Digitalisierungstreiber? Wie schätzen sie die Risiken der digitalen Transformation ein und sind sie bereit, diese zu bewältigen? Um diese und weitere Fragen beantworten zu können, hat das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern in Zusam­ menarbeit mit SwissERM eine umfassende Praxiserhebung durchgeführt und die Ergeb­ nisse im ERM Report 2018 vorgestellt. Die Grundlage dafür bildete das Digital Risk Framework, das die beiden Koopera­ tionspartner entwickelt haben und im Fokus des vorliegenden Beitrags steht.

Die Analyse der Digitalisierungstreiber, deren Einfluss auf die digitale Transformation von Unternehmen und damit die Risikolandschaft gestalten sich komplex. Auch deswegen dürf­ te sich noch kein Framework und kein darauf aufbauender Risikokatalog durchgesetzt und etabliert haben. Das Institut für Finanzdienst­ leistungen Zug IFZ und SwissERM haben des­ halb im ERM Report 2018 erstmalig das «Di­ gital Risk Framework» präsentiert. Entstanden ist das unten abgebildete Framework auf Basis der Analyse von wissen­ schaftlicher und praxisorientierter Literatur, eigener Forschung sowie in Diskussion mit Risk-Management- und Digitalisierungs-Ex­

Bild: Depositphotos

Marcel Fallegger, Patrick Balmer, Stefan Hunziker

«Digitale Transformationsrisiken anhand des Digital Risk Frameworks analysieren – ein Tool für die Praxis» haben gleich mehrere Experten entwickelt: Prof. Dr. Stefan Hunziker, Professor für Enterprise Risk Management und Internal Control; Marcel Fallegger und Patrick Balmer, Wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ.

perten und -Verantwortlichen. Dessen Ab­ sicht besteht darin, der Praxis ein Hilfsmittel zur Orientierung und zur Identifikation der Risiken der digitalen Transformation zur Ver­ fügung zu stellen. Dies erfolgt, indem Finanzrisiken, ope­ rative Risiken, Compliance-Risiken und Kun­ denrisiken (Säulen) in Beziehung zu Digitali­ sierungstreibern (linke Seite) gesetzt werden, siehe Grafik: Unter einem Risiko wird grundsätzlich ein mögliches Ereignis verstanden, das sich negativ oder positiv auf ein Unternehmen auswirkt und die Umsetzung der Strategie beeinflussen kann. Dieses Risikoverständnis beinhaltet immer auch potenzielle Chancen. Das entwickelte Framework berücksichtigt die allgemeinen Chancen der digitalen Trans­ formation als Dach, welches gleichzeitig die strategische Integration des Risk Manage­ ments in die Unternehmensplanung betont. Damit soll zum Ausdruck gebracht wer­ den, dass den im Framework abzubildenden Risiken ein entsprechendes Chancenpoten­ zial zugrunde liegt und nur dadurch dem Ri­ siko eine (strategische) Relevanz zukommt.

Zwei Beispiele in der Praxis Die folgenden zwei Beispiele verdeutlichen diesen Sachverhalt: Die Überführung von Anwendungen in die Cloud ermöglicht den Unternehmen die orts- und zeitunabhängige Nutzung von stets aktuellen Daten. Dadurch geht das Unterneh­ men gegebenenfalls aber auch das Risiko ein, von einem externen IT-Dienstleister abhängig zu sein. Die Verwendung von Daten und Wissen über den Kunden und die von ihm genutzten Dienstleistungen eröffnen für Unternehmen das Potenzial von Cross-Selling. Unter Um­ ständen besteht aber die Gefahr, dass die Da­ ten in falsche Hände gelangen und zuunguns­ ten des Kunden verwendet werden. Als Er­ gänzung zum erwähnten Dach verfügt das Framework über ein Fundament. Dieses ver­ körpert das ERM, bei dem die Identifikation, Beurteilung, Steuerung, Überwachung und Berichterstattung von Risiken im Mittel­ punkt stehen. Innerhalb dieses Fundaments werden wichtige Aspekte wie zum Beispiel die Risikokultur und die Etablierung eines gemeinsamen Werteverständnisses unter dem Begriff «Governance» subsumiert. Die tragenden Säulen des Frameworks – und damit die Verbindung zwischen Fun­ dament und Dach – bilden die vier Risiko­


kategorien Finanzrisiken, operative Risiken, Compliance-Risiken und Kundenrisiken. Ob­ schon das ERM die Risiken im Anschluss an die individuelle Beurteilung aus einer Port­ foliooptik betrachten sollte, drängt es sich im Sinne eines Identifikations- und Ordnungs­ rasters auf, die Risiken zu kategorisieren. In diesem Zusammenhang ist es aller­ dings wichtig, dass sich die Risikokategorien an strategischen Handlungsfeldern orientie­ ren. Dieses Konstrukt wird schliesslich u.a. durch die folgenden Digitalisierungstreiber beeinflusst: Technologische Innovationen, verän­ derte Kundenbedürfnisse, zunehmende Auto­ matisierung, stärkere Vernetzung, vereinfach­ ter Zugang zu Daten sowie zunehmende Da­ tenmengen und -quellen. Diese Treiber ver­ ursachen Spannungen und Veränderungen im Unternehmensumfeld. Als Folge davon müs­ sen sich Unternehmen an neue Gegeben­ heiten anpassen, ihr Geschäftsmodell und ­ihre Wertschöpfungskette wo sinnvoll digital transformieren, um mit bestehenden und

Quelle: Digital Risk Framework der Kooperationspartner IFZ und SwissERM.

RISK: Digital Risk Framework der Kooperationspartner IFZ und SwissERM.

neuen Konkurrenten mithalten zu können. Dieser Veränderungsprozess kann sich so­ wohl positiv in Form von Chancen als auch negativ in Form von Risiken auf ein Unter­ nehmen und dessen Zielerreichung auswir­ ken. Das im Rahmen der Studie entwickelte

und in den obigen Beiträgen erwähnte Digital Risk Framework wird im Frühjahr 2019 im Lehrbuch Enterprise Risk Management – Ba­ lancing Risk and Reward, das im Springer Gabler Verlag erscheint, vertieft dargestellt werden. ■

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QUALITÄT SICHERN

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Vernetzte Systeme

Ohne digitale Qualitätssicherung keine Industrie 4.0 Die Digitalisierung ermöglicht Fertigungsunternehmen, die Qualität bereits während der laufenden Produktionsprozesse zu sichern. Viele von ihnen haben diese Chance aber noch nicht ergriffen. Das sollte sich ändern, denn sonst wird die Qualitäts­ sicherung zum Hemmschuh für Industrie 4.0. Bernd Jost

Während die Produktionsprozesse der Fertigungsindustrie inzwischen hochgradig automatisiert sind, ist in der Qualitätssicherung meist noch Handarbeit an der Tagesordnung. Oft werden beispielsweise auf Basis statistischer Verfahren nach bestimmten Stückzahlen Proben entnommen und die Teile hinsichtlich der Einhaltung von Spezifikationen überprüft. Wird erst das x-te Teil geprüft und es ist aufgrund einer falschen Maschineneinstellung oder einer Fehlfunktion mangelhaft, können auch alle bis dahin produzierten Teile der Serie Qualitätsmängel aufweisen. Im Extremfall muss vielleicht sogar eine komplette Charge als Ausschuss verbucht werden. Dabei verschärft die Digitalisierung die Anforderungen an die Qualitätssicherung weiter. Um die steigenden Ansprüche der Kunden zu erfüllen und wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Unternehmen immer kleinere Losgrössen und vielfältigere Varianten pro­ duzieren, mit kürzeren Produktlebenszyklen umgehen und neue Produkte schneller auf den Markt bringen. Die herkömmlichen,

Bernd Jost ist Geschäftsführer der DiIT GmbH in Krailling bei München.

schwerfälligen Verfahren in der Qualitäts­ sicherung können die geforderte Flexibilität und Geschwindigkeit nicht unterstützen. Sie stehen ihnen – ganz im Gegenteil – meist sogar im Weg. Aus diesem Grund hat sich in Anlehnung an «Industrie 4.0» ein Konzept gebildet, das unter dem Namen «Qualität 4.0» die Anforderungen der digitalisierten Produktion an die Prozesse der Qualitätssicherung beschreibt. Das zentrale Ziel dabei: Qualitätsprüfungen sollen nicht mehr nur ex post – also erst nach Ende des Fertigungsprozesses – sondern bereits während der laufenden Produktion durchgeführt werden.

Maschinendaten in Echtzeit erfassen und auswerten Erreichen lässt sich das, indem Maschinendaten in Echtzeit erfasst und ausgewertet werden. Das wird aber erst dadurch möglich, dass die Maschinen über die entsprechenden Sensoren verfügen und sämtliche Systeme ohne Medienbruch miteinander vernetzt sind. Viele Maschinen bringen bereits von Haus aus Online-Schnittstellen mit, über die sie auch qualitätsrelevante Daten an über­ geordnete Systeme kommunizieren können. Ältere Maschinen, die diese Fähigkeit nicht haben, können heute meist mit entsprechenden Sensoren nachgerüstet werden. Da die Sensoren in den letzten Jahren massiv billiger geworden sind, ist diese Nachrüstung inzwischen auch betriebswirtschaftlich darstellbar.

Quelle: Schleuniger

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Manufacturing-Execution-Systeme (MES) spielen bei der Vernetzung der Systeme und der Auswertung der Maschinendaten die entscheidende Rolle.

Für die Vernetzung der Systeme und die Auswertung der Maschinendaten spielen Manufacturing-Execution-Systeme (MES) die entscheidende Rolle. Unterhalb der ERPSysteme angesiedelt und direkt an die verteilten Systeme der Prozessautomatisierung angebunden, ist es ihre Aufgabe, die Produktion in Echtzeit zu steuern, zu kontrollieren und zu dokumentieren. Das macht die MES auch zur zentralen Datendrehscheibe für die digitalisierte Qualitätssicherung. Erhalten sie von den Maschinen auch qualitätsrelevante Daten, können sie daraus mithilfe von Algorithmen berechnen, ob es Qualitätsabweichungen gibt. Dazu müssen sie allerdings Schnittstellen zur Anbindung der Maschinen beziehungsweise ihrer Sensorendaten mitbringen: Nur dann ist sichergestellt, dass die Systeme untereinander Daten ohne Medienbrüche austauschen können. Ist das händische Ablesen von Daten aus dem einen und die Eingabe in ein anderes System durch Bedienungspersonal erforderlich, lässt sich natürlich keine Echtzeitauswertung realisieren.

Druck einer Presse im laufenden Prozess überwachen Ist die erforderliche Sensorik und Vernetzung durch ein MES dagegen vorhanden, lassen sich bereits im laufenden Prozess qualitätsrelevante Kenndaten erfassen und auf Basis von Algorithmen in Echtzeit auswerten – wie vom Konzept der «Qualität 4.0» gefordert. So kann beispielsweise der von einer Presse ausgeübte Druck überwacht und bei Überbeziehungsweise Unterschreitung definierter Grenzwerte sofort eingegriffen werden. Zerstörerische Messungen sind damit weitge-


QUALITÄT SICHERN 27 BUSINESS EXCELLENCE 11

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Quelle: Schleuniger

hend hinfällig, da sich nachvollziehen lässt, ob eine Pressung korrekt verlaufen ist beziehungsweise welche konkreten Teile fehlerAls digitalisierungswilliger Dienstleister die haft sind. richtige Software zu finden ist nicht einfach. Durch die Erfassung komplexerer Informationen der Maschinen, aber auch ihrer Umgebung, können Fertigungsunternehmen ter Weise involvieren. Die daraus resultierende Kaufentscheidung sollte serem Fall eine passende Projektmanagement-Software, oder man zudem Störszenarien und frühzeitig erkennen für alle nachvollziehbar transparent sein. Planen und setzen Sie die hat weniger Glück und verfehlt es, in unserem Fall eine mässig oder und antizipieren. Zu diesen Informationen anschliessende Einführung seriös und mit realistischen Vorgaben um. gar schlecht funktionierende Software. Die Wahrscheinlichkeit für zählenLast, etwa Zustände Vibration, Noise, but not leastwie bewerten Sie Ihre Projektmanagement-Soft- Zweiteres ist dabei deutlich grösser, wie die Praxis immer wieder Daten lässtdie sich rentieren muss. zeigt. Natürlich gibt es die «eierlegende Wollmilchsau» nicht. Aber Lux CO2. Auf Basis derartiger wareoder betriebswirtschaftlich als Investition, sich dann beispielsweise feststellen: Tritt bei Mithilfe einer Investitions-Nutzen-Rechnung ermitteln Sie den der Anforderungskatalog ist dennoch das beste, wenn nicht gar das einer bestimmten Umgebungstemperatur Amortisationszeitpunkt. Der sollte in der ein Regel nicht länger als zwei einzige Mittel, um Ihre Bedürfnisse mit den auf dem Markt verfügdefiniertes Vibrationsmuster ist in dererreichbar sein. bis drei Jahre nach Einführungauf, der Software baren Softwarelösungen zuverlässig abzugleichen und Ihrem Unternächsten Stunde mit einer Störung des Typus nehmen am Schluss eine optimale Projektmanagement-Software zu X rechnen.einer Einbussen an der DerzuProzess effizienten undQualität sicheren garantieren. lassen sich damit von vornherein vermeiden, Softwareevaluation Aus allen Softwarelösungen im Markt wird eine Longlist erstellt. Rückverfolgung von Chargen: Ein geeignetes etwa indem man eine Wartung von Maschine Die Softwareevaluation ist ein klassisches Projekt und muss auch als Diese wird sodann auf eine Shortlist gekürzt, welche nur noch SoftMES kann beispielsweise zu sämtlichen oder Werkzeug vorzieht. Zudem können solsolches geführt werden. Gleichzeitig haben Sie als Dienstleister in warelösungen enthalten darf, die grundsätzlich für den Einsatz bei eiKomponenten von Kabelsätzen che Datenwenig auch für Tuning-Massnahmen verder Regel Übung darin, sodass die Methodik für den Erfolg des nem Dienstleister in den Bereichen Qualitätssicherung bzw. Qualitätseine vollständige Historie führen. wendet werden, um Maschinen ohneRolle QualiProjektes eine Match-entscheidende spielt. Alternativ können management, Risk Management, Prozess- und Projektmanagement tätseinbussen laufen zu lassen. Sie sich einenschneller erfahrenen Auswahlberater engagieren, oder Sie su- tauglich sind. Erst jetzt werden die Lösungen der Shortlist in einem zuletzt ermöglich ein MES auchSie auch methodisch bei systematischen Verfahren in die Tiefe analysiert und beurteilt. Bei der chen Nicht sich einen Softwareanbieter, welcher sierten Qualitätssicherung sprechen für sich. die von Chargen. Fertig proKabelsätze mit einem Kabel einer bestimmder Rückverfolgung Auswahl unterstützt. Damit gewinnen Sie grössere Sicherheit. Kaufentscheidung sollten Sie unbedingt nicht nur die Software, sonDieHerz Fertigungsindustrie ist aber derzeit noch duzierte Kabelsätze beispielsweise bestehen tenschriftlich Charge verbaut wurden. Kein Einführungsprojekt sollte ohne klare, formudernEtwaige auch denReparaAnbieter auf und Nieren prüfen. Er wird später bei lange nichtBetrieb so weit. Investitionen in die oft ausZielsetzungen Tausenden Komponenten – und ein erst turmassnahmen oder gar lierte gestartet werden. Denn die aufgeschriebederRückrufaktionen Einführung und dem sicheren derAn Software einen wesentDigitalisierung geeignetes MES kann jeder Komponente lassen sich ganz eng nen Ziele bringen diezunotwendige Klarheit, Struktur undauf dasdiese ge- Weise lichendann Beitrag zum Erfolg beisteuern. ihrer Anlagen führt deshalb kein vorbei, denn ohne eine vollständige Historie führen. Es weiss, eingrenzen. wünschte Endergebnis in den Einführungsprozess und bilden die Und dann ist es so weit.Weg Der Auswahlprozess istQualität beendet,4.0 derwird GeIndustrie aufder Dauer nicht funktionieren. auf welcherdafür, Maschine durch welchen Mit­werden kann. Achten Sie winner wurde gekürt, und Grundlage dass das Projekt ein Erfolg damit4.0 steht Einführung Ihrer neuen An Investitionen führtProjektmanagement-Software kein Weg vorbei Die Anforderungen derWeg. Digitalisierung wie arbeiter und mit weiter darauf, dasswelchen die ZieleWerkzeugen konkret unddie verbindlich sind und dass nichts mehr im Halten Sie aber Falscheentspringen. Einstellungen auch schnell kleine Losgrössen, kurze Produktlebens­ Komponenten produziert wurden. sie vor allem individuell Ihrem eigenenDamit Unternehmen jetzt erkennen, noch den «Projektmodus» unbedingt aufrecht und sichern Störungen Auftrezyklen oder enge Time-to-Market sollten kann Eine etwaSoftwareauswahl leicht nachträglich überprüft mögliche ist ohne Anforderungskatalog wie Sto-noch Sievor die ihrem kritische Phase der Softwareeinführung durch genügend Zeit ten verhindern, lückenlos rückverschliesslich nicht auf Kosten der Qualität erwerden, welchen Endprodukten, seienund es findet chern imin Nebel. Entweder man hat Glück sein Ziel, inChargen un- und Ressourcen ab. ■ ■ Autos, Waschmaschinen oder Kühlschränke, folgen: Die Vorteile einer umfassend digitali- füllt werden. Anzeige Anzeige

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QUALITÄT SICHERN

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Control 2019: Messe-Nachbericht

bietet Add-Ins für CAD-Software, die folgende Funktionen beinhalten: –– Erstellen und Überprüfen von PolyWorks 3D-Messplänen in der vorhandenen CADUmgebung –– Importieren von Messplänen, die in PolyWorks modifiziert wurden, zurück in die CAD-Software

QS-Welt im Wandel Vom 7. bis 10. Mai 2019 stand die Messe Stuttgart ganz im Zeichen der Qualitätssicherung. Mit 871 Ausstellern aus 33 Ländern und über 27 000 Besuchern war die Messe wiederum ein Erfolg.

Die zunehmende Automatisierung und durchgängige Vernetzung industrieller Produktionssysteme treibt den Markt der Qualitätssicherung (QS), der dadurch einem fortlaufenden Wandel unterliegt. Dies war bei vielen Ausstellern deutlich sichtbar.

Alles aus einer Hand In den letzten Jahren haben mehrere Messgeräte-Hersteller ihre Kräfte vereint und sich zusammengeschlossen. Einer der Gründe ist sicherlich, dass der Kunde unterschiedliche Messgeräte aus einer Hand bestellen, betreiben und unterhalten kann. Hexagon Metrology hatte mit dem Kauf von Aicon seine Palette bereits um Streifenprojektion erweitert. Auch Zeiss hat mit dem Streifenprojektionshersteller Steinbichler und erst im April dieses Jahres mit der Übernahme der Firma GOM das bestehende Angebot mit Streifenprojektionssystemen erweitert. Die Firma Alicona wurde Ende letztes Jahr von Bruker übernommen. Damit erweiterte Bruker das grosse Angebot von Messsystemen mit der Fokus-Variation von Alicona. Trotz dieses Trends scheinen auch kleine Spezialfirmen im Markt bestehen zu können. Ihre Stärken liegen oftmals in der individuelleren Lösung für den Endkunden.

Renishaw und Wenzel verstärken Zusammenarbeit Eine verstärkte Zusammenarbeit wurde an der diesjährigen Control zwischen der Wenzel Group und Renishaw beschlossen. Als Ergebnis dieser Zusammenarbeit wird das beRoman Kuster arbeitet an der NTB Interstaatliche Hochschule für Technik Buchs, Institut für Produktionsmesstechnik, Werkstoffe und Optik (PWO).

reits erhältliche Equator-Prüfgerät von Reni­ shaw auch direkt über die bekannte Wenzel Software WM | Quartis zur Programmierung und Auswertung angesteuert werden können. Das Equator-Prüfgerät ist nun Teil des Portfolios von Wenzel. Die mit dem Equator erfassten Werkstückdaten werden genutzt, um beispielsweise die Werkzeugkorrektur auf der jeweiligen Werkzeugmaschine laufend und automatisch zu aktualisieren. Durch die laufenden Verbesserungen ist ein stabilerer Fertigungsprozess möglich und gleichzeitig findet eine lückenlose Dokumentation für jedes Werkstück statt.

Bisher war es mit dem optischen Koordinatenmesssystem µMM von Bruker Alicona nicht möglich, vertikale Flächen seitlich anzutasten. Hierfür war stattdessen der Einsatz von taktilen Messsystemen, Computertomografie oder individuellen optischen Lösungen erforderlich. Die neue Version ermöglicht nun auch die Messung von Flanken mit mehr als 90° und damit auch das seitliche Antasten von Bauteilen (beispielsweise von Mikrobohrungen oder Konturen). Dabei muss die Probe während der Messung nicht gedreht werden. Das Durchmesser-Tiefen-Verhältnis von Löchern reicht von 1 : 3 bis 1 : 10, der mess­ bare Durchmesser beträgt 0,1 bis 2 mm. Die einzelnen Merkmale werden flächenhaft mit grosser Messpunktdichte erfasst, was zusätzlich auch die Messung der Rauheit nach EN ISO 4287/88 und 25178 ermöglicht.

Quelle: Renishaw

Roman Kuster

Flanken mit mehr als 90° messen

Quelle: Bruker Alicona

28

Vom CAD zum Messplan und zurück In der Entwicklung von neuen Produkten werden heute meist 2D-Zeichnungen oder 3D-CAD-Modelle mit Informationen zur Produktherstellung (Product Manufacturing Information – PMI) verwendet. Aus diesen Daten werden in der Qualitätskontrolle Messpläne definiert und Werkstücke überprüft. Werden hierbei Änderungen an den Messplänen gemacht, so gibt es bisher keine Möglichkeit, diese Änderungen problemlos an die Entwicklung weiterzuleiten. PolyWorks|PMI+Loop wird eine neue Schnittstelle zwischen PolyWorks und der vorhandenen CAD-Plattform des Kunden. Es

Künstliche Intelligenz in der Qualitätssicherung Maschinelles Lernen ist ein Oberbegriff für das künstliche Lernen aus Erfahrung. Wir Menschen lernen besonders schnell und teilweise unbewusst aus Erfahrung. So können wir beispielsweise eine Tasse Kaffee auch dann erkennen, wenn diese eine andere Form, Grösse oder Farbe hat. Der Computer muss dies, wie wir auch, erst lernen. Hierfür werden dem Computer beispielsweise eine grosse Anzahl an Bildern mit Oberflächendefekten (z.B.


QUALITÄT SICHERN 29

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Messtechnik für E-Mobility Mit Zeiss eSolutions bietet Zeiss Lösungen zur lückenlosen Qualitätssicherung des gesamten Antriebsstrangs von Hybrid-, Elektround Brennstoffzellenfahrzeugen. Zeiss reagiert damit auf die schnell fortschreitende Transformation in der Automobilindustrie von der fossilen Mobilität zur Elektromobilität. Diese Transformation hat auch Konsequenzen für den Antriebsstrang zur Folge. Wo bisher Verbrennungsmotor inkl. Abgasanlage und hochkomplexe bis zu neunstufige Getriebe für Vortrieb sorgten, übernehmen das künftig Batterie, Leistungselektronik, Elektromotor und ein einstufiges Getriebe.

Quelle: Zeiss

das Werkstück erreicht werden, o ­ hne dass das Messgerät versetzt werden muss.

Quelle: Faro

Kratzern) vorgelegt. Das System lernt daraus, dass auch Defekte, die von diesen Bildern abweichen, einen Defekt darstellen. Das System weiss also, wie ein Kratzer aussehen könnte, auch wenn es ihn noch nie gesehen hat. Auf dem Eventforum des Fraunhofer IPA wurde anhand einer Oberflächenprüfung gezeigt, wie maschinelles Lernen in der Qualitätssicherung zum Einsatz kommt. Dafür wurden Bauteile auf einem rotierenden Teller platziert und die Oberfläche während der Drehung vollständig von einer Kamera erfasst. Die nachfolgende adaptive Bildauswertung orientiert sich an der Fähigkeit des Menschen, Unregelmässigkeiten auch auf unbekannten Oberflächen zu erkennen. Unter der Voraussetzung, dass die Defekte nur einen kleinen Teil der gesamten Oberfläche einnehmen, nimmt die Software mit ihren selbstlernenden Algorithmen diese als Abweichungen vom Hintergrund wahr. Basierend auf einem unüberwachten Lernverfahren passt sich das optische Prüfsystem automatisch an veränderte Oberflächenstrukturen an und ermöglicht eine 100-Prozent-Prüfung innerhalb eines Herstellungsprozesses.

Die Elektromotoren sind im Vergleich zu den Verbrennungsmotoren kompakt und leicht. Sie kombinieren jedoch hohe Drehzahlen und enorme Drehmomente bereits aus dem Stillstand. Bei diesen Motoren müssen sämtliche Komponenten exakt ineinandergreifen, um möglichst viel Leistung mit einem geringen Verschleiss zu kombinieren. Dadurch können die Unterhaltskosten sehr tief gehalten werden. Zeiss eSolutions umfasst diese vier Kernkomponenten – Batterie und Leistungselektronik sowie Elektromotor und Getriebe. «Wir sind der einzige Komplettanbieter, der die Qualitätssicherung für den gesamten Antriebsstrang eines Elektrofahrzeugs abdeckt», versichert Dr. Robert Zarnetta, Leiter für Industrielle Anwendungen. ■

Marketplace

Aus-/Weiterbildung

Quelle: Fraunhofer IPA

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Qualitätsmanagement

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8-Achsen-GelenkarmKoordinatenmessgerät Ein Gelenkarm-Koordinatenmessgerät ist durch die einzelnen Gelenke in den möglichen Positionen relativ zum Werkstück eingeschränkt. Oftmals muss dabei das GelenkarmKoordinatenmessgerät versetzt werden. Dies führt zu einer erhöhten Messunsicherheit und bedeutet einen zusätzlichen Zeitaufwand. Das 8-Achsen-Quantum-System von Faro kombiniert das Gelenkarm-Koordinatenmessgerät mit einer funktional integrierten, aber physisch getrennten achten Achse. Diese Drehachse lässt sich direkt mit dem F ­ aro­arm verbinden und wird so zu einer integrierten Zusatzachse. Damit kann jede Stelle rund um

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30 KOLUMNE

MQ | 06/2019

Bild: Mohamed Hassan / Pixabay.com

Hannes managt

Rang 7 ist top ! Eine neue Geschichte mit feinsinniger Satire aus den und über die Managementetagen. Stefan Häseli

Der Benchmark als Zielgrösse In Hannes’ Unternehmen gelten an­spruchs­ volle und fordernde Zielsetzungen zum Glau­ bensbekenntnis der Geschäftsleitung. «Mehr geht immer», «Gegen oben hat’s immer Luft», «Zufrieden ist man nie» sind Schlag­worte, die unaufdringlich penetrant der gesamten Be­ legschaft ein­getrichtert werden. Ambitiöse Ziele zu verfolgen bedeutet, auch Ziele zu setzen, die fordern. «Wir wollen zu den Anbietern in unserem Teilmarkt mit einem der drei höchsten Kundenzufrieden­ heitswerte werden.» Das ist eine klar mess­ bare Ansage. Diese Statistik wird jährlich veröffent­ licht, dann weiss man wieder, wo man steht und kann sich entweder zurücklehnen, noch mehr anstrengen oder schönreden. Das Problem ist, dass das Unterneh­ men, in dem Hannes in der Geschäftsleitung sitzt, aktuell den Rang 7 von 10 innehat. Das hindert den CEO aber nicht daran zu fordern, dass nächstes Jahr Rang 3 das Mindeste ist.

Das Ziel bleibt – oben ist unser Platz Das Ziel, Rang 3 zu bekleiden, wird seit fünf Jahren immer wieder erneuert. Denn: Das ständige Trommeln, dass Rang 3 der mindes­

Stefan Häseli regt als international aktiver Speaker dazu an, ­wirkungsvolle Kommunikation im Alltag mit Spass zu erleben. Dazu ist er Autor von zahlreichen Büchern und bekannt als Ratgeber in Radio- und TV-Sendungen. Er analysiert aktuelle Ereignisse als «kommunikativer Beobachter». Seine Kolumne «Hannes managt» ist eine Geschichtenserie mit feinsinnger Satire aus den und über die Managementetagen.

Rang 7! Die Geschäftsleitung ist nicht mehr zu halten …

te Platz ist, der «uns» zusteht, hat im ersten Jahr nicht gegriffen. Kann man auch nicht ­erwarten. Also verdoppelte man Lautstärke und vergrösserte die Plakate. Trotzdem: Rang 7 blieb bis vor Kurzem wie fest zugeteilt. Tre­ ten an Ort mochte man nicht sagen. Deshalb veränderte man den Kontext: «Im Grunde ist das Halten des Ranges bereits ein Erfolg, wenn man die Marketingmittel der Konkur­ renz berücksichtigt.» Und schon waren wie­ der alle zufrieden. Letztes Jahr kam jedoch der Hammer: Rang 8. Die Losung lautete: jetzt erst recht! Mit einer noch nie dagewesenen Schulungs­ offensive und auch dank dem Umstand, dass der Konkurrent auf Rang 5 das Geschäft aus strategischen Gründen eingestellt hat und nicht mehr im Benchmark vertreten ist, wurde das neuste Resultat mit Spannung erwartet.

nicht nur Mut, sondern zeigt ganz eindeu­ tig auf, dass die Anstrengungen gefruchtet haben. Alles in allem ist Hannes glücklich. Er sieht wieder einmal, wie mit gezielten Mass­ nahmen jedes Resultat erreicht werden kann, sofern man es erst nach der Messung klar definiert. ■

Meetingpoint

EVENTS & LOCATION

Ihr Eventhotel ganz oben am Zürichsee

Schon fast am Ziel Rang 7! Die Geschäftsleitung ist nicht mehr zu halten. Euphorisch wird kurzerhand ein Mitarbeiterfest zum Dank für das grandiose Resultat organisiert. Denn noch nie hat das Unternehmen einen Rang gutgemacht, seit der Benchmark gemessen wird. Rang 3 scheint nun wirklich quasi in Reichweite und nur noch eine resultatkos­ metische Nuance entfernt. Denn, auch das wird klar: Der Abstand heute von Rang 3 zu Rang 7 ist kleiner geworden als der Abstand von Rang 3 zu Rang 7 von früher. Das macht

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AGENDA/VORSCHAU

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IMPRESSUM

Vorträge/Tagungen/Seminare Das Magazin für integrierte Managementsysteme

Anlässe Schweiz Meet Swiss Infosec

Wolken vs. Cloud 24. Juni, Flughafen Zürich www.infosec.ch

Interner Auditor

Die nutzbringende Durchführung ­interner Audits für Managementsysteme 25. bis 26. Juni, Olten www.snv.ch

GRI-Standards

Zertifiziertes GRI-Training zum Nachhaltigkeitsreporting gemäss GRI-Standards 27. und 28. Juni oder 26. und 27. September www.sustainserv.com

Swissmem: Frauen in die/der MEM-Industrie Wie soll das funktionieren? 2. Juli, Zürich www.swissmem.ch

Nachhaltiges Leadership und Management 7-tägiges Seminar 27. Juli (Start), Biel www.sanu.ch

Wachstumszwang im Schlaraffenland

Gefährdet Digitalisierung die Wirtschaft? 26. August, Rüschlikon www.gdi.ch

WERZ/HSR

«Ressourceneffizienz durch Digitalisierung» 27. August bis 10. September, Zug www.hsr.ch

ACCP nach SN EN ISO 22000:2018

Weiterbildung zu Hazard Analysis und Critical Control Point für Lebens­ mittelunternehmen 29. August, Olten www.snv.ch

Leadership und nachhaltiges Management

Die Auswirkungen fest im Griff: Eine 7-tägige Weiterbildung innerhalb von 7 Monaten inklusive Coaching 30. August, Biel vur-ade.ch

Externer Auditor Umweltmanagement

Anlässe international

Externe Audits von Umweltmanagementsystemen nach ISO 14001 Einstieg zu jeder Zeit www.saq-qualicon.ch

7. Swiss Green Economy Forum

Qualitätsbeauftragter (TÜV)

Online-Lehrgang: Aufbau und Organisation eines QM-Systems gemäss DIN EN ISO 9001:2015. Einstieg jederzeit möglich www.tuv.com/seminar-09620 (Modul 1) www.tuv.com/seminar-09623 (Modul 2)

SAQ Zufriedenheits- und Weiterbildung per Fernstudium Bedür fnisanalyse 2016 Qualitätsbeauftragter TÜV, Qualitäts­

Smarte Lösungen für eine nachhaltige Zukunft 3. September, Winterthur www.sges.ch

manager TÜV, Qualitätsauditor TÜV

Beginn: jederzeit HSR/WERZ: CAS >> Im ersten Semester 2016 hat die SAQ, in Zusammenarbeit ziehen können. An dieser Stelle www.fernschule-weber.de Energieberatung in Betriebender Fachhochschule bedanken wir uns bei allen, die mit einem Studierendenteam St.Gallen, ab 5. September, Zug dieser Umfrage mitgemacht eine Zufriedenheitsund Bedürfnisanalyse durchgeführt. QM-Ausbildung an haben. Ihre wertvollen Rück-

48. Jahrgang erscheint 10 x jährlich Schweiz: ISSN 1422-6634 Deutschland: ISSN 1862-2623 Swiss Association for Quality

Offizielles Organ der SAQ Swiss Association for Quality Stauffacherstrasse 65/42, 3014 Bern T 031 330 99 00, www.saq.ch meldungen ermöglichen der Herausgeber SAQ ihre Dienstleistungen zielSAQ/Galledia Fachmedien AG gruppengerecht anzupassen Druckauflage 6970 Ex. und auszubauen. Verkaufte Auflage 2620 Ex. (wemf-beglaubigt) Redaktion SAQ Swiss Association for Thomas Berner, lic. phil. I (MA) Quality Burgauerstrasse 50, 9230 Flawil TQuelle: +41 58 344 97 37 thomas.berner@galledia.ch Fachhochschule St.Gallen

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Michael Merz für Qualitätsmanager T +41 58 344 98 64 sowie der ErfahrungsausBefragt wurden sowohl die SAQ- sen Komplettlehrgänge michael.merz@galledia.ch Beginn: monatlich wichtig bis sehr wichtig Mitglieder wie auch interessier- tausch Wichtig sind auch te Kreise, das heisst Besucher erscheinen. Produktion www.cqa.de Galledia Print AG, CH-9230 Flawil der SAQ-Veranstaltungen. Von fachspezifische WeiterbildunNeue Entwicklungen für die den insgesamt ca. Praxis 12’000 ver- gen. Dagegen wurden die folPunkte neutral bewertet: schickten Umfragen, 5. September 2019, Buchs SG haben genden Die Messtechnik-Messe 5,5 Prozent geantwortet. Wobei branchenübergreifende Netzwww.ntb.ch/pwo/fachtagung Schweiz 25.Anlässe bis 27. die Juni, TrendsNürnberg aufdie Rücklaufquote bei den SAQ- werke, Verlag und Insiderwissen durch Mitgliedern bei über 30 Prozent zeigen www.sensor-test.de AG >> Anmeldung und weitere InfosGalledia unter Fachmedien www.saq.ch Die lag. Diese sehr hohe Beteiligung Betriebsbesichtigungen. Buckhauserstrasse 24, 8048 Zürich T +41 (0) 58 344 98 98 Das Excellence Führungsseminar erlaubte den Studierenden für eine Umfrageteilnehmenden schätz- >> Sektion Bern www.galledia.ch Auswertung, die nach ten ausserdem E-Mail-Newslet- Thema ISO 45001 – Wohin geht die Reise Unternehmerfundierte und das Top-Management Verlagsmanager: Rolf Gubelmann Mitgliedern und Nichtmitglie- ter zu aktuellen Themen, die Datum 24. Januar 2017 ab 10. September 2019 Leitfaden die Auditierung vonBildungszentrum Wald, Lyss Ort Mitarbeit in einerfür Fachgruppe, dern gesplittet wurde. Werbemarkt www.swiss-excellence-forum.ch Kömedia AG und Studien zu Bran- >> Fachgruppe Medizinprodukte Erhoben wurde, unter ande- Analysen Managementsystemen Geltenwilenstrasse 8a, 9001 St.Gallen rem die Zufriedenheit der SAQ- chentrends sowie interessante Thema Software Validierung und Datenintegrität T +41 71 226 92 92, F +41 71 226 92 93 2. September, Hamburg Mitglieder mit den aktuellen und qualitativ hochstehende Datum 19. Januar 2017 info@koemedia.ch, www.kömedia.ch https://akademie.tuv.com Entrepreneurship to serve the common Dienstleistungen wie auch de- Sektionsveranstaltungen. Ort Hotel Arte Olten Abonnenten-Service Bedürfnisse und Wünsche good and therenperson Galledia Fachmedien AG die SAQ. Zudem die Zufrie- Zusätzliche Dienstleistungen Burgauerstrasse 50, 9230 Flawil September, an 12th – 14th, Zermatt T +41 (0) 58 344 95 64 denheit mit den Veranstaltun- Zwei Drittel der Befragten wünabo.mq@galledia.ch, www.galledia.ch www.zermattsummit.org gen, im konkreten mit den Sekti- schen sich von der SAQ, das aufProcessing Technologies, Einzelnummer CHF 14.30 onsanlässen. Hier wurden beide zeigen von Trends. Mehr als die Bio-Composites, etc. Jahresabonnement CHF 128.– Zielgruppen befragt. Hälfte erwarten AustauschAusland CHF 169.– September Stuttgart möglichkeiten in den10th – 12th, Sektionen. Deutschland, Österreich Dritte erhofft sich, dass Bestehende Dienstleistungen Jederwww.composites-conference.com Revision derGrundsätzlich Norm für diestellte Kompetenz Werbemarkt sich her- sich die SAQ für eidgenössisch Kömedia AG von Prüf- undaus,Kalibrierlaboratorien dass die Mitglieder mit den anerkannte Abschlüsse engaGeltenwilenstrasse 8a, 9001 St.Gallen T +41 71 226 92 92, F +41 71 226 92 93 bestehenden 19. September, Olten Dienstleistungen giert sowie Lobbying für Fachinfo@koemedia.ch, www.kömedia.ch zufrieden sind. Wobei vor allem themen macht. Das Networking

8. Internationale Fachtagung Produktionsmesstechnik

Sensor + Test 2019

Agenda g

Excellence Leadership

Fortbildung für Auditoren nach DIN EN ISO 19011:2018

8. Zermatt Summit

5th International Composites Conference

Umsetzung ISO/IEC 17025:2017

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das gute Netzwerk und der Erstark gewichtet wurden. Bei den VeranDas Forum stellt sich relevanten staltungen wurden die SektionsHerausforderungen im betrieblichen veranstaltungen am wichtigsten eingestuft, noch vor dem Tag der Umweltschutz Schweizer Qualität. Als wichtigs26. September te Punkte wurden hier die Refewww.saq-qualicon.ch renten sowie der Mehrwert und Networking genannt. Bei der Befragung der NichtAuf der Basismitglieder des Swiss Ethics stellte sich Models heraus, 3. Oktober dass ihnen in Verbindung mit der SAQ der Zugang zu Fachwisfahrungsaustausch UM Insider Forum

Kultur- und Werteworkshop www.swiss-excellence-forum.ch

MQ Management & und Qualität 12/2016 Forum Excellence Performance - FOREP

Der jährliche Anlass in der Westschweiz zum Thema QS 31. Oktober, Yverdon-les-Bains Info: esther.kohler@saq.ch

Business Excellence

Auf dem Weg Zusammen mit Fachmesse der Excellence Measurement World International Metrology Congress

wurde von den UmfrageteilnehAbonnenten-Service TÜV Media GmbH menden mehrfach und regelAm Grauen Stein, D-51105 Köln mässig erwähnt. 24. bis 26. September, Paris Iris Weinmeister Ausserdem wird von der SAQ T 0221 806-3520, F -3510 www.cim2019.com iris.weinmeister@de.tuv.com erwartet, dass sie Schulungen >> Im Anschluss an ein erfolgreiches Assessment durfte und Präsentationen, Wissens- die SAQ folgende Organisationen auszeichnen und gratuliert Einzelnummer EUR 113.50 datenbanken und eine Platt- herzlich: Jahresabonnement EUR 115.– form für den ErfahrungsausDie Kündigung des Abonnements ist mit tausch anbietet. EFQM Anerkennung fürDezember einer Frist von 6 Wochen zum 31. 28. November, Wien EFQM Verpflichtung zu Besonders in der West- Excellence (C2E) Excellence (R4E) Stern möglich und schriftlich an 3den Verlag www.qualityaustria.com TÜV Media GmbH schweiz wünscht man sich eine – Glasson Imprimeurs – Enpuls AG, zu richten. grössere Präsenz der SAQ, aber Editeurs SA, Bulle AlleDietikon Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch einen klaren Mehrwert, – Generationenhaus auch auszugsweise, nur mit schrift­licher Genehmigung des Verlages. den sie aus der Mitgliedschaft Neubad, Basel

6. qualityaustria Umweltund Energieforum

Weitere Titel der galledia: Organisator, MK Marketing & KommunikaI tion, IMMOBILIEN Business, SicherheitsForum, Forum Sécurité, Safety-Plus, Moto Sport Schweiz, Moto Sport Suisse, TÖFF, AutoSprintCH, TIR transNews, KMT kommunalTechnik, carrossier, electro revue, Modellflugsport, St. Galler Bauer, Thurgauer Bauer, UmweltPerspektiven


Mitdenken. Anpacken. Umsetzen. Alexander Eberle, Manager EPM, Emmi Schweiz AG «Wir erfahren die Kooperation mit der IQS AG als einen Austausch, der beide Seiten vorwärts bringt.» Der Nutzen jeder Qualitätsmanagementsoftware definiert sich auch über einige Werte, die Sie nicht exakt quantifizieren können. Dazu gehören zuverlässige und kundenorientierte Projektbegleitung durch den Anbieter Ihrer Software. Support in Stunden statt Tagen. Und echte Begeisterung Ihres Software-Partners für sein Produkt. Addieren Sie nun noch die Gewissheit, dass Sie sämtliche Standard-Updates Ihrer Software kostenlos erhalten.

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